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HERAUSGEGEBEN
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MORIZ HAUPT*
ACHTER BAND.
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LEIPZIG
WEIDMAISN'SGHE BUCHHANDLUNG.
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INHALT.
Seite
Jorcns und Zivelles, von Jacob Grimm 1
Jia^D, voa demselben 6
fiiDeai gebesteo, von demselben 11
Beginnen, von demselben li
Aebselblnder der franen, von demselben 20
Ein märchen ans dem lOn jh 91
Ueber den nordischen dativ, von Dietrich ^23
Zwei alte schwinke, beransg. von Pfeiffer 89
Deutsches des 10 — l^n jh. aas Blünchener bss. mitgetheilt von
Scbmeller 106
Mariae himmelfahrt von Konrad von Heimesfnrt, heraosgegeben
T»n Franz Pfeiffer 156
Vuldor-Ullr, von Joseph Bachlechner.. 1201
Predigten und iprücbe deutscher mystiker, von Franz Pfeiffer ^09
Zar allmittelbochdentschen evangelienharmooie (zeitschr. 7, 4%%),
von Weigand •■• !258
Mariengräfse, von Franz Pfeiff'er ; 274
Gedicht auf Maria von einer frau, haraasg. von demselben 298
Aus Ronrad StoUes Erfurter ehronik, von L. F. Hesse 302
Der starke Boppe, von Wh. Wackernagel 347
Zu den Nibelungen, von Haupt 349
Friesische Sprichwörter, von L. F. Mechlenbarg 350
Ausdrücke Tor Sprichwort, von C. Schulze 376
Za Pleon (zeitschr. 7, 458), von Franz Pfeiffer 384
All also als, von Jacob Grimm
Almeinde, von demselben •-..
Seaopuoza, vov demselben ^
Altrecht von Halbersttdt, yon demselben
Predigten und tractate deutscher mystiker, von Franz Pfeiffer 422
Albertos scolasticus, von Jacob Grimm 464
Auszöge aus einer thüringischen chronik, ?on L. F. Hesse 466
Das bänkelsängerlied vom herzog Ernst 477
Vier Sprüche von Hans Folz, herausg. von Wh. Wackernagel 507
Ein sprach und ein rÜthsel von Hans Folz, herausgegeben von
Fr. Zarncke 537
In welchem zeichen man freunde kiesen solle, herausgegeben von
Jacob Grimm 542
Ueber den sogenannten mitteldeutscllen vocalismus, von demselben 544
Der Jüngling, von meister Ronrad von Haslau, herausg. von Haupt 550
Eine güUin Zisa, von Joseph Bachlechner 587
DRUCK VON BREITKOPF UND HÄ.RTEL IN LEIPZIG.
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INHALT.
Seite
Jorcns und Zivelles, von Jacob Grimm .. 1
Jial[|Ui^ voa demselben 6
fiiDeai gebesteo, von demselben 11
Beginnen, von demselben li
Aehselblnder der franen, von demselben %0
Ein marcben ans dem lOn jh 91
Ueber den nordischen dativ, von Dietrich %^
Zwei alte schw&nke, heransg. von Pfeiffer 89
Deutsches des 10 — l^n jh. ans Mänchener hss. mitgetheilt von
Schmeller 106
Mariae himmelfahrt von Konrad von Heimesfnrt, herausgegeben
von Franz Pfeiffer 156
Vnldor-Ullr, von Joseph Bachlechner ^1
Predigten und Sprüche deutscher mystiker, von Franz Pfeiffer W9
Zur allmittelbochdeutschen evangelienharmonie (zeitschr. 7, ^27),
von Weigand •-• %5$
Mariengrüfse, von Franz Pfeiff'er 274
Gedicht auf Maria von einer frau, horausg. von demselben 298
Aus Konrad StoUes Erfurter chronik, von L. F. Hesse 302
Der starke Hoppe, von Wh. Wackernagel 347
Zu den Nibelungen, von Haupt 349
Friesische Sprichwörter, von L. F. Mechlenburg 350
Ausdrücke Tdr Sprichwort, von C. Schulze .. 376
Zu Pleon (zeitschr. 7, 458), von Franz Pfeiffer 384
All also als, von Jacob Grimm 985
Almeinde, von demselben -.. 189 /*
Seuopuoza, voa demselben «
Allrecht von Halbersttdt, von demselben
Predigten und tractate deutscher mystiker, von Franz Pfeiffer 422
Albertus scolasticus, von Jacob Grimm 464
Auszüge aus einer thüringischen chronik, von L. F. Hesse 466
Das bänkelsängerlied vom herzog Ernst 477
Vier Sprüche von Hans Folz, herausg. von Wh. Wackernagel 507
Ein sprach und ein rathsel von Hans Folz, herausgegeben von #
Fr. Zarncke 537
In welchem zeiched man freunde kiesen solle, herausgegeben von
Jacob Grimm 5iSt
Ueber den sogenannten mitteldeutsciien vocalismus, von demselben 544
Der Jüngling, von meister Ronrad von Haslau, herausg. von Haupt 550
Eine güttin Zisa, von Joseph Bachlechner 587
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* DRUCK VON BREITKOPF UND H/ÜlTEL IN LEIPZIG.
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JORCÜS UND ZIVELLES.
Gleich vielen unserer Volksbücher in ungebundener rede
scheint auch das vom gehörnten Siegfried aus auflösung eines
älteren gedichts und zwar ungeiabr des im Nürnberger dru^sk
179 Strophen bildenden hervorgegangen, doch nicht unmittel-
bar, da wohl die begebenheiten fast in derselben weise und
folge verlaufen, aber die meisten eigennamen abweichen und
einzelne zuthaten in der prosa aut die grundlage . eines voll-
ständigeren, befseren liedes schlielsen lafsen. Hans Sachs hat
seine tragödie 1557 nach jenem Nürnberger gedieht einge-
riclitet, bietet also der forscbung nichts weiteres, des Volks-
buchs titel gibt bestimmt an daPs die geschichte aus dem fran-
zösischen verdeutscht sei, und warum sollte man hieran zwei-
feln? obschon es bisher noch nicht gelungen ist die spur eines
solchen Sifroi le coruu in Frankreich zu ermitteln, ganz
darnach sieht der frauenname Florigunde anstatt Krimhild aus,
allein noch stärker dafür zu sprechen scheint mir der name
Jorcus in einem lustigen Zwischenspiel bei der Wormser hoch-
zeit, dem ich hier meine aufmerksamkeit zuwende. .
Es wird erzählt, könig Gibald d. h. Gibich habe sich ein*
ttal auf der jagd verirrt und sei von einem bauer des weges
beschieden, dafür aber dieser begnadigt und über des köuigs
vieh gesetzt worden. Jorcus wohnte nahe an der königlichen
bürg, war aber so verzagt und blöde dafs er vor einem
blofsen schwert in die erde hätte kriechen mögen.
Zu diesem Jprcus begab sich ein edelmaun an des königs
hof, der eine kurzweil anzustellen dachte, er bildete ihm ein,
im gefolge der fremden Kirsten finde sich ein über alle malisea
feiger krieger namens Zivelles, den schon eine blase mit erb-,
sen in die flucht Jage ; diesen solle er zum kämpf auf leib
Z. F. D. A. VIII. 1
,1
2 JORCÜS UND ZIVELLES.
und leben fordern und sich durch dessen leichte besiegun^
ehre und lohn erwerben.
Als der edelmann ihm dasii ein herz gemacht halte, ver-
fügte er sich auch zu könig Sieghart d. i. Sigemund mit der
bitte dafs dieser lustige kämpf gestattet werden möge, da
Jorcus dem Zivelles an feigheit nichts nachgebe. Sieghart und
seine leute beredeten nun den erschrockenen Zivelles sich auf
die ausforderung zu stellen und den sieg über den furchtsa-
men Jorcus davon zu tragen.
Den folgenden tag ergeht der kämpf zwisehen beiden gleich
verzagten und wird umständlich geschildert, der zufall will
dafs Jorcus, der schon geflohen war, sieger bleibt und seinen
gegner zu erstechen im begriff ist, als ihm einhält geschieht
und nun beide kämpfer froh sind mit dem leben davon zu
kommen.
Dies* ganze Zwischenspiel halte ich für echt, sagenroäfsig
und uralt; es ist zu beklagen, dafs uns das gegen seinen
schlufs eilende und abkürzende lied nicht die feineren züge
bewahrt hat, durch welche alle Vorgänge ohne zweifei gewin-
nen müsten.
Schon das kehrt genug in* den sagen wieder, dafs sich ein
könig auf der jagd verirrt, bei einfältigen leuten einkehrt und
bewirtet wird, worauf er sich ihnen gnädig erweist.
Jorcus wird wohl in der ursprünglichen fabel zugleich
dumm und schlau erschienen sein und in ergetzender mischung
die natur eines bauern bewahrt haben ; vielleicht glich er hierin
dem Morolf oder Bertoldo, die auch an des -königs hof Zu-
gang erhalten.
Die Franzosen besitzen für einen solchen charakler aufser
niais, badaud, ben^t, sot, den eigeunamen Joerisse, dem ich
iß keiner andern romanischen spräche begegne, ein erheitern-
des vaudeville führt den lltel *le desespoir de Joerisse' und
beruht darauf dafs ein gutmütiger einfaltspinsel bald anführt,
bald angeführt wird, schon Moli^re femmes savantes 5, 3 sagt
* faire le Joerisse' und im Sprichwort heifst es von einem
albernen geizbals 'c^est un Joerisse, qui mene les poules pisser.'
ich möchte erfahren, wer sich des namens zuerst bediente,
und mutmafse dals er entweder aus dem volksgebranch in den
französischen Sifroi le comu kam, oder lieber ausiiem Sifroi
JORGUS UND ZIVELLE». S
in die Volkssprache eingieng. denn Joerisse scheint umgestell-
tes Jorcus. doch gewährt Roquefort 2, 254 auch ein ocris,
ocrisse, ogrisse, t^tu, t^tue, opini&lre, mauvaise t^te, was
sich mit dem wesen der Joerisse göt verträgt; nur hat das
griech. ox^ig oxQiofig schroff, eckig, dx(jv6eig schauderhaft
schwerlich anspruch auf Verwandtschaft, zu den buchstaben
würde vielmehr ogre, neapel. huorco, lat. orcus stimmen,
liefse sich die Vorstellung des grausenhaften popanzes mit dem
lustigen einfaltspinsel reimen, es genügt mir deutlichen Zu-
sammenhang des -Jorcus mit französischer und schon altfran-
zösischer fabel und spräche nachgewiesen zu haben, folglich
auch den durchgang der Siegfriedssage durch eine versch(4-
lene französische bearbeitung.
Vielleicht leitet der gleich seitsame name des Zivelles
weiter, zu welchen man nur nicht den des batavischen bei-
den Civilis halte, auf dem auch in der sage kein flecken von
feigheit haften darf, aber hief habe ich einen andern uralten
namen zu vergleichen in bereitschafl, den nordischen. HiailL
der für den mythus selbst höchst bedeutsamen anklang flar-
bietet. in der that treten sich die formen Zivelles und Uialli
einander ziemlich nahe, sobald man Wechsel zwischen H und
Z, wie ihn die ferne vorzeit kannte, gestattet und entweder
Uialli aus Hivelli gekürzt oder Zivelles aus Zielles erweitert
sein läfst. beiden kann eine genauere und deutlichere gestalt
unterliegen, sicher aber fand der deutsche Übersetzer des
französischen buchs schon in seinem urtext Z, nicht C ge-
schrieben.
Den Hialli bringen nun Edda und Völsungasaga unmit-
telbar in Verbindung mit der beiden beiden Günthers und Ha-
gens tod. als sie nach dem grofsen kämpf jeder abgesondert
gefefselt liegen, wird zuerst Gunnar befragt, ob er sein leben
(durch angäbe des orts wo der Nibelungenhort liege) erkaufen
wolle, nicht eher, antwortete er, bis mir Hagens herz auf
der band liegt, d. h. bevor ich ihn todt weifs. da schnitten
sie dem Hialli, einem der gefangenen nibelungischen knechte«
das herz aus der brüst, legten es auf eine scbüfsel und
trugen es vor Gunnar, weicher sogleich sagte 'hier habe
ich das herz des biöden Hialli, ungleich dem herzen des küh-
nen Högni ; noch zittert es auf der schüfsei und zitterte noch
1*
4 JORGDS UM) ZIVELLES.
einmal so stark, als es in der brusi lag/ darauf giengen sie
zu Högni, welcher lachte, als sie ihm das. herz ausschnitten,
und trugen es blutig auf der schüfsei vor Gunnar. Gunnar
sprach ' hier habe ich das herz des kühnen Högni, ungleich
dem des blöden Hialli ; nur wenig zitiert es auf der schüfscl
und noch viel weniger bebte es, als es in der brüst lag/
nun aber redete Gunnar den Atli an, 'dem bort seilst du
nimmer nahen ; jetzt steht er allein in meiner gewalt seit
Högni nicht mehr lebt, und nun mag er im Rheine liegen/
Abweichend jedoch und umständliciier erzählt Allamdl,
Beiti, küchenmeister (bry(i) des Atli, habe (als es sich um
das herzausschneiden handelte) den rath gegeben, Hagens zu
schonen und dafür den feigen Hialli zu ergreifen, dessen
leben nichts werlh sei. dieser Hialli war Günthers koch
(hvergaetir, kefselhüter) , kroch jetzt in alle winkel und jam-
merte dafs ihn solcher heldenkämpfe wegen unheil treffe
und er fern von seinen schweitien und seinem ruhigen haus-
lialt sterben solle, als er das mefser wetzen hörte, flehte er
ihm das leben zu lafsen; er wolle gern die höfe misten und
sicli den schwersten arbeiten unterziehen. Högni aber rief
ans, man möge den knecbt laufen lafsen und an ihm selbst
das herzausschneidcfu versuchen, das er schon , nicht solches
webklagen ertragen könne, nun wird Högni getödtet und
lacht beim schneiden , der gefefselte Gunnar ergreift seine
liarfe und spielt auf ihr mit den zehen , Hialli ist dem tod
entronnen.
Diese grofsartigen Vorgänge im altnordischen epos, das
dem kühnen ausgang des heldenlebens die zagheit der knechte
mildernd an die Seite stellt, blicken auch noch durch die
späteren auffafsangen der sage, wer sieht nicht, dafs dem
Hialli gewissermafscn Rumolt in unsern Nibelungen ent-
spricht, dessen unterthanen die kefsel sind, der von der ge-
Tahrlichen reise abgerathen hatte und klüglich zu haus ge-
blieben war. * wie in der edda Atli hat in den Nibelungen
Kriemhild es auf den bort abgesehen und Günther und Ha-
gene sterben ohne seinen aufenthalt zu verrathen , nur dafs
hier mit epischen Wechsel die worte
^ aacb WolTram stellt den Romolt Parz. 420 als feigen dar.
JORCÜS UND ZIVELLES. -'S
der schätz weiz du niemaD wan got unde miu
nicht dem Günther, sondern Hagene in den mund gelegt
werden, wie denn auch nicht Ilagens herz i£u Günther,
sondern Glinthers haupt zo Hagen getragen war. mythisch
ist aber beides eins.
Ich darf nun desto sicherer zu dem Volksbuch und zu
Zivelies Zurückkehren, das Volksbuch lässt auch den Zivel-
les mit in den krieg ziehen, der Siegfrieds tod rächen soll,
und es ist voller bedeutung dafs in der verlornen schlacht
der grimmige Hagcnwald (Hagenoaldus = Hagano) sich
dem verzagten Zivelies ergibt in der meinung bei ihm ge-
schützter zu sein als bei kühnen feinden. Zivelies aber, heifst
es, nahm seiner schanze wahr; als Ilagenwald eingeschlafen
war, griff er zum Schwerte und stiefs -es ihm durch den
leib: was er Siegfrieden gethan werde ihm so vergolten,
in der folge der schlacht Gnden aber auch Zivelies und Jor-
cus ihren tod.
In diesem allen wage ich einen weit hierauf reichenden
fränkischen mythus, wie ihn vielleicht schon Sigambern mit
sich nach Gallien führten, zu ahnen, es war vollkommen
angemefsen dafs diej Frauken allen rühm auf ihren gelieb-
ten Siegfried übertrugen und dessen gegner durch den feig-
sten aus ihrer mitte erlegen liefsen. bui^undische, gothische
lieder hingegen versetzten den Hialli, oder wie sie ihn be-
nannten , auf die scite des nibelungischen heers , welches er
mit gegen Etzel geleitete.
Lieder die Siegfrieds hochzeit besangen, welche nach
Vilkina saga cap. 204 fünf tage dauerte, werden der beiden
feiglinge sweikampf, der den tragischen ausgang vorbedeutete,
gekannt und mehr oder weniger entfaltet haben, die worle
des Volksbuchs 'dies war eines der lustigsten stücklein auf
Siegfriedens hochzeit, und könnten derselben mehr ajigeführl
werden, es würde aber zu lang werden, woUcns also bei
diesen bewenden laiTsen* — deuten auf dergleichen, zur
zeit seiner abfafsung noch nicht untergegangne züge hin,
deren wir nunmehr nie wieder habhaft werden.
Den werth des Volksbuchs und des Siegfi:iedliedes wird
niemand länger bezweifeln ; ich habe schon anderswo gesagt
dafs in beiden der zwerg Euglein und Egw«ldus^ (Aginoaldus)
6 JlUKAN.
noch deutlicher die uatur des nordischen Gripir behauptet
als Eiberich in unseren Nibelungen. Jorcus Zivelles Hage-
noaldus Aginoaldus weisen im hintei^rund auf eine lateini-
sche uiederschrift , der ich zutraue über das zwölfte jh. hin-
auf zu reichen. JACOB GRIMM.
JIIIKAN.
Man sieht, die lateinischen verba vieo vinco vincio
liegen einander nahe, denn vieo scheint zu stehn für viceo,
yimen für vicmen, wie Inmen für lucmen, 'a viendo victor
sagt schon Gellius 12, 2 (wo die lesart vivendo zu verwer-
fen), in vinco und vincio hat aber die gutluralis das N ge-
rufen , wie vici victum lehren, die sich zu vicio nicht anders
verhalten als feci factum, jeci jactum zu facio jacio, wes-
halb auch vinciturus anstatt victurus nicht befremdet ; vin-
cio vinxi gemahnt an sancio sanxi, dem nach sacer auch
ein verschoUnes sacio zur seile gestanden haben kann, all-
mälich sonderte der Sprachgebrauch die formen vinco vici
und vincio vinxi für die bedeutungen; der abgezogne begrif
des siegens leitet sich zurück auf den des findens: victor
est qui vincit hostem , der den überwundnen , zu boden ge-
worfnen gegner in bände legt, den romanischen sprachen
ist blofs das abstracte vincere vencer vaincre verblieben,
die sinnliche grundlage vincire abhanden, auch das entspre-
chende goth. veihan vaih , ahd. wihan w6h drückt nur pu-
gnare conOcere aus, nicht mehr ligare.
Mir ist es hier auf eine andre wurzel abgesehn, aus
der ganz ebenso die Vorstellungen des bindens und siegens
sich entfalten, ijn lat. jungo junxi liegt das binden noch vor
aogen und auch jugum und jumentum (für jugmentum) be-
zeugen es unmittelbar ; der bedeutung von vincere nähert
sich subjugare, sub jugum mittere. gleichergestalt bezeichnet
das skr. judsch jüngere alligare , das litth. jungiu jungo, ju-
gum impono, jungas jugum, das gr. ^ivyvvfn jungo, Cfvyog
ivyitf jugum; den Slaven steht noch igo (böhm. gho) jugum
za, nicht mehr das verbum.
Bopp im gloBsar s. 280* erklärt scharfsinnig das goth.
JIÜKAN. 7
liuga uubo, liugaip nubit aus juga jugaip, wobei sich an-
schlagen liefse dafs dit Schweden Ijus und ähnliches wie
jus aussprechen, da aber lautverschiebung mangelt, und ein
anderes, ihrem gesetz folgendes, dem lat. jungo genau ent-
sprechendes goth. wort vorhanden ist, so müste man anneh-
men dafs diesem zur seile für den eignen begrif der eh Ver-
bindung ein allerthümliches unverschobnes jugan = liugan
sich behauptet habe.
Jenes goth. verbum, von dem ich nun weiter handeln
will, ist jiukan, welches Ulfilas für vunav und nvatevnv setzt,
wodurch wiederum veihan pugnare = vincere bestätigt wird«
sicher gehört aber zu jiukan vincere das bekannte, bei den
Altenburgern und Schulze noch abgetrennt davon gehaltne
juk =: jugum, nach welchem ein ablaut jauk dem jiuki^n
zuerkannt werden mufs. jiukan jauk jukun hat in juk die
Vorstellung des bindcns festgehalten, sonst aber nur die ab-
stracte des siegens und Streitens angenommen, jiuka ist
In allen unsern übrigen dialekteu dauert das sinnliche
substautivum fort, ahd. joh, ags. geoc, altn. ok: haben sie
das verbum und was sonst daher fliefst aufgegeben?
Der angelsächsische am wenigsten, ihm steht nicht nur
ein adjectivum geocor trux atrox asper zu (Beov. 1524.
cod. exon. 164, 33. Caedm. 229, 3. 254, 25), das wohl ur-
sprünglich pugnax minax bedeutete, sondern auch ein weib-
liches subst. geoc , gen. geoce für die Vorstellung salus und
auxilium, denn geoce fremmian Beov. 353. Ca;dm. 95, 31
ist opilulari, geoce biddan Andr. 1030 auxilium rogare und
auch Andr. 1067. 1585. Elene 1139 steht geoc gleich helpe
adcr frftfor. ein daher geleitetes verbum geocian drückt aus
opera ferre Ca^dm. 234, 14. cod. exon. 185, 23 geocend
auxilialor, sospitator cod. exon. 13, 5. Andr. 901. es ist
leicht den Übergang der begriffe einzusehn : der siegende und
kämpfende held war dem alterthum zugleich ein schützender
und helfender; dem harten und grausamen sieg stand milde
und Schonung zur seile.
Wer in unsere vorzeit zurückdringen könnte, würde
auch bei ahd. stammen einem johhan jouh juhhun, sei es
für vincire oder für vincere, pugnare, auxiliari begegnen
8 JILKAN.
könneD. wie wenn unser heutiges jauchzen diesmal efn ahd.
johizan folgern liefse, ans dem sicR nachher juwezan und
jowau (Diut. 1, 167) ergeben hätte und wozu selbst das
lat. jngare schreien stimmte? jauchzen wäre siegsgeschrei
erheben.
Es gibt aber merkwürdige Ortsnamen, in welchen das
alterthnm, seiner heidnischen anschauung höchst gemäls, Vor-
stellungen des siegs und der hilfe niederlegte.
Um auch hier von den Angelsachsen auszugehn, so wei-
sen uns Urkunden bei Kemble 72 (a. 724) einen ort lecca-
him, der 477 (a. 958) Geochäm, 715 (a. 1006) locchäm,
896 (a. . .) leocchäm geschrieben erscheint, und das heuti-
ge Ickbam in Kent ist. 1250 (a. 963) zeigt sich ein Geoc-
kima, das jetzige Ickboum in Snssex, 1235 (a. 961) ein
Geochangra, das mit hangra, einer oft wiederkehrenden ört-
lichen Vorstellung zusammengesetzt ist. keine dieser benen-
irangen darf man aus geoc jugum erklären , wie schon die
englische form ick, und nicht yoke lehrt.
Aehnliche örter lassen sich auch bei uns nachw^eisen,
gewiss mehrere als ich jetzt aufzuzeigen habe, ein castrum
qaod lech dicitur (andere lesart Giech) findet sich bei Pertz
6, 825, wie es scheint im Bambergischen. MB. 29, 390
fa. 1253^ gewähren Jeuchendorf, Jewchendorf. Schannat n"
140 in tribus Geohhnsis, n^SIO Gohhesheim, n'' 397 in pngo
Grapfeldun in villa antiqua quae dicilur luchisa. dies ist das
beutige Jüehsen, unweit Meiningen und Masfeld, wofür
Dronkes traditiones fuldenses s. 223 Luchesa, so wie s. 79
Luhsinmarca , doch mit der Variante luchisonomarca schrei-
ben, war hier L kein fehler, sondern in der ausspräche be-
gründet, so würde es Bopps Vermutung über das goth. liü-
gan zu statten kommen, weiter biefs eine wüstung bei Er-
furt lekendorf (mitth. des Thür. Vereins 2, 281), jenem
Jeucbendorf begegnend ; zumal wichtig aber wird mir das be-
kanntere Jecheburg in der nähe von Sondershausen , also
gleichfalls auf thüringischem gebiet.
Unweit Jecheburg ist an dem flufs wipper noch ein an-
drer ort namens Jecha gelegen, zu Jechaburg wurde aber
im j. 989 ein Benedictiderkloster gestiftet, dessen eine stein*
inschrift der Slephauskirche zu Mainz gedenkt.
JIÜKAN. 9
Stephauicum in monte templum facit hoc bene sponte,
Tburingis Derlam fecit Jeclieburque Valernam^
vom erzbischof Willigis redend, zahlreiche Jechabjirger Ur-
kunden von 1186 bis 1471 sind in Würdlweins diplomat.
magunt. 1, 112—276 enlhallen, die den namen gewöhnlich
lechaburg oder lecheburg ausdrücken, doch schreibt eine von
1264 s. 122 Gicheburg, eine andere von 1151 bei Schröp-
pach n*" 10 lekcburc, nach der sächsischen form, das regi-
struni subsidii von 1506 in Stephans stofflieferungeii nennt
s. 103 die sedes Jecheburg und darunter auch Jecha.
Wahrscheinlich wurde das kloster an der stelle eines
heiligen ortes des heidenthums gestiftet, wie so häufig ge-
schah , um die anhänglichkeit des volks an die gewohnte
Stätte zu schonen und auf die christliche Verehrung zu über-
tragen, in dieser hinsieht ist auch die bei Botho und andern
enthaltne nachricht nicht gering zu schätzen, dafs zu Jecha-
burg das bild einer heidnischen göttin Jecha gestanden habe
und von den Thüringen angebetet, von Bönifacius niederge-
stürzt worden sei. denn wenn es schon keine göttin dieses
namens, gab , scheint doch das wort Jecha , wie vorhin dar-
gethan wurde, so viel als sieg oder hilfe, Jechaburg unge-
fähr Siegburg auszudrücken, was sich füglich mit heidnischen
cultus vereinigt, nicht anders mag das ags. Geochäm oder
Geocahdm Siegheim , Geocbrunna Siegbrunne bedeutet haben
und lii'icderum in luchisa dieselbe Vorstellung liegen, das
vorkommen solcher namen in Thüringen und England für
die öfter wahrgenommene- Verwandtschaft beider länder zeu-
gen und. auf den volkstamm der Angeln zielen, mir fällt
auch der thüringische Ilülfenberg oder Gehülfenberg im Eichs-
feld eiA, auf welchem Bönifacius eine capelle erbaut haben
soll und von dem volksagen gehn ; es wäre mit anderm oder
gleichem namen wieder ein Jechebcrg.
Auf jeden fall mufs die Jechaburg bei Sondershausen
in dem thüringischen alterthum eine gröfscre rolle gespielt
haben als ihr bisher zuerkannt worden ist. der anonymus
erfordensis, von dem eine bei Pistorius im ersten band ge-
druckte thüringische geschichle herrührt, meldet p. 1301
dafs bei der kerlingischen läiiderthdiiing der drei brüder Carl-
mann, Carl und Ludwig letzterer Thüringen, Franken,
10 JIUKAN.
Sachsen und Friesland überkomn^en habe: et nominabatur
rex Albiae et Thuringiae, et posuit sedem regni sui in Thu-
ringia, in caslro qnod Jecheburg norainatur, et capellam in
honorem beatae virginis Mariae, quae adhuc manet Castro
destructo. dies alles erscheint ungeschichtlich und nur auf sage
beruhend, Widukind, Dietmar und der annalista Saxo ge-
schweigen der Jechaburg gänzlich, gleichwohl mufs sie, wie
die Stiftung des klosters beweist^ schon vor dem zehnten jh.
längst bestanden haben, die sage fahrt auch fort sie hervor-
zuheben, als die chroniken den einfall der Ungern zu Hein-
rich des ersten zeit schildern, nennen sie ausdrücklich Jeche-
burg als den ort wo sich die macht der Deutschen gesam-
melt hat und belagert wird, jener anonymus erford. p. 1303:
Ungari intraverunt Thuringiam et obsederunt castrum princi-
pale in principatu, scilicet Jecheburg cum L millibus arma-
torum. ausführlicher nach den chroniken der dichter des Lo-
hengrin s. 66 — 72, wo nur immer für Jethelburch zu befsem
ist Jechelburc ; die übrigen stellen hat Waitz in seinem
Heinrich dem ersten s. 185 — 189 fleifsig gesammelt: darunter
nennt die chronica Saxonum den belagerten ort Lycben, die
Lüneburger chronik Lecheburg und Jecheburg, Eberhard von
Gandersheim Jiecheborch, Engelhusius bei Leibuiz 2, 1072
Gicheburg, noch andere chroniken Icheburg und Eichaburg.
wie vorhin bei luchisa Luchisa schwanken hier nochmals die
Schreiber zwischen I und L. in der noch ungedmckted llep-
chochronik heifst es gleichfalls von den Ungarn, si quamen
zu Doringen inde besaifsen lecheburg. wie es den chroniken
überhaupt bei dieser darstellnng des ungrischen einbruchs nicht
an lebendigen zügen mangelt, die bei Widukii^d fehlen, so
können sie auch die belagerung von lechaburg nicht aus der
Inft gegriffen haben, wenn sie sie schon übertreiben.
Haupt hat uns die vorrede zu Albrechts von Halberstadt
verlornem gedieht schön hergestellt (3, 289), nur am schlufs
einen für den dichter gerade belangreichen namen linberich-
tigt gelafsen. Albrecht begann und vollendete sein werk in
landgrafen Hermanns iand, wie ich lese
uf einem berge wol bekant,
er ist ze lecheburc genant,
denn Zechcnbuoche (auch die Mainzer ausgäbe von 1545 gibt
EINEM GEBESTEN. 11
das falsche Zechenbuch) gewährt gar keinen' sinn und die
präp. ze scheint unentbehrlich*, ob nun lecheburc im jähre
1210 unter dem mächtigen landgrafen stand, kann ich be-
stimmt nicht sagen, da sie späterhin den grafen von Schwarz-
burg gehörte, die aber damals wohl als vasallen des landgra-
fen angesehen werden durften, und gleich ihm der dichtkunst
hold waren, wie mau aus dem schlufs der Eneit des Heinrich
von Vcldecke entnehmen mag. die lecheburg lag fast auf dem
halben weg von Halberstadt nach Eisenach und es wäre $o-
gar möglich, dafs Albrecht mönch zu lecheburg war und dort
dichtete, obgleich ich seinen namen in den Jecheburger Ur-
kunden vergebens gesucht habe. JAC. GRIMM.
EINEM GEBESTEN.
Dies schon aus Reinbots Georg bekannte wort hat Haupt
5, 160 auch im Servatius aufgewiesen, aber ich glaube mis-
gedentet, 'durch befseres überbieten, übertreffen.* auch in
Beneckes leider nicht alphabetischem, mitunter auf falsche
Stämme gerathendem Wörterbuch 1, 95^ findet sich 'gebeste,
bin in vergleich mit einem der beste.' wir werden sehen
dafs es eher heifst 'ich bin im vergleich zu einem der
schlechtere.'
Von comparativen werden genug vcrba abgeleitet, wie
eben befsern ahd. pezir6n, mindern ahd. minnir6n u. s. w.
sie drücken aus etwas befser, minder machen; im späteren
latein wurde gleichfalls meliorare, minorare für meliorem,
minorem reddere gesagt, die ältere spräche bildete minuere,
wozu ich ags. minsian und ma;rsian halte, welches letztere
zu mAre goth. maiz6 gehörig sein comparativzeichen doppelt,
einmal in R, das andere mal in S ausdrückt, ungefähr wie
das ahd. m6rirä = mßrä, doch beide mal in R.
Aber aus dem Superlativ verba zu ziehen empfindet die
spräche gar kein bedürfnis, da sie wohl die thätigkeit des
fortschritts bezeichnen will, im gipfel des Superlativs hinge-
gen ruhe eintritt, so wenig also ein lat. minimare oder opti-
^ vergl. Ntb. 20, 3 in einer bürge riebe, die was ze Santeo ge-
nant.
12 EINEM GEBBSTEN.
mare versucht wurde, mag ein ahd. minnisldn oder pezistdn
stattgefniideu haben, einzig und allein könnte man mir das
mhd. Fürsten einwenden: diu hat sich h6ch gefürstet MS.
2, 149^; wir kennen heute noch gefürstete grafen. bei die-
sem Fürsten aber denkt sich niemand den alten Superlativ
furisto primus, jeder nur das Substantiv Fürst princeps, aus
dessen begriff jenes verbum stammt.
V^oUends, würde sich mit einem aus dem Superlativ beste
hervorgegangenen gebesten ein dativ der person, den wir in
beiden vorgelegten stellen antreffen, vereinbaren?
Man mufs gebesten zurückFühren auF hast band und den
dativ so verstehen wie er auch zu binden construiert wird,
binden und besten sind verba des ankleidens, und hast, besten
entspringen sogar aus der wurzel binden, das biblische 'einem
den schuhriemen lösen' Xvaat top l^atrta nZv vnodtifAotoiv
Marc. 1, 7. Luc. 3, 16. Joh. 1, 27 heiFst dienst des knechts
leisten, der die riemen an den schuhen autbinden muFs ; Matth.
3, 1 1 sieht «laFiir la vjiodt^fiaxa ßaardaaij die schuhe tragen,
wegheben, mit gleichem sinn gesagt sein könnte Stjaai, weil
der Schuhknecht (altn. skösveinn) sowohl auF als zu bindet,
und in der edda jammert Godrun (So^m. 212*')
skylda ek skreyta ok skua binda
hersis qvän hverjan morgin,
wo qvän wiederum der dativ. 'einem gebesten' scheint hier-
nach ursprünglich zu bedeuten einem die schuhe mit hast
binden, dann aber auFwarten, dienen, wie gerade so gilt
'einem das waFser reichen oder halten' zum haudwaschen,
wie der knecht thut. einem aber 'nicht das waFscr reichen,
einem nicht gebesten mögen' will sagen einem nicht einmal
gut genug sein zum geringsten dicner, einem nicht nahen,
nicht verglichen werden diirFen, und in solcher abstractiou
wird gebesten allerdings in unsern beiden stellen gebraucht,
die gar nicht an hast denken, so wenig wir an waschwaFser
wenn wir heute sagen: der reicht ihm nicht das waFser.
Nur bestehe ich nicht darauF gebesten vom schuhbinden
auszulegen, i'a besten überhaupt binden und einnähen bedeu-
tet (Graff 3, 219. Haupt 3, 477'') und man in die kleider
nähte, so kann es Für solches einnähen, das diener oder
EINEM GEBESTEN. 13
mägde verrichten, genommen werden; der bezug auf den
knechtischen abstand bleibt derselbe.
Ich habe nachgesehen, weil die sitte unseres alterlhums
daraus erhellen kann, wie jenes biblische riemenlösen ver-
schiedentlich übertragen wird, und freilich nirgends hier ein
gebesten angetroffen. UlGlas setzt 'andbindan skaudaraip sk6hS
(oder sk6his)*, nicht blofs Marc. 1, 7. Luc. 3, 16, auch
Matth. 3, 11, wo der griech. text abweicht, skaudaraip für
ifiocg ist noch unaufgeklärt, raip entspricht dem ags. räp, ahd.
reif reslis, funis, durch das vorgesetzte skauda mufs bestimmt
werden, wie die gothische schuhbefestigung damals eingerich-
tet war; sollte das ahd. sc6ta fasciculus (lini, foeni) Graff
6, 425 nicht dazu gehören? Otfried 1, 27, 58 hat 'scuahrio-
mon inbintan', fügt aber 60 noch hinzu ein 'inklenkan thie
riomon\ was sich auf eine Vorrichtung an dem schuh zum
festigen (lorquere, conserere, Graff 4, 563) der geschränkten
riemen beziehen mufs. in Tatian 13, 23 heifst e^ nach Matth.
3, 11 giscuohu tragan, und im mhd. passional 349, 21
ich bin dar zuo zuo böse
daz ich die schuo im Idse.
Heliand 28, 14
that ic thes wirdig ni bium
that ic mdti an is giscuoha, thoh ic si is 6gan scalc,
an s6 rikiumu drohtine thea reomon antbindan.
die Angelsachsen übersetzen Matth. 3, 11 gescy heran, Marc.
1, 7 sceona [)vanga uncnyttan, Luc. 3, 16 sceo[)vanca un-
cnyttan, Job. 1, 27 sceofivang unbindau. [)vang ist das altn.
))vengr corrigia calceamentorum, der die schuhe fefselt, zwingt,
zwängt, vergl. ahd. halsduinc halsband, hantduinc handfefsel,
giduinc frenum, duanc frcnum. sollte ein goth. skiudan auch
nectere, stringere, torquere bedeutet haben?
JAG. GRIMM.
14
BEGINNEN.
Beginnen begann geht ons heute ganz nach der regel
von rinnen rann, sinnen sann, ge^^v'innen gewann, doch das
prät. begann scheint erst seit Klopstock und Voss wieder ge-
laofig geworden, denn vorher hiefs es begonnte, und ich
zweifle, ob sich aus der ersten hälfte des I8n, aus dem 17n
und 16n jh. ein starkes begann werde aufweisen iafsen. selbst
bei Croethe sa^t Gretchen zu Faust
ich wüste nicht was sich
zu euerm vorlheil hier zu regen gleich begonnte,
allein gewiss ich war recht bös auf mich,
dafs ich auf euch nicht böser werden konnte.
Schiller aber im kämpf mit dem drachen
den felsen stieg ich jetzt hinan,
eh ich den schweren slraufs begann,
hin kniet ich vor dem Christnskinde,
und schon Wieland 9, 144
zwei Musen begonnen ihren streit,
während er 5, 37. 18, 130. 22, 68 begonnte : konnte reimt
und 16, 11 einen vers schliefst
bis endlich der älteste also begonnte.
nicht anders Lessing 1, 189
eh meine knorpelhand so stark zu sein begonnte,
dafs sie mit jauchzen ihr das haar zerzausen konnte,
oder Geliert 2, 117
du wogst, eh ich zu sein begonnte,
eh ich zu dir noch rufen konnte,
mir mein bescheiden theil schon vor.
aus der damaligen prosa wird es kaum nöthig sein belege
anzuführen, man sagte allgemein begonnte wie konnte, warum
nicht auch im conj. begönnte wie könnte?
Bei den schlesischen dichtem des 17n jh. und ihren an-
hängem h erseht kunte und begunte vor
BEGINNEN. 15
bifs ihr beguntet auTszubreiten
die flügcl der vernuuft. Opitz wäld. 2, 44.
hat Orpheus nicht begunt die Völker erst zu lehren?
Opitz 1, 443.
ab es begunnte zu tagen. Lohenstein Arm. 1, 612.
versuchte was er kunte
itzt, da er nun begunte. Fleming s. 139.
der Agarener hauflen
begunnte anzulauffen. Gryphius 1, 24.
das unterdrückte volk begundt auf uns zu sehen.
Grj'phius 1, 25.
wie dann die glieder mir auch todt zu sein begunten
und nur durch zittern sich noch etwas rühren kunten.
Hoffmannswaldau gelr. schäf. 40.
bei Olearius steht oft und überall begunte.
Auch iin 16n jh. gewährt uns Luthers bibel wie kunte
(conj. könte) begunte.
die menschen begunten sich zu mehren. Gen. 6, 1.
da ich begunte drein zu sehn. Ezech. 16, 50,
und was berechtigte einen angeblich mit der ausgäbe von
1545 verglichenen abdruck* (Leipzig bei Mayer und Wigand
1842) in der ersten stelle begunnen, in der zweiten begann
einzuschwärzen ? nur würde ich für Luthers genaue Schrei-
bung künde (conj. künde) und beguiide fordern, welches auch
seine Schriften (Jena 6, 179'. 209") sonst darbieten, von der
nebenform 6, 82 begonst, 6, 517^ begunst, 5, 278 begunsten
nachher noch. Erasmus Alberus schreibt begund, der zu kur-
zen, stumpfen Wörtern überhaupt geneigte Hans Sachs gund
und kund:
der gar in grofsen forchten stund,
und dem gesiebt nachtrachten gund. 1, 2, 169^.
bald der pawer entschlafen kund (/. gund),
die pewrin von im widr aufstund. 2, 4, 65°.
nam er sein [{ferd, weib und sein hund,
und sich dem schlofs zu neben gund. 2, ^, 78'.
da Fischart kondt potuit setzt, ist bei ihm auch begondt coepit
zu gewarten.
Die mhd. spräche verwendet nun die von Luther bis auf
Goethe [gültige schwache form und die jetzt herschende starke
16 BEGINNEN.
beide neben einander, so findet sich Eu: 71 began, 218 be-
gunden^ Nib.27,3 begunde, 52,4 began; Trist. 2318.2332.
2365 began, 2356 begunde; Parsf. 19, 20 began, 29, 30
begunde; Wallh. 37, 23 begunde, 123, 17 began; IWviOri
begunde, 2083 began; man kann beispiele in allen dichtem
antreffen, für die bedeutung gilt kein unterschied, began wie
begunde drücken immer die Vergangenheit aus.
Auf gleiche weise sehen wir vom ahd. pikiuuan nicht
nur das präl. pikan, sondern auch pikunda pikonda gebildet
(Graff 4, 210. 211). 0. 2, 15, 21. 23 bigan und bigonda dicht
beisammen. T. 55, 2 bigan incipiisbat, [4C, 5 bigonda coepit.
merkwürdig setzt N. immer begonda und scheint sich des
began zu enthalten ; fast möchte ich annehmen, begonda sei
strenger hochdeutsch, began mehr ans niederdeutsche gren-
zend, sichtbar überwiegt auch das mhd. begunde bei Schwal-
ben und Baiern, woraus die lange dauer des nhd. begonnte
folgt; die erneuerung des beganq wäre wieder niederdeut-
scher einflufs. zugleich zeigt sich ahd. bigunsta im Isidor,
ganz wie neben chunda chunsta. von dem aufser pikinnan
auftretenden ahd. inkinnan inchoare (Graff 4, 209) hat sich
aber blofs inkan, kein inkunda dargeboten.
Dem alls. Heliand ist von biginnan nur das ' starke bigan
zuständig, doch die altwestfälische beichtformel liefert bigonsta,
und so zeigt sich auch mnl. bald began, bald begonde, b.ald
begonste, nnl. herscht begon und "begoste bcgost ist veraltet,
selbst die friesischen denkmäler bei Richthofen 638" zeigen
began (aus dem pl. begunnen zu folgern), bigunde und bi-
gonste. bigunsta mag den Rhein niederwärts sich verbreitet
haben und auch in andere niederdeutsche striche vorgedrun-
gen sein.
Keine der übrigen deutschen sprachen weiter' weifs von
der schwachen form, das ags. äginnan und beginnan bilden
die praeterita Agann und begann; unerhört wäre ein agude
begude. desgleichen engl, begin, began,' niemals etwas wie
begouth *.
Die golh. spräche hat kein biginnan sondern duginnao,
dessen praet. dugann lautet, nie duguiit)a. den nordischen
^ geschweige begould. das uogehörige l in could ist dem would
nacbg'eahmt; wo es grand Jittl; die aossprache merkt nichts davon.
BEGINNEN. 17
spracbeo gebrechen beide verba für den begriff des anfangens
gänzlich.
Weiches uriheil fällen soll man nun über die hochdeut-
sche «^nthümliehkeit? :^
Wie pflegte neben pflag, deren wir uns beider bedienen,
ist begonnte neben^begann nicht aufzufafsen, denn pflegte be-
hauptet den vocal des praesens, nicht aber begonnte, dessen
0 nothwendig auf das u im pl. praet. begunnen zurückgeht.
Aber wäre begonnte blofs versehn und misgegriffen nach
konnte, ahd. pikonda nach chonda oder onda? dafür zu re-
den scheint zweierlei, einmal der abgang der anomalie im
gothischen, angelsächsischen und aitsächsischen, dann dafs ~~
pikan und begann nirgend praesensbedeutung empfangen wie
chan oder an; sie sagen, gleich dem goth. dugann, immer
aus, so viel wir wifsen, incepi oder coepi, niemals incipio.
hierzu stimmt auch, dafs ahd. pikan in der zweiten person
nicht pikanst, sondern pikunni lautet, mhd. began nicht be-
ganst, sondern 'begunne oder begünne. nhd. freilich gilt be«
gannst, allein weil auch rannst, sannst, gewannst gesagt wird-,
das -st überhaupt hergestellt ist.
Dessenungeachtet kann ich mich nicht entschliefsen un-
ser in die' hochdeutsche spräche von jeher tief verwachsnes
schwaches praet. begonnte für einen aus wuchs zu halten, je
länger ich es betrachte, desto organischer scheint es mir,
und es gewährt uns einen den übrigen dialecten gebrechen-
den fall der aiterlhnmlichsten verbalanomaUe, welche die deut-
sche zunge kennt.
Was mir entscheidet ist: alle ihr praeteritom verschie-
benden verba begehren ein praesens sinnlicher bedeutung, aus
der sich das abstracte praeteritum entfaltete, das abgezogene
beginnen hat sich, wie anheben auf heben, anfangen auf
fangen, auf irgend einen sinnlichen begriff zurückzuführen,
der nur stärker mit der form durchgedrungen ist, als in die-
sen gleichbedeutenden Wörtern, in anhob und anGeng liegt
die sinnliche handlung vor äugen und wird nur durch die vor-
gesetzte Partikel an der abstraction überwiesen, in begann ist
sie verhüllt wie in kann, mag und den übrigen.
Sie bricht aber durch, weil iich die form beginnen er-
halten hat, während kinnen, mifMjHIk «• w. erloschen sind,
Z. F. D. A. VIII. ^^ 2
18 BEGINNEN.
und diese forldauer des ursprünglichen praesens scheint eben
der abstracleu praesensbedeulung von begann im wege gewe-
sen zu sein*, ginnan nun druckte aus secare, findere, wie
ich bereits mythoi. s. 525. 1218 dargelhan habe, den dort
beigebrachten belegen lafsen sich manche zufügen:
Adam inslief, sin siti wart ingunnin, .
Evim wart dannin bigunnin,
beinis vesti wtb von dem man giwan. Diemer 97, 2.").
ingunnin wurde ein goth. andgunnan sein, wie der mnl.
Fergiit bestätigt:
hine conste sin hui niet entginnen 3461.
wat maghic doen, want.ic en kan
sin h6ft ontginnen met mineu swerde S565. •
den Übergang der begriffe fafst man leicht, wenn ginna hiefs
ich schneide, bedeutet gann ich habe geschnitten, nm sich die
einfachste handlung des alterthums gleich hinzu zu denken,
brot oder fleisch, folglich ich fange an zu efsen, bald aber
überhaupt: ich fange au**^. da es aber schwer hält bei dem
anheben Vergangenheit und gegen wart zu trennen, so war es
natürlich, dafs man auch in die praesensform, zumal die mit
einer partikel bekleidete, ebenfalls den begriff des anfangens
statt des Schneidens legte, und wir sehen dem goth. duginnan
die bedeutung uQx^ßüaiy ebenso dem ahd. pikinnan, inkinnan
= antkinnan, ags. dginnan und biginnan ü^^em^iesen. viel-
leicht entbehrt die altn., dem partikelvorsatz abgeneigte sprä-
che darum für ginna den begriff des anhebens, ertheilt ihoi
aber den von inescare (und dann decipere, allicere, ankö-
dern), worin ich doch wiederum das vorhin herausgebrachte
anschneiden und efsen mit einer andern Wendung finde, auch
dies nord. ginna versteht man also ohne die Vorstellung des
elsens und Schneidens nicht.
Fragt es sich näher nach der wurzel, so mufs ginna
^ man könnte darauf verfallen, began sei praet. geblieben, um es
von dem prnes. gan faveo geschieden zu halten, doeh dieser grund be-
deutet mir wenig, began cocpi und gan faveo haben auHser den buch-
sldben nichts gemein, in beginnen ist das G wurzelhaft, in gönnen
partikel. ganz irrlhümlich nimmt daher Richthofen 638" onncn fiir das
Simplex zu begoude.
•*^-darum sieht auch bei biginnan, wie bei ezzan, der partitivc ge-
nitiv : ei»es biginnan, es tiiglnttan, der «cc. bei aofaogen : ez ana fahan.
BEGINNEN. 19
gann mit ^ina gein hiare = findi unmiUelbar zusammenhän-
gen und wir dürfen - auch dem goth. ginnan gan ein verlor-
nes geinan gain an die seile stellen, wie sich öfter das NN
der ersten ablautsreihe aus einfachem N der zweiten oder
vierten ergibt, beide ginnan und geinan entsprechen aber der
iautverschiebung nach dem gr. x^Ivhv und lat. hiare = findi,
und bedürfte es noch der beweise für die herleilung des be-
griffes beginnen aus dem des Schneidens, so würde sie die
lateinische spräche vollbringen, inchoare nämlich gehört un-
mittelbar zu hiare und zeigt das vollständige, sonst in H ge-
schwächte CH; cohus, wie schon Festns fand, ist das gr.
Xao^j und steht für chous. inchoare mag ursprünglich wie-
derum spalten und schneiden bezeichnet haben.
Sehr merkwürdig begegnen sich auch im slavischen die
begriffe des anhebens und Schneidens, rnss. natschat", na-
tschinat' incipere, potschat\ potschinat^ incidere, secare, na-
mentlich chljeb^, brot anschneiden, poln. naczqc, naczynac
incipere, poczj|6, poczynad anfangen, napoczynac an.chnei-
den, napocz;|ö chieba brot anschneiden, böhm. po^jti, poiiati
beginnen, nacjti chieba brot anschneiden, zwar nimmt Mi-
klosich s. 107 beim altsl. tschjati, natschjati, zatschjati nar
die bedeutung incipere concipere an und jenes potschat' chljeb^^
wird durch ein anfangen des brots erklärt; allein der abge-
zogene begriff kann nicht der erste, nur der zweite sein und
man darf für tschjati die Vorstellung des Schneidens voraus-
setzen, wenn sie auch über die gesciiichte der spräche hin-
aus reicht.
Dunkel bleibt das lut. coepi coepisti, ein praeterilom
ohne praesens, gerade wie die meisten praeterita unsrer deut-
schen anomalie. ich möchte es nicht mit Pott 2, 269 für zu-
sammengesetzt aus con und cpi von der wurzel ap erklären,
die auch in apio, apiscor, apex, aptus walte, denn nie findet
sich coepi, wie coegi ans con und egi von ago. meine Ver-
mutungen, die nichts weiter sein sollen, will ich mittheilen,
coepi scheint sich mit capio und incipio (unserm anfange, an-
hebe) dennoch zu berühren; alles hängt von erklärung des
(^ ab. ich würde an cupio denken, das man znm sanskr.
kupjämi irascor hält, Bopps gloss. 76'', aber auch an «Ötitoi
und xojrri; r= lat. eaepe, caepa, das beifsende laaoh, ja an
2*
20 ACHSELBÄNDER DER FRAUEN.
xonig mefser und Stachel, und ans slav. kopali fodere. heifsl
«s nun cupido pungit, ferit, caedit, so erreichen wir auch für
<mpere den begriff von pungere, caedere, moi-dere, scindere,
und coepi könnte dazu das alte, cupivi das jüngere praeleri-
tum sein, verwandtschatl zwischen cnpio und capio liefse
sich allenfalls auch ermitteln. JAC. GRIMM.
••
ACHSELBANDER DER FRAUEN.
In meiner abhandlung von schenken und geben gedenkend
der ermelhänder, welche noch im 16n und 17n jh. die Trauen
als liebeszeichen trugen, bemerkte ich seile 18, dafs ein wahr-
scheinlich viel älterer brauch aus der zeit des 13n jh. nicht ,
mehr erhelle, gleichwohl ^afsen bei den roinnesängern die
ausdrucke binden, brisen, besten und stricken, die verschie-
dentlich gerade von den ermein verwendet werden, das da-
sein der sitte ahnen und wir begegnen vielleicht noch einmal
bestimmteren Zeugnissen, ein ausführliches werk über klei-
dung und Iracht des alterthums, das sich genöthigt sähe auf
alles einzelne genauer einzugeben als bisher geschah, würde
schon manche spuren entdecken, unterdessen will ich hier
auf eine hinzeigen, die weiter führen kann.
Die Sittenprediger des miltelallcrs sind einstimmig zumal
allen gelben bändern, risen und schieiern aufgesefsen, worüber
ich schon einmal stellen gesammelt habe, die sich reichlich meh-
ren lafsen ; was sollen aber die mursnitzen, weicht ihnen
Hugo von Triraberg beigesellt? ist an m&v morus, niaulbeere
und an eine von färbe oder gestalt der frucht entnommene
Ähnlichkeit des putzes zu denken? oder die lesart verderbt?
snuorsnitze hälfe nicht viel und schiene gleich unbekannt,
geswcnze und sweuzlin werden oft in Verbindung mit dem
kränz genannt, müfsen also zierrat des haupts gewesen sein,
wahrscheinlich ein vornen aufgebundenes seidentüchlein, und
ein bedeutsames, nach der mode unentbehrliches stück, vergl.
swenzel krispen MS. 2, 193'', krenzel und swenzel MSH.
1, 139', minze stecken an der megde krenzel ze stiure an ir
swenzel Diut. 2, 130, sidin swenzelin fragm. IS-, wizgeval-
4en swenzel MS. 2, 62^. nun mag die stelle selbst folgen:
4^
EIN MÄRCHEN AUS DEM X. JAHRHÜNDEaT. 21
gelwe kitlel und mursnilzen
länt manec meide niht gesitzeu,
die mit flize crbiten sollen,
obs ir zuht behalten wollen.
die loufent hin, die loufent her,
ob ieman da si, der ir ger,
oder der ir geswenze lobe.
ir manec verl als ob sie lobe,
sd sie daz swenzlin vorn an sihl:
nu wol her, wer wil sin ihl?
iriiegens mcnlel oder hüllen an,
wie sollen dan die jungen man
lif den absein die schilde gesehen,
der glenzlin kan diu miniie spehen?
die mädchen befielen schimmernde schilde:*, vietleich von gold
oder silb^rblech auf ihre achseln, die weder manlel noch
Schleier verhüllen durfte, damil den Jünglingen das, wie omhi
annehmen wird, >on ihnen geschenkle zeichen in die aogen
fallen konnte, glenzlin isl Schimmer. JAC. GRIMM.
EIN MÄRCHEN AUS DEM X. JAHRHUNDERT.
Quidam rex iuvenis cum haberei exercilum el mulliludi-
nem sapienlum dumque nequirent quod iuvenibus compelebal,
sapienlibus slulliliam eorum reprimenlibus, agere, inierunl
consilium ul quisque illorum palrem inlerficerel proprium,
taclum esl. unus sed illorum, non Idlerans tanlujn admillere
scelus, dixit uxori suae 'si palrem meum inlerficio, ne con-
silio pereamus prodito non modice meluo.' consensil uxor
ad servandam soceri vilam alque alendum in suo eum cella-
rio locant. iniperal sane filio pater ul inlerrogalus a rege de-
quovis consilio non anlea responderel donec ad se illud re-
feral. obtemperans igilur lam induslrius regis esl consiliarius
faclus ul inviderenl illi omnes socii eins, adeunles ilaque re-
gem interminali sunl quod, nisi eum inlerficerel, eos omnes
absque dubio perderel. Irislissimus rex consensil; quaesivil
lamen ab eis qua occasione id facere possei. 'praecipe' aiunt
' illi ul cras veniens non secum ducal nisi unum servum, unu^i
22 EIN HÄRCHEN AUS DEM X. JAHRHUNDERT.
amicum et anum iDimicum/ terriias hoc diclo ilie patrem ex
hoc sciscitaturus adivit. pater vero 'ue coDlristeris' inquit;
'sed valde bonum praepara nobis obsonium, optimum de ine
accepturus coiisilium/ posi praudium igilur dixit illi secrelius
paler ' habes optimum asinum ; illum pane vino et carne duc
tecum onuslum : babes caoicuiam ad tiia defeudeiida valde
paratam ; illam tecura babeto, uxorem quoqae adbibens tecum^
asinum pro servo, canem pro amico, uxorem ofierens pro
inimico/ agitf asinum assurosit, canem secum pariter duxit,
uxorem nee liquit. regem adiit Iristissimum, considerare quae
detulerat flagitans illum, 'iste' inquiens 'qui adstal onustus,
meus est servus; ille alter meus amicos; tertia mcus est
quo infesliorem -habere me spero neminem inimicus/ audiens
illa super ignem ait a(;cen»a 'inimicumne me tuum esse pro-
nuncias? merito, iaquam, quae contra regis praeceptum tuo
servavi patri, tibi obediens, vitam.* a'dolescens ad regem cou-
versus ' videtunie vestrae maieatati iuimicam bano' esse mibi?'
'valde' respondit ille: 'sed utrum verum sit volo ediscere.'
'venunest' ait. *gratias deo' laetissimus ille respondit. 'curre
igitur, curre et mihi festina cum reducere. ' actum est. con-
siliarius regis optimus redditur, adolescens a mortis instante
periculo liberatur, uxor est non amare iuvenem, nt videba-
tur, detecta, quae fore utique amicissima putaretur, nisi tali-
ter probaretur.
Batherius scf'mo 3 de octams paschae^ cTAchery spi-
til. (1723 Jb/,) 1, 395. andere abjq/mngen sind ange^
ßihrt von den brüdern Grimm kinder- und hausm, 3, 176.
H.
,r'
23
ÜBER DEN NORDISCHEN DATIV.
lu keiner spräche isl so viel dativiscbe verbinditug als
iu der altuordischeD, wo dadurch die gebiete der übrigen ca-
sus, namentlich des accusaüvs, so bedeutend beschränkt wuf-<
den dafs in zwei dialecteu endlich selbst formell der dütiv im
persönlichen prouomen (schw. honom, dän. hatn) den acc.
gänzlich verdrängte und in dessen stelle eintrat, dieses Über-
gewicht des dativs in dem nordischen satzbau kommt zum
theil schon daher dafs er, wie Grimm auch für die übrigen
deutscheu dialecte zuerst umfafsend und mit hellen Unter-
scheidungen aufgewiesen hat, zugleich Instrumentalis ist, viel
mehr indess hat es seinen grund in der noch lebendigeren,
weit weniger abstracten fafsung der handlung, die wenn sie
in der sinulich,en fülle ihrer tbeilverrichtungen betrachtet wird,
das als iustrumeut darstellt was der abstracteren fafsung zum
object herabgesetzt ist, und die oft was uns als nächstes ob-
ject hcraugcrückt ist, noch als entfernteres hat, wofür und
woran die handlung geschieht, deren näheres sächliches object
noch mitgedacht wird, so fordert gräfsen^ bewillkommnen^
unterhallen bei uns den acc. des objects, allein im nordi-
schen hat heilsay Jagna, skemta den dativ nölhig, sofern bei
dem grüfsen das heil sagen gedacht wurde, bei dem empfan-
gen das freude haben und ausdrücken, und skemta ist die zeit
kürzen, endlich diente auch das den gebrauch des dativs zu
vermehren, dafs im nordischen die impersonale wendung bei
zuständen und Veränderungen die nicht oder nicht allein vom
handelnden menschen abhangen der persönlichen in einem um-
fange vorgezogen wird dem wir nicht nachkommen können,
den vielleicht keine alte sj^^rache theilt. — die haupierschei^
nungen auf diesem gebiete sind allerdings in der deutschen
grammatik Grimms aufgenommen und erläutert; dennoch. durfte
wohl statt einer nachlese das ganze der dativrection darge-
stellt werden, theils um zu zeigen wie viel die nordische
U 4: OBER DEN NORDISCHEN DATIV.
prosa davou bis auf die gegenwart erhalten hat, wie viel sie
dem Stande der eddasprache noch hinzufügt, tbeils um dea
zusainmenbang verfolgen zn können den die auch uns gemein-
samen construclionen mit den dort eigentbüni liehen, niclil in
die deutsche granimalik aufgenommenen haben. — benutzt sind
hier, aufser der Sa;m. Edda (Kopenh. ausg.), den Fomaldar-,
Fornmanna- und Islendingar sögur (Fa. Fm. Isl.) und der
Heiuiskringla (Hmskr.), von andern altern denkmälero be*
sonders das speculum regale oder Kouungs-skuggsiÄ (Kon.
Konsk.), die Leges Gulaihingenses (Gulaf>.), die Norges
gamle Love (N. Love) und das Altnordische Lesebuch (N.L.);
von neuisländischen war mir zur band Tidindi fra Ai|>iDgi
Islendinga, Reykjavik 1845 (AJ[).>; Fiölnir Kaupm. 1845;
NyFeiagsrit 7da är 1846 (N. F.); Bodsrit til ad hlvda ä..
i Bessustada sk6Ia: Islendskir m^lshättir, safnadir . . af H«
Scheving, Videyarklaustri 1843 (Isl. mAlsb.) und eine in
sechs ähnlichen einladungsprogrammen gegebene iiberseizan|f
der Odyssee von Sveinbiörn Egilsson, Videyarkl. 1829 — 1840
(Od.). — die verba welche einen dativ oder instrumentaüs
regieren, lafsen sich zwar nach gruppen zusammenstellen die
durch die Verwandtschaft ihrer bedeutungen gegeben sind,
allein nirgend ist ein bestimmter allgemeiner inhalt des be-
griffs der diese action fordert, sondern stets eine besondere
gestaltung, es ist die foi*m der auffafsung welclie die con-
struciion bedingt, da oft bei gleicher katcjgorie der bedeulung-
in verschiedenen verbis verschiedene casus möglich sind, je
nach der art wie sie zu der bedeutung gekommen sind.
1.
Der eigentliche dativ, der überall weit über das verhält*
nis des gebens und nehmens hinausgeht, läfst sich zwar für
die meisten fälle richtig als der casus des entfernteren objects^
mit TÜcksicht auf welches eine handlung oder ein zustand be-
steht, bestimmen, doch ist diese erklärung weder umfafscij^,
noch geht sie auf den ursprünglichen sinn des dativs zurück,
viele datiwerhältnisse sind enger als eine blofse rücksichl ist,
und wie der accusativ nicht zur ersten bedeutui|g die geistige
des objects hat, so kann der älteste sinn des dativs nicht
ÜBER DEN NORDISCHEN DAlTV. * '0 25
der gewesen sein, das entferntere object zu bezeicbneu. man
bat scbon ricbtig gefordert für alle casus eine sinnlicb an-
schauliebe und zwar eine räi^niicbe bedentung zu sucben. ört-
lich gefafst ist nun der genitiv der fall des ausgehens, der
accusativ der fall des treffens, der dativ enthält den ort, nach
dem ich mich wende, ist weder ein casus der ruhe noch ein
casus der bewegung, kann aber auf beides angewendet wer-
den, und steht ebenso dem zustande wie der handlung frei,
daher auch intransitive diesen allgemeinen casus annehmen
können, diese wendung kann nun auch eine Zuwendung der
gedanken bei einer handlung sein, und so wird der dativ der
des nutzens oder Schadens, der casus der absieht überhaupt
und des entfernteren objects, mit rücksicht worauf gehandelt
wird.
Zuweilen kann man zweifelhaft sein, ob man dativ oder
instrumeuTalis vor sich hat, z. b. bei schliefsen, aufhören,
beendigen, denkbar ist uns : ich höre mit der sache auf, ich
schliefse mit dem werke, ich schliefse mit der thür, so gut
als ich schliefse das werk, die thür. aber die' Vorstellung
kann auch gewesen sein, ich entziehe mich der sache, dem
werke, ich ziehe der thür den riegel vor. so ist mir auch
der dativ bei li/pta aufheben zweifelhaft gewesen ; da es von
lopt stammt und unsern lüften, lufl machen gleicht, so kann
lyplir upp hetti sinum Fa. 3, 6 eigentlicher dativ sein, es wird
aber auf die Vorstellung des schwingeus zurückgehen und dann
ist es instrumental, solcher fälle giebt es noch mehrere, sie
können weder durch demonstration noch durch analogie völ-
lig entschieden werden, da innerhalb derselben begriffskate- *
gorie verschiedene verba verschiedene casus haben können;
erst das gäbe den ausschlag, wenn* sie auch in dialecten die
noch formellen instrumentalis haben damit gefunden werden,
unter den sicheren dativen stelle ich diejenigen voran welche
der sinnlichen räumlichen auffafsung noch am nächsten ste-
hen, indem sie noch nicht eine bewegung, sondern nur eine
Wendung nach einem gewissen ziele hin enthalten.
1. Der gegenständ des Zieles worauf man deutet oder
wogegen gesendet man sich bewegt, hat den blofsen dativ
bei sich neige||' beugen gegen jemand : ich neige mich jeman-
dem zugewendet: \k laut bann honum Kon. 725, laut kon-'
26 ÜBER DEN NORDISCHEN DATiV.
gmum 721 j stod upp ok hneigdi hanum 749. feruer bei
gfigna uud sasta^ so wie bei ganga^ fara^ koma und ähn-
lichen, bei den lelzteren jedoch nur noch in solchen bezeich-
nungen der wendung die als präpositionen fast erstarrt sind,
wie brautu der straise zugewendet, viöti nach der begegnung
zielend, kringutn zur entstehung von kreisen, millum nach
den mittleren theilen zu, gegnum nach der gegenseite, durch;
ein dativ den sonst nur ein zusammengesetztes verbum hat:
er atleid iolunum NL. 100**. selbst die bestimmteren verba der
zuerst genannten art sind schon auf gewisse verbinduugeu
eingeschränkt, pat mun tidendum gegna Hmskr. 2, 10, das
wird auf grofse begebenheiten sielen; ok mun tidimdum
gegna tun pinar ferdir Isl. 2, 127, stortidendum [)oetti mar
ega at gegna y er tignir menn lata ser sva mikils fä ebend.
2, 128. rAd nokkut, er oss mun illu gegna ebend. 2, 55,
besonders deutlich ist skal höt'od {)itt ok hals gegna manna
t6lom Kon. 540 ; mehr kommen zu : at undrum gegndi med
svartri sva;lu Fa. 3, 424. fellu nu sva sniott Englismenu, at
mörgum hilhdrudum gegndi Fa. 3, 356. hverju gegnir pat
was hat das zu bedeuten Sn. Edd. 80. Fm. 1, 76. spurdi
konungr ^-k hverju gegndi, at bann kom eigi til tida Fm.
2, 163. daher hat auch gegnt gegenüber den dativ nach sich,
hvi gegnir nu Sig. 3, 25. ähnlich ist bedeutung uud con-
struction von sa^ta geworden: eigi pat er tidindum scetti
Hmskr. 2, 311, nichts was grofse begebenheiten zu bedeuten
hätte; forvitni, A^}| {)at scetir Glums. c. 2. pvi sceitir {)at Fa.
2, 207. hvi sa!tir Ymm {)irfd, et ^u ferr mik at hitta Fa. 1,
197. ok spurdi hve scettiy at bann var [)angut kominn Fm.
5, 235. nockurum raunum swia Od. 3, 45. hvort [)at muni
scdta hf/gguidum Al^. 346 (auf verstand hinweisen), dagegen
benda andeuten ist m. acc. coustruiert AQ. 8 : hvat hyggr |)u
brfl]>i benda. häufig sind die belege für m6ti, burtu u. s.w.
wofür i m6ti, at m6ti, i burtu als später, die acc. m6t, bui*t
als gleich alt in verschiedener auffafsung gelten müCsen : m6ti
koma Gröugaldr 3. gengit mdti Gl. c. 6. nioti ma;la Fa. 3,
283. f6ru brautu Fm. 1, 201. burtu Fa. 3, 265. snäru stafn
hati (dem meere zu) Orkn. s. 218. dahin gehört auch wohl
snM mam\fallinu Fa. 1, 145. 2, 399, es wendete sich zur
niederlage ; so wie er btendom kom pingbody als zu den boa-
ÜBER DEN NORDISCHEN DATIV. 27
den das tbioggebot kam Hmskr. 2, 260. — koma bygdwn
zu wobnung kommen irgendwo Isl. 2, 364 kann instrumenlal
sein. —
Ein sehen gegen, auf etwas ist das achten worauf, es
heifst daher gefa gaum at pvi N. Love 1, 214 und zwar bald
geyma laflil Fa. 3, 392, bald geymir geita minna, 3, 383,
aber auch noch eg geymi 7//er Alf). 1845 s. 127. beständig
ist es jedoch nur bei varda : Haralds vardar ]>u hiörvi NL.
37^. f/?W skal madr varda ypnu Gutal. §. 19, 58. — vardar
f>at miklu Fm. 2, 158. Konsk. 384. 355 u. o.
2. Nächst dem ziel auch der gegenständ der anweiswngy
nämlich die person oder sache, worauf gewendet man das ziel
bestimmt, die verba des weisens, abweüens, anweisensy an-
ordnens^ vertheilens, theilens haben ihr object im dativ. visar
honum til skögs N. Les. 156". enn leysingjom sinom visadi
haun sumom i silldGski, enn sumom til annara f^fanga Hmskr.
2, 22. ok visadi faun öUum frA Fa. 2, 385. visadi honum til
sortis Isl. 336. Fm. 3, 80. visar hann ^vi m41i til fruenda
sinna Isl. 1, 345. — vard mönnum skipat i saeti Orkn. 186.
ek er nu sva gamall at ek kann her gestuni at skipa Frid^.
111. skipadi sinom roonnum Orkn. s. 182 (hier jedoch auch
skipadi fieim sseti Fa. 3, 262). — nu skal skipta lidi minu i
helminga Fa. 2, 300. ^a var landinu skipt (getheilt) i fior-
dunga N. L. 115^. mundi eigi vilja lätu sundr skipta barninu
Kon. 735 (theilen). audi skipta med oss öllum Fa. 3, 461.
Jylkja lidinu N. L. 94'. er miklum her skyldi fylkja N. L.
69\ at Hringr hafdi svinfylkt öllo lidi sinu Fa. 1, 380. —
meipmom deitdi Sig. Qu. 3, 44. höfnom d. ebend. 35. —
nidurrada (anordnen) ordunum Forsp. s. 36. skikkadi hann
fylkingum sinum Fa. 3, 337. so auch anordnen: haga
hverju han skal haga kUcdum sinum Kon. 433. sva skulu
ver haga inugöugn vami Fm. 1, 16. hdtta (einrichten)
kla^dabunadi skaltu Adr hafa svA hdttat Kon. 2^6. ^a vcrdr
)>u svo at hdtta {)ankomu ]>inni Kon. 289. hdtta ser Fa. 2,
228. sva var henui hdttat Fa. 1, 17. so auch ütbi)ta (ver-
theilen) ütbijtti I)eim braudi Od. 4, 35. wie kurz vorher
deildi öllu slAti^nu i siö hluti.
3. Die person welcher sagesprochefi und zugedacht
wirdy .daher auch die welcher mau räth, verheifst, leibet^
\
28 ÜBER DEN NORDISCHEN DATIV.
gibt, büfst und lohnt, vergilt, an das zusprechen schliefst
sich entbieten und einladen, so wie zureden und anreizen
au, dem berathen folgt das herschen und walten verursachen.
natürlich fallen eben hierher die entgegengesetzten begrifife
des absprechens und verdenkens, wozu auch das verweigern,
verbieten, nehmen gerechnet werden kann, die meisten die-
ser verba bedürfen keiner beispiele. bemerkenswerth sind aus
der ersten reihe grinsen, wenn es durch heiha ausgedrückt
wird, heilsadi honum Fa. 1, 216. 2, 340. heilsadi fodur si-
num Fm. 3, 194, woneben heilsadi ä konung Fm. 1, 16. da-
gegen quedja grüfsen hat stets acc. bei sich, jenes aber ist
gedacht als heil zusprechen. — ferner hat wie das kundma-
chen so das lehren stets dat. der person: svä at mönnwn
v»ri heyrum kuni (in vulgus notum) N. Love 1, 233. slikt
kennir mer at sofa litit (lehrt mich) Fa. 2, 56. kenn per
ok at hylja [)ik vel med skildi ])inuni^ (lehre, übe dich)
Konsk. 377.
Einladen, bestellen zu etwas und vor gericht fordern
hat die person stets im dativ, mag es durch bioda oder durch
stefna gegeben sein, es ist vorgestellt als ansprechen oder zu-
sprechen um etwas: als ein anrufen, denn es wurde auch
vom vieh gebraucht : [)a skal f&nadi öllom oc svinom heim
bioda Gulaf). s. 385. [)vi budu menn peim N. L. 160^. ok
baud til sin koma hverjum, er ma^tti Fa. 3, 285. budu f>eir
menn henni mest heim Ant. An. 104. [)id skulud bioda hin-
gat völvunni Fa. 2, 163. at Glümr baud mönnum til sin, ok
sendi menn upp til Oxnadalsheidar at bioda [)eim broedrum
heim Isl. 2, 397. — ok stefndi [)a til sin öllum bygdarmön-
num Fm. 4, 144. ok stefndi öllum fiessum her til Svifiiodar
Fa. 2, 397. stefna mönnum til |>ings Fa. 1, 453. ok stejhdi
Gesti um vig Styrs Isl. 1, 331. so auch kenna (verklagen),
eigentlich schuld geben: kenna bonda sinum I)iofnad Isl. 1,
320. zu stefna ist zu vergleichen er fiat likast, at feigd kalli
at mer N. L. 173'. var ^k bldsit saman hirdinni 125^. Ht
bldsit allri hirdinni Fa. 3, 581.
anreizen, hetzen, in lauf setzen kann bei etja und
beita auf die Vorstellung des gebens zurückgeführt werden,
falls der ursprüngliche sitz der Wörter in der behandlung der
jagdthiere (hunde, falken) ist, wie gefa hundum N. L. 158**,
ÜBER DEN NORDISCHEN DATW. 39
indess auch hleypja hat den dativ des objects, und hier ist
er sicher^instrumentai, vergl. unten II, 4.
Thä er etid hundunum Fa. 2, 237. etja iörrum (die köuige)
N. Les. 25'. vWom beita Sig. Qu. 1, 40. beitta eg f)a öllum
v^luin og aihri roinni rädkoensku Od. 3, 18. wie hleypja vom
landlauf, so wird^ ffoia vom seelauf gebraucht und coustruiert.
flotat var skipunum Fm. 2, 107. möglich wäre dafs in bei-
den letzten fällen der dativ instrumental gefafst wäre, zwei-
felhaft ist dies ebenfalls bei beeilen, in den verbis hvata
(hvetja hat stets acc. wie auch es'gja anreizen) skunda und
fl^tü: hvata göngunni Sn. Edd. 12. hvata [)essu Isl. 2, 64.
ßylta ek ferdinni Fa. 3, 390. hrada ser i burtu Isl. 1, 339. '
|)ä skimdadi bann ferd sinni Kon. 117. hier kann gedacht
sein ich eile mü der fahrt, zögern, verzögern hat dagegen
den acc. hiörjiving dvalo H. Q. 2, 46. doch, ef pvi seinum
Leidarvisan str. 39.
RathcHy herschcn; walten , verursachen, steuern, radoy
fadir minn ra^dr vedratlu [)essari Fa. 3, 506. munn fiaer valda
fiessum ofridar stormi N. L. 122^. räda landi, bygdum räda
N. Les. 35*". {)a lalom pvi f^arfar räda 12'. auch mit fyrir,
er fyrir skipunum r4di Fa. 2, 366. auch in der bedeutung er-
langen: Alfr mun sigri räda H. Q. 1, 39. Haraldr rSd f)vi,
at bann var i orrostu N. L. 167''. Odina |)vi veldr, at ck
Bryuh. Qu. 1,2. hvat y/// okyrrleika |)eim Fa. 3, 213. fleljom
st^ra N. L. \A^. hverjo gedi stprir gumma hven Häv. 18.
hier fast so viel als besitzen.
« Zudenken, bestimmen: ^sj^i ev cetlat brddr [nnum Orkn.
144. hifggia Fa. 2, 468. honum fyrirhyggja Fa. 2, 3'i0. J>at
hefir liufom hugat. HAv. 40.
Absprechen, versagen, verweigern, st/nja mit dat. der
pers. und gen. der sache : ok vildi ^igi synja henni vistar
Fa. 1, 128. ofverja mit dat. der pers. und der sache, meyjar
(Istoin muna per verjia, visi grstr ofvarip Alvism. str. 8.
afsegja dat. der pers. und acc. der sache: [la skal bann
afsegja hunom |)at bord Kon. 801.
Verdvnkcn, verargen und daher verhindern ist wohl die
bedeutung von meinai \k vil ek {)6 ekki meina per, at fara
hvert |)i) vilt Fa. 2, 235. vergl. Sig. Q. 3, 41.
90 UBBR DEN NORDISCHEN DATIV.
4. Der gegenständ, den leli zusage, verheiße , bejahe
und verneine, nicht nur die person der es geschieht, man
könnte meinen diesen zweiten dativ instrumental aufTafsen zu
dürfen, da sich denken läfst, ich spreche einem mit der sache
zo, ich verheifse mich einem mit der sache. allein das ver-
heifsen ist nicht mehr einfaches sprechen, und das verheifsene
nicht dessen instrumenta auch sagt man nicht ja, nein mit
einer sache, sondern zu einer sache. vielmehr entsteht durch
bejahung wie durch yerheifsung eine Verbindlichkeit eben so
gegen die sache als gegen die person : ich verbinde mich einer
person su einer leistung. auch hat schon das einfache ant-
' Worten nicht nur diese person, sondern auch die sache, rede,
der ich antworte, im dativ bei ^ich, und so bleibt e> wenn
das antworten zum sich verbindlich machen wird. — daher
ist auch der letzte ein wirklicher dativ, was sich auch darin
zeigt dafs ein wirklicher instrumentalis hinzutreten kann, ef
|)it heitit pvi med svardaga N. Les. 165^. fögro skaRü heila
etwas schönes sollst du versprechen HAv. 132. k^tu houum
trunacU Langenb. 2, 278. h^t honum afarkostum N. Les.
118*. honum er heitit konunni ebend. 81*. — ok lofadi hvort
ödru sinni tru Fa. 3, 215. ok hermed skulu vid idta hvort
ödru tru sinni N. Les. 118^ {)dft |)id idtid sliku Fa. 2, 402. —
en Eyvindr neitti pvi öi/u {)räliga N.Les. 165*. ullir ncitudu
pvi pverliga Fa. 1, 216. en t\\i\ neita eg hinu, ad. Alling.
1845. s. 45J. — ebenso verhält es sich mildem vollständigen
iakveda und iieikva^da : eun vastes drottning neikvceddi bod-
ordi Kongs. Kon. 461. doch hier Gndet sich auch acc. des
objects, at bann hafdi idkvccdt henui })essa boen Kon. 772.
fyrir Jial er bann neykvceddi (nikvaddi) jiat viturliga ib.
selbst lAtta nimmt den acc. an, wenn es in die bedeutung
bekennen übergeht, iatta hann Gudi allar afgerilir Magn.Sag.
c. 25. — an das verneinen schliefst sich das verweigern mit
seinem dativ des gegenständes an, wie in dem obigen meynar
dstom mun per verda ofvaril). — entsprechen, nachkommen
einem dinge und daher für eine leistung stehen ist svara z. b.
svara sektom Gulaping 21, 114. fdbotmn Isl. 1, 340. mäli
überhaupt 2, 349.
5.^ Der gegenständ, welcher ans licht gebracht oder ver-
borgen wird, daher auch offenbaren und eingestehen nebst
ÜBER DEN NORDISCHEN DATIV. Sl
Hlgen und verheimlichen, geheim halten, den dativ der sache
bei sich haben, es ist der sogenannte dativus commodi und
incommodi, denn die Vorstellung ist, wie sich aus parallelen
constructionen zeigen läfst, ich mache hell einem dinge, oder
über einem dinge ; ich hülle über einem dinge, was im he-
bräischen die herschende Verbindung dieser verba mit a7(über)
ist, auch wenn sie beschirmen bedeuten, auch werden nicht
alle synonyme so construiert (birta hell, kund machen, skira
kJar machen, felay hylja, verbergen haben den acc), sondern
vorzüglich l^sa, ganga vid^ linga, leyna. — neben at menn
hafa l^st vigum Glumr. c. 25. l^sa skal iardarbrigäi k xx^
vclrum N. Love 1, 238. ok l^sir ügi for sinnt ebend. 103.
Helius, er l^sir hinum daudlegn mönnum, der den sterblichen
leuchtet Od. 3, 27, findet sich /^sti hunn yßr fivi Fa. 2, 344.
in sinnlicher bcdeutung aber auch der acc, wenn es nur er-
leuchten oder zeigen heifst, lysir \}k kertit allt häsit Kon. 63.
I^sa norkorn manndöm um ])enna lul Hmskr. 2, 34. — gßnga
viä viginu N. Les. 57^. ät liuga fieim ssemduin ä mik, er ek
vinn eiki til Fa. 3, 289 (erlügen, anlügen), hvi mun ek pvi
Huga A mik Glum. c. 14. mörgu ft)gr sä margt talar Isl.
mälsh. s. 38. — at leyna honum Fa. 2, 376. leyna konun-
ginn pessu N. Les. 60*. ok segir at bann vil eg leyna bann
sliknm tidindum Langb. 2, 278. byrgja, nema f)orsteinn byrgi
honum Isl. 2, 295 isl zwar versorgen, so wie hiarga helfen,
retten, beides beruht aber auf der Vorstellung schirmen, decken,
bergen.
6. Der gegenständ dem man sich nahet und entfernt,
daher auch begegnen und weichen, zurückweichen vor etwas
im nordischen den dativ erfordern, an das nahen reiht sich
hier das erreichen, erlangen mit der forderung des dativs,
dem entferutsein folgt das mangeln nn^ fehlen, jedoch nicht
in allen dafür gangbaren ausdrücken, auffallend wird auch
sich nähern und entfernen mit dem acc. verbunden, sobald
das sich mit ausgedrückt ist, da ndlgas und ßrras den acc.
nölliig haben, wahrscheinlich ist hier ursprünglich das sich
dativisch gefafst und die Vorstellung umgekclirt sibi rem ap-
propinquare, removere.
Das einfache nd zeigt immer schon die bedeutung en^ei-
chen, ädr enn |>eir hafi landi näil Konsk. 175. vildi ndyAt-
12 ÜBER DEN NORDISCHEN DATIV.
tioum Fa. 3, 273. ok ndir |)essari mcyju mcr lil banda Fa.
3, 267. so auch bei halda erhalten, jioU ek ha6 eiki frei-
tum fyrir kaldit Fa. 3, 267. natürlich hat das adj. und adv.
nwr stets den dativ, so wie auch im comp, und sup. naerri
var ydr nu farit Fa. 3, 289. nur eiue scheinbare ausnähme
macht ncest Heljar gauga N. Les. 14**, denn da ist haus zu
denken, vergl. at (£gis, heima at fedir mins Fa. 1, 192. —
das nordische ^rra geht mit dem dativ verbunden in die be-
deutung berauben über, hat aber offenbar auch so zunächst
entfernen bedeutet, hon ßrrir \Xk flezto gamni Sig. 1, 29.
ähnlich nema : aldri Gudr. 2, 32. entfernt: fiarlaegr mer Fa.
3, 278. vararoi firda i|)rott N. L. 3r. getrennt: fräskildr
honum Fa. 3, 277. en ef bondi hennar vili firra häna hei-
munjylgio sinnt Guia^. 228. dies kann erklären, wie stela
und rtena hier auch in prosa stets den dativ des gegenstän-
des nach sich haben: ks er stolinn hamri Thrymsqu. 1. el
madr stelr pvi er aett er N. Les. 67^'. er bann slikan konung
sigri rmnti Fa. 2, 45. ver skuhim lydi lifi rcena Fa. 3, 46t.
rwniu mik peim ]>ä eigi Fa. 3, 384. — bann he6r svipt sial-
fan sig allri huggum af gods ordi AI}). 1845. s. 525. ad
svipta ombaettismenn . . pessum hagnaii ebend. s. 132. —
nactir |)eir urdu ok nwmir hvivetna S61. 9. so auch hnug-
ginn miklo .Grimn. 50. — dies die gewöhnliche construction,
man sagle auch rsena at yopnum Fa. 1, 42i. — als ein sich
entfernen — von einem eigenthura — mag auch das veräu-
Jiern gedacht worden sein, da es mit dem dativ erscheint,
at loga honum eigi N. L. 118^. l)ü em ek hrseddr um, el
f)u logar peim Glums. c. 6. — im sinne von ausleihen hat
byggja acc. der sache, aber wird es für veräufsern gebraucht
oder entfernen, dat.j bann hefir og bi/ggt sialfum ser ut ur
samfelagi Alp. 1845. s. 525.
Dem nahen folgt das begegnen in derselben Verbindung,
feil hvorr er peim mastti af lidi Haldiugja Fa2, 373. ok mcstir
einum gamlum manqi Fa. I, 150. mmtti haqn p6r (dat.)
mida garda Thryjnsqu. 9. bann vill nu heldr inasia peim, enn
flyja odal sitl Fa. 2, 372. ok moeta peirra dstigum Kon. 540.
daher auch die präpositiouen m6t imöt, m6ti imöti den dativ
nach sich haben, und die adjectiva wie m6tstadligr Orkn. 448.
rettum lögum. — ist das entgegengehen ein feindliches, ein
ÜBER DEN NORDISCHEN DATIV. 33
ankämpfen, so steht gewöhnlich d oder at einum ; doch ist
vinna aoch noch mit dativ verbunden, vinnat skiöldungar
sköpom H. Q. 3, 2! (ankämpfen gegen das Schicksal); vergl.
ecki mä vid 6sköpum vinna Isl. mAIsb. s. 17; im sinne von
besiegen mit acc. : unz pik aldr vi^r Oudr. 2, 30, ebenso
Fa. 2, 370. 371. N. L. 188\
Weichen und abweichen machen (vtkfa) hat den dativ
der person und der sache bei sich, welche man abweichen
macht; dies wird aber instnmüsntal sein wie bei venda, snün
und ähnlichen.
Statt mir ist entwichen, entfernt, heifst es kürzer mir
fehlt ; dieser persönliche dativ ist im nordischen nur bei brestr
mer, bilar mer vorhanden : brestr f)eim visdomrinn Fa. 3, 280,
mer bilar hugr Fa. 1, 425; dagegen zu vantar und skortir
gesellt sich accusativ : eigi vantar |)ik sköruglcik Fa. 3,272. —
das, dem man sich naht und entfernt, steht im accusativ, wenn
n^lgaz lind firraz gebraucht ist: en sva her ras bennar til,
at hun firrizi pa stadi stundum, er hun ndlgaz stmidum
Kon. 38. I)eir ndlgudu brätt f)etta land N Les. 141'*. ßrz
f)u eigi gsefu f)ina Glums. c. 23.
Wie nwr (nahe) selbst mufs natürlich auch nasrveründL
(gegenwärtig) verbunden werden, und dessen construction be-
kommt, während apud und penes acc. haben, auch hid^ er
hid voro skilordi fieirra ok kaupi Gula{>. 307. stöd at mann-
drdpum med odrum Orkn. 448. — in einigen fällen hat auch
der ort, wo man sich findet oder aufhält, blofsen datfv: er
funduz y^rrfw/i Ermingcrdar Orkn. 288. ef keiinir arma^r
{)at manni, at bann hafi vistum verit med utlogum manne ä
j)ingi eda . . N. Love 1, 72. cf bann er vistum med hanom
cb — ver^l. Vidr (hÄt ek) at vigovi Grimn. 48; f)ingom at
47, ohne präp. auch at vteri vistom heima Hrafn. 7. fifcr-
Vis tum Vera Od. 5, 5!.
7. Der gegenständ, den jemand anrührt^ anstq/it, an-
,fq/sty atmimmty aufnimmt, und so auch im gegentheil der
von dem ich ablr\fse, den ich ablege und aufgebe, auf gei-
stiges übertragen wird das auffafsen zu vernehmen, verste-
hen, das ablafsen und annehmen zu gewöhnen, aucli diese
verba nehmen den dativ an.
Z. F. D. A. VIII. 3
♦ *
34 ÜBER DEN NORDISCHEN DATIV.
Dafs die vorslelluug des anrührens auch im nordischen
einst wie im gothiscben den dativ erfordert habe, zeigt sich
in der Verbindung der prosa, ä pvi tr4 skulut {»it ecki taka
Kon. 500, wofür wir sagen müfsen, an diesen bäum sollt ihr
nicht rühren, nordisch aber der dativ gebraucht ist. so, auch
in dem satze, ok tök ä honum ok bad bann vakna Fa. 3,
509. reiner dativ noch bei kreifa berühren: aipessari hugsun
ha6 fyrr verid kreift Al})ing. 1845 s. 343. der gewöhnliche
begriff nehmen bei taka hat den acc. erhalten, dagegen ist
der dat. geblieben wenn es den sinn von annehmen, aufneh-
men, besonders gastlich empfangen hat, {lessu tali tekr ko-
nungr vel Fa. I, 120. tök [)vi vel Hmskr. 1, 178. Thorsteinn
tok pessu bodi med |)ökkum Ist. 2, 197. at raega taka {>vi-
likum sdtlvm Al[). 1845 s. 487. konungr tök honum vel
N. L. 44". iarl tök honum vel Fm. 3, 91. \k er {»esshättar
konum skyldi taka N. Les. 144*. (empfangen, aufnehmen)
konungr tök }fy\ scinilega Fa. 2, 348. für dies annehmen steht
besonders taka cid: bidr nu Sigurd vidtaka sverdinu Fa.l,
155. var tekid vid {»eim bädum hendum (der letzte dativ als
instrumentalis bürgt für die reine natur des ersteren) Fm.3,
82. vid mun ek taka i%nu Fm. 2, 96. — greip ä stefni, griff
an den stefen Hym. 27. — hrini |)at allt d per Fa. 3, 206.
henda hat gewöhnlieh acc, besonders in der bedeutung er-
fafsen, treffen Fm. 3, 179. Kon. 114, allein im vers zeigt
sich noch, für auffafsen, er ek henta smäbömumN. L. 127^.
[leir hendtu svo storum steinum ofan af biörgunum Od. 3 s. 27.
AnstHfsen wird gleich behandelt mit anrühren ; den dat.
|)u stiakar mer Fa. 2, 370 kann man kaum instrumental nen-
nen; das wäre ein solcher wie foeti, hendi. gleichbedeutend
ist bellai eigi mä öfeigum bella Isl. 1, 334. hvort Hrolß ko-
nungi mä ecki bella Fa. 1, 96. er nu drepit skyjum (mit
den wellen) schlägt er nun an die wölken N. L. 120'. —
Reiben: klö iötninwn med kömbum Fa. 3, 471.
Sengen an etwas : honum sveid {)at, im sinne von es är-
gerte ihn, schadete ihm; so auch bei krija reiben: at peim
hriß sialfum Fa. 3, 319. sialfum per gnüa Fa. 2, 130.
Streicheln : hun klappadi honum Od. 2 s. 8.
Ablafscn hat nie einen andern casus, wie es auet^ aus-
gedrückt sein mag, als den dativ des gegenständes dem ich
ÜBER DEN NORDISCHEN DATIV. 35
inicb entziehe ; lata selbst wird dabei zu aufgeben : fyrr skal
ek mino fiörvi Idta Sig. Qu. 3, 15; gewöhulicher ist ISttaz
ISttir sorgum ok harmsamlignin andvö'rpum Kou. 39. ok aldri
henni frä andlitinu Utta Fa. 3, 337. ok I4tta eigi fyrr siani
ferd Fa. 3, 617. — hwtta svä gödum ummaelum um mik
N. L. 160**. hun vard Uttari at sveinabarni ISO**, vei^l.
— ok hafnar svä Ir^it sinui natturo Kon. 84 (ablegen), vergl.
Fa. 3, 497. at ver munom hqfjta ätruuadi vorom N. L.99**.
all f)a er aßäta sinui uvizku Orkn. 450. f)vi skal bann frä-
falla fiessari sa^md Kon. 747. at bann afUtii [)essu starfi
Orkn. 450.
Wie das aiifnebmen mit der band oder pQege, so wird
aucb das vernebroen mit dem obr und das vernebmen des
Verstandes verbunden.- namentlicb hljda anböreu regiert den
dativ des gegenständes: at [)er hl^ddil kva^dinn N. L. 44*.
at ^u hljdir ^rifsam ligum rädum Gardkonungs Fa. 3, 671,
welches anhören in gehorchen, befolgen übergeht, ähnlich ist
nema rädum.
Vernebmen in dem verbum kunna wird tbeils empGnden,
kunnu pvi stdrilia (vernahmen es sehr übel) N. L. 143^. er
nu pessu eigi illa at kunna N. L. 120'*, tbeils verstehen und
einseben: kann ma])r miötuf)e H4v. 60, der mann weifs das
mafs. fär kunni ^eim fliodalAtom Ed4. 2, 252. kunni bann
näliga mannsmAli Fa. 443. daneben f)eir kunna sva vel 4
skidum Fm. 1, 9. doch skilja bat acc, kenna empfinden aber
gen. — wmnehmen wird aucb dpeckr (ähnlich) gehören, da
es auf I>iggja zurückgebt, mag es (tbejl)nebraend an der ge^tait
eines, oder wie genehm^ gemäß gedacht sein : jedesfalls bat
ä^eckr honum reinen dativ, da in jenem worte eine richtung
durch d ausgesprochen ist.
Aus der acht verlieren, vergefsen bat im nordischen nicht
genitiv sondern dativ, sowohl bei tyna als bei gleyma; dies
wird aber befser zur folgenden reibe gestellt, da es als ver-
lieren gedacht ist.
Dagegen mufs etymologisch zum ablegen das gewöhnen
gestellt werden, gewöhnt an etwas, vanr, ist dasselbe wort
welches zunächst entblöfst, leer bedeutet, wie nun vacare
rei den Übergang zum neuen vollen zustande euthält, so be-
greift vanr pvi das erfafsen und volle aufnehmen eines andern
3*
36 ÜBER DEN NORDISCHEN DATIV.
kÖDnens und ausübens in sich ; vanr jiess ist leer daran, vanr
j)vi gewöhnt daran 5 ebenso ist es mit andvanr. gullbitti vanr
H. Q. 3, 34. ecki muntii jiessu verki vanr vera Isl. 2, 57.
erud vanir vigum 2, 163. vantr at hardfengi 2, 82. ek er
vanari sallbrennum N. L. 127**. das abgeleitete venja wird
nun in prosa am meisten mit vid verbunden, venja hann vid
if>rottir Fm. 1, 78; doch ist dichterisch noch die alle con-
strnction vorhanden: unda ek vel j)a er vandis vineik (die
frau) tali vänu Orkn. 292. of vanf)) vdai Edd. 2, 294. ecki
vandis Oddr blötom N. L. 18l\
Wie sich das anrühren zum ergreifen verhält, so das ko-
sten zum efsen, trinken, daher gehört hierher auch der dativ
bei hergja: ölvi bergja letztu eigi mundo QEgisdr. 9. die
spätere spräche hat den dativ noch, aber mit derselben prä-
position welche bei anrühren hinzutritt: ef hann bergir k
jivi Kon. 541. sä mun ä blodi bergja minu N. L. 178^.
dichter sagen auch jetzt noch : ä vara |)inna bergdi eg brunni
N. Fei. 7, 150. sogar ansehen (siA ä) hat dativ: gudir sia
aumir d hröktum mannt Od. 2, 16.
8. Der gegenständ den ich halte , erhalte und zwiick-
halte^ so wie der den ich verliere oder verderbe und um-
bringe, mit dem erhalten steht sieh gleich das schützen^
retten, schonen, sparen; mit dem zurückhalten geht das i7?ä-
fsigen und im zügel hallen, stillen, aufhören machen, zur
ruhe bringen, auf der andern seile findet sich in gleicher
Stellung mit dem verlieren das vergefsen, mit dem schützen
und schonen im gegensatz und mit verderben gleich, das ge-
ßihrden, das wagen und wetten, endlich der behandlung des
Verderbens folgt auch das mishandeln, das verschwenden,
das verschwenden, vertilgen, ausrotten, tödten in den mei-
sten, doch nicht allen hierher gehörigen ausdrücken.
Eigenlhümlicb ist schon dies dem nordischen dafs selbst
bei dem körperlichen halten das object im dativ steht, wenn
auch das festhalten oder zurückhalten darin nicht hervortritt:
Skuld hm skildi Völ. 28. jarl band at halda skildi fyri
Thorsteinn N.L. 148^. hallda skipinu til Groenlands 141^. das
letztere könnte instrumental gefafsl werden, ich halte mit dem
schiffe wohin, da das halten fast gleich segeln wird ; aber
nicht das erstere, denn das instrument des schildhaltens ist
#
ÜBER DEN NORDISCHEN DATIV. 37
die band, nicht der schild, während beim würfe aufser dem
object, welches davon betroffen wird, nächst dem näheren In-
strument der band ein entfernteres instrument das ist womit
man wirft, zur bestätigung der objectiven natur des dativs
bei halten. dient auch dafs es den geraden gegensatz bildet zu
fallen lafsen und verlieren, wofür der dativ feststeht: ok hafi
|)at (skrimsl^ hörst at skipi ok [langat steipzt, |)a hafa menn
vi tat Visa manntion ä |)vi skipi, enn ef |)at hefr borst fra
skipi, en |)angat steipzt, \k hafa menn venit i godri vilnan, at
|)eir mundi hhlda mönnum Kon. 168. [lar helduz menn allir,
en tpndu fö miklu N. L. 107". — ferner spricht dafür die
abwechselung der directen construction mit der präpositionei-
len durch ä, wonach das halten dem anrühren, anfafsen paral-
lel wird (nr7.): k |)essari gamansra^ddo haida Kon. 162.
und auch wir sagen : ich halte an dem ende des netzes, wie
nordisch A^/^Th6rr enda ödrum, ok ödrum heldu allir iEsir
ok dr6gu netit N. L. 90^. kalda sinni natturu Fa. 3, 281.
halda lögum Kon. 499. halda sidvenju sinni N. L. 141**.
at ha/da b^ttum vid oss Fm. 3, 93. ke/du {)eir sinni vinattu
Fa. 2, 404, wofür ungenauer auch accusativ eintritt, wenn
vel dabei steht: hSlt vel tru sina Fm. 2, 158. sicherer steht
dativ bei der bedeutung festhalten aufhalten und zurückhalten,
wobei wieder auch d vorkommt: örn, og hilt k skialfandi
dufu i kl6num Od. 5 s. 70. nu taka |)a;r. konurnar til hennar
ok vilja ha/da kennt Fa. 2, 198. fyrirbaud bann monnum
aihalda |)eim mann! Kon. 116. en ek hefi lengi haldtt ho-
num brafddum Fa. 3, 290. eg Mit mer Josium vid [>at Od. 3
s. 76. Mldu I)eir dskerdtu viti sinu ebend. 31. |)e8su yram-
halda Fa. 3, 316. sem hanom vaeri i vatni haldit Kon. 117.
halda muu ek mega munni minum Fa. 2, 261. wo es dem
mäfsigen stilla nahe kommt, ebenso nöthig ist der dativ der
bedeutung behalten, erhalten (servare) er [)u velli heiz das
feld behauptetest N. L. 32*. oben erhalten: {)u skalt vera
heima ok halda h^b^lum upp Isl. 2, 84. ok halda öngir stol-
par henntw^^ Fa. 3, 665.— halda lifi 0. G. 31. Fa. 2, 442.
rikinu Orkn. 446. halpi per Gr6ug. 7. halda stridi Fa. 2,
408. Mit upp allum kostnadi. dagegen hat das wort den
accusativ stets, wenn es unterhalten, ernähren ist, halda
sveina Fa. 1, 6. 9. 3, 270, oder wenn es periphrastisch steht,
38 ÜBER DEN NORDISCHEN DATIV.
wie in wacht.halten, hallda vörd, niosDir Koo. 257. 259. hell
spurnir ül Fa. 3, 539, neben belt spurningom iil ebend.540.
Für die nahen begriffe schützen, retten, schonen, sparen,
märsigen nehmen A/t/ä, hi^a, forda, oyray pirma, vcpgjcy
sHlla stets dativ in ansprach, bei spara wechselt der accusa-
liv damit ab, foriaz verlangt letztem, beispiele sind sehr
häufig: honnm hlißti skyrta hans Fa. 2, 231. leit alla ialm-
vedrs eI{)olla ser hlifa 186^ (sich schonen), at engum skyldi
hlifa Kon. 675. hlüa eigentlich wann machen, dann schützen:
hlprat kennt hast ne bärk Häv. 500. hvat per hvergis hlpr
Fa. 2, 134. forda lifi sinu (retten) Kon. 728. hvort henni er
fordat N. L. 117**. eyra skyldu Baldri eldr ok vatn N. L.
88*. pirma mönnum ok skipum Kon. 125. at ek skal per
eigi pyrma Fa. 3, 609. fadir minn vcpgir öngum manni Fa.
3, 505. gridum pyrma N. L. 79*". ok vil ek giarna pyrma
hanom Kon. 756. miskunamer, hena Od. 2 s. 16. yfir mig
3, 15. ecki var tilsparat biki ok |)urram skidum Fa. 1, 83;
aber auch spardi enga luti vid vini sina Orkn. 146. eigi
spari ek mat vid ydr Fa. 3, 272 ; dcgegen hirda und fordas
sich schützen vor, sich hüten vor, nimmt accusativ an ; heldr
fordast \€\v veidimanna fund Kon. 127. 47. vergl.- firraz.
Mit dem mäfsigen stUla ordum sinum Isl. 2, 337 ist das
einhalten verwandt; indessen stödva hat acc% in der prosa:
genga imilli ok stodvadu {)ä Fm. 1, 59. mildem dagegen,
mag es durch vcpgja oder durch Unna (von linnr weich, lind)
oder durch Utta (leichter machen v. l^ttr) gegeben sein,
bleibt beim dativ des gegenständes : engi veit hvenaer pvi Un-
nir N. F. 7, 209. linnti hun aldrei af öpi ok umbrolum Isi.
1, 326 (späteres stück), edr hvar ddmi skal vcegja (den ur-
theilsspruch mildern) Kon. 639. stillen wird zu einem völli-
gen zur ruhe bringen in Unna: linnar nä bardaganum Fa. 2,
287. Utta storminom N. L. 100^. ok bidr hana ha:tta f)essu
tali (von einer leidenschaftlichen Forderung) Isl. 1, 326. hmt"
tir nd siglingu N. L. 142*. naer Mta mundi öärani [>essu
N. L. 144'. — slotar es schliefst, läfst nach : J)Ä slotadi j)eim
• . stormi Od. 3 s. 76 kann instramental sein, so auch hcetta
eigentlich wohl zur sitte (h&ttr) bringen, dann einstellen, be-
schwichtigen, stormiy siglingu. endigen mit enda hat acc.^
aber mit slita, Idka, 16tla stets dativ, während stita, wo es
ÜBER DEN NORDISCHEN DATIV. 39
zerreifsen, abreiPsen bedeutet, den accusativ regiert. — auch
fristen ist aufhalten, at f>er frestad mauud brullaupunnm Fa.
3, 305.
Auf der entgegengesetzten reihe ist ein ähnlicher verlauf
vom fallen lafsen, aulser acht lafsen, preis geben, gePährden
bis zum umbringen und vernichten, das endigen ist hier ein
fallenlafsen des sichern oder stehenden, das endigen dort war
ein einhalten des erregten, das umfafsendste wort ist t^na^
es ist verlieren : tpidu tuttugu skipum Fa. 3, 317. aldri tijna
Sig« Q- 3, 48. 58. iifi Ipia 6. Qu. 2, 11. vei^efsen t^n f)0
eigi heldr \\nm |)ungo Kon. 23. transitiv, vernichten: ok
t^ndi hverki borginni ne folkino Kon. 593; sä hrossvatr, er
tifndi skipum vorum Fa. 3, 318. ok glatadir |)ä eilifri saeiu
Kon. 537. trans. \\\ hefir Giuka um glatat börnum tielr. 4.
at |)vi tapar margr heilsinni ok vitinu Hirdskr. c. 27 (eigent-
lich untertauchen), auch glfynij*i folgt dieser weise*: enn 3
vetrum sidar \k gleymdi Simei pessu sättmdli Kon. 743. at
bann hafi gleymt fiAreign sinnt frft f)vi um vörit Al[). 1845
s. 127. glcyma fodurlandi Od. 3 s. 31.
Gerährden ist kwttay und wird zu preisgeben und wagen.
6fuss em ek {)ess, at hcetta [)er einum ä bans vald N. L. 126**.
at [)u hcettir eigi Iifi pinu undin heljarmenn |)enna Fa. 2, 392.
sva hcRita ek höfdi til Hävam. 107. at hcRita f)essum leik
Fa. 3, 369. |)u hcsitir eigi Iifi \\wx Fa. 2, 392. 231. |>ü skal
ek lifinu voga Fa. 3, 616. — ebenso wetten: höfdi ve^'a
vid scolom . . um gedspeki Vaf[)r. 19.
Verderben, zunächst wohl aufreifsen, ist spilla^ sifjom
Völusp. 41. at [linn fadir hefir mer ecki enn sfili^ [>vi bann
er madr örvasa ok natturuiaus Fa. S, 470. ok spilla f>artil
margs m^nns blödi Fa. 2, 401. spilla »tla ek bMom A. M.
73. mishandeln : ef [)eim verdr mis[)irmt Kon. 263. fast schon
dem verlieren gleich ist Jyrigera verwirken : [la hefir bann
Jyrigiört [)ionus(u sinni Hirdskra c. 55. skyldi ssijyrigiöra
lifinu Isl. 2, 335. aber: [)a baffer han vidrlag tapat ok sik
sielfan ybr^ior^ Viderl. N. L. 86*. — das spätere ybrrfiVir/«
hat accusativ Fa. 3, 289.
Umbringen nicht jimt fyrirkoma mönnum N. L. 124', was
instrumental sein kann, sondern auch stets bana tödlen mit
dativ: at bana [»er ok öilum mönnum \mxai Fa. 2» 249. opt
0
•
.♦
40 ÜBER DEN NORDISCHEN DATIV. ^
banadi hann |)anned mönnum i bardögum Fa. 2, 390* Jbidto»
Dum Od. 3, 45. — wenu eyda ausrotten bedeutet, hat >es
dativ, besonders bei personen : höfdu [leir eytt vikingum öt-
ium Fa. 2, 203. at eyda üviniuum |)eiin Orkn. 440. eyda
öllum sonum Haralds Fm. 1, 16. eydfa kristind6minom N. L.
101*. hvargi skaltu eyda vopnum ])inum met hegouiliguni
brottvörpum Kon. 388 (verschwinden). |)at er 6|)arG, ad eyda
ordum Ny Fei. 7, 216. ad eg ])urfi eigi ad eyda ordum ad
fivi Al[). 1845 s. 386. dagegen im sinne von ausleeren, ver-
öden, steht die sache im accusativ : hun eyddi allt rikit baedi
af fö ok af mönnum Fa. 3, 657. eyda landit Hmskr. 2, 248.
öfsöa Jota dolgi N. L. 98\ sandrlyndi sdar fö bg nAdum
(verschwendet) Isl. mdlsh s. 44. — offara sino fiörvi Hmskr.
1, 54. Fafni \xm farit Fafnm. 23. farü hafdi bann altri altt
GeinM^is H. Q. 2, 14. offara mino fiörvi Fafnm. 5. — fyrr
skal A mino fiörvi Idta^ enn ])eirrar meyjar mei|)mom tyna
Sig. Qu. 3, 15. daher Idtaz umkommen, wie tyuaz, tapaz,
giataz wahrscheinlich durch ser aufzulösen sind, dagegen
missa iifit Fa. 3, 270. aber wieder sdlga (tödten) sem sdlgar
öllum mönnum Od. 5 s. 28. selbst sldtra (schlachten) stdrum
saudum ebendas. 71.
9. Der gegenständ vor dem, oder gegen den hingewen-
det ich mich scheue ^ fürchte^ erzürne oder sicher weifs,
dem ich traue^ vor dem ich mich sicher stelle und verwahrcy
gegen den ich mich wehre; vor dem und dessen ich mich
freue, befriedige und zufrieden bin, bei dem letzteren ge-
brauchen wir mit: ich bin damit wohl oder übel zufrieden;
gleichwohl ist der dativ bei una nicht ein instrumentaler, da
es genau dem lateinischen acquiescere rei entspricht und auch
mit vid verbunden wird.
Nur kvida unter den Wörtern die fürchten und sich er-
schrecken bedeuten bat dativ: kvid t\^\ [)vi Fa. 1, 195. ecki
kidi ek [)vi Fa. 2, 225. auch mit vid: bad hann ei vid dauda
drcngi kvida Fa. 2, 53. eben so sid vid sich scheuen, sich
vorsehen vor etwas; und das einfache sidz mit at: sa s4x
fylkir faest at lifi H. Q. 1, 12. wahrscheinlich auch mit blofsem
dativ. — doch öttaz fordert accusativ, eben so cedraz.
Zornig und zürnen kann eben so blofsen dativ wie vid
und at mit demselben haben: iarlinn reidisi ordwn Biarnar
; ÜBER DEN NORDISCHEN DATIV. 4!
Fa. 3, 298. Ingibiörg reiddizt pessu miök Fa. 3, 299. gremja
god at ser N. L. 118\
Trauen, trua und treysta bedarf keines beispiels. man
sagt auch: sem hann treysti ser eigi lengra at fara Fa. 3,
382. aber .mistrüa hat daneben aecnsativ dessen dem man
niislrauet; so auch gruna, — dagegen wehren: ßandom vor-
jas (sich vor den feinden wehren) A. Q. 20. ek geymi mer
{)vi breytingaralkva;di Al[)ing. 1845 s. 127 (verwahre mich
gegen).
Bemerkenswerth ist fagna mit dem einzelstehenden ad-
jeclivischen pari, feginn; gagni urJ)o j)eir [)d litt fegnir
Harb. 2H. uu em ek sva fegin fundi ockrom H. Q. 2, 41.
ok fagna (werden froh) nygeorri sa;lt Kon. 47. ^fßgnar
peim vel Fa. 3, 617 (wohl aufnehmen), vergl. [)iki WX eiki
gaman at litinu Fa. 1, 52. — daher erklärt sich dab Mkemta
unlerhalleu, kurzweilen, erfreuen mit dativ der person ver-
bunden wird, hann skemti gumum N. L. 54*", wobei auch
möglich ist dafs der accusativ zeit ausgelafsen ist, — beson-
ders aber dafs leika spielen, sich vergnügen nicht nur dativ
der person hat, 16k ser, sondern auch des gegenständes
woran man sich vergnügt, obwohl jetzt at dabei nöthig ist:
Ic^k at handsöxum Sn. Edd. 2, leikr ser at fiskum Fm.4, 56,
{)au leika ser at guUi Fa. 1, 132, |)essir menn l^kust allir
barnleikum Fa. 3, 594 (kann instrumental sein) ok taH [tat
scm sialfl Uki ser Fa. 3, 391. — etwas anders verhält es
sich wohl mit svala kühlen, erquicken: eg svala huga rni"
num k harminura Od. 1829. 1, 59. kann sein: ich mache (es)
kühl.
Zufrieden sein, genüge, liebe, freude haben, sich weiden
an etwas: gamni ma;r undi Harb. 29 {una für vuna von
vinr freund, goth. vinja weide, wie auch yndi für vindi und
wonne). öngo at una Häv. 95. undu allvel sinu rädi Fa. 3,
604. undu |)vi störilla ; später loser auch mit vid wie die
obigen verba: unandi vel vid sina ferd Fa. 3, 597. — undu
|)eir vel sinum lut Orkn. 166. [)u raedir hversu \^ unir [)i-
num lut ok eyrindi Orkn. 444. unda ek aldri 0. Gr. 13.
lifi oft. — so auch im gegentheil: margir öpcegdu honum
(hatten misgefailen an ihm) Fa 3, 196. — gloich dem obigen
42 ÜBER DEN NORDISCHEN DATIV.
fiandom verjaz hiers es altdeutsch: sih ßanton zirr^ttinne
(vor den feiaden) Otfr. i, 1, 75.
10. Dem vor folgt das für uad gegen, mithin hat der
dativ seine vorzügliche stelle bei der persou oder sache der
ich eine gute oder üble gesinnung hege, mit worten ausspre-
che, oder durch handlungen nützend, schadend bethätige. da-
hin gehört gönnen^ gutes oder übles, im nord. jedoch nicht
neiden wünschen und zwar nicht segnen (blessa), aber hajsen
fluchen (bölva)y bitten nebst Jurbitten, loben, rühmen und
verkleinern, und so auch helfen, schaden, hindern, sorgen
ßlr jemand oder etwas hat accusativ, wenn es mit annaz
gegeben ist Isl. 1, 349. 287, aber bei rädstafa wieder dativ
Al|). s. 125. so auch bei hugsa: ?X fAtmkum er hugsat Al]^.
127. selbst das für bei dem gegenstände wofür ich zoll ent-
richte hat blofsen dativ : vorutegundum . . sykri, rommi og
raallas er gotdinn . . talsverdr tollr Al|). s. 598. — das all-
gemeinste wort dieser art ist sinna, voll sinnes sein, sollen,
sich kümmern um, wohlwollen und im gegentheil (bei mer
sinnaz) zornig werden: sem engri sanngimi sind, sich an
keine bilKgkeit kehrte Od. 3, 18. honum sinnud N. L. i59\
Bei Unna, was bekanntlich ein neues praesens zu dem
ursprünglichen praet. ann, unnum ist, mag das verlorene
praesens iiina bedeutet haben: wohnen, daher innen sein,
und sich (sibi) zu einem inneren machen, denken und geden-
ken, sorgen und eifern, wie önn (gedanke, sorge, eifriges
geschäft) und mer er annt (mir ist angelegen, mich verlangt)
beweisen, und für die grund Vorstellung : inni n. wohnung,
inna (memorare, narrare); denken d. h. von gedanken einge-
nommen sein ßir einen ist die Vorstellung bei lieben auch in
minndn und nord. munr gedanke, liebling. — daher schon in
der Edda unna einum vel Försk. 37 und unna gamans ebend.
39, und so noch jetzt ef hun vildi unna per eins og annasi
af hiarta Od. 1, 45. so hat auch in der prosa lieben wie gön-
nen den dativ der person : ann ek per bezt, hennar at niotu
Fa. 3, 280. happs unni gud greppi N. L. 47*"; hann unni
mikit dottur sinni Fa. 1, 400. 3, 195. 594. — dagegen ekka
lieben hat stets accusativ. bei hata zeigt sich dichterisch auch
noch ein dativ : hata gullinu N. L. 82^, aber Freyr hatar
mik Fm. 1, 74. ok vera heldr hatandi alla usädveBdni>Kon.
, ÜBER DEN NORDISCHEN DATW. 43
430. — ayfTaliend ist dafs öfunda misgönnen accusaiiv der
person hat, dativ aber fordert vilna und eptirldtr (nachgie-
big) konu sinni Od. 3, 55.
Wünschen ist altn. mehr durch bidja als durch 6ska aus-
gedrückt; die Sache steht im geniliv, die person auch dann
ohne prap. mit dativ, wenn es bitten für jemand heifst : ef
hiin hefdi eigi bedit miskunar barninu Kon. 736. at beiäa
grida Baldri fyrir allskonar häska N. L. 88*. eben so ist es
mit dma dnaudgom A. mal. 60. auch mit genitiv der sache biä
f)u Olaf, at bann drni per (hann er guds madr) grundar sin-
nar N. L. 35'*. — selbst etwas fürchten und hoffen für je-
mand hat blofsen dativ : ef [)u hriedizt hanom nockurn sälar-
hAska Kon. 4)7. fagnad er ])u vcentir hanom af Gudi annars
heims Kon. 448. — fluchen hat stets diesen casus: er hann
hafdi bölvat Davidi Kon. 737. hann bölvadt mer ebend. 752.
at {)u hefir bölvat Krisli Guds ebend. 742. dagegen ok bles-
sadi hann met {)essum ordum Kon. 749^ ^u
Lob und tadel ist meist gedacht als hoch uni^ering spre-
chen, dem dann der dativ der beziehung zukommt, dies ist
der fall bei hwla, krösa und hallmcela, aber nicht bei Iqfa:
hvorki viltu lofa mik n^. kwla mer (glatt reden, vergl. hdlr);
sverdi h(elir ])u [)a N. L. 9i'. hcel {)u ecki sialfr verkum {)i-
num Kon. 283. ullmt i fyrra er mikid hcelt N. F. 7, 211. —
baugi at hröm Vol. Qu. 24. hrösar [)u verjiinum Edd. 2,
92. — hallmcel honum ecki Fa. 1, 103. jedoch spotten hat
accusativ nach sich ; schelten, tadeln (ftmsla) wieder dativ :
eigi [)arftu at Atncela mer sva fast fyri [>etta verk Isl.2,204.
eins og bidlamir dlasa mer Od. 6, 18.
Nützen und schaden, helfen und, hindern hat auffallender
weise nicht durchgängig antheil an dieser construction. —
zwar wird ntjtr nützlich mit dativ verbunden, auch der sache
wozu etwas nützt, engu nytr Fa. 3, 279, aber nyta wird
benutzen und hat accusativ: {)a mega {leir ok flest öU [lau
vapn til nyta Kon. 415. nyta sina fiarluti ebend. 743. gelin-
gen hl^da und gagna^ hagna nützen hat dativ der person^
so auch sama Sölarl. 26. aber schaden hat bei skedja und
granda dativ: at skedja iifi [)ino Kon. 721. er ek skadda
klaedam haus 720. eigi munu vapn eda vidir granda Baldri
44 ÜBER DEN NORDISCHEN DATIV.
N. L. SS^. at per ma ecki granda Fa. 2, 208. s\i^\per ormr
granda Fa. 2, 168. — aber skada und saka haben accnsativ
wie meida verletzen: ok skadadi bann ecki Fa. 2, 391. et
Baldr sakadi ecki N. L. 88'. ok mun [)ik ecki saka Fm. 3,
191. — für helfen gibt es nur daliv, sei es durch dttga oder
Jylgja veita oder hialpa ausgedrückt, selbst stoda stützen,
helfen, folgt dieser weise : stodar per ecki Fa. 2, 347. ganz
so ist es bei piona. — schwankend ist wieder hindern und
beschweren; angradi honum miök Fa. 2, 296. hvör sem
skapraunar manni {)essum Od. 5 s. 51. margt amar veswlum
(besehwert) B. H. meykerlingum margt ad amar Isl.
mükh. s. 37. piaka hat accusativ, bann var piakadr Fa. 2,
452, so auch pid: mörg er {)iod of |)iäd N. L. 32^. en
Sigmundr ok Thorkell bcegja |)eini Isl. 2, 335. rett til at hamla
peim Al{). 1845 s. 485. Alnir hamla audigum at flyja Prov.
s. 9. bogt er blindum um syr Isl. mälsh. s. 10. bögt er
heimskum um hyggindi ebend. — verhindern ist auch varna
und talmajfl^\des mit dativ : ok varnar honum yfir at komaz
Isl. 2, 325. marl talmar pvi, at. Al])ing 1845 s. 42. at
varna peim bdta (gen.) Isl. 1, 266. dagegen hefta Tot mina
Fa. 3, 668. tejja mälit Isl. 2, 77. margt mä hdlan hindra
Isl. mälsh. s. 36. — mit dativ: aptra, ei aptrad störhuga
minum Od. 3 s. 20.
10. Die person, an welcher eine handlung verrichtet
wird, wenn auch diese handlung, auf sachen übergehend, das
object im accusativ hat. das auffallendste ist die construclion
der verba welche Verrichtungen an dem leibe, leben oder gute
eines betreffen; gleichwohl ist es genau genommen nicht die
person die die construction ändert, sondern die Vorstellung des
ganzen im Verhältnisse zu der des theiles, wenn waschen,
kämmen dem kinde gesagt wird neben waschen, kämmen das
haupt, das haar, denn auch sachen, wenn sie ganz gewa-
schen werden, stehen im dativ, wie sogleich aufgewiesen wird,
und personen bei lauga, baden, im accusativ: ek hefi laugat
bann Od. 1 s. 64.
Waschen ist pvä, pvega^ und vaska, was in den isl.
iexicis fehlt; die construction isl: gengu til ärinnar saman
at pvd ser Fa. 1, 188. ef madr pvter ser {lar { Kon. 92. ok
ÜBER DEN NORDISCHEN DATIV. . 4Ö
p6 meyjunni Fa. 1, 229. var honam nu pvegit ok kembl har
haDs Isl. 2, 118. nü skaltu pvo per Od. 1 s. 81. ok pvcer
]iü einhveriom tut |)essara i {)essu vatni Kon. 92; dagegen
der theii steht im accnsativ, ebenso das was man abwäscht:
ok pvodi här silt Fa. 3, 480. \k var uti karlmadr ok kona,
ok p6 hun hörud hans, ok hafdi hun eigi pvegit lödr yr höfdi
honum Isl. 1, 271, worauf noch die aufforderung folgt befser
zu waschen mit: ok bidr konu Inka verki sinn ok vaska ho-
num betr ebendas. — so auch kemba ser Fa. 1,263. kembdi
ser med gullkambi Fa. 3, 480. 579. vollständig: mun hon
eigi si/nt kemba svardarläd N. L. 173* (das haupt); kemba
peim tialdkiWur (= die köpfe) Fa. 2, 488. ok haf ädr kembt
här |)itt siell, ok strokit skegg {)itt vel Kon. 289. — ebenso
hat sntita schnauzen das nächste object sicher im accusativ,
aber die person im dativ: ^^i tv Miol^eri dX sn^ta peim, sem
nefit er af Isl. mAlsh. s. 55. zum schweigen bringen: ad |)agga
nidri honum Od. 5 s. 71.
£r falsle ihn bei der band heifst stets tök i hönd honum;
und so wird es auch sein mit fafsen bei dem köpfe, bei der
brusl; es heifst sogar, vom rücken dem pferde: bann steig
])A af baki hesti sinum, und bei um fafsen : tdk um kn^ ho-
num (für hans) Od. 6, 31. lateinisch müste das ganze im
genitiv stehen, zu dem theile bezogen, zuweilen steht im nor-
dischen auch die präposition d bei dem, an welchem der kör-
perlheil angefafst oder verletzt oder sonst mit einer aussage
versehen wird ; rak ek fingma i augun d henni Fa. 3, 392.
greip i eyrun d honum Fa. 3, 378. — hiernach erklärt sich
die auffallende Verbindung al ek muna kalla {)ik haiegg,
|)viat ek hefi öngum s^t ha;na til kn6s Fa. 2, 359 d. h. ich
habe an keinem das höhere bis zum knie gesehen. — ähn-
lich ist an mit dativ statt des accusativ gebraucht in folgen-
dem: Dönum bitu nu vopnin Fa. 3, 354. an den Dänen
schnitten sie : slar |)u manni mi|) stangu, byt half marc hvert
hagg Gutalag § 19, 48. rergl. klceki vantu ])ä Thdrr, er |>u
d konom barpir Harb. 36. — daher auch hun faldadi ser
med böfudduki Od. 2, 10. wenn gleich: gyrdi sik med sverdi.
Etwas dulden oder rächen an jemand kann gleichfalls
die person im blofsen dativ haben, das erste ist sehr ge-
wöhnlich; die übellhat wird wie sitzend oder haftend an der
46 . ÜBER DEN NORDISCHEN DATIV.
person betrachtet, verschieden von der lateinischen Vorstel-
lung vindico me ab aliquo, vindictam sumo ab eo. wir sagen
zwar nicht ich dulde ihm das, aber, ich lafse ihm das hinge-
hen, so : at ek geri ])at edr poU [)at einhverjom manni Kon.
719. ek nenni eigi at poln ägang Si^imundi Isl. 2, 335. at
Baldr skal pola {)eim, Frid{>iofi hverja skömm N. L. 119*. eg
leid peim ecki ad hiioda upp yfir sig Od. 3, 19. — so denn
auch im gegenlheii bei ahnden und züchtigen: refsadi svA
rUcum sem örikum rän ok öil 6nytti Orkn. 120. — rächen
läfst beide conslructionen zu, hanom und ä honum : en Bardi
heßidi honum engu ordi Isl. 1, 268, wo zugleich ein beige-
fügter instrumentalis den ersten dativ erhärtet; aldri skalto
mer J)essa vanvirdiug hefna ok öngum peim manni Fa. 3,271.
hafa hefnt hanom Kon. 674. ])a hefndi Gud hanum med
rettri refsing Kon. 737 (fast wie strafen); daneben mit A:
ok viidi hefna födur sins d porgnj iarli Fa. 3, 259. at he&ia
nafns [)ins d Ingialdi konuugi Fa. 2, 360.
Hierzu rechne ich auch fordern^ weil das seinen Ursprung
wahrscheinlich in heftigen gebehrden vor und an jemand hat,
wie denn im arabischen eine denominative bedeutung von sxa"
dara auch fordern ist, d. h. bei der brüst sxadaron fafsen,
so wie lasana läslern eigentlich mit der zange fafsen. hier
ist der gebrauch des d gewöhnlicher geworden, doch findet
sich auch noch blofser dativ: honum var ä holm skorat Isl.
2, 290. at ek skora honum holmgöngu austr vid Gauteifi Fa.
3, 598. sonst skorar k bann til velrvislar Fa. 2, 348.
Möglich dafs auch schrecken und strafen hierher gehört,
wenn die Vorstellung etwa war ich schrecke einem (das
herz), ich fordre an einem (die schuld, die bufse) ; genug es
heifst : oBgpu eigi mer N. L. 182^. ognadi peim Fa. 3, 660. —
Annis bad \k Skotana at skripta Hrolß Fa. 3, 355. skal bisoap
scripta kenne af lande brot N. Love 1, 376. — wie endlich
das fordern an einem zum fordern von einem wird, so aaeh
das wollen; es heifst hvat vtltu mer Fa. 2, 447, hvat mttu
honum Fm. 3, 75.
12. Die Sache der eine andere gemäfs ist oder gemacht
wird, die richtschnur nach der etwas eingerichtet ist oder
geschieht, diese könnte man zwar instrumental auffalsen, ich
mache mit dem mafse, mit der schnür^ was ich nach dem
ÜBER DEN NORDISCHEN DATIV. 47
mafse ihue oder gestalte, uad halte es damit zusammea. aiiein
eben dasselbe kann auch als dem mafse entsprechend ' ihm
gleichsam antwortend aufgefafst werden, und ist dann in be-
sonderm sinne xu ihm als ihm zur seite stehend eingerichtet,
dafs dies die altnordische betrachtnngsweise sei, geht aus der
parallelen constrnction mit at in solchen fallen hervor, wie
at lögum, sverja föstbroedriag at fornum sid Fm. 3, 213: zu
aller sitte, so dafs ein vollkommenes gegenstück zur alten
sitte in dieser handlung entstand, und dies wird dann frei-
lich so viel als nach ihr; thatsächlich ist aber das was hier
richtschnur ist als ziel vorgestellt, worauf ich dabei sehe,
so: boga leck bann ser at pvi skapi N. L. 181^. mer er at
skapi, das ist nach meinem sinn ; vel skapi farin^ sie war
wohlgesinnt Glums. c. 10. — vel mdli farinn Od. 3 s. 53.
Ohne Präposition bat der dativ solche kraft in Wendun-
gen wie folgende: ef {)u vill minum rMam fara, nach mei-
nem ralhe handein oder verfahren Fm. 1, 243. — dauda oräi
ofiara skyldi nach des todes bestimmung sollte er sterben
Hmskr. 1, 25. — flaums 9\. f^lli d&mi N.L. 37'. — flockum
|)eir föru Solarl. str. 43. sietta ok skygda ferstrenda ^ort^m
höfudkröptuffiy gerade und geglättete ecksteine nach den vier
haupttugenden Orkn. 450. und so gehört hierher auch: [»eir
s^mndi'&ißockum saman, sie sammeln sich nach häufen, zu häu-
fen Kon. 122. — ok verda [)0 veiddir idugiiga ok reknir k
land upp. hundrudum saman, sie werden zu hunderten ans
land gelrieben Kon. 121. drep svä äkaft, at püsundum feilo
menn daudir nidir Kon. 731.— sicherer ist derselbe fall bei
teija: |)elta var sva mikill her, at ei^i mätti hundrudum teija
Fa. 2, 294, dafs man es nicht nach hunderten zählen konnte. —
kalla bann ;}a/}2/'Vidgrips Fa. 2, 285 hiona nafni S. Q. 3,
63, nach dem namen derselben; während mit namen nennen
kalla d nqfn ist 6ula[). 289 u. o.
Hieran schliefst sich der dativ der rücksicht bei adjecti-
ven die einen gewissen grad enthalten, wie J)ionar edlom
godir Sig. Qu. 3, 65. ok er bann betri Atum Kon. 137. fridr
s^num heilstes aber vaen at aliti; ein häufiges altes prädicat
ist inn kugum störi ; mikill vexti; illigir ds^ndum Fa. 3, 41 f .
Der aligemeine malsstab einer erscheinung, oder die kate-
gorie der sie angehört^ steht im dativ bei fragen nach der
48 ÜBER DEN NORDISCHEN DATIV.
Stellung eines individuums zu der mafsenthaltenHen art oder
zum genus. daher der dativ nach hvat in formcln wie: hvai
Idtum er [)at er fer hafid hafd Fa. 2, 227. hvat gestum Fa,
2, 350. N. L. 183^. al segja hvart mönnum {)eir vaeri Ano.
Reg. 1118. spyrja, hvat stafkörlum j)etta vaeri Fa. 2, 441,
wofür auch hvat manni und hvat landi ftetta kum vera N. L.
141^. neben der gen. Verbindung hvat manna, und der aber-
mals dativischen hvada vandrasdum Isl. 1, 328 hvada moth'
num \t\v eru Fa. 1,8, worin die präposition k enthalten za
sein scheint, vergl. hvada manni bann vstri Fa. 3,'219 und
das heutige ad, |)ad, hvad, und misbräuchlich hvada sveinar
Fa. 1, 10. das neutrum hvat begegnet ebenso in der fragt*.
hvat heitir |)n. die frage hvat mönnum entspricht unserm
was für männer, worin eigentlich auch cas. obliquus zu
stehen h ätte, wie in dem satze 'er schätzte ihn yär einen
angesehenen mann', der jener frage antwortet, in solchen
entsprechenden sätzen steht nordisch auch dativ, aber mit der
präposition at, ek befi reynt |)ik at trpyndum manni Fa. 1 ,
21. reynt at gödum dreng Giums. c. 15. folglich darf hvat
manni, hvat mönnum nicht aufgelöst werden durch hvat af ]j
manni, hvat af mönnum, was oder wer von den menschen,
wie es die genilivische Verbindung zuläfst.
Gleichen, wenn es durch likja gegeben ist, beruht auf der
Vorstellung : leib, gestalt, bild (lik) haben nach, gemäfs einem
andern, ükjaz ist sich gestalten nach einem : og liktist ödrum
manni, enn bann var, förukasti einum Od. 1829. 1 s. 63.
so ist auch likr zu beurtheilen; vergl. 2, 18, bei äpeikr I, 7
kann die Vorstellung kaum anders sein.
13. Das zeitmafs nach welchem sich eine erscheinung
richtet, im dativ erscheinen sowohl die zeilcn zu denen, als die
vor und nach denen eine handlung geschieht, nur im ersten
falle wechselt der dativ mit der dativischen präposition at,
ä, und so wäre es möglich dafs im letzten falle — das um
wieviel bei fyrr und eptir — der casus ein instrumentalis wäre,
wenn es der dativ bei comparaliven ist. ganz wie hnndmdam
saman in nr 1 1 findet sich dögvm saman : at bida [)ar dögum
saman eptir afgreidslu verzlunarmannsins Al|). 1845 s. 588.
Neben nöttom in den nachten, des nachts, fi5ru {)eir, steht
ä nöttom H. Q. 2, 49. neben haustum^ zur herbstzeit, ai
7-
[JBBR DEN NORDISCHEN DATIV. 49
hausiam. reiner bleibt der daliv bei znsaizea: oilum vetrum
ftedizt |iar aiU bdffe dii Koo. 87 (zur wiiterzeit)^ «n sninir
hafa {>etta svft lengi at ^etrhafo 7 vetrum samt Kon. 113. —
ferner die bestimmungea k kveMom Ist. 2^ 43. ü vetrom, ft
siuBrom Hmskr. 1, 181, .uad folglich auch slandum, hridam,
fyrram a. 3. w.
Blofser -dativ ist nnertäfslich in zeitvergleichangen, um so
viel vor oder nach einer begebenheit, wie beides in dem satze
aus Landn. ist : Beda prestr andadiz siö hundrud [iriatigt ok fimm
drum eptir holdgan vors herra Jesu Krisü, at ^vi er ritat
er, meirr enn hundradi ira fyrr ena Island bygdiz af Nord-
mönnum N. L. 113*. halfun mänadi eplir [>ing Isl. 2, 33.
|Nrim velinun sidan Langenb. 2, 426. fim dogum sidr Hmskr.
I, 17«,
14« Den gegenständ den ich trenne und den ich zusam-
menbringe mit einem andern, nicht dieser letztere, hier ent-
stehl besonders zweifei, ob das scheiden nicht auf auseinan-
derwerfen oder reifsen zurückzuführen und somit instrumen-
tal attfzufafsen ist, so wie ob sammeln und zusammenbringen
nicht zusammen werfen und schlagen sein soll, in umständ-
lichen ausdrücken wie slA [)eir saman lidinu Fa. 2, 205,
saman 6t bann heginu Isl. 1, 269, kann man nicht anders
als lidinu, beginn instrumentalis nennen, denn sM und aka
fiir sich haben ihn. Grimm hat für scheiden und trennen da-
tiv angesetzt, für den casus in der vergleichnng instrumen-
talis,, beides für das adj. gleich; des sammelns finde ich nicht
erwähnt, die weiter hierher gehörigen begriffe nächst dem
Bammeln (safna) sindi mischen als zusammengiefsen, femer
zusammenh^en zusammenbinden, in Verwandtschaft treten
oder bringen, und vergleichen als zusammen stellen, der da-
liv des objects bei diesen verbis im nordischen scheint mir
ein schlichter dativ zu sein, erstlich weil das mit bei dem
zweiten gegenstände hervortritt, der zu dem ersten kommt
wenn es heifst ich mische dem wafser mit dem weine, so isl
nur der wein inslrumenl der mischung; dem ersten gegen-
ständ wird beigegeben, dann sind auch spuren vorhanden
dafs verbinden auch zur grundvorslellung hatte : ich mache es
fest an einem mit einem bände (spennir at ser um bol ok
foetr naefirum Fa. 2, 258, worin doch nur nasfrum instrumen-
Z. F. D. A. VIII. 4
50 ÜBER DEN NORDISCHEN DATIV.
Ulis isi\ ich lege ihm ein band an. so wird das nordische
ntmiga nölhigen, was doch auf naud fefsel zorückgeht, vor^
herschend mit daliv der pcrson verbanden : konungr naudgaäi
penn lii kristni Hmskr. 2, 286. vaudgadi peim brott op cy-
junnm Orkn. 452. {)a nauägar konungr iarli til et lata skiraz
Hmskr. 1, 218. änaudga eda I)yngja folkino Gulaf>. s. 44.
naudgudud ^fx^k\X\xvi\\xsi tii samlags Od. 6 s. 20. obgleich an-
dere ausdrücke, wie neyda N. L. 101^ und kügüy schon ac-
cusaliv der person haben, was auch bei naudga einreifsl.
ohne schon zu entscheiden stelle ich das zusammengehörige auf.
Trennen, vereinzeln, absondern : gud hafdi tvistrad MifRum
Od. 1,42. ordum i sumum mAlsgreiuum (er) tvistrad {}n
zwei theile getheilt), og fleirum mälsgreinum blandad saman
Sveinb. Egilsson Härms6I u. s. w. s.vii. — pegar smdordum
er miög sundrad {vk ])essum ebend. en ef meinleiki sundrar
samvisto hiuna Gula|). s. 228. sundradi floianum Od. 1, 47.
Sammeln, zusammenbringen : hvar scm fundi [)eiiTa bvsri
saman Orkn. 152. bar aldrei saman fundum ockar Od. 1,62.
ok safnar saman skipvidum Fa. 3, 486. lauf um safnad Od.
3, 48. safna mönnum Glums. c. 11. hi safna lidiN.Ij. 119*
u. öfter.
Mischen: J)otti mer ])eirra hiörtom vid huuang blandü
Fa. 1, 209. gedi skaitu vid |)ann blanda H4v. 44. sitjom,
ebend. 126. ok vid aur xgishiarna bragnings burs ofblan-
dinn (lies ofblandü) vard Hmskr. 1, 42. dies einer von den
wenigen dativen welche jetzt aufgegeben scheinen : og blen-
dudu j)at (kornj med hvitu byggi Od. 1, 57. — völliger in-
slrumentalis kann freilich hier erscheinen: er |)id blUndudnä
blodi saman Fa. 1, 202. magni blandinn Br. Qu. 1, 3.
Zusammenheften, knüpfen, krcekja öxinni Fa. 2, 147.
hnepta höfdum N. L. 37'. skryfa hAri. — in übertragener
weise : aella ek mer at mwgjazt vid Halfdan konung Fa. 3,
129.— aber tengja skipin Hmskr. 2, 50.
Eben, gleich machen 5 vergleichen, ali^tta (schlicht) eben
machen hat noch accusativ, nicht so iaf?ia. sumir iajna hemu
vid Bioland hit mikia Hmskr. 1,5. ef madr iafnar manni
vid berkvikindi eitt N. Love 1, 310. ähnlich im allhd«:
bigin uns redinön, wemo thih wollßs eZ»o«ö/i Otfr. 3, 18,70.
aber in der that ist hier wemo soviel als gegen wen (nord.
ÜBER DEN NORDISCHEN DATIV. 51
vid hvcpu) und thih wäi'e nord. {ler; der satas wäre Wer:
vid hveru vili iafna [ler. auch in der früheren bedentang
gleich machen : ä haust})inginu ek iafnad aukiiütsvörum k
boendr Al|). s. 124. vergl. s. 12d.
Vermitteln, ausgleichen: ad ^ä yrdi bezt midlad mdtum
i |)essu efni Al[). s. 130. wo instrumental nur das ist womit
ich vermittele, öilu mäli var {>ä skilat N. L. TS**, er sker
ür mörgum [)raetumdlum Od. 3, 77.
15. Die person der etwas geschieht, wird oder ist, wenn
der ausdruck vnpersonal ist. dies ist besonders der fall bei
gesinnungen und seelenzustäaden die wir nicht machen, die
über uns, an uns kommen, so wie bei ähnlichen leiblichen
zuständen, dann auch namentlich bei sonstigen absichtslos
und zufällig vorgenommenen handlungen, und bei den natur-
vorgängen in denen eine uns fremde macht, ein es das wir
nicht begreifen, uns nützlich oder schädlich wird.
Es ist mir so oder so gesinnt über diese sache oder
person ist ein im nordischen in vielen formen vorhandener
ausdruck: vid alla menn lyndti honum illa Isl. 1, 346. mer
er illa, vel gedjat; virdis peim mönnum vel til vor Focr.*
c. 11. ok virdüz ollum mönnum vel til bans N« L. 128*.
und so heifst es stets mir dünkt, nie mich dünkt: ^yckir
mer. er per |)etta sva ffeßty sem )>d segir Pm. 5, 236. [)ann-
veg er mer um geßt Isl. 2, 65. hversu v«ri kennt um gefit
Isl. 2, 37. — daher auch mir gefällt oder misfäilt; wobei
fast in allen Wendungen der gegensUind der gefällt mit an (Ä)
eingeführt wird: mir fallt (der sinn) wohl an ihn, an ess
honum leist vel k sverdit Fa. 2, 392. — mirfafst es: Hrolfi
feekst hugar vid hörmungariaeti Vilhialms Fa. 3, 303. ho-
num fdi svä mikils N. L. 147*. en ecki fa;r henni ^at mikils
Fa. 1, 265.
Mir versteht sich = ich versiehe, mer skilz Fm. 2, 157.
mer er hent Fa. 2, 346, ich bin geschickt, handsam dazu. —
inir wcifs: af {)vi at |)er g6ds viti Sig. Qu. 3, 29. hve kynnist
|)er til Isl. 1, 277. mir erinnert sich, mer minniz^,\jAlb^.
sonst aber ohne sich ist es mik minnir, wie mik fimar, mik
varar. mir wird mutlos y laetr hann *^vera öbilt Fa. 1,126.
peim vard bilt vidy sie verzagten N. L. 49*. vard honum
felmt; mer ofb^dr^ es erschreckt mich, eigentlich es überbietet
4*
» ftKR DEN NORDISCHEN DATIV.
aiir^ ep Boodi kvorfum skynsomum mannt, sem vid vaeri
jlfiflUr, qfbiodä ad horfa appa siikann 6s6ma Od. 1, II.
jstj^lr mer (dat.) skelk (instr.) i bringu Isi. 2, 180. Od. 6,
t4. mir ist unkundig da und da : honom er okonoigl k skA-
giniiD Gkima. c. 3. okunnigt var [leim fyri N. L. 122*. mir
i8i neugierde an, forvitni, mir ist unmöglich, möglich zu
thun, wird kurz darch gerandia und neae neutrale adjectiv-
bildoDgen nach art der supina ausgedrückt: svA synist mer,
sem engum yoram s^ affrkvwmt, ef hans er eigi hefnt Glams.
c. 4, dafs wir nicht wieder kommen dürfen (können), at mer
er med engom kosti li/l möglich zu leben Fa. I, 135. N.L.
60**. er {»a skepnunni traudlega Uti ur |)vi Ny Fei. 7, 193.
ok gemm ver svft at honum er valla vid vart, dafs ihm es
kaum möglich ist, es hier auszuhalten, Glums. c. 3. svA ai
varla [lyckir vert hia hanum N. L. 155*. syk j^eim {»otti eigi
vigt (zu tödlen v. vig) at honum Fa. 2, 456. — stets auch
mir ziemt: mer samir, hentar, her, hoßfir, soßmir; ok oss
sA eigi ögeranda N. L. 100*.
Mir ist gesund, krank, warm, kalt, rubig u. s. w. eda
hveminn vengar per nd herra Fa. 2, 369. honum vegnar vel,
er ist gesund, mer er ßüngt ich bin krank Glums. c. 3. mer
kitnar, omar Isl 2, 60. hun kvad honum mundu särt vid
verda Fa. 1, 129; mer svalar, mer er kaldt.
Mir findet sich viel um = ich mache mir viel aus : fannz
honum mikit um sie ok mörgum ödrum Orkn. 15 f. l£t bann
ser fUtt um finnaz Orkn. 446. |>6 honum vseri annt um fer-
dina Od. I, 47. er mer annt um [)at Al]^. s. 142. mer
mun mest um hugat Glums. c. 4.
Es verirrt sich mir des weges : villdist per uu vegarins
Isl. 2, 217. at peim viltust vegar Fm. 2, 239. honum skytzt
er irrt B. H. mir wird \sdS\gering, geUgering u. s. w. :
aflafUtt Fm. 3, 133. 223. tMäii Fm. 3, 180. Fa. 3, 46. gut
zu gelde gott til fidr; honum er skäpfdtt er ist Tast von
sinnen N. L. 143\
Mir tcird umgesehen, angesehen^ mir wird gegangem
= zufällig sah ich mich um, gieng ich, eigentlich aber wohl
ich muste nach unbegreiflicher fügung, denn ek verd at Uta
ist ich mufs sehen, honum vard opt litit til hennar Fa. I,
12ti ok vardUtit um öxl til boejarins N. L. 58*. {»at bar til
^u
ÜBER DEN NORDISCHEN DATf^ , 5S
einn dag, at konunginum vard litit til sioarins Ff. 1^ ^i^
ähnlich Fa. 1, 31. 230. so noch jetzt: vard henni opi-^gpilk ^^
gid med {»eim fögru straumum Od. 3, 49. vergl. j^ p^tM^'* «
Oddi fyrir, at haun slack til haasins Fa. 2, 300. hveffiäll»^^^,;
{leini, sem fy^rir honam verdr Fa. 2, 197. m^r tekst ich ^jtagiß
es so oder so an N. Fei. 7, 216- r:^
A/tr {c^»r^ ^ii/er wi$idy mir geht die fahrt gut : ^eim Ikyr-
jadi hoegliga Fa. 3» 317. mir Uegt wider y ich bin nahe dar-
an: honum lA vid falli Fa. 3, 261. mir wird dessen ange-
ßUlty reich, ich bekomme (gutes oder übles bestimmt): eigi
man j^er sigrs audit verda Fm. 5, 77. man ]rdr starfs attdii
verda Fa. 3, 616. ad per yrdi med henni bama audid Od.
6, 30, dafs du mit ihr kinder bekämst.
16. Der dativ beim passivum scheint sich hier natürlich
anzuschliersen ; gleichwohl ist er von doppelter natur und ge-
hört, je nach dem verbum welches im passiv steht, auch dem
instrumentalis an. reiner dativ wird sein in der weddung
mer skilz wie in mer er kunnigi^ honum dröst her af öl-
lum {»raendalögum Fm. 1, 94. besonders in \fk heyrixt mön-
nuMy sem gnyr niikill komi Konsk. 94. ^k heyrdist peim ölr
bim, sem sveinninn kv^edi [letta Isl. I, 227. und so beur-
theile ich |auch nd er sagt mer = nun habe ich gesagt
H. Q. 3, 8. gardr er skripinn var innan ormom A. Q. 32.
so wie der dativ bei borinn geboren, weil hier zugleich ein
besitz des geborenen vorhanden ist: var Hildigunn Svöfoborin
ok s»konungi Hyndl. 16.
Dagegen wird instrumentalis sein aldri orpinn Fa. 1, 143,
da verpa ihn fordert, und borinn wenn es beladen mit etwas
heifst, oß^orin verkjom 0» Gr. 4. bölvi borinn GrAog. 2. so
wie die gewöhnliche formel der prosa ofrlidi borinn Fa. 1,
348. 354, übermannt, mit Übermacht beladen, zwar hat bera
stets accusativ, allein der Vorstellung beladen ist der gegen-
ständ instrumental.
II.
Der instrumentalis hat seine natürliche nächste Stellung
bei dem Werkzeug wodurch eine auf ein bestimmtes oigeet
gerichtete handlung zu stände kommt, so dafs er, räudriieh
M ÜBER DEN NORDISCHEN DAIW.
gebTsl, der darchgangsort einer Wirkung gewesen, oder als
deren aofentbaltsort gefafst worden wäre, da er ja meist niii
dem räomlieheu dativ zusammengefallen isl. in den semiti-
schen sprachen wenigstens ist 'ich schLige einem mit dem
Schwerte' durchaus gedacht worden durch 'ich schlage iha ia
dem Schwerte.' die einfachsten am nächsten liegenden Werk-
zeuge sind die glieder, die waffen, die haus- und feldgerätJhe :
— seihst das wetter zum beispiel kann instrument sein wo»
mit es (der bimmel) anschlägt: ok vedrinu laust ä svA ilta,
at — Fa. 2, 180. — es giebt aher nichts was nicht instrument
werden könnte, und je nach der handinng dehnt sieb somit
der instrumentalis auch auf personen aus. er hat aber im
nordischen einen weit über diese ersten grenzen hinassrei-
chenden umfang, nicht nur ist hier das object vieler verba
der bewegung — wie bei wenden, rühren, drehen, beugen^
neigen, richten — als ein instrument gefafst womit die be-
wegung geschieht^ was alle übrigen sprachen gegenständlich
vorsteilen im accusativ : das mit des Werkzeugs wird aach zu
einem mit der geseiiung und begleitender umstände, so Ms
man zuielzt den instrumentalis einen modalis zu nennen hätte»
sehr wenig hat davon die prosa anfgegeben; auch wo der
mattere ausdruck mit einer begleitenden präposiüon (med, vid, af>
eingerifsen ist, besteht der frische unmittelbare auch für die
prosa daneben, am reinsten, wie unvertilglich, haftet dieser
casus an den Wörtern für glieder nnd leibestheile womit die
ihnen am nächsten zukommenden Verrichtungen geschehen,
und an den waffen womit die ihnen entsprechenden angriffe
ausgeführt werden, im instrumentalis stehen
1. die glieder mit denen ich etwas auffqfse^ anfyfsej
tonfqfse^ nehme oder vernehme; so wie auch die sie etwa
vertretenden oder unterstützenden Werkzeuge, auch die prosa
sagt noch: augum sia, ei/rum heyra; hendi, fwHy tönnum
taka, gripa, [)rifa; hordum stoda armi, hendom spenna, lidom
läka und ähnliches.
An dem blofsen instrumentalis hält hier die spräche so
fest dafs fast eher die fälle zu bemerken wären wo die prä-
position aus irgend einem gründe hinzugefügt ist. er ver ho-
fum . . heldr iduliga augum s4t Kon. 66. sä . . augoni Hmskr.
2, 268. |)orit varla augom upp at sia N. L. 104^ oreidum
ÜBER DEN NORDISCHEN DATIV, Ö5
augum litit ockr pinnig Brynh. Qu. 1,3. sionutn ietddi hhun
sinn andskota Hym. 13. beG eg I)d aldrei augum litit Od.
1, 64. — |)u först höfidum um hana ebend. — tök bann
fingi'i sinum k Fa. 1, 163. tok sva hinni hoegri hendi skiöl-
dinn Fm. 2, 106. var tekit vid feim bddum hendum Fm.
3, 82. taktu vid skalti freoislu tönnum N. L. 125*. höndöm
tekinn 102^ 1)4 /<?* bann til hmgri hendi sinni Od. 6, 18.
ok greip bann Grira höndum Isl. 2, 295. greip hendi j^at
Fm. 3, 341. pre/f henii i munn BryDJolfs Fa. 3, 341. —
aufTafsen mit den scbullern wird unterstützen : ok stydr hen-
dum sinum undir midt tröit Isl. 2, 296. mig |)ü beGr, menglöd,
armi miukom studt N. F. 7, li9. — dem fkfsen mit dem
munde folgt das efsen, trinken, saugen damit, hier schon früh
das med: sogit med svolum munni H. Q. 2, 33. doch bar
upp Gska med mumi ser Fa. 1, 151 ist im munde.
Umschliejsen mit etwas richtet sich nach umfafsen: ok
tckr bädum bondum um hals Monduls Fa. 3, 299. spennti
bann bädum hendum um hrygg Stefois Fa. 3, 341. at bun
lyki |)ik lidom Häv. 115. lauk ban mik skiöldom Heireid 8.
dabin lälst sich auch das häuGge armi verja ziehen ; so wie
das vigit ockr saman vararhendi Thrymsqu. 30, denn der
weihe ist das anfafsen wesentlich.
2. der gegenständ den ich wende, rühre, drehe, richte,
neige; den ich umwende, umstürze, wälze, krummbiege;
woran sich noch einige Übertragungen anknüpfen, wie ver-
wandeln, bekehren, hier sind den gliedern alle bewegliche
dinge gleichgestellt, und wird das instrumentale für uns über-
all zum gegenständlichen, auch im nordischen hat hier die
prosa accusativ neben dativ, hält aber bei den meisten den
blofsen dativ so fest dafs diese anschauung unter den ersten
gewesen sein mufs welche instrumental aufgefafst wurde, etwas
ähnliches haben wir noch in der Verbindung mit dem köpfe
schütteln, nicken, neben den köpf schütteln ; gerade hier hat
indessen das nordische stets accusativ, skekr höfudit Fa. 3,
499, und wo es dativ verlangt, lafsen wir ihn nur zu bei
reflexiver verbalgestalt : sich umwenden mit dem köpfe,
und kaum geht es an zu sagen: ich drehe mit dem Schlit-
ten, mit dem pferde um die strafsenecke, ich drehe mit der
müble um.
56 ßfiER DEN NORDISCHEN DATTV.
Wenden : hofü vatt [>4 Gunnarr A. Qu. 6. vatt wasi
aosiri ypp lögfdki Hym. 27. ok va!t honum k lopt Fa. 3^
545. vinda |)eir fram bordum I»l. 1, 274. zwar vinda segl
Fm. 2, 72. Orkn. 298, aber noch jetzt vatt mer andir kvid
bans Od. 3, 18. — venda: ok vendir um heyinu Fro. 3, 2W*
rendel seglunum N. L. 196*. ab<?r kvisto venda Kon. 443.
nd hverßr madr stamni sudr med landi N. Love 1, 114. aber
at hvirfta begii Fm. 3, 207. — snäai \?x maerin snM kvör-
ninni Fa. 2, 377. sidan snp* kolr hesti sinumy ok reid firoU
Fa. 3, 598. or bafdi snuit um allri i'ördunni Fa. 3, 499-
\k snSri hun honum fyri ser Fa. 2, 234. morgum manni
hefik til moldar mmt j^eim er til fiskjar fiftru Fa. 2, 127. so
auch in der bedeutung verwandeln, Kristr snM vatni i vm
Harmsdl. s. v, und bekehren, at bann skyldi snüa Donum lil
reitrar truar Fm. I, 120. dagegen im sinne von flechten \mi
es accusativ: greyjom srnom guUbönd sn6ri Hym. 5; snara
sanian höndar og Fo&tur Od. 6, 25. wie snäa wird sonst aorfa
snara gestellt: sidan snarar bami liösinu til [leirra dyranna
Fa. 3, 531. nA snarar Högni sinu sveräi Fa. 3, 440. snaraäi
komtngi ur södlinnm 3, 441.
Rühren, wenn es so viel ist als in bewegung setzen, hat
neben accusativ auch noch dativ: hroerda ek munnt af munar
gmnni sagt Egill im höfudlausn N. L. 29^, doch naer er bann
mk sinar hendr krwra til einar bverrar [lionusto Kon. 433.
hrasrdi p& 163^. ein fernerer instrumentalis dagegen ist in
hroer[)i ilquistom er rührte (d. harfe) wit den A. M. 62.
seilas reichen, recken : hun seildist nu hendinni i brunnion
Fa. 2, 481. — riga |»u per k foßtr, ragr ok blaudr! Fa. 2,
369. — so auch noch hretfa ser sich rubren. — aber reka,
retta ausstrecken, recken, regen, haben stets accusativ. so
auch snerta berühren, betreffen.
Neigen und beugen haben dativ bei forma, bema, vikfm
und bei halta, veita. dagegegen accusativ bei beygja und
sveigja. opt nam kolfi ormr bagliga at forma N. L. 178^.
pessu vil ek beina til brennu {»innar N. L. 159^. gödu ho-
num beindi Sdlarl. 4. bann veik ser undan Fm. 3, 187.
veik bann svli rwdunni Hmskr. 2, 270. v4k opt höfdi msm
til s61ar Od. 3, 4. veik pvi miök til br6dur sins Fa. 3, 358.
honum vikr til nordraettar Fa. 3, 361. halladi bann ser i
ÜBER DEN NORDISCHEN DATW. 57
kn£ henni Fa. !, 402. halh mäli at ser Isl. I, 335. eigi
man ek rMi halla Fa. 1, 446. — veitir vatni iil siafar
N. L. 50^. es neigt das wafser, mit dem wafser zur see; at
hlada garda um j^vera dali, veita vatniy wafser leiten N. Fei.
(1846) 7, 134. ebenda noch halladi ser 190. — so auch
hneygja : ok hneygdi höfdi i kn£ Thorkatli b6nda sinom N.
L. 49**. — aber hun beygdi hreifann Fa. 3, 372. sveigdi {»ar
at utan vidu Fa. 2, 222. — hlidra ist auf die seite gehen, und
wenden : hefi eg . . eigi getad hlidraä mer hili, at lin^'a
Al|). 1845 s. 87. hika haesitare ebenso: bann hikar ser ecki
vid. Forsp. af Scheving (1837) s. 5. — skiatla fehlgreifen,
sich verseben, wanken : og hafi mer ecki skiallad i [leirri
tilgAtu ebend. s. 20.
Stürzen, wälzen, umkehren, umstürzen : bann steypir yfir
sik käpunni Isl. 2, 118. at steypa ser utbyrdis Isl. 2, 125.
nam stadar utarliga, steypti kuflshöttnum ok duldiz N. L.
127*. steypti ser nidr Fa. 3, 230. — [leir veitu viäjunum k
drekann Fa. 2, 188. ek velti honum med höfdinu um völlinn
Fa. 3, 306. medan ban veüi fiessu i buga ser Od. 1, 59.—
|)vi hvelfdi skipinu skiott Foelr. c. 36. hvelfdi ban skipunwn
N. L. 170".
3. der gegenständ, den ick sckwinge^ wiege, weife;
den ich auf oder abschwenkey daher den ich lUpfe, auflade,
aufhebe^ so wie was ich niederschwinge , untertauche, ver-
senke ^ endlich was ich umschwinge, wandle, verändere^
wechsele, verwandele, vertausche.
Die meisten dieser Vorstellungen ergeben nach und nach
das gebräuchlichste verbum dieser art, bregda^ z. b. sverdinu,
auch wenn es nur halb gezogen wird: ok hafdi sverd um
kn£ ser ok brugdi til mids Edd. 1, 66. bregdr hdOkn ßvi
(das eisen) ur aOinum Vilk. c. 145. bann brdßngrinum i
munn ser Fa. 1, 163. bregda sverdi noch jetzt, Od. 8, 37. —
veifuy schwingen, berührt sich mit wenden: veifir pu vmngjum
Fa. 2, 137. veifdi bann MiöUni mödgiörnum fram Hym. 36.
visundrinn veifir höfdinu k hvegra veg ser N. L. 157^.
noch jetzt heifst es ve\far vmngjum Fiötn. 8, 22. — bann
ve\fadi stdfunum Fa. ^, 321. fiir die wiegende bewegung,
mit der kinder gewartet werden, steht veifir Fa. 2, 334. an
dro {»a Biöm at ser ok veißr honum sem bami ok slöngar
58 ÜBER DEN NORDISCHEN DATIV.
honum sidan ut k eldinn. — daher gehört hierher auch ruffgn
wiegen : ok vaf önnur gudvef, ok öiinar ruggaäi barni Fm.
3, 178. nicht anders ji^^z/Za : sidan ^v^^ar Ketill sverdinu lil
höfiidsins Fa. 2, 126. [)a sveißadi Arngrimr sverdinu k hönd
Svafrlama N. L. 175*. vergl. Od. 3, 21. — pessu sveif mec
i skap N. L. 160^. eldi svifinn ebend. 42*. — svipa, schwin-
gen, wird auf beeilen und auf schlage geben übertragen, jedes
object steht im dat. dabei. Thormödr sveipadi /tV sverdinu N. L.
168**. — dingla wedeln: og dingludu [leini löngu rößim
Od. 3, 30. aber nicht bretta (aufheben und zurückbiegen) ;
brettir sinn Hrimgerdr hala Edd. 2, 40 (d. h. bratt, steil
machen). — noch das matte schwingen slcema wird so ver-
bunden: Hr61fr slwmdi sverdinu k hönd Röudolfs Fa. 3, 324.
Aufschwenken, in die höhe ziehen : Ali brd upp skt'ldi-
num Fa. 2, 126. bregdr upp fridskildi Fa. 2, 207, hat den-
selben casus bei yppa^ hlada, lypta: jenes besonders in der
Edda gebraucht : biodom um ypto Völ. 4. yppit litt huräom
A. M. 44. — hlada sowohl wenn es aufziehen, als wenn es
aufladen bedeutet, aber nicht im sinne von aufbauen, was
nicht mehr wie jenes ein schwingen ist: hldpo seglom H. Q.
