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Full text of "Zeitschrift für deutsche Philologie"

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ZEITSCHRIFT 


FÜR 


DEUTSCHE  PHILOLOGIE 


HEBAUSGEGEBEN 


VON 


Dr.  ernst  HÖPFNER  und  Dr.  JULIUS  ZACHER 

PBOTINZIALSCHDLB^T  IN  KOBI.BMZ  PBOP.   A.  D.   ÜNIVKB8ITÄT  ZU   HAUJt 


DREIZEHNTER   BAND 


THE 

HILDEBRAin) 
LIBEAEY. 


HALLE, 

TEBLAS     SKB    BUCHHABSLDNQ    DES    WAISKNHACSES. 

1882. 


vP^    .         li      ^O      0     l 


INHALT. 


Seite 

Zur  gotischen  casuslebre.  II.    Von  £.  Bernhardt  1 

Mittelniederdeutscher  katechismas.    Mitgeteilt  von  H.  Jellinghans 20 

Yogelsang.    Von  J.  V.  Zingerle 28 

Die  erd-  und  Völkerkunde  in  der  weltchronik  des  Rudolf  von  Ems.     (Fort- 
setzung und  schluss.)    Von  0.  Doberentz 29.  165 

Beitr&ge  zu  Elopstocks  Messias.  Von  J.  Pawel 57 

Mitteldeutsche  psalmenparaphrase.    Von  F.  Eeinz  70 

Fragmente  von  Bndolfs  von  Ems  Barlaam  und  Josaphat  in  einer  handschrift 

des  britischen  musenms  in  London.    Von  John  Koch 78 

Zu  dem  WiUehalm  Ulrichs  von  Türheim.    Von  0.  Kohl  129.  277 

Fragment  einer  handschrift  von  Barlaam  und  Josaphat.     Von  P.  Pietsch  ....  163 

Bruchstück  einer  handschrift  des  Leken - Spieghel.    Von  E.  Regel 224 

Zum  „judenspiess."    Von  P.  Pietsch  230 

Handschriften  und   bruchstücke   von  Wolframs  Willehalm.     Von   Hermann 

Such i er   257 

Beiträge  aus  dem  Niederdeutschen.    Von  Fr.  Woeste    303 

Aus  Sanct  GaUer  handschriften.  lU.    Von  P.  Piper  305 

Visionslegende.  —  Zehn  geböte.  —  Beichtgebet.    Von  Jos.  Schwarzer  338 

Der  Fidele  in  Goethes  „Walpurgisnachtstraum*'  noch  einmal.     Von  Heinr. 

Düntzer   354 

Zur  deutschen  lezikographie.    I.  Weidmännische  ausdrücke.    U.  Aus  den  schiff- 
fahrten des  Levinus  Hulsius.    Von  A.  Lübben  367  439- 

über  einige  stellen  des  ersten  buches  von  Wolframs  Parzival.    Von  G.  Boet- 

ticher    : 385 

Zelt  und  hämisch  in  Wolframs  Parzival  I.  IL    Von  J.  Zacher  395 

Zur  frage  nach  der  quelle  des  Parzival.    Von  G.  Bötticher  420 

Aus  Sanct  Galler  handschriften.  m.    (Schluss.)    Von  P.  Piper 445 

Zu  dem  Willehalm  Ulrichs  von  Türheim.    (Nachtrag.)    Von  0.  Eohl 480 

Miscellen. 

Zur  Schillerlitteratur.    Von  J.  E.  Wackernell 90.  254 

Nachfrage  wegen  Lachmanns  Wolfram,  von  E.  Müllenhoff  384 

Bericht  über  die  siebente,   zu  Herford  abgehaltene  jahresversamlnng  des  Ver- 
eins  für  niederdeutsche   Sprachforschung   am    16.  September  1881.     Von 

Schroeder  488 

Notiz  xa  den  Otfridhandschriften   501 


IT  INHALT 

Seite 

Litteratnr. 

A.  Schultz,  Das  höfische  leben  zur  zeit  der  Minnesinger,  angez.  von  E.  Kinzel  121 
Deutsche  litteraturdenkmale  des  18.  jh.  in  neudrucken  herausg.  von  Seuffert. 

I.:  Elinger,  Otto,  angez.  von  0.  Erdmann 127 

Eynast,  Die  temporalen  adverbialsätze  bei  Hartmann  von  Aue,   angez.  von 

0.  Erdmann   128 

Hättatal  Snorra  Sturlusonär ;  herausg.  von  Th.  Möbius,  angez.  von  E.  Mogk  231 
Heinrich  Bückert  in  seinem  leben  und  in   seinen  kleineren  schrifton  dargestelt 

von  A.  Sehr  und  dr.  A.  Bei  f  fers  che  id.  Bd.  1 — 3,  angez.  von  P.  Pia  t  seh  243 
ülfilas.    Evangelium  Marei  grammatisch  erläutert  von  dr.  B.  Müller  und  dr. 

Hoeppe,  angez.  von  H.  Gering 252 

Altdeutsche  und  altnordische  heldensagen.    Obersezt  von  Fr.  Hr.  v.  d.  Hagen. 

3.  band.    Völlig  umgearbeitet  von  dr.  Ant.  Edzardi,  angez.  von  E.  Mogk  381 
Hugo  von  Montfort,  herausg.  von  J.  E.  Wackerneil,  angez.  von  E.  Einzel  492 
Nikolas  dräpa  Halls  prests,  by  William  H.  Oarpenter,  angez.  von  Th.  Mö- 
bius    496 


Begister  von  E.  Matthias 501 


ZUR   GOTISCHEN   CASUSLEHRE  IL 

In  den  „Beiträgen  zur  deutschen  philologio,  Halle  1880,"  habe 
ich  s.  73  fgg.  eine  reihe  von  Untersuchungen  zur  gotischen  casuslehre 
veröffentlicht,  zu  denen  hier  eine  fortsetzung  geliefert  wird.  Jene 
behandelten  den  genetiv  der  richtung  bei  verben  der  bewegung,  die 
dative  bei  tekan,  frapjan,  hiniman,  usqiman  und  fraqiman;  diesmal 
stelle  ich  zunächst  einige  föUe  der  einwirkung  des  griechischen  casus- 
gebrauchs  auf  den  gotischen  zusammen;  daran  schliessen  sich  bespre- 
chungen  von  gotischem  in  mit  genetiv,  von  valdan  und  von  dem  ersatz 
des  verlornen  ablativs. 

Diese  abhandlungen  sind  ergebnisse  meiner  Studien  zur  gotischen 
grammatik;  ausführlicher  und  in  zwangloserer  form,  als  es  in  einem 
zusammenfassenden  lehrbuche  wird  geschehen  können,  sollen  sie  ein- 
zelne fragen  der  casuslehre  erörtern,  wobei  man  mir  einige  abschwei- 
fuiigen  von  dem  jedesmaligen  gegenstände  der  Untersuchung  wol  nicht 
verübeln  wird. 

I.    Einwirkimg  des  griechischen  Casusgebrauchs  auf 

den  gotischen. 

Der  gotische  gebrauch  der  casus  erweist  sich  durch  die  ver- 
gleichung  des  Ahd.,  Altn.,  Ags.,  Alts,  im  ganzen  als  echt  germanisch, 
und  die  unleugbar  gi'osse  Übereinstimmung  zwischen  dem  Gotischen 
und  Griechischen,  wie  sie  bei  Vulfila  vorliegt,  beruht  auf  der  ursprüng- 
lichen verwantschaft  beider  sprachen  und  dem  gemeinsamen  verlust  des 
ablativs,  locativs  und  Instrumentalis.*  Überhaupt  wird  man  mit  der 
annähme,  der  gotische  Übersetzer  habe  sich  durch  das  streben  nach 
wörtlichem  auschlusse  an  seine  vorläge  verführen  lassen  den  gesetzen 
seiner  spräche  untreu  zu  werden ,  sehr  vorsichtig  sein  müssen ;  dies 
ergibt  sich  aus  jeder  genaueren  Untersuchung.* 

1)  Im  ersten  kapitel  des  Lucas  haben  beide  texte  sechsmal  den  genetiv  beim 
verbum ;  nur  einmal  ist  got.  dativ  für  gr.  gen.  eingetreten  (54).  Im  dativ  gehen 
beide  gegen  vierzigmal  zusammen ;  viermal  steht  nach  einem  verbum  des  sagens  du 
mit  dativ  für  gr.  dativ.  Im  accusativ  stimmen  beide  fast  fünfzigmal  überein;  zwei- 
mal (21.  78)  steht  got.  gen.  für  gr.  acc.  Griechischer  praposition  entspricht  fast 
hundertmal  gotische;  nur  einmal  (7)  ist  genetiv,  einmal  (12)  acc.  gesezt. 

2)  Im  IX.  bände  dieser  Zeitschrift  s.  383  habe  ich  für  das  absolute  particip 
und  den  accusativos  c.  inf.  beispiele  aus  dem  Beowulf  beigebracht.    Ich  füge  bei 

ZEIT8CHR.    F.    DBVT8CUB    PHILOLOÜIK.     BD.    XIII.  1 


2  BERNHARDT 

Dennoch  scheint  es  mir,  als  sei  ein  einfluss  des  griechischen 
Casusgebrauchs  auf  den  gotischen  nicht  ganz  abzuleugnen. 

1.  Einige  besondere  anwendungen  des  adnominalen  genetivs 
vermag  ich  aus  den  übrigen  germanischen  sprachen  nicht  nachzu- 
weisen. 

a)  Der  name  des  landes  wird  im  genetiv  dem  einer  Ortschaft  bei- 
gefugt: Lc.  IV,  26  in  Saraipta  Seidonais  elg  2dQ€7tra  t^  2idiaviag; 
Mc.  I,  9  fram  Namraip  GoUeilaias  aTtd  Nal^agiS'  rfjg  FaXilaiag; 
II C.  Xin  Unterschrift  us  Füippai  Makidonais  djtb  OcXiTtTtwv  Tfjg 
MccKsdoviag.  Weniger  auffallend  ist  der  name  des  Volkes :  Jh.  XII,  2 1 
fram  Bepsaeida  Galeilaie  djcö  Bq&adidä  Tf)g  rahXalag. 

b)  Dem  naraen  des  sohnes  wird  der  des  vaters  im  genetiv  bei- 
gesezt,  mit  oder  ohne  artikel:  Mc.  I,  19  lakohu  pana  Zaibaidaiaus, 
vgl.  n,  14.  III,  17.  18.  Lc.  VI,  15;  Mc.  XVI,  1  Marja  so  laJcohaus; 
Lc,  VI,  16  ludan  lakohaiLS;  Jh.  XII,  5.  XIII,  26  ludas  Seimonis, 
Für  diese  Verbindung  habe  ichin  den  übrigen  deutschen  sprachen  keine 
beispiele  gefunden,  wie  sie  denn  auch  Erdmann,  Die  Syntax  Otfrids  II 
s.  142  dem  Ahd.  abspricht.  Grimm  freilich  (Gr.  IV  s.  718)  sieht  darin 
nichts  fremdartiges,  da  aus  solchem  gebrauche  eine  menge  deutscher 
eigennamen  entstanden  seien;  doch  führt  er  keine  beispiele  an. 

2.  Der  accusativ  der  näheren  bestimmung  bei  adjectiven  und 
passiven,  den  man  als  specifisch  griechisch  anzusehen  pflegt,  findet 
sich  im  Gotischen  an  folgenden  stellen: 

Mc.  XII,  4  haübip  vundan  braktedun  hjBfpahxlcDOav. 

Phil.  III ,  5  bimatt  ahtaudogs  (so  A  B)  TtegcTO/i^  d'/,Ta^/ieQog. 

Eph.  VI,  14  Standaip  ufgaurdanai  hupit^  izvarans  sunjai  — 
15  jah  gaskohai  fotum  in  manvipai  aivaggeljons  OTfjre  7C€Qi^<x)adfA€voL 
rrjv  öaqmf  i^€^  h  äXrj&eiif  —  yuxl  ivcodrjadiievoL  rovg  jtddag  x.  t.  A. 

Jh.  XI,  44  urrann  sa  daupa  gäbundans  handuns  jah  fotuns 
faskjam  dedef^evog  Tag  x^^Q^Q  ^^  ^^S  rtödag  ycecgiacg. 

Was  Mc.  Xn,  4  betrift,  so  ist  mir  nicht  unwahrscheinlich,  dass 
haubipvundan  zu  schreiben   ist;   das  compositum  wäre  gebildet,   wie 

dieser  golegenheit  noch  einige  belege  aus  dem  Altnordischen  hinzn.  Dero  got.  dat. 
absol.,  wie  Lc.  VIII,  45  lan^gnjandam  pan  allaim,  qap  Paitrus,  stelt  sich  z.  b. 
zur  Seite:  festir  hana,  Olafi  konungi  hid  r>€randa  (Dietrich  in  Haupts  ztschr.  VIII 
8.  83);  dem  gotischen  at  mit  dativ  und  particip,  wie  Mt.  VIII,  6  at  andanahtja 
pan  vaurpatiamma,  vorgleicht  sich  in  der  Edda  Harb.  58  at  uppverandi  sölu.  Auch 
das  im  Gotischen  nur  einmal  erscheinende  at  mit  accusativ  (Mt  XXVII,  1  at  maur- 
gin  Pan  vau/rpanana)  wird  bestätigt  durch  Qudr.  25  at  pi/nn  fqßur  dauäan  —  at 
iqfwr  fallinn  und  andere  stellen.  Zum  acc.  c.  inf.  IC.  XVI,  7  venja  mik  saljan 
ilnCita  inifxetvai  (s.  meine  anmerkung  zu  II  C.  V,  11)  vgl.  Harb.  50  satt  hygg  ek 
mek  segja;  H^m.  17  Veörr  kvazk  vilja  roa  usw. 


ZX7B  GOTISCHEN  CA8ÜSLEHBB 


gudhus^  gupblostreis ,  latishandus,  veindrugkja.  Dieser  vermutuDg 
gereicht  das  alts.  hobiduunda  Hei.  4902  zur  bestätigung.  Phil.  III,  5 
würde  der  accasativ  abweichend  vom  Griechischen  stehen,  und  ich 
glaube,  dass;  trotz  der  Übereinstimmung  beider  handschriften,  btmaita 
aJUaudogs  zu  schreiben  ist,  wie  denn  überhaupt  in  der  regel  der  dativ 
(d.  h.  instrumental  oder  locativ)  für  diesen  griechischen  accusativ  ein- 
tritt, wie  in  gaskohai  fotum,  Lc.  IV,  18  pans  gamalmdans  hairtin  rovg 
avyteTQifAfAevovg  t^  yuaqdiav^  vgl.  Mc.  VIII,  36.  I  Tim.  VI,  5.  11  Tim. 
ni,  8.  Eph.  VI,  14  und  Jh.  XI,  44  konte  dies  nicht  wol  geschehen, 
weil  schon  ein  Instrumentalis  (sunjai  —  faskjam)  vorhanden  war,  und 
so  griff  der  Übersetzer  zu  dem  fremdartigen  accusativ. 

3.  Der  accusativ  des  sogenanten  innem  objects  ist  den  älteren 
germanischen  sprachen  nicht  minder  geläufig  als  dem  Griechischen, 
vgl.  über  Otfrid  Erdmann  s.  78,  wo  freilich,  meines  erachtens,  der 
begriff  des  inneren  objects  etwas  zu  weit  ausgedehnt  wird.  Aus  dem 
Beöwulf  gehören  hierher  ausdrücke  wie  1465  eUenweorc  cefnan,  940 
ha  fad  d(ed  ßefremede,  4,72  he  me  Mas  swör,  2461  sorlüeoä  ßceleä, 
1084  ivig  ßefeohtan,  1463  gryresidas  Qeßän,  1333  eftsidas  tedhy  1353 
wradästas  trced,  676  gesprißc  gt/lpworda  sum,  459  gesloh  pin  fceder 
fäkde  nueste  usw. 

Aus  dem  HSliand  führe  ich  beispielsweise  an:  743  fremidun 
firinuuerk  mikil,  451  ena  dad  frummean,  1634  he  güdid  iu  is  Ion, 
3601  uunnun  uuracsidos,  5609  uninnan  uunderquäla,  5298  lasiar 
spräcun,  5042  bih^t  sprecan,  2432  anduuordi  gisprak,  4976  starkan 
ed  gesuor. 

Daher  wird  man  nichts  fremdartiges  in  den  folgenden  gotischen 
Wendungen  finden  dürfen:  Mc.  IV,  41  ohtedun  sis  agis  mikil  ig)oßi^- 
aav  tpdßoy  iieyccv;  I  Tim.  I,  18  driugais  pata  godo  drauhtivitop  axQa- 
revt]  zrpf  -mkip^  aTQovelav;  I  Tim.  VI,  12.  II  Tim.  IV,  7  haifstei  po 
godon  haifst  äywvitov  zbv  xaAdv  äyCtiva;  I  Tim.  VI,  13  Xristaiis  pis 
vcitvodjandins  uf  PurUiau  Peüatau  paia  godo  andahait  rod  (Aagrigi^- 
aavTog  trpf  yuciKrp  öfAoXoyiav;  Jh.  VII,  24  po  garaihton  statia  stojaip 
rfjv  dcyuxlav  TLQiaiv  yLQivave;  VIII,  41  jus  taujip  toja  attins  izvaris 
TtoieiTB  ta  e^a;  IX,  4  vaurkjan  vaurstva  pis  sandja7idins  mik  fqyd- 
Cead-ai  tä  i'oya;  Mc.  HI,  28  naiteinos  sva  nmnagos  sve  vajamerjand 
ßXaacptjfiiai,  Saag  &v  ßlaatftjfAfjaayaiv.^ 

1)  Seltsam  ist  Lc.  IX ,  14  gavaurkeip  im  anakumbjan  kuhituns  xnraxKvKTE 
airtoifg  xUalag,  was  Apelt  in  seiner  abhandlung  über  den  gotischen  acc.  c.  inf. 
Germ.  XIX  8.285  schwerlich  richtig  erklärt:  „bereitet  ihnen,  um  sich  niederzu- 
legen, lager."    Es  bedeutet  wol  „bewirket  ihnen  das  niederlegen  in  (geordneten) 


BBBNHABDT 


Freilich  ist  nicht  zu  übersehen ,  dass  Vnlfila  diesen  accusativ  auch 
durch  einen  andern  casus  widergeben  kann;  so  Lc.  11,  9  ohtedun  agisa 
mihilamma    eq^oßifjdTfiav   q>6ßov  fuiyav   (instrumental);    I  Tim.  VI,   12 
andlmihaist  pamma  godin  andahaita   u)/iol6yrjaac  xrpf  vLaMpf  6f4oXoyiav 
(instrumental?);    Lc.  II,   8    vitandans    vahtvom    (pvhtcTovreq   (pvlaxdg 
(vahtvom  ist  wol  eigentlicher  dativ) ;  Eph.  III,  4  ei  mageip  frapjan  fro- 
dein  meinai  vofjaai  tt^v  avveatv  fAov  (locativ,  s.  Beiträge  s.  77) ;  Mc.  IX,  41 
saei  gadragkjai  izvis  stikla  vatins  Tcoriarj  i/ißg  tvoti^qcov.     Gerade  so 
aber  steht  im  Beöwulf  84  ädum  swerian  neben  472  he  nie  Mas  swör, 
2511  beötwordum  sprcec   neben  676   gesprcec  Qylpworda  sum,    im  He- 
iland 1083  hoscuuordun  sprac  neben  413  sprä^un  lofuuord  manag  usw. 
An  der   zulezt  angeführten   stelle   Mc.  IX,  41   gadragkjai    izvis 
stikla  vatins  würde  ein  accusativ  stikl  nicht  zulässig  sein.     Denn  wäh- 
rend im  Griechischen  der  accusativ  des  inneren  objects  sehr  wol  neben 
den  des   äusseren  treten   kann    (rav/iaxiav  vltlSv  tcvo)   und   im  passiv 
unverändert  bleibt  (viYXüixai  vav/iayjav),  ist  solche  fügung  in  den  ger- 
manischen sprachen  nur  in  ganz  wenigen   fällen  ^gestattet;   bei  laisjan 
steht  der  accusativ  der  person   neben   dem   inneren  object   der  sache: 
Mc.  IV,  2  laisida  ins  in  gajukom  manag ,  Jh.  XIV,  26  sa  izvis  laiseip 
allata,    nicht  im  passiv,  s.  Gal.  VI,  6  sa  laisida  vaurda  6  yuxrr/xoviae' 
vog  TOP  löyov,  aber  mhd.  „den  list  hin  ich  geleret,"  Grimm  Gr.  IV  s.  643. 
Ebenso  ahd.  leran,    ags.  ßelceran,    alts.  lerian.    Einige  wenige  andere 
verba  von  ähnlicher  bedeutung  und  gleicher  fügung  fuhrt  Grimm  Gr.  IV 
s.  621  an.     Auch  bei  helan  findet  sich  doppelter  accusativ;  nur  ist  hier 
der  acc   der  sache  nicht  als  inneres  object  anzusehen.     Im  passiv  bleibt 
hier  der  accus,  der  person:  ist  firholan  iwih  al,  s.  Erdmann  s.  130. 

Wenn  also  in  einigen  wenigen  anderen  fällen  im  Gotischen  ein 
doppelter  accusativ  beim  activ  und  ein  accusativ  der  sache  beim  pas- 
siv steht,  so  werden  wir  hier  wol  einwirkung  des  griechischen  gebrauch» 
nicbt  leugnen  können.  Jh.  XVII,  26  ei  friapva  poei  frijodes  mik  in 
im  sijai  ?)  dyd7C7]  f/v  Tjydvtrjadg  (as,  vgl.  Eph.  II,  4  frijapvos  pizaiei 
frijoda  uns  dydycrjv  T]v  ^ydjctjoev  fj^g.  II  C.  III,  18  veis  allai  po  samon 
frisaJit  ingaleikonda  rt/v  avrrjv  eludva  fAerafAOQcpovfded^a ;  ähnlich  VI,  13 
pata  samo  andalauni  urrumnaip  jah  jus  tijv  airvrpf  ävrcinia&iav  nht- 
Ttjv&fjze  „zur  entsprechenden  Vergeltung  werdet  auch  ihr  offenherzig.'* 
Die  beiden  lezten  stellen  sind  von  schwieriger  auslegung,  und  vielleicht 
hielt  sich  der  Übersetzer  einfach  und  wörtlich  an  die  griechische  vor- 
läge, s.  meine  einleitung  s.  XXXV.  Anderswo  steht  der  Instrumentalis 
neben  dem  passiv,  wie  Eph.  IV,  1  hidja  izvis  vairpaba  gaggan  pizos 
lapmiais  pizaiei  lapodai  sijup  t^  'Mjaeiog  Tjg  hXi^&rfte;  Lc.  VII,  29 
ufdaupidai  daupeinai  lohannis  ßa/tuaO^iweg  tb  ßdymaiaa,  wie  Mc.X,  38. 


ZT7B   GOTISCHEN  GASÜSLEmiB 


4.  Ferner  scheint  es  mir,  als  sei  eine  einwirkung  des  griechi- 
schen ausdrucks  häufig  an  solchen  stellen  anzunehmen,  wo  der  einfache 
casus  durch  eine  präposition  ersezt  ist.  Nicht  als  ob  dadurch  der 
gotischen  spräche  immer  gewalt  angetan  würde;  in  den  weitaus  mei- 
sten fällen  lässt  sich  nachweisen,  dass  dies  nicht  geschehen,  und  nur 
selten  ist  dadurch  eine  härte  herbeigeführt,  welche  ein  minder  wort- 
getreuer Übersetzer  vielleicht  vermieden  hätte.  Der  ausdruck  ist  dann 
meist  auch  im  Griechischen  ungewöhnlich.  Hierher  rechne  ich  zuerst 
die  wörtliche  widergabe  des  instrumentalen  iv,  wie  Eph.  V,  18  fullnaip 
in  ahmin  nlrjQoCad-e  h  TtvevfAOTi ;  Lc.  VII,  25  mannan  in  hnasqjaim 
vastjom  gavasidaiia  iv  laaloKÖig  ifnarioig  ^iKpitaiiivov ;  Mc.  IV,  24  in 
pizaiei  mitap  mitip  iv  (fj  f.tirQiif  (vgl.  Lc.  VI,  38  pizai  samon  mitadjon 
pizaiei  mitip  mit<ida  izvis  T<p  atrtp  (.utqvj  (li);  Mc.  I,  8  ik  dmqya  ievis 
in  vatin  h  Vdari  (vgl.  Lc.  III,  16  ik  allis  izvis  vatin  daupja  Vdori). 
Luther  hat  hier  überall  „mit"  oder  eine  andere  fügung,  nicht  „in." 

Der  prägnante  ausdruck  der  Paulinischen  episteln  ferner  verwen- 
det häufig  die  präposition  in  ungewöhnlicher  weise,  welche  Vulfila 
nachzuahmen  pflegt:  Phil.  II,  ')0  und  daupii  atnehmda  ?oig  ^avdrov 
tffyiaty;  Phil.  I,  23  dishabaips  im  us  paim  tvaim  avveyofiai  r/,;   Rom. 

VIII,  7  fijands  du  gupa  ixS^qa  elg  (über  fijands  s.  meine  anmerkung 
zu  d.  st.);  II  C.  XI,  13  gagaleikondans  sik  du  apaustaulum  ^ezaaxtj- 
^caitdiievoi  elg  (hier  im  Griechischen  der  gewöhnliche  ausdruck),  aber 
14  gagtüeikop  sik  aggilau  liuhadis,  wo  im  Griechischen  ebenfals  elg 
steht;  15  gagaleikond  sik  sve  andhahtos  wg  dimovoi.  Vielleicht  gehört 
hierher  auch  Mc.  X,  11  horinop  du  Jnzai  fitoix^cti  e/r'  aurfjv  neben 
Mt.  V,  27  gahorinoda  izai  e^oixevaev  avTr]v, 

Dies  Verzeichnis  würde  sich  vielleicht  noch  um  manche  stellen 
vermehren  lassen;  im  algemeiuen  aber  beweist,  wie  gesagt,  die  ver- 
gleichung  der  übrigen  germanischen  sprachen,  dass  derGote,  auch  wo 
er  nach  griechischem  Vorgang  eine  präposition  an  die  stelle  des  ein- 
fachen casus  sezte ,  seiner  spräche  nichts  ungewöhnliches  zumutete.  Er 
hat  aber  unverkenbar  das  bestreben,  wo  möglich  kein  wort  seiner  vor- 
läge zu  übergehen,  vgl.  die  einleitung  meiner  ausgäbe  §  10.  Auffal- 
lend ist  die  Übereinstimmung  bei  Zeitangaben ;  vgl.  Lc.  VI ,  9  sabhato 
dagam  xoig  a&ßßaaiv  —  7  in  sabhato  daga  sv  r^  aaßßavot;  Lc.  II,  38 
pizai  hveilai  avrfj  xfj  üqq  —    X,  21   in  pizai  hveilai  iv  avvfj  rg  &Q(f; 

IX,  21  pridjin  da^a  ry  tqIti]  fj/^iigif  —  I,  59  in  daga  ahtudin  iv  rfj 
^^iigif  Tfj  dyddf];  II  C.  VI ,  2  mela  andanemjamma  MxiQtp  de'/.T^  — 
Eph.  II,  12  in  jainamma  niela  iv  Ttp  y^aiq^  iy^ivqt,  und  so  sehr  oft. 
Selten  finden  sich  abweichungen ,  wie  z.  b.  das  distributive  yuxvd  sinn- 
gemäss durch  hvazüh  (dat.  oder  acc.)  gegeben  Yrird,  i.  \i.  Iä.YL.,  V^ 


Ö  BEBNHABDT 

jera  hvammeh  xcrr'  erog;  Lc.  IX,  23  dag  hvanoh  xa^'  i)fA€Qav.  Auch 
sonst  bewirkt  Veränderung  des  ausdrucks  zuweilen  das  fehlen  der  prfi- 
position:  Lc.  XVIIl,  4  laggai  hveilai  STti  XQ(i^ov;  Jh.  VIII,  51  aiva  dage 
elg  rdv  aldva;  Lc.  VIII,  27  hahaida  unhulpons  mela  lagga  ^^  XQ^^^ 
rAxxvCiv;  43  qino  visandei  in  runa  hlopis  jera  tvalif  änb  h&v  diüöeyux. 
Bei  mel  wird  öfter  auch  ohne  solchen  grund  die  präposition  zugesezt: 
Mc.  XII,  2  at  mel  rtp  y,aiQt^;  I  Tim.  VI,  15  in  melam  svesaim  yuxiQÖig 
iöloig;  Gel.  VI,  9  at  md  svesata  "KaiQtp  ldi(^.  Wenn  aber  Vulfila  bei 
Zeitangaben  in  den  weitaus  meisten  föUen  die  präposition  nach  grie- 
chischem Vorgang  wegliess  oder  zusezte,  so  hat  er  sich  damit  in  kei- 
ner weise  gegen  den  eignen  Sprachgebrauch  vergangen.  Gerade  so 
stehen  bei  Otfrid  (Erdmann  s.  242)  die  Zeitbestimmungen  mit  und  ohne 
in.  Im  Heliand  findet  sich  4841  an  naht  neben  nahtes  425.  755 ,  an 
thena  thridden  sid  1095  njßben  thriddeon  sidti  4799;  im  Beöwulf  on 
margne  2485  neben  moma  ßehtvylce  2451;  on  cbnne  sid  1580  neben 
fortnan  side  741;  on  ealderdaßum  719  neben  fyrndaßum  1452;  on 
wanre  niht  703  neben  deorcum  nihtum  275. 

Nach  galaubjan  folgt  entweder  dativ,  oft  auch  fQr  griech.  Ttqdg, 
oder  du.  Ebenso  bietet  der  Heliand  güobien  minun  lerun  2715  und 
an  is  lera  2351 ;  ni  gilobiad  mi  these  liudi  5091  und  so  htie  so  gilö- 
bid  te  mi  3915.  Aus  dem  Beöwulf  vgL  910.  628.  Über  Otfrid,  der 
selten  in  folgen  lässt,  s.  Erdmann  s.  212. 

Nach  qipan  sezt  Vulfila,  wenn  das  Griechische  ^cQÖg  hat,  den 
blossen  dativ  nicht,  oft  aber  du  für  griechischen  dativ.  Beide  fugun- 
gen nach  den  verben  des  rodens  finden  sich  bekantlich  in  allen  ger- 
manischen sprachen. 

Wenn  neben  Mc.  IV,  33  svaleikaim  managaim  gajukom  rodida 
Toiaikaig  nollaig  7iaQaßohxig  iXdlec  sich  häufiger  in  gajukom  findet, 
z.  b.  Mc.  XII ,  1 ,  so  wird  das  eine  dem  gotischen  Sprachgebrauch  so 
angemessen  sein,  wie  das  andere,  vgl.  Heliand  2622  sunu  drohtines  — 
hUideo  (Gott,  bilithi)  sagda  mit  2415  be  huüicum  bilithiun  that  bam 
godes  sulic  södlic  spei  seggean  bigunni. 

Neben  dem  häufigen  stibnai  mikilai  q)iovfj  f^sydXt]  findet  sich 
Lc.  XVn,  15  miß  stibnai  mikilai  hauhjands  gup  fAerä  q)wvfjg  fAsydlrjg; 
gerade  so  wechselt  Otfrid  (Erdm.  s.  255)  zwischen  sines  selbes  stimmu 
und  mit  sines  selbes  stimmu;  vgl.  auch  Hei.  114  sprak  im  mid  is 
uuordun  tö  und  3446  uuordon  spräki;  2538  uuisda  hie  thuo  mid 
uuordun  und  3278  so  fhu  mi  levis  nu,  uuordun  uuisis;  Beöw.  679 
sweorde  swebban  und  574  ic  mid  sweorde  afsloh  niceras  nißene;  im 
Nordischen   Saem.   zu  Helg.  Hu.  H,  27   hann  lagäi  i  gognum  Helga 


ZÜB  GOTISCHEN  CASUSLBHSE 


med  geirinum  und  Gudr.  II ,  37  hugäa  eh  pik  Iceblondnum  hior  leggja 
mik  i  gggnum. 

Ebenso  wenig  wird  man  auffallend  finden,  wenn  Lc.  I,  59  hai- 
haitun  ina  afar  namin  attins  i$  eTtl  r^  dvöfAccvt  steht,  neben  61  ni 
ainshun  ist  in  hunja  peinamma  saei  haitaidau  pamma  namin  r<p  dvö^ 

Neben  (ga)hailjan  und  {ga)lekinon  steht  meist  genitiv  fiir  grie- 
chisches dnd;  doch  Mc.  V,  29  gahailnoda  af  pamma  slaha,  (V,  34 
sijais  haUa  af  pamma  slaha)  und  Lc.  VII,  21  gdhailida  managans  af 
sauhtim  jah  slahim  jäh  ahmane  uhilaize.  Mit  diesem  af  verhält  es 
sich  nicht  anders ,  als  mit  dem  altsächsischen  af  das  den  genitiv  nicht 
selten  vertritt,  vgl.  Hei.  2991  aiömien  af  suhtiun  neben  1717  ina 
seluan  sundeöno  atömean.  Ebenso  fan  248:  alösdi  —  uuerod  fan 
uuitea  neben  5432  uuelda  thesa  uuerold  aJla  hdlia  gethuuinges  liudi 
aidsien,  vgl.  auch  Erdmann  s.  177  über  lösen  bei  Otfrid.  Man  könte 
meinen,  Lc.  VII,  21  sei  der  Übersetzer  bei  dem  lezten  gliede  ahmane 
uhilaize  unwilknrlich  in  die  ihm  geläufige  fügung  zurückgefallen ,  wäh- 
rend af  sauhtim  jah  slahim  auf  alzu  getreuer  nachahmung  des  Grie- 
chischen beruhe;  allein  ich  habe  schon  in  der  einleitung  meiner  aus- 
gäbe s.  XXXrV  auf  solche  fUlIe  des  wechseis  gleichbedeutender  con- 
structionen  hingewiesen,  und  auch  hierzu  bietet  der  Heliand  sehr  merk- 
würdige analogien:  60  habdun  liudeo  giuuald,  allon  ditheodon,  wo 
der  dativ  steht,  als  wenn  giuueldun  vorausginge,  das  mit  genitiv  und 
dativ  (Instrumentalis)  verbunden  wird,  74  uuasfan  them  liudeon Leuias 
cunnes,  guodero  thiedo;  1618  than  dlMid  iu  uualdand  god  —  firin- 
uuerk  mikil,  managoro  mensculdeo;  2263  thai  im  so  the  uuind  so  the 
uuäg  uuordu  hordin^  bedea  is  gibodskepies ;  2718  andred  that  hethene 
uueroldcuning  spräcono  gespöni  endi  spähun  uuordun;  3041  imu  and- 
uuordidun  frolico  is  friund  angegin,  iungaron  sine;  5648  tha^  hie  sia 
{ecid  endi  galla)  an  enu  spunsia  nam,  litho  thes  lethösten. 

Dass  überhaupt  der  Übersetzer  sich  auch  hierin  nicht  sklavisch 
an  seine  vorläge  band,  geht  auch  aus  den  nicht  ganz  seltenen  stellen 
hervor,  wo  er  die  griechische  präposition  nicht  ausdrückte,  und  aus 
den  häufigeren,  wo  er  den  griechischen  casus  durch  eine  präposition 
ersezte. 

Gotischer  genitiv  ersezt  besonders  häufig  die  präposition  ^x  im 
partitiven  Verhältnis,  z.  b.  bei  ains  Jh.  VI,  8.  70.  XII,  4.  XIII,  21.  23, 
bei  ainshun  Jh.  VI,  64.  VII,  19.  48.  XVIII,  9,  bei  sums  Jh.  VII,  25. 
44.  50.  IX,  16.  XI,  37.  Tit.  I,  12,  bei  hvas  Mt.  VI,  27.  Jh.  VIII, 
46.  Lc.  XIV,  28.  XVII,  7,  bei  hvarjizuh  Lc.  XIV,  32,  bei  manags 
Jh.yn,  31.    40.    X,  20.    XI,  19.    Aber  auch  sonst  steht  der  blosse 


8  BEBNHARDT 

genetiv  bisweilen  für  d/i6,  wie  Rö.  VIT,  3  frlja  ist  pis  vitodis  djcd  rof 
vdjuov,  II  Tim.  II,  21  jabai  hvas  gahrainjai  sik  pize  drtb  tovtiov,  oder 
vreQL,  wie  Jh.  X,  13  ni  Jcar'  ist  ina  pize  lamhe.  Vgl.  auch  den  genitiv 
der  richtung  Beiträge  s.  74. 

Gotischen  dativ  bei  galaubjan  für  eig  erwähnte  ich  schon  oben. 
Ausserdem  vgl.  Col.  III,  9  ni  liugaip  izvis  niisso  ^fj  ilfevdead^e  elg  ällrj- 
lovg;  Lc.  I,  37  nist  unmahteig  gupa  ainhun  vaurde  7iaQä  rtp  &€(p; 
VI,  29  pamma  nimandm  af  pus  vastja  jah  paida  ni  vurjais  d7cb  rov 
cXqowog.  Interessant  sind  besonders  einige  fälle  des  reflexiven  dativs, 
der  im  Gotischen  vielleicht  kaum  minder  verbreitet  war  als  im  Ags. 
und  Alts.  Lc.  VII,  39  rodida  sis  ains  ev  iavT(^y  vgl.  Hei.  2659  sprä- 
cun  im  gemcdlic  uuord;  3262  tho  sprac  imu  that  barn  godes ;  Meli,  8 
mitodedun  sis  ev  iavröig,  vgl.  Hei.  302  bigan  im  tho  an  is  hugi  then- 
kean,  2471  talod  imu  usw.  Lc.  XVIII,  4  sa  Fareisaius  standands  sis 
po  bap  OTa&eig  7CQdg  tavrovj  vgl.  Hei.  2378  stöd  imu  bi  enes  uuata- 
res  Stade. 

Gotischer  instrumentaler  dativ  ersezt  nicht  selten  das  instrumen- 
tale ev,  von  dem  oben  die  rede  war:  Epli.  VI,  14  ufgaurdanai  hupins 
izvarans  sunjai  ev  dh}d^ei<^;  Lc.  XIV,  34  hve  supoda  ev  xivi  dg^vd^ae- 
Tai;  Rö.  XV,  6  ainamma  munpa  hauhjaip  gup  ev  fvl  0x6^0x1,  vgl. 
Eph.  IV,  14.  30  (Cod.  B). 

Gotischer  accusativ  ersezt  griechische  präposition  z.  b.  Mt.  X,  28 
ni  ogeip  izvis  pans  usqimandans  Icika  fitj  (poßelad^e  dTtd;  Lc.  I,  12  agis 
disdraus  hia  e7Te7teaev  ert'  avrdv;  Lc.  XX,  26  sildaleihjandans  anda- 
vaurdi  (so  ist  für  andavaurde  zu  lesen)  is  d-av^äC^ovreg  hti  xfj  dTcoKQi- 
aei  avToi), 

Von  den  föUen  umgekehrter  art  (got.  präposition  für  griech.  casus) 
will  ich  hier  nur  zwei  gattungen  erwähnen.  Der  prädicative  accusativ 
neben  dem  des  objects  wird,  wie  in  allen  germanischen  sprachen,  oft 
durch  du  (nord.  d,  at,  til)  ersezt;  z.  b.  Jh.  VI,  15  ei  tavidedeina  ina 
du  piudana  ßaailea;  Philem.  17  mik  hahais  du  gamana  %oiv(ov6v; 
Lc.  XX,  33  pai  sibun  aihtedun  po  du  qenai  ywalYxx;  Jh.  XUI,  15  du 
frisahtai  aigaf  izvis  iTtddeiyfxa.  Ferner  wird  oft  der  griechische,  von 
einem  zusammengesezten  verbum  abhängige  dativ  durch  eine  präposi- 
tion ersezt:  I  C.  XV,  27  izei  ufhnaivida  uf  ina  po  alla  rod  iTtcnd^av- 
rag  avrtp;  Lc.  VIU,  43  soei  in  lekjans  fraqam  allamma  aigina  sei- 
namma  laTQolg  7tqoaavahoaaaa ;  Mt.  VII,  25.  27  ahvos  bistugqun  bi 
pamma  razna  jvQoae/ceoav  rg  olu(^;  Rö.  IX,  32  bistugqun  bi  staina 
bistugqis  7CQoah,oipav  T(p  lid^ot;  Mc.  IX,  14.  16  sokjandans  mip  im 
avvtrjfcotin;eg  ahoig;  Lc.  XV,  9  faginop  mip  mis  avyxA^[vi  fioi ,  vgl. 
Beiträge  s.  Si;  Mc.  V,  23  lagjais  ana  po  handuns  inidfjg  ovr^);  I  Tim. 


ZUB  00TI8CHBN   CA8USLBHRE 


IV,  6  pairhvis  in  paim  iicifteve  avröig ;  Mc.  XV,  1 7  cUlagidedun  ana 
ina  vipja  /leQiTid^iaaiv  avT(p  arlq^avov;  Mc.  X,  34  (XIV,  65)  speivand 
ana  ina  efUTtriaot^aiv  avT(p,  X,  21  (XIV,  67)  insaihvands  du  imnia 
ifißliipag  cevT(p, 

Trotz  dieser  abweichungen  bleibt  als  regel  bestehen,  dass  der 
gotische  Übersetzer  die  griechische  präposition  durch  eine  gotische 
widergibt ,  auch  wenn  ein  einfacher  casus  ausgereicht  hätte ;  aber  ebenso 
sicher  ist,  dass  darin  nur  selten  eine  abweichnng  vom  gotischen  sprach- 
gebrauche zu  erkennen  ist. 

5.  Nicht  ganz  selten  erscheinen  gotische  verba  mit  mehrfacher 
rection,  von  denen  die  eine  dem  Griechischen  entspricht.  Meistenteils 
stehen  auch  hier  die  übrigen  germanischen  sprachen  dem  Gotischen 
zur  Seite;  doch  erscheint  in  einigen  fällen  die  möglich keit  nicht 
ausgeschlossen,  dass  die  im  Griechischen  vorhandene  auffassung  des 
objectverhältnisses  auf  die  des  Übersetzers  einwirkte,  namentlich  dann, 
wenn  neben  dem  sinlichereu  dativ  übereinstimmend  mit  dem  Griechi- 
schen der  abstractere  accusativ  erscheint.  Büeipan  z.  b.  hat  in  der 
regel  den  dativ  bei  sich,  der  hier  für  den  ablativ  zu  stehen  scheint 
(hingehen  von  etwas),  s.  Beiträge  s.  80;  wenn  nun  daneben  der  accu- 
sativ vorkomt,  so  kann  hierauf  das  griechische  yunaltbceiv  eingewirkt 
haben;  ebenso  mag,  wenn  bei  usqiman  neben  dem  den  instrumentalis 
oder  sociativ  (zu  ende  kommen  mit)  vertretenden  dativ  (vgl.  Beiträge 
8.  81),  der  accusativ  erscheint,  die  constniction  von  dnoKTelveiv  ein- 
gewirkt haben;  eben  solche  einwirkung  ist  vielleicht  in  dem  accusativ 
bei  piupjan  evXoyeiv  und  idveitjan  dveiäiCeiv,  neben  dem  dativ,  zu 
erkennen.  Mit  gewisheit  lässt  sich  dies  nicht  behaupten,  denn  ähn- 
liches schwanken  findet  sich  in  allen  sprachen;  man  vergleiche  z.  b.  im 
Heliand  giuuaidan  mit  gen.  und  dativ,  biginnan  mit  gen.  und  acc. ; 
thiggean  mit  gen.  und  acc;  giniman  mit  gen.  und  acc;  antkennian 
mit  gen.  und  acc ;  büdstan  mit  acc.  der  person  und  gen.  oder  instrum. 
der  Sache,  alätan  mit  acc.  der  person  und  gen.  der  sache  oder  mit 
dativ  der  person  und  acc.  der  sache ,  giblandan  mit  acc.  und  gen.  oder 
instrumental  usw.  Unterschied  der  bedeutung  ist  dabei  nicht  immer 
nachweisbar. 

Es  sei  mir  gestattet  im  anschlusse  an  das  gesagte  noch  einige 
gotische  verba  mit  mehrfacher  rection  zu  besprechen,  bei  denen  das 
Griechische  sicher  keinen  einfluss  auf  die  rection  geübt. 

a.  Hausjan  hat  1.  den  genetiv  der  sache  oder  person  bei  sich 
in  der  bedeutung  „vernehmen**:  Jh.  VII,  40.  XIX,  13  hausjandans 
pize  vaurde  ccwvaayreg  tC^  Idyaiv,  XVin,  37  hvazuh  saei  ist  sunjos, 
hauseip  stibnos  meinaizos   äKovei  fiov  zfjg   qxovfjQy    vgl.  auch  hausjan 


10  BSBNHABDT 

Jh.  VI,  60  hardu  ist  pata  vaurd;  hvas  mag  pis  hausjon  avzoff  dr/,ov€iv. 
Auifalleud  ist  Lc.  II ,  20  hazjandans  gup  in  allaize  pizeei  gahauside- 
dun  jah  gasehvun  €7cl  7tdaiv  olg  ri^ovaav  xat  tldov.  Da  gdhatisjan 
(s.  anteu)  sonst  stets  den  accusativ  hat,  so  ist  entweder  pize  ei  zu 
schreiben  (vgl.  ähnliche  fälle  bei  Eckardt,  Über  die  syntax  des  goti- 
schen relativpronomens ,  Halle  1875  s.  16),  oder  es  ist  die  sogenante 
assimilation  des  relativpronomens  anzunehmen,  wie  Lc.  XVIU,  12  af- 
daüja  taihundon  dail  aUis  pizei  gastcdda.  *  Einmal  findet  sich  ein  per- 
sönlicher geneti V :  Lc.  11 ,  47  usgeisnodedun  allai  pai  hausjandans  is 
aim  f rodein  jah  andavaurdjam  is,  wo  man  freilich  hausjandans  sub- 
stantivisch fassen  könte,  so  dass  is  genitivus  possessivus  wäre  „seine 
Zuhörer,"  wie  I  Th.  IV,  6  fraveitands  frauja  ist  allaize  tY.Si%og  b  xi;- 
Qioq  Tteqi  novrotv  toötcov  (vgl.  fraveitan  mit  acc.  11  C.  X,  6) ;  I  C.  XI,  1 
galeikondans  meinai  vairpaip  ^i^rjiai  fiov;  I  Tim.  II,  5  ains  midu- 
monds  gups  jah  manne  ^ealTtjg, 

2.  Der  accusativ  bei  hausjan  komt  nur  als  sächliches  object  vor 
und  bezeichnet  den  geistig  angeeigneten  Inhalt,  wie  im  Griechischen 
cc^o{>Hv  Xdyov  neben  dKoijeiv  ßQOVTffi.  So  Mt.  VII,  24.  26  sai  hauseip 
vaurda  meina  jah  taujip  po  fiod  Tovg  löyovg,  s.  Jh.  VIII,  47.  Jh.  V,  47 
nih  stibna  is  hvanhun  gahausidedup ;  weil  gahausjan  dies  volständige 
aneignen  ausdrückt,  hat  es  stets  den  accusativ  bei  sich.  Auch  Eph. 
IV,  20  tp  jus  ni  svä  ganemup  XristUy  jdbai  svepauh  ina  hausidedup 
ist  mit  ina  die  lehre  von  Christus  gemeint.  Ebenso  bezeichnet  der 
accusativ  mit  nachfolgendem  particip  den  geistig  angeeigneten  inlialt 
des  gehörten  II  Th.  in,  11  hausjandans  sumans  koairbandans ,  vgl. 
Jh.  VII ,  32. 

3.  Hausjan  mit  gen.  oder  acc.  stimt  in  seiner  rection  mit  dem 
Griechischen  überein;  aber  es  regiert  auch,  abweichend  vom  Grie- 
chischen, den  dativ  der  person  und  bedeutet  dann  ,;auf  jemanden 
hören,"  ohne  jedoch,  wie  Otfrids  hören,  gihoren  mit  dativ,  auf  die 
bedeutung  „gehorchen"  beschränkt  zu  sein.  Nur  in  lezterem  sinne 
stehen  andhausjan,  uf hausjan  und  zwar  stets  mit  dativ.  Jh.  X,  20 
unhuipon  habaip  jah  dvahnop;  hva  pamma  hatiseip  zi  avroO  duo^ete. 
Mc.  VII;  14  athaitands  alla  po  managein  qap  im:  hauseip  mis  alla 
jah  frapjaip  moi'eze  (xot\    Nur  dreimal  steht  nicht  persönlicher  dativ : 

1)  Vgl.  ähnliche  fälle  im  Hdliand:  1105  oMes  thea  öduuelon  thes  ic  thi  heb- 
bin  giogit  hir,  ebenso  1625.  2117.  2640.  2644.  8342.  3584.  3682.  Daneben  attrac- 
tion,  d.  h.  das  relativ,  das  logisch  im  nom.  oder  acc.  stehen  solte,  tritt  in  den 
casas  des  fehlenden  bezngsworts:  2358  bötta  them  thar  blinde  uuärun;  3021.  5085; 
3157  iowiihi  thes  gi  her  seldUkes  gieehan  habbiad  asw. 


ZX7B  OOTISCHBN  CASUSLEHBE  11 

Jh.  X,  3.  27  po  lamba  stibnai  is  hausjand  rtjg  qxavfjg  avzod;  Jh.  XII,  47 
jabai  hvas  nietnaim  hausjai  vaurdam  /aoC  tdiv  l/tyiav.  Es  ist  dies  eine 
leichte  Übertragung  von  der  person  auf  ihre  handlung,  gerade  wie  wir 
sagen  können  „der  stimme,  den  werten  gehorchen." 

Zwei  objecte  vaurd  und  stihna  finden  sich  in  dreifacher  fügung: 
IwMSJan  stibnos,  vaurde  vernehmen;  gahausjan  stibna,  hcmsjan  vaurda 
hören  und  sich  aneignen;  hatisjan  stibnai,  vaurdam  absichtlich  hin- 
hören, gehorchen. 

Der  gebrauch  Yon- hausjan  ist  also  feiner  gegliedert  als  der  von 
moveiy,  dem  er  nur  zum  teile  entspricht;  schon  hieraus  ergibt  sich, 
dass  an  keine  entlehnung  zu  denken  ist.  Bei  Otirid  und  im  HSIiand 
haben  wir  überdies  dieselbe  dreifache  fügung,  wenn  auch  mit  etwas 
anderem  sinne,  vgl.  über  Otfrid  Erdmann  s.  106.  Im  Hgliand  bedeu- 
tet honen  mit  gen.  auf  etwas  hören,  wie  2659  horien  ni  uueldun  is 
gibodskepies ,  mit  dem  dativ  gehorchen,  mit  dem  acc.  (nur  utiord  und 
lera  konunen  vor)  sich  aneignen.  Im  Bedwulf  hat  h^ran  den  acc.  der 
Sache  und  den  dativ  der  person,  nicht  den  genitiv.  Das  nordische 
hl^äa  in  der  Edda  hat  nur  den  dativ  bei  sich. 

b.  Gasakan  bedeutet  mit  dat.  iTUTifuäv,  mit  acc.  ilsyx^tv,  hu- 
OTOfilteiv;  in  beiden  föllen  stimt  die  rection  mit  der  des  Griechischen; 
im  ersteren  sinne  komt  auch  zweimal  das  einfache  sakan  vor:  Lc.  XIX, 
39  sak  paim  siponjam  peinaim  enni^riaov  TÖlg  ixadnfjcaig  aov ,  s.  Mc. 
X,  13;  Mt.  VIII,  26  gasok  vindam  jah  mar  ein  eTceriiarjaev  loig  ävi^oig 
yuai  Tfj  d-aldaai];  Tit.  I,  9  paus  andstandandans  gasakan  rovg  dwiH' 
yoyrag  iHyx^iv,  vgl.  auch  den  sächlichen  acc.  Skeir.  IV  d  du  gatarhjan 
jah  gasakan  po  afgudon  haifst  Sabailliaus  jah  Markaillaus.  Die 
Zusammensetzung  mit  ga-  konte  einerseits  den  begriff  des  verbums 
insoweit  verstärken ,  dass  seine  bedeutung  wesentlich  unverändert,  seine 
rection  dieselbe  blieb;  anderseits  konte  sich  dadurch  die  bedeutung 
verändern  und  das  verbum  transitiv  werden:  indem  das  schelten  und 
vorwerfen  zur  Widerlegung  wird ,  verwandelt  sich  der  dativ  der  rich- 
tong  in  den  accusativ ,  der  die  volständige  bewältigung  ausdrückt,  ähn- 
lich wie  bei  gahausjan,  beidan  erwarten  mit  gen.,  gabeidan  erleiden, 
erfahren  mit  acc.  (Beiträge  s.  75);  vgl.  garitinan  erlaufen  I  C.  IX,  24, 
und  im  Beöwulf  gehedan,  gerdcauy  gegän,  geferian^  geldstan,  gefon^ 
im  H§liand  gifhionon^  giuuinnan,  die  sämtlich  durch  die  Zusammen- 
setzung transitiv  wurden.  Es  liegt  auf  der  band,  dass  hier  die  grie- 
chische fügung  keinen  einfluss  hatte;  (ga)sakan  hat  den  dativ,  wie 
fdnlvaurdjan ,  laian,  (ga)hvotjan,  idveiijan;  der  accusativ  ist,  wenn 
yo-  nicht  nur  verstärkend  ist,  durch  die  composition  bewirkt.  Im 
Heiland  erscheint  sakan  einmal  mit  acc:  3230  sak  ina  sdthuuordun. 


12  BERNHARDT 

c.  Bei  vairpaUj  afvairpan,  usvairpan,  saian^  usdreiban  findet 
sich  neben  instrumentalem  dativ  der  accusativ  des  bewegten  gegen- 
ständes: Mc.  XI,  23  ushafei  puk  jah  vairp  pus  in  niarein  ßhfjd^ijvt  — 
L.  IV,  9  vairp  ptik  papro  dalap  ßdle  aeatröv;  Mt.  XXVII,  5  atvair- 
pands  paim  süubram  in  alh  ^Lxpag  rä  äqyvQia  —  Mc.  IX,  22  ufta  ina 
jäh  in  fon  atvarp  jah  in  vato  7coXlcr/,ig  avröv  y^cl  ig  to  tiZq  tßalev 
vjai  elg  Vdara;  Gal.  IV,  30  usvairp  pizai  piiijai  ey,ßaX€  xrpf  vcatdia^irjv  — 
Lc.  XIX,  45  dugann  usvairpan  pans  fralmgjandans  ei^ßaD^iv  zovg 
7CiolotrTag;  Lc.  IX,  40  bap  siponjans  peinans,  ei  usdribdna  imma  iva 
ixßdhoaiv  avzö  —  Mc.  IX,  18  qap  siponjam  peinainij  ei  usdribeina 
ina  iva  avzd  hßahoaiv ;  Lc.  VIII ,  5  du  saian  fraiva  seinamma  to£? 
arceiqai  TÖv  andqov  autod;  Mc.  IV,  14  sa  saijands  vaurd  saijip  töv 
löyov  andqei.  Derselbe  dativ  steht  noch  bei  afskiuban:  ßö.  XI,  l  ihai 
afskauf  gup  arbja  seinamma  äycioaaTO  rfjv  '/Xi]QOvo^iav  avrod^  vgl. 
ITim.  I,  19,  und  bei  straujan,  ufstraujan:  Mc.  XI,  8  managat  pan 
vastjom  seinaim  stravidedun  ana  viga  rä  ifidria  avrtuv  iOtQwaav,  s. 
Lc.  XIX,  36.*  Der  instrumentale  dativ  bei  diesen  verben,  die  eine 
gewaltsame  bewegung  ausdrücken,  ist  uralt  und  echt  germanisch; 
besonders  häufig  ist  er  im  Altnordischen,  worüber  Dietrich  in  Haupts 
ztschr.  VIU  s.  60  handelt ;  auch  hier  steht  ihm  der  accusativ  zur  seite, 
in  der  Edda  jedoch  sehr  selten  (z.  b.  beita  skipum  und  beita  skip). 
Aber  auch  im  Ags.  ist  er  nicht  selten,  neben  dem  accusativ;  vgl 
Beöw.  1664  ic  pg  vcbpne  gebreed  (acc.  z.  b.  795);  2583  wearp  wcelff/re 
(acc.  z.  b.  1532),  ferner  bei  sceötan  1745,  spiwan  2313.  Andere  bei- 
spiele  gibt  Eress,  Über  den  gebrauch  des  Instrumentalis  in  der  ags. 
poesie,  Marburg  1864,  s.  5.  Dieselbe  anschauung,  die  den  geworfenen 
gegenständ  als  Werkzeug  der  bewegung  fasst,  liegt  auch  bei  Homer  zu 
gründe,  wenn  es  heisst:  II.  y  80  T(p  d'  hcevo^äCovro  —  loiaiv  tb 
tttvOTLO^evoL  Xdeaai  z'  tßalXov;  jn  155  oi  Ö^äga  x^q^iadioiaiv  icdf^i^iov 
d7cd  TtijQywv  ßdllov,  vgl.  v.  716.  Das  Altnordische  und  Angelsäch- 
sische beweisen,  dass  der  accusativ  im  Gotischen  nicht  etwa  griechi- 
schem einfluss  zuzuschreiben  ist,  sondern  beide  auffassungen  des  beweg- 
ten gegenständes  als  des  Werkzeugs  und  als  des  objects  der  handlung 
von  anfang  an  gleich  gültig  waren. 

1)  Atich  bei  uskiiisan  muss  der  dativ.  nach  aoalogie  von  i*svairpan ,  instru- 
montal  sein:  „eine  aussondcning  vornehmen  mit."  Wenn  die  oben  genanten  verba, 
wie  auch  usqinian,  fraqiman,  büeipan  im  persönlichen  passiv  gebraaclit  werden, 
so  liegt  dem  nicht  notwendig  die  transitive  constniction  zn  gründe;  das*  passiv 
findet  sich  auch  von  verben,  die  ausschliesslich  den  daüv  regieren,  wie  fraliusun^ 
andhaüaUf  andqxpan,  vaiiatnerjan,  andhauftjan,  (mdbah^jan. 


ZÜB  GOTISGBBN  0ASU8LBHBB  13 

n.    In  mit  genetiv. 

Gotisches  in  mit  genetiv  vertritt  das  griechische  did  mit  accu- 
sativ,  seltener  dtd  mit  genetiv;  ferner  steht  es  für  ft'cxa,  für  ifci  bei 
verbis  des  affects,  für  7C€qI,  ineq^  X^qiv^  vfj.  Es  entspricht  also  unse- 
rem „wegen,"  und  zwar  in  seinen  beiden  bedeutungen  causa  und  prop- 
ter,  „um  —  willen*'  und  „auf  veranlassung  von." 

Dies  in  mit  genetiv  ist,  auf  den  ersten  blick,  eine  auffallende 
und  seltsame  erscheinung;  den  übrigen  germanischen  sprachen  ist  es 
fremd,  wie  denn  überhaupt  der  genetiv,  abgesehen  von  den  für  unse- 
ren gegenständ ,  wie  wir  sehen  werden ,  bedeutsamen  Verbindungen  mit 
at  und  du  nicht  bei  präpositionen  steht.* 

Eine  etwas  weiter  ausholende  betrachtung  des  genetivs  wird  uns 
die  erklärung  geben.  Der  genetiv,  mit  dem  suffix  eines  adjectivs  vom 
nominalstamme  gebildet,  bezeichnet  das  zu  einem  gegenstände  gehörige 
im  weitesten  sinne,  mag  er  von  einem  nomen  oder  von  einem  verbum 
abhängen;  also  axotW  lot)  7tccvq6g  =  oxoiJw  xä  xot)  Ttaiqdq,  oder  = 
arAoto)  XI  ToC  jtccTQÖg,  vgl.  Hübschmann,  Zur  Casuslehre  s.  110,  Cur- 
tius,  Erläuterungen  zur  griechischen  Grammatik  s.  171.  So  steht  er 
partitiv,  wenn  die  tätigkeit  des  verbs  nur  einen  teil  des  gegenständes 
ergreift,  wie  in  hvas  matj'ip  pis  hlaibis;  er  steht  ferner  bei  verben,  die 
eine  angehobene,  nur  versuchte,  gleichsam  die  Umgebung  des  gegen- 
ständes berührende  tätigkeit  ausdrücken ,  wie  bei  gripun  is  pai  Jugga- 
laudeis,  und  wird  schliesslich  überhaupt  zum  casus  derrelation,  indem 
er  das  gebiet  bezeichnet,  auf  welchem  sich  die  tätigkeit  des  verbums 
bewegt. 

Dies  TO0  fcarqdg  =  ra  toD  Ttargdg  oder  rl  rov  noTQdg  kann  nun 
in  verschiedene  satz Verhältnisse  eintreten;  am  häufigsten  ist  es  object: 
oqQa  Ttioi  oivoiOy  hvas  matjip  pis  hlaibis;  aber  es  kann  auch  subject 
sein,  z.  b.  Thuk.  VTII,  69  fjOav  ^^vöqioi  xa/'  AiyivijvCiv  t&v  STioimjv; 
Xen.  Anab.  III,  5,  16  bn&iE  [livxoi  nqhg  xov  aatqanrp^  xbv  ev  x<p  rcediip 
a/teiaaivxOy  tuxI  fniiAiYyvvai  a(p&v  xe  /iQÖg  iy^vovg  vjai  Iy^lvojv  Ttqbg 
ictvToig,  s.  Krüger  Gr.  Gr.  §  47,  15  A  5.  Lc.  I,  7  ni  vas  im  harne; 
Le.  II,  7  ni  vas  im  rumis,  vgl.  Mc.  VIII,  12;  Beöw.  1367  nö  päs  frod 
leofaä  ßumena  bearna;  HSl.  2867  thar  möses  uuard,  brödes  te  lebo. 

1)  Prapositionsartig  werden  die  localen  adverbien  innana,  utana ,  hindana, 
ufaro,  utäpro  mit  genetiv  verbunden,  vielleicht  auch  das  comparative  air:  Mc.XVI,  2 
fUu  air  pis  dagis  afarsabhate  X(av  nqtai  Tijg  fiiäg  ruiv  aaßßdrtov  bedeutet  wol  ^  lange 
vor  beginn  des  tages  *' ;  mit  dem  dativ  ist  es  Mc.  1 ,  35  verbunden :  air  uhtvon 
usstandands  n^l  ^wv^ov  Uav.  Gerade  so  ahd.  e  tages  (Graff  Ahd.  Spracbscbatss 
I,  436),  häufig  mit  dativ.  Auch  im  Heliand  und  bei  Otfrid  kernt  er  mit  dativ  vor, 
s.  Griram  Gr.  IV  s.  788,  Erdmaun  s.  247. 


14  BBENHABDT 

Ebenso  kann  aber  ein  teil  oder  sonst  ein  zugehöriges  eines  gegen- 
ständes als  lYerkzeug  bezeichnet  werden  und  der  geuetiv  also  den 
instrumentalis  vertreten,  vgl.  Krüger  Dial.  §  47,  15  A.  4.  Unzweifel- 
hafte beispiele  dieser  art  scheinen  mir  folgende:  Beöw.  2792  he  ine 
onßan  wceteres  werpan,  „avec  de  l'eau";  Heliand  1068  hrödes  libbian; 
5288  tmas  im  iro  hugi  thiustri,  baluues  gihlandan  (vgl.  5916  utms 
iro  sehe  mid  sorogon  gihlandan) ;  5497  rouodun  ina  thia  reginscadon 
rödes  lacanes  „bekleideten  ihn  mit  einem  stücke  rotes  tuches'';  2718 
andred  that  he  thene  uueröldcuning  spräcono  gespöni  endi  spähun 
uuordun;  spräcono  „par  des  discours."  Vielleicht  gehört  auch  2790 
hierher:  so  ine  uualdand  god  fan  hebenuuange  helages  gestes  gima/r- 
Code  mahüg  „mit  heiligem  geiste/^  wenn  nicht  zu  erklären  ist  „als 
eigentum  des  heiligen  geistes."  *  Bei  Voss  habe  ich  gelesen  „  sich 
laben  des  weines/'  vgl.  Grimms  Wörterb.  s.  v.  laben  s.  6,  und  aus 
Homer  ziehe  ich  hierher  d^eqead^ai  nvqdg^  TrvQÖg  fieiXiaacfiev  c3xa,  7CQfj- 
aai  TtvQÖg,  Xovead'aL  Ttaca^oio,  virpaad-ai  ctXdg^  Tera^Ttd^evoi  q^ilov 
f/roQ  airoiK  Im  Gotischen  gehören  zu  dieser  klasse  von  genetiven  die 
bei  fidljan,  gasopjan.  Als  Vertreter  des  ablativischen  dativs  steht  die- 
ser genetiv  Mc.  XII,  19  bileipai  qenai  jah  harne  ni  bileipai;  Lc.  XX,  31 
m  Ulipan  harne. 

Der  genetiv  steht  nun  ferner  im  Gotischen  bei  den  präpositionen 
fram  und  du:  Lc.  VIII,  49  gaggip  sums  manne  fram  pis  fauramapleis 
synagoges  {anb  tot)  d^iawayüyov) ^  d.  h.  aus  dem  des  Vorstehers,  sei- 
nem hause;  Lc.  XIX,  7  du  fravaurhtis  mans  galaip  in  gard  ussaljan; 
in  gard  scheint  glossem  zu  sein.  Häufig  steht  so  im  Altnordischen 
der  genetiv  bei  a;t:  at  SokkmimiSj  at  Volundar,  at  ins  tryggva  vinar^ 
bekantlich  auch  im  Englischen,  vgl.  Grimm,  Gr.  IV  §.  260.  Aus  den 
classischen  sprachen  den  gebrauch  zu  belegen  ist  überflüssig. 

Gerade  so  erkläre  ich  mir  den  gotischen  genetiv  bei  in;  sahbaio 
in  mans  varp  gaskapans,  ni  manna  in  salhaie  dagis  bedeutet:  „der 
sabbat  ward  in  Sachen,  d.  h.  im  interesse  des  menschen  geschaffen, 
nicht  der  mensch  im  interesse  des  sabbats,'^  gleichsam  h  röig  dvd^Qw- 

1)  Dieser  gonetiv  ist  nicht  iminer  leicht  zu  unterscheiden  von  dem ,  welchen 
Erdmann  s.  183  hespricht  (lerta  se  scönero  uiiortOj  dua  thia  selbun  thing  gihorga- 
nero  uuerko);  lezteror  bezeichnet  das  gebiet,  innerhalb  dessen  die  handlung  statt 
findet,  und  entspricht  fast  einem  modalen  adverbium.  Hierhin  möchte  ich  Hei.  5944 
rechnen:  sagda  huö  he  iru  selbe  gibod  torohtero  tecno;  vielleicht  auch  Beow.  1440 
he  ward  mäa  gehndged.  Zweifelhaft  ist  mir  die  auslegung  von  H61.  815 ,  wo  es 
von  dem  knaben  Jesus  im  tempel  heisst:  fragöda  sie  firiuuitltco  uuisaro  uuardo; 
vielleicht  ist  der  gen.  zu  firiu/uitlico  zu  ziehen  „mit  begierde  nach  weisen  Worten," 
vgl.  2818  uuas  im  firiuuit  m^l  uuisaro  uiMrdo, 


ZUB  GOTISCHEN  OASÜSLKHBB  15 

Ttovy  €v  Töig  aaßßdtov.    Hieraus  entwickelte  sich  leicht  die  algemeine 
bedeutung  „wegen." 

m.    Valdan. 

Der  vom  verbum  abhängige  genetiv  scheint  im  Gotischen  und 
Altnordischen  nicht  denselben  umfang  zu  haben ,  wie  im  Ahd.  und  Alts., 
während  das  Ags.  in  der  mitte  steht;  der  dativ  hingegen  mit  seinen 
verschiedenen  functionen  als  eigentlicher  dativ,  locativ,  Instrumentalis, 
locativ,  ablativ  nimt  im  Gotischen  und  Altnordischen  breiteren  räum 
ein,  als  im  Ahd.  und  Alts.  So  regiert  gaumjan  dort  den  dativ,  hier 
den  genetiv,  valdan  dort  ausschliesslich  den  dativ,  bei  Otfrid  stets, 
im  H§liand  überwiegend  den  genetiv;  ufarmunnon  hat  den  dativ,  far- 
getnn  im  Heliand,  irge^an  bei  Otfrid  den  genetiv.  Bei  verben  des 
affects  ist  der  genetiv  im  Gotischen  selten  (nur  skaman  sik  ist  anzu- 
fahren), sehr  häufig  im  H§liand  und  bei  Otfrid;  wenig  entwickelt  ist 
im  Gotischen  und  Altnordischen  der  genetiv  der  trennung;  der  genetiv 
steht  auch  nicht  bei  venjan,  ogan,  aviliudon,  wie  bei  den  entsprechen- 
den ahd.  und  alts.  verben;  ebenso  fremd  ist  dem  Gotischen  der  gene- 
tiv bei  galaubjan  (vgl.  Erdmann  s.  168  und  Hei.  1733.  4638.  5091. 
5853),  und  bei  trauan,  bei  welchem  verbum  er  im  Heliand  (285)  und 
Beöwulf  (2945.  2323.  670)  vorkomt. 

Umgekehrt  ist  der  dativ  im  Gotischen,  besonders  aber  im  Alt- 
nordischen ,  reicher.  Ausser  den  eben  erwähnten  gotischen  verben  sind 
hier  unter  anderen  noch  zu  nennen:  tekan,  kukjany  gaplaiharij  gasa- 
katiy  frakunnan,  bairgan,  horinon,  ferner  der  dativ -locativ  bei  frap- 
Jan,  der  dativ  -  ablativ  bei  bileipan,  fraliusan,  der  dativ  -  instrumen- 
tal bei  fraqitnanj  usqiman,  uskiusan,  qistjan  und  den  verbis  der 
bewegung. 

Eines  der  erwähnten  verba,  vaidan,  wollen  wir  uns  auf  seine 
rection  hin  genauer  ansehen.  Es  erscheint  im  Gotischen  nur  an  weni- 
gen stellen  und,  wie  im  Altnordischen,  nur  mit  dativ:  Lc.  HI,  14 
valdaip  annoni  izvaraim  agy^ioO^e  zoig  dxpiovloig  ipi(üv;  I  Tim.  V,  14 
garda  valdan  (zweifelhafte  lesart)  oly^odeaTtozeiv ,  Mc.  X,  42  pai  miki- 
lans  ize  gavaldand  im  yxxre^ovaidtovaiv  airvCiv.  Den  dativ  könte  man 
dem  bei  raginon,  fraußnon,  reikinon  vergleichen,  der  von  dem  bei 
dem  lateinischen  consulere  alicui  nicht  verschieden  ist;  allein  die  stelle 
aus  Lucas  passt  hierzu  schlechterdings  nicht.  Delbrück  (Ablativ  usw. 
s.  36)  ist  geneigt  anzunehmen,  der  dativ  sei  local  zu  nehmen  „herschen 
bei,  unter ,^^  wie  er  auch  das  homerische  dvdaaeiv  u.  a.  mit  dativ  auf- 
fasst.  Auch  hierzu  scheint  mir  vcddaip  annam  izvaraim  schlecht  zu 
passen,  das  doch  wol  nur  bedeuten  kann  „schaltet  mit  eurem  solde"; 


16  BRBMHABDT 

also  instrumentalis.  Dies  scheint  mir  auch  das  Altnordische  zu  bestä- 
tigen: zwar  Grimn.  13  {J>ar  Heimdall  kveäa  valda  veum)  könte  man 
v^um  als  locativ  fassen,  kaum  aber  Ogisdr.  47  ofdrykkja  veldr  alda 
hveim,  und  in  der  häufigsten  bedeutung  „verschulden,"  wie  Helg.  Hu. 
n,  32  einn  veldr  Oäinn  gllu  holvi,  liegt  doch  wol  instrumentalis  vor 
„sich  betätigen  durch  etwas." 

Im  Beöwulf  sind  dativ  und  genetiv  ziemlich  gleich  häufig,  und 
dies  gedieht  bestätigt  nicht  Grimms  meinung  (Gr.  IV  s.  691),  dass 
vecddan  im  Ags.  den  dativ  zumal  bei  persouen  regiere,  vgl.  2596  se 
pe  cer  folce  geweold  und  1770  ic  Hringdena  weold;  2039  päm  wcepnum 
wealdan  und  1509  he  ne  mihte  wdpna  ßewealdan.  Dies  wcepnum 
spricht  auch  nicht  für  den  locativ,  ebenso  wenig  wie  30  penden  wor- 
dum  weold  wine  Scyldinga  „  so  lange  er  der  werte  mächtig  war ,"  son- 
dern für  den  instrumentalis  „so  lange  er  mit  werten  sich  betätigte." 
Im  Hßliand  steht  meist  der  genetiv,  einmal,  wie  es  scheint,  wirklicher 
instrumentalis:  509  so  ynösta  siu  mid  ira  brüdigumon  hodlu  (so  C, 
hodlo  M)  giuualdan.  Einmal  steht  der  dativ:  3073  thu  most  aftnr 
mi  allun  giutmldan  kristinum  folke  (vgl.  60  hahdun  liudeo  geuuald, 
aUon  elüheodon  und  oben  I,  4)  Allun  kristinum  folke  ist  freilich  der 
form  nach  dativ;  dieser  ersezt  aber  im  Hgliand  oft  genug  den  instru- 
mentalis (z.  b.  5970  mid  thetn  grotun  godes  crafl,  799  mid  them  uue- 
rode),  auch  wo  instrumentalform  vorhanden  ist.  Für  die  auffassung 
als  locativ  kann  aUun  kristinum  folke  nicht  aufgeführt  werden,  da 
dieser,  wo  instrumentalformen  vorhanden  sind^  mit  dessen  endung 
erscheint.  Bei  Otfrid  endlich  hat  das  Zeitwert  waUan  ausschliesslich 
den  genetiv  bei  sich,  s.  Erdmann  s.  164. 

Wir  sehen  also  dies  verbum  im  Gotischen  und  Altnordischen  aus- 
schliesslich mit  dem  instrumentalis  verbunden;  im  Beöwulf  zeigt  sich 
der  genetiv  gleich  oft,  der  im  Hgliand  jenen  fast  verdrängt  hat,  um 
bei  Otfrid  allein  zu  herschen.  Dieses  und  die  ähnlichen  oben  bespro- 
chenen Verhältnisse  scheinen  mir  auf  einen  geschichtlichen  vorgang 
hinzudeuten.  Dürfen  wir  den  im  Gotischen  vorliegenden  zustand  als 
dem  ursprünglich  germanischen  zunächst  stehend  ansehen,  so  würde 
sich  von  diesem  das  Altnordische  nach  einer  seite  entfernt  haben,  durch 
stärkere  ausbildung  des  dativs  in  seinen  verschiedenen  bedeutungen, 
die  westgermanischen  sprachen  nach  der  anderen,  indem  sie  in  immer 
stärkerem  masse  den  genetiv  überwiegen  Hessen. 

IV.    Über  den  ersatz  des  verlornen  ablativs. 

Nach  Delbrück  (Ablativ,  Localis ^  Instrumentalis  s.  3)  gieng  die 
function   des  früh   verlorenon  ablativs  im  Deutschen  zunächst  auf  den 


ZUR  OOTIBCfiSM  0A8UBLEHBB  17 

instmmentalis  über,  der  daiui  mit  dem  dativ  verschmolz;  einen  teil 
des  ablativ  habe ,  wie  im  Griechischen ,  der  genetiv  übemonmien.  Dies 
scheint  auch  die  ansieht  Mollers  zu  sein  (vgl.  Über  den  Instrumentalis 
im  Heliand  und  das  homerische  Sa£ßx  q>i.  Danzig  1874,  s.  8),  und 
ich  selbst  teilte  dieselbe  früher  (Beiträge  s.  79). 

Was  zunächst  den  genetiv  als  Vertreter  des  ablativs  betrift,  so 
erscheint  derselbe  im  Gotischen  nur  in  wenigen  derartigen  Verbindun- 
gen; man  kann  dahin  rechnen  {ga)haüjan:  Lc.  VI,  17  hailfan  sik 
satMe  S€inai0o  iadijfifai  otcö  ;  YII,  21  gahaUida  managans  af  sauhtim 
jah  slaJiim  jah  ahmane  übüaüse  id-SQd^cevaev  TioXkovg  ärcd  v6avjv  xal 
/mtniyoiv  xal  Ttvevfuxrofv  TtovrjQChf;  {ga)lekinon:  Lc.  Y,  15  garunnun 
hiuhmans  lekinon  fram  imma  sauhte  seinaizo  d^eqaTi&üBod^ai  ht*  ctvzof) 
drtd  tOp  äad-evu&v  cth&v;  VIII,  2  qinons  poaei  vesun  galekinodos 
ahmane  ubüaiee  jah  sauhte  cS  J/aav  zed^eqaTtevfiivai  &7tb  Ttvevfidriap 
ftortj^Chf  Tuxl  äa^evudiv.  Daneben  steht,  wie  ebenfals  schon  erwähnt 
ward,  gahaänan  mit  af  Mc.  Y,  29;  ebendas.  34  sijais  haüa  af  pamma 
slaha.  Femer  gahrainjan :  TL  Tim.  II ,  2 1  jabai  hvas  gahrainjai  sik 
piee  huuad'iQTj  eccv%dy  dnö  toikoiv;  daneben  af  H  C.  YU,  1.  Sodann 
Paurban  und  gaparban  sik,  z.  b.  Mt.  IX,  12  m  paurbun  haüai  lekeis 
ovxfiBiav  exovaiv  oi  laxiiovTsg  iarqod;  I  C.  IX,  25  saei  haifstjan  snivip, 
aUis  sik  gaparbaip  Ttdrva  i/Kgaretjerai ;  I  Tim.  lY,  3  gaparban  mixte 
ii^€%ea^ai  ßQWfukiap.  Endlich  einige  adjectiva:  Kö.  YII,  3  frija  ist 
Pis  vitodis  ilevS-iga  dnb  zofj  vö^ov,  vgl.  YÜI,  2 ;  I  C.  IX,  21  ni  visands 
vüodis  laus  gups  avo^oq  &€ofj  (aber  Gal.  Y,  4  lausai  sijup  af  Xristau 
yuxTrjQ^n^xhjfue  dnö  zod  XQiazod);  Eph.  11,  12  vesup  framapjai  usmetis 
Israelis  dnriXkovqiwiiivoL  rfjg  TtoXirelag,  vgl.  lY,  18;  Lc.  IX,  11  pans 
Parbans  lekinassaus  zovg  xqbLov  txovtag  SegoTieiag;  U  Co.  XII,  13  hva 
attt  ist  pizei  vanat  veseip  8  ^m^riuej  vgl.  Lc.  XYIII,  22.     Mc.  X,  21. 

Auch  in  der  Edda  sind  diese  genetive  wenig  zahlreich;  es  sind 
etwa  die  verba  batna  (Y9I.  60  bgls  mun  aus  batna),  pegja  (Ham.  18 
Pegi  pu,  porr,  peirra  oräa)y  missa  (Helg.  Hu.  II,  44  pott  mist  hafim 
munar  ok  landa),  letja  (Sig.  III,  42  Uta  mann  sik  letja  langrar  ggngu\ 
synja  (AtlantL  66  kann  ek  diks  synja)^  vielleicht  fr^ja  (Fafn.  2G  nema 
pü  fr^äir  mer  hvais  hugar)  und  einige  wenige  adjectiva  dahin  zu 
rechnen. 

Aus  dem  Beöwulf  gehören  hierher:  ofteon  (4  oft  Scyld  sceaäena 
Preahwi  —  meodoseUa  oftedh);  getwcbfan  (478  god  eaäe  mceß  pone 
dciscaäan  ddbda  ßetwdfan),  getwceman  (968  ic  hine  ne  mxhte  ganges 
ßetto€hnan),  lettan  (568  brimMende  lade  ne  letton),  linnan  (2444  eaU 
dres  linnan);  vielleicht  behofian  (2648  ure  mandryhten  mcegenes  bcho- 
faä  ßdära  giuärinca)  und  einige  adjectiva,  wie  leds,  orwena,  idel. 

8HIT8GHB.  F.  DBÜT80HB  PEELOLOOIS.    BO.  Xm.  ^ 


18  BBRNHARDT 

Viel  häufiger  ist  dieser  genetiv  der  „trennung"  bei  Otfrid  (Erdm 
s.  175)  und  im  HSIiand;  aus  lezterem  sind  anzuführen  die  verba  uuen- 
Man,  gisuuicany  midan,  farlognjan;  tholon,  brestanj  hithurban,  thar- 
hon;  cdärian,  losicm,  Idsdn^  tomian,  sicoron,  uuemian,  aftVian;  ald- 
tan,  antbindan,  lettian;  von  adjectiven  Jduttar,  los,  temig j  sikor. 

Es  ist  also  hier  sichtbar,  dass  der  gebrauch  des  genetivs  sich 
almählich  ausgebreitet  hat.  Wenn  aber  der  genetiv  functionen  des 
ablativs  zu  übernehmen  scheint,  so  wird  er  dadurch  seiner  eigenen 
natur  nicht  untreu;  er  bezeichnet  auch  hier  nur  das  gebiet,  dem  die 
tätigkeit  des  verbs  zugehört,  oder  in  bezug  auf  welches  das  prädicie- 
rende  adjectiv  seine  geltung  hat;  der  begriff  der  trennung  liegt  nichi 
im  genetiv y  sondern  im  verbum  oder  adjectiv;  vgl.  darüber  Erdmann 
§  209  und  in  dieser  Zeitschrift  VI  s.  124 ,  wo  er  diese  seine  ansieht 
noch  bestimter  ausspricht.  Hat  also  der  genetiv  die  Vertretung  des 
ablativs  zum  teil  übernommen ,  so  ist  dies  geschehen,  indem  er  „seine 
bedeutung  von  innen  heraus  erweiterte." 

Anders  verhält  es  sich  mit  dem  dativ;  hier  hat,  wie  es  scheint, 
das  zusammenfallen  der  flexionen  eine  scheinbare  Vereinigung  ganz  ver- 
schiedener functionen  bewirkt.  Dass  aber  im  sprachbewustsein  des 
Ooten  der  instrumentale  dativ  von  dem  eigentlichen  geschieden  war, 
scheint  mir  daraus  hervorzugehen,  dass  beide  oft  neben  einander  auf- 
treten; so  z.  b.  Phil,  ni,  3  ahmin  gupa  shdhinondans  ^  vgl.  Rö.  VIT, 
24;  Bö.  XIY,  15  ni  mata  peinamma  jainamma  fraqistjais;  Gal.  I,  22 
vasuh  pan  unkunps  vlita  aikklesjam  Galatiais ;  Skeir.  I  c  pans  svesamma 
vüjin  ufhausjandans  diabtUau;  Bö.  XI ,  11  pizai  ize  missadedai  varp 
ganists  piudom;  Jh.  XVI,  2  hunsla  saljan  gupa;  Lc.  IV,  35  ni  vaihtai 
gaskapjands  imma;  Lc.  VI,  38  pizai  samon  mitadjon,  pizaiei  mitiPy 
mitada  ievis;  Jh.  XVIII,  22  (XIX,  3)  gaf  slah  lofin  lesua;  Phil.  I,  27 
ainai  saivalai  samatui  arbaidjandans  galaubeinai.  Doppelter  Instru- 
mentalis steht  neben  dem  dativ  Qdl.  VI,  11  sai  hvüeikaim  bohom  izvis 
gamdida  handau  meinai.  Auch  neben  ablativischem  dativ  steht  der 
eigentliche  Bö.  IX,  29  nih  frauja  büipi  unsis  fraiva. 

Ich  habe  Beiträge  s.  79  die  fälle  des  gotischen  dativgebrauchs 
bezeichnet,  die  mir  ablativischer  natur  zu  sein  scheinen,  nämlich  bei 
fraliusan,  afstandan^  tvisstandan,  büeipan;  ferner  den  dativ  bei  af, 
fram,  ms,  wozu  auch  vielleicht  der  bei  fairra  zu  reclmen  ist,  wenn 
er  von  dem  bei  nehva  getrent  werden  darf;  zweifelhaft  ist  mir  faura 
(Delbrück  s.  23).  Auch  der  dativ  beim  comparativ,  wie  Mt.  X,  31 
managoim  sparvam  batizans  sijup  juSy  dürfte  hierher  gehören ,  s.  Del- 
brück s.  19,  Erdmann  s.  246;  denn  es  ist  doch  wol  dieser  germanische 

dativ  von  dem  lateinischen  ablativ  und  griechischen  genetiv  in  gleicher 
/ 


ZCB  OOnSOHBN  0A8ÜSLBBBB  Id 

veirliiidiing  nicht  zu  trennen.  Dietrich  freilich  in  Haupts  ztschr.  Xin 
s.  X34  denkt  sich  diesen  dativ  local,  „neben,  bei/^  ebenso  Misteli 
(Zi;schr.  für  Völkerpsychologie  X  s.  164). 

Aus  der  Edda  fahrte  ich   als  beispiele   des   dativ -ablativs   die 

da.ta.Ye  bei  t^na^  hafna,  Juetta,  sofa,   lata  an;    es  ist  auch  wol  firra 

in     nennen,    z.  b.  Sig.  I,  29    hon  firrir  pik  flesta  gamni,    vielleicht 

Iffßr«-   AtL  74   hfßa  ykr  eUi  „euch  vom  alter  zu  heilen,"    und  verja: 

kW.  8  meyjar  ästum  muna  per  veräa  ofvarü,   sodann  die  ausdrücke 

ies  geboren  werdens  und  abstammens  bei  Delbrück  s.  12^  die  präposi- 

üonen  a/*,  firä,  or^  firr,  fiarri,  endlich  der  dativ  beim  comparativ. 

Auch  die  ags.  beispiele ,  die  ich  dort  gab  (forkösan  und  linnan\ 
lassen  sich  noch  vermehren:  Beöw.  143  se  pem  feonde  cettoand;  viel- 
leicht 805  sigew(spnum  forstooren  haefde;  56  him  eft  onwoc  hedh  Healf- 
dene;  59  ptem  feover  heam  on  worold  wocun,  vgl.  111  panon  untydras 
edle  ontoocon,  1961.  Dazu  kommen  präpositionen ,  wie  framy  of,  fear 
und  der  dativ  beim  comparativ,  der  freilich  dem  Beöwulf  fremd  ist, 
aber  in  ags.  prosa  erscheint  (Grimm,  Gr.  IV  s.  754).* 

Aus  dem  HSliand  i^eiss  ich  nur  {gi)suuican  „weichen,  untreu 
werden,"  anzuführen,  dessen  persönlicher  dativ  jedoch  auch  anders 
erklärt  werden  kann.     Über  uuopu  auuisan  s.  unten. 

Über  die  spärlichen  spuren  bei  Otfrid  vgl.  Erdmann  s.  244.  Die 
einzige  stelle,  die  für  den  dativ  bei  giberan  angeführt  werden  konte 
(scepheri  woroÜi  fatere  giboranän  ebammgan)  hat  Erdmann  selbst 
später  anders  erklärt,  indem  er  fatere  zu  ehansungan  zog. 

Wir  haben  also  im  Gotischen,  Altnordischen,  Angelsächsischen, 
spärlich  im  Althochdeutschen,  sichere  Überreste  des  dativ  -  ablativs ; 
sind  dieselben  über  die  brücke  des  Instrumentalis  dem  dativ  zuge- 
konmien  ? 

Mau  stüzt  sich ,  um  dies  zu  beweisen ,  auf  die  instrumentalformen 
im  Heliand  bei  verben,  die  mit  &i-  zusammengesezt  sind,  s.  Delbrück 
8.  8,  Moller  s.  9.  Ich  habe  indes,  in  Übereinstimmung  mit  Erdmann 
s.  241 ,  schon  Beiträge  s.  80  nachgewiesen ,  dass  der  Instrumentalis  hier 
nicht  die  trennung  bezeichnet,  dass  Hei.  2808  habde  the  ludeono  kuning 
tnanno  thene  märeöstan  hobdu  hihauuuan  nicht  bedeuten  kann  „er 
hatte  den  mann  von  dem  haupte  abgehauen/^   sondern  „er  hatte  an 

1)  Dass  bei  „geboren  werden"  auch  der  eigentliche  dativ  stehen  konte,  ergibt 
sich  aus  dem  Griechischen;  neben  ^ftög  ixyeyavra  steht  IIoQd^ei  tq^Ts  nar^eg  äfiv- 
fioifig  i^fyivovTo,  Im  Gotischen  findet  sich  kein  sicheres  beispiel  für  den  dativ- 
ablativ;  Le.  I,  13  {qens  peina  gabairid  sunu  fus  yiw^aei  vlov  aoi)  ist  fus  doch 
wol  nicht  anders  zn  nehmen  als  U,  11  gahawrans  ist  ievis  ncisjands.  Gal.  lY,  23 
steht  us:  sa  U8  piujai  bi  leQca  gabaurans  vfM  ix  rfjg  7rat^(axiiq  ye^^WT^im. 


20  BBtumABDt,  ZUB  ÖOTlSOfiBM  CASÜSLBHftfi 

dem  manne  das  hauen  hinsichtlich  des  hauptes  volzogeu/*  dass  also 
hier  wirklicher  mstrumentalis  vorliegt,  der  in  seiner  bedeutung  als 
respectiyus  dem  das  gebiet  der  handlmig  bezeichnenden  genetiv  sehr 
nahe  liegt  und  daher  auch  in  diesen  Verbindungen  mit  ihm  abwech- 
selt. Wenn  es  Beöw.  2256  heisst  sceai  se  hearda  heim  ftetum  befeaUen 
(sc.  wesan)^  so  kann  dies  nur  heissen:  „an  dem  heim  wird  sich  ein 
fallen  volziehen  hinsichtlich  semer  zierden/^  aber  nicht  „der  heim 
wird  von  seinen  zierden  abfallen,"  vgl.  2763  fcUu  hyrstum  behro- 
rene  usw. 

Abgesehen  von  diesen  compositis  mit  bi-  könte  man  im  Heiland 
nur  3689  uuopu  auuisien  und  5917  hofnu  auuisan  als  instrumentale 
mit  ablativischem  sinne  anführen;  allein  die  eigentliche  bedeutung  die- 
ses Zeitworts  ist  dunkel  und  über  den  sinn  des  Instrumentalis  also  nicht 
zu  entscheiden. 

Im  Ags.  finden  sich  unzweifelhafte  instrumentalformen  nur  dann, 
wenn  bei  dem  männlichen  oder  sächlichen  Substantiv  im  Singular  ein 
adjectiv  auf  e  (oder  S?)  steht,  wie  in  oäre  siäe,  getrume  micle,  moma 
gehtpylce,  mine  gefräße.  In  den  ausgaben  freilich  sind  die  instrumen- 
talformen auf  e  häufig  genug;  allein  die  handschriften  unterschieden 
nicht  ^  von  e ,  also  den  dativ  des  Substantivs  nicht  vom  instrumental. 
Unter  den  nicht  eben  zahlreichen  unzweifelhaften  instrumentalen  des 
Beöwulf  findet  sich  keines  mit  ablativischem  sinne. 

Ziehen  wir  nun  femer  in  betracht,  dass  hier,  wie  im  Heliand 
und  bei  Otfrid,  die  präpositionen ,  welche  eine  trennung  bezeichnen, 
niemals  mit  dem  Instrumentalis  verbunden  sind,  so  dürfte  der  schluss 
zu  ziehen  sein,  dass  dieser  nie  den  ablativ  vertreten  hat. 

EBFUBT,  IM  OGTOBER  1880.  ERNST  BERNHARDT. 


MITTELNIEDERDEUTSCHER  KATECHISMUS/ 

Aus  einer  handschrift  des  14.  — 15.  Jahrhunderts  auf  der  könig- 
lichen bibliothek  zu  Kopenhagen:  Manuscr.  Thott  in  4®  nr.  109. 

L    Dyt  sint  de  sunde  der  danken  de  allene  de  sele  dejrt. 
[Bl.  1.]    Denkent,  gelustent,  danken  to  laten,  de  begheringe  des 
quaden,  quaden  wyllen,  vntruwicheyt,  vnynnicheyt,  vormetenheyt,  mis- 

1)  Über  dio  vorreformatorischen  boichtbücher ,  Sünden-  und  tugendsptegel 
and  anslegungen  der  geböte  vergleiche  man  J.  Oeffcken,  der  Bilder katechismns 
des  15.  Jahrhunderts.  Leipzig  1855.  4<^,  insbesondere  s.  19  fgg.  und  beilagen  s.  89. 
120.  144-145. 


JBLLINGHAÜS.  MND.   KATBCHI8MUB  21 

trost,  quit  truwynghe,  torn,  hat,  ouergrot  lyues  vroude,  vndult, 
hamSt,  ghiricheyt,  tracheyt,  vordretinge  des  guden,  vorhardinge ,  dun- 
kelgudicheyt ,  begheren  behagen,  vrachten  nicht  behagen,^  schemynge 
dös  guden,  leue  sunder  in  god,  hochdreginge  des  states,*  vnbarmeher- 
ticheyt,  vorsmaginge  guder  lere,  ydei  ere  van  beghiftinge  der  nature, 
yöLel  ere  van  lukkes  weghen,  ydel  ere  van  hillicheyt  weghen. 

2.    Dyt  sint  de  sunde  des  sprekendes. 

Stede  wonheyt  to  swerende,  mene  ede,  honsprake  gades  vnde 
aner  hilgen,  den  namen  gades  vor  gheues  to  nomende,  de  warheyt  an 
to  vecbtene,  teghen  god  to  currende,  achtersprake  wyllen  spreken, 
leghen,  lästeren,  vloken,  beruchten,  kyuen,  drouwen,  twydracht  maken, 
Forraden ,  valsch  tughen ,  quaden  r&t  gheuen ,  belachen ,  gude  werk 
Yorkeren,  in  korken  sunder  not  spreken^  to  torne  reysen,  vnnutte  wort 
spreken y  vele  spreken,  vorronien  sunde ^  beschermen  ropent,  schant- 
vlekken,  vnkuschewort,  qu&t  to  louende,  reye  to  singende,  ander  lüde 
vorrichten. 

8.    Dyt  sunt  de  sunde  der  werk  (den  mynohen  qnaet  to  donde). 

Affgade  anbeden ,  gheystlik  dink  to  kopende,  wicken,  teueren  edder 
to  kamen  ding  seggen,  en  dink  to  nemeude  van  hilgen  steden,  [bl.  2] 
en  hillich  dink  to  nemende,  vire  breken,  ouerulodicheyt,*  vnkuscheyt, 
myt  Sunden  sik  to  berichtende,^  lofte  breken,  eynen  hilgen  orden  to 
vorwerpende,  wyldicheyt  in  gades  denste,  wen  to  schendende,  eynen 
mynschen  vordret  to  donde  in  personen  ruchte  efte  gude,  Stelen, 
rouen,  wokeren,  bedraghen,  in  breden  speien,  vnrechte  schatten,  vn- 
rechte  tolnen,  recht  to  vorkopende,  quaet  to  vorradende,  speie  lüde 
gheuen,  sik  suluen  mynslik  behoff  to  enteude,  bauen  behoff  to  sik  to 
nemende,  zedeliken^  sunde  to  donde,  wedder  in  sunde  to  vallende, 
hillich  beren^  vnde  nicht  wesen,  eyn  sundich  ampt  to  hebbende,  dan- 
tzen,  nye  vunde^  to  vinden,  eynen  groteren  vnder  oghen  cürren,®  eynen 
mynren  vordrukken;  in  rukende,  smakende,  tastende,  sinde,  hörende, 
küssende,  quaden  vnmie  vanghe,  in  vnkuschen  gauen  efte  tekenen,  in 
yp  genamen  ^  vnkuschen  reysen ,  in  Schriften  efte  boken  der  vnkuscheyt 
Byk  suluen  to  sunde  to  reysen. 

4.    Dyt  sint  de  sunde  gut  to  latende. 
Van  gode  nicht  to  denkene,    gade  nicht  leff  hebben  bauen  alle 
ding  vnde  ene  vruchten ,  gade  nicht  danken  vor  gut  van  em  entfangen, 

1)  Behaglichen  znatand  begehren,  anbehaglichen  fürchten.  2)  Bangstolz. 
3)  Völlerei.  4)  Das  sacrament  nehmen.  5)  Gewohnheitsmässig.  6)  Gebah- 
len,  sich  heilig  stellen.  7)  Kniffe.  8)  Einem  höheren  ins  gesiebt  knurren  (sich 
murrend  widersp&nstig  erweisen).      9)  Beabsichtigte  erregung  von  nnkensohheit? 


22  JBLLIHOHAÜS 

alle  werk  nicht  in  em  beghinnen  vnde  endigen,  vor  de  sande  nicht 
ruwen  vnde  bedrouen,  sik  nicht  bereden  to  der  gnade  gades,  de  ent- 
fangenen  gnade  nicht  bewarende  vnde  der  to  brukende,  to  gades  ange- 
stinge*  nicht  wyllen  keren,  nicht  en  willen  also  god  wyl,  to  gades 
denste  nicht  to  gande  vnde  den  to  vorsumende,  ampte  dar  en  to  ver- 
bunden is  to  vorsumende,  olderen  geyst-  vnde  liflik  nicht  to  erende, 
sik  suluen  nicht  bekennen,  de  consciencien  vorgheten,  de  korken  efte 
predekye  to  vlende,  den  bekoringen  nicht  wedder  to  stände,  de  böte 
vor  de  sunde  to  vorsumende,  lange  beyden  myt  vorplichten  werke, 
nicht  vrouwen  vp  enes  negesten  gelukke ,  nicht  bedrouen  vp  enes  nege- 
sten  vngelukke,  vnrecht  an  enen  gesehen  nicht  wyllen  vorgheuen,  den 
louen  enen  nicht  to  holden,  woldat  nicht  vorschuldene,*  de  ouertredere 
nicht  to  straffende ,  kyff  nicht  to  sonende '  dar  dat  en  don  kan ,  den 
vnwetene  nicht  to  lerende,  de  bodroueden  nicht  to  trostende,  ghuder 
lere  vnde  warheyt  nicht  horsam  to  wesende,  de  bade  gades  nicht  to 
holdende,  de  werk  der  barmeberticheyt  nicht  to  vuUenbringen ,  alle 
quaet  dat  ik  quaet  wet  nicht  to  latene,  alle  gud  dat  ik  gut  wet  to 
vorsumende. 

[Bl.  3.]  *•    Dyt  Bynt  de  V  syxme. 

Seynd.  Stede  dar  dat  sik  nicht  enboret  vnde  nicht  zen  dat 
sik  boret;  personen,  stat,  ...*  tytlik  gut  edder  ander  vromet  dink* 
begeren. 

Hörende.  Edesweren,  vnkuscheit,  achtersprake ,  mere,^  sehen- 
den, letsingen;^  nycht  wyllen  gades  denst^  missen,  predeken  vnde 
ander  tide. 

Smaken.  Lustlike  spise  vnde  gedreuke,  kinde- ^  vnde  vleschlik 
lust  to  beleuende. 

Tapent.  My  suluen,  ander  luden,  sunder  behoff  van  not,  men 
vmme  begheringe  wyllen,  nicht  mogben  tasten  scharpe  kleder  edder 
ander  heylsam  ding. 

Rukent.    Quden  roke,  ander  lüde  an  eren  roke  to  vorsmande.^® 

1)  Inspiratio.  2)  Vergelten.  3)  Streit  nicht  endgiltig  beizulegen. 

4)  Unleserlich.  5)  Fremde  sache.  6)  Klatsch.  7)  Liedsingen,  wol  in  dem- 
selben sinne  gemeint  wie  mnd.  lotspreker,  mhd.  lietsprecher  (ganeo ,  histrio)  gebraucht 
wird.  8)  Gemeint  scheint  zn  sein  kinde-lnst,  in  der  bedentnng  des  ahd.  chindön, 
mhd.  kinden,  so  dass  der  sinn  wäre:  ne  gastos  cibum  et  potum  libidinosum  nt 
coenndi  cnpiditatem  et  carnalem  libidinem  incites.  9)  tapent,  statt  tappent  ^ 
tappend  oder  tastend  nmherfühlen;  unter  scharpe  kleder  sind  etwa  grobe,  härene 
mönchskleider  zu  denken.  Demnach  wäre  der  sinn  dieses  absatzes:  betasten:  mir 
selbst,  oder  anderen  leuten,  unnötigerweise,  nur  aus  lust,  nicht  betasten  wollen  scharfe 
kleider,  oder  andere  nützliche  dinge.  10)  Sinn:  Guten  geruch  um  mich  verbrei- 
teA  (d.  h.  sich  selber  in  gutes  g^erücht  bringen ,  aber)  andere  leute  an  ihrem  geruche 


MKD.   KATBCHISlfUS  23 

6.    De  Vn  saoramente. 

Dat  erste  is  de  hilge  dope,  dar  ik  des  duuels  vnde  aller  einer 
list  ynne  vorsake. 

Dat  ander  is  de  vermynge,  dar  ik,  wen  ik  to  mynen  iaren 
kamen,  mede  bestadiget  werde. 

Dat  derde  is  de  voreuynge^  des  hilgen  lichames,  dar  ik 
werde  der  kerken  ledemat 

Dat  verde  is  penitentie,  vnde  is  vallenkammen  ruwe,  onde 
bicbt,  Ynde  holden  böte  vor  de  sunde. 

Dat  vifte  is  de  olyninge  vor  de  dagelikes'  sinde  to  vorghe- 
aende  vnde  pine  vormynringe. 

Dat  soste  is  en  geystlik,  dede  maket  is  vp  den  rad  des  ewangelij. 

Dat  souende  de  hilge  echteschop,  dede  steyt  an  Ionen  twy- 
schen  man  vnde  vronwen  to  holdene  vnde  an  kinder  to  telende. 

7.    De  werke  der  barmehertieheyt. 

Kranke  lüde  to  sokende  vnde  in  eren  noden  trostende  myt  wer- 
ken vnde  worden. 

Hnngherge  Inde  na  alle  myner  macht  to  spisende  myt  spise 
lere  vnde  rade. 

Den  dorstegen  mynschen  lanende  beyde  an  lyne  vnde  an  der 
sele  geysÜiken  to  trostende. 

De  vangenen  Inde  to  losende  myt  word  werken  vnde  ghude  na 
mynen  vermöge. 

Den  nakeden  kleden  vnde  wermen  lifliken  vnde  qnaet  mchte 
bedecken. 

Den  elenden  herbergen,  vnde  mynslicheyt  vnd  de  neghesten- 
boghe'  em  to  bewysende. 

Den  doden  grauen,  efte  na  volgen  to  graue  vnde  in  gades 
denste  vor  em  to  byddende. 

8.    Dyt  smt  de  VII  gaue  des  hilgen  geystes. 

De  wysheyt  in  gade,  gade  to  denende  vnde  der  sele  salicheyt 
to  weruende. 

De  vornost,^  gade  an  sinen  werken  wunderen  vnde  rechte  to 
bekennende. 

(d.  h.  in  der  meinnng  der  menschen)  yerSchtlich  machen.    Vgl.  die  noch  übliche 
nhd.  aosdracksweise:  im  geruche  der  heiligkeit  stehen. 

1)  Communio.  2)  Dagelikes,   adv.  =»  täglich  wird  auch   adjectivisch 

gebraucht  Hnd.  Wb.  1 ,  474.  3)  Erinnemng  an  den  Dächsten  =»  nachBtenlid>e. 

4)  Fttr  fomunst,  vemiinft 


24  JBLLINOHAÜB 

Den  rad  synes  leuendes  vnde  der  sele  an  god  to  settende  vnde 
an  de  hilgen  dreualdicheyt. 

Starkheyt,  sware  unde  scharpe  ding  vmme  gades  wyllen  an  to 
gande. 

Wetenheyt,  sik  soluen  krank  vnde  der  werlde  bedregelik  to 
bekennende. 

Den  vruchten^  gades  wysliken  gemenget  in  hopene  an  god  to 
hebbende. 

Mildicheyt,  sik  to  vorbarmende  in  sachtmodicheyt  euer  beho- 
uighen.  * 

[BL  4.]       9.    Dyt  sint  de  Vn  dotliken  sunde. 

Homot.  —  sine  dochter:  Vnhorsam,  vorroment,  dunkent,  hillich 
beren,*  ydel  ere,  sunderich  wesen;*  wyllen  wesen  gheeret  in  schone, 
in  macht,  in  ghude  efte  hillicheyt,  efte  dogheden. 

Ghiricheyt.  —  sin  dochter:  Begheren  bauen  behoff,  deuerye, 
roffgud,  drogen  in  gode  laden  efte  maten,  woker,  affborghen  in  qua- 
der  kopenschop  efte  ienich  gud  teghen  recht  to  belenende. 

Törn.  —  sine  dochter:  Wlomynge*  des  horten,  scheiden  efte 
vloken,  vorspreken^  efte  honspraken  an  rächte  efte  an  ere,  ouele  vor 
richten,  schaden  an  lyue  vnde  ghude  in  aller  wyse  des  tomes. 

Hate.^  —  sin  dochter:  Nummede  wyllen  lik  hebben  myt  ienigen 
dinge,  wedder  karren,  achter  spreken,  bedrouen  in  enes  andern  vra- 
men,  vnde  vrouwen  des  anderen  schaden  efte  quad. 

Tracheyt.  —  sin  dochter:  Vordretinghe  des  guden,  vorsagen® 
to  lydene,  vulicheyt,  vnlust,  vnynnicheyt,^  mishapent*^  to  der  gude 
gades,  vorsumennusse  prediken  vnde  gades  densL 

Vrassent.^^ —  To  vele  eten  vnde  drinken,  myt  vorsate  de  vasten 
breken,  vor  edder  na  der  etel  stunde  vmme  lust  eten,  lustliken  spise 
bereden,  ghirigen  eten,  eynen  anderen  noden.^* 

10.    De  Vm  saUcheyt. 

Arm  van  geyste:  nicht  wyllen  hebben,  edder  hebben  vnde 
nicht  sere  achten. 

Sachtmodich:  vor  dulden  vnde  nicht  wreken,  gud  vor  quat  to 
louende.  ^' 

1)  Die  furcht  2)  Über  dürftige.  3)  Tun  als  ob  man  heilig  wäre. 

4)  Absonderliches  benehmen.  5)  Trübung,  aufregung,  turbatio.  6)  Herunter 
machen,  schm&hen.  7)  »>  neid.  8)  Verzagen,  sich  scheuen.  9)  Unfröin- 
migkeit.  10)  Mishopen,  desperatio.  11)  Yräs,  Völlerei,  unmässigkeit  im 

essen  und  trinken.  12)  Die  siebente  totsünde,  die  unküscheit ,  fehlt.  Doch  könte 
der  lezte  satz:  eynen  anderen  noden  zu  ihr  gehören  sollen.  13)  Angeloben,  ver- 
sprechen. 


MND.  KATBOmSMUB  25 

Wenen:  vmme  rase  snnde  vnde  dat  wy  sin  an  desseme  iamer- 
liken  dale  der  drofiiisse. 

Dorsten  na  der  rechtuerdicheit :  to  donde  enen  iewelken,  wes 
he  em  plege  ^  is. 

Milde:  na  al  dynen  vormoghe  ok  van  den  herten  medelidinge 
to  ghenende. 

Beyne  van  herten:  sonder  sunde  vnde  qnade  andacht  vnde 
qaade  begheringhe. 

Vredesam  myt  den  negesten  vnde  myt  allen  luden  sonder  myt 
den  bösen. 

Vor  de  vorvolgher  to  byddende  so  god  soloen  dede  vnde 
Tns  allen  geraden  heft. 

IL    De  IX  vromeden  sunde. 

Eynen  anderen  beten,  dat  en  soloen  nicht  don  wyl  dat  teghen 
god  is. 

Eynen  anderen  raden  qoaet  to  donde,  dar  he  em  raden  scheide 
gad  to  donde. 

To  tolatende  quat  ding,  dat  en  wol  keren  vn  straffen  konde, 
wen  he  wolde. 

An  qoaden  werken  to  ogelne,*  al  oft  ik  sede:  dat  is  gans  wol 
gedln. 

Qoade  lode,  also  morder,  edder  rouer,  edder  ander  qoade  lode 
to  herbergene. 

Dat  en  vorswicht  en  qoaet  werk,  vnde  dat  nicht  en  straffet  dat 
he  qaaet  wet. 

Dat  sik  en  nicht  enteghen  set  der  vnrechtuerdicheit  vnde  den 
Sunden. 

Dat  en  nicht  apenbart  en  hemelik  qoat  so  verre  also  he  dat  dar 
mede  stören  konde, 

Dat  en  delaftich  wert  der  sonde ,  efte  godes  dat  ouel  gewonnen  is. 

12.    De  ropenen  sunde. 

[Bl.  5.]  Ghestortet  blot,  wor  en  mynsche  vormordet  wert  to 
vnrechte. 

De  sonde  van  sodoma,  de  wy  stommen  sonde  beten  der  vnko- 
scheyt. 

De  vordodeden  kindere  de  van  bosheyt  vormordert  werden  efte 
dede  de  moder  by  syk  vinden. 

Yordenet  Ion  dat  me  by  sik  beholt  vnde  nicht  betalen  wyl. 

1)  Pflichtig,  schuldig.       2)  Liebäugehi,  schmeichehi. 


26  JSLLINGHAüS 

Id.    De  Bunde  in  dem  hilgen  geist. 

Dede  batet ,  dat  de  gnade  des  hflgen  geystes  allen  e  gheuen  mach, 
also  knscheit  vnde  hillicheii 

Dede  sik  set  tegen  apenbare  wytlike  warbeyt. 

Dede  mysbapet  to  der  gude  des  bilgen  geystes ,  dat  be  sik  num- 
mer  euer  em  vorbarmen  wylle ;  de  nicbt  bycbten  en  wyl  edder  ruwen  ^ 
an  sinen  losten.^ 

Honsprake  gades,  siner  leuen  moder,  vnde  sinen  bilgen  louen 
vnde  der  bilgen  kerken. 

De  sik  drucbt '  vnde  let  to  *  der  gude  gades  vn  dar  vp  sundigbet 

De  myt  vorsate  nicbt  bebben  wyl  de  gude  des  bilgen  geystes, 
vp  dat  be  nicbt  gudes  don  dorne. 

14.    Desse  nasclireuen  stuoke  maket  ene  siinde   swarer  den  se  by 

sik  is. 

De  bilge  orde:  wente  de  dar  jnne  is,  den  wert  de  sunde  swarer 
den  de  dar  buten  is. 

De  bilge  stede:  de  sunde  dar  vp  scbende  werden  ok  swarer  d^ 
de  docb  weren. 

De  wetenbeyt:  wente  de  en  ding  wet,  de  besundiget  sik  mere 
den  de  vorweten.* 

De  tyt:  wen  de  beslaten  is  myt  bilicbeyt  oket^  ok  ene  gelike 
sunde. 

Dat  older:  wente  en  old  vorvaren  mynscbe  besundiget  sik  in  ener 
sunde  mer  den  eyn  jung. 

De  stad:  de  bogbe  de  sundiget  mer  an  gelik  den  de  side.^ 

De  tal:®  dat  en  vaken^  deyt,  also  van  wanbeyt^^  wegen,  is  ok 
groter. 

De  lange  bedenkinge  der  sunde,  wo  quat  se  is^  vnde  wen  se  en 
den  nocb  nicbt  en  let. 

De  sake  der  sunde, ^^  also  is  de  sake  kleyne^  so  is  de  sunde  so 
vele  groter. 

16.    [Die  sehn  geböte.] 

1.  Bede  nicbt  vromede  gade  an.  —  De  docbter  sint :  Wycke- 
rie,  touerye,  den  duuel  laden,  besweren  kunst  to  ouende,  besweren,  to 
kamen  ding  seggen  van  deren  efte  des  bemmels  lope,  dromeren,^* 
vnde  wapen  bespreken  efte  vorgiftige  worme,   doden  to  vragbene  efte 

1)  Rnwen ,  bereuen.  2)  Losten  »i  lesten ,  an  seinem  lezten ,  an  seinem  ende. 
3)  wol  «»  sik  trdwet,  vertraut.  4)  Yerlässt  auf.  5)  Der  unwissende.  6)  Alts, 
ökan,  got.  aukan,  vermehreu,  vergrössem.  7)  Der  niedrige.  8)  Die  auzahl 
9)  Oft.       10)  Gewohnheit.       11)  Ursache.        12)  drdm  dren  ? 


lOn).  KATB0HI8MÜS  27 

to  beswerende ,  vnbekande  figoren ,  karacteren ,   efte  schrift  by  sik  to 
dregbende. 

2.  Nome  den  namen  gades  nicht  vorgeues.  —  De[r]  doch- 
ter sin:  Sweren,  myt  gade  betngen,  yalschliken  lichtliken  vnde  bedrog- 
liken  sweren  vn  danknamen,  by  den  dingen  vnser  vorlosinge  sweren, 
by  ieniger  ledematen  der  mynscheyt  to  swerende ,  schentliken  vnnut- 
liken  ynde  snnder  not  vn  vergheues  to  swerende. 

3.  Denk  den  hilgen  dach  to  viren.  —  De  dochter:  Alle 
werke  dat  arbeydelikes  vnde  dat  der  innicheyt  de  men  vp  den  hil- 
gen daghe  hebben  schal  vorstoren  mach,  vnde  van  dingen  de  schent- 
lik  sint,  also:  van  snnden,  van  der  begheringe  des  vlesches,  van 
ydelheyden  des  dantzen,  kroghen,^  an  breden  speien ^  leddich  gangen.' 

4.  Ere  vader  vnde  moder  vnde  dine  geystlike  olderen 
aldas.  —  In  erwerdicheyt ;  nicht  hartliken  efte  vordretliken  en  to 
anwarden,  myt  worden  werken  efte  wyllen  vnde  hertliker  gnde  na  alle 
dyner  macht  se  to  besorgende,  horsam  to  wesende  vnde  vront-  [bl.  6.] 
liken  sik  by  en  to  bewysende. 

5.  Dn  scholt  nicht  dot  slan,  in  aller  wyse  so  hir  na  steyi  — 
Myt  dyner  hant  wen  dodene;  efte  myt  den  munde  achter  to  sprekende, 
ofte  myt  den  danken  ofte  myt  der  begheringe;  ok  nemende  raden, 
efte  beten,  efte  beden  wen  to  slande;  ok  nemende  richten  efte  baten, 
ofte  desse  stncke  to  latende. 

6.  Dn  scholt  nicht  vnkuschen,  myt  nnmmede  in  dat  gemene, 
--  behaluen  myt  dynen  echten  gaden ,  vn  dat  in  dryeleye  sake ,  to  den 
ersten  also  vnmie  kinder  to  telende,  to  den  ander  male  alse  ouerspyP 
to  Yormyden,  de  derde  also  synen  gaden  horsam  to  holdende,  vnde 
anders  nnmmer  mer. 

7.  Du  scholt  nicht  stelen  dinem  negesten,  —  ofte  hemelken 
wat  to  beholden,  nemende,  reuende  efte  schattende,  sunder  myt  rechte, 
ofte  ?unden  gud  beholden,  ofte  afborgen  myt  andacht^  nicht  wyllen 
betalen,  efte  desse  stucke  mede  holen ,  weten,  efte  raden. 

8.  Du  scholt  nicht  valsche  tugen  teghendinen  negesten, 
nodi  vmme  hates  wyllen,  noch  vmme  leue  wyllen ,  noch  vmme  loues 
wyllen,  noch  vmme  bede  wyllen,  noch  vnune  vruchten  ofte  schaden 
ofte  ienigher  schände  wyllen,  ofte  vmme  nenerleye  sake  wyllen. 

9.  Du  scholt  nicht  begheren  dynes  negesten  hus- 
vrowen,   efte  kindere,  efte  knechte,  efte  meghede,  ofte  eghene  lüde, 

1)  In  den  krag,  ins  Wirtshaus  gehen,  zechen.      2)  Müssig  henim  schlendern. 
3)  Ehebrach.       4)  Abeicht 


28  ZIKOEBLB,  VOGBIiSANO 

efte  perde,  ofte  koye,  ofte  yenigherleye  quek,  ofte  ienigherleye  gud  dat 
bewegdlik  is  van  steden  to  steden,  also  desse  ding  sint  vorgeschrenen« 

10.  Du  scolt  nicht  begeren  dines  negesten  hus,  ofte 
akker,  ofte  wysche,  ofte  wolde,  land,  slote,  hone,  vnde  alle  dink  in 
dat  gemene  dat  vnbewegelik  is,  noch  personen^  stad  ere.* 

1)  Persone,  pfarrer.  Lübben,  mnd.  wb.  3,  322.  2)  Stadinge?  ausstat- 
tcrng?  unbewegliches  gut  einer  püarre? 

KIEL.  H.   JELLINGHAUS. 


VOGELSANG. 

In  der  abhandlnng:  „Yogelsang.  Ein  cnltnr-  nnd  ortsgeschichfc- 
licher  Versuch  von  Ednard  Jacobs  '^  (Beiträge  znr  dentschen  Philologie) 
s.  208  lese  ich :  „  Anch  Vogelweiden  als  örtlichkeiten  sind  ziemlich 
früh  bezeugt  nnd  noch  früher  vorauszusetzen,  so  1204 — 1218  Walther 
cantor  de  Vogelweide,  gegen  1286  — 1295  daz  Vogelweide  in  Tirol 
unweit  Sterzing,  welches  von  Pfeiffer  als  heimat  Walthers  angesehen 
ward/'  Ich  erlaube  mir  dazu  einige  bemerkungen.  Die  stelle  Walther 
cantor  de  Vogelweide  in  Wolfkers  Beiserechnungen  muss  doch  auf 
nov.  1203  gedeutet  werden.  Was  die  Vogelweide  bei  Sterzing  betrift, 
so  habe  ich  dagegen  meine  gründe  Germania  20,  258  ausgesprochen. 
In  neuester  zeit  werden  die  Vogelweiden  bei  Sterzing  imd  am  Laiener 
Bied,  obwol  dieselben  dreizehn  stunden  von  einander  entfernt  sind, 
häufig  verwechselt  Die  Vogelweide  bei  Sterzing  ist  spurlos  verschwun- 
den, der  hof  am  Laiener  Biede,  der  bis  1849  grundzinse  bezog,  hat  sich 
erhalten.  Ausser  den  zwei  genanten  Vogelweiden  begegnet  noch  eine 
im  Meinhartschen  Urbare,  in  dem  Pfeiffer  die  Vogelweide  bei  Sterzing 
entdeckt  hat,  21^:  „Datz  Egerdach  von  dem  vogelwaide  giltet  aht 
phuni  " 

Eine  „Vogel weide '^  finden  wir  in  Pfunds  im  Oberinnthal  und  im 
Urbare  des  klosters  Stams  vom  jalpre  1294  wird  ein  „curtile  fogela- 
rum'^  aufgefährt.  —  Zum  Schlüsse  kann  bemerkt  werden,  dass  der 
schreibname  „Voglsanger '^  in  Tirol  nicht  selten  vorkomt. 

INNSBRUCK,   2.  BiÄRZ   1880.  L   Y.  ZINGERLE. 


29 


DIE  ERD-  UND  VÖLKERKUNDE  IN  DER  WELTCHRONIK 

DES  RUDOLF  VON  HOHEN -EMS. 

(Fortsetnmg.) 

§  7.    Quellen  und  Urquellen  der  vorläge  Budolft. 

Nachdem  wir  den  statlichen  verwantenkreis  der  Budolfschen  erd- 
knnde  imd  ihre  hervorragende  stellang  innerhalb  desselben  kennen 
gelernt  haben,  erübrigt  die  frage  nach  der  abstammung  der  geo- 
graphie  des  Honorius,  deren  lösnng  notwendig  ist,  um  fBr  richtige 
erkentnis  und  gerechte  beorteilnng  der  leistnng  Budol&  eine  sichere 
gnmdlage  zu  gewinnen.  Denn  nur  dadurch  werden  gewisse  bei  Rudolf 
anSülende  fehler  ihre  zuverlässige  aufhellung  finden ,  und  wird  zugleich 
auch  das  bunt  zusammengewürfelte  gemisch  von  allerlei  angaben  aus 
den  verschiedensten  Zeiträumen  erklärlich  werden.  Auch  wird  sich 
daraus  erkennen  lassen ,  wie  frühere  forscher  zu  ihren  oben  dargeleg- 
ten ansichten  über  die  herkunft  der  geographie  Rudolfs  gelangen 
konten.^ 

a.    Die  geographischen  demente  des  von  Honorius 

gelieferten  abrisses. 

o.  Benutzung  von:    Isidorns,   Etymologiarnm  libri;   Angnstinns  de 

Ciyitate  Dei;  Baeda,  Ezpositio  locorum. 

1.  Wenden  wir  uns  nun  zu  quellenkritischer  prüfung  der  geogra- 
phie des  Honorius,  so  ergibt  sich  zunächst,  dass  der  fär  Budol&  län- 
ger- und  Völkerkunde  vermutete  zusanmienhang  mit  Isidors  Etymologien 
in  der  tat  besteht.  Denn,  wie  schon  die  überall  den  geographischen 
namen  zugefügten  etymologischen  herleitungen  erraten  lassen,  entnahm 
Honorius  bei  ausarbeitung  seines  geographischen  abrisses  wirklich  die 
meisten  seiner  angaben  eben  jenem  etymologisch  verbrämten  grund- 
buche  mittelalterlicher  gelehrsamkeit  Diesem  abhängigkeitsverhältnisse 
^tspricht  auch  die  Übereinstimmung  in  dem  algemeinen  gange  der 
UnderauMhlung  bei  Honorius  mit  dem  des  geographischen  haupt- 
^hnittes   in   den  Etymologien  Isidors;   namentlich   hinsichtlich   der 

1)  Nur  die  von  Th.  Merzdorff  und  Cholevins  anfgestelten  ansichten  bleiben, 
^  ginzlich  irrig,  im  folgenden  ansser  betrachl  Die  erstere  ist  bereits  oben  erle- 
digt worden;  die  andere  kann  nur  aaB  einem  misverstandniase  einer  änaaening 
YÜfflarB  (auf  8. 13  seiner  abhandlang)  entstanden  sein ,  denn  im  Pantheon  (Jotfrieds 
fiadet  sie  gar  keinen  tatsächlichen  anhält. 


30  DOBEBBNTZ 

vierteiligen  hauptdisposition ,  die  bei  beiden  völlig  dieselbe  isi^  Und 
hieraus  begreift  sich  auch,  wie  Yilmar  (6.33)  in  der  geographischen 
partie  des  Vincentius  einer-  und  der  des  Rudolf  v.  Ems  andererseits 
„die  gleiche  Ordnung  der  geographischen  enuroeration'^  finden  konte. 
Jedoch  ist  diese  Übereinstimmung  in  den  geographischen  abschnitten 
des  Honorius  und  des  Rudolf,  gegenüber  denen  des  Isidorus  und  des 
YincentiuSy  keinesweges  eine  volständige  und  bis  in  alle  einzelheiten 
herabreichende.  Die  Ursache  dieser  abweichungen  wird  sich  durch  die 
Untersuchung  eines  anderen  verwantschaftsverhältnisses  alsbald  heraus- 
stellen. 

Während  nämlich  in  der  zweiten  hälfte  des  13.  Jahrhunderts  der 
gelehrte  Dominikaner  Vincenz  von  Beauvais,  dem  plane  seines  gros- 
sen Sammelwerkes  gemäss,  die  geographischen  angaben  Isidors  wört- 
lich ausziehen  liess  und  aufnahm,  hat  sie,  in  der  ersten  hälfte  des 
12.  Jahrhunderts,  Honorius,  für  den  zweck  eines  kurzen  und 
bequemen  handbuches,  zusammengedrängt,  gekürzt  und  in  die 
damals  beliebte  und  dem  gedächtnis  zu  hilfe  kommende  form  der  reim- 
prosa  gekleidet,  und  überdies  auch  hat  er,  ebenfals  für  den  gleichen 
zweck  eines  handbuches,  die  übrigen  bei  Isidor  verstreut  und  verzet- 
telt vorkommenden  geographischen  angaben,  und  zwar  hauptsächlich 
aus  IX,  2  (de  gentium  vocabulis);  XIII,  21  (de  fluminibus);  XIV,  8 
(de  montibus);  XV,  1  (de  civitatibus);  an  gehörigen  stellen  passend 
eingefügt 

2.  Jedoch  sind  die  nachrichten  über  die  wunderwirkenden  steine 
Asbesten  (Hon.  c.  27),  Pyrites  und  Selenites  (c.  14),  nebst  denen  über 
die  merkwürdigen  quellen  in  Epirus  (c.  27)  und  bei  den  Garamanten 
(c.  33),  nicht,  wie  es  scheinen  könte,  den  entsprechenden  stellen  der 
Etymologieen  (üb.  XVI,  c.  4  und  XHI,  c.  13)  entnommen,  sondern 
unmittelbar  aus  der  auch  schon  von  Isidor  selbst  benuzten  quelle,  aus 
Augustinus,  de  civitate  dei  XXI,  5  geschöpft.*    Der  beweis  der  rich- 

1)  Isid.  IIb.  XrV.  1.  cap.  III.  deAsia.  2.  cap.  IV.  de  Europa.  3.  cap.V. 
de  Libya.  4.  cap.  VI.  de  insulis.  Honor.  lib.  I.  1.  cap.  8 — 21.  de  Asia. 
2.  cap.  22—81.  de  Europa.  3.  cap.  32.  33.  de  Africa.  4.  cap.  34—36.  de  insu- 
lis et  novo  ut  dicunt  orbe. 

2)  In  diesem  capitel  wird  gezeigt:  Quanta  sint  quorum  ratio  nequeat 
agnosci  et  tarnen  ea  vera  esse  non  sit  ambiguum.  Da  nun  jene  fraglichen  nach- 
richten an  dieser  stelle  durch  Augustinus  als  belege  angeführt  worden  für  mirabi- 
IIa,  quae  historia  non  factorum  et  transactorum ,  sed  manentium  locorum  tenet,  so 
war  für  mittelalterliche  denkweise  ihre  unbedingte  Wahrheit  fest  verbürgt  Von 
diesen  Wunderdingen  erw&hnt  Budolf  ▼.  Ems  nur  die  quelle  bei  den  Garamanten 
(in  V.  1374— 78)  und  die  Kappadocischen  Stuten  (in  v.  782  — 88;  Honor.  c.  29).   Yfos- 


DIB  GBOORAPHIB  BüDOLFS  VON  BM8  31 

tigkeit  dieser  behauptung  ergibt  sich  zunächst  aus  folgender  Wahrneh- 
mung. Die  vom  winde  befruchteten  Stuten  setzen  Varro  de  re  rust. 
2, 1.  Justinus  44,  3  und  Plinius  H.  N.  YIII,  67,  166  nach  Lusitanien, 
in  die  gegend  von  Olisipo  am  flusse  Tajo.  Solinus  c.  45^  18  gedenkt 
ihrer  ohne  localisation.  Augustinus  dagegen,  de  civ.  dei  21,  5  versezt 
sie  (vielleicht  verleitet  durch  den  bei  Justin  beigefügten  landesnamen 
Gallaecia)  nach  EappadoMen.  Aus  Isidor  aber  kann  Honorius  seine 
angäbe'  deshalb  nicht  geschöpft  haben,  weil  sie  sich  bei  diesem  über- 
haupt nicht  vorfindet  und  völlig  gesichert  wird  der  beweis  durch  die 
weitere  Wahrnehmung,  dass  der  Wortlaut  der  betreffenden  angaben  des 
Honorius  sich  genau  anschmiegt  an  diejenige  fassung,  welche  Augusti- 
nus bei  der  entlehnung  aus  Solinus  ihnen  gegeben  hatte;'  während 
Isidor  sich  teils  bei  seinem  heräbemehmen  von  werten  Augustins  leise 
änderongen  gestattete,  und  teils  auch  nochmals  Augustins  quelle,  den 
Solin,  zu  rate  zog,  und  diesem  dann  sich  näher  anschloss.  Alle 
dadurch  bei  Isidor  entstandenen  abweichungen  von  Augustins  fassung 
kommen  aber  bei  Honorius  nirgend  zum  Vorschein.' 

Deumach  ergibt  sich  augenscheinlich ,  dass  Honorius  seine  haupt- 
quelle, die  Etymologieen  des  Isidor,  zeitweilig  gegenüber  der  höheren 

hUb  er  der  übrigen  geschweigt,  möchte  sich  wol  kaum  sicher  erraten  and  erwei- 
sen lassen. 

1)  Honorius  J.  M.  I,  c.  29:  In  hac  [sc.  Capp.]  equae  a  vento  concipiunt, 
sed  foetus  non  amplius  triennio  vivunt. 

Angustin,  de  civ.  dei  XXI,  5,  1  (ed.  Dombart  tom.  n,  s.  496):  In  Cappa- 
doeia  etiam  vento  eqnas  concipere  [sc.  perhibent],  eosdemque  fetus  non  amplius 
triennio  yivere. 

2)  Vgl.  Mommsens  ausgäbe  s.  XXXI. 

3)  Folgende  gegenüberstellungen  mögen  dieses  yerh&ltnis'  des  Honorius  und 
des  Isidor  zu  Augustin  Yeranschaulichen: 

August,  de  ciy.  dei  XXI,  5,  1  (Domb.  n,  s.  495):  Apud  Garamantas  quen- 
d«m  fontem  [sc.  perhibent]  tarn  frigidum  diebus,  ut  non  bibator,  tam  fervidum  noc- 
tiboB,  ut  non  tangatur. 

Honor.  c.  33:  Apud  quos  [sc.  Garamantes]  est  fons  tam  frigidus  diebus  ut 
Bon  bibatur ,  tam  fervidus  noctibus  ut  non  tangatur. 

Dagegen  Isidor  Etym.  XUI,  13,  10:  Apud  Garamantas  fontem  esse  [aiunt] 
ita  algentem  die  ut  non  bibatur,  ita  ardentem  nocte,  ut  non  tangatur. 

August,  a.  a.0.:  In  eadem  Perside  gigni  etiam  lapidem  seleniten,  cuius 
ioteriorem  candorem  cum  Inna  orescere  atque  deficere  [sc.  perhibent]. 

Honor.  c.  14:  (Persida  mittit)  et  Synelitem,  cuius  candor  cum  luna  crescit 
et  deficit. 

Dagegen  ganzlich  abweichend,  und  an  die  ursprüngliche  quelle,  an  Solin 
07,  21),  Bich  wörtlich  anschliessend  Isid.  16,  10,  7:  Selenites  translucet  candido 
nelleoque  fnlgore,  continens  lunae  imaginem,  quam  iuxta  cursum  astri  ipsius  per- 
Idbent  in  dies  singulos  minui  atque  augeri.    Nascitur  in  Perside. 


32  D0BBBKNT2 

autorität  des  Augustinus  hat  zurücktreten  lassen.  So  könte  man  denn 
auch  geneigt  sein ,  die  kurzen  angaben  über  den  Magnet  und  den  Ada- 
mas, welche  Honorius  am  ende  des  13.  kapitels  seiner  skizzierung  der 
wunder  Indiens  angefügt  hat,  auf  entsprechende  stellen  des  Augusti- 
nus (de  civ.  dei  21 ,  4)  zurückzuführen,  Ms  sie  überhaupt  auf  eine 
bestimte  quelle  zurückgeführt  werden  dürfen. 

3.  An  einigen  wenigen  anderen  stellen  scheint  Honorius  auch 
Baedas  Expositio  de  nominibus  locorum  vel  civitatum  quae  leguntor 
in  libro  Actuum  Apostolorum , ^  benuzt  zu  haben,  welche  ihrerseits 
widerum  grossenteils  aus  Orosius  und  Isidor  geschöpft  war.  So  zeigen 
die  werte  des  Honorius  in  cap.  32 :  Haec  et  Pentapolis  a  quinque  dvi- 
tatibus  est  dicta.  Scilicet  [1.]  Berenice,  [2.]  Arsinoe,  [3.]  Ptolemaide, 
[4.]  Apollinea  [1.  ApoUonia],  [5.]  Girene,  a  propriiis  conditoribus  ita 
dictae  insofern  eine  aufßJlige  Übereinstimmung  mit  den  entsprechenden 
angaben  Baedas  (sp.  1036),  als  von  beiden  ver&ssern  nicht  allein  genau 
dieselbe  topographisch  richtige  reihenfolge  bei  der  aufzählung  eingehal- 
ten, sondern  auch  an  zweiter  stelle  die  aus  ptolemäischer  zeit  stam- 
mende bezeichnung  Arsinoe  gebraucht  wird  [bei  Budolf  v.  1330  fehler- 
haft als  AssinoS  erscheinend].  Dem  gegenüber  bietet  Isidor  (Etym. 
XV,  5,  5)  eine  andere  namensfolge  und  fgr  Arsinoe  die  ältere  benen- 
nung  Teuchira  [statt  Tauchira,  d.  L  das  heutige  Tökra],  nämlich: 
[1.]  Cyrene,  [2.]  Berenice,  [3.]  Teuchira,  [4.]  Apollonia,  [5.]  Ptole- 
maide. ^ 

4.  Dass  diese  einzelnen  und  vereinzelteu ,  aus  zwei  verschiedenen 
werken  und  aus  den  verschiedensten  kapiteln  der  etymologieen  Isidors 
zusammengesuchten  streifchen  von  dem  gewant  compilierenden  Hono- 
rius zu  einem  ganzen  verknüpft  werden  konten,  ward  dadurch  sehr 
erleichtert,  dass  jenen  angaben  jedesmal  die  geographischen  stichworte 
zugesezt  waren.  Überdies  hatte  auch  Isidor  innerhalb  seiner  einzelnen 
sachlich  geordneten  kapitel  vermittelst  einer  karte  ^  die  topographische 
aufeinanderfolge  möglich  inne  zu  halten  gesucht. 

Bei  der  ansehnlichen  fülle  geographischer  namen,  welche  noch 
dazu  grossenteils  —  um  des  älteren  Plinius  ausdruck  anzuwenden  — 
nichts  als  „locorum  nuda  nomina^'  vorstellen  mochten,  würde  es  dem 

1)  S.  Mignes  abdrack  der  werke  Bedas  bd.  3  sp.  1035  fgg. 

2)  Desgleichen  hat  Honorius  in  dem  satze  des  cap.  20:  In  hac  [sc.  Aaia 
minori]  est  Ephesus  civitas  ab  Amazonibns  constmcta,  in  qoa  reqniescit  corpus 
loannis  Eyangelistae  den  ersten  teil  aus  Isidor  (Etym.  15,  1,  38)  entnommen,  den 
zweiton  aber  ergänzt  nach  Bedas  werten  (sp.  1037):  Ephesus,  Amazonum  opus, 
civitas  in  Asia,  ubi  requiescit  beatus  evangelista  Joannes. 

3)  So  vermutete  Müllenhoff,  Über  die  Weltkarte  s.  28  mit  recht 


DIE  QBOOBAFBU  BÜD0LF8  VON  SMS  BS 

Honorios  trotzdem  wol  schwerlich  geglückt  sein ,  seine  compilation  ohne 
zahlreiche  gröbere  fehler  auszufahren,  wenn  ihm  nicht  ein  wichtiges 
werk  dabei  zu  statten  gekommen .  wäre ,  das  ihm  bei  gruppierung  des 
reichen  Stoffes  den  klaren  blick  hätte  wahren  helfen. 

ß.    Die  chorographie   des   Orosius  nach  weseD   and  bedentung, 
▼  ornehmlich  in  ihrer  benntzang  durch  Isidor  und  Honorins. 

1.  Die  schematisch  angelegte,  knappe  Chorographie,  welche 
das  zweite  kapitel  des  ersten  buches  bildet  in  des  Orosius  Historia- 
mm  libri  YII  adversus  paganos,  hat  die  trefliche  kritische  ausgäbe, 
deren  K  Zangemeister  sie  gewürdigt  hat,^  wol  verdient.  Schon  seit 
mehreren  Jahrzehnten  hatte  sie  das  wissenschaftliche  Interesse  nicht 
unerheblich  beschäftigt,  zumal  seitdem  sie  im  jähre  1856  durch  Karl 
Müllenhoff  in  seiner  wertvollen,  bereits  öfter  erwähnten  Kieler  ein- 
ladungsschrift  mit  der  frage  nach  der  weitkarte  des  Agrippa  in  innigste 
Verbindung  gebracht  worden  war.^  Denn  mit  ihrer  wesentlichen  bei- 
hilfe  solte  die  existenz  und  Verbreitung  geographischer  conmientarien 
des  Agrippa,  deren  Veröffentlichung  durch  die  Pliniusstelle  in,  3,  17 
nicht  bewiesen  würde, ^  nunmehr  beweisend  dargetan  werden.  Freilich 
hat  die  behauptung  eines  innigen  Zusammenhanges  der  chorographie 
des  Orosius  mit  den  conmientaren  Agrippas  durch  A.  Biese  neuerdings 
erhebliche  einschränkungen  erfahren,^  welche,  wenn  sie  berechtigt  sind, 
überhaupt  zweifei  an  der  existenz  geographischer  commentarien ,   im 

1)  Erschienen  in  den  Commentationes  philologicae  in  honorem  Th.  Momm- 
seni.  1877.  s.  715  —  738.  Nach  Zangemeisters  materialien  auch  bei  Alex.  Biese,  in 
dessen  Geographi  latini  minores,  Heilbronnae  1868  s.  56  —  70.  Tgl.  dazu  Addenda 
s.  XLYn  {g.  und  namentlich  die  beachtenswerten  bemerlnmgen  in  den  Prolegom. 

8.  AJULI  fg. 

2)  Müllenhoff,  Über  die  Weltkarte  s.  13—26. 

3)  Unter  den  an  jener  stelle  des  Plinios  erwähnten  commentarii  sind  jedoch, 
nach  meiner  aofüassnng,  nicht  etwa  der  karte  beigegebene  erläntemngen  und 
erginznngen,  sondern  vorarbeiten  des  Agrippa  zu  verstehen,  d.  h.  topographische 
and  statistische  notizen,  welche  er,  cum  orbem  terranun  orbi  spoctandum  propo- 
ritnms  esset,  zusammengestelt  hatte.  Und  die  einleitungsworte  der  Divisio  orbis 
terranun  sprechen  überhaupt  nicht  von  „commentarien^  [Riese  G.  1.  m.  s.  15:  Or- 
bis dividitor  tribns  nominibus:  Europa,  Asia,  Libya  vel  Africa.  Quem  [sc.  orbem] 
divus  Aogastns  primus  omnium  per  chorographiam  ostendit].  Nicht  eine  welt- 
bes  ehr  ei  bang  also  ist  mit  chorographia  gemeint,  da  eine  solche  von  Augustus 
herstammende  leistung  nirgend  erwähnt  wird;  vielmehr  ist  die  weitkarte  dos 
Agrippa  darunter  zu  verstehen,  welche  durch  dessen  kaiserlichen  freund  die  Vol- 
lendung erhielt.  Diese  auffassung  der  stelle  des  Plinius  lag  mir  längst  im  sinne 
ebe  ich  sie  von  Gast  Oehmichen  auf  s.  48  seiner  Plinianischen  studien  (Erlangen 
1880)  zu  meiner  freude  ausgesprochen  und  belegt  fand. 

4)  Geogr.  kt.  m.  8.XXVI  und  XYIfg. 

SXlYiOHft.   V.  DSUTBCBB   TBILOLOQIE,     BD,   XIH.  d 


34  BOBBBBNTZ 

sinne  einer  der  weitkarte  beigegebenen  erklärungsschrift ,  wacbmfeD 
müssen.^  Qewiss  bleibt  jedoch  inunerhin,  dass  die  chorographie  dec 
Orosius  unverkenbar  ältere  bestandteile  in  sich  birgt, ^  die  znr  behanp- 
tung  einer  näheren  verwantschaft  mit  den  geographischen  erzeugnissei 
der  frtthesten  römischen  kaiserzeit  berechtigen.^  Mag  nun  aber  dieses 
geographische  werkchen  von  Orosius  selbst  verfasst,  oder,  was  wo] 
wahrscheinlicher  ist,  nur  nach  älterer  vorläge  höchstens  in  einzelhei- 
ten  ergänzt  worden  sein:^  immerhin  darf  man  in  ihm  die  einwirkung 
einer  älteren  weitkarte  widererkennen. ^  Liegt  es  daher  nicht  nahe,  die 
unbestrittenen  mit  Agrippas  geographischer  leistung  zusammenhängen- 
den stellen  desselben  zurückzufuhren  auf  die  einwirkung  und  vermit- 
telung  von  kartencopieen ,  welche  schliesslich  von  der  colossalabbildung 
des  weltkreises  im  Porticus  der  Polla  abstamten?^ 

1)  Indem  Biese  (s.  XVI  fg.)  die  yordem  meist  fQr  ansehnlich  erklärte  Wir- 
kung der  behaupteten  schrift  Agprippas  anf  ein  sehr  geringes  mass  herabsezte,  die 
durch  Oehmichens  Zuteilung  des  Strabonischen  x^Q^Q^^^^  zu  Varros  geographic 
(Plin.  Stud.  8.58  —  71)  sogar  noch  weitere  einbusse  erleiden  müste,  entzog  er  dei 
annähme  von  commentarien  ohne  zweifei  die  lebenskraft.  Er  hätte  daher  statt  sei- 
ner nichts  beweisenden  behauptungen  auf  s.  X  den  beweis  ihrer  yeröffentlichnng 
antreten  müssen.  Ebensowenig  kann  ich  das  stereotype  schema,  welches  £.  Schwe- 
der (Beiträge  zur  Kritik  der  Chorogr.  des  August.  Kiel  1876)  für  die  commenta- 
rien gefunden  haben  wolte,  als  beweisend  anerkcDnen,  da  es  nur  scheinbar  zu 
recht  besteht  und  allem  anscheine  nach  in  einer  gewohnheitsraässigen  art  der  auf- 
Zählung  wurzelt. 

2)  Müllenhoff,  Ober  die  Weltkarte  s.  14. 

3)  Biese  a.  a.  o.  s.  XXYI. 

4)  Müllenhoff  urteilt  auf  s.  14  mit  recht:  „Dass  Orosius  Verfasser  der  erd- 
beschreibung  sei ,  Ist  schon  nach  ihrer  ganz  schematischen  anläge  wenig  glaublich." 
Auch  Wuttke  (Über  Erdkunde  und  Karten  des  Mittelalters  a.  a.  o.)  s.  12  anmerk. 
neigte  sehr  dazu,  sie  dem  „erbärmlichen  zusanmienstopler*'  Orosius  abzusprechen; 
durch  den  satzbau  veranlasst,  hielt  er  die  möglichkeit  der  annähme  einer  Über- 
setzung aus  dem  Griechischen  nicht  für  unangemessen.  Beachtenswert  erscheint 
auch,  dass  ein  guter  kenner  der  von  Orosius  geübten  quellenbenutzung ,  Theodor 
V.  Mömer,  in  seiner  abhandlung  De  Orosii  vita  eiusque  historiarum  libris,  Berlin 
1844.  s.  85  sie  dem  Orosius  abspricht. 

5)  Hinzuziehung  einer  karte  seitens  des  Verfassers  dieser  Chorographie  nah- 
men schon  Th.  Mommsen  (Berichte  der  königl.  sächs.  Gesellsch.  d.  Wiss.  1851  (III) 
s.  101)  und  K.  Müllenhoff  a.  a.  o.  s.  15  an,  wo  lezterer  behauptet:  „Unleugbar  ist 
die  erdbeschreibung  des  Orosius  nach  einer  karte  verfasst. ** 

6)  Dass  alle  bei  Plinius  sicher  bezeugten  angaben  des  Agrippa  auf  der  karte 
selbst  angebracht  sein  konten,  hat  Müllenhoff  s.  3  nie  in  abrede  gestelt  und  ist 
bei  deren  riesenmässigor  ausführung  [vgl.  Müllenhoffis  nachweis  im  Hermes  IX, 
B.  194]  durchaus  erklärlich.  Die  anbringung  selbst  grösserer  legenden  hat  für  den 
kenner  mittelalterlicher  karten  nichts  befremdliches. 


DIB  dBOORAPHIB  BUDOLFS  VON  BUS  35 

2.  Wenn  aber  schon  das  über  ihrer  herknnft  und  ihrer  beziehnng 
ZQ  Agrippas  Weltkarte  noch  lagernde  dunkel  zu  genauerer  prüfting  der 
chorographie  des  Orosius  anregt,  so  steigert  sich  das  Interesse  an  ihr 
noch  um  ein  beträchtliches,  sobald  wir  einen  kritischen  blick  auf  die 
geographischen  hervorbringungen  des  christlichen  mittelalt ers 
werfen.  Denn  dann  zeigt  sich  diese  chorographie ,  an  der  schwelle 
zweier  Zeitalter,  als  vermittelnde  brücke ,  auf  welcher  die  geographischen 
anschauungen  römischer  kaiserzeit  hinüberwandem  in  die  schwachen, 
gänzUch  unselbständigen  litterarischen  versuche  länderkundlicher  art 
des  christlichen  aben^ndes  während  des  gesamten  mittelalters.  und 
80  wirkten  und  galten  sie  fort  bis  durch  entdeckung  einer  neuen  weit 
ihre  hohlheit  und  Unzulänglichkeit  endlich  offenbar  wurde. 

Unbestreitbar  ist  somit  diese  chorographie  von  tiefer  und  weit- 
reichender bedeutsamkeit  fQr  die  geographischen  erzeugnisse  des  mit- 
telalters geworden.  Schon  durch  ihre  Zugehörigkeit  zu  dem  gefeierten 
werke  des  Orosius  fand  sie  weiteste  Verbreitung ,  wie  sie  uns  durch  die 
mächtige  anzahl  von  fast  200  noch  heute  erhaltenen  handschriften 
bezeugt  wird.  Und  femer  sehen  wir  sie  schon  frühzeitig,  von  jenem 
losgelöst,  ihre  eigenen  wege  wandeln.^  Daher  wird  denn  die  beeinflus- 
Bimg ,  welche  sie  sehr  bald  auf  andere  geographische  Zusammenstellun- 
gen ausgeübt  hat,  sehr  erklärlich.  Nur  im  vorbeigehen  will  ich  erin- 
nern an  ihre  volständige  aufnähme  in  den  früher  fälschlich  sogenanten 
lateinischen  Ethicus  oder  Aethicus; '  an  ihre  stellenweise  benutzung 
in  der  gotischen  geschichte  des  Jordanis  (551);  im  Geographus  Eaven- 
oas  (wol  zu  ausgang  des  7.  Jahrhunderts) ;  ^  in  Baedas  Historia  eccle- 
nastica  (731);  durch  den  Schottenmönch  Dicuil  (825)  u.  s.  f*  Dagegen 
nirnt  die  einwirkung  derselben,  welche  in  der  ersten  hälfte  des  7.  jahr- 
bnnderts  an  dem  hauptbuche  mittelalterlicher  gelehrsamkeit  wahrnehm- 
bar wird,  unser  besonderes  Interesse  in  anspruch. 

3.  Längst  nämlich  ist  festgestelt  und  bekant,  dass  Isidorus  bei 
ab&ssung  seines  geographischen  hauptabschnittes  neben   dem  Virgil- 

1)  S.  Zangemeisters  vorbemerkongen  zn  seiner  ausgäbe  (s.  7  des  sonder- 
■Mrockes  nnten). 

2)  Dass  in  diesem  die  quelle  für  den  abschnitt  des  Orosius  vorliege,  wie 
num  dies  frflher  gern  behauptete»  h&lt  vor  neuerer  prüfung  nicht  stand.  Vgl.  Riese 
a.  a.  0.  8.  XXVin.  Lezterem  forscher  zufolge  ward  der  sogenante  Aethicus  erst  im 
^•,  nach  Petersen,  Mfillenhoff  u.  a.  sogar  erst  im  6.  Jahrhundert  zusammengeschrie- 
^    Sein  tezt  findet  sich  jezt  am  besten  bei  Riese  (s.  90 — 103). 

3)  bei  welchem  Orosius  sogar  zu  dem  ohrentitel  eines  sapientissimus  Orion- 
tb  persemtator  gelangt.     Finder  &  Parthey,  Anonym.  Raven.    Berlin  1860.  s.  420. 

4)  S.  die  näheren  angaben  in  dem  unter  dem  Zangemeisterschen  texte  ange- 
bnehten  Teneiohniase  der  expilatores. 


36  ]>0B£BBin)2 

commentare  des  Servius,  der  chronik  des  Eusebius,  neben  Hieronymus 
de  situ  et  nominibus  locorum  Hebraicis ,  neben  dem  sogenanten  Hege- 
sippus,  neben  Sallust,  Plinins  und  Solin/  und  noch  manchen  anderen, 
insonderheit  den  Orosius  zu  rate  gezogen  hat,  sofern  er  dessen  choro- 
graphie  nebst  einer  karte  bei  zusanmienstellung  seines  geographischen 
Stoffes  zum  leitfaden  genommen  hat.^  Auch  die  vierteilige  hauptglie- 
derung  des  geographischen  abschnittes  bei  Isidor,  die  wir  in  allen  den 
zuvor  genauer  betrachteten  geographieen  bis  auf  Budolf  v.  Ems  herab 
widergefunden  haben,  stamt  aus  Orosius,  welcher  folgende  disposition 
darbietet : ' 

1)  4,  12  —  19,  50  Asien. 

2)  20,  51—40,  82  Europa. 

3)  41,  83  —  48,  95  Africa. 

4)  48 ,  95  —  56 ,  106  insularum  quae  in  nostro  mari  sunt  loca 

nomina  et  spatia. 
4.  Dass  aber  Honorius  nicht  nur  die  angaben  des  Isidorus  reich- 
lich verwertet,  sondern  daneben  auch  noch  die  chorographie  des  Oro- 
sius selbst  als  vorläge  und  richtschnur  benuzt  hat,  ist  höchst  beach- 
tenswert. Bewiesen  wird  die  richtigkeit  dieser  behauptung  durch 
folgende  beobachtungen.  —  Erstens  finden  sich  die  für  das  werkchen 
des  Orosius  so  charakteristischen  zahlangaben,  besonders  die  Völker- 
schaften betreffend,  während  Isidorus  sie  übergangen  hat,  im  abrisse 
des  Honorius  wider  eingeschaltet.  So  c.  11  Taprobanes  insula  decem 
civitatibus  inclyta  (Orosius  6,  16);  ebenda  India  habet  quadraginta 
quatuor  regiones  (0.6,  16);   c.  15  Parthia  triginta  tribus^  regionibos 

1)  Über  die  herkunffc  bezüglicher  stellen  des  Isidor  aas  Solinus  veigleiche 
man  die  äusserst  schätzenswerten  tabellen,  welche  Mommsen  seiner  treflichen  aus- 
gäbe des  Solin  s.  256  fgg.  beigefügt  hat.  —  Botrefs  der  übrigen  quellen  s.  die  anmer- 
knngen  Grials  und  Arevalos  in  Arevalos  ausgäbe ,  tom.  III,  Bomae  1798  und  tom. 
IV,  1801  (neuerdings  wider  abgedruckt  in  Mignes  Patrolog.  tom.  82  und  83).  Auch 
Heinrich  Drossel,  in  seiner  1874  Augustae  Taurinorum  und  auch  in  der  BiyiBta  di 
filologia  in  gedruckten  Gottinger  dissertation:  De  Isidori  Originum  fontibus  gibt 
über  manche  bezügliche  stellen  schätzbare  auskunft. 

2)  Vgl.  Ernst  Grubitz,  Emendationes  Orosianae  (Programm  von  Schul -Pforta) 
Numburg^  1835  s.  7  fg.  und  die  Zusammenstellung  der  entsprechenden  abschnitte 
aus  Orosius  und  Isidor  bei  Müllenhoff  s.  28  anmerkung.  Angemerkt  sind  die  ein- 
zelnen fälle  einer  benutzung  des  Orosius  durch  Isidor  in  Zangemeisters  ausgäbe  der 
Chorographie  des  Orosius. 

3)  EUnsichtlich  meiner  citate  aus  der  Chorographie  des  Orosius  bemerke  ich, 
dass  die  vor  das  komma  gesezte  zahl  sich  auf  Bieses  Zählung  (im  ganzen  56  num- 
mem) ,  die  hinter  das  komma  gesezte  dagegen  sich  auf  Zangemeisters  Zählung  (im 
ganzen  106  nununem)  bezieht 

4)  Die  besten  Oro8.-hss.  zeigen  XXXII,  aber  C.  Behdig.  bietet  'XXX*  III.  ante  ras. 


DIE  GEOGRAPHIE  BUD0LF8  VON  EMS  37 

distincta  (0.  7,  17);    c.  17   Nabathaei  quorum  gentes  sunt   dnodecim 
(0.  9,  24);  c.  18  Aegyptus  in  qua  viginti  quatuor  gentes  esse  fenmtur 
(0.1 4y  34);   c.  19  Scythia  et  Honnia  quarom  gentes  sunt  quadraginta 
qoabior^  (0.  18 ,  47);    c.  34  Gyclades  sunt  autem  quingaginta  quatuor 
contra  Asiam  positae  (0.  51,  98).  —    Zweitens  finden  sich  genauere 
geographisch  -  topographische  bestimmungen ,  welche  Isidorus  bei  seiner 
benatzung  des  Orosius  bei  seite  gelassen  hatte,  durch  Honorius  wider 
nachgetr^en.     So  c.  10  Physon  de  monte  Orcobares  (Orosius  17,  43: 
Oscobares);    ebenda  Nilus  juxta  montem  Athlantem  surgens,   mox  a 
terra  absorbetur  (0. 12,  29);    ebenda  Tigris  autem   et  Euphrates  in 
Armenia  de  monte  Barchoatro  [für  Parcohatra]   funduntur   et  contra 
meridiem  vergentes  Mediterraneo  mari  junguntur   (0.  16,  38);    c.  19 
erwäbnung  der  Massagetae  et  Colchi   (0.  17,  41  u.  39);    c.  22  juxta 
Theodosiam  urbem  (0.  2,  6) ;  c.  32  Haec   (sc.  Libya)  a  Paratonio  [für 
Parethonio]  dvitate  et  montibus  Gatabathmoniis  [fär  Gatabathmon]  ini- 
tiain  sumit  et  in  aris  Philenorum  finitur  (0.43,  88);    c.  36  Sardinia 
contra  Numidiam  est  sita  (0.  53 ,  101)  und  c.  28  Haec  (sc.  Italia)  ab 
Alpibus  surgit  et  in  Magno  mari  terminum  figit  (0.  28,  61  u.  62).  — 
Von  entscheidender  beweiskrafb  ist  endlich  drittens  die  Wahrnehmung, 
dass  die  anordnung  des  Stoffes  bei  Honorius  in  den  wenigen  fällen,  wo 
sie  Ton  der  des  Isidor  abweicht,   sich  enger  an  die  der  chorographie 
des  Orosius  anschliesst.    So  folgt  bei  Honorius  c.  31  (und  dem  ent- 
sprechend bei  Budolf  v.  Ems  v.  1257  fgg.)  dem  vorbilde  des  Orosius 
gemäss   (36,  76  —  39,  81)    sogleich   nach    erwähnung   Hispanias    der 
abschnitt  fiber  die  britischen  inseln,    was  seinen  besonderen  grund  hat 
in  den  Vorstellungen  über  die  läge  der  betreffenden  länder,  denen  der 
Verfasser  der  chorographie  des  Orosius  gefolgt  war;^  während  Isidor 
bei  seiner  verliebe  fQr  sachliche  einteilung  den  entsprechenden  abschnitt 
dem  kapitel  über  die  inseln  (XIY,  6,  2  —  6)  eingefügt  hat.    In  ent- 
sprechender folge  dieses  engeren  anschlusses  an  Orosius  ist  denn  auch 
die  anordnung  des  kapitels  über  die  inseln  bei  Honorius  (c.  34) ,  abwei- 
diend  von  Isidor,  widerum  bedingt  durch  Orosius  48,  95  —  56,  105. 

Geht  aus  alledem  schon  hervor ,  dass  Honorius  bei  abfassung  sei- 
nes abrisses  die  knappe  Übersicht  der  chorographie  des  Orosius  als 
gmndlage  benuzt,  und  sie  dann  aus  den  umfönglicheren  angaben  Isi- 
dors  bereichert  hat,  so  wird  dies  durch  die  deutlich  erkenbare  einwir- 
kong  des  Orosius  auf  die  wortfassung  in  den  anfangen  mehrerer  kapitel 
des  Honorius  zur  vollen  gewisheit.    So  stimt  der  anfang  von  c.  14  zu 

1)  Der  echte  tezt  des  Orosius  bietet  nach  Zangemeister  42,  aber  z.  b.  im 
eod.  Bobiens.  findet  sich  44. 

2)  S.  Orodos  36,  76.    Vgl.  Müllenhoff,  Über  die  Weltkarte  s.  1. 


38  DOBBBENTZ 

Orosius  7,  17;  c.  15  zu  8,  20;  c.  16  zu  9,  23;  c.  29  zu  29,  13.  Lez- 
teres  kapitel  (De  Gallia)  ist  überdies  noch  insofern  bemerkenswert,  als 
es ,  in  folge  seiner  innigen  verwantschaft  mit  den  angaben  des  Orosius, 
erklärlich  macht,  wie  diese  alte  einteilung  Galliens,  welche  überhaupt 
einen  der  älteren  bestandteile  der  Chorographie  des  Orosius  bildet,^ 
noch  in  der  mitte  des  13.  Jahrhunderts,  noch  in  Budolfs  versen  v.  1183 
— 1224  zum  Vorschein  kommen  konte.  Überhaupt  treten  die  aus  Oro- 
sius stammenden  züge  der  geographie  des  Honorius  in  der  Budol&chen 
behandlung  fast  insgesamt  noch  mehr  oder  weniger  deutlich  hervor, 
in  charakteristischem  unterschiede  von  den  geographischen  abschnitten 
des  Isidor  und  des  Vincentius. 

Nach  diesen  vorgängigen  Untersuchungen,  und  gestüzt  auf  die 
dadurch  gewonnenen  ergebnisse,  können  wir  nun  übergehen  zu  dem 
versuche,  den  Charakter  der  compilation  des  Honorius  klar  zu  legen. 

y.    Charakteristik   des  von  Honorius  geübten  compilations- 

verfahrens. 

Um  in  die  entstehungsweise  des  geographischen  abrisses  in  der 
Image  mundi  des  Honorius  einen  klaren  einblick  zu  verschaffen ,  wähle 
ich  dessen  14.  kapitel  nebst  dem  anfange  des  15.  Die  herkunft  der 
einzelnen  sazteile  bezeichne  ich  durch  die  ihnen  vorangestelten  in  klam- 
mem geschlossenen  citate. 

Honorius^  Imag.  Mund.  I,  c.l4:  De  Parthia. —  (Oros.7,17.) 
Ab  Indo  flumine  usque  ad  Tygrim  est  Parthia,  triginta  tribus  regioni- 
bus  distincta.  (Isid.  XIV,  3,  9.  IX',  2,  44.)  Dicitur  autem  Parthia  a 
Parthis  venientibus  e  Schytia.  (Is.  XIV,  3,  9.)  Est  in  ea  regio  Ara^ 
cusia,  ab  oppido  Aracusa  dicta.  Est  etiam  in  ea  (Is.  XIV,  3,  10.) 
Assiria  ab  Assur,  filio  Sem,  qui  eam  primus  incoluit,  nominata.  Est 
in  ea  quoque  (Is.  XIV,  3,  11.)  Media,  a  Medo  rege  dicta,  qui  (Is.  IX, 
2,  46.)  civitatem  construens  Mediam  nominavit,  de  qua  et  regio  nomen 
mutuavit.  In  ea  etiam  (Is.  XY,  1 ,  8.)  Persida,  a  Perseo  rege  dicta, 
qui  civitatem  Persepolim  aedificavit,  de  qua  et  regio  nomen  accepit. 
(Is.  XIV,  3,  12.)  In  hac  primum  orta  est  ars  Magica.  (Aug.  civ.  D. 
21,  5,  1.)  Persida  lapidem  Pyrrhitem  mittit,  qui  manum  prementis  urit 
Et  Synelitem,  cigus  candor  cum  Luna  crescit  et  deficit 

C.  15:  De  Mesopotamia.  —  (Or.  8,  20.)  A  Tygri  flumine  usque 
ad  Euphratem  est  Mesopotomia,  (Is.  XIV,  3,  13.)  a  duobus  fluviis 
Graece  ita  dicta,  quod  in  medio  duorum  fluminum  sit  constituta. 


1)  S.  Biese  a.  a.  o.  s.  XXVI. 


DIB  OBOOBAFHIS  BÜI>OLF8  VON  BM8  39 

Als  Honorios  diese  beiden  capitel  zasammenstelte  ,  hielt  er  sich 
zunächst  an  folgende  stellen  der  chorographie  des  Orosius ,  welche  ihm 
den  klaren  überblick  über  den  stoff  bewahren  halfen: 
Orosins  Chorogr.  7,  17  — 19. 

(17)  A  flomine  Indo,  quod  est  ab  Oriente,  usque  ad  flomen  Tigrim, 
qaod  est  ad  oecasum ,  regipnes  sunt  istae :  Aracosia  Parthia  Assyria  Per- 
sida  et  Media,  situ  terrarum  montuoso  et  aspero.  (18)  hae  a  septentrione 
habent  montem  Cancasum,  a  meridie  maro  Rubmm  et  sinum  Persicum,  in 
mcdio  aatcm  soi  flomina  praccipoa  Hydaspem  et  Arbim.  (19)  in  his  sunt 
gentes  xxxii  [cod.  Behd. XXXUI]  sed  generaliter  Parthia  dicitnr,  quam- 
m  Scnptarae  Sanctac  oniuersam  saope  Mediam  uocent. 
8,  20. 

A  flumine  Tigri  usque  ad  flumen  Euphraten  Mesopotamia  est, 
incipiens  a  septentrione  inter  montem  Tanrum  et  Caucasum. 

Zu  diesen  aus  Orosius  entlehnten  grundbestandteilen  fügte  dann 
Honorius  noch  ergänzende  fallstückchen ,  die  er  zum  grösten  teile  den 
etTmologieen  des  Isidor,  zum  geringsten  dem  21.  buche  der  Civitas  dei 
des  Augustinus  entnahm.  Um  die  art  der  aushebung  dieser  fallstück- 
chen zu  charakterisieren,  gebe  ich  die  hier  in  betracht  konmienden 
originalstellen  yolständig  wider,  so  dass  das  von  Honorius  nicht  auf- 
genommene sich  im  drucke  widerum  durch  andere  typen  deutlich  unter- 
scheidet. 

Mdors  geographischen  hauptabschnitt  benuzte  Honorius  hier  in 
folgender  weise: 

Isidor,  Etym.  XIV,  3,  8—13.  —  (8.)  Parthia  ab  Indiae  fini- 
bos  usque  ad  Mesopotamiam  generaliter  nominatur.  Propter  inaictam 
enim  virtutem  Parthorum  et  Assyria  et  reliquae  proximae  regiones  in  ejus 
nomen  transierant.  Sunt  enim  in  ea  Arachosia,  Parthia,  Assyria,  Media 
etPersia:  quae  regiones  inuicem  sibi  conjnnctae,  initium  ab  Indo  flumine 
gnmunt,  Tigri  dauduntur:  locis  montuosis  et  asperioribus  sitae,  habentes 
flonios  Hydaspen  et  Arbem:  sunt  enim  inter  sc  finibos  suis  discretae,  nomina 
a  propriis  aactoribus  ita  trabentes. 

(9.)  Arachosia,  ab  oppido  suo  nuncupata.  Parthiam  Parthi  a 
Seythia  venientes  occapauerunt ,  eamqne  ex  suo  nomine  vocauerunt. 
Huios  a  meridie  mbram  mare  est ,  a  septentrione  Hyrcanum  salum ,  ab  occi- 
doa  solis  plaga  Media.  Regna  in  ea  octodoeim  sunt,  porrecta  a  Caspio 
litore  usque  ad  terras  Scytbarum. 

(10.)  Assyria  vocata  ab  Assur,  filio  Sem,  qui  eam  regionem  post 
dilnninm  primus  incoluit:  haec  ab  ortu  Indiam,  a  meridie  Mediam  tangit, 
ftb  ocdduo  Tigrim,  a  septentrione  montem  Caucasum,  ubi  portae  Caspiae 
snnt    In  hac  regione  primus  inuentns  est  usus  purpurae,  inde  primum  cd- 


40  I>OBEBEMTZ 

niam  et  corporam   nnguenta  vencrant  ac  odores,    quibus  romanoram  atqne 
graecorum  efflaxit  luxuria. 

(11.)  Media  et  Fersis,  a  regibus  Medo  et  Perseo  cognominatae, 
qui  easdem  prouincias  bellando  aggressi  sunt  Ex  quibus  Media  ab  occaBa 
transuersa  Parthia  (parthica?)  regna  amplectitnr:  a  septentrione  Armenia 
circumdatur,  ab  ortu  Caspios  videt,  a  meridie  Persiam:  huius  terra  Medi- 
cam arborem  gignit,  quam  alia  regio  minime  parturit.  Sunt  autem  Mediae 
duae,  maior  et  minor. 

(12.)  Persis,  tendens  ab  ortu  usque  ad  Indes:  ab  occasn  Rubrum 
mare  babet,  ab  aquilone  vero  Mediam  tangit,  ab  austro  Carmaniam,  quae 
Persidi  annectitur,  quibus  est  Susa  oppidum  nobilissimum.  In  Persia  pri- 
mum  orta  est  ars  magica,  ad  quam  Nemrod  gigas  post  confiisionem  lin- 
guarum  abiit,  ibique  Persas  ignem  colere  docuit:  nam  omnes  in  illis  par- 
tibus  solem  colunt:  qui  ipsorum  lingua  El  dicitur. 

(13.)  Mesopotamia  graecam  etymologiam  possidet,  quod  duobus 
flauiis  ambiatur.  Nam  ab  Oriente  Tigrim  habet,  ab  occiduo  Eupbratem; 
incipit  autem  a  septentnone  inter  montem  Taurum  et  Caucasum. 

Noch  ein  anderes  ideines  Stückchen  entnahm  Honorius  zwar  eben- 
fals  den  Etymologieen ,  aber  dem  kapitel  de  gentibus  IX,  2,  46 ,  wo  es 
bei  Isidor  lautet:  Medi  a  rege  suo  cognominati  putantur:  namque  lason, 
Peliaci  regis  frater,  a  Peliae  filiis  Thessalia  pulsus  est  cum  Medea  oxore 
sna,  cuius  fuit  priuignus  Modus  rex  Atheniensium :  qui  post  mortem  lasonis 
orientis  plagam  perdomuit,  ibique  Mediam  urbem  condidit  gentemque  Medo- 
rum  nomine  suo  appellauit.  Sed  inuenimus  in  Genesi,  quod  Madai  auctor 
gentis  Medorum  fuit,  a  quo  et  cognominati,  ut  superius  dictum  est  und 
noch  ein  weiteres  solches  dem  kapitel  Ober  die  städte  XY,  1,  8:  Perse- 
polim  urbem,  caput  Persici  regni,  Perseus,  Danaes  filius,  condidit  famo- 
sissimam  confertissimamque  opibus,  a  quo  et  Persida  dicta  est. 

Endlich  fügte  er  noch  hinzu  ein  Stückchen  aus  Augustinus,  de 
civ.  dei  21,  5,  1 :  Pyriten  lapidem  Persicum  [perhibent]  tenentis  manum, 
si  vehementius  prematur,  adurere^  proptcr  quod  ab  igne  nomen  accepit 
In  eadem  Perside  gigni  etiam  lapidem  seleniten,  cuius  interiorem  can- 
dorem  cum  luna  crescere  atque  deficere. 

Wir  erkennen  somit  in  dem  geographischen  abrisse  des  Honorius 
eine  eigentümliche  kunstleistung,  nicht  zwar  eine  selbständige  original- 
schöpfung,  wol  aber  die  achtungswerte  arbeit  eines  mannes,  welcher 
von  verschiedenen  orten  her  mit  kundigem  äuge  die  ihm  passenden 
steinchen  auswählte,  und  sie  mit  geschickter  band  zu  einem  entspre- 
chenden musivischen  ganzen  vereinigte.  Wie  sehr  bleibt  hinter  der 
kunstfertigkeit  dieses  geübten  und  gewanten  verarbeitenden  samlers  die 
kunstlosigkeit  des  nur  zusammentragenden  Gervasius  Tilberiensis  zurück ! 


DIB  GEOGBAPHIB  RUDOLFS  VON  EMS  41 

b.    Die   fabelhafte   naturgeschichte   der   wunder  Indiens  in 

dem  abrisse  des  Honorias. 

a.    Unmittelbare  benatzang  des   Polyhistor  Solini   durch  Honorins. 

Der  abschnitt  über  die  wunder  Indiens  blieb  von  der  vorauf- 
gehenden Untersuchung  ausgeschlossen ;  nicht  weil  der  stoff  an  sich  eine 
eingehende  berficksichtigung  nicht  verdiente,  sondern  weil  die  verän- 
derte Stellung,  welche  Honorius  seinem  materiale  gegenüber  hier  ein- 
nimt,  eine  besondere  erwägung  erfordert  Denn  während  er  bei  der 
compilation  der  geographisch -topographischen  bestandteile  seines  abris- 
ses  sich  nur  einer  geschickten  Verknüpfung  der  aus  verschiedenen 
quellen  entnommenen  angaben  befliss,  beschränkte  er  sich  hier  auf  eine 
einzige  vorli^e ,  verfuhr  aber  dieser  gegenüber  hinsichtlich  der  formalen 
gestaltung  des  entlehnten  in  viel  freierer  weise.  Unbefriedigt  nämlich 
durch  das,  was  die  Etymologieen  Isidors  von  den  wundem  Indiens 
gleichsam  nur  andeutend  erwähnten ,  griff  er  in  den  reichen  und  damals 
hochberühmten  schätz  fabelhafter  naturgeschichte,  den  C.  JuL  Solinus, 
vermutlich  im  dritten  christlichen  Jahrhunderte,  in  seinem  jugendwerke, 
in  den  „Gollectanea  rerum  memorabilium*^^  aufgespeichert  hatte. 

1.  Wenn  in  den  geographisch-topographischen  angaben 
des  Honorius  sich  nur  ein  mittelbarer  einfluss  des  Solinus  erkennen 
lässt,  vermittelt  durch  Isidor  und  Augustin,  so  liegt  fQr  den  die  wun- 
der Indiens  betreffenden  abschnitt  unmittelbare  benutzung  dessel- 
ben deutlich  zu  tage.  Denn  die  meisten  der  hier  erscheinenden  angaben, 
wie  die  erzählungen  von  Eale ,  Leucrocota,  den  riesenschlangen,  welche 
sogar  hirsche  zu  verschlingen  vermögen  u.  a.  m. ,  sind  bei  Isidorus  ent- 
weder gar  nicht  zu  finden,  oder  doch  nur  mit  solchen  abweichungen 
der  fassung  wie  des  Inhaltes,  dass  an  einen  unmittelbaren  zusanunen- 
hang  der  angaben  des  Honorius  mit  denen  des  Isidor  hier  gar  nicht 
gedacht  werden  kann.    Denn  wenn  es  z.  b.  betrefs  des  monoceros  bei 

2)  So  und  nicht  Polyhistor  lautete  der  ursprüngliche  titel  dieses  buches: 
TgL  Mommsen  in  seiner  ausgäbe  des  Solin  s.  XXXIV  fgg.  Das  von  Honorius  benuzte 
exemplar  wird  freilich  gerade  den  jüngeren  titel  Polyhistor  geführt  haben,  denn 
dieser  gehört,  wie  Monunsen  nachgewiesen  hat,  den  handschriften  der  durch  die 
oodd.  Sangallensis ,  Angelomontanus  und  Parisinus  6810  vertretenen  dritten  klasse 
an,  welche  einen  umgearbeiteten  und  erweiterten  text  enthält.  Und  einen  solchen 
text  wird  Honorius  benuzt  haben.  Denn  wenn  es  z.  b.  in  den  handschriften  der 
beiden  ersten  klassen  heisst  (s.  207,  3—4):  Plerique  tantum  piscibus  aluntur  et 
mar!  rivunt,  bei  Honorius  dagegen  (c.  11):  Sunt  alii  qui  pisces  ita  crudos  edunt 
et  salsum  mare  bibunt,  so  wird  leztere  angäbe  des  Honorius  erklärlich  dadurch, 
daas  SAP  die  lesart  e  mari  vivunt  darbieten.  Eine  andere  noch  deutlicher  bewei- 
sende stelle  wird  weiter  unten  in  betracht  gezogen  werden. 


42  DOBBRBHTZ 

Honorius  c.  13  heisst:  Ibi  [sc.  inlndia]  quoque  monoceros ,  cojas  corpns 
eqni,  caput  cervi,  pedes  elephantis,  cauda  suis:  nno  comu  in  medio 
fronte  armatom  quatuor  pedum  longo,  splendenti  et  mire  acute.  Haec 
bestia  nimis  ferox,  diros  habet  mugitus.  Omne  quod  obstat  comu 
transverberai    Captum  potest  perimi,  non  potest  domari.  —  so  lautet 

es  bei  Isidor,  völlig  abweichend,  Et.  12,  2,  12:   Idem  [s.  rhino- 

ceros]  et  monoceros,  id  est  unicomis,  eo  quod  unum  cornu  in  media 
fronte  habeat  pedum  quatuor,  ita  acutum  et  vaUdum,  ut  quidquid  impe- 
tierit  aut  ventilet  aut  perforet.  Nam  et  cum  elephante  saepe  certamen 
habet  et  in  ventre  vulneratum  prostemit.  (13.)  Tantae  autem  est  for- 
titudinis ,  ut  nulla  venantium  virtute  capiatur.  Dagegen  zeigt  der  Wort- 
laut desSolinus  (s.  210,  16 — 211,  3)  unverkenbare  verwantschaft  mit 
dem  des  Honorius,  wenn  Solinus  berichtet:  Sed  atrocissimus  est  mono- 
ceros,  monstrum  mugitu  horrido,  equino  corpore,  elephanti  pedibus, 
cauda  suilla,  capite  ceryino.  comu  e  media  fronte  eins  protenditur 
splendore  mirifico,  ad  magnitudinem  pedum  quattuor,  ita  acutum,  ut 
quicquid  impetat,  facile  ictu  eins  perforetur.  vivus  non  venit  in  homi- 
num  potestatem  et  interimi  quidem  potest,  capi  non  potest 

Ebenso  sind  des  Honorius  werte  (c.  13):  oris  rictus  ab  aure  ad 
aurem  patet  [Budolf  v.  Ems  v.  425 :  M  mtem  munde  houbet  grd^]  bei 
Isidor  Etym.  Xn,  1,  29  nicht  zu  finden,  dagegen  augenscheinlich  nur 
eine  umschmelzung  von  Solins  ausdrucke  (s.  210,  2):  hiatus  omne  quod 
Caput.  Weiter  erzählt  Honorius  von  denselben  stieren:  Hi  etiam  cor- 
nu a  vidssim  ad  pugnam  producunt  vel  deponunt  [Bud.  v.  426:  gdn 
wer  üf  grmmedichen  ßö^  wehfeU  e^  auch  beidiu  horn]y  genau  ent- 
sprechend der  Schilderung  Solins:  hi  quoque  circumferunt  cornua  flexi- 
bilitate  qua  volunt;  während  Isidor,  diese  angäbe  verunstaltend,  sagt: 
Caput  circumflectunt  flexibilitate  qua  volunt.  Endlich  am  Schlüsse  der 
ganzen  Schilderung  dieser  stiere  ist  die  bemerkung  über  die  unzähm- 
barkeit dieser  Ungetüme  sogar  während  der  gefangenschaft  von  Isidor 
völlig  übergangen,  dagegen  von  Honorius  (und  daher  auch  bei  Budolf 
V.  434)  auf  grund  der  angäbe  Solins  ausdrücklich  hervorgehoben. 

In  allen  diesen  f&Uen  war,  wie  die  Untersuchung  ergeben  hat ,  eine 
benutzung  Isidors  ausgeschlossen.  Nur  an  einer  einzigen  stelle  könte 
man  etwa  einen  möglichen  einfluss  Isidors  auf  die  fassung  des  Wort- 
lautes vermuten.  In  cap.  11  nämlich  heisst  es  bei  Honorius:  Sunt 
aliae,  quae  quinquennes  pariunt:  sed  partus  octavum  annum  non  exce- 
dunt.  In  ihrer  ursprünglichen  gestalt  lautete  diese  angäbe  bei  Plinius 
H.  N.  7,  2,  30:  in  Calingis  eiusdem  Indiae  gente  quinquennes  conci- 
pere  feminas,  octavum  vitae  annum  non  excedere;  darnach  bei  Augu- 
stinus de  dv.  dei  XYI,  8,1:    perhibentur  alibi  quinquennes  concipere 


DIB  GBOGBAPHIS  BUDOLFB  VON  BM8  43 

feminas  et  octavum  vitae  annum  non  excedere;  ferner ,  rhetorisch  aus- 
geschmückt, bei  Solin  208,  10 — 12:  perhibent  esse  et  gentem  femina- 
rom,  qoae  quinquennes  concipiant,  sed  ultra  octavurn  annum  vivendi 
spatium  non  protrahant;  endlich  bei  Isidor,  Et.  11,  3,  27  teils  nach 
Plinius,  teils  nach  Solinus:  Perhibent  et  in  eadem  India  esse  gentem 
feminarum,  quae  quinquennes  concipiunt,  et  octavum  vitae  annum  non 
excedunt  Aus  Plinius  selbst  aber  kann  Honorius  seine  mitteilung  nicht 
f&glich  geschöpft  haben ,  weil  unmittelbare  benutzung  des  Plinius  sonst 
nirgend  bei  ihm  zu  entdecken  ist,  und  ebensowenig  aus  Augustinus, 
weil  anderweite  Verwertung  des  betreffenden  Augustinischen  kapitels 
sich  nicht  wahrnehmen  lässt  Da  er  aber  in  demselben  elften  capitel 
schon  den  unmittelbar  vorangehenden  paragraphen  der  Etymologieen 
Isidors  (11,  3,  26),  über  die  Makrobier,  benuzt  hatte,  wird  er  wol  auch 
den  über  die  füni^ährigen  frauen  vor  äugen  gehabt,  und  mag  aus  ihm 
seine  Schlusswendung  entlehnt  haben.  Unwahrscheinlich  aber  bleibt, 
dass  er,  wie  die  ausgaben  darbieten,  partus,  zu  vermuten  dagegen  ist, 
dass  er  partae  geschrieben  habe. 

3.  Bei  Solinus  finden  wir  alle  die  angaben,  welche  Honorius 
nach  erschöpfung  der  mitteilungen  Isidors  über  die  wunder  Indiens 
(cap.  11  —  13)  ergänzend  eingeschaltet  hat,  in  geschlossener  fassung 
nebeneinander.  Das  betreffende  stück  des  Honorius  ist  folgendermassen 
zusammengestelt : 

Hon.  c.  11.    Schluss  =:  SoL  ed.  Momms.  207,  4  —  8.  3.  4. 

Hon.  c  12.    De  monstris  =  SoL  207,  18  —  208,  2.  10  — 12. 

Isid.  Et  11,  2,  27.    SoL  208,  2  —  5.  12  —  13.  5  —  9. 

Hon.  c.  13.  De  bestiis  =  SoL  208,  23  —  209,  3;  209,  8  —  211,  11. 
Der  kleine  darauf  folgende,  und  den  schluss  von  c.  13  bildende 
anhang  über  magnetes  und  adamas  nach  Augustinus  ist  bereits  erwähnt 
worden.  Ausserdem  begegnet  nur  noch  eine  einzige  kleine  einschaltung 
in  cap.  12,  wo  Honorius  die  notiz  hinzugefügt  hat:  Ibi  sunt  et  Mono- 
culi  et  Arimaspi  et  Cydopes.  Sunt  et  Scinopodae.  Inhaltliche  abwei- 
chungen  von  den  angaben  des  Solinus  finden  sich  in  diesen  capiteln 
gar  nicht;  nur  dass  Honorius  das  Einmalige  gebären  und  die  lange 
lebensdauer  verbunden  mit  dem  schwarzwerden  der  ursprünglich  grauen 
hautfiEurbe,  und  zwar  wol  nur  aus  versehen,  von  einem  und  demselben 
yolke  erzählt,  während  es  bei  Solinus  (207,  24  —  208,  2)  ausdrücklich 
auf  zwei  verschiedene  Völkerschaften  bezogen  wird  (esse  rursum  gentem 
alteram).  und  femer  spricht  Honorius  in  c.  12  bei  dem  von  ihm  Ceu- 
cocrocay  statt  Leucrocota  genanten  tiere  irtümlich  von  einem  zwei- 
schneidigen hörne  (ingens  cornubisulcum),  dagegen  Solinus  (209, 10) 
nach  Plinius  HNYOI,  §73,  von  bisulca  ungula. 


44  DOBBBBMTZ 

4.  Demgemäss  herscht  zwischen  dem  abschnitte  des  Honorins 
über  die  wunder  Indiens  und  der  entsprechenden  partie  in  den  Collec- 
taneen  des  Solinns  im  algemeinen  die  gröste  Übereinstimmung,  und  es 
ist  selbst  die  aufeinanderfolge  der  einzelnen  angaben  von  Honorius 
grossen  teiles  eingehalten  worden.  Doch  hat  Honorius  nicht  einfieush 
aus  Solinus  abgeschrieben ,  vielmehr  hat  er  hier  seinem  bestreben  nach 
kurzer,  pointierter,  reimgeschmückter  fassung  um  so  besser  genfigen 
können,  weil  es  ihm  durch  die  bequemlichkeit  der  benutzung  nur  einer 
einzigen  vorläge,  und  durch  die  Übersichtlichkeit  des  Stoffes  wesentlich 
erleichtert  wurde.  Dass  aber  trotz  der  hierdurch  bedingten  formalen 
änderungen  aus  der  neuen  fassung  des  Honorius  die  werte  seiner  vor- 
läge doch  noch  deutlich  genug  herausklingen,  zeige  folgendes  beispiel: 

Hon.  c.  12:  Sunt  alii  juxta  fontem  Gangis  fluvii,  qui  solo  odore 
cujusdam  pomi  vivunt;  qui  si  longius  eunt,  pomum  secum  ferunt: 
moriuntur  enim,  si  pravum  odorem  trahunt. 

Solin.  208,  5:   Gangis  fontem  qui  accolunt,   nullius  ad  escam 
opis  indigi  odore  vivunt  pomorum  silvestrium,   longiusque  pergentes 
.  eadem  illa  in  praesidio  gerunt,  ut  olfactu  alantur.    quod  si  taetriorem 
spiritum  forte  traxerint,  exanimari  eos  certum  est. 

5.  Besondere  beachtung  verdient  hierbei,  dass  Honorius  eine 
Solinhandschrift  der  dritten  klasse  benuzt  hat,  die  den  sogenanten 
Polyhistor  Solini  enthielt ,  eine  nach  Mommsen  wahrscheinlich  im  sechs- 
ten Jahrhunderte  durch  Schottenmönche  am  Bodensee  verfasste  und  seit 
dem  10.  Jahrhundert  algemein  verbreitete  erweiternde  Überarbeitung 
des  echten  alten  textes.^ 

Als  beweis  für  die  benutzung  grade  dieser  textgestalt,  und  als 
veranschaulichung  des  von  Honorius  dabei  geübten  Verfahrens  möge 
folgende  probe  dienen: 

Hon.  cap.  13.  Ibi  (sc.  in  India)  est  alia  bestia  eale,  cujus  cor- 
pus equi,  maxilla  apri,  cauda  elephantis,  cubitalia  comua  habens, 
quorum  unum  post  tergum  reflectit,  cum  alio  pugnat.  lUo  obtuso, 
aliud  ad  certamen  vibrat.  Nigro  colore  horret.  In  aqua  et  in  terra 
aequaliter  valet. 

Solin.  209,  14:  Est  et  eale,  alias  ut  equus,  cauda  elephanti, 
nigro  colore,  maxillis  aprugnis,  praeferens  cornua  ultra  cubitalem  mo- 
dum  longa  ad  obsequium  cuius  velit  motus  accomodata;  neque  enim 
rigent  sed  flectuntur,'  ut  usus  exigit  proeliandi:    quorum  alterum  cum 

1)  Über  msprangy  Charakter  nnd  titel  dieser  textüberarbeitung  vgl.  Solinns 
ed.  Mommsen  s.  LXY.  LXXXXY.  T^XXXrX  fgg. 

2)  flectontor  S  A ;  moventur  die  besten  hss. 


DIB   esOOKAPfilB  BÜBOLFS  VON  BUS  45 

pas^mt  protendit,  altemm  replicat,  ut  si  nisa  aliquo  fuerit  alterius 
acoxnen  obtonsuin,^  acies  succedat  alterius.  hippopotamis  comparatur: 
et  ipsa  sane  aquis  flaminum  gaudet. 

Aus  der  somit  nachgewiesenen  engen  und  unmittelbaren  abhängig- 

keit   des  abschnittes  über  die  indische  wunderweit  bei  Honorius  mit 

den  entsprechenden  stücken  in  dem  Polyhistor  Solini  erklärt  sich  nun 

aachf  wie  Yilmar  bei  seiner  umsichtigen  forschung  zu  der  behauptung 

eines  wenigstens  mittelbaren  Zusammenhanges  der  Budolfschen  Oeo- 

giaphie  mit  Solinus  gelangen  konte.* 

ß.    Des  Solinus  quellen  und  Urquellen. 

1.    Durch  den  hier  gegebenen  nachweis,    dass  gewisse  angaben 
des  Honorius  sicher  aus  Solinus  stammen,  erklärt  sich  nun  auch,  wie- 
fern und  mit  welchem  rechte  Cholevius  und  Zingerle  einen  zusammen- 
sang von  Budolfs  geographie  mit  der  naturgeschichte  des  Plinius  finden 
und  behaupten  konten.    Dass  aber  Solinus  das  vermittelnde  glied  die- 
ses Zusammenhanges  gewesen  ist,  hatte  Massmann  in  seiner  ausgäbe 
der  Eaiserchronik  3,  84  bereits  richtig ,  wenn  auch  nur  als  Vermutung 
ausgesprochen.    Solinus  selbst  hat  jedoch  seine  angaben  nicht  unmit- 
telbar  aus  einem   echten  texte   des  Plinius   geschöpft,   sondern,   wie 
Konmisen  nachgewiesen  hat,  aus  der  sogenanten  Ghorographia  Pliniana. 
Es  war  dieses  werk  ein  durch  zusätze  aus  Mola  und  anderen  vermehr- 
ter und  in  die  form  einer  Chorographie  gebrachter  auszug  aus  Plinius, 
der  sich  bereits  unter  Hadrian  oder  Pius  verbreitet  haben  muss.    Den 
daraus  geschöpften  hier  in  betracht  kommenden  stücken  des  Solinus 
haben  folgende  aus   Mola  und  Plinius   stammende  enüehnungen   als 
gnmdlage  gedient: 

Solin.  ed.  Momms.  207,  4  —  8.  3.  4  aus  Mola  3,  7,  3. 

Solin.  207,  18  —  208,  2  aus  Plin.  7,  22.  23.  28. 

Solin.  208,  10  —  12  aus  Plin.  7,  30. 

Solin.  208,  2—5.  12.  13  aus  Plin.  7,  23. 

Solin.  208,  5  —  9  aus  Plin.  7,  25. 

Solin.  208,  23  —  209,  3  aus  Plin.  8,  36. 

Solin.  209,  8  —  211,  11  aus  Plin.  8,  73  —  76;  9,  4.  46. 

1)  Si  —  obtunsum  SAP^;  si  ictu  aliquo  alterius  acumen  offenderit  die 
besten  hss. 

2)  £&  war  daher  eine  üble  Verbesserung,  wenn  Franz  Pf eiffer  (Barlaam.  Leip- 
zig 1843.  8.  Xm)  Yilmars  vorsichtige  änsserung  in  die  bestirnte  angäbe  umwan- 
delte: ,,An  einigen  wenigen  stellen  folgt  er  [d.  L  Rudolf  bei  abfassung  seiner  Welt- 
dironik]  dem  Pantheon  des  Gotfrid  von  Yiterbo,  sowie  dem  Polyhistor  des  Solinus, 
ohne  den  einen  oder  den  andern  zu  nennen." 


46  DOBBBENTZ 

2.  Fast  mit  gleichem  rechte  liesse  sich  dann  aber  noch  weiter 
behaupten  nnd  erweisen,  dass  nicht  nur  die  angaben  des  Plinins,  son- 
dern selbst  noch  die  nachrichten  jener  griechischen  schriftstei- 
ler, welche  ftlr  die  Schilderung  der  wunderlichen  menschen  mid  tiere 
dem  römischen  naturhistoriker  (lib.  YII.  cap.  2 ,  lib.  VJLIL  cap.  21)  als 
quelle  gedient  haben,  noch  aus  den  versen  des  mittelalterlidien  dich- 
ters  Budolf  widerklingen.  Denn  sind  auch  jene  werke,  welche  einst 
die  Phantasie  der  Griechen  anregten,  längst  verloren,  so  l&sst  sich  ans 
ihren  vielfach  verstreuten  trümmem  doch  erkennen,  wie  jene  zum  teQ 
schon  seit  ältester  zeit  bei  dem  Griechenvolke  eingewanderten  phanta- 
siegestalten ^  einen  so  weitreichenden  und  befruchtenden  einfluss  auf 
dichtende  wie  bildende  kunst  des  classischen  altertums  und  noch  des 
christlich  -  romantischen  mittelalters  *  ausüben  konten. 

Unter  allen  schriftsteilem  aber,  welche  jene  erzählungen  phan- 
tastischer fabeln  den  Griechen  übermittelten  und  auch  dem  Plinius  als 
quelle  dienten,  ist  Etesias  aus  Knidos  (um  400  v.  Chr.)  derjenige^ 
welcher  jene  staunenswerten  naturwunder  zuerst  in  reichster  f&lle  als 
erzeugnisse  Indiens  vorführte.  Denn  nicht  nur  fasste  er  die  Überliefe- 
rungen früherer  griechischer  Schriftsteller  zusammen,'  sondern  er  berei- 
cherte sie  auch  noch  erheblich  durch  seine  im  Perserreiche  gewonnene 

1)  Von  denen,  welche  noch  bei  Rudolf  v.  Ems  hervortreten,  lassen  rieh 
bereits  vor  Ktesias  folgende  nachweisen.  Schon  Homer  kent  (Hias  m,  8 — 8)  den 
erbitterten,  jährlich  erneuten  kämpf  der  Pygmaeen  gegen  die  Kraniche.  Schon  in 
des  Hesiod  gedichten  erscheinen  Völker,  die  halb  hunde  sind.  Bei  Alkman  (am 
612  V.  Chr.)  finden  wir  die,  welche  ihren  breitfiiss  statt  eines  schirmes  gebrauchen 
(Skiapoden).  Vgl.  ükert,  Geogr.  der  Griechen  und  Römer  II.  177.  —  Aristeas  von 
Prokonnesos  (um  550  v.  Chr.)  brachte  von  seiner  fahrt  zu  den  Issedonen  unter 
anderem  auch  die  nachricht  von  goldhütenden  Greifen  und  einäugigen  Arimaspen 
heim  (Herod.  IV,  13;  vgl.  III,  116).  Hekataios  von  Milet  (geb.  wahrscheinlich  549) 
erwähnt  (frag.  265.  Klausen)  die  Skiapoden  und  (fr.  266)  die  Pygmaeen.  Skylax 
von  Caryanda  (500  v.  Chr.),  entsant  durch  Darius  Hystaspis  zur  erforschuog  des 
Indus,  gedenkt  auch  der  ZxidnoS^s ,  Movöfpd-ttlfAoi,  *Evtnoxoiiai  oder  'JBviTixrortg 
(s.  Schwanbeck,  Megasthenis  Indica  s.  5  fg.).  Aischylos  nent  menschen  mit  hunde- 
köpfen,  welche  auf  der  brüst  ihre  äugen  haben  (vgl.  ükert,  Geogr.  IL,  177),  spits- 
schnäbelige  Greifen  und  die  einäugige  schar  der  Arimaspen  (Prom.  802  Dind.). 
Herodot  erzählt  IV,  191  ausser  von  unermesslich  grossen  schlangen  von  Övoi  ol  rä 
xiQia  l/ovrec  xaX  ol  xwoxi(pakoi  xai  ol  äxitpakoi  ol  iv  rotai  arii^iai  Toi>g  dtfiditX'' 
fAoifS  fyovxig. 

2)  S.  unter  anderem  Augustinus,  de  civit.  dei  XVI,  8  (Dombart  1877 *  vol. II, 
8. 135  z.  24).  Vgl.  Rudolf  Rahn,  Glasgemälde  in  der  Rosette  der  Kathedrale  von 
Lausanne.  Ein  bild  der  Welt  aus  dem  XIII.  Jahrb.  (Mitteil,  der  antiqn.  Gesellaeh. 
in  Zttrich  1879.) 

3)  Vgl.  über  benutzung  des  Skylax  von  Caryanda  Schwanbeck,  Megaslhenla 
Indica.    Bonn  1846.    Einl.  s.  8. 


DIB  GBOOEAPHDB  BDPOLFS  VON  BUS  47 

tauade.    Und  seine  erzählangskunat  erwarb  seinen  angaben  so  grosse 

bdiebtheit  in  griechischen  landen ,  dass  grossenteils  dadurch  Indien  für 

die  Griechen  zu   einem  zauber-  und  wunderlande  und  zu  einem  ziele 

abenteuerlichen  dranges  und  sehnens  wurde,   und  dass  Alexanders  zug 

nach  Indien  wol  nicht  ganz  mit  unrecht  zum  guten  teile  auf  die  durch 

Ktesias  gegebene  anregung  zurückgeführt  worden  ist^ 

Aber  nicht  nur  auf  die  zeiten  des  classischen  altertoms  erstreckte 
sich  die  folgenreiche  einwirkung  Etesianischer  wundererzählungen :  yiel- 
mehr  übten  sie  auch  noch  beträchtlichen  einfluss  auf  bildende  kunst, 
poede  und  geographie  des  christlichen  mittelalters.  So  ward  des  Kte- 
sias buch  über  Indien  —  nach  A.  W  v.  Schlegels  ausdrucke  *  —  zu 
der  „grossen  Schatzkammer  von  mährchen  für  alle  folgenden  fiabel- 
reisen/'  Daher  lassen  sich  schliesslich  auch  auf  Etesias  die  meisten 
der  bei  Honorius  und  Budolf  erscheinenden  angaben  über  Indiens  wun- 
der zurückführen.'  Es  waren  aber  jene  von  Jahrhundert  zu  Jahrhundert 
gewanderten  wundergeschichten  nicht  wilkürliche  phantasiegebilde ,  viel- 
mehr entstamt  ein  teil  derselben  aus  unklaren  und  entstelten  berichten 
über  natur  und  menschen  in  den  gebirgszügen  zwischen  dem  oberen 
Indas  und  Ganges  und  auf  den  hochplateaus  bis  zum  Tarymbecken,^ 
ein  anderer  aus  mythologischen  Vorstellungen  der  Inder  und  Perser.^ 

1)  A  W.  Y.  Schlegel,  Indische  Bibliothek.  Bonn  1823.  I.  band,  2.  heft, 
8.148:  ^Denn  ohne  allen  zweifei  ist  durch  ihre  lesung  im  gemüte  Alexanders  des 
Orouen  jener  unwiderstehliche  trieb  entzündet  worden,  bis  zu  jenem  wunderlande 
lÜBdnrchzudringen  und  es  zu  erobern."  Schauffelberger ,  De  Ctesiae  Cnidii  Indicis. 
Bonn  1845.  S.  13  fg.  Karl  Müller,  bibl.  Graeca.  Paris,  Didot  1844.  tom.  IL 
iSnleitnng  zum  Etesias  s.  10* :    „lam  vero  Ctesias  novum  quasi  mundum  iis   [i.  e. 

Gneds]  aperuerat Nee  inepte  quaeras  an  non  Alexander  post  stragem  Darii 

Ctesianam  potius  terram,  quam  qualem  vidit  Indiam  domare  properaverit.** 

2)  A.  a.  0.  8. 149. 

3)  Gute  dienste  leisten  die  reichhaltigen  anmerkungen  Fei.  Bährs  in  seiner 
tiugabe  des  Etesias,  Frankfurt  1824.  Ihre  wichtigsten  ergebnisse,  übersichtUch 
vereinigt  mit  den  erforschungen  anderer,  sind  verwertet  in  der  geschickten  und 
btodliehen  ausgäbe  Earl  MüUers. 

4)  Unmittelbar  am  nordflusse  des  Ewen-lun  ist,  nach  Ferd.  Freiherm 
T.  BichÜiofen  (China.  I,  s.  466  und  441)  das  volk  „von  Ehotan  und  Tarkand,"  d.  L 
der  Issedonen  griechischer  geographen,  zu  suchen,  jenseits  deren  nach  Aristeas 
angäbe  (Herod.  lY,  13)  der  wohnplatz  einäugiger  Arimaspen  und  goldhütender 
Greife  liegen  soll. 

5)  MlUler  a.  a.  o.  a.  9*:  „Fabulis  denique  ex  India  ad  Persas  translatis  atque 
imaginibuB  animaliiim  symbolicorum,  quae  picta  vel  sculpta  Persepoli  Ctesias  vidit, 
descriptiones  nituntur  marüchorae,  Pygmaeorum,  Gryphum,  asini  silvestris  et  for- 
taaee  aliorum."  Schwanbeck  a.  a.  o.  s.  8:  „Sola  enim  narravit,  quae  ex  Perris  andi- 
vity  quilms  fortaase  addidit  nonnulla,  quae  apnd  Scylacem  legit.  Hodie  constat 
inter  omnes  quos  literae  Indioae  non  latent,  plurimam  partem  UBXivAiQitraiSL  C^mosa 


48  DOBXBBNTZ 

Von  erzählungen  beiderlei  art  lassen  sich  in  Budolfs  geographi- 
schem abschnitte  noch  folgende  nachweisen: 

Menschen  mit  je  8  fingern  und  zehen:  Bad.  y.  270-—  80  =  Eies. 
Ind.  c.  31.  —  Bellende  menschen  mit  hundsköpfen:  Bud.  v.  280  —  286 
=  Etes.  Cw  20.  —  Menschen  deren  frauen  nur  einmal  gebären,  und 
zwar  wesen  mit  anfangs  grauen,  dann  schwarz  werdendem  haar,  Bud. 
V.  287  —  301  =  Etes.  c.  31  anfang.  —  Saa/rodcg,  Bud.  v.  316  —  330 
=  Etes.  ed.  Müller  s.  106*.  —  l4a%6ixoiy^  Bud.  v.  347  —  365  =  Me- 
gasth.  fr.  29,  5  (Schwanbeck  s.  117).*  —  Ooldberge,  von  greifen 
bewacht:  Bud.  v.  161  — 165  =  Etes.  c.  12.  —  Pygmaeen:  Bud. 
V.  197  —  200  =  Etes.  c  11.  —  Mantichora  (ßOQtixdifa):  Bud.  v.  437 
—  458  =  Etes.  c.  7.  —  Einhürnen  =  ovol  ayqioi :  Bud.  v.  464  —  483 
=  Etes.  c.  25  und  26. 

y,    Yeranschaulichnng  des  weges  der  nachrichten  von  Etesias 

bis  Bndolf. 

Auf  welchem  wege  aber  diese  nachrichten  aus  Etesias  schliess- 
lich bis  zu  dem  deutschen  dichter  des  13.  Jahrhunderts  gedrungen  sind, 
darüber  geben  uns  die  mitteilungen  über  die  Martichora  deutliche 
auskunft. 

Wenn  Budolf  in  seiner  Schilderung  Indiens  sagt  v.  437  —  458: 

In  den  felben  landen  gat 

ein  tier,  hei^t  Manticörä^ 

bi  difen  grölen  wundem  da, 

da^  an  dem  antUUze  ßn 

hat  menfchen  antlütze  fchin. 

ßne  zene  ßnt  drivaltj 

als  ein  lewe  iß  e^  geflaÜ, 

und  hat  an  im  vil  fcharpfen  gagd 

in  weffer  fpüze  als  ein  nagel; 

da  mit  e^  ofte  fclwden  tuet; 

ßn  varwe  iß  rot  alsam  ein  Uuot; 

com  Indicis  opinionibus  congruore.*^    Vgl  die  von  demselben  gesichtspnnkte  aos- 
gehonden  forschungen  Schauffelbergers  a.  a.  o.  s.  10  fgg. 

1)  Nach  V.  Bohlen,  Das  alte  Indien  I,  265  verwandelten  die  Grieoheo 
Asthami,  den  indischen  nameu  eines  bergvolkes,  in  äarofioi. 

2)  Die  Indica  des  Megasthenes  wurden  nach  des  Ktesias  werke  die  bedea» 
tendste  nnd  wertvolste  quelle  des  Altertums  über  Indien ,  aus  welcher  auch  PUnio^ 
vielfach  geschöpft  hat.    Megasthenes,  der  im  auftrage  des  syrischen  königs  Selei^^«^ 
kos  nach  Indien  gereist  war,  gab  zwar  nach  eigener  anschauung  die  besten  m^^ 
genauesten  nachrichten,    doch  fehlten  ihm  die   fabolerzählungon  gleichwol  nie 
gänzlich.    Vgl.  Schwanbeck  s.  117  fg. 


DIB  GBOGBAPHIB  RUDOLFS  VON  SMS  49 

fin  ßimme  flangen  wispel  iß; 
ßn  gedoene  iß  äUe  friß 
in  misUcher  ßimme  hd; 
ßne  ougen  fint  im  gd. 
e$  laufet  'beider  dan  mit  fluge 
dehein  vogd  gefliegen  muge. 
menfchen  fleifches  e^  ßch  nett 
da^  ee  fpife  im  iß  befchert; 
ftoä  e^  da^  hejagen  mac, 
(2a$  iß  ßn  beßer  iejac. 

80  entnahm  er  diese  angäbe  seiner  vorläge,  Honorius  I.  m.  I,  c.  11: 
Sri  qnoque  Mantichora  bestia ,  facie  homo ,  triplex  in  dentibus  ordo, 
corpore  leo,  canda  scorpio,  oculis  glauca,  colore  sanguinea,  vox  sibi- 
1q8  serpentum,  fngiens  discrimina  volat,  velocior  cursa  quam  avis 
Tolatu ,  humanas  cames  habens  in  nsu  [?  esu].  Diese  mitteiinng  des 
Honorius  war  aber  widerum  entnommen  aus  Solinus  c.  52  (s.  210,  6 
-18  Momms.):  Mantichora  quoque  nomine  inter  haec  nascitur ,  triplici 
dentiam  ordine  coeunte  vicibus  alternis,  fade  hominis,  glaucis  oculis, 
sanguineo  colore,  corpore  leonino,  cauda  velut  scorpionis  aculeo  spicu- 
lata,  voce  tam  sibila  ut  imitetur  modulos  fistularum  tubarumque  conci- 
Bentom.  humanas  cames  avidissime  affectat.  pedibus  sie  viget,  saltu 
sicpotest,  ut  morari  eam  nee  extentissima  spatia  possint  nee  obstacula 
Utisaima  —  und  diese  angäbe  widerum  ist,  vermittelt  durch  die  Gho- 
rographia  Pliniana,  geflossen  aus  Flinius  HN.  lib.  VIII,  c.  21,30. 
§75  (Sillig):  Apud  eosdem  [sc.  Indicos  tauros]  nasci  Ctesias  scribit 
<|Qam  manticoram  appellat,  triplici  dentium  ordine  pectinatim  coeun- 
tiam,  facie  et  auriculis  hominis,  oculis  glaucis,  colore  sanguineo,  cor- 
pore leonis,  cauda  scorpionis  modo  spicula  infigentem,  vocis  ut  si 
misceatur  fistulae  et  tubae  concentus,  velocitatis  magnae,  humani  cor- 
poris vel  praecipue  adpetentem. 

Den  Indica  des  Etesias  entnommen,  heisst  es  nun,  mit  kriti- 
schem bedenken,  in  des  Aristoteles  Historia  animal.  II,  1  s.  782, 
B.  (n,  3.  §  10  Schneider),  aus  welcher  Flinius  geschöpft  haben  mag:^ 

1)  Denn  die  ftberliefenmg  des  entsprechendeD  stfickes  des  Ktesias  in  dem 
juuziige  des  Photins  (Ctesiae  Ind.  c.  7)  ist  zum  teil  omfEnglicher  and  in  einzelhei- 
ten  von  der  Aristotelischen  fassnng  verschieden.  Bemerkenswert  ist,  dass  der 
naiae  jenes  ungeheners  bei  Photins  sowie  bei  Aelian.  Not.  Animal.  lY,  21  /xagti- 
X^9^  lalltet  {fAa^ix^^  Sk  ^ElXtivitnl  &vd'Q<uno(pdyov'  Sri  nXeTtna  iad-Ui  &vai^&v 
ävS^tinovs),  Die  bei  Plinins,  Solinus,  Honorius  und  Rudolf  vorfindliche  form 
Maatichora  sdieint  durch  Aristoteles  aufgekommen  zu  sein. 

HOTSOHB.   V.   DBUTSOBB  PHILOLOOIX.     BD.    XUI.  4 


50  DOBBRENTZ 

Jtaxoixovq  de  dddwag  ovdev  ex^v  toötojv  töv  yevöv,   eatL  di  ti^  ti 
TciOTefkrai   Krrjaiif'    hceivog  yäq  iv  ^Ivddig  zö  ^tjQloVf    (fi  ovofia 
fÄCtvTLXfifQctVy    Tofh^  exeiv   l^  äfÄq)6teQd  (ptjCL  TQiOToixovg  rovg  dddnrcr^ 
eivac  de  fiiyed-og  f^ev  eiJrTcov  Hovra^    yuxl  öaai  6fÄoio)g  yuxt  7c6dag  ^e^^ 
öfioliOQ'    TcqdoiaTtov  öi  yuxt  ära  dvd-QiOTtoeidig '    rö  ff  Ofifia  yhxvndry  ^d 
di  XQ^f^^  nwyaßaQivov   zijy  de  y^qnov    dfioiccy  t^  zod  (ItioqtcIov    zoß 
XBqaaioVy    iv  y  Yjhzqov   ^eiv  yuxl  zag  äftoqwddag  djiccMvziCßiVj    q>d'iy- 
yead-ai  d*   SfÄOiov  (piavfj  (rÖQvyyog  "Aal  adlTiiyyog'    zaxp    de  ^eäv  otx 
Ijzzov  z&v  ihiqxavy  yuxl  elvac  ayqiov  yuxl  ävd'Q(ji)7ioq>dyov. 

Fragen  wir  schliesslich  nach  einer  erklärung  dieses  auf  den  denk- 
mälem  von  Fersepolis  abgebildeten,  rätselhaften  ungetümes,  so  soll, 
nach  Bhodes  dentung,^  die  Martichora,  gegenüber  dem  MonoceroSt  als 
dem  ersten  der  tiere  des  Oromazes,  gleichsam  den  könig  der  schäd- 
lichen tiere  des  Arimanius  vorstellen. 

Einen  ähnlichen  weg  wie  die  erzählung  von  der  Martichora  wandel- 
ten während  des  Verlaufes  von  mehr  als  1600  jähren  auch  die  meisten 
der  übrigen  bei  Budolf  erscheinenden,  und  aus  Etesias  entstammenden 
fabelgestalten.  Nur  die  angaben  über  die  von  greifen  bewohnten  gold- 
berge und  über  die  Pygmaeen ,  welche  Honorius  nicht  aus  Solinas ,  son- 
dern aus  Isidor  (XIV,  3,  7  und  XI,  3,  26)  entnommen  hat,  gelangten 
auf  anderem  wege,  der  nur  durch  sorgsamste  quellenuntersuchimg 
ermittelt  werden  könte^  von  Etesias  aus  in  das  christliche  mittelalter. 

c.    Eigentümlichkeiten  des   Honorius   in   seinem  geogra- 
phischen abrisse. 

Wäre  dem  Honorius  das  hohe  alter  der  in  seinen  abriss  auf- 
genommenen anschauungen  bekant  gewesen,  so  würde  ihm  dies  nur 
als  eine  um  so  sicherere  bürgschaft  für  ihre  Wahrhaftigkeit  und  lichtig- 
keit  gegolten  haben.  Denn  ganz  im  geiste  seiner  zeit  glaubt  er  seiner 
Image  mundi  die  beste  empfehlung  mitzugeben  durch  die  Versicherung, 
mit  welcher  er  seinen  Widmungsbrief  schliesst:  *  Hie  nihil  autem  in  eo 
pono ,  nisi  quod  majorum  conmiendat  traditio.    Und  nicht  nur  völlige 

1)  Vgl.  Bahr  8.  LY  and  282  fg.  —  Über  die  namensdeutung  siehe  Schaaffel- 
berger  a.  a.  o.  s.  10,  wo  martichoras  nnter  verweisuDg  auf  Potts  Etjmol.  Forachiin- 
gen  ly  s.  220.  71  mit  sanskrit.  martiagara  =  bomines  yorans  zusammengebracht 
wird.  Indess  merkt  Schauffelberger  an:  Haec  tarnen  explicatio  non  ita  est  firma, 
com  voz  „Martia**  tantam  a  poetis  adhibita  esse  Yideatur.  Fortasse  verior  inter- 
pretatio  ex  voce  veterum  Persar  am,  qaae  idem  valet  petenda  est:  praeterea  vox 
Persica  „cara**  idem  significat  atque  Indica  „gara.*^ 

2)  Migne  Patrol.  band  172  sp.  119. 


. 


DIE  OBOOBAPHIE  RUDOLFS  VON  SMS  51 

^lifingigkeit  von  dem  Inhalte,   sondern  offc  auch   enge  anlehnung  an 
^«u  Wortlaut  seiner  quellen  bestätigen  die  richtigkeit  dieser  angäbe. 

tu    Sachliche  fehler  in  der  geographie  des  Honorias. 

Indem  aber  Honorius  bei  herstellung  seines  abrisses  kürze  und 
rehnschmuck  erstrebte,  konte  er,  trotz  aller  achtsamkeit,  bei  der  Unzu- 
länglichkeit seiner  hilfsmittel ,  sachliche  fehler  nicht  vermeiden,  und 
namentlich  war  er,  wegen  des  damals  algemeinen  mangels  geographi- 
scher kentnisse  gänzlich  ausser  stände,   überkommene  irtümer  verbes- 
sern zu  können.    Von  derartigen  fehlem  sind  im  verlaufe  dieser  unter- 
SQchung  bereits  mehrere  gelegentlich  erwähnt  worden.     Hier  mögen 
nur  die  bis  auf  Eudolf  fortwirkenden  noch  hinsichtlich  ihrer  entstehung 
erörtert  werden. 

1.  Wenn  Budolf  (v.  1230  fgg.)  bedauert  die  namen  der  sechs 
(römischen)  provinzen  Spaniens  nicht  deuten  zu  können,  und  wenn  ihm 
dabei  die  Identität  der  v.  1232  unter  Spaniens  provinzen  erwähnten 
llngait&nje  mit  der  v.  1367,  auf  grund  von  c.  32  des  Honorius^  unter 
Afrika  aufgeführten  provincia  Tinguitania  entgieng ,  so  würde  dies  nicht 
haben  geschehen  können,  fals  Honorius  bei  aufzählung  der  spanischen 
provinzen  die  in  seiner  vorläge  ^  hinzugefügte  erklärung:  „et  trans  freta 
in  regione  Africae  Tinguitaniam^*  nicht  unkundig  und  unachtsam  über- 
gangen und  weggelassen  hätte. 

2.  Können  wir  in  dieser  weglassung  nur  einen  mangel  erblicken, 
so  trift  den  Honorius  anderwärts  der  tadel,  wirkliche  grobe  Verstösse 
begangen  zu  haben.  Wenn  nämlich  Budolf  bei  seiner  beschreibung 
Afrikas  angibt: 

1322  gern  ^fien  in  der  lantmark  M 
ein  grö^  lantj  hei^t  Lihyä, 
darnach  lU  Cyrenäicä 

80  komt  dies  daher ,  dass  Honorius  durch  misverständliche  interpungie- 
mng  des  satzes  seiner  vorläge,  entweder  des  Isidor,*  oder,  und  wol 
wahrscheinlicher,  des  Orosius,^  für  sein  32.  capitel  ein  afrikanisches 
provinzland  Libya*  erhalten  hatte. 

Ähnlich  ist  Budolfs  angäbe  (v.  1338),  dass  BSrete  unde  Occasä 
zwei  Tripolitanische  hauptstädte  seien ,  dadurch  entstanden ,  dass  Hono- 

1)  Isid.  Etym.  XIV,  4,  29. 

2)  Etym.  XIY,  5,  3:    (Africa)  habens  provincias   Libyam  Cyrenensem, 
Pentapolim,  Tripolim  usw. 

3)  Chorogr.  43,  87:  Libya  Cyrenaica  et  Pentapolis  post  Aegyptum  in 
pute  Africae  prima  est. 

4)  Hajos  (L  e.  Africae)  prima  provincia  est  Libya. 

4* 


52  DOBBBKNTZ 

rius  ans  der,  auf  Solinus  c.  27  (s.  131,  18—132,  l.  Mom.)  zorfick- 
gehenden  meidung  Isidors  (Etym.  XIV,  5,6):  „  Tripolitanam  quoqae 
provinciam  Graeci  lingoa  sua  signant  de  nomero  triam  magnamm 
urbiam  Oea,^  Sabratae,*  Leptis  magnae^^  fQr  sein  32.  capitel  die 
mitteilmig:  Inde  Tripolis,  a  tribus  civitatibus  dicta,  quae  sont  Occasa, 
Berete  et  Leptis  magna  durch  falsche  wortabteilung  erhalten  hat,  die 
er  vielleicht  in  seiner  handschriftlichen  vorläge  vorgefunden  haben  mag ; 
wie  ja  dergleichen  falsche  Wortabteilungen,  namentlich  in  handschrif- 
ten  des  9.  Jahrhunderts ,  gar  nicht  selten  begegnen. 

Ebenso  ist  der  wunderliche  inselname  Storia ,  mit  dessen  dentung, 
als  Sefiria  =  Zephyria,  schon  Leibnitz  in  seiner  ausgäbe  des  GervaaiQS 
sich  vergebens  abgemäht  hat,  aus  einem  lese-  oder  Schreibfehler  ent- 
standen. Denn  Honorius  berichtet  c.  34:  Melos,  quae  et  Storia, 
rotunda  insula.  Paron  a  civitate  ejusdem  nominis  dicta,  a  Paro  Jaso- 
nis  nepote  constructa.  Haec  gignit  marmor  candidissimum,  quod  Pa- 
rium  dicitur,  et  Sardium  lapidem.  Gidon  est  insula:  in  hac  Mastix 
oritur.  Samos  insula  usw.  auf  grundlage  von  Isidor  Etym.  XIY,  6, 
28  —  30:  Melos,  ex  numero  Gycladum,  una  omnium  insularum  rotan- 
dissima,  unde  et  nuncupata.  Hl  storia  dicit,  ex  Jasone  natum  ftiiase 
Philomelum ,  et  Plutum :  ex  Philomelo  Pareantum  genitum :  qui  de  suo 
nomine  Paron  insulam  et  oppidum  appellavit;  prius  autem  Minoia, 
deinde  Paros  dicta.  De  quaVergilius  (Aen.  III,  126):  niveamque  Paron. 
Gignit  enim  marmor  candidissimum,  quod  Parium  dicunt.  Mittit  et 
sardam  [var.  sardium]  lapidem,  marmoribus  quidem  praestantiorem, 
sed  inter  gemmas  vilissimum.  Chios  insula  syra  lingua  appeliatnr, 
eo  quod  ibi  mastix  gignitur.  Syri  enim  mastichem  Ohio  vocant.  Samos 
insula  usw.  Es  mochte  demnach  der  Schreiber  der  von  Honorius  als 
vorläge  benuzten  handschrift,  vielleicht  ein  Italiener,  die  gekürzte  form 
storia  statt  historia  gebraucht,  und  ihn  dadurch,  und  vielleicht  gleich- 
zeitig auch  noch  durch  falsche  interpunction,  zu  seinem  irtum  verleitet 
haben.  Hieraus  aber  wird  klar  wie  Rudolf  v.  1474  von  inseln  Storia, 
MSlos  und  Päron  sprechen  konte,  und  zugleich  ergibt  sich,  dass  bei 
Rudolf  das  v.  1480  erscheinende  Cydon  nichts  anderes  sein  kann  als 
die  von  Honorius  verschuldete  Verunstaltung  des  namens  Chios.  Das 
von  Rudolf  selbst  unmittelbar  dahinter  (v.  1483)  erwähnte  und  belobte 
Mastixharz  dieser  insel  war  im  mittelalter  algemein  bekant  und  ge- 
priesen. * 

1)  Das  heutige  Tripoli.  2)  Jczt  Tripoli  Yecchio. 

3)  Vgl.  Isid.  Etym.  17,  8,  7.  Vincentius  BelloyaceDsis,  Speculnm  naturale 
bach  13,  c.  96.  Heyd,  Geschichte  des  Levantehandels  im  Mittelalter.  Stott^.  1879. 
2,  615.  617. 


DIB  GBOO&APHIE  RUDOLFS  VOR  BM8  53 

3.    Aas  einem  nicht  von  Honorius  verscholdetem  interpunctions- 

fehier  ist  Rudolfs  irtümliche  angäbe  (1520  —  22)  von  neun  gen  Mar- 

si^e  belegenen  inseln  Stecädes  entsprungen.    Denn  da  die  gruppe  der 

dstlich  von  Marseille  belegenen ,  jezt  lies  d*  Hy^res  benauten  Stoecha- 

den  [StpoixdÖBg  vfjaoi]  nur  drei  nennenswerte  inseln  enthält,^   sind  die 

werte  des  Honorius  (c.  35) :  Sunt  vero  novem  Stoechades  insulae  contra 

MassiUam  sitae  so  zu  interpungieren ,  dass  die  neunzahl  von  der  darauf 

folgenden  nachricht  über  die  Stoechaden   durch  einen  punkt  klar  und 

bestirnt  getrent  wird.     Honorius  wolte   nämlich  die  neunzahl,   nach 

massgabe  seiner  quelle  (Etym.  XIY,  6,  37),   bezogen  wissen  auf  das 

unmittelbar  vorhergehende,    auf   die   Aeoliae    oder   auch   Yulcaniae 

benanten  inseln. 

Wenn  aber  Honorius  c.  34  sagt:  „Abydos  est  insula  in  Hel- 
lesponto,  in  Europa,'^  und  Rudolf  v.  1450  ihm  darin  folgt,  so  trift 
die  schuld  ffir  diesen  zwiefachen  irtum  nicht  den  Honorius;  vielmehr 
hat  er  ihn  bereits  bei  Isidor  vorgefunden,  welcher  Etym.  14,  6,  17 
berichtet  hatte:  Abydos  insula  in  Europa  super  Hellespontum  posita, 
angnsto  et  periculoso  mari  separata,  üßvdog  graece  dicta,  quod  sit 
inkoitns  Hellesponti  maris,  in  quo  Xerxes  pontem  ex  nauibus  fecit,  et 
in  Graedam  transiit. 

ß.    Zns&tze  und  anderangen  des  Honorius  in  seinem  geographischen 

abrisse. 

Zusätze  zu  den  angaben  der  von  ihm  hauptsächlich  benuzten, 
und  von  ihm  für  besonders  glaubwürdig  gehaltenen  quellen,  begegnen 
bei  Honorius  nur  selten,  und  werden  auch  wol  meist  auf  kaum  min- 
der geschäzte  nebenquellen  zurückgehen.  Einige  derselben  mögen  hier 
noch  kurz  erwähnt  werden,  weil  sie  zur  Charakteristik  der  geographi- 
schen abrisse  sowol  des  Honorius  wie  des  Budolf  beitragen,  und  bei 
fortgesezter  forschung  nach  weiteren  sprossen  aus  dem  grundstocke  der 
hier  untersuchten  geographien  möglicherweise  als  quellenkritische  hilfs- 
mittel  dienen  können. 

Finden  wir  bei  Honorius  c.  11 ,  und  darnach  auch  bei  Budolf 
y.  170  fgg.,  erwähnung  der  hinter  den  kaspischen  bergen  eingeschlosse- 
nen schrecklichen  Völker  6og  und  Magog ,  die  vor  dem  Weltuntergänge 
hervorbrechen  werden*  und  ferner  c.  36  (=  Rud.  v.  1557),  der  unter- 

1)  Plinins  HN.  m,  c.  5,  §  78  (Sil.):  Tres  Stoechades  a  vicinis  Massiliensibüs 
dictae  propter  ordinem  quo  sitae  snnt;  nomina  singolis  Prote,  Mese  quae  et  Pom- 
poniana  Tocatnr,  tertia  Hypaea. 

3)  Über  Gog  und  Magog  vgl.  Oscar  Peschol,  Ursprung  und  Verbreitung  eini- 
ger geogr.  Mythen  im  Mittelalter,  abschn.  in  (in :  Deutsche  Vierteljahrsschrift  185<^ 


5i  DOBSBENTZ 

gegangenen  grossen  weltinsel,  und  ebenda  (=Rad.  y.  1587),  der  insel 
Perdita  und  ihrer  auf&ndung  durch  Brandan,^  —  so  sind,  bei  der  wei- 
ten Verbreitung  jener  Vorstellungen,  diese  zutaten  wolbegreiflioh.  Zu- 
dem mochte  Honorius  bei  abfassung  seines  abrisses  auch  durch  eine 
ihm  vorliegende  mittelalterliche  weitkarte  (Mappa  mundi)*  an  sie  erin- 
nert worden  sein.  In  gleicher  weise  beruht  auf  damals  geläufiger 
anschauung  jene,  auf  die  über  Aethiopien  hinausliegenden  gegenden 
bezügliche  angäbe  des  c.  33  (=  Bud.  v.  1392):  Deinde  est  maximos 
Oceanus,  qui  solis  calore  dicitur  fervere  ut  cacabus.  —  Die  nacbiicht 
über  die,  aus  liebe  zum  andern  leben  sich  freiwillig  ins  feuer  stOrzen- 
den  Agrocten  und  Bragmanen  in  c.  11  (=  Bud.  v.  230)  scheint,  sei 
es  nun  direct  oder  indirect,  aus  Gurtius  zu  stammen,  welcher  8,  9 
berichtet :  ünum  agreste  et  horridum  genus  est ,  quos  sapientes  vooant 
apud  hos  occupare  fati  diem  pulchrum;  et  vivos  se  cremari  jubent, 
quibus  aut  segnis  aetas  aut  incommoda  valetudo  est:  exspectatam 
mortem  pro  dedecore  vitae  habent.  —  Die  in  cap.  11  (=  Bud.  v.  191 
fgg.)  eingeschaltete  angäbe :  India  habet  quadraginta  quattuor  regiones ' 
populosque  multos,  Garmanos,  Orestas,  Goatras,  quorum  sylvae  tan- 
gunt  aethera  mag  irgendwie  auf  Plinius  zurückgehen,  der  die  Oritae 
(Ichthyophagen)  und  Garmani  (im  heutigen  Eerman)  öfter  erwähnt,  und 
zwar  6,  23,  25  beide  nebeneinander.  Die  namensform  Goatrae  ist  wol 
auch  nur  Verderbnis  irgend  einer  der  vielen  von  Plinius  aufgeführten 

heft  2,  8.250  —  257;  nnd  auoh  in:  Peschel,  Abhandlungen  zur  Erd-  nnd  Völker- 
knnde  herausgeg.  durch  J.  Löwenberg.  1877.  Bd.  I)  and  Heinemaon  Vogelateiii, 
Adnotationes  qnaedam  ez  litteris  orientalibus  potitae  ad  fabolas  quae  de  Alezandro 
magno  circamfenintar.  Yratislav.  1865  s.  27 — 46:  „Fabnla  de  vallo  in  6og  et 
Magog  ezstrueto  de  Alezandro  et  Dulkamaino." 

1)  Über  Brandan  vgl.  Peschel  a.  a.  o.  abschn.  n  (s.  242—250);  Karl  Schroe- 
der,  Sanct  Brandan.  Erlangen.  1871;  vor  allem  Herm.  Suchier,  in:  Bomanisefae 
Stadien,  heraasgeg.  von  Ed.  Böhmer.    Strassburg  1875.    I,  heft  5,  s.  553  f|gg. 

2)  Dass  ihm  eine  solche  karte  vorgelegen  habe,  lässt  sich  mit  xiemlicher 
Bicherheit  folgern  aus  dem  anfange  der  capp.  18,  19,  32.  Denn  die  werte:  Haa 
saperias  dictae  regiones,  ab  Oriente  inoipiente,  recta  linea  ad  meditenraneum 
mare  eztendontor  in  cap.  18  verraten  deutlich  dieselben  Vorstellungen  Über  geogxa- 
phische  lagenverhältnisse,  wie  sie  sich  widerspiegeln  z.  b.  in  der  sogenanten  Pris- 
ciankarte  (Jomard,  Monuments  de  la  geographie.  Paris  1862.  Xm,  4;  Lelewel, 
Atlas  zu  seiner  göogr.  du  moyen-äge.  1852.  VII)  nnd  auf  der  Hereforder  weitkarte 
(Jomard  XIV,  1  fgg).  Beide  karten  haben  neuerdings  berücksichtigung  gefunden 
durch  F.  Philippi,  in  seinem  schriftchen:  „Zur  Reconstmction  der  Weltkarte." 
Marburg  1880.  S.  tafel  lY.  vgl.  II.  Jedoch  hat  er  das  verwantschaftsverhiltnia 
dieser  und  ähnlicher  karten  zu  der  Chorographie  des  Orosius  irrig  aol^fassty  wenn 
er  enge  verwantschaft  derselben  mit  der  karte  des  Agrippa  behauptet 

3)  Diese  anfangsworte  hat  Honorius  entnommen  aas  Gros.  Chorogr.  S,  16. 


DIE  GBOOBAPHIB  BUDOLFS  VOR  BM8  55 

bettennuDgen  indischer  Völker.  —  Ebenso  stammen  aus  den  nachrich- 
ten  des  Plinios  über  messungsversuche  zur  eimittelung  des  erdumfanges 
(2,  75,  183.  184)  die  angaben  über  die  insel  Meroe  bei  Honor.  c.  36 
(=  Bad.  V.  1567),  und  über  den,  von  griechischen  geographen  gegra- 
benen brunnen  zu  Siene,  bei  Honor.  c.  36  (=  Rud.  v.  1574).  Honorius 
gedenkt  derselben  nochmals  im  24.  kapitel  seines  zweiten  buches.^ 

Wenn  Honorius  in  c.  19,  abweichend  von  seiner  quelle ,  von  Isi- 
dor  Etym.  13,  7,  31,  die  yögel  mit  leuchtendem  gefieder  von  dem  sal- 
tas  Hercynius  Germaniens  hinweg  an  die  südöstlichen  ufer  des  kas- 
pischen  meeres,  nach  der  landschaft  Hyrcanien  versezt,  (worin  Budolf 
(y.  752)  ihm  widerum  gefolgt  ist),'  so  mag  eine  doppelte  Veranlassung 
ihn  dazu  bewogen  haben.  Denn  erstlich  wird  er  wol  gewust  haben, 
dass  es  in  Deutschland  dergleichen  yögel  nicht  gibt ,  und  zweitens  mag 
er  wol  in  seiner  handschriftlichen  yorlage  die  form  hyrcaniae,  statt 
hercyniae,  yorgefunden,  und  damit  eine  anleitung  erhalten  haben,  diese 
wunderyögel  im  wunderlande  des  fernen  Ostens  unterzubringen.  Denn 
die  aus  Hercyniae  yerderbte  lesart  hyrcaniae  scheint  sich  schon  früh 
eingeschlichen  und  sich  sehr  weit  yerbreitet  zu  haben.  So  heisst  es 
schon  in  buch  3,  cap.  31  des  sogenanten  Aethicus  Ister,  in  Wuttkes 
ausgäbe  (Leipz.  1853),  die  gegend  an  den  quellen  des  Tanais  habe  ayes 
hircanias,  quarum  pinnae  nocte  mirae  magnitudinis  luceant;  und  Wuttke 
bemerkt  dazu ,  auch  Hrabanus  Maurus ,  in  seinem  im  jähre  844  yer- 
fassten  encyclopädischen  werkchen  de  uniyerso,  berichte:  Germania 
gignit  ayes  ircanias,  quarum  penne  nocte  perlucent.  Auch  Yincentius 
Belloyacensis  muss  die  yerderbte  form  ayes  Hyrcaniae  handschriftlich 
yorgefunden  haben,  da  er  sie,  wie  schon  oben  (bd.  12  s.  295)  bemerkt 
wurde,  sogar  zweimal  darbietet,  Spec.  bist.  1,  71  und  Spec.  nat.  32,  9. 
Und  aus  Yincentius  hat  dieselbe  yerderbte  namensform  Jacob  yan  Maer- 
lant  übernommen,  wenn  er  sagt  (Spieghel  bist,  buch  1  cap.  27): 

Tuffcen  der  Dunouwen,  der  Elven  enten  Bijn 

Hiet  (ü  toüen  in  hxtijn 

Germania,  omme  tgrote  geflachte^ 

Die  int  lernt  faten  met  machte, 
25  Baer  vint  men  voglen  van  Yrcane, 

Die  ßdke  vederen  ebben  ane, 

Dat  fi  nachts  in  der  maniere 

Oheliken  eenen  claren  viere. 
Dass  aber  Honorius  mit  der  geographie  Deutschlands  bekant  und 
vertraut  war,  lässt  sich  klar  und  sicher  ersehen  aus  seinen  geographi- 

1)  Migne  Patrol.  b.  172,  sp.  149. 

2)  Vgl  oben  bd.  12  s.  295. 


56  DOBERENTZ 

sehen  angaben  über  Deutschland,  deren  gnindlage  er  zwar  eben&lsi 
aus  Isidor  entnommen ,  sie  aber  durch  eigene  und '  ganz  selbst&ndige 
Zusätze  bereichert  hat,  was  die  beiden  hier  folgenden  capitel  zeigen.^ 

C.  XXIV.  De  Germania  superiore.  —  A  Danubio  usqtie 
ad  Alpes  est  Germania  superior  (Isid.  XIV,  4,  4)  que  a  genni- 
nando  populos  dicitur.  Versus  occasum  Bheno,  yersus  aquilo- 
nem  Albio  flumine  terminatur.  (Is.  XIV,  4,  3)  In  hac  est  regio 
Suevia  (Is.  IX,  2,  98)  a  Suevo  monte  dicta;  hec  et  (Is.  IX,  2,  94.) 
Alemannia  a  Lemanno  [vor.:  ab  Alamanno]  lacu  appellata;  hec  et 
(Is.  XrV,  4,  26)  Retia  dicta.  (Is.  Xm,  21,  28.)  In  hac  Danubius  nasd- 
tur  et  sexaginta  precipuis  fluviis  augetur  et  in  Septem  ostia  in  mare 
Ponticum ,  ut  Nilus  divisus ,  ingreditur.  (Is.  XTV,  4,  5.)  Est  in  ea  No- 
ricus  que  et  Bavaria,  in  qua  est  civitas  Ratispona.  Est  et 
Orientalis  Francia,  cui  coniungitur  Thuringia,  quam  sequi- 
tur  Saxonia. 

C.  XXV.  De  Germania  inferiore.  —  Ab  Albio  fluvio  est 
(XIV,  4,  4.)  Germania  inferior,  que  versus  aquilonem  oceano  excipi- 
tur.  In  hac  est  Dania  et  Norweia.  (XIV,  4,  5  u.  Gros.  21,  54  fg.) 
A  Danubio,  immo  circa  Danubium  versus  orientem  usque  ad  mediter- 
raneum  mare  est  Messia,  (XTV,  4,  5)  a  messium  proventu  dicta. 
(XrV,  4,  5)  Deinde  Panonia  inferior  et  Vulgaria  [vor.  Bulgaria]. 

In  diesen  beiden  kapiteln  fält  unter  den  eigenen  Zusätzen  des 
Honorius  besonders  auf  die  auch  schon  von  Wattenbach*  hervorgeho- 
bene ausdrückliche  nennung  der  stadt  Regensburg.  Hat  der  Verfasser 
hiermit  etwa  demjenigen  eine  zarte  aufmerksamkeit  erweisen  wollen, 
welchem  er  die  anregung  zur  ausarbeitung  dieses  ganzen  werkchens, 
der  Image  mundi,  verdankte?'  Seite  Regensburg  damit  gepriesen 
werden  als  Wirkungsstätte  seines  freundes  Ghristianus,  von  welchem 
Honorius,  der  presbyter  et  scholasticus  Augustodunensis  ecclesiae,  im 
Widmungsbriefe  mit  schmeichlerischer  huldigung  gesagt  hatte:  non 
solum  laborem  meum,  sed  et  me  ipsum  tibi  debeam.  Und  ist  dieser 
Ghristianus  etwa  zu  identificieren  mit  jenem  presbyter  canonicus  eccle- 

1)  Maxim,  bibl.  patr.  Lagdan.  tom.  XX,  p.  970*  »  Migne  Patrol.  172,  sp.  128. 
Monam.  Germ.  Scriptt  X,  s.  132.  —  Das  hier  gespert  gedruckte  zeichnet  die  eig- 
nen zasätze  des  Honorias  aas. 

2)  Deatschlands  Geschichtsqa. «  II,  s.  197. 

3)  Oben  bd.  XII^  8.300  hätte  genauer  and  richtiger  gesagt  werden  sollen: 
„Wie  viele  der  Schriften  des  Honorias,  so  verdankte  auch  die  Imago  round!  ihre 
entstehung  einer  besonderen  anregung,  und  zwar  der  seines  freundes  Christianns.'' 
Auf  die  combination  aber,  deren  ausfluss  die  oben,  freilich  zu  bestirnt  gegebene 
&8suag  war,  gedenke  ich  jedoch  noch  anderw&rts  zurückzukommen. 


DIB  GBOQBAPHIS  BÜD0LF8  VON  BM8  57 

majoris,  dessen  das  jüngere  Regensburger  totenbuch  unter  dem 
1^  •  joli  gedenkt  ?  ^  Dürften  wir ,  solcher  Vermutung  nachgebend  und 
r^rtrauend,  in  jenem  Ghristianus  einen  presbyter  canonicus  an  der 
3<?cle8ia  major  zu  Begensburg  finden,  was  läge  dann  näher,  als  in 
Übereinstimmung  mit  Wattenbach,'  in  Honorius  einen  presbyter  und 
Boholasticus  an  der  Augsburger  Kirche  zu  erblicken? 

1)  8.  Moniim.  Boica  XIV  (welche  von  s.  365  ab  Excerpta  Necrologlorom  eccl. 
Salisburgensis  et  S.  Emmerami  Batisponae.    Saec.  XI  et  XII  seqq.  darbieten)  s.  387 
unter  IL  Non.  Jul.  —  Ernst  Friedrich  Mooyer  in  seinen ,  jenen  anszfigen  gewidme- 
ten erllnteningen  (Yerhandlnngen  des  histor.  Vereins  von  Oberpfalz  nnd  Begensb. 
bd.XIII  (NF.  V).  Bgnsb.  1849.)  bemerkt  dazu  (s.  346);   „Dieser  Christianas  stand 
nkht  zo  ennitieln.'* 

2)  Der,  a.  a.  o.,  gestüzt  auf  Bagewin  (Gesta  Friderici  IV,  3),  Angustodunen- 
DB  auf  Angsborg  deuten  wilL 

(SchloTis  folgt.) 


BEITRÄGE  ZU  KLOPSTOCKS  MESSIAS. 

L   Apostroph. 

Elopstocks  bedeutungsvollen  apostroph  glaubt  Gramer  (Er  und 
über  ihn ,  IV.  s.  401)  ^  zuerst  entdeckt  zu  haben.  „  Ich  wünsche ,  dass 
Qopstock  in  seiner  grammatik  auch  über  den  apostroph  sich  ausbreite, 
dessen  theorie  noch  nirgends  bestirnt  ist  Welche  feine  bestimmung 
gleichwol  auch  in  dieser  grammatischen  Meinigkeit ! ''  und  es  an  einem 
b^ispiele  demonstrierend:  „Schwerlich  wird  er  sich  erlauben:  „All* 
Anbetung.  Aber  er  erlaubt  sich  hier:  All'  ungebohme.*  (Wie  leicht 
bätte  er  nicht  setzen  können:  Alle  noch  nicht  gebohme  usw.?)  Und 
warum  ?  Weil  das  aushalten  des  hinübergezogenen  apostrophs  hier  den 
b^ff  als :  alle !  vergrössert.  Alle  noch  nicht  gebohme ,  hätte  die  auf- 
meri[8amkeit  darauf  nicht  so  fixiert,''  Soweit  Gramer.  Elopstock  lehnt 
aber  diese  bedeutsamkeit  des  apostrophs  ab.  Er  schreibt  darüber  an 
Cramer,  Hamburg,  24.juli,  1791:  „AU' ungeb.  Ja:  vom  Tod*  erwacht, 
zieht  man  hinüber,  man  spricht  es  nämlich  aus:  vom  To-derwacht, 
aber  nicht  in:  All*  ungebohren;  man  spricht  nicht  Al-lungeb.  aus, 
all  klingt  hier  yöllig  wie  AI;  allein  es  klingt  stärker  als  Alle,   vnd 

1)  Wemi  Hamel  in  seinen  Beitragen  zur  Textgeschichte  des  Klopstockscben 
Kenias  (Rostock,  Werther,  1879  s.  30)  dtiert:  „V  8.401,"  so  ist  das  wol  nur 
icbtib-  odjsr  dmekfehler. 

Ausgabe  von  1780:  8,  4S3. 


58  PAWBL 

darauf  kam  es  mir  hier  an/^  Viel  klarer  demonstriert  Eloptock  die 
bedeutsamkeit  seines  apostrophs  in  dem  fragmente  vom  Sylbenmass.' 
Das  oben  gebrauchte  beispiel  wird  hier  eben&Is  angezogen.  Ein  wort, 
das  den  apostroph  hat,  darf  durch  die  ausspräche  nicht  hart  gemacht 
werden,  sondern  muss  noch  tönender  klingen,  als  ohne  den  abgewor- 
fenen vocal.  Vom  tod'  erwacht  muss  gelesen  werden:  yom  too-d*er- 
wachty  und  zwar  soll  das  o  mit  einer  „kleinen  dehnung^^  und  das  d 
„sehr  sanft ^^  gehört  werden.  Nach  Gramer  hat  in  neuester  zeit  Bichard 
Hamel  auf  die  bedeutsamkeit  von  Klopstocks  apostroph  hingewiesen. 
Nach  seinem  urteile  (s.  30)  haben  Göschen  und  Boxberger  unrecht 
getan,  wenn  sie  von  dieser  für  den  declamator  nicht  unwichtigen  und 
auch  in  der  ausgäbe  1800  durchgeführten  beobachtung  abgefangen  sind. 
Doch  lässt  sich  dagegen  leicht  nachweisen,  dass  Elopstock  selbst  an 
diesem  gebrauche  nur  wenig  oder  kaum  festgehalten  hat.  Auf  allen 
Seiten  der  einzelnen  ausgaben  finden  sich  belege.  Bis  1780  zeigt  sich 
noch  eine  auffallende  armut,  hie  und  da  bezeichnende  bedeutsamkeit 
des  apostrophs  —  weiterhin  zwar  häufigeres  auftreten,  aber  nirgend 
mehr  bestirnt  begrenzter  und  bestirnt  motivierter  gebrauch.  Dabei  sind 
auch  zwei  verschiedene  modificationen  ins  äuge  zu  fassen.  Einmal  ist 
hier  der  apostroph  für  den  declamator  allein  berechnet  —  also  melo- 
disches moment  des  apostrophierten  wertes  —  und  andemteils  ist  es 
wider  ein  harmloses  zeichen  einfachen  vocalabfalles ,  also  ohne  einfluss 
auf  gehalt  und  klang ,  mehr  für  das  äuge  als  far  das  ohr  berechnet 

Betrachten  wir  nun  EHopstocks  apostroph  nach  diesen  beiden 
richtungen,  so  stelt  sich  folgendes  ergebnis  heraus.  Als  melodisches 
dement  steht  der  apostroph  vor  allem  zur  Vermeidung  des  hiatus.  Doch 
ist  er  auch  hier  nicht  ein  blosses  elisionszeichen.  Nach  Elopstocks 
oben  angeführten  werten  hat  er  eine  doppelte  aufgäbe:  stärke  und 
klangfülle  des  ausdruckes.    Stärke  in: 

Messias  ausg.  von  1800  1,  360  All*  erwartcD  die  Stimme  des  Herrn. 
3,  45  Zu  der  Erd'  herunter, 

3,  72  Da  kam  mit  eilendem  Schritte 

Von  der  Sonn'  ein  Seraph, 

Bei  allen  beispielen  längeres  aushalten ,  bedeutungsvolle  stärke  der 
apostrophierten  werte. 

Häufiger  ist  der  gebrauch  des  apostrophs,  um  die  klangfülle  des 
ausdrucks  zu  bezeichnen.  Dies  zumeist  bei  einsilbigen  Wörtern ,  wo  der 
apostroph  die  aufgäbe  hat,  die  unangenehme  bewegung  der  einsilbig- 

1)  In  Gerstenbergs  Merkwürdigkeiten  der  litteratnr.  .Hamburg  und  Bre- 
men 1770. 


Zu  KLOP8TOCK8  MESSIAS  59 

Veit  ZU  verbergen.^  Dadurch  wird  zwischen  den  einzelnen  werten  die 
pause  unmerklich,  weil  die  consonanz  der  apostrophierten  silben  zuni 
zweiten  werte  hinfibergezogen  wird.  —  Beispiele  aus  dem  Messias: 

ISOO  1,  626  In  die  Adern  der  Erd*  empor. 

4^  867  Dasa  sie  vom  Tod'  erweckt  ist,  dass  ich  erweckt  bin  vom  Tode! 

1237  Von  dem  Grab*  Ananias, 
5,  364  Mehr  tod  Staub*  als  Moses; 
10,  154  Jesus  wandte  sein  Ange  vom  todten  Meer*  and  er  schaute 

Aber  Klopstock  war  seinem  prinzipe  nicht  lange  oder  gar  nie 
treu  geblieben.  In  der  lezten  aufläge  des  Messias,  in  welcher  Hamel 
eine  consequent  durchgeführte  beachtung  des  apostrophes  erkant  haben 
will,  wimmelt  es  yon  unzähligen  Widersprüchen.  Zwischen  dem  einen 
and  dem  zweiten  apostroph  findet  man  nun  keine  grenze  mehr.  Der 
apostroph  als  einfaches  elisionszeichen  hat  mit  der  zeit  den  erstem 
yerdrftngt.  Doch  auch  hier  begegnen  wir  häufiger  inconsequenz.  Zur 
beleuchtung  des  gesagten  möge  nun  eine  zusanmienstellung  von  bei- 
spielen  dienen.  Hiebei  sollen  an  die  lezte  ausgäbe  die  ältesten  les- 
arten  angeschlossen  werden,  um  zu  beweisen,  wie  Klopstock  selbst  im 
gebrauche  des  apostrophs  schwankte  und  sich  schliesslich  mehr  von 
sprachlichen  als  vom  rhythmischen  momente  leiten  liess. 

Im  algemeinen  hat  der  apostroph  nur  die  aufgäbe  den  hiatus  zu 
vermeiden.  Am  consequentesten  finden  wir  ihn  durchgeführt  zur  abwehr 
des  hiatus  vor  h. 

1780.  1800  5,  53  Seraph,  ich  steig'  hinunter, 
1755  Seraph,  ich  steig  hinab, 

1780.  1800  7,  818  Doch  mir  sinket  die  Hand  die  Harf  herab, 
1755  Doch  mir  sinket  die  Hand  die  EEarf  herab, 

1780.  1800  8,  41  Welcher  die  Tief  herauf  sein  niederbeugendes  Kreuz  trägt! 
1755  Welcher  die  Tief  herauf,  sein  niederbeugendes  Kreuz  trug, 

1780.  1800  9,  259  Grösseren  Tod*  hinunter  geführt  wird ! 
1755   Grossem  Tod  hinunter  geführt  wird! 

1800  9,  74A  Damals  flog  sie  mit  wüthender  Eil*  heraul 
1755.  1780    Itzo  flog  sie  mit  wüthendem  £ilen  herauf. 

1800  9,  759  Stand  an  deinem  Grab*,  hier  schläft  der  Tod  nicht! 
1780  Stand,  hier  schläft  der  Tod  nicht!  an  diesem  Grabe  mit  dir  still, 
1777  Stand  (hier  schläft  der  Tod  nicht)  an  diesem  Grabe  mit  dir  still, 

1800  10^  525  Sie  eilt'  hinab  zu  dem  Kreuze; 

(fehlt  in  1755  und  1780.) 

1780.  1800  10,  996  Schwebte  zur  Erd*  hinab, 
1755  Schwebte  zur  Erd  hinab, 

1)  YgL  Klopstocks  firagmente  in  Gerstenbergs  „Merkwürdigkeiten  der  Litte- 
ntor.*'    Der  fortsetacung  erstes  stück.    Hamburg  und  Bremen  1770. 


60  PAWEL 

1800  10,  1044  dem  MitÜertod'  hingab! 
1755.  1780  dem  Mittlertode  sich  hingab! 

Dies  aber  auch  die  einzige  oonsequenz.    Seltener  begegnen  ^ 
ihr  in  den  anderen  &llen.    So  noch  am  häufigsten  beim  nomen. 

1780.  1800  2»  400  Noch  mit  seinen  Gebirgen  ein  ganzes  Grestad*  in  den  Abgra:^ 
1755  Noch  mit  seinen  Gebirgen  ein  ganzes  Gestad  in  die  Tiefe. 

1780.  1800  4,  985  Ober  dem  Staub*  hier  za  stehen: 
1755  Über  dem  Staub  hier  zu  stehen: 

1800  4,  957  Da  das  grosse  Räthsel  vom  Tod*  ihm  selber  enthüllt  ward, 

Und  ihm  an  einem  traurigen  Abend  der  heiligen  Wftchter 
1780  Da  das  grosse  Räthsel  vom  Tod  ihm  selber  enthüllt  ward, 

Und  an  einem  traurigen  Abend  der  heiligen  Wächter 
1755  Da  das  grosse  Räthsel  vom  Tod  ihm  selber  enthüllt  ward, 

Und  er,  an  einem  traurigen  Abend,  der  heiligen  Wächter 

1800  4,  966  All*  an  £inem  Tage  der  Wonne, 
1780  All  an  Einem  Tage  der  Wonne, 
1755  All,  an  einem  Tage  der  Wonne, 

1780.  1800  4,  1082  Was  da  in  seiner  SeeP  er  fühlte, 
1755   Was  er  in  seiner  Seele  da  fühlte, 

1800  4,  1059  Ruh*  und  Wehmuth  und  Tiefsinn 
1780  Ruh  und  Wehmuth  und  Tiefsinn 
1755  Frohe  Wehmut  voll  Tiefsinn, 

1800  4,  1156  Aber  Gedanken  voll  Ruh*  erheiterten  wieder  den  Mittler, 
1780  Aber  Gedanken  voll  Ruh  erheiterten  wieder  den  Mittler; 
1755  Doch  Gedanken  voll  Ruh  erheiterten  wieder  den  Mittler, 

1800  4,  1188  £r  empfing  ihn  mit  Ruh*.    Ihn  sah  der  Messias 
1755.  1780  Er  empfing  ihn  mit  Ruh.    Ihn  sah  der  Messias 

1780.  1800  4,  1196  Diese  Krön'  empfängt  kein  Yerräther! 
1755  Diese  Krön  empf&ngt  kein  Yerräther! 

1780.  1800  4,  237  Von  dem  Grab*  Ananias, 
1755  Von  dem  Grab  Ananias, 

1780.  1800  5,  26  Dass  das  Heulen  seiner  Verzweiflung  die  Höll*  und  der  Himmel, 
1755  Dass  das  Heulen  seiner  Verzweiflung  die  Höll  und  der  Himmel^ 

1755.  1780.  1800  5,  364  Mehr  von  Staub*,  als  Moses; 

1800  5,  422  Sanffcere  Flüsse,  die  täuschend  die  Seelen  zur  Ruh*  einluden, 
1755.  1780  Sanftere  Flüsse,  die  täuschend  die  Seelen  zur  Ruh  einluden, 

1800  6,  66  Und  mit  göttlicher  Ruh*,  als  wenn  er  dem  Wurme, 
1780  Und  mit  göttlicher  Ruh,  als  wenn  er  dem  Wurme, 
1755  Und,  mit  göttlicher  Ruh ,  als  wenn  er  dem  Wurme, 

1800  7,  836  Ruh*  im  Elend  1 
1755,  1780  Ruh  im  Elend! 

1800  10,  154  Jesus  wandte  sein  Auge  vom  todten  Meer*,  und  er  sehaute 
1755.  1780  Jesus  wandte  sein  Auge  vom  Meere  des  Todes,  und  sähe 


zu  KLOP8TOCK8  M£8SIA8  61 

^^  10,  331  Standen  zu  dem  Gebet*,  nnd  der  weltentfernten  Betrachtang, 
^*2%0  Standen  za  dem  Gebete,  zar  weltentfemten  Betiachtang, 
^"^Sö  Standen  zom  Gebete ,  zar  weltentfemten  Betrachtang, 

Dagegen  kernen  apostroph  in: 

1780.  1800  5,  62  Letzte  Höh,  es  beben  an  ihm  die  furchtbaren  Stafen 
1755  zum  yiertenmal  bebte  das  Antliz 

Des  erhabnen  Gerichtsstals ,  and  seine  farchtbaren  Stafen 

1755.  80.  1800  5,  797  Und  der  Donner  am  Thron.    Es  wird  die  Tiefe  sich  bücken, 

1780.  1800  7,  560  Er  sah  ihn  lange  mit  Einem 

Blick  an. 
1755  Er  sah  ihn  lange,  mit  Einem 

Blick,  an. 

Aus  aUen  beispielen  geht  hervor,  was  bereits  oben  gesagt  wurde, 
für  Elopstock  nach  und  nach  mehr  das  äuge  als  das  obr  den 
troph  dictierte.    So  finden  wir  in  der  ausgäbe  1780  nirgend  einen 
]g»ostroph  bei  ausgängen  auf  h,  in  1800  schon  ein  häufiges  schwanken. 
Wenn  der  spond&ische  ausgang  mit  dem  hinübergezogenen  yocal  in 

1780.  1800  10,  13  Deines  Lichts  Ein  Schimmer,  ach  deiner  Gnad*  Ein  Tropfen 
1755  Deines  Lichts  Ein  Schimmer,  von  deiner  Gnad*  Ein  Tropfen, 

pv^rde*  haben  soll,  warum  nicht  auch  in 

1755.  1780.  1800  5,  797  Und  der  Donner  am  Thron.  Es  wird  die  Tiefe  sich  bücken 

oder  soll  der  punkt  den  apostroph  verabschiedet  haben?    Wir  werden 
«s  auf  grund  der  folgenden  beispiele  verneinen  müssen. 

Auffallend  ist  das  schwanken  im  gebrauche  des  apostrophs  beim 
Pronomen,    um  nur  einige  beispiele  zu  bringen^  in 

1755.  80.  1800  9,  342  and  die  Väter  vernehmen's, 

ist  der  apostroph  ein  blosses  elisionszeichen.    Warum  nicht  auch  in 

1755.  80.  1800  10,  832  nnd  vollbrachtens! 

Wenn  in 

1800  4,  1223  Wenn  er  stirbt,  so  wfir's  nicht  zeigender  Zufall, 
1755.  1780  Wenn  er  stirbt,  so  ists  nur  ein  ZufaU  gewesen, 

der  consonant  hinübergezogen  werden  soll,  warum  nicht  auch  in 

1755.  80.  1800  7,  391  Portia  sprachs,  nnd  sie  stiegen  hinab. 

Und  warum  doch  in: 

1800  7,  587  Er  sagt^s,  und  wnsste  nicht,  wem  er  es  sagte! 
1755.  1780  Er  sagts,  und 

VergL  noch  4,  1148;  6,  34.  68.  120.  333.  589;  7,  626;  10,  141.  478. 
531.  547.  587.  616.  722  u.  a.  m. 

Ahnlich  ist  die  inconsequenz  beim  yerb.    Doch  noch  am  wenig- 
sten bei  der  ersten  person  des  praesens  und  des  imperf.,   wo  der  apo- 

1)  Hamel  schreibt  a.  a.  o.  s.  31  der  ansg.  1755  irtfimlich  den  apostroph  zu. 

2)  Gramer  a.  a.  o.  Y.  s.  110. 


62  PAWXL 

atroph  nur  die  function  eines  einfachen  elisionszeichens  yertritt,  r 
der  bedeutsamkeit  des  apostrophs  nahezu  in  allen  f&Uen  abgesehen  we 
den  muss.  Auch  hier  hat  sich  erst  nach  und  nach  der  apostroph  ba! 
gebrochen.    Man  vgl. 

1780.  1800  1,  36  Sieh,  ich  hab'  ihn  verklärt,  und  will  ihn  von  neuem  yerklire 
1755  Sieh,  ich  hab  ihn  rerkläit, 

1800  2,  23  Zärtlich  8eh\  und  mit  irrendem  Blick  ich  hinab  zn  der  Erde; 
1780  Zärtlich  seh  ich,  mit  irrendem  Blick  hinunter  zar  Erde; 
1755  Zärtlich  mit  irrendem  Blick  seh  ich  hernieder  zur  Erde. 

1800  3,  4  diess  hoff*  ich  zu  meinem  Erlöser! 
1755.  1780  diesB  hoff  ich  zu  meinem  Erlöser ! 

1800  4,  751  Lange  schon  wünsch'  ich,  die  Deine  zu  seyn, 
1755.  1780  Lange  schon  wünsch  ich,  die  Deine  zu  seyn, 

Doch  lassen  sich  auch  hier  einzeke  Wie  bedeutungsvollen  ap 
strophes  noch  herausheben.    So: 

1800  1,  121  Lieg*  und  bet'  und  winde  mich,  Yater,  in  Todessehweisse. 

So  auch  in  1780,  welche  sonst  selten  den  apostroph  in  der  1.  pei 
praes.  aufzuweisen  hat. 

1755  Lieg^  und  bet,  und  winde  mich,  Vater,  im  Todesschweisse. 

Bei  der  3.  person  ist  vor  allem  das  schwanken  im  imperl  ins  au| 
zu  fassen. 

1800  2,  749  Itzt  wollt'  er  zurückgehn. 

Wollte  jetzo  sich  nahn,  dann  wollt  er  einsam  und  traurend 

In  1780  consequent  durchgeführt: 

Itzt  wollt'  er  zurückgehn, 
Jetzo  wollt*  er  sich  nahn,  dann  wollt*  er  einsam  und  traurend 
1755  Itzt  wollt  er  zurück  gehn, 

Itzo  wollt  er  sich  nahn,  dann  wollt  er  verlassen  und  schüchtam 

Dieselbe  inconsequenz  sieht  man  bei  der  vergleichung  von  6,  4£ 
und  7,  27. 

1800  6,  452  Also  dacht  er  in  eilendem  Flug  der  Gedanken, 

1755.  1780  Also  dachte  der  Seraph  mit  schnellen  Gedanken,  und  sähe 

1800  7,  27  Dacht*  auf  der  Erde  viel  anders  ein  Haufen  Sterblicher. 
1755.  1780  Dacht  auf  der  Erde  riel  anders  ein  Haufen  Sterbliehe. 

Wo  ist  da  consequenz?  Solte  nicht  eben  im  ersten  falle,  um  der  eil 
silbigkeit  zu  wehren,  ein  bedeutungsvoller  apostroph  stehen?  Waru 
nur  im  zweiten  falle?  wo  doch  rhythmus  und  gehalt  beider  verse  si< 
decken?    Beispiele  dazu  lassen  sich  ins  hundertfache  vermehren. 

In  der  ersten  ausgäbe  des  Messias  steht  noch  zuweilen  der  ap 
stroph  vor  einem  consonanten.    So: 

175  5  1,  830  Alles  erwartet*  die  Stimme  des  Herrn. 


Zu  KLOP8TOOK8  MBS8IA8  63 

^opstock  sah  die  härte  ein  und  änderte: 

^*^^.  1800  All'  erwarten  die  Stimme  des  Herrn. 

J^ör  apostroph  hatte  das  imperf.  „erwartet"  vom  praes.  zu  unterschei- 
den,   ^ber  auch  in  1800  begegnen  wir  vereinzelten  fällen.    So: 

1800  9,  327  Daranf  kehrt 

Isak  Bich  nm,  und  fragt':  Wer  sind  die  kommenden  Seelen; 

1755.  1780  weichen  der  inconsequenz  aus: 

Darauf  kehrt 
Isak  sich  um,  und  fragt:  Wer  sind  die  kommenden  Seelen, 

Dasselbe  gilt  von  der  erweiterten  form  des  imperf.,   was  beim  hiatus 
näher  berücksichtigt  werden  soll. 

Die  dritte  person  des  conj.  erscheint  oft  ohne  apostroph.    So: 

1800  2,  724  Aber  entflöh  er  auch  unserer  List, 
1755.  1780  Doch  entflöh  er  auch  unserer  List, 

Der  imperativ  wird  bald  apostrophiert,  bald  bleibt  er  ohne  apo- 
stroph-   So : 

1755.  1780.  1800  1,  1  Sing,  unsterbliche  Seele,  der  sündigen  Menschen  Erlösung, 

Das  hinüberziehen  des  consonanten  hätte  auf  dieser  stelle  würde  und 

feier  des  gesanges    auf  das  herlichste  zum  ausdrucke  gebracht     So 

auch: 

1755.  1780.  1800  3,  334  Ach  sUrk  ihn ,  Erlöser, 

Stark  ihn  alsdann,  Erbarmer  der  Menschen,  damit  er  nicht  sterbe. 

Doch  wider: 

17S0.  1800  3,  421  Sag*  es  frey,  zwar  bebt  mir  das  Herz,  doch,  Ithuriel,  sag*  es! 
1755  Sag  es  nur  frey,  zwar  bebt  mir  mein  Herz,  doch,  Ithuriel,  sag  es! 

1780.  1800  5,  285  Qottheit,  Schweig,  Eloa! 
1755  Gottheit!  ...  Schweig,  Eloa! 

^entnngsvollen  apostroph  finden  wir: 

1800  5,  291  Und  er  sähe  der  Erd'  Antlitz  mit  Götzenaltären, 

Sah'  es  mit  Sfindem  bedeckt; 
1755.  1780  Und  er  sah  das  Antlitz  der  Erde  mit  Götzenaltaren^ 
Sahs  mit  Sündern  bedeckt; 

Und  doch  könte  man  auch  hier  den  apostroph  als  einfaches  elisions- 
zeichen  von  „sahe^^  ansehen.  Offenbar  war  Elopstock  der  rhythmus 
ZQ  schnell.  Auf  „  sah  ^^  also  ein  längeres  verweilen ,  schwere  und  würde 
des  aasdmckes.  Weit  besser  und  einfacher  doch  in  1780.  Der  impe- 
nitiv  „sieh^'  wird  nirgend  apostrophiert,  und  doch  gebraucht  Elopstock 
üe  volle  form  „  siehe."    So : 

1780.  1800  1,  36  Sieh,  ich  haV  ihn  yerklfirt, 
1755  Sieb,  ich  hab  ihn  verklärt, 

Dag^en: 


64  PAWEL 

1780.  1800  1,  65  Siehe,  schon  streckt  der  Sprössling  der  Ceder  den  grünendeii 

Axm  ans, 
1755  Sieh  schon  streckt  der  Sprössling  der  Ceder  den  grfinenden  Arm  ans: 

Ähnliche  stellen  sind  reichlich  vorhanden. 

Aus  dem  ganzen  ergibt  sich  das  resnltat  einer  durchweg  spftr- 
licben  consequenz  in  der  durchfOhrung  des  apostrophs.  Die  tatsache, 
dass  bei  einem  und  demselben  yerse  in  den  einzelnen  ausgaben  der  tapo- 
stroph  bald  erscheint,  bald  wider  schwindet,  ist  nicht  ganz  ohne  Wich- 
tigkeit. Alle  verse  solten  doch  in  gleicher  fassuug  gleich  gelesen  wer- 
den. Oder  solte  dabei  bloss  eine  momentane  Stimmung  des  dichters 
den  takt  schlagen?  Ein  nach  1800  ,,bis  auf  die  häckchen^^  consequent 
durchgeführtes  detailscandieren  bringt  im  grossen  und  ganzen  weder 
mehr  ton  noch  feineren  gehalt  in  die  dichtung  und  sinkt  schliesslich 
zur  musikalischen  Spielerei  herab.  Wenn  man  auch  zugeben  muss ,  dass 
Elopstock  in  vielen  ßülen  auf  richtigere  declamation  und  betonung  der 
dichtung  unter  anderm  auch  mit  seinem  „bedeutungsvollen  apostroph^^ 
abgezielt  hat,  so  lässt  sich  doch  widerum  kaum  beweisen,  dass  Elop- 
stock darin  je  consequent  geblieben  sei.  Man  tut  deshalb  gut  daran, 
wenn  man  auch  —  gegen  Hamel  —  trotz  Elopstocks  1800  versuchter 
beobachtung,  überall  Düntzer^  folgt  und  zu  gute  des  melodischen  de- 
mentes selbst  den  sprachlichen  apostroph  ebenfals  gelten  lässt. 

n.    Hiatus. 

Der  „Beauroür'^  in  der  kritik  derpoesie,  etatsrat Carstens,  war 
es  zuerst,  welcher  Elopstocks  hiatus  einer  nähern  Untersuchung  unter- 
zogen hat.'  Nach  ihm  soll  Elopstock  überall  den  hiatus  beabsichtigt 
haben.  So  unterscheidet  er  mehrere  Massen ,  und  zwai*  widerschallende, 
innehaltende,  vergrössernde  oder  vermindernde.  Die  ersten  sind  wider: 
rufend  oder  schreiend,  weinend  oder  heulend,  ächzend  und  zwar  knm- 
mer  oder  liebe  bedeutend ;  die  innehaltenden  zerfallen  in  stockende  und 
nachahmende;  die  vergrössernden  und  vermindernden  heissen  anders 
innehaltende  und  eilende.  Im  ersten  teile  der  abhandlung  erklärt  er 
auch  wesen  und  bezeichnung  der  einzelnen  klassen.  So  sind  wider- 
schallende hiatus,  wo  aus  dem  misMange  von  lauten  barmonie  wird. 

1)  Oden  von  Fr.  G.  Klopstook.  Auswahl.  H.  v.  H.  DQntzer.  Leipzig.  Brock- 
haas. 1868. 

2)  Im  y.  stücke  der  Sammlungen  der  Gesellschaft  der  schönen  Wissenschaften 
zu  Dänemark.  Übers,  u.  d.  titel:  „Von  dem  Einflüsse  der  ofi'enen  Yocale  in  die 
Stärke  und  Lebhaftigkeit  des  poetischen  Ausdruckes **  in:  „Neue  Bibliothek  der 
schönen  Wiss.  und  der  freyen  Künste j*"  Leipzig,  Dyckische  buchhandlung,  4.  6.  bd. 
1767.    1.  Stück,  8.  1. 


Zu  KLOP8TOCK8  MESSIAS  65 

Diese  widerholen  bald  ein  rufen  oder  schreien,  bald  ein  weinen  oder 
heulen,  bald  ahmen  sie  mit  ächzendem  laute  einen  Sehnsuchtskummer 
oder  einen  liebesseufzer  nach.  Von  dieser  gattung  haben  die  rufenden 
den  stärksten  ausdruck, 

Die  stockenden  werden  gebraucht,  wo  der  sinn  eine  kleine  pause 
erfordert,  oder  wo  die  caesur  ohnedies  eine  solche  pause  anweist.  Zu 
allen  klassen  werden  aus  Homer,  Vergil,  Ovid,  Vida,*  welch  leztern 
Carstens  als  meister  des  hiatus  hinstelt  —  endlich  aus  Klopstock  selbst 
proben  gebracht.  Gramer  äussert  sich  über  diese  detailclassificaüon 
a.  a.  0.  I  s.  50:  „Soll  ich  aufrichtig  mein  urteil  darüber  sagen?  Ich 
glaube  immer,  zu  viel  Scharfsinn  ist  hier  besser  als  zu  wenig,  aber 
zu  viel  scheint  mir  in  des  Verfassers  beobachtungen  zu  sein."  Nach 
ihm  scheint  ,,die  sache  zu  sehr  ins  feine  ausgesponnen  zu  sein."  Bei 
Cramers  gleicher  detailliermanie  ist  dieses  urteil  bezeichnend  genug. 
Nach  Carstens  wären  rufende  hiatus: 

1,  270  Halleloja  ein  fejrendes  HaUeluja,  o  firster, 

Sey  dir  von  nns  unaufhörlich  gesungen! 

2,  154  er  schrie,  und  weinte  gen  Himmel. 

Klagende : 

2,  232  Ach  Benoni!  ach  Gottes  Prophet,  da  liegt  er  im  Staube. 

4,  728  Wo  ist,  0  theorer  Jobannes, 

Ach  wo  ist  er,  des  Ewigen  Sohn? 

Seufzende : 

4,  748  Seine  Tage  mit  Traurigkeit  zu!    Ach  war  Ichs  auch  w&rdig 
4,  819  Ach,  da  ichs,  Oidli,  noch  wagte, 
4,  857  0  hey  allem',  was  heilig  ist! 
7,  356  Portia!  ...  o,  ich  wars  anch, 

Stockende : 

1,  36    Sieh,  ich  hab  ihn  verklärt,  und  will  ihn  von  neuem  verklären. 

