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Full text of "Zeitschrift für deutsches altertum und deutsche litteratur .."

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^  DEUTSCHES  ALTERTHÜM  " .. 


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HERAUSGEGEBEN 


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MORIZ  HAUPT* 


ACHTER  BAND. 


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LEIPZIG 

WEIDMAISN'SGHE   BUCHHANDLUNG. 


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INHALT. 

Seite 

Jorcns  und  Zivelles,  von  Jacob  Grimm 1 

Jia^D,  voa  demselben 6 

fiiDeai  gebesteo,  von  demselben 11 

Beginnen,  von  demselben li 

Aebselblnder  der  franen,  von  demselben 20 

Ein  märchen  ans  dem  lOn  jh 91 

Ueber  den  nordischen  dativ,  von  Dietrich  ^23 

Zwei  alte  schwinke,  beransg.  von  Pfeiffer 89 

Deutsches  des   10 — l^n  jh.    aas  Blünchener   bss.    mitgetheilt  von 

Scbmeller 106 

Mariae   himmelfahrt  von   Konrad  von   Heimesfnrt,   heraosgegeben 

T»n  Franz  Pfeiffer 156 

Vuldor-Ullr,  von  Joseph  Bachlechner.. 1201 

Predigten  und  iprücbe  deutscher  mystiker,  von  Franz  Pfeiffer ^09 

Zar  allmittelbochdentschen    evangelienharmooie  (zeitschr.  7,  4%%), 

von  Weigand •■• !258 

Mariengräfse,  von  Franz  Pfeiff'er ; 274 

Gedicht  auf  Maria  von  einer  frau,  haraasg.  von  demselben 298 

Aus  Ronrad  StoUes  Erfurter  ehronik,  von  L.  F.  Hesse 302 

Der  starke  Boppe,  von  Wh.  Wackernagel 347 

Zu  den  Nibelungen,  von  Haupt 349 

Friesische  Sprichwörter,  von  L.  F.  Mechlenbarg 350 

Ausdrücke  Tor  Sprichwort,  von  C.  Schulze 376 

Za  Pleon  (zeitschr.  7,  458),  von  Franz  Pfeiffer 384 

All  also  als,  von  Jacob  Grimm 

Almeinde,  von  demselben •-.. 

Seaopuoza,  vov  demselben ^ 

Altrecht  von  Halbersttdt,  yon  demselben 

Predigten  und  tractate  deutscher  mystiker,  von  Franz  Pfeiffer 422 

Albertos  scolasticus,  von  Jacob  Grimm  464 

Auszöge  aus  einer  thüringischen  chronik,  ?on  L.  F.  Hesse 466 

Das  bänkelsängerlied  vom  herzog  Ernst 477 

Vier  Sprüche  von  Hans  Folz,  herausg.  von  Wh.  Wackernagel 507 

Ein   sprach  und   ein   rÜthsel  von  Hans  Folz,   herausgegeben  von 

Fr.  Zarncke 537 

In  welchem  zeichen  man  freunde  kiesen  solle,  herausgegeben  von 

Jacob  Grimm 542 

Ueber  den  sogenannten  mitteldeutscllen  vocalismus,  von  demselben  544 
Der  Jüngling,  von  meister  Ronrad  von  Haslau,  herausg.  von  Haupt  550 
Eine  güUin  Zisa,  von  Joseph  Bachlechner 587 


DRUCK  VON  BREITKOPF  UND  HÄ.RTEL  IN  LEIPZIG. 


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INHALT. 