2, 16. 17. vergl. snero upp vefnitstingom (segeltnch) H. Q.
2,24. hlada upp gulUno Edd. 2, 155. Ä/(^rf Aeyi Fm.3,205.
aber blöd vördu ]fk Isl. 1, 145. — Bardr sterki lypti Lio-
fo^i södul upp Fa. 2, 169, wie brä honum k lopt Fa. 3, 575.
lyptir Tipp hetti sinum Fa. 3, 6. aßypti [)okunni Orkn. 298.
siAdSi förnadi bann upp hondunty og bad Od. 5, 65. — tylla
Wenfalls aufheben : hart tumbar, sk hkti ser tyllir Isl.
mdlsh. s. 27. — aber nicht bei reisa.
Ntederschwingen, niederziehen : bregdr spordinum nidr
N. L. 170^, in einem worte svipta södli Odd. Gr. 3. svipta
seglunum Fa. 1, 138. N. L. 141. wird zu untertauchen, er-
tränken, wenn vom wafser die rede isl : at |)at mundi söckva
skipunum Fa. 2, 172. för bann undir tvser ärar k Elliäa, ok
s'ökti pcim svk fast N. L. 125**. — drekti Lödvis sonom i
haG Edd. 2, 40. at Aesu va;ri dreckt i myri Fa. 2, 35.
Als umschwingen ist das verändern gedacht und das wech-
seln, so wie auch das tauchen. zunäch.^t wird das um- oder
abschwingen zu abbrechen: brugdu feir nu tiöldum, ok
leggja saman skipum sinum, . . töku |)eir til bardaga Isl. 2,124.
ÜBER DEN NORDISCHEN DATIV. 59
das gegentheil von sldgu tiöldum Fa. 3, 405. brugäid verdi
vitanum, abgebrochen der leuchtthurm Orkn. 202. wird dies
auf geisti«;es übertragen wie in: mä ek ecki bregäa ockru
vinfengi Ol. Tr. 150, bregda [)essi säet Isl. 2, 366, so kann
man ablafsen dafür setzen, die anscliauung ist aber das an-
dem als abbrechen, so isl es auch in bregda svefni : smäli
brcgdr slikt svefni minum^ wenig bricht solches meinen schlaf
ab Isl. 2, 53. mit dem umschwingen kann auch das genannt
sein zu, dem oder wohin der Umschwung geschieht; dann
wird bregda übei^ehen oder überleiten zu etwas, und ist das
neue eine verschiedene gestalt, so wird es verwandeln, jenes:
ek brd pvii gaman Fa. 2, 341. bregda k leik, brugdu konur
göngu sinni ok bioggaz t!l beimferdar N. L. 46^. — die-
ses: brd Loki henni i hnölar liki N. L. 92*. brd ser i lax-
liki ebend. 90\
Hierher wäre dem begriff nach auch brcyta zu rechnen,
wenn es verändern bedeutet wie in at breyta |)eim ätru-
nadi Fm. 2, 158. indess ist die vorsteHuug wohl sich entfer-
nen, denn die ableitung von braut slrafse zeigt sich auch in
der bedeutuug verfahren mit jemand, die es z. b. Fa. 1, 21
hat. — gleichfalls nur der sache nach gehören hierher vixU
Sig. Qu. I, 37. skipta: Heidrekr konungr skipti\di litum Fa.
1, 452. giöfom skipta Häv. 44. — feir vilja kaupa vid ydr
vopnum ok gefa silfrvopn im6t iarnavopnum Fa. 2, 178.
4. der gegenständ mit dem ich werfe; nicht der den
ich durch den wurf treffen will, welcher im accusativ ver-
bleibt, oder durch nach in und gegen als das ziel bezeich-
net wird, in manchen fällen ist auch das legen ein werfen,
und hat ebenfalls dativ ; aber durchgängiger folgen dieser con-
struction die verba stärkerer bewegung, als niederrinnen la-
fsen (das netz), wofür wir selbst ausweifen gebrauchen, auf,
fort fliegen lafsen, laufen lafsen^ schleudern, hierher ge-
hören auch folgende besondere fafsungen des werfens: auf-
werfen (die erde) ; säen als auswerfen (den samen); streuen
als aus einander hinwerfen, wegwerfen; und das streuen
(spargere) auf flüfsigkeiten übertragen: gie/sen, besprengen
mit etwas ; regnen (als sprengen oder herabwerfen mit); trie-
fen^ tröpfeln mit etwas, ausblasen^ ausschnauben, speien.
eo ÜBER DEN NORDISCHEN DATIV.
roizen als auswerfen ; gähnen, mund au/sperren, blöken als
anfwerfen oder aufreifsen; schlingen als hinierwerrea.
Werfen ist kasta, verpa, varpa, peyta, zuweilen auch
leggja^ es heifst upp ek varp augom Harb. 18. verpa laugt
i lögB. Qu. 1, 8. varp o/* illvidrinu Fa. 3, 471. varpiädAi
i iöfra bae N. L. 124^. kasta mun ek enn odrum steint Fa.
2, 184. kasta f>eir n& feldum undir foßtr ser Isl. 2, 134. Fa.
1, 387. kastadi ser nidr Fa. 3, 275. kastadi [>i enn hr^gi
imöti j^eim N. L. 123*. ok er bann bafdi drukkit af homina,
kastadi bann [>vi inu um skiftinn ebend. kastar bann skipam
(wirft um) Konsk. 133. iardvarpadi honum Od. 5, 28. —
mit verpa mag aucb wie mit leggja der dativ eggjum zu ver-
binden gestanden baben, da es elliptiscb den sinn bat: vali
alla \k er i bergom verpa Gula|). s. 429. — sonst findet sich
bei leggja nur dann dativ, wenn es so viel ist als in see
legen oder wobin segeln, also nur skipi, skipum, denn in der
Bedeutung stecben gebort es zu der folgenden reibe, jenes
ist sebr bäufig, wie: lagdi skipi sinu inn til Nidaröss N. L.
14r. leggja saman skipom sinom Isl. 2, 124, Hmskr. 2,
55. — var bann grioli grjttr Fa. 3, 355. — peyta werfen,
umwerfen (das pferd), antreiben: og peyttu sidnum k arar-
blödunum, übersetzt von ai^fQQnirovi^ aXa nijd^ Od. N, 75.
peytti honum tvk ser 1, 398.
renna rinnen, fliefsen, laufen lafsen, ist dem auswerfen
gleicb in der Verbindung mit tog netz : er fyrr rendu togom
sinom Gula|). s. 426. er f>it blödi i spor bidir rendut Edd^
2, 254. bann mundi litt renna dstaraugum til vor (wurde
wenig liebesblicke auf eucb werfen) Fa. 2, 163; es beibt
aber aucb von lebendem at renna hundum 6ula[i. s. 447. —
äbnlicb sleppa : bann slepti bundum sinum til bans Fa. 3, 374.
1^6 ser vaeri nidr slept i festi Fa. 2, 368. |>ä er ek j^ottumst
sleppa honum ofan fyrir bamrana (niederwerfen) Fa. 3, 391.
at bann sleppi vopnum sinnm vid bann Isl. 1, 350. — i ^vi
slapp af fleininum, en iötuninn datt k bak aptr Fa. 3, 488.
og bafa f)eir pvi ecki sloppid fyrir lilftsi Al]^. 1845 s. 140.
jetzt bedeutet das scbw. verbum sleppa auswerfen, auslafsen \
die construction ist dieselbe : at hinni annari grein fimm-
varpsins se sleppt, og i bennar stad . . Al]^. s. 144. — so
aucb fieygja ifleygir bonum nidr Fa. 3, 463. bomunum Fn.
ÜBER DEN NORDISCHEN DATIV. 61
3, 194. hwaM fleygja 6. Qu. 2, 18. ganz onser werfen ist
es in Sätzen wie : f)yi leysir bann steinninn nr festinni, ok
fleygir honttm A stad Fa. 3, 499. fleygäi hadinni ofan ft
hann 3, 504. — hleypti [leim nidr Isl. 2, 65. j^a hleypti
hann annarri brunidni ofan i kinnina, enn annarri upp i hftr-*
rcetr N. L. 73^. hun slöngvir ser |)a f)yert k bak aptr N.L.
170**. ok slöngar honum sidan ut a eldinn Fa. 2, 344. ok
sleingdi bonnm nidr Fa. 3, 430. — möglich wäre dafs hier-
her beita und etjayßota,fljta gehörte, was unter geben be-
rührt wurde. — sicher wie hleypja und fleygja ist fleyta zu
beurtheilen : ad fleyta Aleidis skipnm og mönnum Od. 3, 24.
Auf werfen als grundvorstellung lafsen sich zurückfüh-
ren strAi bveim eru bekkir baugum strädir Vegt. Qu. 11.
brynioni er um becki strdd Grimn. 9. — dreifa (ausstreuen)
sem j^eir höfdu dreift bjrgginu Od. 1,53. hreitüy wofür hreita
fram ordi bei B. H. angeführt ist und die bedeutung disper-
gere. so wird auch $6, gebraucht: guUi sceH A. M. 41. ok .
er [>eim sandi edr moldu sAid ikringum [>an Konsk. 88. kar-
lar komi sA N. L. 50^. er wirft weg: kastar nu sverdinu
ok hleypr A Egil Fa. 3, 370. flika ausstreuen, ausgeben :
tii [less er \k at flika pvi Isl. mAlsh. s 49. $leUa (aus-
werfen) halanum ebend. s. 59.
Sprengen : iosu biödi um heradit allt Isl. 2, 376. sidan
bar bann ^ä at utan torf, ok eyg eptir {»al sandi Fa. 2, 222.
hröpi oc rögi ef [>u eyss k holl regin Aegisdr. 4, wo es fast
gleich mit werfen ist. — dreifa i sA dreifdi mik bUdi Fa.
1,181. — Hialmter dreypti k hann vini Fa. 3, 508. stöckva:
stöckti vini Od. 1 , 53. ok sva stöckva hlautino k mennina
N. L. 99*. hella (giefsen) helli menn vatni k hendmar Od.
1, 62 (kann zu halla neigen gezogen werden). — giota
(parere): f)a giota [leir rognwn sinum (von fischen) Konsk.
46. — at \k rigndi blödi Ann. vet. a. 872.
Licht, strahlen werfen : en Ipsti af honum sem Host Fa.
3, 504. ^k brd Uoma H. Q. 2, 15. rennr s6I upp, ok sk^tr
geiziom shom i allar settir Konsk. 44.
Speien, blasen mit; spia, blasa, fnwsa, fnjsa: spia {>vt
eno heita vatni Konsk. 147. hrcekti hann pvi siöarvatni
Od. 2, 12. blSs eitri moü honum I^angenb. 2, 271. Fa. 3, 428.
at {tat blies Urum Fa. ?, 183. fimsa ; eitri ek ßtwsta Fafnism.
e2 ÜBER DBN NORDISCHEN DATIV.
hannffi^stt eüri alla leid' Fa. 1, 160. sva fnpsta ek eilii
ebend. 162, wofür jedesmal viele andere hss. fr^sH haben,
was vom schnauben und blasen der pferde gebraucht wird;
indessen ,^^^a findet sich auch sonst: raudben y}?t;^^/ii blääi
Fm. 10, 187. feykja (fortblasen, schleudern vom stürme):
ok feykti mer um dimma vegu Od. 3, 64. let ek [>a bftda
blödi sn^ia (emungere) Fa. 2, 320.
Gähnen, klafienlafsen den mund, rächen, ist aufwerfen oder
aufreifseu; gapa: göptu kiöptunnm Fa. 3, 482. gindo iam-
munnon Ol.Trygg. s. c. 130. wahrscheinlich wird 9Mchßenna
aufreifsen, breitziehen, so construiert. ßensa, blöken, findet
sich in folgender Verbindung : ok flensar tungunni eptir Höräi
Fa. 3, 500. das einfache opna hat accusativ Kongsk. 135,
munn sinn ; aber gewaltiges aufwerfen dativ : |)egar hann lykr
hanian miök upp ebenda, während auch bei luka das einfache
zuthun des mundes wieder directe construction hat : lykr hann
saman munn sinn Kon. 140. dagegen huräwn uppliuka Isl.
2, 218. hurd . . ok kippir henni upp Fa. 2, 198. ypl>it hur»
dorn A, M. 44. — schlingen, hinunterschlucken : oc svelgir
nidr peim hita N. Love 1, 384. doch auch mit accusativ.
Die bedeulung werfen findet sich auch vielfach in skiota
und liosttty die theilweise zur folgenden reihe gehören, wie in
skaut hryggium ä land Fa. 3, 509. skaut saxinu 3, 508.
^öat |)u skioWr tr^inu i elldinu Konsk. 145. skaut hatla
spioti Isl. 2, 380. und so noch jetzt skiota spiotum Od. 5,
28. 29; diesen casus behält es auch in der übertragenen be-
deutung verweisen einen handel an ein gericht: [)eir viljn
skiotu pesso malt til Frosto|)ings N. L. 98*^, wofür auch skiM^
skoia gilt, ad pvi liku s6 sk^rskotad til amtmanns Al|). 345.
letzteres auch im sinne von: damit berufe ich mich auf —
N. L. 76\
5. das Werkzeug oder glied womit ich schlage oder sonst
treffe; und als Werkzeug des Schlages können auch personen
dargestellt sein, aber nicht der gegenständ den ich schlage,
welcher ebenso den accusativ erfordert, wie die art des Schla-
ges, wenn dieser beschrieben ist: ok slo hana hnehhögg
Fm. 3, 78. kylbuhögg Fa. 3, 211. hiö hann hmikhögg N.
L. 186^ Isl. 1, 222. drap hann högg ä dyr Fa. 2, 34€.
högg mik i höfudit mikit sär M. L. 162*. so verhält es sich
ÜBER DEN NORDISCHBM DATIV. 63
auch bei stofsen, stechen, stecken, hauen, schiejsen, nebst
deren abgeleiteten bedeutungen. das Werkzeug ist hier weit
öfter von der präposition mit begleitet, dessen aber auch noch
die späteste prosa entbehren kann, und tritt häufiger als bei
den früher genannten verbis als object in den accusativ, wenn
das eigentliche ziel der bewegung diesen nicht hat : so heifst
es zwar keyrdi bann sporum N. L. 89^, aber auch keyrir
knifsskapt sitt i sidu mer Fa. 3, 391.
Berja, sld, vega, drepa, lemja, berjandi f6tunum Fa. 3,
500. hardsteini 16t . . mik bardan Isl. 2, 375; aber at [)u
vilt berja mina sveina N. L. 175^. — hun sld hendm?n ne-
dan uudir kerit Fa. 3, 299. sid üt {)eim hvitu segium Od.
3, 39. sldgu tiöldum 3, 405. sld [)eir saman lidinu Fa. 2,
205. ok slö utbyrdis ßorum mönnum ebend. 122*. lausUm
sld oUum hundum Fa. 3, 274. sld at ütau eldt Fa. 2, 321.
dagegen nothwendig slo hörpo sina Konsk. 704 (mit dem
Stabe), slö ut knöttinu Fa. 3, 530 (mit dem stock oder der prit-
sche). — var vig vegit völsko sverdi 0. G. 16. lams vendi
ek |)ik drep Försk. 26. skulu . . drepa barnino |)remr sin-
uum i vatnet Nor. Love 1, 394. drap hun k [>ä sporda sinum
Od. 3, 31. — drep vid haus Hymis kalkt hveriom Hym. Qu.
30. drepa Joßti Fa. 3, 380. var i skarlatskirtli raudum ok
hafdi drepit upp skautununi Isl. 2, 85. var hann . . ok kyl-
fum lamdr Fa. 3, 355.
Hrinda, stivga, stanga, liosta, spyrna, keyra; leggja,
piakka, sküfa, yta. hrinda skipom 4 vatn Umskr. 1, 177. hrait
honum i eldinn N. L. 89*". hrindir henni fyri biörg ofan
Fa. 3, 573. hritt af |)er harmi Fa. 1, 19i. hrü af j>er
hryggleik Hird. 27. — stungu \ kiöl köfdom N. L. 25^.
stingr sva sinu höfdi i bans sidu ebend. 158". ef madr lystr
mann . . . eda stingr madr öxarskapti eda spiotscapti ä mann
Gula|). s. 186. Hialmter Stack k bann spiotskapti Fa«3, 478.
hiö hann baeda foelrna undan Hrolfi, ok stack beim milli klsedar
ser 3, 304. Oddr stack bädum fotum i einu jardfastan stdnn
2, 256. stack\i2s\xk ser nidr Od. 3, 49. — stangadir spiotum
til bana Isl. 2, 381. — laust vödva sinum ä tönnina Hmskr.
1, 99. var lostin öru til bana Fm. 1, 118. hvarr yckarr muu
liosta annann illum steini Isl. 2, 375. doch auch lystr med
horninu N. L. 158**. — spyrndi sinum fotum vid mer Fa.
64 ÜBER DEN NORDISCHEN DATIV.
3, 391 . TMrr tpyrndi fasti sinum k hann N. L. 89^. — f^a^gj^
(eigentlich mit dem arme) storsen: at skessan numi >ilj«
hmgja ser i giäna Fa. 3,414. — sparkadi badum f6UiDani t
si6Unn Od. G, 22. — keyra sporum ist angeführt. — IM
ok lagdi bdäum höndum Orkn. 38. Oddr lag^ spioii til
Eyolfs Isl. 2, 85. lagdi til hans sinu spioti Fa. 3, 441. Od.
6, 29. — ef |m piakkar broddinum k hallinn Fm. 3, 180. —
skii/udu honum ur sselinu Fa. 2, 60. — pta (ausstolMB) «I
yU bäti B. H. en hann ^Hr höfdina k m6ti Fa. 3, 471.
U'öggva, skiota. hio tönni sinnt \ brödur sinam Fa. 3,
391. höggr til hans sinu sverdi Fa. 3, 424. höggea mer
kylfu eina med bastöxi j^essi Fa. 2, 177. öamm Fa. 3,355. —
skjir sinum fasli til glerpotsins N. L. 154^ (störst), skaui
tveimr kesjum til hans Fa. 3, 537. skaut {»rim drum 3, 374.
hann skjtr öllum skeytum 2, 265. — skeyta pvi ecki (küm-
mern sich nicht darum) Od. 5, 69.
Statt des Wortes für eine bestimmte weise des angriffes
kann auch ein allgemeines stehen : |)ä leiia [>A k sialfann hann
lettfleigu gaßoki Konsk. 387. ef madr öfgar väpni at mann!
Nor. Love 1, 307.
6. der gegenständ den ich rei/se, ausreute, aufziehe oder
niederreifse, abreifse, herumreifse, fortreifse, auseinander-
reifse.
Kippa. kippir at ser sverdinu Fa. 1, 160. hann kippir
nu upp hverjum runni med rötum Fa. 2, 197. kiftptr sköm
k foßlr ser Isl. 1, 326. ok vil kippa henni ur häsinum Fa.
2, 198. [ivinacst var fiölum urkipt 3, 504. j^ar ser hann hord
undir, ok kippir henni upp 2, 198. kipti uidr stocknun
3, 504. kipH brott örinni N. L. 196\ ockur virdist aUri
röi kippt undan Al]^. s. 547 ; vergl. Od. 3, 28. — rydja : j^eir
ruddu upp iördn ok grioti sem lausri miöUu (im kämpfe)
J^a». 2, 251. rydr i sundr skdlanum Fa. — skola eigentlich
.ttJUpülen ist auch fortspiilen und hat ebenfalls instrumenlaiis
statt des accusativs: skoladi aldan \k lausum kiUnutn, Über-
setzung von njy dh H)dtiv qfQ6 yvfia Od. 12, 421. — hrycka,
was B. H. nicht hat, ableitung von kröckva, hröck hrackum
auf dieser dritten stufe, wird später das gewöhnliche wori
im dänischen rykke für jenes isländische kippa: rtfckir ba^
ganvm i sundr Fa. 2, 264. ryckir |)u manni, b^ tva ogra
ÜBER DEN 1S0RD1SCHBN DATIV. 65
Gatalag §. 43. ef madr rindir manni, e^a uyckir Golaj^. 187,
WQ andere, hss. vielleicht richtiger ryckir lesen, es folgt t til
stß eda frft ser. — hnicka (raptare) : ]fk hnykii Fräkörk af
ser fdlldinuni Orkn. 144. hnyckir upp kapnhettiDum Fa. 3,
293,. 8id[a(l hnyckir haon upp eldstockiy ok keyrir Isi. 2, 338.
spref^Of praet. spretti (aufreifsen, abreifsen), verschieden
von spretta, spratt: liktt • . . ok var ßvi sprett M höfdiua
Isl. 1, 336. madr einn var s\k Torvitinn, at hann spretti
tialdinUy ok sA ut Fa. 3, 318. spretta honu?n i sundr 3, 357.
slita: aldri slita N. L. 1 i^ sliU mälom S. Q. 1, 32.
sieit svA [linginu Fa. 3, 33 ist mehr beendigen, sieit Fro[>a
Trist H. Q. 2, 13. doch: ok slitr hurt örina Fa. 3, 331.
vergl. kippli brutt örinni oben, niemals ist instrumentalis bei
rija: reif hann kvikan isundr Fa. 1, 53. dagegen gehört
svipta isnndr hierher: en ofvidrid svtptt sundur segiunum
i |)rennt og fernt Od. 4, 6. auch r6ta upp : rötadi upp hafi-
nu ebend. 2, 12. rötudu iordinni upp med ranannm Fa.
2, 378.
7. das Werkzeug womit ich streiche, salbe, reibe, kratze,
scharre^ so wie auch der gegenständ den ich reibe oder
kratze; welcher letztere dativ ein nichtinstruraentaler sein
kann, da er sich auf die örtliche Vorstellung des anthnens
zurückführen läfst.
striuka: strauk hendinni um ennit Orkn. 4 44. — smyrja:
smuräi hörund hennar med gödum smyrslum Fa. 3, 309.
smurdi hann sinyrsluftum i särin ebend. — rioda: ok r^dr
A sik allan biödinu N. L. 156**. ok rioda stalla blödi bans
N. L. 98*.
gnüa: ok gnira ek vAtum um augun mer Fm 5, 96.
seidi ])inum mun ek sniia, ok sial/vm per gnäa, unz fiik
gridr grtpr Fa. 2, 130. byigjur gnäa ä bordunum Fa. 1,138
gehört kaum hierher. — klcea: eitt kvikindi sat vid ddian,
ok kld iötninum med kömbum Fa. 3, 471. so wahrscbeislWl
auch klora, — raka (rädere, corradere): en er hegi4':'¥ar
|)urt ordid og bdid var ad raka pvi saman N. Fei. 7, 196.
ok söpadi saman stArum hing Od. 2, 17. stv hann söpat bort
sniänum Glumss. c 3. — urga (stark reiben, knirschen): ur-
^imTii saman tönnumsrnN. L. 178^. — rida: tridm mdttu ok
til |>ess saman rida, at [»ar f&izi eldr Konsk. 160. reid k
Z. F. D. A. Vin. 5
66 ÜBER DEN N0R1H$ÖBKN DATIV.
hvörn |)eirra . . smyrslum Od. 3, 36. — iapladi (kauen) tön-
nunum Od. 5, 29. — nistir tönnum Fa. 3, 629. , " .
8. der gegenständ womit ich überziehe , umwi^i^y be^
decke, umhülle, kleide, schmückcy nicht der gegenständ den
ich bedecke, mit dem überziehen steht sich aber das abzie-
hen völlig gleich, denn ich enlblöl'se einen vom kleine indem
ich ebenfalls mit dem kleide ziehe.
svipa : sveip hann ütan sillri Völ. Qu. 22. sveipa : ok er
hun hefr sveipat barnit i kla;dum N. L. 154'. at hann svei-
par sik i skikkju sinni Konsk. 298. sveipadi ek \k at mor
klwdu?ium Isl. 2, 126. — hann vödladi saman yfirhöfuinni
Od. 5, 65. — ^'(ißd: bcr heßr drottningin kastat fleski inn i
hanginn, ok vaßt um utan halmi (mit stroh) N. L. 60*. han
vafdi piltinn i einum duk Fm. 3, 112. sem hinn heilgi
Magnus ivafdis slikum syndum Orku. 450. — huldi sk^ium
iafnt iörd og haf Od. 3, 6. — pekja: f)at er um fram öU
lönd isum pakit Konsk. 142. |)ekiazt met isum ebend. 197.
salrinn \dx paktr bleiklum l^reptum N. L. 119*. /öATz/ hann
klsedum Fa. 3, 507. — vaxa, bewachsen, sich bedecken mit:
landit var miök skögi vaxit Fa. 3, 410. eiun holmi ret/ri
vaxinn Fm. 1, 71. grundvöllr vaxinn morgum »dum ok t6-
mum smugum. Konsk. 148. — klada : klccddizt hann skyrtu
einni Fa. 3, 439, und im gegeutheil ßetta: fletti hann ^
Asbiörn klcedum N. L. 173''. bann var allr fiadralauss ok
flettr hnmnum Fa. 2, 378. fletiir iötrunum \vk öri Od. 5,
11. ßettir hann lodklipunni Fa. 3, 510. Hördr^d uxann med
öllum ledrum Fa. 3, 500. — vet^'a: mir skaltu verja klwdum
{)inum Fa. 2, 485. daher auch im sinne von verteidigen,
wehren: enn ef nockr verr odde eda.eg^g/o Gulaj^. 353. vei^
ek J)essa iörd lögom ok dömi ebend. 300.
9. das Werkzeug womit ich binde, knüpfe, gürte, um-
hänge, und womit ich aufwickele, der gegenständ also auch
den ich schlichte, so wie der gegenständ den ich um etwas
binde.
binda: ok batt J)ar um bldm prvcdi Fa. 3, 317. var [)essi
sAtt bundin fastmwlum N. L. 119'. [)at var bundit einka-
mdlum ebend. 103^. kn^tt vargshskri i einn gullhring Fa. 1,
?11. hann hafdi kn^tt gullhladi at höfdi ser N. L. isl**. —
spenna : spenli sik Mverdi fivi Fa. 3, 439. spennir at ser
UBBR DEN46bltDISGHEN DATIV. 67
um ImI ok. foetr ncefrum Fa. 2, 258. spenti hUndunum nidr
V um habili .Fa. 3, 500. — spengja: steugor stäli spengdar
Fa* 3, A\\:S — girda: ok girdr sverdi Fa. 3, 302. girti si^
bitru sverdi Od. I, 65. — tialda: l^t |)]^ri tiaida hallina
ffkm vädmähtm Fm. 1, 118. ok tök [)ar ut svört silkitiöld,
hann ttaUk^'peim utan y6r öll önuur tiöldin Fa. 3, 318. tialdi
f)ar um |^& htv% tiöldom ok skiöldom S. Qu. 3, 61. — tuea?
[)e]r mena er twdu mäli Thorsleinns at vilja Gesis Tsl. 1, 335.
" hyggju Va^\ Br. Qu. 2, 13.
10, das womit ich befestige, daher auch der gegensUnd
den ick anhänge^ einhake^ und dos worauf ich mich stutze,
egnaz tgndi k ö'ngul . . uxa h'öfdi Hym. 22. obwohl egua
von agn lockspeise später anreizen wird, so ist es doch hier
offenbar lockspeise anstecken oder befestigen an die angel. —
loda saman (cohaerere) : medan lidum lodir saman N. Love
1, 391. — krockja: hann krockti krdknum i hringinn Fa. 3,
569 : der rin>; nimmt den haken auf und hält ihn, sie befc-
stigte den haken in dem ringe, indem sie ihn hineinsteckte. —
stydja: studdiz geirskapti N. L. 31*. grioti studda garda
mina Helr. 1. {)at er fall, ef hinn stydr nidr kn^ edr hendi
N. L. 63*". — spita mit pflöcken befestigen, aufpOocken: hann
spilti aptr tialdinn Fa. 2, 285. — nista (was bei B. H. fehlt)
feststechen : at ])u matt nista honum i kla;di {)inu, sem dragnäl
Fa. 3, 621.
1 1 . das Werkzeug womit ich baue, rüste, bereite, mache,
versehe^ bleibt auch in der spätesten prosa noch vorzüglich
oft im blofsen instrumentnlis ausgedrückt.
bua: gulii Fa. 2, 190. ok bäa [)ik pungum vopnum
Konsk. 374. var nllt med gulli gcrt ok gimsteinum sett Fa.
3, 299. stafr . . settr stcinum N. L. 144*. — at hann skr^-
dist pviUkum bänadi Kon. 39. röndom skrfjddir ok rodnom
geiri N. L. 41*. — rüsten, ausrüsten: ok silkitreyja erma-
lausri vel brt/njadr Fa. 3, 536; so auch skipa: skip skipud
hraustum drengjum Fa. 3, 535. — vopnadr blikanda mahnt
Od. 6, 18. — gera: sverd, er ek fer gerdi minni hendi Fa .
1, 163. ok snüin öll, sem tölum s6 ^eor Konsk. 131. miklu
orka N L. 164V
Hierher läfst sich auch wohl der* Instrumentalis bei dem
nehmen womit ein gerättscK gemacht, ein schall hervorge-
5*
68 ÜBER DEN NORDISCHEN DATIV.
bracht wird : lagmadr skal llita ringja hinni meito klocko
Gula[). 8. 15. ?X smella fingrum Isl.mälsh. s. 55. kringimr
gialdi, er klingcU mit dem gelde ; j^id sem stät&ir ftaxtfum
hringid^ die ihr mit den bechern läntet N. Fei. 7, 149. ok
skeldi hüsinu i las Fa 3, 486, was man zu werfen ziehen
könnte.
12. das mittel womit ich begäbe^ verehre (opfere); wo-
nit ich vergeUcy lohne, strafe, und bestraft werde oder büfse.
.0 auch das mittel womit ich erfreue^ erschreckey betrübe
oder plage und belästige: gladdi raudmalmi M. L. 24'*.
hringom reif dt hon huskarla A. Q. 41. {)u ognar oss gudi
pinom N. L. 104^. sa er med gapandi munni ognaäi ^eim
Fa. 3, 668. — eru loendir . . tnestum önnwn kafnir Al^.
s. 127. — er skemta kunni n^'um kocodum N. L. 55'.
Selbst gf/tty das starke verbum, scheint auch eine con-
struction mit instrumentalis zugelafsen zu haben wie das deut*
sehe schwache verbum : her gebite sinin holdin mit pellir
joch mit golde Wack. I, 184; denn es heifst nordisch nicht
nur en stcerrum gaf fadir ])inn mery sem er sverd ^etta
Fa. 2, 352, worin stcerrum zwar adverbial ist, nach seineii
casus aber auch ein {»essu, ])eim sverdi schliefseu läfst.
blottty scema giöfum. btöludu |)eir yxnom N. L. 98* Mveini
Fa. 1, 452. später tritt der gegenständ den ich verehre, wie
bei uuserm opfern, in den dativ Fa. 2, 135. N. L. 170^. doch
ohne dafs der instrumentalis aufhörte : ädr eg btdta per kennt
(kvigu) Od. 1829. 1, 50.
gialda % heiptom gialdi härm Br. Qu. 1, 12. var [>eim
ok hördu goldit Fm. 3, 84 u. oft. — hefnai at A6/)?a^houam
nockru Fa. 2, 232. ek hefi launat yckr pvi sem [)id emd
mäklig Fa. 3, 299. illom huga launapir [)u [)a gödar giafar
Harb. 20.
Dazu ist wohl der instrumenlalis bei sekr (strafTallig) zu
setzen: stafnasmidr er sekr atta örtogom oc xii mörtom
silfrs vid konung Gula|). 80 : und so heifst es auch bteii sär-
bütom Gula]). 446. fuUom bdtom s. 148. ok vilta |ial na
Ihtgni bceta? Isl. 2, 106. [)askal bwtu honum vi mvrkum
fyrir auga sitt N. Love 1, 306. — bei sekr findet sich
auch ai |)remr aurum N. Love 1, 115, und so könnte es auch
Ober den nordischen dativ. 69
gedacht sein, verbunden zu der strafe^ doch sekjaz ist wie
l»fetaz: ^k sekizt sa tveimor aurom Gula[>. 516.
13. das mittel mit welchem ich fälle, und mit welchem
ich ziehe oder giefse um auszuleeren; also auch der gegen-
ständ mit dem ich vermehre und vermindere, um den ich
vermehre und von dem ich etwas eolblöfse oder reinige, der
Instrumentalis wird hier zum ablativus und die ihn beglei-
tende Präposition, die schon die alte spräche zuweilen dabei
bat, ist af. der gegenständ der uns object ist, bleibt aufser
bei vermehren auch im nprdischen im accusativ.
fulla raudum vefti N. L. 53^. illum tdrum augun fy II tust
N. Fei. 7, 151. augu litundj^ fylltust tärum Od. 1, 79. da-
neben gewöhnlich bann fyldu ^eir upp af sandi Fm. 3, 211.
fuliar af gulli ok silfri Im. 3, 225. — at [)u hladir skipin af
triam ok grioti Fa. 2, 448, aber auch instrumental: ok hlödu
skipin med malt Fa. 3, 358. skäl, fulla med döckleitu vini
Od. 3, 15 — harmi aukin geck Gudrun Fa. 1, 227. miklu
iök [)u k ebend. 1, 223. {>ä lAk nu stAru vid Fa. 2, 230. —
selbst auka lidi Fa. 3, 368 und [)ä megi heldr fiolga (es viel
machen mit?) nockut verslunarstödum Al^. 1845. s. 385. —
bttta vid ist hinzufügen, eigentlich befsern mit oder um et-
was : ^eirri einni skal eg nu vid basta Al^. s. 450. {>essu
ordi hefi eg bmtt vid eptir Ägezkun Sv. Eg. Harms61 s. 33.
Die gleiche Vorstellung bei dem ausleeren ist am deut-
lichsten bei rydja eigentlich ausreuten, ausziehen mit etwas,
denn der gegenständ den ich aus- und hin wegziehe wird in-
strumental vorgestellt, vergl. nr 6. in dem satze f6ru til dre-
kans ok ruddu bann bükurn ok blödi Isl. 2, 127 ist also
nächste Vorstellung: fortziehend die todten körper und das
blut reinigten sie ihn.
Hierher gehört auch die anschauung wovon die begriJBTe
ies ßetta nr 8 und des eyda 1, 8 abstrahiert sind; denn
bei eyda zeigt sich auch wie bei flctta ein qf: hun eyddi
alt rikit baedi af f6 ok af mönnum Fa. 3, 657.
14. das mittel womit ich unterhalte, womit ich füttefe,
speise, tränke ; womit ich feuere, baue, diele, schwellen
lege ; folglich auch das wovit ich überhaupt das leben friste,
wovon ich lebe.
So sedja: [)& er himiss ^ifnv 1yd littu braudi saddi
70 ÜBER DEN NORDISCHEN DATIV.
Leidarvisan str. 27. — einiges aiifTalleDdere, wo wir aoca-
sativ vorziehen, sei hier noch hervorgehoben, ef [»eir efda
gördom cda grindom eda andvirkiy gialdi skada * fiann Gu-
la[i. 423, wenn jemand gehege oder giUerlhüren o4er an-
deres natzholz feuert. — dem der ein grundstiidi leihe!, S%fft^
bührt es, die gebäude darauf zu unterhalten, hösom upphaUa* ^
Gula[>. 331; ein dativ der 1, 8 besprochen ist: daza konmt
hier ein instrumentalis : ok halda upp torfoölom ok vind-
skeidom ok krökröflom, er soll es in stand erhalten mit al-
lem zur bedeckung nolhwendigen , Wetterdach u. s. w. —
drött ist die schwelle ; davon hat die neuere spräche ein ver-
bum drötta schwellen, als schwelle unterlegen, gebildet und
uneigentlich gebraucht vom unterlegen, unterstellen, wozu
wir accusativ stellen : eg held {)6, at sä . . . finni neina
ästo^dn til ad drölta Ad mer peim olöfnudi geyn boendunum
Al[>. 1845 s. 129.
Ufa findet sich so verbunden : munom at apni -IS^rifm
verda vid veidimat ver \v\v Ufa Hym. 16. die präpotfftioii
vid ist sicher auch entbehrlich gewesen, findet sich aber «
auch mit accusativ: vid vin eitt vapngöfugr Odin» as lifir <
Grimm. 19. — deyja hat in prosa or bei sieh: ok dA «r
särum Isl. 1, 233.
15. das mittel womit ich überhaupt etwas bestelle^ ^ar-
reiche, womit ich einen vortheil, einen zweck erreiche, ^was
ich also vertuende, gebrauche zu etwas, oder woraus ich
nutzen ziehe.
verjay was ursprünglich bekleiden oder umhüllen mit et-
was bedeutete, geht über in den sinn von wehreu mit etwas,
und einem bedürfnis abhelfen mit etwas, also gebrauch ma-
chen von etwas, anlegen etwas, wie fruchte, producte, Zinsen :
hvernig landsmönnum tekst ad verja ull sinnig. Fei. 7, 216.
wie es die landsleute anfangen ihre wolle zu verwenden,
ad siodir [»eir . . . s6u settir ä vöxtu . . . ög dmxtunum
varid til uppbotar hinum ryrustu braudum Al[). 1845 s. 338,
dals die gclder . . auf zius ausgetlian werden, . . und die
Zinsen angelegt, verwendet zur verbefserung für die gering-
sten besoldungen. diese bcdeutung von verja ist keineswegs
ganz neu: ok hafdi nokkni silfri at verja Isl. 1, 347. er
sUkum konungiim illa varit, sem til einzkis annars eru, enn
ÜBER DEN NORDISCHEN DATIV. 71
fyrikonia mönnum med fiölkyngi N. L. 124% es ist übel be-
stellt mit solchen königeii, eigentlich ein übler gebrauch ge-
macht mit ihnen, j^d er samt stödu [)eirra og lifernühätluin
svo varid, ad Al|). s. 344.
ir f hl^ta besonders Ulhl^tay gebrauchen in einer sache, wo-
bei das womit sie erreicht wird (hliota wovon hlyta stammt
ist erreichen) instrumentaiis erfordert, auch wenn es eine
person ist: hlijla mun ek ok pvi er Thorkell bandlsl. 2, 60.
munu[)er nu verda at hl^ta vid v6imm domum Fa. 3, 184.
Vilhialmr vildi ecki ödrum iUhl^ta enn ser^ at [)iona HrolG
Fa. 3, 270. — dagegen hrüka hat accusativ; das ist eine
volle Vorstellung.
Ein adverbial gewordener instrumentaiis dieser art ist so-
kunty mit Sachen, was zu von wegen wird.
16. das mittel womit ich erwerbe ^ und so auch das
wofür ich kanfe^ womit ich auslöse, eine Zahlung mache,
4|i8 IX^omit ich mich vergleiche, aussöhnung mit jemand er-
rtithe, oder warum ich streite,
kaupa durch kauf erwerben, und selja käuflich oder als
geschenk überlafsen, haben preis oder werth im Instrumen-
talis: vil ck bavgum mey kaupa Langenb. 2, 274. mey bad
bann hverja mundi kaupa, fögru gulU at födur rädi Fa. 2, 54.
ßillo verdi kaupa eda selja N. L. 133^. — ok bann gaf eigi
ne sölum seldi N. Love 1, 216. die präposition welche da-
zutreten kann ist med, wahrscheinlich auch i, wie bei be-
zahlen: sem bann mätti kaupa med J)vi gulli oc brendo
silfri, er bann keypti |)ä iörd med Gula{). 305.
leysa: leysi hdd sina 6 mörkom N. Love 1, 298. |)ä
skal bann leysa iörd sina af hinom er Ädr hefir lekit, einni
ardarleigo (unius arationis mercede) Gula[). 330. ^remr mör-
kom silfrs kal sik af holmi leysa, sk er sdrr verdr N. L. 148^.
greida : hverjom aurom fyrir iörd skal greida (mit wel-
cherlei geld für das land bezahlt werden soll) Gulaf). s. 304,
in der Überschrift, es folgt nachher : bann skal hanom greida
t sliko f6, sem haun hefir til, i gulli u. s. w.
keypa ist einen handel mit etwas machen, sich worin
oder wozu vergleichen; oder etwas ausmachen: bann keypti
pvi vid hana N. L. 105'. ^k keyptu [)au pessu Fa. 1, 392.
gtUli keypta Aegisdr. 42. kona mundi keypt N. L. 62^.
72 ÜBER DEN NORDISCHEN DATIV.
Das gegentheil vom vergleich zwischen zweien ist der
streit zwischen denselben oder die wette: der gegenständ des
Streitens kann auch als der preis desselben dargestellt sein,
und dieser als das mittel der handlang; namentlich streiten
oder wxtlen zwei gegner mit der stärke, wenn sie um diese
kämpfen, daher ist Instrumentalis der dativ auch bei
deila : magni fysir engi vid mik at deila^ \y\ at mer
var ungum aldr skapadr; ek hefi hiarta hart i briosti Fa. 2, 50.
auch in prosa : enn ef \et viiit [)etla mlil taka med sva mikilli
freko, at deila aßi ok ofriki med oss N. L. 100*. später
heifst es: og öngvu aßi mä vid hana deila. Od 3, 67.
vedja wetten könnte daher dativ und instrumentalis ha-
ben, vcdja höfdi ist nicht instrumental, denn der kopT ist
das was in der wette im kämpfe verloren, gerährdet wird,
verlieren aber hat dativ. vgl. 1, 8. instrumental wäre das
warum oder womit gewettet wird.
17. das mittel der beschäftiguvg^ des Umgangs nnd des
aus beiden fliefsenden bekanntwerdens ist allerdings zugleich
dessen gegenständ, gleichwohl sagen auch wir, ich beschäf-
tige mich mit, ich mache mich bekannt mit etwas, ich werde
fertig mit etwas.
Ob sjsla auch mit blofsem pvi neben um ^at verbunden
wird, ist mir nicht gegenwärtig; etja d ist mehr betrei-
ben: nö liggr iörd eigi samtynis, [)a scal bann f)ö hafn, . . .
oc ^ar etja andvirki öllo ä 6ula|). 357.
Wenn leika spielen so viel ist als sich vergnügen oder
sich unterhalten (vgl. at bann l^k vid-tingv sina N. L. 107"),
so hat es den gegenständ woran man sich vergnügt mit at
und dativ bei sich, vgl. I, 9: dagegen im sinne von sich
ein geschäft womit machen nimmt es auch instrumentalis
an: l^k hun tveim skiöldtwi At. M. 70. l^k bann fingrom.
kynna ist bekannt machen; kynnaz bekannt werden:
|)egar eg hafdi dvalizt h6r um hrid i landi, og eg kynntüt
landslaginu Al[). 1845 s. 152. pvi svo ökunnvgir damit so
unbekannt, ebend. — ähnlich mala : ef [)u vilt per mala man,
wenn du willst dafs die maid mit dir spreche H4v. 98. —
verwandt mit: Odni sijjadr Hym. 21. sifiapan siolum giör-
völlum Hyndl. 39.
anna (eine arbeit, önn) vollbringen, zu stände kommen:
ÜBER DEN NORDISCHEN DATIV. 73
eg anna ^vi ecki, ich kane damit nicht fertig werden, nach
B. H. lithi «etla ek {id orkir^ ef {>u ert einn at, wenig aus-
richten, eigentlich mit wenigem, Fa. 42, 412. — und so heifst
es auch : sleit med pvi [)inginu, damit wurde das gericht be-
schlossen, Fa. 3, 397.
18. das mittel der gesellung und Übereinstimmung, zu-
gleich ihr gegenständ, ein subject wird vergesellt durch
einen gegenständ der hinzukommt, es ist also möglich diesen
als das nächste instrument der zugeselinng darzustellen, und
so sagen wir, ohne darauf zu reflecticren, mit einem dinge,
mit einer person zusammen sein, kommen, stimmen oder
sonst thun. das zusammen stimmen wird ein gleichen, und
so kann auch gleich sein tnit etwas instrumental aufgefafst
werden, hier hat aber der wirkliche dativ fast dieselben
rechte; denn was mir gleicht, ist mir ein bild (lik, likneski),
und das vergleichen wird rechtmäPsig auch als ein neben
hinstollen oder bei etwas stellen gedacht, was einen räum-
lichen dativ erfordert für den gegenständ dem ein anderer
zur vergleichung beigesellt wird, so ist schon das nordische
hiä so viel als unser im vergleich mit: ^a er [>at litit mark
hiä [)vi sem at keppa Fa. 2, 267. vel, hiä [)vi sem |)a ver
voruni i valdi siafar Foer. c. 9. obwohl auch dies durch
das instrumentale vid ausgedrückt werden kann: hverki hafa
|)eir vid mer lidsafla n6 vitsmuni Fa. 2, 67. eiga hafa aOa
vid honom 3, 5^ allt mun yckr skorta vid pdfedja Fa. 2, 64.
vid konung Fm. 3, 131. am sichersten wird als Instrumen-
talis betrachtet werden der casus bei verbis die mit sam
componiert sind, sowie bei dem einfachen samr, saman, Asamt*
Im ersten falle findet sich abwechselung mit einer piüpo-
sition (vid, med) wenn der verbalbegriff weniger abstractes
zusammenkommen und zusammentreffen ist. das letztere zeigt
sich in sambioda, samvwgja (übereinstimmen, gleichkommen
mit): sambaud bann at afli rösknum mönnum Fm. 3, 113.
samvwgdi bann hinum sterkstum mönnum 3, 265. ad vid-
botin samsvari helmingi [)ess Al[). 488. ^A vard bann ad
samreckja henni k nsetumar Od. 2, 8. — en verid samddma
hinum Al[) s. 117. og er pvi [)ingid samhuga i fivi, ad
bidja ebend. 122. samkvccmt pvi in Übereinstimmung damit
ebend. 122. samkvmmt öskum ebend. 153. lögum 349.
74 ÜBER DEN NORDISCHEN DAIW.
aber: veril hafa i samsoßti vtd dugandismenn Fa. 2, 267.
doch sampi/ckja m. a. : ok sampycki ek |)essi räd Isl. 2, 202.
Das eiufache samr, saman^ samt könnte auf die Vorstel-
lung des verhindens zurückgeführt werden {samt m. bund,
vertrag: at v]{) samt s^m, dafs wir verbunden seien Försk. 7),
hat aber auch in der abstraction zur äbniichkeit sichern in-
strumentalis : madr er moldo samr Sölarl. 47, ist derselbe
mit der erde oder durch Verwandtschaft vertinnden mit ihr.
kom DU Erliugr . . med allan sinn her äsamt Uaraldi ko-
nungi Fa. 3, 440. at ganga i bad äsamt slikum afurmönnum
Isl. 2, 316. — ecki iafna ek snilli ockarri giltu saman Isl.
2, 203, wo der dativ snilli ockarri wirklicher dativ ist zu
iafna, giltu aber instr. zu saman, wörtlich: nicht bringe ich
unsrer tapferkeit die Verbindung (vergleichung) mit der sau.
es konnte dafür auch samiafna heifsen ; dann würde vid giltu
gesagt sein. — gleichen Instrumentalis haben auch die mit
iafu zusammengesetzten adjectiva und kann iafna selbst ha-
haben : ef |)u |)ikist iamn vid mtk Isl. 2, 337, mit mir, eig.
wider mich.
Dagegen mufs ich den dativ bei likr für einen wirklichen
dativ halten, wie er bei gemäfs dem (vgl, 1, 12) vorkommt,
wir sagen zwar er ist ihm gleich, und daneben auch er ist
mit ihm gleich ; die strengere construction ist aber im nor-
dischen nie mit der loseren oder präpositionellen vertauscht,
und den dativ in der abgeleiteten bedeutung gemäfs sein, ge-
fallen, bei lika bezweifelt niemand, auch in at ecki mätti
fivi Ukt finna Fa. 1, 75 ist dem ein ähnliches finden zugleich
dafür es finden, und es kann hier auch reiner genitir mu.-^
treten wie im lat., lezt eigi vita hans iafningja Isl. 2, 337
a. hans maki. für das pronomen mag indcss, nach der fora-^
|ivi zu urtheilen, eine instrumentale fafsung wenigstens Vor-
hergegangen sein.
Den datio beim comparativ hat Grimm auf instruroen-
talis (gr. 4, 752) gedeutet, mein schwert ist gröfser als
das deine kann aufgelöst werden: mein schwert ist gröfser,
zusammengestellt mit dem deinen, aber es kann wohl auch
^in: gröfser neben oder in beziehung xu dem deinen; denn
jeder comparativ ist relativ, für das letzte liefse sich an-
führen dafs statt des dativs auch enn mit dem nominativ
ÜBER DEN NORDISCHEN DATW. 75
gebraucht sein kann, dieses enn pitt sverd enthält die sinn-
liche anschauung: mein schwert ist gröfser, noch das deine
(daneben gelegt), hia (neben) heifst auch : im vergleich mit,
bei dem positiv, auf die frage wie gefallt es euch hier?
wird geantwortet vel, hia pvi sem [)a ver vorum i valdi
siafar Foer. e. 9. — doch wage ich für das nordische allein
nicht zu entscheiden.
19. das mittel der gesellung oder des Verfahrens bei ei-
nem verbum verneinenden sinnes, wie hinweggehen, ab-
brechen, dieser instrumentalis wird zum völligen ablativus,
berührt sich aber mit dem dativ des entfernens und des
fernseins.
Wenn fara (bes. hinwegfahren) verlieren heifst, so läfst
sich das schon hierher ziehen, denn es ist wörtlich abziehen
mit etwas, so dafs das gebrachte nicht angenommen, nicht
gültig ist : hefir hann farii s6hi sinnig ist er mit seinem prq-
cess abgegangen, hat er ihn verloren, wofür anch mehr da-
tivisch fyrifarit s6kn sinni gesagt ist N. Love 1, 238. —
fara büi ist abziehen müfsen mit dem wohnen, und daher
das wohnen aufgeben, von der wohnung fortmüfsen, — nicli^
gerade das einfache sich entfernen davon ; vcrgl. ef madr ^yr-
mir eigi gridum, sä er ullagr fyrir endilangan Noreg, ok
ferr bsedi l'öndum sinum ok lausafi^ N. L 65". — das wort
bedeutet auch verändern^ hann fer litum ist eigentlich er
geht mit der gestalt, mit der färbe hinweg, d. i. aber er
kommt von der färbe, er verändert sie : er |)U iitont fasrir
Harb. 48. — ferr at iördo Gul 350.
Bei bregday was doch nur instr. casus bei sich hat (nr 3),
iit der hergang ähnlich, auch hier heilst es bregda lit Fa.
i^ 530. ok fari hann hingat ok bregda büi Isl. 2, 365. so
auch bei slita: ef madr slitr büi sino i heradi ok fer hann
til kaupaugrs, dän. dersom man rt/kker upp med sin boepoel
fra landet Gula|). s. 95.
Dagegen wirklicher dativ der ferne wird anzunehmen sein
in Tallen wie: ecki mä sköpunum renna Yovsk, 14. väpnom
sinom skala madr velli ä feti ganga Jramarr Hky. 38, und
in sofa lifi, denn das leben verschlafen ist sich von dem eigent-
lichen leben durch den schlaf völlig entfernen.
20. das mittel und Werkzeug des Stehens, steigens, gehens^
76 OBER DEN NORDISCHEN DATIV.
des reitens, fahrens^ rudems^ segehis, bei all diesen verbis
kann sehr verschiedenes als mittel dargestellt sein, zuerst sei
kurz des eigentlichen nächsten instruments gedacht.
Bei stand Oy stäga, ganga steht das Werkzeug, das glied,
nur im instrumentalis. mit laufschuhen fahren heifst so viel
ich mich erinnere nur fara k skidum; jene Verbindung bat
nie eine instrumentale präposition bei sich : ödrum fmti stan-
dir [)u Fa. 3, 657. |)ar skaltu dstiga, sinum fosti k hvoru
hamarinn Fa. 3, 479. — hleypja fötum N. L. 158* setzt ein
hlaupa fötum voraus.
Ein pferd reiten ist stets instrumentalis : Heimdallr reiA
hesti feim er Gullloppr heilir N. L. SQ'* ; reid vargi 89* ;
honum skaltu rida Fa. 3, 281. I, 215. zwar begegnet auch
ä hesti, wie för einn k bäti, fara k skipi, doch ist dies auf, —
ein pferd anspannen ist auch instrumental: beittu [)eir hesta-
num ffrir Od. 1, 54.
Fahren: golt er heilum vagni heim at aka Fa. 2, 115.
gewöhnlich steht indessen hier i vagni, k vagni, vermutlich
weil aka öfter das was im wagen gefahren wird im instm-
ipentalis bei sich hat, wovon nachher, die alte construcUon,
die sich in jenem Sprichwort erhalten hat, findet sich noch
in der S. Edda: sem aki iö öbryddom * . . eda i b^ Adom
beüi stiornlauso Häv. 90.
Rudern : r&ru ^ar i burt bddum sklpum Foer. c. 36.
lendti skipum sinum hinumegin Samseyjar N. L. 176^; Od.
3, 21. Aeldr ^angat sex skipum Fa. 2, 195. at leggja ^an-
gad kaupförum AI[). s. 590. nu skal ek sigla fyri (voraii-
segeln) skipi minu i dag, en \et haldid ^ar eptir Fa. 2, 248.
eda hvort ^eir sigla kaupförum k hafnirnar Al^. 1845 s. 449.
firo 4 skipom sudr N. L. lOr. koma skipi Fa. 2, 303.
21. die Sache oder person mit der ich komme um sie
herbei oder fort zu bringen, auch wir können mit instm-
talem ausdruck sagen ich komme mit der band an den mund
für ich bringe die band dahin, oder ich komme mit dem
gaste auf dem wagen für ich bringe ihn auf dem wagen,
so kann nun nordisch jedes bringen gegeben werden durch
aka^ fara oder koma mit blofsem instrumentalis, sowie aach
übertragener weise das zustandebringen und das überseite"
bringen oder (aus dem leben) wegräumen.
ÜBER DEN NORDISCHEN DATTV. 77
akay ök: Gannlöd för til valsins um nöttina at ieita sona
sinna . . . hun 6k pcim til bajar Fa. 2, 46. henni var ekit
i reid einni N. L. 159*. bann ekr honum nu beim^ ok
skögdu foBtraar üt af vagninam ; kelling bad banu eigi dau-
dum mannt beim aka Fa. 2, 356.
fara mit um verbunden ist umberfabren mit etwas : ganga
k land upp ok fara hcrskildi yfir Fa. 205. okyjJr svÄ her-
skildi Fm. 1, 116. fyrir bverja sök bann^iert [»vilikum or-
dum um Fa. 3, 290. eg aella mer at visu ecki ad fara mär-
gan ordum i ^essu mäli Al{). 1845 s. 340. hi fara um ^at
ßeiri ordum ebend. 592. — das einfacbe fara kann auch
den sinn von binwegfabren annebmen. dann ist es mit einem
instrnmentalis so viel als über scite bringen, vernicbten : fa-
rit hafdi bann allri cett Geirmunis H. Q. 2, 14, wofür die
prosa meist fyrirkoma sagt; Faßii um farit Fafnismäl 23.
mino ßörvi aifara ebend. 5. — das einfaebe bringen scbliefst
' sieb mebr an koma schon in der eddaspracbe.
koma : ef koma m8etti[) ät or oro ö/kiöl bofi (wenn ihr
fortbrächtet aus unserm bofe das biergefass) Hym. Q. SS.
nema bann veiti honum svardaga, at koma Idunni dljlV
Asgard med epli sin N. L. 92*. druknudu margir, en MagmD
konungr komst i hurt, en Thormödi kom bann af landi Isl.
2, 107. |)egar er bann kom fötum undir sik i Danmerk Fm.
2, 155 (die fufse unter sich brachte), ^a mdttu pessu koma
{ler i gagn Gium. c. 14. komit beb ek nu eldi k [)verdrland
N. L. 58*. ok kom Bardi ser bratt i tal vid bann Isl. 1, 348.
koma ser af dö'giim (sich aus der weit bringen) Isl. 1, 335.
al koma fram befndunum Isl. 1, 335. framkomit befndinni
ebend. 1, 333. zu stände bringen wird auch durch koma
einu a leid gegeben, eigentlich zu wege bringen: at bann
mundi pessu ä leid koma Fa. 2, 350. [)a skulo gestir fyri-
koma [)eim, ef [)eir megu pvi d leid koma Konsk. 258. kur-
zer: kemr nd drottning gridum d med [)eim Fa. 1, 38. haf
[)enna ieik tvisvar um dag, ef ])d matt pvi vidkoma Konsk.
378. bann gerdi sik [)a sva rudan ok odan, at ecki mfttti or-
dum vid hann koma Konsk. 197. vidkoma sino abli eb. 197.
at bann gat öngn vorn iihöti komit Fa. 2, 231. Halfdan
konungr kemr littili luirn vid Fa. 1, 4. j)U beßr komit mer
ur miklum Alögum Fa. 3, 656. 658.
78 ÜBER DEN NORDISCHEN DATIV.
Von dieser constructioii ist es nur eine andere wendung,
wenn im instrumenlalis aucif die sache oder person erscheint
mit der es so oder so geht, bei diesem und ähnlichen im-
Personalien giebt es noch in der prosa, der sie auch besonders
angehören, blofsen instrumentalis, der nicht anders als aka
zu beurtheilen ist : him 6k peim boejar ist : sie fuhr mit ihnen
oder sie fuhr dieselben nach haus, lafsen wir die person
schwinden, so heifst es : es fuhr damit fort ; gerade dies aber
ist der sinn solcher ausdrücke wie: geck pvi langa stund
N. L. 189^, es gieng damit lange zeit fort; geck pessu um
langa stund ebend. 190^, das wurde lange zeit hindurch fort-
geführt; hvat lidr nu grautnum wie geht es mit dem brei
Fa. 3, 389.
Aehnlich ist: ok met hinum sama ha;tti bar til piofonum
ft kross sinum Konsk. 586, ebenso trug es sich zu mit den
schachern am kreuze, auch fara findet sich so verbun-
den: honum fer aftr, honum fer fram ist: es geht rück-
wärts, voran mit ihm in absieht auf gesundheit oder vermö-
gen, enn cedrino var sva farit^ sem Gudbrandr hafdi fyrir
^H^ N. L. 104'. ok er per illa farit^ at fü hraidist fyrr en
Pfrf^gerist Fa. 3, 609. mörgom batnadiy sem veikar nrdu
N. Fei. 7, 197, wo von erkrankten kühen die rede ist: mit
manchen wurde es befser.
Eine besondere fafsung des fara ist mida langsam fort-
bewegen: dies ist von einem lavastrom N. Fei. 7, 189 ge-
braucht, wo es heifst: og [)ann 21 (nov.) midadi pvi afram
um meir en 100 fadma.
22. die art und weise des Verfahrens mit der ich ver-
fahre^ mag es denken, reden oder eigentliches thun sein,
die grundform der hierher gehörigen sät^e ist: er sorgte mit
schweren sorgen, er redete mit harter rede, er ktisste mit
heifsem kuss, er fuhr mit freudiger fahrt, selten zeigt sich
das nomen actionis oder das abstractum welches aus dem
verbuni heraus ihm beigesellt wird ohne prädicat, wie in
dem satze bio ek [)ä büinu um langa stund Fa. 3, 312. ok
maltu f)eir |)ar mälum Isl. 1, 348. aber statt des adjectivs
kann die beschreibung durch eine composition geschehen, das
abstractum braucht auch nicht nothwendig gleichen Stammes
mit dem verbum zu sein; es wird selbst lieber tala mäU
UBBR DEN NORDISCHEN DATTV. 79
sinu Isl. 1, 331 als tala tali sinu gesagt, endlich kann da-
für ein blofses pronomen eintreten oder mit ellipse des einen
theiles von jener instrumentalen zusammenfafsung ein blofses
Substantiv, und so wird der instrumentalis adverbial.
Sätze mit der vollständigen Higung sind folgende: midom
tdlom ek qued tccldan [)ik Alv. 33. sid ofsiönum yfir |)eim
Alf). 132; hlö VMdihldlri Od. 5, 72. aldrei fiiki mer ofsö-
gum mega segja af [linni froegd Fa. 3, 282. 292. görla mun
farü gamsLU Jerdum N. L. 119*. ok silja [)ar sidun slimo
seirt Gula|). 200. ok scettust sva allir heilum sättum Fa.
1, 75. Isl. 2, 397. dö bann illum dauäa Fa. 2, 391. ek hafa
illum dauda däit 4, 672. var ek seldr msinsali Fm. 2, 121.
Hmskr. 2, 256. astla ek at eigi rynnir [)u skemri leid en
ek Glumr. c. 16. ek mun taka [lik IvxWxitaki Fa. 3, 522.
menn Ukust allir Xi^xuleikum Fa. 3, 594. ef madr rcßriir
mann handräni N. Love 1, 313. en bann vard surr bana-
suimm Isl. 1, 236. ef scerir mann \emsivdxsdrtim Gula|). 180.
bceta fullom bölom ebend. 148. [)a er bvorr [)eirra sekr fyri
sik fuUri sekt ebeud. 181. einwtum etit hafa Glumr. c.J.
ok kaupir |)ar kaupom sinom Gula[). 94. kaupaz rossum tfH|
lagakaupi rettu N. Love 1, 228. ^
Mit verschiedenem aber synonymem Substantiv im instru*
mentalis: kalladi kaldri röddo A. Q. 2. gydja er taladi
manua mdli Od. 3, 77. vkcelti vid [)ann j^essum ordum Fa.
3, 670. /a/a j^essum ordum 3, 311. &<7^ bann blidum or-
dum N. L. 165'. grdta {lurrum /(^rt/m N. L. 90*. gr4lu
fögrum tdrum Od. 3, 29. heitum koss bverja vid adra mm-
nast N. Fei. 7, 152. sella ek at eigi rynnir [lu skemri leid
en ek Glums. c. 16. hun wpir hdstöfum Isl. 1, 326. ^ hvert
barn uuni honum hugdstum Fa. 1, 155. hefir almenningur
h^r unnt . . hugdstum Al[). 141.
Mit abkiirzungen: ok skal en svara [»er nockru N. L.
121'' 5 vergK hun mAtli ^k engu ordi svara Fm. 4, 142. ef
l)ü spdir nockru Fa. 2, 167. — brann iörd loga Thrym. 21.
ecki midii foroerkum gora Fa. 1, 100.
Zu den einfachen adverbialen formein gehört schon das
angeführte oepa hdstößim^ wobei zuletzt nur das laut gedacht
wird; so: tök at grÄta hdstöfum N. L. 161*. hun hliodadi
hdstößim Od. 3, 34. oepti hdsiößm. ebend. 54. btt hun bästö-
80 ÜBER DEN NORDISCHEN DATIV.
fum k gydjuna ebend. 1,81. maelti hann alt hendingum (reim-
weis^ für mit gereimter rede) Hmsk. 1, 10. — fidtt si6r yfir
^ik swgjum drifi N. L. 182^ (mit grorsen massen). sidan
lagdi at stamni, dX fossum föU inn (mit grofsen wafserstürzen
fiel es herein) N. L. 121'. dies wird dann auch auf andere
als wafsermassen übertragen : ok drepr hann hirdmenn Hrolfs
konungs hrönnum midr (scbwallhad, wellenmäfsig) Fa. 1, 105.
ok ffeliu nu Danir andvörpum Fa. 3, 354. en folkit KU nidr
ändvörpumFa. I, 82. and. lesart hrönnum: jenes ist jämmer-
lich, eigentlich mit seufzen. — nächst diesen subst. adverbien
zählt der inslrumentalis auch adjectivische, welche elliptisch
sind, wie: f6ro driugom (ferdom) dag ^ann framHym. 6. ^ser
eru nii ödum at fiölga Od. 5, 69. med heilo oc höldno
Hmsk. 1, 325. at |)cir hafi heilu og höldnu farit Od. 3, 66. —
og mun brddum heim koma Od. 5, 50. |)ä drekk ^u imdm
ok tidwn (sopum) Konsk. 379.
Freiere modale bestimmungen im blofsen inslrumentalis
sind viele auch der prosa geblieben, wie : heldr skaitu uhuldu
hart ok herum hönduni fyrir rikismcnn ganga met blidu and-
^ki Konsk. 290. ef madr lystr mann heiftugri hendi med
* oxi 6ula|). 179. stingr madr öxarskapti . . med heiptogri
hendi ebend. 186, was hier zwar rein instrumental ist, sicher
aber auch auf andere zornige handlungen anzuwenden war. —
er miök höfdu hungri farit hörund Solarl. 71. leika lausom
hala Aegisdr. 50. aurgo baki |)u munt ae vera ebend. 49.
so auch mit dem köpfe (kopflings) auf die erde fallen, und
dem entsprechend : bardi enninu k golfid Od. 6, 22. og skall
fiötu andliti nidur i golfid ebend. — til hreysti hraustum öd
hugi drengja kvaddir N. Fei. 7, 152. — förto tlio heilt hei-
man N. L. 103*.
Einfache subst. adverbia : mälnir magni keyrdr N. L. 169*,
so viel als kräftig, so auch wohl v^lum, mit Itst? wie valdi
mit gewalt, und rdni raubweise: tacr mandr^lBlu e{>a moy
(mey) rdni, e|)a valdi Gutal. c. 24, 7. en Bosi kvedsl ecki
vilja, at [)at vaeri skrifat i sögu sinni, at hann ynni nockum
hlut sleihtm (mit hinterlist, ranken) Fa. 3, 196.
23. einige impcrsonale ausdrücke mit instrnmenlalis sind
noch zu den bereits hier und da angemerkten hinzuzufügen,
am häufigsten wenn plötzliche oder doch unvermerkte, an-
ÜBER DEN NORDISCHEN DATIV. 81
beabsichtigte Übergänge und Veränderungen, besonders die
Vorgänge des wetters und der tagszeiten, auszudrücken sind.
es schwingt steh unt mit mir ist tbeils ich entsetze
mich : peim brd miök vid [)essu syn ok urdu 6ttafuliir N L.
172*. bregdr nü mörgum miök vid [)essi Isti Fm» 5, 164. —
oder auch nur ich verändere mich so oder so, mir wird so
zu mute: ok [lannveg brd honum opt vid sidan, er vigbugr
var ä bonum Glums. c. 7, nämlich : er wurde blafs und grofse
thränen rollten ihm aus den äugen : undarlega brd mer vid
Fa. 3, 509; auch von thieren: en uxanum brä svo vid, at
bann kvad bätt Glums. c. 9. — tbeils ist es, wenn noch ein
/// oder { folgt, ich schlage um in etwas, ich arte nach : brd
per nu i [»raella settina; brd honum i «It sina Fa. 2, 383.
brd peim öihim til m6dur sinar Fa. 3, 656.
es läfst nach mity es ist t^orbei mit: slotar vindinum,
^a sloUdi ^eim stormi Od. 3, 76. er rennt peim rdäahag
Isl. 2, 204; vergl. es gebt mit, nr 21.
es wirft mit einem regen, einem nebel, einem wind ent-
gegen: kastadi \k enn breggi im6ti [)eim N. L. 123*. mi-
killi fylu Fa. 3, 279. vindi Fm. 2, 72. myrkri Fm. 3, 135.
daher gehört hierher wohl auch birtir af, lysir af deginum
lysti af degi Fm. 3, 115, wenn nicht zu 1,5. — stets so
bei plötzlichen üchterscheinungen : brd lioma H. Q. 2, 15.
3, 34. slom fleygdi or su[)heimi Vaf{)r. 31.
es schlägt mit mir^ ich werde verschlagen : J^k slö peim
nordr til sundanna N. L. 120".
Zum scblufs sei zuerst die bemerkung wiederholt .dafs
die grenzen zwischen dativ und instrumentalis unfiöst sind, *
da oft dieselben Verhältnisse die eine und die andere fafsung
zulafsen. hier sind meist die ältesten fafsuugen, so weit sie
etymologisch erkennbar waren, zum entscheidungsgrund ge-
nommen, darin ist indcss einiges nachzutragen, herschen,
walten, regieren bat dativ : allein st^ra kann seine ursprüng-
liche anschauung in dem halten des lenkruders haben; dann
wäre stpra landi, st^ra skipi so gut wie röa skipi anfäng-
lich instrumental gewesen, heita pvi könnte sein das gelobe
ich, damit rufe ich zur gottheit, wie pvi sk^t ek til guds
Z. F. D. A. VHI. 6
82 ÜBER DEN NORDISCHEN DATIV.
Fm. 1, 3 noch reiner instmmentalis ist, den skiota allemal
erfordert; gleichwohl kann es aus der Umgebung von ilta,
neita und svnra überhaupt nicht entrückt werden, wie spilla
und glala, so ist auch tapa und t(jna zu stellen; gleichwohl
mag der daliv der bedeutung vernichten anfänglich Instru-
mentalis gewesen sein, so lange noch bei tapa untertauchen
(wie Fa. 1, 2?4. 377) vorgestellt wurde, was wie bregda
nidr, söckva und drecka instmmentalis hatte: die gleichheit
des tfjna mit dvta macht hier dasselbe wahrscheinlich, mög-
lich wäre instrumentale darstcllung auch hei deila meithmoni,
e,yda kristindAminom, loga, bi/ggja hringi oder landi, safna
laufum, bei iafna, midla, slita, da man sagen kann ich
theile mit den kleinodcn (in der band aus), ich reute mit
bäumen aus, rydja^ i)ta bAti, Asamt ^vi, und da der ge^n-
stand den ich sammle vergleiche und von einem andern trenne
zugleich das mittel ist womit überhaupt erst Sammlung und
trennung, ausgleichung und entzweiung möglich wird, wegen
der analogie 2, 18 und weil das zusammenlesen ist an den-
selben ort mit etwas gehen, halte ich den casus bei sqfna
jetzt sicher für instrumentalis, und so wird es auch mit tren-
nen sein wegen 2, 6. dennoch möchte ich die genannten
nile nicht alle dem instrumentalis entschieden zuweisen, denn
die construction folgt, wo die erste wurzelbedeutung verge-
fsen ist, dem letzten stände der bedeutung nach maPsgabe der
ai{alogic.
* Bisher sind nur speciellc rectioncn bestimmter classen von
, rernis angegeben ; nüchstdcm »»iebl es beim dativ auch zwei
aflgemdnere, die nicht von dem verbum des eigenen, son-
^dfin* von dem eines vorhergehenden abhängig sind, den da-
tftf beiin infinitiv^ und den sogenannten absoluten dativ. in
dem %atze illt er lülum at vcra Fm. G, 202, alt er betra
enn sft brfgdom at vera Häv. 126, ist der daliv bedingt durch
das verbum er, wobei einom verschwiegen ist, denn dafs der
casus vom verbum des ersten satzes angezogen wird bewei-
sen Sätze wie mer her (kommt zu) fyrstum af at drecka
Fm. 3, 190, ok b^dr öllum at vern vel tifbiinum Kon. 44. —
der dat. abs. (vgl. nr 22) ist im nordischen entweder dat.
mit part. perf., dann steht immer at dabei (zu diesem voll-
endeten dinge kam folgende handlung), oder dat. mit part.
» •
ÜBER DEN NORDISCHEN DATIV. 83
praes., dann lieifst es: er Ihat elwas detn dabeistehenden,
dem es ansehenden (an), ok festir bana, Olafi konungi Vik
Veranda Fa. 3, 61. ok lagdi i sa;n^ hiA ser hverja n6tt,
Birni dsianda 3, 302. — hierdurch wird, denke ich, die er-
slere der gr. 4, 907 anm. zu Diut. ], 8 gegebenen erklärnn-
gen bestätigt.
Beim rückblick auf das geschilderte gebiet des dativs fällt
zuerst die bebarriichkeit auf mit welcher die neuere wie die
alte spräche des nordeus bei den verschiedensten Wendungen
und erweilerungen der salze diesen casus da festhält wo die
Verbalstellung ihn eingeführt hatte, nicht nur giebt sie ihn
nicht auf, wenn die active darstellung in passive verwandelt
wird — helt honum i vatni wird var houum i vatni haldit; —
nicht nur behält sie ihn bei, wenn uns durch wegfall des*
nach ten objects das inslrumenl zum object wird, wenn wir
statt Ich binde es mit einem blauen faden sagen Ich binde
einen blauen faden darum, was nordisch ist halt ]iar um blära
|)ra;ili Fa. 3, 317; vergl. stöckva hlautino k mennina N. L.
99". smurdi bann smyrslunum i särin Fa. 3, 309 ; hverjum
fyrnum sem |)u sla;r A |)ik Fa. 3, 642; hritt af l)er harmi; —
sondern auch da läfst das nordische vom blofscn dativ sehr
gewöhnlich nicht ab wo noch ein anderer hinzukommt, in
welchem falle andere sprachen es vorziehen den einen oder
den andern mit einer präposition abzusondern.
Doppelter dativ ist im nordischen zwar nie wie im la-^i!;.
teiuischen hoc est mihi usui bei sein, werden, gereichend»....
etwas, vorhanden, wo vielmehr stets at gebraucht wird, 4d)P^
er findet sich in allen drei fällen die seine zwiefache It^sitipir .
sonst möglich macht : bald kommt wirklicher dativ mit instra«
mentalis zusammen, bald das nähere mit dem entfernteren. In-
strument, bald reiner dativ mit reinem dativ. der erste fall
ist der gewöhnlichste: taktu vid skatti freinstu tönnum^ t6k
bann vid honum feginshendi; hvi ssetir pinni pirfd; oeg^a
eigi mer eidiskidum N. L. \%2^ \ ])u ognir oss gudi pinom,
vergl. sä er med gapanda munni ognadi |)eim Fa. 3, 660$
hvert barn unni honum husdstum gödu honum beindi Solarl. 4 ;
hefttdi honwn engu ördi ; eigi skulu menn pvi bregda sonum
minum (vorwerfen) Fa. 1, 123; ef madr brcgdr wiawäi brigz-
/um; dreypdi eg dreypiforn ölium draugunum fyrst hunangs-
6*
84 ÜBER DEN NORDISCHEN DATUfS *
blandiy [lar naest saelu vini Od. 3, 43; stmrrum gaf haiin
mer^ \9X peim ok hördu goldit; skal boßta honum sex tnör-
kum fyrir augii; ^k boeti konungi [»rim aurom; skai eon
svard per nockm; {>ä späi eg tiöni (instr.) skipt pinu og
mönnum (dat.) Od. 3, 67. bergda ek briosti saurgu sem
miinni . . holdi pinu ok blödi Harms. sIr. 12. — der an-
dere fall wird dadurch seltener dafs in der regel das entfern-
tere iustrument mit der präposition med versehen wird, wo-
bei mir die enlfernung vom verbum in der Wortstellung scheint
mafsgebend gewesen zu sein : ef madr lyslr mann he.ißugri
hendi |)ar sem eigi ero gridastadir, med öxi eda steint Gula]).
s. 179, woneben eda slingr madr öxarscapti eda spiotscapti
A mann med heiptogri hendi ebend. 186. rötudu iördinni
upp med rananum. zwei reine instrumentale aber brauchen
nicht nothwendig durch das verbum getrennt zu sein; an-
narri hendi brä hun biörtu saxi Fa. 3, 655. leggr ko-
nungsson bädtim hendnm sverdi sinu i kiapt risans Fa.
3, 413. — der dritte fall,' dafs sich zwei blofse dative der
richtiing begegnen, ist wieder häufiger, namentlich bei heita
und idla (ja sagen zu etwas), doch auch sonst: hefir minn
fadir meyjo sinnt grimm om heitit Grunmars syni H. Q. 1, 18.
h^lo hanom afarkostum ella N. L. 101'; ferner: auch wir
dürfen sagen ich antworte der rede, der frage, wie ich ant-
worte dem fragenden : beides ist verbunden in honum var
vel svaral pessu mäii Isl. 2, 349. so namentlich bei iäta:
ok hermed skulu vid iAla hvort ödf*u trü sinnig in welchem
satze ein dritter, nämlich ein inslrumt nialer, dativ vorhanden
wäre, wenn stall hermed ein pvi oder ein wirkliches Sub-
stantiv stände, auch hier können die dative unmittelbar bei-
sammen stehen : ok iA.ta öilum mönnum slikum swmdum ok
nafnbötum N. L. 131"; gleichen: likr spnum einhverjum
gudanna Od. 1, 66. hierher rechne ich auch den doppelten
dativ bei verweigern, verbieten : en uskiptum haga mk engi
ödrum banna N. Love 1, 245. muna per ofvarip verda mey.
jar dstom Alv. M. 8. sowie dieselbe construction bei rdda
beschaflen, ausmachen: margom rsedr /lY/o Atlamdl 33. noch
häufiger ist doppelter dativ bei den Wörtern für eine rieh-
tung die zu prüpositionen werden, wie möti honum Fa.
3, 339. hendi fedr sinum Isl. 1, 293. — ein dreifacher
iBER DBN NORDISCHEN DATIV. 85
dativ isl enthalten in dem satze töku pvi feginshendi reghtr
giörd peirri Al^. s. 144, nämlich zwei instrumentale und
ein örtlicher; dagegen zwei örtliche neben einem instrumen-
talen: og h^lt purpuraskyckjunni bädum höndum fyrir
augu ser Od. 1, 59. ebenso slä hendinni möti löggiöf pes-
sari Alf), s. 223.
Eine beschränkung erfährt dativ wie instrumenta iis bei
verbis die ihn nach ihrer grandvorsteliung erfordern theils
durch deren eintreten in eine formelhafte Verbindung mit
einem nomen, theiis durch eine andere wendung des gedan-
kens oder eine sonstige fortentwickelung der bedeutung. das
erste begegnet schon hei der Vorstellung des gebens : vardveita
fiarlutom sagen noch die alten gesetze, sonst aber heifst es bann
vardveitti büit Fa. 2, 347. bei halda ist halda vord noch
zweideutig, aber sicherer accusativ ist statt des dativs ein-
getreten in halda niosniry halda spumir neben halda spur-
uingum ; vinda segl statt seglum ; veita vatni neben vata
veita, was vielleicht als composition angesehen werden kann,
wie vardveita dazu wird, doch auch getrennten accusativ hat
Isl. 1, 193.
Eingehen kann der dativ auch durch eine veränderte ge-
staltuug des verbalbegriifs, zunächst durch den Übergang ins
medium; so haben ßrra, näy forda, sid vid, anna ihren
gegenständ wovon entfernt, wozu genaht wird im dativ, aber
ßrrasy ndlgas^ fordaZy sids vid, annas fordern accusativ,
ungeachtet z. b. annaz bedeutet sorgen für etwas : ^eir skyldi
annas ketii Brusa Isl. 1, 257. annaz sin kvennmäl 1, 349. —
dann wird die coustruction auch zuweilen anders durch den
Umschlag der ursprünglichen Vorstellung; wie nämlich blöta
(verehren), was eigentlich den golt im accusativ, den gegen-
ständ des Opfers im instrumentalis hat, allmählich gleich dem
fornfwra und unserm opfern mit dativ der person construiert
wird, so ergreift hata, was sicher früher einem grollen b^
deutete (vergl. x^^o; kummer, womit der groll als finster-
keit nahe verwandt ist) als es den dativ regierte, wie bei •
uns den accusativ. was auch die grundbedeutnng von lüka
war, es wird herschend, wie auch Imsa ein schlofs vor-
legen, mit dativ verbunden ; vielleicht war die anschauung da-
bei einen riegel vorziehen oder zurückziehen wie sich HAv. 138
%
«
86 (jBER den nordischen DATIV.
fUrstelll : ramt er |)at Ir^ er rida skal öllom at apploki ; ge-
nug, die anschauuiig erblafst, und schon wenn das wort luka
saman vom einfachen zuthun des mundes gebraucht wird steht
Kon. 140 der accusativ, nnd dieser casus fängt, wiewohl
selten, auch an einzudringen wo luka einfaches endigen ist,
was, wenn cndn gebraucht ist, stets accusativ hat: ok l^kr
{»ar (und hier endigt es) hennar harmt'ölur Fa. 1, 227. da-
gegen [)eir luku sinni roedu N. L. 110". ivkum ver henni
Kon. 165. noch jetzt heifst es ad nu vaeri öllum deilum lo-
kid Ai|). 153. - doch auch bei uuverriickter verbal Vorstel-
lung kann eine andere beziehung zum gegenstände statt des
sonst herschenden dativs einen völlig berechtigten accusativ
oder genitiv einführen, bunna ist wehren; dies bat als ent-
fernen einem gegenstände den dativ, uskiptam haga ma eugi
ödrum banna^ als verwehren einen gegenständ den accusativ,
mun hauu vilja hanna oss landit. talar a^druord Fa. 3, 510
ist ebenso richtig als tala [lessum ordum 3, 311. verpa.,
hlada, snüa müfsen den instrumentalis haben, aber in verpa
havgi verpa gard^ hlada vorduy hiada gard, snua bond, sind
hügel, wall, warte, gehege, bänder gar nicht Werkzeuge, son-
dern ergebnis oder product des werfens (mit der erde), des
drehens (mit den schnüren), woraus die hügel, die borten
entstehen.
Uei allem dem ist der umfang des dativ, wie des instrumen-
talis im nordischen gröfser als in den übrigen dialecten.
sieht man die bedeutungen an, so ist im -nordischen kein ge-
nitiv wie in den deutschen dialecten, sondern dativ der sacbe
bei rathen, walten, gewohnt sein, vergefsen, sich erfreues,
antworten, schwören, versprechen, läugnen u. a. kein accu-
sativ, sondern dativ der person und sache bei weisen, anord-
nen, lehren, loben, grüfsen, aufnehmen, halten, verlieren,
tödten, verschwenden, wagen, hindern, schrecken u. a. we-
nige ausnahmen abgerechnet auch kein accusativ des objects,
sondern instrumentaler dativ bei wenden, richten, drehen,
t. ^ stürzen, wälzen, schwingen, wiegen, aufladen, lüpfen, unter-
^ tauchen, werfen, schiefsen, reifsen u. a. abgesehen von den
kurzen dativischen und instrumentalen Verbindungen, statt
deren wir schleppende präposilionelle constructionen gebrau-
eben müfsen. nicht alle verba die unter die angegebenen
Ober den nordischen dativ. 87
begriffe fallen geslattcn auch den daliv ; gleichwohl sind nähe
an dreihundert belegt die ihn fordern oder doch von rechts-
wegen haben.
Diese erscheinung aber dafs nicht alle verba die glei-
chen oder doch ähnlichen beginff haben den dativ zu-
lafsen^ den viele oder doch die meisten dahin gehörigen an-
nehmen, fordert noch eine erkiärung. was den wirklichen
dativ betrifil, so ist mir der grand in vielen fällen dunkel
geblieben weshalb bei gleicher bedeutung, oft bei gleichem
stamme, der accusativ jenen casns vertritt, warum hat bei
schaden skedja (1) dativ, aber skada (2) den accas. ? ist
letzteres beschädigen, warum nicht auch ersteres? dafs letz-
teres der zweiten schwachen conjugation folgt, ersteres der
ersten, kann die arsache nicht sein, da gerade die erste
schwache conjugat die offenbarsten transitiva bildet ; neyda{i)
nöthigen hat accnsativ, während naudga (2) dativ fordert;
hvetja (1) accusativ, und hvata (2) dativ oder instrumentalis. ^
lieber den Wechsel des accusativs mit dem instrumentalis,
welcher uns der gegenständ und stets accusativ ist bei den
verbis der bewegung, läfst sich fast durchaus ins klare kom-
men, das dunklere, wie warum reida schwingen accusativ
hat, warum es also heifst reidir bann upp pat sverdN. L.
157''. reiddi upp saxitFdL, 3, 450, während mit bregda und
so vielen anderen synonymen es stets lautet bregda sver^
dinUy das wird sich erläutern lafsen, wenn man die erschei-
nung im ganzen abgehört hat. ich stelle deshalb folgende
gegensätze bei ähnlichen bedeutungen zusammen, biegen
(beygja hreifoftn Fm. 2, 108. sveigja dlm den bogen, da-,
her spannen Fa. 2, 290. benda boga sinn N. L. 125*" also),
das gleichmäfsige beugen, bat accusativ. — neigen, sei es vorn
überbeugen oder nach der seite ziehen, ableiten, drehen
(hneygja höfdi; ha IIa r4tliy mdli; veila vatni) fordert in- «.
strumentalis ; ausbreiten (breida), ausstrecken {rMa höndS|iL ^
haisinn) accusativ. — auswerfen (kasia ackerum), ausstreuen
instr. ; aufsetzen, aufheben, niedersetzen, niederlegen, vor- HK* •%
legen {setja^ bera, reisa, leggja vpp^ nidr, Jyrir) acc. — <.
aufwerfen, überwerfen, niederstürzen, vorwerfen {bregda uppy
lypta^ steypay slöngva nidr^ bregda) instr. ; öffnen (opna) »
acc. — aufreifsen, aufwerfen (kippay gapa, yppa) instr*. ;
Au
ffi ÜIIER DEN llniDISCHeN DATIV. ^
ziebeDy aafziebeo, niederziehen (drega, rifa^ ^oga) aec. —
reifsen, anfreifsen, niedereifsen {kippa^ ^äja, hrycka, spret-
ta) inslr. ; endigen (enda, nkilja) acc. — abbrechen, abrei-
fwn {bregda, aUtä) inslr. ; treiben, vertreiben {rcka hiörd,
Ooüan) acc. — slofsen, verslofsen {hrinda^ stöckfya, {>er er
stökl nr landi^ inslr. ; führen, leiten, fortbringen {fmray kida,
flylja) acc. — loslafsen, kaufen, rinnen, fliegenlafsen (remtOy
hleypja, fl^gjo, sloppa, slä laasnm) mit instrumentalis. ans
diesen get^ensälzen, die sich noch vermehren liefsen, scheint
hervorzugehen, einmal dafs das objectiv der bewegnng nur
gerade dann besonders als ihr instrument aufgefafst wurde,
wenn die bewegnng eine schnelle und verhältnismäfsig mühe-
volle oder gewaltsame ist, wie denn snud von schnellen Wen-
dungen gilt, vinda von schwierigen (vinda fram bordum), und
wie dasselbe wort leggja als einfaches legen den accusativ
hat in hvartki kndtti hönd yfir annat leggja Helr. 1 1 , aber
als schwingendes auflegen den instrumentalis in lagdi bann
svipunni k h^stana Od. 4, 44. — und sodann, dafs unter
gleichen Verhältnissen des kraftaufwandes bei dem bewegen
der gegenständ dann mehr als mittel denn als object galt,
wenn die beweg ung noch ein ziel hat oder ihr die richtung
nach einer bestimmten seite hin inwohnt oder beigelegt wird,
dies zeigte sich bei dem gegensatz von beygjay sveigja^
benda zu hneigja, hallüy vetia^ hlidra; es ist auch der
grund weshalb eine so gewaltsame bewegung wie schütteln
ist {hristtty skaka, skclfa) stets accusativ hat, während
schon snüa um^ snua iil, das wenden nach einer seite hin,
instrumentalis nöthig hat, und ist endlich auch davon die Ur-
sache dafs in verbis die zwischen beiden casus schwanken
für den fall dafs sie mit einer präposilion zusammengesetzt
oder begleitet sind der instrumentalis vorgezogen wird.
MARBURG. DIETRICH.
► '
*■
^
8»
^m
••
ZWEI ALTE SCHWANKE.
1.
DAS HEISSE EISEN.
Ein wip sprach wider ir man
'daz ich din künde ie gewan,
des wil ich immer wesen vr6.
got hAt dich gezieret s6
an schoene unde an frümekheit, 5
und hat sd gar an dich geleit
swaz einem manne woi gezimt,
daz mir diu sorge den lip niml
die ich din vor andern wiben hän.
wasre din muot nu sd getan 10
daz du mich gewis tretest
daz du iht anderr wibe hselest,
daz wolde ich immer m6re
gedienen also s^re
daz du des selbe jsehest 15
s6 du die wdrheit saehest
daz nie dehein wip ir man
von herzen als6 iiep gewan. '
er sprach 'vi! liebiu minne min,
ich gere deheines wibes wan din. 20
du bist mir lieber denne Iiep.
ich si ein ungetriuwer diep,
hab ich deheine niwan dich.
s6 dir got, niht enzihe mich
j4 die H^iener pergamenthandMchr\ft 2705. — C die Heidelberger per-
gameni/iandschr(ft 341. — D die fFiener pergamenthandsrhrift 2S5.
Überschrift Ditz ist ein mere gut genvc Wie eio wip daz heize yseo
trvc C, Nu secbt mit weihen fugen Zway daz haiz eisen trugen D.
1. zu ir CD, 2. ie chuude D, 6. und fehlt A, 7. eim scbfta
man zimt D, 8. benimt C, 10. m. also g. D, 11. mir D,
ro. des g. t. C 12. anderre A, andrew w. iht D, 14. Dinen
D, 15. des fehlt D. selben C. 17. kein — ircn CD. 19.
liebe fraw D. 20. ichn ger C. keines wibes C, kainer D, den C,
22. ungemer C, offener D. 23. han C, kain D, deheinen C.
wan CD. 24. got Ion n. zihe D.
90 ZWEI ALTE SCHWANKE.
daz ich solhes iht tuo : 25
Aä bist du mir te liep zeo.
ich bin dir gerne bereit
aller der gewisheit
der du an mich geruochest,
daz du wol versuochest 30
daz ich dinen lieben lip
minnen wil für eiliu wip.'
si sprach 'unde luosl du daz,
sd wart nie dehein man baz
gehandelt von sinem wibe 35
denne dii von minem libe
gehandelt immer werden mnost,
ob du mir ein geribte taost
des ich dich wil bewisen.
trag mir daz beize isen 40
als lieb ich dir ze friande si:
da wil ich rebte kennen bi
weihe liebe du zuo mir hdst,
und ob du äne schulde bestdst.
des wil ich von dir niht enbern. 45
und wildu mich des niht gewem,
daz ist ein Ewiger bäz ;
s6 la;st duz niwan nmbe daz
daz dfi minnest andriu wip
und ahtest niht uf minen lip.' 50
Er sprach *diu rede ist äne n6t.
mir wsere lieber der t6t
denn ich erwürbe dinen baz.
ich tuon vi! gerne allez daz
25. sulchez C. nicht entao D. 26. zu liebe C, 27. breit J.
29. niochest D, 32. alle C. 33. getasta J. 34. kein C,
«im D. 35. 36 fehlen D, 36. danne C, 37. gf. so den w. m. D.
38. m. gewifsheit t. D. 39. Daz D, 40. trage j4C, 41. Ihsbe jt,
recht 1. D. 42. rehte fehlt D. sehen C, peseben D. 44. und
fehlt A. stast CD, 45. von dir fehlt D. 46. und fehlt A.
aber du mich es C, 47. isf ymmer mein h. h. 48. tustnz A,
niht wan C, newr T). 49. ander C. 50. enacht C. 53. davue C.
54. ich wil t. a. d. D,
ZWEI ALTE SCHWANKE. 91
da mit ich dir gedienen inac. 55
ichn wil weder naht noch tac
dir dines willen versagen.
ich wil daz isen iezuo tragen
dar umbe daz got bescheine
daz dich alters eine 60
mit triawen minnet min lip
und anders an dehein wip
nie gewan deheinen maot.'
daz isen wart zebant gegluot.
zw^ne steine warn da bereit ; 65
da wart daz isen af geleit
daz ez nach sinem rehte lac.
si sprach ' heb df unde Irac,
daz ich din triuwe ervar. *
der man neigte sich dar. 70
Aä het er einen gefäegen spän
vor in den ermel getan ;
den lie er vallen in die hant,
daz sin daz wip nibt bevant.
dar uf nam er daz isen. 75
er sprach *nu sol got wisen,
daz dir min lip noch min gedanc
noch nie getet deheinen wanc
und dir ie was mit triuwen mite.'
er truog ez m^ dan sehs schrite. 80
als schiere daz was getan,
dö bare er aber sinen spän
und lie si die baut sehen.
si sprach Meh wil dir iemer jehen
55. icbs peweiseD m. D. 56. dir weder C w. dir nimmer aia
t. D, 57. dir fehlt CD, dines C, des dein D, dinen /#. nibt
versagen €^ 59. Das g. damit b. D, 60. ich D. 61. lieb
ban dein I. D, 62. b. cbain ander w. D, 63. Noeb n. g. an-
dern m. D, 65. worden D, 67. do iz C 68. hebe C,
71. do b. j^. 7% vor fehlt D, 74. D. cz daz w. C. enph. D,
7%, peweisen D. 77. und m. D. dancb C 78 fehlt D.
79. was ie C. 80. dane me C. 81. Do daz scb. w. g. C, als
er d. bet g. D. 84. eimer A.
92 ZWEI ALTE SCHWANKE.
daz du dich wol bebaltea hast 85
und alles valsches äne sUst.
diu haut ist scboene als ein golt:
ich wil dir iemer wesen holl. '
er sprach 'des 16ne dir gol.
Uli ist min bet und min gebot 90
daz ouch du mir daz isen tragest.
ine statte niht daz du mirs versagest ;
ez muoz hie zebant gescbeben:
ich wil ouch diu triuwe sehen.'
si sprach 'trüt geselle min, 95
dar ZUG wil ich dir ze liep sin,
dazz icmer kome in dinen gedanc
daz ich ie geta;te debeinen wanc.
du weist wol wie mir ist,
daz du mir tusent stunl bist 100
lieber denne die s^le min.'
er sprach 'lä die rede sin.
du woldest mich sin niht erUn:
zwar als6 wirt ouch dir getan.
du kaust dich des niht entsagen, 105
du müezest das isen iezuo tragen/
Zebant erz in daz fiwer truoc
und gluote ez vaste genuoc
und leit ez da ez ouch t iac.
er sprach 'nu beb üf und trac 110
die wile und ez die hitze bat.*
si sprach ^'und ist des debein rät?'
'nein es entriuwen,' sprach er,
'du bebest dich envärlicb her;
du muost ez tragea als ich.' 115
85. eo(b. D. bewart C. 87. Deio D. 90. ist daz mein g. D.
91. du aacb daz D. treist ^. 92. icho C. icb weo «. H.
verseisl /4. 97. daz iemer j4, 98. dir ie C 99. doch wol C.
101. daooe CD. 103. duoe C. 105. dno eo k. C. sie CD.
106. dun eo m. C. must D. 108. sere g. CD. 109. da ez
ouch in 1. CD, 110. nufehU CD. 111. nnd fehii D, lU. «.
sp. ist iz kein r. C. Sein ist k. r. D. 113. sin j4. 114. wer-
liehe CD. 115. vnd m. CD. oneb icb C.
ZWEI ALTE SCHWANKE. 93 *
si spracb *" geselle, so bite ich dich
einer vil weniger gebe:
daz diene ich iemer unz ich lebe,
gewerst du mich der selben bete.
swaz ich dir liebes ie getete, 120
des gedenke hie mite
unde tuo des ich dich bite.
du weist wol, daz sich ein man
genuoger dinge enthalten kan :
er hat starken muot und starken Up; 125
s6 si wir swach und broediu wip
und miigen uns niht enthaben so wol.
die man sint gr6zer krefte vol:
des mugen si tuon unde Idn
und mugen dem dinge wider stAn. 130
daz wir der krefte niht enhän,
daz h4t got an uns getan.
des sol uns nieman verdenken,
ob wir etwenne wenken.
da von \ä mir vor einen man; 135
wan ich nie deheinen m6 gewan
Ane dich: des wil ich gote verjehen.
daz soltu an dem gerihle sehen.'
'daz wil ich tuon' sprach er.
'n& heb dich zuo dem isen her.' 140
si sprach ' trut geselle, tuo
des ich dich bite dar zuo :
daz gediene ich also
daz du muost iemer wesen vrö,
daz duz ie getete: 145
s6 ist euch iemer stsete
diu hcrzenliche friuntschaft
117. \\\ fehlt D, wenigen CD. 118. gediene C, tan D. die
weil n. 119. 120 umget/elU C. 121. D. dank mir D. 122. tu
no des C. 123. sich fe/iU D, 124. genüge 6', manig D, 125. das
zweite starken /eA/^ D, 126. swach und fehlt D. 127. enm.
C, enlh. niht A. s^ fehlt D, 13t). den dingen D. 131. hao D,
iZ2. fehlt Dy dafür nach 134 vü uns mit sfinden senken. 135. vor
fehlt D. 137. iehen C, 141. nu tu C, 145. du ez AD,
94 ZWBf ALTE SCHWANKE.
mit micheler Iriuwen krafl
und diu liebe die ich zao dir hän.
dii hast s6 wol an mir getAn 150
daz du mir noch zw^ne vor Usl.
Sit du wol an mir getan hast,
nu tuo wol vollen wider mich :
daz diene ich iemer umbe dich.'
Er sprach 'daz si getan. 155
du muost balde zuo dem isen gän.'
'lieber geselle' sprach siu,
'ich hän noch guoter pfunde driu
der du einen pfenninc niht enweist.
nu tuoz durch got allermeist 160
und nini diu selben driu pfunt.
ob dir ie ze deheiner stunt
dehein liep si von mir geschehen,
dar an soltil hiute seh^n,
als liep dir diu s^le si, 165
unde lä mir vor noch dri.*
Er sprach 'die wil ich dir vor län.
du hast der rede gnuoc getAn:
gespricheslu tälanc wort m6,
dune tragest mir daz isen 6, 170
zwAr ich tuon dir den t6t.'
d6 muost si swigen durch n6t.
daz isen nam si uf die hant
und wart als6 sftre verbrant
daz si schrei mit gr6zer ungehabe 175
'ow^ mir ist diu hant abel'
ein walis het er gebreitet
und ein tuoch dar zuo bereitet
148. inneclilicher C, luinnikr. D, (rewe C. 150. So hastu wol C.
80 fehlt D. zu mir C. 151. Ob — drey D, 152. tu J. zu
mir C. 153. So t. J). tun ^4, noch wol D. vollen /e^//
AD. 157. sie : drie C, lj9. einen pf. fehll J). 160. tu iz AI).
1C3. V. ni. d. I. //. 165. libe A, Als rechte lieb ich d. sei D.
so dir D. 166. mir uzen n. dri C, noch vor //. 169. (aUoc
fehlt D, kein w. CD. 171. deswar C, zwkr fehlt D. 173.
nams C. in diu b. D. 175. svoxev fehU D, 177—184
fehlen D.
ZWEI ALTE SCHWANKE. »5
und wolde si verbinden.
des bat si in erwinden. 180
si sprach 'waz hiifel daz bant?
mir isl diu hant s6 gar verbrant
daz si mir nu nimmer m^
zu nutze mac werden alsam ^/
Als er daz hörte unde sach, 185
uz gr6zem zorne er dd sprach
'hie ist din triuwe worden schin.
nu soll du des vil gwis sin
daz mir hiute dehein wip
unma^rer ist denne din lip; 190
und allez daz dir leit ist
daz wil ich tuon nach dirre Frist,
nü hast du uf dich geladen
beidiu lasier unde schaden.
diu wil ich dir helfen m^ren. 195
rehte als dii diner ^ren
unz her hast geschdnet,
als Wirt ouch dir geiönet.*
184. ZV frumen C. mac fehlt A, als C. 185. Do D. 186. gro-
zein fehlt D, 188. s. oucli des g. s. C, vil fehlt D. 189. fur-
paz D. 190. anmerre C, 193—198 fehlen D. 190. als du
der d. e. C, 198. also ^C. w. dir von mir gel. //.
2.
DER MÖNCH UND DAS GÄNSLEIN.
Ich hörte sagen ein msere
wie ein klöster wsere
rieh unde erbuwen wol,
als von rehte ein klöster sol.
ir gasthüs und ir spitAi 5
B die H^ürzhurger pcrgamvnthaudsvhrfft auf der unioersUätsbiblio-
thek zu München. — C die Heidelberger pergamenthandschr, Sil.—
iibersehrtft Von einem closter B, Ditz mere beizzet daz grnselin
Vnd sagt von eioem munclie vnd von einem magtein C 1. leb wil
evcb 8. C, %. das hie bevor C. 3. schöne C. 4. noch von r. C.
96 ZWEI ALTE SCHWANKE.
beten niht gesaUUa mil,
wan ze swelheo zilen der man
geriten ode gegangen kan,
der vant daz ezzen ie bereil.
minneclich und unverseit 10
gap man swaz si mohlen hin.
als sollen noch diu kloester slin.
ouch h6rle ich m^re von in sagen,
ir kl6ster warr underslagen
daz die niünche und ir gemach 15
selten ieman fremeder sach.
uns seit daz selbe maere
daz manic münech da wa^re
der selten für daz kldster kan.
Nä was dar inne ein junc nuin ; 20
der hete siniu ji^r vertriben
daz er dar inne was beliben
Sit daz er war ein kindelin.
des muost im unerkennic sin
swaz lebte in dem lande, 25
wan daz er ors erkande.
d6 kam ez zeinen zilen
daz der abl solde rilen,
und schaffen umb des kidsters dinc.
in bat der selbe jungeiinc 30
daz er in fuorte durch daz lant,
6. (las was gesellet io solche wal C 7. wai xv B, in C, das
der (\ 8. geode B, 9. d. e. vaDt C II. gaben si im C.
12. also BC narh 12 ir spise wart vor nienaot verspart Vnd wen
das tor verslozzen wart So was geboten an den lip Das man keiner
slacbte wip Imer lieze darin Si satiten nicht wan iren sin Daz sie be-
hielten ir leben Als iu zv rechte was gegeben C 13. ich hört
onch C. 14. Daz ir BC. 15. iren C 16. zv rechte vrendes
niemant s. C, 17. nns] vö BC\ ich sag ev selbe ein n. C.
19. nimmer onz C. 20. Da was onch inne ein janger C. 21. sin
iar also C. 23. von einem kleinen k. C. 24. nnerkennieh C,
onbekant B. 25. nach sage er k. BC, narh 26 das man die
solde riten BC. 27. daz waz bi d. z. C. 28. D. der apte riten
solde C. nach 28 Des wolt er nit biten i?, vnd nicht belibea w*lde C
29. und wolt schaffen des kl. d. B, Riten vmb sines kl. d. C 31.
f. nit im in die I. C.
ZWEI ALTB SCHWANKE. . 97
dar umbe, daz im würde erkant
die Site voq dem lande,
des er vil klein erkande.
der abt der gewerte 35
den münech des er begerte,
wan er in einveltigen sacb.
in disem sinne daz gescbach :
er gedäbte, wirt im erkant
beide liute unde lant, 40
s6 mac man im enpfelben wol
swes ein man pflegen sol,
und wirt uns ein vil nützer man,
alsus fuorle er in von dan.
sine knehte nibt vermiten, 45
mit ir herren sie d6 riten.
ir pfert giengen scb6ne enzelt,
d6 sie kdmen an daz velt,
swaz in vibes wider gie,
der münich nimmer verlie, 50
er sprach ie 'wie ist daz genant?*
der abbet der seit imz zehant
5 wie sin name solde sin.
ez waere rint, scbAf oder swin,
daz tete er im ze rebte kunt. 55
Dd kdmen sie in kurzer stunt
zeim bove dar sie wolten
und ouch dft bliben solten.
d6 sie der meier gesacb,
er lief gein in unde sprach 60
33. die recht C, 34. der er oicht C. 35. der g. B: da g. C,
36. Des der m. gert C, 37. io einem sinoe d. g. C, 38. er ge-
dacht, vnd wider sich seibeq sprach C. 39. vnd werdent im die
recht bek. C, 40. ouch die i. C. 43. uns fehlt C. 44. er ia
mit im d. C. 45. si sazen af onde riteo C. 46. die kloster levt
nicht vermiten C. 47. 48 umgestellt C. 48. nf C, 50. des
nicht y, B, 51. er fragt wie es wer g. C. b% daz ez im wurde
bekaot C. 53. oder wie C. 54. weren seh. rinder C. 55. d.
macht im der aple k. C. 56. si k. zeiner k. st, C, 57* do sie
hiB w. B, ZV einem meyer da si w. C. 58. Beliben vnde $, C»
59. 60. Der meyer des nicht verlie Sinen herren ^ enphie.
Z. P. D. A. VIII. 7
96 ZWEI ALTE SCHWANKE.
'got wilkommen, lieber herre mio,
und alle die mit iu hie sin ! '
als man in diu ors empfie,
der abbet unt der münich gie
zuo einem fiure an ir gemach. 65
als6 schiere daz geschach,
man zöch in abe sä zehant
ir schuohe unde ir obergewant.
Nu hete der wirt ein schoenez wtp
und eine tohter, der lip 70
was ze wünsche wol gestalt,
sie was wol zweinzic jär alt,
die ouch dort her giengen,
die herren sie enpBengen.
der abbet hiez sie sitzen nider. 75
däne wären sie niht wider,
sie sÄzen nider an die stat.
der münech den abbet aber bat
daz er in wizzen lieze
wie diu cr^ture hieze. 80
d6 sprach der abbet zehant
'diz sint gense genant.'
d6 sprach der münech *cr£de mich,
sd sint die gense siuberiich.
wie kumt daz wir niht gense hdn? 85
die möhten sich wol begiin
an unser kI6sterweide.'
des lachten si d6 beide
des Wirtes tohter und sin wip.
si wundert s6re daz sin lip 90
was s6 rehte minneclich
61. er sprach wilk. h. m. C, 62. m. evh kiiinen s. C. 63. ftrsek B.
64. m. vnd tpte C. 66. bi einer wile das g. C. 67. 68 ^hien C.
69. D. meyer h. e. w. C, 72. Vnd w. aehzehen C. 73. Tk ftk-
i9U C, 75. apte bat C. 76. seeht des w. C. 77. s. an der
selben 8t. C. 78. do den apte b. C. 81. sa zeh. C. 8). das C.
83. Crede m. spraeb d. moncb C, über cr^de micb vergUieke M^t^
sükrfft 12, 191. 7, 56;^. auch Stricker braucht den auedruck in einem
beispiei: bruoder sfraeb er, crftde micb. Scholl \, 266. 86. nv
m. si sieb C. 96. jmnder nam das s. 1. C 91. wer C.
ZWEI ALTE SCHWANKE,
unt daz er niht Terstäende sich
wie ein wip wsere genant.
den abbet vrftgten si zebant
ob der herre sinnic wxrt. 95
dd seile er in dia msere,
als ir ^ habet veromen,
wie der münich dar was kdmen
und wier erwahsen wsere.
als dd daz selbe msere 100
des Wirtes tohter bevant,
i6 gedähte si zebant
'er ist ein 86 b^rlich man,
disi war, ob ichz gefiiegen kan,
ich versaoche ob er diu wip 105
erkenne, ir namen unde ir lip.'
der rede si gedagete,
ir gedanc si niemen sagete
des si gedäht baete.
Nu wart ez also spaete 110
daz die berren sUfen sollen gin.
nü wolle der meier des nihl Mn,
er hiez in bellen nach ir site.
dft was ouch sin tohter mite;
si schuof daz dem jungen man 115
wart gebellet wol hin dan
von den andern verre,
dar umbe daz der herre
möhle haben sin gemach,
ndch sinem willen daz geschacb. 120
D6 man die berren geleite,
92. verslont C, 93. da wip C. 94. apte C* 95. ob er 8. C.
97. Vi! rechte wie er dar was bek. C. 99. vod fehlt C. \09.
do ditze s. m. C. 101. becbant C. 102. Si g. ir z. C*
103. Diu ist e. seiiberliober m. C. 104. Das ist war C. IM.
106. I. V. noeh heiDt ob sia lip Erkenoeo kan wie man die wip Aa
dem bette handeln soi. Er geviel ir harte wol C. 107. si stille g. C«
109. UO^hlen C. 111. Vota man sl. soide $. C. 112. Dar
Wirt der w. nicht enlan C. 114. do B. ^ 115. disem J. m^ ^.
117. V. d. apte v. C. 119. Sinen g. bet detter baz C. 120. §••
schaeh daz C\ 121« Do sieb d. h. do g, C-^^
7*
100 ZWEI ALTE SCHWANKE.
der wirt hiez gereiie
allez daz gesinde sMfen gän,
den herren ir gemach län.
der münech niht släfen mähte; 125
er het manege ahle,
wie ieglich dinc wxve genant
daz im des tages wart erkant.
diu juncfrowe oach unsläfent lac
mit gedanken der si pflac, 130
wie daz würde volbr&ht
des si da vor hete gedäht.
d6 die Hute eutsliefen über al,
d6 stuont si uf 4n allen schal
und sIeich zua sinem bette dar. 135
als ir der münich wart gewar,
er sprach zehant Vaz mac daz sin?*
'ich binz daz junge genseiin.
ich hän vrostes vil erliten:
herre, ich wolte iuch gerne biten 140
daz ir hin under liezet mich,
in der minne, daz ich
jht ervriese: hie ist ez kalt.'
d6 was der münech als einvalt
daz er si hin under lie. 145
in der minne daz ei^e.
i6 si hin under zuo im kam,
dd künde dirre junge man
mit ir lützel noch vil
daz man dd heizzet bettespii. 150
\2>2* D. w. hiez alda gereiten C. 1:^3. die ievt alle sl. r* C.
124. Die h. — han C. 1:^5. mochte C. \26. b. in siner achte C.
127. fin iesl. C, 128. als iz im was vor geoant C. 129. oiieh
fehlt C. ongeslaren B. 130. Vil mancher gedanck si do C.
131. wie ir wille w. C. 132. daz ß. als si ir e h. g. C. 133.
Die inncfrow sich do stal C, 134. Si kom dar an a. s. C. 135.
V. gieoch hin for sin b. d. C, 137. m. hi sin C. 138. st
sprach BC. 139. h. hie vr. v. gel. C\ 140. Vnd wolde eveh
herrt g. b. C. 143. erfrfir B. is ist h. C, wan hie ist B. 114«
als fehlt B. 145. si z^ im h. o. 1. B, 147. do hin ander C,
dar vnder B. zoo im Jhhlt C. 140. Weder wenik n. v. C. 150. do B^
JEWBI ALTE SCHWJtDKB. iOl
1
d6 künde siz ein wtoic baz.
mit guoter faoge schoof si daz
daz er in kurzer stunde
des selben spils begnnde.
der münech die gans brAhte 155
mit flize, wan in ddhte
im wasre woi und dennoch baz.
als6 lange treip er daz
unz si des tages sich versach«
Ab stuont si df nnde sprach 160
*nu sult ir nimmer Tcrjehen
des von uns zwein ist beschefaen.
würde ez dem abte kant,
man t«te uns beiden sä zestunt
den vii grimmeeiichen t6t.* 165
vii tiure si im daz gebftt
daz erz geseite nimmer man.
daz lobt er and gie si von dan
an ir heimliche.
ir ftiuot was fröudenriche 170
daz si was dannän komen unt dar
daz ir niemen wart gewar.
Dd si kam an ir gemach,
dar nAch vii schiere daz geschah
daz df begunde gAn der tac. 175
dar nach ouch vii unlange lae
der abbet und der miinich dA.
si schuofen ir dine iesi
durch daz si wären komen dar.
fehlt C. 151. doch C. ii%. gaten fogea C. 154. spiln B.
155. das geosel C. br&t B. 156. in des d. C. 158. tribaa
si C. 159. IAO. Das si des daoeht es wer tak. Si stant af uode spraeh
Welt ir haben mer salchen gemach C, 161. So s. Ir n. man v. C
1A9. Was ander ans beiden ist gesch. C 163. Vnd w. C. bekaif C.
164. Br tet C, t6t ans beide sam B. sasehant C 165. Ifleht
wen d. grimmigen C. 166. verbot C 167 — 17^ fihUn C, Ift.
•ifekli B, 174. hie so seh. C 175. Vnder des gie nf d. I. C.
176. Der apt oneh nicht lenger 1. ۥ 177. Br stand nf a. sehif
sines klosters dineh C, 178. Br n. der selbe iangellaeh C, 171.
Dir aad^ si komea d. C
102 ZWEI ALTE SCHWANKE.
dd si daz geschuofen gar, 180
zebant si wider heim riten.
die kldsterliute niht venniten,
dd si heim wären komea,
der junge miiaech wart her genomen
unde fragten in zehant 185
wie im geviele daz lant.
dd begunde er in verjehen
daz er wol hsete gesehen
vii dinge in dem lande
des er i niht erkande. 190
des gelachten si vil,
sin rede was ir aller spil.
iedoch pflac er der kündekeit
daz ir keinem wart geseit
wie im des nahtes üf der vart 195
diu junge gans zuo teil wart.
daz hal er sire, als si in hiez;
nieman er daz wizzen liez,
NA was ez vor der b6chzit
diu in dem winter lit 200
und wibennaht ist genant«
der abt besante zehant
keiner unde koche,
er sprach 'uns nAht ein wocbe
daz wir singen müezen unde lesen. 205
nd sult ir herren flizic wesen
daz ir uns ein Wirtschaft gebent.
so die liute mit arbeit lebent,
sol man ir pflegen deste baz.'
die herren lobten alle daz. '210
Der junge münech stuont ouch dft bi.
181. Si sazen of a. riteo C, 184. w. vernomen C. 185. Si
b^goodea in vragon vii C. 186—191 /9hlen C, 194. D. er
njmant nicht eoseit C. 197. i^ fehlen C. 199. Diu getchack
vor einer h. C. 200. 0. noch C. WU V. die winaelite sint g. C.
202. Ol apte sich besant C. 203. Beide k. n. koch C. M4. ne-
hent C, 205« m. vii s. n. 1. C. 206« ia der herren B, ir alle C.
W. Vnd schnU vns e« w. geben C, 208. Die wile d. L in a. l»-
ben C, 209. So sol B. Das man ir pflege C. %\U oaoh
ZWEI ALTE SCHWANKE. 103
*sit daz iuwer wille si,
daz wir voUez ampt süllen h&n,
sd sult ir aimmer verlän
müg ez au iuwere staten sin, 215
ir schaffet, lieber herre mio,
daz ie dem man ein gans werde:
sd geschacb uf dirre erde
nie dekeinen liuten baz.*
der abbet vienc der rede baz : 220
er biez in swigen. daz gescbacb.
dar näcb er aber schiere sprach
'gense daz ist ein Wirtschaft,
ob aller Wirtschaft ein ilberkraft
die in der werU ieman gewan/ 225
der abt sprach zuo dem jungen man
'bruoder, tuot die rede hin«
wft habet ir iuwem sin
und iuwer witze hin getAn?
nu müget ir iuch doch wol verstau 230
daz wir niht fleiscbes ezzen.
ich will mich des vermezzen,
ir miizzet der rede buoze enpfftn.*
er biez in balde dannen g4n.
des getorste der münech Iftzen niht. 235
er sprach iedoch 'swaz mir geschiht,
gense, der die möhte bän,
waeren guot und woIget4n.*
hie mite wart er hin vertriben.
die andern alle d& beliben 240
und schuofen umbe ir lipnar.
fehlt B. 212. cp sprach BC. daz fehlt C. 213. Ir — wel-
let C. 214. immer C. 218. so wart v. der e. B. 219. keio B,
220. Der r. gevie d. spte h. C. 221— 224 /eA/en C. 227. Bya
br. C, 228. wa hin B. we wa tet ir C. 229. oder C. 230.
Selber m. ir e. v. C. 231. fleisch C. 233. baz dar umbe e. C
234. gea bin dan C. 235. D. torst er verl. o. C. 236. ledoeb
spr. er C» 237. wer C. Gftt wereo g. d. sie mac b. B. 238. wm-
reo fehlt B, Die w. minaenelieb getan Gense und lange genselia
Mögen wol gute spise sin C. 239. Der ivnge nnneb w. de v. (7.
240. alten a. do C,
104 ZWEI ALTE SCHWANKE.
dar nach salzten si gar
beide ir singen unde ir lesen,
wer des meister solle wesen.
dd daz aliez wart gesal, 245
der abbel im gewinnen bat
aber disen jungen man.
er fuorte in von den liulen dan
an sine heimliche.
er bal in ffizicliche 250
daz er im verjaebe
wä von diu rede geschsehe
daz er der gense begerte.
der mönech in des gewerle.
dö er s6 liure warl gemanl, 255
s6 verjach er im zebanl
rehl der gense wftrheil,
als ich iu ^ hftn geseil,
wie er die gans bin under lie
und sich die naht mit ir begie. 260
dd daz der abbet bevant^
trureclich er sprach zehant
'leider mir, A& bist betrogen:
ich hän dich selbe verlogen.
cr^de mich, ez was ein wip. 265
din vil sinnelöser lip
der ist wibißn bi gelegen.
ich solte din baz hftn gepflegen,
sd haßte ich rehte getAn.*
buoze hiez er in empfftn. 270
U2. Dar umbe si waren komen dar C. 243. Vnd umb ir s. v.
Qmb C. 245. allesamt ^esebach C. ^esaipt B. 246. Der apt
ZV eiDem maneb spracb C, 247. Bringet mir den C. 248. Den
f. er verre bind. C, 250. beswert in tongenl. C. 251. Er
apffacb na sagt an C, 252. Von wem die rede quam C, 253. Das
do der gans bast begert C, 254. D. jonge m. in do gewert Den
apt alles des er an in gert C. 237 ' 260. Wie im des naehtea vf
der vart Die jnnge gans ze Uil wart C. 261. Als is dem abte wart
bekant C, 263. ir sint B. 264. f selbe B. vberlogen C. 266.
fwtr B. 267. D. bat bi wiben B. 268. fwer B, 270. be-
stan C,
\
ZWEI ALTE SCHWANKE. 105
daz geschach nach siner bete.
doch wsen ich er im unreht tele:
wan waz er sänden iä gewan,
da was der abbet schuldec an.
haete er im die wärheit 275
rehte und äne spot geseit,
er haete sich lihte baz behuot.
spot und lüge ist selten guot:
si sint sünde und ouch un^re.
waz sol ich Ak von sagen mftre 280
denne ich hän aihie getan?
ez ist min gioube und hAn den wän
daz ze Swäben noch der münche si
vil lihte zwftne oder dri
die diu wip erkennent baz. 285
gedienten die ir meister haz,
die büezen ouch, daz ist min rftt.
hie mite die rede ein ende hat.
271—274. Die iaist er nach s. gebot Eseo solt im doch sio kein spot
C. 275. Wan h. C. 276. Vngclogen n. B. 277. So hct er
sich b. b. C. 278. Liegen o. triegen C. 279. Is ist C. doch
B: fehlt C, ao ere B. 280. W. mac ich ev s. C, 281. 282
fehlen C. 283. Das noch zv Drahou si C, 284. Zw. manch o.
d. C. 285. dio] ouch C. 286. Verdienent die irs apte haz C.
287. Die werben vmb tr hvlde daz ist min r. C. 288. dai mer C.
Stuttgart 1848. FRANZ PFEIFFER.
106
4
DEUTSCHES DES X— XII JAHRHUNDERTS
AUS MÜNCHENER HANDSCHRIFTEN
MITGETHEILT VON J. A. SCHMELLER.
A.
Bruchttüeke von homiUen.
1. membrane am deckel eines incunabeidruckes.
unde uuanda du e
imfahen scoltost tri
cigualtez uuuocher.
daz tu auar no impha
best sehscig^altiz'^*
Ein ieuuelih
mennisco tdo ande
remo daz er imo selbe
mo uuelle. uuanda
da firgeben uuer
den. in demo iun
gesten sunes taga.
Nu intheizes tu
uns neheina sicher
beit uone danne.
Nu saga uns uuaz
ist aua. daz tu un
sih uuola beizest
Vorderseite.
let er sih aoar mit
sundon. ^
imo firziben des
er bitot. unir ne
intbeizen imo auar
neheina sicherebeit.
Der unola lebendo
der dennob ke
sunder riuuesit
rUckseite.
teila. uone disen ai
ien sol sih der men
nisco behuoten. un
de scol kesunter
riuueson. uuanda
er ne uueiz übe imo
diu riuua odar diu
pigibt. kelazon uuer
de. in sinera hina ferti,
2. andere membrane desselben incunabeidruckes.
Vorderseite,
da enez fiur ist un
kelutterot. daz daz lut senftere denne debe
tere Bur odar nietb. iniz uurte in dirre
DEUTSCHES DES X— Xü JAHRHUNDERTS.
107
odar auar luccil aa uas
uindet ze brenneane.
Vbe uair gote nieth
danchon in demo trv
besali. noh die sunda
ne losin mit guoten
uuerchen. so birn nuir
da unde übe si ne
auar getan haben
so riuneson si lAmer.
unde ne kestillen
niomer mit guo
ten uuerchun ze
losennen die taga
uuelichen sunda
Mit den minneren
sanda irloset ma
uuerlte. Vnde sit
uuir hie furhton
ze einere uuise daz
zegenclicho fiur. uuan
da ne furhten uuir
ouh danne daz euui
ge fiur« Tie die hou
rückseite,
nige mit .... übe
len uuerchun keuuir
serota. so buozi ouh
offanbari. daz er si ke
bezzeri. Nu ne dunche
iu ummathlih noh
suari. daz ib in nu
rate daz uuir unsera
sela irstorbena in den
sunda klagen samo so
3. membrane eines andern incunabelsy andere schrt/l.
Vorderseite.
die racha. Ti uuam burigan. die uua
die kidnlt
leidir iuzii
haben
uuir uns daz
liehe haben uuellan daz
uuir sa ein uuort nieth
firtragen ni uuellan. uuir
ni rehaniz unte da uuir
die racha nieth kileistin
magen. da dr6 uuir si
ava
ren dero heidin . der
diu anderiv
dera gienc
ingagine ein uuib
diu nnas michelera kiloube
unte kidnlte unte die
muote . so dizzi eugliv
zelit . diu biet ein tiufal
suhtige tohtir umbe
die anruofte si den
rückseiie.
choih. uuanda si kiloupta unte dero
daz er si heilen mähte mit Diu ire tiufilsuhtiga tob
sineo uuorten. Dezzi uuib ter dere si da pat der
108 DBOTSGHES DES X— XII JAHRHUNDERTS.
diu pezicbinet die heiligen heili uona gotö diu
chrisünheit dia dir kisame zeichinet in dera heili
not ist uone den heidinen. xpinheite ein iteoe
unte unilliclichen mit gote üb suntare. der dir
aolstet in dera heiligen kiloube firmanit dei kipot
Daz selbi nuib gienc rehto no sinis scepharis
na dera burga tyro diu dir kant sib unter tan ha
fristet uuirdet angist. uuante mo diabolo. unte
B. • ;
Aus dem lat. cod. 18937 {Tegernsee 937)
als anhang »um Tonarius des Bemo von Beichenau. mit
einigen abweichungen von dem Sanctgaller und dem Leip-
ziger texte {Gerbert Script, de musica 1, 101, Bericht der
deutschen gesellschaft zu Leipzig vomj, 1836 s. 56 — 60).
bL 295^. An demo regulari monachordo vaerden ze erist
finfzeben baobstaba füre also manigen seiten. vnde si F der
niderosto füre den lengist^n seiten. der Proslambanomenos
heizit. nnde si daz oborosta . F • der chorzisto seito . der
Nete heizit . unde si daz mittera . F . mese . der zui ualti
lengi habe gagen Nete . nnde si dar {so) erera . B . licbanos .
der tri ualta lengi habe gagen Nete . unde si proslambano-
menos der fier ualta lengi habe gagen Nete. Tara nah teile
nete in abte teil, unde sezze füre in den ahtoden teil sinero
lengi . so ist dar Paranete . der mit . E . gezeicbenet ist.
Ten selben Paranete teile aber in ahto {so) teil • unde fiire sezze
imo den ahtoden teil . so/st daz trite . der mit • D . ge-
zeicbenet ist. So fahe aber ande {so) churzisten Nete . unde
teile in in driu . unde füre sezze imo den dritten teil sinero
lengi . so habest du nete diezeugmenon • der mit . C . ge-
zeicbenet ist. bL 296. So teile aber in zuei den cbureesten
nete . unde füre sezze imo den halben teil sinero lengi • so
habest tu Paranete diezeugmenon . der mit . A . gezeicbenet
ist. Ten selben teile in ahto teil . unde füre sezze imo daz
ahtoda . so habest tu trite diezeugmenon . der mit . A . ge-
zeicbenet ist. Tara nah sib uuio lanc nete diezeugmenon
si . unde füre sezze imo sinen dritten teil . so habest tu
DEUTSCHES DES X— XII JAHRHUNDBETO; 109
paramese » der mit . G . gezeichenet isti Temo folget me&e
der mit . F . gezeichenet ist . der deroo charcisten nete ia
zai oaltero geroubi inquit . uuanda er zui oaltero lengi ha-
bet . also imo ouh tie andero so uilo gerobor ioquedeat . so
uilo so si lengeren sint. Tara nah füre sezze mese . sinen
ahtoden teil . so ist daz lichanos meson mit . E . Temo
furi sezze ouh . sinen ahtoden teil . daz ist parypatemeson
mit . D. So teile danne paramese in zuei unde füre sezze
itoo sinea halben teil . daz ist Ypate meson mit . C. bL 296**.
Nah demo ist lychanos ypaton mit . B • der driualta ge-
roubi habet gagen demo charzisten nete . uuanda er driualta
lengi habet. Sezze danne füre lichanum sinen ahtoden teil,
daz ist parypateypalon . mit . A. Nim dara nah den drit-
ten teil des ypate meson . unte füre sezze imo . daz ist
Ypateypaton mit . 6. Sezze aber demo selben ypateypaton
sinen ahtoden teil füre . daz ist proslambanomenos mit ^ F.
der fier ualt gerobero ist denne der churzisto nete uuada (so) er
fier ualt lengero ist. Noh danne füre sezze Proslambano-
meno (so) sinen ahtoden teil mit . F . unde habe mit diu gezei-
chenet den sehzehendun selten ane namen . daz primo tono
dar ne gebreste sinero gerobustun Intun. Sus licha mazza
habet daz reguläre monocordum in diatonico genere. Uuio
hil * si uuesen sule in chromatico genere unde in armonico
daz Herne in musica boetii. bL 297. Diatonicum ist echert
nu in usu . daz chit tia einun slahta sanges uobet man nu.
unde diu ist nu genge . also ouh iu ena zuo auaren.
* avgentchefniich vertchrieben ttati lih.
c.
Fragment aus Notier de ly tonis.
aus einer hs. aus dem stijt Niedermünster in Regensburg.
vollständiger abgedruckt aus dem Sanctgaller codex 242
in V. d. Hagens denkmalen des miltelalters 1, 2, 25 — 31.
bL 75*. lichemo mile . föne dero zungun uf. So nim &ber
dia Tristan . unde \k an iro lengi före . den halben teil
iro uuiti . unde tftiie sia in driu teil . unde gib tero
zu^i teil dero finftun . Daz ist iro lengi . Nim dira nah .
HO DEITTSCHES DES X--Xn JAHRHVNDBim.
selban dia finflAn . unde lA an iro 16ngi fore . den ah
toden t6il des di&melri . undo teile sia in niun tAil .
unde gib tero ihtouain d^ro sehslun . Dära nfth miz
tia sibenddn • bi dero fierdun . Ik an d6ro fiftrdan före .
den dritun t6ii . des diam^tri . unde t^ile daz inder
in fieriu . nnde gib tero drin dero sibeudan • Danne
miz tia ihtodän . bi dero ftrestfin . \ä an d6ro 6ristAtt
före . so udio uilo des di&metri si . daz quid lä fore .
alla dia uuiti . nnde t6ile daz ander in zuei 6ben mi
cheiiu teil . unde gib
das übrige, fast die hälfte des blaties, abgeriften.
bL 75^. diametrum ubere . Aber diu ^rista . h4bet fier len
gi d6ro finftozehendun . unde d4ra übere drin
diimetra . Vbe dih uunder ist . Zia iro dria sin .
naLs ^uei ih gibo diris rationem . Wända so man
an dero eristun förelazet ein di&metrum . unde
si nobtanne dupla 6 gägen d^ro ahtodun . diu
iro simpla ist . unde kher dero lengi . fore f^Ia
zenemo diämetro . halbiu uuirt dero finftoze
bendun . so ist dero ähtodun n6te zui ualt . tanne
d6ro finflozebendun . unde ein di&metrum . unde
d^ro Eristun n6te fier ualt unde zuei diametra .
Ane daz erista diimetrum . Vuil &ber der organic^
füre sipenzeben . aide sehszeben selten buobstaba
folliu drin älpbabeta m&cb6n so söl er daz dritta
m6zen näb ti6n 6rer6n zuftin . also er daz
ander maz näb temo Fristen.
das übrige der seile ist auch in der Sanctgaller hs,
leer, aber von dem anfange dieses fragnientes hat die
Sanctgaller hs. wohl noch fUrfmal so viel als es selbst
ausmacht.
DEUTSCHES DES X^XII JARRHDNMnrfM^ Itt
D.
Geisih'cke rathscAläge.
auf zwei pergamentstilcken, deren eines am deekel einer
hs, (nr 24538)^ das andere später an dem eines incttnabeb
gefunden wurde, sie sind augenscheinlich einer stelle des
Gregorius M, nachgebildet, die nebst andern ähnlichen
hier diesem deutschen texte ongeßtgt werden,
wid' drici
Vbi du uradriz dolen uuellest uone dine
mo nahisten ana uuideruehtunga . so pilde abel •,•
Vbe du kehiter mit reinemo maote
uore gote ken uuellest . so pilde enoch-,-
Vbe ^^ gotes uuillen . füre dinen uuillon sezzen
uuellest . pilide noe^
Vbe du keborsame uuellest sin . so pilide den herren abrahä y
Vbe ^^ guota site uuellest haben . so pilide ysaac *,•
Vbe du ana dir ke"boren uuellest die fieissli
eben kispensta • so pilide ioseph-,*
Vbe du mammentiger unta kedultig
uuellest sin . so pilide moysen-,'
Vbe du rechare sin uuellest des gotes andon . so pit fineen*,-
Vbe du in zuiuilichen dingen festen kedin
gen in gote haben uuellest • so pilide iosue*,-
Vbe du daz haz dines fiandes in minna pe
oberen uuellest . so pilide samuele^
Vbe du dinemo Bande Üben uuellest . so du
imo scaden megest . so pil'de dauid-^*
Vbe du starcho arbeiten uuellest . so pilide iacob^
Vbe du frilichen gotes reht chosen uuellest
mit den forsten dere uuerlte . so pilide iohanne baptistä ^
Vbe du durch got dinen lichi
namen todlichen uuellest . so pilide petrü-^*
Vbe du durch got firnamen uuellest dia
unerltlichen unider uuartiga . so pit paulü .
Vbe du inzundet uuellest uuerdun in
dere gotis minna . so uolge iohanni eugüst^*,-
Vbe du keduilig uuellest sin in trübe sale .
so pil'de ich. Hec sunt dona sps sei .
112; MBTSCHBS DBS X^XII JAHRHUNOKITB.?
die sQi Jbeteilit uuMeo unter die patriarchas
In adä nuas der keist des uuistuomes^
In noe der keist dere fimunste -,• In abrahä
keist des rates . In ysaac keist dere starchi*^
In iacob keist dere keuuizde . In moyse
ke'st dere gnadigheite • In dauld keist
dere gotis forhtin . Disa keba alla uuo
neten in xpo ihü insament . Mit sine
mo uuistuome scuof unta irlosta er un
sih . unda screib unsera nam" in den himeluni^
Ex Gregorii moralium in Exechielem libri secundi homi-
liae tertiae disiinctione 21. Edit. Congreg. S. Mauri
Fenetiis 1744. tom, 1, 1388.
Ad servandam itaque tnnoeentiam etiam laesi a proximo perdarare
in hamilitate festiDamus ? j4bel aale ocolos veniat, qai et occisos a
fratre scribitur, et non le^itar reiactatas. Mentis munditia etiatn in
coniugaU copvla eligitur? Enoch debet imitari qai et in codIq^o
posilas ambulavit com deo et non ioveniebatnr, qnia traostolit ülam
dens. Praecepta dei festinamjus praesenii noslrae utiUtati prae-
ponere? Noe anle oculos veniat, qui cura domestica postposita ex
inssione omnipotentis domini per centum annos ad arcae fabricam vixit
occnpatai. Subire obedientiae virluiem nitimur? aspicere Abraham
debemus, qui relicta domo, co^natiooe, patria, obedivit exire in loean
qaem acceptnras erat in baereditatem : et exiit nesoiens quo iret: qoi
paratns extitit at pro aeterna haereditate dilectnm qaem aceeperat
occideret baeredeni. el quia anicnm domino offerre non distulit, uni-
versam mnltitadinem geotium in semine accepit. Morum Mtmplicitas
placel? Isaac ad mentem veniat, qoem in omnipotentis dei ocnlis
vitae snae tranquillitas oroavit. laboriosa fortitado nt obtineri de-
beat, qaaeritur. Jacob ad memoriam dnoatar, qai postqaam scivit for-
titer servire bomini, ad eam qooqae virtutem perdactas est ut noo po>
taisset a iuetante angelo saperari. Conamur earnts illeeebram vin-
eere T Joseph ad memoriam redeat, qoi tentanle se domina stodait car-
eis continentiam etiam cam vilae periculo costodire. onde factum est,
ot quia membra sua bene noverat regere, regendae qaoqne omni Ae-
gypto praeficeretar. Mansueiudinem atque palienliam obKnere qvae^
rimusT Moysen ante ooulos dedacamas, qoi exceptis parvalis ac ma-
lieribas sexcenta miiiia armatoram regens mitis fuisse describitor su-
per omnes homines qai habitabant saper faciem orbis terrae. Recti-
tudinit %elo contra vilia accendimur? Phinees ante ocolos dednea-
tar, qui coenntes gladio transfigens castitati popntum reddidit et iram
dei iratus placavit. De spe omnipotentis dei praesumere in dubiis
DEUTSCHES DES X--XÜ JAHRHOMDHH'iMI HS
quaerimus? losue ad memoriam revocemas, qni dom dnbi%':^9itfaiiiiBa
certa mente snbiit, ad victoriam sine dubietate ^rveoit. Jam men-
tu inimiettias ponere ettpimvM in behignitate mitmum diUtare? Sa-
muel in co^itationem deducatar, qui de principata deleetips a popolo,
com idem popalas peteret nt pro eo doiniao preces effondisret, respon-
dit dicens 'absit a nie hoc peccatum in domiuo, ut cessem orare pro
vobis.' culpam quippe vir sanctas perpelrare se credidit, si eis qaos
adversarios perlalerat usqae ad deiectiooem, beni^nitatem gratiae non
reddidisset in prece. qui rursns cum inbente domino mitteretnr ut
David Hogeret in regem, respondit 'quomodo vadam? inveniet enim
me Saul et occidet me.' et tamen quia Iratum deum eidem Sauli cogno-
verat, iii taoto se luctu afflixerat nt ei per se dominus diceret
'quoosque tu Saulem luges, cum ego ilium abiecerim?' pensemus ergo,
eins animnm qnantus ardor caritatis inceoderat, qui et ilium flebat a
quo timebat occidi? Cavere autem votumtts quem timemusf soUi'
cita nohU mente pensandum est, ne si locum fortasee reperimus,
malum pro mafo reddamus ipti quem fugimus. David ergo ad me-
moriam redeat qni persequentem se regem et invenit ut poluisset oc-
cidere et tamen in ipsa feriendi potestate positus elegit bonum quod
ipse deberet facere, non autem malum quod ille merebatur pati, di-
cens 'absit a me ut mittam manum meam in Christum domini.* et cum
idem Saul post ab hostibns fuisset interemptas, cum quem persecutorem
dum viveret pertulit, flevit occisum. Errantibus huius mundi pofen-
tibus libere ioqui decemimus f lohannis auctoritas ad animnm reda-
catur, qui Herodis nequitiam reprebendens pro verbi rectitudine oe-
cidi non timuit. et quia Christus est veritas, ipse ideo pro Christo,
quia pro veritate, animam posait. Carnem tarn nustram pro deo po-
nere in morte JettinamtieT Petrus ad mentem veniat, qui inter fla-
gella gaudet, qui caesus principibus resistit, qui vitam suam pro vita
despicit. Cum mortis appetitu disponimus adversa eontemnere? Pau-
lum ante ocoios deducamus, qui non solum alligari, sed et mori para-
tus pro Christo non facit pretiosiorem animam suam quam se. Sue-
cendi cor nostrum igne caritatis quaerimus? lohannis verba pense-
mus, cuius omoe quod loquitar caritatis igne vaporalur.
j(4us cod. tat. Mon, 3739 (12. jh.) bl. ö, am rande.
Gregorius (in suis moralibns) dicit: ad ostendendam innoeentiam
venit Abel, ad docendam actioois munditiam venit Enoch. ad In-
siouandam longanimitatem spei et operis veoit Noe, ad maoifestandam
oberlientiam venit Abraham, ad demoostrandam coniugalis vitae ea-
stimooiam venit Isaae. ad insinuaudam labnris tolerantiam venit la-
rob. ad repeodendam pro malo boaae relributioais graliam venit /o-
seph. ad ostendendam maosuetndinem venit Moyses, a^ inTorman-
dam contra adversa fiduciam venit losue, ad ostendendam inter ßa-
gella patientiam venit et lob.
Z. F. D. A. VIII. 8
114 IHnnrSGHES des X— XU JAHRHONMRiB.
Clm. 5978, bl. 44.
Abel mori pro iostitia, Enoi pietatem^ Enoek mandltiam, Lameeh
regovm, Noe rectitadiDem, Sem verecoodiara, Eber slabilitatem, Mei-
ehUedeeh devotionem, Abraham fidem, Lotb hospitalitatem, leaae obe-
dieotiam, laeob toieraotiam, loseph castitatem, Moyses BansnetadineBy
Finees zelnm, losue coostantiain, lob patieDtiam, Gedeon fidentiam,
Samuel temperaotiam, David bomilitatem, Salomon pradentiam, ^se-
chias observationeiD, losias religionem, BeUas abstiaenUam, EHeeus
boDorificentiam, Isaias sanctitatem, leremias sioceriutem, Ezeehiei be-
nigoitatem, Daniel fidelitatem, ires pueri laadationem, Tobias eleemo-
sinam, Hetzer honeslatem, ludt't modestiam, Maehabaei flafferentiain,
virgo Maria bBmililatem castitatem, lohannet poeniteDtiain, Ckriehts
caritatem nobis praesignaveraot.
sec. XV. Clm. 5015, bl. 77.
Perfidns aspiciat Petrum^ praedoqae Latranem,
cmdelis Paulum, qaem pnngit cara Mathaeum,
2Uichaeum capidns, immoados cave Mariam.
hos devs exemplam mondo concessit habendom
nt post delictom redeat peccator ad Denm (aevumT)
E.
tVegen ähnlichkeit des Inhaltes werden hier, obgleich jün-
gerer fq/sung, folgende stücke aus Clm. 4616 sec. xn^xni
angeschlofsen.
E 1.
bl. 52. Dise sint die oamen die du in dinem mute haben
scolt ze allen ziten.
So du morgens ufstesty sant Michaelem habe in dinem mute,
du wirst allen den tac fro.
So du den tonr hörest, sant Gabrielem habe in dinem mute,
so ne wirret dir niht.
So du inder gen wil, sant Raphahelem habe in dinem mute,
dir wirt der wec ringe.
So du izest oder trinchest, sant Raguelem habe in dinem
mute, so wirstn genuhtsam.
So du in einem zwivel bist, Barachielem habe in dinem mute,
ez wirt dir allez geoffenot.
So du ze wirtscheften chomst, den enget Pantassaron h. i.
d. m., dir chumet elliu Yr5de.
Urielem hab in dinem mute, widar viant so gesigestu.
DEUTSCHES DES X-XII JAHRHONMCRTS. - 115
Barachielem hab in dinem mfite so du ze gerihte chamsi,,
ez erget allez nah dinem willen.
So du in daz schef tritest, habe in dinem mute Urielem unde
Tobielerny du verst vrolichen.
Umb6 dine not hab in dinem mute den engel Orielem un
sprich dinen pater nosler un die vers Blasien. lesu Christa
verus Deus noster per orationem servi tui Blasii festina in
adiutorium meum.
E 2.
Swer vazzet oder mazet einen dürftigen in ere sant
Erasmen, siniu dinch ergent im wol in dirre werit.
Von den almusen du wis gewis swar du verst . ob du
disiu almosen gist, daz du gut geverte hast, ein almusen in
ßre des hailigen weges den got hince himele vur, daz alle
dine wege gerihtet werden vridelich. Zwai almusen in 6re
des oberisten hirtes, daz er über dich geruche ze wachen mit
wachlichen sorgen un über dine liute. Driu almusen den
hailigen hirten. bit si daz si dich behalten mit hirllicher
räche. Den vier ewangelisten gib vier almusen, daz du die
du hinder din {so) last behalten vindest.
bl. 53. Gib driu almusen den drien chunegen, daz si dich
an den wech laiten des hailes nii gut geverte machen, ain
almusen in ere des weges des vrides den got sinen iungeren
gap, do er sprach minen vride gib ich iu, daz si dir vride
machen ze den du varen scolt. Swer in iares vrist disiu
almusen git umbe sine sele oder umbe sines vriundes sele,
der wirt zewar erlost, ain almusen in 6re der ainech^it
unseres herren, diu was vor anegenge der werlte. daz an-
der almusen in ^re siner unzallicher gute, daz er durch uns
geruhte geborn werden, daz drite in ere siner denmute daz
er durch uns wolte get6fet werden, daz vierde in ere siner
barmunge. daz er durch uns erstarb nii ger&hte begraben ze
werden, daz fünfte in ere der genaden daz .er ze helle ruhte
chomen losen die in den nolen waren, daz sexte in ere si-
ner urstende siner ufverte un der chumfte des hailigen gai-
sles. daz sibente in ere sant Marien, daz ahtode in ere
sant Michaelis un aller engele. daz niunle in ere sant lo-
hannes des hailigen tofares un sant lohanoes evangelisten un
8*
116 DEOTSCHBS DBS X— XH JAHRHDNDBRTS.
sant Peters un aller boten, daz zehente in ere sant Stephans
an aller marterere. daz ainlifte in ere sant Martines an
aller bihtä^.re. daz zweifle in ere saut Margareten ande
aller magede ah aller hailigeu.
Swer durch sin selbes not oder sines vriandes mit gotes
hilfen daz vrumet, der si des gewis daz im sines antrosles
schiere trost chumet. Aller erst warche aine cherzen. die
man in niuniu snide die nicht lauger danne ein spanne sin
vn nim ain br6t un ainen chä^se an trage daz hinze chir-
chen. un chum barvuz zu des heiligen chruces genaden un
habe eteswen getriuweu bi dir der des helfe daz du daz hai-
lige chruce uf ein ort des alters gelegest unze du ein mit di-
nem brote un mit dinem chsese daz chruce getregest. So du
daz getust, so sich an daz chruze un brenne die cherzen an
sprich. Du miltez uii genadigez chruce an du genadeger got,
do du woltest daz din hailiger lichname an daz chrace mit
fünf (so) gevestenet wart daz du uns sundigen von des tievels
gewalt erlostest, durch die genade die du allen manchunne
t^te. so bit ih dich aller manne sundigest daz da herre ge-
vverdest dise cherzen uude disiu dinch. daz si sin din sel-
bes ebenwage un la si dir bevolhen sin ze diu daz du mich
armen erlosest von allen minen noten an angesten.
Dizze sprich ze der zeswen.
Du heiliger christ, du mit diner zeswen haut dem der
blinter was geborn den laim striche an diu 5gen un im daz
gesune wider gäbe daz er dich an s6he unde an dich ge-
lobte, herre ich vil armer unde vil sundiger bite dich, daz
du mich erlosest von allen minen angesten als du mich des
durftich wizest.
Darnach snid daz br6t un den chkse in niuniu und valle
nider un sprich die siben salm danach stand uf un gib daz
almusen so dich got gewise. gib ain tail ze dem h5pte unde
sprich sus.
Wol du hailiger christ du mit antlaze alliu dinch an-
schowende bist, bisciwe mich vil armen un erlose mich von
allen minen angesten also du wdlest un mine dürft wizest.
Ze der winstem hant sprich.
Wol du hailiger christ. du Adam nach din selbes bilde
DEUTSCHES DES X— XII JAHRHDNDBRTS. 117
^eschufe du erlose mich von allen minen angesteo also du
mich des durflich wizzest.
Ze den brüsten.
Vil haeiliger christ du verhanctest daz din haeiliger lich-
name an daz chruce gehangen wart von den luden, du er-
lose mich von allen minen angisten also du mich des durf-
lich wizest.
Ze den vuzen.
Wol du almahliger got du allez manchunne woldest di-
iien vuzschamel sin. du erlose mih von den gegenwertigen
angisten ufi von allen minen noten also ich des durflich si.
Dar nach sprich fünf Confitemini nh sprich ze ieslichem
alsus : Salva nos Christe salvator mundi qui tres pueros salvasti
et per crucem mundum redemisti exaudi nos. kyr. x(f' eleys.
kyr. Pal. nosler. Per signum crucis de inimicis noslris li-
bera nos deus nosler. Domine lesu Christe qui per crucem
luam mundum redemisti redime me ab omnibns peccalis meis
et angusliis presentibus preteritis et futuris.
E 3. gesang zur messe.
bL 54. Oberesliv magenchraft
vater aller diner geschaft
sc&we an dine Christenheit
wariv heriv gotheit
dizze opfer daz wir dir hie tun
daz ist din ainbom sun
enphahe wise vaterheit
dines Christes sanhait
bedenche bi dir selben in
un bedenche 6ch uns an im
in bi diner gothait
uns bi siner mennischait
sin gothait diu ist mit im din
unser ist diu liehe sin
un ist iedoch daz unser din
du la daz din uiiser sin
Er samenot unser meanischAii
an sich z& diner gothail
118 DKÜTSCHES DES X— XII JAHRHDNDBOS.
daz wir sin mit im gemaine
als er ist mit dir alaine
aoser bilde er an sich nam
da bi er dich an uns erman
er gab uns ze wandeln sich
daz wir bi im manen dich
daz er des unseru nam an sich
im ze liebe uü och ze lieh
daz gab er uns ze niezen wider
daz im niht entw'^hsen siniu lider
wir sin mit samt im ain
vlaisch lieh nh gebain
un daz daz von im muze leben
dem rucbe er sinen gaist ze geben
Also samnot er chunnescalt
zwiscen im nn siner gescafl
davon die rehten sint
sine bruder un siniu chint
mit im ain gaist uh ain mut
vlaisch gebaine un blut
erben nh siptail
getailen an dem erbetail
unser herre lesu Christ
diu sun von nature ist
so gab uns diu milte sin
daz wir sune von gnaden sin
swie wir daz eilende noch
mit sunden buwen so ist iMocb
der uns vertilige unser maeil
ze himele unser sipetail
du ruhte unser opher sin
von der magenchrefte din
von div nim von uns vurgüt
hie sine lieh un sin blut
wir vinden niht geliches dem
daz vor dinen igen zem
un unsern sunten wider w£ge
uf dises eilendes wege
enphahe ez von des priesters haut
DEUTSCHES DES X~Xli JAHRHUNDERTS. 119
ufi wis bi im dar au gemault
daz ez dir gename si
durch die dine nameu dri
habe uf dines zomes stach
den wir arnen naht un Uc
Wir bieten yur ze scherme den
der den zoru dir beneme
din gute mach gezumen niht
so si soihe masen siht
die er ze phande trait
der durch uns die martere lait
bliche sine vrische wunden an
un bedenche uns wol daran
daz er durch daz din gebot
uns ze helfe iatt den t6t
Verlih uns solhe salicheit
daz wir mit rehter innerch6it
sine marter im gehugen
wände wir an dich ni ne mugen
5ch bite wir dich herre
durch der wandelunge £re
unde sich dizze opher tut
ze christes liehe an ze sinem Mut
ze salde aller christenhait
du wende uns elliu unseriu l&it
Uli swaz an uns allen
gedanch un willen
werch un worte
wider dine vorfate
und wider dinen willen ist
daz wende uns durch den dinen christ
der innechlichen ewechait
unde einer waren gotehäit
in der hailigen gaistes ainunge
ze rehter ebenheftunge (f undeutlich)
mit dir ist nom ein
von ewen zewen. ambm.
•#
120 DEDTSGHES DES X-XII JAHRHUNDEKIB.
F.
Anhang zu den von Graff im j\ 1 8t39
herausgegebenen deutschglossierten psabnen Davids, aus
cod, Germ. Monac. 17 {fVindberg. 36), vom j, 1178. die
deutschen anmcrkungen und gebete die in dieser hs. ne-
ben den psalmtexten vorkommen hat Graff Diut. 3, 459
bis 496 abdrucken lassen.
Canticum Esaiae.
(bl. 206*) Ih uergihe dir berro wände zornich worden
Coofitebor tibi domioe qooaitB iratos ea
bis du mir. becheret (uerwantelet) ist waote din unde ge-
mihi. coaversos est fnror tnns et con-
tröstet has du mih.
jolatus es me.
Sehenu got heilare min. baltliche ih taon unde nihne
Ecce deos salvator mens! fldacialiter agam et dod
furhte ih.
tiniebo.
Wände sterche min unde lob min (ist) der herro. unde
Qoia fortiiudo mea et laos mea domions! et
worden ist er mir in heil.
factus est mihi in salutem.
Ir schephet dei wazzer in mandunge uon den brunnen
Haorietis aqaas in gaodio de fontibus
des heilares unde ir sprechet an deme tage! ueriehet ir
salvaloris et dicetis io illa die. eonfitemioi
deme herren unde inladet namen sinen.
domino et invocate aomeo eius.
Chunde tuet in den liuten eruintnusside sine . gehuget
iXotas Tacite io popolis adiaveDiiooes eins . mementote
wände höh (here) ist name sin.
quoniam excelsum est nomen eius.
Singet deme herren wände michillichen hat getan, chundet
Caotale domino quoniam roac^oifice feeit. adnoociale
daz in aller der erde.
hoc in universa terra.
Frowe dih unde lobe du buwunge (wonunge) dere warte
Exaita et laada habitatio Syon
UL *
Ml
U, 3IC
\n DEUTSCHES DES X— XU JAHRHUNDERTS.
sprih ih? oder waz antwurtet er mir so lanch er selbe iz
dicam ant qnid rM^Ddebit mihi cnm ipsa
getan hat.
fecerit. * v
Ih widere gedenche elliu iar miniu in der bittere sele
Reco^itabo omnes annos meos io amaritadine aoimae
miner.
meae.
Herro ob me so lebet (obe so gelebet wirt) unde in
Domine si sie vivitur et in
solihen ist lib geistes mines . so berefses du mih ande
talibas vita spiritas mei corripies me et
gelibhaftiges mih . Sehenu in finde bittere (siore) min aller
vivificabis me eece in pace araaritudo mea
bitteristiu.
amarissima.
Du aue hast errettet sele mine daz si niht uerlom
Tu aatem ernisti animam meam ut non periret
wurde du hast geworfen hinter den rncke alle sunte mine.
proiecisti post tergnm omnla peceata mea.
Wände niht diu helle uergihit dir noh der tot lobet
Qoia non infernns confitebitor tibi neqne mors landabit
dih . nihne erbitent (gewartent) die der nideruarent in den
te noD expectabaot qai descendnnt in
se warheite dine.
lacam veritatem snam.
Der lebente der libente selbe der uergihit dir also onh
Vivens vivens ipse confttebitnr tibi sie«t et
ih hiute • der uater den chinden chunde tuet wahrheite dine.
ego hodie pater ftliis nolam faciet veritatem taam.
Herro heilen mih tuo unde salmen unsere singe wir in
Domioe salvum me fac et psalmos nostros cantabimns
allen tagen libes unseres in deme huse des herren.
canctis diebus vitae aostrae in domo domini.
Caniicum Annae matrü SamuheUs.
Ufscrechete (spiltte) herce min in demo herren unde
Exnltavit cor menm in domino et
gehohet ist hom (ueste) min in gote.
exaltatom est cornn menm in deo.
Gewitet ist munt min über uiante mine wände gefrowet
Dilatatnm est os menm saper inimicos meos qaia laetata
ih bin in heilliche dineme.
sam in salntari tuo.
DEUTSCHES DES X-XH JAHRHDNDIBX8. 123
Nihne isl heiliger also ist der herro ooh grehi igt eio
Non est saoctus nt esl domioas oeqoe enim est
anderre uzzer din . unde nihne ist starcher also got unser.
alius extra te et non est fortis sicut deus noster.
Nihne wellet manichualten chosen hoblichiu guotliehente
IVolite iDüitiplicare loqai sobliinia gloriantes.
Furder gen dei alten uon munde iuwereme . wände got
RecedüDt vetera de ore vestro qaia deos
dere guizzene (ist) der herro unde imo selbeme uorgerechenet
scientianim dominus et ipsi praeparantor
werdent die gedanche.
cogitationes.
Böge dere starchen geoberet (uberwunten) ist . unde die
Arcus rortium superatus est et
unchreftigen zuogegurtet sint mit dere sterche.
iDfirmi accincti sunt robore.
Die erfulten e umbe dei brot sih bestatten unde die
Repleti prius pro panihas se iocavemnt et
hungrigen gesattet sint.
famelici saturati soot.
Unze diu unbarige gebar manige . unde diu manige
Donec sterilis peperit ploriinos et quae multos
(uile) bete chinde unchreftich worden ist.
habebut filios infirmata est.
Der herro totiget unde libhafliget er beleiltet ze den
Domiuus morlificat et vivificat dedaeit ad
hellen unde wider beleittet.
ioTeros et reducit.
Der herro arm tuot (machet) unde riebet . nideret unde
Domioas pauperem facit et ditat bumiliat et
höhet.
Sublimat.
Chuchunter uon dem molten den dürftigen unde uon dem
Suscitaos de pulvere ef^eonm et de
miste berihtenter den armen.
stercore erigens pauperem.
Daz er sizce mit den Fürsten unde den hobstuol dere
Ut sedeat cum principibus et solum
ere behabe.
gloriae teneat.
Des herren wände sint die angen der erde unde er hat
Domini enim sunt cardines terrae et
gesezcet uf sie den umberinch.
posttit super eos orbem.
124 DEOTSCHBS DES X-XII JAHRHGNDfflIIS.
Die iiiozze heiligen siner behaltet er unde die angaoten
Pedes sanctorom 9ooniin servabit et impii
in den uinsteren gesuigent (gestillent).
in teoebris cooticesceDt
Wände niht in sterche siner gechrefliget wirdit der man.
Qaia noo in fortitndine soa roborabitar vir.
Den herren furhtent widerwarten sine unde ober sie
Domioum fonnidabant adversarii eins el soper
selbe in den himilen doneret er.
ipsös io coelis tonabit.
Der herro berihtet dei gemerche dere erde unde gibit
Dominus iudicabit fioes terrae et dabit
den gualt (daz gebot, daz riebe) chanige sinem onde er
imperium regi sno et
höhet das hörn (die uesle) gesalbeten sines.
süblimabit coroa christi sai.
Canticum (daz sanch) Mariae prophetissae (dere wihsa-
ginge) sororis (der suester) Moysi et (unde) Aaron et
(unde) filiorum Israhel (dere chindi lacobis).
(bL 208^) Singe wir demo herro eraollicliche wände
Cantemos doiniDO gloriose eaim
geeret er ist . daz hros unde ufsizzare erwarf (hat gewor-
bonorificalus est equam et asceDsorem proiecit
Ten) in daz mere.
in mare.
Sterche min unde lob min der herro . unde worden isl
\ Forlitudo mea et laus mea dominus et faetns est
er mir in daz heil,
mibi in salutem.
Dirre got min unde ih ere in got uater mines unde ih
Isle dens meus et glorificabo eum deus patris mei et
hohe in.
exaltabo eum.
Der herro also ein man der uehtaere almahtich name
Dominus quasi vir pugnator omnipotens nooen
sin . die reitwagene des chuniges unde here sin hat er
eius cursus pharaunis et exercitum eius
geworfen in daz mer.
proiecit in mare.
Erwelete Fürsten sine besoufet in mere deme roten
Blecti principes eius submersi sunt in mari rnbro
die gusse bedahten (habeut bedechet) sie . si nider iuoren
nbyssi Spemerunt eos descenderunt
(sint nidergenaren) in den grünt also der stein.
in profundom quasi lapis.
DEUTSCHES DES X--Xn JAHRHCNDKRTS. 125
{bl. 209) Zeswe din heiro gemichillichet ist in der
Dextera tna domiee magnificata est ie
sterche zeswe din herro traf (sluoch) den oiant ande in
fortitadine dextera tna domine percossit ioimicum et in
dere menige eren (guotliche) diner entsalztes du widerwarten
maltitadine gloriae taae deposuisti adversarios
mine.
ineos.
Du santes zorn dinen diu fraz sie also den balm (die
Misisli iram luam qaae devoravit eos sieut stipalam
uesen) unde in dem6 geiste wuotes dines gesamenet sint
et in spirita furoris toi congre^alae soot
dei wazzer.
aquae.
Gestuont diu unda fliezzentiu . zesamene gesamenet sint
Stellt «nda flueus confpregatae soot
die gusse in mitten dem mere.
abyssi in medio mari.
Sprah der uiant ih sehte (ih uare nah) unde ih geuahe
DIxit inimicus perseqnar et coinprebeodam
(begriffe) ih teile die roube . erfüllet wirdit sele min.
dividam spolia implebitur anima mea.
Ih UZ ziuhe (ih erbare) suert min . erslehet sie haut
Eva^ioabo gladium menm . iolerficiet eos maons
min.
inea.
Blies geist din unde bedahte sie daz mere . besoufet sint
Flavit spiritos taus et operoit eos mare sabmersi sunt
si also daz blie in wazzeren den heifften.
quasi plambam io aqois vehemeDlibos.
Wer glihe din in den starchen 6 herro wer gliche din.
Quis similis tui in fortibas doinioe qnis similis tai
michilicher in der heilicheite. {bl 209**) egeslih iouh
nuiKnlficas in sanctitate. terribilis atqae
lobelih unde tuonter wunterlichiu.
laadabilis et faciens mirabilia.
Du erdeneles hant dine unde fraz (uerslihte) sie diu erde.
Extendisli roanam taain et devoravit eos terra.
Leitlaere waere du in dere barraherce diner deme liute
Dax faisti in misericordia tDa popolo
den du erlöstes.
qaem redemisti.
Unde du truoge in in sterche diner ze herbergeline
Et portasti eom in forti'udine tua ad babitacalum
heiligen dinen.
sanctam taooi.
\» DEUTSCHES DES X~XU JAHRHDNDBIflB.
Uf fuoren diu liate luide zomich worden . dei ser
AscendeniDt popali et iraü sut dolores
behabeten (bestuoDteo) die buwaere dere uallenien oone deme
obÜDoeniDt kabiutores Pkilistta.
tranche.
Do getraobet warden die fursten dere die sUrchen
Tanc coDtnrbati sont priocipes Bdom robastos
aon dem uatere behabete diu bibenunge da erstabelen (erre-
Moab * obtinait trenor obrignenut
geoten) alle die bawaere.
oBoes babitatores Cbaaaan.
Anegeualie uf sie diu aorhte uode diu erchöme in dere
Irnial saper eos rormido el pavor ia
niichile armes dines.
magoitadine bracbii tui.
Sie werden nnbewegelih also ein stein nnze fnrege
Fiaot immobiles qaasi lapis donec pertraaseat
(nare) liut din herro unze fnre geuare iint din dirre
popalas taas domiae donec pertraoseat popalas taas iste
den du besezzen bast.
quem possedisU.
(bl. 210) Du inbeleittes sie unde phlanzes sie an dem
lotrodoces eos et plaotabU eos in
bei^e erbes dines an dem uestistem herbergeiine dineme
moDte haereditatis taae 6rmissimo babitacalo tno
daz du geworht has herro.
qaod operatos es domioe.
Heilich has din herro daz geuesleneten (genestenel ha-
Sanetaarium tuam domioe qaod firmaveniDt
bent) hente dine . der herro richeset zen ewen nnde dar
roaoos taae dominus regoabit in aeteranm et
ubere (furder baz).
oltra.