1,  243  Wie  unendlich  vollkommen  bist  du? 
7,  347  Sie  ist  seine  Mutter»  ihr  Götter! 

Eilende : 

2,  260  In  drey  erschrecklichen  Nächten 

Schuf  er  sie,  und  verwandte  von  ihr  sein  Antlitz  von  ewig. 

Dazu  folgt  die  erklärung:  „mit  diesem  schnellen  übergange  von: 
„  Schuf  er  sie "  auf  die  folgenden  worte  gibt  der  poet  zu  erkennen, 
ohne  es  zu  sagen,  dass  gott  nicht  sobald  die  hölle  geschaffen  hatte, 
als  er  seinen  blick  von  ihr  abwendete."    Welche  detaillierung ! 

Weitere  „ eilfertigkeit '^  soll  die  einrichtung  der  verse  zeigen: 
1)  Marcus  Hieronymus  Vida. 

IBITSCHB.   F.   DBUT8CHB   PHILOLOOIE.     BD.   Xm.  ^> 


66  PAWEL 

8»  13  Kaain  den  Uiistorblichen  sichtbar,  so  eilt  er  die  Himmel  herunter. 
8,  21  Zwo  Winke,  so  schwebt  er 
0  Über  Golgatha.    Um  ihn 

8,  28  Von  Jadäa,  langsam  gen  Golgatha  herkam. 

Carstens  erklärt:  „Was  für  eiu  Ohr  müste  das  seyn,  welches  nicht 
empfände,  wie  mühsam  die  zwo  letzten  Linien  sich  fortarbeiten,  ond 
welche  Wirkung  das  langsame  „Judäa'^  und  insbesondere  das  stöh- 
nende „Golgatha  herkam"  hierbey  hat." 

Vergrössernde  und  emphatische: 

8,  139  Aber  wie  zwey  Gewitter,  die  an  zwo  Alpen 

5,  363  Zu  dem  hohen  Eloa  und  sprach 

2,  173  König  der  Welt,  die  oberste  Gottheit  unsklavischer  Geister. 
2,  732  So  eine  That  sah 

Seit  der  Schöpfung  die  Ewigkeit  nicht 

6,  557  Endlich  strömte  sie  aus,  in  brechende  Worte 

In  folgenden  versen  will  Carstens  grimm,  inbrunst  und  eilfertig- 
keit  abgeschildert  sehen: 

],  118  Und  wenn  du  sie  auch  im  grimmigen  Zorne 

1,  679  Aber  ich  weiss  noch  wohl,  wie  er  uns  inbrünstig  umarmte 

So  auch  1,  681.    2,  383.    7,  789. 
Zu  1,  239: 

wie  er  ist,  wie  er  war,  wie  er  seyn  wird, 

ruft  Carstens  emphatisch  aus :  „  Eine  glückliche  Linie !  Die  drei  eilen- 
den Hiatus  so  dicht  bey  einander,  haben  nicht  allein  fQr  sich  selbst 
ein  sehr  fröhliches  Ansehen,  sondern  dienen  auch,  ein  desto  grösseres 
Gewicht  auf  die  emphatischen  Worte  zu  legen ,  welche  sie  absondern." 

Boie ,  Klopstocks  Premierminister  und  der  feinste  beobachter  der 
Klopstockischen  technik,  schreibt  über  Klopstocks  hiatus:'  „Elopstock 
hat  die  hiatus  so  sorgfaltig  vermieden  wie  Samler.  Sie  zu  yermeiden 
muss  also  doch  möglich  sein.  Wenn  ich  aber  einen  schönen  gedaoken 
nicht  anders  auszudrücken  wüste,  so  würd'  ich  getrost  den  schlinistak 
hiatus  wagen/^  Am  schärfsten  hat  Boie  über  den  hiatus  beim  wei- 
chen e  und  hauptsächlich  bei  Zeitwörtern  abgeurteilt.  Am  wenigsten 
gilt  er  von  den  nominibus,  pronomiuibus  und  adiectivis.  Am  schlasse 
der  periode  hat  er  gar  kein  bedenken  mehr.  Dass  Boies  bemerknngen 
resultate  von  Klopstocks  lectüre  sind ,  hat  schon  Hamel  a.  a.  o.  ertani 

Elopstock  selbst  spricht  sich  nirgend  bestirnt  aus,*  wenn  auch 
Gramer  (Tellow,  s.  247)  emphatisch  ausruft:  ^^Wird  man  wol  in  allen 

1)  Knebels  Briefw.  bd.  2  s.  119. 

2)  K.  Hamel  irt,  wenn  er  Cramers  werte  (Tellow,  s.  247)  „So  was,  bemolie 
er  einmal  gegen  niicb ,  babe  ich  mir  niemals  erlauben  können "  auf  den  ?oiu- 
gebcnden   passns  von  hiatus  bezieht,    die   sich  doch  nur   auf  die  knapp  twui- 


Zu  KL0PST0CK8  MB88IA8  67 

^Uien  gedichten  einen  einzigen  hiatns  finden,  der  nicht  etwa  absicbt- 
^^^  ist?'^    Dass  Elopstock  an  dieser  formalen  Vollendung  der  antike 
^^Q  consequent  festgehalten  hat,  lässt  sich  mit  hunderten  von  beispie- 
l^u  aus  dem  Messias  nachweisen,    um  nur  einige  proben  zu  bringen. 

1756  1,  3  Und  dorch  die  er  Adams  Geschlecht  die  Liehe  der  Gottheit 

124  Also  sprach  er,  und  schwieg.    Indem  die  Ewigen  sprachen, 

140  Seit  den  Jahrhunderten,  die  er  durchlebt, 

150  Ging  von  ihm  aus.    Die  Erde  zerfloss  in  himmlische  Schimmer 

155  Dass  die  edelsten  unter  den  Menschen, 

157  Die  er  mit  jedem  entflammten  Verlangen  verlangte. 

201  Die  auf  Erden  den  Umgang  der  neuen  Unsterblichen  suchen. 

249  Die  er  in  euch  von  ihm  selber  erschafft,  anbetend  zu  fassen. 

279  Die  er  hatte,  die  neuen,  erhabnen  Empfindungen  alle, 

346  die  unter  dem  Hauche 

419  Die  allein  bey  sich 

530  Die  als  Vertraute  der  Gottheit 

592  Die  oberste  Sonne 

606  Die  im  Verborgnen  über  die  Werke  der  Könige  herrschen, 

643  die  irrenden  Sterblichen  eilen. 

674  Die  unverwandt  den  feyrigen  Blick  zu  den  Stralen  gesellten. 

Ähnliche  proben  in  allen  gesängen.  Wo  ist  nun  die  bezeich- 
xiung?  Solte  Klopstock  alle  beabsichtigt  haben?  Oder  war  nicht  fOr 
Klopstock  „  die  ^^  mit  folgendem  vokal  ein  „  erlaubter  hiatus/^  Dasselbe 
Silt  von  allen  einsilbigen  Wörtern  wie:  ja,  du,  sie,  wie,  o,  wo,  so, 
da,  bei,  zu,  bei  welchen  wir  fast  regelmässig  hiatus  finden.  Dazu  bei- 
spiele:  1,  3.  75.  85.  98.  116.  124.  126.  136.  140.  141.  143.  144.  150. 
^65.  157.  168.  172.  173  usw.  Daraus  ergibt  sich  die  hinßUigkeit  von 
Carstens  aufstellungen  über  den  hiatus:  4,  728.  748.  819.  857;  7,  356; 
^,  243;  7,  347,  2,  260;  8,  13.  139;  2,  173.  732;  6,  557;  1,  118. 
^79.  239.  Was  bleibt  nun  von  den  vermeintlich  beabsichtigten  hiatus 
Äl)rig? 

Wenn  Carstens 

5,  363  Zu  dem  hohen  Eloa  und  sprach 

'^  einen  emphatischen  hiatus  hält, 

1,  214  Neben  ihm  stand  Eloa ,  und  rief  aus  seiner  Harfe 

^8  einen  rufenden  hiatus  erklären  wurde,  zu  welcher  kategorie  gehört 

1,  365  Also  besprachen  Eloa  und  Urim  sich  unter  einander. 

dasselbe  gilt  von 

5,  2  Neben  ihm  stand  Eloa  und  sprach: 

Miende  ptrentfaese;  „(S.  gelehrt.  R.  p.  206.  die  Anm.)*'  beziehen,  womit  auch  der 
^Bft  der  ,anraerkiuig*  fibereinstimt 


68  FAWBL 

So  auch  daselbst: 

.    So  sprach  Seraph  Eloa,  und  stand 

So  noch  bei  demselben  werte  m  hundert  anderen  beispielen.  Ist  hier 
absieht,  oder  liess  meist  Elopstock  einfach  den  hiatus  stehen,  weil  er 
ihn  nicht  umgehen  konte?    Dasselbe  gilt  von  „Selia/^ 

Auffallende  fälle,  wo  Elopstock  den  „beabsichtigten  hiatus''  in 
den  späteren  ausgaben  emendiert: 

1755  1,  352  ach  Urim,  in  heiliger  StiUe 

Schimmern  die  Leuchter  im  Silbergewolk!    So  gebieret  der  Morgen 

Than  auf  den  Bergen, 
1780,  1800  Ach  Urim ,  in  heiliger  Stille 

Schimmern  die  Leuchter  im  Silbergewölk;  bei  tausenden  tausend 

Schimmern  sie,  Vorbilder  der  gottversöhnten  Gemeinen! 

1755  1,  141  Sich  die  Ewigkeit  denkt,  wenn  sie  in  schnellen  Gedanken 
1780,  1800    Sich  die  Ewigkeit  denkt,  wenn  sie  dem  Leib*  in  Gedanken 

1755  1,  127  Freund,  wie  wir  uns,  so  lieben  sie  ihn.    Ich 

1780,  1800  Seraph,  wie  wir  uns  lieben,  so  lieben  sie  Jesus.    Ich 

4,  413  1755,  1780  Warum  standst  du,  und  um  dich  herum  dein  Haufen, 
1800  Warum  standest  du,  stand  um  dich  her  dein  Haufen 

In  jedem  gesange  dafür  belege. 

Am  Schlüsse  des  verses  hat  er  wie  am  Schlüsse  der  periode  kein 
bedenken.  So  finden  wir  durchweg  das  feine  gefühl  der  alten,  welche 
auch  hier  ^  den  hiatus  gelten  Hessen ,  unberücksichtigt. 

So  viel  zur  abwehr ,  dass  Elopstock  je  den  hiatus  beabsichtigt  habe. 

Einiges  noch  über  die  fälle,  wie  Elopstock  den  hiatus  vermie- 
den hat. 

Dass  Elopstock  die  veraltende  schwache  declinationsform  zur  Ver- 
meidung des  hiatus  angewendet  hat,  ist  bereits  von  Hamel  s.  28  rich- 
tig angemerkt  worden.  Doch  weicht  sie  in  den  späteren  ausgaben  der 
einfachen  elision.    So: 

1,  517  1755  Gabriel  kam  allein  zur  seligen  Erden  hernieder, 
1780  Gabriel  schwebt'  allein  herunter  zur  seligen  Erde, 
1800  Ckibriel  schwebt'  allein  herab  zu  der  seligen  Erde, 

1,  626  1755  In  die  Adern  der  Erden  empor. 
1780,  1800    In  die  Adern  der  Erd'  empor. 

2,  9  1755  Steigst  du  zur  Erden  herab; 
1780,  1800  Steigst  du  zur  Erd'  herab; 

3,  45  1755  Zu  der  Erden  herunter, 
1780,  1800  Zu  der  Erd*  herunter, 

1)  0.  Gellius,  Noct  Att.  YU.  20:  MVocalis  in  priore  versa  extrema»  eadem« 
que  in  sequenti  prima,  canore  simul  atque  iucundo  hiatu  tractim  sonat. 


Zu  KLOP8TOCK8  MB88IAB  69 

217,  1755  Oft  bleibt  ihr  Ruhm  nicht  auf  £rdeii  allein. 
1780,  1800  Oft  erbebet  sich  über  die  £rd'  ihr  Böhm ; 

4,  859  1755  Über  den  staub  der  Erden  erhöbt; 
1780,  1800    Über  den  Staub  der  Erd'  erhöht; 

5,  73  1755  Von  der  Erden  ein  Seraph  entgegen, 
1780,  1800  Aus  der  Tief  ein  Seraph  entgegen; 

Selten  wird  die  Verwendung  der  veraltenden  declinationsform  auf 
andere  weise  umgangen. 

5,  503  1755  Nicht  im  Schosse  der  Erden!    Ich  bin  unwürdig, 
1780  Nicht  im  Schosse  der  Erde!    Ich  bin  unwürdig, 
1800  Nicht  in  der  Erde  Schoss!    Ich  bin  unwürdig, 

Eine  zweite  ebenfals  von  Hamel  s.  29  bereits  augemerkte  aus- 
kunft,  wie  Elopstock  den  hiatus  zu  vermeiden  suchte,  bietet  die  Ver- 
wendung von  formen  wie  ,,  rufet  er  ^*  anstatt  „  rufbe  er/^  Düntzer  hatte 
in  seiner  einleitung  zu  Elopstocks  Oden  (Leipzig,  Brockbaus,  1868) 
s.  XX  bereits  bemerkt :  „Unbedenklich  sind  die  von  Elopstock  gebrauchten 
formen  „ahnden*^  und  „Erzt*^  beibehalten  worden/^  wie  auch  die  der 
nachahmung  werte  art^  wie  er  den  hiatus  vermeidet  in  „eilet*  ich,'' 
„eilet'  er*'  usw."  Hamel  folgt  ihm  zwar  hierin,  will  jedoch  diese 
eigentümlichkeit  nicht  als  Elopstocks  eigentum  gelten  lassen.  Genauer 
noch  könte  man  sagen,  dass  dabei,  wegen  des  versmasses,  zugleich 
die  ältere  vollere  form  gebraucht  wird,  wie  mi  das  ja  häufig  genug 
auch  ohne  elision  finden.  Beispiele  lassen  sich  ins  hundertfache  zusam- 
menstellen. Auch  ist  Elopstock  nicht  erst  in  späterer  zeit  auf  diesen 
bebelf  gekommen ,  wenngleich  sich  nicht  verkennen  lässt ,  dass  sich  die 
Anwendung  der  volleren  formen  überhaupt  im  zweiten  teile  des  Messias 
Mufiger  vorfindet. 

Einige  beispiele  aus  den  ersten  gesängen  mögen  doch  angefahrt 
^werden. 

1,  563  1755  Und  drauf  eilt  or  zu  jeder  Versammlung. 
1780  Und  er  eilte  zu  jeder  Versammlung 
1800  Und  er  eilete  zu  der  Versammlung 

Tritt  nun  eine  solche  vollere  form  vor  einen  vokal,  so  wird  sie 
ohne  weiteres  apostrophiert. 

1,  818  1755  Also  sagt  er,  und  sähe  betäubt  in  die  Tiefe  des  Abgrunds. 
1780,  1800    Ruft*  es,  und  eilet*  und  schaute  betäubt  in  des  Leeren  Abgrund. 

1,  548  1755  Deine  Befehle  die  richtet*  ich  alle 
1780,  1800  Deine  Befehle  richtet*  ich  alle. 

Ähnliche  stellen  sind  reichlich  vorhanden.  Ein  beispiel,  wo  die 
vollere  form  wegen  fiberschuss  an  silben  gar  vor  einem  consonanten 
elision  erleidet: 

1,  360  1755  Alles  erwartet*  die  Stimme  des  Herrn. 


70  KEINZ 

Mit  diesen  wenigen  bemerkungen  sei  der  beweis  geliefert,  wie 
wenig  Klopstock  den  hiatus  beabsichtigt ,  und  mit  welch  geringem  auf- 
wände er  ihn  zu  vermeiden  gesucht  hat.  Boies  urteil  findet  durchweg 
bestätigung. 

WIEN.  J.  PAWEL. 


MITTELDEUTSCHE   PSALMENPARAPHRASE. 

Unter  den  altdeutschen  bruchstücken  der  hiesigen  k.  bibliothek 
befinden  sich  ein  paar  pergamentblätter  aus  einer  mitteldeutschen  para- 
phrase  zu  den  psalmen,  welche  aus  dem  nachlasse  Schmellers  erwor- 
ben worden  sind. 

Es  sind  zwei  doppelblätter  in  4^  einst  die  beiden  innersten  einer 
läge.  Sie  sind  volständig  erhalten  mit  der  alleinigen  ausnähme,  dass 
an  dem  ersten  und  dritten  der  äussere  rand  etwas  beschnitten  ist,  so 
dass  hie  und  da  1  —  3  buchstaben  fehlen.  An  dem  einen  blatte  ist 
unten  ein  zwei  finger  breiter  streifen  angeklebt,  der  durch  ein  durch- 
gezogenes 3  —  4  millimeter  breites  pergamentstreifchen  noch  weiter 
befestigt  war,  welches  ebenfals  reste  von  deutschen  und  lateinischen 
Worten  von  der  gleichen  band  zeigt,  also  aus  einem  blatt  derselben 
handschrift  ausgeschnitten  ist.  Die  ziemlich  grosse,  dem  XIY.  jahrh. 
angehörende  schrift  ist  deutlich,  nur  n  und  u,  c  und  t  sind  hie  und 
da  kaum  zu  unterscheiden.  Die  abkürzungen  sind  gewöhnlicher  art  und 
daher  im  abdruck  meist  aufgelöst. 

Der  gegenständ  der  handschrift  ist  die  Übersetzung  von  schwie- 
rigen stellen  der  bibel,  welche  nach  der  reihe  ihres  Vorkommens  im 
Originaltexte  geordnet  sind.  Von  welchem  umfang  die  arbeit  gewesen 
sei ,  lässt  sich  nicht  vermuten :  das  vorhandene  umfasst  das  lezte  drittel 
der  psalmen,  nämlich  vom  106.  bis  zum  150.  Der  in  den  zeilen  fort- 
laufende text  gibt  immer  zuerst  die  lateinische  stelle ,  dann  durch  einen 
punkt  geschieden  die  deutsche  Übersetzung.  Bei  beginn  eines  neuen 
psalmes  sind  ausserdem  die  ersten  worte  desselben,  diese  aber  ohne 
Übersetzung,  angegeben.  Jede  lateinische  stelle  solte  mit  einer  majus- 
kel  anfangen,  doch  ist  an  ihrem  platze  immer  nur  derselbe  buchstabe 
ganz  klein  eingesezt;  bei  den  deutschen  wechseln  grosse  und  kleine 
anfangsbuch staben.  Auf  den  ersten  drei  selten  ist  jedes  einzelne  deut- 
sche wort  von  dem  folgenden  durch  einen  punkt  getrent,  was  unten 
nicht  nachgeahmt  ist,  dagegen  ist  unten  deutsch  und  latein  durch  einen 
solchen  getrent,  was  in  der  hs.  nicht  überall  vorliegt. 


MITTELDEUTSCHE    PSALMENPARAPHBASE  71 

Über  die  herkunfb  des  bruchstöckes  findet  sich  keinerlei  angäbe. 
Die  mnndart  des  Schreibers  ist  die  mitteldeutsche  mit  eigentümlich- 
keiten ,  die  mir  zunächst  den  abdruck  zu  rechtfertigen  schienen.    Einige 
von  diesen  mögen  hier  beispielsweise  angeführt  sein:  ei  für  e  in  steyny 
sieyt,  Weinhold,  Mhd.  Gramm.  §335  (s.  318);    für  ^,  tveirj  bein,  ein 
(pron.  und  praep.)  eim,   Weinh.  §  105,  doch  ist  hier  der  Schreiber  so 
wenig  consequent,  wie  bei  ei  für  *;  ei  für  ie  in  geynCy  Weinh.  §  107; 
eo  für  6  und  o  in  derheoit,  teochtir  {eo  auch  in  geheogetin,  Ps.  145,  15 
und  146,  7);    6m  für  ü,  weurstyn,  beulge,  Ueugty  Weinh.  §110,   wo 
dieses  eu  als  auf  Bipuarien  beschrankt  bezeichnet  ist:  hieher  wol  auch 
yeyngdinc;  gh  (einzeln)  in  wetaghey   ss  für  seh  in  tvorssf^,    z  &Lr  s 
z.  b.  alzo,  eeleg,  zetegen;  w  für  v  steht  fast  regelmässig:  tvogel,  tvor- 
slundyny  gruntweste,  wlissyn,  tvrust,^  zum  ersatz  dafür  aber  auch  häu- 
fig V  für  w:  veg,  venne,  vedivy  gevaldeg;  epenthetisches  t  findet  sich  in 
eptgrunäCy   vgl.  Weinh.  §  176  und  182;   Umstellung  des  r  in  zcubor- 
cAyn  Weinh.  §  196;  u  mit  c- haken  darüber  hat  nur  graphischen  wert; 
eigentümliche  ableitung:  excessus  =  geeheyt,  —  Kenner  dieser  mund- 
art   werden  wol  das  stück  einer  engeren  beimat  zuzuweisen  wissen; 
einiges  von  dem  obigen  verweist  auf  Hessen. 

Der  lateinische  text  zeigt  eine  anzahl  fehler,  von  denen  einige 

dann   auch  in   die  Übersetzung   übergegangen   sind;   dieselben   mögen 

liier   (mit  der  richtigstellung  in  parenthese)   aufgeführt  sein:    106,  30 

Toluptatis  (voluntatis) ,  40  contentio  (contemptio),   108,  30  qui  (quia), 

118,  170  intrat  (intret),  121,  4  tuo  domine  (domini,  ohne  tue),  125,  4 

eonvertere  (converte),  176,  2  sederetis  (sederitis),  128,4  concidet  (-it), 

130,  2  ablaetatum  (-us),    143,  13  gressibus  (egress-),   146,  18  flauit 

(flabit);   als  einfache  Schreibfehler  sind  unten  richtig  gestelt  108,  11 

feneratur  (*or),    143,  9  pslamlam  (psallam),    12  componite   (-positae), 

13  protuaria  (promptu-),  hüandantes  (habun-),    146,  1  spalmus  (ps-), 

150,  3  spasterio  (psalterio);  andere  kleinigkeiten  wurden  belassen. 

1)  Dieses  u?  för  v  scheint  nach  Wein  hold  §  161  nur  mitte.ldeat8chen  quellen, 

%.  b.  dem  von  mir  in  den  Sitzungsberichten  der  k.  bair.  Akademie  d.  Wiss.  Phil. 

HiBt.  Gl.  1870,  II.  109 — 119  herausgegebenen  sogenanten  Gebetbuchc  der  hl.  Hilde- 

gar^t  anzugehören.    Doch  ist  es  mir  auch  in  einer  hs.  aus  Oberaltach,  Clm.  9690, 

XIH/XIV.  Jahrb.,  vorgekommen.    Diese  lat.  hs.  hat  auf  den  selten  314 — 318  am 

nui^d  gleichzeitig  Ten  einer  ungeübten  band  stoUon  aus  einem  gereimten  deutschen 

plijrsiologus  und  Tor  ihnen  auf  f.  313  folgende  verse:  So  toter  Übenden  mä  begruL- 

bet^    ^^  siech'  den  gesunden  labt    v9i  segent  d*  u'wlochte  kint.  vn  wlocht  den  die 

g^^^^  sint,  80  suit  ir  toizcen  an  strit.  so  teil  vns  chom  de  vloches  cit.    [Vrid.  133, 

2Z  fS'ß-  J-  Z.]    Freilich  ist  hier  nur  sicher,  dass  Oberaltach  der  lezte  Standort  der 

hs,     iwskr,   und  spricht  auch  die  form  vloch  und  die  Schreibweise  toizcen  und   später 

eher  für  einen  mitteldeutschen  als  einen  bairischen  Schreiber. 


72  KBINZ 

Der  hier  zam  abdruck  gebrachte  text  bildet  indes  nicht  den  ein- 
zigen inhalt  der  beiden  doppelblätter.  Etwa  ein  halbes  Jahrhundert 
später  hat  nämlich  ein  angehöriger  der  gleichen  mnndart  die  arbeit 
unseres  glossators  wider  aufgenommen  und  die  sämtlichen  ränder  der 
hs.  mit  seinen  Übersetzungsproben  bedeckt.  Doch  ist  seine  arbeit  so 
lückenhaft  und  in  folge  der  schlechten  schrift  so  schwer  lesbar,  dass 
ich  mir  ihre  widergabe  glaube  ersparen  zu  dürfen. 

Zum  abdrucke  ist  zu  bemerken,  dass  ich  die  an  d^n  rändern 
weggeschnittenen  buchstaben  nach  möglichkeit  ergänzt  aber  durch 
besondre  schrift  kentlich  gemacht  habe.  Für  weitere  forschungen  habe 
ich  die  fundsteile  jeder  einzelnen  stelle  durch  angäbe  des  psahnes  und 
verses  beigefügt  Die  Zeilenabteilung  des  Originals  ist  genau  beibe- 
halten. 

Das  bruchstück  trägt  jezt  die  bezeichnung  Ggm.  5250  No.  12. 
bl.  1.  vorw. 
erym.  vartunysse.    106,  21  Confiteantur  domino  misericordiae  eins. 
dem  heryn  zagyn  top  seyne  bannhercekeU.    25  Dixit 
et  stetit  Spiritus  procellae  et  exaltati  sunt  fluctus  eins,  is 
sprach  vnde  stUnt  der  geist  der  heuige  vnde  der  he 
dt  sint  seyne  tvletUe.    26  yn  malis  tabescebat.    In  dem 
bosin  tohitze.    28  Et  de  necessitatibus.  us  irre  hedorft.    29  E 
t  statuit  procellam  eins  in  auram.    he  zathte  dy  bälge 
yn  eyn  wetir.    30  in  portum  uoluptatis  ^  eorum.    In  daz  vbir 
irre  woUust,    32  Exaltent  eum  in  ecclesia  plebis  et  in  kate 
dra  seniorum  laudent  eum.    vn  ze  dirhoyn  eyn  in  der 
samenunge  dez  wolhis  vnde  yn  deme  gezeze  der 
cddyn  loptynzeyn.    39  Et  pauci  facti  sunt  et  u^xati  sunt. 
vnde  ze  synt  kleyne  wordyn  vnde  ze  synt  gde 
stirt.    40  Effusa  est  contentio '  super  principes  et  errare  fecit 
eos  in  inuio  et  non  in  via.   vsgegossyn  ist  der  krik  uf 
dy  weurstyn  vnde  ze  irre  gemacht  In  dem  vmme 
vege  vnde  nicht  in  dem  vege.    42  et  omnis  iniquitas  opi 
labit  OS  suum.  vnde  eyn  yclich  myssetot  ymplosit 
seynyn  munt,    Dens  laudem  meam.    108,  10  Nutantes  trans 
ferantur  filii  eins  et  mendicent.    Seyne  kyndir  teer 
dyn  nedir  gebeugü  vnde  wecgenomyn  vnde  werdyn 
betün.    11  Scrutetur  fenerator  onmem  substantiam  eins. 
der  kofman  worssit  vmme  alle  sin  gut.    23  Sicut  um 
bra  cum  declinat  ablatus.    als  eyn  schale  venne  her 

1)  Yulg.  Tolontatis  2)  Ynlg.  contemtio 


MITTELDEÜTSCHB  PSALMSNPABAPHRA8B  73 

sich  nejfgU  bin  ich  dbe  genomyn,    25  Obrobrium.  eyne 

schemde.    29  et  operiantur  sicut  dipligide^  confusione  sua  J8e 

wtrdyn  bedackit  cUs  mtft  eym  nezcce  myt 

bL  1.  rückw. 
irre  schandyn.    31  Qui '  astiüt  a  dextris  pauperis.  wer 

beystunt  ecd  der  rechtyn  han  (so)  dez  armyn.    109  Dixit 

dominus.    7  De  torrente.  von  dem  gespringe.    111  Beatus  uir. 

4  Exortom  est.  yn  sprossyn  ist.    7  ab  auditione.    von  der 

kundekeyt.     9  Dispersit  iscu  strouyt.    114  Dilexi  quoniam.   8  A  lap 

SU.  von  dem  gleytin,     115  Credidi  propter.     11  Ego  dixi  in 

excessu  meo.    Ich  sprach  yn  meyner  geekeyt.    12  Q 

nid  retribnam  domino.  wag  vedir  gebe  ich  dem  he 

ryn.    117  Gonfitemini  domino.   5  in  latitudine.    yn  weyte.     13  In 

pulsos  enersns  sum.    Ihgetrebyn  ahegekart  beyn 

ich.     118  Beati  immaculati.     2  Beati  qui  scrutantur  testimonia. 

heylic  syn  dy  dy  do  worssin.    33  Legem  pone.* 

39  Amputa  obrobrium  meum  quod  suspicatus  sum.  hotie  ahe 

meyne  schemde  daz  ich  wor  tvenyt  byn.    47  Et 

meditabar.  vnde  begerte.    49  Memor  esto.^    53  Defectio 

tenuit  me.     Geberechyn  hiU  mych.    54  Cantabiles  mihi 

erant.    Sanceam  wor  mir.    61  Funes  peccatorum  circumpl 

exi  sunt  me.  dy  seü  der  sünder  habyn  mich  vmme 

ulochtyn.    65  Bonitatem  feoisti.^    70  Quo  agulatum  est  sicut 

lac  cor  eorum.    Gerunnyn  als  eyne  myUh  ist^  ir  herce. 

meditatus.  gedcch.    99  meditatio.  dy  begerunge.    113  Iniquos 

hodio  habui.*    119  Praevaricantes.  myssetrettynde.     120  Confige 

timore  tuo.    Twynge  myt  dyme  zcorne.    128  ad  omnia 

mandata  tua  dirigebar.  zcU  alle  dynen  gebotin 

Uf  ich.    129  Mirabilia  testimonia.'    130  Declaratio.    dy 

dirluchunge.    139  Tabescere  me  fecit  zelus  meus.  wor 

drissyn  hot  mych  gheton  myn  geist,    141  Adolescen 

bl.  2.  vorw. 
talos  sum  ego.    Eyn  yeyngelinc  beyn  ich.    145  Clamaui 

in  toto.'    158  Vidi  praeuaricantes  et  tabescebam.  ich  sach 

dy  myssetundyn  vnde  vordros  mych.     161  Principes  per 

secnti  sunt.'    165  Scandalum.    Eyne  schände.     169  Juxta  eloquium 

tnnm  da  michi  intellectum.    Noch  dyner  rede  gip  myr 

dy  vamunft.     170  Intrat*  postulatio  mea.    Inge  myn  heyseyn, 

174  et  lex  tua  meditacio  mea  est    vnde  dyne  sathzunge  ist 

1)  1.  diploide  2)  Yolg.  qoift  3)  Die  deutsche  übersetzang  fehlt. 

4)  ,ist*  übergeschrieben.  5)  Volg.  Intret 


74  KEINZ 

meyne  hegerunge.  119  Ad  dominum  cum  tribularer.  4  Sagitte  poten- 

tis  acute  cum  carbonibus  desolatoriis.    dy  scharfyn  pfeiße  dez 

geualdegyn  myt  den  kolyn  der  vor  wsttyndyn.     121  Leta- 

tus  sum.    3  Guius  parücipatio  eius  in  id  ipsum.    Syn  teyl  yn  ey- 

me  selbyn,    4  Et^  confitendum  nomini  tuo  domine.'  jscu  hbyn  dynyn 

namyn  here,    123  Nisi  quia  dominus.  2  Cum  exurgerent*  in  nos  forte 

viuos  deglutissent  nos.  do  dy  letUe  ynstündyn  yn  vns 

lichte  hetiyn  ze  vns  lebyndync  worslündyn.     4  forsitan 

aqua  absorbuisset  nos.    lichte  het  vns  daz  wassir  varsof 

fyn.    5  Torrentem  pertransiuit  anima  nostra  forsitan  pertrausset^  anima 

nostra  aquam  in  tollerabilem.    Eyn  gesprinc  durch  geync 

vnse  zele  lichte  hette  durchgangyn  vnse  zele  eyn 

vnleydelich  wassir.    6  Incaptionem  dentibus  eorum.    In  daz  genene 

nysse  irre  czene,    7  Anima  nostra  sicut  passer  erepta  est 

de  laqueo  uenancium  vnse  zele  als  eyn  wogel  ist  dir 

lost  won  dem  stricke  der  yeger.    Laqueus  contritus  est 

et  nos  liberati  sumus.    der  stric  ist  zcü  horchyn  vnde 

weir  syn  dir  lost.    8  Adiutorium  nostrum  in  nomine  donodni.  vnse  hd 

fe  yn  dem  namyn  dez  heryn.   125, 1  In  conuertendo  dominus  capti 

uitatem  syon.    In  detn  wedir  keryn  der  here  daz  geuencnysse 

bl.  2.  rückw. 
syon.    4  Conuertere  ^  domine  captiuitatem  nostram  sicut  torrens  in  aa- 
stro.  wedir  kere  here  vnse  gewencnisse  dlzo  daz  gesprinc 
zcu  dem  myttage.    5  Qui  seminant  in  lacrimis  in  exulta 
tione  metent.    Dy  do  zeyn  mit  trenyn  dy  sneydyn  mit* 
wroudin.    126  Nisi  dominus.   2  Yanum  est  vobis  ante  lucem  sorgere 
surgite  post  quam  sederetis  ^  qui  manducatis  panem 
doloris.    In  nycht  ist  uf  steyn  worme  ^  lichte  steyt 
xif  wenne  ir  gesiczcit  dy  ir  essit  daz  brot  der  weta 
ghe.    3  Cum  dederit  dilectis^  suis  sumnum  ecce  bereditas 
domini  fili  merces  fructus  ventris.  wene  her  gebt^^ 
seynyn  libyn  den  slof  daz  erbe  gotis  daz  Ion  des  kin 
dis  frucht  des  leybis.    4  Sicut  sagitte  in  manu  poten 

1)  Volg.  ad  2)  Vulg.  nomini  domini  3)  Vulg.  cum  exsnrgerent  homines 
4)  Vulg.  pertransissct  5)  Volg.  Convorte  6)  Wegen  platzmangel  steht  nur  W 
7)  Vulg.  sederitis       8)  Man  liest  zunächst  wormne,  d.  h.  es  sind  zwischen  r  und  « 

5  striche  ohne  ersichtliche  trennnng  oder  Verbindung ,  die  ersten  2  striche  sohei- 
nen  aber  untorpunctiert  zu  sein,   also  worme.         9)  Von  dilectis  sind  die  ersten 

6  buchstaben  untorpuncticrt  (ohne  zweck);  vor  das  folgende  geht  hat  die  spitere 
band  ge  übergeschrieben.  10)  Es  steht  (/e6(,  wie  unten  (129,  4)  snegd^  mit  wegen 
raummangel  oben  angeseztcm  t. 


MITTELDEUTSCHE  PSALMENPARAPHBA8E  75 

tis  ita  filii  excQSSonun.  alzo  dy  gesochis '  yn  der  hant 
deg  gewaldegin  aleo  sint  dy  Teint  der  wsgeslagin. 

127  Beati  omnes.    3  Yxor  tua  siout  vitis  babundans  in  late 
ribüs  domus  tue.     Dyne  htiswrou  ah  eyn  obirwltissic  w  (so) 
weynsioc  an  den  seytin  dynis  hüsis.    Filii  tui  sicut 

nouelle  oliaamin  in  circuitu  mense  tue.  dyne  kindir 
dko  dy  iungin  olboume  ym  vmmegange  dynis  tiscis.^ 

128  Sepe  expugnauerunt  me.  4  Dominus  iustus  concidet^  cer 
uices  peccatorum  confundantur  et  conuertantur  reterorsum  ^  omnes 
qm  odernnt  syon.    der  here  der  gerechte  ßcu  sneydt 

ien  nakkin  der  sunder  geschant  werdyn  ze  vnde 

werdyn  gekart  zcu  rucke  alle  dy  do  hastyn  syon, 

6  Fiant  sicut  fenum  tectorum  quod  priusquam  euellatur  exaru- 

it    Se  werdyn  alzo  daz  heu  der  dache  daz  do  wor 

darrit  edenne  is  gehouyn  virt.    130  Domine  non  est  exal 

bl.  3.  vorw. 
tatum.    2  Sicut  ablactatum  ^  est  super  matre  sua  ita  retributio  in 
anima  mea.   alzo  deti  abegeneutyn  ^  ist  uf  syner  mutir  alzo 
ist  dy  wedirgöbe  yn  meyner  sele.     3  Ex  boc  nunc  et  usqne 
in  seculum.  von  inu  (so)  bis  ymmir  vnde  ymmir.  131  Memento  domine 
daoit.    4  Et  palpebris  meis  dormitationem  vnde  mynyn 
Gucbron  den  nepzcJ    5  Et  requiem  temporibus  meis.   vnde 
tue  mynyn  slefyn.     17  Uluc  producam  cornu  dauit  pa 
raoi  lucernam  christo  meo    Durt  uoswre  ich  daz  hörn  da 
wdis  ich  habe  hereytit  eyn  licht  myme  gesalbetyn. 
18  Super  ipsum  efflorebit  sanctificatio  mea.   uf  yn  weder 
hlewft  tnyne  heylekeit,     134  Laudate  nomen  domini.     9  Et  mi 
Sit  Signa  et  prodigia  in  medio  tui  egipte.    her  sante  zei 
hyn  vnde  wndir  myttene  eyn  egiptyn  lant.     136  Super 
flumina  babilonis.    2  In  salicibus  in  medio  eins  suspen 
dimus  Organa  nostra.    Mittetie  yn  eryn  veydyn  heynyin 
unr  vnse  orgdin,     7  Qui  dicunt  ex  inanite  exinanite  asqae 
ad  fondamentum  in  ea.    dy  do  sprechyn  vor  wstyt  vor  ws 
iU  bis  an  di  gruntweste  yn  ze.    9  Beatus  qui  tenebit 
et  allidet  paruolos  suos  ^  ad  petram.     der  zelege  der  da 
heU^  vü  ufhdrit  syne  deynyn  zcum  steyne.     138  Domine  pro 
basti  me.    3  Semitam  meam  et  funiculum  meum  investigastl. 

1)  L  ge8cho88.  vgl.  143,  6.  2)  Zonächst  wie  tistis  zu  lesen.  3)  Volg. 
eoDtidit  4)  Vulg.  retrorsum  5)  Vulg.  ablactatns  6)  1.  abegewentin  7)  in 
<iei  Windberger  psalmen:  naphezunge;  vgl.  Schmeller  unter:  naffezen  8)  Vulg. 
tiios         9)  Es  steht  heüt  mit  punkt  unter  dem  t. 


76  KBINZ 

Mynyn  steyc  vnde  myne  swaheit  (?)  hostu  gespen  ...* 

13  Renes  meos  myne  lendyn.    139  Eripe  me  domine.    4  venennm 

aspidum  super'  labiis  eorum  des  vngis  vor  giß  vndir  eren 

lippin.     6  Subplantare.  vndir  grabin,    6  Laqueum.    Eynyn 

Stria.    Et  funes  extenderunt^  in  laqueum  iuxta  iter 

scandalum  posurunt  *  michi.  wide  dy  seyl  vsworfins .  .* 

bl.  3.  rückw. 
in  *  den  stric  by  den  wec  dy  schände  leytin  ee  mir.    11  Ca 
dent  super  eos  carboues  in  ignem  deicies  eos  in  miseriis 
suis  non  subsistent.  uf  ze  waUin  dy  holyn  yn  daz  toe 
. .  ir  virfstuse  ^  yn  erym  armute  nicht  suUyn  sy  besten. 
140  Domine  clamaui.    2  Dirigatur  oratio  mea  sicut  incensum  in  con 
spectu  tuo.  ufge  myn  gebet  als  eyn  ymprant  op 
.  ir  yn  dyn  antlithte.    6  ab  sorti  ^  sunt  iuncti  petre  iudices 
eorum.  vorsoffyn  sint  gevugit^  sint  dem  steyne  ere 
richter.    7  Sicut  crassitudo  terre  erupta  est  super  terram. 
alzo  dy  geylekeyt  der  er  dyn  ^^  gebrochyn  ist  uf  der 
erdyn.    9  Gustodi  me  a  laqueo  quem  statuerunt  michi  et 
ab  scandalis  operantium  iniquitatem.    Behüte  mich  von 
dem  stricke  den  ze  mir  sacztyn  vnde  von  den  schan 
dyn  der  virhyndyn  dy  myssetot.     10  Cadent  in  reiti 
culo  ^  ^  eins  pecatore's  singulariter  sum  ego  donec  trän 
seam.    In  ere  neczce  vallyn  dy  sunder  seundirlich 
hyn^^  ich  bis  daz  ich  vorge.     142  Domine  exaudi  orationem 
meam.  7  in  lacum.  yn  dy  grübe.    8  Auditam  fac  michi 
mane  misericordiam  tuam.  horynde  tu  mir  vreu  dyne 
bramchertekeit  (so).     143  Benedictus  dominus.    3  Innotuisti  ei 
daz  du  yn  bekant  tust.    6  Fulgura  coruscationem  et 
dissipabis  eos  mitte  sagittas  tuas  et  conturbabis  eos. 
dirblicze  dyn  gleysyn  vnde  vor  störe  ze  sende 
dyne  geschoss  *'  vnde  betrübis  ^^  ze.    9  Dens  canticum 

1)  1.  gespehit  2)  Vulg.  sub  3)  Nach  extendenmt  steht  m ,  also  mihi, 
das  aber  nicht  hieher  gehört.  4)  Vulg.  posuornnt  5)  1.  vaworfin  9e  6)  Ton 
dem  vermuteten  in  ist  nur  der  leztc  strich  vorhanden.  7)  =-  in  daz  viur  unrfH 
du  se;  nach  dem  folgenden  nicht  stehen  auf  radiertem  räum  von  der  eingangi 
erwähnten  Jüngern  band  geschrieben  die  drei  worte  sylly  sy  besten.  8)  Ynlg. 
absorpti  9)  Es  steht  geweugit  mit  punkt  unter  dem  zweiten  e  und  dem  enten 

strich  von  w.  10)  Vor  gebrochyn  hat  die  jüngere  band  aus  übergoschriebeDt 

ebenso  in  143,  6  vor  sende,  11)  Vulg.  retiaculo  12)  Nach  dem  TOifaaa- 

denon  reste  scheint  hier  byn  (nicht  beyn)  gestanden  zu  haben.  13)  Von  geadko» 
stehen  die  drei  lezten  buchstaben  (oss)  und  von  beifubis  das  ganz  uidenÜieho  s 
auf  rasur. 


MITTBLDEUT8CHB  PSALMBNPARAPHRA8B  77 

Donnm  cantabo  tibi  in  psalterio  decacordo  psallam  tibi. 

Got  eynyn  nueyn  sanc  singe  ich  dir  in  dem  sdUir 

(m  seytyn  abir  singe  ich  dir.     12  Filie  eorum  composite 

bl.  4.  vorw, 
drcurn  ornate  nt  similitudo  templi  Ere  teoehtir 
scu  sanegeleU  gezdrü  als  daz  glichnysse  dez 
tempüs.    13  Promptuaria  eorum  plena  eructautia  ex 
hoc  in  illnd.  edle  ere  hereytunge  ist  tool  ere  tich 
tunge  ws  dem  yn  daz.    Oues  eorum  fetose  habun 
dantes  in  gressibus^  suis,  boues  eorum  crasse.'    Ere 
schof  weydinde  öbirwlissic  g  eryn  gengyn 
ere  ochsyn  geüluA.    Non  est  ruina  materie.^ 
neqae  transsitus  neque  clamor  in  plateis  eorum.     Nicht 
ist  prastdyn  dez  zeeunys  noch  dorch  ganc 
noch  geschrey  in  eryn  gassin.     144  Exaltabo  te 
deos  mens  rex.    14  AUeuat  dominus  omnes  qui 
corrannt  et  erigit  omnes  olisos.     Got  uf 
Mit  edle  dy  da  tvaUyn  vnde  uf  richtyt 
alle  dy  gebeogetyn.     15  In  tempore  oportuno    In  der 
zceyt  der  hedorft.     145  Lauda  anima  mea  domi 
nurn.    7  Dominus  soluit  compeditos  dominus  inluminat 
cecos.    Got  losit  dy  gewessirtyn  got  dir 
kwiktit  dy  hlyndyn.    8  Dominus  erigit  elisos  G 
et  ricktü  uf  dy  gebeongtttyn  (so).     146  Laudate 
dominum   quoniam  bonus  est  psalmus    3  Qui  sanat  con 
tritos  corde  et  alligat  contritiones  eorum.    der 
do  heylü  dy  zcu  brochyn  des  hercyn  vnde 
2eu  weugit  ere  zcu  brochynheit.     7  Preci 
nite  domino  in  confessione  spallite  deo  nostro  in 
cytara.    Syngit  gote  ym  lobe  syngit^  vnsym 
Jöfe  yn  der  rottyn,     10  Neque  in  tybiis  viri  noch 

bl.  4.  rückw. 
fn  der  craft  des  mannys.    12  Lauda  ierusalem  dominum  ^ 
14  Et  adipe  frumenti  satiat  te.   vnde  von  dem  we 
fttin  dez  komys  zetegit  her  dich.     15  Qui  emittit 
doquinm  suum  terre  velociter  currit  sermo  eius  der 

1)  Vulg.  egressibns  2)  In  143,  13.  44  hat  die  jüngere  band  den  altem 

fibenetzer  direct  corrigiert,  indem  sie  einige  werte  durchstrich  nnd  am  rande  durch 
lodere  ersezte;  sie  verbesserte  nämlich  ere  tichtunge  durch  reupczeden,  weydinde 
itmk  iynt  frudUik,  geiUich  durch  aynt  veyst,  prastdyn  durch  nedirval.  3)  Vulg. 
4)  ffier  steht  abgekürzt  singt.       5)  Die  deutsche  Übersetzung  fehlt. 


78  J.  KOCH 

M  sendä  synyn  sproch  der  erdyn  snelle  leufit 

syne  rede.    16  Spargit.  spregit     17  Mittit  cristallum  sunm 

sicnt  boccellas  ante  faciein  frigoris  eius  quis  sqs 

tinebit.    Her  sendit  synyn  slos  alzo  dy  bissyn 

vor  dem  antlithe  synys  tarustis  wer  irlidit  is.     18  E 

mittet  uerbnm  suum  et  lique  faciet  ea  fiaait  ^  Spiritus 

eius  et  fluent  aque.  her  sendit  syne  wart  vnde 

lesit  ze  smdzcyn  syn  geist  Uest  vnde  wlissyn 

dy  wassir,    148  Laudate  domiuum  de  celis.    7  Laudate  domi 

de  terra  tracones  et  omnes  abissi.  lobit  got  von 

der  erdyn  dy  teufe*  vnde  alle  eptgrunde.     150,  3  Laudate 

eum  in  sono  tube  laudate  eum  in  psalterio  et  cytara. 

Lobit  gote  in  dem  schalle  der  bosunyn  lobyt  yn 

in  dem  saltir  vnde  in  der  rottin.    4  Laudate  eum  in 

tympano  et  coro  laudate  eum  in  cordis  et  organo. 

lobit  eyn  in  der  peukyn  vnde  in  der  harfin  lo 

bit  eyn  in  den  seytyn  vnde  in  den  orgdyn,    5  Lau 

dato  eum  in  cymbalis  bene  sonantibus  laudate  eum 

in  cymbalis  iubilacionis  6  omnis  spiritus  landet  do 

minum.    Lobit  eyn  in  den  schettyn  wollwotyndyn 

Lobit  eyn  in  den  scheUyn  volclyfigyndyn  eyn 

yclich  geist  lobe  den  heryn.^    Confitebor  tibi 

1)  Vulg.  flabit  2)  vgl.   Diefenbach,   glossariuni  latino-germ.  s.  1 

draco,  erthol,  wegk  under  der  erd.       3)  Hier  scbliesst  der  150.  paalm.    Mit 
fitebor  begint  der  137.,   der  oben    nicht  vorkomt   und  vielleicht   hier  nachg 
gen  war. 

MÜNCHEN.  F.  KEINZ. 

FRAGMENTE  VON  RUDOLFS  VON  EMS  BARLAAM  U 
JOSAPHAT  IN  EINER  HS.  DES  BRITISCHEN  MUSEU 

IN  LONDON. 

Goedeke  (Dtsch.  Dichtungen  im  MA.  s.  188)  bringt  bei  der 
Zählung  der  von  Pfeiffer  nicht  erwähnten  mss.  dieses  gedichtes 
gende  notiz:  „eine  ebemals  in  Eschenburgs  besitz  befindliche»  mit' 
eher  die  windlade  und  pfeifen   einer  orgel  verklebt  waren;    nur  9 
verse  erhalten;  vgl.  Gottscheds  krit.  beitrage  7,  406  fgg.,   wo  19, 
—  24,  32  abgedruckt  sind." 

Diese  handschrift  befindet  sich  gegenwärtig  im  Brit  Mos.  u 
der  bezeichnung  Additional  10,  288,  Piut.  CLXEK  A.,  und  wurde 
auf  dieselbe  von  herrn  dr.  H.  Vamhagen  aus  Greifswald  aufmerk 
gemacht.    Sie  ist  im  februar  1836  (Heber's  sale)  angekauft,  und  w 


FGM.  AÜB  BAKL.   IX  BBIT.  MUS.  79 

auch  manches  aus  ihr  bekant  ist,  so  verdient  sie  wol  eine  nochmalige 
besprechung,  da  bei  Qottsched  einiges  unerwähnt  gelassen  und  mehr 
noch,  weil  sie  mit  einer  litterarischen  einleitung  von  der  band  Eschen- 
bargs  versehen  ist,  der  auch  die  locken  nach  dem  Uifenbachischen  ms. 
aosgefult  hat.  Offenbar  beabsichtigte  Eschenburg  eine  ausgäbe  des  Bar- 
laam  und  Josaphat  zu  veranstalten ,  und  die  handschrift  in  ihrer  gegen- 
wärtigen gestalt  war  gewiss  zum  drucke  bestirnt.  Ober  die  gründe, 
welche  ihn  von  der  publication  abhielten,  vermag  ich  jedoch  keine  aus- 
hnft  zu  erteilen. 

Das  meiste,  was  Eschenburg  in  der  einleitung  mitteilt,  ist  frei- 
fich  auch  bei  andern  zu  finden,^  doch  dürfte  ein  volständiger  abdruck 
derselben  wegen  des  algemeinen  interesses,  das  der  Verfasser  bean- 
spruchen kann,  nicht  unwilkommen  sein. 

Auf  dem  inneren  deckel  des  quart  -  manuscripts  begint  nun  die 
erwähnte  vorrede: 

„  Die  von  mir  hinzugeschriebenen  Ergänzungen  dieser  Handschrift 
tisind  aus  einem  vollständigen^  in  der  Hamburgischen  Stadtbiblio- 
tiihek  befindlichen  Msptr.  auf  Papier  genonmien  welches,  jedoch  in  den 
»Lesarten  und  selbst  in  der  Mundart  von  den  Fragmenten  des  perga- 
ninentenen  Codex  merklich  abweicht.  Diese  Handschrift  kam  aus  der 
n  Uifenbachischen  Bibl.  in  die  Hamburgiscbe;  und  der  Inhalt  des  star- 
nken  Bandes  in  fol.  ist  von  Uffenbach  vorne  so  bemerkt: 

„Continentur  hoc  volumine: 

„1)  Historia  Belli  a  Carole  M.  cum  Saracenis  gesti,  rhythmis 
^  germanicis  descripta,  per  quendam ,  nomine  STRICKARE.  vid.  Prefat 

„2)  Wolframi  ab  Eschenbach  Historia  Wilhelmi  Narbonen- 
^^ig  rhythmica. 

„3)  Acta  Barlaam  et  Josaphat,  rhythmis  quoque  vetustis  con- 
'>  Bcripta.        Eschenburg. 

„Eine  ansehnliche  Handschrift  dieses  Gedichtes  auf  Pergament 

>  Cndet  sich  in  der  Herzogl.  Bibliothek  zu  Gotha, ^   nach   der  Angabe 

>  Ciottsched's  in  seinen  handschriftl.  Nachrichten  von  alten  deutschen 

>  dedichten ,  die  Hr.  Prof.  Ebeling  besitzt ,  und  zwar  in  eben  dem 
-»  dod.  der  das  von  Wenzel  angefertigte  Chronicon  Universale  enthält.  — 
»>^iQe  andere  Handschrift  ist  in  der  Kais.  Bibl.  zu  Wien,  inter  Codd. 
>»ll8.  Philol.  Lai  n.  120. 

„Gegenwärtige  Handschrift  ist  die  nämliche,  wovon  in  den  kriti- 
«scben  Beiträgen  zur  Historie  der  Deutschen  Sprache  St  27.  S.  406  ff. 

1)  Tgl.  auch  meine  ausgäbe  des  Chardry,  Heilbronn  1879  s.  XI  fgg. 

2)  „Gottsched  sagt:  in  der  Hochf&rsÜ.  Friedensteinschen  Bibliothek  bei  Gotha." 


»*■ 


80  J.   KOCH 

„eine,  von  dem  sei.  Gonsist.  R.  u.  Prof.  Conrad  Arnold  Schmid 
„aufgesetzte  Nachricht  ertheilt  wird.  Die  Handschrift  war  im  Besitz 
„seines  Vaters,  der  Rektor  in  Lüneburg  war.  Sie  war  in  einem  luthe- 
„rischen  Kloster  |  vermuthl.  in  dem  Kloster  LQne  bei  Lüneburg  |  gefnn- 
„den,  und  einem  Buchbinder  in  die  Hände  gefallen,  der  den  fehlen- 
„den  Theil  des  Pergaments  zur  Ausbesserung  der  Pfeifen  und  der 
„Windlade  einer  Kirchenorgel  verkauft  hatte. ^  Was  hier  davon  noch 
„übrig  und  gerettet  ist,  beträgt  9359  Zeilen. 

„In  dem  Catal.  Bibl.  Chr.  Fr.  Schmidii  (Luneb.  1748.  8.)  steht 
„S.  737  folgende  Nachricht  von  diesem  Kodex: 

„  „Antiqua  Paraphrasis  theodisca  rhythmica  Jo.  Damasceni  [s.  2] 
„„Historiae  de  Barlaamo  et  Josapliato.  In  capite  et  bis  in  medio 
„„manca.  XI  Compages  plagularum  adsunt,  et  YIII  deficiunt.  Ergo 
„  „hoc  MStum  multum  supra  dimidium  est  completum.  Quae  super- 
„„sunt,  paginas  176,  et  versus  9152  constituunt.  Opus  egregium  et 
„„nunquam  editum,  cuius  hoc  unicum  forte  exemplar  adhuc  superest. 
„„Exaratum  est  See.  XII,  id  quod  omnia  criteria  indicant;  e.  g.  litera 
„  „f  finalis  longa ,  z  saepissime  posita  pro  f  et  s.  etc.  Initiales  colori- 
„„bus  sunt  distinctae,  singula  ad  nitorem  composita.  Paraphrastes, 
„  „poeta  theodiscus ,  eodem  seculo ,  quo  MStum  exaratum  est ,  yixisse 
„„videtur.  Textus  graecus  nondum  editus  est,  sed  in  bibliotbeca  qoa- 
„„dam  adhuc  latere  fertur.  Geo.  Trapezuntii  versionem  latinam 
„„V.  in  Jo.  Damasceni  Opp.  Gr.  Lat.  Basil.  1575.  fol.  Billii  in 
„„Damasceni  de  vitis  et  rebus  gestis  Barlaami  et  Josaphati,  Billio 
„  „interprete ;  Colon.  1624.  12." 

„Mit  dieser  letztern  lateinischen  Übersetzung  des  Billius  verglichen, 
„fängt  das  erste  Fragment  dieser  Handscbrift  zu  Ende  des  2.  Kap. 
„p.  49  an,  und  geht  bis  zur  Mitte  des  6.  Kap.  p.  77.  —  Das  zweite 
„Fragment  fast  von  Anfang  des  11.  Kap.  p.  131  bis  zur  Mitte  des 
„26.  Kap.  p.  307.  —  Das  dritte  Fragment  fängt  an  um  die  Mitte  des 
„30.  Kap.  und  geht  fast  bis  zu  Ende  des  ganzen  Buchs,  im  letzten 
„40.  Kap.  p.  455. 

„Bodmer  gab  zu  Zürich,  1757.  4.  heraus:  Chriemhilden  Bache» 
„und  die  Klage :  zwei  Heldengedichte  aus  dem  Schwäbischen  Zeitpnncte, 
„samt  Fragmenten  aus  dem  Gedichte  von  den  Nibelungen,  nnd  ans 
„dem  Josaphat.  In  der  Vorrede,  S.  X  ff.  beschreibt  er  eine  yollstftn- 
„dige  Handschrift  des  gegenwärtigen  Gedichts.  Der  Name  des  Verf. 
„dieser  gereimten  [s.  3]  Obers,  wird  nicht  genannt;  nnr  werden  ein 
„paar  von  Bodmer,  S.  XI.  bemerkte  Umstände  von  ihm  erwähnt,  unter 


1)  Hiemach  berichtige  man  die  oben  angezogene,   eigentümlich  klingende  nola 
Goedekes. 


FOM.    AUS  BARL.   IM   BRIT.   MUS.  81 

„andern  auch,  dass  er  ein  Gedicht  von  dem  guten  Gerhardt 
„geschrieben  habe.^  Die  Handschrift  ist  in  der  Bibliothek  zu  Hohen- 
„Ems.  Von  der  gegenwärtigen  s.  Bodmer,  1.  c,  wo  auch  einer  drit- 
„ten,  nicht  vollstilndigen ,  gedacht  wird.  Um  eine  vollständige  Aus- 
„gabe  zu  veranlassen,  zog  B.  einige  Fragmente  aus,  und  vornehmlich 
„den  Anfang  und  das  Ende  des  Gedichts,  welche  hier  fehlen. 

„In  Schelhornii  Amoenitt.  Litt.  T.  HI,  p.  110,  findet  sich  unter 
„den  Memorabilibus  Bibliotheca  (?)  perill.  Ehr.  Raym.  de  E rafft,  die 
„Anzeige  eines  Mspts.  auf  Pergament  in  8^  „Historia  Josaphati  et  Bar- 
„laami,  vetustis  rhythmis  Germanicis  descripta,  und  der  Anfang  der 
„ersten  12  Zeilen  zur  Probe. 

„cf.  Pabricü  Biblioth.  G.  T.  VIIT.  p.  817. 

„In  Fr.  Adelung's  Nachrichten  von  den  altdeutschen  Handschrift 
„ten  in  der  Vatikan.  BibL  S.  36,  steht  N.  811.  De  Barlahamo  et  Josa- 
„phat,  poema  lingua  antica  exaratum. 

„Man  hat  eine  altdeutsche  prosaische  Übersetzung  dieser  Gedichte, 
„die  mehrmals  gedruckt  ist.  Die  älteste  Ausgabe ,  ohne  Jahrzahl ,  ver- 
„mnthlich  aber  1470  zu  Augsburg  von  Zainer  gedruckt,  beschreibt 
flH.  Y.  Heineken  in  den  Neuen  Nachrichten  von  Künstlern  und  Kunst- 
„sachen,  S.  250  f.  Vergl.  Das  Neueste  a.  d.  anmuth.  Gelehrs.  v.  J. 
«1753,  S.  512.  Zapfs  Augsb.  Buchdr.  Zeitg.  JG.  1.  S.  141.  Pan- 
„zer's  Annalen,  S.  12.  —  Eine  andere,  v.  1477.  Erl.)  unter  dem  Titel : 
«„Das  Buch  der  christlichen  Lere  der  Hystori  Josaphat  und  Barlaara^' 
«ist  VCD  dem  sei.  G.  A.  Schmid  in  den  Beiträgen  z.  krit.  Hist.  der 
„deutschen  Sprache,  St.  28,  S.  657  ff.  beschrieben,  und  dabei  zugleich 
„der Inhalt  der  ganzen  Geschichte  ausgezogen.  Vergl.  Panzer's  Anna- 
Jen,  S.  97. » 

„In  der  Bibliotheque  des  Romans  des  du  Fresney  T.  2,  p.  12, 
»wird  zuerst  die  lat.  Übers,  des  Billius  angeführt,  Antw.  1602.  16. 
«und  sodann: 

,1)  Es  ist  Badolf  von  Montfort,  von  dem  auch,  aussor  dem  guten  Gerhardt, 
,die  Gedichte:  Wilhelm  von  Orleans,  vom  St.  Eustachius,  und  eine  goroimtc 
»AUgemeine  Wcltchronik  sind." 

^)  Des  Heyligen  Joannis  Damascenii  Historia:  Von  dem  Leben  vnd  Wandel 
,deg  Hejligen  Barlaam  deß  Einsidels ,  ■  vnd  Josaphat  deß  Königs  in  Indien  Sohn. 
»Entlieh  von  Jacobe  Billio  Gianäo  auß  dem  Griechischen  in  das  Latein:  Fol- 
tSents  durch  weilandt  den  Wolgeborenen  Herrn  Schweickharten  Graifen  zu  Helffen- 
Jitfin,  Freyherm  zu  Gundelfingen  etc.  Förstl.  Durchl.  in  Bayern  Rath  und  Statt- 
»haHern  zu  Lantsporg  biß  auff  daB  zwey  vnd  zweintzigst  Capitel  verteuscht.  Nun 
t*W  durch  den  Hoch  vnd  Wolgeborenen  Herren,  Johann  Georgen  Graffon  zu 
«Hohenzollern,  Sigmaringen,  vndViringen,  Herrn  zu  Heigerloch  vnd  Worstein, 
yA»  H.  Born.  Beichs  Erbkammerom ,  Fürstl.  Durchl.  in  Bayern  etc.  Bath  etc.  vol- 

tnrtOHB.  7.  DEUTSCHS   PHILOLOOIB.   BD.    XIII.  ^ 


82  J.   KOCH 

„Historia  de  Barlaam  y  Josapbat;  en  Madrid,  1608,  8. 

,,Histoire  de  Barlaam  et  de  Josapbat,  Roy  des  Indes,  traduite 
„du  Qrec  de  S.  Jean  Damascene  par  Jean  de  Billy,  Ghartrenx, 
„Par.  1574.  8  et  1578. 

„Histoire  de  Barlaam  et  de  Josapbat,  traduite  duGrecde  S.Jean 
„Damascene,  par  le  Pere  Antoine  Qirard  de  la  Comp,  de  Jesus, 
„Par.  16..  12. 

„War ton  bemerkt  in  s.  Hist.  of  Engl.  Poetry,  vol  DI  p.  XUX, 
„dass  Gower,  in  s.  Goufessio  Amantis  eine  Gescbichte  ans  diesem 
„Romane  erzäblt,  und  dieselbe  vielleicbt  aus  des  Yincentii  Bello- 
„vacensis  Speculum  Historiale  (L.  XIV.  s.  196.  ed.  Ven.  1591.)  ent- 
„lebnt  babe,  wo  diese  ganze  Historie  von  Barlaam  o.  Josapbat  ein- 
„gerückt  sey,  und  64  Kapitel  entbalte.  Er  rückt  eine  aus  dem  noch 
„ungedruckten  Griechiscben  Original  übersetzte  Stelle  ein.  Und  S.  LI, 
„setzt  er  binzu: 

„Tbis  romantic  Legend  of  B.  and  J.  wbicb  is  a  bistory  of  consi- 
„derable  lengtb,  is  undoubtedly  tbe  composition  of  one  who  had  an 
„intercourse  witb  tbe  east:  and  from  tbe  streng  traces  which  it  con- 
„tains  of  tbe  oriental  mode  of  moralizing,  appears  plainly  to  have  been 
„written,  if  not  by  tbe  monk  wbose  name  it  bears  at  least  by  some 
„devout  and  learned  ascetic  of  tbe  Greek  cburcb,  and  probaUiy  before 
„tbe  tentb  Century. 

„Leland  mentions  Damascenus  de  Gestis  Barlaam  et  Josa- 
„pbat,  as  one  of  tbe  manuscripts  wbicb  be  saw  in  NetUey  - abbey 
„near  Soutbampton  (CoUectan.  Tom.  IIL  p.  149  edii  1770). 

„S.  aucb  Warton's  Additt  to  vol.  U  at  tbe  End  of  YoL  11  of  bis 
„Hist.  of  Engl.  Poetry  ad  p.  342. 

„Y.  In  L.  Tb.  Eosegarten*s  Legenden  (BerL  1804.  2  Bde.  8.)  B.  2. 
„S.  174  —  214:  „Die  Gleicbnisse  des  beil.  Barlaam  und  die  Bekehmiig 
„des  Heil.  Königs  Josapbat.^ 

Es  folgt  ein  eingebeftetes  blatt,  das  von  dem  oben  erwähnten 
Scbmid  (vater  oder  sobn  ?)  gescbrieben  sein  muss ;  es  enthält  einen  teil 
der  bemerkungen,  die  im  vorbergebenden  von  Eschenburg  ohne  quel- 
lenangabe  reproduziert  sind.  Da  dies  blatt  somit  nichts  neues  bringt, 
übergebe  ich  es.  —  Auf  fol.  4  schreibt  Eschenburg  wider :  ^Zur  Ver- 
„gleicbung  der  Mundarten  in  den  Fragmenten  dieser  pergamentnen 
„Handschrift  und  in  der  üffenbacbiscben ,  woraus  sie  ergänzt  ist. 


,S.  12  der  Fragmente. 


üffenbach.  Handschrift 


„Do  des  koniges  groszer  haz  usw.      Da  des  chüniges  groszer  hasz  usw.^ 

„lendet  vnd  in  Truck  verfertiget.    Gktrackt  zu  Costantz  am  Bodensee,  bei  KieolM 
„Bali,  M.D.C.ni.   4.    327  Seiton. 


FGM.   AUS  BABL.  IM  BR1T.  MUS. 


83 


Da  ich  im  folgenden  längere  mitteilungen  mache,  möge  diese  notis 
hier  genfigen.  —  Auf  fol.  5  von  Eschenburgs  hand  der  anfang  der 
üffenbachschen  handschrift: 


,)Älpha  et  0  künig  sabbaoth 
,,0ot  de;  gewaltes  chraft  gepot 
„Leben  an  yrhab  dein  chunst 
«Und  angeng  bey  gonst 
„Was  ie  dein  gotleiche  chraft 
„Lebend  in  werder  maisterschafb 
„dein  hohe  chunst  dein  weiser  rat 
„beschlossen  und  bestricket  hat 
„Ton  anuang  und  da;  entt 
„Sonder  missewend 
„bist  dn  der  vrhab  genant 
„daz  ende  stet  in  deiner  hant 
„der  buden  nam  werd  du  ie 
„doch  gewuned  du  sey  nie 
„Und  mu;en  mit  dem  gewalt  dein 
„Tersaget  und  fremde  sein 


,,ward  anuanch  nie  gelait 

,,deiQ  chraft  gewönnet  auch  nimer 

ort 
,,deiQ  gewalt  dein  gaist  dein  wort 
„got  uater  mensch  vnd  chint 
„gewaltes  vngoschaiden  sind 
„Als  ie  an  anegeng  wa; 
„dein  ainig  dreiualtig  vnitas, 
„der  sich  piegent  alle  chnie 
„ze  himel  vnd  auf  erden  hie 
„als  durch  die  helle  chünde 
„von  dir  da;  abgründ 
„pidempt  und  in  vorchten  swebt 
„von  deinem  suzen  gaist  lebt 
„was  lebleich  sich  verstat 
„vnd  auch  lebende  sinn  hat'^ 


„deiner  lebenden  gotfaait 

Diese  probe  wird  hinreichen,  um  die  Wertlosigkeit  dieser  hand- 
Schrift  darzutun;  der  spräche  nach  scheint  sie  dem  14.  oder  15.  saec. 
anzugehören. 

Wir  kommen  nun  zu  dem  eigentlichen  kerne,  dem  pergament^ 
mannscripte,  welches  der  catalog  aus  dem  XIII.  saec.  datiert;  doch 
dürfte  es  ende  des  XIIL  oder  anfangs  des  XIV.  abgefasst  sein.  Es  ist 
in  zwei  spalten  auf  der  seite,  jede  zu  26  verszeilen  geschrieben.  Die 
abschnitte  werden  durch  abwechselnd  blau  und  rot  illuminierte  initialen 
bezeichnet.  Ausserdem  ist  der  anfangsbuchstabe  der  1.,  3.,  5.  usw. 
leile  mit  rot  markiert  —  Das  fragment  begint  mit  v.  19,  sp.  19  der 
ansgabe  Pfeiffers: 

(lan  h'  gewunne  by  im.  e. 
den-  valschen  rat  h'  von  im  treib 
an  sinen  zorne  her  noch  bleib 
So  stete  daz  her  da  vor  nye 
d'  cristen  grozeren  haz  gevye 
Sus  genas  d'  gotes  degen 
Sin  plach  d'  gotliche  segen 
an  des  trost  h'  sich  lie 
do  sin  wort  sin  h'ze  entpfie. 


Ich  8ol  der  truwe  Ionen  dir 
di  du  hast  irseiget  mir 
Ich  wil  dich  vmmer  riehen 
S  muzen  mir  entwichen 
ij  dich  so  vil  gevelschet  hant 
^  mich  leides  nicht  irlant 
den  heren  her  do  erte 
Sin  gut  her  vaste  merte 
^  vngete  in  hoher  me 


84 


J.  KOCH 


Do  des  koniges  grozer  haz^ 
begunde  ie  baz  vfi  baz 
wachsen  kegen  d'  cristenheit 
Sin  irricheit  wart  also  breit 
daz  h'  der  genaden  gotes 
gar  vorgaz  vfi  sines  gebotes 
Do  was  ynser  here  crist 
d'  bezere  als  her  iemer  ist 
vfi  hiez  in  siner  gute 
Mit  seldenricher  blute 
Von  dornen  rosen  springen 
Mit  suzer  vrucht  vordringen 
daz  honich  von  d'  widen 
Man  mochte  gerne  liden 
Von  gote  dise  gäbe  groz 
deme  selbe  lande  zu  vloz 
der  cristenheit  eyn  svnn^  glast 
Von  dem  d'  vroudenbemde  last 
der  cristen  leben  sy  moste  trage 
Mit  vroudS  gar  bi  sinen  tagen 
d'  konig  selbe  was  der  dorn 
Ich  han  di  heidenschaft  irkom 
zu  derre  widen  vngewuete 
der  comendS  rosen  in  bluete 
Vfi  des  kufiiges'  sueze  was 
Eyn  kint  des  al  da  genas 
Yn  des  kvnlges  auennires  wip 
Iz  wart '  ny  kindes  schon'  lip 
In  deme  lande  ny  ge  sen 
So  ich  die  scrift  höre  ien 
danne  diz  vil  seldenrich'  kint 
von  deme  di  mere  irhaben  sint. 
Der  vat'  was  des  kindes^  [vro] 
Sine  boten  sante  her  do 
den  vursten  algeliche     fol.  12  v® 
In  sin6  kvnigriche 
Vfi  hiz  daz  vfi  arme  gar 
zu  sime  opp'e  quemen  dar 


do  sach  man  die  lantherS  comS 
als  in  di  botschaft  was  vomome 
Ir  opp'  brachten  si  den  goten 
als  iz  den  arme  was  geboten 
di  musten  euch  da  opperen  gan 
als  iechlich'  muchte  han 
dar  nach  muste  he  sin  opp'  geben 
des  vrouwete  sich  des  konlgea  lebe 
als  in  des  kindes  liebe  twanc 
Sine  goten  sagete  her  danc 
dar  im  daz  kint  ie  wart  geborn 
h'  hette  des  vil  wol  gesworn 
daz  her  solde  han  von  in 
Wie  waz  ir  herze  vfi  ir  sin 
der  zit  so  gar  be  toubet 
waz  hette  an  im  be  roubet 
beide  sin  *  herze  *  vfi  mut 
daz  si  lip  *  sele  *  vfi  gnt 
von  e]mg  bilde  wolden  han 
daz  als  ein  tyr  was  ge  tan 
Vfi  des  nyman  gedachte 
des  begunst  volle  brachte 
Mit  siner  gotlichen  craft 
hymel  erde '  vfi  al  ge  scaft 
Des  kindes  nam6  scuf  man  sa 
Mit  d'  vftrsten  lere  alda 
Josaphat  wart  iz  genant 
got  leite  sine  suz6  hant 
An  daz  reyne  kindelin 
vfi  tet  im  sine  gute  schin 
Nach  dirre  werlde  wünsche  gar 
Nu  waren  von  dem  lande  dar 
vunf  vfi  vunfüch  meist'e  komS 
di  alle  waren  uz  genomen 
an  kunstichlichen  prise 
Si  waren  also  wise 
dar  in  was  von  listen  kunt 
astronomie  vfi  al  di  stunt 


1)  Mit  dieaom  verse  begint  der  aiiszug  bei  Gottsched. 

2)  Ms.  sie  pro  honiges.  3)  Ms.  warp  in  wart  verbessert. 
4)  Die  gespert  gedruckten  werte  sind  stark  verwischt. 


FOM.  AÜ8  BABL    DI  BRIT.   1078. 


85 


In  den  di  st'nen  richten  sich 

In  ir  lonfe  lichten  strich 

dy  nam  d'  kynig  an  eyne  rat 

Her  sprach  sint  vch  ge  sam6t  hat 

Min  selichliche  vronde  her 

So  saget  mir  daz  ist  min  ger 

Wy  iz  sol  deme  kinde  irgan 

daz  ich  von  g  r  min6  gote  han 

do  sprachen  si  al  geliche 

Ez  wurde  ^  seiden  riche 

gewaldes  nfi  gutes         fol  13. 

Tfgende  ynde  hohes  mutes 

Ez  gewunne  richeit  me 

den  alle  sine  vorderen  *  e  * 

yfi  daz  im  solde  sin  bereit 

Ere '  selde  '  werdicheit 

Do  sprach  eyner  vnder  in 

d'  bette  kunstenrichen  sin 

Tor  di  and'n  alle 

Wy  iz  dir  nu  ge  valle 

here  des  eyn  weiz  ich  nicht 

als  mir  der  stemd  louf  vor  gicht 

also  willich  dich  witzen  lan 

Wi  ez  deme  kinde  sule  gan 

daz  DU  von  dir  ge  bom  ist 

Ez  beiaget  in  siner  iare  vrist 

TÜ  seiden  zuchtichliche 

albi  diz  kunigricbe 

Sol  im  nicht  werden  vndertan 

Ez  sol  iz  vm  eyn  anderz  lan 

Daz  tusentvalde  richeit 

Ob  deseme  konTgriche  treit 

der  zwiger  gut  ist  vngelich 

diz  ist  arm  ienez  is  rieh 

daz  m  zu  erbene  ist  bereit 

du  störtest  ye  di  cristenheit 

dy  Wirt  h'  hogende  zu  aller  zit 

^  cristenleben  her  sich  be  git 

vfi  Wirt  der  cristen  blume 

nüt  cristichlichen  rume 


Man  wirt  in  cristen  sehende 
An  crist  wirt  her  iehende 
Gelouben  vn  des  toufes  sin 
Sus  is  daz  vm  iz  kindelin 
Swer  dir  icht  anders  von  im  seit 
daz  ist  gar  ein  vnwarheit 
DEr  konig  do  vil  sere  irschrac 
diz  mere  h'  also  hohe  wac 
daz  im  sin  vroude  gar  ze  scleif 
des  meisters  wort  im  hind'greif 
Siner  hosten  vrouden  zil 
do  gedachte  her  liste  vil 
Mit  rate  in  manigen  enden 
Wy  her  diz  mochte  ir  wenden 
do  hiz  der  konig  riche 
wirken  meisterliche 
Eyn6  wünichlicben  palas 
dar  an  so  vil  ge  zirde  was 
daz  man  iz  vor  ricbeit  iach 
do  man  daz  kint  gewachsen  sach 
In  der  maze  an  siben  iar 
In  daz  selbe  hus  vor  war* 
wardiz  durch  hude  ge  tau  fol.  1 3  ''^ 
d'  kvning  hiz  zu  im  do  gan 
lute  di  sin '  solden  plegen 
Vn  an  rechter  lere  wegen 
di  sconesten  lute  di  h'  vant 
gewachsen  uberal  sin  laut 
di  liz  her  bi  deme  kinde 
do  hiz  her  deme  gesinde 
Mit  gebiten  an  den  lip 
daz  ny  wed'  man  noch  wip 
Gingen  in  den  palas 
Wen  si'  den  iz  bevolen  was. 
Da  bi  gebot  her  mere 
swer  cristenliche  lere 
oder  cristes  im  gedechte 
daz  man  im  den  brechte 
der  muste  liden  sa  den  tot 
der  kunig  euch  da  bi  gebot 


1)  Ms.  worden,  zwei  punkte  unter  n.        2)  Ms.  sine  mit  durchstrichenem  e. 


86 


J.    KOCH 


ob  man  vnd'  in  da  vunde 
decheinen  d'  begunde 
da  bi  im  sieben  daz  man  in 
vz  iagete  von  den  anderen  hin 
vfl  eynö  gesunden  brechte 
Vfi  nyman  da  ge  dechte 
deme  kinde  daz  eyn  and'  leben 
Got  der  werlde  mochte  geben, 
her  hiz  daz  alder  in  vordagen 
vA  deme  iungS  kinde  sagen 
daz  ez  solde  iemer  mere 
leben  in  sulker  ere. 
Her  hiz  daz  sy  keyne  not 
deme  kinde  nante.   vn  den  tot 
Im  nümer  vor  geleiten 
VA  im  da  von  nicht  seiten 
^Nii  wart  im  kvnt  getan 
Man  sehe  in  deme  lande  gan 
Lute  di  durch  valschen  list 
Zu  eyn6  gote  nanten  crist 


do  hiz  her  in  daz  riche  sagen 
Swer  nach  den  nesten  drin  tagei 
decheinen  in  deme  lande  da 
vunde  *  h'  solde  in  brimiS  sa 
diz  gebot  h' '  iz  ge  schach 
Eynes  tages  her  ge  sach 
zweyne  reyne  muneche  gut 
Di  trugen  euch  yil  steten  mut 
an  gotlicher  lere 
do  zornde  her  an  si  sere 
daz  her  si  in  den  lande  vant 
Her  hiz  si  brinnen  sa  zu  haot 
do  si  daz  f rkunde  gotes 
Trugen  vn  sines  gebotes. 
Sus  tete  vil  angestliche  leit  fol. 
Auennir  der  cristenheit 
vile  me  bi  sinen  tagen 
wen  ich  iv  hy  wolle  sagen 
her  treip  si  al  geliche 
von  sime  kvningriche. 


So  weit  Gottscheds  auszug.  —  Das  erste  fragment  umfasst  8  bli 
ter,  deren  leztes  mit  folgenden  zeilen  endet:  (s.  Pfeiffer  1.  c.  40,  5—1 


Di  rede  h'  wortliche  vorstunt 
So  ie  di  kint  d*  werlde  tunt 
der  bezeikenüge  hört 


Brkande  h'  nicht  di  selbe  wort 
als  h'  in  seite.  di  sede  her 
do  was  des  iücheren  ger 


Es  folgen  dann  21  blätter  mit  ergänzungen  Eschenborgs,  wora 
das  perg.-ms.  wider  begint. 


vfi  cristus  touf  vntphahen 
vil  gerne  werden  gotes  knecht 
ob  her  mich  dorch  min  vnrecht 
Nicht  vortribon  wil  von  ime 
Sine  touf  ich  an  mich  nime 
Ist  her  so  gut  so  du  mir  seist 
So  sendet  h'  mir  sinen  geist 
Ufi  deiget  mine  svnde 


Nu  soltu  mir  Urkunde 
Mit  diner  wisen  lere  geben 
Wy  sal  ich  nach  dem  toufe  leb 
des  volg  ich  diner  lere 
Sol  ich  tun  vorbaz  loht  mere 
wan  nach  gelouben  teufen  micb 
Ist  des  genuch  daz  sage  mir ' 
des  willich  gerne  volgen  dir 


Es  stimt  dieses   stück   zu  B.  und  J.  Pfeiffer  101,  16  —  32.    C 
zweite  fragment  umfasst  48  blätter  und  endet: 

1)  Grosso  initialo  bei  Pfeijffcr. 

2)  Pfeiffor,  1.  c.  101,  31,  32:  ist  dos  gennoc,  oder  sol  ich 

iht  anders  tuon?  daz  sage  mir 


VOM.   AUS  BABL.   IM  BBIT.  MUS. 


87 


Siet  man  veh  aigelos  geligen 
das  ir  di  cristen  lazt  gesigen 
So  mnzt  ir  yorderben 
Vfi  vil  scantlich'  sterben 
danne  iemft  ie  nor  dorbe 
d«r  lasterlichen  sterbe 


als  ir  gelidet  dise  not 
Yfi  den  lasterlichen  tot 
So  machich  alle  di  kint 
di  in  vweren  kvnne  sint 
vremeden  luten  vndertan 
daz  si  muzen  iemer  han 


Hiezu  s.  Pfeiffer,  1.  c.  226 ^  7  —  18.  Abermals  folgen  dann  ein- 
geheftete blätter ,  diesmal  in  der  zahl  von  32 ,  mit  Eschenburgs  ergän- 
ziugen.    Unser  text  begint  dann  mit  den  versen  (Pf.  310,  11  fgg.): 


so  wunnicliche  daz  her  iach 
daz  vleislich  enge  ny  gesach 
S4>  Wunsches  riehen  ougenglast 
^^nmschlicher  vronde  nicht  gebrast 
ob  werlÜichem  wünsche  al  hye 
da  man  daz  velt  im  scouw@  lye 
bei  sach  da  wullichlichen  stan  ^ 
Sdele  boome  wol  getan 


di  mit  suzer  genucht 
den  ougä  wQnenbemde  vrucht 
haben  an  suzer  gesiebt 
euch  gebrast  in  des  nicht 
Si  geben  also  reynen  smac 
daz  sin  hohe  suze  wac 
vur  al  der  werlde  wüne  gar 

usw. 


Dieses  fragment  zählt  32  blätter;  es  ist  der  rest  der  pergament- 
bandschrift  und  schliesst,  mit  Pfeiffer  s.  393,  27  correspondierend ,  fol- 
gendermassen : 


X3o  diz  gebet  alsus  gescach 
%l8  erz  yil  demutliche  sprach 
XKiit  manige  herzesuften  tief 
"^Oü  müde  er  bi  dem  graue  vntsclief 
4o  sach  er  als  ich  han  uomomen 
^  selben  geiste  aber  komen 
^i  im  di  gotes  richeit 
"^"on  d'  ich  e  han  geseit 
%^eten  *  vfi  di  lichten  stat 
^i  vurten  in  daz  selbe  phat 
^a  er  ouch  e  gevuret  wart 
^a  brachten  si  in  uf  di  vart 
Xs  di  stat  über  den  plan 
^0  sach  h'  kegen  im  soone  gan 


engele  scone  vfi  licht  irkant 

di  trugen  alle  in  ir  haut 

vil  wfiniclichen  scone 

di  lichtesten  crone 

von  den  minsche  ie  uornam 

do  im  d'  engel  scar  bekam 

vfi  er  di  lichten  crone  sach 

losaphat  der  gute  sprach 

wem  sülen  di  lichten  crone 

dir  sol  eyn  zu  lone 

di  hat  den  lichtesten  scbin 

vm  den  vil  lieben  vater  din 

daz  du  den  bekertest 

vn  den  gelouben  lertest  (Pf.  394, 14) 


Den  schluss  des  gedichtes  gibt  dann  Eschenburg  nach  der  üffen- 
^achschen  handschrift  auf  4  blättern. 

Das  interessanteste  stück  des  ganzen  manuscripts  ist  nun  wol  das 
l^zte  blatt,   das,  aus  einem  andern  pergamentcodex  genommen, 

1)  In  den  andern  mss.  ist  hier  ein  neuer  absatz. 


88 


J.  KOCH 


am  ende  verkehrt,  d.  h.  so,  dass  recto  pro  verso  steht,  eingeheftet  ist 
Es  ist  älter  als  das  vorige,  nach  meiner  Schätzung  um  die  mitte  des 
13.  Jahrhunderts  geschrieben;  die  spräche  desselben  steht  dem  dialecte 
des  Originals  nicht  sehr  fern.  Wahrscheinlich  von  der  band  des  con- 
sistorialrats  Schmid  (s.  o.)  sind  auf  dieses  blatt  Lectiones  variantes 
eingetragen,  die  einzelnen  verse,  und  die  teile  des  blattes,  das  in  der 
mitte  durchschnitten  ist,  numeriert.  Das  blatt  ist  in  zwei  columnen 
geschrieben;  am  ende  jeder  zeile  steht  ein  punkt;  die  initialen  der 
abschnitte  sind  rot  illuminiert,  und  die  initialen  jeder  zeile  mit  dersel- 
ben färbe  markiert.  Da  die  lect.  var.  von  wenig  Interesse  sind,  lasse 
ich  sie  ganz  fort,  schreibe  im  übrigen  das  fragment  aber  volständig 
ab.     Es  entspricht  Pfeiffer,  1.  c,  130,  34—133,  35. 


vns  de  bvrgeren  git. 

von  den  werden  wir  erslagen. 

Sie  beginnent  vns  veriagen. 

Dvrch  die  stat  hin  in  da;  laut. 

Da;  der  sele  wirt  benant. 

Da  vinden  wir  die  libnar. 

Die  wir  vor  vns  senden  dar. 

Deweder  minner.  noch  me. 

Da  ist  vns  anders  nit  wan  we. 

Vfi  iemer  leitlich  vngemach. 

angest,  lelt,  .  vfi  niht  wan  ach. 

Swa;  bi  gewisser  boten  haut. 

In  da;  riebe  wirt  gesant. 

Daz  Wirt  da  behalten  wol. 

Dem  er  e;  da  vinden  sol. 

Der  ratgebe  da;  ist  ein  man. 

1 

alse  ich  bin  ;v  dii*  gesaut. 
Da;  ich  mache  dir  bekant. 
Do  ich  gelernet  selbe  han. 
Wie  disiv  weit  mv;  ;ergan 
Die  minnet  ich  vn;  an  die  stvnt. 
De  mir  wart  ir  vnstete  kvnt. 
Ir  kvrce;  lieb,  ir  langis  leit. 
Als  ich  dir  hie  vor  han  gesoit. 
Qedeuke  herre  wol  dar  an. 
Sw*  da;  liebt  treit  vor  dem  man. 


De  e;  wol  ;e  gesiebte  komeb 
De  nachgende  wenic  fromet 
Die  gesiht  man  schone  hat    2  sp. 
von  dem  liebte  da;  vor  gat. 
e;  fromet  wenic  oder  niht. 
In  der  vinster  an  der  gesiht 
De  man  nachgende  treit. 
;er  ewiclichen  stetekeit. 
In  da;  gedende  lones  lant 
Da  han  wir  ein  lange  vart. 
Wir  mv;en  vns  wol  han  bewart 
Vffe  disen  wek  mit  spise. 
In  manger  bände  wise. 
Oder  vns  wirt  div  kraft  binomen. 
e.  de  wir  heim  ;e  lande  kernen, 
her  an  gedenke  in  wiser  kvr**. 
vn  sende  dine  spise  fvr". 


2 


D  die  lebent  als  ein  tl^be  tf  t 
als  sie  ain  her.  bese;;en  hat 
Da  sie  vf  einem  bovme  stat 
Sie  fvrhtet  sere  sinen  ;orn. 
Sie  vert  da  bi  in  einen  dorn. 
Vfi  wider  vf  den  bovm  ;ehant. 
Von  dem  in  eine  steinlwant 
oder  in  ein  ander  mvre. 
In  fliehender  nature. 


1)  Uior,  in  der  mitte  des  blattes,  sind  durch  wegschneiden  3  Zeilen  verloren 
gegangen.  2)  Hier  fehlen  widur  3  zollen. 


FOM.   AUS   BARL.   IM  BBIT.   MUS. 


89 


Lebet  sie  gein  dem  vederspil. 

also  tvnt  die  gvtes  vil. 

hant  mit  richeit  manicvalt. 

Die  wrhten  weltlichen  gewalt.    v^ 

Tfi  maDg*  arbeit  yber  craffc. 

von  ir  g^te  vll  vientschaft. 

Sie  fyrhtent  des  yfi  wenkent  dar. 

So  flivhet  aber  auderswar. 

Von  Torhten  ir  angesthafk'  mvt. 

Wie  behalten  werde  ir  gvt. 

Den  ist  von  ir  richeit  we. 

So  hant  die  swere  vier  stvnt  me. 

Die  mit  großer  armvt. 

Sfnder  dank  sint  ane  g^t. 

Des  riehen  ;wifelliches  gvt. 

Des  armen  clagende  armvt. 

Sint  ein  wol  in  solher  not. 
i 

Di^  ist  der  weide  kvmber  gro?. 

0?ch  daht  ich  gro^ir  swere. 

Ob  ich  es  ane  were. 

Der  weite  richeit  vfi  ir  gf  t. 

Lie?  ich  vfi  ir  armvt. 

Vn  kert  an  got  minen  mvt. 

Wan  iemer  stete  wert  sin  gvt. 

Dar  nach  dien  ich  vf  sinen  trost. 

De  ich  bin  von  der  weide  irlost. 

Des  sie  im  iemer  mere. 

Gnade,  lob,  vnde  ere.  ^ 

Do  sprach  der  gvtc  iosaphat. 


Nv  gib  mir  dar;v  dinen  rat. 

Bi  wem  sol  ich  senden  dar.    2  sp. 

Min  gvt  swenne  ich  hinnan  var. 

De  e;  mir  dort  si  bereit. 

Mit  frSde  als  dv  mir  ha;  geseit. 

Vfi  de  ich  stete  vinde  dort. 

Den  iemer  mere  steten  hört. 

Barlaam  der  sprach  do.' 

Der  frage  wa;  er  vil  fro. 

Bi  gotes  dvrftigen  hant. 

Soldv  e;  senden  in  daz  lant. 

Da;  almvsen  ist  da;  gf t. 

De  dich  dort  nert  vor  armvt. 

Sprach  des  herren  lerer  do. 

Der  behalter  sprichet  so. 

1 

von  disem  vbelen  gvte. 

vfi  iuch  danne  enphahen 

In  die  ewigen  g * 

Dirre  broden  weide  gelt. 
hei;it  er  da;  vbel  gvb 
De  uns  dort  vil  gnaden  tvt. 
Da  vns  nit  anders  wirt  gegeben, 
wan  de  hie  kovfet  vnser  leben, 
got  enphahet  ;aller  ;it. 
Swa;  man  dvrch  in  den  armen  git. 
Da;  gotlich  vrkvnde. 
Leret  vn;  die  *8vnde. 
Mit  dem  almvsen  swenden. 
Ende  des  ms. 


Zu  bemerken  ist  noch,  dass  Baechthold  in  seinem  buche  „Deut- 
sche Handschriften  aus  dem  Britischen  Museum''  Schaff  hausen  1873, 
dieses  ms.  nicht  erwähnt 

1)  Diese  zeile  ist  gapz  unleserlich.  2)  Hier  fehlen  wider  3  zeilon.  3)  Diese 
^  die  folgende  zeile  fehlen  in  den  andern  uiss.  4)  Diese  zeile  ist  ztun  teil 
niüeserlich. 


BERLIN^  JUNI   1880. 
(geschr.  London,  sept.  78.) 


JOHN  KOCH. 


90 

ZUR  SCHILLERLITTERATUR 

Das  verlangen  nach  bibliographien  ist  lauter  denn  je.  Der  grund  liegt  in 
der  gesteigerten  production,  welche  schon  denjenigen,  die  in  wissenschaftliche 
und  bnchhändlerischen  centren  leben,  die  Übersicht  fiber  die  neuen  erseheinungen 
ausserordentlich  erschwert,  den  davon  entfernteren  aber  ganz  unmöglieh  macht. 
Auf  dem  gebiete  der  filteren  deutschen  litteratur  hat  man  nun  durch  regelmässige 
Jahresberichte  die  Orientierung  erleichtert;  aber  die  neuere  litteratur  hat  leider 
nichts  derartiges  aufzuweisen.  In  der  unzahl  von  arbeiten,  welche  nicht  nur  von 
gennanisten,  sondern  auch  von  philosopben,  historikern,  theologen  u.  a.  geliefert 
werden,  muss  sich  jeder  selbst  mit  den  Brockhausischen  Wochenberichten  oder  den 
Hinrichsschon  vierteljahrscatalogen  zurecht  finden.  Die  hauptmasse  eonoentriert 
sich  um  Schiller  und  Goethe.  Jährliche  Zusammenstellungen  der  auf  diese  dich- 
ter sich  beziehenden  publicationen  und  periodenmfissige  Specialbibliographien  der- 
selben gehörten  daher  zu  den  notwendigsten  und  verdienstlichsten  untemehmuDgen. 
Aber  jene  erscheinen  gar  nicht,  diese  weniger  offc  und  unregelm&ssiger  als  sie 
selten.  Was  die  schuld  daran  tragt,  ist  unschwer  zu  erkennen:  solche  arbeiten 
gehören  zu  den  langwierigsten,  mühseligsten  und  trockensten  von  allen. 

Wenn  wir  nun  gleichwol  über  Schiller  sieben  nennenswerte  bibliographien 
besitzen,  so  ist  das  hauptsächlich  jener  hochgehenden  begeisterung  des  Jahres  1859 
zu  verdanken,  welche  alle  mühe  Überwinden  lioss,  um  mit  einer  ausserordentlichen 
le istung  den  hundertjährigen  geburtstag  des  grossen  dichters  zu  feiern:  damals 
entstanden^  Wenzel,  aus  Weimars  goldenen  tagen,  bibliographische  Jubelfestgabe; 
Büchting,  Verzeichnis  der  zur  hundertjährigen  geburtsfeior  Friedrich  von  Schil- 
lers erschienenen  bücher  usw.,  und  das  hauptwerk,  Wurzbachs  Schillerbuch;  auch 
Trömels  Schillerbibliothek  wurde  damals  ausgearbeitet,  und  dass  es  erst  1865 
von  anderer  band  der  öffentlichkoit  übergeben  wurde ,  verschuldete  nur  der  tod  des 
Verfassers. 

Vor  dieser  zeit  erschienen  selbständig:  die  Schillerlitteratur  in  Deutsch- 
land. Volständiger  catalog  sämtlicher  in  Deutschland  erschienenen  werke  Frie- 
drich von  Schillers,  sowol  gesamt-  als  einzel- ausgaben,  aller  bezügl.  erlän- 
terungs-  und  ergänzungsschriften  ...  von  1781  —  1851.  Cassell852  —  und  Här- 
tung, Schillerbibliothek,  Leipzig  1855. 

Nach  dem  gabenreichen  jähre  1859  geschah  in  dieser  richtung  fast  zwei 
decennien  lang  nichts.  Die  früheren  arbeiten  waren  meist  vergriffen,  alle  schon 
veraltet,  als  Unflad  das  thema  wider  aufmhm  und  1878  „die  Schillerlitteratur  in 
Deutschland.  Bibliographische  zusanmienstellung  sämtlicher  in  Deutschland  erschio* 
neuen  gesamt-  und  einzelnausgaben  der  werke  Schillers,  aller  biographischen, 
ergänzungs-  und  erläutorungsschriften ,  sowie  der  sonstigen  auf  ihn  bezug  haben- 
den litterarischen  erseheinungen  von  1781  —  1877*'  veröffentlichte.  Gleichzeitig 
erschien  von  ihm  in  ähnlicher  boarbeitimg  „Die  Goethelitteratur '*  usw.  Beide 
publicationen  Unflads  haben  bereits  massvollo  und  gerechte  beurteilung  gefunden: 
die  Zusammenstellung  der  Goethelittoratur  erwies  sich  als  ganz  unzulänglich;  dazu 

1 )  Die  gleichzeitig  ersohienenen  antiquariatscatalog^ ,  spco.  Schiller  -  und  Goethe- 
litteratar  enthaltend,  haben  mehr  mercantiles  als  bibliographisches  interesse,  sind  aber 
in  sofern  beachtenswert,  weil  sie  einzelne  Seltenheiten  verzeichnen,  die  man  in  andern 
bibliographischen  werken  vergebens  sucht.  Zu  nennen  sind  die  von  Fischhaber  in 
Stuttgart,  von  Heerdegen  in  Nürnberg,  von  Kühn  in  Weimar,  von  Stargardt 
in  Berlin  und  von  Windpreoht  in  Augsburg. 


WACKBBNBLL,  ZUB  80HILLBRLITT1EBATUB  91 

nachtrage  za  bringen,  wäre  vergebene  mühe,  denn  es  fehlt  der  grund,  auf  dem 
man  weiterbaaen  könte;  sie  muss  vom  anfange  an  von  Unflad  oder  einem  andern 
nea  gemacht  werden.  Ganz  anders  aber  steht  es  mit  der  Schillerlitterator:  »,Die 
ubeit  ist  ungleich  sorgfaltiger  und  kann  als  wertvolles  hilfsmittol  empfohlen  wer- 
den,** urteilte  Erich  Schmidt  im  Anz.  f.  d.  Altert.  IV,  233.  Und  die  verweise 
auf  ünflad ,  denen  man  in  neuem  arbeiten  über  Schiller  begegnet ,  sind  die  prac- 
tiache  best&tigung  von  Schmidts  urteil r  das  büchlein  kann  keiner  entbehren,  der 
deh  n&her  mit  Schiller  beschäftigt,  auch  wenn  er  eine  frühere  bibliographie  besizt 
Wonbadi  z.  b.,  die  umfangreichste  und  sorgfaltigste  von  allen,  zählt  24  gesamt- 
aoagaben  von  Schillers  werken  auf;  Unflad  aber  schon  Über  50.  Damit  ist  freilich 
noch  nicht  gesagt,  dass  Unflads  arbeit  volständig  sei,  sich  auch  nur  der  volstän- 
digkeit  nähere;  diese  wird  einem  allein  überhaupt  niemals  erreichbar  sein,  und  es 
bkibt  andern  die  aufgäbe  übrig,  das  brauchbare  buch  zu  ergänzen  und  branchbarer 
xn  machen.  Da  ich  mir  dasselbe  thema  gesezt  hatte ,  das  Unflad  ausführte ,  bin 
ieh  in  der  läge ,  einiges  daran  zu  verbessern  und  nachzutragen. 

Unflads  quellen  waren  hauptsächlich  die  grossen,  algemeinbibliographischen 
lülfsbücber;  daher  komt  es,  dass  seine  arbeit  genauer  und  volständiger  wird, 
wie  diese  mit  den  jähren  umsichtiger  und  accurater  werden ,  und  die  grösten  lücken 
da  zeigt ,  wo  diese  ihn  im  stiebe  Hessen :  bei  den  Originalausgaben  von  Schillers 
sehriften.  Und  doch  wäre  ihm  gerade  hier  mehr  vorgearbeitet  gewesen  als  anders- 
wo, wenn  er  nur  die  älteren  Schillerbibliographien,  die  er  alle  gekant,  und  besonders 
Ooedekes  kritische  ausgäbe  sorgfaltiger  ausgebeutet  hätte.  Die  nachtrage  werden 
beiengen,  wie  notwendig  es  war,  dass  ich  diese  ganze  arbeit  nachtrug.  Desglei- 
chen habe  ich  Kaisers  „index  locapletissimus  librorum,  qui  inde  ab  anno  1781 
iiBqne  ad  annum  1877  in  germania  et  in  terris  confinibus  prodierunt,**  Oettingers 
hibliographie  biographique  universelle,  Graesses  tresor  de  livres  rares  et  pr^cieux 
OQ  nouveau  dictionaire  bibliographique,  die  lezten  40  bände  von  Hinrichs  halbjahrs- 
YerzeichniBse  nachcollationiert  Was  sich  daraus  an  nachtragen  ergab,  war  —  der 
uizahl  Dach  —  nicht  so  bedeutend  und  fand  sich  zumeist  unter  den  büchem  der 
angrenzenden  wisseuschafton ,  der  philosophie  und  geschieh te,  die  Unflad  nicht 
dnrehgeseheu  hat.  Beichlichere  ausbeute  floss  aus  andern  von  ihm  unbenüzten 
quellen.  So  vor  allem  aus  den  lezten  20  bänden  von  Petzholdts  neuem  anzeiger 
ftr  bibliographie  und  bibliothekswissenschaft ,  wo  öfter  neu  erschienene  ausgaben 
▼on  Goethes,  Lessings  und  Schillers  werken  besonders  zusammengestelt  wurden ;> 
femer  aus  dissertationen  -  und  programmverzcichnissen ,  aus  den  nachschlagebüchern 
der  Philosophie  und  geschichte ,  iu  biographien  und  andern  werken  über  Schiller, 
in  Yerlässlicheren  antiquariatscatalogen.  Wider  anderes  fand  sich  oft  ganz  unerwar- 
tet in  i^mdartigen  büchern  oder  in  antiquariatshandlungon ,  bei  denen  ich  in  Wien 
nnd  Berlin  zu  dem  zwecke  öfter  nachschau  hielt. 

Die  ergänzungen  gebe  ich  nach  Unflads  anordnung,  so  dass  sie  bequem  auf 
durchschossenen  blättern  zurechtgelegt  werden  können.  Jedesmal  die  quelle  zu 
bezeichnen,  aus  der  ich  sie  geschöpft,  wäre  zwecklos;  wo  es  ausnahmsweise 
geschieht,  ist  immer  auch  der  grund  ersichtlich.  Auch  bezüglich  des  umfanges 
halte  ich  die  grenzen  ein,  die  Unflad  sich  gesteckt  hat:  es  sind  publicationen  aus 
Deutschland,  das  selbstverständlich  weit  über  die  grenzpfähle  des  deutschen  reiches 

1)   Es  wurde   das   verdienst  jener   arbeiten   bedeutend   erhöhen,    wenn   man  sie 
ng^mistig  in  jedem  bände  liefern  nnd  auch  auf  die  neuen  publicationen  über  Goethe, 
und  Schiller  ausdehnen  wolte. 


92  WACKBSNELL 

hinausgeht;  zweifeln  konte  man  in  einzelnen  fi&llen  bei  sprachgemengten  orten, 
wie  in  Siebenbürgen,  Böhmen  und  der  Schweiz;  im  algemeinen  aber  mnss  bei 
solchen  arbeiten  der  grundsatz  gelten,  dass  es  besser  ist,. die  grenzen  eher  za  weit 
als  zu  eng  zn  ziehen,  denn  jenes  schadet  selten,  dieses  immer;  Philadelphia  frei- 
lich habe  ich  nicht  mitgenommen,  wie  Uniiad  ein  paar  mal  tat,  es  müste  denn 
sein,  dass  auch  eine  deutsche  verlagshandlong  mitunterzeiehnet  ist.  Artikel  in 
Zeitschriften  ohne  separatabzüge  blieben  gleichfals  ausgeschlossen.^  Abbildungen 
von  Schillerstatuen  und  SchillermÜnzon ,  compositionen  seiner  gedichte  u.  dgL  sind 
keine  litterarischen  erschoinungen ,  wenn  sie  nicht  von  abhandlungen  beglei- 
tet werden ;  anders  verhält  es  sich  mit  den  Illustrationen  zu  seinen  gedichten.  Wie 
Unilad  schloss  auch  ich  mit  dem  jähre  1877;  was  seitdem  erschienen  bt,  gedenke 
ich  mit  den  etwaigen  nachtragen ,  welche  die  weiter  fortgesezte  suche  noch  ergeben 
mag,  oder  mir  andere  collegcn  mitteilen,  in  einem  der  nächsten  jähre  zn  veröffent- 
lichen. Es  mag  noch  manches  fehlen :  so  konte  ich  ein  paar  mal ,  wo  ünflad  z.  b.  nur 

• 

die  1.  und  7.  aufl.  anführt,  bloss  zwei  oder  drei,  aber  nicht  alle  fehlenden  eigtn- 
zen,  weil  alle  meine  hilfsmittel  versagten.  Ich  knüpfte  auch  direct  mit  den  Ver- 
legern an;  doch  nicht  alle  wege  führen  nach  Bom.  Das  format  ist  bezeichnet, 
wenn  nicht ,  ist  es  octav.  Die  angäbe  der  Seitenzahl  war  besonders  da  von  grosser 
Wichtigkeit,  wo  sie  allein  das  entscheidende  merkmal  bildet,  also  bei  ausgaben  des- 
selben Jahres,  mit  demselben  titel  und  demselben  format.  Hie  und  da  —  aber  hof- 
fentlich nicht  zu  häufig  —  wird  man  bei  dem  titel  eines  älteren  Werkes  die  eine 
oder  andere  bestimmung,  den  verlagsort  z.  b.  oder  die  jahrzahl,  vermissen:  sie 
war  oben  nicht  zu  haben,  weil  meine  quellen  nicht  genauer  und  die  bücher  cur 
autopsie  nicht  zu  beschaffen  waren.  Selbstverständlich  sind  nicht  alle  nachtrage 
von  gleichem  werte,  aber  von  meinem  Standpunkte  aus  war  alles  aufzunehmen,  was 
zur  Schillerlitteratur  gehört:  was  dem  einen  oft  gleichgültig  sein  mag,  gerade  das 
sucht  ein  anderer. 

A.    Schillers  werke. 

I.    Gesamtausgaben. 

Zu  s.  1.  Bei  der  ersten  Cottuschen  ausgäbe  soll  in  klammem  hinzugefügt 
werden:  herausgegeben  von  Chr.  6.  Körner  in  drei  verschiedenen  abzügen,  die 
sich  nur  durch  das  i^apier  (druck-,  schweizer-,  Velinpapier)  unterscheiden.  Zur 
II.  aufl.  ist  nachzutragen,  dass  davon  auch  ein  abzug  in  20  bänden  16®  gemacht 
wurde.  Ferner  ergänze  die  ausgaben:  Friedrich  v.  Schillers  sämtl.  Werke.  Wien 
1816.  26  Bde.  —  Fr.  v.  Schillers  sämtliche  Werke.  „Originalausgabe"  in  18  Bdn. 
Wien  1819—20,  gedruckt  und  verlegt  bei  A.  Gerold,  mit  18  titel  Vignetten.  — 
Fr.  V.  Schillers  sämtliche  Werke.  18  Bde.  Carisruhe  1822.  --  Fr.  v.  Schillers 
sämtliche  Werke.  Grätz  1824,  in  18  Bdn.  —  Fr.  v.  Schillers  sämtliche  Werke. 
Augsburg  1826,  in  12  Bdn. 

Zu  s.  2.  Neben  der  Cottascliou  ausgäbe  von  1836  mit  12  bdn.  in  8^  welche 
Unflad  anführt,  erschien  in  demselben  jähre  ebenda  noch  eine  andere  mit  ebenso- 
viel bdn.  in  16^  welche  dann  unrechtmässig  nachgedruckt  wurde  als  „neue  mit 
gedichten  und  einer  umfassenden  biographie,  nach  den  ersten  drucken  verbesserte 
aufläge.*'  Stuttgart,  Uenne  1837.  18  bde.  —  Die  Cottasche  ausgäbe  in  12  bdn. 
von  1838  wurde  1839  erneut  und  zwar,  wie  das  erstemal,  in  oxemplaren  a)  mit 
porträt  und  24  holzschnitten  ^  b)  ohne  dieselben. 

1)  Diese  zu  sammeln,  ist  eine  aufgäbe,  die  gans  unabhängig  von  der  Unflads 
unternommen  werden  kann ,  da  sie  andere  quellen  hat. 


ZUB  8CHILLBBLITT8RATÜB  93 

Zn  den  sämilichen  werken  in  12  bdn.  bei  Cotta  1860  (LXXXIX  n.  5125  s.) 
ist  nmchzntragen ,  dass  sie  auch  1S61  wider  ausgegeben  worden:  zu  Goedekes  aus- 
gäbe in  12  bdn.  1865  (erg.  bd.  1  -6.  CXXVI,  1989  a.,  bd.  7- 12.  LXIV,  2515  s), 
dass  bd.  1  — 6  auch  separat  erschienen  unter  dem  titel:  Friedrich  von  Schillers 
aoagewählte  werke. 

Zu  8.  3.  Goedekes  taschenausgabe  von  1867  (CXLIV,  4490  s.)  erschien  auch 
1869  als  taschenausgabe  in  12  bdn.  mit  XXVllI  und  4490  s. ;  die  Reclamsche  aus- 
gäbe von  1867  wider  1868  (mit  VI,  2922  s.),  gebunden  in  3  halblein wbdn., 
4  Iwdbdn.  und  4  hlbfranzbdn.  Dann  erg&nze :  Schillers  sämtliche  werke.  Volständige 
ausgäbe  in  2  bdn.  Lex. -8».  (I.  bd.  XYI,  1  — 800  s.  und  IL  bd.  801  — 1476  s.) 
CotU  1867. 

Ein  auffallendes  rersehen  ist,  dass  Unflad  bei  Goedekes  kritischer  ausgäbe 
den  Inhalt  der  einzelnen  bände  angibt ,  aber  ebenso  wie  Kaiser  die  herausgeber  nicht 
nent,  obgleich  er  das  bei  der  minder  wichtigen  von  Grote  tut:  der  I  bd.  ist  von 
Goedeke  (VUl,  407  8.),  II  von  Vollmer  (VIII,  395  s.),  III  von  demselben  (XVI, 
596  8.),  IV  von  Goedeke  (VII,  352  s.),  V  von  Sauppe  1.  (VUI,  199,  CCXV  s.),  2.  (Vm, 
464  8.),  VI  von  Goedeke  (Vm,  430  s.),  VH  von  Ellisson  (XVI,  330  8.),  VIII  von 
Gesterley  (VI,  414  s.),  IX  von  Müldener  (XXII,  407  s.),  X  von  Köhler  (VUI,  553  8.), 
XI  Ton  €k)edcke  (XXIV,  461  »),  XII  von  Oesterley  (VIII,  580  s.),  XÜI  von  Vollmer 
(XX,  492  s.) ,  XrV  von  Oesterley  (XVIII,  426  s.) ,  XV  von  Goedeke  1.  (VII,  422  s.), 
2.  (IX,  603  8). 

Nachzutragen  bleibt  femer  die  ausgäbe  in  6  bdn.  Pajne  (Zieger)  1867,  gr.  16 
(XLVI,  632;  III,  653;  UI,  728;  IV,  500;  m,  574;  III,  528  s.)  mit  2  Stahlstichen 
(auf  dem  VI  bde.  steht  die  jahrzahl  1868);  dann  die  „volständige,  neu  durch- 
gesehene ausgäbe*«  in  1  bde.  Stuttgart,  Cotta,  1869.  Lex.-8<'  (IV,  1124s.).  Bei 
Göpel  in  Stuttgart  erschien  1869  neben  der  Volksausgabe  in  Lex. -8®,  welche  bei 
Unflad  steht,  noch  eine  andere  in  klassikerformat  zu  30  liefernngen. 

Zu  s.  4.  Zur  Teschner  ausgäbe  von  1871  ist  nachzutragen,  dass  sie  auch  auf 
feinerem  papier  mit  Photographien  ausgegeben  wurde. 

II.    Einzelausgaben. 

Die  erste  nr.  „ambulatio,  elegia  germ."  wird  niemand  hier  suchen;  sie  ist 
unter  „  spatziergang ''  zu  stellen. 

Bei  anmut  und  würde  ist  beiznfftgen,  dass  die  erste  ausgäbe  ein  separat- 
abdruck  aus  ThaUa  1792  (115—230)  ist. 

Bei  anthologie  bessere  1872  in  1782  und  trage  nach:  Anth.  auf  d.  jähr 
1782.  Herausg.  von  Friedrich  Schiller  (Vignette).  Stuttgart  bei  Job.  Ben.  Metzler 
17d8.  Diese  neue  ausgäbe  unterscheidet  sich  von  der  ersten  nur  durch  den  neuen 
titel  und  den  Zuwachs  eines  blattes  mit  dem  Vorworte  des  Verlegers:  jene  zählt 
8  bL  2718.,  diese  9  bl.  271s. 

Braut  von  Messina.  Die  erste  ausgäbe ,  welche  Unflad  richtig  angibt  (nur 
•etze  statt  Stuttgart  Tübingen  (u.  d.  ö.)  und  XIV,  162  s.),  ist  zwar  eine  ausgäbe, 
aber  mit  zweimal  von  Schiller  selbst  revidiertem  text;  die  exemplare  weichen 
daher  im  druckfehlerverzeichnlBse  von  einander  ab,  vgl.  darüber  Goedekes  krit. 
aosg.  XIV,  vorw.  V.  Nachzutragen  bleiben :  Die  braut  von  Messina  oder  die  feind- 
liehen brftder.  Ein  trauerspiel  mit  chören  von  Schiller.  Wolfeile  mit  bewillignng  des 
ver&ssera  Teranstaltete  Originalausgabe.  Wien,  Geistinger  1803  (XIV,  162s.).  — 
dann  die  nachdrücke  der  ersten  ausg.  Frankfurt  und  Leipzig  1803;  —  Mannheim 
1804  (XX,  154  8.)  mit  titelkupfer;  -  dann  Augsburg,  Burglen  (jahrV). 


94  WACKBBNBLL 

Ferner  erg.  za  den  von  Unflad  angeführten  neueren  auflagen  bei  Cotta  die 
von  1810,  1836  and  1858  (119  8.);  bei  der  ausgäbe  von  1867  (XIV,  104  8.):  mit 
einleitung  von  Karl  Goedeke  in  der  classiscben  reisebibliothek  (dasselbe  gilt  fftr  die 
Jungfrau  von  Orleans,  die  Stuart  und  den  Teil  aus  dem  jähre  1867).  —  Aoaserdem 
erg. :  die  braut  v.  Messina  oder  die  feindlichen  brüder.  Ein  trauerspiel  mit  chdren  von 
Fr.  Schiller.  Stuttgart,  Hoffmann  1869.  (VII,  59  8.).  In  der  classischen  theater- 
bibliothek  aller  nationen  nr.  55;  —  zu  den  Übersetzungen:  Dzieta  dramatycsne  Fiy- 
deryka  Szyllera,  przektad  tom  I*"'  ;  portrctem  autora.  Wydanie  J.  N.  Bobrowie»L 
Lipsk.  1844,  —  und  eine  teilweise  Übersetzung  der  braut  ins  griechische  von  dr.  J.F. 
Crain  (prognunm  der  grossen  Stadtschule  in  Wismar)  1858. 

Zu  den  beiden  folgenden  nummem  ergänze:  Schillers  briefe  über  die 
ästhetische  erziehung  des  menschen.  Zunächst  fQr  die  oberste  klasse  höherer  lebr- 
anstalten  mit  einer  einleitung  und  erklärenden  anmorkungen  herausgegeben  vob 
Arthur  Jung.    Leipzig,  Teubner  1875.    (VII,  374);  dann 

Dichtungen  Schillers,  Ooethes  und  anderer  Deutscher  ins  lateinische  fiber- 
sezt  von  Christian  Eidenbenz.  Ellwangen.  Der  andere  titel:  poemata  germanica 
auctoribus  Schiller,  (xoethe  aliisque  latino  metro  reddere  tentavit  Chr.  Eidenbenz. 
Elvaci  1888.  —  Dichtungen,  Schillersche,  in  lateinischer  Übersetzung  von  Heinr. 
Lindemann.  Leipzig,  Engelmann  1859  (47  8.).  Das4eztere  ist  auch  bei  ünflad  su 
finden ,  aber  irtümlich  erst  im  II.  teile  s.  22. 

Zu  Don  Karlos.  Bei  der  ersten  ausg.  schreibe  Dom  für  Don  und. erg.:  Georg, 
Joachim  Göschen  (505  s.  und  1  b1.  druckfehler)  mit  einem  und  auch  ohne  kupfer.  — 
Weiter  die  ausgaben:  Dom  Karlos,  Infant  von  Spanien  ...  von  Friedrich  Schiller. 
Leipzig  1787  (437  s.)  [ist  ein  nach  druck  und  zwar,  nach  Goedekes  krit.  ausgäbe 
V,  2,  142,  der  vorausgegangenen,  nach  den  andern  bibliographen  der  folgenden] 
Dom  Karlos,  infant  v.  Spanien  . . .  v.  Fr.  Schiller.  Leipzig  1787  (438  s.)  —  Dom  Kariös 
Infant  von  Spanien  . . .  von  Fr.  Schiller.  Wien  bei  Joseph  Stahel  1787  (487  s.).  —  Dom 
Karlos,  infant  von  Spanien  . . .  von  Fr.  Schiller.  Köln  u.  Leipzig  1788.  In  der  Joh.  Am. 
Imhofschen  buchhandlung  (302  s.).  —  Dom  Karlos,  infant  von  Sp .. .  Oarlsnihe 
1788,  und  ebenda  noch  einmal  1792,  dann  einmal  o.  j.  und  wider  1818  und  1820.  — 

Dom  Karlos Leipzig,  Göschen  1799.    I.  und  II.  teil  (278  u.  205  s.)  stimt  mit 

der  ausgäbe  von  1787  und  wurde  wie  jene  mit  und  ohne  titelkupfer  ausgegeben.  — 
Don  Karlos,  inf.  ....  Leipzig,  Göschen  1801  (402  s.  mitl,  auch  2  titelkapfen) 
wurde  in  diesem  jähre  dreimal  aufgelegt  und  ist  gegenüber  den  früheren  verändert; 
ein  exemplar  davon  hat  Schiller  selbst  durchcorrigiert  fQr  die  ausgäbe  von  1806 
(vgl.  krit.  ausg.  V,  2,  142).  —  Don  Karlos,  inf. Leipzig  1801  (480  s.).  -  Don  Kar- 
los inf. Leipzig ,  Göschen  1802  (1  bl.  und  432  s.)  mit  1 ,  2  oder  6  titelknpfem ; 

ist  wider  verschieden  von  1801.  —  Don  Karlos,  inf.  ....  Leipzig,  Göschen  1804 
(l  bl.  402  s.);  davon  sind  zwei  ausgaben,  welche  den  tezt  von  1801  widergebui: 
doch  hat  die  zweite  anstatt  eins  f  ü  n  f  titelkupfor  und  1  bl. ,  404  s.  —  Bei  der  von 
Unflad  angefahrten  ausgäbe  des  Carlos  von  dr.  Albrecht  füge  bei:  Mit  dem  portrftt 
Fr.  V.  Schillers.  Hamburg,  Altena,  bei  Gottfr.  Vollmer  (XII,  276  s.).   Dann  erg.:  D<m 

Karlos,  inf. Carlsruhe  1818  und  wider  1820.  —    Don  Karlos,  inf.  ....  Beot- 

lingen  1820.  —  Don  Karlos ,  Inf.  ....  Ein  dramatisches  gedieht  München  «ad 
Stuttgart ,  Cotta  1830  und  Paris ,  Baudry.  in  12^.  —  Zu  den  15  sp&teren  ausgaben, 
welche  Unflad  anführt,  füge  noch:  Schillers  Don  Karlos  nach  dessen  ursprüngUchem 
entwürfe,  zosammengestelt  mit  den  beiden  späteren  bearbeitungen.  lÖt  einer  lÜ» 
terarhistorisch  -  kritischen  einleitung  (von  Hermann  Grote).  Hannover,  Helwingaeha 
buchhandlung  1840;  davon  bestehen  2  ausgaben:  a)  in  16*  (XXXH,  352  s.),  b)  in  4« 


ZUB  BCHTTJiiniTiITTlBATÜB  95 

(XX,  416  s.).     Ebenda   ersehien   auch  eine  taechenaasgabe   des   Don  Karlos    1842 
(XLIV  vnd  416  s.).  —    Don  Kariös,  inf. Cotta  1863. 

Za  den  übersetarongen  erganze :  Schillers  Don  Karlos ,  infante  of  Spain ,  a  dra- 
msüc  poem  in  five  aets,  translated  from  the  German.  Palermo  (bei  Artaria  in 
Mannlieini)  1887.  —  DzieTa  dramatyczne  przekTad.  M.  B.  tom.  z  portretem  autora. 
tom.  11  (Dom  Karlos).  Leipzig  1844  (vgl.  braut).  —  Don  Carlos,  inf.  ....  Zum 
fibersetxen  ans  dem  deutschen  in  das  französische  für  bereits  vorgerückte  schüler. 
Mit  aamerknngen ,  der  nötigen  phraseologie  und  einem  wörterbuche.  Herausgege- 
ben TOD  C.  Schnabel.  Leipzig  1846.  Baumgärtner,  gr.  12<*.  (VU  und  250  s.)  — 
Don  Carlos,  inf.  ....  In  stenographischer  schrift  übertragen.  Wien,  Klemm  1870. 
12*.  (16  s.).    Oehört  zu  den  stonographischen  klassikerausgaben. 

Zu  den  dramatischen  werken  erg.:  Budzydsky,  M.  Dzieta  dramatyczne 
Fr.  Sijllera.  4  bde.  Leipzig  1850.  Librairie  etrang^re  (X,  394, 347, 478, 420  s.)  16^  — 

Vor  epigramme:  Elegie  auf  den  frühzeitigen  tod  Johann  Christian  Wecker- 
lins. Von  seinen  freunden.  Stuttgart,  den  16.  jannar  1781.  Stuttgart,  M&ntler. 
(4  s.)  foL  mit  Vignette. 

Zum  lied  an  die  freude  trage  nach:  Ode  an  die  freude.  In  lateinischer 
Übenetsong  von  Günther  und  G.  G.  Böller.  Sorau,  Beygang.  —  Ode  an  die  freude. 
IGt  beigefügter  latein.  Übersetzung  von  E.  Füglistaller.  Luzem,  Anich  1809.  — 
Ode  a  la  joie  trad.  de  Tallemand  par  K.  P.  Fröbel.  Budolstadt  1810  (ist  nicht 
dieselbe  ausgäbe  wie  die  bei  Dümmler,  Berlin,  welche  Unfiad  anführt.) 

Schillers  gedichte.  Zu  den  49  ausgaben,  welche  ünflad  s.  7,  8  und  9 
anfzihlt,  sind  nachzutragen:  Samlung  einiger  zerstreuter  Gedichte  von  Schiller 
für  einen  freundschaftliehen  cirkel  gedruckt.  Erlangen  1793.  (57  s.) ;  vgl.  Goedekes 
krit  ausg.  XI,  einL  VIIL  —  Gedichte  von  Friedr.  v.  Schiller.  Erster  teil.  Leip- 
zig bei  Siegfried  Lebrecht  Crusius  (3  hl.,  335  s.  und  1  titelkupfer)  1800;  dazu 
die  unrechtmässigen  nachdrücke:  Sämtliche  gedichte  von  Friedr.  Schiller,  profes- 
ser  in  Jena.  Jena  und  Weimar  1800—1801  (I  bd.  188  s.,  II  teil  (sie!)  268  s. 
m  bd.  188  s.  mit  dem  porträt  des  Verfassers);  dasselbe  mit  dem  verlagsorte  Frank- 
furt und  Leipzig.  —  Sämtliche  gedichte  ....  II.  aufläge.  Kreuznach  1801.  2  bde.  — 
Gedichte  von  Friedrich  Schiller.  Zweiter  teil.  Leipzig  bei  Si^fried  Lebrecht  Cru- 
shiB  (5  bL  858  s.)  1803.  —  Gedichte  von  Friedr.  SchiUer.  Zweiter  teU.  Zweite 
veibesserte  und  vermehrte  aufläge.  Leipzig  bei  Siegfried  Lehr.  Crusius  (X ,  390  s. 
mit  1  titelkupfer).  1805.  —  Gedichte  von  Fr.  Schiller.  Zweite  von  neuem  durch- 
gesehene aufläge.  Leipzig  bei  Siegfr.  Lebr.  Crusius  1804.  2  bde.  (U,  335  und 
390  s.  mit  2titelk.).  —  Die  dritte  vorbesserte  aufläge  hat  Unflad  angegeben;  aber 
ne  erschien  bei  Crusius  in  demselben  jähre  (1807)  in  zwei  ausgaben,  die  ver- 
idiiedenen  tezt  und  zwei  verschiedene  titelkupfer  haben.  —  Gedichte  von  ....  2  teile, 

U.  und  in.  anfl.    Kreuznach  1804.    Kehr.  —    Ged Berlin  1806,  3  bde.  — 

Qed. . . . .  "Wien  1809.  2  bde.  und  ebenda  wider  1816.  —  Ged 3  teile.  Köln  1815. 

16«.  —    Gkd „Neueste  aufl.*"  Wien  1816.    3  teile.    Bei  B.  Ph.  Bauer.  —    Ged. 

....  Stuttgart  Bei  A.  F.  Macklot  1822  in  12^  —    Ged Carlsruhe  1816  und 

viderl8S8.  —    „Sämtliche  Gedichte.**  2  bde.    Gratz,  Kienreich  1834.  —    Ged 

ReiUingen.    2  teUe.  1821  in  12®  (mit  kupfern) ;   davon  auch  eine  IL  und  Hl.  aufl. 

oluie  jahnahl.  ~    (M. volständige  ausgäbe  in  einem  bdo.    Haag,  Hartmann 

1830.  in  Lex. -8«.  —    Ged. Suttgart,  Hausmann  1835.    in  12<». 

Zu  den  Cottaschen  ausgaben  ist  anzufügen :  die  von  1830,  Stuttgart  und  Tübin- 
gen in  12<*  mit  portr.,  dann  die  von  1841,  2  bde.  in  16^  und  die  ausgäbe  in  einem 
bde.  mit  portr.  n.  fiussimile  1833  und  1834 ;  femer,  dass  die  ausgäbe  von  1855 ,  2  bde. 


96  WACKBBNBLL 

in  16*»  (Vm,  230;  VEU,  265  s.  mit  2  Stahlstichen)  von  Joachim  Meyor  besoi^  wor- 
den ist  und  kritischen  wert  hat;  sio  warde  1856  und  1858  (VIII,  420  8.)  wider- 
holt. —  Im  jähre  1840  erschienen  hei  Cotta  zwei  aasgaben:  neben  der  minia- 
tnransgabe  in  einem  bände  mit  2  Stahlstichen,  die  Unflad  anführt,  noch  eine  zwei- 
b&ndige  mit  IV,  219  und  250  s. ,  welche  1841  (2  bde.  16<>)  erneuert  wurde.  Auch  die 
ausgäbe  in  einem  bände  wurde  1847  neu  aufgelegt.  Ebenso  erschien  1855  neben 
der  von  Unflad  angeführten  noch  eine  taschenausgabe  (VIII ,  464  s.). 

Eine  „Schulausgabe"  erschien  1848  in  Leipzig  bei  Vogel  und  in  Stuttgart  bei 
Cotta  (es  ist  die  erneute  aufläge  von  1818,  welche  Unflad  angibt);  eine  „wolfeile 
ausgäbe  1849  in  Leipzig."    2  teile.    (X  und  517  s.)     16^ 

Die  Übersetzung  der  gedichte  Schillers  von  Feuerlein  erschien  zuerst  unter 
dem  titol:  Schilleri  lyrica  omnia  latinis  modis  aptare  tentavit  G.  Feuerlein.  2yol. — 
Dann  erst  unter  dem  titel,  den  Unflad  anführt. 

Ergänze  ferner:  Carmina  aliquot  Goothei  et  Schilleri  latine  reddita  odiderunt 
F.  Echtermeyer  et  M.  Seyffert.  Deutsch  und  late^iisch.  Halle  1833.  Buchhandlung 
dos  Waisenhauses.  —  J.  D.  Fuss.  Poemata  latina,  adjectis  et  graecis  germanieifl- 
que  nonnullis  hoc  volumine  primum  conjecta.  Insunt  Schilleri^  Goethei,  Goil.  Schle- 
gel, Elopstockii,  deLamcrtinii  aliorumqne  poetarum  carmina  vertendo  aut  imitando 
latine  expressa.  Leyden  1837  (Leipzig ,  Fleischer),  gr.  4«*.  —  Carmina  ex  Schillero, 
Horatio  aliisquo  graece  reddita  per  A.  Scheiffele.  Stuttgartiao  1837.  —  Schilleri 
carmina  selecta  rhythmis  lat.  reddita  per  W.  A.  Schwoboda.  Pragae  1844,  1846  and 
neuerdings  1856.  —  Schiller  Fridrik  versei.  Eiadta  magyarul  Soproni  Fidler  Ferencz. 
Elausenburg,  Tilsch  1836  (214  s.).—  Purkyn^  Jean.  Bedficha  Sillera  bäsnä  yricke. 
Pfeloiil  a  wydäl  -  Dil  1  und  2.  We  Wratislawi  (Breslau)  1841.  Hirt  (XTV,  206; 
XU,  192  s.).  —  C.  Fh.  Bonafont.  Poesies  de  Schiller  traduites  de  Tallemand;  sui- 
vios  d'autres  essais  poetiques.  Stuttgart  1837.  ~*  Poems  and  ballads  of  Schiller. 
Trans! .  by  Bulwer  Edw.  Collection  of  British  authors,  Tauchnitz  edition  (the  cor- 
rections  of  the  press  by  Consul  Dr.  Flügel).  Leipzig  1841  —  47.  Vol.  59.  —  Drey 
gedichte  vuu  e  groussen  baal  chochme  der  gojim  mit  nume  Fr.  van  Schiller.  Dar 
gang  nouch'n  eisenhammer,  der  toacher  und  die  schlacht.  Von  Stern  Feitel  Itiig. 
München  1827. 

Illustrationen.  Schillers  gedichte.  Jubiläumsausgabe  mit  Photographien 
nach  Zeichnungen  von  Böcklen,  Kirchner,  E.  und  F.  Piloty,  Ramberg,  Schwind  n.  a., 
mit  holzschnitten  nach  Zeichnungen  von  Schnorr.  In  16  lieferungen  von  1860 — 63. 
Cotta.  gr.  4.  (VIII ,  568  s.  und  44  photogr.).  —  Schillers  gedichte  mit  10  original- 
illustrationen  in  holzschnitt  (368  s.)  16.  Wien  1868.  HI.  aufl.  1875.  —  Zu  Schillers 
gedichten  mit  Zeichnungen  von  Schlesinger  (bei  Grote)  ergänze  die  VL  aufl.  1876. 

Zum  geisterseher  ist  nachzutragen:  Der  geisterseher.  Eine  geechiehte 
aus  den  memoires  des  grafen  0**  von  Friedrich  Schiller.  Leipzig  bei  G^org  Joachim 
Göschen  1789.  (1  bl.  338  s.  mit  1  titelkupfer).  Noch  in  demselben  jähre  erschien 
ein  nachdruck  mit  gleichem  titel  und  Göschens  flrma.  (1  bl.  206  s.).  —  Der  geister- 
seher. . . .  Köln  1790  (Langen).  —  Der  geisterseher  . . .  Neue  umgearbeitete  and 
vermehrte  ausgäbe.  Leipzig  1790.  —  Der  geisterseher.  ..  Ersterteil.  Nene  Toni 
Verfasser  aufs  neue  durchgesehene  und  vermehrte  aufläge.  Leipzig  bei  Georg  Joachim 
Göschen  1792.  (1  bl..  318  s   und  1  titelkupfer).  —    Der  geisterseher  . . .   Preasboig 

1796.  —    Der  geisterseher Erster  teil.    Dritte  verbesserte  ausgäbe.    Iieipiig 

bei  Georg  Joachim  Göschen  1798  (1  bl.  292  s.  und  1  titelkupfer);  dasselbe  erschien 
dann  1800  noch  zweimal  und  wurde  1810  in  Wien  nachgedruckt  —  Zur  ansgabe 
des  geisterschers  von  X*  Y*  Z*  (==  Follenius,  Unflad  schreibt  irtümlich  Follensos) 


ZUR   SCHILLBRLITTBRATÜB  97 

irt  DAchzutragen :  die  lU.  aufl.  1840,  die  IV.  aufl.  1841  und  die  V.  aufl.  1846.  — 
Der  geisterseher.  Aus  den  memoiren  des  grafen  von  0***.  Herausgegeben  von 
Friedrich  von  Schiller.    II.— IV.  teil.     Leipzig  1836.    0.  Wigand.« 

Zur  geschichte  des  dreissigjährigon  krieges  ergänze:  Der  I.  teil 
(1.  und  2.  buch)  erschien  zuerst  im  kalender  für  damen  für  das  jähr  1791.  Leip- 
zig bei  G.  J.  Göschen,  die  fortsetzung  davon  im  kalender  für  damen  für  das  jähr 
1792  und  1793.  Gleichzeitig  begannen  auch  schon  die  abdrücke  und  nachdrücke: 
Friedrich  Schillers  geschichte  des  dreissigjähngen  krieges.  Aus  dem  kalender  für 
damen  f.  d.  j.  1791  abgedruckt.  Frankfurt  1791.  16°.  —  Friedr.  Schillers  geschichte 
. . .    Erster  teil  aus  dem  kalender  für  damen  1791  abgedruckt.    Leipzig  bei  G.  J. 

Göschen  1793.  (VI,  509  s.)  16».  —    Friedrich  Schillers  geschichte Zweiter  teil 

aus  dem  kalender  für  damen  . .  1792  abgedruckt  bei  G.  J.  Göschen  1793.  In  dem- 
selben jähre  auch  der  dritte  teil,  genau  nach  dem  kalender.  —  Friedrich  Schil- 
lers geschichte  ...  aus  dem  kalender  für  damen  ..  1791,  1792,  1793  abgedruckt. 
Leipzig  1793  (mit  48  kupfern).  12*".  Eine  wirkliche  zweite  aufläge  erschien  erst 
1802  bei  G.  J.  Göschen.  2  bde.  (411  und  476  s.  mit  8  porträts  und  einer  karte) 
auf  dreierlei  papier  abgezogen.  —  In  demselben  jähre  erschienen  ebenda  noch 
2  ausgaben,  von  denen  die  eine  durch  die  Signatur  in  duodez,  die  andere  durch 
2  überschüssige  blätter  am  Schlüsse  kentlich  ist.  —  Friedrich  Schillers  gesch. 
...  Frankenthal  im  Verlag  der  Gegelischen  buchdruckerei  und  buchhandlung  1791 
-1792.  2  bde.  (366  und  237  s.),  wurde  1801  von  dem  erben  dieser  firma,  von 
Johann  Friedrich  Endres,  neuerdings  aufgelegt.  —  Ferner  erschien  eine  ausgäbe  in 
Karlsruhe  1814  in  4  bdn.  und  ebenda  1822  in  2  bdn.;  eine  andere  1816  in  Wien 
in  4  bdn.  und  1825  in  Metz  (Hadamard)  in  2  bdn.  12°. 

Zu  den  Cottaschen  ausgaben  erg.  die  von  1864. 

Zu  den  Übersetzungen:  Friedr.  Schillers  histoire  de  la  guerre  de  trente 
ans.  Trad.  de  Tallemand.  Bern  1794.  Haller.  2.  vol.  (890  und  295  s.)  —  Friedr. 
Schillers  histoire  de  la  guerre  de  trente  ans.  2  parties.  Ein  lesebuch  für  schulen 
mit  deutschen  noten.  Herausgegeben  von  J.  H.  Meynier.  Mit  porträt.  Coburg, 
Sinner;  Leipzig,  Brauns.   1813.     1.  bd.  (VIII  und  254  s.).    2.  bd.  (255—518  s.) 

Zur   geschichte  des  abfalls  der  vereinigten  Niederlande.     Hier 
liess  sich  ünflad  von  den  grossen  bibliographischen  hilfsbüchem   irre   leiten;   es 
bleibt  zu  berichtigen  und  nachzutragen:    Im  jähre  1788  erschienen  bereits  zwei 
ausgaben,   welche  beide  den  gemeinsamen  Vorschlagtitel  tragen:    Geschichte  des 
abfdh  der  vereinigten  Niederlande  von  der  spanischen  regierung.    Herausgegeben 
TOD  Friedrich  Schiller.    Erster  teil ,  enthaltend  die  geschichte  der  rebellion  bis  zur 
Utrechter  Verbindung.     Leipzig  bei  Siegfried  Lebrecht  Crusius   1788.     Auch   der 
zweite  titel  ist  bei  beiden  gleich:   Geschichte  des    abfalls  der  vereinigten  Nieder- 
lande von  der  Spanischen  regierung.    Herausgegeben  von  Friedr.  Schiller.    Erster 
bani   Leipzig  bei  S.  L.  Crusius  1788 ^   mit  Vignette;   aber  die  erste  ausgäbe  hat 
5  bl  und  387  s. ,   graues   papier  und   klein  octav ,    die  zweite  5  bl.  und   548  s., 
mitleres  octav,  weisses  papier  und  einen  besseren  tezt.  —    Im  jähre  1801  erschie- 
nen  wider  zwei  ausgaben:  Geschichte  des  abfalls  . . .    Von  Friedr.  Schiller.    Ersten 
teUs  erster  band.    Leipzig  1801  bei  Siegfried  Lebrecht  Crusius.    1  bl.  und  294  s. ; 

1)  Schillers  geisterseher  wurde  widerholt  nachgeahmt,  so  von  Tschink.  3  teile. 
Wien  1790  —  1791;  von  Flammenberg.  Breslau  1792;  von  ungenanten:  a)  Halle  1790 
—94.  4  teile  (Grosse),  b)  Frankfurt  1791  —  95.  3  bdchn  von  M.  J.  H.  R.  (Zschokke), 
e)  Hamburg  1798  (Becher),  d)  Leipzig  1797.     S.  II.  teil. 

aVlTSOHB.   P.   DBUTSCHB    PHILOLOOIK.     BD.   XIII.  1 


98  WACKEBNBLL 

ersten  teils  zweiter  band.  Leipzig  1801.  Ebenda.  239  s.;  die  zweite  ausgäbe  bat 
den  gleichen  titel ,  aber  der  I.  bd.  1  bl.  430  s.  mit  1  porträt,  der  IL  bd.  358  s. 
und  1  bl.  mit  1  porträt.  Nenerdings  aufgelegt  1808.  —  Ausserdem  erg.  die  aus- 
gaben: Karlsruhe  1815;  Wien  1816  in  6  bdchn.   IG«". 

Bei  der  fortsetzung  des  Scbillerschen  werkes  (und  zwar  der  ausgäbe  von 
1788)  fehlt  bei  ünflad  die  jahrzahl  1808—10,  dann  die  neue  ganz  umgearbeitete 
aufläge.  Leipzig,  W.  Vogel  1810  auf  dreimal  verschiedenem  papier,  dann  die  1828 
gleichzeitig  mit  Weltmanns  fortsetzung  der  geschichte  des  dreissigj&hrigen  krieges 
in  den  Supplement- bdn.  zur  taschcnausgabe  von  Schillers  werken  1  —  6  erschienene 
ausg. ,  W.  Vogel.  —  Femer  die  geschichte  des  abfalls  . . .  von  Fr.  Schiller,  3  bde.  mit 
Illustrationen,  fortgesozt  von  £.  Duller.    Köln  1841.  gr.  16^.  (Dumont- Schauberg). 

Zu  den  Cottaschen  ausgaben  f&ge  die  von  1831.  München  Stuttgart,  Tübin- 
gen, Paris  (Baudry). 

Die  geschichte  des  Maltheserordens  nach  Vertot  von  M.  N.(ietliamer) 
bearbeitet  und  mit  einer  vorrede  versehen  von  Schiller.  Erster  band.  Jena,  bei 
Christian  Heinr.  Cunos  erben.  1792  (XVI,  432  s.  mit  titelkupfer)  h&tte  ünflad  auf- 
nehmen sollen,  da  die  vorrede  von  III — XVI  ein  werk  Schillers  ist 

Zum  lied  von  der  glocke  erg.:  Schillers  lied  von  d.  glocke.  Zeitz  1800. 
Dann  die  Übersetzungen:  Schiller's  song  of  the  bell,  translated  into  engliah  verse. 
By  A.  Asher.  Berlin  1833.  (31  s.)  12».  —  Schiller,  the  song  of  the  bell  (anonym). 
Berlin  1834.  —  CoUection  of  select  pieces  of  poetry ;  containing  the  lay  of  the 
bell  and  some  minor  poems  of  Fred.  Schiller;  Leonora  of  G.  A.  Bfirger;  together 
with  some  characteristic  poems  of  the  most  eminent  german  bards  translated  in  the 
metre  of  the  Originals  by  George  Ph.  Maurer,  gr.  4°.  Darmstadt  1840.  —  La  doebe, 
poSme,  trad.  de  Tallemand  de  Mr.  Schiller.  Zuric  et  Paris.  1808.  —  Schillers  le 
chant  de  la  cloche  traduit  en  vers  fran9.  par  Poyrelle.  gr.  8».  (20  s.)  Bostock. 
Leopold  1848.  —  Schillers  le  chant  de  la  cloche  trad.  par  Brochier  Alexandre, 
etrennes  litt^raires.  Traductions  littörales  et  rhythmiques  du  chant  de  la  doche  par 
Fr.  de  Schiller;  suivies  d'un  choix  de  morceaux  lyriques  des  meilleurs  poCtea  aUe- 
mands.  Nürnberg,  Lotzbeck.  1856  (VIU,  151s.).  16°.  —  Versuch,  Schillers  lied 
von  der  glocke  im  metrum  des  Originals  mit  reimen  und  beachtung  der  r&m.  Sil- 
ben-qualit&t  zu  latinisieren.  Von  Jos.  Aug.  Diehl.  Luxemburg  1862  (22  8.).  16".  — 
Die  Übersetzungen  der  glocke  ins  lateinische  von  J.  D.  Fuss  und  K.  G.  Qaassnigk 
finden  sich  bei  Unflad  irtümlich  in  dem  IL  teil ,  unter  den  „  erläuterongsschrif- 
ten. "  —  Neben  der  von  ünflad  angeführten  Übersetzung  der  glocke  dureb 
J.  B.  Niethamer,  Leipzig  1828,  bleiben  noch  zwei  andere  von  demselben  verÜiaaer 
zu  verzeichnen:  Schillers  lied  von  der  glocke  und  Schubarts  ode,  die  fl&rsten- 
gruft ,  in  lateinische  verse  übersezt  von  J.  B.  N . . .  Tübingen  1825  —  und  dasselbe 
vermehrt  und  als  III.  aufläge:  Schillers  lied  von  der  glocke  nebst  andern  liedem 
von  Schubart  und  Bürger  in  gleichem  metrum  und  reim  öborsezt  von  . . .  Bratlin- 
gen 1839.  Fleischhauer  und  Spohn.  gr.  16**.  —  Femer  erg.:  Pisen  o  zwonn.  Büaeh 
od  Fr.  ze  Schillerä.  Die  prökladu  J.  Jungmannova  a.  J.  Purkyöova  hubdö  Ondfeje 
Romberga  pHspäso,  bil  Frantisek  Xaver  Cästka  15  s.  Prag  1865.  (Textbuch  sur 
aufführung  der  Rombergschen  glocke).  —  Das  lied  von  der  glocke  in  deutscher 
und  englischer  spräche  von  Murat.  Stuttgart  1867.  (Programm  23  s.).  4*.  — 
Schiller.  Song  of  the  bell.  Translated  by  W.  H.  Furness.  With  illustrationB  by 
C.  Jaeger  a.  A.Müller.  (22s.  mit  eingedruckten  holzschnitten).  4®.  London;  Mün- 
chen, Bruckmann  1874.  (Daneben  existiert  von  demselben  noch  eine  andre  ana- 
gabe  in  kleinerem  format,  auch  aus  1874). 


ZüB  BCHILLB&LITTERA.TUB  99 

Zwischen  der  glocke  nnd  der  hnldigung  der  künste  erganze:  Die  gotter 
Grieehenlands  vonFriedr.  v.  Schiller.  Znm  hehnfe  der  declamation  herausg.  von 
C.  P.  Solbrig.  Leipzig ,  Steinaker  1804.  (32  s.).  —  Die  götter  Griechenlands  . . . 
in  altgriechisehe  hexameter  fibersezt  mit  einem  anhang  von  Dr.  Menagius.  Ber- 
lin 1872  —  dann 

Friedrich  von  Schillers  hochzeitsgodicht.  Hamburg,  Gundermann  (Aue 
in  Altona)  1810. 

Zur  huldignng  derktinste  ergänze:  Huldigung  der  künste.  Ein  lyrisches 
spiel  Yon  Friedrich  v.  Schiller.  Tübingen  in  der  J.  G.  Cottasehen  buchhandlung 
1805  (1  bL  und  22  s.).  4®.  —  Dasselbe  in  demselben  jähre  noch  einmal  und  dies- 
mal mit  deutschen  lettem  in  kl.  8®  und  24  s. 

Die  ausgäbe  von  ,,Schillers  erste  bis  jetzt  unbekante  jugend- 
schrift"  hat  ünflad  wider  irtümlich  nach  s.  41  gesezt;  nachzutragen  bleibt  die 
m.  aufl.  Amberg  1839  (vgl.  Goed.  krit.  ausg.  I,  95). 

Zur  Iphigenia  in  Aulis  ergänze  die  ausgäbe  derselben  in  der  hausbiblio- 
thek  deutscher  classiker.  Bd.  41.  Mit  illustrationen  von  J.  Ehrentraut.  Berlin, 
Grote  1871  (195  s). 

Zar  Jungfrau  von  Orleans  ist  zu  berichtigen  und  ergänzen:  Sie  erschien 
zuerst  im  kalender  auf  das  jähr  1802:  Jungfrau  v.  Orleans.  Eine  rdmantische  tra- 
godie  Yon  Schiller.  Berlin ,  Job.  Friedr.  Unger  (15  bl.  titel  und  kalender ,  260  s. 
Jungfrau  und  37  bl.  genealogien)  in  12®.  Von  dieser  ersten  ausgäbe  hat  Vollmer 
zwei  Terschiedene  drucke  nachgewiesen  (vgl.  Goedekes  krit  ausg.  Xni ,  einl.  IX  f.).  — 
In  demselben  jähre  erschienen  bereits  zwei  separatausgaben:  Die  Jungfrau  v.  Orl. 
ßne  romantische  tragödie  von  Schiller.  Mit  einem  kupfer.  Berlin.  Bei  Job.  Friedr. 
Unger.  (260  s.)  12®.  Die  zweite  trägt  den  gleichen  titol :  geändert  wurde  nur  der 
▼erlagsort:  fßr  Berlin  steht  Frankfurt  und  Leipzig:  der  Verleger  wurde  gestrichen 
und  dafür  ,, Ladenpreis  einen  gülden*'  gesezt.  Beide  sind  nur  als  separatabdrücke 
des  kalenders  anzusehen.  —  Davon  abweichend  sind  zwei  andere  ausgaben  ebenda 
von  1802.  Die  eine:  Jungfrau  v.  Orleans,  eine  romantische  tragödie  von  Schiller. 
1802  (240  8.)  12® ;  die  andere  mit  gleichem  titel  und  einem  kupfer ,  Üngcr  1802 
(216  B.)  12®  enthält  Schillers  bearbeitung  der  tragödie  für  die  bühne  und  wurde 
bei  J.  Fr.  Unger  1804  wider  zweimal  ausgegeben,  das  erstemal  mit  lateinischer 
Schrift  (260  8.  und  1  kupfer)  in  taschenformat ,  das  zweitemal  mit  deutscher  schrift 
in  8®. 

« 

Schon  1802  erschienen  zwei  nachdrücke:  a)  in  Frankfurt  u.  Leipzig  mit  einem 
kupfer  in  8®,  b)  in  Kreuznach  bei  Kehr  als  ,,  dritte  aufläge  "  (208  s.)  in  12®,  welche 
den  sechsten  teil  der  ,,  auserlesenen  bibliothek  der  vorzüglichsten  Schriftsteller 
Deutschlands"  bildet.  Andere  nachdr.:  1815  in  Aachen  (Forstmann)  in  16®  und 
ebenda  auch  1817.    Dann  Wien  1818  bei  Kaulfuss  und  Armbruster  in  12®. 

Zu  den  9  Cottasehen  ausgaben  bei  Unflad  bleiben  nachzutragen:  Die  ,,  neue 
veibesserte  aufläge*'  von  1805  (198  s.);  dann  die  von  1853  mit  182  8.,  und  die 
>,neue  ausgäbe"  von  1855,  56,  57  und  58,  gleichfals  mit  182  s.  Im  jähre  1868 
enehienen  zwei  auflagen ,  die  sich  durch  das  format  und  die  verschiedene  Seitenzahl 
Dnterscheiden:  a)  hat  136  s.  in  16®  (steht  bei  Unflad),  b)  172  8.  in  8®  (fehlt  bei U.). 

Die  ausgäbe  bei  Grote  in  Berlin  erschien  1872  in  II.  aufl.  Füge  noch  an: 
Schillers  Jungfrau  v.  Orleans.  Eine  romantische  tragödie  mit  volständigom  com- 
mentar  fCbr  den  schulgebrauch  und  das  privatstudium  (144  s.).  In  den  Schulausgaben 
ausgewählteT  deutscher  classiker  (siehe  die  entsprechende  nummer  dieser  nachtrage 
bei  Teil).   .Siegismund  und  Yolkening  1875. 

1* 


100  WACKSBNBLL 

Zu  den  übersetzuDgen:  Machäcek,  Sim.  Is.  Panna  Orleanska.  Z  Sillera 
pfelozil.  Praze  (Prag)  1837.  —  The  maid  of  Orleans.  A  romantic  tragedy  from 
the  Gorman  of  Fr.  Schiller  by  Lucas  Ivory  Newton.  Bremen  o.  jähr  (1841).  Schfi- 
nemann  (XVI  and  168  s.).  —  Scenon  aus  der  Jungfrau  ins  griechische  übersezt 
von  dr.  C.  F.  Crain.    Programm  der  grossen  Stadtschule  in  Wismar  1858. 

Zu  kabale  und  liebe  ergänze  bei  der  ersten  ausgäbe:  Schwanische  hof- 
buchhandlung  (3  bl.  167  s.  mit  Vignette);  —  weiter:  Kabale  und  liebe,  ein  bürger- 
liches trauerspiel  in  fünf  aufzügen  von  Friedrich  Schiller  (vignette).  Frankfurt  und 
Leipzig  1784  (2  b].  167  s.);  ist  nur  ein  nachdruck  und  hat  gleichen  text  mit  der 
vorhergehenden.  —  Kabale  und  liebe  ....  (vignette).  Neue  aufläge.  Mannheim  in 
der  Schwanischen  buchhandlung  1785  (3  bl.  167  s.) ,   dasselbe  in  diesem  jähre  noch 

einmal  in  Cöln  bei  Imhof.  —  Kabale  und  liebe Neue  origrinalauflage  (vignette). 

Mannheim  bei  C.  F.  Schwan  und  G.  C.  Götz  1786  (4  bl.  167  s.)  12«.  (Doppel- 
druck), und  ebenda  in  diesem  jähre  noch  einmal  als  ,, neue  aufläge"  in  8^  —  Diese 
ausgäbe  wurde  1788  ebenda  wider  aufgelegt,  dann  als  „zweite  aufläge"  1788  in 
Cöln  und  Leipzig,  und  als  ,,neuo  original -aufläge"  in  Mannheim  1802  bei  C.  F. 
Schwan  und  G.  C.  Götz  (3  bl.  166  s.)  (hat  doppeldruck).  —  Erg.  ferner  die  ausg. 
imXV.bde.der  „deutschen  Schaubühne.**  Augsburg  1790  (191—360).  —  Auch  1796 
erschienen  von  kabale  und  liebe  wider  zwei  ausgaben,  die  eine,  die  „neue  original - 
aufläge"  (Mannheim,  Schwan  und  Götz)  hat  2  bl.  167  s.,  die  andere  (ebenda)  4bl. 
167  8.  und  noch  einen  zweiten  algemeinen  titol :  „  trauerspiele  von  Friedrich  Schil- 
ler: Räuber,  Fiesco,  Kabale  und  Liebe"  (sind  die  theaterausgaben). 

Zu  den  Cottaschen  ausgaben  ergänze  die  „neue  verbesserte  aufläge." 
Tübingen  1805  und  wider  1806  und  1818.  —  Zu  den  anderweitigen:  Kabale  und 
liebe  ....  Wien  1811  und  Köln  1816,  beide  in  16^ —  Bei  Grotes  illustrierter  aus- 
gäbe setze  1871  statt  1861. 

Übersetzungen.  Koppolche  und  liobotche.  SchauspieL  Nouch  Schillerdie 
sein  „kabale  und  liebe"  verarb.  vun  Mansche  Worscht.  Hamburg  1854.  (SSb.)  — 
Ouklady  a  läska.  Tniclohra  V  peti  jednanich  Die  Schillera  pro  deske  divadlo  uspo- 
fadana  a  prelozena  od  J.  J.  K.  V.  Praze  1859.  Tisk  naklad  Jarosl.  Pospiöila  (88  8.) 
(=  kab.  u.  liebe.  Trauerspiel  in  5  acten  nach  Schiller  für  die  böhm.  bfihne  bearb. 
und  übersezt  von  J.  J.  K.    Prag  1859.    Druck  und  verlag  des  Jar.  Posp.). 

Der  historische  kalender  ist  vor  die  „künstler"  zu  stellen  und  daiu 
nachzutragen:  a)  Histor.  kal.  für  damen  für  das  jähr  1791  von  Fr.  Schiller,  Leip- 
zig bei  G.  J.  Göschen  in  16".  35  bl.  388  s.  mit  17  kupfern  (1—387  gesch.  des 
droissigjähr.  krieges).  Davon  gibt  os  auch  exeraplaro  mit  886  s.  —  b)  Hist  kal. 
för  damen  für  das  jabr  1792  von  Fr.  Schiller.  Leipzig  bei  G.  J.  Göschen.  16*. 
49  bl.  32  s.  s.  389  —  472,  22  bl.,  LXIV  s.  mit  17  kupfern,  (s.  389  —  472  gesch.  des 
dreissigj.  krieges  mit  Wielands  vorrede)  —  c)  Hist.  cal.  f.  damen  f.  d.  j.  1793  von 
Fr.  Schiller.  Leipzig  bei  G.  J.  Göschen.  16«.  29  bl.  s.  473—860  mit  16  kupfern 
(gesch.  des  dreissigj.  krieges). 

Ganz  weggelassen  hat  ünflad  den  kalender  auf  das  jähr  1802.  Berlin  bei 
Johann  Friedrich  Unger.  12*"  (15  bl.  260  s.  und  37  bl.).  Allerdings  enthält  er  nur 
die  Jungfrau  v.  Orleans  und  ist  daher  unter  Jungfrau  angefßhrt,  ynkre  aber  gleich- 
wol  noch  besonders  zu  erwähnen  gewesen. 

Vor  „die  künstler"  ergänze:  J.  D.  Fuss.  Dissert.  vers.  homoeoteleut.  xuu  oom- 
mendans.  Adh.  Schilleri  Kassandra  et  Goctboi  elegia  XII.  lat.  redd.  Leodii  1834. 
Dann:  Die  kindesmörderin,  eine  ballade  von  Friedr.  Schiller.  Köln,  Imhof - 
Schwarz.    4". 


ZUB  SCHILLBBLITTRRATUB  101 

Zn  Macbeth.  1801  erschien  bereits  eine  ,, zweite  aufläge'*:  Macbeth,  ein 
trmnerBpiel  Ton  Shak. ,  zur  vorst.  auf  dem  hofth.  zu  Weimar  eing.  v.  Schiller.  Tüb. 
Cotta  1801  (126  s.)  kl.  8*";  auf  post-  und  druckpapier.  Die  erste  aufl.  in  lat,  die 
Eweite  in  deutschen  lettem.  —  In  demselben  jähre  auch  schon  eine  ausgäbe  in 
Frmnkliirt  und  Leipzig  als  ,, neueste  ausgäbe"  (144  8.);  dann  1802  in  Berlin  (136  s. 
nüt  titelk.)  und  1803  in  Mannheim  (136  s.). 

Zu  den  Cottaschen  ausgaben  ergänze  die  von  1813  und  1855  (III  und  120  s.); 
hernach  die  ausgäbe  in  der  hausbibliothek  der  deutschen  classiker  bei  Grote.  Berlin 
1871.  Bd.  4].  —  Vor  neffe  als  onkel  erg.:  „Schillers  macht  des  gesanges,  femer 
Strophe  1  und  2  aas  Schillers  kämpf  mit  dem  drachen ,  endlich  Ooethes  mut  in  hitei- 
niache  prosa  übertragen  nebst  einschlägigen  bemerkungen/*  Progr.  Linz.  (22  8.)  4**. 

Neffe  als  onkel.  Die  erste  ausgäbe  erschien  bei  Cotta  1807  (1  hl.  und 
74  8.)  und  ist  Terschieden  von  der  von  1808 ,  welche  Unflad  als  erste  anführt. 
Weiter  ergänze  die  ausg.  bei  Cotta  1851,  1855  und  1856  (70  s.)  und  die  in  der 
hausbibliothek  deutscher  classiker  no.  42,  43  (vide  Torandot).    Berlin,  Grote  1871. 

Dieses  stück  wurde  mit  besonderer  Vorliebe  zum  übersetzen  in  fremde 
sprachen  bearbeitet/  Schon  bei  Untiad  stehen  12  belege  dafür,  dazu  ergänze:  The 
nephew  as  unde.  Comedy  in  3  acts.  Arranged  for  translation  into  english  with 
Dotes  and  a  copious  vocabulary  by  Charles  Dickens  jun.  IV.  aufl.  Leipzig  1855 
und  1856.  (2  hl.  84  s.).  —  Dasselbe  erschien  als  YII.  aufl.  in  der  Übungsbibliothek 
zam  fibersetzen  in  die  neueren  sprachen.  Leipzig  1871.  E.  J.  Günther,  no.  1. 
(VUI,  85  s.);—  als  VIIL  aufl.  in  der  samlung  deutscher  lust-  und  Schauspiele  zum 
übersetzen  in  das  englische.  Dresden  1872  —  75.  Ehlerraann ,  no.  13  (83  s.) ,  vide 
parasit  und  Teil.  In  der  vorgenanten  übungsbibliotbek  erschien  auch  die  U.  aufl. 
Yon:  The  nephew  as  uncle.  A  comedy  in  3  acts,  transl.  from  the  german  of  Seh. 
by  G.  Shirley  Harris  (56  s.).  —  Der  neffe  als  onkel  von  Schiller  und  scenen  aus 
Hacklinders  lustspiel,  der  geheime  agent,  in  ,,Britannia,"  theaterstücke,  scenen  und 
anasüge  aus  deutschen  werken  geschichtlichen  und  beschreibenden  Inhalts  unter 
fortwährender  hinweisung  auf  Fölsings  grammatik  zum  übersetzen  ins  englische 
eingerichtet  von  Herrn.  Franz.    Berlin  1858,  Herbig.    I.  bdchn.    (VIII,  80  s.). 

Bei  C.  Schnabels  bearbeitung  dieses  Stückes  zum  übersetzen  ins  französische 
fehlt  die  I.  und  U.  aufl.:  der  parasit  und  der  neffe  als  onkel.  Zum  übersetzen  aus 
dem  deutsehen  ins  französische  für  bereits  vorgerückte  schüler,  die  in  den  geist 
des  zolezt  genanten  idioms  tiefer  eindringen  und  fertigkeit  in  der  unterhaltungs- 
litterator  erlangen  wollen.  Mit  sprachwissenschaftlichen  erläuternngen  und  eiuem 
Wörterbuche  zum  schul-  und  privatgebrauche  bearbeitet  und  herausgegeben  von 
C.  SchnabeL  12*".  Leipzig,  Baumgärtner  1841,  dann  1842  (VIII,  180  s.);  die 
VI.  anfl.  hat  Unflad  sehr  unpassend  von  der  IV.  getrcnt ;  wann  die  V.  aufl.  erschien, 
konte  ich  nicht  ermitteln;  die  VII.,  aufs  neue  durchgesehene  und  berichtigte,  ist 
herausgegeben  von  E.  Hapatzky.    Leipzig  1862,  Baumgärtner.     (VIII,  195  s.). 

Der  neffe  als  onkel  . . .  Zum  übersetzen  in  das  italienische  mit  anmerkun- 
gen  und  einem  wörterbuche  herausgegeben  von  Angelo  de  Fogilari.  12^  (VI ,  98  s.). 
No.  2  der  samlung:  Baceolta  dei  pezzi  teatrali  tedescbi  proposta  per  la  traduzione 
agli  Studiosi  della  lingua  italiana.  Dresden,  Ehiermann  1873  -76.  —  Schillers 
neffe  als  onkel  und  der  parasit  Lustspiele  zum  übersetzen  aus  dem  deutschen  ins 
italienische  für  bereits  vorgerückte  schüler.  Mit  sprachwissenschaftlichen  erläute- 
rnngen zum  schul-  und  privatgebrauch  bearbeitet  und  herausgegeben  von  6.  B. 
Gheisi.  12*.  Leipzig  1844,  Baumgärtner  (VI,  126  s.),  II.  verbesserte  und  ver- 
mehrte aufl.    1846.    d"". 


102  WAOKlfiBNELL 

Parasit.  Ergänze:  Der  parasit  oder  die  kunst  sein  glfiek  zu  machen.  Ein 
Instspiel  nach  dem  französischen  von  Schiller.  Stuttgart,  Cottal837;  „neue  aufläge" 
1856  (104  s.)  und  neuerdings  1867  (68  s.).    16^ 

Von  J.  Chr.  Nosseks  bearbeitong  zum  übersetzen  ins  englische  fehlt  die  L  aafi. 
1844,  Leipzig  bei  Baumgärtner.  12'';  von  0.  Fiebigs  und  St.  Leportiers  bearb.  zum 
übersetzen  ins  französische  die  IV.  vorbesserte  aufl. ,  bearbeitet  von  Peschier  (84  s.). 
In  der  auswahl  deutscher  bühnenstücko  zum  übersetzen  ins  franz.  Dresden  1872 — 75, 
Ehlermann.  nr.  12;  von  Charles  Dickens  bearbeitong  zum  übersetzen  ins  eng^ 
lischo  die  III.  „verbesserte  aufläge"  (IV,  80  s.).  In  dersamlong  deutscher  Inst-  und 
Schauspiele  zum  übersetzen  ins  englische.    Dresden  1872 — 75,  Ehlermann.  nr.  12. 

Verschieden  von  dieser  und  don  andern  bei  Unflad  angeführten  bearbeitongen 
ist:  A  key  to  the  parasito  etc.  Arrang.  for  transl.  into  english  with  notes  and 
copious  vocabulary  by  Charles  Dickens  jun.  Leipzig  1856.  Voigt  und  Günther 
(2  bl.  84  s.).  Eine  bearbeitung  zum  übersetzen  ins  italienische  lieferte  Angelo  de 
Fogilari  in  der  samlung:  Eaccolta  dei  pczzi  toatrali  todeschi  proposta  per  la  tradn- 
zione  agli  studiosi  della  lingua  italiana.  Dresden  1873 — 76,  Ehlermann.  nr.  3  (87  s.) 

Phädra.  Dio  erste  ausgäbe  hat  ünflad  ungenau;  es  muss  heissen:  Phadra, 
ein  trauerspiel  von  Bayine.  Übersezt  von  Seh.  Tübingen  in  der  J.  G.  Gottaschen 
buchhandlung  1805.  (2  bl.  215  s.)  16*'  mit  titelkupfer.  Der  franz.  text  ist  der  Über- 
setzung links  beigedruckt.  Erneute  ausgäbe  1806  ohne  ort.  —  Zu  den  neaern 
ausgaben  ergänze  die  in  der  hausbibliothek  deutscher  classiker  mit  illustrationen. 
A.  Grote.  Berlin  1871.  bd.  42  u.  43  —  und  die  taschenausgabe  bei  Cotta  1867  (62  s.). 

Kleinere  prosaische  Schriften.  Ergänze:  Kleinere  prosaische  Schriften 
von  Seh.  Aus  mehreren  Zeitschriften  vom  Verfasser  selbst  gesammelt  und  verbes- 
sert. Erster  teil.  Leipzig  1792  bei  Siegfried  Lebrecht  Crusius  (3  bl.  410  s.). 
Doppeldruck  mit  verschiedenem  satze;  vgl.  Göd.  krit.  ausg.  V  (nachtrage  nnd  Ver- 
besserungen) p.  CCXV  und  IX,  79.  Neuerdings  herausgegeben  wurde  dieser  I.  teil 
in  Carlsruho  1793.  Die  folgenden  teile  erschienen  unter  demselben  titel  bei  Cm- 
sius,  und  zwar  der  II.  1800  (2  bl.  u.  415  s.),  lU.  1801  (2  bl.  u.  372  s.),  IV.  1802 
(2  bl.  u.  388  s.).  Alle  4  teile  herausgegeben  in  Wien,  Pichler  1811;  Karlsruhe  1817 
(3  bde.  im  burcau  der  deutschen  classiker).  Bei  der  ausgäbe  von  1817  ist  Crusius 
statt  Vogel,  bei  der  auswahl  für  die  Jugend  (Cotta  1861)  450  s.  statt  490  8.  zu 
schreiben  und  endlich  noch  nachzutragen:  Schillers  prosa.  Schulausgabe  mitanmer- 
kungen  von  prof.  J.  W.  Schaefor.    Cotta  1877.    (X,  209  s.) 

Die  rauher  bilden  den  schwierigsten  punkt  in  der  Schillerbibliographie, 
daher  Unflad  und  Wurzbach  hier  am  mangelhaftesten  sind.  Zu  erganzen  ist:  Die 
räubor.  Ein  Schauspiel  (vignette).  Frankfurt  und  Leipzig  1781  (2  bl.  tit.  und  per- 
sonen Verzeichnis ,  6  bl.  vorrede  und  222  s.).^  Dasselbe  in  demselben  jähre  noch  ein- 
mal (2  bl.  +  6  bl  und  222  s.) ,  unterscheidet  sich  vom  obigen  nur  durch  die  vor- 
änderte vorrede  und  den  neugesezton  titel  mit  dem  personen Verzeichnisse. 

Die  räuber.  Ein  Schauspiel  (vignette:  ein  nach  links  springender  löwe). 
Zwote  verbesserte  aufl.  Frankfurt  und  Loipz.  bei  Tobias  Löffler  1782  (8  bL  und 
208  s.).  —  Die  räuber.  Ein  Schauspiel  (vignette:  ein  nach  rechts  springender  löwe). 
Zwote  verbesserte  aufl.    Frankf.  u.  Loipz.  bei  Tobias  Löflfler  1782  (8  bl.  u.  208  s.). 

Die  räuber.  Ein  Schauspiel  (ohne  vignette).  Zwote  verbesserte  aufl.  Frank- 
furt und  Leipzig  bei  Tobias  Löfllor  1782  (8  bl.  und  208  s.). 

1)  Noch  während  des  druckes  hat  Schüler  vieles  geändert;  vgL  Goed.  krit.  ausg., 
einl.  zum  II.  bde. 


ZÜB   SOHILLBRLITTEBATUB  103 

Die  räaber.  Ein  trauer spiel  ...  Nene  für  die  Mannheimer  bühne  ver- 
besserte  anfl.  Mannheim.  In  der  Schwanischen  buchhandlung  1782  (166  s.  n.  1  bL 
tmcheranzeigen).  Davon  zwei  verschiedene  drucke:  der  erste  mit  einem  personen- 
TeneichniB,  in  welchem  die  rolle  der  Amalia  ,,mad.  Toscani/'  der  zweite,  in  wel- 
cher sie  „mlle.  Baumann*'  zugeteilt  ist;  vgl.  Goed.  kr.  ausg.  II,  207.  Diese  büh- 
nenbearbeitnng  neuerdings  1784. 

Die  aasgaben  der  rauher  von  Plümicko  stehen  bei  Unflad.  Nachzutragen 
sind  dann  wider:  Die  räuber.  Ein  Schauspiel  ...  (vignette:  ein  nach  rechts  sprin- 
gender löwe).  Frankfurt  und  Leipzig  1787  (214  s.);  ist  ein  nachdruck  der  zweiten 
aufläge.  —  Die  räuber.  Ein  trauerspiel.  Neue  für  die  Mannheimer  bühne  verbes- 
serte original- aufläge.  Mannheim  bei  C.  F.  Schwan  und  6.  C.  Götz  1788  (166  s.) 
Nach  der  ausgäbe  von  1782.  Dasselbe  wider  (1797  *  und)  1798  bei  C.  F.  Schwan 
and  G.  C.  Götz  (166  s.).  —  Die  räuber.  Ein  Schauspiel  . . .  (vignette :  zwei  käm- 
pfende löwen,  von  denen  der  eine  den  andern  zu  boden  geworfen).  Dritte  verbes- 
serte aufläge.  Mannheim  bei  Tobias  Löffler  1799.  (Titelblatt,  XIV,  ein  unpagi- 
niertes  bl.  mit  der  vorrede  zur  zweiten  aufl.  und  dem  Vorworte  des  Verlegers,  dann 
208  B.).  —  Die  räuber.  Ein  Schauspiel  . . .  ohne  druck  ort  und  jähr.  —  Die  räu- 
ber. Ein  trauerspiel  . . .  Neue  für  die  Mannheimer  bühne  verbesserte  originalauf- 
la^e.  Mannheim  bei  C.  F.  Schwan  und  G.  C.  Götz  1801  (159  s.).  —  Die  räuber. 
Ein  trauerspiel  . . .  Neue  . . .  Mannheim  bei  C.  F.  Schwan  und  G.  C.  Götz  1802  v 
die  räaber  (derselbe  titel  wie  die  vorausgehenden).  Mannheim  1802:  sind  doppel- 
dmcke,  welche  im  texte  mannigfach  von  einander  abweichen.  —  Die  räuber.  Ein 
trauerspiel  . . .  Frankfurt  und  Leipzig  1803  (mit  Schillers  bildnis).  Nachdruck.  — 
Die  räuber.  Ein  trauerspiel  . . .  Neue  unveränderte  auHago.  Mannheim  bei  Tobias 
Löffler,  1804.    Die  „neue  aufläge"  bei  Schwan  1804  steht  bei  Unflad. 

Zu  den  Cottaschen  ausgaben  ergänze  die  „neue  verbesserte  aufläge**  von  1805 
(202  s.)  und  wider  1806  (zeigen  den  toxt  von  1781),  dann  die  von  1832  in  12^ 
Mönchen,  Stuttgart,  Tübingen  (Cotta),  Paris  (Baudry);  vou  1854«  (186  8.).  —  In 
Aachen  erschien  1816  eine  etui- ausgäbe.    16**. 

Übersetzungen:  A'  Tolvajok.  Szomoru-jätek  öt  felvonasokbau.  Fordita 
Bartsu  Laszlo.  Im:  „Erd^yi  jätekos  gyüjtemeny*'  (Siebenbürger  schauspielsam- 
Inng).  Klansenburg  1793.  —  Thama ,  K.  J.  Laupoznjci  smutnohra  w  5  jednänjch 
od  Fr.-  Schillera ,  w  destinu  uwedanä  od  —  W.  Praze  1786. 

Zwischen  den  räubern  und  der  Stuart  ergänze:  Merkwürdige  rechts  fälle 
als  ein  beitrag  zur  geschichte  der  menschheit.  Nach  dem  französischen  werk  des 
Pitaval  durch  mehrere  Verfasser  ausgearbeitet  und  mit  einer  vorrede  begleitet  hor- 
ansgegeben  von  Schiller.  Erster  teil.  Jena  bei  Christ.  Hoinr.  Cunos  erben  1792. 
(4  bL  446  s.);  ebda,  auch  D.  teU  1792  (2  bl.  435  s.),  lU.  teil  1793  (1  bl.  414  s.), 
IV.  teil  1795  (1  bl.  454  s.).  Auch  hier  gilt ,  was  ich  oben  vom  kalender  sagte.  -— 
Der  ring  des  Polykrates  übersezt  (ins  griech.)  von  Dr.  C.  F.  Crain.  Schul- 
programm der  grossen  Stadtschule  in  Wismar  1858. 

Friedrich  Schillers  Schriften.  8  bdo.  mit  kupfern.  Leipzig.  Göschen 
1790.  —    Schillers  neue  Schriften.    6  bde.    Berlin.    J.  F.  Unger  1795—1800. 

Maria  Stuart.  Die  erste  aufläge  erschien  nicht  1800,  sondern  1801  und 
zwar  zweimal:    a)  Maria  Stuart,    ein  trauerspiel  von  Schiller.    Tübingen   iu   der 

1)  Die  ausgäbe  von  1797  führt  Wurzbach  an;  sie  bleibt  mir  aber  gleichwol  zwei- 
felhaft, da  ich  sie  lonit  nirgends  belegt  fand. 

3)  Naoh  Wujzbach  auch  eine  ausgäbe  von  1850  \md  1855? 


104  WAOKERNSLL 

J.  G.  Cottaschen  bncbhandlaDg  1801  (1  bl.  237  s.)  auf  velinpapior,  aohreibpapier  nnd 
drackpapior  —  b)  mit  demselben  titel  als  „zweite  aufläge*'  ebda,  1801  (200  8.  kl.  8®) 
auf  post-  und  druckpapier.  Noch  in  demselben  jähre  nachgedruckt:  Frankfurt  und 
Leipzig.  —  Weiter  ergänze:  Maria  Stuart.  Ein  trauerspiel  ...  Dritte  anfl.  Tübin- 
gen in  der  J.  6.  Cottaschen  buchhandlung  1802  (200  s.).  Dasselbe  in  vierter  aufl. 
ebda.  1810,  in  fünfter  auft.  1815.  —  Statt  „neue  aufläge  1825  Cotta"  beiünflÄd  ist 
zu  schreiben  „sechste  aufl.  Stuttg.  und  Tübingen  1825/'  dann  sind  nachzutragen 
dio  ausgaben:  Wien,  Pichler  1809;  Aachen  (Porstmann)  1801  in  16*;  Carlaruhe 
1816;  Wien  1818;  und  zu  den  spätem  Cottaschen  ausgaben:  die  von  1830,  Mün- 
chen, Stuttgart,  Tübingen  und  Paris  (Baudry)  in  12°;  die  von  1851,  1852,  1854, 
1855,  1856  und  1857  (alle  mit  199  s.).  -  1867  erschienen  hier  drei  ausgaben  in  16«, 
welche  sich  durch  die  verschiedene  Seitenzahl  unterscheiden:   a)  hat  V  und  168  a., 

b)  194  und  c)  146  s. 

Zu  den  Übersetzungen  ergänze:  Mary  Stuart,  a  tragedy.  By  Frederick 
Schiller.  Translated  into  english  by  J.  C.  M.,  Esq.  London  1801,  printed  by 
G.  Auld,  for  Cotta,  Tübingen;  sold  by  Escher  and  Geisweiler  (XVI,  224  8.).  — 
Maria  Stuartka.    SchiUerowa  pfelozona  od  P.  J.  Saflfarik.    W.  Praze  1831. 

Wilhelm  Teil.    Bei  der  ersten  aufläge  schreibe  Schauspiel  statt  trauerspiel 

und  ergänze:  zum  neujahrsgeschenk  auf  1805.    Tübingen.   12®.  (2  bl.  241  s.)  in  drei 

^verschiedenen  ausgaben:  a)  ohne  kupfer,  b)  mit  einem  kupfer  (schwur  auf  dem  rütli), 

c)  mit  drei  kupfern  (Teil,  schwur,  Gesslcr),  dazu  noch  zwei  andere  ausgaben  in 
kl.  S*"  ohne  kupfer :  alle  fünf  aber  sind  vom  gleichen  satzo.  —  Wilhelm  TelL  . . . 
zweite  aufläge.  Tübingen,  Cotta  1804  (zweimal  dasselbe)  (2  bl.  160  s.)  in  8"*  and 
neuerdings  1805  und  1807  in  12°. 

Zu  den  spätem  Cottaschen  ausgaben  kommen  noch:  die  „neue  ausgäbe'*  von 
1823;  die  von  1831  und  1844  München,  Stuttgart  und  Tübingen,  Paris  (Baudry) 
in  12®,  und  die  von  1841  in  16<>;  von  1843  und  1847  in  8*';  femer  die  miniatnr- 
ausgabe  von  1845,  die  „neue  aufläge"  von  1851  (168  s.);  die  Prachtausgabe  mit 
1  Stahlstich  nach  Kaulbach  und  1  holzschnitttafel  1860.  Lex.  8^  —  Die  ausgäbe 
von  1853  (168  s.),  welche  Unflad  anführt,  wurde  auch  1855  und  1856  widerholt. 

Von  den  anderwärts  erschienenen  sind  nachzutragen:  die  in  Wien,  Pichler 
1809  (179  8.  mit  titelkupfcr) ;  die  in  Köhi,  Spitz  1816  (105  s.).  In  samlungon: 
a)  Deutschlands  stolz.  Die  meisterwerke  der  deutschen  litteratur.  Leipzig  1868. 
Schäfer.  No.  1  (12  s.  fol.);  b)  Schulausgaben  ausgewählter  class.  werke  mit  vol- 
ständigem  commontar  bearbeitet  von  Jul.  Naumann  und  J.  Buschmann.  Leipiig 
1875.  Siegismund  und  Volkouing.  No.  3.  Toll ,  bearb.  von  J.  Naumann  (140  a.  and 
1  karte)  in  4^ 

Zu  den  Übersetzungen  ergänze:  Guillaume  Teil.  Trad.  de  Tallomand  pai 
J.  H.  Morle  d'Aubigny  1818  und  dann  wider  1819  u.  1822  in  Genf  u.  Hamburg.  — 
GuiUaume  Teil,  on  allemand,  dout  les  doux  promiers  actes  sont  accompagnes  de 
notes  explicatives  pour  faciliter  Totude  de  la  langue  allemande  et  de  tableauz  con- 
tenant  les  ölomonts  de  la  grammaire  par  Edouard  Dürre.  Strassbourg  et  Paris  1834. 
Levrault.  12»;  II  ed.  ebenda  1839,  III  ed.  Strassbourg  1842.  —  Schillers  Guillaume 
Teil  . . .  Accompagnc  de  notes  historiques  et  goographiques  et  de  la  Solution  dea 
mots  et  des  tournures  les  plus  difficiles  par  Eug.  Tavre  (IV  u.  184  s.).  Geneye  1848. 
Kessmann.  —  William  Teil,  an  historical  play  by  Schiller.  The  german  text  with 
an  intcrlineary  translation,  grammatical  and  historical  notes  and  an  introduction 
containing  the  Clements  of  german  grammar.    For  the  use  of  english  scholars.  Bjf 


ZUR  8CH1LLKBUTTBRATÜB  105 

Arttor  Ch.  White  and  Lewis  Braunfels.  Bonn  4841.  Henry  and  Cohen  (XYI  u.  355  s.); 
die  n.  ed.  (1859  London  and  Köln)  steht  bei  Uoflad. 

Wilhelm  Teil.  Ein  Schauspiel  . . .  Schulausgabe  mit  schwedischen  anmer- 
kangen.  Stuttgart,  Gotta  (in  comm.  bei  Fritze  in  Stockholm)  1868.  (18,  VI,  154  s.) 
12\  —  Wilhelm  Teil  ...  in  der  auswahl  deutscher  btthncnstücke  zum  übersetzen 
in  das  französische  bearbeitet.  Dresden,  Ehlermann  1872  —  75.  No.  9,  bearbeitet 
▼on  A.  Peschier  (118  s.)  —  Wilhelm  Teil  ...  in  der  samlung  deutscher  lust-  und 
Schauspiele  zum  übersetzen  in  das  englische  bearbeitet.  Dresden,  Ehlermann  1872 
—75.  No.  1,  bearb.  von  Daniel  Breakell  (136  s.).  —  Wilhelm  Teil  ...  in  stenogra- 
phischer schrift  übertragen  und  autorisiert  von  Karl  Faulmann.  Wien,  Bospini 
1868  in  12«.  No.  1  der  stenogr.  classiker- ausgaben.  —  Wilh.  Teil  ...  eingeleitet 
Ton  Richard  Gosche,  in  stenographischer  Übertragung  herausgegeben  von  Rudolf 
Geist  und  Otto  Feising.  Leipzig -Reudnitz.  Halle  a/S.,  Franckesche  Stiftung  1876. 
(IbL,  Vm.  101s.). 

Thalia.  Erganze:  die  Rheinische  Thalia  von  1785  (4bl.  u.  199  s.)  wurde 
TOD  Gdschen  als  L  heft  der  Thalia  1786  mit  einer  Umstellung  des  Inhalts  wider 
«ugegeben,  dazu  erschienen  heft  II  (136  s.,  1  bl.  musik),  UI  (140  s.),  IV  (2  bl.  129  s.) 
1787  und  dann  alle  4  hefte  als  erster  band,  Leipzig  bei  Georg  Joachim  Göschen 
1787.  ~  Heft  V  (136  s.)  1788,  VI  (164  s.),  VII  (128  s.),  VUI  (108  s.),  IX  (142  s.): 
die  4  lezten  hefte  1789;  V  — VUI  wurden  in  demselben  jähre  als  zweiter  band 
der  Thalia  bei  Göschen  ausgegeben.  —  Heft  X  (160  s.),  XI  (144  s.),  XII  (144  s.): 
die  beiden  ersten  1790,  das  lezte  1791.  IX,  X,  XI  und  XII  bilden  den  dritten 
Iwmd  der  Thalia.  —  Mit  1792  begint  bei  Göschen  die  „Neue  Thalia."  L  band 
(2bL  u.  420  8.)  enthalt  heft  I  (128  s.),  II  (129  —  280  s.),  UI  (281—420  s.).  IL  bd. 
(2bL  410  s.)  enthält  heft  IV  (128  s.),  V  (129-272  s.),  VI  (273—410):  beide 
binde  1792.  —  UL  band  (2bl.  394  8.)  enthält  heft  I  (112  8.),  U  (113-238  s.), 
ni  (239—394  s.).—  IV. band  (2 bl.  3368.)  enthält hoft IV  (112  8.),  V  (113-2248.), 
VI  (225—336):  beide  bände  1793.  Über  einen  mutmasslichen  neudruck  der  „Neuen 
Thalia  ••  vgl  das  vorwort  zum  X.  bd.  der  krit.  ausg. 

Theater.  Schreibe  1805  —  7  statt  1806—8;  der  V.  bd.  dieser  L  ausgäbe  hat 
doppeldmck ;  s.  kr.  ausg.  XIV,  vorw.  VI.  —  Ergänze :  eine  neuere  ausgäbe  bei  Cotta 
1871,  8  bde.  in  16».  die  von  der  ersten  verschieden  ist:  bd.  I  (3  bl.  183  s.)  rauher, 
Tenehwörung  des  Fiesco;  II  (3  bl.  183  8.)  kabale  und  liebe,  Maria  Stuart;  UI 
(3bi  183  s.)  Carlos,  menschenfeind;  IV  (3  bl.  208  8.)  Wallensteins  lager,  PiccoL 
Wills.  tod;  V  (3  bl.  173  s.)  jungfr.  v.  Orl.,  braut  v.  Mess.;  VI  (3  bl.  167  s.)  Teil, 
haldigung  der  künste,  Iphig.  in  Aul.,  scen.  d.  Phoen;  VU  (3bl.  187  8.)  Mach.,  Tu- 
indot,  parasit;  VUI  (3  bl.  145  s.)  neffe,  Phädra,  nachlass.  —  Fr.  v.  Schillers  kleine 
tbeaterstücke.  Carlsruho  im  „bureau  der  deutschen  classiker.*'    1818,  1820  u.  1827. 

Die  teilung  der  erde  lat.  übersezt  von  dr.  C.  F.  Crain  1858.  Progr.  der 
gronen  Stadtschule  in  Wismar. 

Drei  trau  er  spiele  usw.  Streiche  drei,  bessere  den  druckfehler  1874  in 
1785  und  notiere  dazu:  neue  Originalauflage  1786  und  1796;  neue  aufläge  1802  und 
wider  1804.  Diese  samlung  enthält  die  theaterausgaben  der  räuber,  Fiescos  und  von 
Umüc  und  liebe. 

Vor  Tnrandot  ist  einzusetzen:  die  tugend  in  ihren  folgen  betrach- 
tet Schillers  erste  bis  jezt  unbekante  Jugendschrift.  Amberg  1839.  Klöbers  buch- 
biodlong  (24  s.j.  Dasselbe  ebenda  1840  herausgegeben  und  mit  einem  vorwort 
begleitet  vom  reisemarschall  Fr.  freiherr  v.  Bohnen.  Die  U.  aufl.  findet  sich  auch 
bei  ünflad,  hat  sich  aber  in  den  zweiten  teil  (s.  41)  verirt 


106  WACKXBNBLL 

Turandot.  Ergänze  die  ausgäbe  in  Frankfurt  n.  Leipzig  1802,  Mannheini 
1803 ,  die  mit  illustrationen  in  der  hausbibliothek  deutscher  clasßiker.  Berlin ,  Grote 
1871,  72,  bd.  42  und  43  (der  Übersetzungen  II.  band,  316  b.);  mit  einleitong  Ton 
GustWondt  4.  aufl.  1874  (X,  316  s.).  DieboiCotta,  Stutt^^art  1867  (96  8.)  in  16«. 
Hieher  gehören  die  Übersetzungen,  welche  Unflad  irtümlich  vor  Teil  gestelt  hat 

Die  Verschwörung  des  Fiesco.  Zur  I.  aufl.  erganze  Mannheim,  Schwan 
1783  (4  bl.  184  s.).  Noch  in  demselben  jähre  erschien  ein  nachdruck:  Frankfortuid 
Leipzig  1783;  dann  1784  zweimal  bei  Schwan  in  Mannheim  (4bl.  176  s.),  beide 
ohne  wissen  und  dazutun  Schillers,  dasselbe  gilt  für  Schwans  ,^neae  originalaua- 
gabe**  von  1785  und  1788  (176  s.),  die  leztere  in  doppeldruck:  a)  hat  auf  dem  titel 
„ repuplikanisch /'  b)  „republikanisch,*'  sie  wurde  1796  und  17d8  (176s.),  dann 
1802  (4  bl.  176  s.)  widerholt. 

1789  lieferte  der  VI.  band  der  deutschen  Schaubühne  (s.  311— 458)  einen 
schlechten  abdruck  (vignette  und  titelkupfer).  Im  inhaltsvcrzeichnisse  steht:  „  Fleaoo 
...  für  die  nationalbühne  in  München  bearbeitet**  —  Die  bühnenbearbeitong  von 
C.  M.  Plümicke  (5  bl.  179  8.)  steht  bei  Unflad,  doch  ist  fQr  „neue  aufläge"  zu 
schreiben :  „zwote  aufl.  1792**  (4  titelkupfer  und  184  s.)  und  die  dritte  aufl.  Breskui 
und  Berlin  1796  nachzutragen. 

Zu  den  anderweitigen  ausgaben  ergänze:  die  zu  Halberstadt  1796;  Berlin 
1802  (eine  boarbeitung  unter  Schillers  namen  und  zwar  als  11.  bd.  seiner  sämt- 
lichen werke,  vgl.  krit  ausg.  III,  186);  Wien,  Pichler  1811;  Heilbronn,  etnians- 
gabe  1826 ,  dasselbe  1847  (167  s.)  und  1856  (162  s.)  in  8^  Die  erste  ausgäbe  bei 
Cotta  erschien  1806  als  „neue  verbesserte  ausgäbe,**  die  übrigen  stehen  alle  bei 
TJnflad  bis  auf  die  von  1856  (162  s.)  und  1861.  Von  den  beiden  ausgaben  von  1867 
ist  die  eine  in  16®  mit  106  s. ,  die  andere  in  8®  mit  148  s. 

Versuch  über  den  Zusammenhang  der  tierischen  und  menachlicheD 
natur.  Ergänze:  eine  abhandlung,  welche  in  höchster  gegenwart  sr.  herzoglichen 
durchlaucht  während  den  öffentlichen  akad.  prüfungen  verteidigen  vdrd  Job.  Chr. 
Friedr.  Schiller.  Eandid.  der  med.  in  der  herz.  mil.  akad.  Stuttgart  Gedrackt  bei 
Christ  Fried.  Cotta  hof-  und  canzleibuchdrucker.  o.  J.  (1780).  (4  bl.  44  s.)  in  4*^. 
Die  aufl.  wurde  in  Wien  (bei  Wallishauser)  1811  widerholt. 

Wallenstein.  Zur  I.  ausg.  ergänze:  Tübingen,  Cotta.  I.  bd.,  erster  teil 
(1  bl.  238  s.);  II.  bd.,  zweiter  teil  (1  bL  250  s.)  auf  velin-,  schreib-  und  drnckpa- 
pier.  Nachdrücke:  Bamberg  1800  (1  bd.);  Wien  1800  (1  bd.);  Frankfurt  und  Leip- 
zig 1800*  (2  bde.),  vgl.  Goedeke,  Grundriss  s.  1030.  Schon  3  monate  nach  der 
ersten  erschien  die  zweite  aufläge  in  2  teilen,  bd.  1  (1  bl.  162  s.),  bd.  11  (171  a.) 
auf  velin-  und  postpapier;  die  dritte  aufläge  1801.  2  teile:  bd.  I  (198  8.);  bd.  II 
(212  8.);  die  vierte  1805.  2  teile,  bd.  I  (198  s.),  bd.  U  (212  s.);  dasselbe  mit  der 
gleichen  Seitenzahl  als  fünfte  aufl.  steht  bei  Unflad.  —  Wallenstein  ein  tranerspiel  . . . 
Zur  aufführung  eines  abends  für  die  bühue  bearbeitet  Mannheim,  LöfElor  1802. 
(163  s.).  Dasselbe  wider  1804.  —  Wallenstein  ein  dramatisches  gedieht  . . .  Mann- 
heim 1808.  (2  bde.  mit  titelk.)  —    Aachen  1813—14.  (2  bde.)  in  16». 

Bei  erneuerung  der  Cottaschen  taschenausgabo  von  1843  ergänze  daa  jähr 
1846  und  trage  nach  die  ausgäbe  von  1856  (Stuttgart  und  Augsburg)  in  2  bdn.; 
dann  die  „neue  aufläge,**  Cotta,  Stuttgart  1855  (3  bl.  403  s.),  widerholt  1856  und 
1858.  —  Wallenstein.  Trilogie  von  Friedr.  v.  Schiller.  Als  fünfactiges  tranerspiel 
für  die  bühno  bearbeitet  von  Alfred  freiherrn  v.  Wolzogen.  Schwerin,  Stiller  1869. 
(XI ,  57  8.). 


ZÜB  SCBILLSBLITTJBBATÜB  107 

Zq  den  ftbersetzungon  efgänze:  Wallenstein.  Tragödie,  precedee  de 
quelques  r^ezions  snr  le  theatre  allemand  ot  saivlo  de  notes  historiques,  par  Benj. 
Constant  de  fiebeque.  Amsterdam ,  Gen  eye  (Pascbourd)  1809.  —  Morte  di  Wallen- 
BteiiL  Tragedia  in  5  atti  di  Federico  Scbiller.  Traduzione  deir  Abate  Alessandro 
BezsanL  Vienna  18i3.  Con  tipi  di  Leopold  Grun^.  —  Wallensteins  lager  ins 
lateiniflcbe  fibersezt  mit  gegenüberstehendem  deutseben  texte  von  G.  Griessinger. 
Aach  unter  dem  titel:  Wallenstenii  castra.  Latine  reddidit  — .  Tübingen,  Oslan- 
der 1830  (Vin  n.  125  s.). 

Was  beisst  und  zu  welcbem  ende  studiert  man  Universal- 
geschichte? Ergänze:  in  der  akademischen  bucbbandlung  (32  s.).  Davon  sind 
iwei  aoflgaben,  welche  der  titel  unterecheidet:  a)  Schiller  professor  der  geschichte, 
b)  Schiller  professor  der  philosophie. 

Xenien.  Ergänze:  Epigramme.  Neustrelitz,  Albanus  17%.  12'\  —  Epi- 
gramme, anfs  neue  aus  dem  musenalmanach  (Schillers  f.  d.  j.  1797),  besonders 
ibgediuckt  Berlin,  Albanns  1819.  12^  —  Xenien.  200  exemplare  für  freunde. 
Ohne  jähr.  Breslau,  Henrik  Steffens.  Bei  der  Boclamschen  ausg.  ergänze:  Mit 
einldtnng  n.  erläuternden  anmerkgn  herausg.  von  Adolf  Stern ,  1872.  (XXV,  139  s.) 
An  das  ende  dieses  abschnittes  stelt  Uuflad  einige  von  Schiller  redigierte 
werke  und  Zeitschriften.  Er  hätte  das  consequenter  durchführen  und  auch  die  laden- 
der usw.  hieher  bringen  sollen.  Zu  den  Hören  ergänze:  joder  Jahrgang  hat 
12  hefte  und  je  drei  hefte  machen  einen  band;  vom  ersten  stücke  hat  Goedeke  im 
Vorworte  zum  X.  bd.  der  krit.  ausg.  drei  verschiedene  drucke  nachgewiesen.  Auch 
die  memoiren  haben  nach  krit  ausg.  IX,  265  doppeldruck. 

Von  dem  musenalmanach  wurde  der  Jahrgang  1797  dreimal  aufgelegt: 

a)  Tübingen  1797  hat  9  bl.  (titel  und  kalendor),  302  s.  und  4  bl.  inbaltsverzoichnis. 

b)  1797,  9  bl.,  302  s.  und  2  bl.  inhaltsverzeicbnis.  c)  1797,  9  bl.,  302  s.  und  4  bl. 
inhaltsverzeichnis.  a  und  c  haben  also  auch  gleiche  Seitenzahl,  unterscheiden  sich 
aber  durch  den  schluss  des  titeis:  a)  Jena.  Gedruckt  bei  Job.  Christ.  Gottfr.  Göpferdt; 

c)  Tübingen.   Gedruckt  bei  Wilh.  Heinr.  Schramm. 

Ergänze  endlich  noch:  Nachrichten  zum  nutzen  und  vergnügen. 
Stuttgart    Gedruckt  bei  Christ.  Friedr.  Mäntler  1781. 

B.    ErgSnzimgs-,  biographische  und  erläuterungs  -  Schriften. 

Die  hierhergehörigen  erscheinungcn  hat  üuflad  nach  den  namen  der  autoren 
alphabetbch  geordnet;  ich  trage  daher  in  derselben  reihenfolge  nach.  Alle  werke, 
die  ich  aufzähle ,  fehlen  bei  Unflad  entweder  ganz  oder  in  der  aufläge ,  in  «welcher 
Kh  sie  anführe.  Werke  gemischten  Inhalts  wurden  aufgenommen ,  wenn  der  name 
Schillers  auf  dem  titel  erscheint,  andemfals  nur,  wenn  ich  aus  autopsie  oder  vor- 
littlichen  angaben  wüste,  dass  sie  wichtiges  über  Schiller  enthalten. 

Aelschker,  Edm.  Über  Schillers  dramatische  fragmento.  Programm.  Kla- 
genfart  (38  s.). 

Ahrons,  Jos.  Schillers  glockenkuggel.  Ein  scherz.  Im  jähre  T.  B.  J.  Ch. 
(16  8.).  Ohne  jähr  und  ort.  —  Neue  aufl.  desselben  unter  dem  titel:  das  lied  von 
&  kuggel.  Ein  scherz.  Hamburg  1864.  Eigentum  der  erben.  (19  s.)  16^  — 
in.  aufl.    Hamburg,  Altena  1876.   (16  s.)  16».    (In  jüdischer  mundart). 

Anzoletti,  Patriz.  Ideenontwicklung  des  Spazierganges  von  Schiller. 
Ptegxamm.    Bozen  1865.    (50  s.) 

Beantwortung  aus  der  religion  aufgeworfener  fragen  durch  sprüche  aus 
SehOloB  wadran.    Frankfurt  a.  M.  und  Crefeld,  Schüller  1824  (48  s.). 


IQQ 


WACKBBNELL 


Becker.  Schillers  Wilhelm  Teil.  Yersach  einer  methodischen  erkl&mng 
dieses  dramas.    Progr.    Ztlllichau  1868.    (26  s.) 

Berg  er.    G.  Schillers  lied  von  der  glocke  in  12  hildem,  s.  Schiller. 

Berlocken  an  den  Schillerschen  mnsenalmanach  von  1797.  Jena  u.  Weimar 
(37  s.).  (Von  Christ  Fr.  Traugott  Voigt  bei  Severin  in  Welssenfels  herausgegeben. 
Geht  aof  die  Xenien). 

Bernhardi  und  Pellegrin.  (Baron  Fr.  de  la  Motte  Fouque).  SchiUen 
todtenfeier.    Prolog.    Berlin  (Reimer)  1806. 

Bernhardt.    Über  Schillers  Maria  Stuart.  Progr.    Königsberg  1845.  (25  s.) 

Beschreibung  der  hohen  Karlsschule  zu  Stuttgart    Stuttgart  1783 

Bethe.  Rede  am  100jährigen  geburtstage  Schillers.  Progr.  Merseburg 
1860.    4«. 

Biese,  Franz.  Bede  über  Schiller.  Progr.  Pntbus  1869.  (Handelt  &ber 
Schillers  philosophie). 

Biographie  Schillers  und  anleitung  zur  kritik  seiner  werke  von  J.  K.  S. 
Zwei  abteilungen.  Mit  einem  handschriftlichen  briefe  Schillers.  Wien  und  Leipzig 
1810  (VIII,  416  8.).    U.  aufl.  1812  (nur  titelausgabe). 

Bitkow,  Justizrat  in  Breslau.  Ungedruckte  briefe  von  Schiller,  Goethe  und 
Wieland.  Herausgegeben  vom  besitzer  der  handschriften.  Breslau ,  Aderholz  1846. 
(Vni,  64  s.). 

Schillers  feier,  Gotha  1806,  gehört  nicht  unter  Bonzel-Stemau,  von  dem  es 
allerdings  herrührt,  sondern  unter  Schiller,  da  es  anonym  erschienen  ist;  wol  aber 
gehörte  hieb  er:  Boas  Eduard,  nachtrage  zu  Schillers  s&mtlichen  werken,  welehoe 
Unflad  unter  nachtrage  (s.  34)  stelt;  (ergänze  dazu  die  neue  titelausgabe  von 
1853  in  7  lieferungen).  Dasselbe  gilt  für  Bonafont,  poesies  de  Schiller  1837, 
das  sich  bei  Unflad  anter  poesies  (s.  36)  findet 

Blanchet,  F.    Du  theätre  de  Schiller.    Strassbourg  1856. 

Bockel,  Franz.  Das  lied  vom  schiffe.  Eine  nachahmung  von  Schillers 
gedieht:  das  lied  von  der  glocke.  Itzehoe  1835  (52  8.).  U.  veränderte  aufl.  (Ham- 
burg) 1842. 

Bolia,  K.  Jul.  Bede  über  das  lied  von  der  glocke.  Im  eimsbüttlei- ver- 
ein zu  Hamburg  gebalten.     1859.    II.  aufl.    Carlsruhe  1876  (20  s.). 

Boxberger,  Robert.  Die  spräche  der  bibel  in  Schillers  räubern.  Progr. 
Erfurt  1867.    4^ 

Boxberger,  Robert,  Dr.  Über  den  sitlichen  gehalt  von  Schillers  lied 
von  der  glocke.    Progr.    Erfurt  1865.    4". 

Brandstäter.   Über  Schillers  lyrik,  erschien  zuerst  als  Progr.   Danzig  1863. 

Brecht  von  Brechtenborg,  Andreas.  Das  lied  von  der  pfanrerin. 
Parodie  auf  Schillers  glocke  und  seitenstück  zu  Schullers  lied  vom  pfarrer,  and  in- 
gleich ein  didactisches  scherz-  und  ernst -liedlein  für  erwachsene  pfarrerstÖchter 
und  ihresgleichen.    Hermannstadt  auf  kosten  des  Verfassers  1835  (44  s.)* 

Zu  den  drei  ausgaben  der  briefe  Schillers  an  Dalberg  (no.  1)  erganxe 
noch  die  von  1830;  zu  den  briefen  Schillers  an  Dalberg  in  den  jähren  1781—  85  erg.: 
herausgegeben  von  M.  Marx,  Carlsruhc  1819  (Marx),  weiter  die  ausgäbe  desselben 
Werks  in  Mannheim ,  Benshcimcr  (XV,  276  s.)  in  12^  —  Bei  den  briefen  Sehlegels 
an  Schiller  trage  nach:  herausgegeben  von  E.  Böcking,  und  bei  den  briefen  von 
Schiller,  Goethe,  Wieland  an  J.  Fr.  ünger  die  jahrzahlen  1797  —  1801;  zn  Dörings 
ausgäbe  der  briefe  mit  erläut.  anmerk.  2  bde.  1846  fuge  hinzu :  UL  bd,  ftus  den 
Jahren  1797—1805.  II.  aufl.  Berlin  1856,  und  bessere  bei  biiefe  an  Schiller  UkMi 


ZUR   SCHILLSBUTTBRATtJB  109 

in  Urlichs.  Vgl.  ferner  unter  Schiller,  briefe  und  brief Wechsel  (bei  Unflad  8.38, 
meine  nachtrSge  s.  117). 

Briefe  von  Schillers  gattin  an  einen  vertraaten  freund.  Herausgegeben 
▼on  H.  Dfintzer.    Leipzig ,  Brockhaus  1856  (2  bl.  567  s.)  16«. 

Briefe  über  Maria  Stuart.    Eisenberg  1801. 

Brosin,  Oscar,  Dr.  Schillers  braut  von  Messina  vor  dem  richterstuhl  der 
kritik.    I.  teil.    Bitterak.  zu  Liegnitz  1872  (32  s.). 

Brückner.  Schiller  in  Bauerbach.  Meiningen  1856.  (Separatabdruck  aus 
den  denkwürdigkeiten  f&r  Thüringen  und  Franken).  Meiningen,  Qadow  (129  s.  und 
1  kupfer). 

Brun  (Crottfriod).  Shakespeares  und  Schillers  auserlesene  fruchte  des  gei- 
stes,  gesammelt  von  — .    Wien,  Förling  1788  (104  s.). 

Bulwer,  E.  L.  Schillers  loben  und  werke.  Deutsch  herausgegeben  von 
H.  Kletke.    Berlin,  Hempel  1848.     (XIII,  201  s.)  in  16". 

Cegnar.  Aus  Schillers  Wallenstein s  tod.  I.  aufzug,  IV.  auftritt  Progr. 
Triest  1865. 

Bei  Clemens.  Schiller  im  Verhältnis  usw.  schreibe  1858  statt  57  und  dazu 
Frankfurt  a.  M.  Hedler.  Die  carmina  aliquot  etc.  gehören  zu  den  gedichten 
(s.  7)  hinab. 

Constantin.  Die  rauher.  Schauspiel  nach  Schüler.  Zur  aufführung  von 
idndem  und  auf  puppentheatem.    Hamburg ,  Altona  o.  j.  (38  s )  16^ 

Constantin.  Wilhelm  Teil.  Schauspiel  nach  Schiller.  Zur  aufführung  von 
kindem  und  auf  puppentheatem.    Hamburg  o.  j.    16". 

Cr  am  er,  F.  Über  die  behandlung  der  deutschen  litteratur  auf  gynmasien 
und  über  Schillers  Maria  Stuart.    Stralsund,  Ldffler  1838  (24  s.)  4°. 

Daniel.  Rede  zur  feier  des  100jährigen  geburtstages  Schillers.  Progr. 
HiUe  1860. 

Danzel.    Ober  den  gegenwärtigen  zustand  der  Philosophie  der  kunst.  Ent- 
bilt  trefliches  über  Schiller;  vgl.  Überweg,  gesch.  der  philosophie  III,  222. 
Dewischeit    Schillerfeier.    Rede.    Progr.    Gumbinnen  1860.    4*. 
Diezmann,  August.    Goethe  -  Schiller  -  museum.    Herausgegeben  von  — . 
Leipzig,  Ad.  Gumprecht  1858. 

Diezmann,  August,  Dr.  Goethes  Egmont  für  die  bühne  bearbeitet  von  Schil- 
ler. Stuttgart,  Cotta  1857. 

Diezmann,  August.  Aus  Weimars  glanzzeit.  Ungedruckte  briefe  von 
uid  über  Goethe  und  Schiller  nebst  einer  auswahl  ungedruckter  vertraulicher  schrei- 
ben TOD  Goethes  coUegen ,  geh.  rat  Voigt.  Zum  50.  jahrstag  des  todes  Schillers. 
Lfliiog,  Härtung  1855.    (Vm,  80  s.). 

Hierher  gehört  auch  Diezmann,  Schillers  denkwürdigkeiten,  das  Unflad 
voter  Schillers  denkwürdigkeiten  (8.39)  aufführt  Ebenso  steht  Dörings  nach- 
leie  n  SchiUere  werken  irrig  unter  nachlese  (s.  34). 

Dichtungen,  Schillersche  von  Lindemann,  gehört  in  abt  I;  vgl.  meine 
■>chtrige  (s.  94).  Dem  andenken  Fr.  v.  Schillers  ...  von  J.  L.  Greiner  muss 
mter  0  rein  er  gestelt  werden  wie  Don  Carlos  unter  C  oder  E.  Ergänze  zum 
leiten  noch: 

Don  Carlos,  der  unglückliche.    Eine  wahre  geschichte  zur  warnung  für  höf- 
üiige.  Nach  dem  französischen  frei  bearbeitet.  Leipz.  u.  Wien,  Wucherer  1786  (171  s). 
Don  Carlos  leben  und  ende  nach  der  wahren  geschichte.    Wien  1795;  vgl. 
Goedeke,  grondr.  s.  1081. 


110  WAOKSBNELL 

Geschichte  des  spanischen  infanten  Don  Carlos.  Mit  poiträt  des- 
selben von  Lips  gest    Hof  1795. 

Döring,  Heinrich.  Genius  ans  Schillers  werken.  In  der  bibliothek  deut- 
scher Schönheiten  aus  dem  gebiete  der  poesie  und  prosa.  I.  bd.  Auch  unter  dem 
titel:  Genius  aus  SchiUers  werken.  Als  register  zu  dessen  neuer  taschenaosgabe  in 
12  bdn.    Jena,  Mauke  1889  (VI,  192  s.). 

Bei  Döring.  Schiller;,  ein  biographisches  denkmal,  bessere  1832  in  1839. 

Drenckmann.  Schicksal  und  schuld  in  Schillers  braut  von  Messina.  Progr. 
Königsberg  1868.    (20  s.) 

Drut,  E.  Die  wurst.  Eine  parodie  der  mit  beigedruckten  Schillerschen 
glocke.    Leipzig  1826  (43  s.). 

Du  11  er,  E.  Fortsetzung  der  geschichte  des  abfalls  der  vereinigten  Nieder- 
lande (vgl.  abt.  I,  s.  98). 

Duport  du  Tetre.  Histoire  generale  des  conjurations ,  conspirations  et 
r^Tolutions  cel^bres  tant  anciennes  que  modernes.  Par.  Im  III.  teil  (1763,  s.  219 
— 261)  Conjur.  du  marquis  de  Bedemar,  ans  dorn  Schiller  schöpfte;  vgl.  Goedeke, 
krit.  ausg.  IV.  114. 

Duwan.    Das  lied  vom  fuchs.    (Parodie  auf  Schillers  glocke.)  Leipzig  1862. 

Dyckhoff.  Die  bildsäule  des  Bachus  von  ühland,  Nadowessische  todten- 
klage  von  Schiller,  das  hochzeitliod  von  Goethe  für  die  schule  erklärt.  Progr. 
Rietberg  1868  (13  s.). 

Eckardt,  L.  I.  Schillers  geistesgang.  ü.  Die  rauher.  Jena,  Carl  Hoch- 
hausen 1856.    Vgl.  erlauterungen  zu  den  deutschen  classikem. 

Egg  er.  Schiller  in  Marbach,  erschien  zuerst  als  progr.  des  akad.  gymo.  zu 
Wien  1868  (36  s.). 

Elle,  C.  Das  Verhältnis  Schillers  zur  deutschen  Jugend.  Bede  zur  feier  des 
geburtstages  des  herzogs  im  gyronasium  zu  Weimar  gehalten.    Weimar  1848  (20  s.). 

Bei  erinnerung  setze  man  sich  den  Wegweiser  s.  48  ein,  weil  Unflad  dort 
einige  werke  mit  diesem  Schlagwort  unter  zur  (erinnerung)  gestelthat,  wo  man  sie 
kaum  suchen  dürfte.    Dann  ergänze: 

Erinnerung,  zur,  an  die  feier  des  dritten  und  vierten  Septembers  1857, 
des  tages  der  grundsteinlegung  zum  Karl  August -denkmal  und  der  entfaüllong  der 
Goethe -Schiller-  und  Wielandstandbilder  zu  Weimar.    Weimar  1857.    4*. 

Ernst  am  Ende  Br.  Ch.  G.  Des  maurers  weihe.  Dichtung  nach  Schillers 
lied  von  der  glocke.  Abdruck  aus  der  „bauhütte.^*  Dresden  1859  (15  s.) ;  IL  auag. 
Leipzig  1864. 

Eysell,  Fr.  Dr.  Schillers  Jungfrau  von  Orleans  neu  erklärt  und  nach  ihrem 
christlichen  gehalte  gewürdigt    I.  teil.    Progr.    Hersfeld  1870  (t.  25—100). 

Fahle.    Über  Schillers  Maria  Stuart.    Progr.    Neustadt  i.  W.  1866   (11  s.). 

Faust,  W.  Jul.  Dr.  (Job.  Fried.  Geltsch^.  Das  lied  von  den  Magyaroma- 
nen.  Parodie  auf  Schillers  lied  von  der  glocke.  Von  — ,  privatgelehrter  in  Fnuik- 
furt  a.  M.,  ritter  des  roten  adlerordens  I.  cl.  und  mehrerer  akad.  correap.  ndtglied. 
Hennannstadt  1849  (III,  14  s.). 

Foldgeschrei  eines  ncstes  kritischer  speck-  und  feldmäuse  bei  dem  a&bias 
einer  frischen  Speckseite.  Erlauscht  und  aufgezeichnet  von  einem  angdienden 
Schornsteinfeger  1798  (8  s.).    (Zu  den  zenien). 

Feldtmoyer.  Schillers  Wallenstein  und  Shakespeares  Macbeth.  Progr. 
Krotoschin  1865  (12  s.).  4«. 


ZÜB  SCHILLBBUTTBRATÜB  111 

Du  Fest  der  lanne,  gegeben  zu  Weimar  nach  der  vorstellang  der  Jung- 
frau ron  Orleans.  Mit  prolog,  epilog  und  dialog,  auch  einigen  andern  nebenfeier- 
lichkeiten.    1802  o.  ort.    (76  s.  von  A.  v.  Eotzebne.) 

Pen ebter sieben,  Ernst,  freiherr  ▼.  Geist  der  deutschen  classiker.  Eine 
blunenlese  ihrer  geistreichsten  und  gemfitlichsten  gedanken,  maximen  und  aus- 
spreche, y.  teil,  Schiller.  Pest,  Wien  und  Leipzig.  A.  Hartlebens  verlagsexpedi- 
tion  (131  B.)  1851  und  wider  1858  (132  s.). 

Fischer,  Euno  Dr.  Die  selbstbekentnisse  Schillers.  Vortrag.  Frankfurt 
a.  M.   Hermannscher  vorlag  1858  (36  s.) 

Fischer,  Euno  Dr.  Schiller  als  philosoph.  Vortrag  gehalten  in  der  rose 
n  Jena  am  10.  april  1858.    Frankfurt  a.  M.,  Hermannscher  vorlag  (Vm,  170  s.). 

Fouque.  (Bar.  de  la  Motte).  Don  Carlos,  Infant  von  Spanien.  Ein  trauer- 
spiel  nach  Friedrich  von  Schiller.    Danzig,  Alberti  1824  (VI  u.  287  s.). 

Friedemann,  Fried r.  Die  künstler,  ein  didactisches  gedieht  von  Frie- 
dridi  Schiller,  erläutert.    Leipzig,  Fleischer  1868  (IV  u.  71  s.). 

Gassner,  Fr.  Ign.  Schiller -Goethischo  zenien  usw.  erschien  zuerst  als 
progr.  der  oberrealschule  der  innem  stadt.    Wien  1870. 

Gegengeschenk  an  die  sudelköche  in  Jena  und  Weimar  von  einigen  dank- 
banm  gasten.    (Von  J.  E.  F.  Manso.)    Leipzig  1797  (31  s.). 

Geltsch,  I.  F.  Das  lied  von  der  öffentlichkeit.  Parodie  auf  Schillers  lied 
TOD  der  glocke.    Hermannstadt,  Hochmeister  1845  (18  s.). 

Gemmen.  Taschenbuch  für  Schillers  freunde  f&r  1808.  Carlsruhe.  12^ 
(▼on  Benzel  -  Stemau). 

Bei  Gerlinger.  Die  griechischen  demente  in  Schillers  braut,  erg.:  neu 
QQgearbeitete  aufl.  Neuburg  1857,  und  widerholt  1858.  Mit  einl.  von  Fr.  Dingel- 
stedt.   Augsburg,  Eollmann. 

Geschenk,  kleines,  zum  nouen  jähr,  für  1817.  Frankfurt,  Jäger  1817. 
e&ri  160.    (Illustrationen  zu  Schillers  Don  Carlos). 

Gespräche,  dramatische  im  reiche  der  todten  zwischen  Schiller,  Wieland, 
Iffland,  Eotzebne  und  Goethe.    1833. 

Giseke,  Robert.  Goethes  und  Schillers  freundschaftsbund.  Festrede  bei 
der  Scbillerfeier  am  11.  november  1858. 

Görwitz,  Hermann.  Das  hohe  lied  von  der  edlen  bierbraukunst,  oder: 
inir  keine  steuern  auf  das  malz!  Humoristisch  -  polytechnisches  Oratorium  in  form 
^  Scbillerschen  glocke.    Meerane  1876  (IV,  42  s.). 

Die  Goethe-Schiller-Lessing-Herder-  und Wielandlitteratur  in 
Deutschland.  Volstandiger  catalog  sämtlicher  in  Deutschland  erschienenen  werke 
^eser  autoren ,  sowol  in  gesamt-  als  einzelausgaben ,  aller  bezüglichen  erläutorungs- 
^  ergänzung^sschriften,  wie  endlich  aller  mit  ihnen  in  irgend  einer  beziehung 
stehenden  sonstigen  litteraturerscheinungen  von  1750  bis  ende  1851.  Supplement 
ZQ  allen  werken  dieser  schriftsteiler.    1861.    H.  ansg.  1853.    Cassel,  Bälde. 

Goethe-  und  Schiller-sprüche.  Als  denkverse  f&r  Stammbücher  und 
sls  aufgaben  zu  aufsatzen  für  gymnasien,  akademien  usw.  Breslau,  Freund  1843. 
W,  76  8.)    16". 

Götzin g er,  H.  W.  Deutsche  dichter  erläutert.  (Schiller  und  Goethe  beson- 
^  berücksichtigt).  Leipzig,  Hartknoch.  Zürich,  Ziegler  1831.  I.  teil  (XXIU, 
^8.),  n.  teü  (XVI,  592  s.)  —  II.  aufl.  1844;  IH.  aufl.  1857;  IV.  aufl.  1863  (nur 
^lansg.);  Y.  aufl.,  neu  bearbeitet  von  Ernst  Götzinger.  Aarau  1875— 76.  L  teil. 
(^,708s.),  IL  teil  (640  8.). 


112  WACKBBNRLL 

Grimm,  Jakob.     Rede  anf  Schiller  (ein  nener  abdmck  in  4^.  Berlin  1869. 

Grün,  K.  Schiller  als  mensch,  denker  usw..  Tgl.  Unflad,  erg.  aber  die 
neue  ausgäbe,  Leipzig  1849  (VIII,  777  s.). 

Gruppe,  0.  F.  Schillers  Demetrius.  Für  die  bühne  bearbeitet  und  fort- 
geführt, nebst  einer  litterarhistorischen  abhandlung.    Berlin  1861. 

Guth,  C.  Vor  der  aufnähme.  Eine  selbstvorbereitungsarbeit.  Frei  narh 
Schillers  glocke.  Tilsit  1872  (16  s.).  Als  msorpt.  gedruckt  zum  besten  einer  Stif- 
tung für  Witwen  und  waisen. 

Gutzkow,  Karl.    Schiller  und  das  ideal.    Festrede  1851. 

Bei  Hartert,  Schillers  gedieh te  erläutert  usw.  fehlt  die  L  ausg.:  Auswahl 
aus  Schillers  gedichten  gemeinfaslich  erl&utert  für  schule  und  haus.  Cassel  und 
Göttingen,  Wigand  1864  (Vin.  19  s.). 

Homsen,  W.  Schillers  ansichten  über  Schönheit  und  kunst  im  Zusammen- 
hang gewürdigt.    Göttingen ,  Huth  1854  (46  s.)  Dissertation. 

Hennes.  Fischenich  und  Charlotte  von  Schiller.  Aus  ihren  briefen  und 
andern  auf  Zeichnungen.    Mainz  1871.    4^^. 

Henning,  A.  C.  £.    Wilhelm  Teil.    Nürnberg,  Stein  1836  (73  8.). 

HobrJk,  Fr.    Erläuterungen  zu  Schillers  Jungfrau  v. Orleans.   Bheydt  1843. 

Hieher  Hofmeister,  Karl.  Supplemente  zu  Schillers  werken,  das  ünflad 
unter  Supplement  (s.  45)  gestelt  hat. 

Bei  Hoff  meister,  K.  Schillers  leben  fQr  weitere  kreise  usw.  Herausgegeben 
Yon  H.  Viehoff,  ergänze:  neu  bearbeitet.  1875.    3  teile.    (VI,  285,  243  und  273  8.), 

Bei  Humboldt,  Wilh.  v.,  Lichtstrahlen  aus  seinen  briefen  usw.  Herans- 
gegeben  von  Elisa  Maier,  gibt  ünflad  nur  die  V.  aufl.  an;  ergänze:  I.  aufl.  Leip- 
zig, Brockhaus  1850  (VÜI,  222  s.);  H.  aufl.  (X,  222  s.);  III.  aufl.  1855  (X,  269  s.) 
alle  drei  in  8«;  IV.  aufl.    Leipzig,  Brockhaus  1859.  (IX,  265  s.)  in  16«. 

Hohen  warter.  Schillers  Wallenstein.  Progr.  des  Gymn.  zu  Görs  1865 
(18  s.). 

Holbein,  Franz.  Fridolin.  Schauspiel  nach  der  Schillerschen  ballade. 
Berlin  1808. 

Hol  scher,  B.  Dr.  Einige  textbomerkungen  zu  Schillers  Wallenstein.  Progr. 
Becklingshausen  1872  (6  s.)  4^ 

Honig,  Fritz.  Der  trauring.  Parodie  zu  Schillers  lied  von  der  glocke. 
Frei  nach  einem  gegebenen  motiv.  Köln  o.  j.  (1874)  (16  s.)  in  16'^.  Za  woltitigen 
zwecken  und  in  Kölnischer  raundart 

Hörling,  Wilh.  Gedankengehalt  in  Schillers  lied  von  der  glocke  nebst 
erläuterungen.    Progr.    Paderborn  1873   (23  s.)   4«. 

Hörn,  Franz.  Dichtercharaktere  und  biographische  skizzen  vermischter 
gattung.  Berlin  1830.  (Enthält  ein  beachtenswertes  capitel  zur  geschiebte  der  kri- 
tik  über  Schiller). 

Jahrbücher  zur  Schillerstiftung.  I.  bd.  mit  einer  von  Th.  Langer  gestoche- 
nen abbildung  des  Goethe -Schillerstandbildes  von  Ernst  Bietschel.  Dresden» 
Kontze  1857. 

Janssen,  J.  Schiller  als  historiker.  Freiburg,  Herder  1863.  [11. aufl.  1879. 
(Vm,  221s.)]. 

Julius.  Die  börsenglocko.  Frei  nach  Schiller.  Berlin  1872  (16  s.).  Schon 
im  jähre  1856  gedichtet,  doch  erst  jezt  zum  druck  gebracht. 

Der  Kaffee.  Parodie  auf  Schillers  lied  von  der  glocke.  Dresden  1878 
(23  s.)  16^    (Neudruck  der  parodie  von  Roller). 


ZUR  SCHILLKBLITTEItATÜB  113 

Kaifer,  J.  Ph.     Die  beiden  hanptgrandzüge  der  religiös  -  sitlichen  welt- 
uschauang  SchiUers.    Trier  1871. 

Karl  Angnsts  erstes  anknüpfen  mit  Schiller.  Stattgart,  Cotta  1857  (14 bl. 
ond  2  lithograph.  facsim.).    Lex.  8. 

Elaiber,  J.  Der  nnterrioht  in  der  ehemaligen  hohen  Karlsschole  in  Statt- 
gwt   Progr.  1878. 

Elingemann,  Er.  Fried  r.  Aagast.  Heinrich  v.  Wolfen  schiessen.  Traaer- 
spiel  in  fönf  acten.  Histor.  seitenstüok  zu  Schillers  Wilhelm  Teil.  Leipzig,  cen- 
tnl-eompt.  1806  (160  s.). 

Köpke,  £.  Beitrag  zar  kentnis  der  ältesten  gestalt  von  Schillers  Piccolo- 
mini  and  Wallensteins  tod.    Berlin  o.  j.    cart.    (48  s.). 

Kraft  and  schnelle  des  alten  Peleas.  (Von  J.  W.  Gleim).  Halberstadt, 
Gross  1797  (30  s.)    (Aaf  die  xenien.) 

Der  krönangszng  in  der  Jungfrau  von  Orleans  in  gr.  folio  gezeichnet  von 
l^Uing,  gestochen  von  Jügel  1806. 

Kaenen,  E.  Schillers  Wilhelm  Teil  erläutert  and  gewürdigt  für  die  schale. 
Progr.    Mühlheim  1874.    4^ 

Kupferstiche,  achtzehen.  Titelkupfer  zur  wolfeilen  tasohenaasgabe  von 
SehülerB  werken  in  18  bdn.  Leipzig,  Fleischer  1822.  Sie  wurden  auch  separat 
«»gegeben  wie  die  übrigen  knpfer,  die  ünflad  anführt 

Zu  Knrtz,  H.  Schillers  heimatsjahre  usw.  ergänze  die  H.  aufl.  1847.  3  teile 
(Vm,  404,  440,  5518.). 

Katschke.  Füsilier.  Das  lied  von  der  erbswnrst.  Frei  nach  Schiller  gedich- 
H  Zur  erinnerong  an  den  einzug  der  siegreichen  tmppen  in  Berlin  am  16.  juli 
1871  (?ignette).    Berlin  (4  s.).  —   Fragment. 

Lehmann.  Über  Schillers  Jungfrau  von  Orleans.  Progr.  Neu -Stettin  1864 
(n  8.). 

Lemay  (Adrien).  Le  chant  de  la  cloche.  Imitation  de  Schiller  pr^doe 
<i'8ne  ode  a  PaUemagne  et  ä  Schiller.    Yienne  1845  (24  s.  lithographiert). 

Lenz,  A.    Schillers  Wallensteins  lager.    Frankfurt  1866  (Progr.?). 

Lichtenberg,  Dr.  Lied  von  der  kneipe.  Sobrios  voco,  ebrios  plango, 
poeok  frango.    Luckenwalde  1874  (16  s). 

Das  lied   vom   hauptbuche.     Seinem   demnächstigen   compagnon  R.  Y. 

^vondflchaftlich  gewidmet  von  0.  Q ,    handlungsdiener.     Frei   nach   Schiller. 

Gehirn  1871  (16  s.).    Zwanglose  hefte  für  comptoir  und  reise.    No.  1. 

Das  lied  vom  norddeutschen  reichstag.  Frei  nach  Schiller.  Von 
8 h.    Jena  1867  (14  s.). 

Das  lied  vom  Schachspiele  von  J.  G.  (E.  L.  v.  B.)  Sulzbach  1855 
01 8.)  16«. 

Das  lied  von  dem  pfaffentum.  Eine  parodie  auf  Schillers  glocke.  (Hag- 
gWMhwyl)  L— m.  aufl.  mit  titelvignette.    St.  Gallen  1836. 

Das  lied  von  der  apotheke.  Secundum  artem  präparirt.  In  partes  octo 
^ndirt.  Das  ganze  pharmakopolirt.  Zum  pharmazeitvertreib  edirt  vom  Verfasser  des 
i^tctionär  in  der  Westentasche.  Bunzlau  1864.  (Parodie  auf  die  glocke  von  Dr. 
^  Jacobsen). 

Das  lied  von  der  Photographie  in  sechs  aufnahmen  von  einem  farbigen 
^^^rgetngen,  mit  lebenden  bildem  illustriert  am  2.  Stiftungsfeste  des  pbotographen - 
Yeieiag  ZQ  Berlin ,  am  24.  november  1865.  Berlin  1865.  (16  b.).  n.  aufl.  Nebst 
ÖBem  tthang:  photographisohe  lieder.    Breslau  1866  (20  s.). 

'■RIOHR.  V.  DSÜTSOHB   FHILOLOOIB.   BD.    XHI.  B 


114  WACKKRHELL 

Das  lied  Yon  der  wolle.     Festgesang  in  form  der  Schilleracheii  glft^^^ 
auf  Sachsens  blühende  manufacturen.    Leipzig  1859  (16  s.)  16®. 

Lilienthal.    Über  einige  weibliche  Charaktere  in  Schillers  dramen.   Proor, 
Roessel  1865  (22  s.). 

Lindemann,  W.  Schillers  leben  und  gedichte.  Bibliothek  deatscher  efan. 
siker  f&r  schnle  und  haus.  Mit  lebensbeschreibnngen ,  einleitnngen  und  aamerbiB. 
gen.    Liefrg.  4.    Freibarg  im  Br.    Herder  1868  (218  s.)   12<». 

Lindner.    Schiller  als  aesthetiker.    Progr.    Cilli  1868  (88  s.). 

Litterarische  spissrnten  oder  die  hochadeligen  und  berftohtigteD  naien. 
Mit  eil&atemden  anmerkungen  ad  modum  min  -  ellii  et  Bamleri.  —  Zius  cy^or. 
Hetärengesprächc  Lucians.  Weimar,  Jena  und  Leipzig  im  eisernen  leitalter  der 
hnmanitat  1797  (154  s.)  12». 

L5ffler,  Ludw.    Lied  an  die  frondc.    17  Illustrationen.    Mit  erlaaterugeii 
Ton  Scharles.    Leipzig  (1870).    fol. 

Lots,  F.  E.  Dr.    Schillers  Aoneide  fortgosezt.     Leipzig,  Amoldacbe  hukk.- 
handlang.    16"*. 

Lucae,  KarL  Über  Schillers  Wilhelm  Teil.  Ein  Tortrag.  Halle,  bieliB' 
handlang  des  Waisenhauses  1865  (35  s.). 

Statt  Lützendorf,  Fr.  Samlung  bildlicher  darstellongen  usw.,  sdml^fcae 
Lütgendorff-Leinburg.  Die  erste  aufl.  erschien  1816.  Prag;  die  bei  ünfl^BMi 
angeführte  von  1829  ist  die  zweite. 

Maltitz,  Franz  von.    Demetrius.  Ein  traaerspiel  nachdem  hinterlassen 
entwürfe  des  dichters  bearbeitet.    Carlsruhe,  Marx  1817.  12".    „Nene  anflage*'  II 
1830,  1838.    Neue  (titol) ausgäbe.    Mannheim,  Bensheiroer  1854  (XV,  876  8.) 

Maurenbrecher,  W.    Don  Carlos.    Berlin  1869. 

Mayer,   Nie.    Schillers  todtenfeier  auf  dem  theater  za  Bremen. 
Heyse  1806. 

Menn.  Bericht  üb.  die  Schillerfeior  des  Gymnasiums  zu  Neoss.  NenaslSSO. 

Die  menschlichkeiten  der  deutschen  musenalmanache  aof  daa  jähr 
Ein  nötiger  anhang  zu  den  almanachcn  von  Schiller^  Beinhard,  Voss,  Jaoobi,  Ifnl^  n, 
Lindemann  u.  a.    (Pirna,  Arnold  u.  Pinthel).    (2  bl.  154  s.). 

Meyer,  Joachim.  Beiträge  zur  feststellung,  verbessernng  und vermehn:^pf 
des  Schillerschen  textes.  Sendschreiben  an  dr.  Heinrich  Yiehoff ,  diractor  der  hSh^ai 
bürgerschale  zu  Trier.    Nürnberg,  Campe  u.  söhne.   1858. 

Meyer,  Joachim.  Neue  beitrage  zur  feststellung,  verbeaaerung  und  t^j- 
mehrung  des  Schillerschen  textes.  Manuscript  für  gönner  und  freunde  lam  lOi  ■:&«- 
vember  1860.    Nürnberg  bei  dem  Verfasser  (40  s.). 

Mohr,  Luis.  Schillers  lied  von  der  glocke.  BibliographiBche  stadie  1S77. 
(Separatabdruck  aus  Petzholds  anzeiger). 

MoUy.  Das  lied  vom  ballen.  Nach  Schiller.  IL  aafl.  Stattgart  1868,  im 
buchhandlungsgehilfenverein  „Ulk'*  (16  s.). 

Mönnich,  W.  6.  Über  das  geschichtliche  und  glaubwürdige  in  der  sage 
von  Toll.    Nürnberg  1841.  4«. 

De  la  Motte  Fouqu^,  Fr.  bar.  Geschichte  der  jungfiran  von  Orleans luuh 
autentischen  Urkunden  und  dem  franz.  werke  des  Le  Brun  de  Channettes.  Berlia 
1826.    2  bde.    Vgl.  Goedeke,  grundr.  1032. 

Müller,  Em.  Zusammenstellung  und  erläuterung  der  im  bziefwechsel  «wi- 
schen Goethe  und  Schiller  vorkommenden  bemerkungen  über  die  epische  and  dn- 
matischo  dichtung.    Progr.    Stomberg  1873.  (24  s.) 


-3 


ZIJB  SCHILLERLITTXBATUB  115 

Müller,  £.  W.  Dr.  Emendationes  Sophocleae  dnae  et  Schilleriana  nna. 
Pngr.  Gjmn.  1861. 

Mnrat.  Das  lied  von  der  glocke  in  lateinischer  (von  Fnss)  nnd  in  franzö- 
liBcfaer  spräche  ?on  A.  Brochier.    Progr.    Stuttgart  1866  (23  s.)  4<». 

Harsina,  F.  S.  Lehen  der  nnglücklichen  königin  Maria  Stuart,  konigin 
TW  Frankreich  und  Schottland,  nach  glaubwürdigen  quellen.    Meissen  1791. 

Nadler,  E.  G.  Der  glockengiesser  im  bierhause.  Zweiter  teil  des  liedes 
von  der  glocke.  Eine  parodie  (28  s.)  in  16®.  1841.  (I.  aufl.  nicht  im  buchhandel). 
E  mL    Heidelberg  1843. 

Nagel.  Wer  ist  der  Verfasser  von  Schillers  abhandlung:  die  gesetzgebung 
LjhrgB  und  Solons?    Ulm  (1860). 

National  seh  atz,  deutscher  usw.  gebort  in  die  I.  abteilung. 
Naumann,  W.    Friedrich  Schiller.    Biographie  mit  portr&t   2  teile.    Cas- 
8dl854. 

Neher,  B.  IVeaken  im  Schiller-  und  Goethozimmer  des  grossherzoglichen 
rendenzschlosses  zu  Weimar.  Mit  text  von  W.  Lübke.  20  Photographien  in  folio- 
Huppe.    Das  andere  bei  ü. 

Bei  Neher,  B.,  Schillers  lied  von  der  glocke  usw.,  erg.  die  neue  ausg.  1859. 
Nessel  vom  ialkenhayn.    Berlin,  Hartmann  1798  (200  s.).   (Auf  die  xenien). 
Nieberding.    Ober   Goethes  fischer   und  Sdiillers  alpenjäger  sowie  über 
▼olkspoede  im  algemeinen.    Progr.    Beclingshausen  1852  (22  s.). 

Nilson,  Christoph.  The  song  of  the  bell.  Gezeichnet  von  — ,  gestochen 
▼«  Adrian  Schleich.  Prlnted  by  H.  Beulten ,  published  for  the  proprietors  by 
A.  H.  Payne.    Dresden  u.  Leipzig.    Grossfolio. 

Nisle,  Julius.  Illustrationen  zu  Schillers  werken.  In  72  blättern  mit 
Bddllers  portr&t  und  8  blättern  text.  Stuttgart,  Becher  u.  Müller  1845.  Lex.  8<». 
1^  andere  von  Nisle  steht  bei  ünflad  unter  Schillergallerie. 

No6l.  Le  chant  de  1a  doche,  Imitation  de  SchiUer,  preced^e  d'une  ode 
^  rallemagne  et  k  Schiller.    Wien,  Bartelnues  1862  (16  s.). 

Nürnberger,  Jos.  Em.  Schillers  Aeneide  im  versmasse  Wielands  fort- 
»wzL    Kempten  1841.    gr.  12^ 

Oberländer,  Ed.  Herm.  Das  lied  von  der  glocke  in  seiner  pädagogischen 
b^eotong.  Ein  stück  Schillerpädagogik.  (In  dessen  pädagogischen  reden  und 
^liundlungen).    Leipzig,  Ettig  1864  (81  s.). 

Ochs,  Walther.    Das  lied  von  der  bowle.    Parodie  auf  Schillers  lied  von 
glocke.    Allen  liebhabem  einer  etwas  kräftigen  bowle  zur  heiterkeit  gebraut, 
^iigdeburg  o.  j.  (15  s.). 

Die  beiden  werke  von  Demi  er,  die  ünflad  hier  anführt,  sind  anonym  erschie- 
^^en  und  daher  unter  Schiller  zu  stellen,  sowie  Ortlepps  Übersetzung  aus  Teil 
^^  die  L  abteilung. 

Oswald.    Über  das  lied  von  der  glocke.  Progr.  Ehingen  1846.  (Xnu.31s.)  4''. 
Otto,  A.    Über  Schillers  Don  Carlos.    Progr.    Neisse  1853  (24  s.). 

Bei  Palleske,  Emil.  Schillers  leben,  erg.  die  VI.  aufl.  1873  u.  VU.aufl.  1874. 

PauL  Bemerkungen  über  das  gedieht  von  Schiller:  die  künstler.  Progr. 
"ftom  1855  (27  s.). 

Pfitzer,  Gustav.  Schillers  denkmal  von  Thorwaldsen  mit  4  reliefs  in  relief- 
*^>U8tieh.  Mit  ausschliesslicher  bewilligung  für  denselben  von  selten  des  Vereins 
^  Schillers  denkmal  und  unter  mitteilung  der  von  Guilelmi  unter  aufsieht  Thor- 
^'^dwiiB  angefertigten  Zeichnung  ansgefBhrt  durch  das  bureau  de  numisroatique  in 

8» 


i 


116  WACKSRHBXli 

Paris.  Mit  einer  Charakteristik  des  dichters.  Stattgart  o.  j.  Inüe  nnd  Lietchiti* 
Folio.  (3  s.  text).  —  Von  demselben :  Schillers  denkmal  von  Thorwaldsen.  ()lo^^ 
1837  (2  bl.  folio). 

Quassnigk.    Campana  bilingnis  gehört  in  die  I.  abt. 

Bebenstock,  Johann  Adolf.  Aeakns.  Oder  fragmente  ans  den  gericbti. 
acten  der  hölle  über  die  xenicn.  Zum  hosten  eines  feldlazarethes.  F&r  gelehrte 
herausgegeben.    Deutschland.    Nauck  in  Leipzig  1797  (124  s.). 

Begentke.    Schiller  und  Goethe.    Progr.    Ostrowo  1865. 

Besignation  von  Friedrich  Schiller  und  Witscheis  antwort  anf  dieidbe. 
Neu  verbesserte  aufl.    Kreuznach  o.  j.    Ludw.  Chr.  Kehr. 

Betzsch,  M.  Umrisse  zu  Schillers  Fridolin,  die  Unflad  anfthrt,  wurden 
neuerdings  „mit  andeutungen"*  ausgegeben  1836/7.  Stuttgart,  Cotta  (8  bl  mit  text). 
Desgleichen  wurden  die  43  umrisse  zur  glocke  neuerdings  herausgegeben  1887, 18^ 
und  1849  (16  s.  text).    Auch  die  umrisse  zum  Pegasus  erschienen  wider  18S7. 

Bh  0  d  e.  Die  deutsche  Schillerstiftung.  Eine  grossartige  yeriming  der  gegen- 
wart.    Dresden  1860. 

Zu  Bichter,  Karl  Dr.  Schillers  lied  von  der  glocke  in  bildem,  eigfase: 
Neue  ausgäbe  1859.  Neue  ausg.  1872.  Dasselbe  1878,  74.  Neue  aiiag.  in  elegan- 
ter mappe,  fol.  auf  chin.  papier  1876. 

B5mheld,  C.  J.  Dr.  Die  sitliche  weltordnung  nnd  die  weltMntSmi^. 
Meditationen  über  Schillers  kämpf  mit  dem  drachen.  Zugleich  eine  psydiologiacl&e 
Studie.'    Gotha,  Gust.  Schloessmann  1871  (283  s.). 

Böse,  J.  W.    Carlos  und  Elisabeth,  trauerspiol  in  fftnf  acten.    Leipzig  18062. 

Bötscher,  H.  Th.  Entwicklung  dramat  Charaktere  aus  Leasings,  Schulen 
und  Groethes  werken.    Hannover,  Bümpler  1869. 

Bftmelin,  G.  Bede  über  Schillers  politische  ansichten.  Heflbronn  18Ö0 
(19  s.). 

Die  S . .  glocke.  23  lithographische  seiten  mit  7  illnstrationeii.  0.  o.  luad 
0.  j.    (Erotisch). 

Schanz,  Julius.  Das  Schillerfest  in  Blasewitz  am  1.  septbr.  1859.  Nel>st 
einem  anhang:  wie  die  idee  zu  Schillers  schülerstiftung  ausgeführt  werden  sollt 
Zum  besten  der  genanten  Stiftung  herausgegeben  und  verleg^  von  — .  Dnck  won 
Julius  Ernst  in  Dresden. 

Schanz,  Julius.    Schiller,  Platen,  Byron.    Leipzig  1865. 

Scherr,  Johannes.  Schiller.  Culturgeschichtlicher  roman  in  seehi bflchan. 
(Prag,  Kober)  1856. 

Schilleralbum.  Mit  porträt  in  Stahlstich,  (üngedmckte  briefe  SchQl^n. 
Beitrage  von  Schriftstellern  der  gegenwart)    Dresden  1861. 

Schiller  als  Karlsschüler.    Lithogr.    Leipzig,  Adolf  Werl. 

Schillerbuch.  Dresden.  Verlag  und  druck  der  nationallotterie- bncfadnielce- 
reien  von  E.  Blochroann  u.  söhn  und  Julius  Ernst.  1860  (307  s.). 

Schiller.  De  campana  etc.  von  Dioponbroick,  gehört  in  die  Labt,  wo  die 
übrigen  ausgaben  dieses  werkes  angegeben  sind. 

Schiller.  Ein  dichterleben.  Zu  lust  und  lehre  für  leser  aller  stinde  geeeliü- 
dert    Stuttgart,  Müller  o.  j.  (1849)  (24  s.).   <No.  6  der  deutschen  hanabHeher. 

Schiller.  Egmont  von  Goethe  für  die  bühne  bearbeitet.  Stntl^gait  tMoä 
Augsburg,  J.  G.  Cotta  1857.    (Herausgegeben  von  A.  Diezmann.) 

Dasselbe  in  der  bibliothek  der  deutschen  classiker.  X.  bd.  Hildlmighai&0^ 
1862  (s.  159—216).    (Abdruck  des  Mannheimer  theatermanuscripti). 


ZUB  80BILLIRLITTBBATUB  117 

Schiller.  Em  lied  zur  tat  An  die  deutsche  nation.  Zum  jahresgedacht- 
ms  AD  die  Sehillerfeier.    Neaw.  1860  (dO  s.)  16^ 

Zo  Schiller-feier  Leipzig  1860  Yon  Lorck,  ergänze:  erster  and  zweiter  teil. 
ünTo&nderier  abdmck  aiu  Lorcks  zeitheften  1859  und  60,  no.  11. 

Schillerfeier  der  Friedrich -WilhelmBuniverut&t  zu  Berlin  1859.  Berlin 
1859  (36  8.)  4«. 

Schiller-gallerie.  Nach  originalzeichnongen  von  W.  v.  Kaalbach,  C.  Jäger 
ud  A.  Müller.  Photogr.  albom.  Aosgahe  mit  erläuterndem  texte  von  E^n  F5r- 
liar.  Mönchen,  Brackmann  1867.  21  photogr.  mit  144  8.  text  in  folio.  (Auch 
quit-,  octa?-  und  miniaturauBgabe). 

Schiller-gallerie.  Scenen  aus  Schillers  gedichten  in  kupfern.  10  liefe- 
lugen  mit  text    Leipzig  1825—1828.    Hinrichs. 

Schiller.  GeiBt  aas  seinen  werken.  Mit  porträt  Hildburghausen  1829—35. 
Inder  miniaturbibliothek  der  deutschen  classiker.   12^    (yyy). 

Schiller  in  der  Karlsschule  sein  trauerspiel  die  räuber  vorlesend.  Von 
dl.  Sefaams  gem.  (1854),  J.  Bauer  lithographiert  (1858),  gedruckt  von  Beiffenstein 
QBd  Rösdi.    Verlag  von  Patemo  in  Wien.    gr.  folio. 

Vom  Schillerjubiläum,  Leipzig  1859,  sind  zwei  (titel)  ausgaben  gemacht 
vorden,  die  ddi  in  papier  und  preis  unterscheiden  a)  druckpap  6  ngr.,  b)  sohreib- 
P»p.  8  ngr. 

Schiller  nach  den  hauptzfig^n  seiner  lebensgeschichte.  Beutlingen,  Mäoken 

m. 

Schiller.  Skizze  einer  biographie  und  ein  wort  über  seinen  und  seiner 
«hriften  Charakter.    Leipzig,  Tauchnitz  1805.    (Prof.  J.  6.  Grubers  arbeit). 

Schillers  aphorismen,  Sentenzen  und  maximen  fiber  natur  und  kunst,  weit 
und  menschen.    Mit  Schillers  porträt.    Leipzig,  Baumgartner  1806. 

Schillers  apotheose.    Ein  melodrama  von  G.  S.  Köln  1805  (24  8.). 

Schillers  auserlesene  briefe  in  den  jähren  1781  —  1805.  Herausgegeben 
▼OD  H.  Döring.  Zeitz,  Webel  1834.  gr.  8^  Sehr  vermehrte  ausg.  in  3  bdchn. 
£bdi.l835.    16«. 

Schillers  briefwechsel  mit  Kömer.  U.  wolfeile  ausgäbe  1863  mit  einer  ein- 
Icitang  von  Marggraf  (die  auch  selbständig  erschienen  ist).  Eine  andere  „zweite 
ttliige"  in  4  bdn.    Leipzig  1859. 

Schillers  erste  bis  jezt  unbekante  jugendschrift,  gehört  in  abt.  L  —  Schil- 
lers flacht  ist  anonym  erschienen  (von  Andr.  Streicher)  und  1836,  nicht  1846. 
(VI,  216  s.). 

Schillers  Garten  bei  Jena.  Zeichnung  von  Boux,  poesie  von  Wilhelnis. 
^berg  1816.    foUo. 

Schillers  gedachtnisfeier  am  9.  mai  1806  in  B(udol8ta)dt 

Schillers  kraftsprüche  für  deutsche  auf  die  Zeitumstände  passend.  Leipzig, 
Biumgärtner  1814.    16«. 

Schillers  leben  und  beurteilung  seiner  vorzüglichsten  Schriften.  Den  ver- 
«ben  seiner  muse  geweiht.  Reutlingen,  Macken  1810  (148  s.).  II.  verbesserte  und 
Ytrmehrte  aufl.  Frankfurt  a.  M.,  J.  C.  Hermann  1814  (140  s.).  m.  aufl.  Heidel- 
^  1817  (Osswald) ,  welche  bei  Unflad  (s.  41)  steht. 

Schillers  leben  und  wirken  als  mensch  und  gelehrter.  Aus  den  vorzüg- 
'^^i^  biogmphien  und  allen  bekanten  biographischen  notizen  zusammengestelt 
Kt  Vildiiis  und  Cftcsimile,    Grätz  1826.   16«  (von  Lorenz  Greiner). 


118  wACioeianiLL 

Hleher  gehört  aach  Schillers  leben  yod  Wolzogen,  das  ünflad  8.  48  auf- 
führt, aber  anoDym  erschienen  ist;  ergänze  dazu:  statt  nene  aufläge  IL  aiifl. 
1845  (VI,  339  s.),  neue  aoflage  1850  (IV,  383  s.).  —  Abbildungen  Yon  Schillerschen 
denkmünzen,  Standbildern  ohne  tezt  gehören  nicht  hieher,  weil  sie  keine  litte- 
rarische erscheinungen  sind.  Wer  sich  daf&r  interessiert,  vgL  Wurzbachs  Schil- 
lerbuch s.  241—241 

Schillers  lied  von  der  glocke  in  12  bildem.  Nach  aqnarellen  von  G.  Beiger 
in  farbendruck  von  Sch&fer  und  Scheiblo  in  Berlin  o.  j.  (1869)  4^  (12  bl.  auf  carton). 

Schillers  sprüche,  refiezionen  und  lyrische  ergttsse,  meist  in  lapidanrtil 
für  künstlerische  zwecke,  auch  als  motte,  inschriften,  themen,  denksprftche,  devi- 
sen,  tendenzen  usw.  zu  gebrauchen.    Aarau  und  Thun  1837.    gr.  16*. 

Schiller  und  Goethe.  Anthologie  aus  Schillers  und  Goethes  briefwechael. 
In  der  miniaturbibliothek  der  deutschen  ciassiker.   Hildburghausen  1888 — d5  (zzz). 

Schillers  und  Goethes  briefe  mit  geschichtlichen  einleitungen  und  erl&u- 
terungen.  Ein  unentbehrliches  Supplement  zu  den  werken  beider  dichter,  sn  denen 
ihre  briefe  gehören.  Berlin,  algein.  deutsche  verlagsanstalt  1869,  70.  16®  (in  lie%iL) 
Verschieden  von  den  bei  ünfiad  angefahrten. 

Schiller  und  Lotte.  Auswahl  aus  ihrem  briefwechseL  Mit  Schillers  por- 
trat und  Lettens  facsimile.  Hildburghausen,  yerlag  des  bibliographischen  inatitats. 
1859.  (VI,  230  8.  1  bl.  kupf.,  1  bl.  facs.)  4<».  Büdet  den  IV.  bd.  der  „Mefbiblio- 
thek'':  „interessante  briefe  berühmter  männer  und  frauen  aus  allen  Zeiten  und 
nationen  von  frau  Bommüller.^ 

Bei  Schiller  Zimmer  schreibe  Neher  statt  Naher. 

Schindhelm.    Ober  Schillers  Wallenstein.  Progr.    Coburg  1878.  (18  b.)  4«. 

Schink,  Johann  Friedrich.  Schillers  dramatischer  genius,  gerechtfertigt 
gegen  den  miss-  und  Unverstand  des  Zeitalters.    Dresden  u.  Leipzig,  Arnold  1827. 

Bei  Schlegel,  Dr.,  Schillers  werke  usw.  erklart,  ist  zu  corrigieren  und 
ergänzen:  U.  aufl.  1840,  m.  aufl.  1841  und  IV.  aufl.  1842. 

Schlegel,  Fr.  K.  Wilh.  Geschichte  der  Jungfrau  von  Orleans.  Aus  altfir. 
quellen  nebst  einem  anhange  aus  Hume  und  einer  vorrede.    Berlin  1808. 

Schmidt,  Heinrich.  Erinnerungen  eines  Weimarischen  Veteranen.  Leip- 
zig 1856. 

Schmidt,  Julian.  Weimar  und  Jena  in  den  jähren  1794— 1806.  Leipiig, 
Herbig  1855  (291  s.). 

Schöler.  Schiller  in  Thüringen.  Ein  idyllisches  gedieht  Progr.  Erfurt  1860. 

Scholl,  A.  und  C.  Heiland.  Beden  bei  der  enthüllung  der  dichter-denk- 
mäler  in  Weimar  am  4.  septbr.  1857.    Böhlau  I.  und  ü.  aufl.   (24  s.) 

Schreiber,  E.  Die  Verschwörung  Fiescos  wider  die  Doria  im  jähre  1548. 
Dramatisch  bearbeitet.    Zürich ,  Gessner  1804  (138  s.). 

Schröer,  J.  Abenteuer  eines  ungarischen  schulmannes  mit  Goethe»  Schil- 
ler und  Wieland.    Progr.    Pressburg  1855. 

Zu  Schullers  parodie  ergänze:  II.  umgearbeitete  aufl.  1841. 

Schwank  von  der  glocke.    Jona  1846  in  12^ 

Schwärmer,  kleine,  über  die  neueste  deutsche  litteratur.  Eine  xeniengabe 
(m.  d.  zenien  d.  Schillerschen  musenalmanachs  von  1797)  für  1827.  Frankliirt  a.  M. 
Brönner  1827.  16^  (263  s.) 

Bei  Seckendorfer,  der  civilprocess ,  bessere  Seckendorff  nnd  ergänze 
32  8.  mit  illustr.  Umschlag,  n.  aufl.  mit  14  holzschnitt-illustrat  von  W.  v.  Breit- 
schwert 1867  (32  8.). 


SUB  SCHIfifilBLITTKBATUB  119 

Siegmey  (pseudon.  fttr  Siegbert  Meyer).  Daa  lied  vom  buche  an  die  grosse 
g^ioeke*  gehängt  niustriert  Yon  Domby.  Zum  besten  des  nnterstfttsongsvereins 
dcitsdier  bnchh&ndler  und  bnchhandlongsgehilfen.   Berlin,  Sylvester  1876/77  (168.). 

Silber.  Schiller  als  nationaler  dichter.  Schalrede.  Progr.  Naombnrg  1860 
05  8.). 

SkrodzkL  Schiller  der  grösste  dichter  der  nation.  I.  und  U.  teiL  Progr. 
TÜBt  1862  nnd  63  (56  s.). 

Sommer,  AI  bin.  Ober  die  beziehong  der  ansieht  Schillers  vom  wesen 
Dd  der  geistigen  bedentnng  der  knnst  zur  Kantischen  philosophie.  Progr.  Halle 
1869. 

Bei  Stahlstiche  zu  Schillers  s&mtlichen  werken  in  12  bdn.  Bieger  und 
Sittler,  erganze  die  IL  aofl.  mit  19  bin.  in  16^"  1843  und  die  später  in  6  liefemn- 
gn  wider  ausgegebene  aufl.  mit  20  bin.  o.  j. 

Steudener.  Über  SchiUers  bedentung  ftir  die  heutige  bildnng.  Bede.  Progr. 
Mel860.  (10  s.)  4«. 

Tepe,  Dr.  SohiUer  und  die  practischen  ideen.  2  anhange  zu  „die  prac- 
tudien  ideen  nach  Herbarf"    Emden ,  Haynel  1863  (39  s.). 

Thomas,  Emil,  director  des  Woltersdorfer  theater  in  Berlin.  Die  glocke. 
M  Dich  Schiller.    0.  o.  und  o.  j.  (1  bl  und  2  s.) 

Toltynski  Ober  die  behandlung  der  lectflre,  insbesondere  der  Maria  Stuart 
mSduller.    1859. 

Tomaschek,  Karl.  Schiller  und  Kant.  Progr.  des  gymn.  der  Theres. 
abi  Wien  1857  (26  s.)  und  dass.  erweitert,  Wien,  Tendier  (53  s.).  —  S.  46  schreibe 
bdUnflad  Trömel  statt  Tr5mmel;  Yiana  statt  Vlana. 

Ulrich,  Wilh.  Ober  das  Schillersche  lied  von  der  glocke  und  seine  über- 
Ntnugen  ins  franzosische  und  englische.    Progr.  Erfurt  1868  (15  s.). 

Urach,   F.  K.    Das  lied  vom  hopfen.    Parodie  auf  Schillers  glocke.    1867 

(15  8.). 

Vermächtnis,  das,  des  £reiherm  von  Pflummem  an  die  Schillerstiftung  su 
IfOpäg.    Leipzig,  Brockhaus  (16  s.). 

Wachsmuth^  W.  Weimars  Musenhof  in  den  jähren  1722 — 1807.  Berlin 
^  (176  s.). 

Wagner,  Heinrich.  Geschichte  der  hohen  CSarlsschule.  Mit  illustrationen 
Ton  Karl  Alexander  ven  Heideloff.    Wttrzburg,  Etlinger.    L  bd.  1856,  11.  bd.  1857. 

Wagner,  Heinrich  Leop.  Macbeth,  ein  trauerspiel  in  fünf  aufzügen  nach 
Shakespeare.    Frankfurt  a.  M.,  J.  G.  Garbe  1779  (160  s.),  das  Schiller  kante. 

Wagner,  J.  M.  Das  Eleusische  fest  von  Schiller  bildlich  dargeetelt,  gesto- 
^foi  ?on  F.  Buscheweyh.  Bom  1817 ;  Stuttgart  und  Tübingen  in  der  Cottaschen 
badihandlung.  ^  bl.),  IL  aufl.  ibid.  1837. 

Wallenrodt,  Job.  Isab.  Eleonore,  frau  von.  Karl  Moor  und  seine 
SnioBsen  nach  der  abschiedssoene  beim  alten  türm.  Schauspiel  in  6  acten.  Mainz 
UKi  Hamburg.    (Gottfried  Yolhnar  1801  (XH  u.  297  s.). 

Weber.  Schillers  metaphysische  anschauung  vom  menschen.  Entwickelt  aus 
*^eii  aesthetischen  abhandlungen.    Progr.  Sagau  1864  (27  s.). 

Weill,  Alexander.  Yie  des  grands  hommes  d'allemagne.  Schiller.  Leip- 
^,  Lorck  1856  (111  s.). 

Werner 9  Dr.    Zu  Schillers  mädchen  aus  der  temde.    Hirschberg  1872. 

Wetzel,  K.  F.  G.  Joanne  d'arc  Trauerspiel  in  5  aufsügen.  Altenburg 
^%  Wien  1825. 


120  WAOKSBNHLL,  ZUB  aCHILLBBLITTBSATOB 

Statt  Windasch,  das  lied  von  der  glocke  usw.,  schreibe  Wiedasch  und 
erganze :  erschien  zaerst  1858  als  progr.  des  lyceoms  zu  Hannover  unter  dem  titel : 
über  den  idealen  Charakter,  die  künstlerische  form  and  den  gedankeninhalt  in  Schil- 
lers lied  von  der  glocke. 

Winkelmann.  Beitrag  zur  erklärong  von  Schillers  gedichten.  Halle. 
Gebauer-Schwetschke  1843  (34  s.)  Progr. 

Zu  Woltmann,  geschichte  des  dreissigjährigen  krieges,  erg&nze:  dasselbe 
werk  als  supplementband  zur  ausgäbe  der  sämtlichen  werke  in  einem  band  1830 
und  zwar  u.  d.  t.  „fortsetzung  der  geschichte  des  abfalls  der  vereinigten  Nieder- 
lande von  C.  Curths  und  die  geschichte  des  SQjähr.  krieges  von  B.  v.  Weltmann.'' 
Leipzig,  Vogel  1831.    gr.4^ 

Wolzogen,  Kar.  v.  Litterarischer  nachlass.  Leipzig,  Breitkopf  and  Hiitel 
1848  und  1849.   2  bde. 

Wolzogen,  L.  v.  Memoiren.  Aus  dessen  nachlasse  mitgeteilt  von  A.  ▼.  Wol- 
zogen.   Leipzig,  Otto  Wigand  1851    (447  s.). 

Wo r seht  Mansche.  Das  lied  vom  lockschen.  Parodie  nf  Schiller  sein 
lied  von  de  glock.  In  jiddisch -deitschen  dialect  und  mit  erklarungen  für  nicht- 
jidden.    Hamburg  1853  (15  s.). 

Worte,  ein  paar,  zur  ehrenrettung  unserer  deutschen  Martiale.  Weissen- 
fels,  Severin  1797   (32  s.).    (Zu  den  xenien). 

Würde  der  frauon.  Ulustriort.  Hamburg,  Schuborth  und  Niemeyer  o.  j. 
gr.  fol. 

Xenien,  fünfzig,  Gleim  gewidmet.    1797  o.  o. 

Xeniophoren,  an  die.    Ein  kleines  messpräsent.    Hannover  1797    (16  8.). 

Zitz,  Eathinka.  Schillers  Laura  nebst  andern  erzählungen  und  novellen. 
Mainz,  Fabor  1855. 

Das  ist  der  überschuss  zur  Schillerlitteratur  von  ünflad,  der  sich  ans  meiner 
samlung  und  der  coUation  der  eingangs  angeführten  werke  ergab.  Ich  ordnete  nadi 
seinem  princip,  da  ich  nachtrage  zu  liefern  hatte.  Eine  für  sich  selbst  bestehende 
frage  aber  ist  es,  ob  Unflads  anordnung  auch  die  zweckmässigste  sei.  Ich  zweifle 
sehr  daran.  Von  den  verschiedenen  Standpunkten ,  die  bei  einer  solchen  arbeit  gel<- 
tend  gemacht  werden  können,  muss  derjenige  den  ausschlag  geben,  der  am  öftesten 
in  frage  komt,  und  das  ist  sicher  der  wissenschaftliche.  Dafür  aber  taogt  mehr 
eine  sachliche  als  eine  katalogische  anordnung  nach  dem  alphabete  der  antorens 
es  werden  wenige  sein ,  welche  nach  Unflads  Schillerlitteratur  greifen ,  um  zu  sehen^ 
was  dieser  oder  jener  forscher  über  Schiller  geschrieben  hat,  wol  aber  sehr  vieleat 
die  wissen  .wollen,  welche  ausgaben  z.  b.  von  Wallenstein  vorhanden  sindt  welche 
Übersetzungen,  Illustrationen,  erklarungen  und  abhandlungen  darüber  bestehen« 
Das  kann  nun  zwar  alles  bei  Unflad  auch  gefunden  werden,  soweit  er  fiberhanp"« 
volständig  ist,  jedoch  mit  einem  Zeitaufwand,  der  bei  sachlicher  anordnnng  hitt»s 
erspart  werden  können:  die  ausgaben  und  Übersetzungen  finden  sich  bei  Schiller: 
werken ,  um  aber  auch  die  illustrationen ,  erklarungen  und  abhandlungen  zu  kennem 
muss  man  die  ganze  LI.  abteilung  durchgehen.  Die  anordnung  würde  demnach  b^ 
einer  neuen  aufläge,  oder  einer  neuen  derartigen  arbeit  so  zu  treffen  sein:  A.  SchlE. 
lers  werke,  I.  gesamtausgaben ,  II.  einzelausgaben  in  alphabetischer  folge,  wie  SK 
bei  Unflad  bereits  stehen.  Bei  jedem  werke  Schillers  sind  zu  sammeln  1.  alle  anBL 
gaben,  2.  Übersetzungen,  3.  erklarungen,  4.  abhandlungen,  5.  parodien  und  UBdM 
ahmende  Schriften ,  6.  illustrationen  usw. ,  so  dass  für  die  abteilung  B.  iinr  bliebes 
die  briefe  von  und  über  ihn  und  die  biographischen  schriften  im  algemeinen 


KmZBL,    ÜBBB   A.    SCHULTZ,    HÖF.   LEBBN  U  121 

im  beflOBdem.  In  den  einzelnen  onterabteilongen  wäre  chronologisch  zn  grappieren 
md  dfts  ganze  mit  fortlaufenden  zahlen  zu  versehen,  mit  oiner  genauen  inhalts- 
ttgibe  einzoleiten  und  einem  nicht  weniger  genauen  autorenregister  zu  beschliessen. 

DOraBBüCK.  J.   E.  WACKBBMBLL. 


Dr.  ilwln  SdmltZ)  Das  höfische  leben  zur  zeit  der  minnosinger.    Zwei- 
ter band.    Hit  136  holzschnitten.    Leipzig,  Hiizel,  1880.    VII  und  463  s.    12  ni. 

Schwerlich  hat  jemand  erwartet,  dass  Schultz  das  im  ersten  bände  seines 
höfischen  lebens  gegebene  versprechen  so  schnell  erfQllen  und  schon  nach  einem 
jähre  den  abschliessenden  band  seines  verdienstlichen  werkes  folgen  lassen  würde. 
Um  80  mehr  haben  wir  sein  erscheinen  mit  freuden  begrfisst  und  möchten  auch 
diesen  band  allen  empfehlen,  welche  sich  für  die  deutsche  culturgeschichte  des  mit- 
teklters  interessieren. 

Es  iat  gleich  vorwog  rühmend  hervorzuheben,  dass  das  ganze  werk  nnn 
»•137—463  auf  je  vier  spalten  ein  ausfuhrliches  Sachregister  für  beide  bände  ent- 
halt, durch  welches  das  buch  sich  zu  einem  wirklichen  reallexicon  gestaltet,  und 
udi  der  wünsch,  welchen  wir  in  unsrer  besprechung  des  ersten  bandes  (diese  zs. 
^?  490)  geltend  machten ,  hat  seine  Verwirklichung  gefunden :  der  Verfasser  gibt 
S.4S7— 436  in  je  zwei  spalten  ein  Verzeichnis  der  hauptsächlich  benuzten  quollen- 
"cbiifken,  nämlich  1.  historischer  darstellungen ,  2.  verschiedener  lateinischer  schrif- 
^,  3.  mbd.  dichter  und  schriftsteiler  (etwa  100  titel),  4.  mittelniederländischer, 
^'  englischer,  6.  altCranzösischer  und  7.  italienischer  dichter. 

Der  neue  band  schildert  das  leben  unter  den  waffen  in  sieben  capiteln  und 

('^int  mit  den  leibes  -  und  waffenübungen  im  frieden.    Das  L  capitel  handelt  von 

'^^tz-  und  tmtzwaffen,  von  der  ganzen  ausrüstung  und  dem  schmucke  dos  ritters 

^d  wirft  auf  s.  87  fg.  einen  zusammenfassenden  blick  auf  die  gosamterscheinung 

^^^^jelben.    Im  IL  cap.  folgt  s.  90  —  125  eine  geschichte  der  entwicklung  der  tur- 

'^Qxe  und  eine  beschreibung  dieser  lustkämpfe  mit  allen  ihren  einzelheiten.    Zum 

^^^igien  kämpfe  führt  der  nächste  abschnitt,   schweift  aber  ab  zum  gerichtlichen 

^^tnpfe,   gottesnrteile,  zu  tortur  und  todesstrafon.    Den  eigentlichen  krieg  bchan- 

^^t  das  nmfuigreiche  IV.  cap.  s.  159  —  270.    Es  bcgint  mit  der  samlung  des  hee- 

'^^^  und  der  beschreibung  aller  truppengattungen  und  ihrer  ausrüstung.    Daran  wer- 

^eti  geschlosaen:   ffthnen,   einteilung  des  heeres,   marsch,  lager,  wachtdienst,  die 

^^Hlacht,  pflege  der  verwundeten,  behandlung  der  gefangenen,  bestattung  der  toten 

^   m.  m.    Die  beiden  folgenden  capitel  schildern  den  weiteren  krieg  mit  besonderer 

^litekaichtigiing  der  kreuzzüge.    Daher  steht  voran  die  schiflahrt  mit  allem  zube- 

'^^r.    Das  TL  cap.  führt  uns  dann  s.  316  —  397  den  festungskrieg  vor  und  beschäf- 

^^^1  sich   eingehend  mit  den  belagerungsmaschinen.    Das  schlusscapitel  zeigt  uns 

^en  verfall  des  einzelnen  menschen  in  alter,   krankheit,   tod  und  grab;   und  den 

^e^figdl  der  ganzen  periode  in  einem  zusammenfassenden  bilde. 

Was  wir  in  der  besprechung  des  ersten  bandes  anerkennend  hervorheben 
fluten,  das  gilt  auch  für  diesen:  es  ist  vor  allem  eine  gefallige  art  der  darstel- 
iOng.  Der  Verfasser  hat  eine  grosse  gowanthcit  den  reichen  stoff  geschickt  zu 
^^K^ppieren  und  die  fülle  des  details  so  vorzutragen ,  dass  auch  femer  stehende  das 
^^^^h  nidit  leicht  ohne  interesse  aus  der  band  legen  werden. 

Dafür  sorgen  auch  schon  die  abbildungon,  welche  diesmal  besonders  wcrt- 
^<»11  ersdieiiieii.    Am  reichsten  ist  das  erste  capitel  der  sache  gemäss  damit  aus- 


i 


122  KINZBL 

gestattet,  wo  allein  über  40  degel  abgebildet  sind,  die  eine  trefliche  qndle  det 
erkentnis  f&r  haltang  and  ansrfistung  des  ritters  gewähren;  und  vielldcht  eine 
sicherere  als  die  bildorhandschriften.  Denn  hier  bemfihte  man  sich  angenschemlicüi 
am  sorgfaltigsten  ein  individunm  nach  der  natur  zu  zeichnen.  Daneben  üi^^ 
reliefs  von  grabplatten,  altaron  o.  a.,  miniaturen  aus  handschriften ,  Wandmalerei^ 
abgebildet  and  eigene  oder  fremde  constructionen  von  belagerungsmaBchinen  n.  |^ 
gegeben,  welche  sehr  zam  Verständnis  beitragen. 