Seite 

Jorcns  und  Zivelles,  von  Jacob  Grimm ..       1 

Jial[|Ui^  voa  demselben 6 

fiiDeai  gebesteo,  von  demselben 11 

Beginnen,  von  demselben li 

Aehselblnder  der  franen,  von  demselben %0 

Ein  marcben  ans  dem  lOn  jh 91 

Ueber  den  nordischen  dativ,  von  Dietrich  %^ 

Zwei  alte  schw&nke,  heransg.  von  Pfeiffer 89 

Deutsches  des   10 — l^n  jh.    ans  Mänchener   hss.   mitgetheilt  von 

Schmeller 106 

Mariae   himmelfahrt  von   Konrad  von   Heimesfnrt,   herausgegeben 

von  Franz  Pfeiffer 156 

Vnldor-Ullr,  von  Joseph  Bachlechner ^1 

Predigten  und  Sprüche  deutscher  mystiker,  von  Franz  Pfeiffer W9 

Zur  allmittelbochdeutschen    evangelienharmonie  (zeitschr.  7,  ^27), 

von  Weigand •-• %5$ 

Mariengrüfse,  von  Franz  Pfeiff'er 274 

Gedicht  auf  Maria  von  einer  frau,  horausg.  von  demselben 298 

Aus  Konrad  StoUes  Erfurter  chronik,  von  L.  F.  Hesse 302 

Der  starke  Hoppe,  von  Wh.  Wackernagel 347 

Zu  den  Nibelungen,  von  Haupt 349 

Friesische  Sprichwörter,  von  L.  F.  Mechlenburg 350 

Ausdrücke  Tdr  Sprichwort,  von  C.  Schulze ..  376 

Zu  Pleon  (zeitschr.  7,  458),  von  Franz  Pfeiffer 384 

All  also  als,  von  Jacob  Grimm 985 

Almeinde,  von  demselben -..  189        /* 

Seuopuoza,  voa  demselben « 

Allrecht  von  Halbersttdt,  von  demselben 

Predigten  und  tractate  deutscher  mystiker,  von  Franz  Pfeiffer 422 

Albertus  scolasticus,  von  Jacob  Grimm 464 

Auszüge  aus  einer  thüringischen  chronik,  von  L.  F.  Hesse 466 

Das  bänkelsängerlied  vom  herzog  Ernst 477 

Vier  Sprüche  von  Hans  Folz,  herausg.  von  Wh.  Wackernagel 507 

Ein   sprach   und   ein   rathsel   von  Hans  Folz,    herausgegeben  von  # 

Fr.  Zarncke 537 

In  welchem  zeiched  man  freunde  kiesen  solle,  herausgegeben  von 

Jacob  Grimm 5iSt 

Ueber  den  sogenannten  mitteldeutsciien  vocalismus,  von  demselben  544 
Der  Jüngling,  von  meister  Ronrad  von  Haslau,  herausg.  von  Haupt  550 
Eine  güttin  Zisa,  von  Joseph  Bachlechner 587 


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*  DRUCK  VON  BREITKOPF  UND  H/ÜlTEL  IN  LEIPZIG. 


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JORCÜS  UND  ZIVELLES. 

Gleich  vielen  unserer  Volksbücher  in  ungebundener  rede 
scheint  auch  das  vom  gehörnten  Siegfried  aus  auflösung  eines 
älteren  gedichts  und  zwar  ungeiabr  des  im  Nürnberger  dru^sk 
179  Strophen  bildenden  hervorgegangen,  doch  nicht  unmittel- 
bar, da  wohl  die  begebenheiten  fast  in  derselben  weise  und 
folge  verlaufen,  aber  die  meisten  eigennamen  abweichen  und 
einzelne  zuthaten  in  der  prosa  aut  die  grundlage .  eines  voll- 
ständigeren, befseren  liedes  schlielsen  lafsen.  Hans  Sachs  hat 
seine  tragödie  1557  nach  jenem  Nürnberger  gedieht  einge- 
riclitet,  bietet  also  der  forscbung  nichts  weiteres,  des  Volks- 
buchs titel  gibt  bestimmt  an  daPs  die  geschichte  aus  dem  fran- 
zösischen verdeutscht  sei,  und  warum  sollte  man  hieran  zwei- 
feln? obschon  es  bisher  noch  nicht  gelungen  ist  die  spur  eines 
solchen  Sifroi  le  coruu  in  Frankreich  zu  ermitteln,  ganz 
darnach  sieht  der  frauenname  Florigunde  anstatt  Krimhild  aus, 
allein  noch  stärker  dafür  zu  sprechen  scheint  mir  der  name 
Jorcus  in  einem  lustigen  Zwischenspiel  bei  der  Wormser  hoch- 
zeit,   dem  ich  hier  meine  aufmerksamkeit  zuwende. . 

Es  wird  erzählt,  könig  Gibald  d.  h.  Gibich  habe  sich  ein* 
ttal  auf  der  jagd  verirrt  und  sei  von  einem  bauer  des  weges 
beschieden,  dafür  aber  dieser  begnadigt  und  über  des  köuigs 
vieh  gesetzt  worden.  Jorcus  wohnte  nahe  an  der  königlichen 
bürg,  war  aber  so  verzagt  und  blöde  dafs  er  vor  einem 
blofsen  schwert  in  die  erde  hätte  kriechen  mögen. 

Zu  diesem  Jprcus  begab  sich  ein  edelmaun  an  des  königs 
hof,  der  eine  kurzweil  anzustellen  dachte,  er  bildete  ihm  ein, 
im  gefolge  der  fremden  Kirsten  finde  sich  ein  über  alle  malisea 
feiger  krieger  namens  Zivelles,  den  schon  eine  blase  mit  erb-, 
sen  in  die  flucht  Jage ;  diesen  solle  er  zum  kämpf  auf  leib 
Z.  F.  D.  A.    VIII.  1 


,1 


2  JORCÜS  UND  ZIVELLES. 

und  leben  fordern  und  sich  durch  dessen  leichte  besiegun^ 
ehre  und  lohn  erwerben. 