Da ine fuor greht der chunich mit reitwagenen unde
Ingressas est eoim pbarao com enrribas et
riteren sinen in daz mere . unde widerleitte über sie der
eqaitibtts eins in mare et redaxit saper eos
herro dei wazzer des meres.
doninas aqaas maris.
Dei chint aue des giengen dnrh die tmchene
Filii au lern Israel ambalavenint per sioaai
in mitten sin.
io medio eins.
DEUTSCHES DBS X^XU JAHRHDNDnmi. 127
Das sanch des ringenten wihsagen
Cantieum Ahaeue prophetae,
HeiTo ih horte gehorde dine ande ih norhte iz.
DnraiDe aadivi aaditiooem tnam et timai.
Herro werh din in mitten dere iare gelibhafUge iz.
Domioe opos tnum io medio aooorum vivifica illad.
In mitten dere iare chant taos du iz . suenne zomich
In medio anBorum ootnm facies com iratas
du wirdis dere barmherce du erbngest.
faeris misericordiae recordaberis.
(bL 210^) Got uone sunderet chomit unde der heilige
Deos ab aastro veoiet et saoctna
aone dem bei^e.
de moote Pharan.
Bedacte die himile ere sin unde lobes sines noUiu ist
Openiit coelos gloria eias et laadis eias plena est
dia erda.
terra.
Schim (güz) sin also lieht wisit . dei hörn in hantea
Splendor eius ot Inx erit cornaa io manibos
sinen.
eias.
Da uerborgen ist sterche sin uore antluzce sinem ueri
Ibi abscoDdita est fortitodo eias ante faciem eias ibit
der tot.
mors.
Uz get der tiuvel uore fuozzen sinen . er stuont unde
Egredietar diabolas ante pedes eins stetit et
maz die erde.
meosos est terram.
Er zusah unde zeloste (zeualte) die diete unde uemozzen
Aspexit et dissolvit geotes et eoutriti
sint die berge dere werlte.
sunt montes secnli.
Geneiget sint die buhele dere werlte uon den geuerten
Incarvati sunt eolles moodi ab ilioeribos
ewicheite siner.
aeteroitatis eins.
Vore deme unrehte sah ih dei gecelt des morlantes .
Pro ioiqaitate vidi tentoria Aetbiopiae
getruobet werdent diu hiote erde dere gerihtes weigerenten.
turbabnntar pelles terrae Median.
Wie denne in den wazzeren erzürntes du herro . oder
Nnmqaid in flumioibas iratas es domine tst
* ,
31 AOL wtsssmt 'V^HICUra OK HKT Mk
ikäiLf an.
I>i ÜBT iisotn2»c n: itn» maät wmtkt rritngCBe die (so)
>«;. 11 1 CuKamDsr tiiiiiihij> Ai hteoi iiw die
IVi wx£Z»r iüfua» mr»! 4i fcrr cfde . sakca dih
Ilö liK £«»e stsBaK TTP . 4Sn htkt ^tirle) hcate ire
I^c: i))i^»:i!» v'tcina »m »JrüBi« saass satt
Swu« «Me muie steMUai ui anrscar ire ui Jeit lichte
sinle ^^iKckom; 4iMr . «annt ia 4kmt stkimt (gieizze)
sapiuraa taaram . ift«»t n ipfcaiwc
U^chcote s<>lidte diae.
In dem srissraaMiea letrites da die erde . ia der
Ib rnmita ra«c«lra>is lerraM ia
waoticheite erchomes da die diele.
Lx geaareo bis da in daz heil liales diaes ia das heil
EfTTSsus ts im salvlea pafali tai ia salaten
mit chanige dinem.
CDm Ckrislo l«o.
Du has geslagen daz hoabei noae h«se des nagaolen
Prrmssisti c^pol 4c 4omm impii
du has iri>aret die gmnUieste unze an den hals.
deoodasti raodaBenlain asq«e ad callaa.
Du has gefluochet den riehen sinen . deme hoobete
Maledixisii scepiris eias eapiti ^
wigante sinere . den chomenten also diu wintesbrat ze
bellatomm eias venieoübas nl tarbo ad
zefuorenne mih.
dinpergeodom me.
DEUTSCHES DES X— XII JAHRHUNDBIITS. 129
{bL 211*') üfscrechunge (froude) ire also des der der
Exaltalio eorani sicnt eins qai
frizzet (uersuilhet) den armen in der uerborgene.
(levorat pauperem in abscoiidito.
Wech Uete (machete). du in dem mere hrossen dinen in
Viam fecisti iu rnari eqois tais in
dem horwe wazzere mauiger»
Itito aqn.irum mullaram.
Ih horte unde getruobet wart buh min . uon der stimme
Audivi et roiirurbatns est venter meas a voce
erbibenten lefse mine.
cont'emucruiit labia mea.
Inge diu fiuie in gebeinen minen unde unter mir walle.
Ingredialur palredo in ossibas meis et subler nie scateat.
Daz ih geruowe an dem tage der note unde uf uare ze
At requiescam io die tribalalioois et asceodam ad
11 nie ufgegurten dem unseren.
popiilum accinctnin nostrum.
Der uicboum wände nihne biuot unde nihne wisil chim
Ficiis enim ooii florcbit et non erit germen
in den wingarlen.
in vioeis. .,
Erliuget daz werh des oieboumes unde dei gelente nihne
McDtietur opus olivae et arva non r
bringen t daz ezzen.
aiferent cibum.
Abegeslagen wirdit uone der scafstie daz uihe und nihne
Abscidetur de ovili pecns et non
wisit diu sueige in den chrippen.
erit armentum in praesepibus.
Ih aue in deme herren ih mende unde screche in gote
Ego aatem in domino gaudebo et exultabo in deo
heilante miueme.
iHcoY uieo. ^
St
Got herre slerche min unde er gesezcel tuozze mine ^•**
Dea^ dominus torlitudo mea et pooet pedes meos
also der hirzzen.
quasi cervoruni.
Unde über hohe miniu beleittet mih der signumflxre in
Et super excelsa mea deducet me victor
den salmen singenten.
in psalmis caoenlem.
Z. K. D. A. Vlil. 9
130 DBDTSCBES DES X— XII JAHRHUNDERTS.
Daz sanch uz dem wazzere genomefies des israhelisken
herzogen,
Canticutn Mofsi.
Höret ir himili dei ih chose höre dia erde dei wort mandes
Audite coeli quae loqaar aadiat terra verba oris
mines.
mei.
losamit wohse lu deme regene lere min fliezze also daz
CoDcrescat io plavia doclrina mea Onat nt
tou gesprache min.
ros eloquinm meum.
Also der regen über daz chrut unde also die tropfen uf
Qaasi imber super herbam el quasi stillae saper
dei gras . wände namen des herren ih lade.
gramiua qaia nomeo domioi invocabo.
Gebet die michellicheit (herscaft) gote unserem . gotes
Dale magnificentiam deo nostro dei
durhnahtigiu sint dei werh unde alle wege sine gerihte.
perfecta sunt opera et omnes viae eins iudicia.
Got (ist) getriu unde ane deheine unrehticheit rehler
Dens fidelis el absque ulla iniqaitate iustas
ande rehter . gesnntet habent imo unde niht chint siniu in
et rectos peceaveruot ei et oon filii eins ia
den unsuberen.
sordibus.
Chunnescaft bosiu iouh uerchertiu dei denne giltis (lones)
Geoeratio prava atque perversa haeccioe reddis
du dem herren liut tumbe unde unsinniger.
domioo popule stalle et insipieos.
Waz denne niht der selbe ist uater din der besezzen
Numquid doo ipse est pater taus qai possedit
hat unde hat getan unde gescaffen hat dih.
et fecit el creavit te.
Gehuge tage dere alten gedenche chunneschefte.
Memeoto dierum anliqooram cogita geoerationes.
(bL 112'') Frage uater dinen unde er chundet iz dir .
Interroga patrem tuum et adnantiabit tibi
merere (altere) dine unde sagent iz dir.
maiores tuos et diceot tibi.
Do teilt der hohiste die diete do er sunterte dei chint
Quando dividebat altissimus gentes quaodo separabat filios
adames.
adam.
DEUTSCHES DES X-~XII MHRHüNDfflTS. 131
Gesazte er die marche dere liute bi (nah) der zale dere
GoDstilait terniinos popuIonnD iaxla numeruiii
chiiide des got sehenteo mannes.
filiorain Israhel.
Teil aue des herren Hut sin der liut mezseil erbes
Pars antem domini popalas eias lacob fanicalus haereditatis
sines.
eias.
Eniant in an erde dere wuosten an stete dere egese
Inveuit eam in terra deserta in loco horroris
unde dere witen einode.
et vastae solitodlnis.
Er umbe leitte (fuorte) in unde lerte unde behuotte al^
Circnmduxit eam et doeait et custodivit qaasi
die sehen des ougen.
papillam ocali.
Also der are reizzenter ze fiingenne iungide siniu unde
Sicat aqaila provocans ad volandain pallos saoa et
über sie fluchezente.
super eos volitans.
Spreitte uetah sine unde zuonam sie iouh truoch (fuorte)
Expandit alas saas et assampsit eos alqae portavit
si uf abseien sinen.
in bumeris sais.
{bL 213') Der herro eine leitt^er sin was unde nibne
Dominus solus dax eias fuit et noo
was mit ime got der fromide.
erat com eo deos alienus.
Er gesazte in uf eine hoben erde daz er azze die
Constituit eam saper excelsam terram ot comederet
wuochere dere achere.
fractns agrorum.
Daz er suge daz honich uon deme steine unde daz ole
Ut sogeret mei de petra oleamqae
UZ Steine deme bertisten.
do saxo dorissimo.
Die cigeren (buttiren . ancbsmere) uone dere sueige unde
Balyrom de arraento et
milh uon den scaffen mit dem spinte (ueizte) dere lembere
lac de ovibas eam adipe agnoraro
unde dere widere (ramme) dere chinde des lautes.
et arietam filiorum Basao.
Unde die boche mit dem marge des weizces unde daz
Et hircos eam medaila tritici et
bluot des winberes trunchen luteristez (winigisliz).
saugaiuem uvae biberent meracissimam.
9*
4
»
132 DEUTSCHES DES X--XII JAHRHUNDERTS.
Eraeiztet isl der liebe (trat) ande widersparnte . erdichit
Incrassatus est dilectos et recalcitravit. iDcrassatiiic.
erueiztet . gewitet.
inpingoatas . dilatatus.
Er uerlie (hat uerlazzen) got tuoaere (scephare) sinen unde
Dereliqoit deam factorem saom et
widergie (ist furder gangen) uone gote heilante sinem.
recessit a deo salatari sao.
Si reizten (zeneten) in an goten den fromeden unde in
Provocaverunt emn in diis alienis et in
aerwazzenungen ire ze zurnicheite hazten (reizten) si.
abomioationibns suis ad iracuudiam concitaveruot.
Si opferten den tiuvelen unde niht gote . den goten
Immolaveraut daemooiis et noo deo diis
{bL 113^) die si ne wessen.
quos ignorabant.
Niuwe unde niuwe chomen si (sint sie chomen) die nibne
Novi recenlesque venerunt quos non
obten uatere ire.
coluenint patres eorum.
Got der dih gebar (geborn hat) uerliezze du (has du uer-
Denm qni te genult dereliqnisti
iazzen) unde uergazze (has uergezzen) des herren schephares
et oblitus es domini creatoris
dines.
tui.
Daz sah der herro unde ze zornicheite gehezcet (ge-
Vidil dominus et ad iracundiam concitatus
reizcet) ist er . wände gereizten (haben gereizcet) in sune
est quia provocaveronl enm filii
sine unde tohter.
sui et filiae.
Unde er sprah . ih birge antluzce min uon in unde
Et ait abscondam faciew meam ab eis et
schowe (nime wäre) iungistiu ire.
cootfiderabo novissima eomm.
Chunnescaft wände uerchertiu ist si . unde ungetriuwe
Geoer&tio enim perversa esl et infideles
chint.
filii.
Die selben mih reizten (uorderten) an deme der nihne
Ipsi me provocaverunt in eo qni non
was got unde zeneten in uppicheiten ire.
erat dens et irrilavernnt in vanifatibns suis.
»'
DEUTSCHES DES X— XII JAHRHUNMatTS. 133
linde ih gereizce sie an deme der nihne ist liut unde in
Et e^o provocabo eos in eo qai dod est popnlus et in
diele der tumben geneizce (so) ih sie.
gente stalta irritnbo illos.
Fiur enzuntet ist in wuote mineme unde brinnil unze ze
l^nis succensas est io furore ineo et ardetit nsqae ad
der helle lecisliu (iungistiu).
inPeroi novissima.
Unde frizzit (uersuilhet) die erde mit chimen ire unde
Devorabitque terram cum gerinioe suu et
(b/, 214') dere berge gruntueste uerbrennet iz.
montiain randameDta comburet.
Ih gesamene über sie dei übel uude strale mine erfülle
Coogregabo super eos mala et sagittas meas complebo
ih an in.
in eis.
Si werdent uerwesen uon hungere . unde frezzent sie
Consnmentnr fame et devorabunt eos
die uogele mit bizze dem bitteristen.
aves morsu amarissimo.
Zende dere tiere anesente ih an sie . mit wuote
Deutes bestiarum iomittam in eos cum furore
ziehenter iouh dere slangen.
trahentium atque serpentium.
Uzzene wuostet sie das suert unde innene diu uorhte .
Fotis vastabit eos gladius et intus pavor
den iuugelinch insamit iouh die maget den sugenten (tigente)
iuveoem simul ac virginem lacteotem
mit menniske dem alten.
cum homine sene.
Unde ih sprah . wa greht sint si . gestillen ih tuon uon
Et dixi ubinam sunt cessare faciam ex
den liuten gehuct ire.
hominibus memoriam eorom.
Aue durh den zorn dere uiante ufscoub ih iz . daz iht
Sed propter iram ioimicorom distuli oe
mach geschehen ubemiuotten uiante ire.
forte superbireot bostes eorum.
Unde spraecheu . haut (gualt) unser hohiu (michil) unde
Et dicereot mauas nostra excelsa et
niht der herro hat getan dei elliu.
noo dominus fecit baec omnia.
Diu diet ane rät ist unde ane wihstuom . heia (wolle
Gens absque consilio est et sioe pradentia . utinam
tZ% DfEOnCHES DES X-XD JAHRHniMBBL
1^) (U. 214^ wsBM saafcl» sie mmtft ■cntBoatai . ioiih
■«fcreat cC ialcffifacat ac
4ej ian^ten aorbesa^ea.
Zaeihfr wis iagcte («iile) dner tiiseal vmkt zaeae laklig-
leo ecken UiseDt.
rc0t ieeea Bilia.
(Mer aiht none dia . wände ^ ire nerchonfte sie nnde
Hmmt i^e« ^«sa 4eas sns TcadÜil cas et
der berro besloz (besparte) sie.
d^aiaas c«nclasit üIm.
Nüit wante ist got nnser also gole ire nnde nianle
5aa enna est dfeas aatter skat 4U earaai et iaimici
onsere sint rihlapre.
a«ftlri »aal iadices.
Uone wingarten dere borgaere m in ire . onde none nnler-
De riaca SodaaMram Tieaa eatan et 4m mmV-
bnrgen dere borgen.
arbjoii GoBorrae.
Winbere ire minbere dere gallen nnde Imben die bii-
Uva foraai ava fellis el batri ama-
teristen.
riffimi,
Galle dere traccben win ire nnde eitler dere wnroie
Fei draeoaaa Tiaaai eoraai et veaeaaai aspidan
ungebeillih (ungesuntlicb).
insaaabile.
Oder nibl dei geborgeniu ^nt da ze mir nnde gezei-
NoDoe kaee eoadita sant apad aie et si-
chintiu in trisen (scazcen) minen.
goata ia tbesaaris meis.
Min ist diu racbe unde ib nergilte in in deme eile . daz
Mea est altio et efo retriboam eis io tempore at
siiphe fuoz ire.
labator pes eoram.
Bi ist tach des nerlores unde zuowesen iient (gabent)
loxta est dies perditioais et adesse festiaant
dei cite.
tempora.
(bl. 215') Rihtet der herro lint sinen unde in scaichen
fadicabit dominus populam säum et in servis
sinen erbarmet er.
sois miserebilur.
Er sihit daz ungechreftiget si diu baut unde die besloS'»
Videbit qnod iofirmala sit maous et claaai ' >
-j?»
DEUTSCHES DES X--XII JAHRHUNDBBTS. . 135
zene (besparten) ouh erwurden ande die uerleibten aerwesen
qnoqae defecemot residaique consvmpti.
siut.
sunt.
Unde sprechent wa sint gote ire an den si heten die
Et dicent ubi soot dii eoram in qnibus habebant
balde.
fidaciam.
Uon dere friskingeu si azzen die spinte unde trancheo
De qaoram victimis comedebaot adipes et bibebanl
win dere opphere.
vioam libaminam.
Sten uF unde helfen iu unde in der notdurfte iuh si
Sorgaol et opitalentnr vobis et in necessilate vos
schirmen.
prole^ant.
Sehet daz ih si eine unde nihne si ein ander got ane
Videte qaod e^o sim solas et non sit alias deas praeter
mih.
ine.
Ih erslahe unde ih leben tuon . ih triffe unde ih gesunte
Ego occidam et ego vivere faciam . percntiam et ego sanabo
unde nihne ist der uon hente miner mege erretten.
et non est qni de mann mea possit eruere.
Ih heue uf ze himile haut mine . unde ih spriche ih
Levabo ad coelum manam meam et dicam
lebe ih zen ewen.
vivo ego in aeternam. ^^
Ob ih gesliffe also die donerstrale suert min unde begripfit
Si acuero nt fulgur gladiam menm et arripaerit
daz gerihte hant min.
iudicium maaus mea.
{hL 215**) Ih widergilte die räche den uianten minen
Reddam nltiooem hostibns meis
unde den die der hazzeten mih ih widerlone.
et bis qui oderont me retribaam.
Ih erlrenche strale (scoz) mine mit dem bluote unde
Inebriabo sagiUas meas sangnine et
suert min frizzit dei fleisk.
gladius mens devorabit carnes.
Uone dem bluote dere erslagenen unde uon der uanchnus-
De crnore occisorum et de captivi-
side des erbare ten dere uiaute houbetes.
tat« nadali inimicorum capitis.
ir
136 DEUTSCHES DES X-XII JAHRHUNDERTS^'
Lobet d ir diete liul sineo wände bluot sealcfae sinere
Laudate geotes populaiu eius quia saDguioem servorum sooram
er riebet.
lilciscelar.
llude die gerih uergiltet er an uiante ire unde gnadich
Gt vindiciain rclribuet io bos'es eoram et propitius
wisit er der erde liutes siiies.
eril terrae populi sui.
Lobesanch dere drier chinde in dem chaldeüken ouene.
Uymnus (rium jjuerorum.
Wol sprechet elliu werh des herreu deme herren lobet
Benedicile omnia opera domiiii dojni&o laudate
unde über uSet in in die werlte.
et super exailale eum io secuta.
Wol sprechet engele des herren deme herren wol sprechet
Uenedicite angeli domroi domioo benedicile
himile deme herreu.
cueli domioo.
Wole sprechet wazzer elliu dei der uf den himile sinl
Beoedicite aqaae oinoes quae saper coelos sunt
deme herren . wole sprechet alle tugende des herren deme
domioo beoedicite omoes virtotes domioi
herreu.
domioo.
Wole sprechet sunne unde mane deme herren wol
Beoedicite sol et luoa domino beoe-
sprechet sterneu des himilis deme herren.
dicite stellae coeli domioo.
(ÖL 216") Wole sprechet aller regen unde tou 4eme
Beoedicite omois imber et ros
herren wol sprechet aller geist gotes deme herren.
domioo beoedicite omnis Spiritus dei domioo.
Wol sprechet fiur unde hicec (so) deme herren wol sprechet
Beoedicite igois et aestus domioo beoedicite
frost unde sumer deme herren.
frigus et aesttt domioo.
Wol sprechet touwe unde rif deme herren wole sprechet
Beoedicite rores et pruioo domioo beoedieite
ehalt unde Trost deme herren.
gelo et frigus domioo.
Wol sprechet is unde snewe deme herren wole sprechet
Beotsdicite glacies et oives domioo beoedieite
nahte unde tage deme herren.
Doctes et dies domioo.
DEUTSCHES DES X— Xll JAHRHUNDESnTS. 137
Wol sprechet lieht unde uinstere deme herreo wol
Beoedieite lux et tenebrae domino beoe-
sprechel donerstrale (weterbliche) unde wolchen deme herren.
dicile fulgara et nobes domino.
Wole spreche dia erde deme herreo lobe unde ober uffe
Benedicat terra domino landet et saper exaltet
(hohe) in in die werlte.
eum iu secuta.
Wol sprechet berge und buhele deme herren wol sprechet
Benedicite mootes et colles domino benedicite
elliu chimintiu an der erde deme herren.
aniversa germiiiaotia in terra domino.
Wol sprechet brunnen deme herren . wol sprechet mere
Benedicite Fontes domino benedicite maria
unde wazzerbache deme herren.
et flamioa domino.
Wol sprechet merewale unde elliu dei der
Benedicite cete et omnia qaae
(bl. 216^) beweget werdent in den wazzeren deme herren
muventar in aqiiis domino
wole sprechet alle uogele des himiles deme herren.
benedicite omoes volucres coeli domino.
Wole sprechet elliu ir tier unde uihe deme herren wole
Benedicite omnes bestiae et pecora domino beoe-
sprechet ir chint derc mennisken «deme herren.
dicite filii hominam domino.
Wole spreche der liut deme herren lobe onde über ^^tt
Benedicat Israhel domino laadet et super wr
erhohe in in die werlte.
exaltet eum in secuta.
Wole sprechet ir e warte des herren deme herren . wole
Benedicite sacerdotes domini domino . bene-
sprechet ir scalche des herren deme herren.
dicite servi domini domino.
Wole sprechet ir geiste unde die sele dere rehten deme
Benedicite Spiritus et anima iustorum
herren . wole sprechet ir heiligen unde die diemuotigen in
domino . benedicite sancti et humiies
dem hercen deme herren. •
corde domino.
Wole sprechet 6 6 6 deme herren
Benedicite Annoian Azarias Misahel domino
lobet unde überhöhet (uffet) in in die werlte.
laudalc et siipercxallate eum in secuta.
188 DEUTSCHES DES X— XII JAHRHUNDERTS.
Wole spreche wir deme uatere unde dem sune mit deme
Beoedicamas patri et filio ean
heiligen geiste . lobe wir unde aber uffen in in die werlte*
sancto spiritu . laudemns super exaltemus eam io secala.
Wol gesaget bis du herro in der ueslenunge des himiles
Benedictns es domine in firmamento eoeli
unde lobeli unde eruoUer unde über geäffter in die werlte.
et laudabilis et gloriosns et super exaltatus in secuta.
Daz sanch dere gotes gekuct des wihsagen lohannis des
toufares uateres.
Cantieutn Zachariae prophetae.
(bl. 217') Wol gesprochen herro got des lintes .
Beoedietas dominus deus Israhel .
wände er gewiset hat unde getan hat die urlosunge uolches
qnia visitavit et fecit redempUonem plebis
sines.
snae.
Unde hat ufgcrihtet daz hörn des heiles uns in dem
Bt erexit cornu salutis nobis in
hos (hiwiske) chnehtes sines.
domo David paeri sui.
Also er geredete (gesprochen hat) durch den munt dere
Sicut loculus est per os
heiligen die uon der werlte sint wihsagen siner.
sanctorum qui a seculo sunt prophetarum eins.
Heil uon uianten unseren unde uone heute allere die der
Salutein ex inimicis nostris et de manu omnium quI
hazzeten unsih.
oderunt nos.
Ze tuonne gnade (barmherce) mit uateren unseren unde
Ad facieodam ihisericordiam cum palribus nostris et
erhugen vizzentuomes sines heiligen.
memorari teslameoti sui sancti.
Daz geeide daz er suuor zuo uater den unseren
lusiuranduro quod iuravit ad Abraham patrem nostrom
geben scolenten sih uns
daturam se nobis*
Daz ane uorhtcn uone der hente uiante unsere erloste
Ut sine timore de manu inimicorum nostrorum liberati
wir dienen imo.
serviamus illi.
DEirrSCHES DES X— XII JAHRHUNDKRTS. 139
In dere heilicbeite uode dem rehte uor imo . in allen
In sanctilale et iostitia coram illo omnibns
tagen unseren.
diebus uostris.
{bl, 217'*) Uode da chint wihsage des hohlsten aoirdist
Et tu paer propbeta
du geheizzen . du uoreuerst wände uor anüuzce des herren
vocabcris praeibis eoim ante faciem domini
garewen wege sine.
parare vias eins.
Ze gebenne gewizzene des heiles uolche sineme in den
Ad daodam seien tiam talutis plebi eins in
antlaz (in die uerlazzuoge) snnten ire.
remissionem peccatomm eomm.
Durh dei innadere dere barmherce gotes unseres in den
Per viscera misericordiae dei nostri in qoibos
gewiset hat unser der oslen uon obene.
visitavit nos oriens ex aito.
Erliuhten den die der in den uinsteren unde in dem scal6
liluminare bis qui in tenebris et in nmbra
des todes sizceut ze berihtenne fuozze unsere an den weck
mortis sedent ad dirigendos pedes nostros in viaii
des frides.
pacis.
Daz sanch dere heiligen merestemen muoter des herren,
Canticum sanctae Mariae matris dotnini.
Michillichet (lobet) sele min den herren. >
Magnificat anima mea dominum.
Unde froule sih (spilite) geist min in gote heilante
Et exultavit Spiritus mens in deo salutari
uüneme.
meo.
Wände ersehen hat diemuole diuwe siner . sehenu wände
Quia respexit buroilitatero aucillae suae ecce enim
uone dannen sah'gc mih sprechenl (sagent) alle chunneschefle. ^
ex hoc beatam me dicent omnes generationes.
Wände getan hat mir michiliu der gualtich (mahtich) ist
Quia fecit mibi magna qui potens est
unde heilich nanie sin.
et sanctum nomeo eius.
{bl, 218") Unde barmherce sin uone chunne in chunne
Et misericordia cius a progenie in progenies
den furhtenten in.
timentibus eum.
I4i MinSCHES DES X— XU JAHRUIINUEKK.
Er tH i^allbeit ui armt (ehrtht) mtm . er zcfaortc
FttH ftvUmttMm in braehi# smm 4isftrnt
die obermooten id d^m moote herren iir.
irnftetht^* Beste e«Hts s«i.
Er entsazie die gnalftigeD boo dna staole «ade gehohete
Def<»sait foteatrs 4e sHe et esalUrit
(rrksob) die demootfii.
kamiles.
Die faungemote folte er mit den gvotea Wide die riehen
E^vricBtes iapIcTit k^ois et Viriles
lie er ilele.
^fBiJiit ieaae».
Er enpfaie chinl (chnehl) nnen gebacter kumherce
Ssseefit IsnJbel fmerum svqb recordatu ■iseric^rdiae
ftiner.
Mae,
Also er geredete ze oateren unseren onde gesbehle
Sieat loeutns e^t ad patres aastras Abrakaa et aeaiai
sinem in die werlte.
eias in secela.
Daz sanch des heiligen alten.
Cantieum Symeonü Maneii senis,
Nu lazzei» du chneht fscalch) dinen berro nah m-orte
IHfJMe diiDittfs servon team duaiiBe seraadaa veribom
dinem in fride.
toom io pare.
Wände gesehen habent ougen miniu heillib din.
Qoia vidernnt ocali mei aalntare taam.
Daz du gegarwet hast füre daz antlnzce allere liute.
Qood parasti ante faciem OBDiam popalonun.
Daz lieht ze der eroffenunge dere diete unde die ere
LomeD ad revelatioDem geaüom et s^o^'m
aolches dines.
plebis toae Urahel.
Bete diu heriske.
Oratio dominiea.
(bl. 2\H^) Uater unser du der bist in den bimilen.
Geheiliget werde name din . Zuo chome riebe din . Werde
Wille din also iu deme himiie unde au der erde . Brot un-
ser daz tageliche gib uns hiute . uude uergib uns sculde un-
sere also ouh wir uergeben (uerlazzen) scolaren unseren.
DEUTSCHES DES X~XII JAHRHUNDERtS. 141
unde daz iht unsib in uerleiltes du in die bechorunge . halt
du erlose unsib uon dem ubilen . si . si.
Daz samentrugele dere boten.
Sym boium apottolorum .
Ih gloube an got uater almabtigen . den scepbare bimilis
uude er(*e . unde an den beilant christ sun sinen einigen
Herren unseren . der der enpbangen wart uon geiste dem
heiligen . Geborn uone Marien dere magede . Gemartiret
unter dem bitteren grauen ze dem cruce gehefteter toder
unde begrabener . Er nider fuor {bl. 219*) ze den hellen,
an dem dritten taj^e erstunt er uon den toten . er uffuor
ze den himilen . er sizzet ze der zeswen gotes uater al-
mahwaltentes . dannen «chumfticb ist er erteilen lebentige
unde tote.
Ih gloube an geist den heiligen . die heiligen Christenheit
alliche . dere heiligen gemeinde . antlaz (uergebunge) dere
sunten . des fleiskes urstende . unde lib den ewigen .
Waerlichc.
Gloube diu alliche uon dem saligen dere alexan-
Fides catkotica a beato Athanasio Aiexan-
drintsken bürge bischoue.
dnnae urbia epueopu.
Suerso wil heil wesen (gnesen) uore allen dürft ist
Qaicumqao viilt'salvus esse ante omoia opas est
daz er habe die allichen gloube . Die nihwan suerso (ein
vt teoeat cjtbolicam fidera quam ni«i quisque
ieglicher) ganze unde unbewoUene behaltet ane zuiuil zen
iotegram inviolatamque servaverit absque dubio in
ewen wirdet er uerlorn.
aeteroam peribil.
Gloube aue diu alliche diu ist daz einen got
Fides autem catboHca baec est ut onom deam
{bl. 219^) in der drinusside unde die drinusside in dere
io trinitate et Irinitatem in
einusside wir erwirden . Noh zesamene schutente die namen.
unitate veoeremur . neque coDfuDdeotes persooas
noh gehebede (wesende) sunderenle . ein andriu ist wände
neque sabstaotiain separaotes . alia est euim
142 DEUTSCHES DES X^XII JAHRHUNDERTS.
diu genennede des uater . ein andriu des siines ein andriu
persona patris . alia filii alia
oub geistes des heiligen. Aue des uater unde des sunes
et Spiritus sancti. Sed patris et filii
unde geistes des heiligen einiu ist diu goteheit . eben glichiu
et Spiritus sancti ona est divinitas aeqnalis
ere . eben ewigiu mageuchraft. Solher (ist) der uater .
gloria . coaeterna maiestas. Qoalis pater .
alsolih der sun . alsolih ouh geist der heilige . Ungescaffen
talis filins talis et sps scts increatas
(ist) der uater . ungescaffen der sun . ungescaffen ouh
pater increatus filius increatas et
geist der heilige.
apiritos saoctbs.
Unmazzener (ist) der uater . unmazzen der sun un-
Inmensus pater inmensos filius in-
mazzen ouh geist der heilige.
iDensus et sps. scs.
Ewiger (ist) der uater . ewich der sun . ewich ouh
Aeternus pater aeternus filias aeternas et
geist der heilige . unde iedoh niht dri ewige halt ein ewiger.
sps. scs. et tarnen non tres aeterni sed onus aeternas.
Also {bl. 220') niht dri ungescaffene . noh dri unmazzene
sicut iion tres Increati nee tres inmenai
halt ein nngescaffener unde ein unmazzener (urmariger).
sed anus increatas et anas inmensus.
Alsame (gliche) ahnahtiger (ist) der uater . almahtiger
Similiter omnipotens p. omnip.
der sun almahtiger ouh geist der heilige. Unde iedoch (en
f. omnip. et sps. scs. et tarnen
sint) niht dri almahtige halt ein ahnahtiger. Also (ist) got
non tres omnipotentes sed unus omnip. ita deus
der uater . got der sun . got ouh geist der heilige. Unde
p. d. f. d. et sps. SOS. et
iedoch (^ sint) niht dri gote . halt ein ist got . Also (ist)
ImnQB Doii tres dii sed unus est deus . ita
herro der uater . herro der sun • herro ouch geist der
dominus p* ^* ^- d* et Bf^,
heilige. Unde iedoch (en sint) niht dri herren . halt ein
9CS. et tamen eon tres domini . aed unus
ist herro.
est dominus.
Wände also getriben (genottet) werden . uon christen-
Quia sicut compellimur christiana
lieber warheite wir eine iegliche genennede einzlichen (sun-
verilate unam quamque personam slngulalim
niht dri
sune ein geist
Don tres
filii aous sps.
Unde au
dere drinusside
et io
hac trioitate
DEUTSCHES DES X— XII JAHRHDNDfemS. 143
terlichen) ueriehen got unde herren . also uon dere allieben
coofiteri deom et dominum ita cathoUea
ehalticheite werde wir beweret sprechen drie gote oder
religiooe prohibemor dicere tres deos ant
herreu.
domiaos.
{bl, 220^) Der uater uon neheinem ist getan (gemachet).
Pater a duIIo est factas
noh gescaffcn noh geboru. Der sun uon dem uatere einime
oec creatus nee geuilus. filius a patre solo
ist niht gemacheter noh gescaffener halt gebomer. Geist
est ooD factas oec creatus sed genitus. sps.
der heilige uon dem uatere unde uon dem sune niht getaner
ses. a p. et filio non factus
noh gescaffener noh geborner halt furegeenter. Einer grebt
oec creatas oec geoitos sed procedeos. aous er^^o
uater niht dri uatere . ein sun
p. oon tres patres . onus f.
heiliger niht dri geiste heilige.
ses. 000 tres sps. saocti.
niht ereres (e) oder hinteres (sit) . niht merer oder minner.
oibil prios aot posterius nihil maius ant mious
halt alle die dri genennede eben ewige sint unde eben gliche.
sed totae tres persooae coaeteroae sibi sunt et coaeqnales.
So über elliu also iezuo oberhalbe gesprochen ist
Ita ut per omoia sicat iam supra dictum est
ouh die drinusside in der einnusside unde diu einnusside in
et trioitas io uoitate et uoitas io
der drinusside ze erwirdenne si. Der wil greht heil (gne-
trioitate veoeraoda sit. qui vult ergo salvus
sen) wesen . so uon dere drinusside der uerste sih.
esse lla de Irinitate seotiat.
(Jbl, 221*) Aue notdurlliclih ist ze dem ewigen heile
Sed oecessarium est ad aeteroam salutem
daz die lihnamunge ouh herren unseres heilantes christes
ut iocaroatiooem qunque domioi uoslri ibcoy zpigti
getriuliche gloube.
fideliter credat.
Iz ist greht gloube diu rehte daz wir glouben unde
Est ergo fides recta ut credamus et
ueriehen wände herro unser heilant crist gotes sun eot uode
coofiteaniur quia dos or ibc. xp. dei filius deus et
menniske ist.
horao est.
Got ist er uon der gehabe des uater uore den werken
Dens est ex substaotia patris aote secuta
144 DEUTSCHES DES X-Xll JAHRHUNDEirn|.
geborner unde mennisk ist er uon der gehabe dere muoter
^eoitus et homo est ex substanti« malris
in der werlle geborner.
in seculo natus.
Durhnahtiger got dui'hnahtiger menniske uon sele dere
Perfectus deus peiTectus homo ex auima
redelichen unde uon niennisklichem fleiske gestenter.
ralionali et huniaoa carne sabsistens.
Glicher (ebener) dem uater nah der goteheite . minner
Aeqaalis patri secandom divinitatem minor
dem uatere nah der menniskheite. Der swie (doh) got
patre secandum humanitatem. qoi licet deas
er si unde man niht zuene iedoh . halt ein er ist chrisl.
sit et homo ood duo tamen sed udos est xpictotc.
Einer aue niht uon der uerwantelunge (btr 22\^) dere
UDOS aotem oon converstone
goteheite in die lih halt uon der annemunge (znonumfle)
divioitatis in carnem sed assumptione
dere mennischeite in got.
homanitatis in deani.
(Daz Christ unuerwantinlichen dewederre siner nature got
unde mennisk uollichen ist in ietwederre natura.)
Einer alanch (alzoges) niht uon dere miskunge dere
Unos omuino uon confusione
gehebe halt in der einnusside dere genennede.
substantiae sed onitate personao.
Wände also sele diu redeliche unde lih diu ein ist menniske
Nam sicnt anima ralionalis et caro noos est homo
also got unde der mennisk ein ist christ.
ita dcQS et homo unos e«t xpictoyc.
Der der gemartiret wart füre heil unser . nider fuor ze
(jui passos est pro salute nostra desceodit ad
den hellen erstuont uon den toten.
inferos resurrexit a mortuis.
Er uf fuor ze den liimilen sizcot ze der zeswen gotcs
Ascendit ad coelos sedet ad dexteram dei
uater almahtiges. Dannen chumftiger er ist erteilen leben-
patris omnipotentis. iude venturus est iodicare vi-
tige unde tote. Zuo des chumfte alle mennisken ersten
vos et mortnos. ad cuios adventom omnes homines resurgere
habent mit lihnamen ire
habent cum corporibus suis.
Unde ergeben scolente sint uone getauten den eiginen
Et reddituri sunt de facUs propriis
OEDfTSCHBS DES X-Xll JAHRHUNIMOnB. 14S
rede • Unde dieder guitio (so) getan habent uareo im den lib
ratio(Dein). et qui bona e;:eniDt ibont in vitam
den ewigen . die der zeware ubiliu in ßur daz ewige.
aeternam . qui vero mala in igneai aeleruuin.
(ÖL 222*) Diu ist gloube diu alliche . die nihwan suerso
llaeo est Idea oatboüoa qoam nisi quisque
gelriuiichen uude uestlichen gioubet heil wesen nihne mag er.
fideliter flrniiterqae crediderit saivus esse non polerit.
(von da an abgedeckt DiuL 3, 493-496.)
Dnz himtlrfehe.
aus cod. Lat. Mon. 9513 (Oberaltach 13), höchst wahr-
schehUich eine vom Schreiber^ wo nicht vom verfqfser der
vorhergehenden fVindberger psalmenübersetzung herrüh-
rende dichtunit* am rande eines Gregorius in lob,
Michil bis du herro got und lobelih harte
michil ist din chraft uf dere himilisken warte,
din riebe ist gelegen hohe obe allen riehen
dinem gualte mach niemen enphliehen »ob entwichen,
des ne darf halt niemen warnen noh sinnen 5
daz dir iemen ienner hine mege entrinnen
dinere eren . dines wihstuomes ist niht zale
uon oberist des himilis in daz abgrunte ze taiel
uon osteret in westeret uone mere ze mei*e
lobcnt dih dere engile iouh dere mennisken herel 10
allenthalben des umberingis sint die dih erent.
siut . die iz ire chint ouh gerne guotliche ierent.
alle dine hantgetoste alle dine geschefke
sint umbeuangen mit dinere magenchreffe
mit dinere zeswen ellenthailen tugende 15
sint bescirmit . sint gefirmit alter unde iugende
sint elliu dinch bewaret . sint gliche gesearet
daz ire neheiniz daz andere uone geschihte ne daret.
nihwan also du über ieglichiz uerhenges.
du daz cit also du wil churces unde lenges. 20
du hast in gebniche dinere gualtigcn hente
allere dinge anegenge iouh den ente
ouh sint zeware unuerholen in dinere gesihte
Z. F. D. A. VIII. 10
146 DBOrSCHRS DES X--Xn JAHRHDNDBKIB.
allere brosten glosle . allere hercen urgihte
uone diu heizzis du in chriechisken alfa el o>. 25
so iz getan iohannis reuelatio.
des heiligen . des tiurlichen euangeliste
dines sunterlichen irutes dne Ihu xpe
wellent iz oub walhe unde chriecbe gnote suocben
si nindent iz gescriben in bebreisken buocben 30
daz du unzuiuillicbe alles werebes dinis
eine bis initium unde eruoUenter finis.
Selbe ne bastdu anegenge noh uerwesenten ente
dannen ne mägen dih die stete nob die wente
debeine balben umbegeben nob umbescriben 35
uerrer nob naber . uz oder in getriben.
dib miunent unde erent . furbtent und flegent driu
riebe
dere du waltes . unde gebaltes . nbtes iouh pblih-
tes ungliche
dei du cecbest unde antreites . enges unde breites.
also du wil.
bobes unde nideres . gebiutes ire sin luzoel oder uil 40
meres oder minneres si nab dinem willen,
aue dib mach si niemen gesuiften nob gestillen,
niemen anderre chan si geribten noh gecberen
gezuhtigen des libes oder dere sele rebt geleren,
daz eriste . daz heriste ist daz firmamentum 45
daz bat iemmer ane cebuote milia centum
dar ubere uiie manich tusent dere engile
wider den iz eruehten ne magen die uberuengile
daz bat din wibstuom so geuestenet uon deme anegenge
deiz statte bat dere ewicheile in dere tage lenge 50
gesliffen nob gewieben noh geuallen ne maeh
Sit diu erde uone dinem geböte dar unter gelacb
da wir uffe in unguis totliche leben
unce wir den geist an dere bineuerte widere geben,
so uerente wir dizce leben untottichen 55
ob iz dir allererist hie beginnit wole lieben
uone diu heizzet daz niderre terra morientium
daz oberere dar ingegen terra uiuentium
daz bat der berre dauid daz sia teil muose sin
DEUTSCHES DBS X— XII JAHRHUNDBIfS. 147
dare scaffe ih bi dioen gnadun ouh geroe daz min 60
wände da niemen erwirdit ceget noh ersürbit
hie uerbiderbet sih der üb nnce er gare aerderbit (so).
des gescbihit, weiz ih wole, alanch da niht
da ewiciiche schioit daz uncegancliche lieht
Da uffe ist o wi daz wunnesame himilricbe 65
deme sint dei anderen zuei dere eren uile angliche -
dei ich da uore mit dere rede geruoret han
daz si ouh dir mit rehte sin unter tan
dannen ih noh gnuoch sagen soi obe got wil
wände diu sele uorderet so getan spil 70
unde ire daz nor allen dingen ist suozze
daz si mit ire gote so unde sus lantrehten muozze
dere eren ist iz uns iouh des wesennes uerre obe
da diz gedihte erheuent mit sänge iouh mit lobe
dine engile here canore (so) iubilo ane unterlaz 75
da ist der bezziste der suozzistc waz
da diu sauge burch tageliches gecimberet wirt
da du selbe inne bist chunich unde- wirt
dar ine gent uon uier halben zuelf burgetor
de stet inne diu schone phalence hohe inbor 80
da umbe in glichere antreite zuelf turne
die sint erfüllet mit lobesanges schalle diumo
mit den edeien steinen sint si woie gecinnit
in ebener mazze du hast grozze geminnit
den du zen ewen daruf hast wesen geschalTet 85
si ne ruocheni waz der uiant uzzerhalbe gecblaffet
innerhalbe habent si sicberheite grozze
si ne erchoment uone sinem itelen dozze
ob er ouh dare getorste oder mohte genaehen
ih gloube wole daz si in aue uallen salben 90
die in e wilen sahen unsamfte benicben
also die donerstrale die me sihit gahes verblichen
wände die selben habent die burch noh in ire huote
also si sie do bebabeten mit statigem muote
den si beten unde habent zuo ire herren liebe 95
si ne lazzent dar naber geluogen die nahtdiebe.
Diu naht dirrc werlte sc^tewit dar in alanch niht
iht mere ne schinet da des werltUchen tages liebt
10*
148 DB0T8CHES DES X— XII JAHRHUNDERTS.
gol selbe erliuhtet die burch iouh den sal darinne
si ne bedarf liehtes des sunnen noh dere mannine 100
dere Sternen hat si rat iouh anderre liehtaazze
uon reinem golde glenstet ein ieglich ire gazze
die mure sint al umbe mit golde gewieret
sint mit aller slaht uare gimmen wole gecieret
des sales estricb ist mit uehen steinen gestrowet 105
da bas du herro die bargare wole mit gefrowet
da zuo ne gebristet glases noh saphiris
von den saugen wirt da gesehen diu schone ins
in dere witen umbeuerte des hohstuoles
ce sicherheite hinnen mere des uiantlichen wuoles 110
den der tiuvel unter den* engiien wilen begie
do er hie beuore ingegin dir ce widerbruhte geuie
daz wir unter deme der uf deme stuole sizcit
uone des uorhten der wuotrih angisüiche snizcet
alles unfrides mere suln guisliche sicher sin 115
daz dar ane ist gottes gnaden ouh worden schin
daz er an sineme gerihte phleget neheinere miete
der in isrninere gerte rihtet liute nnde diete
unde brichet si cesamene daz ire got ergaz
die den uufride machent also eines hauenaeres naz 120
dannen ist uns ouh iris in chriechisker zungen
diche uon den alten bnobmeisteren nore gesnngen
deiz si geheizzen name des regenbogen
den me ohe sihit so den bimil habent bezogen
dei tunchelen iouh dei dichen regen wolchen 125
daz alliche niht gewizzenlih ist den smahuolchen
die cliunst lazze wir besunter den dinen wole geerten
in dinere t uernunstliche den allere beste gelerten
ih ne getar nah deme geiste erbalden me baz
cerluogene sine suntergenge bin ih leider uile iaz 130
sumich unde seine geistlichiu dinch ersuochen
iouh dere ih guissiz urchunde uinde an den buochen
so ih furhte daz mih gahes ce dere unwarheite
min unuorbesehener sin unguarliche uerleite
unde so ih waene daz ih zuo dere warheite done 135
din getougenez urteile getribet mih der uone
daz ih uerliese die arbeite minere anedsehte
DEUTSCHES DES X-XII JAHRHONDBrnS. 149
da ib gerne minen antheiz fiire dih brachte
doh sage ib daz mih geleret hat min magezoge
uon gebilwe unde heitere wiri der regenboge 140
uon des sunnen wirmen iouh dere wolchene fiubte
also des fiures glanst durb daz wazzer Iiubte
daz dritte dar unter ist des bimiles uarwe glucbe
ib wsene io diu erde an ietwederem orte zuo sich
lucbe
da gestet dere böge uon uier fürstlichen eiementis 145
dei uns temperent die atemzuht anime calentis
iouh in alle wis die sUete behabent des gesuntes
nah dinere gesezcede in die ticffe allere dinge gruntes
dar wir gelangen mit fiumf sinnen des libes ne magen
mit fiumuen dere sele waz mage wir dannen sagen 150
nihwan daz du herro got antreitaere dere dinge
ein herlih wunter bist suie halt uns dar ane gelinge
du machcs uns daz dlnch ce wuntere unde ce wunnen
ob wir sin unde rede ne bieten die wir nimmer
guunnen
nu has du uns hohe unde tieffe des sinnes gegeben 155
tuo dar zuo daz wir in lenge unde in breite zie-
ren daz leben
nah dinen hulden nah unseren notdurten (so) mit guote
so wirt uns geringet unde geliuteret daz gemuote
daz wir gedenchen wes unsih der regenboge manet
so sin diu gehuct uon anderen Sachen erwanet 160
Wazzer unde fiur sint schinich an dem regen-
bogen
dei ih bildiclicbe in die rede han gezogen
durh daz sie bediu sint helflich unde heilsame
ire ietwederez ist ouh egeslib unde freissame
so si uon dere liute sunten ubermazzicb sint 165
unde si dar zuo tribent daz weter unde der beifter
. wint
wazzer unde fiur sint zuei starchiu gotes gerihte
dei dere werlte allere sint offen ce gesibte
mit deme wazzere ward diu werlt hie beuore gereinet
mit deme fiure here nah an den die sib babent
uermeinet 170
IM DBOTSGHBS DES X— XII JAHRHDNDBRm
die do gotes hulde beten gnasen in dere iiurcba
die denne in sinen gnaden sini gesigent starche
do besiuonten nihwan aht mennisken in dere sin*
flnote
die rehte in aht sselden gelebent gnesent in dere
ginote
do ward din erde aon dere liate unrebte gewasken 175
denne wirdit sie uberal mit rebte becberet in asken
daz ergangene wizze wir des cbomftigen gewarte wir
deiz gnaediclich ober unsih werde des dige wir
ce dir
des louges narwe die wir an dem bogen seben
warnet unsih cbristene wir dere glouben nerieben 180
daz wir ce dem iungisten urteile haben sorgen
deiz uns uon nnguissere sicberheite ibt si uerborgen
daz wir ienez mere ne furbten 'tnot er ons oub
chunt
dannen heizzet irin oub fride der chriechiske munt
wände er dinen fride uore zeichinit den Unten 185
daz wir cbunnen gedenchen weiz suie bediuten
daz in dine holden umbe dinem stuol sebent
da dir eineme got dine barmherce ueriehent
des wir sumeliche nob nih ne magen wizzen
wir unsih minner deme rehten haben geflizzen 190
in dinen wunteren berro mit geistlichere trifte
so iz die leraere babent in dere heiligen scrifte
Nob sa die wizzen iz ce durbslabte alancb niht
unze uns ce iungiste erscbinet daz ewige lieht
daz den schate uerwisit dere nebeluinsleren naht 195
da unsih inne der alte uiant ie anefaht
unde die tuncbelen blintbeit dirre werite cestoret
so din iungiste trumbe schelle wirdit geboret
des sibenten erzengiles mit dere maginchrefte
daz si erwechet alle redeliche geschefte 200
die des liblicben todes unce dare entslafPen sint
unde erofPenet besuntere iegelichiu gotes chint
da beginnet me allererist seben uzzen unde innen
wie zierliche dei gadem elliu den ce minnen
mit deme reinen golde sint gemuset unde gesmelcet 205
DBDTSCHBS DES X-XU JABRHDNIIin& Iftt
die bie nehein not suario nob gahia uerbelcet
aone gotes willen . rehtere werehe . oeslere ane*
daebten
suie gnoie . suie barte sie die sebtare aneuaebten
saie sere si ie in ire gemaot dicbe wahren
uone den uerlogenen • den ungezogenen werltmin-
naeren 210
die sih selben gote ire scbepha^re freidigten
nnde sie mit worlen unde wercben leidigten
die den widermuoteii allen manliche gestent
die dere uotdurfticUchen gedulte nibt abentgent
nob weiche entwicbent dere werltichen leidwente 215
o wi wie scbone die innerbalbe dere murwente
dere saugen beimole barm in sib enpbabet
wie liebliche sib got in . unde sie ime n«het
weihe semfte mit dere meisten znmfte da guinnent
die hie durh got die niante tragent unde minnent 220
die ime liebent die friunte ane lasteres meile
die bechoment ime selben da besuntere in erbes teile
wände du herro die heren martirsere uor allen minnis
so du nob got in allen offene richesen beginnis
Ur dere burcb muren ist allez ane dere engile
huote 225
die uns bi dinen gnaden sint greht ce alleme guote
da du mit besezcet has alle umbe dere cinnen eile
die ne gesuigent ouh diues lobes neheine wile
dine ere . diu lob singent si ce allen standen
uone grozzem wibstuome bas du iz allez erfanden 230
daz diu burch guorbt ist uon lebentigen steinen
da sih die muoden an die linebergen suln leinen
die gabes ie mitent uon deme ellente entrinnent
ib weiz si gotes gnaden da semfte unde ruowe
guinnent
da die uernozzenen suln in dere ewicbeite wider-
wobsen 235
da ne stozzent sie die egeslicbe gehumte helle obsen
die becblibent werdent da milticlicbe gelabet
die hungerigen die durstigen werdent da gehabet
in dinem hus staeticliobe ce uoUere wirtscefte
4
152 0BinSCHBS DES X-Xll JAHRHDNDBBXS.
herro cbrisi cbunieh mit din selbes wertsehefte 240
wände da in da gaoüiche selbe wil dienen
da DC uersmahet herro dir lob den anderen niemen
da sint die herren iouh die armen alle gliche
da teilit unsere ieglichem sine gebe got der riebe
also er die mazze an unseren guirbten weiz 245
da ne wirdet uerbiderbet daz scÄf nob diu geiz
ce deme dienste ne wirdit erslagen stier nob hoch
un daz finr ne leget me neweder bloh nob sloch
erwirmen ne bedarf me ire dare gezogen oder ge-
fuoret
hizce nob frost nob dehein ungemab sie ne ruoret 250
die mit guoten wereben unde willen dare gelentent
uone diu ist iz in beillich die ibt füre gesentent
si uindent iz an den seleden aUez guis unde greiu
da ist miete unde Ion . gnade unde rebt
wir ueriehen herro da si geistlih leben 255
man ne bedarf da weuel nob warf spinnen nob
weben
Ire gewsete die da sint ist daz ewige liebt
uone diu ne bedürfen si dere badeguante alanch niht
si ne ttorderent ou uaelen niht unde mantele
sumeres nob winteres ze weterlichem wantele 260
si ne legent ze nahiste dere lih hemide nob bruoche
umbe chursenne unde bellice babent si neheine
ruoche
ce nihte wellent si so oder sus varwe röche
dei bein ne bedechent in hosen nob die linsoche
wiz nob suarzmale scuohe beduingent in die fuozze 265
ich wane ie dere durften debeiniu geruozze
uone diu ne spulgent si da neweder scbephen nob
naen
durh ezzen ne bedarf me daz brot bacben nob baen
durb zuomuose fleisc unde uiske sieden nob sulcen
durh trinchen haberen nob gersten ce biere mulcen 270
si ne gereut durb den durst iemer metes nob wines
oder ce wollibe morates nob trinchenes deheines
eiere unde cha^se ne tuont si da gesoten nob ge-
braten
DEUTSCHES DES X— Xll JAHRHUNDBRIS, 153
got du mäht in ane dei elliu sus wole geratea
si ne tuont einiz noh daz andere uf deme barste
gerostet 275
allere ire notdurfle werdent si mit deme heile ge-
tröstet
daz mit in mere niemen ringit noh ne fihtit
ane straelaere unde bürsten wirdit in daz bar ge-
siihüt
si ruowent da ane uederbete . bolst^re unde chusse
nehein wert hat der chozce da also uile so diu
zusse 280
undurft ist in lihlacben ieub dere badelachen
si sint is alles ueruangen mit geistlichen Sachen
mit geistlichen dingen ist iz in allez uerwandelet
suer des anderes iht ane waenet der hat uerbandelet
die sele ne phlegent ce bade seiffen noh louge 285
sie ne zicrent ouh uingerlin ringe noh bouge
nuskelin uorie goldes gesmelce neb die halssnuore
ne biderbent si da deweder ce liebe oder ce gefuore
Nihne brennet der sunne die da sint über tach
wände er mit glanstes hizce dar gelangen ne mach 290
noh diu mane fiuhtet dar ingegen über naht
da ne ist uon luftes geduere neheiner slaht unmaht
da ne ist uone missehelle nehein uiantlich zuiwurft
dannen ist der ouh neheines suonaeres dürft
niemen wil noh ne mach den fride da gebrechen 295
waz bedorflen si denne uogetes oder uorsprechen
ire wesen ist gezechet in michelere gliherte
in semfle unde in suifte ist allez ire geuerte
si ne arbeitent mit fuozzen noh mit hauten
si ne erlenchent sih nienner an den anewanten 300
wcge unde brücke sint alle sieht unde sicher ge-
machet
alles Ungemaches habent sih uercigen unde uer-
sachet
alle die mit dir da zen ewen stseticliche suln sin
durh die got herro gnasdich erbarme dih min
unde gib mir daz ih ane dem iungisten merde 305
diner gotelichen gnaden iht ucrlcilet werde
154 DEUTSCHES DES X-^XU JAHRBDNDKRTS.
iioh so getaner eren diu den dinen da geschihit
die daz onge uor werltlichen molten hie nih ne sihit
die daz ore des totlichen libes nih ne boret
die wile iz des werltlichen geludemes doz betöret , 310
diu in des mennisken herce ab infimis nih ne stiget
halt enne obene non gnaden here nider siget
unde des mennisken broden sin nf ce sih ziuhet
unde machet daz er schiuhente intfliuhet
elliu dei schedelichen oblectamenta camis 315
al da nah so du herro in wercliche wamis
mit des heiligen geistes trostlichere unctione
unde in inwertes gestunges salubri compunctione
daz er lieben beginnet elliu dei dere sele sint profntura
also er si ce eriste bete in dere nnuerwerten natura 320
Umbe den stuol sint dei heren quatuor animalia
dei dine ere bridigent diu lob singent inter alia
unde uore so uile (rasur) si naher schowent dine
getougene
wände si uome unde hinten uoliiu sint der ougene
da sizcent uore dir in ire erhaften sezzelen 325
die gedihte wegent unde helfent uns agezzelen
die geerten uiginti qnatnor seniores
die du allez ane so wir glouben erhores
gnaedicliche umbe unsere ellenten note
daz unsih der widerwarte iht ^''tote 330
so wir iht getuon wider dinen hulden
oder iht uersumen non unseren schulden
des wir uon cristenlichero rehte tuon solten
deiz uns nah unseren guirhten nihne werde vergolten
e wir iz uertielgen (so) mit riuwe unde buozze 335
daz wir es uone dir guinnen willen wider muozze
so dih dinere gnaden bitent die zuir zuelf herren
daz uns gewerren ne mege nahen noh uerren
des uiantes läge in disem wadligen ellente
daz er uns mit unchnsten die heimuart iht erwente 340
daz wir beschirmet sin unter dinere herschefte
noh uon ime abegeleitet werden ire gnozschefte
die si gerne here nah ce geburen haben wellent
unde dir dar umbe ire Coronas ce eren uerselient
DBDTSCHBS DES X--XII JAHRHUNDERTS. 155
unde bietenl sih dir diemuoticliche ce faozzen 345
daz si dih mit eren lobeliche gruozzen
umbe unser ewigiz heil daz si der mute weruent
daz wir werden also si in dir spiritu feruent
grehte ce dinem dienste ce diner gehorsame
über die so diche geladet ist din heiliger name 350
daz du unsih in deme zuiuele nihne uerlazzest
unze du die bechornnge suiflente gemazzest
da wir in disem ellente mit bim besuseret
unde nerdruches der unser uiantliche naret
den leidigen satanat mit sinen gelouften 355
beschirmes aue durh ire gebet un sih dine getouflen
dei in dinem lobe da unde hie sint universalia
dere'wir uergezzen noh gcsuigen snln inter alia
unde uor anderen dei da ce himile gesehen sint
uon den saugen ougen dei gare erwenet sint 360
in die hohe schowente uon des fleiskes glusten
dannen die irdisken allez ane sigent ce flusten
niht ce guinne deheines irumen dere sele
den diu hilfe chomen solte cclestis medele
der helfliche trost des geistes uone dem stuole 365
der uns bringet dere sunten iouh des wices urchuolc
so dannen erhöret werden stimme iouh donerbliche
die der uone uarent mit brinnenten liebten diche
daz wir bi den gotes sihtigen wunteren ce samene
lesen
in weihe wis die sele here nah suln gnesen 870
so wir ettewie gedenchen waz die stimme luten
waz die donerbliche waz dei brinnenten lieht be-
diuten
waz uns in uier biliden dei nier animalia ceigen
daz wir unsih gotes chreften diemuotlicliche neigen
der so getaniu wunter tuot in himile unde in erde 375
daz ire unser ieglich hie unde da uemunflich werde
ce heile unde ce gnaden in den himilisken choren
da wir die getougene alle gesehen unde geboren.
156
MARIAE HIMMELFAHRT VON KONRAD VON
HEIMESFURT,
Voji diesem bis jetzt ungedruckten gedickte sind fol-
gende handschrißen bekannt geworden.
A, die pergamenthandschrijt des 14» Jahrhunderts,
kL folioy im besitze des freiherm Joseph von h^fsberg
at^f Meersburg am Bodensee, seite 118^ — 129'- diese hs.
enthätt ä) den JVilhelm von Orlens von Rudolf von Ems,
seile 1'— 88**, dreispaltig; b) von anderer hand geschrie-
ben, zweispaltig, die kindheit Jesu von Konrad von Fujses-
brunneny seite 89* — 118^/ c) Mariae himmelfahrt, eben-
falls zweispaltig und mit b von einer hand geschrieben ;
d und e) den Sigenot und das Eggenlied, seite 130 — 148/
dreispaltig von einer dritten hand geschrieben, die freund-
liehe geßilligkeit des edlen besitzers hat es mir schon im
jähre 1840 möglich gemacht die unter a, b, c verzeich-
neten gedichte noch in Manchen zu vergleichen und ab-
zuschreiben.
B, papierhandschnß des \5n Jahrhunderts, Jbl., auf
der königl. bibliothek zu Berlin (Ms, Germ. fol. nr 20)
bl. 89' — 93"^. die beiden folgenden blätter sind ausge-
schnitten, im j'ahre 1812 war das erste derselben noch
vorhanden {vergL v. d. Magens grundr^s s. 274» u>o die
19 letzten Zeilen abgedruckt und damit noch erhalten
sind)y fehlt aber nach einer bemerkung v. d. Hagens im
Berliner handschri/ienkataloge schon seit mehrem jähren,
diese einst dem Daniel Sudermann gehörige hs. enthält
a^fserdem noch bL 1 — 87 Rudolfs Barlaam; bl. 94 — 99
ein gedieht von dem j'iingsten gerichte; bL 100 — 113 den
Freidank, alle stücke sind von derselben deutlichen hand
geschrieben, meinem freunde Zacher verdanke ich eine
eben so genaue als zierliche abschrift.
C, pergamenthandschriß, \ As Jahrhundert, nr Ai^Wi^
auf der Universitätsbibliothek zu Grätz. das gedieht von
MARIAE HIMMELFAHRT V. KONRAD V. HEMBSPDRT. ifSft
Mariae himmelfahrt steht auf den oberen rändern dieser
ein lat, psalterium enthaltenden hs. von bL V — 70^ und
rUhrt ohne zweifei von derselben hand her die in eine
andere Grätzer hs. auf ähnliche weise das gedieht von
s. Alexius geschrieben {aber nicht gedichtet) hat das
Mafsmann mit der beseichnung A in Sanct Alexius le-
ben u. s. w. {Quedlinburg u, Leipzig 1843) s. 45 — 67
hat abdrucken lafsen, der obere rand der blätter 7Y^ — 120*
ist von der gleichen hand mit einer gereimten legende
von der heil, Margaretha ousgeßillt, deren anfang lautet
Getorst ich vor meiner missetate. wie gern ich herregot
dich pete . daz du durch willen des trauten sunes dein . ver-
gebest der grozzen schulde mein . vnd mir sandest deinen
gaist . der aller guete ist voUaist . der mich weis und lere,
daz da herre sei dein lob vnd dein ere . manichvaltich ist
herre dein gewalt . vil groz ist dein guete . du wis mein
genist . da du daz swendun (so) veuer sust frist . hie {so) wa'z
waz sprechen mere . imer ich sag dir lob und ere . ze wundem
du wol pist . wan du wunderlicher pist . den allez daz der
ist . wol sint worden deinen wunder schein au ainem vil
hailigen magedein . gehaizzen waz si margarete . got si vil
holden hele. herr scrrptor Diemer in Wien hat mit freundr
licher uneigennützig/reit mir seine abschrift angeboten und
über lafsen.
Diese drei handschriften helfen aufs neue die schon
öfter gemachte warnehmung bestätigen, wie sehr gewisse
geistliche gedickte schon in früher zeit der Willkür der
Schreiber ausgesetzt waren, so grofs wie bei der Wie-
ner und lafsbergischen hs. der kindheit Jesu von Konrad
von Fufsesbrunnefi, bei deren letzterer fast ein besonderer
abdruck nöthig wäre^ ist die Verschiedenheit hier nicht,
dennoch weichen die drei hss, häufig so sehr von einanr
der ab dafs die erkenn tnis des echten in vielen Julien
sehr schwer^ ja oft unmöglich ist, ich habe mich daher
im allgemeinen an A, als die ohne zweifei zuverlq/sigere
Überlieferung j gehalten, und nur wenn BC übereinstim-
mend entgegen waren, bin ich diesen gefolgt, dabei weifs
ich nun freilich nicht wie weit mich immer das richtige
gefühl geleitet hat.
188 HARAIE HIMMELFAHRT
Den namen des dichters haben nur zwei Ass., AB,
überliefert: beide unrichtig, dqfs der Ortsname, wie er
in A lautet, verderbt ist und wahrscheinlich dem gleich-
laut himelfart und Himelsfurt zu liebe vom Schreiber verän-
dert wurde, habe ich schon früher an anderer stelle be-
merkt. Hennesftirt aber ist ohne zweifei ein blofser schreib-
oder lesefehler für Heimesfort. so heifst der geburtsort
unseres dichters in dem Zeugnisse das sich in der bekannt
ten literarischen stelle von Rudolfs Alexander erhalten hat
von Heimesfiirl her KuonrAt,
der wol von gote geühtet hdt^
den darf nihi riuwen sin werc.
Ich habe mir mühe gegeben einen ort dieses namens
aufzufinden, we\fs aber aufser dem alten, schon im \%n Jahr-
hundert genannten dorfe Heimenesfurt, nun Heinsfart, in
der nähe von Öttingen (s. J. J. H. SireUn, genealogische
geschieh te der herren grqfen von Ottingen im mittleren
Zeitalter, fVallerstein 1799 s. 2) noch keinen andern nach-
zuweisen, hier wird Konrad wohl geboren sein, denn ich
finde nicht, dafs in sprachlicher hinsieht dieser Vermutung
etwas im wege stünde, sein Zeitalter lä/st sich ziemlich
genau bestimmen. Rudolf nennt ihn zwischen Gottfried
von Strqfsburg und fVimt von Gravenberg: er nu(/s da-
her in den ersten zwei jahrzehenden des 13« Jahrhun-
derts gelebt haben, dcfs er ai{fser Mariae himmelfahrt
noch anderes gedichtet habe, ist eine Vermutung die durch
das oben mitgethetlte ,zeugnis Rudolfs nahe gelegt wird:
den ausdruck 'der wol von gote geühtet hat* scheint mir
deutlich darauf hinzuweisen, ein zweites gedieht glaube
ich sogar bereits gefunden zu haben: die in Hahns ge-
dickten des i2n und 13/2 Jahrhunderts s. 103—128 abge-
druckte Urstende. schon vor zehn Jahren machte ich
beim ersten lesen die bemerku?ig, Konrad möchte der ver-
fqfser sein^ und bei näherem zusehen bin ich in diesem
glauben bestärkt worden, man vergleiche vor aUem die
einleitung in beide gedichle, wo mit andern werten der-
selbe grundgedanke ausgedrückt ist, und den schüffs, der
in der himmelfahrt aus 12, m der urstende aus 14 gleich-
lautenden reimen besteht, aber auch im reim herschi
VON KONRAD VON HEIMESFURT. i&9
grofse übereinsiimmung. in beiden finden uch rührende
reime wie & : 6, wären : wären, boten : enboten, sehen :
sehen u. s. w, in beiden reimt tuo : nuo : duo, nieht :
lieht, megen : legen, schaden : gaden :^kraden u. s. w, und
die übereinstimmenden ausdrücke in swachem werde himmel^
fahrt 852, urstende 105, 65. das unhäufige körder himm.
846, urst, 124, 25. ir slöz, ir porte, ir rigel brast himm.
960. daz rigel und sI6z und porte brast urst. 127, 16.
u, a, m. sind gewiss nicht blojs zufällig* auch sonst ist
in der behandlung und der art und weise der erzähbing
vielfache ähnlichkeit; doch scheint mir in dieser bexie-
hung die urstende den vorxug zu verdienen, während die
himmelfahrt hinter einer anderen, jüngeren bearbeitung
desselben Stoffes (s. zeitschr. f. d, alter th. 5,515 — 564)
weit zurücksteht, nichtsdestoweniger wird der druck diC"
ses gedicktes sich rechtfertigen lafsen^ das von einem
manne herrührt der einer frühen periode der mittelhoch-
deutschen litteratur angehört und dessen name von einem
zeitgenofsen mit auszeichnung genannt ist.
Ich habe hier noch eine im vorwort zu den Marien-
legenden s. xii. xiii. gemachte ät{fserung über Konrad
von Heimesfuri als vermeintlichen verfafser des passionals
zu berichtigen, nicht dieser, wie in der jenaischen litte-
raturzeitung 1845 nr 2iA irrthümlich steht, sondern Kon^
rad von Fufsesbrunnen, der dichter der kindheit Jesu, ist
der verfcfser. darauf werde ich durch herm v, d. Ha-
gen im neuen Jahrbuch der berlinischen gesellschaft ßir
deutsche spräche 7, 272 aufmerksam gemacht, und damÜ
hierüber kein zweifei mehr obwalten kann, sind in dessen
' gesammtabenteuer* bd, 3, 263 ff, 21 Marienlegenden ab-
gedruckt unter dem titel Unser frauen wunder, aus dem
grofsen gedickte von unserm herm, unser frauen und
allen heiligen von Konrad von Fufsesbrunnen,^ für meine
beweisfuhrung ist diese neue entdeckung vollkommen gleich'-
gültig; denn was an der angeführten stelle in bezug tuff
Konrad von Heimesfurt gesagt wurde, passt genau auch,
auf Konrad von Fufsesbrunnen und ändert an der sacke»
nichts; aber lehrreich ist es zu sehen auf welche leicht-
fertige weise irrthümer geschqffen und die ältere deutsche
JK
leo MARIAE HIMMELFAHRT
lüteraturgeschichte verfälscht wird, herr v. d. Hagen
sagt a. a. o. 'ich bemerkte vielmehr, der verfq/ser des
passionals sei der von Rudolf von Hohenems im fVit-
heim von Orleans gerühmte 'von Fufs€sbrunnen\ der in
Lafsbergs hs, des passionals vollständig Konrad von
Fufsesbrunnen genannt werde, dabei bezog ich mich auf
die in meiner attsgabe der minnesinger th. iv, s. 869 aus
Lafsbergs mittheilung abgedruckte stelle mit diesem zeug^
nisse und wiederholte, dqfs dieselbe hs, das Mariengedichi
Konrad von Heimesfuri oder Hennesßirt^ enthalte, wel-
chem die ebend, s. 876 daraus mitgetheilte stelle 'von
Himmelsfurf nennt* die behauptung, der von Puffsesbrun^
nen werde in Lafsbergs hs, des passionals K, von Fif/ses-
brunnen genannt, ist grundfalsch^ indem Lq/sberg gar
keine hs, des passionals besitzt, und das ist in der aus
den JUS, angeführten stelle auch nicht einmal gesagt; es
heifst dort blofs 'der von Fufsesbrunnen nennt sich voll-
ständig Konrad v, FufseH¥u9men in derselben hs, v, Lafs-
bergs, welche Rudolfs JVilhelm und den in der Alexan-
dreis gerühmten Konrad von Himmelsfurt enthält, als ver-
fqfser des im grundrifs s, 260 aufgeführten gedachtes von
Migia und Christi kindheit, am schlufse* im letzten satze
liegt die fälschung : Konrad von Fufsesbrunnen nennt sich
am schlufse der in Hahns gedichten des 12» und 13ii Jahr-
hunderts s, 67 — 102 abgedruckten und auch in Lafsbergs
oben beschriebenen hs, enthaltenen kindheit Jesu als Ver-
fasser blofs dieses gedicktes; dafs er auch das im grund-
^Üf/s s. 260 ff, besprochene und seitdem unier dein ein-
fmok/en und bezeichnenden namen 'passionaV bekannt ge-
wordene gedieht verfafst habe, davon ist überall keine
rede -und kann es auch nicht sein, die ganze dahin be-
ziiglicbe behauptung ist somit nichts weiter als ein durch
nachläfsigkeit und das auffallendste missverstehen eigener,
selbstgemachter bemerkungen entstandener irrthum, an dem
i/lhf* ahne zweifel der der ihn auf die bahn gebracht hat
4tlft hartnäckigkeit festhalten wird.
m Schliefslich noch eine bemerkung über Konrad von
Fufsesbrunnen, ich kann mich nämlich nicht überzeugen
dqfs seine heimat das Berner Oberland ist, zugegeben dqfs
VON KONRAD VON HEIBISSFURT. 161
nach einer rnütheüung des grafen Friedrich v. MüUnen
das heutzutage so genannte Schwendeinbad im kanten
Bern bis ins 15^ Jahrhundert diesen namen ßihrte (s. Lafs^
berg im vorwort zum Sigenot), so liegt darin noch kein
beweisy indem sich noch andere orte dieses namens nach-
weisen Iqfsen (ein Fuezprunn in der nähe von Krems und
Mautem in Niederösterreichy s. Monumenta Boica voL 29
p, 2 s. 383), die eben so gut Konrads geburtsort sein könn-
ten, denn ich vermag in seinem gedichte weder in hin-
sieht auf den reim noch auf ausdrücke etwas zu finden
das ihn als Schweizer oder Alemannen besonders kenn-
zeichnete.
Stuttgart im Dec. 1849. FRANZ PFEIFFEH.
Ein jeger 4ne gejägedes list,
der doch aD jageDne sfcritec ist,
der volget dem wilde
wall uod gevilde. '^
ich waene er w6nic schiuhe 5
slibte oder riuhe,
ebene, berg oder tah
sin kriegen machet tieres val;
daz jenen vil lihte vergät
der kunst und minren willen bäL tO
als ist ein ieglicbiu kunst.
hat si swaere begiinst,
daz doch vil lihte geschiht,
durch daz geloube sich ir niht ^
und versuoche ez doch die lenge: <• ,.46
wan nach truregem anegenge
dicke ein froelich ende kumet. '
staete an allen dingen frumet.
Bi disen dingen nim ich rät,
ßbersehrifi Dits ist von vnlser fröweo bimelPart B. 1— M
ien C. 1. jagendes B, 3. wolgot A, v. noch d. w. B, 4.
wWde j4. 8. machot j4. wildes B. 9. einen B. 12. s
ren B. 13. doch fehit B. bescb. B. 14. er lobe sieb er '^ .|||
n. B, gel. man sich ^. 15. vers&chi ^4. ez y4, er B. lengi j4.
18. stiH ^.
Z. F. D. A. VIII. II
4
tet MARIAB HOfMELPAHRT
ieh anner pfieilFe Kuonrftt, 20
geborn von Heimes fürte.
richeifc and höchgebürte,
kunst, zuht und hovewise,
swaz einen man ze prise
in dirre weite mag gefromen, 25
des bin ich w^nic vollekomen.
swie kranc ieh aber an sinnen si,
doch wont mir ein gedinge bi;
daz got des armen willen hat
für eines riehen argen tat. 30
vil manic man bat künste bort
und hiit si doch reht als ein mort,
daz ieman von im iht vememe
da bi man guot bilde neme.
so st6t min ahte niender sA. 35
künde ich iht, des waere ich frA,
möbte ih daz gebreiten,
sinen ursprunc geleiten
mit rünselinen durch diu laut ;
sd würd min kranker sin bekant 40
für jenes iiberigen sin
der rehte als ein gerostet zin
mit dem libe ein ende hAt,
so der tdt an im sin reht begät.
Diu beilege schrift was wilent 6 45
ebr^isch in der alten t.
2i. beioeswürte B, bimelfftrte j4. 22. 23. ahd fekit B. 24. und
was B. ein A, ze fehlt B. 26. wollek. A. 27. aber B,
docb A. synne B, 28. mir wooet aio gut f. bi A> 32. rebl
fehU B. einen ß. 33. ibt fehlt B. 35. niendert A, niergen B,
37. vnd m. B. 39. runselin A, riunelin B. das l. B. 42. ge-
rfttes A. 44. sin rebt fehlt A. danach ein $at% von 12 %eilen,
Davon wc dis ie min ger Das min bebiigde nacb mir wer . Und docb
{i verr« durch die salbeo nibt Von der der beri*e david gibt Diu das
M^el begurset Und nach der weite Ion vlürset So doreb die div da
awaet Ze tal vnde rinnet Durcb des bern Aarones bort. Wan iea4
betutet bocbvart. So beseichenot disiv demut. div ist gotte liep
vnd docb der weite guot A, 45. was fehlt A. wilunt A^ wei-
en C, 46. eberaiscb A^ bebreyscb B,
VON KONRAD VON HBQiBSFURT. les
dd wart si so gemAret,
ze kriechen verk6ret,
dar nach in iatine brfthl.
dö wart des sk also bediht 50
von den die tihten künden,
swaz si solher maere fanden
von misselichen oder von wären
diu Aä guot ze sagenne wären,
daz si diu en tiusche tihten 55
und ze solhem sinne rihteu
daz sie ein iegUch man
der doch der huoche niht enkan
wol ze rebte vemimt
und im ze hoeren baz gezimi. 60
der selben hän ich einez,
daz süezer nie deheinez
von menschen geschriben wart,
von unser vrouwen hinvart,.
wie und wä si beleip, 65
wer da was und wer ditz schreip.
D6 die beilegen zwelfbolen,
als in von gote wart geboten,
sich wite teilten in diu iant,
d6 wart in Asiam gesant 70
Johannes ^wangeliste,
da er unserm berren Krisle
siben bistuom stifte und leite
ze helfe der kristenheite«
47. Du bart si sust C, 48. io cbriecliis C 50. Mit hart dizze
also peü. C, w. aber s. b. B. 51. den] genaegen C. 52. swa j4,
wa B, sy icht B. 53 fehlt B. 54 fehlt A. do B, doch C.
hdren C, 55. Wie si die C, io tnscheii A, ze tutsche By teot-
sen C. 56. ze sSIbeo dingen C. 57. iesl. (7. 59. wol end-
leich C, verinitiet A. 60. im fehlt BC. bas z« b. AC, h^-
renne A, b6rende C* 61. sag ich B, ^% fehlt A. 64. bine-
wart A. 65. wa oder bie C, sy B, din A, pelibe : scribe Ü.
66. de A: fehlt C. scbraraip A. 67. Da C. 68. bat ge-
poten C. 69. taeltea beiten C. 70. da C. 71. Sant I. C.
72. do er B, der C. ivnsenn A. 73. 74. Syben b. stilfte Vnd
lerte zu helffe f riffle B. Durch seinen gfttleicbeu ruem stiftet er f.
weistuem Ze h. der ehr. Die er vil bol perait C.
II*
164 MARIAE HIMMELFAHRT
er satzfce oiich bischöve da, 75
und fuor er bredien anderswA.
Sardaniä daz eine hiez.
den er ze herrn da inne iiez
und ze bischove über daz lant,
der was Miitö genant. 80
der minnet unde vorhte got;
er lernte und l^rte sin gebot,
wan er sich des vil wol verstnont,
als die wiseu alle tuont,
daz ez den meister 6ret. 85
der wol tuot und wol l^ret,
dem ist ouch ze volgen guot.
swer aber des niht entuot
daz er den andern l^ret,
dest min sich ieman kftret 90
an deheine sine 16re;
des 16re ist an Are.
sd 16rte dirre herre niht.
bevant er oder künde er iht
daz ze gotes 6ren lohte, 95
swaz er des iemer mohte
für bringen, daz tet er,
und was daz allez sin ger
daz er den iemer wemden hört,
der s61e spise, dez gotes wort 100
den gotes kinden teilte.
mit grözem vlize er heilte
die an der sAle wären wunt;
75. und 8. A, ouch AB: die C. 76. bredioD ji, bredigen BC.
77. Sirdii C. 78. vnd der herre den er da Iiez C. 79. ze
vaersten über alz d. 1. C 80. mililo C. 81. Er m. ji,
82. Vod laiste o^ch gerne d g. A. 83. wand C. vil fehii C.
enat. C. 84. Also C, noch die B, 86. und leret B.
87. wolgenne A. 88. auer selbe n. C, das nicht t. B, 89. des B.
90. dester C. min C : minrre A, mynder B, ^%, bant sein 1.
den ist C. 93. so C, also AB, 94. kund er o. vand C, won
wasle oder B, 95. gölte eron A, 96. was ü, swa A. de A.
97. für fehlt C. 98. daz fthll C. alles B^ immer C. 99. d.
langen werben erhoirt C,
VON KONRAD VON HEIMESFURT. 165
der machte er harte vil gesunt.
Nu wären körherren d4. 105
in einer sUt, hiez Lodici.
sie santen im ir boten her
unde erbaten im daz er
in diu gewissen maere
(ob ez im kunt waere) 110
an einem brieve wider schribe
von unser vrouwen, wä si biibe.
der beilege man MiitA
schreip in hin wider als6
diu gewissen maere, 115
als in ir pflegaere
sant Johannes wizzen lie.
als tuon ich iu, gebiet irz hie.
D6 got allez daz erleit
daz man noch hiute von im seit, 120
geburt, marter, urstende,
unde zuo der zeswen hende
ze himel sines vater saz,
diu buoch sagent uns daz,
d6 er an dem kriuze erstarp, 125
daz er siner muoter erwarp
an dem muten manne
dem getrinwen sant Johanne
einen gewissen pflegaere
und daz er ir behoifen waere. 130
104. hate ^. 106. der st. ze laodicia C, 107. santonl A,
108. unde euhxkXen fehlt C, im B: disem herren A^ zu dem Her-
ren C. daz tv fehlt C. 109. dien g. were B, HO. Sant ob
I. cb. bere C. 111. wider fehlt A, 111. 11)2. vm vnser vr. bie
den pelibe Die barhait an ainen prief sribe C. 113. D. vil aelicb
milito C, 114. ber wider if. 115. pesaidenleicben C, \\6. im AC.
117. S. I. saite Bie ez hin zne ier bin laite oder um ier aaaange er-
gle C, 118. ier C. Daf selben wil icb künden hie B, 119. D«
— derlait C. 1^0. D. noch den srift v. i. s. C. 12!^. zet-
wan A, 1)23. ze himel fehlt C, fiUer A, vatters B, %e%9i% C.
124. Noch sait uns den srift C, 125. d er — erstürbe C. 126. k
erw. B, derburu^e C> 127. mit B. getruwen A, vil rai-
nem C. 128. muten B, snezzem C, 129. ir g. B, getreuen C»
130. Vnd o^ch er im A, benoiben B, enpfolhen C,
im MAMAE HDOfELFAHirr
er berakk üi ir ao ames slal;
sinen langer er di wider bat
daz er ir trinwe boere
ab si sin roooler wxre.
des bliben si angeseheideD. 135
ez wart Ton in beiden
wol bebalten daz gebot
anz hin daz «naer berre got
die zwelre Ton ein ander scbiet
und in geb6t ende rieft 140
daz si den geionben l^ea
and die beidensebafi bek^rten
und toaflen in den naoMs drin.
sas foor einer ber, der ander bin,
als ir ieglicbem geboten wart. 145
alsus scbiet sieb ir rart.
Jdbanne» fnor in Asiam.
unser frowen er doeb 6 nam;
er gewan ir berberge
ze Si6n af dem berge, 150
nach bi Jerasalem der stat.
den wirt er Tiizeclieben bat
daz er ir gnot war naniie
anz er dar wider lume.
den er ze wirte ir gewan^ 155
der was ein sd gnoter naB
daz er si barte wol bebielt,
wan er vil ganzer tagende wielt.
Swem nn berzeleit gescbibt
nnd in des leides anders nibt 160
wan leit mit leide ergetzet,
131. etpf. C, IT fehlt A. ai ir i. AB. 13t. Det j. C\ Suite
labasBe B. do B. 133. ia A. getreu bere C. 134. bere C.
135. Sas C. beübeat A. 136. hart oacb C. 137. dits C.
138. h\n fehlt B. 140. a. sy wUte A. ia r. AB. 141. 142.
Dax »i sirh tdtea ia dea laat Uod telea teia naia erchaat C 143
— 214/eA/en C. 145. w fehlt B. 146. also aebicbte B, 148. e
barberge a. B. 150. ze ysoa A, by zUoa i?. 151. aobe B.
153. gaot fehlt B. 154. daz er w. k. A. 155. ir ze w. A.
156. als g. A. 157. barU/^A// B. 158. trowea ü. 160. in A.
VON KONRAD VON HBIBIBSFURT. IG7
s6 ieifc solch leit setzet
daz leides niemer ende wirt,
swä leit mit berzeleide swirt,
swem aller leidest ie beschach, 165
des leit unt des ungemach
gelichet sich unnäch her zuo,
dö disiu edel vrouwe nuo
ir grimmeD herzeleides brehen
vil küme ein teil h4te verjehen, 170
d6 si ir kiades marter sach,
des tot ir durch ir herze brach
und ersocbte ir diu lil s6 gar
daz ir die treheae bluotvar
von den ougen vielen . 175
und über diu wangen wielen.
s6 engestlicher ungehabe
was si nu sA vil komen abe
daz si eine mäze begie
und etwenne ir weinen lie. 180
Diz stuont dar nach zwei jär
(daz sageut uns die buoch für war)
daz diu maget vil reine
eines tages alterseine
in einer kemenftten saz. 185
si worhte ich enweiz waz
und gedähte an ir alten schaden
dft mite ir herze was geladen,
unz daz si s6re weinte*
wan als dicke si sich vereinte, 190
sA was daz iemer ir site
162. Sollicb 1. 80 I. ents. B, 163. n. I. e. B. 165. wem B,
dem /l, laidost /l. 167. geliebte A. vil n. B, her zao
JkhU B. 168 fehlt B. 169. HerUe (wohl dat oben fehlende
kcrmo) in gr. h. 1. phrehea B. leides herzehr. B» 171. kia.
des fehlt B, Das ti ir liebes kiot marteron saeh A, 173. er-
f&ehte A, erPäbte B. iyde B. also J, fehlt B. 175. wialca
(: vielen) B. 177. egscbl. A. 179. si nn B. ane A. 181. gar
•<KSh B. 182. dirs B. sprecheot d. b. A. 183. y\\ fehlt B.
184. eine B. 186. vorehte B. 187. Do ged. sy an ir ersten s. B.
188. Uberi. B. 190. Wenoe si vereinte ß. 191. do A.
168 MARIAE HIMMELFAHRT
and duhte si daz ir iä mite
baz waere dan mit anders iht.
uu ensumde sich der engel nibt,
Gabriel dem si bevolben was: 195
sam diu sunne durch ganzez glas
sd kom er zuo ir in daz hüs,
kne krach und äne sus.
er vrägte si, waz daz meinde
daz si s6 s6re wehide. 200
unser vrouwe antwurte im dA
'es tuol mir ndt, ich bin anfrd,
wan mir noch leider ist geschehen
dan ieman leides müge verjehen,
und ziuh diu wärbeit an dich. 205
dar zuo went die Juden mich
lasterliche ersterben
und minen namen verderben.
diu vorhte tuet mir vil w6,
und doch der jämer michels m6 210
den ich nach minem sune hftn,
daz er mich alsus hat verlän.
also zerg^nt mir mine tage/
der engel sprach 'dirre klage
solt du dich, Trouwe, mftzen 215
und allez Iruren läzen.
aller vröuden vrouwe, vröuwe dich.
joch vröwet von dinen vröuden sieb
swaz vröude Aä ze himel ist.
din sun, nnser herre Krist, 220
hat mich her gesant daz ich dir sage,
du solt an dem dritten tage
193. w. bas ^. 194 samde C. 196. als ji. schinei d. ds
glas B. 197. als //. 198. krachen j4. 199. si fehit B.
201. im aotw. B. %02. bin ich B. 204. iemas leyde B. 206.
wSUeDt B, 210. noch j4, 213. alsust B. mir fehlt B.
214. der clage A. 215. trouyve fehit A, 216. und solben iamer C
217. der fr. B. Treade vr. na fr. C 218. waot €. sineo B,
219. W. do zu himelricbe ist B, 220. Waod d. s. C. 221 f^hlt B.
Der ssDt m. her C. 222. saidest C,
VON KONRAD VON HEIMESFURT. HW
scheiden von disen arbeilen,
hin da wir vröade dir bereiten
unde uns nn vil lange 225
mit lobe und mit sänge
gegen dir bereitet hän.
da soltu kiineginne st^n
in dem oberisten trdne
mit zepter und mit kröne, 230
da dich der herre D&vit
kiinftic sach vor maneger zit,
also noch st£t geschriben d4
'astitit regina
a dextris tuis/ 235
da mite tuot er uns gewis
daz duz diu kiineginne bist
diu so wol bekleidet ist.
von golde glizet din wät,
diu maneger bände varwe h&t. 240
Er hat dir, vrouwe, her gesant
disen balmen unt diz wize gewant.
der wuohs im paradise.
mit disem selben rise
kündet er dir den wären vride 245
wider alle des tievels lide
und wider alle sine v4re.
den sol man vor der bare
tragen da man dich hin treit.
223. Seh. von dirre clage Vnd v. d. a. B, Von dier belt arb. C,
224. vröade /0A/^ C. 225. na AC : her B, 226. nnd o'^cb A.
Gegen deinem anfange C, 227. gegen dir /ehli C, 229. obro-
ftten A. 230. zeptro C, 231. 232. Bei des chaneges zeswen
selten . Da dieb 6 vor mauigen zeiten . Der chunecb David chunftiob
sacb . Vnd daz an seinem salm spraeb C. 233. nocb fehlt A. Als
wftne ieh d. g. sta A, 235 fehlt C, 236. Also t. C. 237. da
die k. B, 238. Den da so bol gescblait C. 239. seinet gar C.
die w. B. 240. manege varbe C, 241. bar B, dilz gewant C.
242. vnd scbftne wis A, Vnd disen palme her g. C. 243. in
dem ßC. 2i4. m. dem s. C, 245. So eh. C. dir fehlt B.
den fehlt C. 246. W. d. vbeln t. l. C. 247. W. ier bazze v. w.
ier var C. aller siner A. 248. mit B. b&re A, par C, 249. so B.
170 MAMAE HDIMELFAHRT
daz snftwize ^renkleit 250
soll du an dinem übe haben/
'ow^, wer sol mich begraben
oder wer treit mich dar?
werdent min die Juden gewar,
si erzeigent mir ir alten haz. 255
mime sune ze leide tuont si daz.
wan waere doch Johannes hie,
den mir min snn ze sune lie,
unt der andern junger etlich.
die beruochten swes si möhten mich. 260
sus tuotz leider ich enweiz wer.'
[er sprach] 'vrowe, si koment alle her
^ dirre tac hiule zerg^,
unt dannoch guoter liute m6.
ez kumet euch da her mit in 265
der junge Benjamin,
Paulus, der bi niuwer zit
von des grimmen wolves git
lambes milte enpfangen hat
und als ein wärer kempfe stät 270
mit uns uf die alten 6.
den gelouben den er 6
so grimmeclichen ane vaht,
dar uf st6t ganzlich sin mäht
wie er den geveste nuo. 275
aaftrait C. %^Q. Diz C, sftfse wi(^ B. rechhiaid C, 251. tra-
gen A. Daz solt du anhaben C. 252. Si sprach anbe C 253.
Sprach div maget ald A. pringet C. 254. Vod berdent C. 255. ir
fehlt An nach 256 hat A einen %utat% von 6 %eiUn loh w&dc au
alle sint vervarn Die mich soitont bewarn. Lebt aber ir deliaiier
noch Der ist so verre daz er mir doch Ze enhaineo statten mag ke-
rnen Noch le minen nSlen geuromen. 257. wand C, fehlt A*
ioch A, hie fehlt B, 258. lie. Vnd mich ze maoter \m»
siet. Vnd mier an seine helfe riet C 259. ander ander B»
260. bereiten B, chanden C. 262. Der böte spr. C. Ytowe
fehlt B. dir k. A, al her A. 263. h. d. t. B. noah b.
hia erge C. 264. dazae C. 265. OQch fehlt A. 266. jnogste ji.
von B. B. 268. rezzen C, 273. also C. gryme dicke B, vraia-
leichen C. 274. her af A, auf den C. sten A. na gar C,
all B. 275. daz B. pesletig C. Wie der reht au getii A.
VON KONRAD VON HBümPDirr. tri
unser herre twiaget in i»r sao
und leitet in mit stner hant.'
der engel mit der rede Terswant.
Wir lesen ein aitez msre,
wie ze Jeriutlem wUent wacre 280
ein wfssage, Abaeno genant,
von dem tuot nns din sohrift erkant,
des sul wir niht vergezzen,
der bäte getwom ein ezzen
und uf sin absein genomen 285
und wolte gerne sbi kernen
näcb der werclinte site
sinen snitem iä mite,
diz was bi den stten rebt.
'Abacuc, w&re gotes knebt* 290
spracb der engd wider in^
* brink disen imbiz bin
ze Babilenje ik Daniel lit
gevangen unde fm nieman git
deheiner siebte lipnar/ 295
[er spracb] 'owA, berre, wie kAm icb dar?
wan Babilonge borg unde lant
die sint mir beide nnerkant,
wan icb dewederz nie gesaeb.'
biz er daz wort vollenpracb, 300
bi dem wirbellocke er in gevie
und saste in aller gAhens bie
276. leitet B, derbelt C. %n. txwiairot B, |MdwiPg C. 978. rede
fehli C, 279. lesent J. alte B. 280. wiloot J, beilo C.
282. bek. B. 283. sollen B. font. Der het ipetwoera ain nnes C.
284. bereit j^, g^esoltea B. Vod ipllcb und von proet ain moes C.
285. Qsd bat de vf ain abselbain j4. 286. er beide C. geree
ftkU ji. 288. der apelse bas se den eeilen ait C. 289. s&tent ji.
V. baa der berehl&ote reeht C. 290. warer ß, ffhU C. 202.
dilf eAen balde b. B. 293. tft B. babeloai ^. 294. gevaa-
gea /§kit AC. eogit B. 295. eab. ji. 296. berre f&hU B.
298. die fekU C, laider 4, gar B. 299. 300 fehUn C. 299. ir
eaw. ji. 300. e er ^, ie v. spr. 4. 301. biernloeb C, wif^
bei B. er ia na» 4. 302. in in 4. algabeaa C, aller gibi ji.
fürte diaaa giitea aian B.
172 MARIAE HIMMELFAHRT
zuo der stat dA Daniel was
bi den lewen und doch genas.
als er Danielen vant, 305
'disen imbiz h4t dir got gesant'
sprach der wissage Abacnc.
noch sneller danne ein windes flac
wart er hin wider gesetzet,
daz er niht wart geletzet 310
noch gesümt an sinem snite.
nach der wercliute site
schuof er in dannoch genuoc,
daz er inz ze rehter zit traoc.
diz was ein diu snellestiu vart 315
diu ie von manne gevam wart.
Unser herre got der begie
der selben wunder einez hie.
ez kam des selben tages so
daz sant Johannes ze Ephes6 320
selbe sanc unde sprach
daz gotes wort, nu wä er sach
einen engel, der in gäben bat.
er huob in balde von der stat
und saste in schöne an allen schaden 325
wol geruoten für daz gaden
Aä inne der engel kiinigin
was, und bat sich läzen in.
und als er sich genande,
zehant si in erkande. 330
diu tür wart gsehes üf getftn
303. ze babilonie B, io den garten C* io was j4. da er D.
vaot C. 304 fehii C. vil wol geoas j4. 305 fshit C.
300. dis efsen J. 308. aioes C. 310. aie C, vad wart doch
oit s* ^' 314. ires J, er ei C. fA r. zyteo B, den berch-
llnten C. 315. 316/eA/eA C. 315. tfehftnatn wart i^. 316. ie
me g. B, 317. got n. h. C, 6erfBhlt A, 319. ez geviel an
dUem t. also C. 320. sant/eA/l B. zfi B, in C. 3:^1. die
messe s. v. da spr. C. 322. nnd er t. A, 324. scone C
325. sazzet io samfte C, 326. bol gerbten C , gerawet B.
327. dar A, inne fBhli C, was der AB, 32S. Da b. er AB,
sich fehlt ß. 329. 330/eA/eii C, 331. im hart vil gahes C.
VON KONRAD VON HEIMESFURT. 178
und er mit firöiden in veriän,
wan si in harte gerne sach.
von in beiden Aä geschach
ein grüezen harte minneclich. 335
si vröuten dzer mäzen sich
daz in diu sselde was geschehen
daz si ein ander sollen sehen.
dem herren wart dö kunt getan
allez daz da solle erg4n, 340
als si der enge! wizzen lie.
dar zuo zeigte si im hie
den balmen unt daz wize gewant.
[si sprach] 'diz kleinoede h4l mir gesanl
min sun bi sinem boten her 345
und hat mir enboten daz er
mich selbe welle gesehen
£ min hinvart sulle geschehen.*
Der balme vil bezeichenlich was,
der schein noch grüener danne ein gras 350
oder iht daz gelpfe grüene hAt,
ich meine, swenne uf gät
der morgenstern vor tage fruo.
dft gelichte sich vil nähe zuo
daz obz mit sinem glaste. 355
diu löuber an dem aste
widerstiezen menschen sehen:
332. mit groezzeo fr. C, gelan j4, 333. slarche j4. Ain vreunt
den 81 y. g. s. C. 334. gesach C, besch. v/. 336. Sich f. ß,
«l^r der J, auch der C. mafse ^, 337. in so lieb C, bescb. J,
338. ao aioaoder C, andrü soltoDt A. m&stea ß, 339. her-
reB/aA/# C. da j4C. 340. als j4. do B. 341. si fehlt A.
A. ier d. e. het vergeben C. 34!2. Dar nach lie si in sebeo C,
3t3. Ainen A, palme B, palm C. schnewii A, die
b«lten bat C. 344. dizze C, fehlt A. kleinat C, fshlt B.
h. mir min sun g. A» 345. bi s. b. fehlt C. 346. daz fihlt B,
347. sehen C 348. e daz C. soltu besch. A, 349. — liehen A.
hart zierlich C. 350. rechte grüne als B, 351. oder \hi fehlt B.
das rechte g. ß, gelte C, 352. ich meine fehlt ß. sbenne C,
•• des morgens AB, 3j3. des morgen fHi B, 354. da mag ich
geleichen zoe C, 355. difs zwige B, von s. C. glate A.
357. den mensen s. C.
174 IfARIAE HIMMELFAHRT
s6 rehte liebt was ir brehen.
Nu wurden si ander in zwein
ir dinges vlizeclicb enein. 360
si enwesten nieman vor der Uir.
do gesamten sieb Azerhalp d4 für
die zwelf ndtgestallen
von den landen allen
da si wären zersant. 365
si kämen zehant
für daz hus alle zesamen
und gruozten sieb in gotes namen.
nu wart verjehen da ze stunt
daz ir dekeinem wa^re kunt 370
durch waz si w^eren komen dar.
si sprächen 'bruoder Paule, ervar
durch waz wir sin gesamenet bie.
daz ist nu und was oucb ie
daz diu jungisten kint 375
dem vater aller liebist sint.
nu ervar uns, trdtgeselle,
waz unser herre welle.*
des antwurte in alsus
der niuborner Paulus 380
'got hat mir siner gnaden vil
erzeigt, dar nmbe ich niht enwil
noch ensol deste vräveler sin.
joch erkenne ich wol die schulde min:
358. faste C, Hechte B, was fehlt C. 359. Si w. C. wrdent j4.
360. Alles ding^es io ein B. — leichea C. 361. enb. C, wüsten B,
wissotoDt /^. 36!2. idoch C. gesameDotoo j^, chomen tet C, sich
fohli C. bederothalben C, fehlt B. 365. 366. zeset. als aia
bint der durch ain veoster bet An chraeheB v«d ao saus So chomen
die herren an daz bans C. 366. Als ich ach tet erkant B, 367.
368/eA/en B. 367. von i^esicht C. 368. si g^r. ^4. 369. Do j4,
hie C. an der st. C. 37t. barnme C. gesamenot ^. 372.
Paulas ßC, 373. barnme C, sieo ^. 374. band d. ist
imer C. oucb fehlt B, 375. D. iemer din A. 376. diu lieb'
•ten A. 379. in fehlt B. 380. neoporn C, naweborne B,
prueder P. C. 381-384 /e/r/en C. 381. er sprach B, mir
fehlt B. gnade A, 384. Ich erk. w. A,
VON KONRAD VON HmUBSPUBT. I7B
ir sult michs durch got eriAn. 385
der minre wider in bAt geUin
oder übte nie nibt getete,
an den komet dirre bete«'
die berren wftm in gote yr6
daz sin genäde an Panlö 390
also volleclichen scbein.
si wurden unter in enein
daz si unsem berren bäten
und daz gemeialicb tAten
uf der erde ßn kriuzestal 395
mit reinen berzen Ane scbal.
D6 diz gebet ein ende nam
nu sAhn sr wA gegangen kam
J6bannes zuo in dort her.
sine lieben gesellen enpfieng er 400
als der den andern gerne sibt.
si sprAchen 'bruoder, weist du ibt,
durch waz wir hie gesamenet sin?'
[er sprach] 'jA, der engel künegin
sol am dritten tage hinnAn vam: 405
der bevilde sulle wir bewam.
diz hAt uns unser herre enboten
bi Gabrielen sinem boten.'
er fuorte si an den stunden
dA si unser frouwen funden. 410
der antvano wart vil süeze:
385. m. sein C, et m. B. 386. min C, bab C. h. denn ieh
g. B. 387. ald vill. A. nie fehlt C. 388. dem enpfelhet di-
seu b. C, 389. wrdent A, 390. M fehli C. 391. In so sroz-
zer diemuet ersain C. Z92. w. alle dea C. ein A. 393. Das
si in mit eioaader p. C. betten B. 394. von hertxen deten B»
Dn si daz g^ebet voltaten C, 395. 396. Das er in kant dete Dnreb
was er sy do ges&meot bete B, 397. Da das C 398. na seebet
ier C. sy gaben B, 399. Sand 1. C. dort fehlt C. 400. Dk
1. C. lieben fehlt B. 403. waz fehlt B. barnm C. 404.
Ja bol C, 405. diu a. A. an dem AB, ober den C. voa
b. B, bin v. C. 406. pinilde C, bevilbte A, begrebde B. aol
bier C. 407. Das B, aUo C. 408. Gabriel BC. 400. Sj
singen B. 410. fro^'we B. 411. Ir a. A. anevank ABC.
was B, da a. C.
176 MARIAS HIMMELFAHRT.
die miuneclichen griieze
giengen ze wehsei ander in.
her zuo hftn ich ze kranken sin
deich iu ir froide rehte erbar; 415
wan einez weiz ich, da was gar
swaz ze vröiden hoeret
und niht des vröide sUeret.
D6 geschach in allen gähen
daz sl schinbaerlichen sähen 420
stau enmitten under in
von himel nnsern trähtin,
mit schoenem gnioze, deist gewis.
er sprach zno in 'pax vobis:*
daz was sin allicher gnioz 425
und tet in maneger sorgen baoz
danuoch do er hie en erde was.
si gnadeten im, als ich ez las:
'gelobet sist du, herre got.
din genäde nnt din gebot, 430
din erbarmde, herre trähtin,
diu müeze ob uns iemer sin,
als wir dir getriuwet hftn.'
[er sprach] 'nd sult ir in bevolhen Iftn
mine lieben muoter sin. 435
dise zw£ue tage beitent min :
an dem dritten kum ich selp nach ir
413. Die g. 6\ 414. bar B. ce solbeD freodeu da ist mein sio C,
415. das ich jiB, Ze chraoch daz ich die r. ervar C. 416. daz
w. B. 417. ze rebteo ji. geboett C. 418. des A: daz BC,
419. Dizze C, i%Q, schioberigen B, mensleicheD C7. 421. ie
m. A, mitten C 422. iunser AC. reehÜD B. 423. er gmoste
si B. daz ist AB, des seit C. 424. dtmaek 2 »•iUn dai spriehet also
icb es versten ehao Meinen Frid snlt ier han C. 425. Dis A, ge-
wSnlicber B, balliger C. 426. er tel sen B. aller A. 427.
Do er A. by in äff e. B^ en erde bi in w. A, 428. dancbeten C
429. sigest A^ vnd geert C. Lob sy dir bailigei g. B, 430.
waX fehlt B. 431. rnd d. A. erparmang C, glite B. 432. diu
/hhU B. ger&che B. iemer B, also C : fehlt A, 433. dir
{aus dieb gebq/sert) herre g. C, 434. ir sallt neb B. sont wir A,
bevolhen fehlt C, 435. M. m. enpf. s. C. 436. die drei t. peitel C\
437. dr. tage A. So ehmn ich C, selbe AB, salbe C, her A, fehlt B.
VON KONRAD VON HEIMESFüRT, 17?
«ind nim si schAne zuo mir,
alü ich R* des scboMic bin.'
mit der rede scbtet er von in. 440
Die herren leisten sin gebot,
do erschein in unser herre got
an dem dritten tage, als er gehiez.
unser frowen er sich bereiten hiez.
er sprach 'muoter min, nn var 445
vroelich unde An angest gar.
min erweltiu, kum zuo mir:
min tjnAn ist mit dir
gezieret wol, des bistu wert,
der künie diner schoene gert. 450
din tugent die himel zieren sol.
der phainze zimet din s^le wol
din niht bewolienes dar in lät
und niwan den reinen offen stiit.'
uttser herre hftte an sich geleit 455
daz selbe sn^wize kleit
daz onch ir der enge! brähte.
von ir bette si dö gfthte
und viel en kriuzestal für in.
[si sprach] ' herre vater, snn, ich bin 460
din muoier unt din hantgetÄt.
swaz din gndde begangen hat,
daz erzeige, herre, an mir.
mine s6Ie bevilhe ich dir,
438. hia Z& mir B, 439. des C, voa rehte j4, wol B. 44f.
DiM B, 442. DQ C. vor 443 An dem dritten morgen frik Do
kam er in aber z& B. 443. Das er sich schinbSrlicben (sobinber B)
Mben liez j4B. 445. liebe m. v. B, war A, 446. frAleicben
nmek 446 bin da dier vread peraifet ist Von anegen nni an disea fritt C.
447« mina ^. nu chom C. 448. band m. C. der ist C.
449. bol §es. C. 450. scb6na J, s6oe C. 451. tug^ende jt»
462« pballenz J, pfaltze B, pflanc gez. C. deiner t. bol C. 453.
454 umg9sMlt B. 453. der n. C. 454. niemen dan C. Die
4«a B. rechten C. 455. nran C, 456. scb6oe w. J, die
•Mbeiien recbchlaid C. 457. onch fehti C. 458. dn C, fekit A.
459. si V. C. 460. watter A, fehlt B. und snn A, 462. des —
pefannen C. 463. ervnlle C. 464. enpf. C,
Z. F. D. A. VIII. 12
178 MARIAE HIMMBLPAHRT
daz du ir schaffest soihe pflege 465
daz ir iht Übels äf dem wege
erschine, den si varn sol.'
[er sprach] 'muoter, na weist da wol,
swie wol die valschen geiste mich
erkanden, si vergAhtea sich 470
dö ich an dem krioze erstarp
unt dem menschen das leben erwarp.
si kämen nach gewinne dar:
dA viel ez in ze schaden gar.
ir fiirsten vienc min götlich hant, 475
in die helle ich in bant.
swaz nu der armen geisle vert,
die sint der kraft 86 gar beberi
und wider minen gewalt tonp
als vor dem winde der sionp. 480
enmoche, Uzen si sich sehen:
dir enmac vim in niht farges] beschehen.
ich bevilhe dine stle
der engel fürslen Michahftle:
der beleitet si mit der himel soham ; 485
dft von sd maos si wol gevam.
vil liebitt muoter, gk bin wider
an din bette und lege dich nider:
ich wil din schonen dA mite.
du stirbest niht nftob menschen site, 490
465. saf ir sulbeo pf. C. 466. ir fehlt A. graaleichet an C,
467. deo C: da si Mb AB, 468. m. du w. wol B, du w. vil
bal C. 469. 470 umd 471. 472 umgesiellt C. 471. daz ich C.
A7%. and fehlt C. deo B. 473. a. gebio C. 47«. doch ^
viel C7. 475. aie m. gebalt erchaot C 479. voer C. myo B,
tteioem C. gewalte B. 480. biot aio at. C. 481. an eor. C
lax seil dich C, Sy sich l. s. B, 482. mag BC. o. argea ▼.
in A. arges fehlt C. 483. eopf. C. 484. Miehahel C, Ga-
briele AB. vergL »eiUühr(ft 5» 545. Im po9Honül fehlt #. 128.
129 an enttpreehender stelle der nmme, 485. leitet B. der B:
den A, dem C, biaielscben AB^ engeliscbeo C7. 486. ae asex
•i nit gemache oaren C. 487. nu ga A, ge B* Staad aaf o.
ginge an dein peU bider C. 488. leg d. an d. hettc n. B. Brut
gemehel leg dich nider C. 489. iflenen C.
VON KONRAD VON HEIMESFURT. 179
der tot getuot dir uiemer w6
noch Uydes vleischlicher r^.'
unser* vrouwe zuo ir bette gie,
den geist si schöne von ir lie
in alier der geb«re 495
als sie entsUfen waere.
Nu unser vrowe verscheiden ist,
ir snn, unser herre Erist,
der l^rte sine holden
wie si ir tuon solden. 500
er sprach 'swenne ir si b^abent
und ir ir reht begangen habent,
dannoch sult ir bliben hie
zw6 naht und bewachet sie.
an dem dritten tage so kum ich« 505
swes ir danne bitet mich
ald swes ir muotet, daz geschiht/
Nu ensumden sich die herren niht.
d6 was ein bare wol bereit:
d4 wart diu vrouwe nf geleit, 510
dar über ein pfelle tiure.
nu enlac doch diu gehiure
niht einem töten gelich,
als bi unser zit ein lieh
geröwet uude gestrecket, 515
diu lihte unsüeze smeeket.
die liute verhabent ir nasen ouch,
491. tut — wa A. 49;^. r4] e ABC. 494. sehiere B, si vod
dem leibe 1. C, 495. aa alle sbcrade abere C. 496. also B.
aaa ai aanft 6*. 497. au sy alsost B. 498. b. ibesa ebr. A*
590. waa A, si sei peniecben C, 501. als ier C, 502. Hm
irfohU C. 503. so s. ier d. C, bitein A. 505. des dritea
Boerireos O. 507. ald A: aad Befehlt C, bitent B, yerC C.
908. bie s. C. 509. da A. die b. B. wol phlt B. Ain
far bas da vil p. C, 510. do B. war A» Dar auf d. fir. w.
f. C. 511. daf aaf C. pfeller Ay pbellor B. 512. aneb enl. C.
Uf B, doeb A, do B, fehlt C, 513. dem t. C, 514. als an A.
aaaerB B, diseo C zyteo B, zeiteo C. ein fehlt C, 515.
gervkebet C. s^i*^^®^ • vergi, von des tödes gehüge 190 ff»
Laekmann »um iwein 1334. 5862. »eiUehr\ft 3, 270. 516. deu
leieb C. 517—520 /eA^n B. 517. da verb. leot C. beb. A.
12*
180 MARIAE HDOIELFABIIT
%i zuDdenl flürroi nd wirrwck,
daz der sacze saac deiae
sin ibd smecken kacaie. 520
des was eobeiii ndt lie:
von ir reinem libe gk
ein als^ snezer w^,
er waer wol ieaier nngiz
ont vor aller swaere genesca, 525
der in solhem smaeke solle wesen.
ir was oncb nibi entwichen
ir Tarwe noch erhlicben :
ir nase, ir wange, ir kinne, ir niint,
ir hiufel wdren iä ze stonl, 530
ir antlitze allez samet gar,
liebt ond wannecUch gevar.
D6 huop sich ein vil siexer stril
ander den berren ine nil,
welber den palmen trnege. 535
d6 dubte si gefSege
daz ez Paulas Uele.
des antwurte in der sUHe,
er sprach * leider, ich eninagen
vor minen sönden niht getragen.* 540
des selben oach sant PAter jach,
zuo sant J6banne er dö sprach
'lieber friant Johannes,
du solt wol gedenken des
daz got an dich einen hat geleit 545
m6r treu unde 8«likeit
518. 81 enz. mieren dapei u. maehent r. C. 5^. ». piter s. C,
521. byDameo das w. k. B. w. allez vil rnnoet C. 522. iMDt
V. C. hie i^. 523. der aller sazziste bas C. 524. er ber
Iner bol C. 525. noet C. 527 — 532/eA/eiiy. 530. ier
ehin Ier baafel baro ier za d' st. C. 531. v.nd ier lip g. C. 532.
boonichleich vnd vol g. C. nach 532 an ier sain rinder bain lail
ToeUD pilde rod toeteo mail C. 533. hie b. C. ein fskit B.
frofser ji. 535. wele A. palm C, 536. deo reiten ier
fenoege C. 538. des berte s. C. 539. enmag in A. 5iO.
ieboldeo C, 541. das selbe B. oJteh fehli C. sprach B.
142. lohsnnea C, lohaones B. jaeh B. 544. bas g. C. 545.
Oot hat mer ao d. g. C. 546. mhr fehit C.
VON KONRAD VON HBIMESPURT. ISf
dan an unser dekeinen,
er behielt dich also reinen
maget. Hl zuo bevalch er dir
sine muoter maget und dich ir. 550
du weist wol, d6 wir sdzen
bi im ze tische und äzen
und er den antlftz begie,
dich einen er zuo im gevie
unt druht dich an die brnst sin. 555
dö wart diu grAze liebe schin
die er dir tmog und iemer treit.
ik trunke du die wisheit
äz sines herzen brunnen.
des er wolt nieman gnnnen 560
ze wizzen, daz erzeigte er dir.
lieber bruoder, da von sprechen wir,
ob ez dir wol gevalle,
so erteilen wir dir alle,
daz ez nieman billtcher tuo, 565
lieber Johannes, denne duo.
des balmen nnderwint du dich.
Paulus, min bruoder, und ich
und dannoch zwftne unser gesellen,
die wir dar zuo wellen, 570
wir viere, so man ze rehte sol,
tragen die b4re wol.
swaz unser dannoch m£re si,
die g£n mit zühten d4 bi
547« denae an iaas alre ^. 549. enpfalh C 550. maget
JkkU B. 551. vnd da bier alle s. C. da j^, dae B. 552. mit
im C. 553. do er C. 554. einig ß. er «mbev. C. 555.
fnute C 556. da C. dir B, der C. froiea C. 557. dir
/(Mi B. 558. trinke ßC. 559. von «. h. pruane C. 560.
weite er jfß, fehlt C. gönne C. 561. zeiget B. 5611. Aaf
die geaade rate bier C, 563. Und ertailn dier ei alle Ob es dier
bei geaalle C 565. niemans B. 566. vil lieber firevnt C.
567. paim anderbinde dich C. 568. m. br. P. C. 569. Vnd
daraae nnser g. C. junger g. B, 570. sben die bier da w. C
erwellen B. 571. die tragen als man s. C. 57:2. so tr. w. A.
Unter vier die par bol C. 573. m. dennoch B, dan C 574.
D. gangen B, dient ji. saehtiehleiehen C.
182 MARIAE HIMMELFAHRT
und leisten daz uns geboten hdt 575
der nihtes UDgel6net lät.
Sqs hat der strit ein ende under in.
si huoben üf unt tniogen hin
die bare und sungen alle d6
'in exitu Israhel de Egypto/ 580
der salm ist mir ze swaere
und lengete sich daz maere,
solt ich in gar endecken
unt sinen sin voh^ecken.
doch bediutet er die vart 585
wie diu israhfilsche diet wart
geleitet in ^gyptenlant,
nnd wie din selbe gotes haut
s6 lieben nieman überstreit,
ern müeze von dirre arbeit 590
scheiden swä und swenne er wil:
wan libes unde s6len zii
gewalticiichen an im stdt
s6 daz ez nieman übergftt.
Nu si k6men von der tür 595
ein lützel üzerhalp ber für,
si begnnden hcehen ir gesano.
der engel stimme dar under klanc
in manegem süezem döne.
do gesähen si eine kröne 600
ob der bare, diu was klAr;
575. laiätent A^ tuen C. als uns C. er qds AB. eDpfolheo C.
576. D. dbain (piet C. 577. Der str. b. ende C. 579. s. so C.
581. dir A, psalme B, 582. leogerti A. ascb d. C. dis A.
583. 8. bier dem eodleicbea 6\ 584. voller. Ay wolr. B, boir« C.
585. d. geleicbet er uns die a. C, 586. das beiln israbel b. C.
587. erledigtet C, Egypio A. 588. wie A: das B, feklt C.
589. 0. 8. 1. C. 590. er m. BC, 591. swü «ad fMt A. swcniDt
o. war B. 592. von A^ daz C, vod der sele A^ v. leedes C,
593. — liebe B. 594. daz daz C. So das er dut a. lat IT.
595. Nn daz B, si kament A. fdr die t. B. Da sl alle bol
bio vner Cbomeo ietberlb. der t. C, 596. wenig B. da f. A,
597. Do begande sich b. A. beben eieen fang B. 598« damit
cblanch C. 599. mit A. vll snfsem d. B, 600. Nu B,
saehen B, 601. b. swebeo A, rit elilar C.
VON KONRAD VON HEDfBSFUBT. 18S
die gelichet das boocb für war
dem kreize der umb den mine gät,
s6 er in vollem scbine st4t.
Diu die krdne in ir jagende 605
mit endcbafter tagende
nnt mit ganzer sielikeit
mit £ren trnog and iemer treit,
die kroenet unser berre bie
mit einer kr6ne, daz nocb nie 610
debeines wercmannes bant
list ze solbem werke vant.
mit dirre krdne gekranet,
über alle scbocne gescbocnet
hat vater, sun unde trüt, 615
tobter, muoter unde brät
berre scbepfer unde got,
die din milwe nocb der rot
nocb daz alter slizet:
ir scbin An ende glizet. 620
in der krdne diu bie scbein
iä lac nibt golt nocb edel stein,
pfelle noch aide,
nocb debein gesmide,
ketenen nocb strängen: 625
si was an nibt gebangen:
von ir selben si swebte
rehte alsam si lebte.
ez wären engel scbar,
60St. gelichte j4, g. ons C. 004. sben er io dem v. leia st. C.
•05. ein die fehit A. 605. 606 umg9steüt C. 606. chroae aller
t« Cm 507. m. eadehaffler g. s. üf. Mit ehens von aller s. C.
608. M. suchten C. 611. enk. A, 61!^. ae ehnnct solhei bereb
V. C. 613-620 /«Aian B. 613. der C. 615. Ha v. A.
616. feine t. C. mut A. 618. die mühen C. 6)1. an dler C.
da A. ersaiD C, 6^2. do A. Lag weder g. B, Da bat
f« C. edel gestaio C, sUin A. 623. weder pfeller A, 623.
Wi/9kUn B. 624. n. eokainer ilahte g. A. 625. 626 umgfh
sUiU B. 625. cheteo n. trangen C. An ketten n. an Stangen B*
626. auoh n. B, nihten C. 627. an ir B. Ob der par si si
f. C 628. tehone A, als A, sam ob C. 629. das C* et waa
>
f84 MARIAB HIMMELFAHRT
die br4hien lieht von bimel dar, 630
daz den heilen tweclicbe
liuhtet in himelriche.
daz ist daz £wige lieht:
des verteile uns unser trähtin nieht.
Der wec gie rehte für die stat 635
ze Jerusalem gtn Jdsapbat,
d4 si sie iotten begraben,
da wart ein michel not erbabea.
d6 der wünnecliche schal
über alle die stat erbal 640
von engein und von Unten,
'jA, herre, waz sol diz diutenT'
spriichen die Juden, 'ald waz ist AäJ
wir hän s6 süezin canticA
vil selten (mäles vemomeD/ 645
dö Seite man in, dA wsren konen
J^sus junger. Vaz went die?'
'MarjA ist tot: die wellent sie
mit grözen (res bestaten.'
*des ensol in nieman gestaten' 650
sprächen die Juden under in«
'man sol ai s6 vertriben bin
daz sis iem6r gedenken megen.
man sol ir etlichen legen
Ak er des tages lieht 655
in einem järe niemtr gesiebt,
der B. nnwan e. J. nach 630 damit peleaehteo sie Voser
franen auf der erden hie C. 63^. io dem li. C. 633. was A.
Die swebteo also scbooe B. 634. verlaute se« u. herre C, Ob der
bare g^leicb einer krooe ß, 635. Dirre /4. 636. fir 1. A. ze
fcs. B. 637. D. mao sei solte C, woltea j4, 638. dt B,
bie C. doo j4. 639. 640 fekien A. 640. dtrt aber C.
611. vDd aucb C, 6i!2. mag^ B, diese ped. C, 643. alt A,
oder C, fehlt B, 614. sos s. A, Dis siat s. o. C 645. al-
tes/eA// A, Der bab bier vil latzel e v. C* 646. aa C,
647. w6llent B, berfoeot C. 64d. den ist C, 640. ere C.
650. De A, sol AC, io fehlt B. 652. waa A. sa ffhlt €.
l^elierigeD also b. C. MI. si es A, ay BC. mftgeo AC\ 654.
waa A. Vod ier eil. C. 655. dar da C, das A. da ia der
saaae uocb der ta|; B. 656. oiemer me A, aiht est. C alemer
VON KONRAO VON HEIMESFURT. 185
und werfen die bftre in ein hor.
nu wol dan!' sas huop sich vor
der bischof und -der povel nach.
in was vil ernstlichen gAch; 660
den sinen er dar nach rief.
vil harte starke er du lief
g£n der bare als ein tobender man.
mit beiden henden viel er dran
nnd wolte si hän gezucket nider. 665
di habeten sich die herren wider,
wan si vil anh6he wac
dio ungebaerde der er pflac.
Er bäte ein ungehiure leben:
an der bare begunde er kleben, 670
als der vogel an dem kloben,
und von gegihte s6re toben,
diu n6t was sin eines nibt,
si muo^ens alle haben pfliht
die mit im dar wären komen: 675
sie teilten schaden unde vromen
geliche, swaz er d4 gewan.
manger von dem wilden fiure bran.
ir brach diu vallende suht
harte vil mit ungenuht. 680
daz velt mit siechen lac beströut.
ao g^escbioeo mag B, 657. und fehlt B, io die b. B, U. d.
par precbeu C, 658. wol d. dq A, 65V. das p. B. 660.
io ACi vil erosl u. vil g. B. 661. do oaber B. 66). gegeo
der par vasle liefe C. 663. AU ein tobsuechtic m. C. 664. ar-
■eo B. daran A, an C. 665. er bolde — gesloexen C. 666.
eatb. Ay hatten sy B. 667. 668 fehlen B. 667. vil ringe C.
668. Sin A, 669. Der B, aogebares AB, 670. Nu peg. er
«■ d. par C. 671. AUam C. 6712. Von der A. voer C. ver-
lieht C, yehihle starcbe C, begande er t. A. nach t72 Seinem
Mhe nie so begiscbacb Band ei in eugestlichen praeh C 673. haa
deeh C. 674. mufseo es alle A, m. also b. B, m, mit im h. C,
•77. g. sbaz er da ere geben C, Ir not was manger bände B»
678. 6en6ge das wilde fore verbrande B, M. von vergicbt haa
liae saeh da vil der cbrumpen ligen Vnd vil den liecbt bas verzigen C.
679. sen praeh den vngenanteu s. C, Geaftge brande die v. s. B'
oaeh d. slarl^e s. A> 680. Do waz michel vngendhl B, 681. M.
IM UARIAE HDOf ELPAHRT
stts wart geiroBstet nnd gevröut
swaz lintes mit der bare gie.
noch stuont der bischof allez hie,
unz der arme wol bevant 685
daz er deweder sine hant
möhte erloßsen von dan.
d6 rief er sante Pfttem an,
er sprach *her P6tre, ledege mich!
gedenke daz ich emerte dich, 690
d6 daz wip nnd die zwtne man
dich mit schalle riefen an,
du waerest Jteü nndertftns
d6 schuof ich daz man dich lie gftn.
nu hilf mir mit dem libe hin/ 695
'daz taet ich gerne, woltesi dn an in
glooben den ir da vienget
und äne schulde hienget,
den disiu vrouwe maget gebar/
er sprach 'daz gelonbe ich gar. 700
wir wizzen die wftrheit alle wol,
wan daz ez uns niht helfen sol.
d6 man in mit geisein vil geslnoc
und Pilatus die hende twnoe,
do entsluoc er sines tödes sich. 705
d6 riefe wir alle 'der gerich
geschehe an uns nnd nnsem kinden.*
8. 1. C, Lae d. v. m. s. J, wm ß, 683. Irate peider C 685.
d. mudiog^ ß, des enpfand C 686. er fehlt C* enweder ^.
687. erledigten C, 688. raeft C. peter C. 689. er spraek
fehlt ß, kerre AßC. peter A, fehlt ß. lidig^e ß, erledige A,
IcBse C. 690. ich o'^cb A, bi leb C. perele C, loste ß,
591. 69)2. Do ih*s wart gevangea Dem da noeb wer gegaogea Oo d.
w. u. der man Mit Dyde dich r. an ß. Dort bei dem vener Da dai
beip der tver Pfla v. zbene man Die dich C, 693. Si iahen Aß,
695. nn fehlt C, 696. gerne fehlt ß. woltent ir ß. 698. n.
an daz kratze ß. in h. A, erb. C. 790. her ich egelaab ei
gern g. C. 701. 70!^ umgettellt C. hier w. alle bol C. 703.
B. gaselan A, m. geischlen ß, fehlt C* barit v. C g. seblfig ß*
705. da C. entscbaldigt ß, enzoeckck C. 706. alle Ai ^z ß*
Bier r. aaeb alle geleieh C. 706. an fehlt C. 107. bier Imi-
der nn C,
VON KONRAD VON HEDfESFDRT. 187
daz wir nu wol bevinden.
wir haben ans selben so verfluochet
daz unser dehein sselde mochet. 710
wie möhte des iemer werden rit
der sich selben sd verfluochet hat?'
Dd sprach der heilige man
'der fluoch klebet niemer an
wan der «tffite daran bestftt. 715
swelch saeliger sich toufen 14t
und erkennet got in unser 6,
dem schadet dehein erbsünde m6.'
'gndde, herre, des bin ich bereit
ich gloube wol die kristenheit: 720
der mirs hilfet, ich toufe mich/
'meinstu ez s6, daz tuon ich.'
'ji, mit rehten triuwen,
und muoz mich iemer riuwen
daz ichz so lange h4n gelin/ 725
'diu riuwe sol dich wol yerv4n'
sprach sant P^ter aber d6.
'sit ich dich, bruoder, als6
in ganzer riuwe vinde,
diniu baut ich dir enbinde 730
iä mite du gebunden waere.
wis aller diner swsere
lidic unde wol gesunt
und ganc hin für an dirre stunt.
den balmen den Johannes hat 735
TOa. selb C, 709. dbeiae B, eohaia.^. ger. C. 710. ioch
des j4, des Doeh sein C. iemer fehlt B, 711. selb JB, Der
im selb vertäuet b. C, 714. erbet C. 715. Naer d. C. d.
o«eb J, do ione ß. siat C, 716. sbelber C wer B.
s«liger/eA^ C, oucb s. A, 717. nach v. C. 718. sadeat C
dbeiae ß, enbaine j4, sein C, niemere C. 719. er spraeb AB.
gaade fehlt A. icb p. b. C 721. mir es Ay mir sein C,
mir ß. buire -~ taufte C. 1%1. also C. 724. ez m. C.
725. vertan C. 726. Got sol din g^nade ban B. 729. goeten
reaea C. 730. din — eotb. ß. 732. Na w. C. 733. ledicb C.
734. nad fehlt B, ge enwecb C. 735. bin voer da I.
gat C.
L\
188 BIARIAB HIMMELFAHRT
iä er vor der bire gli
unde in in den banden treit,
den nim und büeze disen ir leii
die d4 geloubet an goi
und rehte erkennent sin gebot; 740
die bestrich dft mit, s6 sint se genesen.
die aber iä wider wellent wesen,
der enrüere einen ik mit nibt :
so gesibest du wol waz in gescbibt.'
des was der biscbof vii bereit. 745
er tet als im was vor geseit.
ze sant Johanne er d6 kam,
den balmen erm üz den benden nam,
niht lenger er enlie,
zuo den sinen er d6 gie 750
ik die lägen mit ungebabe.
er wiste si ir irtuoms abe
und ribte si Af der sxlden spor.
er sprach in den gelouben vor.
sweiher im den nich sprach 755
und er in mit ganzer riuwe sach,
als er den ik mite bestreich,
diu suht im sä zebant entweich.
er machet si alle da zestunt
dne fünfe wol gesunt. 760
die versmähten sine 16re.
des engulten si vil stre.
736. den palm den er da bat C 737. den er vor der par tr. C.
kenden ß, 739. Ak/ehti C. 740. gern gehalten C, 741.
mere — vnd sein g. C. 74!^. Die dier aner widerprnekick C,
Die nicht gloubig B, wellent fehit C. 743. die JB. mer C.
einen fehlt ß. 744. Dn g. w. ß. siehst — den g. C. 745.
Der jnde was d. C. 746. vner glait C, 747^750. Er nan den
palm vnd gie hin zn den siechen da die C 748. er im jiß, nfter ^.
der hast ß. 749. er do j4. 751. do sy B. L. in maniger
nng. C. 752. errichtet C, siechtnmbes ß. 753. 754 «ntf»-
sieUt C. 753. meft sen an C. 754. vnd sp. C. 755. 756
fehlen C. 756. Der er in g. ß, 757. Sa zekant als er sen
p. C. 758. da Aß, zestnnt Ä, Den not im von dem leibe
w. C 759. Also erloest er sen in cknrzer stunde C 760. ge-
sunde C. 761. versmechen C7, verspraeben A, 762. si fthU C.
<
VON KONRAD VON HEIMESFURT. 189
si lägen des gaehen endes tdt.
alsus verendet sich ir n6t.
Als d6 die Jaden diu niaere, 765
wiez den ergangen* waere
die s6 gaehes erstürben,
und jene daz leben erwürben,
unt wiez ir bischove ergie,
vemftmen, d6 begnnden sie 770
sich in die winkel smucken
und von dem wege ducken,
si winkten einander tongenlich:
'birg du dich d4, hie birge ich mich,
wir hin vil übele gevarn. 775
nu sul wir doch vil wol bewam
daz wir iemer verjehen
der wunder diu hie sint geschehen.*
Sus was ir schallen gar gelegen,
die der bare solten pflegen, 780
die snngen swaz sie wolten
und truogen als si solten
zuo dem grabe ir vrouwen,
daz k was gehouwen
mit grdzem vlize in einen stein, 785
iä aller menschen dehein
iä vor nie wart in geleit.
d4 wart mit grftzer schoenheit
bestatet der engel künegin
und wol behalten unz an in 790
764. Sqs was v. diseu n. C. 765. als fehii C. d6 fehle B.
▼•raomeD die B. disea m. C, 766. geaislen w. C. wie
6i AB, wie C. den fehlt B. 767. das die g. B. gacli C.
768. vod wie AB. jeneo A, die andero C. lebende B. 769.
dem p. C, 770. penamen C, Alz&bant B. d6 fehli B, 771.
11% umgestellt C. 772. nicken B. 773. si beleliten v. psrgea
s. C. an a. A, — liehe A, 774. Verbirge du dick so b. A,
775. haben C, bant AB. vil fehlt C. geUn C. 776. Dock
f. B, darunter C. daz v. w. B. 777. niemer A. 778. Waz
kie Wunders sei g. C. 779. Nn B, fehlt C. ier s. was C. g6-
den wol B. 780. die die B. 781. s. do A. 7S2. truroten A.
783. unser fr. C. 784. da e A. 786. enkain A. 787. dl
fehlt C. w. nie B. 788. Sufs B. 790. pc^ .iliret C,
*-
190 MARIAE HIMMELFAHRT.
als unser herre got in riet
und geb6t d6 er von in schieU
Diu wähle werte ab ich in sage
zw6 naht und zwftne tage,
an dem dritten morgen froo 795
kam in aber unser herre zno,
als er iä vor häte getAn.
[er sprach] ' nn snlt ir mich wizzen Üb
und rehte hoeren iuwem vkl,
Sit menschlich reht begangen hM 800
min liebiu muoler, waz ich tao
mit ir n4ch minen Aren nuo
daz iu woi gevaile?*
die herren swigen alle,
wan eine Simon Petrus, 805
der sprach für die andern alsas
'herre, alwaltender Krist,
in diner hant beslozzen ist
dirre weite nmberinc,
himel unt dar zuo ällia dinc 810
diu da enzwischen sint bevangen,
daz nieman mac erlangen
die hoehe noch gegründen nider
die wite für noch wider,
die lenge her noch dar. 815
du weist ouch die gedenke gar
des menschen 6 daz ai geschehen.
791. als in j4. AU in gepot «. r. C, 79^. anter k. do er C.
gebot io B. 793. die wert B. 794. zwn j4. 795. des dr.
morgens vil C, tage B. 797. a^er fehlt C. 797. er euch e
het B, er iie sich semperleichen sehen C. 798. ir alle nir ver-
geben C. 799. euern willen n. e. r. C. 801. dar i& t. J.
nhith B. 803. vS d. j4B, das ev B. oneh y A, eiiek al-
len C gewalle A. 805. nur C aioer A. send S. C.
806. Aw fehlt C. sns C, 807. owe alhaltander C. Herre
Tatter Iku crist Ich weis wol das da gewaltig bist Vber alles das die
weit bat In diner hant beseblorsen stat B. 810. der b. A. dar
%uo fehlt C. Illia dia d. A. 811. Dea da hast b. C. be-
waogea A, S\%. Dea n. chan C. 813. n. die tiefe n. C, 817.
bescb. A.
VON KONRAD VON HEIMESPURT. 191
wes solle wir her über jehen
oder waz iouc unser rät,
Sit din fiirgedanc verendet h4t 820
swaz man siht aid niht gesehen mac.
vinstri, lieht, naht onde tac,
des h4st du alles gewalt.
din gewalt ist so manicvalt.
waz wart den 6ren ie gelich, 825
d6 da, herre, untiBtlich
unde onlidic waere,
daz du si zuo sagrsere
diner heimlicheite kür
unt dorch die verslozzen tür 830
kaem in ir wingarten
vor unde ukch versparten,
da 6 nieman deheine vart
uz noch in erloubet wart?
dö wart der zorn hin geleit 835
zwischen uns unt diner gotheit,
den mit ir ungehorsam
unser muoter Evft und Adam
an uns mit erbe briLhten,
d6 si din geb6t versmähten 840
durch des alten vindes rät,
den sit din werk erwürget hat
an dem angel den er verslant,
dd er in an dem kriuze vant.
818. was ß, mochte C. dämme C, dir ni ß, verj. C.
819. ald j4. warza lochte C. SütO. vollende ß. S2i. alles
das da ie g^esach oder g^escheo toi C. 823. 24 fehlen C, dq/Ur
stehen folgende zeilen, darzae weist da herre wol Vil manegeo g^rose
haiÜehait Die da an disea Fraae hast g^elait C. nach 822 Gar la
diaem geholte «tat . Vod swc der vieroo sieh begat . Div elemeata
eint ^naot . Dis stat alles io diner haot j4. 824. Vod hast es j4,
825. Das w. B. 824 856 fehlen A. 826. Das ß, 827. va*-
tleblioh C. 828. Vod sy ß. segere B. 829. hailichkalt
erehaer C. 830. beschl. ß. 831. %Zt fehlen ß, 837. ooter
V. ß. 839. Uos an pr. C. 842. den ir baecher seit C. er-
wilreket ß. Den der k$rder sit erw. hftt? 844. in hangont C^
dich ß.
192 MARIAE HIMMELFAHRT
der engel was din golheit, 845
der körder was din menscheit,
die du, herre, an dich naeme
dö du darch uns in erde kaeme
and alle hoßhe hast öberstigen.
soll dirre tinre merz hie iigen 850
und fulen in der erde
glich nnserm swachen werde,
daz missezaeme dinem namen,
und waene, sich mäesten schämen
swaz heilegen iä ze himel ist, 855
iä si frouwe unt du herre bist.
Sit duz wilt und ez werden sol,
sd 6ret ez dich und stÄt dir wol
swä der künec gekroenet si,
daz im diu küneginne bi 860
gezieret mit der krAne gt,
beidiu sitze unde stA
ze himel, dft sie künegin ist
und du aller künege keiser bist,
daz si da bi dir belibe. 865
gemoche disem edeln libe
die reine s6le widergeben.
heiz si mit ein ander leben
iemer 6wecliche
bi dir in dinem riebe, 870
daz si uns ze dir gehelfen mege
und mit ir güete hin gelege
swaz ieman wider dich getuo:
da ist uns nieman bezzer zuo.'
845— 648/0A/0n C. 846. Das k. ß. 848. d« herre dwek ß.
849— 856 /«A/en ß. 851. erden C. 852. werden C. 854. wen
— samen C, 857. Seit ez ist and w. C. 858. ao gezint v. at.
ir bol C, 861. noch d. ß. 862. neben im a. 863. da z. li. C.
vnd do ß. künesinne j4C. 864. über alle k. k. j4. Und d«
ekanech p. C, 865. nn $. C, wibe J. 867. reine ß. 868.
▼nd b. C. baifse — an ander j4. 869. iene A, de ay ß. näeh
870 bliben iemer mere Des bastu s^S^Q >i* ^r^ ß* 671. da ji,
bin SQ C. 87t. lege C, 873. swa y4, So ß.
VON KONRAD VON HEDÜESFURT. 198
Der guote rät unt diu bete 875
behaget im wol, wan er tete
des in die herren bäten,
wan siz mit triuwen täten,
er gebdt in daz si naemen abe
den obem stein von dem grabe. 880
der wart vil dräte abe genomen.
d6 hiez er schiere wider komen
die s^le zno dem lichamen.
er gab si beide zesamen
und lobte ir daz si waere 885
vor toetlicher swaere
und vor allem herzens6re
an angest iemer m6re.
D6 unser vrouwe den t6t
an libes unde an s^le n6t 890
sd wünneclichen überwant
unde ir dar zuo wart erkant
daz sie niemer erstürbe
noch saelde an ir verdürbe,
der 6ren vröute si sich. 895
[si sprach] ' herre, sun, nu hast du mich
starclichen ge6ret,
diu lop an mir gemfiret,
Sit daz ich ^wecliche
bi dir in dinem riebe 900
hin für iemer wesen sol:
däz £ret dich und tuot mir woi.
des si gnäde dir geseit,
dir drin in einer einekeit,
dir einem drivaltic. 905
wis gnaedec als gewaltic
S75. 876. Der rat geoiel im dve wol C, 877 ff. fehlen B, 877.
bem biten ^. 878. si dai C. 880. ab dem j4. 881. Da der
tb w. g. C. 8812. saeo C. 884. beide fehlt C. 885. trotte
Mi C. 887. sere C\ 889. Na C, 890. ane — aoe J.
Wt, ir voo got C 894. ureud C. 896. Vil groezleieheo h.
d. Bich C. 897. sprach si herre g. C, 898. Vnd d. 1. ^.
$99—90^ fehlen C. 901. hinoan ^. 903. D. moez seia ge-
aalt C. 905. driuallichait C. 906. g. bis aod g. C.
Z. F. D. A. VUl. 13
11M MARIAE HIMMELFAHRT
aller diner hantgetftt,
diu diD rehi begangen bat/
Ir wizzet wol daz ein man
der rieb ist onde erkennen kan 910
gotes bulde und ouch ik mite
der weite pris unde ir site,
als ez dan under den liuten stÄt,
ze rehte haltet unde Ut,
der ist gote unt der weite wert. 915
swaz ^ren rebtiu saelde gert,
der bat er iemer sinen teil
und oucb ze iungest daz beil
ik saslden niemer ende wirt,
d4 wünne bernde wiinne birt. 920
wan daz süeziste leben
daz got der weite hki gegeben,
daz ist ^lieber birfti.
swelcb saeleger den ze rebte bAt,
der ist bie unt dort genesen. 925
genuoge wsenent daz si wesen
mit rebter ii des sint si nibt.
sweder gemabele sine pflibt
mit valscben trinwen miscbet,
daz sint die den erliscbet 930
daz liebt in der yinstri,
unt die dft ze der winstri
vil jaemerlicben gestänt,
so jene mit vröuden fiir sieb g4nt
907. 90$ fehlen C; dejur Da hast tiil wol m mier feUo . Mit lieb
ich überwunden hao . swas mir laides ie gesach . Mit laid vod mit
an^mach . Ist mir mit vreuden hiog^lait . Seit ich in der ewichair.
Mit dir an ende wesen sol • Daz eret dich a. tuet mir wol. 909.
Nu w. C. 910. bedenchen C. 911. ere C. ouch fehlt C.
913. 9\A fehlen C. 915. den leateo C. 916. rehte rehta j4.
Mhtn zuht rebter seiden f;, €, 917. 918 fehlem C. 920. wirt j4.
9tl. Daz ist daz soeniste u. daz pesto 1. C. 922. geben C.
921. eleichtn C, elicbe ^. 9:24. swelcher die z. r. h. C. 925.
«od fehlt A. 927. die s. des A, 928. swer der C. 929. val-
•er liebe C. 930. den da £7. 931. vinster ( : vintter) C.
932. Das sint die ze d. vinstri A, 934. Hievor so die aadem bin
in (ent C,
VON RONRAD VON HErMBSFURT. 1«5
die solher saeide waltent 935
daz si ir 6 behaiteal.
Nu läzen dise rede bie
und grifen wider an die
die wir vor dirre liezen 6.
hie wil ein degen ze rehter ^ 940
eine maget, sine muoter, nemen.
des rkies mag im wol gezemen
der äne sönde mitewist
maget sun und vater ist.
wir suinz niht für baz schieben 945
von diesen zwein gelieben;
wir suln iu sagen, wer si sin.
ez wart joch an ir verte schin.
si enhäten weder ros noch wagen
noch sliien der si solte tragen; 950
die himel neigten sich g6n in,
nnd fuoren si in den lüften hin.
d6 kom mit grdzer hers kraft
allin himeliscbiu h^rschaft
zuo ir vrouwen antvange 955
mit lobe und mit gesange.
dö wart wünneclich diu heimvart.
der helle ab dö enzucket wart
manic eilender gast.
ir sldz, ir porte, ir rigel brast, 960
als oucli wilent 6 geschach
dö si unser herre selbe brach
und manege söle erlöste.
935. wizze C. 936. si sich wol pehaltent C. 937. lazze wir C.
939. da Mir sei 1. d C. 941. aioen C, fehlt A. 942. deo hei-
rat C, 943. mit einander ist C 94f. mKgde A, der prader C,
watter A. 945. sulleo ez C, aont es A, sirbeo ۥ 946. fl^
leicheo C, 947. soul — siot A. 948. auch C. Bs waa to«
himel voser tr&btinl A, 949. Sie heteo ros C. 950. so sl. A.
noeh nicht daz seu mochte getr. C. 952* si fehlt A, Si voertaa
sea C, 955. za der C, anvange AC. 956. mant hoert ao ier
ges. C. 957. aineu wanneclicheu haimuart 6'. 958. aber A^
fehlt C. 959. vil m. 6*. gaist A, 961. ir o'^ch da vor g. A.
962. got a. anfpr. C. 963. 964 uitige$tellt t. 963. da er m. C.
18*
196 MARIAE HIMMELFAHRT
nu kom ern aber ze tr6ste
mit siner muoter hinverte. 965
ir winkel er in bekerte :
die scherjen fluhen von ir pflege
und bargen sich raste von dem wege
vor dem gewaltegen der ii. kam,
der in gnot und 6re nam. 970
dö niowete sich ir alter val:
der sälen ein vil michel zai
rihten sich äf der enge! sM.
die sangen epitalamiA:
daz bediutet h6hia brAtliet. 975
als er die armen d6 beriet,
also berite uns iemer mtre
durch siner muoter ire.
D6 diz alsus ergie
und sich die zweifboten hie 980
von ein ander scheiden wollen,
als sie von rehte sollen,
und ieglicher urloup nam,
nu seht, wA dort her ilenl kam
der n6tgestallen einer. 985
dannoch was ir deheiner
von dem andern gescheiden iä,
*wis wilkomen, Th6mA*
sprächen si dd alle.
mit einem snezen schalle 990
enpGengen si in.
si sprächen 'sage, wd w^r du hin?
du häsl dich übel versümel.
unser vrouwe häl gerdmel
dise well unde ist hin gevam; 995
M4. Sas C, er in JC. 965. aoser fraueo kaimv. C. 966.
die w. C, aber bel[. J. 967. serge fl. v. ier pflege C. v. den
wege j4. 968. vaste/eA/^ C, yod ir pflege A 969. md
vor j4. Da der gewaltig quam C, 971. fiebt C. 91t. sele
bvef der enget aal C. 973. die samteo sieb le samde da C. 974.
ir aAsro eaatica J, 975. Da b. j4, 976. aadero J. 977. so C,
berat er j4C\ 979—1096 fehlen C. 979. () h A. 984. «ende
k. /4. 986. eabainer A, 987. ven ain ander ^. 99%. saga war A,
VON KONRAD VON HBIMBSPDRT. iW
mit wünneclichen engebeharn
ist si ik bin geleitet.
wir h4teii si bereitet
n4ch menseben rehte in daz grap.
unser berre uns die gnftde gap, 1000
d6 si dar inne gelac,
als er, unz an den dritten tac,
do erkibte er si, daz sähen wir,
und fuor er seU>e mit ir
inz vröne bimelricbe. 1005
du waerest billicbe
gewesen ze ir bevilde.
du bist uns gar ze wibie:
sw4 wir sin dft bistu nifat.
diz gelichet sieb wol der gescbibt 1010
diu dir ouch bie vor gescbacb,
d6 er uns den zwivei bracb
nich siner urstende.
siten nnde bende,
fiieze mit den wunden 1015
vriscb und unverbunden
s4b wir unde erkanden in.
er spracb "geloubt daz icb ez bin."
daz gloubten wir und waren yr6.
berre, wk wasre ebt du d6? 1020
dir bescbach d6 rebte ais ouob nuo.
dar n4ch scbiere lueme duo
und wart dir ailez des verjeben
daz wir Ak bäten geseben.
des geloubtest du nibt umbe ein bär.' , 1025
er sprach Mr sagent mir war:
ich bin, leider mir, vil laz.
doch vröwet mich sin gnäde baz:
er ist gnsedeger danne ir sit.
ir wizzet woi dar nach in kurzer zit 1030
daz ich in vor in allen sacb
1004. er fehlt A. lOOS. lo yb. A, 1007. gewere A, 1008. vost A.
1009. sint A, m4. des B, dft fshlt ß. iWi. da aos B.
10127. mir leider B. i(m. döeh A, do B. frSwte B. 1031. de
198 MARIAB HIMMBLFAHBT
0
und daz er zuo mir eingea sprach
"TbömA, tuo den zwivel hin
unde sich daz ich ez bin.
reiche dinen vinger her!" 1035
duo greif ich da mit dem sper
diu sile was durchstochen
und mit nageln durchbrochen
hende ubd fiieze.
sin gndde was s6 siieze 1040
daz er mich sich grifen liez
und mich ez güetlicheu hiez.
do geloubte ich im und sprach aisus.
"dominus meus, deus mens,
du bist min herre und min got.*" 1045
ie Sit leiste ich sin gebot
unz her an dise stunde
so ich aller beste knnde.
euch häte er alle mine wege
sd gnsedecliche in siner pflege, 1050
swar ich k6rte, daz mir nie
an dekeinen dingen missegie :
ich worhte swaz ich wolte.
nu dd unser yroQwe wolte
vervam, als ir mir hint gesaget 1055
und mine sdmige klaget,
swie ich mich zuo ir grabe
uAch iwern Worten versAmet habe,
doch hArte ich manegen säezeQ ddn
dß monte Si6n, 1060
und gesach da wünne Überkraft,
d6 diu himelische hirsohafl
der engel küneginne enpfie.
disen giirtel si ir enpfallen lie,
da mite ich ez erziogen soL 1065
ich io mit neb B. 1032. A^z fehlt ß, einig B, 1033. dineo
iw. ß. 1034. s«lonbe daz J, 1035-1042 /«A/en J, 1036. do
iriff do ß, 1042. ez fßhfi ß. j043. Dia g. J, 1056. tte*
feli? klagest ,4. 1059. Do h. ich do^ck vil n. yf. 1060. Vhtr
dtm berge de M. 8. j4.
VON RONRAD VON HEIMESFURT. 199
Ptlre, dii erkennst in woi:
ez ist der da du si mite
begurtest n4ch der t6len site.
si lebt nu schöne und h&t sin r4t:
unser herre si bekleidet hit 1070
mit engelscher ^aete.
diu ist iemer niwe und staete.'
Dd er in die wärheit
mit Urkunde h4te geseit,
si sähen alle ein ander an 1075
und sprächen 'wie got disen man
von uns andern hat gesundert,
und wie er mit im wundert,
waz er im saelde hat beschert I
swaz er tuot od swie er vert, 1080
s6 kumt er uns doch zallen ziten für.
da bi männeclich spür
und sehe die wärheit äne zil,
swen gol fürdern wil
und dem er ganzer s«lde gan, 1085
daz der sich niht versumen kan.
des si gesegendt sin name.
der so wildiu herzen zame,
g6n dem sich biegen äliiu knie
ze himel, in helle, in erde hie, 1090
dem bevelhen wir uns,
des valer unde des suns
unt des beilegen geistes namen,
der uns brähte hie zesamen,
daz er oucb unser geleite si: 1095
des helfen uns die namen dri.'
Die zwelf husgen6ze
die wurden nach ir löze
wider gesetzet in diu iant
dar si oucb k wären zersani. 1100
1068. begurstost j4, 1075. s&heo j4. 1077. anderao j4. 1080.
oder ,4. \0S2. miolichen j4. 1086. nib j4, 1087. iemer s.
a. ^. 1088. wilden j4. 1089. beiagen J. 1092. ratters — so-
aes ^. 1099. bin wider C\ 1100. da ir iesleieber h bas ges. C,
200 MARIAE HIMMELFAHRT V. KONRAD V. HEUiESFURT.
und beschach daz in s6 kurzer irist
als ein ouge zuo geslagen ist
und wider uf geblicket hat
diz schnof von deme geschriben stät,
als uns her Davit machet kunt, 1105
'ipse dixit et facta sunt,'
diz sprach er unde was getan.
er geb6t ouch diz: daz muose ergän.
Sus ist diz maere volendel.
uBser vrouwe hat gelendet 1110
ze dem bimelischen Stade,
da jämer, s6re unde klage
ftn ende niemer mft geswirt,
swelch saeleger d4 gesinde wirt.
Nu hilf uns, heiligiu vrouwe, 1115
die mit dem himclischen tonwe
der heiiiggeist alsd beg6z
unt doch ir insigel nie entsidz
i6 er ze muoter si erk68.
diz was uns ein vil sseUc löx. 1120
von ir reinem übe vl6z
ein brunuen4der alsd gr6z,
der al diu weit wol gen6z.
Sit dich nu gnäde nie verdr6z,
s6 loBse uns, vrouwe, den klAz 1125
der von des tievels rauchen ddz
und mache uns aller der gen6s
die da bdwent Abrabimes schöz
ald die ie ze himel kämen,
diz werde war. amen, Amen. 1130
1101. Dai geschach in C, 1103* oder w. C* 1104. Daz ge-
soer C. 1105. herfehit C, 1106. ipse /eA/< C. 1107. er
spr. ez w. %, C. 1108. duz fehlt C, Hie i. daz poech verendet C.
1110. berre A. 1113. m^ fihii C. 1114. Wol im der da C.
Uli ff. fehlen C; dq/ur Der nei am oder reich . Dar waiset alle
geleich . Amen. — Lieb an ain ende . leg dich za der bende. Ab*
plie (?) dich der pei . als lieb ich dier sei.
aai
VÜLDOR — ULLR,
Eioe der schwierigsten stellen im Beovulf findet sich in
der lOn fitte. der junge heldenmütige Vedergeate Beovulf war
herübergekommen zu dem Dänenkönig Hröthgär, um ihm zur
befreiung von der damahls weitbekannten Grendelplage seine
band anzubieten, der könig schenkt ihm sein vertrauen und
äbergiebt ihm und seinen begleitern die folgende nacht die
halle, worin das ungeheuer unter den dort schlafenden man-
nen seine Verwüstung zu üben pflegte, in schütz und zur
bekämpfung des fürchterlichen würgers. nach der deshalb an
Beovulf gerichteten anrede veriäfst Hröthgär in begleitung
seiner leibschaar die halle und unmittelbar darauf heifst es
nach den ausgaben
häfdc cyning vutdor
Grendle togegnes
svd guman gefrugnon
sele^veard dseted
sundor'Vytte beheold
ymb aldor Dena
Eoton-veard dbead.
diese lesart ist durch alle vergleichungen gesichert.
Grundtvig hat in seiner dänischen nachbildung unseres
liedes, der Biovulfsdrape, die stelle ganz fallen lafsen.
Kemble übersetzt ' the glory of kings (i. e. God), as men
have heard, had appointed a hallkeeper against Grendel: he
observed bis peculiar duty about the prince of the Danes;
the guardian awaited the Eoten.*
Ettmüller ' es hatte der könige rühm (d. i. gott)
wider Gredeln gesetzet des gadems hüter,
wie die männer erfuhren, mit machtschutz umgab er
den obherrn der Dänen, Eotenhut entbot er.*
Abgesehen von den unbefugten abänderungen im urtext
sind beide Übersetzungen ungereimt, im vorangehenden über-
giebt könig HrötbgAr auf eine feierliche weise dem Beovulf
die halle in seine obhut und zu dem ende dafs dieser die-
selbe seinem anerbieten gemäfs von dem nächtlichen würger
202 VÜLDOR - ÜLLR.
befreie ; und jetzt, gleich darauf, sollte gesagt werden, gott
habe einen hallwächter gesetzt?
Die angezogenen sieben Zeilen enthalten, nach meiner
ansieht, die erwäbnung eines früheren Versuches gegen die
Grendelplage, wobei dem Schreiber das wörtchen wr in der
feder blieb, ich lese demnach
häfde cyning Vuldor wr
Grendle togegnes^
svd guman geßrugnon,
sele-veard dseted —
sundor-nytte beheold
ymb aldor Dena —
Eoten-veard dbead.
und übersetze
es hatte der könig den Vuldor zuvor
dem Grendel entgegen,
wie männer erfuhren,
als hallwart gesetzet —
des Sonderdienstes pBag derselbe
bei dem Dänenfürsten —
er bot die lotenwache auf.
Nachdem der dichter auf diese weise die sehr kurze,
schroff abgebrochene erwäbnung der sage von der früher
durch den Dänen Vuldor errichteten lotenwache vorange-
schickt, Tährt er, übergehend auf das neue unternehmen,
also fort
hvru Geata leod u. s. w.
auf diese aufeinanderfolge Vuldors und Beovulfs werde ich
zurückkommen.
Aufser der lotenwache, die Vuldor ins leben rief und
wodurch er sich besonders bekannt gemacht haben mufs,
weifs unser gedieht nichts von diesem beiden; ebensowenig
findet sich eine spur von ihm in den andern auf uns ge-
kommenen angelsächsischen denkmalen.
Dagegen hat sich sein andenken in der heimat der Beo-
vulfssage befser erhallen, oder ist es nicht jener nordische
Vllr^ bei Saxo grammaticus Olierus?
VÜLDOR - ÜLLR. 203
Der name Ullr* läfst sich schwerlich anders erklären
all aus einem früheren Vuldr^ das sich hinsichtlich seiner
biUnng za Vuldor verhält wie nikr (acc. nik) zu nicor,
und zu vulthus wie so7ir zu sunus, die metamorphose von
Vuldr in IJllr folgt gewöhnlichen analogien {ulfr^ gull),
man stofse sich nicht an dem th der goth. wurzel : die angel-
sächsische , zeigt durchaus auch d; und in demselben goth.
namen, wie wir gleich sehen werden, wechselt unsere wur-
zel mit den drei lingualen.
Eigennamlich erscheint das goth. vulthus nicht für sich
allein, sondern als bestandtheil im namen des Gothen und
römischen comes Sigisvulthus im lat. leben des Ulfila, bei
Angostin 'cum SigisvuUo\ in den fastis consularibus Sige-
vultus, alias Stgisvoldus. — althochdeutsch lautet der name
ff^uldar, in den tradit. Ratisp. des Anamod zum jähr 834,
und bei JNeugart 301. als erster bestandtheil der eigennam-
lichen composition kommt fVuldar im ahd. oft vor, und
doch findet sich hier dieses wort als appellativ so wenig
mehr als im altnordischen; denn ein altn. neutrum z^ofr kann
wohl unmöglich aus einem goth. masc. vulthus hergeleitet
werden (vergl. gr. 3, 517, und Mafsmann skeireins 178*").
im Heliand keine spur von diesem worte, und in dem angel-
sächsischen dichlerdialecte dasselbe so häufig gebraucht '^*. die-
ses frühe in der gemeinen rede erloschene, nur im angel-
sächsischen, auch in der prosa, länger und mit der ableitung
vuldrian fortlebende wort bedeutete glänz, glorie, berrlichkeit.
Ullry UllaTy kommt als gangbarer personenname in den
nordischen denkmalen nicht vor ; wohl aber gab es einen kö-
nigssitz in Schweden, namens Ullarakr, fornald. sog.
Neben der namansform Ullr^ Ullar^ kommt auch Ul-
bar, Ulis vor.
Wie sind aber die ortnamen Ullerslöv, üllersager,
Ullersvang zu deuten? an das goth. f^ulthr, f^ulthrü,
darf man wohl nicht denken ; eher an Ull-arr (aus f^uldharr),
* dabei an t///, wolle, zu denken, wie es Fioo Magoaseo begeg-
net ist, sebeiot Ucberlicb.
^ eine vergleiehang des angelsäcbsiscben und altsacbsischen dicb-
ttrdialectes wäre sehr ioteressaut, insbesondere in bezog auf die ver-
schiedenes slämme der Sachsen und ihrer sitze.
804 VULDOR — ULLR.
ahd. ohne zweifei fVuldarhariy das etwa im altfrankischeo
WultarnUy episc. Aarel. (Hincmar. anoai. ad a. 879) steckt.
Nach diesen erörteningen über den namen wenden wir
ans zu dem träger desselben selbst.
Die künde die von im auf ans gekommen verdanken wir
zwei quellen, der j'ngern und der altern Edda, nebst Saxo
grammaticus. auch die Atla-qvida erwähnt seiner.
Die ältere Edda giebt uns nur anspielungen, dagegen die
jüngere eine so ziemlich genaue Schilderung, 'einer der
Äsen ist Ullr, söhn der Sif, Stiefsohn Thors; er ist ein so
guter bogenschülze und schneeschuhfahrer daCs ihm keiner
gleichkommt, er ist schön von angesicht, und hat kriegers
gewandtheiU ihn im Zweikampf anzurufen ist gut* (Edda
s. 31 Rask). die Skalda sagt 'die dichter kennzeichnen ihn
9on SifioTy stiipsonr Thors, Avndr^, Boga-ds, f^eidi-^s,
Skialdur-äs (Skalda s. 105); und wieder 'der schild ist in
der dichtersprache Skip Ullar genannt* (ebend. s. 160).
Mit Ullrs Übertritte aus dem gebiete der geschichte in
das der mythe muste sich so manches verändern, besonders in
bezug auf seine herkunft: er trat hier in verwandtschaftliche
Verhältnisse mit den übrigen Äsen, der leibliche vater ist
in das dunkel der vergefsenheit zurückgewichen: wer mit
Sif den Äsen gezeugt weifs niemand; da diese Thors firau
war, so wird UUr dessen Stiefsohn genannt, wenn, wie sich
weiter unten zeigen wird, Ullr der schutzgott einer nordi-
schen landscbaft war, so dürfte die religionssage oder ein
skaldc des volksstammes, um den heimischen Aaen mehr zu
verherrlichen, denselben leicht in eine der ersten götter-
familien eingeführt haben.