„Grandlegond**  hat  man  an  anderm  orte  das  werk  von  Schahs  genant,  l^,j 
im  rechton  sinne  vorstanden  ist  dies  wort  bezeichnend.  Keinesfals  darf  man  za  ^ 
in  ihm  sachen.  Den  eigentlich  philologischen  fragen  and  Interessen  steht  ja  ^ 
Verfasser  femer,  and  so  manches  ist  nicht  gelöst,  was  sich  leicht  hätte  xnr  eot- 
scheidang  bringen  lassen.  Es  fehlt  eine  rechte  methode  in  der  verwendnng  i^f 
citate;  der  Verfasser  hat  sich,  wie  mir  scheint,  den  verschiedenen  wert  denelbeo 
bei  ihrer  samlang  schon  nicht  recht  klar  gemacht  Es  ist  offenbar  nicht  gUeb- 
giltig,  ob  ich  eine  anschanong  in  den  epon  des  12.  jahrhnnderts  wie  im  Bolud, 
Alezander,  im  Bothor,  Orendel,  Morolf,  im  Tristan  and  der  Eneit,  oder  bd  dm 
höfischen  dichtem  des  beginnenden  13.  jahrhnnderts,  oder  in  den  volksepen,  od«c 
in  den  dichtangen  des  vorfals  zu  belegen  vermag.  So  kann  sich  der  aaftn6rtiiiii.e 
lesor  oft  von  einer  ansicherheit  nicht  freimachen,  weil  er  nicht  weiss,  ob 
angeführte  beispiel  nar  zufällig  aafgelesen  eins  anter  vielen  ist  oder  ob  es 
das  einzige  oder  ein  besonders  charakteristisches  ist,  and  hier  wird  aaf  der  „ 
läge"  dieses  baches  noch  vieles  sicher  zu  stellen  sein.  Einige  beispiele  rnögm 
vorwarf  näher  bezeichnen.  Es  ist  auffallig,  dass  bei  den  belegen  über  wafßm  ul  -^ 
rüstung  ohne  unterschied  und  vorzugsweise  volksepen  und  spielmannsgedieht::^* 
benuzt  and  citiert  sind  (z.  b.  s.  25),  während  doch  das  „höfische  leben*' 
stand  der  darstellung  war.  Ebenso  sind  bei  den  tnmieren  s.  99  fg.  meift 
werke  wie  Tit.  Reinfr.  Bittertreue,  Junker,  Wilh.  v.  Wenden  citiert  ohne 
bemerknng  über  die  biüte  höfischen  lebens.  Geradezu  irreleitend  mwu  es 
sein,  wenn  s.  117  dafür,  dass  die  frauen  dem  tamier  aas  den  fsnstero 
nur  der  Junker,  also  ein  kleines  spätes  gedieht  ans  dem  14.  jahrhondeit 
wird,  während  belege  aus  den  höfischen  epen  reichlich  zu  geböte  standen. 

Bei  diesem  etwas  unkritischen  verfahren  ist  es  nicht  zu  verwondem, 
auch  nicht  alzu  oft  auf  den  Wechsel  im  Sprachgebrauch,  wie  er  sich  gegen 
des  12.  Jahrhunderts  zeigt,   und  auf  die  unterschiede  zwischen  der  oft  gemaehtar^^a^ 
ja  gezierten  art  dos  höfischen  und  der  natürlicheren  des  volkstümlichen 
geachtet  ist.    So  ist  bei  den  lanzen  s.  17 — 25  nicht  klar  genug  über  die 
ffer  und  sper  gehandelt  und  auch  s.  176  fg. ,  wo  Verfasser  noch  einmal  auf  gir, 
ger,  gabüöt  komt  ist  eines  Unterschiedes  des  höfischen  vom  früheren,   des 
liehen  vom  unritterlichen  gebrauche  nicht  gedacht.    Schnitz  sagt  s.  177:  „wenn      in 
der  citiorten  stelle  des  Wigalois  die  cUigere  der   Soldaten  den   aperen  der  nt:^er 
gegen übergestelt  werden,   so  bedeutet  das  meines  erachtens  nur,  daas  diese  saoit 
stosslanzen,  jene  mit  wurfspiossen  bewafnet  waren.    Schon  die  zosammensteUiMg 
mit  gtUnlot  macht  dies  warscheinlich.*'     Schärfer  hatte  sich  Benecke  im  wörfcer- 
buche  zu  Wigalois  s.  523  ausgedrückt:    „die  sariande  führen  atiger  10674,  dis    ao 
wie  die  gabilot  keine  ritterliche  waffe  sind.''     Im  Bol.  2643  führen  ihn   die 
knechte.    Über  ger  hätte  Leier  besser  belehrt,   wo  es  unter  dem  werte  heiaat: 
„wurfspiess,   die  alte  hcldonmässigo  waffe  zu  wurf  und  stoss,   Tome  mit  brei- 
tem eisen,  im  12.  Jahrhundert  vom  spere,  der  ritterlichen  waffe  verdrängt'*    Und 
die  stellen  lehren,   dass   nach  und  neben   dem  Lanzelet  kein   eimdges  hfifiictig* 


ÜBXB   A.   SOHÜLTZ,  HÖF.   LEBBN   n  123 

gedicfat  das  wort  gebraucht    Dagegen  wird  sjper,  mit  beginn  des  13.  Jahrhunderts 
guz  slgemein ,  im  12.  als  ritterliche  waffe  nur  schüchtern  angewendet. 

Knen  bestirnten  anhält  gewährt  uns  die  schätzbare  nachricht  s.  173 ,  dass 
die  umbmst  1184  in  Frankreich  noch  nicht  gebraucht  war,  ihre  Verwendung  erst 
1191  aufkam.  Aber  die  bemerkung:  „zu  anfang  des  13.  Jahrhunderts  ist  sie  in 
Deutschland  ganz  bekant  und  wird  widerholt  von  den  dichtem  erwähnt**  konte 
geniner  sein.  Es  interessiert  doch  in  diesem  falle  zu  wissen,  dass  das  wort  schon 
im  Strassburger  Alexander  2262  Torkomt  Das  erste  zeugniB  danach  liefert  En.  156, 1 
wüanwbrustm  und  mit  bogen,  vgl.  196,  8,  und  Lanzelet  8725  crnndtrüste  wnde 
Ingen  und  Parz.  36,  1.  In  den  Nibelungen  komt  das  wort  selbst  nicht  vor.  Doch 
iftwol  eine  armbrust  gemeint  894,  2,  wo  es  von  Sigfrit  hoisst:  er  fkwrte  einen 
hogen  den  wuin  mit  cmtwerke  muose  ziehen  dan,  der  in  spcMnen  wolde. 

Ahnlich  wie  mit  diesen  beiden  waffenstüoken  verhält  es  sich  mit  haisberc 
und  brünne  s.  27.    Die  werte:  „die  ältere  art  der  rüstung  ist  die  brfinne,  die  jun- 
gen kostbarere  der  halsberg"  können  nicht  erschöpfen  und  klarhoit  schaffen.  Auch 
lüerist  wider  zunächst  zu  betonen:  brttnne  ist  der  ältere  ausdruck,  gebräuchlich  im 
BoL  Both.  Alex,  bis  zum  Wig.  und  Lanz.,  auch  im  volksepos,  aber  nicht  im  höfischen 
(lielit  in  Eneit).    Er  bezeichnet  femer  ursprünglich  nicht  dieselbe  sache,  vielmehr 
nniehst  nur  den  brustschützenden  hämisch,   dann  erst  die  ganze  rüstung,   weil 
BUD  anfiuigs  nicht  mehr  hatte.     Dagegen  scheint  halsberg  zunächst  der  schütz 
des  halses  (vgL  Lexer)  und  des  Oberkörpers,   erst  nachher  das  ganze  panzerhemd. 
Mm  erinnere   sich  an  das  wort  heinberge  und  vergleiche  HTroj.  sarwät :  panzir 
(nm  schütze  des  unteren  leibes),  heim,  halsberg.    Daher  wird  der  halsberg  wie 
im  Alexander  neben  der  brünne  erwähnt,  daher  wird  jener  über  oder  unter  dieser 
getragen,  wie  die   angeführten   stellen  bezeugen    (man   vgl.   auch  Wilh.  356,  13. 
Schnitz  n,  38).    Beide  ausdrücke  gehen  also  von  verschiedenen  teilen  der  rüstung 
*Q8  nnd  bezeichnen  endlich  beide  pars  pro  toto  dasselbe,   aber  zu  verschiedenen 
*0iten.    Diese  erklämng  löst,  wie  es  scheint,  alles,  was  noch  unklar  blieb  (Schultz 
*•  S7  unten).    Freilich  haben  am  ende  des  11.  Jahrhunderts  die  ritter  schon  den 
^^  getchfizt,    aber  durch  die  brünne,  die  weit  hinauf  reichte.    Mit  einem  beson- 
^^ten  schütz  versah  man  den  hals  erst  später  und  neu  war   es  nachher  vom  hals- 
^^^  den  namen  des  ganzen  zu  entlehnen.    Der  sachliche  unterschied  fiel  dann  um 
*o   mehr  fort,  als  bald  das  ganze  hemd  aus  einem  stück  gemacht  war,  wie  auf  den 
^  eisten  abbildungen  sichtbar  scheint.    Ausgiebig  sind   sie  nicht  für  diese  frage, 
^«ü  der  wäpenroc  alles  verdeckte.    Später,  als  die  plattenpanzer  aufkamen,  schüzte 
^^-^n  den  hals  und  die  schultern  wider  besonders  durch  das  halsbloch.  —  Im  12.  jh. 
'^^^det  sich  Bol.  4909  (im  reim !)   halsveste  für  haisberc  (franz.  osberc  vgl.  Bartsch), 
»meint  ist  aber  wirklich  der  schütz  des  halses: 

HatU  iher  bitherbe 
erreihte  ime  thie  halsveste. 
er  zehiew  ime  thie  nestel, 
er  8luoh  ime  ave  ihcui  hahpein. 

Im  übrigen  sind  mir  noch  folgende  einzelheiten  aufgefallen,   die  ich  hier 
«chliessend  bemerke. 

S.  47  fg.  und  116  identificiert  Schultz  ohne  weiteres  wäpenroc  und  toäpen- 
it,  wie  es  scheint.    Nach  Lexer  ist  wäpendeit  nur   „an  den  leib  zu  legende 
^^ntxwaffe,"  wäpenroc  das  oberkleid. 

8.  70.  Elfenbeinschilde  wurden  nach  des  Verfassers  Vermutung  nur  zur  parade 
S^^Tmaefat.    Aber  dies  passt  auf  die  einzigen  mir  bekanten  stellen  der  deutschen 


124  KINZBL 

litteratnr,  in  welchen  solche  erwähnt  werden,  nicht.  (Sie  fehlen  hei  Sdinlti.) 
Alex.  1247  ist  Alezanders  schild  elfenhein  und  Alex.  Y,  218,  28  fesie  hdfetibem' 
£n.  236,  38  tr  (fraun  KamiUen)  achät  was  hdfenbeinen.  In  beiden  ists  kein  tnr- 
nier  noch  specifisch  höfische  geselschaft,  sondern  mehr  im  sinne  der  alteren  dich- 
ter abenteuerliche  Schönheit.  Doch  muss  wol  elfenhein  für  sehr  fest  gegolten  haben; 
denn  im  Konr.  Troj.  30010  sind  die  Speichen  eines  prachtigen  wagena  von  elfenhein 
(Schnitz  11,  200)  und  anderswo  eine  totenbahre  (IE,  406)  n.  a.  Tgl.  Alex.  5901. 
En.  149,  7.    216,  30.    249,  11.    224,  10.    Roth  1608. 

S.  102  Fird  behauptet,  der  tumierpreis  heisse  äeentiure,  und  zwar  auf  gmnd 
zweier  stellen  Beinfr.  1224  ein  twrtdtube  üf  der  hawt  hrähte  diu  gehmre;  du  wat 
diu  äveniiure.  Bezieht  sich  diz  auf  twrteUuJbe,  so  heisst  es  nur:  gegenständ  der 
äventiwre.  Die  stelle  Wig.  68,  10  kann  nicht  ziehend  sein:  ein  pferi  dumk  d«e»- 
Uwre  dar  gesant,  d.  h.  „zu  einem  glückspiele"  (WB.). 

S.  107  bei  behandlung  der  tjost  vermisst  man  genauere  angaben  über  die 
haltung  des  spers  vor  und  im  kämpfe.  Auch  die  ausdrücke  waren  zu  Teneichnen. 
Was  heisst  z.  b.  „mit  eingelegter  lanze?''  es  scheint  drei  yerschiedene  haliongen 
gegeben  zu  haben,  wol  entsprechend  drei  verschiedenen  momenten  des  kampfea; 
und  alle  drei  sind  durch  ahbildnngen  auf  siegeln  vertreten.  1.  als  er  ijostiems 
wolde  pflegen  mü  üf  gerihtem  sper  sezt  sich  der  ritter  in  galopp,  die  lanze  etwa 
senkrecht  vor  sich  haltend,  in  der  mitte  geÜEisst;  wie  auf  den  ahbildnngen  a.  54.  74. 
Der  ruhende  sezt  sie  auf  den  schenkel  wie  s.  89  zu  sehen  ist  2.  gesenket  ein  wime 
vorne  hin  ze  tal,  also  kampfbereit  halbgesenkt  wie  s.  64.  73.  85.  86.  Die  eigen- 
tümliche handhaltiing  wird  nur  s.  57  sichtbar,  sonst  ist  sie  vom  Schilde  verdeckt: 
die  obere  handfläche  dem  leibe  zu  ,  die  umÜEissenden  finger  nach  aussen.  3.  Gesenkt 
auf  den  geguer  (sper  senken  y  neigen)  wie  23.  75.  87.  88.  Und  dies  wider  in  drei 
möglichen  haltungen:  a.  daz  sper  er  undem  arm  sluoc,  wie  s.  21  mit  anfEallend 
gesenkter  spitze,  b.  andre  wie  s.  23.  57  zeigen,  dass  die  eingelegte  lanze  über 
dem  ollbogen  lag.  c.  auf  den  schenkel  gesezt.  Schultz  citiert  s.  109  Fianendienst 
181,  18  ez  was  von  golde  lie/it  sin  sper,  daz  sluoc  er  tmder  den  arm  sin,  dö  saM 
ich  üf  min  diech  daz  min.  Und  s.  248  anm.  4  komt  er  unter  erwähnnng  von  Pars. 
537,  5  dö  sazt  er  die  gkevin  vom  üf  des  saiels  vilzelin  darauf  zurück,  daas  „man 
sie  auf  den  sattelknopf  stüzte,  der  um  ein  festeres  lager  zu  gewähren  mit  filz 
beschlagen  war.'*  Wie  sich  Schultz  dies  vorstelt,  ist  mir  völlig  unerfindlich.  Kei- 
neswegs konte  man  das  ende  des  spers  auf  den  schenkel  oder  gar  anf  den  sattel- 
knopf setzen.  Denn  abgesehen  von  der  gefahr  bei  ausführung  des  anpralb  moate 
ja  jode  Sicherheit  des  stichs  unmöglich  sein,  wenn  man  den  sper  am  ende  gefaaat 
hielt  ,, Lanze  auf  den  schenkel*'  ist  noch  ein  bei  unsem  ulanen  gebr&achlicheB 
kommando.  Denn  bei  dem  mann  zu  pferde  ruht  die  lanze  in  der  tat  auf  dem 
Schenkel.    Wo  aber  Wolframs  vüzelin  zu  denken  sei,  bleibt  dunkel.* 

Z.  8.  108.  Über  die  fünf  stiche  Parz.  812,  9  ist  der  Verfasser  wies  scheint 
Bartsch  gefolgt,  der  z.  b.  entmuoten  mit  ausweichen  erklärt,  während  Lexer  es  für 
ein  verstärktes  mtwten  hält  =»  feindliches  entgegenreiten.  Ich  möchte  an  Frejtags 
erklärung  erinnern,  die  wol  Schnitz  unbekant  geblieben  ist  Bilder  11,  1,  24:  „die 
stiche  waren  verschieden,  je  nachdem  man  mit  angreifender  schar  einen  choc  mit 
langem  anrennen  machte  (stich  zem  puneiz) ,  oder  ob  man  den  gegner  von  der  aeite 
anfiel  (stich  ze  triviers),  ob  man  stillhaltend  oder  mit  kurzem  vorritt  den  gegen- 

1)  Vgl.  San  Marte  (A.  Schultz)  zur  wafienkandc  des  älteren  deutsohan  mittel- 
alten.     Quedlinb.  u.  Lpi.  1867.    S.  282.  J.  Z. 


ÜBIB  A.  SCHULTZ,  h5f.  lebbn  n  125 

iton  gegen  den  angreifer  tat  (stich  B'entmuotenf  von  antmuoH  gegenstoss;  tnuati 
iit  das  altdeutsche  wort  f^T  das  spätere  tjost),  oder  ob  beide  teile  mit  anlanf, 
front  gegen  front,  auf  einander  kamen  (der  gnte  stich  ze  rehter  tjost)^  endlich  ob 
mu  einen  gegner  yerfolgte  (stich  zer  völge)" 

Z.  8. 113.  Zn  den  brügeln ,  bengeln ,  kolben  h&tte  noch  buach  erwähnt  wer- 
den können.  Lezer  gibt  zu  der  von  Schultz  I,  133  angeführten  stelle  Wilh.  187, 12 
Doeh  eine  parallele  aus  Benner  9075  der  sol  sich  hüeten  vor  den  büscheti  mit  den 
maneger  unrt  getlagen. 

Z.  s.  127.  Schon  bd.  1 ,  397  war  Schultz  auf  die  raubritter  gekommen  und 
hitte  ohne  ein  einziges  citat  die  sache  mit  den  werten  abgefertigt:  „aber  auch 
w  mancher  ritter  lebte  vom  raube  und  lauerte  mit  seinen  knappen  und  genossen 
den  reisenden  auf.''  Im  11.  bände  geht  er  noch  einmal  auf  die  sache  ein ,  nicht 
weniger  kurz,  aber  mit  einem  zeugnis  aus  GA.  III,  565  der  ritter  und  ein  käme- 
nre.  Die  geschiehte,  welche  Ulrich  von  Lichtenstein  Frauend.  537,  10  erzählt, 
bot  er  „mehr  von  abgefeimten  yerbrechern  als  von  ritterlich  geeinten  leuten.'* 
Idi  habe  sohon  in  dieser  zs.  11,  493  darauf  hingewiesen ,  dass  auch  hierin  mit  dem 
tode  der  Hohenstanfen  ein  wandel  der  zelten  fühlbar  wurde ,  worauf  jezt  Schultz 
am  ichlnsse  seines  Werkes  s.  423  hinweist.  Es  wäre  nun  hier  sehr  dankenswert 
gewesen,  wenn  der  Verfasser  gesagt  hätte,  ob  dies  das  einzige  oder  früheste  zeng- 
mi  ist,  das  er  kent.  Zu  verweisen  ist  noch  auf  Wack.  lit.  gesch.*  §  43  a.  81 
nDas  riuberleben  im  adlichen  dienst  ist  bereits  im  Helmbrecht,  das  treiben  der 
idiiltkneehte  besonders  anschaulich  von  Berthold  21  fg.  (Pf.  368)  dargestelt.  [Dabei 
waren  die  spielleute  die  spione  der  raubritter:  Helbl.  13,  91  fg.]"  vgl.  §  44  a.  2 
(fbr  die  spätere  zeit).  Ich  verweise  femer  auf  ein  von  Pfeiffer  Z.  f.  d.  a.  5,  431 
verMIentlichtes  bruchstück  diz  ist  der  rauher,  das  begint: 

ich  wil  uch  sagen  ein  mere 

von  einem  roubere, 

der  mit  raube  sich  begienc. 

von  hinde  hee  iz  ane  vienc: 

war  hee  zu  den  luiten  quam 

daz  hee  in  abe  brach  und  nam 

an  dem  vdde  wnd  uf  der  straze. 
Du8  dieser  ränber  ein  ritter  war  ergibt  der  schluss. 

Z.  s.  134.  Die  angeführte  stelle  aus  der  Crone  10757  lehrt ,  dass  es  für  für- 
iten  onziemend  war,  sich  zu  einem  gerichtlichen  Zweikampfe  anzusprechen.  Das 
im  gegensatze  dazu  erwähnte  beispiel  von  Peter  von  Aragonien  und  Karl  von  Anjou 
"cbflint  mir  dem  nicht  entgegen  zu  sein;  denn  es  war  eine  einfache  herausforde- 
mng,  nicht  ein  gerichtlicher  act  beabsichtigt. 

Z.  s.  179.  Bei  erwähnung  der  kriegssense  stimt  Schultzs  beschreibung  nicht 
^  abbildung  und  diese  entspricht  nicht  dem  algemeinen  gebrauch.  Der  abgebil- 
dete bauer,  welcher  auf  einer  mauer  zu  stehen  scheint,  hat  eine  gewöhnliche  sense, 
gvnaii  wie  die  noch  heut  gebrauchten  geformt,  in  der  band.  Dagegen  hatten  wol 
^  „Sensen '*  genanten  waffen  das  sensenblatt  in  der  Verlängerung  des  stils  befe- 
^i  so  dass  man  sie  als  hellebarden  gebrauchen  konte.  Die  etymologie  von 
bebnbarte  (s.  180)  „ein  heil  mit  langem  stiel,  bestimt  die  belme  zu  spalten,**  wie 
iie  das  mhd.  Wörterbuch,  Waekemagel,  Weigand  geben,  ist  von  Lozer  zurück- 
wiesen und  dagegen  erklärt:  „harte  mit,  an  einem  heim  {=  halme,  handhabe, 
^),  Stielbarte.  Vgl.  DFG  104 ^  wo  cassidolabrum  auch  übersezt  ist:  helb,  heim 
^  ita  an  der  hacken.*' 


126  KINZEL 

Z.  8.  219.  Für  Tnlant,  zeltname  im  Wilh.  197,  8.  816,  6  verwoist  Lexer  auf 
eine  Yermutnng  in  Schades  wb.  8.614:  ,,nach  der  stadt  Doulena,  Donlans,  Dnr- 
lens,  Dorlanium,  Donlendium  in  der  Picardie  benant?'* 

S.  245  findet  sich  eine  unklare  und  irtümliche  angäbe  über  das  Ludwigslied: 
„wenn  nun  die  gegner  zum  gefechte  bereit  sind,  so  stimmen  die  krieger  ihren 
Schlachtgesang  an,  das  toidiet.  Die  Normannen  sangen  bei  der  sehlaeht  von 
Hastings  das  Bolandslied,  das  der  ritter  Taillefer  vorsang.  Erhalten  ist  uns  nur 
das  aus  früherer  zeit  stammende  Ludwigslied/' 

S.  250  citiert  der  Verfasser  für  die  beteiligung  der  kirohenfürsten  ann  kämpf 
HMS  n,  390,  man  vgl.  Krzf.  7235—49. 

Z.  s.  267.  In  Verbindung  mit  der  stelle  Kudr.  909  ist  es  doch  wenig  passend 
die  gründung  eines  klosters  auf  der  walstatt  ein  siegesdenkmal  zu  nennen. 

S.  294  erklärt  Schulz  admirat  für  einen  flottencommandeur  und  leitet  das 
wort  aus  Emir  al  mumenin,  fürst  der  gläubigen,  her.  Er  erwähnt  auch,  dass  die 
dichter  gewöhnlich  die  Khalifen ,  die  historiker  vornehme  sarrazenische  befehlahaber 
so  bezeichnen.  Solte  das  leztere  nicht  das  ursprüngliche  sein?  vom  eigentlichen 
Worte  amiral  spricht  Schultz  gar  nicht,  aus  welchem  nach  Diez  (Lexer  I,  23) 
cidmirdt  nach  der  lateinischen  umdeutung  admiratus  entstelt  ist  Vgl.  Lezer  I,  51 
unter  amircd, 

Z.  s.  353.  In  der  stelle  Krzf.  2840  (so  ist  zu  lesen  für  1840)  ist  die  oonjee- 
tur  daz  gemde  volk  für  gende  offenbar  verfohlt  und  des  Urhebers  eigener  zwdfel 
berechtigt.  Das  volk  zu  fuz  wird  ja  1851  erwähnt  und  auch  2909  steht  dae  gtnde 
volk.  V.  1645  fg.  wird  die  Verwendung  des  fussvolks  klar;  es  ist  über  das  heer 
verteilt:  1650  in  wcts  dcus  eUso  mite  getan, 

vor  den  ritenden  sie  sölden  gan; 

wenne  so  des  queme  die  zu, 

sie  solden  heben  erst  den  strit. 

des  waren  die  fuzgengel  fro, 

daruf  berichten  sie  sich  da. 

S.  381  nimt  Schultz  in  Biterolf  1594  u.  a.  mit  dem  mhd.  WB.  läesiein  an. 
Vgl.  dagegen  Lexer  unter  laststein. 

S.  265,  wo  der  Verfasser  von  bestattung  der  gefallenen  krieger  spricht,  hfitte 
er  Krzf.  2385 — 2429  erwähnen  sollen.  Hier  wird  von  einem  massenbegräbnis  mit 
allem  kirchlichen  beiwerk  in  aller  ausführlichkeit  geredet.  Die  stelle  ist  anch 
dadurch  interessant,  dass  das  christliche  begräbnis  in  gegensatz  zur  heidnischen 
leichenverbrennung  gestelt  wird:  es  ist  der  beiden  gewohnheit,  wie  man  uns  sagt, 
die  leichen  zu  verbrennen.  Man  vgl.  4672,  wo  die  bischöfe  unter  anderm  singen: 
vindica  domine  sangwinem  sanctorum  tuorum  qui  effusus  est.  —  Zu  s.  402,  wo 
vom  begräbnis  überhaupt  gehandelt  wird,  war  vielleicht  auf  GA  n,  366  fg.  hinzu- 
weisen, weil  es  sich  in  jenem  gedichte  weder  um  fürstliche  noch  um  hochpoetlBche 
Personen  handelt:  der  mann  will  sterben,  die  frau  bringt  den  pfaffen. 

203  dö  si  sin  bihte  oemamen, 
tmd  er  gotes  lichamen 
ZUG  dem  tode  genam 
und  der  pfaffe  danne  kwam 
dö  gab  sim  an  sine  hant 
ein  herze,  dm  was  schon  enhranlt, 
%wt  tet  im  diu  ougen  zuo. 


OBCB  A.  SCHULTZ,  HÖF.  LBBBN  11  12? 

Dum  le^  man  ihn  auf  die  bahre,  wacht  die  nacht  und  trägt  ihn  bei  tagesanbruch 
nr  kirche.  Die  frau  geht  weinend  und  sich  raufend  hinterher.  Man  singt  ihm 
die  sikmesK,  dann  trägt  man  ihn  zn  grabe. 

In  diesem  zweiten  bände  ist  wie  im  ersten  f&r  die  interpretation  deutscher 
gedidite  auch  manches  direct  getan.  Bemerkenswert  ist  unter  andorm  besonders, 
di88  Schultz  s.  417  fg.  eine  construction  der  kapeile  mit  abbildung  versucht  hat, 
welche  Heinrich  von  Yeldeke  En.  251  fg.  so  genau  beschreibt.  Er  stüzt  sich  dabei 
tnf  wirkliche  bauwerke  ähnlicher  art  und  bringt  so  einen  kuppelbau  zu  stände,  auf 
dessen  fuoesteine  sich  eine  vierzig  fnss  hohe  säule  erhebt.  Er  fasst  dabei  fuoeatem 
etwas  anders  als  Lexer  m,  571.  Über  alle  Schwierigkeiten  komt  er  allerdings 
nicht  fort  und  vielleicht  sind  sie  gar  nicht  zu  heben.  Zunächst  meint  Schnitz,  der 
dichter  gehe  erst  253,  12  resp.  14  zur  beschreibung  der  kapeile  wider  über.  Er 
rechnet  also  253,  2 — 12  zur  beschreibung  der  auf  dem  gewölbe  stehenden  säule 
%S,  32  fg.  Aber  dies  scheint  unrichtig  und  vielmehr  etwa  so  einzuteilen:  252, 
12—21  die  basis  des  gebäudes.  252,  22 — 31  die  beiden  swibogen,  zwanzig  fuss 
hodi.  252,  32 — 253,  1  die  vierzig  fuss  hohe  säule.  253,  2  fg.  die  ansführung  dos 
geblndes:  der  umgebenden  mauern,  des  estrichs,  gewölbes,  der  fenster  usw.  Das 
guue  geb&nde  ohne  die  säule  wäre  dann  40  fuss  hoch,  20  fuss  weit.  Dies  würde 
aneh  nach  Schultzs  Zeichnung  möglich  sein ,  nur  würde  die  säule  nicht  grösser  zu 
denken  sein  als  das  gebäude,  nämlich  jedes  40  fuss  hoch. 

Die  hier  aufgereihten  bemerkungen  geben  noch  deutlicher  als  die  inhalts- 
ttgabe,  welche  wir  vorausschickten,  zeugnis  davon,  dass  besonders  in  diesem 
zweiten  bände  der  begriff  des  „höfischen  lebens'*  sehr  weit  gefasst  ist.  Es  sind 
viel&ch  dinge  herbeigezogen,  die  nicht  grade  dahin  gehören  und  bei  denen  der 
verüuser,  vielleicht  aus  diesem  gründe  auf  eine  erschöpfende  oder  eingehendere 
dusteQung  verzichten  und  sich  mit  den  äusserlichsten  angaben  begnügen  mnste, 
wie  bei  dem  rechtsleben  der  Deutschen  jener  zeit.  Man  wird  von  den  kämpfen  der 
ritter  zum  gerichtlichen  kämpf  und  dem  gottesurteil ,  von  da  zu  den  rechtsstrafen, 
^ortor,  enthauptung,  rädern,  schleifen,  hängen  u.  a.  geführt,  um  nur  ganz  ober- 
flÄehlich  damit  bekant  zu  werden.  Dass  vielerlei  nur  so  ganz  nebenbei  behandelt 
iit,  beweist  jedesmal  der  umstand,  dass  dtate  aus  den  höfischen  dichtem  in  sol- 
chen fällen  ganz  fehlen. 

BSBLIN,   DICBMBKB   1880.  KABL  KINZBL. 


Deatsche  Litteraturdenkmale  des  18.  Jahrhunderts,  in  Neudrucken 
herausgegeben  von  Bernhard  Seuffert.  I:  Otto,  Trauerspiel  von 
F.M.  KUnger.    Heilbronn,  Gebr.  Henninger.  1881.    90  Pf. 

Die  samlung,  deren  zweck  es  ist  „seltene  Originalausgaben  von  deutschen 
*<^ttiften  des  18.  Jahrhunderts  in  neudrucken  vorzulegen,^  komt  einem  dringenden 
^^«dfirfnisse  entgegen.  Gedruckt  wird  über  die  litteratur  des  18.  Jahrhunderts  wahr- 
lieh genug,  aber  weder  angehäufte  excerpte  noch  recensionen  der  recensionen  kön- 
nen das  schöpfen  aus  den  quellen  durch  eigene  lectüre  ersetzen.  Einen  nendruck 
Verdiente  das  sehr  selten  gewordene  erstlingsdrama  Elingers  allerdings;  für  das 
itndium  seines  entwicklungsganges  ist  es  ebenso  interessant  durch  die  z^e^  die  es 
^t  den  folgenden  werken  gemein  hat,  als  durch  diejenigen,  welche  in  folge  rei- 
ferer einsieht  schon  bei  dem  jungen  Klinger  bald  ganz  oder  fast  ganz  verschwinden 
^  deshalb  zu  einem  gesamtbilde  desselben  nicht  wesentlich  gehören. 

Der  abdruck  ist  mit  sorgCalt  und  umsieht  nach  einem  exemplar  der  Weimarer 
^^^i^iothek  beeoigt;  eine  kurze  und  klare  einleitung  des  herausgebers  gibt  die  wich- 


128  BBDMANN,  ÜBBB  KLIMGEB,   OTTO  ED.   8BÜFFSBT 

tigsten  litteraturnachweise ,  treffende  bemerknngen  zum  verst&DdiiiB  des  stAekea, 
endlich  eine  Zusammenstellung  und  begründung  der  ändernngen,  welche  gegenüber 
den  drnckfohlem  des  textes  vorgenommen  sind,  sowie  einiger  (s.  Vlll},  die  nach 
meiner  ansieht  als  durchaus  evident  wol  hätten  vorgenommen  werden  sollen ,  obwol 
Senffert  in  vielleicht  zu  gewissenhafter  vorsieht  sie  noch  nicht  in  den  text  selbst 
gesezt  hat. 

Auch  die  beiden  folgenden  hefte  (H.  L.  Wagner  —  Maler  Mftller)  sollen  der 
litteratur  der  siebziger  jähre  entnommen  werden,  das  vierte  Gleims  Grenadierlieder 
erneuern.  Vielleicht  berücksichtigt  Seuffert  bei  weiterer  aaswahl  auch  die  flir  nnd 
wider  Elopstock  erschienenen  Streitschriften,  die  nicht  nur  in  die  entwieklung  der 
ästhetischen  ansichten,  sondern  auch  in  die  Sprachgeschichte  interessante  einblicke 
gewähren. 

KÖNIGSBEBG.  08KAB  BBDMANH. 

Die  temporalen  Adverbialsätze  bei  Hartman  von  Aue.  Inangnral- 
Dissortation  von  Robert  Kynast.  Breslau  1880.  70  8.  In  Commission  bei 
Kerns  Sortimentshandlung.    M.  1. 

Die  E.  Weinhold  gewidmete  schrift  gibt  eine  Übersicht  der  temporalen  neben- 
sätze  in  sämtlichen  dichtungen  Hartmans,  geordnet  nach  den  mittein  der  satsrer- 
knüpfung.  Die  mannigfaltigkeit  derselben  ist  recht  gross;  der  dichter  brancht  mit 
zum  teil  nur  geringen  modificationen  der  bedeutung:  dö,  allein  oder  mit  znsätEen; 
nü  und  nü  daa  (nicht  im  Iwein ,  aber  —  wonach  Lachmanns  anm.  zn  Iw.  2628  in 
ergänzen  ist  —  einigemal  in  den  früheren  werken,  meist  zugleich  mit  andeatang 
eines  causalzusammenhanges) ;  so  (oft  mit  verstärkenden  und  verdeutlichenden  sn* 
s&tzen),  also ,  als;  swenne;  sit,  sit  da^;  e,  e  dae,  i  danne  (auch  hier  der  Iwein 
im  modus  am  meisten  regelrecht ,  vgl.  meine  Syntax  Otfrids  I  §  211.  Bock  QF- 
JL2LV11,  §7);  uftz,  um  daz;  die  wtle,  auch  mit  unde  und  mit  das;  endlieh  ver- 
Bchiedene,  manchmal  sehr  ausführliche  Zeitbestimmungen  durch  substantiva  (tae, 
fffist,  stunde  u.  a.)  mit  folgendem  daz,  einigemal  dö,  da.  Die  ursprüngliche  und 
auch  mhd.  noch  wol  orkenbare  Zugehörigkeit  fast  aller  angeführten  leitpaitikeln 
zum  hauptsatze  wünschte  ich  schärfer  betont,  als  der  Verfasser  getan  bat;  ent 
durch  sie  wird  das  zur  erloichterung  und  Verdeutlichung  der  Satzverbindung  hinn* 
gefügte  daz  verständlich,  welches  sitj  e,  unz,  die  wüe  bei  Hartman  entbehren 
können,  diu  zit,  diu  stunde  und  ähnliche  in  der  construction  deutlich  zun  haupt- 
satze gehörende  substantiva  aber  nicht.  Die  gleichartigkeit  des  daß  in  beiden  fiU* 
Ion  hätte  in  den  Überschriften  der  kapitel  und  in  der  Inhaltsangabe  ber&cksiditigt 
werden  sollen,  damit  niemand  auf  den  gedanken  komme,  dem  könne  für  sieh  aUein 
temporale  conjunction  sein.  Sonst  ist  die  sorgfältig  angelegte  und  ansgef&hrte 
arbeit  ein  brauchbares  hilfsmittel  zur  erkentnis  von  Hartmans  spracbgebrandi ;  Uin- 
liche  nach  gleicher  methode  ausgeführte  Untersuchungen  über  andere  mhd.  spradi» 
denkmäler,  auf  die  schon  der  Verfasser  s.  1.  2.  4.  21  vergleichende  blieke  whrll^ 
dürften  leicht  zu  weiteren  und  bestirnteren  rosultaten  über  den  geltongsbereich  der 
behandelten  Satzverbindungen  führen. 

KÖNIGSBEEG.  OSKAB  SBDMAHN. 


Ualle  a.  8. ,  Bnchdrackoroi  des  WaisenhaoMS. 


zu  DEM  WILLEIIALM  ULRICHS  VON  TÜRKEIM. 

I. 

Über   den  Willehalm   Ulrichs  von  Türheim    und    seine 

französischen  quellen. 

Der  Willehalm  Ulrichs  von  Türheim ,  oft  auch  Rennewart  genant, 
von  welchem  sporadisch  verscliiedeue  fragmente  veröiTentlicht  sind,  und 
welcher  mehrfach  eine  algemeine  beurteilung  erfahren  hat,  aber  sei- 
nem fortlaufenden  Inhalte  nach,  abgesehen  von  den  kurzen  angaben 
von  Gervinus  (Gesch.  d.  d.  D.  II  ^  39)  noch  nicht  algemein  bckant 
geworden  ist,  enthält  in  etwa  36300  versen  der  reihe  nach:  Rcnnewarts 
taten  zu  ende  der  schlacht  von  Alischans ,  seine  Vermählung  mit  Alise, 
der  tochter  könig  Ludwigs,  und  sein  leben  als  fürst  von  Portipaliart, 
oder  zusammen  „Rennewart  und  Alise ,^'  dann  Rennewart  im  kloster, 
daranf  Malifers,  seines  sohnes  taten,  und  endlich  das  mönchsieben 
Wilhelms,  je  bis  zum  tode  von  Alise,  von  Rennewart,  von  Malifer 
and  von  Kyburg  und  Wilhelm.  Ln  folgenden  sollen  die  einzelnen  teile 
übersichtlich  nacherzählt  und  dann  mit  den  französischen  quellen,  soweit 
dieselben  herausgegeben  sind,  dazwischen  siuch  der  anfang  mit  dem 
schlnss  von  Wolframs  Willehalm  vergliclien  werden.  Der  darstellung 
za  gründe  liegt  die  Heidelberger  handschrift  H.  (Katalog  G  404 ;  in 
Lachmanns  ausgäbe  Wolframs  von  Escheubach  bezeichnet  durch  1.). 
Eine  genügende  benutzung  derselben  ermöglichte  in  freundlichster  weise 
die  Verwaltung  der  Heidelberger  universitäts-bibliothek. 

Rennewart  und  Alise.     108,  a  — 149,  c,  55. 

'  Nach  einer  verherlichung  der  trinität  und  bitte  um  gnade  für 
sich  erklärt  Ulrich  von  Türheim:  gott  und  den  heiligen  Willehalm 
wolle  er  mit  seinem  gedichte  ehren;  im  namcn  gottes  und  um  einer 
gnten  fran  willen  setze  er  das  scliöne  werk  Wolframs  von  Eschenbach 
fort,  das  wie  bekant  bis  zu  dem  verse  gehe:  siis  rümt  er  Provcnealen 
lant.  108,  d,  2.  Damals  also  waren  im  kämpfe  auf  beiden  Seiten  viele 
ritter  geMlen.  Während  nun  Wilhelm  sich  um  das  verbleiben  Renne- 
warts  sorgte,  eilten  Terramers  lente  und  der  könig  selbst  nach  dem 
meere,  um  die  schiffe  zu  besteigen.  Von  den  Christen  war  nur  Renne- 
wart den  Sarazenen  nachgejagt,  und  dieser  ruft  jezt  Terramer  an,  er 
solle  nicht  fliehen,   das  zieme  ihm  nicht;   und  zugleich  fordert  er  als 

W,  PEUTSÜHÜ  FHIL0L06IS.    BD.  xm.  9 


130  KOHL 

sein  soha  ihn  auf,  von  den  falschen  göttern  sich  za  Jesns  zu  wenden. 
In  längerem  wechselgespräch  verflucht  Terramer  die  mutter  Rennewarts, 
der  jezt  die  meisten  erschlagen  habe,  bietet  ihm  selbst  aber  zehn  krö- 
nen, wenn  er  wider  beide  werden  wolle.  Andererseits  will  Bennewart 
seinen  vater  über  die  trinität  und  die  heilige  Jungfrau  belehren  und 
droht:  der  vater  müsse  sonst  den  tod  der  Christen  büssen,  wie  es  Jesu 
lieb  wäre.  Die  lezte  aufforderung,  den  Unglauben  für  sein  leben  auf- 
zugeben, weist  Terramer  spottend  zurück.  Da  fahrt  Bennewart  mit 
den  werten  Ir  ^t  min  vater  oder  niM,  ir  muojset  von  mir  des  todes 
pfliJU  enphähen  einen  solchen  schlag  auf  den  vater,  dass  diesem  das 
hersenier  zerspringt  und  er  sich  nicht  schämt  zu  fliehen.  (110,  b,  37.) 
Bei  der  Verfolgung  schlägt  Rennewart  die  könige  Aloes,  Tampaste,  Eator 
und  Walgewin  (Ka.:  Malquin)  nieder,  die  übrigen  fürsten  entfliehen 
mit  Terramer  zu  schiffe  nach  Cordes.  (110,  d,  7.)  Die  in  grosser  not 
zu  Alischanz  am  meere  zurückgebliebenen  beiden  sehen  zu  ihrer  freude 
einen  riesen  mit  einer  mächtigen  stange  über  das  meer  zu  ihnen  kom- 
men, welcher  gerade  deshalb  die  fahrt  unternommen  hat,  um  mit  dem 
schlimmen  mann  in  Wilhelms  beer  zu  kämpfen.  Im  vertrauen  auf  ihn, 
der  jezt  Rennewart  aufsucht,  tun  sie  sich  gütlich  in  den  krautfeldem 
der  bauern,  werden  aber  daraus  von  Rennewart  vertrieben;  von  vier 
ihm  entgegentretenden  beiden  erhält  der  lezte  um  eines  lieben  weibes 
willen,  an  das  er  ihn  gemahnt,  von  Rennewart  das  leben.  (112,  c,  41.) 
Als  Rennewart  zu  den  Christen  zurückkehrt,  trift  er  nun  auf  den  rie- 
sen. Auf  dessen  fragen  nent  Rennewart  seinen  und  seines  vaters 
namen;  der  riese  nent  sich  Baldewein,  könig  von  Yalfunde  dtn  toase 
ist  min  muoter,  so  ist  din  vater  der  oheym  min.  Nach  einem  theolo- 
gischen gespräch,  in  welchem  einer  den  andern  zu  seinem  glauben 
bringen  will,  rennen  sie  gegen  einander.  Während  des  kampfes  komt 
Wilhelm,  der  seinen  Rennewart  sucht.  Rennewart  bittet  ihn  dringend, 
nicht  in  den  kämpf  einzugreifen,  gelobt  dagegen  gott  die  taufe  and 
schlägt  nun  mit  seinem  Schwerte  Baldeweins  stange  entzwei  Mit  den 
zwei  bruchstücken  schlagen  sie,  indem  Rennewart  sein  schwort  schnell 
eingesteckt  hat,  auf  einander  los,  bis  auch  diese  zersplittern,  and  es 
begint  nun  ein  ring-  und  faustkampf  Auch  jezt  weist  Bennewart  Wil- 
helms hilfe  entschieden  zurück.  Endlich  von  Rennewart  gedrückt,  dass 
ihm  das  herzblut  aus  dem  munde  dringt ,  ruft  Baldewein :  ich  sehe  wol^ 
dae  der  Christen  got  wol  sterJcet  unde  swachet  und  erklärt  sich  zur  taofe 
bereit,  wenn  ihn  Rennewart  am  leben  lässt.  Nachdem  Wilhelm  zoge- 
stimt,  wird  Baldewein  auf  königswort  in  sein  reich  entlassen,  um  von 
dort  bald  zur  taufe  zurückzukehren.  (115,  b,  24.)  Bennewart  eilt  daraof 
nach  den  beiden ,  die  das  gut  der  bauern  verwüstet  hatten ,  so  schnell. 


zu  ÜLB.  VON  tOrhrtm  willkhalm  131 

dass  niemand  ihm  folgen  kann ,  erschlägt  alle  und  entschädigt  die  bauern 
mit  den  rossen.  (115,  c,  28.) 

Nun  trat  Wilhelm  die  heimfahrt  an  und  nani  niht  BennetoaHcs 
fear;  während  er  nach  Orense  kam,  do  waz  bliben  undertvegen  Renne- 
wart.    In  Orense  klagt  Kyburg  vorwurfsvoll,  dass  Wilhelm  Rennewart 
nicht  mit  zurückgebracht  habe.    Es  werden   ihm   nun  boten  entgegen- 
gesendet,  aber  von  Rennewart  im  zorn,    dass  Wilhelm  ohne  ihn  von 
dannen  geritten  ist,  zurückgeschickt.    Von  den  neuen  boten  erschlägt 
Bennewart  zwei  und  ruft:    Kyburg  sei  ohne  schuld,   aber  dem  Markis 
trage  er  hass,   weil  er  von   ihm   verlassen  worden  sei;   er  wolle  jezt 
wider  zu  den  beiden  reiten.    Nun  reitet  Kyburg  selber  nach  ihm  und 
erreicht  ihn,  als  er  eben  ein  schifT  besteigen  will.    Kyburgs  bitte  und 
ftiss&II  hilft  zunächst  nichts;   Rennewart  antwortet,    dass  für  diesen 
fnssfall  der  edlen  frau  der  Römer  vogt  Loys  büssen  solle,  der  ihn  frü- 
her so  unwürdig  behandelt  habe.     Als   aber  Kyburg  ihn   an   Christ 
mahnt,   der  ihm  gegen  Baldewein  geholfen,  und  toa^  ob  dir  noch  von 
mibe  ein  rektee  herediep  geschiJU  —  lä  gcniezeti  mich  der  süejsen,  daz 
dich  ir  süejsez  grüeeen  noch  herre  also  gegrüeze,    daz  ez  dir  kumnier 
büeze,  da  erklärt  Rennewart ,  er  wolle  bleiben,  und  versöhnt  sich  auch 
mit  dem  nun  hinzutretenden,   freundlich   zu  ihm   redenden  Wilhelm. 
( — 117,  c.)    Rennewart  erklärt  nun,  er  wolle  Clirist  werden,  und  bald 
wird   er  von   dem  bischof  von  Tolus,   der  selber  patensteile  vertritt, 
im  münster  getaufk.    Dabei  eröfnet   er   zugleich   seine   herkunft,    zur 
grossen  ireude  besonders  Kyburgs,  welche  jezt  erkent,  was   sie   von 
anfting  an  so  sehr  zu  ihm  hingezogen.  (119,  a,  35.)    Einen  zweiten 
vnmsch  hat  Rennewart,  Ritter  zu  werden.     Wilhelm  geht  gern  darauf 
ein:    dies  solle  am  andern  tage  geschehen,    doch  müsse  er  nacli  dem 
rechte  des  landes  erst  noch  seine  kraft  an  drei  halsbergen  und  zwei 
Schilden  erproben.    Rennewart  erklärt:  er  habe  zwar  mit  seiner  stauge 
genügend  seine  krafk  gezeigt,  doch  fuge  er  sich  gern  des  landes  recht, 
aber  fünf  halsberge  und  fünf  Schilde  möge  man  für  ihn   zum  durch- 
stossen   aufhängen.    Der  Markis   gibt  ihm   noch   anweisung  über  die 
pflichten  eines  ritters;    dann  entlockt  er  ihm  seinen  dritten  und  hoch« 
sten  wünsch,   die  königstochter  Alise  zu  ehelichen,    von  der  er  scliou 
heimlich  einen  kuss  erhalten,  und  sichert  ihm  auch  hier  seine  unter- 
stOtzong  zu.   (119,  d,  39.)    Am   andern  tage  nun  segnet  der  bischof 
Schild  und  schwort,  die  sein  pate  Rennewart  künftig  führen  soll,   und 
Wilhelm  gibt  ihm  einen  vorzüglichen  halsberg ,  sowie  ein  wundersames 
roBS  und  kostbaren  heim ,  welch  leztere  er  einem  sarazenenkönig  abge- 
nommen hatte.    Rennewart  hat  erst  bedenken  die  ungewohnte  rüstung 
ZD  tragen  und  weiss  nicht  recht,   wie  er  sich   benehmen  soll,   dann 

9* 


132  KOHL 

aber  besteigt  er  das  ihm  geschenkte  ross,   nimt  schild  and  speer  und 
durchsticht  die  quintane,   so  dass  er  nun  wirklicher   ritter  geworden 
ist.    (120,  c,  49.)    An   demselben  tage  stelt  sich  auch  Bälde  wein  zur 
taufe  ein.    Nach   dem  turnier  verteilen   Wilhelm  und  Bennewart  die 
beute.    Dann  fährt  Baldewein  mit  seineu  leuten  über  das  meer  in  sein 
reich  zunick.    Auch  die  andern  ritter  des  heeres,  welches  unter  Wil- 
helm gekämpft  hatte,    werden  entlassen.   (121,  d,  21.)    Nur  die  von 
Loys  gesendeten  ritter  müssen  noch  etwas  verziehen.    Ihnen  teilt  Wil- 
helm mit ,  dass  Bennewart  Eyburgs  bruder  sei ,  und  gebietet  ihnen  dem 
könig  zu  sagen:   er  möge  Alise  dem  Bennewart  zur  frau  geben;  sonst 
würden  er  und  Bennewart  mit  zorn  in  sein  land  konmien;    dabei  ver- 
sichert Bennewart,  dass  ihm  gott  und  Alise  gleich  lieb  wären.    Heim- 
rich    erklärt    sich    bereit    für    den    würdigen  Bennewart    zu    werben. 
Zunächst  nimt  er  sie  aber  noch  mit  nach  Naribone ,  wo  sie  von  Irment- 
schart  freundlichst  empfangen  werden.    Nach  festlicher  bewirtung  rei- 
tet Heimrich  mit  den  Franzosen  zu  Loys.    Bennewart  ist  nun  von  seh- 
nender schwere  befangen  und  lässt  sich   bei   seiner  stürmischen  und 
ungeberdigen  liebe,  in  der  er  Loys  den  tod  und  gott  den  abfall  droht, 
und  in  der  er  gleich  selbst  nach  Monleune  zu  Loys  reiten  will,   um 
ihm  das  reich  und  Alise  abzunehmen,  von  seiner  Schwester  so  wenig 
trösten,  dass  dieselbe  ihren  gemahl  holt    Dieser  beruhigt  Bennewart 
dadurch,  dass  er  sofort  boten  an  Loys  sendet,   welche  den  könig  um 
herberge  für  ihn  und  fünfhundert  ritter  bitten  sollen,  und  ihnen  die 
grösste  Schnelligkeit  anbefiehlt,   da  er  selbst  andern  tages  mit  Benne- 
wart folgen  würde.  (125,  b,  30.)    Unterdessen  waren  die  ritter  von 
Loys  zu  diesem  zurückgekehrt  und  zugleich  die  von  Heimrioh  gekom- 
men. Loys  war  voU  angst,  weshalb  Heimrich  zu  ihm  käme.    Heimrich 
wird  von  Loys  und  dessen  gemahlin  und  tochter  wol  empfangen,  schickt 
aber  die  lezteren  in  ihre  gemacher  und   lässt  die  ritter  Loys  kommen, 
welche  eben  von  dem  kriegszuge  zurückgekehrt  sind.    Dann  erzählt  er 
dem  könig ,  wie  sein  söhn  Wilhelm  bei  Alischans  gesiegt  habe  und  ihn 
nun  um  eines  bitten  Hesse:   Bennewart,   der  sich  in  dem  kämpf  am 
meisten  ausgezeichnet  habe  und  Christ  und  ritter  geworden  sei,  Alise 
zur  gemahlin  zu  geben.    Nachdem  er  selbst  dazu  geraten  und  die  bevor- 
stehende gefahr  hervorgehoben  hat,  geht  Loys  mit  ihm  zur  königin, 
welche  diese  minne  und  bitte  sehr  ungefüge  findet.    Hinzu  tritt  AUsCt 
klagt,   dass  die  andern  um  ihre  Uebe  streiten,   und  erklärt,   dass  sie 
selbst  eine  bestirnte  liebe  im  herzen  habe.    Das  gespräch  wird  miter- 
brochen durch  die  boten  Wilhelms,  welche  ihm  diesen  mit  den  600  rit- 
tern  ansagen.    Alise  bittet  ihren  vater,  dieselben  ja  gut  aofsunehmen, 
ihrer  mutter  gesteht  sie  ihre  sorge ,  ob  etwa  Beunewaxt  nicht  mitkäme^ 


Zu  ULB.   VON  TÜSHUM  WILLBHALM  133 

und  bittet  dieselbe,  mit  ihr  nach  deu  kommenden  auszuschauen.  Loys 
reitet  mm  Wilhelm  entgegen  und  begrüsst  freundlich  vor  allen  Benne- 
wart,  vU  soidic  man  nd  suU  ir  mir  gebieten  stoaz  ir  weit;  ich  hin  für 
eigen  iueh  versdt.  Auf  dem  palas  steht  eine  grosse  schaar  frauen,  um 
die  ritter  und  besonders  Bennewart  zu  sehen.  Alise  möchte  am  lieb- 
sten zu  ihm  fliegen  und  freut  sich,  dass  er  wenigstens  in  derselben 
8tadt  mit  ihr  ist.  Als  nun  der  könig  Wilhelm  und  Bennewart  ein- 
ffthrt,  küssen  die  königin  und  ihre  tochter  Wilhelm  und  auf  dessen 
und  des  königs  wünsch  auch  Bennewart.  Bei  dem  ^arauf  folgenden 
essen  lässt  der  könig  Bennewart  neben  Alise  sitzen  und  bittet  densel- 
ben ihm  zu  vergessen,  dass  er  ihn  früher  habe  wasser  und  holz  tra- 
gen lassen  y  da  er  seine  herkunft  nicht  gekaut  habe.  Nach  tische  tren- 
nen sich  die  gaste,  sehr  schwer  Bennewart  und  Alise.  Der  könig  hält 
noch  besondem  rat  mit  seiner  gemahlin,  Heimrich  und  Wilhelm  und 
entschliesst  sich  auf  deren  zureden ,  seine  tochter  noch  denselben  abend 
mit  Bennewart  zu  vermählen.  Bennewart  wird  also  zu  seiner  freude 
von  Wilhelm  herbeschieden  und  Alise  von  ihrer  mutter  geholt,  um 
dem  manne  gegeben  zu  werden,  den  sie  von  kind  an  begehrt  habe. 
Als  sie  beisammen  sind,  erklärt  Alise  auf  ihres  vaters  frage,  dass  sie 
gerne  Bennewart  zum  gemabl  nehme,  wenn  er  seinen  eid  schwöre. 
Andrerseits  erklärt  Bennewart  auf  Wilhelms  frage,  indem  er  den  frü- 
her schon  von  Alise  erhaltenen  kuss  erwähnt,  sich  zum  eide  bereit 
und  bittet  den  könig  um  seine  tochter  ohne  alles  gut.  Der  könig  nimt 
seine  tochter  bei  der  band,  sagt  sie  und  nach  seinen  lebzeiten  auch 
seine  kröne  Bennewart  zu  und  lässt  Alise  ihr  ja  sprechen.  Nach  die- 
sem abschluss  er  ist  ir,  so  ist  sie  sin  fordert  der  alte  Heimrich  sie  auf, 
zur  messe  zn  gehen.  Dort  führt  Bennewart  Alise  zum  pfaffen :  nü  suU 
ir  schaffen  das  got  unser  e  betaUe  hie  unde  dort  tool  gevalle.  Der 
pfaffe  erfOlt  ihre  bitte  und  segnet  das  junge  par  ein.  (131,  a.)  Es  folgt 
das  hochzeitsmahl  und  die  hochzeitsnacht.  In  der  lezteren  erscheint 
Bennewart  ein  engel,  welcher  ihm  einen  söhn  verheisst^  der  noch  viel 
stärker  werden  .würde  als  er ,  aber  auch  zugleich  den  dann  eintreten- 
den tod  Alisens  ankündigt.  So  betrübt  Bennewart  über  lezteres  ist, 
so  verschweigt  er  es  doch  allen.  Am  zehnten  tag  gehen  die  gaste; 
auch  Wilhelm,  der  schweren  herzens  sich  von  Bennewart  trent,  um 
zu  seiner  gemahlin  zurückzureiten.  (133,  b.) 

Vor  Orense  findet  aber  Wilhelm  den  könig  Terramer  zum  dritten 
male  mit  einem  grossen  beere,  und  kaum  gelangt  er  in  sein  schloss. 
Einen  glücklichen  aasfall  macht  er  auf  die  beiden,  dann  reitet  er  nach 
Monleon,  um  sich  Bennewart  zu  hilfe  zu  holen.  Doch  dieser  erklärt, 
er  habe  sich  geschworen,  nicht  eher  von  Alise  sich  zu  trennen,   als 


134  KOHL 

bis  diese  ihr  kiud  geboren  habe,  üumutig  reitet  Wilhelm  zurück  und 
erfährt  unterwegs,  dass  in  der  Johannisnacht  ein  angeheares  unwetter 
mit  frost  eingetreten  sei,  in  folge  dessen  Terramer  wider  den  rückzag 
über  das  meer  angetreten  habe.  Bei  seiner  gemahlin  entschuldigt  Wil- 
helm Rennewarts  Weigerung  und  lebt  nun  mit  dieser  in  ungestörtem 
glück.  (133,  c  — 138,  d.) 

Unterdessen  bittet  Bennewart  den  könig  Loys  um  eigenes  kuid; 
der  ehre  wegen  möchte  er  fürst  sein.  Er  erhält  von  demselben  bereit- 
willig Portypali^rt  überlassen  und  sezt  es  auch  durch,  dass  er  gleich 
dahin  mit  Alisen  entsendet  wird,  wo  er  gern  sofort  mit  den  beiden 
kämpfen  möchte.  In  Fortypaliart  nehmen  die  einzelnen  ffirsten  ihre 
herschaft  von  ihm  zu  lehen,  und  bald  muss  er  ausziehen  gegen  die 
beiden,  welche  unter  anführung  vom  könig  Fan tanise,  sehn  des  kOnigs 
von  Marroch ,  in  sein  laud  eingefallen  sind.  Rennewart  reitet  auf  einem 
elefanten ,  den  er  ohne  Stegreif  bestiegen ,  den  er  aber  vor  der  schlacht 
wider  verlässt.  Der  könig  Pantanise,  der  erst,  wenn  nur  Rennewart 
stirbt,  selbst  sterben  will,  lässt  sich  überwunden  mit  seinen  vasallen 
in  Fortypaliart  taufen  („Bonifet'')  und  gründet  dann,  in  sein  reich 
Chpeye  zurückgekehrt,  dem  gelübde  gemäss  ein  hospitaL  (147,  d,  1.) 
Bald  darauf  gebiert  Alise  einen  knaben  von  solcher  stärke,  dass  sie 
selbst  bei  der  geburt  stirbt.  Der  vater  freut  sich  des  sohnes  Malifer 
und  beklagt  tief  den  verlust  Alisens,  die  er  im  münster  beisetzen  lässt 
(149,  c,  55.) 

(Das  Einderliugsche  bruchstück  in  Adelungs  Mag.  II,  1,  1783  = 
H  148,  b,  39  —  149,  a,  18.  Der  in  Mones  Anz.  I,  1832  s.  223  abgedruckte 
anfang  des  von  Reiderschen  bruchst.  =  H  147,  c;  das  ende  =  149,  c 
Das  Kreuznacher  bruchstück  I  =  H  119,  d,  6  —  120,  c,  36;  II  = 
H  129,  d,  22  —  130,  c,  53.) 

Mönch   Rennewart,   149,  c,  56  —  222,  c,  49. 

Währenddem  wird  das  kind  von  kaufleuten  gestohlen ,  die  mit  ihm 
über  das  meer  davon  fahren.  Als  Rennewart  dies  erfährt,  beschliesst 
er,  der  frau  und  des  kindes  beraubt,  sich  der  weit  zu  begeben  und 
ganz  nach  gottes  willen  zu  leben;  er  bereut  sein  früheres  wüten  gegen 
seine  verwanten,  jezt  liasst  er  niemand  mehr,  als  die  ihm  sein  kind 
gestohlen ;  noch  einmal ,  bittet  er  gott ,  möchte  er  ihn  sein  kind  wider- 
sehen lassen.  So  benachrichtigt  er  denn  Loys  und  Wilhelm,  welch 
lezterer  Fortypaliart  übernehmen  soll,  und  wandert  aus  seinem  fSraten- 
tum  nur  im  hämisch  mit  der  stange  aus  ( — 151,  c,  3).  Die  kaufleate 
geraten  an  die  küste,  wo  Terramer  mit  einem  beere  liegt,  und  retten 
ihr  leben,  indem  sie  Terramer  das  kind  abtreten  und  das  geheioinis 


zu  ULB.  VOR  tObhbui  willbhalm  135 

yerraten.  Lezterer  ist  hoch  erfreut,  dass  ihm  gelegenheit  zur  räche 
gegeben  wird.  Er  vertraut  das  geheimnis  Tybalt  und  übergibt  diesem 
aach  den  knaben  zur  pflege,  der  als  sein  söhn  heranwachsen  soll,  um 
später  den  grossvater  und  den  oheim  an  Wilhelm  und  Rennewart  zu 
rächen.  ( — 153,  d.)  Unterdessen  komt  Beunewart  selbst  nach  Prides 
und,  nachdem  er  einem  mönche  seine  kutte  abgenötigt  und  die  ihn  als 
räuber  yerfolgenden  bfirger  mit  blutigen  köpfen  heimgeschickt,  an  das 
Uostei  St.  Julian.  Da  nicht  gleich  geöfuet  wird ,  stösst  er  die  ture  ein, 
dass  der  pfSrtner  von  ihr  erschlagen  wird ,  sezt  sich  darauf  an  den  tisch 
und  isst  das  ganze  mittagbrot  der  mönche  allein  auf,  und  dann  bittet 
er  den  abt  ungestüm  um  eine  pfründe.  Aus  angst  reden  die  mönche 
ihrem  abt  zu,  ihn  aufzunehmen.  Durch  sein  langes  schlafen,  seine 
esslnst ,  das  mitnehmen  der  stange  in  die  kirche  und  sein  brüllen  beim 
gesang  macht  er  sich  unangenehm,  bis  er  er  einmal  —  das  crucifix  in 
der  kirche  hat  ihm  gesagt :  er  dürfe  beiden  erschlagen ,  da  würden  ihm 
seine  Sünden  vergeben  —  die  Sarazenen,  welche  das  kloster  plündern  wol- 
len ,  mit  seiner  stange  vertreibt.  Seitdem  behielten  ihn  abt  und  mönche 
gern,  uwUe  er  sungen  oder  singen,  oder  sitzen  oder  stän,  den  toiUen 
lügen  sie  in  hän.    So  blieb  er  vierzehen  jähre  im  kloster.  ( — 160,  a,  3.) 

Indessen  wächst  in  Kordes  Malifer  auf  als  söhn  Tybalts  und  wird 
von  Tybalt  und  Terramer  aufgefordert,  sobald  seine  zeit  sei,  diese  an 
Wilhelm  und  Bennewart  zu  rächen.  ( —  161,  a,  30.) 

Einst  hat  Bennewart  ein  schiff  angehalten,  welches  gold  zu  Ter- 
ramer bringen  soll.  Den  gesanten ,  den  grafen  Crucban ,  vei*pflichtet  er 
sich ,  indem  er  ihm  leben  und  freiheit  schenkt ;  seinem  vater  schickt  er 
statt  des  goldes  sarazenenleichen  heim.  ( — 163,  a.)  Daraufhin  entsen- 
det nun  Terramer  ein  grosses  beer  unter  Tybalt  und  Malifer  nach 
Orense.  Malifer  zweifelt ,  ob  er  Tybalts  kind  sei ;  denn  Arabellens  kind 
ist  er  nicht;  und  Gruchan  hat  ihn  mit  dem  starken  mönche  verglichen; 
seinen  vater  möchte  er  finden;  an  Wilhelm  will  er  seine  kraft  ver- 
suchen. Als  sie  vor  Orense  lagern,  verrät  Cruchan  dem  markis  Wil- 
helm sein  zusammentreffen  mit  Bennewart  und  dass  daher  die  fahrt 
stamme;  auch  hebt  er  hervor,  wie  ähnlich  Bennewart  und  Malifer  seien. 
Der  markis  macht  mit  dem  mutigen  bischof  von  Tolus  einen  ausfall 
and  kämpft  glücklich  mit  Tybalt,  zieht  sich  aber  vor  dem  nahenden 
Malifer  zurück,  da  er  in  ihm  Bennewarts  söhn  zu  erkennen  glaubt 
Sodann  reitet  der  markis  nach  Portypaliart ,  um  Bennewart  aufzusuchen, 
uid  findet  ihn  glücklich  im  kloster  zu  Prides.  Bennewart  gibt  sich 
nicht  gleich  zu  erkennen  und  mag  auch  nicht  sein  möuchsleben  unter- 
brechen, endlich  aber  bittet  er  seinen  abt  um  Urlaub;  nach  erflillung 
dienstes  soll  er  ins  kloster  zurückkehren.    Nicht  ohne  ge&hr 


136  KOHL 

langen  die  beiden  in  Oreuse  an.  Dort  bemerkt  Bennewart  Cruchan 
unter  den  beiden  und  lässt  ihn  zu  sich  kommen.  Durch  Crachan  wird  an 
Malifer  die  botschaft  von  Wilhelm  bestelt:  Wilhelm  habe  einen  riesen 
mitgebracht,  daz  er  mit  iuch  wil  strUen  unde  dctz  die  her  ze  beiden 
slten  von  imvern  geböte  stille  lige,  und  swer  ervehte  da  den  sige^  das 
der  ander  so  sich  ergebe  ^  daz  er  gar  nach  sime  geböte  lebe.  Auf  die- 
sen verschlag  geht  Malifer  mit  freuden  ein  und  ist  für  den  nächsten 
tag  zum  Zweikampf  bereit.  (Vater  und  söhn  186,  b  — 190.)  Da  treten 
denn  aus  den  feindlichen  beeren  Bennewart  und  Malifer  gegen  einan- 
der vor.  Nach  kurzen  anreden  holt  Malifer  zuerst  mit  seiner  stange 
aus.  Auf  einander  schlagen  beide,  dass  sie  sich  gegenseitig  in  die 
gröste  gefahr  bringen ;  endlich  machen  sie  auf  Bennewarts  verschlag, 
da  sie  müde  sind,  eine  pause.  Diese  benuzt  Bennewart,  um  Malifer 
nach  seiner  abstammung  zu  fragen,  und  erzählt  ihm  selber,  wie  er  in 
seiner  Jugend  aus  seines  vaters  Terramer  reich  fortgekonmien  sei,  und 
seine  weiteren  Schicksale.  Da  es  sich  ganz  klar  stelt ,  dass  Bennewart 
sein  vater  ist,  und  er  auch  selber  schon  früher  christlich  getauft  ist, 
so  sagt  sich  Malifer  von  den  Sarazenen  los,  zornig,  dass  Terramer  and 
Tybalt  ihn  betrogen.  Den  Christen  wird  Malifer  von  Bennewart  als 
sein  söhn  vorgestelt  und  froh  begrüsst.  Die  mit  ihm  gekommenen  for- 
dert er  auf  sich  taufen  zu  lassen,  doch  erwirkt  er  f&r  die,  welche  es 
nicht  mögen,  von  Wilhelm  und  Bennewart  freien  abzug.  Bei  der  rflck- 
fahrt  wird  Tybalt  von  den  seinen  verflucht  und  von  Terramer  in  höch- 
ster Ungnade  empfangen.  (191,  b — 192,  c.)  Die  widervereinigten  vater 
und  söhn  dagegen  verbringen  einige  zeit  froh  bei  Eyburg  und  Wil- 
helm. Dann  führt  Bennewart  seinen  söhn  nach  Portypaliart  ins  f&r- 
stentum;  er  selber  begibt  sicli  wider  in  sein  kloster,  wo  ihm  die  tfir 
eiligst  geöfnet  und  er  gern  wider  aufgenommen  wird.  ( — 197,  c.) 

Allein  Terramer  rüstet  abermals,  und  mit  einem  noch  stärkeren 
beere,  in  welchem  sich  auch  riesen  unter  Kyron  aus  Lacedemon  befin- 
deu,  zieht  er  selbst  mit  Tybalt  nach  der  Provence.  Von  Baldewein 
benachrichtigt  holt  Wilhelm  den  jungen  Malifer  aus  Portypaliart  und 
Bennewart  wider  mit  erlaubnis  des  abtes  aus  seinem  kloster;  auch  der 
könig  Loys  und  der  alte  Heimerich  mit  der  ganzen  sippe  und  alle  fer- 
nen Vasallen  von  Loys  kommen  zu  hilfe.  In  den  pavillon  von  Eybuig 
und  Wilhelm  schleicht  sich  Terramer  mit  gefolge  listig  ein  anstatt 
Emereiss,  den  seine  muttcr  gern  einmal  hat  sehen  wollen,  schon  fasst 
er  sie  beim  haar,  da  erwacht  Wilhelm  und  verjagt  die  beiden.  Dann 
bricht  umgekehrt  Wilhelm  in  der  nacht  in  das  lager  Terramers  ein,  so 
dass  dieser  sich  kaum  aus  seinem  zeit  rettet.  Es  folgen  zwei  schlacht- 
tage.   Im  verlauf  des   ersten  wird  Malifer  von  Bennewart  gemahnt. 


Zu  ULB.   VON   TÜBHXDI  WILLBHALM  137 

nicht  auf  seiuen  grossvater  Terramer  einzudringen.  Am  zweiten  tage 
wird  Emereiss  von  Loya  vom  pferd  gestochen  und  von  Wilhelm  gefan- 
gen genommen  und  dann  Tybalt  von  Heimerich  vom  pferd  gestossen  und 
von  Berhtram  abgeführt  Da  flieht  Terramer ,  in  angst  namentlich  vor 
Bennewart,  Malifer  und  Bälde  wein,  ans  meer.  Dort  knüpft  Bennewart 
Verhandlungen  mit  seinem  vater  an.  Vergebens  bittet  er  ihn,  sich 
taufen  zu  lassen  oder  doch  wenigstens  Eyburg  zu  sehen.  Nur  das 
erlaubt  Terramer,  dass  seine  söhne  ihre  Schwester  besuchen,  bis  Eme- 
reiss wider  geheilt  sei.  Diesen  und  Tybalt  erhält  er  von  Wilhelm  zu- 
rück, nachdem  er  einen  eid  geschworen,  nie  wider  gegen  die  Christen 
ziehen  zu  wollen,  und  erklärt  Wilhelm,  dass  er  gegen  ihn  keinen  hass 
mehr  trage.  Beim  abschied  widerholt  er  seinen  eid:  Ich  gelobe  Tervi- 
ganden  und  dar  nach  allen  goten  hdr^  daz  ich  nimtner  mer  den  uher- 
kir  getue  gein  der  cristenheü.  Tybalt  wirft  Malifer  noch  Undankbar- 
keit vor  und  soll  dafür  zu  hause  von  Terramer  bestraft  werden.  Da  mit 
tet  er  den  dannenker.  (220,  d,  10.)  Wilhelm  und  Kyburg  werden 
nun  von  ihren  freunden  verlassen  und  sollen  auf  erden  gut  bis  zu  ihrem 
tode  leben.  (222,  a.)  Malifer  geht  nach  Portypaliart,  Bennewart  aber 
begibt  sich  wider  in  sein  kloster:  Rennewart  nach  siner  bekerde  Lebte 
hie  üf  der  erde  Dri  iär  und  niht  niere.  Nach  des  suozen  gotes  lere 
In  das  paradys  er  fuor.  Ein  ritter  wert  mir  tiure  des  sumor,  Daz  er 
saehe  sine  stange  Vil  gröz  und  vil  lange  Und  ist  wol  fünf  Uafter  lanc. 
Sine  stete  diu  ist  äne  umnc.  Ich  weiz  niM  hö f scher s  mannes,  Er  ist 
genant  Johannes  Und  hiez  sin  vater  Diete.  Oot  uns  allen  daz  gebietcj 
So  wir  varn  die  hinnenvart,  Daz  wir  sclione  als  Refinewart  Von  gote 
werden  enp fangen.  ( — 222,  c,  49.) 

Als  nachtrag  folgt  der  tod  von  Wilhelms  vater  und  brüdern ,  wel- 
cher von  Wilhelm  und  Kyburg  schmerzlich  bedauert  wird.  ( — 224,  c.) 

(Von  Bennewarts  leztem  abschied  von  Wilhelm  bis  in  den  anfang 
des  Malifer  H  220,  d,  1 3  —  224,  c,  34  von  Fr.  Pfeiffer  im  Altdeutschen 
üebongsbuch  1864  aus  der  Wiener  handschrift  2670  veröffentlicht) 

Malifer.     224,  c,  7  —  256,  a,  2. 

Malifem  verdross  es,  dass  die  weit  so  gross  und  weit  wäre  und 
ihm  doch  nur  das  kleine  Portypaliart  gehörte.  So  beschloss  er  mit 
gottes  hilfe  zu  versuchen ,  ob  er  seinem  ahn  Terramer  das  reich ,  beson- 
ders Ninive  und  Baldag,  nehmen  könne,  wöbet  er  sich  zugleich  an 
Tybalt  rächen  wolte.  Trotz  ^freundlicher  abinahnung  der  herren  des 
landes  fährt  er  nur  mit  100  mann,  die  ihm  überall  hin  folgen  sol- 
len, davon,  fiber  Falfunde,  wo  sich  sein  oheim  Baldewein  ihm  gern 
anacUiesst,  nach  Baldag.  (226,  c,  9.)    Terramer  erschrickt  sehr  fiber 


138  KOHL 

sein  kommen,  und  da  er  meint,  Malifer  komme  besonders  Tybalts 
wegen,  so  sendet  er  boten  an  ihn,  um  ihm  einen  gütlichen  Yorgleich 
vorzuschlagen.  Vergebens.  Vor  den  toren  yon  Baldag  entbrent  nun 
der  kämpf,  in  welchem  Terramer  auf  seinen  enkel  trift  und  ihm  jezt 
alle  länder  anbietet.  Malifer  geht  darauf  ein ,  und  sie  verabreden  die 
Übergabe  auf  den  nächsten  tag,  nur  Tybalt  wird  vom  algemeinen  firie- 
den  ausgeschlossen.  Dieser  stiehlt  sich ,  rechtzeitig  benachrichtigt,  noch 
rasch  davon  auf  seine  ferne  bürg.  Als  andern  morgens  Malifer  mit 
Baldewein  in  Baldag  einzieht ,  wollen  Terramers  söhne ,  besonders  Matri- 
buleiz,  nicht  auf  das  erbe  verzichten,  weichen  aber  vor  Rennewarts 
Stange  rasch  aus  dem  saal.  Terramer  beruhigt  sie  draussen  und  ver- 
zichtet dann  auf  sämtliche  länder.  Malifer  bietet  Terramer  noch  ein- 
mal vergeblich  alles  gegen  die  taufe  an;  da  will  er  der  bessere  sein 
und  ihn  aller  lande  und  aller  guter  pflegen  lassen,  nur  so  dass  er  sie 
mit  ihm  geniesse;  übrigens  wolle  er  noch  manchen  könig  bezwingen, 
zunächst  den  von  Marroch.  Terramer  heisst  seine  ritter  in  vier  wochen 
auf  dem  plan  bei  Astareige  sich  versammeln;  Rennewart  aber  bricht, 
ohne  zu  warten ,  mit  Baldewein  und  denen ,  die  sich  hatten  taufen  las- 
sen, allein  auf.  (230,  a,  10.)  An  der  landesgrenze  wird  FaufEiserats 
boten  die  antwort:  „Die  länder  oder  taufe.**  Im  kämpfe  wird  Faa- 
faserat  von  Baldewein  niedergeschlagen  und  von  Malifer  aus  dem 
gefecht  getragen.  Nachdem  auch  seine  ritter  gefangen  sind,  gelobt  er 
die  taufe  und  verspricht  zur  zeit  bei  Astarate  sich  einzufinden.  (232, 
b,  10.)  Dort  aber  erklärt  er,  seine  länder  habe  sein  söhn,  und  bietet 
zur  entschädigung  seine  tochter  Bearosine.  Malifer  gibt  ihm  die  wähl : 
tod,  oder  Übergabe  der  länder,  oder  taufe.  Während  er  schwankt» 
kernt  sein  söhn  Gamalerot  hinzu.  Nach  langen  Verhandlungen  herüber 
und  hinüber,  innerhalb  deren  Malifer  mitteilt ,  dass  er  nach  der  stimme 
eines  engeis  Pentaselye,  die  herrin  Asiens,  aufsuchen  solle,  nimt  Gama- 
lerot die  taufe  und  erhält  nun  an  stelle  seines  vaters,  der  erst  mit 
Gamalerot  sich  taufen  lassen  will,  dann  aber  wider  zurücktritt,  alle 
länder  desselben.  Seinem  grossvater  erklärt  nun  Malifer ,  er  wolle  jext 
alles,  was  er  ihm  genommen,  ihm  widergeben,  nur  dürfe  er  nicht  den 
markis  Wilhelm  angreifen  und  nicht  Tybalt  in  seinem  lande  lassen. 
Die  tochter  Faufaserats  aber  will  er  als  gemahlin  seinem  oheim  Pasai- 
guweiss  geben,  wenn  jene  sich  taufen  lässt  und  dieser  erst  noch  sei* 
her  getauft  ist.  (237,  b.)  Dann  entlässt  Malifer  die  einzelnen  kfinigei 
und  auch  Baldewein.  Den  lezteren  beauftragt  er  erst  mit  der  räche 
gegen  Tybalt ,  gibt  aber  doch  auf  Gamalerots  bitten  seinen  hass  gegen 
den  vater  des  untertänigen  Emereiz  auf.  Mit  Faufaserat  und  Ghunar 
lerot  zieht  er  nach  Marroch ,  wo  Bearosine  gern  sich  taufen  lässt  and 


; 


i 


ZU   CLB.   TON  TÜlUlBDf   WILLBHALM  139 

mit  Passigaweiss  verheiratet  wird.  (239,  d.)    Endlich  zieht  der  liebes- 
kranke Malifer  selbst  in  begleitung  Gamalerots  nnd  noch  einiger  Christen 
nach  Asia.    Unterwegs  in  Eappadocien  stelt  sich  ihm  der  könig  Tha- 
kalaz  entgegen;  Qamalerot  vermittelt  den  frieden  dahin,  dass  Thakalaz, 
der  sich  nicht  taufen  lassen  will,   seine  länder  an  Malifer  abtritt,   der 
sie  ihm  wider  zn  leben  gibt.  (—  243,  b.)    Weiter  zieht  Malifer  in  das 
laiid  Jerichonte  des  königs  Befamareit.    Dessen  bürg  vipritil  Moraste 
oder   vipremote   raste  wird   von  zwei  greulichen  riesen  bewacht;    fSr 
Malifer  allein  lassen  sie  die  Zugbrücke  nieder  und  werden  nun  von  dem- 
selben erschlagen,  ebenso  wie  ihre  hinzukommenden  eitern,  von  denen 
namentlich  die  frau  Malifer  in  grosse  not  bringt.    Als  sie  dann  auf 
einen  schönen  plan  gelangen,  greift  sie  der  könig  Befamareit  an,   und 
wider  vermittelt  Gamalerot  den  frieden.  (248,  d.)    Von  Befamareit  lässt 
sich   Malifer  den  weg  zu  Pentesilie  zeigen.     Andern  morgens  findet 
Malifer  dieselbe  mit  500  Jungfrauen  an  einer  quelle  zwischen  blumen 
gelagert    Auf  Pentesilies  frage  stelt  sich  Malifer  als  den  vor,  den  der 
Chenib  hergeschickt  habe,   um  sie  zu  heiraten,   und  Pentesilie  eröf- 
net  ihm,   dass  ihr   der  cherub  auch  erschienen  sei;   nur  müsse  Mali- 
fer sein  beer  entlassen  und  mit  ihr  allein  fahren.    Statt  seine  gefähr- 
ten  zn  verlassen,   will  Malifer  lieber  auf  Pentesilie  verzichten.     Da 
drfickt  ihm  diese  so  stark  die  band,   dass  er  alle  ihre  wünsche  zu 
erfüllen  verspricht ,  und  lädt  ihn  nun  ein  zur  fahrt  nach  Ephesus ,  des- 
sen bischof  Johannes  Evangelista  gewesen,  wo  er  gut  empfangen  wer- 
den BoUe.    Nachdem  Malifer  alle   seine  leute  entlassen,    welche  noch 
Wilhelm  nnd  Eyburg  von  ihm  erzählen  sollen,   besteigt  er  mit  Pente- 
silie deren  schiff.    Unterwegs   erzählt  ihm  Pentesilie  von  ihrem  und 
der  andern  amazonen  wesen^  und  wie  ihre  stärke,  wenn  sie  weih  gewor- 
den, auf  ihn  übergehen  würde.     Im  hafen  festlich  empfangen,   reiten 
sie  nach  Ephesus,   gehen  zuerst  ins  münster,  dann  ins  schloss  und 
halten  dort  hochzeitsmahl   und  beilager.     Am   andern   morgen  nimt 
Malifer  die  huldigung  von  23  farsten  von  Gormirende  bis  Polonse  ent- 
gegen, ehe  diese  in  ihre  länder  abziehen.  (253,  a.)    Pentesilie  gebiert 
nach  gemessener  zeit  einen  starken  knaben,  der  10  ammen  braucht. 
Aof  seinem  rücken  findet  der  vater  nach  angäbe  des  engeis  den  namcn 
Johannes,  auf  den  er  ihn  taufen  lässt.     Malifer  und  Pentesilie  leben 
glüeklich,   bis  Johannes  gross  geworden  und  fremde  könige  ins  land 
fidlen.    Da  Johannes  die  stange  seines  vaters  leicht  schwingt,  darf  er 
nüt  ausziehen.    Vor  dem  starken  knaben  fliehen  die  beiden  ans  meer 
^d  in  ihre  schiffe.    Johannes  möchte  auf  weitere  taten  ausziehen,  lässt 
lieh  aber  von  seiner  mutter  auf  sein  30.  jähr  vertrösten.    Bald  darauf 
iliibt  Malifer  und  an»  gram  darüber  auch  sein  weih.     Wie  Johanne 


140  KOHL 

liach  im  getane^  —  Daz  tuot  mir  niht  diU  maere  hunt;  Da  von  Uue 
ich  69  tmgesagt.  (256,  a,  3.) 

(Bruchstücke:  Roth,  Bennewart  1856.  Nabbnrger  I  =  H  232, 
d ,  49  —  233,  c,  54 ;  mit  einleitung  und  nachtrag  aus  Mfinch.  G.  G.  231 ; 
Bl.  189b— 191  =  H  232,  c,  6  —  234,  b,  7.  —  Nabb.  11  und  HI  = 
H  237,  c  55  —  239,  b,  18;  mit  eiuleitung  uud  nachtrag  aus  Mflnch.  = 
H  237,  b,  34  —  239,  d,  40.  In  Nabb.  II,  112/113  fehlen  6  Zeilen;  in 
H  239,  d,  38/39  fehlen  8  zeilen.  —  Melzer,  Germ.  1871;  Dresdener  I 
An  der  vrowen  =  H  239,  a,  44  — b,  33;  II  Van  strite  =  H  242,  b, 
37  — d,  17.  Stat  FauÜEiserat  steht  nach  Roth  in  Münch.  und  Nabb. 
immer  Fansaserat,  nach  Melzer  in  Dresd.  Fausaserat) 

Mönch  Wilhelm.     256,  a,  4—  271,  a,  3;  schluss  bis  56. 

Nachdem  Wilhelm  und  Eyburg  in  treuer  liebe  grau  geworden, 
bittet  Eyburg  eines  tages  fussfäUig  ihren  gemahl  um  erlaubnis,  von 
der  weit  in  eine  klause  sich  zurückziehen  zu  dürfen;  sie  lebten  zu  gat 
und  üppig,  obwohl  ihnen  der  tod  nahe  sei.  Zuerst  hat  sie  gewährong 
ihrer  bitte,  ehe  sie  dieselbe  ausgesprochen,  im  voraus  verlangt  und  ist 
auf  Wilhelms  nein  in  ohnmacht  gefallen.  Auf  die  bitte  selbst  antwor- 
tet Wilhelm:  ich  weiz  wol,  daz  geschriben  stät:  wer  sm  i  zu  rtkte 
haty  dem  mac  diu  sele  baz  genesen,  danne  der  Jdüsencere  wesen.  Darauf 
erinnert  sie  ihn,  was  sie  früher  um  seinetwillen  getan,  und  sie  erzäh- 
len sich  gegenseitig,  wie  Eyburg  dereinst  aus  Orense,  wo  sie  Tybalts 
gemahlin  war,  ihm  einen  sperber  und  einen  brief  mit  der  versichernng« 
ihm  zu  liebe  ihren  glauben  ändern  zu  wollen,  geschickt,  wie  Wilhelm 
darauf  vor  Orense  gekommen  und  sich  von  Tybalt  habe  gefangen  neh- 
men lassen ;  wie  er  von  Eyburg  befreit  mit  einem  beere  zurückgekehrt 
sei  und ,  während  Tybalt  und  Terramer  in  Tagrabort  waren ,  Orense  mit 
dem  palast  Termis ,  dessen  tor  Eyburg  aufschloss ,  in  besitz  genommen 
habe.  (Diese  erzählung  abgedruckt  nach  der  Heid.,  Wolfenb.  u.  Eass. 
handschrift  von  H.  Suchier:  Über  die  quelle  29 — 32.)  Die  Unterredung 
endet  ohne  ergebnis.  Hinterher  aber  gibt  Wilhelm  seiner  gemahlin 
die  erlaubnis,  indem  er  zugleich  selbst  sich  von  der  weit  trennen  wilL 
Darauf  begibt  er  sich  mit  Eyburg  zu  der  bei  Fameruse  hergestelten 
klause;  Eyburg  gibt  ihm  noch  eine  seidene  leibbinde  von  ihren  h&nden 
gewirkt  und  mit  goldbuchstaben  gestickt,  dann  tritt  sie  ein  und  die 
klause  schliesst  sich.  (258,  b,  49.) 

Wilhelm  selbst  wante  sich  nach  Averne  in  die  stadt  Prides  mit 
dem  kloster  St.  Julian  und  bat  dort  um  aufnähme  als  mönch.  Der 
abt,  der  ihn  widererkante ,  nahm  ihn  an.  Wilhelm  legt  nun  seinen 
hämisch  ab,   der  aber  für  etwaige  fälle  aufgehoben  werden  soll,  wird 


zu  ULB.   VON   TÜBHEIlf   WILLEHALM  141 

geschoren ,  scUfipft  in  die  mönchskutte  und  lässt  sich  alles  nötige  leh- 
ren. Eensch  und  rein  lebt  er ,  oft  an  Eyburg  gedenkend  wie  diese  an 
ihn,  beide  sich  gegenseitig  in  ihr  gebet  einschliessend.  (259,  a,  40.) 
Nach  einem  jähr  macht  ihn  der  abt  zum  pfleger  der  herberge ,  entlässt 
ihn  aber  nach  einiger  zeit  wider  auf  sein  dringendes  bitten  von  diesem 
poaten  (259,  c,  82)  und  erneut  ihn  zum  klosterförster ,  als  welcher 
Wilhelm  die  holzdiebe  verjagt  und  vier  von  nennen  erschlägt,  nimt 
ihm  aber  auch  dies  amt,  das  Wilhelm  selber  zu  gut  vorkomt,  ab 
(260,  b,  24)  und  überträgt  ihm  auf  seinen  wünsch  eines,  was  sonst 
keinem  behagt,  die  aufeicht  über  die  hühner,  welche  Wilhelm  gewis- 
senhaft besorgt,  so  dass  auch  nicht  ein  ei  verloren  gieng.  (260,  c,  26.) 
Nach  acht  jähren  stirbt  Eyburg.  Auf  die  nachricht  davon  nimt 
Wilhelm  abschied  vom  abte,  indem  er  keinen  menschen  mehr  sehen 
und  sich  von  nichts  näbren  will,  als  was  ihm  gott  selbst  bescheren 
würde,  und  wandert  allein  davon,  ohne  ziel,  bis  ihn  gott  in  emem 
grossen  walde  halt  machen  lässt.  Aus  rinde  erbaut  er  sich  eine  hütte 
and  lebt  ganz  im  gebet;  für  seine  nahrung  sorgt  gott,  indem  täglich 
vor  der  none  ein  tischtuch  mit  essen  sich  vor  ihm  ausbreitet,  welches, 
nachdem  er  gegessen,  wider  verschwindet.  So  lebt  er  fünf  jähre;  statt 
der  zerrissenen  kleider  hat  er  birkenrinde  an  den  leib  gelegt ,  und  bart 
und  haar  sind  ihm  lang  gewachsen  und  schneeweiss  geworden.  Sein 
einziges  leid  ist,  dass  Eyburg  nicht  mehr  lebt  (261,  b,  31.) 

ünterdess  war  Terramers  söhn  Matribuleiz  in  das  land  des  königs 
Loys  eingefiillen  und  belagerte  diesen  zu  Paris.  Da  sendet  der  leztere 
tausend  boten  nach  Wilhelm  aus ,  je  mit  einem  kurzen  brief ,  dass  Wil- 
helm dem  glauben  zu  hilfe  kommen  möchte.  Einer  derselben  wird  von 
frau  Seide  in  den  wald  Wilhelms  gefuhrt,  dass  er  diesem  begegnet. 
Tor  schreck  über  den  verwilderten  greis  f&lt  er  in  Ohnmacht,  während 
dessen  Wilhelm  den  brief  liest  Wider  zu  sich  gekommen  muss  er 
Wilhelm  das  nähere  erzählen  und  wird  in  dessen  hütte  gef&hrt,  wo 
spdse  und  trank  f&r  zwei  leute  erscheinen.  Nachdem  der  Garzun  mit 
dem  grafen  ans  einem  gefäss  sich  zugelangt,  schläft  er  ein.  Dem  gra- 
fen  gibt  in  der  nacht  ein  engel  befehl,  dem  könig  zu  hilfe  zu  ziehen. 
Andern  morgens,  da  er  aufbricht,  WühaJm  hunde  des  nikt  län  Swo 
er  ein  umkrid  sack  stän,  dag  er  hete  getreten  nider^  das  rihtet  er 
wider.  Swo  er  danne  ein  hrüt  ersach,  dem  man  guoter  arte 
\,  dag  lieg  er  Ugen^  ais  eg  lac.  Aus  dem  wald  gekommen  schickt 
Wilhelm  dtti  boten  voraus  nach  kleidem  und  seinem  ross  Yolatine, 
welches  der  könig,  wie  er  hoft,  gut  genährt  habe.  Am  hofe  ist  alles 
erfreut  dnrch  die  nachricht  des  knechtes ,  und  der  könig  entlässt  gleich 
die  bei  ihm  weilenden  gesanten  der  beiden,  erlaubt  jedoch  einem,  dass 


Ii2  KOHT. 

er  mit  ihm  reite,  mn  den  berühmten  markgrafen  an  seiner  seite  zn 
sehen.  Wilhelm  legt  die  durch  den  boten  zugesendeten  kleider ,  darun- 
ter rote  scharlachhosen ,  an ,  erhält  sein  schwort  Tschoiuse  und  besteigt 
sein  altes,  aber  noch  frisches  ross.  Nun  fuhrt  ihn  der  könig  im 
triumph  nach  Paris.  Matribuleiz  aber  erschrickt  über  die  nachricht 
seiner  gesanten  so ,  dass  er  mit  dem  ganzen  beer  nachts  das  feld  räumt 
und  über  das  roeer  zurückfährt.  (264,  a,  7.)  Wilhelm  erffihrt  dies  noch 
in  der  nacht  durch  einen  engel,  der  ihm  zugleich  zurufk:  Du  soU  von 
hinn&n  keren.  —  Nähen  In  MutUpasüiere  ein  veste  under  einem  gebirge 
lU,  da  sott  du  dines  Uhens  zU,  dag  wiezey  bliben  gar.  Qot  der  nimei 
din  da  war.  Ein  Moster  du  da  machen  solt  Darumibe  g/U  er  dir 
den  solt,  dae  din  sele  ist  genesen.  Am  morgen  führt  er  den  könig  auf 
das  von  den  feinden  geräumte  feld  und  teilt  ihm  auf  seine  fr^e  nach 
dem  verfahren  mit  den  kräutern  mit:  Herre,  ich  tet  ejs  in  der  uis: 
Der  liep  unedel  Hute  hat  und  die  eddn  varen  lät,  dahin  hon  ick  er 
gemezzen.  Ir  enwert  niht  hesezzen,  hetet  ir  die  eddn  behalten,  die 
unedeln  hintan  geschalten  ^  so  kundez  niht  geschehen  sin.  Der  könig 
will  sich  danach  richten  und  veranlasst  Wilhelm  noch  über  Paris  erst 
mit  nach  Eurtonoyse  zur  königin  zu  reiten.  Nachdem  Wilhelm  Schwe- 
ster und  Schwager  an  ihr  seelenhoil  gemahnt,  nimt  er  abschied.  (265, 
a,  40.)  Als  Wilhelm  durch  Muntpasiliere  komt,  wird  er  angegaft 
und  verhöhnt.  Von  dem  vermittelnden  richter  hört  er,  dass  von  hier 
eben  erst  ein  riese  mit  einer  stange  nach  Paris  gegen  könig  Loys 
gezogen  sei,  in  der  meinung  die  beiden  dort  noch  zu  finden,  und  rei- 
tet demselben  sogleich  nach. 

Eins  tcyes  fuogte  ez  sich  so      Do  sie  quämen  zuo  sant  Cid 
Daz  was  umb  einen  mitten  tac      Der  rise  släfende  lac, 
Bi  einem  brunnen  daz  geschach.     Der  marMs  hin  zin  aUen  sprach, 
Do  sie  in  ligen  sähen:      „luwer  keiner  sol  dar  gähen. 
Ich  unl  in  üf  wecken  y      Da  mit  iuh  niht  erschrecken.^' 
Den  ganzer  lügende  nie  verdröz.      Der  was  gar  gewcefens  bloz 
und  vorhte  niht  doch  den  tot;      Sin  schiU  daz  was  sin  mantd  rot. 
Nu  gienc  evy  da  der  rise  lac      Unde  süezes  slafes  pflac 
Er  sprach:  „Ir  müezet  wachen.      Ich  unl  dem  lande  machen 
Einen  friden^  ob  ich  inac.^'      Der  rise  üz  detn  släfe  erschrac. 
An  den  markis  er  spranc.      Mit  siner  Stangen  vil  lanc 
Vaste  er  nach  im  swancte.      Den  siegen  er  entwände, 
Swie  maneger  iäre  er  pflaege.      Er  was  doch  snel  und  niht  traege; 
Daa  half  im,  daz  er  genas.      Ein  wunder  ez  an  im  was, 
Dd  er  in  släfende  vant      Daz  in  ertöte  niht  sin  hant. 
Einen  stoz  im  der  rise  sticz,      Der  stoz  wiUehalmen  hiez, 


Zu  ULB.  VON  tOrhbim  willkhalm  143 

Das  er  sieh  regele  deste  bog.      Einen  skic  er  dem  risen  maz. 
Abe  den  arm  er  im  sluoc,      Da  er  die  Stangen  inne  truoc. 
Do  im  empfiel  diu  stange      Diu  groze  und  diu  lange, 
Do  warp  er  in  manige  unSy       Wie  er  ergriffe  den  marMs. 
Des  wart  der  marMs  gewar       Und  lief  an  in  so  vaste  da/r, 
Das  er  durch  den  risen  stach.      Der  risc  iaemerlichen  sprach: 
„OwS  immer  und  owe      Ich  vil  armer  Ysare, 
Diu  ich  muoz  des  todes  wesen       Und  dü^  vor  mir  bist  genesen. 
Mine  gote  sint  des  geschant      Malmet  unde  Tervigant, 
Und  wendei  an  sie  Anen  spot      Der  ist  genant  der  cristen  got.'^ 
Da  mite  der  rise  gesweiCj       Wan  er  tot  üf  die  erden  seic. 
Hinzn  komt  Loys,   der  davon  gehört,  und   lässt  den  riesenleichnam 
nach  Paris  schaffen,  dort  ausstellen  und  dann  begraben.    Wilhelm  geht 
auch  noch  einmal  mit  nach  Paris ,  begehrt  aber  dann  urlaub ,  lässt  sein 
pferd  zurück,  tauscht  beim  abt  von  St.  German  sein  buntes  kleid  gegen 
eine  mönchskappe  um  und  zieht  zu  aller  leid  davon.  (266,  c,  9.)    Als 
nun  der  graf  an  die  rechte  statt  gekommen,  räumte  er  eine  stelle  auf 
und  baute  eine  hütte,  indem  ihm  gott  seine  nahrung  sante.    Dorthin 
schickt  ihm  der  könig  und  die  königin  arbeitsleute  und  reiche  speise. 
Wilhelm  bittet  dagegen  um  zwei  priester  für  plötzliches  eintreten  des 
todes  und  lehnt  alle  speise  ausser  der  notwendigsten  ab.    Um  die  wette 
baut  der  graf  mit  den  arbeitern  an  einer  zelle.    Für  dieselbe  wolte  er 
auch  eine  brücke  über  das  wasser  bauen  und  trug  viel  steine  dahin. 
Aber  dreimal  bricht  sie  der  teufel  heimlich  nieder.    Da  passt  Wilhelm 
aofl  (267,  a,  1.)    Eines  äbetids  harte  späte, 
Do  quam  der  tiufd  aber  dar       Und  was  als  ein  man  gevar 
Und  weide  aber  die  brücke  brechen.     „Minen  schaden  sol  ich  rechen,^^ 
Der  markis  zomRchen  sprach.      ,jBist  düz ,  der  die  brücken  brach, 
8am  mir  des  WiUehdmes  bart      So  muoz  gerouwen  dich  die  vart. 
Du  muost  in  dem  plüme  baden ^      Da  mit  gelten  mir  den  schaden" 
Bi  dem  häre  nam  er  in       Und  warf  in  in  daz  wazzer  hin. 
WttUhdm  m  schade  müete.      Der  tiufd  so  ItUe  lüete. 
Da  von  der  piüm  so  harte      Er  sehr  ac ,  daz  er  sich  karte 
In  eine  swarze  vairwe  gar.      Swelch  man  ie  ist  komen  dar^ 
Der  weis  wol^  das  ich  hon  geseit,      daz  ez  ist  die  wärheii. 
Darnach  liess  er  schnell  eine  kapeile  zu  ehren  der  reinen  magd  errich- 
ten.   Nach  deren  beendigung  lässt  er  sie   durch  den  bischof  Gristan 
von  Moigolonie  weihen   und    beredet  lezteren,    auch  ohne   besondere 
erlaubnis  des  pabstes  die  kappe  zu  nehmen  und  bei  ihm  zu  bleiben. 
Die  beiden  freunde  arbeiten  nun  mit  ihren  werkleuten  ruhig  am  baue 
fort  (267,  c,  46.) 


144  KOHL 

Einst  weist  ihn  im  schlafe  die  heilige  Maria  an,  die  gebeiue 
Kyburgs  zu  holen.  Zu  fuss  zieht  er  mit  seinem  frennd  nach  Tennis 
und  gräbt  heimlich  die  gebeine  aus.  unterwegs  strömen  aber  doch  die 
leute  hinzu,  und  ein  blindes  kind  erhält  durch  wasser,  das  über  das 
gebein  gegossen  wird,  sein  gesiebt  wider.  In  der  kapelle  wird  dann 
Kyburg  im  marmorsarg  beigesezt,  wo  sie  noch  manches  wunder  wirkt 
(268,  b,  56.)  Das  stift  wird  von  der  königin  Alyse  (zum  ersten  mal 
dieser  name!)  und  von  könig  Loys  so  reich  bedacht,  dass  Wilhelm 
mehr  mönche  hinkommen  lässt  und  seinen  freund  Cristan  als  abt  ein- 
sezt.  Er  selbst  singt  besonders  Vigilien  an  Kyburgs  grab.  (268,  d,  2.) 
Eines  leides  maere  er  vemam ,  Daz  vol  trüric  wart  sin  muot;  Man  nam 
dem  doster  sin  guot  Das  geschah  öfters.  Als  wider  eines  tages  fische, 
wein  und  brot  genommen  waren  und  die  mönche  klagten,  dass  sie 
hunger  litten,  trat  Wilhelm  vor  den  abt:  j^Meister  han  iuch  des  gezemen^ 
Dae  ir  mir  daz  erloübent,  Die  uns  so  vaste  roübent,  Ob  ich  sie  des 
muge  erbiten,  Daz  ez  si  von  in  vermiten,"  Sprach  Wülehalm  vil 
schone.  „Oot  sin  iu  immer  lone^"  Sprach  der  appet,  „ob  ir  es  tuot ; 
Ir  suU  niht  toeren  kein  guot,  Niht  wan  iuwer  niderwat ;  Ir  ^  geschantj 
ob  ir  die  lät,"  „Bruoder  wil  sie  ieman  ziehen  abe,  SU  ich  iutcem 
urloup  habe,  Daz  nidercleit  ich  weren  unl,  Ir  si  lutzel  odervü/*  „Nu 
tuot  j  als  iuch  got  geuAse"  So  entlässt  der  abt  Wilhelm  nach  dem  meere, 
bewafhet  nur  mit  einer  kleinen  krücke.  Auf  dem  rfickweg  überfallen 
ihn  die  räuber.  Die  speise  gibt  er,  wenn  auch  mismutig;  die  kleider 
willig.  Als  ihm  aber  einer  höhnend  seine  seidene  und  goldene  leibbinde 
nehmen  will,  erklärt  er,  das  müsse  er  nach  des  abts  gebot  mit  schla- 
gen wehren;  Gein  gote  er  innecUchen  rief.  Zu  einem  midde  er  dd  lief 
tmd  zucte  üz  im  einen  buoc,  damit  er  sie  alle  sltwc,  daz  sie  da  lagen 
tot.  Nun  klagt  er  nicht  um  die  toten,  sondern  nur  um  das  tier,  und 
nach  gebet  zu  gott  stöst  er  das  bein  dem  maultier  wider  ein,  dass  es 
aufstand  und  weiter  gieng.  Herzlich  wird  Wilhelm  von  den  mönchen 
und  dem  abt  begrüsst  und  erhält  von  lezterem  auch  ohne  weiteres 
ablass.  Dem  doster  nimmer  nur  gcschach  Kein  schade  nach  hdn  swaere 
Von  keinem  roubacre.  (269,  a,  40.) 

Nach  sechs  jähren  stirbt  die  königin ,  und  ihr  leichnam  wird  von 
Loys  zum  kloster  Wilhelms  gebracht  und  dort  in  einem  marmorsaig 
neben  Kyburg  beigesezt.  Loys  nimt  fQr  immer  von  Wilhelm  abschied, 
mit  dem  wünsch,  dereinst  an  Alysens  Seite  begraben  zu  werden.  (269, 
d,  56.) 

Seitdem  wurde  Wilhelm  nicht  wider  gesund.  Eifrig  fastete  und 
betete  er.  Nun  pflegte  er  täglich  einen  Spaziergang  zu  machen;  als  er 
von  diesem  eines  abends  erst  spät  heimkehrte,  gieug  er  einen  schmalen 


Zu   ULR.   VON  TÜBHEIM  WILLEHALM  145 

steg  und  wäre  beim  ausgleiten  gefallen,  wenn  er  nicht  einen  stein 
ergriffen  (=  in  den  felsen  gegriffen)  hätte.  Diu  gotes  gnade  an  im 
erschein :  er  greif  rehte  in  den  stein ,  sam  ez  waere  ein  wahs  geberi,  — 
GW  iet  zeichen  vü  durch  in.  Fünf  jähre  lebte  er  noch,  da  trat,  wie 
eine  stimme  ihm  kund  tat,  der  tod  an  ihn  heran.  Die  seele  wird  von 
einem  engel  ins  paradies  geführt,  die  leiche  ins  münster  gebracht.  Der 
markis  Wilhelm  hat  seitdem  manchem  litter,  der  ihn  treu  geehrt  hat, 
geholfen. 

(271,  a,  4.)     Swer  sine  hystorien  ie  gdaSy 
Der  weiz  wcH,  daz  den  reinen      Kunde  got  so  meinen, 
Daz  er  manic  zeichen  tet  durch  in.      Sol  daz  sagen  gar  min  sin, 
So  wurde  daz  buch  gar  zu  lanc.      Den  zwein  vil  wol  getane  10 

Zu  der  sde  dort,  zu  dem,  libe  hie.      Got  manne  baz  gelernte  nie, 
Denne  er  im  hat  getan.      Sin  Iqp  niht  hoher  mac  gegan. 
Er  iety  waz  dem  prise  zum.       Von  Eschenbach  her  Wolfram 
Und  ich  von  Turkeim  Ulrich      Han  sin  warez  lop  vü  rieh 
Mit  Worten  geseit  so  vüj      Daz  ez  mizzet  für  daz  zil,  20 

Der  maniger  bi  im  lebte       Und  ir  pris  vü  hoher  swebte. 
Wie  künde  im  gelingen  baz,       Wan  daz  er  daz  paradis  besaz 
Mit  furstenlichen  eren?      Got  muzze  uns  aZfe  leren, 
DoB  wir  sine  htdde  gewinnen ,      E  wir  scheiden  von  hinnen. 
Des  hdf  uns  sand  willehaim       Und  erhöre  minen  galm  30 

VfiA  erkenne  die  arbeit,      Die  ich  han  an  ditz  buch  geleit 
Dir  zu  dienste  herre  min.      Nu  tu  mir  dine  hilfe  schin 
Das  mine  sele  werde  rat.      Daz  ich  bin  sin  hant  getat, 
D(u  sol  sin  gute  erkennen       Und  mich  dahin  benennen, 
A>  wanent  die  da  sint  genesen,      Und  daz  ich  bi  in  muzze  wesen,  40 
So  sie  der  enget  wise      Hin  zu  dem  paradyse. 
Bes  hüf  mir  reiner  markis ;      Sit  du  so  liep  gote  sis, 
Iks  ruche  mich  geniezzen  lan,      Da  ich  pfant  noch  bürgen  han. 
IBe  hat  ditz  buch  ein  ende.      Ditz  buch  zu  boten  ich  sende 
Ai  sie^  die  ez  hören  oder  lesen,      Daz  si^  mir  bitende  wesen  50 

Der  sele  heiles  hin  zu  gote.  So  mir  kumt  des  todes  böte, 
Äw  sine  gute  des  gezeme,  Daz  er  mich  in  sin  riche  neme. 
^  gemachet  hat  adamen ,  Der  geruche  uns  geben  sin  Amen,  56 
(Die  lezten  10  verse  von  Docen  1807  in  Aretins  Beiträgen  aus  der 
Münchener  hs.  231  abgedruckt,  von  Roth  1856,  B.  s.  405,  nach  der 
Heidelb.  mit  den  sechs  zeilen  einschub  aus  der  Wolfenbüttler.  —  In 
H  ohne  interpnnction.  49  M  An  dy;  50  M  winschende;  52  M  kume; 
^3  U  fehlt  güete;  54  M  fehlt  er;  56  M  ruche.) 

mtOBB.  F.  DSUTBOBB  PHIIiOLOOIB.     BD.   XIU.  lO 


146  KOHL 

Über  die  quellen  des  ersten  teiles. 

K.  Lachmanns  wünsch,  dass  für  Wolframs  Willehalm  das  fran- 
zösische original  sicher  nachgewiesen  werden  möchte  (Wolfram  XXTTX), 
wurde  erfolt  von  A.  Jonckbloet  und  H.  Suchier ,  welche  dargetan  haben, 
dass  aus  dem  kreise  der  chansons  de  geste  von  Guillaume  d*Orange 
Wolfram  nur  die  bataille  d* Aliscans  kante  und  als  vorläge  benazte.' 
Auch  von  der  schlacht  bei  Alischans,  der  anerkant  ältesten  und  wich- 
tigsten brauche  des  ganzen  Wilhelmcyclus,  ist  das  lezte  viertel,  in 
welchem  besonders  Bennewarts  taten  und  erlebnisse  bis  zu  seiner  Ver- 
heiratung mit  der  tochter  des  königs  Ludwig  dargestelt  werden,  von 
Wolfram  unbearbeitet  geblieben.  Diesen  teil  nun,  schon  von  französi- 
schen bearbeitern  als  besondere  brauche  Benoart  hingestelt,'  hat  Ulrich 
von  Türheim  bei  seiner  fortsetzung  zunächst  bearbeitet,  und  es  ent- 
spricht demselben  der  anfang  des  voranstehenden  auszugs. 

Da  Guessard  die  von  Jonckbloet  gebrauchten  handschrifkenbezeich- 
nungen  gar  nicht  angibt  und  die  bearbeiter  des  Wilhelmcyclus  vor  ihm 
ihre  handschriften  nach  den  alten  katalogsnummern  eitleren,  gebe  ich 
hier  Guessards  tafel  mit  den  notizen  über  die  Vorgänger ,  um  nicht  spä- 
ter die  zahlen  immer  widerholen  zu  müssen: 

Guessard 

a  =  Arsenal.  B.  1.  185.  XII/XITT  s.  =  Ar  Jonckbl.;  Hofmann;  Paris, 
b  =  B.  L  fr.  1449,  olim  7535  **;  XIII  s. 

C  =        „         774,  olim  7186^;  XIII  s.  =  A  Jonckbl.;  Hofmann;  Paris. 
d  =        „       2494 ,  olim  8202 ;  XIH  s.  Paris. 

e  =        „       1448,  olim  7535;  XHI  s.  Paris. 

f  =  Boulogne.  geschrieben  1295.  Mone  und  Hofinann. 

ceux  que  nous  avons  cru  pouvoir  n^gliger 

I  =  B.  L  fr.  368,  olim  6985;  XIV  s.  =  B  Jonckbl;  Hofmann;  Paris. 
II  =      „    24369,  olim  La  Valliöre  23.  XIV  s.  =  V  Jonckbl;  Paris. 

Die  bataille  d'Aliscans  ist  herausgegeben  von  A.  Jonckbloet  in: 
Guillaume  d'Orange  1854  nach  der  Pariser  handschrift  A  (XHI  s.)  mit 
den  ergänzungen  und  Varianten  von  B  (XIH  oder  XTV  s.),  von  der  ver- 
mittelnden handschrift  Y  (XIV  s.),  und  von  der  nach  G.  Hofmanns  Vor- 
gang schon  von  ihm  am  höchsten  gehaltenen  Arsenalhandschrift  Ar, 
(nach  Gautier  ende  XH  oder  Anfang  XIII  s. ,  nach  Guessard  an&ng 
XTTT  8.);  und  abermals  von  F.  Guessard:  Les  anciens  poStes  de  la 
France  X.  1870  nach  Ar,  bei  ihm  a,  mit  ergänzungen  einer  verwanten  b 
(XIH  s.)  und  einigen  wenigen  Varianten  von  vier  andern,  unter  denen 
c  s=  A  Jonckbloets  ist,  während  er  B  und  Y  geglaubt  hat  bei  seile 
lassen    zu   dürfen.     In  heutige   französische   prosa   ist  sie    fibersest 


zu  UXA.  VON  TÜBHEDf   WILLEHALU  147 

von  A.  Jonckbloet  in  G.  d*Or.  mise  en  nouveau  langage  1867;  das  ende 
der  eigentlichen  scfalacht  unvolständig.    Auszüge  haben  gegeben  Paulin 
Paris:  Les  manuscrits  fr.  m  1840,  nur  notizenartig  nach  B,  undHist. 
lii  XXII  1852  nach  B,  d  und  e;  nach  Ar  und  b  sehr  genau  Guessard 
in  der  einleitung  seiner  ausgäbe,  und  auch  nach  Ar  meist  L.  Gautier 
in:    Les  ^pop^es  fran^aises  III  1868  (XX.  Analyse  d'Aliscaus)  zugleich 
mit  vergleichung  von  Wolframs   bearbeitung;    lezteres   ausführlicher: 
L.  Claras  in  Herzog  Wilhelm  von  Aquitanien  1865  und  besonders  San 
Marie:    Über  Wolframs  Wilhelm  1871  nach  dem  gemischten  Jonck- 
bloetschen   texte.     Die   volstäudigste  behandluug   der   bat.   d'Aliscaus 
findet  sich  in  dem  vielumfassenden  und  sorgföltigen  buche  von  Gautier. 
Die  zwei  recensionen  Ar  und  A  unterscheiden  sich  zunächst  hin- 
sichtlich der  spräche,   der  Orthographie  und  der  metrik;   in  lezterer 
beziehong  schliessen  die  tiraden  von  Ar  mit  einem  kürzeren,  weiblichen, 
also  reimlosen  vers,  und  dies  hat  zum  teil  nach  Hofmanns  Vorgang 
Jonckbloet  als  zeichen  des  alters  für  die  ursprünglich  gesungenen  brau- 
chen hingestelt,   während  die  andere  Überlieferung,   und  nach  Gautier 
sämtliche  handschriften  in  Frankreich,  den  schlussvers  mit  der  tirade 
ausgleichen  oder  weglassend    Was  sodann  die  unterschiede  der  dar- 
stellung  in  dem  ende  der  bataille  betrift,  so  scheinen  b,  d,  e,  f  ganz 
mit  Ar  zu  stimmen,  teilweise  auch  B.    Es  enthält  nämlich  Ar  in  die- 
sem teile  mehrfach  hinweise  auf  die  spätere  geschichte  und  die  nach- 
folgenden gesänge,  Verheiratung,  kämpf  mit  Loquifer  u.  a.  7810  —  34; 
7854—57,  8147  —  52,  8339  —  46,  8439  —  50  (Guessard),  zum  teil  mit 
besonderer  versicherang  oder  aufforderung  der  Jongleurs :  Huimais  orrös 
•com  Bainouard  oder  Bone  chanfon  oder  Se  or  vous  piaist  le  cunchon 
escouter,  si  faites  pais,  laissi^s  la  noise  ester.    Dagegen  A  hat  nur 
7603—11  (Jonckbl.),  (wol  auch  B,  ob  V?)    einen  hin  weis  auf  Alise 
und  Porpaillart,  eine  sofort  folgende  erzählung;  B  am  schluss  des  gan- 
zen noch  eine  ausführliche  tirade  über  die  hochzeitsnacht  mit  ankün- 
dignng  von  Maillefers  gehurt  (auch  e  fol.  165  porce  qu*ä,  fer  fu  de  mere 
getez,  fu  en  baptesme  MaiUefer  apell^s.  P),  von  Alisens  und  Rennewarts 
tod,  B's  kämpf  mit  Loquifer  und  Isembart  und  Maillefers  Schicksalen. 
Zweitens  ist  in  Ar,  und  in  der  lückenfüUung  sicher  in  b  und  B  das 
komischborleske  wesen  Bennewarts  durchgeführt,   welcher   nie   seinen 
Isngen  küchendienst  verleugnen  kann.    Nach  b  und  B  mag  er  nicht 
Iftoger  als  ribaut  ä  pi6  trotant  gehöhnt  werden  und  sezt  sich  daher  auf 
des  erschlagenen  Crucados   pferd,   aber  —   das   reiten  war  er  nicht 
gewohnt,  besser  den  rauch  der  küche  —    verkehrt,  sodass  er  rutscht, 
ndi  am  schwänz  anklammert  und  endlich  zu  boden  fält ,  worauf  er  in 
heftigem  zorn  das  edle,  afrikanische  ross  mit  zwei  faustschlägen  zu 

10  ♦ 


148  Koni. 

boden  streckt  (G.  6140 — 6180);  und  von  Walegrape  und  Grishart  wirrrrd 
er  zuerst  als  koch  verhöhnt,  und  Haucebier  will  mit  dem  armselig^^^ii 
fussknechte  in  dem  bettelkleide  gar  keinen  kämpf  eingehen,  sondern  sic=3l] 
nur  den  grafen  Wilhelm  zeigen  lassen.  Da  ihm  nach  der  versöhnun"  _  _ig 
mit  Wilhelm  und  als  bruder  Eyburgs  besondere  ehre  erwiesen  werda^p^n 
soll  und  ihm  an  der  fürstlichen  tafel  in  Orange  die  speisen  zue]=a^t 
gereicht  werden,  wünscht  er  sich  in  die  küche,   wo  er  sonst  das  feu-^^er 

geschürt  (G.  7806  —  9;  7835 --72  doppelt).    Als  Wilhelm  beider  ar if- 

forderung  zur   taufe   ein    kurzes  glaubensbekentnis   hersagt,    erwid^BBrt 

Rennewart:  der  graf  verstehe  so  gut  zu  predigen,  dass  er  eigentli ch 

mönchskutt«   und  tonsur  haben   und  ins  kloster  gehen  müsse,   wo        er 
weisse  erbsen  mit  speck  und  käse  essen  könne ,  imd  es  entsteht  darül   ~neT 
grosses  gelächter  unter  den  rittem  „  bon  jogleor  avon "  (7884  —  7^    -04 
G.).    Dagegen  ist  auch  in  A  und  V  (B?)  stehen  geblieben  „Pran^^ois 
Toirent,  si  en  ont  ris  azzez"  nach  der  antwort,   mit  der  er  zuerst  «i3ie 
quintaine  ablehnt  (8050  —  60  G) ;   hier  antwortet  er  nichts  weiter ,  ^als 
dass  es  eine  grosse  schände  wäre,  wenn  er  seine  stösse  an  einer  qu:Kn- 
taine  beweisen  solle,  während  er  sie  an  Sarazenen  gern  zeigen  woB-J^- 
Bei  der  taufe  schliesslich  halten  ihn  zehn  personen,   aber  schwer  w^^"!« 
zwei  Scheffel  körn  fält  er  in  die  gefülte  marmorwanne,  dass  er  was^^^ 
übergenug  schluckt,  und  grob  sezt  er  den  erzbischof,  der  ihn  auch  rraciit 
gehalten,  zur  rede,  dass  er  geschlafen  habc.^    Nächst  dieser  versclB-i^" 
denen  algemeinen  darstellungsweise  finden  sich  vier  unterschiede ,  wel^^l^^ 
einzelne  tatsachen  betrefi'cu.    Im  Schlüsse   des  kampfes  bis  zur  abfEu^ftiTt 
Desramez,  wo  sowol  Ar  als  auch  A  eine  grosse,  aber  ungleiche  lü. 
zeigen,  werden  Rennewarts  taten  teils  in  grösserer,    teils  in  mind» 
zahl  und  in  verschiedener  reihenfolge  erzählt,  so  dass  Ar,  b,  d,  e  ^     '^ 
B  zusammen  zu  stimmen  scheinen  und  andererseits  A  und  V.    SpSfc^t^^ 
als  Kyburg Rennewart  versöhnt,  gibt  sich  nach  Ar  Rennewart  sogl^i^^ 
schon  auf  dem  Schlachtfeld  zu  erkennen  und  lässt  sich  in  Orange    -^on 
Wilhelm   zur  taufe  bestimmen.    Nach  A,  B,  V  gibt  sich  Renne)^"^^ 
noch  nicht  bei  der  Versöhnung  zu  erkennen,    sondern  erst  später  m^^^^^ 
der  tafel,  und  zwar  auf  die  frage  Kyburgs  nach  seinem  vater.    A."«*^" 
fragt  dann  in  A  Kyburg  sogleich,   ob  er  getauft  sei,   und  weint,       ^^ 
sie  ein  nein  hört,  worauf  Wilhelm  eine  taufwanne  bringen  lässt.  ITä-^" 
V  fragt  Wilhelm  Rennewart ,  ob  er  sich  nicht  taufen  lassen  wolle,   n^^ 
erhält  zur  antwort:  „Ja,  ich  habe  es  schon  lange  gewünscht."    Bei  ^^^ 
erklänmg  erzählt  Rennewart  in  V  seine  entführungsgeschichte.     Nä^^" 
Rennewarts  ritterschlag  kehrt  Baudus  zurück  und  lässt  sich  taufen;  di^^ 
stück  ist  in  B  kürzer  als  in  Ar  dargestelt  und  fehlt  gänzlich  in  A  am  ^ 
nach  Jonckbloets  schweigen  auch  in  Y.    Als  schluss  des  ganzen  gibt 


Zu  TJLB.   VON   TÜRHBUf   WILLEHALM  149 

3wart8  heirat  und  beschenkung  durch  Wilhelm  mit  Tortolose  mid 
illart,  B  hat  den  oben  angeführten  jongleurschlus8 ;  Y  erzählt 
wie  Ar  Heimrichs  und  der  andern  ritter  abschied,  Wilhelms  klage 
riviens,  sowie  den  von  ihm  auf  Kyburgs  rat  unternommenen 
aufbau  von  Orange.    Endlich  weichen  im  einzelnen  die  verschie- 

bearbeitungen  darin  ab,  dass  gelegentlich,  namentlich  bei 
reibungen,  ein  oder  mehrere  verse  teils  in  Ar,  teils  in  A,  Y  und 
lÜich  B  ausgelassen  sind,  oder  auch  zugesezt. 
Welche  recension  enthielt  nun  das  buch  Otto  des  Bogeners  aus 
)urg,  welches  dieser  aus  St.  Denis  brachte,  und  nach  welchem 
i  von  Türheim  (H  154,  a)  seine  fortsetzung  dichtete? 
Die  sprachlichen  und  metrischen  unterschiede  der  französischen 
ßhriften  sind  für  die  deutsche  bearbeitung  unwesentlich,  und  die 
^phie  der  namen  gibt  keinen  sichern  schluss.^  Was  die  beiden 
ten  unterschiede  betrift,  so  finden  sich  bei  Türheim  nicht  die  hin- 
auf die  spätere  zeit  wie  in  Ar ;  nur  bei  den  vom  Schauplatz  abtre- 
1  personen  wie,  vorläufig  wenigstens^  Bälde  wein  und  später  Panta- 
rird  etwas  von  ihrem  späteren  leben  gesagt,  und  bei  Ortswechsel  in 
'Zählung  kurz  angegeben,  von  wem  nun  gesprochen  werden  soll, 
9m  tode  Alisens  länger  auf  das  traurige  ereignis  vorbereitet;  ein 
iter  schluss  gegen  Ar  lässt  sich  daraus  nicht  ziehen.  Auch  die 
chen  stellen  fehlen  bei  Türbeim,  wenigstens  in  dem  ersten  teile, 
n   einfacher  weise  wird  Kennewarts   tumpheit  geschildert,   dass 

der  wehrhaftmachung  zuerst  den  heim  wider  zurückgeben  will 
icht  weiss,  ob  er  den  schild  vor  dem  besteigen  des  pferdes  neh- 
3oll  oder  erst  im  sattel.  Allein  ein  bestimter  schluss  lässt  sich 
daraus  nicht  gegen  Ar  ziehen;  denn  Ulrich  konte  ja  seinem  eignen 
nack  gemäss  jene  stellen  weglassen  oder  verändern,  zumal  weil  er 
abei  in  Übereinstimmung  mit  seinem  deutscheu  vorbild  Wolfram 
l.  Ja  wenn  bei  der  taufe  Heimrich  gegen  Kyburgs  bitte  Ben- 
t  nicht  in  die  taufe  und  herausheben  will,  weil  derselbe  für  ihn 
ierzig  seiner  art  zu  schwer  sei,  so  ist  eine  zufällige  übereinstim- 
weniger  wahrscheinlich ,  als  dass  Türheim  gerade  durch  die  komi- 
jcene,  wie  sie  in  Ar  steht,  zur  erwähnung  gebracht  worden  ist. 
Für  den  anfang  der  erzählten  tatsachen  dagegen  ergibt  sich  ein 
ktes  resultat  aus  dem  vergleich ,  wenn  auch  die  Untersuchung 
ih  erschwert  wird,  dass  der  anfang  des  Türheimschen  Willehalm 

lücke  von  Ar  sowol  wie  A  falt,  und  dass  von  Guessard  und 
bloet  nicht  ausdrücklich  angegeben  wird,  ob  die  zur  füUung  benuz- 
)benhand8chriften  bei  widerbeginn  von  Ar  und  A  volständig  mit 

stimmen.' 


150 


KOHL 


Ar  schliesst  5823  im  kämpf  des  Bennewart  mit  £norr^,   (A 
Aeurd,  b  Aenr^,  wörtlich  =  A  6101).    Dana  folgt  bei  Guessard  aus 
Aenr^s  ende,  Desramez  und  Gaudin,  Desramez  und  Wilhelm,  Renne 
wart  und  Borrel  bis  6021 ,  =  Jonckbl.  A  bis  6290.    Darauf  folgt  -bei 


Guessard  aas  b,  zu 
d.  Jonckbls.  B  stimt: 

B.  nnd  Bor  reis  söhne. 

R.  u.  Agrapart^ 

B.  a.  Cracados. 

R.  u.  Walgrape. 

R.  u.  die  heidoD. 

R.  u.  Grishart  u.  Flo- 
hart —6582. 

—6648  R.  u.  Desra- 
mez. 

D.  drei  rippen  einge- 
schlageD,  ohnmäch- 


Jonckbloet,  weil    Ulrich  von  Ttir-        Wolfram:* 


A  endet,  aus  Y: 

6291-  6319  Heiden 
Hiehen  vor  R. 

—  6355  Synagon  u. 
Bertrand. 


heim: 


—  6414  R.  u.Hau- 
cobier. 

—  6459  R.  u.  bei- 
den, Golias. 

tig.    R.  von  beiden    — 6500  R.  u.  Desr. 
nmringt,    von   W.        Zum  schwor  go- 


u.  a.  gerottet. 

—  6758  R.  u.  Hauce- 
bior. 

—  6777  R.  u.  Goulias. 

—  6799  Die  beiden, 
auch  Triboe  zum 
mcer.  Dcsr.  u.  Hure 
best.  d.  einz.  schiff. 

Jezt  begint  wider  Ar. 

—  6811  Desr.  fahrt  ab; 
R.  ruft  ibm  höh- 
nisch nach. 

6813  Li  vif  dicable  leur  done  =  A  6522.    R.  und  die  hei- 


425  B.  und  Purrel. 

432  Fs  söhne  durcl 

Syn.  gerettet. 
Halcebiei  erschlagei^  . 
R.   erschlagt  Golli 

und  Terwnndet  Gy^ 

booz. 
Bemart  and  Ector. 


T.  u.  seine  leutc    436  T.  u.  seine  len 

flielien.  fliehen. 

R.  U.Ter.  T.von  441  Wilhelm  und 
R.  schwer  ge-  Zum  schwer  getr. 
troilcu  flicht.  komt  söhn  CanUi 

und   wird    von 
erschlagen. 


troffnen  D.  komt 

söhn  Jambu  und 

wird  von  R.  er- 
schlagen. 
Jezt  begint  wider  A. 
—6508  R.  u.  Ter-    R.  u.Alocs,  Tarn-    442  B.  erschl.  Gih 

boo,   Cador  und        paste,  Kator,         Malakin ,    Cädor^ 

Tenipestö.  Malquin.  Tampast^. 

—6521  Die  beiden    Die  übr.  fürsten    443  T.  zn  schiffe 

zum  mcer;     das        entfliehen  mit        bracht;     mit 

einzige  schift'be-        T.    zu    schiffe 

steigen  Desr.  u.        nach  Cordes. 

Synagons  u.  6  a. 


den    im    felde 
der  bauern. 
B.  u.  Baldowein.    445  JSrfolg  d« 

Abend. 


tel  ore,  dass  sie  glücklich  nach 
Cordes  kommen. 
6816  —  7334  B.  u.  Baudus  =  0525  —  7024. 

—  7493  Andern  tags.  W.  bostat-   —7171 

tet  Vivicn.     R.  entschädigt  c.  bauern 

mit  beute. 
7494  Fran9ois  —  haster  i\  Orenge  =  7172.    W.  nach  Grause. 


fahren        Sinag 

Bargis,  Tenebre: 

444   Auf   der    flu 

Tedalün  von  B. 

schlagen ;    Poyi 

meidet  ihn. 


B.  ontschäd.  die 
bauern. 


451  Andern  mo: 
bestattnng  d. 
Ws  klage  nm 
onÜassung  Ton 
tribleiz  —  467.^ 
Sus  rümt  — . 


8. 


Jlt 


Wenn,  wie  anzunehmen  ist,   Y  nach  6501  mit  A  stimt,   so 
Türheim  hier  offenbar  eine   recension  vor  sich    gehabt,    welcher      ^^* 
handschrift  V  und  in  diesem  teile  auch  A  angehören;  im  einzelnen      ^^^ 


Zu  ULB.   VON  TÜBHEIM  WILLEHALH  151 

)ei  noch  zu  bemerken,  dass  in  Ar  Desramez  sich  freut  seinen  söhn 
sehen ^  nach  dem  er  die  ganze  weit  durchsucht  habe,  während  in  Y 
I  bei  Türheim  vater  und  söhn  sich  gleich  in  erregter,  feindlicher 
imong  anreden,  dass  dagegen  Jambus  dazwischentreten  in  Ar  und 
Ulrich  nicht  Torkomt.  Auf  Y  und  A  weist  später  auch  der  umstand, 
i  bei  Törheim  Bennewart  sich  erst  in  Orange  zu  erkennen  gibt, 
auf  Y  speciell,  dass  hier  Bennewart  auf  Wilhelms  frage,  ob  er  sich 
'en  lassen  wolle,  erklärt,  er  habe  es  selber  schon  gewünscht,  wie- 
Türheim  nicht  die  entführungsgeschichte  bietet,  wie  Y  allein. 
:egen  fehlt  bei  ^rheim  nicht,  wie  in  A  und  Y,  die  rückkehr  und 
e  des  Baudus  und  der  verfertiger  des  halsberges,  Antiquites;  aber 
fehlen  in  Y  wiegt  nicht  so  schwer  als  die  vorhergehende  überein- 
mnong,  besonders  in  anbetracht,  dass  Y  nur  etwa  ein  Jahrhundert 
er  geschrieben  ist  als  Türheim  dichtete.  Über  den  unterschied  am 
uss  der  Schlacht  von  Alischans  lässt  sich  deshalb  weniger  sagen, 
.  Türheim  hier  ofifenbar  die  reihenfolge  selbständig  geändert  hat; 
1  hat  er  aus  dem  überschuss  von  Y  und  Ar  gegen  A  jedenfals  den 
üned  der  ritter. 

Im  ganzen  also  ergibt  sich ,  dass  Ulrich  von  Türheim  eine  quelle 
uzt  hat,  welche  zwischen  Ar  und  Y  steht,  sei  es  nun,  dass  es  eine 
der  lücke  willen  gemischte  handschrifl;  war,  oder,  was  mir  wahr- 
dinlicher  ist,  eine  handschrift,  aus  welcher  Y  direct  abstamt,  die 
r  das  in  Ar  bewahrte  komische  intermezzo  bei  der  taufe  ^  die  rück- 
T  des  Baudus  und  den  namen  Antiquites  enthielt,  die  entfuhrungs- 
chichte  Bennewarts  aber  wol  noch  nicht  eingelegt  hatte. ^ 

Wie  verhält  sich  nun  Türheim  dieser  seiner  französischen  quelle 
[enüber? 

Yor  aUem  hat  Türheim  nicht  in  der  weise  übersezt,  wie  nach 
'hiers  nach  weis  der  veriasser  der  Kitzinger  bruchstücke  getan  hat; 
dern  er  hat  innerhalb  des  gegebenen  rahmens  die  ereignisse  frei, 
neist  mit  grösserer  ausführlicbkeit,  besonders  der  reden,  und  teil- 
se  mit  bestirnt  beabsichtigten  Veränderungen  nacherzählt. 

In  dem  ende  der  schlacht  selbst,  von  Terramers  flucht  bis  zum 
Hg  Wilhelms,  finden  sich  bei  Türheim  folgende  abweichungen.  Zu- 
hsi  ist  die  scene  zwischen  vater  und  söhn  der  art,  dass  Ben- 
art nach  seinem  vater  zuerst  schlägt,  dann  überfält  Benuewart 
Imal  die  horden,  die  in  das  feld  der  bauern  eingebrochen  sind, 
lewein  komt  besonders  über  das  meer,  die  verwantschaftliche  rühr- 
te zwischen  Bennewart  und  Baudus  mit  der  ohnmacht  des  lezteren 
t,  Viviens  bestattung  durch  Wilhelm  ist  weggefallen,  und  das  ganze 
d  verteilong  auf  drei  tage  in  einem  zuge  erzählt.    Türheims  neigung 


^  152  KOHT. 

zur  redseligkeit  zeigt  sich  liier  in  deu  glaubensgesprächeü,  besonders  zwi- 
schen Reunewart  und  seinem  vater,  während  Rennewart  seinem  vetter 
gegenüber  auch  schon  bei  den  Franzosen  ausführlicher  ist,  und  wenn 
Gautier  bezüglich  Wolframs  sagt:  uos  vieilles  chansons  sont  chretiennes, 
les  poemes  allemands  sont  th^ologiques ,  so  gilt  das  leztere  in  gleichem 
grade  von  Türheim ;  andererseits  schwört  Rennewart  nicht  in  der  volks- 
tümlichen weise  bei  den  heiligen,  wie  im  französischen  texte  beim 
h.  Dionysius,  Vincent  und  Peter.  Endlich  lässt  Türheim  aber  auch 
schon  hier  Rennewarts  liebe  zu  Alise  hervortreten;  als  Rennewart  Kator 
am  leben  lässt,  fügt  Türheim  hinzu:  ob  er  daz  tet  durch  gwjie  uApy 
daz  tuot  mir  niht  düz  maere  hunt,  und  bei  dem  nächsten  kämpf  mit 
vier  Sarazenen  lässt  er  den  vierten  um  frauenliebe  sein  leben  retten. 

Im  weiteren  verlauf  heisst  es  bei  den  Franzosen:  Wilhelm  vergass 
Rennewaii  bis  nach  dem  essen  in  Orange,  und  Rennewart  dreht,  da  er  von 
Wilhelm  nicht  eingeladen  worden  ist,  vor  Orange  um,  reitet  nach  dem 
Schlachtfelde  zurück  und  wird  da  zuerst  von  rittern,  welche  nach  der  stadt 
reiten,  gefragt,  woher  er  käme.  Bei  Türheim  klagt  Kyburg,  dass  Ren- 
ne wart  nicht  mitgekommen,  und  die  ersten  ritter,  die  mit  Rennewart 
verhandeln,  sind  schon  boten  von  Wilhelm.  Die  folgenden  20  ritter 
wollen ,  da  Rennewart  respectwidrig  über  ihren  herrn  redet ,  ihn  angrei- 
fen, da  reisst  sich  Rennewart  aus  der  hütte  eines  eremiten  einen  pfo- 
sten  und  schlägt  5  von  ihren  pfevden,  bei  Türheim  werden  sofort  2 
von  Rennewart  erschlagen.  Während  Kyburg  und  Wilhelm  ihn  auf- 
suchen ,  ist  Rennewart  in  ein  schiff  gestiegen ,  aber  er  stöst  mit  einer 
Stange  so  ungeschickt,  dass  das  schiff  kentert  und  er  beinahe  ertran- 
ken wäre,  und  zornig  schultert  er  seine  stange  und  beschliesst  zu  fhss 
nach  Cordes  zu  gehen;  bei  Türheim  heisst  es  nur,  dass  Kyburg  ihren 
bruder  trift,  als  er  gerade  ein  schiff  besteigen  will.  Bei  den  Fran- 
zosen redet  zuerst  Wilhelm  den  Rennewart  an,  erhält  aber  eine  so 
bedrohliche  antwort  rücksichtlich  seiner  und  seiner  ganzen  familie,  dass 
er  nun  Kyburg  vortreten  lässt;  Türheim  hat  diese  harte  begegnung 
der  zwei  freunde  vermieden.  Als  Kyburg  Rennewart  versöhnen  will, 
erinnert  sie  ihn  im  franz.  text  nur  daran,  dass  sie  ihn  in  ihrem  zim- 
mer  zum  kämpf  ausgerüstet  habe ,  und  Rennewart  versöhnt  sich  sofort 
mit  ihr  und  ihrem  gemahl,  weil  sie  seine  Schwester  sei;  Türheim  f&gt 
noch  zwei  anregungen  von  selten  Kyburgs  hinzu:  die  erinnerung  an 
Christ,  der  ihm  gegen  Baldewein  geholfen,  und  die  aussieht  auf  ihm 
zu  teil  werdende  liebe,  die  ihn  so  erfreuen  soll,  wie  sein  verzeihen 
jezt  sie  selber,  und  das  leztere  namentlich  ist  es,  was  Rennewart  zur 
Versöhnung  bewogt.  Im  gegensatz  ferner  zu  den  Jongleurs,  welche 
Reunewart  von  Wilhelm  zur  taufe  auffordern  lassen,  welche  Wilhelm 


zu   ÜLB.   VON   TÜRHEIM   WILLEHALM  153 

wünschen  lassen,  dass  Rennowart  ritter  werde,   ehe  die  Franzosen  zu 
könig  Louis   zurückkehren,  und  welche  Wilhelm  eine  frau  für  Renne- 
wart werben  lassen,   tritt  nun  bei  Türheim  unser  Rennewart  selbstän- 
dig auf.    Wilhelm  und  Kyburg  werden  nebenpersonen ;  Rennewart  han- 
delt aus  eignem  antriebe,  und  Wilhelm  ist  nur  der  vermitler,  welcher 
mit  rat  und   tat  hilft.     So  spricht  Rennewart  selber   den  wünsch  aus, 
sich   taufen  zu  lassen,   so  verlangt  er   selber  dann   ritter  zu  werden, 
so  spricht  er  endlich  aus,  dass  er  Alise  liebt,  und  treibt  Wilhelm  auf 
jede  weise,  ihm  zu  der  erwcrbung  derselben  zu  verhelfen,  sonst  wird 
er  sie  mit  gewalt  sich  selbst  holen.    Die  anorduung  in  den  teilen  hat 
Türheim  etwas   geändert.    In  V  gibt  sich  Rennewart  bald  nach  der 
Versöhnung  zu  erkennen,   dann   wird   er  getauft,  dann  verteilt  er  als 
Wilhelms  seneschall  die  beute,    wird  dann   als  ritter  gerüstet,   erhält 
jezt  erst  die  aufforderung  zur  quintane  und  leistet  sie,   dann  wird  tur- 
niert  (a  und  B),  und  endlich  komt  ßaudus  und  lässt  sich  taufen.    Bei 
Türheim  lässt  sich  Rennewart  taufen ,  offenbart  bei  diesem  anlass  seine 
abkunft,  dann  wird  die  schwertleite  und  die  quintane  verabredet;  andern 
t^  wird   er  gerüstet,    stöst  die  quintane,    empfängt  Bälde  wein,    der 
sich  taufen  lässt,  und  ein  turnier  folgt,  welches  mit  der  Verteilung  der 
beute  schliesst.    Während  Türheim  das  ende  der  schlacht  bis  zum  auf- 
brach nach  Orange  ohne  einteilung  in  tage  erzählt,   hat  er  hier  wider 
besser  als  die  Franzosen  die   häufung   durch   die  Verteilung  auf  zwei 
tage  vermieden.    Vor  dem  ritterschlag  gibt  bei  den  Franzosen  Wilhelm 
dem  Rennewart  keine  besonderen  lehren ,   bei  Türheim  nent  er  seinem 
jungen  freunde,    sobald  ihm   dieser   seinen   wünsch    ritter   zu  werden 
erMhet,  kurz  die  wichtigsten  ritterpflichten. 

Der  ritterschlag  selber  wird  von  den  Franzosen  so  dargestelt: 
Vor  dem  palais* unter  zwei  bäumen  wird  ein  teppich  ausgebreitet,  und 
dort  wird  Rainouart  von  den  grafen  gerüstet,  welche  ihm  der  reihe 
Mch  die  verschiedenen  waflFen  anlegen,  deren  jede  mit  einigen  werten 
»uagezeichnet  wird:  beinschienen ,  sporen,*®  dichter  und  grosser  hals- 
berg,  starker,  mit  edelsteineu  verzierter  heim  und  schwort;  das  leztere 
gürtet  ihm  Guillaume  um  und  schlägt  ihm  dann  in  den  nacken,  dass 
«ins  knie  sinkt:  „So,  Rainouart,  got  schenke  dir  gute  und  ritter- 
Jttnt,  tapferkeit  imd  hohen  sinn."  („Der  feigheit  mache  dich  nie  schul- 
dig; wenn  du  nicht  tüchtiger  wirst  als  deine  ahnen,  so  sei  ihnen  doch 
gleich**  noch  in  Ar).  Spricht  Rainouart:  „Es  geschehe,  wie  ihr  gesagt." 
Dann  wird  ihm  das  edle  ross  Margaris  vorgeführt,  mit  kostbarem  sat- 
tel,  Zügel  und  riemenzeug.  Rainouart  steigt  in  seinem  bügel  auf,  den 
indem  hält  ihn  Bertrand,  der  ihm  auch  die  sporen  angeschnalt  hatte. 
Um  den  hals  hängt  er  einen  goldgebuckelt'Ou  schild,  und  in  die  band 


154  KOHL 

erhält  er  eine  eschene  lanze  mit  scharfer  stahlspitze.  Die  aus  ö  Stan- 
gen, 5  halsbergen  und  5  Schilden  gebildete  quintane  will  er  nicht 
stossen,  weil  seine  stösse  besser  gegen  Sarazenen  gerichtet  würden, 
und  folgt  erst  auf  besondere  bitte  Kyburgs.^^  Er  zertrümmert  und 
wirft  die  quintane  um  und  reitet  dann  in  französischer  volte  mit  cava- 
liermässig  gezogenem  degen  zurück,  so  dass  die  ritter  ihm  zujubeln 
und  Eyburg  ihn  trotz  rüstung  umarmt  und  küsst.  Da  Türheim  die 
schwertleite  erst  auf  den  tag  nach  der  taufe  verlegt ,  lässt  er  den  mor- 
gen durch  eine  messe  einleiten  und  den  bischof  schwert  und  schild 
segnen.  ^^  Nicht  Wilhelm ,  sondern  der  alte  Heimrich  gürtet  Bennewart 
auf  dessen  wünsch  das  schwert  um,  aber  ein  schlag  mit  entsprechen- 
der rede  findet  nicht  statt.  Dann  wird  das  ross  vorgeführt,  der  bals- 
berg  von  Bennewart  angezogen  und  der  heim  aufgesezt ,  das  ross  bestie- 
gen und  schild  und  speer  genommen.  Bei  der  rüstung  werden  bein- 
schienen  und  sporen,  sattel  und  riemenzeug  nicht  genant.  .Von  der 
klcidung  Beunevarts  nach  der  taufe  rühmen  die  Jongleurs  hosen  und 
mantel,  von  lezterem  hätte  allein  die  agraffe  ungelogen  ein  reicher 
mann  nicht  kaufen  können;  Türheim  schildert  sie  gar  nicht,  und  bei 
der  schwertleite  lehnt  er  eine  beschreibung  geradezu  ab,  scheinbar 
damit,  dass  die  Aventiure  nichts  davon  berichte,  und  sagt  nur,  dass 
sie  von  Kyburg  stamme.  Andrerseits  wird  der  schocke  in  Übertreibung 
des  Vorbildes  greulich  bunt  gemalt ,  pferd  und  heim  mit  mehreren  flick- 
versen  beschrieben  und  zwischen  die  ausrüstung  die  Weigerung  Benne- 
warts ,  den  heim  zu  behalten ,  und  seine  frage  nach  aufsitzen  und  schild- 
nehmen sowie  Wilhelms  ausführlichere  erzählung  vom  früheren  herm 
des  pferdes  eingeschoben.  Dass  Bennewart  so  plötzlich  fein  reiten  und 
den  degen  fuhren  kann,  lässt  Türheim  weg  und  sucht  lieber  Benne- 
warts  derbe  stärke  hervorzuheben,  indem  er  das  pferd  unter  ihm  den 
rücken  brechen  lässt,  so  dass  Bennewart  absteigen  muss;  geschmack- 
los, da  das  tier  eben  als  besonders  wertvolles  geschenk  gerühmt  ist, 
und  rücksichtlich  des  bildes,  mit  welchem  die  schwertleite  abschliesst. 
Gewiss  ist  von  Türheim  absichtlich  auch  Wilhelm  gegen  Heimrich  zu- 
rückgeschoben und  ist  Kyburgs  zureden  und  spätere  Umarmung  weg- 
gelassen; Bennewart  will  nicht  des  landes  recht  brechen.  Endlich 
während  bei  den  Franzosen  Wilhelm  gleich  5  Stangen  mit  5  halsbergen 
und  5  Schilden  aufgerichtet  hat,  hat  bei  Türheim  Wilhelm  an  einem 
pfähl  3  halsberge  und  2  Schilde  aufhängen  lassen ,  und  Bennewart  bit- 
tet erst  selber,  weil  ihm  das  nicht  genug  ist,  5  halsberge  und  eben- 
soviel Schilde  zu  nehmen.  Dass  aber  Türheim  den  ausdruck  braucht: 
des  landes  sitte  oder  recht,  scheint  darauf  hinzuweisen,  dass  Ulrich 
selber  diese  sitte  in  Deutschland   eben   nicht  kante.     Auf  demselben 


Zu   ULR.  VON  TÜBHEDf   WILLEHALM  155 

gnmde  beruht  auch  die  weglassung  des  Schlages  und  die  rede  vorher 
(wie  auch  in  Mai  und  Beaflor  83,  31  —  37)  statt  der  rede  beim  schlage. 
Solche  unterschiede  zwischen  dem  einfacheren  deutschen  und  ausgedehn- 
teren französischen  ceremoniel  hat  A.  Schultz  hervorgehoben  in  sei- 
nem ^Höfischen  Leben  des  Mittelalters'^  I,  141  —  149. 

Es  folgt  Bennewarts  Vereinigung  mit  Alise,   welche   in  den  hier 
fast    ganz    übereinstimmenden    französischen   handschriften    sehr   kurz 
dargestelt  wird.    Ohne  dass  Baiuouart  ein  wort  gesagt  hat,   schickt 
Guillaume    zwei    seiner    brüder    zu    könig   Louis    nach    Paris,    lässt 
ihm   mitteilen,    wie    durch   Bennewart    die   schlacht    und    dauernder 
schntz  gewonnen  sei,   und  bittet  ihn   freundlich,   ohne  zaudern  seine 
tocbter  f&r  diesen  tapfem  Bennewart  zu  schicken,  welcher  A^lis  noch 
die   königskrone   von  Spanien  aufs   haupt   setzen  würde.    Ausführlich 
sind  die  reden  Guillaumes  au  seine  boten  und  die  dieser  an  den  könig. 
Auf  die  zweite  antwortet  der  könig  nicht  mehr  als :  „  Ce  fet  ä  outroier/* 
Am  andern  tage  wird  A^lis  gerufen  und  vom  könig  und  der  königin 
den  gesanten  übergeben ,  welche  sofort  mit  ihr  aufbrechen.    In  Orange 
wird  sie  von  Guillaume  empfangen  und  am  andern  tag  mit  Baiuouart 
Yennählt    Die  Jongleurs  singen  viel  und  werden  reich  beschenkt,  Bai- 
uouart und  A^lis  erhalten  von  Guillaume  Tortolose  und  Porpaillart 
Auf  Guillaume  sich  beschränkend   erzählen   dann  noch  Y  und  Ar  den 
abschied  der  ritter,  Guillaumes  klage  um  Vivien  und  beschluss  Orange 
wider  aufzubauen.    Die  erzählung  von  Bainouarts  oder  Guillaumes  Wer- 
bung um  A^lis  und   die   Vermählung   wird  in   170  versen  behandelt, 
während  der  kämpf  von  Bennewart  mit  Baudus  bis   zu  dessen  entlas- 
smig  500  verse  einnimt.    Das  hauptthema  war  eben  la  bataille  d^Alis- 
caoB  und  die  hauptperson  Guillaume ;  aber  die  Jongleurs  vergessen  sich 
nidit;  sie  erzählen  weniger  von  Bennewarts  und  Alisens  liebe  als  von 
ihrer  reichen  beschenkung  bei  der  hochzeit,  als  wink  für  ihre  zuhörer, 
QDd  der  früheren  längeren  erzählung  von  Bennewarts  dienst  am  königs- 
hofe  entspricht  die   kurze  auslieferung  der  königstochter  an  den  ehe- 
maligen küchenknecht  doch  nicht  genügend. 

Hier  nun  zeigt  Ulrich  von  Türheim ,  auf  welchem  gebiete  er  etwas 
leisten  kaniL  Weniger  an  die  Franzosen  sieh  anschliessend  als  an  die 
frühere  erzählung  von  Bennewart  und  Alise  bei  Wolfram  entwickelt  er 
sdbständig  deren  liebesverhältnis  bis  zu  dem  erwünschten  ende,  indem 
&Qch  zwischen  Ludwig  und  dem  früher  mishandelten  und  daher  ergrim- 
teo  Bennewart  eine  aussöhnung  statt  findet.  Weitschweifig  fallen  manche 
r^en  dabei  aus;  aber  bestimte  Vorzüge  bei  der  Veränderung  und  wei- 
teten ausfühmng  lassen  sich  doch  geltend  machen.  Ulrich  entwickelt 
die  liebe  und  die   Werbung   bis   zur  Zustimmung  und    schildert  die 


156  KOHL 

Charaktere.  Kennewart  hat  Wilhelm  dazu  vermocht,  für  ihn  zu  wer- 
ben; die  Werbung  geht  ilmi  zu  laugsam,  er  möchte  selbst  hineilen  und 
mit  gewalt  Alise,  die  er  verdient,  sich  holen,  indem  er  den  könig  für 
den  schmählichen  küchendienst  bestraft.  Die  freundlichen  werte  des 
königs  aber  begütigen  ihn  sogleich,  und  Älisens  besitz  macht  ihn  so  glück- 
lich ,  dass  er  auf  das  reich  von  Ludwig  verzichtet;  nur  der  ehre  wegen 
und  um  mit  den  Sarazenen  zu  kämpfen,  bittet  er  selber  später  um 
ein  fürstentum  und  um  entsendung  in  dasselbe.  Wilhelm  ist  derjenige, 
welcher  den  feurigen  jüngling  zügelt ,  und  welcher  den  langsamen  könig 
treibt,  um  seinem  freunde  zu  helfen;  nach  beiden  selten  gerecht,  mass- 
voll und  nachdrücklich.  Der  kraftlose,  unentschlossene  Ludwig  wird 
von  furcht  bostimt  und  überlässt  sich  Wilhelms  fuhrung.  Die  königin 
kent  die  scliwäche  ihres  gemahls,  der  tochter  entlockt  sie  das  geheim- 
nis  ihrer  liebe ,  und  wenn  sie  nicht  ganz  dem  rate  der  männer  beiwoh- 
nen darf,  so  eröfnet  sie  dafür  Alisen  auch  zuerst  das  winkende  glück. 
Kyburg  und  die  geschwisterliebe ,  welche  bei  den  Franzosen  eine  bedeu- 
tende rolle  spielt,  tritt  hier  ganz  zurück  gegen  Alise  und  deren  liebe. 
Alise  hält,  während  ihre  verwanten  ihre  band  vergeben  wollen,  an 
ihrer  eignen  liebe  fest,  freut  sich,  mit  ihrem  geliebten,  wenn  sie  noch 
nicht  mit  ihm  vereint  sein  darf,  wenigstens  in  einer  stadt  zu  sein, 
und  verrät,  ohne  es  zu  wollen,  der  mutter  ihr  geheimnis.  Der  alte 
Heimrich  tut  als  grossvater  Alisens  und  kenner  von  Rennewarts  Ver- 
diensten und  gewalt  das  seine  bei  den  Verhandlungen;  dass  er  von  den 
langen  reden  bei  der  liebeserklärung  und  dem  eheversprechen  die  leute 
zur  trauung  in  die  kirche  schickt ,  damit  tut  er  das  beste  für  das  paar 
wie  für  den  leser  der  geschichte.  Nur  verfält  leider  Türheim  bald  wider 
in  seine  Weitschweifigkeit  bei  der  Unterredung  von  Bennewart  und  Alise, 
von  den  verwanten  mit  dem  jungen  paar ,  von  Bennewart  und  Wilhelm, 
Wilhelm  und  der  königin  usw.  Die  Stellung  des  königs  bei  den  Fran- 
zosen hat  Gautier  richtig  so  bestimt:  le  v^ritable  hantier  du  grand 
Empereur  ce  n'est  pas  son  fils  Louis,  c'est  notre  h6ros  le  comte  Gnil- 
laume;  bei  Türheim  findet  die  Vermählung  in  Monleun  am  königlichen 
hofe  statt,  und  der  könig,  nicht  Wilhelm  gibt  Bennewart  das  f&rsten- 
tum  Portipaliart.  Fassen  wir  kurz  den  vergleich  zwischen  den  fran- 
zösischen Jongleurgesängen  und  der  deutschen  dichtung  Ulrichs  von  Tür- 
heim zusammen,  so  ergibt  sicli:  Türheim  hat  im  ersten  teil  seines 
Werkes  den  Bennewart  zur  hauptperson  erhoben,  mehr  als  die  Fran- 
zosen, und  das  Verhältnis  von  Bennewart  zu  könig  Ludwig  und  seiner 
tochter  Alise ,  wie  wir  es  bei  Wolfram  finden ,  zu  einem  befriedigenden 
abschluss  fortgeleitet;  den  bei  Wolfram  verschwundenen  hat  er  uns 
wider  vorgeführt  als  kämpfer  und  als  liebhaber,  als  jüngling,  der  sich 


zu  ULB.  VON  TÜBHBIM  WILLEHALM  157 

zum  manne  entwickelt,  und  der  befreit  von  dem  schmählichen  küchen- 
dienst,   welcher  seinem  stamm  und  wesen  nicht  entsprach,   durch  sein 
eignes  verdienst  besonders  der  geachtete  gemahl  der  königstochter  wird. 
Das  komische  hat  Tfirheim  beseitigt  und  dafür  zum  teil  plumpheit  ein- 
treten lassen;    geschmacklosigkeiten  vermeidet  er  nnd  verfält  leicht  in 
andere.    Von  engem  anschluss  aus  bewegt  er  sich  almählich,  nament- 
lich wo  die  kämpfe  aufhören,  freier  und  selbständiger.    Seine  ausführ- 
lichkeit  und  redseligkeit ,   vermöge  deren  die  vorläge  mehr  als  dreifach 
ausgedehnt  worden  ist,  geht  dabei  in  die  von  J.  Grimm  (Heid.  J.  1811, 
156)  und  K.  Lachmann  (vorrede  XLI)  gerügte  langweilige  Weitschwei- 
figkeit über.    Wer  Grimms   aufforderung:    „man  lese  die  etwa  36000 
reime   des   starken  Bennewart    durch,"    in    einem   zuge   folgt,    wird 
schon  vor  dem  lezten  vers  zu  jenem  nur  verdammenden  urteil  kommen. 
Aber  bei  dem  von  J.  Grimm  mit  Ulrich  von  dem  Türlein  gezogenen 
vergleich  darf  doch  nicht  ausser  acht  gelassen  werden,   dass  jener  nur 
einen  teil,  und  dieser  fanf  teile  bearbeitet  hat.    In  richtiger  anerken- 
nong  dieses  Verhältnisses  scheint  mir  Wilh.  Grimm  geurteilt  zu  haben 
(N.  L.  Anz.  1807,  334):    „Das  ganze  ist  zu  weitläufig  gehalten  und 
nii^ends  begränzt,"  aber  auch  „es   fehlt  nicht  an  Schönheiten,   so  ist 
der  Charakter  des  Bennewart  und  seine  liebe  zu  Alise  gut  dargestelt" 

Türheim  und  Wolfram. 

Wie  nahe  oder  wie  weit  Türheim  zu  Wolfram  im  ganzen  steht 
rücksichtlich  der  erfinderischen  schöpfungskraft,  der  lebendigkeit  der 
Darstellung  und  der  fülle  und  bedeutsamkeit  des  ausdrucks,  wie  Tür- 
heim  sich  nach  Wolfram  in  den  religiösen  einleitungen  und  persön- 
lichen einschüben  richtete ,  und  in  wie  fern  er  dessen  spräche  und  vers- 
tau nachahmte,  lasse  ich  unberücksichtigt.  Was  die  stoflichen  Vor- 
bilder betrift,  so  hat,  wie  frei  Wolfram  nach  seiner  vorläge  dichtete, 
San  Harte  ausfuhrlich  dargelegt;  wie  weit  Türheim  sich  der  franzö- 
sischen vorläge  anschloss  und  wie  selbständig  er  die  liebe  zwischen 
Bennewart  uod  Alise  zu  ende  fuhrt,  habe  ich  darzustellen  versucht. 
Bezeichnend  ist  für  beide  das  oben  im  Schema  gegebene  stück ,  in  wel- 
chem ihre  darstellungen  neben  einander  herlaufen,  und  in  welchem  sie 
sehr  ähnliche  quellen  benuzt  haben.  Es  kann  kein  zweifei  sein,  dass 
bei  Wolfram  441  der  kämpf  Wilhelms  und  Terramers  nicht  der  in  b 
^  A  vor  Bennewarts  kämpf  mit  Borrel  stehende  ist  (Guessard  5921 
■^85),  sondern  eine  Umbildung  des  kampfes  zwischen  Bennewart  und 
Terramer  (Guessard  6582;  Jonckbl.  6459;  Türheim  H  108,  d,  34),  da 
Wolfram  sich  scheute  vater  und  söhn  gegen  einander  kämpfen  zu  las- 
sen (San  Marte  III;  ix).    Also  Türheim  citiert  ausdrücklich  den  lezten 


158  KOHL 

vers  von  Wolframs  Willehalm  und  widerholt   kurz   die  schwere    des 
kampfes  im  algemeinen  und  die  klage  Wilhelms  um  Bennewart,   lässt 
aber  nun  die  hälfte  des  IX.  gesanges  von  Wolfram  mit  den  einzelnen 
kämpfen  ganz  unbeachtet  und   übersezt  dieses  stück  noch  einmal  aus 
dem  französischen  text.    Weshalb  Türheim  das  stück  bis  zu  Terramers 
abfahrt  von  Alischanz  oder  ankunft  in  Cordes  (bei  Wolfram  bis  443,  30, 
bei  Türheim  selbst  bis  110,  d,  7)  noch  einmal  bearbeitet  hat,  wfthrend 
hier  doch  der  geeignetste  abschnitt  zur  fortsetzung  sich  bot,   ist  nicht 
ganz  klar.    Türheim  scheut  sich  nicht,  die  könige  Cador  und  Tampast^ 
noch  einmal  zu  erschlagen,   und  den  verwundet  zu  schiff  gebrachten 
Terramer  noch   einmal  zum  meer  fliehen  zu  lassen.    Entweder  hat  er 
Wolfram  verbessern  wollen,   dass  dieser  im  kämpf  mit  Terramer  statt 
des  sohnes  den  markgrafen  eingeschoben  hatte ,  oder  wenn  er  dies  nicht 
merkte,  so  hat  er  geglaubt  die  kampfscene  zwischen  vater  und  söhn 
seinen  lesern  nicht  vorenthalten  zu  dürfen:  in  beiden  ffillen  teils  weil 
das  original  sie  bot,  teils  weil  ihm  der  Zweikampf  für  die  weitere  ent- 
wicklung  bis  zum  kämpfe  Malifers  mit  Rennewart  nötig  schien ,  in  bei- 
den fällen  aber  auch  auf  die  gefahr,   dann  abgetane  dinge  zu  wider- 
holen.   Den  abbrechenden  schluss  Wolframs,  der  weder  in  bezug  auf 
den  lange  schon  bedeutend  hervortretenden  Bennewart,  noch  in  bezog 
auf  den  von  Orange  aufgebrochenen  Wilhelm  so,  wie  der  abschlnss  in 
Ar  und  Y,   befriedigt,   hat  Türheim  nicht  gebilligt,   und  er  hat  auch 
das  lezte   drittel    gar   nicht  gebrauchen  können   zur  weitererzählung. 
Wenigstens  sezt  der  umstand,   dass  Bennewart  das  lauter  als  Olifant 
hallende  hörn  nicht  hört  und  bis  in  den  andern  tag  hinein  verschwun- 
den bleibt ,  und  dass  Matribleiz  mit  andern  königen  zum  austausch  der 
gefangenen  entlassen  wird,  ein6  besondere  erfindung,  um  ihn  zurück- 
kehren und  die  königstochter  erhalten  zu  lassen,  voraus,   welche  sich 
weit  von  der  französischen  erzählung  entfernt  hätte,    um  Bennewart 
als  den  hinzustellen,   der   hauptsächlich   die   schlacht   entschied   und 
dadurch  die  königstochter  sich  erwarb ,  dazu  konte  der  kämpf  mit  Bau- 
dus  nicht  gut  entbehrt  werden,   und  dazu  diente  jedenfals  auch  der 
mit  seinem   vater.    Hier   hat  auch   Türheim,   während   er  sonst   die 
namen,  wie  sie  Wolfram  gegeben,  beibehalten  hat,  f&r  Baudus  oder 
Baudun  statt  Poydjus,   welcher  flieht,   Baldewtn  gewählt,    und   weil 
Wolfram  nicht  erzählt,  dass  dieser  zurückgeblieben  sei,  und  nicht,  wie 
er  sich  vorher  die  keule  aus  dem  walde  hat  hauen  lassen,   so  erz&hlt 
Türheim  hinterher:  Baldewein  sei  erst  auf  die  künde  von  der  unglfick- 
lichen  schlacht   über   das  meer   zurückgefahren.    Wenn  vor  Türheim 
neben  Wolframs  werke  das  original  desselben  lag,  wer  will  Tflrheim 
bei  seiner  natur  tadeln ,  dass  er  sich  dem  leichteren  original  angeschlos- 


zu  ÜLB.  VON  TÜBHSIM  WILLBHALM  159 

sen  hat?    Aber  ungeschickter  jedenfals  ist  Türheims   Übergang  aus- 
gefallen, als  unbefriedigend  Wolframs  ende. 

Anmerkungen. 

1.    Für  Türheims   fortsetziiDg  des   Wolframschen  Willehalm   hat  sich   ein 
bestirnter  name  bis  jezt  noch  nicht  eingebürgert.    Jakob  Grimm  bezeichnet  sie  als 
„starker  Bennewart"   und  K.  Roth  hat  sein   buch   betitelt:    ^Üolrichs  v.  Türheim 
Bennewart."    Dieser  name  stamt  daher,  dass  gerade  im  ersten  und  grösseren  teile 
Bennewart  die  hanptperson   bildet,    und   er   empfiehlt  sich  allerdings,   weil  eine 
verwechslang   nicht  möglich  ist.     Aber   Türheims   werk  zeigt  doch  Wilhelm  als 
hauptpeiBon  der  ganzen  dichtnng  noch  insofern,   als  wenigstens  aUe  nachrichten 
Ton  den  meisten  ereignissen  an  Wilhelm  gehen,   und  den  schluss  das  mönchsieben 
und  der  tod  Wilhelms  bilden.    Massgebend  ist,  wie  sich  Türhoim  selber  ausspricht, 
in  der  einleitong:   hie  mit  wü  ich  eren  dich  (got)  wnd  den  werden  markys;   im 
schluss:    Von  Eschenbach  her  Wolfram    Und  ich  von  Turkeim  Ulrich   Han  sin 
warez  lop  vü  rieh  mit  Worten  geseü  sowie  des  hdf  uns  sand  toülehalm  und  erhöre 
minen  gdlm,  nnd  besonders  bezeichnend  beim  Übergang  von  Rennewarts  tod  zn 
Malifer:   Nu  Jwt  ucfi  mines  hertzen  sin  mit  arbeiten  braht  da  hin,  daz  diiz  buch 
ist  dar  gedigen,  daz  willehalmes  wirt  geswigen,  der  dises  buehes  herre  ist,  aber 
mht  bis  an  die  frist,  bis  ich  gesage  von  Mal  fem,   sowie  beim  Übergang  zum  lez- 
ten  teil:  Nu  wü  des  got  niht  enbem,  er  ensi  der  ayenteure  wlrt^  daz  im  daz  buch 
^Biäar  wirt  rehte  in  der  besten  zit.    In  der  unmittelbaren  folgezeit  wurde  das  werk 
TOD  Wolfram  und  seine  beiden  fortsetzungen  als  ein  ganzes  von  drei  bücheni  angö- 
ssen, wie  es  denn  in  der  Heidelberger  handschrift  heisst:   Hie  liebt  sich  an  das 
dnUe  buch  und  hat  getihtet  tdrich  von  durkeim.    Und  im  15.  Jahrhundert  sagt 
Jikob  Püterich  (v.  d.  Hagen:  M.  IV,  883):    Das  erst  und  auch  das  letste   Sannd 
^Hhdlbms  puecher  zway   Hat  sonnder  rhue  und  reste    Ulrich  von  Türhhaimb  — 
on  hübscher  lay.    In  unserer  zeit  hat  Wackernagel  und  zulczt  Suchior  wider  den 
ttmen  .Türheims  Willehalm''  gebraucht.    Zum  eitleren  übrigens  würde  auch  „Tür- 
^^  ausreichen. 

Die  Tfirheim-litteratur  s.  K.  Roth:  U.  v.  T.  Rennewari    Nabburger  bruch- 

*ttcke.  1856.   und  K.  Goedeke:  Deutsche  D.  i.  M.«  1871,   s.  694.    Zu  lezterem  ist 

'^zutragen:   Die  Stahremb.  handschrift,   Pfeiffer  G.  XII.  1867,   und  die  Zürcher 

P'osabearbeitnng,  Suchier  G.  XVII.  1872,  mit  berichtignngcn  von  Roths  bemerkun- 

^^  Über  die  handschriften ;  das  Dresdener  bruchstück  G.  XVI,  1871  und  das  Ereuz- 

'^her  bmchstück.    —    Die  Rothsche  Veröffentlichung   des  Passauer  fragmentes, 

"^^tr.  XI,   habe  ich  nicht  erhalten  können.    Die  auf  Türheims  person  bezüglichen 

^^eke  habe  ich  absichtlich  nicht  angeführt;  die  meisten  und  wichtigsten  hat  Roth 

^'^s^mmengestelt. 

Gtervinns  gibt  die  verszahl  der  Heidelberger  handschrift  auf  etwa  37000  an. 
^^  Tfiiheimsche  teil  um&sst  bl.  108  a  — 271  a  =  163 Vi  bl.,  also  bei  zweisp.  sei- 
^^  xa  56  Zeilen  36568  Verse.  Davon  sind  die  ein-  und  zweizeiligen  Überschriften 
^^^zuiedmen ,  über  200,  also  etwa  36300. 

2)  J.  Jonckbloet:  G.  d*0.  1854.  t.  II ,  xm  hat  nachgewiesen,  dass  Wolfram 
^e  branchen  Covenant  Vivien  und  Moniage  Guill.  nicht  kante,  Suchier  (Über  die 
^  TJ.  Y.  d.  T.  1873,  11),  dass  er  auch  die  Prise  d'Or.  und  Enfances  G.  nicht 
^'itte.  Diese  berichtignng  der  bisherigen  annähme,  dass  Wolfram  mindestens  die 
^^^^Igesdiiebte  Wilhelms  in  einer  besonderen  branche  gekant  habe  (bes.  Gervinos  I* 


160  KOHL 

610;  San  Marte:  Über  W.  W.  1871.  kap.VI  und  W.v.O.  übers.  1873.  s.  IX)  mu 
in  der   „Wolfram  -  littcratur  **   1880  von  G.  Bötticher  berücksichtigt  werden.     D« 
fühlt  wie  Suchier,  auch  Gautier,  und  Jonckbloet  wird  irtünilicb  abgelehnt  mit 
bemerkiing:  „Di*.'  arbeiten  Jonckbloets  beziehen  sich  nur  auf  die  franz.  gestalten 
der  legende/  während  Jonckbloet  (t.  II.  eh.  XIII.)  und  Suchier  schon  aaf  die  qu 
lenhandschriften  Wolframs  hinweisen. 

3)  Die  prosabearbeitung  des  XV.  a.  (1497  de  la  Bibl.  I.)  hat  die  überschri 
—  Aliscans,  fo.  363  —  Renoart  fo.  387  —  Bataille  Loquifer  fo.  429  —  bei  Gant 
s.  28.    Ebenderselbe  äussert  sich  s.  4:    „on  Ta  quelquefois  soparoe  en  deux  partim 
dont  la  seconde  a  ote  intitulee  Renouart." 

4)  Den  kürzeren  schlussvers  hat  unter  den  franz.  handschriften  der  WilheK. 
sage  nach  Gautier  noch  die  Boulognor  handschrift  zum  teil,  aber  gerade   nicht  Jn 
der  bat.  d'Al.  —    Tiradcn   mit  weiblichem  reim  finden  sich  in  der  bat.  d'Al.  o^  sid 
im  Mon.  G.  nicht  in   gleichem   Verhältnis,    dort  (handschr.  Ar)  unter  140  tiraciS«:"n 
nur  13,   hier  9  unter  31.    Die  neun  im  Mon.  G.  sind  assonierend,   von  den  dm-    ^j  i* 
zehn  in  der  bat.  d'Al.  haben  nur  zwei  den  regelrechten  reim :   5269  sieben  zeL  X  <^n 
auf  aille,   7858  fünfzehn  auf  able.  —    Diese  leztc  tirade  ist  eine  der  wider' 
lungstiraden,  deren  sich  am  ende  der  bat.  d*Al.  zwei  finden.    Für  die  ansieht,  d 
ein  Jongleur  bei  bcifalrufen  eine  tirade  noch  einmal  in  veränderter  form  toi 
lässt  sich  anführen,  was  Cicero  von  dem  griechischen  dichter  Archias  ans  Antioa' 
rühmt:  p.  Archia  18:    „qiiotiens  ego  hnnc  Archiam  vidi  —  cum  litteram  scripsis.c»'^ 
nullam,  magnum  numerum  optimorum  versuum  de  eis  ipsis  rebus,  qoae  tum  a^g"^- 
rentur,  dicere  ex  tempore,  quotiens  revocatum  eandem  rem  dicere  e^mmntatis  yr<^T- 
bis  atque  sententiis!"     Jene  widerholungstirade  7858  —  7971  fehlt  in  ABT  ebe-zm.  äo 
wie  die  vorhergehende  tirade,   welche  beide  von  der  Sehnsucht  nach  der   kü<7 'Sie 
handeln.    Der  Verfasser  der  widerholungstirade  hat,   um  zu  überbieten,    noch     «^Bie 
Sehnsucht  nach  dem  stall  hinzugefügt,    während  doch  Rennewarts  Ungeschick        :S.m 
reiten  nicht  zu  einem  stalljuiigen ,  sondern  nur  zu  einem  küchenjangen  passt;  S^  Ser 
liegt  also  ein  späterer,  ungeschickter  zns.itz  vor.  wenn  nicht  schon  die  erste  tis^s^n^e 
späteren  Ursprungs  ist.     Die   andere   widerholungstirade  8229 — 8241,    mit  v^^s-lb- 
lichem,  aber  unreinem  reim,  entspricht  der  ersten  h&lfte  der  nachfolgenden  tir^x^^Cr 
in  der  weise,    dass  die  zweite  hälfte  der   zweiten  tirade  für  den  za8ammenl»<2^i>g 
nicht  entbohrt  werden  kann.    Hier  ist  das  Verhältnis  der  widerholung  nicht  Ic'S.^Br: 
in  A  BT  steht  die  zweite  tirade,  die  erste  sicher  nicht  in  B,  und  wol  anch  rm.  Sc^bt 
in  A  und  V.     Endlich  findet  sich  in  der  .Tonckbloetschen  ausgäbe  noch  eine  wm.^^ Er- 
holung, eine  doppelte  beschreibimg  von  Rennewarts  kleidung  nach  der  taufe;  ^3.och 
rührt  diese  von  Jonckbloet  selbst  her,    welcher  mit  unrecht  die  verso  7615—  •^ö84 
aus  Ar  in  seinen  text  eingeschoben  hat,  obwol  eben  erst  eine  entsprechende  besd~3fc>"^'* 
bung  7591  —  7602  vorangieng. 

5)  Auffallend  ist  in  bezug  auf  die  komik  das  Verhältnis  des  ersten  and  J^** 
ten  teiles  der  handschrift  Ar.  Während  Ar  im  ende  der  bat.  d'Al.  die  komi»^^^*** 
scenen,  auch  die  übertreibenden  mit  der  widerholungstirade  vom  stall  nnd  mifc 
Verhöhnung  des  klosterlebens  und  der  Störung  der  taufe  vor  den  andern  bandseli 
ten,  besonders  A  und  V  und  auch  B  voraus  hat,  so  gehören  im  Mon.  G-  gei'^^  **• 
die  komischen  Übertreibungen  und  die  er  Weiterungen  der  jungem  redaction  ^  '^ 
handschriften  A  nnd  B  an.  (Mon.  I.  teil  in  Ar  859,  in  A  3000ver8e.)  Die  nngldr^-^ 
lieit  in  A  weist  darauf  hin,  dass  ihr  zweiter  teil  der  bat.  d*Al.  aus  einer  ando^^l^ 
redaction  abgeschrieben  ist  als  das  Mon.  Guillaume.  Andererseits  fragt  es  sieb, 
nicht  auch  in  Ar  das  ende  der  bat.  d'Al.  eine  spätere  redaction  enthält,  als 


[ 


Zu  ULR.   VON  TÜRHB1M  WILLBHALU  IBl 

ftXftgenoiDmen  worden  ist;   Gantior  nimt  eine  erste  redaction  als  verloren  an,   und 

^^«  zweite  als  erhalten  durch  Ar.    Wenn   übrigens  Guessard   in  der   proface  VIII 

^Usaert:   Wolfram   dejä  fort   en  peine  —  pour  comprendro  la  partie  serieuse   du 

Tetait  bien  plus  encore  pour  en  saisir  et  pour  en  roproduire  la  partie  comique, 

hat  er  eben  nar  die  handschrift  Ar  im  sinne,  während  schon  Jonckbloet  darauf 

'^merksam  gemacht  hatte,  dass  Wolfram  eine  jüngere  reccnsion  —  die  jene  komik 

leht  in  dem  nm&nge  enthielt  —  benuzto,  und  Guessards  Vorwurf  würde  zunächst, 

enn  eben  Ar  die  ältere  redaction  ist,  auf  die  französischen  rcdacteuro  von  A  und 

,  zum  teil  B  fallen,  welche  das  komische  im  endo  der  bat.  d'Al.  ausmerzten. 

6)  Der  namo  Bälde win  allerdings  statt  des  Wolframschen  Poydjus  (fr.  ßau- 
ns)  scheint  von  den  handschriften  T,  Ar  und  A  bcsdmt  auf  ein  original  mit  dem 

men  Bandln  hinzuweisen ,  wie  er  sich  nach  Suchier  nur  in  B  und  in  der  Markus- 
^^^iandschrifb  (XIV  s.)   findet.     Aber   in  Ar   selber  sind   manche   namen   wechselnd 

,  und  so  konte  von  den  drei  formen  Baudin ,  Baudus ,  Bauduc  ein  wech- 
<\  innerhalb  derselben  redaction  eingetreten   sein.    Oder  es  wählte  Türheim    für 
ndns  selbständig  den  nahen ,  ihm  geläufigen  deutschen  namen.    In  der  mit  Wolf- 
parallel laufenden  erzählung   hat  Türheim  die   namen  Tampastct   usw.  etwas 
nders  als  der  freiere  Wolfram.    Sonst  hat  er  sich  in  den  hauptnamen  an  Wolfram 
Dgeschlossen.    Da  auch  der  name  Cordes   mit  Wolfram  stimt,   so  kann  man  für 
ürheim  ans  demselben  keinen  schluss  auf  die  franz.  handschriften  ziehen,    von 
enen  Ar  Cordes,  A  aber  Cordres  hat. 

7)  Auch  Snchier   klagt   Über  die   misslichkeit ,    aus  Jonckblocts   schweigen 
«^ilQsse  ziehen  zu  müssen,  und  darüber,  dass  Jonckbloet  die  schlechtere  handschrift 

zu  gründe  gelegt  hat.  Jonckbloets  mosaiktext  ist  ein  solcher,  wie  er  nie  von 
inem  Jongleur  gesungen  oder  von  einem  Schreiber  vorgelesen  wurden  ist.  Aber 
«r  erste  herausgcber  hat  mehr  Verdienste  sich  erworben  und  mehr  mühe  als  s(>in 
aehfolger  gehabt.  Zu  dem  dankenswerten  Guessardschen  abdruck  vcm  Ar  ist  j<Mlfn- 
s^t  noch  eine  variantensamlung  zu  wünschen ,  welche  wenigstens  die  haufitabwei- 
angen  in  der  darstellung  mitteilt.  Das  citiercn  nach  Guessard  ist  mühsam: 
S  «enn  er  gibt  nicht  die  selten  von  Ar  an  und  sczt  auch  <lie  einschliesslich  der 
t 'CSckenfullang  fortlaufenden  verszahlen  nicht  an  die  seite;  er  selbst  citicrt  nach  den 
K^^ten  seiner  ausgäbe  und  den  erst  herauszusuchenden  zeilen  derselben.  Gut^ssard 
äes^'vbt  für  Aliscans  118  bl&tter  an.  Diese  zahl  lässt  sich  nachrechnen ,  wenn  man 
3!^  Se  16  schräg  gedruckten  stellen  in  Guessards  ausgäbe,  welche  im  falle  eines  tira- 
^^schlnsses  den  kurzen  vers  nicht  haben,  abzieht.  Doch  hat  er  nur  bei  der  le/.ten 
i;67d9  bemerkt,  dass  sie  aus  b  eingeschaltet  ist,  und  zu  der  vorhergehenden 
3902  bringt  er  3837  eine  Variante  von  a  gegen  f.  —  Gerade  bei  dem  ende 
^^f  Ificke  stimmen  Jonckbloets  und  Guessards  angaben  über  Ar  nicht  überein. 
^-^«lesaaTd  bricht  nämlich  die  widergabe  von  b  ab  mit  dem  verse  ,,Li  rois  i  entr«; 
^^^ti-ft  ini  et  Hure**  und  lässt  nun  als  wideranfang  von  Ar  folgen:  «Dreceut  leur 
^•^ileg;  es  les  vos  estupes.**  Jonckbloet  dagegen  führt  den  widerbeginn  von  Ar  mit 
*^  Zeilen  mehr  an  (II,  301):  ,.Ocis  et  mor»,  fuians  et  desroutes  En  un  cahmt  est 
^^^intenant  cntres,  En  sa  compaigne  Turbans  et  Triboes,  Et  Sinagons  et  li  vi<*x 
^*^rfes.  Drecent  leur  voiles  etc."  trber  die  grosse  der  lücke  sagt  Guessard 
^<5hta;  Suchier  (Germ. St.)  bemerkt:  ^die  lückc  von  Ar  umfasst  in  V  417  verse.  in 
^87,  in  1448  (=  e  Guessard)  97C,  in  Ar  selbst  i*t>0  verse.  Also  müssen  wir 
^^^ehmen,  dass  Ar  bereits  alle  elf  kämpfe  wie  B  und  \4\H  enthielt.**  Leider  gibt 
^Uchier  nicht  an,  woraus  er  die  zahl  960  geschlossen:  lässt  ^ich  erkennen,  dass  in 
^  handschrift  16  blätter  oder  2  quatemionen  fehlen?     Die  verschiedene  zalil  der 

Giemen.   F.   DBtTTSOHE   PHILOI^OIE.     i:i>.    XIII.  II 


162  KOHL 

kämpfe  hat  Suchier  schon  eingehend  besprochen ;  doch  schien  mir  eine  tabellarische 
Übersicht  zu  der  vergleichnng  von  Ulrich  und  Wolfram  mit  den  Franzosen  nötig. 

8)  Für  Wolfram  ergibt  sich  hier  die  benutzung  einer  recension,  zu  der  T 
und  A  gehören.  Nach  Rennewarts  kämpf  mit  Borrel  muss  notwendig  noch  etwas 
von  Borreis  söhnen  gesagt  werden.    Wenn  bei  Jonckbloet  der  Übergang  aus  A  so 

Y  richtig  angegeben  ist,  so  hat  der  Schreiber  von  Y  ans  versehen  die  verse  über 
Borreis  söhne  ausgelassen.  Jonckbloet  hat  II,  eh.  XIII,  darauf  hingewiesen,  dass 
Wolfram  nach  dem  texte  remanie  gearbeitet  habe ,  und  Suchier  bringt  (Über  d.  Qo. 
U.  V.  d.  T.  40)  eine  Übereinstimmung  von  Wolfram  mit  A  und  in  einem  namen  mit 
Ar.  Nach  San  Martos  liebevoll  eingehender  vergleichnng  Wolframs  mit  der  fran- 
zösischen Überlieferung  bleibt  jedenfals  noch  eine  nachlese  in  betreff  der  einzelnen 
handschriften  übrig,  um  mit  Sicherheit  auf  eine  specielle  recension  Y  oder  A  oder 
auch  auf  eine  recension,  aus  der  Y  und  A  sich  erst  nach  Wolframs  zeit  schieden, 
zu  schliesson.    Wichtig  ist  die  frage,  ob  Wolfram  wirklich  die  lezten  78  verse  von 

Y  vorlagen ,  und  die  entscheidung  derselben  kann  ein  bedeutendes  moment  werden 
zu  einem  sicherern  urteil  über  San  Martes  erklärnng  von  dem  Schlüsse  des  Wolfram- 
schen Willehalm.  Abgebrochen  ist  derselbe,  weil  zunächst  eine  vorläge  oder  die 
eigne  lust  fehlte.  Auf  den  tod,  als  grund  der  bleibenden  unvolständigkeit,  wie  ihn 
Wackernagel  und  Bartsch  angenommen  haben,  weisen  die  verse  Türheims  205,  a,  23: 
Hey  kunstenricher  woifram ,  Daz  rnht  den  suzzen  goi  gezam ,  Da  ermhtlengtr  aolde 
leben;  Daz  mir  wcre  sin  kunst  gegeben,  So  wer  ich  an  angest  gar,  —  Idi  von 
Turkeim  ulrich  Wolde  niht  aU  ei'  sin  gewesen ;  Er  ist  tot ,  ich  bin  genesen ,  Da  tfon 
wil  ich  versuchen,  Ob  min  kunst  des  kuntie  geruchen,  Sit  ich  pflege,  äe9  er  pflac. 

Ü)  Kiu  ähnliches  resultat  liat  Suchier  schon  für  die  Kitzinger  fragmente 
ermittelt,  indem  er  sagt:  „0  («=  ihre  erschlossene  quelle)  stand  der  gmppe  Ar  Y 
näher  als  der  gruppo  AB.''  Eigentümlich  bleibt  die  Verschiedenheit  der  kftmpfe. 
Während  Suchier  erklärt:  „Ar  (XII/XIII  s.)  hatte  alle  11  kämpfe,  0  (zweite  hälfte 
des  XIII  s.)  Hess  die  kämpfe  7,  8,  9  hinweg,  und  Y  (mitte  des  XIY  s.)  strich  anch 
4,  5,  6,"  so  ergibt  sich  aus  Türheim  und  Wolfram,  welche  nur  die  kämpfe  von  V 
haben,  dass  die  redaction  der  kämpfe,  wie  sie  Y  bietet,  viel  früher,  schon  vor 
1220  statgefundon  hat.  Wenn  wir  mit  dieser  erschlossenen  redaction  Y  so  nahe  an 
die  XII/XIII  s.  geschriebene  redaction  Ar  (oder  sicherer  b  und  B)  kommen ,  so  fragt 
es  sich  auch  von  dieser  seite,  ob  nicht  doch  diese  kürzere  redaction  für  die  iltere  sn 
halten  ist.  Jedenfals  wird  man,  wie  auch  Suchier  selbst  bemerkt,  zunächst  an  den 
schluss  aus  der  kürzeren  fassung  auf  das  höhere  alter  denken,  da  ein  neuer  ain- 
ger  gern  ausschmückt  und  vermehi-t,  während  dagegen  ein  grund  zur  anslasaung 
gerade  jener  kämpfe  nicht  ersichtlich  ist.  Es  wäre  dann  die  mit  Zusätzen  vormehrte 
redaction  in  der  älteren  handschrift,  die  kürzere  und  ursprünglichere  in  einer  jün- 
geren handschrift  auf  uns  gekommen.  Dass  der  kurze  schlussvers  der  tiraden  nicht 
für  sich  allein  ein  beweis  des  alters  ist,  hat  schon  Hofmann  anorkant. 

10)  Bei  A.  Schultz  steht  im  text  nur  „ein  ritter  schnalte  ihm  den  rechten 
sporn  um,  ein  anderer  zog  ihm  den  hämisch  an.'^  Aber  in  den  aumerkiingen  ans 
Berte  und  Garins  steht:  der  herzog  Naynies  schnalt  die  sporen  an,  und  in  der 
aus  Gaufroy  citiertcn  stelle  heisst  es:  L'esperon  d'or  li  cauche  Garins  le  hon  et  le 
senestro  aussi  11  a  cauchie  Doon." 

11)  Die  aufforderung  Kyburgs  wird  in  Ar  (8060)  eingeleitet  dnrch  die  woite: 
dist  Guibors  au  vis  tier,  ohne  Varianten  von  Guessard,  im  Jonckbloetschen  texte 
steht  (7719)  dit  Guillanme  au  vis  fier,  ohne  Variante,  in  der  Jonckbloetschen  ftber- 
setzung  wider  Guiborc  au  fier  visage.  Das  beiwort  fier  passt  zu  Kybnrg  weniger 
als  zu  Wilhelm.    Yon  Guillanme  heisst  es  3033,  4680,  7650,  8242»  Mon.  Q.  571, 


Zu   ULR.   VON  TÜBHBIM  WILLBHALM  163 

838:  an  Tis  fier,  Yon  Desram^  nud  Kenouart  8139  n.  8141  Ic  fier,  von  B.  8252  od 

le  conge  fier  «=  Jonckbloet  7905  qui  le  visagc  a  fier,    8109  Baudus  o  le  corage 

fier;    in  den  £nf.  G.:  Karloo  au  vis  fier;   von  G.  und  seiner  frau:   8280  Guillames 

ki  molt  ot  de  fierte  und  8283  Guiborc  qui  molt  avoit  biaute,  8230  und  8231  Salus 

Yoos  m&nde  Guillaome  au  fier  corage,   Dame  Guiborc  au  der  visage,  3818  Orablu 

od  le  vb  der,    von  Aölis  bei  Jonckbloet  7859  Et  la  roiiie   et  sa  fiUe  au  vis  der, 

2069  Guiborc  au  der  visage,  Mon.  G.  3  und  8:  Guiborc  la  dame  o  le  vis  der.    Aus 

diesen  stellen  ergibt  sich,    dass  80G0  ursprünglich  gelautet  hat  ontwoder  Gull- 

laame  au  vis  fier  oder  Guibors  au  vis  der,  und  aus  der  anrede  in  Beuouarts 

sntwort:  ,Ma  bele  suer,  ne  vous  vuel  corcchier,*^  dass  Guibors  das  ursprüngliche 

(gewesen  ist.    Nun  findet  sich  auch  4715   und  4719  Guiborc  au  vis  fier.     Aber  die 

100  verse  dieser  tirade  und  die  90  verse  der  mit  8000  beginnenden  tirade  schlics- 

sen  sonst  alle  auf  i er.    £s  ist  also  anzunehmen,  dass  der  botreffende  Jongleur  das 

episdie  gesetz  der  treifenden  gleichbleibenden  attribute  aufgegeben  hat,   um  dun 

reim  herzustellen.    In  den  tiraden  auf  die  infinitivendung  et  ohne  vorhergehendes  / 

4810—4902,  5621—5721.  7730-7809  —  7888  findet  sich  auch  der,  mer,  her. 

12)  A.  Schultz  erwähnt  nur  die  einsegnung  des  Schwertes  nach  Flore  7512, 
Melcr.  3147  und  Mai  und  Beaflor  83,  39.  Im  Wigalois  4G,  24  heisst  es:  die 
^offm  gaben  im  den  segenj  aber  gleich  im  nächsten  verse:  do  gurte  umhe  sidi 
äer  degen  ein  swert,  während  der  schild  erst  später  mit  dem  spcer  zusammen 
genant  wird.  (Schlufs  folgt.) 

FRAGÜIENT  EINER  HANDSCHRIFT  VON  BAllLAAM  U.  JOSAPHAT. 

2  pergamentblätter  iu  der  stadtbibliothek  zu  Breslau.  21  cm.  h. 
15  cm.  br.  Dieselben  haben  jedenfals  als  Vorsatzblätter  eines  buches 
gedient  und  sind  durch  einen  abschnitt  oben  dem  format  des  buches 
angepasst  worden.  Dabei  sind  bei  dem  ersten  blatte  3,  bei  dem  zwei- 
ten 4  Zeilen  in  Wegfall  gekommen.  Die  haudschrift  ist  deutlich  und 
Borgftltig,  zweispaltig  mit  abgesezten  verszeilen  geschrieben.  Jede 
spalte  hatte  40  Zeilen.  Die  beiden  blätter  enthalten  213,  17  — 
221,  24  nach  Pfeiffers  ausgäbe.  Pur  ie  steht  i  (nur  einigemal  begeg- 
net liebe ,  sie ,  die) ;  far  iu  :  u  und  di  dise  alle  =  diu  disiu  elliu.  Für 
tto  fle  steht  u;  x  ist  durch  e  ausgedruckt.  Präfixe  ir-  int-  vir-  (dane- 
ben vor-  219,  38).  Stets  iz  =  ez;  für  ze  durchweg  zu.  In  den  endsil- 
bene,  doch  vmir  221,  3  und  stets  -ic,  ausser  214,  38;  215,  30;  210,  13. 
1 22  als  zeichen  der  spir.  ist  inlautend  gewahrt,  im  auslaut  sclion  mehrmals 
»dafar:  gotliches  213,31;  tvmbes  220,  33;  umgekehrt  an  dieser  stelle 
'^f.s:  allez  219,  14.  Stets  schliesslich  cht.  Die  spräche  zeigt  md.  färbung. 

Ich  gebe  die  sonstigen  ab  weich  ungen  von  Pfeift'ers  text. 

(1')  213,  27  troumlich.  28  lehn,  werlde.  33  wunencliches.  33. 
^  lehn  :  gegebn. 

214,  5  daz  er  so  werde.  7.  8  begebn  :  lehn.  9  Grosse  rote  ini- 
^wfe.  13  zornlich.  15  hette.  21  v'smehete.  22  noch  mveten  vurbaz 
«ere.  23  gebot.  24  —  26  fehlen.  (1»*)  27  ihtj  ich.  29  antworte. 
33  leidir.  36  leite.   36  dirre]  der  (=  B).    39  Grosse  rote  initiale.  bk\^. 

11* 


164  PIBT8CH,  BRESLAUER   RKUCHST.   V.   RUDOLFS  BARLAAM 

215,  3  ergebich.  6  m*.  8  blibe.  17  alle  h*ze.  22  im  irzeigete 
got  sin  gebot.  23  vreudenrichen.  24 — 26  fehlen,  (T)  31  Grosse  rot^ 
initiale,  kvnges.  34  dar]  san.  36  dem  saite  er  daz"  mit  dro  "dorfc 
39  den  reinen  Josaphaten]  sinen  svn  i. 

216,  1  d'  wurste.  2  bit  eu.  3  drouliche.  5  kunne]  vfi  kvnnn^ 
6  denken]  denke  wir.  7  bezzer.  9  sulcher.  10  ginc.  12  pall^ 
13  mifieclich  entfi.  14  zv  im.  15  san.  16  mägen.  18  kvm^ 
20  entwerest.  21.  22  kvmen  :  genvmen.  23  trugeheit.  24  —  26  feK^ 
(1^)  27  waer]  we.     28  w'e.     33  saltu  gew'en.     36  welch.     37  des]  d^ 

217,  3  gehabet  ere.     5  mit  lobe  ie  di  besten.     6  kegen  mir  mu&t^ 
entgesten.   8  raange.    9  g.  eigen  vii  1.  (=  C),    10  hän]  entpfan.    11  müj^ 
gutes.  Diese  lesart  ist  der  anderen  „miltes  guotes"  entschieden  vorz%zi^^ 
hen,  vgl.  riche  hohes  muotes  im  folg,  verse,     Pfeiffer  verzeichnet  ^> 
nicht,     10  ni  an  gestreit  (=  C),     17   si   sint  noch  vnd*  gar  gelegfi. 
18  gliche  woldeu.     19  ir  manheit  minem  muote]  mit  m.  noch  mit  m. 
22  iehn.     24—27  fehlen,     (2')   28  lob.   uz  gestriten.     31   her  ftkU, 
33   wenestu.      34  were.     35  weste  ich.     35.  36  lehn  :  gebn.    38  es] 
des.  enpere.     39  gesant.     40  meist'e. 

218,  1  gelobt.  2  vor  war.  6  w'  en  gerne.  10  wez.  wolde.  13daz 
wol  ist  an  mir  worde  schin.  14  gewaldic.  16  For  cristen  sfeW  rfurck- 
stricJien  listen.  17  sitj  so.  18  wurden.  20  mir  zv  selde.  22  lan  genie- 
zen  des  bite  ich;  vor  des  steht  durchgestrichen:  vn  (dich  fehlt  auch  DK). 
24—27  fehlen.  (2^)  28  mir  fehlt  in  folge  einer  Verletzung  des  pergih 
ments,  30  und  lä]  la.  31  d'  trugenlicher  valsheit.  33  Grosse  rok 
initiale,     34  h*ze  steht  zweimal.     35  iz  en  vestente.     37  w*.    38  wolle. 

219,  3  vor.  4  vor  alle  di  w'lt  vor  gut  vn  lip.  5  diz]  daz.  im] 
sinen.  6  en.  gots.  8  welch.  9  d*  cristen  e.  10  iclich.  11  und  12 
sind  in  eine  zeile  gfschrieben ;   vater  vor  und  fehU.     19    so   rate  "du 

"iclTkere'iz  (=  KE).  20  dan.  21  vil  fehlt  (=  BCE).  24  niht]vien- 
der  (so);  (=  niender  DKE),  25  —  28  fehlefi.  (2")  29  Grosse  rote  im- 
tiale,  ge-  fehlt  in  folge  eigner  Verletzung  des  pergam.  31  d*  vil  ist 
32.  33  gesehen  :  gen.     34  bewunden.     37  was  y.    39  saltu.    40  hohesteo. 

220,  1  croneu.  2  vunslicho.  3.  4  gots  :  gebots.  4  dö  wie. 
5  menlich.  6  seiden  vnmenliche.  7.  8  lehn  :  gegebu.  10  die]  din.  tx 
tugende  (=:  B),  12  menlich.  13  v*terben.  15  daz  ist  maheit 
17  hose.  19  weder  {==  A),  21  Grosse  rote  initiale,  daz  ein.  22  wlde. 
25-28  fehlen,     (2*)  29  gelegit.     36.  38  heimlich. 

221,  2  gezemt.  3  vmir.  vund*.  5.  6  v*staz  :  haz.  9  vludiea. 
11  daz  dv  durch  got  di  gotes  craft.  13  schemelicher.  15  werende. 
16  d*  imm'  stabende  tot.  19  einen  mochtes.  21  . . .  danne  gegelffl. 
22  . . .  lip  ein  leben.     23  mvstestv.     24  virterben. 

KIEL,    IM   MAI    1881.  PAUL  POBTSCH. 


165 


DIE  EßD-  UND  VÖLKERKUNDE  IN  DER  WELTGIIRONIK 

DES  RUDOLF  VON  HOHEN -EMS. 

(Schluss.) 

IL 
a.    Die  benuzten   handschriften. 

Für  gütig  verstattete  oder  vermittelte  beuutzung  der  betreffenden 
handschriften  bin  ich  zu  besonderem  danke  verbunden  dem  hohen  badi- 
schen  ministerium  des  innern ,  dem  herrn  oberbibliothekar  prof.  dr.  Karl 
Zangemeister  in  Heidelberg,  dem  herrn  bibliothekar  und  archivrat 
dr.  Eduard  Jacobs  in  Wernigerode  und  dem  herrn  dr.  Emil  Kramm 
in  Fulda.  Nicht  minder  schulde  ich  herzlichen  dank  der  Verwaltung 
der  hallischen  universitätsbibliotbek  für  liberalste  und  förderlichste  Unter- 
stützung. 

Erste  gruppe. 

1.  W.  früher  im  besitze  des  bibliotbekars  Zeisberg,  jezt  in 
der  gräflichen  bibliothek  zu  Wernigerode,  pergament,  13.  jahrh., 
klein -folio  oder  quart,  265  bl.,  zweispaltig,  die  spalte  zu  34  bis  35 
Zeilen.  Mit  vielen ,  meist  an  den  blatträndern  stehenden  bildern.  (Vil- 
Duur,  „Die  zwei  Recensionen"  usw.  s.  38,  nr.  4;  Massmann,  Kaiserchr. 
UI,  8. 167,  nr.  1.  Genaue  beschreibung  und  abdruck  einiger  stellen 
daraus  in  dieser  zeitschr.  IX,  461 — 472.)  —  Mit  dieser,  jezt  Werni- 
geroder  handschrift  ist  nach  aller  Wahrscheinlichkeit  identisch  die  hand- 
schrift  der  ehemaligen  Raimund-Kraftschen  bibliothek  zu  Ulm 
(Vilm.  s.  38,  nr.  5;   Massm.,  s.  172,  nr.  13),^   sowie  die  früher  Lit^el 

1)  Herr  prof.  dr.  Vcosenmoyer,  stadtbibliothekar  in  Ulm,  war  so  gütig, 
**^eine  anfrage  nach  dem  verbleibe  der  Raimund  -  Kraftseben  bandscbrift  folgende 
■rtteilung  zu  senden:  „Wegemann  sagt  (Nachrichten  von  Gelehrten  usw.  aus  der 
Beichtetadt  Ulm.  1798.  Ulm.  8*>.  Seite  373):  „Reymund  Kraft  von  Dellmensingen 
"^ounelte  . . .  eine  vortreffliche  Bibliothek  . . . ,  die  aber  nach  seinem  Tode  zerbtreut 
^^  Das  Andenken  an  sie  erhält  die  Schritt:  Memorabiliuin  Bibliothecae  Dom. 
^ymundi  de  Kraft,  pars  I  et  II.  8".  Ulmae  1715,  welche  auch  im  3.  und  4.  teil 
^  Amoenitates  von  Schclhoru  enthalten  ist.  Hofrat  F.  D.  Häborliu  verfertigte  zu 
*«  Anction  den  Catalogus  Bibl.  Raym.  Kraft.  8".  Ulm  1729."  In  dem  verkaufs- 
«*taloge  heisst  es  unter  den  Codices  in  quarto  nr.  2:  Metaphrasis  rythraica  libroruin 
"'torißonim  vet.   testament  antiqua  lingua  german.  sec.  XIll  scripta,  auctor  est 

'"idolphag  quidam  ex  familia vulgo  Hohen  -  Ems  dicta.**     Und  weiter  bemerkt 

oerr  VeeBenmeyer:  „Dass  v.  d.  Hagen  [Grnndr.  s.  240  D  und  i]  das  ms.  gesehen, 
^  hnm  anzunehmen.  Wol  aber  möchte  ich  mit  ihm  glauben ,  dass  die  Litzeische 
^  &)  und  die  Kraftsche  (k)  ein  und  dieselbe  sind;  solte  vielleicht  die  Obrecht^tthe 


166  '  DOBKBBNTZ 

gehörige  und  aus  der  Obrechtischen  samlung  zu  Strassburg  stammende 
liandschrift. '  —  Der  geographische  abschnitt  findet  sich  in  ihr  auf 
bl.  10*'  —  23'^;  und  darin  eingeschlossen  der  preis  rheinischer  städte 
bl.  17"— 18";  und  der  preis  Venedigs  auf  bl.  22*. 

Von  mehreren,  aber  gleichzeitigen  bänden  wol  noch  im  13.  Jahr- 
hundert bedächtig  und  sorgsam  geschrieben,  gilt  diese  hs.  mit  recht 
unter  allen  hss.  der  Weltchronik  für  die  beste:  von  wilkürlichen  ände- 
rungeu  durchaus  frei,  zeigt  sie  fast  durchgehends  einen  inhaltlich  cor- 
recten  text,  der  überdies  auch  nicht  selten  mit  meist  richtig  gesezter 
Interpunktion  versehen  ist.  Doch  ist  auch  sie  nicht  frei  von  fehlen^ 
die  sich  aber  meist  als  blosse  Schreibfehler  erweisen,  während  anslas- 
sungen  von  Wörtern  in  ihr  äusserst  selten  und  wol  auch  nur  aus  ver- 
sehen vorkommen.  Auffällig  aber  ist,  dass  in  W  wie  in  S  zwei  verse, 
219  und  220  gänzlich  fehlen,  welche  in  allen  übrigen  mir  bekanten 
hss.  sich  vorfinden,  selbst  in  denen  der  überarbeiteten  Vl^eltchronik, 
(wie  in  der  Gothaer  pphs.  und  in  der  Sentlingerschen  zu  Bruneck) 
nicht  gebrechen.  Charakteristisch  sind  für  W  zwei  einschiebsei,  der 
preis  rheinischer  städte,  der  auch  aus  S  bekant  ist,  und  das  lob  Vene- 
digs, welches  gleichfals  in  S  mag  gestanden  haben. 

2.  8.  früher  unter  der  Signatur  A.  75  in  der  Johanniter- 
bibliothek  zu  Strassburg  (Scherzii  glossar.  germ.  med.  aevL  Argent 
1781.  s.  VI.  Vilmar  s.  39  nr.  6.  Massm.  s.  167  nr.  2),  perg.  14.  jahrh. 
in  folio,  208  bl.,  zweispaltig,  mit  je  39  bis  40  Zeilen.  Der  geogra- 
phische abschnitt  befasste  darin  die  blätter  9^  —  21°  und  enthielt  auch 
das  lob  rheinischer  städte  (bl.  15**  — 16**).  Da  die  handschrift  nicht 
mehr  vorhanden  ist,  sind  wir  jezt  beschränkt  auf  das  wenige  was 
daraus  gedruckt  ist  in  Graifs  Diutisca  1,  47 — 72.  Dadurch  sind  von 
dem  geographischen  abschnitte  erhalten  die  verse  85 — 87;  112  —  545; 
917  —  945;  das  lob  rheinischer  städte,  und  949  —  1021. 

Wie  schon  aus  dem  gemeinsamen  mangel  der  verse  219  und  220 
und  aus  dem  gemeinsamen  einschube  des  lobes  rheinischer  st&dte  zu 
scbliessen  war ,  steht  S  mit  W  in  naher  verwantschaft.  Doch  vrard  in 
S  duii^h  des  Schreibers  ausgeprägt  allemannischen  dialect  die  spräche 
erlieblich  verändert,  und  ferner  sind  in  ihr  auch  die  namen  teilweise 
verunstaltet.    Und  wenn  S  sich  zwar  im  texte  vielfach  an  W  anschliesst,  « 

bibliothek,  aus  welcher  Litzcl  das  ms.  hatte,  dasselbe  aus  der  Eraftschen  bibliothek^ 
erworben  haben?''    Litzeis  schrift:   der  undeutsche  Katholik  von  Megalissus.   1781.^ 
(s.  8.  12)  war  mir  leider  unzugänglich. 

1)  Vorgleichung  der  bei  Schelhorn   (Amoenitates  literariae.    Frankftirfc 
Leipzig  1725.  111.  s.  IG  fg.)   mitgeteilten  stelle  aus  dem  anfange  des  bnohof  J( 
mit  der  entsprechenden  in  W  würde  darüber  gewissheit  geben. 


DIE   GEOGRAPHIE   RUDOLFS  VON   EMS  167 

90  steht  sie  doch  in  folge  zahlreicher  absichtlicher  änderungen  und 
locken  an  werte  weit  hinter  W  zurück.  Macht  diese  tatsache  die 
annähme  einer  abhängigkeit  der  handschrift  W  von  S  unmöglich,  so 
kann  andererseits  auch  S  nicht  aus  W  stammen ,  weil  auffällige  fehler 
die  im  texte  von  W  vorkommen ,  sich  in  S  nicht  finden.  —  Demnach 
ergibt  sich  der  schluss,  dass  W  und  S  aus  einer  handschrift  (*€)  stam- 
men, die  dem  archetypus  X  zwar  noch  nicht  fern  stand,  aber  doch 
bereits  die  eben  erwähnte  lüeke  von  zwei  versen  und  auch  den  ein- 
schob des  lobes  rheinischer  städte  enthielt. 

3.  P.  Heidelberg.  Cod.  Palat.  nr.  146.  Papier,  aus  d.  j.  1367. 
Gross -folio.  99  beschriebene  bl.,  dreispaltig,  von  ungleicher  zeilen- 
auhl,  im  geographischen  abschnitte  von  durchschnittlich  66  zeilen.  Erst 
Von  bl.  4 '  an  bietet  diese  handschrift  die  ältere ,  die  echte  Rudolfsche 
x^ecension,  mit  fortsetzungen ,  nachdem  die  einleitung  der  jüngeren 
i'ecension,  der  Christherre-chronik,  auf  bl.  1**  —  3''  voraufgegangeu  war. 
(lim,  s.  45,  nr.  18;  Massm.  s.  173,  nr.  16,  von  Massmann  wird  sie 
nebst  der  Colmarer  hs.  *  unrichtig  als  „übergangshs."  bezeichnet.  Be- 
schreibung, nebst  mitteilung  aus  ihr  in  dieser  ztschr.  X,  104  —  107.)  — 
Geographie  auf  bl.  7**  —  1 1'. 

Vilmars  lob:  „Die  hs.  ist  zwar  in  entstelter  spräche,  aber  von 
einem  kundigen  und  aufinerksamen  schreiber  geschrieben  und  gehört 
hinsichtlich  des  sorgfältig  behandelten  textes  zu  den  besten^  gebührt 
dieser  handschrift  in  der  tat.  Denn  wenn  auch  zuweilen  wortauslas- 
Bongen  des  Schreibers  streben  nach  gleichmässigkeit  des  Versbaues 
bekunden,  und  wenn  kleinere  änderungen  und  andere  unzuträglichkei- 
ten, wie  Umstellung  von  versen  und  einzelnen  werten ,  auch  nicht  feh- 
len, so  gibt  diese  handschrift  doch  immerhin  guten  anhält  für  nach- 
prüfuog  und  ergänzung  von  W:  denn  gleich  *e  ist  P  selbständig  aus 
wenig  getrübter  quelle  geflossen. 

4.  A.  Bruchstück  aus  Ander  matt  im  Urserenthale ,  jezt  im 
I^tz  des  prof.  dr.  Hidber  in  Bern.  Veröffentlicht  durch  Lndw.  Hir- 
«el  in  Haupts  zeitschr.  f.  deutsch,  alterthum  1878  bd.  XVII,  s.  143  fg. 
&  enthält  die  verse  335  —  376  und  548  —  589. 

Dieses  geringwertige  bruchstück  zeigt  ausser  fehlerhaften  ände- 
'yugen  nicht  genug  charakteristisches  gepräge,  um  seine  Stellung  mit 
^cherheit  zu  bestimmen.  Doch  ist  es  unabhängig  wie  von  den  hier 
^Quanten  handschriften  der  ersten,  so  auch  von  den  weiter  zu  erwäh- 
'^eoden  der  zweiten  gruppe. 

* 

1)  Yenache,  aber  die  Colmarer  handschrift,  welcho  nach  Vilm.  s.  32  auch 
^^  lob  rfaeinischer  atädte  enthalten  soll,  anskonft  zu  erlangen,  blieben  erfolglos. 


168  DOBEBBKTZ 

Zweite  gruppe. 

5.  H.  Heidelberg.  Cod.  Palat.  Genn.  327.  Pergament,  13.-— 
14.  jahrh.,  folio.  1  vorsatzbl.  und  214  bl.,  zweispaltig,  zumeist  42  Zei- 
len. (Vilm.  s.  36  ur.  1;  Massm.  s.  168  nr.  3).  Der  geographische 
abschnitt  steht  darin  auf  bl.  8**  —  18^  ^ 

Der  von  zwei  bänden  geschriebene  codex  ist  äusserlich  mit  Sorg- 
falt hergestelt,  wiewol  er  auffällig  viele  rasuren  und  correcturen  zeigt. 
Hinsichtlich  der  sprachformen  gehört  er  zu  den  besseren  deutschen  hss. 
des  14.  Jahrhunderts  überhaupt,  fals  er  nicht,  wie  Vilmar  will,  noch 
in  das  13.  zu  setzen  wäre.  Unter  seines  gleichen  ist  er  —  nach  Vil- 
mars  ausdrucke  —  was  die  sprachformen  betrift,  jedenfals  den  besten 
ebenbürtig.  Wenn  Vilmar  aber  hinzufügt:  „Auch  der  text  ist  im  gan- 
zen mit  Sorgfalt  behandelt,"  so  muss  ich  dem  freilich  widersprechen. 
Denn  die  hs. ,  von  auslassungen  einzelner  werte ,  ja  ganzer  verse  nicht 
frei ,  ist  au  wilkürlichsten ,  zuweilen  geradezu  sinlosen  änderungen  sogar 
reich.  Für  die  textgestaltung  komt  sie  daher  nie  unmittelbar  in 
betracht.  Eigentümlichkeiten  von  *€  zeigt  H  nirgend.  Zusammen- 
stimmungen mit  P  deuten  keiuesfalles  auf  engere  beziehung  zwischen 
beiden.  Nur  mit  den  folgenden  hss.  (*qp)  ergibt  sich  nahe  verwant- 
schaft. 

6.  F.  ehedem  in. Weingarten,  jezt  in  der  landesbibliothek  zu 
Fulda,  signirt  ehemals  —  nach  Vilmar  —  mit  nr.  184,  jezt  mit  Aa88. 
Pergament,  14.  jahrh. ,  klein -folio.  350  bl.,  zweispaltig,  zu  je  30  Zei- 
len. Mit  vielen  steifen,  aber  zart  ausgeführten,  oft  fein  nnancirten 
bildern.  Sie  gehört  zu  den  hss.  mit  erzählung  der  busse  Adams  und 
Evas,  sowie  mit  weglassung  des  grossen  incidents  im  buche  der  rich- 
te r.  (Vilm.  s.  39,  nr.  7;  Massm.  s.  169,  nr.  5).  Der  geogr.  abschnitt 
steht  auf  bl.  16*— 30^ 

Bl.  1  —  22  ist  in  ganz  leidlichem  dialecte  von  einer  älteren  band 
geschrieben,  das  übrige  dagegen  augenscheinlich  von  einem  Czechen. 
Wenn  aber  Vilmar  behauptet :  „Den  (von  bl.  23  ab)  bis  zur  unleidlich- 
keit entstelten  dialect  abgerechnet,  ist  die  hs.  dem  texte  nach  den  bes- 
seren zuzuzählen,"  so  zeigt  sich,  dass  die  zahl  guter  hss.  der  Bndolf- 
schen  Weltchronik  eine  sehr  kleine  ist.  Denn  wenngleich  die  äussere 
ausstattung  von  F  anerkeunung  verdient,  darf  ihr  text,  nach  eingehen- 
der prüfung,  doch  nichts  weniger  als  sorgsam  genant  werden.  Viel- 
mehr verrät  der  Schreiber,   eines   Verständnisses  Kudolfscher  art  und 

1)  Näcliste  vcnvauto  von  H  würdcii  sich  feststellen  lassen  durch  nachweis 
der  vcrsc:  Ifis  paradybc  un  hiez  ez  so  \  ez  waer  ein  vvrago,  welche  H  nach  t.  332 
der  gesamten  Weltchronik  eingeschoben  hat. 


DIK   OEOGKAPHIE   BUDOLFS  VON  EMS  169 

hflstrichtang  gänzlich  baar,  überall  seineu  gesunkenen  geschmack  in 
einem  starken  hange  nach  einförmigem  \^rsbau.     Daraus  erklärt  sich 
die  grosse  häufigkeit  von  verskürzungen.    Auch  schreibfeliler  und  wil- 
iorliche  änderungen  begegnen  oft.     Gewisse  auffällige  fehler  und  ände- 
nmgen  hat  F   auch  gemeinsam  mit  H;    dagegen  fehlen  wider  andere, 
die  sich  in  H  finden,  in  F  gänzlich,  oder  sind  in  F  wenigstens  min- 
der kühn  als  in  H.    Folgt  hieraus ,  dass  F  nicht  aus  H  abgeleitet  wer- 
den kann,  so  beweisen  andrerseits  viele  auslassungen  von  werten  in  F 
die  Unmöglichkeit  einer  abstammung  von  H  aus  F. 

Dass  aber  der  zwischen  H  und  F  gleichwol  unverkenbar  beste- 
llende und  aus  gemeinsamer  quelle  zu  erklärende  Zusammenhang  doch 
Qiir  ein  mittelbarer  ist ,  ergibt  sich  aus  einer  Untersuchung  des  Verhält- 
nisses von  F  zu  F^ 

7.  F*.  Bruchstücke,  bestehend  aus  zwei  zusammenhängenden  per- 
If  amentblättem ,  und  aus  einem ,  ursprünglich  dem  ersten  blatte  zugehö- 
rtgen,  später  aber  davon  abgetrenten  seitenstücke ,  stammend  aus  einer 
fbliohandschrift  des  14.  Jahrhunderts,    die  zweispaltig,    zu  je  44  zeilen 
geschrieben  war.    Von   den   erhaltenen   blättern   sind  oben  je  16  verse 
sibgeschnitten ,  und  nur  noch  je  28  zeilen  jeder  spalte  übrig.    Veröffent- 
licht sind  diese  bruchstücke  durch  Ho  ff  mann  in  den  Altdeutsch.  Blät- 
tern I,  246  —  250.     Die   ihnen    dort   gegebene    anordnung   ist  jedoch 
unrichtig.     Denn  was  Hoffmann  mit  bl.  1  bezeichnet  hat,  gehört  neben 
^  erste   der  beiden   noch    zusammenhängenden   blätter,    welche    die 
umersten  blätter  einer  läge  gebildet  haben ,  und  zwar  als  spalte  b  und  c. 
^nd  was  derselbe  als  vw.  angibt,    hat  vielmehr  auf  der  rückseite  sei- 
nes bl.  1  gestanden.     Lesbar  erhalten  sind:    bl.  r   vw.   v.  786  —  798 
(==  HoflEmaun  bl.  2   s.  248);    bl.  1^  vw.  v.  815  —  842    (=  H.  bl.  1  rw. 
8-  247);    bl.  1'  rw.   v.  859  —  884  (=  H.   bl.  1  vw.   s.  246);    bl.  2'  vw. 
V.  945  —  972  (=  H.  bl.  3  vw.  s.  248);   bl.  2""  rw.  v.  1077  —  1104  (=  H. 
M.  3  rw.  s.  249). 

Wiewol  diese  bruchstücke  zwar  einerseits  jui  auffälligen  stellen 
^^sammengehen  mit  F ,  mit  H  aber  nur  insofern ,  als  leztere  hs.  wider- 
^^  übereinstimt  mit  F,  bieten  sie  doch  andererseits  erweislich  rich- 
^*8e  lesarten  an  stellen,  wo  F  verderbt  ist,  wogegen  an  anderen  stel- 
l^U  P  widerum  richtiges  aufbewahrte,  während  Verderbnis  vorliegt  in 
^  *•  Sonach  muss  notwendig  auf  eine  gemeinsame  quelle  von  F  und  F ' 
^  V)  geschlossen  werden,  welche  ihrerseits  widerum  mit  H  aus  einer 
^*Äd  derselben  quelle  geflossen  sein  muss. 

Scharf  heben  demnach  die  hss.  der  zweiten  gruppe  zu  ihren  ungmi- 
**^Ji  sich  ab  von  denen  der  ersten.    Wenn  sjie  daher  bei  herstellung 


170 


DOBESBNTZ 


des  textes  nur  wenig  unmittelbar  leisten  können,  dienen  doch  gerade 
sie  wesentlich  dazu ,  fehler  e^er  oder  der  anderen  hs.  der  ersten  gruppe 
wahrnehmbar  zu  macheu,  und  wilkürlichkeiten  und  ungehörige  eigen- 
tümlichkeiten  derselben  ausscheiden  zu  helfen. 

Graphisch  dargestelt  würde  sich  demnach  ungefähr  folgendes  ver- 
wantschaftsverhältnis  der  benuzten  handschriften  ergeben: 


Erste  gruppe. 


I' 

Zweite  gruppe. 


IL 
b.    Text. 

(Von  der  erde  gelegenheit.) 


Tjö  got  ir  übermuot  ersach, 

er  zurnde  an  sie  unde  sprach: 
nu  ist  an  den  liuten  kunt 
ein  zunge,  ein  spräche  und  ein 

munt; 
5  dar  suln  wir  und  da;  enden 
und  die  spräche  also  sehenden, 
da;  ir  deheinem  gezeme, 
da;  er  des  andern  wort  verneme 
und  sine  zungen  iht  verste. 
10  da;  sümde  sich  niht  langer  me 
6  da;  von  gote  in  wart  zehant 


spräche  und   ir  zunge  also  ge- 

schant, 
da;  under  in  deheiner  dort 
verstuout  des  andern  spr&che  ein 

wort 

15  von  jenen  her,  von  disen  hin, 
wan  da;  in  allen  under  in 
ieglichem  gesiebte  bleip 
sin  sunderspräche  die  e;  treip 
und  verstuout  des  andern  niht 

20  an  der  getät,  an  der  geschiht 
wären  diu  gesiebte  gar 


2  si  mit  zom  er  sprach  P.       3  al  den  U,    allen  F,    allen  den  P.       4  ein 
zunge  feUt  F.  5  daz  H.    svl  F.  7  dehein  H.    dyheyne  F.    geusme  Ä 

8  vernsBme  PH,        9  zvnge  H,    spräche  F.    niht  IL    nit  P.        12  also  fehU  II. 
13  cheiner  H.  U  verstünde  H.     der  IL     ein  fehlt  PIL     wort  fehU  F. 

16  ez  JET.  18  vfi  die  H. 


DIB  GEOOBAPHIE  BUD0LF8  YON  SMS 


171 


30 


3^ 


sehuldic  und  alle  dise  schar 
mit  rseten  algemeine; 
wan  Phälech  alleine 

25    dem  bleip  §br6ischia  zunge 
an  der  spräche  wandelunge, 
wan  dia  was  diu  erste 
von  gote  und  euch  diu  berste; 
wan  ir  ze  sprechenne  began 
Adam  von  erst,  der  erste  man. 
durch  die  wandelunge, 
da;  also  manic  zunge 
dem  Yolke  wart  aldä  bekant, 
wart  der  turn  Babel  genant; 
da;  wort  betiutet  schände, 
dem  turne  und  euch  dem  lande 
beleip  der  schänden  name  zehant. 
Babilönje  wart  da;  laut 
geheimen,  dö  diu  selbe  diet 
mit  verirten  zungeu  dannen  schiet, 
so  da;  deheiner  vernam 
des  andern  spräche,   dd  kam 
diu  zit,  da;  sie  sich  wolden 
scheiden,  als  sie  solden, 
und  diu  gesiebte  mit  ir  scharn 
in  diu  laut  hin  wolden  vam 
diu  sie  besitzen  wolden, 
dö  sie  sich  scheiden  solden. 
Sie  fuoren  in  den  ziten 

^O  in  die  weit  ze  drin  siten 


40 


4S 


und  teilten  al  die  weit  in  driu. 
die  dri  teile  nenne  ich  iu. 
Der  grste  teil  hie;  Asiä, 
der  ander  teil  Europa; 

55  Affricä  der  dritte  hie;. 

Wä  ieglich  künn  sich  niderlie;, 
wie  in  den  teilen  al  diu  laut 
warn  und  wurden  dö  genant 
da  sie  sich  niderlie;en, 

60  wie  sie  nach  in  sit  hie;en 
und  wie  sie  nü  verkeret  sint, 
wie  der  gesiebte  kinde  kint 
sich  in  den  landen  merten, 
wie  sich  nach  in  verkerten 

65  liute,  namen  unde  laut, 

des  mache  ich  iu  ein  teil  bekant, 
und  wie  diu  laut,  liut  und  der 

kint 
gelegen  und  genatüret  sint. 


70 


Yen  Sem  da;  künne  lie  sich  sä 
nider  in  der  gr6;en  Äsiä 
mit  der  diet  aller  slner  schar, 
die  da;  künne  brähte  dar, 
der  siben  und  zweinzc  gesiebte 

was, 
der  iegliche;  an  sich  las 
75  die  sunderzungen  die  e;  sprach, 
diu  laut  man  sie  da  teilen  sach 


22  die  F.  23  retten  H,    reden  F.  25  Ebreischv  W.    Ebrayschiu  P. 

*^«brai8che  H,    ebraysche  F.  28  herte  W,  29  sprechen  F,    sprechen!  P. 

^  Yon  erst  fehU  F.         33  Den  levte  F.  34  Da  von  der  tvrm  wart  babel  F. 

•*^d  genant  P.    (Babel  ==  confosio.  —  Populus  Babyloniae^   liut  sccmdun,    Notk. 

^.  4,  10.)  39  fehit  H.    selbv  W.  40  danne  Ä    42  ander  H.  44  si 

^o  Ä  45  im  IT.  47  solden  P.  48  wolden  P.  49  die  fvrnt  H. 

^l  endriy  IL  52  nv  F.  54  teil  fMt  P     hiez  //.  56  jegeslih  W. 

^une  WPF.    kvnich  H,  57  al  fehU  F.    alliu  lant  P.  58  warnt  H.    do 

f^^hk  F.  61  verhert  H.    verheret  F,         64  ir  PH.         66  tvn  F.    ivh  WP. 

^^  F.       67  diu  feMt  IL    ir  P.       68  vnd  fehlt  P.        69  Seme  P        70  die  IL 

^l  d«r  diet  fehU  F.  72  die  fehU  II     braht  er  al  dar  H.     braht  al  dar  F. 

«3  zweniec  TT.    zweinzich  IL    zwainzig  P.        75  sonder  zvnge  F,       76  nam  F, 

*«^a«ii  W. 


172 


DOBERENTZ 


den  gesiebten  nach  ir  werde  | 
üf  dem  dritten  teil  der  erde.  , 
Wie  des  sunderteiles  lant 

80  mit  namen  wm'den  dö  genant  ,  105 
von  in  bi  den  selben  tagen, 
da?  wil  ich    euch  hier  under 

sagen, 
als  uns  mit  rehter  wärheit 
diu  Schrift  der  wärheit  hat  ge- 

seit.  110 

85  Da:5  irdensche  Paradis, 

da?  nach  dem  wünsche  alle  wis 
lit,  da?  ist  da?  höhste  laut, 
da?  in  dem  teil  ist  lant  genant, 
da?  muo?  —  als  uns  diu  wärheit  115 

seit  — 

90  unbuhaft  al  der  menscheit 
von  grö?er  unkünde  sin, 
wan  e?  ein  müre  fiurin, 
diu  höhe  durch  die  lüfte  gät, 
beslo??n  und  umbevangen  hat;  120 

95  dar  ü?  Tygris  undPhysön, 
Eufrätes  und  Geon, 
diu  vier  wa??er,  flie?ent 
üf  die  erde,  und  begie?ent 
diu  lant  und  machentmit  ir  kraft 
100  die  erde  fiuhte  und  berhaft.       125 
Zwischen  dem  Paradise  lit 


manic  lant  und  isel  w!t 
unbühafl  äne  bü  erkant 
unz  an  diu  bühaften  lant; 
wan  in  der  wueste  und  under- 

wegen 
ist  wüester  wilde  vil  gelegen; 
dar  in  s6  vil  gewürmes  lit 
und  tiere,  da?  ze  keiner  zit 
nieman  drinne  mac  genesen 
noch  mit  deheinem  büwe  wesen 
in  den  wüesten  landen  da. 
T|a?  ander  lant  ist  Indiä. 
"^  da  sint  gewaltecliche 
diu  grösten  künikrlche 
der  ieman  künde  ie  gewan. 
des  lantmarke  vähet  an 
ze  dem  gebirge  an  Caucasas; 
diu  ander  sundermarke  was 
da?  röte  mer;    dar  gät  sin 

strich 
und    scheidet    in    der    marke 

sich, 
diu  mit  den  ziln  beiden 
alhie  ist  underscheiden 
und  nach  der  wärheit  erkant; 
westerhalben  ist  da?  lant 
mit  einem  mer  beflo??en, 
da  mit  ist  e?  beslo??en: 


78  drittailc  P.     drit  teil  IL        79  svndern  t.  IL        80  wrdc  IL    do  fehU  Ä 
82  hie  vuder  11.    her  vndir  W.    her  wider  P.     bio  F.  84  der  wärheit  fehlt  ^\ 

hat  se  F,  85  Das  da  da^  F.     irdisch  F.     irdesch  P.  86  da?  lit  Dah 

wirsche  S.  da2;  fehlt  F.  dem  feJdt  F.  allen  11.  in  allen  F,  in  alle  SP, 
87  Lyot  F.  fehlt  S.  ist  dajj  fehlt  F.  Statt  87  in  S:  ün  och  doch  woistc 
alda  uful  dann  fehlt  v.  88  his  111.  88  in  dem  lande  ist  W.  89  w.  tuot 

bekant  //.  90  von  al  der  H.    aller  F.  92  ein  fehlt  P.  93  hoch  P. 

höh  IL  94  vmbewanget  F,  95  davz    W.     daz  was  i/.     Da?  wa??er  F, 

96  vri  ouch  FH.        97  gei??eut  F.         105  wüsten  P.     und  fehlt  IL         106  wüo- 
stcr  wilde]  wildir  wüste  WIL    wilder  wüsten  P.       107  darinne  WPIL      108  da? 
ez  IL    deheiner  PH.    deheyn  J''.       109  la;t  II 
seint  die  grosten  1*  P.  114  driu  diu  WS  F. 

(jenem  diu  F,  115  ie  SIL     me  WPF. 

dem  F,    Zem  S.    Oancasas  P.        123  bcchant  F, 
halp  WPU.    wester^halp  F,  125  bislo^en  8, 


111  wüste  W.       113  daz  PH. 

driu  //.     driu  mü  nacJigetru'' 

116  landes  m.  S.  117  Cav 

124  westlrhalbin  S.    wester- 

126  CS  ist  PS.    beflo?en  8i 


E' 


DIB   OROGRAPIIIE    RUDOLPR   VON    EMS  173 

da?  mer  ist  noch  genant  alsus  des  ist  mit  gT67,eY  rlcheit  da 

Oceaniis  Indiens,  vil  me  danne  iender  anderswä. 

als  e?  bi?  her  an  dise  Frist  di?  siut  diu  lant  in  Ejulät. 

ISO  noch  von  der  Schrift  genennet  ist.  Bedellium  ouch  drinne  stat, 

[in  isel  heilet  Probane  155  ein  edel  boum,  des  edelkeit 

diu  lit  in  dem  selben  se,  Aromatä  die  edeln  treit; 

diu  ist  von  zehen  steten  guot  in  eins  ölboumes  gra^ijo  gar 

rieh ,  und  wol  mit  wer  behuot.  ist  dirre  boum  und  swarz  gevar. 

l'S^  da  ist  nach  wunderlicher  gir  Onichilus  der  stein  da  wirt, 

sumer  in  dem  järe  zwir            !  160  den  ouch  diu  art  der  lande  birt. 

und  Winter  zwir;  dest  alle  ztt.  Da  ligeut  berge  guldin, 

da?  lant  in  grüoner  varwe  lit,  die  nach  golde  liebten  schin 

gruonende  alse  der  grüene  kle.  ndt  wüuneclichem  schine  hänt. 

I-^IT^  Argirä  unde  Argire,  grifen  noch  tracken  nieman 

die  grölen  iseln  riebe,  laut 

da  ligent  wünnecliche.  105  da?  selbe  golt  gewinnen  da; 

die   sint   nach   alles  Wunsches!  be??ers  ist  niht  anderswä, 

kraft  des  uns  diu  schrift  Urkunde  git. 

zalleu  ziten  berhaft;                  !  An  disen  selben  bergen  lit 

1*  o  da  naht  und  tac  und  alle  vrist  und  sto?ent  dran  vil  nähe  bi 

da?  lant  geboume  gruonende  ist  170  die  l)erge  montes  Caspii: 

und  der  erde  bernde  fruht.  da?  ist  ein  hochgebirge  gro?: 

jnit  gro?er  rilicher  genuht  mit  den  und  mit  dem  mer  be- 

gebernt  die  iseln  elliu  zil  slö? 

15>0  goldes  unde  silbers  vil;  Alexander  der  riebe 

127  mere  P.     noch  fehlt  P.  128  Indydvs  Occeanus  H.    Occcaniis  Indic- 

t«s    W.  129  Also  S.    vn?  F,    hcc  F.  I3l)  scrift  WS  (öfters),    geschrift  J{. 

{^inemiiiit  S.         131  jsel   W  {immer;  P  oft),    insel  die  nhri(jen.         i:j4  riebe  PF. 

^•^^»t  H.     mit  wer  fehlt  F.  135  daz,  F.  137  zwirt  S.  deiat  S.     da:r 

i*^  P.     felüt  IL     zailer  zeit  PJI.  138  fehlt  F.     der  sit  audo  lande  lit  IL 

^*^*J  grünend  P.  140  Agira  W.    Agyra  //.     Argyre  II.  143  Vnd  P.    alles 

Wt  F.    gchraft  F.  144  zi  allen  S.  145  ane  fr.  F.  146  1.  gebouie  W. 

^  gobome  P.     1.  gobowen  //.     1.  mit  b\'inen  S.    grvinende  S.    grvnende  IL    ^r<\- 

o^«d  P.    grooude  W.         147  berndiv  IL         148  fehlt  H.    rlcheit  S.         149  (ii- 

^en  S.    zaUcr  H.    zallom  F.  152  mere  F.    fehlt  IL    deniio  PS.    nindert  IL 

W«  F.  153  diz  W.    daz  IL         154  Bdellium  P.    Bedellum  IL^        155  edo- 

^^rsiH.  e.  bon   S.  156  Aromatba   W.  157  einis  Ölebovmes  H, 

^Q«8  olbames  P,      olbvimcs  S.      qto7;4i\  P.  158  d*re  F.     der  H.     gewar  F. 

^^'^  0.  anch  drinne  P  160  des  landcs  IL    d.  1.  art  da  F.  162  leibten  S. 

1*^3  winnenclichim   W.  164  Griffin   W.    Griffen  SIL    r(ß.  die  lesurten  v.  22r,, 

^en  PH.  167  vrcbunde    W.  168  s.  b.J  brrgin  seibin  S.  169  sto?- 

^*ö  F.    8to?:5et  P.     dran  fehlt  P.     naben  Sil  {immer).  171  da  U.     micbol  //. 

1<2  den  W  {oft),     den  m.  S, 


174 


D0BBRE17TZ 


stt  vil  gewaltecliche 

175  zwei  gesiebte,  da;  was  Gog, 
da:;  ander  ist  genant  Magog, 
die  gein  der  weite  endes  zil 
der  erde  füegent  kumbers  vil 
und  w§tuondiu  herzeleit 

180  mit  vorhtlicher  arbeit, 
so  sie  werdent  ü:;  verlän 
und  in  da:;  tor  wirt  üf  getan, 
da  sie  mit  gotes  kreften  gro:; 
Alexander  mit  beslö:; 

185  vil  gewaltecliche. 
diu  selben  künicriche 
in  Indiä  hänt  vierzic  lant 
und  vier  lant  grö;  und  wit  er- 

kant, 
dar  inne  maneger  diete  kint 

190  in  aller  bände  geschepfede  sint. 
Garmänen  unde  Orestas 
viudet  man  da  und  Cöätras 
mit  ganzen  landen  witen, 
der  weide  in  allen  siteu 

195  die  bOhen  lüfte  rüerent 

die  diu  bimelzeichen  füerent. 
den  selben  sint  gese;;en  b! 
die  kleinen  Pigmei, 
in  kleinem  Übe  sere  kranc; 


200  zweier  gedümter  eilen  lanc 
ist  da;  Hut,  da;  zaller  z!t 
urliuge  hat  und  manegen  strit 
gein  krenechen,  die  in  lei- 
des vil 
tuont.  über  drier  järe  zil 

205  gebirt  da;  selbe  liut  stn  kint; 
als  diu  siben  jär  alt  sint, 
s5  sint  sie  in  ir  alter  komen 
und  ist  in  al  ir  kraft  benomen. 
bi  den  da;  edel  pfeffer  wirt: 

210  als  da;  sin  fruht  zer  ztt  gebirt, 
so  hat  e;  w!;er  varwe  schtn. 
vil  wilder  würme  hfietent  sin 
bi;  da;  e;  zitic  wirt  erkant 
so  da;  geschiht,  so  koment  ze- 

bant 

215  die  lantliute  als  sie  sint  gewon 
unt  tribent  mit  fiur  da  von 
die  slangen  grö;,  die  man  da 

siht, 
und  laut  die  da  belfben  niht; 
da  von  wirt  e;  von  hitze  gar 

220  gerumpfen  unde  swarz  gevar. 
Ein  ander  liut  hat  oueh  da;  lant 
die  Macrobj!  sint  genant, 
grö;  an  ir  libe  und  niht  ze  kranc, 


174  vil  feldt  P.         175  G6g  S.  176  genant  fehlt  IL         177  gegin  Ä 


gen  P. 
erbeit  W. 
chan*  F. 
niaiiin  P. 
an  //. 


179  wetvndv  W,    wetdnde  PF.    herzen  1.  IL  180  vorhtliche  W, 

184  mit  fefat  S.    inne  IL         187  Indya  W,    yndia  IL         188  be- 

189  menjfer  P.    diet  //.         190  h.  g.]  gesch.  handc  H.        191  Gsr- 

Germanen  H.     Eroatas  H.     194  weit  S.     wald  P.    wlde  F,     werlt  H. 

195  Ivisten  S.  196  vnd  S.  199  kleinen  liben  8.  200  getvm- 
der  W.    gomvnde  //.     ein  W.    el'ue  P.    el'n  S.  201  liute  PH.    levt  li?t  F. 

da?  fehlt  IL  202  daz  vr.  IL  203  krenichen  S.     Ch'enechen  W.     cra- 

nichon  F.  chrancheu  H,  trachen  P.  205  Gewynnet  F.  liute  PH.  sin  fMt  17. 
206  alse  W  (oft),  sehen  F.  208  alle  H.  fehlt  F.  209  da?  WS.  der  PII. 
pfeffert  H.  210  da?  WS.  den  PII.  zir  F.  ze  ir  H.  ze  der  W.  211  er  PII. 
warwe  S.  varhe  PH.  212  hvitet  S.  hvten  F.  213  vnz  F.  e?  W8H  (tu  H 
durch  corr.).    er  PF.         214  Do  da?  P.    kvnut  S.         215  1.  lint  P.  216  sa 

mit  H.    fiwer  H.     fvre  WSPF.  218  l&tS.    la??ent  F.    die  da  S.     die  W. 

da  si  H.  sie  da  PF.  219  wid  20  fehlen  M'S.  219  e?]  er  PII.  gevar  H. 
220  gar  H.  222  s.  M.  P.  223  a.  i.  1.  fehlt  F.    ze  fehU  P. 


DIB  OEOOBAPHIB  BÜDOLFS   VON  EMS 


175 


gewatasen  zwelf  kläfter  lanc ; 
225  die  von  den  grifen  arbeit 
hänt,.  den  sie  oucb  grö^u  leit 
taont  mit  manegen  striten. 
In  disen  landen  witen 
nach  ir  lantmarke  underbiut 

^30  Agrocten  undBramäne  sint. 
der  gelonbe  ist  so  getan: 
sie  geloubent  äne  wän, 
so  sie  in  ir  alter  kernen 
aud  in  ir  jugent  wirt  benomen, 

23  ö   i^  in  werde  ein  ander  leben 
mit  einer  ander  jugende  geben, 
unde  brennent  sich  durch  da; 
in  dem  fiure,  da;  in  ba; 
nach  ir  alter  niuwiu  jugent 

*240  kome  mit  fifgßnder  tugent; 
und  tcetent  sich  durch  solhe  site, 
da;  sie  gejunget  werden  mite 
in  wider  niuwer  kraft  erkant. 
Da  bi  hänt  disiu  selben  lant 
*24£>  ein  liut  da;  solhe  site  hat, 
da;  ir  deheiner  da;  niht  lät, 
guoter  noch  unguoter, 
ste  slahen  vater  und  niuoter 


so  sie  beginnent  alten, 

250  ir  krefte  widerwalten, 

und  gestent  sich  ze  Wirtschaft 

mite, 
swelher  da  verbirt  den  site, 
der  dunket  sie  vil  gar  unreht. 
der  Site  dunket  sie  s5  sieht 

255  da;  sie  die  für  vermeinde  hänt, 
die  vater  und  muoter  leben  länt 
bi;  da;  sie  selbe  ersterbent 
von  alter  und  verderbent. 
Vil  Hute  euch  in  den  landen  ist, 

260  die  ze  spise  zaller  frist 

rou  vleisch  und  rouwe  vische 

hänt 
und  selber  spise  sich  begänt 
und  trinkent  da;  gesalzen  mer. 
da;  sich  di;  liut  alsus  gener, 

265  da;  seit  diu  scbrifb  der  wärheit, 
diu  von  den  selben  landen  seit : 
da;  al  da  besunder 
sin  egeslich  merwunder, 
halp  menschen  halp  tier  erkant. 

270  Bi  diseu  landen  hat  ein  lant 
ein  liut,  da;  ist  vil  wunderlich ; 


224  gewaschen  F.  gemezzen  H.  225  krifin  W,  griffen  PII,  erbeit  W. 
^  h.  die  0.  S.  227  mangen  P.  menigera  S.  229  verderbent  P.  230  Agro- 
*^  8,  Agroam  F.  Agyran  //.  Braniane  W,  Gramane  S.  Bracmane  P.  Brach- 
"«He  IL  232  wanc  F.  233  in^  a.  F,  altar  P.  234  ir  WS.  diu  PII. 
^  andere  S.  andern  PII.  jugent  gegeben  PS  IL  237  brennet  W.  dar  W. 
^9  Nac  W.  ingint  S,  iugendet  W.  240  vorgendor  H.  tugint  S,  togcnde  W. 
*^gende  H  (ä  aus  t  verbessert).  241  todent  W.  242  sie  fehlt  S.     w.  da 

"»ite  F.  243  wde  F.    wirt  H.    nivwie  F.    nuwe  S.  244  Da  wider  h.  P. 

«^bin  S.     aelbv  WP.  245  luite  P.     sit  H.     sitten  P  '246  chciner  H, 

■iht  fehlt  F.  250  widerw.]  wider  w.  hss.     witer  w.  F.  251  gistent  S. 

^tent  F.    Wirtschaft  P.    wirtschefte  WIL    da  mite  F.        252  d.  vj  verb.  da  F, 
^^hui  S.  253  vil  fehlt  S.    onwiht  IL  254  Ir  S.    site  fehlt  H.    sliht  F. 

*^«bt  niht  H.        255  für  fehlt  P.    meinde  S.    vermiden  H.    niht  F.        257  selb 
^■^tOTbcnt  //.     seibin  irsterbint  W,    selbe  sterbent  PF.  258  vri  von  altir  S. 

'i^tlebent  W,  261  rou  TT.    Rvi  S.    Roch  H.    Rohe?  F.    Rowes  P    rowe  P 

«*▼  H^.    r^i  8.    roch  H.    fehlt  F,        262  si  sich  IL        263  tvinchint  W.    gosal- 
*«^  H.  264  genere  P.      ner  F.  266  diu  fehlt  H.  268  eigistlichv  8, 

*^v*itt  p.    «ngstllchiv  H.    iegeliche  F.        269  mensch  H. 


i 


176  DOBERENTZ 

dem  sint  die  versenen  für  sich  sös  ie  beginnent  elter  siu, 

gekeret:  so  sie  für  sich  gänt  sOsiegewinnentswerzem  8ch!n; 

die  füe:;e  hindcr  sich  iu  stänt;'         da;  nach  ir  jugent  bischaft  git 
275  da  sint  selizelien  zehen  an;        300  ir  alters  voUekomne  zit, 

beidiu  wip  unde  man  als  uns  gebent  diu  gräwen  häf. 

vater  muoter  und  der  kint  Da  b!  ist  ouch  ein  Hut  für  war, 

d^  iegltch  wip  ir  kint  gebirt 
so  sie  fünf  jär  alt  wirt, 
305  und  wirt  da;  kint  dan  elter  niht 
wan  so  man  e;  gewahsen  siht 


in  solher  geschepfede  sint, 
als  ich  nü  hau  gesprochen  hie. 

280  da  bi  sint  ander  liute,  die 
ze  houpten  huudes  houbethänt. 

niht  anders  sie  gekleidet  gant  an  aht  jär,  e;  stirbet 

wan  mit  wilder  tiere  hinten.     \  von  alter  und  verdirbet; 

diseii  selben  liuten  j  wan  im  niht  fürba;  ist  gegeben 

285  ist  menschen  rede  niht  verlän;  310  alters  zit,  noch  lebende;  leben, 

man  hoert  sie  hundes  stimme;  wan  als  ich  gesprochen  hän. 

hau.  Mit  wärheit  und  an  allen  wan 

Kin  ander  Hut  ouch  bi  den  ist :  sint  gese;;en  ouch  da  bi 

so  dos  wip  koment  an  die  frist,  die  wilden  Arimaspi, 
da;  sie  gebern  suln  ir  kint,       315  die  Einsternen,    die  Cyclo- 

290  diu  kint  an  der  gebürte  sint    !  pes, 

in»  ältlicher  varwe  grä.  und  bi  den  Cenöpodes: 

diu  kint  in  alter  werdent  afi    \  da;  ist  ein  wildes  Hut;  da;  hat 

swarz,  unde  werdent  gar  ,  einen  fuo;,  dar  uf  e;  gät; 

nach  gräwor  varwe  swarzgevar:  der  ist  gro;,  unde  also  breit, 

295  und  werdent  alt,  noch  elter  vil  320  so  sich  an  sinen  rugge  leit 

dan  unser  alter  habe  zil.  der  man  sor  ungewiter  siht, 

272  vcrsennon  TIT.  verseu  Sil.  273  Go  chert  H.  Bikeirit  S.  275  dan  8. 
sechs  zfilili  P.  s<^lzehen  zeichen  H^  (das  zeichen  für  1  ist  ein  angefangenes  h). 
stilzeiiiv  zeihin  *S'.  277  ir  *V.  278  in]  All  P.    goschajfte  H.  281  obin 

liun.  S.     hoiqjt  F.     houpto  U.     häui)ter  P.  283  wand  W  (immer),     mit  der 

wildon  JIF.  wiMor  fehlt  S.  teiro  S.  ticroii  W.  tyer  II.  huto  S.  284  luto  Ä 
28G  Wan  *S'.  wan  livt(^  IL  hon;t  WS.  höret  F.  fehlt  H.  sie  feJdt  IL  hundes 
fehlt  F.      st.  als  hundr  han  P.  288   die  w.  P.      gewinnen   II.     svlint  S, 

2iH)  geburt  IL  291  alter  S.     jeislichor  IL     gar  gra  IL  293  wrden  H. 

2iJ5  alt  fehlt  F.  29G  habe  daz  zil  II  (hab)  F.  297  So  sie  PF.  «o  si  ie  S. 
So  si   WIL  298  So  sie  PF.     gew.  sw.]    swerzirn  habint  S.  299  dar  P. 

ivgende  F.     altir  *S'.     hisch.  fehlt  F.     goschuifte  IL  300  in  S.     volle  cbomcii 

PII.  voUoclich.'  N.  3l)l  graben  7f.  305  danne  i/.  fehlt  F.  30G  ea;  /WittÄ 
Z  F.         307  vnz  ze  F.    iaren  PF.         308  ez  v.  //.     virdorbint  S.  309  in  S. 

310  lebens  1.  P.  K'ger  1.  /♦'.  312  und  fehlt  IL  314  arnianpi  P.  Arisniaspi  IL 
315  einen  aUnii  S.  «jyn  oiichen  F.  Olikopcs  S.  zecloj)es  IL  316  Oinopcdea  S, 
Cfnopedc8  //.  318  der  //.  319  so  gro;;  F  (so  naclhgetrageti),  320  ro  i; 

sich  IL    den  P    ragen  S.    Ruggen  P.        321  sor  W.    so  er  PS  IL 


DIB  OSOGSAPHIB  BUBOLFS  TON  BKS 


177 


80  enmac  e;  im  geschaden  niht, 
swenner  den  fno;  ob  im  hat, 
der  im  vil  kleine  iht  schaden 

lät 

325  ongewiters  komenden  floi; 
und  gerigens  wa^ers  go; 
und  da  bt  sonnen  hitze. 
mit  also  frömder  witze 
da;  selbe  lint  im  selben  git 

330  schinn  nnd  schatten  zaller  zit. 
dise  selben  linte  sint 
snel  nnd  draete  alsam  der  wint, 
swennes  in  iemer  not  geschiht. 
ffi  den  ist  —  als  din  wärheit 

gibt  — 

335  gelegen  aber  ein  ander  lant; 
die  da  lantlinte  sint  genant, 
die  sint  &ne  houbet 
und  honbetes  beronbet, 
und  in  stänt  äne  lougen 

^  an  der  absein  vor  diu  engen; 
f&r  nase  nnd  mnnt  hänt  sie  zwei 

loch 
vor  an  der  bmst,  darzno  dan 

noch 
hänt  sie  yil  wunderlichen  schin : 
ab  ein  tier  und  als  ein  swln 


345  sint  sie  —  seit  din  schrift  far 

war  — 

rfich  nnd  geburst  nnd  vil  gebär. 

Da  Ph^sön  flin:;et  durch  da; 

lant, 

da  ist  e;  Ganges  genant; 

da  bt  ein  lint  noch  wonende  ist^ 
350  da;  lebt  deheiner  genist 

ze  splse  noch  ze  llpnar; 

stn  spise  und  al  stn  fuore  gar 

an  eines  apfels  smacke  lit. 

ze  swelher  stunt,   in  swelher 

zit 
355  e;  smecketdran,  e;  ist  genesen 

und  muo;  von  hunger  sicher 

wesen, 

wän  sie  da  mite  sich  bewamt. 

sö  sie  von  dem  lande  vamt 

und  ir  muot  stSt  iender  hin, 
360  den  apfel  fuerent  sie  mit  in 

und  smeckent  dran  für  hungers 

not; 

sie  siechent  unde  ligent  tdt 

und  sint  verdorben  sä  zehant, 

wirt  in  ein  boeser  smac  bekant, 
365  da;  wirt  ir  lebens  ende  iesä! 

Sö  grö;e  wurme  sint  euch  da, 


322  en  fMt  WPII.  323  So  er  IL  324  fMt  P.  325  De?  gro??en 
'■g'witera  flu?  F.  326  geregens  P.  gerigenes  Sil.  düs  S,  328  vromder  W, 
^der  8.  fremder  U.  329  fMt  P.  selb!  8.  330  schenn  IL  schat  H. 
331  die  6^.  selbe  W.  selbi  8.  die  sint  8.  332  u.  dr.]  fehlt  F.  vn  dreibit  8, 
^P.  BÜa  H,  333  swennez  W.  swen  es  8,  Swenne  ez  IL  Swefl  P.  imo  8. 
*Hr  fMt  n.  beschit  Ä  334  din  W  (oft),  dem  8.  338  honbetes  W.  houb- 
^  PAII.  boiptis  8.  339  und  fehlt  A,  stant  in  IL  340  don  8.  ahse- 
^  H  acbsel  H,  vorn  P  (meigt),  341  n.  fftr  m.  P.  n.  vü  iii  m.  A,  342  dar- 
^fM  P.  ä&z  ZY  H.  344  vfi  ein  sw.  8.  345  gibt  PAH,  346  bvch  H. 
^  fekU  S.  gebnrst  PA.  gebrast  W8IL  347  flovzzet  A.  d*  A.  348  dz 
'^  0.  8.  849  noch  fehlt  H,  352  aUe  IL  vürc  A.  353  aphels  P  appels  A8, 
^  W.  ge«macbe  F.  354  in]  ze  IL  356  vor  PF.  vnd  A.  357  vnd 
f^  ^  1  8.]  sich  da  mit  II.    bewarend  P.  358  varend  P.  359  inder  H. 

^  F.       360  aphel  P8.    appel  A.    öpfel  W.       361  hnnger  H.       364  erkant 
^*        365  des  8.    lebenes  H.    lebennes  A.  366  wrme  AH,    w&rme  F, 

iBnoBa.  V.  DsuTsomi  pmLOLOOiB.  bd.  zm.  12 


178 


DOBBBElffTZ 


da;  sie,  swä  sie  die  vindent, 

ganze  hir;e  slindent 

und  ander  tier  vil  äne  wer; 
370  sie  dnrchswimment  da  diu  mer 

mit  größer  kraft  her  unde  hin. 

E?  ist  —  als  ich  bewtset  bin  — 

ein  tier  in  dem  lande  aldä 

da;  ist  genant  ZSndcrotä. 
375  da;  ist  vil  küene,  vrevel,  halt; 

als  ein  esel  ist  e;  gestalt, 

hals  und  houbet  als  ein  hir; 

ist,  ob  ir  geloubet  mir;. 

lewen  brüst  und  bein  e;  hat; 
380  die  fae;e  sint  dar  üf  e;  gät 

als  rosses  fue;e  sint  getan; 

sin  munt  —   als  ich  gelesen 

hän  - 

bi;  an  diu  Ören  offen  stät; 

fQr  alle  zene  ein  bein  e;  hat 
385  und  ein  grö;  hörn,  da;  alle  wege 

ist  wesse,  und  sntdet  als  ein 

sege. 

menschen  rede  hat  sin  munt, 

doch  ist  im  menschen  rede  un- 

kunt, 

also  da;  ieman  st  yerst& 
390  Ein  tier,  da;  hei;et  Ealg, 

ist  in  dem  lande  wonhaft; 


nach  einem  rosse  ist    i 

schaf 
gestalt,  und  in  der  gra 
als  ein  ros  geliehen  sol 

395  sin  houbt  und  siniu  wa 
als  sin  munt  hat  bevan 
sint  als  einem  b@re  erki 
hinder  als  ein  helfant 
ist  mit  wärheit,  sunder 

400  gestalt  sin  zagel  und  gc 
e;  hat  euch   zwei  vil 

hom 
diu  sint  geleichic:  sO  de 
da;  tier  begrifet,  sä  zel 
tuet  e;  werltchen  strit  i 

405  und  recket  in  werltcher 
gein  wer  da;  eine  hom  h 
da;  ander  l!t  im  hinder 
als  e;  slac  ode  der  stiel 
gemachet  müede,  e;  Mal 

410  da;  ander  hom  werlichc 
sus  tuet  e;  mit  den  hon 
zwivalte  wer  mit  kreften 
des  kan  sich  nieman  im  g< 
üf  erde,  in  wa;;em  und  u 

415  mac  e;  beidiu  tac  und  i 
geltche  wol  mit  wemdei 
mit  vorhtecltchen  siten 


368  hitze  H.    verslyndent  FS.       369  anderre  F.    andriu  P.       378 
374  Cenotrocha  F,    zenotora  S.  375  es  A,    küene  fehlt  F,     fr,]  vr,  vi 

378  gelonbmt  WP.         379  Lvwen  W.    gebrvst  H.    gebein  PÄ  380 

381  Rosse  IL     ro??  P.  383  vnz  da?  an  F.  385  groze  Ä     , 

386  wffihse  II  (twwer).  390  Cale  TT.     .      397  ein  SF,     b^r  8.     bei 

hörn  IL  400  vngitan  Ä  401  vil  fMt  F.  wei^u  P  402  geli< 
eisliche  F,  403  begriffet  hss  {immer).  404  wernlichen  H,  A 

tet  F.  406  ze  wer  8F.         407  im]  e?  F.         408  o?]  ist  F.    der  sli 

ode  H.     oder  WSPF.     der  fehlt  8.     strich  H.     schieb  8.  409  m,]  ^ 

410  hom  fehlt  F.     werlic  8.  411  homnin  W.     hom  H.  412  ^ 

mit  F,    krefte  H.  413  im]  gen  ime  8.    sin  II,    gewera  W8.    erwen 

414  was;:;er  P8F.  and  in]  in  den  8.  meren  8H.  415  tage  F.  41 
m.  w.]  Gewem  von  syner  F.  also  ist  sin  chraft  yfi  sin  H,  mäht]  k 
417  vorhtdlichin  TF.    vorbtlichen  IL    grilichen  8. 


DIB  OBOORAFHIE  BCTBOLFS  VON  BM8 


179 


da;  tier  ist  grö;  nnd  swarz  ge- 

var. 

Da  sint  ouch  wildiu  rinder, 
420  diu  beidiu  vor  und  hinder 

geburst  sint  widerhäre. 

in  zornUcher  väre 

ir  muot  gein  allen  tieren  stät. 

der  rinder  iegeliche;  hat 
425  bt  witem  munde  houbet  grö;; 

gein  wer  üf  grimmeclichen  stö? 

wehselt  e;  ouch  beidiu  hom, 

swenne^  begrifet  rehter  zorn; 

und  tuet  vil  gr5;en    schaden 

mite, 
4ao  vü  vorhteclich  sint  sine  site, 

wan  e;  vil  selten  zorn  verbirt. 

gefuegt  e;  sich  sÖ,  da;  e;  wirt 

gevangen  junc  in  kalbes  namen, 

sO  mac  e;  nieman  doch  gezamen 
435  unde  muo;  ouch  wilde 

sin  unde  in  vnldem  bilde 

als  e;  von  natüre  hat. 

In  den  selben  landen  gät 

ein  tier,  hei;t  Manticörä, 
^^0  bi  disen  gr6;en  wundern  da, 

da;  an  dem  antlütze  sin 

hat  menschen  antlütze  schin. 

stne  zene  sint  drlvalt. 

als  ein  lewe  ist  e;  gestalt 


445  und  hat  an   im  vil  scharpfen 

zagel 

in  wesser  spitze  als  ein  nagel; 

da  mit  e;  ofte  schaden  tuet. 

sin  varwe  ist  rot  alsam  ein  bluot. 

sin  stimme  slangen  wispel  ist; 
450  sin  gedoene  ist  alle  frist 

in  mislicher  stimme  hei. 

sine  engen  sint  im  gel. 

e;  loufet  balder  dan  mit  finge 

dehein  vogel  gefliegen  muge. 
455  menschen  fleisches  e;  sich  nert 

da;  ze  spise  im  ist  beschert; 

swä  e;  da;  bejagen  mac, 

da;  ist  sin  bester  bejac. 

In  disen  selben  landen  gänt 
460  rinder  diu  drin  hom  hänt 

und  rosse  fae;e  sinewel. 

diu  sint  ouch  starc,  unmä;en 

snel 

s5  sie  beginnent  zürnen. 

Da  sint  ouch  Einhürnen, 
465  den  in  der  weite  nieman 

mit  mannes  kraft  betwingen  kan, 

so  starc  ist  er  und  also  halt. 

sin  lip  ist  als  ein  ros  gestalt 

hir;es  houbet  hat  er  vor, 
470  da;  treit  er  vlentlich  embor; 

sin  site  sint  unsüe;e; 


421  gebrvst  WS  IL  425  die  w.   H.     witeD  HS.     eyn  hovpt  F.     in 

*^l»t  H,        426  sin  w.  IL    grimminclichin  W,    grimmelich  S.    chrimmelichen  H, 

^5?  e^  fehlt  F.  428  rehten   WF.      der  H.  429  vil  fehlt  F.     da  H, 

^  TOihtechllche  W.    vorhtlich  IL    vortUch  S.    ist  sin  site  S.       431  vil  fehlt  F. 

Jl  md  432  umgestdt  P.  433   ivnch  F.     ouch  H.  434  doch  fehlt  PIL 

doch  sin  S.        436  sin  fehlt  S.        438  d^n   W.     dem  S.    disen  F,    lande  S. 

'^^  heilet  hsa,    montikora  S.         444  Lo^  W.    levo  S.         445  an  im  vil  fehlt  F. 

^^kaipfe  H,    eynen  scharphen  F.    starchen  PS.    446  im  wahsent  H.    in  solchir  S. 

^^  F.    Gespitzet  F.  447  er  S.  448  als   SPIL  449  slange  S, 

"^^tt^  P.    bispel  H,       450  alse  H.       453  danne  IL    denno  SP,        455  fleisch  H, 

^^  irt  ime  8.  457  diz  5.        458  beiage  P.        461  sintwel  H.         462  Si  S. 

^^^  fdiU  F.     an  mazg   H.     vn  SF,  465  den   SH.      dem  WF.     die  P. 

^  maiL]  synor  F.      467  also  fehU  F.      469  hat  fehU  P.    ez  SIL      470  os  SF. 

^^tiifih«  a. 

12* 


L 


180 


DOBBBEHTZ 


er  treit  helMdes  fße^e; 
er  ist  gezagel  als  ein  swtn. 
eumitten  an  der  stimen  sin 

475  hat  er  ein  hom,  lieht  als  ein 

glas, 
vier  fae^e  lanc ,  als  ich  e;  las ; 
vor  dem  kan  sich  niht  erwem 
noch  mit  deheiner  wer  genem, 
als  übel  ist  da;  selbe  tier. 

480  so  starc,  sö  zomic  und  s5  fier 
ist  e;  und  also  unverzaget, 
da:;  e;  niht  wan  ein  reiniu  maget 
gevähen  mac.  swie  da;  geschiht 
da;  e;  die  maget  vor  im  ersiht 

485  sitzen,  sÖ  wirt  sin  milde  grö;. 
e;  leit  sin  houbet  in  ir  schö; 
und  ruowet  bi  ir  schöne 
ir  Muschekeit  ze  löne. 
sus  vähet  man  in  üf  der  Itp. 

490  ist  aber  da;  sie  ist  ein  wip 
und  megede  namen  ir  selben 

gibt, 
sö  lät  er  si  genesen  niht 
und  zeiget  an  ir  grö;en  zom: 
durch  st  sö  stiebet  er  da;  hörn 

495  und  rieht  an  ir  die  yalscheit, 


die  sie  von  ir  selber  seit 
Man  yindet  euch  in  Ind!& 
Pantier  undTigreSv  diu 

dft. 
da;  Pantier  lebt  in  solher  a^ 

500  da;  siechiu  tier  uf  siner  v 
werdent  in  vil  kurzer  stnnt 
von  der  reinikeit  gesunt 
die  sin  ätem  zaller  ät 
in  süe;es  smackes  süe;e 

505  wan  e;  enkeine  spise  zert 
anders,  wan  da;  e;  sich 
mit  den  reinsten  würzen 
die  diu  erde  ie  gebar 
in  dem  lande  und  anders 

510  In  Oanges  dem  wa;;er   ^^a 
gänt  sele  grö;  und  niht  ze 
die  drizehenzic  f&e;e  lanc^ 
sint,  als  uns  diu  wärheit  ^^t 
Da;  selbe  wa;;er  slangentr^^., 

515  die  grö;  und  egebsere 

sint.  sie  hänt  kreb;en  schsr«^^ 
sehs  kläfter  lanc,  und  grö;  e 

kant 
e;  ist  enkein  helfant 
sö  Stare,  sö  grö;,  sie  ziehen 


Hk; 


472  E;  F,  473  E;  F.     gezagelt  //.     sam  P.  474  emmiten  F9 

stirne  H.     stryn  F,  475  e?  F,     reht  W8,     sam  P.  476  lanc  fehlt  Z. 

478  m.  d.  w.]  Yor  sinor  sterchi  S.     ernom  SIL  480  so  z.]  also  z.  H.    t, 

nnd  feMt  IL  484  er  S.    ime  S.    siht  SIL  485  mUtin  P.  486  er  . 

legint  S.     vf  P.     ir  fehlt  W.  487  t*n<i  488  umgesteU  P.  487  rrbct 

488  k*8chekeit  WS,     chivscheit  IIP.  489  vahet  fehU  W.     e^  F.     der  " 

den  PIL    ir  S,   ein  fehU  TT.      491  m.  n.]  magtdmes  F,      492  e^  F,      493  seigt 
494  80  fehit  PIL    sin  8,      495  riebet  WS  PF.      496  div  H.    an  ir  IJ.    498  p 
tel  F.    Tygris  S.    tigris  P.    tygns  F.    Tygne  H.  499  pantel  F.    lebt  P 

lept  W.    lebit  S.       500  sieche  H.    sine  WS,        502  siner  S.        50B  aten  !f 
antmen  P.         504  sv^^em  gesmache  git  F.         505  in  keine  S.         decbainei 
deheyn  F.      506  ander  H.    anderre  F.      507  reinistin  W.        509  %md  510  m 
sUlt  P.       509  ynd  euch  P  (o  dtMrch  correct.).      511  Gant  Aul  P.    Gent  leli  S. 
tyere  F.    pantele  H.        512  Die  wol  S,    drizehenzic]  driczehen  W  {aber  #eft 
durchgestrichen,  dafür  am  rande  =»  drizig).     dritzehen  H.    dri^ehen  F.    dzi 
dri??ig  P.         514  selber  F.         516  "krebsis  S.    crebs  P.    chyrze  H.        bV 
m  hant  H,       519  starich  H.       sin  oder  in  P  {carr,  aiM  hin),    in  hin  A 


DIB  GEOGBAPHIB  BÜB0LF8  VON  XMS 


181 


520  znozin  in  da;  wa;;er  hin 

snnder  danc  nnd  äne  wer. 

Diu  selben  Indischen  mer 

onch   also   grö^^e    sneggen 

hänt. 

so  sie  ü;  ir  hiusern  gänt 

520  and  diu  beltbent  Isere, 

8Ö  machent — jehent  diumsere — 
die  liute  drü;  ir  hüsgemach, 
und  hänt  hüs  nnde  obedach 
in  dem  sneggenhüse  genuoc, 

5$0  da;  flf  im  6  der  snegge  tmoc. 
Da;  lant  in  Indiä  gebirt 
den  agestein,  der  drinne  wirt 
als  ein  grö;  höchgebirge  wit. 
der  zucket  an  sich  zaller  ztt 

535  da;  isen  über  des  meres  trän. 
(Jewaerltche  und  an  allen  wän 
ist  ouch  aldä  der  Adamas; 
der  ist  der  art,  als  er  ie  was, 
da;  er  dem  agesteine 
Ho  benimt  algemeine 

sine  tugent  swä  er  ist; 
OQch  mac  in  ze  keiner  Mst 
zerbrechen    niht    wan    bockes 

bluot; 
er  ist  ze  manegen  dingen  guot, 

^"^5  diu  mir  niht  rehte  sint  bekant. 
IjJtL  gät  durch  Indiam  da; 
-"  lant 

ein  wa;;er  hei;et  Indus; 


von  dem  geschriben  stät  alsus 
und  tuet  diu  wärheit  uns  gewis, 

550  da;  Indus  unde  Tigris 

diu  wa;;er  ein  lant  scheident  da, 
da;  ist  gehei;en  Parthiä. 
da  drt;ic  lande  inne  lit 
mit    sundernamen    grö;    und 

wit. 

555  als  da;  lant  Ar&tusä: 

da;  Ut  in  dirre  marke  aldä 

und  manic  ander  rtche  lant 

da;  hie   diu   schrift  niht  hat 

genant. 

Assirja  ist  auch  da  gelegen, 

560  da;  Assur  der  riebe  degen, 
S  e  m  e  s  sun ,  ein  wiser  man, 
stifte  und  bi  der  ztt  huop  an; 
dar  sider  eigenliche 
diu  witen  künicrtche 

565  dienden  in  den  landen  da. 
Persiä  und  Mgdiä 
ligent  in  den  lantmarken, 
da  sider  die  monarken 
inne  wären  se;haft, 

570  der  gewaltes  hgrschaft 
vil  nach  al  diu  erde 
in  dienstlichem  werde 
jensit  mers  dö  zinste  sich. 
T^in  ander  lantmarke  unde  strich 

575  "^  vähet  an  als  Tigris  gät 
UDz  an  Eufräten;  da;  hat 

,,^      520  Zo  ime  iS.  ^  im  F.        522  Indischiv  F.        524  huserin  S,    huse  PII. 

^^  lagent  F.      527  drü^  fehU  H.      528  dach  8.      530  e  fehU  IL      532  Den  S, 

>ou  WPIL    acstein  IL    acstemin  W,  533  fehU  F:  dafür  eingeschoben  nach 

^?4:  als  im  sin  natvre  git  533  als  fehU  P,     hoch  fehlt  S.  534  Da?  P. 

^^Üiet  PIL  535  in  P.  536  und  fehlt  IL     ane  w.  8.  537  da  8. 

^*  acsteine  haa.         542  im  Ä    dehelncr  PF,         543  iht  F.  544  ze]  e?  F. 

^iiigem  dinge  H,        545  reht  PH,    fehlt  F.    erkant  PSH.         551  scheidin  TT. 

r^?  Parcbia  W.  555  Aretvsa  WPH,    Arechusa  F.    arevsa  Ä.         556  da  F. 

^  assure  P       562  hovbt  A,       563  de  A,    si  d'  A.    sit  F.    565  die  //.    dSn  W. 

^•m  A.        567  dJn  TF.    dem  A.        568  de  A,        569  sedeUiaft  IL      571  nahe  F. 

^^2  diensiichem  A,      573  dö  fehä  A,    zinste  P.    zinsten  WA  IL      574  vnd  d'  A. 

^  ii  F.        576  Eufratem  P.    evfrates  A. 


182 


DOBSBENTZ 


wlter  künicrlche  vil 

der  ich  ein  teil  hie  nennen  wil. 

Zwischen  .den  zwein  wa;;ern  da 

580  lit  Mesopotamiä, 

dar  in  diu  grö^e  Ninive, 
von  der  ich  hän  gesprochen  S. 
An  dirre  lantmarke  lit 
Babylönje  zeiner  sit. 

585  dar  an  11t  Caldeä, 

Aräbja  and;  lant  Sabbä; 
da^  stifte  Sabbä  bi  den  tagen, 
von  dem  ir  mich  e  hörtet  sagen; 
desvater,  Games  sun,  hie^Cus. 