Als  der  edelmann  ihm  dasii  ein  herz  gemacht  halte,  ver- 
fügte er  sich  auch  zu  könig  Sieghart  d.  i.  Sigemund  mit  der 
bitte  dafs  dieser  lustige  kämpf  gestattet  werden  möge,  da 
Jorcus  dem  Zivelles  an  feigheit  nichts  nachgebe.  Sieghart  und 
seine  leute  beredeten  nun  den  erschrockenen  Zivelles  sich  auf 
die  ausforderung  zu  stellen  und  den  sieg  über  den  furchtsa- 
men Jorcus  davon  zu  tragen. 

Den  folgenden  tag  ergeht  der  kämpf  zwisehen  beiden  gleich 
verzagten  und  wird  umständlich  geschildert,  der  zufall  will 
dafs  Jorcus,  der  schon  geflohen  war,  sieger  bleibt  und  seinen 
gegner  zu  erstechen  im  begriff  ist,  als  ihm  einhält  geschieht 
und  nun  beide  kämpfer  froh  sind  mit  dem  leben  davon  zu 
kommen. 

Dies*  ganze  Zwischenspiel  halte  ich  für  echt,  sagenroäfsig 
und  uralt;  es  ist  zu  beklagen,  dafs  uns  das  gegen  seinen 
schlufs  eilende  und  abkürzende  lied  nicht  die  feineren  züge 
bewahrt  hat,  durch  welche  alle  Vorgänge  ohne  zweifei  gewin- 
nen müsten. 

Schon  das  kehrt  genug  in*  den  sagen  wieder,  dafs  sich  ein 
könig  auf  der  jagd  verirrt,  bei  einfältigen  leuten  einkehrt  und 
bewirtet  wird,  worauf  er  sich  ihnen  gnädig  erweist. 

Jorcus  wird  wohl  in  der  ursprünglichen  fabel  zugleich 
dumm  und  schlau  erschienen  sein  und  in  ergetzender  mischung 
die  natur  eines  bauern  bewahrt  haben ;  vielleicht  glich  er  hierin 
dem  Morolf  oder  Bertoldo,  die  auch  an  des  -königs  hof  Zu- 
gang erhalten. 

Die  Franzosen  besitzen  für  einen  solchen  charakler  aufser 
niais,  badaud,  ben^t,  sot,  den  eigeunamen  Joerisse,  dem  ich 
iß  keiner  andern  romanischen  spräche  begegne,  ein  erheitern- 
des vaudeville  führt  den  lltel  *le  desespoir  de  Joerisse'  und 
beruht  darauf  dafs  ein  gutmütiger  einfaltspinsel  bald  anführt, 
bald  angeführt  wird,  schon  Moli^re  femmes  savantes  5,  3  sagt 
*  faire  le  Joerisse'  und  im  Sprichwort  heifst  es  von  einem 
albernen  geizbals  'c^est  un Joerisse,  qui  mene  les  poules  pisser.' 
ich  möchte  erfahren,  wer  sich  des  namens  zuerst  bediente, 
und  mutmafse  dals  er  entweder  aus  dem  volksgebranch  in  den 
französischen  Sifroi  le  comu  kam,  oder  lieber  ausiiem  Sifroi 


JORGUS  UND  ZIVELLE».  S 

in  die  Volkssprache  eingieng.  denn  Joerisse  scheint  umgestell- 
tes Jorcus.  doch  gewährt  Roquefort  2,  254  auch  ein  ocris, 
ocrisse,  ogrisse,  t^tu,  t^tue,  opini&lre,  mauvaise  t^te,  was 
sich  mit  dem  wesen  der  Joerisse  göt  verträgt;  nur  hat  das 
griech.  ox^ig  oxQiofig  schroff,  eckig,  dx(jv6eig  schauderhaft 
schwerlich  anspruch  auf  Verwandtschaft,  zu  den  buchstaben 
würde  vielmehr  ogre,  neapel.  huorco,  lat.  orcus  stimmen, 
liefse  sich  die  Vorstellung  des  grausenhaften  popanzes  mit  dem 
lustigen  einfaltspinsel  reimen,  es  genügt  mir  deutlichen  Zu- 
sammenhang des -Jorcus  mit  französischer  und  schon  altfran- 
zösischer  fabel  und  spräche  nachgewiesen  zu  haben,  folglich 
auch  den  durchgang  der  Siegfriedssage  durch  eine  versch(4- 
lene  französische  bearbeitung. 