Hierher gehört eine der anspielungen der altem Edda,
in der Vegtams-gvida heifst es str. 3
frettir savgdo vorausverkündigungen sagten
ttt feigr vceri daGs dem tode verfallen wäre.
Ullar sefi Ullrs freund
einna theckaztr. der aller theuerste.
Unter der kennzeichnung wird Baidur gemeint, da aber
sefi afiinis und amicus bedeutet, so ist es nicht ganz ge-
wiss welches von beiden Verhältnissen hier statt findet.
VDLDOR — ÜLLE. 205
Die jäDgere Edda lobt, wie wir gehört haben, Ullrs
sehSoheit. liebenswürdigkeit, beliebtheit bei den übrigen Äsen
imd dadorch einflafs auf ihre beschlüfse dürften es sein welche
seiner huld gegen sterbliche so viel werth gaben; wodurch
eine zweite anspielung in der altem Edda ihren sinn be-
kime. im Grimnis-mal str. 41 heifst es
UUar hylH hefir Ullrs hirid hat
ok mtlra goda und aller götter
h^err er tekrfyrstr äßtna. wer da zuerst greift zum feuer.
dab Mob alliterationsnoth es war warum Ullrs gunst be-
sonders hervorgehoben wurde glaube ich nicht.
UUr ist der beste bogenschütze, sagt die jüngere Edda ;
läid nun wifsen wir was es zu bedeuten hat wenn die ältere
im Grimnis-mal str. 5 singt
Ydalir keita Eibentbal heifst es
tkar er UUr hefir wo Ullr bat
ter umgerva sali. sich eine halle gebaut.
Daher auch heifst nach der Skalda Ullr Boga-ds und
f^eidi-^s.
Ullr ist kunstfechter : daher Skialdar-äs^ der die schirm-
waffe gehörig zu handhaben weifs — sie ist das attribut des
fechtkünstlers. aus keiner andern Ursache kann wohl von
ihm gesagt werden d kann er gott at heita i einvigi.
Ullr wird als ein Schneeschuh fahrer genannt, dem es
keiner zuvorthat, skidfar in der jungem Edda, Avndr-äs
io der Skalda. Scböning macht den unterschied zwischen
skidi und avndur da(s jene (dän. skies) nackte holzbretchen
(schienen) , diese aber mit seehunds oder andem rauchfeilen
bekleidet seien. Stephanius hat in seinen noten zum Saxo
s. 127 eine abbildnng dieser xylosoleae gegeben.
Ullr war auch eisschuhfahrer. Saxo gr. schreibt im
dritten buche, wo er von OUems als nachfolger Odins
spricht, *fama est illum adeo praestigiamm usu callnisse ul
ad traiicienda maria osse quod diris carminibus obsignavis-*
set navigii loco nteretur nee eo segnius quam remigio prae-
ieeta aquaram obstacula superaret.' Saxo vermengt hier
zwei verschiedene dinge, das eis (schlitt-) fahren und das
auf dem wafser gehen, «'ies verstand Ullr, wie ich gleich
zeigen werde, ebenso gut als jenes, statt der jetzt gewöhn-
206 VDLDOR ~ DLLR.
liehen Schlittschuhe von holz und eisen bediente man sich
finiher der knochen von pferden und ochsen, und noch heut
zu tage kann man dergleichen Schlittschuhe in Island ond
einigen gegenden Norwegens finden, diese art von eisschn-
hen sind also das os des Saxo, das freilich nur auf dem ge-
frorenen wafser dienste that.
Aber Ullr gieng. wirklich auch auf dem flüTsigen wafser
einher ; auf zwei dazu eingerichteten (wohl mittelst eines ge-
windes veriiundenen) Schilden, daher kommt es, dafs der
Schild in der skaldensprache heifst skip UUar (Skalda s. 160),
Ullar askr^ UUar kjavlr (in einer Strophe Eyvinds Skal-
dasp. Heimskr. 1, 160. 6, 35.) — so hören wir denn hier schon
von der Übung einer kunst worin erst vor einigen jähren ein
Schwede versuche anstellte, der sich bei uns nicht so be-
rühmt dadurch machte wie Ullr im alten norden.
Dies das bild unsers Äsen, in ihm ist die idee eines
vollkommenen nordischen atgervimadr ausgeprägt, es giebt
nicht viele wesen in der nordischen mythologie bei denen
alles so zusammen stimmt wie bei Ullr. ist es ein wander,
wenn Saxo gr. den in allen kunstfertigkeiten so ausgebilde-
ten für einen Zauberer ansieht ? — und der im vollen glänze
seiner vortreCflichkeit dastehende heifst Ullry P^uldor, f^ul-
thus, nomen et omen habet.
Von den thaten die der held auf irdischer lanfbahn voll-
bracht wifsen die nordischen quellen nichts mehr, was Saxo
von ihm erzählt ist gewiss unrichtig aufgefafst und bezieht
sich auf eine zeit wo Ullr schon als As verehrt wurde, er
berichtet im dritten buche, wie die götter, die ihren haupt-*
sitz in Byzanz hatten, den Odin wegen übler auffiihrung
seiner würde entsetzt hallen, und fahrt dann so fort 'hunc
(Othinnm) itaque, ne publicam religionem exulare cogeret,
exilio mulctantes, Ollerum quendam non solum in regni sed
etiam in divinitatis infiilas subrogavere . . . quo denis ferne
annis divini senatus magistratum i^erente tandem Othinus,
diis atrocilatem exilii miserantibus satis iam graves poenas
dedisse visus, squaloris deformitatem pristino habitu permn-
. tavit • . • igitur Ollerus ab Othino Byzantio pulius, in Sue-
tiam* concessit; ubi, veluti novo quodam orbe, opinionis snae
^^SuBiiam halte ich fdr eioeo uraltea aehreibfohler: aa a«U oboe
VÜLDOR — ÜLLR. 207
monumenta restaurare connisus, a Danis iulerfectus est.'
Sazo beschliefst seine erzähluDg mit der bereits erwähnten
zanberfabrt auf einem knocben über das meer, wodurch un-
widersprecblich die identität des Ollerus mit dem Ulh* der
Edda bewiesen ist.
Stellt man das bild Ullrs neben das von Odin, so findet
man viele ähnlichkeit, und die alliteration ist vielleicht auch
Bieht zufällig, die wähl zum erstem an die stelle des letz-
tem ist die zwischen zwei wegen ihres könnens gleich be-
wanderten, aber zugleich die eines unbescholtenen für den
in der öffentlichen achtung herabgesunkenen, ich sehe aber
in Saxos darstellung eine Verdrehung, die der sch^n durch
die geographischen angaben sich verrathenden Verdrehung
religionsgeschichtlicher zustände zu gründe liegende thatsache
scheint mir eine zeitlange Verdrängung des Odincultus durch
den Ullrcultus einer gegend des nordens.
Dafs UUr wirklich als landesschutzgott verehrt wurde
bezeugt der schwur auf seinen tempelring, dessen in der
Atla-qvida str. 31 erwähnt wird. Gudrun ruft
svd gongt per AtU,
sem pü vid Gunnar dttir
eipa apt um svarda
at solinni u. s. w.
ok at hringi Ullar.
Dieser ring läfst sich durchaus nicht als attribut erklä-
ren, bekannt ist es aber dafs man auf die tempelringe im
alten norden schwor; der ring des tempels ist zugleich der
heilige ring des gottes der darin verehrt wird.
Was den erwähnten tod Ullrs betrifft, so gehört, meiner
obigen annähme zufolge, derselbe einer früheren zeit an.
allerdings stimmt es dafs er seiner vortrefflichkeit wegen von
eifersüchtigen Odinverehrern erschlagen wurde, und, da der
dienst dieses gottes vorzüglich in Schweden blühte, so mochte
Sueita schon frühe, wenn etwa nicht gar vom veffafser
selbst, geschrieben worden sein anstatt lutia, das doch al-
lein zu a Danis interfectus est pafst.
Und nun kehrt die frage wieder, ist dieser in Jätland
zveifel lutiam beiTiieD, da Ollerus, wie gleich foln^, vod den DiDen
«rscblageo wurde.
VDLDOR -^ ÜLLR.
von den Dänen erschlagene Ullr nrspranglich der am hofe
des Dänenkönigs Hr6thgär in Sonderdiensten stehende, zur
bekämpfnng des nngeheoers Grendel verwendete Vuldor? ge-
radezu kann die frage weder bejaht noch verneint werden;
doch scheint mir das ja mehr für sich za haben, es lag in
Voldors dienstverhältnis dafs sich der könig seiner nur in un-
gewöhnlichen fallen bediente, in fallen wo neben mut auch
seltenes geschick erfordert wurde, dies setzt eine hohe ans-
Uldong in allen den kunstfertigkeiten voraus welehe in je-
ner zeit den voUendeten kri^mann machten und in der jun-
gem Edda au Ulhr aufgezählt werden. Vuldor wurde vom
könig Hr6thg4r mit dem unternehmen gegen Grendel be-
traut, svd guman gefrugnon, — es entsprang davon eine
sage: Vuldor trat in den kreis der nordischen heldensage.
and da treffen wir, wenn nicht der schein tr^;t, ihn zusam-
men mit Beovulf bei Saxo grammaticus: nachdem dieser im
dritten buche (s. 46 Steph.) seinen bericht von OUerut ge.
schlofsen, geht er unmittelbar auf Bous (Bid) über, in wel-
chem allerdings der held der unserm gedichte den namen
gidit stecken mag; denn Beovulf ist nicht der ihm bei sei-
ner gdmrt gegebene name, sondern der ehrenname den dem
jungen Geaten bei der adoption nach vollin^acbter betreiung
von der Grendeiplage könig HrAthgÄr zum andenken seines
ahnherm Beovulf Scilding beigelegt hat, wie ich in einem
eigenen aufsatz zeigen werde, — nur das will ich hier schon
bemerken dafs man sich irrt, wenn man glaubt, ' namen mit
bi seien im nordischen ganz unerhört* : ein Biotfr selbst
kommt in Islands landnamabok (Ih. 4 c. 5. 6> vor.
Der verlafser inseres gedichtes befand sich im besitze
eines reichen sagewduitzes : dafs er auf so manche sage nur
anspielte ist sehr zu bedauern, besonders in bezug auf die
von Hftma und Vuldor. auch Saxo wüste mehr von Ullr;
allein seine wunderbaren kunstfertigfcriten und seine unglaub-
lichen heldenthaten, die ihn zu dem raag eines Äsen erho-
ben, hielt er fiir Zauberei und bedeckte sie mit dem christ-
lichen Schleier der vergefsenheit. waa wir von demselben
näheres wifsen ist durch nachklänge aus der heidnischen
religionssage in den Edden auf uns gekommen, so kommt
es dafs wir von Vuldor, Ullr, als historischer person so
wenig wifsen, und von dem Äsen auf den beiden zoruck-
schliefsen müfsen.
MÜNCHEN. JOSEPH BACHLECMNER.
• •
PREDIGTEN UND SPRUCHE DEUTSCHER
MYSTIKER.
I.
Unter meinen Sammlungen zur herausgäbe der deuL
sehen mystiker des 14« Jahrhunderts , deren baldige fort-
Setzung ich in aussieht stelleji darf, befindet sich eine
beträchtliche anzahl von predigten, tractaten und sprächen
sowohl genannter als ungenau ater verfaßer, die, obschon
theilweise von Wichtigkeit und bedeutung, doch aus innerm
und äussern gründen in meinem werke keine aufnähme
finden können, ich gedenke sie daher nach und nach in
dieser Zeitschrift mitzutheilen und gebe fürs erste pre-
digten von genannten verfafsem, die mit ausnähme des
bischofs Albrecht noch völlig unbekannt sind, sie stehen
zum theil in einer hs, des klosters Einsiedeln nr 278,
perg. \As jahrh. quart, diese schön und sorgfältig ge-
schriebene hs. enthält in ihrer ersten hälfte s. 1 — 138
einen grössern mystischen tractat, 'dis sinl die siben strAfse
die in got wisenl,' aiif den ich später noch aus/uhrlicher
zu reden kommen werden die zweite hälfte s, 139 — 420
umfafst eine Sammlung von predigten und sprächen die
namentlich für die ausgäbe des Eckhart von besonderer
Wichtigkeit ist, ich werde noch manches daraus mitzu-
theilen haben.
Stuttgart im nov, 1849. FRANZ PFEIFFER.
1.
DIS HAT GEBREDIET DER IISERWELTE KNECHT
BRUODER ARNOLT DER ROTE.
Unser herrc sprichet 'swä ich bin Ak sol ouch min die-
Dcr bi mir sin.' d<\ meinet er, bin ich in der kripfeu oder
in miner muotcr scli6zen oder an dem criuze, du sullen mine
friundc bi mir sin. wan swas got lipiich hat getAn, da sol
I. Einsiedler hs. s. 31i« — 4161».
Z. F. D. A. Vni. 14
*'
210 PREDIGTEN UND SPRÜCHE
ein mionende s61e geistliche mit umbe gän : wan grdfser
minne bewiset man gotte, das man geistliche mit inwen-
diger betrahtunge unde mit löblicher dankberkeit bi gotte und
an gotte haltet, dan ob mau lipliche bi im gewesen wa^re.
der mensche sol nieroer uf gehoeren bi gotte ze wonende in
sinen erbeiten, die er leil lipliche in der zil, 6 got* sine
s61e geistlich mit ime uf irhabe über die zit : want als friunt-
lich du hie bi ime gewesen bist in sinen noeten, als6 näche
soltu geleitet werden mit bekennende uudc mit minnende in
die triskameren der heiligen drivaltekeit, das ist in des
Ewigen vatters herze, der wise Jude Fil6 der sprach 'herre,
in der mitter naht wurde du gebom, s6 alliu diet stille swi-
gei.' s^le , als6 wirket got in dir geborn s6 alliu ding in
itir als6 geswigen sint, das ist s6 der lip niht sinen zins
heischet^ ('das ist. das des der lip bedarf) unde so des
tievels gerunge ist gelegen unde der weite gliz noch men-
schen bilde dich niht irrent, unde A& allen cr^Aturen bist
entwicUen, als6 das alliu bilde unde glichnisse dinem herzen
entgangen sint: in dirre naht wil der himelsche vatter sinen
eiugebornen sun geberen in diner s^le und in dirre stilli wil
das gotlich wort zuo dir reden. s6 tuo dich üf, das du in
dich slindest das gotlich lieht, swenne gotliches lieht uf ei-
nen onertigen grünt vellet, das g4t got an sin herze, ob
man das von ime gesprechen getörste. s61e, got gät in dir
ze acker, und als mengen guoten gedank oder gerunge du
gotte sendest, alsd menge veste garbe' leist dd got üf
sinen wagen, unde wifsest,. mensche, das aller mimte lieht
unde diu minste manunge von Untugenden ze ktrende und
in luterre wärheit gotte ze volgende, das sol dir von gotte
niht verlAfsen werden Ane strengiu urteile unde gerihte, wie
du es ze frühte brikht habest, unser berre der begert an
uns und in gelüstet das wir mit dem riehen man unsem
Stadel witern^, Aü wir den gollichen (geist) inne behalten
mügeu, das ist, s6 du wol gctorst understftn gröfsiu ding,
das ist pine des herzen, armuot unde versm6chuisse , unde
ze nihtc werden, sich, har an solt tu dich versuochen wie
vil du des dur got liden mäht, es ist gar guot ze snikende,
s6 man gemechliche sitzet unde den liten lise ziuhet, und
1) gotte 2) bufcbet 3) g|«be 4) wittern
DEUTSCHER MYSTIKER. 211
aber den grünt des herzen nieman gerüeret hat. wifsent,
dA ist noch kleine bewerter wärheit inne; want alle die
wile sA (da) dich selben an dir selber niht versuochest, s6
muost dA iemer m6 in eime betrogen wäne sin unz an den
tot, das dd niht enweist was du dur got liden mäht oder niht.
A w^ie ist es s6 guot, die hende zesamen ze legende
ande ze sprechende 'hilf, herre got! gnäde, herre gotT da
mit ist es niht genuog. du solt dich selber an dir selber
versnochen, als diu s^le an der minne buoche sprichet. si
sprach 'ich habe in gesuochet dur die naht den min sAle
minnet. ich wart us gezogen unde zerslagen unde verwunt/
das was, d6 si sich selber an ir selber bette, nu wol dan! .
ich wil ouch versuochen was ich an dir habe, mensche, sd
dA dich versuochest an den crAAturen, was dA ir dur got'
lAzen unde versmAhen mäht, und an dir selber, was dA
dur got tuon oder liden mäht, dar nAch soltu dich versuo-
chen an den engelen, wie vil du dich den geliehen roaht,
unde solt schouwen was si hAnt von gnaden oder von nä-
tAre. reinekeit habent si von gnAden, aber got schouwen
ande sich gottes genieten das habent si von nätüre. dA
soltA dich nA bilden. dA von sprichet unser herre 'mich ge-
lüstet eines niuwen stuoles. ich hAn gesefsen in minen
brinnenden^ Seraphin, in minen sangherzen, die dA singent
sanctus, sanctus, sanctus. s^le, nA wil ich minen stuol en-
mitten in dich setzen.' enkein zwivel ist des, wenne diu
sAle ze voller Wirtschaft wirt gesetzet, das ist in gotlichem
liebte zuo gotlicher süeze, unde stürbe der mensche in der
stunde, er füere Aue wise ze gotte unde füere under SAra-
phin. das uns das geschehe, des helf uns got. Amen.
U.
DER GiSELER.
Unser herre sprichet in dem ^wangelid 'das ist Awig
leben, das man dich, vatter, bekennet einen wAren got unde
JAsum Krislum, den du gesant h^st.* die meistcr kriegent
wider einander, obe Awige saelikeit mAre lige an dem werke
1) brioDen
II. Einsiedler ht. t. \97>^\9b^.
14*
212 PREDIGTEN UND SPRUCHE
des willen oder an dem werke der Vernunft oder in beiden
gelich oder in eime alleine, (mir) ist wol wifsenllich das
etliche mcister sprcchcnt das ^wige sxlikeit mftre lige an
den werken des willen denne an dem werke der Vernunft,
nein, also cnist es nihl, want wille giufset sich &s unde
vernünftckeit diu nimct in und enpfAhet unde behabet, krieg
kumet von zwein dingen, das eine ist von frevele, unde den
ist niht ze losende, den andern kumet er von kranken sin-
nen, das si niht vollen lieht habent noch eine frige ver-
Bnnllt unde Ufsent sich binden mit kranken banden, unde
der ist wol ze losende.
Die kriechschcn ^ mrister und unser heiligen, die grAfsen,
den ich aller best . geloube , die sprechent das diu näturc
unde der kerne der sa;likeit lige an den werken der Ver-
nunft, unde sprechent 'das werc des willen ist ein eigen
zuoval und ein zuohalt.' als ein meister sprichet 'es ist des
menschen eigen das er lachet; das hAt er vor andern tic-
reji/ das ist ime wol cigenlich ; sin nätüre enist (es) niht,
es. ist ein zuoval. als6 ist dem willen zuogeeigent sin werc.
Nu kumet der meister dem ich geloube vor allen mei-
stern, des pers6ne ein ist^ in der gotheit, des s61e s%li-
keit nihl bedarf noch ir nie gedarpte, des bekautnisse ein
ist in der (wisheit?), der alles das bekante das von gottc
(ze) bekennende ist, unde der sprichet einvaltekliche 'das
man dich, vatter, bekennet einen wAren got unde den du
gesant hast, J^sum Krislum, das ist das ^wige leben.' bar
zuo bedarf man weder geziuge noch eide. wen diubtc nu
biliich das man nseme der heiligen wort, Kristi rede mitte
ze bewahrende? mc^r mit Kristi Worten sol man bewahren
der heiligen wort, doch mag man wol nemen der heiigen
wort, ze erkennende Kristi wort, krankiu baut diu.^ bin-
dent kranke sinne, diu in doch kleine waeren^, ob man
liebte sinne ha^te. das irrste bendelin das si irret das ist
das si sprechent, der oberste enget, der di\ Seraphin ge-
nant ist, der brinne unde lebe in dem brande der minne;
unde dA von sprechent si , si sin aller nahest gotte. hie
mitte wellent si bewu'ren das der kerne der sselikeit mi^r
lige an dem weike des willen denne an dem werke der ver-
1) kriescbeo 2) enist 3) kraocbe b. die 4) wereot
»
.^
^
DEUTSCHER MYSTIKER. 213
nunft. die bendelin zerbrechen wir mit diser rede das wir
sprechen das den engein dise namen nihl eigen sint : er ist
in ein zuoval, den namen hAnl si von irme verdienende.
liebi verdienet den lön, aber vernunfl enpfähet den 16n.
die engele habent ouch verdienet ir lön in eime ougenblicke.
hie von hant si den namen; er hoeret zuo ir nälüre niht.
si endürfen sin ouch niht, wir bedürfens. hie ist das ben-
delio zerbrochen liehlem sinne, die noch gebunden wosren,
den nemen^ ein ander helfe. Dionysius sprichet, das eitf
ordenunge si in allen dingen, das ie das oberste des under.
ime ist rüeret mit sime nidersten. nu rüere Sßraphin (das)
niderste gottes, alleinc da niht niden si nach siner wise;
want die persöne gelich 6wig sint. mßr nach unserre wise
s6 ist der heilige geist diu leslc persöne , iedoch ^ an der
wärheit so ist si diu mittelste, want er üs giufset als ein
leben, hie von haut S^raphin den namen , das er aller nä-
hest rüeret den heiligen geist, der ein leben ist. Dionysius
sprichet das enkein^ ding s6 glich si gotlichem werke als
das fiur. want dan der heilige geist ein iiur ist, unde want
der Söraphin ^ aller glichest ist dem heiligen geisle der ein^
fiur ist, unde want si in rüerent, hie von hänt si den na-
men. hie sint diu bendelin zerbrochen.
Was ist saelekeit? das ist ein enpfAn und ein innemen
oder ein besitzen des obresten guotes. ein meister sprichet,
diu einunge si groefser von der liebi in dem Ewigen lebende
denne diu einunge der vernunfl; want diu einunge zucket
in sich ein glichnisse des das si bekennet und ir genüeget.
si cngert nihl mftr ze sinde denne in dem glichnisse. mftr
'liebi' sprichet er, *wil ein sin mit irme beliben.' * Ich
spriche aber das des niht cnist; want diu liebe giufset sieb
US, uttde diu vernunfl nimet in unde wirt luterliche ein mit
dem das si bekennet. — das ander das die meister spre-
chent, daz diu minne mßr eine^e in dem Ewigen leben
denne® Vernunft, das ist «las si sprechent das diu minne
werde geeigenet nAch sinesheit ^ unde niht nach irsheit.
mfer vernunfl, sprechent si , werde gecineget nach irsheit
unde niht nach sinesheit. unde Ak von sprechent si das diu
1) namen 2) edoch 3) enkeing 4) den S. 5) g?e-
lieben? 6) deone] der 7) senesb
214 PREDIGTEN UND SPRUCHE
einuDge groefser si nach siiier wise denue nach der crMlure
wise. dis enist zemäle niht war. unser besten meister
sprecbent, roinne werde geeiniget nach irsheit aber Ver-
nunft werde geeiniget nach irsheit und oucb nach sinesheit. —
das dritte, das si sprechent minne das si ein einende kraft,
diu dk einet den der dA minnet mit dem das er minnet
nnde meinet, das si alzemäl ein werde, seht, dis enist ze-
mäle als6 niht. minne diu enmeinet des niht, (es) ist ir
nätüre niht noch enist in si gepflanzet niht; si enmag es
niht gewellcn, want s6 müeste si ir wesen verlieren unde
des enmeinet minne niht. minne diu meinet, das das guot
das der hat der da liep geliabet ist, das das gemeine werde
mit dem der dA liep gehabet ist, und alzemäle darinne ge-
eineget werde, seht, dis meinet minne. aber Vernunft diu
enmeinet weder ir noch ime, mftr si wirdet genzliche ein
mit dem das si bekennet. — das vierde, das si sprechent
das minne werdcr si, das nement' si von einem meister,
der sprichct das an allen dingen diu d4 sint äne gewer-
dende bebalte das leste ende mt^re adels denn das 4nebe-
^in. seht, das ist wol wAr an den dingen diu in der zit
sint. dis ist aber von gnAden dA wir nd von sprechen, hie
von wil dirre meister dise rede alsus haben, das diu einunge
groefser si der minne denne vernunftekeit. wan das be-
kantnisse vor g^t unde diu minne nAcb, d& von si diu minne
nach, des si diu minne edelre und einege mft dan vernunfte-
keit. seht, das ist wol wAr das minne nützer ist in disem
lebende, want si verdienet den 16n. m6r vernünftikeit in
dem Ewigen leben enpfAhet^ den lön. hie sint diu bendelin ^
zerbrochen liebten sinnen. Amen.
1) Deimeot H) enpfant .3) bcndelin
♦
DEUTSCHER MYSTIKER. 215
III.
BISCHOF ALBREHT.
1.
Disen sermön hat gesprochen bischof Albreht. er töret
uns das wir alle wege ein sehen * heten in uns selber ; wan
(wig leben sullen wir in uns selber besitzen, unde das be-
waeret er uns mit den besten meistren, unde swer ^wig le-
ben in im selben besefsen hat, der hat in ime selber alle
tage ein niuwc himelriche ie uiuwe und ein ^wige niuwe,
und in dem Ewigen niuwcn sol er fu'rwert g^n.
An dirre selben predie sprichet bischof Albreht das, 'ein
ei, dur got gegeben die wile der mensche lebet, das ist ime
nützer in dem (Ewigen lebenne dan ob er nach sinem t6de
ze sinem s^lgera^te ga^be ein münsler vol goldes/ er sprach
m6 *W8ere alles das eines menschen das got ie geschuof,
und gaebe das alles an sinem tdde dur got, das wsere im an
Ewigem Idne nihl als nütze als ein almuosen dur got gejj^
ben bi lebendem libe.' er sprach m& 'das wir den vergeben
die uns beswserent^ an libe, an guote, an ^ren, das ist uns
nützer dan (ob) wir giengen über mer und uns leitin in das
heilig grab.' er sprach m6 'das wir lieb und leit in ordeu-
licher d6müetekeit enpfän unde das wir erkennen das es jein
gottes gäbe ist, das ist uns nützer dan ob wir alle tage ei-
nen wagen vol birkiner riser üf unserm ruggen zerslüegin.' '
er sprach ' ich weis wol das ich ein guoter pfaffe bin , unde
waeren alle diu buoch verbrant diu in der alten und in der
niuwen 6 ie geschriben wurden , ich wolde üs mines herzen
künsten, die ich von gölte enpfangen hän, die heiligen schrift
widerbringen , unde wolle si bas ordenen danne si nü geor-
dent si, iieze mich got leben dekcine wile. doch sont ir
wifsen das ich wolle sin der minste mensche in Krist6 der
ie geschaffen wart, w^olt ich frAgen nach guoter pfafbeit, sÄ
in, 1. Einsiedler hs, #. J^99» — 301«. 1) sechen %) begve-
penl 3) die stelle er sprach bis wile ist von einer spätem hand
{wol als ketzerisch) durchstrichen, aber doch noch zu lesen.
216 PREDitfTEN UND SPRüCHfE
woU ich ze Paris fragen, wolle ich aber fragen nach gol-
licher heimlicheit , s6 wolle ich fragen nach dem ermesten
menschen den ich iene funde , der mit willen arm ^ wa^re ;
seht, den wolte ich fri^gen nilch gotlicher heimlicheit. man
liset in dem heiligen ^wangeliö das ein jungeling fragte umb
ein vollekomen leben, do antwerte im Rristus unde sprach
'halt diu zehen gebot.' d6 sprach er 'das hän ich getan alle
mine tage.' dö sprach Kristns 'wiltü volkomen werden, so
verkoafe alles das du hast unde gib es den armen unde volge
mir nach/ wir mügen gerne Idfsen umbe das oberste das
niderste , unde das muos sin : das bat uns Kristus bewert
mit disem jungelinge. er sprach ouch 'wifsent das sit diu
menseheit Kristi^ ein sumenisse was sinen jungem, sd wifsent
das uns alles das hindert uuserre nsehsten sselden das crM-
tiure heifsen^ ^^S' ^^^ bewahret uns got selber da er
sprichet 'läfsent die l6len begraben."
2.
Bruoder Albreht der predier bischof der kom zu einem
mdle in ein frouwen kl6ster sins ordens. d6 bäten in die
frouwcn das er ein guot worl seile, dö seite er in dis
unde sprach 'alse dicke der mensche einen muotwillen dur
got It^l, swie kleine er ist, niuwen ein üppig wort oder ein
üppig sehen , also dicke so enpfäheslu got geistlich in dine
s^le, alse gewa;rliche als in der priester liplich enpfäbet ob
dem alter.'
Er sprach ouch ein trostUch wort den siechen. 's6 der
mensche siech ist, s6 dunket in des das sin leben unnütze
si vor gölte, wan er sich niht mag üeben an gebette und
an anderen werken , s6 sihel sin siechtage unde sin bege-
runge tiefer in die gotheil denne zehen hundert gesunder.*
Dirre selbe herre helle die gewonheit das er sich gar
flizekliche beval in ander liule gebet, dö wart er zc einem
male gefrägct, war umbe er ez la;le. d6 sprach er 'es ku-
ment vier nütze dem menschen dii von. der ßrste ist, solle
der mensche des ga;hen lodes sterben, des überhebet in gol.
1) aro 2) xpc 3) beiseo.
\\l,2. Einsiedler hs, s. 329* — 330*.
DEUTSCHER MYSTIKER. 217
das ander ist, solle der mensche vallen in houbelsüude, dar
vor behüetet in got. das dritte ist das im gel drizig jär
fegefiures abe nimet. der vierde nutz ist das, solte der
mensche in den Ersten kor komen, es mag der mensche über
in bitten das er kumet in den iiiunden * k6r. das muos
aber ein volkomen mensche sin/
Der selbe bischof Albreh t der sprach ouch dis guote
wort, 'es sin vier unde zweinzig stunden zwischent tag unde
naht, der stunden einiu oder halbiu die neme der mensche
s6 er betrüebet si unde trücke die betrüebede in sin herze,
als6 das er nieman gebe ze kennende nölclage wan gotte
alleine, das ist im alse nü'zze alse vier unde zweinzig jär
vertriben in alsd guotem lebenne das man in hsete für
einen guoten vollekomeu menschen.
3.
^ ;. Es sinl XII* guoter stücke, daz örste ist, wer git ei-
nen pfenninc in der liebe unsers herren in disem lebenne,
daz ist gote loblicher unde dem menschen nutzlicher dan obe
er ga^be n4h sinem tAde als vil goldes unde silbers als möhte
gereichen von dem ertriche bis an den himel. — daz ander
ist, wer ein hertez wort geduldiciich vertreit durch die liebe
unsers herren, daz ist gote loblicher dan daz er zerslüege
üf sinem rücken als vil beseme als uf eim ganzen acker ge-
wahsen mac. — daz dritte ist daz du dich diemüetigest
durch got under alle kr^ätiure, daz ist gote loblicher dan
daz du giengest von eim ende der werlt bis an daz ander
und ob die fuozstapfen vol bluotes stücnden. — daz vierde
ist (daz) du got stufte ruowe gebest in diner s61e mit siner
gnäde, daz ist gote loblicher dan ob du rennetest von einem
ende der werlt bis an daz ander. — daz fünfte ist daz der
1) nun
HI, 3. Münchner hs. cod. germ. 133. perg. XW jahrh. \2\
Überschrift roth Djz siot biscbolf Albrccbtes sprucb. 1) diese
zahl sieht auf einer rasur. es war also ursprünglich wol nur von
IX stücken die rede , wie auch in andern hss. die ick davon gesehen
habe, ohnedies ist das X— XII stück {durch das beschneiden der hs.
verstümmeil) von anderer doch gleichzeitiger hand auf den untern
rändern nachgetragen.
218 PREDIGTEN UND SPRUCHE
mensche weine einen tropfen von luterr minne, daz ist goie
loblicher wan ob du weintest von gebresten einen bacb als
die Tuonowe. — daz sehste ist, ganc selber ze gote, daz
ist dir nützer dan das du alle die heiligen und alle die engel
dar santest die in himel sint. — daz sibende ist, verteil
nienian, daz ist gote loblicher dan daz du din bluot vergüfsest
sibenstunt in dem tage. — daz ahte ist daz du enpbähest
mit gedult waz got über dich verbeuget, daz ist gote lob-
licher dan daz du gezuckest würdest in den dritten himel
als sant Paulus. — daz niunde ist, habe lidunge mit dim
ebenkristen, daz ist gote loblicher dan ob du spistest als vil
siechen als in eim ganzen lande mac gesin. — (daz) zehent
ist daz, ob du heiligiu werc und ander reine tu(gende) sihst
unde weist an dinem nächsten, vrewest du dich des (in r)eb-
ter minne, daz ist gote loblicher denne ob du mit gote (elli)u
vreude in himelriche bietest. — daz einlefte ist daz , mit ....
du die sünder von boesen sünden gebringen
got selber spisest in dem himelriche. — daz zweifle ist
daz daz du dich selbe bekennest unde dich selbe ze gote
ziehest unde bringest, daz ist gote loblicher denne ob du
alle diso werlt ze den Ewigen gnaden brachtest, ob du selbe
^wiclich verdampt würdest.
4.
Sante ThAmas unde bischof Albreht die wären bi einan-
der unde meister Thomas der vrägete unde sprach zuo bi-
schof Albreht ' heiliger vater, sage mir welez was diu hoehste
vröude unde diu groeste fröude die unser herre J^us Kri-
stus ie bewisede uf ertriche?* dd sprach bischof Albreht
'das was diu groeste vröude die er bewisede fif ertrich uf
deme grüenem dnnrestage, dö er sinen heiligen vrönen licha-
men gap sinen jüngeren unde sprach 'dis hän ich begerende
begert, das ich dis äbendefsen mit iu efsen solte." — 'Hei-
liger vater, was was diu sache, dar umbe er es begerende
begerte?* 'der Sachen wären drie. diu erste sache dar
umbe sine fröude großfser was, das was das er äne sache
III, 4. Einsiedler hs. s, 269»»— 270»».
DEUTSCHER MYSTIKER. 219
die menie unde die schare die inil minnen unde mit bege-
ninge immer m6 in eDpfähen sollen bis an den jungeslen
lag, das er der herzen zuo g^ mit einer uferhabender be-
geniDge, das si ime geeiniget würden, das was diu ^rsle
Sache, dar umbe er sprach 'dis hAn ich begerende begert.'
diu ander sache dar umbe sine fröude groelser was, das was
diu Sache das er die ane sach die in mit minnen unde mit
begeruDge enpfangen betten, das er ilete das er si Offerte
sime bimelschen vattere. er sprach 'vatter, wir bitten dich
YÜr die die du mir gegeben hast; als ich unde du ein sin,
alsd wil ich das si ein sin mit uns/ diu dritte sache dar
umbe sine fröude grAz was , das was diu das diu zit komen
was unde diu stunde das er sich opheren solte sime bimel-
schen vatter. d6 er an deme kriuze stuont unde sprach
*vatter, in dine hende bevilen ich minen geist,' das was nit
aHeine sin geist, es w4ren alle die unde sint alle die, die
mit ime geeinget sint/ dö sprach sante Thomas 'ach, hei-
liger vatter, bsete mir das got gegeben zuo einem niuwen
lichte minre s^len, das ich es der heih'gen kristenheit lälsen
solle, das nseme ich vür den zuc sante Paulus/
IV.
DER VON KRÖNENBERG.
1.
Sanctus Johannes sprichet in dem ^wangelid, got habe
die sine geminnet unz an das ende, es sint fünf ende in
diu uns got geminnet hat. das ^rste, er hat uns geminnet
an das ende sines lebendes , wan er gesuobte von dem 6r-
slen läge sines lebendes nie niht anders denne menschlicher
nälüre widerbringunge üf ir höchste sselekeit. unde das be-
wiset er uns da mitte das er vor sime t6de so friuntlirbe
flir^ uns bat, dd er ze sinem vatter sprach 'vatter, ich bitte
dich, da ich bin das ouch mine dienare Ak bi mir sin.' unde
wes bat er m^ ? er sprach ' vatlcr, als ich unde da eines
sin, alsd bitte ich dich das du si mit uns eines machest/ —
das ander ende in das uns got geminnet hat, das ist des
IV, 1. Einsiedler ks. s, 301* — 304»». 1) vor
220 PREDIGTEN UND SPRUCHE
menschen selbes ende, in das hat er uns ouch geminnet,
wan sine minne wil er von uns niemer gescheiden bis in
unser ende, das der mensche niemer sd tiefe noch smaehe-
liehe gevallet, begert er sin, er welle in güetliche enpfähen.
noch ein sunder minuezeichen bewiset er an dem menschen,
das ist das ^ot niht gestatet enkeines menschen endes 6 er
dar zu kumet, und lebte er tusent jär, das er doch niemer
befser würde. — das dritte ende in das uns got geminnet
hat, das ist das ende da sin höchste saelekeit an stät: das
ist das er einen ieklicheu menschen geordenet hftt ze dem
besten guotai das er ime geme^en mohte. — das vierde
ende in das er uns geminnet hat, das ist das ende der lie-
fester diemuot. das ist diemuot das sich der mensche nei-
get under das under ime ist. ie tiefer under geneigel,
ie hoeher diemuot. wie möhte sich nu got liefer geneiget
haben denne dö er sich gab für den menschen ze sterbenne,
der also boese was das er sich mit siner bösheit bäte ge-
worfen under aller cröätiure füefse.* — das fünfte ende in
das uns got geminnet hat, das ist das ende der höchster
minne. wie möhte er uns groeslicher geminnet haben denne
das er sich dem menschen gegeben hat zuo einer spise. er
gab ime alles das er ist und alles das er mohte. wan äne
die himelschen fröide, dA man got siht als er ist, so enhät
got niht befsers ze gebenne denne diu spise diu er selber ist.
Als uns nu got in fünf ende geminnet hat, also sol in
der mensche hin wider in fünf endriu ende. — das ^rste
ende , er hat dich geminnet in das ende sines tö4es ; s6
soltu in hin wider minnen in das ende dines t6des. was
ist sterben? das ist das diu s61e dem libe abe gät. alsd sol
der mensche ime selber abegän unde sol sime gluste ver-
ziehen aller gebreslelicher ^ dinge, und also sol er dur got
in gotlicher nAtiure sterben als er dur uns in menslicher
ndture erstorben ist. — das ander ende in dem er uns ge-
minnet hat ist er hAt uns geminnet unz an unser ende;
sd soltü in har^ wider minnen in das ende sines güelichen
lebennes. was ist gotlicbcs ^ lebendes ende? es ist äne
ende : sin anvang ist äne anvang unde sin ende ist dn ende,
alsd soltü dinen willen setzen üf ein unverendet minne gc-
1) furseo ^) gebresteiich 3) btn 4) get gotl.
DEUTSCHER MYSTIKER. 221
gen gotte, wan das ende das din niliine suochen sol, das
ist ftne ende. — das dritte ende ist, er hat dich geminnet
in das ende der oberster saelekeit; wan des hat er sich ge-
flifsen das er dich also geschüefe das du siner gotheit vil
enpf^hen möhtist, unde doch gebrast ime nie enkeines din-
ges in dem himel noch üf der erden, wan das alleine das
er nie enkeinen menschen vant der also volkomenlich be-
reitet wa;re das er an im gewirken mohte als vil guotes
als er gerne an im gewirket haete. also solt ouch du hin
wider flis hAn wie du dich ime vollekliche und nach allem
siflie gelüste elliu zit erbeitest, unde dar an so! ouch diner
gerunge elliu zit gebresten. — ze dem vierden mÄle hat er
uns geminnet in das ende der tiefesler dieniuot die er uns
bcwisen mohte. als6 soltu in hin wider miunen in der tie-
fester diemuot die du im bcwisen mäht, niht das der mensche
bereitet si ze einer lugent unde niht zuo der andern, wiltu
got in das ende der lugent * minnen , s6 sol dich niht er<
schrecken weder krangheit ^ noch smilcheit , dis noch das,
das an der lugende schiulich si. elliu ding suUen dinem
willen gemajfse sin. — zem fünften mdlc hÄt er dich ge-
minnet in das ende der hoehsler minne. er gab dem men-
schen alles das er ist und alles das er bete, lib s&le unde
gotheit. er nam sich im selber unde gab sich dem men-
schen, alsd sol der mensche sich selber ime selber nemeu
unde sol sich gotte geben, da von sprichet er selber, er
habe die sinen geminnet. hie merkent weles die sinen sin.
das sint die die sich alzeniAle gölte geUfsen hilnt; wan wil
der mensche sin selbes sin, s6 enmag er gottes niht eigen-
lieb geheizen. will aber du ein sicher zeichen ob du dich
gotte gelAfsen habest, das solt du da bi merken ob du lie-
bes noch leides nieiiier angenimest, das dir geschiht, das dir
geschehen si. wan bist du din selbes niht, so enmag dir
ouch niht geschehen ; was dir geschihet, das ist dem gesche-
hen, des haben wir ein^ Urkunde an Marien Magdal^nen.
dA ir swester * MarlliA kam und üf si klagetc das si müe-
fsig wa*re, dA seil diu schrifl niht von das si ic worl ge-
spra;chc. unde die heiligen die ir swigen diutent,'^ die
sprechent das si nie niht anders gemeinte dan das si sich
1) tagen 2) strangbcit 3) en 4) swerate 5) tutent
222 PREDIGTEN UND SPRÜCHE
gotte also gar geläfseo bäte das si niht duhte das man si
an gesprochen bete, mßr des si was, der was gegenwertig.
des was si ze friden. Ak von sprichet oucb Kristas 'si hdt
den aller besten teil erweit/ das got unser teil werde, des
belf uns got. Amen.
2.
Diu schrifl spricbet das der tievel dise wort sprach
ZUG unserem herren. er sprach ' sprich das dise steine ze
brölen werden.' hie ist sant Stephen ze lobende an drlu
dingen, das eine , an der bitteren marter, dA er spricbet
das es steine wären, das ander, an der froelicher lidunge,
dö er sprach das si ze bröte würdin. denne ist der mensche
ze lobende , sd er driu dinge dinne vindet. das eine das
er si willecliche lide; das ander das er staete ist an der
vollendunge des lideus ; das dritte das sin girde das liden
fiirkomen hAt , wan enkein liden ist volkomenliche genaeme,
des menschen herze habe des lidendes h von gotte begert. —
daz ander ist ein volendcndes liden : das ist, s6 der mensche
in der lidunge niht verzaget, vil guoter werke wirt dur
got ane gevangen. aber so man der pine bevindet, s6 kd-
rent si wider, des enhdnt die heiligen niht getan: si bänt
gelitten unz das liden si läfsen muoste. si voUestuonden in
dem lidende unz das liden niht m^ materje vant, dar an es
würhte. das wart wol schin an dem sa^ligen Jobe, d6 er
in gröfser lidunge sprach 'ich fröwe mich das ich weis das
der der mich pineget, das der niht mücde wirt.' — das dritte
ist ein gewillig liden: das ist das der mensche die sache
von der er lidet niht enhafset. m6r er sol si minnen unde
sol in guotes wünschen von den er lidet, unde sol es niht
enpfln als ein menschen werc, m^r er sol es enpßn als
ein gütlich werc ; wan diu kr6ne wirt gegeben dem liden unde
dem volenden. aber diu gezierde der krdne lit an der groezi
der gedult. dis sint die steine mit dien sant Stephan us-
wendig an dem libe gesteinet wart, aber inwendig an siner
s61e wart er gesteinet mit dem steine der von des himel-
IV, 2. Einiiedhr hs, s, 304»» — 305»».
DEUTSCHER MYSTIKER. 223
^hen vatters herzen als gestcr har üf erlriche geworfen
wart als er selber.
V.
iieinrIch von egwint.
1.
* Meister, wÄ woneslu?' sprach einer zu unserm hcr-
ren. A6 antworte ime Kristus und sprach ' kum * unde sich
selker/ driu ding l^rent uns disiu^ wort: von überdüTsiger
wisheit Kristi an den worten der meislerschaft ; von sines
«nmaeCsigen wesendes wük, das alles wesendes gruntveste ist,
s6 er sprichet *wÄ woneslu?* ze dem dritten mAle von un-
serme trdste an der ladunge gotes , dd er uns heifset das
wir in mit dem geiste suochen in der herberge siner got-
beit, unde das wir selber lernen^ in der scbuole der wis-
heit. da von spricht er ' kum selber und belip mit mir und
in mir: ich wil dir entsliefsen das abegründe mines herccn/
ze dem andern mdle wirt gereifset^ unser geist von dem
wft des gotlichen wesendes. nu wifsent das dirre vräge be-
gerent alle crftäture, unde dar umbe begerent si wesen, das
si vinden gotes wesen, want aller nilturlicher werke suochen
ist niht anders wau ein jagen und ein suochen oder ein
fragen^ nach der wouunge gotes. und entötin si des niht,
s(i gestüende der himil und das firmament. eyä, guoten kint,
wes vr^gent ir üswendig iu selber unde suochent got in
frömden landen tätlicher dinge? dA vindent ir niht: si lou-
kencnt alle und wisent iuch fort unde sprechent® 'wir sin
< niht got.' Ak sprichet Augustinus * hebe dich über dich us
in twigiu ding, da ist got.' nA soltu merken das man got
vindet in mengerhande wise, dA von diu s61e 16re nimet.
Ze dem Ersten vindet man got in der hoehi der buofse,
alsA das diu s(^le mit allen iren kreften sich des vliset das
si genzliche ablege eigenen willen, ie diu s^le sich mß
liebet an disen werken, ie si got uAwer vindet in ir unde
V, 1. Einsiedler hs. s. 175»»— I79K Überschrift roth Dis hat
geprediet bruoder Ilüinricb von Eggewiot. 1) kumc 2) dis
3) lereo 4) gereiset 5) fragent 6) spracbent
224 PREDIGTEN UND SPRÜCHE
sich in imc. das meinet ouch der friedel in der minne
buoche, dd er sprichel ' ich wil gdn ze dem myrrebei^e nnde
wil sprechen ze miner friundinne.' der berg der bitteren
myrren ist diu hoehi des erhabenen geistes, der den willen
aller eigenen genüegede wandelt in eine bitterkeit zuo allen
den dingen diu got von uns nicht wil. har uä spricht got
in * dem geiste ze der s^le ' friundinne min , du ^ bist alze
schcene: du bist vor minen ougen aller vlecken vri/ swer
aber nAch sines willen lluole lebet, der envindet nicht gor,
und er verderbet allez des er beginnet.
Ze dem andern male vindet man got in dem gnienen-
den huschen^ der wüestenunge, Aä in Moyses vant. der
busche^ in der wüestenunge das ist ein höber maot, der in
einer abgezogener frömdekeit gegen allen cr^ÄtAren grüenet
und beginnet ze blüejende in der hoehi der Ewigen gotheit.
und als gotlich wesen sich verstricket hat und umbevangen
ist in den drin persdnen, als6 hat dirre muot got umbevan-
gen in sinen gedrieten kreflen. dis grüenen tuet die s^le
wachsen an liechte und an minne, bis das si got beschou-
wet in Sy6n des anbückes der engele. als vil hAst got fun-
den, als vil du dich von aller ungelicheit m6 ktrest hiute
danne gester. swer aber got alsus vinden sol, der muos
alsus alle viheliche sinne verwerfen und triben mit Moys^
under die meisterschaft der bescheidenheit, want fleisch unde
bluot mag gottes riebe nicht besitzen, ich wsene, s^le, das
alle dine gebresten da von komen das du der snellen be-
wegunge, diu von üsen in das herze sl6fset, volgest mit den
werken & das lieht der bescheidenheil dar in liubte.
Ze dem dritten male vindet man got üf dem berge in
dem nebele da diu ^ gottes gebottes geschriben wart mit
gottes vinger. der berg ist ein h6ch tragende grösberzig
geist^ der an enkeime sime werke genüegunge noch raste
vindet, er enwerde in allen sinen werken in gesetzet als
sanctus Paulus mit eime usgedruhten zeichen des willen got-
tes, also das der wille der s6le niht alleinc wirke mensch-
liche werk nach ime selber, mSr nü^ch in geschribener
forme gotliches willen gotliche, uf das diu s^le sprechen
mü'ge mit Paulo ' ich enicben iczuo ^ niht , m& Kristus lebet
I) luü *Z) du 3) buschcD i) boicbe 6) geisl] ist 6) iexou
DEUTSCHER MYSTIKER. 225
in mir. ich enlebe noch enwirken iezuo * niht , m£r goi-
licb^ wesendes formlichiu kraft wirket in mir/ dis geschiht
IQ dem Debile, das ist in iiberglastigem glänze golliches lich-
tes, want alles das lieht das man von cr^Ature nemen mag,
das ist als ein naht wider dem tage^ m^r es ist wol ein
helfe ze dem gotlichen lieht ze körnende, aber si sint ein
hindemisse, so wir ze lange uf in mit gelüste beliben. di
von spricht ein heilige 'die cr^Ature die uns got hat gege-
ben ze einer hantleitunge in got ze \iisende, die hslnt wir
nns selber ze einer musvallen gemachet unde sin in in be-
haftet unde beliben uf dem wege der uns ze herberge brin-
gen solte. har nach vindet man got in der kruft mit den
prophftten. man liset das der proph^te kam in die wiieste-
nnnge unde wünschte siner s61e das sie slurbc, want er
müede was worden in dem geiste von unruowe dirre weite,
und in dem slAfe kam ein engel unde saste ime zuo ein
ascherkttochelin ^ und einen kruog mit wafser. dar nach
gieng er vierzig tage unde nacht äne spise bis an die stat
dA er got vant. dd kam ein slurnwinl ^ der steine brechen
mohte, nnd in dem winde was niht got, want soliche geiste
fiiahel got, den die sturnwinte^ wa;gent, die Danic^l der
prophtte sach striten in dem mrr, das ist in ungeordenten
herzen umbescheidenliche vorhle oder hoffenunge; want si
blendent das lieht des geisles. ouch bediutet uns der slurn-
wint ein unruowig herze das an allen dingen sich bitlerlich
erbiutet sinen ebenkristen. das es steine brichet, aas ist
das es grösherzigc liule iifscr irme friden setzet. — dar nAch
kom ein fiur und in dem ßure was ouch niht got. fiur ist
ein ding das niemer sprichet 'gnuog*, unde bediutet ein
herze das niemer sprichet 'gnuog', m^r es begert ze brin-
nende äne mdfse an den dingen diu gotlich niht ensint.
suslicbe undancnsemekeit verderrent den river der gotlichen
fluote. — har nAch kam ein siiefses meigentou. in dem kam
got. das ist ein gemüete das an einer gotlicher glicheit*^
süerser wandelunge in dem Ewigen worte formet vernunftigiu
wort, da mitte der gernde geist mit gotte lise runet ftne
wort und äne lät und in ime singet der minne dön, unde
doch Ane schal, dar inne kumet got, want in suslichem
1) iesoo %) tscberkukelin 3) strunwiot 4) strvnw. 5) glichet
Z. F. D. A. VIIU 15
226 PREDIGTEN UND SPRUCHE
kbse wirt in staeter* Sicherheit got getragen in die sftle.
dirre Sicherheit sint unwirdig die ze vil von ufsen intragent
wort der liute oder joch eines engeis. ande des begert diu
bnit in dem buoche der schoenen liebi, ik si spricbet, das
ir der nortwint rume.^ da meinet si alles das intragen
der cr^dturen wider den geist. gegen disen norden was ge-
kta*et der glüegende ^ haven , den der proph6te sach, in dem
alles grüenen gollicher gäbe verdorret,^ unde denne s6 wirt
in der geist unruowig , want er kein enthaltnisse hat an in-
wendigen Sachen. Aä von sprichet diu s^le 'kum, süefser
6sterwint, unde durchwa^ge minen garten, fif das min herze
flüetig werde eines gotlichen rouches. ^
Ze dem vierden male vindet man got ober den engein,
want diu s^le muos über engelsches lieht erhaben werden,
ob si got vinden so! , diu doch natürliche under den engein
stät. — har nach vindet man got in dem vater. alsd muos
diu s^le alliu ir werk gotte iif tragen vriliche von aller di-
ner selhesheit, ob du in vinden wilt, als das twige wort
sich selber df treit in dem vater.
Ze dem sehsten male vant Johannes got, dA er sprach
' in dem beginne was das wort.' nu vrligent Andr^ und ein
iekUche gelriuwe sSle mitime 'meister, wä wonstA?' Johan-
nes zeiget iuch in das begin. das wir got als6 suochen , das
wir in vinden in ime selber, des helfe uns got. ftmen.
2.
In den henden sulen die lalernen^ brinuen. Dyonysius
sprichet das got hat vereinet das ende der Ersten mit dem
ende der andern, diu drste cr^dfiure ist luter^ vernünftig
als der engel; diu ander ist vernünftig mit materien, das ist
der mensche, da nu^ das lieht der sftle tunkel undei^t,
ik enpfenget sich der irste glänz der s6le, das ist diu for-
schende kraft, diu das lieht der wftrheit suochet mit ver-
wandelunge zuo und ab nemender bilde, ik alleine enpren-
aet das lieht der lutren vernünfte mit inblicke der warbeit
1) slelter ?) räme. vergl, Hohelied 4, 16. 3) geK^geode.
4) verdorreDt 5) rocbes
V, %, Eintirdfer hs. s. 179i>~t8^. I) islernen 2) lalcr 3) du
DEUTSCHER MYSTIKER. 227
in eime lustigen vriden kne bewegange, unde das ist der
sacbe dft von ein meister (sprichet) 'das lieht der beschei-
denheit das blenket us dem schatewen der vernünste.* and
alsd wirt diu s6ie gehantleitet in das bekennen der Ersten
nätAre. in einem mittele wirt diu sMe vor geleilet in die
ersten sache. want aber 6wigiu himlischiu ding beide Ifplich
unde geistlich sich mit den ^ nidcrsten dingen niht gemeinen
nügen in dem liehte, als6 das jocb das ^rste werc gottes in
der sftle behafte, das aller gottes offenbärunge der sMe vor-
weg unde gruntveste ist; unde das heifsent die meister ein
lieht, das ist gnäde. went aber wir äne dis niht saelig wer-
den mügen, sd manet uns got das wir das lieht in den
henden tragen und es in uns niht verblenden , und in dem
liebte wider ze gotte klimmen, da wir unser höchste saeli-
keit besitzen.
In discn worten l^ret uns got zwei ding, dar an aller
geistlicher liute guot lit, das ist bekennen unde minnen. das
ftrste gehoeret den sun an , der in sime As gruchten (?)
glanzerichen bilde die sele leitet in das grnndcldse abgriinde
der öbergiefsender veniü'nfte des vater. das ander gebürt '
dem heiligen geiste, der die s^le mit überflufse siner last
alsA ob allen dingen k^ret, das ir aller cr^äturen zaoflus
sweer unde bitter wirdet von übertragender minne. das ^rste
meinet got in dem liehte, das ander in dem fiure.
Ze dem Ersten saget diu schrift von siben leige ^ liebte,
das sint werc des geiste. werc meine ich, in dem alleine
der funke rehter bcscheidenheit liuhtet, diu das werc äne
underläs ordent in das hcehste guot der s^le als in ein ende,
niht in das ende geschafner dinge, want iä von wirt der
Me guot ze male verlorn, ze disem gehoeret das dd in
allen dinen werken ane blickest die regel der wftrheit dia
in dem obresten riebe diner s^le blenket twekliche. das ist
der funke oder der glanster der sftle, der uns alle zit ritet
das AA einen ieglichen menschen erlAfsest des' dd von ine
will vri sin, als ob aller mensche nfttiure in dir begriffen st
unde din nätiure aller liuten wesen si unde du dich selber
ansehest an ieklichem menschen und einen ieklichen men-
schen in dir. dis machet ein ungewonliche wunne unde lost
1) dem 2) lege 3) das
15*
228 PREDIGTEN UND SPRUCHE
in den werken des geistes, diu wanne den fleischlichen
oogen umbekant ist. da von sprach ein bruoder das er
dicke in dem gebelte wsere in suslicher unsprechlicher lust
das er sich niht wolle entschüten ufser ruowe des geistes
uf das er vor sines klöstcrs porte Kristum schouwen wolle*
an siner bldfsen menscheit, als er geborn wart von Marien
libe, swie doch die engel schöpfent unsprechUche lust in dem
lieplichen anllütze Kristi. eyä, lieben kint, forment iuweriu
werc nach disem bilde in iuwers muotes Verborgenheit und
enploezent iuwer begirde nach dem höchsten guote das in
diner s^\e liuhtet. want so din geist gefriet ist an sinem
werke und alzeniäle abgezogen in das vrie wesen gottes, s6
muos in dir sterben alliu vorhte und engi des herzen, swas
da ist von ufsen in gedrungen, also wirt dem geiste ge-
geben das in goltes geist tribet in alliu ^ werc. das etwenne
von gotlicher absunderunge der s61e von toetlichen dingen
der lip nlichvolget wider der näture unde hanget inmitten in
der lust, das machet der influs des gotlichen liehtes in allen
werken.
Das ander lieht das ist das lieht des gelouben, das ist
sam ein forme des liehtes das der s6le natürlich ist. want
diu s^le enmag sich niht erbieten in das überswebende '
lieht, si enwaere widerslagen. dft von tribet das lieht des
gelouben die sdle fort in got, swie es doch si mit bilden
ak in eime Spiegel niht enploezet wesen (?), das wir an diser
weit bloesliche niht erkennen mügen. doch sprechent etliche
meisler Aä wider unde sprechent, got möhte eine cr^ture
schöpfen der er gaebe ein natürlich lieht das groefser wsere
deune das lieht der gl6rie, in dem die engel blösliche schou-
went. wä von sprechent si ' möhte den got niht inblicken ein
ein (?) lieht der s61e in dem si got luterliche stehen?* her xuo
antworte ich, und gaebe got der sdle ein nAüurlich lieht,
das tiiseng slunt glanzer waere denne das lieht der gidrie,
doch enmöhte si gotes wesen dar inne niht beschouwen;
want das schouwen wirt vollenbrUht in eime unsprechlicben
übernätiurlichen anrüerende oder in einem entsinkende des
wesendes gotlicher formen ftne mittel in die s61e. diu hi-
Dielsche informunge mag dir hie niht geschehen dne mittel;
1) solle? 2) alleo 3) uberswebede
DEUTSCHER MYSTIKER. 229
aber doch maostu dich hie weneo und ink^reo ande dich
halten in stoter^ vriheit des geisles äne snelle bewegunge
unsUvIer dinge diu den klären aneblik des gollichen wesen-
des yermitelent. so dis in dir geschiht, s6 soltu bevinden
das alles das das under der sunnen ist anders niht enist
denn ein itelkeit und ein geisel des geistes.
3.
'Seht, elliu ding vemiuwe ich.* dis wort schribet san-
oios Johannes in dem buoche der offenbärunge, uude liset
man es ze der kirmesse. Augustinus ^ sprichet das kunt-
lieh si ze suochende den willen gottes, unde fraget 'war
nmbe tet got das und das?' want suoclien ist ein sache des
willen gottes, das ist suochen ein edelres und ein ^rsteres'
denne got si, des wille er selber ist. swcr aber suochet
das ibt ist, der vindet niht. Aä von bewar sich menschelich
fSrwitz, ' das er niht suochende das niht ist Verliese * das
iht das ^wig (ist), alleine wir nd der sache niht envinden,
war umbe got der crdäturen wesen geschaffen habe, doch
vinden wir ein zeichen einer zimlicheit, unde das ist Ak von
das diu cr^äture unde sunderliche enget unde mensche die
liberfluotigen wunne in den drien pers6nen in ires selbes we-
sendes ftweklicbe gebrnchunge unde gemeinscbaft hseten an
einem blicke des geistes uf gotlicher näturen essentie, in
einer verstrihler weslicher gegenwürtikeit der bildefriger for-
men gotliches wesendes. in dem ortliehte der vemünste
des geistes in dem lit der grünt der sa;lekeit. dar nftch s6
g6t unde grüenet ds dem ^ willen ein vorspil lüstiger ge-
brächungen, unde das zieret das aneblicken als diu jugent
das alter unde daran wirt offenbaret diu stolzheit unde der
ruom siner (^ren allen crMturen, unde da von spricht er
'seht, elliu ding verniuwe ich.* dirre Cwiger Wirtschaft be-
gengnisse ist diu kirmesse, diu uns bezeichent ist an disen
Worten, want aber got alle sine fröide dem geiste des men-
schen snnderliche berihtet hat , 6wekliche in ime sa;lig tt
1) Steuer
V, 3. EinstediHr hs. «. 182«— 185«. Überschrift roth Von Eg-
^iad. 1) Ag08i9 2) erstes 3) furwis 4) verliesse 5) den
290 PREDIGTEN UND SPRUCHE
sinde, da von rtieret ans got an in disem worte zwei ding,
ze dem Ersten der s61e natürliche edelkeit, di er die s£le
nennel* mit dem namen aller dinge, ze dem andern mUe
iriffet er der ^ s61e natürliche vollenkomenheit, das lit an dem
ingeleite der s6ie mit bekennende unde mit minnende in dem
aneblicke gotlicher bl6fser uätnre. unde das tnot' er ans
an dem verniawende der s61e.
Nu merke ze dem Ersten wie diu s61e eilia ding si.
si hat wesen mit den steinen unde wabsen mit den böamen
unde bevinden mit den tieren unde versteutnisse mit den
engein. ze dem andern male ist si in allen dingen glich
an abk^rende der bilde mit der Vernunft. dA von sprichet
der meister des buoches von der Ersten sache, das diu sAle
geschaffen si in dem orte zwischen zit und Cwikeit. d& von
blicket si in beide unde besliufset si bekentliche in ir. di
von sint elliu ding geordent ze dem menschen, dft von
schuof got den menschen nach allen crßfttären an dem sehs-
ten tage, dA er ougen weide unde wanne daran haete, so
er sin selbes gollich bilde anblihte in der s61e. noch mä-
gen wir die s^le meisterlich glichen allen dingen, want diu
söle mag aller lönbserer crftfttüren lAn unde gnAde erwerben,
als wir suuderliche vinden an der s^le Kristi und unser frou-
wen unde joch m^ dan die engele. want diu sftle mag zuo
nemen an ende, und ouch want der sMe verdienen hAt
kraft von der Idnbaereu gnäde Kristi, diu enteil {so) unma^fsig
was, da von enmohte nie cr^tdre geblicken von ir nfttAre
in den spiegcl gotlicher nätiire wesliche, joch engel von dem
hcehsten k6re, äne eine s61e, das was Kristi. dA von sprichet
unser herre 'werden ich erhaben von der erden, so ziube
ich elliu ding ze mir,* unde meinet die s6le. — das ander
ist von dem verniuwende der s61e. nii merkent, swas niuwe
ist das ist sime beginne nähe, das gespring der stle ist
das 6wige entgofsene ds dem herzen des vater, unde das ist
in formlicher wise. aber nach sachelicher wise ist alle, diu
alle (?) drivaltikeit Ursprung ; niht nftch eime wideriilickenden
underscheide der persönen, sunder nach blöfser gemeinheit
einer essentien unde dar zuo mit eime vorsatze des willen
goltes nAch Ewiger ordenunge der wisheit, anders diu s6le
1) neinet t) die 3) r^t
DEUTSCHER MYSTIKER. 231
Wffire ftwig mit irm gespriuge, uude das versaget der gloube*
nu sprichet got, er welle die s6le zuo ime fliegen, das si
wider niuwe werde, als si sich von ime geferret * bäte, unde
iä von in t6tmäl der unglichiiisse von anevalle t6tlicher dinge
gestürzet ist von irme Ersten glänze unde von irre Erster us
gotte gesprengeter niuwe, uf das diu s£le sprechen niüge in
dem geiste mit dem proph^ten 'min jugeul ist vemiuwet als
der adelar unde min leben das widei4)lüeget in mime gotte.*
das geschiht von geböte unde von rate an den siben tugen-
den, an den sehs werken der erbarmunge, an den abte sa^le-
keiten und an den zwelf wunneklichen frühten. wol iif, vrö
sile, vemiuwent iuch! dis ist iu an dirre weite müglich«
noch meinet dis got alleiue niht, want an disem lebende ist
noch diu £rste kirmesse niht voUenbräht; want der bilder
diser voUekomenheit ist erzeiget in der h6hen gotheit. da
vemiuwet got die (s^le?) ze der Ersten hoehi unde puret
si von dem t6tmäle der nAture in allen den kreften unde
setzet si in den glänz der gl6rie. dar nach vemiuwet got
die stie, sA sich diu s61e schouwet in dem blöfsen wesende
gottes : sich , sprich ich , als sich , das ist saelig unde wese-
lich unde das ist natürlich unde geislich, dar nach schou-
wet si sich niht alse sich, sunder si schowet^ sich alse in
gotte twekliche unde gotliche. — ze dem dritten male ver-
niuwet got die s6le uf das leste, s6 er sich ir' in einer
Ewiger niuwer grüenender kl4rheit sich erbiutet der ver-
nünfie unde mit zuo spilender wunne der begirde, als6 das
diu s£le iemer durstec unde trinkende ist. da wirt ouch diu
s^le getoufet in gotlicher näture, d& si gotvar glänz enpfAhet.
4.
Si quis vult etc. alle crMture h&t got us sich ent-
gofsen an ir natürlich wesen, df das si widerfliefsen mit
loben fluoten. dar umbe hat got sin nfttdriich bilde, sinen
sun, den iiuten geoffenb&ret, das si ime nach kriegende ge-
leitet^ werden in eines entgeisteten geistes üebunge, in das
1) gePeret 2) »chowe 3) sieb ir ist wol zu tilgen,
V, 4. Einsiedler ht. s. 185»— 188». Überschrift roth brooder
Heioricb von Egwiot. 1) geleiten
232 PREDIGTEN UND SPRUCHE
Srsie umbegririiche wesen. want aber lit aller voliekomea-
heile hoßster grät an * eiiploezunge des geisles von allem ane-
valle der unglichnisse unde vou Irdste der cr^tiure, s6
spricht gol 'si quis vult etc. swcr komen wil ze mir, der
verloukene sich sines selbes unde habe üf siu kriaze und
volge mir/ dis worl vernimet man in viere wise. Gr^
gorius und Orienes sprichet : der mensche verzihet sich sines
selbes der von siner stokheit sich k^rt in ganze diemuot
unde von gitekeit sich k^rt in versma^hnisse irdenscher dinge,
ärscr sinem eigenen willen sich k^rt unde gottes willen fiir-
derlicber suochet denne sin eigene sa^lekeit. hie von ist
geschriben in dem buoche das da heifset der branne des
lebendes, das ein junger frAgete sinen meister wie er ge-
verrel würde von dem t6de und er begriffe den brunnen des
lebendes. d6 sprach der meister 'du solt dich verren von al-
lem dem ^ das die ufsern sinne bekennent ; unde mit dem
obersten diner s£le erhebe dich über dich selber 4n diu ding
diu ober allen wandelungen swebent, diu enkein zit röeren
niht cnmag. dar nach soltu gänzlich dich erbieten gegen
dem milden spender aller güete. swenne dise' werk an dir
vollenbräht werden, sd umbev&het dich der brunne des le-
bendes.* noch rüeret dis wortelin Johannes mit (dem) gulr
dinen munde unde sprichet 'swer wil saelig werden der maos
zem (Ersten geliutert werden mit lidunge; dar nftcb muos er
allen dingen sterben unde das si stirbct allen dingen/ 6r^-
gorius sprichet, das der mensche niht enmag smeoken diu
ding, diu ober im sint, er ensmecke 6 das er selber ist.
Augustinus sprichet gar eben ze diser rede unde sprichet
'swer wil das sine söle dürgofsen werde mit dem liebte,
der sol ze dem Ersten gesunt machen das iure ouge der
s61e. dar nAch sol er sich wenen unde bestaten in der ge-
suntheit, das der sSle ouge das überswebende lieht gelideu
möge, ze dem dritten m41e sol sich das ouge niender an-
ders ktrcn noch bougen den^ in das lieht, unde sol ouch
niht anders meinen in dem liebte den das lieht selber, swer
sich aber in keret ^ das ouge liiter werde, der wirt wider-
slagen, want das lieht verblendet kranke ougen. Aä von
wünschit künig Davit eines reinen herzen unde dar nach des
1) anc 2) olleQ den 3) dU 4) boxende i»
DEUTSCHER MYSTIKER. 288
heiligen geistes, der niemande gegeben wirt, sines herzen
gedanke sin erzogen unde geverret von aller begerunge tdt-
lieher dinge, nach dieser gerunge volget das vierde, das es
iezunt niht alleiue ist ein gart, m^r ein wonnnge in dem
nnsprechlichen liebte , Aä man * wa^rliche siht unde bekennet
das alles das ein italkeit ist das diu sunne beschinet. noch
dunket mich das man dis wort künstelicher verstau müge,
swer mir volgen wil. got ist ein luter wesen unde niht ist
an ime das iht anders si denne wesen. swenn ich denne'
spriche, got ist got oder guot oder milde oder wise oder
swas ich anders von gote sprechen mag, das enzeiget alles
anders niht dau ob ich einvaltenkliche spriche, got ist.
want gotes wesen, das ich nenne ^ s6 ich spriche got ist,
das ist sin gotheit, sin ^wikeit, sin wisheit, die ich nenne ^
sprechende s6 ich spriche got ist guot oder wise. Ak von
sprach er ze Moyses 'du solt sprechen, der da ist der
h4t mich gesant.' das aber iht Iriffet uuder got, das vellet
zehant in iht. da von mag ich iezunt niht sprechen , das
ist. ich spriche wol , das ist ein engel, unde da ich spriche
engel , da versage ich ime iezunt ein ander wesen , das an-
der crMturen habent. noch da von das der engel sin natür-
lich wesen eine treil und ein natürlich val ist under got.
noch denne von der na;hte ze gotte geschihet das das ein
ieklich engel besitzet alles den grät (der) siner natürlicher
vollekomenheit müglich ist, unde da von kümet das eime
ieklichen gräte engelscher näture ist euch ein engel. als
manig grät ist, als6 manig engel ist, noch minre noch m6.
har an mag man merken wunderliche gezierde der engele
unde vollenkomenbeit an tugenden die si habent von natür-
licher u»hte ze gotte. doch want si under gotte sint, s6
sint si iht, das iht das wesen hat. want ouch menschliche
nätfire under got natürlichen vellet, s6 enist ouch der mensche
niht das wesen , want menschlich nätäre verrer vellet under
got denn engelsche näture. unde Ak von ist das enkcin
Idter mensche alles das besserse^ das menschlicher nätdre
grät geleisten mag. unde da von kumet das in eime grAte
menschlicher nätdre vil menschen ze male ist, uude da von
t) oam %) swendeo 3) nenien 4) oem« 5) be-
sefsta
234 PREDIGTEN UND SPRÜCHE
bin ich uade ein ieklich mensche und ein ander mensche,
dirre ietweders ist das wesen. mtr das wesen aller cr^-
turen ist ein usflus von dem Intern brnnnen des gotlichen
wesendes unde gotlicber n4ture, diu das wesen selber ist.
waut danne alle usilüfse kriegent wider iren gespring, da
von sol engel unde mensche sich verziehen das er selber ist
unde sich werfen in das wesen dasze gotte widemftturliQhe
kriegende ist, want es dannen gevlolsen ist. unde Ak von ku-
met der engel unde der mensche mit Siebende ze gotte, en-
kleidet von irdenscbem anevalle. da von ist wol gesprochen
'swer komen wil ze mir in das luter gütliche wesen, der
verziehe sich sines selbes das er ist unde volge dem von
dem er ist.' swer dis wort vollenfiieret , der hat begriffen
den gotlichen bort geislicber vollekomenheit , unde von dirre
näcbvolgunge wirt er vort geleitet in das trste guot, das
nie ende noch anegenge gewan. har zuo helfe uns got. amen.
VI.
BRUODER ALBREHT DER LESEMEISTER.
Unser herre J^sus Krislus spiste fünf tAsent man unde
frouwen unde kint, diu euch da wären, mit fünf br6ten unde
zwein visehen. daz volk bete im nftch gevolget in die wiie-
sten unde sAzen uf dem höuwe. daz bezeichent wol die im
habent nach gevolget in daz geistliche leben, daz hon be-
zeichent disen kranken lip den si besezzen habent daz er
under in muoz sin. diu fünf bröt bezeichent fünf dinc diu
si alle zit in ir herzen süln haben unde Ak von gefuoret
unde gespiset werden, diu bröt wären girstin unde rAch*
in dem munde unde müelich ze ezzenne. unser herre tet
da zuo die zw£ne vische unde temperte ez iä mite unde let
sin selbes sogen dar über nnde brach ez selbe, daz ez in
gar süeze unde guot ze ezzenne wart.
Daz 6rsle bröt ist diu gehorsam, daz ist girstin unde stiebet
vil s£re in dem munde, senfter waere ein halspere ze tragenne
oder vil ze vasten oder ander arbeit des libes ze lidenne einem
menschen, denne allen sinen willen ze gebenne in eins andern
VI. Münchner ht, cod. germ. 100, perg, XIV jakrk, 8*, bL 177*
-182»». 1) roch
DEUTSCHER MYSTIKER. tS5
gewalt, da£ er sin selbes willen niht erfüllen mac, noch ein
wort sprechen ' noch niht tnon wan als jener* wil dem er
gehorsam isl. swer des bereit ist williclich ze lidenne, daz
ist m£r ein zeichen yon im der rehten heilikeit denne ob er
einen tdten von dem grabe hieze uf st^n aber diu gehor-
sam sol haben zwA bescheidenheit. diu ^rste ist, ob man
iem menschen ein ampt enpfilhet, d& gewalt und £re an si,
86 ensol er niht willen haben zuo den £ren, daz er dar
durch iht gehorsam ^^ oder ez ist mtr ein gerunge der
üppekeit denne ein gehdrsam. diu ander ist, ob man im iht
enp61het daz smaehe oder arbeitsam si, als diu smaihen ampte
nnde dieneste, dar zuo sol man willeclich gehörsam sin. der
niht über mac werden etlicher grözer ampte, der hiiele sich
vor dem willen zuo den 6ren. als mügelicb ist vergipnüfse
zuo eupfahenne an der gehörsam als an unsers herren licba-
men Judas enp6enc den vint. ditz bröt ist allez girstin
und als stechel^ daz ez nimmer kein mensche enbizze, want
daz ez unser herre selber gcsegent unde gebrochen hftt unde
joch vorgezzen hAt, da mite er selbe also gehörsam was si-
nem vater. er was gehörsam zuo der armüete, zuo der
arbeit, zuo der smftcheit, zuo den scheltworten , zuo dem
kriuze biz an den tot. er hat ez unz zebrochen mit der
minne, daz er die minne dem menschen als kleine machet
daz ez allin diu arbeit kleine dunket und ein niht daz ez tuet.
Daz ander bröt ist andsehtic gebete. daz ist onch gir-
stin, von dem gedanken die dem menschen zuo kument durch
die fünf sinne, daz ez so söre bekunibert wirt mit dem das
ez gesehen unde gehoeret hat daz cz underwilen dannen
göt. man sol sich aber twingen daz man ik belibe. unser
berre bat sinen segen euch dar über getan , wan er hftt ge«
sprechen, er welle si beeren die mit betrüebetem herzen sin«
er brichet euch diz bröt mit der heizen andftht die er git
dem menschen, zwei dinc sol man tuen an dem gebete.
daz ein daz der mensche bekenne wes im gebreche unde des
unsem herren bite. maniger sprichet 'unser berre weiz
wol wes ich bedarf.* nein, wir süln bedenken selbe welher
tugent uns gebreche; der süln wir gern unde dar nftch ar-
1) spreche 2) einer 3) vergi. Graff ^, 637 stecbiliB , tor-
lu8 paoif.
236 PREDIGTEN UND SPRUCHE
bellen, daz ander das der mensche ze jungest an dem ge-
bete unserm herren danke alier siner gnAden, daz er uns
von niht gemachet hat unde s6 manigen beiden nnde Juden
laezet sterben unde s6 manigen in Sünden sterben und uns
von Sünden genomen hat, als under sinen^ mantel, unde
manigez von sinen grdzen bekorungen la;zet in sfinde Valien ;
unde suln* in bekennen unde loben' siner gniden. unde
diu grceste gnäde ein ist daz er git dem menschen daz er
wol beten mac unde lange und im wol d& mit ist.
Daz dritte br6t ist alsulich^ trabten daz die gedänke
dikke kument uf ein dinc, als man iezuo dA von denket, daz
man aber anderweide dar zuo kumet mit gedanken. daz sol
man tuen dem gotes wort, da von gebdt unser berre in
der allen 6, swaz vihes niht idrokele,^ daz ez unreine wsere.
er meinet da mite die geistlichen bezeicbenunge. daz gotes
brdt® ist ein br6t und ein spise der s£le. diz br6t ist ouch
girstin, wan ez müelich ist da von ze trabtenne unde ze
bebaltenne. und etliche s6 si ez hcerent, so merkent si ez
dicke uf einen andern m^r denne uf sich selben unde geden-
kent oder sprecheut 'w6, wie rehte dem daz kumet i* unde
welleut ez selbe w^nic betrahten oder bebalten, diu scbrifl
spricbet , als daz uukristenlich waere der unsers herren licba-
men unwirdenclichen handelte, als ist ez grAze sunde der
sin wort mit unzühten beeret oder versmshelichen. sin bei-
liger lichame''^ ist er selbe, daz br6t segent unser berre
mit sin selbes munde, d6 er selbe spricbet 'non in solo
pane vivit homo.' ze dem andern male durch bem Moy-
seses munt in genesi ' kein krdt, kein pflaster mac uns hei-
len sunder diu wort.' der mensche sol ein pflaster machen
von dem gotes wort, so er beeret sagen von der minne
oder von den andern lügenden, daz neme sich an unde fnege
ez an sich, daz ez im ein pflaster werde unde sine s^ie
1) sioem 2) snla fehlt, 3) lobe 4) als raleh 5) So
steht in der ht,; da» wort, dessen bedtutung nur nnninare sein
kann (vergl, Moses 3, 11)^ scheint aber verdorben und ich weift
keine btjserung wenn es nicht in widerköote %u ändern ist. zwar
ist das seifen vorkommende kiuwen ein starkes verbutn; doch »we\/U
ich nicht dafs die schwache form schon früh eingedrungen ist. [iU-
raclgaa ruminare Graff.%^ 435. Schmeller 1, 475. dasselbe wort
habe ich verkannt zeifschr. b, 174. Uaupt.] 6) wort T 7) Uebanea
DEUTSCHER MYSTIKER. 237
heile, unser herre brichet daz br6t, s6 er ez dem menschen
gii ze verst^n dri wise. sA ez dicke dar nach trahtet, s6
git er im ze verst^n in der Irahtunge oder an siuem gebele
oder sendet im etwen zuo der sin in bescheidet.
Daz vierde br6t ist diu anschouwe unsers herren wdr-
heit, daz man sich dar an wundere, der mensche muoz sich
müezigen vor irdischen dingen unde joch im selber enbrechen,
daz er verläze sin selbes nöldnrft und ungemach, daz er
möge schouwen und andenken unsers herren wärheit, sine
wisheit, sine güete , sine kraft, unde wie er die enge! geor-
dent hAt unde die heiligen ge^ret, unde wunder sich da von
unde bezzer sich Aä nach, der mensche sol nach der be-
schouwede ^ staelikeil an sich nemen unde sol niht k^ren zuo
der iteikeit noch zuo der lachenne noch zuo unnützer rede,
sine site unde sine gebserde sü'ln staete beliben.
Daz fünfte br6t mac wol heizen saelikeit. die beiden
markten hie vor waz dem menschen daz beste waere. dd
sprachen si , daz der mensche nach sinen muotwillen lebte ;
unde vunden ein bezzerz, der aller meist wisheit haete ; unde
vunden d6 daz beste, der aller volkomest waere an tugenden,
daz der aller saeligest waere. leit unde saelikeit mügent bi
einander niht gesin. alle die wile der mensche von got en-
pfangen ist und in sin heiuliche gefüeret ist, s6 enmac in
kein leit berüeren. sanctus Paulus wolte da von niht offen-
liehen reden unde sprach von im selbe 'ich weiz einen men-
schen, der wart in den dritten himel gefüeret unde sach unde
hdrte da da von uns niht müezlich ist ze reden.* daz si
uns ein l^re daz man solher dinge niht vil künden sol die
sin gesehen, diz selbe br6t ist ouch girstin iä von daz si
her wider müezent zuo den irdischen dingen. Augustin
sprichet ' herre, du bringest mich underwilen in ein ungewön-
liehe süeze. volekomc du an mir.' waere daz nibt himel-
riebe, s6 enweiz ich niht, waz himelrichc ist. amen.
1) besauwede
288 PREDIGTEN UND SPRUCHE
VII.
DER KRAFT VON BOYBERG.
Herre almehüger^ got, alle ding sint in diner gewalt.
gewalt und hfirschafl lit an zwein dingen, an fribeil und an
besitzunge vil gaoter dingen in friden. was isi friheit? Ak
sprichet^ ein heidenischer meister 'das ding ist Uri das an
nihte banget und an dem ouch niht enhanget.' dar ombe^
enist nibtes niht^ fri wan^ dia ftrste sache, dia d4* ist ein
sacbe aller Sachen.
Zuo der hfirscbaft beeret^ oucb das man besitze vil
guoler dinge unde scboener.^ nü ist got al gnot in al; dar
umbe^ besitzet er sich in al. want swas got hkiy das -ist
er in al. daz man sprichet das er habe miane unde wil-
len, wisheit, güete etc., das ist er. wan dis got ist, bar
umbe enist nit niht, wand got 6 was dan nibt. g6t enb&t
kein vor noch n4ch: m6r niht bAt volgen; sin volgen ist
iht. des nibtes vor ist got, wan er £ was dan niht. des
nihtes volgen ist iht : als6 enhät got kein vor noch volgen.^®
eyä , diu sache aller dinge, diu in ir selber swdiet in eime
underscheidenlicben liebte, das er selber ist! got ist ein
lieht in ime selben swebende in einer stillen stillekeit. ** das
ist das einege liebt, das einege wesen ^' sin selbftr, das sich
selbe verst^t unde bekennet. *' diu verstentnisse difs ** ei-
negen lichtes das ist das liebt vonme^^ liebte, das ist diu
ftwigiu pers6ne des sunes von der ftwigen persAne des va-
B {handsehrift der Basler unioereitätshihHothek a) B. IX. 5,
perg. Mejahrk. 4*. b) B. IX. 10. perg. 14# jahrk. W IX. 10.
bi. 2^^— :^36^ -<- E, handsekrifi de» kiostert Biiuiedeim, 278.
bl. 184^ --186^ — N, handtehrift im kloster Neuburg, 1141, perg.
Usj'h. bl, 42» — 47»». — Basier druck von 1522. bl. 247« — 248*. —
die Überschrift ist blojk in B. — Kru/t von Boyberg ist ohne Zwei-
fel eins mit dem bruder Crajt der in einer in den altd. blättern
2, 97 ff, abgedruckten theologischen abhandlung genannt wird. 1) al-
gewaltiser B. 2) dz spr. B. 3) bar nmb BN. 4) oat fr. B.
5) wand B, dao E. 6) d& fehlt E. 7) gebasret EN. 8) seh.
dioge EIV, 9) ood d. EN. 10) daz man — nocb volseo fehlt BN.
11) stillbeyt </r., stille EN. 12) nod wesea E 13) erebeoet N,
keilet E. 14) difses E, des BN. 15) von den BN.
DEUTSCHER MYSTIKER. 239
ters. der vater sprach ein wort, das ^® ist sin sun. an ^^
dem einigen ^^ worte sprach er elliu ding, das wort des
Vaters ist anders niht dan sin selbes verstantnis. das ver-
sUntnis des vaters verstfit das verstanlnisse/^ unde das das
verstantnis ^^ versteht das ist das selbe das er ist , der es
ik verst^t. das ist das lieht vonie lichte. ^^
Har Af sprichet Job , got sprach ein wort, das was das
einig verstantnis sin selbes: das was sin sun. an dem^^
einigen verstantnisse verst^t er elliu ding unde verstuont^^
81 schöpfende ^^ von nihte. das sint si an in selben, aber
das si ftwiciich an ime gewesen sint,^ das wären si Ane^®
sich selber, da si ane wärent, das was er selber: want
got enist niht, es ensi got, want got ist äne ander.^^ alsd
sint alle cr^äturen ein lieht, want si in dem liebte der eini-
keit ande der ^wikeit^ verstanden sint. darumbe^^ fliefsenl
alle cri^äturen ^ us als ein lieht zc offenbarende das verbor-
gene lieht, har uf sprichet sant Jacob ' alle guote unde volle-
kooiene g&ben konient von dem vater der liebte.' hie bi ist
ze verstände, '^ das ellin ding ein lieht sint, want si der
vater äs geschinen '^ hAt ze offenbArende das verborgene
lieht. ^ also als alliu ding ein lieht gewesen sint us flie-
Csende, alsd sint sint si ouch alle ein liebt wider in ze^
körnende, diu sich eht^ mit vriem willen da von niht en-
kirent. eyd, die da statte belibent vor manicvaltikeit, ^ was
lichtes unde gnaden den'^ geoffenbäret wirt! wand das
oberste guot ist als6 geordent gegen der s^le ^ das si is ^
enpfachet^ sunder mittel, alse sant Dyonisius sprichet 'das
mittel i^t lieht, unde gnAde diu erliuhtet die verstentnisse.*^*
was ist verstentnissi ? das ist verstentnis, das man verst^t
ein ieclich ding, als es ist lAterlich unvermenget unde gewis
16) spricht — wz ß. 17) in E. 18) eaigen E^ ewif^en B.
19) verstentois E. ^0) das versinntnis fehlt B. %\) io dem 1. B.
22) in dem B. 23) verstat E. 2i) schaffende E, 25) i^ew. s.
an gotte B. 26) snnder N, vnder B. 27) ist andern B,
28) dem lieble und and der dwikeit fehlt B. 29) und dir u. E.
30) alle ding E, 31) ze pravenne E. 32) gescbinet E, 33) sine
Verborgenheit E. 34) ze fehlt E, 35) ebt fehlt BN, 3G) die
sieb vor m. bebfilent E» 37) den E, in iV, inen B. 38) seien E.
39) si is E, si nu N, si niebt B, 40) enpfaget B, roac enpfan ane
m. E, 41) de verstentnis E^ v. der sele /?.
240 PREDIGTEN UND SPRUCHE
Ine immge.^* har uf sprichet sant Dyonisias 'müezigent
lach von allen dingen ze bekennende unde ze va*st6nde das
oberste guot, das got ist/^^ was^ süien wir an gote versttn?
das er ist ein einigia kraft, unde dft von süIen wir uns ei-
nigen, ^^ das diu einigin krafl^^ in uns gewirken miige. er
ist ouch ein guot das elliu dink beweget zuo irme guote,
das er selber ist, ^ und er belibet doch*^ selber anbeweget,
er ist oucb ein luter einvaltikeit ; unde ie diu sdle einvelti-
ger ist,^^ ie si die einvaltikeit bas verstdt. wie sülen wir
reht einvaltig werden? da sülen wir gescbeiden sin von
allen dingen unde von uns selben zuo bekennende unser
sinne ^^ und alle diu werk der krefle der söle dan alieine die
oberste des verstentnisses : lä das alleine wirken mit gote.
noch danne sU^t einer lidiger s£le das ze lAzenne, und Uz
got alleine würken sunder hindernisse: sA würket er volle-
clich sin gelicbnis an ir unde würket si an sich. sA ver-
stdt si mit ime, s6 minnet si mit ime. dis ist das wesen
der vollekomenheit. etliche vrägent^ ob wir got nrinnen
mit der minne, da sich der vater unde der sun mit minnent.
n& merke. "
Ez ist zweier bände minne in uns.^ diu einiu ist
ein^ tugent. an der minne ^ wachsen wir äne underlds,
unde swas wir guotes getuon in dirre minne, das ist Ewiges
Idnes wert, aber des vaters unde des sunes minne diu wah-
set niht, wan es ist der heiligeist. ^ dar umbe ist unspr
minne niht*^ wider des vater unde des sunes miiine; m^r
si ist ein tugent, an der wir wahsen '^^ — diu ander minne^
diu in uns ist,^ diu ist des vaters unde des sunes minne. ^
har Af sprichet sant Paulus *gotes minne ist gegozzen^ in
unser herze.* *^ wan uns got ^ sine minne gegeben hlit,
so hat er uns ouch den heiligen geist geben, daz wir in
AT) irreo ß, ireo sacbeo N. 43) das got ist fekii B. 44)801-
ien n. bekeoeo ß, 45) De er ist ein onbekafitbeit vod de er isl e.
e. er. ß. 46) d. er s. isi fehlt B, 47) doch fehlt E. 48) ie
eiDV. der menscb ist EN. 49) vü sollen bekeSen alle n. s. B.
50) oa ist ein frage ß.^ 51) das sag icb dir B, 5%) in uns
fehlt ß. 53) ein fehlt E. 54) minne fehlt £. 55) wan — b.
g. fehlt ß. 56) als ein nicbt B, 57) m^r — wahsen fehlt B.
58) diu — ist fehlt ß. 59) minne fehlt K. 60) da ist geflofsen B,
Ol) unsere berzen E, ^%) sit nna denn« g. B>
DEUTSCHER MYSTIKER. 241
minnen^ mit der minne mit der er sich selben minnet.
als6 minnen wir mit gotlicher minneu ; der werde wir gewar
unde werden gotlich.^*
Eyä, bekantnisse des besten guotes, das got ist!®^ die
das hänt, das ist das wirdigoste leben das dekein cr64ture
bllt. ®^ got ist sin selbes clär verstentnisse und sin selbes
firöade wellende.®^ was ist wellende in der gotheit? das
ist das der vater sin selbes näture an schouwet spilende.
wielich ist das spil? das ist sin Ewiger sun. also hat der
vater ein vorspil ^ ßwiclich gehabt in sin selbes näture. das
vorspil ist das selbe das es ist an dem es spilet. der ane-
blik des vater siner eigenen®^ nätüre das ist sin sun. ^®
als6 umbehalset der vater sin selbes n^ture in dem ^' stillen
dunsternisse sines Ewigen ^^ wescns, das niemanne bekant
ist dan im selben, der widerblik sin selbes nätüre das ist
sin Ewiger sun. also umbehalset der sun den vater an siner
näture,^^ wan er das selbe ist das sin vater ist an dem
wesenne. also hat ouch der sun öwiclich gespilt von dem
vatere in umbehalsunge ^^ sin selbes näture. das selbe ^'^
vorspil vorspilete ouch allen crMturen öwiciicb. hie von ist
geschriben in der wisheit buochc ' vor allen crMturen in dem
Ewigen nu so b^n ich gespilt vor ^® dem vater in einer swe-
bender stille.' als6 hat der sun ^wielich gespilt vor dem
vater als ^^ der vater vor dem sune. das ^® spil ir beider
ist der heiligeist, an dem si beide spilent und er widerspilt
an in beiden, das ist^^ das spil das selbe das es ist an
dem si spilent. ^ als6 ist verflozzen das wescn in sin selbes-
heit. ®^ har üf sprichet sant Dyonisius ' got ist ein brunne
der in sich selben ist verflozzen.' der vater hAt sich 6we-
clich geminnet an sime sune ; als6 \\ki sich der sun ^weclich
geminnet an sime vater. ir beider minne ist der heiligeist:
alsd gät US diu dritte persdne von den zwein als ein minne. ^^
63) secht da m. wir B, 64) alsA — gotlich fehlt B. 65) das
%oi ist fehlt B, 66) d. ie dekeioer er. geoffeobaret wart B, 67) sia
selber wollast. w. ist woUeust oder genugde B» 68) spil i?.
69) an siner egenen B, 70) s. ewiger san B* 71) in der B*
1%) eigenen B. 73) an ir beider n. E, 74) und ambehalset B*
75) dis 8. B, 76) in dem v. B, 77) als E: und B, 78) dis £.
79) da ist A^. 80) das die sint mit dien es spiit B, 81) alsos ist
d. Ans verflorsen in sich selber B, 82) minne ir beider B,
Z. F. D. A. VIII. 16
242 PREDIGTEN UND SPl^BCHE
das weseo der goiheit gebirt niht. des vaters pers6ne ge*-
birt die persdne des sunes ^weclich und sie beide giezent
fls den heiligen geist als ein minne ir beider, also ist der
vater unde der sun ein ingiezunge unde der heiligeist ist ein
ingozzenheit, ein nälüre mit in beiden.^ gebore das weseo
der gotheit, s6 w^re ni6 wesens danne eines ; das enist niht.
ein wesen ist, das git allen dingen wesen nod leben, da
der sun us geborn ist von dem herzen des vaters ^weclich
wider in ze bringenne alle ding, diu an ime us geschaffen^
sint. har uf sprichet Kristus 'ist das ich erhaben wirde,
so wil ich clliu ding nä mir ziehen.' der heiligeist gät us
als ein minne , unsem geist mit im ein ze machende, also
bringet der sun mit im wider in elliu ding diu an im us
gegangen sint, und also kumet ^ der heiligeist wider in mit
allem dem das er gegeistet ^ h4t. har uf sprichet sant Dyo-
nisius 'der sun unde der heiligeist sint ein lieht der got-
bemder gotheit.* sant Pbilippus sprach ' herre , zeige uns
dinen vater, so benüeget uns.' d6 antwurt ime unser herre
unde sprach 'Philippe, der mich siht der siht minen vater.'
also hat der sun geoffenet^^ die tougeni des vaters, wan er
im gelich ist an allen dingen und ein nfttdre mit im ist.^
der s^le geniieget niht dan an dem vater, want er allez guot
ist und ein liiter einvaltikeit ist. ie einvaltiger diu s^le ist,
ie glicber si gote ist. ^ got gesprach nie kein wort dan ei-
nes, das ist das einige versteutnis. sol diu s6le einvaltig
sin, so muos si von aller manicvaltikeit gezogen werden in
das einige verstentnisse. das enmac ir hie niht beschehen,
ez ensi danne bi stunden.
Driu verstentnisse hat diu s^le. das eine ist*^ das si
verst^t diu ding diu ob ir sint. das inder das si sich
selben verstfit. von dem bekantoisie ®^ kumet si in das
dritte: das ist diu einige einekeit. da sol si sich inne ver-
lieren®^ und niemer wort gtsprechen unde sol ir stiUc haben,
wände got hAt si nbei^ebolt von ir selber an sich; unde
83) des vaters i^rsoae — mit io beiden fehit B. 84) us gan-
geo ß, 85) mineet E. 86) geistes h. E. 87) goffet E, geeffeo-
Iwret BßT, 88) wan — im ist /ehU B. 89) nod ie sl einv. wirt,
ie si g. gl. Wirt B. * 90) ist fehii E. 91) verstentnis E. 912) yer-
fliefsen C.
DEUTSCHER MYSTIKER. 243
danimbe enist si niht unde verst^t oueh nibt mit ir selber,
das si verst^t das verst^t si mit ime, unde das selbe st£t
ir ze läzenne, unde l^ze es denne mit dem sis verstanden
bat. bar uf sprichet sant Dyonisius 'müezigent iucb das ir
miiezig werdent alles gemerkes,®^ wand ein einiger anblik
der bl6zbeit, diu got ist,^^ einiget ni6 die s^le ze gote^
dan si geeiniget möbte werden von allen den werken die
diu beiligiu cristenheit noch ie geworhte von uzen.
Eyä, lieben kint,^ danimbe st^nt mit flize dar näcb,
das iucb diu wärbeit einest begrife: want in dem begriffe
sol ailis das gezogen werden das du iemer me geübest unde
gelebest in rehter triuwe. ey4, boecbstez wesen, die dar
inne st^nt, die enkünnent von gote niemer gesebeiden wer-
den, das sint die seligen, die got an im selber ^wiclicbe
bat bekant. näcb dem das got unwandelbaftig ist sd en«
mügent disiu niemer mk von ime gesebeiden werden, dar
nmbe sotten wir frömde sin aller unglicbbeit unsers boebsten
gnotes.
vm.
BRUODER FRANKE VON KÖLNE.
Ego sum via, veritas et vita. dis sprichet unser berre
Jtsus Kristus: ich bin der wec unde diu wärbeit unde daz
leben, eyä, nd merket mit vliz disiu wort daz er sprichet
'ich bin der wec* zweier hande wege suUen wir verst4n an
Krist6: nach der menscheit unde nach der gotheit. sin
menscheit ist gewest ein wec unser menscheit. daz sol man
prtieven an sinem volkomen bilde und an der öugunge siner
lider. wan swft ein lit an uns * trilet üz dem wege sines
bildes, da werden wir bevlecket. wan sant Paulus sprichet
daz wir suUen leben also daz got an uns vinde einen wider-
93) m. üch voa allem gemerke E, 94) gotit Jf« 96) ze gote
fehlt EN. 96) liebea kint fehlt EN.
VIII. M {Münchner hs, cod. germ, 133, p0t* ^^ Jahrh. W)
hl. 14^ - 72^, diese predigt, ober vielfach abweiehBüd, iH noch in
folgenden hss. enthalten, Basel B. XI. 10 bl. 151*-^139<t. -^ hlo-
iter Neuburg bl. 35^—42^ — Einsiedeln nr 27S #• ;^i5 — 218. —
Basler druck von 157^ bl. 21/t^ — %7^''. 1) uos M.
16»
244 PRm)IGTEN UND SPRUCHE
flchin aller siner göüicher werc; daz ist daz wir ans glich
halten dem daz er ans vorgelebt hat. diz wtoe w4r geist-
lich leben. ni6r diz wirt dicke gehindert von manq;en ge-
bresten. alier meist werden wir gehindert wirer geistlicheit
von manegeu gebresten die in uns sint. die gebrechen sint
daz ein ieclichiu crafl der s^le nibt geordent df ir stat. diu
vreude der s^len solle als6 geordent sin unde gesatzt uf ir
stat daz si allin geschaffeniu dinc nibt ervrewen möhten,'
m^r alleine daz si sich vünde in einer lutem consciencien.
hie von sprichet Krislus zuo siuen jungem *ir solt iuch nih-
les vrewen denne daz iwer namen geschribea sin in dem
bnoche des Ewigen lebens/ diu vorhte der sMen solte also
geordent sin daz si niht envorhte allia dia dinc diu under^
gote sint weder libes noch guotes und alles daz über si ver-
beuget wirt von got oder von einiger crMtAre. alsA ist iz
ze vememen von allen den andern creflen, garunge unde
■leinunge, kurzlich geseit. allez daz diu -s^le geleisten mac
daz solde gesament sin in die einveldigeste einveldikeit des
willen, unde der wille solde sich werfen an daz höchste guot
unde daran haften, dar üf sprichet saut Paulus 'der an gote
haftet der wirt ein geist mit gote.'
Nu merket die ricbeit des geistes, der alsus ein geist
mit gote worden ist. er wirt nibt gerichet von allen dingen,
ob er si joch^ alliu beslozzen h6te in siner gewalt. wan
alliu dinc n6türfUc sint,^ her umbe ist daz sin ricbeit, daz
er wone in eime wesen ob nöturft der dinge : wan wer nibt
enhät und ouch nihtes bedarf, der ist richer dan der alliu
dinc besezzen hat mit n6tturft. wan saut Paulus sprichet
'unser genüege ist alleine an gote, des wirdigen diener wir
sin.' ouch richent alle tugende den geist nibt. dis sprechent
die meister, daz eigenlich die tugende den geist niht richent,
m£r die vriihte der tugende richent den geist. von not
muoz die s6Ie alle tugende haben, wan dan die tugende
ouch nöturft sint, her umbe enwirt der geist von nötturft
niht gerichet. daz hoßhste da der geist zuo komen mac in
disem Übe, daz ist daz er wone ob nöturft der tugende ; daz
ist daz alle güete in ime also genftturet si, niht alleine daz
er tugende habe, mör daz diu tugende weslich an im si;
1) inohte M. 2) nider M. 3) ancb Jf. 4) sio M.
DEUTSCHER MYSTIKER. 245
daz ist daz er tagende üebe niht von not, ni6r von 6iner
weslicber guotheit. als diz gescbibt, dan alr^rst' bat diu
s£le durcbgangen und übergangen alle nöturft der tugende,
wan si sin weslicb an ir worden, alsd kumet si zuo irm
zii; daz ist der ingus des beiligen geistes. diz sint die
vrühte der tugende, die den geist alleine ricbent. bie von
sprichet sant Paulus ' ziebel iucb einen niuwen menseben an,* ^
daz ist Kristus, der uns älsus ein wec gewest ist. der
ander wec daz ist der wec der gotbeit. waz wege bat diu
gotheit oder war mac sie gewandeln , wan si doch an allen
steten ist, oder wä mit wandelt si, wan si docb nibt vüeze
hat noch nibt daz liplicb si? der wec der gotheit daz ist
diu einikeit, Ak die drie pers6ne inne wandeln in eime we-
sen under ein ander, daz wandeln der persdnen ist daz si
sich bekennen unde miunen under ein ander; ir ieclicb be-
kennet unde minnet sich selben an der andern : alsus wan-
delent die persönen in der einikeit under ein ander, die
fiieze Ak diu gotbeit mite wandelt in die pers6nen als die
pers6nen in daz wesen, der eine fuoz ^ der gotbeit daz ist
diu fiirsibtikeit aller dinge, der ander fuoz ist diu bcbege-
licheit der Ewigen fürsieb tikeit, alleine got ^wiclicb an ge-
sehen habe die geschebenbeit an allen dingen, diz ist ge-
sprochen von dem Ewigen bilde, im behagete doch nicht dan
guot an allen dingen, bilde aller dinge, daz got selbe ist.
nd mühte man vrägen, waz bebegelicbeit^ mac an got ge-
vallen? von n6t muosten im alliu dinc behagen, wan der
da sach daz was got, unde daz er sach daz was got. wan
an ir Ewigen bilde, daz got selber ist, sach sich got an unde
sach alliu dinc. dar umbe behagete im got selber, wan got
ist an im selber ein einic ein. dar umbe sol diu s61e an
sehen ir einveldic bilde in got, daz nie &z im enkam.^ alsA
tet euch aller dinge bilde, wan diu volmehtikeit des geistes
lit dar an daz daz iht^ daz hie geschaffen ist kome zuo
sime Ursprünge, daz sin ^wic bilde ist. wan alsd als got
ursprunc ist des geistes, alsd geruowet der geist nimmer, er
kome in sinen ursprunc, daz sin dwic bilde ist. diz bilde
ist got weselicb : dar umbe sol iz dem geiste dwiclicb ent-
1) airers M, 2) menschen an fehlt M. 3) fuze M. 4) behege-
liebe M, 5) nie quam M» 6) is M.
246 PREDIGTEN UND SPRUCHE
bliben, daz er iz nimmer ze gmnde erkennen sol. doch er-
kennet er, wie er Awiclich in gote gewesen ist snnder sieb
selber , wan din meiste wanne die der geist bit ' daz ist
daz er verfliuzet in den urspmnc sins Ewigen bildes, nnde
dar in verlorn ze sin sin selbes, da verliuset der geist sinin
werc unde niht sin wesen. doch s6 hat daz wesen der got-
beit den geist nf gezogen von im selber an sich und im ge-
machet glich, daz 6k niht dan ein wesen scbinet; als man
prSeven roac: der da naeme^ eins traken bluot — daz ist
stre rdl — unde gäfse daz in ein läter glas, sA verinre daz
glas sinen scbin, iz verlüre aber niht sin wesen. alsA bat
daz gotliche lieht den geist in der einikeit darcblinhtet und
uberliahtet, daz er ein lieht mit im schine. alsA verliuset
der geist sinen schin and nibi sin wesen, wan got blt den
geist über geholt von im selber an sich nnde Uil in im ge*
einiget, doch s6 enkan der geist in der einnnge der got-
beit (die gotheit?) nimmer gegränden. diz bekante sant
Paulus woi, dd er in den dritten himel geznket wart, da' er
sach so getäniu dinc diu man niht wol sprechen rauoz noch
enmac, unde rief mit luter stimme ' d du hdber riebtuom der
wisheit unde der kunst, wie ungruntlich sint dinin urteil unde
wie unervolget sint dine wege.' diu richeit goles ist daz er
niht enhät noch niht enist allez daz man geworten niac. diu
wisheit ist an der wolgeordenheit aller dinge, diu kunst go-
tes ist diu vernemunge sin selbes in eim erhaben liebte, hie
von spricht sant Dyonisius 'daz lieht da got inne wont daz
ist sin selbes wesen, daz *" nieman bekant ist dan im selber.'
diz ist der h6he wec der gotheit, da nie cr^fitfire inne ge-
wandelt hat. hie von spricht got durch den propbftten * mine
wege sint erhaben über die himel also h6cb als der himel
über die erden.* sant Augustinus sprichet daz niht sorclicber
noch nützer noch seliger der s^leu si dan ze waadeieB in
dem bekentnisse der heiligen drivaltikeit und einikeit.
Nu merket mit vlize daz underscheit der persAnen unde
des Wesens, waz ist persdne in der drivaltikeit? daz ist
persdne daz sunderlich unde vemünfliclich beheldet sine ei-
genschait gesundert von ein ander nih den persAnen an ir
underscheit. her umbe ist ein persAne diu ander niht. daz
1) hait M. 2) nam M. 3) d« M. 4) da M.
DEUTSCHER MYSTIKER. 247
werc der persdnen daz ist daz si äzberen unde geben allin
dinc* diu geberunge gehoeret^ den vater an alleine, diu
Azgebunge gehoeret die drivaldikeil an gemein, waz ist we-
sen der drier persdnen in der drivaldikeit? daz einveidic-
lich al in im beslozzen hat näh einvaidikeit unde doch we-
der enbirt noch ei^gibet an im selber weslich waz iz gibet*
^z geschiht von den drin persdnen sunder, die daz wesen wir-
kent, oder iz enmac. wan die persdnen wirkent niht als dne, si
wirkent als ein got. welich ist diu vermügenheit des wesens?
diu vermügenheit des wesens ist daz iz niht persöne ist näh
rede unde staete blibet in siner weslicher einikeit; niht also
daz iz sich von den persdnen scheide, mdr daz selbe wesen daz
ist natürlich der persdnen wesen und ist euch wesen aller dinge.
iz ist wesen der wesenden, iz ist leben der lebenden, iz ist
liebt der liebte und ist nätdr der näture : diz ist iz alliz ^
an siner einvaidikeit. alsd ist iz umbe die persdnen niht,
wan si sint niht persdnen aller dinge alse daz wesen aller
dinge wesen ist. des vermac der vater niht iemans persdne
ze sin dan sin selbes, er gebar ein ander persdne uz siner
persdne, niht üz dem wesen, mdr mit dem wesen in daz
wesen. daz der vater den sun bern mac mit aller volko-
mener seiden, glich im selber, volkomener got als er selber
got ist, daz hat er an sinem nätiurlichen wesen. da der
vater birt den sun , da git er im ein ander persdne dan sin
selbes persdne ist, er git im aber niht ein ander niture noch
ein ander wesen dan sin eigen wesen ist. alsus ist geoSen-
bäret daz wesen von dem uzgange. diz ist diu mugenheit
der persdnen zuo offenbaren daz wesen daz sich von im
selber niht offenbaren mac, wan iz weder git noh birt an
im selber weslich. diu uomugenbeit des wesens daz ist sin
boßhstiu mugenheit mdr iz ist doch offenbar im selber, die
persdne bekennen t unde begrifent glich diz wesen. diz we-
sen heldet sich glich zuo den persdnen.
Nu ist ein vräge under den meistern , ob diu persdn-
licheit begrife unde bekenne zuo gründe oder niht. diu per-
sdnlicbeit begrifet unde bekennet zuo gründe daz wesen,
wan iz der persdne nätdrlich wesen ist, unde diz wesen
wirt von nihte begriffen zuo gründe dan von den drin per-
1) sehvret M. 2) ailig M,
■ >
248 PREDIGTEN UND SPRUCHE
sdnen den ez ^ nätilrlich ist. her ombe begiifent die per«*
sftne daz wesen, und hie von sinl die ' persdnea got persdn*
lieh von der begrifunge des wesens, daz ir nAlurlicb wesen
ist. und also verre als diu s^ie diz wesen begrifet, also
verre ist si gotlich. m^r des ist doch ak6 kleine daz si
begrifen mac als ein trftn wider dem wilden mere. doch
ist iz gotes alzemäle. m^r daz inblibende guot, daz ir
(wiclich entpliben sol als6 daz si iz niht dorchgrnndet , daz
ist der vorspilende abgrunt. der tuot si ^wiciich versinken
von ir selber, nu möhte man vrägen, war umbe isl niht
ein persöne als ein wesen ist? diz merket, altia diu dinc
diu d4 sint, diu sint von in selber niht, m^r si sint geur-
sprunct in der ^wikeit von einem Ursprünge der sin selbes
ursprunc ist, und in der zit geschaffen von nihte von der
heiligen drivaldikeit. ir ^wic ursprunc ist der vater and al-
ler dinge bilde in im daz ist der sun ; minne zuo dem selben
bilde daz ist der heiUge geist. dar umbe, h^te der bildenftre
aller dinge in dem vater ^wiclichen niht geswebet, so möhte
der vater niht geworht haben, diz ist gesprochen von der
unsalter^ mugenheit des vaters. her umbe muosten m^ per-
s6nen sin dan einiu, wan an dem Ewigen vluzze den sun
von dem vater sint uz geviozzen alliu dinc unde niht von in
selber. als6 ist der öwige vluz ein ursprunc aller dinge an
ir ^wikeit, aber in der zit sint si von nihte geschaffen, unde
da von sint si crMturen. aber in dem Ewigen vluzze, in
den si geviozzen sint sunder sich selber, da sint si got an
gote. hie von spricht sant Dyonisius daz diu trste sache
Sachet alliu dinc näh dem glichnisse ir selbes.
Nu merket den underscheit des uzfluzzes in der ^wi-
keit und in der zit. waz ist ein. iizfluz? daz ist ein be-
hegelicheit sins willen mit eim lihten underscheit. ahö sin
wir uz gegangen in der zit in dem getwange siner minne.
der 6wic uzvluz ist ein offenbaren , sin selbes in im selber.
ik ist der kenn^re daz daz ist, daz d'k bekant ist. diz ist
der £wige vluz, des nie ein trän uz quam in die vememunge
einiger crc^äture; daz ist der sun von dem vater. an dem
zitlichen uzvluzze vluzzen alliu dinc &z mit mäze. aber in
disem Ewigen vluzze sint si sunder mäze bliben. also isl
1) der D. M. ^) de if. 3) versailer N, fdrsaUter B.
V*
::I)£DTSGHER MYSTIKER; 249
der vluz ^ vervlozzen in sich selber, her üf spricht sant
DyoQisius 'gel ist ein brunne der in sich selber ist ver-
vlozsen/ der vater ist ein ursprunc sins suns sunes, daz
ist an siner Ewigen geberunge. der vater unde der sun die
ursprungent iren geist, daz ist an einer Ewiger entgiezunge.
£yd, nfi möhte man vrägen, wie iz si umbe die veter^
licheit, weder si ursprunciich si der veteriicheit. diz ver-
giJkt mit einem erliuhten geiste. daz wesen git noh nimt
niht an im selber wesenlich, her umbe, w6re daz wesen
orsprnnclich des vaters, s6 w^re daz wesen bernde, sd möhte
iz niht wesen sin, sunder iz w^re ein persöne. als6 ist iz
niht, wan wesen ist niht persdne näh siner einikeit. w&re
aber diu veteriicheit ursprunciich des wesens, sd wäre ur-
sprunc von des^ vater persdne. als6 ist iz ouch niht, al-
leine der vater ursprunc si nach siner persdne, er ursprun-
get^ doch daz wesen niht, wan veteriicheit unde weslicheit
eine eigenschafl tragent. dar umbe ist er algewaltic zuo Ur-
sprüngen näh der veteriicheit. daz wesen mac niht gesin
äne persdne unde persdn mac niht gesin äne näture, als ir
prüeven müget. ein ieclich dinc daz da ist daz mac niht
gesin äne sine näture, wan iz mac sin selbes niht gelangen,
iz muoz ie sin daz iz ist. seht alsd verstdt. wan dan der
vater ein persdn ist, sd mac er niht persdne gesin äne nä-
täre, unde näture mac ouch niht sin äne persdne. wan ist
si näture, sd muoz iz sin des näture si si. seht, alsd mer-
ket daz daz wesen keine wis sin mac äne underscheit und
understdz. persdn und understdz mac keine wis sin äne
nätdre, daz daz wesen ist. seht, alsd ist bewiset daz daz
wesen niht ursprunget die veteriicheit, noch diu veteriicheit
ouch niht ursprunget daz wesen , wan ir kein äne daz an-
der sin mac. der sun mac niht sin äne den vater noch der
vater äne den sun noch si beide äne den heiligen geist; noch
danne behaldent si drie eigenschaft die si sunderent in ir
underscheit. seht, alsd ist iz niht umbe die veteriicheit und
umbe daz wesen. ir kein mac gesin äne daz ander, alleine
wesen niht persdne si unde persdne niht wesen, noch danne
behaldet veteriicheit unde weslicheit ein eigenschafl, alsd daz
man niht sprechen mac daz ir kein des andern ursprunc si,
1) vlafse M. 2) dem M. 3) vrspruoch M,
SSO PREDIGTEN UND SPRUCHE
wan iz ein eigenschaft ist, als der vater ursprunget den sun
unde si beide orsprungent ir geist, der näh der nfttnre ein
mit in beiden ist.
Ey4, wol dem geiste, der dar uf genomen ist in diz
riebe bl6z , bekennen daz allen den unbekant ^ ist die niht '
blöz sint ir selbes, sol diu s£le bldz sin, s6 muoz si haben
ein abk^ren' von allen bilden und formen, die ir offenbar
sint,' daz si Af der keiner blibe. wan gotlich n4tur ist
nibl bilde noch forme, alsd daz si iz verstAn müge. wan
swanne^ diu s^le sich k^rel von allem dem daz di oben ist
— daz heizet gescheiden von bilden unde von formen^ —
sd enpf^het si glichnisse der formel6sen nitäre gotes, des
eigenlichiu forme nie ^ cr^dtüre offenbar wart in disem leben,
diz ist der heimliche inganc, den diu stie hit in gotliche^
näture an eim glichnisse. wan swenne^ diu s6le niht en-
hAt üf dem si st^, so ist si bereit zuo g4n in ein glichnisse
gotes, da nieman zuo komen mac, er si gebloezet von allen
geistlichen mat^rien. — Eyä, wie s6re si sich hinderent dis
lieimlichen inganges, die so lihte blibent üf liplichen dingen!
hie an bekenne ich selber min armuot. hie zuo mante sant
Dyonisius einen sinen junger unde sprach 'wilt du komen
in die kuntschaft der verborgenen heimlicheit gotes, s6 muost
da übergän allez daz dich hindert an eime lutem verstent-
nisse.' wan swenne® diu bldze s£le mit ir bl6zem verstent-
nisse, daz dA erliuhtet ist von einem gotlichen liebte, gotes
(bevindet?), sd bekennet si sich selben, swenne si danne
bekennet, wie si zuo im gevüeget ist unde wie si zuo im
gehoeret unde wie si beide ein sint , möhte si vor der sw^rde
irs lichamen, si blibe st^teclich dar an. diz höbe bekennen,
daz diu s^le hat von der verborgener heimlicheit gotes, da&
ist daz Job sprichet 'in der griulicheit des nebtlichen'^ ge*
sihtes kumt er unde runet zuo den dren des manne«.' waz
meinet er mit der griulicheit? daz tuot er die sorgsamikeit
in disem bekentnisse, von dem*^ hie geschrieben ist. daz
nehtUch '^ gesihte daz ist diu offenbArunge der heimlicher
1) vnbekat Jlf. 2) ankeren M. 3) md üf. 4) dan M, 5) foma M.
ft) io M. 7) golUcher üf. 8) waooe M. 9) waone if. 10) not-
Uehen M, natarlichea N, vergl. Hioh 3, 13 in horrore vlsionls Doctor-
nae etc. ebend. XXXIll, 15. 11} den Jf. \t) DOtlieheat Jf.
DEUTSCHER MYSTIKER. 251
wArheil. daz ränen ^ ist dia verviozzen einunge , da daz
bekante und der bekenner ein sint.'
Diz baoch ist sw^re and unbekant manegen liuten. da
von soi man ez niht gemeine machen , des bit iuch dur got,
wand ez wart ouch mir verboten, w^r aber ieman der ez
gtrUfen wolle, daz w£re gew^rlich schult siner blintheit, wan
es ist iüter wärheit. w6r aber iht hier inne dem niht mit
Worten genuoc enw^re, dar nmbe sol man ez niht verk^ren,
want uns gebristet worten sw4 wir von götlicher näture re*-
den son. doch treit ez sine meinunge iuterlich in der wär-
heit mit Kristd und in Kristd. des si er gebenedicht unde
gelobet immer m6 ^weclich. imen.
IX.
JOHANNES VON STERNGASSEN.
1.
Maria Magdalena sas zuo den füefsen unsers herren
unde hdrtc sine wort. d6 sprach Martha 'herre, hdst da
nicht achte das ich unmüefsig^ bin? heis si^ daz si mir
helfe.* dö sprach Kristus 'ze Ewiger s^likeit beeret nicht
dan eins, das ist schowen, niefsen unde liden got.' got
enwßre nicht sßlig, w6re er nicht das 6wig wort sprechende.
Kristus enw^re nicht sMig, enw^re er nicht das ^wig wort
beerende, aller crMtüren wesen lit an iren') wirkende.
I) dar umbe H. 7) der nachfolgende merkwürdige MueaU steht
blqfk in der Basler hs.
ß. XF. 10 bl. 242* — 246«. -^ E nr 278 s. 190»» - 192»». —
M {Münchener hs. cod. germ. 365, pap. \bs Jh. 4*) bl. 178»» — 179»»
unvollständig ; die abweichungen in B sind viel bedeutender als hier
angegeben werden kann. Überschrift Der von Sterogafsea BE. —
von Johann von Sterngßften haben sich aufser den hier mitgetheil"
ten noch %wei andere predigten erhalten , in aUen dingen habe iek
mowe gesaochet u, s. w. und ein heilig sprichet das si heilikeit
V. «. w. ich übergehe sie hier weil ff^ilh. ff^ackemagel sie in sei-
nen altdeutschen predigten wird abdrucken Iqfsen ; ein kleiner sprueh
ßndet sieh schon in dessen altd. lesebuche «. 891 /. 1) vomefsig E.
2) si feMt ß. 3) iren BE.
252 PREDIGTEN UND SPRUCHE
swenne in ir* werc' engftt, s6 enmügen si nicht m^re we-
seo. da von ist gotes wirken sin wesen. enwire er nicht
wirkende, sd enw^re er nicht wesende. unde sin wirken
das ist sin sprechen, got enkan nicht wirken denne das
ftwig worl^ sprechen, süln wir wesen, s6 müefsen wir
wirken und unser wirken ist das 6wig wort hcerea* dia
st\e Kristi was niender^ umbe s^üg, want das A das Awig
wort was heerende, mßr^ Kristus was vereinet mit der
gotheit, das man möhte sprechen got mensche und mensche
got. unt doch , möhte ein tropfe der gotbeft sin gevlofsen
in den lip, der lip wäre untcetlich : man möhte got nicht ge-
toetet haben, der lip Kristi was vereinet unde 4ii geselle-
Schaft möchte ime das nicht geben. w6r üebunge an Krist6
nicht gewesen, er w^r als unvollekomen als ich. das ist
min s^likeit das got in mir spreche. swÄ got sprichet da
wirket er, swä er wirket Aä sprichet er. got ist s^lig als
vil er das ^wige wort ist sprechende. Seneca sprichet 'ge-
loube mir, es mag nieman s^lig unde riebe wesen.* rieh di-
ser weite ist nicht s^Iig , er dienet dem guote. * dien ich
dem richtuome, s6 bin ich bekumbert. bin ich bekumbert,
sd hän ich vriheit verlorn, s6 enbin ich nichtuitlig. swer
mit^ gote bekumbert ist, der mag aller dinge gebrächen in
gote. bin ich min selbes ungewaltig, sd enbin ich nicht s£-
lig. der ist sin selbes gewaltig des alle crlAtAren sd vil
nicht enh^nt das si in neigen mügen ze liebe oder ze
leide, der ist nicht s^lig der sinem richluom in gotte nicht
kan nemen. min sdlikeit ist nicht anders denne das ich got
blöslicbe sol schowen unde hoeren unde liden. Marii hdrte
sine wort, sol ich das dwige wort beeren, elliu ding müe-
fsen in mir swigen. einer ieklicher crdAtiure volkoraenheit
sprichet die andern us. sol got sprechen in mir, es mnos
sin das alle crdätiuren swigen in mir. hAst i& ieht das in
dir spricht, Aä swiget got: alliu ding mfiefsent As sin ge-
sprochen. swÄ got ist, da sint elliu ding As gesprochen*
swer gotes vol ist, in den mag niehtes nicht komen. Pau-
1) ir am rande nachgetragen E: fehlt B. %) im sein Jf.
wSrken BM. 3) m/ ort fehlt B. 4) niemer B: mer dar Jf.
5) m^r fehlt B, 6) richtum d. w. machet n. s. ob man d. g. die-
net B. 7) mitte E.
DEUTSCHER MYSTIKER. 258
los spricht 'iuwer leben sol liuchten als ein lucerne, in der
di schinet das ^wige leben.' das ich muos in mir selber
swigen: swenne es g^t an bldfse gothcit, sd muos ich swi-
gen. bin ich nach gotte gebildet, s6 ist sin bilde in mir.
das ^ort in dem ich nach gotte got gebildet bin enspriche
ich nkkt : got spricht es in mir. der wissage spricht an dem
salter * tuo den munt uf, ich wil in füllen.* nätüre mag es
nicht liden das einig ding si l^re. wirket das näture an
nftturlichen dingen, sd tuo den munt uf diner s^le: er muos
von getwange gotes vol werden. — das dritte, das ftwige
wort muos in im selber swigen. innekeit der s^likeit lit
niender imne an schowen blöfse gotheit. sprichet icht in
dir, s6 sprichet got nicht, das heifse ich cr^äture in dir
sprechen, hestü icht s6 liep, das es dich wegen mag ze liebe
older ze leide, alle crMture müefsen in der gotheit swigen.
diu drivaltikeit muos in ir selber swigen. in dem Ewigen
Worte ist nicht der vater sprechende, in dem Ewigen worte
ist nicht sprechende denne bl6s wesen. w^re gottes persöne
abe geslagen, noch danne bestüende er uf bldfsem wesende.
das ist min sölikeit das ich got mit gotte schowe. got, da
solt sprechen, ich sol hoeren. du solt wirken, ich sol liden.
du solt bilden in dem Ewigen worte, and ich sol schowen.
das wir alsus swigen unde got loben etc.
2.
- ••.
Der von Sternengafsen sprach, das lut^keit des herzen
edeler w^re denne verstentnisse oder minne, unde sprach,
wie bewer ich das? das merken t.
Minnender linte ist vil gevallen, verstendiger liute* ist
vll gevallen : ein lüter herze geviel nie. da von sprichet
ein heilige 's6 ich mich üebe an minne, s6 vinde ich das
mir got unbegriflich ist; s6 ich mich üebe an verstentnisse,
s6 vinde ich das er mir ungruntlich ist : k^re ich mioh aber
in die friheit der luterkeit miuer abegescheidenheit, s6 vinde
ich das mir got an der apscheidunge ebenm^zig ist.' — man
liset von einem wisen man, der gieng zuo einem gotmin-
•IX, %. B IX, 15 und BW, 10 hl. 173« — 177«. -- E nr 278
s. 297^ — 299l> und wiederholt s. 310* — 312K 1) latea der E,
254 PREDIGTEN UND SPRÜCHE
n^re und fr^e in, wie es nmbe in staende. d6 sprach er
'ich bin in grdfser arbeit, ich bin in steter sorge onde
fiirhte alle zil verlieren das ich minne. und ie m^re ich
minne, ie minne ich miner minre getriuwe/ d6 gieng er
forbas unde vant einen gotschow^re unde firägete ouch den
wie es ime gienge. d6 sprach der, er w6re in steter arbeit :
*ie m6r ich bekenne, ie ich m^ vinde das mir noch unbe-
kannt ist; ie tiefer ich dar in kume, ie minre ich verstAn/
iö gieng er aber fiirbas unde vant einen luter^re. iö fraget
er ouch den wie es ime gienge. dö sprach er 'ich enweis
was ich spreche, wan das ich an gotle hän alles das ich
wil/ d4 von sprach der wise 'ich wil ruowen unde got
Ufsen in mir wirken, unde wil swigen unde beeren was
got in mir spreche, unde wil mich k^ren in die müglicheit
miner abgescheidenheit : d4 vinde ich das sich gol mir ver-
innige t.
Er sprach, man Mget mich was ich meine, das ich
lAterkeit lobe über verstentnisse und aber minne und über
gnäde. das sage ich iu. swas disiu driu ding guotes an in
hAnt, das vinde ich ze m41e mit ein ander an den luleren
herzen vil edeler denne ir iecliches das sine an ime begriffen
habe, wie bewere ich das? das merkenl. minne machet
mir got liep sin; luterkeit machet mich goUe liep sin. ver-
stentnisse ^ tuet mich got schowen ; luterkeit tnol mich gotte
glich wesen. gnäde machet mich gottes wirdig; Idterkeit
diu einet und erhoehet mich mit ime.
Er sprach ouch was ein lAter herze wAre: das niehtes
oicht an ime erliden mag, da von es der weite gevallel.
unde ik von lobet die schrifl die frouwen alze schöne , diu
ir selber ir ougen us brach unde si irme minner brichte unde
sprach 'habe dA dir das dir an mir behaget, unde Üb mir
raowe in der luterkeit mines herzen.' mdr das herse ist
lAter in dem nicht abe ze legenne ist noch As ze tribenne
and in dem sich nicht erzöuget das dem luteren ougen des
verstentnisses wider si.
Er sprach ouch war an sich ein gütlich mensche üeben
8oi. er fol sin herze unde sin uswendigen sinne besliefsen
vor allen ufseren dingen, unde sol sin inwendigen siiine
1) bekentnisse E,
DEUTSCHER MYSTIKER. 256
besliefsen vor alier totlicher sorge, er sol alle sine ge-
denke in sich selber kiren. er sol swigen unde hoeren was
got ime spreche, er sol sich über sich selber erheben, er
sol sin ein Spiegel der göllicher erbildange. er sol sine s6Ie
füllen mit götlicher formen, er sol schowen das liecht in
dem liechte, er sol pflegen des liechles in dem Hechte, er
sol werden das liecht in dem liechte. er sol in der wehe
niht md haben denne den lip, er sol haben einen anevang
der Ewigkeit, er sol ellia zit eines niuwen beginnen, das
ist er sol alle zit in niuwer bekentnisse sich üeben.
Er sprach ouch was ein gotformelich mensche w6re,
unde sprach, sin s^le ist vol götlicher formen, unde sprach
alle götlicher formen die sint formel6s, und üfser forme-
lösen formen fiiezent unmftzige begerunge , die man enkeiner
wise US gesprechen enkan, unde wirkent drierleie werk an
der s^le: si minnet äne bevinden unde bekennet sunder
wifsen unde gründet an ende.^
Er sprach, wer wil das ime alliu ding sin, der sol en-
keine dinge niehtes nicht sin. alliu dinc sullent uns reine
sin an der niefsunge, unde sullent uns unreine sin an der
abescheidunge.
Drier leige künste sullent hän frome liute. das 6rste,
daz ir verstentnisse also gescherpfet si, das si haben ein
blds luter verstau uf das aller minste, das si an gevallen
mag, wä näiäre minne oder m^ si zno minste, daz si das
bekennen uf das aller hoechste, unde dem abegin. — daz an^
der, swas si ze tuonne haben, das si das alwege ansehen,
weder es gange iis einem nätiurlichen gründe. — das dritte,
das ir verstentnisse als6 subtil si das si alle geiste unde
das aller minste liecht das in geoffenbäret wirt, das si da$
bekennen , weder es von gotte si oder von einem valschet
geiste.
3,
Der von Sternengafsen der sprach ouch das der wis-
sage sprichet in dem saltere, alle cr^^tiuren frdgent mich,
wer got si? dö gieng ich in mich selber unde nam war das
1) grondeat E, der folgende zutatz ist allein in B, IX. 10
hl. 176«» — 177« enthalten.
256 PREDIGTEN UND SPR0CHE
alle cr^ätdren ^ ein zergencliche italkeit an ir selber ist, unde
»archte das alle cr^ätiure ein unbreslhafle wanne in der
gotheit ist, unde bevant, das das Hecht des giBtIichen antlites
in mir geformet was , unde verstuont das diu froelitheit nn-
endig in miner innekeite beslofsen was, unde wart in mir
ein diapsalma und ein ungeirret ruowe aller inwendiger dinge,
irilde ein herzerüerendes bimelsiufzen; nnde min verstent-
nisse wart entbildet nnde min geist wart entmittelet unde
min andächt wart eutmantelt unde diu persdne mines gemüe-
tes wart verenderet. d6 kam in mich ein mich in dir ¥er-
gefsen unde min Vernunft wart in dich gegeistet, unde von
dem heiligen geiste wart ich gefüeret in den gmnt, ik der
sun inne gebildet ist, unde Ak ericande ich got in gotte unde
des vaters nätüre in dem sune unde des sunes pers6ne in
dem vater unde des heiligen geisles persöne in dem vater
unde in dem sune. d6 kam in mich ein überschowen nnd
ein überbegeren und ein überverstän. ich vant in mir ein
aller dinge vergefsen und ein min selbes vergefsen und ein
dich got alleine wifsen. dd kam in mich ein schowen diner
^wikeit und ein bevinden diner s^likeit und ich vant mich
allein an dir verstarret, dö kam ich von mir unde vant
mich an dir unde dich in mir. ich vant mich mit dir dar-
formig, ich vant mich mit dir einförmig, ich vant mich mit
diner ^wikeit in gelafsen , unde vant das dA alle dine s£li-
keit hast in mich gegofsen. ich vant mich mil iit das we-
sen wesende unde das wort sprechende unde den geist gei-
stende; unde der vater was in miner s£le almechtig unde
der sun alwifsende unde der heiligen geist alminnende. ach
Ewiges liecht götlicher klärheit, wanl da in miner innekeit
bist, want du ob allen dingen bist, bis mir das du bist, ein
llbk^ren von allen dingen^ in das unsprecheliche gnot, das
i& luterlichen an dir selber bist.
IX, 3. B. XI, 10 bL 177»» -179»». ^ E nr 278 «. 312'»-314«.
1) Creatoren E. %) dingen fehlt E,
DEUTSCHER MYSTIKER. 257
4.
^^ Di9 unwandelberkeit unde diu abgescheidenheit aller crM-
tiaren das setzet mich in das nächste der gotheit and in dfts
boecbste der vollekomenheit. lüterkeit tuot mich aller dinge
vergefsen, unde mil der idterkeit ist got allewege in mirjl^
slofsen. lüterkeit machet mich mit gotte einförmig, lüterkeit
diu twinget mich in die inwendigkeit der cr64türe, lüterkeit
ist ein blds apscheiden aller cr&4turen. nieman mag got v€r-
nemen, wan der eines luteren herzen ist. in der lAterkeit
bevindet man gottes alleine, verstentnissa l^ret mich allia
ding bekennen: lüterkeit tuot mich got schowen. lüterkeit
machet das got in mir wirt gevangen , lüterkeit tuot mich
got vememen und mit gotte nicht wifsen, lüterkeit gebirt
abgescheidenheit. ein lüter mensche aol haben ein liechtvar
gebern, lüterkeit die genüeget an got alleine.
5.
Der von Stemgafsen sprach, ich bin dicke gevrliget, was
unser frouwe t^ti, dö. der engel zuo ir kam. eins unde
zwcinzic stück bäte si an ir. si sas in der zit unzitlich.
si sas ein cr^ätüre uncr^ätürlich. si sas in dem libe junc-
fröwelich. k s^le was gotformig. ir geist was gotschowig.
ir andreht was himelrüewig. aller ir üfser wandel * was
himelvar. ir s^le was grdsmüetig. ir was nibtes niht under
got gr6s. ir herze was enziindet mit der wArheit. * ein
lüter consciencie was ir schuole. der himel was ir zelle.
diu gotheit was ir leczie. diu 6wig w&rheit was ir meiste-
rin. si was allen cr^ätürcn entminnet unt was alleine g^
geminnet. si was von allen cr^ätüren gefriget unde was al-
leine an gote verstaret. ir geist was mit dem geiste gottes
vergeistet. si was üf der erde mit dem libe unde was mit
dem geiste in himekiche. si was in dem laude der friheit.
wA lit das laut der friheit? in aller cr^ätüreu abgeschei-
IX, 4. E nr 978 «. 292^K überschH/i Des vod Sterngarsen etc.
IX, 6. -ff IX, 15. — E nr 278 *. 292« — 293»». 1) waode B:
fehlt E. %) ewekeit E.
Z. F. D. A. VIII. 17
258 ZUR ALTMITTELDEUTSGHEN EVANGELIENHARHONIE.
denheit, und in dem lande der friheit lit diu »tat der luter-
keit si sas in der kl6sen der innekeit und abgescheiden-
heit. si sas in dem huse der götlichen sicherheil, si sas
in der schuoie der drivaltikeit unde hörte was der schuol-
meister der wärheit sprach, in einer viustei*nisse schowete
si ein liecht. in eime swigenne hörte si ein wort, ia einer
raowe bevant si eines werkes. ir s^le ruowete alle zit in
der 6wekeit unde wonle an der gotheit und ir genüegede was
an der götlichen vollekomenheit.
ZUR ALTMITTELDEUTSGHEN EVANGELIEN-
HARMONIE.
Zeitschrift 7, 442 ff.
jin Jacob Grimm, Seitdem ich den fund, welchen ich
in der bürg zu Friedberg in der fVetterau unter banger
besorgnis tvegen der Frankfurter ereignisse und während
des aus der nahen caseme dringenden trommelschlags und
Waffengeräusches abgeschrieben hatte, als grufs %u Ihrem
geburtstage 1849 veröffentlichte^ ist mir vergönnt wordan
die sämjntUchen reste der jämmerlich xerschnittenen hs.
aus dem alten handschrijlenbande herauszulösen und der
hiesigen Universitätsbibliothek zu übergeben, jetzt, da sie
ohne hindemis vor mir liegen und ich die aus dem riicken
des bandes gelösten breiteren streifen von leim und ankle-
bendem leder gereinigt habe, kann ich den abdruck Zeit-
schrift 7, 442 ff. bedeutend vermehren und das dort ge-
sagte zum theil berichtigen.
Nicht quart war das format der hs. , sondern , wie
sich nun zeigt, octav mit breitem rande, und was früher
cobimne schien, ist seile, das von dem hintern holzdeckel
des einbajides abgelöste vermeintliche quartblatt sind also
zwei zusammenhangende octavblätter j die innersten ihrer
läge; das so arg verstümmelte ist das vordere und dem-
nach die in der zeitschr. 7, 446 mit 'rücks. sp. 2* be-
zeichnete col. die erste seile desselben, dann die s. 445
mit 'vorders, sp. 2' überschriebene col. die erste seite des
ZUR ALTHITT£LDEUTSGREN EVANGELIENHARMUNIE. 259
2n blattest da aber das was an jenem vordem blatte
der länge nach unter der scheere des buchbinders abge-
fallen wary bis auf einen abgeschnittenen verlornen schma-
len streifen y den ich zu ergänzen versucht habe, durch
einen noch mit dem rande versehenen rückenstreifen ver-
vollständigt wird und auch die oben an beiden blättern
verstümmelte, zum theil ganz weggeschnittene erste zeile
sich auf dem zweiten blatte nach den verbliebenen untern
enden und theilcn der buchstaben herstellen läfst: so er-
halten wir hier beinahe zwei blätter im zusammenhange,
welche ich mit F und G bezeichnet habe, das andere
doppelblatt y das auf dem vordem holzdeckel aufgeleimt
gewesen war und verloren ist, war allerdings in dem
rücken des einbandes festgehalten und ist von unbekannter
hand herausgeschnitten, wofür ein im bände unmerklich
zurückgebliebener, den obem rand und einen theil der
ersten zeile enthaltender schmaler streifen zeugt, auch
das vordere blatt dieses doppelblattes ward durch einen
noch mit seinem rande versehenen rückenstreifen des
einbandes ergänzt, ich gebe ihn hier mit jenem ver-
bliebenen schmalen streifen, so wie mit dem was sich von
dem verlornen doppelblatte auf dem holzdeckel und deti
hervorragenden enden der rückenstreifen abgedruckt fin-
det und bezeichne das vordere octavblatt mit A, das hin-
tere mit B. durch die drei Sternchen deute ich zwischen-
ein fehlende Zeilen an. während aber die beiden er-
wähnten rückenstreifen des einbandes aus zwei verschie-
denen blättern der länge nach geschnitten waren, so sind
die beiden übrigen aus einem und demselben blatte seiner
breite nach ausgeschnitten und zwar der eine, der die
zwei letzten zeilen des blattes enthält, sammt dem brei-
ten untern rande. ich habe die beiden bruchstücke mit C
bezeichnet und durch die drei Sternchen zwischen ihnen
auch hier die fehlenden zeilen angedeutet, deren wohl nur
wenige sein mögen, da ich übrigens bei dem ersten
bi^chstücke nicht wifsen konnte wie viel zeilen über dem-
selben blatte fehlen, so musten griechische buchstaben die
stelle der Zeilenzahlen vertreten, der falzstreifen end-
lich^ deren ich früher nur acht gezählt hatte, sind elf,
17*
260 ZUR ALTMITTELDEUTSCHEN EVANGELIENHAIUiONIB.
alle aus doppelblättem ausgeschnitten^ jedoch an der schrfft
eines äufsem seitenrandes von der scheere des buchbinders
verstümmelt, da aber einer dieser streifen aus dem bbh-
fsen rande geschnitten ist, so bleiben nur zehn mit schr(ft,
von welchen sich zuerst vier und dann sechs an einander
schließen, von jenen vieren, welche aus der obem halfle
ihres doppelblattes ausgeschnitten sind^ so dafs sich an
dem ersten streifen noch der schmale obere rand befindet,
habe ich das vordere der beiden octavblätter mit D, das
welches ich ßir das hintere halte, aber in dem gedichie
nicht recht unterzubringen wef/s aufser in dem was nach
Jesu himmelfahrt von der Wirksamkeit und Verfolgung
seiner jünger und anhänger folgen konnte, oder gar in
einem andern geistlichen gedickte, mit J bezeichnet, von
den sechs zusammengehörigen streifen hat ebenfalls der
erste noch den schmalen obem rand. die beiden blätter
sind mit E und H bezeichnet, aber an dem letzten ist
nicht blofs neben der ät{fsere rand weggeschnitten, son-
dern auch ein bedeutendes von den Zeilen.
Ich habe die sämmtlichen bruchstücke nach der folge
der blätter, welchen sie angehören, geordnet, und es er-,
giebt sich dafs alles was da ist in zwei lagen sich be-
fand, bl. A, welches die Verkündigung des auflretens
Johannes des täufers, der geburt Jesu u. s. f entkielt,
machte mit bl. By dessen zweite seite von Jesu letztem
gange nack Jerusalem und seiner vorläufigen hindeutung
auf den verratk des Judas kandelt, ein doppelblatt der
ersten läge aus, wie es sckeinen will, das zweite, die
blätter aber, von welcken die übrigen bruchstücke sind,
befanden sick aller wahrsckeinUchkeit nach in der zwei-
ten läge, und zwar waren die doppelblätier E und H, F
und G die innersten derselben^ so dafs wir hier mit noch
einmal so viel falzstreifen von dem doppelblatte EH we-
nigstens drei blätter (E, F, G) in fast vollständigem zu-
sammenkange kaben würden, möckten doch die weitem
aus einem federübungen zeigenden umscklagpergamente
gescknittenen sechzeken falzstreifen, welche ich noch aus
lagen des alten einbandes herausgelöst haue 9 auch aus
unserer evangelienharmonie gewesen sein. äfArqpMn <IW
ZUR ALTMITTELDEinSGHEN EVANGEUENHARMONIB. 261
diese nach dem was vorliegt überaus gedrängt und^ wenn
man das was oben über bi. J bemerkt wurde genauer
beachtet j nicht einmahl zwei lagen umjafsend; weshalb
ich , wie ich jHzt glaube , besser 'altmitteldeutsches leben
Jesu* überschrieben hätte, auch darf man wohl anneh-
men d({fs die hs, gröjser war und noch andere gedichte
in sich vereinigte, was die schrifi anbelangt , so schei-
nen sich in den bruchstückcn zwei hände zu unterschei-
den; die von A und B nämlich sieht etwas schlanker
und zierlicher aus, als die der übrigen blätter.
Es bedarf kaum der erinnerung dafs auch der gegen-
wärtige abdruck zeile für zeile mit der hs. stimmt und
durchaus treu ist. ebenso habe ich, wie zeitschr. 7, 44Aff.,
verstümmelte buchstaben immer durch cursivsehrift ausge-
zeichnet und dabei unsicheres durch ein fragezeichen in
einer anmerkung unter dem texte angedeutet, reste sol-
cher buchstaben die sich nicht erschliefsen liefsen und
von denen z. b. auf dem holzdeckel und dessen leder
manchmal kaum noch rin pünctchen übrig geblieben ist,
habe ich durch puncte angezeigt, was in klammern steht,
bei Schrift ebenfalls cursivschri/t , ist immer von mir ein-
geschaltete ergänzung; wo ich diese nicht zu geben wagte,
habe ich den durch die klammern abgesonderten räum
leer gelafsen. anderes das ich nicht unbemerkt Iqfsen
wollte ist unter dem texte angegeben.
Ob von unserer hs. nicht mehr in der fVetterau a^f-
zußnden gewesen wäre? auch das sorgfältigste durch-
suchen der bibliothek des evangelischen predigerseminars
zu Friedberg, insbesondere der bücher welche der alten
burgpfarr- und der stadtkirchenbibliothek angehört hatten,
in den osterferien 1849 war vergeblich. * ebensowenig
fand sich ausbeute in den einbänden der gräflichen biblio-
thek zu Solms-Laubach , in welcher bekanntlich die mite
bibliothek des ehemahligen wetterauischen Cistercienser-
klosters Amsburg aufgestellt ist. überall sind blätter
t. ein vor Jahren verstorbener deutlicher %u Friedberg wollte
äatelbtt blätter einer pergamentht. von 0{fHdi evangelienharmonie
g^nden und verschenkt haben, wie, wenn es blätter von unserer
htm msmesem. wären?
262 ZUR ALTMITTELDECTSGHEN EVANGELIENHARMONIB.
aus werthlosen lateinischen hss. verwandt, die daselbst
aufbewahrten deutschen hss, sind von keinem belange find
schon früher von andern nachgesehen worden^ die erheb-
lichste derselben, die auf 75^ Seiten nach einem von mfr
gemachten Überschlag etwa an 17220 verse enthaltende
bearbeitung des Barlaam^ ist durch Benecke, Lorenz Die-
Jenbach und Franz Pfeiffer bekannt (s. Fr. Pfeiffers ausg.
des Barlaam und Josaphat s. viii.^ die kirchenbibliothek
zu Echzell, welche vor dem j, 1718 in dem obem stocke
des dortigen * kämer* (gemer) aufgestellt war, bietet
nichts von hss., und in Ilbenstadt, wo aus den beiden
1802 aufgehobenen klöstem einer andeutung zufolge we-
nigstens lateinische hss. vorhanden gewesen, aber mit den
büchern vor längerer zeit verkauft worden wären, ist
nichts mehr zu finden, auch von dem 1803 aufgehobenen
Cistercienser-juTigfrauen-kloster Marienschlofs bei dem
dorfe Rockenberg sind keine hss. mehr da. es besqfs
z. b. nach einer dienstag nach trinitatis 1386 ausgestell-
ten erklärung der abtissin Lyse und des convents, von
dem priester Crafft von Rockenberg gegeben zu rechtem
selegerede und damit sein und seiner eitern jahrgedächtnis
begangen werde, zwey datsche bucber, von welchen daz
eyne genand ist bnider Bechtuld, also eine hs. von bruder
Berchtolds predigten ; aber beide bücher sind, vielleicht
schon frühe, verloren gegangen.^ endlich theilte mir
2. 2. 32 daselbst ist die hinweisung a%f * haiiisehe alig. Ute-
raturzeitung 18412' wol ein druckversehen, L. Di^fenbach* beriehti-
gung zu Zeitschrift 1, 126 steht im Jahrgang 1843 nr 8 #p. 59 /.
3. auch sind sie bei at{fhebung des klosters nicht nach Darm-
Stadt gekommen, ihr werth erhellt aus der ungedruekten Urkunde,
wo es von ihnen weiter he\fst vod (her Crafft von Roekioberg) vos
die in vofz clostir bat tun smydeD daz wir die in eren tnllen balden
vnd Dvrgeod üben nocb nrz ynTzme clostir da selbt tfiä noch verben-
gen an keyne ander ende za tcbiclLen. wo wir odir vnfz aaebkomnien
des Bit enteden vnd daz die bucber beide odir ir eynci damfz q«e-
men , so snlden die werden vnd gefallen lediclicben in die liberie an
die obarrekircbeo der borge zu Frideberg vnd snlden dax anch fordern
der pberner vod sioe gesellen die danne dar iune sin vad waren, dar-
wider wir odir vofz nacbkommen nit tun sollen nocb enmosen mit
Worten , werken , nocb mit keyner bände sacben , ane alles geverde.
ZUR ALTMriTBLDEOTSGHBN EVANGBUENHARMONlB. 2«
geh. archivar Baur ,ßlnf hss.'bruchstücke mit welche zu
Umschlägen von zinsbüchem der ehemaligen an derNidder
gegen den J^ogelsberg hin gelegenen klöster Hirzenhain
und Conradsdorf benutzt gewesen waren und zweien etwa
in der zweiten hälfte des \ An jähr h. in Mitteldeutschland
geschriebenen deutschen pergamenthss. angehört hatten,
das groste bruchstäckj zwei zusammenhangende Jolioblätter
mit breitem randc, deren schrijt sich auf den aujsenseiten
<sum theil abgeblasst oder bis zur unleserlichkeit abge-
rieben hat^ ist ans einer eben nicht sorgfaltigen hs. von
des Enenkels weltchronik, enthält meist die er Zählung
von Eraclius und scheint mit der Neresheimer hs. zu stim-
men, die vier kleinen bruchstücke gehörten einer hs. des
alten passionals an, sind je zwei aus einer col. geschnit*
ten und enthalten mit Hahns ausgäbe verglichen die verse
138, 49 — 66. 69 — 78. 141, 52 — 69. 72 — 81 {Pfeiffers
Marienlegenden ii, 124—141. 144 — 153. in, 171 — 188.
191—200), dann 204, 43—71. 207, 51—79.*
Neue blumen aus dem zerschlagenen beete fuge ich
denn hiermit zu der von Ihnen freundlich aufgenomme-
nen; seien sie neue grUfse der Verehrung und liebe aus
der heimat.
Giefsen, ostem 1850. WEIGAND.
an die burgpjarrhihliothek %u Frfedberg scheinen sie nicht gt^faUem
%u sein; sonst würden sie sich wohl unter den hss. gründen haben.
4. !204, 44 hat die hs. vloc. mehr über die fünj bruchstücke in
den diesjährigen periodischen blättern för die mitglieder der beiden
hist. vereine des groft herzog thutns und des kur/ürstenthums Hessen, ein
in die hiesige Universitätsbibliothek gekommenes bruchstück aus einer
andern ebei\falls wohl der »weiten hä(fte des 14» jahrh. angehÖrigen
pergamenths. des alten passionals wurde von einem holzdeckel abge»
löst und besteht aus anderthalb unten bis in die dritte zeile ver-
stümmelten breiten quartblättem , welche mit Hahns ausgäbe v«r«
glichen die verse 280,40 — 71. 281,47—78. 57-88. 91 — 288, 27.
30 «-M. 64 — 95 enthalten, jede blattseite theilte sich in zwei oolt.
vom Je 34 versen. die sehrift ist grqfs und deutlich und der ofi-
Jangsbuehstabe eines Jeden abschnitt es entweder roth oder blau mit
Verzierung, heimat scheint nach manchen sprac/\formen der Nieder^
rkein.
264 ZUR ALTHlTra:U)EirrSGHEN EVANGEUBNHARMONIB.
A-
s. 1.
cristes genas . vn idach sint m^ge(d) wm • dv
nma dv . ä es waren
god(e)s
daz qaerder was iv .
Ol • • • •
D
was geheizan d
adun • io irskem .
/ • ewan . lobaii .
^ö • g . , ^
wa .
• • •
do tr(s)kei
alle di lant . ie
Ls IL do g .
A
ere
l
a
escheit . der
. . tch der in das
Aimelisca (lie)re . mit 5
der nidigo /(e)viatiian .
vns
hetan . g(e)wissaget
man • d{eyr pphetiä
er latb(e)/ vns wer 10
. en • d{e)r da geit
d £ro ikz himel
. («)/eiga ritthan •
. in vstenunga
ano . un . theda oB 15
2ith uns de(r) heilant .
engel
gab el • (d)et ward
caf v{o)n himele •
sp(rac)k ave Maria 20
. . mit wordun •
geben einen
j4, \,1t. #tina]«f dv]vr 3. god{e)if 4. ülf ie\]if
dtu h von derselben hand ühergeeehriehen. 5. mf t. mt ie-
vlathtn] hier benennung de* Sammah'l oder obereten tet^U. attf'
ihn wird nach detn talmud Gabriel (18) der deutung Hiob 40 , W
gemi^fs eine jagd anstellen, 7, absatx , ^weshaib mit vns die zeile
eehli^f. 8. ergänzt: ^heizto . daz di ppheton . t 9. lies
badoD (vergl. hada F 1 , 21). irskein f 10. / . ewan] It eT
11.^. . . der zweite buehstabe seheint e gewesen %u sein, der dritte
und vierte giengen außvärts. 15. ir{s)keit ano] verblasst. unT
nach n seheint ein at{floärts gehender buehstabe gestandan tv kubom,
i^.de]er M. doT d? 19. ere f %%. If üf
Zim AL11IITTBIJ>EI}TS(aBN EVANGBUBNHAR^ St5
s. 2.
son • der d(o) tc^eldet alles . der erdiu ioch des hi
meles . a/ . . alle
beda . so
dun war
nen . er / 5
NV scri*
sta r<^
cheran b
wort iun
man . de tO
ane alle
lip . von
megede .
er ander
derlich . v 15
get vns d
NV Sole
irwel
do got w
ir brüsten 20
vn mage»
in ir mod
B.
ES himels am daz silber
{d)az goU
D
Af % %• • • alle] af 9? von den buehetoben sind at{f dem ttrei-
fm nur noch die obem enden %u sehen. 4. war] r? 6. eerib]
vom b nvr noch das obere striehiein übrif^, 7. tta] verblasst, be-
sonders a w]T oder vT 9. un] f es sind nur noch 3 striche gan%
%u sehen und der dritte ist der länt^e nach durchgeschnitten, 10. de]
mii € dsf haum merhOehe rest eines der länge nach durch gesehnü'
Hmen Striches verbunden, der einem m, n oder r angehörte. 15. v]f
oder wt 16. gel] vorblaset* 17. Sole] e durch die seheero ver-
leiMt und verblasst.
266 ZUR ALTMITTELDECTSGHEN EVAN6ELIENHARH0NIB.
s. 2.
und si gigen . . . . /c . . lerlni . da di marde I
la soWfl irgen . . . inne er g-eluwalda als er
selbe
(/ . . .
mo abenr/e «(^) geskah 15
daz er sprach . Az' toider acA tri
. . (rf)er mir des libes verba
, , , s versalz . in miner v
c.
s, t .
bot . Mir . . ecket das ich e e. van <t
DO der unser herro . § wiUun ß
van sines selbes sere . also vil gesageda . y
wie diefo er si maneda . daz si vil wola gehu 9
geden . daz er mit in geredede • bit demo brach s
er daz bvoi . demo armen iude er iz bot . £
er sta( i)z imo in den sinen munt . du stun^f ni
B, ^, 1. te]? doch wahrscheinlich . die buchstaben haben sich
auf dem A , 1 angehörenden rückenstre\fen abgedruckt, 2. nach
getawalda hat »ich kein punct mit abgedruckt. 14. dT 15. mo]
vom m sind nur die untersten enden der beiden leiBien striche zu
sehen. i{z) vom i kaum noch ein punct übrig. geskah] eska f
18. v] oder w? von den übrigen zeilen (19 — 2i) sind »war noch
spuren mancher buchstaben zu sehen, aber avfser einem t und ainmn
n an dem äufkern rande ist keiner derselben mehr lesbar,
C, 1, a. nur die untere haljle der buchstaben ist geblieben, von
dorn letzten worte der »eile noch weniger, bot] b wakreekeMieh,
Mir] wahrscheinlich so zu lesen, M mit rothem strioko, . . eehet^
die beiden buchstaben vor dem ersten e stehen sehr nahe bei einau'
der, wie etwa si, 0 . . . ] nach e zwei striche, wovon der letzte ge-
krümmt wie bei dem v, dann drei zusammenhangende striche, van] f f
^, Bta{ i)z imo in] nach dem deutliehem, aber v«rUt%toH a im%iM das
pergament abgerifsen und bis zum % räum ßar !^— 3 buekstmbem, von
' % imo in sind nur die oborsten enden orttiger strieke mu sehen, und
' 9 imo* nicht sieher.
Zim ALnilTTBLDBDTSCHEN EVANGELIBNHAIIMON^ WH
#
er ileda vil harddo . za der ungedruuen diet
als imo der duuel gerit . da ver koufder
20
s. 2.
noch du sunda .... kein a
nen in had . ne weder erre mal noch sint . ß
Dne cbeinv so santlicha dinc /
V iudescu diet . si ne woldun sunda for S
ten nit . do sucbden si den heilant . mit mane %
ger vackelan in brant . si gingen redende vn ^
dtv in . daz si sin ni ner k{anden . er ^r)iicbiu rj
. . <fi . . . 20
nesam . er ne mach uns nit vola in gan . vil
retlbo zoigen ihc in vcb durch daz ne zuwi
D.
s. 1.
geban . den vnsen österlichen dagen . der bet
zet barraban . den lazen wir gesunt gan ( . )
Sich ver maz iKc . cebrecbe wir daz godes
hus . er wolde iz eino geberon . biz andes
driden dages fruo . ouch sprach er . er were (go) 5
des sun . wi motther immer wirs gedun . dt'
C, 1, 20. nur die untersten spitzen einfger buchs taten sind ge^
blieben, %{• ileda] le von derselben hand übergeschrieben.
C, %f a, sunda] wahrscheinlich so zu lesen» das darauf fol-
gende wort scheint * ni* zu sein. . . kein] die beiden buehsiaben
vor k seheinen den verbliebenen resten nach 'en* zu sein. e. ten)
i fast ganz erloschen. 17. voti buchstaben zwischen k und ach ein'
zelne kaum bemerkbare o'berste spitzen, die letzte liefst at{f das
lange f schufen. 20. dif %\. vola] so die hs.\ vergl. vas
F^ If 13. vaz Fy %, 9. verfao G, 2, 18. %%. kein punct in der
zeile; er sollte naeh vch stehen,
D, 1, 7. ä] nur von ® der grÖfiere theil geblieben.
268 ZOR ALTMIITELDBUTSGHEN EVANGEUBPfHABMONIB.
s. 2.
A do slugan . den ihm van nazaret . als da ge
^riban steit . si sprachan daz er were . ein rex iu
deonim . si daden imo manec idewiz . si naih gal
lan vn ezzicb . si drankdun in bit nide . si bizen
in nider stigan . si spracbun obe da got sist . so ge 5
nere selbo dinen lip . vnder i si geriedun • zvene
E.
s, 1.
velsteina . di spieldan von der meine . di gra
ber sich t düdün . th. stünden \f d\ dodnn .
lebendic wor xpö . zv der lado gesihte . di wor
manegen larun . da begraben warun . di e^
skinan an der dode . cenosteren vrono • i demo 5
vrone dume . da er kanden si genüge • ovcb
sähe man si aftder wege gen . in der burc zu
ierim . di sint da war vrknnde . der vnser vf
DO was so here genant §rer stende .
der iuden oster abant . daz si di nath ne wol 1 0
den haban . ne cbeinan dodun umbegraban •
der herro ioseph do bat . daz man imo den lic
(hamun gab . n)i{co)demP bit imo was • da in der vr
s. 2.
dune iehe . daz er vF ir standen were .
M\0 wa« dtv walcfen^/e got • ynsknXdtc gemor
JL^delot • aiser von demo croce wart erhabon .
Dy %^ 3. deonim] ßir um eine an da» r g^ßgte abkürxumg in
der hi, 6. nere] vom n nur die unterste ifit%9 de$ Mweiien
etriehea übrig,
E, 1,3. o fr eil nach der länge der %eile ein *tre(fhk§m ahgeeeknit'
ten, doch ist dadurch kein buchstab unleserlich. %* wor] so die
hs, an beiden stellen, 9. hinter geoact fehlt dot psmei, 13. oom
i nur noch die äusserste spit%e des darüber geseiltem strichleins ver-
blieben, von *dem^' die obersten enden der buehstabem, und von *bit
— vr' die oberste hä{fte,
E, %t 2. durch ein der %eilenlänge nach ausgesohnittones straff-
eken sind die obersten enden der am meisten a^ficärts gehenden
buehstaben abg^allen , ohne dt^ jedoch einer derselben mnleserlich
geworden wäre. vergL #. 1, 1^.
ZDR ALTMrniiIJ)El}TSGHM EVANGEUENHARMOmB. 20»
vn er gelac in demo grabe . do moweda after
dode . der sCs scorum • biz andes dridden dages cit . 6
du sela wekkeda den lib . der engel welceda
aba den stein . da ne was der wetlhero nechein .
di da bchilden iren sin . so engeslich ward iz
vnder in . do stand er vf vaudemo grabe . frao
an einimo sunnendage . vndotlicho . er gehiz 10
vns sin riebe . immer an ende . daz vnser alt
DEs grabes wiseden do . § erbe .
an demo morgene jXruo.)
s, \. F.
g . (5?ri)aelen .
er ist in galilea . gewisso vindent {ir in) da.
DV wib gingin dannen vro . da(z) mere cun
ten si do . si sprachun zv den li(err)en ir
get in galylea . da sid ir cristen n(che) . ir 5
standen godelicho . Maria in do S9i{ged)a . daz
SQ da gesehen habeda . daz war t*(r)cunde .
siner vfer stende . den stein gewe(/ce)t van
demo grabe . der engel hudda da(r v)t . vil
hardo fruwenden si sich . iz was {in) doch zvi tO
velich . do ileden iro zvene . so s{u i»)eist moh
ten bede . lohanue zovwede haz (.) ti^ander
der iungero vas . pef lif in daz %{rab) . si sahan
daz dar in ne lach . s({ trr)den ht{de) vilvro .
i demo sepalchro . da (Ju)nden s(i daz) sadari 15
am . er standen was der godes (sun) •
DO irskein der vnser herro . M(ari)e mag
dalene . der grozen sandare(;ie . d)i ime
mit ir drenen twuoc sine wz(e . do) wrden
E, 2, 5. scörnm] ßir am eine an dae r g^ifitgte ahkürzung in
der ks. 8. iies iren. 13. von dem rette der teile ist kaum die
obere häffle der bucht taten geblieben»
F, 1, 6. M mit rolhem ttriehe, 7. v(r)cande] vom v nur dat
anfangtttrichlein übrig, \%, I mit rothem ttriehe. 13. vas]
to die ht.; vergl, zu C, 2, 21. 14 — 15. ein loch im pergament
von einem eiternen nagel und rott, vergl, t, 2, 14 — 15. 15. von
*nden t' tind nur noch die untern enden der bucht taben tichtbar.