590  da  vlndet  man  da;  wi;e  thus, 
da;  wir  nü  hei;en  wirouch. 
an  die  lantmarke  stö;et  onch 
Oreb  der  berc  und  Synät; 
den  sint  gese;;en  nähe  bi 

595  die  frechen  Möabiten, 
Idumei  und  Ammoniten, 
Sarracine  und  Madjaniten 
und  da  bi  zeiner  siten 
die  wilden  £lamiten, 

600  die  bi  den  selben  ziten 

dö  wären  niht :  sie  wurden  sider 
und  liefen  sich  mit  bü  da  nider. 
Isö  noch  fliu;et  unde  flöz 
Eufrätes  da;  wa;;er  gr6;| 


A' 


da;  grö;e  künicrtche  wtt 
S^riä  da  zwischen  lit^ 
Antioche  unde  Dämas; 

610  der  dannoch  deheine;  was 
dö  sie  sich  niderlie;en  da. 
Fönix  und  Comägönä 
stözent  dran :  da;  sint  zwei  lant 
rieh  und  grö; ,  und  wlte  erkant 

615  dälitouchT^rus,  dieT^ras, 
der  von  Jäphet  geboren  was, 
mit  namen  stiftete  schöne; 
undSydön,  diu  vonStdöne, 
Canaänes  sune,  gemachet  wart 

620  an  dirre  selben  ü;Yart, 

und  dar  an  leite  spsehia  werc. 
da  bi  lit  Libanus  der  berc; 
an  des  fuo;e  entspringent 
zwöne  ursprinc;  die  bringent 

625  zesamene  den  Jordan; 

der  wa;;er  heizet  eine;  Dan, 
da;  ander  ist  gehei;en  Jor; 
der  da;  wort  noch  setzet  vor 
und  iesä  dar  nach  setzet  »dan,*^ 

630  sö  spricht  e;  rehte  Jordan. 
TJier  an  stö;et  euch  ein  lant 
da;  Palestinä  ist  genant, 
Cananöä  und  JadÖ&. 
in  disen  lantmarken  da 


605  unz  an  der  mittein  erde  mer  :635  ist  gelegen  JÖrusalöm, 


sitzet  maneger  lande  her. 


die  Sem,  der  edel  kfinec  Salöm 


578  die  Ä.        580  mcsopothamia  F,    Mesopotanya  H,    —mA  P.        581  dar 
inne  WPÄIL  586  vn  da?  hss,    Sabba  W.    Saba  PAIL         587  SabU  W. 

Saba  PAIL  588  hortent  ^VPA,    hört  H.  589  Chames  AF.    Ghamis  P. 

chvs  AF,  590  wie?  H.  591  nü  fehlt  F.  wior^ch  W,  596  amoniten  PH. 
597  Sarratyne  F.  599  Elenyten  IL  603  und  do  flo?  P.  605  eiden  PF. 
607  groziv  H.  608  da?  F.  609  Anthyoche  W,  Anthioche  P.  Anthyoch  F. 
612  Comogena  P.  Gomagena  W.  614  rieh  u.  gr.]  Biche  F.  nnd  wite]  wit  Jff. 
615  Thyrus  W.  618  S^don]  Sydonie  WII.  Sidonie  P.  Sidone  P.  619  ann  PIL 
621  dran  PIL  leite  W.  leit  PF.  lit  H,  622  lit  fehU  W.  624  iwen  WPH. 
nrspringc  hss.  626  eine?  fehlt  P.  629  fehit  H,  dafür  nach  630  emgeaehoben: 
daz  riht  div  schris  dar  an.  630  reht  PIL  631  her  W.    hie  JBT.    Dar  P. 

632  P.  i.]  ist  Pal.  P.  633  Ohananea  P.  636  Sem]  sint  F.     IrhiiG 

knnig  P.    kynich  IL 


DIB  OBOGBAPHIB  BÜD0LF8  VON  BX8 


183 


stifte  nnd  JebusSus, 
Canaftnes  sun.  nü  gibt  alsus 
diu  Schrift  gewa^Uche, 

640  da;  CananSschiu  rtche 

in  den  lantmarken  stn  gelegen. 
Samarttes  der  degen, 
Ganaänes  sun,  onch  nande 
in  Palest tnä  dem  lande 

645  eine  veste  in  sinem  namen  da, 
diu  was  genant  Samarjä. 
Galiläa  zeiner  sit 
an  disen  selben  landen  llt, 
din  ich  genennet  hän  hie  vor. 

650  da  l!t  der  höhe  berc  Thabor 
und  Nazareth,  von  der  got 

Krist 
menschliche  bürtic  ist. 
als  ans  diu  wärheit  tuot  gewis, 
dft  Ut  euch  Pentapolis, 

655  da;  von  fünf  steten  höhen  rät 
and  wirde  mit  vil  namen  hat; 
Gomorre  unde  Sodomä 
Sit  wurden  ouch  gebfiwen  da, 
die  got  in;  abgründe 

660  versancte  durch  ir  sünde; 
da  nü  l!t  da;  töte  mer. 
dft  sitzet  bt  ein  grö;es  her, 
die  Ismaheltten. 
die  an  den  jüngsten  ziten 


665  der  weite  fQegent  grö;e  not. 
da;  ist  ein  diet,  die  Nabajöt 
stt,  Ismahöles  sun,  gebar; 
des  sint  zwelf  gesiebte  schar, 
die  mit  kreften  slt  für  war 

670  gewahsen  sint  vil  manic  jär; 
der  was  dö  bi  den  ztten  niht, 
dö  sich  fuogte  diu  geschiht, 
da;  sich  zerteilten  diu  Mut 
diu  von  Nöe  geboren  sint. 

675  T|ie  diet,  die  iseln  und  diu  laut 
der  houbetlant  hie  sint  ge- 
nant 
anevähent  da  diu  sunne  üfgät ; 
ir  lantmarke  zil  gestät 
an  der  mittein  erde  meres  zil 

680  mitmanegerdiet,  mit  landen  vil, 
die  doch  sint  hie  genennet  niht. 
An  disiu  laut  man  stö;en  siht 
österhalp  Egiptelant. 
da;  was  dö  Mesraim  genant 

685  nach  Games  sune  Mesraim: 
der  stifte;  unde  nand;  nach  im ; 
stt  hie;  e;  Ganöpeä 
nach  ir  abgote,  den  sie  da 
anbetten,  der  hie;  G  an  opus. 

690  dar  nach  kam  Egiptus 

*      dar  mit  gewalte  in  da;  laut: 


638  Canaans  F,    Cananes  H.    Chaanis  P.  640  Ganan^schv  W.    Cana- 

neyschiv  II,    Chaanaanschiu  P.  641  den  W.    dem  P.    1.  marclie  H,    sit  F, 

643  CanaaoB  F,  svn  sint  F,  650  hoch  PH,  Thahor  FH.  Tabor  W.  651  Na- 
zarefat  P.  na^areth  F,  Nazaret  WH,  got  fehlt  F,  652  hurtig  IL  654  pen- 
thApoliB  PF,  Petapolis  TT.  656  m.  v.]  vil  mit  P.  657  Gomorra  P.  659  in 
das  P.  abgnmde  II.  660  versancht  H,  sunde  //.  661  tote]  rote  WII,  Röte  P. 
662  da  bi  8.  F.  663  israheliten  H,  664  ivngeston  WH,  ivngiston  F,  665groze  H, 
oü  H  {earr.  aus  nvt).  666  diet  fehlt  P.  Nabaioth  TT.  Nabaot  F.  Nahalech  sit  H. 
667  Sit  fehU  H.    Tsraheles  H.  668  steht  H  erst  2  verse  später  auf  radierter 

siOle.  669  sint  PIL  670  nu  PIL  672  fvget  H.  fdgt  PF,  674  ge- 
bom  AM.  675  Div  H,  676  h.  s.]  sint  hie  IL  677  Anevanch  H.  der  W, 
678  gestalt  P.  bestat  F.  679  erdes  P.  mers  WIL  fehlt  P.  681  hie  sint  PIL 
682  rtorme  P.  683  Egipten  PF.  Egypten  H,  684  dö  fehlt  PF,  686  nand 
ea;  II.    nandes  WP.       688  aptgot  P.    690  cbom  IL      691  dar  fehlt  P.    Der  F. 


184 


BOBEBBMTZ 


nach  des  namen  wart  e;  genant, 
als  e;  noch  den  namen  hat. 
österhalp  sin  marke  an  gät 

695  an    dem    röten    mer,    und 

strecket  sich, 
westert  —  einen  verren  strich 
tuot  e;  sin  underscheit  erkant  — 
unz  an  Libyam  da;  lant, 
als  uns  diu  wärheit  beschiet. 

700  vier  und  zweinzic  liute  diet 
hat  Egipte  da;  laut; 
e;  ist  vest  und  guot  erkant 
und  mit  vil  größer  kraft  behuot 
von  hundert  tüsent  vesten  guot, 

705  die  in  dem  lande  sint  gelegen, 
dar   kumt   enweder   sne   noch 

regen 
noch  schate  für  der  sunnen  schin ; 
e;  fiuhtet  mit  dem  flu;e  sin 
NU  US  der  da  durch  fliu^et; 

710  er  wahset  unde  erginget 
sö  sere,  da^  er  dan  und  dar 
da;  lant  überfliu;et  gar 
und  machet  e;  mit  siner  kraft 
fiuhte,  yei;t  und  berhaft, 

715  da;  üf  der  erde  im  eben  rieh 
dehein  lant  ist  noch  gellch 
an  landes  güete  mit  genuht; 
an  genuhticllcher  fraht 
ist  be;;er  lant  niht  anderswä. 

720  drinne  11t  Thebäidä 


und  Alexandrte, 
die  vor  zageheit  der  Me 
Alexander  stifte  sit 
über  maneger  hundert  järe  zit 
725  einsit  ist  an  da;  lant  gesät 
Babilönje,  ein  hoabetstat 
wlter  künicrlche. 

Tkisen  landen  algellche 

^  ist  anderhalp  ein  underscheit 

730  mit  undermarke  an  geleit 
von  Caucasas,  von  Caspiä, 
da;  östert  ist  gelegen  d&, 
bi;  vil  bi  an  der  marke  zil, 
da  Ut  enzwischen  lande  vil. 

735  Amazones  die  frechen  wip, 
die  mit  kraft  werltchen  lip 
hänt,  die  sitzent  drinne;     x 
mit  frevelllchem  sinne 
stSt  ir  gemüete  üf  mannes  wer; 

740  der  lant  gebirge  unde  m«r 
besliu;et  allenthalben, 
mit  höhen  vesten  alben 
beslo;;en  sint  die  stolzen 
Sarmäten  unde  Coltzen, 

745  Massagöten^  unde  Sfires  — 
von  den  ich  bin  bewtset  des, 
da;  sie  ze  erst  mit  wtsheit 
begunden  machen  stdenkleit 
und  swa;  von  slden  ist  erkant  — 

750  der  lant  stö;t  an  disia  lant; 


692  nam  H.  694  ein  W,  695  stvchet  H.  697  bechant  F,  698  ly- 
biam  F,  701  egipten  F,  703  vü  fehlt  F.  704  veste  Ä  706  weder  PIL 
707  den  P.  708  fliv??et  F,         710  washset  H,         711  e?  IL    dar  H  {eorr. 

aus  dan).  714  vnd  ouch  P.  720  Tebaida  TT.  Thebalda  IL  722  de  W. 
725  eyn  halp  F,  ist]  er  H,  731  vü  TT.  Cancasas  P.  Calpia  am.  783  B. 
V.  b.]  Vü  bi  bis  P.     Bi  vil  F,  784  landes  Ä  735  Amoionee  WH, 

740  daz  H,  lande  F.  (Hinter  land  W  interpunktion,)  743  stolczen  F.  stolti- 
zen  P.  744  Barmatin  H,  Saht  mathyn  F.  Coltzen  WH.  Vgl.  leaart  m$  IUI. 
Colzen  P.  Cholzen  F,  (Galtzen  Gothaer  paphs.)  745  Setes  H,  747  zemerst 
W.  zem  erst  P.  ze  merst  H,  de;;  ersten  F,  748  sldeniv  ehielt  F,  750  stö- 
bet h88. 


DIE  GBOGB^PHIB  RUDOLFS   VON  SMS 


185 


dar  an  stöbet  Bactriä 
da;  lanty  und  Hircaniä.  - 
dar  inne  vogel  fliegent  — 
ob  ans  diu  buoch  nihtliegent — 

755  der  ge?lder  git  sd  liebten  schin, 
da;  sie  die  naht  niht  mugen  stn 
verborgen;  swenne;  vinster  ist, 
Doan  sehe  sie  schtnen  aUe  fhst 
reht  als  ein  lieht,  da;  vaste 

760  glt  lieht  mit  brehendem  glaste. 
Bt  disen  landen  zeiner  stt 
ligent  zwei  lant  grd;  nnde  wlt: 
der  ein;  ist  Citiä  genant, 
da;  ander  Hnnjä.  diu  zwei  lant 

765  vier  und  zweinzic  diete  hänt, 
die  in  den  landen  sich  begänt. 
da  sint  gelegen  nähe  b! 
Montes  YperborSt 
da  std;et  aller  naehest  an 

770  Albäniä,  da  w!p  und  man 
sint  in  wi;er  varwe  gar 
schcene,  blanc  und  wlz  gevar; 
da;  nnz  an  Arm§nje  gat 
dar  in  die  berge  Ararät 

775  ligent,  dar  ftf  sich  niderlie  — 
als  ich  hän  gesprochen  hie  — 
diu  Arche  von  der  ich  e  las, 
dar  inne  Nö6  genas 
mit  aller  lebender  geschaft, 

780  als  e;  gebot  diu  gotes  kraft. 


Dar  an  Ut  Tberiä 
da;  lant,  und  Capadöciä. 
dar  inne  werdent  swinde 
tragende  von  dem  winde 

785  diu  bemden  ros ;  als  da;  geschiht, 
da;  man  da;  fül  geworfen  siht, 
e;  lebt  niht  farba;  wan  driu  jär, 
und  danne  stirbet  e;  f&r  war. 
T|ä  std;et  an  ein  michel  laut, 

790  "^da;  euch  ist  houbetlant  ge- 
nant, 
vil  lande  dar  inne  sint 
maneger  bände  liute  kint 
hat  da;  selbe  lant  mit  wer. 
e;  ist  gelegen  in  dem  mer, 

795  da;  vil  nach  al  drumbe  ^t 
und  e;  mit  wer  be8lo;;en  hat: 
da;  ist  diu  minder  Asiä. 
in  disem  houbetlande  da 
Ephesus  diu  stat  nü  ist; 

800  dar  in  der  grö;e  Swangelist 
sant  Johannes  lange  sider 
sich  lie  mit  stner  ruowe  nider 
uns  allen  sselicllche. 
Da;  Srste  kOnicriche, 

805  da;  in  der  mindern  Asiä 
Ut,  da;  ist  Bithyniä; 
Bericä  da;  ander  hie;; 
Migdönjä  an  da;  selbe  stie;. 
Niceä  unde  Nicke, 


751  Badria  H.  prattia  (oder  practia)  P.  752  von  IL  yrcania  H.  hir- 
caniä PF.       756  niht  fehlt  W.        760  brennendem  W,    gro??em  F,        761  zit  W. 

763  einig  TT.    eines  IL    ain  P.    Cicia  W.    Cjchia  F.        764  hvma  W.  hyma  H. 

768  Iperborei  W,  769  nehist  W.     nehest  F.     nahst  P.  779  lebende  F. 

lebendiger  P.  781  Ybernia  //.    hebrea  P.  784  tragent  PH.    Tragen  F. 

785  bernd?  W,  786  föl  WH.  fvle  FF^.  Min  P.  787  niht  me  F  (raer)  F^. 
danne  PEF.    dan  FK  788  uer  wäre  FK  790  ist  ouch  F.  791  lande 

diu  hs$,  da  inne  FK  795  nahe  dirmbe  F.  nahen  dar  iimme  F^.  796  beslo?- 
?et  F.  797  minner  IL  798  dem  //.  799  Efphesus  W.  800  sante  W. 
Sttde  H.  804  selbe  IL  805  mindir  W.  minnern  H.  mj-nren  F.  806  hai?- 
^i".  Bittina  WIL  bitina  P;  aber  die  Goth.  pphs.:  bitynia.  80b  Migdonie 
W.    Miir^im«  F.    in  P.  809  Nithea  F.    Nigge  P.    Niche  H, 


186 


DOBSBENTZ 


810  von  den  wir  lesen  dicke 

an  andern  buochen  anderswä  — 
ligent  in  Bithyniä. 
Dar  an  gelegenliche 
lit  Prygiä  da;  riebe. 

815  da;  ist  al  herlich  besät 

mit  Smyrnä  der  hoabetstat. 
Dirre  stete  houbetlant 
ist  diu  m§re  Frygiä  genant, 
ouch  lit  Galätiä  da  bi. 

820  Wa;  der  bilande  mere  si? 
diu  minder  Frygiä  da  lit 
und  Dardäniä,  da  sit 
Troie  diu  riebe  in  wart  geleit 
mit  krefteclicber  werdekeit. 

825  Lycäonjä  unde  Cariä 
da  bi  ligent  und  L^diä 
diu  laut,  diu  künicriche  grö;. 
dar  an  Tbyatirä  sich  slo;, 
diu  stat,  diu  sich  noch  sliu;et  zin. 

830  Zuo  disen  künicrichen  drin 
heften t  sich  mit  gelegenheit 
Isauriä,  s6  man  noch  seit. 
Als  e;  diu  schrift  bescheiden 

kan, 
Giliciä  da;  stö;et  dran, 

835  ein  laut,  da;  ist  genant  alsus. 
Amänä  unde  Taurus, 


zwei  gebirge  hoch  erkant, 
-  diu  scheident  disiu  selben  laut 
und  ir  undermarke  aldä. 

840  Dar  an  st5;et  Lyciä 

Persidä  und  Pamphiliä. 
Pontus  ist  ouch  gelegen  da, 
ein  laut  da;  maneger  Uute  her 
hat  vil.  des  landes  nsehste  mer 

845  noch  hei;etMäre  ponticum: 
hie  ist  der  lantmarke  drum, 
diu  von  der  erde  gelegenheit 
gein  dem  dritten  teile  seit  — 
Der  teil,  der  lande  houbetlant, 

850  ist  diu  grö;e  Asiä  genant; 
dar  inne  al  besunder 
sint  diu  vil  grö;en  wunder 
und  diu  laut  —   als  ich  mich 

verstau  — 
von  den  ich  hie  gesprochen  hän. 

855  Tn  dem  dritten  teil  der  erde  hie 
sich  dö  mit  büwe  niderlie 
Sem  und  der  geslehte  kint, 
als  in  ir  namen  genennet  sint ; 
wan  in  der  teil  ze  teile  wart 

860  an  dirre  selben  ü;vart, 

da  sie  sich  teilten  in  diu  laut 
swie  dirre  teil  in  wsare  benant, 
der  s§re  ist  üfgewahsen  sider. 


812  Bittina  Wll.    bitina  P.  814  Frigia  TTPF.    frigya  Ä        815  ist    • 

herliche  F,  ist  herlich  F^,  816  Smyran  H,  Smiran  F,  smiram  F^,  818  merre  c 
P.  raerer  KF,  819  galacia  FF^,  Calatia  if.  Galicia  P.  821  Da  die  minre^ 
Frigia  lit  FFi,  822  Darcania  W,     darcanya  JBT.      dareania  F.     Tartania  i^-  -■ 

823  Troy  P.    Troya  F^,        824  starcher  FF"^,    werdicheit  If.    wirdekait  P.    wir — a 

825  Liconia  P.    Ziconia  TTJBT.    Cyconia  FF^,        826  Lidia  WBF^^i^ 
827  driu  K,  828  Tiathira  FK    Tyratira  F.         831  hesteot 

832  Ysauria  P.    In  Sanria  F.    in  samria  jP*.    Isantis  JST.    alz 
834  Calycia  Ä    Cala?ia  FF^,  835  da?  fehU  H,         836 

840  Licia  has.        841  Porsica  FF^.    Panphyüa  WPF,         8i2 
tlms  FFk    844  Hinter  vil  interpunktion  WF.    vil  fehlt  F,    nehste?  F. 
cum   W.        854  d^n  W,    dem  P.        855  drittaü  P.        356  da  IL 
vor  H,    Die  nv  hie  vor  gen.  s.  F,        860  der  -Fi.        861  Do  F. 
mit  ir  menge  aller  samt.  Yfi  swie  F^,     der  IL     taile  P.     wart  b.  H,    ben< 
wart  FF^,    F^  fügt  hinzu:  nach  iegeliches  art.       863  vfgewaoen  F^. 


dicheit  FFk 
lybia  H. 
sich  feiat  P. 
833  is  F^. 
rus  PIL 


845  pol 

858  ivh 

862  Swei 


DIB  GBOGRAFHIB  BÜDOLFS  VON  BM8 


187 


865 


«70 


87& 


8SO 


Cames  Idiide  lie  sich  nider 
vil  in  Semes  teil  zuozim  — 
als  in  Egipte  Mesralm, 
Canaftnes  kint  —  in  al  diu 

lant, 
diu  sie  mit  gewaltes  bant 
besäßen  dö  diu  selben  zil; 
"wan  Ir  gesiebtes  was  sö  vil, 
da;  ir  dritteil  in  zeuge  scbein, 
gein  den  andern  bruodern  zw  ein. 
durch  selben  kriec  zöch  sich 

Salem, 
Semes  sun,  ze  J^rusalSm, 
di  Jebus§U8  —  als  ich  las  — 
Oanaftnes  sun,  euch  inne  was; 
nach  den  sie  beiden  wart  ge- 
nant. — 
Den  andern  dritteil  und  des  lant, 
der  teile  besitzen  solden 
und  ze  teile  besitzen  wolden 
JaphStes  kint  dö  bi  den  tagen, 
vil  ich  nennen  unde  sagen, 
ir  namen  und  ir  laude  under- 

scheit 
nach  ir  rehter  gelegenheit. 


I 


es  andern  teiles  anevanc, 
zil,  undermarke  und  um- 

beganc, 


lant  und  liute  und  euch  der  stifb 
nennet  uns  alsus  diu  schrift. 
Europa  heilet  der  teil. 

890  des  sUhtic  undermarke  seil 
sich  von  norden  rihtet; 
sin  underscheit  sich  slihtet, 
da  jene  lantmarke  ende  hat 
da  dirre  dritteil  anegät, 

895  da  sint  gelegen  nähe  bt 
die  berge  Montes  Biphei 
und  Dan  als  ein  wa^^er  grö;, 
des  flu;  die  lantmarke  underflö;, 
als  ez,  noch  tuet  bi  dirre  zit. 

900  ein  wueste  grö;  mos  unde  wit 
Meötides  Palüdes  — 
als  uns  diu  wärheit  wiset  des  — 
ist  euch  der  marke  aldä  ein  zil. 

I         dar  an  stöbet  lande  vil. 

905  Tn  dem  teile  für  und  wider, 

I         "■-  da  lit  Citiä  diu  nider, 
da;  houbetlant  vil  lange  hie;; 
der  marke  und  umbekreis  dran 

stie;. 
des   landes   name   und   rehter 

strich 

910  hebt  norden  an  und  endet  sich 
an  der  Tuonouwe. 
in  der  lantmarke  schouwe 
gelegen  ist  Aläniä, 


864  sich  liei^en  FFK  865  zu  im  FFK  (Nach  864  tmd  866  je  eine  zeOe 
Qtlassen  F.)  866  Egj-pto  F^,  867  al  fehU  II.  da?  F».  870  irs  H. 
kein  F.    ken  F\         875  gebue?et  F.  876  snne  FK         877  beiden  si  II. 

ander  W.     da?  F.     hant  FK  879  teil  si  W.  881  dy  F.     die  F». 

ich  hie  P.     nemen  F,  883  und  fehlt  P.     der  If\  884  rehten  IL 

Vnder  der  marke  F,     umbeganc  FH.     vmbevanc  TT.     vmegäs  F.         887  ufi 
^*Ä  PH.    frist  H.  889  Europia  H.  890  siebtes  P.  891  Nordirt  P. 

ten  H.  893   daz  H.     Do  F  {ivie  es  von  nun  ah  immer  für  da  heisst). 

irvfc  -  dine  H,    dritte  teil  W.  896  Raphei  H,    chaspei-F.  897  danays  II. 

^Jrf^tÄaig  P.         898  durh  floz  H.    da  durchüo?  F.  899  tuet  fehlt  hss.    zil  H. 

^T^  mos  fehlt  H,    mosic  WP.    muesik  F.    wit  vil  H.  901  Meocides  vndo  F. 

^«cfeyde»  vn  Ä       902  beweyset  F,      903  da  //.       904  sto?ent  F.       905  vor  F. 
^  ^^ei  F.        906  Cücia  W.    syder  F.        907  lande  P.    lange  ez  W.       908  u.  u.] 
^«Ik  F.    dar  P.  911  Tnnowe  H  (wo  es  doppelt  steht).  913  almana  F. 


188 


DOBEBENTZ 


Gottiä  und  Däniä 

915  und  lande  vil,  diu  nach  der  zit 
nach  in  genennet  wurden  sit. 
TTon  der  Tuonouwe,  als  sie 

gät 
und  ir  flu:;  da  den  namen  hat, 
unz  an  die  hdhsten  Alhe  hin, 

920  ist  —  als  ich  bewtset  bin  — 
diu  ober  Germania  gelegen, 
diu  den  namen  hat  gewegen 
nach  allen  tiutschen  landen, 
von  den,  die  e;  sus  nanden, 

925  nach  den  sint  elliu  tiutschiu 

laut 
noch  Germania  genant. 
Weihe  der  undermarke  sin? 
westert  scheidet  st  der  Bin, 
norden  diu  Elbe,  als  sie  noch 

gät, 

930  diu  die  marke  underscheiden  hat 
'     und  ir  gezilte  marke  git. 
in  disem  teile  Swäben  lit, 
da;  Alemaniä  hie;  S 
nach  Alemane  dem  ßodem- 

se, 

935  der  in  der  Swäbe  lande  swebt; 


durch  den  mit  rlchem  flu^e  sl 
der  Rin,  des  flu;  noch  stri 

hin 
von  disen  lantgebirgen  dri 
der  von  dem  sunderteile  j 

940  norden  ze  tal  und  den  fius 
unz  in  da;  grö;e  nortme 
bt  dem  Bine  lit  mit  wer 
manic  feste  wol  bereit, 
nach  rtlicher  werdekeit 

945  werltch  unde  rieh  erkant. 
euch  st6;ent  dran  werlichiu 
diu  mit  richer  genuht 
bringent  manege  süe;e  fh 
In  Swäbenlande  entsprin 

950  diu  Tuonouwe  und  brini 
in  Märe  Ponticum  mit 
sehzic  wa;;er  namhaft, 
in  da;  östermer,   dar  ii 

gät. 
ir  flu;,  ir  runs  geteilt  siel 

955  in  siben  grö;e  strängen, 
e  da;  ir  flu;  gegangen 
kom  in  da;  mer,  da  sie  si 
mit  ir  flu;e  rihtet  hin, 
als  uns  diu  wärheit  tuet  er 


914  Gotia  P.  Betaa  H.  Bettya  F.  916  g.  w.]  w.  g.  F.  917  fehU  P, 
919  alben  IL  921  ger  almania  F  (ger  v.  jung.  hd.  ubergeachr.),  923  divsch 
Dvischen  S,  tauchte  F  (öfters),  924  so  F.  su^^  P.  925  dem  S.  926  i 
nach  Ä  germanie  Ä  928  sich  SP.  Eine  P  929  alb  P.  alpe  S.  931  gezelte 
933  Alomannia  WP.  Alamanya  H.  almania  F.  934  Alemanne  W,  alem 
alemanne  P.  Alama  H.  a  lacu  magno  F.  den  W.  boden  se  WS,  935  fi 
PF,  sich  webt  P.  936  dem  F,  richem  fehlt  F.  937  nach  H,  siget 
938  disem  IL  fehlt  S.  1.  gebirge  IL  939  sundern  teU  IL  taue  P.  94( 
dene  S,  nordent  WF.  Nordert  P.  tail  F.  den  fehlt  P  941  by?  F.  944 
lieber  H,  ryttcrlicher  F.  945  vil  w.  W,  reht  IL  Nach  945  sind  44 
eingeschoben  WS.  946  dran  fehlt  FF^.  946  verändert  in:  werlichiJ  la 
8to?ent  dran  (dv  fehlt  S)  WS.  947  dran  dy  FF^.  Nach  948  sind  98  versi 
geschoben  WS.  949  sw.  lande  entspringent  H.    Swabenlanden  springet  1 

950  Tvnov  W.         952  sechzehon  LL.    manhaft  WF.    munehaft  S.  953  ii 

Gothaer  paphs,  u.  Brunecker  hs. ,  in  feMt  WSPLL,  erste  m.  JP.  da?  F,  i 
runs  fehlt  FFK  g.  s.  h.]  sich  g.  h.  FF\  955  grozen  S.  957  da  sich  hi 
958  8e  myt  F,    mit  gut  F*.    fluz  gerichtet  F^    in  SIL  959  bekant  F 


DIB  GBOGRAPHIB  RUDOLFS  VON  EMS 


189 


9^  An  Swäben  stöbet  Beierlant 
ze  tal  al  sonder  wanken, 
und  dar  nach  Österfranken, 
da  enzwischen  und  dem  Bi  n  e  Itt 
Binfranken  ze  der  westem  s!t. 
^^6  Tiutscher  lande  ggt  ein  ger 
über  Bin.   des  teiles  kgr 
gSt  einsit  an  welschiu  lant, 
als  Hollant  nnde  Bräbant 
and  S  S 1  a  n  t :  da  der  selbe  strich 
^70  von  welschen  landen  scheidet 

sich, 
an  C  sterfranken  stöbet  da 
Düringen  da;  lant;  dar  nach  sä 
ist  dran  mit  kraft  gewahsen 
da;  starke  lant  ze  Sahsen 
^^ö  ixni  des  hSrschefte  nach  ir  zal. 
1  der  Elbe  hin  ze  tal 
nnz  an  da;  ende  sint  diu  lant 
diu  nider  Germania  genant. 
ui  dirre  lantmarke 
ist  gelegen  Tennemarke 
Und  lande  und  iseln  vil,  diu  dar 
eigenllche  hoerent  gar, 
^Is  ich  hän  vemomen  §. 
forden  über  den  wilden  s§ 
da;  grö;e  lant  ze  SwSden  lit 


B 


^O     i 


\ 


und  NorwaBge,  da;  also  wit 
ist  —  als  wir  dicke  hän  verno- 

men  — , 
da;  im  kan  nieman  zende  komen 
von  gr6;er  wilde,  und  da;  diu 

naht 
990  s5  vil  des  landes  hat  bedaht 
mit  vinster  trüebe,  da;  kein 

man 
dem  lande  zende  komen  kan: 
als  vor  der  vinster  im  gezimt, 
diu  im  des  tages  licht  benimt 
995  und  der  lantmarke  schouwe. 
Von  der  gr6;en  Tuonouwe 
unz  an  da;  höhe  Mitteimer 
lit,  äne  Widerrede  wer, 
.vil  höher  lande  houbetlani 
1000  Ein  lant  ist  Messiä  genant; 
dar  vil  lande  ist  undertän. 
Für  war,  als  ich  gelesen  hän 
diu  nider  Pannöniä 
nimt  ir  marke,  ir  namen  da; 
1005  da;  sint  windischiu  riche; 
diu  hei;ent  wserltche 
Pannöniä,  und  teilent  sich 
in  witer  lande  verren  strich; 
dar  inne  Pulgarie 


960  Baier  lant  H.        961  teil  H,        962  ostir  vranchin  W.         963  enswi- 
Ä.   und  feMt  IL  reine  F^,        964  zewestem  HF*.   ?e  wester  P.   swestem  F, 
965  zunge  FK    lit  HF.         966  Obir  F.         967  iensit  S.    walschiu  P. 
ff^Bchiv  H.    weichte  F.        968  prauant  F^,        969  selbv  W.        970  welchen  F. 
J^^   Ä         971  ostem  F,         972  dvringe  H.    Doringen  F.    durgen  FK    Turin- 
'^^^      ^PP'.    da?  fehU  FK   vn  darnach  IL        973  dar  an  Ä  giwassen  8,        974  Sach- 
Hrp.         975  herschaft  FF,        976  hin  fMt  IL         977  bi?  F.        978  ger- 
«   sint  8.  980  Tenemarcko  8,    denemarche  F.  981  and  fMt  8.    lan- 

H^.    und  fehlt  8.  982  Egenliche  -S^.  gihoiret  8,  983  vomomen  F. 

S^reden  H.     swcyden  F.     swaidn  P.      Sweidin  WF.     Sweide  8,  vgl.  GD8. 
986  Norwegin  P.     Norweyge  F.     Norweide  8.  987  ofte  PIL 

-8.        988  k.  n.]  nyeman  kan  F.        992  landes  ende  F.        993  ime  8.    gezi- 
-ftSf.         994  ime  8.    benimet  P8.        995  schone  H.        997  mittel  hohe  mer 
Vgl.  Myst.  ed.  Pfeiffer  1,  226,  6.  1004  der  F.    erö  F.  1006  w»r- 

-Ö.       1008  Winter  P.    weyte  F.    werren  8.    yr  verren  F.        1009  pulgari  P. 
^*^orie  IT.    Bulgerie  8. 


icl^ 


190 


DOBBRBNTZ 


1010  unt  da;  lant  ze  Bumenie. 
Und  dar  an  stoßet  dan  ein  lant 
da;  ist  Träciä  genant; 
da?  bi  den  ziten  T^ras, 
Japhetes  sun  —  als  ich  e; 

las  — 

1015  stifte  an  der  ersten  ü^vart, 
da  erst  din  erde  buhaft  wart, 
als  man  ir  lant  noch  niu^et. 
durch  disiu  riebe  fliu^et 
der  Nepper,  der  durch  Kin- 
nen gät. 

1020  diu  lantmarke  niht  ende  hat 
bi?  hin  da  Constenöpel  lit: 
da  diu  lantmarke  ende  git, 
und  danne  Griechen  hebet  an. 
Tjö man  Griechen  erst^egan 
stiften,  dö  nande;  nach  im 
Japhetes    sun,    mit   namen 

Getim, 
den  ich  ouch  hän  genennet  §. 
di?  was  der  zit,  d6  nach  Noe 
e;  stifte  des  gesiebtes  her. 

1030  von  den  an?  gr6?e  Mitteimer 
sint  al  diu  riebe  und  diu  lant 


1025 


Griechen  mit  einem  namen 

genant, 
yil   lande   in   Griechen  ist 

gelegen, 
dar  inne  man  noch  sihet  pflegen 

1035  mit  gewalte  schöne 
vil  köniclicher  kröne, 
und  dar  under  gegene  vil. 
In  kriechischer  marke  zil 
Dalmätja  unde  Epirns  lit, 

1040  zwei  lant,  in  landes  grce^e  wit. 
An  diu  stö?et  nähe  aldä 
Gaönja  und  Molosiä 
unde  Elladiä  da?  lant 
ein  lant  ist  Atticä  genant  — 

1045  dar  in  mit  rtcheit  ist  gesät 
AtthSne  ein  rlchiu  houbet- 

stat  — 
Pelopon^s  unde  Aönje, 
Thessälje  und  Macedönje, 
Salnegge  und  Emathiä. 

1050  In  disen  selben  landen  da 
ist  gelegen  Olympus; 
ein  berc  der  ist  genant  alsos ; 
des  joch  in  solher  hcehe  stät, 


1010  diu  S.    lant  ze  fehlt  S.    Romanie  IL        1011  and  fehlt  8,    danne  S. 
denne  PII.  1012  Tatia  H.     Grecia  F.  1013  da  H.     do  F.      dei  Ä 

1014  Japhatis  5.  1015  erstvn  S.  1016  da  erste  H,     Da?  do  F.     Do  8. 

weite  8.  1017  nviset  8.  nvtzet  H.  1019  Neppir  W.  Neppar  U.  nekir  8, 
{Rud,  scheint  stcUt  Hebram  Nebrnm  gelesen,  und  in  folge  dessen  die  Mariüfa  mit 
dem  Dniepr  (Danapris)  verwechselt  zu  haben).  RtzId  W,  Rassen  P.  BoBen  8. 
rve??en  F.  RaBVzen  H,  1020  ende?  F,  1021  da  fehlt  H.  Constantinopü  W8F. 
— el  P.  1023  Chriechin  W,  chrieche  H,  Crichen  F  (so  öfters).  1024  eiste  Ä 
eyrsten  F.  1025  nant  er  e?  H.  nante  v?  F.  1026  Cethim  F.  1027  iv  F. 
1028  w.  sedir  der  F.  do  noch  F.  da  nach  H,  darnah  WP.  1029  gealehte  W. 
1033  sint  F.  1034  Do  man  inne  F.  n.  s.]  siht  noch  II.  1037  gegine  W. 
gegen ne  P.  gegende  jP.  gedinge  H.  1039  dalmatia  H.  Dalmachia  F.  1010 
in  landes  fehlt  F.  gro??in  P.  gro?  vnd  F.  1041  noch  IL  da  P.  lOfö  kaoo- 
nia  JP.  Coonia  WP,  Conia  H.  1044  Attyca  W.  artica  F.  1046  ist  mit  rieheit 
g.  H.     ist  reycheit  gesät  F.  1046  Archene  P     Atonis  F.    richia  fMt  W. 

1047  Peloponens  WP.  pelomone?  F.  elonie  H.  alonie  F.  1048  Thessalia  P. 
Tessalia  WF.  Tessaba  H.  1049  Salege  F.  Emacia  W.  emaohia  F.  1060 
den  H.  deme  F.  lande  JP.  1051  Olipapos  W.  1052  der  fehM  F.  g^bej^ 
sen  F.         1053  salche  F.    hShin  P. 


DIB  OBOGRAFHnS  RUDOLFS  VON  SMS 


191 


da^  e;  nnz  in  die  lüfte  gät. 
1055  Da  ligent  gelegenltche 
diu  grölen  künicriche: 
Corintus  onde  Achajä, 
SicyÖDja  und  Archädiä, 
diu  kriechischiu  lantmarke 

hat 
1060  bevangen,  als  ir  name  gät 
und  hie  vor  underscheiden 
ist  mit  den  marken  beiden  — 
dem  mer  und  mit  den  landen, 
diu  wir  hie  vor  S  nanden  — 

1065  als  uns  ir  underscheit,  ir  stift 
genennet  hat  diu  rehte  schrift; 
diu  noch  furba;  uns  wtset  hie 
bescheidenliche  rehte,  wie 
sin  underscheiden  und  genant 

1070  der  bilande  houbetlant, 
diu  alhie  genennet  sint  — 
An  dirre  lantmarke  underbint 
stoßet  mit  namen  da 
diu  ober  Pannöniä, 

1075  diu  windischer  spräche  laut 
tnot  und  ir  underscheit  erkant, 
diu  n&ch  erkantltchen  siten 
disiu  laut  hat  undersniten 
und  ir  namen  rehtiu  zil 

1080  mit  landen,  mit  hgrschefbe  vil, 
der  name  in  dirre  marke  lit 


disiu  lantmarke  wit 
bi;  an  da;  hochgebirge  gät, 
da;  tiutschiu  laut  geschei- 

den  hat 
1085  gein   östert    unde  welschiu 

laut, 
und   windsche   marke   tuot 

erkant. 
des  selben  gebirges  strich 
beginnet  gein  Marsilje  sich 
mit  anevange  heben  an 
1090  und  strecket   verre   sich  hin 

dan, 
neben  tiutschen  landen  zei- 

ner  sit, 
bi;  da  diu  erde  ein  ende  git, 
und  da;  mer  mit  im  diu  laut 
tuot  nach  ir  unterscheide  er- 
kant 
1095  diu  drinne  ligent  und  da  bi. 
Montes  Appenntnii 
da;  gebirge  ist  genant, 
und  scheidet  windischiu  laut 
von  tiutschen  landen  hin 

dan, 
1100  diu  an  Ungern  hebent  an. 
in  der  undermarke  wit 
vil  lande  und  künicriche  Itt 
und  maneger  hande  liute  diet, 


1054  bi^  F.  1055  gelenüche  F.  1057  Corinthus  P.     Cornitns  F, 

Aehaia  P.  achadia  F,  1058  Sicionie  P.  Syciono  F.  Bycionie  F.  1059  kryech- 
?«n  P.  1062  din  W.     dem  F.  1063  d<5n  W.    dem  H.     1066  rohtv  W. 

^are  F,  1067  uns  fehlt  IL  wisent  P.  nennit  IL  1069  Sy  sin  F.  ein  H, 
1072  underwit  F.  1073  Sto??o  F.        1074  Obr^  W.  1075  windische  H. 

1W6  windischeheit  H,     windich^heyt  F,  1078  hant  IL  1080  lande  F». 

keacheften  W.     herscheft  P.  1081  name  fehlt  F^.     der  F*.  1083  hohe 

g«%e  W.  hoe  gebirge  F.  hohe  pirge  F^.  1084  besch.  IL  1085  kein  F. 
fS^  FK         1088  Marsili  P.     marsilia  2^.  1090  streichet  F».     sich  verre  IL 

^'^dan  P.  dan  ÄF*.  an  F.  1092  unz  F*.  1093  mero  F*.  1094  vnder- 
*lüt  H,  bek.  FF*.  1096  appennini  P.  Appennivii  H.  appennimii  F.  appen- 
«JOMa  F».  {mrUer  Ap.  mterpungiert  W.)  1097  ist  sns  W.  1100  Vngim  W. 
''^Wh  H.         1101  lyt  FF",        1102  wit  FF^, 


192 


DOBBRENTZ 


der  sunderspräche  drin  geriet, 

1105  und  sich  drin  hänt  geme:;:;en. 
den  Ungern  sint  gese;:;en 
innewendic  ir  klüse  tor 
und  in  ir  lantmarken  da  vor 
windischer  lande  vil. 

1110  inrehalp  ir  klüse  zil 

Kotzeier  unde  Koltzen  sint 
und  manege  unkristen  kint 
in  fremden  sundersprächen. 
Valwen  und  wilde  Vlächen 

1115  jenslt  des  Sneberges  hänt 
sintlant  diu  sie  begänt. 
Innewendic  Ungern  sint  diu 

laut 
gelegen,  diu  hie  sint  genant, 
inrehalp  ir  klüse  tor. 

1120  Westerhalben  lit  da  vor 
Stire  und  Osterriche, 
stÖ;ent  gelegenltche 
an  Ungern:  mit  den  beiden 
marken  ist  gescheiden 

1125  tiutschiu  von  windischen  lan- 
den, 
die  al  die  erde  erkand^n 
die  hänt  uns  sus  mit  wärheit 
der  lande  gelegenheit  geseit 
sunder  zwiyellichen  wän. 


1130  Bgheim,  Märhern,  P 
und  da;  laut  ze  Blumen 
Ltflant  unde  Prinzen 
in  windischer  lande  n 

11t. 
gein  sundert  lit  euch  zein 
1135  Kernden.    —    diu    wi 

sehen 
in  latine  sint  genant 
diu  ober  Pannöniä; 
den  underscheit  der  land 
diu   Schrift    alsus  besch 

hat, 
1140  als  alhie  geschriben  stät 
br    Appennischiu 

Itt, 

da    windischiu     lant 

ende  g 
Itäliä,  diu  mit  dem  mc 
und  mit  den  bergen  ist  z( 
1145  beslo;;en  vestecliche. 
dar  inne  BoBmesch  rtch 
den  urhap  stnes  namen  1 
und  da  der  stuol  inne  st 
da   man  der    kristenheif 

geben 
1150  Igre  unde  kristenltche;  l 
die  man  nach  gotes  gebob 


IT 


1105  haut  WP.    hat  H.    hatte  F,  1106  gemessen  F.  1107 

wendig  in  P.     In  wendicher  F.     klovse  H.  1108  in  P.     fehlt  WIL 

march  P.  1109  lueto  F.  1110  Inrenthalb  P.    innerthalbe  H.    Uli 

ler  W,  Cotzler  F.  Kotzler  Gothar  pphs.  ChotzilaBr  H.  Koltzelier  P.  kolti 
koltzil  W,     kotzen  H,     culsen  vil  F.  1112  vnkristenlichv  TT.     wint 

1114  valben  H,  Valien  F,  Vlachin  W.  vlächen  P.  flachen  H,  walach« 
1116  sint  ^  lant  W.    groziv  PII.  1119  u.  20  fehlen  F.  1121   Styj 

Stiem  F.  ÖusterrichP.  1122  slivzzentlf.  1125  Tvtschv  lant  TT.  dinschiv  la 
Deuc^he  lant  F.  Tiutsch  lant  P.  vfl  windischiv  H.  1126  werlt  F.  bekand 
1127  vns  Ux  m.  H.  1129  Ane  F.    1130  Merhern  TTPF.  1032  Nu 

Niffl.  P  1133  lant  IL    fehlt  P  1134  gesvndert  IL         1135  Kert; 

TTindenscho  W,    windischiv  U,  1137  obrv  W.  1138  Di  F.         113 

vns  P.  1140  Alg  hye  F.  Vns  als  hie  P.  1142  lant  marche  TT.  marol 
1146  Bomisch  P.    BSmische  H,  1147  den  fehU  F.  1150  kistenlid 

cristanliches  P. 


DIB   OBOGBAPHIB  BUDOLFS   VON  BM8 


193 


L155 


1160 


geistliche  da  vinden  sol. 
da  ligent  inne  rtchia  lant, 
der  houbetname  e^  ist  genant. 
Sictlja  und  diu  lant  vil  gar, 
diu  mit  namen  hoerent  dar, 
mit  gelegenheit  sint  nächge- 

bür: 
Cfalabrt,   Püll,   Terr   de 

labür, 
und  Cäpis,  da;  Principät. 
disdit,  als  der  Höuberc  stät, 
^Maritima  lit  und  Spolit, 
diu  lant;  und  da  R5me  lit 
diu  riebe  und  diu  werde, 
dar  elliu  kristenerde 
1165   ze  rehte  sol  sin  undertän. 
an  diu  lant  stöbet  Tuscän 

da;  mit  namen  ende  hat 

als  Bartengebirge  gät. 

da  B^mänje  zeiner  sit 
1170  und  Ankfin  gein  Östert  lit. 

Lamparten   an  Bdmänje 

gat. 

Da  durch  fliu^et  der  Pfät 
von  den  gebirgen  in  da;  mer. 
an  rlcheit  und  mit  größer  wer 
H75  bat  dirre  lantmarke  zil 


D' 


veste,  guotes,  liute  vil 
in  dirre  marke  für  und  wider, 
da;  ober  L am p arten  und 

da;  nider, 
und  swa;  ich  nü  hie  nande 
1180  gegene  unde  lande, 

da  sint  mit  einem  namen  diu 

lant 
vil  gar  Itäliä  genant, 
iu  andern  welschen  riebe 
nennet  algeliche 
1485  diu  Schrift  mit  namen  Gallitl, 
swie  sie  sich  doch  hie  und  da 
teilen  wite  in  manegiu  lant. 
ir  lantmarke  tuot  erkant 
diu  Schrift  und  ir  gelegenheit; 
1190  sie  nennt  ir  marke,  ir  under- 

scheit. 
an  Appennischen   bergen 

dort 
ir  name  ir  zil  gät  üf  da;  ort, 
in  dem  der  erde  gelende 
bat  abegenge  und  ende. 
1195  der  teile  name  Galliä 

teilt  sich  in  dri  namen  da. 
der  teile  einer  und  des  lant 
sint  Galljä  bellica  genant: 


1154  De  F.    Diu  P.     ez  ist  TFP.    ist  ez  H.    ist  F.  1155  Sycüie  II. 

SiciH  P.  1156  Die  P.  Di  F.  1157  noch  gebur  F,  1158  Galabrie  WPH. 
Öaltbre  F.  PvUe  W.  pnlle  PII.  Terre  de  lab^r  (labur)  WP.  Terrodlabvr  ü, 
Terrelabnr  F,  1060  Di?  haK  F.     hoberc  W.     höub'g  P.    honberg  F.     hocli 

Perch  K         1161  Maritina  IL         1163  u.  diu]  vn  IL  1164  Ist  der  elliv  F. 

1166  Tiwchan  PF.  1167  mit  (corrig.  aus  nu^t)  P.         1168  parten  gebirgc  F. 

Mim  gebirge  P.     Bartingcbe  W.     hat  F.     ende  stat  W.  1170  Ankowo  If. 

»nckTne  F.  1172   da?  phät  P  1173  bergen  F.  1174   vnd  an  P. 

1175  dTTch  I.  H.  1176  Vestinon  P.    Vesten  F.  1177  dirre  W.    der  PII. 

'«F.  wedir  F.  1178  Lancparten  W.  1179  n.  h.]  hie  nu  PF.  1180  ge- 
*fflge  H.  1181  mit  namen  nu  P.  1183  welhischiv  IT.  1184  nennent  II. 
•begliche  F.  1185  mit  oyme  namen   F.    eine  namo  //.  1186   dach   F. 

IW  Tauten  P.  wit  PIL  in  feMt  P.  1189  diu  gel.  P.  1190  nennet  WPF. 
•«»eilt  H.  marche  ir  march  W.  1191  api)enc8chri  P.  1192  get  P.  gar  H. 
11^  gilende  P.  1194  abegenge  W.    abegende  F.    anegonge  U,    vnd  auch  P. 

^186  teilet  WPH.    sa  P.  1197  aines  P. 

**l*tQHl.   F.   DSVTSOBS   PHILOLOGIE.     BD.   XlU.  13 


194 


DOBBBSNTK 


diu  bebet  an  Mont  Job  sieb  an 

1200  und  get  von  den  gebirgen  dan 
norden  ze  tal,  als  si  der  Bin 
scheidet  mit  dem  flu;;e  s!n 
und  rihtet  der  lantmarke  strich 
doranBrittanjä  scheidet  sich. 

1205  In  disem  teile  sint  gelegen 
diu  laut,  der  name  drin  ist 

gewogen : 
Burgundjä   und    Luttrin- 
gen, 
und  da;  laut  ze  Eärlingen, 
und  al  die  gegene  und  diu  lant^ 

1210  der  name  da  zwischen  ist  erkant 
mit  sundernamen  in  landen  vil. 
Des  andern  teiles  marke  zil 
dast  Lugdunensis  Galliä, 
der  Appennische^gebirgedä 

1215  den  urhap  sd  geme;;en  hat, 
da;  sie  von  den  gebirgen  gät 
ze.tal  den  Rotten  für  Lug- 

dün. 
dem  dritten  teil  hat  Naribün 
zil  und  der  urhap  underscheit 


1220  nach  stnem  namen  angeleit, 
s6  da;  man  den  teil  nennet  da 
Narbonensis  Galliä: 
diu  bi;  Aquitftnje  gät 
da  der  lantname  ende  hftt. 

1225  Tn  stner  marke  zil  hin  dan 
da  gSt  dan  Tspänje  an. 
in  dem  ligent  sehs  lant, 
diu  wtt  sint  unde  grö;  erkant 
diu  nennet  uns  diu  schrift  also : 

1230  Tracönjä  und  GarthigÖ, 
Oalicje  und  Lusitftniä, 
Tinguitänje  nnde  B6tic&. 
wie  disiu  riche  und  disia  lant 
in  tiutscher  zungen  stn  genant 

1235  des  kan  ich  wol  berihten  niht; 
ich  nennes  als  diu  schrift  uns 

giH 
und  ist  ouch  der  geloabe  mtn, 

e;  mugen  wol  verwehselt  stn 

der  lande  name,  und  disiu  lant 

1240  in  andern  namen  stn  genant 

Sit  der  lande  anegenges  ztt 

da  disiu  lantmarke  ende  git, 


1199  munt  Job  P.    Montiof  F.    Motioph  TT.    montios  E.    (Mont  Job.  Kai- 
serchr.  ed.  Diemer  446,  19.    Grimm,  myth.*  1,  140  fg.  =  8.  Berrhar^.  1200 

d5n  W.    dem  P.    gebirge  P.    bergen  F.  1201  s!  fehU  H.    Bine  P.        1308 

den  PF.     flizze  H.     vlussen  F.     flu^^en  P.  1204  Britania  F.    britaimia  P. 

Britanie  H.  1206  driv  H.    lande  P.    drin  fMt  P.         1207  Lutringen  FII. 

1208  Ch'relingin  W.  1209  gegin  W.     gegenn  P.     gogent  H.     gegenyt  F. 

vnd  all  d.  1.  P.  1210  entzwischen  H.     enczwichen  F.  1211  lande  F. 

1212  march  W.  1213  da^  ist  PF.  deist  {corr.  aus  dast)  K  1214  Appen- 
nischen  hss,     bergen  F.  1216  den  W.     dorn  F.     berge  F.  1217  Bot- 

tin  W.    Roden  H.    Roddan  F.    boden  P.  1218  den  PII.    teüe  TT.        1«9 

urhap  fMt  IL    vndorschit  H.  1220  an  gellt  H.         1221  teil  In  Ä    sa  F. 

1222  Naribonensis  P.  1223  vntz  IL     an  Aquitaniam  P.     an  EqTitanio  H. 

equitanie  F.  1226  danne  II.  denne  P.  yspania  F.  hispanie  P.  1227  deme  F. 
sehs]  sibon  WPH.    wiote  F.  1228  Dy  vil  gro?  sint  bek.  F.  1280  Tira- 

conia  F.  Cartago  W.  Kartago  F.  1231  Galicia  P.  Lvstrania  H,  1282  Ting- 
nitania  P.  Tingintanio  F.  Tingintauie  H.  bettica  F.  Bethica  H.  rethica  P. 
1234  znnge  IL  1235  b.  mich  H.  1236  Ich  nenne  sie  P.     loch  nenne 

ich:5  F.  d.  seh.  n.]  vns  div  seh.  IL  uns  fMt  P.  1237  ouch  fMt  P.  doch  IL 
1238  mftgen  P.  mug  H.  möge  F.  1239  namen  PH.  1840  stn]  lint  WIL 
seint  P. 


DIB  GIOGBAPHIB  BüDOLVS  VON  BM8 


195 


da  enzwischen  nnd  Frank- 

rtche 
ligent  gelegenllche 
1245  Navarren  und  Wasknnje 
und  da;  lant  ze  Oahgnnje, 
Castel  unde  Portigal: 
diu  lant  hat  überal 
diu  Schrift  Yspäniä  genant; 
1250  wan  e;  was  da:;  Srste  lant, 
da;  nftch  der  Srsten  ü^vart 
erbftwen  von  dem  künne  wart 
von  Jftphet,  als  ich  e;  las, 
da;  in  Griechen  woneude  was 
1255  und   sich   von   dan    zerteilte 

sider 
in  diu  lant  für  und  wider. 
Tlä  8tO;ent  gelegenllche 
an  gr6;iu  künicriche, 
in  lande  sunder  marke  erkant. 
1260  dast  Brittanje  unde  Engel- 

lant, 
Gornwftl  unde  Wäleis, 
Nortumbri    unde   Norgä- 

leis; 
Hyberne,  da;  mit  reinikeit 


niht  eiterhafter  würme  treit  — 

1265  als  e;  ist  sunder  ü;  genant 
da;  sunderlant  in  Irlant  — 
in  disem  lantgemerke  lit; 
unde  Orchädes  die  Iseln  wit, 
die  dr!  und  dri;ic  tseln  hänt 

1270  die  sunder  flu;  mer  umbegänt, 
ligent  in  dem  selben  sg. 
Thanatos  und  ThylÖ, 
die  iseln  gro;  und  wtt  erkant, 
dar  an  stO;et  Schottenlant. 

1275  in  Thyle  den  Iseln  ist 
naht  an  alle  underfrist 
sehs  mänöt,  da;  halbe  jär; 
der  ander  teil  ist  tac  für  war, 
denne,  so  diu  sumerztt 

1280  in  des  järes  zil  gellt. 

ze  Winter  ist  da;  lant  bedaht 
an  underlä;  mit  wernder  naht, 
da;  dar  der  tac  niht  wirt  gesant. 
zende  öbr  elliu  disiu  lant 

1285  ist  norden  von  des  frostes  kraft 
al  diu  erde  unbühaft, 
wan  nieman  drinne  mac  gewe- 
sen: 


1243  iwischint  TT.    nnd  fMt  IL        1245  Navarrin  W.    Naiicrren  P.    Naua- 
ren  F,     Waschvnnie  WH,    wasohonie  F.    Wasgmine  P.  1246  in  P.    Gach- 

gunnie  H.    Oachconie  F.    gahgnnno  P.  1247  Chastel  F.    Gastil  P  1248 

äi  W,  diBia  PH.  hant  H.  vberzal  H,  1249  yspanie  F.  liispania  P  hyspa- 
niB  H.  1252  krnne  H.  konige  F.  1253  vfi  H,  Japheto  F.  1254  wonde  F. 
1265  ^edir  F.  1256  fvr  H.     vor  F,  1258  groz»  W.  1259  An  IL 

bek.  -F.  1260  das  ist  WPII.     Britanya  H.     britania  F.     Engillant  WF, 

1261  Coroval  TT.     Curnewal  P.     Cornbalya  H,      Chornballia  F.  1262  Nor- 

tvmbef  F.    Norgileis  WIL  1263  Hib*n  P.    Yborn  F.  1264  ctirhafte  W, 

1365  mudin  W.     snnders  P.     vns  g.  H.  1266  ir  lant  PF.  1267  sev- 

ner   F.     gern  che  P.     marche  F,     gemache  H.     gebirge  W.  1268  iscl  P. 

iasel  IL  1269  &  70  umgestelt  P.  1269  zweinzich  i.   H.      hat  PF. 

1270  flnxie  WH.    fll^^o  P.    mervlu??e  F.    vbegant  W.    vmmogat  F.    vmbgat  P. 

1271  dem  WIL  disem  P.  1272  Thanathos  P.  Tanatos  WF.  Tyle  WIL 
Thile  F.  1274  schoten  1.  P.  1277  manode  WH.  monede  F.  1279  denn«  W. 
Ib  der  ät  P.  In  der  frist  IL  1280  iare  F.  1281  winder  H  1282  wcrn- 
ter  F.  1283  dar  fehlt  F.  1284  al  P.  1286  alle  F.  werlde  F. 
1287  d.  m.]  mach  drinne  II,    genesen  PIL 

13* 


196 


DOBERBMTZ 


noch   von    vil  gröijem  froste 

genesen ; 
des  muo;  da  sin  der  bü  ver- 

kom: 

1290  von  vroste   ist   da    da;   mer 

gefrorn, 
und  da;  lant  ist  also  kalt 
von  größer  kelte  manicfalt, 
da;  e;  oede  alle  frist 
muo;  sin  und  gar  unbühaft  ist. 

1295  Alsus  ist  diu  gelegenheit 

geme;;en  und  diu  undersclieit 
des  andern  dritteiles*  hie, 
in  dem  da;  kann  sich  niderlie, 
da;  von  Jäphete  was  geborn. 

1300  von  im  wart  von  erst  erkorn 
Griechen  ze  niderlä;e; 
da;  lac  in  solher  mä;e, 
da;  sie  durch  büwen  kerten 

drin 
und  in  EurOpä  her  und  hin 

1 305  diu  lant  zerteilten  sus  und  so 
in  disen  selben  ztten,  dd 
sie  von  8rst  sich  lie;en  nider. 
ir  kint  und  ir  nächkomen  sider 
nanden  und  büten  disiu  lant, 

1310  diu  ich  hän  alhie  genant, 
und  in  den  marken  lande  vil. 


Des  dritten  teiles  marke  zil 
nächÄsja  onde  Europa 
der  ist  gehei;en  Afiricä. 
1315  des  undermarke  zil  gestät 
von  dstert,  als  der  Indus  gät, 
bi;  westert  —  n&ch  der  buoche 

sage  — 
durch  den  strich,  da  ze  mit- 

tem  tage 
der  sunnen  hitze  zaller  zit 
1320  die  hei;esten  hitze  git. 

Dar  inne  lit  vil  lande  wit 
zem  Ersten  in  der  lantmark  lit 
ein  grö;  lant,  heilet  Lii>yä. 
dar  nach  lit  Gyrenäicft. 
1325  Pentapolis  ein  michel  lant 
da;  ist   grÖ;,   rtch  und  w!t 

erkant, 
den  besten  landen  da  gelich, 
von  fünf  houbetsteten  lich: 
da;  ist  Perentc^, 
1330  As8ind§  und  Cyr8n6, 
diu  vierde  Ftolom&idä, 
diu  fünfte  Appollöniä; 
der  ieglichiu  ie  nach  dem  man 
hie;,  der  ir  Srst  began. 
1335  Trippel  ist  gelegen  d&  bi; 
da;  hat  ouch  houbetstete  di^ 


1288  vor  F.     vil  fehlt  F,     wesen  PH,     gewe?ö  F.  1289  vorkan  F. 

1290  da  fehlt  P.  gefron  H.  gefrost  P.  1292  keltin  P.  chelten  H.  1SS8 
zaller  PlI.  1294  gar  fehlt  PII.  vnberhaft  F.  vmbeharft  H  129B  lOm 
h88,  1302  mose  F.  1303  bowen  H,  1304  vO  H  (o  atrf  rasm).  ii 

fehlt  II.  1307  Wie  sich  F.    erste  H.    ersten  F.    sich  fMt  IL  1^06  mk 

fehlt  PII.  1309  bvüü  W.     buwten  P.     bovtcD  H,     bueten  P.  1810  iO 

hie  P.  1311  ir  m.  F.     m.  1.]  LaDden  marche  P.     lande  TT.  IBIS  mu- 

eben  F.         1316  ostir  P.         1317  un:^  F.         1318  da  fehU  H.  1819  dis  W. 

s.  berge  H  {auf  rasur).         1320  hellsten  HP.    hic^cen  F.  1822  zem  entl^ 

De;  eirste  F.  1324  Cycenaica  H,     Cironaica  F.  1825  Penthapolii  P, 

mittel  F.  1326  gr.  vnd  F.     nnd  wit  fMt  F.  1828  hoapteteten  PH 

1329  Pemice  WPF,      pomito  vn  me  H.  1330   Asinoe  IL      drene  17. 

1331  daz  vierde  PIL    ptolomanda  H        1332  daz  PIL    fvnftv  W.    fianft  iit  P. 
fünfte  ist  II.     Appolinia  W.     appolonia  F,  1333  ieglichs  P.     ic  fM  PIL 

1384  erste  IL  1235  gel.  ist  PIL  1336  houptatete  PH. 


DIX  GBOOBAFHIS  BÜD0L78  TOK  BM8 


197 


die  da;  lant  sere  zierent  da: 
dast  BSrete  ande  Occasä 
nnd  Leptis  ein  veste  grö;, 

1340  an  grce^e  ir  aller  übergenö;. 
dar  an  l!t  onch  Bisace 
ein  lant,  dar  in  Itt  AromS, 
nnd  dar  nach  lit  Bisantinm. 
da  di;  lant  hat  endes  drum, 

lUb  da  l!t  Censts  da?  lant  — 
da;  ist  sus  an  der  schrift  ge- 
nant — , 
dar  inne  lit  Karthago, 
die  diu  frouwe  D^do 
stifte  nach  den  ztten  sit 

1350  über  maneger  järe  zit. 

da;  ist  Marroch,    diu  hou- 

betstat, 
da  ist  ein  sidel  in  gesät 
dem  höhsten  houbetkünege  da, 
dem  elliu  lant  in  Affricä 

1355  sint  —  als  ich  vemomen  hän  — 
gar  eigenltche  undertän, 
diu  mit  vil  gr6;er  richeit 
gestiftet  wart  unde  geleit. 
M  bt  Ut  GetÜliä, 


1360  Ippone  und  Numidii, 
j  und  Mauritäniä  da;  lant  — 

;  da;  ist  von  swerze  also  genant : 

i  wan  drinne  vater  muoter  kint 

von   hitze   in  s  warzer  varwo 
I  sint 

!1365  vil  nach  in  eines  moren  wis. 
An  diu  lant  stö;et  Stiffesis, 
Tinguitänje  und  Cesareä, 
Ethyöpjä,  dar  nach  Sabbä, 
da;  westerhalben  zeiner  sit 
1370  in  der  möre  lande  lit. 

Zwischen  den  landen  beiden, 
da  diu  lant  sint  gescheiden, 
sitzet  der  Garamanten  her. 
da  ist  ein  brunne  bi  dem  mer 
1375  der  ist  also  kalt  den  tac, 

da;  nieman  in  getrinken  mac; 
die  naht  man  in  s5  hei;en  siht, 
da;  man  s!n  mac  genie;en  niht. 
An  der  lande  östern  stten 
1380  sitzent  die  Trogödtten 

den  ist  mit  snellekeit  bereit 

also  bereitiu  snellekeit, 

da;  in  kein  tier  entrinnen  kan 


arten  H.        1338  dost  IL    das  ist  WP,    Orete  TT.    Berech  P.    Berchc  F. 

Wfe  H.   1339  lepte?  F.    lobtes,  H.  vestiii  P.      1340  ar  W.    groze  W.  vbirguoz  W. 

Ö41  bisatc  H.    bicase  P.         1343  bysantivm  IL    bisancium  P.        1344  die  TFP. 

*fc  H.    trum  W.        1345  Consi?  F.        1346  Da?  bot  ?o  di  seh.  F.       1347  Kar- 

t^o  W.    Cartago  F,  1348  Dido  P  1350  manege  W.  1351  Da  P. 

*irdioch  F,  1352  ein  sydel  H.  aosidel  P.  ein  gesedil  F.  1353  den  PH, 
*wptkfnegen  H.     konige  F.     haubtkindn  P  1355  alt  F.  1356  t»ge- 

Beken  H.  1358  gestift  H,  1359  Geculia  W,     Gecula  F.     Gocvla  IL 

^9»  Ipone  W,  Ypponie  F,  Ypomenc  P  Numiklia  F.  1361  Mavthichania  F. 
Ibritidmae  H  (das  Uzte  i  carr.  aus  a).  1362  swerte  H.  1363  v.  m.]  mütor 
•^  P.     v.  m.  k.]  wazzer  niht  ensint  H.  1365  nahe  P.     na  F.     möron  W. 

"•«  K  1366  Stephesis  W.  1367  Tingwitania  F.     Tyngritania  H.     vn 

eil  WIL    Cesaria  F.  1368  darnach  W.    vnd  dornoch  F.    Sabba  WF,    Saba 

*E        1369  westcTchalp  IL    wcstcrhalp  F.  1370  niore  W.    mor  F.    möron 

^  1373  Sic;ent  F.      Garamantin  H,      Garramanten  P      Garramantor  F. 

WJS  sein  P.  1378  mac  fehlt  F,    chan  H.    gonisen  F.  1379  Mak  an  F. 

«^  PF.      1380  Trogoniton  F.      1381  den  von  s.  F.   snolhcit  PIL      1382  sncl- 


198 


DOBBBUm 


da:;  sie  mit  jagenne  koment  an.  1410 

1 385  über  der  marke  endes  zil 
ist  größer  witer  lande  vil, 
diu  laere,  wüeste,  unbühaft 
von  größer  hitze  Überkraft 
zallen  ztten  müe;en  stn. 

1390  da  g!t  sÖ  hitzebernden  schin   1415 
der  sannen  glast,  da:;  äne  wer 
zallen  ziten  da  da;  mer 
siudet  unde  wallet 
von  hitze,  diu  drin  vallet, 

1395  reht  als  ein  wallend  haven  tuet, 
da  von  ist  da;  aldä  behuot 
da;  nieman  kan  beltben  dl     1420 
Ze  ü?erst  lit  in  Affricä 
Gädes  ein  kreftic  wites  lantf 

1400  nach  dem  ist  da  da;  mer  ge- 
nant 
Märe  Gäditänum. 
da;  gr6;e  mer  Atlanticum 
ist  da  gelogen  und  Atlas        1425 
der  höhe  berc,  üf  dem  stt  was 

1405  der  wise  künic  Atlas 
dö  er  astronomie  las. 
Di;  ist  der  dritteil  einer; 
der  drier  teil  enkeiner 
ist  also  smal ,  doch  hat  sin  zil 


tseln  und  sanderlande  vil, 
diu  hie  diu  schrift   niht  hU 

genant  — 
In  des  dritten  teiles  lant 
lie;en  sich  nider  Games  kint, 
als  sie  uns  6  genennet  sint 
und  mit  ir  sondemamen  ge- 

schriben. 
diu  niht  in  Semes  teile  be- 

liben 
in  der  ä;vart  in  Äsiä, 
die  beliben  gar  in  Affricä 
und  stiften  ü;  ir  landen  stt 
vil  manic  kflnicrtche  w!t 
mit  höher  gwaltes  rtcheit 
Nu  hän  ich  iu  alhie  geseit 
von  den  drin  teiln,  dar  elliu 

lant 
üf  der  erde  sint  benant 

nnrü  wU  ich  in  bescheiden  hie 
IjI  mit   endehaften   mxren, 

wie 
unde  in  welher  lande  wegen 
diu  lant  der  tseln  sint  ge- 
lten, 
dar  inne  euch  diu  erde  Uli 


1884  mit  fehlt  F.    iagon  H.    iagondo  F.    iagende  P.  1385  ende  HP^ 

138G  wite  F,  1387  laere  fehlt  F.    vnd  w.  P.    wst  vfl  H,    wueste  sint  TiidF. 

imbovhaft  if.     vnbuwohaft  F.  1388  kraft  F.  1389  m&zen  W.    mT»  ff, 

1390  g.  div  hitzü  H.     brehgde  H.     brinnenden  F.  1391  svnne  H.    1398  li 

fehlt  F.  1393   da  sudet  F.  1394  ze  der  stet  iz  da  dr.  H,     Brodelt  od 

dr.  F.    brallet  F.  1395  wallender  PII.    wallendir  W.    topf  F.  1396  d^ 

fehU  F,    al?o  P.       1398  uzerist  H.      1399  da  des  H.    wites  /eÄÄ  IL      1400  d& 
fehlt  P.  1402  groz  WPH.     Athlanticu  P.     atlanthicnin  F,     Ardantiem  £ 

1403  und  fehlt  P.      Athlas  P.      Achlas  H.      achlas  F,  1404  o.  5  fM  F. 

1401  hoch  IL    höh  P.  1405  atlüas  P.    Achlas  H.  1406  her  F.    astmi- 

niia  F.        1407  ditz  77.    dritte  tail  P.         1408  driv  H.    enkeinir  TT.    keiner  E 
1409  ?o  F.    ?ceil  F.  1413  liez  //.  1414  fehlt  P.  1415  vna  hie  g.  £ 

hy  vor  g.  F.     genant  F.  1416  Semit  W.      Semis   P  1419  lande  H. 

1422  hie  H.    AI?  iv^»»  hi  wirt  g.  F.         1423  u.  24  fehlt  F.         1423  teüon  WPK 
1425  ivh  W.    iuch  P    vch  F.  1427  in  fehlt  IL    lango  W. 


DIB  eiOOBAPHIB  RUDOLFS  VOH  BM8 


199 


1430  YÜ  Hoheit  diu  dar  inne  wirt, 
die  man  in  den  drin  teilen  niht 
gelegen  noeh  in  ir  marken  siht, 
die  mit  kraft  hänt  wttiu  laut 
nnd  niht  sintin  die  teile  benant, 

1435  mit  den  al  din  erde  in  driu 
geteilt  ist,  als  ich  sagete  iu. 
Ins  mittein  höchmers  teile 

lit  - 
als  nns  din  schrift   nrkünde 

git  — 
Kipper  ein  riche;  snnderlant, 

1440  in  sae;er  richeit  gnot  erkant 
an  lenge  nnd  onch  an  wite. 
dar  nach  lit  danne  Krite 
mit  hundert  riehen  vesten  guo^ 
wol  bewart  unde  behuot 

1445  mit  kraft  an  werlicher  wer. 
diu  isel  stöbet  an  da;  mer, 
des  namen  Libyä  da;  lant 
nach  sinem  namen  tuot  erkant. 
Abyvidos,  ein  Isel  wit, 
U50  da  bl  in  Ellespontö  Ilt 
einsit  dort  in  Europa. 


Cöos  Ilt  in  Atticä. 

dar  an  st6;ent  Gyclädes: 

als  uns  diu  wärheit  wlset  des, 

1455  vier  und  vierzic  Iseln  grö;, 
die  des  mers  flu;  umbeflö; 
als  sie  noch  tuot;  ir  underbint 
gein  Asiä  gelegen  sint. 
der  ist  diu  §rste  Rödos 

1460  gein  östert.  s6  ist  Tenedos 
in  den  sunderteil  gesät: 
diu  hei;t  nach  Teno  der  stat. 
vor  Citßrö  dem  berge  da 
lit  Porphiris  Citoriä. 

1465  Gein  Egipte  ist  Garpatos 
gelegen.  s6  lit  Telos 
in  der  Cycläden  lande 
die  ich  hie  vor  e  nande. 
da  Ilt  euch  Ortigiä 

1470  diu  isel,  und  Icäriä, 

nach  der  da;  mer  da  ist  genant 
an  die  iseln  und  diu  lant 
std;et  einsit  Naxon, 
Storja,  Melos  und  Päron  — 

1475  da  der  wt;est  marmel  ist, 


1430  von  IL  1431  di?  H.     drien  F.    dritten  H.  1432  nach  P.    in 

.  fM  P,  mit  H.  ir  fehU  H.   marche  PII.       1433  witer  P.   wito  //.       1434  div  H. 

im  dien  W.    aU  P.    alle  F.    diu  fehlt  F,    worlt  P.    en  H.        1436  getoilit  W, 

ßeteilet  FP,  sagt  W.  saget  P.  sage  F,  sag  H.  hy  F.  1437  Auf  zwei  Zei- 
len verteilt  wegen  eines  loches  im  pergament  W.  1437  In  de?  F,  mittel  PH. 
hoen  mere?  F.  teUit  F,  1439  kippir  W,  kj-pper  F.  richo  TT.  rieh  PU. 
reich  J^.  1441  onch  feMt  IL  1442  Ht  dan  fehlt  F.  1444  Vol  P.  u.  euch 
bohÄt  P.  wol  behvt  IL  1446  stSzt  H.  1447  libia  PF.  lybia  W.  1448  n. 
fnr  er  H.  bek.  F.  1449  Abinides  P.  Abifido?  F.  Abivscvs  H.  1450  ein  F. 
KUespanto  W.  Eliospanton  IL  1451  Einhalp  F.  1452  Edos  P.  Atthyca  W. 
•  1463  stoaet  H.    sto??et  F.    Ciclades  P.        1454  scrift  bewiset  F,        1455  zcwon- 

qik  F.  1456  der  H.     meres  PF.     vbirvloz  W.  1457  tvnt  vnderwint  F. 

14Ö9  erste  fehlt  P.  1460  Thenodo?  F.  1461   sundern  PH.     toUn  //. 

1462  nath  H.     noch  F.     Thene  IL     Athene  P.  1463  Cytero  F.     Cicero  W. 

1464  Porfiris  WIL    Citheria  IL  1465  egipten  F.    ist  PIL    lit  W.    Can)a- 

tbos  F.    Carpados  P.    Cirpatas  H.  1466  Thelo?  F.    dolos  P.  1469  orthi- 

gUk  F.     Gentigia  H.  1470  Als  zeile  vorher y  jedoch  schwarz  durchgestiHdien, 

noch:  dV  jsele  vn  Jcanai  W.        1471  da  fehlt  F.        1472  vnd  an  d.  F.    vns  d.  H. 

ist  vn  d.  P.    das  W.        1473  einhalp  F.    slavon  H,        1474  örecia  U.    palon  P. 

paton  U.    pathon  F.        1475  wizzist  U.    wi^s^ost  P.    wizzeste  W.   weisseste  F. 


200 


DOBISBHTB 


deu  iender  vindet  mannes  list, 
der  in  der  selben  iselu  wirt, 
dia  einen  edeln  stein  gebirt, 
der  ist  Sardias  genant. 

1480  da  l!t  an  C^don  da?  lant; 
da  seit  diu  schrift:  e?  werde 
üf  dirre  selben  erde 
m  a  s  t  i  c.  wie  man  da;  niesen  sol 
da;  wi;;en  wise  arzäte  wol, 

1485  den  phisicä  ist  rehte  erkant. 
da  bt  Itt  Sämos  da;  lant 
ein  isel  grö;,  von  der  stt  was 
geboren  P;f  tägoras 
und  ein  Sibille,  der  bereit 

1490  was  künste  vil  und  wlsheit 
als  uns  ist  von  sage  erkant. 
i  eil  je  da;  rtche  lant 
hat  euch    diu   schrift  mit 

wärheit 
in  der  tseln  zal  geseit; 

1495  da;  hie;  da  vor  Trinäcriä; 
der  brinnende  berc  Ethnä 
brinnende  in  dem  lande  lit: 
den  man  sibt  brinnen  zaller  zit. 
An  itälischiu  lant, 

1500  diu  ich  hän  hie  vor  genant, 


s 


stft;et  ein  tsel  veste: 
diu  riebest  und  diu  i>este 
an  i^cheit  und  an  gaote 
an  wer,  an  hohem  muote, 

1505  diu  ie  so  kleiniu  wart  gesehen  — 
als    ich    muo;    von    wärheit 

jehen  — 
da;  ist  gewserlfche 
Venedie  diu  riebe; 
da;  engste  herzogentaom, 

1510  da;  ie  gewan  so  höhen  mom 
und  in  als  enger  hSrschaft 
also  krefteriche  kraft. 
Als  uns  diu  wärheit  tuet  ge¥ns, 
an  Sicilje  lit  Caribdis, 

1515  Cyllä  diu  isl  und  fiobS, 
und  dar  zuo  YulcäniS, 
diu  isel  wit,  da  zaller  frist 
vil  wilder  fiure  brinnend  ist 
ü;  der  erde  an  manegen  wegen. 

1520  Niun  iseln  sint  da  bi  gelegen: 
diu   hei;ent   Stec&des,   der 

strich 
gein  Mar  Sil  je  strecket  sich. 
Tjar  an  ist  gelegen  ein  lant 
"^  da;  ist  Sardinift  genant, 


1479  Sardi?  F.  1480  Cidon  P.  Cyilo?  F.  1481  Da?  P.  1483  Ma- 
stich H,  mastix  PF.  1484  artzate  TT.  Arzat  H,  art?at  P.  erc^  F. 
1485  Phisic  TT.  physica  H,  reht  H.  ze  reht  P.  1487  ynsehi  H.  i.  g.] 
gro?  linsel  F,  den  H,  1488  Pytagoras  IL  Pictagorae  P.  Pichtagoras  W. 
1489  sebille  F.  1490  kunste  IL  kunst  P.  1491  i.  v.  s.]  von  s.  ist  U. 
1492  Zycilie  F.  Sicilye  H,  1494  zal  nachgetragen  P.  ?cil  F.  vU  H.  «.  ist 
gelait  P.  1495  Trinatria  H.  Thinatria  F.  1496  brennende  TT.  Etna  F. 
Ethina  H.  1497  bronnende  W,  In  den  selben  landen  1.  F.  1498  s.  b.] 
brinnen  sieht  IL  brinnend  sibt  P.  1499  ytalischiv  H.  ytalich?en  F.  1501  Stox- 
zet  IL  vost  P.  an  veste  F.  1502  rieh  ist  F.  best  P.  1504  were  vnd  F. 
mer  W.  1506  w.  gen  F.  1507  weriiche  F.  1508  Venedien  P.  1509 
engesto  TT.      engiste  H.     engest  PF.     herc?oge  tvm  F.           1510  ie  fehU  F. 

1511  aUo  P.     ^0  gar  F.  1512  chrefticliche  H,     crefteclichen  PF.  Naek 

1512  sechR  zeäen  eingeschoben  W,  1514  Sycilie  W.  sicili  P.  Sicilien  F. 
1515  Scilla  P.  Insele  H.  Eboo  F.  Elye  H,  1516  wlcanie  PH,  vnlianie  F. 
1518  fiwor  H,  brennende  W,  brinnende  F.  brinnender  H.  1519  in  P. 
1521  Stechades  P.   sterades  H,      1522  MarsUien  F.      1524  Sardivia  H.  SardaniaP^ 


Du  OBOORAPBIB  BÜOOLVS  VON  BUS 


901 


%  525  des  strich  an  Nu m  td jam  gät; 
da;  laut  wolf  noch  slangen  hat, 
und  ist  ein  wurm  dar  inne, 
geschaffen  als  ein  spinne, 
der  ist  genant  Solifugä: 

1  £30  der  vil  liute  erbt;et  da. 

ein  krüt  euch  in  dem  lande  wirt 
da;  stn  fruht  also  gebirt: 
swer  stn  selbes  so  yergi;;et, 
da;  er  des  deheinest  i;;et, 

1535  der  wirt  zehant  so  gemelich 
da;  er  ze  töde  lachet  sich 
und  in  dem  lahter  stirbet  sä. 
Hei;e  brunnen  sint  euch  da, 
in  den  die  siechen  alle  stunt 

154:0  werdent  nach  dem  bade  gesunt ; 
da  mit  geschiht  da  manegem 

liep ! 
kumt  aber  durch  baden  drin 

ein  diep: 
als  er  des  bades  empfindet, 
vil  gähes  er  erblindet. 
1^4:5  Cursicä  und  Ebosus: 

zwo  tseln  sint  genant  alsus; 
die  ligent  gein  Yspänje  hin: 
da  dehein  slange  kumet  in; 
der  nieman  siht  deheinen  da! 


1550  Da  bi  m  ColÜbriä, 

die  man  vol  gewürmes  siht. 

da  ligent  —  als  diu  wärheit 

gibt  — 

die  tseln  Parchäres 

und  bt  Atlante  Gorgodes. 

1555  da  bi  lit  grö;er  tseln  me: 
die  sint  gehei;en  Espide. 
Bt  den  ein  so  grö;  tsel  lac, 
da;  sie  wtlent  e  furwac 
mit  wtte  diu  lant  in  Äsiä 

1560  und  diu  lant  in  Europa! 

diu  an  des  meres  grünt  ver- 
saue, 

mit  liuten  und  mit  guote  er- 

tranc; 

da;  seit  und  hat  geschriben  also 

der  buochmeister  Pläto, 

1565  des  kunst  noch  witeu  ist  er- 

kant. 

Einsit  an  der  m  6  r  e  lant 

ist  gelegen  Meroe 

ein  isel  wit,  da  in  den  se 

fliu;et  der  gro;e  Nilus. 

1570  ein  holz  hei;et  Ebenus; 

dem  man  der  art  mit  wärheit 

gibt, 


1526  wolfe  F.  1527  ist  fehlt  IL  w.  ist  F.  drinne  hss.  1531  wit  P. 
^^  »int  F.  1533  al^o  F.  1534  Da?  her  h,  F.  das  ers  WH.  Der  des  P, 
'^^lieines  H.    ein?  F.  1535  zelant  //  (1  wol  angefangenes  h).    gommelich  W. 

^^^»»ellich  P.    geminolich  H.    vrolich  F.  1536  lacbto  F.  1537  lachen  F. 

r^^  bnmne  II,    sin  F.        1539  sieben  F,    alle  W.    zallcr  PII.        1540  von  P. 


da  mitte  W.    Da  von  F.   gesibt  7^:    fbl  fehlt  IL   mange  P.         1542  cbvnt  W, 

^y^^r  fMt  P,    d.  b.  dr.]  drin  d.  b.  II.        1544  gehist  W.    snelle  F.       1545  Cbur- 

*Ca  p,    CvTsita  H.  1547  hyspanie  //.    his]>anie  P.    jspanie  W.    yspanion  F. 

^^i8  slangen  H,     chomont  H.     hin  WF.  1549  man  F.     sich  H.     fehlt  F, 

^«heine  JET.    dekeinen  sich  F.  1550  da  W.    hie  PIL    bi  feJat  F.    blibet  F. 

^^1  Da  F,     vil  F.  1553  parthares  H.  1554  Athlante  P.    achlande  H. 

^^ch  lande  F.      Gorgore?  F.  1556  De  //.  1557  Da  bi  so  ain  gro??  P. 

^^e  gro??e  F.  1558  da  H.  1559  wit  P. 

^1  vn  II.  1563  Da?  sit  vngescheiden  a.  JL 

^^«5  ovch  JET.        1566  mören  PH.        1567  me  IL 


1561  mers  W.  1562  u. 

Da:;  bat  vn?  geschrobe  a.   F. 

1568  dem  PIL        1569  Ny- 


^^  II.         1570  Ebanvs  IL         1571  mit  wärheit  fehlt  F.    git  W, 


202 


DOBBBBVTI 


da?  e?  müge  verbrinnen  niht; 
da;  gebirt  dl;  selbe  lant. 
Ein  stat  ist  Siene  genant, 
1575  diu  in  dem  selben  lande  lit: 
da  sider  über  manege  ztt 
gemachet  wart  ein  brunne, 
da  zeiner  ztt  diu  sunne 
in  dem  järe  schtnet  in 
1580  unz  an  den  grünt  die  slihtehin; 
derst  sehzic  kläfter  tief  erkant; 
da;  me;  als  ebene  dar  gebant, 
da;  der  schin  niht  abe  noch  an 
fürba;  wenket  dar  noch  dan; 
1585  wan   rihtecUche  miz  an  den 

grünt 
tuet  sich  der  schin  mit  rihte 

kant. 
Ein  tsel  hei;et  Perditä 
diu  ist  so  guot ,  da;  anderswä 
an  güete,  an  schoene  niender 

lant 
1590  ist  be;;er,    noch   s6   schceno 

erkant 
äne  da;  irdensche  Paradis  — 
da;  nach  dem  wünsche  in  alle 

wts 


aller  wQnne  Wunsches  r 
über  al  der  erde  wanne  i 

1595  diu  stÖ;et  an  diu  selben 
in  Lattne  ist  sie  genant 
diu  verlorne,  da;  ist  wä 
wan  zeiner  ztt  übr  elliu 
da;  lant  also  verswindet 

1600  da;  e;  nieman  vindet: 
da;  lant  ist  allen  liuten 
verborgen  vor,  wan  niema 
kumt:  e;  mtte;e  von  gec 
ergän.  man  vindet  anders 

1605  wä  diu  Isele  st  gelegen, 
der  vil  wunderliche  gotes  ( 
der  abbet  sante  Brandi 
kam  drin  —  als  ich  vorn 

hän  - 
übr  manic  hundert  järe 

1610  da  sich  lie;  üf  die  erde 
von  Nöe  diu  grö;e  diet 
dö  sie  vonBabilönje  s 

Sus  sint  gelegen  und  g* 
üf  al  der  erde  tsln 

lant 
1615  doch  hänt  alhie  diu  maei 


1572  E;  brinne  in  dorn  veure  n.  F.    vorbronnin  W.  1573  dit«  H. 

8.  PII.  1574  Syeno  F.  1575  lant  U,  1576  side  F.  1578  sil 

1579  seh.  da  in  P.  1580  Bi;  F.  div  H.  1581  lotter  F,  tif  F,  158 
was  U.  Da;  mere  P.  Vnd  ist  F.  gepant  F.  gowant  H.  1584  svcht  ¥ 
d.  U.  domoch  an  F.  1585  vn  r.  IL  bi?  F.  1586  schiuo  F.  mit  reh 
die   rihte  H.      fehlt  F.  1587  perdica  H,     peditha  F,  1588  grt 

1589  gvt  vfi  a.  H.    sehende  F.    nindert  IL  1590  schon  P.  1591  I 

jrdesehe  W.     yrdische  IL     irdesch  P.     paradyse  H.    paradeis  P.  159S 

fehlt  F.  in  felUt  P.  allem  IL  weis  P.  1594  erden  alle  w.  F.  1595 
zent  H.  1596  latin  H.    si  ist  IL  1597  verlorn  PII.  1598  ein 

manich  j.  F.  1599  lant  feJUt  H.     sy  F.  1600  sy  F.  1602  V< 

gent  F.  vor  fehlt  F.  wen  F.  1603  mvz  IL  geschihte  H.  1604  nih 
1605  Wan  P.  disiu  P.  Inseln  F.  ist  IL  1606  vil  fehlt  PIL  1607  app 
abt  P.    gute  F.    sant  PH.    sente  F.  1608  Quam  F.    der  H.         1609 

dert  fehlt  F.    jar  IL  1610  daz  IL  1612  schit  F.  1614  aUer 

erden  P.    Insel  K        1615  hangt  F.    diu  fehlt  F. 


DIB  GBOOBAPHIB  BDD0LF8  VON  BX8 


203 


der  lande  stiftore 

mit  namen  noch  genennet  niht. 

da:;  f&eget  sich  von  der  ge- 

schiht, 
da:;  dia  lant  elliu  nach  der  ztt 
1  620  gemachet  wurden  bühaft ,  stt 
da:;  din  geslehte  von  Nö6, 
din  ich  in  hftn  genennet  g, 
üf  al  die  erde  karten 
nnd  sich  als  sgre  merten, 

1  625  da;  sie  sich  her  fnr  und  wider 
üf  al  die  erde  teilten  sider. 
Von  iegelicher  krifte 
da:;  lant,  da;  er  da  stifte  — 
die  ich  almeistic  nennen  wil 

1^630  86  mich  dia  msere  und  ouch 

ir  zil 
nach  der  antreite  bringet  hin 
da  ich  ir  msere  sol  von  in 
sagen  unde  tihten 
und  ir  getät  berihten: 

1B35  da?  nü  sol  beliben  hie. 

ich  wil  nü  sagen,  wie  e;  ergie 


dort,  da  ich  g  diu  maere  lie 
dö  ich  ze  tihtenne  anevie 
von  der  erde  gelegenheit 
1640  als  ich  iu  hän  alhie  geseit. 

Phälech  der  gotes  wtgant, 
den  ich  hän  hie  vor  ge- 
nant, 
behabte  stnem  künne  dort 
ebrgische  zungen  und  der  wort: 
1645  wan  er  was  ouch  schuldic  niht 
an  der  getat  an  der  geschiht 
da  der  tum  erhaben  wart 
in  süntlicher  höchvart. 
durch  da:^  wirt  an  dem  reinen 

man 
1650  der  rehten  maere  rehtiu  bau 
unde  an  stnen  nächkomen 
mit  m^reu  hinnan  hin  geno- 

men, 
wan  aller  der  geslohtc  stam 
an   siner  fruht  den  ursprinc 

nam. 


1617  noch  fem  W.        1622  iu  fMt  IL    ivh  W.    iuch  P.        1626  alle  F. 
"^^^ti  P.    erdenden  F.  1627  ieglich'  P.    jogeslilicliir  W.    ialicher  H.    gifte  F. 

p^i-efte  H,  1628  da  fehlt  F.  1629  al  meist  //.    alse  F.  1630  maör  H. 

^^    fehU  H,  1631  antrite  F.      antwrt  //.      beriugent  F.  1632  mär  P. 

^^35  80  F.  1636  iv  IL      i?  F.  1640   ivh  WP.  1643  behato  W. 

]?^habet  H,    Behabt  P.    dout  P.  1644  cbrayscbc  IL    Ebraisch  P     zvnge  U. 

^^^  Ä         1646  gesiht  U.        1648  svmlicher  //.         1650  r#htir  W,        1652  hin- 
ni^    TT. 


"^  ^y vidoa  für  Abydos  1449. 
-^^^ya  1057. 
^^äjn  30. 
^^mas  537. 

-^^ikÄ    55.    1314.    135I. 
1398-  1418. 

^««tdn  532.  539. 


III. 

Namenregister. 

Agroctcn  230. 

Alänid  913. 

Albänia  770. 

Albe,  die  =  Alpes  919. 

Aleman  =  Podenfw  (eit- 
standen aus:  „aLeinaDDo 
lacu")  934. 

AlemanjÄ  933. 


Alexander  173.  184.  723. 
Alexandrie  721. 
Amazoues  735. 
Amauii  83G. 
Amiuoniten  59G. 
Ankün  1170. 
Antyoche  609. 
Aönje  1047. 


SM 

Apponninii  niontes  f/rüA- 
seUig  auf  die  FuDnini- 
uchon  Alpen,  dann  auf 
die  Alpen  überhaupt  an- 
gewatd)  1096  1162.  — 
Api'cnniBcho  bcrgo  1191. 
Apjienniscbe^  gobirge 
1^14.  —  Apponuiüchin 
Hohe  IUI, 

AppollünW  1332. 

Aqaitänje  1223. 

Aräbjd  Ö86. 

Ar&tät  774. 

Archüdiä  10&8. 

Arctnaä  f.  ArauboBJa  555. 

[ArgcDtina  Anh.  65.] 

Argirä  140, 

Argirß  140. 

Arimaspi  314. 

Annen  je  773. 

ArTitnatä  156. 

Äromri  f.  Hadrnmotnni  1342. 

ksiA  5a.  70  850  (dm  gr.i?p 
A.).  1313.  1417.  1458. 
1559.  —  diu  minder  A. 
797.  B05. 

AssinGü  f.  Arginoe  1330. 

Assirjü  559. 

Aasur  560. 

Atlas,  (bete)  1403. 1!S4  (bi 
AtlaDto).  ~  (knniu)  1405. 

Allanticiim  maro  1402. 

AtthC-no  1M6. 

Atücä  1044.  1452. 


Babel  34. 

Babil.'.iiju,  (lant)  :[7.  5H4. 
11112.  -^  (büiibeUtit,  in 
f^ryi'ti'n  ^--  A'eu-liaby- 
lonitn,  unioeit  Kairo)  720. 

Doctriil  751. 

[BalUsar  Ai.h.  120.] 

Bart-tiptbirt,-.;  =  mens  Itar- 
doniM  1168. 

[Basel  Anh.  12.  25.  42.] 

Bedcllium  154. 

Böheim  1130. 

Beierlant  960. 


Berot«    {rerstümmeit   atu 

SiibraU)   1338. 
Böricu  807. 
BöUoä  1232, 
[Bctlohem  Arth.  124.] 
Bisaci-  1341. 
Bisantinm  1343. 
Bithjniä  806.  812. 
Budemsü  934. 
Bräbant  968. 

Brnmänc^Bracbiuani  230. 
Brnodän  1607. 
BrittaojiL  1204.     Brittanje 

1260. 
Bargnndjc  1207. 

C.    Vgl.  unter  K. 

Ccnöpodes  f.  Sciapodes  316. 

CuDüis  1345. 

Cesaruä  1367. 

Cf'tirn  1026. 

Ciliciü  834. 

Citöria  Porphiris  1464. 

Citürü ,  vor  C.  doui  berge 
1463. 

Citia  763.  906  (din  nidor). 

CyclidoB  14&3.  1467  (in  der 
Cycläden  lande), 

CyuliJpoB  315. 

Cydon  versiümmcli  au»  Chi- 
na —  CbioB  1480. 

Cylla  =  Scylla  1515. 

Clyranäiuä  1324. 

CyrGn«  1330. 

D. 


Dan  t 


i.  639. 


Dilnaifl  =  Tanaia  8!l7. 
Däniä  •-  Dacia  914. 
Dardäniä  822. 
[Drivels  Anh.  86.] 
Düringen  972. 
D*dö  1348. 

E. 
Eali  390. 
Ebenni.  1570. 
EbÜBUB  1545, 
Ebiäischia  runge  S5.  1944. 


EKipto  683  (E.  laut).    701. 

»66.  1465. 
Egiptos  690. 
EinbQnien  464. 
Einstemen  315. 
EJDlit  =■  ErUaUi  153. 
fÜamiteii  599. 
Elb«  929.  976. 
KHndid  1043. 
El!i-s|".ntO ,  in  J450. 
EnathiA  1049. 
Enircllaiit  1260, 
Kob-'  f.  Acoliae  insoUe  1515. 
Eplitsns  7Ö9. 
Epiras  1039. 
Espide  f.  Hesperidao  insu- 

lae  1556. 
Ethoä  =  Aetna  1496. 
£thiäpiB  1368.    r^.  tndr. 
KuMtoB  96.  576    (duz   an 

EnfrätTD).  604. 
Eorüpä  54.  889.  1304.  1313. 

1451.  1560. 

F.  ».  V. 


Gädea  1399. 

Gaditanom  mare  1401. 

Qahgnujo  1246. 

Ciliibrii'  llfjfi. 

GaiatiA  819. 

Gallge  1231. 

Galiieä  647. 

GallÜl  1185.   1196.   —     G. 

bidlicä  /.  Belgica  119ti. 

LagdiincnHis  1213.    N«r- 

bonenBiB  1222. 
Ganges  348.  510. 
Gar&manten  1373, 
Gann&ncn  191. 
GcÜn  96. 
QeTraSniä  921    (din    ober). 

926.  978  (din  oidsr}. 
Gotüliä  1369. 
Gog  175.  , 

Gjinorro  657. 
Gorgodes  1554. 
Ootüi  914. 
Orlfen  164.  SSS. 


DIB  OBOGRAPHIB  BÜDOLFS  VON  BM8 


205 


H. 

Uircaniä  752. 
Höuberc  1160. 
Hollant  968. 
Hunia  764. 
Hyberne  1263. 

I. 

Icariä  1470. 
Idumei  596. 
India  112.  187.   497.  531. 

546  (durch  Indiam). 
Indiens   oceanns  128.    diu 

indischen  mer  522. 
Indus  547.  550.  1316. 
Ippöne  /l  Hippo  1360. 
Irlant  1266. 
Isauriä  832. 
Ismahdl  667. 
IsmahSliten  663. 
lUliä  1143.  1182.   —    itä- 

lischlu  lant  1499. 

J. 

Jäphot  616.  881. 1014.  1026. 

1253.  1299. 
Jebus^us  637.  875. 
Jerusalem  635.  874. 
Johannes  801. 
Jor  627. 
Jordan  625.  630. 
Jnd^  633. 

K  und  €. 

Caldeä  585. 

[Calväriä  Anh.  40.] 

Cam  589.   685.  864.  1245. 

1413. 
Canaän  619.  638.  643.  867. 

876. 
Cananeä  633.  —  da;  cana- 

neischiu  riebe  640. 
Canopea  687. 
Canopas  689. 
Caonia  »  Chaonia  1042. 
Capadöciä  782. 
Capis  1159. 
Ciria  825. 
Caribdis  1514. 
C»rpato8  1465. 
^^vtbAgö  1230.  1347. 


Kärlingen  1208. 

[Kaspar  Afih.  120.J 

Caspiä  731. 

Caspii  montes  170. 

Castcl  1247. 

Caucasas  117.  731. 

Kemden  1135. 

Kipper  1439. 

Klüse,  diu  1107. 1110. 1119. 

Cöätras  192. 

Koltzen  744. 

Colübria  1550. 

Comägonä  612. 

[Oonstantius  Anh.  6.J 

Constenöpcl  =-  Constanti- 
nopel  1021. 

Cöos  1452. 

Corintus  1057. 

Comwäl  1261. 

[Costenze  Anh.  1.  9.] 

Kotzelor  1111. 

[Kölne  Anh.  113.  140.] 

Kriechen  1023.  1024.  1032. 
1033.1254.1301.— Krie- 
chische mark  1038.  Kr. 
lantmark  1059. 

Krite  =  Greta  1442. 

Cursicä  1545. 

Cus  589. 

L. 

Lamparten  1171.  1178  (da:; 

ober  und  da;  nider). 
Leptis  1339. 
LibanuB  622. 
Libyä  698.  1323.  1447. 
Liflant  1132. 
Lugdün  1217.   —     Lugdu- 

nensis  Gallia  1213. 
Lusitaniä  1231. 
Luttringon  1207. 
Lycia  840. 
Lycaöniä  825. 
LJdiä  826. 

M. 

Macodonjo  1048. 
Macrobii  222. 
Mädianiten  597. 
Magog  176. 
Manticörä  439. 


[Marcs  Anh,^  4.] 
Maritima  1161. 
Marroch  1351. 
Marsiljo  1088.  1522. 
Märhom  1130. 
Massageten  745. 
Mastic  1483. 
Mauntaniä  1361. 
Mediä  566. 
(Megenze  Anh.  106.] 
[Melchior  Anh.  120.] 
Molos  1474. 
Meotidos  palüdes  JK)1. 
Meroe  1567. 
Mesopotamiä  580. 
Mesra'ün     {früherer    name 

Egyptens)  684.  —  (C'ams 

söhn)  685.  866. 
Messiä  1000. 
Migdonia  808. 
Mittel  mer  997   (da;  höhe 

M.  m.).  1030    (da;  gr6;e 

M.  m).  1437  (da;  mittel 

höchmer).   —    605   (unz 

an  der  mittein  erde  mor). 

679  (an  der  mittein  erde 

mer  es  zil). 
Möabiten  595. 
piogunciä  Anh.  109.] 
[Moin  Anh.  109.J 
Molosiä  1042. 
Mont  Job    =    mons  Jovis 

(der    gr.   St.  BemJiardl 

1199. 
mor  1365.  —  der  möro  lant 

=  Aethiopia  1370.  1566. 

N. 
Nabajöt  666. 
Narbonensis  Gallia  1222. 
Naribün  1218. 
Navarron  1245. 
Naxon  1473. 
Näzareth  651. 
Nepper  1019. 
Nicea  809.  —  Nicke  80i). 
Nilas  709.  1569. 
Ninive  581. 

Noü  674.  778.   1028.  1611. 
1621. 


206 


DOBSUNTS 


Norgäleis  1262. 
Nortmer  941. 
Nortumbri  1262. 
NorwaBge  986. 
Numidiä   1360.   1525   (anz 
an  Namidjam). 

0. 

Occasä  für  Oea  1338. 

Oceanus  Indicus  128. 

Olympus  1051. 

Onichilufl  159. 

Orchädes  1268. 

Öreb  593. 

Orestas  191. 

Ortigiä  1469. 

Östermer  ==  mare  poDticam 

953. 
Österfranken  962.  971. 
Östemche  1121. 

P. 

Palestfnä  632.  644. 

Pamphiliä  841. 

Pannoniä,  (diu  nider)  1003. 

1007.  —  (diu  ober)  1074. 

1137. 
Paradls  85.  101.  1591. 
Parcharcs  /*.  Baleares  1553. 
PäroD  1474. 
Parthiä  552. 
Peloponös  1047. 
Pontapolis    (in    Palostina) 

654.   —    (in   Cyronaica) 
.    1325. 

Perdita  (insula)  1587. 
Peronicö  =  Borenico  1329. 
Persiä  566. 
Persidä  841. 
Pfät  1172. 
Phaloch  24.  1641. 
Physon  95.  347. 
Piginei  197. 
Plätö  1564. 
Pülan  1130. 

Ponticum  niare  845.  9.51. 
PontuB  842. 
Porphiris  1464. 
Portigal  1247. 
Principftt  1159. 
Prinzen  1182. 


Probane  f.  Taprobano  131. 
Ptolomäida  1331. 
Pulgario  1009. 
PüUe  1158. 
Pytagoras  1488. 

R. 

Rin  928.  937.  942.  963.  966. 

1201.    -    [^«Ä.  10.   48. 

73.  102.  105.  112.  143.J 
Binfranken  964. 
Biphei  montos  896. 
Riu?en  1019.  1131. 
Bodos  1459. 
Börne  1162.    [Anh.  71.]  — 

Boomesch  riche  1146. 
Bomänie  1169.  1171. 
rot.  da?  rote  mer  119.  695. 
Botten  1217. 
Bumenie  1010. 

S. 

Sabbä  O^nt):  in  Asien  ^Q, 
in  Afrika  1368.  —  (Grün- 
der des  ersteren,  söhn 
des  Cus)  587. 

Sahsen  974. 

Salom  636.  873. 

Salnegge  1049. 

Samariä  646. 

Samarites  642. 

Sämos  1486. 

Sardiniä  1524. 

Sardius  1479. 

Sarmäten  744. 

Sarracine  597. 

Schottenlant  1274. 

SMant  969. 

Sem  69.  561.  636.  857.  865. 
874.  1416. 

Söres  745. 

Sibille  1481). 

Sicilja  1155.  Sicilic  1492. 
1514. 

SiciOnja  1058. 

Sieno  1574. 

Smirnä  816. 

Sudberc  s»  montos  nivium 
(transsilvanische  alpen) 
1116. 


Sodomä  657. 

Solifagä  1529. 

[Spiro  Anh.  74.  84.  102.] 

Spolit  1161. 

Stocades  <»  Stoochades  in- 

sulae  1521. 
Stiffesis  f.  Sitifensis  provin- 

cia  1366. 
Stire  1121. 
Storia  (verstümmeiU  aus  Hi- 

storia)  1474. 
[Strä?burc  Anh.  51.  61.  64. 

83.] 
Swäben  932.    960.    —    In 

Swäben  lande  949.  in  der 

Swäbe  lande  935. 
Sw^en  (Sweiden),  da:;  lant 

ze  985. 
Sjdön  (Stadt)  618.  —  {de- 
ren Stifter,  Canaansw^n) 

618. 
Synäi  593. 
Syriä  608. 

T. 

Thabor  650. 

Taurus  836. 

Tdlos  »  Delos  1466. 

Tone  1462. 

Tenodos  1460. 

Tennemarke  980. 

Terro  de  labür  <==  terra  la- 

boris  (Campanien)  1158. 
Thanatos  1272. 
Thebaidä  720. 
Thess&lje  1048. 
Thus  590. 
Thyl§  1272.  1275. 
Tinguitanje  1282.  1867. 
tiutschiu  lande   923.    925. 

965.    1084.    1091.    1099. 

1125    —    [^iiÄ.  67.] 
tot.  da;  tote  mer  661. 
Träciä  1012. 
Tracönja  1230. 
Trinäcriä  1495. 
Trippel  1335. 
Trogöditen  1380. 
Troie  828. 
Tuonouwe  91  i.  917. 96a  996. 


DIB  GBO0BAPHIB  BÜD0LF8  VOM  BMI 


207 


Toflciii  1166. 
TjatM828. 
Tygru  95.  &50.  575. 
Tfna  615.  1013. 
Tfna  615. 

ü. 

Ungern  llOa  1117. 1123.  - 
die  Ungern  1106. 

Y  und¥. 
Valwen  1114. 
YenSdie  1608.  —  {Äfih^  1.] 


Feniz  »»  Phoenioien  612. 
Vlächon  1114. 
Frankrichc  1243. 
Frygia  814.  818  (diu  mere). 

821  (dia  minder). 
Vnlcani6  1516. 

W. 

Walois  1261. 
Wasknnje  1245. 
welschin  rtchell83.  w.  lant 
967.  970.  1085. 


windischiu  richo  1005.  w. 
lant  1098.  1109.  1125. 
1133.  1135.  w.  lantmark 
1142.  windischer  spräche 
lant  1075.  windscho  mar- 
ke 1086. 

[Wormätiä  Afih,  103.] 

Y. 

Yböriä  781. 

Yperborei  montos  768. 
Yspänje  1226.  1547.  Yspä- 
nia  1249. 


IV. 

Rudolfs  vorläge. 

Honorias  Aagustodunensis ,  Imago  mundi  über  I. 

(Mudma  bibl.  veter.  patmm.  tom  XX.  Lugduni  1677.  s.  967^ — 971^;   darnach 

Migne  Patrol.  tom.  172  sp.  122  — 132.) 

Zu  V.  51  —  55. 

G.  7 :  De  tribus  partibt^s  arbis  habitabilis.  Habitabilis  zona ,  quao 
a  nobis  incolitar ,  in  tres  partes  Mediterraneo  mari  dirimitur.  Quarum 
una  Asia,  altera  Europa,  tertia  Africa  dicitur.  Asia  a  septentrione 
per  orientem  nsqne  ad  meridiem;  Europa  ab  occidente  usque  ad  sep- 
tentrionem;  Afirica  a  meridie  usque  ad  occidentem  extenditur. 

Zu  V.  85  — 111. 

C.  8 :  De  Asia.  Asia  a  regina  ejusdem  nominis  appellata.  Hujus 
prima  regio  in  Oriente  e  paradiso ;  locus  yidelicet  omni  amoenitate  con- 
spicuüs,  inadibilis  hominibus,  qui  igneo  muro  usque  ad  coelum  est 
cinctus.  —  C.  9 :  De  Paradiso.  In  hoc  lignum  vitae ,  videlicet  arbor 
de  cujus  fructu  qui  comederit,  semper  in  uno  statu  immortalis  imma- 
nebit.  In  hoc  etiam  fons  oritur,  qui  in  quatuor  flumina  dividitur. 
Quae  quidem  flumina  infra  paradisum  terra  conduutur;  sed  in  aliis 
longe  regionibus  funduntur.  —  C.  10:  De  quattuyr  fluminibxis,  Nara 
PhysoUf  qui  et  Ganges,  in  India  de  monte  Orcobares  [i.  o.  Oscobares, 
Oros.  Ghorogr.  17,  43]  nascitur,  et  contra  orientem  flueus  oceano  exci- 
pitar.  Geon,  qui  et  Nilus,  juxta  montem  Athlantem  surgens,  mox  a 
terra  absorbetur,  per  quam  occulto  meatu  curreus,  in  littore  liubri 
maris  denuo  funditur,  Aethiopiam  circumiens  per  Aegyptum  labitur, 
in  Septem  ostia  divisus,  magnum  mare  juxta  Alexandriara  ingreditur. 
Tigris  autem  et  Enphrates  in  Armenia  de  monte  Barchoatro  [i.  e.  Par- 
oobatras;  Oros.  16,  88.]  funduntur,  et  contra  meridiem  vergentes  Medi- 


208  DOBBRBMTZ 

terraneo  mari  janguntur.  —     Post  paradisum  sunt  multa  loca  deserta 
et  in  via,  ob  di  versa  serpentum  et  ferarum  genera. 

Zu  V.  112—  130. 
C.  11:  De  India     Deiude  estludia,  ab  Indo  flumiae  dicta.    Qui 
ad^  septentriouem  de  moute  Caucaso  nascitur,    et  ad  meridiem  cursum 
suuni  dirigens,  a  rubro  mari  excipitur.     Hoc  India  ab  occidente  dao- 
ditur,  et  ab  hoc  Indiens  Oceanus  dicitur. 

Zu  V.  131  —  139. 
In  quo  etiam  est  sita  Taprobanes  insula ,  decem  civitatibas  iuclyta. 
Haec  duas  aestates  et  duas  hieraes  uno  anno  habet,  et  omni  tempore  viret.        ^^ 

Zu  V.  140  —  152. 
In  hoc  etiam  Chrisa  [i.  e.  ChryseJ  et  Argare  [i.  e.  Argyre]  insu-  .^ 
lae,  auro  et  argento  fecundae  et  semper  floridae. 

Zu  V.  153  —  160  und  166  fg. 

Vulgata,   Genes.  II,  11  fg.:    ...  terram  Hevilath,  ubi  nascitu.^^ 

aurum:    Et  aurum  terrae   illius   Optimum   est:   ibi  invenitnr  bdeUiui^^^ 

et  lapis  onychinus.  —     Hrabanus,    commentar.  in  Genes.:   Bdelliu,^^^ 

est,  ut  idem  Plinius  dicit,  arbor  aromatica  colore  nigra,   magnitudi,^/^ 

olivae.  ^^^ 

Zu  V.  161  —165. 

Ibi  sunt  et  montes  aurei,   qui  propter  dracones  et  gryphes 


possunt  adiri. 

Zu  V.  170  —  176. 
In  India  est  mous  Caspius,   a  quo  Caspium  mare  vocatur.    Tt^^. 
quem  et  mare  Gog  et  Magog  ferocissimae  gentes,  a  magno  Alexa,^!^^ 
inclusae  feruntur.    Quae  humanis  carnibus  vel  crudis  bestiis  vescan^r. 
Zu  V.  187  —  196. 
India   habet  quadragiuta   quatuor  regiones,    populosque   maI^ 
Garmanos,  Orestas,  Coatras,  quorum  sylvae  tangunt  aetbera. 

Zu  V.  198  —  220. 
In  montanis  Pygmaeos   duorum   cubitorum  homines,    quibns  bel- 
lum est  contra  grues,  qui  tertio  anno  pariunt,  ootavo  senescunt.  Apnd 
hos  crescit  piper  colore  quidem  albo :    sod  cum   ipsi  serpentes ,  qai  ibi 
abuudant,  flamma  fugantur:  nigrum  colorem  tralüt  de  incendio. 

Zu  V.  221  —  227. 
Item  Macrobios   duodecim  cubitorum  longos,    qui  bellant  contn 
gryphes ,  qui  corpora  leouum ,  alas  et  uugulas  praeferunt  aquilarum. 

Zu  V.  228  —  243. 
Item   Agroctiis   et  Bragmanos,    qui   se    nitro   in    ignem  mitiant 
amore  alterius  vitae. 


DIB  GBOeRAPHIB  BÜDOLFS  VON  BUS  209 

Zu  V.  244  —  258. 
Sunt  alii,   qui  parentes  jam  senio  confectos  mactant,    et  eorum 
m^  ad  epulandum  parant ,   isque  impius  judicatur ,    qui  hoc  facere 
uegat 

Zu  V.  259  —  265. 
Sunt  alii  qui  pisces  ita  crudos  edunt  et  salsum  mare  bibunt. 

Zu  V.  266  —  279. 
C.  12:  De  monstris.    Sunt  ibi  quaedam  monstra,  quorum  quaedam 
ninibus,  quaedam  bestiis  ascribuntur:  ut  sunt  ii,  qui  aversas  habent 
atas  et  octonos,  siniul  sedecim,  in  pedibus  digitos. 
Zu  V.  280  —  286. 
et  alii,  qui  habent  canina  capita,  et  ungues  aduncos,  quibus  est 
tis  pellis  pecudum,  et  vox  latratus  canum. 
Zu  V.  287  — 301. 
Ibi  etiam  quaedam  matres  semel  pariunt,  canosque  partus  edunt, 
in  senectute  nigrescunt,  et  longa  nostrae  aetatis  tempora  excedunt. 
Zu  V.  302  —  311. 
Sunt  aliae,  quae  quinquennes  pariunt:  sed  partus  octavum  annum 
1  excedunt 

Zu  V.  312  — 333. 
Ibi  sunt  et  monoculi,   et  Arimaspi  et  Cyclopes.     Sunt  et  Scino- 
^ae  [i.  e.  Sciapodes],  qui  uno  tantum  fulti  pede  auram  cursu  vincunt; 
in  terram  positi  umbram  sibi  planta  pedis  erecta  faciunt. 
Zu  V.  334  —  346. 
Sunt  alii  absque  capite,   quibus  sunt  oculi  in  humeris,  pro  naso 
ore  duo  foramina  in  pectore,  setas  habent  ut  bestiae. 
Zu  V.  347  —  365. 
Sunt  alii  juxta  fontem   Gangis  fluvii,    qui   solo   odore  cujusdam 
Kü  vivunt;    qui  si  longius  eunt,   pomum  secum  ferunt:    moriuntur 
>U ,  si  pravum  odorem  trahunt. 
Zu  V.  366  —  371. 
C.  13:  De  bestiis.    Sunt  ibi  serpentes  tarn  vasti,  ut  cervos  devo- 
^^,  et  ipsum  etiam  oceanum  transnatent. 
Zu  V.  372  —  389. 
Ibi  est  bestia  Ceucocroca   [i.  e.  leucrocota],    cujus  corpus  asini, 
^^es  cervi,   pectus  et  crura  leonis,   pedes  equi,   ingens  cornu  bisul- 
^9    vastus  oris  hiatus  usque  ad  aures.    In  loco  dentium  os  solidum, 
^  pene  hominis. 

Zu  V.  390  —  418. 
Ibi  est  alia  bestia  Eale,   cujus  corpus  equi,  maxUla  apri,  cauda 
Phantis,  cubitalia  comua  habens,   quorum  unum  post  tergum  reflec- 

^^YtOHB.   W,   DBUTSCBB    PELILOLOQIB.     BD.   Xin.  14 


210  DOBBRBNTZ 

tit,  cum   alio  pugnat.    HIo  obtuso,  aliud  ad  certamen  vibrat    Iflgro 
coloro  horret.    In  aqua  et  in  terra  aequaliter  valet. 
Zu  V.  419—437. 
Ibi  sunt  ful vi  tauri ,  versis  setis  horridi ,  grande  caput ,  oris  ric- 
tus   ab   aure  ad    aurem  patet.    Hi  etiam  comoa  vicissim  ad  pugiuun 
producUnt,   vel  deponunt.    Omne  missile  duro  tergo  respuunt    Quin 
fuerint  capti  nulla  possunt  arte  domari. 
Zu  V.  438  —  458. 
Ibi   quoque  Mantichora  bestia,   facie  homo,    triplex  in  dentibus 
ordo,  corpore  leo,  cauda  scorpio,  oculis  glauca,  colore  sanguinea,  ?ox 
sibilus  serpentum,  fugiens  discrimina  volat,   velocior  cursn  quam  avis 
volatu,  humanas  cames  habens  in  nsu  [esu?]. 
Zu  V.  459  —  461. 
Ibi  sunt  etiam  boves  tricornes,  pedes  equinos  habentes.  a^' 

Zu  464  —  481. 
Ibi  quoque  Monoceros ,  cujus  corpus  equi ,  caput  cervi ,  pedes  ele- 
phantis,    cauda  suis:   Uno  cornu,   in  medio  fronte  annatom  qnataoi 
pedum  longo,  splendenti  et  mire  acute.    Haec  bestia  nimis  ferox,  diros 
habet   mugitus.     Omne   quod   obstat,    cornu   transverberat     Captom 
potest  perimi,  non  potest  domari. 
Zu  V.  510  —  513. 
In  Gange  quoque  sunt  anguillae  trecentorum  pedum  longae. 

Zu  V.  514  —  521. 
Ibi  etiam  quidam  vermes ,  qui  instar  cancri  bina  habent  bradi: 
sex  cubitorum  longa,  quibus  elephantes  corripiunt  et  nndis  immc 
Zu  V.  522  —  530. 
Indicum  quoque  mare  gignit  testudines,  de  quantm  testis  capa^izja 
hospicia  sibi  faciunt  homines. 
Zu  V.  531—543. 
India  quoque  Magnetem  lapidem  gignit,  qui  ferrom  rapit;  Ac 
mantem  etiam ,  qui  non  nisi  hircino  sanguine  frangi  potest. 
Zu  V.  546  —  567. 
G.  14:  De  Parthia.    Ab  Indo  flumine  usque  ad  Tygrem  est 
thia,  triginta  tribus  regionibus  distincta.    Dicitur  antem  Partihia  a 
this  venientibus  e  Schytia  [Scythia].     Est  in  ea  regio  Aracusia, 
oppido  Aracusa  dicta.    Est  etiam  in  ea  Assiria  ab  Assor,  filio  Se^D« 
qui  eam  primus  incoluit ,  nominata.    Est  in  ea  quoque  Media ,  a  Ifo^^ 
rege  dicta ,  qui  civitatem  construens  Mediam  nominavit ,  de  qua  et  re^io 
nomen  mutuavit.    In  ea  etiam  Persida  a  Perseo  rege  dicta,  qui  d^" 
tatem  Persepolim  aedificavit,  de  qua  et  regio  nomen  accepii.    In  ImBC 
primum  orta  est  ars  magica.    Persida  lapidem  Pyrrhitem  mittit,  qo' 


DIB  GEOORAFHIX  BUDOLFS  VON  BM8  211 

Lom  prementis  nrit.     Et  Synelitem   [i.  e.  Selenitem],   cujus  candor 
I  Inna  crescit  et  deficit. 
Zu  V.  574  —  597. 

G.  15 :  De  Mesopotamia.  A  Tygri  flumine  usque  ad  Euphratem 
Mesopotamia ,  a  duobns  fluvils  graece  ita  dicta,  quod  in  medio 
nun  fluminum  sit  constituta.  In  hac  est  civitas  Ninive,  itinere 
m  diemm ,  a  Nino  rege  constructa  et  nominata.  In  hac  etiam  regio 
ylonia,  a  civitate  Babylone  nominata.  Hanc  Nemroth  gigas  funda- 
Cujus  muri  latitudo  est  quinquaginta  cubitorum,  altitudo  ducen- 
im  cubitorum,  ambitus  civitatis  quadringentorum  octoginta  stadio- 
I.  Gentum  portis  aereis  firmata.  Fluvio  Euphrate  per  medium  ejus 
rente  irrigua.  Hujus  arx  Babel  quatuor  milia  passuum  alta  scribi- 
—  In  ea  quoque  est  Ghaldaea :  in  qua  primum  inventa  est  astro- 
lia.  In  ea  et  Arabia,  quae  etiam  Saba  dicitur  a  Saba,  filio  Ghus. 
hac  thus  colligitur.  In  hac  est  mens  Sina,  qui  etOreb,  in  quo  lex 
Soyse  scribitur  accepta,  juxta  quem  urbs  Madian  fiiit,  in  qua  lethro 
erdos  praefuit  In  ea  sunt  gentes  multae,  Moabitae,  Ammonitae, 
maei , .  Sarraceni ,  Madianitae  et  aliae  multae. 
Zu  V.  603  —  625. 

G.  16:  De  Syria.  Ab  Euphrate  usque  ad  mare  Mediterraneum 
Syria,  a  quodam  Syro  rege  dicta,  in  qua  est  Damascus,  a  Damasco, 
"aae  liberto,  constructa  et  dicta,  olim  Keblata  vocata.  Est  in  ea 
lagena  provincia.  Est  et  Phoenicia,  a  Phoenice  ave,  quae  sola  in 
terra  invenitur,  sive  a  Phoenice  rege,  filio  Agenoris ,  dicta.  In  hac 
b  Tyrus,  quae  et  Sortyx,  et  Sidon  civitates  sitae.  In  hac  etiam 
ks  est  Lybanus,  ad  cujus  radicem  oritur  Jordanis  fluvius. 
Zu  V.  631  — 668. 

Est  in  ea  quoque  Palaestina,  a  civitate  Palaestin,  quae  nunc 
^on  vocatur,  dicta.  Est  in  ea  Judaea,  a  Juda,  filio  Jacob,  de 
LS  tribu  reges  erant,  nuncupata.  In  hac  etim  Chananaea,  a  Cha* 
n ,  filio  Gham ,  dicta.  In  hac  est  Jerusalem ,  quam  Sem ,  filius  Nohae, 
atruens  Salem  nominavit,  sed  Jebus,  filius  Chanaan,  inhabitavit, 
€  Jebus  et  Salem  ei  dedit  nomen  rex  David ,  Jerusalem ,  quasi  Jebu- 
»jn.  Quam  Salomon,  filius  ejus,  auro  et  gemmis  decoravit,  Jerpse- 
Lam  quasi  Jerusalemoniam  appellavit  Quam  a  Babyloniis  subver- 
i  Zorobabel  reaedificavit ,  sed  Bomanus  exercitus  postea  fimditus 
!)vit.  Hanc  postmodum  Aelius  Adrianus  Imperator  reparavit,  Aeliam- 
•  nominavit.  —  G.  17:  Dß  Palaestina.  Est  et  in  Palaestina  regio 
Daria,  a  civitate  Samaria  dicta,  quae  nunc  Sebastia  est  nuncupata, 
n  Sichima,  a  Sichem  vocata.  In  hac  est  quoque  Galilaea,  in  quo 
Nazareth  civitas,  juxta  montem  Thabor  sita.     In  hac  est  et  Penta- 

14* 


212  DOBBBBRTZ 

polis  regio ,  a  quinque  ci vitatibus  dicta.  In  qua  olim  Sodoma  et  Oomor- 
rha.  In  hac  est  mare  mortuum,  a  quo  fluenta  Jordanis  absorbentur. 
In  hac  etiam  Sarraceni,  a  Sara  dicti,  qui  et  Agarem,  ab  Agar;  item 
Ismahelitae,  ab  Ismael  nuncupati.  In  hac  et  Nabathaei,  a  Nabajoth, 
filio  Hismael,  dicti.  Quorum  gentes  sunt  duodecim. 
Zu  V.  675  —  727. 

C.  18:  De  Aegypto,  Hae  superius  dictae  regiones,  ab  Oriente 
incipientes,  recta  linea  ad  Mediterraneum  mare  extendmitur.  Quibos 
usque  ad  Austrum  Aegyptus  connectitur,  in  qua  viginti  quatuor  gentes 
esse  feruntur.  Haec  in  Oriente  a  Bubro  man  surgit,  terminum  Süum 
versus  occidentem  in  Libya  figit.  Haec  prius  et  Bona  Copia,  Euxia 
[Aeria  oder  Aerea  bei  Isidor,  Etym.  XTV,  3,  27]  dicta,  postea  ab 
Aegypto  'rege,  fratre  Danai,  Aegyptus  est  vocata.  Haec  fluyio  Nile 
undique  cincta,  in  modum  Deltae  literae  est  formata,  centum  millibos 
villarum  inclyta.  Haue  nubes  non  obscurant,  pluviae  non  irrigant,  sed 
Nilus  inundans  eam  fecundat.  In  hac  est  provincia  Thebaida,  a  elvi- 
täte  Thebe  cognominata,  quam  Cadmus  Agenoris  filius  in  Aegyptum 
veniens  aedificavit,  Thebas  secundum  illam  quam  in  Boeotia  constroxit 
nominans.  In  hac  Mauritius  principabatur ,  et  ab  hac  Thebai  dicuntar. 
Huic  maxima  adjacet  solitudo,  in  qua  olim  conversabatur  monachorom 
multitudo.  Gambyses  Bex  Aegyptum  superans  civitatem  condidit,  cui 
nomen  Babylon  indidit,  quae  nunc  caput  illius  regni  exstitit.  In  hac 
et  Victor  Alexander  civitatem  aedificavit,  quam  ex  suo  nomine  Alexan- 
driam  nuncupavit. 

Zu  V.  728—788. 

G.  19:  De  Ca/ucaso  et  regionibus  orientis,  Suprascriptis  regioni- 
bus  usque  ad  aquilonem  annectuntur  hae  regiones.  Mens  Gaucasus  a 
Caspio  mari  orientis  attolitur,  et  per  aquilonem  vei^ens  pene  usque  ad 
Europam  porrigitur.  Hunc  inhabitant  Amazones,  feminae,  videlicet  ut 
viri  proeliantes.  His  cohabitant  Massagetae  et  Colchi  et  Sarmatae. 
Seres  est  oppidum  orientis ,  quo  Serica  regio  et  vestis  et  gens  est  dicta. 
Post  hanc  est  Bactra,  a  Bactro  amne  vocata.  Huic  conjnngitor  Hyr- 
cania,  ab  Hyrcana  sylva  nominata;  in  qua  sunt  aves,  quarum  pennae 
splendent  per  noctes.  Huic  jungitur  Scythia  et  Hirnia  [1.  Hunnia], 
quarum  gentes  sunt  quadraginta  quatuor.  Ibi  sunt  Hyperborei  montes. 
Hanc  sequitur  Albania,  a  candore  populi  dicta,  eo  quod  albo  crine  ibi 
nascantur.  Gui  connectitur  Armenia,  in  qua  est  mens  Ararath,  super 
quem  archa  Noe  post  diluvium  requievit,  cujus  usque  hodie  ligna  ibi 
videntur.  Huic  copulatur  Iberia.  Bli  vero  Gappadocia,  a  civitate  ejos- 
dem  nominis  dicta.  In  hac  equae  a  vento  concipiunt,  sed  foetos  non 
amplius  triennio  vivunt. 


DIB   GBOOSAPHIB  RUDOLFS  VON  EMS  213 

Zu  V.  789  —  812. 
C.  20:  De  Asia  minore.    Asia  miDor  post  hano  constituitur,  quae 
pene  undiqne  man  cingitur.     In  hac  est  Ephesas  civitas ,  ab  AmazoDi- 
bus  consioracta,   in  qua  requiescit  corpus  Joannis  Evangelistae.    In  hac 
etiam  civitas  Nicea,  in  qua  magna  synodus  est  facta.    Prima  provin- 
cia  Asiae  Minoris  est  Bythinia,    prius  Berica,   post  Migdonia,   mox  a 
Bithyno  rege  Bythinia  appellata.    In  qua  est  civitas  ejusdem  nominis. 
In  hac  est  etiam  civitas  Nicomedia ,  a  Nicomede  rege  constructa  et  dicta. 
Zu  V.  813  —  845. 
C.  21 :  De  regionibus  Asiae.    Bythinia  quoque  dicitur  Major  Phry- 
gis,  in  qua  est  civitas  Smima,  a  Theseo  rege  constructa.    Huic  jun- 
gitor  Qalatia,  a  Oallis  dicta,  quos  Bythinus  rex  in  auxilium  evocavit, 
et  post  victoriam  eis  terram   divisit.    Haue  sequitur  Phrygia,   a  filio 
Enropae  [Aesopi.  Isid.  Et.  XIY,  3,  41j  Phrygia  sie  nominata.    Haec  et 
DardaniEf   a  Dardano,   Jovis  filio,   dicta.     Et  in  ea  civitas  ejusdem 
nominis  y  ab  eodem  constructa.    In  hac  est  etiam  civitas  Troja,  aTroo 
rege  constructa  et  nominata.    Haec  quoque  Ilium  ab  Ho  rege  est  dicta; 
hnjns  moenia  dicuntur  Pergama.     Huic  adjacent  Lycaonia,   et  Caria, 
nbi  fluit  Himns  [I.  Hermus]  fluvius,    aureis  arenis  famosus.     Inde  est 
Lydia  a  Lydo  rege,  fratre  Tyrreni,  appellata.    In  hac  etiam  Thiatira. 
Deinde  est  Isauria,   ab  aura,  qua  undique  perflatur,  dicta.    Post  haue 
est  Gilicia,   a  civitate  ejusdem  nominis  nuncupata,   quam  Cilix,  filius 
Agenoiis,  construxit,  et  ab  illa  regio  nomen  accepit    In  hac  est  mens 
Amana,   qui  et  Taurus.    In  hac  est  Tharsus  civitas,   a  Perseo  con- 
structa ,  Pauli  apostoli  inhabitatione  gloriosa.    Deinde  est  Lycia  et  Pisi- 
dia  et  Pamphylia.    Euxinus  Pontus  regio  multarum  gentium,  a  qua  et 
Ponticum  mare  appellatur.    In  quo  Ovidius,  et  postea  Clemens  exsilio 
rel^antur. 

Zu  V.  885  —  904. 
Post  decursam  Asiam,    transeamus  ad  Europam.  —    G.  22:   De 
Europa.    Europa  ab  Europe  rege,    et  ab  Europa,   filia  Agenoris,    est 
nominata.    In  qua  imprimis  versus  septentrionem  sunt  Ryphaei  mon- 
tes ,  et  Tanais  fluvius ,  a  Tanao  rege  dictus ,  et  Meotides  paludes ,  Magno 
mari  joxta  Theodosiam  urbem  se  jungentes. 
Zu  V.  905  —  914. 
C.  23:    De  Scyfhia,    A  Thanai  fiuvio   est  Scythia  inferior,   quae 
versus  meridiem  usque  ad  Danubium  porrigitur.    In  hac  sunt  istae  pro- 
vinciae:  Alania,  Dacia,  Oothia. 
Zu  V.  917  —  975. 
C  24:  De  Qermania  superiore.    A  Danubio  usque  ad  Alpes  est 
Gtormania  snperior,  quae  a  germinando  populos  dicitur.    Versus  occa- 


214  DOBBBENTZ 

sum  Bheno,  versus  aquilonem  Albio  fluvio  terminatar.  In  hao*  est 
regio  Suevia,  a  Suevo  monte  dicta.  Haec  et  Alemannia,  ab  Alamanno 
[i.  e.  a  Lemano]  lacu  appellata.  Haec  et  Bhethia  dicta.  In  hac  Danu- 
bius  nascitnr,  et  sexaginta  praecipuis  fluviis  augetor,  et  in  Septem 
Ostia  ut  Nilus  divisus  Ponticum  mare  ingreditur.  Est  in  ea  Noricos, 
quae  et  Bavaria ,  in  qua  est  civitas  Batispona.  Tum  et  Orientalis  Fran- 
cia,  cui  conjungitur  Thuringia,  quam  sequitur  Saxonia. 
Zu  V.  976  —  1009. 

C.  25:  De  Germania  inferiore.  Ab  Albia  est  Germania  inferior, 
quae  versus  aquilouem  Oceano  excipitur.  In  hac  est  Dania  et  Nomue- 
gia.  A  Danubio ,  imo  circa  Danubium  versus  orientem ,  usqne  ad  mare 
Mediterraneum  est  Messia  [i.  e.  Moesia.  Isid.  Et.  XIY,  4,  5] ,  a  messinm 
proventu  dicta;  deinde  Pannonia  inferior,  et  Bulgaria. 
Zu  V.  1011  —  1021. 

G.  26 :  De  Thracia.    Inda  Thracia ,  a  Tras  [1.  Tiras] ,  filio  Japhet, 
dicta.    Haec  habet  Hebrum  fiuvium ,  et  [civitatem  Hebron  ibi  construo- 
tam  et  dictam.    Dafür  zu  lesen  mit  Cod.  Heine:]  urbem  Gonst-antino- 
polim  a  Gonstantino  constructa(m)  et  dicta(m). 
Zu  V.  1022  —  1074. 

G.  27 :  De  Graecia.  A  Mediterraneo  mari  est  Qraecia,  a  Graeco 
rege  dicta,  terra  Gethim  olim  vocata,  et  versus  austrum  Magno  mari 
terminatur.  Quae  etiam  Illyricus  nominata,  et  in  ea  provincia  Dalma- 
tia  a  Dalmi  civitate  vocata.  Est  et  Epirus  a  filio  Achillis  Pyrrho  sie 
dicta.  In  Epiro  est  fons,  in  quo  faces  accensae  extinctae  accendmitiir. 
Est  et  Ghaonia,  a  civitate  ejusdem  nominis  appellata,  quam  Helenas, 
frater  Hectoris,  aedificavit,  et  ob  amorem  fratris  sui  Ghaonis  Chaoniam 
appellavit.  Haec  et  Molosia ,  a  civitate  Molosia  dicta ,  quam  MoloamiB, 
filius  Pyrrhi,  construxit,  et  nomine  suo  Molosiam  appellavit.  Est  ibi 
et  Elladia,  ab  Ellade  rege,  filio  Deucalionis  et  Pyrrhae,  dicta.  Ipsa 
est  et  Attica,  ab  Atti  rege.  Ipsa  est  vera  Graecia.  In  hac  est  civitas 
Athenae ,  a  Gecrope  rege  constructa.  Ibi  est  et  Boeotia  a  bove  dicta, 
quia  Gadmus,  filius  Agenoris,  illo  veniens,  bovem  reperit,  qnem  diis 
immolans  Thebas  construxit.  Provinciam  Boeotiam  nuncupavit;  de  hac 
dicuntur  Thebani,  de  alia  Thebaei.  Eadem  provincia  dicitur  Aonia,  a 
foute  Aon  Musis  consecrato.  Ibi  est  et  Peloponesus,  a  Pelope  rege  et 
civitate  ejusdem  nominis  dicta.  Ibi  et  Thessalia,  a  rege  Thessalo  dicta. 
Ibi  et  Macedonia,  a  Macedone  rege  appellata.  Haec  et  Aemathia,  ab 
Aeinathio  rege  vocata:  in  hac  est  mons  Olympus,  qui  excedit  nnbes. 
In  hac  est  et  Thessalonica ,  a  Thessalo  rege,  filio  Graeci,  constracta. 
Ibi  est  et  Achaia,  ab  Achaeo  rege  et  civitate  ejusdem  nominis  dicta. 
Ibi  et  Arcadia,  quae  et  Sycionia,  a  Sycione  rege  nuncupata.    Areadia 


DU  GSOORAPHIB  BUDOLFS  VON  XX8  215 

Arbaston  [L  Asbeston]  lapidem  mittit,  qui  semel  acceusus  extingni  non 
potesL  Deinde  est  Pannonia  superior  usque  ad  Peninum  montem.  Ad 
aquilonem  ejus  Histria,  ab  Histrio  amne,  qui  et  Danubius,  nominata. 

Zu  V.  1087  —  1096. 
YgL  Orosias  chorogr.  28,  61  fg.:  Italiae  situs  a  circio  in  eurum 
tenditor,  habens  ab  afiico  Tyrrhennm  mare,  a  borea  Hadriaticoni 
sinum;  cuios  ea  pars,  qua  continenti  terrae  communis  et  contigua  est, 
Alpiom  obicibus  obstruitur,  quae  a  Gallico  mari  super  Ligusticum  sinmn 
exsnrgentes,  primum  Narbonensium  fines,  deinde  Galliam  Baetiamque 
sedudnnt,  donec  in  sinu  Liburnico  defigantur.  —  (Kartographische 
verbUdlichnngen  gaben  dieser  Anschauung  weite  Verbreitung.) 

Zu  V.  1141  —  1182. 
G.  28:  De  Itcdia.  Italia  olim  magna  Graecia  est  dicta,  postea 
a  Satumo  est  Saturnia  appellata.  Mox  Latium ,  eo  quod  Saturnus  pul- 
sns  a  Jove  ibi  latuit,  dicta.  Deinde  Ausonia  ab  Ausone  rege.  Tan- 
dem ab  Italo,  rege  Siculoruni,  Italia  yocata.  Haec  ab  Alpibus  surgit, 
et  in  Magno  man  terminum  figit.  In  hac  est  urbs  Uoma,  a  liomulo 
constructa,  et  sie  dicta.  [Antiqui  civitates  secundum  praecipuas  feras 
ob  significationem  formabant.  Unde  Roma  formam  Iconis  habet,  qui 
caeteris  bestiis  quasi  rex  praeest.  Hujus  caput  est  urbs  a  Bomulo  con- 
structa: lateritia  vero  aedificia  utrobique  disposita:  unde  et  Lateranis 
dicitar.  Brundusium  autem  formam  cervi,  Carthago  bovis,  Troja  equi 
fignram  habuit]  Est  in  Italia  Thuscia  provincia,  a  thure  et  sacrificiis 
dicta.  Est  et  Gampania,  a  Gapua  civitate  dicta,  et  a  Gapi  rege  con- 
structa. Ibi  est  et  Apulia.  Est  et  Imbria  [1.  Umbria] ;  inde  dicta,  quod 
imbribus  tempore  diluvii  superfluit.  Est  et  Hetrnria,  abHetrusco  rege 
dicta.  Est  et  Longobardia.  a  longis  barbis  vocata.  Padus,  qui  et 
Eridanus ,  Italiae  fluvius  ab  Appenninis  montibus  oritur ,  ac  mari  immer- 
gitor.  Venetia  a  Eneco  [1.  Eneto]  rege,  prius  Benetia  dicta,  deinde 
Yenetia.  —  Gallia  a  candore  populi  dicitur,  gala  enim  graece  lac 
didtur.  Rhenus  ab  Alpibus  nascitur,  et  contra  aquilonem  vergens, 
sina  Oceani  excipitur. 

Zu  V.  1183  —  1224. 
G.  29 :  De  GaUia.  A  flumine  Rheno  est  Gallia  Belgica ,  a  civi- 
tate Belgis  dicta.  Haec  a  monte  Jovis  surgit  et  versus  aquilonem  Bri- 
tannicum  oceanum  incidit.  Haec  et  Francia  a  Franco  rege  est  dicta, 
qui  de  Troja  cum  Aenea  veniens,  Trojam  juxta  Rhenum  condidit,  ter- 
ram  Franciam  cognominavit.  Haue  versus  occidentem  excipit  Lugdu- 
nensis  GaUia,  quae  et  Gomata  ob  longas  comas  est  dicta,  et  Togata 
a  longis  vestibus;   quae  versus  austrum  habet  Narbonensem  Galliam  a 


216  DOBEBBVTZ 

civitate  Narbona  dictam,    versus  occidentem  Aquitaniam  ab  aquis  di(>- 
tarn,  Bodano  et  Ligere. 

Zu  V.  1225  — 1232. 
C.  30 :  De  Hispanta.  Inde  est  Hispania ,  ab  Hispano  rege  dicta, 
prius  Hiberia,  ab  EQbero  flumine,  et  Hesperia,  ab  Hespero  rege  nomi- 
nata.  Haec  versus  occasum  Oceano  terminatur.  Sunt  in  ea  sex  pro- 
viociae:  Tarracona,  Garthago,  Lusitania^  Galatia  [1.  Galaecia],  Betica, 
Tinguitania  [i.  e.  Tingitana],  a  praecipuis  civitatibus  dictae. 

Zu  V.  1257  —  1294. 
C.  31 :  De  Britannia,  Contra  Hispaniam  versus  occasum  snnt  in 
oceano  hae  insulae:  Britannia,  Anglia,  Hibemia,  Tanatos,  cujus  terra 
quovis  gentium  portata  serpentes  perimit.  Isole  in  qua  fit  solstitium. 
Orcades  triginta  tres.  Schotia.  Chile  [1.  Thile],  cujus  arbores  nunquam 
folia  deponunt,  et  in  qua  sex  mensibus,  videlicet  aestivis,  est  conti- 
nuus  dies,  sex  hybernis  continua  nox.  ultra  haue  versus  aquilonem 
est  mare  congelatum,  et  frigus  perpetuum. 

Zu  V.  1312—1367. 
Europam  perambulavimus.  Ad  Africam  transmigremus.  —  C.  32: 
De  Africa,  Africa  ab  Apher,  uno  ex  posteris  Abrabae,  est  dicta. 
Haoc  in  Oriente  Indi  fluminis  surgit,  et  per  meridiem  vergens  in  occi- 
dentem tendit.  Hujus  prima  provincia  est  Libya,  a  regina  ejasdem 
nominis  dicta.  Haec  a  Paratonio  [i.  e.  Paraethonio.  Oros.  43,  88]  dvi- 
täte  et  montibus  Catabachmoniis  [i.  e.  Catabathmoniis]  initium  somit 
et  in  ans  Philenorum  finitur.  De  hac  Libycum  mare  dicitur.  Inde  est 
Cyrenaica,  a  civitate  Cyrene  nominata;  sed  a  regina  ejusdem  nominis 
constructa  et  dicta.  Haec  et  Pentapolis  a  quinque  civitatibus  est  dicta. 
Scilicet  Berenice,  Arsinoe,  Ptolemaide,  ApoUinea  [1.  — onea],  Cirene, 
a  propriis  conditoribus  ita  dictae.  Inde  Tripolis  a  tribus  civitatibus 
dicta,  quae  sunt  Occasa  [i.  e.  Oea],  Berete  [i.  e.  Sabrata]  et  Leptis 
magna.  Post  hanc  Bisace,  a  duabus  urbibus  dicta,  id  est  Adromens 
[1.  — metus]  et  Byzantium  [i.  e.  Byzacium.  Isid.  Et.  XIV,  5,  7].  Deinde 
est  Heusis  [1.  Zeusis  i.  e.  Zeugis.  Is.  Et.  XIY,  5,  8.],  in  qua  est  magna 
Carthago  a  Didone,  quae  et  Elisa,  constructa,  et  Carthada  a  Gartba 
oppido  nominata.  Sed  a  Romanis  deleta  et  denuo  reaedificata  Carthago 
est  appellata.  Hujus  muri  latitudo  fuit  septem  et  decem  cubitornm. 
Post  hanc  est  Getulia.  Inde  Numidia,  in  qua  regnavit  Jugurta.  In 
hac  est  civitas  Hypone  [i.  e.  Hippo] ,  in  qua  fuit  Augustinus  Episcopns. 
Inde  est  Mauritania,  a  nigredine  dicta.  in  hac  est  provincia  StifFensis 
[i.  e.  Sitifensis),  a  Stiffi  oppido.  Alia  Caesariensis,  a  civitate  Caesaria 
dicta.    Tertia  Tinguitania,  a  civitate  Tingi  nuncupata. 


DIB  GBOGBAPHIE  BUD0LF8  VOIT  BUS  217 

Zu  V.  1368  —  1406. 

C.  33:  De  Äethiopia.  Versus  meridiem  vero  est  Aethiopia,  ab 
Ethan  dicta,  una  in  Oriente;  in  qua  est  Saba  urbs,  de  qua  fuit  illa 
regina,  quae  ad  Salomonen)  venit;  altera  in  occidente.  Inter  quas  sunt 
Garamantes,  a  Garama  civitate  dictL  Apud  quos  est  fons  tarn  frigi- 
du8  diebus,  ut  non  bibatur;  tarn  fervidus  noctibus,  ut  non  tangatur. 
Quibus  versus  orientem  cohabitant  Trogloditae  [1.  Trogoditae.  Is.  Et. 
IX,  2,  129  nach  Solin.  s.  229,  9],  qui  celeri  cursu  feras  capiunt. 
Intra  Aethiopiam  sunt  maxima  loca  deserta ,  ob  solis  ardorem  et  diversi 
generis  serpentia  hominibus  incognita.  Deinde  est  maximus  Oceanus, 
qoi  solis  calore  dicitur  fervere  ut  cacabus.  In  extremis  finibus  Africae 
versus  occidentem  est  urbs  Oades,  a  Phoenicibus  constructa,  de  qua 
Gaditanum  mare  dicitur.  In  ipso  vero  Oceano  est  mens  Atlas  altissi- 
mns,  unde  Atlanticum  mare  appellatur.  Atlas  autem  erat  rex  Africae, 
frater  Promethei,  a  quo  nions  nomen  accepit,  quia  in  eo  residens  astro- 
logiam  descripsit,  unde  et  coelum  sustinere  dicitur. 
Zu  V.  1425  —  1491. 

Peragratis  Africae  finibus,  ad  insulas  maris  accedamus.  —  C.  34: 
De  insulis  et  novo,  ut  dicunt  orbe,  Insulae  sunt  dictae,  quasi  in  salo 
sitae.  In  Mediterraneo  mari  est  Cyprus  insula  contra  Syriani ,  a  Cypro 
civitate  dicta.  Haec  et  Papbus,  a  civitate  ejusdem  noininis.  Creta  a 
Crelo  rege  dicitur,  haec  et  Centapolis,  a  ceutum  urbibus  nuncupata. 
Haec  Sita  est  contra  Lybicum  mare,  quod  et  Adriaticum,  ab  Adria 
civitate  dicitur.  Abydos  est  iosula  in  Hellesponto,  in  Europa.  Hel- 
lespontus  ab  Helle  civitate  dicitur.  Coos  insula  Atticae.  Cyclades 
dicantur,  quod  in  rotundo  sint  positae.  Cyclus  enim  dicitur  orbis. 
Sunt  autem  quinquaginta  quatuor  contra  Asiam  positae.  Harum  prima 
RoduSy  a  civitate  ejusdem  nominis  dicta,  ad  orientem  est  posita.  In 
hac  fuit  olim  aereus  Colossus  septuaginta  cubitorum  altus.  Tenedus  ad 
septentrionem  ejus  posita,  a  civitate  Tene  et  ejus  construrtore  ejusdem 
nominis  dicta  Carpathos  ad  meridiem  ipsius  contra  Aegyptum  posita. 
Unde  et  Garpatium  mare  et  Carpatiae  [ — siae]  naves.  Cytheraea  ad 
occasum  est  sita,  a  Cithero  [--one|  monte  dicta.  Haec  et  Porphyris 
didtnr.  Delos  in  medio  Cycladum  sitii,  a  civitate  ejusdem  nominis 
dicta.  Haec  tempore  diluvii  sub  Ogygio  facti  primum  apparuit,  unde 
et  Delos  nomen  accepit,  quia  dclos  manifestum  sonat.  Haec  et  Ortyga 
[ — ia]  ab  Ortygometis  [ — metrisj,  id  est  coturnicibus,  quae  primum  ibi 
visae  sunt  Icaria  insula  a  puero  Oetensi  naut'rago  est  dicta,  a  qua 
Icariam  mare  dicitur.  Naxon,  insula  Dionysii ,  qui  et  Bacchus.  Melos 
qoae  et  Storia ,  rotuuda  insula.  Paron ,  a  civitate  ejusdem  nominis  dicta, 
a  Paro,  Jasonis  nepote,  constructa.    Haec  gignit  marmor  candidissi- 


218  DOBEKBNTZ 

mum,  quod  Farium  dicitar,  et  Sardium  lapidem.  Cidon  [i.  e.  Chios] 
est  insula :  in  hac  Mastix  nascitar.  Samos  insola ,  a  Samo  civitate  diota« 
in  Aegaeo  est  man  sita.  De  hac  fait  Sybilla  et  Pithagoras.  In  hac 
fictilia  vasa  sunt  reperta. 

Zu  V.  1492  — 1522. 

G.  35:  De  Sicilia.  Sioilia  a  Sicalo  rege  dioitur  Italia  dicta 
[statt:  Itali  fratre.  Is.  Et.  XIY,  6,  32].  PriusS  ycania  a  Sycanorege 
cognominata ,  contra  Italiam  sita.  Haec  et  Trinacria,  a  tribos  monti- 
bus  dicitur.  In  hac  est  mens  Aethna ,  cnjas  sulftirea  exaestuant  incen- 
dia.  In  hujus  freto  et  Scylla  et  Gharybdis.  In  hac  erant  olim  Cyclo- 
pes.  In  hac  inventa  est  comoedia.  Eoliae  insulae,  ab  Eolo  rege  dic- 
tae,  juxta  Siciliam  positae.  Hae  et  Vulcaniae,  quia  incendio  sunt  ple- 
nae.  Sunt  vero  novem  (.)  Stoechades  insulae  contra  Massiliam  sitae. 
Zu  V.  1523—1608. 

G.  36 :  De  Sardinia.  Sardinia ,  a  Sardino  rege ,  Herculis  filio, 
dicta,  contra  Numidiam  est  sita.  In  hac  nee  serpentes  nee  lupi  gignun- 
tur.  In  ea  est  Solifuga  animal  ut  aranea,  morsu  homines  perimens. 
In  ea  est  et  herba  similis  apiastro,  quae  comedentibus  rictus  contrahit, 
et  quasi  ridentes  interimit.  In  hac  sunt  fontes  calidi,  infimiis  medela, 
furibus  inferentes  caecitatem.  Gorsica,  a  Gorsa  muliere  dicta,  contra 
Lyguriam  sita:  quae  primitus  taurum  suum  quaesitura  illnc  venit,  et 
referens  loci  fertilitatem ,  a  Lyguribus  inhabitari  coepit.  Haec  et  Gyrene 
[i.  e.  KijQvr]]  a  Gyrino  [Gymo] ,  Herculis  filio ,  est  dicta ,  quia  ab  eo  est 
inhabitata.  Ebosus  insula  contra  Hispaniam.  Hanc  fugiunt  serpentea 
Ibi  est  et  Golubria  plena  serpentibus.  Ibi  et  Baleares  insulae.  In  his 
inventae  sunt  fundae.  —  Oorgodes  insulae  in  Oceano  juxta  Atlantem. 
In  his  olim  habitaverunt  Oorgones.  Juxta  has  Hesperides ,  ab  Hesperia 
civitate  dicta.  In  his  oves  albis  velleribus  abundabant,  quae  ad  par- 
puram  optime  valebant.  ünde  dicitur  fabulose  aurea  mala  haboisse. 
Miclon  [1.  milon,  i.  e.  fifjXov,  dor.  fiälov]  enim  dicitur  ovis  Ghraece. 
Inter  has  fuit  illa  magna,  quae  Piatone  scribente  cum  populo  est  sab- 
mersa,  quae  Africam  et  Europam  sua  magnitudine  vicit,  ubi  nnnc  est 
Goncretum  mare.  Meroe  insula  est  in  Nile  flumine,  in  capite  Aethio- 
piae ,  in  qua  absumitur  umbra  in  aestate.  In  hac  est  lignum  Hebennm. 
(Gonrad  Fleck,  Flore  2071:  ein  boum  der  hei^  ebatms;  \  des  hrafi 
sol  man  sus  \  mit  dem  Urkunde  erkennen,  \  da^  fiur  mac  si»  niht 
gebrennen.  \  da  von  ist  er  erkant.)  luxta  quam  est  civitas  Syene,  in 
qua  est  puteus  a  philosophis  factus ,  sexaginta  cubitorum  altus :  in  ciqas 
fundum  splendet  sol  recto  radio  in  mense  Junio.  Est  quaedam  Oceani 
insula  dicta  Perdita,  amoenitate  et  fertilitate  omnium  renun  prae 
cunctis  terris  longe  praestantissima ,  hominibus  ignota.    Quae  aliqnaado 


DIB  CnOGBAPHIB  BÜD0LF8  VON  EMS  219 

casa  inTenta,  postea  quaesita,  non  est  inventa,  et  ideo  dicitur  Perdita. 
Ad  hano  fertur  Brandanus  venisse. 


V. 
Die    eingeschobenen    zusätze. 

1.    Der  preis  rheinischer   städte. 

Wie  schon  reim  und   stil  beweisen,   können  die  hier  folgenden 
verse  nicht  herrühren  von  Rudolf  (vgl.  Yilmar,    die  zwei  recensionen 
s.  34  and  diese  ztschr.  IX,  465).    Merkzeichen,    die  der  Schreiber  am 
rande  Yon  W  hinzugefügt  hat,  sowie   die  naive  schlusswendung  geben 
daf&r  weitere  bestätigang.    Wahrscheinlich  wol  von   einem  mittelrhei- 
nischen  geistlichen,   wie  aus  den  versen  92  — 100,    120  —  137,    und 
besonders  aas  v.  125  and  75  —  81  zu  vermuten  ist,   wurden  sie  schon 
frühzeitig  einer  handschrift  der  Budolfschen  Weltchronik  (H)  eingeschal- 
tet    Vilmars   ansieht  jedoch,    dass  dieser  abschnitt   schon    erheblich 
früher,  etwa  schon  100  jähre  vor  Budolfs  werke,  abgefasst  und  später 
in  dasselbe  eingeschoben  worden  sei,  ist  nicht  warscheinlich.    Schon  die 
innerhalb  dieses  Zusatzes  erscheinenden  echten  verse  Budolfs  (45—47 
=  Bud.  946  —  948)  machen  jene  annähme  wenig  glaublich.   —     Der 
inhalt  des  einschubes  bietet  zwar   einige  chronologische  auhaltspuukte, 
die  jedoch  zu  bestimter  und  sicherer  Zeitbestimmung  der  abfassung  und 
einschaltang  nicht  ausreichen.    Denn   die  in  v.  120   erwähnten  leich- 
name  der  heil,  drei  könige  gelangten  nach  Köln  durch  erzbischof  Bei- 
nald  von  Dassel  am  23.  juli  1164  (vgl.  Beinald  v.  D.    Nach  den  quel- 
len dargestelt  von  Julius  Ficker.    Köln  1850  s.  61  fgg.  und  s.  127  fgg.) 
Und  im  kaiserdome  zu  Speier  ruhten  bis  zum  jähre  1208  ausser  den 
gebeinen  der  vier  salischen  kaiser   nur  noch  die  Philipps  v.  Schwaben. 
Diese  können  in  v.  75  unter  den  nianege  künege  gemeint  sein.    Im  ver- 
lufe  der  nächsten  hundert  jähre  kamen  seit  1291  noch  dazu  die  gebeine 
Budolfs  V.  Habsburg,  Adolfs  v.  Nassau  und  Albrechts.  I. 

Der  Verfasser  dieser  einschaltung  bezieht  sich  des  öfteren  auf  eine 
quelle,  diese  aber  aufzufinden  hat  bisher  nicht  glücken  wollen.  —  Über 
die  auf  Strassburg  bezüglichen  nachrichten  vgl.  zu  v.  63— 71  Jo.  Dan. 
Sehöpflin,  Alsatia  illustrata.  Colmariae  1751.  I,  s.  207:  „Argentinae 
q)pellatio  non  nisi  aevo  Caroline  invalescere  cocpit,  atque  deinceps 
toto  medio  aevo  ita  invaluit,  ut  genuinum  Argentoratus  nomen  plane 
sepeliretar^  und  ebenda  weiter :  „Scilicet  superioribus  seculis  invaluerat 
opinio,  Argentorati  aerarium  habuisse  Bomanos,  unde  militum  exsol- 
veientor  stipendia,  quum  nihil  hujus  rei  ex  Scriptoribus  appareat. 
Bttionalem  sammarum  in  Oalliis  habuisse  Bomanos,   et  Praepositum 


220 


DOBXBBKTS 


Thesanrorum  apud  Treviros,  atque  etiam  Proonratorem  Monetae,  ex 
monumentis  veteribus  discimus.  Fecania,  qua  Comiti  Argentoratensi 
in  stipendia  Militum  opns  erat,  vel  Magontiaco  vel  Treviris  mittebatnr. 
Scilicet,  quam  Argentinam  verum  urbis  nomen  reputarent,  atque 
originis  Romanae,  hoc  est  latinae,  esse  reputarent,  ab  Argento  haad 
dubie  derivandum  esse  existimaverunt.**  —  Zu  v.  84  fgg.  über  Trifels  vgl. 
ebenda  II,  s.  188  und  Bavaria  bd.  4,  abt.  2  (Abriss  der  ortsknnde  von 
J.  0.  Lehmann).  S.  639  fg.  —  Über  Basel  vgl.  Schöpflin  a.  a.  o.  I, 
s.  183  fgg. 


W  bl.  17«— .18«;  8  bl.  29»-  31»  (daraus 

8.62 

942  bl  dem  Rine  lit  mit  wer 
manic  veste  wol  bereit 
nach  riltcher  werdekeit 

945  vil  werlich  unde  rtch  er- 

kant. 

4  Diu  grste  ist  Costenze  genant, 
die  der  edel  degen  guot 
unverzaget  und  höchgemuot 
ein  roemscher  künic  riebe 

5  stifte  werdecltche: 

er  hie:;  keiser  Constantius, 
nach  im  so  nander  st  alsus 
und  tet  ir  namen  s5  erkant, 
da:;  sie  ist  Costenze  genant. 
10  Dar  nach  bi  des  Bines  vluot 
llt  ein  veste  unmä:;en  guot, 
Basel  diu  vil  werde, 


V.  1—119  gedruckt  bei  Graff,  Dintisca  I, 

-65). 

da;  niender  flf  der  erde 
endarf  be^^er  veste  stn; 

15  sie  hat  kom  und  gaoten  wtn, 
vollecltche  grosse  gennht. 
euch  hat  sie  den  besten  luft, 
der  in  keinem  lande  möhte  wesen; 
da;  sprich  ich,  wan  ich  hän; 

gelesen. 

20  darzuo  ist  sie  gevestet, 
gewsehet  und  gegestet 
mit  maneger  bare  vil  schdoe, 
die  st  rehte  als  ein  krOne 
zierent  mit  werltcher  kraft 

25  In  Basel  sint  oach  ellenthaft 
mit  hüse  inne  gesei^^en 
zaller  zit  verme;;en 
fonfzic  ritter  oder  mfir. 


V.  1  Costenzi  S.    Chostentze  W,    ginant  S  (immer),  3  edil  WS,    d^ 

WS.  3  vnvirzagt  W.    Vnvirzagit  S.    h.  gimvt  S.  4  RSmschir  W.    roi- 

moscher  S.    kunic  S.    richer  8.  6  keisir  W.    fMt  S,    ChonstantiTB  W. 

stantinus  S.  7  ime  S.    so  fehlt  S.    uanter  S,    sie  S.    sas  8.  8  nanuDi^^ 

irkant    WS  (öfters).  11  so  lit   W.      vesti  S.      vmmazen    W.     TnmaaB  i^. 

12  Basil  S  (immer).  13  niendir  W.    neindir  S.  14  bedarf  W.    benir  S. 

vesti  S.  15  chom  W.  gvtin  WS.  16  Vollicliche  S.  gnvht  WS.  17  och 
WS.  si  W  (immer),  fehlt  S.  18  cbeinem  W.  fehlt  S.  landen  S,  moht»  & 
wcsin  WS.  19  spreche  S.     bans    W.      oz  han  S.     gelesin  W.     gilosin   S, 

20  Darzo  S.    govestit  W.    gewestit  S.  21  gewehit  W.    Giwebit  Ä    tII  WS. 

gigostit  S.  22  menigor  S.  23  Die  S.    sie  S.    rebt  W.  24  Zeirio«  ^• 

werlicbir  W.  cbraft  W.  25  ovh  W,  och  S  (immer),  ellinthaft  S,  98  i»*»* 
fMt  S.    gisezzin  S.  27  zallir  W.     Zi  allir  8.     virmezzen  W.     vermeuiii  ^* 

28  rittir  W,    ritor  8.    odir  W. 


Dn  OBOORAPHIB  BÜD0LF8  VON  BUS 


221 


die  man  niemer  widerkgr 

30  sihet  tuon  ze  kinden 
ze  fronwen  noch  gesinden, 
8  da;  sie  gesiget  hänt. 
euch  tnon  ich  in  noch  mSr  er- 

kant. 
da  ist  guot  alles  guotes: 

35  da  ist  des  heilegen  bluotes, 
da:;  von  gotes  herzen  y15;, 
da;  er  durch  unsich  alle  gö; 
an  dem  yrönen  krinze  hSr, 
dar  an  er  hienc  verwxmdet  s§r, 

40  d&  ze  Galväril 

des  selben  kriuzes  ist  onch  da 
ze  Basel  in  der  honbetstat: 
d&  von  sie  so  vil  lobes  hat, 
da;  s!  nieman  vol  loben  kan. 

45  Werllchin  lant  diu  stö;ent 

dran, 
diu  mit  richer  genaht 
bringent    manege    süe;e 

fruht. 
Dar  n&ch  bl  dem  Bine  hin 
Sd  lit,  als  ich  bewtset  bin, 


50  ein  schoeniu  wünnecltchiu  stat: 
Strafbare  sie  den  namen  hat; 
sie  ist  gezieret  schöne, 
sie  ist  des  landes  kröne, 
bt  der  stat  vil  nähe  bt 

55  über  kleiner  raste  drt 
ligent  silberberge  rieh 
grö;,  hoch,  wünneclich. 
da;  Silber,  da;  da  wirt  gegraben 
s6;  wirt  gebrant,  s6  wirt;  er- 
haben 

60  und  wirt  gefüeret  in  die  stat 
ze  Strä;burc ;  da  von  sie  vil  sat 
ist  von  Silber  unde  here; 
da  von  nach  der  buoche  lere 
Strä;burc  in  linguä  lattnä 

65  hei;et  Argenttnä, 

in  tiusche  ein  silberstat  genant, 
durch  da; ,    wan  elliu  tiuschiu 

lant, 
beidiu  hie  und  da  und  dort, 
den  vil  keiserlichen  hört 

70  antwurten  dar,  und  sie  furba; 
ze  Börne,  da  der  keiser  sa;. 


29  niemir  TT.     neimir  S.     widir  k.  W.  SO  zi  S  {meist),     kindin  W. 

M  VTOwin  W.    gesindin  W.    zi  aindon  8.       32  £.  e  daz  8.    gesigit  W.    gisiget  8. 

83  iTh  W.     iTch  8.  34  aUiz  TT.     aUis  8.     gdtis  W8.  35  heiligin  W. 

Mligen  8.    Blytis  W8.         36  dz  ^9.    des  W.    gotis  W8.         37  dorc  8  (öfters). 

\mkh  W.    vns  8.  38  vrono  W,    ChrVze  W.    cruöe  8.  39  heinc  8.    vir- 

fondit  W,    virwandet  8.         41  seibin  W8.   Chrvzis  W.    crucis  8.        42  Basil  WS. 

krbit  stat  TT.     hopstat  8.  43   si  W8.      so  corr.  aus  gar  W.     lobis  W8. 

U6z8  (öfters),    sie  Ä    lobin  8.    45— 47  =  Bud.  946—948.         45  Werlichv  8, 

aiB  fehlt  8,    stoisint  8.    drän  8.  46  richir  W.    ginoht  8.         47  bringint  W 

aenige  8.    s&ize  8.    fmth  8.  48  und  49  umgesteU ,  am  rande  jedoch  mit  b 

und  a  die  richtige  steüung  beeeichnet  W.  48  narnah  W.  49  bowisit  W. 

60  schoinv  8.    schone  W.    wnneclichv  8.    wannonchlichv  W.  51  Straburc  W, 

ftnabnic  8  (immer),     si  W8.     namin  W.  52  gezeirit  8.  53  si  W8. 

kadis  8.  56  vbir  W8.     cleinir  TT.     rastin  W,  56  silbir  b.  W  (öfter). 

57  groze  W.    hoih  8.    hohe  W.    wunenclich  W.    vfi  wnneclich  8.  58  gegra- 

\a  W,   gigrabin  8.        59  So  ez  8.    gibrant  8.    wirts  8.    irhabin  W8.      60  gifoi- 

Ijt  &  62  vfi  TTÄ     her  WS.  63  boiche  8.     1er  W.  65  Heizit  8. 

66  tischi  8,    t^sch  W.         67  wand  W  (immer).    eUv  8.    T^tschv  W.    duschen  8. 

m  m  fehU  8.  69  keiserlichin  W.    keisirUchen  8.        70  Antwrtent  8.    si  W. 

wrhtkz  8  (öfters).  71  keisir  8. 


222 


DOBBBBNTa 


Uns  kündet  onch  diu  rehte  zal, 
da;  bt  dem  Rtne  hin  ze  tal 
Itt  Sptre  wol  gevestent, 

75  da  manege  künege  restent 
und  da  wartende  sint 
wenne  kome  der  megede  kint 
gebietende  den  strengen  sent, 
dem  sie  danne  rede  ergSnt 

80  und  vil  gar  ze  rehte  stänt, 
wie  sie  sin  liut  gerihtet  hänt. 
Ouch  snlt  ir  für  war  wi;;:;en  da:;, 
da?  zwischen  Strä^burc  —   als 

ich  las  — 
und  Sptre  lit  ein  drilich  berc; 

85  als  uns  seit  der  war  hei  t  werc, 
da  von  er  Drtvels  ist  genant, 
in  allen  landen  wol  erkant, 
wan  da  sint  üfe  schöne 
des  riches  sper  und  kröne  — 

90  die  da  mit  höher  wirde  sint! 
qt;  ist  diu  kröne,  die  da:;  Mnt, 
der   megede   sun,    got  Jhesus 

Krist  — 
der  aller  dinge  schepfer  ist 
der  elliu  dinc  in  sime  gewalt 

95  besliu:;et,  klein,   grö:;,  junc  und 

alt; 


himel,  erde,  wa^er,  steine 
und  der  helle  kruft  gemeine 
berihtet  er  mit  stner  kraft; 
sin  gwalt  hat  ellin  dinc  behaft— 

100  der  dise  selbe  kröne  truoc; 
der  wärheit  wei:;  man  vil  und 

gnuoc. 
Nach  Sptre  bt  dem  Ißne  sä 
lit  ein  stat  Wormätiä; 
diu  selbe  stat  diu  ist  vil  guot. 

105  Dar  nach  bt  des  Bines  flaot 
lit  Megenze  yil  vermessen; 
ein  erzbischof  ist  dft  geses^^en. 
uns  seit  diu  Tstöriä 
da:;  nach  dem  Moin  Mogunciä 

110  st  disiu  selbe  stat  genant, 
sie  ist  vil  verre  wol  erkant 
Dar  nach  bt  des  Blnes  fld:^ 
lit  Eölne,  ein  stat,  diu  ist  vil 

grö?, 
und  in  höher  schouwe  gar. 

115  diu  maere  sagent  uns  f&r  w&r, 
diu  stat  st  saelden  itche; 
wan  d&  stsetecltche 
restent  grö:;er  beilegen  vil, 
der  ich  ein  teil  hie  nennen  wil, 

120  Kaspar,  Baltasar  und  Melchior, 


72  ^ns  W  (immer),    kündet  S.    kvndit  W.    rehti  S  {öfter).        74  givettit  Ä 
75  menige  S.     knnige  S.     rostint  S.  77  kom  W.     megide  8.     inegde  W. 

78  Gileitondo  S.    strengin   WS.        79  irgent  WS,        81  Wei  8,        82  aolt  ir  & 


svndir  W.     vil  wol  w.  S.     wizin  W.  83  Da  8.    zwischent  WS, 

fehlt  8.    drilih  W.         87  landin  W.  88  vffe  8.         89  richis  W, 

(öfter).       90  hohir  W.    hoiher  8.       92  megide  8.    kint  8.    iesus  8. 
dingin  W.    schopher  8.  94  allv  8.    sin  W.    sinen  8.    giwalt  Ä 

gro;  fehlt  8.        96  hiniil  W.    wazzir  WS.    stein  8.        97  gemein  8. 
tot  8.    sinir  W.  99  giwalt  8.     bihaft  8.  100  selbi  8. 

103  Wormacia  W.  104  selbi  8.     selbv  W.  105  Rinis  W. 

mezzin  W.    virmezin  S.  107  Er:5zebi8choph  W.    erzebischof  8. 


84  ein 
Chrono  W 
dSaUirTT. 
95  klein 
98Birih- 
103  da  & 
106  vir- 
gesenin  W, 


gisezzin  8.  109  Mo  wen  8.         110  div  8.    selbi  8.    selbv  W.        111  witen  8. 

wol  fehU  8.  112  Rinis  W.    flvz  8.      113  Chölne  W.    colne  8.        114  hohir  W8^ 

115  meri  8.  sagint  WS.            116  sie  8.     seidin  WS.            117  steitedidifl  8, 

118  Bestint  8.     grozir  WS.      heiligen  WS.             119   nennin  W.     nemnin  8. 


on  esoeRAPH»  budolfb  von  bmb 


233 


die  drte  kfinege,  die  hie  vor 

ir  opfer  gote  br&hten 

und  vfl  balde  gfthten 

gein  BeÜehem  hin,  d&  er  was, 
12&    da  Btn  muoter  maget  genas, 

maget  d&  vor  und  maget  dar- 

näcb. 

ze  Jhesa  Christo  was  in  gäch ; 

niit  höher  kfineges  zühte  gar 

bM  im  der  eine  wtrouch  dar; 
130   der  ander  kfinic  rtche 

¥il  gar  zflhtecltche 

bot  er  mirren  zopfer  gar; 

dö  gie  der  dritte  künic  dar 

tQ  zflhtecllche  er  sich  lie 
13&  fif  die  eirde  an  stniu  knie 

und  brShte  kfinedfchen  solt, 


gote  zopfer  edel  golt 
die  drte  künege,  die  nü  hat 
diu  Schrift  genant,  sint  in  der 

stat 
140  ze  Eölne ;  da  von  man  st  wol 
von  rehten  schulden  loben  sol. 
Swem  niht  behagt  der  para- 

graf 
und  von  dem  Btne  dirre  klaf, 
der  sol  da;  ze  Idne  hän: 
145  er  sol  e;  ungelesen  län, 
und  leber  aller  sorgen  bar. 
?  Nu  seit  diu  schrifk  uns  euch 

für  war 
949  (In  Sw&ben  landen  sprin- 
get usw.) 


122  opfir  TT.      124  Beblehem  W.      125  mvtiT  TF.    magit  TF.      126  magt  W 

(peidemäU).        128  hohir  W,    krnegis  W,         129  Wiorovh  W.         133  drite  W. 

186  ktnidichin  W.  137  zopfir  W.     edU  W.  139  scrift  W  (oft),         140 

Cholne  W.        141  schvldin  TT.    lobin  W.        145  vngelesin  W,        146  aUir  W. 

Bürgin  W. 

2.    Der  preis  Venedigs. 

In  W  finden  sich  zwischen  v.  1512  und   1513   der  Budolfschen 

<}^gnq[)hie  noch  sechs  verse  zum  preise  Venedigs  eingeschaltet,   die 

der  Schreiber  widerum,   wie  zuvor  schon  den  einschub  a,  am  anfange 

und  am  ende  durch  zeichen  am  rande  hervorgehoben  hat.    Ob  diese 

TeiBe  auch  In  S  gestanden  haben ,  ist  nach  dem  untergange  dieser  hand- 

^htift  zwar  nicht  mehr  sicher  festzustellen,   weil  Oraffs  auszug   (Diu- 

'^  1,  47  fgg.)  diese  parthie  übergangen  hat^  darf  aber  doch  vermu- 

^t  werden,  weil  sie  wahrscheinlich  ebenfals  von  dem  Verfasser  des 

^^iiBchubes  a  herrühren,  und  einen  bestandteil  der  gemeinsamen  quelle 

^on  W  und  S  (der  handschr.  *«)  gebildet  haben  werden.     Die  verse 

^t«n  in  W: 

'  Ja  ist  Venedie  f^r  war 


S^priset  hoch  mit  kf  ner  schar, 
sint  halt  snel.  starc.  mit  liste 

NAUMBUBG  A/S. 


kfne.  Marcs  Ewangeliste. 
der  restet  da  l  Lewin  wis. 
davon  si  habint  hohin  pris 

OTTO   DOBERENTZ. 


224  REGEL 

BRUCHSTÜCK  EINER  HANDSCHRIFT   DES  LEKEN- 

SPIEGHEL. 

In  die  reihe  der  handschriftlichen  fragmente  von  „Der  Leken 
Spieghel,"  welche  De  Vries  in  seiner  ausgäbe  dieses  lehi'gedichts 
(Werken  uitgegeven  door  de  Vereeniging  ter  bevordering  der  oude 
Nederlandsche  Letterkunde,  Jaarg.  I,  1.  H,  2.  HI,  2.  V,  1.  5. 
Leiden  1844  —  1848)  in  der  Inleiding  CXXXI  —  CXXXV  aufgezählt 
hat,  gehört  auch  ein  kleines  bruchstück  auf  der  herzoglichen  bibliothek 
zu  Gotha,  das  vor  einigen  jähren  von  einem  buchdeckel  abgelöst  wor- 
den ist.  Es  besteht  aus  vier  zusammengehörigen  streifen  eines  vertical 
durchschnittenen  pergamentblattes  in  quart,  welches  auf  beiden  Seiten 
zwei  columnen  von  je  47  zeilen  hat  und  das  stück  B.  II  cap.  43  v.  533 
bis  cap.  45  v.  117  umfasst.  Doch  sezt  sich  aus  den  vier  vorhandenen 
streifen  das  blatt  noch  nicht  volständig  zusammen,  sondern  es  fehlt 
sowol  der  linke  aufangsstreifen  als  auch  der  vorlezte  rechte  abschnitt 
vor  dem  erhaltenen  äusseren  blattrande,  so  dass  auf  der  ersten  (vom 
buchbinder  verklebt  gewesenen  und  darum  undeutlicher  gewordenen) 
Seite  von  der  ersten  columne  die  versanfänge,  von  der  zweiten  die 
versausgänge  weggeschnitten  sind,  auf  der  zweiten  seite  dagegen,  welche 
die  unv erklebt  gebliebene  schrift  schwarz  und  leserlich  zeigt,  von 
der  ersten  spalte  die  initialen  und  die  ausgänge,  von  der  zweiten  die 
ganzen  verse  mit  kleineren  beschädigungen  am  ende  erhalten  sind. 
Dieses  Oothaer  fragment  ist  in  einer  guten  band  des  14.  Jahrhunderts 
geschrieben,  und  sein  inhalt,  zu  welchem  ich  die  ergänzungen  aus  der 
ausgäbe  des  Lekenspieghel  von  de  Vries  in  eckigen  klammern  beigesezt 
habe,  ist  folgender: 

Erste  blattseite. 
Columne  1.    (Buch  II  cap.  44  v.  533  —  579.) 

[Lochende  oo]c  gods  dats  waer 

[Wie  wajs  van  den  apoftole  d' 
535  [Diene  do]eme  dorfte  dan 

[Ghi  we]et  feine  niß  man 

[Maer  hi  gh]inc  uut  haeftelike 

[Ende  we]ende  bitterlike 

[Daer  o]m  doemt  v  feiner  nv 
540  [Met  uw]en  monde  dat  rade  ic  v 

[Tehanjt  fo  antworde  hi 

[So  doem]e  ic  vten  ftoele  mi 

[Ende  ic]  v'm^Iaemt  hier  al 


BBUGHBTÜCK  AUS  DSM  LEKBS8PIBGHSL  225 

[Dat  men  m]i  ter  erden  hulpen  fal 
545  [Voort]  fprac  hi  wenende  fere 

[Ic  en  bi]n  niet  w't  d'  ere 

[Dat  ic]  priefter  wefen  foude 

[Wa]iit  begheerte  van  goude 

[Mi  alTo  gjhierich  maecte 
550  [Dat  ic]  der  w'heit  müTaecte 

[Voor  d]en  keyfer  ghinc  hi  faen 

[Die  he]m  thooft  of  dede  f laen 

[Om  da]thi  lyede  daere 

[Dathi]  waerich  kerften  w'e 
555  [Doe  hi]  XXXI  dage  onw'de 

[Hadde]  gelegen  op  d'  erde 

[Baerde]  hem  finte  petrv  (für  petrvs)  dan 

[Marcelli]fas  den  goeden  man 

[Ende  hie]t  hem  fonder  beide 
560  [Dat  hi]ne  in  die  aerde  leide 

[VII  iaer  t]wee  maent  eü  dage  XV 

[Sat  hi]  paus  na  min6  sien. 

[Marcell]iis  die  romaen 

[Wart  t]e  paus  ontfaen 
565  [Defe  fe]tte  te  rome  in  die  ftat 

[XV  carde]naelfcap  om  dat 

[Si  vroo]ch  eü  fpade  foude 

[Doopse]l  en  fepulture  houdö 

[Om  dat]  hi  eren  woude  niet 
570  [Die  afgo]den  als  hem  die  keyfer  biet 

[So  dede  hi]  hem  alTo  las  ic 

[Beeilen]  hoeden  en  quic 

[En  om]  dat  fine  clerke  fnachts  quame 

[Efi  fine]  vten  Halle  namen 
575  [Deden  d]ie  keyfer  wed'  vaen 

[Efi  flot]  en  in  den  ftal  faen 

[Bi  den  b]eelten  d'  hi  ftarf 

[Sint  dat]  hi  den  Itoel  vVarf 

[XVIII  da]ge  efi  V  iaer 

Erste  blattseite. 
Columne  2.    (Buch  n  cap.  44  v.  580  bis  cap.  45  v.  23) 

580  Ny  hoort  [wat  yolghet  hier  naer] 
Eufebiu[s  die  Qriec  was] 

F.  DSUT80HB  PmLOLOOIS.    BD.  Xm.  15 


226  K.   BBOEL 

Wart  pau[s  nu  als  ic  las] 

In  sinen  [tiden  als  wi  leren] 

Wert  ghe[vonden  dat  cruce  ons  heren] 
585  D'  omme  ret[te  hi  feeitelike] 

Te  yieren[e  int  keritenrike] 

In  meye  [den  derden  dach] 

Paus  wa[s  hi  als  ict  fach] 

II  iaer  11  m[aende  doe] 
590  En  XXV  dag[he  daer  toe] 

Melchiadie[s  wart  paus  nv] 

Defe  fette  [dat  fegghic  v] 

Onder  kerl^tenheit  efi  wende] 

Dat  men  ni[et  vallen  en  fonde] 
595  Sdonredag[hes  noch  Sondaghes  met] 

D*  om  dat  die  [heidine  wet] 

Defe  n  dagh[e  hilt  twaren] 

Dat  fe  heili[ghe  vaftene  waren] 

m  iaer  VI  m[aende  hi  paus  Tat] 
600  En  Vm  dag[he  wi  lesen  dat] 
(die  folgende  Überschrift  in  roter  färbe) 

Yan  Ante  [ttluester  en  Tan  den  keyfer] 
Conttantyn  [hoe  dat  hl  bekeringe]  ^ 
Maecte  en  [Tele  daechden  dede] 

Silnelter  [wart  paus  ghecoren] 
Een  heilic[h  man  van  Bornen  gheboren] 
Die  eerfte  [die]  al[fo  biet] 
Defe  alit  iet  [men  befereven  ßet] 
5  Maecte  een  c[onfilie  hier  na] 
In  die  ftat  [van  nichena] 
D'  v'gaderden  [teenen  hope] 
CCC  en  XVm  b[iircope] 
Die  kerlten  [ghelove  dT 
10  Ontbonden  [efi  maecten  ciaer] 
Die  paeus  o[oc  d'  fette] 
Vele  rechte  [efi  wette] 
Efi  vriede  d'  [die  kerke] 
Datt  noch  gh[enieten  die  clerke] 

1)  Bei  de  Yries  heisst  der  lezte  teil  der  Überschrift:  hoe  dtUM  bdoeerde  endt 
vele  duechden  dede,  was  ich  durch  obige  abänderang  den  erhaltenen  Worten  anserei 
Überschrift  anzupassen  gesucht  habe. 


BRÜCHSTÜCK  AUS  DSM  LBKBNSPISeHBL  227 

15  Mids  den  ke[yrer  Conftantijn] 

Die  hi  mitte[n  banden  fijn] 

Doopte  efi  [bekeerde  mede] 

Des  wek  co[nitantijn8  lede] 

Inder  yonte[n  ter  felver  stont] 
20  Van  lazarie[n  worden  ghesont] 

Want  hi  eer[R,  ß^t  feker  das] 

In  allen  led[en  lazers  was] 

Dit  was  die  [eerfte  keyfer  die] 

Zweite  blattseite. 
Colnmne  1.    (Buch  n  cap.  45  v.  24  bis  70) 

E[erftendom  ontfinc  y]e 
25  E[il  ooc  die  korke  vrijjde  mere 

D[an  anders  dede  enich  hjere 

T[ote  noch  alTo  men  le]eft 

S[o  en  hadde  niement  gh]eweeft 

D[ie  lien  dorfte  ciaer] 
30  D[athi  recht  kerften  w]aer 

W[ant  die  keyfere  waren]  heydä 

D[ie  daer  na  laghen  leiden] 

H[oe  fife  des  lijfs  beroofjden 

D[ie  aen  Criftum  gheloofde]n 
35  A[ire  den  paeufen  wel]  fcheen 

W[ant  luttel  ofte  en  gh]een 

M[ochts  ontgaen  tote]  haer 

H[i  en  starf  martela]er 

A[lfe  ghi  voren  hebt]  gebort 
40  N[ochtan  waest  na  godjs  gebort 

C[GC  iaer  als  ict  las] 

E[er  Conftantijn  keyjfer  was 

D['  menich  martelaer]  binnä 

S[ijn  bloet  störte  ya]n  minnen 
45  0[od  en  wende  niet  g]edoghen 

D[at  fine  korke  foudje  bogen 

M[id8  hem  die  floegben]  efi  torten 

M[aer  mids  bem  die  ft]orten 

[Om  tgbelove  bare]  bloet 
50  B[edwongben  kerftjen  was  noyt  goet 

E[erftenheit  is  ed]el  alfo 

D['  en  macb  niemenjt  come  to 

15* 


228  K.   BB6BL 


D[ie  verftandenelTe  h]aet  v*nom@ 

E[q  moet  yt  eyjghen  wille  com6 
55  D[*t  die  heilighe  g]heeft  in  fent 

D[ie  heilighe  gheelt  ajUmen  vent 

W[erct  waer  dat  hi  willje 

E[!l  elre  fo  llaet]  hi  ftille 

DComme  fo  feit  dat  Lat]ijn 
60  D[at  vele  lieden  gheroe]p6  zijn 

E[n  luttel  liede  y'cor]en 

D[its  dat  wi  daghelics]  hören 

I[n  die  ewangelie  l]efen 

N[ochtan  fal  onfe  ghjeloue  wefen 
65  D[ie  wel  doet  efi  d'in]  volftaet 

D[athi  in  dat  ewelike]  leuen  gaet 

E[n  die  anders  doet]  dat  hi  lal 

I[n  den  eweliken  he]lfchen  val 

D[us  fo  ftont  dat  kerlt]enhede 
70  A[lfo  ic  n  hier  voren  fe]de 

Zweite  blattseite. 
Colnmne  2.    (Buch  n  cap.  45  v.  71  - 117.) 

Bedmct  h'de  zwaer 

Wel  omtrint  CCC  iaer 

Dat  Inttel  yement  dorlte  [lien] 

Dat  hi  was  van  Xps  ptie[n]  (=  Griltas  pertien) 
75  D*  fi  miffe  fonden  lefen 

Dat  moefte  heymelic  we[fen] 

In  kerkeren  of  in  croch[t6n] 

Of  baten  weechs  in  hag[hedochten] 

D'toe  hadden  fi  als  ict  la[s] 
80  Een  ontaer  dat  honte  w[a8] 

BinnS  hol  als  een  scrijn 

Die  nn  Mnd*  fonder  pijn 

Draghö  wel  mit  IIII  ring[en] 

D'  men  heymelijclte  yolbr[ingen] 
85  Mochte  den  dienft  ons  h'en 

Om  tontfiene  van  defö  qn[aden  h'en] 

S*  peter  efi  dander  mede 

Die  na  hem  helden  pans  [ftede] 

Songhen  alle  op  dit  oat[aer] 
90  Tot  filneft's  tiden  d' 


BBUCHSTOCK  aus  D£M  leksmspibohel  229 

Doe  constantijn  fond*  wa[en] 
Eerllendoem  badde  ontf[aen] 
Orlouedi  fameninghe 
Den  kerlten  onderlinghe 
95  Te  houden  hier  en  daer 
£n  gode  te  dienä  opeiiba[er] 
Eerke[n]  maecte  defe  here 
In  des  behouders  Xps  e[re] 
Een  confiliQ  hi  tegad*  [dede] 
100  Te  nichane  in  die  ftede 
D'..  CCC  biffcoppe  te  fame[n] 
Omtrint  XVIII  quame 

105  Om  dat  men  d'  v'driue  f[oadeJ 

106  Tongeloue  dat  einer  wo[ade] 

107  Een  arrius  bringhen  vo[ort] 

108  D'  an  dedi  meer  dan  moo[rt] 

103  In  die  welke  als  ict  las 

104  Men  feget  dat  finte  nycl[as  was] 

109  Conltantijn  die  gaf  daer 

110  Paus  filuefter  dats  waer 
Alle  die  tiende  fcone 

Die  horden  daer  ter  keyllercrone] 
Des  die  kerke  noch  hea[et  te  bat] 
Doe  trac  hi  faen  na  dat 
115  Te  conitantinobel  in  die  [ftede] 
Die  hi  na  hem  beten  ded[e] 
Ell  fette  daer  hoechlike 

Eine  vergleiobung  der  auf  diesem  pergamentblatte  erhaltenen 
stücke  mit  dem  von  de  Vries  gegebenen  text  des  Lekenspieghel  beweist, 
dass  die  handschrift,  welcher  es  angehörte,  eine  gute  und  sorgfältig 
geschriebene  war.  Sie  kann  in  keinem  der  mss.  widererkant  werden, 
von  welchen  die  von  dem  niederländischen  gelehrten  fQr  seine  ausgäbe 
benuzten  fragmente  herrühren,  aber  fQr  andere  bruchstücke,  die  sich 
etwa  noch  finden  mögen,  will  ich  besonders  hervorheben,  dass  diese 
zweispaltige  47zeilige  quarthandschrift  mit  rot  durchstrichnen  ziemlich 
weit  herausgesezten  initialen  geschrieben  ist. 

GOTHA.  KAKL  KEGEL. 


230  PIBT8CH,    JUDBN8PIB88 


ZUM  „JUDENSPIESS." 

Ausser  dem  von  Lübben  in  dieser  Zeitschrift  XII,  s.  82  angefahr- 
ten buche  gibt  es  noch  ein  gedieht,  welches  den  titel  ^jJudenspiess'^ 
fahrt.  Dasselbe  wird  von  Gödeke  grundriss  s.  281  erwähnt  und  ffihrt 
den  titel :  „Der  Jüdenspiess  bin  ich  genandt ,  Ich  fahr  daher  durch  alle 
Landt,  Von  grossen  Jüdn  ich  sagen  will,  Die  schad  dem  Land  thon 
in  der  still  ..."  1541.  Möglicher  weise  gibt  dieses  gedieht  einen  bestim- 
ten  anhaltspunkt  für  die  erklärung  des  ausdruckes,  mir  ist  es  nicht 
zugänglich  gewesen. 

Ganz  besonders  häufig  begegnet  der  „jüdenspiess^  bei  Grimmeis- 
hausen; das  Deutsche  Wörterbuch  gibt  bei  weitem  nicht  alle  belege 
aus  dessen  Schriften.  Angeführt  sei  hier  „indem  ich  dergestalt  [sagt 
die  Courage]  gegen  dem  Feind  mit  dem  Soldatengewehr,  gegen  den 
Freunden  aber  mit  dem  Jüdenspiess  föchte"  Trutz  Simplex  c.  17  (Sim- 
plician.  sehr.  v.  Tittmann  I,  s.  71),  aus  welcher  stelle  sich  ergibt,  dass 
die  sinliche  bedeutung  noch  gefühlt  wurde.  Interessant  wegen  des 
Zusatzes  ist  „den  Jüdenspiess  so  wohl  führen  als  ein  60jähriger  Bür- 
ger von  Jerusalem  hätte  thun  mögen."  Springinsfeld  c.  21  (Titfan.  I, 
s.  217).  Dazu  ist  zu  vergleichen  „schachern  ärger  als  ein  50jähriger 
Jud,  als  ein  Jud  von  50  oder  60  Jahren"  Simpl.  Simpl.  Cont  c.  8. 
(Der  abent.  Simpliciss.  v.  Tittmann  II  s.  209);  Trutz  Simplex  c.  15 
(Siraplic.  sehr.  I ,  s.  63).  —  Ferner  ist  zu  „mit  dem  jüdenspiess  lau- 
fen" die  redensart  „mit  der  leimstangen  laufen"  =  den  mädchen  nach- 
stellen. Simpl.  Simpl.  III,  c.  21  (Tittm.  I,  s.  265);  Vogelnest  II,  c.  12 
(Simpl.  sehr.  II,  s.  219)  und  zu  „mit  dem  jüdenspiess  fechten^  die 
redensart  „mit  der  stählernen  stange  fechten"  =  die  nadel  handhaben 
(von  einem  Schneider)  Simpl.  Simpl.  V,  c.  5  (Tittm.  11,  s.  96)  zu  ver- 
gleichen. 

Bemerkt  sei  schliesslich  noch,  dass  jüdenspiess  in  Breslau  früher 
den  ort  bezeichnet  zu  haben  scheint,  wo  die  Juden  ihrer  gesoh&fte 
halber  zusammen  kommen  (Karlsplatz).  Doch  kann  ich  dafür  bis  jezt 
nur  ein  mündliches  Zeugnis  beibringen. 

KIEL,    MAI    1881.  PAUL  PIETSCH. 


381 


LITTERATÜR. 

Ha'fctatal  Snorra  Stnrlasonar.  HerausgegebeD  von  Th.  Moeblos«  I.  (Gc- 
dLidit.)  IL  (Gedicht  nnd  commentar.)  Halle  a/S.  Bachhandlang  des  Waisen - 
lianses,  1879.  1881.     121  and  139  8.    8.    Preis:  heft  I  m.  2,40,  heft  II  m.  2,80. 

I.    Gedicht. 

DasB  man,   namentlich  von  dentscher  seite,   die  skaldendichtang  immer  als 
ei&  Stiefkind  anter  den  zweigen  der  germanischen  litteratar  behandelt  hat ,  liegt  in 
der  nator  der  sache.    Fordert  doch  die  ganz  regellose  stellang  der  einzelnen  saz- 
teile,  die  oft  zwei-  and  dreiÜEUshe  nmschreibang  einfacher  begriffe  vor  allen  dingen 
an  volsüLndiges  einleben  in  den  gegenständ  selbst.     Dazu  korat  noch,   dass  die 
mnsehreibangon ,  bald  bilder  ans   dem   leben,   bald  reminiscenzen   aus   der  alten 
vythologie  nnd  sagengeschichte ,  die  beherschnng  der  litteratar,  der  quellen  altnor- 
diaeher  mythologie,   sage    und   cultargeschichte   verlangen.    Im  hinblick  auf  diese 
Toibeding^ngen ,   welche  die  skaldendichtung  verlangt,   scheint  aber  der  lohn,  den 
ne  gewüirt,  gering,   denn  sie  schildert  meist  rein  nordische  begebenheiten ,   f&hrt 
tos  lobeserhebongen  von  norwegischeu   fürsten  vor,   kurzum  gegenstände,   welche 
dtm  deutschen  gesichtskreis  etwas  ferner  liegen.    Dennoch  gewährt  sie  namentlich 
All  vnsere  mythologie  and  sagengeschichte  manche  goldkömer  und  nur  hier  and 
^  hat  man  angefangen  dieselben  zu  verwerten.    Dadurch  aber,  dass  die  oft  schwer- 
nglDglichen  skaldenstrophen  zuverlässig  und  gründlich  auseinandergelegt  uns  nicht 
TOfligen,   war  die  ausbeute  erschwert.     Daher  müssen  wir  es   a  priori  dankbar 
uerkennen ,  wenn  ans  eines  der  umfEingreichsten  skaldengedlchte  mundgerecht  ver- 
siegt wird,  wie  es.prof.  Moebius  in  der  herausgäbe  seines  Hättatal  getan. 

Diese  schwierige  arbeit  liegt  jezt  in  zwei  heften  vor,  das  erste  (121  s.) 
behandelt  das  gedieht  allein  und  alles,  was  damit  im  Zusammenhang  steht,  das 
xveüe  (138  8.)  hauptsächlich  den  commentar  zum  gedieht  und  dessen  zusammen- 
hing mit  dem  gedichte.  Durch  lezteren  umstand  aber  war  eine  nochmalige  auf- 
nähme des  gedichts  in  den  text  bedingt  und  so  liegt  uns  denn  auf  den  ersten  34  s. 
^M  zweiten  heftes  eine  neue  oft  gereinigte  und  verbesserte  ausgäbe  des  ganzen 
dritten  hauptteiles  der  Snorra  Edda  vor. 

Der  erste  teil  dieses  Werkes ,  welchem  bereits  von  allen  selten  die  algemeine 
uerkennung  zu  teil  geworden  ist,^  enthält:  Text  (s.  1  —  16);  Überlieferung  und 
bearbdtong ,  mit  orthographischen  notizen  (s.  17  —  25) ;  Verfasser  und  zeit  der 
^tassung;  die  uns  sonst  unter  Snorris  namen  überlieferten  Strophen  und  strophen- 
*öfle(-.35);  Inhalt  (—42)  und  form  (-60),  zweck  und  Integrität  (— s.  66)  des 
iNiehtB.  Daran  schliessen  sich  (s.  67)  die  hättauQfn ,  (s.  68  —  70)  die  metrischen 
"^beouita.  8.  71— 73  werden  die  abweichungen  vom  text  der  AM -ausgäbe  der 
^^  aDgef&hrt,  s.  74 — 85  finden  wir  eine  auflösung  der  Strophen,  s.  86 — 90  eine 
^oif&hrang  der  Umschreibungen.  Ein  Wörterverzeichnis  zu  den  strophen  schliesst 
^  ganze.  —  Diese  fülle  zeigt,  dass  wir  hier  alles  finden,  was  wir  zur  kentnis 
^M  80  wichtigen  und  schwierigen  Werkes  nöthig  haben. 

1)  Jenaer  Liter.  Ztg.  1879  nr.  S7  (Löscbhom).  Literar.  Gentralbi.  1880  nr.  18 
(^^*ardi).  Revue  critique  1880  nr.  SS  (Cederschöld).  Literaturbl.  für  germ.  und  rem. 
^  1881.  8.  (B.  Sijmons).  Deutsche  Literaturieitung  1881.  1.  (0.  Brenner).  Ans.  f. 
i  Alttrt  und  Lit  VU.  s.  196  fgg.  (J.  Hoffory). 


232  HOOK 

Der  text  des  HättatalkvsBdi  unterscheidet  sich  von  dem  texte  der  Arnama^^ 
Edda  hauptsächlich  durch  zweierlei:  1)  durch  strenge  normalisierung  nach  den  ^^^^ 
E.  Sievers  (Beitr.  Y  u.  VI)  für  die  skaldenmetrik  gefundenen  regeln,  nnd  2)  <lQ^:tc|^ 
eine  andere  und   entschieden   richtigere    auffassung  des  handschriftenverhältnift^^ 
der  Sn.  E.,    als  man  sie  in  der  Amamagn.  Edda  findet.    Im  grossen  und  g^^n^e^ 
geht  Möbius  von  der  AM. -ausgäbe  aus,   und  der   variantonapparat  (L  71 — 7^\ 
erstreckt  sich  nur  auf  die  ahweichungen  seines  textes  von  dem  der  A  M.  E^<]^^ 
Dankenswert  ist  es,   was  hier  und  da  durchblickt,   dass  Möbius  eine  abschrift  ^^^ 
cod.  W.  zu  geböte  stand,    dass   ihm   die  vom  Reg.  nicht  vorgelegen,   darf  dem 
herausgeber  keineswegs  zum  Vorwurf  gemacht  werden ,  da  er  uns  ja  anssohlieaaliQis 
ein  litterarhistorisches   denkmal  als   metrisches  hülfsbuch    reichen   will.     Kkfats— 
destoweniger  ist  es  Möbius  Scharfsinn  in  verschiedenen  fällen  geglückt,   dass  leJA^ 
conjectur  mit  der  lesart  des   cod.  Reg.   übereinstimt.     So  liest  diese  handschzijR 
str.  5^:   veghrqsiN   (q  findet  sich  öfters  in  der  hs.  =»  o?,    als   uml.  von  ö);  1^« 
hdraust  (als  ein  wort),  wie  porkelsson  und  Gislason  vorgeschlagen,   wird  ebttU^jB 
durch  den  cod.  Reg.  gestüzt;  22"  hat  die  hs.  ganz  deutlich:  lavgstiga  (»■  lQ99tiga^  ; 
54^  cod.:   sqfis  {=  sqfis  »=  sosfis;   wie  sich  auch  55'  qgi  findet).    Auch  40'  find^'t 
sich,  allerdings  erst  von  späterer  band  auf  ursprünglich  leerem  räum,  d,  wieM5bii 
nach  Sn.  E.  II.  418  und  146  liest. 


Eine  weitere  Verbesserung,    wie  schon  bemerkt,   hat  durch  Möbius  der 
des  AM.  Hattatalkvsedi  in  folge  einer  richtigeren  auffassung  des  h8.-TerhäUBin^» 
bekommen.    Während  man   bokantlich   in   allen   Eddaausgaben   den   cod.  Reg. 
normalhs.  zu  gründe  gelegt  hat ,  hat  Möbius  —  und  alle  fachgenossen  werden  i 
hierin  beistimmen  müssen  —  vor  allem  das  hauptgewicht  auf  die  gemeinsamen 
arten  von  WU  gelegt  und  hat  auch  hin  und  wider  ü  resp.  W  allein  den  vo 
gegeben.    Auf  welche  weise  dadurch  der  teit  gewonnen ,  möge  durch  eine  reihe  v 
beispielen  gezeigt  werden:  str.  2^  ist  punns^^ nach  ü  im  hinblick  auf  dasEddabr 
(Sn.  E.  U.  499)  die  einzig  richtige  lesart.  —   16  ^  trent  Möbius  mit  recht  das 
lieh  unverständliche  Iqgspjötum,  —    17  ^  muss  mit  ü ,  wie  der  folgende  commeni 
zeigt,   rqduls  gelesen  werden.  —    28^  scheint  es  mir  wolgelungen,   dass  Möbr 
unna  fattd^  (=  dyr  falls  unna)   liest,   denn  weder  die  von   Egilsaon  im  1 
poet.  (sub  falr)y  noch  die  von  ihm  Sn.  E.  HE  s.  117   gegebene  erklftnmg,  welek^ 
auch  Jonsson  folgt,  kann  befriedigen.  —  32^  lässt  sich  kein  ähnliches  com; 
wie  svempreytir  (so  Reg.)  nachweisen ,  wol  aber  kommen  composita  mit  mm  51 
in  der  skaldik  vor.     (Auch  von  Snorri  im  Hättatal  gebraucht:    29^  aeimgÜäk, 
seimpverrir.)  —    35^  muss  es  nach  U:  hrannlaä  heissen  (NB:  hrawn  «■  nmn 
doch  fraglich ;  dazu  komt  noch ,  dass  sich  wol  schwerlich  eine  dem  rad  renm 
liehe  Wendung  finden  lässt.)  —    37^  wird  mit  recht  nach  WU  hqfktndr  gelesen. 
40'  richtig  hildi  {hialdr,  wie  Egilsson  nach  Reg.  liest,   steht  auf  ganx 
füssen :  ursprünglich  steht  im  cod.  hüdr,  erst  spätere  band  hat  ein  a  eingefttgt) 
44"  gibt  miklar,  44^  hagbdh  eine  bessere  Verbindung.  —  50'  muss  mit  WU 
er  gelesen  werden.  —  51  >  ist  fulUedjask  mit  dem  acc.  (htMgr)  zu  constraieron, 
auch  fylla  und  fyllask  in  gleicher  bedeutung  nur  den  acc.  regieren.  —    71^ 
AM.  nach  R:   snedir  (von  8nydja?)y   aber  der  zvrischen  n  und  d  stehende 
Stabe  ist  nicht  da  und  ist  wol  schon  längst  zerstört.    In  diesem  falle  scheint 
ein  sonst  nirgends  belegtes  wort  doch  bedenklich.     Das  von  Möbius  huSg^ 
sneiäir  findet  sich  auch  in  einer  strophe  dcrNjala  (I.  92^*).  —    73*  entspricht 
ritum  hvitum  und  dem  gUßsir  nur  das  dekkva,    nicht  aber  stekkva  wie  AM 
76 1  ist  mit  W  hordy  79  ^  ok  hlaskidum  zu  lesen.  —  80*  ist  durch  hinrafügmig 


ÜBER  HATTATAL  BD.  XÖBIU8  283 

^til*  oaeh  W  der  Ters  zu  einem  bedingten  yiersibler  erweitert  —  81*  das  grcßdi 
rerM  anfzafassen  («  gradda)  und  dem  fluttn  zu  coordinieren ,  ist  doch  wol  alzu 
ktklin.  Yergebens  suchte  ich  nach  einem  ähnlichen  beispiel,  weder  Sn.E.  III  s.  131 
nooh  I.  699  anm.  6  findet  sich  eins;  das  „non  sine  exemplo*^  der  lezteren  stelle 
kaon  nichts  nützen,  wenn  das  oxemplum  selbst  nicht  folgt,  of  (nach  um  des 
cod.  W)  passt  sehr  gut  in  den  Zusammenhang. 

AUein  nicht  nur  in  den  lesarten,  sondern  auch  in  der  auffassung  der  stro- 
plien  hat  entschieden  Möbius  gegenüber  Egilsson,  dem  wir  ja  das  licht,  welches 
hinter  die  skaldenstrophen  der  Edda  gebracht  worden  ist,  zum  grösten  teil  verdan- 
ken ,  das  richtigere  getroffen.  So  hat  Möbius  str.  14  verja  veldi  richtiger  zu  brandi 
grex«gen»  —  so  ist  es  36^  entschieden  besser,  fullsterk  zu  verk,  als  zu  herfqng  zu 
SGÜilagen.  —  Str.  52^ — *  ist  ja  ziemlich  schwierig  und  ich  glaube  auch  Möbius 
dentuDg  wird  noch  nicht  die  lozte  sein.  Gleich  wol  halte  ich  die  Verbindung  dar- 
rtMdhr-dBurum  ftir  gelungener,  als  Egilssons  (Sn.E.  III.  124:  Darrqä  =  BeUona!?) 
uid  Olafs  (Nord.  gl.  digtek.  s.  118)  Vereinigung  mit  sk^t  Auch  ist  hier  der  Ver- 
bindung sl^jqldyngs-nidr  gegenüber  dem  sar  nidr  entschieden  der  Vorzug  zu  geben. 
—  In  alzukühner  construction  zieht  Egilsson  58 ^-"^  hjahna  hyrja  zu  Jierjum  (oxer- 
ätibas  gladio  armatis);  viel  ansprechender  vorbindet  es  Möbius  mit  styrjar,  — 
tS^a— 4  igt  nur  nach  Egilsson  geradezu  dunkel,  Möbius  auffassung  {Yfigvi,  drifr 
«*  hUfa^hreggi,  hjqrr  velir  fjqr  (%)  brynju  il%)  ist  ebenso  klar  als  einfach.  —  78 
paast  ÜBi^  Iqg  viel  besser  zu  Umgarmr,  wie  andererseits  br$^r  Id  bosser  zu  ran- 
S^irmr,  —  95*—*  spricht  der  ausruf  mehr  an,  als  die  frage.  —    Auch  einige  con- 

• 

jectoren  sind  als  gelungen  zu  bezeichnen;  so  82^:  hers  Vier  (nach  Msk  203^^); 
^e  umstellong  Eru  peir  *peir  Vre;  das  oben  schon  erwähnte  ancidir  70^  u.  mehr. 

Schwerlich  wird  man  eine  stelle  finden ,  wo  wir  zu  Egilssons  erklämng  zurück- 
gelien  müssen.  Dies  zeigt  uns,  mit  welcher  umsieht  Möbius  seinen  tcxt  construiert 
h^t.  Einen  recht  kühnen  griff  hat  der  herausgeber  bei  den  Strophen  des  toglag 
{ßH — 70)  getan,  indem  er  den  ersten  vers  von  str.  68  mit  dem  achten  vers  von 
*tx>.  70  zu  einem  satz  vorbindet.  Um  den  reim  in  der  paonultima  zu  haben ,  grif- 
fen wol  die  bisherigen  herausgeber  des  Hattatal  zur  conjoctur  70'*  ungra  *wngr  zu 
lesen.  Allein  dies  ist  gegen  die  regeln  des  toglag,  denn  sowol  68^,  als  69*  ist 
^ex*  binnenreim  an  die  lezte  silbe  gebunden  und  es  ist  kein  gruud  da  von  der  les- 
der  handschriften  abzuweichen. 

Kann  die  subjective  kritik  irgendwo  frei  walten,  so  ist  es  bei  der  interpre- 
ion  der  skaldenstrophen.  Mau  wird  ja  zugeben  müssen,  dass  einige  von  den 
'^^Uen  in  Hattatal  sich  anders  fügen  lassen,  als  es  Möbius  getan,  allein  mit  solch 
^^^jectiven  darlegungen,  von  welchen  die  eine  ebensoviel  berochtigung  als  die 
**Ä^ere  hat,  ist  der  Wissenschaft  nicht  gedient.  Nur  einige  stellen  möchte  ich  her- 
^c> »-heben,  wo  mir  Möbius  lesart  angreifbar  scheint:  Str.  1'  schreiben  die  ausgaben, 
Aiiagehend  von  der  lesart  der  papierblätter  im  cod.  W.,  deren  lesarten  doch  keinen 
ff  ^Ossären  wert  als  den  einer  conjectur  haben:  gramr  h  gipt  at  fretnri  die  cods. 
*XJ  haben  of  gipt  . .  Femer:  1«  ungr  stilUr  sä  inüli;  für  das  starke  adj.  nach  sä 
S*i^  Hattatal  keinen  zweiten  beleg  und  Möbius  scheint  s.  90  selbst  daran  anstoss 
^^  nehmen.  Auch  das  jqfurr  sjdlfr,  gewissermassen  als  apposition  zu  ungr  sHüirt 
^*^  Verbindung  gipt  at  fremri  liaben  wenig  ansprechendes.  Ich  möchte  diese  halb- 
*^^^phe  deshalb,  mich  genau  an  die  handschriften  haltend,  folgendermassen  lesen: 
^«i^  raOr  aJU,  ok  Elfar  ||  wngr,  stiUir  sä  miUi  ||  gramr,  of  gipt  at  frefnri,  \\  gand- 
*'*^,  jqfurr,  landi  Q  d.  h.  ungr,  of  gipt  {of  instrument.  vgl.  Geisli  57 '  of  minni 
■■^^ytr)  at  fremri  (jung,  aber  durch  das  glück  desto  mächtiger)  jqfurr  raär  sjdlfr 


284  MOOK 

landi  müli  Gandmhr  ok  Elfar,  ad  gramr  stiRir  (verb.)  aU,  —  9*  mdehte  ich  mit 
U  apjot  lesen,  da  spjqr  (10^)  gleich  darauf  folgt.  Beides  gibt  gleich  gqten  sinn, 
doch  glaube  ich  dass  der  Schreiber  von  BW  das  spjqr  der  folgenden  seile  in  die 
vorhergehende  genonimon.  —  18 '^  möchte  ich  doch  das  UxUd  der  handBchrift  bei- 
behalten, der  folgende  commentar  verbietet  es  nicht,  da  derselbe  anoh  sonst  abwei- 
chungen  von  der  strophe  zeigt.  —  Auch  str.  28^  finde  ich  keinen  gmnd  das  ranM- 
batu/s  von  Rü  zu  verändern ;  dass  beide  consonanten  gleich  sind  (iHiiid  . .  seDdis)^ 
ist  ja  nicht  notwendig,  und  auch  str.  86"  schreibt  cod.  Beg,:  vannbaugskdäa,  (es 
wäre  untersuchungswert  in  welchen  föllen  nd  zu  nn  tibergeht.)  —  32^  ist  wol  mit 
U:  rdlr,  oder  wenn  man  an  dem  doppelreim  anstoss  nehmen  solte  mit  W  ßoür  m 
losen:  die  ormordung  des  Fall  erscheint  offenbar  als  meuchelmord  (FMS.  IX.  207), 
der  selbst  dem  könig  misfiel  und  ist  nicht  würdig  in  einem  lied  gepriesen  zu  wer- 
den, welches  dem  jarl  und  dem  könige  gilt.  —  54^  ist  mit  U  und  B  aldar  (gen, 
sg.)  vinr  zu  lesen.  —  54^  möchte  ich  nach  ü:  skjaldugi  ?ictld<Mk  lesen,  haldask 
unpersönlich,  skjaldu  aber  als  instrumentalen  dat.  auffassen.  —  55'  ist  wol  ent- 
schieden mit  WU:  gro'da  vorzuziehen.  —  3^  möchte  ich  brun  eher  als  adject  zvl 
borä  auffassen.  —  89'  schreibt  cod.  Beg.  h^s  er  (==  her 8  er;  vielleicht  ÄersisV?). 

Nach  besprechung  des  tcxtes  wendo  ich  mich  zu  dem ,  was  Möbins  noch  zum 
Verständnis  desselben  liefert.  Im  ersten  abschnitte  bespricht  der  herausgeber  die 
üborlicferung  des  Hättatal  und  rechtfertigt  das  von  ihm  dem  gedichte  gegebene 
gcwand.  Hier  vorweist  Möbius,  und  zwar  zum  ersten  mal,  auch  auf  die  sonst  ans 
dem  Uättatalkvaidi  überlieferten  Strophen,  welche  er  zur  construction  seines  textes 
gewissenhaft  bcnuzt  hat.  Erwünscht  wäre  es,  was  im  zweiten  hefte  nur  für  den 
commentar  geschehen,  wenn  auch  hier  Möbius  seine  Stellung  gegenüber  den  band- 
schriften  dargetan  hätte;  ich  glaube  sicher,  dass  er  von  der  im  zweiton  hefte  ver- 
teidigten nebeneinanderstellung  aller  drei  haodschriften  abgelenkt  worden  wäre, 
und  dass  auch  er  für  Huttatal,  was  für  Gylfaginning  und  Skäldskm.  feststeht,  die 
B  und  W  gemeinsame  vorläge  orkant  haben  würde.  Ich  gedenke  bei  besprechung 
dos  zweiton  heftcs  auf  diese  frage  zurückzukommen.  —  Dass  Möbius  im  ersten 
hefte  das  gedieht  von  dem  commentar  scheidet  —  was  er  s.  19  rechtfertigt  —  ist 
durchaus  corrcct.  Das  gedieht  ist  inhaltlich  ganz  gut  verständlich  und  ist  twei- 
felsohne  nicht  mit  dem  commentar  entstunden,  sondern  hat  diesen  erst  veranlasst. 
In  folge  dieses  umstandes  konte  auch  Möbius  das  lied  nach  den  von  Sievers  fftr  die 
Skaldondichtung  gefundenen  regeln  metrisch  umgestalten  und  brauchte  sieh  nicht 
streng  an  die  werte  des  common tars  zu  halten.  Was  die  orthographische  seite  des 
godichtes  betrift,  welche  Möbius  8.21 — 24  behandelt,  so  ist  diese  in  einigen  punk- 
ten vor  kurzem  von  Uo ffory  in  seiuor  rocension  (anz.  f.  deutsches  altert.  YXJL, 
8.  196  fgg.)  des  Werkes  angegriffen  worden.  Ich  muss  Hoff,  darin  volständig  recht 
geben,  dass  in  der  skaldik  sowol  geminata  mit  geminata,  als  ein  teil  derselben 
mit  einfachem  consonant  reimen  darf  (s.  199).  Jeder  dichter  zeigt  dies  und  Hoffoiys 
beispielo  Hessen  sich  noch  durch  zahlreiche  andere,  namentlich  auch  aus  Hättatal, 
vermehren.  Nicht  unterschreiben  dagegen  kann  ich  Hofforys  rettung  des  es  fUr 
Hättatal.  Eine  reihe  von  formalen  Umgestaltungen  der  isländischen  spräche,  welche 
fast  alle  aus  Norwegen  herüber  kamen ,  wurden  anfang  des  13.  Jahrhunderts  granz 
algomcin.  Und  warum  selten  sie  dann  auch  nicht  im  drottkvstt  aufnähme  gefun- 
den haben?  Was  aber  berechtigt  uns  weiter  zu  der  annähme,  dass  Snorri  im 
runhont  sich  anderer  formen  als  im  drottkvsBtt  bedient  habe,  da  sich  doch  sonst 
die  runhentstr.  in  behandlung  der  formen  nicht  von  der  drottkvsttstr.  unter- 
scheidet?   Für  das  runhent  aber  steht  die  form  es  fest    (82<»/«,  87^/«),   wihrend 


Ober  hattatal  kd.  mObiüs  285 

die  fonn  et  (58^)  nicht  unbedingt  gefordert  werden  mnss.  Gislason  (Aarbg.  1869 
s.  147),  auf  dessen  aatoritftt  die  Terändemng  des  handBchriftlichen  er  in  es 
bernlit,  basiert  auf  der  bemerknng  des  commentars  des  Bragahättr's:  en  missir 
fets  i^rds  ens  fyrray  er  gern  sJcyldi  skothending.  Allein  einerseits  macht  es  bei 
itrophe  58  gans  den  eindrack,  als  habe  Snorri  die  gemination  im  reime  angestrebt 
(1—8:  Ayijar  Aeijum  8tjt\ar;  3-4:  6gnar  egntr  togni«;  5  —  6:  pnudt«  ^ndar 
fmiar;  7 — 8:  «li/aldar  akjläisk  paldr),  andererseits  finden  wir  aber  auch',  wenn 
wir  die  lioeni  „ein  consonant  genügt  zum  reime**  anerkennen,  im  Egilshattr  (56^: 
kmr  ali  blödi  hjrsta)  und  im  Torf-EinarshäUr  (55^:  ßd's  ßlks  jadarr  foldir) 
ebenfids  den  reim,  obgleich  auch  bei  diesen  hsBttir  der  commentar  betont:  hir  er 
I  /yrsto  ok  frißja  visuardi  hdttalausa.  Und  selbst  in  dem  hättr  er  kallat  er  hott- 
IcMsa  (67)  haben  wir  v.  7  die  skothont.  niar  orpit.  Ich  halte  es  daher  noch  nicht 
flbr  bewiesen,  dass  Snorri  in  den  drottkvsBttstr.  überhaupt,  geschweige  denn  aus- 
Mhlieaslick  es  gebraucht  habe. 

8.  21  reditfertigt  Möbins  sein  verfahren ,  dass  er  f&r  das  medium  regelmässig 
^  form  sk  eingeführt  habe.  Man  wird  dies  nur  billigen  müssen ,  denn  in  allen  hss. 
US  dem  anfange  des  13.  jahrh.  ist  sk  oder  sc  fast  das  allein  herschondo  (so  im 
igrip  AM.  325  in  den  cds.  AM.  623.  645.  686) ;  erst  später  drang  unter  norwe- 
giMhem  cinflnsse  z  ein,  welches  der  norw.  Skuggsjä  (auch  aus  dem  anfange  des 
13.  jahrh.)  schon  ziemlich  überwiegend  hat.  Dieses  muste  in  Norwegen  bald  dem 
<t  nad  Ml  woichon,  welches  in  den  (norw.)  Urkunden  nach  1250  fast  das  allein 
Itvachende  iat.  Auf  Island  hat  sich  während  des  ganzen  13.  Jahrhunderts  und 
noch  länger  g  gehalten  und  nur  nach  den  liquiden  l,  r  und  n  hat  sich,  und  zwar 
Ofiinlieh  zeitig,  st  eingestelt^  (So  schreiben  alle  cods.  der  Sn.E.  Hattatal53': 
f^nsf  —  das  einzige  st  in  ganz  Hattatal!  — ;  ebenso  bedienen  sie  sich  regelmässig 
der  form  berst.  Vgl.  auch  Gering,  Finubogasaga  s.  XV.)  -  S.  22"  sind  die  abwei- 
chiiiig«n  des  Beg. :  scewul  und  fremd  zu  streichen ,  beidemal  hat  die  hs.  <t,  nicht  d. 
8.24m  ist  einzufügen:  ausser  94*  „und  68*"  R.,  denn  auch  hier  hat  der  Bog.  die 
<^btr  falsche  form  fyr. 

Im  folgenden  abschnitte  spricht  Möbins  über  den  Verfasser  des  Hattatalkvsedi : 

^Qttere  gründe  (die  werte  im  cod.  Ups.  und  die  hinweise  von  Snorrls  neffen  Sturla 

ood  Olafr)  sowol  als  innere  (behcrschuog  der  spräche  und  metrische d  form ,  kont- 

'>*>e  der  mjthen  und  sagen;  machen  es   zur  tatsache,   flass  der  berühmte  Snorri 

Sturluson  der  Verfasser  des  gediehtes  ist :  wie  in  der  Heimskringla  und  den  übrigen 

^en  der  Edda  als  meister  der  prosa,    so  zeigt  er  sieh   hier  als  herr  der  gebun- 

d<}Qeii  rede.    Recht  dankenswert  ist  es,  dass  uns  Möbius  hier  alle  Strophen  und 

'^phenteile,  welche  unter  Snorris  namcn  überliefert  sind,  vorfuhrt:   samlung  und 

^tiache  behandlung  aller  unter   eines  dichters  namen  überlieferten   strophen  ist 

*<>1  die  einzige  art  und  weise,   welche   uns  zum  rechten  Verständnis  der  einzelnen 

'f^den  und  der  ganzen  skaldik  fährt.  —    Nächst  dem  Verfasser  bespricht  Möbius 

^  ^bfaBsnngtzoit:  mit  Gislason  und  Storm  erklärt  er  sich  dafür,  dass  das  gedieht 

^^ — 23  verfaaat  sei.    Vielleicht  wäre  hier  noch  Mimchs  (Det  nurd.  fulks  bist.  III. 

"■  ^043)  uiaicht  zu  erwähnen ,  welcher  des  gedachtes  entsteh ung  an  Häkons  verhei- 

'''^^^^  (1225)  anknüpfen  möchte.    Auch  ich  kann  die  entstehung  des  liedes  nur  in 

1)  Zm  dieser  dariegong  der  entwickluDg  der  medialen  endang  veranlasite  mich 
^itf  bemerkung  t.21:  die  mediale  form  eiulet  in  Uättatal  in  27  fällen  auf  s  retp.  ft. 
*^^   dieeor  bemerknng   könte  man  annehmen,    alt  wechselten   um   1220   s  and  ft  anf 
^^*^  gna  beliebig.    Ilies  ist  entschieden  nicht  der  fSiüL 


286  MOOK 

dio  jähre  1222  —  23  setzen:  die  nichterwähnnng  des  grossen  siegs  Skülis  über  die 
Eibbnnger  im  jähre  1223  hat  für  mich  stets  den  aasschlag  gegeben. 

Ein  neuer  abschnitt  bespricht  den  encomiastischen  Inhalt  und  die  einteilnng 
des  gedichtes.  Die  sy metrische  gliederung  dos  dritten  gedichtes  (str.  68 — 95),  die 
Zusammengehörigkeit  der  einleitenden  resp.  schllesscnden  Strophen  der  beiden  teile 
desselben ,  ist  von  Möbius  zuerst  orkant  und  klar  gelegt  worden.  —  Von  den  histo- 
rischen momenten,  welche  das  gedieht  enthalten  soll,  ist  wol  der  in  atrophe  32 
erwähnte  fall  PälPs  drottsetti  im  hinblick  auf  die  Überlieferung  (nur  im  Reg.  TgL 
s.  234)  zu  streichen.  —  Snorris  Hattatal  ist  nicht  nur  ein  encomium ,  sondern  bat 
auch  didactischen  zweck:  es  soll  uns  dio  verschiedenen  hsttir  der  altnord.  poesie, 
wenn  auch  z.  t.  solche,  die  nur  in  der  theorie  existiert  zu  haben  scheinen,  tot- 
f Uhren.  An  96  baettir  exemplißciert  der  Verfasser  die  skaldische  knnst,  doch  ist 
hin  und  wider  von  der  einfachen  und  notwendigen  aufeinanderfolge  abgewichen. 
Denn  woun  unter  den  metrischen  haQttir  plötzlich  wider  zwei  rhetorische  (str.  d9 
und  40)  auftreten,  wenn  das  8t<EÜ  durch  einzelne  strophen  (15.  16.  24)  wie  durch 
das  ganze  refhvqrf  (17 — 23)  zerrissen  wird,  wenn  die  metrischen  hsettir  bald  in 
bezug  auf  silbenreim,  bald  in  bozug  auf  silbonzahl  ziemlich  gemischt  durch  einan- 
der gehen,  wenn  sich  endlich  von  der  grossen  menge  der  metrischen  hffittir  (38 — 
67  excl.  39.  40)  nur  wenige  —  und  diese  nicht  einmal  immer  unmittelbar  anf  ein- 
ander  folgend  —  unter  einheitlichem  gesichtspunkt  zusammenfassen  lassen ,  so  kann 
der  plan  des  ganzen  gedichtes  nicht  gut  nach  einem  streng  vorgezeichneten  Schema 
ausgeführt  sein.  In  seinen  hauptzügon  zwar  entworfen,  muste  doch  im  einzelnen 
bald  hier  bald  da  etwas  ausgebessert  werden.  ^  Gleichwol  kann  auch  ich  den  didac- 
tischen zweck  des  gedichtes  nicht  leugnen  und  dass  derselbe  bereits  von  den  Zeit- 
genossen erkant  worden  ist ,  dafür  spricht  —  möglicherweise  gar  durch  Snorri  selbst 
veranlasst  —  schon  der  uame,  welchen  das  lied  im  cod.  ü  hat:  „Hattatal,*  nur 
auf  das  gedieht  gehend,  bezeichnet  einzig  und  allein  den  didactischen  tweck  des- 
selben. Es  wäre  daher  wol  besser  gewesen,  nicht  HattatakvsBdi  und  Hattatal  (?) 
zu  trennen ,  sondern  dem  liede  allein  den  ihm  gebührenden  namen  Hattatal  zu  las- 
sen.* Denn  wenn  im  cod.  U.  steht  hattatal  er  snorri  sturlo  son  orH  ffm  hakon 
konvng  ok  skula  hertoga,  so  zeigt  dies  doch ,  dass  daninter  nur  das  lied  zu  versto- 
hon  ist  und  nicht  zugleich  auch  der  commentar. 

Zum  schluss  sei  noch  oine  kleine  anzahl  von  druckfehlem  angeführt,  welche 
ich  mir  notierte:  s.  59"  1.  (96);  75»  1.  ä  (♦*);  75"  1.  gyldis;  75«*  1.  of  (*ii/); 
768"  1.  firrisk;  82»  streiche  lands]  84"  1.  mildara  mann;  96B"  und  lOlB" 
—  fJQ^  (vgl.  8.  22  «•  »«). 

1)  Ich  mäste  diese  einwürfe  geltend  machen,  um  Möbius  worte  60«  yydie  plan- 
mÜBsige  folge  und  übersichtliche  anordnung  ihrer  baupt-  und  Unterarten'*  etwas  tu 
modiftüioreii ,  wie  ja  Möbius  selbst  s.  65/66  diese  fohler  in  der  systematischen  reihen- 
folge  offen  darlegt.  In  den  anra.  s.  60  nämlich  hat  es  den  anschein,  als  weite  Molnni 
den  hdttalyklar  des  Rggnvald  und  des  Lopt  den  didactischen  zweck  abspreohes.  So 
ungünstig  es  auch  hier  mit  der  Überlieferung  steht,  so  wird  man  doch  auch  dietea  bei- 
den gedichten  didactischen  zweck  nicht  absprechen  können.  Ich  glaube  sogar,  dass 
der  hättalykili  des  BQgnvald  dem  Snorri  zu  seinem  Hattatal  die  Veranlassung  gege- 
ben hat. 

2)  Dass  ich  das  gedieht  trotzdem  widerholt  mit  H&ttatalkvnOi  beseiclmet  habt, 
habe  ich  nur  in  anlehnung  an  Möbius  bezeiohnung  g^tan. 


ÜBEB  hIttatal  BD.  xöBros  237 

n.    Gedicht  und   commentar. 

Das  gedieht  Snorris,  welches  in  diesem  heftchon   im  verein  mit  dem  com- 

mttutare  uns  noeh  einmal  vorliegt,  uDterscheidet  sich  von  dem  gedieht  des  ersten 

Wlohens  in  zwei  punkten:  1)  in  str.  8  findet  sich  in  heft  I  ts.    1.  3.  5  {spyr% 

f9f%  ßö^t)  brofformäl,   in  v.  7  of,   wo  heft  U  spyr  ek,  ßar  er,  ßö  at,  yfir  hat. 

IHflse  ftndenmg  ist  bedingt  durch  die  annähme ,  dass  der  schreibor  dos  commentars 

mslr. 8  ein  anderer  gewesen  sei,   als  Snorri;  denn  der  commentar  sagt:   h6r  er 

*  fynta  oh  ßrüfja  visuar^  niu  samstqfar.     Im  commentar  znm   Hattatal,   das 

ist  das  resnltat,   zu  welchem  Möbias  in  seiner  nntersnchang  über   den  Yorfasscr 

(a.81fgg.)  komt,   lassen  sich  zwei  arbeiten  nnterscbeiden ,    doren  eino  offenbar  die 

Saoirii  ist    Snorri  hat  einen  anderen  damit  beauftragt,  sein  werk  in  der  ans  vor- 

li^goiden  form  za  oommentieren ,  in  dem  er  selber  während  der  arbeit  oder  nach 

^lueUiiss  derselben  dasjenige  hinzuf&gt,  was  wir  oben  als  eigentümliche  zutat  dos 

Sbqr!  eikennen  za  müssen  glaubten.    Wir  müssen  Möbius  entschieden  recht  geben, 

der  commentar,  wie  er  uns  vorliegt,  unmöglich  von  Snorri  selbst  sein  kann. 

allem,   was  Snorri  geschrieben,   fölt  uns  sofort  das  ihm  eigentümliche  in  die 

^Qgoi;  klarheit  der  spräche,   kürze  im  ausdruck,   streng  logische  aufeinanderfolge 

einzelnen  teile,   feste  gruppierung  des   stoffes  charakterisieren  seine  Schriften. 

wie  oft  Termissen  wir  dies  im  commentar  zum  Hdttatal!    Bald  ohne  erken- 

^ana  plan  aneinander  gereihte   bemerkungen,   bald  notizon ,   welche  absolut  mit 

^«r  etrophe,  welche  commentiert  werden   soll,  nicht  vereinbar  sind,   machen   uns 

^CB  commentar  zu  einem  der  schwierigsten  litteraturdenkmäler  der  altnord.  prosa. 

DiN  man  noch  nicht  erkant,   dass  der  vorliegende  commentar  unmöglich  Snorris 

B^bttt  sein  könne ,^  zeigt  uns,  wie  wenig  man  sich  bisher  mit  diesem  für  die  metrik 

^^  so  wichtigen  litteraturdenkmal  beschäftigt  hat.  —    Muss  ich  Möbius  ansieht 

^Imt  die  zweifache   arbeit  im   commentar  beipflichten,    so  kann    ich  doch   nicht 

die  mffassnng  Möbius  von  der  art  und  weise  der  bearbeitung  teilen.    Seite  Snorri, 

^^am  er  die  lezte  feile  an  den  commentar  gelegt  hat,    es  durchgelassen  haben, 

^aM  in  der  Ton  ihm  sicher  selbst  projectiorten  arbeit  solche  Verstösse,   solche  wir- 

x^  Ibrtezistierten,   wie  sie  Möbius  n.  s.  40  fgg.  anführt?    Seite  Snorri  nicht  auch 

üi  den  späteren  partieen  hier  und  da  ausführliche  erörterungen  angebracht  haben, 

^0  sie  nicht  nnr  für  uns ,  sondern  sicher  auch  für  seine  Zeitgenossen ,   wie  ja  der 

^■Qiunentar  beweist,  notwendig  gewesen  wären ,  oder  wenigstens  den  boarbeiter  soi- 

^«i  Werkes  zn  denselben  angewiesen  haben?    Die  loztere  er  wägung  fährt  mich  aber 

SU  einer  anderen  ansieht  über  die  art  der  entstehung.    Das  Snorri  charakteristische 

(riietorisehe   frage,    klare    auseinanderlegung  der  beispielo)    findet    sich   nämlich 

^M  ausschliesslich  im  ersten  teile  des  Hattatal.    Ich   glaube  daher,   dass  Suorri 

*^>ent  den  eingang  und  anüsng  des  commentars  geschrieben  hat ;   hier  und  da  liat 

^  Mch  in  den  späteren  partieen  namen  des  hattr  oder  kurze  notizen  über  denscl- 

"tt  entworfen;   die  abschliessende  band  jedoch  hat  erst  einer  seiner  nachfolger  an 

^  ganze  gelegt,  ein  mann,    der  entschieden   an  kentnis  der  metrischen  cigcn- 

*^dikeiten  Snorri  weit  hinten  ansteht.     Und  so  finden   wir  auch  im  Hattatal 

^  zweite    hand,    welche    sich   über    Snorris    Gylfag. ,    über    seine    Skaldskpmal 

f^Q^aoht  hat:   sie  hat  bald  eingeschoben,   bald,  wie  es  scheint,  Snorris  bemerkun- 

^  weggelassen  und  an  stelle  derselben  ihre  subjectiven,  aber  objectiv  entschieden 

^'tbeB  «Dsicbten  hineingebracht,   das  ganze  aber  zu  einem,   wenn  auch  hier  und 

1)  Rasks  (Bdda  s.  6)  und  Bosselets  (in  Ersch  und  Qmber ,  nachtrag  s.  I.  s.  283) 
^'^i^xaide  gründe  scheinen  mir  nichts  zu  beweisen. 


238  Moex 

da  recht  lückenhaften  ahschlnss  gebracht  und  so  ist  der  nns  überliefe^ 
commentar  zum  Hättatal  ein  zuweilen  ziemlich  klägliches  epijf^ 
nenwerk  der  Snorrischen  schule.  Bei  dieser  anffassung  erkenne  ich  8l& 
volstandig  die  berechtigung  an ,  das  gedieht  nach  den  von  Sievers  gcfnnd^^ 
regeln  zn  edieren ,  selbst  wenn  dann  die  strophe  mit  dem  commentar  in  widerspmc 
geraten  solte.  und  somit  kann  ich  die  abweichung  Hättatal  I.  str.  8  von  HatU 
tal  U.  8  nor  billigen ,  möchte  jedoch  in  I.  8*  im  hinblick  auf  die  dorchgehenc 
achtsilbigkeit  der  ungeraden   verse  fynr  mit  den  hss.  beibehalten. 

Der  zweite  punkt,  wo  Hättatal  I  sich  vom  gedieht  Hättatal  11  nnterscheidc 
liegt  in  der  verschiedenen  Stellung  der  beiden  alhcnt- Strophen  Während  nämlü 
in  Hättatal  I  mit  den  cods.  UR  die  alhentstrophe  nach  der  minni  alhenda  (43.  4 
steht,  folgt  Möbius  in  Hättatal  11  dem  cod.  W  und  stelt  die  minni  alhenda  d 
füll  alhenda  nach  (44.  43):  er  motiviert  diesen  anschluss  an  W  ü.  s.  75  fg 
Möchte  ich  nun  anch  auf  die  anknüpfung  {Nu  er  alhent)^  die  nur  in  B  Qberliefc 
ist,   kein  so  grosses  gevricht  legen,    so  müssen  doch,   was  Möbius  nicht  betoi 

die  Worte  19  ®  an  ef  heimi  er  akötü  i  fulla  alhenda  wd für  die  berec! 

tigung  der  Umstellung  in  W  sprechen:  das  fulla  alhendu  wird  uns  erst  klar,  wei 
die  füll  alhenda  bereits  vorher  exeiuplificiert  ist.  —  Bei  dieser  stelle  nirot  Möbi 
sachlich  (s.  76  ")  anstoss ;  er  hält  die  stelle  für  verderbt.  Ich  übersetze  sie  folge 
dermassen  und  glaube  ,  dass  sie  so  guten  sinn  gibt:  aber  wenn  sie  (bin  min 
alhenda)  verschmolzen  ist  mit  der  füll  alhenda,  so  dass  sich  daselbst  (nämlich 
der  füll  alhenda,  —  so  ist  ßar  aufzufassen  — )  skothendur  teilweise  (d.  h.  eü 
skothending  und  eine  adalhending)  oder  volstandig  (2  skothend.)  im  verse  (d.  h. 
dem  verse,  welcher  eigentlich  adalhending  vorlangt,  v,  1.  3.  5.  7)  zeigen,  so  i 
das  nicht  richtig. 

Ich  wende  mich  zu  Möbius  auffassung  des  handschriftenverhältnisses  d 
commentars  und  zu  der  erörterung  über  den  archetypus  desselben  (II.  8.49 — 81 
Möbius  komt  (s.  78)  zu  dem  rosultate ,  dass  „alle  drei  membranen  sich  gemeinst 
dem  archetypus  unterordnen ;  dass  von  den  drei  hss.  R  einen  im  ganzen  nur  wen 
fehlerhaften  text ,  vielmehr  ebenso  sorgfältigen  und  volständigen  darbietet »  als  ü  oi 
W  einen  durch  allerlei  fahrlässigkeit  und  fehler  derartig  lückenhaften  und  verdenk 
ton,  dass  ÜW  häufig  ganz  unlesbar  und  ohne  hilfe  von  R  geradezu  unver8tändli< 
sein  würden;  dass  dagegen  R  in  dem  streben  nach  deutlichkeit  und  lesbariLC 
nicht  selten  mehrt  und  erweitert,  dass  W  zwar  gleichfals  die  vorläge  ändert,  di* 
aber  in  einer  weise,  dass  einige  seiner  sachkundigen  änderungen  nicht  sowol  a 
Interpolationen ,  denn  als  emendationen  gelten  dürfen ,  dass  endlich  ü  —  abgeselu 
von  mancherlei  schreibfehlem  —  in  dem,  was  es  weder  aus  ilüchtigkeit  ftbergd 
noch  absichtlich  durch  zusammeuziehung  kürzt  (?) ,  den  archetypus  in  relativ  acht 
und  unverfälschter  gestalt  widergibt. '^  Während  ich  im  ganzen  die  drei  lest< 
Sätze  über  die  einzelnen  hss.  —  nur  möchte  ich  in  R  nicht  den  Schreiber  des  ui 
erhaltenen  cod.,  sondern  den  seiner  vorläge  erblicken,  und  ü  nicht  absidiÜid 
kürzung  zuschreiben  —  beistimmen  muss,  kann  ich  gegen  den  ersten  teil  des  resn 
tates  meine  bedenken  nicht  unterdrücken.  Zunächst  kann  ich  mich  mit  der  be 
Ordnung  aller  drei  hss.  nicht  einverstanden  erklären.  Wie  es  für  Gylfiig.  festste! 
(s.  meine  Untersuchungen  in  den  beitr.  band  VI.  s.  499  fgg.),  dass  B  and  W  m 
eine  gemeinsame  quelle  zurückgehen,  wie  das  for-  und  eptirmäli  in  beiden  ha 
gleich  interpoliert  vorliegt,  wie  die  Umstellung  von  pörs  kämpf  mit  Hrdngnir  oi 
seine  fahrt  zu  GeirrQdar  gard,  die  Vereinigung  der  kenningar  dos  goldes  und  d 
damit  verbundenen  erzählungen,  überhaupt  die  ganz  andere  anordnong  derselbe 


ÜBBB  HiTTATAL  BD.  XÖBIÜ8  289 

S^S^^t&ber  der  ftnordnnng  in  ü  nns  zwingen,   eine  bearbeitung  der  qnollo  von  ü, 

*^  irelche  B  nnd  W  zurückgeben,  anznnebmen,   so  ist  es  an  und  für  sieb  böcbst 

^^^^^TBeheinliob ,    dass  anch  Hättatal  dieser  bearbeitung   unterworfen   gewesen  ist. 

^^^A8  nstürlieh  hier  die  nmgostaltung  nicbt  eine  so  bedeutende  sein  konte^   wie  in 

^yUiginning  oder  Skäldskm. ,  ist  sclbstverständlicb :  durch  das  gedieht  selbst  waren 

dem  bearbeiter  grenzen  gosezt;   die  Schwierigkeit  des  tbcmas  legte  seinem  streben 

BAeh  omgestaltong  die  zügcl  an.    An  einer  reibe  von  beispiolen  —  hier  und  da 

^^rde  ich,  wie  ich  frfiher  schon  angedeutet,  auch  auf  stellen  des  gedicbtes  mit  zu 

sprechen  kommen  —  gedenke  ich  auch  für  Huttatal  jenes  nachzuweisen»    welches 

Bich  mir  für  Gylfag.  ergab,  welches  Sijmons  (diese  ztscbr,  XII.  s.  102)  und  Edzardi 

(Grerm.  JÜLIY.  s.  356)  auch  für  Skäldskm.  annehmen.    Zunächst  muss  ich  auch  hier 

Toranaschicken,   dass  jener  fahrlässige  schreibor  von  U,   der  hier  und  da  die  ihm 

bui^^eilige   arbeit  durch   zeichnen   von  carricaturen ,  die  der  cod.   noch   enthält, 

uiterbrochen  hat,  wol  schwerlich  irgend  eine  emendation  zu  stände  gebracht  hat; 

waa  sich  gutes  in  U  findet,  gehört  lediglich  seiner  vorläge  an.    Doch  mögen   die 

stelleD  selbst  sprechen:   Möbius  II.  1^^  muss  es  nach  U  hcisscn:   en  hljod  greinir 

(so  auch  Möbius  im  nach  wort);   RW  haben:   en  hljoäsgrein  er  ßat —    5^  ~  ^ 

lukben  WB:  en  ef  sverd  er  ormr  kalladr.    Abgesehen  von  der  Stellung,  könto  das 

höchstens  heissen:   schwort  heisst  die  schlänge.    Das  ist  outschieden  falsch,   es  ist 

mit  U  SU  lesen:  sveräU  er  ormr  kaJlat,  —     10«  haben  WR  die  nur  poetische  con- 

struction:  hatar  Jwdrt  qäru;  U  hat  die  richtige  prosaische:  hatar  hvart  annat  (vgl. 

C^-  Tigf.  Diction  s.  h%ta  und  Lund,  Ondfi.  s.  74.)  —  11>  R:  ßetta  heüa  en  niestu  rcfTwqrf; 

W:  fessi  eru  hin  mestu  refhvqrf.    Der  satz  fehlt  in  U;   ich  halte  ihn  entschieden 

fb  späteren  zusatz.    Wie  die  initiale  p  (des  folgenden  pessi)  zeigt,   hat,  wie  auch 

HSbms  getan,   diese  bemerkung  zum  vorhergehenden   gehört.    Wie  ist  aber  dann 

^e  bemerkung  zu  str.  18  (11  ^) :   oh  eru  pvi  kqlluä  en  tnestu  damit  in  einklang  zu 

bringen?    Den  Widerspruch  sah  schon  der  schreibor  von  W  ein  und  liess  deshalb 

^•a  zweite  mal  (11»)  die  bemerkung  weg.  —    11*"  WR:  of  her;  U  nur  her,    Loz- 

^cres  ist  wol  im  hinblick  auf  die  gemeinsame  Icsart  aller  hss.  in  der  vorhergehenden 

*^ophe  {laiid)  das  richtige;  of  ist  erst  durch  den  commentar  vonRWin  die  strophc 

gekommen.  —    Str.  38  steht  in  U  allein  an  richtiger  stelle.    Sie  ist  vom  schrei- 

^  von  X  (d.  h.  dem  der  R  und  W  gemeinsamen  vorläge)    übergangen  und  erst 

i^^träglioh  am  rande  hinzugefügt  worden.    Hieraus  erklärt  sich  die  verschieden- 

^i  der  Stellung  in  W  und  R.  —  Femer:  str.  17«  ist,  wie  auch  Möbius  in  den  text 

iofgenommen,  mit  ü:  rqäuls  zu  lesen;    RW  haben  fälschlich  rqdul,  —    20^  gibt 

Qür  die  lesart  in  ü:   fyrir  stdli  besseren  sinn,   als  at  sidli  (vgl.  auch  Sn.E.  II. 

370*i).  —     33»  ist  mit  ü  besser  hondmenn  (zweisilbig  gegenüber  dem  dreisilbigen 

(«oiiclmeim  von  WR)  zu  lesen.   —     Auch  gemeinsame  fehler  wie  61'   fdr  *fellr 

^  dgl.  bekunden  die  gemeinsame  vorläge  von  WR.  —   Die  stellen  mögen  genügen, 

^  auch  für  Hättatal  die  nahe  verwantschaft  von  W  und  R  nachzuweisen. 

Dass  W  und  U  so  oft  zusammengehen,  zeigt  uns  widerum,  wie  eng  sich 
^de  hss.  an  ihre  vorläge  anschliessen.  Nur  wo  der  Schreiber  von  W  den  wirk- 
lichen fehler  zu  bessern  Mruste,  ging  er  zur  emendation  über,  ßeide  vereint  geben 
1UI8  aber  immer  den  archetypus,  während  R  (R^)  oft  wilkürlich  mit  seiner  vorläge 
▼erfahren  ist.  Daher  ist  die  auffassung  von  R,  wie  sie  Möbius  s.  78  („gegenüber 
der  einitimmigkeit  von  ÜW  —  ergaben  sich  in  den  meisten  fällen  die  lesarten  von 
^  aIb  wükttrliche  änderungen  und  mehrungcu'*)  die  einzig  wahre;  ich  kann  des- 
^>^  auch  für  Hättatal  R  nicht  so  hoch  anschlagen,  wie  ihn  Möbius  (s.  57)  zu 
'^«(itsen  scheint.     Dass  auch  R  nicht   ganz   so   fehlerfrei  ist,   wie  es  s.  60  den 


240  MOOK 

anscheiü  haben  konte,  möge  eine  anzahl  fehler,  welche  die  handschrift  nach  meiner 
abschrift  ausser  den  dort  angeführen  im  commentar  aufweist,  beweisen:  8'^  liest 
E:  hifM  {*hinu),  9"  visu  helmigi  {*hdmingi);  10"  viafn  {*MJafnt);  10"  /rt/ir 
(*Firair);  11"  ok  (♦♦');  12»*  refkvor  (*refhvqrf);  20*  ty  var  {*ty8var);  20"  «<«p« 
teki  ok  tekin  {*8t^ft  ok  tdcin) ;  21  *  st^ft  (*8t^fär) ;  22  »*>  «wa  {:;'enu) ;  23*  f>erk  (^verlca) ; 
23"  helming  {*heltningi);  25'  hrynhend  {*hrynhenda);  25**  fyrstv  (*fyrsta);  26" 
annan,  nämlich  aifä,  {*amuU);  21^^  vüdorßi  {^wsuordi);  28*  und  *'  sind  noAart 
und  siüfhent  verstelt.  Ferner  möchte  ich  auf  die  öfters  falsche  accentuatioD  Ton 
rwnhenda  hinweisen  (vgl.  Gislason  in  den  Aarb.  1875,  s.  107  fgg.) 

Weiter  nimt  Möbius  einige  stellen  in  schütz ,  welche  sich  nur  in  B  finden ; 
es  sind  dies  die  bemerkungon  über  das  bragarmal  mit  porarins  versen  (6*^— '^ 
und  die  angäbe,  dass  porvald  die  Sigurdarsage  besungen  habe.  Von  meiner  auf- 
fassung  des  handschriftenverhältnisses  kann  ich  auch  hierin  Möbius  nicht  beistim- 
men. Wenn  Möbius  selbst  zu  widerholten  malen  betont,  dass  B  im  streben  nach 
deutlichkeit  nicht  selten  erweitere  (s.  57.  78),  so  liegt  es  doch  a  priori  nahe,  dasa 
er  auch  hier ,  wo  die  anderen  hss.  die  stelle  nicht  haben ,  erweitert  habe.  In  bezog 
auf  die  bemorkungcn  über  das  bragarmal  kann  ich  keine  gründe  vorbringen  j  welche 
für  oder  gegen  B  sprechen  könton,  wol  aber  ist  die  bemerkung  über  porvalds 
gedieht  über  die  Sigurdarsage  verdacht  erregend.  Ich  halte  sie  aus  zwei  grfinden 
f&r  nicht  ursprünglich.  Wir  haben  hier  eine  stelle,  deren  ursprünglichkeit  unan- 
tastbar ist,  d.  h.  wir  haben  keinen  grund,  sie  dem  Snorri  abzusprechen.  Nach  die- 
ser stelle  muss  aber  der  Verfasser  das  Signrdarkvaodi  gekaut  haben.  Nun  zeigt  aber 
ganz  Skaldskm. ,  wo  doch  Snorri  seine  kentnisse  der  Skaldendichtung  niederlegt, 
keine  einzige  strophe  porvalds.  Hierzu  gesolt  sich  noch  ein  zweiter  positiver  gnind. 
Die  episode,  welche  die  Sigurdarsage  in  Skaldskm.  behandelt,  ist  bekantlich  nur 
der  fassung  B  (B*)  eigen,  d.  h.  der  vorläge  von  B,  auf  welche  der  uns  erhaltene 
Beg.  und  das  fragment  AM.  Ie/9  zurückgehen.  Der  Schreiber  dieser  hs.  scheint  gani 
besonders  auf  jenen  teil  der  heldensago  sein  augenmerk  gerichtet  zu  haben.  Die 
episode  selbst  weicht  in  verschiedenen  punkten  von  anderen  werken  ab,  welche  die 
sage  ebenfals  behandeln.  (Vgl.  darüber  Edzardi  in  der  Germ.  a.  a.  o.  und  Symons 
in  dieser  ztschr.  a.  a.  o.)  Dieses  zusammentreffen  legt  es  nun  sehr  nahe ,  dasa  der 
bearbeiter  von  B »  das  gedieht  ven  porvald  gokant  und  benuzt  habe.  ~  Wir  haben 
also  hierin  eine  uns  leider  verloren  gegangene  quelle  unserer  holdensage  aiu  dem 
onde  des  10.  Jahrhunderts. » 

Ober  die  hattauQfn,  bei  welchen  Möbius  (s.  62 — 64)  ebenfals  auf  seite  des 
cod.  Beg.  steht,  gedenke  ich  später  eine  besondere  Untersuchung  mit  hülfe  der 
anderen  hattalyklar  anzustellen.  Hier  nur  möchte  ich  darauf  hinweisen ,  dass  allen 
drei  hss.  der  freie  räum  vor  der  strophe  charakteristisch  ist,  doch  so,  dass  er  sich 
in  W  fast  durchgehends  findet,  in  ü  dagegen  im  ersten  teil  seltner  (er  findet  dch 
vor  Str.  29 »33.  36.  39—41.  45.  46.  48  —  53.  55);  in  B  ebenfals  überall,  doch 
meist  vor  jener  bemerkung,  welche  dem  hattr  den  namen  gibt.  Dies  nötigt  uns 
aber  zur  annähme,  dass  der  freie  räum  dem  archetjpus  angehört  hat  Ich  lasao 
hierbei  die  frage  noch  offen,  ob  dieser  freie  rauni  dazu  bestimt  war,  die  hattan^fii 

1)  porvaldr,  der  eisome  Verteidiger  des  alten  heidentums,  wurde  bekantlieh  im 
jähre  998  von  Guöbrand  und  porleif  ermordet  (vgL  Bisks.  I.  14.  FMS.  IL  S03. 
Flatb.  I.  424.  Njäla  f.  586.).  Über  die  Siguröars.  f.  auch  Rassmann,  Die  deutMhe 
Heldensage  I.  41. 


OHKU    UÄTtATiU,   81).    HÖUlUa  HU 

«nfiQiwbmen .  oder  ob  durcli  denoelbeu  nur  die  Htro)ibe  von  der  piusa  liurvDrgoliolien 
wenl«n  «ilte.  lu  Icztoren  falle  jedoch  irare  c»  unverBtändlich ,  wenu  wir  mit 
Xäbius  die  ankändi^oiij;  ia»  bättr  id  R  für  das  nrstirängUahe  halten ,  woshalli 
jener  froie  ranm  fast  dnrcliwog  sich  vor  der  ankttndiguiig  und  niulit  direct  vor  der 
stTOplie  befinde.  —  £oDtc  ich  micJi  mit  Uübios  Auffassung  vom  cod.  E.  nicht  ganz 
iventftaden  erkläreo,  so  kann  ich  es  am  de;ito  mehr  mit  seiner  aufiaasung  dur 
betdnn  anderen  bss,  NanieDtlich  vcrdieneo  die  emendationaversueho  des  cod.  W. 
wie  sip  U.  71  fgg.  erörtert  werden,  besondere  beaclitang.  Boclit  überzeugend  ent- 
wickelt UÖbiuB,  wie  bereits  der  Schreiber  von  W  das  gloiuhartige  der  str.  20 — 33 
erttaut  and  in  Colgo  davon  dea  conimentar  von  str.  31  amgeüudert  habe. 

In  keiner  dieser  drei  hss.  ist  iedoeh  dar  coiumentar  von  Hattatal  ruin  bewahrt; 
B.  äü  Igg.  sucht  Mübias  etwaige  lüuken  des  archetypns  eu  ergänzen,  an  falsclic 
■teile  gekommene  sätze  nrnzastellcii ,  einschiebsel  zu  entfernen.  Von  den  vielen 
Tcr^«iict«n,  welche  das  buftchen  hat.  halte  ich  diese  reinigung  des  teitos,  in 
welcher  bereits  die  bemerkungen  a.  41  fgg.  beigetragen,  für  eines  der  gröstr<n.  Der 
teit  dei  commcutara .  nie  ihn  Möbina  geschaffen  hat,  ist  cntschie- 
■len  der  erste  lesbare  text.  Die  ganze  cpisode  über  die  luyfl  (a.  G"  fgg.).  wo 
eiBCfl  dem  andern  folgt,  ohni.'  dass  man  irgend  wukhe  cinheit  in  das  ganze  brin- 
gea  kann,  ist  eingeschlosaou ;  das  vulütändig  falsche  Itt/fi  vor  atrophe  7  («.&")  bat 
X  jenem  picurse  die  Veranlassung  gegeben;  die  unrichtige  dreitellung  der  sann- 
koBningor  (s.  4"—'')  Ut  beseitigt-,  die  die  rhetorischen  hiettir  echliessende  benier- 
ktiitg  (e.  13")  ist  an  ihren  richtigen  platz  gekommen;  die  erklüruDg  der  lezten 
acht  hattir,  welche  im  K.  fulscber  weise  nach  str.  97  steht,  gehört  sicher,  wie 
Mdbios  getan,  noch  atr.  99.  Auch  im  einzelnen  hat  der  teit,  namentlich  durch 
grSasare  berüekaichtigung  von  W  im  aweiten  teile  (vgl.  s.  aö*"— '",  29*  u.  öfter) 
weMntlich  gewonnen.  S.  S8'  und  "  igt  diu  Umstellung  von  stüfhent  und  nahent 
unbedingt  notwendig;  29"  ist  i  hväruwtvcggja  üaS  richtij^ct  xuiu  fulgendcn,  als 
vorhergehenden  gezogen;  auch  30"  (/es«  hättr  er  Ht^fdr  eäa  hnrptr 
aftmtm  fyrra)  gehört,  wie  MBbins  getan,  za  str.  82,  nicht  tix  81.  —  17»  ist  die 
falsche  bemerkungr  hir  er  i  fyrila  ok  ßrit^a  nsuoriTi  tvter  adalhcndmgar  an  der 
haJid  von  W  verbessert  in:  her  eru  i  hverju  visuoräi  ....  n.  dgl.  Nor  in  wenig 
pniilAon  möchte  ich  von  Möbina  teit  abweichen:  11.  s.  5"  ist  wol  mit  Wü  orSa 
O^Sa  anfzanebmen  (vgl.  auch  fragment  AM.  24S,  Sn.  E.  II.  4!I7":  ok  Aeyut  fiesr 
I  oria  fJilAa  i  akatldskapnum.)  —  S.  14'  sohreibeu  UR:  ai  ein  samstafa  er 
i  ntHt  peira;  Höbins  nach  W:  at  tvmr  aamsUjfur  eru  m.  /.  leb  glaube  wir  köo- 
n«a  die  Ics&rt  von  ÜB  beibehalten ;  htjöäfyliandi  scheint  mir  nämlich  nicht  gleich- 
_  iMdHtead  mit  stiutlar,  sondern  scheint  die  den  eUtSiU  habende  ailbe  zu  sein  (also: 
le  tMüwr  lautlich  zu  einer  ailbe  ergänzende);  keine  stelle,  wo  eich  das  wort 
,  wjdeiapricbt  dieser  auffassung.  Üann  findet  sich  aber  zwischen  dieaeu  bei- 
_  Jban  nur  je  eine.  —    8.  9"—"  aobliosat  Möbina  die  Worte  er  »idagt  var  % 

kimni  fyfri  vi»ti  ein.    Icli  glaabe  wir  haben  keinen  grund  dazu,  wenn  wir  das  fol- 
gmie  nicht  nach  RW,  sondern  nach  U  leaen,    und  nach  kallat  ein  pcim  erg&nien, 
I>aiiB  ist  die  stello  tu  lesen ;  ok  fylgir  pat  mäUorS,  er  a/leutin^  er  kailat  ßeim  (k. 
UMÜfonlt) ,  er  sidoMt  var  i  hinni  fyrri  vüu.    petnum  visuhelmingi  er  svd  brei/tC  ok 
i  viiuhelmifigr  eigi  eüigar  rettr  at  mdli.—  8.  5'  ist  mit  U  sverd  er  ormr  kaUat 
[  aa  l<««a.  —  la"  ist  Ans  i  vor  tinatid,  welches  in  den  hss.  fehlt,  nicht  unbedingt 
I  tH>tweodif;:  eina  tiS  litsst  sich  als  acc.  tem|>.  auffassen  (vgl,  Land  §2(1'').  —    Auf 
I  einige  andere  )mnkte,  welche  eingebender  erörteruug  bedürfen,  werde  ich  bei  andu- 
I  rar  gdegeaheit  su  spieoben  kommen. 

I  rnii.ouKiiB.    BD.  Hill.  Id 


J 


242  MoeK 

Mit  abschnitt  IV.  (s.  85  fgg.)  verlässt  das  heftchen  sein  specielles  siel,  t 
voranlassnng  daza  gibt  die  frage:  sind  die  im  Hattatal  exemplificierten  hsettir  V 
Snorri  z.  t.  erfunden  oder  sind  sie  sämtlich  überliefert  ?  An  der  hand  dieser  fnij 
gibt  uns  Möbius  einen,  so  weit  ich  sehen  kann,  volstandigen  überblick  über  i 
bisher  edierten  gedichte  resp.  Strophen  und  strophenteile  (lausavisor)  der  nordisch 
skaldik.  Wir  müssen  diesen  abschnitt  um  so  freudiger  begrüssen,  als  anf  litten 
historischem  gebiete  für  die  skaldendichtung  bisher  so  ungemein  wenig  getan  w« 
den  ist.  Selbst  litteratnrgeschichten  wie  die  Keysers  —  von  der  Petersens,  welc 
die  skaldendichtung  ziemlich  links  liegen  lässt,  ganz  abgesehen  —  lassen  uns  h 
oft  im  stich  und  erst  neuerdings  ist  uns  durch  die  herausgäbe  des  ersten  teils  ( 
dritten  bandes  der  AM.  Sn.£.  ein  werk  geschenkt  worden,  welches  wenigstens  < 
älteren  skalden  litterarhistorisch  behandelt.  Bei  allen  dichtem  dagegen,  welc 
nach  1000  und  auch  früher  gelebt  haben,  müssen  wir  uns  direct  aus  den  quell 
die  lebenszügo  der  dichter  und  die  fragmente  ihrer  dichtungen  zasammensncl: 
und  Möbius  catalogus  (s.  177  fgg.)  ist  uns  dabei  der  einzige  Wegweiser.  —  Möbi 
geht  nun  in  seiner  Zusammenstellung  nicht  von  den  dichtem,  sondern  dem  zw( 
seines  Werkes  entsprechend  von  den  gedichten  aus:  er  teilt  die  altnord.  dichtkiu 
quantitativ  in  lausavisur  und  mehrstrophige  gedichte,  diese  beiden  teile  dann  al 
qualitativ  nach  ihrem  Inhalt.  Somit  beantwortet  uns  dieser  abschnitt  die  zwei  wi< 
tigon  litterarhistorischen  fragen:  Was  ist  im  altnordischen  gedichtet  worden  n 
zu  welchem  zwecke  ist  dies  geschehen?  Hierzu  komt  noch  die  dritte  wichti 
frage:  Wie  ist  es  gedichtet  worden?  Die  lezte  frage  sucht  der  Verfasser  dadoi 
zu  beantworten,  dass  er  die  termini  technici  des  Hattatal  alphabetisch  ordnet  ü 
nun  die  betro£fenden  strophcn  resp.  strophenteile  dem  hättr,  zu  welchem  i 
gehören,  unterordnet  (s.  129  fgg.)-  Das  resultat,  zu  welchem  Möbius  anf  diese  we 
komt,  ist:  Während  das  normale  drottkvaett  (die  einfache  setning  rött  str.  1)  ine 
ganzen  norroenen  dichtung  die  weitaus  üblichste  versart  ist,  finden  sich  die  varii* 
ton  formen  des  drottkvastt,  die  smserri  haBttir,  mnhont-  und  fomyrdalagstropl 
ungemein  selten.  Somit  stehen  wir  vor  der  altemative:  entweder  sind  alle  i 
aus  Hattatal  bekanten  hsettir  verloren  gegangen  oder  diese  sind  mindestens  zi 
teil  erfindungen  Snorris.  Ich  muss  Möbius  resultat,  dass  sicher  ein  teil,  höd 
wahrscheinlich  ein  sehr  grosser  teil  derselben  verloren  gegangen  sei,  dass  jedo 
einige  hsettir,  wol  um  die  symetrie  des  ganzen  herzustellen,  von  Snorri  lell 
erfunden  seien,  volständig  beipflichten. 

Bevor  ich  das  heftchon  verlasse,  muss  ich  noch  dem  glossar  einen  aoge 
blick  schenken,  welches  ein  unentbehrliches  hilfsmittel  für  jeden  ist,  welcher  si 
mit  dem  formalen  teile  der  norroenen  dichtung  beschäftigt.  Es  enthält  nicht  n 
die  Wörter ,  welche  sich  im  commentar  von  Hattatal  finden ,  sondern  eine  reihe  v 
ausdrücken,  welche  sich  auf  die  form  der  skaldendichtung  beziehen,  oder  welc 
zum  Verständnis  der  Wörter  des  commentars  beitragen.  Hierher  gehören  artil 
wie :  drapUngr,  flim ,  flokkr,  frumorä,  hrynjandi,  Mauf  (was  uns  das  comp,  tärii 
klauf  erst  in  das  rechte  licht  stelt),  kviälingr,  Ijuflingslag,  Njardarvqttr,  nufitkai 
ofkent,  oräkolfr,  ordshripi,  själfkenning ,  skarhrot,  sneitthent,  snyrda^  sqgühfm 
staka,  Hvipa,  pHskqldr,  ßula,  vidmält,  vindandi  hin  foma;  alle  mit  belegstell 
vorsehen,  die  meisten  sachlich  und  sprachlich  erklärt.  Diese  Vorzüge  hat  ab 
wie  ja  alle  Möbiusschen  glossarien,  das  ganze  Wörterverzeichnis.  Es  ist  dies  hi 
um  so  notwendiger,  weil  eine  reihe  von  Wörtern  wegen  ihrer  Schwierigkeit  z 
durch  beispiele,  nur  durch  stäte  berücksichtigung  ihrer  abstammong  sieh  alk 
sachlich  fassen  lassen.    So  erscheint  uns  der  ursprang  der  hending,  namentlieh  ; 


ÜBEB  H^TTATAL  BD.  MÖBIU8  243 

billblick  auf  b.  41  anm.  („die  hendingar  sind  dio  griffe ,  mit  denen  man  vocalschlHR- 
^  nad  eonsonantseite  zu  einer  silbe  zusammenfasst *')  in  einem  anderen  lichte; 
^cr  unterschied  der  Btafasetniog  nnd  hljodsgreinasetning  wird  uns  klar  vorgoföhrt: 
jene  ist  das  alles  lantliche  d.  i.  silben-  and  Stabreim  umfassende  element,  diese 
Qinfiust  nur  den  silbenreim,  d.  h.  das  auftreten  zweier  silben  im  verse,  deren  con- 
Bonanten  nach  dem  Tocal  gleich  sein  müssen,  die  vocale  selbst  aber  gleich  oder 
versehieden  sein  können.  Auch  artikel  wie  mdlf  refhvqrf,  togdrdpa,  ßuln  u.  dgl. 
Terdienen  alle  beachtung.  Einige  ffir  dio  technik  nicht  wichtige  aber  sonst  im 
eoimnentar  Torkommende  Wörter  hätten  vielleicht  noch  aufnähme  finden  können :  so : 
2*  if8var  ==»  zweimal;  4*  hqfiigr  «==  schwer  (während  doch  kostigr  4***  angegeboo 
ift);  ^^lHUmaär  »>  krieggenosse ;  4^^  umgerä  =«  scheide  des  Schwertes;  5"  hugr 
fm  hmgarsUgu^  «»  der  sinn;  10''  dreifa  =  auseinanderbreiten,  zerstreuen;  10^' 
oflriAr  «B  die  Zwietracht. 

Ffir  beide  hefte  des  Hattatal   müssen   wir  dem  herausgeber   dankbar   sein 

Mit  der  ihm  eigenen  grfindlichkeit,    welche  selbst  die  kleinsten  dinge  nicht  ausser 

tcht  Itet,   hat  er  uns  ein  werk   lesbar  und  neuzugänglich  gemacht,   dessen  wir 

gerade  jezt,   wo   dio  nordische  metrik   in  folge  der  Sievorsschen  gesctze  in  ganz 

nrae  bahnen  geleitet  ist,    mehr  als  je  bedürfen.    Trotz  widorholtcr,    eingehender 

besdiiftignng  mit  Hattatal,  war  mir  eine  reihe  von  stellen  dunkel  geblieben,  deren 

ventlndnis  ich  lediglich  Möbius  werkchen  verdanke.    Ist  auch  über  alle  noch  nicht 

^  leite  sprach  gefält,  so  wird  doch  jede  folgende  arbeit  über  Hattatal  oder  nor- 

^Khe  metrik  von   ihm  ausgehen  müssen.     Kein   litterarhistoriker   darf  aber  dus 

werkehen  nnben uzt  lassen;  er  bedarf  desselben  nicht  nur  in  seinem  speciellen,  son- 

^  anch  in  seinem  kleineren,  algemeinen  teil. 

LSIPZIG,   DBN   9.    JüNl   1881.  K.    MOGK. 


Belarieh  Btlckert  in  seinem  leben  und  in  seinen  kleineren  Schriften 
dargestelt  von  A.  Bohr  und  dr.  A.  Reifferscheid.  I.  bd.  Heinrich ßückorts 
kleinere  Schriften  1.  teil,  X,  370  s.  8.  IL  bd.  H.  Bs  kleinere  Schriften  2.  teil, 
VI,  480  8.  Weimar,  Böhlau  1877;  III.  bd.  H.  Rückert  in  seinem  leben  und  wir- 
ken dargestelt  von  Amelie  Sehr.    XVI,  318s.    ebd.  1880.    n.  m.  18. 