Vielleicht  leitet  der  gleich  seitsame  name  des  Zivelles 
weiter,  zu  welchen  man  nur  nicht  den  des  batavischen  bei- 
den Civilis  halte,  auf  dem  auch  in  der  sage  kein  flecken  von 
feigheit  haften  darf,  aber  hief  habe  ich  einen  andern  uralten 
namen  zu  vergleichen  in  bereitschafl,  den  nordischen.  HiailL 
der  für  den  mythus  selbst  höchst  bedeutsamen  anklang  flar- 
bietet.  in  der  that  treten  sich  die  formen  Zivelles  und  Uialli 
einander  ziemlich  nahe,  sobald  man  Wechsel  zwischen  H  und 
Z,  wie  ihn  die  ferne  vorzeit  kannte,  gestattet  und  entweder 
Uialli  aus  Hivelli  gekürzt  oder  Zivelles  aus  Zielles  erweitert 
sein  läfst.  beiden  kann  eine  genauere  und  deutlichere  gestalt 
unterliegen,  sicher  aber  fand  der  deutsche  Übersetzer  des 
französischen  buchs  schon  in  seinem  urtext  Z,  nicht  C  ge- 
schrieben. 

Den  Hialli  bringen  nun  Edda  und  Völsungasaga  unmit- 
telbar in  Verbindung  mit  der  beiden  beiden  Günthers  und  Ha- 
gens  tod.  als  sie  nach  dem  grofsen  kämpf  jeder  abgesondert 
gefefselt  liegen,  wird  zuerst  Gunnar  befragt,  ob  er  sein  leben 
(durch  angäbe  des  orts  wo  der  Nibelungenhort  liege)  erkaufen 
wolle,  nicht  eher,  antwortete  er,  bis  mir  Hagens  herz  auf 
der  band  liegt,  d.  h.  bevor  ich  ihn  todt  weifs.  da  schnitten 
sie  dem  Hialli,  einem  der  gefangenen  nibelungischen  knechte« 
das  herz  aus  der  brüst,  legten  es  auf  eine  scbüfsel  und 
trugen  es  vor  Gunnar,  weicher  sogleich  sagte  'hier  habe 
ich  das  herz  des  biöden  Hialli,  ungleich  dem  herzen  des  küh- 
nen Högni ;  noch  zittert  es  auf  der  schüfsei  und  zitterte  noch 

1* 


4  JORGDS  UM)  ZIVELLES. 

einmal  so  stark,  als  es  in  der  brusi  lag/  darauf  giengen  sie 
zu  Högni,  welcher  lachte,  als  sie  ihm  das.  herz  ausschnitten, 
und  trugen  es  blutig  auf  der  schüfsei  vor  Gunnar.  Gunnar 
sprach  '  hier  habe  ich  das  herz  des  kühnen  Högni,  ungleich 
dem  des  blöden  Hialli ;  nur  wenig  zitiert  es  auf  der  schüfscl 
und  noch  viel  weniger  bebte  es,  als  es  in  der  brüst  lag/ 
nun  aber  redete  Gunnar  den  Atli  an,  'dem  bort  seilst  du 
nimmer  nahen ;  jetzt  steht  er  allein  in  meiner  gewalt  seit 
Högni  nicht  mehr  lebt,  und  nun  mag  er  im  Rheine  liegen/ 

Abweichend  jedoch  und  umständliciier  erzählt  Allamdl, 
Beiti,  küchenmeister  (bry(i)  des  Atli,  habe  (als  es  sich  um 
das  herzausschneiden  handelte)  den  rath  gegeben,  Hagens  zu 
schonen  und  dafür  den  feigen  Hialli  zu  ergreifen,  dessen 
leben  nichts  werlh  sei.  dieser  Hialli  war  Günthers  koch 
(hvergaetir,  kefselhüter) ,  kroch  jetzt  in  alle  winkel  und  jam- 
merte dafs  ihn  solcher  heldenkämpfe  wegen  unheil  treffe 
und  er  fern  von  seinen  schweitien  und  seinem  ruhigen  haus- 
lialt  sterben  solle,  als  er  das  mefser  wetzen  hörte,  flehte  er 
ihm  das  leben  zu  lafsen;  er  wolle  gern  die  höfe  misten  und 
sicli  den  schwersten  arbeiten  unterziehen.  Högni  aber  rief 
ans,  man  möge  den  knecbt  laufen  lafsen  und  an  ihm  selbst 
das  herzausschneidcfu  versuchen,  das  er  schon  ,  nicht  solches 
webklagen  ertragen  könne,  nun  wird  Högni  getödtet  und 
lacht  beim  schneiden ,  der  gefefselte  Gunnar  ergreift  seine 
liarfe  und  spielt  auf  ihr  mit  den  zehen ,  Hialli  ist  dem  tod 
entronnen. 