17. 11 mit rothem ttriehe, und mag der teile nach roth durchge-
ttrichen,- 19. wz«] vom e kaum etwat tichtbar.
270 ZDB ALTMnTBLDEUTTCHEN EVANGBLflSNHARIKHaB.
iro ver lazen • di manege mi9s(edai)e • di sa 20
gefmmet hada . mit weriÜic(Aer) minoe .
er hiz si wesen reine . der sib(t/7ii/)aveUiaf
s. 2.
da SU ward sihc di Jrov
wen . (al)Ier eres! bekovwen . nach siner mar
At\un(gu)n . in der geistlicher wnnun . daz
det er (v)ns zv liebe . wand vns van den wi
be ^e(sk)ac daz eriste leit . des wir inohc dul 5
DE(« 8e)\htM dages er § dent arbeit
\v(ske)ivL . sinea iungeren zvein . er ginc
mAem{o) ^ewande . daz si sin ni ner Landen .
er vra(ged)a vaz da mere . in ierlm were . daz
si sihc (i7i)isse hebeden . cleophas imo do sage 10
da . da(z i)hc der mero . da irslagen were .
un vr( );iden vf van demo grabe . der aller
besto wt(s)sago . der in di werlt qaeme . ober
des n(i n)e yem(enie) . ein so gewaldeger man .
si baiA(u)n daz e(r b)il in wolde gan . in e 15
maus (daz) castel . do ginc er I riethe bit in .
daz do( w)ere ir wllet . di alden vrkunde .
er saig(ed)a van de bouche . vil manege re
da Ai(efa . ) vi dische er do mit in gesaz . si
ne bn(£^ic^)ibnes er sprach . er brahc in bei 20
F, 2, 1. die zeile ist «o abgeschnitten , dajk von dem vermuteten
aber zweifelhaften 'ward* nur die untersten spitzen der buehstaben
geblieben sind, sihc di ß'ov] nach den verbliebenen untern enden der
buehstaben erschkfsen, 4. deo] so die hs. 5. nach wibe fehlt der
punct. ge{sk)ae] von a nur wenig geblieben, 9. vtz] so die hs. ; vgl.
»u C, 2^21. der punct nach were ist in dem abdrucke zeitsehr, 7, 444
ausgelqfien, 11. ro in mero oben vtrb'asst durch abwischen ankleben-
des leders, 12. vr( )ndeo] rf nr nach dem reste dieses Jetzten bueh-
stabens möchte man fast auf ein a schilpen, 13. t0(»f)«affo] vom w
ist nur das ar{fangsstrichlein zu sehen, 14 — 15. t. die anmerk. zu
F, 1, 14—15. nur das n in vero(0me) ist noch kenntlich. 15. bt-
d(ti)ii daz'\ von n daz sind nur noch die untem theile der buehsta-
ben zu sehen, das übrige ist von rost zerfn^en. 16. lies ritthe;
vergl. G, 2, 20. 19. di(0/a .)] vergl. C, i, d wie diefo er si mt-
neda vb*] at^v ist auch nach dem reste des buchstabens zu sehHtfken.
30. hh{die()ionet] das i vor o der länge nach durohgesehnitten.
ZUR ALTIiITTEU)£I}TSCHEN EVANGEUJBIUAHMOim 271
den £/(az) broi • do ir hvgeden si sich daroh
not . a(n si)neT alden lera . so irkanden si
s. 1.
ir herren . das scribet ^s /ucas . daz er da
Dmenslicho was .
0 gesaben in i galiiea . der siner iunge
run mera . in mittun stunt under in . der
himelisco drathin . ir standen after dode . 5
do sprahc er pax vobis . vil barddo ir qua
men si sibc . er sprabc nu grifent ane mibe .
ibc baben fleisc vn bein . daz ne bat der
geisto ne cbein . ir scovwet mine wndun
an vuzen iobc an bandun . di ibc durb übe tO
er liden baben . iobc borddent ir iz bi vorasa
gen . als ir nu geseban babent . er frageda o
be si iewet bettin • dez er ezzen wolde sa
met 1 . si gaben imo gewisso . brod vn viscba .
beidu er dranc vn az . daz deder ailaz um 15
be daz . daz si irkenden des de baz . daz er
menscho vnde got was .
THome sido sagedun . daz si geseban ba
bedun . i alle wis undotlich . daz dutb
in vngelovbiib . si ne mottben imo nit ge 20
weren . daz er vf ir standen were . er ne
skine inder selben not . als er wart gemar
delot . sofx ieinemo hus gescahc . beslozenen
duren igan . daz ovcb di andere ane sando
F, 2t 22. («t)oer] vom n der erste strich weggeschnitten,
G, 1, 5. dralhin] so die hs, 9* hinter v/ndaa fehlt der punet,
13. iewet] so hier, #. 2, 14 iwet. hetlio] die hs, hat betthio mit ei-
nem tilgungspuncte über dem zweiten b. 18. lies si do (vergi,
s. 2, 20).
G, 2, 1. die zeiie der länge nach schräg durchgeschnitten, so
dqfs von den drei letzten Wörtern nur noch die untern enden der
buche taben geblieben sind, und nach 'gescabc' . seheint der Schreiber
aitsgelt^fsen zu haben daz Ibomas deo berren sabc. 2* li^s san . do.
•m-
272 zm ALTMriTBU)EDTSGHEN BYANGHLBIEWARMmi^
sprach der wäre godes san . pax vobiscnm .
do gmzder sine iuDgerun . vn zovcd in
sine wndun . Sine offene sidden thomä hiz 5
er griffen . mit sinen iungeren drin . do glov
beter elieclicho an in . daz er was un ver wan
delot . sin herro \n sin got . iz wart allaz vm
bedaz gedan . daz me ne cheinen zvivel dor
Eines morgenes fruo . §fen han . 10
do pet^ in dem mere vur . vnde andere
di herrun . di mit imo warun . Ir meister
si gesan . da uze indemo staden gan . er fra
geda obe si iwet vingen . oder wes si sich
begingen . si sprachen zvware • daz si alle 15
dise nalh weren . mit arbeiden daran . daz
si ne motthen nit gevan . er hiz si cesewent
halb iro . daz nezce verfan . idaz mere . daz
si dv baz irkanden daz er were samet in .
der visGO geslette . vingen si do i ritthe . 20
wnfzvc vn cehen zvc . des han wir vr
künde noh . un driero mera . di beceiche
H.
s. 1.
nen di lera daz neze iduhc m
pe( an das sp s . led
laut . do gab in der heilant (. vü)
ca gebradan . in sua \imia{t)e (. )
5. S mit ruthem striche, und hinter sidden fehlt der punet. 9. ne]
mit dem pi. des verbums, vergl. gramm. 4, 291. '\%. I mit rothem
striche, 14. iwet] vergi, i. I, 13 iewct. 16. daran] Jteitsekr.
7, 446, 16 steht durch druel^ehler daran. 18. verfan] so die hs.;
vergl, zu C, 2, 21. 19. lies irkanden . dai 20. lies gesletike
H, 1, 1. m\? der letzte strich bis auf das untere end» abge-
schnitten. 2. die zeile ist der länge naek grostentheiis ausge^
schnitten, von dem worte nach daz sind nur die untersten spitzen
der buchstaben geblieben und es liifse sieh stat vermuten , wenn ge^
schlecht und flexion dieses wertes G, 2 13 nicht entgegenstunden,
sp] vom s nur noch das oberste ende und vom p das untere verblie-
ben, s] sf oder ff von diesem und den folgenden buchstaben nur
reste der obem theile.
' ZiJR ALIVnVKLDEDTSCHBN BVAIfliaaClENHjtilfAk. ife
gab er in dar rr . daz imbis n ' ■ ' '^^.1 "^
vil wola gedrosta er sine kin^ -^BBWP ^h
Hl in ertriche §zvt * 4« *
er was . virzve daga vn v
siner van dode wider want ( • )
vnse heilant . offe montem oli(veti. ) IflT
gewalt batta . er biz di bodun ( al) ^
1er dide predien . er spracb • obe
i
^.2. mit sinen holden gerededa . daz
da d , l l ski . ^ , hc , er wor ...
• bo i di lüfte • zu siner iunge
di wolkun i enpfiengen . sint
a nieman . imo qoam igegene eng 5
( mt)chel uienege . si wrdun i mit .sänge
der cesewn . da riebeset der gotes
;idun wardeden imo §sun
z si sin nit vorder ne sahen . vA si
. zen gan zvene iungelinga wol 10
( s)prsichen viri galilei . wes wardent
temele der da hinne ueret . er sal
I.
*. 1.
erest mal gewinnan . In sal dragen ein wib(.)h{ )
der vrddeilischer cit . du wird vnselie . Mit
H, \y b. n]r nur der erste etrieh ist voltig da. 12. der pmi&t
nach spracb t'fi der hs. 13. i? oder vht
H, %, %, i , 2* von der ersten hä{fie der zeiie sind nur He
ubern, von der zweiten nur die untern enden der huehstahen übrig,
dä\ ob df d. /.] ob If »wischen d und i ein buchstab. l] ob It
ski]? vom »weiten buchstaben ist nur. die oberste spit»e gebiieben,
vont dritten nichts afs der übergesetzte wagerechte strich, er]t
wor . • .] nach wor JÜnf spit»en der abgeschnittenen hickstabon.
5. nach i %e%ent fshit der punet 8. nduo] nT es ist nur der lettUe
strich geblieben und von dem ersten die unterste spit»e, ob »u le$am
])l wigandaat der räum passte, und wigant steht mitleld. schwach
». b. in ßFackemagels Ib, 743, 35. 10. .»en] vor z nur die «m-
ferste gebogene spit»e eines buchstabens wie u e z tt. dgl. geblieben,
/, 1, I. I mit roihem striche, vom h nur die unterste spitao
geblieben. %. M mit rothem striche. 3. S mit rothem striche, von
Z. F. D. A. VIII. 18
ü
274 MARIENGRUSSE.
|-
meine vuret su ir lip . Sv wiri aoreine . der
werlde gemeine . an iro maz gerinnen (. )
teristu miuna . van vbeler gelnsie . daz barn 5
wirsista . Su muz di daga vr vullan . da in ba
s, 2.
manec geritthe . zv der lüde gesitthe . der si
ner wndero ist so vilo . daz ih ne mac nohc
ne w\\ . ue cheinemo düben . nimer vor gele
{sen) no\i gesagan . daz er so manege dugunt
habe . wände niman der nist so gvot . demo 5
er sine ceicben vor dud er ne zviuele i sinen
der nur die obere hä{fte der huchstahen geblieben, 6. S mit ro-
them striche,
l, 2, 4. ftoh] vom n nur ein strich geblieben» 6. nach dad
fehlt der punct.
MARIENGRÜSSE.
Das nachfolgende gedieht verdient meiner meinung
nach einen abdruck trotz dem ungünstigen urtheile das
Gervinus 1 , 541 darüber ausgesprochen hat, denn wie
wenig lob es vom ästhetischen standpuncte aus auch ver~
dienen magy so ist es doch in anderer beziehung merk-
würdig genug um die mittheilung desselben zu recht-
fertigen, zwar dürfen die Zeilen 390 — 392 nicht so ver-
standen werden als ob das gedieht um 1200 entstanden
wäre, indem die 5200 Jahre von Adam bis Christus su
den gewöhnlichen mittelalterlichen berechnungen des welt-
alters gehören, doch scheint es mir vor der goldenen
schmiede, etwa um die mitte des 13ä Jahrhunderts, ge-
dichtet zu sein, dieser zeit widerspricht weder der verstau
noch der reim, der keine auffallenden freiheiten zeigt,
das einzig bedenkliche wäre geslähte : brachte, wenn nicht
befser dafür, alemannischer mundart gemäfs, gesichle :
brühte zu schreiben ist, als einen alemannen bezeichnet
sich der verfafser zeile 36 selbst,*
^ [Almdo heifst doch wohl nur Deutscher, wie bei ßFalther im
munde des watschen papstes freilieh passender und bei Woißram und
andern in französischen erzählungen begreiflicher, Haupt,]
.^^
MAR1EN6RUSSB.
^n kunst der darstellung und dichterischem ausdruck
dürfen sich die mariengrUfse mit Gottfrieds lobgesang
nicht mefsen. doch entbehren sie nicht eines gewissen
Schwunges, und das eigenthilmliche versmqfs erinnert leih-
haft an den feierlichen gang der berühmten hymnen Dies
irae und Lauda Sion salvatorem. durch eine menge theils
seltener theils ganz unbekannter Wörter und ausdrücke
ist das gedieht auch sprachlich nicht tmwicktig, und an
bildem und gleichnissen auf Maria enthält es einen sol-
chen reichthum dafs Wilhelm Grimm, hätte er mehr davon
gekannt als einige Strophen aus dem anfang, die er, durch
Docens aufschrift irre geführt, ins \^e jahrh, setzt, ^ßtr
die treffliche Zusammenstellung derselben in der einleitung
zur goldenen schmiede s. xxiv — uii eine beträchtliche
ausbeute gewonnen haben würde, ifn höchsten grade atff-
fallend war mir die zweimal, z. 791 und 821, gebrauchte
apostrophe leser, der ich wenigstens in schriftlichen denk-
malern des VZn und \Zn jhs begegnet zu sein mich nicht
erinnern kann, *
Da ich seiner zeit unterlqfsen habe das gedieht aus
der Heidelberger hs, nr 341, wo es auf bL 16 — 22 steht,
abzuschreiben, so theile ich es hier nach der in meinen
händen befindlichen abschrift des Koloczaer codex mit.
am ende sind hier noch weitere 122 verse angehängt, die
aber mit den Mariengrüfsen in keinem zusammenhange
stehen und auf den ersten blick als ein für sich bestehen-
des gedieht erscheinen* da es von einer frau und zwar
keiner klosterfrau verfafst ist, will ich es hier der selten-
heil halber ebenfalls mittheilen.
Neunzehn Strophen aus den mariengri{/sen hat Docen
in den Miscellaneen 2, 244 — 246 nach einer nicht näher
bezeichneten hs. abdrucken lafsen. ich habe die lesarten
mit D bezeichnet.**
Stuttgart im mai 1850. FRANZ PFEIFFER.
<^ [leser dises baocbs, vernim Ueintteh Tritt. 2644. Haupt,]
o<> [IFiencr hs. 2677 6/. 56»» — 68*, i. Hoffmanns verzeichnü
«. 85. Haupt,]
18
276 MARIENGRUSSE.
In drin persönen ein starker got,
vertrip den leiden Behemot
Yon mines herzen twalme ,
nnd von mins mundes galme,
von den fünf sinnen, die du mir 5
gegeben hdst ze rehter gir.
sende mir den säezen geist,
der guoter dinge ist ein volleist,
ein bmnne, ein vluz, ein witer s6
der alten unt der niuwen £. 10
din helflich zeswe si mir obe
daz ich die werden wol gelobe,
diu maget wesende muoter wart.
an ir verlds nätfire ir art,
wan wir von vier gebürten lesen. 15
von erde Adam sol einiu wesen,
diu ander von Adams rippe ein wip,
von 6 noch zwei werdent ein lip:
AdAm und Eve, ir beider kint,
ich wsen daz drie gebürte sint. 20
diu vierde ist wunderlich genuoc:
ein reiniu maget ein kint getruoc,
alsam ein acker äne pfluoc
der liljen treit, und äne luoc
diu sunne schint durch ganzez glas. 25
si ist immer maget, als sie d6 was
dd sie Emdnüeles genas.
lop si dir, werde trinitas!
Du solt mich des geniezen lAn,
vil reiniu muoter wol getAn, 30
daz dir genäden nie zeran.
hilf mir volbringen solhen wAn
den ich in minem herzen hAn.
ich weiz wol daz dich nimmer man
ze vollen wol voUoben kan : 35
libertchri/t Hie hebent sich anser vrowen tan anderthalp hundert
grazze an. 5. vnd von 20. want !23. pfnc !U. lac
MARIENGRUSSE. 277
ich bin ein sündic Almän
und krse din lop alsam ein han
der sich des tages wil enstAn.
min sin ist käme alsam ein gran
der in der aschen ist bestän 40
iä gar ein richez fiar entbran.
doch ist din giiete also getdn
daz si dem sünder heiles gan.
nu entslah mir, vroawe, minen ban
unt swaz ich sünden ie gewan, 45
nach der ich in der jugent wän,
d6 ich mich bezzers niht versan,
und in der werlde vlüete ran.
bi diner giiete ich des man.
lä mich dir hie ze buoze stän. 50
gnäde sol vor dem rehte g&n;
s6 kum ich wiz alsam ein swan
öf Jdsaphät den witen pldn
unt var mit den gesegenten dan,
s6 daz gerihte wirt getdn. 55
Maria, lichter trfimontän,
ich bin din armer kapelän.
verwäze von mir den Salin,
der durch höchvart von himei entran
und als ein eher ist gezan 60
und hat alsam ein katze gran.
mit sinen krumben scharpfen kl4n
er schale df lAterr wolle span
ftkampen für guoten ypriftn.
dd viel er in der helle tan 65
und ist des abgründes furspan.
da endet sich der rime ian
und hebt daz ßrste fünfzic an.
Wis gegrüezet, Jess6 kiinne,
lop der engel, vröude, wünne, 70
fürstenkint uz knneges stamme,
42. ^t 46. In d. j. ich w. 64. ymprian C ypridn, woiien-
tueh von Ypem in fFesIflandern; vergt. von der Hagtns MS, 4, 539.
69 = 6 I). 70. werde w. D,
278 MARIENGRUSSE.
gotes tohter, Kristes amme.
Wis gegrtiezet, Aardnes gerte,
dia mit niizzen daz beherte
daz ir berre und ir geslsebte 75
gote sin opfer willic brachte.
Wis gegrüezet, stüde dornic,
Movseses Giiwer sanfte zoraic.
daz bran and verbran doch nimmer :
also bistu maget immer. 80
Wis gegrüezet, vel des schafles,
Ged66nes toaw des saffes,
trdr, der uns von himel getrörte,
dd diu öre den gruoz erhörte.
Wis gegrüezet, des paradises 85
liehtiu bluome, bluost des rises
Ak daz leben wehset äre,
vröuden sänge, saelden hufe.
Wis gegrüezet, himelvrouwe!
neig din öre her abe und schouwe, 90
waz noch nifteln onde neyen
lebt mit jdmer hie von Even.
Wis gegrüezet, reiner säme!
dich geruorte von AdAme
niht wan gehurt, dar nach du wsere 95
valsches vri, gar sünden laere.
Wis gegrüezet, rdsen anger!
dö dd Kristes wurde swanger,
dö want siden zuo dem golde
gotes wisheit, als si wolde. 100
Wis gegrüezet, liljen garte!
bi dir stöt uf Siöns warte
manic tusent meide schöne,
den git allen lieht din kröne.
Wis gegrüezet, edliu gimme! 105
72. Christas D. 81 = 7 D, 81. velde C. schafes D.
82. saffes D, tapfaes C, 83 = 8 D. 86. blat C. 87. do CD.
waktet D. 88. sages C. 89 = 9 D. 90. oeige C. 91. nif-
t«l D. 94. fernste 95. eie n. w. 97 = 3 D, 99. la Ü,
az C. 101 =4/1. 105 £= 5 D.
MARIENGRÜSSE. 27»
wes sin, wes munt oder wes stimme
mac volsprecben din gezierde?
daz tet niht Salmdn selb vierde.
Wis gegriiezet, süeziu tohter!
der jade saohte, döne mohter 110
an dir mftsen niender vinden,
diu von manne solde kinden.
Wis gegrüezet, der propbftteu
wünsch, die girde nach dir b6ten,
den du süeze in munde waere 115
6 din schin uns liebt gebaere.
Wis gegrüezet, balsamtropfe!
diu wäre minne dz dinem köpfe
drie streuen gegen uns vlihtet,
der stric uns ze himel rihtet. 120
Wis gegrüezet, kläriu sunne!
van dir hat der himel wunne.
>
sunnen schin ist din gewaete ;
s6 gar was diu kiusche staete.
Wis gegrüezet, himelvane! 125
dine füeze hat der mftne
uf im ; nieman des niht waene
daz din scbamel si von spaene.
Wis gegrüezet, vrouwe gerne!
uf din houbet zwelif steme 130
«
sint gemachet zeiner kröne
von dem wisen Salomöne.
Wis gegrüezet, margariten
voller acker! din nam witen
hillet, schulet, hi4, bi4! 135
hilf uns, hilf uns, guot MariA I
Wis gegrüezet, muschät stingel!
umb din kröne göt ein ringel,
da die zwelf an einer zile
steine ligent 4ne vtle. 140
Wis gegrüezet, brunne lAter!
106. mnt C. oder tt. D, 107. mobt uzspr. D, 108. Salonon
selbe C. 109 =: 10 D. 110. Jud s. do eom. D. 121 = 11 D,
Wi = \% D. 134. Dtme 141 == 13 D,
2S0 IMARIENGRÜSSE.
Jsüias dich beduter
wilent mit alsolhem maere,
daz eiu maget ein kiot gebaere.
Wis gegrüezel, honeges vlade! 145
hilf UDS armen zuo dem slade;
liehler merstern, leite und wise
ans zem vr6nen paradise.
Wis gegriiezet, morgenroete!
hilf den s^ien uz der noete 150
die daz vegeßur iä eitet;
din tr6st si ze bimel leitet.
Wis gegriiezet, reiniu erde !
hilf mir daz ich nimmer werde
g^r noch ermel in daz muoder 155
da diu helle nimt ir luoder.
W'is gegriiezet, edel vrie!
dich bezeichent wol diu bie,
diu trcit wahs und honec ze hüse :
got wart mensche in diner kliise. 160
Wis gegriiezet, zuckerstücke,
zimmin rinde, mirren rücke!
ziuch uns nach dir üf der str^e,
daz wir gön nach dinem wdze.
Wis gegriiezet, und geruoche 165
bilen daz ich an dem buoche
dines sunes si genennet,
der die sinen wol bekennet.
Wis gegriiezet, wurm der siden!
swaz die Juden dich geniden, 170
als daz wiirmel sich bewindet,
Krist man bi dir, maget, vindet.
Wis gegriiezet, lichter morgen,
des heiligen geistes orgen !
die stimme lastet wol ze beeren 175
got mit allen bimel koeren.
142. aUns dich C. 145 =: 14 D. 146. lam getlade D. 148.
iiUB D, IQ dem C, 149 = 150 D. 149. rot C. 150. not C.
151. wilde fegfiur e. D. 153 = 16 D, 155. gere C. 157 = 17 V.
162. ze Biooe not C. 165 = \^ D. 169 =: 19 D. 174. geislen C.
MARIENGRUSSE. 281
Wis gegriiezet, süezer Abent!
nftch dir df der wante trabent
meide im vinster mit ir palmen,
die got siDgent lop und salmen. 180
Wis gegriiezet, 6rstiu vige !
hilf mir daz ich nAch dir stige
dar da sich daz lebeu lenget,
vröude breitet, jämer eoget.
Wis gegriiezet, violstiide! 185
swaz der ketzer von dir soüde,
dich muoz al diu werlt vl6hen:
si sint din eigen, niht din l^ben.
Wis gegrüezet, wines trübe!
hiufel sam diu turteltube 190
b4st du, dar zuo tubenougen,
die wol sehent gotes tougen.
Wis gegriiezet, snmerlatel
wirouches ruch liz ar6mAte,
spinat, gaffer und al^ne 195
ist gegen diner süeze ein kröne.
Wis gegrüezet, spica nardes,
veldes bluome, kl6 des hardes.
zeder, mirrekafse, mandel,
i& cypresse sünder wandel. 200
Wis gegrüezet, grüener sdmiti
ez kumt nieman in din hAmit,
wan die engel unt die meide
die sint bi dir df der beide.
Wis gegrüezet, r6se dn dorne, 205
benim uns dines kindes zorne,
daz wir kumen zuo dem tröne
da got wonet mit dir schöne.
Wis gegrüezet, maget Marie!
dd uns all von sündeu vrie, 210
daz uns ir keiniu niht envelle
in die grundelösen helle.
193. do C\ 198. aleae, kelenen kraut , inula helenium, alant,
199. katse 202. er k. 204. der fehlt. 205. ane dorn
211. aos kein Bünde a. e.
282 MARIEN6RUSSB.
Wis gegriiezet, Dftvides iire!
bi dir ist der vröaden vire.
swem diu seile ze rehte erklinget, 215
sam der rebt der balze springet.
Wis gegrüezet, himelrinc,
aller tugent ein ursprinc,
entsliuze uns üf die bimelporten,
Marjä, mit dinen süezen Worten. 220
Wis gegriiezet, küneginne,
JerusaI6mes liebtiu zinne,
Si6ns tumes mure starke,
Salmdnes tempel, gotes arke.
Wis gegriiezet, keisers adel, 225
weizengarben voller stadel,
wol mit liljen übersticket,
da sint rösen in gezwicket.
Wis gegrnezet, walt der kesten!
4ne dorne für die besten 230
hoere ich lesen, singen, scbriben
dich uz meiden unde Az wiben.
Wis gegriiezet, goldes liste,
iä sich selbe got in briste:
durch din 6re dranc diu nadel; 235
du bist immer 4ne tadel.
Wis gegriiezet lichter sumert
nftch got lebet also frumer
nieman der sich dir geliche,
uf der erde noch in himelriche. 240
Wis gegriiezet, himelslnzzel,
himel leiter, himelsprüzzel,
an dir steic Ad4m von helle:
6re dich swer genesen welle.
Wis gegriiezet, himelporte! 245
hilf mir, daz ich an dem orte
216. sam ein rech? 221 =z i D, 223. Sion tarnes C, Sioos
laroe D. vil st. J), 225 = 2 D, 226. garbe D, 227. um-
best. D, 228. do D. 234. do — priste 235. über die em-
pfängnis durch das ohr vergl, tFalther 36, 33 — 37 und GotifriedM
lobgetang 49, 0. 243. steit 24i. Mao ere d.
MARIBNGRUSSB.
st6 d& got die rehlen mizzel
uDt der wiostero sebar Tergisset.
Wis gegräezet, reiniu wölke I
Af dir quam zao siDem volke 250
gotcs sun in dise vinster
ob der zeswen an die winster.
Wis gegrüezet, donerstrftiel
du bist in dem himelsAle
Salmönes tr6n, gotes geaidel, 255
Dftvides berpfe, seitevidel.
Wis gegrüezet, unde erkenne
daz ich, vroawe, selten nenne
dinen namen in dem getibte:
daz kumt von der rime nibte. 260
Wis gegriiezet, staetiu triuwel
din genäde ist immer niuwe
biz der bimel sich verk^ret
unt diu erde ir hab gerfiret.
Wis gegrüezet mit den Worten, 265
diu sprach ab des kriuzes orten
din sun zuo dir, tobter Annen
d6 er dich bevalch Johannen.
Wis gegriiezet, Ane wtwen
Kristes muoterl lebens 6wen 270
bAt daz werde hofgesinde
von Si6n bi dinem kinde.
Wis gegriiezet an die füezel
hilf mir, vrowe, daz ich gebiieze
miner sünden massenie, 275
als von Egypten tet Marie.
Wis gegrüezet an die hende!
hie daz fünfzic hAt ein ende,
daz wir hie mit wünsche rftmeni
hilf uns zao dir. dmen, 4men. 280
Ein wunder wilen ft geschach,
daz maneger muoter kint sach :
ez was seba mänöd unt driu jär
247. do 251. diter 252. ob] von? [ab UpL] ['264. har? i/pt.]
280. ein Ameo fehlt
284 MARIENGRUSSE.
ungeregent, daz ist war.
daz quam von eines mannes bete, 285
Ht^lyas, durch den got daz tete.
daz was ein swaTiu gotes zuht.
diu erde gap deheine fruht.
dar nach der kiinic sich bewac,
der dd der Juden volkes pflac, 290
er fuor dA er Eljram sach.
'bit got umb uns' hinzim er sprach:
*daz volc vertirbet 4ne wer.'
der wissage sante gegen den mer
sincn boten für sich dar. 295
er sprach 'nu nim der wölken war.'i
der böte sprach, d6 er quam wider,
'ich sihe niht wölken uf noch nider/
er sante in biz an siben stunt.
d6 quam er wider unt tet im kont 300
'ich sihe ein kleinez wolkelin,
daz hat eines menschen schin
und g^t df rehte von dem mer.'
dar nach quam regen» ein michel her
unt gap diu erde fruht genuoc. 305
diu wölke, diu den regen truoc
in unser gar unberndez laut,
daz bist du, reiniu maget erkant,
geborn uz dirre werlde vlnot
diu sam daz mer nfi wuetens tnot; 310
der regen gotes sun, diu kint,
von dem diu laut erßuhtet sint,
der ist der siben gäbe wirt.
vil reine fruht diu erde gebirt,
die rehte erfiuhtet solhez trAr. 315
neige, vrouwe, mir din Ar,
wan dir zeran erbermde nie:
Thoßlum dir diu helle lie.
ich hebe daz ander flinfzic an
durch dich, Mari& lobesan. 320
291. do. 1293. verstürbet — we 295. gar dar 31t. wegen
315. solchen 318. dir] der 319. and b. — bie an
MARKNGRUSSB.
Vrewe dich, aller rronwen yroawe I
nie wart in der sünden touwe
naz der soom an diner wsete ;
s6 gar was din kinsche slaete.
Vrewe dich daz din got geruochet 325
zeiner mnoter and an dich snochet
daz dd sinen san gebserest
unt doch immer maget wserest.
Vrewe dich, vronwe, solher maere,
daz dd loesaerinne wcere 330
aller vronwen von itwizze,
den brach EvA mit dem bizze.
Vrewe dich daz dd an dem r&te
bi der hAhen trinitAte
waere, dd got gedähte loesen 335
Adaais künne von dem boesen.
Vrewe dich, vronwe, dd gehieze
dtnen magtaom gote und lieze
leben lip wort unde sinne
an die wären gotes minne. 340
Vrewe dich! under dinen rippen
wart got mensche; in einer krippen
was din reinez kindel betten;
obs and esel bi dir tretten.
Vrewe dich, vroawel sander smerzen 345
träge dd bi dinem herzen
himelbröt, der engel spise,
anser heil in kindes wise*
Vrewe dich daz got des gelaste
daz din süezer mant in koste. 350
dd wand in in diner windel
dinen schepfer als ein kindel.
Vrewe dich, vronwe, daz die drie ,
künege rtch von Arabie
dinem sane ir opfer brdhten: 355
zeinem kcineg si sfn ged&hten.
Vrewe dich, daz din reinez opfer
Silber golt was noch daz kopfer,
Z^^, BUüwu t. 3;^. din t. 327. dioen
286 XAII1KN6RUSSB.
wan zwei dabd, d6 da wollest
g^n ze kirchf n als da soltesL SM
Vrewe dich, vroawe, dax da wvre
din SUD nnde din sehepfxre
wazzer hiez zf §:aoteoi wine
werden darch die liebeo dine.
Vrewe dich, daz dia waoder swigent 365
dinem sune and alle uigenl:
wazzer laft fiwer and erde
dienen! im nach hohem weide.
Vrewe dich, vroawe, daz die siken
gäbe bi dir gar beliben, 370
die din schöne künden huelen,
vor der va Ischen linte wüeten.
Vrewe dich, >Toawe! die sonder alle
dich anniofent nich ir ralle
' hilf uns darch die namen drie, 375
muoter nnde maget Marie T
Vrewe dich, vronwe, solher gibe,
diu von himel qaam herabe,
daz dich vol genäden nennet
dinen namen swer erkennet. 380
Vrewe dich daz din name schinel
moi^en äbent nebten hinel,
swie die wile sinl geaiezzen:
du solt unser niht vergezzen.
Vrewe dich, vronwe, daz wir kristen 385
uns mit dinem namen vristen.
du bist uns ein vestia mAre
für der leiden helle schäre.
Vrewe dich, das du ans den brühte
der uns half dz solher aehle 390
Ak wir inne verbannen wiren
vor zwei hundert and fünf tasent jiren.
Vrewe dich, vronwe ! hilf ans vreuden,
daz wir stdn vor den bescheaden
dines kindes an dem lesten 395
362. das ztreiie dia fekii. 368. in — bohea 370. gake
371. diner 388. vor? 395. Uadea
-^y ^
bi den rehUnit bi den besten. .•*
Vrewe dich, aller vreuden spiegell
in dem oyen sam iet siegel
eitel sich nnt wird geroetet,
SQS wftrn al die sünde ertotet. 400
Vrewe dich, vrouwe, daz dtn gfiete
nie verlos alsnlch gemüete,
dune hulfesi swer dich bsete *
Sander valsches herzen rseie.
Vrewe dich von des engeis gmoze: 405
Gabriel der sprach vil snoze
'got der wil bi dir beliben,
dA gesegent dz allen wiben/
Vrewe dich, yrowe! durch dine s£le .
dranc ein swert von jAmers qu61e, 410 "^
dd dd din kint ssebe hangen
an des bteen krinzes spangen.
Vrewe dich I der die sunne erliahtet,
Sterne zeit, daz mer erfiuhtet,
den beslAz din reinez wembel, 415
unsem heilant, gotes lemheL
rewe dich, vroawe! wir gelouben
daz dd mäht die wtze betonben.
wes kan din son dich verzihen?
er mac geben, dd soll lihen. 420
Vrewe dich daz got wart gebildet
in dir mensche, gar erwildet
ist diu werlt : die seit dd riuten.
hilf uns armen kristenliuten«
Vrewe dich, vrowe, daz nie gehArte 425
Are noch herze nie bekorte
noch ich die vreude geschriben vinde
die dd bdst bi dinem kinde.
Vrewe dich, Trouwe, und hilf uns allen:
wan wier Adam niht gevallen, 430
sone hAte wir niht schulde,
diu nd beddrfle diner hulde
Vrewe dich, vrouwel swaz wir suochen,
417. gelobta 418. witae
t
.»
288 MARIENGRÖSSE.
lesen, singen an den buochen,
daz ist dines suns Urkunde, 435
wie er starp durch unser sünde.
Vrewe dich von s6 hohem prise,
daz du reiniu wser sd wise,
daz du gotes tougen triiege
uude ir eines nie gewiiege. 440
Vrewe dich, vrouwe, des besunder:
got ist fiwer, du bist zunder:
diu zwei sint also gemischet
daz ir flamme niht erlischet.
Vrewe dich, vreuden anegenge ! 445
hoehe, tiefe, breite und lenge,
swaz dar inne g4t, vert, fliuzet,
din ie gn6z und noch geniuzet.
Vrewe dich, vrouwe, vri, vrd, vrönlichl
swie der tiuvel si vil dröulich, 450
din sun was im köder und angel,
des noch hftt diu helle mangel.
Vrewe dich ! den die Juden morten,
der entsI6z die drie pforten
helle, paradis, himeltür 455
nach sin selbes willekür.
Vrewe dich, vrouwe vreudenriche !
vor des tddes not din liehe
sicher was, sam vor dem meile
din geburi an mannes teile. 460
Vrewe dich ! swie sie sin gescheiden,
Juden, kristen nnde beiden,
die sint dines sunes eigen:
habe die staeten, hilf den veigen.
V^rewe dich, vrouwe! du gebiutest 465
dinem sun, den dd wol triutest:
bi( got, gebiute dinem kiude
daz unser wize werden linde
Vrewe dich! din froht wuohs ze heile
den die Adam machte veile 470
in den t6t, die got der guote
449. vreulich 450. trewUch 454. dri 468. oot todes 468. wilxen
2'
MABIKI6RDSSB. (M9
löste mit sin selbes bluote.
Vrewe dich, vrouwe I hilf uns armen l
den dA träege an dinen armen,
dem wigt himel and erde ringer 475
denne ein vese Af minem vinger.
Vrewe dich daz flf diner schAze
saz der riebe got der grdze,
daz er macbte sich s6 kleine:
dA mite half er uns von dem meine. 480
Vrewe dich, yroawe, selber Aren!
sA sich muoz diu werlt verkAren,
erde neben himel valden,
du bist sicher in den balden.
Vrewe dich! dir kan niht gewerren: 485
die vier und zweinzic altherren
sihest da, vrouwe, vor dem trAne
sitzen, stAn ze hove s<shAne.
Vrewe dich, vrouwe, daz din houbet
siner krAne niht beroubet 490
alter, vrost, hitze noch hunger: v
bi dir wird der alte junger.
Vrewe dich I üf der erde niemen
ist wol wirdic einen riemen
dem enbinden Ane swsere 495
den dA, reiniu maget, gebere.
Vrewe dich, vrouwe l ktinege, keiser
müezen alle werden heiser,
swigen, nigen; din munt sprichet,
dA got mit gerihte riebet. 500
Vrewe dich I dA bist zallen ziten
gote vil nAhen bi der siten,
der die winde fliegen lAret
unt den snA von wölken rAret.
Vrewe dich, vrouwe I in dinem hove 505
irret niemen stein noch schrove.
got ist wirt, dA bist wirtinne;
daz schuof dir diu wAre minne.
Vrewe dich unde vrewe mir armen
475. wiget 476. mineo 491. durch h. [/. darst, hjafer. Upt.]
Z. F. D. A. VIII. 19
290 MARIENGRUSSE.
die s^le und lä dich erbarmen. 510
wir sin stoup und erde äz erden;
daz sie sint daz soll wir werden.
Vrcwe dich, vrouwe vreudeobaere I
engel, meide, martersere
bihtegaer und zwelfbolen guole 515
vre wen sich diu in süezem muote.
Vrewe dich, vrowel waz spriche ich m6re?
diu hat himel und erde ^re.
Sit wir leben von dir nftmen,
sd behalt uns. ftmen, Amen. 520
Nu hoeret, herzenliebiu kint,
diu in der toufe erwahsen sint,
ich wil iu tuon ein maere bekant,
daz ich an einem buoche vant.
daz ist genant durch den gesuoch 525
unser fron wen judenbuoch.
da st6t ir wunders inne ein bort,
wie sie kan 16nen üf daz ort
dem der ir dienstes ist bereit.
alsus daz selbe buoch seit. 530
ein armer priester wilen was,
der lülzel sanc und w6nic las,
wan er niht wol gelernet hH
des an der beilegen schrift st6t.
doch anders was sin leben guot: 535
vil rehte stuont gein gote sin muot.
er was kiusche, und h6t er iht,
des bare er von den armen niht.
sinem voike gienc er vor
als er künde uf der saelden spor. 540
sus lebte der (warte als ich sage.
eine messe sine tage
von unser vronwen die sanc er.
die treip er hin, die treip er her$
diu hebt sich rehte des gewens 545
526. jogeode? wooder? 530. alsott 531 ff' ^>' nämUehe
legende erzählt auth der tytrfyfeer det Paesionalt, #. ihtrienlegendtn
nr viii, s, 58-62.
V
.1 »^
MARIENGRÜSSB. 291
'salve sancta parens/
der audero was er gar ein gast.
wan im des amptes sus gebrast,
dem bischove er gerüeget wart:
ze hove muost er an die vart. 550
dd vrdgle in der bischof sä
'sage, ist ez war?' dd sprach er 'jd,
herre, leider, ez ist war*
iö wart der bischof missevar;
von grözem zome daz geschach. 555
mit unmuote er zuo im sprach
'ir trügenaere gar verlogen,
ir habt got unt die werlt betrogen
nü strichet rehte in gotes haz
und Sit verbannen für baz. 560
\kl messe, Ut daz gotes amt,
daz sich in iuwerm munte schämt
ze wonen : ir sit rehte lös/
alsus der ^wart ik verlas
mit urleil pfrüende und ouch sin £. 565
daz tet dem armen manne w6.
dannän schiet er äne trdst.
von sorgen wart er sit erlöst.
des selben nahtes dd er «lief,
den bischove unser vrouwe rief. 570
er antwurt ir 'wer ist da, wer?*
sie sprach ^dl bin ich komen her
umb miues kauzelseres not.
in drizic tagen bist du tot
(des hän ich minen sun erbeten), 575
dune beizest in min dienest treten
minen kanzelser wider als 6/
der bischof sdmte sich niht bi6,
er sante nach im, er quam wider:
vor dem iwarte viel er nider, 580
er bat im sine schulde vergeben,
er hiez in fingen unde lesen
als er vor gepfiegen hit.
568. liot 570. «id 4er vr. [58:2. lebeo? Mrgl. 541. Hpi.]
19*
292 MARIENGRCSSE.
er gap im spise onde w4t
die wile er lebte, alsos faor er. 535
diu reine maget urs §ewer
daz wir ir solhen dienest geben
da von wir öweclichen leben.
ir hant si ob ans nnde emieben.
hie sol daz dritte fonEdc beben. 590
Hilf uns, vronwe! wir sin bnede
von gebürte, din werc sint sncede
diu uns hülfen zuo dem riebe
iä wir leben ^mieliche.
Hilf uns unser sünde bibten 595
liiterlichen unde lihten
von gedanken Worten werken:
du mäht uns ze guote Sterken.
Hilf uns, vrouwe, daz wir weinen
unser siinde, dar zuo meinen 600
got mit herzen und mit sinnen,
unsem ebenkristen minnen.
Hilf uns armen ganzer riawe,
rehter buoze, staeter trinwe ;
gib uns sin zn dem gelingen 605
der uns mae ze himel bringen.
Hilf uns, vrouwe, uz den sunden
die wir niemen künden,
daz vei^ezzen sunde heizen!
unt die tiuvel uf uns reizent. 610
Hilf uns daz wir bie gebnezen
also daz wir dort niht muezen
brinnen in der helle fiare:
gotes güete ans dar zao stiare.
Hilf uns, vrouwe, daz wir werden 615
gotes kint, hie uf der erden
heizen mit der kristen namen,
daz wir uns sin dort ihl schämen.
Hilf uns daz ans iht erwische
gdher tot, von gotes tische 620
daz wir werden iht verbannen :
587. \rfehli. 608. ifinen k.T 613. 614. feiwer : tte«w«r
HARIBN6RUSSB. 9«3
hilf uns, vroawe, dar not danoen.
Hilf uns, vronwe, darch die dinen
reinen mnoter, lä daz schinen
daz nie bezzer kint von wibe 625
wart geboren dinem libe.
Hilf uns durch die reinen bürde
der du maget swanger wfirde
und maget trü^e und onch geb»re,
daz wir werden sunden laere. 630
Hilf uns, vrouwe, durch den Ersten
blic den dd tset an den bteten
sun, der gotes einbom heizet,
gegen den tiuvel der uns reizet.
Hilf uns durch die kristes blicke, 635
die er tet an dich vii dicke
als ein kint an sine muoter:
swaz dd wilt, durch dich daz tuoter.
Hilf uns, vrouwe, durch die vorhte
die Herödes der verworhte 640
mit den kindem an dir mähte,
diu er sluoc unt dich erschrahte.
Hilf uns durch daz reine vliehen
nftch Egypten : durch daz ziehen
got dd ziige an dinen brüsten, 645
des dich mohte wol gelüsten.
Hilf uns, vrouwe, durch daz grüezen
daz dd taete den vil süezen
sine kintheit in der wiegen,
daz die vinde uns iht betriegen. 650
Hilf uns durch die süezen vräge
die dd t%te sine mAge,
dö dd sin bi dir niht funde,
dö er irste Kren begunde.
Hilf uns, vrouwe, durch daz schrien 655
daz durch Märten und Marien
dd gesehaeh von MagdalAn,
dd Krist Lazamm hiez ersten.
•33. eioborner 641. wtbte? 64!2. do er — erertcle 651.
dorcb] daz 657. Magdaleoen
2»4 MARIENGRUSSE.
Hilf UDS darch die toufe reiue
in dem Jordan, dd gemeine 660
Kristus ab wünsch al die sünde
die man in der toafe fünde.
Hilf uns, vrouwe, durch die vasten
die Krist tet, daz wir gerasten
bi dir, sd wir scheiden hinnen, 665
daz wir mowe sd gewinnen.
Hilf uns durch den siiezen hnnger
den Krist leit und sine junger,
dd er an den vicboum snohte
fruht, niht vant und in yerfluohte. 670
Hilf uns, vrouwe, durch die Itre
die er IMe, uns euch bekdre
baz g6n im, gdn dir, vil guote,
muoter, maget, wol gemuote.
Hilf nns durch daz werde enpfähen 675
mit den palmen, dd Krist nfthen
Jerusalem der stete wolde,
da er Idrte daz er solde.
Hilf uns, yroQwe, und wis gemant,
er brach sich von der Juden haut: 680
dd weich im der stein hiez wichen
und der yftlant lesterlichen.
Hilf uns durch daz manditezzen,
daz Krist nam ; niht wart vergezzen
vrftgens di, wer in verriete: 685
JAdas nam des tddes miete.
Hilf uns, vrouwe, durch die bete
die Krist sinem vater tete
alsd, ob ez mügelich waere,
daz diu marter in verbaere. 690
Hilf uns durch daz reine bägen
daz er tet, dd slAfent lägen
sine junger, die er wakte
unt sie Az dem slAfe ersohrakte.
Hilf uns, vrouwe, durch daz valien 695
Ml. Critt tbe w. aller der t. 677. stat 678. do 688. dinem
600. gebere 691. rein enphaheo 60^. tet« tl.
l
MARIENGRÜSSB.
siner venjen, daz wir allen
unsem vinden an gesigen,
boesen geiaten ob geligen.
Hilf ans dorch die söezen tropfen
die Krist lie daz wirt noch idopfen 700
an daz herze mit den triawen,
daz uns nnser sünde riawen.
Hilf ans, vrouwe, durch daz warten
daz er tet dort in dem garten
dft er inne wart gevangen 705
mit des leiden knases aAgen.
Hilf ans durch die bant der hende
daz wir nemen rehtez ende.
dft an uns ist kramp, daz slihte.
sus gienc dtn sun für gerihte. 710
Hilf uns, vrouwe, durch das wuofen
daz die Juden mit ir mofen
titen uf ir rehten herren,
daz wir uns von sünden verren.
Hilf uns, reinin, durch daz spien 71S
daz sie tAten an den vrten,
daz uns nimmer werde tiure
wazzer in dem vegefiure.
Hilf uns, vrouwe, in diner pflege
durch die Kriites halsslege, 720
daz wir dort iht werden veige,
daz Krist sine wunden zeige.
Hilf uns durch die keatigunge
die er leit von judenzunge,
durch die vilUt an der siuie, 72S
vor des leiden tinvels griuie.
Hilf uns, vrouwe, durch sin kroonen
mit den dornen, daz wir hoenen
unser vinde datz drier bände,
die werlt, daz vleisch, die vAlaode. 730
Hilf uns, als Krist sante Pi&ter
wider half, verlougent hfeter
sin dristunt; leider wir vil m6re:
daz vergeh uns got der h^re.
296 MARIENGRUSSE.
Hilf uns, vrouwe, durch die vreise 735
die Krist h^t uf tödes reise,
d6 PilAlus twuoc die hende,
daz uns vinde rehter ende.
Hilf uns durch daz süeze weinen,
daz die vrouwen über den reinen 740
weinten gegen dem trute. owi, da
ieit din herze n6t, Maria!
Hilf uns, vrouwe, durch daz kriuze,
durch die nägel vor der schiuze
die der tiuvel üf uns tihtet, 745
strik mit listen gegen uns rihtet.
Hilf uns durch die Kristes marter
diu din her^e twanc vil harter
denne ie muoter kindes sterben,
daz wir armen iht verderben. 750
Hilf uns, vrouwe, durch die wunden,
der sint fünfe, daz wir fuuden
also werden mit fünf sinnen
daz wir ruowe dort gewinnen.
Hilf uns durch die begrebde Kristes, 755
sd der lip wirt würme und mistes,
daz diu s61e ir herren werde,
der sie gap in unser erde.
Hilf uns, vrouwe, durch diu msere,
der du, vrowe, mit triuwen waere, 760
d6 man sagte 'Krist ist erstanden
von des argen tddes banden/
Hilf uns durch die dinen vröude,
d6 er dir b6t sin beschöude
nach der nrstende nnt den vronwen, 765
daz wir in ze himei schouwen.
Hilf uns, vrouwe, durch daz kapfen
daz du taete üf sinen stapfen,
dö er steic vermezzenliche
zno dem vater in sin riebe. 770
Hilf uns durch daz reine senen
745. der fehli, 762. haodeo 763. vrenden "' 764. beschea-
den 770. sinem
HARIEN6RUSSB. 297
des din lip sich muoste wenen,
dd du Kristes üiht m^ ssehe,
daz er uns' dort iht versmaehe.
Hilf uns, *vrowe, durch dine reine 775
unt durch den geist der dich gemeine
wart gesant vor aller zunge
der zweifboten samenunge.
Hilf uns, hilf uns! wir sin din: j4,
du bist guot, vii guot, Marift. 780
kum uns an des tdden herte,
wis geleite und ouch geverte.
Hilf uns, yrouwe, an dem bittern
tage, d6 die Übeln zittern
(sagt diu Schrift), aldä got rihtet, 785
alliu dinc nach rehte slihtet.
Hilf uns, hilf uns an dem ende,
guot Maria, nieman sende,
selbe kum, hilf in die krftmen
uns vil armen, amen, amen. 790
Leser, wilt i& beeren nä,
von mir berihtet bist dt).
der fünfzic sint mit alle driu;
daz solt du wizzen umbe wiu.
daz 6rste fünfzic, sich, daz sprich, 795
daz unser yrouwe grüeze dich,
sd sich din leben klieben muoz.
mit fünfzic venjen suoche.ir fuoz.
verdienest du ir süezen gruoz,
dir wirt nach tdde sorgen buoz. 800
Daz ander fünfzic ist geströut
in ir 6re, diu wol vröut
mit vröude diu niht endes hAt.
mit fünfzic venjen, ist min rät,
der vreuden sprüche für sie ströu, 805
daz sie dich an der s61e gevröu
und ner vor boeser geiste dröu
s6 i& muost varen durch diu göu.
775. urfluoch vr. 776. durch g.? 801. vrcnden 805. vor sie
ttrewt 806. gerewt
298 MARIENGRUSSE.
Daz dritte fü'nfzic helfe gert.
ez wart nie küaic alsd wert, 810
er möhte ir helfe gerne gem.
bit du, sie kan dich wol gewern,
mit niun venjen üf dia knie;
die zehenden solt du vallen ie
gestraht zer erde enkriuzestal. 815
der werdent fünf über mit der zal
in ^re der fünf wanden sin,
der marter leit durch sünde din.
und volgest du dem rate min,
du legest vil saelde in dinen schrin. 820
Leser, ich wil dir sagen mft.
dir tuet vil lihte daz venjen w6.
niht amtes lihe ich dir dar an:
wan obe dich got selbe erman,
daz du sin muoter 6ren wil, 825
s6 stecke ouch selben dir ein zil.
du weist wol waz du bringen mäht,
diu woche hat ie siben naht:
dar zuo gehoerent siben tage,
die sint gekloben als ich sage: 830
zwelf stunde hat ein ieglich tac;
ob dir der einiu werden mac,
die du vertribest in ir lobe
(du solt niht wsenen daz ich tobe),
sie habt dich dinen vinden obe 835
und muoz dich l&n des tiavels klobe.
81!2. ja k. ich 815. gestracket zu der 816. fnnfe aber al
8!^. seiden 8122. venif^n
GEDICHT AUF MARIA
VON EINER FBAÜ.
Avd MariA, lebe
vri vor leide! von der gebe
Emftnuel der engel sprach,
mit selbem gruoze er dich gesach.
GEDICHT AUF MARIA.
'al der wibe gesegentia zahlt 5
rein gesegenet ist din fraht.*
ja hiez der engel Gabriel,
an der botschaft was er snel.
gnftde liberwaut dich :
vil reiniu maget, erhoere mich. 10
ach, leider, ich vil stindic bin;
nn troBste mich, du trcesterin.
ich hän geworben wider got
au den gedanken. nit, haz, spol,
pärftt mit ougen, valscher mnot, 15
lösiu zunge, sünden vlnot
erbet mich von werken an.
nie gevidch ich sünden bau.
an boBser rede was ich bei.
predege vl6ch ich, lugenspei 20
6ren sinne hiten liep.
min herze ist valscher rede diep.
ich hän gesundet an den vater.
nieman lebt sd sünden sater
für baz an dem sune gbtes. 25
siner 16re, sines gebotes
truoc ich niht von kirchen heim.
6 mich begriffe sünden leim
kam ich leider niht zuo dir.
vrouwe, wis genaedic mir, 30
Marid, daz A& vil wol weist,
bin ich iht sündic an den geist,
er heilic drie, er heilic ein.
nim dich fürwart wan enzwein.
er sol dich wol an mir gewern: 35
des ich dich bite, des solt du gern;
ja wsere ich anders gar verlorn.
kum für, erwende gotes zorn,
trage für mich da ze hove
alle Sünden; herte schrove 40
twingent mir arm unde bein.
vrost der sünden sam ein stein
40. allen
300 GEDICHT AUF MARIA.
in mmen herzen hat sin nest.
ich bin niht wan der sünden lest.
Maria, noch klag ich dir m6. 45
vil gesundet an der ^
leider hän ich armez wip,
ich und min man sollen ein lip,
er und ich er also sin,
rein sam ein turteltiubelin. 50
in beiden, des ich mich niht vleiz,
bin ich gegangen durch den kreiz.
vrou Hdhvart gie mir ailez bi.
swie ich ein sü'nderinne si,
6 ich verbaere dinen rät, 55
entriwen, ich iieze uf ein rät
binden mich, ich sündigiu.
erbe mich, vrouwe, ich bin din diu ;
nim dir die s6Ie, der lip var,
erde in erde, wiirme nar: 60
dar umbe ich lützel sorge trage.
ich hän gesundet an dem tage
zweinzic stunt, und in der naht,
trut vrouwe, des weiz ich niht aht.
vergezzen sünde treit min äs. 65
swie mir min ebenkristen was,
ei mich, ich was im selten guot.
reht als der gir dem äse tuot
vast ich die sünde in minen kröpf.
kiime der wimpel üf dem köpf 70
min kiver ruorte. sunder schäm
fuor mir der gotes licham
äne riuwe durch die kel.
vrouwe, min här und min vel
ebent ich, die wät ich vielt, 75
nie tac ich dinen sun behielt.
triiric mir der engel min
rämen muoste die huote sin.
ich tuon anders nü nicht m6.
swie viel ich hän gesundet 6, 80
[49. /. er ich und ich er als6 sin ffpt] 68. gier
GEDICHT AUF MAKIA. 901
tuot mir der sünden bärd^ w6,
für dich süröu ich sie sam den sii6.
ich bin din eigen, swiez ei^6,
daz du mir helfest staete m6.
Dich grüezet sus min kranker sin. 85
vi] barmherzege künegin.
da bist der sündaere leben, 4
ein süezer trdst in ndt gegeben,
minen gruoz ich dir bringe,
unser armen bester gedinge. 90
wir Sünder ruofen hin zuo dir.
in disem eilende si wir
diu vil schuldegen Even kint,
diu von gebürle bloede sint.
wir klagen und ruofen uusern vai 95
dir in disem jämertal,
da weinen unde truren ist.
wol uns, daz du ze himel bist,
eiä, waz der wären minne
unser werde vogetinne 100
diner kiuschen ougen brehen
hiez erbermeclich an sehen?
wir Sünden späte unde fruo.
k6r uns din antlütze zuo.
dich suochet armer sünder flubt. 105
dines gesegenten libes fruht,
J^sum, bi dem du bist bliben,
zeige uns, swenne wir sin vertriben
nach disem swaeren eilende,
wir valden dir unser hende. 110
d wol, du senftigiu, ja
hast dd vil tugent, Marjä;
6 wol, dd reine guote, ja
bisiA des mers stern, MarjA;
6 wol, du süeziu muoler, jä 115
bistA gnaden vol, Marjä.
des sulle wir geniezen.
nu läz uns entsliezen
diner milten güete
a02 AUS RONRAD STOLLES ERFURTER CHRONIK.
durch din hdchgemiiete. 120
got si gelobt, ez sol geschehen,
daz wir in mit gesange sehen, ftmen.
* AUS KONRAD STOLLES ERFURTER
CHRONIK.
Konrad Stolles thüringisch-erfurHsche chronik besteht
in der unstreitig von dem verfqfser selbst herrührenden,
aus Caspar Sagittarrus nachlafse in die universitätsbib/io-
thek zu Jena übergegangenen handschrift aus 337 quart-
blättern, die beiden deckbldtter abgerechnet, wovon 9 den
titel und das inhaltsverzeichnis ausmachen (bl, i — ccxlvii)
und xLii bis XL\ni herausgeschnitten sind; zwischen cclxxi
und ccLXXii beßnden sich 12 nicht numerierte blätter und
cr.Lxxxxv ist doppelt, auf einer seile stehen abwechselnd
81. 32. 33. 34. 35. 37 Zeilen, das zweite blatt enthält
folgende bemerkung über die früheren besitzer, 'Der
Ehrenveste unndt Achtbare Herr Georg Eckoldt vorneh-
mer Burgerr unndt Kauffmann in Erffurdt verehrte mir
difs ohle Buch darfur ich gantz danckbar bin. Actum
denn 10. Martii anno Xsti 1638. Casp. Matthaei mppia^
ob diese handschrift von dem letzteren unmittelbar an
Sagittarins gelangt sei ist ungewiss; dafs dieser aber die
darin mitgetheilten , sonst nirgends, wenigstens nicht in
gleicher ausfährlichkeit vorkommenden nachrichten, be-
sonders in der Historia der grafschaß Gleichen (Prankf.
und Leipzig 1732) sorgfältig benutzt habe bezeugen
mehrere stellen dieses erst nach seinem tode von E. S. Cy-
prian herausgegebenen buches; sie sind aber nicht immer
mit diplomatischer genauigkeit und beibehaltung der ur-
sprünglichen Schreibart abgedruckt.
Die gegenstände die der chronist bald kürzer bald
ausführlicher abhandelt sind folgende, er beginnt, nach
der weise seiner Vorgänger, milden fernsten Jahrhunderten.
bl. .1 Wy Noe dy arcben gebawet hat.
AUS KONRAD STOLLES ERFURTER CHRONIK. 301
bl. im. Wann dy stad trere gebuwet wart. — Von
der borgk kuffehusen in Doringen.
yon bl. XVII geht er über zu der geschickte Thürm"
gensy Wy dy Doringe unndt dy Sachsen velc mol mit ein-
ander gestreten haben.
bL XXX — XXXIII. LXIII — LXVII. XXV — XXIX. LXVIII — Lxxir
enthalten das leben der heiligen Elisabeth und die zahl-
reichen von ihr verrichteten wunder.
bl. XXXIX f. bruchstücke aus der geschickte der thü-
ringiscken landgrafen^ erzäklungen von merkwürdigen
zu Erfurt vorgefallenen begebenkeiten , feuersbrünsten,
tkeurungen^ ungewittern, seucken, kometen, stürmen, erd-
beben, Sonnenfinsternissen, grofser kitze ^ karten wintern,
reicken ernten an getreide und wein, auck die gesckickte
der grafen dieses landes wird dabei nicht aufser acht ge-'
lafsen, jedoch ohne viele neue aufschlüfse darüber zu geben.
Am ausfükrlicksten verbreitet sick Konrad Stolle über
das was er selbst erlebte, die zwietrackt zwiscken dem
kurfdrsten Friedrick und dem kerzog fVilkelm zu Sacksen,
bl. cxii. cxxii. cxLVii, und den sogenannten säcksiscken
bruderkrieg, von dem er viele interessante einzelkeiten
der nachweit aufbewakrt kat; hier ist er am vollständig-
sten und als genauer, unparteiiscker beobackter, der nickts
okne sorgfältige prüfung wiederkolt , verdient er vollen
glauben, zumal da seine aufzeicknung auck sonst mit den
berichten wahrkeits liebender zeitgenofsen übereinstimmen.
bl. cLXiv — CGX. Von dem grofsen mechtigen krig der do
was an deme Rine czwischen dem stifte zu Köln und deme
hercoge von Burgundien. sekr weitläußg und, wie Stolle
selbst bl. cxxiv erklärt, gescköpft aus den mündlicken er-
zäklungen von tkeilnekmem und augenzeugen dieser hart-
näckigen kämpfe, mit beifdgung verschiedener damals be-
kannt gewordener sich auf dieselben beziekender Volkslieder.
bl. ccxi ff. li^em erzäklungen von at{fserordentlicken
naturersckeinungen und landplagen (z. b. keusckrecken)
und andern merkwürdigen ereignissen in Erfurt und der
umliegenden gegend, daselbst veranstalteten wallfakrten,
sckütsenköfen, glockentaufen.
304 ADS RONRAD STOLLES ERFURTER CHRONIK.
Von bL ccxxviii an widmet der verfqfser dem zwiste
der Stadt Erfurt mit dem erzbischofe zu Mainz und den
markgrafen zu Meifsen und einzelnen vorfallen während
seiner dauer vorzügliche aufmerksam keit, beigefügt sind
verschiedene damals durch öffentliche anschlage erschie-
nene bekanntmachungen und vertrage von den jähren
1480 — 1483, die zum theil auch in Falkensteins Erfurter
chronik zu lesen sind, desgleichen Eyn 1yd von den von
ErfTort unnd dem biscboff zu Mentze mit der jähr zahl 1481.
bl. cccvi. ccxxiii folgen mehrere anhänge {einige in la-
teinischer spräche) die mitunter das ausländ, den Türken-
krieg in Ujigam im j. 1526, und begebenheiten zu Rom
in diesem und den i530r jähren betreffen, ferner lieder
meist satirischen inhalts auf die religionshändel während
der lutherischen kirchenverbefserung. sie sind von ver-
schiedenen händen. Konrad Stolle selbst scheint seine
nachrichten mit dem j, 1493 geschlofsen zu haben; we-
nigstens werden sie nach dieser zeit immer kürzer und
unzusammenhängender, ob man die letzten aufzeichnun-
gen von 1499 und 1502 dem verfafser selbst oder einem
fortsetzer seines werkes beilegen müfse, liefst sich nicht
mit gewissheit behaupten; hingegen ist es keinem zweifei
unterworfen, dafs alles was die chronik bis zum j. 1493
enthält von ihm niedergeschrieben oder wenigstens gesam-
melt und dem buche einverleibt wurde.
Alles was wir von Konrad Stolles leben w\ßen, be-
schränkt sich auf seine eigenen mittheilungen an verschie-
denen stellen seiner chronik, die wir hier wörtlich wie-
derholen,
bl. cxviii, bei dem j, 1446. Do disse geschieht also
erging, do was ich Conrad Stolle der ditte geschreben had
by mynen xvj jaren, also das ich der ebentnre wol gedachte,
und was do heime in deme dorffe zu Czimmem under deme
Eitersberge, do hatte ich vater und muter und ging do by
einen kerchenere in dy schule unnd sach auch dy für der
dorffer vmme her jn des jungen hern lande das man dy
braute , do fioen alle lute jn deme erffortischen gerichte jn
dy stad Erffort mit orem guthe unnd habe, unnd das ge-
schmide us den kerchen unnd alle glocken das fürten alle
ACS KONRAD STOLLES ERFURTER CHRONIK. 905
dörlTer jn die stad Erffort unnd bleib oach kein man jn den
dörffem : sy besoldeten sich das sy gefangen wurden.
bl. cxxiii* (1446). Uff die selbe czit do gingk ich Con-
radus Stolle der ditz geschreben hat zu sente Senero zu
Erffort in dy schule, alfs das ich disser geschieht enteyl
wol geseen habe bL cxxv (1446). uff dyselben czit
richten sich glichewol dy von Erffort uff ore were und schick-
ten dy buchsen zu ringe umme dy stad uff dy ufsersten gra-
ben, do was ich zu Erfort unde sach das, wanne es nete
sich deme tage sente Jörgen und uff denselben tag solde
frede odir unfrede czwischen den czweyen brudern zu der
Numburg gemacht unnd beteydinget werde.
bL cxxvi (1447). Uff dy selben czit do ging ich Con-
rad Stolle zu Salcza in die schule.
bL CLV (1450). Sed amici Apel Vitczthumus (Vitz-
thumi?) detinuerunt abbatem quendam legatum ducis Bur-
gundie in saluo conductu lantgravii Thuringie. — et abbas
predictus postea factus cardinalis, quem sepe vidi ego Con-
radus Stolle in urbe Roma pape {so) cardinalis Attrabatensis
de Burgundia: — anno ix, lvüj, tempore pape p . . .
bL GXLii (1451). vmme allerheiligen tag do quamen dy
rethe beyder hern gebrudere wedder von Ache, dy do hatten
geteydinget vmme Lutczelnborg, vnnd brochten mit on drissig
Franczosen ader Walen unnd eynen apt genant Attrabatensis.
den selbigen apt sach ich dor noch zu Rome, do wart her
eyn cardinal in deme nunden jare hirnach.
bL cLvi — cLXiii eine mappamundi, von Konrad Stolle im
j. 1458 zu Mantua abgeschrieben,
bL CLV* (1462). anno domini m^ gccc^ lxii die xii men-
sis Aprilis quidam nobili (so) cives de Constantinopoli porta-
verunt ad urbem Romam beatissimum caput sancti Andree
apostoli , quod rapuerunt de civitate Constantinopoli Et papa
Pius accepit idcm caput et introduxit urbem cum magna so-
lempnitate videlicet cum xxiiii cardinalibus et xliiij episcopis
nee non magna populi caterva, Eciam me Conradum Stolle
prescnte vidi et singula audivi.
bL cLXiv. In dem j. 1474 von sant Jacobs tage bifs
her uff disse czit, habe ich Conradus N. etliche stucke des
krieges czwischen deme herczogen von Burgundien unnd des
Z. F. D. A. VIII. 20
S06 ADS RONRAD STOLLES ERFURTER CHRONIK.
bischofles za Kollen, als ich die hie zu Erflbrt in gemeinen
reden unnd vel sagen vorstanden gehört und vomonien habe,
von pristern geistlichen unnd wertlichen Studenten, kouff-
luten, burgern, gebum, wallebrudem, rutem, unnd andern
fromen luthen, alle her in myn memoriale geczeicbent unnd
in czwifeln der worheit der ich zu gecziten nicht vor wabir
gewust habe ab es also gescheen ist adir nicht, sondern nach
den sagen, unnd darvmb wil ich vugenant sy unnd mich dar
inne bewaret habe, sundern solch gedrengnisse unnd grofsir
schade ist mir in mynem herczen leyd unnd bekummirt mich —
bL ccx*. Item in deme selben winter 1477 an deme
nochtage der heiligen drey könige, do ging ich Conradus
Stolle der ditcz geschreben hat, unnd myn brnder er Johan
Linderbech beide vicarien sant Seueri kirchen zu ErtTort,
gingen zusamene von ErtTort in die heiligen stad zu Roma,
do leden wir solche kulde das ich des nicht vorschreiben
noch vorsagen kan, were des almechtigen gotis hul8e unnd
bewarunge nicht bie uns gewest, so weren wir wol tüsint-
mal erfrorn , wann es was ufs der mofse sere kalt, do wir
komen uff den Doringer walt do was der snehe tiff bifs an
minen gurtel, unnd zu unfserm gluck gingen vij waine vor
uns vbir den walt, weren die nicht gewest so betten wir
nicht kont ubirkome, unnd leden solche grofse kulde das is
nimani gloubet unnd der snehe werte bis das wir komen kein
Rome in die stad , unnd ging alswol zu gutem glucke ufs,
das unfser keiner krangk noch sich wart, vor vnd noch, unnd
gesunt widdir heim quomen in der cruczewochin.
bL ccxxvii. A. 1478. — Hirnocb folget eine grosse
czweitracht krigk vnnd hadder czwisschen den von ErSbrt
vnnd deme bisschoffe zu Mentz vnnd den hern zu Missen
vnnd Doringen gescheen in mynen gecziten genant er Con-
rad Stolle ein vicarier zu sant Sever zu Erffort der ditzs
geschreben.
bL ccxxii. Von der stad Florentcz in welschen landen.
Nach gotis geburt — 1478 jar ist diesse geschieht gescheen
zu Florentcz und davon in die stete Nureifb^ und Erfforte
geschreben, von snlchen schrifflen ich Conradus Stolle ditz
al beer colUgirt habe und in myn memorial geschreben habe.
Am montage Urbani sint disse zilhunge durch wäre scbrifft
ADS KONRAD STOLLES ERFURTER CHRONIK. 307
und botschafft kegen NoreDberg komeo. Item zu Florencz
sint czwey geslecbte von alder herkomen erbarkeit, eins isi
genant Medicis, das andere Peczi — ccxxii*. Und der bru-
der de Medici war czwene, die ich Conradus Stolle obge-
nant oucli dicke wol gesecn habe do ich zu Florencz und
Rome wonende was.
bL ccLXxxviii. 1483. Von einer grofsen processien ge-
scheen zu Erffort an demc fritage vor sanct Johans tage
baptiste. — Das habe ich geseen unnd ouch mete gegangen
der ditz geschreben had, genant Conradus Stolle eyn vicarius
zu sante Seuer. — ccxxxxix*. Geben zu Erffort 1483 äff
montag nach unfs lieben frowen tagk purificationis zu dutcz
lichtmesse genant, scriptum per me Conradum Stolle vica-
rium scti Seueri Erff.
bL ccLv. — 1488 noch mittefasten do quam eyn legate
kein Erffort gesant von deme bobiste zu Rome Innocencio viii®,
der bestalte eyn groITse processien zu gehene an des heiligen
blutes tage der do ist an deme nochtage unfser lieben frowen
tage, in der fasten, do gingen die hern zu sente Seuer auch
mit unnd der legate lifs do grofser mechtiger bullen czwo
trage in der processien, das habe ich geseen, ich gingk auch
mit in der processien.
bL ccLX. 1491. Item an sente Marien Magdalenen
abende zu nacht als elfe schlugk do quam also eyn gestrenge,
ungehure, mechtigk grosse stormwindt in mynen dache in
mynen hufse , do machtes eynen grofsen buch , es zog dy
bonnayle mit den bonen us den gesparren und zubrach ouch
sust keynerley und bleib ouch allen enden gancz, unnd werte
nicht lenger dann i stunde.
bL ccLxiii. 1491. In dissem jare ben ich der ditcz ge-
schreben had genant Conradus Stolle eyn vicarius zu sente
Seuer funff unnd funffzigk jar alt (do ditz geschreben ist).
bL ccLxvii*. — 1493. In deme selben sommer vmme
Petri et Pauli fürte man mechtigk feie koms von Erffort uff
pferden, feie mol xl fanffczigk adder ix pferde uff eyn mol,
in das Stift zu Köln und an den Rin unnd kein Brunswigk,
das habe ich geseen der dils geschreben had, ouch uff wa-
gen welche nae wom.
20*
908 AUS KONRAD STOLLES ERFURTER CHRONIK.
Endlich kann noch das was in den Erfurter archi-
diaconatsregistern über Stolles Verhältnisse vorkommt zur
hesüitigung und ergänsung seiner eigenen Bemerkungen
dienen, so heifst es in St. A. fVürdtweins Thuringia et
Eichsfeldia medii aevi ecclesiastica, comm. 1 (Mannh. 1790)
s. 40 Vicariae ecclesiae s. Severi Erford. vicaria s. Liborii
episc. quam possidet Conradus Stolle, est de coUat. dec. et
cap. und in dem Registrum vicariarum in ecclesiis civi-
tatis Erfordiensis — collect, a. M. fVilh. Frid, Rromayr
{Erf. 1748. MS.) s. 46 (In parochia Bartbolomaei) ad vica-
riam s. Barlliolomaei , Philippi et lacobi, Caeciliae, Kudi-
gundis et Iledewigis in sumuio altari ex obitu Nie. Torwert
Institut. Henricus Predell par pleban. et altermann, prae-
senlatus 20 (1420?) ex obitu Theod. Stobenrauch institut.
Conradus Stolie 64 (1464). — In parochia albarum domi-
narum. s. 73. ad vicar. b. Mar. ex resign. Nie. Vochs inst.
Theod. Stobenrauch per praepos. et priorissam praesentatus.
63. inst. Conradus Stelle (Stoile) 64. institutus Theod.
Stobenrauch 67.
fVir hegen die hoffnung den dank unserer leser zu
verdienen , wenn wir aus dieser lauteren, für die aufklä-
rung der geschichie Thüringens von der mitte bis gegen
das ende des ßinfsehnten Jahrhunderts so reichhaltigen
quelle vorzüglich das entlehnen was der ßeifsige und un-
parteiische Chronist aus eigener und sorgfältiger beobdch-
tung über sitten, gebrauche, trachten und andere zu-
stände seines Vaterlandes hin und wieder bewirkt hat.
RUDOLSTADT. L. F. HESSE.
bl. ccxii*. fFie das junge volk lieff zu deme heftigen
bluete zu der fVe(fsnacht da genesit Meideburgk.
Als man schreib nach Christas gebart tosend vierhun-
dert vnnd runflVnndesobinczigk da hub sich eine winderliche
geschieht jn der wochen nach sente Johans tage baptiste jm
lande zu Doringen, Franckeo, Hessen Missen vnnd andern
landen, das die jungen lute knaben vnnd jaocfrawen czwis-
sehen czwenczig vnnd achte jaren , zu male kleine kindere»
AUS KONRAD STOLLES ERFURTER CHRONIK. SO»
zu deme heiligen blute Ireflen, ane gelt ane wissen der ei-
dern, die sust nicht ufs deme hufse hetten gegangen ane
geheifse der eidern, fromer lute kindere vnnd wol geczogen,
dinstboten, meyde vnnd knechte, lifsen ore cleydere vnnd
was sie hatten vnbewart, vnnd konden des nicht zu houffe
brengen, sondern liefsen stehe vnnd lie was da was vnnd
lieffen ore strafse, also das or dicke vnnd vil czwey adir
dryhundirt an einen hufiin ging vnnd sungen leyssen, vhnd
hatten' banir, vnnd sprochen enteil on ginge eyn rot crucze
vor, die kindere entlieffen mit gewalt oren eidern, die ioch-
ter oren muttern, das die muttere nachfolgeten weynende
vnnd sehnende vnnd konden der {bl. ccxiii) kindere nicht
erhalde, Vnnd wanne man sie jn sperrete so worden sie vn-
synnig, und wann sie is an quam, so hüben sie an zu wey-
nen, wie grofs, wie alt, wie deine sie worn vnnd begunslen
zu czetterne, als die das kalde haben, das sie nicht ge-
sprechen konden, vnnd weinten also lange bifs das sie nfs
den husern quomen uff den weg, vnnd entlieffen den luttn
mit gewalt, Vnnd als balde als sie an quam als balde lieifen
sie ore strafse, barfufs halbnackt jn hemden in ketteln bar-
houbt , ane gelt ane brot vnnd ane alle vorsichtickeit, vnnd
wann das efsen uff deme tisschc stunt das man solde efse
vnnd sie nach nuchtirn warn, nach so lieffen sie enweg vn-
gefsen, vnnd man mochte or jn keiner weifse behalde, vndir
hundirt behilt man kume ein mensche das man nbir rette,
Man fürte sie zu der bichte, die hiebt vetere konden or nicht
ubir rede, czu wilen quam is kume ein das sich lifs bedute.
VTs der stad Arnstede lieffen driehundert vnnd xxiiij kindere
schulere meydichen vnnd knechtchen, vnnd der Schulmeister
ging mit den schulern, vnnd darnach die knaben, zuletczt
die meydichen, vnde warn enteil also deine, das man nicht
getruwete eine mile weges zu gehen, nach lieffen sie dahin,
vnnd gingen gliche sere, enteil lieffen tag vnnd nacht, vnnd
is reinte also sere an senle Peter vnde Pawels abinde vnnd
die nacht, nach als ifs am allirsercsten {bL ccxiii') reinde,
wilchc is anquam.die hüben sich vnnd lieffen, vnnd frageten
nicht nach dem reyne. Item ufs Tenstete lieffen uff eyn mol
vier vnde drisig kindere, vnnd ufs allen steten vnnd dorffen,
Vnnd des dingis wart also vil, das der rad zu £rffort vnnd
31Ö AUS KONRAD STOLLES ERFURTER GHRONK.
die geistlichen richtere lissen gebeten zu Erfforte, jfs solde
nymant aue loube synis pferners vnud ane bichte geen, abir
man fragite wening dar nach, Manch man muste vmnib siner
kiuder willen, manch frowe vmme ore tochter willen, dicki
vnnd wil, der man vmmb der frowe willen dahin looffe.
Item sechs wochen frowen mit kindern. Item manch jange
frowe hatte funff adir sechs kindere da heime, die liefsen sie
alle vnbesorget vnnd vnbestalt vnnd lieffen dahin, fie, kawe
vnnd schoff, hufs vnnd hoff liefsen sie vnbestalt stee, vnnd
lieffen von dem felde, von den pflügen, von deme weite, vom
grafse , die knaben die der pferde hutten die hatten ore
czoyme au oren helfseu vnnd lieffen dahin , vnnd etliche .die
uff deme felde füren die liessen waine vnnd pfert steen vnnd
lieffen ore strafse, jlem is hatte eyn man zu Erffort weit
vorkaufft vnde die kindere von Arnstete giengen durch hin,
do gab er den kindern einen grosschen zu spifse, vnnd lifs
pfert vnnd wain stehe vnnd lieff mete, vnnd hatte eyn par
nuwer scho gekoufil die liefs er uff deme wayne lien, Item
dinste knechte vnnd meyde, {bl. ccxiv) vnnd wanne man sich
allir mynst vor sach, so quam sie das an, vnnd begunslen
zu weyneude vnnd lieffen ore sirafse, Enteil sageten ny-
mande nichts vnnd liefsen allis stehe vnnd lien was sie hat-
ten. Item ufs deme lande zu Francken bie Kobui^ adir Bo-
binberg quomen or ufs einen dorffe bie xxtl. die hatten zu
tage vnnd zu nacht achczen mile wegis gegangen vnnd euch
banir, eine monstrancien dar uff gemalet. Item die von Arn-
stete hatten einen adiler jn oren banir, vnnd nymant ge-
sellete sich miltenander zu gene, sundem wann sie uff die
strafse quomen so quomen on gesellschafft gnug zu. Item vn-
dir wegen goben on die lute essen vnnd trincken al sad,
wer nicht gelt hatte zu vorczerne der bettelte, so ward ome
sad, vnnd sie konden ouch des oren keins gebruche nach zu
sammende gelefsen das was gar eyn winderlich ding Item die
wifscn gelarten dociores meynten es were ein jnflofs des
hymmels, deu luten die der complexien wern Etliche mein-
ten es were nicht gut, is queme von deme bofsen geiste,
Etliche meiuten is were von gote eyn jngebeu vnnd eyn
wunderwerg also das die lute zu wilen sere czweitrechtig
worn Item die wiefsen zu Erffort goben also vor, das man
\*
AUS KONRAD STOLLES ERFURTER CHRONIK.. 31<
der selbien lute die also lieffen keinen sol^ jn lofsen zu den
stad thoren, wann worvmme, man meynte, wann die kindere
vnnd die lule das volk also seen louffe, so worden sie oucb
darzu geneyet der gesellschafft vnnd lieffen dann ouch mete,
vnnd das (bL ccxiiii') fant sich ouch an der worheit also,
Vnnd uff deme lande ufs allen dorffen lieffen sie also wol
als ufs den steten, Item man sagite ouch das vil grosir
louffte were de partibus stagnäbus da hin, wann is lieffen
kindere die nach nicht gebeten konden , vnnd die frawen
trugen sie mete vnnd wüsten ouch nicht was das heiige bind
was, vnnd wüsten ouch nicht was sie taten. Vnnd das sie
sust nirgen andirs hin lieffen danne da hin das was eyn grofs
wunder, Ifs lieff manch meydichen wol geczogen kind, das
nicht vor die thor ane der mutter adir vater willen bette
gegangen zu ores nackeburs kinden, adir hatte nicht kont
eyn firtel wyns gehole, das lieff mit gewalt enweg, vnnd
fragile nicht noch vatir noch muter. Item enteil kindere hat-
ten win geholt, die goben einen andern menschen den win,
oren eidern zu brengen, vnnd lieffen enweg barfufs ane man-
tel, ane sloyger, ane hud adir kogel wie is sie an quam also
lieffen sie dahin. Item ufs der stad Ifsleuben lieffen eilff
hundirt, jtem ufs Hetstede dry hundirt. Item grofs volk nfs
Osterich, vude Vngern, vnnd ufs allen steten vnnd landen,
das vnczelich was Item die von Arnstete quomen widder
vnnd worn xiiij tage ufse gewest, man wolde sy zu Erffort
nicht jn lofsen sundern sie gingen uff deme graben hin mit
oren banir vnnd or was dryhundirt vnnd czehene, knechtchen
vnnd meydichen, vnnd sie sagilen das on die marggrauen
von Brandenburg zu Angermunde allen liefse essen vnnd
trincken gebe zu tissche sitcze uff sinen sal, vnde einen
iglichen menschen {bL ccxv) einen berlinschen grosschen
darczu^ Vnnd jn die sammenunge vier gülden, vnnd die von
Mansfeld gaben allen luten brod vnnd hier, uund die marg-
grauen beslalte die strofse das on nimant torste thun, vnnd
liefsen sie zu Werben vmme sust vbir füre, vnnd wo sie
gingen, do lieffen on die lute enkein vnnd boten on her-
berge an , ane zu Erffort da wolde man sie nicht jn lofse.
Item das selbie louffen werete also lange, ufs Vngern, Po-
312 AUS KONRAD STOLLES ERFURTER CHRONIK. f
len , das jn Doringen eyn sterben quam , vnnd starb
oocb zu Halle, Numburg, Erffort, Gote vnnd Isenacbe ete.
(bl. ccxv".) Bisse geschieht jst gescheen jn deme lande' zu
Franc ken genesit fVirczpurg uhir Wertheim jn dem Tubar
tal SU Nickelshusen.
1476. Nach Christus geburt vierczenhundirt jar dar nack
jn deme sechs vnnd sobinczigisteu jare, hat sich disse ge-
schieht begeben, das einer genant Hans Beheme wonbaffUg
jn deme dorffc Hclmestat eyn halber thore als man on von
jogunt uff gemerket hatte, von drien erbaren mannen edil
lute viilichte bofse cristen vnnd ketczere genant die von
Stellen vnnd eyn pfarrer bie on wonende genant Conradus
Thunfelt, vnime geldis vnnd gutis willen den genanten thorea
dar zu gesprochen, vnnd ome anewisunge geben gelort vnnd
vorgegeben hatten uff die forme , Er sulde uffenberlich uff
trete vnnd predige vnnd sulde spreche Ynfser liebe frowe
Maria die muter gotis sie ome entschenen persönlich drie
adir vier mal vnd enischine orae tegelich vnde habe ome ge-
sagit, er sulle uflinberlich predige vnnd vor nimande schoe
vnnd den luten sage vnnd jn die land vorkundige allem voike,
das alle volk ufs allen landen sulle jn pilgerimfs wifse za
or kome jn orc capellen adir kirchen zu Nickelfshusen jn
demo Tubar tal neben Wertheim da wolde sie gnedig sin,
vnnd is were euch uhir al nirgent kein applas dann daseU
best, Das thet der arme mensche mit vorhencknisse der er-
bar lute vnnd des pfar- {bl. ccxvi) rers, Vnnd trat uff vnnd
predigete vnnd sprach alle ding solden sie gemeyne vnnd
die czit niete sich das man alle pristere toten solde vnnd
wer XXX. pristere getote konde der solde grofs vordiene» sie
betten ouch keine macht mehe von gote, es w*ere uis, man
funde ouch keinen prister mehir beide wertlich noch geistlich
noch in keinen orden vnnd straffte gliche wol dar bie die
brosttucher , körte cleidere vnnd spitczige schoe das misse-
hagite rnfs lieben frowen alczn sere , >iide got woMe sere
dar vmme straffe Sündern sie biete da vor, ^-and man scdde
sie dar vmme zu NicLelsbnsen ersuche, andirs die straffonge
erginge, Vnnd predigte \\\ boTser ketcxerige vasd grobe
«
I. AUS RONRAD STOLLES ERFURTER CHRONIK. • SIS
wunder werg die da zu Nickelsbusen geschegeu der kein
war was, Ynd sprach oucb vnfser liebe firowe bette ome zn
gesagit vor wehen er biete vnnd was er biete das solde ge-
scbeen vnnd erbort werde, Vnnd das volk gloubete ome vnni
bilden on als einen propheten, wann er was sust eyn siecht
leyeman vnnd halb vnwifse, Die erbar lute vnnd der pfar-
rer santen andere lute ufs vnnd liesen das oucb vorkun-
digen vnnd sagen jn vil land, das vnfser liebe frowe da
gnedig were vnnd geschegen groHse czeichen, der was
kein war, Vnnd doch von deme geschreye vnnd predigen
von jngebunge des bofsen geistis gar nahe das gantcze
{bL ccxvi ') zu Francken vnd oucb andere land beweget wor-
den, Vnnd das volk liff an grofsen houffen ufs allen bistbum
vnnd landen mit banirn vnnd fanen keyn Nickelfshusen vnnd
trugen mit on grofse mechtige liebte vund kerczen von wachfse
also grofs das drie adir vier mann kume eine kooden ertrage,
Vnnd lieffen ane alle vomunfft vnnd loube orcr pfarrer vnnd
preluten, die das dann mit sampt der bisschoffe Vorboten hat-
ten bie deme banne, das volk fragite aber nicht dar nach,
sie lieffen gliche sere , die juncfrowen liefi'en mit zu slagen-
den baren , die sechs wochen frowen , junge knaben , jung
vnnd aide menre, schregen vnnd sungen leysfson durch stete
vnnd dorfiere, die die selbige ketczerie vnnd tusscherie g^
ticht hatten, Vnnd qaam dicke vnd vil das uff" einen son-
abent zu samen quomen bie sobenczigk tusent menschen,
kinder vnnd aide lute, frowen vnnd man, also das is er-
schrecklich zu sehene was , Vnnd eyn iederman quam mit
sinen wergkgeczuge , Ein ackerman mit siner geifseln, ein
steinmetcze mit siner bicken, eyn smed min sinen hammer
Der bisschoir zu Wirczburg lifs das vorbete, jfs balff nicht,
die erbär lutbe wolden das habe wan sie hüben das gelt uff.
Der bischoff zu Wirczburgk hatte rad dar ubir, das bifs on
RudollFus eyn fromer alder man, Vnde schreib dar noch deme
erczbisschofie zu Mentcz hern Dytero von Isenbergk, vnnd
clagite die torheit des {bL ccxvii) volks, Do schreib der bis-
schofi" zn Mentcz widder, das er den hoffen den prediger
solde lafsen griffen vnnd vorborc wie is gestalt were, das
ted der bissehoff zu Wirczburg der saute keyn Nickelfshusen
vier vnnd drissigk gewopent zu pferde, die fingen den ge-
314 AUS KONRAD STOLLES ERFURTER CHRONIK.
E
4
naiiten Hansen Behemcn, der safs nacket jn der iafern vnnd
predigite den lutcn grofse wunderwerg die on der pfarrer
vnnd die erbar lule gelart hatten, vnnd bunden on also nackt
uff eyu pfert vnnd fürten on keyn Wirczburg jn einen torm
uff der borg vnfser lieben frowen berg, da worn kegenwerüg
bie sechstusint menschen, also sie on fingen, abir is nam
sich nymant an vnnd worn allirmeist fronde lute die allir
erst komen worn , Do das die erbar lute erfurn die worden
czornig vnde swurn zu houffe vnnd nomen vil volks an sich,
die der bofse geist ouch dar zu sterkete, also das ir wart
bie czwolff tusent vnnd was an sante Margareten abent vnnd
die lute worn ufs vele landen gesamment die nomen bie
funffhundirt kerczeu ufs der capellen zu Nickelfshusen , . die
die lule bracht hatten, vnnd czogen die gantcze nacht bie
lichte bis keyn Wirczburg vor die bürg das man nennet
vnfser lieben frowen berg, an deme selbigen sonabent an
sant Margareten tage fru zu funffer czit quomen sie vor die
die borg mit den enpranten kerczcn vnnd hisschen (bl. ccxvii*)
on den gefangen gebe luterlichen vmme sust ledigk, adir sie
wolden alle dar ubir sterben. Der bisschoff wart besorgit
vnde bestalte sine borgk so best er konde, vnnd lies enteil
buchsen an gehe ane schaden, das that er durch erschreck-
iiisse willen. Vnnd is wart ouch ein grofs murmuln in der
slad zu Wirczburg uff die pristerschafft das die da widder
retten, die da villichte wol wüsten das is tosacherie was,
vnde sprechen den pristern gar ubile von der sache halben,
Also vil das czwene erbare rittere fromer menre ermauten
das Volk gutlichen vnnd mit guten Worten das sie von der
torheit abeliefsen vnnd czogen heym eyn iglicher da er hin
gehorte jn sin land Vnnd geboten bie gehorsam was des
bisschofes menre da mitte wem das sie heim czogen vnnd
wem gehorsam orem hern deme bisschoffe vnnd pbrrer vnnd
gloubeten nicht also lichtlich den Sachen js gehorte die geist-
liche achte an , Also czogen or enteil heim enteil bieben
vnnd meinten den thorm zu haben adir dar ubir sterben.
Die erbar czwene rittere sprechen der bisschoff bette einen
armen man gefangen den wolde er vorhoren, wann er den
verhört were er dann gerecht er werde on wel widder Der
selbic Hans Boheme bekante jn deme gefencknisse das is
ADS RONRAD STOLLES ERFURTER CBBONtL. S15
ome die Junckern von Stettyn vnnd or pfarrer gelart vnnd
jngegeben betten vnnd das also zu pre (bl, ccxviii) digene,
Vnnd ufs zu brengen, vnnd hatten ome oucb gelt dar vmme
gegeben, Vnnd hatten der predigere oueh mehe ufs gesant
zu verkundigene den sie ouch gelt goben, abir sie behilden
das meiste gelt, Do quam der von Wertheim vnnd nam grofs
gelt ufs der capellen, Vnnd als die lute von der borg nicht
wolde abelafse, do schickte der bisschoff ufs nach siner man-
schafft vnnd ouch ufs der stad^ vnnd stalte sich zu weherne
vnnd treib das volk mit gewalt abe, vnnd liefs ouch mit
buchfsen schiefse propter terrorem, vnd liefs sie von der
borg tribe, also wart or achte vnnd drisig erslagen, hundirt
vnnd XXVII gefangen , da flohen die andern alle miitenandere,
Vnnd der bisschoff lifs an noch czchen, doch gutlich das man
on nicht mehir schaden thun solde bette er gewolt er bette
sie alle wol behalden , Also liefs er hir nach den mau vor-
bore der bekante alle geschieht, wie er dar zu komen vnnd
vndirwifst weher, des erfur sich der bisschoff al wol, da
er nu alle ding war fand das is tusscherie were vnnd keyne
warehafflige czeichen weren, sondern ytele fantasie were,
do mete das volk vorleitet werde vnnd geschege vmme gel-
des wollen, Do lifs er den selbien Hansen Behemen durch
erschregknisse willen der andern, vnnd durch sulcber ket-
czerie willen die da von quome mochte lifs er on borne,
Vnnd fing den pfarrer er Conrad Dorrnefeli der on das ge-
leret vnde vnderwist hatte, Vnnd sante on deme bisschoffe
zu Mcntcz, (bl. ccxviii*) Also sagite man das der von W^ert-
heim neme das oppfer uff vnnd wil pfemer sin dar zu, Vnnd
die erbar luthe worden fyent des bisschoffes vnnd toten ome
schaden jn sinen lande, vnlid betten gerne den loufft ge-
stercket vmme des geldes willin, so woldis der bisschoff nicht
liede vnnd was gar sere da mete betreten, abir is wart zu
letczt allis vorgefsen, vnnd wart keins mehir dar ufs.
finis.
316 AUS KONRAD STOLL£S ERTURTER CHRONIK.
(bl. ccxLii.) Eyn lyd von den von Erffort vnnd dem
bisschoff zu Mentcze. anno domini m°. cgcc''. lxxxi° .
Nu hilff uns got von bymmelrich,
der alle dingk wol kan machen glich,
jn bimmel vnnd uff erden,
vil groser breffe sint an geslagen
was wil dar ufs werden.
Die brefe halden, bore ich sage,
myn berre von Meucz thu sich vil der clage,
ouch hat maus wol vornomen,
wie vil rechts er zu Erffort habe,
vnnd kan dar zu nicht komen.
Worvmme das ist das lafse ich steen,
wanne man sal zum glichen seen,
jn rechte sich das geboret,
ein man thut eine halbe rede,
es sy billicb das man beide vor boret.
Nyhit vnnd bafs bringit vil der clagen,
breffe vnnd sigil sullen das sage,
was die von Erffort haben,
wer das sine vmme gelt gibit,
der ist mit rechte her abe.
Das ist an om seibist also,
zu Schildenrode vnnd anderfswo,
Erffort will ich nennen,
da ist gebort eyn antwort uff die clage,
als danne kan man recht erkennen.
Clage vnnd antwert vnuorletczt,
die sal man bie enandir setczen,
vor Fürsten vnnd vor hem
also wullen die von Erffort thuu,
ore anwart {bl. ccxlii*) mit eren.
Die von Erffort beten gar siecht,
gancz vol mechtigk allis or recht,
als is ist vor mich komen
AUS RONRAD STOLLES ERFURTER CHRONIK. S17
uff vnrsern heilgen vater den babisl,
der hat das also uff genomen.
Bie deme wuUen sie alle ores rechten bliben,
wer die dingk wil vurbafs triben,
vnnd mag sichs nicht gemafsen,
weme das houpt gebore der schere den hart,
wil ers abir eyn nicht lafse.
Were noch das beste dar jnne konde gewende,
abs mochte komen zu einem guten ende,
man spricht doch ubir lute,
wer sinen garten vorkoufft,
der darff numme dar jn krute.
Wer gibit mynen hem von Mencz den rad
das er wil eine sulche stad,
an andere hem wenden,
Ifs were eyme stifft zu Mencz eine sture,
behilde er sy jn synen henden.
Wirdiger furste von Mencze so gut,
haldet die von Erffort jn uwer hudt,
jfs mochte nach komen zu gecziten,
sie konden uch brengcn czeen tusint man,
zu stormen vnnd zu striten.
Das ist einer stad eyne grofse czal,
die nuen stete ubir al,
mit allen oren zugehoren,
solden sie brengen dry tusent man,
man muste gar hart dar vmme sporn.
Der selben ist eyn teyl vorsatczt,
sente Mertins mantel ist seere vorletczt,
zurissen vnnd zubrochen,
js muste eyn guter snider syn,
der on solde widder machen.
Sente Mertins mantel der slifst sich sere,
vnnd kan sich brechens nicht erwere,
were er schone vor nehit mit syden,
doch hiebe Erffort gerne da by,
wanne maus mochte erlyden.
{bL ccxLin) Das thun die von Erffort wol mit eren,
wann sie begem keines andern herren,
318 AUS KONRAD STOLLES ERFURTER CHRONIK.
danne bie deme stiffte zu bliben,
Sie vndirstehen sich des zu wehero,
wil man sie dar von triben.
Hentcze Gutiar vns dicz lidelin sangk,
sine winter cleydere die sint ome krangk,
jr merket woi wye ichs myne,
myne bern von Erffort die cleytten mich wol,
vnnd schad on werlich cleyne.
finis . 1.4.8.1.°
{bL ccLxxi*.) f^on den Franczofsen.
Anno domini m .*" cccc ."" xcvii do wanderte eyne kräng-
keit jm lande zu Doringen vnnd zn Erffort in der stad
vnnd jn feie landen dy man hifs dy Franczofsen vnnd man
sprach sy were by hundert jaren nicht mee gewest vnnd
* wafs eyne flechtene suche, es worden mit ersten breite blät-
tern dar nach worden sy breite grinder vnnd rochen sere
ubele vnnd brante vnnd hitczete als gebraut were* vnnd
werele manchen eyn halb jar adder eyn gancz jar etliche
komen weder uff vnnd etliche feien weder nidder jn kranckeit
etliche logen wol eyn jar ouch starben feie luthe daran, vff
der prediger kerchoff lagk es fol, man buwete by dem grofsen
spettel by deme graben eyn eigen hnfs do logen sy inne, es
quomen ouch feie fromder armer luthe kein Erffort dy dy
kranckeit hatten, dy von sente Jacoff quomen dy hatten ouch
feie dy selben kranckeit etliche hatten dy kranckheit ij drey
jar vnde logen etliche gingen vnnd brach es in den beynen
vnnd armen vnnd wer das vortreiben wolde dorch mancher-
leye arcztie deme slugk die kranckheit jnwart der moste das
lange trage es wolde ouch vnuortreben sy.
{bl. ccLXXiv*) Anno domini m.° cccc.** lxxx do vor-
gingen dy langen snebele an den sehnen, dar noch komen
dy breyten scho als dy kuemuler mit über siegen jn der
czit gingk ufs der trotartt tantcz der vor ny geseen was
vnnd weret noch hifs her jtem dy manne trugen breite grofse
^ randhemerknng hitcze batlens jn dem moode.
ADS KONRAD STOLLES ERFURTER CHROMDL S19
hemdea mit grofsen breiten brosilisten vnnd fonie gericket
jtem dy frowen vnde dy meyde trugen kostliche brost tuchere
ouch forne mit breiten kostlichen listen ge- {bL cclxxv)
sticket mit syden mit perlin adder flittern. vnd ore hemde
hatten sccke do sy dy broste jn stackten das alles vor nicht
mee gewest was vnnd dy frowen lange spitczen an den schon
mit patyn vnnd dy scho hatten alle wisse scheffte alles vnc-
zuchtigk Sy trugen ouch kollerechte brostchene, vnnd dy
manne trugen jopen forne uffene mittenander vnnd wisse ad-
der von gewande kostliche brost tuchere vnnd über her gesnu-
ret mit syden snuren adder mit breiten senckeln vnnd breite
prifsen an den jopen ermein, vnnd dy mentele forne uffen
vnnd kort vnnd utf den syten arme löchere mit breiten knouf-
fen, vnnd vnden vmme her zu howene sweiffe , körte jopen dy
koller tiff ufs gesneten jn den rocke zu halbe wegk lange hofsen
gehalbert mit mancherley färbe kleyne hüte adder bereth mit
oren alles vnczuchtigk. Sy trugen ouch uf der gafse in
mancherley wifse vnnd färbe als dy frovren pflegen, dy syden
hüben der frowen vorgingen reyne dy frowen lange czipfe-
lichte hüben dy wunden sy vmme dy houbte adder grofsc
dicke breyte wolste vnnd forne her an den hüben köstliche
sterneche, schone her als dy riebe lulhe, gut narren speel.
Item do man schreib 1440 jar hy vor do trugk man men-
tele ane snure dy frowen trugen rocke mit kragen vnnd
forne zu allerdinge dy manne trugen rocke dy woren forne
czu allcrdinge vnnd gerickte ermel, wenigk parchens jopen
{bl. CCLXXV*). keyne gancze hofsen dy baut man mit czween
senckkeln an. Stomphe scho vnnd dy mentel worn uff
beyden syten czo, grofse breite huthe, dy meyde trugen ore
czopphe binden uidder hangen vnnd weningk czopphe bender
gancz geczuchtigk, keine wifse noch rothe scheffte an den
schon, sy trugen ouch keine mentele bifs bene das sy brate
worden.
(W. cc*.) Hier folget noch ein lied von der obgeschrebcn
geschieht des herczoge von Burgiindien.
Nu boret da eyn nuwe mehir
was man sagit hen vnnd her,
vnden vnnd oben jn den landen.
320 AUS KONRAD STOLLES ERFURTER CHRONIK.
das ist allis von einem manne von Bargundien
(bl. CGI.) von sachin manchir handc,
Die er eine czil begangen hat,
manchir hubischir man ist bieben (bieben tot?)
als durch sinen mudwillen,
noch wil er nirgint habe rüge noch frede,
nimant kan on gestillen,
Er hats jn Nidderlande gar wilde gekocht,
na hat er sich hin uff gemacht
an die eitgenossen nu,
er hat noch nicht vil an on gewonnen,
sie setczen ome allis enczeln zu,
Sie haben om vil landes zu schänden gemacht,
vnnd manchen man nidder gelacht,
Schier jn einem jare,
er hat on irst eyn grofs gut heim gefurt,
jn ore land vorwar
Das sie selber nicht konden geholen,
das rede ich nu wol unuorholen,
Sie mochten ome mogelichen sagen dangk,
doch furchte ich betten sie on bie deme halfse,
sin leben were werlich krangk,
Ifs ist gescheen vor vastnacht,
do hatte er eyn vastnach spil gemacht,
vor Gransee ist er komen,
da sint etliche Switczere jnne gewest,
die hatten is vor jn genomen,
Wie ers da hatte gekocht mit on,
sie mochten siner gewalt nicht widerstehen,
sie sint uff gnade er ufs gegangen,
do hatte er die fromen lute,
Widder got ertrencket vnnd ouch gehangen,
Vff vierhundirt* odir mehir,
das tad den eitgenossen gar wehe,
vnnd sint kein welschen Numburg komen,
wol uff czwenczig tusent man
als ich vor nomen,
Vff den ersten donrstag in der vasten,
^ 400 randhemerkung Helretij interfecti.
AUS KONRAD STOLLES ERFURTER CHRONK. SM
«
sie hatten widder rüge naoh rasten,
sie hatten zu sammene gesprochen,
wir wollen alle dar vmb sterben tod,
das vnschuldige blud mufs werde gerochen,
Dar nach uff sonnabent fro,
do czogen sie hin kein Sammerku
vor das slofs als ich uch sage,
das hatte der herczoge von Burgundien vor
gewunnen,
das wolden die Switczere widder gewinnen,
Vier tusent czogen vort mit synnen,
da quomen on beheade mehir,
der herczoge quam mit einem grofsen heir,
IS was czwo mile von der wagenborg,
uff die Switzere was er also arg,
vnnd was on enkein geczogen,
er hatte die wagenborg gerumet,
vnnd hatte sich selben betrogen.
Were er jn der wagenborg bieben,
wer on dar ufs solde haben gelrcben,
is hette noch vil Inte gekost,
das her die wagenborgk hette gerumet
das was sine grofse vorlust,
Danne er lag starg vnde veste jn sinen lager,
vnnd hatte eine wagenborg geslagen,
vnnd die wol begraben in die erden,
funff vnnd czwanczigk tusent man
hatte er gehabt zu pferde,
Vnde czwei tusent man zu fufse,
sint man die warheit sagen mul's,
das waren soben vnnd czwanczig tusent man,
hatte er gehabt jn deme Felde
wol geczuget schone.
Der herczoge was selber mete uff der fart
vnnd sin bruder der Jiastart
vnnd manchir hobiscbir man,
die hatten alle gancze krebisse an
vnnd glissen als eyn spigel schone,
Das alle die sprechen vnd jehen
Z. F. D. A. VIII. 21
3!^2 AUS KONRAD STOLLES ERFURTER CHRONIK«
die on vor Nufs haben gesehen
gelegen jn deme felde,
das die waginborg {bl. ccii.) vil köstlicher was,
von husern vnd von gezclle,
Die eitgenoFsen hatten sich dorzu geschicket
vier tusent man hin vor gericht
glich an das herzogen heir,
die Walen sprochen sie weren alle vnsir,
des konden sie sich nicht erweren,
Da die Switzere worden das heir ansehen,
da filen sie nidder uffe ore knye,
vnnd boten got den herren
das er wolde bie on stehen,
der herzöge hatte ulT sie grofse begerunge
Da die Swiczer vilcn uff ore knye
das warn die Walen ane sehn
sie dochten jn orem mute,
sie wolden sich glich ei^ebcn han,
vnd bieten also vmb gnade,
Der Switzere hindcrbalt was nicht grofs noch wihel,
der herzöge kunlich kegen on reyt,
vnd halte drie spitzen gemacht,
mit trometen vnd grofsen geschrey
nymant horte nach ny grofsser gepracht,
\f^ die viertusent wart er rucken,
die Swilzere worden ouch vor sich drucken,
vnd hatten sich glich an sie gewant,
vnd sich so riUerlich gestalt,
das die Walen ganz worden vorblendet,
Mit oren langen spiefsen vnd heilebarten,
wie sie uff rutere warten,
wo sie drangen hrer,
do worn die spicfse vnd hellnbartcn dar,
or Worten vnd scharff begeru,
Sie hatten mit on gemangilt also,
die andern cilgnofsen komen voilent darzu
uff beide silen jn gedrangen,
got halle on das glucke gegeben,
das on wart der seg gegeben.
AUS RONRAD STOLLES ERFURTER CHBONHL 323
Sie hatte die Walen von on gedraogen,
einer ist nach deme andern {bl. ccii*) enweg
srerunnen,
Vnd haben die flucht gegeben,
wer nicht wol zu fufse was,
das koste ome sin leben,
Sie hatten on mit rechter macht,
dorch alle sin loger enweg gejaget,
durch die wagenbui^ hinufs,
zu einer siten flonch er jn
vnd zu der andern widder ufs.
Die Wagenburg lag, na merket mehe,
zwifssen einem brache vnde einem sehe,
sie mochten äff keiner siten komen ufs,
danne glich durch die Wagenburg,
treben sie die mit gewalt en nufs.
So sint sie alle geflohen hin danne,
vnd haben nichts gebracht da von,
koch, kremer vnd kenzelere,
die haben do vorkoufil ane gelt,
was die Switzcr funden jn dem heir vnd gezelt,
Da haben sie die mererteil erslagen,
vnd die die da warn bie dem wagen
vnd konden nicht entrinnen,
der reisige gezouch flouch alles von dann
vnd musten ouch da banden,
Grofs vnsprechlich gut lafsen,
das was vil ufs der mofsen,
nicht zu singen noch zu sagen,
grofser glucke hat ny keyn man gesehen
bie alle vnfsen tagen,
Danne das die Switzer haben gehat,
zu gewinnen solchs grofses gut.
vnd wenig volks erslagen wart
das nie keyn man hat gebort
sagen bie allen vnfsen lebe tagen,
Deme herzogen sint da tod bieben
sechs hundirt man adir soben
vnd der Switzer zu der stund
21*
324 AUS KONRAD STOLLKS ERTÜRTER CHRONIK.
sind funff vnd zwenzig man crslagen
(i/. cciii) vnd virzig man wunt,
Die Switzere haben da Funden uff demc lagere,
mit namcn funflzen hundert wagen,
geladen uff alle ore silen
mit woffen vnd allem gezuge
das da gehört zu deme strite.
Sie haben ouch Funden hacken buchsen zwene
groFse wagen,
ouch haben sie Funden uff deme lagere
buchsen puluer hundirt tonnen
vnd zwey hundirt slangebuchsen
Funden sie ouch zu den stunden,
Drie groFse.mechlige houbtbuchsen her,
da etliche ist sobenzig centener swer,
vil mehir geschütztes vnd wehere,
das is nimant vorsegen kann
nach vorschriben die mehere,
Sie haben da gewonnen sechs hundirt gezelt,
dar jnne haben sie Funden an barem gclde,
von silbere vnd von golde,
das zwene wagen nicht konden getragen,
sie mochten ome mogelichen sin gar holt,
Das er sie so wol hatte bedacht
vnd on solch groFs gut heimbracht,
sie solden ome billich nygen,
sie mögen nu wol deste bas
herFarten vnd krigen,
Sie sint ouch komen jn des herzogen von Bur-
. dien canzelie,
do haben sie Funden die rechten krige,
alle sin trinckegesclierre vndc groFse silberne
kannen,
güldene kannen vnd güldene koppFe,
der was vil vnd dar zu swere,
Sie haben Funden einen stul von silber vnd
golde rod,
da der herzöge seihest uflc gesessen hatte,
plalen von silbern liff vnde wyd,
AUS KONRAD STOLLES ERFURTER GBRONIR. 325
vil rucke vnd schuhen (JbL cciii*.) von kost-
lichem gewande
von samit vnd von siden,
Es were nicht wunder mercke mehir,
das darüber nirgent eyn Switzere were
er trüge an eine sydenn schuhen,
were on der printz nicht entreten,
sie hetten on geslage durch sine hüben,
Sie haben ouch funden siuer jngescgil dry,
grofse bullen vnd brieffe ouch da by,
vnd etliche heimeliche hinder hüte,
das on werlich ruwet vil mehir danne alle das
grofse gut
das er da verloren hatte
Sie funden eyn banir, das was von siden rot,
dar uff gesticket mit clarem golde,
sine wopen vnd alle sine land daran,
gezird mit richem golde
Nimant kan gesagen nach getichten,
was der herzöge hat jn disser geschieht,
grofses Schadens genommen,
man hat is uff das geringeste vbirslagen,
man sagit von einer sommen
Es sei drie hundirt mal tusent gülden wert
an baarem silber vnd golde ane alle geuerde,
ane die buchfsen vnd andir geschutze,
der printz hatte die schantze vor seheen,
er hatte sich da zu haut lassen nutze,
Er mochte wol sprechen vnd sagen,
hat mich der tufcl her getragen,
an die Switzere vnde eitgenofsen
vor war er lifs nicht davon,
vnd solde er nach eins legen einen blofsen.
Sie haben drie tage vnd drie nacht gelegen
uff der legerstad jn sulcher pflege
vnd haben siner gewort nach stritis rechte.
Were er widder komen uff der fart,
so wolden sie on menlicheu haben bestad,
326 AUS KONRAD STOLLES ERFURTER GHRONK.
vnd das er {bL cciiii.) das selbige nicht hatte
gethon,
so haben sie Fammerk vnd Granfse ufs gebrant,
vnd haben das gut heim gefurt,
kegen Switzen als jn das land,
Sie sagen lob vnd ere deme ewigen go(e,
das er sie behütet hatte
vor sulohen schedelichen gesten
vnd das so wenig volks ist bieben tod,
das duncket mich das allerbeste,
Is wart ny mogelich nach recht,
das cristene lute miltenandere sullen fechte
vnd vorgiefsen das cristenliche blut,
wy wol eine sele besser ist
dann allir der werlde gat.
Wol an wir müssen habe gedalt,
is ist leider vnsir sunde schult,
js blibit dar bie nicht stahen,
ich furchte is sie nach nicht da,
sie müssen nach eins daran,
Doch sal man bitten got den hern,
das er die sache zu deme besten kere,
noch sinen gotlichen willen,
vnd wnlle doch dissen Fürsten,
sin vngetruwe gemute stillen.
Das er von dem mortlichen krige lasse,
das so jemmerlichen nicht werde vorgossen
das cristenliche blut,
vnd das das geschege,
das sullen wir alle bitten got Amen.
{bl, CCIIII.) Der anfangk vnde das ende der geschieht
hercsogen Karls von Burgundien, vnnd wie das ein ende
nam, trivm regum anno m." cccc."* Ixxvij.
Als man czalte nach christes gehurt vnsers hern vierczcn-
hundirt sechczig vnnd fnnff jar,
czoch herczog Karl von Burgundien gar uffenbar,
AUS KONRAD STOLLES ERFURTBR CHRCNNIK. 327
Mit andern furslen gar mechliglich
vbir den edelu koning jn Franckrich,
also ab sie ou woiden mit gewalt vorlriben,
yedoch niuslen sie on lafsen einen koning blibeu.
Dauuc is wart eine richtunge troffen.
das eyn yeder man heim czoich sloffen.
Dar nach greiff er zu der heiigen ehe
bynnen drien jarn adir en wenig mehe.
Vff der hohczeit was hocher schöner frawen tancz.
Da sprach er, er sehe vil lieber grofsis strites glancz.
Tod slaben vnnd gorgilu abe stechen
stormen fechten stete vnnd slofs brechen
Als er vormals zu Ynehant hatte gethan
da nicht bleib eines burgers hufs bestan
Dar nach hatte er Lutch die grofsen stad
gewonnen vnnd verbrannt
Die muren gefellit die lute geschleifft
vnnd ubir czwey tusent swanger frawen vorseufft
In das wafser mit schüfen die liefs er dorch boren.
das die kinderlraginden frawen balde ertruncken woreu.
In deme czwei vnnd sobinczigisten jare jn der sommerczit
czoch er abir jn Franckrich gar wyet
Dorch sinen hoemut deme kenige zu nide vnnd zu hafs
vor eine stad genannt Beonas
Die tat er beschiefsen vnnd bestormen vaste.
doch muste er dar von scheiden als eyn gast.
Vnnd czoich jn Normadie vor Robean
derselbien stad gewan er ouch nichts an
Danne das er mit vil rouben vnnd brande
grofsen schaden tat jn deme lande
Vnnd vil vnschuldiger armer lute lifs loten.
jemmerlichen lifs martern vnnd enelendiclich noteu.
Dar mete er gar grofsen grufsel den luten machte.
das man sine gewalt daste (bl. ccv.) erschrecklichir furchte
vnde betrachte
Vnnd also sin veller der herczoge von Gelreu gehorsamlich
zu ome reyt.
do halte er on gefangen vnnd hart jn gefeucknisse geleit.
Vnde daruoch sin herczogtum Gelren mit heres krafft.
328 AUS RONRAD STOLLES ERFURTER GHROfiUK.
ubirczogen gewonnen vnnd mit Worten zu sinen henden
bracht.
Dar nach jn deme dryc vnnd sobinczigisten jare
gedachte er dorch sine holFart vor wäre.
Ein mechtiger koning jn Frifslaud zu werden,
mit ersuchungc grofsir liste vnnd mancherhande geuerde.
Deme heiigen romschen riche also abe zöge,
da vbir gemerket wart sine list vnde behende abtragen,
da wolde der keyser dar jn nicht geen zu Tricrc.
dor noch jn deme vier vnd sobingisten jare gar shere.
Wolde der Burgundier jn den stifft zu Köln ouch griffen
als er horte krigis tanz dar jnne pGffen.
Da coich er mit siner mannschafil vor Lamperten
vnd siner gcsellschafft der Pickardien
Auch init vil buchFsen dein vnd grofs
vor die stad Nufs die er vaste beschoirs.
Zu oren tormen muren vnde pforten.
die kein omc geslofsen warn an allen orten.
Dafs er nicht mochte komen dor jn,
wie wol er doch gerne or herre were gesin.
Elf tad sine hobischen tanzknaben.
tag vnd nacht ane vnderlafs graben.
Die von Nufs grymmeten als die behern,
die da widderwere zu thune begern.
Mit hullfe des ediln Fürsten vnd siner man.
von Hefsen eyn lantgraue genant Herman
Wanne sie is beduchte zu haben {bl. ccv") guten fug,
So erslugen sie der Burgundier genugk.
Vnd werten sich also gar lange zit (ane sechs wochen eyn jar)
bifs das der romische keyser do hin zoich zu strit.
Da quam eyn legate zu stunt, der erwarb abezehens
Des folgcle der Burgundier darvmb das er gerne jn Lotringe
gewest werc.
Vbir den frommen fursten herzogen Reynhart,
der da nicht wolde mit ome sin widder den keyser uff sinen
part
Sundern er hatte sich getan uff des keysers site
vnd jn den dutzschen bunt jn geborlicher zit
Vfs redelichen merklichen Ursachen sich anefing
AUS RONRAD STOLLES ERFURTER CHRONIK. 32»
vnd durch des almechtigen gotis schickunge zu gingk
Vnd durch sine goüiche gnade ist jn gegossen
das der herzöge von Osterich ewigen Frede hatte beslossen.
Mit der ganzen gemeine eitgenossenschafft
vnd sich ouch mit iobelicher einunge behafit.
Zu andern Fürsten hern vnd steten,
den der Hagenbach das ore wolde abe wetten
Der des von Burgundien lantvoyt was,
vnd regirete uFs hoffart nyde vnde haFs
Wanne die osterichFse lantschafft was also vorpFant,
das man sie solde jn burgundischer hant
Die alten Friheiten rechten vnd gewonnheiten behalden,
dar von wolde sie der lantvoyt Haginbach spalden
Mit nuwen Funden nuwe recht mache, jn dorffem steten vnd
sloFsen
Da dorch er sie hatte allirdinge {bl. ccvi.) ubir noFsen
Er wolde ouch mit gewalt den buFsen pFenning han
vnd tat den Frowen person vil schände vnd laster an.
Er entheubte etliche erbare bürgere ane recht vnd vnnorscholt,
die andern bürgere brachte er zu swerer vngedult.
Er machte mit drawen Worten gruFse gruFsen.
meistern vnd rad der stad MuInhuFsen
So vil das sie gedachten einen Fund,
do mete sie quomen jn der eitgenoFsen bunt.
Zu deme das sie jn des pFalzgrauen bescherme wom,
der Hagenbach wolde burgundissche gewalt da uffenborn
In dissen sinen hoen Freuein Worten,
die er rette wcren babist vnd keyser an zweien ortern
PFalzgraue vnd die eitgnoFsen an den andern zweien enden,
dannoch muste MuInhuFsen werde burgundisschen henden
Allir erbare burgerschalR in Brysach,
vnderstunt ouch der lantvoygt Hagenbach
Zu zuFugen Jammer vnde noyd,
vnd sie alle zu brengen jn den tod
Sulchem sinen anslage nach,
quam jn die selbe stad gar goch
Ein groFs reysig gcsinde,
der uiTsatz wart von den burgern gemerket gar s winde.
Die reysingen knaben worden balde uFs getreben,
330 AUS RONRAD STOLLES ERFURTER GHRQPI|K.
der lanlvoygt Ilagenbach ist vor die orte da hieben
Den behilden sie vnd wart gefraget ane lachen,
von sinen manigfeldigen bofsen Sachen
Er bekante siner mortlichin gcfecht,
wie er helle dicke vnd vil erbar bürgere ertötet ane recht
{bl. ccvi*).
Andere sine ubiltete warn oucb gar nifenbar,
darvmb fugile out zu machen eyn korz jar
Vnd vororleilte on vmb sinen tod slag,
das om sin houbt abe fiel vnd uiF der erden lagk.
Da mele nam sine bofse gewait ein ende,
es wart ouch davor nach angefange des bundes behende.
Deine burgundischiu siner pfanlschaffl losunge vorkundiget
mit einen herolde jn brielTen der pfantschilling gegrundit
Wie der jn eine benanle frye slad
an golde rod were geleyt zu nemen fru vnd spot
Solche lofsunge hat der Burgundier vorachtet
vnd sich uff vientliche krige betrachtet
Des er sich dorch die sinen hat gefangen an
mit kirchen bumen berouben frowen vnd man.
Mit prisler beschedigungen kirchen heiigen gezirden zu
sehenden,
mit tod slahen vnd roberigen an vil enden
Des halben fursten hern stete vnde lande gemeyn
lobclichcr hoer zöge quomen ubir ein.
Da mete sie Ellekort erubirten,
vnd der Burgundier gar vil zum tode erkoberten
Vff sontag nach sancti Martini
bie deme guten nuwen wini
In deme vier vnd sobinzigsten Jare,
darnach jn deme neesten jare zware
Wart gezogen vor Gransee vnd Lyle
vnd Blanrunt gewonnen subtile
Vnd ouch sust vorslort andere roubneste,
vnd gelotet alt vnd Jungk das beste
Bifs das sie die roubhuser alle vmb brocheu
vnde die ubile bofsen gestichle rächen
Burgundischer grofser hoemut {bl, ccvii.) achle des alles
deine,
Aus KONRAD STOLLES ERFURTER CHRONIK. 88!
er was jn kritischer ubunge vorhertet als ein steyn
Seiden ymanl konte vor om genefsen,
nach dcme er horte den grofsen Alexandrun lefsen.
Wie der alle werll ubirirwant,
des glichin luste on ouch also werden genant
Vnd hatte sich des ubirwindens vormessen,
er hatte abir des rechten anefangis vorgessen.
Das er also eyn mechtiger furste nach cristenlichen rechten
zum ersten widder die Turcken helffen fechten
Die kurzlich jn der keyserlichin magistrat erblandn
klegelich vnd mortlich haben genommen ubir banden
Manigis cristen menschen blut haben vorgossen
das hat den Burgundier nicht vordrossen
Er hat vil lieber cristen menschen getötet,
vnd geschalfen zu toten genotiget
Nu als der burgundissche herzöge jn Lotringen zoich
vnd dar jnne jderman sine grofse macht floch
Da ergäbe sich ome die lotringisschin stete
vnd wer da gerne frede vor om hetle
Der ging zu geloben an sine hant,
damete gewan er gar vil lute vnde lant
Vnd zoich da jn Burgundien vorbas,
als danne siner grofser anslag was
Zu hellfen den zu Sophoien vnd den die om woren gewant,
die sich hatten uFs der eitgnofsen bunde zutrant.
Dar jnne ore eidern vnd sie gar lange worden den gesyn
das was demc Burgundier gar eine grofse pin.
Vnd brachte sie uff sine site, {bL ccvii")
darvmb zoich er ufs zu strite
Zu reysen vnd zu vechten,
vnde belag der eitgnofsen knechte
Vierhundiit jn Gransce hie deme see,
dar jnne geschach on von hungere gar wehee
Das sie ulf sine zu gesagete gnade erufs quomen gegangen,
da wurden sie alle gelotit vnd gehangen
Das ging den gemeynnen eitgnofsen zu hertzeu
vnd erwugen sich alle zu lidene totlich smertzen
Adir suiche sine mortliche vngnade zu rechen
vnd hüben an on vnd die sine zu slaen vnd stechen
332 AUS KONRAD STOLLES ERFURTER GBROlfik.
Vnd erslugen mit gotis hulffe vil der sineu lod
vnd brochten oa baldc jn fliehens nod
\^ sonabent vor invocauit,
worden gar vil der sinen ores lebens quyd
Vnd wart omc an gewonnen mit stritis kraffl
sine Wagenburg vnd was dar jnne bleib bchaft
Silber golt sidengewant vnd clenod,
sin jngesigil vnd gar vil dingis das on got
Also mit grossen vnd mit deine buchsen gnediciiebin bescherte.
do mete er sich kegen on woide haben gewert.
Durch sin volk vnd buchsenschiessere,
ouch sine bogenere vnd langen spiessere.
Die sich alle haben davon gemacht,
da sie der vil helmbarten nomen achte.
Vnd der vil Switzere glänzen
do lernten sie ouch flien tanzen.
Doch bleib er ouch vil kleben,
die do alle verloren or leben.
Mit erslahen vnd ertrincken ju deme sehe (bl. ccviii.)
dar nach wart on abir gelesten mehe.
Der eitgnofsen macht zu schowen,
dorvmb war er kegen Losan gezogen
Vnde hat sich widder an gerust mit anden buchlsen
ouch sin ungeslagen volk laFsin wifsen
Er wulle als eyn fürstlicher man
andirweil gar kunlichen dran
Vil Volks mehir danne vor ist zu ome komen
vnd er hat sinen heirzog widder an genomen
Vor das stetelin Mortin sich geleyt,
der graue von Remond ist ouch mit ome bereit
Mit den Sofoyern jn das leger gezogen,
die stadmure hat sich kegen on gebogen.
Von deme schiessen der grofsen buchfsen steyu,
der stad lute kegenwere was ouch nicht kleine
Bifs das die gemeine der eitgnofsen
vnd ore zugewanten sint zusammene gestofsen
Nemelichen des herzogen von Osterichs Sigismundis macht,
herzöge Reinhart von Lodringen hal sich selbir dar geacht
Der zweier bisschoffe vnd stete Strafsburgk vnd Basile lule,
ABS KONRAD STOLLES ERFURTER CBRONIK. SS3
Colmar Slelstad vnd andere richslete sumeten sich nicht
Vnder deme volke worn feie grauen hern vnd edilknechte
die worden ritter geslagen zu ritterlichem gefechte
Funff paternoster vnd aue Maria den wunden Cristi
worden demutiglich gebetet mit geboygeten kien
Vnd mit witen ufs gespannen armen,
das sich got gncdiclichen wulde über uns erbarmen
Noch siner gotlichin gnadin gewonheit,
amen habe sie alle frolichen vnd getrost gesagit
{bl. ccviiiS) Vnd sint in deme namen gotis kegen deme
Burgundier hin gezogen
vnd haben gar ritterlichen dar jn gehauwen.
Mit redelichis stritis ordenunge an on gewant
da ist er abir fluchticlich dar von gerant
Doch musten or vber vierzentusent hüben
mit tod slahen jn den see sich lafsen triben
VfT sonabcnt der zeentusent ritter tag,
als man tusunt vierhundirt sechs vnd sobinzig jar zelen mag
Buchrsen vnd andirs gezugis gar vil,
liesen sie auch dar uff das selbige zil
Der Burgunder gar balde gonfs kegen Sälen floich
der eitgnofsen volk des von Romond lant an sich coch
Vnd zogen or enteil kein Losan,
da bie Gngen die sofoyssche rethe an
Es zu teydingen widder jn den alden bunt,
den landen zu Freden jst gar gesunt
Vndc sprochen sie wolden geben was sie solden
adir was die eitgnossen vorgnuglichs haben wolden
Das wart al da beslossen zu Friburg jn Ochtland
uff einen gutlichen tage da seibist zu band
In bieweFsen des herzöge von Lodringcn,
der halff is mit des konigis reten zum besten bringen
Dar>'mb haben die lande nu widder oren Frien wandel,
kegen cnander mit allem frunllichen handel
Als nun der Burgunder nach seiner flucht,
ist zu Sälen gelegen jn stiller zucht
Vnd keine boFse adir hat gereget,
so ist doch binnen des der herzogen von Lodringen worden
beweget
334 AUS RONEL\D STOLLES ERFURTER CHRUfOK; ^
Darvmb das er ome Nanscc hatte vmme legen vnd vorge-
baldeQ
hatte sich gerust uff ein glucke vnde got walden
Das er Nansee die stad sin eigen vnd erbgut,
widder mochte brengen jn sinis selbis hud
Vnd had das mit siner buntgenossen macht {bl, ccix.)
widdir zu brengen zu sinen banden geacht
Nach langen leger vnd vii schiessen,
das hat den Burgundier wollen vordriessen
Vnd sich abir beworben mit allen sinen künden
vnd des eine grofse zal helffendes volks funden
Vfs sinen vbirn vnde niddir lande,
die sint alle kommen zu sinen banden
In sin feltlager vor Nansee,
darjnnc ist allir erbarkeit gesehen gar wie
Mit hungir liden vnd mit scbiessen,
mufse huude vnde katzen genyefsen
Ouch etliche tage pferdefleisch musten essen,
der Burgundier halle sie so harte besessen
Das er sie alle wolde haben tod,
vnd brengen swerlich jn Sterbens nod
Er hatte eyn vas fol strenge darroete wolde er sie alle
hencke,
vnd keiner fursllichen gnaden kcgen on nicht gedencke
Vnd halle die gerechtickeit gar zurucke geslageu
das wolde om got nicht lenger vortragen
Nemlichen uff sontag der heiligen dry konnige abind
on geslrofll mit totlicben goben
Vil bitterer danne der mirre,
ist sin sele von sines liebes gescbirre
In wye rauche sinir hochfart hin gefarn,
got wolde mit dcme golde siner gnaden die sele bewarn
Vnd allir toten übe seien,
die sinerhulben sind komen jn quele.
In allen strilen slormen vnd vechten,
von hern ritlern cdil lulen vnd armen knechten
Der er vurnofscn vil hat zun lode bracht,
zu solde uff genomcn vnd sie zum tode geacht
Wanne er on oren wochen sold solde geben.
AB»«flNBAD STOLLES ERFURTER GHRONK. aS5
so sclückle er sie zu stormen das sie verloren or leben
So behill er danne das selbige geil, {bl. ccix".)
da metc besserte er danne abir sin lieir feit
Vnd ouch sundcrlichen die in Lodringen siut gelegen dar niddir,
ajs er jn slrilis wise facht da Widder
Vnd sich hatte mit stritbucbfsen zugericht,
zu volbrengen an der stad Nanse grofse totliche geschieht
Die dann got der almechtige gnediciichen wante,
vnd gab schickunge, das man on vnvorselich an ranle
Nach ritler slahens gewonheit
vnd nach geborte der eitgnossen bescbeyt
On ouch ritterlich vnd fientlich an greffen,
da was sin fechten nicht anders dann jm stegereiOe
Vnd stach vaste flcende vnden mit den sporn
vben was sine wehere des Stechens ganz erfrorn
Nach sincr flucht ubir andir tage vnd stunden
wart er als eyn armer knecht nackt vnd tod funden
Danne so balde sin hofemeister, kammerere vnd arzt on le-
gende an sahen,
klegelichen weinende vor war sie sprechen.
Das ist vnfser herre von Burgundien gewesen,
der almechtige gol lafse sine sele genefsen
0 ewiger gerechtir got jn hymmels trone,
0 koniginne der barmherzickeit allir höchste kröne
Als den dutzen landen vnd nacion
die jn fruntlichem vorbuntnisse stan
Gcndigc hulffe von dir grofslich ist gescheen vnd gethan
das sie des Burgunders gewalt sint worden ahen.
Des sagen sie dir got hoch lob dang vnd ere gar schon
alle crlstenlichen demuthigen vndirthan
Die der liebe ewige barmherzige got nummer wil gelan,
sundern allezit tröstlich beschermen mit gnediger sonnen vnd
mand
Vnde vns alle helifen zu ewiger selickeit,
amen {bL ccx.) sie jn froiden von vns allen ewiglich geseyt
Ilir nympt des herzogen von Burgundien macht vnd leben
eyn ende,
das vns got sinen heiigen engil sende.
Der vns alle beware vor sulchen furslen,
336 AUS KONRAD STOLLES ERFURTER CHRONIK.
die also nach armer lute gute vnd blud dorsten.
Bisthum vnd richstete meinen vndir sich zu brechen *
des sulle wir got bete zu rechen.
Vnd das er vns davor behüte gnediclich,
dar vmme sollen wir om dang sagen ewiglichen, amen.
finis.
Ein Resonet in laudibus wieder die falschen Euangelischen.
Wir wissen wol den grossen trug, {bl, cccix*.)
den merket hie on alle lug,
man sieht ganctz dar, manch grofs beschwar,
so lang gebraucht die dachreuber
jr freyen.
Sie singen er, lob jren got,
Plutoni der ju geholffen hat.
Das als ietzt Euangelisch ist.
Was jren leib macht geil vnnd faist
ir frey.
Sie geben al den pfaffen die schuld,
so redt ich das mit meiner hueld,
es kompt als von dem kouffman her,
jch mein von erst die geselschafller
jr frummen.
Der ein hat allen wein bestell,
der ander sich des pfeffers helt,
der drit als schmaltz hat genomen an,
noch seit jr nhur den pfafTen gramb.
Ir freyen.
Sie haben gar kein gewissen nicht,
mit eilen mafs muntz wag vnnd gewicht,
mit argem gefar falsch trug vnd iist,
damit sein alle whar vermischt
jr freyen.
So was bedarff der arme man,
den mufs er zu dem kauffman ghan,
nemen was vnd wie sie da wendt
man schickt es sunst an ander endt
jr frumen.
AVä KONRAD STOLLES ERFDRTBB CBRONBu »7
' {bl. Gccxn.) Hodie apparuii.
Hodie sie triamphirn
vnd pauccatiren
noch der paufs
der arm maa verdirbt vnd murs zum thor hinaoTs,
eya cya
wie lang wol wir narren sein,
macht doch diieb al ding gemein
Clemencia.
Siehstu nit das superbiren.
schlytten faren
vber mafs;
Venus vnd Diana seint vff aller straTs,
eya cya
mussig gan mufs gleichen hann,
man wil dich nit feyern lan.
Invidia.
Es mufs jn alle menschen fliehea.
dhuet abzihen.
wo sie farn.
das maul kompt jn den gantzen tag nit aurs dem bam,
eya eya
golt vnd samath von jn gleist,
der arm man bleibt vngespeist,
Superbia.
Sie reyten al vff hengsten brein, (bl. cccxii*.)
auff wegelein
jn vbermuth
vnd fressen al an vnderlafs der armen guth,
eya eya.
hoffart kan nit bestendig sein
fürt euch al jn ewig pein,
Justicia.
Alsbald sie aufs dem beth hergand,
kalt Suppen stand,
schenck tapfer ein.
Z. F. D. A. VIll. 22
338 AUS KONRAD STOLLES ERPORTER CHRONIK.
den tag treten sie wie die gemalten pfauwea hrein.
eya eya.
sol das euangelisch sein,
füllen sich doch wie die scbwein,
In crapula.
Den gantzen tag klingt seyten spil.
seind freyden viel,
auff allen plan,
noch tiesch fengt man zu spielen vnd zu lantzen an.
eya eya,
einer zu dem andern ferth.
der arm man sich kaum ernert.
miseria.
{bL cccxii*.) Ein Omnis mundus coh eosdem.
Omnis mundus thnt sere waeten
natu hoc errore.
casta mater wol vns behüten
a plaphemo (/. blasphemo) ore,
haut sie braubt gnad vnd ehr,
jr furbit gilt nit mher,
geile pock vnd slincket geck
seint hodie, achten sich jre gleich,
schnöde wurm,
last ewrn stürm
cum virgine,
euch wirdet ewigs we,
we we we we we we
euch Wirt ewigs we,
keret vmb
e zeit kümb.
thund euch kennen,
vnnutz hennen.
itaque ruflents an
weib vnd man.
sie kan euch jn allen noten beyslan.
AUS KONRAD STOLLES ERPURTE» CHRONIK. 310
{hl. ccGXiii.) Ein Dies est leticie wieder die falschen
EuangeUschen.
Der tag der ist so freidenreich
allen lutherischen,
dan sie füllen jre beuch,
haut vol al gewelb vnd kysten,
durch Wucher falsch fiierkauff vnd list,
das nindert mher kein narong ist,
sie habens als jn henden,
vbering es als verschwindt,
bifs es vns ein tewmng pringt,
hie vnd allen enden.
Der Luther kam in eben recht
mit viel guther meren,
der die heiligkeit verschmecht
vnd thut alding vmbkeren,
darumb ein ider itznnt helt,
was jm nach lust seins leibs gereit,
jr solt mich recht vemhemen,
kein ehr noch tngent gtelt nit mher,
wie vnser alter brachten her,
man wil sich niemer Schemen.
{bl. ccGxiv.) Ein 0 Armer Judas von den newen Christen.
0 jr viel armen christeii
was band jr gethan,
das jr euch Priapisten,
haut so verfuren lan,
darumb muest jr noch leiden
vil hellische pein,
sanct Peters schiffla meiden
falt jn das mher hinein
kyrieleison.
22 ♦
340 AUS KONRAD STOLLES ERFURTER CHRONIK.
Nit neyd die hohen schulen,
wuthet nit mit schalle
sie land nit also wulen.
wie es euch gefal.
wissen kein grund noch glauben,
bey potencia,
seint jr die seien brauben
vnther falschem schein
kirieleyson.
0 jr reudigen scheffle,
wer hat euch verblendt,
das ir furwitzig effle,
nit ewern hirten kendt,
den wollfen thut nach lauffen,
gand willig zu dem tod,
got wirt euch schwerlich straffen,
jr thuls an alle noth,
kiriclevsou
{bL cccxvi.) In nomine domini Amen.
Wie had der deufel seinen samen
Vnder die von Mentz gestrawet
Etlicher sich mit crawet
Das jn nit jucket
Es ist wol jr selber schuldt
Ir hoffart jr vngedolt
Ir grosser vbermut
Wirt offe das letzste nymmer gut
Darnach haut sie gerungen
Die alten vnd die jungen
Bit menchen grieffen
Die sie gegen den stieiilen
Vnd gein dem reiche haut gethan
Sie enwolden niemant für nicht han
Bit mancher hende Sachen
Sie wolden konig vnd bischoff machen
Die rede hat nit furgang
ADS KONRAD STOLLES ERFURTER GBRONK. S41
Der keyser was jn zu lanck
Alle hern waren jne za dein
Sie wolden die iandt gemein
Bezwingen vnd hern sein
Sie beschlossen Meyn vnd Rhein {bl. cccxvi*.)
Vnd des reicbs Strassen
Die grofs vnmafse
Das let got nit vngeroehen
Wan das sie handt gebrochen
Closter vnd godes haufs
Vnd hant vordrieben daraoTs
Die epte vnd die mönehe
Die pfaffen vnd canonicke
Die musten Mentz entweichen.
Die armen vnd die reichen
Die pfaffen alle gemeyne
Sie sein grofs vnd kleine
Sie hant sie gevnereth
Vnd gots dinst verkeret,
Den man do so schone beging
Wer diesen rath ye angefing
Sie sagent jm es vndangk.
Es sey kurtz oder lang.
Darumb seindt sie geschendet
Vnd an jren eren gependet
Als ist es gefallen
Ir vberbracht jr schallen {bL cccxvii.)
Ist nidergelegen
Sie handt liecht vnderwegen
Den von Osterreiche
Den wolden sie simliche
Sie ein konig han gemacht
Die rede wart nieder gelacht
Vnd hant sie keyne möge,
Sie warthen anders was in doge,
Vnd lan hern vnd forsten seyn,
Ich Sprechens vff die trewe meyne
Der sich vber wille der vberwist sich
Dem ist wol die rede gleich
».
342 AUS KONRAD STOLLES ERFURTER GHRONIK.
Also hant sie gebrawen,
Das mag sie wol berawen,
Das ist aber nue zaspaden
Des hant sie kein genade.
Der aide rath nne dem jungen entwiehe
Das muet sie mogelicben
Vnd ist grols schwere,
Das loer vnd melciepe
Seindt kommen jn den newen rath
Vnd anch meyster Zudielrat,
Das ist von Genginbach her Johan
Der ist gar ein wysser ni^n.
Dem volgendt beyde (6/. cccxvii*.)
Kremer, weher, becker, «chmyde
Vnd auch die korssener
Schneyder, sedeler^
Vnd die weiTsgerwer
Vnd manch duchferber
Die hant alle der stede rade geschworen
Ir keiner wart darzu nie gebom
Was es auch dade
Wenig fischer zymmerlude
Die komen alle zu rade.
Zu meyster Zuckdrade
Bit sich die gesetzen
So komen die Steinmetzen
Vnd die fal's bender
Vnd die alt gewender
Vnd die alden russen
Die wollent es gar verhossen
Vnd haldent alle das gebot fyl hart
So komet meyster Fege hart
Bit seinem scharsasse
Obe sie macht ir wasse
Ja sie sicherliche.
Sie sein arm oder riebe.
Kromp oder siecht
Sie komenl alle in den newen rat gerecht
So sprichet eyner wart warte
'* •
AUS KONRAD STOLLES ERPURTBRiOIMOMIK. MI
Wo seint die vom holte maiie
Eberhardt vad Hertwin
Die solden auch hie sein
Bit sich gdie (so) gehauffen
Vnd zusammeo gelauffen,
Vinb des laades ere vnd der stede frommen
So ist noch nit kommen
Ir aller meynster Sasse i|Hii^(i...munt)
Der fint vil manchen .^tt^fen foiii^'
Vnd Jacob Issen men'ger.'
Die zween seint anfenger
Vnd macbint d*\attW6n jnath
Vnd seint meystjf^^adiitcai .. i
Vor den ändert ilte \l«
Wem difs nit WctjfüUÜ» .
Wil er ein bessern^kaesseii
. ■ «■ , . *
Er mag wol vor biesieiif; / ^''
Dis ist also vmb seinen nwat
Vnd der rechter Scherpelin
Vnd alle rechter
Wer es en noch eyns so schwere (bt. gcgxviii*.)
Sie mussent alle rechten nach jrem geboden
Die kemerer vnd waltpode.
Vnd auch der schultes
Sie mussent alle rechten nach jrem gebeib
Ist es nit anders vmb ein bar«
Die rede ist sicher war.
Also gent manchen
Die kurtzen geyn den langen,
Seint worden gleich herre
Wer gefriesse ye mere
Oder bort ye nit gesagen
Das in so kurtzen tagen
So grob drawen vnd vberbracht
Wart so bald niedergelagt
Ais Jacob zum Barte.
Der was gar zu harte.
Vle vnd Heintee Gotee vnd Foltee,
Müch (/. Vlricb) der Stollze
344 AUS KONRAD STOLLES ERFURTER CHRONIK.
Vnd der wysse Bouwelman
Wie fyi er weyfs oder kan
Sie mussent alle zorade
Bey meyster Zuckedrade*
Diefs mag euch wol verdriessen
Diese rede wil ich besliessen
{bl, cccxix.) Mit einer frembden Sachen
Des soll ir auch nit lachen.
Das ist sicher war
Es nit ein jar
In eym keller graben
Da fanden sie mit buchstaben
Einen grossen stein,
Den läTs ir ein,
Vnd warn des fondes firo
Da stundt angeschrieben also
Ker vmb du findest
Alles erge fondefs.
Waren zu kleine
Bit sie dem steine
Das vnder offe gewandten
AI erst da sie bekanten
Die rechten mere
Vnd was jn vil schwere
Das sie worden vnfro,
Da sie lassen also,
Mentzer rinckmuere
Hat manchen losen gebawere.
Beschlossen vnd vmbfangen.
Darnach ist es hergangen z clrt fleyrs*)
Nach den fForten: z clrt fleyfs
Disparibas meritis peodent circa corpora ramis
Dismas et gesmas medio dioina potestas
Summa petit c«lj dysmas petit infima gesmas.
AUS KONRAO STOLLES ERPURTBR IMfimt. S45
*
jifmo Lex sexto.
Numere dümeae Amen,
Wie gar seinen alten samen
Geweldigliche der teuffei hat
Zu Mentz gestrawet jn den rath
Das jn nit gent zu hertzen
Die schaden vnd zu schmertzen
Die jren eidern seint gescbeen
Sie solden es billich ane sehen.
Wie sie verlorn erc vnd gut
Durch jren grossen vbermut
Den hievor die alden trieben
So ist ir hoffieirt noch beklieben
Sin wafs genug vnd auch gar fiel
Des ich nue hie nit sagen yn wille
Doch mag ichs aHes nit geschweigen,
Als der da harpet vf der geygen.
Wie sie musten jn kurtzer frist
Nach Jacops vnd Süssemundes list {bL gccxx.)
Sie deden es gerne oder wolden zomen
Die Schlüssel hie zu Mentz zu allen tomen
Der gemeynde brengen an ir haut
Da myde man nue bürge vnd iandt
Gar vestiglich kan zwingen
Nwe amen müssen sie singen
Das seindt die guden von den alden.
Sie weneut des dinges allein walden,
Nein zwar sie woUent die feder besengen
Ich forcht man werd sie sprengen,
Das sie die fursten hochgeborn "^ N
Die zum bisthuqib vfs erkorn '*^«^
Zu Mentz werdint zu ander zeit
Von dem capittel sunder nit
Den das von recht beuolhen ist
Vertreiben woldeji zu aller frist
Nach jrem tommen synne
Yn selber zu gewyne
Daran sie nit gewonnen haut
346 AUS KONRAD STOLLES ERTURTER CHRONIK.
Jedoch sie nit abelont
Die jungen die seindt worden geile
Sie wollent aber dar jr heill
Versuchen nach der alten kunst
Sie schwerent hoch mit grosser gunst
Sie wollen mit der pfheit (pfaffheit?) stan
Vestigliche one allen wau
Zu allen jren rechten
Mit weihen kinden knechten.
Vnd gebiedendt vestigliche.
An leip an gut arm vnd riebe
Das sie dauon sollen vallen nicht
Als schier das gepot geschiet
Die ersten die dan dauon laut
Seint die die es gemacht hant
Alsus sie wennent liegen,
Got vnd die werleth betriegen,
Schleiffen vnd auch wenden.
Die wollent an beiden enden.
Zu äugen dienen hie vnd dort
Den bischoffen geben süsse wort
Von Speyer vnd auch von Babenberg
Vnd wollent mit dem gauckelwerck
Suchen nutz in jren sack
Das doch nit gewesen magk
Es magk jn noch wol werden hart
Das sie sufse niachent wieder parthe
An pfaffen vnd an leyen {bL cccxxi.)
Man mag darumb noch schreyen
Manchen der sich es nicht versiecht
Mich wundert das sie die geschiecht
Das recht sie nit aufstragen in lant
Der sie nyschnit zu schaffen hant
Das sie die vrteil wollent sagen '^
E danne die Sachen werden aufsgetragen
Daran sie folgent leuthen
Die selber nit bedeuthen
Konnent das recht noch ander konst
Die suchent nutz vnd ander gunst
öT
DER STARKE BOPR. M7
In selber jn der Sachen
Dauon das recht mofs schwachen,
Sie schmehent got vnd die pfaflFheit
Mit solcher vnstedigkeit
Vndanck sie beide hie vnd dort
Verdienent vnd auch bosse wort,
Want yff erden nie kein man
Bedienen konde noch en kan.
Zwein herin die da hant wieder parth
So das er sine ere halbe bewart
Er mufse ir ejmen faren lan.
Hie miede diefse red ein end sol han
Got gebe vns allen svnder nit
Recht zu don zu aller zeit Amen.
DER STARKE HOPPE.
Bruder Berthold sagt in einer seiner lateinischen pre*^
digten {zeitschr. 3, 239) sunt nt Poppones, qui videlioet
duplicem habuit virorum fortitudinem et unum diem vel etian
parasceve ieiunare non potuit; anderthalb Jahrhunderte spar
ter wird im Ackermann aus Böheim (v. d. Hagens ausg.
47) der starke Poppe mit Dietrich von Bern und dem hor^
nenen Siegfried zusammengestellt.
Den beinamen des starken trägt auch der dichter
Boppe; nicht bloß in der Überlieferung später meistere
Sänger (v. d. Hagens Minnes. 3, 408\ 4, 692. 906^ )s
schon der predigermönch meister Jordan ßihrt ihn in einer
stelle, die Ronrad von Megenberg (1349) heraushebt, so
neben Frauenlob und dem JUamer auf. Jordan spricht
von dem ungeistlichen leben der prälaten und anderen
pf offen i sie singent ir tagzeit nicht: wolt got daz sie Sr
sprachen mit andAcht und sungen nicht werlüeicher lieder.
sd singt der ein den Frauenlop, der ein den Mamer, der
ein den starken Poppen, der Poppen ist s6 vil worden daz
sie der gotsheuser guot und kt verpoppelnt (Docen in Hor^
mayrs Archiv 1821 s. 214). ein anderer text (Moncs
Anzeiger 8, 613) ändert Poppen in buoben und verpoppelnt
in verbuoben.
348 DER STARKE HOPPE.
Ich glaube dafs dieser beiname nicht erst durch
irgendwelchen missverstand auf den dichter übertragen
worden y sondern dafs er demselben schon ursprünglich
eigen gewesen , dafs der starke Poppo Bertholds und der
starke Poppe meister Jordans eine person sei; wie ja
schon das verpoppeln des letzteren an die Unfähigkeit zu
fasten erinnert y von welcher Berthold spricht.
Die Sprüche des dichters Hoppe fallen noch in die
siebziger und achziger jähre des dreizehnten Jahrhun-
derts; die räumlichen und persönlichen beziehungen (bi-
schof Konrad von Strafsburgy Rudolf I und Hermann J^II
von Baden) weisen auf den Oberrhein y eine, das gebet
für Konrads von IVürzburg Seelenheil {v, d, Hag. 2, 283*'),
noch bestimmter auf Basel hin, wo dieser meister lebte
(sein haus hie/s fVürzburg und davon er selbst) und im
j. 1287 starb.
Und zu Basel und zu eben der Zeit, um 1270, lebte
auch jener starke Boppe , dessen Berthold und noch der
Ackermann aus Böheim gedenkt, dieselben annaleti von
Colmary aus denen wir das todesjahr Konrads von Würz-
bürg wifseny berichten an einer der vielen stellen die bei
JVurstisen und Böhmer weggelafsen sind (die historische
gesellschaft zu Basel besitzt durch den fleifs und die gute
Pfeiffers ein vollständiges exemplar) zum j. 1270 folgen-
des, in Basilea fuit quidam Boppo nomine, vir mediocris sta-
Iure, qui dicebatur x vel xx vel etiam multorum amplius vires
hominum habuisse. zum j. 1270: bei Berthold , der doch
bereits 1272 gestorben ist, heifst es in formen der ver-
gangenheit habuit und non potuit. hat hier nicht ein ver-
sehen des Schreibers oder eine absichtliche änderung statt
gefunden (vielleicht auch ist der ganze mit qui beginnende
ihtz nur ein glossem desselben), so mufs Berthold irren,
denn die annalen von Colniar haben in baslerischen dingen
volle zuverläfsigkeit.
Ist das nun wirklich , wie ich kaum mehr zweifeln
möchte y der Dichter Boppe, so würde sich daraus zu-
gleich erklären warum dieser wiederholendlich und so aus-
fuhrlich von der leibestärke und ihrer unnütze spricht.
WILH. WACKERNAGEL.
zu DEN NIBELUNGEN. 349
ZU DEN NIBELUNGEN.
Vorurtheilsfreie kritik wird sich schwerlich auch nur
einer der Strophen annehmen durch deren ausscheidung
Lachmann die alten lieder von den Nibelungen gewonnen
hat, ebenso wenig aber die athetesen irgend erheblich ver-
mehren, denn wegschneiden des zur noth entbehrlichen
ist unkritische Willkür, den Vorwurf der willkür glaube
ich aber nicht zu verdienen, wenn ich das vierte Ued um
eine Strophe kürzer zu machen suche,
Günther bittet um Sigfrids hilfe bei der Werbung um
Brünhild,
332 Des antwurte Sifrit Sigmundes suon
'geist du mir dtn swester, so wil ich ez tuon,
die schnellen Kriemhilde, ein küniginne hSr:
so gere ich niht löues nach minen arbeiten mftr.'
333 'Daz lobe ich' sprach Günther 'Sifrit, an dine bant.
unde kumet diu schoene Prünhiit in daz laut,
sd wil ich dir ze wibe mine swester geben:
s6 mäht du mit ir immer vroelichen leben/
334 Des swuoren si dd eide die reken vil h^r.
des wart ir arbeite verre dester m^r,
6 daz si die frouwen brähten an den Rin.
des muosen die küenen sit in grözen ncelen sin.
335 Sifrit muose füeren die kappen mit im dan,
die der helt küene mit sorge gewan
ab eime getwerge, daz hiez Albricb.
sich garten zu der verte reken küene unde rieh.
Das sit in der vierten zeile der vorletzten strophe erklärt
Lachmann 'als sie Brünhild erwarben;* und so mufs es
erklären wer diese strophe für echt hält, da eine hindeu-
tung auf die unheilvollen ereignisse die sich an Günthers
Vermählung mit Brünhild reihen der art des alten liedes
nicht gemäfs wäre, aber der ausdruck ist unbeholfen^
und so erklärt sagt diese zeile nichts anderes als die bei-
den vorhergehenden, auch diese sind nicht sehr lobens-
360 FRIESISCHE SPRICHWÖRTER.
werth: sie sind verständlich ^ 'da sich die helden durch
eide verpflichtet hatten, so strengten sie sich um so mehr
an;' aber passender wäre ' Sigßrid strengte sich um so
mehr an, da Günther ihm seine Schwester versprochen
hatte,' des swuoren si dö eide, die jreken vii b^r ist ent-
behrlich nachdem gesagt war 'daz lobe icb' sprach Ganther,
'Sifrit, an dine bant.' da also in der 3Z4n Strophe nichts
enthalten ist dessen man nicht gern entriethe, so glaube
ich dafs ihre letzte »eile so zu fafsen ist wie es ain
nächsten Hegt, als vorausdeutung auf den ausgang der
geschichte, und dafs diese Strophe ein zusatz ist. durch
solche hindeutungen, ebenso unverbunden angeschobene, ha-
ben bekanntlich die verfafser unechter zusätze nicht sel-
ten ihren Strophen zu einem Schlüsse verhelfen, einge-
schaltet ward diese Strophe, wie viele, um den raschen
gang des liedes zu mäfsigen und damit Sigfrids frage
in der fortsetzung 562, 3 war sini die eide komen? wört-
liche beziehung erhielte, sie bedarf ihrer nicht,
H.
••
FRIESISCHE SPRICHWORTER
GESAMMELT VON
LOR. FR. MECHLENBUR6,
PASTOR AUF AMRUM.
1. AMRUMER MUNDART.
1. wan an tröggel wal feit, do k6nt-r sin anj skitj e^.
wenn ein bettler etwas erhält, dann kennt er seinen eig-
nen dreck nicht.
2. wan an trö'ggel wat feit, do nftret bam-t haal (do
bat ham-t haal). — dann verengert sich ihm (Jbe\fst ihm)
das loch,
3. wat an tröggel bat, st^t-r uun san Hnj pöös (f^it uud
s. k, p.). was ein bettler erbittet, steckt er (fällt) in sei-
nen eignen beutel. S (d, i. Silter mundart) wat en bed^er
bed, dit stat hi ön sin ein pöös.
4. rikmdns krankhaid an armmftns paukoken jo stinne-
lik füür. des reichen mannes krankheit und des armen
mannes pfannkuchen riechen gleichweit.
1K
FRIESISCHE SPRICHWÖRTER. 3M
5. diar uun a kuul spüüljet, mut-l sallaw idj. wer in
den kohl spukt mufs ihn selbst ejsen. S diär spütled ön
di kual , di feid^ en lagt sallew of tö iiten.
6. hi b61t bi a plank an 16t a marrag fär. er hält beim
pflock und läfst die wurst fahren. S hual bi di piek en
let di märig faal.
7. wan a san uun-t wäst, san a luien üüb-t bdst. wenn
die sonne im westen, sind die faulen am besten.
8. diar ki] an mam eg barke wal, mut at knalwsken
harke (mut-t feel b.). wer vater und mutier nicht gehor-
chen will, mufs dein kalbsfelle gehorchen,
9. a sögg lep wegb me a täp. die sau läuft weg mit
dem zapfen,
10. wal ik eg witj det bat mi eg. was ich nicht weifs
das beifst mich nicht,
11. wat a uugen eg se, d6-t hart eg siar. was die äu-
gen nicht sehen y thut dem herzen nicht weh, S wal dit
oog ek sjogdl, dit d^d^ dit hardt ek siir.
12. spiit bat eg, skrob häk eg. schimpf beifst nicht,
kratze hab ich nicht,
13. rennalkhaid as a dram mäns rikdum. reinlichkeit ist
eines armen marines reich thum,
14. di diar-t lung h6, 16t-t lung hinge, wer es lang
hat, läfst es lang hangen, S diärdl breed heed', di kjendt
uk breed hinge let.
15. an märenmän hi h6-t, an injammän hi fM. ein mor-
genmann hat es, ein abendmann erhält es,
16. arkan hual sin änj , do waardt ham eg bidränj. ein
jeder behalte sein eigenes, dann wird er nicht betrogen.
17. diar a skur päse, tjögt-s uun. wem die schuhe pas-
sen, der zieht sie an,
18. hi smat a knappel mad a hüünjer. er wirft den
knüttel unter die hunde,
19. a föglar diar so 6der sjong, gung a käter iar inj
aauer a dik me (wegh me üüb a däi). die vögel, die so
frühe singen, mit denen geht die katze über den deich
{am tage weg),
20. beeder an lüüs uun a kual üüs gar nian fl^sk. befser
eine laus im kohl als gar kein fleisch.
SS2 FRIESISCHE SPRICHWÖRTER.
21. üiib länjen \H ham nian kuai köge. auf lügen
läfst sich kein kohl kochen.
22. an witjen hingst skal fol streilang bft. ein weifses
pferd mufs viel spreu haben» S di wit hingster skel fuul
Streits haa.
23. an länjhiiüs {Htgner) skai an gud gidegtnis hi.
24. wan a kät eg ar an fts, do luup a müüssen aauer
äl. wenn die katze nicht zu hause ist, dann laufen die
mause überall. S wan di kat iüit es, da laup die miiäs aur
staal (über die diele).
25. wat w^l an lüüs muar nem iiüs-t lewant. was
willst du einer laus mehr nehmen als das leben, vgl. 50. 66.
26. diar an gratten eers b^ , skal uk an grat boks h^.
wer einen grojsen hintern hat mufs auchgrofse hosen haben.
27. wan-t naau as am gud lidj, ward Tädern tu faderen
beeden. wenn es an guten leuten knapp ist, werden Tä-
tern {Zigeuner) zu gevattem gebeten.
28. bat fölt fän a nöös uun a miiüs. es fallt von der
nase in den mund.
29. bat as so lung üüs briad as. es ist so lang als es
breit ist. S bat es sa lung iists breed es.
30. diar an gratten snütj (müüs) b^, skal an starken
romp hä, wer eine grofse schnauze hat mufs einen star-
ken rümpf haben. S diär en fül müd^ beed, di mut en
stark reg (rücken) baa.
31. diar lidjs müüser staape skal, skal föl slonten bä.
wer der leute mäuler stopfen will mtffs viele lumpen haben.
32. diar-t lok hty gongt me a bridj tu bäd. wer das
glück hat, geht mit der braut zu bett. S diär lek beed",
di geid nie di brid tö b^d.
33. diar man jil b6, kaan a diwal dänse 16t. wer nur
geld hat, kann den teufel tanzen lafsen.
34. bi as ap iar a diwal a skur uunb6. er ist auf ehe
der teufel die schuhe an hat.
35. wan dat an gaaden böön as, do krftst-r wei ans
weder, wenn das ein guter hahn ist, so kräht er wohl
einmahl wieder.
36. a böön as bds üüb san dnj nioksstAi. der hahn ist
FRIESISCHE SPRIGHWÖRTBR. »3
meister auf seinem eigenen mistkaufen, S ark huan wcU
meister wiis üp sin ein haagen.
37. an lanjhüiis b^ kurt bian. ein lägner hat kurxe beine.
38. ham skal an büünj an stak bruad du, dat-r 6n eg
bat. man mufs einem hunde ein stück brot geben dafs er
einen nicht beifst,
39. a kuuküütj spr^gl sau äoj nööm üütj. der kukuk
spricht seinen eignen namen aus. S di kukuut r^pdt sin
ein noom.
40. ham mul a hud eg laft iar-m a man sjogt. man
mi(/s den hut nicht heben ehe man den mann sieht,
41. hi löpt altidj me-l bässkan föör-n eers. er läuft
allzeit mit dem hasenbalg vor dem hintern,
42. diar as bam a lüüs aauer a liwwer lolTet. es ist
ihm eine laus über die leber gelaufen.
43. det as ian baal an ^n eers. es ist ein loch tthd
ein hinterer,
44. kem ik aauer a büünj, do kern ik uk aauer a stört.
komm ich über den hund^ so komm ich auch über den
schwänz. S kumdt em auer hün\ da kumdt em uk aur stördl.
45. diar a dik am liagsten as, diar ridj a hüünjer ben-
aauer. tvo der deich am niedrigsten ist^ da reiten die
hunde hinüber. S diär di dik lügst es, geid^ di flöd jest
aur (geht die fut zuerst über).
46. kaan-t-r eg aauerhen, do mul-t r unnerlrogb. kann
es nicht übcj'hin, so mufs es untendurch.
47. do sjep dier iansi uun a kual wecsen hä, wel-r bal
wedder kem. die schafe die einmahl im kohl gewesen sind,
wollen da gern wieder kommen. S di gös diar Jens Jlt
kuuren wessen baa, wel aldtit wed'er ben (die gänse die
einmahl im körn u. s, w.).
48. fAn thaank diar slaarw smas kät fän. vom danke
starb des schmids kafze. S fan dank stuarrew di smeds kat.