Heinrich  Bückert   sprach   einst  in   einer  seiner   Vorlesungen   aus,   dass  von 
Walther  von  der  Vogelweide  an  fast  alle  deutschen  dichter  mit  der  not  des  lebens 
riogend  den  höchsten  idealen  zielen  zugestrebt  hätten ;  er  fand  darin  einen  charak- 
terisfcischeD  unterschied  zwischen  germanischem  und   romanischem   weseii,    da  der 
fiomane  weder  für  sich  selbst,    für  seine  eigne  befriediguug,   noch  für  die  andern, 
aof  die  er   wirken  wolle,    des  äusserlich  glanzvollen  auftretens  entbehren  könne. 
Das  wort  gilt  von  Deutschlands  geistigen  grossen  überhaupt,   natürlich  nicht  aus- 
nahmsloB,  wie  schon  allein  Goethe  beweist.    Heinrich  Bückert  aber  gehört  zu  den 
deatschen    gelehrten,    deren  äusseres  leben    eine   fast   ununterbrochene   kette   von 
bedringnissen  and  Prüfungen  gewesen  ist,  die  ohne  verzagen  dagegen  ankämpfend 
frort  and  erhebong  über  die  not  des  tages  in  der  Wissenschaft  gesucht  und  gefun- 
den haben.    Hat  sich  somit  Heinrich  Bückerts  psychische  kraft  diesem  kämpfe  in 
Tolstem  masse  gewachsen  gezeigt,  so  hat  dagegen  seine  physische  dies  um  so  weni- 
ger vermoeht;  er  ist  den  strapatzen  dieses  kampfes  körperlich  erlegen.     Ks  ist  aber 
niofat  in  abrede  sn  stellen,   dass  der  druck  der  äusseren  lebenslage  auch  auf  seine 
geiirtige  tfttigkeit,   so  weit  sich  dieselbe  in  schriftstellerischer  productiou  äusserte, 

16* 


244  -     PTBT8CH 

eingewirkt,    nicht  lähmend,    aber  doch  heinmond   und  bceinträchtigeDd.    Denn  er 
hat  verhindert,    dass  H.  Rückerts   sciiriftstellerischc  tatigkeit  fruchte  von  der  toI- 
Icndimg  zeitigte,   welche  die  diesem  manne  eignende  geistige  potenz  hätte  erwar- 
ten lassen.     Die   Zwangslage,    in    welche    ihn    die   notwendigkeit    der   lohnarbeit 
gebracht ,  hat  H.  Rückert  zu  schneller  und  massenhafter  production  gedrängt:  seine 
grösseren  werke  lassen  daher  zuweilen  die  künstlerische  abmudung  vennisgen,  weklie 
er  iiincn   unter  günstigeren  bedingungen  besser  als   viele   andre   zu  verleihen  im 
stände  gewesen  wäre.    Aber  die  leidige  notwendigkeit  des  geldorwerbes  hat  noch 
ein   anderes  getan.     Ihn,    der  doch  wie  wenige  durch  umfassendes  und  alle  zeit 
j)rä8cntes  wissen  sowie  durch  die  fahigkeit  in  die  feinsten  und  subtilsten  vorginge 
fremden  Seelenlebens  sicli  hineinzuversetzen ,  in  hohem  grade  zur   schaiTiuig  ornDu- 
.sender,  einen  ganzen  ideenkrcis  erschöpfender  werke  befähigt  war,  hat  sie  der  jou- 
nalistischen  vielgeachäftigkoit  in  die  arme  getrieben,    die,   wenn  sie  ihm  auch  aelir 
leicht  wurde, ^  ihm  doch  einen  guten  teil  seiner  zeit  raubte  und  die  hcrvorbringnng 
grösserer  werke  hemte.    Nur  H.  Rückerts  eminente  arbeitskraft  macht  es  erklärbtr, 
dass   die   ausfuhrung   umfasscnder(tr   litterarischer  arbeiten    nicht   ganz    zur  sdte 
gedrängt  wurde.    Was  die  wisseurtchaft  an  grösseren  werken  und  ausgaben  deni- 
.scher  litteraturdcnkmäler  U.  Rückert  verdankt,  ist  in  dieser  Zeitschrift  (VII,  96  ^r> 
und  anderwärts  (z.  b.  Anz.  f.  d.  a.  I,  185  fg.)  zusammengestclt  und  gewürdigt  wor» 
den;  ich  habe  keine  Veranlassung  nochmals  darauf  einzugehen,  da  es  sich  hier  nixx 
um  eine  anzeige  der  oben  genanten  büchor  handelt.    Wir  danken  das  yorhaodevB. - 
sein  beider   publicationen  der   langjährigen   treuen   frcundin  Heinr.  Rückerts,  fk-1 
Amt^lie  Sohr,  welche,  seitdem  des  freundes  wünsch  sie  mit  der  aufgäbe  einer  mixx- 
lung  seiner  kleineren  arbeiten  betraut,   unermüdlich  tatig  gewesen,    um  das   w^ii 
zerstreute  material  zu  sammeln  und  zu  sichten.    In  den  beiden  ersten  bänden  oWf- 
ger  publication  hat  es  dann  A.  Reifferscheid  unternommen,  aus  der  grossen  annkb] 
der  zeitschriftenauf Sätze  U.  Rückerts  eine  auswahl  zu  treffen  und  diese  nach  inneren 
gesichtspuukten  gruppiert,  einem  grösseren  publikum  darzubieten.    Fast  alles,  wms 
H.  Rückort  in  Zeitschriften  veröffentlicht  hat,   ist  ja   nicht  für  ein  publikum  von 
fachlcuten    geschrieben,    sondern   in   jener    edel    populären    weise   gehalten,  die 
H.  Rückert  so  gern  übte,  die  aber  himmelweit  verschieden  ist  von  dem,  was  sieh 
heut  oft  genug  als  Popularisierung  der  Wissenschaft  breit  macht.    Es  darf  freSidk 
nicht  verschwiegen  werden ,   dass  diese  populäre  haltung  nach  einer  seite  hin  nidit 
ganz  mit  unrecht  getadelt  worden  ist.    H.  Rückert  würde,  von  dem  fachmann  giox 
abgesehen,  auch  auf  den  laien  meistens  eine  nachhaltigere  Wirkung  ausüben,  ven 
er  dio  tatsachen  nicht  gar  so  sehr  hinter  dem  räsonnement  zurücktreten  liesae.  Si 
ist  schade ,  dass  U.  Rückert  nicht  öfter ,  wie  er  das  in  den  beiden  in  BaumerB  UiL 
taschenbuch   erschienenen    aufsätzen    (Klein,  sehr.  II ,  1  fg. ;    64  fg.)    getan,   harn 
anmerkungon  beigegeben   hat;   grade  diese  beiden  abhandlungen    zeigen,  wie  er 
auch  darin  das  rechte  mass  zu  treffen  und  dadurch  das  gofühl  der  Unsicherheit  m 
bannen  wusto,   welches,   glaube  ich^   auch  den  laien  zuweilen  beschleiehen  muB, 
fals   er  es   nicht  durch   das  vertrauen  auf  H.  Rückerts  genauigkeit  beschwichtigt 
Es   wäre  nun   freilich   zu  wünschen,   dass   ein   solches  vortrauen    allen   popolino 
Schriftstellern  gegenüber  so  berechtigt  wäre  wie  hier;   dass  aber  auch  E.  BSekaiti 
vorzügliches  gedächtnis  wol   einmal  trügen   konte,    beweist  das  beredete  ^leniter 
saxonizans**  (Z.  f.  d.  a.  XXI,  474  fg.). 

1)  Er  äussert  selbst  in  beziohung  auf  diese  seine  tatigkeit  im  beginn  d«r  fSat 
ziger  jähre ,  „  dass  er  sich  bewusst  gewesen  sei ,  dreimal  so  viel  produderen  n  häh 
nen,  wenn  er  30  statt  10  finger  gehabt  hätte." 


CBEB  U.  ROCKKBT  kl.  SCHA.  U.  LEUEN  245 

Dem  3.  bände  der  kleineren   Schriften  ist  eine  sehr  dankenswerte  beigäbe, 
•^^   chronologisch  geordnetes  Verzeichnis  sämtlicher  publicationen  H.  Rückorts  bei- 
8^*^€t;  nachtragen  möchte  ich  in   demselben  unter  dem  jähre  1863:   Blätter  för 
"*!kerar.  Unterhaltung  nr.  49.    „Ein  nioralcodex  des  späteren  rittertums. "  [behandelt 
*^  ritterspiegel  des  Johannes  Rothe].    Dieses  Verzeichnis  ermöfirlicht  eine  über- 
■w^ht  über  die  ausgebreitete  journalistische  tätigkeit  H.  Rückerts.    Aus  den  orzeug- 
^^^Ben  derselben  das  geeignetste  auszuwählen,  war  keine  leichte  aufgäbe,  jedenfals 
MQe  solche,   an  deren  lösung,   wie  dieselbe  auch  ausfallen  möge,  leicht  gemäkelt 
worden  kann.    So  könte  man  beispielsweise  zweifeln,   ob  es  bei  der  bestimmung 
(iieaer"  samlung  auch  fftr  weitere  kreise  richtig  war,  den  vor  dreissig  jähren  geschrie- 
^nen  utikel  „Die  gegenwärtige  bedeutung  der  deutschen  altert umskunde  und  ihre 
£i>'t8chTitte  in  den  lezten  jähren'*  aufzunehmen ,   da  derselbe   zwar  ein  vorzügliches 
bild  des  damaligen  Standes  der  Wissenschaft  gibt,  naturgemäss  aber  manches  ent- 
halten mussy   was  heute  nicht  mehr  zutreffend  und  daher  geeignet  ist,    den  nicht 
fftchmännischen  leser  irre  zu  führen.    Die  von  Reiffcrschoid  boigegebenen,   ergän- 
zenden anmerkungen  können,   wie  mir  scheint,  nicht  guniigen,  um  dies  zu  verhin- 
dern.   Indes  darüber  kann  man  eben  leicbt  verschiedener  ansieht   sein.     Was  in 
^esen  zwei  bänden  geboten  wird,  gehört  zweifellos  zu  dem  besten,  das  U.  Rückert 
geschrieben.    Im  ersten  bände  tritt  uns  H.  Rückert  als  litterarhistoriker  und  Sprach- 
forscher, im  zweiten  als  geschieh tsschroiber  und  politiker  entgegen.   Vielleicht  wäre 
die  umgekehrte  anordnung  angemessener  gewesen,   denn  bekantlich  ist  H.  Rückert 
Ton  der  geschichte  herkommend  zur  deutschen  philologie  gelangt.   Dieser  ausgangs- 
punkt  ist  denn  auch  deutlich  noch   überall   wahrzunehmen.    Mag  H.  Rückert  von 
Hartmanns  „Iwein**  oder  von  den  deutschen  mundarten  reden,    immer  und  überall 
bildet  die  deutsche  geschichte,  besonders  die  deutsche  kulturgeschiclite  den  lüuter- 
pond  seiner  darstellung.    Am  besten  und  geistvolsten  spricht  H.  Rückert  du,   wo 
CT,  wie  z.  b.  in  dem  charakterbilde  Walthers  von  der  Vogelweide,    den  innersten 
^Dgen  der  deutschen  Volksseele  nachzugehen  und  dieselben  klarzulegen  gelegen- 
h«t  hat    Und  mit  dem  historikcr   verbindet   sich  in  H.  Rückert  inimer  der  prak- 
tiidie  Politiker,   der  die  fuhlung  mit  der  gegenwart  auch  da  festhält,    wo  er  von 
^  Vergangenheit  redet.    Staat  und   nation   stehen  H.  Rückert  unter   den  idealen 
ffitem  der  menschheit  voran.    Von  diesem  Standpunkte  aus  ist  beispielsweise  das 
jMchiieben,  was  H.  Rückert  über  den  stand  der  deutschen  altertumskunde  im  jähre 
1850  urteilt   (Klein,  sehr.  I,  s.  16  fg.).   Er  vermisst  bei  den  pflegern  dieser  „ihrem 
>toib  nach  nationalsten  Wissenschaft"  das  interesso  für  die  gestaltungen  des  öffent- 
lichen und  staatlichen  lebens  der  Vergangenheit,  obgleich  sich  nirgends  ,,das  wesen 
des  spedfisch  mittelalterlichen  geistes  deutlicher  erkennen  lässt  als  in  den  ethischen 
Toranssetzungou   und  politischen  fonnen  des  lelmsstaates ,    der  gerichtspflege ,   der 
biuerlichon  Verhältnisse,    der  städteverfassung  jener  zeit."     Diese  gleichgültigkeit 
gegen  das  eigentlich  politische  findet   U.  Rückert  auch  in  Jak.  Grimms  „rechts- 
altertümem**  deutlich  hervortretend.    Er  erklärt  die  erscheinung  gewiss  richtig  als 
eine  nachwirkung  der  dem  staate  abgewanten  richtung  der  geister  zu  der  zeit  als 
die  deutsche  altertumskunde  erstand. 

In  der  biographie  H.  Rückerts,  welche  wir  dem  unermüdlichen  eifer  und 
dem  liebevollen  Verständnis  seiner  freundin  verdanken ,  ist  mit  rocbt  der  hauptnach- 
dmck  auf  den  menschen  Rückort  gelegt.  Auf  eine  eigentliche  beurteilung  von 
U.  Bfickerts  gelehrter  tätigkeit  hat  die  Verfasserin  verzichtet;  nur  das  notwendigste 
wird  mit  grosser  Zurückhaltung  angedeutet,  ausserdem  handelu  in  zwei  beilagen 
E.  Hermann  über  H.  Rückerts  kulturgeschichte  und  P.  Cauer  über  H.  Rückerts  kri- 


24ß  P1BT8CH 

tische  tötigkoit.    Wio  die  Verfasserin  hier  anderen  das  wort  gelassen  hat,  so  lässt 
sie  auch  in  der  biogra))hie  meist  H.  Rtickert,  seinen  vater  oder  auch  andere  selbst 
roden.    Wenn  sie  deshalb  das,   was  sie  an  dem  buche  getan,   im  yorwort  mit'  sehr 
bescheidenen  ausdrücken  bezeichnet,  so  ist  doch  zu  bemerken,  dass,  wenn  irgendwo^ 
so  bei  einer  biograpliie  die  objective  und  taktvolle  auswahl  des  passenden   ans  d«r 
fülle  des  vorhandenen  materials  die   eigentliche  lösung   der   aufgäbe  einschlient 
Ist  diese  auswahl  gelungen,  so  wird  das  werk  selbst  als  in  der  hanptsadie  gelmi- 
gen  bezeichnet  werden  dürfen.    Dies  ist  hier  aber  der  fall;  wir  möchten  von  dam, 
was  uns  aus  tagebüchem,  briefen  und  anderen  dokumenten  mitgeteilt  wird,  niehti 
missen.    Das,    was  die  Verfasserin  zur  Verknüpfung  hinzugetan  hat,   ist  dorehaoa 
sachgeniäss ;    mit  grossem  glück  hat  sie   die  gefahr  vormieden ,   in  welche  der  bio- 
graph  so   leicht  vorfalt  und  um  so  leichter  verfält,  je  grösser   sein   persönlidur 
untcil  an  der  geschilderten  Persönlichkeit  ist ,  die  gefahr  nämlich  zum  lobiedner  sei- 
nes beiden  zu  werden.    So  wird  jeder  leser  des  buches  von  demselben  abschied  neb- 
men  können  mit  dem  gefuhle ,  dass  ihm  da  ein  lebenswahres  bild  Tor  angen  geitelt 
sei ,   dass  Heinr.  Rückci-t  grade  so  gewesen  sein  müsse ,   wie  er  hier  erscheint  nnd 
dieses  gefühl  wird  wie  immer  wesentlich  dazu  beitragen,   das  Interesse,   welchea 
H.  Rückcrts  dornenvolles  gelohrteuleben   eindöst,    noch   zn  erhöhen.     Zu  alledeiii 
konit  noch,    dass  das   buch  zugleich  wertvolle  beitrage  liefert  zu  dem  lebensbild.^ 
Friedrich  Kückerts.     Das  material  zu  denselben  gewährt  ausser  briefen  dos  dichte 
namentlich  11.  Rückcrts  leider  unvollendet  gebliebener  entwurf  einer  biographie 
nes  Vaters. 


Heinrich  Rückert  ist  als  Friedrich  Rückerts  erster  söhn  den  14.  febr. 
zu  Koburg   geboren.    Als    sechsjähriger    knabe   kam   Heinrich   von   Erlangen, 
dessen  Universität  sein  vater  unterdes  berufen  worden  war,   in  das  grosselterlicbe 
haus  zu   Koburg,   in  dem   er  als  schüler  der  Stadtschule  und  dann   des  gymiMA. 
siums    verblieb,    bis    1836    der    grossvater    starb.      Er    besuchte   nun    das  gym- 
uasium  zu  Erlangen.    Von  bestimmendem  einfluss   scheint  auf  Heinrich,   wie  aiui 
einer  späteren   äusserung  desselben  hervorgeht,   der  geschichtsnnterridit  des  proC 
Fr.  Willi.  Böttiger  gewesen  zu  sein.    Der  vater  selbst  nahm  sich  des  nnterrichti 
seines  ältesten  sohnes  eifrig  an,  er  trieb  mit  ihm  „griechisch,  deutsche  lingmstil, 
vorzugsweise  sanskrit  und  vergleichende  grammatik."    Aber  der  vater  war  nicht  nr 
für  den  geist,    sondern  auch  für  gemüt  und  für  den  körper  seiner  söhne  bedicH. 
Damm  schickte  er  dieselben  öfter  auf  längere  fussreisen,  so  1839  nach  dar  SbdiK 
pfalz   zu    seiner  Schwester,   so  1841   nach  Italien.     Die  leztere  fassreise,  wekfao 
H.  Rückert  in  begleitung  zweier  kommili tonen  unternahm,  führte  ihn  über  den  Bres- 
uer  nach  Verona  und  nach  Venedig.     Über  Triest  wurde  dann  durch  K&mthen  ud 
Salzburg  der  rückweg  genommen.     Sechs   wochen  waren   die  Wanderer  nntenr^gB 
gewesen  und  hatten,   da  das  reisegeld  knapp  war,    oft  schlecht  gelebt;    .serhuBp^ 
wio  ein  betlcr  und  mager  wie   ein   gerippe"   langte  H.  Rückert  daheim  widff 
zum  nicht  geringen  schrecken  seiner  mutter,   die  überhaupt  der  ansieht  war, 
ihres  sohnes  schwache  körperbeschaffenheit  den  strapatzen  solcher  fussreisen  nicht 
gewachsen  sei.    H.  Rückert  bezeichnet  selbst  diese  reise  als  „ein  parforcestfidr,  das 
keinen  unmittelbaren  gcnuss  gewährt,   aber  eine  quelle  unerschöpflicher  belchroni^ 
nnd  geistcsnahrung  für  ihn  geworden  sei."     In   der  tat  hat  H.  Rückert  auf  diesen 
fussreisen   eine   fülle  von  eindrücken  und  bildem  in  sich  aufgenonmien  und  ibieo 
vordankte   er  in  erster  linie   seine  lebendige  anschauung  von  land  nnd  leoteo  ii 
Süd-  und  Mitteldeutschland. 


ÜBER  H.  BOCKEBT  KI,.    SCUB.  U.  LBUBN  247 

1840  hatte  H.  Bückert  das  gymnasiam  vorlassen  und  wurde  im  october  d.  j. 
Uk  blangen  immatricnliert.    Seine  Studien  waren  zunächst  sehr  vielseitig:  er  hörte 
BABaer  klassisch -philologischen  und  philosophischen  Vorlesungen  auch   solche   über 
^DU&eralogie,  botanik  nnd  ezperimontalphysik.    Noch  ganz  fehlt  das  gebiet  der  wis- 
'^'i^achaft,  welches  er  später  zu  seinem  eigenen  erwählte.    Im  august  1841  war  Frie- 
^rick  Bfiekerts  lange  geplante  borufung  nach  Berlin  tatsachc  geworden:   Hcinricli 
gieiigim  Wintersemester  nach  Bonn.    Er  hörte  bei  Lassen ,  Fichte,  Diez  und  Ritsclil, 
teerer  besonders  machte  auf  ihn  einen  bedeutenden  eindruck;  H.  Bückert  bezeicli- 
Bete  Bitsohl  später  als  den  besten  docenten ,  den  er  je  gehört.    Im  sommer  1842 
uedelte  H.  Bftckert  nach  Berlin  über,  das  ihn  bald  durch  die  fülle  von  anregungen 
Uftd  hildangselementen ,    welche  es  darbot,   mächtig  anzog.     Der  vatcr  ermahnte 
ihn,  sieh  nun  über  sein  ziel  definitiv  zu  entscheiden;    wolle  er  wissenschaftlicher 
lehrer  werden,  so  müsse  er  sich  der  staatswissenschaften  bemächtigen,  einen  streif- 
st!^ in  die  jnrisprudenz  tun,   römische  und  deutsche  staatsgeschichte ,   rechtsaltcr- 
tümer  nsw.  h5ren."    In  den  folgenden  somcstcm  hörte  H.  Bückert  daher  deutsches 
recht  (Homeyer) ,  Staatsrecht  (Stahl) ,  kircheurecht  (Göschen) ,  inst i tut ioneu  (Budorfl), 
Bosserdem  n.  a.  auch  Vorlesungen  von  ßöckh,  Zumpt  und  Jak.  Grimm.    Wenn  der 
Qinstand,  dass  H.  Bückert  bei  lexterem  nur  eine  einzige  Vorlesung  (deutsche  mytho- 
^ogle)  gehört,  zu  einem  sohlusso  berechtigt,   so  scheint  Jak.  Grimm  einen  directen 
einflnss  als  lehrer  auf  H.  Bückert  kaum  ausgeübt  zu  haben,   aber  als  „das  voUen- 
<iete  Vorbild  dessen,   was  ein  gelehrter  sein  soll,'*    hat  er  auf  ihn  eingewirkt.    Im 
*QS^  1844  wurde  H   Bückert  auf  grund   einer  dissertation  „de  Ebonis  archiep. 
^mcns.  Tita**  zum  doctor  promoviert.     Nachdem  er  den  folgenden  winter   noch 
oiiunal   durchgekostet,    was   Berlin   an   geistigen   genüssen  darbot,    erschien  ihm, 
ftls  er  Ostern  1845  nach  Jena  gieng,   um  sich  dort  zu   habilitieren,    der  abschied 
^on   der   prenssischen   hauptstadt   „als   der   abschied   von   allem,   was   das   leben 
^^mückt."     H.  Bückert  begann  seine  akademische  laufbahn  nicht  grade  unter  gün- 
stigen  Verhältnissen:    die  politische  errogung  jeuer  zeit  hatte  auch  die  Studenten 
Nichtig  erfasst  und  H.  Bückert  hatte  daher  viel  über  mangel  an  wissenschaftlichem 
^itut  zu  klagen.    Mit  einer  historischen  abhandlung  „de  conimercio  regum  Fraiico- 
HUn  com  imperatoribus  orientis  usque  ad  mortem  Justiuiani'^  hatte  sich  H.  Bückert 
^^  gescbichte  and  deutsche  philologie  habilitiert,  die  Vorlesungen,  welche  er  hielt, 
Schölten    vorwiegend   dem   lezteren   gebiete   an.      Die    schriftstellerische    tätigkeit 
fi.  Bückerts,   welche  ihm,   da  die  kollegienhonorare  gleich  null   waren,   und  der 
^ater  nicht  viel  gewähren  konto,   die  mittel  zum  leben  verschaffen  muste,    richtete 
«ich  dagegen  zunächst  noch  durchaus  auf  das  gebiet  der  geschichte.    Die  „Amialcii 
^er  dentschen  geschichte**  (1848)  waren  sein   erstes  grösseres  werk.     Die  ernen- 
HUng  zum  ausserordentlichen  professor  im  jalire  1848  nahm  U.  Kückert  nichts  ab 
^on  den  sorgen  um  seine  existenz,   denn  ein  gehalt  war  mit  dem  titel  nicht  ver- 
^Minden.     Mächtig  wurde  H.  Bückert  von  den  Vorgängen   des  jalires   1848  erfanst. 
Der  „tragischen  katastrophe**  des  18.  märz  war  er  ganz  nahe:   er  hielt  sich  damals 
Ui  Berlin   anf,    um    den   vatcr   zur   abreise   nach  Neusess   zu    bewegen.     Sodann 
begleitete   er  ihn   dahin.    Der  verkehr   mit   dem  in   Kobiirg    weilenden    Christian 
vonStockmar,  „gross  wie  keiner  als  politischer  charaktiT,*"  war  für  den  vater  eine 
stütze  in  diesen  trüben  zeiten,    für  den  söhn  eine  gelegenheit,    seine   politischen 
uinchten  zor  reife  auszubilden.     H.  Bückert  schrieb  in  diesen  tagen   einen  aufsatz 
in  den  ,Grenzboten  ,**   in  dem  er  dem  partikularismus  das  recht  der  berufung  auf 
die  stammesnnterschiede  absprach   und  dartat,    dass  denselben   politbche  berech- 
^VVi^  in  Deutschland  ebensowenig  zukomme  als  Urnen  eine  solche  in  den  anderen 


248  PIET80H 

europäischen  Staaten  zugestanden  werde.    Anfang  mai  begab  sich  H.  Bftckert  nach 
Frankfurt  a/M. ,  um  „unter  der  aegido  Stoclonars  an  ort  und  stelle  die  entwi^lnng 
der  deutschen  dinge  nicht  nur  zu  durchleben,   auch  handelnd  einzutreten."    Hier, 
„in  dem  gewaltigsten  ströme  der  weltemeuerung  oder  weltzerstörung**   verweilte 
H.  Rückort  bis  mitte  juni  mit  steigender  und  wider  sinkender  hofnung  den  Ter- 
handlungen  des  Parlamentes  folgend.     „Am  tage  nnd  in  den  späten  abendstonden 
ist  OS  Politik  und  nur  politik,  die  mich  unter  den  verschiedensten  formen  in  uis] 
nimt/  schreibt  er  in  einem  briefe  an  den  vater.   Vater  und  söhn  harmonierten  wii 
in  allen  wichtigeren  fragen  so  auch  in  ihren  politischen  ansichten,   beide 
der  „erbkaiserlichen*^  partei  an ,  welche  Proussen  die  fdhrung  des  deutschen 
in  die  h&nde  legen  wolte,   aber  dio  rücksichtslose  weise  des  ausdruckes  der  poU 
tischen  Überzeugungen  billigte  Friedr.  Rückert  an  seinem  söhne  nicht  nnd  er  euchi 
beschwichtigend  auf  ihn  einzuwirken.    Bei  aller  milden  gesinnnng  gegen  die  einiel 
nen  menschen  hat  sich  H.  Rückert  diese  entschiedenheit  und  horbigkeit  des  politi 
sehen  urteil s  auch  später  bewahrt.     Nach  Jena  zurückgekehrt,   verdffentUchte  e; 
in  der  „Minerva**  eine  reihe  von  artikeln  über  die  tätigkeit  des  Parlamentes, 
denen  die  zur  beratung  stehenden  fragen  beleuchtet,   die  parteien  und  ihre  fUirei 
skizziert  nnd  kritisiert  wurden. 

Das  jähr  1848,  das  so  mächtig  H.  Rückerts  denken  und  f&blen  erregte , 
zugleich  auch  dio  zeit  seines  liebesfrühlings.    Noch  bevor  er  nach  Frankfurt  gieUj 
hatte  er  sich  mit  Marie  Stein,  einer  Holstcinerin,  welche  er  im  hause  ihres  onkels 
des   prof.   Fortlage    in  Jena   kennen  gelernt,   verlobt;    im  sept.  1850   ffthrte   d 
„gehaltlose"  professor  seine  braut  heim,  natürlich  nicht  ohne  das  bedenkliche  kopf^ 
schütteln  der  Jenaer  philister  zu  erregen.    Die  günstige  gestaltung  der  akademi— 
sehen  tätigkeit  H.  Rückerts,    der  verkehr  mit  lieben  freunden,  z.  b.  mit  dem  jun^ 
gen  ohepaar  Hcttner  schienen   ein  verbleiben  in  Jena  zunächst  wünschenswert 
macheu.    Dio  jähre  1850 — 52  bezeichnen  eigentlich  den  höhepunkt  von  H. 
litterarischor  tätigkeit;  noch  war  er  im  volbesitz  seiner  gesundheit  nnd  das 
liehe  behagen  seiner  Situation  muste  ebenfals  auf  seine  arbeitskraft  f5rdenid 
wirken.    In  diesen  jähren  traten  die  ausgaben  des  lebens  des  heil.  Ludwig  und  de^ 
wälschen  gastes  ans  licht;  in  ihnen  wurde  aber  auch,  wie  wir  von  H.  Bllokert  selbsV' 
erfahren,  die  kulturgeschichte  des  deutschen  Volkes  so  weit  vollendet,  als  sie  Über- 
haupt erschienen  ist  (1853/54).    Durch  diese  leztere  arbeit  war  H.  Bflekert  ans  dec: 
deutschen  philologie  wider  ganz  in  das  fahrwasser  der  geschichte  geraten  und  ec 
dachte  daran  auch  als  docent  in  dieses  einzulenken.     Seine  hofnung  auf  die  erle- 
digte Professur  der  geschichte  in  Jena  wurde  jedoch  getäuscht,  auch  dio  anssieht^rV' 
in  seiner  bisherigen  Stellung  nach  fünfjähriger  dienstzeit  zu  einem  festen  gehalt 
gelangen,   erwies  sich  als  trügerisch.    So  fasste  er  denn  den  cntschlnss  Jena 
verlassen  und  bewarb  sich  um  die  durch  Theod.  Jacobis  tod  seit  1850  erledigt 
füssur  für  deutsche  philologie  in  Breslau.    Im  märz  1852  erhielt  er  die  berafon^ 
für  dieselbe;  400  tlr.  wurden  ihm  als  gehalt  zugesichert.    In  lezter  stunde 
man  in  Jena  noch  einen  versuch  gemacht,   H.  Rückert  zu  halten;  der  knrator  d 
Universität  dr.  Soebeck  war  persönlich  in  Weimar  gewesen  und  es  war  ihm  geli 
gen,    ein  gehalt  von  200  tlr.  für  H.  Rückert  zu   erwirken;    dieser  hatte   jedoel 
bereits   dem   preussischen   ministerium    seine    zusage   gegeben.     Im  mai  siedeW 
H.  Rückert  nach  Breslau   über,    „obgleich  ihm  eigentlich  vor  dem  osten 
Dieses  grauen  solte  sich  leider  hinsichtlich  seiner  gesundheit  als  bereohtigt  erwe 
seu;   die  klagen  über  die  schädlichen  einilüsse  des  Breslaaer  klimas  beginnen 
nach  seiner  ankunft,   um  von  da  an  eigentlich  nie  mehr  abznreissen.    Erfrenliehi 


»CBS,  C.  LEB»  249 

gesbiltote  aich  seine  nhndemiBcbe  nnd  sociale  BtcUiing.  Er  bosi^h rankte  sich  bter 
KDf  du  gebiet  der  deutschen  Philologie  und  fund  für  dicBe  in  Broslau  einen  bos- 
D  Jona.  Hit  Wilda,  OaDpp,  Haaae,  Stennler,  Böpeli  und  ande- 
ren trat  H.  Rackert  in  nitheren  vorkohr;  er  sowol  wis  seine  frau  fanden  in  der 
«inbchheit  des  in  den  akademischen  kreisen  herschendon  tonea  uioen  grossen  Yor- 
sng  vor  Jena.  „Ich  habe  immer  gewusst,  daaa  ea  nichts  tangt,  wenn  die  profes' 
Boren  an  einem  orte  die  irdischen  götter  sind."  Schon  im  aommer  1854  musto 
H.  Bfieltert  seiner  angegriSonon  gesundheit  wegen  Urlaub  nehnion ,  doch  erholte  er 
■ich  schnell  wider.  Nun  aber  begint  fQr  H.  RQckert  eine  zeit  des  kampfoa  am  die 
existenz,  eines  kampfes,  der  ftir  ihn.  den  ideal  angelegten  mann,  in  noch  höherem 
grade  als  (Sr  manchen  anderen  eine  steto  quelle  tiefsten  seelisclien  Schmerzes  gewe- 
sen sein  mnas,  lline  bitte  an  den  minister  v.  Raumer  um  verhesscning  seines  dürf- 
tigen einkommens  wurde  tthBi'SHlilaf,'en ,  nnr  fTic  eine  wiasenBchaftliche  reise  nach 
Söddentscbland ,  durch  welche  H.  Rückert  das  material  fQr  die  beabsichtigte  aus- 
gäbe des  „Renner"  herbeischaffen  wolto ,  wnrde  gewilrt.  Der  in  den  sommer- 
ferien  nntomommenen  reise  folgte  ein  böser  wioter,  H.  Rflckert  war  sehr  leidend 
nnd  doch  mnste  er  mit  energie  arbeiten,  um  sein  „lehrbueh  der  Weltgeschichte" 
bis  nun  kontraktlich  festgesezten  lermin  fertig  xa  stellen.  Was  H.  Bäckort  dio 
littersriscbe  tfitigkeit  an  bundraren  einbrachte,  blieb  zanäclist  die  einzige  zubnssa 
n  eeincm  geringen  gehalt;  die  vorlesnngeu  K.  R&ckerts  fanden  zwar  zablreicbe  niid 
fleiaaige  zuhSrcr,  aber  die  koltegiengelder  gingen  sehr  spärlich  ein.  Eine  (1854)) 
wideiholtc  bitte  nm  sehaltscrhöhnng  wurde  trotz  der  energischen  befürwortnng  durch 
den  kniator  der  Universität  abge  seh  läge  n ;  ,ad  acta"  lantete  die  entscheidung  des 
herru  t.  Raumer,  derselbe  war  „nicht  gewilt  nnd  nicht  in  der  läge,  H.  Rflckert 
eine  getialtszulagi)  in  gewäbron,"  Und  wahrend  dieser  zeit  qualrolsten  barrens  auf 
eine  Verbesserung  seiner  Situation  muste  H.  ßäckert  arbeiten  nnd  hart  arbeiten  War 
ts  da  ein  wnnder,  dass  sein  an  sich  schwaohet  körper,  der  das  Broslaner  tlima 
»chon  schwer  ertrug,  vollends  niedergeitrflckt  wurde,  dass  seine  beste  lebenskraft 
dabei  lu  gründe  gieng.  „Wohl  ist  hier  meine  seele  weidlich  zerbümniort  werden. 
Ich  habe  docicrt  und  producicrt,  aber  unter  welchen  qunlon  und  hemnissen ,  das 
weiss  nur  gott  nnd  ich  allein!"  Es  gehörte  oben  B.  Bückerts  edle  natnr  dazu,  um 
sich  ans  solchen  crfahrungon  ein  anverbittertes  gcmüt  zu  retten;  ta  gehurt«  sein 
klarer  blick  dazu,  um  in  solcher  persünliober  trübsal,  dio  ja  nicht  ohne  Zusammen- 
hang war  mit  der  ganzen  richtung  der  damaligen  preusaischen  politik,  nicht  den 
glauben  an  PreuBsens  misaion  zn  verlieren.  Dio  versuche  H.  BBckerta,  anderwärts 
einen  wirkung.^kreis  zu  linden .  schlagen  fehl ;  zu  allem  andern  leid  kam  1857  nuuh 
der  tod  seiner  mntter.  Im  winter  18ö7/d  erreichte  H.  Rückerta  krankheit  einen  sol- 
chen grad,  dass  er  jede  arhcit  oinstellou  mnste  nnd  die  ärzte  ihm  rieten,  einen  zwei- 
jährigen Urlaub  zn  nehmen.  In  der  hiichsten  not  kam  auch  hier  die  hilfc:  an  die 
•teile  dea  ministers  v.  Raomer  trat  Bethmann- Hollweg;  er  gewährt«  H.  RQckcrt 
eofort  eine  znlage  von  200  tlr.  und  nrlaub  auf  ein  jähr.  In  dem  bade  Eudqwa,  dann 
in  Neusess  und  Koburg,  wo  ihn  sein  bruder  Karl  ärztlich  bebandelte,  erhalte  sich 
H.  R&ckcrt  so  weit,  dass  er  sich  nun  eine  reihe  von  jähren  ungetrübter  gesundheit 
erfreute  und  sich  ungestört  seiner  akademischen  lehrtätigkoit  wie  seinen  wisaen- 
schaftlichcn  arbeiten  widmen  konte.  Das  ihm  durch  die  gebnrt  einer  tocbter  zuteil 
gewordene  häiisliuhe  glück  wurde  indes  bald  durch  den  tod  aoinea  vaters  (31.  jan.  18G6) 
wider  getrübt.  IL  Rückert  verlor  an  seinem  vater  sehr  viel ;  keiner  hatte  demselben 
geistig  und  gemütlich  so  nahe  gestanden  als  er,  er  hatte  zu  demselben  hinan Fgublickt 
und  seine  autoriiät  in  allen  wichtigen  fragen  stets  anerkont.    Tief  ergreifend  — 


250  PIBT8CH 

anch  deshalb ,  weil  sio  nns  einen  blick  tun  lassen  in  die  innige,  jagendfriscbe  liebe, 
mit  welcher  die  gatten  sich  nmfassten  —  sind  die  briefe,   welche  H.  Bttokeit  mit 
seiner  fran  wechselte,  als  er  auf  die  nachricht  von  des  vaters  krankheit  nftehNea- 
sess  geeilt  war,  während  sie  mit  dem  kinde  in  Breslau  zurückblieb.    Milderoog  sei- 
nes tiefen  Schmerzes  fand  H.  Bückert  in  der  Ordnung  und  Sichtung  der  geiitigeB 
hinterlassenschaft  seines  vaters.    Eine  frucht  der  boschftftigung  mit  lezterer  waren 
die  „Erinnerungen  an  Friedrich  Rückert"   und  die  Charakteristik  Friedr.  Bfickeiti 
als  gelehrten ,   welche  H.  Rückert  in  den  „Grenzboten"  veröffentlichte   (Elem.  sehr. 
II ,  275  fg. ;  314  fg.).     1867  gab  U.  Rückert  seines  vaters  Übersetzungen  des  Theo- 
krit,  der  „vögel"  des  Aristophaues  und  der  „Saknntala"  heraus,  ferner  ,,Lieder  und 
Sprüche. **   Daran  reihte  sich  1868  eine  gcsamtausgabo  von  Friedrich  Bückorti  werken^ 
Über  die  Verhandlungen  H.  Rückerts  betr.  die  herausgäbe  des  wissenschaftlichen  naob- 
lassos  und  den  ankauf  desselben  für  die  königl.  bibliothek  in  Berlin  geben  die  beU 
lagen  III  und  IV  auskunft.    1867  war  H.  Rückert  endlich  —  nach  15  Jahren  1  —  zom 
ordentlichen  profossor  ernant  worden.    Das  körperliche  wolbefinden  hielt  noeh  immer 
vor,   auch  „fühlte  er  sich  in  jeder  art  zufriedener  mit  sich  als  etwa  seit  einem 
decennium.'*   „Am  meisten  hat  mich  die  politik  in  die  höhe  gebracht;  ...  Königgratz 
ist  für  mich  ein  wahrer  königstrank  geworden.'*    Hatte  ihn  1864  nicht  befriedigt» 
war  er  der  ansieht  gewesen,   dass  Preussen  damals  eine  günstige  gelegenheit  zur 
orfuUung  seines  deutschen  berufes  habe  vorübergehen  lassen,  so  erschienen  ihm 
dagegen  die  ereignisse  von  1866  „grösser  und  besser  als  alles,   was  seit  dem  tode 
Heinrichs  UI  in  und  für  Deutschland  geschehen  ist"    Der  krieg  gegen  Frankrejoh 
und  seine  fruchte  galten  ihm  als  „die  reifgewordene  erfüllung  der  besten  hofhun* 
gen,  der  tiefsten  Sehnsucht  des  deutschen  Volkes;"    es  dünkte  ihm  zweifellos,  daai 
hier  „licht,   Wahrheit  und  freiheit  gegen  nacht,   lüge  und  knechtschaft*  im  felde 
stehe.    H.  Rückert  erkaute  aber  auch  sehr  wol  die  „kehrseite  der  medaille.'*   Eine  In 
die  biographie  nicht  aufgenommene,  früher  bereits  von  Hermann  Schulze  (Schles.  zeug. 
Nov.  1875)  mitgeteilte  äusseruug  über  „die  Franzosen  in  uns"  zeigt  deutlicfa,  dies 
die  patriotische  erregung  die  klarheit  seines  blickes  zu  beeintr&chtigen  nieht  fe^ 
mochte.    Wenn  möglich  noch  regeren  anteil  nahm  H.  Rückert  an  dem  kampfb  da 
deutschen  Staates  gegen  die  römische  kirche;   die  reden,   welche  Bismarck  im  oni 
1872  gehalten,  bezeichnete  er  als  „das  höchste,  was  ein  menschenmund  je  ge^BO- 
eben,  als  das  stärkste,  was  gegen  die  kirche  in  den  kämpf  geführt  werden  koste.* 
Nach  1870  hat  H.  Rückort  auch  begonnen ,  sich  wider  öfter  über  politische  fngn 
zu  äussern  und  zwar  vorwiegend  in  der  „Schlesischen  zeitung."    Dass  er  gnde 
diesem  blatte  seine  mitarbeiterschaft  zuwendete,  ist  wol  nicht  allein  darauf  zuiek- 
zuführen,   dass  er  mit  der  richtung  desselben  im  wesentlichen  übereinstimte,  NB- 
dem   es   hängt  dies  wol   auch   damit  zusammen,  dass  H.  Rückert  im  laufe  der 
zeit  sich  in  Schlesien  immer  mehr  eingelebt ,   land  und  leute  lieben  gelernt  bitte. 
Dies  dokumentiert  sich  äussorlich  schon  dadurch ,  dass  in  den  lezten  jähren  der 
ort  seiner  sommerlichen  orholung  öfter  in  Schlesien  gewält  wurde.    Aber  sueh  die 
wissenschaftliche  tätigkeit  der  lezten  jähre  zeigt  Rückerts  Interesse  für  Schienen. 
In  diese  jähre  fallen  die  untersuchungeu  über  die  ältere  schlesische  mundart,  die  em 
reiches,  bis  dahin  unbenüztes  material  in  ausgezeichneter  weise  verwerten,   ferner 
die  Charakteristik  des  heutigen  schlesischen  dialects  in  bd.  L  IV.  V  dieser  leitr 
Schrift,  ausserdem  einige  kleinere  aufsätze  wie  der  über  den  minnesinger  Heinrich 
V.  Breslau  (1869)  und  der  über  das  Glatzer  land  (1875).    H.  Rückerts  litterarisehe 
productivität  war  in  den  lezten  8  —  9  jähren  seines  lebens  überhaupt  wider  eine 
sehr  bedeutende.    Abgesehen  von  den  bereits  erwähnten  veröffentlichiuigeii  ans  lei- 


OBJUEI  B.  BÜCKBRT  kl.  SCHB.  U.  LKBBir  251 

▼fttera  nachlasae  fallen  in  diese  jähre  die  ausgaben  des  kdnig  Bother  (1872)  nnd 
des   fieliand  (1876),   ferner  das   ausgezeichnete  Charakterbild  Luthers  (1874);   die 
unvollendet  gebliebene  geschichte  der  nhd.  Schriftsprache  (1875);  die  schon  erwähnte 
ttmfangreicfae  nntersnchang  über  die  schlosische  mundart  im  mittolalter  (1866 — 71), 
aasaerdem  aber  gegen  200  abhandlungen,   feoilletons  and  recensionen  in  verschie- 
denen zeitschrilten ,  von  denen  manche,  wie  z.  b.  „Elsass  und  Lothringen** ;  „G.  G. 
Gerrions"   (beide  1871);    sowie   „Znr  rerständigang  über:   Der  alte  und  der  neue 
glaube  Ton  Dar.  Fr.  Straass**  (1873)   den  umfang  einer  ganz  statlichen  broschüre 
erreichen.     Ansserdem  beschäftigten  H.  Bückert  mancherlei  andere  grössere  pro- 
jecte  (Tgl.  Germ.  XXVI,  255).     Daneben  gieng  eine  sehr  wirksame  akademische 
lehrt&tigkeit.    H.  Bückert  hat  keine  „schule**  gebildet  —  dogmatismus  war  seinem 
Wesen  anf  allen  gebieten  und  auf  dem  der  Wissenschaft  nicht  am  wenigsten  durch- 
Mia  entgegen  (vgl.  die  s.  66  angeführte  änssorung)  — ,   seine  zahlreichen  schüler 
verbindet  kein  anderes  band  mit  einander  als  die  gemeinsame  liebe  und  Verehrung 
ft&r  ihren  lehrer.    Wer  wie  der  Schreiber  dieser  Zeilen  das  glück  gehabt  hat,   zu 
H.  BQckerts  füssen  zu  sitzen,  wem  es  gelungen  war  durch  die  unscheinbare  schale 
xn  dem  gediegenen  kern  der  Vorlesungen  H.  Bückerts  vorzudringen,  wer  sich  also 
nicht  mehr  abschrecken  liess  durch  H.  Bückerts  eigentümliche,   alles  rhetorischen 
schmuckes  entbehrende  Vortragsweise,   der  wird  gewiss  stets  mit  dank  und  frende 
an  diese  stunden  zurückdenken.    Schon  der  augenfällige  umstand,  dass  U.  Bückert 
seinen  gegenständ  völlig  souverän  behersche,  konte  nicht  verfehlen  einen  bleibenden 
^üidruck  zu  machen.     Am  meisten  traten  natürlich  die  Vorzüge  der  Vorlesungen 
H.  Bftckerta  hervor  auf  den  gebieten,  welche  mit  der  geschichte  sich  am  nächsten 
^'^r&hrten,  vor  allem  also  in  der  litteraturgeschichte.    Noch  anregender  fast  als  im 
ooUeg  war  U.  Bückert  daheim  in  seinem  zimmer,  wo  er  oftmals  neine  Übungen 
abhielt,  aber  auch  sonst  seinen  schülorn  jederzeit  zuganglich  war  und  bereit,  ihnen 
aus  seinem  reichen  geistesschatze  freigebig  mitzuteilen. 

So  schien  es,   als  wolle  das  geschick  H.  Bückert   für  die  früheren  trüben 

^*€o  entschädigen:  es  war  ihm  vergönt  gewesen,  sein  Vaterland  das  ziel  erreichen 

'^  sehen,  nach  dem  die  besten  der  nation  seit  mehr  als  einem  halben  Jahrhundert 

gestrebt  und  gerungen ;  seine  wissenschaftliche  wie  seine  akademische  tätigkeit  war 

^Uie  derartige,   dass  er  sich  von  ihr  wol  befriedigt  fühlen  durfte;   seine  äussere 

^^^  hatte  sich  so  gestaltet,   dass  er  wenigstens  vor  sorge  um  die  existenz  sicher 

S^telt  war  —  aber  es  schien  nur  so.    Im  winter  1873  zu  1874  traten  zuerst  die 

Symptome  eines  lungen-  und  lebcrleidens  bei  ihm  auf;  im  frühjahr  1874  erkrankte 

^  ernstlich,   er  muste  Urlaub  nehmen  und  solte  zur  kur  nach  Weissbad  und  dann 

^>^  Daves  gehen.    In  Weissbad  traf  ihn  das  schwerste,  was  ihn  jezt  noch  tre£fen 

^onte:   seine  frau  Marie  starb  plötzlich.    Ein  an  leib  und  seele  gebrochener  mann 

^am  n^  Bückert  mit  seinem  verwaisten  kinde  nach  Nensess.     unter   der   treuen 

pQege,    die  er  hier  fand,   besserte  sich  sein  körperliches  befinden   noch  einmal,   er 

^^brte  zum  Wintersemester  nach  Breslau   zurück   und  las  während  desselben  ohne 

'Nennenswerte  Unterbrechung.      Im  frühjahr  wurde  sein  zustand  wider  schlimmer, 

^  ^eng  im  sonmier  nach  Landeck,  kam  jedoch,  da  er  meist  das  hott  hüten  muste 

?^^   er  sich  nach  seiner  liäuslichkoit  sehnte,   am  6.  septbr.  nach  Breslau  zurück. 

"^^Jif  tage   später  erlöste  ilin   der   tod  von    einem  leben,    das   für   ihn  die  sonne 

^•"loren  hatte.    Ein  würdiges  denkmal,    von  freunden  und  schüleni  ihm  errichtet, 

•^^iimückt  H.  Bückerts  lezte  ruhestätte. 

Das  ist  in  grossen  zügen  Heinrich  Bückerts  leben,  wie  es  uns  Am^lie  Sehr 
vorliegenden  buche  mit  geschickter  band  und  mit  tiefem  Verständnis  für 


252  OBBINO 

dieses  bedeatonden  maunes  sein  und  denken  gezeichnet  hat.  Anf  schönem  und 
sanborem  ge wände  gewahrt  man  ungern  ein  stäubchen,  sei  es  auch  so  klein,  dass 
08  anderwärts,  wo  jene  guten  oigenschaften  in  minderem  grade  vorhanden  sind, 
wahrscheinlich  dem  augo  entgehen  würde.  Die  verehrte  Verfasserin  möge  es  unter 
diesem  gesichtspunkt  betrachten,  wenn  ich  einige  kleine  losefehler  in  den  mittei- 
lungen  aus  briefeu  namhaft  mache.  Wem  H.  Rückorts  handschrift  bekant,  werden 
dioselbon  leicht  begreiflich  erscheinen.  S.  107,  z.  14  ist  wol  zu  lesen:  „eine  andere 
herrliche  turmpyramido ,  die  Nicolaikircho" ;  s.  241,  z.  11  v.  u.  ist  für  „alten  men- 
schen" wol  „alten  möncho"  und  s.  252,  z.  12  v.  u.  f.  „aus  denen  sie  folgern  könten* 
wol  „an  denen  sie  stolpern  könten**  zu  lesen.  Zwischen  s.  52  und  53  scheint  ein 
satz  ausgefallen  zu  sein.  Schliesslich  sei  noch  eine  bemorkung  pro  domo  gestattet 
S.  221  wird  H.  Räckerts  „entwurf  einer  system.  darstollung  d.  schl.  mda.  im  ma.' 
erwähnt  und  hinzugefügt,  dass  ich  denselben  ,,mit  noch  einigen  im  nachlasse  vor- 
gefundonen  psalmcnübersctzungen^^  neu  herausgegeben  habe.  Dazu  sei  bemerkt, 
1)  dass  der  von  mir  beigogebeno  anhang  ausser  den  proben  aus  zwei  schles.  psal- 
menubersetzungen  noch  verschiedene  sticke  anderen  inhalts  umfasst  und  2)  dass 
ich  in  H.  Rückorts  nachlass  nichts  weiter  vorgefunden  habe  als  abschriften  der  anfange 
der  betreffenden  hss.  und  dass  die  von  mir  mitgeteilten  proben  den  originalen ,  die 
sich  in  der  Universitätsbibliothek  zu  Breslau  befinden,  entnommen  sind. 

KIEL,   IM   MAI    1881.  PAUL  PISTSCH. 


Ulfilas«  Evangelium  Marci  grammatisch  erlfiutert  von  Dr.  B.  MlUler 
und  Dr.  H«  Hoeppe,  Gymnasiallehrern  in  Wittstock.  Berlin,  Verlag 
von  Theobald  Grieben.    1881.    74  s.    8.    n.  m.  1,50. 

Es  hat  dor  vereinten  anstrongung  zweier  doctorcn  bedurft,  um  dieses  meister- 
work  deutscher  gelehrsamkoit  und  gründlichkcit  zu  stände  zu  bringen,  das  nach 
dor  molnung  der  horausgeber  einem  dringenden  bedürfnis  abhelfen  soll,  weil,  (nach 
s.  3)  „soweit  denselben  bekant  ist,  ein  commontar  auch  nur  oines  teiles  des  neuen 
tostamentes  bis  jezt  nicht  vorliegt;"  doch  wollen  sie  zugleich  bescheidentlich  „die 
sehr  praktische  und  handliche  Stammsche  ausgäbe,  dieses  höchst  verdienstvolle 
werk,  nicht  verdrängen."  Auf  s.  5  — 17  bieten  sie  zunächst  einen  „abriss  der 
regelmässigen  formenlehre,"  d.  h.  einen  abdruck  der  notwendigsten  paradigmen, 
in  welchem  wir  z.  b.  belehrt  werden,  dass  das  praeteritum  von  giban  i,gab,** 
dor  gen.  pl.  masc.  von  blinde  „hlindaije^'  lautet,  dass  saiva,  ich  sehe,  die 
praeteri talform on  saw,  seivum,  das  particip  saiwans  bildet,  dass  der  acc.  sg. 
von  Jiana  dem  uom.  gleich  ist  usw.  Darauf  folgt  s.  18 — 72  der  text  der  uns 
erhaltenen  bruchstücke  des  Marcus  mit  zwisclion  den  einzelnen  versen  eingescho- 
benem .jCommentar,"  der  sich  fast  ganz  auf  die  grammatische  und  lezica- 
lische  orklärung  der  vorkommenden  Wörter  beschränkt  —  denn  die  dürftigen 
citato  «aus  dem  griechischen  grundtoxte  haben  kaum  einen  anderen  zweck  als 
dem  buche  einen  gelehrton  Schimmer  zu  geben.  Wem  mit  einem  solchen  „com- 
mentar**  gedient  sein  soll,  ist  absolut  unerfindlich,  da  demjenigen,  der  die 
got.  paradigmen  gelernt  hat  (und  wer  nicht  paradigmen  lernen  will,  solte  sieh 
überhaupt  nicht  mit  Sprachstudien  befassen)  nicht  gesagt  zu  werden  braucht,  dass 
simaus  dor  gen.  sg.  von  mnus  ist  und  vaurkeip  die  3.  sg.  ind.  praos.  von 
vaurkjan.  Und  selbst  wenn  jemand  hierüber  anderer  ansieht  sein  solte,  wird  doch 
immerhin  unbedingt  gefordert  werden  müssen,  dass  jeder,  dereinen  grammatischen 
conmientar  zu   schreiben  unteruimt;    selbst  mit  der  grammatik   der  betreffenden 


ÜBBB  TJLFILAR   EV.    MARCI    RD.   MttLLRR   U.    HOEPPK  259 

8pM*sKhe  veitrant  sei.     Dass  die  herrcn   heraiisgeber  aber  mit  der  got.  grammatik 
no^li  auf  gespantestcm  fasse  stehen,  beweist  eine  reihe  von  groben  irtüniem.    Die 
nim^^lücklichen  anfanger,    die  nach   diesem  Wittstockor  trichtor  greifen,   um  ohne 
langweiliges  paradigmenlernen  das  gotische  sich  anzueignen,    erfahren  z.  b. ,   dass 
arm^mstodeiß  (in  der  Überschrift  des  Marcusevangeliums)  das  part.  praet.  von  ana- 
stotMjan  sei;    usfiUlnoda  (1,  15)    die  3.  sg.  ind.  praet.  i>a8S.   von  usfullnan;   igqis 
(I  •      17)  der  acc.  plur.  zu  ^u;  gaßaursana  (III,  1)  das  part.  praot.  von  gaßaurs- 
fum'wrm,;  anafulhano  (VII,  9)  der  gen.  part.  praet.  von  anafilhan\   dass  das  neutr. 
von    meins  meinaßa  laute  (I,  2);   dass  Hskittsan  (VIII,  31)  „prüfen,   erwählen," 
d.    li.  wol  „erfahren"  bedeute  mit  der  hinzugefugten  bolehrung:   „ergänze  filu^). 
^^»'niefjan  (I,  2)  wird  durch  „melden"  üborsezt;  hve  zwar  II,  8    IX,  50  als  alter 
inst;iumental,  IV,  30  dagegen  als  dativ  erklärt,  usw.    Ks  sind  das  sämtlich  stel- 
len ,   an  denen  die  annähme  von  druckfehlern  ausgeschlossen  ist :  bedürfte  es  noch 
ein  OS  handgreiflichen  beweises,  wie  unsicher  die  herren  Verfasser  in  den  got.  para- 
di^men  sind,   so  ist  derselbe  in  den  auf  der  lezton  seite  angehängton  „corrigenda" 
S^l^icfert,  woselbst  die  richtige  form  ntimans  (s.  13  s.  3)  in  ein  unmögliches  nimuns 
nS^heBsext"  ist! 

Anf  das  schärfste  ist  ferner  zu  rügen,  dass,  und  zwar  in  einem  für  an  fan- 
ge x-   bestimten  buche,   sowol  in  den  paradigmen  als  im  texte  und  commentare  das 
got;.  zeichen  0  ganz  wilkürlich  bald  durch  hv,  bald  durch  to,  zuweilen  auch  durch 
^   ^Widcrgegeben  wird,   und   dass   in   den  paradigmen  die  langen  vocale  bald  mit 
dem  cirenmflexe  versehen   sind,   bald   nicht  (tuggönö  neben  inanageino,  blindaizö 
^^^^en  hardjaizo,    handive   neben   hairtane  usw.).      Geradezu    beispiellos    endlich 
i*^     die  liederlichkoit,    mit   welcher   die    correctur   dieses   buches   ausgeführt  wor- 
den   igt     Die    corrigenda   verzeichnen   kaum   ein   fünftel  der    vorhandenen  druck- 
feliler,    darunter  aber  freilich  auch  höchst  wichtige,  wie:  ,y Kommentar  für  C'ow- 
••^»•ter/*    f^Hinterteü    ftr    Eintertheil"    u.  dgl.      Die    bisher   nur   aus    antiquar- 
Ic&talogen   bekante  widergabe    des  ß  durch  p  ist    hier   (wo    zwei    gelehrte   män- 
ner    sich  bei   der   correctur   von   72   selten   gegenseitig   unterstützen   konten),   in 
g^^Baem  massstabe  durchgeführt,   und  es  erfreuen  uns  daher  formen  wie  pamma, 
P^***a»,  patei,  anaftUhup,  ip,  usgaisips  usw.  usw.    Der  abwechslung  halber  erscheint 
daneben  auch  einmal  qehun  für  qeßun,  atvarß  für  atvarp  u.  a.     Die  Verwechslung 
▼<>ii  ai  und  ei  ist  gleichfals  sehr  häufig:  ßüei  st.  ßizai,  aißai  st.  aißei,  gataihan 
B^-  gateihan,  anßarei  st.  anßarai  usw.    Von  sonstigen  ungeheuerlichen  und  in  den 
»i^ojrigenda"  nicht  aufgeführten  druckfehlern  genügt  es,    eine   kleine   blumeniese 
**^  Veranstalten:  gamamveiß  (I,  2),  garhaineirud  (comm.  z.  I,  44),  matjipjah  drigg- 
^•P,  und  im  commentar  dazu:  driggiß  v.  driggan  {II,  16),  ainßro  (VI,  1),  misins 
(^X,  3),  qiße  (IX,  13),  vaißan  (X,  43),  gaß  (KYl,  7)  usw.    Oft  kann  man  zwei- 
felhaft sein,   ob  das  gedruckte  einem  versehen   des  setzers  oder  der  Unwissenheit 
^^^  heransgeber  zuzuschreiben  sei,   z.  b.  wenn  wir  I,  34  und  VII,  30  die  formen 
^"'^^^ßons,  unholßon  finden,  VII,  32  heron,  comm.  z.  II,  3  höfaris  u.  a.  m. 

Ans  dem  gesagten  dürfte  zur  genüge  erhellen,  dass  das  buch,  zu  dessen 
abfassang,  wie  die  vorrede  berichtet,  das  beispiel  der  „Pfeifferschen  ausgaben"  anre- 
S^^^x^  gegeben  hat,  nicht  blos  überflüssig  ist,  sondern  in  den  bänden  von  anfan- 
SO^i  sogar  emfindlichen  schaden  stiften  muss.  Der  herr  Verleger  ist  höchlich  zu 
^^^^^uern,  dass  er  so  schlecht  beraten  war.  Zu  ehren  seiner  firma,  um  von  dieser 
^®lb«t  die  möglichkeit  eines  Scheines  einer  unwürdigen  speculation  auf  die  unerfah- 
renl^eit  der  stadierenden  jngend  fern  zu  halten  ,   würde  er  wol  am  weisesten  han- 


254  WACXIBHXLL 

dein ,  wenn  er  das  sohöne  bedruckte  papier  der  gesamten  aufläge  dem  pappenmacber 
zum  einstampfen  verkaufte. 

HALLE. HUOO  OKRUCG. 

ZUR  SOHILLERLITTERATUR 

Nachtrag  zn  ztscbr.  Xm,  dO— 121. 

Während  das  mscpt.  meines  in  ztschr.  XIII,  90  fgg.  erschienenen  artikels 
in  der  redaction  lag,  ergab  die  fortgesezte  snche  and  collation  einige  nene  ergän- 
znngon  zn  ünflads  Schillerlitteratur,  welche  ich  nicht  so  lange  zurückbehalten  und 
der  benütznng  entziehen  will,  bis  ich  in  einem  der  nächsten  jähre  die  seit  1877 
erschienene  SchiUerlitteratur  zusammenstelle,  sondern  lieber  gleich  als  n achtrag 
den  in  ztschr.  XIII ,  90  fgg.  gelieferten  folgen  lasse.  Über  die  anordnung  dieses 
nachtrags  gilt  ganz  dasselbe,  was  ich  a.  a.  o.  s.  91  und  107  gesagt  habe. 

Ausgaben. 

Don  Garlos.  Traduit  par  M.  Uttner,  avec  un  recueil  de  po^sies  de  la 
mome.    Strassbourg,  G.  Silbermann  1848  (191  s.). 

Der  Verbrecher  aus  verlorener  ehre.  The  criminel  become  so  from 
lost  of  honour,  translated  from  the  original  german  of  Frederic  Schiller  bj  Lewis 
Wapler.    Augsburg ,  J.  Rösl  1825  (34  s.). 

Die  Zerstörung  Trojas.  La  ruine  de  Troie.  Deuxi^me  livre  de  TEn^ide, 
traduit  en  vors  fran9ais  sur  la  traduction  libro  de  Frederic  de  Schiller  par  N.  Colin. 
Grefeld ,  Schüller  1824  (100  s.). 

ErgftnziingB-,  biographisohe  und  erläuterungssohrilten. 

Anton,  E.  G.  Vergleichung  der  religionslehre  der  bibel  mit  Schillers  gedieh- 
ten:  die  resignation  und  die  götter  Griechenlands.  Eine  rede,  gehalten  am  gym- 
nasium  zu  Görlitz  1848  (18  s.).    Programm. 

Baumeister,  A.  Über  Max  und  Thekla  in  Schillers  Wallenstein.  Lttbeck 
1866. 

Bayer,  Joseph.  Von  Gottsched  bis  Schiller.  Vorträge  über  die  classiBche 
zeit  des  deutschen  dramas.  Prag,  Mercy  1863.  3  bde.  Der  III.  bd.  handelt  über 
Schiller.  Dasselbe,  zweite  mit  Zusätzen  und  ergänzungen  versehene  ausgäbe  1869 
(364  s.). 

Bertrand,  Gott  lieb.  Arniina,  die  schöne  Zircassierin  von  ~  ,  Verfasser 
des  Mazarino.    Leipzig,  Stein  1803.   2  teile  (397  s.)<    (Nach  Schillers  geisterseher). 

Blaschke.  Kupferstichsamlung  zu  Friedrich  Schillers  sämtlichen  werken. 
27  platten.    Wien,  Sammer  o.  j. 

Bodenstedt,  Friedrich.  Demetrius.  Historische  tragödie  in  fünf  auf- 
Zügen.  Berlin,  Decker  1856  (222  s.).  (Vgl.  darüber  Kühne:  über  Bodenstedts  und 
Schillers  Demetrius.    Europa  1856,  nr.  8). 

Brandt.  Ein  kritischer  beitrag  zu  Schillers  tragödie:  die  brant  von  Mes- 
sina.   Nordhausen  1850  (13  s.)  4^    Programm. 

Brandt.  Maria  Stuart.  Ein  beitrag  zur  behandlung  eines  dramatiscbeB 
Stückes  in  der  ersten  klasse  einer  höheren  lehranstalt.  Nordhausen  1843  (37  s.)  4*. 
Programm. 

(F.  A.  G.  Mörlin)  Briefe   über  die  nachbildung  der  griechischen  tragödie 
in  Schillers  Braut  von  Messina.    Altonburg,  in  der  Sohnuphasischen  bnehbandlw 
1804  (60  s.). 


■ÜB  SCHTIiTiBBLCTTEBATUB  255 

Biet  he,  W.  J.    Über  WaUensteins  lager,  mit  rficksicht  a«f  die  lectfiro  die- 
dichtimg  mit  den  schiUeni  der  obem  klasse  einer  höheren  nnterricbtsanstalt. 
Dresden,  Heinriehs  1862  (32  b.).    Programm. 

Diesmann,  Angngt.  Neuer  Plntareh.  Oder  biographien  and  bildnisse 
der  berfihmteaten  mftnnor  und  franen  aller  nationen  nnd  stände.  Mit  Verwendung 
der  beitrage  des  freiherm  Ton  Fenchtersleben  nen  bearbeitet  Leipzig  nnd  Pesth, 
H&rtleben  1858.  L  bdehn.  Schiller  nnd  Goethe  (48  s.  mit  30  portrftts  in  Stahlstich). 
Dorer-Egloffs  bücherschatz.  Verzeichnis  der  von  D. — £.  hinterlassenen 
Goethe-  und  ScbUleibibliothek.    Leipzig  1868. 

Dflntser,  Heinrich.  Ans  Herders  nachlass.  üngedmckto  brief o  von  Her- 
der imd  dessen  gattin,  Goethe,  Schiller  n.  a.  Heransgegebon  von  —  nnd  F.  G.  v.  Hor- 
der.    Frankfnrt  1857.   4  bde. 

Eckardt,  L.  Friedrich  Schiller,  der  dichter  der  znknnft.  Eine  jnbilänms- 
Bchxift.    Jena,  Hochhansen  1859. 

Fonqnö,  de  la  Motte.    Der  Pappenheimer  cnirassier.    Scenen  ans  der  zeit 

des    dreissigjährigen  krieges.    Nordhansen  und  Leipzig,  Schmidt  1842  (Vln.  193  s.). 

Fragmente  ans  dem  tagebuch  eines  geistcrsehers  von  dem  Verfasser  Anton 

Befsers  (M.  Moritz).    Berlin,  Himbarg  1778  (116  s.).    (Nachahmung  von  Schillers 

g^üteneher). 

Fülleborn.  Friedrich  Schiller.  Nebst  einigen  fragmenten  über  ihn.  Bres- 
iMa  ,  Schau  1801  (48  s.). 

Geistergeschichten,  enthülte.  Ein  pendant  zu  Schillers  geistersehcr. 
LeipBg,  MitÜer  1797  (312  s.). 

Geistergeschichten,  enthülte.  Zurbelehrung  und  Unterhaltung  für  jeder- 
iDano.    Ein  pendant  zu  Schillers  geisterseher.    Leipzig,  Supprian  1797  (268  s.). 

Gottschall,  Rudolph«    Neuer  Plutarch.    Biographien  hervorragender  cha- 

UL  teiL    Über  Schillers  Wallenstein.    Leipzig ,  Brockhaus  1876. 
Göts,  Friedrich.    Geliebte  schatten.   Bildnisse  und  autographcn  von  Klop- 
>^<>ä,  Wieland,  Schiller,   Goethe  u.  a.     Mit   erläuterndem  texte  herausgegeben, 
l'^tinheim,  Götz  1858  (36  s.  text,  15  bildnisse  und  41  blatter  autographen)  4*. 

Grabe,  A.  W.  (joethes  elfenballaden  und  Schillers  ritterromanzen.  Nach 
ih'ein  idaengehalte ,  ihrer  formschönheit  und  ihrem  stilgegensatze  erläutert  Aesthe- 
ti«che  vortriige.    L  bdchn.    Iserlohn,  Bädeker  1864  (IX,  214  8.). 

Jungfrau  von  Orleans,  die  travestierte.    Posse  in  zwei  acten  mit  prolog 
°B^  epilog  (von  Jnlius  Voss).    Berlin,  Schmidt  1803  (XXVIU,  108s.  u.  1  kupfer). 
Köhler.    Ist  Schiller  oder  Goethe  der  grössere  dichter?    Zwei  programme 
^^  stadtschale  zn  Culm.    1850  und  1851  (38  u.  33  s.). 

Kars,  Herrmann.  Der  sonnenwirt  Schwäbische  volksgeschichte  aus  dem 
^^^'fifSetk  Jahrhundert  Frankfurt  a.  M.,  Meidinger  1854  (VII,  508  s.).  (Zu  Schillers 
^®xi>iecher  ans  verlorener  ehre). 

Lothholz,  G.  Das  Verhältnis  Wolfs  und  W.  v.  Humboldts  zu  Goethe  und 
Miller.    Wernigerode,  Leipzig,  Tcubner  1863  (lY,  42  s.)  4^ 

Lud  icke,  E.  Fridolin.  Oder  der  gang  nach  dem  eisonhammer.  Schauspiel 
^  ftnf  acten  nach  Schillers  bailade  für  die  Jugend  bearbeitet  Berlin,  selbstver- 
^  (24  s.). 

Nölting,  Theodor.    Cber  den  Charakter  des  Schicksals  in  Schillers  tragö- 
^^^>^.    Programm  der  grossen  Stadtschule  zu  Wismar  1870  (33  s.)  4*. 
^  Seite  35  sehreibe  bei  Unflad  Pei  seh  mann  für  Persehmann   und   ergänze: 

im  (86  ■.). 


;5B  WACEBBirBLL,   ZÜB  SCHILLBtttj... 

Picbler,  Oaroline,  geb.  v.  Greiner.  Zenttreute  bl&tter  ana  meinem  Bcm 
tisch.    Der  I.  bd.  ftber  Scbiller.    Wien,  Picbler  1836. 

Beichlin-Meldegg,  E.  A.  Heinrich,  Eberh.  GoHl.  Panloa  ond  leim. 
zeit.  Nach  dessen  litterarischem  nachlasse,  bisher  nngedrncktem  briefwecbsel  uk 
mündlichen  mitteilungen  dargostelt.    2  bde.    Stuttgart,  verlagsmagazin  1858. 

Beaper,  Julius.    Schillers  dramen   im  liebte  der  zeitgenössischen 
Bielitz  1874.    Programm. 

Bingler,   Alexander.     Der  ¥ridererstandene  kapuziucr  ans  Waüeiisteii^^B 
lager  und  Napoleon  III.     Eine  ebenso  klare  als  verständliche   standrede  an 
deutsche  volk  über  den  krieg  in  Europa.    Kempten ,  Dannheimer  1859  (16  s.). 

Bönnefahrt,  J.  G.  Goethes  Iphigenie  auf  Tauris,  Schillers  braut  t 
Messina,  Jungfrau  von  Orleans,  Maria  Stuart  erklärt    Leipzig,  Dyck. 

Bugo,  A.  Schiller  und  die  seinen.  Trauerspiel  in  fünf  aufzttgen.  8i 
sund  1830. 

Bös  sei,  C.  Über  das  wesen  der  tragödie.  Wiesbaden  1842  (37  s.).  P 
(Schiller  ist  besonders  berücksichtigt). 

Bössler,  Julius.    Über  das  Verhältnis  der  Schillerschen  braut  von 
zur  antiken  tragödie.    Budissin  1855  (36  s.)  4^    Progr. 

Schillers  bibliothek.    Mit  einem  facsimile  aus  seinem  eigenen  bfieb«^^^ 
Verzeichnisse.    Zum  10.  november  1849.    Berlin,  Stargardt  1859  (16  s.). 

Schlönbach,  A.    Zwölf  frauonbildcr  aus  der  Goethe- Schillerepoche.   H^^ 
nover,  Bümpler  1856. 

Schmidt,  Julian.    Schiller  und  Bousseau.    Berlin  1876. 

Schmidt,  Julian.    Schiller  und  sein  Jahrhundert.    Leipzig,  Herbig  Ij^ 
(380  s.). 

Schmidt,  S.  L.  Geschichte  des  don  Carlos,  nach  welcher  Friedrieh  voi 
SchiUer  sein  drama  dichtete,  aus  dem  französischen  des  abts  Saint -Beal  fiberisit 
Worms,  Kunze  1828  (152  s.).    IL  ausgäbe,  ebenda  1831. 

Der  sonnenwirt  Ein  trauerspiel  in  fünf  aufzfigen.  Nach  Schulen 
geschichte:  der  Verbrecher  aus  verlorener  ehre.  Frankfurt  und  Leipzig,  Pech  17m. 
(128  s.). 

Teil,  Wilhelm.  Schauspiel  in  vier  acten,  nach  Schiller  frei  beaibeiMiir 
aufführung  für  kinder  und  auf  puppenthoatern.    Hamburg ,  Altena  (40  s.)  16*. 

Tschink,  Gajetan.  Geschichte  eines  geistersehers  aus  den  papierai  d« 
mannes  mit  der  eisernen  larve.  Herausgegeben  von  — .  Wien ,  Keiserer  1798^ 
3  bde  nut  kupfern.  I  (275  s.),  II  (336  s.),  lU  (292  s.).  Nene  aufläge.  USim 
1797.    (Nach  Schiller). 

Voss,  H.  Mitteilungen  über  Goethe  und  Schiller  in  briefen.  Heran^ge^eber 
von  A.  Voss.    Heidelberg  1834. 

Weber,  Veit.    Wilhelm  Teil.    Berlin,  Maurer  1804  (256  s.  mit  Ikupte" 

Weihe-Eimke,  Arnold,  freiherr  von.  Die  historische  persönlichkeit ' 
Max  Piccolomini  im  Schillerschen  Wallenstein  und  dessen  ende.  Eine  geschiohti' 
qucllenstudie.    Pilsen,  Steinhäuser  und  Korb  1870  (16s.). 

Winterstein,  W.    Schillers  Wallenstein  für  den  Unterricht  behandelt 
1858  (21  s.).    Progr. 

INNSBBUCK.  J.   E.  WACKBBMBLL. 


Halle  a.  S. ,  Bochdruckerei  des  WaiaenhanaeB. 


HANDSCHRIFTEN    UND    BRUCHSTÜCKE    VON 

WOLFRAMS  WILLEHALM. 

1. 

Eine  noch  nicht  beachtete,  aber  wol  beachtenswerte  handschiift 
^on  Wolframs  Willehalm   besizt  die  Kölner  stadtbibliothek  (XIU.  12, 
^  qoart,  auspapier  bestehend,  94  blätter,  geschrieben  im  jähre  1437). 
Sie  stamt  aus  der  hinterlassenschaft  des  am   18.  märz  1824  in  Köln 
^erstorbenen  professors  Wallraff.    Die  handschrift  ist  in  leder  gebun- 
den, in  welches  vom  und  hinten  zehnmal  Äaemaria  eingepresst  ist. 
-^of  der  Innenseite  des  vordem  deckeis  steht:  wer.  säl.  myr.  Gdgen. 
dessen:  Darunter  heme  de  monde,  darunter  m.  a.  L  s.,  darunter  h'ne 
5^  monde,  darunter  m.  g,  w,  g.  h,  g.     (Tber  dem  anfaug  des  gedichtes 
'^t  Bibliotheck  Wallraff.  Prof.  Colon,  über  einen   andern  namon 
'eingeschrieben ,  der  dadurch  unlesbar  geworden  ist.    Unter  dem  schluss 
*1^  gedichtes  steht:   Diß  buch  hat  junghWe  Wierich  van  Dune  |  AVc 
OVnfiein  laffen  fchriben.     Auf  der  Vorderseite  von  bl.  95  steht: 
von  Freyfen  paftor  zu  Steynwenden  hau  mich  gefchr.  |  Anno 
im  müleßmo  quadringentefimo  triceßmo  feptimo  off  \  fritage  neeß 
^^ffenfafnackt  vollenbrach  zu  enden.     Darunter  steht:    Vnivnd  ynivich 
^nm^etenyver  vonivon  Freynivey\feniven   usw.      Ich    gebe    den    satz 
Sder  mit  hinweglassung  der  eingeflickten  silben:    Vnd  ych  Peter  von 
fen  hon  \  dmß  buch  gefchr  eben  vrnb  beden  wyl\len  des  edeln  junchhem 
'^^^•Tuihher  \   Wyrichß  von  Dunen    herren  \  zum   Oberfteyn,      Darunter 
^^^elbe  nochmals  mit  entstellungen  in  der  schrift.    Daneben  steht  von 
**Ä.derer  hand:  Margret  hat  her  geruffen  \  das  hat  fy  fdfer  vfgefmeide] 
Heilgart  hanf  nit  gedan.    Darunter  steht  honorificaibüitudinacio- 
uid  andre  federproben.    Auf  die  Innenseite  des  hintern  deckeis 
mit  dinte  ein  wappen  gemalt,  worin  ein  querbalken  aus  drei  zacken; 
helme  fliegt  ein  band  mit  der  inschrift  Manderscheit. 
Der  hier  erwähnte  herr  von  Dann  und  Oberstein  ist  Wirich  III, 
zu  Falkenstein,  herr  zu  Ober-  und  Willensteiu,  Neuen  -  Baimberg 
^*^-    Derselbe  war  anfangs  kurpfälzischer  vizdum  zu  Amberg   [in  der 

UlTSOHB.  F.  DXUTBOHB  PmLOLOeiB.    BD.  Zm.  17 


258  BUcuuBU 

Oberpfalz] ,  dann  kurtrierischer  rat  und  hofmeister ,  wie  aach  amtmanu 
zu  Pfalzel  [bei  Trier] ;  und  endlich  des  königs  von  Frankreich  rat  uud 
kammerherr.     Er  starb   1501.  ^    Wirich  ist  offenbar  noch  sehr  juas 
gewesen,   als  Peter  von  Freysen  auf  seinen  wünsch  unsere  handschrifi 
anfertigte,   und  lebte  damals   auf  den  besitzungen  seiner  familie  am 
Donnersberge ,   wo  das  schloss  Falkenstein  und  das  dorf  Steinwendeo 
(wo  Peter  pfarrer  war)  in  geringer  entfernung   liegen.      Die  fiunilifl 
Daun  war  mit  den  Manderscheids  von  alters  her  verwant.    Das  stamm- 
schloss  Daun  in  der  Eifel  gieng  durch  die  ehe  der  Irmgardis  von  Dann 
mit  Dietrich  von  Manderscheid  in  den  besitz  des  leztem  über  (vor  dem 
jähre  1329  vgl.  Zedlers  Universal  -  Lexicon  VII.  275),  und  be&nd  och 
noch  1740  im  besitze  der  grafen  Manderscheid  (Gauhe,  Adels -Lexioon 
1 ,  308).    Diese  beziehungen  der  beiden  geschlechter  können  den  omstand 
erklären ,  dass  unsere  handschrifb  in  den  besitz  der  Manderscheids  über- 
gieng.    Die  leztem  besassen  eine  bedeutende  bibliothek  zn  Blankenhöm 
in  der  Eifel,   über  welche  Haag  im   dritten  bände  dieser   Zeitschrift 
s.  96  —  97  nähere  angaben  macht.    Zu  der  von  Haag  angeführten  litte- 
ratur  ist  ein  brief  Eberhard  von  Grootes  an  Jakob  Grimm  hinzuzufügen, 
abgedruckt  in  Picks  Monatsschrift  für  Rheinisch -Westfiliische  Geschichts- 
forschung und  Alterthumskunde  I,  164  — 165. 

Jedes  blatt  der  handschrifb  zeigt  eine  wage  als  wassermarke.  Die 
spalten  stehen  zwischen  linien.  Die  verse  sind  nicht  liniiert.  Die  seite 
hat  2  spalten ,  die  spalte  zwischen  35  und  41  zeilen.  Blatt  75  —  76 
sind  die  anfangsbuchstaben  der  absätze  (die  sonst  fehlen)  gelb  aus- 
gemalt und  die  anfangsbuchstaben  der  zeilen  gelb  durchstrichen.  Inter- 
punction  fehlt  gänzlich.  Die  band  des  pfarrers  Peter  von  Freysen 
begint  mit  bl.  17'';  das  vorhergehende  ist  von  anderer  band  geschrieben. 

Unsere  handschrift  ist  nachweislich  von  keiner  erhaltenen  hand- 
schrifb abgeschrieben  (auch  nicht  von  qsy).  Auf  die  frage ,  welcher  der 
erhaltenen  sie  am  nächsten  steht,  vermag  ich  eine  entschiedene  und 
einheitliche  antwort  nicht  zu  geben.  Die  lesart  2,  12  hat  nur  noch  in. 
6,  1  er  sprctch  wie  mnop.  27,  9  Rubiand.  Diese  lesart  teilt  sie  nur 
mit  K]   dieselbe  ist  fehlerhafb,   obgleich   von  Lachmann  in   den  text 

1)  So  Gauhe,  Adels -Lexicon  I.  396.  —  Eneschke  (Neaes  aUgemeines  Deai- 
scbes  Adels-  Lexicon  m.  201)  nent  ihn  Wirich  IV  und  bemft  aich  dabei  auf  Ganhe. 
Er  mag  den  leztem  in  einer  andern  ausgäbe  benuzt  haben.  Mir  war  nur  die  vom 
jähre  1740  zugätaglich.  —  Hühner  (Genealogische  Tabellen  U.  Tab.  462)  nent  ihn 
Wirich  11  und  gibt  als  seine  gattin  Margaretha  von  Leiningen  an,  die  tochter 
Emicos  IX  grafen  von  Lciningon ,  welcher  nach  tab.  470  im  jähre  1496  geboren  und 
1541  gestorben  ist.    Offenbare  irtümerl 


HS.  UND   BBUCH8T.   VOM  WILLBHALM  ^59 

(vgl.  meine  schrift   Über  die  Quelle  ülriclis   von  dem  Türlin 
3.  40).    55,7  —  14  fehlt  wie  in  mn.    Abschnitt  57  hat  28  verse  wie 
sonst.     410,  10  da  manig*  nicht  hüde  sparn.    413,  27  Oukiant  wie  Ü, 
28  semerai  wie  Ü.    429,  17  nach  18  wie  op,    459,  1  —  2  fehlen  wie 
in  U.    465,  25  —  26  stehen  nach  16  wie  in  t    Es  scheint,  als  ob  zwei 
qnellen  zn  gründe  lägen:   im  anfang  eine  mit  mn^   am  Schlüsse  eine 
mit  lopt  verwante  handschrift.    Es  wäre  wichtig  zu  wissen,  wo  die 
benntzang  der  einen  quelle  aufhört  und  wo  die  der  andern   begint. 
160,  27  —  28  fehlen  wie  in  Kmn.    276,  8  liest  unsere  handschrift  ym 
gevidenme  Kmn.    Hingegen  enthält  sie  ausser  277,  1.  2  auch  277,  3.  4, 
welche  verse  sonst  nur  in  l  fiberliefert  sind.    Hiernach  scheint  276,  8 
noch  der  ersten,  hingegen  277,  3  bereits  der  zweiten   quelle  entnom- 
men.   Dem  entsprechend  liest  die  handschrift  278,  29.  30  lerte :  kerte 
maiopt.    285,  11  —  12  fehlen  mit  lopt,   ebenso  19  —  20  mit  Imopt 
Welcher  wert  unsrer    handschrift  fQr  die  textkritik   beizumessen   ist, 
dQrfte  daraus  zu  entnehmen  sein,   dass  sie  die  einzige  handschrift  ist, 
Welche  an  einzelnen  stellen  mit  den  besten  handschriften ,   K  oder  2, 
zusammengeht 

Ich  gebe  hier  ein  stfick  vom  anfang  und  vom  schluss. 

1  [Bl.  la]  Ne  falsche  du  reyn' 

du  drij  vnd  doch  eyn' 
schepper  über  alle  geschafft 
an  vrhap  dine  stediv  crafft 
5    ane  ende  auch  belibet 
obe  die  von  mir  vertribet 
gedencke  die  gar  fluchtig  sint 
so  bist  du  vatter  vnd  ich  bin  kint 
hoche  edel  obe  aller  edelcheyt 
10    la  dinen  dogenden  wesen  leit 
da  kere  dine  erbermde  zu 
woe  ich  h're  an  dir  missetäwe 
ynd  laiß  mich  nit  übersehen 
was  mir  seiden  ist  gescheen 
15    vnd  endeloser  wende 
dine  kint  vnd  dine  könne 
bin  ich  bescheideliche 
ich  arme  vnd  du  vil  rieh 
dine  menischeit  mir  sip  gijt 
20    dine  goitheit  mich  ane  strijt 
der  pater  noster  nennet 

17* 


260  8ÜCHIRB 

zü^  eyme  kynde  erkennet 

0  gijt  der  dauff  mir  den  trost 
der  mich  zwiffels  hait  erloset 

25    ich  hain  gelaubehafften  synne 
das  ich  dine  genanne  bin 
wißheit  obe  allen  listen 
du  bist  Crist  so  bin  ich  Gristen 
diner  hoe  vnd  diner  breyt 

30    diner  diffen  antreite 
2    wart  nye  getzilte  eyne  ende 
auch  lauffent  inne  diner  hende 
der  sieben  sterren  jähen 
das  sie  die  hymel  wietder  fahen 
5    lofft  wasser  füre  Ynd  erde 
hant  gar  in  diner  werde 
in  dyme  geboede  iß  alles  steeyt 
da  wilt  vnd  zame  mit  vmb  geit 
anch  hait  dine  goitliche  machte 
10  [b]   den  lichten  tag  die  finster  nachte 
getzijlt  vnd  ynderscheiden 
mit  der  sonnS  schjrne  yne  beyden 
nie  wart  nümer  wirt  in  ebenmaß 
aller  steyne  crafft  worde  zu  was 

15    hastu  bekant  biß  an  das  ort 

der  rechten  schrifft  done  vnd  .wort 
dine  geist  hait  gestircket 
myne  synne  dich  crefftig  mercket 
ase  an  dem  buche  stat  geschreben 

20    des  bin  ich  konstlois  vüeben 
nycht  anders  ich  geleret  bin 
wan  han  ich  konst  die  gijt  mir  synne 
die  helffe  diner  gute 
sende  in  myne  gemüte 

25     vnloesen  sin  so  wise 

der  in  dyme  namS  geprise 
eine  ritter  der  dine  nye  vergaß 
wan  er  getienet  dinen  haß 
mit  sündehafftigen  dingen 

30    dyne  erbermde  konde  in  bringe 

1)  Dio  punkte  über  Ü  stehen  stets  mehr  über-  als  nebeneinander. 


HS.  UND   BBUCHST.   VOM    WILLBHALM  261 

3    ane  die  wert  das  sin  manheit 

din6  hulden  wandeis  was  bereyt 

dine  helife  yne  dicke  bracht  yß  noit 

er  lii  in  wagen  yeweders  doit 
5    der  seien  vnd  des  libs 

dorch  myne  eyns  wibs 

er  dick  hertze  noit  gewan 

von  Doryingö  fürste  HermS 

dede  mir  dise  mere  erkant 
10    er  ist  in  Frantzois  genant 

von  Aransche  Wilhellm  margkis 

eine  ecliche  rittef  sij  gewis 

were  siner  helffe  in  angst  gert 

das  er  der  nümer  wirt  entwert 
15    er  ensage  die  selbe  noit  vor  gode 

der  nnvertzagte  werde  bode 

erkennet  ritter  kommer  gar 

er  was  selbs  dicke  harniscbe  far 
[c]    der  strit  erkant  wole  sin  hant 
20    wan  er  den  helme  uff  sine  henbte  bant 

vor  sjrns  verhis  kost 

er  was  eyne  zele  der  yost 
ebende  mS  yne  dicke  sache 

der  schilt  von  art  was  sin  dache 
25    man  horte  in  Franckriche  jehen 

die  sin  gesuchte  konden  spehen 

das  stände  nber  alle  riebe 

der  forste  crafft  geliche 

sine  mage  waren  dee  hoisten  hie 
30    an  dem  konig  karle  ye 

4  so  Werder  Frantzois  wart  nye  geborö 
da  vor  was  vnd  is  dine  pris  erkoren 
du  hast  vnd  hattest  wirdicheyt 
helffere  da  dine  kusch  er  streit 

5  mit  dinst  von  der  hoisten  hant 
das  sie  dir  helffe  dede  erkant 
helfifer  hilffe  yne  vnd  auch  mir 
die  helffen  wole  getruwent  dir 
sind  vns  die  wäre  mere 

10    sagent  das  du  fürst  were 

hij  off  erden  als  bijst  du  dort 


262  8T70HIBB 

dine  g&te  entphahe  my  wort 
erre  sant  Wilhalm 

myns  sündehafEtigen  mondes  galm 
15    dine  heilicheit  an  schrihet 

sind  das  du  bijst  gefrijhet 

vor  allen  hellen  banden 

behüde  mich  vor  schänden 

ich  Wolfifram  von  Eschebach 
20    was  ich  von  Partzefal  spräche 

des  mich  sin  aüentu'e  wiset 

etzliche  mä  das  priset 

ir  was  auch  vil'die  iß  v*smahet6 

vnd  baß  ir  rede  wagethen 
25    ganne  mir  goit  so  vil  der  tage 

so  sage  ich  von  mjnen  vnd  ander  clage 

der  mit  truwen  plag  wib  vnd  man 

sind  Ihesüs  in  den  lordan 
[d]     dorch  deAiFen  wart  gestossen 
30    vnsanffte  machte  sich  genossen 
5    disse  rede  enkeyne 

dirre  die  ich  nü  meyne 

ir  lest  vnd  ir  begynnen 

466,  29  [Bl.  94  d]    ich  bevil  uch  konig  Matribleiß 

30    dem  der  d'  sternö  zall  weiß 
467    vnd  der  vns  gap  des  mands  schin 
dem  müßet  ir  bevolen  syn 
das  er  nch  bringe  zu  Kaheviez 
VW*  h'cze  dugöt  nye  v'ließe 
5    der  margrane  gute  geleide  dan 
gap  dem  hoch  gelopte  mS 
vnd  was  man  doder  konige  da  vant 
sns  rümde  er  Provenzal  das  lat 

2. 

Das  folgende  bruchstück^  stimt  mit  dem  texte  von  r  in  allei 
charakteristischen  lesarten  so  auffallend  überein,   dass  beide  notwendig 

1)  Von  Pfeiffer,  qnellenmaterial  zn  altdeutschen  dichtungon.  IL  (Denksehrif* 
ten  der  Wiener  akad.  phil.  bist.  d.  bd.  17.  Wien  1868)  s.  IQS  fgg.  wird  dies« 
bnichBtllck  nicht  erwähnt. 


HS.  XnXJ}  BBÜCHBT.   YOX  WILLBHALM  268 

ao8  finer  hs.  herstammen  mfissen.  Diese  hs.  gehört  der  klasse  op  an. 
unser  bmchstfick  enthält  vom  Willehalm  204,  3—208,  18.  217,  17 
—  222,  2. 

Es  gehört  der  Münchener  nniversitftts - bibliothek.  Bezeichnung: 
B  b.  6.  Es  ist  ein  zum  einbände  verwendet  gewesenes  doppelblatt 
einer  pg.-hs.  in  4^  aus  dem  14.  Jahrhundert.  Dazwischen  felilt  ein 
doppelblatt,  welches  das  innerste  der  läge  war  und  für  272  zeilen  räum 
hatte.  (In  Lachmanns  ausgäbe  stehen  268).  Der  räum  zwischen  sp.  d 
▼om  ersten  und  sp.  a  vom  zweiten  blatte  ist  mit  einem  grünen  zettel 
beklebt,  darauf  steht:  Christ,  MyUei  Consüiü  Historim  Universüatis 
scribenda.  (erschien  zu  Florenz  1548.)  Darunter  steht  auf  dem  pg. 
derselbe  titel  von  mehrern  löchern  unterbrochen.  Die  vier  ecken  sind 
abgeschnitten ,  wodurch  sp.  b  und  c  des  zweiten  blattes  oben  verloren 
haben.  Dieselben  spalten  sind  dadurch,  dass  der  rand  von  oben  nach 
unten  beschnitten  ist,  verkürzt. 

Die  Seite  hat  2  spalten.  Die  spalte  hat  34  zeilen.  Die  verse 
sind  abgesezt,  jeder  begint  mit  einem  rot  durchstrichenen  grossen 
bnchstaben  und  endigt  ohne  punkt.  Die  anfangsbuchstaben  der  absätze 
sind  roth  und  erstrecken  sich  über  zwei  zeilen,  nur  J  steht  ausserhalb 
der  spalte  vor  den  zeilen.  Spalten  und  zeilen  stehen  zwischen  linien. 
Die  Schrift  ist  deutlich,  doch  stellenweise  abgerieben;  die  dmte  dun- 
kelbraun. Auf  sp.  a  und  b  vom  ersten  blatte  ist  einigen  bnchstaben 
mit  bleistift  nachgeholfen. 

Undeutliche  stellen  sind  durch  cursivdruck  kentlich  gemacht.   Stel- 
len, wo  die  Schrift  ganz  verschwunden  ist,    ergänzen  wir  zwischen  (); 
wo  das  pg.  samt  der  schrift  hinweggenommen  ist,  zwischen  [  ]. 
204,  3  [BL  la]    Sinä  schilt  kostbere 

d'  was  ovch  m*  zv  swere 
5    in  solte  der  gepriste  trag6 

d6  ich  darVme  hau  irslag6 

got  weiz  daz  alle  sin  sin 

ie  was  gemde  vf  d6  gewin 

daz  im  di  minne  lonte 
10    X^ein*  kost  h'  schonte 

sin  h*ze  im  des  nicht  wer^e 

lip  vnde  gut  her  zerte 

d'  entwed'  vor  prise  ir  sparte 

vor  valscheit  d*  bewarte 
15    was  mir  tut  Terramer 

ich  hab  im  doch  di  h*zeser 

an  dem  w*d6  kvnige  also  ges&t 


264  8Ü0HISB 

da  vö  im  truren  ist  bekant 
dem  vo  Sammargone 

20    m  Persia  di  crone 

von  dö  eledö  vurst^  h'  trvc 
min  hant  idoch  d6  selbe  sluc 
sin6  brud*  d6  geturten 
von  wiben  den  geharte 

25     ich  han  d'  wibe  hnlde 
v*lorn  durch  di  schulde 
ob  ich  mine  wolde  gern 
di  mvste  ich  d"ch  dö  zom  v'b'n 
wand  ich  Arofil  nam  d6  lip 

30    den  imm'  clagS  w*de  wip 
205    ich  half  onch  T*ramere 
vorbas  kein  h'zen  sere 
min  tiost'  irslnc  d6  svzen 
wi  mochte  ich  das  gebnzd 
5    wiben  di  me  vlvm 

an  im  ob  si  in  zv  rechte  irkym 
[Bl.  Ib]     do  was  d'  mIne  vrbor  v'hert 
mit  sime  tode  ir  gelt  v'zert 
Thesereiz  d'  gepriste 

10    sin  h'ze  in  also  wiste 

wart  na  mine  ie  dienst  irsen 
man  mvste  im  volgä  vfi  ien 
das  h*  wib6  guts  will6  truc 
Thesereiz  hete  ie  gnvc 

15    prises  vor  sine  genoze 

h'  vurte  ovch  her  des  groze 
vz  vunf  kvnicrichen 
ovch  en  mac  im  geliehen 
niman  vndir  crone 

20    d'  bas  noch  wibe  lone 
rvnge  •  der  Arabois 
der  riebe  kvnic  Siciliois 
was  gebom  vö  Palerne 
min  hant  in  slvc  vngeme 

25    durch  sine  hohe  w'dekeit 
owe  das  ich  im  nicht  entreit 
do  d'  geszimierte 
mich  vil  gehardierte 


H8.  ÜHD  BBÜ0H8T.  VOM  WILLEHALM  265 

min  tiost  was  im  doch  vn[b]e- 
30    vntz  Arabel  wart  genant 
206    bi  ir  mlne  hers  m'  gebot 

da  v0  was  kvmftic  sin  not 

vO  Bochtane  kvnic  TalymO 

d'  was  ovch  d"ch  ds  wibe  Ion 
5    gezimiert  bas  däne  Thesereiz 

vor  dö  bestvnt  mich  Pvfemeiz 

d'  kvnic  von  Ivgvli 

vfi  kvnic  Turpivn  di  dri 

des  lant  hiez  Falturmie 
10    den  tet  ich  al  gliche  we 
[Bl.  Ic]    jSchoiose  das  lebe  vz  in  sneit 

ilrficlant  do  mit  m'  streit 

vfl  des  brvd'  Tnrkant 

2\irkanie  hiez  ir  lant 
15    den  w'den  half  ir  crone 

äas  ich  in  das  gap  zv  lone 

als  ich  Vinianze  ligen  sach 

d^  ich  sint  an  Arofein  räch 

ane  rnmä  wil  ichz  sagen 
20    min  hat  d'  beide  hat  irslag^ 

ob  ichz  ZV  recht  prvne  kan  | 

mer  dan  ml  hovbt  vfi  di  grä 

eT  bar  habe  mit  svnd^zal 

mit  schade  behabte  si  das  wal 
25    äa  vö  ich  sch?pfetvre  irleit 

äas  was  nicht  an  ir  arbeit 

si  mvgens  noch  Isge  irzeige 

daz  bezvge  ich  mit  de  veige 

als  ml  stiefsü  Echmereiz 
30    M^an  ich  wol  di  warheit  weiz 
307    vö  manig'  slachte  wufe 

vSl  vö  ir  heidenischö  rufe 

[d]az  ich  di  spräche  wol  v'stvt 

da  vö  was  m*  zv  rechte  k^t 
5    M?'  si  waren  dirre  vfi  der 

do  si  mit  poynd*  qname  h' 

ich  sine  ie  di  geflorte 

an  di  di  rotte  hortö 

vntz  ich  bleib  helfelos 


266  8ÜCHIXB 

10    dl  vlucht  ich  da  vor  st*bs  kos 

ich  vloch  ab  so  werliche 

des  geeret  ist  Bomisch  riche 

äaz  T^ram*  vO  Montespier 

manig^  amasar  yfi  estelier 
15  [BI.  Id]  di  mine  genozS  waren 

mac  vuren  vf  den  baren 
Nv  habt  ir  h're  zv  m*  getä 

das  rieh  vn  arm  uw'  mä 

an  m*  svln  nem6  bilde 
20    die  hie  ligO  vf  dis6  gevilde 

vn  dar  zv  di  da  heime  sint 

wer  ich  h're  nw'  Mnt  |  nah'  gö 

min  vlnst  mocht  vch  mchi 

ir  weit  nch  selb6  an  m'  ge(sten) 
25    ich  han  vch  vil  rechte  ge(sait) 

wi  di  zimierde  ist  beiait 

der  schilt  vü  das  cursit 

vn  das  wap@  das  noch  git 

also  kostberen  schin 
30    des  selbe  was  ovch  Volati[n] 
208    manige  dnchte  sin  arbeit  [groz] 

da  vö  sins  mores  nicht  v'd[roz] 

di  da  sazen  vil  stvnden 

wan  si  selbö  ie  bevunde(n) 
5    ZV  kein'  slachte  st(vn)de 

Ivgene  vO  sin@  m(v)nde 

d'  kvnic  was  d'  räche  vr(o) 

ovch  sp'ch  di  kvnigl  also 

daz  in  d'  (heidäschaffc  doch  eteslich  wip) 
10    des  w'de  (Viuianzes  lip) 

mit  m'  svln  beriezen 

des  mvst  (dv  geniezen) 

brvd'  imm'  wid'  mich 

vfi  daz  din  malich  (gerich) 
15     an  d6  hohe  ist  gesch(eh6) 

vn  das  dich  Tibalt  (hat  geseh^) 

ZV  Werne  Komisch  (ere) 

vfi  daz  dv  Terramere 


H8.  UVD  BBUCH8T.   VOM  WILLBHALM  267 


817,  17  [Bl.  2  a]    vö  m'  d(a8)  ist  ml  selbes  not 

ja  gienge  ich  vor  dich  l  d6  tot 
daz  r(v)che  (ir)kenn6  Machmet 

20    daz  ich  durch  Tibaldes  bet 
vng'ne  vf  dine  schade  vur 
vntz  mich  bi  min'  e*  beswur 
d'  bamch  vfi  di  ewarte  sin 
di  gäbe  mirs  vor  svnd6  min 

25    daz  ich  dich  tete  libelos 

min  truwe  ich  doch  nie  v*kos 
ich  enhet  dich  zv  eine  kinde 
ob  ich  dich  bi  seiden  vinde 
so  ere  al  din  gesiechte 

30    vfi  tv  den  goten  rechte 
318        Eya  vater  hoch  vn  wert 
daz  din  mvt  d*  tüpheit  gert 
daz  du  mich  scheide  wilt  vö  deme 
d'  vrou*  Even  gap  di  scheme 
5     daz  si  vO  erste  v'dacte  brüst 
da  was  gewachse  ein  gelust 
d'  si  brachte  in  arbeit 
in  des  tuvels  gesellekeit 
d'  vnsir  immer  varet 

10    vater  dv  bist  so  beiaret 
daz  dv  d'  wissage  zal 
bekennest  vm  Adames  val 
Sibille  vnde  Plato 
die  groze  schulde  uns  kvde  so 

15    Eva  air  mcistic  schuldic  wart 
darvmme  di  hellische  vart 
Adames  gesiechte  vur  idoch 
svnd'  Helyas  vfi  Enoch 
di  ande'n  mvste  alle  quele 

20    nimS  mochte  si  däne  v'stelen 
[Bl.  2  b]    wer  (was  d')  si  lo(ste)  d(an) 
vfi  d'  di  8i[ge]nvn/?  gewan 
daz  h*  di  helle  phorte  brach 
vfi  d'  Adames  vngemach 

25    erwante*  daz  tet  di  trinitat 
d*  sich  ein  selb  dritte  hat 
eben  glich  vfi  eben  her 


268  8ÜGHIEB 

sich  d'  irstirbet  nim'  mer 
d'ch  ms  noch  d'ch  wibes  8chv[lde] 
30    nv  wirp  vmme  sine  hvlde 

319  do  sp'ch  d'  von  Tenebri 
enmochtö  ds  ein6  doch  di  d[ri] 
vor  de  tode  nicht  han  bewa[rt] 
h*  iach  uz  Israhelischer  art 

5    w'  h'  von  ein'  mait  gebom 
hab  ich  dich  d'ch  den  verlorn 
den  sin  selbes  kvnne  irhie[nc] 
vn  missepris  an  im  begie[nc] 
ZV  d6  han  ich  deinS  trost 

10    das  vnsii:  vat'  w(n)rde  irlos[t] 
Adam*  von  helle  banden 
mit  menschlichen  (h)anden 
di  helle  ist  sure  vfi  ovch  he[iz] 
manigS  kumm'  ich  da  w[eiz] 

15     das  ist  m*  vö  dö  go^  kvnt 

ez  en  mac  volspreche  nl[m'  mH] 
wi  rechte  sorclich  ez  da  stet 
sal  Ihesns  vö  Nazarecht 
di  phorte  han  zvbrochs 

20    waz  ist  an  mir  gerochen 
mit  de  vngelovben  din 
bezser  dich  liebe  tocht'  [min] 

Ich  weiz  wol  vat'  (ez)  ist  d*  le[it] 
das  ich;s;  rede*  das  sl  mes[cheit] 
25  [Bl.  2  c]    [der]  tot  an  dem  cruce  mvte 

[i]nnen  des  sin  [l]ebö  bl(v)te 
vz  d'  gotlichen  sterke 
lieb'  vater  nu  mer(ke) 
binn6  des  di  mSscheit  (irstarp) 

30    di  gotheit  ir  daz  lebs  (irwarp) 

320  mochte  höh'  nv  sin  din  (gote) 

so  wold  ich  doch  zv  sine  (gebo)te 
vntz  an  den  tot  bliben 
der  ie  werden  wiben 
5    vor  vz  ir  rechtes  so  v'iach 
daz  man  in  dienstliche  sach 
vnd'  schiitlichem  dache 
bi  sulchem  vngemache 


Hfl.    ITND  BBU0H8T.   VOM   Wn.T.KHALM  269 

da  ma  de  lip  d'ch  w'de  zert 
10    vSl  laster  vö  d6  prise  wert 

mir  saite  selbe  Tib(alt) 

daz  d'  markis  manige  walt 

ZV  idost  y'tete  mit  de  spem 

d'  begvnde  min'  mine  gern 
15    do  in  d*  kvnic  Sinagvn 

HaMbires  swest'snn 

in  eime  stnrme  gevienc 

da  sin  hant  sulche  tat  begienc 

daz  h'  den  pris  zv  bed^r  sit 
20    behielt  alda*  vfi  alle  zit 

di  hohe  wirde  sine 

[v]b'  al  di  Sarrazine 

was  irschoUö  vü  irhort 

[d]o  was  ic(h  k)vnig(inne  dor)t 
25    [v]fi  phlac  vil  groz'  richeit 

[s]vs  lont  ich  sin(er  arbei)t 

[v]ö  boye(n  vfi)  vö  v'smide 

[mjacht  ich  (in  ledec  3  alle  lide) 
[Bl.  2d]    i;fi  vur  in  toufbere  lant 

30    (i)ch  dine  im  vfi  d*  hoste  hst 
S21    mins  tonfes  schon  ich  g'ne 

Tibalt  ich  Todieme 

laee  da  dv  mich  crontes 

dennoch  dv  vat'  schontes 
5    din*  truwe  do  daz  selbe  lät 

zv  (heimsture  m')  gap  din  hant 

wiltv  (Tibalde  volgen) 

dv  mvst  m^  sin  (erb)olgen 

her  vurt  din  ere  veUe 
10    nach  sime  erbeteile 

h'  sprichet  ovch  vf  Sibilie 

daz  (liez  im)  kvnic  Marsilie 

stn  oheim  d@  Rulat  irsluc 

dishalb  mers  h*  seit  gnvc 
15    daz  h'  vor  erbeschaft  suUe  hs 

sint  din  vet'  kvnic  PaligS 

dö  lip  v'los  vö  kvnic  Karle 

halb  Provenze  vfi  Arie 

h*  gicht  daz  solle  h*  erben 


270  8Ü0HIEB 

20     wiltu  durch  Ivgene  v'terbö 

din  truwe  an  din  selbes  vnich* 

owe  was  tovc  da  din  aide  zvch* 

du  y*wirkest  an  m'  al  din  heil 

machtv  Todierne  ml  erbeteil 
25     Tibalde  vü  Emereize  gebe 

vn  laz  mich  mit  armvt  lebe 
Dis  gespche  irgie  an  eine  v*de 

kvnic  Tibalt  hin  zvr  wide 

Arabeln  dicke  drowte  vn  grazte 
30     Emereiz  in  drüme  strafte 
333    Terram'  gewarp  also 

hvte  vlehen  morgen  dro 

3. 

Das  folgende  bruchstück  ^  ist  ein  pergameutnes  folioblatt,  welches 
Karl  Roth  (t  in  München  am  1.  nov.  1880)  gehörte  und  von  ihm  am 
7.  mai  1862  als  actendeckel  an  einem  verhörs  -  protokoU  des  hochfilrstlich 
Salzburgischen  pfleggerichtes  Piain  von  1580  —  81  aufgefunden  worden 
war.  Das  blatt  ist  aussen ,  zumal  am  rücken ,  stark  abgerieben;  darum 
ist  vieles  unlesbar.     Auch  sind  zwei  Stückchen  pergament  abgerissen. 

Die  Schrift  gehört  ins  14.  Jahrhundert.  Die  seite  hat  2  spalten, 
die  spalte  61  verse. 

Der  text  unseres  bruchstücks  scheint  am  nächsten  verwant  zu 
sein  dem  text  der  handschrifk  t  Sie  liest  7,  18  er  mit  U.  7,  23  e 
mit  lt.  8,  16  ß  fehlt  wie  in  t;  prait  steht  auch  in  mp.  8,  26  am 
nächsten  steht  t.  9,  6  e  hat  auch  x.  10,  4  die  fehlt  wie  in  2^.  11,  17 
di  wurden  wie  lopt.  11,  27  nahe  stehen  lopt  12,  15  gab  er  wie  t 
12,  20  niwer  fehlt  wie  in  m^.  13,  21  cMar  suzze  auch  Imnt,  13,  29 
dar  unib  mnopt.  14,  24  mar  da  mnopt.  14,  26  Melancss,  ähnlich  mopx. 
14,  29  ey  Kmt.     15,  4  und  Kt 

Die  handschrift  enthielt  auch  Türheims  Willehalm.  Ein  bruch- 
stück daraus  erwähnt  Karl  Roth  in  seinen  Beiträgen  zur  Deutschen 
Sprach-,  Geschlchts-  und  Ortsforschung  3,  255.  Nach  Roth  (Bruch- 
stücke aus  der  Kaiserchronik  s.  23)  gehören  zu  derselben  handschrift 
noch  ein  bruchstück,  welches  der  legationsrat  von  Koch  -  Sternfeld  im 
Salzburgischen  schlösse  Niederheim  entdeckte  und  Massmann  übergab, 
(vgl.  darüber  Mones  Anzeiger  1,  224  —  25),  und  ein  andres,  welches 
sich  auf  der  Münchner  hof-  und  Staatsbibliothek  befindet. 

1)  In  Pfeiffers  quellenmaterial  ebenfals  nicht  erwähnt. 


HS.  UHP  BBU0H8T.   VOM  WILLIEHiiUf  971 

7, 10  [Sp.  a]    durch  preis  si  warn  auz  gesant 

vmb  der  and*n  dienst  vnd  ir  varn 

wil  ich  nn  mein  rede  sparn 

vnd  greiffen  den  ainen 

den  dev  auentever  wil  mainen 
16    Wilhalme  der  selbe  hiez 

awe  daz  man  den  selben  niht  liez 

pei  seines  vater  erbe 

swen  er  nu  verderbe 

da  liget  doch  mer  senden  an 
20    dann  almusens  dort  gewan 

an  seinem  ....  Hainreich 

ich  waen  ez  wiget  vngeleich 

ir  habt  e  wol  vemomen 

ez  darf  ew  niht  maer  chomen 
25    wie  daz sich  gezoch 

d ch  hercze  Müde  floch 

Arabeln  Wilhalm  erwarb 

dar  vmb  vnschuldig  volch  erstarb 

dev  minn  im  laist  vnd  e  gehiez 
30    Eyburch  si  sich  tauffen  hiez 
8    Waz  hers  des  mit  tot  engalt 
ir  man  k&nich  Tybalt 
minne  flust  an  ir  chlagt 

auz  fraude  in  sorge  iagt 
5    mit  chraft  daz  hercz  seinem  leib 

er  chlagt  er  vnd  weih 

da  zu  pflrge  vnde  laut 

sein  cUag  mit  iamer  wart  bechant 

äusseren  India 

10    ncze  her  vnd  auch  da 

gewan  seit e 


\evt  wart  erslagen 

15    der  sorg  ir  reichait 

da  frauden  vrbos  waz  pndt 
da  wart  mit  rehten  iamers  siten 
also  getrett  vnd  vnder  riten 
van  gelucke  si  daz  namen 
20    habent  fraude  noch  den  samen 


212  SüOHIBB 

der.Franczoyser  chonne 
der  haydensch  . . .  wanne 
auch  iamers  chraft  verdarb 
der  margraf  Wilhalme  erwarb 

25    dez  er  für  hohe  saelde  lach 

swaz  enczwischen  seit  dar  vmb  geschach 
dez  geswig  ich  van  in  paiden 
den  getauften  vnd  den  hayden 
Vnd  sag  dez  heres  vber  eher 

30        vnd  praht  der  chunich  Terramer 
9        auf  dem  mer  ze  einen  stunden 
in  chyeln  vnd  in  trageczunden 
in  yssern  vnd  in  chochen 
swer  sich  daz  wil  an  zochen 
5    er  hab  grosser  her  gesehen 
daz  ist  im  selten  e  geschehen 
mage  vnd  man  het  er  gepeten 
seinem  liebsten  got  Mahmeten 
: :  d  den  andern  goten  seinen 

10    : : :  hiez  er  dick  erscheinen 
[Sp.  b]    mit  oppher  manige  ere 

vnd  chlagt  in  auch  vil  sere 
van  Arabeln  dev  sich  Kyburch 
nant  vnd  dev  tauffe  church 

15     waz  manigen  ougen  worden 
durch  Christenleichen  orden 
*    dev  vil  edele  cAuniginne 
durch  liebes  freundes  minne 
vnd  durch  minn  van  der  höchsten  hant 

20    waz  Christen  leben  an  ir  bechant 
Terramer  waz  ir  vater 
Arofln  sein  prflder  bat  er 
vnd  starchen  Heilzebier 
di  zwen  manich  yssier 

25    in  sein  helfe  prahten 
wol  si  des  gedahten 
Terramers  reichait 
waz  chreftig  weit  vnde  prait 
Vnd  daz  ander  chfinig  ir  chrone 

30        durch  manschaft  ze  lane 

10        van  seiner  hende  enpAiengen 


I 


Hfl.   ÜHD  BBUCH8T.   VOM  WILLBHALM  273 

d : :  dienst  gen  im  wegiengen 
di  farsten  auz  seinem  reiche 
fuoren  chreftichleiche 
5    den  erz  gepieten  wolde 

auch  straich  nach  seinem  solde 

V man 

w er  gewan 

d 

10  d 

d 

e 

d 

a 

15    d chflnich  Tybalt 

d getaufter  man  engalt 

z  .  .  .  schanz  anf  daz  vdt 

w ritterschaft  gesselt 

s ben  rechtz  wort 

20    so  mag  si  wol  haizzen  mort 

swa  man  slflg  oder  stach 

swaz  ich  e  da  van  gesprach 

daz  wart  noher  wol  gelendet 

dann  mit  dem  tode  geendet 
25    dicz  engilt  niht  wan  sterben 

vnd  an  fr&nden  verderben 

Man  nam  da  manig  sicherhait 
swer  den  andern  da  vber  strait 
den  man  doch  tewr  het  erlost 
30    dicz  waz  ze  baider  sit  ir  trost 

11  niht  wan  manleiche  wer 
den  cMnig  Terramers  her 
vnd  di  Wilbalmes  mage 
di  lieczen  vast  an  wage 

5    baidev  vinden  vnd  flust 
do  riet  sein  menleich  gelust 
dem  werden  ch&nige  Tybalt 
daz  er  rait  mit  gewalt 
nach  minn  vnd  nach  dem  lande 
10    sein  flust  vnd  sein  schände 
wol^  er  geren  rechen 
[sp.  c]    was  mag  ich  mer  nu  sprechen 

SSSTSOHB.   W,  DBÜT80BB  PHILOLOOIB.     BD.   Xin.  18 


274  sucHiSB 


wan  daz  sein  sweher  Terramer 
im  praht  manigen  kAnich  her 

15    reich  vnd  manleich  bechant 
Mahmet  vnd  Ternigant 
di  wurden  dicke  an  geschreit 
e  daz  ergiengen  dirre  streit 
Terramer  vnfuchte 

20    daz  in  des  niht  genflehte 
des  sein  tohter  dauht  ze  uil 
beschaidenleich  ich  sprechen  wil 
swen  mein  chint  ze  freunt  erchnr 
vngern  ich  den  ze  freunt  verlur 

25    Wilhalm  ek  Kurneys 
was  so  werd  in  Franczeis 
des  noh  woi  bedorft  ein  weib 
daz  also  churleichen  leib 
mit  dienst  praeht  in  ir  gepot 

30    sein  sweher  hazt  in  an  not 

12    Ez  vil  nu  walczen  als  es  mag 
etwenn  auch  hohes  mfltes  tag 
mit  Müden  chraft  seint  erschain 
Terramer  wart  en  ain 
5    auf  Alitschancz  er  cherte 
da  strait  sein  her  gelerte 
des  er  nimmer  mer  wart  fro 
wie  tet  der  weis  man  also 
si  warn  im  sippe  all  geleich 

10  Wilhalm  der  lobes  reich 
vnd  Tybalt  Arabeln  man 
dvrch  den  er  herczen  ser  gewan 

nach  dem  prfider  sein 

en  werden  Sarrazein 

15     gab  er  ze  zins 

ercz  daz  van  flins 

in  dem  doner  gewachsen  waer 
daz  mflten  disew  maer 
auf  daz  veld  Alitschancz 

20    chöm  maniger  schilt  al  gancz 
der  dürchel  wart  mit  streit 
der  prait  vnd  auch  der  weit 
bedörft  Terramers  her 


H8.    OVD  BBUCH8T.   VOM  WILLSHALM  27& 

do  si  aas  den  scheffen  van  dem  mer 
25    iesleicher  rat  zu  seiner  schar 

der  er  durch  ritterschaft  nam  war 
E  man  sl&g  oder  stach 
da  was  van  pusaunen  chrach 
vfi  yan  maniger  tambfir 
30    Kyburgen  sfizze  ward  im  s&r 

13  den  hayden  vnd  auch  der  christenbait 
nu  müz  ich  gueter  l&ut  lait 
ch&nden  mit  der  waren  sag 

an  ir  vrtaileichen  tag 
5    auf  Alitschancz  erzaiget  wart 

gegen  Terramers  f  her  vart 

daz  man  sach  mit  manleicher  wer 

des  margrauen  Wilhalms  her 

die  haut  vol  als  er  moht  han 
10    die  hetens  vngern  lan 

ein  tail  seins  chflnnes  waz  im  chomen 

Ynd  auch  die  beten  genomen 
[Sp.  d]    starchen  dienst  van  seiner  baut 

an  den  er  niht  wan  trewen  vant 
15     da  reit  seinem  vanen  pei 

Bitschart  vnd  Gerbart  van  Blauei 

vnd  der  pbalczgraf  Berbtram  * 

der  nie  zaghait  genam 

vnder  brüst  einz  hercz  sein 
20    daz  waii.  auf  Alitschancz  wol  schein 

vnd  der  chlar  sflzze  Viuiancz 

ich  waer  immer  mer  ein  gans 

an  wiczenleichen  trewen 

ob  mich  der  sol  rewen 
25     awe  daz  seinew  iunge  iar 

an  mundes  gran  bar 

Mit  tode  namen  ende 
van  hoher  fr&ude  elende 
wart  dar  vmb  sein  geslaecbte 
30    daz  taten  die  mit  rehte 

14  ey  Hainreich  van  Naribon 
deines  sfines  dienst  iamers  Ion 
durch  Kyburch  miun  euphiencb 
swaz  si  genad  an  im  begiench 

18« 


276  SUCHDCB,  HS.  UND  BBÜOHST.  VOM  WILLBHALM 

5    dev  wart  vergolten  tewre 
also  daz  dev  geheure 
auch  weipleicher  sorgen  phlag 
auf  erd  ein  flflstichleiclier  tag 
vnd  himels  newe  sflnder  glast 

10    erschein  da  wer  der  manich  gast 
mit  engein  in  den  himel  flauch 
ir  saelichait  si  wenich  trauch 
di  durch  Wilhalmen  striten 
vnd  di  mit  manleichen  siten 

15    chomen  lat  ir  nennen  mer 
ist  werdichait  van  preis  her 

17    vnd  ist  der  preis  dev  werdichait 

19  da  van  gelfich  wirt  gancz 

20  der  Burgonoys  Gwigrimancz 
vnd  dez  margrauen  swester  chint 
Mile  di  zwen  f&rsten  sint 

ze  frange  chomen  ein 

der  werden  sol  noch  mer  da  sein 
25    ich  main  den  chlarn  lozzerancz 

vnd  Hflbesen  van  Melancz 

Die  vier  heten  hie  den  preis 
vnd  sint  nu  dort  in  dem  pardeys 
ey  Eyburch  sfizzez  weib 
30    mit  schaden  wart  errant  dein  leib 
15    Oaudyns  der  praun  chom  auch  dar 

vnd  Kybilins  mit  dem  blanchen  har 

vnd  auch  Tolovs  Eavtiers 

vnd  Hunas  van  Sanctes  ob  ir  mdrs 
5    gelaubt  so  wil  ich  zieren  ^ 

dicz  maer  mit  den  vieren 

di  heten  ob  des  wflnsch  zil 

der  hohen  werdichait  so  vil 

swer  preis  da  da  minner  tr&g 
10    vnder  in  es  het  ie  doch  genfig 

van  den  drein  landen  all  dev  diet 

der  tag  dev  weib  van  fr&uden  schied 

ob  si  minne  erchanden 

ich  maine  die  dar  sanden 

HALLE.  HEBMANN  SUCHIER. 

(Fortsetzung  folgt.) 


»77 

ZU  DEM  WILLEHALM  ULRICHS  VON  TÜßllEIM. 

(Schluss.) 

Über  die  quellen  der  übrigen  teile. 
Vom   ende   der  schlacht  von  Alischans  hat  Ulrich  von  Tttrheim 
Bein  französisches  buch  der  reihe  nach  weiter  bearbeitet,  pflichtgetren, 
bis  er  ans  ende  kam.    Ob  sein  exemplar  vor  jener  schlacht  noch  die 
Prise  d'Orange  oder  sonst  eine  branche  enthielt,   bleibt  dahingestelt, 
wenn  auch  jenes  durch  H.  Suchier  wahrscheinlich   gemacht  ist:   nach 
derselben  hat  er  gewiss  alle  branchen  bearbeitet,  die  ihm  vorlagen. 
Nachdem  Tfirheim  mit  geschick  Bennewart  und  Älise  vereinigt,  scheint 
er  sich  auszuruhen  in  den  langen  reden  zwischen  Wilhelm  und  Benne- 
wart und  der  königin,    sowie  zwischen  Alise  und   ihren  eitern  beim 
abschied  und  zwischen  Bennewart  und  Alise  vor  der  lezteren  tod,   auf 
den  er  alzulange  vorbereitet.    Aber  dieser  tod,  die  gleichzeitige  geburt 
des  starken  stamhalters,  die  sofortige  entführung  desselben  bilden  aller- 
dings einen  höhepunkt  in  der  erzählung.     Nach  diesem  abschnitt  tre- 
ten neben  Bennewart  wider  Wilhelm  und  Kyburg  etwas  mehr  hervor, 
^  welche  alle  ereignisse  gemeldet  werden,  und   die  sich  ausführlich 
öl>er  diese,    wie  über  die  ihnen   selbst  zustossenden  besprechen.    Die 
lezteren  bestehen  in   den   fortgesezten  einfallen  Terramers  und  Tybalts 
^d  zeigen  rücksichtlich  Wilhelms  und  Kyburgs  kaum  neues  und  fes- 
^Indes  bis  auf  den  sc^ilusskampf;   sonst  bietet  die  musterhafte,   aber 
^flderlose  ehe  der  beiden  eben  ein  undankbares,  unergiebiges  thema. 
^  der  darstellung  von  Bennewarts  Verhältnissen  wird  Türheim  seinem 
Volleren  princip  insofern  untreu ,  als  er  wie  die  Franzosen  ihn  in  komi- 
^^er  weise  im  kloster  auftreten  lässt;  und  zu  Bennewarts  wesen  passt 
^e»  gewiss  eher  als  später  zu  Wilhelm.     Dass  der  grossvater  Terramer 
^^^iien  enkel  zuföUig  erhält  und  ihn  aufzieht,   um  seinen  abtrünnigen 
^hn  zu  züchtigen ,  und  dass  in  folge  davon  vater  und  söhn  im  kämpfe 
^^^Ix  gegenübertreten ,  ist  die  spannendste  und  ergreifendste  Verwickelung. 
^^Hn  aber  sinkt  das  Interesse  immer  mehr;  man  sieht  hauptsächlich 
^^xx  nur  das  streben ,  jede  person  noch  bis  zu  ihrem  ende  zu  verfolgen, 
^*U:iit  nichts  unerledigt  bleibe.  Ein  frischer  aufschwung  scheint  bei  Mali- 
^^^    zu  beginnen,  dessen  zug,  wie  Gervinus  richtig  bemerkt  hat,   das 
^<lerspiel  zu  Terramers  einfallen  in  das  Christenland  bildet,  und  sein 
^i^ehmen  gegen  den  grossvater  wird  gut  geschildert  und  eine  schliess- 
Uche  sühne  Terramers  herbeigeführt.     Die  leztere  darstellung  vermeidet 
eiTie  rohheit  des  vorhergehenden  teiles,  ist  aber  doch  nur  ein  künst- 
liches hinausschieben  der  sühne ,  welche  Terramer  vor  Orange  gab,  ehe 
Ulan  eine  branche  Malifer  erfunden  hatte ,  und  der  zug  selbst  ist  eine  lang- 


278  KOHL 

weilige  aufzählung  einzelDer  abeD teuer.    Was  aber  die  schleppende  ein- 
tönigkeit  und  widerholung  bei  Türheim  betrift,  so  fehlt  ihm  volständig 
der  frische  humor  wie  auch  eine  kernige  erhabenheit,  und  die  reden  und 
liebesverhältnisse  werden  gerade  von  ihm  erschrecklich  breit  getreten.  Zu 
berücksichtigen  ist  rber  auch,  dass  es  bei  den  Franzosen  mehrere  kräfbe 
waren,   denen  die   einzelnen   fortsetzungen  entstammen;   hier   ist  das 
fertige  lange   werk  von  einem  einzelnen  bearbeitet,   den  zwar  nicht, 
wie  Gervinus   sagt,    „jeden  augenblick  der  zweifei  beflUt,   ob  er  die 
arbeit  liegen  lassen  soll  /^  den  aber  von  Alisens  ende  an  die  grosse  der 
zu  bewältigenden  masse,    aus  der   er  z.  b.   die  ganze  brauche  Malifer 
nicht  auszuscheiden  wagt,  ermüdet  und,  wie  E.  Roth  erkent,  auch  das 
alter  mehr  und  mehr  drückt.     Auf  die  gegen  ende  zahlreicher  werden- 
den persönlichen  mitteilungen  und  teilweise  klagen  über  sein  verh&It- 
nis  zu  Wolframs  werk,  über  die  mühe  des  dichtens,  über  seine  uner- 
widerte, stets  schmachtende  liebe,  über  sein  alter  und  seine  armutnnd 
über  seine  abgeschiedenen  freunde  gehe  ich  hier  nicht  ein,    so  wenig 
wie  andrerseits  auf  die  eingestreuten  algemeiuen  aussprüche  und  Sprich- 
wörter ,    welche  Lachmann   (Vorr.  XLI)   bei   sonstiger  geringschStzong 
rühmend  hervorhebt.    Übrigens  sind  die  französischen  bearbeiter  vom 
Vorwurf  der  langweile  nicht  frei,  trotz  des  bemühens  neues  im  komi- 
schen  und   wunderbaren  zu   bieten.    Wie  oft  widerholt  sich  nicht  die 
einleitende  phrase  Granz  fu  usw.  bei  ernsten  wie  bei  heitern  ereignis- 
seu ,  und  wie  geschmacklos  sind  jedenfals  die  erweiterungen  und  zosätie 
in  den  Jüngern  recensionen   durch   alle  folgenden  brauchen.    P.  Paris 
selber  äussert  sich  über  das  Mon.  K,  das  er  noch  besser  als  Loqoifer 
nent,   nach  der  recension  B:    Quelques  traits  de  gait^,   de  maliee  el 
d'esprit  ne  doivent  pas  suffire,  en  efifet,  pour  servir  d'excuse  k  Feimm 
de  taut  de  combats  et  de  descriptions  ridicules  (s.  167).    Die  billigfceit 
verlangt,  dass  Türheims  werk  nicht  nur  mit  seinem  vorbild  verglichen 
wird ,  sondern  auch  mit  der  weise ,  wie  die  Jüngern  französischen  beir- 
beiter  ihre  älteren  vorlagen  bearbeiteten. 

Was  die  einzelnen  brauchen  betrift ,  so  scheint  Türheim  am  ende 
der  Bat.  d'Al. ,  da  er  die  Vergebung  des  fßrstentums  Portipaliart  in 
könig  Ludwigs  band  legt,  in  folge  davon  gerade  auch  die  reihenfolge 
geändert  zu  haben ,  indem  er  die  bedrängnis  von  Orange  und  Wilhehns 
vergebliches  bitten  bei  Rennewart  aus  der  weitern  foftsetzung  einschob. 
Als  weitere  Vorbilder  hat  Gervinus  (11*  39)  im  ganzen  richtig  ange- 
geben Loquifer,  Rennewarts  mönchsieben,  verlorne  quellen  zu  Hahfer 
und  Johannes,  endlich  Wilhelms  mönchsieben;  Gautier  hat  eigentüm- 
licher weise  nur  Loquifer,  Mon.  Rainouart  und  Mon.  Guillaome,  abo 
gerade  die  in  der  Arsenalhandschrift  befindlichen  branchen  genant 


zu  ULB.  VON  t0BH£IM  willeiialm  279 

Die  bataille   de  Loquifer  und   le   moniage  Bainouart   sind   von 
P.  Paris:  Les  m.  fr.  1840  nach  B  und  Hist.  lit.  1852  nach  b  (Guessard), 
teilweise  auch  mit  berücksichtigung  von  Y  erzählt.    Der  im  wesent- 
lichen übereinstimmende  Inhalt   ist  folgender:    Loquifer:    1.  Benne- 
wart  lässt    sich  von  Porp,  in  eine  sarazenenbarke   (flotte  B)  locken, 
komtaber  wider  frei,  nachdem  er  Isembart,  Mher  ein  meerungeheuer, 
erschlagen.    2.  Desramez  schickt  zur  räche  ein  beer  unter  dem  riesen 
LiOqnifer,   der  eine  keule  (loque)  mit  wunderbarem  heilbalsam  trägt. 
Durch  den  wunderbaren,  windhundschnellen  vermitler  Picolet  wird  statt 
eiuer  schlacht  ein  Zweikampf  zwischen  Kennewart  und  Loquifer  beschlos- 
ses,  in  welchem  der  ?on  Wilhelm  gerüstete  Reunewart  den  siegesgewis- 
sen  Loquifer  endlich   erschlägt.    3.   Unterdes  fält  Guibor  in  Tibauts 
h&nde,  und  Maillefer  wird  von  Picolet  gestohlen,  und  bald  sind  die  Sara- 
Eenen  vor  Orange.    Dort  stelt  Tibaut  seine  frühere  gemahlin  doch  nocli 
einmal  als  kampfpreis  hin.    Desramez  und  Guillaume  kämpfen  drei  tage 
mit  einander,  vor  den  äugen  Kennewarts  un4  Guibors.    Guibor  greift 
ein,  indem   sie  auf  den   vater  von   hinten  mit   einem  stocke  schlägt, 
und   wäre    von    Desramez    getötet    worden,    wenn    nicht    Rennewart 
dazwischen  getreten  wäre.    Zulezt  erschlägt  Guillaume  seinen  gegner. 
Desramezs  köpf  wird  erst  auf  Porpaillarts  tor  angebracht,  dann  ins  meer 
geworfen,   li  vif  diable  i  seulent  convorser.    4.   (Dies  fehlt  nach  Hof- 
inann  in  Ar)  Bennewart  trüb  über  Alisons  tod  und  Maillefers  eutfuh- 
iUsg  schläft  ein.    Von  den  feen  wird  er  nach  Avalen  an  den  hof  von 
Artus  getragen ,  wo  Ghapalon  durch  sein  fersenblut  wider  mensch  wird, 
^Uid  wo  er  selbst  mit  Morgue  das  sclieusal  Corbon  zeugt.    Auf  der 
^ckkehr  soll  er  auf  Morgues  anstiften  durch  Chapalon  ertränkt  wer- 
den,   wird   aber    durch    die  Sirenen    gerettet   und   zulezt  nach    Porp. 
gebracht.    Im  meer  hat  er  gelobt  bei  St.  Julian  die  mönchskutte  zu 
'^elimen.  —    Moniage  Bainouart:  1.  Bainouart  tritt  in  der  abtei  zu 
^lide  ein  und  erschreckt  die  monche  durch  gefrässigkeit ,  langes  schla- 
^^n  und  greuliches  singen  (hält  ein  crucifix  für  ein  lebendes  wesen  und 
'^It  später   über   die    rauher    der    nachbarschaft   her,    1840  nach  B). 
*^-    Maillefers  ankunft  mit  einem  beere  vor  Orange;  kämpf  von  vater 
^Hd  söhn;  erkennen;    Maillefer  fürst  von  Torteluse  und  Porp.     3.   Als 
bainouart  zurückkehrt,  führen  die  roönche  vier  leoparden  in  seine  zelle. 
^-    Endlieh  bietet  der  abt  sogar  Sarazenen  von  Tibaut  gegen  ihn  auf, 
^ie  aber  von  Bainouart  besiegt  werden.     5.   Bainouart  fahrt  selbst  in 
^^m  schiff  hinüber  nach  Aljeste  (Alger)  und  besiegt  das   seeungeheuer 
^adifer,  geht  aber,  statt  die  herschaft  von  Aljeste  und  Loquifer  anzu- 
^^«ten,  6.  wider  ins  kloster  zunlck. 


280  KOBL 

Zu   dieser  jüngeren   bearbeitung   von  Bat.   Loqu.  und  Mon.  B. 
passt  Türheims  bearbeitung  gar  nicht.    Ans  ersterer  fehlt  der  kämpf 
auf  dem  schiiF  mit  Isembart  und  auf  der  insel  mit  Loquifer,   nach  der 
die  brauche  überhaupt  ihren  namen  hat,  und  die  aus  bretonischer  sage 
eingedrungene  wunderfahrt  an  Artus  hof    Dafür  hat  Türheim  den  kämpf 
gegen  Pantanise,  in  dessen  begleitung  Melichant  von  Sellasye  sich  befin- 
det.   Das  stehlen  des  kleinen  Malifer  kann  zu  Loquifer  wie  zum  Mo- 
niage  gezogen  werden;  dabei  finden  wir  an  stelle  des  komisch  wunder- 
baren Ficolet  den  grafen  Gruchan;  und  dass  Guiborc  in  Tibants  hand 
Mt,  wird  modificiert  als  „beinahe''  von  Türheim  in  Bennewarts  möncba- 
leben  erzählt,  ebenso  wie  der  kämpf  zwischen  Wilhelm  und  Terramer. 
Der  leztere  wird  nicht  erschlagen,  sondern  zieht  mit  dem  versprecben, 
nie  widerzukommen y   ab,   und  die  rohheit,    dass  Guiborc  ihren  yater 
während  des  Zweikampfs  heimtückisch  angreift  und  sich  dann  seines 
abgeschlagenen  hauptes  freut,  fehlt  bei  Türheim.    Aus  dem  Momage 
steht  bei  Türheim  der  ursprungliche  kern  1  und  2 ;  es  fehlt,  was  erwei- 
terung  von  1  und  nachbildung  von  Mon.  G.  zu  sein  scheint ,  3  und  4; 
der  zug  Bainouarts  nach  Aljeste  ist  bei  Türheim  offenbar  der  anfimg 
vom  zuge  Malifers;   und  das  ende,    dass  Bainouart  zurück  ins  kloster 
geht,  stimt  wider  überein.    Über  das  Verhältnis  von  Türheim  zu  Ar 
lässt  sich   nichts  sagen ,   als  dass  Türheims  Bennewart  in  Portipaliait 
viel  kürzer  ist  als  in  Ar  die  Bat.  Loquifer;  ehe  diese  herausgegeben  ist, 
lässt  sich  kaum  fragen,   ob  Türheim  absichtlich  viel  ballast  über  bord 
geworfen,    oder  ob  er  eine  kurze  darstellung,   möglich  auch  eine  Ider 
lückenhafte  handschrift  vor   sich  hatte.     In  der  handschrift  Ar  wiid 
übrigens  in  der  b.  d*Aliscans  mehrfach  auf  den  kämpf  mit  Loquifer  im» 
gewiesen,  der  anfang  aber  selbst  durch  nichts  kentlich  gemacht,  und  Oas- 
tier (s.  522)  gesteht  zu,  dass  es  fraglich  sei,  wo  dieser  eigentlich  beginne. 
Während  einerseits  diese  beiden  brauchen  ursprünglich  nicht  geschieden 
waren,  (s.  auch  Hofmann  570  und  Jonckbl.  U,  192)  und  andererseits  dk 
bat.  d'Al.  bald  in  eine  bat.  und  einen  Bainouart  geschieden  wurde,  solifr- 
sen  sich  in  Türheims  bearbeitung  die  teile  „Ende  der  Schlacht,  Benne- 
warts taufe,  ritterschlag  und  Verheiratung  und  Bennewart  in  Portipalitft^ 
unter  dem  gemeinsamen  namen  „Bennewart  und  Alise^^  zusammenfassen. 

Aber  zwischen  Beunewart  und  Wilhelms  mönchsieben  finden  sieli 
noch  Malifers  selbständige  taten.  Darüber  äussert  sich  6ervinus(II, 39): 
„Zwischen    durch    läuft   dann    die   breite  geschichte   von  Bennewarts 
söhn  Malifer  und  seinem  eukel  Johannes,   die  auf  verlorenen  quelleo 
beruhen  muss.''    Dies  ist  ein  nach  Paris  und  Qautiers  angaben  rieh- 
tiger  schluss ;  denn  die  zweite  hälfte  der  von  Gautier  znsammengestel- 
ten   23    brauchen    der   Wilhelmsage    zeigt   die    titel:    14.   Aliscaiu^ 


zu  ULB.  VOH  tObhbim  willbhalm  281 

±^.  la  Bat  Loquifer,  16.  le  Mon.  Renouart,   17.  le  Si^ge  de  Barbastre 
(B«a?e,  Omllanines  bruder  in  Barbastre),    18.  Guibers  d'Andrenas  (Gs 
bmder),    19.  Prise  de  Cordes  (Gs  brüder),    20.  la  Mort  d'Aimeri,   21. 
Renier  (enkel  Benoarts),    22.   Foulque   de   Candie   (neife   Gs   erobert 
Cadiz?),  23.  le  Mon.  Guillaume.    In  die  ausführliche  brauche  15  passt 
Ifaillefer  der  zeit  nach  nicht,    die  16.  aber  geht  in  B  nicht  darüber 
Unans,  dass  Maillefer  seinem  vater  in  Forpaillart  nachfolgt,  und  ent- 
hält in  Ar,  wenn  man  die  entsprechenden  verssummen  von  I  in  Ar  und 
beiTürheim  und  ?on  111  bei  ebendenselben  vergleicht,  nicht  mehr  stoiF 
als  bei  Tfirheim.    In  den  15  in  Frankreich  befindlichen   handschril'ten 
and  der  einen  Berner  hat  Gautier  keinen  Maillefer  gefunden,  und  von 
lO  sonst  im  auslande  befindlichen  handschrifben  gehen  zwei  englische 
nicht  über  Aliscans  hinaus  (Guessard  pr6f.  92).    Jedenfals  aber  hat  es 
noch  eine  brauche  Maillefer  gegeben,  auf  welche   die  lezte  tirade  der 
bsit.  d*AL  in  B  und  die  existenz  der  21.  brauche  ausdrücklich  hinwei- 
sen.   In  der  lezteren  heisst  Rennewarts  enkel  Kenier,  söhn  von  Mail- 
lefer und  der  prinzessin  Florentine.     Der  name  Johannes  könte  auch 
von  Türheim  erfunden  sein ,  wie  gewiss  die  längere  auseinandersetzuug 
Aber  den  Johannes  Evangelista  und  die  Apokalypse.    Nach  Gervinus 
atisdnick  scheint  es ,  als  ob  zwei  quellen  verloren  gegangen  sein  soUeu. 
allein  da  von  Malifers  söhn  so  wenig  erzählt  wird  und  Türheim  aus- 
ii^cklich  sagt,  dass  er  nicht  mehr  in  seinem  buch  gefunden  habe,  — 
nelleicht  nicht   einmal  die  eine  tat  des  Joliannes  und  die  Vertröstung 
iurch  die  besorgte  mutter  auf  das  30.  jähr  —  so  erhelt,  dass  unserm 
dichter  nur  eine  brauche  Maillefer,  welche  mit  Maillefers  tod  schloss, 
vorgel^en  hat     Es  gilt  also  vorläufig,   dass  aus  dem  Wilhelmcyclus 
^io  brauche  Maillefer  nur  in  der  deutschen  bearbeitung  von  Ulrich  von 
^rheim  sich  erhalten  hat. 

Vor  Malifer  wird  noch  das  ende  von  Heimrich  und  seinen  sölinen 
Mitgeteilt.  Diese  kurze  mitteilung  aber  bei  Türheim  beruht  wol  nicht 
*uf  einer  besonderen  brauche,  die  ihm  schon  vorgelegen  hätte.  P.  Paris 
*^hrt  leztere,  die  er  in  H.  1.  im  auszug  nach  V  gibt,  auf  ende  dos 
Xlll.  oder  anfang  des  XIV.  Jahrhunderts  zurück. 

Von  Törheims  leztcm  vorbild  Le  Moniage  Guillaume  hat 
C-  Hofmaun  (Über  ein  fragment  des  G.  d'Or.-Abh.  d.  Bayr.  Ak.  1850. 
^L  ft67  —  629)  die  ältere,  im  lezten  teile  sehr  unvolständige  redaction, 
^ie  946  verse  der  Arsenalhandschrift  veröffentlicht.  Die  jüngere  bearbei- 
*tog  hat  er  teils  im  auszug ,  teils  in  bruchstücken  nach  der  von  Jouck- 
Woet  mit  A  bezeichneten  handschrift  mitgeteilt,  mit  welcher,  wie  er 
^%t  6985  (=  B  Jonckbl.)  fast  wörtlich  übereinstunt;  diesen  beiden 
fdilt  der  lezte  scbluss.    Den  schluss  selbst  hat  er  im  nachtrag  s.  683/87, 


i 


282 


KOHL 


nämlich  91  verse  aus  der  Boulogner  handschrift  nach  Mone  (Anzeiger 
V,  1836,  s.  181--1'J2)  wider  abgedruckt;  diese  1295  geschriebene 
handschrift  rechnet  Hofmann  zur  L,  ich  zur  11.  redaction;  vielleicht 
bietet  sie  eine  selbständige  bearbeitung.  * ')  —  Ungleichmäßige  auszfige 
hat  P.  Paris  gegeben  (Les  m.  fr.)  1840  nach  B,  aber  (H.  1.)  1852  nach 
Ar,  dann  nach  A  und  zum  teil  nach  Y  und  endlich  den  fehlenden  lezten 
schluss  nach  der  prosabearbeitung  des  XV.  Jahrhunderts  (B.  n.  7565). 
Der  von  Lachmann  (vorrede  XL)  citierte  6.  de  Catel:  Menoioires  de 
rhistoire  du  Languedoc  1633  hatte  nur  den  kämpf  Wilhelms  mit  Ysore 
im  auszug  und  mit  73  Originalversen  nach  einer  handschrift  mitgeteilt^ 
welche  wie  die  von  Hofmann  benuzte  A  bald  nach  dem  kämpfe  abbricht 
und,  soweit  die  von  Hofmann  veröffentlichten  verse  correspondieren, 
nur  in  der  Orthographie  ein  wenig  abweicht.**  Endlich  L.  ClaroB 
(Volk):  Herzog  Wilhelm  von  Aquitanien  1865  (s.  284  —  290)  und  Jonck- 
bloet  1867  haben  in  ihren  prosaerzählungen  sich  nach  Hofmanns  mit- 
teilungen  gerichtet,  der  leztere  genau  nur  nach  Ar  1  —  891  und  dann 
mit  übergehung  des  kampfes  gegen  Ysore  nach  dem  ende  der  Boulogner 
handschrift. 

Ar.  A  und  IJ. 

ISOOOvcrso.  Engel  fehlt. 


1— 58  Gnil.  stirbt.  — 77eiigel. 
—103  W.  in  St.  Julian  in  Hritc. 
— 859  W.  müncli  zu  Genevois. 


=^  Raineso.  Augie,  o.En- 

gaingnes. 
Erweitert  und  vorändert. 


Tflrlieiiii. 

Eyb.  u.  W. ;  K.  in  der  klaaie. 
258.  b,  55  W.  in  Prides.  Anf- 

nahmo;    gastbans,    fönt, 

hühner. 


260,0.  K.  stirbt;  W.fort,bl«bt, 
wo  ihn  gott  halten  li«t 


bois  de  Beaucler.  Hosen. 
—891  Engel.   W.  ereinit  bei    Engel  fehlt. 

Montpellier.  Kampf  mit  e.  rleson. 

II  2000  verse.  W.  von 
Synagon  nach  Palorne 
geschl.,  nach  7  jähren 
durch  Landris  u.  Loys 
befreit. 
81)2  Loys  i.  not  durch  schlechte  III  ratgeb.u.  durch  Ysore    261,  b.    Loys  in  not  ducb 


de  .Sasoigne. 

Hellt  zu  gott  —  1M(>. 


»ouL 

l.  Bi.  301  -;un. 

II.    .  :M0-;t27. 

111.  „  H27— :j.m 

Ysore. 

W.  und  tcufrl. 

T(»d. 


de  Coimbre.  Conimbre 
(Catel),  Commembres 
(Beul),  sendet  Anscis 
aus. 

Ans.  bei  W.    Blumen. 

W.  bei  Delf.  vor  Paris 
und  gegen  Y^sore. 

W.  zur.  in  die  einödo. 

Prosa  XV.  s.,  ende: 

W.  und  teufel. 


Matrib. ,  sendet  nach  W. 


Bote  bei  W.;  Erant 

W.  in  Paris;  Ma^b.  foffc*- 

265,  a.  W.  nnd  Ys&re. 

266  W.  in  die  einöde  b.  Mi 
pasiUere. 

267  W.  und  teufel  a.  d. 
Kyb.  gebein.    Kloster.. 

268  Wald.  Hosen. 
270  Griff  in  den  stein. 
270,  d.  Tod. 


Zu  ULB.  VON  tObhxim  wtllehalm  283 

Die  Übersicht  der  tabelle  zeigt  zunächst,  dass  Türheim  eiue  ältere 
redaction  des  M.  6.  vorlag  ohne  Wilhelms  gefangenschaft  in  Palermo.** 
Dagegen  ist  die  behandlungsart  und  anordnung  des  gleichen  Stoffes 
eine  durchaus  verschiedene.  Die  ursprüngliche  erzählung  in  Ar  besteht 
nach  der  einleitung  wesentlich  aus  einem  humoristischen  teil:  Wilhelm 
unter  den  mönchen^  und  dem  anfang  eines  ernsten  teiles:  Wilhelm  in 
der  einöde.  Der  erste  teil  enthält  so  schöne  züge,  dass  sie  au  die 
Odyssee  gemahnen,  wie  das  zu  schlechter  arbeit  missbrauchte  pferd 
beim  anblick  seines  alten  herrn  wider  froh  wiehert,  und  wie  der  vom 
mönch  Wilhelm  zum  singen  aufgeforderte  diener  nichts  schöneres  zu  sin- 
gen weiss  als  vom  beiden  Wilhelm.  Vorzüglich  ist  die  Charakterisie- 
rung, die  motivierung  und  der  humor,  wie  Wilhelm  die  fischer  frei- 
gebig bezahlt,  die  räuber  mutig  herausfordert  und  das  kloster  edel- 
niötig  beschenken  will,  wie  er  —  von  den  oft  anderwärts  widerkohren- 
den  scenen  der  rauflust,  der  übergrosseu  bedürfnisse  an  kleidung,  essen 
nud  trinken  im  kloster  sehe  ich  ab  —  die  künstlich  ausgedachte  hiu- 
terlist  des  abtes  durch  einfältige  Schlauheit  zu  nichte  macht.  Diesem 
frischen,  volkstümlichen  humor  gegenüber  fölt  das  Türheimscho  mönchs- 
ieben, namentlich  der  kämpf  mit  den  räubern  im  walde,  in  seiner 
langweile  volständig  ab.*^ 

Aber  die  Umgestaltung  ist  eine  nach  bcstimtem  princip  bewuste; 
denn  Wilhelm  wird  hier  ganz  als  heiliger  dargestelt,  und  zwar  im 
öJ^ten  teile  als  solcher,  der  nach  schwerem  entschluss  von  der  weit 
sich  trent  und  im  kloster  durch  die  niedrigste  arbeit  sich  selbst 
Oberwindet  und  läutert,  im  zweiten  teile  als  der  von  gott  anerkante 
heilige  eremit,  welcher  nun  manuichfaltigo  wunder  tut.  Diese  kirch- 
liche oder  mönchische  darstoUuug,  welche  weder  den  heiligen  noch 
^e  mönche  gegenständ  humoristischer  darstellung  sein  lassen  will, 
® Mitspricht  im  princip  der  vita  Sancti  Willelnii  Gellonensis,  welche  von 
^en  herausgebern  dem  XL  Jahrhundert,  von  Clarus  emer  früheren  zeit 
^^geschrieben  wird.  Nach  anrnfung  des  heiligen  geistes  und  entschul- 
^igung,  dass  die  kriegstateu  übergangen  werden,  heisst  es:  Wilhelm, 
^^hn  Theoderichs  und  derAldaua,  von  könig  Karl  zum  herzog  in  Aqui- 
^^nien  gegen  die  Sarazenen  eruant,  erobert  die  vom  könig  Theobald 
^esezte  urbs  Arausica  und  schlägt  die  Sarazenen  oft,  zeichnet  sich 
^ehr  noch  durch  gerechtigkcit,  milde  und  frömmigkeit  aus  und  grun- 
^et  das  monasterium  Gellonense,  indem  er  auch  seine  Schwestern  Albana 
^^d  Berta  dem  himmel  weiht.  Auf  vieles  bitten  erlangt  Wilhelm 'von 
^^rl  die  erlaubnis  zum  eignen  eintritt  und  zugleich  ein  stück  des  heil. 
^'^enzes  für  das  kloster.  Er  begibt  sich  zunächst  nach  Brivate,  wo  er 
^^i  Si  Julian  seine  waffen  niederlegt,  dann  erst  in  sein  kloster.    Dies 


284  KOHL 

baut  er  aus  unter  hilfe  seiner  zwei  söhne  Bernardin  und  Gauoelin  und 
stelt  kunstvoll  mit  grosser  mühe  den  weg  am  berge  neben  dem  fiusse 
Arauris  zum  kloster  her.  König  Ludwig  beschenkt  das  kloster  reich- 
lich. Wilhelm  legt  wein-  und  obstpflanzungen  an  und  ist  mit  eigner 
band  sehr  tätig.  Auf  demütigste  weise  begegnet  Wilhelm  dem  abt 
und  den  brüdern,  für  die  er  die  andern  zu  niedrig  oder  zu  schwer 
erscheinenden  dieuste  übernehmen  will.  Bei  der  ernte  bringt  er  ihnen 
auf  einem  esel  wein  zur  erfrischung.  Auf  eignen  wünsch  erhält  er  die 
küche  mit  ihrem  beschwerlichen  dienst,  dann  die  mühle  und  auch  .den 
backofen.  Diesen  betritt  er  einmal,  da  die  zeit  drängt,  während  der- 
selbe noch  glüht,  ohne  sich  zu  verletzen.  Seitdem  aber  wird  er  aller 
dieser  dienste  enthoben  und  widmet  sich  der  frommen  beschauung. 
Dabei  fastet  er  aufs  enthaltsamste,  wird  aber  von  gott  mit  dem  werte 
des  lebens  gesättigt,  dass  er  keinen  hunger  fühlt,  und  ahmt  in  seinen 
büssuugen  die  passion  Christi  nach.  Währenddem  erhält  er  die  gäbe 
der  Weissagung  und  kündigt  seinen  tod  lange  vorher  an.  In  seiner 
todesstunde  erklingen  alle  glocken  der  provinz.  Soweit  die  erste  aus- 
gäbe von  Stengel,  1611.  In  der  reichhaltigen  der  BoUandisten  A.  S. 
Mai  VI.  1688  folgen  Schenkungen  in  zweifelhaften  Urkunden  und  end- 
lich die  geschichte  der  wunder  im  kloster  nach  Wilhelms  tode.  Ein 
dämon  beherscht  den  fluss  und  zieht  viele  Wallfahrer  in  seinen  Strudel, 
bis  die  kreuzesreliquie  herzugetrageu  wird;  da  ontföhrt  der  dämon  wie 
rauch  aus  dem  flusse  für  immer.  Zwei  mönche  eines  andern  klosters 
suchen  vergebens  das  kreuz  zu  stehlen.  Zwei  besessene  werden  geheilt 
ein  knabe  aus  der  Bhone  gerettet,  endlich  zwei  rauher  von  klostergui 
von  ihren  wunderbaren  strafen  befreit. 

Suchier  (Über  die  Qu.  33)  hat  treffend  bemerkt,  dass  die  erzäh- 
lung  der  vita  von  Wilhelms  kriegstaten  auf  alten  liedem  beruht  und 
gerade  rücksichtlich  der  eroberung  von  Orange  mit  dem  von  Türheim 
benuzten  gedieht  stimt.  Die  von  Suchier  citierten  worte  der  vorrede 
(St.  75;  Acta  810):  qui  chori  iuvenum  non  resonant  —  qualis  fuerit — 
quam  fortiter  barbaros  domuit  et  expugnavit  betreffen  aber  auch  nui 
die  kriegstaten.  Bei  der  sage  von  dem  mönchsieben  dagegen  schein! 
mir  ein  Wechselverhältnis  zwischen  klostertradition  und  jongleurgesän- 
gen  stattgefunden  zu  haben.  Aus  der  vita  stimt  zur  dichtung  das  nie- 
derlegen der  Waffen  in  Brivate  o.  Brite;  der  gute  mönch,  der  den  ese 
mit  wein  treibt  (visus  est  saepissime  cet.)  ist  der  rauflustige  im  ¥rald< 
Beaucler  mit  den  mit  wein  beladenen  saumtieren;  das  erste  wundei 
des  kreuzes  gegen  den  dämon  des  flusses  entspricht  dem  kämpf  Wil- 
helms mit  dem  teufel  an  der  brücke,  die  mühsame  anläge  des  wegei 
am  berg  neben  dem  fluss  wird  zum  kämpf  mit  dem  riesen  am  abgnmd 


2ü  ÜLB.   VON  TÜBHEDf  WILLEHALM  285 

Der  übemnnder  des  Sachsen  Ysore  endlich  ist  jedenfals  ursprünglich 
ein  anderer  Wilhelm;  diese  tat  fehlt  in   der  vita  und   ist  erst  in  der 
dichtong  zq   dem  Gelloner  mönche  hinzugekommen;   zugleich  erklärt 
sich  daraas  zum  teil  die  trennung  zwischen  kloster  und  eremitage  im 
gasdicht    Nachdem  aber  ein  umfängliches  klosterleben  bei  den  bonedic- 
tinem  aufgezeichnet  war  und  ein   ausführliches  lied  von   Mon.  Guil- 
lanme,  entsprechend  der  jetzigen  recension  Ar,  gesungen  war,  hat  eine 
bestirnte  einwirkung  der  yita  auf  die  dichtung,   wie  sie  bei  Türheim 
vorliegt,   statgefunden.    Bei  Türheim  zeigt  sich  nämlich   im  gegensatz 
zum  franz.  gedieht  der  handschrift  Ar  und  Boal.  und  in  Übereinstim- 
mung mit  der  vita  die  demut  Wilhelms  im  kloster  und  sein  freiwil- 
ligres  erbieten  zu  den  geringsten  diensten,  dann  der  almähliche  bau  des 
Uosters  unter  Wilhelms  eigner  hilfe,  Jndem  ihn  könig  Ludwig  unter- 
stClzt  und  indem  ihm  zwei   priester  zur  seite  stehen ,  das  fasten  und 
dabei  die  Stärkung  durch  gott,  bez.  die  wunderbare  speisung  durch  den 
^i^g"«!,   endlich  die  gäbe  der  Weissagung  in  beziehung  auf  seinen  tod, 
vielleicht  auch  noch  die  andeutung  der  wunder  nach  seinem  tode  ent- 
^rechend  der  an  die  vita  sich  anschliessenden  wundergeschichte.    Die 
Übereinstimmung  dieser  zahlreichen   einzelheiten  lässt  sich  nur  daraus 
erklären,  dass  entweder  Türheim  oder  schon   der  französische  bearbei- 
^r  eine  mönchische  vita  des  Wilhelm  gelesen  und  danach  das  launige 
Sodicht  von  Mon.  Guillaume  umgestaltet  hat. 

Übrigens  ist  in  der  Türheimschen  darstellung,  wie  vom  I.  zum 
^  teil,  so  auch  im  zweiten  teil,  wie  es  scheint,  eine  Steigerung 
^er  taten  und  wunder  angestrebt:  das  verschwinden  des  Matribuleiz, 
^^^B  niederstossen  des  Tsore  und  der  kämpf  mit  dem  teufel;  dann 
die  wunder  von  Kyburgs  gebein  und  vom  eselbug  und  der  griff  in  den 
stein.  Dabei  hat  aber  der  bearbeiter  ohne  grund  einzelheiten  auf- 
S^geben  und  andere  wider ,  die  ihr  motiv  und  ihre  berechtigung  verlie- 
^^U,  angenommen.  Während  im  kämpf  mit  den  räubern  der  gesang 
^ehlt  und  anderes,  was  zum  humor  passte,  ist  die  Verteidigung 
'^t  fleisch  und  bein  festgehalten,  aber  das  motiv  ist  verloren.  Beim 
^^mpf  mit  Tsore  geht  die  edle,  stille  Zurückhaltung  des  eremiten  ver- 
ioren,  die  krautscene  bleibt,  wird  aber  motivlos,  da  Wilhelm  ja 
^Iber  mit  Loya  zusanmien  komt;  frisch  wiehert  und  springt  das  ross, 
*^xn  ist  die  erklärung,  dass  es  von  Loys  wol  genährt  worden  sei. 
^ogent&mlich  werden  Anseis  und  Delt'oss^  zusammengeschmolzen  in  den 
S^Tzün,  der  nachher  Bomeschets  heisst,  wenn  dieser  nicht  der  alte 
^tter  im  französischen  ist,  welcher  aus  der  erzählung  Wilhelm  erkent 
^^d  die  krautscene  deutet.  Umgekehrt  scheinen  aus  Ysore  zwei  per- 
^U«i:  Matribuleiz  mit  seinem  beer  und  der  einzelne  Ysore  geworden 


286  KOHL 

zu  sein,  oder  wahrscheinlicher:  der  französische  Ysore  ist  zu  Matribu 
leiz  geworden  und  der  französische  riese ,  der  mit  Wilhelm  in  der  ein 
öde  auf  dem  felsen  am  abgrund  kämpft,  ist  Ysore  geworden.  Aus  dei 
kämpf  am  abgrund  ist  auch  wol  noch  der  griif  in  den  stein  auf  dei 
steige  geworden.  Das  auftreten  des  Matribuleiz  erinnert  an  den  an&n: 
von  Malifer,  wo  Matribuleiz  am  heftigsten  unter  den  söhnen  Terramer 
sich  gegen  die  abtretung  der  länder  sträubt.  Wilhelms  ritt  endlich  durc 
Muntpasiliere  erinnert  an  Wilhelms  ritt  durch  Orleans  in  Wolfram III,  HS 
Den  gerügten  mangeln  gegenüber  muss  man  aber  auch  eine  gewiss 
berechtigung  der  behandlung  und  einige  nicht  ungeschickte  erfindangei 
im  einzelnen  zugeben.  Nach  den  langen  brauchen  erfrischt  uns  de 
humor  in  dem  an  sich  vorzuglichen  Moniage  Guillaume.  Aber  wem 
ein  bearbeiter  neben  Wilhelm  Bennewart  als  komische  figur  gestel 
und  dessen  unfug  im  kloster  ergötzlich  geschildert  vorfand,  so  war  e 
im  Zusammenhang  consequent,  am  schluss  Wilhelm  als  mönch  ein^ 
ernste  rolle  spielen  zu  lassen.  Und  wenn  das  unzertrenlicho  paar  WilJ 
heim  und  Kyburg  immer  gerühmt  ist  und  schon  Rennewart  durch  seL 
nes  weibes  tod  ins  kloster  geführt  wird,  so  war  es  von  dem  späterei 
bearbeiter,  welcher  jenen  erweiterten  cyclus  schon  vorfand,  ein  ent^ 
schiedener  fortschritt,  dass  er  nicht  dasselbe  motiv  anwante,  sonderi 
Kyburg  und  Wilhelm  zusammen  dem  leben  entsagen  lässt.  Zu  de: 
liebe  von  Kyburg  und  Wilhelm  stimt  es  ferner,  dass,  wenn  für  den 
gürtel  aus  seide  und  gold  das  motiv  der  Schlauheit  einmal  verloreE 
geht,  Kyburg  bei  der  trennung  ihrem  gemahl  einen  solchen  schenkt 
den  er  wie  ein  heiligtum  verwahrt,  und  dass  Kyburg  ihre  lezte  ruhe- 
stätte  in  Wilhelms  kloster  findet.  Eine  äusserliche  ergänzung  dagegec 
ist  es,  dass  von  den  überlebenden  personen  auch  Alise  dort  beigesezt 
wird  und  könig  Loys  dasselbe  für  sein  ende  wünscht.  Endlich  wirc 
die  liebe  zwischen  Wilhelm  und  Kyburg  hier  im  lezten  gesang  nock 
durch  die  erzählung  von  ihrer  ersten  Vereinigung  ausgeschmückt** 

Alle  die  lezten  Veränderungen,  welclie  dem  Verhältnis  von  Wil- 
helm und  Kyburg  entspringen,  rühren  wol  von  Türheim  selber  her 
der  ja  nie  müde  geworden  ist ,  in  Sehnsucht  nach  gleichem  Verhältnis 
für  eine  so  glückliche  ehe  zu  schwärmen.  Bei  der  Veränderung  dei 
humoristischen  erzählung  in  eine  heiligengeschichte  fragt  es  sich,  ot 
dieselbe  von  einem  Franzosen  oder  erst  von  Türheim  herrührt.  Da 
St.  Denis  wie  Gellone  ein  Benedictinerkloster  war,  so  würde  anzuneh- 
men sein,  dass  ein  mönch  des  ersteren  klosters  die  Umarbeitung  vor- 
nahm, und  dass  eine  besondere  Benedictinerrecension  in  St.  Denis 
bestand,  welche  das  Mon.  Rain,  ohne  Desr's  tod,  Malifer  und  das 
eigentümliche  Mon.  Guillaume  enthielt.    Ein  exemplar  von  dieser  hätte 


SU  ULB.    VON  TÜBHEOf  WILLEHALM 


287 


Otto  der  Bogener  fBr  Ulrich  von  Türheim  nach  Deutschland  gebracht; 

and  auf  diese  würden  dann  die  verse  in  der  einleitung  zum  Mon.  Guil- 

laume  von  A  und  B:  L'estoire  en  est  au  mostier  St.  Denis  und  in  der 

einleitung  zum  anfang  der  Boul.  handschr.  ,,Fist  le  .1.  moines  ä  Saint - 

Denis  en  Franche,  mist  le  en  .1.  livre^^  sich  beziehen.    Allein  gerade 

die  darstellung  in  diesen  handschriften  stimt  nicht  mit  der  Türheims. 

Nehmen  wir  also  an ,  dass  Türheim  mit  hilfe  einer  vita  sich  der  mühe 

einer  Umarbeitung  nach  seinem  sinne  unterzog,   so  konte   er  dieselbe 

ebenMs  durch  seinen  freund  aus  St.  Denis  erhalten  oder  auch  u.  a.  in 

Angsburgy  wo  er  gewiss  verkehrt  hat  (bei  Koth  365  auch  eine  Urkunde), 

vorgefunden  haben.    Jedenfals  war  die  vita  des  berühmten  Benedictiners 

in   sehr  vielen  Benedictinerklöstem  vorhanden,   und  in  Augsbmg  z.  b. 

war  das  stift  St  Ulrich  und  Afra  zu  Türheims  zeit  schon  lange  Bene- 

dictinerkloster.*'     Ein   sicherer  beweis  lässt  sich   noch   nicht  fuhren, 

aber  nach  den  bisherigen  Veröffentlichungen   aus   französischen   hand- 

achriften  ist  es  das  wahrscheinlichere^  dass  Türheim  den  lezten  teil  nach 

^iner  branche  und  einer  vita  zusammen  bearbeitet  hat. 

Die  Untersuchung  in  betreff  der  französischen  handschriften ,  welche 
^^nrich  von   Türbeim   benuzte,    hat    ergeben,    dass   derselbe   von    der 
^^^^n  branche  Aliscans  eine  Ar  und  besonders  dem  jetzigen  Y  nahe 
^t^hende  handschrift,  in  U  und  III  eine  nicht  der  jüngeren  und  erwei- 
terten redaction  angehörige  benuzte,  dass  er  in  V  die  ältere  redaction 
^^Ibst&ndig  umarbeitete,  oder  vielleicht  eine  solche  Umarbeitung  über- 
^^zte,   endlich  dass  er  in  IV  eine  bei  den  Franzosen  gar  nicht  mehr 
^^haltene  erzählung  übertrug.    Das  äussere   Verhältnis  mag  folgendes 
^43hema  zeigen: 


Bern« 

B«ul. 

V 

Ar 

TOrhelm 

H 

Pr.dU 

11.     « 

vu. 

BS 

XL    - 

I.     Ende  d.  schl. 

Alischans  bis  Rs.  Heirat 

I. 

unvolBt 

27Vf  bl.  1635  V. 

25V,  bl.,  u.  5670 

V. 

m.  = 

vm. 

« 

XH    = 

II.  Bat.  Loqnif. 

Renn,  in  Portip. 

II. 

2640  V. 

48bl.  2880  V.,  ende  fehlt. 

16  bl.  3560  V. 

B  4200  V. 

IV.    « 

EX. 

=S 

XIU.   = 

in.  Mon.  Rain. 

Alönch  Renn. 

lU. 

9360 

XIV. 

91  bl.,  5460  V. 

73  bl.,  16240  V. 

X. 

M.  d  Ai. 

B  8500  V. 

Foolq. 

XV. 

Alalifer 

IV. 

15010 

Benicr. 

33  V,  bl.  7450  V. 

V.      « 

XI. 

, 

XVL   == 

IV.  Mon.  Gnill. 

Mönch  Wilhelm 

V. 

. 

4800 

16  bl.  nnvolst.;  I.  teil 

15V4  W.  3390  V. 

859,  inBu.A3000v. 


S88  KOHL 

Anmerkungen. 

13)  Mone  gibt  als  teile  der  Boologner  handschrift  an :  Xu,  blattSOl  enri  cow^ol^ 
Güiborc  est  morte;  XIII  bl  310  e.  c.  li  qneDS  G.  qni  estoit  hennitoa  se  conbat  ^      2 
iaiant;    XIY  bl.  327  e.  c.  G.  d'Or.  se  conbat  al  roi  Tsoro  de  Commembrös  devsLKBt 
Paris.    Ans  diesen  mitteilungen  Monos  schloss  Hofmann,  der  den  altem  tezt  (««  ^a^ 
100  jähre  ältere  original  der  ßonl.  bearbeitung)  als  übereinstimmend  mit  Ar     in 
den  hanptsachen  annimt,  dass  die  Boul.  handschrift  nicht  die  gefangenschaft  Wilhelms 
enthielte.   Allein  Mone  kann  eine  Inhaltsangabe  tibersehen  haben,  oder  es  kann  eine 
solche  zwischen  310  und  327  fehlen;    die  wahren  12  teile  der  handschrift  zählt 
Gnessard  pröf.  XC  auf.    Es  hat  nnn  aber  Ar  bis  znm  eremitenleben  859  vcrae,  Banl. 
gegen  1600,  A  und  B  etwa  3000  vcrse  (nach  Hof  mann  wol  mit  anfang  des  eremi- 
tenlebens);  es  ist  also  Boul.  ausführlicher  als  Ar,  wenn  auch  kürzer  als  A  nnd   B. 
In  A  und  B  umfasst  das  M.  G.  bis  an  den  kämpf  mit  Tsore   etwa  5000  yerse,     in 
Boul.  4320;   und  wenn  in  A  und  B  Guiborcs  tod  nnd  Wilhelm   im  kloster  3O00      |iq 
verse,   die  gefangenschaft  2000  umfassen,   und  wenn  in  Boul.  Guiborcs  tod  ixnd 
Wilhelm  im  kloster  1600  verse  umfassen,   so  können   die  bis  vor  Ybot6  folgea^^      |-^i 
2720  unmöglich  blos  den  kämpf  mit  dem  riesen  enthalten,  sondern  müssen  ^xj.^ 
ein  besonderes  ereignis,  wie  jene  gefangenschaft,  enthalten.    Es  gehört  also  Bo  ^^ 
wol  zur  II.  klasse,  wenn  es  nicht  etwa  eine  ganz  eigenartige  redaction  enth&It 

14)  Die  ab  weichungen  sind:  Hofmann  nach  A  s.  624,  verszeile  2  t'ont,  Ca."^^* 
tont  und  so  öfters;   4  brant,   Catel:  brans;  tranchent,   G.  trenchent;  5  qne  J, 
quil;    6   as  cops  doner,    C.  as  cop  donnor;   7  combatanz,   C.  combatans;   8  Si 
zins  —  Mahomez,  C.  Sarrasins  —  mahomes;  11  rois,  C.  Boys;  12  acorant,  C. 
rant;  14  quens,  C.  cuens;  16  enz,  0.  ens;   17  auberc,  C.  aubert;  18  tini  arro^i 
C.  tins  armure;    19  ansi,  C.  ainsi;   21  ainz,  G.  ains;    22  sanz,   C.  sans;    S8 
C.  Dieu;  24  hennor  qu'il,  C.  henor  que;  25  quar  —  Guillaumes,  C.car  —  Gmllauc^^^' 
26  Sarrazin,  C.  Sarrasins;  27  otel,  C.  ostel;  Bemarz  Patent ,  G.  Bernars  TatUn 

15)  Da  die  im  anfang  des  monchslebens  stehende  Unterredung  von  Eyb.  n. 
über  ihre  einstige  yercinigung  nicht  in  dem  französischen  Moniage  steht,  d.  h.,  ^ 
ich  aus  Suchiers  schweigen  schliesse,   nicht  in  den  von  Hofmann  veröffentlieh' 
handschriften  Ar,  A  und  B,  so  schlicsst  Suchier:  „Türheim  hat  sie  wol  einer  bei^ 
deren  brauche  nacherzählt."    Dieser  schluss  hat  viel  Wahrscheinlichkeit  itlr 
dass  n&mlich  Türheims  französisches  buch  vor  Aliscans  noch  die  Prise  d*Or. 
zwar  in  der  älteren  fassung  enthalten  habe.    Allein  ausgeschlossen  bleibt  nicht  r 
andere  möglichkeit    Wie  nämlich  liier  Kyburg  aus  ihrer  früheren  zeit  erzählt, 
erzählt  Kennewart,   als  er  sich  seiner  Schwester  bei    der  tafel  zu  erkennen 
(Jonckbloot  7532—61)  volständig  die  geschichte  seiner  einstigen  entfühmng;  dii 
vorso  sind  aus  der  handschrift  Y  genommen  und  stehen  nicht  in  B,  nnd  aleo 
nicht  in  A,   ebensowenig  wie  sie  sich  in  Ar  bei  Guessard  a  weder  bei  der 
scene  7837 — 72  noch  bei  der  vorausgehenden  erkcnnungsscene  7795—7800  find 
Es  ist  also  möglich,  dass  jene  stelle  aus  dem  klosterleben  in  einer  nooh  nicht  v 
öffentlichten  französischen  handschrift  sich  findet.    Nun  stimmen  zu  der  ei 
Ulrichs,  wie  zu  den  von  Suchier  aus  dem  Mon.  G    455—59  angeführten  jongier  ^^nr- 
versen,  welche  der  älteren  prise  d'Or.  entsprechen,  gerade  einige  Yerse  in  V  h-^^-^"' 
ter  der  schon  erwähnten  stelle  der  bat.  d'Al.  7562:  „üne  suer  ai  —  Orable  a  nom       -*  " 
Ticbauz  d*Arrabe  —  L'ot  a  moillier ,  ce  sai  de  vorite ,  Orenge  tint  jadis  en  h&s^^  '^^' 
Mos  un  Pran^ois  Ten   ot  desheritc,   Ma  serour  prist  par  son  miste  bame,  Lc*^  ^^^ 
la  fist  et  ot  Chrestiento."     So  werden  wir  wider  auf  V,  resp.  auf  eine  handeehri^^*"' 
aus  der  Y  abstamte,  hingewiesen. 


i 


EU  ULB.  VON  tObhbih  willbhalm  289 

l)   Nur  einen  scherz  bringt  Türheim  vor.    Als  Wilhelm  die  hühner  über- 
»rden  zu  sorgßlltiger  bewachnng,    erwidert  er:    ich  heizze  siden  und  hra- 
wan  eine  stoenne  ich  toil.    Der  rede  wart  gelachet  vü,   die  er  tet   in 
?tie, 

)  Anf  eine  handschrijft  des  klosters  St.  Ulrich  und  Afira  scheint  auch  der 
ick  der  vita  zurfkckzugehen.  Denn  monch  dieses  klosters  war  W.  Wittwer 
12) ,  und  aus  dessen  GoUectaneen  hat^  wie  Wattenbach  Mon.  G.  h.  XIIII 
Wilh.  Hirsaug  nachweist,  C.  Stengel ,  demselben  kloster  angehörig,  seine 
abgedruckt.  Die  Unterschrift  der  von  Wittwer  benuzten  handschrift:  „Expli- 
W.  a.  Hirsaag.  —  scripta  in  Blauburen  — **  bezieht  sich  nach  Wattenbachs 
*  auf  den  abt  von  Hirsau.  —  Wenn  der  von  Roth  s.  366  erwähnte  abt  von 
li  and  Afr&  Gebewinus  de  Tierheim  1243  —  1266  ein  Türheim  ist,  wie  Both 
„Bruder  von  Ulrich?'^),  so  hat  Ulrich  von  Törheim  die  vita  von  dem  ihm 
;en  Benedictinerabt  erhalten  und  ist  gerade  durch  ihn  bestirnt  oder  bestärkt 
rar  heiligen  darstellung  der  Benedictiner  in  Gellone  überhaupt  und  ins- 
d  des  berühmten  Benedictiners  Willehalm. 

IL 

nacher  fragment   des   Willehalm  von  Ulricli  von 
Türlieini  in  niederrheinisclier  spräche. 

n  besitz  des  antiquarisch  -  historischen  Vereins  für  Nahe  und 
ßken  in  Kreuznach  befindet  sich  ein  pergamentdoppelblatt  mit 
ücken  aus  dem  ersten  teile  des  Willehalm  oder  sogenanten  Ren- 
von  Ulrich  von  Türheim  in  niederrheinischer  mundart ,  geschrie- 
)1  noch  im  XIII.  Jahrhundert.  Als  Urkundenumschlag  ist  es 
worden,  wie  die  am  rande  aus  verschiedenen  spätem  Zeiten 
tnden  aufschrifben :  designatio  agrorum  Curtis  inBypstorph;  des. 
llae  nostrae;  Capsula  115  N  7mo  Litt.  A  beweisen.  (Bipsdorf 
se  Schleiden^  der  zur  grafschaft  Manderscheid  und  dann  zum 
.um  Jülich  gehörte,  jezt  zum  reg. -bezirk  Aachen.  Am  andern 
Hesse  sich  Boy  stör  ff  lesen,  ein  dorf  bei  Bonn.)  Zugleich  ist 
»pelblatt  oben  und  unten  beschnitten  worden.  Die  breite  beträgt 
3  jetzige  höhe  21,5,  die  ursprüngliche  von  der  obersten  zur 
m  zeile  ohne  rand  23,5.  Weggeschnitten  sind  je  4  zeilen,  wol 
ad  unten  2.  Die  seite  enthält  zwei  spalten,  ursprünglich  zu  je 
ön.  Die  anfangsbuchstaben  sind  auf  eine  rote  richtlinie  geschrie- 
i  nur  teilweis  grosse  buchstaben;  grosse  initialen  sind  abwech- 
lau  und  rot,  zwei  oder  drei  auf  der  seite  in  unregelmässigen 
en  gemalt.  Als  abkürzung  findet  sich  nur  hze  und  hre  mit  haken 
imal  gewat  und  cümer;  das  y  hat  meist  einen  punkt,  ebeuso  ij 
einander,  das  i  unregelmässig  punkt  oder  haken  oder  nichts; 
t  von  u  als  vokal  ein  übergeschriebenes  o ,  aber  nicht  rogelmäs- 
r  u  besonders  im  anlaut  oft  v:  vp,  tJws,  ind,  svlin,  nv;  eigne 
iren  sind  1,  b,  30  gaf,   unten  punkt,   oben  r;    1,  c,  14  stein^ 

3HB.   r.   DBVT80H8   PHILOLOGIE.   BD.    XIII.  19 


290 


KOHL 


am  rande  heim.  Zwischen  dem  ersten  und  zweiten  blatt  fehlen  nach 
Heidelberger  handschrift,  abzüglich  der  Überschriften,  2040  verse,  & 
hier  10  blätter  oder  5  lagen.  Die  von  mir  hinzugezogene  Heidelb 
ger  handschrift  des  XIV  jh.  (nach  K.  Roth:  ende  des  XIII jh.)  nr. 
grossfolio  mit  2  spalten  auf  der  seite  zu  je  56  Zeilen,  darunter  ein-  o 
zweizeilige  Inhaltsangaben ,  ist  von  K.  Lachmann :  Wolfram  v.  E.  X 
und  XXXIV  —  VU  besprochen  und  mit  l  bezeichnet  worden ;  sie  enth 
keine  anderen  abkürzungen  als  bisweilen  strich  für  n.  Die  Kasse! 
handschrift,  1334  im  auftrag  des  landgrafen  Heinrich  von  Hessen  geschi 


ben,  grossfolio  mit  2  spalten  zu  je  40,   teilweise  42  zeilen,  zwisc! 
denen  häufig  bilder  stehen  oder  später  entsprechender  räum  gelassen 
und  an  deren  rand  sich  Inhaltsangaben  in  kleiner  schrift  finden,  ist 
Casparson  1780  ausfürlich  unter  mitteilung  der  inhaltsangaben  angeze: 
und  von  Lachmaun  XXXIII    und  XXXV  -  VII   besprochen    und 
dem  buchstaben  n  bezeichnet  worden ;  abkürzungen  finden  sich  nur 
n  und  er.     Aus   andern  handschriften    konte  ich   nichts  geben ;   z 
ersten  blatt  stinmien  die  neun  aus  Massmanns  bimchstück  mit  der 
ebener  papierhandschrift  231  veröffentlichten  zeilen,   (Anz.  £  K  d.  d.  H 
1832,  225.)  —    Beim  abdruck  habe  ich  sämtliche  u  und  ö  von 
einfach  mit  u  gegeben,  dagegen  das  d  von  H.  beibehalteu.    In  d» 
anmerkungen,    \Nenn   ich  H  und  Ea   zusammennenne,    gebe  ich 
Orthographie  und  form  von  H ,  ohne  auf  die  dialectischen  eigentfimUc 
keiten  von  Ka  rücksicht  zu  nehmen. 


n 

äi 

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I 


IL 

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en 
die 


I.  blatt.     191    Zeilen  =  H  119,  d,  6  —  120,  c,  36. 


H.  119,  c,  54  (=  Ka  181,  a,  39.) 
y^Bennewart,  dir  ist  ze  mute, 
daz  du  Kyhurge  und  mich 
hüst.  waz  daz  sie,  daz  spricfi. 

(Ka  181,  b.) 
1 19,  d  hunne  wir  dir  iht  geraten  dar 
zu  gutes,  des  wiz  sicher  gar, 
daz  wir  daz  tun  mit  truwen  gut, 
senet  sich  iender  hin  din  mut, 
5  daz  die  minne  raten  kan. 


Kr.  1,  a. 
des  raedis  sal  ein  moydich 
Wal  verdeinen  werdes  wyt" 
„wilham,  it  heit  min  lijf 
kummer,  den  ich  kerne  drage.^^ 
10  ich  vort,  of  ich  it  eyman 
dat  mir  dat  kome  zu  leyde, 
as  ich  dich  beszeide. 
du  ind  etzlich  din  art 
halt  ur  truwe  an  mir  bewart. 


119,  c,  54  Ea:  BcDnewart  waz  dir  ist  za  mute  des  da.      56  Ka:  hiles 
119,  d,  1  Ea:  kunno  wir  icht  geraten  dar  gutes  4  Ea:  senit  sich  izgen  m 

6  H  sa  Er ;  Ea :  ratis  und  helfe  ich  neme  mich  an  wol  verdienBta  wwdei  iT^  ^^ 
11  H  =>  Er;  Ea:  daz  iz  mir  kämme  zu  12  H  und  Ea:  als  ich  dir  dai  beschd^^^^ 
13  H  =  Er:  da  and  ettolichc  dine  art;  Ea:  du  and  din  vil  reine  art 


EU  ULB.   VON  TÜBHBDf   WILLEHALM 


291 


5  ig  in  wil  dir  nu  neit  me  sagin, 
dog  wisse,  dat  ich  hain  gedragin 
za  herzin  lange  eyn  leyfis  leyf. 
ich  bin  gerne  der  leyfdin  deyf. 
eyn  kns  ich  day  verstal, 

0  ind  hed  ich  alre  wiue  wal, 
sy  wold  ich  doch  dey  eynen: 
dey  kan  min  herze  meynen. 
?il  cleynre  wirdegeit  ich  plag, 
ind  in  royte,  way  ich  lag, 

5  day  dey  selde  mir  geszag. 
min  ouge  sint  sy  ney  gesag.^ 
,yrennnart,  ich  irkennen  wol, 
as  h  ich  we  cummers  dol: 
dn  meyns  alysin  dey  soysin. 

0  kan  din  herze  kint  so  groysin 
gar  nay  der  minnen  lere, 
halt  np  al  min  ere, 
alyse  dey  inwerde  dir, 
of  day  hyn  is  dins  herzin  gir." 

'5  „wilharo ,  so  war  hey  ist, 
dat  sacn  ich  dir  in  kurter  vrist : 
hain  ich  dir  dan  gedeynit  eyt, 
dar  nay  voige  dey  geszeit." 
4ch  doyn^  wat  ich  mach.^ 

O  nn  rennnardis  was  de  dach 

(Ka  181,  c) 
kernen,  dat  hey  solde 
ritter  werdin  of  hey  wolde. 


nn  was  komin  dey  seine  zijt, 
day  rennuardis  wille  lijt. 

45  it  quam  dey  ritterlige  szar 
alhin  zu  hoeue  gar. 
Sus  hoyf  day  vil  grois  dranc, 
day  der  buschof  seine  sanc 
dey  misse  dur  den  patten  sin. 

50  „patte  ind  leyue  herre  min, 
nu  roykit  min  gedenkin, 
dat  min  sinne  eit  wenkin 
an  ym ,  de  kan  ymer  wen  leyuen 

Kr.  1,  a,  48 
und  uns  hat  das  leben  gegeben.^ 

55  der  bischof  leiste  sine  bei, 
daz  er  daz  ampte  volle  tet. 

1 20,  a  sin  witze  kuudin  pleigin,  Kr  1 ,  b 
dat  hey  sprach  den  reynen  seigin 
up  deym   szilde   ind   up    deym 

swerte. 
rennuardis  moyt  doy  gorde, 
5  dat  der  aide  heymerig 
dat  swert  gurt  um  sig. 
wey  rennuart  sy  gecleit 
dey  auenture  des  neit  inseit: 
sint  sy  neyt  rige  ind  guit, 

10  day  an  cyburg  misseduit. 
den  alle  zaggeit  ey  vlo, 
dar  eyn  ros  min  ym  zo, 
dat  was  genant  margrite. 


15  H  «>  Er.;  Ka:  ich  wil  18  H  =  Kr.:  der  liebe;  Ka:  der  minne  21  u, 
^  Ka  :»  Kr;  H:  doch  eine  —  meine  23  H  =  Kr;  Ka:  deiner;  H:  werdekeite. 
^  R  SS  Kr:  als  ich  wene;  Ka:  sa  wen  ich  dines  iaroers  dol.  31  H  =  Kr;  Ka: 
^^  fehU,        32  H  und  Ka:  habe  nf  alle.         35  H  =  Kr:  swar  es  ist;  Ka:  swaz 

HQ  ist  37  H  =  Kr ;  Ka :  dir  fMt,  39  H  und  Ka :  ich  taon  so  verro  so 

H  mag  40  Ka  neun  Zeilen  frei  für  ein  hild;  H  und  Ka:  rennewarte.  41  H 
^  Ka:  daz  der  helt  44  H  =«  Kr;  Ka:  an  lit.  47  H  und  Ka:  sich  hub  da. 
^  H  »  Kr.;  Ka:  die  fehlt;  H  und  Ka:  toden.  50  H  und  Ka:  tode.  51  H  => 
^:  rächet;  Ka:  mche.  53  H  und  Ka:  immer  leben.  54  Ka:  nnd  daz  leben 
^^         55  Ka:  sin  gebet.  56  Ka:   du  her  das  amecht;  Kr.  zerschnitten:  doy 

3^  dat  ampt  toI  deyte.  120,  a,  1.  H:  knnde;  Ka:  knnde  wol  gepflegen.  5  H 
M  Ka:  daz  ime.  7  Ka  =  Kr;  H:  wie  rennewarte  sin  die  cleit.  8  H  «=  Kr; 
^:  daz  eTentnre;    H  und  Ka:    daz   niht  seit  9  Ka  «>  Kr;    H:   oder  gnot. 

H  «B-  Kr;  Ka:  eyn  ors  man  ime  dare  zocb. 

1^* 


292 


KOHL 


der  markijs  in  deyme  strite 

15  an  eyme  koninc  it  gewan, 

(Ka  181,  d.) 
de  selue  koninc  ym  kome  intran, 
hey  was  genant  gyonere. 
wey  deym  seluin  ors  were, 
dat  was  genant  margrite. 

20  dat  was  ey  weider  sijte 
regt  as  eyn  hermelin  blanc. 
dat  ors  wal  leyf  ind  spranc. 
dy  burst  was  ym  appilgray, 
dey  varwe  nyrgin  ney  dan  day, 

25  eyn  beyn  wijs,  dat  ander  vael 
van  den  boigin  hin  zu  dael, 
dat  dirde  roet  as  eyn  bloet, 
dat  ors  was  zu  maele  goet, 
dat  veirde  swarz  as  ein  kol. 

30  ym  stoindin  gar  dey  huffe  wol, 
gevar  regt  as  eyn  leybart: 
ney  ros  der  varwin  wart. 
Der  als  de  guflfe  var. 
dat  hoyuet  was  gestellit  gar 

35  nay  eynre  groser  mulin. 
„rennuart,  dat  ors  is  din. 
dat  saltu  herre  ridin, 
in  eyme  halsberge  stridin, 
den  ich  dir  nu  zeige. 

40  den  Worte  ein  wiser  leige: 

antiquites  was  hey  genant.         I 


it  ingeworte  ney  mannes  hant 

e  eyn  as  guit  me. 

du  Salt  besein,  wey  it  dir  ste." 

45  day  mit  irboit  min  ym  dar, 
seys  man  verberin  gar, 
dat  sy  it  droigin  van  der  stat 
rennuart  day  naire  trat,  Er.  1 ,  b,  48 
er  huob  in  uf  mit  einer  hani 

50  und  slouf  in  dag  ysen  gewant. 
dat  steint  ym  eyuen  ind  wol, 

Kr.  1,  c,  1 
as  it  eyme  ritter  soL 
min  sag  day  neyman  so  langin, 
it  weir  ym  nay  gegangin 

55  me  dan  eyn  eÜin.    (Ea  182,  a.) 
des  herze  droig  grois  ellin, 

1 20,  b  deym  droig  min  eynenhelm  dar, 
de  was  liegt  ind  bnm  var. 
dat  min  day  heyst  eyn  naysbant, 
day  lag  inne  eyn  ioggant: 
5  des  szin  had  so  grose  magt, 
dat  ney  so  vinster  was  dey  nagt, 
der  stein  in  geue  ligtis  vil. 
den  heim  ig  nog  bas  prisin  wil, 
as  ich  zu  regte  prisin  mag. 

10  in  einre  groser  liste  lag 
hard  vil  eydelre  steine, 
dey  wairin  grois  ind  deyne, 
der  heim  was  starc  ind  harte, 


15  Ka  s=  Kr;   H:  or  es  gewan.  17  H:  grovere;    Ea:   grawere.    Siehe 

120,  b,  35.  19  H  =  Kr;  Ka:  iz.  20  H:  da  waz  ime  ietweder  site;  Ka:  iine 
was  iklich  site.  21  HundKa:  ein  härm.  24  H:  nionder  danne  da;  Ka:  oir- 
gen  danne  da.  27  H  imd  Ka:  alsam.  28  H  tmd  Ka:  waz  betalle  gnot  29  H 
und  Ka:  alsam  30  H  ««nd  Ka:  guffe.  32  H  und  Ka:  nie  kein.  83  H  muL 
Ka:  der  hals  als.  39  H  und  Ka:  ieznnd  42  H  und  Ka:  es  geworhte  nie 

kein  mannes  hant.  43  H  und  Ka:  dekoinon  also  guoten  me  du  solt  besehen  wie 
er  dir  ste  45  H  und  K&:  damit  bot.  46  U  »  Kr;  Ka:  verbaren  das  gar. 
47  H  v/nd  Ka:  in;  aber  in  der  Stellung  H  =  Kr;  Ka:  das  in  di  tmegen  58  H 
«  Kr;  Ka:  da  fehit.  54  H  =»  Kr;  Ka:  iz  inwere.  56  H:  Schreibfehler  der. 
120,  b,  1.  H  =  Kr;  Ka:  man  trug  einen  heim  onch  dar.  2  H  und  Ka:  ge?ar. 
4  H  und  Ka :  imo.  7  H  und  Ka :  der  stein  der  gebe. 
baz  prüfen  wil;  Ka:  den  heim  ich  baz  noch  pmnen  ?ril. 
wol  zu  rehte  mag.  10  H  «=  Kr;  Ka:  lösten. 


8  H:  den  helme  loh 
9  H  «Md  Ka:  als  ich 


zu   ULB.    VON   TOBUEIM   WlLLKIfALM 


293 


14  in  stride  ein  goit  generte, 

ß  hey  was  vnr  stride  eyn  goit  ge- 

want. 
/  doy  in  der  koene  np  gebant, 

15  Doy  sprach  hey:  „wat  sal  ditz? 
yil  harde  ig  mig  intsitz: 

it  irrit  mich  der  gesiegte, 
way  ich  nay  prise  vigte. 
wilham,  ig  wils  neit  voirin. 

20  den  mit  helmis  snoirin 

yil  seyldin  ich  gestridin  hain. 
wat  ig  stridis  han  gedain, 
ain  heim  dat  gar  geszag.^ 
wilham  yil  soyse  sprag: 

25  ^dey  ritterzaft  du  eris  day  mite. 
wey  stoinde,  dat  eyn  ritter  strite 
ayn  heim  ind  ain  szilt?'^ 
^wilham,  ich  doyn,  wat  du  wilt, 
wat  du  mich  goitis  leris.'^ 

30  „dinen  prijs  day  mit  du  eris. 
day  saltn  neyt  irwindin, 
den  heim  up  dat  hoift  bindin. 
versoike,  of  hey  dir  regt  sy. 
der  heim  ind  dat  ors  hey  by 

35  des  konincz  kroziers  warin, 
de  yil  by  sinen  iarin 
drondin  prijs  hat  beiagit. 
sin  herze  dat  is  unuerzagit. 


in  deym  strite  ich  dat  kois, 

(Ka.  182,  b.) 

40  doy  hey  heim  ind  ros  verlois. 

Kr.  1,  c,  48. 
einen  slag  sin  hant  mir  sluog: 
es  were  zuo  dem  tode  gemwg. 
sin  pris  der  ist  unhescholden, 
der  slag  wart  ime  vergolden, 

45  dat  ig  ors  ind  heim  ym  nam, 

Kr.  1,  d,  1. 
van  minre  szulden  dat  quam, 
hey  was  starc  ind  grois. 
des  vil  cleyne  ig  genois 
in  deym  vil  hertin  stride. 

50  dat  spuirt  an  des  satels  wide, 
dat  hey  hat  vil  grote  craft. 
ym  sprag  al  dey  ritterzaft, 
dat  sin  ellin  had  prijs." 
„wilham,  soiser  markijs, 

55  unprijs  kan  dich  vlein. 

56  heis  mir  dat  ros  her  zein. 

1 20,  c,  2  Ich  leystin  gerne  wat  du  wilt. 
sal  ich  neyman  nu  deu  szilt, 
of  as  ich  up  gesitze? 
5  ich  in  weis  dat  nog  ditze, 
wan  ein:  day  min  vegtin  sol, 
day  behald  ig  min  stat  vil  wol. 
has  du  it  dat  gesein?" 


14  ß  und  y  fehlen  in  H  und  Ka.  16  Ea  =  Er ;  H :  ich  mir  es  cntsitzo. 

18  H  und  Ka:  swo.  20  H  <=  Er;  Ea:  mit  disen  holm  snnorcn.  21  Ea:  ich 
geYochten  han;    H:  ich  gestricket  han  22  H  und  Ea:  swaz         28  H  =  Er.; 

Ka:  swaz  SO  H  und  Ka:  du  damit  morest  31  H  =  Er;    Ea:  du  salt 

32  H  und  Ea:  uf  honbei  33  H  =  Er;  Ea:  ob  her  gerecht  si  35  H:  gro 

tieres;  Ea:  croneris;  s.  120,  a,  17.  Wölfram  W.  412,  23  und  411,  26,  GrOhicr. 
Groier  l  Lachm,;  359,  4  Crohier  37  H  und  Ea:  dar  ander.  38  Ea  =  Er;  II:  daz 
ausgelassen,  43  Ea:  der  ausgel.  46  H:  von  miner  selde  daz  beqaam;  Ea:  snel- 
heit.  47  H  und  Ea:  ande  harte  groz.  49  H  =  Er;  Ea:  in  dorne  grozen  strite. 
50  H:  daz  spuore;  Ea:  man  Sporte  den  satcl  wite  51  H  und  Ea:  daz  er  wiolt 
TÜ  giozzer  ]araft.  52  H  und  Ka:  iach.  54  Ea:  neun  Zeilen  für  ein  bild  frei. 
55  H  und  Ea:  onpris  der.  120,  c,  1  H:  Hie  wart  Bonnewart  zuo  Ritter,  roU 

3  H  s=  Er;  Ka:  swaz  3  H  und  Ea:  ieznnt.  4  H  und  Ea:  oder  so  ich. 

5  H  und  Ka:  erkenne;  aber  Ea:  on  fehlt.  6  Ea:  cinz  swo;   H:  ein  daz  swo. 

7  Ka  "-'  Kr;  H:  behabe.  8  H  und  Ea:  dicke  hast  du  daz  gesehen. 


294 


KOHL 


„rennuart,  des  wil  ig  gein. 

10  ig  wil  din  menlig  ellin 
vur  al  ellin  zellin, 
dat  ey  mannis  lijf  gedroig. 
dat  din  liant  so  mangin  sloig, 
day  van  bin  ich  leyuende, 

15  den  prijs  dir  ummer  geyuende. 

(Ka  182,  c.) 
din  lof  de  szellit  helle, 
sitz  up  dat  ros  vil  snelle 
ind  setz  dich  euen  ind  vaste." 
mit  also  swairin  laste 

20  wart  dat  ors  geladin  ney: 
van  der  swere  k  sich  ley 
uj)  dey  hesin  vaste  nyder. 
scheir  irhoilt  it  sig  wyder, 
dat  it  wider  up  quam. 

25  den  szilt  hey  doy  zu  halse  nam. 
min  boet  im  dar  ein  stark  sper, 
dat  droigin  kome  veir  her, 
dat  zukde  hey  as  ein  smal  rijs. 
wilham  der  soise  markijs 

30  sprach :  „nu  doy  des  landis  regt. 


da  insalt  neyt  langer   sin  eyn 

knegt.** 
mit  deym  zoyme  hey  hankte, 
dat  ors  vil  sere  hey  sprankte, 
mit  den  sporin  hey  dat  roirte. 

35  dat  sper  dat  hey  doy  vnrte 
day  mit  dey  iost  hey  zilde, 

Kr.  1,  d,  47. 
dag  er  durh  stach  die  schüte 
unde  der  hcUsberge  V€Uih. 
sin  tyost  die  quitete  gebrach. 

40  dem  orse  brach  der  rucke  enjswei. 
manig  man  da  htie  schrei: 
„er  mag  tvol  pflegen  ritterschafl. 
sin  lih  der  hat  die  grostB  craß, 
die  ie  an  mannes  libe  wart,^ 

45  erbeizzen  müste  Rennewart 
von  dem  orse  margrüen^ 

47  er  tnohte  es  niht  geriten. 

49  tis  dem  harnasch  man  in  ßoch. 

50  sin  müt  der  tvaz  gein  vreudB  hoch, 
nach  der  sin  herze  ddde  ptn. 
nu  Tcom  sin  nefe  Baldewin. 


n.  blatt.     188  Zeilen  =  H.  129,  d,  22—130,  c,  63. 


H  129,  c,  42  =  Ka  195,  d,  38. 
Der  markys  zu  dem  kunige  reit 
und  zu  der  kuniginne  wert, 
„markys,  min  truwe  an  dich  gert, 
45  daz  du  mir  die  warheit  sagest 

(Ka  196,  a.) 


und  durch  die  liebe  nihi  versagest, 
der  du  gein  Bennewart  pfligest 
mit  warheit  du  sin  art  urigest, 
daz  da  hin  wege  du  wage.^ 
50  yyWar  zä  sol  die  vrage?*^ 
sprach  unüehdme  der  stete. 


13  Ka  =»  Kr;  H:  vil  manigen.  16  H:  min  lob  das  hillet  helle;  Ka:  din 

lop  daz  hillet  helle.  17  Ka  =  Kr;  H:  tU  ausgelassen.  22  H:  hehsen;  Ka: 
huffo.  23  H:  schiere  es  erholt  sich  wider;  Massm.  Fr.:  erholt  er;  Ka:  irholte  ii; 
Mon.  42  :  erholte  oz.  26  H  und  Ka:  starkos;  Mon.  42:  Man  pot  im  dar  ain  schar- 
phüz  sper;  Massin.  Fr.:  Man  trüge  im  dar  ein  starkes  sper.  28  H:  das  schütte 
er  als  ein  swankel  ris;  Ka:  daz  schoite  her  als  eyn  swankil  ris;  Massm.  Fr:  Daci 
Schutt  er  als  ein  swanchel  reis;  Mon.  42:  Daz  swanch  er  als  ein  cUdnes  reis. 
31  H  toui  Ka:  ohne  en;  H:  langer  ausgekissen.  33  H  <=»  Kr;  Ka:  du  ors  her 
sere  irsprankto.  36  H:  tyost;  Ka:  tiost.  39  Ka:  qnitanie.  47  Ka:  nicht 
mer  geriten.  48  H:  Hie  qnä  kunig  Baldewin  her  wider,  rot  129,  o,  43.  Ka: 
za  fehlt.        49  Ka:  di  wage.       50  Ka:  diese. 


EU   ULB.   VON  TÜBHBIM   WILLBIIALM 


295 


j,riet  ich  üch  unde  betOj 
da  nOU  die  UHtrheit  toere  bi, 
80  icere  nUn  hertte  stete  fri. 
rewMwart  ist  Terramers  kint. 
herre  her  hunig,  üwer  witge  ist 

bUnt 
129,  d,  1  und  ist  unträtoe  vü  wilde: 
ir  moUet  an  sime  bilde 
kiesen  schone  unde  edd  fruht, 
ir  erenket,uwer  geune^en  euht. 
5  nieman  habe  so  cranken  sin, 
der  ge  her  und  sehe  an  in, 
er  ensehe  wol,  da»  Bennewart 
gtbom  ist  von  hoher  ort 


H. 


22 


25 


y^wiUehelme  swar,  nu  stete  din 

müt, 
des  vclgent  unser  sinne."" 
do  sprach  die  kuniginne: 
,,sin  schone  ist  holder  art  gelich,"' 
do  sprach  der  wise  heymerich: 
y^wir  suln  dise  rede  verenden. 
wer  freude  uns  wolle  pfenden, 
der  wider  rat  dise  geschiht. 

30  die  kuniginne  min  ss&  vater  giht: 
so  bin  ich  ir  kindes  ane 
unde  bin  nicht  dez  valsches  vane 

(Ka  196,  b.) 
und  enwil  sin  nimmer  gej)flegen, 
so  ich  nimmer  enpfahe  gotes  segen. 

35  ich  wolt  in  sc  kordes  holn 
unde  gern  die  arbeit  dein. 


dez  gdoubet,  ob  ir  wollet. 
10  ob  er  uch  ntht  wd  gevellet, 

er  gevellet  doch  lihte  Alisen. 

ir  wollet  uwer  pris  enprisen. 

loys  Werder  kunig  vü  her, 

unezet,  dae  Terramer 
15  gewait  so  maniger  crone  hat, 

dcuf  in  gar  duhte  ein  missetat, 

dad  de»  sin  kint  gejseme, 

daß  er  uwer  tohter  neme. 

ich  wolde  daz  wol  verpfenden, 

20  duz  er  daz  mohte  erwenden, 

21  er  engehe  dar  unibe  sin  halbez 

gut.^ 

Ereuznacher  bruchstöck. 
Kr.  2,  a,  1. 
wilham  swager  nu  stait  din  muit 
des  volgint  uns  sinne 
so  sprach  dey  konincinne 
sin  szoinde  is  hoer  art  gelig 
doy  sprag  der  aide  heymerig 
wir  sulin  dis  reede  verendin 
wey  vreude  uns  wil  pendin 
de  wieder  raede  dis  geszigt 
dey  konincin  min  zu  vader  gigt 
so  bin  ig  irs  kindis  ane 
ind  heyuen  neit  des  valszis  vane 

und  in  wil  sin  neymer  gepleigin 
so  ig  intfay  nymer  gotz  seigin 
ich  wold  in  zu  cordes  hoelin 
und  gerne  dey  arbeit  doelin 


129,  d,  1.  Ka:  vil  fehlt,  2  Ea:  an  dissem  bildo.  4  Ea:  irkennot  aWer 
willen  sacht.  7  Ea:  on  fehlt  9  H  wspr.  wollet,  seihst  verbessert.  10  Ea: 
wol  fMi,  11  Ea:  sa  gcvcllit  her  lichte  alisen  12  Ea:  ach  inpriseu.  14  Ea: 
wisset  Tnrwar.  16  Ea:  gar  fMt.  17  Ea:  daz  des  sime  kinde  ccme.  20  Ea: 
mochte  wider  wenden.  22  fehlt  ganz  in  Ea.  24  Ea  =»  Kr:  so.  25  Ka:  art 
wol  gHch.  26  Ea  =  H:    wise.  27  Ea:   wir  sollen   unse  rcdde  volondon. 

28  Ea  «=>  H:  wolle.  29  Ea:  widderrate.  30  Ea:  ir  zu  tochter  gicht  31  Ea  ^= 
Kr:  in.  32  Ea  =  U:  und  bin  nicht  34  Ea:  sa  intfah  ich  nuromer  den  gotis 
M|^.        36  Ka:  Stellwng  gerne  doln. 


296 


KOHL 


e  danne  es  niht  geschehe. 
tncLchet  niht  die  rede  so  wehe, 
ob  rennewart  sie  wesse, 
40  uch  wer  gevallen  ein  esse, 

tich  verdürbe  gut  Hb  unde  pris, 
vil  toerder  man  kunig  loys, 
häte  ist  dez  heren  geistes  tag: 
da  von  uns  nimmer  en  mag 
45  hie  an  iht  missdingen, 
heizzet  üwer  tohter  bringen 
unde  dar  zu  Rennewarten  laden, 
wollet  ir  an  sunden  schaden, 
herre  min,  so  tat  ein  dinch, 
50  kumet  beide  in  den  rinch, 
unde  vraget  man  unde  magetj 
ob  es  in  beiden  wol  behaget: 
ir  wollet,  daz  sie  einander  neme. 
wolle  sie  dez  niht  gezemen, 
55  so  si  gar  under  in  beiden 
der  Wille  gar  gescheiden.^ 
130,  a  do  sprach  der  kunig  Loys: 
^unllehelme  getruwer  Markis, 
sprich,  ob  ez  dich  dunche  gut. 
wizze  ich  bin  der,  der  vil  gar  tut, 
5  swa^  gevellet  dincr  lere.^ 
„da  enmuze  ich  nimmer  mere 
kyburge  Hb  immer  gesehen, 
ob  ich  ihtes  wolle  iehen, 
wander  rehtenwarheit.  Kal96,  c. 
10  ist  uch  daz  liebe  oder  leit, 
ich  rate  uch,  als  ich  beste  kan. 
besendet  den  vil  werden  man 
und  sprechet :  lieber  Rennewart^ 


e.  it  neit  geszege 
magt  neyt  dey  reede  s  ovehe 
of  rennuart  sy  vezze 
ug  wer  gevallin  ein  ezze 
ug  verdurf  guit  ind  prijs 
vil  Werder  man  koninc  loys 
hude  is  des  heyligin  geistz  dag 
day  van  uns  nymer  in  mag 
hey  eit  misselingin 
heist  ur  dogter  brengin 
Unde  dar  zu  rennuardin  ladin 
wilt  ir  ain  sundin  szadin 
herre  min  so  doit  ein  dinc 
komin  sy  beyde  in  den  rinc 
und  yraegit  man  ind  magit 
of  it  in  beyden  wal  behagit 
ir  wilt  dat  sy  ein  ander  neymii 
wilt  in  des  neit  gezeimin 
so  sy  gar  under  in  beydin 
de  wille  day  mit  geszeidin 
doy  sprach  der  koninc  loys 
wilham  getruer  markys 
sprich  of  it  dich  dunke  goit 
ig  bin  de  vil  gar  doit 
wat  bevellit  dinre  lere 
day  in  wil  ig  nymer  doin  ane  k 
nog  cyburg  lijf  me  gesein 
of  ich  eit  wil  gein 
wan  der  regter  waereit 
is  uch  dat  leif  of  leit 
ig  raet  uch  as  ig  beste  kan 
seudit  den  vil  werdin  man 
Kr.  2,  a,  47. 


so  fro  ich  nie  keins  dinges  wart^  i 

37  Ka  =  H.  38  Ka:  macht  uwer  reddo  so  spehe.  i39.  40  Ka: 
vil  wenig  ir  en  geloste  und  verterbete  onch  uwern  pris.  43  Ka  =  Kr:  heil^0 
44  Ka:  dar  aromo  uns  nummer  mer  in  mag  an  guoto  missolingen.  49  Ka:  hi^ 
so  tut  nu  cyn  ding  und  machit  in  beiden  einen  ring.  53.  54  Ka:  ir  solle  ir  -■*• 
den  anderen  nemen  in  wolle  si.        56   Ka  =  H:  gar.  180,  a,  2.   Ka:  su  -^ 

4  Ka:  wizzü  ich  bin  der  garwe  tut.         5  Ka  =  H:  swaz.  6  Ka:  so  maei 

nimmer  mere  kyburge  reinen  lip  gesehen.        8  Ka  ^s  H.        12  Ka  «=  H:  besea^ 
14  Ka  fehlt  keins. 


SU  ÜLB.  VOM  TOBHBm  WILLIHALM 


297 


15     «ffufe  wäi  du  sin  min  ander  kint, 
#ifle  die  h^e  Übende  sint. 
hb  dinen  müt  dee  hm  gezemen, 
dae  du  wiU  min  töhter  nemen, 
die  gibe  ich  dir  vü  gerne, 

>     «ifui  weres^  du  ee  ybeme, 

den  kummer  weide  ich  gerne  doln^ 
tAnd  dich  ir  se  manne  holn. 
^mu  lat  es  ikA  niht  betragen 
^mnd  ruchet  die  huniginne  vragen, 
€*  der  rcU  ir  wd  gevaüe.^ 
^sie  sprach:  ^db  hie  beiaUe 
^esamet  were  unser  geslehte, 
-mr  dekeiner  geraten  mehte, 
^iae  uns  so  gut  iht  were. 
-mu  ob  man  es  verbere^ 
^so  ist  mir  dag  wol  bekant, 
^r  neme  uns  Hb  und  lant. 
mcir  stdn  sie  ime  gerne  geben:   \ 
dae  kaufet  uns  gut  und  leben."" 

^      ^0  antwurte  die  kunigin. 
^die  rede  laezet  stete  sin,^ 
sprach  der  kunig  Lays, 
^nu  Sit  ir  an  untzen  wisy 
-wnin  ere  an  üwerm  rate  lit. 

^     Moie  mähte  ich  ein  hohgesrit 
-wen  Älysen  mime  kinde, 
daß  alle  min  riche  bemnde, 
daß  ich  hoch  an  lob  han  gevarn? 
da  vor  wil  ich  niht  gutes  sparn, 

^     ich  weide,  an  wem  der  tauf  lit, 
daß  er  ß&  miner  hohgezite 
mit  ml  g&tem  willen  queme. 
das  sie  dez  aUe  gezeme, 
dar  umbe  gebe  ich  gutes  vil."" 


Kr.  2,  b,  1. 
of  dime  munde  kan  dat  gezeimin 
dat  du  wilt  min  dogter  neimin 
dey  geyf  ig  dir  vil  gerne 
und  wers  du  zu  yberne 
den  kummer  wold  ig  gerne  dolin 
ind  dig  ir  zu  manne  hoelin 
Nu  laet  uch  neit  betraigin 
und  rojkit  dey  konincin  yragin 
of  der  raet  ir  wal  bevalle 
sy  sprag  of  hey  betalle 
gar  uns  gesiegte 
irre  gein  geraitin  moegte 
dat  uns  so  guit  eit  were 
nu  of  min  it  verbere 
so  is  mir  dat  wal  becant 
hey  neme  uns  lijf  ind  lant 
wir  soilin  sy  im  gerne  geiuen 
dat  kouft  uns  guit  ind  leinen 
so  antworde  dey  konincin 
dey  reede  lasit  stede  sin 
sprag  der  werde  loys 
nu  sijt  an  witzin  ir  vil  wijs 
min  ere  an  urme  raede  lijt         • 
wey  mach  ich  ein  hogezijt 
alysin  mime  kinde 
dat  al  min  rijg  bevinde 
de  hoe  an  loyue  han  gevarn 
dar  vur  wil  ig  neit  guitis  sparn 
ig  wolde  an  weim  de  touf  lijt 
dat  de  zu  minre  hogezijt 
mit  goydin  willin  queme 
dat  in  des  allin  gezeme 
dar  um  geue  ich  guitz  vil 


(Ka  196,  d.) 

16  Ka:  lebendig.        17  £a  =  H:  ob  dinen  mat  kan  des  gecemon  23  Ka 

**    Kr  ohne  es.         25  Ka:  ob  ir  di  rat  gevalle.         27  Ka:  gar  were.  30  Ka: 
^^^ung  ob  man  iz  nu.         38  Ka  =-  H.         40  Ka:  wie  gemache  ich  eine  hochcit 

^     lU:  alisen  mime  liben  kinde.       42  Ka:  daz  iz  alle  min  lant  bevinde.  43  Ka 
H,  aber  Stellung  daz  ich  han  hoch.         45  Ka:  di  toufe.         47  Ka  =  Kr  ohm 
48  Ka:  daz  si  des  geceme. 


^. 


298 


KOHL 


50  ,fich  enrixte  niM,  daz  man  daz  eil, 
herre,  iht  fürbaz  ziehe,"' 
den  schände  künde  fliehe, 
der  Markys  der  riet  den  rat, 
„driv  tusent  ritter  ir  wol  hat, 

55  damit  nu  tun  fmr,  waz  wir  megen. 
wir  suln  sie  hvnaht  zu  ime  legen."' 

1 30,  b  „waz  man  tat,  daz  ist  gesche- 
hen^ 
so  wil  ich  der  vdge  iehen" 
also  sprach  der  kunig  Loys, 
yyUnllehelme  getruwer  Markys, 
5  nu  sende  nach  Bennewarte, 
den  belanget  lihte  harte, 
wir  suln  ime  allez  truren  wem 
und  doch  Älysen  heizzen  swern, 
ob  ez  der  suzzen  unUe  si."" 

10  „ich  wil  üch  herre  lazzen  friy 
undersprechent  es  ir  sinne." 
so  sprach  die  kuniginne 
willehelme  nach  rennuarte  reit, 
der  waz  zu  kumen  vil  bereit. 

15  ais  er  die  mere  vernam, 

ein  freude  in  sin  herze  quam: 

^    die  varwe  also  in  clarete. 
ob  in  da  vor  iht  beswerete, 
dez  waz  nu  gar  vergezzen. 

20  sin  herze  hete  besezzen 

ein  hoher  müt  unde  freuden  vil, 
sin  leit  daz  muz  an  das  zil 
vor  halber  naht  noch  loufen, 
sin  herze  freude  koufen. 

25  nu  was  kumen  Bennewarte. 

m 

ich  wene:  nie  man  schöner  wart. 


ich  inraedin  neit  dat  wir  den  zil 
herre  eit  vurbas  zeyn 
den  szandin  kund  ey  vleyn 
der  markijs  reit  den  raet 
drudusint  ritter  ir  wal  hait 
day  doyn  wir  wat  mir  megüi 
wir  solin  sy  hint  zu  ym  l^n 
wat  min  deyt  dat  is  geszein 

so  wil  ich  der  volgin  gein 
sprach  der  koninc  loys 
wilham  getruer  markis 
nu  sende  nay  rennuarte 
den  verlangit  liegt  harte 
wir  solin  ym  allit  truren  wem 
Kr.  2,  b,  47. 


Kr.  2,  0,  1. 
so  sprach  dey  konincinne 
Wilham  nay  rennuardin  reit 
de  was  zu  comin  vil  bereit 
as  hey  dey  mere  yernam 
eyn  yreude  in  sin  herze  quam 
dey  varwe  ym  so  cleirte 
of  day  vur  in  eyt  besweirde 
des  was  nu  gar  yergessin 
sin  herze  had  besessin 
hoen  moyt  ind  yreudin  yil 
sin  leit  mois  an  dat  zil 
vur  mydder  nagt  loufin 
sin  herze  vreude  coufin 
nu  was  comin  rennuart 
ich  weyn  ey  man  szoinre  wart 


50  Ea:  ich  rate  nicht  daz  wir  daz  eil  —  cihen  —  vlihen.  53  Ka  b 

55  Ea:  da  mit  tun  wir  nn  swaz  wir  megon.         56  Ea  =»  H.  130,  b,  1. 

swaz.        2  Ea:  so  wil  ich  der  warheit  iehen.        3  Ea  fehlt  der.         4  Ka:  rai'^ 
6  Ea  =  H.  8  Ea:  und  alisen  ime  beswern.  10  Ea:  steUtmg  lasen  her'::' 

16  Ea:  im  inz  herco  quam.        17  Ea:  di  varwe  im  also  clarete.       18  Ka  9UUu^    " 
=>  Er.        21  Ea  =  H.        22  Ea:  sin  leit  muz  snellich  an  daz  eil.         23  Ka 
Er:  mittemacht.        26  Ea  ==  Er:  iman. 


zu  ULB.  TON  T(^BBBIM  WILLEHALM 


299 


doy  hey  steint  day  hey  solde  stain 
doy  bat  hey  nay  alysen  gain 
de  boede  wil  ig  selae  sin 
so  sprach  dey  konincin 
hyn  zu  alysin  sprag  sy  so 
leyue  dogter  nu  bis  vro 
sich  mois  vreuwin  din  iungit  lei- 
nen 
wir  hain  dig  eyme  manne  gegeiuen 
day  ney  gein  man  so  szone  wart 
sint  dey  helle  wart  enspart 
selige  vrauwe  we  is  der 
des  ey  din  herzlige  ger 
van  Mnde  day  hin  heit  gegert 
du  bis  so  wal  mit  ym  gewert 
dan  ey  wijf  mit  manne  was 
du  sprichs  leigt  in  szimpe  das 
wa  du  dins  kindis  szimpis 
day  an  du  ungelimpis 
it  hassit  got  ind  darzu  dich 
Yur  war  dogter  nein  ich 
suise  vrauwe  way  hey  stait 
deym  min  dig  gegeiuen  hait 
wal  dain  hey  sal  du  eyt  zu  swern 
it  in  sy  dat  du  is  wils  inbem 
Doy  mit  geingin  sy  dar 
hyn  zu  der  ritterliger  szar 
loys  gen  sinre  dogter  gey 
ir  hant  hey  in  dey  syne  vey 
nu  quamin  an  den  rinc  gegain 
weis  du  wat  ig  hain  gedain 
du  Salt  rennaartin  neymin 

of  dime  moyte  des  kan  gezeimin 

Kr.  2,  c,  47. 

30  Ka:  sprach  di  werde  kuningin.         31  Ea:  zu  alyse  ging  si  do  si  sprach 
'^^^ter  an  wis  vro.  36  Ea:  sint  daz  dio  helle  wart  Terspart         37  Ea:  selik 

*^^^e  ii  iBt  der.  39  Ea:  van  kinde  hat  da  her  gert.  40  Ea  =  Er:  du  bist  so  wol 
r^^  ime  gewert.  41  Ea:  daz  ni  wip  wart  mit  manne  baz.  43  Ea=:  H:  swo. 
,       K«:  und  onch  dich.  46  Ea  =  E[r:  vir  war;  Ea:  nenn  ich.  47  Ea:  si^t 

'**  ^»owe  wo  her  stat. 


do  er  gestufU,  da  er  solde  stan, 
da  hat  man  nach  Alysen  gan, 
jider  bot  tvä  ich  selbe  sin^ 

30  also  sprach  die  kunigin. 
hin  0ä  alffsin  ^ach  sie  so: 
jiliebe  tohter^  nu  teis  fro. 
sich  m&g  fretven  din  itmges  leben: 

(Ka  197,  a.) 
unr  han  dich  eime  man  gegeben, 

35  dcus  nie  kein  man  so  schone  toarty 
sU  die  hdle  wart  enspart. 
sdic  kint,  ee  ist  der, 
des  ie  din  herediche  ger 
von  kinde  hcU  biß  her  gegert. 

40  du  bist  vü  wol  von  ime  gewert, 
dag  nie  wib  mit  manne  baz.^ 
jfdusprichestlihteinschimphedcus. 
swo  du  dines  kindes  schimphest, 
dar  an  du  ungelimphest: 

45  es  harzet  got  und  dareä  dich,^ 
^Bware  tohter,  nein  ich. 
sich  vrowe,  wie  er  staty 
deme  man  dich  gegeben  hat. 
wol  dan  er  sol  dir  iezunt  swern, 
50  du  enwcUest  ime  danne  wem.^ 
do  mit  giengen  sie  do  dar 
hin  eA  der  ritterlichen  schar, 
loys  zu  siner  tohter  gieng, 
ir  hant  er  in  die  sine  vieng, 
55  nu  kom  sie  an  den  rinch  gegan. 
yiWeist  du,  waz  ich  han  getan? 
^30,  c  du  soU  Rennuarten  nemen, 
ob  din  müt  den  kan  gezemen. 


49  Ea  =  H. 


50  Ea  =  Er:  izn  si  daz  duez  woUes 


•*»».        51  Ka  =  H:  si  du  dar.        53  Ka  =  Kr:  loys  kegen.        55  Ka  =  H:  nu 


800 


KOHL 


din  oheim  daz  hat  gelobet, 
ob  min  sin  danne  niht  tobet, 
5  ich  en  velsche  niht  sine  wort, 
sin  pris  hat  vil  grozzen  hört 
braJUe  biz  an  dise  stunt."^ 
alsus  sprach  alysen  munt: 
„swo  er  für  mich  sine  hatü 

10  besetzet  hat  für  truwen  pfant, 
dez  sol  ich  ime  machen  quit. 
es  sin  mines  libes  lit 
alle  frische  und  wol  gesunt, 
ich  weiz  wol,  daz  in  kurzer  stunt 

15  min  l-eit  nimet  ein  ende 
und  ich  mich  gar  gewende. 
daz  leit  ist  gar  gelegen,  Ka  1 97,  b. 
undemüzminherzefreudepflegen, 
vil  groz  swere  es  doch  trug, 

20  die  not  mir  freude  widerslüg, 
von  der  not  bin  ich  erlost, 
daz  tet  der  hdfeclicher  trost, 
dez  gewalt  ist  aller  meist, 
der  vil  reine  suzze  geist, 

25  der  wol  Jcumber  brechen  mag. 
hüte  ist  der  selbe  ta^, 
daz  er  die  cristenheit  bereit 
unde  gar  von  ungenaden  scheu, 
desselben  geistes  minne 

30  wil  beraten  min  sinne. 

die  minne  die  Jean  beide  geben 
dez  herzen  gunst,  der  sele  leben, 
markys  oheim  willehalm, 
merke  rehte  mines  mundes  galm: 

35  dine  gelubede  soll  du  enbinden, 
la  Rennewarten  niht  erwinden, 
sinen  eit  den  heiz  in  swem. 
uns  beiden  nieman  kan  erwern, 


Kr.  2,  d,  1. 
bragt  bis  an  dise  stunt 
alsus  sprag  aljsin  munt 
way  her  vur  mich  sin  hant 
hait  gesät  sin  truen  pant 
dat  sal  ig  ym  magin  quijt 
it  sint  mins  leyues  lijt 
al  yrus  ind  wal  gesunt 
ich  weis  dat  in  curter  stunt 
min  leit  ueymt  ein  ende 
ind  ich  mich  dar  gewende 
dat  min  leit  is  gar  geleigin 
ind  mois  min  herze  vreudin  ple 
vil  grose  swere  it  dog  droig 
dey  noit  mir  vreude  undersloij 
van  der  noit  bin  ig  irloist 
dat  deyt  des  helpincliger  troisi 
des  gewalt  is  alre  meyst 
ig  meyn  den  heyligen  geyst 
de  wal  cummer  breigin  mach 
hude  is  der  seine  dach 
dat  hey  dey  cristeneit  bereit 
ind  gar  van  ungenadin  szeit 
des  seluin  geystis  minne 
wil  beraetin  min  sinne 
dey  minne  dey  kan  beyde  gey 
der  werildo  gunst  der  selin  lej 
markis  oeme  willam 
mirke  regt  mins  mundis  galm 
din  geloifde  saltu  inbindin 
lay  rennuart  neit  irwindin 
eynen  eyt  den  heis  in  swem 
uns  beydin  neyman  kan  irwer 


130,  c,  3.  Ka:  Stellung  hat  daz.         6  Ka:  sin  pris  der  hat  sa  grosen 
7  Ka:  bracht.     8  Ka:  also.       10  Ka:  hat  gesetzt  vor.      11  Ka:  in.      13  Ka: 
vrisch.    15  Ka:  ein  fehlt.    16  Ka  =  Kr:  dar.    17  Ka  =  Kr:  daz  min  leii    2( 
«  Kr:  undir  slug.       22  Ka:  des  helflicher.       24  Ka:  iz  tet  der  hero  reine  g 
30  Ka:  betrachten.     32  fehU  ganz  in  Ka.     34  Ka:  rehte  fehlt.     37  Ka:  den  \ 


SU  ÜLR.   VON   TOBHVIM  WILLBHALM 


301 


«rtr  enwdtten  bi  ein  ander  toesen."" 
40       9»oiyse  hat  den  hriefe  gelesen 
^mnd  uns  ehbunden  gar  ir  mät 
^ennewart  edel  ritter  gut,^ 
^sprach  wiUehelme  der  Markys, 
^sage  uns  uf  ritterlichen  pris, 
45      <Db  dine  wiUe  sie  alsam.^ 

^markys,  uneee^  daz  ich  nam 
Glysen  e&e,  doich  van  ir  schiel, 

Ka  197  c 
-»r  s&e0er  munt  mich  do  beriet 
dnes  husses  0&  privHeie. 
50    Ate  stat  pfaffe  und  leie, 

die  vragen  sie  ane  vaischen  list, 
o&  sie  min  crane  von  herzen  ist, 
Sfpriehet  sie  ia,  so  mag  der  eil 
<8m  ahe,  so  bin  ich  bereit 
55    JB&  legene  uf  die  hant, 

so  Wirt  der  cristenheit  bdcant, 
^30,  d  dag  hie  geschiht  ein  reine  e. 
Ä^unig  laySj  ich  gerne  niht  me, 
t4Hxn  dag  mir  werde  Älyse."' 
tnl  lute  sint  in  der  wise, 
^    dag  sie  nach  gät  sprechent. 
damit  das  reht  sie  brechent, 
tüs  got  hat  die  e  gesät, 
^rennuart  niht  gätes  bat, 
er  truwet  ez  gewinnen  vil, 
^^    die  rede  han  wir  an  dae  eil 
geredet,  der  si  ein  ende, 
l&ys  do  bi  der  hende 
€disen  nam  vil  schone. 


wir  in  willin  by  eyn  ander  weisin 
alyse  hat  den  breif  geleisin 
Ayn  uns  inbundin  erin  moit 
rennuart  edel  ritter  goit 
sprach  wilham  der  markijs 
sage  uns  up  ritterligin  prijs 
of  din  wille  ste  alsam 
markis  wisse  dat  ich  nam 
alysen  zu  e  doy  ig  van  ir  szeit 
ir  soise  munt  mig  doy  bereit 
eyns  kus  zu  pryvileie 
hey  hait  paflFe  ind  leye 
dey  vragin  sy  ain  valsze  list 
of  sy  min  crone  mit  herzin  ist 
sprigt  sy  ia  so  mag  der  eit 

Kr.  2,  d,  47. 
(Ende  dos  Ereuznocher  bruchstfickcs.) 


y^dise  maget  und  die  crone, 
15  rennewar l,  die  wil  ich  dir  geben, 
doch  wil  ich  miner  zit  leben^ 
mit  diner  gunst  die  crone  han,^ 
„herre  kunig  tun  und  lan, 
von  mir  sit  ir  dee  unverirt, 
20  dae  mir  truwen  alisen  wirt, 

so  han  ich  aUe  crone 
22  von  mime  dienst  ee  lone,*^ 
25  ry<^yse  tohter  wät  du  in?^ 
„herre  valery  ich  han  den  sin, 
dae  ich  mit  truwen  spreche  ia.^ 
„so  mag  man  wol  laeeen  da 


^X. 


39  Ka:  neun  geilen  frei  für  ein  bild,      39  Ka:  en  fehlt.      40  Ka:  di  briTc. 

^  Ka:  ewei  verse  mehr,   und  hat  uns  impunden  gar  wist  wolle  nu  gevarn 

^^nart  edel  ritter  gut  govrowet  schire  wirt  din  mut.        47  Ka:  van  in.      50  Ka 

^ :  In  stet.       51  Ka :  di  Tragit  ane  valsche  list  ob  si  zu  rechte  min  ist  sprechen 

^^  ^  80  ist  der  eit  «ibe  so  bin  ich  bereit.        55  Ka:  zu  legene  uf  di  keffcn  di  hant 

*^^   Ka:  to  were.  G  Ka:  damit  si  daz  recht  zubrechen.  7  Ka:  alse  got  di  e 

^^^^tzit  hat  9  Ka:  her  getruwcte.  10  Ka:  disse  rede  an  daz  eil  gereddit 

^^  und  nam  endo.        14  Ka:  und  saszte  ir  uf  di  crone.       20  Ka:  daz  mir  nicht 

^^11  aÜM  wir!        21  Ka:  ich  fehlt,        23.  24  H:  Hie  gibt  man  alisen  und  reone- 

^^^fean  niammwi  nur  e.  rot. 


802  KOBL 


die  heiligen,^  sprach  heymerich, 
30  jyir  heider  herzen  sint  gelich. 
er  ist  ir,  so  ist  sie  sin. 
habent  sie  kumberlichen  pin 

33  Ea:  gebt 


erliden,  dem  gehen  ein  ende^ 
ob  got  die  stat  in  sende. 
35  damit  sül  wir  ge  messe  gan^ 
(35  =  Ka  197,  d,  3.) 


Bei  der  Umschrift  der  hochdeutschen  vorläge  hat  der  scfareiber 
des  Ereaznacher  bruchstöckes  in  dem  wortbestand  geändert,  indem  er 
u.  a.  patte  statt  töde,  nu  statt  iezund,  as  statt  alsam  und  120,  c,  4 
verkehrt  für  so,  ferner  A^ein  nach  nie  sowie  danne  nach  e  einsezte.  In 
der  Veränderung  des  lautbestandes  hat  er  nicht  ganz  durchgreifen  kön- 
nen des  reimes  wegen,  wie  119,  d,  27  und  120,  a,  30  und  51  u>ol  wegen 
dol  und  kolf  120,  a,  45  und  b,  1  und  130,  b,  51  dar  wegen  gar,  var 
und  schar,  130,  b,  42  da^  wegen  was;  hat  aber  auch  sonst  nicht  gleich- 
massig  geschrieben,  z.  b.  dar  130,  c,  45;  119,  d,  38  und  und  statt 
ind,  abgesehen  von  dem  Wechsel  zwischen  ch  und  g,  in  und  en  in  der 
endung ,  e  und  i  und  y  in  der  dehnung ,  leif  und  lijf,  suise  und  soise, 
doit  und  deyt  Dialect  und  Schreibweise  stimt  nicht  zu  den  von 
H.  Suchier  in  den  German.  St.  I,  134  erklärten  selbständigen  Kitzinger 
fragmenten.  Eher  stimt  das  Kreuznacher  fragment  mit  den  fragmenten 
der  E.  v.  Grooteschen  papierhandschrift  (Nach  Grootes  angaben  v.  d.  Ha- 
gen in  J.  G.  Busching:  D.  D.  L.  K.  und  W.  1818.  III,  121,  und 
K.  Roth:  Ulrichs  v.  T.  Rennewart  105.  108),  ausser  dass  dort  Be- 
nouwart  und  Eiburch  angegeben  ist  uud  ind  för  und  und  endung 
in  für  en  nicht  vorkomt.    (Roth  hat  für  myn  u.  a.  min  abgedmcki) 

Was  die  abweichungen  der  drei  von  mir  verglichenen  handschrif- 
ten  innerhalb  der  379  verse  des  Er.  bruchstücks  betrift,  so  findet  sich 
zunächst:  In  Ka  fehlen  zwei  einzelne  verse;  ausserdem  fehlen  einzelne 
werte  13,  sind  mehr  vorhanden  2,  sind  Stellungen  anders  b]  inH  fehlen 
2,  mehr  3,  Stellung  1;  in  Kr  fehlen  8,  mehr  3,  1  Stellung,  die  sich  mit 
einer  einschiebung  deckt.  Diese  Sorgfalt  des  Schreibers  von  H  im  gegen- 
satz  zu  Kr  und  mehr  noch  zu  Ka  entspricht  dem  bisher  anerkanten  Vor- 
züge von  H.  (Roth,  Suchier,  Goedeke).  Wenn  nun  des  eignen  dialectes 
wegen  der  thüringische  Schreiber  von  Ka  auch  in  formen,  lautbestand 
und  Orthographie  jedenfals  änderte  und  der  Schreiber  von  Kr  darin  mehr 
und  ausserdem  in  wertschätz  und  construction ,  so  entspricht  diesem  und 
dem  vorher  dargelegten  Verhältnis,  dass  i-ücksichtlich  der  verftndenmg 
der  werte  Ka  30  eigene  lesarten  aufweist,  £r  40,  ^17.  Da  unter  den 
30  besonderheiten  von  Ka  etwa  die  hälfte  sich  als  eigenmächtige  &nde- 
rung  erkennen  lässt  (120,  b,  15,  33,  49,  50;    120,  c,  22,  88;    139,  d. 


EO  ULB.  TON  TÜRHBDf  WILLEHAUf  803 

30,     38  —  41,  45;  130,  b,  2,  30,  31,  32,  36;  c,  30)  zum  teil  von  mehr 
als     einem  vers,   und  in  der  andern  hälfbe  keine  lesart  mit  Sicherheit 
sioli  zeigen  läset,   aus  der  H  und  Kr  falsch  abgeschrieben  hätten,   so 
fiLlti   Ka  allein  gegen  H  nnd  Kr  nicht  ins  gewicht;    und  es  rührt  also 
auoli  die  bedeutendste  abweichung  130,  c,  42  —  45  mit  zwei  beson- 
dern,  nicht  auf  einander  folgenden  versen  und  sonstiger  verschieden- 
heil^  gewiss  von  Ka  selber  her.    Der  Kasseler  Schreiber  hat,   um  sei- 
nem, landgrafen  einen   lesbaren  text   zu  geben,    mehrfach   absichtlich 
änderungen,  in  seinem  sinne  Verbesserungen  vorgeuommen,  ist  aber  auch 
sonst  in  unbegründeter  wilkür  und  leichtfertiger  flüchtigkeit  abgewichen. 
(S.  Xiachmann  rücksichtlich  des  Wolframschen  Willehalm.)   Wenig  ansehn 
kaiui  für  sich  auch  der  niederrheinische  schreiber  des  Er.  bruchstückes 
beanspruchen ,  welcher  nicht  so  leichtfertig  geschrieben  zu  haben  scheint, 
der    aber  ändern  muste  und  leicht  (130,  b,  49)  fehlen  konte;    zweifel- 
haft  sind  die  zwei  besonderen  verse  120,  b,  14  /?  und  y^   von  denen 
der  erste  eine  matte  widerholung,  der  zweite  einen  guten  Übergang  zum 
folgenden   enthält.    Stimt  Ka  mit  Kr  zusammen  gegen  H^   so  wird 
mitn  dieser  Übereinstimmung  von  zwei  sich  ferner  stehenden  handschrif- 
ten  im  algemeinen  den  vorzug  geben;   doch  könte  130,  b,  23  hcUber 
näkt  von  zweien  unabhängig  in  mittemacht  geändert  sein ;  in  120,  a,  7 
sin  die  deit  H,  5»  gecleit  Ka  und  Zr,  worauf  9  folgt  sin  sie,  fragt  es 
uch,  ob  eine  ungenauigkeit  Ulrichs  selber  vorliegt,  welche  H  verbes- 
sert hätte.    Auf  undeutliche  Urschrift ,   aus  der  die  drei  handschriften 
stammen,  weist  u.  a.  120,  b,  46.    H:  selde,  Ka:  sndheit.  Kr:  szuU 
dm,  wie   überhaupt  an  zehn  stellen  die  drei  auseinander  gehen.    Die 
entscheidung  in  den  beiden  lezten  Verhältnissen  ist  erst  von  Veröffent- 
lichung der  andern  handschriften  zu  erwarten. 

KREUZNACH,  NOV.   1880.  O.   KOHL. 


BEITRÄGE  AUS  DEM  NIEDERDEUTSCHEN. 

B wagen 9  t wagen,  zwagen* 

Im  Ravensbergischen  erhielt  sich  ein  starkf.  ttoiagen  (tw6'gen\ 
hin  und  her  bewegen,  beugen.  Dieses  wird  mit  twagen^  waschen 
verwant  sein  und  die  grundbedeutung  enthalten ,  wie  in  ähnlicher  weise 
dem  (tnch)  walken  ein  walken,  treten  (daher  to  walk)  zu  gründe 
liegt.  Selten  Wörter,  wie  drüschen,  twegen,  mit  der  präposition  di^  ti 
züsammengesezt  sein;  vgl  togen  ^=  ti-6gen;  Tospel  =  Ti-Ospel? 


804  WOBSTB,    BEITRÄGB  AUS  DBM  HIBDBBDBÜTSOHBM 

Engrermey. 
Wir  lesen  Weist.  3 ,  198:  Dionisis  edder  Engermey.  Der  Diony- 
sius-tag  (9.  ootbr.)  fält  in  die  zeit,  wo  die  grummeternte  gewöhnlich 
beschlossen  wird.  Der  ausdrnck  Engermey  scheint  sonach  in  seinem 
ersten  teile  auf  anger  zu  fähren  und  den  ertrag  der  anger  zu 
bedeuten,  während  das  grundwort  mey  unverkenbar  {me  in  hearkdmai) 
grüne  husche  bezeichnet.  Man  wird  nämlich,  wie  beim  Schlüsse  der 
getrcideernte  den  lezten  erntewagen,  so  am  ende  der  heuernte  den 
lezten  grummetwagen  mit  grünen  huschen  verziert  und  festlich  ein- 
gefahren haben.  Vielleicht  geschieht  dies  noch  jezt  irgendwo  in  West- 
falen oder  Niedersachsen. 

vrftTSt* 

Weist.  3,  137  steht:  Ät^h  wird  gefraget:  ob  der  zehendherr  oder 
seine  gesandten  —  nit  solle  —  die  eehende  garh  und  nit  den  Behenden 
garst  ausnemmen.  Bei  Kindl.  Hörigk.  259  ist  XIII  garst  beringe  = 
XIII  getas  allecium.  Offenbar  ist  dieses  getas  aus  getal  verderbt/  da 
gerade  beringe  nach  getalen  oder  talen  gerechnet  wurden.  Oetal  ist 
aber  bei  Kindl.  Volmest  2,  476  das  einfache  grosse  hundert,  also  120; 
tat  im  Cod.  Trad.  Westf.  I,  202  das  doppelte  grosse  hundert,  also  240; 
enufneratio  (tal  oder  getal)  bei  Lac.  Arch.  5 ,  276  das  doppelte  kleine 
hundert.  Man  hat  somit  die  wähl,  obiges  garst  zu  120,  240  oder  200 
anzusetzen.  Garst  muss  mit  gerste  und  gerstel  (quast)  zusanunenhängen 
und  zunächst  ein  bündel  von  120,  240,  200  fischen,  aalen  bezeich- 
nen; es  wurde  dann  auf  eine  gleiche  anzahl  garben  übertragen. 

Greme« 

Dat  aüe  de  steyne  (spricht  die  seele)  vppe  my  leghen  Vppe  dat 
ik  vnreyne  greme  Vor  gades  anilat  nickt  enqueme  Wente  ik  bin  eyn 
gar  vnneme.  Hanno v.  Mscr.  I,  84.  5.  41 2**  (Ist  vielleicht  aus  lai  cre- 
mium,  griebe,  entstanden.)    Soweit  das  Mnd.  WB. 

In  dieser  stelle  ist  von  der  auferstehung  des  leibes  die  rede. 
Oreme  wird  hier  für  gereme  =  geremte,  geramte^  knochengerfisti  Ske- 
lett stehen.  Vgl.  Eil.:  gheraemte  (älter  gheremte)  der  beenderen,  sce- 
leton,  humani  corporis  ossium  coherentium  compactio.  Ebenda:  ghe- 
raemte,  ossa  arida;  Stfirenb.:  geraanUe,  gerippe,  skelett.  Eine  paral- 
lele zu  greme  :  (w)rame:  engl,  frame  liegt  in  glüm  :  iclom:  weatf.  flaum. 
Ein  semitisches  gerem  (knochen) ,  von  Eil.  verglichen ,  wird  ohne  ein- 
flusä  auf  die  ausprägung  des  vorliegenden  wertes  sein. 

ISERLOHN.  FR.   WOBSTE. 

1)  Ducange  (-Adelung)  s.  v.  conjectos:   „geta  pro  ocmjeeta'^  i.  e.  oontribatio, 
coUeota.  Bed. 


ao5 


AUS   SANGT  GALLER   HANDSCHRIFTEN. 

IIL 

16.  Cod.  Sang.  825  s.  4—271.  Notkers  BoHhius  {v(jl  Ilattc- 
mer-,  Denkmahle  IZT,  11—255;  Steinmeyer,  Z.  f.  d,  Ä.  XVII,  452  — 
46S.     LMg.   8.105,  a'): 

13,  6  fro  10  ünde  18  ötaccheren  14,  2  Sär  16',  11  netu^let. 
16^*,  22m6nni8k6n  löh  17',  15  altivs  17^  5  uuat  uuörhta/  20  stüout 
25  Zeöberdst  18*,  9  die  auf  rasur  fiir  t  10  mähta.  18^  3  accedere 
accedere  4  Itez  22  iöh  38  infüorttnt  19%  35  geuuälttgo  auf  rasur 
ßr  alt   19%  15  trüregi 

20%  1  iiv  15  £reicAan  auf  rasur  21%  24  mdmmendo  23%  6  si 
geaöta  14  togellh  18  dar.  man  27  Sfh  24%  7  negeiscotöst  18  toten 
25%  3  f  be  25**,  8  gehaba.  27%  13  rüoto  29%  8  fz  20  consule.  vor 
\  rasur    23  zdh     29^,  13  bin  corr  aus  p     27  ob  innumeras 

30*,  17  uuörden?    30%  5  hgitüom     28  crim.  d.  i,  crimen.     31  pu- 

dori?    31%  38  iz     31%  2  läzo     32%  11  demo     15  ist     34%  1   flnfstünt 

aus  i  corr.     15  nemin6     23  scülde;     24  SACUILEGII;     31  pesmizen 

der  dreumflex   ist  aus  einem  acut  verbessert    34**,  23  mennisko  accent 

verwischt     25  Qqualis/     35  P:reterea  rasur   von  i     35%  10   Uuituda 

15  INFAMAKI;     23  moribus.,     31  kuiezeu.   nemäg.      35%  2  uuanda 

si  mih   sculdigunt.    mit  andrer  dinte  später  von   der  Itatul  desselben 

Schreibers  nachgetragen;   uu  auf  rasur.     16  sie  diu  auf  rasur  für  diu 

ding    22  nach  diro  rasur    24  nach  populi.  ist  das  fragezeichen  deliert 

«Md  in  einen  punkt  verwandelt .  indetn  unter  dcfi  runden  zug  desselben 

ein  schräger  strich  gesezt  ist,  wodurch  es  de^i  anschcm  erhält,  als  solte 

ein  Semikolon  gelten.     Dieselbe  art  der  tilgung  eines  vorzeitig  gesezten 

fragezeichens  findet  sich  noch  öfter  in  der  hs.     :;6%  9  UICISSITÜDINE., 

2i)  düuchet  fli     i'7  cliomendo.     32  quemqne.     36%  15  nixus  lang  durch 

älteres  e  gezogen.     37%  26  bootis.  aus  e  corr.     37  Uuar  aus  i  corr. 

37%  12  trtttont  aus  e  rad.     34  nemdg/     38%  1  0.  quisquis     23  PA- 

TKIA;    38%  28  (z.     39',  14  zündgr.    26  mfr  acc.  verwischt,  aber  sicher 

39%  6  säben     21  frätateu.   dreumflex  später  aus  acut  corr.     28  cliö- 

sdt    31  bärto 

_40*,  12  inhfmele.  der  punkt  ist  riditig  40%  5  OPOKTEKK.  OR- 
DINE  22  föne  41%  35  Uuanest  41%  12  ih  20  du  dar  auf  rasur 
für  dar  före  25  er.  chäd.  U6  actus/  42%  14  ih  sehr  schivachcr  accent 
20  äe::::  \  uuär  auf  rasur  von  te ;  am  zeilenschlusse  ist  uuär  radiert 

1)  Mü  IMg.  eUiere  ich  meine  LiUeratnrgcsdiidliie  und  Grammatik  des  Alt- 
hoehdeuisdieH  und  Aitsächsischen.    Paderborn.  1880. 

SBlTlCHm.    V.    DBUTtCHE    PHILOLOOIB.   BD.  XIII.  2U 


306  PIPER 

12^  5  dber  \)  chamen.  13  potß.  ut  15  mäht  43',  8  liho  35  Wandt 
43^  i  ander  6  ESSE. ,  nach  finis  rasur  von  po  21  f!m  :fta.  auf  rtisur; 
nach  m  raswr  von  p  22  uutlsäldön  ..23  sßhsta.  auf  rasur  von  fimfta. 
üattemcrs  anmerhung  zu  dieser  seüe  muss  lauteti:  Von  da  bis  eum 
scMusse  des  capifels  mUen  auf  der  seife  durch  verweisungszeicken  (+) 
nachgetragen,  44',  G  ünördonhdftßn  geskfhten.  22  üuända  44*,  3  NASCI; 
9  ter  16  par.  Punkt  auf  rasur  von  s  45',  15  art  auf  rasur  18  äna; 
45^  2  uuöliu  nac7*  man  rasur  t?ow  r  8  PHILOSOPHIAE  : ,  13  lüli? 
roster  von  d;  All  auf  rasur  i^on  11  25  ESSE;  46%  5  dö:  raswr  von\ 
circumflex  aus  acut  corrig,  46"*,  20  Mtn  37  tie  47',  4  Uaända  5  pedfa 
17  FORTUNAE.  47^  2  /äz  aw/"  roswr  /Sr  h  4  äne  10  züo  11  mft 
16  plindero  18  Mboton.  pro  25  ftbi  auf  rasur  von  s  Tfu.  afh.  ntfh 
48',  20  nioman  26  äne  37  ^inen  no  söl  auf  rasur  von  zesziiis.  nm 
48\  7  miuas.  14  SÜSCEPTÜM. ,  49',  7  tia  19  annos.  23  ddz  sdw 
schwacher  acccnt    49^  10  OSTENTAT.,     20  mfttündes 

50',  1 4  uuörto.  50**,  24  täwnän.  aus  z  corr,  25  uuflldndo.  51',  5 
nach  Nulla  rastir  eines  huchstabens  51**,  38  täz  52',  23  mfttdndeB 
25  ddz  52  ^  2  üudo  28  didisti  53',  11  b^idero?  das  frageeeichm 
ist  in  der  oben  beschriebenen  art  in  einen  punkt  umgeändert  54*,  23 
mag  26  So  54**,  17  skönfu  55',  4  fst  6  gesprScbi.  auf  rasur  7  finde 
auf  rasur  8  fst  dürfto.  Tara  au f  rasur  fiir  schlecht  geschriebnes  iMio, 
Tdra    55\  1  RHETORICAE.    37  zeuufzenne.    56',  5  LEGALES;  16 Ar 

a  c  b       b   a 

56**,  4  demo  29  Stile  sacrilegiü  aide  fiirtü.  b  über  f  ausgewisdiL 
57',  15  gerihte:  rasur  von  n  57**,  1  höizent.,  58',  16  männes  24iDt- 
s^idöta.  td  35  liehto. ,  58  ^  1  STATUS ;  16  solsöl  ärcumflex  m 
acut  gebessert,  das  erste  1  ist  nicht  radiert  31  striten:.  raswr  eim 
flecks  35  füre  36  ünde  59',  15  dllgn.  uuio  21  STATU.,  59\  1% 
irrihten.'  däz  16  neraag.  17  Si^^UITUR.  auf  rasur  von  SEÜ  ISscJ- 
nfu     27  dijßf  aus  h  corr.     30  fst 

60',  2  uäske.'  3  seres.  14  niLme::ru.  Rasur  van  ro  Ihfi^ 
cita\h  auf  rasur  von  Habest  25  proximus.'  quod  60^  10  Tu  15tibff- 
höuen.  '  Der  accent  scheint  jünger  und  steiler  17  föne  26  oaärdnf 
das  fragezeichen  in  oben  beschriebner  art  zu  einem  punkte  abgeäideH 
61',  1  cuni/es.  auf  rasur  30  TRIUMPHO.,  31  uuaren  ottö  e  orr. 
6l^  3  enfdngen  auf  rasur  von  2l  4  tie  19  bürglfute/  20  afgenänJlB. 
23  lobe.'  diso  31  FORTUNAE.  62^  18  Nam  et  si  fortuitis  23  fln 
(vs  in  ligaiur:  i  bildet  mit  dem  ersten  striche  desy  ein  xl  32  INSTA- 
BILL4.,  63',  3  rotm  aus  e  radiert  63 ^  11  förte.  Aceeni  «*rfw^ 
unscht  20  mfsseskfhteu.  so  21  säligen,  aus  früherem  n  carr.  64',  10 
tfur.  esta     19  suer/,     64\  31    nunc.   quQ     65',  20  sO     65*,  25  ümb« 


AUS  S.   GALLBR  H88.   HI  307 

atn      darüber  der   haken   eines   verschriebnen   fragezeichens     33   ^änzi 
35    niomfir  alles     66%  34  (st  /  §r     67',  7  bitteri.     30  fu     68%  7  tär  d^s 

68^,  18  ddz     69%  15  tdnne.  gägenuuertlu     32  minante  fluctib , .    69\  30 
Ytendfi  auf  rasur  für  ein  wort,  welches  auf  dsi  ausgieng. 

70  *,  6  scäzzes?  fragezeichen  in  oben  beschriebner  art  zu  punkt 

umgewanddt    35  sölih    71**,  13  nach  scöni  ra^ur  von  zwei  buchstaben 

19    daz      72*,  15   llebera   auf  rasur  für  ein  kürzeres   wort     31   tfii 

72%   17  artificis;  übe     22  A:n  rasur  von  a;  vor  A  ist  am  randc  ein 

schwarzes  a  vorgeschrieben    29  sfnt.  ünde    73',  4  QUAE    5  vor  Ex  ist 

ein  schwarzes  e  vorgeschrieben     17  aide     73^  8  uebr^ste;    12  uarietAt«. 

ptios^    74*,  12   häbede?    auf  rasur  für  ein  kürzeres  wort     23   Nee 

intdligitis.  quantB,  auf  rasur;  Nee  für  ac,  tin  quantä  auf  rasur  für  h 

74\  4  existimatione. ,  übe     75',  35  hdbenne  älleu     36  fst.,     76 \  14 

«[Uior    17  brfnnet     77*,  33  spfl?     77 ^  9  Sol  circumflex  aus  älterem 

octt*  carrigiert.     78',  2  telöublihtüon.     78^  33  grecos.  &     79'',  22  ke- 

uu&lt  tero    38  iäres. 

,      80%  37  c^&eris  80%  19   licharaen.   83',  31  SENTENTIAE.    84',  1 

tnde     22  lüsta  aus  e  corr.      31  tdz  6ina      85',  38  sfnuuelbfu.    ünde 

8o*,3  scithica   87',  16  geuuäht  riefst?     88',  2  Ze     89%  1  taz    10  st^lda. 

90%  17   uieht     27   uuär     91',  14   täz   richtig     92%  10   lükke 

92*,  10  nüzzönt.     93%  5  ünde     30  so    93%  21  tünchen     94%  34  hfmcd 

rfhtet.    95",  23  fortan^  nachgetragen  und  verwischt,    aber  nicht  auf 

^Qsur;   OR  in  ligatur,   tuu^  übergeschrieben,     25  nach  dien  rasur  von 

^'nem  buchstaben     95**,  3  tacitus.    attentusq,     23   du.     30  säligh^ite/ 

cbäd    96%  1  däna.    mit    96%  22  tu.  zwischen  ü  und  ,  anfang  eines  0 

^7%  21  nu6rdgn/  uudnda    99%  lO  lüstsdmi.      99%  20  abrahae:  rasur 

^^on  m;  e  ist  später  an  a  angehängt. 

100%  23  näh.  101%  18  hi.  qui  24  e.  &  101%  18  clarissimü? 
A.ber  102%  18  sölti  104%  7  Ünde  14  diu  18  missel6\tet  auf  rasur 
filr  leitet  21  QÜINQUE.  QÜOD  31  quid  104%  25  angerer.,  zeuuäre 
105%  14  chäd  106%  7  potö  indigentia  108%  29  eü  n  dignü.  rf.  /. 
^tiin  non  dignum.     109%  21  sdgen/  ddz 

110*,  7  milia  aus  a  rad.  und  corr,    17  iäre/  diu     110%  7  heizen 

10  dero     27  sflbo/  also     32  so     37  uuäreu     111%  12  täqua  d.  i.  tam- 

qnam    20  düttuiros     32  uuären/  in     112%  1  sia/  so     20  8com?  /ragf<?- 

«ricfccn   auf  die  angegebne  art  in  punkt   abgeändert     112%  27  ztt^n. 

i^ngerer  circumflex      113%  28   chnehten?     36   quid      114%  23   bade. 

^cumflex  aus  acut  corr,     27  antoninus.   cognomento       114%  8   Sie 

9  Überläden,  däz     115%  6  läze     9  Tiiz     115%  5  oggosas  das  erste  o 

ht  einen  haken  nach  unten,  wie  ein  g    23  Hcdmgnt    116%  4  nidnne 

7  nähe      118%  6   sd      18   deuia   aus   ansaiz  eines   a  corr.      29   d(u 


308  piPBB 

119',  1  DIUITIAE.  10  sikinen?  rasur  von  a  119^  25  ^ina  Beben. 
31  unde  habet,    sih  übergeschrieben^  h  auf  rasur. 

120^  29  e  am  rande  31  Dir  121%  5  bfst.  7  nimio  corporis 
11  so  fr  25  prfa^eu  aus  n  corr.  121%  3  dära,  der  ctrcumflex  am 
früherem  acut  gemacht  122',  29  müge.,  122%  9  Idkkfn  10  m 
sfh  123%  12  potenti^q , . una  124%  5  hoc.  atq,  125%  9  inderfu/ 
28  neq"  |  at  126%  30  credunr/  pstare  127%  21  quid  38  d^s  128*,  3 
links  am  rande  ein  schwarzes  o     129%  22  animä.  resolois 

130%  28  man     131%  10  üuända  dft     15  klbet,     20  hibe/  uuir 

27  güot.  muge  31  sufficionte.  potente.  132%  10  zedlsen  132%  23  k 
24  föUeglih     133^,  4  auäuda  aus  o  corr.     12  mit  accent  sehr  matt 

19  förrolicho  aus  1  corr.  134%  31  uuärd  ändien  134%  3  täz  23  te. 
uide  135%  35  m&g  aus  b  radiert  und  corr.  136%  9  Jgitur  28  gQma; 
N^  30  uuörde.  däz  137%  15  taz  ander  137%  7  corollario.  aus  lern. 
138%  3  plurimos.,  26  crebra  &  138%  11  coetera  29  chad  darüber 
rasur  139%  9  uoluptas.,  22  qnid  23  sed  quid  aus  o  corr.  27  tk 
139%  1  fst 

140%  38  quid     140%  14  uu6s     141%  18  luulh     31  d&z     142%  7 
quid     8  Ja     18  si.  ih^   143%  10  so  diu     12  so  unü     22  Vnde  sM 
gar  nicht  da^  wol  aber  üugüot     24  uuörten.  ih    28  eora  quorQ    143%  10 
chäd    20  anima:  rasur  von  s     32  Jpsü     144%  14  dingolih     144  ^  3 
DÜBITARE. ,     8  tiu     9  natürlicho    24  dia  ferlömisseda.     145%  2  HEB- 
BAS.,   29  conueuit.'  &     145%  31  uu^rden.,    35  ee  nesciat?  d.  i.  esse 
uesciat?     146%  31  selo.     32  rämungo.,     33  rfhti.  däz     147%  15  mortö 
cogentib,     S2  titi  aus  a  rad.  und  corr,     147%  21  J'h     148%  15  hfin 
aus  h  corr.     29  näls     37  auimalis;   Aber     149%  33  Is  S  enl  d.  i.  h 
est  eiiim     149%  1  fconü  auf  rasur  von  b     3  finö.  bonü     34  fn  leret 

150%  38  fh.  150%  6  lerest;  iSinest  24  guftemaculis  auf  rom 
für  g  151%  25  so  38  repugnantib ,  /  a  151%  3  Tfu  34  Tiz  tt 
152%  2  gerfhte::  rasur  von  nt  152%  2  üzerün  hflfo.  6  sös  löS*,» 
quod  153%  19  m^isteröuteu/  sämo  154%  4  contraire  31  forfilet 
suauiterque     154^,  32   riseu      155%  22   tör      155%  3   adherere.  null 

20  vuunderlicha  156%  12  bonü;:  aus  u  corr.  13  töh  aus  n  radiei 
26  chäde  27  ünde  33  DM  d.  L  DEÜM  156%  6  fnmänderin  aaxd 
getilgt     16  d6ro     35  föne  accefU  radiert    157%  2  nota.  tibe    8  in  diiHl  |^ 

28  extortionibus.  tdz  chit  föne  geifhtedon.  auf  rasur  für  t&z  ditt  fito 
geiihtedon  extortionibus  158%  25  currere.  159%  2  hünt  3  stflb 
13  himelgöta.  füor     159^,  19  lo  aus  n  corr,    28  dürstegSr.  Indemo 

160%  1  peginnent  28  zoh  162%  2  jjfecto  d.  i.  profecto  162*,» 
uitia.  nee  27  geuus.  quQ  163%  20  föne  164%  30  regom.  orbisq« 
165%  28  nemähta.     166%  8  negemäg.,     30  kfiot?  fragezeichen  infmU 


c, 


AUS  8.   GALLBB  B88.    in.  809 

mdert  ($.  oben)     166  ^  3   nitunf.   d.  i,  nituntur.     31    neguuinnent. 

**,  6  aber::  rasur  von  ne     21  keuuärfu     22  hfnnän     37  cseq*'n|tia 

r,  32  Täz  tie     168^  10  officium,  manibus     35  däz  p^ideu     36  küo- 

ii 

.  idh    169%  14  gf,ht!g  pfn  uuörten.  {punkt  richtig)    22  uuänent.  So 

}\  24  üuända  iz 

170*,  7  Tftr  an  (kurzer  accent)    14  est  eum     170**,  10  uuint,  tAeres 
171%  15  das  !  steht  nach  dem  zweiten  sie     32  stdt.  Circumflex  aus 

rf  gebessert    172%  28  fst      172%  20  POTENTIAM.,   PROPOSITIO. 

\no 

J',  19  getan,  possibilitas  174%  1  probra  ueniunt.  von  ganz  später 
ful  übergeschrieben  174%  18  Ju  175%  13  fället,  er  22  Job  176%  25 
is  am  rande  ist  mit  schwarzer  dinte  q  vorgeschrieben  177«,  13  s^l- 
1  30  Täz  ist  177**,  3  lerta  circumflex  aus  früherem  acut  corr. 
8',  3  hominis  38  hirze  geltcUr  auf  rasur  178%  32  Ih  179%  18 
dsseliche     179**,  10  patula  aus  p  corr. 

180»,  15  Itcharaöu  aus  a  corr.     32  ddz  tu  uuänest  tdz     180%  5 
Tfecerini     29  ist.      181%  8   S:ed  rasur  von  s     28   d6r  §uuigbeit 

h'era 

i\  9  ist.  86  27  daz ,  uuär  von  anderer  Juind  übergeschriehefi  34  ist. 
k  182%  23  Täz  ih  tfr  183%  8  is  uuäneu.  12  si.'  ddz  31  aliqd 
i.  aliquod  37  ielöget  aus  an  fang  von  g  corr.  183**,  12  ander  uue- 
fh^it  184%  4  fh  fersägen  7  puniti.,  Pediii  25  Respondi  tum  28 
lt.,    31  gjibet     184%  4  relinquis?  fragezeichen  in  punkt  verwandelt 

m 

oben)     8  inqmt  aus   a  corr,     185**,  1    dhta  aus  o  corr,     186%  14 

Irteßst      187%  21  ddz      35  oratores.,      187%  18   nals   aus  u   corr. 

J%  2  ducerent.,  Selben  die  übelen  chöndin     188%  4  siehh^it    7  uufr- 

8     25  idö     189%  4  populos.,  S6 

/. 
190%  5    dura,   tribuat.     190**,  6  logat   bootes   tardus.   i.  sequaf 
/. 
Qstra  .i.  tardus  ad  occasü.     10  So  uu^r     15  uudgeue.  ünde     16  dber 

L%  21  tes  hiraeles.     23  gebrfstet :  sines  rasur  von  s      30  erchoment 

xh  rasur  und  correctur  aus  u      191**,  13  caus^.  turbant      14  sfnt 

Sit 

rerO,  &  192%  12  satis,:  rasur  von  6  24  sldhen  aus  tradiert 
i%  3  materia.  queri  16  götes  18  üngetöilet  tempora.  &  19  rasur 
:Ä  pegrfffen  23  pscientiä.  bediu  32  Nach  Föne  rasur  vmi  drei 
"hstaben;  gdhen  geskihten.  auf  rasnr,  193%  2  arbitriü.  s^lbuuala.' 
no.  15  ddz  32  tramite  temporis  194%  16  uuisä  38  ördeno., 
4%  5  nefst  nio      6  sölib      20  fndero      195**,  22   fati  aus  a  radiert, 

dndertän  196%  2  :rdde  auf  rasur;  vorher  rasur  von  r  196%  1 
de  diu  jFeb^nde  aus  b  corr.  33  Jgitur  197%  22  uuirdet.  ze  23  uuir- 
i.  36  der  ring  197%  34  zehörouue  198%  23  mdchunga.  28  rihti 
9^,  16  g&nzes     199%  9  öiuer  {Hatteniers  lesung  ist  richtig)     15  egri- 


SlO  PIPKB 

^udinis.  aus  d  radiert  und  corr.  21  probitas?  ([A  fragegeichen  in  punU 
umgewandelt  (s.  oben)    27  bonorum,  uel     37  dAno  chäpfe 

200  ^  2  6r  sfh  201',  1  mötemunga.  aus  u  corr,  4  ^st  rä 
202'*,  17  necui'ei  gane  deutlich  29  pcipit^Q.  indigne  32  ferlömfssedjL 
203'',  4  hazönt.  atis  e  corr.  26  prdht  circumfiex  aus  acut  corr.  28 
i6mo  später  am  rande  zugeschrieben  35  drüccbet  204%  2  tauta.  theo- 
nos  13  idS  14  disponat.  aus  e  corr.  17  chSrende.,  204%  1  Sei  rä 
2  onerata.  &  206%  14  Sei  rot  206%  21  quid  29  ünsaldft.  206%  8 
drb^itsamiv.  21  dien  207%  11  uel  richtig  i:i  declinantes.  uirtutis 
30  decernit:  d.  i.  decernit?  208%  26  qui  auf  rasur  für  a  ^  208%  21 
diu  ärb^itsami.  getüot  209  *",  1  tügedtgen  darnach  steht  ein  angeftm- 
genes  f ragezeichen  {ohne  punkt)  12  däz  accent  richtig  20  nfderör  28 
uuöUent.,  ' 

210%  15  Jlle  211%  15  pudibünda  31  harenis.,  fir  211%  1  Ct- 
CU8.  ouandri     212%  3  PHILOSOPHIAE     8  öugent     212%  18  iöh    31 

a  fro     b 

Site?,  213%  16  uuären  föne  fmo  18  quid  213%  7  libro.  i.  214%  7 
^e  aus  s  rad.  und  corr.  12  orsa  steJU  auf  verschreibung  215%  17 
tenendo  d.  i.  temnendo  22  mag  28  man  215%  2  8ämen:hibent/ 
linde  rasur  von  t     8  sämo  auf  rasur  von  en     22  existere.  auf  raswr 

in 

32  uuänuän,  ieht  in  von  andrer  hand  übergeschrieben,  i  auf  rasur  van  % 
216%  4  übe  21(>%  8  fiint  26  eö  loci  rad.  aus  b  217%  8  ITE::: 
rasur  von  drei  roten  buclistaben  25  d^s.  ünde  27  unda  218%  23  (üe 
duuingent  218%  20  ELECTIO  219%  37  diccho :  rasur  von  t  219\  1« 
drüccliet    29  scälbbeit.     30  sündl  äba    34  tenebrosa.,  Süs 

so 

220%  11  fölgendo.,     12  ser,"*tu|tÖ  oben  vor  ui  war  noch  ein  wort 
übergeschrieben,    welches  mit  so  begint    220%  4  teiTQ.  deutlich,  mik 

i 

corrigiert  16  ü,nstri  u  ist  aus  fi  corr.  19  plicches  221%  36  nem^:: 
triegen.  Rasur  von  ke  221**,  15  haben:  rasur  von  t  222%  16  uuSmr 
aus  n  rad.  223%  3  före  9  ist  224%  2  üuio  32  uuörden:.  diu  ram 
eines  hohen  buchstaben  34  sentire.  sed  224%  1  decernit.'  ut  16mifc- 
zegtüom  Meifie  rasur,  von  c?     20  si:uti  rasur  von  c     23  m^nniskOi 

ET 

29  nieht  225%  6  SI,  LIBERUM  mit  schwarzer  dinte  ObergeschriAa 
9  SÜBÜERTL,  225%  10  frchto.  Circumfiex  aus  früherem  aknt  eon. 
16  ding  18  negestdnde  auf  rasur  226%  2  äna  circumfiex  aus  fn- 
herem  akut  corr.  9  dör  chöuf.  15  gratiQ.  üuända  37  principi?  rerö 
226%  6  cantabas;  19  männes?  aide  das  fragezeichen  in  punkt  abge^ 
ändert  (s.  oben)  28  düfh  227%  4  minnönt  37  uuört  zeichen  2i7^  1  ^|4 
ap|ap|petit  ausgewischt^  das  zweite  ap  am  zeilenanfange  nacligärag^% 
14  duochen.  däz     15  uuär     24  uuir     228%  3  d^r  neist    7  ^Ulez  neaaVit 


AUS   8.   GALLKB  H88.  III  Sit 

228%  1  fcje  nexQS  darüber  rasur  6  n&h  24  fö^alo  aus  I  rad,  29  haud- 
quaquä  d.%,  handqaaquam  229  %  6  fräggu  fh  tfh.  12  r^da  auf  rasur 
30  ea  aus  t  corr. 

230%  1  uuördeu:.  rasur  von  t  231',  11  zachen.  232%3  dehöi- 
nez  16  gr  siu  19  Dännan  233%  8  zfAen  auf  rasur  234%  5  EXTE- 
RIOBE.,  7  löse  234%  15  d6r  überst^pfet  235%  2  möunisken  aus  k 
rad.  15  Iro  täte  236%  2  ofih  237%  24  cum  uniuersalis  35  Imagi- 
natio  quoque  fehlt  in  der  hs.  237**,  24  feu  accent  radiert  28  der. 
Aecent  zweifelhaß  238',  7  tahtigen  circumflex  aus  früherem  acut 
gemacht  16  phipatetici.  ti7oZ  zu  lesen  pheripatetici.  31  unser  238%  12. 
IZ  das  fettgedruckte  fehlt  in  der  hs.  30  ündertän  239%  9  siu  15 
hftfon  üircumflex  rad.  239**,  15.  16  das  fettgedruckte  sowie  das  fol- 
gende kleingedruckte  steht  nicht  in  der  hs. 

240%  22  ane  circumflex  aus  acut  corr.  241%  33  dri.  242%  16 
Ua  nemügen  19  rervm.  nullam  243',  8  erhßuen.  übe  243%  36  föne 
244%  2  tfh  mönuisko.  244%  18  c : phendentiü.  rasur,  244%  19  mali- 
gon  circumflex  aus  früherem  acut  corr.  245'',  7  taz  246%  11  psenti^. 
decreseit  22  euuighöit  247%  16  Ünde  247%  6  fst.euuig  248%  14 
stdndiu.  circumflex  av^  acut  corr.     249**,  4  bina     19  ist. 