Diese  grofsartigen  Vorgänge  im  altnordischen  epos,  das 
dem  kühnen  ausgang  des  heldenlebens  die  zagheit  der  knechte 
mildernd  an  die  Seite  stellt,  blicken  auch  noch  durch  die 
späteren  auffafsangen  der  sage,  wer  sieht  nicht,  dafs  dem 
Hialli  gewissermafscn  Rumolt  in  unsern  Nibelungen  ent- 
spricht, dessen  unterthanen  die  kefsel  sind,  der  von  der  ge- 
Tahrlichen  reise  abgerathen  hatte  und  klüglich  zu  haus  ge- 
blieben war.  *  wie  in  der  edda  Atli  hat  in  den  Nibelungen 
Kriemhild  es  auf  den  bort  abgesehen  und  Günther  und  Ha- 
gene  sterben  ohne  seinen  aufenthalt  zu  verrathen ,  nur  dafs 
hier  mit  epischen  Wechsel  die  worte 

^  aacb  WolTram  stellt  den  Romolt  Parz.  420  als  feigen  dar. 


JORCÜS  UND  ZIVELLES.  -'S 

der  schätz  weiz  du  niemaD  wan  got  unde  miu 
nicht  dem    Günther,   sondern    Hagene    in  den   mund  gelegt 
werden,    wie    denn   auch    nicht   Ilagens   herz  i£u   Günther, 
sondern  Glinthers  haupt   zo   Hagen  getragen  war.    mythisch 
ist  aber  beides  eins. 

Ich  darf  nun  desto  sicherer  zu  dem  Volksbuch  und  zu 
Zivelies  Zurückkehren,  das  Volksbuch  lässt  auch  den  Zivel- 
les  mit  in  den  krieg  ziehen,  der  Siegfrieds  tod  rächen  soll, 
und  es  ist  voller  bedeutung  dafs  in  der  verlornen  schlacht 
der  grimmige  Hagcnwald  (Hagenoaldus  =  Hagano)  sich 
dem  verzagten  Zivelies  ergibt  in  der  meinung  bei  ihm  ge- 
schützter zu  sein  als  bei  kühnen  feinden.  Zivelies  aber,  heifst 
es,  nahm  seiner  schanze  wahr;  als  Ilagenwald  eingeschlafen 
war,  griff  er  zum  Schwerte  und  stiefs -es  ihm  durch  den 
leib:  was  er  Siegfrieden  gethan  werde  ihm  so  vergolten, 
in  der  folge  der  schlacht  Gnden  aber  auch  Zivelies  und  Jor- 
cus  ihren  tod. 

In  diesem  allen  wage  ich  einen  weit  hierauf  reichenden 
fränkischen  mythus,  wie  ihn  vielleicht  schon  Sigambern  mit 
sich  nach  Gallien  führten,  zu  ahnen,  es  war  vollkommen 
angemefsen  dafs  diej  Frauken  allen  rühm  auf  ihren  gelieb- 
ten Siegfried  übertrugen  und  dessen  gegner  durch  den  feig- 
sten aus  ihrer  mitte  erlegen  liefsen.  bui^undische,  gothische 
lieder  hingegen  versetzten  den  Hialli,  oder  wie  sie  ihn  be- 
nannten ,  auf  die  scite  des  nibelungischen  heers ,  welches  er 
mit  gegen  Etzel  geleitete. 

Lieder  die  Siegfrieds  hochzeit  besangen,  welche  nach 
Vilkina  saga  cap.  204  fünf  tage  dauerte,  werden  der  beiden 
feiglinge  sweikampf,  der  den  tragischen  ausgang  vorbedeutete, 
gekannt  und  mehr  oder  weniger  entfaltet  haben,  die  worle 
des  Volksbuchs  'dies  war  eines  der  lustigsten  stücklein  auf 
Siegfriedens  hochzeit,  und  könnten  derselben  mehr  ajigeführl 
werden,  es  würde  aber  zu  lang  werden,  woUcns  also  bei 
diesen  bewenden  laiTsen*  —  deuten  auf  dergleichen,  zur 
zeit  seiner  abfafsung  noch  nicht  untergegangne  züge  hin, 
deren  wir  nunmehr  nie  wieder  habhaft  werden. 