49. a prßster spr^gt a klaaker niks uf. der prediger
spricht dem küster nichts ab,
50. du könst bam eg muar nem üüs-t skan. du kannst
ihm nichts mehr nehmen als das feil.
51. iarag büünjer luup allidj me rewiag skan. arge
hunde laufen immer mit zerrifsenem feile.
Z. F. D. A. VIII. 23
354 FRIESISCHE SPRICHWÖRTER.
52. a muar hüünjer) a thanner sI4b (a muar swin, a
\|banner speelang). je mehr künde (sckweine), desto dün-
neres gesöff (spählickt), S hü muar katteP) hü len'ncr slabbi.
53. föl hüünjer bilj a bäs duad. S fuul hün^ner sen di
baas sin duad.
54. string hiaren ragt (richten) eg laang. S streng
harren regiiri ek lung.
55. diar wal lefs b6, di lApt-r efier. diar wat siars b^,
di felt-r efler. wer etwas liebes hat, läuft danach, locr
etwas wundes hat, ßihlt danach,
56. bi tr&pet ap uun piiscl an f6U deel uun bussam.
er steigt auf im saale und Jällt herunter in den stalL
57. ik idj me a gratten an skitj me a letjen^ ich efse
mit den grofsen und seh. mit den kleinen.
58. det skal baal kaaste, säd di sparrag, do skul bi
guusäi warp. das wird loch kosten , sagte der sperling,
da sollte er ein gänseei legefi.
59. kupe margen fän a hüünjer, jo mei-s wel sallew.
kaufe wurste von den hunden , sie mögen sie wohl selbst.
60. di foI ^nl, di föl sk^nt. der viel endet, der schän-
det viel.
61. eewan an alleewan (laangsam an tidjelk). langsam
und oft.
62. diar masgonners h6, M bmad, an diar nianen h^,
last nuad. wer neider hat, hat brot und wer keine hat,
leidet noth.
63. ik kaan a pöös uk tubinj iar-r fol as. ich kann
den beutel auch zubinden ehe er voll ist.
64. diar iarsl uun a st^k (sack) komt, komt-r leetst
wedder üülj.
65. bi b^It sin kät beeder üüs an öödern sin küü (sin
pöbber so gud üüs du din safirÄn). er hall seine katze für
befser als ein anderer seine kuh (seinen pfeffer so gut
als du deinen safran).
66. wat w^l muar £ln an oks ferlang üüs an stak fl6sk.
w€Ls willst du mehr von einem ochsen verlangen als ein
stück fleisch.
67. diar bal wal, d6 föl. wer gern will, thut viel.
FRIESISCHE SPRICHWÖRTBIt SS5
68. hat I^t üüs an flag üüb an niokswentj. es säjki
aus wie eine flagge auf einem mistkarren, * •
69* hat sal ham üüs a sögg a sädel. es sitzt ihm wie
der sau der satteL
70. diar hiart muar tu an dins üüs au pär skur. es
gehört mehr zu einem tanz ah ein paar schuhe.
71. hi l^pt-r fän üüs an liuiir CIn-t jong. er läuft da-
von wie eine hure von ihrem kinde,
72. hat as laang iar an dram man diar bat wat b6.
es dauert lange ehe ein armer mann der bettelt etwas hat»
73. wan a bemmai f6It, lei wi-r alteniM unner. wenn
der himmel fällte liegen wir alle darunter.
74. bi as fdn di iarst länj eg borsten, er ist von der
ersten lüge nicht geborsten.
75. bi d6 an biirang üütj am an kabijaau wcdder tu
fu-n. er giebt einen her in g aus tun einen kabeljau wieder
zu bekommen, vergl. 138.
76. a küü wal eg wet dat-s kualw weesen b^. die kuh
will nicht wifsen dafs sie ein kalb gewesen ist.
77. at smeer wal baawen driiw, al as-t uk man f4n
an ualen büünj. das fett will oben bleiben, ist es auch
nur an einem alten hunde. S dit fat drewdt aldlet boowen«.
78. hi as buahv beegen an eg naagb grastert. er ist
halb gebacken und nicht genug geröstet.
79. diar kön iol taam sjep nun ian b^k. es können
viele zahme schafe in einen stall.
80. diar an büünj slaau wal, kaan lagt an staak finj,
wer eitlen hund schlagen will^ kann leicht einen stock
finden. S diär en hüu^ slaa wel, di fendt saagt en stok.
81. iar a büünj komt as a häs tu haal (zu loche),
S jer di bün^ klaar uud\ es di baas tö bol.
82. bat skal swin rinj iar arkan an barst feit, es mtfs
schwevie regnen ehe jeder eine börste erhält.
83. stal wedder h£ jip grüünj. stilles wqfser hat tie^
fen grund, S dit stelst weedter beed di diipst grün\
84. bi b^-t böfl a uaren üüs fister. er hats hinter den
ohren wie fauste,
85. hat as eg gud am an isterliaf tu smerren. es ist
nicht gut einen pflaumenlaib zu schmieren.
23*
356 FRIESISCHE SPRICHWÖRTER.
86. a bekkar k^ft nian stuuten (kuchen).
87. hat as nogh lung tu läb, säd jü gus, an do lukket
jü iiu uun a suas. es ist noch weit zur labungy sagte
die gans, imd da gukte sie hinein in den brunncn.
88. diar a faas fang skal mut (der ap. wer den fuchs
fangen will mufs früh ai{f.
89. iiiks as best (bast) uuu a uugen. nichts ist am
besten in den äugen. S nöndt es best ön uugen.
90. hat as beeder nie au luien tu werken üiis me an
dommen. es ist befser mit einem faulen zu arbeiten als
mit einem dummen,
91. wan a kaak honger starwt, do skal-r uun (Idag
begrcewen wees. wenn der koch hungers stirbt mufs er in
dem heerde begraben werden.
92. an kleb sannar biard as üüs an brei sannar sält.
ein kuss ohne bart^ ist wie ein brei ohne salz.
93. hat weit dat sööwen pr^stern (skruadern) kön ian
kuaiwskan eg hual. es weht dafs sieben priester (Schnei-
der) ein kalbsfell nicht halten können.
94. at äi wai kluuker wees üüs a ban (at di wal a ban
liar). das ei will klüger sein als die kenne {will die henne
lehren), S dit ei wel wis'ser wiis üs di hen.
95. wanske uun ian hun an spütje uun jü ööder, an
do lukke uun wat foör ian du muar heest (an da klÄpe-s
ta-up, do heest uun biasen wat). wünsche in eine hand
und spucke in die andere und sieh dann in welcher du
mehr hast (und dann schlag sie zusammen, so hast du in
beiden etwas). Nordmarsch y uäm an gratten toonk (dank)
ön ian höön en en drilling (dreiUfig) Ön jü öör böön en
lokke-ns (sieh einmahl) ön wat fer-n höön dö maast becst.
96. hi as nogh eg drtiüg b6ft a uaren. er ist noch
nicht trocken hinler den ohren (S hi es jit ek drüg beefl
uaren). — hi kaan a box nogh eg sallew apbinj. er kann
die hosen noch nicht selbst aufbinden. — hi as nogh
grcen (grün). — hi as nogh an greenen snaatleeber. er ist
noch ein grüner gelbschnabel. — hi as eg unnargrend. ihm
ist die wolle noch nicht losgewachsen.
97. hi as so leidag (leidig) üüs an faas (fuchs). — so
kluuk (klug) üüs Sdlomon sin kät (Jeatze). — so kui (kalt)
FRIESISCHE SPRICHWÖRTER. .357
üüs an skruader {Schneider). — so knorrag {verdriefslich)
Ulis an spanrus (spinnrad), — so böds üüs an Tork. — ß%
sliapag {schläfrig) üüs an käl. — so süür {sauer) üüs an
paan fol müüssen {pfanne voll mause). — so tröt {müde)
üüs an mäsk {made). — so gaau {schnell) üüs an föggel
{vogel). — so stiif üüs an staalp (pjf/hl). — so laang-
sam üüs an kualrip {raupe). — so wilj {weifs) üüs an
kät. — so wilj {träge) üüs an häs. — so träi (träge)
üüs an thiif tu hingen {dieb zum hä/igen). — so duad (todt)
üüs an suad {rasen) = pokkenduad. — so falsk üüs an
k^t. — so träi üüs an ualen böön (alter hahn). — so düüljag
(geduldig) üüs an sjep {schqf). — so tiiarstag {durstig) üüs
an smas {schmid). — so dorn üüs an holle {stier). — klemre
(klettern) üüs an kAt. — sjong {singen) üüs an liir (Icier). —
bolle (brüllen) üüs an aaftcrn kualw (nüchtern kalb). —
brän (brennen) üüs pak an swAwel. — so suart üüs an pak-
jong (pechjunge) oder smas. — so jouk (dunkel) üüs an
aan (backofen), — so neisjirrag (fieugierig) üüs an Ab
(ttff^)' — so bükket [dickbäuchig) üüs an tan (tonne). —
idj (efsen) üüs an dikker {deicher), — spring üüs an kak-
kelak. — püüste (blasen) üüs an föt swin. — so sünnag
(sparsam) üüs an lüüs.
98. hi iöpt-r Irinjam üüs an kAt am an hiaten brei. er
läuft da rund herum u, s. w.
99. hi lukket üüs an küü tu an nei baasdör {stallthür).
100. hi lukket üüs an kAt nun thonnerwcdder.
101. dct kAm ham aauer üüs an kullen rin. es kam
über ihn wie ein kalter regen.
102. hi kaan luup (laufen) üüs 6n feedbinjer (fafshin-
der) oder spelkwern (kreisel).
103. hi hd an snüütj (schnauze) üüs an klabswöb (klatsch-
peitsche).
104. hl ihör eg unnar a long klapt wees. er darf nicht
unter der zunge geschnitten werden.
105. hi kaan pretjc üüs an prösler oder üüs want föör
bam skrewwen slßnt, als wen?is vor ihm geschrieben stände.
106. hat sm^kt üüs an uai yvvX (weib) unnar iarm (arm).
107. bat gongt üüs an lüüs üüb tjArkuAsl (theerquaste).
S dit geid^ üs en lüs üp en tjAret presenning.
358 FRIBSISCHE SPRICHWÖRTER.
108. hara kaam han me aa stre so föl slaau, dal-r-t
bliiw lät, man kann ihn mit einem sireh^lm so viel schla-
gen da/s er es bleiben läfst.
109. letj müüssen hä uk atren. kleine mause haben
auch okren. S lit müs haa uk narren.
110. di m^n h& lung fangeren. der mann hat lange
ßngcr.
111. ual raamer (alte bocke) hk stif hnrner.
112. frinjer san hüünjer, wan-s man an stört hed.
freunde sind hunde y wenn sie nur einen schwänz hätten.
113. hani kaan an hüünj wel so föi slaau dal-r bat.
114. di wAnt niks ööders iüis staak an pöös. dir fehlt
nichts anderes als stock und beutcL
115. sin snAk h^ neddr haad of stört, sein geschwätz
hat weder köpf noch schwänz.
116. du beliest dagh iar du batst? oder belle dagb iarst
lar du batst, belle doch erst ehe du beifsest.
117. hi skai-r uk altidj sin mAIt iinmad smitj (sin sen-
nap tu du), er mufs auch immer sein malz hineinwerfen
(seinen senf zu thun),
118. diar skal al an rar swin tu, diar an kriak üüb
ridj skal. es soll schon ein sonderbar schwein dazu, auf
dem eine krähe reiten soll.
119. a letjen san eg kimmen am a gratten nun a eers
in kreppen, die kleinen sind nicht gekommen um den
grofsen in den hintern zu kriechen.
120. al bAd halpt, sAd jü miir, do passet jü nun sia.
jede kleinigkeit hilft ^ sagte die ameise, da pisste sie in
den see,
121. a brei waart eg so hiat idjen üüs-r apden (aufge-
tischt) waart. S di kual {kohl) uud^ ek legt sa wArem iiten
US er Apdön uud\
122. smitj nian fiiül weeder wegh iar du rian wedder
heest. tvirf kein schmuziges wafser weg ehe du reines
wieder hast. S em mut di fül weedter ek weg smit jer em
wat riins wed'er heed\
123. leewer skun üüs skAs. lieber schände ab schade.
124. üüb a Fol tan mut-m spAre, jü leesag sparet harn sailew.
die volle tonne mvfs man sparen, die leere spart sieh selbst*
FRIESISCHE SPRICHWOifibt
125. ham kaan eg jia i^bägaaw jibbe. man kann nicht
gegen den backo/hn gaffen, (bann jibb-ens jin an glamnieiii
aansmüüs , man gaffe einmal gegen das glimmende back-
ofenloch. S gäbi Jens tiHSgeii en baakaun.)
126. hi as eg üü'b-t haad fölen. er ist nicht auf ddk
köpf gefallen,
127. laau thiiwer slaau ^n skelm. zwei diebe schlagen
einen schelm.
128. leewer üütj a well üüs üütj a muudi. lieber aus
der weit als aus der mode.
129. a muadi folge, al skal-k uk eflerslebbe. der mode
folgen, soll ich auch nachschleppen.
130. wäre di föör dünnen diar god liakenl hä. hüte
dich vor denen die gott gezeichnet hat.
131. a kät bi-t sp6k sät. die katze zum speck setzen.
132. sät man kian lüüs nun a sjist, ja skel-r so naagb
kern, setze nur keine laus in den pelz, sie werden schon
kommen.
133. efler an gratten erwerwer komt an iargen {arger)
ferderwer.
134. hi h& a skun at haad ufbedden. er hat der schände
den köpf abgebifsen.
135. a bräset düiiwen kern eg nun a müüs fle-n. die ge-
bratenen tauben kommen nicht in den mund geflogen,
S braad'et düffen flö ek sallew di müd^ iin.
136. ham fandt nian sp6k nun hiiünjsn^st. man findet
keinen speck im hundsnesle.
137. uunbeeden thiinst sjonkt. angebotener dienst stinkt.
138. hi I^t an swälk (läsk) tiütjfle an wal an gus wed*
der hä. er läfst eine schwalbe (lerche) ausfliegen und
will eine gans wieder haben. vergL 75.
139. wat wilj an büür fän saWa. was weifs ein bauer
vom safran.
140. hi as me a eers nun a böddertan (pot) linföleo
(bi as warm tu satten kimmen). er ist mit dem hintern in
die buttertonne gefallen {er ist warm zu sitzen gekommen).
141. 8ok lidj, sok tjüüg. solche leute, solches zeug.
142. hi skal fän stront wäks kaaue. er soll von dreck
wachs kauen.
960 FRIESISCHE SPRICHWORTER.
143. an betj foör-l süünjhäid, ski a thiif, diar-r hinget
wees skul. ein wenig Jiir die gesundheü^ sagte der dieb,
da er gehängt werden sollte,
IAA. hat waardt an hiaten däi, sftd jü wüf, ja skul
brAnd wees. es wird ein heifser tag^ sagte die frati, sie
sollte gebrannt werden,
145. diar leit a hüünj higreewen.
146. di grat fask at di letj ap. der große fsch ifst
die kleinen auf.
147. di spönnen triad, hi fandt wel riad. der gespon-
nene Jaden er findet wohl rath,
148. lööwe-n as iarlk an hual-n hisweeralk. verspreckeji
ist ehrlich und halten beschwerlich, S lööwen es iärrelk,
man huaFlen es biswiärrelk.
149. diar kam a kät üü'lj a s6k (atis dem sacke),
\S^, luure du a faas. laure du dem fuchs,
151. ham skal a tftrang sät efter a n^rang. man soll
die zehrung setzen nach der nahrung. S söl di tiärring
ced^er di niärring.
152. hi snäket üüs wan-t ham foör a bränj skrewwen
st^nt. er spricht als wenn es ihm vor der stim geschrie-
ben stände,
153. hi hälet a skuat bitidj nun. er sieht die schölle
bei Zeiten ein.
154. hi siljt föör a winj. er segelt vor dem winde,
\ 55. hat gongt bi-t leegertje laangs. es geht so eben lä/tgs,
15G. ham as-t biard fälag ufnimman. ihm ist der bart
abgenommen, ham as-t bidj ufldnj. — die haut abgezo-
gen. — skan atkiier a uaren tänj. — feil über die ohren
gezogen, hi h6 au lausang (an eers fol) Hingen, er hat
prilgel bekommen, hl hÄ-r weesen. er ist dagewesen, hi
b6-r naagh fän. er hat genug davon, hi as üüb a fangeren
kluppel. er ist auf die finger geklopß.
157. hi h6 sin Aier leid, er hat seine eier gelegt,
hi h6 üütjworpen (üütjrerkAft). er hat ausgelegt {ausver-
kauft), hi as hi nuurden amgingen. er ist norden um-
gangen, hi as tu-t haal slebbet. er ist zum loche ge-
schleppt, hi h6 a skäi apstMt. er hat den löffel aufge-
FRIESISCHE SPRICHWÖRTER. 981
steckt, harn as-t lägt üütjblest. ihm ist das licht ausge-
blasen.
158. hi hinget a rok efter alle mftns winj. er hängt
den rock nach jedermanns wind. S hi dreid di mandtel
eed'er di win'.
159. diar san uk Willems epistier mad wat hi ferlelt.
es sind auch bisweilen episteln unter dem was er erzählt.
S hat es ek aldlimaal eebenjille (evangelium) wat hi ferteld.
160. diar a küü tuhiart, Damt-s bi a huruer. dem die
kuh zugehört^ nimmt sie bei den hörnern. S diär di kü
töjerd, mei höör bi buuren nem.
161. a iarst frei (kuup) as a bAst. die erste bewer-
bung {kauf) ist die beste.
162. hat komt altidj wedder aui tu-t ual. — wiederum
zum alteti.
t63. hat hinget nun an siisnan triad. — seidenen Jaden.
164. diar kam a müüs uun-t f6I. — in die falle.
165. hi sjogt am a hud an h^-n sallew üüb-t haad. er
sucht nach dem hüte und hat ihn selbst auf dem köpfe.
S hi sjukt eedW di saadel en set er üp.
166. at skan bat bam. das feil beifst ihm. hi wauget
wat efler. er strebt nach etwas.
167. det as ük 6n diar Jacob fei h6. das ist auch einer
den Jacob su packen hat {der faul ist). S Jaakob beed' di
wel faat.
168. kuuske, kuuske, wan ik di man iarst bi a hurner hA.
169. a buum {bäum) f^it eg föör a iarst haau {hieb).
170. üünkrüü's {unkraut) fergongt eg.
171. diar san hiaren {haare) nun a höAAev {butter). —
ik ha a höön {huhn) me di tu plaaken {pflücken).
172. hi bant a kät a klaak unner a stört, er bindet
der katze die schelle unter den schwänz.
173. di jööges di frööges. die jagend die freude.
174. waanriad gongt wegh me s6k an siad. verkehrter
rath geht weg mit sack und saat.
175. det as eg föör Jan an alleman (föör hüünjs nöös).
das ist nicht für Jan und jedermann {für hundsnase).
176. hi mut altidj me-t hast bian föörtu. er mtf/s im-
mer mit dem besten beine voran.
3fö FRIESISCHE SPRICHWÖRTER.
177. hi 16pt ap üüs an köögenden kraagh. er läitfl auf
wie ein kochender grapen. '
178. diar kdm a knaat tu huD. da kam der knoten
zur hand,
179. iarag föggler skal a n6b uf. bösen vögeln mufs
der Schnabel ab.
180. diar mut an trilhüämer iin föör. dafür mufs ein
dreizolliger {nagel) ein. det wiar uk an bükkaten. das
war auch ein bauchiger, = das war eine lüge.
181. diar l^pt nian büünj sööwen juar dol of bi fanl
sin steed. es lauft kein hund sieben jähr toll oder er ßn-
det seine stelle.
182. diar skal an gaaden snäker tu, diar-t an swigger
fcrbeederl. es gehört ein guter Sprecher dazu, der es ei-
nem schweigenden verbefsert. S hat skel en gud snakster
wiis, diärdt en swügster formeislerdt.
183. dön bingster diar-t beewer fertbiine, jo fu-t eg.
die pferde die den hafer verdienen , sie bekommen ihn
nicht. S di bingster diär dit miist haawer fortiini, plei dit
menst tö foen.
184. diar a nöös st6t, skftnt sin angesigt. wer seine
nase stöjst, schändet sein angesicht.
185. a knärkn wänjer bual laang. die knarrenden wa^
gen halten lange.
186. An swin gruit efler det öder (udder). ein schwein
wächst nach dem andern, taau swin nun a stei {zwei
Schweine in einem gehege), jo grui efler ark ööler.
187. jü kAg as cg föör Sewerin beegen. der kuchen
ist nicht vor sanct Severin gebacken.
188. beest wat uunkrämet {eingebrockt) y do mnst^t uk
sallew u6dj. S diär belpt öntokrammin , di mei uk help of
td Uten.
189. diar as nian gul so ruad, of hat mut wik foört
bruad. es ist kein gold so roth, oder es mufs weichen
dem brot.
190. träke mi diar wat as, s&d di blinj. ziehe mich
hin wo etwas ist, sagte der blinde.
191. jo slaau am a leesag traagh. sie schlagen sich
um den leeren trog.
FRIESISCHE SPRICHWORTER.
192. at fragst as lessan, säd di thiif «, do skul hi nogh
hinge, das ärgste ist gelitten, sagte der dieb^ da sollte
er noch hangen,
193. hi ruit foör an iisarn dol. er rudert vor einem
eisernen doli (er arbeitet vergebens).
194. wan-t biarn san wal b^, do skrialt-t eg. wenn
das kind seinen willen hat, da schreit es nicht.
195. a prdster pretjet man ians. der prediger predigt
nur einmal,
196. an lang leeger an \vas$en duas. ein langes lager
{bettlägerige krankheit) ein gewisser tod.
197. diar a wiard säit, font nian harbarg. wer die
Wahrheit sagt , findet keine herberge. S diär di waarheid
seid\ di fendt aafl nun härbdrig.
198. au druum (träum) as an drek, diar-l liawt as
an gek.
199. ham kaan harn gaauer ferspreeg üüs ferwerke. man
kann sich geschwinder versprechen als verarbeiten.
200. hi skal-t hüünjshaal dreeg. er soll das hunde-
loch tragen.
201. hi wilj eg foör dat-r b^ft lewwet. er we\fs vom
nicht dafs er hinten lebt.
202. at paapiir as düüljag. das papier ist geduldig.
203. so üüs at minsk hat uuntingt, so äujagt hat uk.
so wie der mensch es anfängt, so endigt es auch.
204. det skal ham öwel aprik (aufstofsen).
205. diar nian jil as, diar as a diiwel, an diar föl as,
diar as-r tweis. wo kein geld ist, da ist der teufel, und
wo keins ist, da ist er zweimal.
206. hi f^sket bCfl-t nfet. er fischt hinter dem netze,
diar kaan hia mols eftersmitj. danach kann er die mutze
werfen.
207. wi lewwi wel bi ^n god, man rg bi ian tidj. wir
leben wohl bei einem gott, aber nicht bei einer zeit.
208. sin snäk kaan-m idj. seine rede kann man efsen.
209. hi kaan leeg {lügen) üüs wau-t drükt as (skrew-
wen stftnt).
210. hi komt me fut an haad emsk tu dör. er kommt
mit ftfs und köpf zugleich zur thür.
364 FRIESISCHE SPRICHWÖRTER.
211. ham klapt a sjep lik iius-s ol hä. man schiert die
schüfe so wie sie wolle' haben,
212. hi kaau fären bliiw so laang üüs<r a flüggel sjogt.
er kann (zur see) fahren bleiben so lange er die weiter-
Jahne sieht,
213. diar komt niks tu briad föör ham. es kommt
nichts zu breit Jur ihn.
214. ik skeer-s altemäl aauer ^u kum. ich schere sie
alle über einen kämm.
215. ian kriak (krähe) hakket jü ööder at uug eg üütj.
S Jen kreek hakked^ niiu oog üt üp di üd'er.
216. a muar dat-m uun skitj reert, a doller sjonkt-t. je-
mehr man im schmuze rührt, desto mehr stinkt es.
217. a näisten san a ärgsten, die nächsten sind die
ärgsten.
218. so du deist, so dii feist, wie du thust, so be-
kommst du.
219. a kraagii kaan a seddel iiant ferwed. der grapen
kann dem kefsel nichts vorwerfen.
220. ham skal a küü trogh a hals maalke. man mufs
die kuh durch den hals melke?i,
221. w^e di föör hiat, kul bränt eg. hüte dich vor
heifsy kalt brennt nicht.
222. hedst du mi jister büürd, do hedst dii mi dälaDg
hed. hättest du mich gestern geheuert, so hättest du mich
heute gehabt.
223. du könst n^man fadder lukke üüs tu a tes. du
kannst niemanden weiter sehen, als bis zu den zahnen.
224. ham k(^nt föl harten bi mans änj. man kennt viele
herzen bei dem eigenen,
225. ham kaan eg iar Oe iar-m jüggen h^. man kann
nicht eher fliegen als man flügel hat, S forsjuk ek lö
flöen jer fed'ern heest.
226. an skelm, diar sin bdst eg da. ein schelm, der
sein bestes facht thut,
227. ham skal me harw iüib hüüs. man soll mit der
egge aufs haus, ham skal me a swöb-r üüb, mit der
peitsche darauf.
FRIESISCHE SPRICHWÖRTER. 385
228. ian fleeg {fliege) mäget nian sommer. S jen swaalk
maaked' niin sommer.
229. föl hunnen (hände) mäge lagt {leichtes) werk.
230. ian pär hunnen san gaau {bald) foI.
231. liar dii ans an ualen hü'ünj belPen. lehre du ein-
mahl einen alten hund bellen.
232. bi snäket fän ööder lidjs an sin Anj iukkefc bam iin
aauer a dör. er spricht von anderer leute und sein eige-
?ies guckt ihm ein über die thür.
233. mAge du ans an beesem fän an skrobber.
234. diar eg uai wees wal, mut bam jong apbinge.
235. a 6 inst faamnen wurd a slordagst wüffen. die
feinsten mädchen werden die unordentlichsten Jrauen,
236. allemän gud , man bam sallew dagb bäst. jeder-
mann gut, aber sich selbst doch am besten.
237. diar stüüw (wei) wel sunberger lu-p, man nian föt
eersbäler. es stäubt {weht) wohl sandberge zusammen, aber
keine Jetten hinter backen.
238. di stunnen staalp as lagt tu balpen. dem stehen-
den pfähle ist leicht zu helfen.
239. diar nant as an nant wt^s wal, diar as-t tweises.
wer nichts ist und nichts sein will, der ists zweimal.
240. a büük as foI iar a uugen. der bauch ist eher
voll als die äugen.
241. an wäi diar aitidj gingen waardt, diar w^kst nian
gftrs. auf einem wege der imfner betreten wird wächst
kein gras.
242. hi h^t lik üüs jü bridj, diar siad föör a ufliäler.
er hat es wie die braut die für einen abholer safs.
243. bam lewwet man ians uun a weit.
244. letj dringer letj büünjer. kleine knabe?i kleine hunde.
245. luns wiis iuns iar. landcs weise landes ehre.
246. det gongt bi a triad deel. es geht beim faden
herunter, det gongt üüs wan-t smerret as, als wenn es ge-
schmiert ist.
247. an wüüf kaan unner a skorllduk muar wegbring
üüs sööwen bingster tji. eine frau kann unter der schürze
mehr wegbringen als sieben ff erde ziehen.
366^ FRIESISCHE SPRICHWÖRTER.
* 248. bödder waard eg beegen uun a aan. butter wird
nicht gebacken in einem backofen,
249. diar n6man n^mt , diar nftmen ki^int. wer nie-
manden nennt y drückt niemanden,
250. du heest gud piip'en, satst uon-t rliid. du hast
gut pfeiffen, sitzest im röhr,
251. jong an dorn an iiübedrewwen. jung und dumm
und unbetrieben,
252. nüü a häiler tu a dör an nimmer muar a tuanen.
nun die fersen zur thilr und nie meder die zehen (bleib
mir ganz und gar vom hause),
253. an leffen wÄi wänert-m lagt, einen lieben weg
wandert man leicht,
254. frinjer uun a nuad gung taau an dörtag üüb an
luad. freunde in der noth gehen zweiunddreifsig auf
ein loth,
255. hi pogbet üüs an wogliiüs an fMt weg iiüs an
fleeg. er pocht wie eine wandlaus und fällt weg wie eine
fliege,
256. bam b^ nogb eg muar fän an iiül sen üus a uaren.
man hat noch nicht mehr von einer eule gesehen als
die ohren,
257. nei beesmer fdge rianst. neue besen fegen am
reinsten. S nii böösmer plei riinst tö faagin.
258. an dronken wüüf as an engel uu-nt bäd {im bette),
259. bi slugb taau fleegen unnar ian klap. S diär waad'
tau flüggen me Jen klaps steinen.
260. an gaadeu nliiber as beeder üüs an widjen frinj.
ein guter nachbar ist befser als ein femer freund,
261. diar öölern an gruw grftft, fölt-r sallew iin nun.
262. efter a diiwel sin piip as-l eg gud däns^en.
263. at jil as trinj. das geld ist rund,
264. burrag mäget sarrag. borgen macht sorgen,
265. jaft god jongen, jaft-r uk boksen. giebt gott kin-
der, giebt er auch hosen,
266. beest nian höösen an sknr, laup barfet efter a dii-
wel tu. hast du keine strOmpfe und schuh , lauf barf^fs
dem tcufel zu.
PRIESISCHE SPRIGHWORTBR, M7
267. arken as an thiif uan sin n^rang. jeder ist ein
dieb in seiner nahrung,
268. frees n^ret« üünfrees t&ret. friede nährt, Unfriede
verzehrt. S freed' niärred, tinfrees fortiärred'.
269. harn skal a buumer biiü'g wiltjers letj san. man
soll die bäume biegen während sie klein sind.
270. arke bok (raam) uun sin änj hok. jeder bock in
sein eigen loch. S ark bok tö sin hok.
271. letj thiiwer hinget-m ap an föör a gratten skal-m
a hud laft (den hut heben).
272. det as so lung ütis mären a hial däi. e^ ist so
lange wie morgen der ganxe tag.
273. döör skäs waard-m kluuk an nimmer wis. durch
schaden wird man klug, aber nie weise (S skaad' maaked
klook, man to leet).
274. ian hun thwäit jü ööder. eine hand wäscht die
andre. S Jen hun taued di üd'er.
275. hed as an sked an bidräit alle man (an waard
nian ged). hätte ist ein dreck und betriegt jedermann
(und wird nie kein dunger).
276. an jongen länjbüüs an ualen Ibiif. ein junger
lägnery ein alter dieb.
277. hokker huugh klemmert, f61t liagh. wer hoch
klettert, fällt leicht.
278. a heeler as eg beeder üüs a steeler. S di hiäPler
es ek beedter üs di stiäfler.
279. diar iansis {einmal) st^lt, as altidj an thiif.
280. hat as eg muar nat üüs a wänj at fift wal. es ist
nicht mehn nütze als einem wagen das fUr{fte rad.
281. nei lidj nei weiten, neue leute neue gebrauche.
282. arkan fäge föör sin änj dör, do blafl a hial straat
rian. jeder fege vor seiner eigenen thür, dann bleibt die
ganze straf se rein.
283. arkan skal san änj s6k ta mallen dreeg. . jeder
soll seinen eigenen sack zur mühle tragen.
284. hi gongt so hard bSft üütj üüs an hingst r^n kaan.
er geht so stark hintenaus als ein pferd rennen kann.
285. a ferthinsl gongt me a swin tu bäd an sttnt me
368 FRIESISCHE SPRICHWÖRTER.
a bannen wedder ap. der verdienst geht mit den Schwei-
nen zu betl und steht mit den hühnem wieder auf,
286. änj swöb an fr6ni hingster. eigne peitsche und
fremde pferde,
287. spanst du klian, könst a näiber lian. sg/ßinst du
klein y kannst du dem nachbar leihn,
288. wan-t biarn nun suas leit, ieit-m-t h|d ääb. wann
das kind im brunnen liegt, legt man den decket auf. S lii
di led üp wan dit jungen ön suad' es.
289. hir waardt eg laang am a buum haauen. hier wird
flicht lange um den bäum gehauen.
290. diar a diiwel skat, diar skat-r bi hauper (bonker).
wo der teufet so&,, da seh. er bei haufeiu
291. so dristag {dreist) üiis an fleeg, jü skat a prSster
uub a noos.
292. Iiam skal liar (lernen) so laang üüs-m lewwet.
S en mul liar sa lung lewwed.
293. Jil (geld) mäget eg altidj lokkelk (glücklich).
294. a niuar masgonners (neider), a muar lok (glück).
295. a 6ks al wel nun wok. ein beit ist gut in weiche.
296. a leedst bat a huünj. der letzte beifst den hund.
297. huughmud as föör a fdl. S hoogmud kumdt fuar
en fal.
298. hi sprangt trinjam üüs an haadluasen höön. er
springt umher wie ein kopfloser hahn, S hi flogdt ombi
üs en haudluas huan.
299. hi fört ambi üüs-t iarag jil. er fährt herum wie
das arge feuer,
300. a stallen hä-t b6(l a uaren. die stillen haben es
hinter den ohren,-
301. hi hinget-t eg üiitj wat-r tu kuup h^. er hängt
es nicht aus was er zu kauf hat,
302. an leesagen skr^p as an jiiiiren skr^p. eine tedige
lasche ist eine iheure tasche,
303. tidj fersladdren as so iarag üüs an I^kan skr^p.
zeit verschwatzen ist so schlimm wie eine lecke tasche,
304. ik l(^t-t det ian uar iin an-t ööler weller üütj gung.
ich lafse es das eine ohr ein und das andere wieder ausgehn,
305. hi h^-t so gud üüs-t swiu tiübstai (im schweinstalle).
FRIESISCHE SPEUCHWÖRTBIt
306. du slöpst bi a wogh. du schläfst bei der wand
{hast nichts zu sagen).
307. a mnar jongen, a maar lok. je mehr kinder^ je
mehr glück.
30S. arke biärn brangt sin lok me. jedes kind bringt
sein gHtek mt.
309. injriad an märenriad kern eg allidj aauer ians.
abendroth und morgenroth kommen nicht immer überein.
S insVeil an miärrensreil kum ek aafl aurjen.
310. a wirm kr^t föör a duas. ein ururm krümmt sich
vor dem tode.
311. at ward komt widjer üiis a man. ein wort kommt
weiter ab der mann. *■"■
312. hi sjogt üätj liüs wan-r eg tu tiinj t61 küiid. er
sieht aus als ob er nicht bis zehn zählen könnte.
313. diar a diiwel tu a Frinj (zum freunde) h^, kaan
sägt (leicht) uun a h61 (hölle) kern.
314. a klaak as Föör a dommen. die uhr ist für den
dummen.
315. ual stre as so gud as ual jil. altes stroh ist so^
gut als altes geld.
316. leewar tu a maller üüs tu a dokter. lieber zum
mülier als zum arzte.
317. di satten eers kaau föl bitheenk. der sitzende
hintere kann viel bedenken, S setten järs kjen fuul bittnk.
318. diar Mer apstönt, di föl ferteeret; diar laang sl6pfc,
di god erneeret. wer früh aufsteht, der verzehrt viel; wer
lange schläft, den ernährt gott.
319. diar wel sat, di Igt sin rük'en. wer wohl sitzt,
der Iqfse sein rücken. S diär wel set, die mei sin ruk-
ken let.
320. a hööb as an lung sial. die hoffnung ist ein
langes seil,
321. a konst at nian bruat. die kunst frifst kein brat.
322. liuugh däigrad jaft liagb sAils. hoher tagesan-
bruch giebt niedrige segel.
323. an jonken mftren an legten däi. ein dunkler mor^
gen ein heller tag.
324. nuurduast riinen an ual wtiffens griinen (an a pr6-
Z. F. D. A. VIIL 24
370 FRIESISCHE SPRICHWÖRTER.
sters giits) h6 nimmer nian änj. nordostregen und alter
wetber greiften (und eines predigers geiz) hat nimmer
kein ende, S nuuduast rÜQ en uaP wüffens riiwing pleid^
waarig tö wiisen.
325. an greenen jal an witjen paask. eüte graue Weih-
nacht ein weifses ostern,
326. Pädi däi (10 Januar) wan a san do so laang skintj
dat Paul a hingst sftde {satteln) kaan, do wardt-t an fruugt-
bar juar.
327. februar : wan ik so föl m^ hed üäs man brudder
Jan, do wul ik friis dat a ki burner likt-t baad uF fraas.
wenn ich so viel macht hätte als mein bruder Jan, so
wollte ich frieren y dqfs der kühe hömer bis zum köpfe
abfrören.
328. wan a dar began tu ling^en, begant a wonter tu
string^en. wenn die tage beginnen sich zu verlängern^
beginnt der winter strenger zu werden,
329. wan a läsken föör lägtens Cläglemsklüünj) sjoug,
do mut-s efterl swigge. wenn die lerchen vor lichtmesse
singen y so müfsen sie nachher schweigen,
330. Pirrers däi as bal förbi,
hark-ui, lidj, an fulg-m mi,
nägtert fu en det bi däi,
an as-t eg tee, do as-t dagh brAi.
Petri tag (22 febr,) ist bald vorbei, hört, ihr leute^
und folgt mir, zu abend efsen und das bei tage^ und ists
nicht thee , so ists doch brei,
331. Greegööri:
plugh nun eerd an bööre,
an at faader skööre (statte),
a hingster fän a stäl,
an a skel fAn a wäl,
an a ual wüffen fän a aank,
iaFer nun a sköödang,
g£rs uun a sprööd,
fask uun a flood,
fögler uun a logt,
do spring arkfin uun a bogt.
Gregorius (12 merz): pßug in die erde und bohren.
FRIESISCHE SPRICHWÖRTER. f^l
und das heu stützen, die pf erde vom stalle, und die schaffe
vom sandwalle, und die alten frauen vom ofen, aale im
wafser graben, gras im keime, fische in derfiut, vögel m
der luft, dann springt jeder geschmeidig.
332* ' lliA^ri däi f^st h& a liap'en sjaaur Aier aau-t ntet.
Mariq^t (2S merz) haben die kiebitze vier eier im nest.
333. mÄrtsgfirs komt eg tu swte. merzgras kommt
nicht zur schwade {wird kein schwadengras).
334. piingster spring alle joDg hingster an aalen skel
efterslebbe. pfingsten springen alle jungen pferde und die
alten miifsen nachschleppen.
335. diar an gratten snew&l feit, hi feit uk an gaaden
huup kum. wer einen grofsen Schneehaufen (vor seinem
hause) bekommt, der bekommt auch einen guten häufen kom.
336. tji, säit Aage, sp6nt sin wiif fijör a plugh. zieh,
sagt Age, spannt seine frau vor den pflüg.
337. hi as üüs Jins Tatten, haar-r komt blawt-r satUgi.
er ist wie J. T., wo er kommt bleibt er sitzen. . ^
338. hat weit an hat sneit ' ,
an hat skap hat dreit;
ik wul dat ik bi mam wiar
an wul wel raagmeels pankanken idj.
es weht und schneit und das schiff es dreht sich; ich
wollte dßfs ich bei mutter wäre und wollte wohl rogget^
mehlpfannkuchen ejsen.
339. sünnag, säd Bessje, do br^ hi an swftweLstaak
nun sjaaur stakken an draank an snäps muar. sparsam,
sagte Bessje, da zerbrach er ein schwefelholz m vier
stücke und trank einen schnaps mehr.
340. at uug wal sin uk ht, sid di blinj, das äuge
will seins auch haben, sagte die blinde^
341. hiiüs'en as nian müiisen. häuser bauen Iq/sen ist
kein mäusefangen.
342. Häi sten ap fdör dAi,
braaud sin biir
an sUigtet sin stirr
an dipt san gftlt
an imM-n nun sAlt
an w6tet sin knif
24*
S72 FRIESISCHE SPRIGHWÖRTi».
tu sin hongrag lif
an slugh sin wüf
dat at blud wurd stif.
Hai stand auf vor tag,
braute sein hier
und schlachtete seinen stier
und taucht» (ins wq/ser) sein schwein
und warfs in salz
und wetzte sein mejser
zu seinem hungrigen leibe
und schlug sein weih
dafs das hlut steif ward.
343. Hlii an Päi
Sien ap föör d4i
an mäget wäi
an do kam Ek
an hi wul-t sm6k
an do fing-r klap üüb a n^k
an flaag iiütj uun-t sjaph^k.
Hai und Pai
standen auf vor tag
und machten molken
und dann kam Ek
und er wollte es schmecken
und dann kriegte er einen schlag auf den nacken,
und ßog aus in den schaf stall,
344. K4ren an M&ren
lep irinj a säm
an Irinj am a rank.
K^ren wul a man hk
an Mären uk.
do nlim K&ren an stian
an sm6d Mären üüb-l bian,
an do hed Karen a man allian.
K. und M. liefen rund um das butterfqfs und rund
um den heudiemen. K. wollte den mann haben und M.
auch, da nahm K, einen stein und warf M. ai(fs bein,
und dann hatte K. den mann allein.
frSsi
nSCHB SHUCHWÖRIBL »1
345. ik hft an siar, ik wnl dat-t beeder wiar.
do gung ap in Göntje am an slöntje,
aaner tu Sam am an tram,
ap ta Tadt, dat jü-t knat,
an do deel tu Feeder, do as-t al beeder.
ich habe eine wunde, ich wollte dq/i sie h^ser wäre,
dann geh auf zu G. um ein leinen U^chen, hinüber zu
S. um einen faden, atf zu T., dafs sie es knote, und hin-
unter zu F. so ist es schon be/ser.
346. ik witj an teel
(in an ammer meel
an an brukket knalw me a witjen snfiütj,
an at teel as äiitj.
ich we\ß eine sage von einem scheffel mehl und einem
bunten kalbe mit einer weifsen schnauze, und die sage
ist aus.
347. diar flaag an foggel Stark
aauer Dannemark.
wat hed hi nun sin kraap?
sööwen püünj haap.
wat hed hi uun sin lagter bian?
an höomerk an an slipstian.
^^ flog ein vogel Stark über Dänemark, was hatte er
in seinem kröpfe? sieben pfund hopfen. was hatte er jn
seinem linken bein? einen hammer und einen schleffsteii*''
348. diar flaag an flöggel aauer Piipers hüiis.
Piiper laag a dör ap,
Antje laaket, Mantje plaaket,
Pöbke kööget söske tu det Arem wöfke;
do kdm Jirren Slingerbian
an slingert-t altemftl am;
do kftm Pöbke me a breistaak
an slugh Jirren Slingerbian foör a taap.
es flog ein vogel über Pipers haus. P. machte die thüre
atff, u4. lockte, M. pflückte, P. kochte suppe zu dem ar-
men Weibchen ; da kam Jürgen Schlenkerbein und schleu-
derte es alles um^ da kam P. mit dem breistock und schlug
J. Schi, vor die stim.
374 FRIESISCHE SPEUCHWORTBR.
349.'lirebdre, longsnäre,
waQ skel wi ta Rippen fär?
wan a raag rippet,
wan a berri piipet^
wan a beewer sk^ran waardt,
wan at biarn b^ran waardt,
wan a süan drawt,
wan a feeder sankt,
wan an rnad^en äpel ta strun driiwen komt
{oder wan an Aisbödderskiiw tn-t lun driiwen komt),
do skal ärebäre lungsnäre-r sallew iiütj am sw^m.
arebare, langsnare, wann sollen wir nach Ripen fah-
ren? wenn der roggen reift y wenn die gerste hervor-
guckt, wenn der hafer geschnitten wird, wenn das kind
geboren wird, wenn der stein treibt, wenn die fedet sinkt,
wenn ein rother apfel sium Strand treiben kommt {wenn
ein eierbutterbrot zum lande tr. k.), dann soll a, l. selbst
danach aus und schwimmen.
350. ik wal tüüs, an bräse an müäs,
smitj-s aauer-t büiis, an fu-s iiüb a stäl, an kluppe-s kdl,
an fu-s nun a kraagb, an kööge-s naagb,
an fo-s üüb a dask, an idj-s so swet üiis an fask.
ich will nach hause, und braten eine maus, werfen sie
Übers haus und legen sie auf den stall; und klopfen
4fAi kahly und legen sie in einen grapen, und kochen sie
gar und legen sie auf eine schif/sel, und efsen sie so sä/s
wie einen f seh,
2. NORDMARSCHER MUNDART.
1. dir is naau poot so skief dat-r nian lad to paaset.
es ist kein topf so schief dafs kein deekel dazu passt.
2. wat skal-m biire, wan-m sleept? was kann man hö-
ren, wenn man schläft?
3. faage iarst rian fear din ^en dör en den kam to mi.
S faagi jest fuar din ein düär,
4. hi skint üüs an kriak ön ä mist. e^ macht sich wie
eine krähe im nebel {Amr. hat dd ham ap üfis an kriak
nun a mist).
FRIESISCHE SPEUCHWÖRTBR. 375
5. hi as a duus al iar ans störwen. er ist des iodes
schon früher einmal gestorben.
6. hö sköl-m trong wärde, wan-r ön jonken huk seet?
wie sollte einem bange werden, wenn er in einem dunkeln
Winkel sitzt?
7. so üüs d^ uale sjonge, so piipe d6 jonge.
8. klingt-t eeg, so klapt-t dagh.
9. hat es loong iar alle heede önner aan hööd sen. es
dauert lange ehe alle köpfe unter einem Hute sind.
10. det is Qet so gau üüs kiar an höönam. es' ist so
schnell wie ein haus umkehren.
11. hi poghet üüs en duaden stint. er pocht wie ein
todter Stint.
12. hat is beeder agter en ualen to sköllen üüs agter en
joDgen to höllen. es ist befser hinter einem alten sich zu
schützen als hinter einem jungen zu heulen,
13. masgonnen bruad ward ok eeden. beneidetes brot
wird auch gegejsen. S forgöndt braad uud' uk iiten.
14. grölte noogh am wat to dünen en foUe altogrot am
niks to dünen. grojs genug um etwas zu thun und viel
zu grofs vm nichts zu thun.
15. hi is so klöök, hi köön-t geers (gras) waksen hiire.
16. hi witj hüü faale klompe dir üüt en pön meel kön.
er we\fs wie viele klöjse aus einem pjund mehl können.
17. harn is en skröw luas. ihm ist eine schraube los.
18. hi Staat (^^^^) d6 grotte bei sidde, dat d^ letjejlti'
wat fw'n {bekommen) kön. **
19. dö beest am a duus to haarn föör di dir ^g haal
sterwe wal. du bist am besten den tod zu holen för den
der nicht gern sterben will. S du beest gud eeder di duas
tö stjüüren.
20. fol luppers, man letjet kuppers. viele läufer, aber
wenig kauf er.
21. dir koon-m hiire dat hem d6 sküüre knippe. da
kann man hören dafs ihm die schuhe drücken.
22. hi kernt öw-n hon to ridden. er kommt auf dem
hunde zu reiten.
23. dir ham Fange skal, möt sellV inne weese. wer
ihn fangen soll mi{fs selbst zu hause sein.
^
376 AUSDRUCKJ: Für SPRICHWORT.
24. ndm an galten toonk ön ian höön en en drilling
ÖD jü ööer höön en lokke-ns ön wat fer-n höön dö maast
heest. nimm einen grofsen dank in die eine harid und
einen dreiling in die andre hand und sieh in welcher hand
du am meisten hast.
25. nalör gongt baawen d6 li6re, seed Salomons kaat, jö
smiat at jagt, üus-r en müiis aaer a teele löp. natur geht
über die lehre, sagte Salomons katze, da warf sie das
licht weg9 als eine maus über die diele lief.
26. hat is loong iar a buum iin d6 hemniel wakset.
27. hat stoont man enkelt äiis di praaker sin köörn. es
steht nur einzeln wie des bettlers körn.
AUSDRUCKE FÜR SPRICHWORT.
Aufmerksam gemacht durch Wh. Grimm (Freid. lxxxviii)
suchte ich bei meinem seit jähren betriebenen quellenstu-
dium der Sprichwörter ein möglichst vollständiges Ver-
zeichnis der für den begriff Sprichwort vorkommenden aus^
drücke aufzustellen und gebe es hiermit, es erschien mir
ein solches darum von bedeutung, weil es, wie Grimm sagt,
'allein genügen würde um den langen bestand dieser gat-
tung der poesie und ihre volksmq/sige natur zu bewäh-
ren $* weil mir diese ausdrücke zu bestätigen schienen' dafs
die Sprichwörter das volksmäfsigste sind was es überhaupt
niächst der spräche nur immer geben kannf weil aus ihnen
die entstehung, die Verbreitung, der sinn, die praktik und
der begriff des Sprichworts (der hierbei^ wie schon Agri-
cola und Seb, Franck thun, ziemlich weit zu fafsen ist)
zur genüge ersichtlich sind, vorweg bemerke ' ich dqfs
die minnesänger nach Hagens ausgäbe angeführt sind.
Der älteste ausdruck für unser ' Sprichwort' findet sich
bei Ulfilas Joh. I69 25, wo iv TtaQOifiiaig mit in gajukom
(gajuko, parabola, gleichnis) gegeben ist.
Tatian und Notker (Graff 1, 1025) haben biworti (bei-
wort, supplementum sermonis) Matth. 22 , 1 {in parabolis
eis dicens, in biwurtin). ebenso pfaffenleben (altd. bll.
1836 hejl 3) ein gemeinez biwurt. ähnlich ist bischaft
AUSDRUCKE FÜR SPRICHWORT. 377
(Konrad von fVürzhurg 19, 2 Hag,) vnd bispel (bigspilla,
bigspell, bispilla, unser ' betspiel ^' ähnlich lärspella doctrina,
ydelspella vana colloquia; godspelle, evangelium^ im etigh
nach gospel). beides steht ßir fabely Sprichwort y priamelf
ist also auch gleichnisrede. Reinh. 1353. Reinaert 181.
Freid. 28, 26. 29, 1. Meifsner 16, 2 Hag. RaUmeland2.
Parz. 660, 6. Titurel 1, 50. amgb. 44\ Malagü PfdU
zer hs. 11 6*.
Auch maere kommt vor (vergl. Tatians gim&ni was
tbaz wort; danach wäre Sprichwort ein gemaeretez wort)
RavennaschL 121 , 5. ans sagt dicke daz maere Landeck
3, 3 Hag. Mamer 15, 18. Her bort 3811. ein altez
maere Steimar 1, 1. RavennaschL 98. s. ich hörte sagen.
wort. (Tatian in wortbilidun ni sprihbu iu, in prover-
biis non loquar vobis.) Alexius E 54. Bruder fVemer
6, 1. Boner einleitung und 71, 56. Theuerdank 38, 89.
beiu4gricola häufig, nr 314. 315. 316. 323. 576. 594. 595.
mit dem zusatze daz ist iu algemeine wol bekant Hinnenb. 5.
— die alten haben dieses wort gebraucht Agric. 541. —
dis wort ist (fast) gemein Agric. 478. 484. — als gemeine
als dis wort ist, also wahr ist es Agric, 406. — daz alte
wort Reinb. Georg 4582. fragm. 32^ — ez ist ein alts
(wort) als man da spricht Oswald v. Wolkenstein 27 j 317. —
ez ist vor manigem jär gesprochen ein wort liedersaal 1, 19.
— ein gemeinez wort der Hardegger 1, 4 {lieders, 1, 59).
— nach dem gemeinen wort H. von Nördlingen troj. krieg,
Koburger hs. — ez ist ein gesprochen wort, daz hAn ich
ie und ie gehört Dioclet. 1835. — ein altsprochen wort pf.
Konrad 26\ TUrh. fFilh. 314'. lieders. 1, 216. 2, 602.
Berthold 216. Ulrich von IVinterst. 23. Osw. von fFol-
kenstein 90, 3, 5. — mit dem zusatze daz ir dicke habt
gehört Pfölz. hs. 341 bl. 355. — ein wort, daz was wilent
flücke Frauenlob 58 (auch das maere wird fliegend gedacht ;
vergl. auch den sprichwörtlichen ausdruck es sind flug-
reden Agric. 183).
wörtelin. diu liute hänt ein wörtelin Trist. 129*. ez
ist doch war ein wörtelin Trist. 17806.
Spruch. Agric. 540. gemeine spruch Agric. 551. —
ein Spruch was bi den alten Frauenlob 271 , 16. — der
378 AUSDRÜCKE FÜR SPRICHWORT.
alte sprach Iwein 6064. der alte sprach den sprichet man
Helleviur 4. — nach der alten sprach und sag narrenschiff
172, 55. 284, 5. — ez ist der wisen spr. narrensch. 240, 12.
— Sprüche Freid. 129, 17. — die allen spräche ^a//A. 72, 3.
ttigendh. sehr. 12, 2.
sage, ez ist ein alte war sage Keller alte schwanke
nr 21. — ez ist wol war der alten sag Ruffs Adam und
Eva 4265. — liutesagen Franenlob 111, 15.
jehe. ez ist einer jehe vil Tristan 101.
lÄre. fValther 71, 1. klage 429. — dia alte lÄrc
fValther 21, 3. Türh. fVilh. I20'. — ez ist aller meister lÄre
Ueders. vgl. Titur. 5443. Bari. 112, 12 und ich hoBre jehen.
Sprichwort, (nach fVh. tVackemagel eine tautologische
Zusammensetzung von spriche = wort). MS. 2, 253^. 258^.
fVinsbeckin 16. Frib. Tristan SIS. 3192. Ottokar cap. 313.
— dä*von ein spr. da seit Tristan 17744. — spr. daz da giht
Tristan 5461. — als ein waerlichez spr. giht Tristan 18046.
— man machte ein spr. gedieht von der Lauppenschlacht
vom j. 1339. — da von stunt daz spr. uff daz man noch
sprichet Schilter 3, 190. — in spr. man gemeynlich gyecht
narrensch. 125, 2. — nach dem spr. gemeine Ottok. 683.
nach gemeinem spr. fVackem. 1059. {s. man spricht.) —
ist ein gemein spr. Geilers irrig schaf bl. 2^. — diu Mute
hftnt ein spr. Martina 23*. — Agricola^ der die erste
deutsche Sammlung unter dem namen Sprichwörter heraus-
gab, nimmt das wort in seiner eigentlichen bedeutung,
wonach es ein wort ist das oft gesprochen wird, er hat
daher in seiner Sammlung sehr oft wirklich blofse Wörter
aufgenommen (wr 231. 257. 349. 386. 569. 610) oder, wie
er sie nennt, blofse formulae (154. 404. 418. 559. 586),
figurae (468. 557), periphrases (423), hyperbolae (442. 740),
metaphorae (701). — daz alle spr. klage 1756. Mart. 63^.
livl. urk. 78*. Agric. 69. — ich habe ein alt spr. gar
dicke unde oft gehört IV ackern. 1023.
rede, ez ist offen reda Berth. {kommt sonst auch Jtir
sage vor. daz hört ich rahhön dia weroltrehlwison Musp.).
— Uis reden Reinaert 4099. tägliche rede unser alteitern
Agric. 546. all mei lebtag ist die red gewest Volkslied
vom schlofser und gesellen, diu rede ist wtr Konrad von
AUSDRUCKE FÜR SPRICHWORT. »9
fFiirzburg 24, 1 . — also reden wir, man redet also Agric.
465. 584. 517. 591.
vki, ez ist ein altsprochen rät,^m6r dan vor handert
jären Osw, von tVolkenst, 6, 1.
man seit. Mai 150, 19. Hätzlerin 282'. Toggenb. 2, 4.
Otto zem Turne 2, 9. Sacksendorf Z ^ 1. Luppin 7, 3.
br, fVerner 6, 1. Konrad von tFürzb. 11, 3. ders. im
Alesdius 154. Freid. 164, 4. Boner 3, 40. arm. Heinr. 38.
Äo«r. troj, krieg 47''. — man seit dicken Reinaert 3308. —
man s. al fürwär manic jär yeldeck 8, 1. — als man a.
Tristan 4415. — als man uns s. Boner 17, 26. 65, 6. —
als die gschrifft seyt narrensck, 165, 7. — als uns diu ge-
schrift hat geseit arm, Heinr. 115. — mir seit ainst ein
weyse mugg Osw. von fVolkenstein 5, 5, 1. — mir wart
vor geseit Gliers 2, 6. — mir ist geseit IValtker 72, 14.
Neidhart 101, 2 (Hag. ks.). — cz ist dir offenlich geseit
fFinsb. 45. — dir si daz vür war geseit Bari. 371, 33. —
ez ist uns dicke vor geseit ritter unter dem zuber 350. —
man sagt, heidinne Heidelb. ks. 341 bl. 117. Agric. sehr
oß, z. b. 324. 345. 407. 440. 449. 633. 653. 696. Stricker
kl. beisp. 11, 157. — ez ist vil war als man ik saget
Tristan 12283. — man sagt gemeiniglich Agric, 322. —
wir sagen Agric. 579. 580. 581. 597. 598 und ößer. —
der wise sagt und sprichet Mart. 762, 38. — als al dfa
werlt gemeine saget Trist. 11836. — si sagent fVinsb. 15.
^ — si sagent alle Titurel 2023. — die kinder sagen Agric. 6.
— uns sagent die wisen Freid, 79, 19. Kolocz. cod. 285. —
sus sagent die wisen alten Reinmar von Zweter 2, 123. —
sagent uns die meister wis Boppe 9. — mir ist daz gesaget
Herbort 9516. — mir seide fen goet man hier te voren in
rade Reinaert 3180. — als uns die alten wisen h&nt gesagt
Hardegger 1, 1.
man giht. Frauenlob 126, 6. fF'. von Künzingen 2, 6.
Reinmar von Zweter 2, 96. 155. br. fVemer 4, 1. Heinz,
von Const. 17. Tristan 1113. 17900. 18666. Hätzlerin
137'*. Schüler von Paris 85. Frauenekre 1513 (zeitsckr.
7, s. 519). — der wise man giht Dioclet. 1847. — da von
des wisen zunge %i\ii Frauenlob 116, 18. — sä der meister giht
Frauenlob 59. — des mir maniger gihlNeidk.Hag. hs. 91 , 9.
380 AUSDRÜCKE FÜR SPRICHWORT.
si jehent. V eideck 8, 2. Morungen 21, 3. Reinmar
der alte 11, 2. fValther 48, 2. Hartm. von Aue 15, 2.
fVinsb. 38. Brennend. 1. Sunnenb. 1, 33. TrtM^A^. »(>;»
5. (;a//e;2 4, 4. ^^iViA. 1304. rrtf^on 16916. Fretd.
107, 22. — si j. die ir hänt gehArt Eracl. 2406. — si j.
alle MS. 2, 254. — ez jehent diu kint Freid. 136, 9. —
genuoge j. Dietm, v. Eist 1, 2. — di wisen j. Rinkenb. 7.
— die meister j. Marner 15, 8. Frauenlob 100, 12. —
wes doch die meister j. Frauenlob 439, 2. — wisia liate
müezen jehen Reinmar der alte 48, 1.
man sprichet. gr. roseng. 2131. Tristan 13891. Ro^
tenburg 5, 33. Helleviur 5. Frauenlob 156, 8. welsch,
gast. 124'. TörÄ. ^itt. 122\ löl^ 333*. jBo«er 11, 56.
22, 1. 31, 40. 32, 27. 48, 49. Ben. beitr. 104. Morolf
50^. Renner bei Wackem. 783, 11. Hans Sachs fast--
nachtsspiel der spieler. Hätslerin 53\ 54'. 133*". 150^.
narrensch. 147. 191. 207. sehr oft bei Geiler. Agric. 410.
Seb. Franck 103. Pauli clxviii. — man spr. ein wojrt
Boner 42, 1. — m. spr. ein w. daz mag w4r sin Boner
71, 59. — da von so spr. m. daz Boner 75, 22. — man
spr. im gemeinen Sprichwort Leo Hqfslers lustgarten {vom
j. 1601). — als man nn spr. gemainchlich gesta Rom. 81^. —
der wise mau spr. Boner 28, 27. narrensch. 245, 57. —
ein wiser I^rer spr. Hätzlefin 266^. — spr. Salomon gesta
Rom. 18'. — spr. ein weiser meister Aristoteles ebenda. —
spr. ein heiliger weissag ebenda. — als der weis künich Sa-
lomon redt ebenda. — ez spr. mancher gouch narrensch.
146, 63. — ez ist dicke gesprochen Ulr. von tVinterst.
19, 5. — ein wiscr man hie vor sd sprach fVinsb. 5. fVins^
beckin 11 {Hagen 1, nachlese).
si sprechent. G. von dem forste 2,4. — gemeine
spr. Konr, troj. krieg 13049. — die wisen spr. fVinsb. 39.
— genuoge liute spr. so Otto von Brandenburg A. — ez
spr. die meister wo! Boner einleitung.
man liset. gesta Rom, 10^. — ein meister las fVal-
ther 107, 1. — ich hdn gelesen Tristan 17920. — ich b.
selbe wol gelesen Tristan 4428. — ich habe selber wol g.
Boner 62, 80. — ich bAn doch dicke daz g. Trist. 19436. —
bAnt ir nie g. vor langer zeit Osw. von tVolk. 19, 4, 9«
AUSDRÜCKE FÜR SPRICHWORT.
si wellent. fFigal. 75. — alse die wisen wellenl.
Iwein 2702.
ich hoere. Bein/r. 93*. Frauenlob 292, IS. Öiwald
von fVolk. 10, 3, 3. — ich hab oft gehört Agric. 319. —
ich hän d& von gehoeret vil Kolocx. cod. 104. Agric. 319.
Dioclet. 1835. — ich hAn geh. manegen tac Reinmar von
Zweier 2, 195. — min tag ich geh. hftn Rt^ffs Eiter Heini
681. — als ich von ärzten hdn geh. Osw. von ff^olkensi.
48, 1, 12. — ich hab geh. durch mangen granna mit einem
Sprichwort ebenders. 18, 1, 1. -r— wir hAn dick geh. 7V-
iurel 5692. — wir hAn geh. lange wol Reinmar von Zwo*
ier 2, 184.
ich hoere sagen, markgr. von Meifsen 1, 2. bruder
fVemer 1, 5. Hinnenb. 2. guoicere 2, 3. Reinm. 2, 2.
Boner 94, 85. Reinh. 266. Stricker 11, 117. Häixlerin
202'. — ich h. dicke sagen Freid. 114, 25. — ich h. dicke
daz man sagt welsch, gast 7V. — ich h. sagßn daz ein
bispel in den buochen stA Stolle 1, 18. — ich b. von den
alten s. Mamer 15, 9. — man h. die wisen s. gttotmre
2, 1. Sunnenb. 1, 33. Osw. von fFoUt. IS, 2, 9. —
man h. dick die wisen s. Boner 80, 28. — ich h. die wi^
sen Hute s. Sunnenb. 1, 21. — wir h. wise Hute s. Reinh.
800. — man h. die weisen s. lang lied auf die Allinger
Schlacht vom j. 1422.
ich lioere jehen. Rubin 8,1. Heigerlo 2. Sunnenb.
1, 21. Reinh. 299. Frauenlob 268, 4. — ich h. genuoge
j. Hartm. von Aue 9, 3. — ich h. die wisen j. der Setzet 4.
Frauenlob 446, 2. — als ich die wisen h. j. Otto von
Brandenburg 3, 9. Singenberg 3,9. — des b. man die
wisen j. Jac. von fVarte 1, 4. Eracl. VI 2. Konr. troj\
krieg 13048. 23345. Frauendienst 115^ — sus beeret man
ie die wisen jehen Frauenlob 229, 7. — ich h. vil der Hü-
ten j. Boner 82, 58. — nu h. ich wise Hute j« »eitschr. 7,
358, 29. — als ich die wisen meister b. j. Remmar von
Zweier 2, 221. — als ich die besten b. j. Obemburg 4, 1.
— ich h. des vaters 1^ j. Frauenlob 292, 1.
ich beere sprechen, ich beere wise spr. Hohet{fels 13, 4.
— ich h. die weysen spr. Hätzlerin. 202^. — ich h. daz
man vil dicke spr. Raumeland 4, 14.
882 AUSDRUCKE FÜR SPRICHWORT.
ich hoere lesen. — die wisen meister kanzler 16, 5. —
ich hab offt hoeren lesen Theuerdank II, 44.
ieh hoere sie die wisen nennen also Ttturel 701.
ich hörte ie sagen. Biter olf 7889. Nettenburg 8, f.
märe vom reiker Ueidelb. hs. 341 bl. 119. — ich hörte
sagen ein maere Schwangau 6, 2. — ich hörte wilent sa-
gen ein mxre Rietenburg 2,1. — sus hört ich die wisen
sagen Frauendienst 86^ — ich h. wise liute s. br. IVemer
1, 14. — ich h. minen vater s. kaiserchr* 8*". — ich hän ge-
hoeret sagen ie AlexiusFA^. — ich hän ofle gehoeret s. Räume-
land 8, 4. — ich hein vil ducke hören s. Hag. retmehr. 1729.
ich hörte jehen. ich h. ie die liute j. fValther 72, 12.
— ich h. wise liute j. Rugge 7, 2. — ich hän gehoeret j.
Biterolf 2925.
ich hörte sprechen, ich h. ie daz spr. arrn. Heinr. 846.
— die wisen h. ich spr. so Frauendienst 1^. — ich h. mi-
nen vater hie bevoren spr. Rother 494.
ich hän vernomen. Reinmar der alte 48, 1. — ich
hän wol V. fVinsbeckin 32. — ir habet wol v. daz Eracl.
2316. — ich hän v. von wisen Flore 7934. — ich h. von
kinde v. Tristan 18660. — ich hän von sagene v. Stricker
11, 64. — ich h. lange bar v. Winsbeckin 43. — vil dicke
ich daz v. h. Tärh. Trist. 354. ich hän vil dicke v. kindh.
Jesu 67, 30. ich hän daz dicke wol v. Reinmar von Zwe-
ier 2, 204. — du hast dicke wol v. Reinh. 911. — wir
hän daz dicke wol v. Boner 39, 44. — nu habet ir dicke
wol V. Reinh. fuchs s. 295. — ich h. v. dicke nähe und
verre Titurel 5556. — des habe wir vil v. Herm. Damen
2, 6. — ich hab oft v. Hätzlerin 83^. — ich han daz ofte
wol V. Dietrichs ahnen 8394. — nu hast in manger stunde
T. in einem bispel Reinh. Fuchs s. 347.
man ist hugende Titurel 4027.
ich waene. Eracl. 1118. Boner 65, 30. 68, 55. p/affen-
leben (altd. bll. 1). Flore 1196. 2296.
ich weiz wol. Frauenehre 1266 (xeitschr. 7)» — ich
zuvoran vast wol weys Theuerdank 1152. — die wysen lud
wiEsend al wol Ruffs Etter Heini einleitung.
ez ist den wisen allen kunt. fFolfr. Wilh. 327, 3. —
daz ist vil manegem wisen kunt Frauenlob 217, 7. — mir
AUSDRÜCKE FÜR SPRICHWORT. S8S
ist ein dinc wol kunt Iwein 193. — mir ist daz bekaot
Biterolf 426. . :-
daz ist noch der alten weise Magdeb. Jehde SB^^^»
so redt der gemeine man Halbsuters lied von Sempach.
waz die wisen prisen Reinmar von Zweier 2, 199.
im heizent wise meister guot Urenheim 2.
daz hänt gezalt die wisen uns für ffioi Frauenl. 291, 6.
mich leirde eins ein wise, ein aide Reinh. fuchs s. 388.
der vater in het gel^ret woi Reinh. fuchs s. 385.
alsam der meister lärte Frauenlob 1, 4 (MS. 3).
daz riet ein wiser man hie vor der Hardegger 1, 4.
der wyfs man gibt urkund narrensch. 156, 11.
dar an die wisen sulen wol gedenken Titurel 569. —
der gdenck narrensch. 228, 48.
dA von mahdu wol verstän Rother 4553.
daz ist uns offenlicheu verendet mit den Worten der
wärheite Heinr, vom gem. leben 250. '*^
Es folgen hier noch eine ausdrücke ^ welche die über'
einstimmung des Sprichworts mit der erfahrung anerkennen.
man siht MS. 3, nachl. 2, 7, 30. — man s. wol Reinh.
fuchs *. 311. — m. s. ouch dicke Buwenberg 3, 2. Boner
94, 74. — ich sihe wol Raute 2. — ich sihe alle wilc
Munegiur 1, 1. — man h4t ez dicke wol gesehen Boner
46, 38. — man hat des wunder gesehen Tristan 6220. —
wir hAn daz seiden wol gesehen Herbort 8980.
ez ist schin. ez ist dicke worden schin Flore 278.
3780. — ez ist ouch noch guot schin seitschr. 7, 376. —
daz ist an mir worden seh. Flore 5914. Hätzlerin 54*. —
daz ist alle tage seh. Rother 5151. — als ez nu hie ist
worden seh. Boner 71, 60. — daz wirt noch alle tage seh.
MS. 3, 26. 3, 25. — uns tuont des rehtes meister schin
MS. 3, 26. 1, 5.
ez geschiht. ez beschiht noch wol Boner 8, 29. — daz
dicke g. Biterolf 12513. — ez was geschehen dicke Ti-
turel 3934.
ez ist ouch noch alsd getan Reinh. 2157.
ich hän befunden rehte Stricker 5, 112.
ez ist wÄr. war ist narrensch. 111. — ez ist nun
war Ruffs Adam und Eva 4411. — ez ist doch war Boner
S84 ZU PLEON.
74, 112. Singemberg 13, 4. — ez ist wol war der allen
sag Ruffs Adam 4265. — ez ist vi! war als man da sage.
Tristan 12283. — es ist an allen leuten war narrensch,
184, 5.
ditz ist und was ie Tristan 264. Herbort 15052.]
ich merk und sich auch woi Hätxlenn 54*.
ich brüf wol Hätxlerin 54*. 150^.
ir aller volge diu ist dar an Tristan 97.
die wisen mir des volgen Frauenlob 1, 1 {MS. 3).
nu ist daz unzwivellich Bari. 371, 20.
ez begegenit allinthalvin dicke den man Rother 4518.
Aschersleben, 24. nov. 1850. C. SCHULZE.
ZU PLEON (7, 458).
Den von PUon gebildeten Ortsnamen sind noch beizu-
fügen Bliensweiler, dorf im EUafs ; Blienshoten , ' weiler im
wirtenb. obcramt Ehingen; Päensbarh, weiler im oberamt
Kirchheim ; Plienshalden, ehemaliger hof zwischen Neilingen
und Efslingen ; PliensaUj vorstadt von Efslingen. blienäug-
gen, blienggen, anblienggen in der Schweiz noch jetzt ge-
bräuchliche ausdrücke s. Stalder 1, 184. bei Frisch 1, 110^
finde ich eine stelle aus Menckens Script. Sax. 2 , 1709,
worin das wort ebenfalls vorzukommen scheint, ein armer
krämer hatte in seinem kram ßngerhüte, naldin, drwnmen,
flötin, bUen, verspan und löffele. Frisch läEst den aus-
druck unerklärt; vielleicht ist flitter damit gemeint.
FRANZ PFEIFFER.
"*,
ALL ALSO ALS
In den sprachen scheint die allheit immer erst aus einer
sinnlichen ganzheit abgezogen zu werden : das unberührte,
unversehrte, unzerstückte , sämtliche theile in sich fassende
ist, weil ein ganzes, auch ein alles, die meisten ausdrücke
der urverwandten sprachen zeigen, genauer zugesehn, hier
eine grofse Übereinkunft.
Unsern deutschen steht für omnis zu goth. alls, altn.
allr, ahd. al, ags. eal, und damit unmittelbar zusammen trift
ir. uile, welsch oll, armor. hoU. den irischen diphthong ui,
auszusprechen u, sehn wir öfter deutschem a oder lat. o be-
gegnen, muinim moneo ahd. man^m ; muineal monile ahd.
meuni = mani; muinu,*ahd. mana, mhd. man, altn. mön
juba; uillean ulna, goth. alleina, ahd. elina, gr. (uket^.
Zunächst führt das aspirierte armorische holl auf oXogj
welches totus , integer, noch nicht omnis ausdrückend , auf
ökFog zurück gebracht dem oskischeu soUus = solvus ent-
spricht, folglich mit salvus eins sein mufs. salvus aber nach
dem gewöhnlichen Wechsel zwischen 1 und r ist das skr. sarva,
dessen bedeutuug noch überwiegend totus scheint, wiewol sie
in die von omnis fortschreitet.
Wir dürfen demnach nicht nur unser all dem skr. sarva
gleichstellen, sondern auch die Vorstellung von totus in sei-
nen hinlergrund setzen, verlorne mittelglieder der form wä-
ren alv, sali, salv; aphaeresis des s trägt sich a|^f gleiche
weise in andern Wörtern zu, man denke nur an goth. uf
ufar, lat. sub super, gr. vno unt^^ mit der aspirata wie in
(ikog. nicht anders mag jenes ir. uile aus einem früheren
suile hervorgegangen sein.
Für den begrit der allheit hat dus sanskrit visva, das
zend vispa (wie skr. asva equus, zend. a^pa), die littauische
spräche wissas statt wiswas, die altslavische vs, fem. vsia,
neutr. v'se ; russ. ves , vsaja , vse 5 sloven. ves , vsa , vsc 5
serb. umgestellt sav, sva, sve, und mit angehängter ablei-
tungssilbe böhm. wäecek, poln. wszyslek. genau zusammen
Z. F. D. A. VIII. 25
386 ALL ALSO ALS
mit zend. vispa hängt gr. änag und tt«^, Tracra, näp, wie das
zendische spä hund, skr. svä gehalten zum slavischen ps**,
gen. psa erläutern kann, und das nt in navtog gleicht dem nd
in hnnds canis. zum serb. sve für vse halte man (sqjt == xpe.
Wie dem sanskrit beide adjectiva sarva und visva stehn
der gr. spräche oXog und nag zu, während die deutsche und
keltische nur jenes , die littauische und slavische nur dieses
bewahren.
Die ganzheit druckt sich bei den Slaven aus durch tschjel,
poln. caly, böhm. cely, welchen das litt, cz^las , aber auch
das goth. hails, ahd. heil, ags. hAl, engl, whole, altn. heill
entspricht, 'ökog gehört nicht dazu, vielleicht lat. sölus und
solidus , nicht salvus ; deutsches all und heil würde niemand
einer und derselben wurzel zusprechen, unter dem volk hört
man heil und h^l schon im sinne von omnis verwenden:
die ganzen jungen = alle jungen; auch in dem hellen häu-
fen scheint der heile, h(^le häufe gelegen, obgleich ich dane-
ben Gnde 'der helle Hechte häufe.* im alts. aloh^l Hei. 71, 12
sind all und heil verbunden, umgedreht in der formel 'io
heilalle!' RA. 877.
Schwierig bleibt mir noch das lat. omnis selbst, welches
Pott zu skr. amä nimmt, Benfey i, xvi für comnis, commu-
nis vgl. solemnis. nachdem es in den romanischen zungen
ausgestorben war, muste totus an seine stelle treten und die
Vorstellung der ganzheit aus integer, it. integro, prov. in-
tegre, sp. entero, franz. entier entnommen werden, inte-
ger war ursprünglich unberührt, von tago = taugo. auch
tölus bedarf besserer aufschliisse , denn seine berührung mit
tot hat der form und dem begriffe nach anstand, obschon
man selbst tantus jenem gen. nutrrog vergleicht, den ich vor-
hin anders auffafste.
Ahd. galt für integer und solidus alanc olauc alonc
(ißraff 1, 222), mhd. noch aling (Haupt 2, 194), aleng (sumerl.
ID, 48) , alts. alung Hei. 80, 9, worin sich eine ableitung
von al, das hier noch den begrif der totalität festhielt, nicht
verkennen läfst, vgl. das ags. adv. ealluuga eallinga omnino,
mhd. ellincliche (Ben. 21") und bei Kero anolkiu für alonkiu
(gramm. 2, 707. Graff 1, 222). -ang für -ung, -ing ist selten,
doch in einigen andern Wörtern, z. b. honanc = honinc zu treffen.
ALL ALSO ALS 3S7
Weit üblicher war ahd. kanz, mhd. nhd. ganz integer,
incolumis, sanus (6rafr4, 221), worin z für s steht (wie in
tanz , roman. dansa und ursprünglich von dinsan zu leiten,
oder in schwänz, schwed. svans), weshalb auch mnL gans
totus und gansen sanare (Huyd. op St. 1, 569), der wurzel
nach verschieden von dem gleichbedeutenden genesen sanari
und sanare. dies ganz entgeht der ags. alts. und altn. spräche,
die goth. aber hat das verbum gansjan naQtx^tv gewähren,
darreichen, fertigen, so dafs gans fertig, bereit sein würde,
vgl. ganz und gar. unsere Volkssprache beginnt ganz schon
in die bedeutung von all fortzuschieben, man hört z. b. die
ganzen jungen == alle jungen; der genauere Sprachgebrauch
unterscheidet aber zwischen ich habe alle nächle gewacht und
ganze nachte gewacht, jener ist omnes, dieses totas.
Das Sanskrit, es scheint noch nicht die veden, hat häufig
sakala totus, dessen Ursprung aus sa und kalä theil einleuchtet.
Nach diesen allgemeineren betrachtungen ziehen sich die
folgenden wieder auf das gebiet unsrer eignen spräche.
Seit dem 9n jh. pflegt im ahd. die conjunction sd durch
ein vorgesetztes al verstärkt zu werden; al s6 drückt buch-
stäblich aus omne ila, omne sie, omne ut, soll aber nichts
anders bedeuten als ita, sie. den ältesten denkmälern scheint
er doch noch fremd, namentlich gibt es kein beispiel in Kero,
Isidor, in den hymnen, auch in Tatian nicht, Otfried aber,
Notker und von da an alle verwenden es oft. bei 0. bleibt
al unbetont, ihm mufs man aber noch sd zugeben, folglich
alsd, belege gibt Graff 6, 16. N., der sonst s6 schreibt, ent-
zieht ihm in der Verbindung mit al die länge, betont aber
dieses: also dar äne skein Mart. Cap. 12; also die in ruc-
ches wis zegslnt ibid. 19; also wir sehen ibid. 25; ilso iz
tamie veret Boeth. 12; also dar ibid. 13; &lso die iäten
ibid. 15 u. s. w. bei Willeram erscheint neben dlso^Uk
dünnteres alse, im mhd. neben alse noch mehr gekürzte» wir
Nicht anders gebraucht die alts. mundart al sd oder all
sd. Schmellers glossar zu Heliand 5*.
In den ältesten ags< quellen , zumal Beovulf und Ca^d-
mon gebricht, in der prosa erscheint allenthalben ealsva, aus
dem sich später also, alse, als, endlich das englische as er-
25*
388 ALL ALSO ALS
gab, welches neben also mit verschiedener bedeutung fort-
besteht, wie mhd. und nhd. neben also als.
Doch der golh. spräche war ein solches allsva oder al-
lata sva ganz unbekannt, der altn. ein altsvA. das schwcd.
alltsi), dän. altsaa scheinen dem deutschen abgesehn, obwol
mit aufgenommenem neutralen kennzeicheu , nach nordischer
weise, auch gilt keine unserm als oder dem engl, as ähn-
liche kürzung. die altn. partikel allz omnino und quando
scheint entweder der gen. alls oder eine zusammenziehung
aus allra heizt.
Das nhd. als hat dadurch sehr unorganischen umfang
gewonnen, dass erst die letzten jhh. unsre dem lat. quam
nach compar'itiven entsprechende partikel mit ihm bildeten,
sein eigentlicher begrif ist sie, ita, nicht quam, nach com-
parativen setzt der Gothe I)au = ^', wie aufser ihm kein an-
drer dialect. ahd. steht dan, danne, dcnni, denne (Graff
5, 47. 48^; alls. ihan; ags. [lonne, engl, than ; mhd. gleich-
falls (lau, danne, denne, und so bis ins 16e jh. Seb. Brand,
11. Sachs noch überall dann oder denn , auch Luther denn,
dann, Seb. Frank dan. mit Fischart , so viel ich sehe, be-
ginnt ein schwanken, er schreibt bald dan, bald als nach
comparaliven ; zur zeit von Opitz und Fleming herscht schon
als, und heule klingt uns denn , dann daneben noch entwe-
der feierlich , oder wir brauchen es nur, wenn unmittelbar
dahinter ein anderes als = wie folgt, z. b. es ist besser vor
ihm als freund denn als feind aufzutreten, der Niederländer
sagt richtig zocter dan, und zoeler als würde er verdammen,
wir Hochdeutschen schreiben süfser als, und erachten süfser
wie für einen fehler, im gründe sind beide als und wie nach
comparaliven ladelhaft gegenüber dem alten bewährten dann,
die ungenaulgkeit hatte im als begonnen und ist im wie fort-
geschritten, das sich mitunter bessere Schriftsteller erlauben ;
im Volk horl man sogar 'als wie' hintereinander, im franzö-
sischen würde comme oder comment nach comp, statt que
unverstattet sein, so sehr hat das der partikel so an sich
fremde praefjx al bei uns um sich gegriffen.
Vielleicht übten romanische partikeln einflufs. proven-
zalisch sagte man tot aissi . (tout ainsi) tot atressi (tout aussi)
Rayn. 5, 390; aus ital. atresi = alterum sie, prov. atreisi,
ALMEINDE. SS»
atrcsi , span. otrosi , altfranz. altresi , autresi gieng zuletzt
das franz. aussi hervor^ wie das engl, also gleichfalls die
bedeutung 'auch' hat. JAG. GRIMM.
ALMEINDE.
In seiner schätzbaren Zeitschrift für die geschichte des
Oberrheins 1, 388 drückt Mone über dieses wort sich wie
folgt aus : ' und wenn almeinde wirklich vom nordischen aU
meuningr abgeleitet wäre, wie kommt es, dafs in Nieder-
deutschland das wort almende nicht einheimisch ist? weder
Grimm noch Haltaus geben aus Norddeutschland belege für
das wort almende, dieser führt nur eine stelle an, worin loea
commuuia mit mende übersetzt sind, was der niederen mund-
art entspricht, alle andern beweise sind aber vom Oberrhein
und aus Schwaben, daher fehlt auch dies wort den nieder-
deutschen Wörterbüchern, die benennung almenden für ge-
meindsgüter gehört eigcnthümlich dem südwestlichen Deutsch-
land und kann daher nur aus den Verhältnissen dieses land-
slrlchs richtig erklärt werden.
Wir sind am Oberrhein, einem lande, welches gallische
ansiedier bewohnt haben, auf deren spräche und Verhältnisse
man bei einem so alten institut wie die almenden rücksicht
nehmen miifs. sie liegen der sache näher als Norddeutschland
und Schweden und klären auch das wort almend einfach und
richtig auf. /?/ heifst irisch fütterung, nahrung; main, maine
fem. gut und min fem. feld. die Verbindung almaine heifsi
also fü'tlerungsgut, d. i. waide. in dieser erklärung hat man
1) ein hauptwort, 2) ein femininum, 3) eine dem deutschen
almeina genau enUprechende form und 4) eine richtige be-
Zeichnung der sache. mehr bedarf es nicht, kann die deutsche
erklärung diese vier puncte nicht erreichen, so mufs sie der
keltischen weichen.'
Wie hätte sie die beiden alten forderungen nicht von
selbst schon erfüllt? almeinde ist ja ein substantivum und
in den meisten fallen ein weibliches; da jedoch, wie sich
zeigen wird , auch der genitiv almeindis erscheint , mufs es
daneben zugleich ein neutrum gegeben haben , wie manche
andre Wörter weiblich und neutral sind, der vierten forde-
ruug wird durch die keltische erklärung augenscheinlich nicht
390 ALMEINDE.
genug gethan, denn weide ist nicht gleichviel mit gemein-
weide, drückt also den hier wesentlichen begrif der gemein-
Schaft gar nicht aus, weiden befinden sich auch im sonder-
eigenthum. dem dritten punct, ob das angeblich keltische
wort dem deutschen entspreche, soll gleich näher auf den zahn
gefühlt werden.
Mone selbst sagt s. 385, die benennung almende er-
scheine erst seit 1150. wie sollte doch geschehn sein, dafs
ein von den Kelten, seien sie nun als ansiedier über den
Rhein eingewandert, oder lange schon in Germanien ansäfsig
in diesem landstrich verblieben, während der ersten Jahrhun-
derte unsrcr Zeitrechnung oder früher bereits am Oberrhein
eingeführtes wort nachher verscholl und lange zeit darauf
im 12n jh. wieder auftauchte., in ahd. vorzugsweise in die-
ser gegend niedergeschriebnen Sprachdenkmälern und glossen
sollte man es weit eher erwarten; es erscheint in keiner
einzigen alemannischen Urkunde vom Tn.bis zum lln jh.,
noch im tieferen überrheinischen Gallien, unter den Deut-
schen des 12n jh., bei welchen alle künde von jenen Kelten
völlig erloschen war, hätte kein keltischer ausdruck erwachen
können, es gab damals nur deutsche.
Gesetzt, doch uneingeräumt, er sei in der that keltisch,
so müste das behauptete compositum almaine wenigstens in
irgend einer heutigen keltischen spräche und mit dem ihm
beigelegten sinn vorhanden sein, das ist durchaus nicht der
fall und kein keltisches Wörterbuch gewährt etwas ähnliches,
ans irische almoinne mandeln , engl, almonds wird niemand
denken, noch weniger an den irischen Ortsnamen Almhain in
Leinsler. zwar bei O^brien treffe ich ailiomhaint, ailea-
mhuinn nourishment, welche aber dem lat. alimentum, ali-
monia nachgebildet und im latein blofs abgeleitet, nicht zu-
sammengesetzt sind.
Ein zusammengesetztes almaine hat Mone, der mitten
in Alemannien wohnend seinen landsleuten ihr altes eigen-
thum zu schmälern und fernen Kelten hinzuwenden trachtet,
rein erfunden, die wurzel al füttern brauchten wir nicht
erst im keltischen aufzusuchen , sie ist im lat. alere wie im
alln. ala, goth. aljan zu finden und unser bekanntes allen
deutschen zungen gemeines adj. alds, ahd. alt stammt aus ihr.
ALMEINOB. Ml
kein einziges keltisches wort ist übrigens mit al ^=9 futter
componiert. um main grundstück scheint es nicht viel befser
zu stehn. O^brien und Norman Macleod fuhren gar kein
solches wort an, es mufs also ein ungewöhnliches oder be-
denkliches sein. OVeilly hat nun allerdings main oder maince
riches , goods , value , dessen Urverwandtschaft mit min feld
wenig einleuchtet, denn min a piain, a fine field bildet sich
von dem adj. min planus, wie von diesem lat. wort planities,
oder von unserm eben, flach ein subst. ebene, fläche, in
der almende braucht man aber durchaus keine ebene zu sehn
Also ein irisches almaine gibt es nicht, würde, wenn es
sich fände, schwerlich fütterungsgut bedeuten, und wenn es
dies bedeutete, den begrif compascuum, ager compascuus, wie
ich vorhin zeigte, verfehlen.
Weg demnach mit einer lästigen keltischen etymologie,
deren wir hier nicht bedürfen.
Die Vorstellung der gemeinweide war bei den Germanen
uralt und eingefleischt, schon Tacitus cap. 26 spricht ihnen
das separare prata ab, und lange nachher sagt Freidank
120, 27 den spruch her:
swelch mate ist gemeine,
der gras ist gerne kleine,
es war im frühern hirtenleben die gemeinschaft moa" e^ox^iy»
wofür sich keine fremde benennung eindrängen konnte, das
einzige wort marka reichte hin , diesen begrif auszudrücken,
weil der wald an sich etwas uniheilbares schien, wahrschein-
lich galt auch . gimarka , wie in lat. Urkunden commarchia,
noch deutlicher war gimeinmarcha, gimeinmerchi, Notker im
Boelhius verdeutscht si compascuus ager est , ist tiu weida
gemeine, ganz technisch heifst es in der hier s. 112 ange-
zogenen Urkunde von 1207 : compascuum i. e. teutonice ai-
meinda vel gemeinweida.
Es läge nun allerdings nahe bei almeinde und almende,
die sich vorzugsweise in alamannischer gegend finden, an den
volksnamen Alamannen selbst zu denken, zumal schon in der
gothischen skeireins 51, 17 in allaim alamannam für in Omni-
bus hominibus, und 43, 17 alamann^ (kuni) für omnium ho-
minum (gequs) gesagt wird; wahrscheinlich ist aber in der
letzten stelle nicht kuni zu ergänzen, sondern um sie der
392 ALM£[NDE.
ersten gleich zu setzen, zu lesen all alamann^ = omne ge-
nas hominum. alamans sind also was mans oder mannans,
inänner, leute überhaupt, nur passend durch das präiix ala
verstärkt, und der volksname leidet überhaupt keine andere
als diese deutung. nun würde sehr schicklich auch die ge-
meinweide ahd. alamannida, alamennida benannt worden sein,
die allen Alamannen zustehende , und in der Schreibung ala-
meinida wäre der diphthong ei kein hindernis, weil es sich
öfter statt des umlauts e entfaltet und gerade so meiniki
und meinege für manaki erscheint (Grafir2, 766). zu ihrer
bestätigung bedürfte aber diese etymologie, dafs ein ahd. ala-
mannida oder alameinida vorgewiesen würde, was bis jetzt
unmöglich ist, und aufserdem sträubt sich ihr noch anderes
entgegen , so sehr das altnordische almenningr mörk und
schwedische allmänning ganz mit dem begrif der gemein-
weide sie unterstützt.
Almeinda soll nach Mone s. 385 seit dem j. 1150 vor-
kommen, die erste s. 112 beigebrachte Urkunde ist aber von
1207 und hat compescuum almeinda, dann aber compescui id
est almeiiidis, wonach zugleich ein neutrum almeiudi oder
almeinde üblich war. dann folgt s. 125. 355. 371. 485. 491
in Urkunden von 1250? 1265? 1270. 1273. 1276 das fem.
almeinda, acc. plur. almeindas, dat. pl. almeindis. s. 394 ein
alemcnde von 1291, dann belege aus dem 14n 15n 16n jh.,
einmal auch alman und almath (von mate wiese). Haltaus
p. 18. 19 nachschlagend gewahre ich, dafs dieser in Besold
schon eine Urkunde von 1148 mit almeindis angetroffen hat,
und almenda, almeinda aus 1268. 1277 bei Gudenus aufzeigt.
Sicher dachte sich zu jener zeit jedermann unter al-
meinda auch dem worle nach buchstäblich eine gemeinweide,
und da schon ahd. meinscaf statt gimeinscaf vorkommt (Graflf
2, 782. 784), scheint neben vorgesetztem al das ge noch ent-
behrlicher; dennoch gewährt es eine Urkunde von 1241 iu
Jägers Ulm s. 722: 'communia pascua sive algmendam' und
nochmals 'in donatione predicte algmande', so dafs die idcn-
titiit von almeinde und algemeinde aufser zwcifel steht, wer
möchte bei diesem zwischentritt der echtdeutschen partikel
gc hier ein keltisches main walten lassen? mqglich bliebe
immer, dafs aus einem ahd. alameinida = all||itiüda, ala-
ALMEINDE. 89S
maunida der' spätere Sprachgebrauch sich ein verständlicheres
almeinda, algemeinda mit gleich zutreffender bedeutuug schuf,
diplooie vom 7n — lOu jh. hätten zu entscheiden.
Einschränkung aufs südwestliche Deutsqhland lasse ich
mir dennoch nicht gefallen, ein so altes wort muste freieren
Umlauf haben, aufser jenen Urkunden bei Gudenus, die nicht
nach Schwaben gehören werden , heifst es auch im ober-
hessischen weisthum von Wetter an der Lahn aus dem
j. 1239 (RA. 498. weisth. 3, 343) 'communio quae vulgari-
ier almeinde dicitur*, und wenn Mone fleifsiger, als er die
kellischen Wörterbücher aufschlägt, unsere alten gedichte le-
sen wollte, würde er längst in einem des 12n jh. auf fol-
gende merkwürdige stelle gestofsen sein:
Roth. 5123 din dinch stuont gröze,
der minir gen6ze
quämen sehsc^ue
üf ir alem^ne,
und clagetin, trut herre min,
deme (?deu) liebin vatir din,
der lac in sinin ende
undc bevahl dich mir bi der hende:
es scheint, als Rothars vater (Nandichild) im sterben lag,
versammelten sich seine dienstmanneu auf einem dazu be-
stimmten feld, wol einer wiese, die man alemeine hiefs, um
zu rathschlagen , zur landsprache. diesem alem^ne gleicht
der in niederdeutschen Urkunden des 13n 14n jh. unseltene
ausdruck waldem^^ne, communio silvae, silva communis, z. b.
in Wigands archiv in, 3, 45 (a. 1296) 'campos communes
pascuales dictos vulgariter woldemeyne*; daselbst i, 4, 100
(a. 1450) 'die waldemeyne vur vnser stad Rüden*; ii, 363
(a. 1345) * woldemene wo de gelegen is* 5 Spilckers beitr.
2, 285 (a. 1323) 'ad usum communitalis quod waldemene
dicitur' ; Scheidts mantissa p. 322 (a. 1376) ' woldemene' ;
später hat man es auch in waldemei, walmei gekürzt, wald-
gem^ne habe ich nie gelesen, der niederdeutschen spräche
ist es vollends angemessen, das ge in waldemt^ne wie ale-
mi^ne auszustofsen , ohne dafs die Vorstellung einer waldge-
meinschafl darunter litte, den alts. Ortsnamen Holtesmeni
trad. corbJi|S1. reg. Sarach. 117, das heutige Uolzminden,
394 SCUOPUOZA.
nehme ich nicht fiir hollesm^ni , sondern dcate ' meni durch
monile. auf ein alts. waldmenuida liefse sich waldem^ne
kaum zurückleilen , so üblich der ausdruck waldroänner für
waldgenofsen war. doch bei allen diesen Wörtern bewegen
wir uns immer auf deutschem grund und boden.
Die keltische spräche alt, reich und erforschenswerth,
unsrer deutschen urverwandt (man sehe vorhin al und uilc)
pflegt mehr als jede andere fremde zu ungerechten erobe-
rungen gegen uns selbst misbraucht zu werden; die art und
weise ihrer Zusammensetzungen begünstigt diesen misbrauch,
dem sich gesundes Sprachstudium offen widersetzen mufs.
nicht allein am Oberrhein , auch in andern theilen Deutsch-
lands gieng dem lauf der Völkerwanderung nach keltische be-
völkerung der deutschen voraus und hat zumal in namen der
flüfse , berge und wohnstätten manche spur hinterlafsen , in
andern stücken aber wenig auf die deutsche eingewirkt und
wo sich zwischen beiden sprachen oft eine klare gemeinschaft
darthut, gründet sie sich, noch entschiedner als im osten
gegenüber den Slaven, auf jene uralte Stammberührung, nicht
auf ein unmittelbares entlehnen. JAG. GRIMM.
SCUOPUOZA.
Noch entschiedner alamannisch als almeinda ist der auch
erst seit der mitte des 12njh. in Urkunden erscheinende aus-
druck scuopuoza, welcher einen bestimmten theil der feldflur
bezeichnete, und kleiner als die buoba war. am genausten
ermittelt hat ihn Pfeiffer s. 358 des babsburgischen urbar-
buches ; ich suche hier blofs das wort selbst zu erklären, fiir
welches Bader in seinem aufsatz über den ältesten güter-
besitz des reichsstiftes Salem (Mones zeitschr. 1, 315 — 353)
neue belege mittheilt.
Es wird nöthig sein die Verschiedenheit der Schreibweise
nach ihrem alter voraus zu schicken.
scöpoza 1169 bei Bader s. 351.
scopoza 1185 bei Schöpf lin Als« ur 334.
scuopoza 1191 bei Bader s. 351.
schupoza 1215 ebenda.
scoposa 1228 ebenda.
scaupoza 1228 bei Herrgott cod. 1, 235. > r
SCÜOPÜOZA. • W5
scopoze 1255 bei Zellweger appenz. iirk. nr 37.
schupuza 1261 bei Oberlin sp. 1444 (es stand wol scfipiiza).
scopoza 1271 bei Neugart nr 1010.
schupuze 1273 bei Bader s. 351.
scopoza 1276 bei Pupikofer nr 13
schopoza 1282 bei Bader s. 353.
schuposa 1284 ebenda s. 351.
scoppoza 1290 ebenda.
schupoza 1295 ebenda s. 353.
scuposa 1298 ebenda.
Im vierzehnten und fünfzehnten jh. schwanken scopoza
scoposa schubosa schuobuoza, noch später macht sich schupposse
schuppos schuppis schuppus, worin sich das zweite wort der
alten Zusammensetzung fast als eine blofse ableitungssilbe
darstellt.
Bader, den die keltomanie noch nicht ergrilTen hat, der
noch deutsche Wörter deutsch auszulegen strebt, denkt s. 352
an scoup garbe und p6zan tundere, und bringt in anschlag,
dafs nach Schmeller 3, 305 schaubbofsen unaufgebundne gar-
ben bedresrhen bis auf heute heifst, scouppöza also ursprüng-
lich eine dreschtenne bezeichnen möge , wie denn auch in
den hraban. glossen schupisi tugurium vorkomme, der name
sei dann auf die äcker übergegangen , die eine solche beson-
dere tenne gehabt und eine familie ernährt hätten, ein ahd.
schupisi tugurium mufs ich vorerst abweisen, ein solches
wort giebt es nicht, Schmid im schwäb. idiot. 481 macht es
aus chupisi , kubisi (Graff 4, 359) , das nichts mit scuopuoza
zu schaffen hat. scoup garbe und pözan dreschen sind voll-
kommen begründet *) , Mone würde für scoup das gallische
sguab a besom und a sheaf of com geltend machen, bei wel-
chem ebenwol ans lat. scopae zu denken wäre, das unserra
scoup, ags. sceäf zu begegnen scheint; nur ist seltsam, dafs
das kleinere grundstück nach der tenne heifsen soll, die man
eher der gröiseren huobe zutrauen sollte, s. 475 wird an
*) ein Admonter vocabular des 14d jh. (altd. bl 2, 197) gibt so-
gar seboposa ald eio urkundliches lat. wort wieder durch dos deutsche
schaup ; also damals schon suchte man in Steiermark diese deutuog:
shopa, shkopa strohbund war dort auch unter den Slavcn gelaufig, vgl.
bohm. sub, cub.
396 SCüOPüOZA.
pose für juchart im Berner Saanenland, an böse franz. botle
für gebund, ans ahd. p6zo fasciculus , stipula (Graff3, 233)
erinnert, und dafs scoupp6za ein band zusammengelesenes
bedeuten könne, auch ein mit schauben, Strohwischen ein-
gehegtes grundslück dürfte in betracht kommen.
Mir scheinen scoup und p6zan beide hier auszuschliefsen.
scoup weil die Schreibung mit pp schlecht und neu aussieht,
in sc6 aber alles auf scuo calceus weist, da für scuo auch ge-
schrieben wurde' scuoh , scuoch , schuch , setzte man richtig
schuchbos, schuchbosse, und aus dem ch, chp erklärt sich
die assimilation schuppos , schuppis höchst befriedigend, be-
lege geben Scherz p. 720^' und Oberlin col. 1444. um ein
ackermafs handelt es sich hier und fufs und schuh geben es
allenthalben her, in gewissen fällen bediente man sich des
geschuhten, in andern des ungeschuhten fufses , die Goslarer
berggesetze 185 forderten einen geschuht, den andern bar-
fufs. wenn nun der erste theil unsrer Zusammensetzung den
begrif schuh enthält, was soll der zweite ausdrücken? nicht
zu übersehn, dafs schon ahd. scuohbuozo caligarius, scuoh-
bozari d. i. buozari calcearius verdeutschte, in der Pariser
fortsctzung des vatikanischen gesprächs 37 'buoze mine scu*
steht für cura oder para mca calceamenta, und mhd. der
schuhflicker schuoclibüezer altbüezer heifst (Ben. 1, 284^)
altn. der cerdo skoboctari; ja wahrscheinlich ist unser nhd.
Schuhputzer aus einem schuobüezer entsprungen, wie zu be-
stätigen scheint, dafs für altbüezer auch aitputzer geschrieben
wird, dem allen zufolge liegt altgewohnte Wortverbindung
in scuopuoza vor, das nichts anders bedeuten kann als schuh-
fleck , schuhlappe , assumentum calcei , was im grgensatz zu
huoba, gleiciisam den ganzen schuh, das kleinere grundstück
bezeichnen sollte, wobei vielleicht ein Vorfall oder eine sage
im spiel war. im Ansbachischen hiefs mit ähnlichem namen
ein kleinerer Ihcil der hübe schuchkauf und enkelein*), letz-
teres von enkel (ahd. anchal , enchila Gralf 1 , 344) talus,
wobei wiederum ein sinnliches mafs zum gründe liegen mag;
den Serben ist tschlen, tschlanek articulus, talus zugleich
segmentum vineae. JAG. GRIMM.
') sladtbuch von Lauierähausea im Jahresbericht des bislorisefaen
vereiuä im Kczatkrciä. Mirubei'i^ 1S3U s. 31. 32 und 1831 s. 26.
ALBRECHT VON HALBERSTADT. W7
fr
ALBRECHT VON HALBERSTADT.
Oben s. 10 habe ich gesagt, da fs Albrech l sein gedieht
im j. 1210
üf einem berge wol bekannt,
er ist ze Jecheburc genant
vollendete, auch in den Urkunden des Stifts oder der probstei
steht immer geradeso 'üf dem berge zu Jecheburg', *iu re-
gione monlis Jechaburg/ 134 solcher Urkunden von 1186
— 1171 sind gedruckt in Würdtweins diplomataria magun-
tina. Magont. 1788. 4. p. 113 — 276, unter welchen doch
nur eine einzige, die von 1212 p. 117, den namen eines Al-
bertus, wenn er dem stift näher angehörte, liefern könnte,
in andern Jecheburger Urkunden dieser zeit, oder der nähe
wegen in Nordhäuser, Frankenhäuser Urkunden wäre ferner
zu suchen. Müldener, der in schwarzburgischen alterthümern
bewandert war, sagt in seiner nachricht von bergschlösseru
Leipz. 1752 p. 60. 61, er wolle antiquilates jechaburgenses
veröffentlichen, was jedoch unterblieben ist; vielleicht liegt
seine Urkundensammlung noch zu Sondershausen, wenn es
nicht die von Würdtwein spater bekannt gemachte eben war.
Für einen studierten mann , also geistlichen mufs man
Albrecht schon halten, denn er heifst magister, gleich seinem
Zeitgenossen Conrad, der landgräGn Elisabeth bekanntem
beiclilvaler; des gedichles vorrede wird ausdrücklich über-
schrieben
meister Albreh ts prologus
hebet sich hie alsus,
die vcrse hat mindestens ein kundiger Schreiber, warum nicht
er selbst? dem werke voran gesetzt, belesenheit, nach den
damaligen begriffen gelehrsamkeit gibt es an mehr als einer
stelle kund , nur ein geistlicher konnte es unmittelbar aus
Ovids lateinischem text schöpfen, den nicht etwa ein fran-
zösisches gedieht erst vermittelte, denn dies anzugeben hätte
er kaum unterlassen, überhaupt kenne ich keine allfranzö-
sische Abarbeitung der vollen metamorphosen aus dem 12n jh. :
in der oft ausgehobenen stelle des Chrßtieu de Troies zu
398 ALBRECBT VON HALBERSTADT.
eingang seines Cliges *) redet dieser blofs von den commendc-
meus d^Ovide , was doch die remedia amoris sind , von der
ars d'amors, der ars amandi, von der hupe, aronde und dem
rossignol, d. h. der fabel von Tereus, Procne und Philo-
mela. eines spätem Thomas aus Wales, der aber zu Avi-
gnon 1340 starb, metamorphosis ovidiana moraliter expianata
kann hier gar nicht in betracht kommen.
Hinter dem reichen blühenden original bleibt zwar Al-
brechts arbeit in weitem abstand zurück , das sie verdünnte
und abkürzte , doch dem hauptiuhalt nach erfafste. Ovids
fünfzehn bücher geben zusammen 11990 hexameter, deren
doch viele im deutschen gedieht unübersetzt bleiben, für 180
hexameter werden etwa 320 — 350 deutsche verse nöthig;
das ganze mufs sich , bei manchen auslassungen , ungefähr
auf 18Q00 Zeilen und darüber belaufen haben, seine eignen
gedanken schaltete der deutsche dichter nur selten ein, bei-
spiele sollen hernach folgen, auch solcher festere anschlufs
an den urtext verbürgt uns dessen unmittelbare unterläge,
während des Heinrich von Veldeck ungleich freiere behand-
lung der Aeneis schon im romanischen nachbild vorbereitet
wurde, diesen Ovid, worin ihm doch eine fülle anziehender
mythen dargeboten war, fand wahrscheinlich Albrechts Zeit-
alter nicht rittermäfsig und höfisch genug, um ihm beifall
und aufmerksamkeit zu schenken; aus gleichem gründe mag
Blickers von Steinach umbehang, wenn er ähnliche fabeln
behandelte, schnell in Vergessenheit geraten sein.. Aibrechts
werk nennt uns kein andrer mhd. dichter nur mit einem werte,
wäre Wolframs Parzival nicht vor, sondern nach 1210 erschie-
nen, in ihm würde eine solche erwähnung am wenigsten aus-
geblieben sein, denn in Thüringen an Hermanns hofe konnte
damals die künde von diesem gedieht unmöglich fehlen.
Es ist ihm unglücklich ergangen, vierthalbhundert jähre
später erwarb es sich, obschon in ganz unverderbter gestalt
auf einmal rege tbeilnahme. die einzige davon bekannte hs.
war, müssen wir aufstellen, nach Kolmar im Elsafs ver-
schlagen worden, wohin sie, wenn rathen gilt, aus dem nah-
gelegenen kloster Murbach, nach Miirbach schon in finiher
>■
«) zuletzt iD HoUaods Chr. de Tr. p. 30. 31 und in Tarb^f. vor-
rede zur cbarrete p. xii.
ALBRECHT VON HALBERSTADT.
zeit aas Jecbeburg selbst mochte gelangt sein, die Bene-
dictiner aus einem stifl ins andere versetzt trugen mit sich
bücher und baudschriften in ferne gegenden. Kolmarer, Mur-
bacher handschriften , wo sie genannt werden, sind jetzt im-
mer abhanden.
Zu Kolmar, hernach in dem unfernen breisgauischen
Städtchen Burkheim am rechten Rheinufer lebte in des sech-
zehnten Jahrhunderts mitte Jörg Wickram, ein mittelmäfsiger
köpf, am vortheilhaftesten bekannt durch sein 1555 gedruck-
tes rollwagenbüchlein. ihm mufs, glaublich ±n Kolmar selbst
und vor 1545 jener codex in die bände gefallen sein und er
fafste den . Übeln gedanken , das alte ihm selbst nicht mehr
genau verständliche gedieht nach seinem geschmack und für
seine zeit umzuarbeiten, aus dem latein verstand er noch
weniger es zu ergänzen und sich zu erläutern, in der Zueig-
nung an Wilhelm Böckle von Böcklinsau urteilt er von
sich selbst bescheiden und das alte yv^erk höher stellend : 'dan
ich müfs bekennen dise mein arbeit ring genüg, vrsach, dafs
mir vnder den neun göttinnen der freyeu künsten keyne nie
zu gesiebt kam, auch das solcher reiche vud lieplich poet
wirdiger gewesen wer, mit höherem verstand , besseren rei-
men vnd zierlicherem teütschen au tag zubringen; hat mich
doch der lust, so ich zu disem poeten getragen — vervr-
sachct , allen niüglichen fleifs hierin anzuwenden vnd dise
lieplichen fahlen inn meine schlechten vnd gewoulichen rei-
men zustellen , wiewol eüwer veste mit meynen soll , mich
so erfareu sein inn lutinischer sprach, dafs ich difs buch aufs
dem latein transferirt hab, dann ich des lateins gar vnkundig
binn/ anlafs des Unternehmens war vielleicht mit, wozu ihn
wol gar bilder der alten handschrift reizten, dafs er das buch'
'mit schlechter kunst als eyn selb gewachsener moler mit
Figuren gekleidet' hatte, die nun Ivo Schöffer zu Mainz in
holz schneiden und ins gedieht drucken liefs, für welches zu-
gleich Gerhard Lorich aus Hadamar eine alberne theologischj
auslegung abfasste, die mit in alle ausgaben übergieng. das
buch sollte, wie vorrede und titcl ausdrücklich besagen, bei
künstlern, mahlern und bildhauern, die aus den fabeln stof
zu darstellungen entnehmen konnten, cingang 6nden, hat ihn
auch gefunden, angegeben werden sechs ausgaben. A Mainz
m ALBRECHT VON HALBERSTADT.
1545. £ Mainz 1551. C Frankfurt 1581. D Frankfurt 1609.
E Frankfurt 1631. F Frankfurt 1641 ; die drei ersten in foüo,
die drei letzten in quart, in welchen der spräche und dem
text wiederholt nachgeholfen worden ist. es sind darin auch
einige bei Wickram mangelnde fabeln ergänzt und zugefügt,
deren beschaffenheit meine Untersuchung gar nichts angeht,
vielleicht gibt es noch einige Frankfurter abdrücke mehr, mir
stehn ^ und E zu gebot, die ich im verfolg anführen werde.
Wie unberufen nun Wickram war mit diesem alten ge-
dieht etwas vofzunehmen, geht am klarsten daraus hervor,
dafs an zwei stellen er die durch fehlende biälter der band-
Schrift entstandnen lücken des textes gar nicht einmal merkte.
^35" £114" mangeln so viel zeilen, als den versen
III, 559 — 691 bei Ovid entsprechen würden, es war ein blatt
von wenigstens 170 zeilen ausgerissen, welche 150 hexa-
meter, manchem ausweichend, verdeutschten, die handschrift
scheint in quart, auf jeder seite mit zwei spalten zu einigen
40 Zeilen gewesen zu sein.
u4 86^ E 279'' stofsen die zeilen
die Schwestern weinend dobei stunden
zu handt sich von der erden vnden
hei Wickram aneinander und sind unter einen reim gebracht,
die erste übersetzt aber viii, 538, die andere viii, 717, folg-
lich waren zwei ganze blätter ausgefallen, die etwa 330 — 340
Zeilen für 179 hcxameter enthalten hätten, den unsinn wieder-
holen alle ausgaben.
Man könnte es Wickram dank wissen, Albrechls werk,
wenn schon getrübt und entstellt, den alten text wenigstens
spurweise durchblicken lassend erhalten zu haben, wahrschein-
lich aber wäre umgekehrt ohne seine erneurung die ihr zum
grund liegende handschnft eben gesichert geblieben, das
15e und 16e jh. pflegte alter handschriflen , sobald es sie
durch die Umarbeitung überboten, im druck vervielfacht wähnte,
wie ausgepresster citronen sich zu entledigen, auf bücher-
deckeln im Elsafs oder Breisgau hätte man nach ärmlichen Über-
resten von dem zerschnittnen Jechaburger codex zu forschen.
Aus dem unbeholfnen druck des Engelhart liefs sich,
weil uns Konrads stil bekannt und geläufig ist, das ursprüng-
liche gedieht genau herstellen, wie Haupt durch die that be-
ALBRECHT VON HALBERSTADT. 4Ö1
wiesen bat. für Albrechts art und weise gibt uns, von klei-
nen fetzen des etwas befser stehn gebliebnen prologs abge-
sehn, aufserdem gar kein anderes muster irgend anbalt, und
das gewebe des alten gedichts muste unter der vergröberung
zumal dadurch leiden, dafs Wickram ihm dunkle ausdrücke
mit andern seiner elsäfsischschwäbischen muiidart verlauschte
und die fehlenden oder doppelten Senkungen, die synalöphen
der alten verse auszufüllen oder zu tilgen trachtete, um der
steifen regel seiner einförmigen silbenzählung zu genügen,
nur darin 6ndet das cri tische gefühl hilfe, dafs er seinem ori-
ginal fast durchgehends schritt vor schritt folgte, und sowol
den gedanken, falls er ihn nicht misverstand, als auch die
zahl der Zeilen festhielt, wo sich worte und silben mit sei-
ner spräche und reimweise vereinbaren konnten, hat er ganze
Zeilen getreu und ziemlich unverletzt stehn gelafsen, mitunter
auch alte, ihm nur halbdeutliche Wörter dem reim zu liebe
geduldet.
Dennoch würde ein versuch das ganze gedieht wieder
herzustellen bei der grofsen Unsicherheit in vielem einzelnen
und wegen der masse, die dreifach stärker als im Engelhart
zu bewältigen wäre, unfruchtbar und langweilig sein, aber
einzelne stellen und verse sind mit einiger mühe noch ein-
zurenken und das gedieht verdient auf jeden fall gröfsere
aufmerksamkeit, als ihm bisher zu thcil geworden ist. lehrer
der altdeutschen spräche könnten sich und ihre schüler zweck-
mäfsig üben, wenn sie ihnen ausgesuchte abschnitte aufzu-
frischen gäben, inan fühlt bei genauem lesen alsbald, dafs
hinter diesen versen des 16n jh. der grund eines alten werks,
wie hinler der aufgetragenen groben tünche ein feineres ge-
mälde stecke und die rohe band des ehrlichen umdichters
nicht alles vernichtet habe, verse , wie sie Wolfram und
Hartmann mit häufig ausfallender und verzweifachter Senkung
bildeu, darf man ^inem ihnen gleichzeitigen dichter zutrauen,
dem Konrads füllung der Senkungen noch fremd blieb.
Ich habe ermittelt, wo Albrecht dichtete, ich will auch
in einzelnen beispielen ermitteln wie er dichtete.
Wo Zeilen mit einem 'solchs geredt* anheben, hat Wickram
immer die seiner zeit erträgliche, der früheren unbekannte ab-
solute redensart eingeschwärzt, noch schlimmer spielt er allen
Z. F. D. A. VIII. 26
402 ALBRECHT VON HALBERSTADT.
Versen mit, welchen er die unausstehlichen reime gott : wott,
gott : sott, wott : sott, gött : sott, gott : hott, rolt : sott, ge-
rotten : sotten crtheilt. denn wandelt sich auch das ags. vilde
und sceolde in engl, would, should , deren ausspräche kein 1
hören läfst, gestattet gleich die mnl. spräche neben wilde
und suldc woude, soude, so mag das jene schweizerische
form, die wie heute schon im 16. jh. (z. b. bei Ruff) und
ohne zweifei noch früher herschte, erläutern und reehtferti-
gen ; dem mhd. dichtenden Sachsen darf man nichts anders
zutrauen, als wolde, solde, und wie könnte er got, das ihm
auf spot, gebot, oder rki und hat, das ihm auf tat, wät
reimte , im reim zu solde , wolde gebunden haben, in allen
solchen versen war dem umdichter der klingende reim an-
stöfsig, den er durch eingeschaltete Wörter in einen stumpfen
zu wandeln trachtete und dazu dienten ihm die ungeschlach-
ten formen. Ovids hanc deus et melior litem natura diremit
I, 21 lauten wie bei Wickram ^ V E 2"
demnach der ewig mechtig gott
den streit vnd span zertheilen wott,
Albrech l hatte wol geschrieben
d6 got, als er solde,
den strit scheiden wolde,
dem umarbeiter gebrachen zwei silben, die er zurüstete.
A l(i^ E 246* Türwar ich ihn verwerffen sott,
dann er meins liebsten weibs mich bot
beraupt,
man lese verwerfen ich in solde,
wan er mins wtbes wolde
mich hebern,
fast überall ist in ähnlicher läge ein wolde : solde im reim
herzustellen.
So sind noch eine menge andrer klingender reime in
ihr recht einzusetzen :
yi b" E 17^ hiemit die göttin schwig ir wort
do Pyrrha die (E dise) red erhört
m. 1. diu gotin swcic ir werte,
Pyrrhä die rede erhörte.
A iV £36" wird Hamadryas erklärt:
welches zu teutsch heyfst eyn waltfeien (I. fein)
ALBREGHT VON HALBERSTADT. 40S
jr Wohnung was im wald alleyn,
m. 1. ze diute ein wallfeine,
sie buwel den tan aleine,
Albrecbt gebraucht dafür auch waldfrouwe, für nympha hin-
gegen wazzcrfrouwe, wazzerholde, für oreas eibin.
A 23" E 76 von Battus, qui nunc quoque dicitur index ii, 706
von yederman wirt er genant (1. gnant) meldt
vnd slbet noch daussen inn dem feldt,
m. 1. geheizen ist er melde,
stät uzen in dem velde,
abd. kenne ich nur meldäri, mhd. roelda^re, ags. aber melda,
folglich alts. meldo. wäre Battus statt in den stein in ein
kraut gewandelt worden, so könnte man an die melde atri-
plex denken.
A 28^ E 93" do stunt eyn selb gewachsner käst
darin vil kalter quellen fast
Sprüngen vnd Aussen one zal,
m. 1. stuont ein selbwabsen käste,
darin vil brunnen vaste
Sprüngen, fluzzen Ane zal,
käste ist hier das antrum nemorale arte elaboratum nuUa
in, 157 und auch abd. chasto scheint oft ein cubiculum sub-
terraneum auszudrücken, wie man eretreidebehälter unter der
erde winlarchasto nannte.
A 33'^ £ 110' dann also offt vnd dick ich heut
den meinen mundt dem seinen beuth,
m. 1. wan als6 dicke ich hiute
min munt dem sinen biute,
wo ich dem b zu gefallen lieber sinem als sinen schreibe.
AZ^ E 111^ Echo den schall herwider trug
als ob sich Echo selb auch plewet
vmb dafs sie jr Narcissus rewet,
m. 1. Ech6 den schal her wider truoc,
waz ob sie sich blinwet,
daz sie Narcissus riuwet,
waz ob in der bedeutung von wie wenn, ebenda wird des
Narcissus Verwandlung beschrieben :
dann er verkert was an der stund
eyn schöne weifse bliim begund
26*
404 ALBRECHT VON HALBERSTADT.
an seiner Stadt herfürher gobn
mitten ein gelber butzen schon
die man noch die kefsblumen nent
von schönen junckfrawen wol erkent,
also Narcissus nam sein end,
die letzte zeile tilge man auf der stelle, bei Ovid iii, 509
nichts als : croceum pro corpore florem
inveniunt, foliis medium cingentibus albis,
doch die erweiterung scheint hier der deutschen dichlang an-
gemessen, dafs die käseblume schon von Albrecht herrührt
bezweifle ich , Nemnich ertheilt diesen namen der anemono.
nemorosa und Wickram mag ihn eingeführt haben, dem al-
ten dichter traue ich die zitl6se zu, von welcher im mittel-
alter oft als von einer der schönsten blumen die rede ist,
oder der Schilderung nach unsre camille, die im norden Bai-
drsbrä hlefs, wofür ich aber den mhd. namen nicht sicher
weifs. bei dem butze wäre an hagebutte (Ben. wb. 1, 286^)
zu denken, m.. 1. also :
er verkarte sich ze stunde,
ein wiziu bluome begunde
an siner slat hervür gAn,
mitten ein gelwe butze stAn :
zitelose ist sie genant,
allen meiden wol bekant.
gunde für begunde, das Haupt 3, 291 unserm dichter im
proiog einräumt, kann ich nicht zugeben, dergleichen hat
sich erst Hans Sachs, kein mhd. dichter gestattet, mhd. ist
gunde nur favi , indulsi , begunde coepi und darf sein be so
wenig ablegen als das goth. duginnan sein du, gunde und be-
gunde haben der würzet nach gar nichts mit einander gemein
(oben s. 18). ich verstehe also nicht Haupts angäbe im
Engelh. s. 221, dafs Konrad niemals gunde sage; für begunde
sicher nicht, aber gunde indulsit oder indulgeret reimt er
gleich vornen im troj. kr. 79 auf künde.
A, 34*^ E \W gleich den geysteren vngeheur
sie trugen fleyten vnd tampeur,
m. 1. alsam geiste ungehiure
bArens floiten und tambiure.
ALBREGHT VON HALBERSTADT. 4»
^ 62^ E 171 von Plutons rossen als er Proserpina raubte:
die eileten fast zu der hell
durch manig tieff vnd sorglich gfell
durch die siebenden (E siben) wasserwielen
die pferd fast gschwind hindurchin '^) fielen
vnd eileten schnell auff die fart
jedoch Pluto geirrel ward
an eym wasser dadurch sie selten
das gschach jm von eyner (1. eynr) wasserholteu.
m. 1. diu ilteu zuo der helle
durch manec tief gevelle,
durch siben wazzerwielen
diu pfserit vaste vielen
und gähten dräte uf ir vart,
iedoch Pluto geirret wart,
da sie durchz ' wazzer wolden,
von einer wazzerholden,
Cyane nämlii^h. da aber Ovid v, 405 blofs hat perque lacus
altos, so uiufs Albrechts belesenheit die sieben lacus anders-
woher entnommen haben, wenn auch unpassend, da für die
lacus Palicorum sonst keine siebenzahl vorkommt, dachte er
an die septem maria des Padus bei Plinius 3, 16 oder die
Septem aquae lacus agri Reatini bei Cicero Attic. 4, 15?
vielleicht ist ganz anders zu lesen, da auch wieie für Strudel
gewähr fordert**).
diu wilden wazzer wielen, ferbuerunt?
^ 55' E 177** den leuten sagt er böse mehr
sein nam heyst der leydig hawer,
m. 1. er saget boßsiu msere
der leide hüwsere
ignavus bubo v, 550.
J 55"* E 178' von Arethusa v, 575
sie sagt ich wafs eyn schone maget
als mau fand eyne vff der jaget
auch keyne sonst mehr seyler stalt
als ich thet vfT dem gjegt im walt
^) hiadurchbiD wie A 34^ herfiirber, uad sonst beruacbber; so wie-
derbolle man im 16n jh. oft.
^*') Huyd. op. St. 3, 304. 305 hat ein gewisser Wiele = Wideie.
406 ALBRECHT VON HALBERSTADT.
von angesicht was ich so schon
mir het gezimmet wol eyn krön
soll mich schon hon eyn keyser gnommen
es wer jm nie zu verwifs kommen,
m. 1. sie sagt, ich was ein schoener maget
dan ein andriu üf der jaget,
dehcin m^ läge stalde
dan ich tet in dem walde ;
ich gelebete als6 schöne,
ich zseme wol der kröne,
solde mich der keiser hän genomen,
ez enwa^rim zitewize komen,
woraus wieder der deutsche dichter vorleuchtet, ein andriu
wie ein anderre MS. 2, 131''.
J 55^ E \%V die waltfrawen vnd göttin all
fürten jr gschrey inn gmeynem schall
sagten die neun wern verwunden
zu schelten sie auch begunden,
m. 1. die waltfrouwen alle
selten in grözem schalle
die niune überwunden,
scheltennes ouch begunden
oder: die niune überwunnen
scheltennes ouch begunnen.
A 63** E 202* sobald sein schweher nun vernam
das sein tochterman gfaren kam
vnd dafs er jn beynisuchen weit
do thet er als er billich solt
frölich empfieng er seine gest
grust sie so er mocbt vff das best,
m. 1. als schiere der sweher nu vernam
daz sin eidem gevarn kam
und in heimsuochen wolde,
dö tet er als er solde,
gruozte sine geste
so er mohle beste.
A 66'^ E 215* sie furts hinein dem haul's eyn endt
das kindt reckt aufT sein beden hend,
ALBREGHT VON HALBBRSTADT. 407
m. 1. des huses an ein ende,
daz kint ract uf die hende.
A 67^ £ 215'' Prognc die künigin eyn schwalm wardt
dann sie auch noch ist von der art
das sie auch bey vusern zeiten
gern wonen thut noch bey den ieulen,
m. 1. diu kü'negin ein swalwe wart,
diu ist ie von der art,
daz sie noch hiute
wonet bi dem liute.
AlV E 226* das gfögei safs an seiner rhu
keyn ander thier hört man darzu
das laub an beümen hatt auch rast
all creaturen schlieffcn fast,
m. 1. daz gcvügele saz an siner ruo,
daz wilde tier sweic dar zuo,
daz laup und diu luft raste,
al cr^ätiure slief vaste.
VII, i85homiues volucresque ferasque
soiverat alta quies: nullo cum murmure sepes,
immoiacque silent frondes, silet humidus aer.
ich setze die lufl weiblich, weil sie A 77. 78 E 250. 251 als
frau personificiert wird.
A 71" E 226" mit Worten, kreütern ich offt bindt
die vngestum rauschenden windt,
m. 1. mit Worten ich dicke binde
die ungestüemen winde.
A 1\^ E 230 bei aufzählung der zauberstoffe Medeas:
auch nam sie von dem Sternen schiefsen
des schmaltzes so danon thet fliefsen
sie thet auch inn den kessel legen
eyn hirn von eyner alten kregen,
m. 1. und swaz von sterren schiuzet,
smakes dar abe fliuzet,
tet ouch im kezzel umbe drä
daz hirne einer alten krA;
sternschnuppenfettes wird vii, 274 nicht gedacht ( weil drän
für dra;n zulässig ist mufs auch nach thüringischer weise
dem inf. sein n apocopiert werden dürfen, also drä gelten.
408 ALBRECHT VON HALBERSTADT.
wie der prolog mehrere Beispiele bietet, krä bat auch
En. 6419.
A IV E 334" sie volgten jr vnd giengen trodt
bin inn jrs vatters keniminodt,
m. 1. die tohter giengen dritte
in ir vater kemenäte.
A 74'^ E 241'' difs jamer allererst begandt
erstlich zu kommen an die hundt,
m. I. daz jAmer ^rst begunde
ze komen an die huude.
A 76'* E 246' Boreas :
meius weibs Schwerter nam zur ameyen
die aller schönste Orithicn,
m. 1. nam im zuo amien
min schoenc geswien.
daselbst: hörzu als ich eyns noch zu waldt
den wilden tliieren lang nocbstalt,
m. 1. d6 ich einest ze walde
den wilden ticren stalde.
A 87" E 280'' dan diser bäum sehr heyiig was
den bäum hieFs er auch nider hawen
bei welchem man ofTt die waltfrawen
hat hören husten vnd auch lachen
vnd do cyn wild getemmer {E wesen) machoD
do hört man sie offl singen süfs
offt spürl man inn dem taw jr füfs
zu zeyten inn eyns ringes gang
sungen sie vmb den bäum jr gsang,
m.l. wan dirre boum heilec was,
den hiez er nieder houwen,
bi dem man die wallfrouweu
dicke hAt hoeren lachen,
ir wilde getemere machen,
singen ir wise süeze,
man spürte im tou ir füeze :
wilcn in eins ringes schranc
sungens zcsamen ir gesanc.
zweifelhaft bleibt das 'hwrcu' lachcu, das luul. häuGg geuug
ALBRBGHT VON HALBBRSTADT. 409
erscheint, z b. Lanc. 7143. 16048 ic hebbe hören lachen.
Albrecht mag ich kein
hAt hoereu huosten, lachen
zutrauen und den clbinnen eher fröhliches kichflfB« Ovid
VII, 746 ist hier überall kurz, man sieht, des deuttoben dich-
ters einbildung lagen clbiscber tanz und gesang näher und
dafs die spur davon im thauigeu gras sichtbar war erzählen
alle volkssagen.
j^87^ E2S\^ rüst dich vnd fahr hin wunderbaldt
inn Scyliam die insel kalt,
m. 1. far hin wundernbalde
in Scythiäm daz kalde,
iiemlich daz kalde laut; so ist ^71^ £228* vber das gantz
Thessaliam zu fassen : über daz ganze laut Thessaliäm. die
deutsche spräche hatte ursprünglich keine einfachen länder*
namen , sondern muste sie entweder mit laut oder richi zu-
sammensetzen (Walholant, SuApoiant, Franchönolant, SuApo-
richi, Frauchönorichi) oder lebendiger durch den plural der
Völkernamen ausdrücken, zumal den dativ (in Walhum, in
Franchöm). man verband anch einen solchen dativ und seine
Präposition noch mit dem worte laut: ze Sahsen in daz laut
Servat. 2354. ze Doringen in daz laut En. 13305. ze
Stürmen in daz lant Gudr. 232, 1. als endlich das gefühl
dieses, dativs erlosch und man anhub ihn für den landsnamen
selbst zu halten, war natürlich, dafs er wegen jenes gesetz-
ten oder schon ausgelassenen Wortes lant, für ein neutrum
galt und zwar Kriechen daz guote lant (wie noch heute
Griechenland), aber auch gesagt werden durfte allez Kriechen
troj. kr. 10812. über allez Kerlingen Servat. 994, wie nhd.
Hessen, Preufsen, Sachsen neutra sg. geworden sind, gleich
natürlich war ein anderes verfahren, die dichter hatten all-
mälich einFache weibliche lateinische ländernamen auf -ia auf-
genommen, die entweder im abl. , oft aber auch acc. standen,
wie vorhin ScythiAm, ThessaliAm , oder mit zugefügtem lant
.^ 106' J? 345*^ 1. daz laut AxabiAm ; Bari, 396, 17 hin in
IndiAm daz lant ; welches -Am auf bekannte weise in -An ver-
dünnt wurde: fuorin IndiAn daz lant Bari. 36, 39 (wo die
hss. IndiAm, Pfeiffer ungut India); welches -An bald auch
den dativ vertreten muste: in IndiAn MS. 1, 15' gegen En-
410 ALBRECHT VON HALBERSTADT.
diäm MS. 2, 15" in Indien Parz. 822, 23, sowie umgekehrt
Indi<\ den acc. Parz. 823, 2; besser: in dem lande ze Indiä
Bari. 7, 4; von Indiä Bari. 398, 6 (Pf. 400, 30) von Indiä.
so gut mau aber jenen dat. pl. der völkernamen als neutra-
len landnamen im sg. auffafste, durfte auch der lat. weibliche
acc. ein neutraler nom. werden und das neutrale adj. dazu
stehn. kein zweifei, dafs unsre nhd. ländemamen Scythien,
Persien , Indien aus ursprünglichen weiblichen acc. sg. iam
hervorgegangen sind , verschieden von den aus dem dat. pl.
der völkernamen erwachsnen Thüringen, Hessen, Sachsen,
hiermit ist mein Vorschlag: in Scythiäm daz kalde gerecht-
fertigt und Wickrams skythische insel war einrältig.
A 87*^ E 284* vnd speis daran eyu gantze Stadt
gnug hatt, mocht jn nit macheu satt
vnd daucht jn minder dann eyn ey
mau trug imm speis für mancherlei
noch gstund jm nit sein hunger grofs
vnd ward je grösser all sein {E als ein) frofs,
m. 1. von mazze, des ein ganziu stat
gnuoc het, enmohter werden sat
m^ dan von einem eige,
spise maneger leige
tet im uiht sines hungers buoz.
aber die folgende zeile errate ich nicht, ein reimwort fruoz
wäre unerhört*), auf fräz würde der sinn, nicht der reim
führen, selbst wenn gr6z bliebe.
A 110* £ 395** die thierer vnd würm inn dem walt
kamen gekrochen, glauflPen baldt
vom feldt kamen die ackerieut
vnd die so bawten jr gerewt,
m. 1. diu tier üz dem walde
kämen geloufen balde,
vom velde d'ackerliute,
die biileu ir geriute. .
^) oder was bcdcatel der ortsname Froaza, Fruza, Frosa iin Magde-
burgischen T fiföhroers regesleo or 195 (a. 952) Vroaza ; or 137 (a. 946)
Prosa; ob. a. 939 in Höfers archiv 2, 338. 3i9 Prosa, doch nicht ein
sl. ortsname? proso iniliain.
ALBRECHT VON HALBERSTADT. 411
^ 133^ J? 433* bifs sie zum letzsten gar begundt
werden zu eym schülichen hundt
m. I. unz sie gar begunde
werden zeinem bände.
A 138'' E 441* du bist vil edler dann der mey
die weifse haut an eynem ey
die möchte nit so weych gesin
in. I. du bist edeler dan der meige,
diu wize hüt am eige
enmöhle weicher uiht gesin.
A 139* 442^ ich han inn mitte meiner stirn
eyn aug ston, das ist gröfser zwirn
dann zwen halber schilt mögen sein
gantz zierlich sthel mir das aug mein,
m. I. hoch üf gein dem hirne
mitten an der stirne
merre slät daz ouge min,
dau ein halpschilt müge sin.
vielleicht dachte Albrecht an Ernst 3671 ; das lateinische
unum est in media lumen mihi fronte, sed instar ingentis cly-
pci XIII, 851 wurde aber mit einem halbschild (pelta) hin-
reichend ausgedrückt.
A 169* E 483'^ Pylhagoras redet :
was möcht jn vber das begern
euch wachsset haher gerst vnd kern
epflel vnd biren aller ley
die milch handt jr auch zu dem ey
das süfse honigwab dabey
zu essen euch erlaubet sey,
was die schönen worle xv, 76 — 80 wiedergeben soll:
sunt fruges, sunt deducentia ramos
pondere poma suo, tumidaeque in vitibus uvae,
nee vobis lacteus humor
eripitur, nee mella thymi redolentia florem.
wenigstens haber und bimen blol'se ausfüllung, m. 1.
wes sti^t iu m6 ze gerne?
iu wehset gerste und kerne,
epfel aller leige,
diu milch zuo dem eige,
412 ALBRECHT VON HALBERSTADT.
der süeze honecwabe ik bt
zezzenne iu erloubet si.
In allen solchen fast aufs geratewol ausgehobnen stellen,
denen also überall eine groFse zahl ähnlicher könnte hinza-
geFügt werden, ist der alte text hauptsächlich durch Verwand-
lung klingender in stumpfe reime zu schaden gekommen und
mit unnützem zeug belastet worden.
Es lassen sich aber auch ohne rücksichl darauf überall
Verbesserungen gewinnen, deren noch einige folgen sollen,
aus welchen sei es der mhd. Sprachgebrauch bereichert oder
etwas für den inhalt entnommen werden kann.
^ 58^ E 187' dann wie ein junckfraw kem geflossen
hervber meer auff eynem ochsen,
m. 1. wie ein frouwe kam gedohsen
über mer üf einem ohsen,
dehsen heifst soviel als swingen und kam gedohsen so viel
als kam geswungen, schnell einher gezogen; bisher habe ich
dehsen dahs, noch nicht das part. praet. angemerkt.
A 14G^ E A7\^ vmb des gartäns zäun gantz rund vmb
lagen der gött eyn grofse sum
von schletzen (E satyros) vnd gar vil der zwergen
sich vmb den garten sach verbergen,
nenilich Pomona. hier scheint guter rat theuer, doch schlage
ich vor:
den zun des garten vmbe
lägen wihte krnmbe
von Schraten und von twergen,
die sach sie dort sich bergen.
wer krumbe nicht will, kann auch tumbe lesen, doch ermäch-
tigte zu jenen mich Otfried, der iii, 9, 5 krumbu wihti hat,
bei Ovid xiv, 637 stehn satyri, was ein nachbesserer in E
einschwärzte, kaum sagte Albrecht slaze oder sieze für
schraze, schrate.
-^ 15^" jB öO** von schrecken grofs der vnw^eis
den pferden ire zügelleiten
aln vier pferden zu beyden seilen
j4 61* vnd liefs domit den zigel gliten
vnd Gl herab auff eyner seilen.
ALBRBGHT VON HALBERSTADT. 4iS
E 194' vnd liefs damit'^den zügeleiten
vnd fiel rab aufi^ einer seilen,
zügelleite ist kein subst. für habena, sondern beidemal za lesen
zügel gliten : siten.
A \k^ E 46* soll eine von Albrecbt eingeschaltete betrach-
tung den doppelten lauf der planeten, einmal um sich selbst,
dann um die sonne verdeutlichen. Phoebus redet zu Phaethon.
wie fast ich thun entgegen streben
wie ich dir wil eyn zeichen geben
sich wann eyn flieg vmb eyn mülradt
meint vmb zu lauffen jren pfadt
so laufiet doch das radt so sehr
ja ob sie gleich noch schneller wer
so fürts das radt mit jr hernider
vnd bringts auch schnell mit jm her wider,
m. 1. wie faste ich kan engegen streben,
des wil ich dir ein zeichen geben:
sich, swil ein fliuge umb ein rat
Wienet loufen iren pfat,
wirbet daz rAt s6 s^re,
ob sie snelre waere,
daz rat daz vert mit ir nider
und bringets dräte mit im wider.
dies ist nicht aus Ovid, sondern einer dem mittelalter zu gebot
stehenden quelle, vielleicht dem Lucidarius oder einer andern
geschöpft, die wir auch in der eben von Wackemagel her-
ausgegebnen, gegen schlufs des 13n jh. abgefafsten Meinauer
naturlehre benutzt finden, wo es s. 3 heifst: wände aber nie-
man mich lihte noch niht verstAt, s6 wil ich ein bizeichen
setzin. nim ein würmel vnde setze daz umbe (1. üf) ein
umbc gfindez rat, daz ez krieche wider des rades louf, s6
gAt daz würmel für sich unde wirfet (1. wirbet) daz rat umbe
diz würmelin hin wider vil manec werbe, 6 dan ez gelcrieche
wider an daz zeichen da ez an huob.
A H"" E 48* do schlofs Aurora vfi* ein thür
bald schein die morgenröt herfür
gantz milchweifs vnd auch rosenfar
die Stern versluben alle gar
414 ALBRECHT VON HALBERSTADT.
sonder alleyn der morgensiern
welcher do scheinen thet von fern,
m. 1. Aur6rä üf entslöz ein tür,
der morgenröt brach her vür
milchwiz unde r6senvar,
die sterren zestuben alle gar,
wan der morgensterre,
der lühte von verre.
j4 46 E 152. 153, der heidnischen sitte zum trolx eine ganz
deutsche beschreibung von Perseus hochzeit| Ton Ovid
IV, 757 ff. abweichend :
do sach manch auch manch seytenspiel
Sprecher vnd spielleul kamen vil
wie man pflegt nach heydnischen silten
sie übten sich mit manchen dritten
der eyn der rang der facht der sprang
dort hört man meysterlich gesang — —
ji 46*" manlich sie jre sper zerranten
eynander jre schilt zertranten
so dafs sie von eynander kluben
die schilt vnd sper gehn himel stubeu —
do bliefs man auch das weissenthorn.
ist binden weit vnd schmal dauorrn.
m. 1. dk was manec seitspil,
der leichaere*) kämen vil,
allez nach heidenischen siten,
sich uobende mit ir triten;
dirre vaht und jener spranc,
man hörte meisterlich gesanc. —
if sper sie zeranten,
ir Schilde sich zetranten,
daz sie von einander kluben,
die sprizen gein den lüften Stuben —
dö blies man ouch daz wisenthorn (Nib. 1924, 2),
ist binden wit und smal zc vorn.
j4 62* E 198*^ Latona, die ihren durst löschen will, sagt:
wazzer, luft und sunncn schin
sol al der werlt gemeine sin,
^) ieichsere saliator und tibiccD, wie ieich eio lanzlied.
ALBREGHT VON HALBERSTADT. 415
das steht wieder nicht vi, 355, lag aber deutscher Sinnesart
auszudrücken nah (R. A. 248).
A 63''° E 203 ähnliche erweiterungen.
Philomela das edel blut
jr kleyder waren reich von gut
von golt gaben sie Hechten schin
ja wann zu Rom eyn keyserin
semliche kleyder solte tragen
möcht sie mit recht darüber klagen —
jr winnicklicher schöner leib
vbertraff all jrrdischen weih
sie fürtraff jr schöne so fern
gleich dem liech Lenden morgenstern
der all andrem gestirn vorgoht
wan jn das trübe gwülck verlot.
m. I. Philomela diu riebe
ir wAl was wünnecliche,
von golde gab sie liebten schin ;
swenne ze R6me ein keiserin
s6 getAniu kleit solde tragen,
enmöhte sie mit rehte klagen. —
ir minnecliche schoene lip
wac vür al irdischiu wip,
sie überwac so verre
alsam der morgensterre,
der brchende üf gdt,
sweun in daz trüebe wölken lAt.
auch das Ovidische ai ai flos habet inscriplum x, 215 nicht
ebeu glücklich :
A 102'' E 333'' diser jüngling ward gnant vordel's
mit seim namen Anticides,
sidher aber hie *) jn Piiebus
von dem ja Yacynthus —
dise bliim hervürher scheufst
vnd sich mit aller ei^st vflschleufst
^) begeg:oct diese form im 16o jh. ÖTter? eio mhd. hie für hiez
f^liche zwar dem lie für iiez , würde sich aber mit hie für hieoc
miiK'hen.
416 ALBRECHT VON HALBERSTADT.
so die erd nach des winters zeit
die aller ersten blümlin geit.
m. I. dirre jungeliuc hiez vordes
mit namen Amyclides,
sider nanlin Ph^bus
nach dem ya Yacinthus. —
dirre biuome spriuzet
und 6rste sich ersliuzet,
swenne derde nach winters zit
ir aller Ersten bluomen git.
Albrecht von Halberstadt, wie die ausgehobnen stellen
saltsam erkennen lassen, dichtete in gebildeter hochdeutscher
spräche, vermochte aber so wenig als Heinrich von Veldeck
alle ausdrücke seiner angebornen sächsischen mundart zu til-
gen, und in dieser beziehung würde sein werk, wenn es
ganz und rein erhalten wäre, für uns eigenthümlichen reiz
empfangen.
Einzelne solcher sächsischen spuren bleiben selbst durch
die plumpe wickramsche Übersetzung hindurch zu erkennen.
A 145'' E 466'' steht neben nepotem : heben caelum ge-
reimt und des b sicher wird man aus dem reime neben : le-
ben ^105''£343". walre balaena ^4^J?15' ist zwar
ahd. hualira, walira (Graff 1, 839^), mir aber mhd. nicht
vorgekommen 5 Wickram gibt ihm falsch männlichen* Artikel,
auch brustlcffel ^ 85^ £ 275'' ist ahd. (Graff 2, 205) und
mhd. (Diut. 2, 292) gewerf steht ^4'' J? 15^ ^83*"^ jff 269'
27' A 85*^ E 274** von den hauzähnen des ebers , die Äuch
noch heute den Jägern das gewerfl oder gewer (Döbel 1; 24**)
heifsen, reim weise doch nur in der letzten stelle gewerff:
nach der scherpff, was nach WJckram aussieht, nicht nach
Albrecht, wickramisch ist nicht minder
A \Z'' E AA^ dlarnach der herbst kam gantz betrept
sein beyn mit most gar wol beklept,
da sich betrebt für befleckt bei dem elsässischen Keisersberg
findet (Oberl. 144), so dafs Albrechts worte hier nicht wie-
der zu gewinnen sind. OvidsM^arina, quam venius, ventoque
rapit contrarius aestus viii, 470 heilst ^ 86* E 277 ein schif
'von wals und winde' getrieben, so dafs wals deutlich storm
oder gegenwind bedeutet, und eher sächsisch aussieht, altn.
ALBRECHT TON HALBERSTADT. 417
bedeutet vols snperbia, arrogantia, was leicht in die yorsteU
luiig eines hochfahreoden windes übergieoge, in den Goslarar
berggesetzen ist volse ein werkzeng, keil oder spille. des
sächsischen sterre f. Sterne gewahrten wir schon beiläufig |
dagegen scheint Albrecht, wie auch Veldeck, sich kein fei
und feilen zu gestatten und überall in mhd. weise fiel und
fielen zu reimen, d für t in reimen wie stalde : walde silvA
lassen sich noch andere aufweisen, gleichen aber den rein
mhd. wolde solde : golde, wofür erst Konrad wolte, solte
zu setzen begann.
An welcher eigenheit deutlicher den Sachsen erkennen
könnte mau aber als an dem häufigen reime bevorn statt des
hochdeutschen bevor? das ist ein so alter unterschied, dafs
ich umständlicher darauf eingehn will.
Im gothischen sollte nach analogie von inna innafird, 4lta
uta()rd, fairra fairrajird auch ein faura fauraf>r6 erwartet wer^
den. da indessen neben iapa^r6 auch iupana, neben inna{irft
auch innana gilt, wäre wiederum faurana möglich ; doch keiua
von beiden findet sich vor, weder fanra[)r6 noch faurana.
'Dem begrifle der goth. hva[)rd {iaf>rd hidrA inna^rA uta-
f)r6 fairrajirö entsprechen nhd. huanana danana hinana innan«
uzana ferrana, d. h. stimmen zur zweiten goth. form innana
iupana ; auch jenem vermuteten faurana ähnlich erscheint abd»
forna (Graff 3, 627) für forana, wie neben fornentie das volle
foranentic.
Alle ags. formen hvonan ^onan feorran innan Alan foraa
sind regelrecht, auch die alts. hnanan thanan innan utan
ferran foran.
Doch die Angelsachsen pflegen noch ein be^ die Alt-
sachsen ein bi voraus zu setzen: ags. beinnan beütan be*
foran , deren beide erstere bald sich in binnan butan zusam-
menziehen, alts. biutan und butan, biforan.'^im engl, bat
wird en, in before n abgestreift.
Ahd. kein pi vor innana Azana, ein einzigmal bAzsaa
im Isidor, wol aber oft piforaAifuri (Grafik 3, 620), kein pi-
forana piforna. wie nun ahd. pifora dem alts. biforan gegen-
über, steht auch mhd. bevor (kein bevür).dem mnd. bevorn,
wiederum nhd. bevor antequam, zuvor antea entgegen dem
nnl. bevoren tevoren. organischer scheint die niederdeutsehe^
Z. F. D. A. vni. 27
418 ALBRECHT VON HALBERSTADT.
sächsische gestalt, denn die hochdeutsche spräche hat vorne
behalten, bevorne, zevome oder bevorn, zevorn aufge^ben.
Ob reinmhd. dichtem man ein solches bevorn gestatten
dürfe zweifle ich, die reime auf dorn hörn körn zom enbom
geborn erkorn verlorn gesworn hätten es überall herange-
zogen, wie bevor gesichert wird durch die reime enbor ar-
bor bor spor tor. Wolfram hat Parz. 766, 11 bevor: nrbor,
doch schreibt Lachmann 221, 18 urborn : bevorn, ich würde
auch hier lieber setzen urbor : bevor, denn urbor darf gen.
sg. sein oder pl. , den pl. wählt Wolfram Parz. 102, 15.
321, 28. Wh. 202, 30. 383, 23; sprach er wirklich 221, 18
bevorn, so hat es sein ohr Miederdeutschen abgehört, hie bevor
Walth. 107, 14. Ben. beitr. 331. 348. hie envorBen. 308. 377.
Aber bei dichtem, denen sonst mehr niederdeutsches an-
haftet, kann bevorn, hie bevorn nicht befremden, im Athis
B 107. Alexander 5925, bei dem märkischen Herman von
Damen MSH. 3, 166, zumal bei Heinrich von Veldeck MS.
1, 18% im bruchstück des Ernst bei Hoffm. 229 (der mhd.
umdichter tilgte es allenthalben), in der Enpit 43. 582. 723.
3654. 6367. 10695 und öfter, im passional24, 1. 192,^76.
267, 47. schon auffallender bei dem von Momngen MS.
1, 53'^ hie bevorn : zorn, geborn. aufser reim bei meister
Alexander MSH. 3, 36** oder in der kaisercbronik 6873 nach
einer lesart.
Hier sind nun belege für unsern Albrecht:
prolog 83 zwelf hundert jAr und %ehen bevorn,
Sit unser herre wart geborn.
A^"" E 7^ und daz man dar in ssete körn,
daz selbiu derde bar zevorn.
^ 11' £ 39' Epaphus von 16 geborn
bi bera Jupiter bevorn.
A2V E TV . . . unz mich vertreip ir zom,
als ich iu seile hie bevorn.
A 56^ E 182* daz ir den »ige habt verlorn.
ir schultet sSre uns zevorn.
A 132^ £ 431* ich gie vor eidmen und vor snom
gar maneger künegin zevorn,
snor mit kurzem vocal, wie ihn lat. nurus, gr. vvog^ skr.
snusil bestätigen, ist besser als das sich mit annor
ALBRBOBrr VON HALBmSTABT» 41»
mengende snaor snöejre einiger dichter, z. b. cod. koioes. ISOip
aber auch sniir pl. snüre (fundgr. 2, 27) bleibi znläsrig^*
nicht anders verdient ahd. snor gen. snnri den Vorzug vor
snaorä snuordn. zwischen bevom und zevorn bei AlbreoU^
sich zu entscheiden ist schwer.
Aus diesem bevom war wenig neues zu lernen; anzie*
hender sind einige substantiva, die den Sachsen verraten.
Im zweiten buch cap. 20, als der Ocyrhoe Verwandlung
erzählt wird, ruft sie aus
A 22"" E 74^ weh mir ich wirt (iE werde) eyn rddstreich, '■
vnd meinem vatter Chyron gleich,
schwerlich verstanden das Wiokrams Breisgäuer t>der ElsSlk
ser. Albrecht hatte wol geschrieben
nu wirde ich ein veldstriche
nach mines vater liehe,
und gemeint ist damit das lateinische equa bei Ovid ii, 667.
mnd. bezeichnete veltstrike eine stute, wie die Zusammen-
stellung des Sachsenspiegels 3, 51 *den tochossen unde den
veltstriken' ergibt, wenn man nur *de veltstriken' ändern
will nach der Variante feldstulten bei Zobel und dem equa
der lat. Übersetzung, im wort veldstrike liegt nichts als
feldstreicher, von striken, ags. strican ire, meare, wie wir
noch heute landstreicber und durch das land streichen ver-
wenden, es wird ein noch nicht eingeseiltes , eingespanntes
junges pferd verstanden, das zu felde lauft, also jedes ge-
schlechls sein kann, obgleich die das geschleeht nicht verän-
dernde Verwandlung der nymphe in unsrer stelle die stute
begehrt, abweichende lesarten des Sachsenspiegels gewähren
für striken striezen, striessen, mit dem auch sonst wahrge-
nommenen Wechsel zwischen k und sz, sc (bd. 7, 560). stiieze
darf aber an den noch heute üblichen namen eines backwerks
mahnen, strieze, Striezel (cod. kolocz. 98 strifzel). deiir
solch ein gebicke hdfsi auch stute '^) und die pemmatobgie
des alterthums lehrt, dafs in thiergestalt gebackne opferiLucheit,"
hirsche, rosse, eher, hasen unter dem volke fortdauerten und:
noch fortdauern, mich kümmert nicht, dab man unser strieze
aus ital. striscia ableitet, bedeutet doch strisciare selbst strei-
«) Ladolfas Semelsiote in vrkanden von i;^05, 1305. miltk. des
thürio^. vereini i?, %^ k%* 53.
27*
420 ALBRECHT VON HALBERSTADT.
cfaen und scheint umgekehrt deutscher abkunft. Graff 6, 761
gibt aus Diut. 3, 151 strucel lolifa (ein mir unverständliches
lat. wort), Schmeller hat 6, 682 struckel, 691 struzel strizel;
das sloven. shtruz, poln. strucel mag aus Deutschland ge-
kommen sein, wie wenn das ahd. zelto libum, tortella Graff
5, 660 ursprünglich auch vom zeltenden pferd (tolutarius)
entnommen wurde?
Eine stelle, mir dadurch wichtig, dafs sie uns eine bis-
her unbekannte benennung des Scheiterhaufens lehrt, mufs ich
der länge nach herschreiben, um dann ihre herstellung zu
versuchen.
A 92^ E 302 als nun sein klag gantz hatt gthon
Hercules desz Jupiters söhn
do fieng er ahn vnd macht eyn rosen
damit ihn thet der schmertzen lossen
von beumen die er niderschlng
die beum er all zusammen trug
vnd sticfs demnach eyn fewr darunder
den bogen, köcher legt er bsunder
dann er das gschütz gar nit verbrant
wann man darnach vor Troy das sant
doselbs niemant daruor genasz
als nun die rosz wol anzünt was
nam er die haut, des lewen kleit
vff die brinnend rosen das spreit
vbd leget sich darauff gantz strack
den kolben vnter seinen nack
legt er, vnd lag also vnd brann
vff der rosen der hertzhaft man
als leg er inn eym rosengart
gar nichts von jm geweinet wart,
man siebt Wickram verstand das wort nicht und machte die
blame daraus, in der rubrik heifst es sogar: Hercules ver-
brennt sich selb vff eynem holtzhauffen gemacht inn der ge-
stalt wie eyn rosen. vielleicht lauteten Albrechts worte:
dchein klage enmohte m^ getuon
Hercules hern Jovis sun,
der smerze enwoldin Iftzen,
dö macheter ein rAzen
ALBRBGHT VON HALBERSTADT. 42t
von boumeD, die er nider sluoe, '.[
daz holz er al ze samen traoc
und stiez viur dar onder,
sin bogen leiter besunder,
geschützes er niht verbrande:
Sit manz vor Trdje sande,
daz niemen dort da von genas.
dd diu räze enzündet was,
warf er die hat, des lewen kleit,
über den brinnenden eit,
er leite sich das dfe slrac,
den kolben uuder sinem nac
leinete der küene man
uf dirre räzen lac, bran,
als er in bluomen Ia*ge
und senfter ruowe pflaege.
die beiden letzten zeilen erreichen lange nicht den ausdruck
der lateinischen n, 237
haud alio vullu, quam si conviva jaceres
inter plena meri redimitus pocula sertis,
wie hätte aber Albrecht diese griechische sitte fassen sollen?
auf den rosengarten war Wickram, selbst durch den mis-
verstand des wertes raze, nicht übel gerathen. was nun
rechtfertigt für rdze die Vorstellung des Scheiterhaufens ? bis-
her kannte man ein weibliches räze oder neutrales räz nur
in dem sinn von favus mellis, und es entsprach dem mnl.
rate (Rein. 567. 664. 1117) nnl. raat oder rael, welche sich
auf ein romanisches rata, franz. ree zurückführen, wie nata
zu nee, lata zu le wurde, rata aber entspringt aus dem iat.
crates , hurt oder geflochtenes reisig, was sowol für die
Vorstellung von rogus als favus gilt , denn beide wurden ge-
woben oder geschichtet, jener aus reisern, dieser aus wachs-
zellen : entscheidend sind hier die crates favorum bei Virgil
georg. 4, 214. in rata wurde das c von crates weggewor-
fen wie das h vor r in zahllosen deutschen Wörtern, zwar
scheint die altfranz. spräche ein männliches t6 für rogus, ein
weibliches r^e für favus zu unterscheiden , beide aber gehn
zurück auf crates und wir sahen auch das genus von rAze
und räz schwanken, im heutigen französisch ist r^ rogus
422 PREDIGTEN UND TRACTATE
verschwunden und ree favus in rai de miel gewandelt wor-
den. daFs nun auch für mhd. räze, mnd. rate ans Albrecht
die bedeutung von rogus aufgewiesen ist, macht eine un-
mittelbare ableitung von re aus lat. rogus , worauf man ver-
fallen könnte, unthunlich. Alberus kennt rafs, Frisch 2, 126.
127 ros und rose nur für favus, dieser fuhrt auch rosspros-
sen an, ligna transversa in quibus favi in alveari pendent,
worauf sich auch die crates ziehen liefsen/ in einer Urkunde
von 1359^) lese ich aber *cne rosen kalkes bemen laten,
'dat holt to der rosen to bemene', was deutlich die schichte
des brenn holzcs meint, zugleich bestätigt dies die schwache
flexion des mhd. rAze , denn sonst würde man in Albrechts
reim auch räze : läze mit thüringischem infinitiv gestatten
dürfen. JAG. GRIMM.
'^) neue initlb. des tbör. Vereins ii, 309.
%
PREDIGTEN UND TRACTATE DEUTSCHER
MYSTIKER.
II.
Die nachstehenden mystischen iractate eines unbe-
kannten verfafscrs befinden sich zusammen mit den pre-
digten des Nicolaus von Strqfsburg in der Heidelberg0i
handschrijt 641, pergament, lAs Jh. 12. dieser zufälU^
umstand hat veranlqfsung gegeben sie dem Nicolaus bei-
zulegen (s. Jahn, lesejrüchte altdeutscher theologie. Bern
1838 s. 20—28. JUone, Anzeiger 1839 *. 85—92). ich habe
schon früher widersprochen {mystiker i , s, xxiv) und der
abdruck der ersten hälfte dieser tractate gibt nun jedem
gelegenheit sich selbst von dtr Unrichtigkeit obiger be-
hauptung au tiberzeugen, die Verschiedenheit in spräche,
ausdruck und der ganzen darstellwig springt in die äu-
gen, überdies sind die predigten und tractate von ver-
schiedenen händen und in anderer mundart geschrieben
und beide theile der handschrijt offenbar nur des gleich-
mäfsigen formats wegen willkührlich zusammengebunden,
das unter nr v mi^etheilte buch von dem gründe aller
bosheit steht im cod. theol. et philos. foL nr 283. papie^
DBUTSGHER MYSTIKER. 42S
vom j. 1445, auf der k. bibliothek duhier. sie enthält
avfserdem noch die predigten Taulers^ dessen historia und
einzelne predigten von Ekhart und andern, das buch ver^
folgt eine mehr practische richtung und hat darin, ob-
schon es älter ist, manche ähnlichkeii mit dem biichlein
von der deutschen theologie,
Stuttgart le.febr. 1851. FRANZ PFEIFFER.
I.
(bl. l*") AlUu ding begerent guotes, wand guot ist der
begürde gegenwurf, and bar umbe ein ieglich ding, als vil als
es guot ist, als vil ist es girlich unde minneclicb, und dar
umbe, das gnot durch sich selber guot ist und durch das
alliu ding guot sint, als vil si guot sint dast girlich und min-
nenciich und zuo minnende über alliu ding unde durch kein
ander ding danne durch sich selben, unde dar umbe, das ir
got alsus zuo minnende gereifset^) werdent, so ist dis ge*
schriben.
Das öwig leben ist niut anders denne ein got schouwen,
unde dar umbe danne, das ir einen vorsmak hie gewinnent
des Ewigen lebenes der Ewigen s61ikeit, s6 ist dis geschriben.
Es ist ein vrdgc : wören ^) die verslanderinne , alse die
meistere iren nAturen (winden?) ob in in w6re usflus der
ipersönen als in gotte, und bereitet man, das in in w^re äs-
"^^us der persönen als in gotte? wand alles das, das uns dar
zuo beweget , das wir setzen und glouben ^) usflus der per-
sdnen in gotte sin, das gäben die philosophi alles dien ver*
stenderinnen *) als wol alse der ersten Sachen, bar wider
ist: w6ren verstenderinne nnd müeste in (in) denne durch
der dinge willen, die siu in gftben, usflus der pers6nen sin,
sd möhten die philosophi mit nätiurlichem bekenntnisse dar
zuo sin komen, das siu h^ten verstanden die drivaltekeit.
und das ist unmüglich, want dekein verslendnisse mit nfttiur-
Itcher kraft mag dar zuo gelangen, zuo dirre frftge antwür-
tent eteliche unde sprechent^) das, das dar umbe der dsflus
der persönen in gotte si, want alleine in gotte ist zuo male
ein (bl. 1^) wesen unde wesunge. und dar umbe mag ouch
» • 1) gereirsent 1t) werent 3) setzent — s^^^^i^t 4) die
verstand erine 5) spräche ot
424 PREDIGTEN UND TRACTATE
alleine in gölte gemeinsameut werden das wesen in einekeit
der wesunge, und dar umbe mögent oach alleiue in gölte vil
persönen sin in einekeit des wesenaes.
Dis enbindel der fragen nihl, wand wie das war si,
das alleine in gölte ein w^sen si unde wesunge, doch s6
gAben es euch die philosophi den verslauderinnen. dar umbe
sd sprechenl andere anders unde sagenl , das alleine ein
si in gölte würkunge unde wcsen. und dar umbe mag ouch
alleinc in gölte das da usfliufsel mit der würkunge ein we-
selich sin mit dem, von dem es üs fliufset. dis enbindel
ouch der fragen nihl, wand wie das alleine nach der wärheit
gol si ein luler würkunge unde sin würkunge si sin weseo,
doch gdbeji die philosophi dis selbe alse wol den verslen-
derinnen alsc der Ersten Sachen.