250%  28  Also  diu  ist  sehr  schwache  accente  250*',  13  ih  möino. 
261%  10  chümftig  251%  7  Namittunt  tarn  d.  i.  Non  amittunt  tarnen 
252%  1  ällelih  ist.'  9  uu61ez  253%  3  uuilon  circumflex  aus  acut  corr. 
254%  13  üngerfstlih 

Über  die  Schreibweise  des  codex  ist  noch  folgendes  zu  beachten. 
Hattenier  (und  nach  ihm  Steinmeyer)  unterscheiden  in  unrichtiger  weise 
Mwischen  U  und  V  der  hs.,  indem  sie  als  kenzeichen  die  grössere  oder 
geringere  annaherung  festzuhalten  suchen,  welche  zwischen  den  unteren 
teilen  der  beiden  striche  des  buchstabens  stattfindet;  für  den  lezten  teü 
der  hs.  nehmen  sie  U  an,   wo  der  zweite  strich  des  buchstabens  unter 
der  linie  noch  eitlen  kreisförmigen  zug  zeigt,  sonst  V.    Es  ist  vielmehr 
für  sämtliche  Schreiber^  auch  für  den  von  s.  177\178,   der  ganz  andre 
formen   zeigt,    als    gemeinsames    Unterscheidungsmerkmal   festzuhalten^ 
dass  beim  U  der  erste  strich  wellenförmig  gekrümt,    beim  V  da^gegen 
^ade  und  von  gleichmässiger  stärke  ist.    Darnach  haben  toir  in  samt- 
Ud^en  von  Hattemer  angegebnen  V  {er  komt  mit  seiner  Scheidung  oft 
in  Verlegenheit ,    so  242%  17   üuäude      244%   30   üt     245%  13   üuir 
245%  5  üuända,  wo  nach  seinen  grundsätzen  U  zu  schreiben  wäre,  da 
der  kreisförmige  -  dbsdüuss  des  zweiten  Striches  da  ist)   lauter  U  des 
sAreibers  zu  erblicken,  ebenso  an  all  den  stellen ,  wo  Steinmeyer y  beson- 
ders auf  s.  df'  fgg. ,  V  statt  ü  lesen  toül.     Auch  die  roten  capitelüber- 
Schriften  zeigen  stets  U.    Siclier  ist  Vnur  in  25%  3  Vbe     53',  10  Vu6r 


312  PIPBB 

74\  33  PÜLCHRVM.     103^  26  Vos     119^  2  Voluptaritt     1Ö6^  1  Vo- 
lentia     174^  12  Videsne     178^  26  Vela    209^  3  Vltor.  —     J  und  I 
sind  unterschieden;   ersteres  selten,   und  von  mir  stets  angegeben.    K 
und  k  sind  schwer  zu  scheiden,   da  nur  die  grosse  erJcennungseeichen 
ist.    liattemers  ce,  -^  vertritt  stets  ein  ^y   E  der  hs.;   wo   es  anders 
ist,  hat  es  Steinmeyer  angegeben;  auch  in  38**,  10  ist  h^imsenan  geschrie- 
ben,    oe  Hattemers   ersezt  handschriftliches  oe.     Die  abhikrzung  ^,  a 
usw.  ist  bei  Hattemer  bald  durch  m  {e.  b.  33  \  10.     41**,  13.     62*,  6) 
bald  durch  u  aufgelöst;  111*,  12  liest  er  au^  täquS  sogar  ein  tanquam 
heraus,     p  löst  er  auf  durch  prae,  doch  ist,  wo  die  siU>e  ausgeschrieben 
erscheint,  meist  pre  in  der  hs.  zu  finden;  vgl.  auch  48*,  10  pciosS  i*.  ö. 
Die  Überschriften  und  die  anfangsbuchstaben  jedes   capitds  sind  rat 
geschrieben;   von  s.  243  ab  sind  auch  die  majuskeln  im  texte j   spaier 
sogar  viel  minuskeln  (schwarz  geschrieben,  aber)  rot  ausgemalt     Van^ 
ligaturen  finden  sich  OR,  welches  in  den  categorien  (Hds.  818)  so  häu-^ 
fig  begegnet,   nur  selte^i   (42**,  3  meror     95*,  23  fortan^.),   ebenso  me 
(l24^  25  nomina.    204',  22  eliminet);  hi  nur  in  nihil  (72%  28,  104',  32 
123',  26.     241^  7);  ni  in  60^  20.  97*,  7  beatitudinis    72',  28.  2i\\^ 
nihil    134^  34  omnia     141',  18  catenis.     21 6\  5  inueniai     Oftdag^ 
gen  begegnen  VS  (17%  15  altivs     37',  24  syrivs     62^  23  öivs    65^     , 
promouimvs     66',  19  orbvs     66^  5  quibvsque     17^  25  sfs.     115',  1. , 
toUvs     161',  12  TERTIVS     201',  15  corpvs     203\  34  fortissimvs)  ttp^ 
NT  (15',  8  dictant     17^  25  stüont     37',  19  uufnt     38',  5  sfnt    40\  S5 
uuähsent.    45',  7  tröfent   49',  13  impellerent    71',  6  relinquunt    73*,  25 
sehent.     95**,  15  sint     102',  3  uolunt     113\  14  uellent     117^  18  no- 
cent.     137^  9  fiunt     139%  33   SUNT.     153%  34  häbent     154%  5  sini 
166%  11  POTENTES.     189%  11  CONTINGANT.     192%  20  snccrescant 
206%  13  coniungant     209%  6  tribent     22 1^  15  uuänent     248%  29  ft- 
ciant).    Was  die  Zeichensetzung  angelU ,  so  hat  Steinmeyer  die  !derh 
durch  ;  widergegeben.    Ich  habe  dafür  das  ursprüngliche  zeichen  W- 
bchalteyi,  da  sich  ausserdem  auch  ;  in  der  hs.  findet.     Lezteres  sehe^^ 
als  stärkere  interpunktion  gegolten  zu  haben ;  wenigstens  steht  es  oft 
nach  den  Überschriften  statt  des  punktes. 

Seitenanfänge,  soweit  dieselben  nicht  in  Haitemer  richtig  ang^ 
ben  oder  durch  Steinnieyer  (s.  504)  berichtigt  sind:  12,  10  quQ  [5]  gotb^^* 
ruui     13,^21  chöisera    [6]  uuürten.     15 ^  21   dien   [7]  dingen     l7^  "^^ 
stüoNT  [9J  theta.     18%  15  öuh  110]  manne     20%  29  uuiderßrt  [12ltenio 
22%  16  näht.  [14]  pegdb     23%  10  nieht  [16]  6ben     23%  36  gesuäseU- 
[16]  Peruertit     24%  15  Tdz  [17]  chit.     25%  5  uer  [18]  sdh.    27%  33  dc«^ 
[21]  ünde     28%  26  Idntlfu  [22]  to     29%  10  ACCüSAKL   [23]  QuibO^ 
30%  33  sciimclih.  [24]  dero     32%  21  (mo  [26]  getan     33%  33  ge  [283 


AUS    8.   GALLEB  H88.   TU  313 

Übe.     34\  21    för   [29]   derön.      35^  9  uuän   [30]  sih     36^  5  secu 

[31]  ritate.      37%  30   nefst    [32]    eolos.      38%    19   sdmo    [33]  statte 

39%  U   zündgr.   [34]  ünde     39%  38   chlägetost  [35]  tu.      41%  17  so 

[37]  ohäd     42%  37  alliu  [38]  natura    43%  23  ne  [39]  uuöist     44%  36 

ne  [41]  hdbe.    46%  14  Tu  uuä  [43]  re.     46%  32  nefst  [44]  er    48%  34 

üle  [46]  caueto.     50%  19  ünghtigen.  [49]  ünde     51%  37  dän   [50]  ne 

iileht    52%  15  sWnde  [51]  da.     52%  26  nehöines  [52]  mgr     55%  7  uufir 

[56]  dehfin     55%  14  pedfu  [56]  bedlu  heizet     56%  26  cnot  [57]  mär- 

chünga.     57%  7  scülde   [58]  härtör     57%  19  föne  [59]  döro     59%  10 

fro  [62]  sftes     61%  10  orslägen   [65]  uuürten.      62%  26  dih   [66]  nöh 

63%  4  ritentfu  [67]  beginnet     63%  27  dingen  [68]  nieht.     65%  14  ne 

[^C]  begägenda     65%  33  si   [71]  chümet.     66%  15   föllOn  [72]  aälTg 

ST  %  33  irret  [73]  iuuih.     70%  33  rihtuom  [77]  tiure.     71%  16  neär- 

moe.  [78]  DE     73%  13  Misse  [81]  Hb     74%  32  beros  [82]  ttn     75%  30 

u^äIü  [84]  miskelön     76%  12  zedien  [85]  dlten     77%  26  souueles   [86] 

fiS^eüs     78%  4  man    [87]  dar     78%  18  süuieres   [H8]  länge.     79%  34 

UTiära   [89]  mälitigi?     81%  1   tv    [91]  na?     83%  20   in   [94]  dubio 

ftS^  14  si  [97]  gät    88%  13  beliehen  [100]  teil.     88%  37  philosophus 

[XOl]  neuuftre.    89%  19  DILATA  [102]  TAM.     90%  4  föne  [103]  egypto 

^X*,  24  ün  [104]  de     92%  8  geeinöten   [105]  uuig     92%  31  mit  [106] 

cbräpheu     93%  17  si  [107J  zegöte     94%  4  TAz  [108]  ist     96%  22  saldä 

Uli]  zeerest     97%  11  uatürliebo  [112]  des     98%  8  tanne   [113]  ueret. 

100%  22  bäbo   [115]  ih     1U3%  24  RETRAHIT.    [119]  QUO     105%  7 

W  [123]  gede     106%  29  büngeron  [122]  iiöb     107%  14  est  [123]  gig- 

ttant?     107%  30  suflfragio    [124]  zecousulatu     108%  12  tilz   [125]  sie 

109%  6  in  [126]  nioner.     110%  28  zeromo  [127]  coniitia.     111%  9  div 

[128]  hiezen     111%  28  dignitate  [129J  babetöu.     112%  18  cbist  [130] 

tu?     113%  1  bäncta  iz  [131]  tenio     114%  23  s6  [132]  ünmäbta.     117%  8 

ftter.  [135]  öiner     li7%  33  sie  [136]  mönnisken     120%  34  nehä  [139] 

bet     123%  28  nfeb  [143]  tes     124%  35  ad  [145]  iunctis.     126%  9  bd- 

best   [147]  tu     128%  12   be  [149]  ginnen.      129%  17   ne   [150]  böin 

130%  24  Angeles  [151]  in     134%  3  gemöinli  [155]  clio     134**  20  ET 

[156J  BEATITÜDO.     136%  28  Nv  [158]cbms     138%  22  corolla  [160] 

rtum     139*,  16  lide  [I6lj  dero     142%  2  gestercbet  [164|  mit     145%  23 

»um   [167]  stat      148%  5   ander   [170]  lU      149%  34    t^z   [171]  ende. 

150%  33  üngebübtig  [172]  uuörtene.     152%  18  Mit  [17  1]  imo  153%  34 

HbeNT  [i75J  bonum     155%  1  MALUM  [176]  NIHIL     156%  16  Unde 

[177J  ddnnan     157%  12  einemo  [178J  pdicatü     157%  34  imo  [179 J  daz 

159%  30   tdmo    [181J   nesol      162%  34   öub    [184]  cbäd      163%  3  sie 

ll85]  äna     165%  14  der  |187|  uuillo     167%  20  niebt  [I89j  sin.     169%  25 

»erfnt  [191]  niebt     170%  31   desi  [I92j  stunt.     175%  21  Nöb  ter  [196] 


314  PIPER 

iiemähti  176',  27  ümbe  [197]  däz  177",  32  aflfe  [198]  cti  178%  37 
Üudürftes  [199]  förhteler.  179%  2  vli  [200]  xö.  180^  14  uuSlih  [201] 
ist.  181\  30  fst  |202]  kuis.  187%  29  nämo  [207]  ällero  188%  26 
ist  [208]  arguiucutü  190%  35  argv  [210]  mentü  191%  36  hfmel  [211] 
selben.  192%  7  ünde  [212]  ^infälte.  196%  29  scrifte  [216]  sigent 
198\  28  übelen  [218]  die  199^  30  tero  [219]  m^nniskön  203%  15 
mit  [-222]  imo  208%  17  ge  [227]  höret.  211%  5  chüniuge  [230]  euan- 
dro  212**,  7  ün  [231]  de  inprouidentia  215%  18  tespröchen  [234]  te- 
meritas  216%  18  dise  [235]  ndmeu  218%  19  düu  [237]  chet  219%  25 
ze  [238]  lone  220%  26  diu  [239]  före  224%  32  md  [243]  gen  225%  28 
nü  [244]  röhtesta  226%  29  üngesiunli  [245]  eben  227%  27  oppres 
[246]  si  228%  24  Summa  [247]  facti  229%  22  scientia  [248]  sfnt 
230%  16  nieht  [249]  zelöibo  231%  17  chümftigiu.  [250]  neuuäre  232%  27 
däz  [251]  före  233%  27  ne  [252]  höines  235%  29  Säment  [254]  uns 
236%  27  uuir  [255]  dürb  238^  10  ges^bßn.  [257]  ünde  240^  20  chrfft 
[259]  iro  243%  2  sinne.  [261]  s6  244%  7  daz  [262]  höubet  247%  22 
ze  [265]  stöte  250^  7  Tdz  [268]  man  253%  1  te  [270]  uitare  254%  20 
bech6nnedo  [271]  ümbefähende. 

Der  codex  ist  in  lagen  von  je  vier  doppeJblcUtem  (quatemionen) 
geheftet,   die  sicher  bis  s,  192  regelmässig  durchgehn.     In  einer  der 
fünf  folgenden  lagen  muss  ein  blatt  eingelegt  sein   {wo?  Tconte  ich  des 
festen  bandes  wegen,  und  weil  auch  ein  andres  merkmdl  nicht  vorlag, 
nicht  erhennen),  da  die  17.  Schicht  mit  s.  274  schliesst.    Der  18.  qua- 
ternio  ist  regelmässig,  ebenso  scheint  es  der  19.  zu  sein,  doch  war  dies 
ein  quinio,    da  nach  s,  296  und  306  je  ein  Uatt  ausgeschnitten  ist. 
Ausserdem  kann  das  mitlere  doppelblatt  der  läge    (s.  299 — 302)  nickt 
ursprünglich  dazu  gehört  haben  y  wie  sich  gleich  zeigen  wird,    311  — 
326  bilden  den  20.  quaternio,  327—336  eine  läge  für  sich,  337.  338 
ein  einzelnes  blatt,   339—342  ein  doppelblatt.      Der  Boethius  ist  w 
durchgehenden  Zeilen  geschrieben,    die  categorien  s.  275 — 298.   303-'  — 
326  zweispaltig,   299  —  302.  327—338  in  durchgehenden  Zeilen,    33£^ 
—  342  sind  zweispaltig;  über  deren  inhalt  s.  Scherrer,  Handschriflti^, 
Verzeichnis  s.  279.    Im  Boethius  sind  keine  absätze.    Die  überschrifl^^m 
sind  rot  und  auch  der  erste  buchstabe  jeden  kapitds.     Von  s.  243  cri 
bis  s.  274  sind  auch  einzelne  schwarzgeschriebne  buchstaben  im  texrte 
rubriziert     Von  s.  243  ab  ist  das  pergament  auch  anders;  doch  Ueibt 
die  Schrift  sicher  dieselbe.     Boethius  scheint  durchweg   wm  derselb^^ 
hand  geschrieben  zu  sein.    Zwar  zeichnen  sich  die  Seiten,  etwa ß.  103 — 
159y  durch  kräftigere  schrift  und  dadurch  at$s,  dass  der  lezte  eug  ^ 
U  und  N  stets  bis  unter  die  zeile  geführt  ist;    allein  dies  ist  t^ 
unterscheidendes  merkmdl,   da   sich    dieselbe   erscheinung   auch  $0^^ 


AUS   8.   OALLEB  H88.   in  315 

^enn  auch  nicht  so  durchgehend,    in  anderen  teilen  des  codex  findet. 

Bbetiso  scheint  sidi  s,  176  die  sdirif't  zu  ändern;  doch  lassen  sich  auch 

^^  niM  mit  Sicherheit  unterscheidende  nierkmale  feststelle^i,   welche 

^ie  a/nnahme  eine^   andern   Schreibers  rechtfertigen.      Überhaupt  darf 

^n  sich  nicht  durch  das  verschiedne  aussehn  der  schrifl  in  verschied- 

*»«»  teilen  des  cod.  beirren  lassen,  welches  bedingt  ist  durch  verschieden- 

(^igkeii  der  feder,  des  pergafuents  und  die  wachsende  schreihgewantheit. 

Gang  sicher  ist  nur  s.  177,  178  voti  andren  Schreibern,  und  zwar  177 

oben  (dännau)  bis  däz  dnder  {Haft.  156'',  17)  von  einetn,   und  von  da 

^  bis  ende  s.  178  von  einem  zweiten  schreiher.    Für  den  ersten  ist 

charokleristiscJi  die  form  des  z,  sowie  der  dicke  ansät z  zu  den  schäf- 

fe»  t7on  ly  h,  b;  für  den  zweiten  sind  besonders  hervorzuheben  die  fer^ 

^^^en   des  F,  ferner  auch  des  T  ur^  A. . 

Anders  ist  es  mit  den  auf  s.  275   beginnenden  kategor ien.     In 
«Ane»»  sind  jedesmal  die  roten  initialen  der  kapitd  ausserdem  in  schwar- 
^^^    tninuskeln  auf  dem  rande  vorgeschrieben.     Die  schrift  von  s.  275 
^^     Qehört  eifie^n  ganz  andern  Schreiber  als  dem  des  Boethius.     Von 
^-  .^75*  {Hait.  S8Pj  19)   ünde  döh  begiyit  eine  andere,   kleinere  schrifty 
^^Iche  andre  abkürzungen  und  accentfonncn  aufweist;   von  buchsfaben 
^^^d  für  dieselbe  besonders  cJuirakteristisch  b,  D,  k,  A.     S,  291^  ändert 
s^ch  die  schrift  wider,  eine  ungeschicktere  hatid  begint,  tvelche  bis  s.  29 S 
9^ht.    Die  formen  des  A,  N,  0,  Z  dieses  Schreibers  unterscheiden  ihn 
^^^  dem  vorangellen  und  folgenden.     Von  295^  Uuirdit  ter  reiz  {Hatt. 
^^I,  4:00  ^y  27)   ist   vielleicht   auch   ein  andrer   Schreiber  zu  rechnen, 
*^&in  man  die  form  des  z  ausschlaggebend  sein  lässt;  ihm  aJinlichy  wo 
^*cW  dieselbe,  ist  die  schrift  294"  bis  295"  pars.  (Hau.  400-,  26).   Mit 
*•   Sil  {Hatt.  s.  416)   muss  man  wol  einen  andern  Schreiber  beginnen 
^^sen;  dieser  schreibt  dicker  als  der  frühere,  auch  ist  die  blatteinrich- 
^^Tig  eine  andre,  und  die  Zeilen  stehen  enger  zusammen.    Zu  beachten 
^ind  besonders  die  buchsiaben  z ,  f,  s.     Von  s.  813^  oben  et  usw.  {Hatt. 
^Z8^y  22)  darf  man  wol  nicht  einen  andern  Schreiber  ansetzen:  es  ist 
^er  frühere,   nur  schreibt  er  jezt  wesentlich  feiner.     Sicher  dagegen 
^Ggint  von  IJt  {419^,  6)  eine  andre  hmid,  für  die  besonders  die  formen 
^Oft  e,  A,  U,  N  unterscheidend  sind.     Auch  auf  s.  314^  oben  köntc 
^n  Wechsel   des  Schreibers  statgefunden  hüben,    wer  auf  namentlich  die 
formen  des  S  und  z  zu  deuten  scheinen.    Sicher  aber  begint  eine  ganz 
**»idre  schrifl  auf  s.  327,  welche  u.  a.  auf  s.  329  leiten  eine  merkwür- 
dige form  des  q  zeigt.     Auch  die  auf  durchgehenden  Zeilen  geschriebnen 
^ücke  der  kategarien  gehören  siclier  einem  andern  Schreiber  an  {299  — 
^02  =  331  fgg.).    Zwar  sieht  die  schrift  von  s.  298  und  299,  sowie 
^ie  von  302  und  303  nebeneinander  sehr  äJitUich  aus,   doch  ist  keine 


816  PIPBB 

frage  y  dass  sie  von  vcrschiedner  hand  sindy  wie  namentlich  die  form 
des  z  erweist  Ich  will  nicht  behaupten,  dass  die  kategorien  im  cod.  825 
nicht  von  noch  mehr  Schreibern  herrühren  {von  weniger  sicher  nicht), 
allein  ich  getraue  mir  auch  nicht  mit  Sicherheit  noch  einen  eu  sta^ 
tuieren. 

17.  Cod.  Sang,  872  s.2—170  Martianus  CapeUa  de  nuptns 
Philologiae  et  Mercurii  {vgl.  Hattemer,  Denkmahle  III  s.  263  —  372; 
Steinmeyer,  Z.  f.  d.  A.  XVII,  464  —  474.  XVIII,  160.  Littg. 
s.  105,  6): 

263,  20  so  sin  264%  21  däz  chit  264^  24  niet.  267%  19  Ifutd 
267^  23  tanti)  aus  o  rad.  und  corr.  27  ferlörnen  chärle  29  getroste 
auf  rasur  268',  7  minwegltchen  übergeschrieben  268  ^  3  palestrite 
Unten  auf  s.  10  steht  anim  verwischt  269*,  23  gehle^.  auf  rasur  van  n 
29  solis  ünde  269  ^  9  gäben.  13  t&z  auf  rasur  ßr  d  18  luno  31 
mit  iro  smöochen.  dba  gfewomenero  auf  rasur  für  ro  smöochen  äba 
genome 

270',  2   hiiutingen.  auf  rasur;  über  dem  ersten  u  ist  noch  ein 

alter  accent  sichtbar     15  dst: rufen  rasur  von  ne     16   imo::::   uuär 

rasur  von  re::     17  apoUini    29  ih  m6ino  In  Hattemers  anmerkung  ist 

t 
zu  corr.   fiber  statt  hinter  dem  h.     271',  11  qs     14  traten  auf  rasur 

/i'ir  täten     271\  33  dar  ümbe     272',  2  pcursione    4  nöh  nehäna    14  so 

circumflex  radiert     26  si  fmo  auf  rasur    27  mähti.     spüotigo  auf  rasur 

272 \  7  disquif.     11  loqu(?bantur.  auf  rasur  für  a     273',  10  lam     20 

delon:::::  rasur    36  scüha.    273^  20  infocidis  accent  radiert    27  ASSI- 

STERE.     274',  10  nöh  to     274^  7  daz  ItUta  {Falimpsestn)    8  arborum. 

per     15  an  iro  fuoginon  übergeschrieben    25  &l\a  aus  o  corr.     275%  17 

htc    21  niuuiii.     275^  3  ptea  {Palimpsest !)    4  caelitus     13  tinda  akui 

radiert     20  T/u  accent  radiert     37  rapiditate   aus  a  rad.     276',  11 

utriq,  d.  i.  utrimque     14  nährrän.  rasur  von  c     19  dia:::::  mitemscaft 

rasur  von  metem      20  geldmf.  auf  rasur  von  f     276**,  8  getrüncbin 

10  deerawt  übergeschrieben     13  gebähe^.  a^f  rasur  von  n     16  uuändon 

33  awemixtione.  auf  rasur     277'',  1  alter     5  si.  circumflex  radiert    6 

csölo  24  mit  30  uiolensq,  auf  rasur  für  rapiditas  277*,  4  uiiadon. 
auf  rasur  ßr  a  22  saturni  auf  rasur  31  similitudinis  auf  rasur 
für  s  33  aduorandum.  hiatu  ^  35  inöbenahtiga  accent  radiert  37  blüot 
färciiuwn  atif  rasur  278',  20  tarnen,  opprimere  23  föore.  278\  11 
inhöliemo    35  alle    279%  8  .i.  uis  inulciferi     29  Haec 


1)  Durdi  palimpsest!  bezeidme  ich  die  stellen ^   an  denen  Steinme^  inig 
eine  rasur  angibt,  getäuscht  durch  die  rasur  der  ersten  schrift. 


AUS   8.    GALLRB  HBS.  lU  317 

280',  5  lüft.    16  Bunt,  clario     25  ünde    280^  3  bech  :'nata  rasur 
van  a,  über  h  riisur  von  n    281%  26  maöt  räuua.     281^  8  die     15  siin 

282%  11  cselQ.qd  28  tugedigero  deutlich  282^  22  siquid  pulchritiidi- 
ais  25  ünde  283%  8  raten  auf  rasur  9  imo  nachgetragen  16  dndo 
22  lo  29  nüqoä  d.  i.  numquam  283  %  15  mir  (der  strich  j  der  den 
akut  mm  drcumflex  zu  machen  scheint,  rüf^rt  vam  palimpsest  lier) 
16  äba : :  genömen.  Baswr  von  ge  23  tonantis  auf  rasur  für  a  35  di- 
n^  drcumflex  verwischt  284*,  3  Hsec  20  bedir  aus  n  rad.  21  nüquo; 
8.  283%  29.  28  /estinata.  auf  rasur  284 %  2  keski/kß".  auf  rasur 
18  ioüis  Stella  21  mariä.  der  punkt  auf  rasur  von  s  32  eruu^getiu. 
föne  285%  15  ac  talaribus  285%  7  ougön.  Akut  auf  rasur  eines  dr- 
cumflex 15  cui*:;{dam  rasur  von  us  28  rdrta  und  29  bechnäta  sind 
beides  a,  vielleicht  aws  o  corr.  286%  6  hdzet.  ohne  accent;  über  e  nur 
ein  punkt  von  der  älteren  schrift.  Über  dem  punkte  nach  t  steht  dn  Ji 
jsur  Verweisung  auf  den  nachtrag  atn  schlisse  der  seile  18  uene^no 
S€>daf  auf  rasur  23  Clyo,  citiniü  286%  22  däz  auf  rasur  287%  31 
g^rno  287%  1  stän.  trat  11  om:  rasur  von  s  19  höilesod  auf  rasur 
20  mnözeglichen  288%  23  parentis.  par  33  höimleiti  auf  rasur  ßr  ti 
289%  13  solitus  g.  auf  rasur  33  refragari.  auf  rasur  35  diligcbat. 
desgl.  289%  2  gesougter.  drcumflex  aus  acut  corr,  22  ormafrodito 
auf  raiswr    31  lide 

290*,  26  barbita    290**,  2  iuuenalui  auf  rasur     10  noctibus.  repi- 

gritior    18  diu  gespät*en.     22  z6ichen :  dürhkät.  rasur  von  e     32  döh  er 

291%  3  arbeitsamen :  uuäcbä  rasur  von  a    4  dia    9  perscrutatione  rad, 

aus  ^     11  nihtes     291%  9  bäte     15  ist     31  Hsec     292%  32  dierna. 

min    292%  13  is  rad.  aus  st    25  kechiesest.  auf  rasur     293%  6  fer- 

fähende.  überl^geta     10  manere  bis  V2  tia  auf  rasur     23  nöh     33  ün- 

genunrchet.     293»»,  12  hajc     34  mit  tes     294%  3  taz?  accent  verwischt 

11  caelicolas     294%  11  sint.     14  hübet.     29  Ncc  accent  rad.     295%  10 

caelü     295%  19  ioue.     36  mwlciber.   radiert     296*,  1  fateorq,   radiert 

13  höf  auf  rasur     18  faMor.   radiert     25  bürjfhalto   auf  rasur  für  h 

32  uuingot.     37  uuöltou  auf  rasur  für  u     296^,  1  dienota.     12  uudrd 

auf  rasur     13   fam.   aus  o  corr,     27   zehendun.   rasur  eines  accenis 

297%  20  finftezendun.   auf  rasur    21  regione.   uocturuus     26  mär.hön 
30  cuoeaNTVr.  am  rande  durch  das  zeichen  ll  ^fHichgctragen  von  jünge- 
rer hand     297'*,  1  es  steJU  nur  da  omisq,     7  :gnöte.  rasur  von  g     16 
^ie  drcumflex  verwischt    298',  10  in  sinemo     36  ünde     298»>,  29  sprä- 
<^ha    299%  10  näb     25  ddz:chit  rasur     26  eina  gelicha  gölde.     36  ni- 
'^Uden    299%  18  ketöpfotiu. 

300%  14  iacyncti  auf  rasur     301%  15  bfndun     25  ante     302%  35 
SK^ndetia    803*,  5  iro    29  daz  höubet    304**,  25  genümoter    26  uuünda 


318  PIPER 

27  sämoso     305*,  31  Zuöiie  änJien      305^  2   chüinft.     10  unde  ünder 

i  i 

306%  17  coruscat  306  ^  35  üude  aqloniü  307%  30  änderro  307^  2 
Posterior  nicht  eingetragen,  statt  dessen  ein  schwarzes  p  am  rande 
vorgeschrieben  11  hdzelnuzechernen  308*,  2  Sagitarius  8  t^r  häb& 
308^,  31  Q\ie  nicht  nachgetragen,  statt  dessen  am  rande  schwarz  q, 
ehenso  p  in  3()9*,  9  Post     3()9^  8  sat. 

310*,  18  sitWorq,  übergeschrieben  311*,  12  castor  ra6roro.  312^20 
ünde  313',  12daz  313\  11  Älia  15  raähta  317',  25  säröina  33  (S)ed 
nicht  nachgetragen,  statt  dessen  am  rande  schwarz  s     317'*,  25  Wre- 

bergon.  318',  23  ünde  raichelen.  318^  5  nider  13  öfiFe.  nicht  auf 
rasur  17  sint  22  süntzöicheneu  24  tiuneaufrasurfürd  35  blu5- 
inon  38  Hb  319',  8  uiiizenne.  28  ünz  Ä/na  am  anfang  der  zeile  auf 
rasur  fiir  ünz  hfna,  das  zu  weit  vorgeschrieben  war  31 9'*,  15  Qu^ 
(nicht  Quem) ;  der  strich  über  ^  ist  unahsichtlich  35  sobrietatem.  auf 
rasur  von  a. 

320',  7  dm  accent  radiert  8  uuerden  320^  11  snölli.  321',  6  föne 
7  firuwizze  rasur  des  zweit,  grundstriches    12  utrTq,  d.  i.  utrimqae   321\ 

13  öuh.  LX.  III  33  duceuti.  36  xvppin.  322',  12  mfwneronde  auf  rasur 
für  t  14  dännc  ceniu.  auf  rasur  für  en  16  driu  23  bezöicbenet  D. 
27  dllero  dccxxiiii.  322^  13  Üude  33  ünde  ddz  ist  auf  rasur  323',  3 
symphonias  über  i  geschrieben     16  uict6;.i.  auf  rasur    24  ünde     323\ 

14  finde  darüber  ein  punkt  als  spur  eines  acccnts  324%  12  paguntr 
d.  1.  peraguntur.  25  cxquatuor;  26  ^iie  cirrumflex  aus  aktU  gebes- 
sert 324^  1  zu^in/  däz  10  perhibotur.  divplasioque  20  absolutum/  l 
22  an  accent  rad.  25  armonicorum.  27  6r  teilende  stniu  stücche.  auf 
rasur  für  an  325%  11  est/  siciit  325%  14  äcliermän  22  diu  ch6g 
aJcut  rad.;  g  corr.  aus  t  326",  29  Unde  326%  13  contra  : c^elestes 
rasur  von  I  27  ^odigen  auf  rasur  für  an.  32  allma.  327',  6  hä- 
zent  12  zuien.  14  clirütero.  20  adamantiui:  acuminis.  Rasur  von  2i 
26  sizzent/  tännan  31  ersarao.  ünde  327%  2  sölta.  auf  rasur  von  1 
7  salb,  auf  rasur  von  1  9  uuirt.  17  quid  ageret.  22  periergia.  27 
rimati  30  sta  übergeschrieben  328%  7  ändera  11  scöni  27  brü:te- 
gömen  rasur  von  o  30  N:  rasur  von  c  34  tue.  uuäz  man  328%  9 
nuäre.'  ünde  31  detulcrat/  quis  329%  3  mit  neerchäme.  dero  9  6ben- 
uutzez     10  iro 

330%  17  :::::ante  rastir  von  fünf  bucJistaben  18  caelestia 
cAMENAE  25  äbronum.  27  sint  äbrones  30  ges^zzene;  Sie  33  hd- 
zessa  circumflex  aus  akut  corr.  331%  3  lüt6n/  zeeron  14  musamm. 
spatio     19  s/e  accent  rad.     29  lütreist»  aus  e  rad.    30  lüstsaint  de$(ß. 

n  fr 

331s  4  c^lsa     5  tierna  aus  r  corr.     13   gesulgetSn.     27  8:ftg6nd6.  8 


AUS   8.   OALLSB   HS8.  HI  319 

auf  rasur,  fr  übergeschriehen     332%  15  spöotiälde   rasur  ehtes  buch- 
Stäben    21  skinen/  bedfu     332*\  28  sint  famosi.     333%  23  heilig:  sang 

.rithmica 

^asur  von  a    333%  23  cruenta.i.  noua  carmina.  also  gilt  rithmica  als 

'H)r  noua  stehend    32  figuret  rad.  aas  fugaret     .-'.34%  20  tfride    29  bist:: 

?Uön  auf  rastMTj  rasur  tJon  zwei  huchstaben     ^34',  1  fabularü  danu^ch 

rasur  von!     3  Unde  richtig     19  mäged  aus  g  rad.      335%  3  sollers 

35  unten  auf  s.  112  steht  aniina  mea  turbata.     335**,  4  Ddnnan     5  ein 

"2^  kechöses  auf  rasur  von  sa::     336%  7  drbeito  auf  rasurvon  e     25 

säug/  ih     27  chläfondo : : : :  döner  rasur  von  uuint      336'',  10  üudz. 

^-^  f  re::mun6ratione  rasur  von  m  oder  zwei  huchstaben;  zu  lesen:  pro 

^eÄnune^atione      337%  13  cura.  auf  rasur    19  cartis.  auf  rasur  für  k 

p.9€na  auf  rasur  für  c    28  üobton.     338%  6  philosophorura  sinna.    7  iro 

^       <^li.  nube     16  es  stellt  da  mercu/iali     32  tu?     33    soIms  auf  rasur 

/Kepler    338%  6  procellis/  i.     33  Ddz  osiridi     339%  3  ui/o.  auf  rasur 

Z*^*»'  n  {d.  i.  iuno)  döh  si     14  chtt.  aufrastir  für  d     17  tdnne     18  mer 

3^    NOrc.     339**,  22  Uudr  drcumflex  aus  akut  corr. 

340%  23  supererat  38  sie  auf  rasur  für  a  340%  24  uuäs  28  si 
c^-^^cumflex  radiert  341%  5  Pr^terea  richtig  341%  16  &iam  24  trd- 
t^öödd.  drcumflex  radiert  342«,  14  tföza  auf  rasur  für  t  24  pur- 
*-A.T.,  342**,  1  inditam  deutlich  12  höre  drcumflex  aus  akut  corr, 
IS  mägeti  30  d6n  343%  34  firde  343%  2  scdp^'inis  24  egypziscou 
2V  egyptiis.  aus  ü  rad.  344%  7  necessarium  usum.  21  samenotön 
^'•^f  rasur  für  n  344%  1  uu^rden.  ünde  23  ddz  sint  345%  11  ünde 
^^ichen  dero  numerorum.  steht  zweitnal,  das  zweite  mal  durch  zeichen 
geengt  13  also  345%  32  näh  36  mftti  auf  rasur  für  di  346%  7 
^i^Ü  aus  d  rad.  31  ch^ccheton  346%  17  söltl.  auf  rasur  für  a  347%  14 
®iti8:  apotheosi  rasur  von  a  348%  6  chit.  tta  348**,  14  apotheosis. 
^^^,  18  it  accent  verwischt  34  muando  auf  rasur  für  an::  349**,  11 
i'^t^merata.  i.  24  om::  rasur  von  en  25  reZinquas.  auf  rasur  von  n 
^^    h&lesod  k^bSst.  ünde    34  änauuert 

350%  4  nähtuulges     16  aerä    350%  5  eudemonias.  i.  de    351%  17 

ii^fcrioris  aus  t  rad.     352%  9  Uuända     20  ünde     31   Itchamen,  ddz. 

3^2%  7  überfärent.     31  gerunt.  sacrasque     353%  9  miraculo     21  alc- 

'^^ne    23  amphitrione.     24  Si:  rasur  von  e     Vyiien  auf  s.  138  sieht 

^*^im  anima  ausradiert    353%  9  uictoria/  ünde     28  inegypto.     354%  2 

*^olepio.     3  apollinis     354**,  19  hörtinga  corr.  aus  o     21  psu/es  rad. 

<*«««  d.     355%  6  heizet.     15  in/ioh     355%  6  öuh     356%  9  Ide  pluton. 

*-    ».  Id  est  pluton.      26   fautu^.  uel      38  föne      356**,  12   irst^rbent 

.nos 

•-i  inan^den.  ünde  auf  rasur;  vor  detn  übergeschriebnen  nes  steht  ein 
L       ^^^^rmsdUes  den    33  ih  tir.     357%  2  ünauuertes  chäd    22  unde  auf  cor- 


320 


PIPKB 


rectur  357  ^  32  latiiie;  Aber  358*,  18  st6:cheliu.  rasur  von  c  36 
prima  auf  rasur  358**,  7  mercurii  359',  1  esse,  quod  6  zterdo.  dr- 
cumflex  radiert  20  er  in  uirgine  habet  domiciliü.  auf  rasur  SSS**,  13 
zc  zudin  auf  rasur  für  u 

360**,  9  öpferfriskingen  corr,  aus  n     25  uuäs.      15  6in:toQ'  rasur 

23  Dar   circumflex   aus  akut   corr,     26  ding     30  luminum.    mensqoe 

h 

361b,  36  lieht:,  rasur  von  e  362',  11  ist  362^  2  irskönet  4  Jkerm.. 
8  löset,  circumflex  aus  acut  corr.  16  dir.'  dri  35  an  dürnohtero 
363*,  1  ratione.  principio  34  Hinc  aus  u  rad.  363  ^  20  t^  ausr 
corr,  37  facies.  uultiisque  38  .paterne.  aus  ^  rad,  364',  14  menb* 
auf  rasur  15  cßus.  rad.  aus  li  31  Aber  365',  2  td:gefären  rasw 
VOM  g  13  stäbentew  fäter  aus  r  corr.  25  crist^  auf  rasur  31  erföl. 
34  zdichenet.  alle     365**,  16  sie  sicher     19  dimidio  auf  rasur    24  st^r- 

.Et  hie     I 

non     366',  4   recrea^i.   auf  rasur     366 ^  20  terra.    Unde   auf  rom 

24  cor  I  poralis  aw  rav,de  rechts  nachgetragen  367',  3  extra  munda- 
nas  18  in  stillo  367  ^  31  substantia  potestates.  368',  29  dännän 
31  igitur.  gratiasque  368**,  -'4  cl/zen  akut  aus  circumflex  radiert 
369*,  19  est.'  cyllenii  33  cho'men  akut  aus  circumflex  radiert  369*,  23 
phitagoras  370",  2  füorta  :::  früot  rasur  von  6in  3  6r/  dö  16  omg 
d.  i.  omnes  22  sie  brdhtin.  25  senatus.  ueneratus  370\  8  ingrediente. 
ac  371',  5  ^>parauerat  auf  rasur  für  c  d.  i  com  14  Tunque  pöpeara- 
que  aus  a  rad.  20  popeus  auf  rasur  von  a  28  exsurgit.  fratris  371',  U 
ter  gägen  \  gdgenuuerto  ausradieH  16  tdg  tag  timberen  radiert  32 
asserent  undeutlich,     fölgeuten  büoh. 

Über  ü  und  V  gilt  dasselbe  wie  beim  Boethius.  Sichre  V  sUkf% 
nur  in  337  \  13  Virgo  und  in  340  ^  5.  348  ^  29.  359',  14  Venun. 
Eigentümlich  ist  die  f^rm  des  bticJistabens  in  272',  8.  275',  19  Vuändi 
Von  ligaturen  findet  sich  ^T  (in  297',  30  conuocantvr.  336',  19  otuot 
337',  20  dant  351",  15  seruivnt.  352%  16  nämont  363^  25  chint), 
VS  {in  287^  5  SUPPLICATURVS  352',  12  angelvs  361^  30  totifs 
362*,  13  niercurivs  363",  24  almvs  368",  1  DOMVS),  NS  (335",  11 
coUigoNs),  OR  (309',  II  uiridior.  366\  24  corporalis),  hi  {in  den  m- 
ben  porhibere  36o*\  21.  363',  24;  prohibere  363**,  28  und  in  philolo- 
gia  361^  36.  360%  12),  mi  {in  333\  14  numine.  351%  35  hominiim 
360",  1  mitior  3  certaminis.),  ni  {in  331b,  16  nil  339^,  20  uiiginis. 
354",  8  confinia  360%  3  certaminis.).  Vber  die  abbreviaturefi  ä,  ü  ««P. 
und  p  gilt  dasselbe  wie  für  Boethius.  Ausnahmsweise  ist  362*,  8  in  com- 
phensibilis  das  \)von  Hatiemer  durch  pre  aufgdösty  sonst,  wetiigstensi^ 
dem  präfix,  stets  durch  prae.  Einige  ahbreviaiuren  dieses  Stücks  M 
Uattemer  tnerkwürdiger  weise  unaufgelöst  gelassen,  so  326%  32.  327^  27. 


AUS    S.  QALLBS  H8S.   UI  321 

Im  Martianus  Capella  ebei^o  wie  im  Boethius  findet  sich  neben  dein 
gewohfdichen  e  noch  ein  solches  mit  einem  hakchen  öben^  welches  öfter 
Haüemer,  einige  male  auch  Steinmeyer  zu  der  irrigen  lesung  e  veran- 
lasst hat;  doch  ist  hei  aufmerksamer  lesung  wegen  der  grundverschie- 
denheit  des  oberen  teiles  beider  e  eine  irrung  nicht  möglich.  Die  Schrei- 
bung des  textes  ist  fortlaufend  ohne  absätze  und  ohne  rote  buchstaben, 
328%  19  multa  begint  eine  aridere  feder.  Hatt^mers  accente  "  auf  diph- 
{hangen  begeichnen  immer  den  handschrifllidien  circumflex,  der  meist 
£u  dem  zweiten  der  vokale  zu  ziehen  ist.  Die  nachtragungen  im  texte 
sind  sämtlich  von  derselben  hand,  mit  einschaitungspunkten  in  und  über 
der  zeüe.  Auffällige  Schreibfehler^  wie  das  zweimalige  cantes  auf 
s,  341 ,  Ünmlst  auf  s.  350',  Tiu  auf  s.  362',  28  bezeugen,  dass  die  hs. 
eine  abschrift  ist. 

Seitenanfänge,  soweit  sie  nicht  von  Hattemer  richtig  angegeben^ 

oder  von  Steinmeyer  (a.  a.  o,  s,  504)  berichtigt  worden  sind:  262,  18 

fiire  [3]  higot     265',  10  mit  [5]  16nzisken     268",  18  dara  [lOj  chümet. 

268\  22  h6ilig  [11]  ist.     272',  3  des  [16]  bruöder     273 b,  17  cbä  [19] 

men    274%  28  förten  [20]  dero     275*,  36  er  [22]  äiia    276^  3  Süme 

[24]  liehe     277',  6  pla  [25]  netas     277 ^  14  dha  [26]  längo     281',  26 

tir  [32]  mu6t  räuua.     283',  27  fö  [35]  ne      284^  21   ünde   [37]  mit 

Ä«6\  30  sine  [40]  mo     288',  20  chümf  [42]  tig     290^  32  döh  [46]  er 

^H\  8  Tö  [51]  uuärd     295',  29  äl   [52]  len     296',  21  siine.  [53]  dü 

^^8',  36  atropos  [56]  täz    301',  32  kez6iclien  [60]  da.     302',  7  s61bo 

fei]  mit     303^  1  philoso  [63]  phi     304^  27  sämoso  [65]  6iuen    305',  33 

[66]  tine    306',  4  minnes  [67]  ta     306^  15  skimen  [68]  blüotfdreuue. 

',  20  chöme  [69]  fdre     307^  27  über  [70]  sin     308',  30  ^ines  [71] 

Mgenes      309',  13    uuürten   [72]  in      310',  31  trägende.  [74]   ünde 

:14',  20  PILIUM.  [80]  i     316',  13  uu6rden.  [83]  döh     316^  28  uüurtin 

4]  tte     318%  16  Sternen  [86]  näh     318\  22  inällen  [87]  sunt  z6iche- 

n    319*,  27  ünde  [88]  ünz     319^  38  palestrani  [89]  üobtou.    320^  11 

61  [90]  U.     321«,  23  86  [91]  beslözener.     321^  30  ze  [92]  uuinsteruu. 

22*,  2  fh   [93]  mfino     323%  10  ist  [94]  tien     323 ^  24  quaternarius 

C^5]  Meglih.     324',  33  diatesseron   [96]  holzet.     325',  13  hime   [97] 

"L^kun     325^  15  däz   [98]  iouis     327*,  4  före  [100]  demo     328%  28 

Xilb  [102]  zlerdo.     329%  10  honestatis.  [103]  ünde     329^  20  s6hentez. 

t^04]  ünde     330%  26   dero   [105]  münözon.      332«,  23   dün  [108]  ne 

^^2*,  28  poet^  [109]  sint    333^  10  tierna.  [110]  üf    335%  36  guissot 

tXl3]u!Ürdet     336%  6  dÜ  [114]  zelöne     336^  11  gedic   [115]  chgnt. 

^37%  24  uuizega  [116]  uuörteniu.  337\  31  ddnn&n  [117]  prophet^  339%  12 

^5^töd.  [119]  ünde     339%  24  lüst  [120]  same     343',  32  ge  [125]  uuörht 

\  19  dfco  [127]  natürlichön     345^  36  diso  [129]  diu     347%  27  imo 

ItmOHB.   F.   DSUTBCHS    PHILOLOGIE.     BD.  XIII.  21 


822  PIPER 

[131]  geläzene     348^  26  OCCUR  [133]  BENTI.     351  ^  19  aber  [137| 
dien     355^  18  gena  [143]  mot     356\  33  tt  [145]  uuäre.     358%  9  ige- 
b-arero  [147]  mähtigi.     358\  16  michel  [148]  licho     359%  20  uoindi 
|149]  er     359^  25  diso  [150]  öuh     360%  29  föne  [151]  iouis    360\  33 
uuider  [152]  uuartigSn     361**,  9  uuändon.  [153]  däz     362%  13  mercB- 
ri>rs    [154]  serrao.      363%  32   filo   [156]  si      364%  2   uuända  [157[  di 
364^  13  chämen  [158]  sie     365%  19  Aber  [159]  d6r     367%  9  uufeK 
[162]  stüole.     367%  13  ge    [163]  uuälte      368%  18  m6n   [164]  nisklo 
371%  14  ter  [170]  gägenuu^rto 

Der  codex  872  liegt  in  qtiaterfiionen ,  deren  erster  $.3-^16 
umfasst  (nach  s,  16  ist  ein  blatt  ausgeschnitten).  Die  nächsten  quaitr- 
nionen  liege^h  regelmässig.  In  der  neunten  läge  sind  das  erste,  gweik 
und  vierte  doppelblatt  von  dünnetn  pergament,  wahrend  das  dritte  Nod 
üon  dem  dicken  perganwnte  des  palimpsestes  ist.  Nach  s.  170  ml 
drei  blätter  ausgeschnitten,  die  zu  dem  eilften  quatemto  gehörten.  Dtr 
umfang  des  palimpsests  ist  von  Steinmeyer  angegeben.  Das  stütk 
s.  86 — 92  ist  von  einem  besonderen  Schreiber^  dagegen  scheinen  8.1— 
84  egypto  (ausseht.)  von  ein  und  demselben  Schreiber  herzurühren,  Di^ 
hand  s.  93,  z.  2  Quippe  lineam  bis  zum  Schlüsse  ist^  une  schon  SUiih- 
meyer  (s.  450)  richtig  benherkt^  von  einem  andern  Schreiber.  Die  eoaih- 
gdiencomme^itare  s.  171  —  410  sind  zweispaltig  und  von  einer  gam 
andren  hand  geschrieben.  Im  Cod.  872  sind  alle  Überschriften,  ^bai»o 
wie  die  capitelinitialen ,  mit  schwarzer  dinte  geschrieben.  Mit  328^^19 
(p.  cod.  101)  Na  iä  multa  begint  wold  nur  eine  andre  feder,  nickt  ek 
andrer  Schreiber;  die  z  sind  dieselben  une  vorher. 

Eine  vergleichung  der  hände  der  verschiedenen  Notkereo^ 
ergibt  wenig  berührungspunkte.  Nur  scheint  die  schrift  des  BceOum 
grosse  ähiüichkeit  zu  Juibefi  mit  dem  sdireiber,  der  auf  s.  193  des  ooL 
872  begi'nt.  Besonders  markant  ist  die  Übereinstimmung  der  gro$$m 
Z  (z.  b.  Boeth.  s.228),  der  grossen  D  mit  dünnem  ersten,  und  imi 
unten  hin  sich  verdickendem  zweiten  zuge  (z.  b.  Boeth.  s.  229.  Jforf. 
ö\  143),  ferner  auch  des  g  und  T.  Auffällig  ist  nur^  dass  im  BoA 
bei  U  der  zweite  strich  nicht  bis  unter  die  Unze  geführt  wirdy  Wß  W 
dem  Schreiber  des  Marl.  geschielU. 

18.  Cod.  Sang.  818  s.3—246  enthält  des  Aristoteles  kategorim 
und  /reQi  fQ/^ü^veiag  (vgl.  Ilattcffier  III,  s.  377 — 526.  Stetumefefi 
Z.fd.A.  XVII,  474-503.  Littg.  s.  106,  o,  wo  die  umgekM 
bezeichnung  der  Codices  gewählt  ist).  Idi  bezeichne  diese  hs,  nach  Stäur 
mcyers  vorgange  durch  A. 

19.  Cod.  Sang.  825  s.  275^^s.  338.  Der  codex  ist  s.  275-Sifi 
zweispaltig  geschrieben ,  darnach  s.  327  —  338  in  durchgehenden  luMHi 


AUS.    8.    OALIiER   H8S.    HI  823 

endlich  339 — 342  {Wörterbuch  von  synonymen)  wider  zweispaltig   {vgl, 

IlaUemer  111,  377-378.     Steinmeyer,  Z,  f,  d.  a.  XVII,  474-497. 

XVIII y  160.    Littg,  s.  106,  c).    Bezeichnet  wird  di<i  hs.  durch  B,    Der 

codex  schreibt  nieist  V,  fast  immer  J.    Abweichungen  werden  angegeben, 

S.  377*,  1   AEQVIVOCA.  B    2  in  majuskeln  AEQUIÜOGA   bis 

QUOBUM  NO  A.    AEQVIVOCA  bis  QVOßVM  B.     11  den  accent  rad. 

A     '^ll^,  4  pingitur.  B    11  asaignS  quod  B     14  ter  B    378%  1  ani- 

mal  ^  B     12  iobanes  B     14  üngelicha.   ünde  A     üngelicha  dnde  B 

20  euuangeZista  auf  rasur  A     30  mäht  richtig  B     31  nieh^  auf  rasur  A 

namen  B    32  iohannes.  ter  sie  B    378%  2  unde  animal.  B   dännäu  B 

5  unuoci.  B    6  geÜhndmig.  B    12  VNIÜOCA  UERO  A     15  öiündmig. 

Accent  radiert  A     17  ünde  B    19  siut  söman  siu  h^izet.^  B    20  bomo 

atqne  B   27  kem^inHcho  drcumflex  radiert  A    29  heLrint.  aus  i  corr.  B 

379%  2  q*d  {sie)  nicht  auf  rasur  B     4  ^;edero.  auf  rasur  von  b  AB 

10  animal : :  ?  Basur  von  ia  ^    23  un^hsele.   uu^rdent  B  29  gelübedo  der 

(icc.  ist  richtig  A    31  marii  auf  rasur  A     32  pictvs  B    33  bcd/u  akut 

ralA    379%  10  Vuilon  B     12  üuflön  drcumflex  rad.  A     15.  16  Uui- 

\h  drcumflex  rad,  A     18  mduigiu  drcumflex  rad,  A     20  dingolih  B 

26  gemeinen,  drcumflex  rad.  A    29  e.qasi  B    das  in  z,  28  —  30  auf 

^Q$ur  stehende  ist  von  andrer  hand  B, 

380%  1  differcnte  auf  rasur  von  ia  A     hßizint  der  acut  auf  rasur 

eines  drcumflex  A    3  sint.  B    9  TRIB;  QVARE^     10  SINT.  B    10 

öiadeB     17  sint  B    18  aequiuocc  auf  rasur  van  a  5    21  subalternis  B 

2 2  siu:    kemöna   {doppelpunM)  A      15   uuördeut  darüber   ist  ein  i, 

^^rmmter  dn  punkt  rad.  A     31  er  habens.  accent  rad,  A   33  nä:  |  mcn 

^^€4$ur  von  m  B    dännan  drcumflex  auf  rasur  eines  älteren  circum- 

^ex  A     380%  8  color.  auf  rasur  für  g  B     10  buöche.  auf  rasur  B 

^  ©  gel^tiu.   akut  auf  rasur  eines  früheren  akuts  A    19  süuderigiw. 

-*4  0  geändert  B    21  man  acc.  rad.  A     28  süuderJgen  drcumflex  rad. 

*i     381%  1   kv  B     2   periermeniis  B     4  sunt  alia  B     9  anderen.  B 

^O  aber  auf  ra^ur  von  fprie  A     21  sint.  aus  u  rad.,   ohne  acc.  B 

^€  homo  AB     381%  h  \\\  B    7  ünderöreu  drcumflex  rad.  A     12  in- 

possibile  aus  a  corr.  B    20  ne/st.  aus  s  corr.  B    25  Also  B    26  eines 

^hä  aus  drcumflex  corr.  B    29  er  kein  acc.  rad,  A     30  er  acc.  rad.  A. 

^1^2%  9  dicuntur.  et  in  ^     12  öuh  B    22  öugft  A    öuget  B    sia.  ut  A 

^9  indiuidua  JB    382%  7  öuh  B    föne  £    18  ünderen  J:?     19  PRECE- 

X>ENTIBVS.  nm».  A    QVATVOR.  B    21  Nä  roter  drcumflex ;\or  n 

^  rates  T  getilgt  A    Nu  -B   uteriu  getöilit.  tfu  ör  B    22  ze'euiu.  akut 

^f  rasur  eines  drcumflex  A    zeeniu.  B    24  particulare  auf  rasur  von 

ia  A     383%  2   so  auf  rasur  von  ar  J.     5  diu  £     6  underosten.  B 

B  siimelth   akut  aus  drcumflex  radiert.  B     9  nals  B     20  iz  liget  B 

21* 


324  PIPER 

29  in  [280**]  QÜOD  B  31  SVÜM  B  33  qu^cüq,  d.  i.  quQCumque  AB 
und  so  stets,  z.  b.  384%  29.  438\  1.  15.  383^  3  föne  B  16  ünderen 
i.  A  underen.  i.  B  öuh  B   20  füdin  auf  rasur  für  diu  A    23  nuirdit  B 

24  GENEKA.  A  384%  6  differenÜQ  übergeschrieben  18  uudla  aus  1 
rad.  B  22  predicantur  JB  31  alle  die  B  34  übe  B  384^  2  Also 
circtimflex  rad.  A  6  tie  richtig  und  deutlich  A  diuisiue  AB  7  föne  A 
12  tle  nesint  tis  JB  15  ra::tiona]:  auf  rasur,  nach  a  ro^ur  von 
ti  J.  rationalis  si  -B  28  uuiolth.  A  385%  3  Aii:  aiiquid  auf  rasur 
von  liquid ;  rasur  von  2I  A     12  öcchert  B     16  sint  tfu  B     24  sfnt  B 

25  öinlüzziw  auf  rasur  B  nehöina  auf  rasur  B  26  u&tenünga  B    385\  9 

6r  B    11  SÜBSTANTIAEÜM.  ^     12  PRIMAS.  B    13  Substantia  «^ 

ra^ur  A   proprie  radiert  aus  ^  A     15  predicatur  B    386%  4  H^.  s.  AB 

I 
12  begrife^  auf  rasur  vonfA     19  nioman  B    20  VNIÜOCE  B    23  ^Q- 

VOC  E.  B    28  uone  B    380  ^  34  föne  if    387%  19  nüqiß  d.  i.  num- 

quam  und  so  öfter  AB     13  ^quocatio  B     20  tir  JB     32  ttocA  pdicat' 

steht  noch  Ergo  &  de  aliq  homine  pdicaC  B     387%  7  taz  ändera  AB 

26  daz  ttccew^  rad.  A  28  substanti^  ai*/*  rasur  von  is  -4  31  unde  B 
Ander  tän  ^B  33  trägendo  B  388%  9  nähör  der  circumflex  auf% 
ist  zum  akut  geändert ,  der  auf  0  ist  rad,  A  14  qam  B  15  zSgtt 
t^r  B  22  n^mmindo.  £  gerade  so  wie  in  A  388%  26  nohdr  dht 
auf  a  auf  rasur  eines  circumflex ,  der  circumflex  auf  0  rad.  A2S  ani- 
mal  5  30  quQCüq,  d,  t,  quQcumque  AB  und  so  öfter,  ss.  b.  395',  18 
389%  7  öuh  B  12  niebt  darüber  rasur  eines  circumflex  A  23  h^i 
haß  B    25  z6igönt  circumflex  radiert  A     38  S6  JB     389%  9  h^izint  Ä 

390%  7  linder::  roswr  von  dL2i  A  so  B  23  Mpedale.  auf  rüS»f 
von  p  £  390**,  4  änderro.  uuända  neh^in  substantia  neligit  &n  änderKK 
AB  5  quidem  quia  B  9  uuanda  B  13  ana  circumflex  aim  flW 
corr.  JS  14  dmo  accent  rad.  A  18  s61b§r  B  391%  25  er  JB  sJo- 
chemfo  auf  rasur  von  chendo  A  30  SVBST ANTIKE  IN  B  391j^  j 
iouuederiu  A  9  Jro'A  31  gressibilis  B  32  S VBST ANTIABV  B  ' 
392%  1  substantiae.  B  3  substantiae.  auf  raswr  von  ^  A  13  SVB" 
STANTI^.  SE  &  DIFFERENTI E.  B  392%  26  tiu  gemächa  B  36  unf- 
zist.  auf  rasur  B  393%  3  sfh  J3  4  ITE  auf  rasur  A  16  bezÄiche- 
ne^.  auf  rasur  von  nt  B  iouußderis  B  17  ünspaltlg.  darüber  ^ 
circumflex  rad,  A  393%  6  Nihii  aus  b  rad.  B  20  bezächerf 
aw/"  rasur  für  ent  -4     22  So  neist  B     36  nöh  B    394%  13  ur^prinp 

au/*  rasur,    nicht   übergeschrieben   A      17    tigelönt.    B      19    tiro  ^ 

ü 

24  <&i^  auf  rasur  A     25   Tfz  A     35  zgeniu  A     394%  2  ünmtoig:« 
rasur  von  iu ,  mänig  auf  rasur  B    8  üngeuufssot^n  circumflex  rad.  i   ; 
17  minnera  B    395%  26  uuirdit  tänne  B    30  uu4b.  -B    896%  7  Isi  B 


▲US   8.   OALLER  HS8.   III  325 

9  sabstantd»  B  22  dien  B  28  Qad6  B  31  ünde  B,  396%  10  üude  B 
Unten  aufs.  290  steht  ausgewischt  a  anima  mea  turbata.  anima  B  15  tfi  £ 
sölesf  17MVTAEI.  5  23^EadgJB  esiie  auf  rasur  von  oB  26uu68in 
unftr  B  396%  5  uuar:  rasur  von  e  Ä  7  so  JB  10  öuh  jB  11  ünde  B 
14  sunt,  ipsa  B  20  afirü  B  24  Ctranorü.  auf  rasur  B  Seite  292 
und  293  haben  andre  schrift  B  397%  23  infähgn  B  24  zwei  auf 
rcksur  B  25  Von  jezt  cib  sind  die  Jcapitelüberschriften  mit  schwarzer, 
aber  jeder  erste  buchstahe  jedes  capitels  rot  geschrieben,  ebenso  die 
figuren  B    34  siu  accent  rad.  A    397%  1  nuöhseloen.  B    3  näraq,  A 

10  mtigin.  auf  rasur  für  mug  14  .1.  -B  27  nieht  circumflex  aus  akut 
eorr.  B  26  uuideniuärtigöw.  auf  rasur  A  398%  13  sint.  :::::::: 
rasur  von  rot  EXPLICIT  A  15  diwtin  rasur  eines  accents  A  18  Sü- 
meltche  accent  radiert  B  398%  11  historicis  B  13  ünde  sköni.  B 
27  Jfaxime  auf  rasur  B  Die  ziveite  hälfte  der  zweiten  spalte  von 
$.  293  ist  leer  B  399*,  1  Von  hier  ab  regelmässig  U,  nicht  V  geschrie- 
ben B  INCIPIT  DE  QÜANTITATE  PRIMA  DIÜISIO.  A  2  DIUI- 
810  B  3  QUANTITATIS  A  6  zesämene.  B  8  Di?7ISI0  auf  ra- 
tur  B     12  posifionö  aus  c  corr.  B    21  t6pus.  B    22  ündersceidena  B 

83  zäla.  B    399%  15  sunt  Nehöin  B     21  ündersköidm.   auf  rasur  A 

84  Dico  auf  rasur  B. 

400%  6  neböndit  B  8  est  ad  U  13  die  syllabas  accent  ver- 
unscht  B  14  sint  Sie  i?  19  CONTINÜIS  B  23  d^r  auf  rasur  von 
t  A  25  uuinsterin.  B  modum.  A  26  pars,  dextera  pars  B  Strich 
^vt,  punkte  schwarz,  ebenso  400^,  5  AB  27  r6?iz  circumflex  aus  akut 
0m,  B  29  reiza  B  400%  6  neist  AB  röizes.  B  8  sölst  AB  9  teila  B 
r^es.  B  13  brelti.  B  14  reiz  wahrscheinlich  circumflex,  doch  ist 
die  form   unsicher    und  könte  auch    als    akut  aufgefasst  werden  B 

ITquantitate  chlßinerajB     23  copulantur.  auf  rasur  ßr  com  B 

86  teil  B    27  ftelichero  B    30  reiz  B    31  dar  AB.  Die  abteilung  der 
heteichnungen  in  der  figur  ist  rechts  kemei  |  ne  marcha.    auf  der  dia- 
gonale kein  I  eine  mar  |  cha.  A    links  und  rechts  kemeine  |  marcha  auf 
dem  ersten  und  zweiten  dritteil  der  diagonale  kemeine  |  marcha  B 
401%  1  %h  B    3  tüohis  auf  rasur  B    6  scrotin.  auf  rasur  B  7     s/nt 
aeeent  undeutlich  B     tuöh.  üzer  B     9  dürhkänga.  B     11   siAot  über 
.  li  ist  ein  circumflex  rad.  A     13  plicatvs  B    der  teilstrich  in  der  zwei- 
ten figur  ist  schwarz  A    diuisus  A     Diuisus  B    die  zwei  innem  striche 
der  dritten  doppelfigur  sind  schwarz  A    26  höui.  B    401**,  16  skfnet.  B 
24  ünde  die  i?    28  ist.  AB   34  anmiten  J?     402%  2  erste  figur:  termi- 
HUB.  A     terminvs  B     zweite  figur:   duo   ex  uno  A     Duo   ex   uno  B 
driäe  figur:  Superficies,   communem  |  terminum  facit.   A     Superficies 
conununem  termi  |  num  facit  B    vierte  figur:  duo  ex  |  uno.  A    an  der 


326  piPRB 

linke^i  seile  des  spalfes:  Duo  ex  uno  B    402^  1  keskihet  B    2  uvöla.  B 
6  uörnim  auf  rasur  B     13  htifo  circumflex  aus  akut  corr,  Ä    21  Pre- 
sens  AB    copulatur  et  B    22  pteritu.  B    29  Stdt  auf  rasur  B    403',  3 
Ergo  B     18  Also  däz  B     20  (Uo  circumflex  rad.  Ä     24  tie  B     26  rfh- 
siu  diu  B     403  •\  4  HABENTIUM  B     10  coustan^  auf  rasur  B    18 
(^uidem   auf  rasur  A     23  keorto  dreimal  ohne  punkt  B     27  ünde  B 
404%  3  Similiter  bis  4  positionem.   ist  unten  auf  s.  48;    4  Tfn  bis! 
gesito.  unten  auf  s.  49  nachgetragen  A     5  eteuuär.  B    in  der  figur  ist 
immer  keor  |  to  abgeteilt  B,  ebefiso  A,  mir  bei  der  zweUen  hreusung  ist 
beide  male  ke  |  orto  abgeteilt  A     es   ist  abgeteilt  kesit  |  to.  an  i.,  2. 
und  7.  stelle,  kes  |  itto.  an  3.  und  ö.,  ke  |  sitto.  an  4.  und  5.  st^A 
kesi  I  to  an  L  2.  3,  4.  7.,  ke  |  sito  an  5.  und  6.  steUe  B     10  Qq^  ^ 
rasur  A     11  ostenduntur.  A     12  zeigön.  B     13  dero  sttte.  B    18  dero 
dicchi.  B     19  Vude  B    die  drei  inschriften  der  figur  stehn  in  A  wn 
je  ein  fach  höher,    in  B  steht  ausserhalb   links  von  wUen  nach  oben 
eiu  obe  andermo  ein  obe  andermo     404^  1  uuäv :  iogelichez  rasur,  tm 
i?  A     5  äiideriw::  auf  rasur j  darnach  zwei  buclistaben  rad.  A    12 S6 
daz  ist  B     13  dös  pöumis.  B     16  bürg  ünde  B    22  tu6t  öbe  B  der 
codex  ist  falsch  gebunden,  die  fortsetzung  von  s.  298  steht  auf  $.303; 
s,  299  fgg.  schliessen  sich  an  332  {Hattemer  44V)  B  2b  sl.  an  B  405% 
16  zeseuüu.  B     17  hdfeen  2}     18  ncque  ea.  A    ee  partes  haken  unkr 
dem  zweiten  e  eingekrazt,   so  dass  es  ^  wird;   darüber  rasur  Ä   24 
uegestänt  siu  B    28  ist.  B    405'',  6  cteltcha  akut  aus  circumflex  corr.B 
ördinhaftigi  B    7  uuösen:   rasur  von  t  B     14  däz  B     406%  11  unli- 
gendeu.  B     12  QU  E  AB     13  Proprio  A    Proprio  B    h^  auf  rasur  B 
16  /'ürenomis  auf  rasur  vofi  u  B    20  lüzeliu  höizent   tfu  hfizent  B 
26  oigin.  B    406\  20  actio  tempore  B    25  dlde  s6  öteuulo.  JB    32(te 
auf  rasur  von  t  A    saget  auf  rasur  B    33  uuizi  B    407%  4  heizenti 
5  sie  B    dwrh  sehr  schwacher  accent  B     14  an  J3     15  finde  actione». 
auf  rasur  B     19  dluuär.  B    20  üngesköiden  B    21  sin  B    25  acfio. 
aus  c  corr.  A     26  sio.  dero  B    28  eigin  B  407%  1  magn^,  B    2  niult^^ 
breuQs.  B    9  lirno  B    16  gouuissöten  B    sibenin  ist  B  27  contraria,  l 
niagiium  B    30  uuideruuartig.  der  akut  ist  aus  einein  circumflex  corr-^ 
408%  6  aliqd  d,  i.  aliquid   au^   aliquod  corr,  A     11  dicitur  niilium  i' 
15  vero.  B     18  luzzeler   B     19  dn:  deren   tw  d  ra^ur  eines  lang^'^ 
buclistaben  B     27  dicerotur  Uudnda  B     408%  3  in  demo  B    6  «/'<?'' 
mer  spur  eines  alten  akuts  B     11  aliqd  {vgl,  408'',  6)  A     18  ddnne?' 
rasur  von  S   B     20  /'öne   auf  rasur  von  o   B     409*,  2   förnömen  ^ 
3  zeinemo  B     14  ASSUMTIO.  B     16  esse,  et  B    22  ting  ist  micbel 
auf  rasur  B     409  %  4  zuei  B    9  sin.  niouuiht  B     10  uuirdet  B 
•PPOSITIO.  auf  rasur  B. 


AUB   B.   OALLBB  H8S.   Ul  827 

410*,  18  loman  AB  20  nebabit  B  26  quaiititatis  tiu  B  410^  10 
Bi.  A  17  aliorum.  contrariorum  B  31  sursum  B  411%  1  dndir  ohfie 
mnkt  B  19  mensura.  aus  ä  rad,  A  25  tria.  quam  B  41 1%  3  sus- 
tpit  auf  rasur  B  13  «PPRIÜ.  aus  R  rad.  B  16  est  quod  B  21  Sin- 
:uU  B  23  &  inquale.  B  24  ^binmichel.  B  29  inequale.  B  412%  6 
Ite  aus  schlechtem  e  gebessert  A  10  dici.  Auderen  B  19  simileB. 
iime  B  20  equales.  ^  25  EXPLICIT  B  32  erhdueniz.  AB  412" 
ftc  ^eicAnun^en  ro<  AB,  ebenso  die  schrift  zu  diesen  A  3  linea  A  cu- 
aa  ^  ior  I  ta  j1  7  peDtagonum  exagonum.  A  8  circuliis  A  tetra- 
jo  !  nu8  A  penta  |  goüus  -4  413*  Von  den  Zeichnungen  uml  der 
äasu  gehörigen  schrifl  gilt  dasselbe  wie  auf  der  vorigen  seite  rectum  A 
retonsum  A  5  spe  |  ra  A  pira  |  mida  A  Die  figuren  stehen  jedesnud 
in  einer  reihe  hieben  einander.  Neben  dem  Cubus  ist  in  A  eine  halb- 
tugel  nebst  zwei  reihen  roter  schrift  radiert ,  in  B  steht  die  hdbkugel 
noch  da.  413%  15  Presens  AB  24  annum.  et  B  25  presens  A 
32  imparis  B  414%  1  Depr^catiua.  A  19  merora  <5ines  B  28  ist  täz 
punU  nur  verscJdungen  mit  t,  wie  es  bei  diesem  Schreiber  öfter  geschieht 
B  414%  6  äliorum  B  9  simpli::.  rasur  von  ai  A  14  üueli/*  aus  z 
rad,  A  19  magnnm  auf  rasur  für  mg  B  rehtiu  B  25  simplum. 
dupli.  A  29  res  auf  rasur  von  us  A  415%  1  geiiitiuü:  (ohne  punkt) 
rasur  von  m  2?  8  d^s  harren  B  9  des  fätir  B  18  iiesint  opposita» 
üomina  auf  rasur  A  19  fänden.  B  20  spreche,  der  punkt  auf  rasur 
m  n  B  22  ferstän  B  24  förstan  B  35  uuizcntJiöite  Sequitur  B 
415%  5  s&zi.  tiu  punkt  mit  t  verschlungen  B  8  ist  i?  24  Tdz  züh- 
tiga  ist  B     disciplinatü.   disciplinatü   e.  d,  i,   discipliuatum.   disciplina 

.  disciplina 

disciplinatam  est.  (disciplina  unter  der  zeile  mit  einem  punkte  ftach- 
getragen)  A  disciplinatum  disciplina  disciplinatum  est.  B  30  Vt  posi- 
tio  posit^  rei  positio  ^st.  B  416%  2  alfecte  AB  5  16rit.  Aber  B 
Unten  auf  der  seite  steht  verwischt  anima  B  Von  s.  311  begint  andre 
sekrift  B  11  üutr  B  12  chMen  dära  B  18  fJne  aus  e  corr,  B 
beiden  circumflex  atts  einem  akut  corr.  B  21  uuä::  |  rmder.  rasur 
von  Tm  B  23  5t«drzenter.  auf  rasur  von  sa  B  24  suärzter.  B  27 
qnomodo  auf  rasur  ro7i  d  B  libet  aliter  B  30  se:::  |  hent.  rasur  von 
hen  B  416%  19  tiu  B  23  tes  B  26  ligentes.  B  27  fifagene.  auf 
rasur B  ligendSr.  ünde /?  417%6situm.  n&lsB  lOcontrarieta:::  rasur 
^0»  tis  -4  24  uU/  aus  u  rad,  A  25  änderen  B  30  uuähsen.  ünde  B 
417%  6  aliqut(2.  corr.  ausxxA  17  duplex,  nee  AB  30  aliis.  auf  rasur 
von  n  B  33  genrfmden  auf  rasur  A  418%  3  missehillet  B  4  casus 
tfro  5  10  sehent  B  21  Rela«uum  aus  1  rarf.  B  {nicht  in  A)  22  iz  B 
25  assigno^.  aw/*  rasur  A  418**,  1  assignatum  auf  rasur  von  g  B 
^M  B    18  fögales.  B    21  Quare.  B    22  von  et  ab  andre  hand?  B 


328  PiPBB 

23  gespro  |  chen  rad.  B  26  Alai  alati  B  28  däz  B  31  forte,  et  A 
419*,  6  Von  Ut  ah  wechselt  die  schrift;  vor  U  raswr  von  JJ  B  10  Ncq, 
auf  rasur  A  14  so  aufrasurA  18  m:it  auf  rasur  A  21  nanis.  JJ 
26  quodammoda  A  assignetur.  AB  419  \  2  gerrüoderöt.  rasur  cmi 
T  A  9  keuudll&  B  10  hoüb&.tes  huöb&ähten.  B  12  negät  j1^  15 
höutdß'.  ati/*  rastir  J.     30  dien  B, 

420%  24  F6rnfm  B  420 ^  8  ünde  bipes.  B  11  be:::  |  anfindet 
rasur  von  uue  B  12  st.  auf  rasur  von  ist  B  14  haben  B  18  assig- 
natio.  Ä  20  iJEQüIRENDA  auf  rasur  B  22  Amplius  Si  ^  25  ke- 
spröchena.  dära  gesprochen  uufrdet.  B  29  tien  richtig  A  30  ufirtlli- 
gdten.  B  421*,  4  Also  A  13  gelfrnlgen  ohne  punkt  B  16  night  die 
rasur  gibt  Steinmeyer  richtig  an  B  19  ad  id  ad  -S  23  ist  circnm- 
scriptis  B  421**,  22  uuerden.  B  27  \z  aus  h  corr,  A  422',  7  ällSn  i? 
17  ouh  at«5  u  com  ^  26  übe  neist.  {kviVifeUt)  B  29  iz.  J?  422^6 
sämcnt  ati^  i  corr.  A  8  scientia  prius  ^  15  älliu  B  16  antcbünde.  i9 
26  dar:  rasu/r  von  3,  B    27  er  sia  B     30  sia  ^     423%  4  scientia.  türh  B 

7  scientia  Scientia  auf  rasur  B  8  übe  A  9  nöh.  der  punkt  ist  rad.  Ä 
14  das  zweite  est.  auf  rasur  B  16  cMnne  auf  rasur  von  c;  c  spä' 
ter  vorgesezt  A  423^,  20  sunt  So  B  424*,  14  senstis  auf  rasur  A 
22  corpus,  s. :  |  illorum  auf  rasur  von  nim;  rasur  von  sl  B  32  g^ 
siht.  ^  34  uuiu  A  37  üero  das  übergeschriebene  o  rad.  B  424*,  5 
älliu  n  21  animal.  aide  B  27  chK  auf  rasur  B  28  uuäs?  5  35  Fone^ 
Fo'ne  akut  aus  circumflex  rad,  A  425',  10  debfiinerö  aus  m  corr,  A 
14  An  B  16  tot^.  neq,  B  23  relatiue.  nöh  A  425%  24  aliqm^ 
25  partibus.  m&g  B   30  andere  B    34  pediu  ^    426',  3  Si^  eo  |  lüqii^  B 

8  difficile  aut  ^  10  uersägenne.  B  29  eteuufv.  B  30  aliqoid  tm 
d  rarf.  A  32  diffinitio  Hie  ^  426%  10  Jro  ^  15  älsö  B  cafonis 
auf  rasur  B  22  Id6  (d.  i.  Id  est)  AB  427%  1  qd  d.  i.  quid  jB 
dicitur  diffinite  A  4  est  eorum  .4-5  10  uwösen.  corr.  au5  e  -4  13  bÄ- 
dm  aiii^  aus  circumflex  corr,  A  17  daz  -S  18  uocem/  quia  A  22 
aliqd.  d.  i,  aliquod.  A  427**,  11  diffinittworü  auf  rasur  für  torü  B 
16  81  übe  B  22  uu^iz  A  27  dien  B  32  Uu6iz  -4  Uu6iz  B  sneS 
Aß  428%  5  wwizeuthöit.  auf  rasur  B  9  demo  B  10  kez^igon  Auf 
raiJtir  ^  28.  29  man  B  30  slhet.  5  428%  5  man  B  10  P<?diu  acceiU 
rad.  4.  16  dber  AB  24  wier  aw/*  rasfii,r  von  me  B  25  ünänasiAtigeii 
aus  s  radiert  A  31  Förtasse  ^  34  Jz  neuuäno  ui  Ih  neunäno  B 
429',  4  iz  ^  9  magnü.  ad  B  35  uocabulis.  auf  rasur  für  uocabili- 
silis.  B  429%  2  modis.  auf  rasur  Alf  adpositionö.  B  8  paniüm. 
zu  u  rad.  A     10  comparamus  magnum  ^    20  quintus  a  B. 

430',  2  conlactanei.  auf  rasur  von  o ;  coetaneus  fehlt  B    9  ami- 
citia  auf  rasur  B    4^0%  8  disiunctorum.  auf  rasur  von  2k  A    12  punc- 


AÜB   8.   OALLBB  HB8.  m  829 

naDtiom.  B  25  prinifts.  B  431%  9  nostri  B  euandrius  6  euandri.  AB 
Udiui.L  dei.  B  43l\  14  inuentio  aus  e  rad,  Ä  vor  Sunt  äbsatz  B 
St3  doleo.  aufrasur  von  o  A  432%  14  suum.  quod  B  15  prescianus  B 
17  Jnfiuita^  22  qu^dam  ad  B  432%  17  ^ne^d^.  zu  a  corr.  B  18  pa- 
ter: :  atUas  rasur  von  ad  A  24  INCIPIT.  DE  A  QU  ALI.  ET  QUAN- 
TITATE.;  B  29  Jn  5  lingua.  B  433%  8  ioh  i^eskßrida.  auf  rasur 
\  wm  4nde  B  14  dänne  B  16  chünna.  ünde  B  29  uu^hsel  aufrasur  A 
S2  eteltcbero  B  433**,  1  ken^se:n§r.  rasur  von  n  A  2  negehügita.  ^ 
3  lustitia.  et  J?  7  wwrcWirt.  auf  rasur  B  9  eruu6get  ünde  geuuöh- 
«elftt  Ä  20  nu&rmt.  auf  rasur  von  1  A  ünde  5  23  T6r  B  nuir- 
fit  i»  32  iz  J?  änderSn.  dißn  B  434*  Jfi^  s,  327  hegint  in  cod.  B 
^ne  andere  y  gewantere  schrift,  das  pergament  ändert  sich  zugleich, 
•••d  der  text  ist  in  ganzen  Zeilen  geschrieben  B  7  existat  auf  rasur 
^^on  s  A  19  skine*  auf  rasur  von  nt  A  25  obliniosos::  dicunt  rasur 
«>n  OS  J?  434%  1  difficihe  ras,  von  e  A  2  häba  uöne  B  12  ea  quQ  5 
töö%  1  qaecüq,  A  quQcQq,  B  14  qd  df.  i.  quid  AB  17  däz  ünde 
<Jä2  B  18  sieh  aide  gesünt  [327]  zesinne.  B  24  tie  5  31  uu6rdent. 
Wrh  B  33  neuu^gSn.  so  B  urost.  akut  aus  einem  circumflex  corr.  A 
^35%  8  beizet  B  uero.  quod  AB  13  unspüete.  B  15  passibiles  qua- 
lites  (sie)  et  passiones.  B  22  austeritas.  et  AB  28  albcdo.  accew^  rad. 
-4  33  tisiu  ^  436',  8  also  corr.  B  17  Passibiles  aus  i  corr.  ^  qua- 
litates  et  B  30  iz  if  436**,  3  passibiles  qualitates  B  4  corpora.  qu^  B 
12  ifo  das  untere  r  aus  e  corr.  A  30  -41bedo  ro^  -4  31  aln  aus  1 
*^oÄ  A  437%  5  passionö::  mult^  zwei  huchstdben  rad.  B  6  mauife- 
8tam  est  A»  8  6telichero  A  17  aliqd  d.  i.  aliquid  -4  29  gebörn 
'^^^rde :  rasur  von  a  B.  Auf  dieser  seite  begegnet  zweimal  eine  eigen- 
andicke  ^  charakteristische  form  des  q  B  437%  2  geskihte.  s.  so  uära- 
^Ua  B  3  föne  B  16  aide  B  17  egri^dine  carr.  aw5  u  ^  19  aliqd 
^-  t.  aliquid  A  20  preteri^.  au/*  raswr  von  it  ^  22  dicantur.  B  24 
^eakthet.  aus  e  corr.  A  26  skinet.  ^  28  in  ^  31  Quc^cüq,  AB 
tö8%  22  aüqd  d.  i.  aUquid  AB  27  dölunga.'  ndls  ^  438%  14  Zörn- 
mua  [331]  tige  ünde  B  unde  ^  29  MOMENTANEOS  AB  :^3  pro- 
toeunt  ausgeschrieben  B  34  muötegina  die  /?  439%  8.  23  aliqd  d.  i. 
^liquid  A5  9  t6r  ^  10  chMen.  B  26  uut7emo  auf  rasur  A  25  daz 
püde.  B  28  uüaz  pilde  J.  uuäz  pildc.  B  30  quic^d  aus  d  corr.  /y 
32  scT^^ehöri.  auf  rasur  von  h  A  439%  5.  10  qd  d.  £.  quid  A  quid 
<>MS9e9cArte&en  -S  6  utcrscoziz.  acccfit  rad.  A  8  geröhtiz  dlde  B  11 
nSh  5    23  siu  5    29  töileläh  aus  1  rad.  A 

440%  2  teil  ^  8  diu.  ddz  B  14  sfnt:  rasur  von  ^  B  24  DE- 
NOlflNATIüE  auf  rasur  von  M  26  iz  uöre  (tie  fehlt)  B  440%  l 
in  ^    4  lustitia::  ro^ur  von  in  B     25  äfter  au/*  rasur  von  föne   Zf 


i^ 


330  piPEB 

mdhtin  B  441%  28  töh  circumflex  später  aus  akut  geändert  A  29  iro 
Damen  B  32  In  B  mau  B  441%  9  CONTBIETATE.  B  17  uuizi  B 
21  dicuntur.  ut  B  21  in  B  442%  5  Förnim  ^  8  daz  ^  18  iöne  AB 
20  igitur  aliorum  AB  442%  27  man  j5  443%  1  sanitatem.  2l  B  2  »fl- 
bun  dia  B  13  unr^htera.  B  14  gramatica  et  5  27  r^btero  ünde  B 
29  uuirdet  tänne  B  443%  2  drförter.  richtig;  auf  i  vieUeickt  circum- 
flex A  4  nöh  ^  pildes  B  9  uuöliu  B  11  sfnt  AB  15  nehäbint 
töro  Ä  16  dänne  B  20  Ebön  läng  B  25  in  dia  zäla  j5  33  ring 
ddnne  B  444%  6  nehein  nelst  /^  30  ünslh  B  33  gnuö^ez  auf  rasur 
von  z  B  444%  3  diu  uuända  9  älmöistig  AB  445%  10  begifU  mit 
Tdz  eine  andre  hand  A  13  habemus  Sie  i?  17  d6ro  specierom.  B 
27  Ftrnim  aus  e  rad.  ^  täh.  A  35  cathegoriis.  EXPLICIT.  J9  445%  8 
frigidum  auf  rasur  von  g  B  2S  süs  B  446%  6  QÜANDO  ET  auf 
rasur  von  TO  B  14  sewifte  aus  f  rad.  -4  18  caltiatum  esse.  B 
446%  33  löugen  AB  447%  2  Qu^  cumque  AB  14  halben  J5  15  tarn- 
quam  AB  24  .i.  adisciplinä.  B  447%  10  änderen.::  an  rasur  von 
Neq,  A  15  taz  occen^  rod.  B  448%  18  gän;2:i  aws  h  carr.  B  31  ha- 
bundans.  i.  B  34  geebenotiu.  J.  448%  3  habundantem  corr.  aus  t::  B 
15  naturam  habet  ^  16  uufz  B  29  föne  ohne  accent  A  449%  1  prana. 
uel  ^  11  uiride.  auf  rasur  von  :\e  B  14  chrüogfäro.  AB  16  ünde  A 
36  swmmorü  aus  ü  rad  ^  449**,  5  iustum.  6  7iach  ünreht.  rasur  von 
DE  HABITÜ  ET  PRIÜATIONE.  A    11  gesprochen  also  A 

450  %  20  Übe  \  beta.  rad,  A  24  habit.  A  26  CUM  EISDEM 
SIGNIFICARE  B  28  habitum.  non  AB  451%  2  RATIO  A  bt&iaus 
L  corr.  ^  7  diu  J.  11  affir  |  tiua.  A  451%  12  Taz  23  gesfunis  Ai 
27  10  B  452%  18  täjer  keöffenönt  auf  rasur  von  tiz  keöffenönt  B 
452%  11  candidww  auf  rasur  von  um  B  12  calidum.  auf  rasur  tm 
candidum  B  15  uuärm:.  rasur  von  m  B  26  lazo  darufter  em  iwi 
im  pcrgameni,  deshalb  ohne  circumflex  A  30  Also  A  453%  13  ün- 
ueruueÄselOt  auf  rasur  von  s  453**,  24  ünde  454%  7  studioso:  ans 
u  corr,;  rasur  von  m  31  perfecta  mutabitur.  454%  22  häbo:fn  rasm 
von  e     455%  13  An     15  CONTRADICTIO  DISCERNW  [127]  A  CON- 

TRARIIS.  20  CONTRAD.  Die.  AB  AD  ALIQD.  23  CT  D.  AB 
HABITÜ  ET  PRIÜATIONE.  25  priuatione  An  455%  9  uisio  aus  u 
corr,  31  gel<5itero  aws  o  rad.  457**,  10  ällgn  nicht  auf  rasur.  458%  2. 
27  CONTRARIA  458%  18  DE  PRIORE  23  I.  schwarz;  gleicht  mm 
.i.;  dagegen  ist  IL  459%  1  III.  459%  32  IUI.  459%  26  rot,  ebenso 
jedesmal  der  erste  buchstabe  nach  diesen  zahlen  459*,  12  existentibm 
mox  29  Duo  aus  T  corr.  459**,  3  16:ren  rasur  von  i  11  Ifnea  36 
uuördercn  auf  rasur  für  deren 


AUS   8.   OALLBB  H88.   UI  331 

461%  7  .11.  26  .III.  nebst  detn  ersten  darauf  folgenden  buchsta' 
ben  sind  rot  28  diuiduntar  ab  33  ^izen.  auf  rasur  35  tuont.  aus  n 
corr.  461  %  30  uerskizent  aus  h  corr.  io  462',  21  MOTU  463',  12 
sd:  sölti  rasur  vm  l  37  und  463 '\  1  die  figuren  sind  roty  doch  sind 
die  innem  Unten  einfach^  nicht  doppelt.  Nach  dem  ersten  quadrai 
z.  37  steht  keinpunkt.  463%  26  demo  accetU  rad.  29  sßlbez  464%  26 
mototio  aus  t  corr,  28  uuiolich'i.  Der  circumflex  ist  für  das  zweite  i 
gemeint    164**,  33  dien  circumflex  rad,     465%  18  m  accent  rad. 

TleQl  tQfir^yBiag.  465%  20  PKRIERMENIAS.  22  ARISTOTI- 
LES  SCREIB  CATHEOORIAS.  27  uiule  465%  26  uuördcnt  darüber 
rasur  von  h  27  periermeniis.  466%  7  PERIERMENIAS  8  P]ST 
9  bis  CONSTITÜ  nuijuskel  22  passionuin.  i.  466%  22  die  31  In  bis 
467*,  16  imirdet  auf  rasur  von  är  26  est;  Slöhtiu  467%  15  nesprö- 
che  auf  rasur  vgJ.  18  psens  und  19  pteritum.  mit  Ilaitemer  presens 
und  Präteritum.  23  anderes :  uemdg  rasur  von  t  25  NOMEN  468% 
18  —  22  andre  schrift  32  Io  468%  19  NOMINA  26  iz  469%  1 
unguis  auf  rasur  von  s  469%  1  ÜERBU  4  actione  auf  rasur  von 
passi 

470*,  13  siv  von  anderer  hand  übergeschrieben  16  POSSÜNT 
24  slnt  30  sfh  470**,  19  casus  auf  rasur  471%  3  infiuitiwü  aus  ü 
rad.  4  TOTPEXEiN.  8  lüfenmÄ  auf  rasur  von  is  22  Unde  28  uesi. 
^o  neh6in  471%  13  ORATIO  18  tm  aber  ab  andre  schrift  31  est. 
.aut  472%  1  lebt  12  bezeichen :  nisseda.  rasur  von  s  24  ORATIO 
26  bis  OMNIS  majuskel  29  pilacitü.  rasur  von  a  33  ünde  äfter  man- 
^  472*,  2  von  Natürlili  begint  andre  schrift  14  Uuäre  26  öugen. 
32  ORATIONIBUS  473%  3  Uuir  31  coniuuctioue :  un^.  rasur  von  s 
*73\  4  s^lbaudbste.  33  dir  474%  4  nieW  auf  rasur  9  daz  sweifel- 
^fter  accefit  474**,  13  gesproclien.  475%  24  uieht.  diso  31  enimtia- 
tioüum.  aus  a  corr.  475%  30  diuisa  aus  u  corr.  476%  8  UERA.  UEL 
^''öb,  3  uöstenüngo.  unde  auf  rasur  für  a  17  bei  Also  begint  eine 
^^dre  hand  28  sophist/cos  auf  rasur  von  as  31  änderen  477*,  5  bis 
QülDEM  majuskel,  ebenso  28  bis  IN  (29)  UNI  477%  10  CONTRARIAS 
11  6i«  12  UNI  majuskel  17  sä(/a.  aus  b  corr.  478%  3  uniuersale.  sed 
1''  vt  26  von  omne  ab  begint  andre  dinte  27  prcjdicatum  29  subiec- 
^«»».  rf/de  auf  rasur  von  tiuü  478%  4  DICO  AÜ  OPPONI  CONTRA- 
WCTO  I  tori^  29  oppositic.  479'^  bis  CONTRADICT/0  majuskel,  das 
*^  IG  auf  rasur  von  or  9  dlklicho  aus  t  corr.  In  der  figur  sind 
^  vier  Inschriften  der  Umfassung  in  majuskdn,  im  ersten,  zweiten 
^^  dritten  eckstück  steJU  e.  noch  mit  auf  der  dritten  zcile ,  im  vierten 
^  ohgeieiU:  Qiiidam  |  bomo  al  |  bus  non  e.  Das  obere  und  untere  ver- 
^^^Ungsstück   ist    in  majuskeln  geschrieben,    das  obere  ist   abgeteilt: 


832  piPBB 

SIMUL  I  ESSE  und  SIMÜL  |  VERAE.  das  untere:  POSSUNT  |  SIMUL 
und  SEtfüL.  i  FALSAE.  Die  schrägen  inschriften  sind  maj.,  die  eweUe 
ist  abgekürzt  CTEAD.  Das  mittetstück  ist  ahgeteiU:  uni versa  |  le.  — 
particu  |  lare.  —  ö  |  uniuersale.  Verü  |  6  Die  stücke  links  und  rechts 
latUeny  sich  gegenseitig  in  den  Zeilen  ergänzend,  wie  folgt;  links: 
Lateraliü  si  uere  |  ner^  s  &  particnla  |  ticulares.  n  ideo  ue  |  Si  false  s 
un.Qsales.  fi  |  ticulares.  Et  si  |  se  s  necessario  |  rechts :  sunt  uniuersales , 
res.  Et  si  u^r^  s  par  |  r^  s  nniuersales.  ItS.  |  necessario  falsQ  s  par{ 
falsQ  s  pari,  fal  |  uniüsales.  | 

480%  3  majuskel  5  s  auf  rasur  von  6  24  foedus.  480^*,  3  his 
INCON  majuskel  33  ebenso  bis  AÜTEM.  481  \  3  ebenso  bis  ALIAE 
SUNT  CONTßAEIAE.  482%  28  rös.  482\  7  Uuanda  12  not.  19  his 
SUNT.  niaj.  483%  23  ebenso  bis  NON  483^  8  ebenso  bis  NEGATIO. 
20  söl.  26  bis  27  PR  E  |  majuskel     484%  8  d:  si  auf  rasur  von  s   18  maj. 

31  -4ut  auf  rasur  484  ^  5  aide  7  Utrumlibet  bis  8  habebit  auf 
s.  176,  9  Tiz  bis  11  uu6rdinne  (ohne  punkf)  auf  s.  177  oben  nach- 
getragen 9  uueder.  14  bis  PESÜ0CH£N  maj,  34  zeerwu^ndenne. 
auf  rasur  von  uu    485%  18  bis  19  UERÜ  maj.     28  h^rton  aus  r  corr. 

32  bis  33  QUONIAM  maj.  485\  23  bis  CONTINGUNT  maj.  31  op- 
poQitionem  aus  nt  corr.  486%  22  io  28  lo  32  maj.  486**,  1  nestl- 
tis  auf  rasur  für  sis  31  uuerden.  487%  b  bis  ß  POSSIBILIA.  S.  maj 
12  htm  auf  rasur  von  r  23  actw  aus  il  rad.  487**,  3  bis  SUNT. 
maj,  15  Änuerslfzenez  auf  rasu/r  von  si  488%  6  uero  aus  ü  corr,  . 
14  bis  QUOD  maj.  es^  quando  auf  rasur  von  se  15  esse  auf  rasur 
von  est     16  quando  |  do  rad.     21  nesizze.     488  ^  2   unde      14  bis  15 

RATIO  EST.  maj,  24  uöre  auf  rasur  von  f:::  32  futurorü  unter- 
strichen 489  ^  31  nesfnt.  auf  rasur  von  sfnt  33  s6  ih  steht  nidU  in 
der  hs. 

490',  5  bis  6  SIGNIwa;.  12  nowinabile.  auf  rasur  vone:  34  infini- 
nitum  36  uerbo.  aus  u  corr.  490*,  6  bis  7  AFFIR  majuskel  13  mono 
äne  14  propositio:  aide  rasur  eines  fragezdchens  24  bis  ET  maj.  ,491*,  2 
uerda  davor  i  nachträglich  eingeschoben  18  maj.  491  ^  1  änderiu  21  ßfnt 
492',  6  adiacet.  22  bis  27  die  punkte  stehn  nicht  in  der  hs.  Die 
gekreuzten  SIMILES.  sind  maj.  492\  20  nemügens  493',  9.  11  vmj., 
derpunkt  fehlt  10.  12.  18.  19  der  punkt  fehlt.  12  SIMUL  UERE.  maj. 
16  maj.  32  bis  SUNT.  maj.  493^  8.  10  maj.  15.  17  ohne  punkt 
494»,  2  niustus  auf  rasur  5  opposita.  6  ^er  auf  rasur  von  d  12  äne 
de  von  andrer  hand  übergeschrieben  16  EST  17  bis  18  UT  IN  maj. 
494**,  3  bis  4  HOMO.  maj.  4  sed  aus  t  corr.  26  nisi  quo  d.  i.  nisi 
quopiam     28  negat;  Föne     495%  3  6t5  4  QUO  d.  i.  QUONIAM  maj. 


AUS  8.  GALLBR  H88.   HI  333 

5  affirmationt.  auf  rasur  495*,  7  quo  d.  i.  quoniam  Zwischen  19/20 
und  24/25  über  die  gange  seite  ein  roter  strich  20.  22.  24.  28  maj, 
22.  28.  33  SIMILES  29.  33  est  30  und  31  auf  einer  zeih,  ebenso 
32  und  33  31  pdicato  die  gekreuzten  OPPOSITE  rot  maj,  ohnepunkt 
496^  19.  21.  23.  24.  25  maj.  20.  21  ohne  punkt  27.  28  bilden  eine 
edle  496',  3  6is  4  SINGULAribus  maj,  27  urage^  so  samo  auf  rasur 
496^  13  bis  14  INPINITA  maj.  23  ddnchen  497*,  25  bis  26  HOMO 
mty.  25  bis  NOMINA  ebenso  498',  12  tfu  auf  rasur  von  dir  22. 
26  maj.  die  figur  rot  23  homo  26  transposito  498^  20  sint  22.  25 
maj.  499%  4:  bis  b  PLURIBUS  maj.  11  6m  auf  rasur  von  reht 
15  ex  auf  rasur  16  noam  affirDationem  }  negationem  499^  7  mit  ne 
begint  andre  schrift    9  animal.  so  vor  so  ra^ur    14  fn 

500%  17  est.;  bOO\  15  caelesti  signo  17  cane  lügi  501%  12 
bis  13  COMPOSITA.  maj.  12  PREDIG ATUß  17  eorü.  quQ  501  \  6 
sunderigo  übergeschrieben  19  bis  20  VTEVM  maj.  24  üngelimpÄui.  li 
aw/*  rasur,  i  später  nachgeschrieben  32  den  selben  502',  37  chedenne. 
aus  t  corr.  503%  4  bis  5  PEEDICANTUR.  mo;.  12  spreche  in  13 
homo  23  gesprochen:  rasur  von  t  24  demo  auf  rasur  von  homine 
503^  11  liehto  auf  rasur  25  anmal  von  andrer  dinte  daran  i  ligiert 
28  bipes;  33  AMPLIUS.  504  {im  folgenden  stehn  viele  V)  %  22 
uuÄr:::::  mit  rasur  von  ch::t  29  dfu  :::  daz  rasur  von  diu  504**,  3 
uernömen;  10  bis  11  ET  SIM  maj,  505%  32  qm  34  chäd  vgl  505^  16 
pdicantur.  tmd  21  pdicatum.  mit  Hattemer  predicantur.  und  praedicatum. 
31  qm  37  qm  6.  sed  quo  ü  C.  506%  12  EARUM  PROPOSITIONUM. 
14  PROPERUNTUR;  15  maj.  23  Äära  grösser  als  gewöhnlich  30 
maj.  506^_13  albü:  rasw  von  s  507%  5  &is  6  QUE  maj.  5  QVODSI 
QUANTISCVQ,  28  bis  29  EIVS  maj.  507  \  20  bis  21  POS  maj. 
22acttt_34tif  508%  27  tänne  32  tiu  dir  509%  3  pdicatü.  9  OPPO- 
SITIONV  11  bis  12  ESSE.  maj.  509  ^  13  affirmatione:  necessarium 
rasur  von  s     25  öuh 

510%  3  bis  4  DUM  maj.  32  bis  33  ORDI  ebenso  510^  10  con- 
tingere  21  non  übergeschrieben  511',  1  Uli.  uero  7  taz  aus  i  corr. 
9.  10.  12.  13.  15.  16.  18.  19  ohne  punkt  8.  11.  14.  17.  rot  maj.  mit 
rotem  strich  darunter,  14.  17  auch  darüber,  unter  19  auch  roter  strich 
24  bis  NON  INPOSSIBI  maj. ,  unter  26  und  29  roter  strich  über  die  ganze 
Seite;  auf  z.  27.  28.  29  ist  das  erste,  mittelste  und  lezte  wort  jeder 
ganzen  zeüe  rot  majuskel  und  unterstrichen.  Der  punkt  nach  esse  fält 
überaü  {sechsmal)  fort.  Die  halbe  seite  222  ist  leer  im  cod.  Es  sind 
darauf  vier  Zeilen  schwarz  majuskeln  ausradiert,  eine  eben  solche  über 
der  lezten  {schwarzen)  zeUe  der  seite.  511^  8.  9.  11.  12.  14.  15.  17. 
18   ohne  punkt     19  Von  tingens   ab   {s.  222)    begint  andre   schrift 


834  piPEB 

512%  31  his  UERO  maj.  32  csiderädü  512%  5  ist  513*  Unter  z.  2 
und  5  ein  roter  strich  über  die  ganze  Seite.  Z.  3.  4.  5  das  erste,  mö- 
tdste  und  lezte  wort  rot  muj,  8  Non  impossibile  est  auf  rasur  z,  4. 
Non  possibile  est  auf  rasur,  das  (zweite)  non  darnach  ühergeschriAen 
Die  Zeilen  sind  im  codex  abgesezt  geschrieben  in  6  zeilcfi,  so  dass  mU 
dem  Worte  CONTRADICTIO.  die  zweite,  meHe  und  sechste  seile  dieser 
gruppe  begint.  Über  und  unter  z.  9  roter  strich,  das  erste  und  lezie 
wort  rot  fnaj.  Zivischen  s.  224  und  225  ist  ein  perganienteettd  ein- 
geschaltet^  der  folgende  correcturen  enthält: 

"^  Affirm.  Impossibile  e  n  ee.   CTR.  Non  impossibile  e  fi  üe.  NEG. 
^      Neg.      N  possibile  c  n  ee.  CTR.  Possibile  e  fi  ee.  Affirm. 
W      Neg.      N  continglt  n  ee.    CTR.  Contingit  fl  ee.      Affirm. 

H  + ^_ + 

a      Affirm.  Impossibile  66.  CTR.     N  impossibile  ee.  Neg. 
Neg.       N  possibile  e6.  CTR.    Possibile  66.  Affirm. 
Affirm.  Necesse  6  fi  66.  CTR.     N  necesse  6  fi  66.  Neg. 

513»,  16  wo;.  29  esse,  später  am  ramle  nachgetragen  31.  32.  33 
CTRAD  rot  maj.  513%  2  aristotiles.  über  10  drittüu  darüber  zwei 
aJciUe,  die  zur  gestalt  eines  circumflex  zusammenlaufen  21  hec  32  pre- 
dicationibus  514%  1.  2.  3.  4.  5  CTRAD  rot  tnaj.y  in  z.  1  und  5  isit 
statt  des  roten  D  schwarz  R  corr,  2.  3.  4.  5  dos  esse  der  ersten  hälfk 
ohne  punM  12  bis  13  NECES  maj.,  ebenso  514%  34  bis  35  SEQCI- 
TUR  515  •  nach  z.  33  und  36  roter  stridi,  in  34.  35.  36  das  erskj 
mittelste  wnd  lezte  wort  in  roter  maj.  Diese  drei  Zeilen  sind  in  6 
abgesezt,  so  dass  die  2.  4.  6.  zeile  mit  CONTRADICTIO.  anßngt 
515%  27  inpossibile:  contingit  rasur  von  (e  516%  6  bis  ALIQUIS. 
maj.  13  aber  13  n  auf  rasur  von  p  20  utre^,  auf  rasur  van  ^, 
20  Tiu     21  kelöjfen  auf  rasur  von  n     516%  5  erit  auf  rasur    16  Hs 

17  OMNE  POS  maj.  29  habew^  auf  rasur  von  ant  517%  1  po/estates 
auf  rasur  von  st  13  fiur  517%  1  öina  riclitig  13  bis  14  ÜOCK 
maj,  14  sint  üngelicbo  gch<^iz6ne.  aus  e  corr.  Zu  sint  noch  einmi 
am  rande  ungeliche  mit  Verweisung  18  kesproche"ue  uu^rdet  iw/' 
rasur     26  qnö  iam  d.  i.  quoniam  iam     518%  7  bis  8   EST   PO  maj. 

18  quod  auf  rasur  von  i  30  uniuersale  rad.  aus  6  518%  3  so  cir- 
cumflexrad.  7  bis  8  QUOD  NE  maj.  13  consequentiamm.  ih  24  to 
25  DICTA  SUNT.  maj.     519%  30  potesta^e  corr,  aus  s     519^  8  maj 

520',  3  contrarii  nicht  auf  rasur    4  opinatio  auf  rasur    8  nua- 
ncs  auf  rasur    20  bis  21  DIU  IST  7naj.     30  demo  auf  rasur  tmm 
520**,  20  bis  CON  maj\     22  falsiZ  auf  rasur  von  a     34  von  ünde  begint 
andre  schrift     521-,  4  uuäre.;     7  bis  8  OPINIONE  maj,    23  QÄ  i5 


AÜ8   8.   GAIJiBR  H88.  Ul  335 

fff«;.  28  qm  30  st.  521  ^  4  qih  14  pter  622%  30  bis  31  MALV 
EST.  maj.  522  \  1  zfigeslüngen.  auf  rasur  von  änaburto.  9  tfngis 
riehiig  21.  30.  33  qm  523  ^  2  QÜESTIONIS  4  bis  5  HIC  maj, 
6  dlngoßchemo  auf  rasur  von  go  7  likJcero  auf  rasur  von  o ,  ro  ist 
übergeschrieben  23  uiaderuuartig  accent  rad.  24.  25.  32  qm  28  est 
(mf  rasur  van  esse  37  uuäne  523^  12  AMPLIVS.  33  ter  auf  rasur 
van  n  524*,  10  AMPLIVS.  12.  13.  17.  18.  23.  27  qm  19  6benlukke 
21  opinioni  29  enim:  aliquando  rasur  von  e  524*',  4  umlon  accent 
undeutlich,  aber  sicher  circumflex  9  der  am  rande  nachgetragen  17. 
18.  23  qm  25  quo  33  bis  34  INTEEEST  maj.  525^  5.  16.  37  quo 
13  qm  13  ei*  d,  i.  eius  28  so  circumßex  rad,  38  rasur  eines  punh- 
tes  nach  affirmationis  525  ^  8  qm  21  quo  33  von  Circa  ab  andre 
Schrift  35  impossibile  526%  1  über  taz  spur  eines  accents  2  geÄ| 
skehen  radiert.  Die  leete  halbe  seite  ist  leer^  ebenso  s.  296.  S.  247  —  295 
enthalten  die  Topica  Ciceronis,    8.  296  ist  leer. 

Sonst  ist  über  die  Schrift  von  cod.  A  7wch  zu  benierken,  dass  die 

iigaiuren  mi,  ni  besonders  im  anfang  s.  378  bis  400  sehr  häufig  sind, 

ferner  mi  410%  7.  475%  11.  21  in  terminus,  411%  7  in  minus,  463%  12. 

^68%  16.  35.     468%  4.  16.     469%  9.    473%  29.  34.    493%  18.    493%  16. 

^^4%  9  in  den  aUeitungen  von  nomen   525%  20  in.  Similiter;    ni  in 

^en  ableitungen   von    omnis    493%  12.      412%  9.      415%  9;    animal 

^73%  6.     503%  25.    27.     stgnifico  468%  1.     473%  32.     474%  18.    28. 

^75^  8.    28;    nominis  468%   17.     469%  11.    16;    negationi   451%   23; 

^Ppositionis  451%  27;  diffinitionem  469%  18;  hominibus  474%  12;  infi- 

^ia  493%  16.  18;  negationis  500%  2;  dimidii  447%  9;  opinione  525%  25. 

^f>ie  ligatur  von  NT  in  SUNT.     380%  10.     499%  2;   sunt    412s  8. 

^15%  2.     445%  31.     460%  4.     462%  31.     493%  32;    sint  oder  sfnt  in 

*05%  2     418%  15.     420%  13.     436%  17.     447%  11.     451%  26.     459%  8. 

*6l%  22.     467%  27.     483%  2.     501%  11;    in  häbent  519%  3;    HABE- 

A.^T  382%  29.     383%  25.     384%  17.    516%  15;    tüont  446%  24;  cho- 

^ent  461%  27.     459%  10;  uuördent,  uuördint  417%  31.     473%  15;    in 

*e»  Verbalfarmen  393%  13  —  16;    ligent.  470%  10;    Erunt   445%  24. 

^61%  23;  TBIBÜANT  383%  30;  stant.  424%  24;  faciunt  429%  23;  Con- 

^ertuntur  432%  22;  Concedantur  451%  21;  nehßizent  436%  11;  begäge- 

aoni  456%  37;  söhent  447%  8.  447%  10.  11;  geskehent  485%  6;  CON- 

l^lNaUNT  485%  23;  SÜBSTANTIA.  382%  1;  uulzenthßit  517%  4.     Die 

^^gatur  van  VS  in   amplivs   409%  7.     423%  19.    439%  27.     442%  5, 

*ö3%  22.     623%  12.     524%  10;    seruvs.  421%  32.     431%   13;    huivs- 

modi  425%  19.     430%  18.     438%  19.     439%  7.  13.     439%  21;    privs 

^Qä%  15.   489%  15;  sensvs.  424%  15.    424%  9;  citivs.  435%  7.  438%  32; 

'^^s.  435%  26.     436%  2;    factvs  437%  10.  438«,  13;    minvs  443%  7. 


836  piPBB 

9.  16;  REBVS  486%  30;  passvs  439',  8;  PRECEDENTIBVS.  382b,  1  Ö; 
accubitvs  41 6^  7.     omnibvs  421',  7.     441^  26;  speciebvs.  425%  9;  pl»- 
ribvs.  425^  10;  lectoribvs  444',  29;  habitvs  444^  1.  4;  uicinvs  429^  36  ; 
proximvs  429^  37 ;  dissonvs  430',  29 ;  principatvs.  430%  26 ;  suffectvs. 
430  \  30;    consulatvs  32;    prepositvs  34;    discipulvs   35;    tribunatvs. 
431',  1;  fraternvs  10;  calidvs.  432',  1;  quantvs  432%  7;  dicamvs.  432% 
16;  affectvs.  434',  7.     443',  15.  17;    ipsivs  435%  10;    corpvs  436',  7; 
rubevs  437',  9;   mobilibvs  437',  34;    contristatvs  439',  3;    qualitatibvs 
441%  30;  existentibvs.  441%  30 ;  genvs  4f0%  15;  444%  14.  17 ;  cramaticvs 
440^  4;  coloribvs  441%  30;  iustvs  495%  9;  EIVS  507%  29.    LigcOur  von 
NS  in  ACCIDENS  503%  1;   AMBÜLANS  5(>7%4;   ligatur  van  ha  in 
habet  524%  11;  525',  25.     Gewöhnlich  ist  U  geschrieben;  V  ist  richtig 
in  Videtur  417%  28;  Vocatiua.  414%  2;  Verbum.  466%  27;  451^  14; 
Visus  451%  15;  Vuända;  Videbitur  480%  3;  Vtrum  519%  8. 

Im  cod,  B  ist  die  ligatur  OB  häufig,   besonders  in  der  endf&9Mg 
des  genetiv  pluraMs;    ferner  in  coRpora  401%  36.     402%  3;    oorpo»» 
402%  7;    CORPUS  385%  18.     402%  33.  34.     403%  18;    cORporis  403%      6- 
10;    hartoR  388%  5;    tepoRis.     405%  23;    caloR  407%  30.     433%  1  *» 
timoR  401%  31 ;  chÖRn  408%  18;  uuÖRt  445%  31 ;  VS  in  pictvs  379%  %  S; 
plicatvs  401%  12;    passionibvs  437%  33;    hi  in  nihil  383%  7;    ma     ^ 
animal    379%  13.    15;    mi   in   primis   387%  18  —  387%  21;    homim.  ^' 
378%  26;  nomine  380%  4;  ni  m  animal  388%  28;  NTin  sunt.  380%  ^     ^' 
sint  416%  19^  HABEANT  382%  29.   383%  25 ;  TBIBUANT  383%  3    -^' 
SVBSTANTIA  396%  18;  INCONÜENIENTIA  42()%  16.     V  ist  rieh^^ 
in  Videtur  417%  28.    Eine  andre  feder  begint  mit  unde  döh  381%  ::^^^ 
(doch  bleibt  derselbe  Schreiber). 

Von  Seitenanfängen  gibt  Steinmeyer  unrichtig  an  Ufid 
hier  verbessert:  380%  31  uufrdit  [278']  er  382%  20  QVATVOK.  [28(*^^] 
Nu  402%  3  [297']  Unde.  Es  ist  zu  beachten,  dass  da,  wo  Steinmof^^^^ 
kein  wort  zur  zeiletiziffer  sezt,  die  neue  seite  mit  der  betreffenden  zeile  begif^^^' 

Die  lezte  halbe  seite  des  cod.  A  ist  leer.    S.  247  —  295  stehn  d-'^^^ 
Topica  Ciceronis,  s.  296  leer.    Die  hs.  ist  in  einem  braunen  lederban^    ^' 
Vorn  auf  detn  vorsetzblatte  hat  Flügistlialer  notiert ,  dass  er  den  cod^^^^ 
abgeschrieben.    Auch  dieser  codex  liegt  in  quatemionen^   deren  erfAc^^ 
von  s.  3—18  reicht.     Die  folgenden  scMtessen  mit  s.  34,  50.  66,   8^— ^■ 
.98.  114.  130.  146.  162.  178  [176?).  192.  208.  224.  236.    Imll.od&^=^ 
12.  quaternio  mu^ss  ein  blatt  fehlen.    Ferner  ist  nach  s.  234  ein  bla. — -^ 
ausgeschnitten.     Von  s,  115  begint  andres  pergament,    237 — 246  gehc:^:^^^ 
ren  zusammen;    darnach  sind  drei  blätter  ausgeschnitten.     Auf 
vorlezten  zeile  von  s.  153  aber  döh  wechselt  die  schrifi.     Di»  seil 
anfange  sind  in  Qraffs  ausgäbe  {Berl.  Ak.  d,  W.  1835.  8.  267  fgg^^^ 


AUS    S.   GALLKR   HRS.    HT  337 

angegeben.  Wo  dessen  angaben  etwa  misverstanden  werden  hönnen, 
oder  unvoUtändig  sind,  ergänze  ich  sie  im  folgenden:  383**,  23  uulr- 
det  [15]  QUOD  391%  31  ESSE.  [28]  Non  399%  17  CONTINÜA. 
[41]  Est  402',  2  figur  [46]  Unde  430%  38  tra  [91]  cta.  481%  7 
permissio  [92]  permisse  432%  11  supposuit.  [93]  Sic  432%  21  spe- 
cies  [94]  reperiuntur.  462%  21  MOTU  [138]  Motus  465%  7  cohabitat. 
[143]  Taz  470%  6  sub  [151]  iecto  486%  7  tdz  [179]  ßiner.  IJs  ist 
eu  beachten,  dass  Graff  die  seitennummern  je  um  zwei  einheiten  nie- 
driger jsählty  als  sie  jezt  im  codex  bezeichnet  sind,  denn  er  begint 
mii  s.  1. 

Die  hände  des  codex  818  sind  schwer  zu  scheiden,   da  er  von 
anfang  bis  zum  Schlüsse  mit  ziemlich  gleicher  Sorgfalt  geschrieben  ist. 
Das  stück  468\  18  —  22  {pag,  cod.  148)   hat  ein  etwas  anders  aus^ 
sehen,  doch  wechselt  da  nur  die  feder,  der  Schreiber  bleibt.  Von  471^,  18 
aber  döh    {oder  20  dürh  sfh?)   begint  sicher  eine  andre  hand,    die  bis 
8.  472^,  2  kes^hennis.  geht.    Mit  Natürlih  sezt  wider  der  frühere  Schrei- 
ber ein,   der  besonders  an  seinen  z,  k  und  seinen  circumflexformen 
erkenbar  ist.     Von  476^^  17  (pag.  cod.  162)  Also  ab  fängt  eine  andre 
hand  an,  die  aber  wol  nicht  mit  der  von  s.  154  identisch  ist.     478",  26 
(jp.  c  165)  mit  omne  wechselt  die  dinte,  und  es  tritt,  me  es  scheint, 
wider  die  schrift  von  s.  155  fgg.  ein     Sicher  begint  mit  499^,  7  (p.  c. 
202)  ne  eine  andre  schrift,   die  sich  von  der  früheren  unzweifelhaft 
scheidet   durch  die  fm'm  des   d ,    welches   noch  auf  s.  201  in  seinem 
ersten  zuge  eine  rundliche,    hier  aber  eine  eckige  form  zeigt.     Früher 
war  der  erste  zug  des  d  einfach,  hier  besteht  er  aus  zwei  teilen.   Auch 
van  s.  239  ünde  ab  {Hatt.  520^,  84)  begint  eine  andre  schrift,  die  sich 
durch  ihre  q,  A,   z,  Q,   k,  U,  sowie  auch  durch  die  abkürzung  qm 
(ßtati  der  sonstigen  q)   auszeichnet.    Der  lezte  Schreiber  sezt  ein  mit 
8.  246  {Hatt.  525^^  33)  iro  genus ,  und  ist  besonders  an  seinen  k  und  z 
erkenba/r.     Es  ist  derselbe,   welcher  auch   die  nun  folgenden   Topica 
Ciceronis  zu  schreiben  begint.    Dass  der  cod.  eine  abschrift  ist,  zeigen 
misverständnisse^  wie  442**.  14  uuä  sint.  vgl.  auch  499%  12. 

20.  Cod.  Sang.  30.  kl.  4^.  Spottvers  {vgl  Hattetner  I,  409''  MüU 
lenho/f- Scherer,  Denkmäler.  2.  ausg.  XXVIIP  s.  53  und  365.  Littg. 
s.  140)  s.  1.    Ich  gebe  den  ganzen  text  in  zeilengetreuem' abdruck: 

liubene  er  sazta  sine  gruz  unde  kab  sina 
tohter  uztocham  aber  starzfidere 
prahta  imo  sina  tohter  uuidere. 
In  Zeile  1  ist  das  lezte  wort  deutlich  so  geschrieben,  in  z.  3  ist  sina  aus 

e  corrigiert,  womach  Hattemer  und  Müllenhoff  zu  berichtigen. 

(SchlasB  folgt.) 

SB1T80BB.    F.   DFUTSCHJ?  FHILOLOQIB.    BD.     XIII.  ^^ 


338 


I. 

VISIONSLEGENDE. 

In  der  gräflich  Baczinskischen  bibliothek  zu  Posen  befindet  sm^h 
unter  Qu.  II  H.  d.  18  eine  pergamenthandschrift  aus  dem  anfange  oLes 
13.  Jahrhunderts,  ^miscellanea  varii  argumenti*^  betitelt,  die  in  meks^r- 
facher  hinsieht  von  interesse  ist.  Eine  genaue  beschreibung  derseIl>^Q 
wird  gegeben  in  dem  Neuen  archiv  för  alt.  deutsche  geschichtsk.  6, 
515  fgg. 

Auf  fol.  80  —  92  steht  eine  erzählung ,  die  der  sage  vom  möm  ^k 
Felix  ^  nahe  verwant  ist ,  sich  aber  von  dieser  und  allen  übrigen  d^3in 
Sagenkreise  von  den  Siebenschläfern  ^  angehörigen  dadurch  nntersch  ^- 
det,  dass  sie  sich  an  die  gründung  eines  Cluniacenser-klosters  in  d.^& 
italienischen  alpen  anschliesst,  sich  auf  das  zeugnis  des  Bamber^S^ 
bischofs  Eberhard  ^  beruft  und  endlich  mit  besonderer  ansf&hrlicht  ^^ 
grosse  lebhaftigkeit  der  darstellung  verbindet,  wie  dies  leztere  fthnlS--^ 
in  einigen  andern  stücken  der  hs.  hervortritt,  die  unzweifelhaft  r  ^^ 
dem  ehemaligen  abt,  später  nur  noch  mönch  in  Langheim ,  Engelhar^^) 
verfasst  sind,  so  dass  die  Vermutung  nahe  liegt,  derselbe  Engelba  ^^^ 
möchte  auch  der  Verfasser  dieser  erzählung  sein. 

Sowol  das  alter  der  hs.  als  der  Inhalt  lassen  an  eine  ableitn^^  ^^ 
von  der  sage  vom  mönch  Felix,  die  uns  erst  aus  dem  14.  jahrhunde^s^^ 
überliefert  ist ,  kaum  denken ;  zudem  würde  der  Verfasser  der  vorliegen  ^^' 
den  sage,  wenn  ihm  jene  bekant  gewesen  wäre,  die  leztere  zum  ruhn»-*^^ 
seines  Ordens  oder  wenigstens  seines  Standes  doch  wol  vorgezog^^^^ 
haben ,  anstatt  sie  von  einem  ritter  zu  erzählen ,  indes  mag  dies  dahii^  ^^^' 
gestelt  sein :  jedeiifals  dürfte  die  erzählung  als  ein  nicht  ganz  wertlo8^-*=**' 
beitrag  zur  deutschen  legendendichtimg  zu  betrachten  sein. 

Froemium   sequentis   narrationis. 

1.  Rem  aggredior  dicere  dictam  mihi,  a  me  creditam,  jocnndnr    ^^ 
miraculo ,   utinam  et  firmam  testimonio.     Testem  ejus  dare  non  poc  ^^' 
sum;  cum  tamen  uni  viro  hie  rumor  asserebatur,  qui  certe  Medis  ^     ^^ 
Persis ,  Graecis  ac  barbaris  ad  fidem  faciendam  sufficeret ,  si  ipse  retL^^' 
lisset:  Episcopus,  ut  fertur,   Babenbergensis  Eberhardns  Borna  veniec::::^^ 

1)  Vgl.  Wackernagel,  Lit. -Gesch.  I.  §55,  114. 

2)  Vgl.  Massraann,  Kaiserchronik  lil.  776  und  Wackeruagel  a.a.O.  §56|  11 
8)  Wol  Eberhard  ü.  von  1146  —  1172,  vgl.  Garns,  Series  epiicoporam  pag. 
4)  Vgl.  Wattenbach,  Deatscbl.  Geschichtsqaellen  4.  anfl.  II,  886. 


BCHWABZBBy   YISIONSLBeRNDB  339 

attalit  eom.  In  Alpibus  Italiae  accepit  illum  in  monasterio  Clunia- 
censis  ordinis^  cujus  noinen  incognitum. 

2.  Qualiter  episcopus  sasceptns  est  et  edoctus  hanc  hystoriam. 
Hoc,   üt  diximus,  monasterium  episcopus  adiit  declinans  aestus 

Augusti,  qui,  ut  ajunt,  gravis  est  ad  portaudum  etiam  indigeuis,  magis 
autem  peregrinis.  Cum  Caesarea  tuuc  fuit  in  Italia,  et  illuc  ei  decli- 
nandi  licentia.  Susceptus  a  patre  monasterii  beneficium  benigne  susce- 
pit,  familiariter  aliquandiu  degens  ibi  vidensque  ordinem,  mores  et  opes 
monaHteril  Querit  ab  abbate  domus  etatem,  fundatorum  dignitatem, 
animadyertans  et  considerans  in  omnibus  disciplinam  domus,  ordinis 
honestatem.  Bespondit  abbas  mira  quedam  et  grandia,  que  nuUus  ei 
crederet,  nisi  patesceret  res  ipsa  et  annalibus  suis  haberetur  asscripta. 

3.  Quod  a  duce  fundata  sit  domus  illa. 

Domus,  inquit,  hec  satis  antiqua  est,  ducem  nobilissimum  habuit 
Amdatorem.  De  Castro,  ait,  versum  est  in  claustrum,  nisi  quod  modo 
potius  castrum,  in  quo  militatur  armis  potentibus  deo  et  sie  justius  ita 
et  robustius  ei,  quam  in  castris  secularibus  seculo.  Sic  abbas  episcopo 
et  cronicam  suam  proferens  ostendit  ducem  hunc  unius  filii  patrem 
liberos  alios  non  habuisse  et  hunc  in  virum  fortem  enutrisse  ipsumque 
nutritori  omni  corporis  et  honestatis  elegautia  respondisse. 

4.  Quod  filius  ducis  nuptias  celebravit,  principes  invitavit,  ut 
angelus  interesset,  obtinuit. 

Denique,  ut  hystoriam  prosequar,  opes,  parentes  et  anni  coege- 
mnt  juvenem  cogitare  de  nuptiis.  Res  venit  ad  effectum ,  idque  longo 
lateque  diyulgatum.  Grandis  illic  apparatus  epularum,  epulantium 
copiosa  collectio  et  soUempne  tripudium;  principes  quoque  invitati  glo- 
liosios  atque  copiosius  effecerunt  gaudium.  Aderant  invitati  omnes, 
deftait  adhuc  unus,  angelum  dico,  quem  nemo  preter  juvenem  digne 
invitaret,  qui  celitus  exoratus  adveniret,  quem  tamen  ibi  nullus  agnos- 

ceret 

5.  De  religione  juvenis  et  oratione  ejus  et  occursu  angeli. 
Juvenis  ille  religiosus  erat,   mulierem  non  tetigerat,   orare  fre- 

quenter  in  die  solebat,  solitam  tamen  orationem  solvero  tunc  fuerat 
oblitus.  Subito  ergo  morem  suum  rememorans  in  vespera  et  hora 
cenandi  equum  solus  ascendens  ad  ecclesiam  in  latere  montis  ejusdem 
pogitam  pergit,  orat  et  redit.  Non  frustra  hoc!  effudit  enim  super  se 
^"'*!nmn  suam  deum  invocans  adjutorem  rebus  inchoandis ,  nee  fraudatus 
est  a  desiderio  suo.    Sic   abiit  exauditus  in  oratione ,   sed  alia ,  quam 

1)  Eberhard  II.  war  allerdings  1154  mit  Friedrich  I.  in  Italien.  Vgl.  Usser- 
■»aiiii,  epiBCopatne  Bamberg,  pag.  108.  Stumpf,  Reichskanzler  n.  3690.  Seine  spä- 
^^»vn  reiieD  hierhin  können  nicht  in  betracht  kommen. 

22* 


340  RCHWARZBB 

vellet,  ratione.  Semita  illic  angusta  ducit  in  montanaf  qua  viram 
venerauda  canicie  vcnieutem  vidit  sedeotem  mulo,  indutum  albis,  ex 
toto  splcndidum ,  id  quoque  quod  (I.  quo)  scdit  animal  candidom.  Salu- 
tatus  ab  co  juvenis  resalutavit  scniorem  honorans  et  deferens  ei,  vocans 
ad  convivium  atque  ad  hospicium  trahens.  Miscentur  colloquia,  senex 
in  sermone  magis  ac  magis  placuit  et  aliquid  plus  homine  juveni  videri 
cepit.  Bogatus  indicare  quis  esset  „amicus,^  ait,  „taus  sum;  ad  hoc 
veniens,  ut  sollempniis  tuis  intcressem,  et  si  velis  potes  illic  sentire 
me  utilein."  „Omne,"  inquit,  „volo,  gratias  deo,  gratias  tibi,  qui  ad 
opus  hujus  bore  pro  solatio  mco  dei  missione  venisti.  Credo  jam  con- 
sultum  mibi,  ut  uuptio  meo  cum  houore  celebrentur,  ut  Omnibus  justa 
reddantur,  cum  ad  tui  oris  impcrium  omnia  nica  gerentur.''  Hec  dicens 
senem  amplectitur,  honoris  sui  curam  et  curiam  regere  deprecatur, 
ordinäre  sedilia,  disponere  ministcria,  legem  dare  dapiferis,  piacemis 
ordinem,  omniuui  postremo  so  probere  doctorem  et  rectorem.  Senior 
ista  non  abnuit  et  credeuti  prospera  cuncta  promisit. 

6.  De  reditu  ejus  et  de  specie  angeli  et  optima  procuratione  ejus 

Juvenis  solus  exiorat ,  redit  geminatus  bono  comite  et  illius  comi 

tatu  jam  melior  ac  folicior  ipse.    Intrauti  curiam  curiales  omnes  obviam. 
ruunt,   excipiunt  dominum  cum  honore,   houorari  vero  pre  se  comitemjdM^*^ 
jubet,    cum  idem  vultus  illius  et  habilus  sed   et  omnia  ejus  eiigere^»'^^® 
viderentur.     Erat  eiüm  speciosus  forma  pre  filiis  hominum  nee  mnltoo^*^ 
inferior  vultibus  anglorum,  forsitan  et  unus  iUorum  vel  etiam  dominus^ -*^^ 
universorum,  talis  apparens  illis  qualis  olim  multifarie  multisque  modi^-KC^^ 
patribus  ac  prophetis.    Stupent  omnes  ejus  vultu ,    delectantur  intuitn«.  kf  Jtu, 
nobilissimum   se    non  immerito   putaret,    cujus   ipse   dignaretur   obse — ^^^ 
quium.    Jubet  dominus  curam  ejus   haberi  multos  illius  servitio  depu — x^^^i' 
tans,    sed   et  omnibus   deferre   Uli  et   obedire   communiter   imperans. . 
Omnibus  hoc  precepit  officiorum  prepositis,   idem  et  universis  et  sin-  — 
gulis,  nee  inventus  est  uUus  non  libenter  obediens  imperio  bonihospitis  »-*****' 

et  optimi  dispensatoris.     Initur  convivium,  habunde  magistratnr,   glo ^>"^ 

rie  nihil  aut  copie  defuit.  Biduo  triduove  convivium  illud  agebatur,«.**-^*^' 
deliciis  affluunt  onmes.  Crescente  et  comedentium  nomero  res  decres-— ^^^ 
cere  nesciunt,  valentes  sumi  sed  non  consumi,  pascere  nee  depascL  *-2^^^ 
illo  forsitan  dispensante  ibi  substantiam  rerum  qui  panibus  quinqae^-^^^^ 
satiavit  totidem  milia  hominum,  quique  prius  in  nuptiis  aquas  mutavit^-i^'^^ 
in  vinum.  Poterat  durare  soUempnitas  illa,  si  dispensator  ibi  diutias  ^^^^ 
perdurasset:  quidem  sine  dampno  domini  domus  convivium  agebator. 

7.  De  molesta  dimissione  hospitis  et  de  pompa  nnptiarum. 

Petit   hospes   licentiam   abeundi;   si   bene   servisset,   gratnm  et  ^^^^ 
optatum  sibi,    se  paratum  et   de  reliquo  libenter  servire  Uli,   ai  recta  ^^"^ 


VISIONSLEQENDB  341 

et  accepta  deo  gereret  in  terra  principatus  siii.  Multas  illi  gratiarum 
actiones  sponsus,  multas  amici  et  domestici  retulerunt,  detinere  adhuc 
Ulmn  temptant,  sed  non  volentes,  nou  absque  dolore  dimittunt.  Venit 
hoc  verbum  in  curiam  quod  abiret  dispensator,  meror  detinet  oranes, 
sed  hos  maxime,  qui  sepius  cum  illo  fuisscnt  et  quibus  gratiam  fami- 
liaritatis  impertisset.  Fuerant  in  convivio  tybia,  lyra,  cithara,  sed  et 
omne  genas  musicorum,  auri  et  argenti  vasa  eminentia,  sericum,  byssus 
et  Purpura,  lapidesque  preciosi,  cum  omni  geuere  et  ornatu  vestimento- 
rom,  fuerant  mimi  et  hystriones  cum  omni  laetandi  materia  et  arte 
ludorum,  et  fuerant  milites  spectaculum  exhibentes  equitandi  scientia 
cum  omni  equorum  pulchritudine  genere  specieque  armorum.  Totum 
denique,  quod  visu  pulchrum  et  auditu  delectabile,  quod  tactu  placet, 
quod  mulcet  olfactu,  quidquid  suave  est  gustu,  gustavcrunt  omnes  et 
saturati  sunt,  solo  illius  hospitis  coutubernio  satiari  nequiverunt,  unde 
et  illius  subtractionem  niaxime  doluerunt.  Sponsus  liospitis  discessum 
ferre  non  sustinens,  rogat,  ut  maneat,  ftustratus  in  prece  precatur,  ut 
vel  aliquid  suorum  accipiat.  Non  exauditus  in  hoc  se  ipsum  ei  comi- 
tem  parat  ad  deducendum  vel  in  locum  unde  ilium  susceperat. 

8.  übi  hospitem  sponsus  prosequitur  abeuntem  et  ab  ipso  rein- 
vitatur. 

Hospitis  producitur  mulus  suus  frenatus  a  triduo,  quo  de  illo 
descenderat,  siquidem  hoc  petiverat  ipse,  tarnen  ut  servaretur  in  loco 
mundo,  nam  cibo  non  egeret,  sed  muiiditia  stabuli  pro  pabulo  ei  suffi- 
ceret.  Ascendit  hospes  subsellium  suum ,  sponsus  et  milites  equos  suos. 
Itur  et  venitur  ad  semitam ,  unde  convenerant  sibi ;  ultra  enim  persequi 
70luissent,  sed  ille  non  patitur.  Illic  flere  juvenis  cepit  et  orare,  ne  se 
relinqueret.  „Cur  me,"  inquit,  „pater  deseris  et  presentie  tue  jocun- 
ditatem  cur  mihi  subtrahis?  Patere,  queso,  et  sequar  te  quocunque 
ieris."  Et  senior  „non  potes  me/  inquit,  „modo  sequi,  sequeris  autem 
postea.  Post  hoc  triduum  sollempnitas  est  mihi ,  cui  si  Interesse  volue- 
ris,  vicem  mihi  reddidisti,  et  ego  pro  gratia  gratias  ago  tibi."  Lotus 
ad  hoc  ille:  „volo,"  inquit,  „volo!  atque  utiuam  esset,  ubi  tuo  possem 
respondere  beneficio.  Et  quo  vadam  vel  quomodo  veniam?"  „Hec," 
ait,  „semita  ducit  ad  domum  meam,  quam  tamen  nemo  novit  preter 
me  et  animal,  cui  sedeo;  alius  si  quis  temptaverit,  in  via  deceptus 
errabit.  Tu  si  me  videre  desideras,  in  hunc  locum  venies  et  invenies 
molum  meum  Stratum,  ut  nunc  est,  in  meridie  die  3e.  Equum  ergo 
tuum  tuosque  omnes  hie  relinques  et  ascendes  animal  hoc,  quo  te  por- 
taverit  illud  illuc  perges  et  mo  meosque  illic  invenies.  Noli  timere, 
non  penitebit  venisse  ad  me  nisi  cum  redieris  inde;  tunc  scies  quam 
bonum  tibi  f^ierat  mecum  permansisse. 


342  SCHWABZBB 

9.  Quam  ardenter  sponsus  diligit  angelum  et  curat  venire  ad 
illum. 

Abit  ille,  redit  iste  cum  suis  suspensus  ad  promissum,  paratus 
facere  constitutum.  Sponsam  duxerat  recens  et  quo  novior  eo  et  sua- 
yior  fortiorque  poterat  esse  amor  illius,  sed  hospitis  sui  comparatione 
tepuerat,  viluerat  ac  nullus  erat,  in  quem  eum  traxit  et  illexit  ardor 
divinus  et  angelicus.  Adest  dies  et  diel  hora  quam  condixerant  sibi; 
sponsus  sponse  valedicit  in  brevi  reversurus,  ut  putavit,  sed  numquam 
eam  visurus,  ut  contigit.  Exit  cum  militibus,  venit  ad  locnm,  Stratum 
nvenit  jumentum,  notum  ac  denominatmn  sibi,  suo  desilit,  ascendit 
illud.  Militem  remittit  in  castrum,  volentibus  ire  secum  interdicit  pro- 
gressum.  „Gras/  inquit,  „redite  buc  ad  prebendum  mihi  comitatum; 
non  ultra  morabor,  quam  in  meridiem  diei  sequentis.  Tube  me  non 
dubitetis  esse  venturum." 

10.  Quod  post  angustiam  montium  in  latissimam  terram  venit  et 
leticie  plenam. 

Sic  abit  deserens  suos,  it  quo  nescit  ipse,  mulo  se  portante  per 
viam  artam  et  angustam,  sed  cujus  finis  duxit  ad  vitam  et  viventinm 
terram.  Mulus  cautus  et  scius  itineris  deviare  non  potuit,  nee  sessor 
illius  ab  hospitis  sui  boua  promissione  difßdere.  Superatis  angustüs 
venitur  ad  planiora,  pulchris  pulchviora  succedunt  et  postremo  pulcher- 
rima  terra  se  offert,  cui  nunquam  ille  similem  conspexisset.  Aer  lenis 
et  lucidus,  campi  lati  planique  pre  oculis  omnes  illi  spectandi  pre- 
buere  delicias.  Lilia  rose  violeque  per  campos,  sed  et  omnis  flornm 
nobilitas  solum  ob  texer  at  et  tanquam  purpura  distincta  coloribus  pulcra 
varietate  vernabat.  Arbores  hinc  florifere  illinc  pomifere  spargebantur 
diverse  generibus  statuque  diverse,  ut  sui  decoris  plenitudinem  osten- 
tarent  et  terre  de  suo  uichil  auferrent.  Aves  in  arboribus  rare  spe- 
ciebus  et  vocibus  clare,  auditu  visuque  amabiles,  nullam  ignobilium  ac 
quicquid  est  corvini  generis  admittentes,  sed  lete  ac  mansuete  omnes, 
siquidem  maledictio  spinamm  et  veprium  ibi  non  est,  tribulus,  Urtica, 
cardus  aut  cicuta  non  apparet,  omne  postremo  arborum  vel  herbamm 
genus  ignobile  ibi  non  germinat,  nil  denique  nisi  quod  tactn,  quod 
olfactu,  quod  visu  similiter  et  usu  complaceat. 

11.  Qualiter  aves  cum  cantu  deducunt  eum  et  excipiunt. 

Hanc  terram  ingrediens  juvenis  fit  alter  ex  altero,  odoratus  odo- 
rem  suavitatis  ex  Omnibus  vitam  et  vite  jocunditatem  oculis  suis  et 
auribus  totisque  sensibus  hinc  inde  trahentibus.  Aves  quoque  ut  animal 
illud,  cui  sedit,  notum  ac  domesticum  eminus  venire  conspiciunt,  obvo- 
lant  exultantes  et  hospitem  domini  sui  jocundis  vocibus  atque  volatibas 


[ 


V18ION8LEOBNDB  343 

sälütantes  honorant  illum  dulci  canta,  deducunt  leto  conyolata  et  pre- 
conum  instar,  indigenis  nuntiant  de  hospitis  sui  adveutn. 

12.  De  ini  stattonibus   tabernaculoram    et    de    gloria   inhabi- 
tantium. 

Yidet  non  longe  tabernacula,  de  quibns  dicere  poterat  „quam 
dilecta  tabernacula  t.  d.  u.^  ^  quod  essent  pulchra  uimis,  decora  supra 
xnodum  et  haberent  gratie  plurimum.  Erant  ergo  dilecta  et  dilectione 
digna;  omata  omni  lapide  precioso,  sericis  necta  cortinis,  aureis  quo- 
qne  terre  fixa  paxillis ,  parietes  eorum  et  tecta  purpura ,  cocco  bissoque 
vestita  et  omni  genere  pulcritudinis  exornata.  Talia  erant  tabernacula. 
Habitantes  vero  in  eis  multo  pulcriores :  populus  multus  et  fortis,  splen- 
didus  Tultn  et  pulcher  amictu,  omnes  hü  genus  electum,  re.  sacer.  g.* 
sancta,  populus  acquisitionis ;  gloriantes  in  gloria  acquisitoris  letaban- 
tar  universi ,  gaudebant  et  letebant  [sie !]  magnitudine  gaudiorum ,  unde 
ot  procul  auditus  et  sonus  eorum  de  voce  exultationis  et  salutis,  que 
foit  in  tabemaculis  illorum.  Factiis  bis  propior  adolescens  in  voce 
jubilationis  excipitur  egressis  obviam  ei  viris  ac  feminis  universis,  ac 
si  David  cum  cantoribus  citharam  percuteret  in  domo  dei,  sie  ymnum 
canebant  et  laudes  deo  dicebant  universi. 

13.  De  secunda  statione  tabernaculorum. 

Ita  herum  laude  susceptus  et  deductus  ulterius  venit  ad  aliorum 
^ntoria;  ibi  quoque  recipitur  cum  cantu,  cum  gaudio,  cum  honore, 
cum  gloria.  Major  quidem  herum  jocunditas,  major  exultatio  quam 
priomm  fuity  sed  utrorumque  leticiam  tercie  stationis  prerogativa  supe- 
ravit 

14.  De  tercia  statione. 

Landibus  utrorumque  defertur  ad  illam;  illic  sein  non  potest, 
?uid  viderit ,  quid  andient ,  quid  senserit  gaudiorum.  Nam  posteriorum 
^blitns  et  ante ,  immo  super  se  extentus.  Omnes  fasces  suas  et  glorias 
^^Tle  divitias  pro  sordibus  habuit,  pro  nichilo  computavit  et  nee  uni 
^iidiDo  istorum  se  comparem  aestimavit.  Hiis  quoque  prosequentibus 
c^^  primis  et  seeundis  procedit  jam  et  ipse  letabundus  et  landaus 
ioebriatus  ab  ubertate  domus  dei  et  torrente  voluptatis  ejus  potatus. 

15.  De  quarta  statione,  ubi  animal  substitit. 

In  quarta  dein  mansione  venit  et  invenit  hospitem  suum,  non  ut 
P^^  solum,  sed  constipatum  exercitu  candidatorum  Coronas  in  capiti- 
^  regum  instar  habentium  et  pre  sole  vultu  cultuque  splendentium. 

1)  Ps.  83,  2. 

2)  Petr.  I,  2,  9:  „genas  electam,  regale  sacerdotitim ,  gens  sancta,  popnlns 
•öq^idtioiiiB.« 


344  SCHWARZER 


sr 


I—  - 


;t.- 


Illic  substitit  nmlus  et  nusquam  prius  ibiqae  descendit  felix  sessor  illhs, 
sed  tunc  felicior  si  non  deuuo  sedisset  dorso  ejus. 

16.  Cum  quanta  gloria  susceptus  sit. 
Venieuti    cum    gaudio    gaudeus   procedit   obviam   ipse   gloria  et 

honore  covouatus  et  cum  eo  totus  ille  candidatus  electe  juventutis  eier- 
citus.  Nou  oculus  vidit,  non  auris  audivit,  nee  in  cor  hominis  ascen- 
dit  confessio  et  pulcritudo,  que  erat  in  conspectu  ejus  sanctitaüs  et  '^ 
magnificontia,  que  in  processioiie  ejus.  Non  memini,  utrum  arbs  fue- 
rit  an  tabernaculum ,  ubi  receptus  est  hospes.  Tanta  illic  fdit  glorie 
magiiitudo,  tanta  lüticie  abyssus  et  pelagus  gaudiorum,  ut  rei  ponduft 
careat  editioue  verborum.  EquiJem  in  susceptione  illius  et  oscolo  vi 
amoris  ita  est  absorptus  in  spiritum ,  ut  [corporis  sui]  *  corruptioneU^ 
nunquam  seutiret  aut  animi  tedium,  et  annos  ut  ferunt  GGG  tos  il^i 
faceret,  et  trium  horavum  spacium  vix  putaret.  Ceterum  die  una  aec 
amplius  ibi  stare  decrovorat,  sed  non  venit  dies,  nox,  neque  vespeira, 
nunquam,  nisi  tallor,  ibi  Ventura.  Expectavit  illam,  sed  non  venit;  quskA 
si  perexpectasset,  nuuquam  redisset,  nunquam  et  obisset. 

17.  De  parentum  ac  sponse  familieque  tristicia  et  inqui8icio:X3e 
juvenis. 

Sed  rediit;  redeam  tamen  ego  prius  ad  omissum  referamque  qm^"** 
egerint  sponsa  parentes   ac   familie.    Sed  quid  morer?   flent  amissu.-^*^ 
spousum  illa,   illi  filium,  ille  dominum.     Milites  expectantes  dominiu:^^ 
suum  vciiturum  meridie  prestolaiitur  usque  ad  vesperam  noctisque  dinv— ^' 
dium  sustinent,   frustrantur  ab  expectatione ,   versantur*  in  suspition^^^' 
cruciautur  in  cogitatione,  postremo  permanent  in  merore.     Nee  eni 
venit,  nee  venturus  est  videndum  vel  utendum  eis,  sed  forsitan  post- 
ris,   et  bis   iructu   majore   quam  istis.    Queritur  tamen  ne  forte 
exemplo  devectus  esset  in  unum  montium  vel  in  unam  yalliam.    Ser-     ^* 
discurrunt,   montana  disquirunt,    lustrant  omnia:   non  inveniont.    K    ^'^ 
de  illo  publica  inquisitio,  fit  pro  illo  soUempnis  et  frequens  oratio,  ^^^ 
bis  frustra  ilentibus  luctus   multus  et  ploratio.    Sponsa  parentibus     ^* 
parentes   sponse  lacrimarum    causa    fuerunt,    cum    alterutrum  cotid^  ^^ 
cernerent  et  mediatorem  societatis   sue  non  viderent.     Mente  coofi»-  ^^ 
sunt  omn(>s,  aniici  lugent,  cognati  dolent,  flent  domestici,  conqueru^^' 
tur  universi. 

18.  De  diversa  diversorum  opinione. 
Exit  sermo  inter  principes,   ad  reges  et  regiones   veniunt  merC^** 

et  miraculum ;  in  omneni  postremo  exivit  sonus  herum  et  in  fines  orb^  ^ 

1)  Das  oingeklammcrtc  ist  am  rande  von  dorsolben  band  bemerkt. 

2)  Ms.  doppolt. 


VIBIONBUiOBNDB  845 

terre  verba  gestorum.  Diversi  diversa  sentiunt;  meliores  tarnen  melius 
veriusque  conjectant  aut  verisimilius.  Ajunt  dominum  forsitan  anti- 
quum  suscitasse  miraculum,  instar  Helie  et  Enoch  tulisse  illum,  remit- 
tendum  quandoque  dare  genti  penitentiam,  pvedicare  dei  gloriam  et 
tunc  fore  multis  pro  presenti  merore  laeticiam.    Et  factum  est  ita. 

■ 

19.  Quod  de  castro  ^  claustrum  factum  et  omnia  in  melius  com- 
mutata. 

Expectantes  sed  non  spectantes  pater  et  mater  filium  suum  cogi- 
tant  de  futuro  et  toto  corde  conversi  ad  deum  de  pompa  seculi  dei 
ordinavere  servitium.  Locum  de  quo  amissus  est  filius^  faciunt  habita- 
culum  sibi ,  de  Castro  claustrum ,  de  palatio  templum.  Yasa  mense  prin- 
cipis  in  vasa  fundantur  altaris,  ornatus  curie  fit  ecciesie,  nomen  et 
dignitas  ducis  fit  abbatis;  pectora  manibus,  genibus  pavimenta  tundun- 
tur,  ubi  prius  nuge  agebantur  et  ludicra;  ubi  autea  bos  vidue  vora- 
batur,  viduis  orphanisque  datur  elemosina;  stipeudia  militum,  dona 
scurrarum,  munera  bystrionum  fiunt  monachorum  sustentationes ,  pere- 
grinorum  exceptiones,  subsidia  pauperum,  levamina  infirmorum,  sed  et 
omnium  solatia  indigentium.  Sic  locus,  sie  res,  sie  mutati  sunt  animi. 
Et  haec  mutatio  dextere  excelsi.  Ipsi  denique  tanquam  editui  perman- 
serunt  in  domo  dei ,  vigilantes  jejunantes  et  orantes  atque  in  pace  con- 
summantes  ^  cursum  suum  et  adepti  victorie  bravium.  Acceperunt  quo- 
que  [ambo]^  simul  in  ecclesia  locum. sepulture  et  in  celo  coronam  glo- 
rie,  sed  et  memoriam  sui  reliquerunt  posteris  in  benedictione. 

20.  Quod  sponsa  innupta  permansit. 

Sponsa  denique  juvenis,  cui  mixtus  fuisse  non  creditur,  ipse 
abstractus  seculo,  illa  dulcedine  dilectionis  et  delectationis  angelice 
casta  perseveravit.  Turtur  esse  instituit  et  soceros  non  reliquit ,  fidelis 
denique  et  que  dei  sunt  cogitans  ambulavit  digne  deo  et  tanquam  dei 
ancilla  jejunavit  et  oravit  et  fecit  elemosinas  pro  se  et  pro  viro  suo 
permanens  in  eadem  ecclesia,  mortua  et  sepulta  est  cum  soceris  suis 
in  ea.  Diu  diuque  sederat  spectans  et  expectans  yirum  suum;  recep- 
tura  vel  illum  vel  nuUum.  Et  recepit  eum,  sed  in  sepulchro  et  quod 
credendum  ac  nemini  dubitandum  in  celo.  Litteris  mandata  sunt  hec. 
Generatio  preterit  et  generatio  advenit;  erant  etsi  multi  qui  audiäsent, 
sed  nemo  qui  vidisset.  Yulgo  rei  memoriam  substraxit  antiquitas ,  stu- 
diosi  scivere  de  fama,  litterati  de  scriptura. 

21.  De  gloria,  quam  juvenis  in  terra  viventium  habuit. 
Decurrerat  tempus,  temporis  homines  mortui  fuerant.    Juvenis 

dominus  terre  in  terra  viventium  stetit  hospes  et  solus  inter  mortuos 

1)  1)  Ms.  claostro.  2)  Ms.  consumaotes.  3)  Am  rande. 


34ß  SCHWARZXB 

Über.  Stetit  autem  epulans  et  exnltans  in  conspectu  dei  et  delectans 
in  leticia.  Bene  illi  erat  cum  hospite  sao.  Magnalia  honoris  dei  yidit 
oculns  ejus  et  ipso  jocundus  in  oblectatione  sua;  quocunque  se  verteret, 
habuit  quo  gauderet,  quod  placeret,  quod  pasceret  ac  preberet  delicias 
anime  ejus.  Neu  erat  suorum  memoria  non  suimet  ipsius.  Sic  introie- 
rat  in  potentias  domini  memor  justicie  leticieque  solius.  Sic  anima 
ejus  in  bonis  demorata  est;  sie  bonis,  que  vidit  audivit  ac  sensit  atto- 
nitus,  ut  CCC  annos  ibi  perageret  et  corpus ,  quod  corrumpitur  et 
aggravat  animam,  tunc  primum  seutiret,  cum  eum  illa  sententia:  „pul- 
vis es  et  in  pulverem  reverteris"  abstrabaret. 

22.  UM  sententia  tractus  licentiam  petit  et  gratias  agit 

Et  jam  sententia  trahebatur  suosque  rememorans  et  tempus  exi- 
stimans  dimissionem  ac  licentiam  precabatur :  „Oratias,*^  inquit,  „hono- 
rabilis  pater  et  domine  gloriose,  beneficiis  tuis  de  preterito  multas  sed 
plurimas  de  presenti.  Gratiam  et  gloriam  tuam  ostendisti  nobis ,  nostris 
in  rebus  utilem  te  ac  fidelem  invenimus;  huc  denique  admissus  tantam 
vidi  virtutem  tuam,  ut  verba  deiiciant  mibi  quibus  notam  faciam  filiis 
hominum  potentiam  tuam  et  gloriam  magnificencie  regni  tm.  Venisti 
spontaneus  et  benignus  ad  uos;  nostris  te  causis  ultroneus  ingessisti 
et  querentibus  gloriam  glorie  plurimum  tuo  beneficio  paravisti.  Defi- 
cimus  in  gratiis  agendis,  verba  cessare  vellemus,  ad  rem  obsequi  parati 
sumus;  felices  hü,  qui  stant  in  conspectu  tuo ,  nam  dignitas  principum, 
regum  imperia,  omnis  postremo  nobilitas  succumbit  felicitate  tuomm 
servitio.  His  ego  semper  mauere  conjunctus  optavi,  sed  revocat  me 
causa,  quam  nosti,  meorum  expectatio,  Providentia  domus,  rei  novitas 
et  iides  ipsa  conjugis.  Liceat  nunc  redire  cum  gratia  tui,  fateor  me 
inter  meos  tantum  nunquam  habiturum  decoris  et  gaudii,  quantum  hie 
hodie  habui. 

23.  Besponsio  senioris  monentis,  ut  maneat. 

Cui  senior  dulciter  ac  benigne  arridens  „0  hone"  ait,  Juvenis 
et  amice  carissime,  ad  te  et  ad  tua  venimus,  tu  quoque  nostra  vidistL 
Tuis  forsitan  magis  faves  sicut  sua  quemque  delectant.  En!  ista  coram 
te  sunt,  utere  his,  ut  placet  et  nostra  nobiscum  habeto  commmiia. 
At  si  tua  pluris  sunt  tibi  ad  illa  te  redire  non  vetamus,  nostra  tarnen 
eligere  te  vellemus,  sed  et  te  ipsum  posthac  maluisse  predicimus.  Si 
bene  feciraus  tibi  hoc  est  quod  optamus;  si  frustra  putas  te  venisse 
ignosci  nobis  exposcimus.  En  animal,  quo  venisti,  Stratum  et  para- 
tum  ad  iter.  Ire  nemo  te  cogit,  sed  isse  ante  vesperam  penitebiL 
Facilius  maneres  modo ,  quam  denuo  huc  redires ,  cum  post  redire  mnl- 
tum  libeat,  sed  absque  dolore  non  liceat^    Sic  senior,  sed  ille  relietas 


YISIONSLEOENDB  347 

arbitlio  nee  adjntos  consilio  nee  delectatus  complacito  a  voto  suo 
reflecti  non  potait,  qoia  noluit.  • 

24.  Quod  mulum  ascendens  abscedit  rediens,  nnde  venerat. 
Actis  ergo  gratiis  et  salutatis  domino  domns  ac  domesticis  mulum 

ascendit  et  abscessit  festinns  ad  mortem,  cui  se  distulerat,  non  abstu- 
lerat,  mortalis  adbnc  ipse.  Via,  qua  venerat,  animal  redit;  venit  et 
sabstitit,  ubi  susceperat  sessorem  suum.  Ibi  desedit  juvenis,  dimittit 
animal  illnd  ad  suos,  et  ad  suos  redit  ille.  Sed  quos  suos?  Ad  nepo- 
tes  yel  abnepotes  illonim,  quos  reliquerat  ipse,  immo  ad  gentem  alie- 
nam  et  sui  prorsus  ignaram  sibique  ignotam.  Tempore  die  et  hora 
reTertitor,  quo  exierat.  Homines  agere,  quod  egerant,  colentes  agros 
suos  et  vineas,  enntes  et  redenntes  ad  negotiationes  suas.  Nichil  ex  his 
noYnm,  nil  ignotnm,  nichil  mutatum.^ 

25.  Quod  juvenis  sua  omnia  invenit  alterata. 

Purpura  vestiebatur  et  bysso,  ostro  iaciucto  et  serico,  veste  denique 
noptiali,  que  principem  decuit,  et  eum  principem,  cui  regio  tota  ser- 
rivit  Sic  incedens  processit  ipse  pedester  et  indignans  suis,  quod  non 
occurrissent  juxta  constitutum  tendensque  ad  castrum  quondam  suum 
it  nunc  dei  simul  et  suum.  Nonnullos  babuit  obvios,  notos  vero  vel 
noscentes  se  nuUos.  Levat  oculos  suos  ad  castrum,  miratur  alteratum, 
rtapet  ad  subitum.  Et  nisi  locorum  signa  agnosceret  decipi  et  errare 
86  pütaret  Venit  tamen  hesitans  et  quo  vicinior  castro  eo  stupidior 
fit  miracnlo.  Nam  pristini  fatus '  in  aliud  se  culmen  erexerant  et  pro 
menibus  urbanis  atque  militaribus  spirituales  aedes  ac  monasticae  appa- 
rebant  Pro  arce  urbis  eminebat  ecclesia,  grandis  opere,  specie  pul- 
ehia,  tarres  loco  submote  et  mutate  alium  decorem  induerant  stipan- 
tes  ecciesiam  et  contra  faciem  Damasci  classicum  insonantes,  siquidem 
Tidnos  montes  campanarum  sonitu  concusserunt  ipsas  etiam  proceritate 
▼incentes  et  pro  regalibus  aquilis  vexillum  crucis  in  vertice  preferentes. 
Videt  ista  nee  invidet,  stupet  magis  et  letando  miratur.  Accedit  ad 
portam,  pnlsat,  querit  ingressum.  Portarius  audit,  exit  et  excipit 
bospitem,  exhibet  humilitatem  et  in  vultus  hilaritate  caritatem. 

26.  Quod  portario'  dominus  urbis  innotuit  et  per  ipsum  abbati 
et  conveiitui. 

Bogatus  juvenis  quisnam  esset,  (habitus  illius  quippe  gloriam 
redolebat),  nVdd  tibi,"^  ait,  ^respondeam  nescio:  unum  scio,  quod 
hestemo  die  hinc  exiens  domum  hanc  aliter  dimisi,  sed  et  portarium^ 
te  non  reliqui.  Quid  enim?  Nam  et  milites  mei  mihi  fecerunt  iiiju- 
riam,  quibus  in  via  illa  heri  condixeram.  Pedes  et  solus  atque  in- 
honoTOS  yenio  et  invenio  in  domo  mea  homines  quos  ignoro ,  nee  mirum, 

1)  Jb.  immatatniD.   2)  Unleserlich  im  ms.  3)  Ms.  portatorio.  4)  Ms.  portatorium. 


348  8CHWABZEB 

si  ignorer  ab  eis  et  ego.'^  Bequisitus,  qui  esseni  milites  sni,  ooinini 
dixit  antiquorum,  quorum  nemo  meminisset ,  hoc  adiciens,  qnod  eis 
hesterno  in  via  illa  condixisset. 

27.  De  gaudio  et  ammiratione  universornin. 

Miratus  auditu  portarius  currit  ad  abbatem,  refert  causam:  venisse 
juvenem  regium  et  regaliter  vestitum,  qui  diceret  castrum  hoc  esse 
suum.  Audit  hec  abbas  quasi  in  somnis ,  procedit  ad  hospitem ,  salutat 
juvenem  et  humiliter  atque  hilariter  eum  suseipiens  ducit  ad  orationeoL 
Doraini  domus  ambo  mirantur  alterutrum,  sine  iavidia  tarnen,  sed 
juvenis  plus  mirandus,  quia  miraculo  tot  seculis  reservatus.  Qnerit  de 
patre,  de  matre,  de  sponsa,  audit  obisse  illos  et  ecce  illorum  sepolcn. 
Venit  rumor  intrinsecus,  totum  percurrit  fama  coenobium  redisse  prinr 
cipem  olim  amissuni ,  heredem  urbis  et  rerum.  Letantur  et  mirantiir 
universi,  congratulautur  et  concurrunt,  nemo  tam  senex,  tarn  gravis, 
tarn  infirmus ,  qui  non  curreret  ad  spectandum.  NuUus  erat  tarn  sanc* 
tus,  uemo  tam  serus,  quem  non  curiositas  viueeret,  nemo  tam  abdi- 
tus,  quem  non  rei  novitas  superaret;  sed  et  ipsos  Antonios,  Macharios, 
Paphnutios  de  speluncis  suis  res  ista  protraheret. 

28.  De  predicatione  ejus  et  edificatione  multorum. 

Ad  Signum  hoc  signa  ecclesie  onmia  compulsantur,  juvenis  ab 
onmibus  sollempni  processione  suscipitur.«  Rei  novitas  emittit  eloquinm 
suum  terre,  velociter  currens  sermo  currere  facit  onmes  videre  mira- 
culum.  Currunt,  inquam,  spectare  hominem  cum  Enoch  translatom, 
cum  Helia  raptum  et  post  annos  GGCtos  denuo  redditnm.  Loquitar 
mira  mirabilis  ipse,  miraculum  ac  spectaculum  factus  deo  et  angelis  et 
hominibus;  miraculum  et  ipse  sibi  pro  bis,  que  deus  et  suis  fedsset 
et  sibi.  Cunctis  erat  incognitus  stans  in  medio  adolescens  pulcher  et 
venustus  aspectu,  vestitu  regius,  tam  splendida  facie  ut  comuta  vide» 
retur  exemplo  Moysi  de  consortio  sermonis  domini.  Intuebantnr  ergo 
vultum  ejus  tanquam  vultum  angeli  stantis  inter  illos. 

29.  Narratio  gaudii  et  plenitudo,  quod  ibi  non  perstitit. 
Bogatus  narrat  omne  quod  accidit.    Scripte  narratio  tota  consen- 

tit,  quousque  ab  hominibus  sein  vel  scribi  res  potuit  Exinde  nil 
sequitur  nisi  gaudium,  nisi  gloria,  nisi  decus,  et  hec  talia  tantaque  ut 
nuUa  Sit  comparatio,  non  modus,  non  mensura,  non  numems.  Fletos 
verba  prosequitur,  dolorem  suspiria  longa  testantur,  quod  ad  ista 
redisset,  quod  illis  perfrui  meritus  non  fuisset,  maxime  com  in  suo 
arbitrio  res  constitisset.  „Scio  tamen,^  ait,  „quod  ad  consolationeiD 
multorum  tamdiu  sum  reservatus,  nee  ad  aliud,  modo  quam  ad  mor- 
tem sum  revocatus.  Morior  statim ,  sed  non  timeo  reversams  illao  unde 
veni,  ubi  tot  seculis  commoratus  tres  horas  non  putavL    Yite  illias 


I 


YIBIONSLESBVDB  849 

testis  est  mea,  jocuDditatem  ejus  in  me  ipso  vobis  exhibeo  adolescens 
adhuc  juvenis  ex  omnibus  qui  faerunt  in  tempore  meo.  Equidem  pro- 
gressos  ex  hac  nrbe  deinceps  non  comedi  neque  bibi,  non  sitim  non 
esuriam  sensi,  sed  bonis  omnibus  plenns  fui.  En  et  vestes,  in  quibus 
ad  nuptias  sedi,  qoas  numquam  exni  postquam  semel  indui,  sed  hodie 
nove  ac  decore  perseverant  mihi. 

30.  Gratiarum  actio  pro  bis,  que  deus  secum  fecit. 

Hec  loqnens  et  multa  exhortans  atque  coutestans  de  felicitate 
et  jocnnditate  illa,  de  gratia  illa  et  gloria,  ignito  eloqnio  suo  vehemen- 
ter accendit  mnltos,  nt  amatores  fierent  vite  illius  et  istius  contempto- 
les.  Gratias  deniqne  agit  deo  pro  bis,  que  egisset  secum,  quod  here- 
ditas  Bua  non  transisset  in  alium  quam  in  deum  atque  in  dei  servos, 
qni  ad  ejus  semper  excubarent  obsequium  et  egenis  de  suo  preberent 
benefidom.  A  meridie  ista  gerebantur  usque  ad  vesperam ,  quam  ipse 
in  CCC  annis  et  primam  habuisse  fertur  et  ultimam. 

31.  De  convivio,  quod  abbas  ei  fecit  et  omnibus  qui  advenerant. 
Abbas  itaque  fecit  cenam  magnam  et  vocavit  multos  ob  honorem 

principis,  sed  prindpem  ipsum  pre  cuuctis.  Discumbitur,  ministratur, 
manducatnr  et  bibitur.  Ordinate,  large,  libenter  et  grate  fiunt  hec. 
Gandent  in  bis  alii,  sed  quibus  alia  gaudendi  causa  non  erat  At 
javenis  plenus  adhuc  gratia  et  epula  Spiritus ,  quam  de  terra  viventium 
attoKt,  comedere  noluit^  cogitans  non  cibum  qui  perit,  sed  qui  perma- 
ttrt  in  vitam  eternam.  Exoratus  ut  ederet,  hospitis  sui  voluntati 
parendmn  duxit  Nam  sua  voluntas  in  bis  tantum,  ubi  fuerat,  fuit, 
eetemm  ut  captivus  ista  sustinuit.  Incipit  tamen  manducare  panem 
hominnm,  qui  paulo  ante  manducaverat  panem  angelorum. 

32.  Quod  juvenis  in  convivio  decrepitus  apparuit  et  acceptis 
aacramentis  expiravit. 

Sed  ut  sciant  omnes ,  qui  habitant  terram ,  quia  non  in  solo  pane 
?ivit  homo,  sed  in  onmi  verbo  quod  procedit  de  ore  dei,  visu  panis 
atqne  odoratu  cepit  horrescere,  gustans  vero  canescere  totusque  iuter 
edendnm  oanis  pleuus  apparere,  debilis  mox  et  infirmus.  „En  ego,^ 
inqait,  Jam  morior,  et  tempus  resolutionis  mee  instat.  Facite  in  me, 
alt,  quod  debetis,  confitear,  inungar  et  communicer  moriarque  uti 
duistianus  et  fidelis  et  hoc  oro ,  ut  pro  me  oretis  et  deo  animam  meam, 
eorpns  vero  meum  cum  sponsa  mea  terre  commendetis.^  Yidet  abbas 
qaod  fiebat,  videt  et  turbatur.  Convive  quoque  et  ipsi  videntes  sie 
admirati  sunt,  conturbati  sunt,  commoti  sunt,  tremor  apprehendit  eos. 
HA  dolores  ut  parturientis :  in  spiritu  vehementi  plangunt  eum,  plan- 
gmt,  inqnam,  eum  quasi  unigenitum  diu  amissum,  sero  redditum 
bravisaime  habitum   et  ilico  rapiendum.    Gonvivium  illud  versum  est 


850  SCHWABKSB 

eis  in  lameatom;  projectus  cibus,  mensa  subversa,  cibatis  omoibos 
pane  lacrymarum  et  potatis  in  lacrymis  sine  mensura.  Tnnc  rei  yeri- 
tas  apparere  primum,  tunc  agnosci  dominum  urbis  et  rerum,  et  si  quis 
prios  ambigeret ,  injuriam  non  credendi  cmn  domino  moriente  tunc  deflet 
Levatur  in  manibus ,  fertur  in  ecciesiam ,  facit  et  accipit  omnem  chri- 
stianam  justiciam:  confessionem ,  unctionem,  communionem  et  post  hec 
mortem  tarn  letam  quam  beatam,  siquidem  non  ut  moriens,  sed  ut 
dormiens  reddidit  animam^  moriendi  suavitate  significans  quod  de 
morte  transiret  ad  vitam.  Non  ergo  ultra  jam  bospes  est  et  advena, 
sed  proprie  civis  sanctorum  et  domesticus  dei,  habens  hoc  promissum: 
„cum  dederit  dilectis  suis  somnum ,  ecce  hereditas  domini.^  ^ 

33.  De  conventu  principum  et  de  pompa  exequiarum  et  admira- 
tione  universorum. 

Servatur  in  medio  corpus  sanctum :  funus  non  funestum ,  vas  ele^ 
tionis,  ergastulum  spiritus  domus  dei.  Psalmis  ymnis  et  canticis  spi- 
ritualibus  laudatur  deus,  commendatur  defunctus  et  cum  gloria  magna 
celebrantur  exequie.  Jacet  princeps  ita  purpuratus,,  ut  fuerat:  calciatos 
caligas  suas,  cum  calcaribus  aureis  spectandiis  omnibus,  facie  revelata 
ipsaque  tam  splendida,  ut  neu  putaretur  humana  sed  angelica.  Asti- 
terunt  reges  terre,  presules  et  principes  convenerunt  in  unum  videre 
miraculum  a  diebus  antiquis  auditum,  et  nunc  tandem,  ubi  non  spen- 
batur,  exbibitum.  Aguntur  gratie  deo,  laudatur  nomen  dei  cum  can- 
tico,  et  maguificatur  justus  in  laude  pro  merito;  nichil  glorie,  nil  deco- 
ris  defuit,  in  exequiis  agebatur  pompa  cum  lacrymis  sine  superstitione 
tamen  et  cultu  vanitatis.  Ceterum  nil  omittitur ,  quod  expeteret  honor 
dei,  quod  exigeret  dignitas  principis,  justi  meritum,  amor  fundatoris. 

34.  Quomodo  sepultus  sit  cum  sponsa  sua  in  eadem  tumba. 

Fit  quod  petierat  ipse;  aperiunt  ei  tumulum  sponse,  humeris 
principum  ac  sacerdotum  portatur  illuc  et  corpori  sancto  corpus  eque 
sanctum  aptatur,  fit  amborum  caro  cinis  unus  in  sepulchro,  fit  nna 
merces,  una  glorie  corona  ambobus  in  celo,  fiunt  denique  ambo  cohe- 
rentes  sibi  spiritus  unus  adherens  deo.  Gaudent  nunc  emolumento 
societatis  sue  in  conjunctioue  spirituum,  habent  simul  et  inhabitant 
celum  pariter  et  sepulchrum ,  nescientes  thorum  in  delicto ,  et  haben- 
tes  fmctum  in  respectione  animarum  sanctaioun.  Habebunt  autem  et 
in  resurrectione  corporum  immutationem  illam ,  que  propria  est  sancto- 
rum, de  qua  specialiter  apostolus  gaudet  etgloriatur:  „Mortui,*'  inqui- 
ens,'  „resurgent  incorrupti  etnos  immutabimur.^  Ipsi  exultabont  com 
sanctis  in  gloria,  letabuntur  in  cubilibus  suis,  fulgentesut  sol  in  regno 

1)  Pg.  126,  2.  2)  1.  Cor.  15,  52. 


YISIONSLSeBNDB  851 

patris.  Sunt  deuiqne  et  erunt  semper  iu  splendoribus  sanctorum  sequen- 
tes  agnnm  et  cantantes  canticom  novum,  stantes  ante  thronum  ac 
dantes  „gloriam  et  honorem  et  benedictionem  sedenti  super  thronum, 
yiyenti  in  secola  seculomm.^  * 

35.  ApoUogeticnm  scriptoris  et  quod  hystoria  hec  contempni  uon 
debeat  nee  contentione  defendL 

Historiam  hanc  scripsi  nt  comperi ,  fons  ejus  nou  sum  ego ,  cana- 
lis  Alias  esse  non  abnuo.  Non  abnuo,  inquam,  qui  rivum  ad  nie  veni- 
entem  de  ore  viri  spiritualis  exceperim  et  sine  dirainutione  trajecerim 
nee  adjectione  corniperim.  De  meo,  fateor,  nil  affinxi  salvo  eo  quod 
Bcriptoribns  licet,  si  rebus  consequentias  dedi,  si  novis  apte  vetera 
miscoi,  si  lignum  Moysi,  si  salem  Helisei,  si  denique  ex  aqua  viuum 
Christi  adjunxi,  non  certe  fallendi  causa,  sed  gratia  dulcons  augendi. 
Nee  moveat,  quod  agrestis  et  acefala  videtur  bistoria  non  habens  nomina 
personamm  vel  locorum  apposita.  Hinc  si  dignetur  accipere,  lectori 
Tolo,  si  valeo,  satisfacere.  Is  qui  mihi  retulit,  illiteratus  fuit,  nee 
ipse,  üt  vulgo  dicitur,  ex  suo  digito  suxit,  sed  a  literato  rem  audiens 
mateme  lingue  verba  retinuit,  alterius  lingue  vocabula  retiuere  non 
potnit:  Ego  referentem  libenter  audivi,  materiam^  fateor,  amavi,  scripto 
jadicayi  dignam,  velim  et  a  me  bene  digestam.  Hoc  in  fine  adicio, 
quod  in  predicti  Eberhardi  episcopi  verba  ego  jurarem  et  vere  hysto- 
liam  veram  si  ipsnm  habuit  relatorem.  NuUi  tamen  fidem  extorserim, 
sed  nee  olli  suaserim  rem  contempnere,  cum  vera  possit  hystoria  esse 
et  sine  teste,  et  pium  sit,  id  quod  edificat  et  dei  redolet  gloriam 
fiieile  credere.  Sane  lectorem  exoratum  velim  ne  de  levitate  me  judi- 
eet ,  qui  scribam  omne  quod  audio ;  teneat  mecum  apostoli  in  hac  parte 
sententiam:  „Omnia  probate;  quod  bonum  est  tenete,  ab  omni  specie 
mala  abstinete  vos.^  ^  Ceterum  curam  meam  et  ipse  suscipiat,  cum 
beato  Job  rem,  quam  nescit,  diligentissime  investiget,  et  cum  invene- 
rit,  de  illa,  sicut  dignum  est,  judicet  Sciscitetur,  queso,  de  hystoria 
iflta,  si  ab  episcopo  dicta,  quo  loco  accid(er)it,^  que  personarum  vocabula 
gint,  si  plus  seu  minus  stilus  noster  gesta  sonuerit,  et  quidquid  veri- 
tas  inveniendo  probaverit,  hoc  et  mihi  cum  illo  pre  meo  placebit, 
immo  nee  menm  nisi  quod  verum  est  erit. 


n. 

ZEHN  GEBOTE. 

In  einer  andern  pergament  -  handschrift  derselben  bibliothek  IL  H. 
d.  7|  wabrseheinlich  aus  dem  ende  des  13.  oder  anfange  des  14.  jahrh. 

1)  Apoc.  4,  9.  2)  1.  Thess.  5,  22.  3)  Ms.  accidit. 


852  SeHWARZBB 

steht  ein  noch  ungedrucktes ,  der  sprachlichen  form  nach  wol  aus  einer 
mittelrheinischen  gegend  stammendes  gedieht: 

Von  ozen  geboten  gotis. 

Nu  merket  di  heligin  cen  gebot, 
di  vns  setzet  der  ewige  got, 
alle  ^  di  sunde  wollin  biwarin 
vfi  czu  den  ewigin  seidin  *  warin : 

vremde  gote  salt  du  nich  habin, 
di  dichi  wo  dem  schepfer  tragin. 
wremde  gote  ist  czobirnis  unde  dinc, 
di  dir  libir  denne  got  sint. 

du  in  salt  dinis  gotis  namin 
nicht  vnnuzlichiu  nerain  noch  habin, 
noch  an  dinir  kristinheyt 
gote  ligin,  adir  swerin  meynneyt. 

den  tac  der  rüge  salt  du  viren 
vnde  mit  heligin  werkin  cirin. 
bezzir  wer  wil  erbeyt, 
denne  topelin,  tanz  odir  trunkinheyt 

watir  vnde  mutir  salt  du  erin, 
wilt  du  lange  tage  ceriu; 
keine  sache'  sal  das  worin, 
du  in  suis  allin  vlis  an  se  kerin. 

nimandis  mordir  saltu  sin 
mit  werkin,  wortin  odir  mit  syn; 
wiltu  doran  rechte  varin, 
ze^  saltu  dich  von  hasse  bewarin. 

wliyn  saltu  vnkuchheyt 
vnde  allis  libis  unreyuekeyt, 
das  von  allir  lege  vnvlat 
reyne  syn  herce,  ovge  vfi  tat. 

dan^  salt  nich  rovbin,  apprechyn,  noch 

stelin, 
noch  vnrech  guth  bi  dir  worhelin, 
noch  keyn  guth  mit  walchin  ^  listin 
gawinnin  an  dinin  hebin  cristin. 

1)  I.  allen,  2)  ms.  soldin  3)  ms.  doppelt  4)  1.  so 

5)  1.  don  6)  I.  yalschin 


ZBHN  eSBOTB  358 

wis  widir  niman  vals  getuc, 
aftir  sprich  niman,  noch  biluk, 
las  an  dime  herein  nich  bestan 
vnrech  vrteil  odir  argin  wan. 

du  Salt  nich  tragin  girigin  muth 
of  dinis  ebencristin  guth. 
mit  trogin  odir  mit  haseharthe  ^ 
vremdir  habe  nimmer  gewarthe. 

das  cende  geboth  lerth  mian  vnde  wip 
das  keyn  mentze  gere  wremdir  eins  ander  lib. 
du  Salt  dich  nich  euch  mit  salchin  tuckin 
eyme  andirn  czu  bekorunge  smuckin. 

dis  sint  dy  cende  gotis  wort, 
an  dem  lith  alle  togunde  hört, 
di  saltu  kennin^  vnde  din  gesinde  lerin, 
so  komis  du  czu  ewigen  herin.   amen. 


m. 

BEICHTGEBET. 

Bei  meiner  gewohnheit,  jedes  buch,  das  ich  benutze,  noch  ein- 
mal flüchtig  zu  durchblättern,  bevor  ich  es  endgiltig  bei  seite  lege, 
ein  brauch,  der  nicht  viel  zeit  kostet,  wol  aber  dem  zufall  zu  man- 
cher entdeckung  anlass  gibt,  fand  ich  in  Martene  de  antiquis  ecclesiae 
ritibus  IV.  650  eine  althochdeutsche  beichtformel  abgedruckt,'  aus 
einem  „libellus  sacrarum  precum  ex  ms.  Floriacensi  annorum  circiter 
900,^  also,  da  Martenes  werk  1700  gedruckt  ist,  aus  dem  ende  des 
8.  oder  dem  anfange  des  9.  Jahrhunderts.  Diese  „coufessio  pura,^  wie 
sie  betitelt  ist,  steht  als  einziges  althochdeutsches  stück  in  dem  gan- 
zen werke  mitten  unter  lateinischen  gebeten  und  dürfte  hier  kaum 
gesucht  werden,  wie  sie  auch  in  der  tat  bisher  von  allen  samlern, 
auch  MüUenhof  und  Scherer ,  übersehen  ist  y  so  dass  das  denkmal  bei 
seinem  hohen  alter  hier  wol  noch  einmal  abgedruckt  zu  werden  ver- 
dient. Vgl.  Emmeramer  gebet  bei  Müllenhof  und  Scherer ,  Denkmäler 
deutsch,  poesie  und  prosa  aus  dem  VIII. —  Xn.jh.  2.  ausg.  nr.  LXXVIII 
8.  192. 

1)  Glückspiel.  Vgl.  über  dieses  wort  J.  Grimm  in  Haupts  zeitschr.  I.  575. 
und  Diez,  etjmolog.  wörterb.  d.  roman.  sprachen.  3  a.  s.  v.  azzardo.  1,  41. 

2)  Mb.  komin. 

8)  allerdings  ohne  jedes  Verständnis,  weshalb  hier  umsomehr  bachstabcu- 
getrmie  widerholong  geboten  war. 

SSnSOHB.   F.   DBDTtOBB  PHILOLOOIX.     BD.   XUI.  23 


854  SCHWABZBB,   BEICHTeEBBT 

Truhtin  dir  uvir  duih  pigihlik  allero  minero  suntiono  enti  mis- 
satatio.  Alles  desihio  missasparh  eddo  missateta  eddo  missadahta 
UYOsto  enti  uvercho  enti  kidancho  desih  kifaukkiu  eddoni  gahnkkia. 
Desih  uvizzanto  hiteta  eddo  un  uvizzanto,  notak  eddo  an  notak,  slaf- 
fanti  eddo  uvachenti  mein  suartio  enti  lugino.  Hyridono  enü  nn  reh- 
terufizur  heiti  huorono  sou  vieloihsio  hiteta  enti  un  rehtero  firinlusüo 
iumuose  in  tranche  enti  in  nn  rechteno  slafe  daz  tnnir  truhtin  hinist 
enti  hinada  hauverdos  farge  pan  dazih  foradinem  augom  uns  hamentisi 
enti  daz  ih  in  deseru  uveralti  minero  missatatio  hrivilm  enti  haum 
sharahapen  muozzi  solih  hosodino  miltidafin  alles  uvaltantio  truhtin. 
Te  Domine  etc. 

KOSEN.  JOS.  SCHWARZER. 


DER  FIDELE   IN   GOETHES   „WALPURGISNACHTS- 

TRAUM"  NOCH  EINMAL. 

Herr  6.  von  Loeper  hat  sich  wider  meine  XI,  66  fgg.  gemach- 
ten bemerkungen  über  zwei  stellen  des  Goetheschen  „Faust**  recht 
sonderbar  gesträubt.  E.  J.  Schröer  hatte  freilich  in  seiner  Faustaus- 
gabe irrig  behauptet,  ich  habe  encheiresis  naturae  als  „technischen 
ausdruck  der  chemie^  nachgewiesen,  aber  auch  von  Loepers  berich- 
tigung  im  „Litteraturblatt  für  germanische  und  romanische  Philologie^ 
1881,  133,  ich  wolle  nur  „das  negative  resultat  feststellen,**  dass  der 
ausdruck  bisher  noch  nicht  nachgewiesen  sei,  verfehlt  die  Wahrheit,  da 
ich  vielmehr  gezeigt,  dass  die  chemie  ein  encheiresis  naturae  gar 
nicht  kent.^  In  bezug  auf  meine  zweite  bemerkung  hatte  der  heraus- 
geber  des  „Goethe -Jahrbuchs^  I,  435  richtig  bemerkt,  ich  nehme 
„fideler^  in  der  fauststelle  „im  sinne  von:  lustig,  nicht  fiedeler  (gei- 
ger) ,  wie  von  Loeper  schreibt.^  Lezterer  aber  will  diese  Inhaltsangabe, 
die  er  unvolständig  widergibt,  im  „Goethe- Jahrbuch**  DL,  439  nicht  für 
genau  gelten  lassen;  sie  habe  viel  mehr  lauten  müssen:  „fideler  sei 
zu  lesen  fidMer.**  Dies  habe  ich  aber  eben  nicht  behauptet,  sondern 
dass  fideler  so  zu  lesen  wie  es  geschrieben  ist,  ihm  nicht  fidlei 
oder  fiedler,  wie  im  „Faust**  an  andern  stellen  und  sonst  in  der  aus- 
gäbe lezter  band  gedruckt  ist ,  untergeschoben  werden  dürfe.  Von  Loeper 

1)  Über  herkunft  und  sinn  des  von  Goethe  im  Faust  angewendeten  aoadrackea 
,,  Enchoirosis  naturae'*  ist  jezt  reichhaltigste  und  wertvolste  belehrung  zu  schöpfen 
aus  dem  trefiichen  büchlein  von  Hermann  Kopp  ,,Aurea  catena  HomerL*'  Biman- 
schweig  1880.  besonders  s.  5  —  7.  J.  Z. 


DÜNTZKB,   DSB  FID£LE  IN  GOETHES   WALPUR6IRNACHT8TRAUM  355 

lässt  darauf  bis  s.  444  eine  Widerlegung  meines  beweises  folgen ,  auf 
die  näher  einzugehen  mir  hier  gestattet  sein  möge. 

Er  scheut  sich  nicht,  das  einzig  überlieferte  fideler  widerholt 
(s.  442)  als  „conjectur"  zu  bezeichnen ,  blos  weil  es  ihm  unbequem  ist. 
In  der  ersten  ausgäbe  des  „Faust"  hatte  er  wider  alle  Überlieferung 
fiedeler  drucken  lassen,  ohne  seiner  wilkürlichen  änderung  mit  einem 
Worte  zu  gedenken.  Auf  meine  hinweisung  hat  er  sich  denn  veran- 
lasst gesehen  fideler  herzustellen,  was  er  als  „Schreibweise"  des  ersten 
dmckes  bezeichnet,  obgleich  sonst  im  „Faust"  fiedel,  fiedeln,  in 
einem  frühem  bände  der  ausgäbe  lezter  band ,  welche  auch  zuerst  diese 
Strophe  brachte,  fi edler  gedruckt  ist.  Jezt  hören  wir  (s.  442  fg.): 
„Soll  das  wort  (fideler)  ihm  hier  zugeschrieben  werden,  so  muss  es 
in  seiner  form  wenigstens  zweifellos  sein  (als  ob  es  einen  berecbtigten 
zweifei  dagegen  gäbe!),  und  dem  Sprachgebrauch  entsprechen  (dem  es 
entschieden  gemäss  ist),  dagegen  ist  die  conjectur  nach  allen  regeln 
methodischer  auslegung  hinfällig,  sobald  räum  für  eine  andere  bedeu- 
tnng  bleibt."  Das  heisst  doch  die  sache  geradezu  auf  den  köpf  stellen. 
Fideler  ist  die  Überlieferung;  es  für  fiedler  zu  nehmen,  also  eine 
blosse  Vermutung  an  die  stelle  zu  setzen,  dazu  könten  nur  die  aller- 
dringendsten  gründe  berechtigen.  Doch  von  Loepers  hass  gegen  fide- 
ler geht  so  weit,  dass  er  von  dem  „gebrauch  des  hybriden  -  wertes 
fidM"  spricht.  Wie  wäre  denn  fidel  aus  zwei  sprachen  zusammen- 
gesezt,  wenn  nicht  der  französische  accent,  mit  dem  von  Loeper  es 
entstelt;  es  zur  vox  hybrida  stempeln  sollen.  Seltsam  ist  die  forde- 
mng,  Goethe  habe,  wenn  er  an  fidel  gedacht,  um  der  Verwechslung 
Torzubeugen,  fidfeler  schreiben  müssen,  da  eine  Verwechslung  gar  nicht 
zu  besorgen  war,  weil  niemand  zur  zeit  den  geiger  dreisilbig  fideler 
schrieb;  abgesehen  davon,  dass  solche  bezeicbnungen  eines  nicht  fran- 
zösischen Wortes  mit  einem  accent  zur  Verhütung  eines  misverständnisses 
sich  sonst  bei  Goethe  nicht  finden  dürften.  Den  widerholt  gegen  das 
wort  fidel  vorgebrachten  grund,  dass  dieses  bei  Goethe  weder  in  den 
werken  noch  in  den  bricfen  noch  in  mündlicher  rede  nachzuweisen  ist, 
habe  ich  früher  zurückgewiesen.  Das  schreckbild  eines  &/ra^  elQtji^fvov^ 
das  bei  Homer  so  viel  Verwirrung  angerichtet,  schwindet,  wenn  man 
es  durch  den  guten  deutschen  ausdruck  ersezt.  Wer  weiss ,  welch  ein 
spiel  der  zufall  hier  treibt,  wird  darauf  nichts  geben ,  dass  fidel  er  wie 
be moster  herr  und  so  manches  andere  sich  nur  einmal  bei  Goethe  findet. 

Den  beweis,  dass  die  strophe  auf  einen  fidelen  gar  nicht  passe, 
der  freilich,  wäre  er  gelungen,  entscheiden  würde,  macht  von  Loeper 
sich  sehr  leicht,  indem  er  eine  durchaus  wilkürliche  begrifsbestimmung 
mir  entgegensezt    Zu  meiner  Verwunderung  lese  ich:  ^In  der  hingäbe 

23* 


556  dOmtzbb 

an  andere  in  besonders  erregten  momenten  besteht  gerade  fidelität.^ 
Den  herschenden  Sprachgebrauch  glaube  ich  sehr  wol  zu  kennen.  Von 
Loepers  enge  begrifsbestimmung  ist  weder  im  sprachgebrauche  noch 
in  der  Schriftsprache  gegründet.  Wolte  er  sich  auf  diese  stützen,  so 
muste  er  sie  zunächst  beweisen,  aber  er  schlüpft  darüber  ohne  jede 
nachweisung  hinweg.  Algemein  gilt  fidel  als  launige  bezeichnong  far 
lustig,  wofür  man  früher  fröhlich  brauchte.  Man  nimt  die  Über- 
tragung von  der  bedeutung  treu  an.  Vielleicht  war  es  beliebte  anrede 
der  Zechbrüder.  In  einem  liede  bei  Hoffmann  „In  dulci  jubilo^  s.  93 
fgg.,  das  schon  1506  gedruckt  ist,  findet  sich  als  solche  conviva 
fidel is.  Grimm  führt  als  älteste  beispiele  zwei  aus  dem  jähre  1778 
an.  Der  Bjreuznacher  Fr.  Müller  sagt  in  „Pausts  leben**:  „Unter  pro 
et  contra  fideler  lieber  consorten  der  höll\"  aber  auch:  „Sind  zwei 
muntere,  fidele  mädel."  In  Gotters  „Jahrmarkt"  lesen  wir:  Um  mei- 
nen mann  fidel  zu  machen. **  Ich  kann  den  ausdruck  schon  neun 
jähre  früher  nachweise».  Im  zweiten  stücke  der  „Bibliothek  der  elen- 
den Scribenten"  von  Wilke  (1769)  heisst  es  s.  65:  „Wir  trunken  ein- 
ander reichlich  zu,  wurden  fidel."  Und  derselbe  gebrauch  findet  sich 
im  fünften  stücke,  das  gleichfals  1769  erschien:  „Hierdurch  [durch 
das  trinken]  wurde  er  den  augenblick  so  fidel  wie  ein  pudeL"  Viel- 
leicht werden  kundigere  das  wort  noch  früher  gefunden  haben.  Auch 
ein  Schillersches  &7ta^  elQtjfAivov  kann  ich  von  Loeper  zu  geböte  stel- 
len. Dieser  nent  im  august  1793  in  einem  briefe  an  Edmer  den  arzt 
Gmelin  „einen  sehr  fidelen  patron."  Und  darf  ich  den  sprung  von 
Schiller  auf  den  Berliner  vaudeville  -  dichter  Louis  Angely  wagen, 
in  dem  „Fest  der  handwerker,"  das  nicht  blos  die  Berliner  seit  dem 
ende  der  zwanziger  jähre  so  sehr  entzückte ,  nent  sich  Hähnchen  „eine 
sehr  fidele  und  flotte  mannsperschon."  Bekant  sind  die  redensarten  ein 
fideles  Haus,  ein  fideler  knochen,  auch  die  Steigerung  kreuz- 
fidel; fidelen  herren  und  fidelen  Rheinländern  begegnet  man 
in  unsern  tageblättern ,  wogegen  mir  die  ideale  von  Loepersche  fide- 
lität,  die  mich  widerlegen  soll,  noch  nicht  vorgekonmien  ist.  Die 
arten  des  trunkenen  zustandes,  den  man  als  fidel,  auch  selig  bezeich- 
net, sind  individuel  bekantlich  sehr  verschieden.  Aber  solte  auch  das 
wort  fidel  (oder  blos  fi  de  lität?)  in  diesem  höheren  sinne  in  einzel- 
nen kreisen  genommen  werden,  fest  steht,  dass  der  gangbare  Sprach- 
gebrauch schon  seit  einem  vollen  Jahrhundert  das  wort  launig  fDr 
lustig  gebraucht,  und  zwar  nicht  allein  von  dem  zustande,  in  wel- 
chen der  wein  zu  versetzen  pflegt,  sondern  auch  vom  temperamente. 
Daneben  drängte  sich  gleichzeitig  oder  wenig  später  das  französische 
jovial  mit  seinen  ableitungen  ein.  Die  bedeutung  lustig  aber  passt  hier 


DSB  FIDBLB  IN  00ETHB8   WALPUBOIBNACHTSTRAÜM  857 

ausnehmend  gut,  and  so  wäre  denn  von  Loepers  einspruch  von  Seiten 
der  hier  fremden ,  „wahren  fidelität,"  als  ^edler  heiterkeit,"  welche  sich 
hingebend  äussern  und  „die  ganze  weit ,  selbst  lumpen  und  besticn  (?), 
umarmen  wollen  würde  ,^  gerichtet.  Der  fidele  sieht  in  seiner  offenen 
lastigkeit  über  alle  änssem  rücksichten  hinweg,  wobei  er  derbe  aus- 
drücke liebt.  So  nent  er  die  tiere,  welche  bei  Orpheus  zusammenlie- 
fen (nicht  seine  eigne  Umgebung,  wie  von  Loeper  s.  443  sagt),  bestien 
and  die  philosophen,  von  denen  er  weiss,  dass  sie  ihrer  abweichenden 
ansichten  wegen  sich  todfeind  sind  und  ihre  gegner  gern  vernichten 
möchten,  aus  sitlichem  ärger  lumpenpack.  Auch  das  komische  das 
restchen  geben  entspricht  dieser  färbung  des  tones.  Wer  diese  aus- 
drücke mit  von  Loeper  nicht  für  burschikos  halten  will,  kent  den 
derben  burschenton  ebensowenig,  wie  derjenige,  der  mit  ihm  diese 
hamoristische  Verdammung  eines  solchen  unwürdigen  hasses  im  munde 
eines  „lustigen  bruders"  für  schlechthin  unmöglich  erklärt,  geringe 
bekantschaft  mit  solchen  gemacht  haben  muss.  Es  ist  dies  derselbe 
ton,  dessen  ein  so  feiner  mann  wie  Varnhagen  von  Ense  in  seinen 
tagebüchern  bei  seiner  argen  misstimmung  über  die  leidigen  zustände 
sieb  so  häufig  bedient,  wo  es  sogar  an  ticrnamen  zur  bezeichnung  ihm 
widerwärtiger  hochgestelter  personen  nicht  fehlt.  Goethe  selbst  ent- 
hielt sich  in  seinen  vertrauten  gesprächen  nicht  derartiger  derber, 
die  herzensmeinung  scharf  bezeichnender  ausdrücke  ^  in  seinen  „zahmen 
Xenien^  fehlen  die  lumpen hunde  nicht.  Wenn  von  Loeper  in  der 
rede ,  die  er  seinem  Sedier  in  den  mund  legt ,  „nüchterne  und  verstan- 
desmässige  reflexion^  sieht ,  so  kann  ich  von  nüchtemheit  und  reflexion 
darin  keine  spur  entdecken,  vielmehr  spricht  sich  des  fidelen  sitlicher 
ärger  über  das  unwürdige,  unphilosophische  betragen  der  pliilosophen 
launig  und  dazu  in  einer  äusserst  treffenden  vergleichung  aus;  er  reflec- 
tiert  so  wenig  über  den  zustand,  dass  er  frank  und  frei  seine  herz- 
liche Überzeugung  sprechen  lässt. 

Unser  gegner  aber  lässt  sich  noch  weiter  fortreissen ,  er  behaup- 
tet, der  gebrauch  des  wertes  fideler  an  dieser  stelle  „laufe  nicht  nur 
dem  Ooetheschen,  sondern  überhaupt  dem  Sprachgebrauch  zuwider."^ 
Das  wäre  eine  harte  anklage  des  erklärers.  Aber  in  seinem  eifer  ver- 
wirt  er  den  einfachen  tatbestand  und  erinnert  sich  nicht,  dass  es  sich 
hier  von  einer  Überschrift  handelt,  in  welcher  Goethe,  und  über- 
haupt der  stehende  gebrauch ,  sich  manches  gestattet.  Wenn  der  dich- 
ter seine  personen  nach  eigenschaften  bezeichne,  so  könne  er  wol  diese 
in  der  mehrheit  mit  vorgeseztem  artikel  benennen  (die  ünbehülflichen, 
die  gewanten,  die  massiven),  aber  nicht  in  der  einheit  ohne  arti- 
kel, er  dürfe  nicht  sagen  unbehülflicher,  lustiger.    Wie  aber  soll 


358  dQntzbb 

er  denn  sprach  richtig  sich  ausdrücken,  wenn  er  nur  einen,  wie  Mu- 
ten seinen  Penser oso,  seinen  Allegro,  einfuhren  will?  Natürlich 
mit  dem  artikel,  dem  bestirnten,  wie  Goethe  in  dem  gedichte  „Ant- 
worten bei  einem  geselligen  fragespiel"  die  Überschriften  der  erfah- 
rene, der  zufriedene  braucht,  oder,  und  dies  k(^nte  näher  zu  liegen 
scheinen,  mit  dem  unbestimten.  Nun  gestehe  ich  gern,  dass  es  nicht 
zu  billigen  wäre,  wenn  Goethe  in  der  rede  selbst  fideler  für  ein 
fideler  oder  der  fidele  sich  gestattet  hätte,  obgleich  in  seinen 
gedichten  bei  eigentlichen  Substantiven  auch  die  auslassung  des  artikels 
sich  findet,  aber  bei  den  Überschriften  ist  die  sache  anders.  Wir  brau- 
chen nicht  zu  suchen,  in  unserm  Intermezzo  selbst  lesen  wir  als  solche 
geist,  der  sich  erst  bildet,  neugieriger  reisender,  nor- 
discher künstler,  orthodox,  purist  usw.,  wo  der  Sprachgebrauch 
in  der  rede  notwendig  den  artikel  fordert.  Aber  Goethe  lässt  diesen 
bei  der  angäbe  der  redenden  personen  und  der  decoration  eben  gewöhn- 
lich weg.  Bleiben  wir  bei  „Paust."  Die  decoration  des  mummen- 
schanzes  ist  als  weitläufiger  saal  angegeben;  da  treten  auf  ähren- 
kranz,  phantasiekranz,  phantasiestrauss,  trunkener,  Sati- 
riker; in  dem  in  hell  erleuchteten  sälen  spielenden  aufbritte  finden  wir 
die  Überschriften  blondine,  braune,  dame,  page,  poet,  gelahr- 
ter. Doch  wozu  weitere  anführungen,  die  wir  in  statlicher  reihe  von 
„Götz"  an  geben  könten  ?  So  entspricht  denn  die  auslassung  des  artikels 
in  der  Überschrift  Fidel  er  durchaus  dem  Goetheschen  gebrauch.  Doch 
ein  neues  bedenken!  „Der  ausdruck  (fideler)  verlangt  durchaus  eine 
vermitlung,  ein  Substantiv,  man  kent  nur  leute,  die  fidel  sind.^  Das 
soll  doch  wol  heissen ,  Goethe  habe  sagen  müssen  „fidele  person^  oder 
etwas  ähnliches.  Aber  fidel  ist  eine  ähnliche  eigenschaftliche  bezeich- 
nung,  wie  unbehülflich,  gewant,  massiv,  und  doch  hat  von  Loe- 
per  in  den  kurz  vorher  augeführten  Überschriften  die  unbehnlf- 
lichen  usw.  die  vermitlung  durch  ein  Substantiv  nicht  verlangt,  ebenso 
wenig  bei  orthodox.  Und  ich  solte  denken,  was  dem  orthodoxen 
recjit,  sei  dem  fidel en  billig.  Wir  haben  oben  der  Überschrift  der 
zufriedene  gedacht,  wo  das  eigenschaftswort  gleichfals  substantiviert 
ist.  So  braucht  Goethe  selbst  das  participium;  in  den  „verschiedenen 
empfindungen  an  einem  platze"  finden  wir  die  Überschrift  der  schmach- 
tende. Freilich  nur  bei  einzelnen  eigenschaftswörtern  ist  die  substan- 
tiviernng  algemein,  aber  daraus  folgt  eben  nicht,  dass  dies  bei  den 
andern  nicht  gestattet  wäre,  wenn  man  einen  typischen  Charakter 
bezeichnen  will.  Uusre  Wörterbücher  nehmen  auf  diesen  gebrauch  lei- 
der noch  nicht  die  gehörige  rücksicht;  häufig  werden  f&lle  dieser  art, 
die  sie  angeben  müsten,   übersehen.    So  braucht  Elopstock,   was  ich 


DBB  FIDBLB    IN   GOBTHE»   WALPUBGI8NACHTSTRAUH  359 

bei  Orimm  nicht  finde,  der  glückliebe  (Ode  213,  24)  ganz  algemein. 
Aber  die  menge  der  gründe  soll  bei  von  Loeper  deren  stärke  ersetzen. 
So  hören  wir  denn  auch  noch:   „Streng  genommen  sezt  die  fidelitas 
nach  ihrer  ursprünglichen  bedeutung  gegenseitigkeit ,  daher  eine  mehr- 
heit   voraus,    genossen,    fratres   fidel  es.     So   ein   einzelner  fideler 
spielte  eine  traurige  figur.^     Auf  die  vorausgesezte  ursprüngliche 
bedeutung  von  fidel  komt  es  gar  nicht  an.    Der  wirkliche  fidele  nach 
dem  gangbaren  gebrauche  bringt  seine  lust  und  Offenheit  überallhin 
mit,    und   er  darf  sich   hier  ebenso   ungescheut  äussern,   wie  vorher 
dem  frommen  gegenüber  das  weltkind.     Goethes  „feiner^   sprachsinn 
komt  also  bei  der  Überschrift   fideler   durchaus  nicht  ins  gedränge. 
Freilich  auf  Taylors  deutsches  Sprachgefühl  braucht  man   sich  nicht 
verweisen  zu  lassen,  aber  wer  tut  dies?    Und  ein  deutscher  erklärer, 
der  längst  gezeigt  hat,  dass  er  auf  den  Sprachgebrauch  achtet,  dürfte 
wol  verlangen,  dass  man  genau  unterscheide,  ehe  man  ihm  dasselbe 
abzusprechen  wage.    Für  die   auffassung  des  sinnes  des  dichters,   auf 
die  so  viel  ankomt,  hatte  Taylor  einen  scharfen  blick,  und  so  erkante 
er  auch  meine  deutung  als  die  einzig  sachgemässe ,  wie  er  von  Loepers 
seltsame   beziehung  der  Windfahne  rechts   und  links   entschieden  zu- 
rückwies;  denu  kaum  kann  etwas  deutlicher   sein,   als  dass  diese  auf 
die  grafen  Stolberg  gemünzt  ist.    Von  Loeper  sieht  darin  (es  ist  dies 
einer  der  manchen  unglücklichen  zusätze  seiner  zweiten  ausgäbe)  einen 
Schriftsteller,   welcher  warm  und   kalt  aus   demselben  munde   blase, 
in  einem  blatte  das  junge  revolutiousgeschlecht   mit  vollen  backen 
lobe,  in  dem  andern,  nach  dessen  färbe,  zum  teufel  wünsche.    Eines- 
teiis wird  hierdurch  der  Zusammenhang  volstäudig  gelöst,  in  welchem 
die  beiden  xenien  mit  dem  vorhergehenden  stehen,   und  sie  dadurch 
unglücklich   vereinzelt,    dann  aber  ist  auch   nicht  der   geringste  ver- 
gleichungspunkt  zwischen  der  wiudfahne,  die  doch  wahrlich  nicht  bläst, 
sondern   geblasen  wird,    und  einem  Schriftsteller   wie   Beichardt  und 
Böttiger  zu  erkennen.      Das  charakteristische    an   der  windfahue   ist, 
dass. sie  rasch  umspringt,  und  so  werden  Windfahne,  wimpel,    das 
französische    girouette    auch    in    der   gewöhnlichen    spräche   bildlich 
gebraucht;  von  Loeper  selbst  verweist,  statt  auf  das  naheliegende,  auf 
das  italienische ,  weniger  treffende  bandiera  d'ogni  vento.    Das  dop- 
pelblasen ,  das  ßoethe  im  mummenschanz  den  parasiten  zuschreibt ,  hat 
nichts  mit  der  windfahue  zu  tun.    Die  beziehung   auf  die  Stolberge 
drängt  sich  so  von  selbst  auf,    dass  man  zu  ihrer  beseitigung  schwer- 
wiegende gründe  haben  müste.     Seltsam   führt  von  Loeper  Taylor  so 
an,   ab  wäre  die  beziehung  der  stelle  auf  die  Stolberge  erst  von  ihm 
ausgegangen.    Überhaupt  wäre  zu  wünschen,  dass  man  bei  der  erklä- 


360  DÜNTZEB 

Hing  des  „Faust^   das  mein  und  dein  besser  beobachtete,    wenn  man 
überhaupt  personen  nennen  will. 

Meine  aus  der  form   des  wertes  vorgebrachten  gründe  sucht 
von  Loeper  auf  seine  weise  zu  widerlegen.    Ich  hatte  behauptet,  ein 
neuhochdeutsches    dreisilbiges    fideler    sei    gar    nicht    nachzuweisen. 
Wenigstens  war  es  bis  dahin  noch  nicht  nachgewiesen  worden.    Von  Loe- 
per hat  gefunden ,  dass  in  der  schon  von  andern  angefahrten  stelle  aus 
Mosers  „Patriotischen  phantasien^  noch  1820  fideler  statt  des  sp&ter 
eingeführten  fi edler   gedruckt  war.     Ob  ursprünglich  in   dem  osna- 
brückischen intelligenzblatte   fideler   oder   das   lutherische   fiddeler 
stand,  weiss  ich  nicht.    Aber  wäre  auch  die  form  fideler  somit  nach- 
gewiesen,  dass   sie  nicht  die  gangbare  war  (schon  Heniscb  1616  und 
seine  nachfolger  bis  Adelung  haben  das  wort  zweisilbig)    und   nicht 
dem  bei  den  ähnlichen  Wörtern  befolgten  lautgesetze  folgt,  habe  ich 
gezeigt.^    Dichterstellen,  in  welchen  die  form  des  verses  wegen  gedehnt 
ist,  wie  bei  Voss  in  der  Zusammensetzung,  kommen  nicht  in  betrachi 
Dass  zu  Goethes  zeit  (selbst  wenn  wir  das  jähr  1797  annehmen)  der 
prozess  des  eliminierens  des  e  der  zweiten  silbe  noch  nicht  beendigt 
gewesen  (s.  442),  nimt  von  Loeper  wilkürlich  seinem  fiedler  za  liebe 
an.    Auch  Sanders  wird  zum  beweise  angefahrt,   dass  im  fiedler  das 
mitlere  e  (nicht,  wie  von  Loeper  sagt,  die  zweite  silbe),   nur  unter- 
drückt,  sprachlich  jedoch  vorhanden  sei.    Aber  mit  den  Wörtern  ver- 
hält es  sich  anders  als  mit  den  menschlichen  kräften;  die  unterdrück- 
ten kräfte  können   gehoben  werden,   aber  ein  verlorener  yokal  bleibt 
verloren ,  wenn  er  auch  durch  dehnung  wider  künstlich  eingef&brt  wer- 
den kann,    und   Sanders  hat  kein  prosaisches  beispiel  für  fiedeler. 
Wenn  gar  die  Goethesche  form   fidel  ei  in  einem  briefe  von  1790  für 
fideler  mit  der  bemerkung:   „Wie  nah  liegt  da  die  form  fideler!* 
ins  feld  geführt  wird,   so  ist  dabei  nur  eine  kleinigkeit  übersehen,  der 
unterschied  der  leichten   endung  er  und   des  schweren  ei.     Vor  «  ftlt 
das  e  eben  nicht  weg;   man  sagt  einsiedler,  aber  nicht  einsiedlei, 
Sudler,  aber  nicht  sudlei,  gaukler,  aber  nicht  gauklet,   frömler, 
aber  nicht  frömlei,    und   so  ist  auch  der  schluss  von  fidel  ei  auf 
fideler  verfehlt.    Im  vorigen  Jahrhundert  schrieb  Goethe  freilich  noch 
fidel  ohne  i,  wenigstens  bis  zum  jähre  1790;   auch  in  dem  briefe  an 
die  Laroche  vom  ersten  august  1775  wird  die  bisher  nicht  vorliegende 
Urschrift  wol  gefidelt  haben. 

1)  Nicht  übergehen  will  ich,  dass  Schottel  (1663)  von  hierher  gehöronden 
bildongen  II,  11,  16  nent:  aufwiechler,  ftugeler  (jezt  äugler,  fehlt  bei 
Grimm)  deuteler  (deutlor  bei  Luther),  gaukler,  hudler,  schmeichleri 
stümpler  und  sudler. 


DXB  VIDXLB  nr  OOBTHBB  WALPUBOISVACHTSTRAUH  361 

Gegen  meine  hinweisnng,  dass  in  der  ausgäbe  lezter  band  durcbweg 
fiedel,  fiedler  und  fiedeln  gedruckt  sei,  greift  von  Loeper  (s.  442) 
zur  annabme:  ^Es  wurde  vergessen,  das  wort  in  seiner  gescbrieben  an 
die  druckerei  gelangten  form  dem  übrigen^  zu  accomodieren.^  Dabei 
wird  Yorausgesezt ,  die  beiden  1828  zuerst  im  Intermezzo  erschienenen 
Strophen  seien  schon  1797  gedichtet  und  in  der  damaligen  Orthographie 
in  das  bei  dem  neudrucke  zu  gründe  gelegte  exemplar  des  ^Faust"  ein- 
getragen worden.  Leider  besizt  die  Cottasche  buchhandlung  jenes  exem- 
plar nicht  mehr.  Auffallend  wäre  es,  dass  der  setzer  und  der  sorg- 
same factor  Beichel  nicht  bei  fideler  anstoss  genommen  hätten,  wenn 
sie  dabei  an  die  fiedel  gedacht,  dass  auch  in  Weimar  bei  der  durch- 
sieht der  bogen  dies  nicht  aufgefallen  und  Goethe  nicht  darüber  befragt 
worden  wäre.  Aber  man  las  eben  fideler  richtig  als  Substantivierung 
von  fidel,  dachte  nicht  an  den  fiedler.  Für  Loeper  wäre  es  von 
Wichtigkeit  gewesen,  die  abfassung  beider  Strophen  durch  gute  gründe 
dem  vorigen  Jahrhundert  zuzuweisen,  aber  er  begnügt  sich  mit  der 
bemerkung,  „wahrscheinlich"  falle  diese  schon  in  das  jähr  1797.  Wenn 
er  die  entstehung  von  „Oberons  und  Titanias  goldener  hochzeit"  mit 
benutzung  einer  bisher  noch  unbekanten  angäbe ,  auf  den  4.  und  5.  juni 
1797  sezt,  so  übersieht  er  dabei  doch^  dass  die  dichtung  im  folgenden 
halben  jähre  nach  Goethes  äusserung  an  Schiller  vom  20.  decembcr 
1797  „um  das  doppelte  an  versen  gewachsen  war,"  sie  vielleicht  auch 
bis  zum  märz  1800,  wo  Goethe  sie  dem  siebenten  bände  der  „Neuen 
Schriften"  beigeben  wolte,  und  später,  als  er  sie  dem  „Faust"  wirk- 
lich einverleibte ,  zusätze  und  Veränderungen  erlitten  haben  k(^nte ;  jeden- 
fals  wurde  sie  damals  für  den  „Faust"  neu  abgeschrieben,  und  ohne 
zweifei  nach  der  damals  gangbaren  rechtschreibung.  Dass  es  an  sich 
nicht  wahrscheinlich,  diese  beiden  Strophen  seien  damals  absichtlich 
ausgelassen  oder  aus  versehen  ausgefallen,  habe  ich  früher  bemerkt. 
Gk>ethe  legte  bei  der  ausgäbe  lezter  band  ein  exemplar  der  von  1816 
an  erschienenen  zu  gründe,  und  nichts  deutet  darauf,  dass  er  hierbei 
auf  handschriften  zurückgegangen,  ja  es  ist  sehr  die  frage,  ob  damals 
noch  die  ältere  handschrift  von  „Oberons  und  Titanias  goldener  Hoch- 
zeit" vorhanden  gewesen,  was  von  Loeper  ohne  weiteres  voraus- 
setzen muss. 

Aber  solte  sich  nicht  etwa  aus  dem  Zusammenhang  ergeben,  ob 
beide  strophen  hier  ursprünglich  gedichtet  oder  später  eingeschoben 
worden?  Die  erscheinung  der  philosophen  wird  eingeleitet  durch  die 
„Tänzer"  überschriebenen  verse: 

Da  komt  ja  wohl  ein  neues  Chor? 

Ich  höre  ferne  Trommeln. 


362  DÜNTZEK 

„Nur  ungestört!  es  sind  im  Bohr 

Die  unisonen  Dommein. ** 
Von  Loeper,  der  meiner  ansieht  folgt,  dass  wir  hier  zwei  reden  haben, 
bezieht  die  Überschrift  auf  die  redenden;  warum  diese  aber,  obgleich 
nach  seiner  meinung  „der  ganze  grosse  hexenschwarm  hupft  und  springt,^ 
als  tänzer  bezeichnet  werden  sollen,  sagt  er  nicht.  Längst  habe  ich 
bemerkt,  dass  die  Überschrift,  wie  es  von  mehreren  in  unserm  inter- 
mezzo  unzweifelhaft  ist,  nicht  auf  die  redenden,  sondern  auf  die  geht, 
von  denen  die  Strophe  handelt ,  also  hier  auf  das  von  fern  gehörte  ^neue 
chor,^  die  tanzend  herankommenden  philosophen.  Wie  sehr  häufig  in 
unserer  xenienreihe,  werden  hier  die  redenden  selbst  nicht  näher  bezeichnet 
Der  eine  glaubt  kriegslärm  aus  der  ferne  zu  hören;  der  andere,  der 
das  immer  näher  kommende  geschrei  kent,  beruhigt  ihn  darüber  (das 
soll  doch  „Nur  ungestört!"  heissen,  nicht,  wie  von  Loeper  deutet,  er 
möge  sich  dadurch  im  tanze  nicht  stören  lassen);  es  habe  nichts  zu 
bedeuten,  es  sei  nur  ein  sich  ewig  widerholendes,  unerquickliches,  aber 
nicht  gefährliches  geschrei,  wie  das  fernem  ochsengebrüll  ähnliche  der 
rohrdommeln.  Nach  dieser  drastischen  einleitungsstrophe  erwartet  man 
die  Schreier  sofort  auftreten  zu  sehen ,  wie  es  früher  der  fall  war,  wo 
die  beiden  folgenden  Strophen  fehlen  und  sofort  ein  dogmatiker  sich 
vernehmen  liess:  „Ich  lasse  mich  nicht  irre  schrein.^  Man  erkent  jext 
auch  leicht,  weshalb  Goethe  statt  der  Überschrift  philosophen  das 
unbestimte,  blos  auf  die  art  des  erscheinens  deutende  tänzer  gewählt 
hat;  er  wolte  eben  lustig  damit  überraschen,  dass  diese  schreier  welt- 
weise seien.  Sehen  wir  auf  den  Inhalt  der  beiden  zwischentretenden 
Strophen,  so  hebt  die  erste  die  possierlichen  tanzgebärden  der  nahen- 
den hervor,  die  andere  macht  sich  darüber  lustig,  dass  diese  leute, 
obgleich  sie  sich  auf  den  tod  hassen ,  doch  durch  den  dudelsack  gezwun- 
gen worden,  auf  dem  Blocksberg  zu  erscheineu.  Hier  f&lt  die  erwäh- 
nung  des  dudelsacks  auf;  denn,  wenn  dieser  auch  die  musik  auf  dem 
blocksberg  macht,  so  haben  wir  doch  in  unserm  auf  einem  abgeson- 
derten terrain  des  Blocksbergs  spielenden  Intermezzo  ein  mehr&ch  näher 
bezeichnetes  ganz  anderes  Orchester.  Dies  konte  der  dichter  viel  eher 
übersehen,  wenn  er  diese  Strophen  erst  viele  jähre  später  einfügte,  als 
wenn  er  sie  im  Zusammenhang  des  Intermezzos  dichtete.  Fallen  sie 
hier  als  störend  und  abweichend  von  der  angenommenen  scenerie  auf, 
so  ist  auch  der  grund  zur  eindichtung  leicht  zu  erkennen.  Da  Gx)6the 
sich  aus  leidiger  erfahrung  immer  mehr  von  der  leidenschafUichkeit 
überzeugt  hatte,  mit  welcher  die  gelehrten  sich  bekämpfen,  die,  wie 
es  in  einem  im  jähre  1824  gedruckten  Spruche  heisst,  meist  gehässig 
sind,    wenn  sie  widerlegen,   einen  irrenden  gleich  als  ihren  todfeind 


DBB  FIDELB   Ui   OOBTHES  WALFUBG18IIACHT8TBAÜM  363 

ansehen,  so  konte  er  nicht  unterlassen,  hier  einen  scharfen  hieb  auf 
diese  auch  bei  den  philosophen  sich  zeigende  und  bei  ihnen  am  mei- 
sten aufbllende  schwäche  anzubringen.  Sind  aber  die  yerse  ein  spä- 
terer Zusatz,  so  können  wir  um  so  weniger  annehmen,  Goethe  würde, 
hätte  er  den  fiedler  gemeint,  sich  der  damals  völlig  abgekommenen 
dreisilbigen  form  bedient  haben,  abgesehen  davon,  dass  er  seiner 
gewohnheit  gemäss  auch  diese  verse,  die  er  zur  einschiebung  bestimte, 
dictiert  und  den  bei  der  durchsieht  ihn  unterstützenden  freunden  mit- 
geteilt haben  wird. 

Auch  von  Loeper  nimt  an,  die  tänzer  überschriebene  strophe 
beziehe  sich  auf  die  philosophen ,  aber  der  lärm  derselben  soll  daher 
kommen,  dass  sie  „ihre  Systeme  vervolständigen^  (s.  441).  Wie  aber 
beim  „vervolständigen  der  Systeme^  ein  solcher  heidenlärm  entstehen 
könne,  sehe  ich  nicht  ein.  Und  trotz  einer  solchen  unglücklichen  deu- 
tung  wagt  er  meiner  natürlichen  und  sachgemässen  auffassung  der  pos- 
sierlichen gebärden  der  folgenden  strophe  zu  spotten.  Dass  die  tan- 
zenden sich  so  gut,  wie  sie  können,  herausziehen,  ohne  rücksicht 
darauf,  wie  es  aussehe ,  habe  ich  auf  die  wunderlichen  sprünge  bezogen, 
welche  die  philosophen  macheu  müssen ,  um  alles  in  ihr  angenommenes 
System  zu  zwängen,  wobei  ich  an  den  mannigfachen  bildlichen  gebrauch 
von  Sprünge  machen  dachte.  Von  Loeper  behauptet  weiter,  die  so 
lebendige  bildlichkeit  dieser  verse  diente  dann  „nicht  nur  einem  sehr 
trivialen  gedanken,  sondern  auch  einem  schiefen  und  einem  dem  dich- 
ter ganz  fem  liegenden.'^  Ob  viele  den  gedanken,  dass  die  philoso- 
phen ihrem  System  zu  liebe  manchem  gewalt  antun,  zugleich  sehr 
trivial  (altäglich,  abgedroschen)  und  schief  finden  werden,  möchte  ich 
doch  bezweifeln.  Es  ist  bequem  durch  solche  unorwiesene  vorwürfe 
sich  einer  andern  meinung  zu  entledigen ,  auch  wenn  man  räum  genug 
hat,  sie  zu  begründen;  mir  scheint  jeuer  gedanke  gerade  der  hier  her- 
sehenden  laune  durchaus  gemäss.  Doch  hören  wir  den  beweis,  dass 
dieser  gedanke  hier  dem  dichter  ganz  fern  liege.  „Denn  nicht  die 
Sprünge,  sondern  umgekehrt  die  sy  stemm  acherei  und  die  einseitige  cou- 
seqnenz  der  philosophen  reizten  ihn  zur  satire.  Diese  besteht  hier  in 
eben  der  consequenz  des  Systems  entnommenen  und  diese  persiflieren- 
den äosserungen  der  fünf  philosophen.^  So  steht  wörtlich  gedruckt. 
Hier  verstehe  ich  das  umgekehrt  gar  nicht;  denn  die  argen 
Sprünge  deuten  ja  gerade  auf  die  gewaltsamkeit,  deren  sich  die  phi- 
losophen schuldig  machen.  Das  auftreten  der  philosophen  aber  spottet 
nicht  der  consequenzmacherei ,  sondern  der  Sicherheit,  mit  welcher  alle 
Anf ,  durchaus  von  einander  abweichende  philosophen  ihre  ansieht  als 
die  einzig  richtige  der  weit  verkünden.    Doch  von  Loepers  köcher  ist 


364  DÜNTZBB 

noch  nicht  geleert.  „Wenn  sie  so  reden,  können  sie  nicht  zugleich 
tanzen."  Warum  denn  nicht?  Wird  dadurch  die  sache  nicht  noch 
lustiger?  Und  nimt  er  selbst  doch  an,  der  ganze  hexenschwarm ,  der 
hier  redend  eingeführt  wird,  hüpfe  und  springe.  Das  leztere  aber  wäre 
erst  zu  erweisen,  ehe  man  darauf  die  behauptung  stüzte,  das  tanzen 
wäre  hier  ein  ganz  abgenuzter  satirischer  zug.  Dass  er  ^nicht  charak- 
teristisch" wäre,  kann  man  nur  behaupten,  wenn  man  die  beziehung 
yerkent;  und  dazu  ist  er  komisch.  Nur  solte  man  nicht  etwas  mir 
durchaus  fremdes  hereintragen,  wie  es  Schröer  tut,  wenn  er  mich 
behaupten  lässt,  „dass  die  philosophenschulen,  deren  Vertreter  heran- 
tanzen, sich  fassen  und  durch  den  dudelsack,  die  unisone  musik  der 
rohrdommeln  (?)  zu  tanzen  genötigt  sind."  Wo  steht  denn  so  etwas 
bei  mir  zu  lesen? 

Noch  in  seiner  ausgäbe  bezog  von  Loeper  die  beiden  strophen 
auf  die  philosophen;  denn  wir  lesen  zu  v.  3986:  „Die  fünf  blocksberg- 
philosophen,  das  geeinte  lumpenpack."  Jezt  aber  sollen  beide  Strophen 
„drastische  äusserungen  über  den  tanzenden  häufen  sein,  im  sinne 
Ariels:  „Viele  fratzen  lockt  mein  sang'""  (s.  441),  womit  es  stimt^ 
dass  der  fiedler  die  werte  spreche  „mit  einem  blick  auf  die  hüpfende 
menge"  (s.  439) ,  was  ich  mit  dem  besten  willen  nicht  anders  verste- 
hen kann  als  dass  die  beiden  strophen  sich  nicht  auf  die  philosophen 
beziehen  sollen.  In  bezug  auf  die  äusserung  Ariels  bemerken  wir,  dass 
dieser  nicht  sagt,  was  er  hier  tut,  sondern  er  spricht,  wie  vorher 
Puck,  sein  wesen  aus,  da  Oberen  die  geister  aufgefordert  hat  sich  zu 
zeigen.  Also  von  Loeper  nimt  jezt  an,  beide  strophen  hätten  mit  den 
Philosophen  nichts  zu  tun.  Mag  er  es  glaubhaft  finden,  Goethe  habe 
zwischen  die  ankündigung  der  philosophen  und  ihr  auftreten  zwei  wild- 
fremde Strophen  geworfen  und  die  scharfe  stelle  über  das  lumpenpack, 
das  sich  gern  das  restchen  gebe,  sei  algemein  zu  verstehen:  nicht  ich; 
eine  solche  annähme  scheint  mir  nicht  allein  rein  wilkürlich,  sondern 
dos  dichters  unwürdig. 

Fragen  wir  jezt,  nachdem  wir  den  sinn  der  betreffenden  strophen 
festgestelt,  nach  den  Überschriften,  so  ist  es  offenbar,  dass  Qoethe  die 
eine  einem  tanzmeister  gab ,  weil  dieser  als  kunstverständiger  am  besten 
über  die  tollen  sprünge  seine  Verwunderung  äussern  kann,  und  eine 
passendere  person  sich  dazu  kaum  finden  liess:  wer  aber  kann  die 
andere  sprechen,  den  burschikosen  spott  darüber,  dass  die  sich  spin- 
nefeinden weltweisen  gezwungen  sind,  hier  zusammen  zu  erscheinen, 
ein  fideler  oder  ein  fiedler?  Dass  der  tanzmeister  entweder  selbst  die 
geige  spielt,  wie  Goethes  lehrer  in  Strassburg,  oder  sich  einen  vor- 
geiger  hält,  wie  es  der  Schauspieler  Brandes,  der  eine  Zeitlang  taai^ 


DSB  FIDBLK  IN   eOETHIEB  WALPUBG18NACHT8TBAUM  365 

Unterricht  gab,  von  sich  selbst  berichtet,  wüste  ich  längst ,  ehe  ich  es 
in  bttchern  las,  und  ich  habe  nie  geleugnet,  dass  zum  tanze  mit  der 
fiedel  oder  der  geige  aufgespielt  wird,  so  dass  ich  darüber  keiner  beleh- 
mng  bedurfte.  Aber  ich  habe  die  behauptung  aufgestelt,  hier  sei  der 
fiedler,  abgesehen  davon  ^  dass  man  darunter  nur  einen  schlechten 
geiger,  einen  bierfiedler,  einen  schnurranten  versteht,  gar  nicht  am 
platze,  weil  die  betreffende  rede  nicht  den  geringsten  bezug  auf  sein 
gewerbe  habe.  Wenn  von  Loeper  entgegnet:  „Auch  auf  dem  Blocks- 
berg spricht  jeder,  denk'  ich,  am  liebsten  von  seinem  metier  ,^  so  han- 
delt es  sich  ja  hier  darum,  wie  Goethe  dazu  kommen  konte,  diese 
Worte  einem  fiedler  in  den  mund  zu  legen.  Von  Loeper  sagt  s.  439, 
€K>eihe  lege  dem  tanzmeister  und  dem  geiger  „betrachtungen  über  die 
Wirkung  ihrer  functionen^  in  den  mund.  Aber  sein  fiedler  spricht  ja 
nur  von  der  Wirkung  des  dudelsacks,  nicht  von  seinem  aufspielen,  und 
der  tanzmeister  hat  seine  function  noch  gar  nicht  geübt.  Musicierten 
die  Philosophen,  so  hätte  wenigstens  ein  guter  geiger  ein  aufsein  hand- 
werk  bezügliches  wort  mit  einzureden ;  aber  der  sitliche  ärger  über  die 
todfeindschaft  der  weltweiseu  untereinander  und  der  spott,  dass  diese  sich 
doch  hier  zusammenfinden  müssen ,  haben  mit  dem  violinspieler  gar  nichts 
zu  tun.  Nicht  einmal  für  den  dudelsackpfeifer  passen  sie ;  zur  kentnis, 
dass  auf  dem  Blocksberge  der  dudelsack  aufspielt,  bedurfte  er  desselben 
oder  des  fiedlers  so  wenig  als  zum  klassischen  vergleich  mit  dem 
Orpheus.  Der  redende  kent  offenbar ,  und  darauf  ist  besonders  gewicht 
zu  legen,  das  treiben  der  philosophen,  was  beim  fiedler  nicht  der  fall 
ist,  wol  aber  dem  fidelen  zugeschrieben  werden  kann,  dessen  stand 
nicht  näher  angegeben,  der  nur  als  ein  den  streit  der  philosophen 
lustig  beobachtender  dargestelt  und  blos  nach  seinem  temperamente 
bezeichnet  wird,  wodurch  die  schärfe  der  stelle  etwas  gemildert  wird. 
So  gern  der  oberflächliche  blick  neben  dem  tänzer  und  dem  tanzmeister 
sich  den  fiedler  gefallen  lässt,  so  unmöglich  ist  er  für  denjenigen,  der 
eine  genügende  beziehung  des  sprechenden  auf  den  Inhalt  der  rede 
verlangt  Ob  statt  des  fidelen  nicht  eine  bessere  bezeichnung  hätte 
gewählt  werden  können,  wie  etwa  student,  wollen  wir  eben  so  wenig 
entscheiden,  als  wir  die  frage  beantworten  können,  ob  die  Überschrift 
ursprünglich  von  Ooethe  selbst  herrühre,  er  nicht  vielmehr,  wie  er  in 
solchem  falle  zu  tun  pflegte ,  dem  verschlag  eines  freundes ,  wie  Kie- 
mer oder  Eckermann,  dabei  folgte. 

Höchst  sonderbar  ist  es,  wenn  von  Loeper,  mit  bezug  auf  Mosers 

b^erknng,  in  gewissen  ländern  habe  der  fiedler  erst,  wenn  der  pfar- 

rer  an  den  sontagnachmittagen  das  zeichen  dazu  mit  der  glocke  habe 

gebea  lassen,  auf  die  tonne  steigen  und  aufspielen  dürfen,  auch  hier 


366  DÜNTZEB,   DEB  FIDBLE  IN  SOETHBS  WALPUBeiSNACHTSTBAUll 

seinen  Sedier  auf  einer  erhöhung  stehend  nnd  aufspielend  denken  m(k^hte 
(s.  439).  Vom  aufspielen  mit  einer  fiedel  ist  gar  keine  rede ,  die  verse 
selbst  gedenken  nur  des  dudelsacks ,  wozu  die  philosophen  tanzen ,  noch 
ehe  sie  auftreten,  so  dass  es  ausserordentlich  auffiele,  wenn  auch  noch 
der  auf  sie  ergrimte  fiedler  ihnen  aufspielte  und  dazu  auf  eine  erhöhung 
stiege.  Von  Loeper  hält  die  scenische  auffassung  des  „Faust^  fQr  das  beste 
mittel,  die  neigung,  „die  dichtung  wilkürUch  und  in  prosaischer  weise 
zu  deuten ,"  die  er  mir  zuschreibt ,  zu  überwinden.  Dabei  ist  zunächst 
übersehen,  dass  das  intermezzo  ganz  unabhängig  von  der  Faustdichtung 
entstanden  ist  upd  wesentlich  anderen  gesetzen  als  diese  folgt,  dass  es 
nur  eine  dramatische  eiukleidung  einer  reihe  von  xenien  ist  Der  ver- 
such einer  scenischen  aufführung,  dem  wir  ja  durchaus  seine  bedeutung 
nicht  absprechen  wollen ,  besonders  wenn  sie  auf  lebendige  auffassung 
sich  gründet,  würde  bei  dem  „walpurgisnachtstraum"  an  unüberwind- 
lichen hindernissen  scheitern,  wenn  man  die  dichtung  nicht  wesentlich 
umgestalten  wolte ;  denn  bei  ihm  war  durchaus  nicht  an  eine  Vorstellung 
auf  der  bühne  gedacht  trotz  der  beginnenden  auffordorung  des  theater- 
meisters.  Ist  spott  ofTenbar  der  eigentliche  zweck  des  intermezzos,  so 
erscheint  es  eben  als  piiicht  des  erklärers,  die  verständige  beziehung  der 
einzelnen  xenien  und  ihre  bedeutung  nachzuweisen,  wozu  von  Loeper  selbst 
sich  hie  und  da  bestimmen  lässt.  Demnach  ergibt  sich  der  Vorwurf  pro- 
saischer deutung  hier  als  völlig  gegenstandlos ,  und  ich  weiss  nicht ,  was 
ich  dazu  denken  soll,  wenn  mein  herr  gegner  prophezeit,  im  „Walpur- 
gisnachtstraume'' würde  „die  satirische  beziehung  grotesker  bewegungen 
des  tanzenden  chores  auf  die  deutsche  Philosophie  wie  nachtgesichte 
vor  dem  tage  bei  einer  lebendigen  darstellung  verschwinden,'^  beson- 
ders da  er  selbst  auf  derselben  seite  (441)  spott  auf  die  „einseitige 
consequenz  der  philosophen''  annimt.  Wenn  eine  scenische  aufführung 
die  satirische  beziehung  verwischte,  so  würde  sie  jedenfals  dem  sinne 
des  dichters  nicht  gerecht,  gerade  eine  diesen  treu  widergebende 
bühnendarstellung  würde,  wenn  sie  möglich  wäre,  augenscheinlich 
ergeben ,  dass  die  vom  tanzmeister  verspotteten  possierlichen  tanzgebär- 
den den  Philosophen  zugeschrieben  werden  müssen.  Nicht  anders  ver- 
hält es  sich  mit  dem  mummenschanze;  auch  dort  wollen  alle  auftre- 
tenden neben  ihrer  das  äuge  anziehenden,  bunt  wechselnden  erschei- 
nung  etwas  bedeuten,  wie  es  mehrere  ausdrücklich  sagen.  Der  dich- 
ter, der  selbst  in  die  gewöhnlichen  aufzüge  bei  hof  einen  sinn  zu  legen 
suchte ,  konte  unmöglich  trotz  der  ausführlichen  reden  diesen  weit  aus- 
gedehnten poetischen  mummenschanz  als  ein  blosses  augenspiel  vor- 
überziehen lassen,  unmöglich  das,  was  sie  sprechen,  als  blosse  in  di^ 
menge  hingeworfene  confetti  sich  denken.    Von  Loepers  Verdächtigung 


LÜBBEN,    ZUB  DEUTSCHEN  LEXIKOOBÄPHIE.   I  367 

wird  niemand  tänschen ,  der  meine  erklämngen  nicht  durch  seine  brille 
schaut,  sondern  sie,  wie  sie  wirklich  vorliegen,  unbefangen  würdigt. 
Uns  galt  es  hier  nicht  allein  die  einzelne  stelle  ins  rechte  licht  7m 
rücken,  sondern  auch  die  methode  der  kritik  und  erklärung  an  einem 
dazu  besonders  passenden  beispiele  aufzuzeigen. 

KÖLN.'  HEINR.   DÜNTZER. 


ZUR  DEUTSCHEN  LEXIKOGRAPHIE- 
L    Weidmannisclie  ausdrücke. 

In  dem  buche,  das  betitelt  ist:  „ Handtbüchlin  grundtlichs 
berichts,  recht  vnd  wolschrybens  ^  der  Ortographie  vnd  Grammatic 
usw.  durch  der  Schrybery  erfEimen  vnd  lang  geübten  Johansen  Helien 
Meichfinem,  züsamen  getragen  vnd  von  nüwem  corrigiert  vnd  gebes- 
sert Gedruckt  zu  Tübingen  durch  Vlrichum  Morhart.  An.  MD.  I." 
(170  bL  =  340  Seiten)  finden  sich  auf  bl.  43**  fgg.  jagdausdrücke,  die 
mir  deshalb  der  Veröffentlichung  wert  erscheinen,  weil  sie  die  älteste 
Zusammenstellung,  wie  ich  glaube ,  bilden  und  von  andern  Schriftstel- 
lern, wie, ich  aus  anfuhrungen  in  Grimms  wörterbuche  und  sonst  ersehe, 
nachgeschrieben  sind.  Selbst  noch  1617  hat  die  „Teutsche  Orthogra- 
phey  vnd  Phraseologey  . .  durch  Sattlern ,  Gerichtsschreibern  der  Statt 
Basel^  ganz  dasselbe  gebracht  (s.  411  fgg.)i  n^i*  niit  einem  kleinen 
Zusätze  vorn  und  in  etwas  anderer  Ordnung.  Weil  mir  dieses  buch 
zur  hand  war,  habe  ich  es  zum  vergleiche  mit  herbeigezogen. 

Etliche  zierliche  vnnd  artliche  wörter,  deren 
man  sich  vff  vnd  zfi  dem  weidwerck 
gebraucht,  einem  schryber  by  Für- 
sten vnd  herrn  dienende  hoflich 
vnd  nutzlich  zu  wissen. 

Erstlich   zum  vederspil 
gehörig.    Valcken. 

Ire  Nester  heissen  gestend. 

Wann  sie  gefangen,  werden  sie  geheubt  mit  rouschhauben. 
Vnd  wann  man  sie  anfacht  z&  tragen,    werden  sie   erst  recht 
gekeubt 

Ire  gefess  heisst  man  geschiech. 
Die  kurtzen  riemen  wurffriemen. 
Die  langen  riemen  das  lang  gef&ss. 


868  LÜBBBN 

Sie  steen  vff  der  band  oder  Stangen  und  heisst  nit  gesessen. 

Sie  werden  beriebt,  ynnd  beisst  nit  zam  nocb  beimlich  gemacht 

Man  lockt  vnd  &zt  sie  vff  dem  lüder. 

Das  lüder  gibt  man  vss. 

Man  gibt  jnen  zu  zeit  gegen  abent  zu  werffen,  das  ist  vff  grob 
teütscb  ein  gewell. 

Wann  sie  fliegen,  beisst  es  gestigen. 

Sie  slagen  die  Beiger  oder  Antuögel  von   oben  herab,  je  einer 
vmb  den  andern,  vnd  steigen  dann  wider. 

Wahn  sie  ichtz  vaben,    werden   sie  vff  dem  das  sie   geoangen 
abgericbt  vnd  geätzt. 

So  sie  aber  nicbtz  vaben,  lockt  vnd  ätzt  man  sie  aoff  dem  lüder. 

Sie  werden  gemeust,  vnd  beissen  dann  meusser  valcken. 

Die  grossen  valcken  beissen  Gerualcken. 

Ire  Flügel  werden  genannt  swingen. 

Wann  sie  jrr  werden,  vallen  sie  ein  ander  land  yn,  kurzer  zeit 

vil  meiln.* 

Blafüss. 

Vnd  derglycben  würt  es  mit  den  Blafuessen  auch  gehalten. 

Hapch. 

Das  mändlin  ist  kleiner,  beisst  das  häpicblin. 

Das  weiblin  ist  grösser ,  das  nennt  man  den  hapch. 
Nota,  vnd  solicbs  ist  vnder  allem  vederspil. 

Der  hapch  steet  vff  der  band  oder  stangen. 

Der  hapch  würdt  lock  oder  bereit. 

So  man  den  hapch  &tzt  vnnd  er  gnüg  hat,  sagt  man  der  hap*^^ 
hat  ein  guten  kropff. 

Item  der  hapch   hat  den   kropff  verdruckt,    das  ist  zu  grol>^® 
teutsch  verdewt  aber  vnweidminnisch  geredt. 

Man  gibt  jm  euch  zu  zeiten  gegen  der  nacht  ein  gwell,    '•^ 
dem  valcken,  das  wirfft  er  morgens  wider. 

.Der  hapch   so   der  Weidmann  jne  nachin  fliegen  l&sst,   heist 
gerihen.* 

Wann  der  hapch  ein  veldhün  binwegfürt,  heisst  es  geleittet 

Ynnd  wann   mau   zu  zeiten  die  hapch   in  ein   fliessend  btol^ 
stelt  zu  baden,  vnnd  sie  trincken,  so  beisst  es  geschöpfft 

Item  wann   sie  zu  zeit  etlich  swing  oder  swannfedem  zersto^^ 
oder  zerslagen ,  werden  sie  mit  andern  ersetzt  das  heisst  geschifftei^ 

1)  Sattler,  Orthographey :  faUen  sie  in  ein  ander  Landt,  in  kuner  x.  il< 

2)  Sattler:  So  der  Weydman  den  Hapioh  naohin  usw. 


ZUB  DBUT8CHBN   LItXIKOO&APHIS.   1  369 

Von  Jagen,  hetzen  vnd  dem  gwild. 

Der  hirsch  tritt  in  die  brunsst,  springt,  brölt,  Hat  ein  gehüru^ 
mit  grossen  staugeii  Tfi  vil  enden,'  das  nennt  man  sunst  zincken,  die 
werden  gerechet*  nach  der  meisten  zal  der  end  an  einer  Stangen,  ob 
gleich  an  der  andern  minder,  also  das  die  zal  allweg  gerad,  wann 
euch  die  end  noch  jung,  sind  sie  genannt  morchi*  oderkolben,  daniss 
macht  man  ein  Fürsten  essen. 

Der  Hirsch  Sitzt ,  geet,  ist  jagbar,  würdt  gespurt ,  gsucht,  gefun- 
den vnd  hostetet,  vnnd  dem  zu  Sicherheit  etlich  rypper  erbrochen. 

würdt  geiagt,  fleucht 

ist  den  hunden  entloffen. 

Ist  über  das  gezflg  hinuss  gesprungen. 

Ist  in  den  wyger  geuallen,  vnd  darinn  geronnen  (das 
ist  geswommen). 

ist  in  die  garn  geuallen. 
J  Hat  etlich  mösch  zerrissen,  hat  ein  seil  genommen. 
Der  hirscn    \  ^qj.j.  Q^legt  oder  nider  gelegt  (das  ist  gefangen). 

würdt  gestochen. 

würdt  gebürscht  (das  ist  geschossen). 

würdt  geschunden. 

Hat  ein  huwt. 

würdt  zerwürckt. 

.  sweisst  (dann  der  hirsch  hat  kein  bl&t). 
Die  hund  werden  mit  seinem  sweiss  gepfneischt  oder  gepasst 
Das  Zimmer  oder  zemer  ist  das  hinderteil  vff  dem  rucken. 
Die  bueg  heissen  knöpflf.* 

Die  seitten  von  einem  hirsch  heissen  krieben  oder  w&nd. 
Das  krütz  ist  ein  bein  in  des  hirschen  hertz. 
Der  zain  vom  hirschen  ist  zu  etlicher  artzney  gut. 
Der  hirsch  hat  16uflF,  klawen  vnd  nit  fflss. 
Das  gwild  setzt. 

Die  jungen  heisst  man  binden  k&lber.® 
Die  jungen  hirsch  spisshirsch. 

Das  wiltpret  würt  gebeisst,  vnd  das  heisst  man  ein  sultz. 
Alles  gewilt  veruimpt,  das  heisst  man  sunst  gewittert. 
Item  der  jäger  jagt  im  hörn. 

1)  Sattler  sezt  hinzu:  oder  ein  gewicht  oder  geweich.  2)  Sattler:  enden 
oder  loten.  3)  Sattler:  gerechnet.  4)  Sattler:  morchen.         5)  Sattler:  oder 

L&uffi  6)  Sattler:   oder  Wildkalb.  7)  Die  beiden  lezten  sätze   fehlen  bei 

Sattier. 

SB1T8CHB.   F.   DEUTSCHE  PHILOLOOIJB.     BD.  Xni.  24 


Das  < 


370  LÜBBBN 

Von  den  Behern: 

Mändlin  nent  man  einen  bock. 

Wyblin  ein  geiss,  vnnd  die  jungen  heissen  Bechkitzlin. 

Eech  schreyt. 

Rech  springt. 

Rech  würdt  gehetzt. 

Rech  feit  in  ein  garn. 

Rech  würdt  gefangen. 

Rech  würdt  gnickt  oder  gewürgt  vnd  nit  gestochen. 

Rech  hat  ein  fei  vnd  kein  huwt,  das  würdt  jm  abgezogen. 

Rech  würdt  zerwürckt. 
Des  Rechs  sweiss  ist  gfit  z&  einem  pfeflfer. 
Ein  Siegel  von  einem  Rech  ist  der  hinderlouff,  gut  zft  braten. 
Ein  bäg  von  einem  Rech  ist  vornen. 

Eins  Rechs   hals  vnnd    kopff    sind  J&gerrecht,    gehSrn   in   den 
pfefler. 

Alles  hoch  vnd  rot  gwild  so  es  sich  reynigt  heisst  es  geslosset 

Von  den  Schwynen. 

Man  macht  ein  haag.^ 

Bindt  seyler  an. 

Stellt  garn  vnd  wörtficher. 

würdt  gehetzt,   stryt  mit  den  hunden  oder  würdt   von  den 
hunden  gestelt. 

loufft. 

nimpt  ein  seil. 

hat  scharpffe  waffen.* 

frisst  oder  ersiecht  vil  hund  oder  leut. 

würdt  gestochen. 

alte  Suw  heisst  ein  howend  Swyn. 
^.^  )  zweyjärig  Swyn  ein  becker." 

ISwynsmutter  ein  Leen  oder  bach. 
junge  Suw  ein  frischliug. 

Sie  all  haben  köpff  vnd  leuff  oder  hanmien. 

Von  den  Beern. 

Der  Beer  1  •^^^^P*»  g®®*>  ^^^st. 
1  würdt  geiagt. 

1)  Vorher  noch  bei  Sattler:   das  Schwein  wirt  in  ein  Gesirck  oder 
gebracht,  auch  beritten.  2)  Sattler:  oder  gewärff.  3)  Sattler:  backtr 


Die  suw 


Ber  Beer 


Der  Fuchs  würdt 


Der  Fuchs  hat  .  , ,  ,     ..   „« 

klawen  vnd  nit  fuess. 


EÜB  DEUTSCHEN  LBXIKOORPHIB  I.  871 

würdt  gestochen. 

ertruckt  vnd  frisst  viel  hund. 

hat  ein  huwt. 

würdt  geschunden. 

Des  Beers  füess  heissen  tatzen,  ist  ein  Fürsten  essen. 

Von  Füchssen. 

Der  Fuchs  Billt,  Trabt,  ßayet. 
Ein  garn  würdt  gestellt. 

von  dem  strick  mit  den  hunden  gehetzt. 

in  das  Garn  gehesst. 
I  erslagen  oder  von  den  hunden  erwürgt. 
[  gestreifift  vnd  nit  geschunden. 

I  ein  balg  vnd  kein  huwt. 
1kl 

Dem  fuchs  werden  zu  Zeiten  kügelin  gelegt ,  die  nimpt  er ,  dauon 
r  stirbt 

Der  fuchs  würdt  etwan  mit  einer  vallen  oder  selbs  geschoss 
[fangen. 

Oder  in  der  wollfs  grüben  gefunden. 

Vom  Hasen. 

Der  hass  Schreyt.    Der  hass  firt.* 

Garn  vnd  federgericht  werden  im  gestelt. 

von  dem  strick  mit  den  hunden  gehätzt. 

in  dz  garn   gehesst ,    oder  *   (wie  wol  vnweidisch) 

mit  dem  laussen  daryn  geschreckt, 
gnickt  oder   von   den  hunden  erwürgt,   zerrissen, 
l  gestreift  vnd  nit  gschunden. 
f  ein  balg  vnd  kein  huwt. 
Der  hass  hat )  leuff  vnd  nit  f&ss. 

[  zwen  spring. 

Von  Wolffen. 

Der  Wolf  heult,  frisst,  zerreisst,  trabt,  hotzt*  oder  loufft,  würdt 
^hetzt,  geiagt,  gefangen,  würdt  von  den  hunden  erbissen,  erwürgt, 
it  ein  huwt  die  würdt  jm  abgestreifft. 

1)  Vorher  hat  Sa.ttler  noch:  Der  Hass  wird  abgeschreckt,  gehasst  vnd  von 
xi[&  Strick  gehetzt.  Abschrecken  heisst,  so  jhme  vor  tag,  wann  er  geh n  holtz  will 
^V'en,  fürgericht  wirdt.  Hessen,  heisst  ein  vorhöltzlein  mit  Garnen  fürrichten. 
^en  beschicht  in  freyem  Feld  mit  den  Hunden  ohne  Garn. 

2)  Der  satz:  oder  usw.  fehlt  bei  Sattler.        3)  fehlt  bei  Sattler. 

24* 


Der  hass  würdt 


372  LÜBBEN 

Sein  maul  beisst  ein  gebiss.  i 

Seine  füess  werden  genennt  klawen. 

Er  würt  oucb  in  einem  garten  oder  einer  grüben  (hierzu  gebeisst) 
gefangen. 

Die  W6lfBn  traiben  und  welffen. 

Nota^  wann  ein  nüwgereit,  so  ist  all  wegen  gut  jagen  und  hetzen. 

Vom  Bomrfiter. 

Die  wilden  katzen,  hoflich  genennt  Bomrüter,  Aber  die  heimi- 
schen tachmarder,  ramlen,  werden  von  den  hunden  gefangen  vnnd 
erwürgt ,  oder  vflF  den  boumen  erschossen ,  haben  balg  vnd  klawen  oder 
pfouten. 

In  einem  der  folgenden  briefe,  die  als  musterbriefe  angeführt 
sind ,  um  „sendbrieue  zu  formiern"  finden  sich  noch  ein  paar  ausdrücke, 
die  in  dem  vorigen  nicht  enthalten  sind.     Es  heisst  daselbst: 

Unser  fröntlich  dienst  usw.  Vns  ist  an  vnserm  weidwerck  der 
valcken  grosser  abgang  beschehen,  allso  das  wir  vfif  diss  zeit  daran 
mercklichen  gebrechen  haben  früntlich  bittende,  V.  L.  w81Ie  vns  hierinn 
mit  einem  Gerualcken ,  Sacker  oder  kuppelreiger  valcken  zu  steur  kom- 
men, vnd  solicher  vogel  einen  vnserm  valckner  dem  zigyner  behanden 
lassen  usw. 

Ich  fuge  hier  noch  der  volständigkeit  wegen  die  stellen  bei,  die 
Sattler  noch  ausserdem  hat  (s.  411  fgg.): 

Wie  von  allerley  Weyd- 

werck  weydmännisch  zu  reden 

vnd  zu  schreiben. 

Die  Person,  zum  Weydwerck 

vnd  Jagen  gehörig,  wirdt 

genant: 

Forstmeister,  Jägermeister,  Meisterjäger,  Windmeister,  Bürsch- 
meister,  Forstknecht,  Wildschütz,  Holtzwart,  Jägerknecht,  Jägerbuben 
oder  Hundsbuben.  Vnd  die  so  ein  Hasen  oder  Fuchs,  stiebendt  vnd 
fliehend  Wildpret  zu  fahen  haben,  werden  Beissjäger  genent. 

Die  Höltzer  werden  geheissen: 
Forst,  Wildban,  Bürsch,  Gebirg,  Räuhinen,  Awen  vnd  Wildfith- 
ren,  Wildsultzen,  Löher,  Vorhöltzer,  welches  die  Güter  sind,  so  aussen 
an  die  Höltzer  und  Forst  stossen. 

1)  Fehlt  bei  Sattler. 


\ 


ZÜB  DBÜT8CHEN  LEXIKOORAFHIB.  I  873 

Die  Oarn  vnd  Netze,   die  man  zum  Oewild  braucht, 

nent  man: 
Wildseil,  Wildgarn,  ßechgarn,  Hasengarn,  Wehrblachen,   höhe 
zu  der  Wehrblachen,    Halbtüelier,   Wand,   Wehrtücher  oder  Lappen. 
Die  zun  Schweinen  gehörig  Schweinseil. 

Von  den  Garnen  redt  man: 

Dass  sie  gericht   vnd  widervmb  auffgehaben  oder  auffgeworfiFen 

werden. 

Von  den  Jagdhunden. 

Es  sind  der  Jagdhunden  vielerley,  vnd  erstlich  ist  der  Leythund, 
der  hat  ein  grosse  Nasen,  sucht  richtig  vnd  ist  arbeitsam.  Darnach 
heissen  etliche  Jaghund,  die  sind  Hirschgerecht,  daher  nennet  mans 
auch  Hirschenhund  oder  Hirschwind,  sind  darzu  richtig,  vnd  beharren 
wol  und  lang.  Folgents  sind  die  Hetzhund,  die  sind  gäng  vnd  frew- 
dig.  Weiter  führt  man  zum  jagen  an  die  Bluthund ,  oder  die  Fracken, 
die  führt  der  Weidmann  am  Windstrick,  alsdann  suchen  sie  wol,  vnd 
beharren  den  seh  weiss,  wann  das  Wild  gewundt  ist,  fürens  dem  Jäger 
zu,  oder  bey  des  Wilds  Jägerstand,  versteckung  oder  Holen.  Vnd 
wann  schon  das  Wild  vber  dz  wasser  gesetzt  hette,  so  zeigts  doch 
der  Bluthund  erstlich  mit  dem  Schwantz  vnd  darnach  mit  kehrung  der 
Waffel.  Vnd  da  schon  ein  solcher  Bluthund  altershalben  schwach, 
vnnd  blind  wird,  so  spüret  vnd  zeigt  er  doch  noch,  wann  man 
jbne  auffs  Gejagt  mag  bringen,  alsbald  er  den  Wind  vnd  den  Geruch 
an  sich  ziehet,  das  Wild  an,  wa  es  sich  halte  oder  verlagere.  Es 
finden  sich  auch  dabey  die  Rüden  oder  Jagrüde,  die  sind  frewdig  vnd 
sind  gute  finder.  Item  man  muss  von  wegen  der  Hürsten  vnd  Gereiser 
Schliefferlein  haben,  die  sind  anbarrig  vnd  legen  sich  hart  an.  Item 
es  sind  auch  sonst  andere  artheu  von  Hunden,  welche  man  anführet, 
zu  anderm  Weydtwerck:  als  Otterhund,  die  beissen  sich  weydiich  mit 
dem  Otter,  vnnd  suchen  gern.  Item  zum  Wasserweydwerck ,  Vögel- 
schiessen, in  Flüssen,  Seen,  Weyhern,  Gemöss  vnnd  an  Ufern,  braucht 
man  die  Wasserhund  oder  Zotteter  oder  Barbet ,  die  holen  gern.  Dess- 
gleichen  zu  dem  Federwildpret  oder  Federspiel  braucht  man  Wachtel- 
hund, die  suchen  wol  vnd  stehn  vor,  daher  heissens  auch  vorstehende 
Hund.  Vnd  zu  diesem  Weidwerck  führt  man  auch  Wind  oder  Wind- 
hund, zu  den  hochfliegenden  Vögeln,  die  sind  wol  angebracht. 

Das  Jagen  oder  das  Woydwerck  wirdt  getheilt: 

In  das  Hochgewild  oder  Hochwildpret,    vnnd  Weydwerck,    vnd 
diss  ist  eintweders  das  rot  Wildpret,  als  Hirssgewild:   oder  schwartz 


374  LÜBBBN 


Wildpret,  als  Sew,  Bären.    Sodann  in  das  klein  Wildpret,  als  Bäher, 
Hasen,  Fuchs,  welche  man  mit  dem  Habbich  oder  Sperber  beisst. 


n.    Aus  den  schifFalirten  des  Levinus  Hulsius. 

Nachfolgende  beitrage  sind  entnommen  ans  dem  seltenen  Sam- 
melwerke, das  Levinus  Hulsius  1598  begonnen  hat  nnd  nach  seinem 
tode  (1605)  andere  weiter  geführt  haben.  Es  enthält  beschreibungen 
der  Schiffahrten ,  die  von  Holländern  und  andern  in  fremde  länder 
unternommen  sind.  Die  Oldenburgische  landesbibliothek  besizt  die 
ersten  neun  Schiffahrten;  die  erste  gibt  eine  beschreibung  der  „Hollän- 
dischen Schiffarth  in  die  Orientalische  Indien  anno  1595.  1596  und 
1597.  Mit  etlichen  nötigen  Erklärung,  Garten  und  Figuren  gezieret. 
Durch  Levinum  Hulsium.  Nürnberg,  In  Vorlegung  Levini  Hulsii  1598 
(die  fünfte  aufläge  zu  Frankfurt  1625)."  —  Die  neunte  Schiffahrt  erzählt 
ebenfals  eine  reise  der  Holländer  nach  Ost -Indien.  „Getruckt  zu 
Franckfiirt  am  Mayn,  'bey  Wolffgang  Richtern.  In  Verlegung  Levini 
Hulsii  seligen  Wittiben  1606."  (Als  herausgeber  nent  sich  Isaacus 
Genius).  Dass  diese  Schiffahrten  Übersetzungen  aus  dem  Holländischen 
sind ,  tut  ihrem  lexikographischen  werte  keinen  oder  nur  ganz  geringen 
eintrag.  Die  vierte  Schiffahrt  ist  indes  keine  Übersetzung,  sondern  ein 
nach  dem  originalmanuscript  verbesserter  abdruck  der  „wunderbaren 
schiffart,  welche  Ulrich  Schmidel  von  Straubing  von  anno  1534  —  54 
in  Americam  gethau.  Durch  ermelten  Schmidel  selbst  beschrieben,  an 
jetzt  aber  an  Tag  geben  mit  Verbesserung  und  Corrigierung  der  Statt, 
Länder  und  Fluss  Namen,  dessgleichen  mit  einer  nothwendigen  Land- 
taffel,  Figuren,  und  anderer  mehr  Erklerung  gezieret  durch  Levinum 
Hulsium  editio  secunda.    Noribergae ;  inpensis  Levini  Hulsii  a.  1602.** 

Aas  (fischköder). 

In  der  Mitte  (der  fischreuse)  wirdt  das  Aass  fest  angebunden, 
wann  dann  der  fisch  daran  beisset ,  können  sie  es  baldt  droben  merken, 
ziehen  demnach  das  Netz  oben  zu.   7,  9. 

abkehren. 

Nachdem  nun  dieser  erste  Sturm  von  den  Portugesern  abgeschla- 
gen, ist  der  zweyte  anbracht,  aber  viel  leichter  abgekehrt,  denn  usw. 

9,  48. 

absetzen. 

Es  war  der  allererste,  der  wieder  den  Obersten  Mol  ankam,  in 
meynung  denselben  mit  seiner  pertuisanen  oder  Enebelspiess  zu  spissen. 


BUB  DEUTSCHEM  LBXIKOOBAPHIE.  n  375 

der  Oberst  aber  setzte  den  Stich  ab  mit  einem  Spiesslein,  so  er  in 
der  Hand  fahrt.   9,  47. 

anlegen  (=  ankleiden). 
Er  war  auf  türkisch  angelegt.  1,  22;  alle  anfTs  köstlichste  geputzet, 
mit  Sammt  und  Seiden  angelegt  1,  27 ;  die  Eauff leut  und  Weiber  sein 
mit  langen  Böcken  angelegt. 

ansetzen  (=  betragen). 
Die  Holländer  seyn  offtmals  gar  sehr  angesetzt  und  betrogen  wor- 
den, weil  sie  sich  keiner  verf&Ischung  (des  Goldes)  besorgten.    7,  182. 

Arrack. 
Ein  Becher  mit  Wein,  welches  war  von  der  Javanischen  Arack, 
den  die  wilden  Leute  selbst  machen  anss  Beiss,  und  ist  ein  sehr  star- 
cker  Tranck  zu  trincken.  2,  81. 

au  fh  ei  sehen  (mnd.  upeschen,  die  Übergabe  einer  festung  usw. 

verlangen). 
Am  5  Maii  hat  der  Admiral  die  Yestung  zu  Tidor  thun  aufhei- 

Bohen.  9,  44. 

auf  leinen  (=  weich  werden). 

Wir  machten  ein  grosses  Fewer,  die  (gefrorene)  Erden  weich  zu 
machen.  Sie  wolte  aber  vom  Fewer  nicht  auff leinen,  und  hatten  wir 
nicht  übrig  Holtz.  3,  53;  Als  hernach  das  Eyss  aufleinete  bey  dem 
Fewer,  war  es  (das  gefrorene  hier)  lauter  Wasser.    3,  55. 

aufnehmen. 
Dann  es  sehr  übel  stehet,  dass  einer  in  Ehren  und  nit  in  Weiss- 
heit erhaben ,  ein  und  embor  schweben  will.  Es  solle  sich  auch  keiner 
wegen  seiner  Hochheit  auffblassen  und  andere  dadurch  verachten ,  dann 
ein  jeder  Hauptmann  wegen  seiner  Eriegsknecht  und  nicht  die  Eriegs- 
leuth  von  des  Hauptmanns  wegen  aufgenommen  werden.  4,  60. 

Augenschedel. 
. .  sah  gar  sawer  ernstlich  auss,  bette  kleine  Augen,  grossen  Augen- 
schedel, wenig  Bart.  1,  22. 

ausspeutzen. 
(Bedelblätter,  die  sie  mit  grünen  Nüssen  und  Ealck  essen,  wel- 
ches sie  Laden  nennen)  dasselbe  käwen  sie  so  lang ,  biss  dass  aller  Safi't 
darauss  ist,  alsdann  speutzen  sie  es  wider  auss.   2,  37. 

begrasen. 
Dieselben  (die  Gubernatoren)  werden  alle   drey  Jahr  verändert, 
und  seyn  dieselben  gemeiniglich  solche  Capiteynen,   die  dem  könig  an 
andern  Orten  zuvor  gedient  haben,  und  in  Erlegen  lahm  oder  sonst 


376  LÜBBEN 

nbel  zugerichtet  worden,   damit  sie  sich  etlicher  massen  begrasen  oder 

reich  machen  mögen.  7,  203. 

beleiten. 

Wann  sie  ihren  Feind  überwinden,  so  beleiten  sie  die  Gefangene 

in  ihren  Flecken ,  gleich  wie  mann  bey  uns  die  Hochzeitten  einbeleittet. 

4,  94. 

Beieiter. 

Im  Jahr  1594  sein   in  Holland  zwey  und  in  Seeland  ein  Schiff 

zugerichtet  worden  in  Vorhaben  Nordwegen  .  .  vmb  zu  seglen  . .  und 

ist  Wilhelm  Baren tz  Beieiter  dess  Schiffs  von  Amsterdam  gewesen.  3, 1. 

Bestallung. 
Den   9.  hat  man  uns  die   Bestallung  oder  Ordnung  des  Brodts 
vermehret,  also  dass  wir  bekamen  5  Pf.  Brot  in  5  Tagen.  2,  114*;  des- 
selben Tages  hat  man  unser  Weinbestallung  verändert,  und   bekamen 
wir  täglich  nicht  mehr  als  zween  Becher  voll.   2,  88. 

Bettlerstanz. 
In  deme  hübe  sich  der  Bettlerstantz  zwischen  ihnen  (den  uneini- 
gen) Hauptleuten  an,  dass  zuletzt  Diego  d'Abriego  das  Feldt  behielte, 
und  liesse  dem  Don  Franco  Mendozza  den  Kopff  abschlagen.   4,  90. 

Bocksöhrlein. 

Die  haben  anders  nichts  zu  essen  dann  Visch  und  Fleisch,  haben 

auch  Johanns  Brodt  oder  Bockshöhrlein,  darauss  sie  auch  Wein  machen. 

4,  21. 

Boot  (masc.  wie  auch  im  Mnd.). 

Da  sein  etliche  von  ihnen  mit  ihren  Wehren  in  den  Boot  oder 
Nachen  gesprungen.  3,  4;  ein  Wallrusch  hat  beynahe  mit  seinen  Zeh- 
nen den  Boot  oder  Nachen  zerschlagen.   3,  8;  1,  19. 

Büg  (=  biegung). 

und  drucken  mit  aller  Gewalt  (auf  die  Kessel),  also  dass  sie  auch 

mit  dem  gantzen  Leib  darauff  niderligen,  zu  besehen,  ob  sich  auch  der 

Boden  biegen  will;   so  er  dann  nur  ein  Büg  gewinnet,   so  begeren  sie 

des  Kessels  nicht.  7,  56. 

Damling. 

Damling,  so  ein  Thier  wie  ein  Hirsch  ist.   3,  22  (31.  33). 

dölpisch. 
Sie  (die  Samiuten)  haben  auch  Bilder  von  Holz  geschnitten,   so 
gar  schlecht  und  dölpisch  sein.   3,  31. 

fällen  (=  velen,  veilen,  feil  bieten). 
Das  Golt,  so  dess  Orts  gefället  und  verhandelt  wird,  ist  an  der 
Würde  und  Höhe  zwischen  22  und  23  Karat  in  der  Marck.  7,  181. 


ZÜB  DEUT80HBN  LBXIKOOIIAFHIB.   II  877 

Fercher  (=  Ferge). 
. .  geringe  Lente  als  Dolmetscher,  SchiflFleut,  Fercher,  Diener, 
Fischer  usw.  7,  83;    Sie  (die  Nachen)  seyn  gar  nicht  hoch  über  dem 
Wasser,  sondern  so  nidrig,  dass  der  Stewerman,  Fercher  oder  SchiiF- 
mann  oftmals  mit  dem  Leibe  im  Wasser  sitzen  mnss.   7,  128. 

flehen  (=  flüchten). 
Ehe  sie  mit  uns  zu  streiten  anfiengen ,  hatten  sie  zuvor  ihre  Wei- 
ber und  Kinder  geflehet,  desgleichen  alle  Speiss  verborgen.    4,  22. 

gefasst. 
hernach ,  wann  die  Eynwohner  all  ihr  Landt  also  gebawet  haben, 
so  machen   sie   sich   gefasset  mit  ihrem  Samen  denselben  auszusäen. 
7,  122 ;  demnach  vorermeldte  zwölff  Schiff  .  .  zu  solcher  weyten  Reyse 
allerdings  sich  färtig  gemacht  vnd  gefasst.  9,  17. 

gefreund. 
Nation,  Naperus  genandt,  die  seynd  gefreuude  mit  den  Piembos. 

4,  31. 

Gefrost. 
Den  24  Sept.  haben  wir  ihn  (den  gestorbenen  Zimmermann)  in 
ein  Elufft  oder  Riss  von   einem  Berg  begraben,   dann  wir  der  Gefrost 
halben  in  die  Erden  nicht  graben  kundten.   3,  52. 

Gegitter,  Gerems. 
(Erklärung  einer  Zeichnung:)    Sein  Pferdtställ;    zu  einem  jeden 
Pferdt  ein  Stall,    von   ein  lauter  Gegitter,    auch  ist  unten  der  Boden 
ein  geremss  und   ist  erhoben  von  der  Erden,   damit  der  Koth  durch- 
fallen kan.    2,  34. 

Geheck. 

Dieses  Dorff  hat  ein  klein  Geheck  von  Bäumen.  7,  86. 

gelechtig  (=  gelblich), 
gelechtig  von  Farbe.    1,  30. 

Geleit. 
Da  begerten  sie  mit  Mann,  Weib  und  Kindt  darvon  zu  ziehen, 
aber  unser  Hauptman  liesse  ihnen  durch  einen  Dolmetschen  anzeigen, 
sie  selten  in  Fried  und  auff  Gleid  in  ihren  Heussern  bleiben  und  dörff- 
ten  sich  vor  uns  durchausa  nichts  besorgen.  4,  78. 

gemeinsam  (=  herablassend ,  communis). 
Der  König  war  gar  gemeinsam  und  freuudtlich  mit  uns.    2,  107. 

genausüchtig. 
In  diesem  Flecken  war  nur  ein  einiger  Brunn,    darüber  muste 
man  eine  Wacht  verordnen  . .  undt  ward  mir  befohlen  auf  solche  Wacht 
und  Brunnen  ein  Aufsehens  zu  haben  . .  durch  solchen  meinen  Bevelich 


378  LÜBBEN 

erlangte  ich  bei  meDüiglich  grosse  GüDst,    dann  ich  wäre  damit  nicht 
zu  gnauesüchtig.   4,  79. 

Geräss. 
Sie  fangen  viel  kleine  Fischlein,  die,  wenn  sie  gefangen  werden, 
machen  sie  ein  gross  Geräss,  springen  und  schnurren,  solang  biss  sie 
todt  seyn.  7,  133. 

gerichts  (=  gerade). 

Desselben  Tages  haben  wir  die  Sonne  umb  den  Mittag  über  dem 
Haupt  gehabt,  und  war  dass  das  andermal,  dass  wir  die  Sonne  so 
gerichts  über  das  Haupt  bekommen  hatten.   2,  11.  « 

Geschmuck. 
Obschon  der  Geschmuck  der  Eleydung,   so  die  Mannsspersonen 
dess  Orts  (in  Guinea)  gebrauchen,  nicht  viel  besonders  ist,  treiben  sie 
doch  nit  geringen  Pracht  darmit.  7,  31. 

Gespor. 
Wir    sahen   viel  Fuchspfad   und  Gespor  von   jungen  und  alten 
Beem.   3,  65. 

gestracks. 
Der  erste  (nähere  weg  nach  Ostindien)  ist ,  wenn  man  auss  Engel- 
landt  oder  Niderlandt  gestracks  gegen  Nord  und  alsdann   nach  Ost 
umb  Lappiam  segelt.  3.  Vorr. ;  (der  Bär)  wurde  durch  den  Kopf  geschos- 
sen, dass  er  gestracks  todt  dahin  fiel.    3,  51. 

Gestreuss. 

.  .   wurden   von    erstbemelten    beyden  Nationen   in   eim   grossen 

Gestreuss  mit  Gewalt,  da  die  Christen  musten  durchziehen,  überfallen. 

4,  31. 

Gewilde. 

so  sie  etwan  einen   hirschen    oder  ander  Ge wilde  überkommen, 

trincken  sie  desselben  Bluth.    4,  8. 

Grain  (manigette). 

. .  sahen  das  Landt  Guinea,  so  sonsten  Graingestadt  genannt  wird, 
weil  allda  so  gar  viel  Grain  wächst.  7,  2;  es  wächst  auf  dem  Felde 
wie  der  Beiss  . .  und  wächst  das  Grain  an  den  Blättern  gleich  wie  die 
Haselnüsse.   7,  153. 

grasen. 

In  solchem  Schiessen  aber  hat  es  sich  zugetragen ,  dass ,  wie  das 
Schiff  Gelderlandt  ein  Schuss  nach  dem  grossen  Thum  thät,  und  die 
Engel  im  Schloss  graste,  gemelter  Thurm  in  die  Luft  auffgeflogen  ist 
9,  48. 


8ÜB  DBUT8CHBH  LEOKOGBAPHIB.   U  879 

Grasten  fei. 

..  junge  Gesellen ,  welche  nnter  ihrem  Angesicht  und  am  gantzen 
Leibe  mit  rother  und  gelber  Erden  angestrichen  seyn,  und  ausssehen 
wie  die  Grassteuffel.   7,  159. 

Grobe. 

Haben  auch  Kranche  und  Seyger ,  auch  Grobe ,  Mewen  und  andere 

UBW.    7,  150. 

Heerwagen. 

. .  allda  man  ursam  majorem ,  den  grossen  Beer  oder  Heerwagen 
etliche  Stund  sihet.  4,  59. 