Den  werth  des  Volksbuchs  und  des  Siegfi:iedliedes  wird 
niemand  länger  bezweifeln ;  ich  habe  schon  anderswo  gesagt 
dafs  in  beiden  der  zwerg  Euglein  und  Egw«ldus^  (Aginoaldus) 


6  JlUKAN. 

noch  deutlicher  die  uatur  des  nordischen  Gripir  behauptet 
als  Eiberich  in  unseren  Nibelungen.  Jorcus  Zivelles  Hage- 
noaldus  Aginoaldus  weisen  im  hintei^rund  auf  eine  lateini- 
sche uiederschrift ,  der  ich  zutraue  über  das  zwölfte  jh.  hin- 
auf zu  reichen.  JACOB  GRIMM. 


JIIIKAN. 

Man  sieht,  die  lateinischen  verba  vieo  vinco  vincio 
liegen  einander  nahe,  denn  vieo  scheint  zu  stehn  für  viceo, 
yimen  für  vicmen,  wie  Inmen  für  lucmen,  'a  viendo  victor 
sagt  schon  Gellius  12,  2  (wo  die  lesart  vivendo  zu  verwer- 
fen), in  vinco  und  vincio  hat  aber  die  gutluralis  das  N  ge- 
rufen ,  wie  vici  victum  lehren,  die  sich  zu  vicio  nicht  anders 
verhalten  als  feci  factum,  jeci  jactum  zu  facio  jacio,  wes- 
halb auch  vinciturus  anstatt  victurus  nicht  befremdet ;  vin- 
cio vinxi  gemahnt  an  sancio  sanxi,  dem  nach  sacer  auch 
ein  verschoUnes  sacio  zur  seile  gestanden  haben  kann,  all- 
mälich  sonderte  der  Sprachgebrauch  die  formen  vinco  vici 
und  vincio  vinxi  für  die  bedeutungen;  der  abgezogne  begrif 
des  siegens  leitet  sich  zurück  auf  den  des  findens:  victor 
est  qui  vincit  hostem ,  der  den  überwundnen ,  zu  boden  ge- 
worfnen  gegner  in  bände  legt,  den  romanischen  sprachen 
ist  blofs  das  abstracte  vincere  vencer  vaincre  verblieben, 
die  sinnliche  grundlage  vincire  abhanden,  auch  das  entspre- 
chende goth.  veihan  vaih ,  ahd.  wihan  w6h  drückt  nur  pu- 
gnare  conOcere  aus,  nicht  mehr  ligare. 

Mir  ist  es  hier  auf  eine  andre  wurzel  abgesehn,  aus 
der  ganz  ebenso  die  Vorstellungen  des  bindens  und  siegens 
sich  entfalten,  ijn  lat.  jungo  junxi  liegt  das  binden  noch  vor 
aogen  und  auch  jugum  und  jumentum  (für  jugmentum)  be- 
zeugen es  unmittelbar ;  der  bedeutung  von  vincere  nähert 
sich  subjugare,  sub  jugum  mittere.  gleichergestalt  bezeichnet 
das  skr.  judsch  jüngere  alligare ,  das  litth.  jungiu  jungo,  ju- 
gum impono,  jungas  jugum,  das  gr.  ^ivyvvfn  jungo,  Cfvyog 
ivyitf  jugum;  den  Slaven  steht  noch  igo  (böhm.  gho)  jugum 
za,  nicht  mehr  das  verbum. 

Bopp  im  gloBsar  s.  280*  erklärt  scharfsinnig  das  goth. 


JIÜKAN.  7 

liuga  uubo,  liugaip  nubit  aus  juga  jugaip,  wobei  sich  an- 
schlagen liefse  dafs  dit  Schweden  Ijus  und  ähnliches  wie 
jus  aussprechen,  da  aber  lautverschiebung  mangelt,  und  ein 
anderes,  ihrem  gesetz  folgendes,  dem  lat.  jungo  genau  ent- 
sprechendes goth.  wort  vorhanden  ist,  so  müste  man  anneh- 
men dafs  diesem  zur  seile  für  den  eignen  begrif  der  eh  Ver- 
bindung ein  allerthümliches  unverschobnes  jugan  =  liugan 
sich  behauptet  habe. 