Har umbe sprechenl die dritten noch anders unde spre-
chenl alsus. es ist zweier bände würkunge. diu eine ist
ein usgände würkunge, als slahen, houwen und ein iegßch
ander würkunge, diu üs üf anders g^l. und als6 schöpfenl^)
gölte in die crMlüren. — diu ander würkunge ist ein in-
blibende würkunge, alse verstAn an gölte: wand er sich sel-
ber verst^t und ouch an mir oder an dir. nu würket goi
mit unmöFsiger kraft alles das er würket: wand sin mäht
ist unm^fsig, und dar umbe, was von gotte fliufset mit der
inblibenden würkunge, als6 mit der würkunge das er sieh
selber verstöl oder das er sich selben minnet, das ranos un*
mfifseclich inblibeude sin. unmftfsekliche mag es niut (bl. 2*)
lobliben, es ensi danne unm^fseklich ein mit dem, von dem
es fliufset, in sime unm^fsigen wesenne. unde wand siu sa-
genl, das^) danne gel alleine würket mit unm^fsiger kraft,
dar umbe ü mag ouch alleiue in gotte usflus der persönen
sin in einekeit des wesennes. dis^) sprechenl alle, die luler
wdrheil versUnt.
Doch s6 enbindel disiu wftrheit der frAgen oiht, i^and
dis alles gAben die philosophi den verstenderinnen ais6 wol
als der Ersten Sachen, und wir frAgen: wfire es alsA alse
sin sprechenl, ob in in w6re iisflus der persAnen? und dar
umbe s6 ist es anders zuo sprechende, wir setzen äs^us
der persönen in gotte in einekeit des wesennes, Wc^n^* |;ttp.
6) schöpfen 7) das JcUlL 8) ilise
DEUTSCHER xMYSTlRER. 425
m^Ie in gölte weselich ein ist das Ak bekennet nnde das be-
kam wirt, das Ak minnet unde geminnet wirt. nnd wan
dan die philsopiii (sprecbent), wie das si, das siu den ver-
slanderinnen gäben einekeit wesennes unde wesunge, einekeit
"^der wirkun(ge) mit dem w(e)senne un(d ei)nekeit*^) der malit
alse wol alse der Ersten Sachen, doch s6 gäben si der Ersten
Sachen ein fürbas denne den verstenderinnen , wände siu
sprächen, das diu 6rste sache niut anders verstüende danne
ir wescn, unde verstände ir wesen verstüende'^) siu alliu
ding, aber diu verstanderinne wie das w6re, das siu alliu
ding vcrstät'*; verstände ir wesen, doch die 6rste sache ver-
st6t siu niht verstände ir wesen. mdr, diu ^rste wiirkunge
ires verstentnisses das ist ein anblic der Ersten Sachen, und
dar umbe sö enmag in in niut alzemäle ein sin das da ver-
st^t unde das da verstanden wirt in der Ersten Sachen, und
dar umbe wären verstenderinne und (bl, 2^) h6ten alles dus,
das in die philosophi gäben, noch denne s6 wäre *^) in in
niut lisflus der pers6nen als in gotte : durch der Sachen wil-
len, diu geseit ist.
Nu merkent mit flifse. es ist ein ding, das het under
allen aller miunest wesens, unde heifset widertragunge, alse
Vaterschaft, härschaft, gelicheit unde sus getäniu anderiu
ding; unde heifseut dar umbe widertragunge, wand wesen
unde namen hänt siu in ordenunge zuo eime anderen unde
sint allezit widertragende unde widerneigende sich Af ein
anders, wand ich mag niut sin noch heiPsen vatter, ich habe
denne einen sun, noch sun, ich habe denne einen vatter,
noch herre, ich habe denne einen kneht, noch knecht, ich
habe denne (einen) herren, noch gelich, es si denne ette-
was anders dem ich gelich si. und disiu ding sint in gotte
unde sint in ime gottelich gotlich wesen, niut zuoval als in
den cräätüren, unde machent underscheit under den persdnen,
wand widertragunge sich allezit widerneigende ist äf ein an-
ders, und anderkeit oder underscheit under vil dingen sin
muos, niut an eime. dar umbe wä '^) widertragunge in gotte
ist, da ^*) muos vil underscheit sin der persönen. dar umbe
9) das zwischen * handliche ist am randc nachgetragen und
k^iAii abgeschnitten, 10) ventt&ndeo 11) verstont \%) ^e*
r«Dt 13) wo 14) do
426 PREDIGTEN UND TRACTATE
was in gölte ist das ist alles den drin persönen allen ge-
meine, Ane diu widertragunge , alse vatterschaft , suneschaft
unde geist, unde äne diu werk, diu dar uf dise widertragunge
gefundieret sint, alse geberen, geboren werden, usfliefsen:
wand disiu machent underscheit under den persönen , und
dar umbe tragent siu niut gemeinen (öl. 3") sin den persönen.
Nu merkent mit flifse. ich habe gesprochen, und ist
war, das die widertragunge sint niht in gotte zuoval als in
den cröAtilren, want an got^'^) mag dekein zuoval Valien,
m^r siu sint das götlich wesen, selber sint siu niut anders
danne götlich wesen und machent siu underscheit under den
persönen. wie msfg das sin, das siu niut weselich under-
scheit enmachen? har zuo sprich ich, das dekein wider-
tragunge machet underscheit in ir fundamente, m^r sin
scheidet von eim anderen, also vatterschaft machet dekein
in mir, doch so scheidet siu mich von mime sune. also
sprich ich, das die widertragunge sint gefundieret Af götlich
wesen unde sint eines mit gotlichem wesenne, und dar umbe
so machent siu niut dekein underscheit in dem wesenne, wan
dekein widertragunge ist geordinet ^®) zuo dem wesenne,
mör alliu widertragunge ist zwischent den persönen. also
wie? got der vatter ist nit dar umbe vatter das er got ist,
m^r dar umbe das er einen sun hat. von dirre fragen ist
n& zuomdle genuoc geseit.
Ein ander frage ist: ob got möhte an sich h&n genomen
menschlich näture, also daz diu s^le nl irre obersten kraft
gotes ^^) niht h^te gebrächet? und man bew6ret das. nein.
wand w4 diu näture erhoehet wirt ^^) , dft muos din kraft
der ndtären erhoßhet werden, wurde denne menschlich nA-
täre erhoehet zuo einikeit gotlicher persönen, so muesle das
verstenlnisse erhcehet werden zuo eime cl&ren anscboawende
götliches wesennes. har wider ist in allen solichen dingen
diu Sache des werkes, (das?; ist der wille des (bL 3^) wir-
kenden, und har umbe, höt es ime ^^) gevallen, er möhte an
sich hdn genomen menschlich nätäre also wol äne das als
mit deme ^®). zuo dirre Mge antwiirt ich nach deme das
die meistere sprechent unde die heiligen unde spriche, das
got h^te vermoht an sich (ze) nemen menschlich nftlAre lue
15) gotte 16) geordine 17) got 18) de 19) ime 20) ddme
DEUTSCHER MYSTIKER. 487
das, das diu s^le h6te gdtes gebrächet, aber es enzam niat.
ieweders wil ich bew^ren unde zuo (dem) Ersten die ^rste.
NA merkent mit flifse. in allen dingen, diu under gotte
sint, s6 ist underscheiden Wesen unde wesunge, unde gottes
alleine ist das eigin (nach dem, das S. Thomas und andere
meistere sprechent), das er sin wesen si'^ unde das bew^-
rent sin mit manger bände rede, sunderlicbe mit dirre be-
w^runge sprechent siu: etwas das niht diu wise w^re,
m^r das diu wise selber w^re, das niht diu wise wäre bar
an oder dar an, m^r abgezogenin wise w^re als6 das sin
niergent an enw^re, diu wise h^te alle die voliekomenheit,
die alliu wise ding, diu nA sint oder ie werden ^^) süllen^
bänt ^^) oder gewinnent. also ^uo glicber wis, w^re dekeiniu
cr^dture, diu niht das wesen enpfangen Mie in ir wesunge,
m(^r das wesen selber w^re, diu h^te alle die voliekomenheit,
die alliu diu ding, diu wesen hdnt, habent oder iemer gewin-
nent; und als6 s6 h^te si alle voliekomenheit unde dekein
voliekomenheit enbr^ste ir, und alsd w^re si unmdfsig und
an voliekomenheit gelich gotte. unde nAch der rede s6 en-
w^re siu ouch niut cr^ätüre. — nement denne wdr in einer
icglicher cr^ätären das wesen. (bl, 4*) ieglich muos enpfan-
gen sin in die wesunge und ein ieglich creliture muos sin
zuosamen geleit von wesen unde wesunge. unde disiu zwei
biüefsent in einer ieglicher cr^ätdren underscheiden sin, wand
alleine gotte ist das eigen, das er sin wesen si.
NA merkent, was wesunge unde wesen si. wesunge
ist eines iegliches dinges nüture, die an den dingen, die ma-
terjc hänl, in sich sliufset materje unde forme, aber an un-
materjelicben dingen s6 sliufset siu alleine in sich die forme,
aber wesen ist ein würkunge, die got in gedrucket het eines
ieglichen dinges nAture, ob mittens der diu nätöre ist unde
bestät. wesunge, dic^^) neme (= nenne?) ich eines ieglichen
dinges nAtdre unde wesen ein bestdn der nfttdren. unde
das diu zvei w^rlicbe sint underscheiden, das ist otfenbAr
dar an, das man eins verslUn mtig Ane das ander, das an
den dingen, diu zuomAIe ein sint, geschehen niht enmag.
wand ich enmag niht verstAn ein bescheiden tcetlich tier, ich
yerstande denne einen menschen, wand dise zwei sint zuo
21) wcrdent 22) oder hant 23) da
428 PHEDIGTEN UND TRACTATE
male ein, und dar umbe enmag man eins dne das ander niut
verstAn. aber ich versilin wol des dinges wesunge oder ul-
iure Ane wesen oder bestdn: wand ich verslande wol einer
r6sen näture zuo winter s6 enkein rdse enist. unde dis ist
ein offenbar zeichen, das der rösen uäliire oder wesunge
w^rlich ein anders ist dan ir wesen oder ir bestän. und
alsus ist (es) an allen dingen under gotte, wand des alleine
ist eigen das er sin wesen si, als6 gesprochen ist.
Nu merkenl. alsus was menschlich nätüre gölte ver-
einet und ist , wand got nam an sich menschlich näture Sne
ir wesen und enthallet die an sime götlichen wesenne, also
das, würde si gescheiden von dirre vereinunge, si enmöhte
niut besinn , er entruhte ir danne ein ander wesen in, mit
dem sin bestüende. und als6 möbte got eins ieglichen dinges
nAture an sich nemen unde si enthallen an sime wesenne:
eins engeis , eins löwen, einer rösen. möhte denne got, ob
er wolle , an sich nemen einer unverstentlicher cr^Ature nA-
ture, so ist oßenbAr, das er vermohle, ob er h^te gewellet,
an sich nemen menschlich nAture oder einer andern verslent-
liehen cröAlüren nAture. Ane das, das das verstenlnisse got-
tes h^le gebrüchet. aber es enzam niht wftriiche durch driu
ding, zuo dem Ersten dar umbe, wand er unser houbet solle
sin unde wir allesament geuAden sollen nemen von der volle
siner gnAden. unde dar umbe zam wol, das in ime^*) w^re
volbrAht gnAde, diu dA ist gl6rje. unde dar umbe sprichet
sanctus Paulus, das im der geist niut si gegeben mit mAfsen,
wan als6 vil alse diu selige s^le iemer gnAde möhte enpHi-
ben, also vil wart ir in gegofsen. — zuo dem anderen mAle
dar umbe, wand er uns erlcesen solle und ein mitteler solle
sin zwischent gotte unde dem menschen unde wand das mittel
gemeinsame solle hAn mit ietwederme ende, dar umbe zam
wol beide, das er w^re ein wegeman, ein geleiter, ein waller
und ein begrifcr des endes, des ziles unserre wege, das iä
ist 6wigitt s^likeit. anders der minste in dem himelriche
w^re m^rre gesin denn er, wand diu minnesle s^likeit des
minnesten heiligen, der in (bl. 5*) himelrich ist, diu ist
m^rre, danne aliiu diu gnAde, die alle heiligen df erlricbe
ie gewunnen. — zuo dem dritten mAle dar umbe, wand er
24) ime
DEUTSCHER MYSTIKER. 489
er uns solle setzen in eine zuofersicht zuo besitzende das
^wige leben, wand w^re der mensche, der got als6 vereinet
was, niut ein besitzer der Ewigen s^Iikeit, wie möhte ich
armer siinder iemer zuofersiht gewinnen zuo besitzende die
6wige s^likeit? zimelich unde gar zimelich was, das der
mensche, der als6 gotte vereinet was, das der ein besitzer
w^re und ouch si der Ewigen s^likeit, m^ denne alle cr^ä-
tAren. nu dan ist geoffenbäret, das es niht w^re gesin un*
müglich, aber unzimelich, und dar umbe s6 muos ich zuo
dem argument, iä mitte man bew^ret, das es unmiiglich si,
antwürten, s6 du spricbeste wan diu ndture erhoehet wirt,
s6 muos die kraft der näturen erhoehet werden ; ich spriche :
dAst war unde w^re ouch hie geschehen, nü merkent, wie
diu nätfire ist. als sin niut hdt bestän äne wesen, alse en-
mag siu niut würken kne wesen, und dar umbe s6 engit
man niut der näture, weder würken noch liden, m^r das
Aä würket unde lidet das ist diu persdne an eime ieglichen
dinge, was ist aber underscheides zwischent pers6nen unde
ndture? das ist dirre. diu nätdre nemet niut anders denne
die wesunge; aber diu persdne nemet beide wesen unde we-
snnge. und ouch dar umbe: wand disiu zwei, wesen unde
wesunge, dekeinen underscbeit hänt an gotte, dar umbe s6
ensint ouch diu zwei, pers6ne unde nÄture, niht underschei-
den, swie das si, das diu nätAre ein si unde der pers6nen dne.
Nd merkent dan. wand goUes sun menschlich nfttAre,
nit menschlich persdne an sich nam (wan er nam die ndture
Ane ir eigen wesen * und enthielt (sic)h an sime (eigen)lichen
we(se)n * ^"), dar umbe s6 wAren an Kristö zw6 nAtdren und
ein götlichiu pers6ne: wand dd was nuwan ein wesen, göt-
lich wesen. und ist denne würken und liden den persdnen
zuo gebende, niut der ^) nAtdre, 86 sprich ich : alse din nA-
tdre w^re erhoehet worden, das siu das w^re bestanden an
göttelichem wesenne, alse siu ouch ist, aisd w^ren und sint
ouch krefte als6 erhoehet, also das al würken unde liden der
obersten krefte unde der nidersten w^re niut gesin ein wür-
ken und ein liden menschlicher pers6nen als anderen men-
schen, m6r w^re gesin und ist ouch ein würken und liden
25) das zwischen * eingesehiqfsene am rande nachgetragen und
zum theil abgeschniUen. 26) deone
430 PREDIGTEiN UND TRACTATE
götlicber persdnen : gottes sunes : alse man sprechen mag :
goltes sun sihet, gotles sun haaret, goUes sun verst^t, got-
tes ^^) sun leit den l6t, niut menschlich näture. und alsus
getäniu erhoehunge des verstentnisses und andere krefle die
w^ren nötdürflig. si was aber zimelicb, alse geseit ist.
Nu merken t mit tlifse. es ist drier hande verstentnisse t
gotlich verstentnisse unde des engeis verstentnisse unde der
seien verstentnisse. nu merkent, wie iegliches verstände,
got der verslöt alliu ding verstände sin wesen ^**). wände
verstände sin wesen so begrifet er es; wände er verst^t es
in alle wise als es versteutlich ist. begrifet er verstAnde
sin wesen, so verst^t er, wie vil ein ieglich ding sins We-
sens {bl. 6") gebruche unde wie underscheidenliche , unde
wie vil dinge sines wesennes gebruchet habe unde gebrächen
süUen unde gebruchen möhten, die es joch ^^) niemer ge-
bruchent. unde s6 danne ein ieglich ding als6 vil wesennes
habe und alles das an dein dinge ist, alse vil es gebruchet
götliches wesennes, dar umbe, verstände alsus sin wesen
so verstÄt er alliu ding, diu nu sint oder wAren oder wer-
den süllent oder werden möhlen, diu joch niemer enwerdent,
unde niut alleine diu ding, ouch alles das, das an den din^
gen ist: wand sin gotlich wesen ist ein forme und ein bilde
aller dinge und eines iegliches dinges sunderlich nach dem,
das ein iegliches sin gebruchet. und wand danne das ein-
vallige gölliche wesen die crödturen underscheidenliche ge-
bruchent, einiu ^^) m^ , die ^^) anderen minne , dar umb ist,
das si sich gelichliche h4t zuo allen dingen als ein einval-
tige forme aller dinge, aber diu ding diu hdnt sich under-
scheidenlich zuo ir alse zuo vil formen, wand ie glich sd
ein ding in einer sunderlicher wise gölliches wesennes ge-
bruche, dar umbe s6 hat es sich zuo ime^') rehl als es si
ein sunder bilde sin alleine, und bar umbe ist, das das ein-
vallige götliche wesen ist ein einvaltig forme oder bilde aller
dinge in der wArheit unde bat ein wise vil bilde in orde-
nunge zuo den cröAturen; unde wand denn diu wäre eine-
keit disse '') bilde nä der wise got verstßt, dar umbe sprichei
71) got 28) verstände sin weseo : verstehend sein wesen, indem
er sein wesen versteht. >29) 5ch 30) gebrocbeD eine 31) denne
die 32) ime 33) difses
DEUTSCHER MYSTIKER. 4SI
sanctus Aagustinus, underwilen ouch andere heiligen ^ das
got alliu ding verslande mit einem bilde, und underwilen so
sprachen si (bl. ß**), das er ein ieglich ding verstände mit einem
sunderen bilde, unde wie zuo verstände si das ist geseit.
Nu merkent fürbas, wie der engel verstände, ein ieg-
lich ding wirt verstanden mit sime glichnisse, das in dem
verstentnisse sin muos , das es es verstau sol. unde dar
umbe d6 got alliu ding geschuof, dd gds er in der engel ver-
stentnisse aller dinge glichnisse, reht als er diu ding mähte;
unde disiu bilde flufscn niht in der engel verstentnisse voa
den dingen, m^r si flufsen von den bilden'^), diu in got
sint. doch s6 sint si underscheidenliche in den engelen und
in gotte: wand in gölte s6 sint (si) underscheiden alleine
nach der wise unde nach verstände unde sint ein in der
wärheit: aber in den engelen sd sint siu underscheiden w6r-
lich reht alse diu ding in irre eigener nätüre underscheiden
sint, der bilde siu sint. nfi merkent. wand disiu bilde fliu-
fsent in der engele verstentnisse von dem gotlelichen bilde ^)j,
mit dem got alliu ding hat gemachet, und alles das an eime ieg-
lichen dinge ist, dar umbe sd haut si die kraft, das der engel
niut enmag verstau ein ieglich ding und alles das, das an
den dingen ist, und niut alleine in einer gemeinde, m6r
ieglicher sunderlich. und alsus verstßt der engel alliu ding
in im selber mit näliurlichem versleotnisse. ouch verslAt
er'®) göUich wesen übernatiurlich sunder mittel, dar an sin
sdlekeit lil. s6 verstfit er die crMlAren m£ unde minne, nach
dem das im got offenbaren wiK
Nu möhte man fragen: hat der engel aller dinge bilde
in sime verstentnisse {bl. V) von beginne das in got ge-
sehuof, war umbe versluont unde verst^t er niut künftiger
ding? bar zuo ist zuo sprechende: es sint zweier bände
künftiger ding, diu einen hänt n6tdürflige sachen, als diu
sunne morne ufgange oder etleswas anders also; unde disio
künftigiu ding diu mag der engel mit ndliurlichem '^) ver-
stentnisse verstau in iren notdürftigen sachen. anderiu künf-
tigiu ding sint deheiAe notdürftige sachen, enhdnt (?) noch
mit niute m6 sint geneiget dar zuo das si werdent dan siu
niut enwurden, also das ich morne loufe. und want denne
34) bilde 35) bilden 36) verstände 37) eatarliche
432 PREDIGTEN UND TRACTATE
cr^Atüren wescn hat zil und ende, dar umbe s6 hat ouch ir
würken, ir verstän ende unde zil, und enmag nit verst&n
nüwen das gezilet unde geneiget ist zuo eime teile unde iiiut
zuo dem anderen : zuo werdenne, nit zuo nihte werdenne,
mit nätiurlicher verstentnisse (?). aber got der mag ir über-
nätiurlich offenbaren sus getAniu ding; wan er alleine ver-
stet sus getAniu ding sicherliche, wan er ouch alleine siu
zilet unde neiget zuo werdende unde zuo nihte werdende.
Nu merkent fürbas. hat der engel aller dinge bilde von
anegenge und enwerdent si nit gem^ret in ime noch gemin-
ret, war umbe mag er dis ding nu verstÄn und enmohte niut
vor verstÄn? har zuo spriche ich, das in den engelen sint
aller geschaffener näturen glichnisse, niht aller der dinge,
diu in der näture sint. alse wie? in den engelen ist mensch*
lieber ndturen glichnisse und esellicher nätüren bilde, niut
disses menschen noch disses sunderlichen esels. und wand
der dinge näture niht mSre noch minre enwerdent {bl. 7^),
m^r diu ding, diu in der nAture sint oder in den diu nd-
ture ist, der wirt m^ unde minre. als wie? menschlich ni^-
täre und escis näture die sint von anegenge gewesen, aber
niut dirre esel oder dirre mensche: dar umbe sd enwurden
diu bilde in den engein nil gemftret noch geminret. nu mer-
kent. alsus verst^t der engel dis sunderliche ding mit der
ndture glichnüsse, wand er sihet unde niraet war, wie dis
sunderliche ding der näturen gebruchet, der bilde in ime ist.
unde s6 er das tuot, s6 vei'st^.t er dis sunderliche ding, und
als er das tuot von eime anderen, s6 verst^t er ein anders
und alsus verstöt er mit eime bilde menschlicher näture einen
ieglichen sunderlichen menschen, den er wil und swenneer wil.
unde zuo glicher wis s6 sprich ich von den anderen bilden.
Nu merkent fürbas. eines ieglichen künftigen dinges
näturen bilde ^) ist von anegenge gewesen in des engeis
verstentnisse nach dirre rede, aber der näture bilde was
niut sin bilde ^ es wurde, wand es enwas niut m6 geneiget
dar zuo, das es der nätären gebrühte, danne es ir niht ge-
brühte, aber nach dem das (es) worden ist unde der nä-
tAren gebruchet hat, s6 ist der näturen bilde sin bilde, und
alsus mag der enget mit einer näturen bilde verstau ein
38) dai biiä det natur eines jeden kiii\fiigen dinges*
DEUTSCHER MYSTIKER. 433
künnig ding sd es worden ist, das er v6r, 6 es wurde niat
verstün enmohte, das doch dekeine wandelunge an dem bilde
beschiht. rehte zuo glicher wise disiu want ist wiz unde
stöt ein ander gegen ir, diu enist nit wiz. nu {bl. 8*) mag
disiu wifse want genre, diu da niut wiz enist, gelich wer-
den äne das das siu gewandelt werde, aber geniu muos ge-
wandelt werden, wan si muos ouch wiz werden, in alle
wis ist es ouch hie.
Fürbas möhte man fragen, ob ein engel des anderen
gedenke oder eins menschen gedenke roüge wifsen ^®). har
zuo sprich ich das: nein, wand manger bände gedenke hftn
wir unde die eogele, wand sich der wille in maoigw bände
wis neiget iif maniger bände dinge, und wand danne der
wille an einer ieglicher verstentlicher cr^äturen fri ist und
alleine gölte underlSnig, unde dar umbe mag ouch des frien
willen geneigunge mit gedenken nieman wifsen denne got.
Fürbas möhte man m6 fragen, der engel sibt unde die
seligen s^Ien gotlich wesen, das da ist ein vollekomen forme
und bilde aller dinge, und so danne, wer ein einvaltig ding
sihet, es zuo male muos sehen, wand es enmag niht sin ein
stücke sehen , s6 es niut stücke enhabe, dar umbe wer ^^)
gotlich wesen versteht, der muos es ze male verstän, wand
es ist zuo niAle einvaltig : wie kuraet das, das der dis wesen
verst^t, das der niht alliu ding verst^t? har zuo sprich ich,
das ein anders ist, ein ding zuo male verstän und es ver-
stau in alle die wise, als es verstentlicb ist. wer^^) got
verstßt, der versitzt in zuo male, wand er ist einvaltig unde
hAt niut stücke, aber er alleine versl^t sich selber in alle
die wise als er verstentlicb ist, unde dar umbe ouch s6 sihet
er alleiue alliu ding*^) {bl. 8^) verstände**; sin wesen. und
aber die engele unde die sölen sehenl sin wesen unde seheut
ouch in ime die crMturen, die er in offenbaren wil. unde
nemenl ein bizeichen. ich sihe ein hus wol zuo male mit
einer angesiht, aber ich enmag es nit mit einer angesiht se-
hen in alle die wise als es gesihllich ist, wand ich enmag
niht mit einer angesiht sehen alle die spelle und alle die
löcher und alles das gemelze **) , das dar an ist. zuo glicher
39) wifsent 40) werc 41) were 42) alle alle d. 43) ver-
stände 44) (gemelze : vergL Schmeller Ji, 574.
Z. F. D. A. Vin. 28
434 PREDIGTEN UND TRACTATE
wis oucb hie ein engel und ein ieglichiu s^ligiu s^le sihet
götlich wesen zuo male, aber si ensihet es niut in alle
wis als es gesihteklich ist, wand si enmag nil sehen^ wie
vil ein ieclich ding disses wesennes gebrüche oder gebru-
cben müge.
Nu nierkent dan. der engel der verst^l götlich wesen
sunder niiltel (unde wie das si, das wil ich bar nach sagen),
und an dirre gesibt lit sin s^likeit. er verstfit oucb mit nä-
tiurlicher kraft sines verstentnisses sin selbes wesen sunder
mittel, sunder bilde, wände sin wesen ist im alle zit gegen-
wertig sunder mittel, unde dar umbe darf ein iegelicb ver-
stentnisse bilde der dinge, diu es verstau sol, wand siu mit
ir selBes wesenne dem verstentnisse gegenwertig niut mü-
gent sin. mühten ^^; aber siu mit ir selbes wesen im sin
gegenwerlig, als si sint mit iren bilden, s6 verstüende es si
vil bas danne es nü tuo. ist dan dem engel sin wesen alle
zit sunder mittel gegenwertig, s6 endarf er dekein bilde dar
zuo, das er sin wesen (bl. 9") verstände; aber alliu anderin
ding äne got unde sin selbes wesen verstftt er mit iren bil-
den ^^), diu in ime sint. unde wie das si das ist geseit*
Nu merkent, wie diu s^le verstände, die meistere unde
die heiligen sprechent, das rehte alse diu materje^^) ist das
niderste under allen niktiurlichen dingen, alse ist der s6ien
verstentnisse das aller niderste under allen verstenüicben
cr^ätüren. unde reht alse diu materje dekein werk würken
mag, siu habe denne eine forme, diu ir wesen gebe unde
durch siu wirke, also enmag der sßlen verstentnisse dekein
ding verstau noch ir selbes wesen, wie nAhe es si, es lij^be
denne bilde üswendiger dinge, unde dar umbe s6 verstCt si
in dirre wise, wände siu verstftt zuo 6rst das ding, des bilde
si bat; dar n&cb ir würkunge; dar nach zuo jungest ver-
stöt si ir wesen, von dem disiu würkunge fliufseL und al-
sus so verst^t siu nit ir wesen sunder mittel als der engel,
m^r mit frömeden bilden kumet si in verstentnisse ir sel-
bes^) Wesens.
Nu merkent. diu s61e, alse siu gegofsen wirt in den
lip, s6 ist si blös aller bilden und aller formen, unde dar
umbe s6 enmag si oucb nit verstau, al die wile si als6 blds
45; mohteot 46) bilde 47) marte 48) seibeos
. DfiGTSGHER MYSTIKER. 485
ist, und dar umbe s6 muos si bilde schöpfen von den sinnen,
nä mcrkent wie. es sint fünf sinne liswendig, die beken-
nent ein ieglich ding mit iren eigenen bilden: alse diu ge-
gesiht, diu iiekennet die varwe mit dem bilde der varwen,
das in dem ougen ist, unde zno ^cher wis ist es an den
anderen ^^) sinnen. n& sint fünf ander inwendig sinne (bl. 9**),
von den ich har nich sagen wil, die enpfdhent disiu bilde
von den äswendigen sinnen unde ie einer enpflbet si geist-
licher denne der ander, unde s6 disiu bilde koment in den
oberslen sin, der heifset fantasie, sd hat diu s^le eine krafi,
diu heifset das würkende verstentnisse, diu nimet diu bilde
und enpfähet si von aller mateijelikeit unde machet siu ver-
stentlich, unde dar umbe ouch heifset diu kraft ein würkende
verstentnisse, nit das si iht verstände, m^r dar umbe, wand
si disiu bilde verstentlich machet.
Nu merkent, wie si das tuo. die sinne alle, sd die us-
wendigen so die inwendigen, der hat ieglicher sin sunder
stat in dem libe, alse diu gesiht h4t das ouge, diu gehoere
hdl diu 6ren, und als6 ist zuo glicher wis von den anderen,
und dar umbe was si enpflhent, das muos ein solich ding
sin, das stat besitzen mag. fürbas : die sinne sint zitlich,
und dar umbe was siu enpfAhent, das muos zitlich sin. für-
bas : der sinnen alle ir gegenwürfe sint zuovalle unde dekein
sin mag deheines dinges wesen begrifen. nd aber dar wider
(bt) das verstentnisse erhaben über zit und über stat, wand
es enhAt nit in dem libe dekein sunder stat, alse die sinne
alle hAnt, siu gegenwurf enist ouch nit dekein znoval, m^r
des« dinges wesen unde nAtQre ist sin gegenwurf. unde dar
umB| so ist notdürftig in der sdlen ein kraft, diu diu sin-
liche bilde in dem obersten sinne neme unde si enbloeze von
(bl. 10') zit unde von stat unde von aller mateijelikeit*^)
unde neme des Wesens bilde, das under der zuovalle bilde
ist verborgen, unde der zuovalle bilde läfse. unde des wesens
bilde, das alsus mit der kraft des werkenden verstentnisses
'wirt enploezet von zit unde von stat unde von aller ^*) ma-
terjelikeit unde von allem zuovalle, das wirt enpfangen in
dem muglichen verstentnisse der sftlen unde mit dem so ver-
st^t siu iren eigenen gegenwurf, des dinges wesen.
49) äderen 50) materlikeit 51) alle
28*
436 PREDIGTEN UND TRACTATE
Nu merkenl. diu bilde, diu iu unserme verslentnisse
sint, diu da von den sinnen geschöpfet werden! in forme ^nn-
sers verstentnisses ^^), diu sinl alleine bilde der nätiiren und
niut der materjen noch der zuovalle, wand siu sint enpioezet
von materjelikeit unde von zuovalle. uude want denne allia
ding, diu in einer naturen sint, gemeinschaft habeiit in der
nätüren und underscheit habenl an der materjen und an dem
zuovalle, dar umbe s6 mag unser verstentnisse mit disem
bilde nit ein ieglich ding sunderliche und alles das an dem
dinge ist verstAn, m^r was es verst^t das verstM es in einer
gemeinde, als wie mit den bilden menschlicher nliture, das
in minem verslentnisse ist abgezogen, von den sinnen mag
min verstentnisse niut verstAn disen sunderlichen menschen
nuwent mit eime widerbouge des verstentnisses uf die fan-
tasie, in der der materjen bilde unde der zuovalle bilde sint,
mit den dirre mensche ein sunderlich mensche ist, sunder
alleine s6 mag es mit disem bilde {bl. 10^) menschlich n4ture
verstAn in einer gemeinde.
Nu merken t danne. diu bilde, diu in unsenn verstent-
nisse sint underscheiden von den bilden, diu in der enget
verstentnisse sint, diu sint underscheiden an zwein dingen,
zuo 6rst daran, das disiu sint abgezogen von den sinnen,
gene diu sint geüofsen von den bilden, diu in gotte sint.
zuo dem anderen mAle dar an, wand mit disen mag man
diu ding alleine verstAn in einer gemeinde, mit genen mag
man ein ieglich ding sunderlich und alles das das in dem
ding ist verstAn. nu merkent. diu s6Ie diu bekennet diu
ding in einer gemeinde mit dem verstentnisse unde bekc;|inet
ein ieglich ding sunderliche mit den sinnen, sd si danij^ ge-
scheiden wirt von dem libe, 86 verbliben ir die sinne nit
alle die wile siu von dem libe gescheiden ist. wie mag siu
denne verstAn sunderlichiu ding ? bar zuo ist zuo sprechenne,
das got denne in die s61e rihte ^) solichiu bilde als er in die
s^le g6s, unde mit den gewinnet sie alle die wise zuo ver-
stAnde die die engel hAnt, und ouch blibent ir bilde, diu
siu hie gewunnen hAnt, aber mit dem verstAt si dA alsc hie.
Nä ist^^) zemAle von dirre rede genuog geseit. doch
s6 merkent dur der rede willen, diu dA vor g6t, das das
52) verstentuisse 53) rebte 54) Na ist nn
DEUTSCHER MYSTIKER. . 437
mugtich versteDlnisse heifset dar umbe ein maglich verslenl-
nisse, wand es hat ein lidende moglikeit allia ding zao verstände,
IL
Nu möble man ouch fragen, ob uf dem altar {bL W)
diu substancie des brdtes verwandelt werde in den wAreu lip
unsers berren J6su Kristi? zuo dirre frage so spricb ich,
das sunderliühe vier sw6riu ding sinl an disem sacramento.
uiide das disiu ding got vermüge und in ime nit unmöglieh
sint, das wil icb zeigen *).
Das ßrste das ist, wir sehen ^) dius es unmüglich ist u
allen nätiurlicben wandelungen, das dekein ding verwandelt
werde in ein anders das vor ist, m6r swenne ein ding ver-
wandelt wirt in ein anders, der ander was vor nibt, m^r es
wirt US diseme also, wan diu forme, diu vor was in dar
materjen , diu wirt zerstoeret unde wirt in der selben ma*
lerjcn ein ander forme, alsd wie? das dirre stein werde
holz, das enmag dekein cr^ätAre tuon, mhr ein crMtAre diu
mahle wol ufse der materje des Steines ein holz, das vor
nie enwas. aber in diseme beiUgen sacramente d4') wir!
verwandelt diu substancie dis brdtes, beide materje unde
forme, in disen lichamen, der vor was unser berre J^sus
Kristus. wan dd ^) wirt nit zerstoeret hie noch d& ^)* wie
ist es danne müglich? bar zuo sprich ich, das dis got al-
leine tuon mag. nd merkent. die meister spreohent, und
ist w4r, das ein ieglich crMtüre, diu da würket, in irre sel-
bes würkunge ist ein geziug der Ersten Sachen, diu in allen
dingen würket. nd enwürket das gezöu nibt, es werde
danne beweget von deme, des gezöu es ist, alse der bamer.
der bamer der gesiebt niemer, der smit bewege in denne.
und bar umbe ist, das alle cr6Aturen würkent mit bewe-
gunge, wan alleine got sunder (6/. 11*") alle bewegunge. nA
merkent. diu materje enpfAhet dekeine forme ndwan mit
n4tiurlicber iiplicber bewegunge, so sprich ich, die ir n&tiur-
licb gegeben werdent. nd bew^rent die meistere, und ist wAr,
das dekein ding nAtiurlich und lipli^h beweget werden mag,
es enhabe denne einen zuoval, der heifset mAfse: lengi, breiti,
dicki. si bew&rent ouch, das aller nätiurlicben dingen ein
1) xoeiseo 2) Mb«pt 3) do 4) do 5) es ift
438 PBEDIGTEN UND TRACTATE
materje si weselicb, aber das siu underscbeit bAt an disen
und an dem, das ist des zuovalles schult, der Aä beifsel
mäfse. wan diu malerje und eins leglichen dinges wesen ist
einvaltig unde bat niut slücke. aber das diu malerje stücke
bat, das ist der mäfsen, der lengi unde der breiti unde der
dicki scbult, diu in der materje ist. und wand danne dis
stücke ein anders ist danne das, dar umbe s6 ist diu ma-
terje ein anders an diseme stücke dan an dem, unde das isl
durch der mäfse willen, aber weselicb s6 ist siu ein.
Nu merkent als6. sd sprich ich, ein ieglichiu crMtdre
diu würket mit bewegunge unde diu malerje mag niut be-
Striegel®) werden nAwent mit der mAfse. dar') umbe s6
enmag dekein crMlAre rüeren mit ir^) würkunge der ma-
lerjen wesen, m^r sie mag alleine rüeren die mAfse. nd ist
dis stücke underscbeiden von dem stucke alleine mit der
mAfse. dar umbe s6 enmag dekein cr^AtAre dis stücke ver-
wandelen in das mere (?). wand got würket sunder bewe-
gen, dar umbe sA mag er mit siner würkunge sunder mittel
{bl, 12') rüeren dus wesen der materje. unde wan dan diu
materje weselicb ein ist an diseme slücke und an deme, dar
umbe sd mag er alleine dis stücke malerje verwandelen in
das. nA habe ich dan eins, wie es ime nit unmüglich ist,
das er die materje des br6tes verwandele in die materje sins
iibes. nü hab ich dan eins von der materje. was sprich
ich danne von der formen des brAtes, wie wirt diu verwan-
delt? want vor ist gesprochen, das niut dA zerstoeret werde,
m6r es werde zuo mAle verwandelt.
NA merkent. als vor gesprochen ist, alle crMlAre wfir-
kent mit bewegunge und in einer ieglicher bewegunge ist
vor unde nAch, unde dar umbe s6 enmag dekein cr^AlAre ein
werk zwirent würken, mAr si wirket wol zwei gelichiu werk,
unde dar umbe s6 mag ouch dekein crAAtAre die forme, diu
d6 zerstceret ist, wider machen, m^r si machet wol ir ein
geliche. aber got wan der würket sunder alle bewegunge,
dar umbe s6 würket er Aweklich ein werk unde dar umbe sA
mag er ouch ein ding zwirent würken unde mag eine forme,
diu zerstoeret ist, widermachen unde mag die selbe forme,
diu hie ist an diser materje, machen in einer anderen ma-
6) besieget 7) märten, da H) siner
DEUTSCHER lilYSTlKER. "" 439
terjen. und also nach dirre rede so mag er alleine dis ding
zuo male beide, forme onde malerje, verwandelen in das,
und alsd mag er beide, bröles forme unde materje, ver-
wandelen in sinen lip. aber ob es in dirre wisen geschehe,
das ist uu niut ze sagende, m^r da mitte genüge iuch das
dis got tuon®) mag.
Das ander swftre ding zuo bekennende ist, wie ein (bl. 12^)
lip si mit einander an vil stetten, wie Kristi ^^) lip mit ein-
ander in dem himel und ufen vil altaren sin müge. bar zno
sprich ich, das ein ieglich ding, das d4^^) stat bedarf, dar
nmbe stat bedarf, wand es stücke hat, aber diu stücke bki
es von der mäfsen, unde dar umbe darf es stat durch der
mäfsen willen unt niut durch sin selbes willen, wand ein
ieglichen dinges substantie ist einvaltig unde hAt niut stücke,
unde dar umbe s6 ein ieglich ding, das dd eupfangen wirt,
enpfangen werde nach der wise genes, das da enpfähet, sd
des dinges substantie enpfangen wirt obmittens der mäfse
in einer stat, so wirt si enpfangen in einer wisen eines din-
ges, das stücke hat unde stat bedarf, wie das sin an ir sel-
ber weder stücke habe noch stat bedürfe, w^ es nu als6,
daHl diu mafse eines dinges wöre an einer stat ob mittens
der substantie, s6 wurde si ouch enpfangen in der stat, wie
lanc unde wie grds siu w6re, nach der wise der substantie
reht als ein ding, das unteillich ist unde niut stat bedarf,
nd dän, Kristi iibes substantie ist in dem himei ob mittens
siner mäfsen, unde dar umbe darf er ein als6 grofse stat als
ein ander mensche, und in der wise mag er niut m^ dan an
einer stat sin. aber uf dem altar ist sin grocfsi oder sin
mäfse obmittens ^^) der substantie sines Iibes , wand von
kraft der werte so wirt diu substantie des brdtes verwandelt
in die substantie des Iibes Kristi, unde dar umbe von krall
des sacramentes s6 ist alleine A& ^^) Kristi Hb, aber von uk-
tiuriicher nAchvolgunge. wand Kristi (bL 13*) lib bluot
und ein s^le hat unde grocfsi hat, so ist d& ^^) Kristi bluot
unde sin s^le unde sin groefsi oder sin mäfse. als ouch in
dem kelche von kraft der werte, s6 der priester sprichet:
dis ist min bluot, &6 ist da ^^) alleine Kristi bluot, aber von
nätiurlicher nächvoigunge. wand Kristi bluot ist in sime libe,
9) tut 10) KrUtus 11) du U) ob milles 13) do 14) do 15) do
440 PUEDIGTEN UND TRACTATE
so ist iä Kristi lip und ouch sin sftle unde sin mäfse alse
in der ostien. nach dirre rede s6 ist Kristi groefse obniit-
lens der substantien sins libes in der ostien, unde dar umbe,
wie gr6s unde wie lang er si, doch sd ist er Aä nkch der
wise der substantien in einer anteillicher wise unde rebt als
ein ding, das niut stat bedarf, unde dar umb ouch in dirre
wise mag er uf vil , ja '^) uf allen altaren sin unde mag
ouch und ist in ieglicher particuleu der ostien, wie kleine
siu si, al zuo mAle als6 gros und aise lang, als er in dem
himel ist. wand rehte alse diu ostie zuo male ein broetelin
was und ir ieglich stücke, als6 mag man nu sprechen: in
dirre ostien alze male ist ein lip Kristi, und von ieglichem
stückelin, da '^) ich von möhte sprechen: dis ist brdt, d4
mag ich sprechen: dis ist Kristi lip.
Nu merkent. Thomas und Albertus und ander meister
und heiligen sprechent, das Kristus mit sinen liplichen ougen
sinen lip sehe in der wise als er in dem himel ist, unde
mit den selben ougen mag er niut denselben lip gesehen als
er under der ostien ist. unde dis ist bar umbe, wand was
liplichiu ougen begrifen müegen, das muos mäfse unde stücke
haben, unde dar umbe wand ein geist dirre stücke niuf^en-
hat, dar umbe mag nieman mit liplichen ougen (bl. 13^) ei-
nen geist gesehen. j4, des enmöhte got mir niut gehelfen,
wand es enh^t niut an ime selber dekein müglikeil. und
wand denne der selbe lip in dem himel ist in einer teillicher
wise, dar umbe ist das er den selben lip mit den selben ou-
gen in dem himel sehen mag unde niut under der ostien.
und war umbe unde wie das si, das ist geseit.
Das dritte ist, wie ein gr6s ding müge sin in eime klei-
nen, alse wie der gröfsc lip Kristi müge sin in einer klei-
nen ostien. hie von wil ich niut sagen, wand wer das vor-
dere verst^t, der sihet wol, wie dis müglich ist.
Das vierde sw^re ding ist, wie die zuovalle der ostien
als diu grcefsi unde der gesmak des brötes unde diu varwe,
Aue substantic sin mügen, w*ande siu sint niut an dem br6te,
wan diu substantie des br6tes, beide materje unde diu nätiur-
liche forme, sint verwandelt in Kristi lip unde sind nümmft
dA. siu sint ouch niut an Kristi lip, wand Kristi lip hat s6
16) io 17) do
DEUTSCHER MYSTIKER. ^ 441
getaner zuovalle niut. har zuo sprechent etliche, das got
den luft dicke mache unde das sio dar an sien ^^), wand es si
^ unmüglich, das dekein zuoval an eine sabstaätii|iji, dar an er
si, wand es si ime nätiurlich, unde n6me ime got sine n&ture,
s6 enw^re er nümm^ ein zuoval, sanctus Thomas und Alber-
tus die sprechent, und ist war, das die zuovalle ik sint äne
substantie. nu merkent, wie siu sprechent. ein ieglich ding
ist (bl, 14*) zuo samene geleit von disen zwein, wisen unde
wesunge. nu benimet got dem zuovalle das wesen , das er
6 häte , unde git ime ein '^) ander wesen unde h&t im sin
wesen oder sin nätAre unde nimet ime der niut. alsd spre-
chent die vorderen, unde dis ist niut unmüglich gotte, der
da ^^) mohte menschlicher näture an Kristd an menschlichem
wesen ein götlich wesen geben.
Von dirre materjen wil ich nu niut m6 sagen.
III.
(bl. 36^) Min herze ist brinneude in mir, wer mag es er-
küelen? es hat enzündet der, des minne ein fiur ist, das
nieman verlöschen mag.
EyA, herre got, wie lange sol ich verre sin dem, der
mir alle zit näher unde m^ inne ist, dan ich mir selber si?
ach, min herre got, wenne gesihe ich in mit vollen ougeu
und umbevahe in mit den armen miner minne sMekliche, alsc
seligen tuout, der sdlikeit her an lit? ,min herre min got
der hAt ein begirlich joch siner minnen geladen uf alle cr64-
turen. dise sUefse bürdi , disen minnenklichen last tragent
alle cr^Atüren mit allem flifse, wand alles das, das alle cr6ft-
tären würkent, (bl, 37*) das würket götlichiu minne in in.
doch s6 hAt er sunderlicher wise mit sunderlicher minne
bände den menschen an sich gezogen, wan er hat ime^) ge-
zöiget wdriu minnezeichen und ist worden ein anderer, ein
mensche als er, aber über s^Iicliche. sd besitzent si in als
einen unmöFsigen schätz die seligen, minnende unde beken-
nende, eyä, kündent ime, dem ich nie künde entfliehen, das
ich von siner minne quele^); unde ziuhet er mich niht zuo
18) sint 19) eine 20) do
1) iinnie 2) qaelen
442 PREDIGTEN UND TRACTATE
sich, ich (lige) sterbent tdt. 'sage uns, wer er si unde wä ')
er wonc : ob wir in vinden *) , so künden wir es ime *)/
gerne alse vil ich mag.
Eyä, nu merkent mit allem fliTse. zuo dem Ersten male
s6 wil ich sagen, wie er wone s^iicliche in den sMigen unde
wie er sin s^lig mache, nu merkent, das die heiligen uode
die I6rer sagent von zweier^) hande Idne^). eins nemment
si einen weselichen Idn unde das ander ein zuovallendeo tön.
der weseliche i6n lit alleine an bekeninisse und an minne
gottes. der zuovallende Idn lit an 6re des libes and an ge-
bruchunge der menscheit unsers herren J^sii Kristi und an
geseilschaft der heiligen und an solichen dingen, nd dan
zuo 6rst so wil ich sagen von dem weselichen 16ne unde wil
sagen driu ding: wie die seligen got bekennent, unde wie
si in minnent, und an welicheme under disen zwein unser
s^iikeit m6 lige. durch des Ersten willen so merkent, wie
si got verstandent.
Ich spriche, si verstänt in sunder mittele, nd merkent
wie. ein ieglichiu krafl, siu si verstentlich oder sinlich, sei
si etwas bekennen oder begrifen, das muos ir gegenwärtig
sin, entweder mit im selber oder mit stme gelichnisse. alse
wie ? miner gesiht gegenwurf ist varwe unde min ouge
möhte niemer bekennen, der varwe gelichnisse w6re denne
in dem ougen. ze glicher wis sprich ich von mime verslent»
nisse. min verstentnisse verst^t einen stein oder ein holz,
das enmöhte es niemer getuon, des Steines oder holzes giich-
nisse w^re denne in dem verstentnisse. aber, sprich ich,
w^re des stein oder das holz als unmaterjelich und als klein-
fiiege, das es mit im selber möhte dem verstentnisse gegen-
wertig sin, als es ist mit sime glichnisse, vil bas wurde es
verstanden dan es nA mit sime glichnisse tuo.
Durch des Ersten willen sA süUent ir wifsen, das, alse
Aä vor geseit ist, ein ieglich ding, das da von dem anderen
bekant sol werden, das muos im gegenwürtig sin, eintweder
mit im selber oder mit sime glichnisse. und möhte es im
gegenwertig sin mit im selber, s6 wurde es vil bas bekant
danne es t£te mit sime glichnisse. nü ist got einer ieglicher
criäturen m6 inne danne si ir selber si, alse sanctus Au-
3) wo 4) viodeot 5) imme 6) zweger 7) lAae
DEUTSCHER MYSTIKER. * 448
gustinus sprichet. dar ombe wand min verstentnisse mit dem
liebte der Aren erhaben wirt unde gesterket, das es das be-
kennen müge, das im m^ inne ist danne es im selber si, 86
mag es in bekennen sunder mittel unde darf nit dekein mittd
oder dekein glichnisse oder bilde, wan glichnisse, alse vor
geseit ist, darf das (bl. 38*) verstentnisse alleine durch eine
erfullunge der gegenwürtikeit des dinges, das es verstJän
sol, das mit sich selber dem verstentnisse niht gegenwertig
mag gesin.
Nd merkent, wie das lieht der Aren min verstentnisse
erhaben müge zuo dirre gesibt. wand wie das si, als ich
gesprochen habe, das sanctus Augustinus spreche, das got
einer ieglicher crMttiren mA inne si danne siu ir selber, doch
mit dirre nächeit ist ein unm^fsige verre zwischent gölte
und einer ieglicher criätdren, und sunderlich disiu gesibt Itt
an einer sunderlichen unm^fse, wand si git mir got in einer
sunderen wise , diu allen anderen crMturen frömede ist, la
der er onch alleine sin selbes eigen ist. wände mag das
lieht, das da m^fsig ist — wand es ist ein cr^ätAre — mieh
erhaben zuo dirre unmäfse, sd dekein ding wiirken muge über
sin kraft und über sin näture, wie mag dan das da m^fsig
ist und gewürken ein unmifsig werk? har zuo sprich ich,
das dekein ding in siner eigener kraft würken mag über sich
selber über sin nätAre. aber obmittens einer anderen kraft
so enist es niht unmügelich, als wie diu hitze des fiures»
das da ist ein snbstantie, sd würket es ein ander fiur, das
da ein subslantie ouch ist, das er siner eigenen kraft niht
getuon enmöhte ; unde der sdme eines tieres oder eines bon-
mes, der^) an im selber tot ist unde niht leben h&t, oder
würket über sich selber unde würket ein lebendes ding in
der kraft des lebenden tieres oder b'oumes, von dem der
sAme komen ist, das es in siner eigenen kraft niht tuon
möhte. zuo glicher wis sd mag das lieht der Aren, wand
es würket in der unmifsiger kraft gottes, min verstentnisse,
ja miner sAlen wesen alze male erhaben etlicher mäfse un-
m^fsekliche, wie das si, das ein crddtAre unmdfsig si. wand
dis enwürket es niht in siner eigenen kraft, mdr in der un-
mdfsigen götliehen kraft.
8) des der
444 PREDIGTEN UND TRACTATE
Zuo dem anderen male, s6 man frslget, wie wir iu min-
nen süUen ®) , har zuo sprich ich , das wir in minnen süUen
vollekomenliche , alse wir in bekennende werden ^®) volle-
komenliche. und als ob ich hie uf erden ^wekliche lebete
(ob das müglich w^re), s6 möhte ich ^weclich zuo nemen
an bekenntnisse gottes. doch mit dem Ewigen zuonemende
so enmöhte ich niemer gewahsen in ein alse vollekomen be-
kentnisse gottes, als der minste heilige hat, der in himel ist,
wand ich enk^me niemer dar zuo , das ich got ^^) bekante
sunder mittel, wand zuo dem bekentnisse beeret solich er-
habunge mit einem solichen liebte der ^ren, unde das tuet
alleine m^ dan das ^wige zuonemen t^te. alsd sprich ich
ouch, das diu minne alse vollekomen wirt, das, wAre ein
mensche ^weclich uf erden unde n^me ^weklicb (bL 39*) an
minne zuo, als wol müglich w^re, doch so enwurde sin
minne niemer als vollekomen als des minnesten heiligen, der
in himel ist, unde das ist das Isaias der prophöte sprichet, 'der
berre sprichet ^^) des fiur da ist zuo Sy6n unde sin kemin
ze lerusalem Hütet' ^^). lerusalem liutet als vil alse gesiht
des friden unde bezeichen6t die himelsche stat, in der der
6wig fride ist Sy6u aber liutet alsd vil als ein schowunge
unde bezeichenet die liute, die hie uf erden got scbouwent
in dem liebte des glouben. nu wil er danne sprechen , das
hie uf erden in gotminnender liute herze si des fiures göt-
lichcr minne kume ein flinkelin , aber diu himelsche stat diu
brinnet alzemäle in dem fiure siner minne. wand dort ist
der kemin oder der hert des '^) fiures, aber hie ist kume ein
fünkelin. aber das er dis selbe fünkelin uf erden brsebte ^^),
s6 ist er von himel komen, als er selbe sprichet in sanle
Johannes ^wangeli6 ' ich bin uf erden komen , das ich ein
fiur dar uf brühte , unde was wil ich , nAwent das es brin-
ne?' '*^) n& möhtent ir sprechen 'wie möhte das sin, w6re
ich ^weklich uf erden unde n&me c^weklicb zuo an göilicher
minne, das disiu minne niemer gelich möhte werden des
9) süllent 10) werdent 11) gotte \2) spricbel er 13) dixit
dominas, coias ignis est io Sioo et caminus eins in lerasalem Isaias
31, 9. 14) das 15) brabte 16) die stelle steht nicht bei Jo-
hannes, sondern bei Lucas 12, 49: ignem veni mittere io terram; et
quid volo, nisi ut acceodatar?
DEUTSCHER BIYSTIKER. 446
minoesten heiligeo minne der in hiinel ist, diu doch mtbig
ist? si ^^) möbte doch disem iweklichea zaoDemende wahtes
in etlicher wis in ein unmärse/ har zuo sprich ich, das es
wAr ist, das ich vor sprach, das si ir niemer gelich {bL 39^)
würde, wand wie stre dirre zuo nfime, doch sA wtre alle
zit sin minne ein minne eines der da lonfet zuo dem zil,
und ein minne eins , der got niht vollekomenliche oder San-
der mittel bekennet, aber disses minne w6re ein minne eins,
der das zil begriffen hat, der got vollekomenliche nnde son-
der mittel bekennet, nnde dar umb ouch, wand diu minne
dem bekentnisse volget, also das si grcefser unde minre ist,
nach dem das es gnefser unde minre ist, s6 is gene minne
vollekomen unde enwurde dise niemer also vollekomen, wie
stre si zuo nöme. reht alse wüchse das spitze egge, d&
das A st6t, Aweklich, es enwurde niemer also gros als das
stumpfe egge , das hinder im st&t Ak das B stAt , wand dis
w^re allezit spiz wie sire es wüchse unde genes stumpf^®).
Nä möhte man fragen, ob es müglich w6re, das ieman
alsus vollekomenliche got bekannte und in niht minnete. har
zuo sprich ich, das got mit al sime gewalte nach dem orden
der dinge den wir nd sehen das niht getnon möhte, das de-
kein verstentlich cr6Atclre got bekante sunder mittel nnde
niht minnete. unde * das möhte man bewAren in maniger
hande wis. zuo £rst also, alleine ist das gotte unmüglich,
alse vor geseit ist, das widerwertikeit in sich sliurse jA unde
nein, nd ist dis als ich bewAren wil. dar umbe s6 mag es
got niht tuon. got der enmag dekeiner crtätdren benemen,
das si sich selber niht minne. wand bentme er ir das, 86 %
bentme er si ir selber^ und als6 w^re diu crMtAre {bL AV)
diu crifttdre unde niht diu crftAtdre. unde mag er dan nur
niht bentmen, ich müefse mich selber minnen, vil minre mag
er mir das ben^mcn, das ich den niht vollekomenliche und
über alliu ding unde m6 danne mich selber enminne, den ieh
sunder mittel bekennende vollekomenliche von ougen ze on-
gen bekenne '^) , das min wesen unde min leben und alles
das (ich) bin unde vermag, al zuo m&le hangende ist an ime
17) so 18) am untern rande sieht mit dunklerer tinte und wie
es seheint von anderer kand folf^ende erklärende ßgur «X b 19) be-
kenne
446 PREDIGTEN UND TRACTATE
iiode nichts ^^) niht an mir selber, oach möhte ich dis in
einer anderen wise bew^ren. vor ist geseit, das wandel*
b^rikeit an minen willen vallende si, als6 das er ein ding
wellen unde niiit wellen, begeren unde niht begeren, min-
nen unde niht minnen mag. (das) kämet von zitlikeit we-
gen, die er schöpfet von den sinnen, unde da von, das
das guot, dar uf er sich k^re, vermfischet unde niht l&ter
ist. w^re es aber also, das min wille über alle zitlikeit er-
haben w^re in die ^wekeit unde gek^ret w6re üf ein luter
guot, das min bekeutnisse vollekomenlich bekante, das es
ein luter guot w^re, das müeste min wille von not ftweklich
und unwandelb^rlich minnen und enmöhte es niht niut min-
nen , alse vor geseit ist in einer fragen von dem heili-
gen geiste.
Nu die seligen got bekennent^') sunder mittel, sA be-
kennent^^) si vollekomenlich, das er ein lüler unverroüschet
6wig guot ist, das in sich beslofsen hat alles (swas) volle-
komenes unde lustliches unde guotes unde zartes an allen
dingen ist. ouch sint (si) enhaben über alle zitlicben wan-
delb^rikeit in ein (wige {bL 40^) unwandelb6rikeit. dar umbe
so müefsent^^) si ^weklich unwandelb6rlich in eime vrien
willigen getwange in minnen und enmügent in niht niat min-
nen, und enmag in das nieman ben^men, si enminnen das
vollekomenlich über alliu ding und über sich selber.
Zuo dem das man dar n&ch fraget, war an min stli-
keit ni^ lige an ^^) minnende oder an bekenneod« , bar zno
sprich ich, das d4 von ein alter krieg ist under den meisteni.
die einen sprechent das: an minnende, unde bewftrent das
abö. Seraphim liutet also vil als die brinnenden, Cbftrahin
liutet als6 vil als volle der kunst. nd ist Seraphim der
k6r^"), der dft genant ist von dem fiure der minnen, ob
dh^rubin, der da genant ist von dem bekeutnisse. das ist
ein zeichen, das minne ob dem bekeutnisse ist, unde dar
umbe s6 muos ouch min silikeit dar an mt ligen. dis ist
kleines schazzes wert, wan minnet Seraphim m6 denn KA-
rubin, s6 muos er ouch m6 bekennen: wan minne volget
dem bekeutnisse. unde dar umbe, als der kör Seraphim er-
20) DU ez ;^l) b«keDnende 1t^) bekeanet 93) »vbeBt
24) oder an 25) chore
DEDTSCHBR MYSTIKER. J0a
haben ist über Ch^nibin durch m^rre minne willen, also
mnos er ouch erhaben sin über in durch m6rre bekentnisse,
wände Seraphim mühte nibt m£ minnen, bekanter niht m6.
aber wie das si, das Seraphim m^ bekenne dan K6rabin,
war umbe er den namen niht demftch habe alse Kteubin
(&/. 41"), m^r einen namen habe alleine nAch der minnen,
das wil ich bar nich sagen.
Diu ander rede, da mitte si das bew^rent, diu bindet
m6. vor ist geseit, das der wille von dem verstentnisse dar
an si underscheiden, wand das verstentnisse nimet ein ieglich
ding nach dem das es in dem verstentnisse ist. aber der
wilie k^ret sich zuo den dingen , nach dem es in im selber
ist. und also nach dirre rede so nimmet min verstentnisse
got in der wise als er in dem verstentnisse ist. aber der
wille minnende ist got. so nimmet er in in der wise als er
in ime selber ist. nu ist diu wise ^^) edeler , in der got in
ime selber ist, dan diu wise, in der er in dem verstentnisse
ist : dar umbe s6 lit ouch min s^likeit dar an mft. zuo dirre
rede noch zuo den, die bar nach gänt, wil ich sprechen,
m^r: luogent, wele m6 allep meist bindent, unde gloubent.
ouch bewörent si dis mit maniger bände anderre rede, an
dem werke der kraft, sprecbent si, sol min s^likeit aller
meist ligen, diu aller edelst ist. nü ist der wille vil edeler
denne das verstentnisse, wand er ist frier, wand man mag
den willen niht twingen unde twiuget das verstentnisse wol,
unde man twinget es mit der kraft starker, wärer argu-
ment, das es der wärheit glouben muos. ouch ist der wille
ein künig über das verstentnisse und über alle die andern
krefle unde gebiutet in unde si müefsent gehorsam sin ime ''),
aber er ist niemanne undertinig. so sprecbent, (hL 41'*)
aber dise har wider, das dar umbe min s^Iikeit m^ lige an
bekentnisse gottes denne an minne , wände bekennen ist ein
werk des verstentnisses ^) , das da ist ein edeler kraft dan
der wille. unde das bew^rent si also, ein ieglich sache ist
edeler dan das si Sachet nd ist bekennen ein sache der
minne, wand ich mag niht minnen, ich habe es denne vor
bekennet, aber das gene sprecbent, das der wille frier si
danne das verstentnisse, dar zuo sprecbent dise, und ist w&r,
25) chore 26) wifde 27) in nie 28) verstentnisse
448, PREDIGTEN UND TRACTATE
das der wille alle sine friheit habe von dem versteninisse,
als er sinen gegenwurf hat von ime, wand des willen gegen-
wurf ist bekant guot. aber das gene fürbas sprechent, das
man das verstentnisse twingen müge, dar zuo sprechent dise,
das man das verstentnisse niht twingen mag, ndwent mit
einer lüterer wärheit, und das ist ein fri betwang. als mag
(man) ouch, sprechent (si), den willen twingen mit eime Id-
teren guote, wand das muos er^^> von ndt wellen, aber
das ist niht eigenlich ein betwang, m^r es ist ein friheit oder
ein fri betwang. fürbas s6 bew^rent si das selbe also, an
dem werke lit m^ miner s^likeit, mit dem ich got bldslicber
nime. nu nimet das verstentnisse got bldslicber dan der
wille, wanl das verstentnisse nimet got als er ein luter we-
sen ist, aber der wille nimet in als er ein guot ist. nü so
man gottes güete und allin ding abe leit, s6 lAt man (bL 42*)
im alleine das, das er ein luter wesen si. dar umbe ouch
wer in alsus begrifet, (begrifet; in aller luterlichest. aber
war umbe man, s6 man gölte alliu ding abe leit, ime das
alleine läfse, das wil ich bar nach sagen, ieweder sit sint
noch^^) vil rede, mit den iewedere bew^rent iren wAn, die
ich uu zuo male niht sagen mag.
Aber das sprich ich: wele argument under disen m£
twingen, des enruoche ich nü niht m6r. dis ist wAr, das
das Jungeste miner Seligkeit lit an minnende. wand minne,
als ir selber wol wifsent, gät nach dem bekentnisse, und an
eime ieglichen werke , das niht abnemende ist , das jongeste
ist das voUekomenste. mö, dem willen beeret zuo, das er
got ueme in einer wise eines jungesten endes, wand das ende
hat sich in einer wise eines obersten guotes unde des willen
gegenwurf ist guot, unde dis beeret nit zuo dem verstent-
nisse. darumbe das jungeste miner sßlikeit lit an minnende.
m^ in der wärheit mich dunket, das (es) m6 vereine denae
verstän. wand wie das si , das wir dort süUen '') vorstAn
Ane alle gelichnisse sunder mittel, doch alse verre es an den
verstentnisse ist s6 genüeget ime mit eime bilde des dinges,
das er verstAn sol. aber der minnen gnüeget mit dekeime
bilde, mör si wil sich alzemAle vereinen dem, das si minnet,
also das si niemer geruowet, si vereine sich alzemAle ime.
29) es 30) nach 31) sallent
DBDTSCHBB MYSTKEIL JLi
von überflärsekeit der sfilikeit dirre Lrefte gesebihet ein iogss
in die nideren krefte unde den lip, also das (bi. 42^/ der lip
wirt untoetlich unde behende unde sibenwarbe klirer dan dia
sunne. hie von wil ich nA niht mk sagen.
Lop Qii 6re si dem geseit, den dft al himelliseh her an
kaffet an allen urdruz, minnet mit einer Aweklichen brinnen«
der begerunge unde lobet an ende, und ich bit iucli aber
und aber, das ir (in) minnet von allem iuwerem herzen und
aHin iuwer werk ordenent zuo sinem lobe, wand wtrlieh eHf
ist es wirdig. amen.
IV.
Min sftUkeit wirt ouch dar an^) ligende, das ich wirde*)
trettende in ein gemeinschaft der Ewigen geburt und wirde
in etlicher wise gewinnende einen gemeinen sun mit dem
Ewigen vatter und eine gemeine minne mit ime. und das fr
das verstandent, so merkent. man Mget, ob die seligen in
der Ewigen sölikeit got bekennende ein wort von ime spro»
chen oder niht, und entwürtent die meister und sprechenl
ja. wand eime ieglichen vollekomenen bekennende oder ver-
stdnne volget nach ein wort sprechen, aber die seligen die
bekennent got voUekomenliche , wie das si, das si in niht
begrifent. dar umbe s6 müefsent (si) von ime ein worl
sprechen, und dis wort sprechent si, das es niht mag nnder-
scheiden sin von götlichem wesenne. wand das wort das
min verstentnisse sprichet von dem dinge, das es versttt,
in dem wirt ime geoffenbäret oder es offenbaret des dinges
näture das es (bl. 43') verst^t in ime selber vil bas, dan si
ime Ane wort geoffenbiret möhte werden, aber niht mag
götlich wesen dem verstentnisse der seligen bas geoffenbAret
(werden), dan es sich selber offenbaret, dl von sA enmü*
gent si ouch dekein wort sprechen von götlichem wesenne,
das underscheiden si von götlichem wesen« rehte zuo glicher
wis, alsA s6 man frAget, ob die sAligen götlich wesen be-
kennen *) mit im selber Ane mittel, oder ob sie es bekennen
mit mittele oder bilde, sA entwürtet man und sprichet, das
die sAligen bekennent götlich wesen mit im selber An al
bilde oder mittel, und nnder^) anderen Sachen sA git man
1) an fehlt. %) warde 3) bekennent 4) andere
Z. F. D. A. Vlll. 29
450 PREDIGTEN UND TRAGTATE
des zwd Sachen, diu eine sache ist, das min verstentnisse
bilde bedarf dar zuo, das es etslich ding verstände, das kä-
met da von , wand das ding mit ime selber dem verstent-
nisse niht gegenwertig mag sin, da von sd muos es ime ge-
genwertig sin mit sime bilde oder mit sime glichnisse, wand
dar zuo das es verstanden werde so hoeret von n6t, das es
dem verstentnisse gegenwertig si in etlicher wise. möhte
es aber dem verstentnisse mit im selber gegenwertig sin, vil
bas wurde es verslanden mit im selber dan mit dem bilde,
nü mag götlicb wesen dem verstentnisse vil näher mit im
selber sin dan dekein bilde im sin möhte , ja dan das ver-
stentnisse im selber si, und da von mag es (bL 43^) mit im
selber bekant werden Ane alles bilde, als da von euch ist
geseit. diu ander sache ist: ein ieglich bilde, da mit ein
ding verstanden wirt, das ist vil einvaltiger dan das ding
llt des bilde es ist, also das des obersten engeis bilde , das
Ak ist in dem verstentnisse des nidersten engeis, da mit
der nidersle engel den obersten verst^t, das ist einvaltiger
dan der oberste engel. nu mag niht einvaltiger sin dan got.
da von ist niht mügelich, das man habe dekein bilde , mit
dem man in eigentlich verstände, da von sol er eigenlich
und voUekomenlich verstanden werden von den seligen, das
muos geschehen äne bilde, zuo glicher wis s6 sprich ich:
götlicb wesen mag nieman bas offenbaren dem") verstent-
nisse danne es sich selber, da von mag ouch nieman seli-
ger von götlichem wesenne sprechen ein wort, das ander-
scheiden si von götlichem wesenne, dan die sWgen. die
müefsent von götlichem wesenne sprechen ein wort, wände
si verstaut es voUekomenliche, wie das si das si es niht be-
grifent. unt dis wort mag niht andei s sin den götlich we.
sen, durch der Sachen willen, die geseit sint.
Nu danne die seligen werdent trottende eteslicher mtrse
mit dem himelschen vatter in. ein 6wig wort sprechen, dft sd
ist das wort , das wir sprechende werden *) , niht ein wort
persdnlich, noch ist niht ein persöne in ordenunge {bL 44*)
zno unserme verstentnisse, m£r es ist ein weselich wort,
noch enist noch enmag heifsen «in sun in ordenunge zno nn-
serm verstentnisse, wand es enfliufset niht von unserm ver-
5) deo 6) werdent
DBDTSGHBR MYSTKBIL 4H
stentnisse noch eoist im nibt gelich an der nAtAre noeh «n^;^
hdt anderre dinge nibt, die ze wftrer sonescbaft hcn^nt ia
ordenange zuo unserm verstentnisse. sin werden! oacb ge-
winnende ettelicber m&fse ein gemeine ninne mit dem himel-
scben vatter, wand der bimelsehe vatter minnet sinen sua
unt wirt von im geminnet mit einer unm^fsiger minne. alsA
wirt der sMigen minne ettelicber mAfse unm^faig, wand, ab
anderswA geseit ist, minne ist nibt anders denne ein nei-
gunge, diu da nftcb volget einer formen, diu in dem ver-
stentnisse enpfangen ist. nu din forme oder das bilde, das
iä enpfangen ist in dem verstentnisse der seligen, das ist
diu formeldse unm^fsige forme oder das ungebildete bilde, das
da bekant wirt ine alle bilde götlicb wesen, und das ist an«
m^fsig. dar umbe diu minne oder neigunge, diu dft volget
näcb der formen, diu mag nibt wol m^lsig sin , es ^ danne
des scbult, das siu enpf&bet das das m^fsig ist. lit bar tk
iut Wollust? jft solicbe, das si dekein gedank nocb wort
noch verstentnisse gemefsen mag. wand alse gristliehiu ding
edeler sint danne liplichiu, als vil ist geistlicher woUust edeler
dan liplicber. nd ist das niderste under den geisten, jA der
bceste tiufel von n&liurlicber edelkeit edeler (bl. 44^) dan
alliu liplichen ding, dar umbe so ist der minsle tropfe geist-
licher Wollust und sunderUngen der die seligen babent von'')
dem herren der herren der geiste, zarter und edeler danne
alle liplicb wollust ; jft alle liplicbin woliust ist ein tr&pbS (?),
ein nibt gegen den minnesten tropfen. m6 diu wollust isl
gros und edel, der dekein urdruz nAch gftt. aller liplicher
wollust gAt urdruz nach, wand liplicb wollust lit an werken
irdischer krefte, die an iren werken mOede werdent: aber
geistlicher wollust gdt dekein urdruz nach , wand siu lit an
werken solicher krefte, die an iren werken niemer muede
werdent, als aller mengelich bevindent an im selber, und ist
von eime unmftfsigen guote, das dekein geschaffen verstent-
nisse oder minne gemefsen mag, und ist nibt in wandelbM-
keit der zit, m^r in dem stillsten, dem nu der Awikeit®), in
das dekein wandelbMkeit dekeines urdrutzen vallen. mt
schouwen wunderlichiu dinf^ und sin bi lieben friunden, das
ist lustlicb. nu werden wir dort ftweklicb ankaffende tin
7) vn 8) ewigekeit
29*
452 PREDIGTEN UND TRACTATE
wunder, das ans niemer voUewundcrn mag mit Ewigem fmn-
derende , wie diu drivaltekeit der persdnen si in einikelt ei-
nes wesennes , und werden *) ouch schouwende wunder an
geisllichen crMturen , das doch allem liplichen wunder unge-
lieh ist, und werden unserm lieben friunde, unserm berren J6su
Kristd, der uns minnet mit einer unm^fsiger (Jbl, 45*) minne,
und den wir werden wider minnende mit einer minne, diu io
etlicher wise unm^fsig ist, näher danne wir uns selber sin *^). di
von so werden wir besitzende soliche wollust, die uuspreche-
lich ist. 4men.
V.
DAS BÜOCH VON DEM GRUNDE ALLER b6sBEIT.
Es si denne, daz das weizenkorn valle in das ertrich
und sterbe, sd bringet es vil Frucht; stirbet es aber nit, sA
kelibet es alleine und äne frucht. unser herre J^sus KrisUis,
des vaters wisheit, hAt disiu wort gesprochen, und in einer
glichnusse hat er gemeinet, das wir fruchtber werden und
volkomen in tugende. wan als6 w^nig das weizenkorn
oder kein ander ding enpMhen mag ein ander forme, es
sterbe denne und entwerde alle ze m&le der forme, die es
iezunt {bL 302'') hat, also w^nig mügen wir ein geleite wer-
den und gecleidet und vereinet mit unserm herren JAsA Krist6
und gezieret mit sinen tugenden , es si denne , das wir al-
zemäle sterben und entwerden uns selber und allen gebresten
und allem dem usgangen, da wir uns selber minnen und
meinen in zit und in ^wikeit. das kan aber nieman ganzlich
getuon, er verstände denne wärhaft in im selber, was mittel
ist zwischen got und im, und wä er sich selber minnet und
meinet und die crMtur und got, das er dar nach im selber
künne üs gän und sterben, wan als vil der mensche sich
selber bekennet, als vil mag er im selber wol us gän und
sich im selber verzihen. wan aber zuo disen ziten sd vil
menschen, die noch den geistlichen schin haut, s6 sche-
delichen an in selber baftent und das ir in allem irem tuen
und län dicke s6 unwilsenlich minnent und meinenl, {bL 302**)
dar umbe s6 wil ich armer unwirdiger mensche gote ze Aren
und allen menschen, die des notdürftig sint, ze einer lAre
9) werdent 10) siot
DEUTSCHER MYTTIKER. 4M
hie elwaz sagen von dem gründe aller b6sheit, dar inne ItLp^
und üz dem entspringet allez mittel zwischen got und des
menschen, swer disen grünt bekennet, der yerst^t uf daz
nsehste, wä er haftet, er merket oucb wol, wenne er tdt-
lich oder täglich sündet. er verstät ouch ]ihtlichen einen
ieglichen menschen, wie vil er mit minne uf sich selben
ist gek^ret oder wie vil er ist ime selber üz gegangen in
allen dingen, er bekennet ouch den grünt, uz dem Lucifer
und sin gesellen sint tiufel worden, und üz dem alle sünde
und gebresten begangen werdent. der mensch bekennet ouch
disen grünt uf daz nsehste, w4 er meinet got oder sich sel-
ber in einem ieglichen tuon und läfsen , swie kleine das ist.
er erkennet ouch wol, wie vil er (bL 303') im selber sol uz
gAn und sterben und was er hat abe zu legende und in wei-
hen gebresten, er haftet lützel oder vil. er erkennet ouch,
wenne ein ieglichiu tugent hat gewurzelt üf daz nsehste. tr
verstät ouch allen gesuoch der nätur und alle üppige betrogen-
hcit und uudanknaemkeit diser weit und aller menschen, dis
grundes ze wifsen waere einem menschen wseger und nützer
wan aller engel vernunit und aller meister kunst und dis
grundes niht verstau, swer disen grünt wil verstau und be-
kennen, der sol sich halten näcb diser l^re. s6 es denne
got wil und in zit dunket, s6 entdecket er den menschen
disen grünt: wan der mensche mag mit keiner Vernunft in
disen grünt komen noch gelangen, got welle in denne dem
menschen von siner gruntldsen güete und erbärmde offenbaren.
Des Ersten sol {bL 303^) der mensche sich flifsen , das
er sine sinnen behüete ze allen ziten, das er niht sehe noch
hoere noch smecke noch versuoche das niht notdürftig si. -^
er sol siner sinne innewendig war nemen, das er dar inne kein
cr^Aturlich bilde läfse wonen, als vil er mag. — er sol ouch
allen zillichen trdst, lust und fröude versmsehen und sol allen
(Tc'Atüren unheimlich sin. — er sol alleine sin als vil er mag,
das er dcste minder gehindert werde von den cr^Aturen. —
er sol im selben ze allen ziten heimlich sin und sich zno im
seibor k^ren und niht vil uz g4n mit den sinnen üf die cr^&-
lüre. — er sol daz liden unsers herren ze allen ziten vor
den ougen siner s^le haben in betrahlunge , in minne , in
meinunge und ouch in uächvolgunge. — er sol sin leben ze
454 PREDIGTEN UND TRACTATE
allen ziten haben gegen dem volkomenen leben unsers her-
ren und sich selber dar inne erspiegeln und schoawen, wie
ungelich {bL ZOV) er dem si, und dem gelich leben in minne
und in meinunge, und swä er sich vindet ungelich sinem
wirdigen exempel in tuon und in län, in minne und in mei-
nnnge , in dieroiietikeit , in gedullikeit , in gehörsam , in ge->
läfsenheit, in luterkeit, in flifse, in ernste, in liden, in ver-
tragende , in eilende , in armuot , in versroaehte nnd in allen
lugenden , dd sol der mensche sich selber diemneticlich nnder
gewerfen und siuen gebresten und sin niht bekennen und soi
von gote diemüeticiich und ernstlich begeren, das er im durch
sine gruntl6sen erbärmde ze hilfe kome, und dar zuo sol der
mensche tuon was er mag, das er allen gebresten absterbe
und dem wirdigen leben unsers herren nach volge als vil er
mag. und ist, das der mensch rehte lebet nach diser vor
geschriben l^re, so offent im got disen grünt s6 es zit ist.
Ein grünt ist in der s^le verborgen und den kennet
nieman für b(Bse und uz dem entspringet alliu bdsheit, {bL 303^)
und er ist abgründig boese, und uz dem gründe wirt «ilio
bdsheit begangen und volbräht. diesen grünt mag nieman
bekennen die wile er eins ist mit im selber und in füeret
in tuon und in läfsen und sich selber minnet und meinet in
geist und in nätur. diser grünt minnet weder got noch crM-
türe, swie die sint, wan umbe sich selber, und anders meinet
er niht swie das si , das er eteswenne zöiget, das er meine
got oder sinen nächsten, und daz ist grontlös valsch und
ist iederman von dem andern ddmite betrogen über alle
mäfse. der grünt wil guot sin über alle m^Tse und wol getün
hän und tuon in allen dingen und ouch Ak für gehebt wer-
den, umb keine bdsheit weifs er niht. er lidet ouch niht,
das in ieman für böse habe oder iii drücke, verkleine oder
vemihte, und so er ie besser ist, so er ie befser wil sin und
sich aller tugent und alles guotes ie md an nimt. (bL 304*)
das wirt da mit bewiset, so er eine kleine tngent oder ein
unahtbaer werk getuot, er wil baz und md haben getan und
glörieret und rüemet m£ dar abe an im selber und gegen
den menschen , denne ob er an andern menschen ssehe alle
die tugent und guotin werk, die er ie getel. swenne er
ouch eine tugent gewirket, so wil diser grünt so vil und s6
DEUTSCHER MYSTIKER. 4S5
wol haben geUn , swie er joch nie gnot getete , das er umk
keine sine böshett niuts weifs. und denoe gevellet der mensoh
im selber s6 wol, das er waenet vil haben, 86 er niatzil hAt
noch ist. diser grünt wil joch alle tugent und guotin werk
von im selber haben getAn und in keine wise von gote ha*
ben und er ringet doch ze allen ziten wider alle tugent und
begert volbringen alles übel, wan s6 du eine tugent htet
getan und der grünt die tugent besitzet, als ob er si selber
volbräbt habe, und s6 er vil lihte iezunt dar inne (bL 304)
gl^rieret und im selber wol gevallet in sinem tuon und lACsen,
zehant stöfset er sich umbe in dem, des er sich hAt ange-
nomen, ob er eht mag über krefte gewinnen, wand er minnel
keine tugende noch guotin werk, alleine das er sin ere wil
haben, das er die tugent volbringe und gewü'rket habe, di-
ser grünt rüemet sich dicke an tuon und an lATsen und wil
sA vil dar inne sin: und swer es reht ane sa;he, s6 w»re
es alles valsch und unganz. als6 so der mensche glichsende
und schinende tugende tuot, die m6 sünde und gebresten sini
deune tugende, sd wil dannoch der valsche grünt haben wol
getan, und der im dar inne geloubte, er glörierte und be-
sxfse sich selber dar inne als vaste als in grAfsen. tugenden
und waere trunken sin selbes.
NA merk einen bcesen list, der verborgen lit in disem
gründe, swenne du mit gotes kraft eine tugent volbringest
oder disen grünt in etlichen gebresten drückest, (bL 304**)
es si in welhem sinne, in zorne, in hafse oder in andern
Untugenden, zehant wil er das hAn getAn iftid mag er das-
selbe stdfsen , er tuot es zestunt : wan er ringet ze allen
ziten wider aller tugent und drücke sin selbes, und kan er
aber keins anders, sd sprichet er (ist, das er zürnet, haGseC
oder swie er dich überwindet) 'ez tuot mir not' oder 'ander
tuont es ouch' oder 'ich tet ez niht in sollicher meinunge.'
und alsd, swie es gAt, sd wil der grünt urteilen und rihten
alle menschen umb ir gebresten oder dicke umb ir iu guotin
werk und dunket iu niht, daz ieman si oder tüege als er sol.
und das ist des schult, das der grünt niht siner bösheit noch
gebresten weis , und daz er joch niht an siht und bekennet,
das ander menschen den selben gebresten hAnt, von welhem
sinne das si der grünt aller bösheit rüerent und ouch dA mit
456 PREDIGTEN UND TRAGTATE
überladen sint. und diser gruot wirt (bl. 304^) dicke ge-
pinget von anderr menseben tuon und lAn und bricbet das
und vallet so groblicben üf ander menscben gebreslen, ze
glicber wise als ob er keinen gebresten welle oder möge oder
ie getsete. und doch weder minnet nocb meinet noch ist es
anders niht denne abgründigiu b6sheit, und doch weifs er
nibt von keiner siner bdsheit. das merke da bi.
Swenne du ieman sihest zitliches gebresten tuon, das be-
ribtest du und verdriufset dich relile als ob du got $6 lieb ha-
best, das du nibt vermügest das wider im si. swer aber dich
keines gebresten zige , du kündest dich wol bebelfen und
möblest es niht erliden, swie du manig übel begangen ha-
best ; wan du mabt keines Übels gezigen werden , wser es
dir bekant, du sigest sin groeslichen schuldig, nu merke,
swenne diser grünt niht weifs von siner eigener bdsheit und
wil denne sin gruntlds guot (bl. 305*), iä von kumt, das
iegliches des andern gebresten rüeret, hafset und beredet und
s& hertecliche bestrafet, als ob wir selber niht weilen nocb
vermügen keinen gebresten. waer uns aber rebte und be-
kenten wir unsern minsten gebresten und sünde , wir ver-
gaefsen aller menschen gebresten, wie grdfs die joch waeren,
und nsemen alleine unser selbes war, wie wir uns abe ge-
leiten, da wir uns funden in schulden und sünden stäo. der
mensche berihtet dicke einen andern umb einen gebresten und
vallet uf in mit gr6fser herlikeit umb eine mifsetät, da mit
er m6 unzallich besefsen ist und überladen denne der, den
er dar umbe berihtet. das ist alles das , das wir unser eig-
nin bdsheit niht bekennen, diser grünt hat kein aht uf
Sünde und schetzet ir euch für niuts und da gebristet im
doch über alle wise an von unsäglicher blintheit, das er niht
weis, was sünde ist und wie nngelich mittel si machet
zwischen got und der sdle. wan bekante ich, was das an
im selber waere, dar umbe das dwige leben tot ist, min
herze möhte i& von brechen: owd, sd taete ich niht als6
lihteclichen sünde.
Diser grünt wil in allem siuem tuon und län gesehen
sin und geahtet werden und guot gehebt in allen dingen
werden und anders minnet noch meinet er niuts in zit nocb
in dwikeit und des volbringet er in manige wise. der mensche
DEUTSCHER MYSTIKER. 467
schuldiget dicke sich selber, oiht das er gebresihaft werde
gehabt, m^ das er desle befser werde geaht, und das wirt
bewiset an zweio dingen, das ein ist: swer die gebrestea
von im gelouble, er gaebe sich ir niht schuldig, das ander
ist : würde er von ieman andern geschuldiget oder gedrücket
oder umb keinen gebresten gestrilfet , er behulfe sich zehant
und möhte das niht geliden. der mensche tuot dicke snoedia
und demiietigiu {bL 305*") werk, niht üs wärer diemüetikeit
noch umbe die tugende, ni6 das er diemüetig und sin sei*
bes unahtsam werde gesehen und gehebt, der mensch bit
ouch dicke senftiu wort und gebaerde, zubt und wandel, di
er niht anders inne meinet, denne wie er es niht bekenne,
denne er wil guot schinen und dA für gehebt werden, disem
valschen gründe ist alliu arbeit und diu aller swsersten ding
ze tuonde oder ze läfsen lihte und geringe, dar inne und dA
mit er mag enpfähen zillich lop und ruom. und wan er in
allen dingen doch niht meinet wan sich selber, sd ist im
als6 pinlich nihts durch got oder nihts durch anders ze tuonde
oder ze läfsen , denne ob im 6wiclichen dar um niutes solte
antwurlen.
Nu wil ich für bas sprechen , wä bi man einen boesen
grünt solle erkennen, wan der grünt in allen menschen ge-
lich ist, s6 ist doch ein mensche swserlicher da mit besefsen
denne der ander, und dar umbe tuot ein (bL 305**) mensche
mö Sünde denne der ander, einen boesen grünt sol man be-
kennen in disen stücken und gebresten.
Das ßrsle : in sneller bewegunge ze liebe oder ze leide
(wand das bezeichent einen unstsßten menschen) ; in grdfser
lukhvart (wan diz ist diu würze des grundes aller bösheit);
in (rurigkeit von kleiner rüerunge und drnckunge , swie dia
ist; den anvang der dinge ze wifsende oder ze verstände,
diu dem menschen unbckant sind , als6 etelicbe menschen
sint, s6 die boerent sagen diu ding, diu si dannoch nikt
verslAnt noch merkent, s6 redent si dar zuo, also si ez ze
gründe verstücnden und wcsten (wer joch sich selber be*
hilfet in allen dingen, swä man in strafet oder im zuo spri-
chet , er habe reht oder unreht , und sich selben in keinem^
dinge lät undergän, der ist vasle mit disem besefsen) ; in hö-
her wegunge und schatzunge kleiner tugende und werke, alsd
458 PREDIGTEN UND TRACTATE
eleliche {bL 306*) menschen sint, swie kleine si ein werk
getuont, s6 wifsent si niht, wie sie es sullen genuog gelo-
ben und vor den Hüten geprisen und geschetzen. und dise
menschen bekennent niht, war uz diz entspringet, wan von
weilensin sint si geblendet und si maohent üz kleinen dingen
vil und waenent, diu ding sien als in der grünt zeiget; ond
dise menschen setzent sich selber für ander, die in ungelich
sint, und si waenent dicke die richesten sin liplich und geist-
lich, s6 si niut sint, und dar umbe waere in n6t, das si ir
selber war nsemen. wan die menschen, den reht ist, die
haltent niht von im selber noch von irem tuon und län and
dünken t sich selber keines guotes wirdig in zit noch in ^wi-
keit. aber dise besefsen gründe wifsent niht, wie si sich
selber mit allen iren gebresten und bdsheit gnuog sullen boe-
hen gegen got und gegen den cr^äturen. und wan {bL 306^)
disen menschen ir tuon und ir län alsd wol gevallet und Ak
von s6 vil haltent, dar umbe dunket si, das in got vil schul-
dig si durch iriu werk und daz er in vil solte tuon und ge-
ben umb iriu valschiu, unganziu werk, dar inne si doch got
weder minnent noch meinent. wan die wile den menschen
dunkel, daz im got ihtes solte umbe sine arbeit tuon und
\kn^ sd er keine widerlegunge siner werke nach rehte ge-
minnet. doch sweihe menschen vil bile babent, ez si von
zom , hafse , unkiuscheit oder von andern gebrestenlichen
dingen oder ander menschen wil in im selber rihten, ur-
teilen und verlüemen und im niemannes tuon noch \kn wol
gevallet und alliu ding in das boeste kftret, ez si tugent oder
gebreste , das bezöiget alles eines boesen grundes. swer niht
von Ewigen dingen geloubet und im von gote niht smacket,
swer keinen begirlichen dingen (bl, 306"") wil widerstAn und
allen lust in der Ersten bewegunge volbringet und unfestragt (?)
und herle und lawe und verdrofs^en ist ze widerstände der
Sünde und ze volbringende die tugende , das bezeichent einen
boesen grünt, diser grünt ist alliu bdsheit und wil doch
gruntlös guot sin. er gät naht und tag in dem menschen
iif als ein her brimmende, wie er sich groefse und hoehe in
tuon und in län über iederman; und in dunket niht, wie
iemen nihtes si denne er alleine, dar umbe drucket er und
vertüemet iederman. und hier umbe swer diss grundes niht
DEDTSCHER MYSTIKER. 4M
war niint, der toBtet den menschen, so er weenei vasie stls
und waenet es gange im wol. der ime geloset, er hAi ib
balde underwiset, daz er wsenet mft haben denne er immer
gewinnet, und daz er wsenet vil tugende haben nndmännek*
lieb übertreffen, wan diser grünt wil mft sin denne iemaa
von im gesagen kan, nnd anders {bL 306*^) bdt er doch niht
wellen sin und dar nmbe tuot er jocb alle bdsbeit, daz er
des niht verliere, und suochet alweg, wie er daz behebe,
disem gründe tuont onch alle drucke und verkleinunge wA.
was in indert drucket mit worten oder mit werken, daz haÜMt
er, Ak zürnet er, da behilfet er sich selber, wan er wil ia
allen dingen guot sin und gehebt werden, als6 da bi kunt
ist. der mensche Uuget dicke, daz er sine lüge da mite be-
decke und daz er wärhaft werde gehebt, der mensche' giil
lichsndt dicke und tuot manig valscb, daz er gereht und fpnk
werde gehebt, und alsd tuot der mensch manige bösbeit, das
er sich guot bewise. diser grünt suochet sinen lust swie w
mag und ahtet niht äf kleine sünde oder daz ieman schade
oder nütze si oder daz gereht oder ungereht si. da merke,
duz diser grünt (bL 307'; sich selber alleine minnet und we-
der got noch die tugend umb einen punclen niht an sibt io
sinem gesuoche. diz wirt da mit bewseret. swaz der mensche
tugende sol volbringen, dar zuo muoz er sich selber mit
grdfser arbeit twingen und wider disen grünt ellenklichen
tuen, und noc*h denne besitzet er disen grünt, als obe er die
tugende si selber und si volbringe , swie im doch tugende
widerwertig sien. diser grünt kan joch behelfen und müg-
iicheit vinden zuo allen dingen, diu im behaglich sint. was
im joch widerwertig ist, swie guot es doch si, er kan es
wol glasieren, daz es afe miden si. da merke, daz er ie
das sine suochet in allen dingen und niht anders.
Diser grünt hat joch vil menschen als6 besefsen , so in
kein widerwertikeit zuo vallet von gote oder von den crtä-
tdren, es si armuot, eilende, smächeit, liden, schade, strftfe,
siechtage {bl, 307^) oder swie si gerüeret werden, so werent
si sich so grdzlichen und gewinnent ein so bitter herze und
werdent s6 zornig und sA freislich, daz si niht wifsent, wie
schalklich si es bewisen sullent, und die menschen sint sA
gar überladen mit dem gründe aller bdsheit, daz in ein klein
460 PREDIGTEN UND TRACTATE
druk wirser tnol denoe andern menschen siege oder wunden
tuont. und dise menschen sint unlidig und ungeduldig in
aller widerwertikeit und mügent w^nig undergän gegen gote
und gegen den cr^ätüren. si mügent ouch uibt liden, daz
si leman strafe oder l^re, wan si wellent über ander men-
schen sin, und ist doch ein gr6fsiu blinlheit. die sint in dem
gründe, daz im ein ding wol gevallet , daz ander übel , nnd
daz er das ein hin setzet, das ander her und dräife oder uf,
das ander (bl. SO?"") abe, und daz ist alles valscb und un-
gereht, wan diser grünt rihtet kein ding als es an im selber
ist, m^ swaz in fördert und hoehert, daz lobet er und min-
net es, aber swaz in drücket und nidret, daz scbiltet er and
hafset das guot ist. diser grünt ist vol valscher behelfe und
ist grantlds, wan swie der mensche tuot oder swaz er an
grffet, es si guot oder bcese, ganz oder unganz, gerebt oder
ungereht, so kau ers alles im selbe in daz beste kftren ; aber
andern k^ret ers alles in das boeste. als6 der mensche ete-
swenne sinen gebresten wil an sehen , zehant behilfet sich
der grünt also, 'ander menschen hänt ouch gebresten und da
hast doch die tugent und dise getan und bist niht als vil
menschen sint und dir ist niht als w6 als6 du wsenest und
t^te ungerner gebresten als ander menschen,' und als6 be-
hilfet und troeslet sich selber {bL 307^) der valsche grünt,
da doch kein tr6st ist. dar umbe swä dich diser valsche
grünt wiset ab gruntldser vernihtunge und verläfsunge din
selbes, sd mürdet er dich s6 dus niht weist, wan er ahtet
niht, daz du niht \iksi. s6 eht er im selber einen guten w4n
mag geschöpfen und gegen den liulen gröfs und wirdig schi-
ncn, das minnet er für got und für alle tugent. nsemist du
ouch diss grundes niht war, er verzerle alliu diniu werk,
wan swaz er tuot oder lät, dar inne suochet er niht anders
denne schinen und gesehen werden von gotte oder von den
cr^üturen. er scbiltet sich selber, daz er gelobt werde; er
schuldiget sich selber, daz er unschuldig gehebt werde; er
dieinütiget sich selber, daz er geboehet werde; er bewiset
gedultikeit, scnftikeit, minnesamkeit , maefsekeit , schcene ge-
bafrde und wandel und alle tugent, allez dar umbe daz er
gelobet und (bl, 308) wirdig und gr6fs geschetzet werde von
den liulen. und anders minnet noch meinet noch begert er
DEUTSCHER MYSTIKER. 4M
niuts iD allem sinem tuon und läfseo. wan diser grünt weib
iiiht von siner bösheit, diu er selber ist: dar umbe dunkel
in alweg, man tuo im unrcbt, sw4 er gesträfet wirt oder ge-
drücket oder so im liden zuo vallet , und dar umbe wil er
in allen dingen relil hän und guot sin. in dunket ie, daz
er nihts liden suUe oder nihls schuldig si ze tuonde oder ze
lalsen. in dunket niht, daz er ie unreht get^ete : wan er
wil, kurzlich geseit, nihles sin denne gruntl6s guot und ik
für gehebt und gesehen werden, swenne diser grünt bewe-
get und entsetzet wirt, tuost du im niht ze gevallen, und
twinget und drückest in, er rihtet sich sd griulich in dir üf
mit zoru, hafse, mit intrenken , mit freislicheit und mit boe-
sen bilden und gedenken, daz du denne einem riffiAn gelieber
(bl. 308^) wirdest inwendig denne einem geistlichen mUlik
sehen, dd vergifset du denne gotes und aller triuwe vtf
minne, die er dir ie erzeigte, und aller tugent und alles guo-
ten willen und fürsatzes und aller geistlichen zühte. ach,
wie künde es aber der valsche grünt sd wol berihten und
corrigieren , sa;he er ander menschen sollichen gebresten be*
wisen von innäu oder von ulsnan : s6 viele er uf si mit sol-
lichem halse und nächrede, als ob er es selber niht vermöhte.
Dar umbe bedarf der mensche, daz er diss grundes war
neme , die wile er in dem zite ist , und zuo allen ziten
twiuge und drücke und im abe sterbe in allen sinem ge*
suoche. wan swie vil diser grünt gedrücket wirt, s6 ver-
dirbet er doch niht ze gründe, die wile wir in dem zite sin,
wan nieman mag disem gründe in disen ziten ganzlichen ab
gesterben, wie vil doch der mensche im selber (öL SOS'') ufs
gät oder üfs gegangen bat, wan der grünt stät in uns üf ze
allen ziten mit minne und mit meinunge sin selbes in allen
dingen, wan sw4 er in einem gedrücket wirt oder des sinne
verliuset, s6 suochet er einen andern, wan sd im under-
zogen werden zitlichiu ding und in das sine dar inne niht
lät nemen, s6 henket er sich an dwigiu ding und besitzet
sich selber dar inne als in den zitlichen dingen, wan s6 er
dise bdsheit niht mag volbringen, s6 besitzet er die lugent
mit eigenscbaft und wil denne die gewürket hän und dunket
sich selber denne gar heilig sin, und das bewiset er denne
mit Wandel und mit gebaerden und mit grüefsen und er wil
402 PREDIGTEN UND TRACTATE
deoDe daz man io für einen guoten menseben habe, ond «wer
in denne umbe dekeinen gebresten strl^fte oder in gebresihaft
bete, das möbte er in keinen' weg {bL 308^) geliden noch
vertragen, wan er wil nocb denne gröfs gruntlds guot sin
in iiswürkunge siner bdsbeit. dar umbe ist nibt unbiilich,
daz er guot wil sin und gebebt werden in volbringunge der
tugende, die docb nibt wiirket, wan er zuo allen ziten vihtel
wider alle tugent. sd er aber muofs undergAn, daz diu ta-
gent volbräbt werde, sd nimet er sieb ir doch an, ab ob er
si selber volbringe, und wil denne dar inne gesehen und ge-
hebt werden, daz aber der mensche von im selber und von
disem gründe nibt si nocb vermüge denne gebresten und bds-
beit, daz merke da bi. sol der mensche ein diemtietig werk
Inon oder einer kleinen sacbe undergän oder ein gednltikeit
oder sanftmüetikeit bewisen oder sol er beten, vasten, wachen
oder sinem nächsten minne erzeigen mit wise, 16re oder Hi
oder bilfe, oder sol er sich kiuschlichen {bl. 309*) und lAter-
lichen halten oder wele tugent er sol neben, dar zuo s6
muofs er alzemäle wider sich selben tuen, solte er aber
zürnen, bafsen, berihten ander menschen, oder hdchvart, an-
liiterkeit, IrAkeit oder ander gebresten üeben, dar zao hkt er
gröfse müglicbeit, wan er ist diu bösheit selber.
Doch s6 der mensche disem gründe ie na;her ab gestir-
bet, s6 er im ie bas bekant wirt, und sA er in ie bas be-
kennet und merket in sinem gründe, sA der grünt ie sub-
tillicber und klein füeglicber suochet in allen dingen, wan «6
er in groben wirt verstanden und s6 er das sin dar inne
nibt kan gesuochen, s6 biutet er sich selber dar s6 beben-
declichen und subtillichen, daz im das sine volge und er nibt
undergange, daz dicke der mensche waenet wol dar an sin
und daz in dunket, daz er got lAlerlichen meine in allen
dingen, s6 er got bi allen sinen tagen einen ougenblik
{bl. 309^) nie hAt gemeinet, da merke, wie diser grünt das
sine in allen dingen suochet und meinet, daz also vil men-
schen sint, die Ak wsenent, das si in selber sien äsgegangen,
die noch einen trit ufser in selben nie kämen und noch sich sel-
ber in allem irem tuon und Mn [sich selber] minnent und mei-
nent. disiu blinlheit und disin unbekantnis kumt alliu ds disem
boesen gründe, der üf sich selber alleine gek^ret und geneigei
DEUTSCHER MYSTIKER. 463
isl. dar umbe, sol der mensche disem gründe sterben, s6 maofs
er im selber uz gäu in allen dingen und war nemen, wä er
sich selben minne und meine in tuon und in län, in lust, in
enthalt, in ^re, in zarlheit, in efsen , in trinken , in ruowe,
in geiuach des libes, von üfsen, in lügenden, in welem tuon
und getän-hän , in geistlichem Irdste , in süTsikeit , in erhoe-
hunge, in angesiht, in vernufl, in begerunge, in widerlegunge
siner werk : {bl. SQQ"") dA sol der mensche im selber sterben
und alzemale usgän und lernen got alleine minnen und mei-
nen in allen dingen.
Nu niöhte ein mensche sprechen 'sol ich in allem minem
tuon und län und in allen dingen alleine das mine suochen
und mich q^einen , wie kan ich denne got minnen und mei-
nen?' dä^ zuo sprich ich: kanst und wilt du dich gole
läfsen in allen dingen, er sol dich wol dar zuo bringen, daz
du in wirdest luterlichen minnen und meinen, wan sd dir
got euziuhet alle süefsikeit und allen liplichen und geistlichen
Irdst, und s6 dich dunket, daz allez din tuon und läfsen
gölte ungena*me si und unganz und kleines Idnes wert si,
und du warnest, daz dir dar umbe nibles antwurlen sol in
zit und in ^wikeit, und sich dunket, daz du der boesle mensche
siest, der in zit ist, und daz dich got und alle crMlure sul-
len vertüemen {bl. 309*^) und hafsen und dir alle tugende
widerwerlig werdent ze tuonde und swaere: da merke, daz
er sich in allen dingen minnet und meinet und niht anders,
swenne nu der arme mensche als6 eilende und arm wirt und
geüüfsen (als in dunket) von gölte und von allen cr^äluren,
künde er sich denne geliden und sich gölte diemüeticlichen
geläfsen und sich an in ergeben und bekennen sineu gebreslen
und daz er von im selber niht enist noch vermag denne
sünde unde bösheil, und daz er ik zuo die lugenl üebte und
volbra'hle und alle minne worhle und von siner armuot we-
gen die lugent niht abe liefse, so brachte in got zehant dar
zuo, daz er in wurde lälcrüchen minnen und meinen und
sich sin selbes verzihen. dar umbe sd wifsest daz für war,
alle die wile du daz dine in keinen dingen suochest, minnest
oder meinest in zit oder in ^wikeit und {bl, 310*) die wile
dich dunket, daz dir gol ihtes solle tuon oder geben umbe
kein din werk, und die wile du niht mahl geliden, daz man
464 ALBERTUS SGOLASTIGDS.
dich habe als du bist (daz ist niht denne gruDtlös boese),
und die wile du ieman umbe sineii gebresten hafsest, ver-
tüemcst oder berihtest, und die wile du got niht minnest in
hertikeit als in süefsikeil und in armuot als in riclitooni,
und die wile du von dir selber und den kleinen dingen, dim
verstau tuon oder län, ihtes m^ hallest denne von einem der
niht verstAt tuot oder lät, sd wart dir nie reht und wurde
dir selber diser grünt nie bekant.
Das uns diser grünt als6 bekant werde und im s6 gänz-
lichen ab sterben, daz wir gol werden lüterlichen und volkomen-
liehen loben, minncn und meinen, des helfe uns das ftwige le-
ben, got der vater und der sun und der heilig geist. amen.
ALBERTUS SCOLASTICüS. i^
(zu s. 397.)
Unser Albrecht ist nun in Urkunden aufgefunden, ich hatte
mich nach Rudolstadt an Hesse, den gelehrtesten kenner der
älteren thüringischen geschichte, nicht vergebens gewandt,
der Jechaburger Albertus erscheint zuerst in einem documeni
von 1217, welches in dem allen jechaburgischen copialbuche
die aufschrift hat : priuilegium de jure parochiali custorie in
Jecheburg ac capelle in villa Stoghusen dalum per (Sigebo-
tonem) episcopum ecciesie hauelbergensis , nebst andern zeu-
gen in folgender Ordnung: Burchardus ibidem (in Jechaburg)
prepositus. Fredericus decanus. Albertus scolasticus. Thiet-
marus custos. Wernberus, Hildebrandus et Wemherus ca-
nonici. Bernardus sacerdos. Absolon subdiaconus. capel-
lani nostri. milites de Sundershusen. Hartungus scultetus.
Witego. Bobo. W. . terus (Walterus.) acta sunt hec anno
dominice incamacionis m** cc° xv!!*".
Dann in einer Walkenriedcr Urkunde von 1218: Bur-
chardus Dei gratia praepositus Ikeburgensis notum facit, qnod
Sifridus Mogunt. arcbiepiscopus Friderico abbati ... in
Walkenrith talem dispensationis gratiam dignatus est im-
pertiri, ut in parrochiis scilicet Megenstede et Guncerode et
in capellis suis in Olstedc et novali, pastores locare valeant,
qui salvo diocesani et archidiacoui jure stipendio gaudeant
honeslo et ipsa ecclesia residuis proventibus potiatur • • •
ALBERTUS SGOLASTIGDS. 465
Hujas rei testes sunt: Almaras majoris ecclesiae haluersta-
densis canouicus et saneti Pauli prepositus. Albertus cano-
nicus ibidem et prepositus in Torsalo. Richardus ibidem ca-
DonicQfi. magister Henricus vicarius episcopi. Otto vicarius.
Dudo plebanus in Bolkenstede. Wigaodus sacerdos in Or-
den. Henricus decanus de Icheburg et concanonicus ejus Hilde-
brandus. Albertus scolasticus. Conradus. Wernerus. acta
sunt bec anno domini m" cc" xviii". datum Haluerstad.
Jetzt darf auch noch aus einer schon bei Würdtwein
a. a. 0. pag. 119 unter lx gedruckten Jechaburger Urkunde
späterer zeit, nemlich des j. 1251, die angäbe der zeugen
hergenommen werden: hujus rei testes sunt Ernestus deca-
nus, Albertos scolasticus, Ludewicus de Kocstete , Cunradus
de Slatheim etc.
Man hätte die wähl in der Urkunde von 1218 zwischen
Albertus canonicus und Albertus scolasticus. die statuta
jechaburgensia vom j. 1372 handeln, was ich gleichfalls Hes-
ses gütiger miltheilung verdanke, art. 16 und 22 von den
Verrichtungen des scholasticus : item decanus de amministra-
lione eure animarum imponenda canonici! et vicariis diligenter
inlendat. scholasticus de scolarum magistro in expensis pro-
curando, literis capituli conficiendis et scribendis , et ut in
organis diebus festivis solenniter decantetur procuret. item
nullus eligatur in decanum vel recipiatur scolasticum aut
cantorem ecclesie, nisi sit de gremio ecclesie et actualiter
prebendatus.
Scholasticus bezeichnete im miltelalter nach Ducange
eine dignilas ecciesiatica , qua qui donatus est, scholis eccle-
siaslicis praeest, franz. ecolütre, inspecteur des ecoles, wird
aber auch oll mit magister scolarum gleichbedeutend verwen-
det *) , dem er andere mal vorgesetzt erscheint, bei dem
blofsen canonicus braucht man weniger gelehrte bildung an-
zunehmen, als bei dem scholasticus.
Albrecht kann das amt eines scholasticus zu Jechaburg
nicht lange vor 1217 erhalten haben, denn 1206 bekleidete
es noch Fridericus, dessen zwei Urkunden namentlich geden-
ken, dieser Fridericus wurde wahrscheinlich decan, als wel*
chen ihn obige Urkunde von 1217 nennt.
^) vergl. Moues zeitscbrifi 1, ^62.
Z. F. D. A. VIII. 30
466 AUSZÜGE AUS EINER THÜRINGISCHEN CHRONIK.
Dafs in der probstei zwei Scholastiker des namens Al^
bertus unmittelbar oder schnell hintereinander gefolgt seiii
sollten, ist unwahrscheinlich ; eher hat man in dem von 1217
und 1251 dieselbe person zu vermuten, die sich fr^ch sn
keiner höhern würde in der kirche aufschwang.
Gesetzt unser dichter war um das j.-llSO zu Halber»
Stadt geboren und übersetzte den Ovid in «einem dreibigsten
lebensjahre , so konnte er immer noch siebzig jähre alt als
scholasticus in Urkunden auftreten, er mag ein stilles, rahi-
ges leben geführt und dem dichten früh entsagt haben.
Den regen verkehr der probstei mit Halberstadt besengt
das datum der Urkunde von 1218.
Die herschaft Sondershausen, wozu Jechahorg gehört,
soll, wie mir Hesse bemerkt, nicht den thüringischen land-
grafen, sondern den herrn von Sondershausen, nach dem ab-
sterben der grafen von Honsleiu und endlich den grafen zn
Schwarzburg unmittelbar unterworfen gewesen sein, indessen
mufs es mit des dichters angäbe im prolog seine richtigkeit
haben und der mächtige landgraf Hermann, vogt von ganz
Thüringen, galt für den lehnsherrn der von Sonderhausen,
deren gebiet also auch landgräfliches land war, wenn es
nicht mit Jechaburg eine besondere, uns jetzt unbekannte be-
wandlnis hatte. JAG. GRIMM.
••
AUSZUGE AUS EINER THÜRINGISCHEN
CHRONIK.
Die Handschrift der Universitätsbibliothek su Jemi
MS. Buder. fol. 145 stammt wahrscheinlich aus Erfitri
und enthält folgende stUcke.
1. Wassermeistere (zu Erßtrt) ampts ordennnge wie
die in vbunge herbracht ist mit iren addition artikeln ver^
trege vnd statbuchs auch contrecte vnd eynignnge etlicher
an wassern mit Bissiger vfsforschunge der alden anwiesunge
zcusammene gelefsen w^e hirnach folgt, vom jähr 1483.
1468 am sunnobende nach mauricij. 1342 an sente prisce
obinde. bL 1—20.
2. ^mstädtisches stadtbuch. bL 24* — 33*. da sowohl
die ältesten dieser Stadt von dem abte Heinrich mu Hers-
AUSZUGE AUS EINER THÜRINGISCHEN CHRONIK. 487
feld im jähre 1266 ertheilten Statuten , als auch die in der
schwär zburgischen chronik des Paul Jovius oder Götse
(Schöttgen und Kreysig Diplom, et Script, med. aevi 1,
-^30 ff.) erwähnten vom j. 1415 aus dem dortigen raths-
archive spurlos verschwunden sind, so ist die aujßndung
dieser stadtgesetze , denen aber leider das Jahr und Jede
andere nähere bezeichnung fehlt, um in ihnen die letzten
von 1415 wieder zu erkennen, um so interessanter und
schätzbarer.
Ch. G. Riccius scheint von dem dasein amstädtischer
stadtrechte in dieser handschrijty vielleicht durch den da-
maligen besitzer selbst, unterrichtet gewesen zu sein, wie
sich aus dem was er in seinem bekannten werke {Entwurf
von Stadtgesetzen und statutis. Frankfurt u. Leipzig 1740)
s. 245 f. darüber sagt, vermuten läfst.
3. Erfurtische Statuten von 1306, bl. 45'— 54**. über-
haupt 68 artikel, hin und wieder, besonders in rücksicht
auf die spräche, abweichend von den abdrücken in fValchs
verm. beitragen von teutschen rechten 1, 98^. u. s. w.
4. Mainzischer vertrag mit Erfurt, vom Jahr 1483
uf montag nach puri&caciODis Marie virginis gloriosissime.
5. Eobanus Hessus Rex Cyriaco Hilgnero Architriclino
suo salutem. brief von einigen Zeilen nebst vier ange-
hängten distichen. gehört zu den späteren Zusätzen von
andern händen, wie auch bl. 93 der auszug aus Johann
j4gricolas deutschen Sprichwörtern.
6. Thüringische chronik. bl. 98' — 327**. sie beginnt
mit den werten In den gecziten alfs vnser herre Jhesus acbt
vnd zcwencig lor alt wafs vnd der groFse k6nig allexander
gestorben wafs do wafs eyn volg in syme here von mancber'-
ley luten gesamment vnd dy byfsen petrioli vnd do syne ge-
waldigen vnd fursten dy lent in uomen dy her ön by synem
lebene geteilt hatte do bieben disse vnbegabet u. s. w. diese
Worte finden sich völlig gleichlautend in Johann Rhotes
thüring. chronik (Mencken Script, rer. Saa)on. 2, 1640';,
die überhaupt mit der unsrigen an sehr vielen stellen ge-
nau übereinstimmt, schlufs In dem seibin iare on dem sun-
tagc mia dni wart durch marcgrauen Albrecbten von Bran-
denburg ein fruntlich tag vorramet vnnd gemacht gein Eger
30*
468 AUSZÜGE AUS EINER THÜRINGISCHEN CHRONIK.
viind gehalden gein dem koninge zu Bemen. die Jb/g^in^
(fcn, wakrsckef/i/ich zuvi theil beschriebenen blätier simd
an s^^^e schnitten .
RLDOLSTADT. L. F. HESSE.
Kl eider trachten in Thüringen 1430 u, ff, j\
{hl, 248' — 249**). Es was in dem lande za Doringen cl-
liche vorgangen iare bifs her vnde vordir wegis vil mer jare
her noch bifs das man schreib tusent vierhundert xxx iar
szo ober swengh'ch grofse kostlikeit *) an gesmücke der fursten
grauen herren rillern knechlen burger vnde yrco frowen sone
vnde lochler mit vele silbers das sie an sich leyteu, als mit
groFsenn fafsungen grofse glocke, dorane etliche von x marke,
etliche von zwölfFe, von xv von xviij adir xx marken addir
mer. auch etzlichc trugen rinische ketin von iiij ader vj
margken, ouch sust kostliche halfsbande vnde grofse silberne
gortele vnd raancherley spangen.
Abir hir noch in dem jare also man schreib Mrccrxliiij
jar da word alle montze in dem lande zu Doringen nidder
geslagenn vnde is ging eyn ytele nuwe muntze ufs. wie die
gel hau was das findet man klerlich in deme seibin jare hyr-
noch eygenllichenn beschriben. die selbe nuwe muntze wart
wol bestentlich angehabenn , abir sie besinnt mit den ufsge-
gangen körne nicht lenge vnde nam von jare zu jare abe,
noch dem als ein marg silbers in dem lande vff dise zceit
nichl Hier gell wan vij schog ader vij gülden, fant siclis bir
noch in dem falle der monlzc das eine marg silbers gelt von
ulfsligunge der guldin vnde wart xiiij schog geldcn, als man
das hernach an sinen enden beschriben wirt finden, vmAe is
stunden auch uif mancherley muntze in dem lande zu Do-
ringen , zu M iefsen , zu Hefsen vnde vif dem Eifsfelde nCT,
die sich an meisten alle silbers vnnde pagemundes in KrfTorte
vnnde ym lande alvmbe erholte, dauon nu solche kostlikeit
als hieuor berurt ist wurddin sere abenam , wan die muntze-
meister das mentzeln in die muntze uif kouftlen, auch vil
gutes gefefsis von silbern koppfen schalenn spangen vnde
von allerley silber wergke, das in die muntze bracht vnde
1) am rande von grosen gcsniiske io Doriugeo von silber vnd ^Ic
dafs vor korlz vorgirg.
iW8Z06E AUS E1N£R THÜRINGISCHKN CHROMUL m^
YWkoaA j^art, dauone solche grobe kosüikeii voderging, mh
du de», selbers ym lande wenig bleib vnde ouch vorder we-
nig vorerbeit ader gelragenn wart.
Es was auch in den seibin jaren das mane vnd freuen
grofse cleidunge ^) von köstliche gewande mit gar vil zahaweo
loden dor ane trugen, so das manche vrowen ouch jung-
frawen vnde manne zu eyme lodechün rogke xv xvj addir
xviij eile gutes gewanides Uefsin snide. die edeln vnde die
rieche frawen iungfrowen vnnd auch dy manne liefsin vj
eilen gutis gewands snyten zu eyner lodichün kogiln'). so-
tane lodin wurden danne ym alter zu rfichte mer nutze.
Es was ouch in den seibin geziten gantz loufitig das
die jungen manne vrowenu vnde jungfrawen ouch diiistknechte
zu festin hochzceiten vnde ouch gemeinlich alle heilige tage
rote schu*) von loeschfellin trugen vnd etliche spitzige sne-
belle ^) darane, vnde die houelüte vnnde sust junge geseilenn
an iren steiiiln vnde kostliche gezcuge vff yren pferdin. dis
vnd alle dy kostlikeit hieuor berurt wert eine zceit der iare
vnde vorging wedder zu siner zceit, vnde is quam alle wege
eine nuwerunge, als sich das den noch alle nachfolgende iare
allezeyt begebit vnnde uffstehit in den landen, als sich den
das hirnoch in dis buch yn zuschreibin nicht vorhaldin mag
werdin.
Es trugen auch die manne uff diefse zeit kortze cleider *),
so das sie eren Schemen kome bedacktin, sundem sie hatten
zcwene langermele, der hingen sie eynen binden vnde den
andirnn ferne nedder, damete sy sich bedacktin: vnde die
vrouwin vnde jungkfrawen trugen ende (enge?) Irocke mit
grofilMi soymen vmme den ars vnd vmbe den bals weren sie
Mos das sie yre brüste und (nit?) bedackten vnnde die maus
geschlechte trugen kleine kogilchin.
(bl. 286'.) ^) Indem Ixv iar der mynner zcal quam man-
chcrley nuwe cleydunge in die land, so als man fyndet hie-
uorne in dem capittele Mcccciij jar. wie kostlich is in den
2) am rande voo der cleidaoge mit deD zea(ha)weo loden in Do-
rioi^en. 3) lodichte kogelD. 4) rote tehae. 5) ■choebellicble
seboe. 6) koHze kleider.
7) am rande 1465 Nea cleidaoge in die Unud koiueo ist zabesor-
geoo, es Wirt mehr vbels mit komeo sein.
470 AUSZÖGE AUS EINER THÜRINGISCHEN GHllÖNULr
laoden uff die zeit was ann smagke vonn siiber wergke Tnnde
an kleydunge, had sichs nu gleich gewandelt das is als gar
nehirlich ist wurdden , das ein meDÜcb persoae so kurtse
rocke vnde mentele trageno vnd das ore vnder joppin lo der
mytte des liebis wendin, das sie yren Schemen nicht mögen
bedecken, das nu vor togintlichen fromen frawen vnnde
jungkfrawen eyne groFs misseslehin ist ^). das nam na ein
erbar rath zw Erffurt zu synne vnde tetten ein gebol alle
denn iren vnnd satzten ein entzel die lenge der kleydunge,
wie die sie sülden , vnnde wer der iren also das nicht bilde
vnnde mit den kortzin cleidern zu tantzenn, zco strafsin ad-
dir zu kirchen ginge vnnde dem rathe besayt würdde, den ')
biifste der rath vmbe ein gülden, von denn ihenen die nu die
bufsenn gobin wart dem rathe vaste buFse. is werte aber
nicht sere lange, is begunste vaste widder an zw gehin.
1) itzund sol es auch feio vod wolsteheo vnnd ein ehre seio soo*
derlich za hoffe kurtze cleider das man eim in hindern sith, f;6i stroffe
2) das mos ein heilli^ man sey
Gedicht von der eroberwig des schlofses fVachsenburg im
j. 1451.
(*/. 308»*— 310*.)
In dissenn louflen was so balde in der stad Erffurthe
ein fromder persoFant, ein Sprecher, der machtefs balde ein
geliebte vonn den berurten geschichten vnd mit namenn das
die vonn Erffurthe Wassinburg gewunnen hatten, das gc-
tichte lutet alzo.
Liedl wie di Erffurdter Wassenburgk gewonnen.
0 hoer got,
schigke mir rath,
das ich tichtende sie
eynem fursten fric, ^
wie man yn habe wolt vortriebin.
man suchte eyn fund,
der wart do kund,
als ufs Borgnnd
mit grofen fromenn
denn vil edelenn leuwenn.
^: 4,-^^
u
iHMfri»
ADS EINER THÜRINGISCHEN CHROPIU «%
or (Er?) wulde sin nicht,
er hat geschieht,
ejrn solehs laze zw stackin
edilir dm (?) za vorsieht 4
des saltu na gedenckin.
in dynem hoff
des sage ym lob,
vnd tha daz mit zcuchten,
vnnd behalt das swert in der band,
nicht iofse dir bandt,
so beheldestu haft,
o furste langraff,
so mufs man dich vmner fnrehten.
(G)raae za Laadilsberg,
behalt dine sterg,
dem adel mit,
vnd die stete,
so machesta pfaltzgraae blibe.
in Doringen land
forste hoch gnant,
die ritterschafl
halt in haflt,
die stete laTsenn dich nicibt vortribenn.
Der stete ganst
brengit gute bronat,
%Y helffenn schände brecbin,
sie stifitenn zcwar
keyne vbiltad,
vnnd sin denn frae (?) sprcMhin,
vnnd wer yn gehorcht,
der darff keine forcht
nammermer besitzenn.
so were in allir werlt
fry zcagestellit,
beide arm vnd. riebe
nertin sich f^üeh
vnnd warde kein man vorletzt.
ir edeln stete
vnnd oach rethe,
472 AUSZÜGE AUS EINER THÜRINGISCH!
ich sage vch dang
in mynem gesang,
gros ere, ,
sint das ich rure,
man saget ifs vch vmmer
danng fromenn.
Es ging ouch an
der sine (?) syn
vnnd gunst sich lad gobio,
ir todet ym
uwer hulff schin,
die zeucht was wol zw lobin.
Vorgcfst ir das,
farst vonn Sachfsenn,
des sal ich vch nicht getruwenn,
si Salden bedencken bafs
beide von Sachs,
uwir willekeit
was yn bereit,
ich hoffe is solle uch nicht niwenn.
ir edeler fürst,
mich dornoch durst,
der stete frcde,
die haldin stede,
nicht laz sie beladinn
uf uwer slrafse
nicht lafsit lofsit bedofse
ettUche knabenn,
die her drabenn.
sie komen dicke za schaden.
ir fursten vnd heiren,
das sullet ir weren,
die vnder vch sin gesefsin,
dy stete y ercn
vnd beschirmen,
yren dinst y nicht vorgefsin.
(D)er ercn truwe,
0 furste nawe,
meifcke uu,
(i fauire Ihn
bii.ht ■)>««, sUDd iu den notea bey,
80 bi^HEfry,
ia tus^das, - -
so wirl dir baz,
sie lorseno dich nicht rorlribenn.
Die stete hafain mud,
domit daz nt,
vnd oucli d|^8in^,
VDd y dy wer^
koQiieD sie wol gesteUin.
zca eyme stonn
synl sie vorn
durch yre gewait.
rarste bochgestalt,
bielf yn dy koaben felliii.
Die yno tbun,
dy brennge zu san
VDod das laster letzin.
zw! sehen berrin vnnde steÜD
mache frede,
8» miigenn wir ergetzio,
rielin zw hoff
durch vDsir dorff
mit stechin vnde brcebin,
do sebin wir die frowelin zcarl
vDua hoer art.
ein müodelin rod -
gehit nrs nod,
Saide icb mich an ir re«ben.
Ja Wassinbarg
das wart zustort
durch meehtige stett
vnnd onch yre rethe,
als ich das kan bewieEse.
yren buchfaen schal
horte mau vbir al
ym lande wyt,
daoon man i^,
474 AUSZÜGE AUS EINER THÜRINGISCHEN
hirvmbe sint sjr za priefsenn.
so (si?) standen bey
dem Fürsten fry.
0 Purste, da daz erkennen,
es worenn eltliche stett,
dry (?) sie hülFenn dir laster sehenden,
das dir geschach
vor manchen tag,
das hülfenn nedir brechin.
man sach yr banyr also schon
alvor dem plan,
manchen buchfsen schos,
denn mann do schos,
sie wuldin is selbir brechin.
in Doringen lantgraff,
der stete lob
gantz stete halt,
fürst hoch gestalt,
ste dir bie in noten.
ja keinen zom,
furste hochgebom,
keinen mutwillen stiffte
vnnd laz sie nicht vorschrotenn.
(S)ie hat gethan als beddirbe lute
an iren landis herren,
sie stundenn yme bie als mit der hut,
das ist woi zcu meren.
Ja das nicht vorgifs,
marcgraae vonn Miefsenn,
laz dir sie gedenckin,
ab sie diner bedorfenn sin,
thu hülffe ynn schin,
denn stetin gut,
das macht gud blud,
so wirdest du nicht vorkrenckit.
Erffurt, ein krön
in Doringen schon,
dorynne du bist das rys,
din lob do durch zw prys,
AÜSZSelE AUS BINER THßRIN(?BC^ CHMMfnL 475
MolhuFsenn, da bey
Norlhursen fiy,
sy bann sieb genert
al durcb das swerl,
wie mucbte icb das volprieseun.
Ein silbern rad ym rotenn feylt
bad sieb zu storme gegebin,
Molhusenn icb do selbir melt,
yr banyr sacb man swebin,
der adeier booh
Erffarl bielt denn drach,
als icb das han vornommenn,
Nortbufsen daran tast,
sie hieldin vast,
der Fürsten gunst
was ynn brunst,
mau seit is ynn sieber fromen.
Wilbelm in scbutz,
bewar diu witzt,
in diner gunst
sie yn zu dinst,
darff dicb nicbt ruwenn.
ja du, diu land
stund in fromder band,
do stunden sie dir bie, '
di stete drie,
gentzlicben in iren truwenn.
durcb die vitztbum was diu Uni vorbert
vnnde zcu grofsen scbaden komenn,
Dornborg were noch vnuorstort
vnnd Wassinburg were nicbt gewunnen.
nocb daran, fürst, gedencke,
furste, nicbt enweng,
vnnd laz sie nicbt vordringen,
vnnd balt an die du afsirkomn,
furste bocbgebom,
dyne lande in frede stamm (stan?),
mancb arm mann
mag nn frolich gingenn.
.* <
■J' ^
476 AUSZiiCE AGS^ BUteR THÜRINGISCHEN CHRONIK.
Ir Fürsten vund rethe,
DU haldit io denn stetem gantz,
spelit glicher schantz.
IS mag uch nicht geschaden.
in der Fürsten stad
gar wol der stete hülffe abir vbir laden weret
mit enchir (?) last,
sie halden Fast,
ir müget daruff hoFBn,
wurdit ir mit schaden an gelast,
si hulffen vnrecht strafiTen.
Ja ErfTurtes stergke
vor Wassinburg
hat sich wol erswungen
mit manchem edelenn da bey,
0 stad so Fry,
du hast vorstoret,
vnrecht geverl,
heymeliche dugke vordrangen.
Dis getichte han ich geticht
denn Fürsten gros,
grauenn genoz,
rittern vnnde knechtin diesser lant,
vnnd denn stetin spat vnnde Fru,
gotliche crafft
sie din haFt «£
vnd laz sie nicht schendio,
vnnd schigke vnns y domete vnosir sunde
zcu erkennen.
0 mater gracie,
vor vnns bete,
Ihu rns dine hulffe sendenn,
teyle vnns mete din hemmelrich
vnnd du vds nicht vorterbin.
0 edele rose vonn Jericho,
mache vnns Fro
in gotUchem werg,
spricht Rosenberg,
vnnd laz vns nicht in sunden sterbiu.
HERZOG ERN^ * .'> 477
• • ^**
DAS BANKELS ANGERLIED VOM HERZOG
ERNST.
(vcrgl. 7, 290 ff.)
Herzog* Ernst,
in gesangs weis.
(holtsehnitt)
1 Es was ein. herr was erentreych
Geheyssen Kayser Fridereich
Als wir nun boren sagen
Doch niemand weyfs zu diser Frist
Wo er doch ye hin kummen ist
Man hört jn weyte klagen
Bcvde Ritter vnd auch die knecht
Landleut vnd auch Burgere
Heyn recht mocht on jn werden schlecht
Wo es im land nun were
Welcher wider recht het gethan
Zu hulden mocht er kummen nit
Ein schwere hufs musl er bestan.
2 Er nam das aller schönste weih
do ye gewan eyns Fürsten leib
V^nd ymmcr möcht gewinnen
Sie het ein son vnd das ist war
Er war all vier vnd zwentzig jar
Er wolt mit seynen synnen
Dem Kayser haben vergeben
Man thet den Kayser warnen
Der Kayser stalt jm nach dem leben
Furwar er musts eramen
Ilertzog Ernst was der son genant
Der Kayser het jm than den todt
Het jn die muter nicht versandt.
3 Die muter het den sun so hold
Gab jm silber vnd rotes gold
Rofs hämisch vnd auch leute
Sie thet jm manchen süssen segen
478 HERZOG ERNST.
Sie sprach, der lieb Got sol deyn pflegen
Ymmer vnd auch all zeyte
Von Frewden bin jch worden blofs
Wie sol mir nun geschehen
Meyn jomer der ist worden groFs
Sol jch dich nymmer sehen
Z& band wurden jr äugen rot
Ein zeher dem andern nit entwicK
Recht $am der son leg vor jr tod^
4 Sie kufst jn lieblich an seyn mund
Sie sprach, nun spar dich Got gesund
Damit für er seyn Strasse
Sein gesind was michel vnd groTs
Ach Got wie hart jn das verdrofs
Yedoch fand er ein masse
Er sprach, verzer jch nun meyn gut
Wo nym ich anders mere
Dannocht so bin jch vnbehut
Vnd furcht mir also sere
Seynem gesind gab er vrlaub gar
Also schied sich der Herr von jn
Sie sprachen, w511 Got das er wol far.
5 Dann eyner der was jm wol erkant
Der het erfaren manche landt
Vnd was ein Graff genante
Auch frembde sprach was jm wol kundt
Er kundt sie reden durch seyn mund
Vnd was jm wol erkante
Er het erfaren nahend vnd weyt
fa manches Pursten lande
Das halflT jn wol zu aller zeyt
So es jm kam zu bände
Also in manchem Ffirstenthum
Darinn er öfft erlanget het
Von manchem Fürsten grossen rhum.
6 Denselben er bey jm behielt
Wann er keyn trew an jm verhielt
In aller seyner schwere
Er sprach, nun bist du weyfs genug
HERZOG ERNST. 479
Vnd darza Edel vnd auch -klfig
Milt vnd aach mfites gere
Deyns leybs bist du wol ein degen
Das red ich sicherleychen
Des lebens bab jch mich verwegen
Wir wfillen furbafs streichen
Da wir noch beyd seind vnbekant
Die Thonaw füren sie zu thai
Durch Vngem in Kriechen land.
7 Der Graff sprach, edler Ffirst wo hin
Siebet ewers hertzen begird vnd syn
Da hin wil ich gern streychen
Wann aller liebster herre meyn
Allwegen wil jch bey euch seyn
Von euch wil jch nicht weychen
In allenr herr das euch an gat
Red jch gar vnuerporgen
Meyn leyb herr bey euch bestat
Den abendt vnd den morgen
Was jr gebietet alle zeyt
Das vnser beyder nutz mag seyn
Vnd vnser seel nicht darumb leyd.
8 Er sprach, vil liebster diener meyn
Ich thu dir meyner hilffe scheyn
Wo es dir nun gefeite
Du bist von Adel hoch gepom
Darumb hab jch dich aufserkom
Vnd gentzlich aufserwelte
Anrs aller meyner Ritterschafft
Des lars du mich geniessen
Wann selber mfist du han die kraflH
Das jch nicht wil beschliessen
Vor dir alle meyn heymlichkeyt
Wes du begerst zu aller zeyt
In deypem dienst bin jch bereyt.
9 Darzu m&st du selber herre seyn
Der GraiF sprach, edler herre meyn
Es schadt doch ewem ehren
Do sprach der Fürst demuligklich
480 HERZOG ERNST.
0 edler Graff so bitt jch dich
Will du mich recht verh6ren
Merck wie jch dasselbig vermeyn
Hab darinn keyn verdriesse
Wir M'61len gentzlich bruder sein
Redt er mit worten süsse
Was Got von vns beyden haben wil
Der GrafT der sprach, so sitz wir auff
In Gottes namen faren wir hin.
Hertzog Ernst für die Thonaw zu thal.
{holzschnitt)
10 Die Thonaw füren sie zu thai
Der meyl so vil wol one zai
Zu eyner Stadt was gute
Bey eynem berg der was so grofs
Vnd da die Thonaw durchhin' schofs
Gar wee was jn zu mute
Hertzog Ernst fragen da began
Ob er dardurch möcht kummen
Es antwort jm ein alter man
Ich hab doch nie vernumen
Das keyn mensch sey kummen hineyn
Niemand weyfs wohin das wasser kumbt
Ir mögt lieber heraussen sein.
11 Hertzog Ernst bedachte sich
Wie ju der Kayser zornigklich
Gcthan hct ip die Achte
Begreyfft er mich so leyd jch not
Vil lieber kiefs jch hie den todt
Gar recht er sich bedachte
0 du lieber geselle meyn
Lafs dich sein nicht betrüben
Lafs es alhie gewaget seyn
Den sack woi an die Ruhen
Wir haben gutes also vil
Scyd jch mit euch aufs kummen bin
So halt jch mit euch alle spil.
12 Hertzog Ernst vnd auch seyn man
HERZOG ERNST. 481
f
Die zwen Herren lobesao
Waren gar Trenibde geste
Sie betten beyde beides müt
Sie kauffien ein scbiff das was gut
Das Hessens bscbiagen veste
Mit eysen vnd mit stabel bart
Als sie es wollen geniessen
Sie wisten nicbt jrs endes fart
Das mocbt sie woi verdriessen
Vnd wo das wasser gieng bineyn
Sie speyfsten sieb wol auff ein jar
Beyde mit kost vnd ancb mit weyn.
13 An eynem morgen trugens an
Was man z& notdurfll solte han
An speyfs vnd ancb an rate
Darzu den aller besten weyn
So er doch in dem land mocbt seyn
Darzu jr sarenwate
Ir glenn vnd auch jr scharffe schwerdt
Behielten sie mit sinnen
Sie vcrkauff^en jr gute Pferdt
Vnd eylten bald von bynnen
Sie zugen in den berg bineyn
Ir keyner kam berwider aufs
Der singer der wolt trincken weyn.
14 Sie schlagen auff jr liecbl so hell
Das scbiff gieng aufs der masseu schnell
Auch was der berg so enge
Hertzog Ernst aber da sprach
Es dunckt mich keyn gfit gemach
Ob wir albie die lenge
Solten in disem berge seyn
Des mögen wir nicbt geniessen
Er sprach lieber geselle meyn
Lars dich seyn nicht verdriessen
Wir mögen nun nicht abelan
Wir dfirfflen vns nicbt han geschembt
Het wir gefolgt dem alten man.
15 Der vns das widerrathen hat
Z. F. D. A. VIII. 31
482 HERZOG ERNST.
Nun wifs wir nicht wie es vos gat
Das Wasser sie da zucket
Es stiefs sie in die finster hineyn
Do hetten sie n^rmmer tages scheyn
Ir liecht das ward getuuckelt
Der nebel vnd die dicke danst
Dauon jr liecht ward kleyoe
Recht sam es wer gewesen ein prunst
So sahen sie darinne
Ja sprach der Fürst so lobesam
Nun wifs wir nicht wie es vns gat
Es mocht vns an das leben gan.
1B Im antwort der geselle sein
Er sprach, vil edler herre-meyn
Nun habt ein gut gemule
Wann Got yns wol gehelfien mag
Vnd das wir kummen an den tag
Durch seyn vil werde gute
Scyner gnaden ist all weit vol
In berg vnd inn gefilde
Derselb vns auch hie helffen mag
Auls disem berg so wilde
An speyfs haben wir guten rat
An Got sol wir verzagen nit
Scyd vns das schiff zu thal wol gat.
17 In disem grawsamlichen hol
Gefiel jn das wesen nicht wol
Sie horten grosses praasen
Als ofil das wasser thet ein fal
Wie laut es in dem berg erhall
Darob begundt jn grausen
Sie mochten hinanfs sehen nicht
Ir liecht was vil zu kleyne
Das sie das schiff hetten gericht
Von manchem grossen steyne
Sie mustens selber lassen gan
Sie mochten jWt gehelffen nicht
Daruon das schiff vil st6rs gewan.
18 Sie rafften beyde frn vnd spet
HERZOG ERNST.
Zu Got, das er jn bilffe thet
Mit seyner macht so grosse,
Vnd thet das an der rechten zeit
Seyd vnser schiff z& beyder seyt
Nympt manchen grossen stosse
Es mag me leng^ geiferen nicht
Du helffest dann vns besunder
0 reycher Got halt vns in pflicht *-
Wurck mit vns deyne wander
Vnd lafs vns hie verderben nicht
Hilff vns aufs disem finstem böl
Das wir schawen des tages liecht.
19 Sie betten da der frend nicht vii
Sie wisten nicht jr endes zil
Wo hin sie w&rden fliessen
Ob sich das schiff zu stucken stieb
Vnd sie in wilden wogen lieb
Ir leben da verliessen
Sie mochten wider keren nicht
Das was jr grosse klage
Sie füren krumb vnd vnuerrioht
Wol auff dem wilden wage
Vnd die nacht lieff es also drat
Manch hundert meyl durch den berg
Keyn mensch der zal nicht wissen hat«
Herlzog Ernst hawet den Karfunopd.
{hQlzschnitt)
20 Sie Türen durch den berg hineyn
Gegen jn gieng ein liechter scheyn
Ir liecht das ward gar tunckel
Ein ander liecht jn da erscheyn
Vnd das was giair ein edler steyn
Geheyssen der Karfunckel
Hertzog Ernst schlüge daran
Mit seinem guten schwerdte
Bis er der steyn wol zink-gewan
Nicht mer er da begerte
An liecht ja f&rbab nit gebrast
Sl*
484 HERZOG ERNST.
Sie gesahen von des steynes kraSt
Recht sam es wer der Sonnen glast.
21 Den steyn legten sie da entpor
Sie gesahen besser vil dann vor
Do sie als wol gesahen
Ir vorigs liecht was vil zu kleyn
Ein liechten schein gab da der steyn
Sie gesahen weyt vnd nahen
Sie hellen seyn guten gewin
Vnd kam jn wol zu stewre
Sie sahen in dem berge hin
Furbafs die grossen knewre
Daran das schiff gestossen het
Sie laylen es mit fug daruon
Das es keynen schaden mer thet.
22 Do sprachen die zwen lobesam
Heyn solchs wunder jch nie vernam
Als hie in disem berge
Das liecht bringt vns guten gemach
Vnd jch mit äugen nie gesach
Heyn wildere herberge
Darinn vns Got begäbet hat
Auff diser reyfs so schwere
Das vns an keynem liecht ab gat
Noch so steen wir in schwere
Wir habens lang getriben an
Ich furcht der reyfs werd vns zu vil
Vnd zu wenig zeyt auff der pan.
23 Der steyn sie durch den berg hin bracht
Wol auff dreyssig tag vnd nacht
Der steyn jn als wol leuchte
Hertzog Ernst alda f&r sich sach
Es daucht jn gar ein gut gemach
Gar recht jn da gedauchte
Wie das er sech der Sonnen glantz
Gar wol ward jm da zu mute
Er sprach, nun ist meyn freud so gantz
Vnd Got ist ye der gute
Seyd das wir kommen an den tag
HERZOG ERNST. 486
Zu ruck liessen sie da den berg
Ejrns Fürsten haufs da vor jn lag.
24 Darnach do schifflens an das landt
Die gegen! was jn vnbekandt
Sie Westen nicht wo sie waren
Ja Hertzog Ernst der sprach also
Ich bin nicht traurig vnd nicht fro
Wie sollen wir nun gebaren
Ich meynt das weder kirch noch klauTs
Wer in dem berg- so wilde
Nun stehet alhie eyns F&rsten banTs
Das nympt mich grofs vnbilde
Was Heyden herren mags geseyn
Wir sollen zä der Bui^ dar gan
So thfit es lieber herre meyn.
25 Sie giengen zä der Burg hinan
Die pforten fundens offen stan
Die Burg was vnbehute
Hertzog Ernst aber da sprach
Ich meyn das ich solchs nie gesach
Das keyn Burg ye so g&te
Leer stfind es weren le&t darbey
Was wilt du das ich meyne
Das laut mag le&t wesen frey
Stehet die Burg hie so eyne
Sie giengen in die Burg zä band
R&fften, wo ist ein Bidermann
Der weifs vns furbas in die land.
26 Sie horten das niemant nichts sprach
Do giengen sie in die gemach
Sie truncken vnde assen
Sie funden alles des genäg
Vnd das ein land doch ye geträg
Hort was sie sich vermassen
Sie wollen bleyben vber nacht
Bifs das die»lefit dar kemen
Also betten sie sich bedacht
Wolten das land vernemen
Sie sahen weyt für in das land
486 HERZOG ERNST.
Ein beer was michel vnd auch grors
Kam zu der Bürge dar gerandt.
27 Die abenthewr die sagt vns das
Wie das ein reycher K5ttig was
Der was der schnebleten leuten
Der bei dem K5nig von Indiaii
Ein grosses bertzen leyd gethan
leb wils eucb gern bedefilen
^r was gezogen in das land
Dem K&nig von Indian
Er bei jm genummen ein pfand
Das was sein Tocbter so scbon
Der König der scbnebletcn leut
Hertzog Ernst sach das bere wol
Gen der Burg zieben zu der zeyt.
28 Er spracb, liebster geselle roeyn
Nun tbu mir deyner bilffe sebein
Albie an disem orte
Wie wollen wir dise Burg bewarn
Vor diser grawsamlichen scbarn
Bescbliessen wir die pforle
Der GrafP der spracb, das ratb jcb nit
Wir mögen nicbt genesen
Wir w6Uen scbawen disen ritt
Was voicks es m6ge wesen
Wir w51len in ein winckel stan
Das tbeten sie vnd saben zu
Do kamen vil scbnebleter man.
Wie die scbnebleten leut kamen, vnd bracbten des Königs
tocbter von Indien.
(hoiMChHUi)
29 Sie kamen dar mit revchcm scball
Sie fürten den König aaff den saal
Vnd er trug auff ein kröne
Die was mit gold wol beschligeu
Vil edler steyn mocbt sie tragen
Seyn gewand lencbt gar scbone
Es was mit Perlen wol vmbleyt
HERZOG ERNST. 487
0 wer mftcht es vergelten
Die JuDckfraw jren kummer aeyt
Sie gundt den König schelten
Sie sprach, wie sol es mir ergan
Ir habt mich bofslich gestolen
Dem reychen König von lodian.
30 Der Konig west nicht was sie sprach
Wann er sie lieblich ane sach
Er nam jr schneeweyCs hende
Er truckt sie in die hende sein
Das gab jm minnigklichen schein
Sie klagt jr grofs eilende
Er vmbfienge das Junckfrewlein
Der lieb jn seer gelaste
Dieselbe hübsche junckfraw fcyn
Gar offle er sie da kuGste
Er truckt sie zu jm an der stund
Ein schoabel grofs vnd vngehewr
Stiefs er der zarten in den mund.
31 Die junckfraw jSmerlichen schrey
Sie sprach, nun ist meyn freud entzwey
Erst meret sich meyn leyden
Das jch dem vngefugen man
Sol alhie wesen vnderlhan
Lieber wer jch verscbeyden
0 mocht jch nicht ersterben ee
Der j&merlichen stunde
Mir thut sein grosser schnabel wee
Wol in dem meynen munde
Der König west nicht wie jr was
Er meynt es wer jr bests gesang
In jrem land sungen sie das.
32 Der schnebler trib der freuden vil
Mit der Junckfrawen one zil
Durzu manche vnweyse •
Sie spran|u;n mit der magdt so seer
Der schimpff der was jr gar vnmer
Sie mocht auch nicht der speyse
Ir was keyn Crewde da zu müt
488 HERZOG ERNST.
Dann mit weynen vnd mit schreyen
Sie erbarmbt da den Fflrsten ^t
Vnd auch den Graffen freyen
In was wol vmb die junckfraw leyd
Noch dorfllen sie sich nicht melden
Der schnebler beer was also preyt.
33 Die nacht was finster rberal
Man fürt den König von dem saal
Hyn an ein beth was weyte
Das was gar köstlich bereyt
Mau hat die junckfraw dran geleyt
Ir was gar lang die weyle
Er legt sich zu der junckfraw feyn
Do schrey sich die vngemute
0 wo seind nun die freunde meyn
Die mich solten han in hüte
Vnd wirdt maus heyut nicht vnderstan
So mufs ich den schnebleten man
Furbafs zu eynem manne han.
34 Hertzog Ernst sich alda vcrsach
Hort was jm vor vnd nach geschach
Ja jm vnd seynem geselle
Er sprach, geselle vnuerzagt
Wir wollen helffen diser magt
Es kost recht was es wolle
Es mfifs alhie gewaget seyn
Die wurst wol an den bachen
Der Graff sprach, lieber berre meyn
Wir wollen vns zu jr machen
Vnd sollen jr heynt beye stan
Hilfil vns Got das vns gelinget
Vns danckt der Kunig von Indian.
Hie erschlecht Hertzog Ernst den schnebleten Kfinig.
{hohsehnitO
35 Der schneblet man gar sere^facht
Mit der Junckfraw die langen nacht
Er kundt sie nicht bezwingen
Vnd das sie thet nach seynem mfit
HERZOG ERNST. 4W
Als man jhenhälb Bleies thfit
Er gund seer mit jr ringen
Hertzog Ernst der sliefs auff die thur
Den Kunig er da erschreckte
Er zog sein gutes schwert herfiir
Den Kunig er da weckte
Er schlug jm ab das haupte sejrn
Er sprach, wol aaff gen Indian
Du aufserwelte Junckfraw feyn.
36 Vnd do der schlag also ergieng
Die junckfraw den herren vmbfieng
Mit weyssen armen plancke
Sie sprach, o lieber herre meyn
Meyn muter ist ein Kunigin
Sie mag euch gar wol dancke
Meyn vatter ist ein Kunig reych
Vnd hat so vil des gutes
Vnd ist das jr erlöset mich
Er ist eyns muten gm&tes
Bringt jr mich wider heym zu land
Ich sprich er gibt euch zu eygen
Ja Indian das gute land.
37 Darnach do sahen sie zä band
Die Schlüssel hangen an der wand
Die zu der Burg gehorten
Sie sperten auff thfir vnde thor
Manch starcker rigel was damor
Die schnebler gar nichts horten
Die warheyt jch euch sagen sol
Es gieng als sie nur weiten
Die schnebler waren mäd vnd vol
Des haben sie entgolten
Sie betten beyd ein kurtzen syn
Wie sie die schönen Kunigin
Brechlen von der Bürge dahyn.
38 Ja Uertz«g Ernst do an sich nam
Vnd was jm vnter wegen kam
Die letz kundt er jn geben
Er were doch kleyn oder grofs
490 HERZOG ERNST.
Der brawt er sicher nicht genofs
Es galt yedem seyn leben
Sie giengen beyd in eynen stal
Da stunden Rofs darinne
Hertzog Ernst bet aida die wal
Er nam drey nach seym synne
Darauff rittens all drey bindan
Des morgens fand man ligen todt
Vil manichen schnebleten man.
39 Ir kleynat namen sie mit jn
Die sie brachten mit jn dahin
Vnd auch jr guten wehre
Das ander bleyb dahinden stan
Wer sich des bat genumen an
Des achten sie nicht sere
Sie betten da zu beyten nicht
Mancher schnebleter manne
Die stunden auff in der geschieht
Vnd eylten da von danne
Die Junckfraw betten sie verlorn
Den Kuuig und manchen schnebler
Die schmacheyt thet jn allen zorn
40 Wie es jn doch ergangen ist
Sing jch euch yetzt zu diser frist
Allen wol von der mayde
Wie sie die zwen brachten von dann
Ja Hertzog Ernst vnd auch seyn man
Es kam jn nicht zu layde
Sie ritten beyde tag vnd nacht
Bus sie kamen zu lande
Ir keynes essen nie gedacht
Bifs das man jr wol kandte
Sie mästen reyten weyt vnd preyt
Vnd auch durch manche gute Stadt
Des was die junckfraw gar gemeydt.
41 Do sie also kamen von dann
Die berren beyd gar lobesan
Sie seind des wol zu preyse
Mit jn die jung K&nigin reyn
HERZOG ERNST. 4M
Vnd auch die zwen Karfimckelstein
Behielten sie mit fleysse
Sie eylten alda schnelligklich
Was sie mochten eriag^n
Der Graff sprach, edle junckGraw reich
Ob jr vns wfiHet sagen
Wie was die sach vmb euch gethan
Das sie euch gefangen flirten
So mancher schnebleter man.
42 Sie sprach zu den Herren behend
An meynes vatters hoffe seind
Gar vil seltzamer iefile
Ein schnebleter was vnter jn
Durch den jch hie verraten bin
Wol zu der selben zeyte
Er legt zu erst seyn band an mich
Vnd do es jm ward eben
Auff jn bet jch keyn sorg sprich jch
Das er mich solt hin geben
Er bracht mich in das eilend meyn
Dasselb bracht grofs trauren zu band
Dem vatter vnd der muter meyn.
43 Noch mer so thu jch euch bekandt
Sie kamen heymiich in das landt
m
Vnd betten da vemnmmen
Wo jch offt reyt kurtzweylen hin
Für eynen wald stund vnser syn
Sie waren vor dar kummen
Ich reyt allein wol in den wald
So gar in kurtzer stunde
Der seh neblet man kam also bald
Vnd hielt mir zu meyn munde
Das jch keyn geschrey mochte han
Vnd all zu band kamen gerandt
Vil manicher schnebleter man.
44 Sie fiirtefi mich gar bald mit jn
Vber ein wtsser schifllens hin
Sie zugen on gebrechte
Durch manchen grossen Gnstem wald
492 HERZOG ERNST.
Vor leyde was mir heyfs vnd kalt
Ich kam in grofs anfechte
Tag vnd auch nacht ritten sie seer
On alles nider legen
Der schneblet König kam mit eym heer
Gar krefiligklich entgegen
Ich must alleyn vnter jn stan
Sie fürten mich gar bald dahin
Da jr mir habet hilff gethan.
45 Des jch euch nit verdancken kan
Ir werden herren lobesan
Ich mag sein nil emperen
Was herren jr nun mögt geseyn,
Der Graff sprach, Edle junckfraw feyn
Ich sag euch das so geren
Hertzog Ernst heyst der herre meyn
Ist von Adel hoch geporen
Vnd so ist es die muter seyn
Ein Kayserin aufserkoren
Auch so bin jch ein Graff so frey
Vnd der jm wol gedienen kan
Vnd in den n&ten wonen bey.
46 Wir haben abenlhewr begert
Der seiud wir worden wol gewert
Bifs wir daher seind kommen
Wir füren durch eynen finstern bergk
Auff eynem grossen wasser werck
Lang zeyt wir darinnen namen
Wir wollen euch das thfm bafs bekandt
Wie es vns sey ergangen
Wenn wir euch bringen heym zä landt
Nach dem thut vns verlangen
Sie meynten jr sorg het ein end
Erst kamen sie in grosse not
Die gieng jn kfirtzlich in die hend.
47 Nun horent was jn da gescbach
Des morgens do der tag her brach
Auff eynem weyleu gefilde
Do lagen starcker Rysen drey
HERZOG ERNST.
Der eyn sprach, nan l> wie jm sey
Ich sich drey menschen bilde
Die müssen vns geben eyn pfand
Wir lassens sunst nicht reyten
Den lincken f&fs die rechten band
Ja wol zu disen zeyten.
Aufs zugen sie die jren schwerdt
Hertzog Ernst vnd auch seyn manne
Sie ritten drey schnelle pferdt.
48 Vil scharffer pfeyl vnd g&t geschofs
Waren dabey in eynem Schlofs
Daruon sie lieffen here
Dem edlen F&rsten was so gach
Ein Ryfs der lieff jm binden nach
Z& streyten was seyn gere
Hertzog Ernst vnd auch seyn mann
lausten zu jnen reyten
Hir streyt Hertzog Ernst vnd der Graff mit den Rysen vnd
den Zwergen, vnd bebalten den sige.
(hoijuehnitt)
Sie griffen die drey Rysen an
Wol z& den selben zeyten
Sie schl&gens alle drey zä todt
Got halff jn zä der selben stand
Sie kamen bald aufs grosser not.
49 Sie ritten in der kfil genug
Vnd da sie nie keyn strafs hin trug
Vber manch wilde bayde
Sie ritten vber manchen berg
Es begegnet jn ein kleyner Zwerg
Er schw&r bey seynem ayde
Sie betten vnfreundlicb gethan
Vnd dörfften f&r nicht reyten
Er sprach, jch mag es nicht gelan
Ir mfist mit mir da streyten
Oder gebt mir das migetleyn
Steygt ab vnd g&rt ewre Ro(s bafs
Es mfib alhie gefochten seyn.
Jm HERZOG ERNST.
50 Hertzog Ernst ward aber jehen
Ich hab der le&t nie gesehen
Die mit mir dorfileu streyten
Er sprach, jeh gib dir kampffs genug
Drey Rysen jch erst heut erschlug
So gar in kurtzen zeyten
Es mag euch anders nicht ergan
Oder gebt mir die maget
Ich mag euch streytens nicht erlan
Also das Zwerglein saget
Hertzog Ernst vnd auch seyn man
Thelten gar eynen grossen streyt
Der Zwerg gar kaum von jn entran.
51 Sie ritten furbafs aber dar
Das Zwerglein bracht eine grosse schar
Der andern Zwerg on masse
Sie betten eynen grossen wald
Gar schier verhawen vnd verfalt
Vnd dem Fürsten die Strasse
Die Junckfraw waynet vnde sprach
0 aller liebster herre
Erst hebt sich vnser vngemach
Ich furcht halt vnser sere
Er sprach, junckfraw gehabt euch wo!
Got haUT vns dort aufs grosser not
Vnd der vns auch hie helffen sol.
52 Sie thelen manchen herten streych
Bis yeder vnter ein pusch weych
Vnd das man seyn nicht funde
Er sprach, jr kleynen leutlein
Vnd w61t jr vnser meyster seyn
Das wer sam wir nicht knnde
Durch vernunBl wendt ewer vngunsl
Wollet jr euch hie verbergen
Villeicht erdenck wir auch ein kunst
Das wir euch hie besengen (so)
Ja Hertzog Ernst vnd auch seyn man
Zundten an den grossen walde
Vil manig Zwerg darinn verpran.
HERZOG ERNST. 4»
53 Der wald was lauter fewrin gar
Die herren mit der Jimckfraw klar
Kamen daruon hineyne
Auff eynen fels hoch vnde tieff
Die Junckfraw j&merlicben rieff
Betrübt waren jr synne
Alhie so mufs wir leyden not
Hinab m&g wir nicht kummen
Der Graff gab dem herren eyn rat
Das bracht jn guten frummen
Von Rossen namens die riemen do
Vnd Hessen sieh daran zä thal
Do ward die Junckfraw wider fro.
Hie musten sie sich an eynem felsen ablassen vnd jre Rofs
lassen steen, vnd musten hernach zu fufs gehen.
{hoUsehnitt)
54 Die drey Rofs liessen sie da steen
Dahin zu f&fs musten sie geen
Sie betten lutzel speyse
Hertzog Ernst vnd der Graff so gut
Tr&slen die Junckfraw hochgemut
Mit süssen werten leyse
Wann Got der wil vns nicht verlan
Gelaubt vns sicherleyche
Den last vns allzeyt ruffen an
In seynero höchsten reyche
Das er vns zu den lefiten bring
Aufs disera wilden wald so grofs
Vnd vns darinn nicht misseling.
55 Do sie vollendlen diso that
Gar bald sie eylten von der stat
Es was keyns beytens mere
Zu grossem fliehen was jn gach
Sie forchten seer man eylt jn nach
Vnd kemen in grosse schwere
Sie giengen manche wilde strafs
Als jch euch wil bedefiien
Das sie da legten keynien plofs
K
%
496 HERZOG ERNST.
Als von des Zwerges le&ten
Sie kerten gar bald vufs dem wald
Sie niemand horten noch sahen
Auff ein gefild sie kamen bald.
56 Sie kamen alle drey zu band
Gar bald auff eynen preyten sand
Da flofs ein wasser schone
Darautf sich doch ein Fischer für
Sie fragten jn wie thewr er schwur
Es gieng gen Indiane
Die Junckfraw lachet da zu hand
Sie sprach, jr lieben herren
Indian ist meyns vatters land
Wir sind dem nun nicht Ferren
Wann dises wasser kenn jch wol
Hertzog Ernst vnd auch der Graff
Die wurden aller freuden vol.
57 Sie sprach zum Fischer, guter man
Wilt du guten mut von vns han
Für vns das wasser nider
Er sprach, jch hab ein schiffdein
Es duncket mich zu kleyne sein
Also sprach er hinwider
Sie machten beyd sam eynen flofs
Mit grofsen bäumen schwere
Wann sie keyn werck doch nie verdrofs
Der Junckfrawen zu ehre
Darauff sie sassen alle drey
Die junckfraw lachet vnde sprach
Nun seind wir der schnebler frey.
Hie faren sie alle drey auff eynem flofs
{holzsahnüt)
58 Das wasser furcn sie zu thal
Der meyl so vil wol one zal
Sie waren sorgen one
Sie betten freud vnd guten mut
Kamen zu eyner- Stadt was gut
Do sprach die wOI gethone
HERZOG ERNST.
Ir herren secht die gäten Stadt
Die ist meyns vatters eygen
Vnd auch vil bessers er noch hat
Das wii jch euch noch zeygen
Do sprach der edel Fürst zu band
Nun seyd das jr bekennet seyt
So schiff wir frölich an das land.
59 Vnd do sie ruckten an das landt
Zu band ward da ein Pot gesandt
Wol hyn gen Indiane
Vnd da der K6nig mit haufs safs
Das nie kein pot so wilkum was
Er sprach, seyt laydes one
Vnd gebet mir das potten brodt
Ich kund euch liebe märe
Verdienet wil jch han den todt
Ob jch das nicht bewere
Zu land ist ewer tocht^r knmmen
Der König sprach, vnd ist es war
Es sol dir bringen grossen frummen.
M Ja herr der König es ist war
Ich sag euchs nun gar offenbar
Es ist heut der dritt tage
Das jch bey ewer iochter was
Der König sprach, nun wol mir das
Ich nymmer mer wil klage
Meyn leyd vnd auch meyn vngemach
Ich w il des nymmer jehen
Nun wol mir heut vnd nymmer ach
Sol jch meyn tochter sehen
So ist vergangen all meyn peyn
Seyd das mir Got geholffen hat
Das kummen ist die tochter meyn.
Gl Der Kunig vnd die Kunigein
Mochten doch nit fröer geseyn
Dann nur diser Botschaffte
Der Kunig seyn tochter began
Mit manchem Ritterlich^ man
Er wolt mit heres kraffte
Z. F. D. A. VIII. 32
V
*
498 HERZOG ERNST.
Holen die liebsten tochter seyn
Ich mags nicht lenger treyben
Ob man dem singer nicht gibt weyn
So wil ers lassen bleyben
Wann er jn nicht gehelffen kan
Vnd das sie kummen wider heym
Er wil vorhin zu triucken han.
62 Die reyfs ward lenger nicht gespart
Der Kunig macht sich auff die fart
Zu seyner tochter schone
Er zug gar schnelligklichen dar
Er nam mit jm ein grosse schar
Auch gar manchen dienstmanne
Darzu manche Junckfrawen feyn
In gold gunden sie brangen
Do der Kunig vnd Kunigin
Ir tochter gunden sehen
Die warheyt mag jch sprechen wol
Sie wurden beyd an krefften schwach
Yedoch wurden sie freuden vol.
Hie empfecht der Kfinig sein tochter.