Hewrauch  (=  Hei-,  Heerrauch). 

. .  sihet  man  ein  runden  hohen  Hübel ,  gleich  wie  bey  uns  ein 
Hewrauch,  den  man  bissweilen  im  Felde  sihet.  2,  115. 

hinter  sich  (=  zurück). 

Wir  wurffen  das  Loss  vff  diese  zwen  Weg ,  ob  wir  nemblich  hin- 
ter sich  oder  fDr  sich  weiten.   4,  79. 

Hünckelein  (=  Hühnchen). 

ein  Korb,  die  jungen  Hünckelein  dreyn  zu  setzen.    (Am  rande: 

Hünerkorb).    7,  133. 

Jakobsstab. 

Er  nam  die  Höhe  der  Sonnen  mit  seinem  Gradbogen  oder  Jakobs- 
stab.  3,  2. 

Kalterlein. 

Gar  viel  köstlich  Holtzwerck  von  Bettladen,  Kalterlein,  Schach- 
teln usw.  8,  43. 

Kasecklein. 

Seine  Kleidung  ist  ein  Kasecklein  mit  weiten  Ermellen.  2,  55. 

Karnier. 
Die  Knechte  haben  besondere  (musikalische)  Instrumenten,   die 
gemacht  seyn  wie  die  Netze  oder  gestrickte  Garnier,  damit  die  Manns- 
personen bey  uns  pflegen  zu  Marckte  zu  gehen.  7,  218. 

klecken. 
Das  Volck  hatte  nichts  zu  essen  und  starb  vor  Hunger.    So  wei- 
ten auch  die  Pferd  nicht  klecken  oder  gelangen.  4,  10. 

klipfen  (=  Hippen,  wie  Steinklipfe  =  -Wippe). 

(Die  Neger  auf  Guinea)  umbfangen  einander  (beim  Grüssen)  und 
setsen  die  zween  fSrderste  Finger  an  der  rechten  Hand  zusammen, 
klipffen  einmal  oder  drey  mit  den  Fingern  gegen  einander.  7,  33. 


880  LÜBBEN 

knarpeln. 
Es  (das  Eorn  Millie)   hat  ein  guten  Geschmack,    ist    süss   im 
Munde,  allein  es  knarpelt  ein  wenig  zwischen  den  Zähnen,  welches  her- 
korapt  von  den  Steinen,  darauff  es  gemahlen  wirdt.  7,  123. 

Knüpfel  (=  Klöppel). 
Daselbst  henget  noch  eine  Glocke,  aber  ohne  Knüpffel.   2,  101. 

Königlein  (=  Kaninchen). 
Ihr  Fleisch  ist  Hirschen  und  wilte  Schwein,  Straussen  mid  König- 
lein ,  welche  ausserhalb  (=  mit  ausnähme)  dess  Schwantz  sonsten  den 
Batzen  bey  uns  gleich  seind.  4,  20. 

Kost  (als  masc.) 
und  fangen  an  von  Jugendt  auff  Golt  zu  sammlen,  dass  sie  dar- 
von   den  Kosten  aussrichten  und    den  Adel   an  sich  kauffen  mögen. 

7,  158. 

Wann  es  nun  seine  Gelegenheit,   dass  er  meynet,  er  könne  den 

Kosten  ertragen,  so  usw.  7, 159;  es  beläuft  sich  der  Unkosten,  so  auff 
gedachten  Adel  gehet,  ungefähr  auflf  ein  Pfundt  Golt.   7,  162. 

Krauch  (=  thönerner  krug). 
Darbey  stehet  die  Krauch  mit  dem  Tranck.  7,  110, 

Künlein  (=  Königlein). 
Hüner,   Gänss,  Hirschen,  Schaff  ..   Künlein  usw.  4,  75;    viel 
Hasen,  Künlein,  Reh  usw.   6,  26. 

lechent  (=  leck). 
Das  Schiff  Alcmar  ist  dermassen  lechendt   worden,    dass  usw. 

8,  41  u.  s. 

Leffel  (=  Löffel,  Ruder). 

Doch  seyn  ihre  Leffel  oder  Ruder,   damit  sie  rudern,  auff  eine 

andere  Art  gemacht.  7,  9. 

Lind. 

Wann  dieser  Fisch  (Meermönch  oder  Meerschwein)  anffgeschnitten 

wirdt,  hat  er  Schmer  oder  Lindt,  Speck  und  Fleisch  wie  ein  Schwein. 

7,  141. 

mautzen. 

Vnser  Balbierer  hatte  einen  (Papagey),   der  auch  krayete,   wann 

der  Haen  gekrayet,  und,  wenn  die  Katze  mautzte,  so  schrey  er  auch. 

2,  108. 

Meerrose. 

Dise  Meerrosen  oder  Seecompass  haben  die  Niederländer  in  32  Theil 

oder  Wind  abgetheilt.   3.  Vorr. 


ZI7B  DEUTSCHEN  LEXIKOGRAPHIE.   II  881 

Hetze. 
Sie  (die  Indianer)  schenckten  auch  unserm  Hauptmann  drey  Hetzen 
oder  Frawen,  die  nicht  alt  waren.   4,  74. 

Hörschel  (=  Hörser). 
Sie  thun  solche  Wurtzel  in  ein  Höi-schell ,  zerstossen  solche  nsw. 
4,  78. 

(Schluss  folgt.) 


LITTERATUR. 


Altdentsche  und  Altnordische  Heldensagen.  Übersetzt  von  Friedr» 
Heiiir»  Ton  der  Hagen.  3.  band.  Völlig  umgearbeitet  von  Dr.  Anton 
Ednrdl.    Stuttgart,  Albert  Heitz.  1880.    LXXX  und  438  s.    M.  6. 

In  ganz  neuem  gewande  ist  uns  endlich  in  diesem  buche  eine  Übersetzung 
der  Vglsungasaga ,  der  Ragnarssaga  und  dos  Nomagestspättr  geschenkt  worden: 
V.  d.  Hagens  seiner  zeit  sehr  schätzenswerter  IV.  und  V.  band  der  nordischen  hel- 
denromane,  aufgebaut  auf  der  in  der  ersten  hälfte  des  18.  Jahrhunderts  erschie- 
nenen ausgäbe  von  Björner,  waren  längst  antiquiert  und  vergriffen ,  und  das  bedürf- 
nlB  nach  einer  neuen  zusammenhängenden  Übersetzung  vor  allem  der  VQlsunga- 
saga,  machte  sich  oft  recht  fühlbar.  Denn  gibt  uns  zwar  Rassmann  im  ersten 
bände  seines  werkes  „Die  deutsche  Heldensage  und  ihre  hoimaf*  fast  die  ganze 
saga,  80  kann  uns  doch  dieses  buch  seinem  Charakter  gemäss  nie  ein  einheit- 
liches bild  von  jener  hauptquoUe  unserer  Nibelungensage  im  norden  gewähren. 
Diese  neue  Übersetzung  Edzardis  entspricht  nun  in  allem  den  anforderungen ,  welche 
wir  an  eine  Übersetzung,  welche  zugleich  philologischen  wert  haben  soll,  zu  machon 
haben;  die  derselben  vorausgeschickte  LXXX  s.  umfassende  einleitung  aber  ist 
eine  arbeit,  wie  wir  sie  wol  selten  vor  einer  Übersetzung  finden:  sie  orien- 
tiert über  alle  die  SQgur  betreffenden  fragen  und  ist  daher  fast  ausschliess- 
lich eine  arbeit  für  den  fachgenossen.  Hier  spricht  der  Verfasser  zuerst  über 
die  handschrift  der  V^lsunga-  und  Ragnarssaga,  ihre  ausgaben  und  Übersetzun- 
gen, über  die  Überlieferung  des  Nomagostspättr  und  die  litteratur  aUer  drei 
aqgwc.  Wichtig  ist  vor  allem ,  dass  wir  hier  (s.  U  —  III)  zum  ersten  mal  einen 
ausführlicheren  bericht  über  die  von  Gudbr.  Vigfusson  entdeckten  fragmente 
der  Ragnarssaga  (AM.  Cod.  AM.  147.  4")  erhalten,  einen  bericht,  welcher  auf 
mitteilungen  Bugges  aufgebaut  ist.  Hoffentlich  werden  diese  fragmente,  welche 
für  die  textkritik  der  Ragnarssaga,  von  welcher  eine  neue  ausgäbe  dringend 
erwünscht  ist,  von  ganz  bedeutendem  werte  zu  sein  scheinen,  in  nicht  alzuferner 
zeit  veröffentlicht  —  Auf  s.  X  begint  Edzardi  auf  die  die  drei  sQgur  betreffenden 
fragen  einzugehen:  die  quellenfrage  der  V^lsungasaga,  in  welcher  sich  Edzardi  mit 
recht  Sijmons  ansieht,  dass  dem  Verfasser  der  VQlsungasaga  neben  der  lebendigen 
Tolkatradition  (s.  XXIV)  eine  dem  cod.  reg.  2365  sehr  nahe  stehende  hs.  der  Edda- 
lieder zu  gründe  gelegen  habe ,  führt  auf  die  Eddalieder  überhaupt.  Kein  litteratur- 
denkmal  hat  wol  soviel  angriffe  auszuhalten  gehabt,  wie  unsere  Eddalieder  in  den 
lezten  jähren.  Während  Vigfusson  (Sturlunga  I.  s.  CLXXXVI  fgg.)  diese  lieder 
nach  den  Orknöen  und  Hebriden  verweist ,  will  Sievers  (Beitr.  6 ,  2d8  fgg.  und 
8,  60  fgg.)  sie  formell  der  silbenzählenden  skaldenpoesie  beiordnen,  will  Bugge  (Stu- 


A83  MOGH 

dien  über  die  Entstehung  der  nord.  Götter-  nnd  Heldensage)  inhaltlidi  in  ihnen 
das  echo  christlicher  nnd  griechisch  heidnischer  mythenzüge  nnd  legenden  erken- 
nen. All  diesen  fragen  gegenüber  befindet  sich  Edzardi  anf  mdglichst  conaerrati- 
vero  boden  und  referent  kann  ihm  hierin  nur  beipflichten.  <  —  Nun  ist  uns  aber 
in  der  Y^lsungasaga  indirect  die  lücke  des  cod.  Beg.  erhalten  und  hierin  liegt  der 
hauptwert  unserer  saga;  6  bis  7  lieder,  glaubt  Edzardi,  haben  die  Terlonien  blätter 
des  Reg.  enthalten,  deren  Inhalt  er  s.  TCXl — YYTT  auf  grund  der  VQlsungasaga  kurz 
angibt.  Von  weiterem  bedeutendem  werte  sind  aber  auch  die  eingangskapitel  der 
saga,  welche  die  Vorgeschichte  Sigurds  enthalten,  welche  noch  deutlich  benutzong 
jezt  verlorener  sagen  zeigen. 

S.  XXVI  fgg.  bespricht  der  Verfasser  das  Verhältnis  der  VQlsungasaga  zur 
Ragnarssaga.  Edzardis  nachweise  über  die  gleichheit  des  stils  und  der  ausdmcks- 
weise  beider  SQgur,  seine  erörterungen  über  das  Übergangskapitel  sind  so  bestim- 
mend, dass  Wilkens  einwürfe,  welcher  wol  jezt  noch  der  einzige  ist,  der  fftr  die 
Sonderexistenz  beider  SQgur  eintritt,  als  nichtig  fallen  müssen.  Dass  sich  aber  die 
tendenz,  durch  die  Aslaug  die  norwegische  königsreihe  bis  zu  den  äsen  hinaufzu- 
führen, durch  die  ganze  VQlsungasaga  erstreckt,  spricht  entschieden  auch  gegen 
die  Sonderexistenz  einer  VQlsungasaga ,  welche  violleicht  der  Verfasser  der  Bagnars- 
saga  bereits  vorgefunden  und  in  seine  saga  als  Vorgeschichte  aufgenommen  haben 
könte.  Auch  das  gleiche  Verhältnis  beider  SQgur  zu  der  von  dem  sagaachreiber 
benuzten  pidrekssaga  sprechen  für  die  Zusammengehörigkeit  der  SQgur.  Steht  aber 
dieselbe  fest,  so  sehe  ich  nicht  ein ,  weshalb  man  sich  der  alten  fessel ,  beide  SQgur 
getrent  zu  geben,  nicht  entledigt  und  der  hs.  folgend  beide  SQgur  znaammenfust 
und  nur  von  einer  Ragnarssaga  spricht.  Der  bedeutend  höhere  wert,  welchen  für 
uns  der  erste  teil  dieser  saga  hat,  darf  uns  doch  nicht  verleiten  ihm  zu  liebe  die 
litterarhistorische  Wahrheit  zu  bemänteln.  Und  so  würde  Edzardi  entschieden  rich- 
tiger gehandelt  haben,  wenn  er  auch  in  der  Zählung  der  kapitel  der  inhaltlich 
eigentlichen  Ragnarssaga  fortgefahren  wäre  und  nicht  wider  mit  cap.  1  begon- 
nen hätte. 

S.  XLI  wendet  sich  Edzardi  zum  eigentlichen  kern  der  Ragnarssaga  nnd 
bespricht  vor  allem  das  Verhältnis  desselben  zu  dem  verwanter  Überlieferungen. 
Da  nun  Edzardi,  wie  er  selbst  bemerkt  (s.  XLI  anm.)}  eingehender  dieses  kapitel 
bespricht,  so  vermisse  ich  in  demselben  vor  allem  die  angäbe  der  herausgäbe  der 
Parallelüberlieferungen.  Denn  man  wird  den  Ragnarssonapättr  (FAS.  I,  343  —  360), 
oder  die  Herraudssaga  (FAS.  III,  191—234)  nicht  leicht  finden,  wenn  man  nicht 
schon  ziemlich  in  der  altnordischen  litteratur  zu  hause  ist.  Auch  bei  dem  ftröitcheo 
Ragnars  tattur  und  der  Getsrima  wäre  genauere  angäbe  als  s.  XLV  erwünscht 
gewesen.  —  Die  parallelüberlieferungen  sowie  die  neu  gefundenen  fragmente  AM. 
147.  4®,  das  ist  das  resultat  der  Untersuchung  in  diesem  kapitel,  sprechen  dafür, 
dass  die  uns  überlieferte  Ragnarssaga  „keineswegs  die  älteste,  unverfälschte  fas- 
sung  der  saga  isf  Wenn  wir  aber  dieses  ins  äuge  fassen  und  andererseits  fest 
daran  halten,  dass  die  einleitung  (die  sogenante  VQlsungasaga)  von  demselben  ver- 

1)  So  dankenswert  Sievers  bahnbrechende  Untersuchungen  über  die  Skaldenastrik 
und,  so  kann  ich  mich  doch  nicht  entschliossen ,  diese  gesetie  selbst  in  der  im  8.  bd. 
der  beitr.  (s.  60  fgg.)  gegebenen  form,  auch  für  die  Eddalieder  gelten  sa  lassen.  Der 
numerische  unterschied  in  den  abweichungcn  der  Skaldengediohte  nnd  der  Eddalieder, 
wobei  Bievers  etwaige  fehler  der  Überlieferung  nur  su  gunsten  seiner  theorie  ansgebei- 
tet  hat,  ist  zu  gross,  als  dass  das  endresultat  unterschrieben  werden  kÖnte« 


OBXB  BDZABDI,  ALTV.  HELDENSAeiBN  883 

fuser  und  in  derselben  handschrift  fiborliefcrt  ist,  demnach  gleichem  Verderbnis 
unterlag  wie  der  kern  der  Bagnarssaga,  so  möchte  ich  doch  gegen  Edzardi  und 
Simons  (beitr.  III,  202  fgg.)  den  Yglsungarirnnr  einen  etwas,  wenn  auch  nur  rela- 
ÜT  höheren  wert  einräumen.  —  In  den  in  die  saga  oingetlochtenen  drottkvstt- 
atrophen  will  Edzardi  (s.  LVII)  einen  liodercyclus  von  Ragnar  finden,  welchen  der 
▼erfiuser  der  saga  benuzt  hat.  Die  frage  bedarf  noch  genauerer  Untersuchung ;  als 
Tonurbeit  zu  derselben  wäre  aber  vor  allen  dingen  eine  neue  ausgäbe  der  Ragnars- 
saga  notwendig.  Weniger  wahrscheinlich  will  es  mir  dünken ,  dass  bereits  ein  lic- 
dereydns  mit  prosaischen  Zwischensätzen  existiert  habe.  Von  derartiger  tätigkeit, 
welche  wir  gewisserraassen  einen  cntwurf  zur  saga  nennen  könten ,  gibt  uns  die 
nordische  skaldenlitteratur  doch  keinen  beleg.  —  S.  LYIII  fgg.  handeln  vom  alter 
der  Bagnarssaga:  dieselbe  ist  zwischen  1255  und  90  verfasst  und  wahrscheinlich 
Ton  einem  Isländer,  welcher  sich  am  norwegischeu  königshofe  aufhielt  Der  ter- 
rninnB  a  quo  der  abfassungszeit  ist  durch  die  pidrekssaga  bestirnt,  welche  nach 
O.  Storms  gründlicher  Untersuchung  bald  nach  1250  verfasst  i^t,  der  terminus  ad 
quem  durch  den  Schreiber  der  gemeinsamen  vorläge  der  cods.  r  und  leß  der  Snorra 
Edda  (nicht  rW,  wie  Edzardi  annimt,  da  W  die  ganze  episode  nicht  enthält), 
dessen  arbeit  auch  ich  in  das  leztc  dcconnium  des  13.  Jahrhunderts  setzen  möchte.  — 
In  einer  anmerkung  (s.  LXII)  bemerkt  Edzardi ,  dass  man  sich  zu  der  Vermutung 
TeiBUcht  fühlen  könte,  dass  der  Verfasser  der  pidrekssaga  und  der  Bagnarssaga 
ein  und  derselbe  sei.  Bei  genauerer  lectüre  beider  SQgur  drängte  sich  auch  mir 
frtUier  eine  gleiche  Vermutung  auf;  die  sauhe  ist  in  der  tat  wichtig  genug,  dass 
sie  eine  genane  Untersuchung  verdiente. 

Auch  in  dem  Nomagestspättr,  über  dessen  quellen  s.  LXII  fgg.  gesprochen 
ist,  findet  Edzardi  mit  Simons  eine  freie  benutzung  der  Eddalieder  und  nicht, 
wofür  nenerdings  Müllenhoff  (Ztschr.  f.  deutsches  altert.  XXIII,  113)  eingetreten 
iety  nur  eine  nachlese  zur  YQlsungasaga.  Bekantlich  verweist  der  Nornagests|)ättr 
am  schluBB  von  kapitel  5  auf  eine  saga  Sigurdar,  welche  die  Schicksale  Brunhilds 
nnd  Sigurds  behandle.  Es  ist  nun  die  Streitfrage,  ob  diese  bemerkung  sich  auf 
cap.  20  der  YQlsungasaga  beziehe  oder  auf  unsere  Lieder -Edda.  Leztcres  hat  nun 
besonders  Simons  wahrscheinlich  zu  machen  gesucht  (diese  ztschr.  Xll,  s.  110  fgg.), 
indem  er  an  Edzardis  früher  ausgesprochener  hyputhese  (Germ.  24,  356.  362),  dass 
der  samler  der  Eddalieder  eine  einst  gesonderte  Sigurdarsaga  in  seine  samlung  auf- 
genommen habe,  anknüpft;  eine  ansieht,  welche  Edzardi  wie  frülicr  auch  in  der 
einleitung  seiner  Heldensagen  verficht. 

Mit  diesen  bemerkungen  über  den  NornagoätsI)ättr,  welchen  Edzardi  nach 
K-  Maurers  notizen  über  die  abfassungszeit  der  grossen  Olafssaga  um  das  jähr  - 
1300  entstanden  sein  lässt ,  schliesst  die  hauptsächlich  für  die  fachgcnosson  bestirnte 
einleitung.  Sie  orientiert  über  alle  einschlägigen  fragen,  zeigt  in  allen  punkton 
ein  gründliches,  sorgfältiges  einleben  in  den  gegenständ,  regt  hier  und  da  zu 
neuer  forschnng  an  und  wäre  würdig  einer  ausgäbe  jener  sQgur  voranzustehen. 

Auf  die  kurze  sagengeschichtliche  skizze  (s.  LXX  fgg.) ,  welche  „lediglich  dem 
in  der  geschichte  der  Nibelungensage  nicht  bewanderten  zur  Orientierung  dienen 
soll  /  glaube  ich  um  so  weniger  hier  eingehen  zu  dürfen ,  als  die  einzelnen  punkte 
der  Begründung  entbehren  und  der  Verfasser  die  motivierung  derselben  für  eine 
andere  gelegenheit  vorbehält. 

Die  Übersetzung  selbst  charakterisieren  zwei  Vorzüge:  sie  zeichnet  sich  durch 
möglichst  engen  anschluss  an  den  text  aus  und  gewährt  durch  eine  menge  sach- 
licher anmerkungen  und  durch  den  steten  hinweis  auf  die  parallelstellen  der  ein- 


d84  MOOK,  ÜBER  SDZARBI,  ALTM.  HELDENSAGEN 

zelnen  sagenzüge  eine  fülle  von  belehniDg.  Ja  unter  lezteren  finden  sich  sogar  im 
Nornagest8l)ättr  die  bedeutenderen  abweichungen  der  Flateyjarbok  von  der  tob 
Bugge  zu  gründe  gelegten  hs.  S.  Soweit  ich  die  Übersetzung  mit  dem  texte  Ter- 
glichen  habe,  muss  ich  dieselbe  fast  durchgehends  billigen;  nur  wenige  stellen 
möchte  ich  anders  auffassen.  —  So  möchte  ich  s.  15*  (Bugge  88*)  sehr  grauhsarig 
(harr)  war  er  —  nach  Sijmons  (a.  a.  o.  s.  85)  und  31":  „Übermacht*  für  „fchde" 
nach  Bugges  conjectur  lesen.  —  S.  31*°  muss  es  heisson:  und  als  SinQotle  nicht 
weit  durch  den  wald  gelaufen  war  (B.  s.  96":  hefir  eigi  letigi  farü.)  —  41*  heisst 
doch  wol  (B.  100*')  verda  %  (Btt  Vqlsitfigs)  dem  geschlechte  VQlsungs  gleich  wer- 
den und  nicht  „den  V^lsungen  nachschlachton."  —  S.  49«  ist  mannfaü  (B.  104') 
nur  als  „morden,  blutbad"  aufzufassen,  welches  das  vordringen  Helges  bedingt;  die 
völlige  niederlage  trat  doch  erst  nach  erscheinen  der  Walkyrjen  durch  die  ermor- 
düng  könig  Hodbrodds  ein.  —  S.  69*^  heisst  es  von  Otr:  „er  sass  auf  dem  trock- 
nen" nach  den  FAS.  {at  ßuru).  Bugge  bemerkt  nun  (anm.  zu  112**),  dass  in  der 
hss.  aus  ursprünglichem  ßyrru,  ßyrre  d.  i.  ßyrri  verbessert  sei,  und  daher  liest  er: 
ßviat  kann  mätti  eigi  8^d ,  at  ßyrri.  Er  fasst  also  ß^frri  (und  nach  ihm  auch  Wim- 
mer im  Oldnord.  Iseseb  2  udg)  als  conj.  praet  von  ßverra  =  aufhdron,  schwinden. 
Dies  gibt  aber  ganz  vortreflichen  sinn  und  charakterisiert  den  Otr  als  spross  des 
habgierigen  geschlechts  des  Hreidmnr.  Ich  sehe  also  keinen  grund  von  der  lesart 
der  hs.  abzuweichen. 

Etwas  freier,  als  bei  der  Übersetzung  der  Vorgeschichte,  ist  Edzardi  bei  der 
dos  eigentlichen  kemos  der  Bagnarssaga  verfahren ,  ein  verfahren ,  welches  einer- 
seits in  dem  verhältnismässig  geringeren  werte  desselben  für  uns,  andererseits  in 
der  hin  und  wider  recht  unzuverlässigen  ausgäbe  in  den  FAS.  seine  volle  berech- 
tigung  findet. 

Am  schluss  des  ganzen  werkchons  finden  sich  nachtrage,  erklamngen  der 
abkürzungen,  ein  Sachregister  zu  den  noten  und  vor  allem  eine  genaue  und  recht 
dankenswerte  Zusammenstellung  der  sagengeschichÜichon  bemerkungen. 

DÖBELIN,    IM  JULI   1881.  B.  MOGK. 


NAOHFMOE  WEGEN  LAOHMAMS  WOLFEAK. 

Das  exemplar  der  ersten  ausgäbe  des  Wolfram  von  1833,  in  das  Lachnuon 
seine  berichtigungen  eingetragen  hatte ,  die  von  Haupt  für  die  zweite  ausgäbe  voa 
1854  verwertet  wurden,  ist  aus  dessen  nachlasse  durch  die  antiquaro  Mayer  &  Möl- 
ler in  Berlin  (W  Französische  Strasse  38)  in  unbekante  bände  gelangt.  Es  ist  schon 
in  der  Vorbemerkung  zur  vierten  ausgäbe  von  1879  s.  XLV  der  wünsch  ausg^ 
sprechen,  dass  über  den  verbleib  desselben  in  dieser  Zeitschrift  oder  in  einer  ande- 
ren des  faches  nachricht  gegeben  werden  möchte  und  dass,  wenn  es  sich  nieht 
schon  in  einer  öffentlichen  bibliothek  befindet ,  es  an  eine  solche  übergehen  möchte, 
damit  es  bei  jedem  künftigen  abdruck  benuzt  worden  könte.  Ich  erlaube  mir  hier 
den  wünsch  zu  widerholeu,  mit  der  ergebensten  bitte  an  die  fachgenossen,  dieser 
nachfrage  die  möglichst  gröste  Verbreitung  zu  geben. 

BBBLIN.  K.  MOLLBNHOFF. 


Halle  a.  S. ,  Bachdnickerei  des  WaiBonhoosca. 


ÜBER  EINIGE   STELLEN  DES   ERSTEN  BUCHES 

VON  WOLFRAMS  PARZIVAL. 

Yon  den  Interpreten  Wolframs  sind  auffallenderweise  die  stellen 
des  ersten  buches,  welche  sich  auf  Isenharts  tod  und  sein  zeit  bezie- 
ben,  geflissentlich  gemieden  oder  doch  sehr  kurz  behandelt  und  teils 
sehr  gekünstelt,  teils  gar  nicht  erklärt  worden.^  Ich  will  im  folgen- 
den versuchen,  etwas  licht  in  die  höchst  sonderbare  vermengung  der 
begriffe  von  zeit  und  hämisch  zu  bringen. 

In  beti-acht  kommen  die  stellen  27,  15  —  28,  5.  52,  17  —  53,  10. 
54,  11  — 16.  58,  5 — 13.  Wozu  noch  zu  vergleichen  sind:  61,  14. 
62,  15  fg.     64,14—17.     70,  12  fgg. 

Der  Übersicht  wegen  empfiehlt  es  sich ,  die  stellen  des  L  buches 
nebeneinander  zu  stellen.  Sie  lauten  nach  Lachmann :  (Belacane  spricht 
zu  Gahmuret  über  Isenhart): 

27,  15    er  gap  durh  mich  sin  harncis 
enwec,  daz  als  ein  pcUas 
dort  stet  {daz  ist  ein  hoch  gezeÜ: 
daz  brähten  Schotten  üf  diz  veÜ.) 
do  daz  der  helt  äne  wart, 
20    ^n  Up  do  wenic  wart  gespart 
des  lehens  in  da  nach  verdroz, 
mange  äventiure  suohter  Uoz. 
do  ditz  also  was, 
ein  fürste  {Prothizilas 
25     der  hiez)  min  massenie^ 
vor  zageheit  der  vrie, 
üz  durdi  äventiure  reit, 
da  gröz  schade  in  niht  vermeit. 
zem  ßrest  in  Azagouc 
ein  tjost  im  sterben  niht  erhuc^ 
28    die  er  tet  üf  einen  küenen  man, 
der  otich  sin  ende  aldä  gewan. 

1)  S.  die  aasgabe  von  Bartsch,  und  femer  San  Marie,  Genn.  2,  85  lg.,  und 
PmI,  Beitr.U,  71—72. 

isnsoBa.  y.  DBvrtcBB  philolooxb.    bo.  zin.  25 


886  BÖmcHBÄ 

dajs  was  min  friunt  Isenhart, 
ir  ieweder  innen  wart 
5    eins  spers  durh  schilt  und  durh  den  lip. 

Nachdem  nun  Gahmuret  die  Schotten  und  die  mannen  Isenharts  Ton     j 
Azagouc  besiegt  hat,  heisst  es 

52,  17    fxm  Azagouc  die  fwrsten  hir 

nämen  den  Schotten  Hiuteger 

und  Gaschiern  den  Orman, 
20    st  giengen  für  ir  hSrren  sän: 

der  liez  si  ledic  umb  ir  bete. 

des  dancten  si  do  Gahmurete. 

Hiuteger  den  Schotten 

si  bäten  sunder  spotten 
25    jylät  mime  herren  daz  gezelt 

hie  umb  äventiure  gelt, 

ez  zuct  uns  Isenhartes  lebn, 

daz  Fridebrande  wart  gegebn 

diu  Zierde  unser s  landes: 

sin  freude  diu  stuont  phandes, 

53,  1     er  stet  hie  selbe  ouch  ame  rS, 

unvergolten  dienst  im  tet  ze  we" 
üf  erde  niht  so  guotes  u?as, 
der  helmy  von  arde  ein  adamas 
5    dicke  unde  herte, 

ame  strite  ein  guot  geverte. 
do  lobte  Hiutegeres  hant, 
swenner  hceme  in  sünes  hirren  lant, 
daa  erz  wolde  erwerben  gar 
10    und  senden,  wider  wol  gevar. 
daz  teter  unbetumngen. 

Nach  dem  hochzeitsfeste  Gahmurets  mit  Belacane  und  nach  der 
bestattung  Isenharts  heisst  es  weiter: 

54,  11    daz  vdt  herber ge  stuont  al  bloz 

wan  ein  gezeU,  daz  was  vü  groz, 
daz  hiez  der  hünec  ze  sdiiffe  tragn: 
do  begunderm  volke  sagn, 
15    er  woldez  fuem  in  Azagouc: 
mit  der  rede  er  si  betrouc, 

Gahmuret  verlässt  später  Belacanen,  und  als  er  noch  auf  dem 
meere  omberschwimt ,  trift  ihn  das  schiff  der  boten  FridebrantB  Ton 


I.  I  Tox  woLFRAHi  PAsg.  367 

Schotten ,  welche  Belacanens  Verzeihung  erbitten  sollen ;  ausserdem  aber 


58,  12    do  fuorten  si  den  adamas, 

ein  swert,  einn  halsperc  und  zimio  hosen. 


Im  zweiten  bnche  dann  eracheint  Oahraaret  stets  mit  dem  zelte 
und  der  rüatnng. 

Ans  diesen  stellen  ergibt  sich  das  eine  klar,  dass  Isenbart  der 
Belacane  zu  liebe  einen  gegenständ  seines  besitzee  aufgegeben  hatte, 
ohne  darum  von  Belacane  erhört  zu  werden.  Darüber  verlor  er  alle 
freude  am  leben;  er  suchte  den  tod  und  fand  ihn  durch  Prothizilas. 
Der  betr.  gegenständ  gieng  darauf  iu  den  besitz  seines  vetters  Pride- 
brant  von  Schotten  über,  der  ihn  an  Belacanen  rächen  wolte,  and 
nach  dessen  oder  dessen  heeres  besiegung  ward  Oabmuret  der  besitzer. 
Das  ist  ein  klarer  zusammeDhang.  Schwierigkeit  macht  nur  die  frage: 
„was  war  nnn  dieser  gegenständ?"  denn  an  zwei  stellen  {27,  15  — 19 
und  52,  25  —  53,  10)  scheint  Wolfram  die  röstung  sowol  als  auch 
das  zeit  des  Isenhart  darunter  zu  verstehen ,  doch  so ,  dass  beides  das- 
selbe zu  bedeuten  scheint.  Die  begriffe  werden  nicht  nur  nicht  von 
einander  geschieden,  sondern  der  zusammen  hang  zeigt  klar,  dass  Wol- 
fram nur  ein  ding  gemeint  hat,  und  dass  er  dies  in  bJ^chst  unklarer 
vermengung  sowol  harnas  als  gczelt  nent.  Erst  von  58,  12  fgg.  an 
wird  es  klarer;  da  empfängt  Gabniuret  zu  dem  zelte,  das  er  schon 
hatte,  noch  die  rüstung,  und  von  da  an  wird  beides  In  seinem  besitze 
klar  von  einander  geschieden  (61,  14.  62,  16  vgl.  70.  12  fgg.).  Dies 
sach Verhältnis  verkent  Paul,  wenn  er  Beitr.  II,  72  die  Schwierigkeit 
damit  erledigen  zu  können  glaubt,  dass  Wolfram  sich  unmöglich  hätte 
können  so  alberne  Widersprüche  zu  schulden  kommen  lassen,  und  dass 
die  bitte  der  fürsten  52,  25  fgg.  eine  doppelte  sei,  nur  dass  die  zweite 
(um  die  rüstuug)  etwas  indirect  ausgesprochen  sei.  Er  meint,  dass, 
weil  die  Scheidung  in  54.  12  und  68,  12  hervortrete,  auch  in  27,  15  fgg, 
und  52,  25  fgg.  zeit  und  rüstung  als  vom  dichter  scharf  geschiedene 
begriffe  gedacht  werden  müsten.  Aber  dies  verfahren,  die  eigentliche 
Schwierigkeit  zu  verwischen,  oder  leicbt  über  sie  hinwegzugehen,  hebt 
doch  den  Wortlaut  nicht  auf,  und  der  ist  —  besonders  in  27,  15  fgg.  — 
derart,  dass  der  leser  entweder  an  Wolframs  gedankeuklarheit  verzwei- 
feln, oder  einen  andern  ausweg  suchen  muss  als  die  blosse  Versiche- 
rung, Wolfram  habe  nicht  unklar  schreiben  können.  —  Nun  hatte 
Bartsch  in  der  ersten  aufläge  seiner  ausgäbe,  (Leipzig.  1870.)  in  der 
anmerkung  zu  v.  796  {=  27,  16),  einen  guten  gedanken,  indem  er 
eine  Verwechslung  des  französischen  wortes  habere  =  herberge,  zeit 

26*  


388  bGttichbr 

luit  halbere  =  mhd.  halsbere  annahm,  die  man  Wolfram  bei  seiner 
mangelhaften  kentnis  des  französischen  und  auf  grund  andrer  bekanter 
Verwechslungen  wol  zutrauen  könte.  Aber  da  Bartsch  diesen  gedanken 
nicht  klar  durchführte  und  nicht  versuchte  die  übrigen  stellen  damit 
in  einklang  zu  bringen,  konte  Paul  a.  a.  o.  mit  recht  ihm  einwerfen, 
dass  Wolfram  doch  unmöglich  das  wort  sowol  in  dem  richtigen  als  in 
dem  falschen  sinne  aufgefasst  haben  könne.  Das  hat  denn  auch  sol- 
chen eindruck  auf  Bartsch  gemacht,  dass  er  die  zweite  aufläge  seiner 
ausgäbe  (Leipzig.  1875)  nach  Faul  verbesserte.  Er  sezt  also  die  klam- 
mer in  27,  15  fgg.  schon  hinter  enwee  und  erklärt  z.  d.  st:  ndae,  was: 
ihr  blick  schweift  auf  das  zeit  ab,  in  welchem  Isenharts  leiche  einbal- 
samiert liegt  (51,  12),  und  sie  zeigt  dieses  Gahmuret.  dcuf  in  v.  799 
(=  27,  19)  bezieht  sich  wider  auf  harnas.^  Vgl.  die  anm.  zu  den  fibrigen 
stellen.  Eine  solche  nichtssagende  Unterbrechung  des  Zusammenhanges 
ist  aber  für  Wolfram  nicht  minder  compromittierend  als  jene  Verwir- 
rung der  begriffe.  Ausserdem  ist  die  von  Bartsch  angenommene 
bezeichuung  des  zeltes  als  aufbewahrungsort  der  leiche  Isenharts  durdi 
nichts  begründet,  denn  51,  12  heisst  es  nur  der  gebcHsemt  ime  her 
dort  stat, 

Bai*tsch  wird  es  aber  gewiss  doch  nicht  übel  nehmen,  wenn  sein 
guter  gedanke  aus  der  ersten  aufläge  nun  doch  noch  seine  verwertimg 
findet. 

Gehen  wir  von  der  oben  hervorgehobenen  tatsache  aus,  dass  in 
27,  15  fgg.  und  52,  17  fgg.  nur  von  einem  gegenstände  die  rede  ist, 
so  haben  wir  die  wähl  zwischen  der  rüstung  und  dem  zelte.  Da  nun 
27,  15  begint  er  gap  durh  midi  sin  hanms  emoec^  eine  bemerkung, 
die  durchaus  klar  ist ,  so  wollen  wir  zunächst  annehmen ,  Isenhart  habe 
wirklich  den  hämisch  verschenkt  und  sei  dann  aus  Verzweiflung  am 
leben  umgekommen.  Zu  dieser  auffassuug  würde  27,  19  dö  dae  derhdi 
äne  wart  in  Verbindung  mit  v.  22  mange  äventiure  suohter  blois  sehr 
gut  stimmen.  Ebenso  würde  auch  58,  12.  13  damit  zu  vereinigen  sein. 
Das  ist  aber  auch  alles,  was  sich  dafür  anführen  lässt,  alle  andern 
punkte  des  Zusammenhangs  der  betreffenden  stellen  widerspredben. 
Schon  die  gleich  darauf  folgende  erzählung  von  dem  kämpfe  mit  Pro- 
thizilas,  in  welchem  Isenhart  seinen  tod  fand,  stimt  nicht  dazu;  denn, 
da  eben  hervorgehoben  war,  dass  Isenhart,  nachdem  er  auf  wünsch 
der  Belacane  seinen  hämisch  verschenkt  hatte ,  Uoe  auf  abenteuer  ritt, 
hätte  doch  notwendig  gerade  dieser  umstand  als  seine  todesursache 
hervorgehoben  werden  müssen,  wenn  anders  Belacane  indireot  für  sei- 
nen tod  verantwortlich  gemacht  werden  konte.  Statt  dessen  tritt  in 
der  bewafnung  des  Prothizilas  und  des  Isenhart  nidit  der  geringste 


ÜBBB  STELLEN  IN  B.  I   VON  W0LFBAM8   PARZ.  389 

unterschied  hervor,  beide  rennen  sich  gegenseitig  einen  sper  durch 
schilt  and  leib  und  beide  fallen.  Ebeiisowenig  lässt  sich  52,  17  fgg. 
mit  dieser  anschauung  vereinigen.  Denn  wenn  die  verschenkte  rüstung 
Isenharts  tod  verschuldete,  und  wenn  diese  52,  29  diu  sierde  unsers 
landes  genant  sein  solte  (wie  Paul  und  Bartsch  wollen),  so  hätten  die 
forsten  von  Azagouc  doch  vor  allem  und  in  erster  linie  sie  von  Hiu- 
tegSr  zurückerbitten  müssen.  Das  haben  die  genanten  ausleger  auch 
wol  gefühlt,  denn  sie  lassen  die  bitte  um  das  zeit  (52,  25.  26)  neben- 
sache  sein  und  beziehen  v.  27  fgg.  auf  eine  zweite  bitte,  deren  gegen- 
ständ eben  die  rüstung  sein  soll.  Dann  soll  ez  in  v.  27  heissen:  „der 
umstand,  dass^  also:  der  umstand,  dass  dem  Fridebrand  die  rüstung 
(d.  i.  diu  eierde  unsers  landes)  gegeben  ward,  der  jsud  uns  Isenhartes 
lehn.  Wo  aber  steht  denn  das  geschrieben?  ist  denn  aus  irgend  einer 
stelle  zu  entnehmen,  dass  Isenhart  in  folge  davon  gefallen  sei,  dass 
seine  rüstung  dem  Fridebrant  gegeben  wurde?  Fridebrand  kam  ja 
erst  nach  seinem  tode  an,  um  ihn  zu  rächen.  Ausserdem  ist  der  aus- 
druck  diu  zierde  unsers  landes  für  den  hämisch,  der  in  27,  15  ein 
hämisch  wie  jeder  andere  ist,  durch  nichts  motiviert,  ez  in  v.  52,  27 
kann  sich  vielmehr ,  wie  wir  nachher  sehen  werden ,  nur  auf  gezelt 
V.  25  beziehen,  und  da  hätte  dann  eben  nach  der  angenommenen 
anschauung  hartes  stehen  müssen,  wenn  es  zu  27,  15.  19  und  22 
stimmen  solte.  Erst  in  den  versen  53,  3  —  6  ist  entschieden  von  dem 
helme  die  rede,  aber  diese  durchaus  uubestimten  werte  entsprechen, 
selbst  wenn  man  sie  mit  Faul  zu  der  rede  der  fürsten  zieht,  in  kei- 
ner weise  der  in  27,  15  fgg.  prognosticierten  bedeutung  der  rüstung. 
Man  kann  in  ihnen  doch  schwerlich  die  bitte,  auf  die  es  den  fürsten 
gerade  ankam,  erkennen,  denn  sie  konten  kaum  erwarten,  dass  Hiute- 
gSr  sie  verstand,  nachdem  sie  die  bitte  um  das  zeit  gleich  zuerst  und 
direct  ausgesprochen  haben. 

Schliesslich,  wenn  52,  27  fgg.  die  bitte  um  die  rüstung  aus- 
drücken sollen,  was  wollen  sie  dann  noch  für  ein  zeit  umb  äventiure 
gdi?  das  zeit  wird  als  bekant  vorausgesezt ,  denn  sie  sagen  daz  gezelt 
V.  25.  Da  könte  also  nur  das  27,  18.  19  erwähnte  Schottenzelt  gemeint 
sein  und  die  bitte  um  dieses  wäre  doch  wol  ziemlich  unverständlich. 

54,  12  fgg.  nun  ist  überhaupt  nur  von  dem  zeit  die  rede  und 
58,  12.  13,  wo  die  zurücksendung  der  rüstung  erzählt  wird,  wider- 
spricht zwar  nicht,  aber  die  stelle  ist  auch  ohne  beziehung  auf  27,  15 
völlig  verständlich.  Im  zweiten  buche  endlich  tritt  die  rüstung  durch- 
aus in  den  hintergrund;  was  Qahmuret  glänz  verleiht  ist  nur  das  zeit 
(61,  14.  62,  15.  64,  14  —  17);  nur  70,  12  fgg.  wird  die  rüstung  noch 
einmal  erwähnt,  aber  dort  wird  ihr  wider  eine  ganz  andere  bedeutung 


890  BÖTTICHBB 


beigelegt,  als  man  erwartet.   Fridebrant  wolte  sie  Belacanen,  ee  gd>e 
ir  schaden  als  stMne  senden,  aber  Gahmuret  hatte  sie  den  boten  abge- 
nommen.   Aus  diesem  Sachverhalt  ergibt  sich  also  unzweifelhaft,   ein- 


j- 


mal  dass  das  zeit  in  allen  diesen  stellen  eine  viel  grössere  rolle  spieiiz^r  Jt 
als  die  rüstung,  und  dann,  dass  die  in  v.  27,  15  begründete  anschan- 
ung  nicht  in  einklang  zu  bringen  ist  mit  dem  Zusammenhang  des  gan- 
zen und  dass  die  beiden  stellen,  wo  dieselbe  noch  hervortritt,  bedeu- 
tungslos und  angeflickt  erscheinen  und  nicht  einmal  unter  sich  con- 
form  sind. 

Versuchen  wir  nun  die  andre  möglichkeit  durchzuffthren,   dass^^^s 

das  zeit  des  Isenhart  die  indirecte  Ursache  zu  seinem   tode  wurde '^• 

Sehen  wir  zunächst  von  v.  27,  15  ab,  so  werden  wir  doch  schon  durch 
die  folgenden  verse  darauf  gefQhrt,  dass  von  anfang  an  von  einem  zelte 
die  rede  sein  müsse,  denn  nur  ein  solches  kann  mit  einem  pdas 
(v.  16)  verglichen  werden.  Die  darauf  folgenden  werte  dM  ist  ein 
hoch  gesselt:  daz  hrähten  Schotten  üf  diz  vett^  setzen  auch  voraus,  dass 
von  einem  zeit  die  rede  ist.  Lachmann  hat  sie  in  klammer  gesezt, 
und  das  ist  richtig,  denn  Belacane  unterscheidet  mit  dieser  bemerkung 
wahrscheinlich  das  Schottenzelt,  das  auch  gross  und  schön  ist,  von 
dem  Isenharts,  daz  als  ein  palas  dort  stSt,  Lachmanns  klammer  ist 
also  beizubehalten.  Das  folgende  nun  stimt  nicht  minder  gut  zu  der 
angenommenen  anschauung.  daz  v.  19  ist  auf  zeit  zu  beziehen,  also: 
als  der  held  das  zeit  weggegeben  hatte,  ohne  erhört  zu  werden,  ward 
er  des  lebens  überdrüssig  und  ritt  oft  genug  bloz  (v.  22)  auf  abenteuer 
aus,  um  den  tod  zu  finden.  Deshalb  braucht  er  aber  nicht  immer 
ohne  Waffen  geritten  zu  sein;  ich  halte  den  ausdruck  mange  äventiure 
suohter  bloz  überhaupt  blos  für  eine  Umschreibung  seines  lebensüber- 
drusses.  Genug,  dass  er,  als  er  mit  Prothizilas  zusammentrift,  gerü- 
stet ist^  widerspricht  diesem  verse  nicht;  die  hauptsache  ist,  dass  er 
seinen  tod  findet,  den  er  nach  v.  21  und  22  suchte. 

Nun  finden  wir  in  52,  17  fgg.  das  zeit  im  besitze  der  Schotten 
Fridebrants,  der  inzwischen  schon  wider  in  seine  heimat  gezogen 
ist.  Was  ist  natürlicher,  als  dass  die  fürsten  von  Azagouc  es  gern 
behalten  möchten,  weil  es  die  Ursache  zum  tode  Isenharts  geworden 
war?    Die  bitte 

lät  mine  hSrren  daz  gezeU 

hie  umb  äventiure  gdt; 

ist  also  durch  den  Zusammenhang  gefordert  und  die  folgenden  verse 
sind  völlig  motiviert :  ez  (das  zeit)  zuct  uns  benhartes  lehn.  Wir  wer- 
den nun  am  besten  interpungieren : 


ÜBIB  8TBLLEN  IN  B.  I  TON  W0LFBAX8   PARZ.  891 

60  guct  uns  Isenhartes  lebn^ 

da45  Fridebrande  wart  gegebn, 

diu  eierde  unsers  landes: 
dann  ist  dcu  relativom  uud  diu  Zierde  usw.  apposition.    Diese  leztere 
lezeichniiDg  ist  durch  27,  16  ebenfals  motiviert.    Nicht  minder  stim- 
men die  folgenden  verse 

^n  freude  diu  stuont  phandes, 

er  stü  hie  selbe  auch  ame  r^. 

unvergolten  dienst  im  tet  ze  we. 
zu  27,  21. 

Nun  aber  wird  der  Zusammenhang  scheinbar  unterbrochen  durch 
die  erwähnung  des  helmes  53,  3 — 6.  Eine  möglichkeit  hier  zu  hel- 
fen werde  ich  nachher  noch  erwähnen,  die  andre  ist  die,  dass  man 
die  Worte  auf  52,  26  umb  ävetUiure  gdt  beziehen  kann.  Dann  wür- 
den also  die  forsten  den  Hiuteger  gebeten  haben ,  doch  das  zeit  zurück- 
zulassen um  der  rüstung  willen,  die  Fridebrant  schon  als  dvetüiure 
geU  erhalten  habe  und  auf  deren  wert  sie  hier  hinweisen.^  Bei  dieser 
auflassung  wäre  allein  der  ausdruck  unib  äventiure  geU  wegen  seiner 
unbestimtheit  auffallend,  aber  da  hernach  53,  3  eine  bestimtere  andeu- 
tong  komt,  so  ist  bei  der  oft  schwierigen  diction  des  ersten  und  zwei- 
ten bnches  ein  erheblicher  anstoss  nicht  daran  zu  nehmen.  Yortreflich 
aber  sind  nun  die  verse  7 — 11  zu  verstehen: 

do  lobte  HitUegeres  hant, 
swenner  kceme  in  stnes  Mrren  lant, 
daz  erz  wolde  erwerben  gar 
und  senden  under  wol  gevar. 
daz  teter  unbettvungen. 
Nämlich  Hiuteger  gelobt ,  bei  seiner  rückkehr  zu  Fridebrant  nicht  blos 
dessen  einwilligung  zur  zurücklassung  des  zeltes  zu  erwerben,  sondern 
auch  dazu,  dass  er  die  rüstung,   die  er  mitgenommen  hatte,   zurück- 
sende.   Das  nämlich  bezeichnet  hier  das  wörtchen  gar  v.  9.    Er  wolte 
nidit  blos  das  eine,    um  das  sie  gebeten   hatten,    sondern  auch  das 
andere,  was  die  von  Azagouc  ihm   als  gdt  gegeben  hatten,  also  das 

1)  Dieser  sinn  wlkrde  unzweifolhaft  der  richtige  sein,  wenn  man  sich  erlau- 
ben durfte,  die  verse  27  and  28  umzustellen: 

lät  mime  Herren  daz  gezeU 
hie  unib  äventiure  geU, 
daz  Fridebrande  wart  gegebn, 
ez  zuct  ims  Isetihartes  lebn, 
diu  Zierde  unsers  landes 
doM  T.  27  auf  gdt  und  ez  v.  28  auf  gezelt  zu  beziehen,    diu  zierde  usw.  apposition 
ei.    DieM  Vermutung  scheint  jedoch  keine  stütze  in  den  bss.  zu  finden. 


3d2  BÖTTICHSB 

ganze  gelt,   von  seinem  herrn   erlangen.     Dann  hat  anch  v.  11 
rechten   sinn  dass  teter  unbetwungen,  d.  h.   ohne   dass  sie  ihn  dam 
gebeten  oder  dazu  genötigt  hatten. 

Das  übrige  ist  nun  klar.  Das  zeit  bleibt  znrück  (54,  12)  n 
die  rüstung  wird  nach  dem  versprechen  Hiutegers  zurückgesend 
(58,  12). 

Es  bleibt  nur  noch  fibrig,   die  merkwürdige  äusserung  27,  15 
gap  durh  mich  sin  hamas  enwec  zu  erklären,    und  hier  nehme  i 
Bartschs  aufgegebene  ansieht,  dass  Wolfram  den  ausdruck  helberc,  da 
in  seiner  quelle  stand,   mit  halbere  =  halsperc  verwechselte,  wide 
auf.     Diese  höchst  glaubhafte  Vermutung  erklärt  alles.     Denken  wi 
uns  nur,  dass  statt  hamas  in  v.  15  die  richtige  Übersetzung  von  hdber^ 
also  ein  ausdruck  für  zeit  stehe,   den  schon,   wie  vorhin  gezeigt,  di 
folgenden  verse  geradezu  fordern,   so  braucht  man  nach  dem  vorhin 
dargelegten  zusammenhange  an  nichts  mehr  anstoss  zu  nehmen. 

Wolfram  freilich  hat  unzweifelhaft  den  harnas  gemeinf ,  und  wenn 
man  dies  noch  besonders  beachtet,  so  könte  man  auch  noch,  wie  oben 
angedeutet,  eine  zweite  erklärung  der  etwas  dunkeln  beziehung  von 
53,  3  —  6  gelten  lassen.  Wolfram  gewahrte  seinen  irtum  nicht  gleich, 
denn  27,  19  fgg.  Hess  sich  mit  seiner  auffassung  allenfals  noch  ver- 
einigen, erst  als  im  weiteren  verlaufe  immer  wider  das  zeit  als  die 
Sache,  um  die  es  sich  handelte,  erschien,  wurde  er  stutzig,  und  um 
nun  den  vermeintlichen  hämisch  nicht  ganz  verschwinden  zu  lassen, 
schob  er  vielleicht  53,  3  —  6  ein ,  indem  er  in  52,  27  fgg.  nicht  gerade 
einen  directen  Widerspruch  fand.  Es  ist  nicht  zu  leugnen ,  dass  die 
vier  verse  nach  dem  vorhin  dargelegten  zusammenhange  wie  eingeflickt 
aussehen.  Von  dieser  annähme  aus  könte  man  auch  leicht  eine  Ver- 
mutung Über  die  Verschiebung  der  dreissig- Zeilenabschnitte  in  den 
ersten  büchern  aufstellen ,  denn  das  zweite  buch  geht  gerade  um  4  verse 
über  den  lezten  dreissig -zeilenabschnitt  (114)  hinaus.  114,5 — 116,4 
sind  zweimal  30  Zeilen,  also  augenscheinlich  in  dieser  länge  vom  dich- 
ter beabsichtigt.  Das  erscheint  viel  natürlicher,  wenn  das  zweite  budi 
mit  der  30.  zeilc  schloss,  und  das  ist  möglich,  wenn  53,  3 — 6  als 
spätere  zutat  angeschen  werden. 

Es  wäre  dann  freilich  auch  weiter  anzunehmen,  dass  Wolfram 
53,  6  — 10  in  diesem  sinne  gefärbt  hätte,  bestärkt  durch  die  in  58,  12 
fgg.  erwähnte  überbringung  der  rüstung,  die  aber  nach  70,  12  fgg. 
nicht  als  geschenk  für  Oahmuret,  sondern  als  sühne  für  Belacane 
erscheint.  Traut  man  jedoch  Wolfram  einmal  nachträgliche  einschie- 
bung  zu,  so  kann  man  auch  weiter  gehen  und  die  ganze  stelle  52,  27 — 
53,  10,  welche  die  Unklarheit  in  der  beziehung  herbeiführt,  als  von 


I    VON   WOLTRAHB   PABZ.  998 

Wolfram  eingeschobcu  betrachten,  und  aben^o  58,  5  —  20.  Zielten  wir 
diese  verae  ab,  ao  haben  wir  im  ersten  buebe  gerade  dreissig  zeilen 
weniger,  es  wfirdp  dann  mit  der  zahl  57,  26  statt  mit  68,  26  schliessen. 

Mag  man  sich  nun  für  die  eine  oder  die  andere  erklärnng  ent- 
scheiden —  in  jedem  falle  hat  Wolfram  habere  uad  lutlberc  Tcrwech- 
selt;  die  quelle  (Kjot)  sprach  nur  von  dem  zelte. 

Der  zuBamnienhang  der  io  der  quelle  erzählten  tatsachen  war  dann 
folgender:  Isenhart,  könig  von  Azagouc,  liebte  Belacanen  und  wolte 
sie  durch  ritterdienste  erwerben  (26,  9  fgg.)-  Belacanc  jedoch  zog  ihn 
hin  (27,  9)  und  verlangte  schliesslich  einen  ganz  besonderen  beweis 
seiner  liebe  (27,  13).  Derselbe  bestand  darin,  daaa  er  ihr  zh  liebe  sein 
kostbares  zeit  verschenken  solte ,  sei  es  nun  an  sie  selbst  oder  an  einen 
anderen.  Isenhart  erfult  diesen  launenhaften  wünsch  (27,  15.  16),  wird 
aber  trotzdem  nicht  erhört.  Da  wird  der  held  des  lebens  überdrüssig, 
er  sucht  und  findet  den  tod  in  äveniiurm  (27,  19  fgg.  53,2).  Seine 
balsamierte  leiche  wird  von  den  seinen  aufbewahrt  (51,  12.  53,  1). 
Nun  korat  sein  vetter  Fridebrant  von  Schotten  um  ihn  zu  rächen  (28, 
21  fgg.)  und  verbindet  sich  mit  den  manoen  Isenbarts  zu  gemeinsamer 
bekämpfuDg  Belacanons  (25,  2.S.  30.  15  fgg.  .31,  14).  Bald  aber  muss 
er  wider  zurück,  um  sein  eignes  land  zu  schützen  (25,  2  fgg.).  Zum 
lohne  für  seine  hilfe  (m»j5  ävetiiinre  gell)  hat  er  Isenbarts  rüstuug  erhal- 
ten (52,  26  und  53,  3  —  6")  Kbenso  \»i  das  verhängnisvolle  zeit  in 
Beinen  besitz  übergegangen  (27,  16.  F>2,  25).  Jene  hat  er  bei  seinem 
abzuge  mitgenommen,  dieses  mit  dem  besten  teile  seines  heeres  iHiu- 
teger)  zurückgelassen.  Die  von  Azagouc  verehren  es  als  eine  reliquie 
und  bitten  daher  den  Hiuteger,  als  er  von  Gahmuret  entlassen  wird, 
es  gegen  die  kostbare  rOstung  zurückzulassen,  die  dem  Fridebrant  schon 
gegeben  war.  Das  tut  dieser  (54,  12)  und  gelobt,  nicht  nur  die  ein- 
willigung  seines  herrn  dazu  zu  erwerben ,  sondern  sogar  auch  die 
rüstung  wider  zurückzusenden  (63,  9,  10).  Beides  komt  dann  in  Gah- 
murets  besitz  (54,  13.    58,  12). 

Das  ist  ein  klarer  Zusammenhang,  und  man  köute  nur  noch  an 
der  tatsache  selbst  anstoss  nehmen,  daas  Isenbarts  liehe  auf  eine  so 
seltsame  probe  gestelt  wird.  Aber  dies  rootiv  ist  im  mittelalter  so 
auffallend  nicht.  Man  gab  etwas  auf  schöne  zelte,  wie  schon  aus 
61.  14.  62,  19.  64,  14  hervorgeht.  Aber  noch  mehr,  wir  finden  sogar 
fast  dasselbe  motiv,  dass  der  ritter  sein  heiliches  zeit  der  laune  seiner 
geliebten  zu  liebe  weggeben  muss,  wider  in  der  von  Ö.  CederschiCld 
London  1879  herausgegebeneu  Clarussaga  (s.  jahresber.  1879  nr.  380). 
Der  prinz  Clarus  erscheint  dort  mit  drei  prachtvollen  zelt«n  vor  dem 
]«laBte  der  sprCden  prinzessin  Serena.    Er  schlägt  zunächst  ein  zeit 


894  BÖTTIOHBB 

mit  der  figur  eines  baren  davor  auf;  dies  möchte  nun  Serena  besitzt 
und  Clarus   verspricht   es  ihr  um  den  preis   ihrer  liebe.     Serena  ge-^Bt 
scheinbar  darauf  ein,  weiss  sich  aber  dann  durch  einen  schlaftrank  v^ior 
seiner  berührung  zu  schützen.     Clarus  wird  mishandelt  und  beschimi^  & 
aus   dem   palaste  geworfen.     Ebenso   ergeht  es  ihm  noch   einmal  n^^it 
dem  zweiten,  noch  schöneren  zelte.     Als  er  es  schliesslich  zum 
male  mit  dem  schönsten   zelte  versucht,    komt  er  durch  die  kämme 
zofe  Thekla  hinter  die  list  der  Serena,   bleibt  mit  deren  hilfe  vor  di 
Wirkung  des  trunkes  geschüzt  und  gewint  nun  die  Serena. 

Der  ausgang  der  geschieh te  komt  hier  nicht  in  betracht,  die  rol' 
aber,   welche  das  zeit  spielt,   kann  fuglich  zur  erläuterung  ffXr  uns( 
stelle  mit  angezogen  werden. 

Zum  schluss  kann  ich  nicht  umhin  noch  ein  paar  werte  über  d 
bedeutung   der  stelle   für  die  jezt  lebhaft  behandelte  quellenfrage 
Parzival  hinzuzufügen. 

Simrock,  Birch- Hirschfeld,  Zarncke  lassen  für  das  erste  m^ 
zweite  buch  des  Parzival  keine  quelle  gelten,  Paul  macht  a.  a.  o.  ai 
dieser  annähme  sogar  einen  beweis  gegen  die  oben  dargelegte  vei 
wechslimg  von  hdberc  und  halbere.  Martin  hat  jedoch  jüngst  in  sei 
nen  Untersuchungen  zur  Gralsage  QF.  XLII  die  existenz  einer 
sischen  quelle  für  das  erste  und  zweite  buch  mit  neuen  beachtenswei 
ten  gründen  gestüzt.  Ich  meine  nun,  wenn  irgend  eine,  so  ist  gerade* 
diese  stelle  27,  15  fgg.  und  52,  25  fgg.  für  die  annähme  einer  franzö- — '^ 
sischen  quelle  entscheidend.  Die  stellen  sind  eben  gar  nicht  anden^^^ 
als  durch  jene  Verwechslung  zu  erklären. 

Aber  noch  mehr,  wir  gewinnen  hier  auch  einen  einblick,  wie 
sich  Wolfram  seiner  quelle  gegenüber  verhielt.  Die  meinung,  dass 
Wolfram  seinen  stofif  nur  im  ganzen  und  grossen  der  quelle  entnom- 
men, ihn  dann  aber  frei  umgebildet  habe,  werden  wir  hiemach  auf- 
geben müssen,  denn  diese  verwirrende  vermengung  der  begriffe  zeit 
und  hämisch  war  nur  möglich,  wenn  sich  Wolfram  ganz  eng  an 
seine  vorläge  anschloss,  ihr  bis  ins  detail  folgte.  In  der  quelle  wies 
Belacane  zum  unterschiede  von  dem  zelte  Isenharts  auf  das  zeit  der 
Schotten  hin  und  brauchte  vermutlich  dabei  einen  andern  ausdmck  als 
helbere,  den  Wolfram  richtig  verstand.  Er  gab  also  die  worte  der 
Belacane  (die  klammer  bei  Lachmann)  wider ,  trotzdem  sie  nicht  in  den 
Zusammenhang  passten,  indem  er  sich  damit  begnügte,  dass  später 
sowol  vom  hämisch  als  von  einem  zelte  die  rede  war  (s.  o.  s.  392).  Aas 
diesem  gründe  nun  entscheide  ich  mich  anch  für  die  oben  (s.  391) 
zuerst  gegebene  erklärung,  und  betrachte  die  annähme  von  späteren 
einschiebungen  Wolframs  als  nicht  recht  haltbar.    52 ,  25  fjgfg.  nämlich 


ÜBMB  BTBLLVir  IM  B.  I  VON  W0LFBAH8  PABZ.  895 

groben  uns  wider  ganz  dasselbe  bild  Ton  dem  verfahren  Wolframs.  Es 
ist  Yon  vornherein  vom  zelte  die  rede;  trotzdem  gibt  er  die  gedanken 
V.  27  tgg.y  die  er  in  folge  seines  misverständnisses  auf  die  rüstnng 
beziehen  muste,  die  also  für  ihn  wider  den  Zusammenhang  störten, 
tien  wider,  indem  er  sich  bei  der  losen  Verbindung  derselben  mit  der 
darauf  erw&hnten  rfistung  (dem  helme)  beruhigte. 

Hier  liegt  nun  der  Vorwurf  einer  gedankenlosen  copie  des  Origi- 
nals nahe,  doch  hoffe  ich  mich  desselben  nicht  schuldig  zu  machen, 
denn  eine  tiefsinnige  und  gedankenvolle  Verbindung  der  details  zu  einem 
poesievollen  ganzen ,  die  originelle  gestaltung  des  Stoffes  im  einzelnen, 
ohne  dabei  hinsichtlich  des  tatsächlichen  von  der  quelle  abzuweichen, 
das  erfordert  wahrlich  die  ganze  kraft  eines  wahren  dichtergenies.  Dass 
dies  dem  dichter  später  besser  gelungen  ist  als  im  ersten  und  zweiten 
bnche,  ist  das  natürliche  ergebnis  seiner  entwicklung,  wie  sie  auch  ander- 
mrärts  schon  genügend  dargelegt  worden  ist.  (s.  Germ.  21,  257  fgg.) 

Solche  einblicke  aber,  wie  sie  unsere  stellen  gewähren,  sind  auch 
noch  in  anderen  stellen  zu  finden.  Ich  deute  hier  nur  auf  die  behand- 
lang der  verhängnisvollen  frage  in  der  Gralsburg  hin,  ich  hoffe  aber 
gelegentlich  ausführlicheres  darüber  bringen  zu  können. 

BERLIN,   OCTOBER   1880.  G.   BÖTTIGHER. 


ZELT  UND  HARNISCH  IN  WOLFRAMS  PARZIVAL  I    IL 

Lachmann  und  Haupt  haben  widerholt  Wolframs  Parzival  in 
Vorlesungen  erklärt.  Lachmanns  Vorlesung  habe  ich  zwar  nicht  selbst 
gehört,  besitze  aber  abschrift  eines  heftes,  welches  mein  früh  verstor- 
bener freund  Sommer  im  winter  1841  —  42  nachgeschrieben  hat,  und 
auch  abschrift  eines  nach  einer  Hauptschen  Vorlesung  im  sommer  1855 
nachgeschriebenen  heftes.  Weil  es  von  besonderem  werte  ist  zu  erfah- 
ren ,  wie  diese  beiden  schai-fsinnigen  kritiker  und  herausgeber  von  Wolf- 
rams gedichte  sich  über  die  in  der  vorstehenden  abhandlung  erörterten 
schwierigen  stellen  ausgesprochen  haben ,  lasse  ich  die  betreffenden  auf- 
zeiehnungen  aus  beiden  heften  hier  folgen: 

zu  27,  15  [er  gap  durh  mich  sin  harnas 

entoec,  daz  als  ein  palas 

dort  stit  (daz  ist  ein  hoch  gezeU: 

daz  brähten  Schotten  üf  diz  vdt).] 
Lachmann:  „Ich  kann  es  nicht  anders  denken,  als:   dieses  zeit 
ist  der  hamasch  (der  hämisch  liegt  im  zelte);  der  verfolg  macht  es 
deutlich.'^ 


396  j.  BAORBB 

ZU  52,^25  [lät  mime  hSrren  daz  gejsel4 
hie  umb  ävetUiure  geU.] 
Lachmann:  y^äventiure  hier  wol  =  stelde,  vgl.  3,  18.  O^en  beza^  ^ 
lung  der  Seligkeit,  dass  er  die  höchste  begltickung  dafür  als  bezahliiK=ig 
empfieng."  Haupt:  „Simrocks  Übersetzung  [Lasst  unserm  Herrn  A^m& 
Prachtgezelt  Seiner  Kühnheit  zum  Vergelt]  ist  lächerlich.  Denn  1)  heiL-j  nt 
aventiure  nicht  kühnheit;  2)  umhe  gelt  nicht:  zum  vergelt,  sonder^^: 
um  einer  bezahlung,  eines  lohnes  willen.  61,  10;  3)  bittet  man  nicl^^tt 
sondern  verlangt  von  feinden;  4)  hat  Gahmuret  schon  vielen  lob^^n 
bekommen,  aventiure,  das  ereignis,  endlich:  das  glück  =  seelde,  w  ie 
378,  22;  537,  22.  Also:  wegen  des  lohns  des  glückes,  d.  h.  dana^t 
das  glück  dafür  lohn  sei.'' 

zu  52,  30  [fnn  freude  diu  stuont  phandes] 
Haupt:  „Die  stelle  hat  wegen  des  unklaren  Verhältnisses  von  zeit  ui^^^ 
panzer  Schwierigkeit.     Vgl  27,  15  und  Belakanes  erzählung.     Sp&t^^^ 
mehr  darüber."    [zu  70,  14]. 

zu  53,  4  [der  heim,  von  arde  ein  adamcts] 
Lachmann:  „Der  heim  vom  geschlechte  der  adamanten.  Steine  un  ^ 
metalle  wurden  wachsend  in  der  erde  gedacht.  —  Ein  punkt  bleib^^^ 
unklar.  27,  15  erzählt  die  königin,  Isenhart  habe  seinen  harnisc^K^ 
abgegeben;  wir  erfahren  hier,  dass  er  ihn  Fridebranden  gab,  feme:::^  ^^ 
hier  und  58,  13,  dass  ein  heim  von  diamant,  ein  schwert,  ein  panzecr  ^ 
und  hosen  dazu  gehörten.  61,12  wird  wider  erzählt,  dass  er  dif==^  ® 
rüstung  [Pdas  zeit?]  fortgegeben.  Wahrscheinlich  nun  brachte  Frid 
brant,  als  er  Isenharten  rächen  wolte,  die  rüstung  herbei,  nm 
kämpfenden  noch  mehr  zur  räche  anzuspornen.  Hier  nun  bitten  di< 
fürsten  von  Azagouc  Hiutegeren  die  rüstung  zurückzuholen.'' 

zu  54,  12  [wan  ein  geeeU,  daz  was  vil  groe. 
daz  hiez  der  künec  ze  schiffe  tra^n.] 

Haupt:  „Hier  also  ist  es  Mos  das  zeit.    53,  7  —  10  vom  panzer." 

zu  58,  16  [do  fuorten  st  den  adamas, 

ein  swert,  einn  halsperc  und  zwuo  hosen, 
hie  mugt  ir  gröz  wunder  losen^ 
daz  im  der  hocke  widerfuor, 
als  mir  diu  ävevdiwre  swuor,] 

Lachmann:  „Dies  stimt  wider  damit,  dass  Hiuteger  versprochen  hatte, 
das  zeit  [?den  hämisch?  53,  7  fgg.]  zurückzuführen,  gleichwol  nimt 
es  Gahmuret  mit  und  hat  es  im  folgenden  buche.  —  Vielleicht  ist 
anzunehmen,  dass  Wolfram  hier  etwas  angefügt  habe,  da  fest  steht, 
dass  er  den  Farzival  mehrere  mal  bearbeitet  [überarbeitet]  hat    Nun 


IBLT  UHB  HABinSOH  IN  WOLFB.  PABZ.  I.  II  S9T 

lassen  sich  grade  30  verse  streichen,  52,  27  —  53,  10  und  58,  5  —  20, 
olme  dass  der  znsammenhang  gestört  würde.  Der  irtum  ist  daraus  zu 
erklfiren,  dass  das  zeit  und  der  hämisch  unterschieden  werden;  von 
Binteger  wird  [Fridebrant  ward?]  nur  der  hämisch  fortgenommen. 
Hierdurch  fiQt  auch  eine  zweite  Unebenheit,  das  doppelte  ^sie  schieden 
sich.**  [58,  20:  sie  schieden  sich,  man  sagte  mir,  dcus  mer  in  truac 
in  eine  habe;  und  58,  26:  sie  schieden  sich:  daz  was  dem  leü.] 

zu  70|  14  [nu  was  och  Oahmuretes  lip 
in  hamasche,  da  sin  wip 
wart  einer  suane  U  gemant; 
dag  ir  van  Schotten  Vridebrant 
ze  gebe  sande  fwr  ir  schaden: 
mit  strtte  heter  si  verladen.] 

Lach  mann:  „Wider  eine  anspielung  auf  die  vorhergehende  schwie- 
ligkeit,  passend  zu  58,  7.  Wenn  daher  die  obige  annähme  richtig  ist, 
so  muss  man  sagen,  Wolfram  habe  den  zusatz  gemacht,  als  er  zwi- 
sehen  den  abschnitten  64  und  70  war.'' 

Haupt:  „27,  15  fgg.  sind  hamasch  und  zeit  Eisenbarts  als  eins, 
oder  vereinigt  gedacht;  man  müste  denken,  dass  das  zeit  die  form 
eines  hämisches  hätte.  61 ,  9  — 12  scheint  das  zeit  Eisenbarts  nach 
Belakanes  befehl  fortgegeben  zu  sein.  Hier  scheint  widerum  zeit  und 
luiniisch  einsy  oder  vereinigt  zu  sein.  52,  28  ist  an  Fridebrant  diu 
Bverde  unsers  landes  von  Eisenbart  fortgegeben  worden ;  widerum  scheint 
zeit  und  hämisch  eins,  oder  vereinigt  Dagegen  53,  3  —  10  und  58, 
5 — 20  ist  offenbar  zeit  von  hämisch  geschieden.  Das  zeit  aber  bleibt 
dem  Gahmuret  An  beide  leztere  stellen  schliesst  sich  70,  14  fgg.  an; 
70,  19  ist  widerholt  aus  53,  3;  70,  17  bezieht  sich  auf  53,  10  und 
58,  7.  Nach  64,  16  ist  das  zeit  dem  Gahmuret  in  Patelamunt  gege- 
ben worden ;  der  hämisch  wird  ihm  erst  später  auf  dem  meere  gegeben. 
27,  15.  52,  28.  61,  9  fgg.  Hier  bleibt  unklar  das  Verhältnis  des  zeltes 
zur  rfistung.  Wahrscheinlich  war  Wolframs  quelle  hier  nicht  klar. 
Das  rätsei  ist  nicht  zu  lösen.  Zu  vermuten  ist,  dass  Wolfram  hier 
durch  Zusätze  die  erzählung  vermehrte,  aber  die  dadurch  entstandenen 
widersprfiche  zu  tilgen  unterliess.  —  58,  20  [sie  schieden  sich] :  58,  26 
[sie  schieden  sich]\  61,  9  [und  sluogen  üfein  gezdt]:  61,  13  [mit  arbeit 
wart  üf  geslagn  ....  ein  gezelt] :  An  beiden  stellen  kann  man  eine 
gleiche  Vermehrung  ohne  gründliche  betrachtung  des  Mheren  erkennen.'' 

Aus  diesen  aufzeichnungen  —  auch  wenn  sie  den  mündlichen 
vertrag  nur  gekürzt,  und  nur  in  mangelhafter,  ja  zum  teil  sogar  in 
onrichtiger  auffassung  widergeben  —  geht  doch  klar  hervor ,  dass  Lach- 


8d8  J.  8AGHBB 

mann  wie  Haupt  zu  dem  urteile  gediehen  sind,  Wolfram  habe 
angaben  seiner  französischen  vorläge  fiber  zeit  und  hämisch  anl 
nicht  richtig  verstanden  und  widergegeben,  sei  dann  im  weiteren  vi 
laufe  der  erzählung  stutzig  und  seines  irtumes  inne  worden ,  and  hal 
in  folge  dessen  nachträglich  noch  zusfttze  eingeschoben ,  aber  doch  nicl 
vermocht,  durch  dieses  auskunftsmittel  die  in  Wirkung  seines  frfihei 
irtumes  entstandene  Verwirrung  zu  beseitigen.  Und  wenn  man  erwäg"^^ — i, 
dass  Wolfram,  nachdem  er  bereits  bei  der  bearbeitung  des  Parzii 
viele  tausende  französischer  verse  verdeutscht  und  damit  eine  reich 
Übung  gewonnen  hatte,  selbst  noch  im  Willehalm  verschiedene 
wunderliche  Übersetzungsfehler  hat  mit  unterlaufen  lassen,  so  gelan| 
man  auch  notwendig  zu  dem  Schlüsse,  dass  er  im  ersten  beginne  8< 
ner  Übersetzertätigkeit ,  als  Übung  ihm  noch  gänzlich  gebrach ,  auch 
so  mehr  der  gefahr  ausgesezt  gewesen  sein  muss ,  ausdrücke  seiner 
zösischen  vorläge  irtümlich  aufzufassen  und  unrichtig  zu  verdentschei==^ 
Weil  er  ja  aber  weder  schreiben  noch  lesen  konte,  gebrach  ihm  feme^  ^^ 
die  möglichkeit,  nach  Wahrnehmung  eines  solchen  irtumes  seine  fran  -: 
zösische  vorläge  selbst  nachzulesen ,  die  betreffenden  stellen  seiner  ver 
deutschung  vers  für  vers  mit  ihr  zu  vergleichen,  und  die  dadurch  al^^J 
fehlerhaft  aufgefundenen  verse  entweder  zu  verbessern,  oder  gftnzlicl 
zu  tilgen  und  durch  andere  richtige  zu  ersetzen.  Wenn  er  das  ni 
nicht  selbst  zu  tun  vermochte,  wenn  er  lediglich  angewiesen  mu 
beschränkt  war  auf  die  sehr  unbequeme  und  solcher  aufgäbe  schwer- 
lich gewachsene  hilfsleistung  seines  Vorlesers  und  Schreibers,  so  bliel 
ihm  ja  kaum  ein  anderer  ausweg,  als  dass  er  das  einmal  geschriebene 
stehen  liess,  wie  es  eben  dastand,  und  dass  er  sich  dann 
beschränkte  und  damit  begnügte,  nachträglich  noch  einige  verse  ein- 
zuschalten, die  wenigstens  einigermassen  zu  notdürftiger  verbessening 
des  Versehens  dienen  selten. 

Über  den  französischen  ausdruck ,  welcher  Wolframs  misverstftnd- 
nis,  und  in  folge  dessen  die  Verwirrung  in  seiner  erzählung  veranlasst 
haben  mag,  scheinen  Lachmann  und  Haupt  sich  nicht  ausgesprochen 
zu  haben.  Da  es  sich  aber  bei  Wolfram  um  eine  vermengnng  von  zeit 
und  hämisch  handelt ,  kann  es  bei  nur  einiger  kentnis  des  altdeutschen 
und  des  altfranzösischen  nicht  schwer  halten,  für  beide  zwei  firans(y- 
sische  Wörter  aufzufinden,  die  einander  so  ähnlich  lauten,  dass  sie, 
zumal  beim  blossen  anhören  eines  vorgelesenen  textes,  leicht  verwech- 
selt werden  konten ;  denn  es  bieten  sich  als  solche ,  ohne  langes  Sachen, 
die  französierten  formen  der  beiden  aus  der  deutschen  in  die  romani- 
schen sprachen  übergegangenen  Wörter  heriberga  und  haisberg. 


HBLT  UND  HABNI8CH  IN  WOLFB.   PARZ.   I.   II  899 

.  Das  ahd.  heriberga,  und  ebenso  das  mhd.  herberge,  zeigt  neben 
jfingeren  abgeleiteten  bedeutungen,  auch  noch  die  ursprünglichen  älte- 
ren: castra  und  tabemactUum,  wofür  Graff  und  Lexer  belege  beibrin- 
gen. Als  altfranzösische  formen  verzeichnet  Diez,  etymol.  wörterb.  d. 
roman.  sprachen.  3.  a.  Bonn  1869.  l,  13.  s.  v.  albergo:  herbere  (hei- 
bere)  m.  herberge  f.  und  belegt  auch  die  bedeutungen:  kriegslager, 
zeit,  durch  zwei  stellen  aus  dem  Brut  (par  Leroux  de  Lincy)  2,  160 
nSes  herberges  et  ses  foilles  =  zelte  und  hütten  des  heeres,^  und  163: 
jfles  herberges  de  Vost^    Und  Burguy,  grammaire  de  la  langue  d'oll. 

2.  ed.  Berlin  1870.  3,  199  verzeichnet  die  formen:  helbere,  her- 
hert  m.,  herberge^  heberge,  hauberge  f.  mit  der  bedeutungsangabe : 
teniey  bariiquey  campement,  demeure,  logis,  maison,  —  Die  form 
hdberc  begegnet  z.  b.  in  der  wahrscheinlich  um  die  scheide  des  11. 
und  12.  jahrhundertes  verfassten ,  von  Wilh.  Müller  in  Haupts  zeitschr. 
f.  deutsch,  altert.  (1845)  5 ,  299  fgg.  herausgegebenen  Chanson  d'Alexis, 
8tr.  65:  „oZ  helbere  sunt  alet;^  aber  sie  wechselt  in  demselben 
gedichte  mit  der  form  herbere,  str.  51:  „ä^  la  viatule  ki  del  herbere 
li  uint.*" 

Für  halsberg  geben,  wie  aus  den  von  Qraff  3,  174  gesammelten 
bellen  zu  ersehen  ist,  schon  die  ahd.  quellen,  neben  der  ursprüng- 
lidien  engeren  bedeutung  „halsschutz,^  auch  die  erweiterte  jüngere 
und  allein  herschend  gewordene:  lorica  =  rüstung,  die  mit  dem  halse 
zugleich  auch  den  Oberkörper  deckt.  Als  afz.  formen  dieses  wertes 
▼erzeichnet  Diez  1,  437  s.  v.  usbergo:  halbere,  haübere;  und  Burguy 

3,  195:  halbere,  haubere,  hobere,  haubert,  aubert,  hobert,  habert, 
osbere,  mit  der  bemerkung:  ^lesformes  les  plus  ordir^aires  ne  eon- 
Hennewt  pas  h  s  du  radical  allemand,^ 

Wenn  nun  Wolfram  noch  viel  später,  im  Willehalm  (237,  5), 
mit  scherzhafter  wendung  von  sich  selber  sagt,  er  sei  zwar  im  stände 
französisch  zu  sprechen,  aber  jeder  ungehobelte  Champenois  könne  das 
besser:  dann  ist  doch  die  Vermutung  kaum  abzuweisen,  dass  er  damals, 
als  er  eben  erst  anhub  zu  übersetzen,  schwerlich  vermocht  habe,  die 
beiden  ausdrücke  helbere  (zeit)  und  halbere  (hämisch^  bestimt  und  rich- 
te zu  unterscheiden  und  demgemäss  auch  in  seiner  Verdeutschung 
sdiarf  und  zutreffend  auseinander  zu  halten.  Diese  Vermutung  dünkt 
micb  so  nahe  liegend,  so  einfach  und  so  natürlich,  dass  ich  sie  schon 
seit  etwa  25  jähren  im  colleg  vortrage,  als  wahrscheinlichsten  erklä- 
Tungsgrund  der  im  ersten  buche  herschenden  Verwirrung.  Ich  meine 
sie  auch,  wenn  anders  meine  erinnerung  mich  nicht  täuscht,  schon 
vor  vielen  jähren  mündlich  gegen  herm  prof.  Bartsch  ausgesprochen  zu 
haben;   doch  kann  dieser  wolbewanderte   kenner  der  altfranzösischen 


400  J.   ZACHBB 

spräche  und  litteratur  ebensogut  von  allein  darauf  geraten  sein.  Die 
erklärung,  die  er  demgemäss  in  seiner  ersten  Parzival- ausgäbe  (1870) 
zu  Y.  1,  796  (=  27,  16)  gegeben  hat,  halte  ich  auch  heute  noch  für 
richtig,  und  wünschte  nur,  dass  er  sie  gegen  jeden  einspruch  aufrecht 
erhalten  hätte. 

Wie  die  erzählung  in  Wolframs  vorläge,  im  französischen  texte, 
gelautet  hat,  das  können  wir  freilich  nicht  mehr  im  einzelnen  mit  vol- 
ler Sicherheit  und  bestimtheit  ermitteln.  Denn  Wolfram  hat  ja  nicht 
wörtlich  übersezt,  sondern  in  freier  bearbeitung  verdeutscht;  und  über- 
dies lässt  sich  nachweisen,  dass  er  sich  auch  gestattet  bat,  einer  fal- 
schen Übersetzung  eines  misverstandenen  ausdruckes,  gleichsam  zu  ihrer 
bestätigung  und  rechtfertigung ,  ergänzende  und  erläuternde  zusfttse 
eigener  erfindung  hinzuzufügen.  Ein  recht  anschauliches  beispiel  die- 
ser art  bietet  der  Willehalm  69,  lO^fgg.  Dort  heisst  es,  bei  der  echil- 
derung  des  todes  von  Viviens,  in  Wolframs  französischer  vorläge,  in 
der  Bataille  d^Aleschans  v.  926,  nachdem  Viviens  gebeichtet  hatte: 

Vame  s^en  vet,  nH  pot  pltis  demorer: 

en  Paradis  la  fist  Dex  ostderj  (=  hospitari  =  loger) 

avec  ses  angles  et  metre  et  aloer. 
Dafür  sagt  Wolfram:  sin  jungejs  leben 

erstarp:  sin  Uhte  ergienc  doch  e. 

reht  (US  lign  aide 

cU  die  boum  mit  fiwer  wcem  enjsunt, 

selch  wart  der  sniac  an  der  stunty 

da  sich  lip  und  sele  scfiiet. 

Sin  hinvart  alsus  geriet. 
Die  französische  infinitivform  aUer  (=  aüoer,  alluer^  allouer),  weldie 
wol  wenig  gebräuchlich  gewesen  sein  mag,  entspricht  einem  mittellatei- 
nischen adlocare,  allocare,  und  bedeutet  „einen  platz  anweisen.^  (Vgl 
Boquefort,  gloss.  de  la  langue  romane  1,  51).  Wolfram  scheint  sie 
nicht  gekaut  zu  haben,  während  er  dagegen  den  duft  des  verbren- 
nenden aloeholzes  schon  selbst  widerholt  im  Parzival  gerühmt  hatte 
(484,  17.  790,  7.  808,  13).  Da  nun  aus  legenden  albekant  war,  dass 
die  leichname  der  heiligen  wunderbaren  duft  verbreiten  sollen,  recht- 
fertigte Wolfram  seine  wunderliche  Übersetzung  „Aloeholz^  für  sich 
und  seine  leser  durch  einen  solchen  erläuternden  und  begründenden 
Zusatz  eigener  erfindung,  von  welchem  in  seiner  vorläge  auch  nicht 
die  geringste  spur  vorhanden  war.  Damit  aber  verdeckte  er  die  £a8- 
sung  seiner  vorläge  so  volständig,  dass  es  ganz  unmöglich  geworden 
ist,  aus  seiner  Übersetzung  auch  nur  annähernd  zu  erraten  wie  sie 
gelautet  habe. 


BBLT  UND  HARNISCH  IN  WOLFB-   PARZ.   I.   II  401 

Die  wortform  halbere  kann,  als  algemein  übliche  und  gangbare 
benennuDg  eines  hauptstückes  der  ritterlichen  ansrüstung,  einem  fran- 
zösisch  verstehenden  und  sprechenden  ritter  schwerlich  unbekant  geblie- 
ben, wird  ihm  vielmehr  sogar  geläutig  gewesen  sein,  während  sich 
andrerseits  von  der  wortform  halbere  das  grade  gegenteil  vermuten 
lässt,  zumal  sie  überhaupt  nur  eine  seltener  gebrauchte  nebenform  neben 
den  üblichen  formen  herbere  und  herberge  gewesen  zu  sein  scheint.  — 
Demnach  spricht  die  zunächst  liegende  sprachliche  Wahrscheinlichkeit 
dafür,  dass  Wolfram  an  der  ersten  entscheidenden  stelle  seiner  fran- 
zösischen vorläge  auf  die  ihm  nicht  geläufige  wortform  Jielbere  gestos- 
sen,  und  über  diese  gestolpert  sei.  Hatte  er  sie  aber  hier  mit  der  ihm 
geläufigen  wortform  halbere  verwechselt,  und  demnach  nicht  durch 
„zelt^^  sondern  durch  „hämisch"  übersezt,  so  musten  unvermeidlich 
Weitere  irtümer  daraus  entspringen  und  so  lange  fortwirken,  bis  sich 
aus  späteren  stellen,  die  nicht  mis verstanden  werden  konten,  die  rich- 
tige aufklärung  ergab. 

Betrachten  wir  nach  diesen  erörterungen  und  erwägungen  nun 
nochmals  die  erste  entscheidende  stelle  (26,  9  fgg.)- 

Belacane,  die  jungfräuliche  königin  von  Zazamanc,  ist  in  ihrer 
hauptstadt  Patelamunt  auf  deren  landseite  belagert  von  den  beiden 
feindlichen  beeren  der  mannen  und  der  verwanten  Isenharts,  welche 
dessen  tod  an  ihr  rächen  woHen.  Von  der  freien  seeseite  her  ist  Gah- 
muret  in  die  stadt  gekommen  und  hat  der  bedrängten  köoigin  seine 
ritterliche  hilfe  angeboten.  Diesem  erzählt  sie  nun  die  Ursache  des 
krieges.  Isenhart,  der  noch  un vermählte  könig  des  benachbarten  Aza- 
gouc,  habe  in  ritterdienste  um  ihre  minne  geworben;  da  habe  sie  ihn 
denn  prüfen  wollen,  ob  er  kuiide  sm  ein  vriunt,  ob  er  ihre  minne 
wirklich  zu  verdienen  wisse.  Und  die  folge  davon  war  —  so  berichtet 
sie  weiter ,  indem  sie  zugleich  hinauszeigt  auf  das  belagerungsheer  — 

er  gap  durh  mi^  sin  harnas 
enwec,  daz  als  ein  p(das 
dort  stet  {daz  ist  ein  hoeh  gezelt: 
daz  brähten  Schotten  üf  diz  velt). 

Der  Wortlaut  dieser  verse  kann  gar  nicht  anders  aufgefasst  werden,  als 
Lacbmann  ihn  aufge&sst  hat:  jenes  grosse,  hohe,  von  den  Schotten 
dort  aufgeschlagene  zeit  ist  eben  der  von  Isenhart  weggeschenkte  har- 
nas. Das  ergibt  aber  einen  Widersinn,  der  durch  kein  interpretatious- 
knnststück  beseitigt  werden  kann;  mithin  muss  in  diesen  versen  ein 
fehler  stecken,  und  zwar  muss  er  in  dem  werte  harnas  seinen  grund 
haben.    Dagegen  erhält  alles  guten  sinn  und  schick,  wenn  wir  harnnfi 

SBITSOHB.   V.   DBUT80HK   FBILOLOOXB.   BD.    XIII.  20 


402  J.  ZAOHBB 

(=  halbere)  ersetzen  durch  helbere  (=  zeit) :  Isenhart  hat  der  Bela- 
cane  zu  gefallen  sein  zeit  verschenkt ,  und  dieses  haben  nun  die  Sdioi- 
ten  draussen  inmitten  des  belagerungsheeres  aufgestelt. 

Belacane  erzählt  weiter :  als  Isenhart  „dojs*^  verschenkt  hatte^  ward 
er  des  lebens  überdrüssig,  suchte  kämpfe  auf,  und  in  einem  ritterlichen 
Zweikampfe  verloren  er,  und  zugleich  auch  sein  gegner,  ihr  leben. 

Auch  dieses  stück  der  erzählung  ist  mit  der  verschenfcang  eines 
helbere,  eines  zeltes,  ganz  wol  verträglich.  Nur  ein  einziges  wort 
könte  beanstandet  werden.    Wolfram  sagt  nämlich  27,  22: 

mange  äventiure  suohter  blast 

d.  h.  yvfivdg ,  ohne  einen  hämisch  angelegt  zu  haben.  Hier  aber  erhebt 
sich  der  wol  berechtigte  verdacht,  dass  Wolfram  eine  dem  entspre- 
chende angäbe  in  seiner  französischen  vorläge  gar  nicht  vorgefunden, 
sondern  dass  er  auf  eigene  hand  dieses  y^blöz*^  eingeschaltet  habe,  als 
eine  sich  ihm  fast  unvermeidlich  aufdrängende  folgerung  aus  seinem 
Übersetzungsfehler  Jliamas,^ 

Somit  wäre  der  verdunkelte  ursprüngliche  und  eigentliche  wort- 
sinn dieser  ersten  und  entscheidenden  stelle  durch  eine  sehr  einfache 
kritische  nachhilfe  aufgeholt,  gesichert  und  erledigt.  Nun  bleiben  aber 
noch  andere  mängel  und  Schwierigkeiten,  denen  durch  kritische  und 
exegetische  kunst  nicht  volständig  abgeholfen  werden  kann.  Wir  ver- 
missen nämlich  eine  klare  und  bestimte  motivierende  auskunft  über  die 
drei  fragen:  1)  wem  hat  Isenhart  sein  zeit  geschenkt?  2)  Waram  ist 
er  nach  weggäbe  des  zeltes  seines  lebens  überdrüssig  worden  ?  3)  Wel- 
che aufgäbe  hat  Belacane  dem  Isenhart  als  prüfung  gestelt?  und  wenn 
sie  ihm  als  prüfung  verschenkung  seines  zeltes  zugemutet  hat,  welchen 
sinn  soll  diese  forderung  haben? 

Eine  auskunft  über  die  erste  frage  ist  zwar  nicht  von  vorn  her- 
ein mit  klaren  werten  ausdrücklich  gegeben  worden,  wie  wir  das  zur 
erleichterung  und  Sicherung  des  richtigen  Verständnisses  freilich  wün- 
schen würden;  aber  sie  fehlt  doch  nicht  gänzlich,  sofern  sie,  bei  gehö- 
riger aufmerksamkeit ,  aus  den  äusserungen  an  dieser  (27,  18)  und  an 
einer  späteren  stelle  (52,  27  —  29)  zur  genüge  gefolgert  werden  kann. 
Denn  wenn  hier  (27,  17.  18)  die  Schotten  das  zeit  des  Isenhart  inmit- 
ten des  belagerungsheeres  gebracht  und  dort  aufgestelt  haben ,  so  muss 
es  doch  in  ihrem  besitze  befindlich  gewesen  sein.  Und  wenn  52,  27—29 
die  fürsten  von  Azagouc  sagen: 

ez  zuct  uns  Isenhartes  lehn, 
daz  Fridebrande  wart  gegebn 
diu  Zierde  unsers  kmdes 


BBLT  UND  HARinSOH  IN  WOLFS.   PARZ.   I.  U  408 

SO  kann  mit  der  zierde  unsers  landes  nicht  der  hämisch,  sondern  es 
muss  das  zeit  damit  gemeint  sein,  weil  nur  die  verschenkung  des 
Zeltes  den  tod  Isenharts  veranlasst  hat  Daraus  aber  folgt  notwendig 
der  schlnss ,  dass  Isenhart  sein  zeit  seinem  verwanten  Vridebrant ,  dem 
söhne  seines  oheims  (28,  13)  geschenkt  hatte.  —  Für  die  aufstellung 
des  zeltes  unter  den  belagerern  bedurfte  es  aber  keiner  ausdrücklichen 
angäbe  eines  motivierenden  grundes,  weil  als  selbstverständlich  vor- 
ausgesezt  werden  konte,  dass  es  gleichsam  als  corpus  delicti  zur  bestän- 
digen anfeuerung  der  belagerer  dienen  solte.  Und  wenn  51,  12  und 
53,  1  erwähnt  wird,  dass  auch  die  einbalsamierte  leiche  des  Isenhart 
sich  in  demselben  lager  befunden  habe ,  so  dass  man  dessen  todeswunde 
tagtäglich  sehen  konte,  dann  ergibt  sich  aucli  die  eben  so  natürliche 
folgerang,  dass  diese  leiche  zu  demselben  zwecke  eben  in  jenem  zelte 
der  Schotten,  was  zuvor  dem  Isenhart  gehört  hatte,  aufgebahrt  gewe- 
sen sei. 

Eine  motivierende  antwort  auf  die  zweite  frage  wird  zwar  jeder 
leser  oder  hörer  des  gedichtes  leicht  selbst  geben.  Er  wird  meinen 
das  richtige  getroffen  zu  haben ,  wenn  er  ergänzt:  Isenhart  hatte  gehofft 
and  erwartet  durch  erfüUung  der  ihm  gestehen  aufgäbe  Belacanens 
nünne  verdient  und  gewonnen  zu  haben.  Als  diese  ihm  aber  die  gewäh- 
nmg  dennoch  vorenthielt  und  versagte,  ward  er  des  lebens  überdrüssig 
and  suchte  den  tod.  So  naheliegend  aber  diese  motivierung  ist,  und 
so  wahrscheinlich  sie  auch  sein  mag,  ist  es  dennoch  ein  mangel  und 
ein  fehler,  dass  sie  im  gedichte  gar  nicht  ausgesprochen  oder  auch  nur 
angedeutet,  sondern  lediglich  der  ergänzenden  blossen  Vermutung  des 
lesers  oder  hörers  überlassen  ist. 

Viel  mislicher  steht  es  um  die  dritte  frage.  Über  das  zeit  des 
Isenhart  erhalten  wir  zwar  einige  verstreute  angaben,  aus  denen  wir 
ans  eine  ungefähre  Vorstellung  von  seiner  beschaffenheit  und  bedeutung 
zusammenstöppeln  können.  Es  war  geräumig  und  hochragend  wie  ein 
palas,  wie  ein  saalbau  (27,  10.  17),  von  so  beträchtlichem  umfange, 
dass  za  seiner  fortschaffung  dreissig  saumrosse  erforderlich  waren  (61, 14), 
and  von  kostbarer  beschaffenheit  (ez  zeigte  rwheU.  61,  15).  Mithin 
haben  wir  es  uns  zu  denken  las  ein  mächtig  grosses  mit  orien- 
talischer pracht  ausgestattetes  königszelt.  Gahmuret  hatte  die  ober- 
sten feindlichen  heerführer  sehr  bald  besiegt  und  gefangen,  und 
damit  auch  die  belagerung  und  den  krieg  beendigt.  Nach  dem  rechte 
des  Siegers  hätte  er  nun  auch  die  auslieferung  dieses  zeltes  for- 
dern können;  er  hatte  jedoch  grossmütig  die  heerführer  wider  frei 
gelassen,  ohne  eine  derartige  Verpflichtung  ihnen  aufzuerlegen.  Die 
forsten  von  Azagouc  hatten  darauf  ihn  als  ihren  könig  und  damit  als 

20* 


404  J*  KACHKB 

nachfolger  Isenharts  anerkant,  und  richten  nunmehr  (52,  25  fgg.)  an 
die  Schotten  die  bitte,  jenes  zeit  dem  Gahmuret  zu  überlassen.  Wenn 
sie  es  dabei  (52,  29)  die  „zierde  unsers  landes*^  nennen,  so  soll  damit 
doch  wol  gemeint  sein ;  dass  sie  es ,  wie  wir  nach  unseren  eorop&ischen 
und  heutigen  begriffen  jezt  etwa  sagen  würden ,  gleichsam  als  zum  kron- 
gut gehörig  betrachteten.  Die  Schotten  müssen  die  berechtigong  die- 
ser bitte  auch  anerkant  haben,  denn  sie  lassen  das  zeit  ohne  jede  ein- 
spräche zurück  (54,  12).  Und  als  Gahmuret  darauf  das  zeit  auf  sein 
schiff  verladen  lässt  (54,  13  fgg.),  besänftigt  er  das  darüber  beunmhigte 
Yolk  mit  der  Vorspiegelung ,  er  wolle  es  nach  Azagouc  f&hren ,  erkent 
also  damit  gleichfals  diesen  in  das  staatsrechtliche  gebiet  hinübergrei- 
fenden Charakter  des  zeltes  an. 

Aus  alledem  ist  nun  zwar  zu  entnehmen,  dass  das  zeit  ein  sehr 
schönes  und  sehr  kostbares  besiztum  von  hohem  werte  und  von  gprosser 
bedeutsamkeit  gewesen  sein  muss;  aber  mit  dieser  erkentnis,  die  noch 
dazu  aus  der  Verwertung  vereinzelter  und  verstreuter  angaben  gewon- 
nen werden  muss,  ist  für  die  forderung  der  Belacane  doch  noch  kei- 
nesweges  ein  klarer,  einleuchtender  und  sicherer  erklftmngsgnmd  ent- 
deckt und .  festgestelt  worden.  Denn  hätte  Belacane  dieses  kostbare 
zeit  für  sich  selber  verlangt,  und  als  entgelt  daf^  ihre  minne  ver- 
heissen,  so  würde  eine  solche  motivierung  zwar  uns  heutzutage  höchst 
anstössig  und  deshalb  verwerflich  erscheinen ,  aber  die  damalige  höfische 
geselschaft  hätte,  wie  wir  aus  anderen  erzählungen  jener  zeit  ersehen, 
sich  dergleichen  allerdings  bieten  und  gefallen  lassen.  Mithin  wäre 
eine  solche  motivierung,  wenn  auch  nicht  eben  schön  und  löblich, 
doch  wenigstens  erklärlich  und  verständlich.  Aber  davon  enthält  das 
gedieht  auch  nicht  die  geringste  spur;  vielmehr  erfahren  wir  ans  ihm, 
dass  Isenhart  sein  zeit  an  seinen  verwanten ,  an  Yridebrant  von  Schot- 
ten, an  einen  der  Belacane  gänzlich  fremden  und  femstehenden  mann 
verschenkt  hat 

Dass  Belacane,  um  Isenharts  Würdigkeit  zu  erproben ,  grade  eben 
verschenkung  des  zeltes  gefordert  habe ,  ist  zwar  nirgends  ausdrficklich 
gesagt,  aber  der  gesamte  verlauf  der  erzählung  drängt  zu  dieser  Vor- 
aussetzung. Wenn  sie  nun  das  zeit  nicht  für  sich  begehrt,  sondern 
nur  überhaupt  und  schlechthin  die  forderung  ausgesprochen  hat,  Isen- 
hart solle  es  verschenken,  ganz  gleichgiltig  an  wen,  und  wenn  sie  aach 
grade  durch  diese  forderung  hat  erproben  wollen,  ob  Isenhart  sich 
ihrer  minne  würdig  zu  erweisen  wisse;  dann  erheben  sich  doch  not- 
wendig die  fragen:  in  welchem  sinne  hat  Belacane  diese  fordemng 
aufgestelt  ?  in  wiefern  hat  sie  aus  Isenharts  verhalten  derselben  gegen- 
über einen  schluss  auf  dessen  Würdigkeit  oder  unwürdigkeit  zu  gewin- 


BSLT  UND   HABNI8CH   IN  WOLFB.    PARZ.   I.    II  405 

nen  Yermeint  P  Hat  Isenhart  beweisen  sollen ,  dass  er  jeder ,  und  auch 
der  fibermütigsten  laune  seiner  dame  sieb  willenlos  gehorsam  unter- 
werfe? oder  hat  er  sich  wählend  entscheiden  und  durch  die  tat  bekun- 
den BoUen,  welches  von  beiden  er  höher  schätze,  den  besitz  seines 
kostbaren  kOnigszeltes ,  oder  die  gewinnung  der  minne  Belacanens  ?  die 
eine  wie  die  andere  annähme  ergäbe  freilich  eine  motivierung;  aber 
die  eine  wie  die  andere  motivierung  wäre  weder  poetisch  noch  geist- 
rdehf  und  würde  auch  dem  charakter  der  Belacane  nicht  eben  zur 
ehre  gereichen,  sofern  sie  dadurch  als  eine  eitle,  übermütige,  launische 
und  ziemlich  gedankenlose  frau  erschiene. 

Hätte  nun  im  französischen  texte  eine  motivierung  der  die  hin- 
gäbe des  Zeltes  verlangenden  forderung  gestanden,  und  hätte  Wolfram 
diese  weggelassen,  so  wäre  das  begreiflich  und  auch  verzeihlich,  weil 
er  ja,  nach  seinem  Übersetzungsfehler  Jkarnas"^  zu  schliessen,  augen- 
scheinlich nicht  die  verschenkung  des  zeltes,  sondern  die  weggäbe  des 
hämisches  als  die  forderung  der  Belacane  aufgefasst  hat.  Und  diese 
fordemng,  die  hingäbe  des  hämisches,  bedurfte  zwar  eigentlich  keiner 
besonderen  motivierung,  weil  ja  jedermann  als  selbstverständlich  ergänzt 
hätte:  Isenhart  solte  seine  ritterliche  Überlegenheit  dadurch  beweisen, 
dass  er  wagte  auch  ohne  harnisch  ritterlichen  kämpf  zu  suchen  und  zu 
bestehen.  Oleichwol  scheint  Wolfram  in  diesem  sinne  die  eine  schon 
oben  erwähnte  motivierende  zeile  (27,  22)  hinzugefügt  zu  haben: 

niangc  äventiure  suohter  hloz. 

Hätte  dagegen  eine  erklärende  motivierung  von  Belacanens  for- 
derung der  verschenkung  des  /eltes  schon  im  französischen  texte 
gefehlt  f  so  wäre  das  wirklich  ein  mangel  und  ein  nicht  unerheblicher 
compositionsfehler,  weil  aus  der  gesamten  übrigen  erzählung  nicht 
dcher  entnommen  werden  kann,  mit  welcher  absieht  und  in  welchem 
sinne  der  dichter  die  Belacane  grade  diese  forderung  aufstellen  lässt. 
Zwar  verlangte  und  erwartete  man  damals  nicht  bedachtsame  motivie- 
rung aller  einzelheiten ,  und  die  erzählenden  dichter  jener  zeit  verfuh- 
ren denn  auch  in  dieser  beziehung  ziemlich  sorglos  und  gestatteten 
sich  grosse  freiheiten;  immerhin  aber  bliebe  es  ein  wesentlicher  und 
auffälliger  mangels  wenn  Guiot  eine  mit  planbe wuster  absieht  von  ihm 
selbst  geschaffene  hauptgestalt  grade  der  von  ihm  aus  eigener  erfin- 
dung  hinzugefügten  teile  seiner  Parzivaldichtung ,  wenn  er  die  Belacane, 
die  erste  gemahlin  des  Gahmuret,  die  mutter  des  Feirefiz,  die  ahn- 
mutter  des  priesters  Johann ,  eben  da  wo  sie  selbständig  handelnd  auf- 
tritt|  in  befremdlicher  und  anscheinend  tadelnswerter  weise  handeln 
liesse,  ohne  den  inneren   sinn   und  die   daraus  entspringende  berech- 


406  J.   ZACHSB 

tigung  ihres  handelns  motivierend  aiifzuklflren  und  dadurch  zu  recht- 
fertigen. 

Durch  diese   eingehenden  erörterungen  hat  sich  als  gesichertee 

ergebnis  herausgestelt: 

Wenn  wir  das  von  Wolfram  27,  15  gesezte  wort  „hamas^   als 
Übersetzungsfehler,    entsprungen  aus  einer  Verwechselung  von  kdbere 
und  halbere,  und  v.  27,  22  „mange  äventiure  suohter  Uoe**'  als  eine  von 
Wolfram  eingeschaltete  folgerung  aus  diesem  fehler  auffassen  und  dem- 
gemäss  wider  ausscheiden,  dann  stinunen  sämtliche  angaben,  die  sich 
in  beziehung  auf  das  zeit  im  ersten  buche  finden ,  unter  sich  wol  über- 
ein,  ergeben  einen  folgerichtigen  fortschritt  und  Zusammenhang,  und 
erhalten  durch  die  angaben  des  zweiten  buches  ihre  weitere  best&tigung. 
Der  verlauf  der  geschichte  gestaltet  sich  dann  folgendermassen :   Bela- 
cane  hat  von  Isenhart,  um  ihn  als  bewerber  um  ihre  minne  zu  erpro- 
ben,  verlangt,  dass  er  sein  zeit  verschenke.    Er  hat  es  demzufolge 
seinem  verwanten  Fridebrant  geschenkt,  dann  aber,  weil  Belacane  ihm 
trotzdem  ihre  minne  dennoch  versagt  hat ,  aus  lebensüberdruss  den  tod 
gesucht  und  gefunden.    Das  zeit  ist  darauf,   weil  Fridebrant    selbst 
bereits  in  sein  heimatland  zurückgekehrt  war,  von  dem  in  seiner  Ver- 
tretung zurückgebliebenen  Oberbefehlshaber  der  Schotten,  von  Hiuteg&r, 
dem  Gahmuret,  als  dem  besieger  der  belageruugsheere  und  krön-  und 
rechtsnachfolger  des  Isenhart ,  überlassen  worden.    Nur  die  motiviening 
hat  sich   in  drei   punkten  als  mehr  oder  minder  mangelhaft  erwiesen, 
jedoch  ohne  dass  sich   sicher  erkennen  und  ermitteln  liesse,    ob  und 
wie  weit  diese  mängel  bereits  im  französischen  texte  vorhanden  gewe- 
sen seien,  oder  erst  dem  Wolfram  zur  last  fallen. 

Damit  darf  die  kritische  frage  in  beziehung  auf  das  zeit  als 
gelöst  und  erledigt  gelten. 

Nun  erübrigt  noch,  zu  erwägen,  was  im  ersten  buche  in  bezug 
auf  den  hämisch  berichtet  wird. 

Wann  und  wie  Fridebrant  in  den  besitz  dieses  hämisches  gelangt 
sei,  wird  nicht  erzählt.  Doch  bedurfte  es  dessen  auch  nicht,  weil  ja 
als  selbstverständlich  vorausgesezt  werden  konte,  dass,  gemäss  dem 
algemeinen  deutschen  rechtsbrauche,  nach  Isenharts  tode  sein  nächster 
männlicher  verwanter  Fridebrant  das  hergewcete,  rüstung  und  schwert 
des  verstorbenen,  an  sich  genommen  habe  (s.  J.  Grimm,  rechtsaltert 
8.  568  fgg.).  Und  so  erscheint  denn  auch  Fridebrant  am  Schlüsse  des 
ersten  buches  (58,  12.  13)  im  besitze  nicht  nur  des  hämisches  allein, 
sondern  des  volständigen  hergewcetes,  bestehend  aus  heim,  halsberg, 
hosen  und  schwert.  Das  zeit  hatte  Fridebrant  vor  Patelamunt  zurück- 
gelassen, die  rüstung  dagegen  samt  dem  übrigen  hergewtete  hatte  er 


BBLT  ÜVD  RARNI80R  IN  WOLFB.   PARZ.  I.    n  407 

in  sein  heimaüand  mit  sich  genommen.  Das  ist  eine  wesentliche  nnd 
auBSchlag  gebende  Unterscheidung.  Denn  da^  zeit  war  zuröckgeblieben, 
weil  seine  hingäbe  den  tod  Isenharts  verursacht  hatte,  um  als  corpus 
delicti  die  belagerer  anzureizen.  Wenn  nun  der  hämisch  nicht  eben- 
fals  zu  demselben  zwecke  zurück  blieb,  zumal  doch  auch  noch  der  ein- 
balsamierte leichnam  Isenharts  in  gleicher  absieht  unter  den  belagerern 
aufgebahrt  worden  war,  so  lässt  sich  doch  die  folgerung  nicht  abwei- 
sen, dass  der  hämisch  eben  nicht  in  ursächlichem  zusammenhange  mit 
Isenharts  tode  gestanden  haben  kann.  Und  dadurch  wird  widemm  nur 
bestätigt,  dass  die  angäbe  Wolframs  (27,  15),  Isenhart  habe  nach  Bela- 
canens  fordemng  seinen  y^hamas^  verschenkt,  lediglich  ein  Übersetzungs- 
fehler sein  mnss.  Das  gemahnt  denn  aber  auch  zu  vorsichtigem  mis- 
tranen  in  betreff  der  übrigen  vom  hämisch  handelnden  stellen  des 
ersten  bnches. 

Des  hämisches  wird  —  abgesehen  von  den  beiden  auf  einen 
fibersetznngsfehler  Wolframs  zurückgeführten  und  dadurch  bereits  erle- 
digten Versen  27,  15  und  22  —  nur  an  einer  einzigen  stelle  des  ersten 
bnches  (58,  13)  ausdrücklich  gedacht;  denn  die  andere  dafar  gewöhn- 
lich angefahrte  stelle  (53,  4)  erwähnt  des  hämisches  gar  nicht ,  son- 
dern lediglich  des  helmes ,  der  doch  nur  dann  in  eine  ursächliche  bezie- 
hung  mit  Belacane  gesezt  werden  könte,  wenn  man  ihre  fordemng  so 
auslegen  weite,  dass  sie  von  Isenhart  verschenkung  aller  seiner  ritter- 
lichen ansrüstungsstücke  verlangt  habe ,  und  wenn  man  zugleich  bewei- 
sen könte ,  dass  auch  Guiot  oder  Wolfram  diese  fordemng  so  aufgefasst 
habe.  Aber  grade  diese  erste,  oben  s.  386  nach  ihrem  vollen  wert- 
laute  mitgeteilte  des  helmes  erwähnende  stelle  (52,  25  —  53,  10)  ist 
sprachlich  nnd  zumal  syntaktisch  wunderlich  und  unklar,  und  bedari' 
deshalb  einer  besonderen  Untersuchung. 

Sie  zerftlt  deutlich  in  drei  teile,  welche  Lachmann  durch  inter- 
pnnction  und  anführuugszeichen  richtig  unterschieden  hat.  Der  erste 
teil  (52,  25-53,  2)  enthält  die  bitte  der  fürsten  von  Azagouc  an 
HintegSr,  den  oberfeldherrn  der  Schotten  und  Vertreter  des  heimgekehr- 
ten Schottenköniges  Fridebrant.  Diese  bitte  beschränkt  sieh  lediglich 
und  ausschliesslich  auf  das  zeit ,  welches  Isenhart ,  der  fordemng  Bela- 
canes  nachkommend,  an  Fridebrant  verschenkt  hatte,  und  welches 
jest,  den  Schotten  gehörig,  noch  vor  der  stadt  aufgeschlagen  steht; 
sie  spricht  nur  den  einen  wünsch  aus ,  dass  dieses  zeit  für  den  gegen- 
wärtigen neuen  herren  und  könig  von  Azagouc,  far  Gahmuret,  zurück- 
gelassen werde.  Es  fügt  sich  demnach  diese  bitte  nicht  nur  volkom- 
men  in  den  richtigen  fortschritt  der  erzahlung,  sondern  sie  ist  auch 
formal  in  sich  geschlossen  und  gerundet,  und  wolverständlich.    Aber 


408  J.   ZAOHBB 

sie  enthält  zugleich  auch  uoch   eine  motivierende   zeile  (52,  26):   die 

Schotten  möchten  das   zeit   doch   zurücklassen   „umb  äveniiure  geU^; 

und  welches  der  richtige  und  die  meinung  des  dichters  genau  treffende 

sinn  dieses  von  ihm  gebrauchten  ungewöhnlichen  und  seltsamen  aus- 

druckes  sein  solle,  darüber  kann  freilich  zweifei  obwalten.    Indes  muss 

ein  erklärungsversuch  doch  gewagt  werden,   auch  auf  die  ge&hr  hin, 

dass  man  ihn  als  mislungen  verurteile.  —   Wolfram  selbst  scheint  uns 

auf  die  richtige  spur  zu  leiten,  wenn  er  später  (61,  10)  von  demselben 

zelte  sagt: 

umb  unvergoUen  minneth  gelt 

wart  ejs  ein  künec  äne. 

Gelt  bezeichnet  jede  Vergeltung,  gegenleistung,  ersatz,  bezahlong, 
erwiderung;  yninnen  gelt  ist  demnach:  Vergeltung  der  liebe ,  oder  durch 
liebe.  23,  7  ist  minnen  gelt  von  der  frau  gebraucht;  Gahmuret  wird 
dort  genant  ein  ^minnen  geltes  Ion,"'  weil  er  mit  seiner  person  und 
seinem  ritterlichen  dienste  lohnt,  vergilt,  bezahlt  die  minne,  welche 
eine  frau  in  erwartung  einer  Vergeltung  ihm  gewährt.  Dagegen  61,  10 
ist  es  vom  manne,  von  Isenhart,  gebraucht:  weil  sein  geU  der  nUnne^ 
sein  in  hofhung  einer  vergeltenden  erhörung  der  Belacane  gewidmeter 
und  erwiesener  minnedienst  unvergolten  blieb,  deshalb  hat  er  sein  eelt 
verloren.  Dem  entsprechend  ist  zu  vermuten,  dass  y,umb  äveniiure 
gelt"^  hier  gemeint  sein  solle  als:  zum  zwecke  der  Vergeltung,  des  ent- 
geltes,  einer  äventiure.  Denn  dass  die  präposition  umb  auch  verwen- 
det werden  konte  zur  angäbe  des  Zweckes,  lässt  sich  entnehmen  aus 
Wendungen  wie  Parz.  485,  19:  st  giengen  üz  umb  ir  bejac  =  zu  dem 
zwecke,  ihren  lebensunl erhalt,  ihre  lebensmittel  zu  suchen;  Farz.  574, 
30:  rüeft  an  got  umb  sinen  segn  =  zu  dem  zwecke,  in  der  absieht, 
dass  er  seinen  segen  gebe,  und  aus  den  albekanten  redeweisen;  biten 
umbe  den  tot,  werben  umbe  lop  usw.  Nun  findet  sich  aber  äventiure 
häufig  in  der  bedeutung :  gewagtes  beginnen  mit  ungewissem  ausgange; 
und  namentlich  gilt  das  von  dem  äventiure  suochen  durch  minnen  »oU^ 
von  ritterlichen  kämpfen,  um  dadurch  den  erstrebten  minnelohn  zu 
gewinnen.  Nehmen  wir  diese  bedeutung  von  äventiure  als  die  hier 
von  Wolfram  gemeinte  an,  so  scheint  ein  doppeltes  hereinzuspielen. 
Denn  durch  äventiure  hatte  Isenhart  sein  zeit  und  auch  sein  leben  ver- 
loren, und  widerum  durch  äventiure  hatte  Gahmuret  die  belagerer 
besiegt,  und  war  in  folge  dessen  nachfolger  Isenharts  und  könig  von 
Azagouc  geworden.  Demnach  köute  man  zu  der  ansieht  gelangen,  dass 
in  der  bitte  der  fürsten  von  Azagouc  auch  ein  doppeltes  liegen  solle: 
lasst  das  zeit  zurück  als  entgelt  für  die  äventiure,  das  gewagte  begin- 
nen, des  Isenhart,  und  auch  für  die  äventiure,  das  gewagte  untemeh- 


SBLT  inffD  HABNIBCH  IN  WOLPB.   FABZ.  I.   U  409 

men,  des  Oabninret.  Aber  diese  erklärung  wurde  den  vom  dichter 
gemeinten  sinn  nur  streifen,  noch  nicht  wirklich  treffen.  Wir  werden 
jedoch  hoffen  dürfen  ihn  sicher  auszuspüren ,  wenn  wir  auch  die  näch- 
sten drei  verse ,  welche  ja  einen  wesentlichen  bestandteil  der  bitte  aus- 
machen ,  in  achtsame  erwägung  ziehen  und  ihre  bedeutung  richtig  fest- 
stellen. Sie  folgen  auf  die  beiden  vorangehenden ,  wie  dergleichen  ja 
in  gedichten  und  namentlich  bei  Wolfram  häufig  vorkomt,  in  der  gram- 
matischen form  eines  selbständigen  hauptsatzes,  ohne  eine  verknüpfende 
und  das  Verhältnis  zum  vorangegangenen  satze  bestimt  aussprechende 
conjunction.  Diese  conjunction  aber,  wie  ein  feiner,  scharf  denkender 
Prosaist  in  durchgebildetem  prosastile  sie  gebraucht  haben  würde,  rich- 
tig aufzufinden,  das  ist  eben  aufgäbe  des  erklärers.  Fragen  wir  nun 
nach  dem  zwecke  dieser  drei  verse,  so  kann  dieser  doch  kaum  ein 
anderer  sein,  als  dass  sie  der  vorangehenden  bitte  als  begründung  und 
rechtfertigung  dienen  soUen.  Demnach  wäre  die  zu  ergänzende  con- 
junction ein  lateinisches  nam,  ein  neuhochdeutsches  denn,  ein  mittel- 
hochdeutsches wände,  wan,  und  der  gesamtsinn  der  bitte  würde  mit- 
hin sein:  gebt  uns  das  zeit  zurück,  denn  seine  hingäbe  hat  uns 
den  Isenhart  entrissen.  Daraus  lässt  sich  folgern,  dass  äventiure  hier 
wol  nicht  gemeint  sein  soU  in  dem  vorher  angegebenem  sinne :  gewag- 
tes unternehmen  mit  zweifelhaftem  ausgange,  sondern  höchst  wahr- 
scheinlich in  der  ebenfals  sehr  häufig  vorkommenden  bedeutung:  uner- 
wartetes, ungewöhnliches,  seltsames  ereignis  oder  geschick,  welches 
ebensowol  ein  erwünschtes,  glückliches,  als  auch  ein  unerwünschtes, 
trauriges,  ungeheuerliches  sein  kann.  Und  dann  ist  der  ausdruck 
&oelnt%%^re  nicht  unmittelbar  auf  Isenhart  oder  Gahmuret  zu  beziehen, 
sondern  auf  die  fürsten  und  mannen  von  Azagouc  selbst,  denen  diese 
äventiure y  dieses  unerwartete  und  traurige  geschick,  zugestossen  ist. 
Hat  diese  auffassung  das  richtige  getroffen ,  dann  soll  die  bitte  der  für- 
sten von  Azagouc  besagen :  Lasst  unserem  gegenwärtigen  könige ,  Gah- 
muret, das  zeit  hier  zurück,  damit  es  uns  gelty  huoe  dirre  äventiure, 
damit  es  uns  doch  einigermassen  entgelt  sei  für  das  traurige  durch 
eben  dieses  zeit  herbeigeführte  ereignis,  für  den  tod  unseres  vorigen 
königes  Isenhart. 

Die  bitte  der  f&rsten  von  Azagouc  beschränkt  sich  also  lediglich 
auf  widergabe  des  zeltes,  und  ist  damit  volkommen  abgeschlossen.  Nun 
folgt  aber  unmittelbar  dahinter  (53,  3  —  6),  ohne  jede  logische  oder 
grammatische  Verknüpfung  mit  dieser  eben  vorangegangenen  bitte,  ein 
lob  des  vortreflichen  helmes,  und  zwar  nur  des  helmes  allein,  nicht 
auch  des  hämisches  und  des  übrigen  hergewates.  Höchstens  könte  man 
etwa  darüber  in  zweifei  sein,  ob  die  erste  zeile  dieses  absatzes  (53,  3): 


410  J.   ZACHEB 

üf  erde  niht  so  gtAotes  was,  noch  zum  preise  des  zeltes ,  oder  schon, 
gemäss  der  interpunction  Lachmanns  (die  durch  70,  19  bekräftigt  und 
bestätigt  wird),  zum  preise  des  helmes  gezogen  werden  solle.  In  der 
Sache  selbst  wird  jedoch  dadurch  nichts  wesentliches  geändert.  Die 
Verwendung  des  bestimten  artikels,  der  heim,  deutet  an,  dass  der 
heim  des  Isenhart  gemeint  sein  soll.  Welchen  sinn  und  welche  ver- 
anlassung sollen  nun  diese  zeilen  grade  hier  an  dieser  stelle  haben? 
Selten  die  fürsten  von  Azagouc  ausser  der  rfickgabe  des  zeltes  auch 
noch  zurücksendung  des  helmes,  und  nur  des  helmes  allein  erbeten, 
des  hämisches  dagegen  dabei  ganz  vergessen  haben,  der  doch,  als 
veranlassung  zu  Isenharts  tode,  die  hauptsache,  und  ganz  eigentlich 
äventiure  gdt  gewesen  sein  müste,  wenn  Wolframs  übersetarang  27,  15: 
er  gap  durh  mich  sin  harnas  enwec  richtig  wäre?  Und  würde  Wol- 
fram, wenn  er  diesen  ganzen  abschnitt  in  einem  gusse  verfasst  hätte, 
logischen  und  grammatischen  Zusammenhang  so  arg  übersehen  und  so 
übel  vernachlässigt  haben?  Dies  alles  ist  so  wenig  wahrscheinlich, 
dass  sich  vielmehr  dem  scharf  aufmerkenden  leser  unwilkürlich  der 
verdacht  aufdrängt,  hier  müsse  irgend  welche  Störung  statgefimden 
haben,  sei  es  nun,  dass  Wolfram  seine  vorläge,  den  französischen  text, 
.unvolkommen  und  irrig  aufgefasst  und  widergegeben,  oder  dass  er 
seine  eigene  erste  fassung  nachträglich,  vielleicht  durch  spätere  ein- 
Schaltung,  und  in  unzulänglicher  weise  geändert  habe. 

Nicht  minder  mislich  steht  es  um  den  dritten  teil  dieses  abschnit- 
tes  (53,  7—10),  in  welchem  man  Hinteg6rs  antwort  auf  die  eben  vor- 
angegangene bitte  der  forsten  von  Azagouc  zu  finden  erwartet  Denn 
Hiuteg§r  gelobt,  wenn  er  heimgekehrt  sein  werde,  wolle  er  „eir,*  und 
zwar  volstäudig,  ^gar^^  von  seinem  herren  Fridebrant  erwirken,  nnd 
unversehrt  wider  heimsenden.  Das  „exf^  dieses  gelöbnisses  kann  aber 
doch  nicht  auf  das  zeit  bezogen  werden ;  denn  dieses  blieb  ja  vor  Pate- 
lamunt  zurück,  und  konte  demnach  gar  nicht  von  Schottland  aus  zu- 
rückgesendet werden.  Ebensowenig  kann  dies  neutrale  „e0^  auf  das 
eben  zuvor  allein  genante  waffenstück,  auf  das  masculinom  „der  helm,^ 
zurückbezogen  werden.  Vielmehr  muss  es,  wenn  es  überhaupt  einen 
sinn  haben  soll,  auf  das  gesamte  her  gewate,  auf  heim,  hämisch,  hosen 
und  Schwert  bezogen  werden.  Und  eben  darauf  dentet  anch  das  hin- 
zugefugte „gary"^  d.  i.  volständig.  —  Demnach  enthält  die  änsserung 
des  Hiuteger  gar  nichts  von  einer  antwort  auf  die  bitte  der  f&rsten  von 
Azagouc ,  die  ja  lediglich  nur  zurücklassung  des  zeltes  betrolFen  hatte; 
sondern  sie  bietet  etwas  ganz  anderes  und  ganz  neues. 

Was  mag  nun  wol  die  eigentliche  meinung  dieser  höchst  wun- 
derlich ausgedrückten  äusserung  HiutegSrs  sein?    Daf&r  gibt  uns,  mm- 


ZELT  üin>  HARNISCH  IN  WOLFR.  FARZ.   I.   D  411 

nes  bedflnkens,  einen  zurechtweisenden  fingerzeig  die  derselben  ange- 
hängte unscheinbare  zeile  53,  11  :  daz  tet  er  unbettvungen.  Den  aus- 
dmok  utihetwungen  braucht  Wolfram  widerholt  in  dem  sinne,  den  es 
hier  haben  muss ;  so  270,  25  din  unbetwungen  eü  =  dein  freiwilliger, 
aus  eigenem  antriebe  geleisteter  eid;  421,  8  die  Nibelungen,  die  sich 
unbetumngen  üe  huöben,  die  freiwillig,  ohne  dazu  genötigt  zu  sein,  nach 
Hennenland  zogen.  Wenn  nun  Hiuteg§r  sein  gelöbnis  unbetwungen, 
also  freiwillig,  und  ans  eigenem  antriebe,  getan  hat,  so  ergibt  sich  ja 
damit  ein  unverkenbarer  gegensatz  zu  der  bitte  der  fürsten  von  Aza- 
gonoy  und  zugleich  auch  die  folgerung,  dass  hier  eine  lücke  in  der 
ensählnng  vorliegen  müsse.  Vervolständigt  müste  demnach  die  erzäh- 
Inng  lauten:  die  f&rsten  erbitten  von  Hiuteger  Zurückstellung  des  zel- 
tes.  Hiuteger  gewähii;  nicht  nur  diese  bitte  sogleich,  sondern  f&gt 
anch  noch  aus  eigenem  antriebe  das  freiwillige  versprechen  hinzu ,  dass 
er  nach  seiner  heimkehr  auch  die  zurücksendung  des  gesamten,  ehe- 
mals dem  Isenhart  gehörigen  hergewtetes  erwirken  wolle. 

Der  wortsinn  der  dritten  und  lezten  auf  den  hämisch  bezüglichen 
stelle  des  ersten  buches  (58,  5  — 19)  bietet  keine  wesentliche  Schwie- 
rigkeit Nach  54,  12  fgg.  hatte  Gahmuret  das  grosse  und  prächtige, 
ehemals  dem  Isenhart  gehörige,  und  nun  jon  den  Schotten  zurück- 
gelassene zeit  auf  ein  schiff  bringen  lassen,  unter  dem  vorgeben,  er 
wolle  es  nach  Azagouc  fähren.  Nach  54,  27  fgg.  hatte  ein  schiffsherr 
aus  Sevilla,  der  ihn  früher  schon  oft  und  weithin  gefahren  hatte,  sich 
gern  bereit  finden  lassen ,  ihn  heimlich  und  ohne  wissen  Belacaues 
wider  nach  Europa  zurückzuführen.  Während  dieser  fahrt,  auf  hohem 
meere,  begegnet  ihnen  nun  (58,  5  fgg.)  ein  anderes  schiff,  (ein  hocke, 
ein  rundlich  gebautes  kauffarteischiff) ,  mit  welchem  Fridebrant  das 
hergewaie  des  Isenhart,  heim,  halsberg,  hosen  und  schwort,  an  Bela- 
cane  zurücksendet.  Gahmuret  nimt  dies  hergew<ete  an  sich,  gelobend, 
diese  botschaft  auszurichten,  wenn  er  wider  zu  ihr  komme. 

Dieser  angäbe  ist  auch  eine  motivierung  der  zurücksendung  des 
hergewaies  beigefBgt,  in  den  drei  versen  58,  9  — 11,  welche  in  Lach - 
manns  texte  lauten: 

er  bat  si  dcte  se  üf  iu  verkiiry 

swer  den  mag  durch  si  verlür, 

daa  si  von  im  gesuocJiet  was. 
In  58,  10  bietet  D,  die  haupthandschrift  der  einen  klasse,  swer;  G, 
die  haupthandschrift  der  anderen  klasse,  swier;  von  den  untergeord- 
neten handschriften  beider  klassen  bietet  die  eine  swie^  die  anderen  swie 
er.  Statt  dessen  hat  W.  Wackemagel  als  verbessernde  conjectur  vor- 
geschlagen sU  er,  —    In   dem  oben  erwähnten  nach  Lachmanns  vor- 


412  J.   ZACHBB 

lesung  nachgeschriebenen  hefte  finde  ich  hierzu  die  bemerkung:  jtSwer 
nicht  zu  verstehen ;  stoie  er  noch  weniger ;  sit  er  wäre  das  einfEUshste.^ 
Und  auf  dasselbe  läuft  auch  die  nach  Haupts  vortrage  aufgezeichnete 
äusserung  hinaus:  „Simrock  [„wie  auch  sein  freund  erschlagen  seie*^] 
unmöglich ;  aber  eine  erklärung  kann  Haupt  nicht  geben.  Wackemagel 
.also  wol  richtig:  da  er  ja  durch  sie  den  verwanten,  Isenhart,  verloren 
habe,  so  möge  sie  ihm  seinen  heereszug  gegen  sie  verzeihen.^  — 
Hierin  kann  ich  nun  aber  Lachmann  und  Haupt  nicht  zustimmen ,  muss 
vielmehr  Wackernagels  conjectur  für  eine  verkennung  des  beabsichtig- 
ten Sinnes,  und  damit  für  eine  verderbung  des  textes  erachten,  welcher 
mir  ganz  riphtig  und  tadellos  überliefert  zu  sein  scheint  in  der  am 
stärksten  und  besten  bezeugten  lesart  swier  =  stoie  er,  woneben  das 
svoer  der  handschrift  D  nur  als  ein  durch  auslassung  des  t  entstandener 
Schreibfehler,  als  ein  blosses  durch  Unachtsamkeit  oder  flüchtigkeit 
entstandenes  versehen  sich  darstelt. 

Die  erklärung  aber,  welche  ich  f&r  die  allein  richtige  halte,  weil 
sie  aus  dem  Wortlaute  des  textes  sich  ohne  zwang  ergibt,  und  auch 
dem  zusammenhange  der  erzählung  durchaus  entspricht,  hat,  wie  ich 
sehe,  schon  Wilh.  Müller  aufgestelt  im  mhd.  Wörterbuche  3,  575* 
s.  V.  swie.  Denn  swie  mit  dem  conjunctiv  verbunden  wird  h&nfig 
gebraucht  zur  bildung  von  concessiven  oder  einräumenden  adverbial* 
Sätzen,  entsprechend  unserem  heutigen:  obschon,  obzwar,  wenngleich 
usw.    Und  so  auch  widerholt  im  Parzival  selbst ;  so  263,  27  fgg. : 

mit  hurt  si  dicke  ein  ander  schuhen, 
daz  die  ringe  von  den  knien  zestuben, 
swie  sie  waren  iserin  =  obgleich  sie  von  eisen 
waren.  Vgl.  Parz.  28,  12;  309,  13.  Für  uns  jezt  hat  diese  conjonc- 
tivische  fassung  etwas  befremdliches  und  unverständliches;  denn  das 
neuhochdeutsche  hat  diese  ausgedehnte  Verwendung  des  conjancüves 
auch  auf  concessivsätze ,  deren  iuhalt  objectiv,  als  ein  wirkliches,  auf- 
gestelt wird,  aufgegeben,  und  hat  ihn  eingeschränkt  auf  solche  con- 
cessivsätze, deren  inhalt  nur  subjectiv,  oder  hypothetisch,  als  ein  mög- 
liches^ als  eine  blos  gedachte  oder  beliebige  annähme  gesezt  wird. 
Beachtet  man  aber  diesen  syntaktischen  unterschied  des  mittelhoch- 
deutschen vom  neuhochdeutschen  sprachgebrauche,  so  schwindet  die 
Schwierigkeit,  welche  der  conjunctiv  dem  Verständnisse  in  diesem  verse 
darzubieten  schien.  —  Die  redeweise  üf  einen  verkiesen  ist  ganz  üblidi 
in  der  bedeutung:  einem  verzeihen;  so  i?arz.  471,  23:  ich  emoeiz  op 
got  üfsi  verkos;  614,  26:  frouwe^  ich  han  üf  iuch  verkam;  u.  ö.  — 
Der  sinn  der  motivierung  in  v.  58 ,  10  ist  mithin :  obschon  Fridebrant 
durch  Belacanes  schuld  seinen  verwanten  Isenhart  verloren  hatte,  und 


OLT  UND  HABinSOH  IN  WOLFB.  PARS.  I.  TI  418 

deshalb  durchaus  berechtigt ,  ja  sogar  verpflichtet  gewesen  war ,  sie  zu 
bekämpfen,  folglich  keiner  entschuldigung  oder  gar  Verzeihung  dafür 
bedurfte,  bat  er  sie  dennoch  ihm  zu  verzeihen,  dass  er  einen  heereszug 
gegen  sie  unternommen  habe. 

Hiermit  wftren  die  betreffenden  stellen  des  ersten  buches  im 
einzelnen  erwogen  und  erörtert;  diejenigen  des  zweiten  buches  bieten 
dem  verstftndnisse  keine  Schwierigkeit. 

Denn  im  zweiten  buche  erscheint  Gahmuret  im  besitjse  beider 
stocke,  des  zeltes  und  des  hergewaies ,  welche  hier  an  getrenten  stel- 
len aufgef&hrt  und  bestirnt  von  einander  unterschieden  werden.  — 
Zuerst  wird  erzählt  (61,  9  — 15),  dass  vor  Kanvoleis,  wo  das  turnier 
statfinden  soll ,  durch  Qahmurets  knappen  das  kostbare  grosse  zeit  auf- 
geschlagen wird,  dessen  ein  könig  (Isenhart),  dazu  veranlasst  durch 
Belacane ,  in  unvergolten  gebliebenem  minnedienste  sich  entäussert  habe. 
und  64,  15 — 17  wird  beiläufig  dazu  noch  weiter  bemerkt,  dass  dem 
Gahmuret  dieses  zeit  vor  Patelamunt  verblieben  sei  in  Wirkung  einer 
bitte  des  Bazalic,  (des  vornehmsten  fursten  von  Azagouc).  —  Weiter- 
hin (70,  13  —  21),  und  ganz  getrent,  und  völlig  unabhängig  von  jener 
ersten  stelle,  wird  berichtet,  dass  Gahmuret,  zum  tumiere  sich  rüstend, 
den  heim  von  adamas  aufsezt,  und  den  ham<isch  anlegt,  den  Fride- 
brant  der  Belacane  als  sühne  gesant  hatte ,  als  geschenk  zur  Vergütung 
des  Schadens,  den  er  dmxh  seinen  kriegszug  verursacht  hatte.  Die 
beiden  andern  stücke  des  hergewtetes,  hosen  und  schwei*t,  konten  hier 
unerwähnt  bleiben:  die  hosen  als  ein  nur  nebensächliches  stück  der 
rflstung,  und  das  schwert,  weil  es  sich  hier  nur  um  ein  speerstechen 
im  tumiere  handelt,  bei  welchem  das  schwert  nicht  gebraucht  wurde. 

Hier  möge  nun  noch  eine  frage  aufgeworfen  und  ihre  beantwor- 
tung  versucht  werden:  Zu  welchem  zwecke  hat  wol  Guiot  die  gestalt 
des  Fridebrant  eingeführt  in  die  zusätze,  welche  er  aus  eigener  erfin- 
dung  und  in  umfänglichem  masse  zu  der  älteren,  von  ihm  wie  von 
Crestiens  als  grundlage  benuzten  Parzivaldichtung  hinzugefügt  hat? 
und  welches  mag  dann  wol  der  beabsichtigte  sinn  der  geschichten  von 
zeit  und  hämisch  und  der  ihnen  beigegebenen  motivierungen  sein? 

Erwägt  man  eingehend  diese  gesamten  zusätze,  so  gelangt  man 
zu  dem  beweisbaren  Schlüsse ,  dass  sie  im  wesentlichen  die  verherlichung 
könig  Heinrichs  n  von  England  und  seines  geschlechtes  bezweckten, 
und  dass  sie  von  diesem  gelehrten  könige  und  seinem  gelehrten  hofe 
(dem  zu  gefallen  das  gedieht  auch  mit  so  viel  gelehrsamkeit  aus- 
geschmückt worden  ist)  auch  sehr  wohl  der  absieht  des  dichters  gemäss 
verstanden  werden  konten.    Die  anwendung  dieser  beobachtungen  auf 


414  J.  ZACHEU 

Fridebrant  fuhrt  zu  folgenden  Vermutungen,  die  zwar  nicht  streng 
bewiesen,  aber  doch  vielleicht  als  wahrscheinlich  befunden  werden 
können. 

Fridebrant  von  Schotten  scheint  eine  damals  in  sage  and  dicb- 
tung  berühmte,  und   namentlich  in  der  dichtung  der  an  den  nordsee- 
küsten  wohnenden  Völker  gefeierte  gestalt  gewesen  zu  sein.     (Vgl  Jac. 
Grimm,    in  Haupts   ztschr.  f.  d.  altert.  1,  7  fgg.     W.  Wackemagel, 
gesch.  d.  deutsch,  lit.  2.  a.  §  66.  1,  276  fgg.),  und  eben  dies  mag  den 
Guiot  bewogen  haben ,  ihn  für  seine  zwecke  zu  verwenden  und  zu  ver- 
werten.    Er  führt  ihn   in   seine   dichtung   ein  auf  eine  sehr  lose  und 
oberflächliche,   aber  für   damalige  anforderung  und  kunstübung  völlig 
ausreichende  weise,    indem   er   sich   beschränkt  auf  die  für  uns  jezt 
ungeheuerliche  genealogische  Verknüpfung,   dass  er  ihn,   den  Schotten, 
schlechtweg,  ohne  auch  nur  ein  wort  der  erklärung  oder  begründung, 
zu  einem  söhne  des  oheimes  von  Isenhart,   dem  schwarzen  mohren- 
könige  (26,  22),   macht.     Als  nächster  swertfnäc,   als  nächster  männ- 
licher verwanter  des  Isenhart,   wird  nun  Fridebrant  auch  folgerichtig 
erbe  und  rechtsnachfolger  desselben.    Schon  bei  lebzeiten  des  Isenhart 
hatte  er  von   diesem  das  kostbare  königszelt   als  geschenk   erhalten, 
was  wir  jezt,  nach  unseren  heutigen  europäischen  begriffen,  zum  kron- 
gute rechnen  würden.     Nach  Isenharts  tode  erbt  er  ohne  weiteres  des- 
sen Jiergewcete ,   aber   zugleich   auch   die   Verpflichtung,    diesen  tod  an 
Belacane,  die  ihn  verschuldet  hatte,  zu  rächen,  und  damit  femer  noch 
die  aussieht,  fals  der  rachekrieg  siegreich  für  ihn  ausfalle,  auch  Isen- 
harts erbe  und  nachfolger  in  der  herschaft,  und  somit  könig  von  Aza- 
gouc  werden  zu  können.    Dies  aber  wird  vereitelt  durch   den  helden 
aus  dem  herscherhause  von  Anjou,  durch  Gahmuret,  der  die  obersten 
führer  der  beere  von  Azagouc  und  von  Schottenland  besiegt  und  gefan- 
gen nimt,    und   damit  die   belagerung  und   den  krieg  entscheidet  und 
beendigt,  jedoch  diese  heerführer  darnach   grossmüthig  wider  freigibt, 
ohne  ihnen  besondere  Verpflichtungen  aufzuerlegen,  worauf  die  fürsten 
von  Azagouc  ihn  als  ihren  könig  und  als  nachfolger  des  Isenhart  aner- 
kennen.   Wenn  nun  Hiuteger,  der  von  Fridebrant  als  sein   Vertreter 
zurückgelassene  oberfeldherr  der  Schotten,  auf  bitten   der  fürsten  von 
Azagouc  das   zeit  ohne  einspräche  für  den  Gahmuret  zurücUässt,  so 
darf  man  das  so  auslegen:  er  habe  ebenfals  den  Gahmuret  als  jetzigen 
legitimen   könig  von  Azagouc,    und   das   zeit   ebenfals  gleichsam  als 
krongut,  und  deshalb  die  bitte  um  aushändigung  desselben  an  GhJimu- 
ret  als  eine   wolberechtigte  anerkant.     Aber  auf  das  hergeuhste  konte 
dieser  bewcgginind    doch   nicht  füglich   anwendung  finden.    Überaas 
kostbar  umss  freilich  auch  das  hergewaste  gewesen  sein,  wie  sich  das 


ULT  UXrO  HABHISCH  IH  WOLPB.  PABB.  I.  n  ^1& 

Ar  einen  orientalischen  könig  von  selbst  versteht,  und  wie  es  auch 
genfigend  angedeutet  wird  durch  die  angäbe,  dass  der  heim  verfertigt 
gewesen  sei  aus  einem  a4amas ,  von  welchem  Marbod ,  die  auch  von 
Ooiot  ffir  seinen  Farzival  ausgebeutete  hauptquelle  der  damaligen  vor- 
stellnngen  von  den  tugenden  und  kräften  der  edelsteine,  in  seinem 
liber  lq)idum  v.  24  fgg.  sagt: 

UUima  praecipuum  genus  India  fert  adamatdis. 
Chyus  duriHes  sdidissima  cedere  nescit, 
Ferrum  eontemnens,  nuüoque  domabäis  igne. 
Qu(Me  tarnen  hircino  ccUefada  cruore  fatisdt. 
Indamitumque  facit  mira  virtute  gerentem. 

(YgL  Parz.  105 ,  18  fgg.).  Marbod  flicht  freilich  auch  die  bemerkung 
ein  (y.  33) : 

Hie  sed  aveUana  major  nttce  non  reperitur, 

dass  der  adamas  höchstens  in  der  grosse  einer  baselnuss  gefunden 
werde,  woraus  natürlich  folgen  wQrde,  dass  aus  einem  adamas  kein 
ritterhelm  gemacht  werden  kann,  aber  dergleichen  nüchtern  sachliche 
bedenken  störten  einen  damaligen  dichter  von  rittergeschichten  nicht, 
wie  denn  auch  in  Lamprechts  Alexander  erzählt  wird,  dass  Alexander 
Yon  der  königin  Gandace  eine  kröne  zum  geschenke  erhalten  habe 
(y.  6237.  Weism.)^  di  uhis  vüe  scone  van  einem  adamante  hart  mit 
aßen  fliee  gewart,  —  Das  hergetotete,  so  kostbar  es  auch  sein  mochte, 
war  Privateigentum  des  Isenhart  gewesen,  und  ebenso  Privateigentum 
des  Fridebrant  geworden,  so  dass  för  diesen  keinerlei  nötigung  oder 
Verpflichtung  bestand,  es  nach  der  besiegung  seines  heeres  an  den 
Sieger  auszuhändigen.  Wenn  demnach  sein  Vertreter  HiutegSr ,  wie  das 
eben  deshalb  in  der  natur  der  sache  lag,  unbettoungen ,  freiwillig,  aus 
eigenem  entschlusse,  gelobt,  dessen  zurücksendung  zu  erwirken,  und 
wenn  diese  dann  auch  tatsächlich  erfolgt,  so  muss  dafür  ein  anderer 
beweggmnd  obgewaltet  haben.  War  ein  held  gefallen,  dann  wurde, 
nach  alter  sitte,  dessen  hergewtete  heimgesant.  (Vgl.  Jac.  Grimm, 
Bechtsaltert.  s.  568.)  So  sagt  Dietrich  zu  Etzel  (Klage  1273  fgg.): 
wdt  ir  löbliche  tuony  so  rate  wir  iu  beide,  ich  und  meister  Hildebranty 
da0  ir  in  isUch  lant  suU  wider  den  weisen  senden  swcus  von  ir  landen 
her  si  hörnen;  und  demgemäss  werden  (v.  1285)  an  die  markgräfin 
Gbtelind  nach  Bechelären  heimgesant  ihres  gemahles,  des  markgrafen 
BfiedegSrs ,  swert  und  sin  gewant  und  ^n  ros.  Wenn  demnach  Fride- 
brant an  Belacane  Isenharts  hergewcete  zurücksendet,  so  entsagt  er 
damit  förmlich  allen  rechten  und  ansprüchen,  die  ihm  aus  dem  tode 
seines  verwanten  Isenhart  erwachsen  waren,  und  tritt  diese  rechte  der 


416  J.   ZAGHER 

Belacane  ab.  Aber  Guiot  geht  noch  weiter.  Er  lässt  den  Fridebrant 
sich  entschuldigen,  dass  er  die  Belacane  mit  heeresmacht  bedrängt 
habe ,  lässt  ihn  deshalb  um  Verzeihung  bitten ,  und  lässt  ihn  das  kost- 
bare hergewaete  zurücksenden  als  eine  art  von  Vergütung  fbr  den  scha- 
den, den  dieser  heereszug  ihr  zugefUgt  habe.  Wenn  aber  der  dichter 
dieser  bitte  zugleich  die  Verwahrung  einfugt:  swie  er  den  mag  durch 
si  verlür,  so  bestirnt  er  dadurch  die  bedeutung  derselben  genauer  dahin: 
zwar  habe  Fridebrant,  als  erbe  und  rächer  seines  verwanten,  volbe- 
rechtigten  grund  zu  seinem  heereszuge  gehabt,  gleichwol  erbiete  er 
nunmehr  freiwillig  der  Belacane ,  und  damit  indirect  auch  dem  sieger, 
ihrem  gemahle  Gahmuret,  so  unbedingte  hochachtung,  dass  er  darüber 
alle  aus  dem  tode  seines  verwanten  für  ihn  entsprungenen  folgerungen 
zurückstehen  lasse,  ja  dass  es  ihm  jezt  sogar  leid  tue  gegen  Belacane 
feindselig  aufgetreten  zu  sein.  Damit  spricht  aber  der  Schottenkönig 
die  höchste  bewundernde  anerkennung  aus,  direct  der  Würdigkeit  Bela- 
canes ,  und  damit  zugleich  aber  auch  indirect  der  treflichkeit  ihres  sieg- 
reichen gemahles,  des  filrsteu  aus  Anjou,  die  so  weit  geht,  dass  er 
ihnen  gegenüber  sogar  der  eigenen  rechte  zu  ihren  gunsten  sich  frei- 
willig begibt. 

Zieht  man  nun  in  betracht,  dass  Heinrich  11  widerholt  krieg 
gegen  die  Schotten  gefülirt  hat,  dass  endlich  könig  Wilhelm  von  Schott- 
land 1174  von  den  englischen  truppen  gefangen  worden  war,  und  seine 
freiheit  nur  unter  der  bedingung  wider  erhalten  hatte ,  dass  er  und  sein 
söhn  dem  könige  Heinrich  II  für  Schottland  den  lehnseid  leisteten: 
dann  erscheint  es  doch  als  wahrscheinlich,  dass  Guiot  den  Fridebrant^ 
und  das,  was  er  von  ihm  erzählt,  mit  bewuster,  absichtlicher,  und 
für  Heinrich  II  schmeichelhafter  beziehung  auf  die  Zeitverhältnisse,  in 
sein  gedieht  eingeschaltet,  und  dass  Heinrich  und  sein  hof  auch  die 
meinung  des  dichters  gar  wol  erkant  und  richtig  zu  würdigen  gewust 
haben.  Auch  an  mehreren  anderen  stellen  hat  Guiot  neueste  vorkom- 
nisse  für  sein  gedieht  verwertet,  und  unbedenklich  ältestes  und  jüng- 
stes verknüpft.  Und  diese  angeblich  uralte  geschichte  von  Fridebrant 
eignete  sich  sehr  wol  zu  einem  belehrenden  vorbilde  für  die  gegenwart, 
und  muste  auch  um  so  leichter  und  sicherer  in  diesem  sinne  aufgefasst 
werden  können,  weil  man  ja,  in  folge  der  aus  Alexandria  nach  dem 
abendlande  verpflanzten  und  allein  herschend  gewordenen  methode  theo- 
logischer exegese ,  schon  seit  Jahrhunderten  sich  gewöhnt  hatte ,  überall 
vorbildliches  und  sinbildliches  zu  sehen,  derart,  dass  nicht  nur  die 
bibelauslegung ,  sondern  auch  die  gesamte  kunstübung  des  mittelalters 
unter  diesem  banne  stand.  Nach  den  freilich  nur  höchst  dürftigen 
angaben  zu  schliessen,   welche  sich  in  den  erhaltenen  mittelalterlichen 


IBLT  mm   HABHISCH  IR  WOLFE.   FABI.   T.   n  417 

dioiitiu^ii  vorfinden,  scheint  Fidebrant  auch  als  ein  weiser  mann 
gefeiert  gewesen  zn  sein.  Demnach  ergibt  sich  für  Guiots  absieht, 
ohne  allen  zwang,  als  wahrscheinliche  erkl&rung^  er  habe  in  einer  für 
Heinrich  11  und  dessen  hof  wolverständlichen  weise  andeuten  wollen: 
Schon  das  beer  des  Fridebrant,  des  berühmten  und  weisen  orahns  der 
sdiottischen  könige,  ist  durch  die  überlegene  tüchtigkeit  des  urahns 
Heinrichs  II  besiegt  worden,  und  einsichtig  hat  Fridebrant  diese  tüch- 
tigkeit erkant,  und  freiwillig  ihr  seine  hochschätzung  und  hnldignng 
erwiesen.  Damm  mögen  auch  jezt  die  Schotten  und  ihr  könig  sich 
nicht  grämen,  dass  Heinrich  II  ihnen  überlegen  ist;  vielmehr  möge 
ihr  könig  sich  das  beispiel  seines  berühmten  und  weisen  urahnes  zum 
mnater  nehmen,  und  dem  entsprechend  denken  und  handeln. 

Werfen  wir  jezt,  nach  eingehender  erörterung  aller  einzelheiten, 
nochmals  einen  überschauenden  und  zusammenfassenden  rückblick  auf 
alles,  was  in  Wolframs  erstem  und  zweitem  buche  von  zeit  und  har- 
nisch  des  Isenhart  gesagt  ist,  dann  löst  sich  die  anscheinende  Verwir- 
rung fast  durchweg;  zugleich  aber  ergeben  sich  zahlreiche  dnrch  lücken 
verschnldete  mängel  der  erzählung. 

Wirklich  verwechselt  ist  zeit  und  hämisch  nur  an  der 
ersten  stelle  (27,  15),  wo  Wolfram  wahrscheinlich  das  in  seiner  fran- 
zösischen vorläge  gebrauchte  wort  ^helberc^  als  Jhdlherc^  aufgefasst, 
nnd  deshalb  nicht  durch  „zelt,^  sondern  irrig  durch  j^hamcis^  übersezt, 
so  wie  er  auch  in  folge  dessen  bald  darnach  (27,  22)  wahrscheinlich 
als  eigenmächtigen  zusatz  die  angäbe  hinzugefügt  hat,  dass  Isenhart 
nngerüstet,  ohne  hämisch,  y,bldz,*^  kämpfe  aufgesucht  habe.  —  An 
allen  folgenden  stellen  werden  zeit  und  hämisch  nicht  mehr  verwech- 
selt, aber  freilich  auch  nicht  genügend,  nicht  klar  und  schaif  ausein- 
andei^ehalten. 

Aber  es  fehlt  an  der  ersten  stelle  (27,  15  fgg): 

1)  die  motivierung,  warum  Belacane  verschenkung  grade  des  Zel- 
tes verlangt  habe; 

2)  die  bestimte  angäbe,  an  wen  das  zeit  verschenkt  worden  sei; 

3)  das  notwendige  Zwischenglied,  dass  trotzdem  Belacane  dem 
Isenhart  ihre  minne  nicht  gewährt  habe,  und  dass  dieser  in 
folge  dessen  des  lebens  überdrüssig  geworden  sei. 

In  der  zweiten,  recht  ungeschickt  und  ungenügend  abgefassten 
stelle  fehlt  (52,  23  fgg.): 

1)  die  antwort  Hiuteg^rs  auf  die  bitte  der  fürsten  von  Azagouc 
um  zurücklassung  des  zeltes; 

SBITSCHB.   F.   DBÜT8CHB   PHILOLOOIB.   BD.  XHI.  27 


418  J.  BAeHER 

2)  die  motivierung ,  dass  und  wie  Fridebrant  in  den  besitz  you 
Isenharts  hergewcete  gelangt  sei,  und  dass  er  es  mit  heim- 
geführt habe; 

3)  die  angäbe  des  volständigen  hergewcetes ,  von  welchem,  in  recht 
ungeschickter  und  ganz  unzulänglicher  weise,  nur  der  heim 
erwähnt  wird; 

4)  die  motivierung,  weshalb  HiutegSr  sich  freiwillig  erbietet,  zu- 
rücksendung  des  hergewcefes  zu  erwirkpn. 

Bichtig  wird  dann  (54,  11  fgg.)  erzählt,  dass  Gahmuret  das  zeit 
an  sich  genommen  und  zu  schifle  nach  Europa  entfahrt  hat.  —  Und 
damit  ist  das  zeit  für  das  erste  buch  erledigt. 

Endlich  in  der  dritten  und  lezten  stelle  des  ersten  buches 
(59 ,  5  —  20)  wird  richtig  erzählt  und  motiviert ,  wie  Qahmuret  auch 
in  besitz  von  Isenharts  gesamtem  hergewcete  gelangt  ist.  —  Und  damit 
ist  auch  der  hämisch  für  das  erste  buch  erledigt. 

Abgesehen  also  von  dem  einen  und  einzigen  Übersetzungsfehler 
(27,  15)  jjharnas,"^  nebst  dem  einen  als  unmittelbare  folge  desselben 
zu  betrachtenden  ausdrucke  (27,  22)  ^loz^^  und  von  den  allerdings 
zahlreichen  und  bedeutenden  lücken,  welche  durch  die  auslassnng  not- 
wendiger angaben  und  motivierungen  entstanden  sind,  befindet  sieh 
demnach  die  erzählung  des  ersten  buches  in  richtigem  verlaufe  und 
in  richtiger  Ordnung. 

Die  angaben  des  zweiten  buches  über  das  zeit  (61,  9  —  15;  64, 
15  — 17)  und  über  den  hämisch  samt  dem  übrigen  hergewaete  (70, 13 
—  21)  stimmen  sowohl  im  tatsächlichen  wie  in  den  motivierungen  mit 
denen  des  ersten  buches  überein,  sind  aber  bestimter  und  klarer. 

Lachmann  und  Haupt  sind  zu  der  Vermutung  gelangt,  dass  Wol- 
fram erst  im  verlaufe   seiner   Verdeutschung  des  zweiten   buches  z^^ 
erkentnis  des  richtigen  Verhältnisses  von   zeit  und  hämisch  gedieben 
sei,  und  in  folge  dessen  nachträgliche  einschaltungen  in  den  bis  dahin 
bereits  nach  seinem   dictate  niedergeschriebenen  text  seiner  Verdeut- 
schung des  ersten  buches  eingeschoben  habe.    Sie  sind  zu  solcher  Ver- 
mutung geführt  worden  durch  die  Wahrnehmung  der  mangelhaftigk^i^ 
Unklarheit  und  anscheinenden  Verworrenheit  der  auf  die  beiden  geg^^' 
stände  bezüglichen  erzählung  im  ersten  buche ,  und  durch  die  beobacb* 
tung  der  widerkehr  gleichartiger  ausdrücke  an  steUen,  die  entwed^^ 
auch  im  Inhalte  einander  verwant^  oder  aber  für  solche  widerholen^i^ 
formale  angleichung  nicht  geeignet  erscheinen.    Derartige   stellen  si0^ 
namentlich  58,  20  sie  schieden  sich,    und   gleich  dahinter  58,  26  ^ 


EBLT  UND  HARNISCH  IN  WOLFB.   PARZ.  I.    U  419 

schieden  sich;  ferner  53 ,  3.  4.  üf  erde  niht  so  guotes  was ,  der  heim 
von  arde  ein  adanuis,  und  70,  19.  20  üf  erde  niht  so  guotes  was.  dö 
schouwet  er  den  adamaSy  und  noch  einige  andere  mit  minder  auflUl- 
ligen  ähnlichkeiten  des  ausdruckes.  Über  die  einzelnen  stellen  oder 
Terse,  welche  Wolfram  wol  nachträglich  bessernd  eingeschaltet  haben 
möge,  scheint  sich  Haupt  nicht  des  näheren  ausgesprochen  zu  haben. 
Lachmann  hat  sich  bestirnter  dahin  geäussert,  dass  Wolfram,  als  er 
mit  seiner  Verdeutschung  bis  zwischen  die  absätze  64  und  70  gelangt 
war,  wol  die  verse  52,  27  —  53,  10  und  58,  5  —  20  eingeschaltet  haben 
könne.  Weislich  aber  haben  beide.  Lachmann  wie  Haupt,  sich  darauf 
beschränkt,  ihre  Vermutung  eben  nur  als  eine  Vermutung  zu  geben, 
nichts  weiter  für  sie  zu  beanspruchen  als  die  möglichkeit  und  vielleicht 
auch  die  Wahrscheinlichkeit.  Die  möglichkeit  nun  mag  man  wol  zuge- 
ben, dass  Wolfram  auf  grund  der  klareren  und  bestimteren  angaben, 
welche  er  im  zweiten  buche  vorfand,  derartige  nachträgliche,  ein  bes- 
seres und  richtigeres  Verständnis  bezweckende  einschaltungen  in  den 
bereits  nach  seinem  dictate  niedergeschriebenen  und  stehen  bleibenden 
text  seines  verdeutschten  ersten  buches  gemacht  haben  könne;  aber 
dann  muss  man  auch  eingestehen,  dass  beide  einschaltungen  an  die 
ganz  richtige  stelle  geraten  sind,  dass  die  erste  (52,  27  —  53,  10, 
richtiger  wol  bis  53,  11)  zwar  in  der  fassung  ungeschickt,  unklar  und 
nnvolständig ,  aber  abgesehen  davon  doch  im  sachlichen  wie  im  moti- 
vierenden Inhalte  ganz  zweckmässig ,  und  dass  die  andere  (58,  5  —  20) 
nach  fassung  wie  nach  inhalt  als  völlig  richtig  und  angemessen  erscheint; 
so  dass  also  Wolfram,  bei  aller  ihm  jezt  noch  anhaftenden  unbehol- 
fenheit in  bewältigung  des  formalen,  doch  einen  instinctiv  das  rich- 
tige treffenden  kunstverstand  bewiesen  hätte.  Aber  daneben  bleibt 
die  entgegengesezte  möglichkeit  doch  nicht  ausgeschlossen,  dass  schon 
Guiot  im  ersten  buche  seines  französischen  textes  alles  in  beziehung 
auf  zeit  und  hämisch  wirklich  nötige,  sowol  was  den  inhalt  als  was 
die  motivierung  anlangt,  bereits  an  richtiger  stelle,  und  in  ausreichen- 
der weise,  wenn  auch  vielleicht  nur  kurz  andeutend  gesagt  habe;  dass 
aber  Wolfram  hier,  im  beginne  seiner  Übersetzertätigkeit,  aus  mangäl 
an  ttbung  und  an  klarer  und  sicherer  beherschung  des  weiteren  erzäh- 
Inngsverlaufes ,  noch  erheblich  hinter  seiner  original  vorläge  zurück- 
geblieben sei,  und  dass  er  hier  die  auslassungen  und  die  anderen 
empfindlichen  mängel  seiner  bearbeitung  grossenteils  selbst  verschuldet 
habe,  was  ja  auch  um  so  leichter  geschehen  konte,  wenn  er  noch 
unter  dem  nachwirkenden  und  bedingenden  einflusse  seines  ersten,  den 
kern  der  sache  verkennenden  Übersetzungsfehlers  stand. 


420  BÖTTICHEB 


Eine  zweifellos  sichere  entscheidang  lässt  sich  natfirlich  nicht 
erreichen,  so  lange  uns  Wolframs  vorläge,  die  französische  origlnal- 
dichtung  Guiots  gebricht 

HALLE  y  OOTOBER  1881.  J.  ZAGHER. 


ZUR  FRAGE  NACH  DER  QUELLE  DES  PARZIVAL. 

Die  folgenden  bemerkuugen  beschränken  sich  auf  einige  betrach- 
tungen  über  die  möglichkeit  oder  Unmöglichkeit  einer  erfindung  des 
L  und  II.  buches  des  Parzival  durch  Wolfram,  welche  die  etwas  alge- 
mein gehaltenen  ausführungen  Martins  QF  42  ergänzen  sollen.  Die 
quellenfrage  erfordert  freilich  eine  umfassende  gründliche  durcharbeibug 
des  gesamten  sagenstoffes  nicht  blos  im  Parzival,  sondern  auch  im 
j.  Titurel  und  der  Krone,  doch  sind  auch  vorläufige  gelegentliche  erör- 
terungen  vielleicht  nicht  unstathaft,  wemi  sie  sich  auf  einen  einzelnen 
punkt  beschränken. 

Kyot,  den  Wolfram  als  seine  quelle  nent,  wird  bekantlich  von 
Zarncke  u.  a.  als  eine  fingierte  persönlichkeit  angesehen,  mit  deren 
namen  Wolfram  seine  abweichungen  von  Chrestiens  im  IIL— XIIL 
buche  und  seine  eigenen  zutaten  (I.  und  U.  und  XIV—  XVI.  buch)  habe 
rechtfertigen  wollen.  Da  der  Inhalt  der  leztgenanten  bücher  des  FUr- 
zival  bei  Chrestiens  volständig  fehlt  und  eine  andere  quelle  daf&r  nicht 
bekant  ist,  so  soll  Wolfram  dieselben  frei  erfunden  haben.  Ich  möchte 
nun,  indem  ich  zur  Orientierung  über  die  frage  auf  meine  schrift  ^die 
Wolframliteratur  seit  Lachmann"  s.  44  fgg.  verweise,  erörtern,  ob  die 
art  und  weise,  in  welcher  Wolfram  im  I.  und  U.  buche  erzählt,  nut 
jener  annähme  in  einklang  zu  bringen  ist. 

Wenn  es  berechtigt  ist,  die  erfindung  eines  dichters  zum  maW" 
Stabe  far  seine  bedeutung  zu  machen ,  so  müsten  wir  Wolframs  dich- 
terischen wert  nach  jener  ansieht  hauptsächlich  nach  dem  I.  und  H 
und  XIV.  —  XVI.  buche  beurteilen  und  bei  dieser  beurteilung  in  eirter 
linie  die  erfindung  ^  also  die  fabel  berücksichtigen.  Man  erwartet  in 
dieser  beziehung  von  jedem  dichter  vor  allen  dingen,  dass  alle  einid- 
nen  teile  der  erzählung  in  enger  oder  doch  naheliegender  beziehung  ^^^ 
haupthandlung  stehen,  dass  er  nicht  nur  nichts  überflüssiges  erzählt« 
sondern  auch  einzelnheiten  vermeidet ,  welche  die  übersieht  über  das 
ganze  erschweren. 

Die  beiden  ersten  bücher  des  Parzival  können  nun  keinen  andern 
zweck  als  den  der  exposition  haben :  wir  sollen  mit  der  herkunft  V^' 
zivals  und  mit  dem  Schicksale  seines  vaters,  welches  in  enger  xbexi^ 


ÜBER   QUBIXE  DBS   PARZIVAL  421 

:  damit  steht,  bekant  gemacht  werden.     Wolfram  selbst  deutet  dies 
schlösse  des  II.  buches  nach  der  gehurt  des  Parzival  au: 
■z.  112,  7  %g.  hiest  der  äventiure  wurf  gespiU^ 

und  ir  hegin  ist  geziU: 
'  wand  er  ist  aJrSrst  gebom, 

dem  die  nuere  wart  erkom, 

siins  vaier  fröude  und  des  not, 

beidiu  sin  leben  und  sin  tot, 

des  habt  ir  wöl  ein  teil  vernomefi. 

nu  wizzet  wä  von  iu  si  Jcomen 

diss  nusres  sachewalte, 

und  wie  man  den  behalte. 
r  diesem  gesichtspunkte  könte  es  als  ein  geistvoller  gedanke  erschei- 
wenn  der  dichter  den  vater  Parzivals,  Gahmuret,  aus  dem  berühm- 
Artusgeschlechte  stammen  lässt  (vgl.  Parz.  56,  1  fgg.)  und  {Qr 
mutter,  Herzeloyde,  einen  eigenen  stambaum,  das  Gralsgeschlecht, 
let  und  so  einerseits  die  späteren  beziehungen  Parzivals  zur  tafel- 
e  und  andrerseits  seine  anspruche  auf  den  Gral  motiviert.  Wir 
en  es  auch  erklärlich  finden,  dass  der  dichter  fast  lauter  roma- 
le  namen  einfuhrt,  denn  die  ganze  sage  bewegt  sich  ja  auf  roma- 
lem  boden;  indessen  bedarf  es  dabei  immer  noct  einer  erklärung^ 
er  als  deutscher  auf  diese  bildungen  (Mazadan,  Lazaliez,  Addanz^ 
el,  Frimutel,  Kaylet  usw.)  kam.  Doch  diese  namenfi-age  mag  hier 
ich  beruhen;  von  ihr  abgesehen  würden  wir  gar  kein  bedenken 
n,  Wolframs  dichterische  erfindung  zu  preisen,  wenn  er  uns  schil- 
j  wie  Gahmuret  auf  abenteuer  auszieht ,  wie  er  nach  manchen 
rten  schliesslich  nach  Eanvoleiz  komt,  dort  im  turnier  den  preis, 
land  Herzeloydens ,  erringt  und  mit  ihr  den  Parzival  erzeugt; 
»0  genial  würde  es  erscheinen,  wenn  wir  durch  das  turnier  von 
oleiz  (P.  60  —  86)  mit  den  beiden  aus  Gahmurets  und  Herzeloy- 
geschlechte  bekant  gemacht  werden,  und  nicht  minder  würden 
8  billigen,  wenn  der  dichter  den  Gahmuret,  der  von  vornherein 
ecke  auftritt,  schliesslich  auf  einer  abenteuerlichen  fahrt  umkom- 
lässt. 

Die  hier  angegebenen  umstände  sind  erzählt  in  P.  1  — 15  (Gah- 
bs  auszug  und  fahrten  im  Orient  bis  zur  ankunft  in  Zazamanc) 
5  vom  anfang  des  II.  buches  bis  86,  30  (das  turnier  von  Kanvo- 
mit  einigen  nachher  zu  erwähnenden  ausnahmen,  dann  87,  1  —  5. 
-97,  11.  98,  14  —  101,  20  (Gahmurets  Vermählung).  101,21  — 
4  (Gahmurets  tod  und  Herzeloydens  Schicksal).  112,  5  —  114,  5 
ivals  geburt).    Man  lese  diese  abschnitte  hintereinander  und  man 


422  BÖTTICHBB 

wird  ßnden,  dass  sie  in  der  tat  alles  enthalten,  was  zum  Verständ- 
nisse der  geschichte  Parzivals  nöthig  ist,  ja  alles,  was  das  interesse 
des  lesers  an  dem  beiden  der  erzählung  fordern  kann.  Einige  punUe, 
welche  auch  in  diesen  stücken ,  besonders  in  dem  abschnitt  vom  tor- 
nier  von  Kanvoleiz,  welches  den  mittelpunkt  einnimt,  bedenken  ene- 
gen  müssen,  sollen  nachher  bei  der  Würdigung  im  einzelnen  erörtert 
werden;  jezt  müssen  wir  erst  einen  blick  auf  die  zwischen  den  genan- 
ten stücken  liegenden  abschnitte  werfen ,  um  ihr  Verhältnis  zum  ganzen 
festzustellen. 

Der  ganze  rest  des  I.  buches  (P.  16—58,  24)  erzählt  die  geschichte 
Gahmurets  vor  Patelamunt,  wie  er  der  mohrenkönigin  Belacane  gegen 
ihre  feinde  beisteht,  leztere  besiegt,  dadurch  sich  die  band  Belacanens 
erwirbt,  diese  aber  wider  heimlich  verlässt.  Nach  seinem  weggange 
wird  der  später  im  XV.  buche  auftretende  schwarz  und  weiss  gefleckte 
Feirefiz  geboren.  In  dieser  geburt  des  Peirefiz  ist  also  eine  directe 
beziehung  zum  Schlüsse  des  Parzival  gegeben,  und  insofern  hat  die 
erzählung  der  heirat  mit  Belacanen  scheinbar  ihre  gute  berechtigong; 
nur  fragt  es  sich ,  ob  die  einführung  des  Peirefiz  überhaupt  far  die 
entwicklung  der  handlung  des  Parzival  innere  berechtigung  oder  wenig- 
stens eine  solche  bedeutung  hat,  dass  sie  so  umständlich  motinert 
werden  muste,  wie  es  im  I.  buche  geschieht.  Da  die  lezten  b&cher 
(XIV  —  XVI)  ebenfals  freie  erfindung  Wolframs  sein  sollen ,  so  solte 
man  dies  allerdings  erwarten.  Da  nun  der  einfache  text  dieser  erwar- 
tung  durchaus  nicht  entspricht ,  so  hat  man  seine  Zuflucht  zur  allegorie 
nehmen  müssen.  Lachmann  selbst  machte  dazu  den  anfang.  Diese 
allegorische  aufifassung  eingehend  zu  widerlegen  würde  hier  zu  weit 
führen.  Aber  man  prüfe  unbefangen!  Der  kämpf  zwischen  Pariital 
und  Feirefiz  im  XV.  buche  trägt  nichts  weniger  als  allegorisches 
gepräge.  Feirefizs  stärke  und  edelmut  dienen  nur  zur  verherlicbosg 
Gahmurets,  seines  vaters,  er  soll  als  ein  echter  Anschevin  erscheinen, 
der  seinem  bruder  Parzival  an  tapferkeit  und  hochsinn  nichts  nachgiM 
trotz  seines  heidentums.  Er  komt  mit  Parzival  zum  Gral,  lässt  sick 
taufen  nur  um  die  Bepanse  su  gewinnen,  ohne  dass  darin  jedoch  ^ 
gegensatz  zu  Parzivals  geläutertem  sinne  hervorgehoben  würde.  ^ 
geht  mit  Bepanse  nach  Indien,  ihr  söhn  ist  der  priester  Johannes.  ^^ 
tritt  er  auf  und  verschwindet  ohne  den  geringsten  einfluss  auf  die  ^^' 
Wicklung  der  geschichte  oder  auf  Parzivals  Charakter  geübt  zu  haben- 
Man  kann  also  billig  sagen:  wenn  die  breit  ausgeführte  erzählung  d^^ 
heirat  Gahmurets  mit  Belacanen  keinen  andern  zweck  hatte,  als  dies^ 
figur  einzufuhren,  die  erst  am  Schlüsse  des  Werkes  ganz  vorübergehend 
aufbritt,  so  kanu  man  mindestens  von   einer  planvollen  erfindung 


ÜBER  QUBLLB  DES  PARZIYAL  423 

itoffes  durch  Wolfram  nicht  reden.  Andere  momente  aber,  die  nach- 
lier  zu  erwähnen  sind,  machen  die  annähme  einer  erfindung  überhaupt 
lumOglich.  Jezt  wollen  wir  erst  sehen ,  ob  diese  erzählung  im  I.  buche 
sonst  beziehungen  zum  ganzen  bietet 

Als  Qahmuret  vor  Zazamanc  ankomt  (P.  16,  1  fgg.)i  erfährt  er 
BUnftchst,  wodurch  Belacane  in  krieg  verwickelt  ist:  Ihr  geliebter,  Isen- 
liart,  kOnig  von  Azagouc,  hat  durch  ihre  laune  in  ihrem  dienste  das 
eben  verloren;  sein  volk  und  seine  sippe  (Fridebrant  von  Schotten) 
irill  ihn  an  Belacane  rächen.  Fridebrant  von  Schotten  selbst  ist  schon 
wider  heimgefahren,  er  hat  aber  den  grösten  teil  seiner  mannen,  dar- 
inter  Eaylet  von  Hoscurast  und  Gaschier  von  Normandie,  Gahmurets 
rerwante  (25,  1  fgg.  26,  10  fgg.)  zurückgelassen,  die  nun  mit  Isen- 
hiarts  volk  gemeinsam  Fatelamunt  belagern. 

Diese  geschichte  Belacaneus  hat  nun  nicht  die  geringste  bedeu- 
amg  für  die  eigentliche  erzählung  vom  III.  buche  an;  weder  Fride- 
brant von  Schotten  noch  Hiuteger,  noch  das  volk  von  Azagouc,  noch 
benbarts  Schicksal  werden  je  wider  erwähnt.  Eaylet  und  Gaschier, 
ibenso  der  später  (46  fgg.)  noch  erwähnte  Eillirjacac,  treten  nur  noch 
3iiimal  beim  turnier  von  Eanvoleiz  auf,  ihr  dortiges  auftreten  steht 
iber  in  gar  keiner  beziehung  zu  den  kämpfen  vor  Fatelamunt;  inso- 
fern sie  also  nur  als  Gahmurets  verwante  eingeführt  werden  selten,  erfült 
las  turnier  völlig  den  zweck,  während  ihr  auftreten  vor  Fatelamunt 
jfanz  überflüssig  und  unmotiviert  erscheint.  Wir  werden  nachher  sehen, 
lass  sie  allerdings  auch  vor  Eanvoleiz  ziemlich  überflüssig  sind.  Noch 
sonderbarer  aber  erscheinen  die  detaiis  in  der  geschichte  Belacaneus, 
hr  anteil  an  dem  tode  Iseuharts.  Da  ist  zunächst  die  höchst  unklare 
s^eschichte  von  dem  zelte  oder  dem  hämische  Isenharts,  das  oder  den 
)r  Belacanen  zu  liebe  verschenkt  hat,  ohne  doch  von  ihr  erhört  zu 
irerden,  so  dass  er  in  Verzweiflung  den  tod  suchte.  Ich  glaube  nun, 
irie  ich  anderwärts  gezeigt  habe,  dass  hier  (F.  27,  15  fgg.)  ein  mis- 
rerständnis  Wolframs  vorliegt,  das  nur  aus  einer  französischen  vorläge 
ra  erklären  ist ,  aber  sehen  wir  davon  ab ,  da  wir  hier  nur  die  compo- 
ntion  ins  äuge  fassen,  nehmen  wir  au,  es  sei  in  dem  ganzen  nur  von 
lern  zelte  die  rede ,  das  Gahmuret  dann  vor  Eanvoleiz  mit  sich  fahrte, 
30  fragen  wir  doch  billig ,  was  hat  diese  so  ausführlich  erzählte  und  so 
nachdrücklich  betonte  Zeitgeschichte  mit  der  geschichte  Farzivals  oder 
iuch  nur  mit  der  späteren  Gahmurets  zu  tun?  Bieten  die  späteren 
bücher  auch  nur  den  geringsten  anlass ,  eine  so  sonderbare  begebenheit 
zu  erfinden,  die  noch  dazu  stellenweise  höchst  unklar  dargestelt  ist? 
Man  werfe  hier  nicht  ein,  dass  Wolfram  kein  gelehrter  dichter  war,  der 
sein  werk  selbst  nicht  als  ein  huoch  angesehen  wissen  wolte  (115,  25), 


424  BÖTTICHSB 

denn  soviel  ökonomischen  tact  muss  man  auch  von  dem  natardichter, 
sofern  er  eben  auf  den  namen  eines  dichters  anspruch  hat,  fordern, 
dass  er  nicht  ganz  müssige  geschichten  erfindet.  Wir  können  also 
Wolfram  die  erfindung  dieser  erzählung  nicht  zumuten ,  aber  wir  kön- 
nen begreifen,  dass  er  sie  einer  quelle  zu  liebe  mit  herübernahm,  an 
die  er  sich  gebunden  glaubte.  Demnach  glauben  wir  mit  recht  die 
alternative  aufstellen  zu  können:  entweder  war  Wolfram  ein  schlechter 
dichter,  oder  er  hat  diese  geschichte  aus  einer  vorläge  übernommen. 
Dasselbe  resultat  dürfte  sich  ergeben,  wenn  wir  den  weiteren  verlauf 
der  ereignisse  ins  äuge  fassen. 

Gahmuret  verlässt  Belacanen  und  motiviert  seine  treulosigkeit  in 
einem  briefe,  den  er  ihr  zurücklässt: 

55,  24   frouwey  i'n  ma^  dich  niht  verheln 

waer  din  ordn  in  mtner  e, 

so  wcer  mir  immer  nach  dir  wi: 

und  hän  doch  immer  nach  dir  pin. 
und  56,  25    froutve,  wiltu  toufen  dich, 

du  mäht  ouch  noch  erwerben  mich. 
Also  weil  sie  heidin  ist,  verlässt  er  sie,  und  er  wQrde  zurückkehren, 
wenn  sie  sich  taufen  liesse.  Hier  ist  keine  rede  von  dem  motive,  das 
er  später,  als  es  sich  um  die  heirat  mit  Herzelojde  handelt,  geltend 
macht.  Zwar  dass  er  bei  dieser  gelegenheit  widerholt  seine  Sehnsucht 
nach  Belacanen  äussert,  würde  noch  kein  Widerspruch  sein;  der  dich- 
ter scheint  diese  Stimmung  Gahmurets  mit  den  werten  zu  motivieren 
90,  26  ez  ist  doch  vil  manlich,  swer  minnen  wankes  schämet  sich.  Aber 
Gahmuret  fährt  fort: 

der  frouwen  huote  mich  üf  pant, 

daz  ich  niht  rtterschefte  vant: 

dö  u?ände  ich  dae  mich  rUerschaft 

ncem  von  ungemüetes  kraft. 
und  dem  entspricht,  was  er  nachher  zu  Herzeloyden  sagt: 
96,  29    lät  ir  niht  turnieren  mich, 

so  kan  ich  noch  den  alten  slich, 

als  dö  ich  minem  tvibe  entran, 

die  ich  ouch  mit  rUerschaft  gewan, 

do  si  mich  üf  von  strite  bant^ 

ich  liez  ir  Hute  unde  lant 
Diese  abweichuug  ist  nicht  unwesentlich;   das  neue   motiv  wird  von 
Gahmuret  selbst  als  das  eigentliche  bezeichnet: 
91,  4   nu  wcent  manc  Ungewisser  man 

dae  mich  ir  sweree  jagte  dane: 

die  sah  ich  für  die  sunt^en  ane. 


tpXB  QÜSLLB  DBS  PABZIYAL  425 

Zweierlei  ist  hier  nur  möglich :  entweder  hat  der  dichter  zwei  von 
einander  abweichende  Überlieferangen  vereinigt ,  deren  eine  mehr  kirch- 
lichen, die  andere  mehr  algemein  menschlichen  Charakter  hatte,  oder 
er  hat  das  erste  motiv  in  seiner  qnelle  gefunden  und  hat  das  zweite 
selbst  hinzngefBgt ,  um  den  sitlichen  makel,  der  seinem  beiden  anhaf- 
tetSy  von  ritterlichem  gesichtspunkte  aus,  soweit  es  möglich  war,  zu 
vertuschen.  Durch  dieses  zweite  motiv  wird  zugleich  der  eindruck 
erweckt,  dass  Gahmuret  nicht  emstlieh  und  f&r  immer  Belacanen  ver- 
lassen wolte  (vgL  58,  IS  sin  munt  der  botschefie  ein  wer  wurde y  swenn 
er  käme  ffir.)^  dass  ihn  aber  seine  abenteuerlust  in  Verhältnisse 
gebracht  hatte,  die  seine  rückkehr  verhinderten.  Wftre  die  ganze 
geschichte  von  Wolfram  erfunden,  so  hätte  er  wol  eine  sitliche  lösung 
des  conflicts  versucht  —  und  das  hätte  ein  besonderes  werk  erfordert. 
So  blieb  ihm  nichts  weiter  übrig,  als  sich  mit  den  tatsachen  abzufin- 
den, und  so  löst  er  nicht  den  conflict,  sondern  beseitigt  ihn  äusserlich 
durch  den  richterspruch  (95 ,  27  fgg.).  Ist  es  nun  denkbar,  dass  ein 
dichter  eine  geschichte  in  der  exposition  seines  gedichtes  erfindet,  die 
nicbt  nur  zur  haupthandlung  in  keiner  beziehung  steht,  sondern  ihm 
auch  noch  Schwierigkeiten  bei  der  eigentlichen  für  die  haupthandlung 
notwendigen  exposition  bereitet?  Auch  hier  sind  wir  also  vor  jene 
alternative  gestelt. 

Da  wir  nun  hier  schon  auf  das  turnier  von  Eanvoleiz  mit  seinen 
folgen  eingehen  musten,  so  mag  sich  gleich  noch  eine  andere  betrach- 
tong  anschliessen. 

Dieses  tnrnier  führt  die  Vermählung  Gahmurets  mit  Herzelojden 
herbei  und  hat  als  expositionsmoment  für  die  geschichte  Parzivals  nur 
in  diesem  resultate  bedeutung.  Daneben  kann  es ,  wie  wir  oben  andeu- 
teten, als  eine  höchst  geschickte  einfUhrung  der  verwantschaft  Gah- 
murets und  Herzelojdens  und  der  später  noch  auftretenden  haupthel- 
den  gelten.  In  dem  briefe,  den  Gahmuret  der  Belacane  hinterlässt, 
(56 ,  1  fgg.)  haben  wir  schon  erfahren ,  dass  Gahmuret  zum  Artus- 
geschlechte  gehört.  Hier  nun  wird  Utrepandragun  selbst  als  kämpfer 
eingeführt  und  gleichzeitig  die  entführung  seiner  frau  durch  den  „phaf- 
fen**  und  deren  Verfolgung  durch  Artus  erwähnt  (66,  1  fgg.).  Dies  ist 
später  für  die  geschichte  Gawans  von  bedeutung.  Femer  wird  Gawan, 
der  später  eine  so  bedeutende  stelle  einnimt,  hier  zuerst  erwähnt 
[66,  15).  Er  ist  noch  ein  kleiner  knabe,  sehnt  sich  aber  schon  nach 
itterschafL  Sein  vater  Lot  zeigt  sich  ebenfals  als  tatkräftiger  rit- 
;er.  Andrerseits  lernen  wir  aus  Herzeloydens  geschlechte  Gumemanz, 
len  späteren  lehrer  Parzivals,  kennen  (68,  22).  Überfiüssig  jedoch  in 
^cfcsicbt  auf   die   haupthandlung   erscheinen   Eaylet   und  Eillirjacac, 


426  BÖTTICHBR 

denn  sie  treten  später  nicht  wider  auf,  während  andere,  später  wich- 
tige Personen  aas  dem  Gralsgeschlechte,  wie  Trevrezent,  Anfortas,  Be- 
panse  de  Schoye  gar  nicht  erwähnt  werden.  Doch  da  sie  verwante 
Herzeloydens  sind  (Kaylet  ist  gemahl  ihrer  base  Bischoyde)  und  wir 
sie  schon  vor  Patelamunt  kennen  gelernt  haben,  so  ist  ihre  einftüinmg 
wenigstens  nicht  ganz  unmotiviert.  Auch  von  den  übrigen  rittem,  die 
hier  kämpfen ,  haben  mehrere  für  die  haupthandlung  bedeutong,  z.  b. 
Gidegast  de  Logroys  (erster  geliebter  Orgelusens) ,  Laehelin  (bruder  des 
Orilus),  der  könig  von  Ascalun  (vgl.  321,  20)  u.  a.  Soweit  also  wäre 
das  turnier  als  geschickte  erfindung  Wolframs  verständlich ,  aber  höchst 
auffallend  muss  es  erscheinen,  dass  gerade  die  hauptpersonen  dieses 
turniers,  die  mit  ihren  gefolgschaften  einander  gegenüberliegen,  näm- 
lich Kaylet  und  Hardiz,  der  könig  von  Gascogne,  far  die  handlang 
gar  keine  bedeutung  haben  und  noch  mehr ,  dass  es  sich  zwischen  die- 
sen gar  nicht  um  die  hand  Herzeloydens  handelt,  sondern  um  eine 
persönliche  fehde.  Der  darstellung  des  turniers  liegt  keine  einheitliche 
anschauung  zu  gründe.  Man  vergleiche  dazu  folgende  stellen: 
60,  9    diu  künegin  von  Waleis 

gesprochen  hete  ze  Kanvoleis 

einen  tumey 

15   si  was  ein  maget,  niht  ein  unp, 

und  bot  zwei  lant  unde  ir  Up 

swer  da  den  pns  hefsoAte 
Dazu  stimt  Kaylets  ausspruch  85, 13  din  (Gahmuret)  pris  ist  dock  ää 
für  rekantj  frön  Herzeloyden  unde  ir  lant  hat  din  Up  errungen,  ebenso 
Herzeloydens  ansprüche   (88,  25  fgg.)   und   der  richterspruch,  der  ihr 
den  Gahmuret  zuspricht: 

96,  1    man  sprach  ein  urteil  zehant, 

j^swelch  rUer  heim  hie  üf  gebant, 

der  her  nach  riterschafl  ist  kamen, 

hat  er  den  pris  hie  genomen^ 

den  sol  diu  küneginne  hän,^ 
Dagegen  sagt  Kaylet,  nachdem  er  Gahmuret  mit  den  partei Verhältnis 
sen  vor  Kanvoleiz  bekant  gemacht  hat: 

67,  29    die  (das  feindliche  lager,   an  dessen  spitze  Hardiz 
steht)  sint  mit  zome  hie  gein  mir, 

nu  sol  ich  wol  getrüwen  dir. 

gedenke  an  die  sippe  din. 

durh  rehte  liebe  warte  min. 
Also  in  dem  persönlichen  streite  gegen  seinen  feind  Hardiz  soll  er  ilu^ 
beistehen.    Dieser  streit  aber  dreht  sich  nicht  um  die  hand  Herzelof^ 


CBBK  QDILUI  du  FABZITJkl.  437 

dens,  denn  Kaylet  ist  ja  mit  deren  base  bereits  verheiratet  uuJ  au  kei- 
ner Btelle  wird  erwähnt,  dass  Hardiz  dieselbe  erringeu  wolte.  Es  ist 
vielmehr  ein  streit  altes  datums :  Kaylet  hatte  die  Schwester  des  flar- 
diz,  Aliie,  verlassen  (89,  6  fgg.  vgl.  48,  11  — 13).  Gahniuret  fiihrt 
schliesslich  die  versöhuiuig  zwiscbeu  beiden  herbei,  und  so  finden  sich 
hier  zwei  verschiedene  neben  einander  laufende,  für  sich  durchgeföhrte 
and  zu  keiner  einheit  verbundene  inotive:  die  febde  zwischen  Hardiz 
und  Kaylet.  welche  Gahmuret  schUesslieh  schlichtet,  und  das  turnier 
am  Herzeloydens  band,  das  seine  erledignng  in  dem  mehrfach  erwähn- 
ten richterspruche  findet.  Nur  äusscrlich  ist  eine  einheit  in  der  peraon 
Gafaninrets  gegeben,  insofern  beide  motive  in  ihm  ihren  abschlass  finden. 
Betrachtet  man  jedoch  das  Verhältnis  beider  motive  zu  einander  noch 
näher,  so  muss  man  sich  sagen,  dass  gerade  das,  was  als  bauptmotiv 
angegeben  war,  und  was,  wie  wir  oben  sahen,  allein  bedeutung  für 
das  folgende  hat,  die  erwerbung  von  Herzeloydeus  band,  ganz  äusscr- 
lich und  inconcinn  bebandett  ist,  während  man  in  der  darstelinng  der 
febde  und  ihrer  erledignng  einen  straffen  gang  der  haudlung  bemerken 
kann:  Gahmuret  komt  nach  Spanien,  hört,  dasa  Kaylet  mch  r'iter- 
sehaft  gevaren  ist  (5'J,  1);  er  geht  ihm  nach,  findet  ihn  vor  Eanvoleiz, 
wird  dort  von  ihm  gebeten,  ihm  gegen  Hardiz  beizustehen;  er  sagt 
ihm  mit  freuden  seine  hÜfe  zu,  besiegt  die  gegner  und  versöhnt  schliess- 
lich die  beiden  (100,  20).  Von  einer  bofuungGabmurets,  Herzeloydens 
band  zu  gewinnen,  ist  dagegen  in  dem  ganzen  keine  rede;  er  selbst 
sagt  zu  Herzelojden  95,  20  itoerr  stete  wer  ich  warp;  er  weigert  sich 
standhaft  Heizeloyden  zu  heiraten  und  muss  erst  durch  den  riebter- 
spruch  dazu  gezwungen  werden.  Und  sehen  wir  uns  schliesslich  die- 
sen Spruch  noch  einmal  an :  „wer  auch  immer  hier  als  kämpfer  erschie- 
nen ist  und  den  sieg  errungen  hat,  der  soll  Herzeloydens  gemahl 
werden."  Das  stimt  nicht  zu  den  petsonen,  die  uns  hier  vorgeführt 
werden:  weder  Kaylet  noch  Lot  noch  Ütrepandragan  noch  Gurnemanz 
noch  die  meisten  andern  hätten  sich  diesem  spruche  fügen  können, 
denn  sie  waren  bereits  verheiratet;  nur  einer  der  ritter  fUhrt  überhaupt 
ein  epithetou ,  das  dem  aageblicben  zwecke  des  turniers  angemessen 
ist,  nämlich  der  minntH  gernde  Rtwalin  (73,  14),  aber  auch  dieses 
epithetou  ist  nirgends  auf  Herzeloyden  bezogen. 

Nach  diesen  betrachtungen  kann  es  keinem  zwaifel  unterliegen, 
daäs  Wolfram  auch  das  turnier  von  Kanvoleiz  als  eiposition  zu  seinem 
Parzival  nicht  erfunden  haben  kann,  er  müste  denn  ein  höchst  unkla- 
rer köpf  gewesen  sein. 

Noch  sei  eine  reihe  von  einzelnheiten  angeführt ,  welche  die 
aonahme    einer  verlornen  quelle  unbedingt   fordern.     Eins  der  wichtig- 


428  BÖTTICHKB 

sten  moinente  ist  die  schon  oben  erwähnte  Verwechslung  von  harnisch 
und  zeit  (vgl.  oben  s.  385  —  420).  Hierher  gehört  auch  67,  21  die 
stolzen  Älemäne.  So  konte  nur  ein  fianzösischer  dichter  die  ritter  der 
deutschen  grenzländer  bezeichnen,  denn  wo  sonst  Almän  =  Deutscher 
gebraucht  wird ,  geschieht  es  aus  ganz  bestirnten  gründen  (s.  Haupt  zu 
Walther  34,  7).  Ebenso  wäre  hier  91,  16  ötm  hüngin  Fdle  zu  erwäh- 
nen ,  wenn  die  erklärung  von  Baii»ch  (fdle  =  adj.  töricht)  richtig  wäre, 
denn  ein  solches  wort  könte  Wolfram  nur  aus  einer  französischen  quelle 
herübergenommen  haben.  Wir  kommen  jedoch  nachher  auf  diese  stelle 
zurück.  Von  Wichtigkeit  aber  ist  ferner  der  umstand,  dass  dinge  und 
personen,  von  denen  längst  schon  die  rede  gewesen  ist,,  mit  denen 
wir  schon  vertraut  sind,  erst  spät  mit  ihrem  namen  genant  werden, 
doch  so,  als  ob  derselbe  längst  bekant  sei.  Das  ist  nur  zu  verstehen, 
wenn  wir  uns  vorstellen,  dass  der  dichter,  der  nicht  lesen  und  schrei- 
ben konte,  mitten  in  den  ereignissen  lebte,  die  seine  quelle  berichtete 
und  dass  er  dergleichen  ungenauigkeiten  nicht  vermeiden  konte,  weil 
er  eben  auf  sein  gedächtnis  angewiesen  war.  Als  belege  möge  folgen- 
des dienen. 

Von  dem  bruder  Gahmurets,  dem  majoratsherrn  von  Anjou,  ist 
6  fgg.  ausfahrlich  die  rede,  ebenso  von  seiner  mutter,  doch  erst  als 
Gahmuret  den  tod  beider  vor  Kanvoleiz  erfährt  (80,  14  und  92,  24), 
werden  die  namen  genant,  doch  so,  als  ob  sie  längst  bekant  wären. 
Ebenso  ist  es  mit  dem  herzog  von  Brabant,  Lambekin,  der  in  dem 
streite  zwischen  Kaylet  und  Hardiz  eine  wichtige  rolle  spielt  89,  14, 
vgl.  67,  23.  Ganz  zu  anfang  der  erzählung  endlich  (14,  13  fgg.)  wird 
ausfuhrlich  erzählt,  dass  Gahmuret  statt  des  väterlichen  Wappens  den 
anker  annahm ;  50,  1  —  3  wird  wider  erwähnt ,  dass  der  vater  Oandin 
ein  anderes  wappen  hatte,  und  80,  6  fgg.  ist  zum  dritten  male  von 
dem  väterlichen  wappen  die  rede,  ohne  dass  wir  erfahren,  was  denn 
dies  wappen  eigentlich  gewesen  ist.  101,  7  aber,  als  es  Gahmuret 
nach  dem  tode  seines  biniders  wider  annimt,  wird  es  als  ganz  bekant 
erwähnt  (dez  pantel,  daz  sin  vater  truoc,  von  zöbele  üf  sinen  sckiU 
man  sluoc).  Es  ist  dies  ohne  zweifei  eine  nachlässige  erzählungsweise, 
aber  sie  ist  aus  dem  oben  angegebenen  gesichtspunkte  zu  verstehen. 

Aber  nicht  blos  das  Vorhandensein  einer  vorläge  for  die  beiden 
ersten  bücher  überhaupt  lässt  sich  glaublich  machen,  sondern  wir 
können  sogar  ein  ziemlich  deutliches  bild  von  ihrer  beschaffenheit 
gewinnen. 

An  vielen  stellen  lässt  sich  deutlich  erkennen,  dass  Wolfram 
eine  viel  weitschweifigere  vorläge  gekürzt  hat.  Es  finden  sich  nämlich 
anspielungen  auf  Vorgänge  und  umstände,  die  wir  noch  gar  nicht  ken« 


&BEB  QÜELLB  DBB  PARZIVAL  429 

nen  und  die  weniger  far  die  vorliegende  erzählung  als  für  einen  ganz 
andern  kreis  von  Wichtigkeit  zu  sein  scheinen.  Dahin  gehört  z.  b. 
alles,  was  auf  die  königin  Anflise  bezug  hat.  Die  person  dieser  köni- 
gin  von  Frankreich  tritt  nur  im  hintergrunde  auf,  nur  durch  ihre 
boten.  Sie  erhebt  gleich  Herzeloyden  ansprüche  auf  Gahmuret,  und 
ans  den  Unterhandlungen  Gahmurets  mit  Herzeloyden  (94,  20  fgg.) 
erfiihren  wir,  dass  er  seine  Jugend  mit  Anflise  zusammen  verlebt  hat, 
dass  er  zucht  und  sitte  von  ihr  gelecnt  hat  (vgl.  97,  24  da  si  mir 
gap  die  riierschaß  und  v.  28  wan  das  ich  schilt  von  ir  gewan).  Oah- 
mnret  gesteht  ihr  jedoch  keine  rechte  auf  seine  person  zu,  die  boten 
riehen  nnverrichteter  sache  ab  und  damit  ist  auch  Anflise  für  immer 
verschwunden.  Wir  sehen  einerseits,  dass  hier  wider  eine  geschichte 
in  die  handlung  hineinspielt,  die  ohne  jeglichen  einfluss  auf  dieselbe 
bleibt,  dass  wir  sie  also  schon  deshalb  nach  den  oben  ausgeführten 
anrichten  nicht  als  von  Wolfram  erfunden  betrachten  können;  andrer- 
seits aber  sehen  wir  auch ,  dass  die  beziehungen  Gahmurets  zu  Anflisen 
so  besonderer  art  waren,  dass  die  art  und  weise ,  wie  sie  erwähnt  wer- 
den, ihrer  bedeutung  nicht  zu  entsprechen  scheint.  Die  andeutungen, 
welche  Gahmuret  der  Herzeloyde  macht  und  welche  die  botschaft  Anfli- 
sens  (76,  1  —  77,  11)  enthält,  weisen  auf  eine  ausführliche  darstellung 
des  Verhältnisses  Gahmurets  zu  Anflisen  hin,  welche  der  dichter  in 
seiner  quelle  fand.  Die  beziehungen  auch  des  Titurel  auf  den  bedeut- 
samen einfluss  Anflisens  auf  Gahmurets  Jugend  machen  dies  zur  gewiss- 
heit. Dieses  capitel  nun,  welches  die  Jugendgeschichte  Gahmurets 
behandelt  zu  haben  scheint,  konte  Wolfram  für  die  exposition  zum 
Parzival  nicht  in  seinem  vollen  umfange  gebrauchen;  er  muste  sich, 
am  doch  nichts  tatsächliches  aus  seiner  quelle  zu  übergehen,  auf  andeu- 
tungen beschränken,  die  dann  leicht  eine  form  annahmen,  welche  den 
Stoff  als  bekant  vorauszusetzen  scheint.  Besonders  merkwürdig  erscheint 
2.  b.  der  mitten  in  die  erzählung  vom  tumier  zu  Kanvoleiz  eingeflSgte 
Und  ganz  ausser  dem  zusammenhange  stehende  erste  hinweis: 
P.  69,  29    nu  was  otich  rois  de  Frame  töt^ 

des  mp  in  dicke  in  groze  not 

brähte  mit  ir  minne: 

diu  werde  küneginne 

hete  aldar  irxäch  im  gesant, 

ob  er  noch  wider  in  daz  lant 

wcer  komen  von  der  heidenschaft, 

des  twnnc  si  grozer  liebe  kraft. 
I>ann  fthrt  der  dichter  fort,  von  dem  tumier  zu  erzählen,  als  ob  gar 
^eine   Unterbrechung  der  darstellung  statgefunden  hätte  (cz  wart  da 


480  BÖTTICHBH 

hmie  guot  getan  usw.).  76,  1  fgg.  folgt  die  erzählung  von  der  bot- 
schaft  der  Anflise.  Gahmuret  liest  den  brief,  dann  kämpft  er  weiter, 
und  erst  in  den  Verhandlungen  mit  Herzeloyde  (87,  7  fgg.  94,  21  fgg. 
97,  13  fgg.)  erfahren  wir  etwas  näheres  über  das  Verhältnis  des  beiden 
zu  dieser  königin,  wobei  übrigens  zu  bewundern  ist,  wie  viel  Wolfram 
da  in  wenigen  andeutungen  sagt.  Wir  können  uns  also  den  ganzen 
Zusammenhang  construieren,  aber  dabei  gewinnen  wir  die  Überzeugung, 
dass  wir  es  hier  mit  anspielungen  auf  eine  ausführlicb  dargestelte 
geschichte  Gahmurets  zu  tun  haben. 

Ähnlich  steht  es  mit  dem  Verhältnis  Kaylets  zu  der  Schwester 
des  Gascognerkönigs  Hardiz  und  mit  der  daraus  entstandenen  fehde. 
Auf  die  fehde  wird  schon  48,  11  angespielt,  wo  man  die  bedeutung 
derselben  noch  gar  nicht  vermuten  kann;  vor  Eanvoleiz  komt  dieselbe, 
wie  wir  oben  gesehen  haben,  zum  austrag,  und  da  erst,  als  Eaylet 
zu  Gkihmuret  und  seinem  gefangenen,  Hardiz,  komt,  erfahren  wir  in 
einer  kurzen  anspielung  die  Ursache  der  fehde: 

P.  89,  7  er  {Kaylet)  sprach  ze  Hardize 
y^iwer  swester  AUze 
mir  minne  bot:  die  nam  ich  da, 
diu  ist  hcstaiet  anderswä, 
und  werdeclicher  dan  ze  mir. 
durch  iwer  zuht  lät  zornes  gir, 
sie  hat  der  fürste  Lämbekin  usw. 

So  kann  ein  dichter  nur  schreiben,  wenn  er  auf  bekante  dinge  anspie- 
len will.  Eaylet  ist  ein  verwanter  Gahmurets:  das  stimt  zu  der 
annähme,  dass  die  quelle  eine  ausführliche  geschichte  Gahmurets  ent- 
hielt und  lässt  weiter  vermuten^  dass  sich  dieselbe  auch  noch  über 
andere  familienglieder  verbreitete.  Unter  diesem  gesichtspunkte  findet 
auch  die  oben  erwähnte  so  ausführliche  geschichte  Eaylets  und  Eiilir- 
jacacs  vor  Patelamunt  (vgl.  39,  12  fgg.  46, 10  —  50,  20)  ihre  erklärung. 
Da  dürfte  es  denn  ferner  von  bedeutung  sein,  dass  auch  Galoes,  der 
ältere  bruder  Gahmurets,  eine  geschichte  hat,  auf  die  Wolfram  anspie- 
len zu  müssen  glaubt.  Vor  Eanvoleiz  komt  dem  Gahmuret  ein  fürste 
üz  Anschouwe  mit  umgekehrtem  Schilde  entgegen,  er  erkent  das  Wap- 
pen, denn 

80,  14    si  gap  der  stolze  Goldes, 
ß  li  roy  Oandin, 
der  vil  getriwe  bruoder  sin 
da  vor  unz  im  diu  minne  erwarp 
daz  er  an  einer  tjost  erstarp 


ÜBER  QÜKLLB  DBB  PARZIVAL  4SI 

28   d(M  entoesser  leider,  wie 

er  starp  vor  Muntori. 

da  vor  was  im  ein  kumber  hi: 
81,  1    des  ttpanc  in  werdiu  minne 

einer  riehen  küneginne, 

diu  kam  och  sit  nach  ime  in  not^ 

sie  Icu/  an  klagenden  triwen  tot. 
So  kann  man  nnr  dinge  andeuten,  die  anderwärts  ausführlich  erzählt 
sind.  Dass  übrigens  81,  1  fgg.  sich  auf  die  geliebte  des  Galoes  bezieht 
und  nicht  auf  Belacanen ,  wie  Bartsch  meint ,  dürfte  aus  dem  zusam- 
menhange klar  sein.  Aus  der  klage  Gahmurets  endlich  91,  16  fgg. 
erfahren  wir,  dass  es  die  königin  von  Averre  war,  um  die  Galoes  das 
leben  verlor.  Auch  später  (346,  16)  spielt  Wolfram  noch  einmal  dar- 
auf an,  und  hierauf  müssen  wir  nachher  noch  einmal  zurückkommen. 

Hierher  gehört  femer  Gase  hier  (vetter  Killirjacäfcs),  der  vor  Pate- 
lamnnt  schon  mit  gekämpft  hat.  Er  nahm  dort  eine  leitende  stelle  ein 
und  wird  in  dem  gespräche  des  burggrafen  mit  Gahmuret  (31,  21)  als 
bekant  voransgesezt.  Auch  wenn  Eillirjacac  47,  11  seine  teilnähme 
am  kämpfe  motiviert  mit  den  werten  mich  hat  min  veter  Gaschier  her 
bräht,  er  weis  wol  sdbe  wie  (vgl  46,  21),  so  scheint  er  darin  auf  eine 
längere  geschichte  anzuspielen. 

In  naher  beziehung  zu  den  eben  genanten  steht  Morholt  von 
Trlant.  Er  ist  vor  Patelamunt  ihr  verbündeter  gewesen  (49,  5);  vor 
Eanvoleiz  aber  erscheint  er  plötzlich  als  ihr  gegner,  der  den  Eillir- 
jacac ^stielt**  (73,  18),  ohne  dass  diese  gegnerschaft  irgendwie  moti- 
viert wäre. 

Endlich  lässt  sich  deutlich  eine  Zusammenfassung  einer  ausführ- 
lichen vorläge  noch  an  verschiedenen  stellen  in  Gahmurets  geschichte 
erkennen. 

Gahmuret  wählt  sich  (13,  16  fgg.)  den  baruc  als  den  gewaltig- 
sten berscher  der  erde  zum  herrn;  was  er  ihm  für  dienste  geleistet 
haty  wird  jedoch  nur  angedeutet:  er  stand  ihm  bei  gegen  die  brüder 
Pompejus  und  Ipomedon.    Man  erwartet  nach  dieser  einleitung  etwas 
näheres;  statt  dessen  wird  14,  12  —  28  ausfuhrlich  sein  neues  wappen 
beschrieben   und    14,  29  — 15,  29    summarisch    zusammengefasst,   in 
Welchen  ländem  er  sich  noch  ferner  rühm  erwarb;  es  ist  nicht  einmal 
klar,  ob  er  diese  fahrten  noch  im  dienste  des  baruc  unternahm,  denn 
^6,1  fgg.  schliesst  sich  unmittelbar  seine  fahrt  nach  Zazamanc  (Pate- 
lamunt) an,   und  die  unternahm  er  sicher  nicht  im  dienste  des  baruc. 
Büne  solche  smnmarische  behandlung  des  Verhältnisses  Gahmurets  zum 
1>anic  sezt  unseres  erachtens  eine  ausführlichere  quelle  voraus;    sicher 


432  BÖTTIOHBB 

weist  darauf  auch  die  spätere  rückkehr  Gahmurets  hin,  zu  der  er  dnrdi 
einen  neuen  krieg  des  baruc  mit  Fompejus  und  Ipomedon  veranlasst 
wird,  und  welche  seinen  tod  herbeiführt. 

Selbst  der  kämpf  vor  Patelamunt ,  der  ausfuhrlich  genug  beschrie- 
ben wird,  enthält  lücken,  die  nur  so  zu  erklären  sind.  Gahmoret 
besiegt  den  Hiuteger,  dann  den  Gaschier.  Lezteren  schickt  er  zum 
Schottenheere  zurück  mit  dem  auftrage,  dasselbe  vom  weiteren  kämpfe 
abzuhalten  (39,  4  fgg.)*  Derselbe  erfült  den  auftrag  Eaylet  gegenüber, 
der  eben  zum  kämpfe  reiten  will  (40,  4  fgg.).  Gahmuret  wendet  sich 
nun  zu  den  mehren,  und  nachdem  er  Bazalic  besiegt  hat,  gibt  er  ihm 
denselben  auftrag  (42,  1.  2).  Dass  auch  er  denselben  gewissenhaft 
ausgeführt  hat,  wird  45,  2  —  5  ausdrücklich  gesagt.  Trotzdem  heisst 
es  gleich  darauf  45,  14  zc  rehter  tjost  het  er  (Gahmuret)  gevaU  vier 
unt  zweinzec  rUer  nider. 

Wir  sehen  also  aus  allen  diesen  stellen,  dass  Wolfram  die  Vor- 
geschichte des  Parzival  aus  einer  quelle  nahm,  welche  nicht  blos  eine 
ganz  ausführliche  geschichte  Gahmurets  enthielt,  sondern  sich  auch 
über  andere  persönlichkeiten  aus  seinem  geschlechte  vefbreitete. 

Es  fragt  sich  nun,  ob  diese  quelle  ebenderselbe  Kyot  and  eben- 
dasselbe werk  Kyots  war,  auf  welches  sich  Wolfram  im  VIII.  und 
IX.  buche  beruft.  Auffallend  ist,  dass  Wolfram  den  Eyot  in  diesen 
beiden  ersten  büchern  niemals  nent,  sondern  seine  quelle  nur  mit  dem 
algemeinen  ausdruck  diu  äventiure  bezeichnet;  ferner  fält  bei  der 
Voraussetzung,  dass  das  werk  Eyots  die  geschichte  Parzivals  zum 
gegenstände  hatte,  jener  Vorwurf  der  Ungeschicklichkeit  und  Planlosig- 
keit hinsichtlich  der  composition  in  erhöhtem  masse  von  Wolfram  auf 
diesen  dichter  zurück.  —  Doch  ehe  wir  weiter  auf  diese  frage  ein- 
gehen, müssen  wir  noch  eine  reihe  von  stellen  anderer  art  betrachten, 
welche  mir  für  dieselbe  von  Wichtigkeit  zu  sein  scheinen. 

Bei  genauer  prüfung  des  Zusammenhanges  im  einzelnen  nämlich 
ergeben  sich  nicht  wenig  Widersprüche,  so  dass  man  sich  veranlasst 
sehen  könte,  auf  mehrere  im  einzelnen  von  einander  abweichende  quel- 
len zu  schliessen.  Einiges  davon  habe  ich  schon  in  dieser  zeitsdirift 
XII,  378  angedeutet.  Die  dort  erwähnte  motivierung  des  ausziehens 
Gkihmurets  auf  abenteuer  bedarf  keiner  näheren  erläuterung;  die  beiden 
andern  punkte,  die  Veränderung  des  wappens  Gahmurets  und  der  Wech- 
sel des  Schauplatzes  seiner  taten  im  Orient  (14,  15  fgg.  vgl.  18,  5  fgg.) 
sind  vielleicht  auf  den  ersten  blick  weniger  deutlich,  ich  komme  also 
hier  mit  einigen  Worten  darauf  zurück. 

14,  12  fgg.  verändert  Gahmuret  nach  seiner  ankunft  vor  Ninive, 
WO  er  den  baruc  aufsucht,   um  in  seine  dienste  zu  treten,   plötzlich 


Ü6EB  QUELLE  DBB  PARZIVAL  483 

sein  wappeo,  ohne  dass  auch  nur  im  entferntesten  ein  grund  angedeu- 
tet wird.     Wolfram  sagt  nur:  nu  erloubt  im  daz  er  müeze  hän  ander 
foäpen  denne  im  Gandm  da  vor  gap,    der  vater  sin.    Dieses  wappen 
behält  er  bis  zum  tode  seines  bruders  (101,  6);    an  ihm  erkent  ihn 
audi  der  marschall  der  Belacane  vor  Patelamunt  (18,  8  fgg.   vgl.  21, 
11  fgg.)«   denn  er  hatte  es  gesehen,  als  Gahmuret  vor  Alexandria  mit 
dem  baruc  gegen  Pompejus  und  Ipomedon,   die  brüder  von  Babylon, 
stritt    Zweierlei  muss  hier  autfallen ,  erstens  die  Veränderung  des  Wap- 
pens an  sich.     Schultz    (höf  Leben  II,  79.)    zwar  folgert   aus  dieser 
stelle,  dass  im  anfang  des  13.  Jahrhunderts  die  Vererbung  des  wappens 
nocli  nicht  geregelt  gewesen  sei,  aber  so  lange  diese  stelle  bei  Wolf- 
ram keine  parallele  findet,  wird  man  keinen  so  algemeinen  satz  daraus 
folgern  dürfen,  sondern  die  erklärung  anderwärts  suchen.    Hier  scheint 
sie    sich    nun    ungezwungen    so   zu    ergeben,    dass    über   Gahmurets 
geschichte  mehrere  quellen  vorlagen,    deren  eine  den  anker  als  sein 
wappen  im  Orient  bezeichnete,   eine  tatsache,  die  Wolfram,  oder  sein 
gewfthrsmann  nicht  übersehen  zu  dürfen  glaubte  und  daher  durch  den 
einfachen  bericht  über  die  Veränderung  des  wappens  motivierte.    Diese 
annähme  wird  unterstüzt  durch  den  zweiten  an  diesen  stellen  auffallen- 
den punkt,   die  vertauschung  Ninives   als  object  des  streites  zwischen 
den  brüdem  von  Babylon  und  dem  baruc  mit  Alexandria  (vgl.  14,  3  fgg. 
und  18,  11  fgg.    21,  19  fgg.).    Man  könte  freilich  meinen,   18,  11  fgg. 
beziehe  sich  gar  nicht  auf  14,  3  fgg.,   gehöre  also  mit  zu  der  oben 
angef&hrten  reihe  von  stellen,   welche  auf  vorher  noch  nicht  erzählte 
dinge  anspielen ,  aber  einerseits  wäre  es  doch  für  den  dichter  ein  leich- 
tes gewesen ,  Alexandria  vorher  bei  der  summarischen  Zusammenfassung 
der  taten  Gahmurets  (15,  1  fgg.)  mit  zu  erwähnen;    andrerseits  ergibt 
sich  aus  der  art  der  erwähnung  der  beiden  orte ,  dass  wirklich  ein  und 
derselbe  damit  gemeint  war.     14,  3  fgg.  heisst  es  jswen  bruoder  von 
Babilon^  —  dew  nam  der  baruc  Ntnive  und  106,  11  heisst  Ipomedon 
kOnig  von  Alexandrie;    14,  3  fgg.   wird   Ninive   allein    als   die   stadt 
genant,  um  welche  die  brüder  mit  dem  baruc  kämpfen  und  ebenso  ist 
nacb  18,  11  fgg.    21,  19  fgg.  Alexandria  der  mittelpunkt  des  kampfes; 
nach  14 ,  3  fgg.  endlich  verändert  Gahmuret  vor  Ninive   sein  wappen 
tind  nach  18,  11  hat  der  marschall  der  Belacane  die  lebhafteste  erin- 
Uerung  an  den  tapferen  ritter  mit  dem  anker  vor  Alexandria  bewahrt; 
es  ist  also  an  beiden  stellen  offenbar  von  demselben  factum  die  rede, 
tiur  dass  der  Schauplatz  desselben  in  einer  quelle  Ninive,  in  der  andern 
Alexandria  genant  wurde.    Wie   aber  Ninive  in   die  eine  quelle  kam, 
ist  so  schwer  nicht  zu  erraten,  wenn  wir  bedenken,   dass  der  baruc 
brüder    von  Babylon    bekriegte.     Unter  Babylon   ist   hier   zwar 

XaiTSCHB.   F.  DBÜT8CUB  PmLOLOOIB.     BD.  XUI.  28 


434  BÖTTICHB9 

sicher  die  mittelalterliche  Festung  Babylon  bei  Kairo  (=  Misr)  zu  ver- 
stehen y  wie  sich  überhaupt  in  diesen  kämpfen  des  baruc  wahrscheinlich 
die  kämpfe  der  Abbasiden  gegen  die  Fatimiden  und  gegen  die  Grie- 
chen widerspiegeln,  in  denen  es  sich  mehrfach  um  das  ägyptische  Baby- 
lon, hauptsächlich  aber  um  Alexandria  handelte  (s.  Baumer,  geschichte 
der  Hoheustaufen  II,  220  fgg.  Weil ,  Geschichte  der  Chalifen  II,  594  fgg. 
III,  114  fg.  329)  —  aber  der  name  Babylon  legt  eine  beziehung  auf 
das  Babylon  und  Ninive  der  alten  geschichte  sehr  nahe,  wenn  der 
geschichtliche  Untergrund  nicht  ganz  klar  vorgezeichnet  ist.  Wir  finden 
denn  auch  102,  1  fgg.  als  ahnen  des  Pompejus  Nabchodonosor  (Nebu- 
cadnezar)  und  Ninus,  den  erbauer  von  Ninive,  genant.  Es  scheint 
also,  dass  die  quelle,  welche  diesen  Stammbaum  hatte,  auch  den  baruc 
um  Ninive  (s.  14,  6:  daz  was  al  ir  vordem  e)  statt  um  Alexandria 
kämpfen  liess.  Lässt  man  dies  aber  gelten,  so  muss  man  verschiedoe 
quellen  für  diese  partie  zugeben. 

Auf  die  annähme  mehrerer  quellen,  welche  Wolfram  oder  sein 
gewährsmann  vereinigte,  fähren  auch  einige  merkwürdigkeiten  in  dem 
kämpfe  vor  Patelamunt.  Als  der  burggraf,  Gahmurets  wirt,  seinen 
gast  über  den  stand  der  fehde  aufklärt ,  erzählt  er  ihm  auch  31,  20  fgg., 
dass  sie  (die  belagerten)  dem  Gaschier  einen  grafen,  den  schwester- 
sohn  Kaylets  (d.  i.  Eillirjacac)  weggefangen  hätten.  Gahmoret,  der 
seine  verwantschaft  mit  Eaylet  und  Eillirjacac  sehr  wol  kent,  wie  ans 
39,  11  fgg.  46,  9  fgg.  46,  28.  29.  47,  4  fgg.  hervorgeht,  verliert  gleich- 
wol  bei  dieser  erzählung  kein  wort  über  seine  beziehungen  zu  den 
beiden  (vgl.  25,  17).  Erst  nach  dem  kämpfe  und  nachdem  er  könig 
geworden  ist,  lässt  er  sich  beide  vorführen  (46,  9  fgg.  usw.),  and  das 
verwantschaftliche  gefühl,  welches  er  hier  äussert  (vgl.  46,  12  ineh&ns 
von  sippe  decheinen  rät,  ine  müez  in  (KiUirjaccic)  ledec  machen^ 
48,  12  wan  ir  {Kaylet)  sU  miner  muomen  kint)  entspricht  dem  39, 
11  fgg.  geschilderten  verhalten  Eaylet  gegenüber,  denn  dort  weicht  er 
ihm  aus,  um  nicht  mit  dem  verwanten  kämpfen  zu  müssen.  Wenn  er 
nun  also  überall,  wo  er  wirklich  mit  ihnen  zusammen trift,  die  rflck- 
sichten  der  sippe  an  die  spitze  stelt^  so  solte  man  doch  da  erst  recht 
eine  äusserung  verwantschaftlichen  gefuhls  erwarten,  wo  er  zum  ersten 
male  von  ihnen  hört  und  noch  dazu  hört,  dass  sie  seine  feinde  seien, 
und  dass  einer  von  ihnen  in  der  stadt,  in  der  er  sich  befindet,  gefan- 
gen sitze.  Eine  erklärung  dieses  auffallenden  umstandes  kann  wider 
in  der  annähme  mehrerer  quellen  gefunden  werden,  welche  den  kämpf 
um  Patelamunt  vielleicht  unter  verschiednen  gesichtspunkten  erz&hlten; 
die  eine  machte  wahrscheinlich  Fridebi*and  oder  Hiuteger  und  Oasohier 


ÜBBB  QUKLLB  DBS  PARZIYAL  435 

mit  ihren  mannen,    unter  denen  Kaylet  und  Killirjacac  waren,   zum 
mitte  Ipnnkt,  die  andre  Gahmuret. 

Ein  Widerspruch  findet  sich  auch  in  den  den  mohrenffirsten  Raza- 
lic  betreffenden  partien.  Razalic  spielt  vor  Fatelamunt  eine  bedeutende 
rolle;  mit  seiner  besiegung  ist  der  kämpf  beendet  (vgl.  43,  20fgg.); 
willig  unterwirft  er  sich  mit  allen  fursten  von  Äzagouc  dem  Oahmuret 
(51,  27  fgg.).  Damit  ist  aber  seine  bedeutung  für  Gahmurets  geschichte 
yOllig  erschöpft;  er  wird  auch  nicht  wider  erwähnt,  bis  er  plötzlich 
im  tomier  von  Kanvoleiz  (85,  30  —  86,  2)  in  Verbindung  mit  den  vier 
Yon  Oahmuret  gefangenen  forsten  wider  genant  wird.  Kaylet  behaup- 
tet, Gahmuret  habe  den  preis  errungen,  das  bewiesen  seine  gefangenen, 
Brandelidelin,  Lähelin,  Hardiz,  SchaffiUör,  und  nun  fügt  er  hinzu  85,  30 
öwS  RaeaUc  der  Mör^  dem  du  vor  Fatelamunt  tcete  ouch  ßanee  hunt. 
Eine  bezugnahme  auf  Gahmurets  frühere  taten  hat  hier  keinen  rechten 
sinn,  denn  es  handelt  sich  um  den  preis  des  turniers  vor  Kanvoleiz, 
um  Herzeloydens  band;  Kaylet  will  die  im  turnier  gefangenen  als 
beweise  des  sieges  Gahmurets  anführen ;  also  kann  man  die  stelle  kaum 
anders  verstehen  als  so,  dass  Kaylet  den  Bazalic  mit  zu  den  gefange- 
nen rechnet  und  daran  erinnert,  dass  dieser  schon  einmal,  vor  Fatela- 
munt nämlich,  gefangen  war.  Da  er  nun  aber  während  des  ganzen 
tomiers  von  Kanvoleiz  nicht  erwähnt  wird,  so  sind  wir  auch  hier  auf 
eine  zweite  quelle  hingewiesen.  Indessen  gebe  ich  zu ,  dass  die  bezie- 
hung  lediglich  auf  Fatelamunt  in  dieser  stelle  nicht  ausgeschlossen  ist,^ 
wenn  man  lieber  einen  logischen  fehler  annehmen  will  als  einen  wider- 
sprach. 

Notwendig  aber  weisen  auf  zwei  oder  mehrere  quellen  hin  die  oben 
(s.  423  fg.)  gegebenen  ausfuhrungen  über  das  Verhältnis  der  geschichte 
Belacanens  zum  ganzen  sowie  über  das  turnier  von  Kanvoleiz  (s.  425  fg.). 
Jene  hat  ihren  richtigen  platz  nur  in  einer  selbständigen  geschichte 
Gahmurets,  und  die  doppelte  motivierung  der  trennung  Gahmurets  von 
Belacanen  wird  durch  die  annähme  mehrerer  Versionen  dieser  geschichte 
am  ein&chsten  erklärt;  dieses  hat,  wie  wir  gesehen  haben ,  zwei  ganz 
verschiedene,  sich  widersprechende  motive,  die  fehde  zwischen  Kaylet 
mid  Hardiz  und  die  erwerbung  der  band  Herzeloydens;  das  ist  nur 
durch  die  annähme  erklärlich,  dass  Wolfram  zwei  verschiedene  von 
einander  abweichende  darstellungen  —  freilich  in  nicht  sehr  geschick- 
ter weise  —  vereinigte  oder  vereinigt  vorfand. 

1)  San  Marie  hat^  meines  erachtens.  dem  sinne  nach  richtig  übersezt  (1858): 
,,Ha,  80  bat  Bassalig  der  Mohr  Ja  vor  Patelamant  vor  Jahren  Aucb  deine  Über- 
macht erfahren."  J.  Z. 

28* 


436  BÖTTICHEB 

Von  besonderer  Wichtigkeit  ist  endlich  die  oben  schon  mehrfach 
berührte  geschichte  des  Galoes,  Gahmurets  bruders  (91,  16  fgg.)  Oben 
haben  wir  gezeigt,  dass  in  der  quelle  diese  geschichte  wahrscheinlich 
ausführlich  erzählt  war.  Hier  müssen  wir  den  Widerspruch  hervor- 
heben, der  in  dem  namen  der  königin,  um  welche  Galoes  das  leben 
verliert,  in  den  stellen  91,  16  und  346,  16  vorliegt.  Hier  heisst  sie 
Fdle,  dort  Anndre.  Man  hilft  sich  hier  mit  der  annähme  ^  die  leztere 
sei  eine  andere  gewesen,  als  die  erstere,  das  aber  ist  ganz  unmöglich, 
denn  Galoes  kann  doch  nur  um  einer  frau  willen  gestorben  sein ,  und 
andrerseits  kann  es  auch  nur  ein  und  dieselbe  frau  sein,  welche  nach 
dem  tode  des  geliebten  Galoes  selbst  aus  gram  gestorben  ist.  Beides 
aber  wird  übereinstimmend  von  F51e  sowol  als  von  Annöre  berichtet 
(vgl.  91,  16  dwi  küngtn  Föle^  durch  dine  minne  gap  den  Up  Galoes 
zu  81 ,  3  diu  kom  och  sit  nach  im  in  not,  si  lag  an  klagenden  tri- 
wen  tot  und  346,  15  ir  sit  mir  liep  ,  .  .  als  Annoren  Galoes,  diu  sU 
den  tot  durch  in  erkos,  do  sin  von  einer  tjost  verlos).  Auch  der  andere 
ausweg,  den  San  Marte,  Simrock,  Bartsch  annehmen,  dass  91,  16 
das  wort  ßle  nicht  n.  pr.  sondern  ein  aus  dem  französischen  entlehn- 
tes adject.  =  töricht  sei,  ist  zu  verwerfen,  denn  erstens  hat  diese 
entlehnung  kein  analogon  und  zweitens  würde  dieses  epitheton  hier  gar 
keinen  sinn  haben.  Zur  erklärung  der  stelle  sei  hier  noch  hinzugef&gt, 
dass  in  91,  23  —  26  (küngin  vonAverre,  swteliUzel  ez  dir  werre,  den 
mag  ich  doch  durch  dich  verlor)  ez  natürlich  nicht  auf  das  vorher- 
gegangene Site  (v.  21)  zu  beziehen  ist,  wie  Bartsch  meint,  sondern  auf 
den  in  v.  26  ausgesprochenen  schmerz  Gahmurets  um  seinen  brader. 
Fdle  macht  sich  wenig  aus  dem  schmerze  Gahmurets,  da  sie  selber 
genug  zu  tragen  hat,  wenn  nicht  vielleicht  darin  schon  eine  anspie- 
lung  auf  ihren  tod  liegt,  wo  sie  überhaupt  nichts  mehr  zu  leiden 
hat.  Ich  glaube,  eine  doppelte  Überlieferung  ist  hier  unbedingt  anzu- 
erkennen.   [Vgl.  noch  die  scone  Ampholie.   Maerlant,  Alex.  8,  117.    Z.] 

Nach  diesen  betrachtungen  dürfte  sich  nun  unser  schluss  ohne 
Schwierigkeit  ergeben.  Es  hat  offenbar  eine  anzahl  von  werken  gege- 
ben, welche  die  verherlichung  der  Anjous  zum  zwecke  hatten,  unter 
diesen  nahmen  —  abgesehen  vom  Parzival  selbst  —  die  erzählongen 
von  Gahmuret,  dem  vater  Parzivals,  eine  hervorragende  stelle  ein; 
diese  enthielten  seine  Jugenderlebnisse  am  französischen  hofe,  schilder- 
ten sein  augenscheinlich  höchst  poetisches  Verhältnis  zur  Anflise,  der 
späteren  königin  von  Frankreich ,  erzählten  dann  seine  rückkehr  in  das 
väterliche  haus,  und  begleiteten  ihn  auf  seinen  abenteuern,  bis  er  im 
dienste  des  baruc  fiel.  In  einzelnheiten  (s.  o.  s.  425  und  432  fg)  wichen 
sie  von  einander  ab.     Ausserdem  scheint  es  besondere  erzähhmgen  von 


ÜBER  QUELLS  DBS  FABZIYAL  437 

Galoes,  Eaylet  und  Eillirjacac  gegeben  zu  haben,  die  indessen  auch 
zum  teil  in  jene  haupterzählung  von  Gahmuret  mit  verflochten  gewesen 
sein  können.  Da  war  mehrfach  erzählt,  wie  Galoes  um  minne  warb 
und  wie  er  schliesslich  vor  Munthori  (Montori  in  Navarra  =  Averre)^ 
im  dienste  der  geliebten  fiel;  ein  anderes  gedieht  berichtete,  wie  Kay- 
let  mid  Eillirjacac  mit  Oaschier  im  dienste  Schiltuncs  und  Fridebrands 
gegen  die  mohrenkönigin  zogen  und  dort  mit  Gahmuret  zusammentra- 
fen; am  dritten  oii;e  vielleicht  las  man,  wie  Kaylet  den  Gascogner- 
kOnig  Hardiz  durch  ver Schmähung  seiner  Schwester  beleidigte ,  wie  diese 
zwar  den  Brabanterfarsten  Lambekin  gewann,  dennoch  aber  die  Ursache 
einer  erbitterten  fehde  wurde,  welche  schliesslich  vor  Kanvoleiz  durch 
das  eingreifen  Gahmurets  beendigt  wurde.  Es  ist  sehr  wol  begreiflich, 
dass  Heinrich  n  Plantagenet  mehr  als  einen  dichter  zur  verherlichung 
seines  geschlecbtes  begeisterte,  wenn  es  auch  immerhin  schwer  zu 
erklären  ist,  dass  gerade  diese  dichtungen  augenscheinlich  sämtlich 
untergegangen  sind. 

Eehren  wir  nun  zu  dem  oben  berührten  punkte  zurück,  so  müs- 
sen wir  die  frage  so  stellen:  hat  Wolfram  diese  verschiedenen  quellen 
erst  selbst  vereinigt,  oder  hatte  das  schon  sein  gewährsmann  Kyot 
getan?  Diese  frage  wird,  so  lange  nicht  die  eine  oder  die  andere 
jener  quellen  oder  Kyot  selbst  widergefunden  ist,  immer  subjectiv 
beantwortet  werden,  denn  der  hypothese  ist  hier  ein  weiter  Spielraum 
gelassen.  Gestüzt  auf  den  oben  erwähnten  umstand,  dass  Kyot  in 
diesen  beiden  büchern  nicht  genant  wird,  und  mit  rücksicht  darauf, 
dass  Wolfram  den  Kyot  ganz  mechanisch  und  gedankenlos  übersezt 
haben  müste,  wenn  er  die  Vorgeschichte  bei  ihm  schon  so,  wie  er  sie 
uns  gibt,  vorfand y  könte  man  vermuten,  dass  Kyot  die  Vorgeschichte 
gar  nicht  hatte,  sondern  dass  Wolfram  die  verschiedenen  erzählungen, 
die  über  Parzivals  geschlecht  vorhanden  waren,  zu  einer  einleitung  in 
die  geschichte  Parzivals  verarbeitete.  Bei  dieser  annähme  erklären 
sich  die  oben  erwähnten  anspielungen  auf  ausführlichere  darstellungen 
sehr  gut,  und  die  erwähnten  Widersprüche  lassen  sich  von  dem,  der 
noch  glaubt,  dass  Wolfram  weder  lesen  noch  schreiben  konte,  mithin 
lediglich  auf  sein  gedächtniss  angewiesen  war ,  allenfals  verstehen.  Man 
könte  sogar  soweit  gehen,  anzunehmen,  dass  Wolfram  die  Widersprüche 
gekant  habe,  sie  aber  aufnahm  und  nur  so  gut  oder  so  schlecht  dies 
möglich  war,  zu  vereinigen  oder  zu  vertuschen  suchte,  weil  sie  eben 
fiberliefert  waren,  (vgl.  oben  s.  425  und  435)  —  allein  der  vorzug,  den 

])  Kann  denn  nicht  Montoire  (Montaoreum)  im  dep.  Loir-et-Cher  (im  Ven- 
ddmois)  gemeint  sein?  J.  Z, 


438  BÖTTICHSB 

er  nach  seiner  eignen  äusserung  (827,  1)  dem  Kyot  vor  dem  Chrestiens 
gegeben  hat,  beweist,  dass  er  seinen  quellen  nicht  ganz  unkritisch 
gegenüberstand. 

Diese  stelle  827,  1  fgg.  spricht  aber  auch  noch  in  andrer  bezie- 
hung  gegen  die  eben  aufgestelte  hypothese.  Wir  haben  oben  gesehen, 
dass  buch  XIV  —  XVI  und  die  beiden  ersten  durch  die  person  des 
Feirefiz  inhaltlich  zusammenhängen;  wir  können  also  mit  gutem  gnmd 
annehmen,  dass  die  quelle,  welche  den  Feirefiz  in  die  geschichte  Par- 
zival^  verflocht,  auch  seine  abstammung  von  Gahmuret  erzählt  hat 
Da  nun  Wolfram  sich  noch  in  seinem  Schlusswort  auf  Kyot  beruft  und 
ausdrücklich  sagt  827,  12  niht  mer  da  von  nu  sprechen  wü  ich  Wolf-- 
jram  von  Eschenbach,  wan  als  dort  der  meister  sprach y  so  können  wir 
uns  dem  Schlüsse  nicht  entziehen ,  dass  Kyots  werk  auch  schon  die  Vor- 
geschichte enthielt,  und  dass  Wolfram  nur  aus  ihm  geschöpft  hat. 

Wir  müssen  demnach  annehmen,  dass  das  werk  Kyots  eine  Ver- 
einigung aller  auf  das  geschlecht  der  Anjous  bezüglichen  gedichte 
war,  sei  es  nun,  dass  diese  schon  hier  zu  einer  zusammenhängenden 
geschichte  verbunden  waren ,  oder  dass  Wolfram  diese  Verarbeitung  erst 
vornahm.  In  beiden  fällen  lassen  sich  die  oben  gezeigten  schwächen 
und  eigentümlichkeiten  der  erzählung  Wolframs  sehr  gut  verstehen: 
die  anspielungen  auf  ausführlicher  erzählte  begebenheiten  haben  in  bei- 
den fällen  ihren  guten  grund ,  die  details  der  geschichte  Belacanens  hat 
dann  Wolfram  um  des  Feirefiz  willen  mit  aufgenommen,  und  die  Wider- 
sprüche erklären  sich  im  ersten  falle  daraus ,  dass  Kyot  sie  nicht  besei- 
tigte, sondern  nur  eine  oberfiächliche  Verbindung  der  verschiedenen 
Überlieferungen  hergestelt  hatte ^  im  lezteren  daraus,  dass  Wolfram  bei 
seinem  mangel  an  litterarischer  bildung  eine  so  weit  verzweigte  Über- 
lieferung unmöglich  ganz  beherschen  konte. 

Wenn  es  zum  schluss  erlaubt  ist,  auf  grund  dieser  Untersuchung 
ein  subjectives  urteil  auszusprechen,  so  denken  wir  uns  das  verfahren 
Wolframs  seiner  quelle  gegenüber  so:  Er  wolte  nur  eine  geschichte 
Parzivals  geben  und  alles  andere,  was  er  in  ihr  noch  über  die  Anjous 
fand,  als  einleitung  dazu  benutzen.  Dabei  kam  es  ihm  darauf  an, 
möglichst  alles  tatsächliche  zu  erwähnen,  doch  so,  dass  es  den  Zusam- 
menhang des  ganzen  nicht  zu  sehr  beeinträchtigte.  Deshalb  lässt  er 
gestalten  wie  Anflise,  Galoes,  Fole  in  gesprächen  gleichsam  nur  im 
hintergrunde  vorbeiziehen,  während  er  andere,  die  in  näherer  bezie- 
hung  zu  seinem  beiden  stehen,  ausführlicher  behandeln  zu  müssen 
glaubte,  so  vor  allem  Gahmurets  person;  und  hier  glaubte  er  nicht 
nur  dessen  Verbindung  mit  Herzeloyden  genau  berichten  zu  müssen, 
aus  welcher  Parzival  hervorgieng,    sondern  auch    sein  verh&ltois  zu 


fBBB  QÜUXB   DBS  PABUVAL  439 

Belacanen  des  Feirefiz  wegen ,  der  nach  der  quelle  eine  vorabergehende 
rolle  in  der  geschichte  Parzivals  spielte;  ebenso  muste  er  in  diesem 
zusammenhange  personen^  wie  Eaylet,  Eillirjacac,  Hardiz  eingehender 
behandeln,  denn  sie  waren  mit  der  geschichte  sowol  Belacanens  als 
Heneloydens  verbunden.  Dieses  verfahren  würde  mit  dem  auch  sonst 
beobachteten  Verhältnis  der  mhd.  dichter  zu  ihren  quellen  im  ganzen 
fibereinstimmen:  es  kam  ihnen  darauf  an,  nichts  tatsächliches  zu  über- 
gehen. Beherschte  aber  dieser  grundsatz  die  zeit,  so  sind  die  mängel 
der  eomposition,  die  wir  zunächst  in  den  beiden  ersten  büchern  des 
Parsival  nachgewiesen  haben,  nicht  Wolfram  zur  last  zu  legen,  son- 
dern durch  seine  quelle,  aber  auch  nur  durch  sie,  zu  entschuldigen. 
Wolframs  Originalität  wird  dadurch  nicht  beeinträchtigt;  nur  diejenigen 
erweisen  ihm  einen  schlechten  dienst,  welche  ihn  siulosigkeiten  und 
Widersprüche  erfinden  lassen.^ 

BEBLIN,   26.  APBIL   1881.  G.   BÖTTICUER. 


ZUR  DEUTSCHEN  LEXIKOGRAPHIE. 

(SchlosB.) 

nachlengs  (=  ausführlich). 

(Eaiserl.  Bäthe)  welchen  sie  ordentlich  und  nachlengs  erzehlen 

theten,  wie  usw.  4,  16. 

nachsetzen. 

Dieweil  bey  diesem  unserm  Obersten  kein  respect  der  Person  war, 

sondern  wolt  in  allen  dingen  seinen  stoltzen  und  eignen  sinnigen  Köpft' 

1)  Wolfram  selbst  sagt,  dass  er  zwei  quollen  zur  verftiguug  gehabt  babo; 
es  waren  die  beiden  neuesten  bearbeituogen  der  in  Frankreich  seit  Jahrhunderten 
bekanten  Parzivaldichtung ,  welche  der  landgraf  Hermann  wahrscheinlich  als  litto- 
rariflcbe  novitäten,  wie  wir  heute  etwa  sagen  würden,  erhalten  hatte.  Wolframs 
grosses  verdienst  ist,  dass  er  den  liebling  der  damaligen  höfischen  kreise,  den 
Crestiens  Ton  Troies,  verworfen  hat,  und  dem  Guiot  gefolgt  ist,  von  dessen  in  der 
franxösischen  fassung  spurlos  verschwundenem  werke  wir  ohne  ihn  schwerlich  irgend 
eine  künde  haben  würden.  Guiots  werk  aber  hat  er  in  freier  bearbeitung,  ohne 
wesentliche  änderungen,  verdeutscht,  ähnlich  verfahrend  wie  Hartmano  von  Aue 
und  andere  Zeitgenossen,  nur  geistreicher  und  tieferen  sinnos.  Die  frage  muss 
demnach  lauten:  Welche  Zusätze  hat  Guiot  zu  der  alten  dichtung  hinzugefügt, 
welche  änderungen  hat  er  sich  erlaubt,  und  warum?  Und  diese  frage  iässt  sich 
auch  ausreichend  beantworten,  sobald  man  den  zweck  von  Guiots  dichtung  erkant 
hat.  Dann  ergibt  sich  aber  auch  von  selbst,  dass  keinerlei  nötigang  vorhanden 
ist,  für  Wolfram  noch  die  benutzung  anderer  quellen,  neben  Guiots  werke,  zu  ver- 
muten oder  zu  suchen;  und  zugleich  ergibt  sich,  dass  Guiot  ein  sehr  gelehrter  und 
recht  Yerttändiger  mann  gewesen  sein  muss.  J.  Z. 


440  LÜBBEN 

nachsetzen,   darauff  beschlösse  die  ganze  communitet,  sie  wolte  diesen 
ihren  Obersten  gefeucklich  annemen.   4,  61. 

Niedernacht. 

Es  seynd  aber  nicht  allein  diese  Schiff  anno  1599  gegen  Nordt 

oder  Niedernacht  aussgeschickt  den  Weg  daselbst  nach  den  Ost- Indien 

zu  suchen,    sondern   usw.    Welche  Fahrt  besser  als  die  ander  gegen 

Nordt  oder  Niedernacht  angangen  usw.  9,  8.  (beidemal  druckfehler  ßr 

mitternacht?) 

Nu  der  (=  Natter). 

Hie  funden  wir  anders  nichts,  dann  Kürssenwerks  von  den  Nüdem 

oder  Odern,  wie  mans  nent.   4,  9. 

Pärsig. 
Die  Hayen  .  .  haben  allezeit  ein  Hauffen  kleine  Fischlein  bey  sich 
. .  seyn  fast  wie  die  Pärsigen.    7,  140. 

Pleinischen. 

Der  König  gab  ihnen  eine  silberne  Krön,  item  ein  Pleinischen 
von  Gold,  die  ist  lang  gewesen  anderhalb  Span  und  eine  halbe  Span 
breit,  auch  ein  Brusselet,  das  ist  ein  halber  Harnisch.  4,  52;  dieser 
gab  unserm  Hauptmann  4  Pleinisch  von  Gold  und  4  Ring  von  Silber, 
aber  die  Pleinischen  tragen  die  Indianer  für  ein  Zierd  an  der  Stirn, 
wie  hier  zu  Lande  die  grossen  Herren  güldene  Ketten  am  Halss  tra- 
gen.   4,  55. 

preiss. 

Was  in  den  Caraquen  (Kracken)  befunden,  ist  preiss  gewest.  9,  45. 

Plunter,  Plunderwerk  (=  Gepäck). 
Der  Hauptmann  begerte  an  den  König,  er  solle  uns  von  seinem 
Volcke  etliche  Mann  zugeben,  damit  dieselben  unsern  Plunter  tmgeo. 
4,  53;  darauf  gab  er  unserm  Hauptmann  für  sein  Person  20  Mann, 
die  ihme  das  Plunderwerck  und  seine  Speiss  musten  tragen.  4,  54; 
derhalben  ich  mich  in  derselben  Nacht  rüstete,  und  mein  Plunderwerk 
als  Wein,  Brod  und  dergleichen  Hesse  ins  Schiff  tragen.  4,  100. 

P räume  (=  Pflaume). 

Sie  (in  Guinea)  haben  dreyerley  Art  Bäume  daselbst,  nemlich 
eine  Art  von  Palmitas  Bäumen  .  .  die  bringen  ein  Hauffen  Frucht,  so 
gross  als  bey  uns  die  Praumen.    7,  40. 

Rantzung  (=  Ranzionierung). 

. .  namen  daselbst  den  König  gefangen,  der  zu  seiner  Rantzung 
oder  Lösung  geben  muste  ein  Kühe  und  ein  feistes  Kalb.    2,  16. 


ZUB  DEUTSCHEN  LEXIKOGBAPBIS.   II  441 

Bade  (=  Bhede). 

Sie  haben  das  (genommene)  Schiff  auff  die  Bade  oder  Anfahrt 
von  Mosambiqae  bracht.  9,  18. 

Bennschiff. 
Brigantin^  das  ist  Bennschiff,  die  man  rudern  muss.  4,  11. 

Bied. 

Bhor  oder  Bhiet.  2,  104;  Zucker -riedt.  6,  36;  im  Land  hinein 
wohnen  wilde  Leut ,  so  2  Engländer  mit  ihren  dfinnen  Bitpfeilen  besche- 
digt  haben.  6,  23. 

Bummer  (=  Bömer,  Wein -glas). 

Die  Nebel,  so  in  disen  Ländern  fallen,  bringen  allwegen  grosse 
Tropffen  mit  sich,  die  wol  einen  halben  Bummer  mit  Wasser  fal- 
len.  3,  27. 

Sagge  (=  Sago). 

(Korn  haben  sie)  aus  einem  Baume,  den  sie  abhawen  und  spal- 
ten ^  wenn  er  dann  gespalten  ist,  nemen  sie  einen  Hammer  und  klopf- 
fen  damit  auff  dieses  Holtz,  welches  ihnen  dann  gibt  ein  fein  Mehl, 
welches  sie  auff  ihre  Sprache  (der  Insel  Ternate)  Sagge  nennen.  2,  99. 

Sandel. 

. .  brachten  uns  Fleisch  von  Hirschen ,  Gänsen  ^  Hünern ,  Schaf- 
fen, Straussen,  Sandel,  Eöniglein  und  ander  Wiltbredt  und  Geflügel 
mehr.   4,  88. 

Seemönch. 

Die  Braunfische  seyn  zweyerley  Gattung.  Etliche  haben  ein  breyt 
Maul  wie  die  Lamiae,  so  die  Niderländer  Potshoofden  nennen,  und, 
weil  sie  anzusehen,  als  betten  sie  Münchskutten  an,  so  werden  sie 
auch  See-Münche  genannt.   7,  141. 

Segel  (als  masc). 
Wir  haben  den  fordern  kleinen  Segel  auffgespannet.  3,  99  u.  ö. 

Speenadel. 

Sie  mischen  Messing  unter  das  Golt  in  ihr  Geldt,  solches  Geldt 
ist  gleich  den  grossen  Speenadelknöpfen ,  yierecket  gemacht  usw.  7, 183. 

Spinneweb. 

(In  der  eroberten  Portugiesischen  Kracke  waren  XVH.)  Viel  sey- 
den  Spinneweb;  rauh  und  auch  gefärbt.  8,  16. 


4^  LÜBBBN 

Stock-,  Steckade. 

Ihre  Stat  ist  mit  2  StOckaden  oder  Brustwehren  von  Holtz 
gemacht,  und  ist  jeder  Stock  oder  Holtz  so  dick  als  ein  Mann,  nnd 
ist  die  eine  Stöckade  von  der  andern  12  Schrit.  4,  24;  er  hatte  seinen 
Flecken  sehr  starck  mit  Steckaden,  das  ist  ein  Zaun  von  Holtz,  ver- 
wahrt.  4,  44. 

St  orger  (landfahrer,  qoacksalber). 

Dieselben  (Negelein)  tauschten  wir  mehrenteils  umb  kleine  Fl&sch- 
lein,  Glässlein,  wie  die  Storger  brauchen.  2,  97.  (Vgl.  Schmeller- 
Fronunann  2,  781. 

Tollok  (mnd.  tolk). 

Den  29  Aug.  schickt  der  Oubernator  einen  von  unsem  Adelsper- 
sonen, ein  Tolloc  (ein  javanischer  Dolmetscher)  zu  unsem  Schiffen.  1, 36. 

Tulbant  (=  Turban). 

Er  war  auf  türkisch  angelegt,  mit  ein  Tulbant  oder  grossen 
Bund.   1,  22. 

Tutte. 

Ihr  millie  (eine  Getreideart)  hat  länglechtige  Ähern  wie  die  Tai- 
ten.  7,  123. 

Oberdrang. 

Es  soll  auch  der  weitberühmte  Franziscus  Draco  . .  diesen  armen 
Leuten  (auf  Nova  Sembla)  viel  Überdrangs  angethan  haben.  3,  25. 

Unfriede. 

Als  nun  der  Aluaro  Nuguez  nach  Hispanien  geschickt  war,  wur- 
den wir  Christen  selbst  mit  einander  zu  Unfrieden,  dass  keiner  dem 
andern  etwas  guts  gönnete.  4^  62. 

ungehalten. 

. .  und  mag  einer  dem  andern  in  seine  Kode  nicht  fallen , .  darf 
auch  nicht  eher  antworten,  biss  der  ander  aussgeredt  hat.  Welches 
dann  ein  Stück  ist  einer  grossen  Bescheidenheit  und  Klugheit,  ob  sie 
schon  sonst  wilde  und  in  vielen  Sachen  gar  ungehaltene  oder  unbeschei- 
dene Leute  seyn.    7,  108. 

ungläubig. 

Die  Insul  Nova  Zembla  ist  gantz  untemperirt  wegen  der  ungläu- 
bigen Meng  Schnee.  3^  23. 


£UB  DSÜTSCHHV  LEXIKOOBAFHIB.  n  44d 

untersessig  (mnd.  undersate). 

weil  sie  einem  Spanier  unterthänig  und  untersessig  waren  ^  dörff- 
ten  wir  ihnen  nichts  thun.   4,  86. 

Unziffer. 
Batzen  oder  Meuss,  Schlangen  noch  ander  unziffer.   4,  60. 

verfahren. 

Caspar  Cortervalis  (ein  Seefahrer)  ist  anno  1501  bej  dem  Cap 
Malyas  Todes  verfahren.  3,  Yorr. 

verhenseln. 

Den  12.  diss  (Novbr.  1600)  sahen  sie  (die  Holländer  auf  ihrer 
Fahrt  nach  Guinea)  die  Berlingas  vor  lisbona,  taufften  allda  und  ver- 
henselten  ihre  Leut,  so  nicht  mehr  da  gewesen  waren.  7,  2. 

verbergen. 

Diese  arme  verborgte  Leuth  von  Amboyna,  da  sie  der  Oestalt  von 
ihren  Feinden  bedrangt  worden,  schicken  etliche  zum  Admiral  Wolf- 
fart   8,  34. 

Verlag  (=  Auslegung  des  Geldes,  Kosten). 

Der  wolerfahme  Stewrmann  Sebastianus  Gabatto  hat  mit  Verlag 
dess  Königs  Henrici  septimi  in  Engelland  anno  1496  erstlich  sich 
unterfimgen  einen  Weg  gegen  Mittemacht  zu  finden.   3,  Vorr. 

verleugnen. 

Es  war  bey  dem  König  ein  verläugneter  (=  Benegat)  Portugale- 
ser,  so  ihren  Glauben  angenonunen  hat,  in  grosser  Gnad.   2,  109. 

verrichten 
s.  aufnehmen. 

verrücken. 

Denmach  als  sie  sich  (zu  Bantam)  mit  Beiss  und  Wasser  wol 
versehen  hatten,  seyn  sie  in  Sumatra  verrückt,  daselbst  sich  mit  bes- 
serem Wasser  zu  versorgen.  2,  20. 

verschaffen. 

Darauff  verschuff  der  Hauptmann  dem  Bichter  und  Profossen, 
man  solte  sie  peinigen  ^  damit  sie  die  Warheit  bekenden.  Da  wurden 
sie  dermassen  gefoldert,  dass.  4,  33. 


444  LÜBBBN,   ZUB  DEUTSCHEN  LBXIKOGRAPHIB.  n 

verstechen. 

.  .  sind  bemüht  gewest,  alle  unsere  Eauffmanschaft  nnd  Wah- 
ren ans  Land  zu  bringen,  dieselben  zu  verstechen  oder  zu  yertauscheo 
an  Muscatnüsse.  2,  66 ;  und  ward  dasmal  vertauschet  oder  verstechen 
auff  die  200  Baer  (ein  Baer  =  500  Pf.)  Negelein.  2,  98. 

verthunisch. 

Sie  (die  Neger  in  Guinea)  seyn  auch  gar  verthunisch  und  kön- 
nen nichts  sparen.  7,  30. 

verwegen. 

und  würden  wider  unsern  Willen  ins  Meer  gefuhret,  da  wir 
dann  wol  in  tausenterley  Gefahr  waren  und  uns  alle  dess  Lebens  ver- 
wegen hatten.   3,  99. 

Vogelkewe. 

Sie  (die  Paroquiten)  seyn  gar  verti*äglich  mit  einander,  wenn 
man  ein  Männlein  und  Weiblein  zusammen  in  ein  Vogelkewe  setzt 
7,  149. 

Wallrusch  (=  Wallross). 

Alda  finden  sie  viel  Walruschen,  ist  eine  Art  von  Meerfischen 
oder  Meerwunder.  3,  4  u.  ö. 

Weidspiel. 

Wir  sahen  daselbst  ein  seltzsam  frembdt  Weidspiel,  denn  etliche 
Indianer  hatten  ein  Walfisch  ersehen  und  fuhren  dahin  denselben  zu 
fangen.  2,  17. 

Wolleben. 

Man  trommelt  oder  spielet  darauff  (auf  den  vorher  beschriebenen 
Trommeln),  wenn  der  König  ein  Fest  oder  Wolleben  hält   7,  102. 

Zille. 

fuhren  sie  uns  zu  auff  Ganoas  oder  Zillen.  4,  14;  die  Zillen,  so 
sie  brauchen,  werden  gemacht  auss  einem  Baum,  welcher  in  die 
80  Schuch  lang  ist.  Das. 

zippelich. 

In  Abschlagung  ihres  Wassers  haben  sie  (die  Neger  au  der  Gold- 
küste) fast  eine  Weiss  wie  die  Schweine,  dass  sie  es  immerdar  abbre- 
chen oder  zippelich  thun.   7,  29. 

OLDENBURG.  A.    LÜBBEN. 


445 


AUS   SANGT  GALLER  HANDSCHRIFTEN. 

m. 

(Schloss.) 

21.  (hi.  Sang.  878,  394  $s.  8^  (vgl  Hott.  I,  Facs.  Muttenhoff- 
Sckerer  no.  V.  s.  12  und  283  lAttg.  s.  125)  enthält  auf  den  vier  lesften 
geilen  van  8.  321  das  Abecedariom  Nordmannicam.  Trotsf  Dietrichs 
bemerkung  {Z.  f.  d.  A.  XIV,  s.  119)  habe  ich  nach  einmal  die  hand- 
sdhrifl  vorgenommen  und  y  wie  ich  glaube  y  nicht  gang  ahne  erfalg.  Hat- 
temers  facsimüe  ist  nicht  besonders  gut.  Ich  habe  nur  gegeben,  was 
mir  sicher  schien;  die  Ober  f  stehende y  und  die  vier  unter  feu  forman, 
sowie  die  eine  unter  pl  befindliche  rune  habe  ich  weggelassen.  Ich  habe 
die  handschrift  mehrmals ,  in  verschiednen  jähren  und  bei  verschieden- 
ster bdeuchtung,  vor  mir  gehabt  und  bin  zu  folgendem  ergebnisse 
gelangt: 

ABECEDASroM  NORD  WlllllllllllllllllllUll 

Y  fon  forman|  pl  ^^  after  |  ^  thuris  thritteni  |^  os  ist  bimO|  \^  rat  en  dV//// 

stabu  oboro    osnuritan 

+  1^ 

Y  cbaon  thanne    ^  hagal    i    naut  hab&|    |  is    t   &!*    H   endi   sol 

cliuot        N  A 

T  |||V/////////  ^  trica    ^   endi  manj   ^  lagu  theleohtOj  J^  yr  albihabe 

%id////// 

Auf  e.l  ist  der  rest  des  zweiten  Wortes  durch  reagenzien  unleser- 
lich geworden.  Z.  2  ist  das  i  in  himo  mehr  einem  grossen  c  ähnlich, 
und  ohne  vorgefasste  meinung  kann  man  es  eigentlich  nur  als  solches 
lesen.  Das  e  nach  rat  ist  ganz  sicher  {es  ist  gerade  so  wie  in  thrit- 
ten),  wol  auch  n;  dagegen  ist  die  form  des  d  auffällig,  welches  sonst 
in  dem  stücke  immer  d  geschrieben  ist.  Doch  dürfte  hier  der  ctgs. 
Schreiber  der  anlass  sein.  Der  buchstabe  nach  d  ist  unsicher,  zweifel- 
los dagegen  osnuritan.  In  z.  3  erscheint  nach  nant  noch  spur  eines 
buchstaben,  wie  eines  i.  In  z,  4  kann  ich  nach  f  nur  spuren  dreier 
bud^staben,  darnach  eine  stelle  verdorbner  schrifl,  erkennen.  Die  nach 
brica  Obergeschriebene  rune  zeigt  sich  jezt  nur  in  der  angegebenen 
form.  Van  dem  untergeschriebnen  ist  nur  nach  nid  lesbar.  Spuren 
eines  i  nach  bihabe  kante  ich  nicht  erkennen. 

22.  Cod.  Sang.  623.  2^.  Abschreibervers  (vgl.  Hattemer  I  Facs. 
MüUehho/f' Scherer  no.  XF»»  s.  25  und  315.  LiUg.  s.  140)  steht  auf 
s.  209  unten.  Der  codex  hat  212  Seiten,  von  denen  die  drei  Uzten  leer 
sind.     Der  text  des  verses  steht  so  in  der  handschrift: 

CHUMO.kiscrEIB.   filo    CHUMOB  kiPEIT. 


446  PIFBB 

Hatiemers  facsimüe  ist  wider  nicht  ganz  genau,  "besonders  ist  aber  die 
eitterei  stark  übertrieben.  Allerdings  sind  die  buchstaben  ja  unsicher 
und  ungeschickt  y  doch  nichts  weiter.  Älterschwäche  des  Schreibers  bewei- 
sen sie  nicht  Da  nun  die  handschrift  sich  im  ganzen  codex  mdd 
widerfindet,  so  kann  sich  ihr  inhaU  natürlich  nicht,  wenn  die  beiden 
präterita  die  erste  person  sein  sollen,  auf  die  Schwierigkeit  des  Schrei- 
bens dieses  codex  beziehen,  sondern  nur  auf  die  Schwierigkeit,  welche 
dem  Schreiber  dieses  verses  das  schreiben  überhaupt  machte,  und  das 
ist  bei  der  Ungeschicklichkeit  der  schrift  nicht  unmöglich.  Es  könten 
die  beiden  präterita  ja  auch  dritte  personen  sein,  doch  verkenne  idk 
nicht,  dass  dieser  annähme  manche  Schwierigkeit  im  wege  steht,  da$s 
sie  namentlich  etwas  gezwungen  erscheint.  So  bleibt  wol  nichts  xibrig, 
als  den  vers  als  federübung  eines  ungeschickten  Schreibers  zu  betradh 
ten,  der  sich  über  sich  selbst  lustig  macht. 

23.  Cod.  Sang.  111.  4^.  Sprichwörter  {Hau.  I,  410''  Dkm,* 
XXrUy  1  s.  45  und  351.  Littg,  s.  107).  Die  sprnehe  stehn  aufz.  9, 
10  und  19  der  s.  352 : 

ma 

soiz  regenot  so  nazscent  te  boü 
soiz  uuath  so  uuagont  te  bSmma 

h 

sodiz  repochchili  fliet  so  plecchft  imo  ter  ars 

24.  Cod.  Sang.  882  {vgl  Ifatt.  I,  423\  Littg.  s.  54  no^iSSy 
Der  codex  enthält  Donatus,  HonoratuSj  Eutychius,  Diomedes,  Isid&r 

i  i  nchiwo 

(vgl.  Scherrer,  Catal.  s.  310).    S.  65  rates  s  f  e  flöz     &  68  screo 

.i.  lim 

S,  77  obex    S,  106  links  am  rande  lauo.  i.  f  umecto.  i.  nezzo. 

25.  In  Cod,  Sang.  862  (4^.  368  s.)  habe  ich  ausser  den  zm 
bei  Hatt.  ly  423*  angeführten  glossen  keine  entdecken  können  (vgl. 
Littg.  s.  58  no.  363). 

26.  Cod.  Sang.  184  fol,  {Hatt,  I,  292.  308.  Littg.  s,  65  no.  418) 
266  Seiten,    S,  255  mit  grauer  dinte  in  zwei  spalten : 


Sp.  1.  Annona.  fruanta. 

Spelta.  dinchil. 

Sigilum.  rocco. 

Auena.  habaro. 
5  Far.  amar. 

Panicium.  fenih. 
Sp.  2.    Sella.  satul. 

Basterna.  sambuhc. 


Birsa.  hüt. 
5  ülcia.  holuft. 
Sedila.  sidilla. 
Scamnum.  scranna. 
Amus.  angul. 
Incus.  anapoz. 
10  Malleus,  slaga. 
Martellus.  hamar. 


Gapula.  helza.  Forceps,  zanga. 


AUS   8.  eALLSB  HBS.   HI 


447 


15  S:erra.  saga. 
Forcipola.  chluft. 


FoUes.  palgi. 
Lima,  fihala. 

Sp.  2  8. 15  rcaur  «om  o. 

Die  s.  261  enthalt  drei  spalten  in  folgender  anordnung : 


P.1.DE  ARBORIBUS/ 

Abies.  tanna.  picea,  foraha. 

Fagus.  puacha. 

Bobur.  eih.  }  qaercus 
5  Fraxinas.  asc 

Tila  linta.  alnus  erila 

Salix  nuida  l  salaha 

Populus/  albari 

plantanas/  ahorn/ 
10  Corillus  hasul 

Nix  cinus  nuzpoum 

paUnrus  hagan/ 

mala»,  affaltra 

piDUs/  ptnpoam. 
15  tmnus  dorn/ 

tascus/  mistil 

tremula.  aspa 

Carpenus.  haganpuaba 

Sentes.  dorna 
20  ulmus.  elm 

Garasns.  cbriebpoam 

tramarga.  mazultra 

salbuccus.  holantar 

persicus.  fersihpoam 
25  Sauina.  seuina 

amictalum 

pbirns.  pirapoom 

fusarius.  spinnilapoü 
DE  UASIS  LIGNEIS. 
30  Guba  putin.  tunna.  cbuafa 

tdna.  znbar.  Situla.  einbar 

Alueus.  troch.  Alneolus.  tm- 

gili 

cuppas.  chopfa.  nappa.  napf. 

Gatinü.  salz  char.  coclear  lefil 


35  Scittula  sca<!ila.  cribrtl  ritra 
cir  bellü.  sip/  sedatiQ  hasip/ 
corpis.  chörop/  anas.  brslph 
Sp.2.    orreü/  spichari/ 

GranariQ.    chornhas.    Scuria. 

scarin 
MolendinQ.    muli.    clausara. 

pizani/ 
Eminas.  chanalis/  l  iaxta/ 
5      DE  VASIS  PERREIS 
Conca.  labal.  pacinas.  pechi. 
Manilis.    bant  cbar.    padella. 

fanna 
CaldaliQ.  chezzil.  Scoria.  sin- 

_  tarn 

ITE  DE  FERRAMENTIS 
10  Torax.  pranna.  galea.  beim. 
Ocrea.  peinperga.  spata.  saert. 
Semispatia.  sabs.  palteü.  palz. 
CaltellQ.     mazsabs.     Lancea. 

sper. 
Sagitta.  strala. 
15  bilas.  pbil.  pbaretra.  cbocbar. 
graphio.  scinonem.  scinan/ 
Sabala.  alansa.  acas.  nadal. 
Falx.  segansa.  faicicula.  sibila. 
Circinam.  rizza.  calces.  spo- 

ran/ 
20  Dolatoria.  parta.  securis  acbus 
Terebellus.  nabager.    scalprQ. 

scrotisan. 
plana,  scabo/  ascia.  thebsala. 
pala.  scaaala.  Bebillis.  pibala. 
I  RoscinQ.  naoil.  l  salcator. 

I     25  Biduaiü.  gertari.  fosoriü.  houa. 


Sp.  1  z.  21  chriehpoom  aus  a  gemacht     Sp.  2  s.  21  das  lezU  s  gUidU  einem  f. 


448 


PIPBB 


Sarcula.  ietisan.  forcia.  scari. 

Tridens.  mistgabala. 

Fuscinula.  crapho. 

gratigula.  rostisan. 
30  crumacula.  haal.  runcina. 

Lingon  seh  l  cultrO  P"  reita 

uomer.  scar.  andena.  prant 

Yorres  peri.  sues.  suin 

porcelli.  ferihir. 
35  magalis.  paruc. 

Scrofa.  sü. 

allex.  elaho/ 

grellus.  muhheimo/ 
Sp.  3.  DE  OLERIBÜS 

Aleum  /    chlouulouh.    cepe. 

fianza 

Epiom.  ephfi.  lapistinio.  lubi- 

stechal 

coliandrO.  quhillantar.    aneto. 

tuu/ 

5  cerafoIitL  fenaclQ.  fenachal/ 
petrosiUom.  Lactducum. 
menta.  minza.  papauer.  mago 
Saturegia.  qhuenela.  absinthia. 

uuermota 
Sisinbrium.  plantago.   uuega- 

rih. 
10  Lappa.  cardus.  distil.  canniua. 

banof 
aertica.  nezila.  asoloniü.  asc- 

looh 
caulis.  chola.  pisa.  arauuiz. 
Lentis,   linsi.  poineriQ.  poum- 

garto/ 
Bacbones.  exungia  smeroleip. 
15  Spadula.     scultarra.    salsitia. 

uursti. 
Indutiles  scubilinga  aruina 


aiiDona.   fruanta.   spelta.    sagilQ 

rocco. 
auena.  habaro.  fdx.  amar/ 
paniciam.  fenih. 
20  ITEM  DE  CULTUBIS  TRAE 
Terra  salica.  mknsas.  hoba. 
lumales.  iah.  coloni.  puringa. 
Libtini.  laza.  aratrCL  fiaoc 
erpica.  egida.  plaustrü.  aaagan 
25  humeruli.  chiffan.  radil  felga. 
Canti.  speichan.  mediolL  naba. 
Lora,  ioholmun   scala.  leitra 
Jugum.    ioh.   rota.    rad.    corda. 

senoa. 
DE  ANIMALIBUS.    emissarius. 

reinno. 
30  ambulator.  celtari.  sellarias.  sal- 

tnlros. 
equaricia.  staot  equa  meriha. 
erpicarius.  egidari.  poledms.  folo. 
pultrinus.  fuli.  uaccaricia.  suneiga. 
taurus.  far.  subulcus.  saein. 
35  fetellus.  chalp.  ircus.   poch,  ir- 

cellus.  puchili. 
S.  262  sp.  1. 

Sella.  satul.  brstema.  sambuh/ 
Capula.  helza.  birsa.  hat. 
hulcia.  half,  sedile.  sidilla. 
Scaninü.  scrauna. 
5  Amas.  angul.  Incas.  anapoz. 
Malleus,   slaga.    Martellus.  ha- 

mar. 
forceps,  zanga.  feiles,  palgi. 
Lima,  fihala.  serra.  saga 
Forcipala.  claf 
10  DE  MEMBBIS 

Anima.    a  uento  dicta.    enemos 

gf  aents  df 


Sp.  3  z.  2  chlouulouh  ohne  accent ;  nur  ein  strich  darüiber   ah  folge  eintr 
versdireibung.  —    25  chi/fun  aus  p  verbessert.  —    35  honte  au^  puchilo  lauten. 


AUS  8.  OALLBB  HSS.   in 


449 


Caput,  a  capiendo  sensus 
Cesaria.     scara.     corae  nutrite. 

ungiscoran/ 
Facies,   tota  figura.    Sublinguü. 

racho. 
&  vi  ne  utriusq,  manus  extensio 

medios  medicus 

polex.  index,  inpudicus.  anularis. 

auricularis. 
lecor.  lebara.  polmon.  lungun. 
Stomachus.    inago.    Intestina. 

tharama. 

Extalis.  crozmago.  throztbarä 

0  Interior  pars  femoR^  femine  di- 

cunt'. 

Vterü  sole  mulieres  habent. 

Gnrgulion.  diuersa  uoramina  gut- 

turis. 


Inguies.    hegadrosi.    Gingines. 

pilama. 
Gene,  hiufilun/  palatus.  hurua/ 
25  Tempora,    thunuuengi/   mentü. 

chinni 
Lacerta.  musi.  cartilago.   pnist- 

lefiL 
DE  UESTIMENTIS. 
Camisa.  tunica.  rocho.  roch.  zona. 
Bracile.     pruah.     1  femoralia. 