Jenes  goth.  verbum,  von  dem  ich  nun  weiter  handeln 
will,  ist  jiukan,  welches  Ulfilas  für  vunav  und  nvatevnv  setzt, 
wodurch  wiederum  veihan  pugnare  =  vincere  bestätigt  wird« 
sicher  gehört  aber  zu  jiukan  vincere  das  bekannte,  bei  den 
Altenburgern  und  Schulze  noch  abgetrennt  davon  gehaltne 
juk  =:  jugum,  nach  welchem  ein  ablaut  jauk  dem  jiuki^n 
zuerkannt  werden  mufs.  jiukan  jauk  jukun  hat  in  juk  die 
Vorstellung  des  bindcns  festgehalten,  sonst  aber  nur  die  ab- 
stracte   des    siegens    und    Streitens    angenommen,    jiuka  ist 

In  allen  unsern  übrigen  dialekteu  dauert  das  sinnliche 
substautivum  fort,  ahd.  joh,  ags.  geoc,  altn.  ok:  haben  sie 
das  verbum  und  was  sonst  daher  fliefst  aufgegeben? 

Der  angelsächsische  am  wenigsten,  ihm  steht  nicht  nur 
ein  adjectivum  geocor  trux  atrox  asper  zu  (Beov.  1524. 
cod.  exon.  164,  33.  Caedm.  229,  3.  254,  25),  das  wohl  ur- 
sprünglich pugnax  minax  bedeutete,  sondern  auch  ein  weib- 
liches subst.  geoc  ,  gen.  geoce  für  die  Vorstellung  salus  und 
auxilium,  denn  geoce  fremmian  Beov.  353.  Ca;dm.  95,  31 
ist  opilulari,  geoce  biddan  Andr.  1030  auxilium  rogare  und 
auch  Andr.  1067.  1585.  Elene  1139  steht  geoc  gleich  helpe 
adcr  frftfor.  ein  daher  geleitetes  verbum  geocian  drückt  aus 
opera  ferre  Ca^dm.  234,  14.  cod.  exon.  185,  23  geocend 
auxilialor,  sospitator  cod.  exon.  13,  5.  Andr.  901.  es  ist 
leicht  den  Übergang  der  begriffe  einzusehn :  der  siegende  und 
kämpfende  held  war  dem  alterthum  zugleich  ein  schützender 
und  helfender;  dem  harten  und  grausamen  sieg  stand  milde 
und  Schonung  zur  seile. 

Wer  in  unsere  vorzeit  zurückdringen  könnte,  würde 
auch  bei  ahd.  stammen  einem  johhan  jouh  juhhun,  sei  es 
für  vincire   oder  für  vincere,    pugnare,  auxiliari  begegnen 


8  JILKAN. 

könneD.  wie  wenn  unser  heutiges  jauchzen  diesmal  efn  ahd. 
johizan  folgern  liefse,  ans  dem  sicR  nachher  juwezan  und 
jowau  (Diut.  1,  167)  ergeben  hätte  und  wozu  selbst  das 
lat.  jngare  schreien  stimmte?  jauchzen  wäre  siegsgeschrei 
erheben. 

Es  gibt  aber  merkwürdige  Ortsnamen,  in  welchen  das 
alterthnm,  seiner  heidnischen  anschauung  höchst  gemäls,  Vor- 
stellungen des  siegs  und  der  hilfe  niederlegte. 

Um  auch  hier  von  den  Angelsachsen  auszugehn,  so  wei- 
sen uns  Urkunden  bei  Kemble  72  (a.  724)  einen  ort  lecca- 
him,  der  477  (a.  958)  Geochäm,  715  (a.  1006)  locchäm, 
896  (a.  .  .)  leocchäm  geschrieben  erscheint,  und  das  heuti- 
ge Ickbam  in  Kent  ist.  1250  (a.  963)  zeigt  sich  ein  Geoc- 
kima,  das  jetzige  Ickboum  in  Snssex,  1235  (a.  961)  ein 
Geochangra,  das  mit  hangra,  einer  oft  wiederkehrenden  ört- 
lichen Vorstellung  zusammengesetzt  ist.  keine  dieser  benen- 
irangen  darf  man  aus  geoc  jugum  erklären ,  wie  schon  die 
englische  form  ick,  und  nicht  yoke  lehrt. 

Aehnliche  örter  lassen  sich  auch  bei  uns  nachw^eisen, 
gewiss  mehrere  als  ich  jetzt  aufzuzeigen  habe,  ein  castrum 
qaod  lech  dicitur  (andere  lesart  Giech)  findet  sich  bei  Pertz 
6,  825,  wie  es  scheint  im  Bambergischen.  MB.  29,  390 
fa.  1253^  gewähren  Jeuchendorf,  Jewchendorf.  Schannat  n" 
140  in  tribus  Geohhnsis,  n^SIO  Gohhesheim,  n''  397  in  pngo 
Grapfeldun  in  villa  antiqua  quae  dicilur  luchisa.  dies  ist  das 
beutige  Jüehsen,  unweit  Meiningen  und  Masfeld,  wofür 
Dronkes  traditiones  fuldenses  s.  223  Luchesa,  so  wie  s.  79 
Luhsinmarca ,  doch  mit  der  Variante  luchisonomarca  schrei- 
ben, war  hier  L  kein  fehler,  sondern  in  der  ausspräche  be- 
gründet, so  würde  es  Bopps  Vermutung  über  das  goth.  liü- 
gan  zu  statten  kommen,  weiter  biefs  eine  wüstung  bei  Er- 
furt lekendorf  (mitth.  des  Thür.  Vereins  2,  281),  jenem 
Jeucbendorf  begegnend ;  zumal  wichtig  aber  wird  mir  das  be- 
kanntere Jecheburg  in  der  nähe  von  Sondershausen ,  also 
gleichfalls  auf  thüringischem  gebiet. 