{holzschniit)
63 Nun höret wie der König sprach
Do er sein tochter ane sach
Zergangen seynd meyn schweren
Er vmbfienge das megetlein
Vnd hiefs sie Got wilkummen seyn
Er fragt wer die zwen waren
Sie sprach, das sag jch dir zu band
Sie seind her mit mir kummen
Hertzog Ernst ist ers genant
Er hat mich dort genummen
Sie da zeygen auff jn began
Deyn land vnd auch meyn eygen leyb
Sol er gentzlich für eygen han.
64 Der Kunig sprach, das thu jch nicht
Vnd was mir halt darumb geschieht
Ich gib dich keynem manne
HERZOG ERNST. 501
Derselb der hei verschlaffen das
Vnd dasselbe vmb keynen hafs
Noch vmb keyn b&se inSre
Sprachen der Kunig ist erschlagen
Es kumpt von deynen schulden
Furwar es wirt dir nicht vertragen
Des must du kummer dulden
Es kam der Kamera auch in not
Das jn der Kunig was erschlagen
Er must darumb kiesen den todt.
71 Sie betten gar ein grossen straufs
Recht sam das wetter schlug ins haurs
Sie eylten aufs mit schalle
Auff manche Strasse da hindan
Das jr des volcks im haufs zerran
Sie wurden grimmig alle
Sie Westen all nicht wie jm was
In allen disen dingen
Vnd ob man sie wurd letzen bafs
Vnd mer zu schaden bringen
Vnd ob der Teuffei wer im land
Sie eyllen wider haym zu haufs
Vnd beschlussen die Burg zu band.
7t Er sprach, hab danck du gütter man
Du hast jm ako recht gethan
Das du vns also eben
Nun von den Sachen hast geseyt
Gar ein newes gultes hoffkleyd
Dasselb sol man dir geben
Der Preutigam vnd auch sein man
Vnd die Königkliehe maget
Die haben dise ding gehan
Daruon du hast gesaget
Von jn seind sie nider gelegen
Nun bleib da hie auff der hochzeyt
Vnd hilff vns der kurtzweyl pflegen.
73 Da er die red nun het gethan
Horten die Fflrsten lobesan
Sie waren erst dar kummen
500 HERZOG ERNST.
Es was da grosser kurtzweyl vil
Von mancher hande seytenspil
Die schilt vnd sper zerbrechen
Die hochzeyt wert viertzehen tag
Furwar Ihu jch euch sagen
Zu hoff da was eyn grosse klag
Mit waynen vnd mit klagen
Bifs Hertzog Ernste schuff also
Das der Kunig vnd all seyn voick
Des Fürsten wurden alle fro.
68 Die hochzeyt was erschollen preyt
Ein man das lofs erfur vnd reyt
Er kam auch dar gegangen
Er zoch wol aufs der schnebler landt
Im was wol vmb die sach bekandt
Er ward gar schon empfangen
Sie sprachen, du vil guter man
Sag vns die rechten mAre
Wie was die sach also gcthan
Wol vmb der schnebler here
Do jn der Kunig was erschlagen
Vnd do die Junckfraw was dahin
Er sprach, das kan jch euch sagen.
69 Sie betten den Kunig wol verklagt
In was nur alleyn vmb die magt
Das jn die was verschwunden
Daruon ward bitter jr gedanck
Ye eyner an den andern sprangk
Sie schlugen tieffe wunden
Do hub sich angst vnd grosse not
Von jAmerlichem streyten
Wann da blib mancher schnebler todt
Wol zu den selben zeyten
Eyner gab dem andern die schuldt
Do jn das laster was geschehen
Sie kamen in grofs vngedult.
70 Es was geredt an eynen mau
Er solt jr bafs geh&tet han
Das was der Kamerere
^*u
HERZOG ERNST. 501
Derselb der het verschlaffen das
Vnd dasselbe vmb keynen hafs
Noch vmb keyn böse märe
Sprachen der Kunig ist erschlagen
Es kumpt von deynen schulden
Fürwar es wirt dir nicht vertragen
Des must du kummer dulden
Es kam der Kamerer auch in not
Das jn der Kuuig was erschlagen
Er must darumb kiesen den todt.
71 Sie betten gar ein grossen straufs
Recht sam das wetter schlug ins hauls
Sie eylten aufs mit schalle
Auff manche Strasse da hiudan
Das jr des volcks im haufs zerran
Sie wurden grimmig alle
Sie Westen all nicht wie jm was
In allen disen dingen
Ynd ob man sie wurd letzen bafs
Vnd mer zu schaden bringen
Vnd ob der Teuffei wer im land
Sie eylten wider haym zu haufs
Vnd beschlussen die Burg zu band.
71^ Er sprach, hab danck du gütter man
Du hast jm also recht gethau
Das du vns also eben
Nun von den Sachen hast geseyt
Gar ein newes guttes hoffkleyd
Dasselb sol man dir geben
Der Preütigam vnd auch sein man
Vnd die Kunigkliehe maget
Die haben dise ding gehan
Daruon du hast gesaget
Von jn seind sie nider gelegen
Nun bleib du hie auff der hochzeyt
Vnd hilff vns der kurtzweyl pflegen.
73 Da er die red nun het gethan
Horten die Fürsten lobesan
Sie waren erst dar kummen
502 HERZOG ERNST.
Sie tbeten die zwen fast ansehen
Vnd gunden jn grofs lob veriehen
Da sie die that vernumen
Vnd das erhall auff der hochzeyt
Also mit grossen brechten
Lob vnd ehre ward jn geseyt
Von Rittern vnd von knechten
Das sie es betten geschickt also
Es frewet sich der alt König
Der grossen ehre vnd wirde do.
74 Da sagten sie da bafs die mär
Vnd wie es jn ergangen wer
In eynem finstern berge
Wie sie eyn wasser trug hineyn
Vnd auch von dem Karfunckelsteyn
Vnd von den kleynen Zwerge
Vnd wie sie fast stritten mit jn
Ee das sie sich erwerten
Wie sie die Junckfraw brachten hin
Vnd auch vor jn ernerten
Sie sprachen, edler Kuni^ feyn
Keyn man lebt yetz auff erden nicht
Des ewCf tochter bafs mag geseyn.
75 Von diser red ich lassen wil
Sie schallierten auff seylenspil
Vnd kurtzten da jr stunde
Es leuchtet da der Karfunckelsteyn
Auch manche junckfraw hübsch vnd rein
Mit jrem roten munde
Sie waren all gezieret wol
Mit purpur vnd mit seyde
Vnd goldt als jch euch sagen sol
Von köstlichem geschmeyde
Darbey mancher stoltzer degen schon
Das man kaum grössere freude
Nie gewunnen het in Indian.
76 Do nun die hochzeyt da ergie
Hertzog Ernst doch nie entlie
Er wolt ein vrlaub nemen
m-
HERZOG ERNST. \,
Der K&nig sprach, jr werder mao
Nun wölt jr yetznnd vrlaub han
Must wir vns ymmer Schemen
Ir kumpt also von hinnen nicht
Ir must lenger hie bleyben
Vil grosser kurtzweyl each beschicht
!r soll ewer weyl vertreyben
Vnd haben eynes F&rsten leben
Gold Silber vnd auch gut gewand
Ich wil euch des den vollen geben.
77 Ja Hertzog Ernst alda belib
Der langen zeyt er vil vertrib
Bifs auff die zehen iare
Es was keynem Pursten nie bafs
Wann weyl er z& Indian was
Ich red das offenbare
Er reyt im land Thumieren weyt
Zu stechen tafeis runde
Hirsch vnde wild zu mancher zeyl
Mit habich vnd mit hunde
Vnd wenn man nun zu tische safs
Hertzog Ernst vnd seyner frawen
Zu spilen gach in dem pret was
7^ Hertzog Ernst gefiel das land wol
Dauon sein hertz ward freuden vol
Man hört das von jm sagen
Im schencket die alt K&nigein
Auch beyde speyfs vnd auch den wein *
Vnd gwand gar wol beschlagen
Es was so Ritterlich gethan
Er het darumb gestritten
Hertzog Ernst vnd auch seyn man
Haben so vil erlitten
Der Kunig gab jn grosses gut
Von lieb seyner tochter vil reyn *
Trugen die zwen ein freyeu mut.
79 Er gab jn gar ein reychen sold
Beyde grofs silber vnd auch gold
Im vnd seynem geselle
504 HERZOG ERNST.
Der mit jme was kummen aus
Sie litten beyd vil manchen straafs
Es merck nan wer da wolle
Ir mögt darbey gar wol verstan
Wie es jn ist ergangen
In diser Stadt zu Indian
Wurden sie schon empfangen
Ja Hertzog Ernst vnd auch sein man
Grofs ehre erwarben sie beyd
Von dem Kunig aufs Indian.
80 Eyns nachtes er sich nider leyt
Wol zu der hochgelobten meydt
Er gedacht an die Achte
Es gieng hin gen der mittemacht
Hertzog Ernst der lag vnd betracht
Gar recht er sich bedachte
Wie er gem Kayser zornigklich
So lebt in grosser schwere
Er wolt jn grossen tugentlich
Mit guten werten sere
Er ward mit jm selbs vbereyn
Das er dem Kayser schicken thet
Die zwen edeln Karfunckelsteyn.
81 Da versunet er des vatters zorn
Der edel Fürst so hochgeporn
Er thet jn aufs der Achte
Dareyn er jn vor het gethan
Ja Hertzog Ernst vnd auch sein man
Beyd von Ritters gescblechle
Der Graff wont jm in trewen bey
. ' Pen abendt vnd den morgen
Er dient dem edlen Fürsten frey
Gar offt mit grossen sorgen
Ee dann sie kamen in die stat
Gen India mit grosser ehr
Da sie der Kunig begäbet hat.
82 Er schreyb der muter liebe m&r
Wie es jm wol ergangen wer
So ferr in frembdem lande
HERZOG ERNST.
Die muter was der mftr so firo
Das er ein Herr was worden do
Der Kayser sprach zu bände
Seyd er so freondüich hat volbracht
Vnd zu hoher ehr ist worden
So thun jch jn aufs meyner Acht
Gen jm auff fridens orden
Vnd das mag doch nit abegan
Die weyl jch das leben mag han
So wil jch jn nicht sehen an.
83 Noch wil jch jm die liebe thun
Recht sam er wer meyn eygen sun
Vmb willen seyner gäbe
Auch vmb die grossen manheyt seyu
Das er die Edel Kayserin
Nach mir in ehren habe
Vnd das es jr thu auch keyn not
Dieweyl sie hab~ das leben ,
So wil jch jm nach meynem todt ^
Das Kayserthum auff geben ^
Ein brieff der ward geschriben schon
Der Kayser jn best&let da
Er hanckt seyn Insigel daran.
84 Die mäter schreib berwider mer
V^ie er ein Herr von Braunschweyg wer
Das thet sie wol beweren
Sie schreyb dem K&nig von Indian
Er solt die potschafft recht verstau ^
Er sprach, das hör jch geren ' j-Jl
Seyd das es Gott hat selbs gefügt ^ JT
Vnd jch die warheyt finde vf*t%»
Das mich redlich wol ben>
Gen jm vnd meynem kinde
Vnd er ist kummen also her
Von eynem Hertzog also firey
Das mir keyner nicht lieber wer.
85 Damach thet man jm grosse ehr
J^ vnd seynem gesellen herr
Der mit jm was aufs kummen
506 HERZOG ERNST.
Ja aüff verlost vod auff gewin
Ein lange zeyt was bald dahin
Das habt jr wol vernummen
Man gab jm da das beste land
Bald het es jm geschworen
Dem edlen Fürsten zu band
Von Adel hoch geporen
Mit grossem gwalt vnd Ritterschaft
Die hielt er also lange zeyt
Er kam darnach in grosse krafft.
Hie empfecht Hertzog Ernst die Kayserlichen krön.
{holstchnitt)
86 Der Kayser da heraussen starb
Bald Hertzog Ernste auch erwarb
Das Kayserthum mit kraffte
Er zoch heraufs also zu band
Wann jm gefiel das Teutsche land
Bafs dann die Heydenschaffte
Sie Waren jm gehorsam gar
Recht sam er bey jn were
Er nam der muter eben war
Sie bet gewalt vnd ehre
Er ward eyn forchtsam Kayser feyn
Das beyde Ritter vnd auch knecht
Im musten vnterthenig seyn.
87 Ir sollet mich noch mer verstan
Ich wil euch k&rtzlich wissen lan
Wie es jm mer ergienge
Sein schwäher dort auch tode lag
Hertzog Ernst der reyt nacht vnd tag
Die Krön er auch empfienge
Das K&nigreych zu Indian
Er ward des gar geweitig
Mit ehren trug er wol ein krön
Mit tugent manigfeltig
Er schaff es in dem land also« *
Das beyde arm vnd auch reyche 'dk
Seynes gewaltes wurden fro.
SPRUCHE VON HANS FOLZ. 807
88 Hertzog Ernst des auch nicht vergafs
Vnd der bey jm gestanden was
Den abendt vnd den morgen
Dem macht er da gar vnterthan
Das gantz Kunigreych Indian
Er lebt on alle sorgen
. Er ward ein mechtig Kunig grofs
Er het das wol verschuldet
Das er der reyse auch genofs
Wann er offt kummer duldet
Gedacht der edel Kayser an
Das er bey jm gestanden was
In nötten als ein bidermann.
89 Ich kans nicht lenger treyben hie
Wann grofse manheyt er begie
Hernach bey seynem leben
Wie das dick mancher stoltzer man
Bey Hertzog Ernste gut gewan
Nach manheyt begund er streben
Wie milt vnd auch von edlem stam
Vnd tugenthaft er were
So lang bifs er ein ende nam
Der edel Purst so here
Wollen wir lassen sonder hafs
Schenckt ein vnd gebt mir z& trincken
Sing ein ander der es kfind hals.
Gedruckt zu Nürnberg durch Kunegund Hergotin.
(24 blätter klein octav, die leiste seile leer,)
VIER SPRÜCHE VON HANS FOLZ. ,
In welchen jahrzehenden des ßinf zehnten Jahrhunderts
Hans Folz, barbierer zu Nürnberg, gelebt und gedichtet
habe, Iq/st sich einstweilen mit voller genauigkeit nicht be-
stimmen ; jedetfalls, da einer seiner spräche ein ereignis von
1447 erzählt {Altd, Mus. 2, 319), nach diesem jähre, und
wahrscheinlich^och 4^S2j da die gedruckte ausgäbe seines
spruche0vSti der pestilencz, der ganz wie eine gelegenheits*
Schrift aussieht, mit diesem datum bezeichnet ist, die be^
508 SPRUCHE VON HANS FOLZ.
Ziehungen auf die böhmischen ketzer {jiltd. Mus. 2, 319 und
unten iv, 81) sowie auf den Türken (in, 181) geben nichts
gewisses an die hand. bedeutung haben er und sein mit-
bürger Hans Rosenblut nicht blofs für ihre zeity sondern
noch für das nachfolgende Jahrhundert: ihre erzählungen
und fastnachtsspiele sind für Hans Sachs Vorgang und
Vorbild gewesen y und wohl die folzischen noch mehr als
die von Rosenblut: wenigstens den wilden versbau des lets^
teren hat sich Hans Sachs nicht angeeignet, auch sind
öfters Stoffe y die bereits Folz bearbeitet, von Hans Sachs
wieder aufgenommen worden: altd. Mus. 2, 318. 321.
Nachstehende vier gedichte f^olzens sehe ich noch
nirgend, wo von ihm die rede ist, verzeichnet, sie befin-
den sich in allen einzeldrucken auf der bibliothek zu Coi
mar ; alle vier haben die gleiche schrift als der im j. 1 482
gedruckte spruch von der pestilencz, und dieser wird, da
er für Nürnberg berechnet ist, doch wohl auch in Nürn-
berg gedruckt sein.
Es sind sp7*üche : wie das gedieht von der pestilenz
wird auch hier das zweite in der Überschrift selbst so ge-
nannt; Sprüche, d. h. gedichte, die zum vorlesen bestimmt
sind: Dises sagt von den wienern vnd stet das man es lesen
mag als einen spruch oder singen als ein liet schreibt Michael
Beheim über sein buch von den fVienem. also spruch
im 1 5« jh. so gebraucht wie früherhin der ausdruck rede
(Litt, gesch. § 50, 5) und wie schon Konrad von fVürzburg
im eingange des Trojanerkriegs das sprechen dem singen
an die seile stellt, und der Vorleser tritt hier noch ganz
so auf wie einst die fahrenden, welche lasen : er verlangt,
dafs man stillschweige und höre (i und in anf) und di{fs
man ihn frisch einschenke, wenn er noch weiter sprechen
solle (iii, 147). vergL Litt, gesch. § 42, 27. 51, 1. 59, 19.
Irgend welchen werth in dieser oder Jener art hat
Jedes der vier gedichte. das erste giebt stellenweis ein
neues beispiel der im mittelalter beliebten und bis zu sprich-
wörtlicher Überlieferung ausgebildeten kunst den fragen
oder bitten oder schelten Jemandes mit höhnisch ungehö-
riger. Ja sinnloser antwort auszuweichen, ältere $$elten der
art in v. d. Hagens Gesammtabenteuer 1, 44 (= Liedersaal
SPRUCHE VON HANS FOLZ. M0
2, 507—509). 4327^. 2, 92*). Hoffni. Pundgr. 2, 320**).
ob die geschickte, die den inkalt des »weiten spruckes
macht, auch anderswo erxäklt und so wie hier an den na^
men des Zauberers Virgilms geknttpß, ist, weijs ich nickt,
sie tkeilt mit dem abenteuer des dritten die nickt unge^
sckickte verflecktung dreien* bestandt keile, in letzterem ist
es ein Wettstreit, der zur ausßikrung der listigen und lusti-
gen streicke den anlafs giebt; zunäckst vergleicht sich da-
mit ein sckwank des Liedersaals 3, 5, wo sink drei fronen
im streit um einen gefundenen ring ebensolcke streicke
als früker sckon ausgeführt nur erzäklen. beidemal aber
kandelt es sich um die meistersckaft im buklen, und so
berükren sick beide gedickte mit den in dieser zeitsckrift
6, 292 besprockenen älteren, die gleichfalls einen dreifack
getkeilten, nur sittlick reineren streit aus der liebeskunst
erzäklen, äknlicken inkalt, nur von Seiten der männer
^nfs^f^ß^i ^^8 f^olzens spruck Von dreyr pawrn frag
(^Itd, Mus. 2 , 320) besitzen, die sckelmerei des ersten
weibes, die ikren mann beredet, er sei todt, ßndet sick
auck in einzelner und anders gewendeter darstelbing:
V. d. Hag. Ges. ab. 2, 357. endlick der vierte spruch,
der wie der erste gröstentheils in dialog aufgekt und
auck den fragen lauter ausweickende antworten gegen-
überstellt, kier jedock so, dqfs mit frevelkqften Wortspie-
len ausgewicken wird, der kauptsäcklicke der zwiscken-
redner ist ein landstreicker , dessen eigentlickes gewer be
das betteln ist (55), der sick aber um geld gelegentlich
auch zu dienstleistungen geringerer art ker giebt (49. 67).
F'olz nennt denselben einen freybeit, frey mit beziekung
auf das kerren- und berufslose leben solckes gesindels,
heit aber männlick und persönlick gebrauckt, wie es im
althockdeutscken (persona Spracksckats 4, 807) und eben-
beit noch im mittetkockdeutscken (socius, aequalis Gr. 2,
643) vorkommt, die gleicke benennung auck anderweitig
ofi genug: Frisck 1, 294. Sckmeller 1, 608. Fundgr. 2,
399. Justingers ßemer ckronik 141. friheitbarst ebd. 123;
^) wir »qIq mezz0ii di0 fdeze af dem tische 1, 432. sA mezt uns
fdeze, daz siot dr{ nod Tiere 2, 92.
<>^) dorte gdt der mdnde nf lot'e Ge$. ah. 1, 44. Liedws. 2^ M)9.
510 SPRUCHE VON HANS FOLZ.
in Basel hatten die fribeiteu eine freistatt mit eigenem
gericht: Basler taschenb, 1851, 15 5 bei Burkard fValdü
die form freiet, Esop 2, 80. 4, 4; auch freiheitsbobe, fr«i-
heitsknabe, freiheiter: Frisch, Schmeltef* und BasL taschenb.
a, a, 0, daneben, um das ungewohnt männliche heil gegen
eine schlufssilbe von gröfserer geläufig keit zu vertauschen,
die form frihart (Schmeller, fValther 203, Freidank 372)
und weiter abgeleitet und zusammengesetzt vribarUere
(zeitschr. 2, 82) und freiheitsbube (Schm.).
In den kurzen erklärungen, die den neuen abdruck
dieser vier spräche begleiten, habe ich, wie billig bei ei-
nem närnbergischen dichter, besonders auf SchmeUers
Bairisches Wörterbuch verwiesen und rücksicht genommen ;
indefs auch mit solcher hilfe bleiben einige stellen wie
I, 145. 189 und 208 noch unerklärt.
WILH. WACKERNAGEL.
I.
Item eiD pulschafft von einer pawrn meyt vnd von einem
iungen gesellen mit fil sp6tiscben dedingen doch zu lest mit
einer 1er wie sich dar innen zu halten sey
{holzschnitt)
(JV)^vt yder man sich red wolt massen
vnd wolt euch etwas sagen lassen
von einer pulschafft die ich het
gen einer paurn meyt die was stet
alls ich euch will bescheyden recht 5
ich het mit ir ein grofs geprecbt
die weyl sie iren kelbern strewt
ich sprach got grüfs euch iunckfraw gewt
sie danckt mir wider als sie solt
vnd fragt mich fürbas was ich wolt 10
ich sprach auf ewr gunst ich harr
do sprach sie zu mir lieber narr
kum morgen wider leüg mir mer
sag welcher teüfel pat dich her
ich sprach mein bort glaupt mir fürwar 15
1. W /Crr d9n maier weggeU^ften, 7. Sckmeiler S, 675.
•%
SPRUCHE VON HANS POLZ. 611
ich pin euch lenger dan ein iar
von herczen gancz gewesen holt
wie wol es sich nie fügen wolt
das ich euch das ercleret lawter
do sprach sie zu mir lieber irawter 20
ia west ich das dir recht ernst wer
ich precht dir zwar ein panczer her
ich sprach iunckfraw ia siilt ir kennen
wie sich mein hercz nach euch dut sennen
sülch red list ir beleyben gancz 25
do sprach sie zu mir lieber francz
mich dunckl zwar wol du dragest swer
wie rietst ob dir not scheyssen wer
gee hin gelob dich auf den mist
du weyst leicht selbs nit was dir prist 30
ich sprach iunckfraw last ewr gesp6t
ewr schön die hat mich des gendt
das ich durch euch leyd deglich peyn
sie sprach du wolst leicht zornig seyn
gee von der went vnd nit enfeyst 35
das du des arfslochs nit zu reyst
ich sprach iunckfraw ir seyt mir hessig
ich pin euch lecht nit gleich gemessig
vnd zwor ich mein kennt ir mich recht
mein sach würd gar pald gen euch siecht 40
an lacht sie mich vnd sprach so plauff
pald pald hupfft vns dem iungen auff
ich sprach west ir wie mein geplüt
durch euch so stet in flamen glüt
ich west ir kült mir ab die prunst 45
sie sprach gotz hey secht an wie glunst
dem man sein angesicht vor fewr
ach der im det ein deine stewr
26. Franz als appellativ ein woieher schwacher mann: Uhlands Folksl.
366. Denn doctor Siemao hat das rathen , Der spicket ja {den bösen
w$ik0hi) also den braten, Vnd macht zum narrn den armen Frantzen,
Das fr mufs nach seiner pfeiffeo tantzen f^aldis Esop 4, 81. 35.
Sehmelier 1,577. 41. vergi. 3, 53. blaofen /ür belaufen? wie blao-
gen, blibeo , brüeveu %eiUchr. 6, 150. 42. Schm. %, 222. 46.
Sehm, 2, 127. 93.
512 SPRUCHE VON HANS FOLZ.
vnd giifs ein Spülwasser auff ia
ich sprach zu ir ionckfraw dat hin SP
durch euch ist mir mein hercz versert
do sprach sie wo ist dau das swert
dar mit ich dich geleczet hab
ich sprach ach iunckfraw losset ab
ich hoff wir werden pas vereint 55
do sprach sie wer het des gemeint
was eytlichs wunders kan der man
ich sprach iunckfraw solt ir verstan
wie ewr schön mein hercz an ficht
io das es nit vor leyd zu pricht 60
das wunder m6cht mich machen gro
do sprach sie zu mir so narr so
hach hach ich het sein schir gelacht
hört hört wie im sein hercz neur kracht
ich sprach iunckfraw ir seyt mir gfer 65
nun ger ich doch von euch nit mer
dan dut doch das mir werde ru
do sprach sie traun do hallt dich zu
als das ich thu das hab dir gar
ich sprach ey das mich got bewar 70
gen euch enhelffen wort noch werck
sie sprach ge schrey es in ein perck
so hillt es dir her wider eben
wer kan alln naren antwurt geben
ich sprach ach seyt doch nit so hefftig 75
man fint wol ein so meister schefftig
vnd auch so stet alls ir meint seyn
der es von herczen wer ein peyn
so freflich wort eim zu beweysen
nu seyt ir herter fyl dan eysen 80
vnd lat euch gar mit nicht erweichen
sweigt ee ich euch bekum des gleichen
do sprach sie ey wil gsche vns den
ir wirt vos lecht ein weyer ab pren
50. taot bio lafset das sein Ottoc, 448>. tuo hio, la bIIlü b25^. %%,
vgL 2y 122. 153. 63. d. h. hk h& tote bei ßTaich 38, 4. 69. vgi.
4, 114. Schm. 1, 420. 80. oo] der alte druck an 84. unmog-
'*-
SPRUCHE VON HANS FOLZ. 51S
nun dar es ist doch ye vnrecht 85
vnd zwar wan ich mich recht bedecht
ich liefs sulch red hallt wol an stan
freunl seyt ir nit ein edel man
vnd seyt do heimen etwas reich
ir secht im hall nit gar vngleich 90
zu heydelberg dem alllen äffen
mich wundert wes ir do stet gaffen
wo sint do ewre pferd vnd knecht
do docht ich mir geschieht gleich recht
dan wer ich newr von dir mit ru 95
mich precht der ritt nit mer her zu
wan mir was gancz mein red gelegen
vnd wist ir nümer zu begegen
so spricht sie wider an der fart
0 heyliger herr sant linhart 100
was Wunders wirt alhie vemumen
der mensch ist worden zu einem stumen
do dacht ich mir du 6der palck
vnd sach sie an recht sam ein falck
der neydiseh auf ein reyger wil 105
mit dem ich plüpfling sie au fil
vnd sprach ach iunckfraw wan ir west
das ir in meines herczen nest
so süfslich ruet vnd auch lawst *
mit dem ich ir zum pusen mawst tlO
so spricht sie zu mir mit eym raschen
ein dreck was hastu do zu naschen
du dapst alls habestu sein recht
ich mein du seyst ein meczlcr knecht
ich sprach iunckfraw ich pin euch holt 115
liches, unglaubliches, das ärgste thun : vgl, maria exorere Firg. Aen,
9, 113. deo Rio verbreoDeo v. d, Uagens Minnes. 2, 20^. Haupts
xeitschr. 6, 501. Schmeiier 3, 102. iedoch verbraone 6 der Rio
Heidetb. handschr. 341, 343^ den Pb4t yerbrfooea Hartm. B'uehl.
1, 1775. zönd mir keinen weier an Sehm, 4, 3. 91. das alte wahr-
zeichen von Heidelberg ein affenbild auf der Neckarbrücke: Narren-
schiff 179 StrobeL 92. zeitschr. 6, 257. icb gin und gaff und bin
ir äff Vhlands FolksL 642. 100. Schm, 2, 473. 106. wohl
plUiopfllng %u lesen: Sehm, 1, 334.
Z. F. D. A. Vni. 33
*.
514 SPRÜCHE VON HANS FOLZ.
wan ir des gleich mir auch sein wolt
vod list euch mein grofs Heb erweychen
do sprach sie hört was wunder zeychen
ia wer es war du swürstvWol fester
ach das du mir nil kämest gesler 120
ich sprach iunckfraw ir wellt nur posen
ich kan uit smeicben noch lieb kosen
dan piet mir in ewrem dinst etwas
secht ob ich nit volende das
sie sprach dein dinst die hab ich gern 125
vnd wolt ir vngern auch enpern
dar vmb ge in den stal bin eyn
dort stet ein deines kelbelein
lug ob du niirs künst fürher stossen
ich sprach iunckfraw ir soll erlossen 130
mich sülcber wort vnd fremder stuck
sie sprach du hast leicht als vnglück
ich wont du wolst mir din in trewen
wil es dich dan yczunt gerewen
ich sprach der dinst ich wol enpir 135
Ton kelber stossen sagt ir mir
ich stifs euch lieber dan das kalp
sie sprach mich drucket heint der alp
so hart das mir aus ging der oten
künstu mir nicht dar zu geroten 140
ich sprach es wirt euch wol vertryben
ir müst euch lan ein zapffen schyben
sie sprach wan du den zapffen heest
ein allte ku die stet zu neest
die was mir nechten gar verschldrfft 145
do het ich dein gar wol bed6rfll
mit dem do stund ich als ein stock
vnd dacht mir du rechter holcz pock
hat mich der teüfel zu dir dragen
doch fing ich wider an zu sagen 150
vnd sprach mein höchste zu versieht
119. der alte dr, fwüst 124. sech 140. küfto 145. [idk
denke, verschlörfTt heff$t verschiür/t, übertrunken, und der unsaubert
scherz meint mit dem zapfen », 143 einen iroeur. Hpt»^
SPRUCHE VON HANS FOLZ. 5f5
die wort sülln alle gelten nicht
die ir gen mir hapt ab gespullt
würd sunst mein liercz gen euch erkulll
nur durch ein fr^unllich vmefahen 155
do gund ich aber zu ir nahen
vnd meint erst recht mit ir zu scherczen
so schlecht sie mir her zu dem herczen
mit peyden feüslen wie sie mocht
das ich mir in meim mut gedocht 1G0
ich müst mich zu der erden neigen
se narr sprach sie hab dir die feygen
das mir der ölen nit gelag
von disem vngcstümen schlag
vnd ich nit ging zu hauffen nyder 165
das nimpt mich ymmer wunder syder
dennoch greyff ich sie wider an
so spricht sie zu mir narr far schau
erschreck mich nit ich pin noch iung
dar mit det sie ein weylen sprung 170
vnd wolt von mir zum stall aus iahen
peym hemd wart ich sie wider fahen
vnd reyfs sie zu mir als mir docht
das sie mich nit wol schlahen mocht
dan das sie mich erwuscht peyn harn . f75
das ich pey allen meinen iam
nie wart geraufft so hart vnd fyl
dan vmb die gürtel was sie styl
das ich nit wol getorst ab lan
mit ernst must ich es greyffen an 180
vnd warff sie nider in dem slal
vnd dct auf sie ein grossen fal
das wir peyd groczstcn als die frosch
do rieht ich mich zu wcrck 61 rosch
vnd nam der rechten zylstat spür 185
so spricht sie narr knicstu dar für
nun pistn doch auf keinr kirwcy
172. vgL 2, 112. 136 /«r. 152. 4, 17/^. der ir\finitivus hier wie in
unterm umschriebenen futurum aus dem pari, präs, entstellt: wart
v4heode. schon im h. Anno 613 s6 diz liuth oahtU ward sUfio.
33*
0-
516 SPRÜCHE VON HANS FOLZ.
meinstu dan das ich heilig sey
lug Ihu mir nit am ganczen och
in dem der schimpff sich endet doch 190
doch sprach sie du hastz wol geschickt
mich hat ein floch oft wirFs gezwickt
wan du mich hast auf diser fart
zum negsten mü dich nit so hart
mit schant ich mich von danen macht 195
wie dick ich do der pofsheyt lacht
das mir so recht gescheen was
vnd sprich auch pey mein trewen das
vmb kein pawrn meyt pul ich nit me
wie es mir ymmer sonst erge 200
§ pey diser pawrn meyt weit verslan
ein idiich tückisch weybs persan
der schein an zeygt e man sie iipt
sam sie nie wasser het betrüpt
vnd auch vor menclich sich kan stein 205
alls ob sie nit recht dreü kün zeln
vnd nie gespürt het noch gesmeckt
dar mit man parhaupt gen befleckt
vüd von gespöt nicht west zu sagen
vnd nicht geschmiczt wer noch versiagen 210
wer dan ein sülche nit erkent
vnd sich in freuntschafi*t zu ir went
vnd vmb sie wirbt vnd nach ir stell
so dan sein art ir nit gefeil
möcht der lieb wol der teufcl lachen 215
wer den heimlich mit ir wolt machen
so ist sie frümer dan sünst drey
vnd kan doch so fil gspeys dar pey
189. am ganczeo am hengst? Schm. 2, 58; am gänserickf Minnet.
%, 109^. och substantivisch wie ach Gr. 3, ^U fg. Ruol. 49, 24.
;203. e man] dr, eman 218. 2, 57. f^espey gespott: Sehm. 3, 559.
speier spotter y ühlands Folhsl. 181. speywort Narrenseh. 152.
speyvogel ff^ickram u. a. wie spSy- and spott-vogel j4br. a S. Clara,
schmähvogel fatzvogel Sittewald, schimpffvogel Sehuppius und spast-
vogel. Spott selber kommt von der würzet speien, spuere, nrvuv:
vgl. yjv^og, iptv^os, spoxeo spotten Ruother 1962, altn. apott spoti
und tpützen speien Luth. Marc. 7, 33. 8, 23. Joh, 9, 6. apessea
SPRUCHE VON HANS FOLZ. SIT
sprich wort gespftts vnd plech an slagen
dar vmb sol keinr sich nit leicht wagen 220
nach einr die er nit kent lang her
spricht hans folcz zu nürmberg barwirer
II.
Item ein fast abenteurischer sprach von einem kauffman von
straTspurg der gen rem zcoch.
{hoUsfihnitt)
(E)in purger reich za strospurg want
dem attff seim hanpt eins moles fant
sein weyb ein einigs groes bar
das sie im pald det offenbar
nun dacht er wie im pey sein tagen 5
kein bandet nie was vmb geschlagen
vnd hat so wol gezogne kind
dar durch er ernstlich vnd geswind
der gröi stet nach sinnen deet
von wan sie doch ein vrsprung heet 10
Nun gingen vmb die zeyt die mer
wie das zu rom ein meyster wer
in der uigramancejr erkant
der was virgilius genant
eim yden er beschidung melt 15
wes man in vraget in der weit
dem purger wart schnell zu im iach
seiner grßi zu fragen nach
seibander er die fart dar deet
vnd als er hin gen poczen neet 20
er zu eim wirt fragt in der stat
den er vormals gekennet hat
von welchem er gefraget wart
Sehm. 3, 583 und Staldw, !219. eioem ein blechleio aohaogeo Frisch ;
eio schletterlin (klapp^rbieeh) aohenkeo oder oaehtchlag^eo ebd. wer
ttroflt eyn bofshafiFligfeD man, der henekt jm selbst eyo spietlin (zeug-
läppen) an Narrenseh. ISI.
1. E ßir den maier weggeU{flen. 11. der grtjhe buehstab be-
Meichnet hier und weiterhin den at{fäng einer neuen seUe.
*U
518 SPRÜCHE VON HANS FOLZ.
die vrsach seiner weyten fart,
den Wirt er schnell der sach bericht 25
seins groen hars vnd aller gschicht
dar vmb er dan gen rom zu lent
do aniwurt im der wirt behcnt
0 über Herr was sach ist das
ich züg pillicher dar vnd pas 30
ich hab mein weyb alltag geschlagen
zwelir gancze iar vnd dar nit sagen
das sie pesser sey vmb ein bor
sunder wcyt erger fil dan vor
mein herr ich pit euch kumpt ir dar 35
Erfart mir an dem meister dar
wes halb das weyb nit pesser werd
wie ich sie schlagen thu aulTerd
der gast gehiefs im das zu thon
vnd afs das mal vnd schid dar von 40
vnd als er nun zu pern ein zho
erkennet in ein kauffman do
der lud in pey im hau die ru
das saget im der purger zu
vnd als sie nun das mol gebeten 45
vnd ßl gemeiner red gedeten
fragt in der kauffman auch der mer
was vrsach seines zuges wer
der gast im alle sach auch seyt
do sprach der kauffmun auff mein eyt 50
so wist ir nit was ir süllt clagen
ich het ein nStigers zu fragen
das mcrckt mein herr ich nam ein weyb
der ich in dreyen iarn im leyb
abwesens halb nye hab bernrt 55
noch mir all iar ein kint gepiirt
nun macht sie mir ein sülch gespey
wie ir so söfs getrawmet sey
von mir in yedem iar ein nacht
do von sie swanger sey gemacht 60
27. lenden lenken: Sehr». 2, 578. 4 Mose 34, 4. 5. t^/. 11. vnd
leod vod wend mich xa der liebe fette« j4br. a S, Cl, 4, 386.
SPRUCHE VON HANS FOLZ. 519
Dem kum ich mit gern wejrter nach .
zu meyden spot red schand vnd schmach
ich mein es zem zu fragen mitt
ob es geseiji müg oder nitt
mein herr gen im mein auch gedenckt 65
wan es mich ye der weyl noch krenckt
der purger geiopt ims zu thon
geseget in vnd schid dar von
vnd endet foUn seyn weg gen rom
vnd als er zu dem mevster kern 70
erzellt er im die sach all drey
vnd pat in fleisseciich dar pey
im sülcher frag antwurt zu geben
virgilius sprach so merckt eben
das ich euch 6nt den ersten seyn 75
zu strofspurg wonend an dem reyn
den andern zu poczen ein wirt
der ailtag zwir den lewten schiri
den driten ein kauffman zu pem
nun alle drey euch zu gewern 80
so will der lest der erst nun seyn
zu dem ir heim wercz zihet eyn
von dem ir fürhallt siilche mer
wie das sein weyb drey kint geper
in ydem iar seines abwesen 85
Nun sülcher sorg im zu genesen
so ist vor pern ein preyte heyd
do wert ir hören ein gegeyd
vnd auch ein hörn von fem erklingen
in dem so wert ir sehen springen 90
vor euch ein hasen übern weg
den fragt dar vmb vnd seyt nit dreg
der hat euch es pald über sumpt
so ir dan hin gen poczen kumpt
zu dem wirt mit dem pösen weyb 95
78. ellipse des aee, hAr : ebenso bei schereo Uhl, Folksl. 464 fg, 514.
Aoe neuer ao4 ine schare tchar er mir vil schdee (betrog er mich
um mein geid) Heidetb, k$. 341, 163<>. bei balwireo UkL kA%. ttre-
lee Manuel 388 Grüneisen, H. Sachs ungl. kinder ßvaa 1.
520 SPRÜCHE VON HANS FOLZ.
zu dem sprechet das er pey leyb
nit loFs suuder sein esel schlag
mit prügeln was er ymer mag
so lang pis er des werd beschiden
der seczt sein hercz im pald zu firiden 100
wan er im wirt aus richtung thon
so ir dan seibs heim kämet nun
so hapt ir sechs kind noch pey leben
der yedem ir dan süUet geben
ein kram sehacz die ir pringt mit euch 105
dan an dem iüngsten hapt ein scheuch
vnd in keyu weg engept im nicht
pis ewer frag auch werd bericht
der purger neygt virgilio
schid ab von im vnd lifs im do 110
Ein redlich schenck nach seinen ern
wart nach weng tagen heim wercz kern
alls er vor pern kam auff die heyd
do höret er an eim gegeyd
ein hörn erschelln nit über lang 115
in dem ein has vor im hin sprang
zu dem er schnelliclichen schre
hallt halt mein has vnd sag mir ee
wie mag ein weyb in dreyn iorn
irm man drew kinder han gepom 120
der nicht pey hundert meiln was do
der has sprach so du mein narr so
sichstu die wind nit mir noch nohen
het sie die man als ser geflohen
alls ich die hundt die mir nach iagen 125
sie het die weyl kein kini getragen
in des der parger kart gen pem
die sach dem kauffman zu erclern
der sprach ey das ich es den nicht
beleyben lifs als ich bericht 130
von meinem weyb weyslichen was
105. kr4m ein mitgebraehUM gesehenk: Sehtn. %, 385 1 kr&mtehas^
W9il es goldwerlh hat: vgl. kouftchax toaare; die ir prin^: es
mehrere geechenke.
SPRÜCHE VON HANS FOLZ. 521
oder von erst farkame das
die frii stroff wer die pest gewest
ich schyfs nan in mein eiges nest
es kau sich erst nit wol gepürn 135
ye serer ich den dreck wird rüm
ye fester ward es fürbas stincken
ich will es gleich hin lassen sincken
der gast gund ru den tag zu hon
des andern tags schid er dar von 140
gen poczen zu seim wirt dem er
von seinem esel gab die 1er
wie er den starck an alle ru
mit einem prügel ymmer zu
so lang soll eyient schlagen stet 145
pis er in vnter wisen het
weshalb sein weyb nit pessert sich
wie fast er ir die neet bestrich
der wirt sprach kau mein esel das
mit schlcgen wird ich nit sein las 150
hin eyllt er vnd schlug in so hart
das er zu lest lawt schreyen wart
so narr hör auff was sol das sein
schlegstu mich lam der schad ist dein
vnd dreybst es dan ein ganczes ior 155
ein esel pleyb ich doch alls vor
dan das Ich lemer würd vnd dreger
sag mir wie fil dein weyb sey weger
die du noch stet schlegst ymmer me
ist sie icht pesser fil dan ee 160
Mich dunckt wie kranck vnd lam sie sey
so won ir doch das pös maul bey
do das der wirt vom esel hört
verswur er all sein leplag fort
kein streych ir nümer mer zu thun 165
erst wart zwischen in peyden sun
vort sich der purger heym werts schyt
fahel von einem gauche vnd vom withopfen IFürzh» hs. 78»-*:
ich mio eig^eo uest betuo — der mit in daz oest betan h&t — sin
; er da beschibe, da maoz im vertrag^e alt 6.
522 SPRÜCHE VON HANS FOLZ.
vnd als er gen straspurg zu ryt
eyllt we^rb vnd kint im als engegeu
fyl sunders preugs mit im zu pflegen 170
eins weint das ander lacht vor freyden
von weyb vnd kinden wart er peyden
freuntlich mit armen vmefangen
dar zu die kind mit hübschem prangen
yds in besunderheyt an facht 175
mein vater hastu mir nichtz pracht
also er ydem gab etwas
dan gen dem iüngsten was er las
vnd sprach mein kint ich gib dir nicht
ich werd dan vor von dir bericht 180
der vrsach worum ich sey gro
an hub das kint zu lachen do
vnd sprach o vater deiner wicz
leicht ich dein weissheyt über schmicz
das wer deiner vernufft zu fil 185
ydoch ich dich berichten wil
thu eins vnd schaw gar fleyssig mich
wie ritst werstu alls iunck als ich
du werst an zweyffel noch nit gro
erst slug der purger in sich do 190
vnd wart sein in im selber remen
vnd dacht sol mich ein kint beschemen
in einer sülchen leichten sach
0 allter war auff ist dein wach
auff nichten dan auf geiczikeyt 195
alls ich mir dor pey gib bescheyt
wem sollt die grofs dorheyt nit leyden
seyt das ein has dort mufs bescheyden
einen kauffman dem die karckeyt
het grossen reichtum zu geseyt 200
des gleich der wirt der durch sein narung
nach gut zu drachten het kein sparuog
vnd kunt der dorheyt nit enpflihen
wie er sein eygen weyb solt zihen
pis in ein esel vnter rieht 205
0 allter deiner zu versieht
SPRUCHE VON HANS FOLZ.
vnd ich der gröst vnter den dorn
der nil west das in langen iom
das allter all ding macht vnfro
gerunczelt dawb swach plint vnd gro 210
Und all zeytliche ding verderbt
vnd was aaff erd lept ersterbt
vnd ich an mir das nit gedacht
pis mich mein iiingstes kint weis macht
des ich mein thorheyt pillich clag 215
des gleichen ich lob vnd danck sag
dem weysen man virgilio
der die drey nerrisch frag also
recht meisterlichen vrteyln kunt
das vnser yder selbs verstunt 220
sich einem thorn geschaczet gleich
seyt das ein has den ein bestreich
vnd in erst vnter wise recht
wie er sein schand nit laat precht mecht
der ander an seim weyb stet schlug 225
pis sie das hercz im ab genug
den machet erst ein esel weys
so pin ich schir vor allter greys
vnd must mich vrteiln lan ein kint
secht seyt das allter ist so plint 230
so ist vns alln gescheen recht
o dorechts allter du grofs geschlecht
üb dich zu weyfsheyt ist mein 1er
spricht bans folcz zu nürmberck barwirer
212. fehlt eine sylbe.
524 SPRÜCHE VON HANS FOLZ.
III.
Item von dreyen weyben die einen porten fünden vnd welch
iren man am meisterlichsten an füret das der selben der port
wer vnd zu lest mit einer geistlichen glos nach dem es yczunt
in der wellt stet
{holztrhniit)
(iV)un sweigt vnd habt ewer gemach
so känd ich euch ein allte sach
von dreyen frawen stolcz vnd frey
die ein porten funden all drey
§ nun wollt yde den porten han 5
die ein sprach welche iren man . /
am aller pasten kün bedörn
der selben sol der port gehSm
§ die sach was siecht die erst heim lief
fant das ir man dort lag vnd slief 10
pald eylet sie vnd mischt zu samen
saffran vnd rus in einen swamen«
die selbig färb sie im an streich
vnd macht in allen swarcz vnd pleich
§ pald weckt sie in vnd trug im dar 15
eyn spigel vnd sprach man nim war
du pist leyder gestorben mir
ach gott wie hart ich dein enpir
ir hent sie want vnd rawfiFt ir bar
der man der sach in spigel dar 20
vnd sprach wie hab ich das erworben
pin ich dan in dem slaff gestorben
dan do sein färb so dötlich was
gelaubet er ir genczlich das
dar zu gedaucht in über al 25
noch an im sten die doten mal
das weyb slug ob im aus den geyl
i. N weggeläften, der alte druck ewergemacb 9. die sach war
schlecht H, Sachs teufel und altet weib ; vgl. 117. 1, 40. 27. gil
betiel: vgl. Schm. 2, 30. 31 ; deo geyl aas slabeo das todiBnalmf^sen
geben ?
SPRUCHE VON HANS POLZ. 525
vnd sprach zu irer meyt pald eyl
hiiff mir in kürczlich neen eyn
wie kiint er pas gestorben seyn 30
§ als sie in ein geneet het
sant sie die meyt hin an der stet
das man in holt vnd mechts nit lanck
schnell schob sie in vnter ein panck
§ der haws knecht mercket kürczlich das 35
das im sein pawr gestorben was
er eylet pald hin zu der frawen
schimpft kiircz mit ir vnd liefs im zawen
vnd tröst sie anf der pencke oben
do sie den man het vnter gschoben 40
§ der pawr sprach heincz pey meyner eer
wan ich dan nit gestorben weer
du best mirs freylich nit getan
so pin ich ye ein doter man
§ die fraw sprach sweyg du narr hab m 45
den doten hört nit swaczen zu
wo hastu es gehöret vor
§ der mesner kam vnd pracht die por
man trug in yn die kirchen hin
§ die ander fraw fant auch ein sin 50
als schier ir man entschlaflPen war
sie im behent ein platten schar
vnd sprach plaufft herr vor allen dingen
rüst euch ir müst ein sei mefs singen
wan ewer nachpawr doli ist dot 55
den man erst hin gen kirchen bot
§ der man sprach fraw was dreüget dich
ersichstu für ein pfaffen mich
so hastu wol das plerr vorn angen
§ sie sprach herr wan ir des wolt langen 60
das het ich vor gehöret nye
eylt doch ee man die glock an zye
das ir auch über allter stet
§ der pawr sprach der mich des auf ret
56. ähnliche ellipse wie fFalth, 8, 18 die wolte ich g^eroe io einen
sclirin. 59. Sehm. 1, 337.
526 SPRUCHE VON HANS FOLZ.
soll ich gen über allter slan 65
so müst ich do ciu platten han
vnd dewt im selber auf den kopff
do was er sch5n beschoru der tropff
doch dacht er in im selbs nun sie
piu ich der kapelon dan hie 70
wie hab ich mein allso vergessen
ge ich vnd rieht mich zu der messen
yn sagerer macht er sich zu haut
der platten halb in niemant kaut
er murmelt vast recht sam er pett 75
ein mefs gewant man im an dett
also ging er zum allter hin
§ nun het die drit fraw auch ein sin
mit irem man gefunden seyt
sie wecket in mit einem scheyt 80
vnd sprach ste auf pald du wein slauch
wie hastu necht mit vollem pauch
in cleydern dich do her gesapt
wie sanfil hat dir der wein gedrapt
das du so ligest auff deim wanst 85
vnd nit deynr guten cleyder schaust
die du trugt necht am feyer tag
wol auf vnd merck was ich dir sag
dein nachpawr doli leyt auf der por
dem hat man ycz ein sei mefs zwor 90
do eyl pald hin vnd opffer auch
§ er sprach meinstu ich sey ein gauch
solt ich nacket gen kirchen gan
nun hab ich nirn keyn faden an
§ das weyb sprach das mich got behüt 95
schaw eins ob dach der man nit wüt
ich meyn du seyst schlafflruncken noch
nun pistu gancz gecleydet doch
den das du alles dein gewant
yn federn hast so gar geschant 100
§ sie speyt an peyde hent zu mal
vnd streich im an dem leyb zu tal
73. Schm. 3, %9$. 83. Schm. 3, 275.
SPRUCHE VON HANS PQÜE.
sain sie die federn im ab strich
vud sprach eyl du versaamest dich
§ hin zu der kirchen kert der dam 105
vnd sach vast nach dem doten vm
§ in des die pawm zu opffer gingen
m diser begunt auch zu hin dringen
er het auf seher mer dan fyl
vnd so er nftttigs opffern wyl 110
so fint er seines peütels nicht
ganez zu rings vmb er sich besieht
wie vast er sucht er ging sein yrr
zu leczt grayff er im an das gschyrr
§ das sach der pfaff ¥nd dacht an sich 115
du pist zwar gleich ein narr als ich
dan wers newr mit dem opffer siecht
got geh wer vort das ampt verprecht
§ vnd sprach zum pawrn sag an du narr
lauffstu dan nacket in die pfarr 120
§ der pawr sprach was suchstu dan hye
nun lernstu kein puchstahen nye
du darffst dich leicht mit mir zu fristen
du künst eym pas einn kü stal misten
hat dich der teüfel do her prach 125
§ der auff der par hnb an vnd lacht
vnd sprach zu in auf all mein eer
wan ich dan nü gestorben weer
so mocht ich diser «arrn weys hie
gelachen pas dan keins dings ye 1
so lig ich leyder in eim sweys
gestorben doch als got wol weys ^
do das die zwen betten gehört
^ do dacht yder wie er bedört
von seiner firawen worden weer 135
vnd namen es zu herczen seer
§ der pfaff schtttt aus das mefs gewant
110. mit e\fer und eile: Sehm, ;2, 101. Mi. v. d. Hagens Ge-
tammtabent. 1, %\%, Sehm. 3, 393. vgl. Minnet, 1, 59«. 118. vgl,
196. Schm, 3, 83. 125. der alte druck pracb ISfT si tchoten sieh
Az dem gewAfleo Ruol. 199, %%. dö achalle maa ifk^WigüL IM, 9.
528 SPRÜCHE VON HANS FOLZ.
yud nam dem nackenden sein hant
vnd gingen zu dem auf der por
vnd sprachen o du grSster dor 140
vnd het man dich also begraben
du müst dir zwar den schaden haben
ste auf vnd gee mit vns zum weyn
welchs frawen nun der port sol seyn
das gib ich euch zu roten alin 145
hie mit ich dise red lafs valln
doch wolt man mir ein frisch einschencken
so wolt ich mich gar kurcz pedencken
vnd sagen welche in gewan
ich sprich die mit dem dotten man 150
die heincz het auf der panck erworben
doch so der pawr nit wer gestorben
er het iros nymer über sehen
o herr nun lafs vns nit geschehen
mit vnsern weyben als den dreyen 155
das sie vns auch nit also geheyen
§ nun diser frawen woren drey
do merckt drey grofs betriger pey
die iglich mensch auf erden bot
fechten in an pis in den dot 160
das fleysch der teüfcl vnd die weit
die stet auf schlagen ire zeit
in eines yden menschen hercz
dar in zu üben iren schercz
das kein so geistliche persan 165
auff erd ir eym mag wider stan
ich sweyg der dreyer rott gemeyn
dar vmb so weit gewarnet seyn
vor diser dreyer wcyber art
den man mag wider sten so hart 170
§ nun wer dan fort sint die drey man
die dys drew weyb gceffet han
das sint drey Stent der weit nempt war
der fürsten vnd geistlichen schar
der drit von not ist die gemein 175
156. Sehm. %, 132.
«^
SPRUCHE VON HANS FOLZ. 129
der fürsten ycz Dit anders seyn
dan das sie lebendig sint dot
das ist sie spürn gleich wol die not
die angst den iamer vnd das ieyt
das stet an ligt der cristenbeyt 180
dar auff der türckisch beilisch trach
stetigs sein wart bat vnd sein wach
noch sie nit anders sint dar vor
dan als der pawr dort auf der por
der hört vnd sach wol allen spot 185
vnd lag doch still sam wer er dot
§ das ander ist der geistlich stant
der predigt schreyt rüffi pant vnd mant
gipt gnad vnd aplas hewr vnd fert
vnd wirt so mancherley verkert 190
das niemant schir weys wie im ist
lafs dichs erparmen yhesu crist
§ wor pey nim ich des ein vrkuod
peym paurn der ob dem allter stund
der meint wen er das opfer het 195
got geb wer fort das ampt foln det
§ der drit stant ist die gancz gemeyn
die stet willig vnd ghorsam seyn
den zweyen stenten ycz genent
wie ofiFt sie werden an gerent 200
so geben sie vnd syn bereyt
wie aber es werd an geleyt
do stet gar fil zu sweigen van
dar mit wirt dan der gemein man
so ofil erzawset vnd gezupft 205
pis er stet als ein gans berupffl
vnd dar zu als ein lamp beschorn
die aber thun der wollen fom
vnd was dar aus gespunnen wirt
ist die gemein gancz in verirt 210
als wir die gleicbnufs haben vort
pey dem nackenden man der dort
sein opfer auch solt dragen dar .
176. der alte druck lyci 208. d. h, färeo
Z. F. 0. A. VIH. 34
"i
530 SPRÜCHE VON HANS FOLZ.
do slund er gelts viid cieyder bar
o herr uun sich doch selbs her ab 215
sich wie dein er dein ^t dein hab
doch angelegt wirt vnd verzert
vnd dir dein eygens folck miivert
hie mit will ich die sach lan falln
dan herr gib die vernufft vns alln 220
das wir vns weyter nit verschulden
so wir her innen vngedulden
gib vns zu gutem wider ker
spricht bans folcz zu nürmberg barwirer
IV.
(holzschnüf)
(E)in freyheit swach in kalter zeyt
in schnöder wat gewandert weyt
ein warme stuben sucht vnd font
in eines wirts haws im bekant
hinter den ofen auf die panck 5
saczt er sich vnd dar nach nit lanck
peyd hicz vnd kellt zu samen fachten
vnd im ein sülche okraft machten
das er sich von dem panck bewegt
vnd hinterm ofen lag gestreckt 10
der wirt sein grofs erparmung hett
hiefs das man auff die panck im pett
vnd schuff pald das ein priester kem
vnd in der not sein peicht vernem
der prister kam vnd sach sich vmen 15
die weyl was zu im selber kumen
der freyheit vnd wart in an sehen
zu im wart sich der prister neben
vnd fragt in gar korczlich der mer
ob er geschidct zu peiobten wer 20
1. E weggeli{fsen. 8. Äkraft, jetzt in abkraft enttteiit (Sehm.
2, 382), während Imaht, Amacht in ohnmaeht übergegangen: Gr.
^, 706 fg. 15. amen d. h, nmbin : Sehm. ^, 199. wörterb. zum
Altd, leset, unter hin.
SPRUCHE VON HANS FOLZ. m
Der freyfeeit antwort
§ ach mein herr schicket ein für mich
der pas zu fassen sey dan ich
wan ich nit reyten mag nocb gep
Der prister
§ mein sun eins gib mir zu yeraien
wie get es dir sag mir pald her 25
Der fipcyheit
§ dar nach ich druck mein lieber her
Der prister
.§ sag an doch wie gehabstu dich
Der freyheit
§ io het ich künnen haben mich
80 wer ich vor :den lewiem i^Un
so schentlich nit vom panck gefalln 30
Der prister
§ bescheyd mich doch was pricbet dir
Der freyheit
§ was ist von cleydung gaqcz an mir
Der herr
§ so sag aber was ligt dir an
lafs hörn kanstu mich pQdb verstaa
Der freyheit
§ mein herr das ich euch recht bescheyd 35
es ist ein aUtes .nider deyd
dar ob ein p6s zu riasens hembd
dem zwor die Icws nie woren frembd
Der herr
§ kurcz ab sag mir wo ;pistu ;J(raiick
Der freyheit
§ mein herr all hie auf diser .panck 40
pin ich am krencksten süllt ir^glaubun
Der berr
ich mein fürworrdju weilst, mich drüben
verste mich in gols namen recht
Der freyheit
ich verlig es lincks als ir secht
36. kieid wn hHf$e und ob^nühtnkel : ein iii4«<«l«it itt eio brooeh
Ditit. 1, 315. t Mo$9 28, 4;^.
S4*
532 SPRÜCHE VON HANS FOLZ.
was ist anders die clage meio 45
Der harr
§ du magst ein abenteurer sein
Der freyheit
§ io lieber herr got geh euch heyl
ich pin des abentz gancz wol feyl
so helt der wiri mich für sein gelt
des morges vmb ein meyl im feit 50
der herr
§ oho wie pistu mir ein man
der freyheit
§ ich wilis im dorff an all meyd lau
Der herr
§ eins sag mir kanstu peten doch
der freyheit
§ mein über herr wem frogt ir noch
ich hab mich petelns nye gewert 55
sunder fil iar dar mit ernert
der herr
§ ach got ich frag des alles nicht
kanstu des pater nosters icht
der freyheit
§ trawen neyn ich mein lieber herr
der herr
§ ich dacht mir sein zwor angefer 60
aber es ist doch vnrecht ye
der freyheit
§ des halb wolt ich es lernen nye
ich dacht als wie es vnrecht wer
der herr
§ ey ey was sol ich sagen mer
kanstu das aue maria 65
der freyheit
§ ey trawen trawter herr ia
ich habs ob hundert moln gelewt
mein tag ob es icht gntz bedewt
Der herr
§ ich mag dir schir keinr red mer günen
50. der alte druck das morges
SPRÜCHE VON HANS POLZ. ft»
ich sag du solst es peten künen 70
Der freyheit
§ mein herr der red ich euch vergnii
nun ist kein pawr schir ders nit kan
was sol ein ding so gar gemein
der herr
§ du magst ein schlechter crist sein
der freyheit
§ herr gestern auf gericht vnd schlecht 75
hewt kranck vnd krump als ir mich secht
der herr
§ ich d6rst schir wetten vmb ein pfunt
dir wer der glauben auch nit kunt
der frevheit
§ herr wettet fr6Iich ir gewint
ich was mein tag nie drauff besint 80
vnd seyt man die pehem drum neyt
was ich im feint halt ymer seyt
der herr
§ die glauben keczrisch was ir ist
man solt sie prennen das dus wist
der freyheit
§ herr sülcher schancz wart ich nit gern 85
was wolt ir mich do sunders lern
der herr
§ ach ach das du ye wurd geporn
nun ist all 1er an dir verlorn
dir ist der sei heyl gancz vnmer
der freyheit
§ mein herr wan ich ein arczet wer 90
ich hilff dem leyb vor glaupt mir das
so plyb die sei auch dryn dest pas
der herr
§ nun b6r das du dan werst gesunt
an sei an leyb wo du pist wunt
vnd über wintst des deüfels macht 95
so pis doch anf ein peicht bedacht
74. dai venmqfi fordert crisleQ ; ebenkrist ßir ebeokristeo kommt
gleichseiiig und se/ion vieißühervor: Fundgr* 1, 364. 82. im] dr. in
534 SPRIJGHE von HANS FOLZ.
der freyheit
§ herr wer den teuffei sol befechlen
der mnfs sein gar pey guten mechten
so lig ich ycz in solchen nAten
ich künt nit wol ein Doch ged5ten 100
der herr
§ wie aber ob du gar verharst
die peichl pis an das end gancz sparst
der freyheil
§ 0 herr des kumert euch nit vort
nun hab ich all mein tag gehört
wo newr das end erscheinet gut 105
das alle sach dest rechter dut
der herr
§ ich pit dich doch drum peicht ein mol
der freybeit
§ herr so ich es dan ye thun sol
so gepl mir dar zu stewr vnd ret
wan ich kein peicht vor nye getet 110
der herr
§ sich freunt do thu recht eins vnd sag
was du ye detest all dein tag
der freybeit
§ ia herr vnd solt der wirt verstau
was ich erst newiich han getan
ein stund liefs er mich hinnen nicht 115
dan greyffet hinter mich gericht
do ligt der hauff noch also warm
der herr
§ ey das es got yraer erparm
was gutbeyt wirt durch dich geworcbt
nun hastu gancz kein gotes forcht ]20
Der freybeit
§ mein herr do last von wie es get
nun förcht ich got so ü'bell stet
das ich ein gancz ior vmb vnd vmb
nicht eins vor im zu kirchen knm
Der herr
g wifs du peichst dan das man dich nicht 125
SPRUCBB VON HANS POLZ. SU
am end tnit vnserm herrn bericht
Der freybeit
§ mein berr nun kan ich nit versUn
das er mir ye ichts hab getban
del er mir aber ye vneben
ich will ims sunst gern als vergeben 130
wir dürffen keinr berichtung drum
Der herr
§ ich pit dich lieber ker dich vm
vnd went dich auf den rechten ort
Der freyheit
§ wan ich euch dan den hintern kort
ich plib zu mol erst nit vor euch 135
vnd secht das ich mich sü'nst ser scheuch
der herr
§ sag ob du so kranck würdest noch
gerstu des sacramentes doch
Der freyheit
§ 0 herr do lossei von durch got
nun sint mir all mein freunt dran dot 140
Der herr #
§ sag wie im mit der 61ung sey
Der freyheit
§ sweygt herr mich 61ten einest drey
soll ich sein noch ein fart geleben
ich müst werlich die hawt drum geben
der herr
§ glaubst aber nach der schriffte sag 145
das du erslest am iungsten tag
Der freyheit
§ mein herr das möcht ein kint versten
nun kan ich ycz nit slen noch ge%
vnd hab doch newr ein dein beswer
ich sweig so ich so lang dot wer 150
142. sonst würdet ibr auf i^r&ner strafs wobl bl&tig oft gefirmet Spee
Trutinarhtigall 1841, 177. word er aafsgelacbt, ich aber vor eioeo
bösen scbalckhafftigeo Darren gehalten , und leinetwegen gebaamSlt
Simplt'c. \, 2, %l.
536 SPRÜCHE VON HANS FOLZ.
Der herr •
^ nur ab gen hell wirt der bescbeyd
Der freybeil
§ 0 das wir yczunt do wern peyd
so gewün man mit euch zu schaffen
das man mich liefs die wend angaffen
§ der prister schid in zorn dar von 155
da kam einr mut in geldes an
der freyheit
^ mein freunt sweigt still vnd seyt geduldig
ich pin keym menschen nicht mer schuldig
der herr ging gen euch aufs hin eben
der mir mein schuld all hat vergeben 160
§ in dem der freyheit wart gancz swach
ein allte sei nun zu im sprach
gelraw nur got wol vnd schick dich
so ferstu in das himelrich
Der freyheil
§ ach das gefeilt mir sicher wol 165
das ich gen himel faren sol
alls swach als ich zu fussen pin
ging ich in zwenczg iarn nit do hin
§ pey disem freyheit wellt verstau
all eygen willig falsch persan 170
die mit dem glauben fil welln schimpfen
das man mit nicht in sol gelimpffen
sunder alls dötlich feindt verschmeen
wan sie gar leicht ein samen sehen
in einfeltiger menschen bercz 175
das leyb vnd sei dort pringet schmercz
hüt euch vor aller falschen 1er
spricht bans folcz zu nürmberg barwirer
159. der herr der ^geistliche , wie schon vorher in den gespräehuher-
schf^ten: Schm, 2, 230.
EIN SPRUCH UND EIN RATHSEL VON HANS FOLZ. SfT;^
EIN SPRUCH UND EIN RATHSEL VON
HANS FOLZ.
Der falgBnde^ bis jetzt nirgends erwähnte sprach Hans
Folzens steht auf bl. 70** und 71' der papierhandschrijt
in grofsem folio die Valentin Holt in Augsburg {bl. 163
hie zu Augspurg) in den jähren 1524 — 1526 »usammen-
schrieb und die jetzt der merkelschen familienbibliothek
in Nürnberg gehört, vergl. Uhlands volksL s. 973.
Ain Spruch volgt hernach, zaigt an Von wannen die Affen
kommen.
Ich fraget ainest ain der mer.
Von wannen die äffen kernen her.
Seyd sy so menschlich seind gestellt.
Als in dz menigklieh zuzelt.
Der sagt wie er gelesenn hett. 5
Ain fabel die beschayden thett.
Wie gott vnd auch sant Peiter mit.
Ain herberg begertten vmb ain schmid.
Als der sy vieissigklich empfieng.
Ain vast altz krancks mendlin für gieng. 10
Sant Petter sprach ach herre mein.
Nun thns durch die erbarmung dein.
Vnd gib gesundthaitt disem man.
Jhesus sich nit lang besan.
Woll disen krancken gäntzlich haylen. 15
Vnd bau den schmid im mit zu taylen.
Sein efs vnd ettlich koln darmit.
Anff dz vom new(em) wurd gescbmidt.
Ain Junger mensch aufs disem aiteia.
{bl. 71") Des souil kranckhaitt thett walten. . 20
Vnd als das feiir am veslen pran.
Sprach Jbesus maisler nempt den man.
Vnd werffl in in die glutt behend.
Petter du plafs zu tbü gib end.'
Vnd do er alier glieend ward. 25
538 EIN SPRUCH UND EIN RATHSEL
Zoch in gott aufsheer an der fartt. ^
Vnd warff in in den leschtrog gar.
Do sprang ain sloltzer Jungling klar.
Heraufs bey vierundzwaintzig jaren.
Dz all die sprachen die da waren. 30
Nie schönern Jungling han gesehen.
Dz im der schmid auch must veriehen.
Der Jung danckl Jbesu seiner kunst.
Vnd auch dem schmid dem herrn zu gunsl.
Ain vberk östliche wirttschaSl gab. 35
Morges schieden sy von im ab.
Der schmid mutl in der kunst nit an.
Drumb giengs im als ir werdt verstau.
Er hett ain schwiger alt vnd schwach.
Zu der er schnelligklichen sprach. 40
Schwiger gib dich bald darein.
Ich will nit lenger wartten sein.
Deins greinens vnd zangkens vber tag.
So ich des ratt gehaben mag.
Ich wayfs die kunst vnd kau sy wol. 45
Das mendlin alt vnd runtzlen vol.
Ward in meiner efs geiungt gar schier.
Sich also wirdt geschehen dir.
Die alt am maisten daraufs mafs.
Dz es so pald geschehen wz. 50
Vnd gab sich willigklich in die nott.
Der schmid sein efs zurichtet dratt.
Vnd macht ain wunder grosse glutt.
Schmilzt sy hinein mitt guttem mutt.
Bald ward sy schreyen mordio. 55
Er sprach harr es ist noch oil do.
Vnd wolt erst zugeplasen han.
Schnell sy im aufs dem feür enitran.
Do dacht der schmid in seinem mutt.
Das iungenn thutt freylich hartt gult. _ 60
Wiltu so gar unwillig sein.
Er schmutzt sy auch in leschtrog nein.
39. am rande von gleich zeitiger hand westermair brobiers ad deiner
^ebwiger.
VON HANS FOLZ.
Hell sy darzu ertrenckt schier gar.
Darnach er ir gestalt nam war.
Da WZ ir nafs so gar zukampffen« 65
Vnd dz maul zu hauffen gerampffen.
Dz sy ains affeo gsUlt gewao.
Nun hell der schmid gantz wolgethan.
Sein Traw rnd auch seins pruders weib.
Die giengen bayd mit schwangerm leib. 70
Die zwu künden ye nit entlan.
ScbawUen die allten zu wunder an.
Des dann ir baider frucht entgalt.
Yedes künd gewan aios äffen gstalt.
Vnd wurden von dem rolck vertriben. 75
Vnd seind darnach in wälden pliben.
Wurden gantz rauch vnd giengen plofs.
Meriten sich auch als ander genob.
Vnd haben gräwlich zugenoraen.
Secht dahär seind die äffen komen. 80
Pey disem schmid sölt ir verslan.
Ain yeden hociimüettigen man.
Der eltwz von aim andren sieht.
Vnd in darumb begriesselt nicht. .
Vnd maintt von stunden er künd es hals. 85
So dann zu schulden kommet dz.
Er ain söUichs nun soll beweren.
Dann erst thut sich offenbaren.
Sein liegen vnd betriegerey.
Ich sorg dz ir noch mancher sey. 90
Der ain andern haist ain himpler.
Der selbig ist ain rechter slympler.
Vnd will er angst vnd vnglick han.
Dann dz er aim der eren gan.
Der im gar wol zu hülff möcht komen. 95
Als bey dem schmid würdt auffgenomen.
Der hell den maister selbs im baufs.
Der alles args kund treyben aufs.
Vnd alle guttbaitt wider geben.
Dann dz sein vnuerstendigs leben. 100
In nit die eer wolt legen an.
540 EIN SPRUCH UND EIN RÄTHSEL
Nun bey der alten wolt verstan.
Der dann die hauU seer raydig wz.
Dz sy besorgt sy künd nit bafs
Der kretz halb komen zu ainer leck. 105
Dann ob ain schmid oder ain beck.
Die hautt im feür ir gar besenckt.
Wer waist dann warumb es gott verhengt.
Änderst dann vmb ir kupplerey.
Vnd manig zanber list dar bey. 110
Darmit sy manch sei hatt verdamptt.
Des halben sy anfieng dz ampt.
Im feür den äffen gleich auff erden.
Thund recht teüfelmessig werden.
Wefs geben vns dann hie beschayd. 115
Die zwu fürwilzen huren bayd.
Den dann in irem leib die künnd.
Also zu äffen worden sünd.
0 WZ seind vns bey vnsem tagen.
Ob man sy halb zu tod geschlagen. 120
So mufs ir fürwitz han sein gangk.
£c schafft sich aine mit muttwill kranck.
Vmb das sy sich ettwz gelob.
Vnd irem fürwitz noch aufs tob.
Ob man gleich verbaitt beym bann. 125
Wollen sy doch schlechls irn willen han.
Als sich newlich begeben hatt.
Gar nach bey vns in ainer statt.
Do man ettwz gebott beym bann.
Das man dannocht kaum wolt vmbgan. 130
Doch schuff die weyfshaitt das voker.
Also spricht Hans foltz Barbierer. etc.
Unmittelbar diesem Spruche voran geht ein räthsel
von demselben verjafser, sich an ein anderes eines unge-
nannten so eng anschliq/send , dafs nicht einmal die an-
fangszcilen des folzischen eingerückt sind^ was sonst ^ßi
jedem neuen stücke zu geschehen pflegt, daßir macht eine
von Valentin HoJl selber an den rand gemalte hand auf
den anfang aufmerksam.
VON HANS FOLZ. 541
Ain andre rettersch.
Es WZ verkündt in ainer fugor.
Vnd ward darnach ain creatur.
Vnnd vmbesunde krafft ynd tugent.
Ward aach beschnitten in der iagent.
Sein klayder wuchsenn mit im auff. 5
Parfufs WZ hie auff erd sein lauff.
Ward auch verratlen vnd verkaufft.
Vnnd in seim altler erst getaufft.
Vergofs sein platt vmb vnnfsern ^illen.
Dz wir vns vnmutt möchten stillen. 10
Ist vmb des menschen willen gstorben.
Vnd hatt vns auch darmit erworben.
Das wir es gern niessen mit wein.
Nun ratten all wz dz mfig sein.
Der auffschlufs.
Ains ays verkündung ist die henn. 15
Beschnitten hanen capaunen ich nenn.
Sein klaid mit wächst parfnfs es geet.
Ain kam dz zaichen in verrett.
Dz "(brig reimpt selbs als ir wist.
Dann ains wa man capaunen ifst. 20
Ist zu wasser oder hier beger.
Besunder zu dem wein vil mer.
Also spricht Hans Voltz Barbierer. etc.
Ahnlich diesem ist ein räthsel von Hieronymus Emser,
welches sich nebst noch zwei andern, von denen das eine
von Reuchlin verfafst ist, in Esopus leben vnd Fabeln
Darzu aufsziige schöner Fabeln vnd exempeln Doctors Se-
bastiani {Freiburg im B. 1569)9 <^ der zweiten, Brant zu-
geschriebenen y hälfle eingeschoben ßndet. eine frühere
mtsgabe dieser letztern scheint nicht bekannt zu sein ; die
erste hälfte ist ein neuer abdruck der steinhöwelschen
Übersetzung.
542 IN WELCH£M ZEICHEN MAN
Ein BäterCs Hieroflymi Emsers.
Ein Prophet zwüreod geboren wardt
Rot WZ jm sein krön un bart
Nach todt geteuffei sicherlich
Vnd vffgehencket jämerlieh
Zu letst geworffen in das fewer
Den armen sunderen znsteur
Die durch sein tod sind sorgen fry
Nun rat wer der prophet doch sey.
zur Seite ein holsschnitt und die anmerkung Es ist ein
Hun oder Henn, oder Han den man brüt vnd kochet.
f^on den von fVackernagel beigebrachten Sprüchen steht
nr I ebenfalls in Valentin Rolls handschrift, er schrieb
ihn am neujahrsabende 1525 ab, jedoch sehr verkürzt,
es fehlen nämlich v. 37 — 114. 163 — 166 und 201 bis zum
ende, womit also auch Volzens name verloren geht, der titel
ist Ain Spruch von ainem der Bult vmb ain pauren roaid,
vnnd dz gschach in ainem stall, die Varianten sind un-
wichtig, da sie nur in druck- oder Schreibfehlern bestehen
und überall das Colmarer exemplar die befsem lesarten
bietet, von den übrigen drei Sprüchen ist nr m erwähnt
in Mcusels litt. hist. bibl. magazin iv, 121 Dren weib die
ein porten funden.
LEIPZIG. FR. ZARNCKE.
IN WELCHEM ZEICHEN MAN FREUNDE
KIESEN SOLLE.
JAN. Obe sich aquarias entbabe,
aller fruntscefte ganc du abe,
wanne swen du dir danne käses,
viel sciere du in ferlAses.
FEB. 86 sich enthabent pisces,
s6 fliz du dich des,
daz du dir einen gesellen
kuses zuo heinlichen dingen.
wann daz zeichin ist fil guot,
FRBONDB KIESEN SOLLE. 60
alle froude da mite ^t itir z«o.
MARX. Dim deheinen frunt in arietA,
wanne ir sceidet üch »i anminnen.
APR. sd du findes daz signim in Uor6,
sd ne scoltu niebt erwinden (L nieht er-
wint du dA),
^ du dir einen fränt gwinnes;
daz zeichen büt guot «negenge
unde michel bezzer ende.
MAI. vindes tu si in geminis,
s6 solta sin fil gwis,
daz dir bM volget zuo den dingen,
dft man Tränt sol mite gewinnen:
in volgei heil und 6re
und sceidet sich niemer mAre.
JUN. obe du si in oancro findes,
daz lA dir sin dez minnest,
swen du dir danne kdses,
fon nide und fon bazze dn in ferlAses.
JUL. sd du si vindes in Ie6n6,
nu ne beit nie mft,
einen frilnt käs du dir drftte,
diu minne ist steitek (1. fil stAte).
AUG. vindes du si in virginft,
s6 nim dir einen frAnt drftte,
6 sich daz zeichen umme kftre:
dir volget minne und 6re.
SEP. vindes dn si in libra (1. obe dn si in I.
vindes),
aller früntscefte sol du danne erwinden,
fon zorne muozet ir üch sceiden,
daz zeichen solt du fermiden.
OCT. vindes du si in scorpidnA,
swelen frdnt du danne gwinnes (m^),
der ist dir holt durch gAbe;
s6 abe du danne ime des abe g6s (1. gts abe),
diu minne sceidet sich sA,
s6 get^n ist des zeichines n4tAr4.
NOV. s6 si danne in sagitlario sttt,
544 ÜBER DEN SOGENANNTEN
alliu froude dir zuo g6t,
s6 ile vil snelle,
kus dir einen gesellen.
Dec. und capricornus fehlen, aus einer Wiener hs. des
12n jh. mit kleinen besserungen.
sich enthaben, sonst sustinere, detinere, hier das wallen
der bimmelszeichen ausdrückend, vom mal an steht bei fin-
den der acc. 'si', worunter man jedesmal die sunne zu ver-
stehn hat.
'daz lä dir sin dez minnest', das lafs dir deine kleinste
sorge, deinen geringsten kummer sein. Willeram lxxhi, 22
iz ist imo ingegin miner minnen dez minnest; Aegidius 98
die werlt was ime diz minnist; Rother 2923 daz ist mir
daz minnist; Hartm. erstes büchl. 718 arbeit ist mir daz
minnest; klage 759 Ezeln fröude was gewant an das min-
nist; Georg 5126 daz meiste ist dir daz minnist; MS. 1, 38'
wol zu lesen: daz min fröide ist dez minnist umb alle an-
dere man. die analogie der übrigen Superlative, wie im vor-
letzten citat daz meiste zeigt, würde fordern daz minniste, ahd.
daz minnistä, nhd. daz mindeste; aber für das 12e 13e jh.
ist die anomalie im reim vollkommen berechtigt.
'alliu froude g^t dir zuo', febr. und nov., wird auch
sonst oft gesagt: Gudr. 1185, 1 dir g^t freude zuo; Orinit
2, 55 s6 g6l im vröude zuo; 1270, 1 mir g6t freude zuo;
Turl. Wh. 148* dir g^ freude zuo; Oswald 540 d6 gienc
dem meister vröude zuo. gleichviel ist : vröude siget zuo,
wehset zuo.
im apr. könnte man erwinden auch auf gwinnes reimen
lassen, dann bliebe taur6 reimlos ; wahrscheinlich ist die sechste
zeile ausgefallen. JAG. GRIMM.
■*
ÜBER DEN SOGENANNTEN MITTEL-
DEUTSCHEN VOCALISMÜS.
Das passional ist, neben Ottokars von Horneck chronik
und der doch von zwein bearbeitern ausgegangnen weltchronik
ein unmäfsiges, überlanges gedieht, bei dem die empfanglich-
keit der geduldigsten leser bald erliegt, weltliche Stoffe jpe-
währen immer mehr natur und Wechsel; in dem abgrund
MnTELDBDTSGHBN TOGAUSmiS. MI
solcher einfürmigea , dem selben ziel zugebenden legendes
musten geschick und gewandtheit, die am verrasser wol her»
vorblickeo, beinahe versinken, für die spracbkunde läfst sich
ans seinem ganzen werk vielfacher, nicht geringer gewinn
schöpfen; es scheint in andrer gegend als die meisten öbri«
gen gedichte entsprungen nnd bietet eine menge von Wörtern
und formen dar, die sonst gar nicht vorkommen, wie iok
höre soll nunmehr auch der druck des dritten, noch niehl
bekannten theils bevorstehen.
Mit allem recht hat ihm bereits Pfeiffer besondere auf»
merksamkeit zugewandt, nicht nur einen sorgsamen abdruck
der in Hahns ausgäbe gerade abgehenden, zumeist anziehen»
den Mariensagen veranstaltet, die namen Konrads von Hei^
mesfurt nnd Konrads von Fnfsesbrunnen für den ganz ver-
borgnen Verfasser zurückgewiesen *) , sondern auch die art
und weise seiner vocale zu regeln gesucht, worauf ich hier
näher einzugehn beabsichtige.
Pfeiffer nennt diese auch in seiner ausgäbe des Hermann
von Frizlar durchgeführte regel die mitteldeutsche, für mittel^»
hochdeutsch war nach analogie der media latiuitas der an»^
druck mittel im grgensatz zu alt und neu gebraucht, weil
grammatik und Sprachgeschichte nicht umhin konnten, der
zeit nach drei perioden zu unterscheiden, wo es auf den
gegensatz zwischen hochdentsch nnd niederdeutsch nicht an-
kommt, liefse mitteldeutsch sehr gut sich auch für die spraeKe
des 12n — I5n jh. verwenden, um sie von altdeutscher nnd
nendeulscher abzusondern ; manchem würde schon ausreichen,
dem neudeutschen überhaupt ein altdeutsch gegenüber zn stelr
len. jenes mitteldeutseb wird aber örtlich genommen nnd
soll eine eigenthümlichkeit der mnndart erfassen, wie sie in
mittleren landstrichen Deutschlands, ^wa vom Trierischen
und Mainzischen nus durch Hessen nach Thiiringen sieh er-
streckt habe, lieber wire, wenn die sache sich so verhtit,
*) zwar der heraatveber det i^etamntabentaQeni wird die ilin oben
ft. 159 gemaebtea begrüadeten vorwürfe leicht damit «bleboea, daft
weder bd. 3, 263 eine Marieolegende so fioden sei , noch 3 , 428 das
uDser TraaeD waoder eioem Ronrad von Faftesbraooea beigelegt werde,
oii Dach 8. cxxt war die fÜrt gesammtabenteaer getrolfene aaswahl
tebon vor 1846 abgedraekf.
Z. F. D. A. VIII. S5
646 ÜBER DEN SOGENANNTEN
um misverständnissen vorzubeugen y irgend ein andrer name
zu wählen.
Die angenommene mundart scheint kein mhd. ü, ae, ce,
uo, üe, iu zu leiden, insgemein dem umlaut abhold, zwar
noch ä in ^ zu wandeln, o und u, 6 und A unverändert zu
lassen, während sie mhd. ei und ie , ou und eu «= öu be-
hält, soll sie dem uo und iu entsagen, sie könnte zwischen
den hochdeutschen diphthongen und deren niederdeutscher Ver-
dichtung eine mitte halten oder den Übergang aus jenen in
diese vorstellen.
Einer solchen vocalbestimmung thun nun freilich alle
haudschriHten des passionals, die auf Hessen leitenden des
Herbort und Hermann von Frizlar, auch die älteren bruch-
stücke des Aegidius und grafen Rudolf Vorschub, allein we-
der die ungenauen reime dieser beiden älteren gedichte, noch
Hermanns prosa haben für sie beweiskrafi und die reinen
reime Herborts und des passionals selbst treten ihr entge|^n.
Wenn statt des mhd. uo und üe Pfeiffer bei Hermann
und iu den Marienlegenden überall kurzes u schreibt, so
kann das von vornherein nicht gebilligt werden, alle zwei-
silbigen Wörter mit solchem u in der penultima reimen klin-
gend, begehren demnach langen vocal, der, wenn ein diphthong
abgelehnt wird, ü zu bezeichnen wäre, dann aber müste er
im laut sowol mit dem echten mhd. u, als auch mit dem
u = mhd. iu zusammentreffen, allein diese drei laute blei-
ben bei dem dichter im reim immer von einander gehalten,
folglich hatten sie nicht gleiche ausspräche, folglich taugt ihre
gleichförmige bezeichnung durch u nichts.
tu zu ru vru == tuo zuo ruo vruo reimen allenthalben,
freilich auch auf du und nu, wie bei andern mhd. dichtem
(gramm. 1, 207) ; nicht aber reimen sie auf dru und n ««> drin
iu, pass. 368, 57 und in den Berl. jb. 7, 290. 303 ausgehob-
nen stellen, wäre tu zu dru u rechte Schreibung und aus-
spräche, so halte der reim tu : dru nicht können ausbleiben.
schule reimt auf stule => schuole stuole; vulen : wulen
knien «=> vüelen wüelen küelen, nicht auf vulen b» vulen
putrescere oder sulen = siulen columnis.
blumen reimt auf gumen palato JM. 81 , 100 = blno-
men, guomen, nicht auf gumen virum, frumeu kumen ver-
MITTBLDBUTSGHBN V0CALI8IIDS. MV
•amen »» gomen fromen komea vernomen. M. 1^, 121 seltsam
j4, sprächen sie, da gutgumen,
sich, ob dir Kristas mac gefnimen,
wo vielleicht zu bessern ist
jkj Sprechens, da gotes gaotgame
sich, ob Krisl helfe dir gefrume,
man erwäge goies arme and gnotman. rdm spaliam würde
sich dem reim auf raom gloria versagen^ eigenheil des dich*
iers ist kdm für käme : rum zu binden 160, 8A* 184, 64.
338, 29. 380, 14 and öfter, dagegen verstattel er sieb, die
composita mit tuom, deren diphthong ibm in n verkürzt war«
so za reimen , vgl. irritum : am 205, 88 ; heilichtam t alom
135, 67; richtum : am 87, 20; siechtam : Tiberium 86, 48;
riohtam : Magdalum 368, 75. doch heiliohlaome t raome
196, 92; heilichtum : rdm 135, 47.
sun reimt ihm, wie den besten mhd. dichtem, auf tuon
huon ruon (gramm. 1, 207); auffallender ist vront : orkant
312, 25 und vrunde i Urkunde 42, 2S; vranden : nnden 813, 72
(vgl. gramm. 1, 207) und spuen : muen 297, 27 für mhd.
spient und müejent, doch kann spiejvt leicht fibertreten in
spiwenl, spiuweni und spuen ist entweder spiuen oder spuoen.
vlur reimt auf vur = vluor vuor, nichi auf bur vor
380, 78. =» bür ventus secundus, vor. ture : gebure vure
»= tiure gehiure viure ; schüre : mure ctealure 74, 55. 93, 37.
—■ schäre mAre crMtftre. bemerkenswerth vnren »«> vuoren :
beschuren totondemnt raserunt 167, 22. 229, 46, neben be-
schirt londet radit 167, 30, welches praesens ein praet. schar
schären bilden sollte: schuoren setzi aber ein ursprüngliches
schüren voraus und gleicht dem gcscb. der d. spr. s« 848
erörterten goth. trudan trAdnn; die goth. form wire skurtn,
akar, sk6run. vuren : beschuren mit kurzem u würde unbe-
greiflich sein und dem vom metrum begehrten klingendea
reim widerstreben*
buhen entsuben buhen gruben =* huoben entsuoben buo-
ben gruobeu, nicht auf toben ■*» luben columbis oder duben
»X diuben furtis. sehupen <*>• schuopen squamae 182, 65 s
grupen «« gruopen, was heilst das? schuf: luf =b sohnof
kiof 97, 39, luof scheint ein ungeheuer, tölpel vgl. gramm.
1 , 197. iufe t bttEe — tinfe hiufe 107, 94. 147« 77. ha-
35»
948 ÜBER DEN SOGENANNTEN
wen : buweu gelruwen «= bäwen (babonem) buwea gelrAwen
157, 51. 68.
truc cruc vuc => truoc cruoc vaoc. bezuge luge = be-
ziuge liuge 269, 70. buch ruch tuch »> buoch ruoch tao€h,
aber brucb rucb = bruch rucb foetor 45, 35. belucbe : buche
s> betucbe (mergalur, evanescal): buche (trunco; 188, 88.
blut mul gut lut »B bluot muot guot luoL lut trut brat
=m» lüt trut brüt. lut : zut 263, 77 >» liut : ziut f. ziuhet{
gesehnt : lut 239 , 52 =» gesihihet : liut. für geschihet ge-
schit tritt aber geschiut ein, wie z. b. bei Boner iut für iht.
gute mute blute rute hüte = guote muote bluote ruote haote;
aber hüte : bedute lute =>= hiute bediute liute ; wer wollte glau-
ben, die 32, 19 aufeinander folgenden Wörter gute lute hät-
ten gleichen vocal gehabt? da man selbst in niederdeutscher
mundart gude lüde , gode lüde scheidet, oft kehrt der reim
buten : luten wieder «» hinten liuten 32, 26. 48. 49. 83, 90.
190, 25. 279, 67. 352, 67. hinten heifst auf beute, vortbeil
ausgehn, wie die kautleute beim handel pflegen (gramm.
1, 190). ein auffälliger reim ist uberviut : brut 129, 77, brat
ist brut, uberviut doch wol übervluot? suzen buzen «» gg^
zen büezen , aber duzet vluzet = diuzet vliuzet. auf eraee
»a kriuze reimt gohuce «= gehiuze 71, 42. 99, 65. 179, 08.
210, 19. 281, 92 clamor. huse : suse «» böse siise, aber auch
h&a : alsus 137, 35.
Was ich an dem u, das in dieser Untersuchung henror-
sticht, gewiesen habe braucht für die übrigen vocale nicht
wiederholt zu werden, der dichter des passionals fühlt wie
den unterschied zwischen u ü uo üe A und in auch den xwi-
scheu e und (;', 6 und ae, 6 und es, hütet sich also tee Mre
m^re auf ba*re wsere msere, legen auf wiegen zu reunen,
kurz er befolgt im ganzen und mit geringen ausnahmen die
regel der mhd. vocale.
Auch die meisten handschriflen der besten mhd. gediehte
stellen diesen vocalismus nicht genau dar, lassen namentlich
die langen vocale unbezeichnet. da wir sie nach dem ge-
setze der reime in den ausgaben herstellen, warum soll im
passional die vom dichter selbst unverschuldete gröfsere nn-
genauigkeit der Schreiber beibehalten werden? wie den cir-
cumflex über den langen vocalen liefsen sie das o und i übw
MITTELDEUTSCHEN VOCALISMUS. U»
oder hinter und vor dem u weg. keine eigene feste mundart
scheiiil mir damit zusammenzuhängen, wenn auch in den ge-
genden, wo das gedieht abgefafst und abgeschrieben wurde,
nachlässigere ausspräche der diphthonge die Schreiber dazu
verleitete. Herborts gedieht, wie wir es haben, schrieb einer
im j. 1233*^) zu Würzbarg ab und gebraucht im angehäng-
ten epilog (Frommann s. xxviii — xxx) dieselben u für uo
und iu, konnte ^ie also in das herbortische werk selbst gar
wol eingeführt haben. ,
Wäre eine sicher nicht bis nach Franken reichende
trierische, wetterauische , hessische mundart hier in der that
berechtigt, warum hätte sie sich nicht schon früher spüren
lassen und zumal in Hrabans schulen zu Fulda und Mainz
erzeigt? aber die traditiones fuldenses unterscheiden uo (oder
ua) und iu gleich andern ahd. denkmaiern in ihren eigen-
namen, ohne es mit u, kurzem oder langem, zu verwech-
seln; selbst das noch vor 1250 in Hessen niedergeschrie-
bene güterverzeichnis von Haina schreibt bald uo, bald da-
für blofses u.
Doch einige consonan tische , auak durch den reim er-
weisliche abweichungen im gedieht sollen nicht nach mhd.
brauch abgeändert werden, weder das dit noch knrt, woraus
im gesammtabenteuer 3, 467 (pass. 143, 24) nach handschrift B
kurz und gar im reim darauf ein unleidliches behurz gemacht
worden ist. JAG. GRIMM.
^) al80 beinahe eio vierleljiihrbundert Dachdem es verfafät war.
Herborl voo Frizlar uod Albrecht von Halberstadt, zwei * junge gelehrte
Schüler' scheinen gleicbzeilig sich dieser welllichen poesie ergeben uod
ihre anregung dazu beide vom thüringifcheo hof empfangen zu haben.
Herbort aber dichtete nach welschem moster, Albrecbt ans dem latein;
es wäre die frage, ob die Jechaburger handschrift der metamorphoseo
sich irgendwo in Thüringen oder sonst in Denlschland erhalten ha-
ben mag?
KO DER JÜNGLING
••
DER JUNGLING
VON MEISTER KONRAD VON HASLAÜ.
123* Diu zuht was hie vor sd wert,
swer ir nibt künde od niht eogert,
der het al der wisen haz:
DU sint die jungn an z übten laz.
bi zuht die edeln man ie kande: 5
unzubt ist nocfa gebiurisch scbande.
gebiuwer unde berren kint,
swft die glicher tagende sint,
123^ da ist daz lemerin worden bunt.
merket, swä veredelt ein jagefannt, 10
der ist boeser danne ein hovewart,
wan er jaget nibt die rebten vart.
swelcb her mac haben liut unde guok,
ob der wol od übel tuet,
daz tuont ouch gern die sine mite: 15
8ust lebt map nach der berren site.
an mir selbn ist manic wandet:
ik mite ich niemao übel bandel,
nieman wan mines selbes leben.
sd bat den berren got gegeben 20
liute vil, diez alle swaebet,
swä mit spotte ir herze lachet.
ein hovewart grinen bellen sol:
s6 zimt dem winde swigeo wol.
het ich ein l^ben von den ftirslen, 25
nach ir gab liez ich mich selten dürsten,
swelch edel knebt misset^te,
des er doch billich wandel haßte,
daz er mir ez zinsen solde,
#
In der hs, die Überschrift Ditz buchel heizet der jnogelio{f ^oi
der besser uoser ding. 2* wer. so feiiU das s der relaticen prono»
mina und conjunctionen immer, oder, immer, 4. btz 9. die
sprichwörtliche redensart verstehe ich nicht, lembrin, toenn dies ge-
meint ist, scheint tuch aus lammwoilc zu bedeuten: s, Schmeiler
2, 464. 10. veredelt, wie 1166, aus edier ari sehlägt. 17. selbe
VON KONRAD VON HASLAU. Sfti
miu pfaut ich wAnic setzen woMe, 30
und niender waere ein jüngelinc,
er müest mir geben einen phenuinc,
sweone er misseUeie.
hiu, Wciz ich danne gnotes h«tel
Swelch edel kneht die sinne hat 35
daz er minoet zahl vor misseUt,
dem ist liep swaz man im guotes seit.
d4 bi ist einem schalke ieit
der sin unzuht melden kan*
ich dinge, swer sicbs ziufaet an 40
und spricht wes meizoge ich si,
der wa;r gein mir uiht zinses vri,
und meldet als diu wahtel sich,
unzuht diu heizt unedellieh.
swä guote rede swachi ein jüngelinc, 45
der gebe mir einen pfenniuc*
Mangem jungen ist daz Ieit,
der in rehi l^rt od im reht seit
123'' und spricht 'waz ziehet ir iuck gelben niht:'
der hat mit unfuoge pfliht. 50
er solde sin genäde [und danc] sagen
und von im wenden niht den kragen,
swä daz tuot ein jiiugelinc,
der gebe mir einen pfenninc.
Manec edel kneht ist s6 tump , 55
daz er stet vor sinem herren krump,
üf einem beine, und mit dem rücke,
waer er ein lade Af einer brücke,
man naem sin mit eim siebten wandel.
ich waen er iemen als übel handel 60
als sich selben, ob er misse tuot.
lernet zuht, ir kint; daz ist in guot.
twaht die hend, snidt här und negel abe, ^
daz iuch Zuht von ir brieve iht schabe.
35. deo tiooe 49. selbe 58. wäre er, krumm wie er da steht,
ein hret ai{f einer brücke, man würde ihn gegen ein gerades aus-
tauschen, 60. befier wäre der vers er w»oe iemao als äbele hae-
ilel. 64. fr6 Welt, d4 seit dem wirle saseo — > das er Mieb voq
552 D£H JÜNGLING
swIL daz nihl luot ein jüngelino, 65
der gebe mir einen pfenninc.
Die Wisent jebent das für war,
in rehter lengc gewabsen här
sl^ baz dan uf die absei bin.
an den selben bei ich ouch gewin, 70
ezn waer denn krüs reit vlederin.
dannocb sol cz in der mäze sin:
des bin icb sunder lougen.
verworren b4rschopf in den ougen,
swä den treit ein jüngeliuc, 75
der gebe mir einen pfenninc.
Ir sult für war mir gelouben,
einez beizet swebebouben:
die deckenl ein 6re und den wirvelloc;
bie vor belibl der großzer scboc 80
der selbe dunket sich s6 knuz,
ioi strubeut [ber] vorn die locke uz,
als er in barnascb babe geriten.
er ist mit roufen nibt vermiten.
daz prise ich im in der fuoge 85
als er uz einer studen luoge:
wem solde ich anders in geliehen?
swer nibt sin bär wil nider strichen,
123^ zwäre, der selbe jüngelinc
der gebe mir einen pfenniuc. 90
S6 Ireil manec edel knebt
dem brieve schabe Jf^aliher 100, 24. 68. dan fehlt, 71. vlederta
scheint gelockt zu bedeuten. * fladerbaam , fladerholz, motiuscum
crispans lignuin prompt, v, 1618 bei Schmeller 1, 585. vgl. Frisch
1, 171 /. 80. für schopr, was der reim unglaublich macht, habe ick
scboc gewagt, was eine nebenform von schöpf scheint: Stalder I, 130
'tschoggr, federbusch eines Vogels oder huhnes; das haar oben auf dem
köpfe eines menschen* 81. der Teichner Lieders. 1, 475 uAlior-
licheo tuot ein ieglicb hont wicheu io ein hus und bald dar az, das ir
kleiner ist so kuuz der die friuiig übervar : woi von äzeo kalleuts dar.
hier scheint kuuz keck, frech, zu bedeuten, geizig, knauserig ist es tut-
ten 243. zweifelhaft^ wie Schmeller 2, 376 mit recht bemerkt, ist äia
bedeutung bei Otacker Sb^ doch begriffen die vart die Beier und flabea
dz. ir keiner was s6 kndz noch s6 vermezzon , het er di iht vergei-
I
zen, dai er dar nÄch rit hinwider, wo sowohl verwegen als geizig pafi.
VON KONRAD VON HASLAU.
siniu kleider gar imrehu
sin brisvadem hanget nid^,
er rückt den gürtel Af unt wider,
sin buosem ist offen, sin hemde blecket; 95
ich waen er selten ist erschrecket
mit siegen oder mit worjten ;
er blibet vor der Zübte porten;
s6 daz der selbe jüngeiinc
mir gebe ot einen pfenninc. 100
Der zühte besem ist verpflegen,
man sol die schult Af d^alten legen,
maucc junger gerne reht taete,
der in von kinde gelftret hste.
vorht und gewonheit hAnt den site 105
da zemt man liute vogel und tier mite.
doch blibt der junge ftn schulde niht.
vil tugende er beeret unde siht:
swft die niht lernt ein jüngeiinc,
der gebe mir einen pfenninc. 110
Einen site ich merken mum unt soK
ez gevellet niht den wisen wol
der sich als6 un^ret
daz er den rücke k^ret
dem der euch ist ^ren wert. 115
ein vilUn der niht ^ren gert,
der sld und kßr sich swai* er welle,
zuo dem selben tören ich geselle
93. brisvtidem, die schnür mit der das gewand gesehttUrt wird, iek
glaube, dieselbe meint Waltkers (44, 9) welch wip rerteit im eioea
vadeo T gnol man ist gooter sideo wert, attf Par». 306, 16—20, wo
es hervorgehoben wird dqfi Cunneware eine schnür von ihrer se/ta
nimmt und in den mantel zieht den sie für Parzival bestimmt, haba
ich schon in Lachmanns anmerkung verwiesen, ähnliehe gunstbezeu-
gung, glaube ich, ist auch in dem unechten Hede in Lmehmanns vor-
rede s, xiv s, 8 su verstehen ^ diu sehoBae — diu mir omhest minea
arn vernaBle. 10!^. die alten, alle solche orthographische ände-
rungen, durch die ieh dem versmafse aufzuhelfen gesucht habe, er-
spare ich mir anzugeben, es sind noch manche nach mittelhoch'
deutscher reget unseandUrbare verse übrig geblieben, z. b. gleich 9(,
wenn man nicht buoam und offa wagen will, dreisilbiger as^ftmki
erscheint häußg, z. b. 106.
SM DER JÜNGLING
äffen Darrn und einen boc.
swer sich lenket als ein stoc, 120
des dienst kan ich geprüeveu nieht
wan daz er s(6 für daz lieht.
swä also erstarrt ein jüngelinc,
der gebe mir einen pfenninc.
Manger waent sin ^re gar vertan, 125
sol er niht ze aller vorderst gän.
swer dient an danc ik er niht sol,
dem wirt gelönet selten wol.
124* swer als6 vergeben drunge
daz er ein liet doch sunge 130
oder seile snst ein maere,
er wsere trnhsaez schenke od kameraere,
er wser ein amptman oder ein bot,
er was und ist der wisen spot.
swer vor den herm hat angebaere, 135
ich sage im ein wärez maere,
swä uf den tisch dringt ein jöngelinc,
der gebe mir einen pfenninc.
Maneger vor dem tische stät
der anders niht ze schaffen hat 140
denne stdzen dringen spotten lachen,
daz sollen gumpelliute machen,
er waent, er habe sich wol behuot,
ob sin herre des niht war taot.
dd sitzet einer bi der tiir 145
und seit sin hindermaer her für.
man fiind noch manchen I6raere,
ob zuht waer wert, unzuht unmaere.
swelch edel knehl hat leckers amt
und sich der unzuht niht enschamt, 150
zwäre, der selbe jüngelinc
gebe uns einen pfenninc.
Ze hove ist maneger durch die 6re
daz er dringen unde schallen mfire,
122. vor wer so steif und ungeienk wie ein stock im steht ^ äer
ist höchstens tu einem liehtsehirme tangUch, 152. gebe Bir? wie
9onst immer.
VON RONRAD VON HASLAU.
dem glich *ich bin ot oach hie.' 155
ern weiz ab war nmb oder wie.
sin dienst wir! widerspaene gar.
er tiaßme t einer törbeit war
6 hübscher dienstwerc ande wort.
kein boesez er niemer überhört. 160
swä schalkeit lernt ein jü'ngelinc,
der gebe mir einen pfenninc«
Maneger hat der esei art:
er rämt eim fürsten niht sin vart.
der ist der sinne ein kalp, der zoht ein rint. 165
alle juno, junc altiu kint
werdent in unzübte gvk
beide hie und anderswft.
124'* wolden sie uf höher stän,
s6 saehe ein berre den andern an; 170
so möht man bieren onde sehen
wer sinne und fooge künde spehen,
der ein man getiuret were
unde im Trumen und öre baere.
swä niht swigt und wicht ein jüngelinc, 175
der gebe mir einen pfenninc.
Mir ist mör an den jungen leit
* der sinem faerm od iemen seit
daz tütein unde triegen beizet
und in mit Worten dar zuo reizet 180
da von er kumen mac in swaere.
verwäzen sin die tutelaere!
ich künde ir namen undersobeit.
si werdent erkant ab kunterfeit:
dA triuget man diu kint mite. 185
s6 babent die wisen einen site,
die kennent bi golde valscb woL
155. Hartmann im ersten küeAtein 807 §•% alaft gaot, leb biD bie^
156. aber 160. niemer ist vielleiekt %u streiehm. 166. tile
heidemahl. 179. tateln: «. Msitsehr. 5, 165. 184. werden: wer-
den! ist ausiutprechen werdent , wie 187 kennt und anderes mehr.
yunterreit su erklären ist diese stelle, wie bi gelde valseb Mrl^
nach Par%. 3, i2 ist dl daz bene eoolerfeit, die lob ieb aU leb aeUe
daz tafer ime goide.
556 DER JÜNGLING
ein man sieb da vor hüeten sol.
swä tütelens pfliget ein jüngelinc,
der gebe mir einen pfenninc. 190
Maneger dienel wen ze blicke,
den selben sibet man dicke
st^n und dringen uf die herren :
der kan sieb der ziibte verren.
ein dienst des nibt der berre ssehe, 195
und docb in triuwe s6 gesebsebe
dem berren ze ^ren und ze frumen,
der solde im zwir sin willekumen,
und solde in wirden unde im geben ;
sd lieble im dienst und zübtic leben. 200
sw4 ze blicke dient ein jüngelinc,
der gebe mir einen pfenninc.
leb künd wol biderbe liule macben.
wa^r icb ein berr, die wolde icb swaches
die ungefuort an lügenden wseren : 205
die gelriuwen biderben ^rbseren
wold icb grüezen unde in sprecben wol ;
so wü'rd min lop gar 6ren vol.
124*" ^ der ungezogen daz lange lile,
er lieze lible sine unsile, 210
so man den biderben wol baele
unde im des nibt entsete.
man sol si ungelicb hän,
den biderben und den boesen man.
swer den boesen ze wol bat, 215
da von in beiden missegftt.
sd verzaget der biderbe von der scbam
und wirt dienstes ungeb6rs«m,
s6 manz im missebiutei
und den boeseu vor im triutet 220
mit werdeclieher bandelunge.
der gewaltege riebe edele junge
sol erkennen wer biderbe od boese si,
191. der ff^insbeeke 26, 1 Soo , fwer ze blicke to sich oint, dat
decket doch die lenge oibl. 203. konde 205. ongeruret 208. ir
lopT 220. vor ir
VON KONRAD VON HASLAD.
s6 blibt er gein mir zinses vri,
und läze den bcssen jöngelinc 225
mir geben einen pfenninc.
Maneger edelt sich als der mdsar.
der vaet den vogel daz 6rste jAr
und dar nAch miuse immerm^:
er scbtuht den dienst der im taot w£. 230
des tuot der pilgrimvalke niht:
des muze bat schoene [und guote] pfliht.
dem glicht der biderbe edele junge,
der sl6t iif guoten dienst ze spränge;
er strichet hftr und kleider nider, 235
als der edel vogel sin gevider.
s6 g^t manec heimzogen knabe
als er lulecken gezzen habe,
biure boeser danne vert.
der selbe kleiner ^ren geri. 240
als ein zisgemel birgt er sich,
er ist ungewizzn und mtielich.
gegen den armen ist er kndz,
und gar ein hase des muotes Az,
dft heim r%z als ein hovewart 245
dem der gater ist verspart,
er vledermAs der winkeltugent,
er lerne zuht in siner jugent ;
124*^ s6 kan ers in dem aller woL
ein man sich selbe ziehen sol. 250
swä sich selp niht ziuht ein jungelinc,
der gebe mir einen pfenninc.
Vi^er sol iz allez [erslaben und] erbAgen 7
ez muoz den lArer betragen,
swenn der junge so putschisen tuot 255
1127. edelt sich seheini ironisch »u stehen, = veredelt s. 10. llftK.
!t38. luleckeo verstehe ich nieht. ist an lolcb, loieh, loHum, sehwin-
deih^/er, »u denken? 241. zisgemel verstehe ich nicht* an zifel
sti denken berechtigt schwerlich die bekannte stelle im fFigamur 4941
= Suchenwirt 25, 167 ir fiiexel klein, bogrisle hol, ein zitel sich verbor-
9«B wol bet ooder ir raoiristeo, weil dies die Zierlichkeit der gewölbten
fS/se bcMtichnet, nicht sitte dee %eisigs sich %u verbergen» 243. kaAi :
«. SU 81. 244. Ai, drat^fken, unter andern leuten, 255. pntiebUea taet?
558 DER JUNGLING
und hat geuwiscben muot.
er krancb, er storch, er elbiz,
er iule, er gouch, er gibiz,
er wergei, er grezel, er widehopfl
sol ich in ziehn bi sinem schöpf? 260
er orhuon, er gans, er trappe,
niht ein kneht, er swelhes knappe,
e sulch, er pfäwe, er unvogel!
der siner unfuoge ist s6 gogel
daz er alle die untugent bat 265
die im ^lich birat understät
(daz ist mir von den wiscn kunt),
der gebe mir billicb ein pfunt.
Ich kan tugent und untugent spüm.
ritewanzcn, jucken, zende stürn, 270
uud der ouch grinunde gät,
sd man siu unzubt understAt,
er furriert sin untugent,
lernt er boese fuore in siner jugent.
so er sich ir dan gern abe t«te, 275
s6 ist gewonheit s6 staete
daz er d^ mit ersterben muoz
und wirt im selten schänden buoz.
sine besten friunt beginnent im leiden,
er sa;he lieber einen beiden 280
danne den der im rehte saget,
swer an werdekeit verzaget,
dem ist von den wisen gicb ;
er slichet wan der bösbeit nftch ;
er ist ouch niender als6 gerne 285
als in dem schalle ze der tabeme.
daz ist rehte sin paradis;
^58. gibiz kibiU, Schmeller 2, 13. 259. wergiel z= viarc^ngei
neuntödter? zeiUchr. 6, 333 Sehmeiler 4, 154. nach UU/er 3, 306
ke{fst der grünßnk {loxia chloris) in den talzbyrgischen aipen w5r-
gel. grezel: ao die hs. Uofer 1, 315 hat das i^rasl, fringiUa
linaria, FrUch 1, 367^ gräfileiD. I^Öl. orhaon ortygomeira, Gr^lf
4, 959. vergl, COl. 263. e talch: nothwendig er und danm tim
vogelname, wie ruoch oder belebe. 266. diu? vtrgL 337.
VON KONRAD VON HASLAU.
dft Wirt er arm and unwis:
des pfligt er späte unde fruo:
125* da bringet in der würfel zno. 290
daz striche an sinen Wetzstein
swaz im ik fliegt daz obsenbein.
swä die wisen schiukt ein jängelinc,
der gebe mir einen pfenninc.
Bellende ein rebter topelsere 295
waz untugent an spile wcre,
er spüle benamen so stcete niht.
spil macbet manegen bcesen wihl,
daz man in swacbt und missetrouwet,
s6 man in in bcBser fuore scbouweL 300
swer an im selben missetnot,
der hat sin st^te niht bebuot:
er verspilt sine besten zit.
manger daz dem wärfei gii
des er durch got ungeme enbaere, 305
oder swä eine b€6se brücke waere,
daz man die bezzerte dft mite,
oder ob er bete so reine site
daz er iz durch Are verzerte
und sAle und lip d4 mite emerte. 310
sust verspart erz an siuem Übe;
er nimet ez kinden nnde wibe,
vater unde muoter sam.
nu hoerl, waz ist dem spiler zam?
daz ist ungemach, armaot mit sorgen, 315
291. streich dieselbe reäensart bei Neidhart 42, 7 •D'siDen sleia
das strich, wie dort mit einer hs. %u lesen seheint. 292. das
obseobeio , der wür/el, 295 448 stehen, mit maneheu auslqfiun'
gen, in der luindsehrift 946 der Leipziger umtversitätebibUetheh umd
sind daraus gedrueht in den Altdeutsehen blättern 1 , 63 — 6S. ieh
bezeicAn« diese hs, mit B, die Heidelberger mit A, 296. aa spile
oatttgeade B. 299. waz maa B. 301. selber B. 302. nicht
wel behat B. 303. verspilt B. beste A. 304. wer daz B. SOS.
das her B. 309. das en dorch ere mit vroodea zerte B. 310. oder
atli B. 311. Stts isl verspart au siuei selbes libe B, 312. ex
fehlt B, «ode deai B, 313. deme vater B. 314. bb bore if.
waz ist daz dem A, 315. ende armat B.
500 DER JLN6LIN6
wan er muoz vl^henande boi^en:
so lidet er schäm spot und strafen,
er schriet über sich selben wäfen,
swenn im der würfel iibele veilet,
swie vil er wünschet ande snellet. 320
spil hat nit unde haz,
giuden, rüemen, wizzet daz;
spil hAt unzaht ze aller zit,
zorn, schelten unde strit,
liegen, swern unde fluochen 325
(sust kan es alle untugent saochen),
sumen nnde staete ileniuwe,
arcwän und afterriuwe;
125*' ez löret der untugende minne ;
ez nimet kraft unde sinne, 330
dieneslfreude unde knnst;
ez verliuset gudter liute gunst:
spil hat l6ren, äffen ouch,
narren unde raanegen gouch.
spil ist der tumben ongenweide, 335
swie ez l^re untriuwe und meineide.
ez irrt ouch guote hirät.
6 der würfl in scheide von der wftt,
er beginnet rouben unde stein :
sust kan ez keine untugent heln. 340
ez prüevet aller schände bort,
manslaht unde boesiu wort,
grisgrammen, grinen, sich selben ezzen.
316. umme daz borgen B, 317. spot schäm B, 318. selbe A.
321. hat ouch upt (= oyt) B. 322. kegen dene vromeo w. d. B,
324. swero AB: ick habe sebelteo gesei»i, nach Freidank 48, 14 v^a
spile hebt sich manege zit flaoeh xorn sebelteo swereo strit, obw^ki
auch dort einige hs». steleo einschieben, was hier B in der Jbigem-
den zeile anstatt swero hat, 326. alle /eA// B, 327. 329 /lA-
len B, 327. itoiwi reparatio , Graff2, 1113. vertämmmng und
beständiges wieder von vorn anfangen ? 329. iz weodet MtiBfer
togeode roynoe B. 330. kraft A: ime craft B* 332. Uf t«^^
last her wiser B. 336. iz leret B. 337. ^^% fehlen B. SlO.iftf
kao cheine untageot verhelo B. 341—342. iz probet vovore mä^jßß
haode trookeobeit aokaschUehe sebaode maoslaebt «od getelMotv wwK
die wol heizeo aller soode horl B,
VON KONRAD VON HASLAD.
ez kan ouch boese gedanke mezzen.
im werdent vient guotia wip; 345
ez toBtet im s£l unde lip,
ez nimet ime gaoi und £re:
wie möhte er yerspilen mtre?
ez frumt im aller slahte schulde
d4 mite er vliuset gotes bulde. 350
swer m^r verspilt danne er hat,
daz ist gröziu missetAi,
daz mir sin pfenninc w«re enwihi:
er möbt micbs oucb gewem nibt.
des selben zins mir nibt behaget, 355
swer an werdikeit verzaget.
Swie vil ein man mit spil gewinnet,
ist daz er sich rebte versinnet,
er muoz ez geltn und wider geben,
wil er bi gote mit 6ren leben. 360
dennoch bilfet dem verlieser nibt:
er hat hie und dort mit schaden pflibt.
ein iislicb rehter spilaere
hat vierhande guotswendaere,
der Würfel liht und der da zeit 365
und der ze dem pfände ist erweit;
der vierd von tische und in daz liebt
(deist der wirt) ; und ob man trinket nibt
125^ den win, er si boes oder guot,
da von so wirt er ungemuot. 370
waz krefte hAl 4^ sin gewin 7
die viere zichnt wol einen hin.
bretspiler meine ich nibt,
345. reine wib B. 349. iz vuget ime aller bände seh. B» 350. ver-
loset j4B, 351. wen her bat B, S59. eis groie B. 353 — 356
fehlen B. 354. mieh sia ji. 360. mit vrondeD B, 361. den ji, •
die golde bilfet deme vtrlitere nicbt B, 363. her hat hir vnd dort
IV pilicbt B, 353. ieelieh B, spiler jiB, 364. gnotswender ji,
fiter B* 365. llbte j4, lit B. 366. xuo dem j4, xv B. wer diese
»Hie erklärt, der erklärt %ugleich eine dunkle stelle im Eree 874.
87,« vea dem t. and dem liht j1. 358. des ist AB. oh fehlt B,
9. Z10 fehlen B. 369. der win er A. 371. was craft hat das
sin %. B.. 372. die fehlt B. wol den einen B. 373. brelspil B.
Z. F. D. A. VIII. 36
562 DER JÜNGLING
die man durch kurzwil spiln siht
ze rehter zit und äne verderben. 375
der kan bescheidenlicbe werben,
der mit zuht verliuset unde gewinnet
und mit wisheit sich versinnet,
er si arm oder rieh;
der ist dem spiler nibt gelich, 380
der manger bi im selben treit
sinen vient der im widerseit,
die Würfel, swenne er sie laet klingen.
er mac si mit worten niht betwingen,
si cnsin im als6 holt 385
der si schiltet unde von im holt.
ich b4nz gehoeret unde gesehen
waz wirde dem Würfel ist geschehen.
ich sach in grüezen unde im nigen
des gewin von im begunde stigen; 390
ich sach in küssen triuten loben
^ er in den biutel wurde geschoben.
wie möht erm baz sin undertdn?
er gibel swaz er ie gewan.
mir ist sin schände ouch wol bekant. 395
in sluoc einer mit bl6zer hanl,
daz er alle viere von im rakte
unde im in der haut bestakte,
und schütte in, bete er lebens krafl^
er möht sin worden tobehaft. 400
sines zorns kan er nibt wider k^ren:
er bint si baz in sinen gfiren
und sieht si bi dem tische an:
swaz er schock silbers ie gewan,
374. habt mit schachzabile korczewile phicht B. 375—380 fiklen ß.
381. selber j4, deo warfil maoger bi ime treit if. 38y^. t. v.
deme her dicke widerseit B. 383. 384 fehlen B, 384 ff. er kämm
sie mit schmeichelnden worten nicht bezwingen, di{fl sie jenewi mieki
ebenso hold sein der sie schilt und von sich wirft, der vers Imu-
tele btfser er mac si nibt mit worten twiogeo. 385. her Ul jeaea
also holt /?. 386. der io schildet oder B, 387— 430 /«A/mi^ i^
389. wie im Benner 11372 /. 11397 der kegelnde bauer die kugwi
vrouwe nennt.
VON RONRAD VON HASLAU.
daz muoz er allez wider geben t 405
dar zuo dr6t man im an daz leben:
er schilt und trit in under füeze.
swie man im der smächeii bäeze,
125^ da von sint ouch niuwiu moeret
man strichet in ab ein ioatere 410
und leit in wider üf den tisch
und la;t in scherzen als ein visch,
mit twerhen Sprüngen als ein hasen.
in dem oven und flf der Äsen
miiezen si die vart snochen. 415
ein schuoier von den spilbuochen
der kan si baz zesamene lesen
dan der ze Paris ist gewesen.
er niac si alle behalten niht:
so Wirt sin dinc aber enwiht. 420
wsere ein wirt als ungemuot
daz er si würfe üf die gluot,
so riefens alle wer4 wer!
sus kliubet maus fif als diu ber.
so sint si von der selben nAt 425
gel bleich unde rot;
so mac man ir verbezzem niehtt
'si sint noch guot unde lieht*
sprichet jener der ai lihet dar.
[der selbe] der dA wirt guotes bar, 430
der kan sich balde an in rechen.
er beginnt in d'ougen Az brechen
und hebet ein tobelich geschrei;
den andern bizet er enzwei;
den driten muscbt er mit einem stein. 435
die ndt iidet daz arme bein:
als manec ecke der würfel hAt,
als manegiu n6t in bestAt.
407. Qode die fuexe A: #. stfm atintn Heinrieh 88. 410. stricket A.
ile itreieh mir räeke bein uftt arm als ein wettalovfsre SeifHed Helb*
limg 3, 34. 415. wart A. 431. an ime B. 432. io diu oogeo A^
\m» die ougeo B. 433 feklt B, nach 434 s«8 lot der woril
koir koey B, 435. der dirte wirt zooascliet mit eine stein B.
36*
564 DER JUNGLING
swer des würfeU eigen waere,
den möhte erbarmen disiu swaere. 440
swer mir daz nimt des ich niht hftn
und nimmer ouch gewinnen Lan,
der kan mit solher wisheit ringen
als der den wiirfel wil getwingen.
er treit im äne schulde haz. 445
er hat weder ditz noch daz:
er mac ouch niht an im gesigen:
er nxme im niht, lieze er in ligen.
126'' da von er tumpheit wirt ervart,
swer sin unzuht mit im bewarL 450
zwäre, der selbe jüngelinc
habe im sinen pfenninc.
Swelcb edel kneht daz lilhus minnet
und der boesen hulde da gewinnet,
der hat dar umbe der werden haz. 455
nu prüevet welhz im zaeme baz.
der zweier er verirret wirt,
guot ritter unde guot wirt.
dicke kostet ez im m£re:
s^le lip guot und ^re 460
g^t mit der unfuore hin,
und krenkt im mangen guoten sin.
ein bösheit von der andern wirt,
ein frumkeit ouch die andern birt,
ein schade dicke den andern bringet, 465
ein tugent nach der andern dringet,
dem tumben lip und s6Ie verdirbet,
so der wise frum und ^re erwirbet.
man wirt bi reinen liuten guot,
bi boßsen lernt man valschen muot. 470
swederhalp der man wil kftren,
daz kan in gewonheit 16ren.
439. AiO fehlen B. 441. An fehlt B, daz ich nicht enhaa B.
443. der wil mit sulcher wisa r. B, 444. gewinnen A, betwiagea B*
446. her cnkan weder B. 447. her cnkan ouch an ime n. g. B»
nach 4i8 Finito libro sit lans et gloria chrislo Amen B. 449. 450.
ervxret : bew«ret?
VON KONRAD VON HASLAU.
swä daz boßse erweit ein jüngelinc^
der gebe mir einen pfenninc.
Lithusg^n ist maneger slahte. 475
einer trinket in der ahte
daz er den liuten wol behage,
daz man dicke von im sage
'er zert sin gnot bi liuten gem.*
so muoz der ander trinken lern 480
für den durst nnd durch gewonheit.'
der dritte trinkens ist bereit
daz er den tac vertrib ik mite.
s6 hat der vierde einen site,
ob er sinen t6ren vinde 485
bi trunkem ingesinde.
der fünfte trinkt für den gesunt.
sd ist mir an dem sehsten kuiit,
126^ der trinkt für trdren und für swer:
'ez ist guot win [spricht er]: trinket her. 490
wir sulien wesen hAchgemuot.
ander jär, ander guot.
riuwec herze sol win hdn.
ich hän ouch guotes vii vertan
und lebe bi den liuten noch.* 495
s6 trinkt der sibende, worä woch!
Ak vor sol mich got bewam.
der ahte trinket durch verspant:
trunk er iä heim, s6 trunk man mite:
daz ist boßses wirtes site. 500
der niunde trinkt durch gesellikeit.
s6 ist mir an dem zehenden leit,
der trinkt durch gitikeit und durch nit
und gonde des [nieman] ze keiner zit
daz ein fürste vor im trunken wsere: 505
dem selben ist ^re unmasre.
swä die sinne vertrinkt ein jüngeUnc,
der gebe mir einen pfenninc.
' Er git dem lilgebn dicke viere
485. ob er einen ßnde, mit dem er seinen spott treiben könne,
503. g^it befserie dem vers, 508. dicke, dickpfennigef
566 DER JÜNGLING
ze dem wine oder ze dem biere. 510
ez geschiht noch als ez ^ geschach,
daz schände siinde und ungemach
ein man koufl mit sin selbes guot,
und verk^ret im den muot.
der I6r sagt er mir kleinen danc. 515
swer uf den tisch bi der banc
sitzet unde weget die fiieze,
nu merket wie ich den grüeze:
der ist unzühtec oder gewaltec
oder s6 gar einvaltec 520
daz er niht erkennen kan
waz wol od übel ist getan,
od er hat vintschaft über mer,
daz man in iht slah äne wer.
üf den benken zaeme baz. gesezzen, 525
wan ab den tischen sol man ezzen.
swä sitzt uf den tisch ein jüngelinc,
der gebe mir einen pfenninc.
126*' lif den tisch sitzet manic man
der niht zuht erkennen kan. 530
einer mit im selben spilt,
daz in der unzuht nicht bevilt;
oder iigent vor im zabelsteine,
er klopft und tavelt algemeine
und lockt sich als ein kindelin. 535
s6 giuzet einer für sich win
und mAlel sicheln unde harten
er snitzt, er krinnt, er machet scharten
in den tisch: daz ist unhübescheit ;
ez ist den guoten wirten leit, 540
swer die unzuht niht vermidet
daz er in sinen tisch snidet.
wan daz hän ich gesehen dicke,
er bickt, er ritzt, er machet stricke
oder malet einen taterman: 545
5!23. ironisch, oder er setzt sich auf den tisch um so b^er %ur Ver-
teidigung bereit zu sein, 536. vor 538. krinoeD eigentlich in dm*
kerbholz schneiden, Sehmeiler 2y 388. 545. iatermao: d, myik, A9%Jf^
VON KONRAD VON HASLAU. UBf
d4 Wirt der tisch niht schcener van.
swA den tisch un^rt ein jüngelinc,
der gebe mir einen pfenninc.
Der tisch hftt manege werdekeit,
so man tuoch und brdt dar üf geleit 550
und trinkn und spise dar df stAt.
er sitzt, ob sin genöz zuo g6t;
daz er von tische gar verbsere,
ob er von dem tische wsere.
N
durch daz sol ein edel man 555
sich gerne tngeni nemen an
und ezzen mit zühten im genuoc.
s6 sitzet maneger als ein pfluoc:
er Iset bein und arme ragen,
als in diu güsse dar habe getragen; 560
ern ruochet wie im ligen die hende ;
er leint als im tuon wft die lende;
den nächsten er mit der absei schabet;
er biugt den rücke, swenn er sich habet
durch ezzens gir über die scbüzzel. 565
der im setzt ein sprüzzel undern drüzzel,
daz er üf geribt saeze
doch die wile und daz er aeze,
126*^ der het niht übel in gehandelt.
maneger in der schu£zel wandelt 570
und smückt daz beste in sinen munt:
dem ist gesellikeit unkunt,
der sinen gnözen überizzet.
swelch diener ouch dep becber mizzet
daz er im rinnet über die haut 575
und im begiuzet sin gewant,
des dienstes ist ein teil ze vil,
und der daz trinken bieten wil
553. voD tische kann nicht richtig Mein, vielleicht wiellich oder vil
Ithte. wenn er nicht an einem tische mit $peisen, nach denen er be-
ifierig ist, siffse, so würde er wohl at(/stehen , wenn einer seiner ge-
nofken hinzu träte, 557. and mit ztihten ezzen im geouoc? 560. tls
in liabe diu %. d. g. ? 503. absein snibet 566. einen spräzzel
und den dr. 570. mancher wandelt mit der hand in der schUfsei
umher, 577. dienst
568 DER JÜNGLING
sim gesellen, daz kan ich geoözen,
sam erz im in den buosen welle slözen, 580
und hebet ez nibt ze rebter ziL
swer ez also dicke tibergit,
zwäre, der selbe jüngelinc
der gebe mir einen pfenninc.
Oueh erkenne ich einen itwiz baz. 585
swer gerne redet über daz maz,
und siht, so er trinket, über den becher,
der ist da von niht dester vrecher,
und antwurt so man einen andern vräget,
des selben mich von im betraget, 590
er si herre oder knappe,
er speht, er breht, er snip und snappel
swer übel redet äne wän,
da kiuset man verwarren an.
unzühlege rede und [niht] gebären 595
kan des mannes ^re vären.
sust gebärt er als die [Iiute] schieben,
er kan diu ougen niht wider ziehen
swä er hin beginnet sehen.
dem muoz man unzübte jehen, 600
und der garret als ein orrehan,
der den munt kan offen län.
so manschiert dirre mit den wangen
als er busünen welle blasen sangen,
im g6nt ougen unde zunge eniwer; 605
er siht hin unde her
und drücket als ein vederspil
daz gert und m^r ezzen wil;
127* er izzet als ein mäder
und trinket als ein bader. 610
586. maz fehlt, 59!2. SDippensnappe? im ff^^artburger kriege •üipttn-'
snapf. 594. verwarren = verwarreo sio. s, Laehm. mu ff^alther
81, 20. 601. und er orreban : s, zu ;261. 604. ich ßmde dtu
rechte wort nicht das in blasen sangen stecken mt{fs, 607. Par»,
64, 8 als ein vederspil daz gerl. 609. s6 izze icb als ein nAdcr,
s6 trinke ich als ein bader von einem fahrenden sehüier 227 (/iliä.
Wälder 2, 57).
VON KONRAD VON HASLAU.
ditz beizet alles ungenuht.
so priievet man oach [dar an] sine unzaht,
kumt im iht seltssenes df den tisch,
ez si wiltbrset vogel oder visch,
wil er ez ezzen und niht teilen. 615
da mit kan er sine tugent meiien.
swer die uz trunke wil verwdzen,
und wil der unzuht sich niht mftzen,
der br6t brichet unde r£rt
und an urloup in daz trinken mert 620
und schütet daz brdt zno den fiiezen,
der solt mir daz vil biUich büezen.
swer ze unzit von dem tische gAt
und enruobt wierz luoch ligen Ut,
er ezze übel oder wol, 625
der selb mir einen phenninc sol.
Swelch edel kneht dienen wolde
williclich als er solde,
der nseme hövescher zühte war.
sA Ireit maneger sinem herren dar 630
daz trinken reht die rihte df in.
stüend er ein teil von im hin,
daz er langer biten wolde,
daz er sa*he wa er an geben aoldel
er kniet keine wis niht nider: 635
er wser ot gerne dannen wider:
durch daz sieht erz von der hant.
so ist daz unzuht ouch genant,
spricht der herre zuo dem knehte
'trinc selp,' trinkt er, sA tuot er rehte: 640
heizt in aber trinken ein ander kneht,
sA ist ez michel unreht,
od sust in schimphe ein gumpelman;
da verliosel er sine wirde van.
sA h&t manc herre ouch den site, 645
der laet in stto sA lang ik mite
daz er muoz uf den beinen wenken.
daz suln die alten ouch bedenken.
616. erfehii, 617. vertUhe ich nicht. 640^ selbe
070 DER JUNGLING
127^ swer einem kinde Iset daz lieht
sA lange unz man ez swinden siht, 650
daz ist ein vil unwiser site:
da leidt man im den dienst mite.
so ist manec kneht in den witzen,
s6 in der herre heizet sitzen,
so sprichet er 'ja st6n ich wol:' 655
der tuot ouch niht als er sol.
manec junger ist dem dienste von
unz er wirt michel als ein ron.
s6 er vor den herren st^t
reht als ein undersatzter gl6t 660
den der wint hat geneiget,
da mite er swsere und alter zeiget,
so stiiende im baz in siner haut
daz die vinde kumbers mant.
doch hän ich micheln man gesehen 665
den man zuht und fuoge muose jehen,
und einen kleinen s6 gefüegen
daz al die werlt mac genüegen.
swä der michel kintlich tuot
und der junge hat ellischen muot, 670
da ist daz hinder her für gek^ret;
daz mir min gelt billich möret.
swä der junge ist dienstes trsege,
dem muoz ich iä von sin unwaege,
s6 daz derselbe jüngelinc 675
mir gebe einen pfenninc.
Ez ist noch unzühte vil
die maneger niht erkennen wil.
sol ich daz nemen u£ minen eit,
swer sin gewant offen treit 680
s6 iä eneben daz man im siht
sin linwät swarz und des ich niht
nennen wil noch ensol,
ez gevellet niht den wisen wol.
CiO. wer einen knaben das licht so lange halten Ißfit bis er ohn-
mächtig wird, 6r.3. so stände ihm, grofsgewachsen wie er üi,
bcfser in seiner hand ein speer, 668. des?
VON KONRAD VON HASLAU. 071
der guote alte site verkiret 685
und die boesen niuwen mftret
an Iibe an häve und an gewande,
des hat er schaden unde schände
127'' mit einem ermel mantel sint
und gollierleppel. erst ein kint 690
der sA wunderlich gerüste tihtet,
daz in von den wisen rihtel:
daz solde ein loter tuen, ein schale.
sd haehet einer einen fuhsbale
an den huot und Ist diu Aren ragen: 695
des möht min houbet niht getragen ;
ez t»t mir in dem kragen wA.
als dakten sich die Schemen A,
da si diu kint schrakten mite.
swer hat sA dorpische site, 700
der enruochet waz man dA von saget.
swaz er im selben wol behaget
(alsA stAt nu der jungen muot),
daz dunket bezzer danne guot:
er ahtet niht wen ez beswaeret. 705
swer sine tumpheit bewseret
mit der tArheit Vorzeichen,
der sol mir einen pfenninc reichen.
Unzuht vil nAhen hAt gesiget
durcli daz man ir stsete pfliget. 710
ez was A manegen wirten zorn,
stechmezzer houben unde sporn,
truoc mauz An urloup für die vrouwen,
sA muost man in in spotte schouwen,
golmer unde naz hAr, 715
brähte erz Ane houben dar.
der sorgen ist im worden bnoz:
er gAt für die frouwen barfnoz.
manec ungezogen knabe
züg ungern sinen manlel abe 720
gegen vrowen rittern unde pfaffen.
698. schämen: mit tebemen stni larven gemeint. 713. Yor 715.
goImcr verstehe ieh nicht.
572 DER JÜNGLING
die wisen haut in für ein äffen,
swer sUete unzühticlicben tuoi.
bantschuoch swert mantel huot
treit er bi gesten und bi künden. 725
doch waere im liep ze manegen stunden,
do er ritter wurde od wirde biete,
daz man im dienst und £re biete.
127^ wes jugent wii nieman 6re bieten,
den kan diu bösbeit mieten 730
rebt als ir lön ist gestalt;
in ^rt oucb nieman, wirt er alt.
ez waere im äne scbade und scbande,
scbied er durch zubt von sime gewande;
ez waere im ^rsam unde guot, 735
züg er abe mantei unde huot:
ob dirre halt wser sin genAz,
man jeh des, sin zubt wsere grdz.
swä des niht tuot ein jüngelinc,
der gebe mir einen pfenninc. 740
Einem wisen manne seit man maere
daz sin sun gar ungeraten waere.
daz begunde er durch triuwe klagen,
doch bat er im die wftrheit sagen,
waz unfuoge an im laege. 745
sin raeizog jach 'er ist gar traege
Ak man frumen und 6re werben sol:
dar umbe spricht man im niht wol.
so ist daz diu ander missetät,
er verspilt allez daz er hat 750
und wil sich durch mich sin niht gelouben.
er ist gar ein swelcb und pfliget ze rouben
und lebet in maneger ungenuht.
er schilt und sprichet äne zubt
und g^t mit boesen wiben umbe.' 755
'daz wende ich wol, daz der tumbe
muoz alle sine bdsheit lAn'
7^7. hete 728. bete 7:29. biteo 730. mitea 737. und wenn
er dies auch vor eeinet gleichen thäte, so lobte man seine feine eiiie,
vor 741 Überschrift Dilz ist eiq msere von eioem lügeoere.
VON RONRAD VON HASLAU. S7S
sA sprach der wise alte man:
'ditz ist manegem t geschehen:
ich wil im £re und- richeit jehen. 760
ist er aber iht anders wandelbare?'
'ja, er ist gar ein iiigensere/
'ow6 daz ich ie wart geborni
so ist helfe und l^re an im yerlorn.
swaz ich in läzen hieze, 765
und er mir des nihl war lieze,
so waer niwan min klage niuwe
128* und bracht mir trdren unde riuwe.
er touc mir zeinem kinde niht,
wan er hat ze aller bdsheit pfliht. 770
wsern an im alle die untugent
die ein man hat von kindes jugent
dA möbt man in £ von gescheiden,
daz si im alle begunden leiden,
danne von der lüge aleine.* 775
er lingt der werlde algemeine;
er liugt von kinde und von wibe;
er liugt von sines selbes libe;
er liugt von vater und von muoter;
ez enwart nie vriunt sd guoter, 780
er liege im und sin 'selbes herren.
lüge kau sich allen Uigenden verren:
da von ist er nieman rebt.
er liugt der dirne und dem kneht«
lüge kau s^le und 6re vellen. 785
er liugt bruodem unde gesellen,
nie groBzer missetAt wart fanden:
er liugt der vremden und den künden:
ik von ist er gar wandelbaere.
er liuget sinem bifatigaere; 790
er liuget gote der in bat
geschaffen, durch die missetAt
wil ich mit richeit in niht Sterken
daz sull ir mir für triuwe merken.
760. ich behaupte dt^fk er noch sii ehre vnd reiehthum kommen kann,
773. mao fehlt.
874 DER JÜNGLING
swer armer liugt, und wser der rieb, 795
des lüge waer zwir als scliedelich:
wan liugt der arme dem riehen vil,
daz riebet er wol, swenne er wil,
wan er der lüge in widertribet,
daz er sigelds belibet: 800
sd liugt der riebe wol zallen ziten
wan im tar nieman wider striten,
wan er die lüge ze verlegen bat,
daz man der lüge im zuo gestät.
ein rieb verscbamter lügensere 805
ist got und der werlt scbadebaere.
128^ swä schedelicb liugt ein jüngelinc,
der gebe mir einen scbilline.
Swer micb vrdgt an disem maere
wie alt wie junc er billicb waere 810
der mir unzubt zinsen sol,
des kan icb in bescbeiden wol :
swer vor alter oder vor jugent kan
erkenn waz swacbet einen man.
bat der junge kindes site, 815
d^ vert nicbt gr6zer wunder mite,
die jungen prise icb, sint si vrd
und vürbtent meisterliche drö.
swie alt, swie junc er ist an jiren,
wil er wan tumplich gebären, 820
zwäre er muoz mir sin ein kint.
swä die selben jungen sint,
ez si ritter oder kneht,
der gebe mir billicb min reht.
man la;t manegem jüngelioge 825
sine unzubt nibt so ringe,
er muoz umb unfuog dicke geben
s61 6re lip gnot unde leben,
lieber möbte der selbe jüngelinc
mir geben einen pfenninc. 830
80!2. in 803. er kann durch seinen retrhthum die kosten Jur die
luge tragen, sein reiehthum macht d4{ft man ihm beistimmt. 812* in
fehlt. 814. erkenoet
VON KONRAD VON HASLAU. 075
Keye bat lAzen maogiu kint
diu wirs dan er geräleo sint,
also ez ist bescbeideo mir.
der ist einez weder wurm noch tier,
ez ist weder vogel nocb viscb, 835
und gebeert docb uf der berren tiscb ;
ez ist weder wip nocb man
und treil docb guotiu kleider an ;
ez ist weder ritter nocb knebt
und ist der wärbeit nieman siebt; 840
ezn ist weder varnder man nocb pfaffe;
ez wa;nt sin wise und ist ein äffe;
ez bAt liste und boese kündikeit;
tugent und 6re ist im leit;
128"^ alle frumekeit ez törbeit macbet; 845
ez spott so vil daz man sin lacbet.
daz boBse ez lobt und swacbt daz guot,
als ez dann vindt der berren muot;
'jA, berre' ist im daz beste
und an triegen oucb daz leste; 850
ez bricht sins berren willen selten,
ez müge sin gniezen oder engelten ;
die werden ez von bove dringet ;
daz boBse ez allez ze 6ren bringet,
als ez durch triuwe si geschehen 855
und man im wisbeit miieze jehen.
swelcb berre ein sulcb gesinde biete,
der solde im geben gumpelmiete,
dar nach sin leben wsere gestalt.
ez ist gestalt als ein ribalt. 860
mit bösbeit macbet ez sich zam.
bitens irrt ez nibt diu schäm:
da von mac im niht engän.
swaz ezzens man im für setzen kan,
daz muoz allez in sineu balc. 865
nu jehents ez si ein bovescbalc.
des entuot der 6ren gernde nibt:
vor 831 Überschrift So iit diz von einem schalke und ist ein mmrt
kranke. 858. sei
576 DER JÜNGLING
da von man in dicke übersiht.
des biderben mannes zageheit
ist swä diu zuht im widerseit: 870
da vert der zage an schäm für sich,
gemach an 6re ist sin gerich
und wie er guote site verk^re
und sünde und schand durch richeit m6re.
swie boeslich er hat guot gewunnen, 875
er spricht, er habe sich wol versunnen.
swer frumkeit tuot, der kan sich l^ren
sich selben und den herren 6ren.
der boese rsetet daz er selbe tuot.
liute 6re unde guot, 880
sselde und manegiu grAziu habe
muoz da von nemen allez abe,
daz ez allez im niht 6ren git.
wan varnde guot sich verlit:
128^ d6 man ez über sweimen lie, 885
do genuzzen sin jeu oder die,
und quam doch selbe dritte wider
ze sinem rehten ursprinc sider
und brähte mit im frumen und £re;
dk von wart ilsliches m^re. 890
daz haben t die argen nu verköret,
milte dekeine bAsheit 16ret,
ein man wolt danne im selbe geben,
als lernent hoveschelke leben,
ein boesewiht gan dem biderben niht 895
daz an sinen schaden doch geschiht.
kumt dem herrn ein nAtic man,
der frum und wirde erkennen kan;
tuot er im sinen kumber kunt,
ez wendet s4n sin valscber munt, 900
oder lätz sin armen diener sin.
885. 886. da 889. brabten 89^. die keine 901. oder let ex
sinen. nach meiner änderung ist der sinriy * kommt %u dem herr^m
ein bedrängter anständiger mann der ihm seine noth klagt, oder
nehmt an daf* es ein armer diener des herrn sei, so vereitelt als^
bald der falsche mund des hqfschalkes die bitte*
VON KOl^D TON lASLAU. B77
er tuot sin ODtogent sebin;
er ist ungebeten ein firsnalle;
er rAnt und lAseredet fSr si iUe
und laet nieman sin rede tnon. 905
ow6 er kragelandez bnoni
er mulkleffel iä man swigen soll
ji kan ich im geliehen wol
ein boese glocke die man lange liotel.
daz er niht laet daz man im verbintetl 910
er alter wibe pfragenmarket,
der sus an Untugenden stärket!
er schedeluqdez blftsebom
daz den wintvanc hlt verlorn!
ich wil in harte selten prisen. 915
er klaffendez huofisenl
ow6 er karrendiu türl
er kirret wider unde für.
sin slaf ein blonkende lin.
er suaterende wagenschin! 920
er kaller, er beller, er vederspil
daz krimmt und doch nibt vAben will
mir ist sin kündikeit wol kunt.
er schalkhafter vogelhunt,
129' der sich so weckerlichen rüeret 925
und sinen herren umbe fueret.
er ist nie sA listic noch s6 karc,
er gebe mir billich eine marc.
In dem mantel an zwein steten
sol nieman hin für treten, 930
für den tisch und der kirchen grftt.
manger der niht wibe blt
den sibt man Af den alter dringen *^ •
als er mit dem pfaffen welle singen,
swer vrevellich vor gote stAt 935
909. laose mu sireiehenT 911. p fragen market: Schmtiler 1, 605.
913. sebellondei? 919. «o. eio blenkeiidi'i lio wäre ein fensier da*
sieh im winde {klappend) kin und her bewegt: $, blenken bei Ober-
Hn #. 164. ßber an allf i$t wohl nicht mu denken, sinn gäbe flans.
931. vor dam tiseh« frAl sehaint was sonst §rbia keifst,
Z. P. D. A. Vni. 37
578 DER JUNGLING
und üf im weiz gröz missetÄt,
daz ist als der sinen berrn wil kratzen,
der in libs und guotes mac beschatzen.
got ist selbe Ak man messe singet,
swer in Sünden äne zubt zuo dringet, 940
ez si wip oder man,
der stüende verre baz bin dan.
ez dringt durch gagern üf den k6r
vil manic ungefiieger t6r.
swer eines bulde niht enhiete, 945
der solde dem nächsten bieten miete,
vl6ben, biten, dienstlich £ren,
s6 konde er in ze guote kftren.
swer gotes huld mit vorhten gert,
der wirt des williclich gewert. 950
hdchvart vintschaft unreht gaot,
swer eine hAchvart denne tuot,
der erwirbet iä niht mA
wan daz er vil weiz mA dan A.
got des ze dem betbüs niht enwil. 955
unnützez rAnen und sprechen vil,
spotten irren hcenen lachen,
da mit kan manger sünde machen
mßr danne kein tiufel tuo:
wan er sprichet wol den Hüten zuo 960
und muoz man in beeren unde sehen;
daz kan dem tiufel niht geschehen,
swelch man alsd ze kirchen kumt
daz er m^re schadet danne frumt,
129*" des Opfer ist got ungenscme: 965
mir ist ouch sin pfenninc widerzaeme.
Manic junger ist verzaget,
swaz mau im guoter Mre saget,
des hat er niwan ain gehilder.
ez enwart nie hirz so wilder, 970
man machet in mit vorhten zam:
swelch junger kneht ist Aue schäm,
937. sioem herrea 939. do 948. gote 951—954? 956. raren
969. gebilder mag spoU oder geläehUr bedeuten. 91t. hl fekii.
VON KONRAD VON HASLAU.
der ist dl von nihi togende wts;
er wirl mit gchaden scbaDden gris,
wan er für gaot daz boese nimt. 975
tagalt den edeln liaten zimt:
da hAt er keinen willen zno
daz er die lerne oder tno.
hübschiu kunst dankt in swsere,
ern waere ein würfelkloulMere. 980
er kumt ot zno den listen niht.
reht als dem äffen im gesehiht:
swä edele vögele hint ir Sfnl,
daz ist des er niht enwil.
dem glicht der misserftten junge: 985
der st6t durch wirde niht ze Sprunge;
er treit nlch aJEfen siten sin hlir;
er truobet unde ist misserar;
er üebt gebiurisch narrenspil,
daz schaden bringt und sehenden vil, 990
diu wort mit spotte, daz man lachet,
Aä mite er vrinnt und mlge swachet:
s6 hoent ouch in vil manger wider:
sus liget ietweders lop dft nider.
6 iö ein man den andern teet, 995
dA was ir beider lop gcmteet:
nu kument schelten trtillen triegett
effen gumpeln unde liegen
mit pArAt, ab ein gnmpdman,
der niwan leicherle kan. 1000
swä luodems pfligt ein jSngeUne,
der gebe mir einen pfenninc.
Wie wehst an wisheit unde an tngent
manie edel man in siner jogent,
129' daz bAsheit von in nider siget 1005
und vrende wid Are an im tt^t,
swenn er der tnmpheit wirt erl6st
und wirt aller siner vrinnde trAst
und ist Unten mde lande ein Are,
973. der davon niht tagende weif 980. er wer 995. 996. da
997. knaea
87 ♦
580 DER JÜNGLING
wan er lebet nach der togende Iftre» 1010
swena er ist mit tagenden sinne rieh.
als wehst ein t6re im ouch gelich.
swaz zeinem tdren werden sol,
dem spricht man nimmer als6 wol
als von 6rste swenne ez reden wirt; 1015
wan nerrischeit an im birt
s6 ie lenger s6 ie baz :
sA dient er wan der liesten baz.
des ist diu tArheit sin gewer.
ungewizzen kündic unde h6r, 1020
sA wirt diu übel sin geleit
und diu schände an im breit.
valsehiu werc mit boesen worten,
sust wehst er für an allen orten.
dilz kan ich sust wol ebenmäzen: 1025
alle stige g^nt zer sträzen.
klein ist des kindes wisheit,
unz daz ez nach tagenden reit:
s6 nimtz diu Saelde in ir pflege
und bringt ez üf der tugende wege: 1030
des hilft im zuht unde kunst,
da mite er dient der besten gunst.
dar an sich manger verschriet
der einen holzwec geriet:
der danket in der beste ; 1 035
dar nach sA vindt er ronen und este,
die von den boumen sint gereret:
swelch tumber d4 niht wider kAret,
daz spriche ich wol in sinen hulden,
der muoz vil unrede dulden. 1040
swä den narrenwec geraet ein jungelinc,
der gebe mir einen pfenninc.
Swelch herr die wisen vrdgen wolde
wie er guot mit rehte gewinnen solde,
129^ äne grdze sünde und äne schände, 1045
und die herren nach ir rehte bektnde,
s6 würde im saelikeit beschert;
\02S. reit =: redet 1041. gereret 1044. yot 1047. ir
VON KONRAD VON HASLAU.
die besten vrAgte wierz Terzert,
daz ein ieglich werde j^en
daz frum und tv dl von gescheheo; 1050
tsBt gote sin reht, den Unten sam;
s6 wsere im wirde und vreude zam
und gond man im sins lebens wol
lang und swaz herren 6ren sol,
ir lop in b6he wirde setzen, 1055
wan er liebes kan mit liebe ergetzen,
und wirt sin Ar mit wftrheit breit
und dient diu sMe saBlikeit;
und lieze der richeit sich genüegen
da mite wol tAsent sich betrüegen; 1060
s6 wart ot nie kein man gewert
die wile daz er mtre gert.
der werlt vil strebet mit arbeit
nAch ruome und nAch richeit.
wser richeit guot für den tAt 1065
für schände und immer wemde nAt,
swie harte ein man dan guot gewnnne,
man jaehe, er wsere wol versunnen.
sint richeit mangemz leben kürzet
und sich sA gAhes umbe stürzet, 1070
da von solt man wan tugende minnen
und nAch dem himehriche sinnen.
ich bite got daz er mich behüete
vor schedelicher armüete,
und bite der richeit mich erlAzen 1075
diu wiset üf der helle strftzen,
daz si mich iht in die tiefe senke
diu mir sdle und Are krenke.
ich bite der richeit Af der erde
ik mite ich gote ze dienste werde 1080
und mines libes nAtdurft st:
daz machet sind und sorgen vri.
t
1049. iehe 1050. getehe 1051. tet gvt 1056. libes nit
libe kan 1066. Tiir tehaode vor immer 1068. maa jmb dai
er sich wol versonne? 1060. mangem das 1074. ichedellebem
1077. senken 1078. kreoken
882 DER JUN6LIN6
swer [liut und] richeit behalten wil,
der muoz sin nangies mannes zil,
130* daz er des nibt bdiiieten kan. 1085
er muoz vil bceser näcbrede bin.
dirre triffet, der vermisset;
da von er dicke schaden gewisset,
er muoz erkennen haben und mäzen,
wenne geben und wenne lizen, 1090
wenn oder wie od welher bände,
ik man nibt tArbeit bi erkande,
er bedarf wisbeit und tugende wol,
der s^le und 6re bebalten sol.
s welch berre daz nibt wil besorgen, 1095
der sol mir eine marc borgen.
Ich erkenne drier bände kint
diu verderben! und verdorben sint.
einez daz man ze wol hit
und im gar sinen willen Ut. 1100
von liebe mangem daz geschiht.
diu friuntschafi ist gar enwiht
da von ein edel kint verdirbet
und gar an den 6ren stirbet.
ein vintschaft im da bezzer waere 1105
da im der besem tugent baere.
diu liebe bringet könftie leit
durch die man im nnzuht vertreit.
ez kumt im dicke niht ze wol,
swenn ez der vremde ziehen sol. 1110
swelbez also wehst an sine kraft
entwer, ez wirt tobehaft,
des guotes ein vertno<ere,
oder manger firumkeit wandelbsere:
sA mac ez gebelfen noch geraten, 1115
als ie die wisen täten,
sin gemach von kinde ie was s6 staete:
so enkonde er, ob erz gerne taete,
wie man ^re und gnoi solde erwerben
und an den würden niht verderben. 1120
1112. antwer 1118. er fehlt
VON KONRAD VON HASLAlT.
er Wirt gein sineD Tinden laz
und treit wan sinen vfiwden haz,
der im raetet nnde in lArel*
swelch jüngelinc siu bteheit ni6rel,
ISO*" der glichet dem verzarten kiodt: 1125
dem ist dienst und arbeit swinde.
swer ist ze aller nAt enwibl,
swk man den selben tnmben sibt,
zwftre, der selbe jüngeline
der gebe mir einen pfennine. 1130
Von dem andern kinde ieh sage
daz man verzadelt sine tage
und im den hnnger selten bnezet.
sA daz von nAt ein nnznht grtiezet,
s6 spricht man im ril dicke zno 1135
daz ez onedellichen tno.
swem alsA swindet sin zit,
sA man dem ezzn und trinken git,
sA soochtz die winkel ii mite
und hdt vil ungebtere site. 1140
ez Wirt ouch gar nnteilsam;
der zadel benimt im die schäm;
ez gebärt mit nonde und mit oagen
offenbar unde tongen
sam ez ein gegent wol rerzert: 1145
sulch girde dem hunger ist beschert,
ez ist vil dicke Ane togent:
iä von sA hoent cz mange jogent.
ez muoz sin gar von gnoter art,
ob ez vor nnzuht sieh bewarf, 1150
so ez ermeclich erzogen wirt,
ob ez ieman fürbaz firende birt,
ob ez knmt an gwalt nnde an gnot,
ob ez niht-stsete ist ungemnot.
der daz rehlii merken wil, 1155
ein kleine glbe dünktz ze vil,
wan ez ist anders nibt gewent
wan deiz sich dick nach gftbe sent.
1147. 114S. er? 1158. wao deii] da ei
l-p.
5S4 DER JÜNGLING
ez hat kumbers vil erliten
und mit der armuot g^estriten. 1160
gewooheit ist boes unde guot:
diu bezzer kunst und wirde tuot,
diu boeser schände und un6re.
er weiz ouch niht der widerk^re.
130° gewonheit ist diu ander nAiure. 1165
der veredelt, der ist ein gebure.
ouch kumt er wider an höhen namen,
ist er wise und kan sich bdsheit schämen,
swer in n6t nach ^ren ringet
und sich üf rehte fuore twinget 1170
und vlizet sich der besten tugent,
daz frumet sin armuot in der jugent.
er wirt verslendec und geduldec
wes ziht man in? wes ist er schuldec?
er kan bcese und guot verstau, 1175
waz er sol tuon unde län.
swer von kint nach ^ren strebet
und schön n4ch siner mäze lebet,
kan er die söl ik zuo besorgen,
s6 wil ich im den pfenninc borgen, 1180
und teile mit mir siniu kleider.
diu gibet der boese mir niht leider.
Von dem dritten tuon ich kunt,
daz man vil sieht ze aller stunt,
so ez sin niht verdienet hdt, 1185
und so ez ein unzuht begftt,
des la^l man ez gar genozzen.
swelch meizoge ist s6 bedrozzen
daz er sin selbes zom richet
und sich mit scheltworten versprichet, 1190
der hat sin zuht Ak mite verlorn,
und waer vil bezzer verbom.
daz kint gehosret zuo dem rise,
und zuhtige rede di doch wise:
daz fürht ez söre, und lernt ez niht. 1195
1166. vergl, 10. 1194. nothig ist etwas wie ond ler znht dia doch
\% wise.
VON KONRAD VON HASLAD. f -
unmaezec zahl i^t gar ein wibt
t daz kini erkenne nein nnt jA,
übel und guot, hie unt dl:
wan daz ist mir wol bekant,
wil er ez bliowen umb die want, 1200
bi dem häre werfen unde slAzen,
80 mac mans beide wol genAzen
vil gar in iumber schar
(daz muoz benamen wesen wir),
130"^ daz kint und den meizogen, 1205
alsA mange A sint betrogen,
ez verzaget und verdorrt dl van.
ezn weiz waz ez tuon oder sol lAn,
ob ez sol snel sin oder sein:
sust verirrt ez als ein wahtelbein. 1210
swer tumbez wip und müelich kint
wil haben als si gesitet sini,
der sol niht läzen underwegen,
er triute si sA nlch den siegen
zehant mit vlAhen und mit mieten, 1216
sA si billich vorhte zuo im bieten,
ez schadet im sAre an dem muote
und frumt im selten an dem guote,
er muoz vil mangen zom doln,
sA si sin hulde sullen holn, 1220
swer süenet so ez waBr zomes wert
und sieht sA man genäden gert,
der hat niht guoter tagende künde,
wan er öebet schände unde sünde.
dem kint wil ich den pfenninc borgen) - 1225
sin Zahlmeister sol mir besorgen
vier und zweinzic pfenninge
oder zwAne Schillinge.
Keinem knehte ist daz erloubet,
swi man rit, daz A* die riter stoubel. 1230
gAt der wint her unde hin,
er brichet znht unde sin,
ob er niht anderthalben kAret
1210. wahtelbeia: Jae. Grimm myth. 949. \TM. talde tallea:?
A
586 DER J€N6L1NG VON KONRAD VON HASLAU/
und sieb selben und den herren tret
und in niht blendet mit den molten.
da wirt manger umbe bescholten
und an geschriet als die am
so man die gense wil bewarn,
und eins, des ich niht nennen wil,
ob er des pflegen wil ze vil
üf die herren unde an sioe gesellen,
ind obs in eim fürte trenken wollen
(daz ist geselliclicher site),
ungerne er iä lenger bite
13 r unz diu pfert bi im getrunken:
ja herre, wem sol daz guot dünken?
er irrt ouch vil mit b(Bsem singen
und wil ouch üf den sträzen dringen
und stcezet mangen an diu knie
des pfert 6 sch6ne und ebene gie;
daz strucbt dan über die wagenleise:
daz ist von mangem knehte ein vreise.
er lebet niht nach der wisen kür,
er Iset im wege niemen vür
und tritet den vordem in diu isen:
wer sol die site an im prisen?
swenn er sanft sol rilen, so ist im gAcfa.
man siht im underwilen nach
durch sine gr6ze torpheit.
man klagt niht vil, geschiht im leit.
swer niht zuht noch fuoge kan,
der heizt ein ungewizzen man,
s6 daz der selbe jüngelinc
mir gebe einen pfenninc.
1254. in dem 1255. trottet die
1235
1240
1245
1250
1255
1260
^us der Heidelberger handtehrift 341 , nneh einer ab-
Schrift Jacob Grimms, ich habe kein bedenken getragen
dieses gedieht , dessen ß)rm, wie es seheint, grq/sere ver-
derbnis erlitten hat als ich ohne eine befsere Überlieferung
zu heilen wagte oder verstand, dem meister Ranrad von
Haslau zuzuschreiben den Sei/ried Helbling 2, 439 ff.
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EINE GÖTTIN ZISA. 687
nennt y 'als ich sie gemerket hkn sprach diu wärheit sunder
wän, 'man sol sie biliich schriben von Haslou meister Kuon-
rät, der in disem lande bat den wandelbseren jiingelinc niar
umb einen pfenninc. sit hAt unvuore sich gemärt in disem
laut, daz ich niht gert ze wandel m^r danne ein ort, und
wolde haben fiirsten bort. Helblings zweites gedieht ist
zwischen den jähren 1292 und 1294 verfq/it, noch ßilher
also Konrads gedieht, dafs^Konrad nicht dem geschlechte
der herren von Haslau angehörte^ sondern nur aus Haslmi
gebürtig war^ scheint Rarajan s. 257 mit recht anxMr
nehmen, auf ein anderes gedieht desselben Haslauers be-
sieht sich vielleicht Helbling 8, 1228.
15 mai 1851. HAUPT.
EINE GOTTIN ZISA.
In der zweiten ausgäbe der deutschen mythologie wer-
den nicht weniger als sieben seilen verwendet um das da-
sein einer deutschen göttin Zisa zu begründen.
Wenn mau die abhandiung, vielmehr die grundstelUn
aus den Chroniken, aufmerksam durchliest, so ergiebt sich
dals die göttin aus localnamen entsprungen ist. diese namea
selbst aber sind entstellungen einer uralten deutschen benen-
nung der Stadt Augsburg.
Bouquet gibt in seinem Recueil des bistoriens de^Ia
France bd 2 s. 10 'ex veteri membrana quae extat in bibC
V. cl. Alex. Petavii, senat. Paris.' ein Verzeichnis von pro-
vinzcn- und Städtenamen, unter diesen steht Civilas Augu-
steusis, id est Ciesburc, welchem in der deutschen mytho-
logie unterrichteten fällt nicht sogleich ein welcher gott iif
diesem namen steckt? Ziesburc ist eine so natürliche aus-
spräche statt Ziwesburc dafs sie gewiss schon frühe eintrat,
aber auch ebenso leicht war, da einmabl die ursprüngliche
bedeutung des namens nicht mehr klar war, die Verderbnis
in Ziseburc, und in diesem fand man dann eine weibliche
gottheit.
Aber unserem Ziesburc steht bewährend ein Ziwestac
zur Seite, wie man in demselben lande wo die Stadt liegt
den dionstag nannte uni noch nennt (Z/stag).
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