V  tinga 
30  Tribucnas.   thiohpruah.   fasciola. 

uuin 
pedules.     fuaztuah.     calciaria. 

scaaha 
uuanti.  hantscoha/ 
Sagü  lachan  I  sagellü  sine  pannQ 


Z.  12  tKich  capiendo  ist  dicta  ausgestrichen. 

Sp.  2    persum.  uueitinaz.  1  cerulei  coloris.  uuei 
tinero  fania/  palteum.  palz.  fezzil/ 
Sarcile.  feitidi.  camisile  hemidlachan/ 
Cooptoriü.  chubturi.  tapetiü.  Tepid. 
5  Lena,  zussa.  ^tempis.  lauba.  linia.  umbihang. 
Culcita.  fedarbetti.  Capitale.  hobit  folui. 
plumatiQ.  uuangari.  Ceruical  ahslari. 
Linteamina.  lihlahan.  siue  linuuat 
Lectisterniü.  petti  streuui.  stuppa.  auor. 

10        DE  ORNATÜ    ECCLAE/ 

Capsa.  calix.  patena.  turibulü.  rouhhar. 
CandelabrQ.  chercistal.  acerra.  uuirouhfaz. 
pallia.  fellola.  gliza.  fanones  similiter. 
üillolus.  uuillahus.  stragulü.  fehlahan/ 

15  Tapetiü.  luminaria.  casula.  missahahul. 
dalmatica.  simit.  cingula.  zona. 
Humeralis  simil.  Sandalia  ruumscoha 
Mappula  han^ano.  campana.  clocca. 
.  Calix  stouf.  Adoleuit.  creuit. 

20  fratris  uxor.  fratrissa  uocatur. 
Mariti  frater  leuir  dicitur/ 
Sororis  uir  speciale  nomen  non  habet 


HOTflOBB.   F.   DBUT80HB  PHTLOLOOIB.     BD.   XUI. 


29 


450  ppPÄB 

nec  uxoris  frater.  Gener  dictus.  quod  adsciscatur 

ad  augendü  genus.  uitricus  6  qui  uxorem  ab  alio  uiro 

25  ßlium  aut  filiä  haben te  duxit.  &  dictus  uitricus  quasi 
nouitricus  quod  a  matre  sup  ducitur  nouus.  priuignus 
e  qui  &  alio  patre  natus  e.  et  priuignus  dici  putatur 
quasi  priui  genus.  quasi  prius  genitus.  et  uulgo 
ante  natus.  Socer  aut  et  socrus  quod  generum 

30  ul  nurum  sibi  sociauit. 

27.  Cod,  Sang.  216  fol  256  ss.  {Hattemer  I,  283.  416.  LiUg. 
s.  47  no.  147  und  59  zu  no.  378).  Folgende  ergänisungen  und  berich- 
tigungen  von  HaUemers  ausgäbe  sind  zu  beachten: 

S.  61  spildlicho  {aus  1  radiert). 

S.  97  tuket  kimez  cut  uuerko  dient  als  glossierung  zu:  ünde 
scripta  e/  uita  camiü.  sanitas  cordis. 

S.  99  h5bit  als  glosse  über  exert 
hiliNT  (nt  in  ligatur).      * 

S.  104  uui'kebö  echot  (durch  das  Uzte  o  ist  ein  langes  1  gezogen) 
als  glosse  zu  expe"ditur 

S.  110.  cretoso  (nicht  deutlich)  als  glosse  zu  Ita  dütaxat 

hac 

S.  137.  ad  mentein  ist  eine  lateinische  glosse. 

28.  Cod.  Sang.  751.  4\  234  s.  (Hattemer  I,  313.  Littg.  s.  68 
no.472): 

S.  2  steht  fturcilla  (nicht  lurcilla). 

29.  Cod.  Sang.  845,  8^.  240  s.  (Graff,  Diut.  II,  302.  Haue- 
mer  III,  603.  Littg.  s.  54  no.  266).  Glossen  zu  Boethius.  Folgende 
bemerkungen  möchte  ich  nachtragen: 

S.  6.  zg.  lacer^  chbrbgp  (charagon) 

S.  9.  zg.  querimoniam  chlbgflkchfnuuxpft  (chlagelichen  uuuoft  = 
Graff). 

S.  11.  zg.  quQ  cum  altius  extulisset  caput  fxrfnpmfs  (furenomis). 

S.  12.  zg.  elemta  bxphstbbb  (buohstaba). 

S.  15.  zg.  oper^.  studia  stxndxn  (stundun). 

S.  16.  in  der  zeile  Excessit.  x.  b.  frscrfkt  xzuukstb  (erscreit 
uzuuista). 

S.  16.  in  der  zeile  conquesta  causata  est  chlbgftb.  (cJdageta.). 

S.  20.  in  der  zeile  obcecato.  fruuprdfnfmp  (eruuordenemo). 

in  der   zeile    ad   pfection6   pueneras,    ascenderas    gfdkgk 
(gedigi). 

S.  21.  in  der  zeile  applicuit  zxppt  (zupot). 


Am  8.  BAUJOt  HSB.  IH  461 

S.  22  in  der  jseile  choro  uufstbnnprd  (uuesttm  nard). 

S.  27  eg.  inarcem  knufstk.  (inuesti,). 

S.  33  gg.  improbis  xnchxsf chfh  {unchtistichen). 

S.  37  0g.  arguimur,  hoc  est  dicimur  criminamur  pfzkgfkuuxdkn- 
unkr  (pejsigen  tmurdin  uuir). 

S.  41  in  der  eeile  propugfi  pkstbn  (jpistan). 

S.  50  in  der  eeile  Nc  obsc  xxbnfinp  {uuanemo). 

S.  51  in  der  eeile  rkfkt  (rifU).   urat.  maturescat. 

S.  56  in  der  eeile  celebrentur  gfmbrkuufrdbn  (gemariuuerdan). 

S.  60  in  der  eeile  stringere  st'pxflfh  (stroufen). 

S.  65  eg.  floitare  agitari  uufkbpn  (uueibon). 

S.  76  eg.  habes.  s.  roferre  et  faciendam  mihi  graciam.  dxhfb'kst 
mkr  zfdbnchpnnf  (ßt^bist  mir  eedanchonne). 

eg,  descendere  nkDfrstkgfn  (nioerstigen). 

S.  96  eg.  cedit  pkchxmit  (pichumü)  mi  in  ligcUur. 

S.  107  in  der  eeile  area  hpyfstbt  (hovestaf). 

S.  108  in  der  eeile  tum  adueib  loqaendi  quia  illorum  liDgaam 
non  ignores  ex  diuersitate  fpnfdfmpxng&xpnf  hfktf  (fonedemaungeuuone 
heite). 

S.  110  scitairum  (sie;  aus  ursprünglichem  &  istu  gemacht)  frsxp- 
chbn  {ersuochan\ 

S.  117  eg.  somniat  rbtkscopt  {raiiscoot);  s  ist  sicher,  hat  nur  vor 
dem  striche  einen  Meinen  ansäte). 

S.  120  eg.  promptum  est  gbgfnvvbrtk  (gagenuuarti)  auf  rasur. 

S.  175  in  der  eeile  atque  efficient  kktbt  {kitat)  die  glosse  auf 
rasur. 

S.  197  m  der  eeile  nouer  ques.  S  Irans,  v.  suhkn  s^st  (suhint 
stsi)  eos  libido. 

S.  205  in  der  eeile  tacta  infecta  bfgbiptkx  Q>egaloüu)  poUuta. 

za  ta 

S.  211  in  der  eeüe  licenciam  mxpz  (muoe). 

S.  216  in  der  eeUe  th^bn  (thian)  fiorere  (hi  ligiert). 

in  der  eeüe   xrcbxnlkchpr    (urchunlichor).     Das   erste  x 
auf  rasf/^. 

S.  231  in  der  eeile  optata  improboram  chlfkui  (chleini)  argn- 
mentum. 

S.  238  in  der  eeile  in  prouectu  kngkdigknkgfd  gfnbfktf  (ingidi^ 
ginigedigeMieite)  i  von  junger  hand  unten  hineugeseet.^ 

Alle  glossen,  die  bei  HcUtemer  nicht  mü  eg.  (ewischeneeUige 
glosse)  beeeichnet  sind,  stehn  fortlaufend  in  der  eeile. 

Vorstehende  bemerhungen  sollen  daeu  dienen,  einige  punkte  klar 
8U  stdlen,  nicht  aber  eine  neue  coUation  bieten. 

29» 


452 


PIPSB 


30.  Cod.  Sang.  219.  4«.  234  s.  (Hattemer  /,  314.  Littg.  s,  il 
no.l60y.      ^^....^ 

S.  45  recoluit.     Oben  in  der  ecke  der  Seite  steht  Suib 

pisp'^achent 

S.  85  derogant 

rokenzo 

S.  162  quia  feriendis  noluit  peccatoribus  parcere  do  manus  dicta 
est  consecrasse 

31.  Cod.  Sang.  218.  4^  {Hattemer  Z,  284.  Littg.  s.  47  no.  149)'. 
Es  ist  hinzuzufügen: 

noith  lerit 

S.  76.  miüime  torpescant  und  ammonet 

mandere 

S.  77.  ut  amicQ  suscitet  aminonetar. 

32.  Cod.  Sang.  911.  8^.  {Hattemer  I,  324.  MiMenhoff-Sck 
revy  Denhm}  no,  67  s.  164  und  518.  Littg.  s.  87).  Der  Codex  entkai 
zuerst  bis  s.  289  die  durchweg  deutlich  geschriebenen,  sogen,  keronisck^ 
glossen.  S.  290.  291  sind  frei:  S.  292:  Incipit  doctrinae  fides  |  ftclesi 
usw.  Auf  den  beiden  lezten  blättern  des  codex  steht  das  folgeni 
paternoster  und  credo: 


S.  319       +  Pat  NtR 
S.  320  Fat  unseer  thu 

pist  inhimile  auihi 

namun  dinaN. 

quhemerihhi 
5  din  uuerde  uaillo  di^n. 

so  in  himile  sosa  in  erdii. 

prooth  unseer  emez 

hie  kipuns  hiutu.  oblaz 

uns  sculdi  unseero 
10  souuir  obla 

zem  uns  scul 

dikem  enti  ni 

unsih  firleiti  inkho 

runkauz  V///,  zerlosi  un 
15  sih  fona  ubile 
S.321  CREDO  IN  DM  V/////////////, 

Kilaubu  ////////////////// 

in  kot  fat  almah 

ticum  ki 
5  seat  hiniiles 


entierda.  enti  in  Ihn 

Christ  sansinan  aina 

cun  unseran  truhtin. 

der  inphangan  ist  fo 
10  na  auihema  keiste 

kiporan 

fona  mariun 

macadi  euaikem 

kimartrot  in  ki 
15  uualtiu  pila 

tes 

S.  322  incruce  pislacan  tot  enti 
picrapan  ste  hie  in  uaizzi 
in  drttin  take  erstoont 

i 

fon*lot6 

5  stehic  in  hml 

I  1 

sizit  az  ze  suun 
cotes  fateres  almahtikin 
dhana  cholfüc  ist  sonen 
qhuekhe  entitote  ki 
10  laubu  inuuihan 


AUS  S.   OALLKE  HSS.  m 


453 


keist  inuniha 
khirihhun  catholica  uui 
hero  kemeinitha  urlaz 


suiitikerofleiskes  urstodali 
15  In  liip  euui  kan;  aih 


nt  ist  ligiert  in  s.  322  e.  3,  4.  9,  n  in  s.  322  z.  5,  hi  und 
in  s.  322  s.  5.  In  s,  320 ,  7  emez  auf  rasur  für  ein  längeres 
J,  auf  z.  8  stand  im  anfang  vom  alten  Schreiber  zi  hie,  wovon 
beiden  ersten  buchstaben  ausgewischt  sind.  Z,  8  tu.  oblaz  auf 
r  für  ein  kürzeres  wart,  Z.  9  nach  unseero  tilgung  eines  grosse- 
Wortes.  Z.  14  uz  ///////  zer  rasur.  S.  321  z.  1  rasur;  von  PATßk 
Sl(POTENTE)?  Z.  2  auf  rasur:  darnach  ist  noch  terrae  zu  lesen. 
5  pila  stark  verlöscht. 

33.  Cod.  Sang.  19.   gr.  4^    238  s.    {Hattemer  I,  407)   etUhält 
rere  glossen. 

34.  Cod.  Sang.  397.  kl.  4\  148  s.    {Hattemer  J,  555.  III ,  601. 
j.  8.  54  no.  258  und  s.  68  unter  no.  471).    Die  hs.  enthält: 


}6  NOMINA  MENSIUM 

15  NOMINA  UENTORÜM 

SCDM  THODISCAM 

Subsolanus 

Ostroniuuint 

lafi.  uuintar  manoht 

Eurus 

Ostsiindroni 

Feb!  Hornung 

Euroauster 

Sunt  ostroni 

5  Mar.  Lengizinmanoht 

Auster 

Sundroni 

Apr.  ostarmanoth 

20  Au8terafric9. 

sunduuestroni 

Mal.  uunnimanoht 

Africus 

uuestsundroni 

Infi.  Brac  manoht 

Zepphirus 

uuest  troni 

lul.  Heuui  manoht 

Chorus 

üuest  nordroni 

0  Aug.  Aran  manoht 

Circius 

Nort  uuestroni 

Sep.  Uui: tu  manoht 

25  Septentrio 

Nordroni 

Oct.  üuindun  manoht 

Aquilo 

Nort  ostroni 

Noü.  Heriuistmanoht 

Uuulturnus 

Ostnordroni 

Dec.  Heilagmanoht 

1  vor  t  kleine  rasur. 

0  Conducunt  mi&ant 

Locant  farmi&ant 

Sebum  unslit.  Serum,  chaseu 

uazzar. 

Am  rande  stehn  mizzi  und  cramiz  als  glossen  zu  capedo  und  que- 


Gondi  in  genesi  poculum  uel 

scifum 
Prima  prouintia  germania  hab&  I 


ciuitates  Numero  II. 
M&ropolis  ciuitas  agrippina  } 

colonia 


454 


5       Ciaitas  tungris 
S&cunda  prouintia  germania 

habft 
ciaitates  Numero  VI 
M&ropolis  ciuitas  mogontiacos 
Giuitas  argentoracensis.  id 
10        est  stratburg. 

Giuitas  n@n&tis  id  spira 
Giuit  uangionQ  id  uuormatia 
Giuit  uuirzburgensis 
Giuit  constantia 
15  Gastrum  rubilocus 

quod  eihst&i  dicif 
Giuitas  augusta  uinde 


licum  id  est  auuespurch 
Prouintia  baioari 
20        orum  id  6  Noricos 
ripensis  Super 
danSbium  siue  nori 
GUS  mediteranea  ha 
b&  ciuitates  num  VI 
25  M&ropolis  ciuitas  iu 
uauo  id  e  Salzburg 
Giuitas  regino 
Giuitas  patauia 
Giuit  frigisiensis 
30  Giuitas  noua 
Giuitas  sabionensis 


35.  Cod.  Sang.  915 ,  353  8.  4^  enthalt  ebenfalls  s.  241  die  deu*- 
schen  monatsnamen  (vgl.  Dümmler  wfid  Warimann  in  den  S.  OaUer 
Mitteilungen  zur  vaterländischen  Geschichte  XI  [1869]  s.  2  und  anm.  3, 
K.  Weinhold,  Deutsche  Monatsnamen,  Halle  1869,  Scherrer,  Ter' 
geichnis  der  hss,  der  Stiftsbibl.  von  S.  Chülen.  HaUe  1875,  S.  338). 
Die  Überschrift  y  der  anfangsbuchstabe  jedes  lateinischen  und  jedes  dentr 
sehen  namens,  ebenso  die  senkrechten  linien,  welche  die  vier  cciumnm 
scheiden,  sind  rot.    Das  stück  lautet: 

ms  AÜ  NOMIN  EOS  KAROLÜS  IPERATOB  NOMINAUIT 


UNÜARIÜ 

PEBBUAR 

MARTIU 

APRILE 
MAIUM 
lüNIUM 


VÜINTARMANOHT 

HORNUNG 

LENZINMANOHT 

OSTARMANOHT 

UUNNEMANOHT 

PRAHMANOHT 


lUL^  HEUUIMANOHT 
AUG  ARANMANOHT 
SEP    UUITEMANOHT 

OGT    VUINTINANOTH 
NOU  HERBISTMANOHT 
DEG  HEILIGMANOHT 


36.  Zur  Benedtktinerregel ,  Cod.  Sang.  916.  8^  172  s.  (vgl.  Bär 
temer  I,  26  fgg.  III,  617  fg.  Steinmeyer,  Z.  f  d.  Ä.  XVII ^  433 fn- 
Littg.  s.  73)  gebe  ich  folgende  bemerkungen ,  die  aber  keineswegs  d^ 
vdständige  nachvergleichung  enthalten.  Das  bei  Hattemer  klein  gedrudri^ 
steht  entweder  nicht  in  der  hs,  oder  ist  ahbreviiert. 

32,  31   uuidar  nicht  corrigiert.     33  imu  aus  nt   corr.     34,6 

erful      lemees 
con  plea^  mus  (sie)    35,  5  keyvierzan  aus  i  carr.    35,  14  suuihharro 

deutlich    16  lantscaffi:  rast^r  von  i    21  dfuruh  aufrasur  vonm   37,  S 

qhuede  aus  r  carr.     4  ni  auf  rasur.     37,  21  widaniuartiv  auf  mW 


AUS  8.  OALLER  H88.   lU 


455 


von  a  38,  20.  45,  21.  51,  20  u.  ö.  pirO  39,  16  Acduumge  auf  rasur 
39,  32  kesp^nstim  aus  ansatz  van  s  corr,  40,  10  vor  zerilitenno  ist 
so  oder  se  rad,  41,  25  al/e  nicht  corr.  42,  23  uuesau  auf  rasur  von  1 
46,  1  vvi:haz  rasur  vofi  z  46,  15  tuau^  später  hinsugesezt  47,  6 
hvt;az  auf  rasur  von  daz  49,  15  vzzaii  17  ::itloon  rasur  von  ir 
30  nidarsüc  auf  rasur  von  r  51,  20  pirü  auf  rasur  von  1  {wegen  der 
abbreviatur  vergl.  51,  14  mannü  52,  14  engilü  u,  a.)  52,  18  so  auf 
ras.  54,  12  paulv  auf  rasur  von  1  13  mdi  rad.  19  kepora^aniv  auf 
rasur  von  r.  Mit  dem  anfange  von  s.  55  wechselt  die  schnft,  56,  4 
enti  auf  rasur  von  er  12  kiscriban  nachträglich  ei^igeschohen,  57,  8 
picheme  deutlich,  59,  6  sicher  mv  rad.  11  Äier  und  später  ist  aft 
abbreviiert.  18  kichvetanem  at«8  m  rad.  60,  9  es  sclieint  Z;»huctlihcho 
daeustehn,     62,  14  det»  aus  m  rad. 


Anhang  L 

-4k  kriegsbeute  kamen  im  anfange  des  verflossenen  Jahrhunderts 
eine  grosse  zahl  von  St.  Galler  Codices  nach  Bern  und  Zürich.  Die 
Bemer  gaben  dieselben  zurück,  die  Züricher  aber  behielten  die  ihrigen 
und  bewaltren  sie  in  der  stadtbibliothek  in  der  wasserkirche  am  helm- 
hause auf  Auskunft  über  diese  Uicher  gibt  Weidmunn  (Geschichte 
der  Bibliothek  von  St.  Gallen  seit  ihrer  Gründung  um  das  Jahr  830 
bis  auf  1841.  St.  Gallen  1846)  s.  423,  tvo  ein  „  Verzeichnis  der  im 
jähre  1712  nach  Zürich  abgeführten  und  nicht  zurückgegebenen  St.  Gal- 
lischen Ass."  zu  finden  ist.  Von  diesen  ist  das  s.  436  angeführte  Voca- 
bulariam  latino  -  germanicum  antiquum.  fol.  jezt  in  Zürich  als  C.  23, 
aus  dem  15.  Jahrhundert.  Die  hier  zusammengestelten  Codices  werden 
wir  mit  recht  als  aus  St,  Gallen  herrührend ,  hier  aufnehmen  dürfen. 

37.  Zürich,  stadtbibl  C,  59.  catal.  ms.  274.  fol  62  bl  enthält 
Aldhdm.  Die  glossen  sind  teils  itüerlinear,  teils  marginal.  Graff  zählt 
den  Cod.  auf  als  Aid.  3  {vgl  Räumer  113  ^  3.    Littg.  s.  50  no.  191): 


S.  1^  zg.  rabula  razar 
1^  zg.  uibramine  lohizido 

e 

zg.  ueniabant  cru /////.  neton  1 

fiorebant 

2*  zg.  pipaNT.  i.  gellent. 

5*  R,  obrizü.  zmalzgold 

5*»  R.  Glebula  scollo 


R.  Bratea  fila.  giuuudana  fa- 

dama 
6*  zg.  crepundia  kipeiiti 
6**  R.  salignis.  salahien. 

R.  lichinus.  i.  charz 

R.  ruota  fontana 

JB.  Mergula  scarua 


S,  V*  Nach  a  rasur  von  a ,  darüber  e.        S.  2*  nt  ligiert. 


456 


PIPBB 


B. 

R. 

R. 

8.9" 

eg- 

10" 

R. 

U" 

R. 

15* 

R 

15" 

eg. 

«g- 

16* 

eg- 

18" 

R. 

19» 

R. 

21" 

R. 

23* 

R. 

R. 

25" 

R. 

27" 

R. 

R. 

R. 

28* 

R. 

ig- 

31" 

R. 

32" 

R. 

R. 

Graculus.  hruohc 
occas.  i.  sosuochon. 
Venustas.  fronisk. 
massä.  i.  ofiä  }  cliuuaa 
paranlphus.  i  pruteboto 
rugosQ.  i.  giruüfan 
omina  somni.  L  helisod 
propugnacula  :iüuari 
scrobem.  i.^uuason 
imbrice   iura.   i.   testa  1. 

tegula  i.  zeigal 
fotu  i.  pannga 
titolantis.  pungentis.  l  mo- 
uentis.  siue  chizilontis 
papinis.  i.  pinoz 
Extales.  grozdram 
latrina  chlo*cha  l  feldgang 
Blessos.  lispante 
balbos.  i.  stamelon 
suras.  i.  uuadon 
Cippo^  druho. 
cipvs.  i.  druh 
locia.  i.  uring;   weit  oben 
darüber  steht  ham 
papinis.  pinoz 
Spina,  i.  rucki 
Gins.  i.  lim 
Calcis.  i.  chalc 


32**  R.  lücubas.  i.  chofan  (Gr.JV, 

377) 
33*^  iZ.  Fusü.  i.  spinnila 
34^  R.  doliü.  i.  putina 
34**  R.  Stupea.  i.  auuirihhinin 

(Gr.  I,  %1) 
35*  R.  Copeta.  i.  giauicci 
36**  R.  tortas.  L  panes.   suiefingL 

l  precita. 
R.  Clostrü.Lpiost(6rrJI/;;2Il/) 
39*  R.  leuirü.  i.  zeih&r. 
43*  12.  bastema.  i.  sambuh 
43**  12.  üisco.  i.  laqueo.  Hogallim 
46**  12.  pipsima.  i.  purgamta  farris. 

i.  spriuuir 
49'  12.  obrisü.  i.  uberguilde 
50*^  12.  Larua.  i.  monstrlL  scrato. 
51**  12.  rugis.  i.  nunfangan 
52'  12.  oibex.  c.  sumarlatta. 

12.  thermas.  i.  bad 
55'  zg,  tela  sparorom.  sparvs.  L 

sper 
56'  12.  kimaht  uirilia 
56**  12.  lona.  i.  urina 

balena  i.  draco 
58'  princeps  (i.  acharP)  sab  moe- 

nibus  orbis. 
58**  contos.  i.  stagon.  seu  fiistes. 


S.  6**  hruohc  das  erste  h  auf  r(Mur,  S.  15**  erste  buchstabe  r?  oder  g? 

27**  YS  ligiert.         52»  h&d  atLS  l  corr,         55*  vs  in  ligatur, 

38.  Zürich,  stadfbiU,  C.  129.  (453)  4^.  106  bll  Vom  sMd 
zweimal:  Lib*  sei  galli.  Bas  in  dem  codex  stehende,  zweispaltig 
geschriebne  glossar  enthalt  keine  deutschen  werte.  Auf  s.  96^  ist  g.  9 
—20  leer.  Ruodperts  brief  (vgl.  Müllenhoff-  Scherer,  Dkm.*  no.  LXXX 
s.  202  und  571,    Littg.  s.  108)  steht  auf  dieser  seile  z.  5  —  8: 

Fides  est  sperandarü  substantia  rerü.  argumtü  ü  apparen 
tu.  Tiu  gelöuba  ist  ter  häbit  ünde  daz  fänt  töro 
dingo  quQ  sperantur.  taz  chfd  tero  man  ge  dingit. 
ünde  geuuish^it  t^ro  nöh  üröugön; 


AÜB   8.   GALLBB  HS8.  lU  457 

39.  Zürich  y  stadthibl.  C,  1211462  entJuiU  folgende  glossen,  welche 
eine  enge  verwantschafl  mit  dem  Trierer  Summarium  Heinrici  (Littg. 
5.  64  no,  408)  und  der  unten  veröffentUdUen  Wiener  hs.  zeigen  {vgl. 
Anhang  2  und  Littg.  s.  66  no.  446). 

S.  47''  sp.  1.  uitis  Rebestocli  Labrusca  wildv  rebe  Panpin'  rebvn- 
blat  Gap'oli  krephelin  ^Senecia  herlinc  Precoq  fr'vge  trubin.  Dactili 
bot*  lange  drvbin  Aminü  wizze  trvbin.  Rubiliann  rote  drvbin  ^^Bala- 
tine.  hvnesche  drvbin.  De  Arboribus  Prutex  bf  sc  Sp.  2.  Silua  walt. 
Nem9  forst  Luc^  loch  ''^Salt^  tobel.  Isertio  imbitvnga.  Virgultü  su- 
mirlate.  Radix  wrzela  Prondes  15bir  ^^Trunc^  stoc  Cespes  waso  Rami 
aste  Folia  löbir  Germo  kirne  vfi  ^^j  liciniü  dvrchast.  Ticio  brant. 
Caries  wrmmel  Isca.  zvndera.  Tuscus  mistil  ^^Svber  rinda.  Librü.  saf 
De  ]>Hs  nOIb;  arbo^  Palma  palb5m  Larus  lorb5m  Malus,  affiltra. 

S.  48^  sp.  1.  Pirus  birbSm  Cerasus  kriseböm  Morus  mvlb5m  Syco- 
morus  wilde  mulb5nL  ^  Nax  nazb5m.  Sp.  2.  Amigdala  mandala  Pon- 
tica  nespilbSm  Esculus  spböm  Fagus  b6cha  ^^Castanea  chestenbSn  Pri- 
niis  melb5m.  Oleast'  wilde  oleböm.  Cidonia  kStenbSm  Cedrus  cedir- 
b5n  ^^Cypssus  cipb5m  Carpen^  hagenböcha  Abies  tanna  Picea,  forha. 
Platane  ahorn  ^^Fraxin^  asc.  Tremulus  aspa.  Pin'  pinböm.  l  kin. 
Sang*nari9  hart  rugel  Fusari'  spinnelbSm.  **  Sorbari'  suelcbSm.  Acer, 
mazelter.   Vibex  birha.  Tilia  linda.  Pixos.  bushb5m.    ^^Vlmus  elmbSm. 

S.  48^  sp.  1.  Mirtete  mirtilböm.  Sauine.  sevinbSm.  Taxus  iwa. 
iwinbSm.  Populus  bellit  1  allere  ^  Salix,  salaha  Junipus  wechiltir  Sam- 
bucYS  holdirböm  Cornus  &'rlizböm.  Corilus  hasil.  ^^Tribulus  huffiltra 
Sp.  2.  Bamn9  hagin  Tyrsus  tutocholbo  Cicuta  scherlinc  DE  Arboribus 
aromaticis.  Thus  vvirfichbSm. 

8,  49^  sp.  1.  DE  LIGNIS.  Palmiceü  lignO.  palmbömin  holz. 
Citreü  lignü.  cedirbSmin  holz.  CypssiuQ  cypebSmin  Abiegnu  tannin. 
*Quemü  eichin  Oleaginü.  olbSmin  ColurnO  hesilinez  Fagineü  b5chin. 
Alninü  erlinez.  DE  FRUCTIB  Arborum.  ^^Malü.  apfel.  malum  acianü. 
malceha.  Mala  punicü  rotepfil  Cittü  keruo  Malomellum  svzepfili  ^^Psica 
Sp.  2.  phersich  Volema  wiuegifta.  Cidonia  kvtinna  Cerasiü  krisa.  Nvx 
nuz  *®Nuclei  nuzzekernen  Nucifraga  nuzpche.  Suber  löft.  Castanoa. 
kestina  Abellane.  nespillun.  ^^Amigdale  mand'.  EscuIq  spvvn  Pine^ 
pinepfile.  Glans.  eichile  Caric^.  figun  ^®Pip.  pheffir.  Arciotida  wechel- 
t'ber.    Prunell^  siehe.    Fragrum.   erthbere  Mora  mulbere.   ^*Pix  bech. 

S.  47%  4  Gr.  IV,  597.      5  Gr.  IV,  1032.      25  durri?  ast?      29  Gr.  V,  686, 
33  d.  i.  Laums.  S.  48',   8.  Gr.  VI,  359.      22  kin  d.  i.  kienboum  Gr,  IV,  451. 

23  Gr.  II,  440.     25  Gr.  lU,  122.  S.  48  ^  4  s.  11,  294  dieser  ztscbr.     8  Gr.  I, 

474.      10  Gr.  IV,  836.      11  Gr.  V,  382.  S.  49*,  11  zu  Gr.  I,  174.      16  IV,  125. 

22  d.  i.  loft  Gr.  U,  208.      31  Gr.  111,  204. 


458 

Besina.  harz.  Gvmmi  fliet.  Gluten  lim  l  kvte.  Bitumen  erde.  *^Agno- 
spma.  salbiun  bletir.  DE  HEBBIS.  andragora  alran.  Plantago  minor 
minre  Wegerich  Paltago  wegerich  Septinerdia  wegebreita.  **Sanguina- 
ria.  vmbetreta.  Crocevs.  kr5go.  Insana  (dielina?)  bilsa.  Torrn tiDa. 
frigwrz.  Lvpinü  figbona.     ^^Lvpinü  montanü.  i.  pfrlma. 

S.  49^  sp.  1.  Herba  scelerata  }  selinonag'on.  }  brennecrut  1  ha- 
nenfSz.  Artemisia.  biboz.  Dracontea  dranbwrz.  ^p^aspicns  1  mene- 
stinca  1  comicialis.  hemera.  Dictamü  albü  wizwrz.  DictSmü  nigra,  gii- 
wrz.  ^^Elleborü.  sitterwrz.  Lippa  kletta.  Lapatiü  letecha.  Ebolfi. 
atecha.  ^^Centauria  maior.  ertgalla.  malua  siluatica.  ibischa.  ellebor- 
tes.  matrana.  Ibiscü  }  altea.  Bvglossa.  rindiszvnga.  '^Cinoglossa 
hundiszvnga.  Solopendria.  hirzeszvnga.  Bevmatica.  kranchesnabeL 
8p,  2.  bvtaganon  ringila.  Nlphea  grensinc.  '^Celidonia  maior.  scfael- 
lewrz  l  grintwrz.  Edera.  abech.  Edera  nig*  ebhovvi.  Pilix.  fiurn.  Po- 
lipodiü.  steinpham.  ^^Sat'egia  quenela.  Crassinela.  aeltquenela.  Abein- 
tiü.  wermöt.  Acero  gunderebe.  Cerifoliü.  keruela.  **Sarminia  wildi? 
keruela.  Sepuiua  hvswrz.  Basilisca.  madelger.  GoliandrtL  kolinder  i 
kroUo.  Latanida.  sprincwrz.  *®Millefoliü.  garvva.  Lupisticum.  lube- 
stekil.    Psilatrum.  sleipha.    Nebeta.  simeza.  drfswrz.     **Blandonia 

S,  50*  sp.  1.  wUina.  Calcat'ppa  zeisela.  Liuendula.  laueodk 
Abrotanü  stabwrz.  Melones  phederae.  *Tpiricü  harthSwe.  CinispWi 
liola.  Cysole  brachwrz  Cardopana  eberswrz.  Gelisia  nieswrz.  ^^Erru- 
cedo  brachmd.  asaro.  haselwrz.  Carciola  witesa.  Mirm.  dactilia  heil- 
höbito.  Didimo  hasenhore.  ^^Colofonia  harzSch.  Emorroris.  blStftuz- 
zida.  Tubara  ertnSz.  Acitura  amphera.  Trifoliü.  cal takle.  *^Apia<äL 
binesuga.  Gladiolü  svertela.  Carix.  rieth.  Carectü.  riethe.  salionca. 
rietgras.  **Papirus  binez.  papiriü.  pinezzah^.  Grame,  gras.  Fentl 
howe.  Cremiü.  spach  1  ämath.  *®urtica  nezzila.  vrtica  g'manica.  helt- 
nezzela.  Cardone.  karta.  Arinca  wolfzeisa.  Cardiü.  distil.  '^Italica 
kazzvnzagel.  Card'  siluatic'  wluesmilich.  Sp.  2.  Qvipparü.  scafthJyve. 
pentafoliü  vinfblat.    Aristolocia  astrenza.    S.  50^  sp.  1.  Camillea  sciare. 

S.  5V  sp.  1.  De  Holeribus.  Kapa  r5ba.  Pastina  morha.  Bap- 
tariü  merraetich  8p.  2.  Lactuca  laddich.  ^Ascolinü  ascbel^h.  In 
tubiis.  surun.  AUiü  clobelSc.  Porrü  I5ch.  Ptula  snitelSch.  ^^Porms 
kil.  ExoporriQ.  phorsame.  Dipsane  Ifichesvahtin  Ptipsana.  linsame. 
Beta  malta.     ^*  Cucumis  curbiz.     Cholochintida  wilde  curbiz.  Pepopbe- 

Sp.  49%  39  Gr.  IV,  365.  44  Gr.  lU,  245.  48  Graff  (I,  1050)  fuhrt  äa» 
wort  nur  aus  dem  Trierer  Summarium  Heinrici  an,  ebenso  wie  verschiedne  andn 
hier  vorkommende  namen.  S.  49**.  4.  d.  i.  drachenwurz  Gr.  I,  1051.      5  Gr.VI, 

696.  6  Gr.  IV,  954.  9  d.  i.  gihtwurz  Gr.  I,  1051.  11  Gr.  I,  1051.  13  Gr. 
n,  203. 


AUS   8.  QALLEB  H88.  in  459 

dema.  Nastui-tiü  kresHO.  Cardam'>  wilde  kresso.  ^^andragina  burci 
Eraca  wilde  senef.  Papauer  mago  Fung^  svam.  .Poletus  buliz.  De 
odoratis  holeribus.     '^Apiuin.  ephe. 

S,  51^  sp,  1.  AnetQ  tille.  CiuiintL  kuini.  Tanacetü.  reineuane 
Saloia.  salbeeia.  ^Hinnula  capana  elna  t.  alant.  Menta.  minza.  men- 
tastmm.  viscminza.  colocasia.  wildi?  minza.  DE  FBÜMTIS.  Fmges 
fimth.  ^^Tritica.  weiz.  Ader,  kerne.  Edor.  Spelta.  Siligo.  dinkel. 
HalicastrtU  einko'n.  ^^Hordemn.  gersta.  Sp,2,  Miliü.  Urse.  Spica. 
ahir.    Golih^  halm.    Stipul^  stophelvn.     '^Pale^  helewrz. 

Von  s.  51^  sp.  2,  mitte  bis  63^  folgt  ein  Wörterbuch,  welches 
keine  deutschen  Wörter  enthalt 

40.  JZöricÄ,  stadtbibl  C.  581275,  fol.  185  hll.  Auf  s.  370 
(ßcMuss)  steht:  Haurit  aq  cribro  ^cüq;  studet  sn  libro.  S.  182^  sp.  2  — 
183^  5p.  1  enthält  predigten.  Folgende  glossen  finden  sich  im  codex 
auf  s.  44^  und  sind  widerhoU  s.  57**  sp.  1  {vgl,  Littg,  s.  67  no.  449 
und  unter  462);  [vgl.  11,  303  dieser  zeitschr.]: 

heddt  slio  alant       yorhinno  asco 

Lucius    7  tiricus    capedo    truta    timallus 

haiino        wallora  lahs  al  lantfrida 

Allee  ballena   fesox   anguilla   murena 

41.  Zürich  y  stadtbibl.  C.  1211462.  Von  den  teilen  der  dcfik- 
kunst  und  von  den  vernunftscklüssen  {Uattemer  UZ,  557  —  559 ;  Littg. 
8.107,  e.  f  Müllenhoff,  Denkm.*  XXVII  s.  43  und  350).  Im  fol- 
genden gebe  ich  die  resuUate  meiner  lesung.  Hattemers  gebrochner 
accent  entspricht  auch  hier  einem  circumflex  der  hs.  a,  die  teile  der 
denkkunst  beginnen  mit  der  sechstlezten  zeile  auf  U.  51^:  537',  22 
numero  537\  9  diuidunt.  10  vt  14  et: omni  ras.  von  m  17  risibilö 
der  strich  über  e  ist  ausgewischt  22  aequus  radiert  23  ^quvs  538',  10 
substanciam  13  Primam  ö38\  l  demonstratiua  demonstrat  ueritatem. 
19  conparacione  28  legauit  35  übelero  539',  3  lucidum  6  t(r  16  haec 
19  si:::  rasur  von  cut  25  ä'rictor  26  ^ua  30  d6r  539\  20  liortu- 
lanas  37  stulticia  540*,  1  haec  3  nteht  9  mit  11  eicJima  aus  ta 
corr.  16  effeccio.  540  ^  2  lunae  18  aquae  Die  Seitenanfänge  Hat- 
temers stimmen,  b.  Von  den  Vernunftschlüssen  begint  auf  e.  3  von 
hl.  28*  und  geht  bis  z.  12  von  bl.  49\  —  541',  7  uel  14  quaedam 
541^,  4  Zu^i  füre  Mutende  aus  p  rad.  5  uufderuuärten  aus  r  corr. 
und  rad.  tdz  tritta  auf  rasur.  542',  8  Hsec  9  tercium;  12  ist  er 
13  maneant.  14  crüozit  aus  a  corr.  17  uuflse  27  helme/  35  iba. 
conditionalis.  36  iba.  5(2^,  1  qd  dicimus  3  syllogi'mus  9  fPposi. 
tiones.     11  Vu^mo.  bemöinen    IS  keiihte;  auf  rasur.    21  iulatio    27  häf- 


460  PIPER 

teH  28  änderis  auf  rasur,  32  zu^in.  uufrdit  543%  6  FORMAE 
PRAEDICATIVI.  .  11  efficitur  durch  e  gezogen.  13  uttö^^selönt  16  fiin- 
diament  uuirdit  auf  rasur.  21  m^nnisco  ist.  22  daz  Itbbäfte  ist 
23  m^nnisco  ist.  29  ist  Itbbäfte  31  AI  däz  läcbet.  34  predicantnr 
543^,  2  tuönt  3  uersägent.  aus  i  corr.  8  bilde,  bäbit  12  uniuersale 
übergeschrieben  30  di^ert  ebenfals  544',  5  iustum  10  du  iz  misse 
auf  rasur.  12  Neb6in  19  gibit.  f^stenungo.  auf  rasur.  24  Qaoddam 
28  missocberist ;  36  t6ilis  37  lögene.  38  einen  544%  4  r^ht  //////// 
zimig;  dazunschen  rasur  eines  e  27  löugine.  35  reflexo  37  uuär  545%  5 
daz  fördera  a^cent  radiert.  21  mdo  24  löugen  545%  1  den  üzl&z; 
14  Neböin  (rebt)  ünera     29  r6bt    546',  1  won  aus  b  corr,     4  Stune- 

IIb.  neist  12  t^il.  546^,  3  f^stenunga  8  r^bt  zimelib.  14  tuö^  aus  n 
rad,     15  tolles     26  ällis  föstenungo.    auf  rasur      547%  9   mdus     24 

eet 

ratio.  qUQ  27  äns^lben  31  particulariter.  dedicatiue  35  non  über- 
geschrieben    37  particnlariter  durch  e  gezogen      547%  6  praecedenti 

8  praecedentibus ;  10  praecedentis     13  re   [34^]  flexim;     17  inierpraetari 

18  cbüisg  21  bsec  26  Lüs^sam  30  uitium.  34  bonum  übergeschrie- 
ben 548',  7  cbe  [35']  nin  15  DICTAE.  28  ter  aecent  verwischt  32 
concessfo.  durch  e  gezogen  548*,  1  6r  zuöio  lobe,  t^s  2  n6:t.  rasur 
von  b.  7  r^do.  t^ilint  8  daz  tritta  aecent  getilgt.  1 6  piat&.  oti/  rc^sur, 
17  damo  aecent  verunscht.  30  uocabulo.  tribus  32  pär  [36']  timn.  33 
Zflodemo  Indemo  34  pdicatiuo.  s^bent  35  anderen,  aus  i  carr.  549% 
13  'Allse  27  con  [36*]  cludere.  549%  6  mer  circumflex  verwischt 
7  wesMdent.  auf  rasur.  12  man  14  ypot^eticis  18  för'gant  22 
För-gftnt 

550%  2   sät  crä.      5  in  conexa      8  ist;      12  uu^rde;      15  lieht 

1 9  in  conexa  propositione  secundum  quod  e  contrario  30  nist  550%  2 
Ter  dritto  modus  ist.  auf  rasur;  auf  dem  zweiten  o  ist  ein  circumflex 
radiert.  13  iro  aber  24  geskidotlicbun  32  quontiens  551%  4  ist 
tag.  13  före.  14  dära  27  Ter  aecent  radiert,  ist  28  uufrdit  30 
Viuirde  auf  rasur  551*,  1  daz  aecent  radiert  2  tazändir.  6  daz 
aecent  radiert.  11  autem.  Igitur  et  12  täz  taz  §rera  aecent  radiert 
13  dfaz  ander  aus  t  corr.  23.  24  daz  ander,  aecent  radiert  27  iöh 
28.  32.  taz  §rera.  aecent  radiert  37  c^teris.  552%  3  pr^dicationibus. 
10  non  übergeschrieben.  14  Alise  21  s  bae  552*,  2  uler  4  mäcboH. 
5  tar  circumflex  radiert.  6  Tten  akut  aus  älterem  circumflex  radiert. 
15  uierstünt  17  öuh  täz.  nöb  öub  täz.  Sär  18  röc'^ben  20  6r  daz 
aecent  rad.  23  Eeioübit  29  aber  akut  aus  circumflex  rad.  des  aecent 
rad.  553%  23  rb^'tores  26  spräcbo  29  assum^ionis.  553*,  4  adbreuia- 
tum.  atis  p  corr.     8  dm  rad.     10  inskäffe.    aide     13  fit.    rhetoricos 


AUS   8.  OALLBB  H8B.   m  461 

20  qu^  übergeschrieben.  21  am  [42']  ministratur.  33  ümbed^nchit. 
654*,  2  nelst  6  keröccha  auf  rasur  12  Haec  13  geskäKniu  accent 
rad.  14  ger6h*o.  15  keröchera.  auf  rasur  17  sköp/b.  auf  rasur 
von  h  16  dero  accent  radiert,  31  fpositio  übergeschrieben^  37  Hsec 
554**,  12  uu6116n  sö  höizent  sfu.  grüezeda.  13  wörrollh  auf  rasur 
kechöse.  22  tm  accent  rad.  24  töufla,  auf  rasur  25  nöh  2G  uuib 
auf  rasur  30  Hsbc  555%  6  gifhtin.  20  ratiocinari.  22  hsec  29  ist 
auf  rasur  555%  6  Hsec  8  Haec  17  ratiotinor.  20  ch/dit  [44^]  (hi 
in  ligatur)  25  philosopAorum  übergeschrieben  37  mag.  aide  556%  2 
truäreni.  aec,  rad.  18  frü  min.  zeürteildo  auf  rasur  von  1  24  d'tectio 
556%  2  urägenue.  Ziu  3  sfbin  auf  langer  rasur  13  nucupare.  21  T^n 
nämen  25  sämiNT  (nt  ligiert)  23  tftpicis.  24  Pr^  [46*]  dicatiuos 
26  apodixen.  27  apellare;  29  useritatis.  32  qusB  33  rh*tores  557%  8 
spräöhmännin.  10  uutstWis  14  syllo  [46*]  gismorum  23  2üo  29 
interpr^tatione  30  dialectic^  39  ÜGtionem  auf  rasur  557%  2  Föne 
dero  mähte  des  vvissprächdnis.  12  dialecticQ.  uaöla  13  mite,  däz 
18  ddz  m^nniskin  accent  rad.  31  Pos  [47^]  sunt  enim  et  seandem 
558%  4  apodictica.  iudicandi  8  ist  ouh  apodictica.  auf  rasur  21 
br{ng&.  26  Botunditas.  ratio  27  sin  uu^lbi.  28  äna.  st^rchit  35  chän 
uinden.  auf  rasur    558**,  15  r^etoribus;     16  do  [48**]  cent. 

Die  Seitenanfänge  Hattemers  stimmen  bis  auf  die  hier  corri- 
gierten. 

42.  Zürich,  stadtbibl.  C.  1211462.  Das  Boethiusbruchstüchy  wel- 
ches eben  diese  hs.  enthält,  lautet  in  zeilengetreuem  ahdruclc,  wie  folgt 
(vgl.  HaUemer  III,  128^131  Littg.  s.  105  y  a): 

S.  49**.  0  sator  terrarü  c^liq,.    Tu  skepfo  himelis  unde  erdo. 

Qui  gubnas  mundü  perpetua  ratione.    Tu  disa  uuerelt  orde 
nöst  mide  skäfföst.  unde  rihtest  mit  tinemo  euuigen 
uuistüme.    Qui  iabes.  tSpus  ire  ab  quo.  i.  qui  iussisti  tSpo 
5  ra  incipere  ab  exordio  mundi.    Tu  die  z!te  hieze  iro 
uerte  beginnen,  samint  tero  uuerelte.  uuanda  er 
ne  uuaren  ztte.  nahe  euuigheit.     Stabilisq,  manens 
das  cuncta  moueri.    ünde  selbo  stätSr.  alliu  ding  uuerbist 
unde  uu^hselöst.    Uuanda  der  himel  uuärbeldt.  unde 
10  alliu  ding  uuändöt.    Qua  ß  pepulef  extuQ  causQ  fin 
gere  opus  fluitantis  materiQ.  i.  informis  &  indiscret^. 
Tih  ne  heiniu  anderiu  ding  ne  scüntdn.  des  scaffelöse 
zimber  uzer  demo  disiu  uuerelt  uuard.  ih  meine 
dia  saminthaftlgun  massa.  dia  er  zeerist  teta.  andere 

S.  49%  12  skaffeldse:  raisur  von  n      13  zimber::  ra8t4r  von  is 


462 

15  nieht  keskeidenis  ne  uuas.    UerQ.  i.  nisi  insita  forma  boni. 
carens  liuore.    Ane  din  selbis  inniglicha  guoti.  nieht 
nides  habentiu.    Tu  gerens  mente  pulchrü  mundo  pul 
cherrimus  ipse.    Tu  in  dinemo  mflote  iu  tragende 
disa  scönüu  uuerelt.  sedner o  s^lbo.    Ducis  cuncta  ab  Qtno 
S.  50'  exemplo.    Scuofe  du  iz  al  nah  t^ro  uuisun.  unde  näh 
temo  euuigen  bilde  dines  muotis.     Similiq,  imagine 
formans.  i.  formasti.    ünde  demo  gelib  täte  du  iz.  so  dir 
in  müote  uuäs.    Tfr  nebüdöta  niöman  uöre.    lubensq; 
5  .i.  iussisti  pfectas  partes,  absoluere  pfectQ.  s.  upos.    ünde  hie 
ze  du  uuöla  getäniu  stüche  machen,  uuöla  getan  uu^rh. 
üuända  also  uuälliche  lide  mächont  uuällichin  man.  so  ge 
skäh  öuh  Hz.  täz  aller  t^ilelih  tero  uuölte.  türh  scäffen§r. 
siä  mächota  türh  skaifena.    Fräste  Iro  töilin.  so  bräste  iro 

10  sölbün.  Tu  ligas  elementa  numeris.  s.  certis.    Quasi  diceret 
quatuor  elementa  ligas.    Fier  elementa  pindist  tu  so  zesä 
mine.    üt  conueniant  frigida  ilämis.  arida  liquidis.    Täz  häiz 
ände  ehält  so  uiur  ünde  uuäzir  ist.  ünde  dürre  ünde  näz. 
so  örda  ünde  lüft  (st.  nieht  ne  striten.  Ne  euol&  purior  ignis. 

15  So  uästo  däz  uöre  liehti  hina.  ne  uliege.  täz  lütera  uiur. 
in  d^mo  neh^in  trüobi  neist.  uuända  fz  ze  öberöst  ist. 
Aut  pondera  deducant  mersas  terras.    Nöh  tiu  suäri.  dia  6rda 
nfder  nes^nche.    Tu  conectens  mediam  anima  resoluis  pconso 
na  membra.  i.  conectis  &  resoluis  animä  p  consona  membra. 
S.  50^  Tu  geheftest  tia  sela  zu  dien  iro  gemeinen  llden.  unde 
zeteilest  sia  after  dien,  ih  meine  dia  sunnun.  kända  an 
mittemo  himele.  unde  in  mittemen  kända  dero.  VIT.  pla 
netarQ.    Tia  philosophi  hiezen  anima  mundi.  uuanda  al 
5  daz  tir  grüet  unde  uuahset.  taz  turh  kat  tiu  sunna. 
also  diu  sela  tuet  tie  lide.     Triplicis  natur^.    Tiu  driskero 
naturQ  ist.  uuanda  s!  skinet  prutet  unde  brennet. 
Anderiu  fiur  prennent  ouh.  siune  brutent  aber  nieht 
Mouentem  cuncta.  s.  ad  crescendü.    Alliu  ding  chicchen 

10  ta.  also  unseren  lichämen  diu  sela  chicchet.    Qu^  cQ  glo 
meraü  motu  secta  in  duos  orbes.  i.  quQ  cQ  circüducit 
cursQ.  sectQ  in  duo  hemisperia.  meat  rediturain 
semet.  i.  in  suum  ortü.    ünde  so  si  gechrumbet  iro  uart. 
keteilta  in  zuene  bögen,  einen  obe  erda.  anderen 

S.  50*,  1  ScAuofe  ausgestrichen    6  iiu^r:h  raswr  von  c       S.  50^,  2  seteilest 
sia  auf  raswr      4  hiezen :  rasuv  von  t      8  sin  ne  auf  rasur. 


AUS  8.  OALLBB  RS8.   m  463 

15  ander  erdo.  so  gat  st  uaidersinnentiu  ze  iro  ortu. 
Circuitq,  mente  j>fanda.  &  cuertit.  i.  clustrat  c^lü 
simili  imagine.    Unde  nahtis  erstrichet  s!  tia  tou 
genun  uart  under  dero  erdo.  zesamelichero  uuis 
erstrichet  si  tages  ten  himel.  obe  dero  erdo. 
S.  51*  Tu  4>uehis.  i.  4>ducis  animas.  uitas  q,  minores  parib,  causis. 
hoc  est  his  causis  ut  6eut  qui  do  gratis  ob^dirent. 
Umbe  gelichiu  ding  scufe  du  angelos.  unde  die  in 
hinderoren  mennisken.    Uuaz  uuas  tiu  causa?    Taz 
5  sie  dih  iro  skepfen  bechennen.  unde  ereen.    TJel  sie. 

k 

mit  uuelichen.  dingen  habest  tu  angelos  unde  homi 
nes  füre  gezucchet  füre  anderiu  tier.  ih  meine 
ratione  &  intellectu.    Et  aptans  sublimes  leuibus 
currib;  Unde  sie  hö  er  heuende  insputig^n  sinnen. 

10  Seris  in  cqIQ  terrSq,.    Sezzest  tu  sie  in  himele  unde 
in  erdo.    Angelos  in  himele.  homines  in  erdo.    Quas 
s.  animas  &  uitas.  facis  tu  cuersas  banigna  me'^te 
cuerti  ad  te.  reduci  igne.    Tie  tuest  tu  uuider  sin 
nen  ze  dir.  an  dih  keuuante  mit  tinero  uuola 

15  uuilligi.    Da  pat  mti.  s.  meQ.  cscendere  augusts 
seds.    Tu  daz  tuest,  kib  sinemo  sinne,  daz  er  hfna 
uf  kestigen  muge  ze  dinemo  ch^iserltchen  stüole 
tazer  himeliskiu  ding  fememen  muge.    Da  lustra 
re.  i.  inuenire  fonts  boni.  ketuo  in  uinden  kuötis 
S.  51**  urspring.    Luce  repta.     Unde  so  er  daz  lieht  finde. 
Da  defigere  inte  cspicuos  uisus  animi.    So  getuo  in 
fasto  haben  andir.  clatiu  engen  slnes  sinnes.    Dissi 
ce  nebulas  &  pondera  tren!.  molis.    Zefuore  dia 
5  blindi.  unde  dia  sunda.  des  irdesken  lichamen. 
Atq,  mica  tue  splendore.    ünde  skin  in  äna  mit  tine 
mo  skimen.    Tu  näq,  serenü.    Tu  bist  tiu  heiteri.     Tu  trän 
quilla  requies  piis.    Tu  bist  kemacchiu  räuua  dien 
gudtuuilligen.    Te  cernere  finis.    Soman  dih  kes{h&. 

10  taz  ist  tiz  ende.    Id@  principiü  uector  dux  semita 
terminus.    Tu  bist  taz  änagenne.  tu  bist  ter  unsih 
fueret.  s.  ze  demo  ende,    tu  bist  uu^gouutso.  unde 
selber  der  uu^g.  unde  daz  ende,  ze  demo  uuir 
rämSen. 

S.  50^,  18  fMch  erdo  ist  über  der  zeih  ande  eingekrazt.  S.  51^,  6  uueli- 

chen radiert.    9  er  atis  i  corr,    14  nen  aus  a  corr. 


464  piPBB 

Die  Züricher  handschrift  hegint  s.  59*'  z.  18  De  materia  artis 
retoricQ.  Quot  sunt  genera  causarnm.  S.  59  quid  iniqü  bis  sed  in  suis 
partib ;  s,  60*^  Et  ille  bis  Negotiale  s.  60  **  enl  e  da  s.  61 '  eius  consi- 
deratione  {Hatt,  566^,  28)  bis  Paulus  {567  \  5),  s.  61^  quoque  confes- 
sus  bis  g  enim  (5(>8^  20)  62'  nubere  qua  bis  qu§  Osten  [^^"^J  dit 
(572',  33)  mit  Ausnahme  der  bei  Hatt,  eingeklammerter^  abschnitte, 
die  nur  in  der  Münchner  handschrift  stehn;  573*,  29  lau  [63']  dare 
572',  23  hoc  [64']  factum  {vgl.  Hattemers  anm.  s.  572  und  575;  s.  64' 
z.  4  begint  Quid  sit  elocutio  575^  13);  576',  15  fun  [64**]  damenta 
578^  26  membro  [66*]  sententia  579*,  4  Corrup  [67']  ta  580',  20 
luxuri  [67*]  osam  581*,  10  BO  [68*]  NIS  582*,  30  äd  [69*]  misörö. 
583*,  4  augusti  [70']  nus  584%  18  digne  [70*]  bis  585*,  12  in  [71*] 
uenta.  Hattemer  folgt  von  s,  566^,  25  ah  (p.  cod.  60*»  lin.  19)  der 
Züricher  handschrift.  566*,  26  inprobanda  567',  1  iudiciam.  pro  3 
periculi  quod  11  obiurgatvs  23  docent  quando  567*,  3  inprudentia 
4  patrem.  uel  568*,  3  epemenondas  36  occiso.  eius  574',  14  *olofer- 
nem  575%  7  kec*ösis.  575*,  17  re*t  579%  26  froemidiu  580%  23  ge- 
uuoneheite  qu^  581%  26  gehabenter  übergeschrieben  583*,  23  est  ex 
27  stimma.  iöh  584%  3  sfntsämi.  584*,  10  ünterärin  29  agitandi 
585*,  7  kömeltcho    15  gerärter 

43.  44.  Zürich,  stadtbibl.  C.  1211462  enthält  auf  s.  65%  15  — 
6*6*,  5  auch  die  deutsche  verse  enthaltenden  stücke  der  Sankt  GaUer 
Ehetorik.  Derselbe  text  ist  in  dem  Münchner  Gl.  4621.  kl.  4^.  232  bl. 
s.  69^,  11  —  70%  18  enthalten,  der  auch  eine  regula  S.  Benedicti  ent- 
hält.  Es  folgt  der  text  nach  beiden  handschriften  in  zeilengetreuem 
abdruck  [vgl  Hattemer  III,  560  fgg.  Dkm.^  no.  XXVI  s.  42  w.  346. 
Littg.  S.106,  d.J: 
S.  65'  Ergo  oninis  locutio  simplex  } 

figurata,  sine  in  sententiis.  sine  in  singulis  dictionib;  ido 
nea  fieri  potest  ad  inuention^.  simplex  intellegen 
tia.  rei  amministrat  j)pietatä  uerbo^  figurata  c 
mendat  se  &iam  uenustate  cöpositionis  artifici 
20  OSQ.  aut  significationis  alien^.  vt  apto  uirgiliQ.  Marsa 
S.  65*  peligna  cohors.  festina  uirü  uis.  Ma.  &na.  gna.  &  sa.  ors.  &  ars. 
uis.  &  ui.  similes  syllab^  dissimilib;  distinctQ  grata  quodam 
modo  concinnituding.  &  concord^  uarietate  dant.  &  fit 
p  industriä  talis  cöpositio.  in  omi  lingua.  causa  delecta 
5  tionis.  sie  &  illud  teutonicQ.    Söse  sn^l  sn611emo  pegägen& 
ändermo.  so  uuirdet  sliemo  fir  sniten  seilt  rlemo.    Et  it6 
Der  heber  gät  inlltun  tr6git  sp^r  insitun.  sin  bald  ällin  ne 


AUS  8.   GALLBB   H88.   UI  465 

Iftzet  fn  u^Uin.    Hq  figur^  lexeos  grece  dicit'.  i.  dictionis. 
in  qoib;  sola  plac&  compositio  uerbo^    AUq  sunt  daneos 

10  i.  sententiarO.  ubi  aliud  ///////  df  &  aliud  intellegif .    Ut  e  illud. 
Porcus  p  taurQ  sequit'  uestigia  ferri.    Nam  synodochQ  de  o 
pere  sutoris  dicit'.  totum  df  &  pars  intellegif.    üel  ypbolice  ut 
uirgilius  du  de  caribdi.  atq;  imo  baratri  ter  gurgite  uas 
tos.  Sorbet  in  abruptü  fluctvs.  rursusq;  sub  anras.    Egerit 

15  altemos.  &  sidera  uerberat  unda.  nam  plus  df  &  min^ 
intelligif .     Sic  &  teutonice  de  apro.     Imo  sfnt  füoze  füo 
denn§.ze.  imo  sfnt  bürste  äbenhö  forste,  ünde 
z^ne  stne  zuu^lif^lntge.    Hqc  aliena  sed  j)pinqua 
sunt.    ItS  p  contrariQ  intellegunt'  sentenÜQ.  vt  in 

20  suetudine  latino^  introgantib,  quesiuit  nos  aliquis 
S.  66^  respondef .  bona  fortuna.  i.  Hei  unde  salida.  &  intellegi 
tur  nemo  qd  durO  S6t.  i.  unminnesS  ze  sprechenne 
Similit  teutonice  postulantib,  obsonia  j>mittimys  sie 
Alles  liebes  gnuoge.  &  intellegif  p  ctrariQ  j>pt  graui 
5  tatS  uocis. 

Münchener  codex  4:621: 

S.  69^  Hoc  ad  elocutione  ptinet    Ergo  oms  locutio  sim 
plex  1  figurata  siue  in  sententiis.  siue  in  singulis 
dictionib :  idonea  fieri  pot6  ad  inuentionem. 
simplei  intellegentiä  rei  amministrat  j>pieta 

15  te  uerboru.  figurata  cömendat  se  &tiam  uenus 
täte  cöpositionis  artificiosQ  aut  significationis 
alienQ.    Ut  apud  uirgilin.    Marsa  manus  peligna 
cohors  festina  uiru  uis.  ma  &  na.  gna.  &  sa.  ors  & 
ars.  uis  &  ui  similes  syllabQ  dissimilib'  distinct^  gra 

20  tarn  quodämodo  ccinnitudine.  &  concordem 
uarietats  dant.  &  fit  p  industria  talis  cöpositio 
in  omi  lingua.  causa  delectionis.  sie  &  iÜud  teu 
tonicQ.    So  se  snel  snellemo  pegägenet  andremo  so  u 
uirt  filo  sliemo  firsniten  sclitriemo.    Et  item.    Der 

25  heber  gat  inlitun.  ertr^git  sper  insitun.  sint  balt 
eilen  nelazit  in  ue*llin.    Hq  figurQ  lexeos  gr^ce  di 
S.  70*  cuntur.  i.  dictionis.  in  quib'  sola  placet  compositio 

uerborQ.    Aüq  s  dianoeos.  i.  sententiarU.  ubi  aliud  df 
&  aliud  intellegif.    Ut  est  illud.    Porcus  p  taurü  seqf 
uestigia  ferri.    Nam  sinecdochice  de  ope  sutoris  df.  to 

S.  65^  z.  10  vor  df  rcauir.  S.  70*  z.  4  Bynecdochice  radieri. 

lamCHR.   F.   DBUT8CHS   PHILOLOOIB.   BD.  XUI.  *^^ 


466  piPBB 

5  tum  df.  &  pars  intellegif .    üel  ipbolice.    Ut  uirg  dix  de 
carbdi.    Atque  imo  baratri  ter  gurgite  nastos.  sorbet  in 
abruptu  fluctus.  rnrsasque  sub  auras  egerit  alternos. 
&  sidera  uerberat  unda.  nam  plus  df  &  minus  in 
tellegitur.    Sic  &  teutonicQ  deapro  Imo  sint  fuSze  fuo 

10  dermäze  imo  sint  purste  äbenhö  forste  ünde  z6ne  stne 
zuüelifelntge.    Hqc  aliena  sed  j>pinqua  sunt.    It6  p  con 
trariü  intellegunt'  sententi^.    Ut  in  csuetudine  latino 
rum  introgantib,  qu^siuit  nos  aliqnis.  respondetur. 
bona  fortuna.  i.  h§l  unde  sälda.  &  intellegif  nemo 

15  qd  duiH  @et.  i.  unminnesam.  zespr^chinne.    Similif 
teutonice  postulantib,  obsonia  j>mittimvs  sie  Alles 
liebes  cnüege.  &  intellegit'  p  ctrariü  j>pt  graui 
tats  uocis. 

45.  Zürich  y  stadtbibl.  C,  1211462  enthält  auch  das  bereits  van 
Fr,  Pfeiffer  {Ahh.  d,  Wiener  Ak,  d.  W.  1864  s.  118)  teütceise  veröf- 
fentlichte Züricher  Arzeneibuch  $.44^ — 47*.  DasseCbe  ist  eweispaliig 
geschrieben,  und  ich  gebe  auch  von  diesem  denhmale  einen  zeilengeireuen 
abdrupk  * 

Zürich,  stadtUbl  bd,  121  s.  44\ 

S.  44**      Liber  d'  nat'ali  facultate  icip 

Hie  beginne  daz  arzinbSch  ypoc^s  daz 

er  het  gesc'bin  widir  allen  den  suhtin.  die 

der  mugin  irwahssin.  T  allen  den  menisclichem 
5  libe.  Ad  capitis  dolorem 

Nim  wormatun.  rutä.  ebehSe.  daz  an  der 

erde  wahsset.  ufi  nuez  mit  honege.  vn 

miscbiz  mit  d6  wizin  des  eies.  legez  an 

en  t5hc.  y.  virbint  daz  hSbet  dir  mite. 
10  Nim  des  phersichis  chemin.  v.  nue  sie  mit 

oleo  rosato.  aide  mit  deme  ein  valtigin  ole. 

tS  daz  habt  teil  des  sarphin  ezzichis  darzS. 

salbe  daz  hSbet  allez  dir  mitte,  unz  an  die  nath. 

Obe  dich  dunke  daz  sich  daz  hSbet  spaltin  welle. 
15  fon  deme  svere  so  nuyye  daz  ehe  hSe.  vnde 

mische  ole  dar  z5.  y.  druchez  durch  ein 

tSc.  V.  salbe  daz  furhSbet.  mit  d6  daz  daruz 

rinnit.  ez  hilfit  dich  uile  wol.    Nl  rosa 

.Y.  schelle  wrz.  .y.  niy  sie  mit  de  ezziche. 
20  .Y.  salbe  daz  hSbet  mite.    Nl  de  samen 


AUS  S.  OALLSB  H88.   m  467 

der .  nezzelun.  niv  l  mit  d$  ezzike.  vnde 
salbe  daz  hSbit  da  mite.    Mit  disen  allen 
so  wirt  yirt'binin  diu  hSbit  snht. 

Ad  capillos  cadentes 
25  Bremie  den  linsamen  .v.  mische  in 

mit  ole  .V.  salbe  daz  här.    Brgne  dez  widirs 

hörn,  vfi  niv  ez  mit  de  ole  .v.  salbe  daz 

hSbit.  dir  mite.    Diu  genvwene 

agmonia  mit  der  geizzinun  milche. 
30  machet  daz  daz  här  wahset. 

Ad  emig^neä  l  tipani  dolorem. 

Nim  ein  chnobelSchis  hSbet  vnd*  zvelf 

pheffirscom  .y.  fünf  lorber  .v.  einen 

lefBl  vollen  gebul  virtir  munzvn.  vnde 
35  zvene  leffele  des  gebulu'ten  leimes  der 
(Sp.  2)  in  deme  ouene  ist.  v.  nnez  allez  cesamine 

I  deme  morsere.  v.  mische  ez  mit  d@  hadigl 

ezziche.  v.  bint  ez  ubir  daz  hSbit  v.  vbir 

div  wSgin.  v.  behSte  vil  wole  daz  daz  s5  l 
40  div  5gin  nit  efi  rinne. 

Ad  anriQ  dolorem 
Nim  daz  saf  der  wizzvn  bilsun  v.  lavvi  ez 
.V.  t5e  ez  l  daz  ore.    Sint  loch  die  vvrme 
dar  inne.  sie  ersterbint.    Nl  des  saffes  daz 

45  man  da  duhit  nzzir  d6  grünen  hanefsamin 
.V.  trSfez  in  div  orin.    Nl  daz  gensesmeri 
zirlazes.  v.  trSfez  l  div  oren.    Nl  daz  s5  dez 
sevibSmis.  v.  der  mtan.  v.  die  gemalnnnn 
mirrun.  v.  mische  sie  mit  ole.  v.  mit  dem 

50  ezzike.  v.  salbe  daz  hSbit.  v.  die  nase  v.  div 
orin.  so  wirdit  imbaz.    Nl  der  gutan 
mirrun.  VI.  phennige  gevvich.  v  des  aloe. 
uire.  vfi  puluere  ez  sunderliche.    Dari 
nach  mm  ein  gebundlin  der  huswrze. 

55  V.  einez  rutun.  v.  einez  sevibSmes.  vnd* 
einiz  ephSwes.  v.  elez  betonic^.  v.  nim 
alse  vil  wllinun  so  dv  mäht  mit  fier. 
vingarn  vf  gehebin.  disv  allv  soltu  vil 
harte  nuvren  l  den  morsare.  v.  ze  ivngest 

60  si  nim  heine  haut  foUe  salzes.  daz  da  gebrä 

30* 


468 


nit  ist  mit  d6  wizin  des  eiges  I  deme 
fivre.  y.  milvvez  vil  deine,  y.  mischez 
z5  d6  genyyyeme  cryte.    Darnach  nim 
einen  st5f  yollin  des  handigin  ezzikes 

65  y.  mischez  allez  zesamine.  y.  sichez  durch 
eX  tSch.  y.  denne  allererst  so  mische  daz 
puluir  der  niirrQ.  y.  des  aloe.  dar  z5. 
So  dy  diz  allez  getSz.  so  giyz.  ole?  denne 
nardinon.  oldir  oleü  rose?,  oldir  daz 
S.  45'  yz  de  tille  yyirt  gemachoi  dar  geyz  ein  t'teil 
eines  stSfis  yon  ezzike.  danne  giyz  ez  I  ein 
glaseyaz  .y.  sw6ne  dich  daz  hSbitswer.  so  salbez 
mit  dirre  salbe  e  dy  geist  slafin.  n.  beyyint 
5  ez  mit  eime  tSche.    Ad  ocfos  dolentes. 
Nim  des  epphes  bletir.  y.  niy  sie  mit  dem 
nyyyen  kaese.  y.  lege  daz  yber  diy  5gin. 
Nl  z5  ynze  cymins.  y.  ein  halbe  orgemStes 
y.  alse  yil  der  gepuluertun  nebetun.  so 

10  dirre  beidir  ist.  y.  mache  ein  puluir 

y  tS  ez  in  diy  Sgin.    Ad  lippitudinS  octo^ 
Nl  daz  at'mtü.  y.  daz  yyize  des  eiges.  y.  daz 
honec.  y.  mischez  zesamine.  y.  legiz  ybir 
•   diy  Sgin.    Diz  coUiriü  ist  yyndirliche 

15  gSt  ze  der  finst'nisse  der  Sgon.    Nl  daz 
gSte  cinimin.  y.  daz  caferan.  beid'  geliche. 
y.  milyyez.  y.  nim  des  ephes  wrcun  so.  y 
honec.  y.  mischez  allez  zesamine.  yil  harte 
y.  sichez  durch  ein  tSc.  y.  gehalt  ez.    So  dy 

20  disses  bedyrfist  so  trSfe  mit  einir  federe 
einen  V*ßn  i  daz  5ge.    Diz  colliriü  ist  yil 
gSt  ze  aller  slahte  yngefSre  der  5gon. 
Nl  wizziz  wir5ch  libras  duas.  Manna,  ü.  Aloe.  ü. 
mirrQ.  II.  auripicmti.  ni.  dragantl  I.  Pipis 

25  albi.  L  litargiri.  II.  cerose.  I.  disy  ally  milyye 
yil  deine,  y.  rit  sie  durch  ein  tSch.  y  samene 
sie  mit  de  tSyye.  oldir  mit  der  wibis  milche, 
diy  einin  syn  s5ge.  y.  gehaltez.    So  dy  des 
bedurfist  so  zet'bez  mit  de  ezzike.  oldir 

30  mit  der  selbyn  milche  in  eineme  cufBr 
yazze.  oldir  l  eineme  leffele.  y.  strich  I  diy 
Sgin.    Nl  des  rephynes  gallun.  y.  sine  blater? 


AUS  8.  eiLLBB  H88.  m  469 

V.  mische  sie  mit  d6  balsamo.  oldir  mit 

de  ole.  t  salbe  div  5gin  damite.    G^sehit 
(Sp.  2)  35  5ch  der  nivt.  v.  hat  er  die  ganzin  sehvn. 

er  gesiet  schire.  ane  ziyyrel. 
Got^  san^nS  de  narib,  fluentS. 

Nim  die  eigerschal  dannan  div  ivngen 

hSnlv  sint  gehecchet.  v  pulu'  sie  vnde 
40  blasez  in  div  naseloch  so  gestat  daz  blSt 

Stoz  die  rutun  für  div  naseloch,    Bint  im 

die  nezzelmi  wrzun  an  daz  hSbet.  older 

f mif  blai    P"  Ad  dolore  dentium. 

Nim  die  espinin  rinde,  v.  niv  sie  mit 
45  dem  ezzike.  v  lege  sie  i  den  munt 

Ad  glandulas.    Nim  die  linsin  v.  niv 

sie  mit  dem  ezziche.  ufi  lege  sie 

vbir  die  druse.    Brgne  die  vvisvlvn 

ze  pvlnere.  v.  salbe  die  drvse.    Nl  die 
50  geizzebone.  v.  niv  sie  mit  ezziche.  vfi 

lege  sie  vber  die  drvse.    Ad  pectoris  dolore. 

Sivt  die  rvtvn  mit  de  vvine.  vnde 

mache  ein  Ivt'tranc  mit  der  poletvn. 

V.  mit  de  honege.  v.  gib  daz  zit^chenne. 
55  Nl  die  rvtun.  marvbi?.  stabewrz.  mit 

gelichir  maze.  v  nvi  sie.  v.  gip  sie  de  sichin 

zit'nchen.    Chvmet  ez  5ch  von  de  herze 

svern.  so  bezzerot  er  sich.    P  Ad  pHema 

curandtL    Nim  zvi  mez  des  honeges. 
60  ein  teil  des  chvsmervves.  v.  altin  win. 

marubium.  fenicnlQ.  v.  sivt  daz  al  zesa 

mine.  I  eineme  nvwime  havene.  vuze 

ez  werden  zvei  mez.  dar  nach  seh  ez 

durch  ein  t5ch.  v.  mische  dar  z5  den 
65  phefir.  v  gipez  deme  sichin.  soer  vaste  zvene 

leffile.  so  er  welle  slafingan.    Cöt^  ficü. 

Dv  solt  nemen  ein  gewich  carioffiles.  vnde 

cinomomi.  v.  pip.  gingeber.  cvmich. 
S.  45  **  vnde  zirr*bez  mit  niveme  honege.  v.  sae 

ez  an  die  stat.    Cot'  dolore  cordis  7  pulmonis. 

Der  ezze  linsine  gesotin  mit  dem 

ezzike.  older  er  fnche  die  feltco 
5  nelun.  genvwen  mit  de  wine.  older 


470  PIFBB 

fnche  chSgine  milch  nivwenes  gemol 
eben  vastende.  daz  ist  vil  g5i  ze  dem 
sver  magen,    Ite.  Nl  fenü  grecü.  v.  svdez. 
daz  ist  5ch  g5t.    Diz  ist  uil  gSt  ze  de  magL 

10  svvern.  v.  ze  de  bitteren  roffezSnge. 
da  fyr  ne  wedir  bilfet  ezzln  uob  t'ncbl. 
Nim  der  gepvlu't'  centauria  nivn 
leffele  volle,  y.  gip  ime  drige  tage 
zet^cbinne.  mit  t'n  becberen. 

15  winis.  ez  ist  Scb  vil  gSt  für  de  stte 
svern.  v  für  de  lancbe  svvve'n. 
Ad  sagittä  eiiciendam. 
Nim  den  steivam.  v.  niv  in  mit  alte 
smerwe.  v.  bint  ez  vbir  die  wndun 

20  ez  zvbit  daz  scoz  uz.    Obe  dv  vvellist 
dizze  selbe  dinc  versSchiu.  so  bint  ez 
andir  halb  ingegin  der  wndun.  daz 
scoz  gat  dar  vz.    Ad  uulnera. 
Nim  de  gepulu'ote  pungen  sagin  an  die  wndun 

25  so  heilet  siv.    Ad  sananda  guia  uulnera. 
Nim  mirrä  wirSch.  mastice.  harz,  pech 
orgimunde.  polgalga.  aloe.  gips,  hirzzes 
hörn,  aristolocia  rotundä.    D5  der  aller 
gelich.  V.  machein  pulu'  danna  vz  v  sae 

30  ez  darane.    Nl  bli.  v.  brene  ez  l  einer  phänun 
V.  t'bez  mit  enir  schinü  unze  ez  uerbrlne. 
V.  tS  ez  täne  I  ein  hSlzin  vaz.  v  tS  dar 
zS  ein  luzel  oles.  v.  ezzikes.  v.  t^bez  vnz  ez 
diche  werde,  v  salbe  ez  damite. 
(Sp.  2)  35  Ad  cancrum.    Nl  daz  gepulu'te.  v  daz  gebende 
bli.  V.  at'ättL  pip  piretrü.  des  hsechedis 
chinnebrachin.  dez  crebzes  bein.    Disiv 
alliv  soltv  wegin  geliche.  v.  pulueren.  vfl 
wasche  die  stat  aller  erest  mit  de  warm 

40  wine.  v.  truchenez  mit  eineme  tSche 

V.  salbe  ez  mit  de  honege.  dar  nach  so  sae 
daz  pulu'  darane.  v  lege  der  papellun 
plet  older  der  truchenQ  nezzelü  dar 
vbir.    Ad  difficultate  mingendi  s. 

45  In  de  Sgwestin.  so  nim  des  pocches  lebere. 
V.  sulze  sie  vil  wole*  v  gip  de  div  ha'n  uinde 


AUS  8.  OALLEB  HB8.  IH  471 


V 


.i.  schadit 

daret  tagilicbe  eine  snitnn.  zezenne. 

UDze  dy  gesehest  daz  ez  helfe.    Ist  ezSch  der 

stein,  ime  wirt  baz.    Qvi  n  p  urina  Qtin'e. 

50  Nl  der  lilivn  vrcvn.  v.  sivt  sie  l  der  milihe 
niv  sie.  v  bint  sie  vbir  die  lanche. 
Ad  difficultate  vrinQ.    Nl  saxifricä.  niv  sie. 
vnde  gip  im  ze  t'nchinne.  div  ist  vil  gSt 
fvr  die  harn  windnn.    ItS  Sivt  den  Ivbe 

55  stecchin  mit  d6  wazzere.  v.  gip  im  cifnchenne 
daz  hilfit  vil  woL    Gonf  lapidem. 
Nim  zwei  clobelSches  hSbit  v.  sivt  sie 
mit  fier  mezzen  wazzeres.  i  eine  nivven 
hanene.  unz  ez  nerside  ze  zvin  becchem 

60  vollen  v  gip  im  zet^nchinne  dritage. 
sobristit  der  stein.    Ite  Nl  daz  eie  daz 
an  dem  dunirstage  gelege  wrde.  v  gip 
ez  im  mit  de  wine.  ze  t^ncbinne.    Ad  dis 
sinteria  q  sangn6  emittit.    Nl  des  wege 

65  richis  wrcvn.  v.  lubestechen.  v  der  eher 
nellun  mit  den  blet'en.  v  trvcchinez 
allez  an  der  sunnun.  older  in  eineme 
ofene.    Dar  nach  pvlu'  ez.  v  rit  ez  vil 
S.  46  *"  cle'ne.  v  ni  ze  drin  malin  ieclies  mit  d'in 
vingeren  geliche.  v  t2  ez  in  ein  lagilli 

V  tS  darzS  nivn  mez  des  lut'en  wines  v 
des  honeges  ein  mez.  des  Ivbestechin  sSs 

5  ein  mez.    So  dv  daz  nizin  uuelle,  so 
t^ez  zesamine.  v.  fnchez  nivn  tage,  ein 
vazzili  voUez.  so  stet  div  rSra. 
Gont*  ]^dropica  passionem. 
Nim  der  gerstvn  so  oil  so  dv  wllest 
10  V  mache  ein  malz,  daz  ez  z5  der  erde 
net  encome.  v  mache  ein  hier  dar  uz 

V  nl  d'  erlun  rind*  div  aller  nachest  dö 
bSme  ist.  v  mache  ein  pvlu'  dSnä  vz  u 
ni  el.  Ivzil  mez.  v  sivt  ez  mit  dö  biere 

15  V  uoUe  mache  daz  btr.  v  givz  ez  1  ein 
laegillun.  v  gip  ez  d6  wazzirsuhti^ 

1)  di'n,  i  lang  durdt  e  gezogen. 


472 

zi  i/chinne  nivn  tage.    Afdr  disime 
tünche,  so  gip  ime  tageliche  gebratenv 
aiger  ze  ezzinne.    vil  heizv.    So  dv  gesehest 

20  daz  ez  i  helfe,  so  gip  im  dar  nach  vberlanc 
ein  rSrtranc.  daz  yvir  heizen  bvzina. 
Electuariü  gt^  ydropisin.    Nl  de  cumin. 
V  des  ateches  s5  ein  yntia.  I  gib^  unciS.  L 
cäriofeles  unc.  I.  pip  eine  oncia. 

25  reoponticü.  V.  pheninge  gewage. 
costes.  Vni.  gewage.  galgan.  V.  ph 
ninge.  lorber  alsvile.  g'^nomasti 
ce.  VUL  phSfi.  z5  uncias  epphen 
samen  alsvil  feniculi.  alsvil  til 

30  linsam  alsvil  pet'silini  lubestechen  eine 
halbe  once.    Disiv  alliv  mache  zeimelectn 
ario.  unde  gipez  zezenne  des  dnrf  sie 
so  uaste.    Cot'pleurisim.    Nl  de  stein  d6 
div  snalvve  treit.  v  den  hanefsamin.  v. 
(Sp.  2)  35  der  cholesamen.  v.  mische  ez  mit  der 

saluiun.  y.  lege  ez  im  undir  die  zyngvn. 
iN  dirre  stete  ist  gescibin.  y.  geordonot 
wie  man  in  eineme  iegelichen  manote 
sol  lut'tranc  machon.  vzzer  cryteren. 

40  yfi  picmtis.    Diz  Int'tranc  ist  vil  g5t 
y  heilit.  y.  gehaltet,  y.  gedSbit  die  yber 
fluzzigin  humores.  die  diri  sint  T  de  mSneschin 
zi  dirre  wis  sol  man  ez  machon.    In  martio 
sol  man  ez  machon  uzir  eine  teile  saluiun 

45  y  sol  man  da  zSnen  XII  com  pperis.  pertherä. 
gingiber.  spie,  wolgesotin  honec.  yfi.  XXX. 
mez  yyines.    Disy  alliy  suln  wol  gemulyyet 
sin.  dar  nach  gestandaz  sie  gelyteren 
y  daz  diy  clara  potio  syze  si  zi  t'chinne. 

50  Man  sol  sie  5ch  uastende  t'nchin.  u.  nach 
mSse  aller  tagelich.  in  disen  manodin. 
so  wirt  er  yil  gesynt.    In  ap4e.  sol  man 
z5  disime  t^che  t5n  die  uuormate 
y  allez  daz  da  yor  gescribin  ist    IN  maio 

55  sol  man  Ivbestechil  dir  z5  tSn.  j  p  dicta. 
In  iunio  _betonia  j  pdicta.  In  iulio  gamS 
dream.    I  augusto  agrimonis.    In  octob'e 


AÜ8  8.  OALLBB  H88.  m  473 

jSmbrate.    In  nouebre  millefolium. 

In  decebre.  hagyn  die  die  dir  wahsint 
60  yfen  de  wizin  begene.    In  ianuario 

seuinü  7  poletQ.    In  febroario  lorber 

vfi  cost.    Der  disis  lutirt^cbes  spvlgit 

der  Wirt  vil  gesvvnt. 

Ein  plastrQ  ist  vil  gSt  ze  aller  slahcte 
65  wndun.  y  ze  der  leb'e.  y  ze  de  brostin 

y.  ze  de  milze.  y.  zi  de  lippe  sueri.  y.  zeder 

siton.  y.  widir  de  cramphe.  y.  ze  pogag* 

y.  ze  dem  lanc  suern.    Diz  sol  man  dir  z5  tSn 
S.  46^  Aloe,  mastice  mirrä.  dirre  alre  sin  libre 

quatuor.    OrgementQ.  l.  UL  des  luf  en  glasis 

libre.  m.  gepulueroi    Wahsis  }  una. 

peches.  I.  I.    Mit  diseme  pbast'  sol  man 
5  den  rudigen  mennischin  ribin  l  dem 

bade  odir  ze  d'  sunnon.    Des  ongesotinen 

swebeles  l.  I.  peches.  l.  ü.  wabses.  L  ü. 

oles  alse  yil  so  dy  bedürfest. 

Emplastrü  gt*  febres. 

10  Nim  daz  atechis  wrzen  sowes  ynd* 
daz  weizine  m^I.  ufi  mischez  zesamine 
y  legiz  an  ein  tSch  ufi  bindez  über  den 
magin.    So  zirgat  daz  biuir  äne  zyyiuel. 

Emplastrü  solitoriü.  heizet  daz  emplastrü 

15  daen  mendiz  mugen.  ufi  ze  de  brostin 

loch  die  der  uil  uz  werfent  fonder 

fylyn  lebere.  oldir  lyngyn.    Och  ist 

ez  uil  g5t  den  die  der  ungelustich  sint 

dez  libes  y  de  daz  blSt  wadelot  aftir 
20  deme  libe.  ist  diz  uil  not  durffcic.    Dar 

zyo  erwecket  ez  uile  wole  die  lange 

slaphintin  mennischeit  der  manne,  yfi 

fyrbringit  die  menstrua.  y  ist  nyzze 

ze  allen  den  in  wartigin  passionib;  y. 
25  machit  die  sSzzen  atemzyge.    Diz  sol  man 

dar  zy  tun.    Aleandes  Üb.  III.  pip.  der 

wizen  minzyn  samen  t  L  Gumines.  l.  II. 

siler.  }  II.  Git  }  IL  cinamomi  }.  U.  yfi 


474  PIPEB 

honeges  also  uil  so  dv  bedvrfist.    Dirre 
30  lectuariü.  sol  man  frv  gegebin.  zvvene 
lefiSle  uolle.  lange  wile  edannez  ezze. 
vn  de  drjeleffele  uolle  e  danne  er  slafin  welle. 
Ungvvstü  iacobi  calisticü.  ist  uil  gSt 
ze  allen  den  swern  des  libis  loch  ze 
(Sp.  2)  35  allen  den  geswltstin  vfi  ist  harte  g5t 

podag'cis.  vn  ist  gSt  den  d'  l  zwissen  den 
lidirn  we  ist    Svs  sol  man  machvn  diz 
vnggtü.    Nl  altes  swinis  smer  wesenir 
vnze  gevvic  wahses  zyyS  vnze.  salces 
40  zw  vnze.  des  oles  des  man  gemachot  vzir 

zo  onze 

den  lorberen.  IL  v.  gewic.    Disiv  tS  zesamine 

vnde  zirfp  sie  uile  harte,  vfi  demsf f 

si.  den  salbe  dir  mite. 

Vnguentü  grecQ  ad  caput.    Diz  ungtQ 

45  heizit  latineschvn  grfne.  vfi  ist 

vile  gSt  ze  deme  hSbit  svvem.  v  ze  allen 
svhtin.    Öch  bederman  ezze  uile  manegen 
arzeinten.    Diz  sol  man  der  zvo  tSn. 
Bvt^  manipulü.    Huswurz  ma.  II.  epphes 

50  mafi.  V.  folia  lauri.  m.  V.  scoz  würze,  m.  V. 
Disiv  alliv  solt  dv  vil  harte  nvven  mit 
dem  ezziche.  ioh  sihin  dvrch  ein  tSch. 
I  ein  erin  vaz.    Daz  selbe  vaz  solt  dv 
beg^bin  l  d*  erd'  nivn  tage,  vfi  soltez  vil 

55  uaste  oben  an  betSn.  v  darnach  solt  dv 
ez  biderbvn.    Nl  ein  cvpher  vaz.  odir 
ein  heriniz  vaz.  v  gvz  ein  mez  oles  dir 
zvo.  daz  andir  des  handigin  ezzi 
chis  darin,  v.  beg^b  iz  l  d*  erde,  nun 

60  tage.  V.  darnach  so  engrab  sie 
vnd  biderbe  sie  ze  allen  den  er 
zentin..  so  da  gesc'bin  ist.  l  dem 
arzinbSche.    Och  ist  siv  uile  gät 
ze  der  wndvn.  v  ze  d6  hSbit  siveren. 

65  Vngu^tQ  albü  ist  uile  göt  ze  der  rvden 
ioch  ze  deme  grinde.  v.  ze  d'  unsvbirliche. 
Diz  sol  man  dirzS  tvn.    Litargiri  Desunge 
sotenis  swebeles.  wirSch.  Mastic^  Geros^. 


AUS   8.  OALLXB  H88.  ID 


m 


S.  47  *"  suspendito.    7  iogif  illü  portet 

f ;  ca  I  balneQ  ire  aolnerit  if  ra  domi 
dimittat  reliq's  boris  öibos  secQ  habeat 

Ad  morsnm  serpentis. 

5  Dem  dv  natere  gebekke.  der  neme 
zvai  phenninge  gewage  agrimoniam 
80  vs.  V.  zvai  copbelin  winis  v  tünche 
div  samint.  ez  f  bit  daz  ait'  uz  d6  libe. 
Daz  vvib  d'  div  brüst  swere.  div  neme  andom. 
10  V  altes  smere.  v  stozze  div  zesamine  v. 
binde  dar  vbere.  ir  ne  wirret  sa  nibi 


Cot*  mb^nü  odL     Nl  daz  eie  daz  andd  heili 
gen  zewiben  nabten  geleit  werde  v 
brenne  ez  ze  pula'e.  vrip  daz  pala^  v 

15  rit  ez  dorcb  ein  tSch.  v  leg  in  nidir.  v. 
saig  im  l  daz  Sge.    So  daz  fei  von  d'  sebvn 
come.  so  tS  daz  pulö  mit  einer  spene 
Ion  hSbet.  an  daz  fei  daz  ez  die  sebvn 
•   niet  en  rSre.    Svva  dv  wellez  daz  daz 

20  bär  nibt  en  wabse  da  r5f  ez  vz.  v.  nim 
die  egolun  div  des  mannes  bluit  svge.  v 
br6ne  sie  ze  polu'e.  i  eineme  niven 
bauene.  v  sage  daz  puluer  an  die  stat. 

Contra  cancrum. 

25  Piro  d  df  cutinna  Qbore.  7  laua  wln^ 
cüuino  7  pnluerö  it^  sparge.    Ad  serpöts. 
q*  uuiu9  ift  in  bomin6.    Lociü  eq^  calidQ 
bibat  stati  exit.    Ad  sang'ne  de  narib* 
pfluents.    Testa  ouoRx  de  q*  polli  excludnf 

30  I  puluer^  redacta.  p  fistnla  narib;  I  sufla. 
statim  sistit.    It$.    Bnta  ad  nares  olfacta 
sisVe  facit.    It6.    In  d'  nOie  sc*be  1  fronte 
ipsi^.  nom  ei^.  7  b  emorrovs^.  ipsa  dlx.    Si 
tetigero  fimbria  uestimti  ei^  tatü  salua 

ero 
(Sp.  2)  35  Ad  singultQ.    AcetQ  acrü  olfactQ  bibat     , 
mox  desinet.    Ad  tussicos.    DictSmnm 
dabis  bib'e  cv  vino  pdest.    Ad  eos  q'  cibQ  cO 

8,  47  *  z.  1  am  ende  rasur. 


476 

tin'e  fi  possunt    Mille  folifi  ViXi  cQ  uino 

tepido  bibat    Ad  stMngendü  sang'ne.    Vrtica 
40  ad  puluere  Icende.    7  sup  sparges. 

Qvib,  uenenQ  datü  sit.  sumät  Xu  folia 

gunderebun.  7  utanf  eis  cü  morato 

I  estuario.  absq;  dubio  lib'abont'.    Cotra 

Solution^  aut  tussim.    Tolle  ös  elepbantis 
46  7  scalpe.  I  äq*  7  bibe.  f6.    Ad  scropbvlas. 

Ybi  dedicatio  l  dnica  euenerit.  carbones 

unde  altare  Ic^sef  reseruenf .  7  aroina 

misceanf.    j  sie  punganf.    Ad  pecora 

In  natale.  s.    lo&is  bapt.    Svme  aucü  maschn 
50  7  pcide  ei  cäp.  suine  sang^e  efl  nase 

mundo,  p*  ea  cap  cü  sang'ne  7  pugillo  salis 

I  noua  olla  Qbure.  7  pulu'em  ipsa  die  da 

animalib;  ling*re.  optima  res6.    CotT  rehin. 

Frimo  die  pat  nr.  I  dexfm  aure.    Marb  pbar 
55  nienetar.  nivnt  was.  marb  was.  war 

comedvdo.  var  in  dinee.  ciprfge.  in  dine 

marisere.  daz  dir  zebSze.  t'  7  pat  nr. 

Ite  adeqs  sanandos  raehin.    In  aure  eq'  dicas 

7  p  omnes  pedes.  HI.  usq;a.  p.  vnion.  geni 
60  pbron  indi  tot  cathaloti.  genepisita. 

fi  ita.  ara  fi  ipitara.  k.  x.  k.  Pai  nf. 

Si  u'mes  equü  mordent.  die.    Ignitis  quissitis 

ninnitare  nare  tbebal.  gut  gut  en  al. 

Ad  fräs  in.    Sputo  c*cü  linito  minimo  digito 
65  7  die.    Adiuro  te  mala  malanna.  p  patre 

7  filiü.  7  spm  scm.  ut  fi  crescas.  s.  euanescas. 

T  noie.  p.  7.  f.  s.  sei.  k.  x.  k.  Pat.  nn.  t'  7  pat  nr. 

Par  uitQ  urit  leo  l  noie  dnl  morif  vrvvs 

I  hole  isto.  N.  ayos.  ayos.  ayos.  xp<^.  vincit 
xpc  regnat. 
xpe  ipat. 

46.  Zürich  y  stadtbibl  cod.  C.  171,  kl  sedez.  S.  106''  auf  rasur 
steht  das  stück,  welches  Heyne  nach  pro  f.  Vögdins  lesung  im  Äne.  f. 
Kunde  der  deutschen  Vorzeit  1819 ,  stück  9 ,  s.  257  vercffentticht.  Es 
lerntet  nach  meiner  lesung: 

Sine  den  saltare  unde  tu  dine 
uenie  zu  iegelichemo  sahnen 


AUS  8.  GALLBB  H88.  m  477 

ont  sprih  Qls  patri  ont  Beq^  et 

Qip  zu  iegelicher  uenie  ein  almf 
5  sen  unt  ein  cberzen  gemezzen 

nah  demo  mitteristemo  ninge 

re  diner  zesewen  hant  unt  tfl 

daz  nahtes.  ont  frinme  des  mor 

genes  alle  die  seimisse  die  dA 
10  megest.  unt  bit  die  brieste  daz 

si  die  sele  dines  friuntes  dem 

almahtigen  gote  beuelhen  mit 

uollemo  ambahte  alsame  da 

men  den  licbnamen  der  erde 
15  beualch.    Daz  tuan  dem  sibenten 

unt  zu  iegelichemo  drizegisten 

80  cbumit  dir  diu  sele  zegesihte 

alnah  diu  so  ir  dinc  stet. 

47.  Zürich,  stadtbibl  cod,  G  581275  U.  146"  enthält  die  in  den 
Dkm.^  no.  XUX,  1.  2,  3  (s.  151.  492)  tvidergegebnen  denksprOche 
(vgl.  lAttg.  8. 141).  Ncxh  gütiger  mitteilung  von  Seiten  der  gen.  biblio- 
ihek  lauten  dieselben: 

Sver  an  dem  mseutage  dar  gat  da  er 
diu  fyz  lat  deme  iz  alle  die  wocun 
dezst  ungemacher.    Tif  fürt  trybe.  ufi 
schone  wip  hurre.  sweme  dar  wirt 
5  ze  gach.  den  geruit  iz  sa.    Der  zichilcun 
gat.  yn  ane  rye  da  stai  der  wirt  zeme 
iyngistime  tage  ane  wafin  rescagin. 
Sver  da  wirt  virteilt.  der  het  imir  leit. 
Das  y  in  e,  2,  3.  6,  7  steht  in   dem  mir  übersanten  fcu^imile, 
doch  gleicht  es  einem  y. 

Anhang  11. 

m 

48.  2!ur  Vergleichung  mit  den  unter  no.  37  angeführten  Züricher 
Glossen  gebe  ich  hier  eine  ganz  ähnliche  samlung  aus  dem  Wiener 
Cod.  2532.  U.  16^,  in  eeilengetreuem  abdruck  {vgl.  Littg.  s.  66  no.  446). 
Die  samlung  begifU  auf  der  elften  zeile  der  s.  132^: 


Nomina. 
Betonica.  }  pan  herbarfi. 
donia.  i.  betania.  Plan 


tago  }  amoglossa.  i.  min 
15  ner  Wegerich.  Maior  plan 
tago.  i.  merre  wegerich. 


476 


Septinerdia.  l  centinodia. 
i.  wegebreitte.  Sanguina 
ria.  }  j'sepinaca.  i.  ymbe 
S.133*treta.  Verbena.  i.  Iseni.  Sin 
pboniaca.  l  uisquiamO.  i.  Bil 
sa.  Tormtilla.  l.  turnella.  i. 
fricwrz.  Lupinü.  i.  ficbö 
5  na.  Herba  scelerata.  l  api 
Q.  Rusticü.  i.  hanef&z.  ar 
temesia.  l.  valentina.  i.  bi 
boz.  Dracontea.  i.  Dracwrz. 
Satirion.  t.  leporina.  i  gen 

10  tiana.  i.  Hemera.  Dictam 
nü  albü.  i.  wizwrz.  Die 
tamnü  nigrü.  i.  Gizwrz. 
Elleborü  alba.  i.  Niawrz. 
EUeborü  nigrü.  i.  Sitwrz. 

15  Veratrü  idg.  Lapatium.  i. 
leteeha.  EbulQ.  atech.  Cen 
tauria  maior.  i  Frigalla. 
Altea.  i  malua  siluatiea.  1. 
luuisca.  Buglossa.  i.  Rin 
S.  1  SS*"  desznnga.  Cinoglossa.  i.  Hun 
deseonga.  Solopendria.  i. 
birzescunga.  Beumatiea 
.i.  Granescesnabel.  Marmbi 
5  um.  i.  andor.  Hee  j  prasiü 
dr.  Eliotropiü.  l  Solsequi 
um.  i.  Bengela.  Ninphea 
.i.  grensic.  Centanria  mi 
nori  }  Febresugia.  Celi 

10  donia.  }  Himndina.  Sehel 
lewrz.  Celidonia  minor 
l  Senetion,  i.  Brennewrz. 
Edera  nigra,  i.  EbhSe.  Filix 
.i.  fam.  Polipodiü.  i.  Stein 

15  fam.  Peonia.  i.  beonie. 
Satareia.  l.  serpillns.  i. 
Quenela.  Grassinula.  i. 
veltqnenela.  Alosantvs 
.1.  wermfit.  Acero.  l  acer 


S.  134*.i.  Gundereb.  Cerifolinm. 
.i.  Eemilla.  Sarminia.  L 
wild5  ceruilla.  Origanü 
.i.  Dosto.  Sempviua.  I  ay 
5  zon.  i.  huswrz.  Id6.  Am 
brosia.  Basilia  l  pfora 
ta.  i.  Madelger.  Golian 
drü  .i.  kolinder.  I  Crollo. 
Lataridia.  l,  citocatia.  t 
10  Springwrz.  Strignum. 
.i.  Bamesdra.  Millefoliü. 
.i.  garwa.  LupistictL  In 
bestichel.  Psilatrü  .i.  Stei 
pha.  Nebeta  .i.  Simiza 
15  Millebordia  .i.  Dniswrz. 
Blandonia  .i.  wllina.  Gal 
catrippa  .i.  zeisela.  Liuen 
dula  .i.  lauendel.  Abrota 
nü  .i.  stabewrz.  Melones 

S.134'*.i.  phedemen.  VipiricO.  Har 
thS.  Gardopana  .i.  Ebwrz. 
Vulgago.  l  asarü  .i.  Halsel 
wrz.  Garriola  .i.  Wicesa. 
5  Gliconius.  l  poletü.  i.  Palaia 
Didimo.  l  anricula.  leporis 
.i.  Hasinore.  Golofonia.  i. 
HarzSc.  Emorroys.  i.  Blut 
flnzida.  Tumbola  .i.  Ert 
10  nuz.  Acitura.  i.  Amphera. 
Apiacü.  i.  Binesuga.  Gladi 
olus.  }  Hirreus.  Suertel 
Inn.  Saliunca.  i.  Riet 
gras.  Actalipha.  L  Urtica 

.    15  Paliurus.  i.  agaleia.  Ans. 
toli^^cia  longa,  i.  Astrenza 
Vitescella.  i.  Nopho.  Pipi 
nella.  i.  bibenella.  Ga 
mandrea.  i.  Gamepite 

S.  135'  OS.  minor.  PinastellQ.  L  Bern 
wrz.  Pretula.  i.  SnitelSc 
Exoporiü.  L  pborsame.  Dip 


AÜ8  8.  OALLBB  H88.  Hl 


479 


sane.  i.  LScfas.  Colocintida 
5  X  wildu  knrbez.  Nastur 
du.  I.  crescentio.  i.  cresso. 
Cardam^.  i.  wiltcresso.  Eru 
ca  wiltsneph.  Fungas 
.i.  swam.  Poletus.  i.  Baliz. 

10  Apiü.  i.  epho.  Petrosilinü.  i. 
Petsiler.  Lanacetü.  Baine 
fano.  Inula.  i.  alant.  Id6 
Laturdü.  Menta.  i.  minza. 
MentastrQ.  L  vis'^minza. 

15  Colocasia.  t  menta  agresti' 
}  Nepita.  i.  wildS  minza 
Aliga.  i.  amaro.  Halicastrü. 
i.  Einkurne.  Falesü.  i.  kic 
herre.  idö.  dcer.  Cotan^ 
S.135^cattenb5n.  Amurca.  fex 

olei.  Aln9.  i.  erlunbSn.  lu 
mp9.  i.  wechelf .  Sambuc^.  1. 
Biscus.  Holder.  Com^.  arlz 
5  bSn.  Samsuc^.  maiolan.  Lau 
reola.  cilant.  Brionia.  bun 
descurbez.  Ide  vitis  alba. 
Gai9  folia  aq^  calida  mad*fac 
ta.  sang,  l  bnmorS.  ex  pcus 

10  sione  corpis  aspgit.  San 
goinarius.  bardentruge 
lin.  Tremulus.  aspa.  Tas 
CHS.  mistel.  Amaracus.  la 
uendnla.  Saoia.  senenbSn. 

15  Mirica.  Haida.  Alfeta.  win 
WTz.  Asinina.  Capillns 
veneris.  Apollinaris.  fe 
netia  herba.  Astold.  Begia 
Beonia.  Apiata.  bitterwrz 


S.  136'  Canabis.  Haneph.  Surella,  am 
pberra.  Balsamita.  Sisim 
bria.  Brassica.  Boman^  cau 
lis.  Britanica.  1  Beta  briza. 
5  Sulbüs.  crisso.  Bugilon.  Sin 
gruna.  Cardopan.  mardis 
tel.  Cardomomü.  cresso. 
Capfolia.  widemunda.  Gepe 
chronioii.  HollSc.  Gonsolda 

10  beinwalla.  Galx  uiua.  Spar 
calc.  louis  barba.  huslSc. 
talica.  wolueswrz.  Lappa 
cletta.  Grassula.  Steinpbef 
fer.  Vualupina.  flebona. 

15  GuminO.  }  cimina.  cumicb. 
Sisimbriü.  Gisenbrauua. 
LigustrQ.  Binesuge.  Ana 
fSd.  ander  Anagulus.  Bos 
sebupcp.  Afrodisia.  Swer 
S.  136^  tella.  Amoniaca.  Luitsalz. 
Argilla.  ouenlain.  Garies 
putredo  ligno^  Agaricü. 
babcsamo.  Arciotidas.  bace 
5  innipi.  AmistrO.  mistel. 
Balaustion.  i.  centifolia.  Q'n 
que  id6  $  pentafilon.  vvn 
pbblet.  Binula.  bilesa.  Vice 
toxicum.  Gentemedia.  Me 

10  lago.  1  xigella.  1  loliü.  Ba 
ten.  Basilea.  aquileia.  Spar 
gula.  Herba  burit.  i.  vnrei 
te  madelger.  Herba  venti. 
Virga  pastoris.  }  Herba  ful 

15  lonum.  Marsihon.  Pilo  sei 
la  Müsore. 


ALTON  A,   m  DER  NEU  JAHRSNACHT  1880/81. 


P.  PIPER. 


480 


ZU  DEM  WILLEHALM  ULRICHS  VON  TÜRHEIM. 

(Nachtrag.) 

1.  Zu  den  französischen  handschriften.  tue  Boulogner 
handschrift  enthält  11  teile.  In  anm.  14  ist  ans  versehen  gedrackt 
„die  wahren  12  teile  der  handschril't.'^  Es  muss  heissen  11  in  fiber- 
einstimmung  mit  dem  Schema.  —  Die  Berner  handschrift  enthält  nach 
Sinner  (Gatal.  c.  m.'Bern.  III.  1772)  im  Mon.  Rain,  die  teile  3.  4.  5, 
den  kämpf  mit  den  vier  leoparden  (lonpers  Bern,  lyon  Bool.),  den 
Überfall  Tibants  und  den  kämpf  mit  Gadifier.  Sie  stimt  somit  zu  den 
von  Paris  benuzten  B  und  b  und  gehört  der  Jüngern  recension  an, 
welche  von  Türheim,  der  jene  kämpfe  nicht  erzählt,  nicht  benuzt  wor- 
den ist. 

2.  Zu  der  vita  Wilhelmi.  In  Wittwers  Collectaneencodex 
steht  unter  der  vita  Wilhelmi  Gellonensis:  „explicit  —  anno  domini 
1492 f'^  und  Braun,  bibliothekar  von  St.  Ulrich  und  Afra,  sagt  in  sei- 
nem katalog:  Stengelius  noster  äö  1611  forsan  iuxta  praesentem  codi- 
cem  edidit.  Da  unmittelbar  die  vita  Wilh.  Hirsaug.  in  dem  codex  folgt, 
so  ist  diese  annähme  ziemlich  zweifellos.  Nahe  liegt  die  Vermutung, 
dass  diese  vita,  wie  im  selben  jähr,  so  auch  am  selben  orte  wie  die 
des  Hirs.  abtes,  nämlich  in  Blaubeuren  geschrieben  ist  Die  erste  ist 
von  zwei  bänden ,  die  leztere  wider  von  ganz  anderer  band  geschrieben. 
Braun  kante  keine  andere  handschrift  der  vita  W.  Gell,  in  seiner  stifts- 
bibliothek;  doch  kann  eine  solche  verloren  gegangen  sein.  Dagegen 
wird  der  mit  dem  dichter  Türheim  gleichzeitige  abt  von  St  Ulrich 
und  Afra  auch  von  Wittwer  geschrieben :  Gebwinus  de  Tyrhaim  (cataL 
abb.  Steichele  1861.)  (Nach  freundlicher  mitteilung  aus  der  k.  kreis- 
und  bischöfl.  bibliothek  zu  Augsburg).  —  Die  Schenkungen  von  Wil- 
helms kloster  sind  schon  von  Mabillon  als  Appendix  dicht  hinter  der 
vita  IV,  1  angefahrt,  der  libellus  de  miraculis  ist  von  demselben  erst 
im  folgenden  bände  lY,  2  ex  codice  Eixiensi  (d*Eysses)  nachgetragen 
und  dann ,  wie  Potthast  angibt ,  von  den  Bollandisten  nur  nachgedruckt 
Da  diese  spätere  fortsetzung  vereinzelt  dasteht,  so  ist  auch  anzuneh- 
men, dass  Türheim  eine  vita  ohne  diese  fortsetzung  benuzt  und  nicht 
nach  einer  solchen,  wie  ich  oben  als  vielleicht  möglich  hinstelte,  die 
andeutung  der  wunder  nach  Wilhelms  tode  gegeben  habe.  Neben  der 
vita  haben  die  Bollandisten  ein  vitae  compendium  abgedruckt  aus 
der  vita  s.  Benedicti  Anianensis  auctore  Ardone.  Der  Anianerabt  Bene- 
dict (t  821)  kleidete  nämlich  Wilhelm  als  Benedictiner  ein,  und  sein 
Hchüler  Ardo  (f  843)  erzählt  im  leben  seines  lehrers  §  42  ohne  angäbe 


Zu  ULB.  von  TÜBHBIH  WILLBHALM  481 

einer  quelle  (eiDmal  persönlich:  vidiinus  saepe  eum  asinum  suum  — , 
wofür  oder  woraus  in  der  vita  Wilh.:  „visus  est")  kurz  das  mönchs- 
ieben Wilhelms  in  Übereinstimmung  mit  der  Stengeischen  handschrifb, 
also  ohne  die  wunder  nach  dem  tode  und  ohne  die  Schenkungen ,  ja 
auch  ohne  das  erklingen  der  glocken  in  der  todesstunde ,  und  ohne  das 
wunder  im  backofeu,  was  beides  bei  Türheim  sich  nicht  findet.  Da 
aber  Mabillon  nicht  sagt,  wie  alt  der  codex  Anianensis  war,  den  er 
abdruckte,  so  lässt  sich  auch  kein  sicherer  schlliss  auf  hohes  alter  der 
vita  Wilhelmi  ziehen.  Sinner  a.  a.  o.  will  die  vita  Wilhelmi  nicht  mit 
den  Benedictinern  ins  XI.  Jahrhundert  setzen ,  sondern  vielmehr  ins  XII. 
^si  vel  scripturae  antiquitatem  vel  idiomatis  et  sermonis  indolem  respi- 
ciamus." 

3.  Zu  den  fragmenten.  a.  Von  den  zwei  bruchstücken  des 
historischen  Vereines  zu  Bamberg,  welche  1837  im  11.  berichte  des 
hist.  Vereines  mit  7  Zeilen  probe  und  1837  in  Mones  anzeiger  von 
Massmann  beschrieben  sind ,  gehört  das  fragment  der  bilderlosen  hand- 
schrift  zu  dem  teil  ^Rennewart  und  Alise."  Das  erste  blatte  180  Zei- 
len, erzählt,  wie  Rennewart  seinen  wünsch  kundgibt  Christ  zu  werden 
(=  Heid.  118),  das  zweite  blatt,  180  z.,  erzählt,  wie  Heimrich  von 
Narbon  aus  um  Rennewarts  willen  sich  an  Loys  wendet,  und  wie  Ren- 
ne wart  vor  liebe  tobt.  (=Heid.  123).  Das  fragment  der  mit  bildern  ver- 
zierten, weniger  gut  geschriebenen  handschrift  gehört  zu  Malifer;  und 
zwar  erzählt  das  erste  hl,  154  z.,  das  ende  von  Malifers  kämpf  mit 
Befamareits  riesen  usw.  (=  H,  245  —  246),  das  zweite  blatt,  132  z., 
erzählt,  wie  Pentesilie  ihrem  gemahl  die  herschaft  über  zwanzig  länder 
gibt  (=  H,  252  —  253).  —  b.  Das  Passauer  bruchstück,  1  blatt 
180  z.,  von  K.  Roth  in  seinen  Beiträgen,  I.  bdchn  nr.  IX,  1854  her- 
ausgegeben mit  einleitung  und  schluss,  54  z.,  aus  den  Münchener  hand- 
schrifken ,  gehört  zu  „Mönch  Rennewart"  und  enthält  Terramers  und 
Tybalts  Unterredung  über  den  eben  in  ihre  bände  gefallenen  kleinen 
Malifer  (=  H  152  — 153).  Dies  Passauer  fragment  gehörte  Vollmer, 
welcher  es  1863  der  k.  bibliothek  zu  München  schenkte.  (Handschr. 
bemerkung  Roths  in  seinem  exemplare).  Es  ist  jezt  registriert  in  Catal. 
ms.  Bibl.  R.  Monac.  V,  1866  unter  nr.  193.  Fr.  e.  »i-»». 

c.  K.  Roth  erwähnt,  Beitr.,  EI.  bdchn,  1862,  in  nr.  XXXII,  2 
ein  bruchstück  des  h.  Aurach  er,  welches,  wie  er  sagt.,  „zu  dem  des 
H.  von  Koch -Sternfeld  gehöri"  Aus  jenem  teilt  er  8  verse  mit, 
welche  zu  „Rennewart  und  Alise^  gehören,  und  den  oben  veröffent- 
lichten versen  H  129,  c,  54  —  d,  6  entsprechen. 

d.  Das  von  Goedeke  (Deutsche  Dichtung  im  M.  *  1861)  unter 
nr.  10  angeführte  Ortenburgische  bruchstück  ist  aus  der  liste  der 

SBIT80HR.   F.   DEUT80HR   PHTLOLOOIB.     BD.   XlIX.  *^V 


482  KOHL 

Türheimschen  fragmente  zu  streichen.  Im  Serapeum  III,  1842,  nr.  22 
beschreibt  F.  Schmidt  ein  bruchstück  aus  der  gräfl.  Ortenburgschen 
bibliothek  und  schreibt  es  dem  Wilhälm  Ulrichs  von  Thürheim  zu. 
Allein  nach  den  proben,  die  er  gibt,  gehört  es  in  den  Willehalm 
Ulrichs  von  dem  Türlein. 

4.    Zu  den  Veröffentlichungen  aus  den  volständigen  handsehriften. 

a.  Aus  der  Heidelberger  handschrift  hat  Lex  er  mehrere  stellen 
in  seinem  Mittelhochd.  Wörterbuch  abgedruckt  nach  den  lexikalischen 
coUectaneen  von  W.  Grimm ,  welcher  Lachmanns  abschrifb  der  Heidelb. 
handschrift  benuzt  hatte.  (Vorr.  XXV).  So  zu  goffe  die  verse  H  120, 
a,  30  und  33;  im  zweiten  verse  aber  unrichtig  diu  guffie;  es  muss  die 
mehrzahl  stehen  der  hals  als  die  guffe  var. 

b.  Das  ende  von  des  Türheimers  Willehalm  war  nach  der  Wol- 
fenbütteler  handschrift  teilweis  von  Eschenburg  (Zur  Gesch.  und  Lit. 
V  Beitrag  von  Lessing  u.  E.  1781.  N  XXIII)  und  nach  der  Wiener 
handschrift  2670  von  Hoffmann  (Verz.  d.  Altd.  H.  1841  N  XIX)  abge- 
druckt. Ich  gebe  die  abweichungen  der  Wolf,  handschr.  von  der  Hei- 
delberger nach  meiner  collation,  die  der  Wiener  nach  Hofl&nann. 
H  271 ,  a,  4  W:  wer.  5  Wi:  der  waiz  da  wol  6  W:  got  künde  tcol 
gemainen,  Wi:  got  chund  wol  so  mainen  7  W  Wi:  tuet  8  W:  soU 
iZy  Wi:  schol  iz.  10  W:  da  vil  11  W  Wi:  Der  sele  dorty  dem 
12  Wi:  gelonet  13  W:  dann  also  15  Wi:  swaz  17  Wi:  und  auch 
von  Turhaim  ulreich;  auch  in  H  kleiner  anfangsbuchstabe  ulrich  21 
W  Wi:  pei  mir  22  W:  hohe,  Wi:  hoch  25  W  Wi:  fürstlichen 
28  W  Wi:  e  dae  32  W:  daz  34  Wi:  deiner  35  W  Wi:  meiner 
36  W  Wi:  wan  ich  pin;  W:  dein  hantgetat  37  W:  dein  guet  42  W: 
in  daz  vrone  paradeise,  Wi :  in  daz  suezz  paradeis  43  W  Wi :  lid>er 
marhis  44  W:  gotes  pis;  Wi  eine  zeile  zugesezt  —  weis  —  para- 
deys  —  markeis  Hilf  mi'r  der  sei  genist  Seid  du  nu  so  lieb  got  pist 
45  Wi:  gemezzen,  schreibf.  oderHoffm.  versehen.  46  W:  da  ich  weder, 
Wi :  purgel  47  W :  daz  48  W :  daz  ich  ze  poten  sende  49  W  Wi : 
hom  lesen  51  W:  haile,  Wi:  hail  52  Wi:  kotn  Nach  52  einge- 
schoben : 

W  Ditz  puoches  chunde  pflegen        Wi  Der  ditzes  puech  chunn  pflegen 

volkmarus  von  podenswegen  Volchmarus  von  podenis  wegen 

Mit  vorchten  da/r  zu  mit  sinne  Mit  varichten  darzue  mit  sinn 
waz  ob  hainreich  dez  huld  ge-        Waz  ob  Haimreich  des  htdd  ge- 
winne unnn 

Dem  ditz  puech  wirt  gesant  Dem  ditz  puech  wi'rt  gesamt 

her  markgraf  ott  seit  gemant  Herr  marcgraf  Ott  seit  ge$natU 


Zu  ÜLB.  VON  TÜBHBDf  WILLBHALM  483 

und  cUiz  euch  gotez  guet  geeem  Und  daz  ev  gotes  guet  gezem 

dae  er  euch  und  mich  zu  im  Baz  er  euch  und  mich  in  sein 

nem  reich  nem 

Der  gemachet  hcU  adamen  Der  gemachet  hat  Adamen 

der  ruech  uns  geben  sein  huld  Der  geruech  vns  geben  sein  Amen 

AMEN  Amen.  Amen.  Amen.  Amen. 

c.  Zum  kämpf  von  Wilhelm  und  Ysare.  H  265,  d,  5  —  266,  a,  2 
=  W  197,  b,  14  — c,  25.  —  H  265,  d,  5  W:  chom  iz  also  6  W:  zu 
sant  do,  name  nicht  verst.  7  W:  daz  der  rise  10  W:  der  markis 
0U  in  15  W:  tugenden  16  W:  der  waz  auch  wappen  bloz  17  W: 
doch  nicht  19  "W:  ein  mantel  21  W:  und  gar  grozzez  25  W:  Stan- 
gen di  waz  lanch  Vit  va^  er  na>ch  im  swanchte  Dem  slag  30  W: 
ohne  und.  32  W :  ein  wunder  groz  iz  34  W :  totte  35  W :  im  do  der 
36  W:  der  ungefuege  stoz  in  hies  39  W:  Den  arm  er  im  ah  slueg 
AS  W:  So  Ab  W:  do  gewar  48  W:  gar  iaem.  52  W:  von  mir 
55  W:  und  hat  an  si  seinen  spot  gelegt  der  ist  der  Christen  got 

5.  Die  Wolfenbütteler  handschrift  und  das  Kreuz- 
nacher fragment.  Die  Wolfenbüttler  aus  Nürnberg  stammende  hand- 
schrift, 1781  von  Eschenburg  beschrieben,  enthält  die  dichtung  Ulrichs 
von  Türheim  auf  204  bl.,  die  seite  zweispaltig  zu  42  zeilen,  die  gera- 
den Zeilen  eingerückt,  diesen  teil  ohne  bilder,  aber  mit  zweizeiligen 
gereimten  Überschriften.  Eigentümlich  ist  die  jetzige  paginierung:  I  = 
bl.  1  —  bl.  74,  a,  37;  II  =  74,  b  und  c;  1—109;  1,  a,  38  also  roumt 
er  provintzalen  lant;  HI  =  1,  b  Heüigeist  herre  vater  unde  ktt  — 
204,  a,  34  AMEN.  Von  Lachmann  wurde  die  handschrift  („o")  wegen 
der  schlussdedication  um  1370  angesezt.  Diese  bestimte  combination 
muste  jedoch  fallen,  als  bekant  wurde,  dass  schon  die  Wiener  hand- 
schrift des  Jahres  1320  dieselbe  dedication  enthielt;  aber  die  algemeine 
zeit,  die  Lachmann  jedenfals  zunächst  vorschwebte,  wurde  um  der 
spräche  willen  von  E.  Roth  festgehalten :  IL  hälfte  des  14.  Jahrhunderts, 
wie  auch  von  Suchier,  der  sie  zugleich  für  die  ehemalige  handschrift 
Püterichs  erklärte. 

H  119,  c,  54  Bennewart  dir  ist  ze  mute  =  W  III.  teil,  16,  d,  2. 
119,  c,  54  und  55  W  =  Ka  56  W:  verhiUst  waz  119,  d,  1  und  2 
W  =  Ka  4  W:  senet  inder  sich  dein  mut  6  W:  raten  und  helfen, 
sonst  =  Ka  9  W:  getrage  13. 15  W  =  Ka  18  W  =  H  =  Kr 
minne,  Ka:  minne.  21  W:  so  wolt  ich  wol  die  ainen  —  mainen. 
23W  =  H  =  Kr  26  W  Stellung:  m.  o.  sei  nimer  seint  gesach 
28  W  =  R:  als  ich  waen  30  W:  kan  dein  hertz  so  gruezzen  31  W 
=  H  =  Kr  32  W:  hob  ez  auf  al  mein  ere  33  W:  erwerde  35  W : 
Wühalm  wieze  swaz  ez  ist    37  W  =  Ka,  dir  fehlt;  oben  aus  verse- 

31* 


484  KOHL 

hen  unter  „38"  angefahrt.  39  W  =  Ka  =  H,  aber  swo  ich  mach 
40  W:  nu  was  auch  Rennwarten  der  tack  41  W  =  Ka  =  H  43  W: 
Nu  was  komen  ouch,  Ka:  Nu  was  ouch  kumen  44  W:  dar  an  46  W 
und  Ka:  alle  hin  47  W:  Da  hueb  sich  ein  47.48  W:  goten,  goi. 
51  W  =  H  =  Kr  53  W  =  Ka  =  H  54  W:  und  uns  d.  l  h.  g, 
55  W  =  Ka  120,  a,  1  W:  ehunden  vü  wol  pflegen  3  Ka:  ober  s.  u. 
ober  s.,  W:  ob  s.  u.  ob  s.  5  W  =  Ka  =  H  7  W  =  Ka  =  Kr 
8  W:  die  aventewer  daz  nicht  ensait  9  W  =  Ka  =  Kr  12  W  = 
Ka  15  W  =  Ka  =  Kr  17  —  20  fehlen  in  W.  21  W:  Daz  orsse 
waz  als  ein  härm  blanch  vil  wol  L  ez  u.  s.  24  W :  nindert  danne  da 
27  W  =  Ka  =  H  28  W:  envollen  29  W:  daz  vierde  pain  swaHe 
als  ein  kol  30  W:  gojfe  31  W:  gevar  alsam  32  W:  niemer  chain 
orss  d.  V.  w,  33  W:  der  hais  was  als  die  goff  gevar  35  W:  ncuA 
einem  36  W:  daz  orsse  daz  39  W  =  Ka  =  H  A2  W:  ez  geworcht 
nie  dehain  hami  43  und  44  W  =  Ka  =  H  45  —  48  W  nur  2 :  den 
halsperch  trueg  man  im  an  di  stat.  rennwart  da  naher  strat.  53  W 
=  Kr  =  H  54  W:  er  waer  55  W:  vü  mere  56  W:  dez  hertz  ie 
trueg  120,  b,  1  W:  Do  trueg  man  ouch  e,  h.  d.  2  W  =  Ka  =  H 
3  W:  da  fehlt  4  W:  dar  inne  l.  e.  i.  5  und  6  in  W  umgesteli 
7  W:  der  stein  gaeb  dannoch    8  W:  swer  den  heim  prueven  wü     9  — 

12  fehlen  in  W  13  Ka:  groz  und  herte  W:  liecht  und  herte  14  ß 
und  /  fehlen  in  W  wie  in  Ka  und  H.  15  Ka:  Er  sprach  wae  sal 
ditze,  W:  Er  sprach  war  zu  sol  ditze  16  W  =  Ka  =  Kr  18  W: 
wo  20  W:  mit  den  heln  snuern  21  W  =  Ka  22  W:  W€iz  ich  ie 
2S  W  =B.  waz  29.  30  fehlen  in  W  31  W  =  H  =  Kr  32  W  = 
Ka  =  H  33  W  =  H  =  Kr  UW:  da  pei  35  —  38  fehlen  in  W 
39  W:  Ich  in  einem  streit  erkos  daz  der  kunich  ors  und  hdm  verlas 
43  W :  sein  preis  ist  weibes  koUen  45  W :  daz  ich  daz  ors  46  W  = 
H:  saelde  47  W:  und  gar  gros  48  Ka  und  W:  des  ich  49  W:  m 
dem  herten  streite  50  W:  man  spurte  den  hdm  vil  weite  51  und  52 
fehlen  in  W  53  W:  daz  sein  eUen  heten  pris  =  Kr  55  W  =  Ka 
=  H  120,  c,  2  W  =  H:  waz,  3  W:  nemen  e  4  W  =  Ka  =  H 
5  W:  wan  ich  erchenne  6  W:  wan  aines  wo  7  und  B  W:  da  hob 
ich  mein  stat  vil  wol   Behabt  daz  hast  du  oft  gesehen     9  W:  muez 

13  W  =  Ka  =  Kr  14  W:  da  von  so  pin  16.  17.  22  W  =  Ka 
23  W:  erholet  ez  26  W  =  Ka  =  H  28  W:  daz  Schutt  er  als  ein 
swanchel  reis  32  W:  du  solt  nicht  langer  wesen  knecht  33  W:  daz 
ors  er  sere  sprangte  36  W  =  H  39  W  =  Ka  AOW:  brast  43  W: 
vil  grozze  47  W:  man  macht  es  nicht  mehr  riten  H  120,  c,  52  = 
W  17,  d,  36.  —  H  129,  c,  42  Der  markys  =  W  24,  b,  40.  H  129, 
c,  42  Ka  und  W :  Der  markis  da  dem  kunige  riet  und  der    49.  50  W 


zu  ÜLB.  VON  TÜBHEIM  WILLSHALM  485 

=  E[a  56  W:  ewer  mtz  sitU  plint  und  ist  ewer  trutoe  wüde;  Aura- 
chers  brachst. :  ewer  wicze  sint  plint  und  ist  ev  fümunft  unlde  129, 
d,  2  W  =  Ka  4  W:  tr  kennet  ewer  gewizeen  zucht  =  Ka.  7. 10. 
11. 12  W  =  Ka  13  vil  fehlt  in  W  und  Ka  14  W  =  H  16  W  = 
Ka  17  W:  ddz  sein  Teint  dez  gezaeme  20  W  =  H  22  W:  Wühalm 
foee  gert  dein  muet  24  W  =  H  25  W  =  H  =  Kr  26  W  =  Ka 
=  H  27W=H=Kr  30  W  =  Ka  32  W  =  Ka  =  H  33  W: 
und  wü  nimmer  34  W  =  H  Stellung  36  W  =  Ka  Stellung  37  W 
=  Ka  =  H  38  W :  m.  ewer  rede  nicht  so  spaehc  41  W :  und  verdür- 
bet an  ewerm  preis  42  W  =  Ka  43  W  =  H  44  W  =  H  =  Kr 
4Ö  W:  hie  an  misselingen  49.  50  W  :=  Ka,  doch  fehlt  nu,  UYhd, 
53  W:  si  wdlent  an  ein  ander  nemen  enweUe  si  63  R:  sie;  oben 
druckfehler  hie  56  W  =  Ka  =  H  130,  a,  2  W  =  Ka  5  W:  waz 
6.  7  W  =  Ka,  aber  reinen  fehlt.  8.  12  W  =  Ka  =  H  14.  16  W 
=  H  17  W  =  Ka  =  H  23  W  =  Ka  =  Kr  25.  27.  30  W  =  Ka 
31  W:  ditz  33  W:  im  sei  34  W:  uns  paide  g.  u.  l  37  W  fehlt  ir 
40  W:  Wie  mag  ich  ein  hochzeit  41  W  =  H  42  W  =  H  =  Kr 
43  W:  d.  i.  a.  e,  h.  h.  g.  45  W:  der  touffe  47.  48.  50  —  52  W  = 
Ka  52  W:  d.  s.  ye  k  f.  =  Ka:  i  übergeschrieben  53  W  =  Ka  =  H 
55  W  Stellung  =  Ka,  wir  fehlt,  130,  b,  1.  2.  3.  4  W  =  Ka  6  W 
=  Ka  =  H  8  W:  und  alysen  im  ze  weihe  swern  10  W  Stellung 
=  H  12 — 13Wrot:  kunich  loys  tochter  alyse  \  nam  rennwarten 
0u  der  e.  15  W:  wd  vemam  16  W  =  Ka,  aber  in  daz  17  W: 
larte  18  W  =  Ka  =  Kr  22.  23  W  =  H  26  W  =  Ka  =  Kr 
30  W:  sein  -  kunigein  31.  32  W  =  H  =  Kr  36  W  =  Ka  37  W: 
sadige  vrowe  wer  ist  der  39  W  =  Ka  40  W  =  Ka  =  Kr  41  W 
=  H  43  W  =  Ka  =  H  45  W  =  Ka  46  W  =  Ka  =  Kr  47  W 
=  Ka,  aber  noch  s.  d.  v.  tochter  49  W:  wU  50  W:  ez  sey  dann 
daz  du  uns  wellest  vn.  51  W  =  Ka  =  H  53  W  =  Ka  55  W: 
nu  chomens  130,  c,  2  W  fehlt  des  3W  Stellung  =  H  6  W  =  Ka 
7  Ka:  Us  her,  W:  untz  8  W  =  Ka  9  W:  swo  er  hat  für  mich  sein 
hant  ges.  f,  ein  trewes  pfant  11  W  ==  Ka  14  wol  fehlt  in  Ka  und  W 
15  W  =  H  16  W:  daz  bewende  17  W:  dainem,  Ka:  daz  min, 
19  W:  do  20  W  =  Ka  =  Kr  22  W  =  Ka  24  W:  daz  ist  der 
rain  here  geist  27  Ka  und  W:  beriet  —  schiet  30  W  =  Ka  32  W  = 
Kr  SSW:  0.  m,  w.  34  W  =  H  =  Kr  35  Ka  und  W:  din  37  Ka: 
sine  eit  h.  i.  s,;  W :  einen  ait  den  39  W  =  H  =  Kr  40  W :  alyse 
die  prief  h.  g,  41.  42  W  wie  Ka  2  verse  mehr  u.  h,  u,  enp.  g.  wie 
si  wü  daz  si  gevar  r.  e.  r.  g,  gevrewet  wirt  vil  schier  dein  muet.  Ka 
gevrowetj  oben  druckfehler  gov.  44  Ka  und  W:  uffe  dir^en  47  W  = 
H  =  Kr     50  W:  Äie  Stent  paide  p.  u.  l.      51 — 54  W  =  Ka,   aber 


486  KOHL 

so  mag  der  ait  ahe  sein  55  W  =  Ka:  kefsen,  oben  irtümlich  keffe» 
130,  d,  6W=H  7W  =  Ka  9  W :  er  getrowet  sein,.  Nach  9 
muss  das  komma,  nach  10  der  punkt  stehen.  10  W  =  Ka,  aber  11 
geriet  und  14  W  ^  Ka  20  W:  dcus  mir  nur  alyse  wirt  21  W  =H 
22  W:  für  mein  dienst,  auch  Ka  32  W:  si  hdbent  so  eh.  p.  gdiden 
dem  gebt  ein  ende.    W:  ^u  der,    H  130,  d,  35  =  W  26,  a,  21. 

Bei  der  vergleichuug  der  lesarten  von  W  mit  H,  Bj:,  Ka  M 
die  Übereinstimmung  in  die  äugen,  die  zwischen  W  und  Ka  herscht, 
namentlich  in  allen  den  stellen ,  bei  denen  eine  änderung  von  mehr  Wor- 
ten und  eine  Veränderung  eines  satzes  oder  einer  ganzen  periode  vor- 
liegt. Teils  ist  diese  wörtlich,  teils  sich  so  nahe  konmiend  (129,  d, 
30;    49  und  50;    130,  b,  36;    129,  d,  38,  41;    130,  a,  6;    b,  8,  56; 

c,  9,  16,  17;  d,  10,  11;  c,  51 — 54  u.  a.)  dass  sie  nur  aus  einer  gemein- 
samen quelle  sieb  erklärt.  Abgeschrieben  kann  die  eine  aus  der  andern 
nicht  sein;  denn  abgesehen  von  den  6  zusätzlichen  dedicationsversen 
im  schluss ,  welche  auch  absichtlich  ausgelassen  sein  könten ,  fehlen  teils 
in  Ka  (129,  c,  42,  d,  22;  130,  c,  32)  teils  in  W  (120,  a,  17-20; 
45  —  48;  b,  9  —  12,  29,  30,  35  —  38,  51,  52),  verse,  welche  widenim 
in  W  oder  in  Ka  stehen.  Aus  Übereinstimmung  von  W  mit  H  und 
Kr  bestätigt  sich,  wie  oft  der  Schreiber  von  Ka  einzelne  werte  aus- 
gelassen (130,  a,  14;  b,  22;  c,  15,  34)  oder  eingesezt  (130,  b,  22,  41; 

d,  14,  24,  25)  oder  mit  ähnlichen  vertauscht  (l29,  d,  27,  42,  44;  130, 
a,  16)  oder  auch  die  Stellung  gewechselt  (130,  b,  lO;  d,  6)  und  sonst 
geändert  liat  (130,  a,  41,  42;  b,  22,  31,  32).  Dagegen  zeigt  sich  ans 
der  Übereinstimmung  von  W  mit  Ka  in  130,  c,  42 — 45,  dass  die  beson- 
deren verse  nicht  von  dem  Schreiber  von  Ka,  sondern  von  dem  Schrei- 
ber der  gemeinsamen  quelle  herrühren;  wahrscheinlicher  dies,  als  dass 
die  quelle  von  H  und  Kr  ausgelassen  und  dann  geändert  hätte,  und 
der  Schreiber  von  W  hat  den  mangelhaften  reim  vam  durch  nochmalige 
änderung  beseitigt,  wie  er  ja  auch  die  gereimten  Überschriften  (z.  b. 
130,  b,  12)  verfertigt  hat.  Andererseits  lassen  sich  die  zwei  beson- 
deren verse  von  Kr  120,  b,  14  als  einschub  von  Kr  selber  bezeichnen. 
Dass  130,  b,  23  H  halber  naht  von  zweien  (K  und  Kr)  in  mittertMchi 
geändert  sein  könte,  wie  ich  oben  als  möglich  hinstelte,  ergibt  sich 
als  thatsächlich ,  da  W  halber  naht  bietet;  120,  a,  7  bleibt  mir  noch 
zweifelhaft;  in  120,  b,  46  ist  selde  nach  H  und  W  zu  lesen.  Wilkür- 
liche  änderungen,  die  ich  oben  dem  Schreiber  von  Ka  zuwies,  muss 
ich  nun  natürlich  dem  der  gemeinsamen  quelle  zumessen.  (129,  d,  4,  30; 
130,  c,  30,  40;  d,  10,  14).  Wie  sich  aus  der  Übereinstimmung  von 
Ka  mit  H  und  Kr  gegen  W  ergibt,  hat  auch  W  einzelne  werte  aus- 
gelassen 130,  a,  37;   c,  2,   eingesezt  130,  a,  34,  b,  15  47,  mit  ahn- 


Zu  üLB.  VON  tObhbim  wllehalm  487 

liehen  vertauscht  130,  c,  19,  d,  9,  Stellung  geändert  130,  a,  33;  c,  33, 
sonst  geändert  120,  a,  21;  b,  39,  50;  130,  b,  8,  37,  49;  d,  32;  meh- 
rere male  verschrieben  265,  d,  6;  130,  d,  21;  b,  17;  zwei  verse  irrig 
umgestelt  120,  b,  5.  6  und  in  200  versen  sechsmal  je  2  bis  4  verse 
ausgelassen.  Ea  und  W  stimmen  mit  Kr  einige  male  in  kleinen  abwei- 
chungen  zusammen,  und  ist  danach  der  text  von  H  zu  corrigieren 
wie  z.  b.  130,  b,  18  Stellung;  b,  40,  c,  22.  Stimt  Ka  und  W  gegen 
H  und  Kr,  eventuel  gegen  H  allein,  so  verdient,  wenn  nicht  andere 
Verhältnisse  hinzukommen,  H  den  Vorzug,  da  ja  von  Ka  und  Ws  quelle 
sichtliche  proben  selbständiger  änderung  vorliegen. 

Von  den  papierhandschriften  ist  die  Wiener  3035,  XV  s  („z" 
Lachmann)  nach  H.  Suchier  (Germ.  XVII,  1872)  eine  abschrift  der 
Heidelberger.  Ebenfals  als  abschrift  der  Heidelberger  ist  von  K.  Both 
die  Münchener  papierhandschrift  231,  XV.  jahrh.  bezeichnet  worden; 
Both  führt  keinen  beweis;  umgekehrt  aber  findet  sich  in  den  von  Both 
im  Bennewart  veröffentlichten  stücken  ausser  auffallender  Verschieden- 
heit der  namen,  dass  die  8  verse  Münch.  231,  bl.  200,  c  30  —  200, 
d,  1  in  der  Heidelberger  handschrift  fehlen. 

Von  den  pergamenthandschriften  hat  die  Wiener  2670  („m"  Lach- 
mann) vom  Jahre  1320  im  schluss  die  6  dedicationsverse  wie  die  Wol- 
fenbütteler.  Ob  W  aus  Wi  oder  Wi  aus  W  abgeschrieben  sei,  hat 
Both  an  mehreren  stellen  seiner  abhandlung  besprochen.  Seine  ursprüng- 
,liche  behauptung,  dass  Wi  abschrift  von  W  sei,  fölt  nach  der  Zeit- 
bestimmung für  W,  welche  er  später  gibt ,  und  ist  von  Suchier  (G.  XVH) 
zurückgewiesen  worden.  Gegen  die  annähme,  dass  W  aus  Wi  stamme, 
spricht  der  umstand,  dass  in  W  am  ende  des  Wolframschen  teiles  die 
von  Lachmann  und  Hoifmann  abgedruckten  15  zusätzlichen  Zeilen  von 
Wi  nicht  stehen.  Doch  könnln  nicht  alle  Schlüsse  über  den  I.  oder 
U.  teil  ohne  weiteres  geltung  für  den  III.  haben.  Gegen  dieselbe 
spricht  femer  die  stelle  im  schluss,  wo  Wi  noch  die  zeile  H  271,  a,  43 
auf  41  und  42  reimen  lässt  und  nun  einen  neuen  vers  selber  bildet  zu 
dem  reime  44;  denn  wenn  W  dies  vorfand,  so  lag  es  näher  den  drit- 
ten reimvers  zu  streichen ,  als  selbst  das  ursprüngliche  wider  zu  finden. 
Diese  abweichung  erlaubt  nur  den  schluss:  Wi  aus  W  oder  gemein- 
same quelle,  welche  die  dialectformen  weise  und  paradeise  hatten. 
Nur  aus  gemeinsamer  quelle  lassen  sich  erklären  die  Verschiedenheiten 
in  der  allerersten  und  der  allerlezten  zeile.  Das  ursprüngliche  Herre 
geist  vater  und  hint  haben  beide,  da  beiden  herre  vater  geläufig  war 
und  das  entsprechendere  schien ,  geändert ,  W  in :  Heiligeist  herre  vater 
und  kind  und  Wi  in:  Herr  vcUer  geist  und  chint.  Den  schluss  muss 
die  gemeinsame  quelle  in  zwei  zeilen  gehabt  haben: 


488  KOHL,  Zu  ÜLR.  VON  TÜRHBIM  WILLEHALM 

Der  ruech  uns  geben  sein 

Amen  oder  vier  Amen, 
W  hat  hier  ans  ende  der  zeile  huld  gesezt  und  Amen  als  besondein 
schluss  beibehalten;  Wi  hat  richtig  die  bedeutung  des  Amen  erkant 
und  dies  hinter  sein  gesezt ,  dann  aber  das  Amen  auch  noch  als  beson- 
deren schluss  in  neuer  zeile  widerholt.  Eine  reihe  von  oben  angefahr- 
ten abweichungen  Ws  werden  sich  als  abweichungen  der  gemeinsamen 
quelle  von  W  und  Wi  ergeben.  Diese  leztere  und  Ea  zusammen  bil- 
den die  weniger  gute  recension  gegen  die  durch  H  vertretene.  Wohin 
die  verstümmelte  Münchener  42  gehört,  und  ob  die  Starhembergiacke 
jezt  zu  Efferding  aufbewahrte  handschrift,  aus  der  Pfeiffer  (Germ.  Xu, 
1867)  einige  proben  gegeben,  und  die  er  ins  XIII/XIV.  Jahrhundert 
gesezt  hat,  etwa  besser  ist  als  die  Heidelberger,  bleibt  dahingesteli 
Soweit  ich  nachkommen  kann,  ergibt  sich  folgende  tafel  der  hand- 
schriften : 


H  xin/xiv  s.        Kr  xin/xiv  s. 

I  Ka  1334    Wi  1320     W  1350/1400 

Wi  XV.  s. 

n.  3035 

KREUZNACH,  SEPT.  1881.  O.  KOHL. 


LITTERATUR  UND  MISCELLEN. 

BEEICHT  ÜBER  DIE  SIEBENTE,    ZU  HEÄt'ORD  ABGEHALTENE  JAHBES- 
VERSAMLÜNG  DES  VEREINS  FÜR  NIEDERDEUTSCHE  SPRACHFORSCHUNG 

am  16.  September  1881. 

Die  siebente  jahresversamlung  des  Vereins  fftr  niederdentsche  sprachfonchuig 
fand  statt  in  Herford,  and  wurde  programmässig  am  16.  September  um  9  obr 
von  dem  versitzenden  dr.  A.  Lübben  aas  Oldenburg  eröfnet.  Derselbe  teille 
zan&chst  die  gründe  mit,  welche  zu  einer  Verlegung  des  versamlongstages  geftbt 
hätten.  Der  Hansische  geschichtsverein,  der  bisher  gleichzeitig  mit  dem  veraii 
für  niederdeutsche  Sprachforschung  zu  Pfingsten  getagt  hatte,  bitte  Danzig  ab  Mi- 
nen nächsten  versamlungsort  gewählt,  eine  stadt,  die  zu  weit  entlegen  teL  üb 
nun  eine  koUision  zu  vermeiden  wäre  vom  vorstände  die  veraamlnug  in  den  beilift 
verlegt  worden,  und  da  Herford  als  ort  der  versamlung  fest  gestanden  bitte,  w 
wäre  eine  zeit  zu  wählen  gewesen,  welche  den  lehrem  in  Rheinland  und  West&lei 
die  teilnähme  ermöglicht  hätte.  Aus  diesen  gründen  hätte  sich  der  vontand  flr 
den  16.  und  17.  September  entschieden.  Als  versamlungsort  ftbr  das  nächste  jähr 
wurde  Hannover  bezeichnet. 


SCHBÖDEB,  7.  VEBSAML.  D.  VBB.  F.  NDD.  SPBACHF.  489 

Den  ersten  Vortrag  hielt  dr.  C.  Walther  ans  Hamburg  über  de  Koker. 
Er  berichtete  zunächst  über  das  metmm,  den  reim,  die  einteilung  nnd  den  inhalt 
dieses  gedichtes  und  führte  dann  in  längerer  auseinandersetzung  vor,  wie  der  dich- 
ter beflissen  gewesen  wäre  in  der  einkleidung  der  gedanken  zu  variieren,  um  ein- 
tönigkeit  möglichst  zu  meiden.  Sehr  eingehend  wurde  die  frage  über  den  Ursprung 
des  gedichtes  behandelt.  Dasselbe  ist  1711  von  dem  Helmstedter  professor  F.  J. 
Hackmann  seiner  ausgäbe  des  Eeineke  angehängt  und  dabei  die  bemerkung 
gemacht,  dass  nach  ansieht  des  herausgebers  beide  gedichte  von  demselben  Verfas- 
ser herrührten.  Diese  ansieht  wurde  nicht  bestritten,  und  auch  von  der  Hagen 
hielt  an  einem  älteren  Ursprünge  des  Koker  fest,  den  er  in  das  15.  Jahrhundert 
sezte,  und  als  dessen  ursprungsort  er  Ditmarsen  annahm.  Dagegen  verurteilte 
Scheller  den  Koker  als  machwerk  Hackmanns  oder  eines  seiner  Freunde  und  stüzte 
sich  dabei  hauptsächlich  auf  die  neuheit  vieler  formen  sowie  auf  die  plattheit  des 
Inhaltes.  Seit  ihm  ist  das  gedieht  wenig  beachtet  worden ,  und  man  hat  es  alge- 
mein für  untergeschoben  angesehen,  welche  ansieht  in  der  bekanten  Charakterlosig- 
keit Hackmanns  eine  weitere  begründung  zu  finden  schien. 

Nichtsdestoweniger  tritt  referent  fdr  die  ächtheit  des  Koker  ein  und  sucht 
diese  ansieht  mit  gründen  zu  belegen. 

In  der  vorrede  zum  Beineke  zeigt  sich  Hackmann  als  Verteidiger  der  deut- 
schen, speciel  sächsischen  spräche  und  behauptet  in  bezug  auf  dieses  gedieht,  dass 
nicht  Nicolaus  Baumann,  sondern  Hinrik  von  Alkmar  der  Verfasser  sei,  sowie 
dass  in  der  Bostocker  ausgäbe  der  text  der  ursprünglichen  von  1498  entstelt  sei. 
Dann  spricht  er  von  einem  manuscripte,  welches  verschiedene  gedichte  enthalte. 
In  der  vorrede  zum  Koker  verweist  Hackmann  auf  die  zum  Beineke  und  fügt  ein 
gedieht  bei ,  welches  das  titelkupfer  zum  Beineke ,  der  mit  einem  köcher  abgebildet 
ist,  erklären  soll.  Diese  vorrede  und  das  gedieht  liefern  den  beweis,  dass  Hack- 
mann nicht  im  stände  gewesen  ist  seine  muttersprache  rein  zu  schreiben .  geschweige 
denn  die  ältere  sächsische  spräche  nachzuahmen.  Er  nimt  viele  hochdeutsche  for- 
men und  Wörter  herüber,  ja  er  schalt  niederdeutsche  formen  um.  Gegen  Hack- 
manns autorschaft  sprechen  femer  die  vielen  unverständlichen  stellen  im  gedichte, 
die  dadurch  ihre  erklärung  finden,  dass  Hackmann  falsch  gelesen  hat.  Es  ist  also 
daran  festzuhalten,  dass  Hackmann  eine  ältere  vorläge  gehabt  hat,  wofür  beson- 
ders die  altertümlichen  formen  sprechen,  die  sich  in  dem  Koker  finden;  die  vor- 
kommenden neuen  formen  sind  dagegen  auf  des  herausgebers  rechnung  zu  schrei- 
ben, der  sich  beim  Koker  viel  weniger  gebunden  fühlte  als  beim  Beineke,  welcher 
ja  schon  gedruckt  vorlag.  Ausser  diesen  sprachlichen  gründen  lassen  sich  aber 
noch  andere  beibringen.  Der  Verfasser  des  Koker  steht  auf  einem  rein  katholischen 
Standpunkte,  ohne  dass  ein  gegensatz,  wie  er  durch  die  reformation  gegeben  war, 
uns  entgegentritt.  Der  dichter  entlehnt  femer  seine  bilder  sehr  gern  dem  treiben 
in  den  badestuben,  dem  turaiere,  der  jagd,  er  erwähnt  ferner  die  trumbe,  kent 
die  Nibelungen,  Dietrich  von  Berne,  sowie  den  Gral,  dinge  von  denen  Hackmann 
gewiss  keine  ahnung  gehabt  hat.  Demnach  ist  an  der  ächtheit  des  Koker  febtzn- 
halten  und  als  abfassungszeit,  wie  die  sprachformen,  namentlich  in  den  reimen, 
ergeben,  das  ende  des  15.  Jahrhunderts  anzusetzen,  so  dass  also  Hackmann  recht 
behält,  wenn  er  von  einer  gleichzeitigen  abfassuug  des  Beineke  und  des  Koker 
spricht.  Schliesslich  erwähnte  referent  noch,  dass  die  nachforschungen  nach  dem 
manuscripte  Hackmanns  bisher  fruchtlos  geblieben  seien,  ohne  jedoch  eine  völlige 
auasichtslosigkeit  derselben  behaupten  zu  wollen. 


4d0  8CHBÖDEB 

Hierauf  ergriff  der  Vorsitzende  das  wort  and  teUte  seine  eigene  ansieht  über 
den  Eoker  mit^  die  im  wesentlichen  mit  der  des  referenten  übereinstimte. 

Den  zweiten  Vortrag  hatte  direktor  dr.  Babucke  aas  Bückebürg  übernom- 
men und  sprach  über  dialektgränzen  im  fürstentum  Schaumbarg-Lippe. 
Derselbe  knüpfte  an  die  dialektforschungen  des  dr.  Seelmann  an,  welcher  die  ver- 
schiedenen formen  für  hochdeutsch:  mi^h,  niederdeutsch:  mi  und  tnek  als  nur 
innerhalb  bestirnter  gränzcn  üblich  nachgewiesen  und  demzufolge  eine  sprachkarte 
entworfen  hat,  welche  die  gräoze  des  mi  und  mek  von  Magdeburg  ab  bis  Amsbeig 
angibt.  Referent  behauptet  nun,  dass  diese  granze  für  die  umgegend  von  Mag- 
deburg richtig  gezogen  sei,  dagegen  lasse  ihre  genauigkeit  für  die  westlichen 
gegenden  viel  zu  wünschen  übrig.  Nach  ihm  geht  also  die  granze  von  Magdeburg 
nach  Neuhaldensleben ,  Ülzen,  von  da  zur  Weser,  südlich  von  Soltau.  Hier  biegt 
sie  südlich  um,  ohne  einen  gemischten  bezirk,  zum  Steinhuder  meere,  wo  ein 
gemischtes  gebiet  begint,  besonders  ist  Neustadt  am  Buben  berge  als  ein  solches 
zu  bezeichnen.  Auch  am  südufer  des  genanten  sees  und  an  einigen  punkten  des 
westufers  kommen  mischungen  vor.  Von  da  ab  zieht  die  granze  südlich  und  falt 
mit  der  politischen  granze  des  fürstentums  Lippe  -  Schaumburg  zusammen,  gebt  dann 
über  Bückeburg  nach  Oldendorf  und  dort  über  die  Weser.  Weiter  verfolgte  refe- 
rent  die  granze  nicht.  Südlicli  von  dieser  granze  wird  durchgängig  mek,  nördlich 
mi  gesprochen ;  doch  lassen  sich  mundartliche  Verschiedenheiten  feststellen ,  indem 
mei  für  mi  und  mik  für  mek  vorkomt. 

Beferent  legte  nun  eine  karte  des  fürstentums  Lippe  -  Schaumburg  vor,  in 
welcher  er  die  gebiete  des  mi,  mek  und  die  gemischten  striche  durch  verschiedene 
färben  für  das  äuge  deutlich  gemacht  hatte,  und  suchte  die  scharfe  begranzung 
der  verschiedenen  formen  historisch  zu  erklären,  da  ihm  Seelmanns  begründung, 
der  nur  sprachliche  gründe  gelten  lässt,  nicht  genügte.  Er  führte  an,  dass  der 
streifen  an  der  Weser  schon  zu  Karls  des  Grossen  zeit  eine  besonderheit  gehabt 
haben  müsse,  denn  bei  der  gründung  der  sächsischen  bistümer  seien  stets  mehrere 
gaue  zu  einem  solchen  zusammengelegt,  und  entspräche  besagter  streifen  den  gauen 
Sturmi  und  Grindiriga.  Auch  sonst  fiele  nach  den  gaukarten  die  sprachliche  granze 
mit  den  gaugränzen  zusammen.  Der  grund  dafür  liege  wol  in  natürlichen  bezie- 
huDgen;  denn  die  alten  gaugränzen  hätten  sich  vielfach  an  natürliche  gränzen, 
dichte  Wälder,  gebirge,  flüsse  usw.  angelehnt,  welche  den  verkehr  gehemt  und  zur 
ausbüdung  von  besonderheiten  anlass  gegeben  hätten.  Ein  nachklang  dieser  bezie- 
hung  sei  in  historischer  zeit  nachzuweisen  und  noch  heute  ersichtlich.  Bei  der 
kreiseinteilung  Maximilian  I  sei  nämlich  der  Westfälische  kreis  nicht  durch  die 
Weser  begränzt,  sondern  er  umfasse  noch  einen  schmalen  streifen  auf  dem  rechten 
Weserufer,  Verden  und  Lippe,  die  alten  gaue  Sturmi.  Grindiriga  und  Buckigau. 
Andererseits  werde  noch  heute  an  der  granze  des  fürstentums  Lippe  -  Schaumbuig 
da,  wo  die  alten  Gaue:  Buckigau,  Werste  und  Derbe  zusammongestossen  und  ein 
wald  die  scheide  gebildet  habe,  von  den  einwohnern  benachbarter  dörfer  die  alte 
trennung  durch  die  bezeichnung  festgehalten,  welche  sie  einander  geben:  die  DÖr- 
höltken  (die  durch  das  holz  gehenden). 

Nach  einer  einstündigen  pause  begann  der  versitzende  seinen  angekün- 
digten Vortrag  über:  de  modersprake.  Er  knüpfte  an  ein  gedieht  von  Klaus  Groth: 
Min  modersprake  an  und  erörterte  zunächst  den  begriff  „muttersprach e  "  Diese 
bezeichnung  ist  der  altem  hochdeutschen  und  niederdeutschen  spräche  fremd  und 
stamt  aus  dem  Italienischen.  Eine  norditalische  Urkunde  von  1189  stelt  litteraliter 
und  matemaliter  gegenüber,  femer  komt  bei  Dante  im  Purgatorio:  parla  matemo 


vor.  Hier  iat  freilicL  i)ie  bedeutimg  rou  materuo  atreitig.  Im  Franaösiachen  flndct 
Hicli  in  der  ersten  liäIfCe  des  16.  jalirLuaderts  der  aaadruck:  la  langne  matemi:. 
Luther  kcnt  i-ine  „mnttoi'spnicfao''  noch  nicbt,  erst  im  Leiicon  latino-germ.'iiiiRain 
«on  1^6  findet  sicli  diese  beKeichnung  and  ist  seitdeni  Bblicli  guworden.  froiliob 
laelir  iii  der  ^lehrtens]iriuibe  als  im  Tulksmunde.  La  Niedurdcntacheo  kouit  nuxler 
Idle  im  15.  jalirburtdert  \ot.  Der  yortiagajide  wirft  nun  die  fruKe  auf,  ob  es  lereph- 
tigt  aei  den  aiisdriick  mwiertprake  in  das  Plattdentacb«  hintiberzunelimco,  oad 
koinl  bei  der  erOrl^rung  dieser  frage  zor  kritik  neaeriT  autorea  in  niederdentacboiu 
dialekt,  velclie  dem  Hoclidintscben  uiclit  nur  worter  und  gaiue  wendnngon  entleb- 
Qeii,  BOndem  sugur  da  mm  UachdentsdieTi  greifen,  wo  das  Nied erden tsche  wörtei 
und  redewendungen  bietet.  Üiese  vermiacliuiig  sei  nioht  zu  lobi'n .  es  bleibe  yiel- 
mehi  die  aufhabe  der  iui  dialekt  aclireibenden  autoren,  duDselbea  miiglichst  rein 
von  allen  beiiuengangen  ta  halteo.  ScLlieasIich  f&htte  er  ein  beispiel  fdr  die  ver- 
(jDickniig  hochdeatücher  niid  niederdentschor  formen  vor,  welcbes  in  neuerer  seit 
sehr  häufig  angewendet  aei.  Es  finden  aicb  vielfach  bei  autorcn :  ein  grölet  Aus, 
ein  levft  birtil,  trozdem  dacs  im  Niederdeutschen  nach  dem  unbuatimtt-n  artikel  das 
adjektirnm  neutrios  generis  unflektifrt  zn  sotien  ist.  Klaua  üroth  und  Fritz  Bou- 
ter  brsDcben  diese  furmeu  nicht,  nur  allet  dat  kumt  vor.  Unleidlich  wird  diese 
venniachung  iu  wnndungen  wie :  m«  gttätetet  »toin  usw.  Ebenso  vorkehrt  ist  die 
genetivendung  m  in  et  umgewandelt  nnd  iu  Wendungen  wie:  wat  n«(,  nix  ffutel 
veiTTendet. 

ffierauf  folgte  der  Vortrag  des  iirofeaaor  dr.  Hölacher  Ober  Johann  Dreier, 
den  ersten  evangeUhoben  predigcr  atu  niQnater  eu  Eurford,  und  deaacn  achriften. 
Der  vortragende  Leapruch  zunucbst  die  griiodnng  Herfords,  seine  boziehuugon  zu 
dan  Karolingern  und  Otlonen,  die  kirchen-  und  kloatergrfin düngen  und  achloss 
daran  die  atellang  Herfords  zur  reformatioa.  Diese.  1530  in  der  nenetadt  einge- 
fBbrt,  fand  bald  daruaf  aurli  cingang  in  die  alt«tadt.  und  Dreier,  ein  früberer 
Augastiner,  wurde  erstur  prediger  am  münster.  Von  Dreier  wurde  eine  kircbeu- 
urdunng  in  plattdeutscher  spräche  verfaaBt ,  diese  auch  von  lä^2  au  als  gesnts 
attgesuben ,  aber  apüter  dui'Cli  die  Brunn  seh  weigisulio  Ordnung  verdrängt.  Referent 
hespracfa  daa  Dreiersche,  1532  gedruckte  werk  nach  Inhalt  und  form  in  sehr  oin- 
gehender  weise  nnd  fBgte  dünn  noch  einige  bemurkungen  Bber  das  erste  aohij- 
gebände  des   IÖ40  gegründeten  gymnasiama  und  das  iebeosende  Dreiers  hinzu. 

Der  im  progiamnt  unter  7  angekOndigte  beriebt  aber  die  heransgabe  dos  von 
Karl  Bauer  hinterlassenun  Waldockseheu  Wörterbuches  tonte  nicht  erstat- 
tet werdeu,  da  der  bearbeiter  desaellien  dr,  ColHtz  durch  den  Orientaliatentag  in 
Berlin  veriiindert  war  ta  erscheinen.  Der  Vorsitzende  las  einen  brief  dieses  horm 
Vor,  in  welchem  sich  derselbe  fiber  die  genanigkeit  und  volständigkeit  dea  ihm  zur 
herausgäbe  ilbergebenen  Wörterbuches  sehr  lobend  ausaprach.  Er  gedenkt  das  werk, 
sobald  er  seine  iiacbfurschungcn  in  Waldeck  beendet  haben  wird,  in  den  druck 
tn  geben. 

Damit  waren  din  vortrüge  erledigt,  Bii  dem  nun  folgenden  festesscn  in  der 
„Stadt  Berlin"  hiess  der  landrat  von  Borries  den  verein  in  den  mauern  Herfotd« 
wtlkomnjen  Am  abend  vorliess  die  mchrzahl  der  mit^liedor  nnd  gJUte  Herford 
widor,  in  gleicher  weise  befriedigt  durch  die  frenndlicbe  aufnalinie  wie  durch  die 
empfangene  wissenschaftliche  antegung, 


492  KINZSL 

Hugo  Ton  Montfort,  mit  abhandlungen  zur  gescbichte  der  deutschen 
litteratur»  spräche  und  metrik  im  XIY.  und  XY.  jahrhnndert  her- 
ausgegeben vonJ.E.  Wackemell.  Innsbruck,  Wagner  1881.  [A.  o.  d.  t 
Ältere  Tirolische  dichter  lU.  band.]    12 ,  CCLX  und  281  s.    8».    M.  12,80. 

In  kurzer  zeit  sind  ¥rir  in  den  besitz  zweier  ausgaben  des  Hugo  von  Mont- 
fort  gekommen.  Während  Wackerneil  mit  seiner  umfangreichen  arbeit  von  500  sel- 
ten schon  am  drucken  war,  erschien  die  ausgäbe  von  E.  Bartsch  im  Stuttgarter 
litterarischen  verein  1879,  234  s.,  welche  im  Anz.  f.  d.  a.  VI,  317  —  342  von  Kum- 
mer einer  ausfuhrlitihen  besprechung  unterzogen  ist.  Kummer  war  dazu  um  so  mehr 
im  stände,  als  er  selbst  in  den  Vorbereitungen  zu  einer  ausgäbe  begriffen  war. 
In  einer  einleitung  von  24  selten  handelt  Bartsch  von  der  handschriftlichen  Über- 
lieferung, den  bisherigen  drucken  (es  waren  vordem  nur  einzelne  gedichte  in  lese- 
büchern  und  sonst  gedruckt),  von  spräche  und  reim,  den  echten  und  unechten 
gedichten ,  vors  -  und  strophenbau  und  ffigt  s.  20  fg.  notizen  über  des  dichters  leben 
in  form  von  regesten  an.  Die  abweichungen  seines  textes  von  der  einzigen  hand- 
schrift  und  wenige  knappe  bemerkungen  stehen  unter  dem  text.  Wackemell,  der 
die  ausgäbe  noch  vorzugsweise  für  seine  umfangreichen  anmerkungen  (s.  173 — 281) 
benutzen  konte ,  hat  überall  eingehend  darauf  rücksicht  genommen ,  und  da  er  viel- 
fach eigne  selbständige  wege  gieng,  seine  abweichungen  mit  umsieht  und  schärfe 
begründet.  Es  ist  das  um  so  wertvoller,  als  die  publicationen  des  Stuttgarter  Ver- 
eins im  buchhandel  nicht  käuflich,  also  weniger  zagänglich  sind.  Den  hauptwert 
legte  Wackemell  auf  seine  abhandlungen,  welche  die  erste  hälfte  des  buches 
umfassen  und  in  jeder  beziehung  als  wertvoll  zu  bezeichnen  sind. 

Das  algemeine  Interesse  fesselt  besonders  die  erste  abhandlung,  welche  auf 
mehr  als  siebenzig  selten  das  leben  des  dichters  behandelt.  Die  darstellung  selbst 
rechtfertigt  diesen  umfang,  da  sich  „kein  süddeutscher  dichter  seines  Jahrhunderts 
ausser  Oswald  von  Wolkenstein  an  politischer  und  dynastischer  bedeutung  mit  Hugo 
von  Montfort  messen  kann  /  und  da  hier  ein  so  reiches  material  wie  sonst  nirgend 
zu  geböte  stand  und  ans  tageslicht  geschaft  worden  ist.  Da  stehen  in  erster  linie 
seine  38  gedichte,  deren  künstlerischer  wert  zwar  an  sich  der  zeit  des  verfals  ent- 
sprechend gering  ist,  die  aber  um  so  wichtiger  sind,  als  sie  aus  dem  vielbewogten 
leben  eines  roannes  von  nicht  gewöhnlicher  bedeutung  geflossen  überall  auf  wirk- 
lichen Verhältnissen  bemhen  und  nicht  der  feder  eines  professionsmässigen  verse- 
machers  entstammen.  Hugos  „dichtungen  sind  wahr  im  eigentlichen  sinne  des 
Worts,  denn  er  hat  sie  gelebt  und  war  sich  dessen  auch  bewust:  ich  ?Mn  es  (das 
gedieht)  ie  da/rnach  gemachen,  als  mir  do  was  ze  muot:  wan  wes  das  hertz  hege- 
rent  ist,  der  munt  tuots  dicke  sagen,**  Dann  aber  hat  sich  Wackemell,  was  das 
urkundliche  material  betrift,  nicht  bei  dem  bisher  bekanten ,  von  Bergmann,  Yanotti 
und  Weinhold  ermittelten  beruhigt,  auf  welchem  auch  noch  die  darstellung  von 
Bartsch  beruht,  sondern  er  hat  nicht  mühe  noch  kosten  gescheut,  weiteres  mate- 
rial herbeizuschaffen.  Das  resultat  kann  wol  ein  glänzendes  genant  werden,  denn 
er  konte  die  38  vor  ihm  benuzten  Urkunden  durch  127  neue  vermehren.  In  der 
abhandlung  sind  natürlich  nur  ihre  ergebnisse  verwertet:  einen  abdrack  resp.  aus- 
züge  stelt  der  Verfasser  in  aussieht.  Dass  dadurch  vieles  im  leben  des  dichters 
berichtigt  und  sicher  gestelt,  viel  neues  und  interessantes  material  herbeigeschaft 
ist,  liegt  auf  der  band.  So  enthält  diese  biographie  ein  mit  grossem  geschick 
geschriebenes  gutes  stück  deutscher  kulturgeschichte  des  14.  Jahrhunderts,  zugleich 
reich  an  hellen  Schlaglichtern  für  das  Verständnis  der  deutschen  gescbichte  jener 
tage.    Eine  kurze  skizze  möge  hier  platz  finden. 


ÜBBB  HüOO  V.  MONTPORT  ED.  WAOKBBNBLL  493 

Die  eiDleitnng  gibt  eine  übersieht  über  die  geschichte  des  hauses  der  grafen 
von  Bregen z  (später  Montfort)  bis  auf  Hngo,  den  dichter,  den  V.  Bregenzer  herm 
dieses  namens,  welcher  im  jähre  1357  Wilhelm  dem  III.  als  jüngerer  söhn  von  der 
gräfin  Ursula  von  Pfirt-Hohenberg,  vermutlich  auf  der  bürg  Bregenz  geboren 
wurde.  Hugo  war  erst  14  jähre  alt,  als  er  auszog  die  grosse  weit  zu  probieren; 
die  veranlassung  war  eine  zarte  neigung  zu  einer  frau.  Diese  nahm  ihn  nach 
kurzer  prüfung  zu  gnaden  an,  und  in  ihrem  dienste  muste  er  sich  nun  durch 
ritterliche  taten  hervortun.  Doch  schon  nach  zwei  jähren  fand  es  sein  vater  ange- 
messen, den  söhn  mit  Margaretha,  der  jungen  witwe  des  grafen  von  Gilli  zu  ver- 
heiraten, deren  mutter,  eine  verwitwete  gräfin  von  Pfannberg,  Wilhelm  selbst 
wenige  jähre  vorher  geehelicht  hatte.  Dadurch  wurde  der  16jährige  Hugo  ein 
herr  vieler  reicher  österreichischer  besitzungen.  Es  war  eine  ausserordentlich  glän- 
zende heirat;  aber  ohne  jede  neigung  geschlossen,  „eine  convenienzehe  im  ver- 
wegensten sinne  des  wortes,"  zeigt  sie  alle  folgen,  welche  eine  solche  leicht  nach 
sich  zieht:  wir  sehen  den  dichter  in  heissen  bemühungen  um  die  gunst  andrer 
frowen  und  töekterlin;  seine  gemahlin  scheint  er  vergessen  zu  haben.  Wir  finden 
ihn  dann  auf  einem  znge  ins  Preussenland ,  wo  er  sich  den  erenreichen  slac  erwirbt, 
und  in  kämpfen  um  seine  österreichischen  besitzungen,  als  der  vater  starb,  welcher 
unter  Karl  lY.  in  ein  hohes  amt  und  zu  grossem  ansehen  gelangt  war.  Seine 
beiden  söhne  teilten  sich  in  das  erbe  1379,  und  Hugo  gründete  eine  neue  Bregen- 
zer linie,  welche  erst  1787  ausstarb.  Er  schloss  sich  wie  sein  vater  eng  an  die 
Habsburger  an  und  nahm  an  den  meisten  ihrer  Unternehmungen,  wie  au  der 
Schlacht  bei  Sempach  und  den  weiteren  fehden  gegen  die  Schweizer  tätigen  anteil, 
ja  er  wurde  ein  fÜhrer  des  herzoglichen  heeres  und  bekleidete  in  gefährlicher  zeit 
ein  hohes  vertranensamt.  In  dieser  zeit  „regt  sich  bei  ihm,  wie  ein  gedieht  zeigt, 
zuerst  die  strafende  stimme  des  gewissens,  die  ihn  aus  den  jugendlichen  torheiten 
aufschreökt,  wie  der  Wächter  beim  morgengrauen  zwei  liebende  aus  verbotenem 
genusse.**  Der  gedenke  daran,  dass  ihm  seine  gemahlin  stets  liebe  und  treue 
bewahrt  hat,  treibt  ihn  in  den  frieden  einer  glücklichen,  leider  nur  kurzen,  ehe. 
Margaretha  starb  schon  1392.  Es  ist  selbstverständlich,  dass  er  weiter  an  allen 
bedeutenden  Schicksalen  des  ostens  anteil  genommen  hat,  bald  als  hofmeister  des 
herzogs  Leopold  von  Österreich,  oft  als  friedensrichter  und  vermitler.  Ums  jähr 
1395  schloss  er  eine  neue  glückliche  ehe  mit  der  jungen  schönen  gräfin  dementia 
von  Toggenburg,  welche  seine  lieder  preisen.  Als  nach  wenigen  jähren  der  tod 
sie  ihm  nahm,  konte  er  den  Verlust  kaum  verschmerzen:  in  sieben  langen  gedich- 
ten  offenbart  sich  sein  leid.  Er  war  noch  nicht  45  jähre  alt,  als  er  sich  zum  drit- 
ten male  verheiratete.  Durch  Anna  von  Neuhans ,  die  witwe  des  lezten  männlichen 
Stadeckers,  vermehrten  sich  seine  östlichen  besitzungen  so  sehr,  dass  „ihre  Ver- 
waltung und  äussere  Sicherung  die  ganze  kraft  eines  regenten  in  anspruch  nahm; 
drum  verlegte  er  den  Schwerpunkt  seiner  politischen  tätigkeit  nun  ganz  nach 
Osten.  **  Dennoch  zogen  ihn  die  erhebungen  der  Schweizer  widerholt  auf  sein 
stammgut,  das  hart  bedroht  war.  Er  starb  am  4.  april  1423  und  wurde  in  der 
kirche  der  Minoriten  zu  Brück  an  der  Mur  begraben. 

Diese  kurze  Übersicht,  welche  sich  an  die  darstellung  Wackemells  eng 
anschliesst,  mag  eine  Vorstellung  erwecken  von  dem  reichtum  des  Stoffes,  der  hier 
zu  verarbeiten  war  und  zugleich  die  motivierung  enthalten,  wie  dieser  alemannische 
dichter  in  die  tirolische  samlung  geraten  ist.  Von  seiner  spräche  handelt  die 
umfangreiche  lY.  abhandlung  8.  145  — 189,  welche  wertvolle  Untersuchungen  über 
die  Vorgeschichte  de&  neuhochdeutschen  enthält  und  besonders  dadurch  wichtig  ist, 


4d4  KINZEL 

dass  die  übrigen  alemannischen  dichter  nnd  die  Urkunden  herangezogen  worden 
sind.  Auch  die  metrik  in  abhandlang  V  ist  nach  diesem  weiteren  gesichtskreise 
bearbeitet.  Der  Verfasser  sagt  darüber  in  der  einleitung:  „Hngo  steht  im  mittel- 
punkte  der  Untersuchung ;  überall  habe  ich  ihn  mit  anderen  dichtem  vom  aosgange 
des  13.  Jahrhunderts  bis  hinab  zu  Brant  verglichen,  um  so  zu  algemeineren  resnl- 
taten  über  die  metrik  dieser  späteren  zeit,  welche  noch  niemals  bearbeitet  worden 
ist,  zu  gelangen;  dabei  durften  neben  den  lyrikern  natürlich  auch  die  didactiker 
und  epiker  nicht  ausgeschlossen  werden,  schon  deswegen  nicht,  weil  Hugo  selbst 
solche  als  seine  Vorbilder  nante/'  Die  algemeinen  bemerkungen  über  die  metrischen 
principien  dieser  zeit,  welche  Wackemell  s.  192  fg.  seinen  Untersuchungen  voran- 
stelt ,  lassen  au  klarheit  nichts  zu  wünschen.  Er  unterscheidet  endlich ,  worauf  ich 
schon  widerholt  hingewiesen  habe  (Z.  f.  d.  ph.  12,  251.  272)  die  silbenz&hlung  mit 
berücksichtigung  des  tons  und  die  silbenzählung  ohne  silbenmessung.  Die  Über- 
gänge sind  ja  allerdings  fliessend  und  spuren  von  Vernachlässigung  des  worttons 
im  verse  finden  sich  von  anfang  in  der  deutschen  verskunst,  nur  war  sie  beschrankt 
und  in  der  besten  zeit,  wo  wir  von  schwebender  betonung  reden,  an  leidlich  feste 
gesetze  gebunden.  Man  solte  aber  aufhören  beide  erscheinungen  mit  dem  gemein- 
samen Worte  „silbenzählung*'  zu  bezeichnen  und  überhaupt  nicht  mehr,  wie  wol 
Pfeiffer  einleitung  zu  Jeroschin  s.  37  zuerst  getan ,  einen  ganz  uncorreeten  ansdruck 
jüngerer  dichter  kritiklos  noch  heut  in  der  Wissenschaft  verwenden.  Pfeiffer  schrieb 
„das  streben  nach  Zählung  der  silben^  schon  Gotfrid  von  Strassburg  zu.  Man 
müste  also  danach  in  dieser  blütezeit  schon  den  beabsichtigten  anfang  einer  Sach- 
sischen metrik  sehen  (anfang  mittel  und  auch  das  end).  Wenn  das  wesen  der 
deutschen  metrik  in  der  Übereinstimmung  von  wort-  und  versbetonung  besteht,  so 
steht  ihr  die  blosse  silbenzählung  ohne  rücksicht  auf  den  wortton  als  corruption 
schrofif  gegenüber.  Diese  aber  meint  Nicolaus  nicht,  da  er  ja  grade  eine  Verschie- 
denheit zwischen  5  und  10  silben  gestattet.  Sein  ausdruck  und  der  seiner  Zeit- 
genossen ist  also  nicht  ganz  passend  und  auf  die  regelmässige  abwechselung  von 
hebung  und  Senkung,  das  nach  dem  alten  deutschen  principe  schon  im  13.  Jahr- 
hundert sich  entwickelnde  neue  princip,  nicht  anzuwenden.  „Silbenzählung**  solte 
es  also  fortan  nur  genant  werden,  wenn  der  dichter  um  des  verstones  willen  den 
wortton  vernachlässigt.  Die  Untersuchungen  Wackemells  sind  meines  wissens  die 
erste  umfassendere  darstelluug  der  metrik  des  14.  und  15.  Jahrhunderts. 

Die  II.  abhandlung  verbreitet  sich  sehr  ausführlich  über  Hugos  persönlich- 
keit, Stil  und  Charakter  (s.  79 — 111),  als  ergänzung  zu  seinem  lebensbilde.  Der 
Verfasser  geht  ein  auf  sein  wesen ,  naturell  und  temperament ,  seine  fähigkeiten  und 
seine  bildung,  seine  dichterische  beanlagung,  sein  naturgefühl  u.  a.  Von  algemei- 
nerem  interesse  ist  s.  100  fg.  die  Schilderung  der  geistigen  bewegung  in  Deutsch- 
land in  den  tagen  des  dichters  nnd  der  Stellung,  welche  er  in  ihr  einnahm.  Es 
ist  dem  Verfasser  wol  gelungen  damit  „seinem  bilde  einen  culturhistorischen  Unter- 
grund zu  geben.** 

In  der  III.  abhandlung  ist  die  handschriftliche  Überlieferung  einer  sehr  ein- 
gehenden und  sorgfältigen  Untersuchung  unterzogen.  In  wesentlicher  ab  weichung 
von  Bartsch  und  auch  von  Kummer,  wie  im  lezten  teile  des  buches  in  den  anmer- 
kungen  s.  189  fg.  noch  einmal  begründet  wird ,  unterscheidet  Wackemell  vier  Schrei- 
ber, welche  an  der  herstellung  der  handschrift  tätig  gewesen  sind.  Diese  tatsache 
ist  „von  entscheidender  Wichtigkeit  und  gibt  das  losende  wort  für  eine  reihe  von 
andern  fragen  über  die  initialen,  die  melodien,  die  correcturen,  die  heratellnng 
des  toztcs.'*     Das  39.  und  40.  gedieht  gelten  auch  dem  Verfasser  fär  unecht.    Das 


ÜBBB  HÜBO  V.  MONTFOBT  BD.  WACKBBNBLL  495 

alter  der  handschrift  reicht  in  die  zeit  des  dicbters  selbst  zarück,  da  der  erste 
Schreiber  A,  wie  Wackernell  nachweist,  auch  an  dem  kurz  vor  1414  hergestelten 
urbar  Hugos  von  Montfort  schrieb.  Dennoch  ist  sie  nicht  das  original,  das  von 
Hugo  erwähnte  buoch,  in  welchem  schon  1401  dreissig  seiner  gedichte  eingetragen 
waren,  und  zwar  in  chronologischer  reihenfolge.  Sie  mangelt  den  gedichten  der 
handschrift  und  ist  zu  reconstruieren.  Diese  Untersuchung  ist  der  Sachlage  nach 
eine  ziemlich  complicierte ,  und  es  will  mir  nicht  scheinen ,  dass  es  dem  Verfasser 
in  diesem  punkte  gelungen  wäre,  einen  überzeugenden  beweis  zu  führen.  Zunächst 
ist  es  unklar,  warum  die  handschrift,  wenigstens  soweit  sie  A  schrieb,  vor  dem 
ende  des  urbar  entstanden  sein  muss.  Der  s.  131  angeführte  grund  kann  doch 
nicht  ziehen:  „es  darf  nicht  angenommen  werden,  dass  diese  nachtrage  (im  Urbar 
von  A)  später  gemacht  seien  als  no.  12,  weil  es  ganz  unerklärlich  wäre,  dass  der 
graf  diesen  guten  Schreiber  von  der  handschrift  (auf  die  man  besondre  Sorgfalt  legte) 
entfernt,  ihn  anderweit  verwendet  und  einen  schlechteren  an  seine  stelle  gesezt 
hätte.''  Warum  soll  denn  auch  der  Schreiber  nicht  nach  dem  urbar  erst  an  der 
handschrift  gearbeitet  haben?  Femer  ist  die  notwendigkeit ,  dass  die  30  gedichte 
des  erwänten  Originals  in  chronologischer  reihenfolge  gestanden  haben ,  s.  132  nicht 
erwiesen  und  wol  überhaupt  nicht  zu  erweisen.  Ist  es  wahrscheinlich,  dass  ein 
dichter  wie  dieser,  der  doch  aus  seinem  versemachen  gewiss  ganz  und  gar  keinen 
beruf  machte,  sich  von  vornherein  ein  buch  anlegte,  um  seine  gedichte  zu  sam- 
meln? Solte  er  nicht,  der  so  viel  in  der  weit  herumirte,  zuerst  die  einzelnen 
ergüsse  auf  einzelne  pergamentstreifen  geschrieben  haben,  die  er  erst  später  zu 
einem  buche  ordnete?  Leicht  konte  ihm  dann  selbst  die  chronologische  reihen- 
folge nicht  mehr  klar  sein ,  oder  andre  gesichtspunkte  mochten  ihm  zu  andrer  Ord- 
nung bewegen.  Dies  ist  wahrscheinlicher,  als  dass  er  vier  verschiedenen  abschrei- 
bem  bei  herstellnng  einer  prachthandschrift  eine  ganz  wilkürliche  anordnung 
gestattete.  An  dem  oben  angegebenen  hauptresultat  der  nntersuchungen  Wacker- 
neils vermögen  diese  aussteliungen  nichts  zu  ändern. 

Die  Schreiber  haben  im  wesentlichen  bairische  formen  in  den  text  gesezt. 
Diese  zu  tilgen  betrachtet  der  Verfasser  als  aufgäbe  bei  herstellnng  des  textes. 
Dagegen  hat  er  im  gegensatz  zu  Bartschs  glättender  mcthode  „alle  specifischen 
Alemannismen  ungeändert  gelassen,  selbst  auch  dann,  wenn  sie  bloss  gröberen 
mundartlichen  erscheinungen  angehören  selten."  Wir  müssen  dem  Verfasser  hierin 
durchaus  beistimmen,  auch  darin,  dass  er  bestrebt  war  in  dem  kritischen  apparat 
unter  dem  texte  ein  möglichst  genaues  und  für  die  weitere  forschnng  und  controle 
genügendes  bild  der  handschriftlichen  Überlieferung  zu  geben.  Eine  ausgäbe,  die 
jedesmal  eine  erneute  prüfung  der  handschriften  selbst  nötig  und  ohne  dieselbe 
eine  eindringende  nachprüfnng  unmöglich  macht,  ist  den  heutigen  anfordemngen 
der  Wissenschaft  nicht  mehr  angemessen.  Nicht  ganz  übereinstimmen  kann  ich  mit 
dem  Verfasser  über  das,  was  er  vorrede  s.  11  in  bezug  auf  die  citate  der  anmer- 
kungen  sagt  Gewiss  ist  die  erwähnte  art  aus  Büheler  in  mhd.  sprachformen  zu 
citieren  rügenswert.  Doch  darf  man  nicht  verlangen ,  dass  citate ,  auf  deren  Inhalt 
es  besonders  ankörnt,  diplomatisch  getren  abgedruckt  werden.  Sie  müssen  doch 
wenigstens  zum  Verständnis  gebracht  werden ,  und  man  kann  nicht  behaupten ,  dass 
dies  z.  b.  in  den  texten  des  Liedersals  immer  auf  der  band  liegt 

Hoffentlich  ist  es  dieser  anzeige  gelungen  auf  den  wert  der  tüchtigen  arbeit 
hinzuweisen.    Möchte  ihr  auch  der  erfolg  nicht  fehlen! 

BBBLIN,  NOVBMBBB   1881.  KABL  KINZBL. 


4%  TH.   MÖB1Ü8 

NIkol&sdrftpa  Halls  prests,  an  Icelandic  poem  from  circa  A«  D.  1400. 
Dissertation  (üniversity  of  Freibarg)  ...  by  William  H*  Carpeater* 
HaUe  1881.    82  pp. 

Die  Nikoläsdrapa  des  priestcrs  Hall  kante  man  bisher  nur  ans  den  paar 
Strophen  und  halbstrophen ,  die  im  commentar  der  SEH,  194  — 195  und  210 — 211 
gedruckt  sind  und  aus  den  nicht  gar  wenigen  werten  und  versen,  die  in  Svbj.  Egils- 
sons  Lex.  poet.  angeführt,  bez.  erklärt  werden.  Herr  dr.  Carpenter  (ütica,  New 
York  U.  S.  A.)  hat  sie  in  obiger  disscrtation  zuerst  volständig  herausgegeben. 
Dem  texte  vorausgeschickt  sind  (s.  3  — 12):  Angaben  über  die  eine  handscbrift,  ia 
der  uns  das  gedieht  erhalten,  cod.  AM  622  qu,  eine  membrane  aus  der  mitte  des 
XVI.  Jahrhunderts,  femer  über  den  priester  Hallr,  der  uaeh  dem  Zeugnisse  der  hs. 
sowol  die  Nikoläsdrapa,  als  auch  andre  der  in  ihr  enthaltenen  geistlichen  gediehte 
verfasst  hat  und  der  wol  identisch  sein  mag  mit  dem  einstigen  abte  des  islan- 
ländischen  Benedictiner-klosters  Münka-pverä  (1385—1393),  sodann  über  den 
Inhalt  des  gedichts  und  seine  quelle  sowie  über  das  Verhältnis  der  vorliegenden 
Nikoläsdrapa  (hrynh.)  zu  einer  filteren  (drottkv.),  aus  welcher  3  halbstrophen  in 
der  (2.)  Mälskrudsfroddi  (SEII,  194  und  208)  angeführt  werden,  endlich  einige 
metrische  und  orthographische  bemerkungen. 

Das  gedieht  selbst,  in  orthographisch  und  zum  teil  metrisch  normalisierter 
form,  nebst  ein  paar  verweisen  auf  die  hs.  am  untern  rande,  nimt  20  Seiten  ein, 
s.  13  — 32. 

Ihm  folgen  s.  33 — 39  der  abdruck  der  citate  der  „Nik.*'  im  Lex.  poet  und 
s.  40— 81  ein  „vocabulary,'*  das  sich  über  alle  Wörter  des  gedichts  und  zugleich 
alle  stellen  ihres  Vorkommens  erstreckt ;  schliesslich  s.  82  ein  namenregister.  Ein 
Verzeichnis  der  druckfehler  hätte  nicht  fehlen  sollen. 

Das  gedieht  besteht  aus  86  Strophen  in  hrynhent  und  ist  als  dräpa  dreifach 
gegliedert.  27  Strophen  bilden  den  eingang,  29  (str.  58 — 86)  den  schlass  oder 
slsemr,  während  das  mittelstück,  der  steQabälkr  (Gudmundar  dräpa  11,  23')  oder, 
wie  es  unser  dichter  nent  27':  der  „stefjapartr,^  das  herz  der  dräpa  („dräpu- 
hjarta"),  30  Strophen  enthält;  diese  ordnen  sich  in  6  steijamel  zu  je  5  strophcn, 
ein  jedes  gekenzeichnet  durch  vierzeiliges  stef ,  das  die  zweite  hä]fte  jeder  5.  Stro- 
phe bildet;  das  stef  der  drei  ersten  stefjamel  und  das  der  drei  lezten  sind  ver- 
schieden, jenes  (in  str.  32.  37.  42)  lautet: 

Svo  Pykksettar  dyggäir  droUinn 
däsamlegum  gaf  Nikoldsi, 
sem  mu/ndangs 'hoftt  heüags  anda 
hafi  smidat  sSr  gimstein  fridan. 

(Gott  verlieh  dem  Nik.  so  viel  tugend ,  dass  er  einem  schonen  edelsteine 
glich,  den  der  heil,  geist  in  seiner  Weisheit  sich  geschaffen.) 

Zweites  stef  (in  str.  47.  52.  57) : 

Sißti  guds  var  i  sälu  hvUri 
sah  Nikolai,  sem  ritning  nuelir, 
hastrar  spekinnttr  himnartki 
hladinn  ok  shyggär  %  spdleiks  dyggdum, 

(Gott  wohnte  in  der  reinen  seelo  des  gesegneten  Nikolaus,  der  —  wie  die 
bibel  sagt  —  mit  dem  himmelreich  der  höchsten  Weisheit  reich  begnadet  und  mit 
der  gäbe  prophetischen  blicke  geschmückt  war.) 

Der  held  des  gedichts  ist  der  heilige  Nikolaus  ans  Patent,  erzbischof  von 
Mirrea  in  Lyeien  (unter  Constantin  dem  Grossen,  Hms  II,  85'*fgg.) 


ÜBER  NIK0LA8   t)RAt>A   ED.   CABPFNTBR  497 

Von  den  beiden  Nikolässögur,  die  uns  erhalten  sind  (s.  Heilagra  manna 
8«gur.  I.  n.  Chra  1877),  der  kürzeren  (nach  dem  Spec.  hist.,  in  Hms  11,  21—41) 
und  der  längeren  des  Bergr  Sokkason  (nach  der  vita  Nicolai  des  Johannes  Baren- 
sis,  in  Hms  11,  49  —  158)  ist  es  die  leztere,  auf  der  unsre  Nikoläsdräpa  ihrem 
inhalte  nach  wesentlich  beruht.  Nichtsweniger  als  dass  sie  den  ganzen  hier  auf- 
gehäuften reichtum  der  erzählung  in  sich  aufgenommen  —  will  doch  das  gedieht 
(77V^)  nur  als  ein  einzelner  zweig  des  reichen  weinstocks  gelten  — ,  scheint  es 
doch,  was  es  von  tatsachen,  namentlich  wundergeschichten  mitteilt,  lediglich  aus 
dieser  saga  geschöpft  zu  haben;  und  nicht  nur  dies,  als  es  vielmehr  auch  in  seinen 
lyrischen  teilen  aus  der  fülle  der  religiösen  betrachtung,  die  in  der  saga  jede 
erzählung  umrankt,  mancherlei  ausdrücke  und  Wendungen  entlehnt  hat. 

Die  vergleichung  des  gedichts  mit  der  saga  ist  nicht  ohne  gewinn  und 
mancho  stelle  der  orsteren  erhält  dadurch  die  gewünschte  erklärung;  gewisse  mehr 
oder  minder  charakteriätischo  ausdrücke,  beiden  gemeinsam,  dürfen  als  ausgangs- 
punkte  der  vergleichung  gelten. 

In  den  ersten  5  Strophen  spricht  der  dichter  von  sich  und  seinem  gegen- 
stände ganz  im  algemeinen.  Im  folgenden  entsprechen  sich  str.  6  — 17  und  Hms. 
II,  59-65:  cap.  11  —  23  (7'  ffud  her  vitni  und  11,  60»,  9«  tneäferä  und  II,  61  *» 
17  •  pedisechum  d  pdlli  Jöhannis  und  11 .  64  *^  pedissequus  heilags  Johannis) ; 
Str.  18—19  und  Hms.  II,  65  —  66:  cap.  24  —  26,  (19»  snerta  und  II,  66");  str.  20, 
>-<  und  Hms.  II,  66-67:  cap.  27  —  28;  str.  20»  a<  damum  Jacobs  und  II,  68" 
eptir  dami  Jacobs;  str.  21  und  Hm^II,  68—69:  cap.  33;  str.  22  und  Hms.  II, 
69  — 75  :  cap.  35— 47  (ßriäja  sinn  22 '^  und  II,  73 «o);  str.  23— 26  und  Hms.  II, 
75  —  78  :  cap.  48  —  50  {formannslanss  23*  und  II,  75"<*,  veidr  sjä  sJcal  ei  hjd 
ßeim  sneiäa  24®  und  reiär  skal  eigi  nndan  honum  setja  II,  77**,  laräir  ok  leikir 
26»  und  II,  78«);  str.  27  (Ankündigung  der  stef);  str.  28—  30  imdHms  II,  79  —  80: 
cap.  55:  str.  31.  32  und  Hms  II.  78  :  cap.  51  (ßykkseitar,  im  ersten  bM,  32»  und 
II ,  85  *) ;  str.  33  —  41 ,  worin  die  verschiednen  tugenden  Nicolai  näher  beschrieben 
werden,  und  Hms  11,  78  :  cap.  52  fgg.  {fnegäarmadr  33*  und  friegr  maär  II,  78**, 
hreinlifur  34«  und  hreinn  ok  skirlifr  II,  80  —  81,  gestrisinn  35*  und  II,  81«, 
predicator  35»  und  predicari  81«<»,  friäsamr  36*  und  II,  82*',  samtempraäi  36* 
und  teinpradi  kann  saman  II,  82  *,  dgimdar  rot  36'  und  röng  agirni  er  ro^  II,  83'; 
vaskr  hüsbandi  37*  und  göär  hüsb.  83**,  embo'Ui  —  stälum  37«  und  II,  84»-  *», 
Sijon  39«  und  II,  86*,  Diana  40«  und  II,  90 »^  gallsiiru  40»  und  II,  91  *S  villu- 
mcistarans  50»  und  II,  90«»,  ofran  41«  und  II,  95«»,  ifjarska  41»  und  H,  95»').— 
Str.  42 --44  und  Hms  II,  95  —  97  :  cap.  83  (bönd  ok  reida  43'  und  höfuäbendur 
ok  allan  annan  skipreida  II,  96*»/*'*);  str.  45  — 50  und  Hms  II,  97  —  107  :  cap.  84 
—  93  (diktadan  48*  und  diktar  II,  104«,  skjdlfa  49«  und  II,  105«*);  str.  51  —  52 
und  Hms  II,  107—109  :  cap.  94  —  95  {reikning  51'  und  reikna  II,  108««,  önnur 
jarteign  eigi  minni  52*  und  önnur  stdrmerki  eigi  minni  U,  108»^);  str.  53  und 
Hms  II,  110—112  :  cap.  97  —  98;  str.  54  -56  und  Hms  II,  113—114  :  cap.  99; 
str.  57  :  stefstrophe;  str.  58—  60  (N's  krankhoit,  tod,  begräbnis)  und  Hms  II,  122— 
129  :  cap.  114  —  121  (hunang  —  58»  und  n,  123»«,  fridarkoss  59*  und  124*»-  *«, 
ratn  af  fötum,  en  vidsmjör  60»*  «  und  11,  127''«-  »*);  str.  61.  62  (algemein)  und 
Hms  II,  128  (tu  beggja  handa  61»  und  II,  128 *'^-*«,  str.  62  und  H,  128»  fgg.); 
Str.  63—67  und  Hms  II,  129  —  133  :  cap.  122  —  127  (blidan  63»  und  H,  131«», 
siita  —64«  und  n,  132  ^  burgeiss  65«  und  II,  129»«,  181*',  132««,  fedr  (r^)  66« 
und  n,  132»*,  hvarf  67«  und  hverfandi  U.  133«);  str.  68—71  und  Hms  ü,  133  — 
139  :  cap.  128—136  (heimtir  68'  und  H,  185*»,  vegr  69«  und  11.  136»«,   hlaupa 

ZBITSCHR.   F.   DEUTSCHE    PHILOLOGIE.     BD.    XIII.  32 


498  TH.  MÖBIÜ8 

vagnar  70"  und  hUypr  einn  vagninn  II,  138*);  str.  72  —  74  und  Hms  II,  139  — 141 : 
cap.  137  —  138  (rupladi  72*  und  ruplar  II,  140»,  kostr  73»  und  II,  141',  satna 
pwnkt  73'  und  II,  141»,  hvergi  heltist  74'  und  hafdi  hvergi  stoplaz  II,  141*'); 
str.  75  —76  und  Hms  11,  153  :  cap.  163  (historia,  neutrami  hutt,  n^tt  Ib''  und  tijfU 
historia  II,  153**  greint  hist  153"^;  glösar  hann  söng  med  langri  prösu  76**  [söng 
n,  153*']  —  sonach  Verbindung  von  sang  und  saga,  ganz  ähnlich,  wie  in  Sturl. 
II,  307*®—"  jede  stropho  einer  Andreäadräpa  mit  einer  pros.  erzählung  begleitet 
wird).  Str.  77  —  86,  die  schlussstrophen  desgedichts,  für  die  wir  ebensowenig  als 
für  die  einleitenden  Strophen  parallelen  in  der  Nikoltissaga  aufgefunden.  Dagegen 
weisen  mindestens  einige  jener  Strophen,  str.  78  —  82,  ganz  entschieden  auf  die  IL 
(d.  i.  Arne  Jonssons)  Gudmundardrapa ,  wenn  nicht  auf  eine  beiden  dräpur  gemein- 
same quelle  hin. 

Gudm.  68  *  Islands  ertu  göfugr  geisli  —   und  Nik.  78  *  Grikklands  erta  geisli  ok 

birti  I  göfuglegt  Ißös  — 
69*  skjallhvit  U^a  —  und  Nik.  78  s  lüja  hvtt  — 
„       69"  ßoUnmadis  rös  hin  rauda  —  und  Nik.  78*  stetleiks  rosa  — 
„       69»  skcert  ^osker  —  und  Nik.  78'  kertisstikka  — 
„       70»  mustert  guds  i  muri  traustam  —   und  Nik.  82  »  müsteri  guds  i  muri 

föstum  — 
„       71*  feiti  ok  Um,   er  cedrus   veitir  —  und  Nik.  79»  —  "  ccdrus  —  Um  ok 

feiti  jafnan  sreitir  — 
„       716  — fl  fuUu  tungli  (r^)  ..   morgim'stjarna  —   und  Nik.  81*— *  tungli  (6) 

. . .  leidarstjarna  — 
„       72*  —  *  gidlker  mdttu  gedligt  kallast  —  und  Nik.  82  *  —  *^  gullker  ertu  guds  — 
„       72»—»  skenkir  hunung  ok  mjolk  . .  hjarta  sjükum  —  und  Nik.  82'—*  oleum 

skenkir  sJ^ikum  sälum  ok  scßta  mjölk  — 
„       74*  grasanna  lykt  —  und  Nik.  80"  grasamia  frfpgd  — 

NB.  über  die  allegorische  bedeutung  der  cedcr  (Nik.  79 »)  s.  Gudraundar  saga 
cap.  90  in  Bp  II,  183  "fgg. 

In  formeller  bezichung  bietet  die  Nikoläsdrapa  gar  mancherlei,  wodurch  si.' 
sich,  wie  bei  einem  gedieht  vom  ende  des  XIV.  oder  anfang  des  XV.  Jahrhunderts 
nicht  anders  zu  erwarten,  von  der  früheren  skaldischen  dichtung  unterscheidet. 

Rücksichtlich  der  Wortfolge  und  der  Umschreibung  ist  jene  durchweg  natür- 
lich und  die  der  prosa;  nur  an  wenigen  stellen  ist  das  zusammengehörige  getrent, 
z.  b. :  mesta  —  meira  2»/',  herra  —  Ei^aclionis  6*/*,  d  hans  —  dg(£t  nafn  41'/*, 
fellu  —  f  reidi  46*/*,  kgr.  tekr  —  kerinu  ä  mot,  en  kostr  ei'  engi,  at  hann  — 
73V«  nier  —  um  heimsins  bygdir  7()'/«  (vgl.  mer  um  alla  kristnina  Hms  II,  153**), 
med  pöllum  —  tölf  ägcctum  litilkütis  84*/*,  biC^a  —  med  röddu  einni  86*/*. 

Der  Umschreibungen  sind  sehr  wenige,  wie  wol  überhaupt  in  diesen  geist- 
lichen gedichten ;  „denn  —  sagt  der  dichter  der  II.  Gudmundardrapa  79  »/*  —  für 
das  lob  der  heiligen  scheint  mir  passen  am  besten  die  klaren  Zeugnisse  der  lieb- 
lichen Schriftworte,  während  die  dunkeln  Umschreibungen  (kenningar)  die  leser 
weder  erheben  noch  erfreuen."  Die  meisten  gelten  dem  beiden  des  gedichts,  dem 
St.  Nikolaus:  villu-eydir  15'.  guds-hertugi  Id^^  vi^ku'7ieytir2^^t  glfppa-brjotr  2b\ 
klerka-hirdir  30*,  dygda-fägari  33*  (vgl.  fägari  Jieilagrar  ßrenningar  Hms  II, 
78'*),  gudS'Vin  53»;  ausserdem  der  name  lyda-sigr  (vtxri  toö  kaoO)  d.  i. :  Nixo- 
laos  78*.  Die  übrigen  sind:  mäls-stf^i  zunge  3',  audar-bil  frau  6*,  Uftjon  tod 
9%   gudS'Son  Christas  21*,   bagla-hirdir  bischof  25%   mef0i$-lundir  männer  55* 


ÜBER  NIK0LA8  DRAPA  ED.  CARPBNTSR  499 

und  spanga-eydir  mann  63  ^  fiska-hlüta  mcer  64^;  vielloicht  auch  dauäa-sanr 
teufelskerl  72  >  (vgl.  sd  daudasowrinn  Hora.  II.  140'). 

Die  metrische  form  des  gedichts  ist  im  vergleich  za  den  früheren  dichtnn- 
gen  in  hrynhent  eine  freiere  und  mannichfaltigere ,  ohne  dass  doch  die  metrischen 
gesctzc,  die  in  den  ältesten  hr3uhendnr  (XI.  jahrh.)  herschen,  vom  dichter  der 
Nikoläsdräpa  weniger  beohachtet  wi)rden;  er  macht  aber  von  den  liconzen  und 
zuständigen  Variationen  (auftakt  und  silbenverschleifung,  bragarmäl  und  elision) 
häufiger  gebrauch,  als  dies  sonst  geschieht. 

Hrynhent  lässt  sich  als  viertaktiges  (oder  achtsilbigos)  dröUkvatt  bezeich- 
nen. Wenn  Sievers  (Beitr.  VI,  271)  es  als  drötthvieU  definiert,  dem  ein  takt 
1.  Sif  vorgeschoben  sei,  bedarf  dies  allerdings  der  genaueren  bestiramung,  dass  die 

form  \^  b^v  die  im  dreitaktigen  dröttkviBtt  nur  in  dem  einen  mitteltakte  (oder 
dem  zweiten)  zulässig  ist,  im  viertaktigen  hryrüient  in  beiden  mitteltakten  (dem 
zweiten  und  dritten)  stehen  darf,  z.  b.  in  den  versen  dos  Markus  Skeggjason 
(saec.  XI): 

hauklundadan  Danagrundar  (-^  —  |  vj  —  |  v!/  —  I  —  \^)  SE  1 ,  520 

Sigrs  raldari  guälög  halda     (—  —  .  0  vy  I  —  —  I  —  v>)  Fms  XI,  29«. 

Im  hrytihent  der  Nikoläsdräpa  tritt  namentlich  dreierlei  hervor,  das  selbst 
in  den  nächsten  Vorgängern,  die  uns  zur  vergleichung  vorliegen,  den  beiden  6ud- 
mundardräpur  (von  1345  und  von  1371 — 79,  in  Bp  II)  und  in  der  Lilja  (von  1361), 
entweder  gar  nicht  oder  doch  nur  selten  erscheint. 

Zunächst  der  häufige  auftakt,  sodann  -tir  statt  -r  nach  consonantischem 
auslaut,  endlich  veränderte  quantität;  die  beiden  lezteren  punkte  nicht  durchgängig, 
sondern  nur  nach  metrischem  bedürfnis. 

Der  auftakte  zählen  wir  nicht  weniger  als  107,  sei  es  im  ersten  verse  des 
strophonviertels  oder  im  zweiten,  für  dessen  auftakt  der  anlaut  des  nächsten  wer- 
tes, sofern  er  hauptstab  sein  muss,  ein  sicheres  kriterium  bietet.  Diese  auftakte 
sind  ein-  oder  zweisilbig  und  bestehen  in  präpositionen  (ä,  af,  aty  an,  fyr,  i,  med, 
tu,  um,  yfir)j  conjunctionen  {pk,  er,  en,  enn,  ef,  sem,  nema,  at  mit  ind.  nnd  at 
mit  inf.)  und  pronomina  QUnn,  ens,  ena,  hans,  eins,  ßeir). 

Die  handschrift  selber  bietet  -iir  statt  -r  (z.  b.  gengur  statt  gengr,  sjdlfur 
statt  själfr  usw.)  nach  H.  C's  angaben  an  9  stellen:  9*  13»  19»  32«  43»  49« 
54^  79'  83»;  an  den  übrigen  stellen,  an  denen  es  das  metrum  gleichfals  fordert, 
hat  es  der  herausgeber  —  obwol  nur  zum  teil  —  hergestelt;  denn  ausser  den  24 
von  H.  C.  s.  9  -~  10  verzeichneten  scheint  es  die  in  dem  betreffenden  verse  notwen- 
dige elision  auch  an  folgenden  stellen  zu  fordern:  24^  25«  (25^)  28^  69 ^  (bis) 
77»  85».  Unzulässig  dagegen  ist  ddar  {statt  ddr)  in:  hannpr^ddan  ädr  Jjösi  8kr0- 
dist  27»  (Carp.  8.9). 

Die  änderung  der  quantität  besteht  in  der  Verlängerung  des  kurzen  vocals 
vor  einfachem  consonanten  in  der  stamm-  (oder  betonten)  silbe,  wie  sie  ja  heut- 
zutage bei  mehr  als  einsilbigen  Wörtern  durchgehends  im  Isländischen  harscht; 
einst:  b^ra,  jezt:  hera. 

Von  dieser  „neuen  quantität**  wird  in  Nikdr.  ebensowenig  als  von  der  Epen- 
these des  u  (in  t«r  statt  r)  durchgehends  gebrauch  gemacht,  als  vielmehr  —  nach 
metrischem  bedarf  —  nur  bei  einigen  Wörtern  und  auch  bei  diesen  nur  an  bestirn- 
ter stelle,  während  dieselben  Wörter  an  andrer  stelle  die  alte  quantität  bewahren. 

Massgebend  ist  die  aUein  zulässige  form  des  4.  tactes:  S.  ^,  und  die  dos 
ersten  insofern,  als  sie  nicht  v>  ^  sein  darf. 

32» 


500  TH.  MÖBIÜ8,   ÜBEB  KUOLAS  D&APA  BD.  OABPENTBB 

So  finden  wir  aber  im  4.  takte:  gjörvr  2',  voda  (wenn  nicht  vdda^  8",  dre 
pist  10«,  gledi  14^,  h^idi  16«  und  17^  (vgl.  12»),  megin  19»,  fadir  22*  44*  48«, 
«e^r  23*,  sidir  34*,  A^ona  58^,  getit  71«;  dagegen  im  1.  takte:  vinir  23*,  rar  etw 
28«,  flytur  30*,  Äw^iase-  33«,  födur  („födur  \  lausum  |  fädir  at  |  t?«w'0  81*  (vgl. 
14*  58*  54*),  hinar  77»  (vgl.  hXnum  70'),  (vona'Ä:  85*,  vora  86*,  wenn  nicht 
väna'k  und  t?ara,*  vgl.  8t?ö  32*  39*  86»,  an  den  übrigen  (12)  stellen:  8Vö  oder  eli- 
diert 18  *  21  8). 

NB.    In  der  II.  Gudraundardräpa  (von  1371  —79)  weist  der  einzige  fall  die- 
ser art:  idinn  (im  4.  takte  von  9*)  wol  auf  ein  richtigeres  idinn  hin. 

Nur  noch  einige  bemerkungou  bez.  berichtigungen  des  hier  gedruckten  tex- 
tes  der  Nikoläsdräpa.  Wir  sehen  dabei  ab  von  d  statt  d^  p  statt  ß,  von  der  leider 
sehr  ungenügenden  interpunction,  den  falschen  und  fehlenden  kommas,  endlich 
von  den  fehlem,  die  bereits  im  „vocabulary"  stillschweigend  berichtigt  sind  (lies: 
m6dur  17«.  kl6ka  24',  gripa  26',  velln-kasti  29-,  ßrifur  30^  veglega  33«,  sidir 
34*,  sJjött  44  S  stefndr  54*,  hygg^u  bl^,  goßzka  (d.  i.  gcedska,  nicht  gatska!  s. 
s.  10)  57*,  enn  61*,  td  61*,  leggrinn  79 »,  l^da  81*,  ägatum  84*). 

Lies  stirdnar  ok  nuedist  3*;  ad  er  7*  vgl.  23'  (ob wol  ßann  ==  ßann  er 
72*);  Joh.  (nicht  Jöh.)  17*  (so  auch  Unger  im  Ind.  zu  Hms  und  Mar.);  munttdar- 
(d.  i. :  mun-hugdar)  22*;  sdlma  38*  und  55*  (nicht  ps.;  denn  adlmi  schon  seit 
dem  XII.  jahrh.  (s.  Fritzners  Ordbog),  psälmi,  nur  einmal  im  Lex.  poet.  belegt: 
Gudm.  II ,  8*,  wo  es  jedoch  die  alliteration  verbietet);  fylgd  39*,  vgL  Hnis  II, 
3617-18.  reyndir  (nicht  regtidar)  46^;  sk€di  (V  statt  skedi)  51 1;  byskup  (nicht  bys- 

kups)  61*;  fjarUegir  62*  (-^: VI)  spr.:  fjarWir  {-L.  w  — )?  Ü72>r^«  (w  ;  ^  v^) 

71';  homn  jedonfals  unzulässig  76*,  nicht  minder  wol  auch  41  >  61*  65 **  75*,  (vgl. 
8*  18«  [?]  21*  26*  26*  u.  ö.,  wo  das  kann  oder  Mn  der  prosa  fehlt),  während 
anderwärts  h  elision  duldet  (z.  b.  9*  18*  44^*)  oder  auch  keine  position  bildet  (z.  b. 
73  ö  76»  81*);  settr  (?  statt  seit)  77*;  Olivatre  ( J  ^  !  — )  78*;  krapti  sköla  81* 
(vgl.  yfir  sofanda  krapta- sköla  Gudm.  II,  13*);  inn  (statt  innl)  82*:  inn  stand  \ 
a/ndii  \  tjaldbud  ßinni. 

Manche  stellen  des  godichts  sind  uns  zweifelhaft  oder  unverständlich,  ohne 
dass  wir  immer  zu  entscheiden  wagten ,  ob  durch  unsere  schuld  oder  die  des  herrn 
herausgebers. 

Im  vocabulary  —  das  zwar  die  bedeutung  jedes  einzelnen  Wortes,  nicht  aber, 
wo  dies  erforderlich  war,  die  der  Wortverbindungen  angibt,  ebensowenig  auch  die 
flectierten  formen  der  nomina  und  verba  grammatisch  charakterisiert  —  finden  wir 
einiges  zu  berichtigen: 

styrkir  43':  von  styrkja  (nicht  von  styrkr,  adj.) ;  reyndar  46*  und  80'  von 
reyna  (nicht  reyndar,  adv.);  eigi  minni  52 1  (vgl.  Hms  II,  108'*):  non  minora 
(miracula)  weder  von  eiga:  possidere,  noch  von  mirmi:  memoria;  Ä(;awar  61*:  von 
hJßöma,  ad  (nicht  von  hlQÖmr,  m.);  feä/r  66":  patri  (nicht  patris)  von  fadir,  m. 
(nicht  von  fedr,  m.);  f<ed  69*:  „coldnoss"  (nicht  „fcwness,  scantiness");  dgtetum  84* 
zu  dgüsti,  n.  (nicht  zu  ägeetr,  adj.). 

Wir  dürfen  unsre  bemerkungen  nicht  schliesaen,  ohne  herrn  dr.  Oarpontcr 
für  seine  verdienstliche  publication  der  Nikoläsdräpa  und  den  auf  sie  gewanten 
fleiss  unsern  besten  dank  auszusprechen. 

KIBL,    10.  NOV.  1881.  TH.   MÖBIU8. 


BACHREGISTBB 


501 


Notiz  BU  den  Otfridhandsohriften. 

Treue  photographische  nachbilduDgen  von  V30*.  144**,  F  30\  188** 
(im  format  meiDer  Otfridausgabe)  köDDOD  liebhaber  direct  von  der  photographischen 
anstalt  von  Gottheil  &  Sohn,  Königsberg  i/Pr.  für  1  m.  pro  blatt  beziehen. 

Dr.  0.  Erdmann. 


L    SAOHEEÖISTEE. 


Abecedarium  Nordmannicnm ,  collat.  der 
St.  Gall.  hs.  445. 

abschreibe vers  in  ein.  St  Gall.  hs.  445  f. 

Agrippa,  weitkarte  u.  commentare,  verh. 
des  Orosias  dazu  33  ff. 

Aldhelm,  gloss.  za,  in  ein.  St.  Gall.  hs. 
455  f. 

Alkmar,  Hinr.  von,  angebl.  verf.  des  ged. 
de  Koker  489  f. 

althochdeutsch  s.  casnslehre  u.  St.  Galler 
hss. 

altnordisch,  skaldendichtung  231 .  nie- 
trik  234  f.  499.  form  des  mediums  235 
u.  anm.  —  heldensage :  Übersetzung  v. 
VQlsnngas.,  Bagnarss.,  Nomagestspättr 
381  ff.  verh.  des  Vi^ls.  z.  Ragn.  382. 
Ragn.  382  f.  Nom.  383.  Übersetzung 
383  f.  —  Sigurdarsaga  besung.  v.  por- 
valdr  240  n.  anm.  1.  —  Nikolasdräpa 
HaUs  prests  496—500.  vgl.  Hall.  — 
vgl.  casuslehre  und  synt. 

altsächsisch,  s.  casusl.  und  synt. 
angelsächsich.  s.  casusl.  und  synt. 
Aristoteles    kategor.   u,    7i{qI   iQfjujve^ag, 

coli,  der  St.  GaU.  hs.  322—37. 
armbrust,  erstes  vorkommen  123. 

arzneibuch,  Züricher  466  —  76. 
Augustinus  de  civ.  dei,  benuzt  v.  Isid.  u. 

Honor.  30  ff. 
Barlaam  u.  Josaphat  s.  Rud.  v.  Ems. 
Banmann,  Nie,   angebl.  verf.  des  ged. 

de  Koker  489  f. 
Beda  benuzt  von  Honor.  32. 
begrabnis  126  f. 

beichtgebet,  ahd.,  ans  d.  YIII.  od.  IX.  jh. 

353  f. 
Benedictinerregel ,  coli,  der  St.  Gall.  hs. 

454  f. 
Boäthius,  Notkers ,  coli,  der  St.  Gall.  hs. 

305—316.  glossen  z.  B.  in  ein.  St.  Gall. 

hs.  450  f. 

casuslehre,  die  got.  ist  echt  germ.  1. 
abhängig keit  der  got.  c.  vom  grie- 
chischen: in  der  anwendnng:  des 
adnominal.  gen.  2,  des  acc.  d.  näh. 
bestimmung  2,  des  acc.  des  inn.  obj.  3, 
(beisp.  ans  Otfr.  Beow.  Hei.  3,  ersatz 
dies.  acc.  durch  and.  cas.  im  got.,  B^ow., 


Hei.  4) ,  des  doppelt,  acc.  4 ;  im  ersatz 
des  einfach,  cas.  durch  praop.  n.  um- 
gekehrt 5 — 9,  in  Zeitangaben  5  f.,  in 
d.  construct.  der  verba  6 — 9.  (beisp. 
aus  Otfr.  Hol.  Beow.,  d.  altn.  6  f.)  — 
got.  verba  mit  mehrfach,  rection  onab- 
häng.  V.  griech.  9  —  12.  hausjan  9  ff. 
constr.  V.  altsächs.  hörien  11.  v.  angels. 
h^ran  11.  gasakan  11.  sakan  b.  Hei. 
11.  vairpan,  afvairpan,  usvairpan, 
saian,  usareiban  12  beisp.  aus  dem 
altn.,  ags.,  griech.  12.  —  in  mit  dem 
gen.  13  — 15.  den  übrigen  germ.  spr. 
fremd  13.  algem.  bedeutg  des  gen.  13. 
gen.  b.  local.  advb.  13,  anm.  1.  bei 
praep.  13.  14.  der  gen.  vertritt  den 
instr.  14.  gen.  entsprechend  einem 
modal,  advb.  14,  anm.  1.  gen.  abhäng, 
vom  verb.  im  got.,  altn.,  ahd.,  alts., 
ags.  15.  dat.  im  got.  u.  altn.  15.  — 
constr.  V.  valdan  15  f.  im  altn.  15. 16. 
im  B^ow.,  H61.,  b.  Otfr.  16.  verh.  der 
verschiedn.  constr.  zu  einand.  16.  — 
ersatz  d.  verlorn,  dat.  16 — 20.  durch 
den  gen.:  im  got.  17.  18.  im  altn., 
a^s.  17.  bei  Otfr.  18.  durch  den  dat. 
18  f.  im  altn.,  ags.,  alts.  ,«alth.  19. 
verh.  dies.  dat.  z.  instr.  19  f. 
credo,  ahd.,  in  ein.  St.  Gall.  hs.  452  f. 
Christianus  presbyter  56  f. 
denksprüche,  ahd.,  in  ein.   St.  Gall.  hs. 

477. 
Dreier,  Joh.,   erst,  evang.  pred.  in  Her- 
ford 491. 
Eberhard  II ,  bisch,  v.  Bamb.  338  anm.  3. 

339  anm.  1. 
Eddtdieder,  entstehnng  381  f. 
Snorra  Edda.  Hättatal  231—43. 
gedieht  231—36.  z.  textkritik  232— 
34.  metrik  234  f.  form  des  mediums 
235  n.  anm.  verf.  (Snorri  Sturluson), 
zeit  der  abfassung  235  f.  inh.  eintei- 
lung,  titel  23G.  veranl.  durch  d.  hit- 
talykill  des  RQgnvald?  236  anm.  Hät- 
tatal II  u.  commentar  237 — 43.  com- 
mentar,  verf.  desselben  237  f.  ab  wei- 
chung des  Hatt.  I  n.  II  238.  hsverh. 
des  comment.  238— 41.  text241.  glos- 
sar  242  f. 


502 


8ACHBEGI8TBB 


elfenbeinscbilde  124. 

£ugelhard,  abt,  s.  visionsiegende. 

Escbenburg,  s.  Rud.  v.  Ems ,  Bari.  u.  Jos. 
bs.  des  brit.  mas. 

Felix,  sage  v.  möncb,  s.  visionsieg. 

Priedebrant  v.  Schotten  s.  Guiot. 

St.  Galler  handschriften ,  mitteilungen 
aus  305  —  337.  coli.  v.  Notkers  Boöth. 
305 — 16.  scbreibweise  des  cod.  311  if. 
coli.  V.  Martianus  Capeila  de  nnpt.  Pbil. 
et  Merc.  316—22.  v.  Aristoteles  kate- 
gorion  und  thqI  kQ^LtypiCag  322  —  37. 
Schrift  335  ff.  spottvers  337.  coli,  des 
Abecedarium  Nordmannicum  445.  ab- 
schreibevers  445  f.  Sprichwörter  446. 
Donat.,  Honorat.,  Eutych.,  Diom.,  Isid. 
446.  iat-deutsch.  vocabular.  446— 50. 
cod.  216  u.  751  450.  gloss.  z.  Boöth. 
450  f.  cod.  219.  218.  452.  pater- 
noster,  credo  452  f.  deutsche  monat- 
u.  windnamen ,  civitates  453  f.  monats- 
namen  454.  coli.  d.  Benedict! norregel 
454  f.  —  St.  Galler  hss.  in  Zürich 
455 — 77.  gloss.  z.  Alheim  455  f.  Ruod- 
perts  brief  456.  gloss.,  die  verwant 
dem  summar.  Heinr.  u.  d.  Wien.  gl.  457. 
2  glossierte  verso  559.  v.  d.  teil.  d. 
denkkunst  u.  v.  d.  Vernunft -schlüss. 
coli.  459  —  61.  Boöthiusbruchst.  461  — 
464.  Stücke  der  St.  Gall.  rhetorik  464 
—  466.  Zürich,  arzneibuch  466—76. 
sine  den  saltare  usw.  476  f.  denk- 
sprüche  477.  —  Wiener  gloss.  477—79. 

geböte,  mittelrhein.  ged.  v.  d.  10  geb. 
gottes  352  f. 

geographic,  mittelalterliche.  IIo- 
norins ,  seine  benutzung  der  etymol.  des 
Isidor  ^9.  dieselbe  wörtl.  ausgezogen 
durch  Vincenz  v.  Beauvais  30.  Honor. 
benuzt  selbst  Isidors  quelle,  den  Au- 
gust, de  civ.  dei  30  f. ,  des  Beda  expo- 
sitio  locorum  32,  die  chorographie  des 
Orosius  36flf.;  dessen  verh.  z.  d.  com- 
ment.  u.  d.  weitkarte  des  Agrippa  33  IT. 
benutzung  des  Or.  durch  Isid.  35  f., 
durch  Honor.  36  ff.  Solinus  Polyhistor 
ben.  von  Honor.  41  —  45.  vgl.  Solin. 
Ktesias ,  quelle  der  fabelhaft,  erzählgg. 
für  Plin.  u.  a.  46  ff.  solche  erzählgg., 
die  sich  b.  Rud.  widerfind.  48.  nächst 
Ktesias  ist  hauptquelle  Megasthenes, 
Indica  48  anm.  2.  veranschaulichung 
des  weges  der  nachr.  v.  Ktes.  bis  Rud. 
48  ff.  eigentümlichkeiten  des  Honor. 
50 — 57.  —  Rudolfs  geogr.  abschnitt: 
hss.  165—  70.  text  170  —  203.  namen- 
regist  203  —  207.  —  Rudolfs  vorläge 
=  Honor.  Aug.  imago  mundi  I  207— 
219.  einfi^eschob.  zosätze;  d.  preis  d. 
rhein.  stadte  219—23.  d.  preis  Vene- 
digs 223.  —    Stadtcnamen,   ahd.,   in 


ein.  St.  Gall.  hs.  453.  —    Schiffahrten 
des  Levin.  Hulsius  374—81.  439  —  44. 

—  vgl.   weitkarten   u.   Honor.,  Isidor, 
Oros.,  Rud.  V.  Ems. 

glossen,  aus  St.  Gall.  hss.  zu  BoSth. 
450  f.  z.  Aldhelni  455  f.  gl.,  die  ver- 
want dem  Summar.  Heinr.  457.  2  glos. 
verse  457.     Wien.  gl.  477  —  79. 

Goethe,  d.  fidele  i.  walpurgisnachtstr. 
354 — 67.  gebrauch  burschikos,  ausdr. 
357.  Überschriften  ohne  artikel  357  f. 
bezeichnung  v.  personen  durch  eigen- 
schaftswört.  358  f.  die  Windfahne  im 
walpurgisnachtstr.  auf  die  Stolberge  ge- 
münzt 359.  2  stroph.  davon  späterer 
Zusatz  361  ff.  scenerio  des  Faust  362  f. 
365  f. 

gotisch  s.  casuslehre  u.  synt- 

Guillaume  d'Orange ,  Bat.  d' Aliscans,  Vor- 
bild Wolframs  146,  Ulrichs  v.  Türheira 
146.  handschriftenverh.  146  ff.  160  ff. 
162. 

Guiot,  verherl.  i.  Parc.  Heinr. II  v.  Eng- 
land durch  einführung  Fridebrants  v. 
Schotten  413  ff.  Wolframs  verh.  zu 
Guiot  394  f.  398  ff.  405.  418  f.  432  f. 
439  anm.  1.  G.  scheint  schon  d.  vor- 
gesch.  Parcivals  behand.  z.  haben  438. 

Hackmann ,  Heimst,  prof. .  nicht  verf.  des 
ged.  de  Koker  489  f. 

Hall,  Nikolasdräpa  des  priesters  496 

—  500.  Gliederg,  held  des  ged.  496. 
vgl.  mit  der  Nikolässage  des  Bergr 
Sokkason  497  f.  mit  d.  II.  Gudmun- 
dardräpa  498.  Wortfolge  u.  Umschrei- 
bung 498  f.     metrik  499  f. 

Heinrich  II  v.  Engl,  verherl.  durch  Guiot 
413  ff,    vgl.  437  und  Guiot. 

Heliand  s.  altsächs. 

Hcreforder  weitkarte  54  anm.  1. 

Honorius  Augustodunensis,  ima- 
go mundi.  seine  benutzung  der  Ety- 
mologien des  Isidor  29,  des  Augustin. 
de  civ.  dei  '30  f. ,  des  Beda  32 ,  des 
Orosius  36  ff.  Charakteristik  sein,  com- 
pilationsverfahr.  38  ff.  sein,  benutzung. 
des  Solin.  41—45.  sachl.  fehl,  seiner 
geogr.  51—53.  zusätze  u.  ändcrungen 
sein,  quell.  52 — 57.  die  von  ihm  ben. 
weitkarte  54  anm.  3.  Honor.  =  vorläge 
Rud.  V.Ems  geogr.  abschn.  207 — 19. 

Hulsius,  Levinus,  aus  den  Schiffahrten 
des  L.  H.  374-81.  439-44. 

Hugo  V.  Montfort.  sein  leben  492  f.  sprä- 
che u.  metr.  494.  persönlichkeit,  stil, 
char.  494.    handschriftl.  überlief.  494  f. 

i'agd.    Weidmann,  ausdrücke  367  —  74. 
sidor,  etymologiarum  libri,  ben.  v.  Ho- 
nor. 29,   von  Vincenz  v.  Beauvais   30. 
Is.  selbst  ben.  den  Aue.  de  civ.  dei  30 f. 
den  Solin.  31.    den  Orosius  35  f. 


SACHBEOISTER. 


503 


judenspies  230.  mit  d.  leimstangeD  lauf., 
mit  d.  stählern,  stange  fecht.  ebda. 

katechismus,  mittelniederdeutsch.  20—28. 

Klopstocks  Messias,  d.  apostrop  57—64. 
d.  hiatus  64—70. 

Koker,  de,  ndd.  ged. ,  s.  niederd. 

Ktesias,  quelle  fabelhaft,  erzähl.  fürPliu. 
u.  a.  46  ff. 

lanzen,  ger  atiger  sper  gabilöt,  unter- 
schied 122  f.    vgl.  tjost. 

legende,  s.  visionsleg. 

Lekenspieghel ,  brachst,  ein.  hs.  in  Gotha 
224—229. 

Ludwigslied  126. 

Manüchora  49  anm.  1.  50. 

Martianus  Capeila  de  nuptiis  usw.,  coli, 
ein.  St.  Gall.  hs.  316—22. 

Megasthenes  Indica  s.  mittolalt.  gcogr. 

motrik.  des  XIV.  und  XV.  jh.  (Hugo 
V.  Montfoi-t)  494.  üb.  d.  bezeichnung: 
silbenzählg  494.  —  altnord.  m.  (hryn- 
hent)  499.    mctr.  d.  Nikoläsdrapa  499  f. 

mitteldeutsche  psalmenparaphrase  70 
—78.  mitteldeutsch,  in  einer  hs.  aus 
Oberaltach  71  anm.  1.  —  mitteld.  frgm. 
von  Bari.  u.  Jos.  163  f. 

mittelniederdeutsch,  katechism.  s.  dies. 

niittelrhein.  ged.  v.  d.  10  geboten  gottes 
351  ff. 

monatsnamen,  ahd.,  in  St.  Gall.  hss.  453. 
454. 

niederdeutsch,  mittein. katechism. 20 — 
28.  —  de  Koker,  urspr.  des  ged.  489  f. 
—  dialectgränze  im  fürstent.  Schaumb.- 
Lippe  490.  —  de  modersprake  490  f. 
vermengung  hoch-  u.  niederd.  formen 
491.  —  Job.  Dreier,  plattdeutsche  kir- 
chcnordnung  491.  waldecksches  wör- 
torb.  491. 

niederländisch  s.  Lekenspieghel. 

niederrhoin.  frgm.  des  Willehalm  Ulrichs 
V.  Ttirh.  289  — 303.    vgL  dies. 

Nikoläsdrapa  des  priest.  Hall,  s.  dies.; 
Sokkasons,  s.  dies. 

Nordmannicum ,  Abecedar. ,  s.  dies. 

Nornagestspättr  s.  altn. 

Notkers  BoSthius,  coli,  der  St.  Gall.  hs. 
305  - 16. 

Orosins,  chorographie,  ben.  v.  Isid. 
u.  Honor.  33  —  38.  Zusammenhang  mit 
dem  commentar  u.  der  weitkarte  des 
Agrippa  33  ff.  verbreitg  der  chorogr. 
im  mittelalt.  35,  durch  Isid.  35  f.,  durch 
Honor.  36  ff. 

Otfrid  s.  althochd. 

Otto  d.  Bogener  149.  287. 

paternoster,  ahd.,  in  ein.  St.  Gall.  hs.  452. 

Plinins.  quelle  für  Solin.  nicht  Plin., 
sond.  d.  sogen,  chorographia  Pliniana 
45  f. 

Prisciankarte,  die  sogen.  54  anm.  1. 


psalmenparaphrase,  mitteldeutsch.  70—78. 
eigentümlichkeiten  der  mundart  71. 

Ragnarssaga  s.  altn. 

raubritter  125. 

rhetorik,  St.  Galler,  stücke  der,  464—66. 

Rückert,  Heinr.,  schriftstell,  tätigk.  243  f. 
auswahl  aus  d.  kleinen  Schriften  244  f. 
biograph.  245  —  52. 

Rudolf  V.  Ems,  erd-  und  Völker- 
kunde i.  d.  weltchronik  29— 57.  165— 
223.  herkunft  der  bei  Rud.  vorkom- 
mend, phantast.  gestalt.  46  anm.  1.  48 
(Ktosias).  quell,  u.  Urquellen  der  vor- 
läge Rud.  29.  veranschaulich,  des  weg. 
der  nachr.  v.  Ktes.  bis  Rud.  48  ff.  vgl. 
mittelalterl.  geogr.  handschriften  165— 
170.  text  170—203.  namenregister 
203 — 207.  vergleich  des  geogr.  abschn. 
mit  sein,  vorläge,  Honor.  imago  mnndi 
lib.  I  207  —  219  eingeschobne  zusätze : 
preis  rhein.  städte  219 — 23.  rührt  nicht 
V.  Rud.  her  219.  chronol.  anhaltpunkte 
219.  preis  Venedigs  223.  —  Barlaam 
und  Josaphat,  fragm.  davon  in  ein. 
hs.  des  brit.  mus.  78-7-89.  einleitung 
dazu  V.  Eschenbnrg  79  —  83.  Schicksal 
der  hs.  78  ff.  das  lezte  blatt  aus  ein. 
alt.  hs.  87  ff.  andere  hss.  79  ff.  die 
Uffenbachische  79.  82  f.  —  fragment 
in  ein.  Bresl.  hs.  163  f.  sprachl.  eigen- 
tümlichkeiten 163.  vgl.  mitteld.  abwei- 
chungen  v.  Pfeifferschen  text  163  f. 

Ruodperts  brief  in  ein.  St.  GaD.  h.  456. 

Schaumb.- Lippe,  dialectgrenze  im  for- 
sten tum  590  f. 

Schiffahrten  des  Lev.  Hulsius  374—81. 

Schillerlitteratur  90—121.  alt.  bi- 
bliographien  90.  Ünflads  90  f.  abgren- 
zung  der  litt.  91  f.  gesamtausgaben 
92  f.  einzelausgab.  93  —  107.  ergän- 
zungs- biograph.  und  erläuterungsschr. 
107 — 120.  vorschlage  z.  bess.  anord- 
nung  der  litt.  b.  Ünfl.  120  f.  n achtrag 
254—56. 

Sensen  z.  kriegsgebr.  125. 

Siebenschläfer  s.  Visionsieg. 

Sigurdarsaga  s.  I>orvaldr. 

Silbenzählung  s.  metr. 

sine  den  saltare  usw.  in  ein.  St.  Gall.  hs. 
476  f. 

Skaldendichtung  231.  metrik  234  f.  Über- 
sicht üb.  alle  bish.  ed.  skaldendicktg. 
242.  erklärung  techn.  ansdr.  242  f. 
vgl.  Snorra  Edda. 

Snorri  Sturluson  s.  Edda. 

Sokkasons  Nikolassage,  vgl.  mit  Halls 
Nikoläsdrapa  497  f. 

Solinus,  collectanea  reram  memorabi- 
lium  (Polyhistor) ,  ben.  v.  Aug.  u.  Isid. 
31.  36  u.  anm.     von  Honor.  41—45« 


504 


8ACHSBQISTBB 


des  Solin.  quell,  u.  urqaell.  45.  ben. 
nicht  Plin. ,  sond.  d.  sogen,  cborogr. 
Pllniana  45  f. 

Bpottvers  in  ein.  St.  Gall.  hs.  337. 

Sprichwörter  in  ein.  St.  Gall.  hs.  446. 

Städtenamen,  ahd.,  in  ein.  St.  Gall.  h8.453. 

Stange,  mit  der  stählern,  st.  fecht  ,  mit 
d.  leimstangen  laufen  230. 

Stiche,  fünf,  s.  tjost. 

Stolberg ,  anspielg  auf  d.  brüd. ,  im  wal- 
purgisnachtstraum  359. 

summarium  Heinrici,  ihm  verwante  glos- 
sen  in  ein.  St.  Gall.  hs.  457. 

syntax.  beispiele  v.  dat.  absol. ,  v.  at 
c.  dat.  u.  part.,  v.  at  c.  acc.,  des  acc. 
c.  inf.  im  got.  u.  altnord.  1  anm.  1. 
assimilation  des  relat.  im  got.  und  alt- 
sächs.  10  und  anm.  1.  attract.  im  Hei. 
10  anm.  1. 

porvaldr  hat  d.  Sigurdars.  besung.  240 
und  anm.  1. 

tiost  124.    5  Stiche  b.  turnier  124  f. 

Tulant  (zeltname)  126. 

Uffenhachische  hs.  s.  Rud.  v.  £. 

Ulrich  V.  Türheim,  Willehalm  (= 
Rennewart,  s.  159)  129  —  163.  in- 
haltsang. 129 — 145.  Rennow.  und 
Alise  129—134.  mönch  Rennew.  134— 
137.  Malifer  137  — 140.  mönch  Wil- 
helm 140 — 45.  —  quellen  des  erst, 
teils  146  —  57.  Guülaume  d'Orange, 
Bat.  d^Aliscans  146.  welche  recension 
ülr.  benuzt  149  flf.  in  welcher  weise 
153—57.  vgl.  Türheims  mit  Wolfr. 
157  ff.  z.  litterat.  159-  verszahl  ebda, 
quellen  der  übrigen  teile  277  — 
289.  Bataille  de  Loquifer,  le  Moniage 
Reinouart  279.  verh.  Türh.  dazu  280. 
MaiUefer  nur  in  d.  deutsch,  bearboitg. 
Türh.  erhalt.  280  f.  Heimrich  u.  seine 
söhne,  nicht  auf  ein.  besoud.  branche 
beruhend  281.  Le  Moniage  Guillaume 
281.  d.  Boulogner  hs.  288,  13.  480. 
verh.  Türheims  dazu  283.  288,  15. 
seine  umgestaltg  entsprechend  der  vita 
Sancti  WUhelmi  Gellonensis  283  ff. 
480  f.  sonstige  Veränderungen  285  f. 
die  V.  Türh.  benuzten  hss.  287.  289, 
17.  —  Kreuznacher  frgm.  in  nie- 
dorrhein.  spr.  289  —  303.  sprachliche 
eigentümlichkeiten  289  f.  die  Heidelb. 
u.  Kasseler  hs.  290.  äuderungen  des 
frgm.  in  wort-  u.  lautbestand  302.  ver- 
gleich, mit  der  Heidelb.  u.  Kassel,  hs. 
302  f.  —     nachtrag  zu  d.  fragm.  481. 


zur  Heidelb.  hs.  482.  abweichun^  der 
Wolfenbüttl.  u.  Wien.  hs.  v.  d.  Heidelb. 
482  f.  Wolfenb.  hs.  u.  Kreuzn.  frgm. 
483.  vgl.  der  lesart.  der  Wolfenbüttl. 
mit  H,  Kr,  Ka  483  ff.  verh.  der  hss. 
zu  einander  486  ff.  —  fragm.  ein.  Wil- 
lehalmhs.  270. 

Vincenz  v.  Boauvais,  ben.  den  Isid.  30. 
vgl.  mittelalt.  googr. 

Visionslegende  338  —  51.  vorwantr 
Schaft  mit  d.  mönch  Felix  u.  d.  Sieben- 
schläfern 338.  vermutl.  verf.  abt  Engel- 
hard ebda. 

vocabularium,  lat.  -  deutsch,  in  einer 
St.  Gall.  hs.  446—50. 

Vogelweide,  Voglsangcr  28. 

VQlsungasaga  s.  altn. 

Vulfila  s.  got. 

Waldecksches  wörterb.  s.  uiederd. 

wäpenroc,  wapenkleit  123. 

Wappen  Gahmurets  432  ff. 

weidmännische  ausdrücke  367  —  74. 

weltchronik  des  Rud.  v.  E. 

weitkarte  dos  Agrippa  s.  dies.  —  die  dem 
Honor.  vorgologene  54  u.  anm.  2.  —  Pris- 
ciankarte,  Hercforder  weltk.  54  anm.  1. 

windnamen,  ahd.,  in  ein.  St.  Gall.  hs.  453. 

Wirich  III.,  s.  Wolfram. 

Wolfram  v.  Eschenbach.  ben.  für 
sein.  Wilieh.  den  Guillaume  d*Orange, 
Bat.  d' Aliscans  146.  159.  162.  vgl.  mit 
Türheims  Wilieh.  157  ff.  161.  —  hand- 
schriften  und  bruchstiicke  v.  Wolframs 
Willehalm  257  —  76.  Köln.  hs.  des 
pfarr.  Peter  v.  Freys.  257  —  62.  im 
besitz  d.  familie  Daun  (Wirich  HL)  u. 
Manderschoid  258.  Stellung  der  hs.  zu 
den  bokanteu  258  f.  proben  daraus 
259  —  62.  Münchner  bruchst.  262  — 
270.  stimt  zu  r  262  f.  bruchst.  Karl 
Roths  270  —  76.  verwant  mit  t  270. 
dieselbe  hs.  enthielt  Türh.  Willh.  270.- 
Parcival,  verh.  zu  d.  franz.  quellen 
394  f.  398  ff.  405.  418  f.  432  f.  438. 
zalilreiche  durch  lück.  verschuld.  mlLn- 
gel  der  erzähl,  b.  Wolfr.  417  ff.  zeit 
u.  harnisch  im  I.  u.  11.  b.  385  —  420. 
nachweis  ein.  franz.  quelle  für  den  I. 
n.  II.  b.  (Kyot)  420—28.  W.  hat  seine 
ausführl.  quelle  gekürzt  428  —  32.  com- 
binatiun  verschied,  quell.?  428—432. 
439  anm.  1.    art  der  onnutzung  438  f. 

Züricher  arzneibuch  466 — 76. 

Züricher  hss.  aus  St.  Gall.  s.  St.  Gall.  hsa. 


U.    VERZEICHNIS  DER  BESPROCHENEN  STELLEN. 


505 


Grieehiseb. 

Homor,  H.  y  80  s.  12. 
fj,  155  s.  12. 
716  8.  12. 
Thuk.  ni,  69  B.  13. 
Xen.  Anab.  III,  5  s.  13. 

Gotisch. 

Vulfila. 
Ev.  Matth.  V,  27  s.  5. 
VI,  27  8.  7. 

vn,  8    8.  8. 

24  8.  10. 
27  8.  8. 

vm,  6   8.  1 

anm.  2. 
26  8. 11. 
IX,  12  8.  17. 
X,  28  8.  8. 
31  8. 18. 

xxvn,  1  8. 1 

anm.  2. 
5    8.  12. 
Marcus.  I,  8  8.  5. 

9.  19  8.  2. 

35  8. 13  anm.  1. 
II,  8    8.  8. 

14  8.  2. 

III,  17.  18  8.  2. 
28  8.3. 

IV,  14  8. 12. 
24  8.  5. 

33  8.6. 
41  8.  3. 

V,  23  s.  8. 

29.  34  8.7.17. 
vn,  14  8.  10. 
VDI,  12  8. 13. 

36  8.  3. 
IX,  14.  16  8.  8. 

18.  22  8. 12. 

41  8.  4. 

X,  11.  13  8.  5. 
21  8.  9.  17. 

34  8.9. 
38  8.  4. 

42  8.  15. 
XI,  8.  23  8. 12. 

XII,  1.  2  8.  6. 
4  8.  2.  3. 
19  8. 14. 
XIV,  65.  67  8.  9. 
XV,  17  8.  9. 
XVI,  1  8.  2. 

2  8. 13  anm.  1. 
Et.  Luc.  I,  7  8. 13. 

13  8.19  anm.  1, 


Vulfila. 
Ev.  Luc.  I,  37  8.  8, 

59  8.  5.  7. 
61  8.  7. 
II,  7  8.  13. 
8.  9  8.  4. 
11s.  19  anm.  1. 

20  8.  10. 
38  8.5. 
41  8.  5  f. 
47  8.  10. 

m,  14  s.  15  f. 

16  8.  5. 
IV,  2  8.  4. 

8  B.  3. 

9  8.  12. 

26  8.  2. 

35  8. 18. 
V,  15  8. 17. 

VI,  7  —  9  8.5. 
15.  16  8.  2. 

17  8. 17. 
29  8.8. 

38  8.  5.  18. 
vn,  21  8.  7.  17. 

25.  29  8.  4. 

39  8.  8. 
Vin,  2  8. 17. 

5  8.  12. 

27  8.  6. 
43  8.  6.  8. 
45  8.1  anm.  2. 
49  8. 14. 

IX,  11  8. 17. 

14  8.  3. 

21  8.  5. 
23  8.  6. 

40  8.  12. 
X,  21  8.  5. 

XrV,  28.  32  8.  7. 

34  8.8. 
XV,  9  8.  8. 

xvn,  7  8.  7. 

15  8.  6. 
xvm,  4  8.  6.  8. 

12  8. 10. 

22  8. 17. 
XrX,  7  8.  14. 

36  8. 12. 
39  8. 11. 

XX,  26  8.  8. 
31  8. 14. 
33  8.8. 
Job.  V,  47  8.  10. 
VI,  8  8.  7. 
15  8.  8. 
70  8.  7. 
vn,  19  8. 7. 


Vulfila. 
Joh.VII,  24  8.  3. 

25  8.  7. 

31  8.  8. 

32  8.  10. 
40  8.  7.  8. 
44  8.7. 
48  8.7. 

vm,  41  8.  3. 

46  8.  7. 

47  8. 10. 
51  8.  6. 

IX,  4  8. 3. 
16  8.  7. 
X,  3  s.  11. 
13  8.  8. 
20  8.  7.  10. 
27  8.  8. 
XI,  19.  37  8.  7. 
44  8.  2.  3. 
47  8. 11. 
XU,  4  8.  7. 

5.  21  8.  2. 
XIU,  15  8.  8. 

21.  23  8.  7. 

26  8.  2. 
XIV,  26  8.  4. 
XVI,  2  8.  18. 

xvn.  26  8.  4. 

xvin,  9  8.  7. 

22  8. 18. 
37  8.  9. 
XIX,  3  8. 18. 
13  8.  9. 

Eöm.  VII,  3  8.  8.  17. 
24  8. 18. 
vm,  2  8.  17. 
7  8.5. 
IX,  29  8. 18. 

32  8.  8. 
XI,  1  8. 12. 
11  8.  18. 
XrV,  15  8. 18. 
XV,  6  8.  8. 

I.  Cor.  m,  18  8.  4. 

V,  11 8.1  anm.  2. 
VI,  13  8.  4. 
IX,  21.  25  8. 17. 
XI,  1  8.  10. 
XV,  27  8.  8. 
XVI,  7  8.1  anm.  2. 

n.  Cor.  VI,  2  8.  5. 
vn,  1  8. 17. 
X,  6  8. 10. 
XI,  13  —  15  8.5. 
Xn,  13  8. 17. 
Xm,  Übei8chrift2. 


506 


VEBZBICHNIS  DBB  BBSPBOCHBNBN  8TBLLBM 


VDlfila. 

Gal.  I,  22  8.  18. 

IV,  23  8.  19  anm.  1. 
30  8.  12. 

V,  4  8.  17. 
VI,  6  8.  4. 

9  8.6. 
11  8.  18. 

Eph.  U,  4  8.  4. 

12  8.  5.  17. 
m.  4  8.  4. 
IV,  1  8.  4. 
8  8. 17. 
14  8.  8. 
20  8. 10. 
30  (cod.  B)  8. 8. 
V,  18  8.  5. 

VI,  14  8.  2.  3.  8. 

Phil.  I,  23  8.  5. 
27  8. 18. 
II,  30  8.  5. 
lU,  3  8.  18. 
5  8.  2.  3. 
CJol.  III,  9  8.  8. 

I.  The88.  II,  5  8. 10. 

IV,  6  8.  10. 

II.  „     ni,  11  8.  10. 

I.  Tim.  I,  18  8.  3. 

19  8.  12. 
IV,  3  8. 17. 

6  8.  8  f. 
V,  14  8.  15. 
VI,  5.  13  8.  3. 

12  8.  4. 

15  8.  6. 

II.  n    n,  21  8.  8.  17. 

m,  8  8.  3. 
IV,  7  8.  3. 
Tit  I,  9  8.  11. 
12  8.  7. 
Phil.  17  8.  8. 
Skeir.  I  c  8.  18. 
IV  d  8.  11. 

Altnordisch. 

Haupte  ztechr.  VIII,  83  8. 2. 
Edda. 
Harb.  50.  58  a.  1  anni.  2. 
Gudr.  25  8.  1  anm.  2. 

n,  37  8.  7. 
Hym.  17  s.  1  anm.  1. 
Helg.  Hu.  n,  27  8.  6. 
II,  32  8.  16. 
U,  44  8.  17. 

Grimn.  13  s.  16. 
qgi8dr.  47  8.  16. 
VqI.  60  8.  17. 
Pam.  18  8. 17. 


Edda. 
Sig.  I,  29  8.  19. 
III,  42  8.  17. 
Atlam.  66  s.  17. 
,      74  8.  19. 
Fafn.  26  8.  17. 
Alv.  8  8.  19. 
Snorra  Edda. 
Hattatal  (ed.  Möbius). 
I.  1,  6.  7  8.  233  f. 

2,  8  8.  234. 

3,  4  8.  234. 
5,  7  8.  232. 
9,  8  8.  234. 
14  8.  233. 

16,  6.  17,  6  8.  232. 

18,  5  8.  234. 

19,  6.  22,  3  8.  232. 
28,  1  8.  234. 

28,  6.  32,  5  8.  232. 

32,  7  8.  234. 

35,  8  8.  232. 

36,  4  8.  233. 

37,  2  8.  232. 
40,  1.  3  8.  232. 
44,  3.  6  8.  232. 
50,  7.  51,  2  8.  232. 
52,  1—4  8.233. 
54,  2.  7  8.  234. 

54,  5.  55,  1  8.  232. 

55,  3  8.  234. 

58, 1—4  8.  233.  235. 
62,  3— 4  8.233. 

70,  1  8.  233. 

71,  1.  73,  2  8.  232. 
76,  1  8.  232. 

78  s.  233. 

80,  6  8.  232. 

81,  2.  82,  2  8.  233. 
86,  8.  87,  9  8.  234. 
95,  5— 8  8.233. 

Hattatal,  commentar. 
8. 1,  15  8.  239. 

4,  14—15  8.241. 

5,  4— 5  8.239. 

5,  5.  13  8.  241. 

6,  8  ff.  8.  241. 

6,  15  —  19  8.240. 

9,  14  —  15  8.241. 

10,  6  8.  239. 

11,  2.  5.  8  8.  239. 
11,  20  8.  239. 

12, 29.  13, 26  8.  241. 
14, 18.  17,  6  8.  241. 

20,  1  8.  239. 

25,  13  — 18  8.  241. 

28,  4.  17  8.  241. 

29,  13.  21  8.  241. 

30,  23  8.  241. 

33,  8  8.  239. 
8tr.  17,  2.  18  8.  289. 


Nikolaadrapa  Halls  prests: 
8.500. 

u,  o.  7,  o.  8,  1.  •/,  1« 
17,2.6.  18,1.6.  21.3. 
22,3.  23,1.24,7.26,1. 
5.  29,  8.  30, 3.  33.  2. 
34,1.  38,5.  39,5.41,1. 
44, 1.  4  46,  8.  51,  1. 
54,  8.  55,  5.  57,  2.  4. 
61,1.5.6.  62,4.  65,  a 
71,  3.  73,  6.  75,  6. 
76,  3.  6.  77,  8.  78,  5. 
79,3.  81,1.4.  82,8. 
84,4. 

altdcntscho  u.  altDordi8che 
heldensage  übersezt  von 
F.  H.  V.  d.  Hagen  (Edzardi) 

8.31,  19.  41,1.  49,  6. 

69,  14  8.  384. 

Angeisttehsiseh. 

Beowulf. 

4  8.  17. 
30  8. 16. 
56.  59  8.  19. 
84  8.4. 

111.  143  8. 19. 

275  8.  6. 

459.  472  8.  3. 

478.  568  8.  17. 

574.  628  8.  6. 

670  8. 15. 

676  8.  3.  4. 

679.  703  8.  6. 

719.  741  8.  6. 

795  8.  12. 

805  8.  19. 

910  8.  6. 

940  8.  3. 

968  8. 17. 
1084  8.  3. 
1333.  1353  8.  3. 
1367  8. 13. 
1440  8.  14  anm.  1. 
1452  8.  6. 
1463  8.  3. 
1465  8.  3. 
1509  8.  16. 
15X2  8.  12. 
1580  8.  6. 
1664  8.  12. 
1745  s.  12. 
1770  8.  16. 
1961  8.  19. 
2039  8.  16. 
2256  8.  20. 
2213  8.  12. 
2323  8.  15. 
2444  8.  17. 
2451  8.  6. 


YKRZBICHN18  DKB  BBBPaOCHKNBN  8TKLLBH 


507 


Böowulf. 
2461  8. 3. 
2485  8.  6. 
2511  8.4. 
2583  8. 12. 
2596  8. 16. 
2648  8. 17. 
2763  8. 20. 
2792  8. 14. 
2945  8.  15. 

AltsSehsiseh. 

HeliaDd. 

60  8.  7,  16. 
74  8.  7. 

114  8.  6. 

248  8.  7. 

302  8.8. 

413  8.  4. 

425  8.  6. 

451  s.  3. 

509  8.  16. 

743  8.  3. 

755  8.  6. 

799  8. 16. 

815  8.  14  anm.  1. 
1068  8. 14. 
1083  8.  4. 
1095  8.  6. 
1105  8.  10  anm.  1. 
1618  8.  7. 
1625  8.  10  anm.  1. 
1634  8.  3. 
1717  8.  7. 
1733  8.  15. 
2117  8.  10  anm.  1. 
2263  8.  7. 

2358  8. 10  n.  anm.  1. 
2378  8.  8. 
2415  8.  6. 
2432  8.  3. 
2471  8.  8. 
2538  8.  6. 
2622  8.  6. 
2640  8.  10  anm.  1. 
2644  8.  10  anm.  1. 
2659  8.  8.  10. 
2718  8.  7.  14. 
2790  8.  14. 
2808  8.  19. 
2813  8. 14  anm.  1. 
2867  8.  13. 
2991  8.  7. 
3021  8.  10  anm.  1. 
4041  8.  7. 
3073  8.  16. 
3157  8.  10  anm.  1. 
3230  8.  11. 
3262  8.  8. 
3278  8.  6. 


Heiland. 
3342  8. 
3446  8. 
3584  8. 
3601  8. 
3682  8. 
3689  8. 
4638  8. 
4799  8. 
4841  8. 
4902  8. 
4976  s. 
5042  8. 
5085  8. 
5091  8. 
5288  8. 
5298  8. 
5432  8. 
5497  8. 
5609  8. 
5648  8. 
5858  8. 

5916  8. 

5917  8. 
5944  8. 


10  anm.  1. 

6. 

10  anm.  1. 

3. 

10  anm.  1. 

20. 

15. 

6. 

6. 

3. 

3. 

3. 

10  anm.  1. 

15. 

14. 

3. 

7. 

14. 

3. 

7. 

15. 

14. 

20. 

14  anm.  1. 


Mlttelhoehdeatseh. 

Heinr.  y.  Yeldeke  £n.  251  ff. 

8.  127. 
Biter.  1594  8. 126. 
Krenzf.  2840  8.  126. 
Nib.  894,  2  8.  123. 
Wolfram  v.  Eschenbach. 

WUlehalm  69, 10  ff.  8.400. 

Parcivall.  u.n.B.  385— 
420. 
6  ff.  8.  428. 

13,  26  ff.  8.  431. 

14,  3  ff.  8  433. 

14. 12  ff  8.  432. 

14. 13  ff.  8.  428.  431. 
14,29-15,29  8.431. 
16  —  58,  24  s.  422. 
16,  1  ff.  8.  423.  431. 
18,  8  ff.  11  ff.  8.  433. 
21,  11  ff.  19  ff.  8.433. 
25, 1  ff.  8.  423. 

26,  10  ff.  8.  423. 

27,  15  8.  423. 
31,  20  ff:  8.  434. 
31,  21  8.  431. 
39,  4  ff.  8. 432. 

39,  11  ff  8.  430.  434. 

40,  4  ff.  8.  432. 

42,  1.  2  8.  432. 

43,  20  ff.  8.  435. 

45.  2— 5.  14  8.432. 

46,  9  ff.  8.  434. 

46,  10-50,  20  8.430. 
46,  28.  29  8.  434. 


Parcival. 

47,  4.  11  8.  434. 

48,  11-13  8.427. 

48,  12  8.  434. 

49,  5  8.  431. 
51,  27  ff.  8.  435. 

55,  24  ff.  8.  424. 

56,  1  ff.  8.  421.  425. 
56,  25  f.  8.  424. 

58,  25—86,  30  8.421. 

59,  1  8.  426. 

60,  9  f.  15  f.  8.  426. 

66,  1  ff.  15  8.  425. 

67,  21  8.  428. 

67,  29  8.  426. 

68,  22  8. 425. 

69,  29  ff.  8.  429. 
73,  14  8.  427. 
73,  18  8.  431. 

76,  1—77,  11  8.  429. 
430. 

80,  14  ff.  8.  428.  430  f. 

81,  1  ff.  8.  431. 
81,  3  8.  436. 
85,  13  8.  426. 

85,  30  —  86.  2  8.  435. 
87,  1  —  5  8.421. 

87,  7  ff.  8.  429. 

88,  25  ff.  8.  426. 

89,  7  ff.  8.  430. 
89,  8  ff  8.  427. 

89,  14  8.  428. 

90,  26  ff.  8.  424. 
91   4  8. 428. 

9l!  16  ff.' 8. 426. 428. 431. 

91,  23.  26  8.  436. 

92,  24  8.  428. 
94,  20  8.  429. 

94,  21  ff.  8.  429. 

95,  20  8.  427. 

95,  irtr  ff.  8.  425. 

96,  1  —  97,  11  8.421. 

97,  13.  24.  28  8. 429. 

100,  20  8.  427. 

101,  6  8.  433. 
101,  7  8.  428. 

101,  20  —  112,  4  8.421. 

102,  1  ff.  8.  434. 

112,  5-114,  5  8.421. 
115,  25  8.  423. 
127,  1  ff.  8.  438. 
346,  15.  16  8.  431.  436. 
812,  9  8. 124  f. 
Rudolf  V.  Em8,  geogr.  ab- 
8chnitt  der  weltchronik. 
170  ff.  8.53. 
191  8.  54. 

«öV/  8.  04. 

752  8.  55. 
1019  8. 190. 
1199  8. 194. 


506 


VEBZBICHNIS  DBB  BB8PB0CHBNBN  STBLUBIT 


Budolf  V.  Ems. 

1230  ff.  B.  51. 

1322  8.  51. 

1338  8.  51  f. 

1392  8.  54. 

1450  8.  53. 

1474.  1480.  1483  s.  52. 

1522—22  8.53. 

1557  8.  53  f. 

1567.  1574  8.  55. 

1587  8.  54. 
Preis  rhein.  städte. 

63-71  8.  219  f. 

75  8.  219. 

84  8.  220. 
120  8.  219. 

Neuhoehdeatsch. 

Klopstock,  Messias. 
I,    1  8.  63. 
3  8.  67. 

36  8.  62.  63.  65. 

65  8.  64. 

75.  85.  98  8.  67. 
116.  118  8.  67. 
121  8.  62. 
124.  126  8.  67. 
127  8.  68. 
136.  140  8.  67. 
141  8.  67.  68. 
143.  144  8.  67. 
150.  155.  157  s.  67. 
168.  172  8.  67. 
201.  214  8.  67. 
239  8.  66.  68. 
243  8.  65.  67. 
249  8.  67. 
270.  279  8.  67. 
330.  346  8.  62. 
352  8.  68. 
360  8.  58.  69. 
365  8.  67. 


Klopstock,  Messias. 

Klopstock,  Messias. 

419  8.  67. 

78  8.  69. 

517  8.  68. 

285.  291  8.  63. 

530  s.  67. 

363  8.  66.  67. 

548.  563  8.  69. 

364  8.  59.  60. 

592.  608  8.  67. 

422  8. 60. 

626  8.  59.  68. 

503  8.  69. 

643.  674  8.  67. 

797  8.61. 

679  8.  66.  67. 

VI,  34  8.  61. 

681  8.  66. 

66  8.  60. 

818  8.  69. 

68.  120.  333  8.  61. 

II,  9  8.  68. 

425  8.  62. 

23  8.  62. 

557  8.  67. 

154  8.  65. 

589  s.  61. 

173  8.  66.  67. 

757  8.  66. 

232.  260  8.  65. 

VU,  27  s.  62. 

383  8.  66. 

347.  356  8.  65. 

400  8.  60. 

391.  560  8.  61. 

724  8.  63. 

587.  626  8.  61. 

732  8.  66.  67. 

789  8.  66. 

749  8.  62. 

818  8.  59. 

111,  4  8.  62. 

836  8.  60. 

45  8.  58.  68. 

VIII,  13  8.  66.  67. 

72  8.  58. 

21.  28  B.  66. 

217  8.  69. 

41  8.59. 

.334.  421  8.  63. 

139  8.  66.  67. 

IV,  413  8.  68. 

453  8.  57. 

728.  748  8.  65.  67. 

IX,  259  8.  59. 

751  8.  62. 

327  8.  63. 

819.  857  8.  65.  67. 

342  8.  61. 

859  8.  69. 

744.  759  8.  59. 

867  8.  59. 

X,  13.  141  8.  61. 

935.  957  8.  60. 

154  8.  59.  60. 

966. 1032. 1059  8.60. 

331.  478  8.  61. 

1148  8.  61. 

525  8.  59. 

1156. 1188.1196  8.60. 

531.  547  8.  61. 

1223  8.  61. 

616  8.  61. 

1237  8.  59.  60. 

722.  832  8.  61. 

V,    2  8.  67. 

996  8.  59. 

26  8.  60. 

1044  8.  60. 

53  8.  59. 

Goethe,  Faust,  Walpurgis 

62  8.  61. 

nacbtstraum  361  ff. 

III.     WOBTEEGISTER. 


Grieehisch. 

ixyiyvta&aiGOTLQtr,  19  anm.l 
d-^qta&at  c.  14. 
lovtad^ai  c.  14. 
fAitliaativ  c.  14. 
vi^ffaad-ai  c.  14. 
nifingdvat,  c  14. 
tiifnta^i  c.  14. 


Mittellateiniseh. 

encheiresis  354  a.  anm.  1. 

AltfranzSsisch. 

aloer  400. 

halbere,  helberc  392  f.  398  ff. 
401. 


€k>ti8eh. 

air  constr.  13  anm.  1. 
af  c.  18. 
afyairpan  c.  12. 
afstandan  c.  12. 
andbahtjan  c.  18. 
andbaitan  c.  12  anm.  1. 
andbaiujan  c  10. 


andqifun  e.  12  anm.  1. 

bairgAD  c.  15- 

beidaD  c.  16. 

bileipan  e.  9.  12  mid.  I. 

15.  18. 
du  c   14. 
fairra  c.  18. 
faara  c.  18. 
frakuDnan  e.  15. 
fraliusanc.  13anm.l.I5. 18. 
fraui  c.  14.  18. 
fraqiman  c.  12  anni.  I.   15. 
fraWan  c.  15. 
franjinoD  c.  15. 
falljaD  c.  14. 
gabeidan  o.  11. 
gahailjan  c.  7.  17. 
gahailnan  c.  17. 
gahaaBJan  c.  10.  11. 
gahrainjan  C.  17. 
gahrotjao  c.  11. 
galanbjan  c  6.  15. 
galekinon  c.  7.  17. 
gananan  c,  11. 
gaaaknn  c.  11.  15. 
gasopjan  c.  14. 
galwrlian  c,  17. 
gapiaibsn  c.  15. 
gaumjam  c.   15. 
gadhna  3. 
gapblostreis  3. 
baoBJan  c.  9-  11. 
bindana  c.  13. 
boriDOD  c.  15. 
idTeitjan  c  9.  11. 


.  IS  a 
kakjao  c.  15. 

lanBhaoduH  3. 
nebva  c.  18. 
qUtjan  c.  15. 

raginoD  c.  15. 
reikinon  c.  15. 
Miau  c.  12. 

skaman  c.  15. 
Btraujan  c.   13. 
tokan  c.  15. 
tranan  c.  lö. 
tvisatandan  c.  18. 
[Hinrban  c.  17. 
piutijaa  c.  9. 
nbilvanrdjan  e.  11. 
ufarmuDnan  c.  15. 
nfaro  c  13  anm.  1 
QfhaaajaD  c.  10. 
ufstraDJan  &  lü. 
UB  c.  18. 


1.1. 


tudieiban  c.  12. 
askinsan  c.  13  anm.  i,    15. 
□sqiman  c.  9. 
asvairpan  c.  12. 
ntaiia  c.  13  anm.  1. 
ntapro  c.  15. 
vailameijan  c.  12  anm.  1. 
vairpan  c.  12. 
valdan  o.  15  f. 
veindrng^a  3. 


af  c.  16. 
at  c.  14. 
batna  c  17. 
beita  c.  12. 
flani  c.  19. 
flrr  e.  19. 
flira  c.  19. 
ftA  c  19. 
fr^a  c.  17. 
luetta  c.  19. 
bafna  o.  19. 
hl^da  c.  11. 
lata  c  19. 
letja  c  17. 
lyda  c.  19. 

or  c.  19. 

paalmi,  sslmi  500. 
Bofn  c.  19. 
tynft  c.  19. 
twjjft  c  17. 
Tflija  0  19. 


bebdflan  c.  17. 
tr  c.  13  aiun.  1. 
feor  c.  19. 
firam  c.  19. 
geferian  c.  11. 
gefön  c.  19. 
gvgia  c  11. 
geoedan  c.  11. 
gelnran  c.  4. 
gelsatan  c  II. 
gctvtefan  c.  17. 
getwieman  c.  17. 
bfran  c.  11. 
idel  c.  17. 
leäs  0.  17. 
letUn  0.  17. 
linnAD  c.  17. 
of  c  19. 
oftein  c.  17. 
onrfliia  c.  17. 
wealdan  c.  16. 


Altagehslsoli. 

aftiban  c.  18. 
aUrian  c  18. 
ttUtan  c.  9.  18. 
antbindaD  c.  18. 
antkeDDian  c.  9. 
*>igJmiaD  c.  9. 
.>iloB)Bn  c.  9. 
bithorban  c.  19. 
brestaii  c.  18. 
€r  c.  13  anm.  1. 
Tarlognian  c.  18, 
giblandon  c.  9. 
gininiaD  c.  9. 
gisuDikan  c.  18.  19. 

githiODOD  c.   11, 

ginaaldan  c.  9. 
gianinnau  c  11. 
hluttar  c.  18. 
h&bidQQDda  3. 
börien  c.  11. 
ISrian  c.  4. 
lettian  c  18. 
IdB  c.  18. 
lasian  c.  18. 
ISsöD  c.  la 
raldan  c.  IH. 
sakaD  e,  11. 
aicordn  c  18. 
sikor  c  18, 
temig  o.  18. 
tharbÖD  c  18. 
thiggean  o.  9. 
tbolön  c.  18. 
tämian  c.  18. 
nnenkian  c.  18. 


onaldan  c.  16, 


AlthoobdtKtseb. 
allere  4ÖT. 
apfd  457. 
ballit  457. 
drantiwrz  4ö8. 
e  c,  13  anm,  1, 
Sr  e.  13  anm.  1. 
erliiboum  4.^7. 
Crigwn  458. 
giberan  c  1!). 
gilonb«n  c,  6, 
gitwrü  458. 
S.irtrutrcl  457, 
helau  c,  4, 
berliDG  457. 

hdren,  gihSren  c.  10.  11. 
bafflltra  457. 
kin457. 
knpbelio  457, 


510 


W0BTBBGI8TSB 


kate  458. 
löran  c.  4. 
letecha  458. 
loft  457. 
lösen  c.  7. 
meDestinca  458. 
sitterwrz  458. 
sperboum  457. 
suelcbonm  457. 
tutocholbo  457. 
wechelterber  457. 
waltan  c.  16. 
winegifto  457. 
zandera  457. 


Mittelhoehdeutseh* 

amiral  126. 

atigdr  122. 

aventiore  124.  408.  409. 

Babel  171  anm.  34. 

beinberge  123. 

brtinne  123. 

büsch  125. 

gabUöt  122. 

gelt  408. 

gor  122  f. 

balsberc  123. 

hasehartbe  353  anm.  1. 

helmbarte  125. 

laststein,  lilzstein  126. 

nepze  (mitteld.)  75  anm.  7. 

sper  122  f. 

Bwie  c.  conj.  412. 


teufe  (mitteld.)  78  anm.  2. 
ambe  408. 


Mittelniederdeutseh* 

andacbt  27  anm.  4. 
angestinge  22  anm.  1. 
behagen  21  anm.  1. 
bebouigbe  24  anm.  2. 
beren  21  anm.  6.  24  anm.  3. 
berichten  21  anm.  4. 
cürren  21  anm.  8^ 
dagelikcs  23  anm.  2. 
druchen  sik  26  anm.  3. 
dwagen  303. 
engermey  304. 
garst  304. 

genamen  24  anm.  9. 
gctal  304. 
greme  304. 
hate  24  anm.  7. 
kindelnst  22  anm.  8. 
kroghen  27  anm.  1. 
län  sik  26  anm.  4. 
leddig  gangen  27  anm.  2. 
letsingen  22  anm.  7. 
losten  26  anm.  2. 
louen  24  anm.  13. 
merc  22  anm.  6. 
misbopen  27  anm.  2. 
negbestenbogbe  23  anm.  3. 
ogeln  25  anm.  2. 
ukcn  26  anm.  6. 
ouerspil  27  anm.  3. 


ouerolodicheyt  21  anm.  3. 
persone  28  anm.  1. 
plege  25  anm.  1. 
rnwen  26  anm.  1. 
sake  24  anm.  11. 
scharpe  klcdcr  22  anm.  9. 
side  26  anm.  7. 
sonen  22  anm.  3. 
stat  21  anm.  2. 
sondericb  24  anm.  5. 
tal  26  anm.  8.  304. 
tapen  22  anm.  9. 
twagen  303. 
unynnicheyt  24  anm.  9. 
vaken  26  anm.  9.« 
vorenynge  23  anm.  1. 
vomost  23  anm.  4. 
vorsagen  24  anm.  8. 
vorscbnlden  22  anm.  2. 
vorsman  22  anm.  10. 
vorspreken  24  anm.  6. 
vorweten  26  anm.  5. 
vrassent  24  anm.  11. 
vromet  dink  22  anm.  5. 
vriicht  24  anm.  1. 
vunt  21  anm.  7. 
wanheyt  26  anm.  10. 
wlomynge  24  anm.  5. 
zedeliken  21  anm.  5. 
zwagen  303. 

Nenhoehdeutseh. 

fiedler,  fideler  354  —  67. 
muttersprachc  490  f. 


Halle  a.  S. ,  Bachdrackoroi  dos  ^Vai^;onhaa80it. 


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erscheinen  hier  zum  ersten  Male  nach  der  Medinger  Handschrift  des  Jahres 
1353  gedruckt.  Ihnen  folgt  die  Correspondenz  Heinrichs  von  Nördlingen  und 
einiger  anderer  Mystiker  mit  Margaretna.  Die  f]inleitang  berichtet  über  die 
Handschriften,  ihr  gegenseiti^^es  Verhältniss,  über  die  Sprache  der  Denkmäler 
und  bringt  eine  Darstellung  der  Lebensverhältnisse  der  £bnerin  und  Heinrichs 
von  Nördlingen.  Den  Schluss  bildet  ein  fortlaufender  Commentar  zu  den 
Schriften  in  Gestalt  von  Anmerkungen. 


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