Unweit  Jecheburg  ist  an  dem  flufs  wipper  noch  ein  an- 
drer ort  namens  Jecha  gelegen,  zu  Jechaburg  wurde  aber 
im  j.  989  ein  Benedictiderkloster  gestiftet,  dessen  eine  stein* 
inschrift  der  Slephauskirche  zu  Mainz  gedenkt. 


JIÜKAN.  9 

Stephauicum  in  monte  templum  facit  hoc  bene  sponte, 
Tburingis  Derlam  fecit  Jeclieburque  Valernam^ 
vom  erzbischof  Willigis  redend,  zahlreiche  Jechabjirger  Ur- 
kunden von  1186  bis  1471  sind  in  Würdlweins  diplomat. 
magunt.  1,  112—276  enlhallen,  die  den  namen  gewöhnlich 
lechaburg  oder  lecheburg  ausdrücken,  doch  schreibt  eine  von 
1264  s.  122  Gicheburg,  eine  andere  von  1151  bei  Schröp- 
pach  n*"  10  lekcburc,  nach  der  sächsischen  form,  das  regi- 
struni  subsidii  von  1506  in  Stephans  stofflieferungeii  nennt 
s.   103  die  sedes  Jecheburg  und  darunter  auch  Jecha. 

Wahrscheinlich  wurde  das  kloster  an  der  stelle  eines 
heiligen  ortes  des  heidenthums  gestiftet,  wie  so  häufig  ge- 
schah ,  um  die  anhänglichkeit  des  volks  an  die  gewohnte 
Stätte  zu  schonen  und  auf  die  christliche  Verehrung  zu  über- 
tragen, in  dieser  hinsieht  ist  auch  die  bei  Botho  und  andern 
enthaltne  nachricht  nicht  gering  zu  schätzen,  dafs  zu  Jecha- 
burg  das  bild  einer  heidnischen  göttin  Jecha  gestanden  habe 
und  von  den  Thüringen  angebetet,  von  Bönifacius  niederge- 
stürzt worden  sei.  denn  wenn  es  schon  keine  göttin  dieses 
namens,  gab ,  scheint  doch  das  wort  Jecha ,  wie  vorhin  dar- 
gethan  wurde,  so  viel  als  sieg  oder  hilfe,  Jechaburg  unge- 
fähr Siegburg  auszudrücken,  was  sich  füglich  mit  heidnischen 
cultus  vereinigt,  nicht  anders  mag  das  ags.  Geochäm  oder 
Geocahdm  Siegheim ,  Geocbrunna  Siegbrunne  bedeutet  haben 
und  lii'icderum  in  luchisa  dieselbe  Vorstellung  liegen,  das 
vorkommen  solcher  namen  in  Thüringen  und  England  für 
die  öfter  wahrgenommene- Verwandtschaft  beider  länder  zeu- 
gen und.  auf  den  volkstamm  der  Angeln  zielen,  mir  fällt 
auch  der  thüringische  Ilülfenberg  oder  Gehülfenberg  im  Eichs- 
feld eiA,  auf  welchem  Bönifacius  eine  capelle  erbaut  haben 
soll  und  von  dem  volksagen  gehn  ;  es  wäre  mit  anderm  oder 
gleichem  namen  wieder  ein  Jechebcrg. 

Auf  jeden  fall  mufs  die  Jechaburg  bei  Sondershausen 
in  dem  thüringischen  alterthum  eine  gröfscre  rolle  gespielt 
haben  als  ihr  bisher  zuerkannt  worden  ist.  der  anonymus 
erfordensis,  von  dem  eine  bei  Pistorius  im  ersten  band  ge- 
druckte thüringische  geschichle  herrührt,  meldet  p.  1301 
dafs  bei  der  kerlingischen  läiiderthdiiing  der  drei  brüder  Carl- 
mann,   Carl    und    Ludwig  letzterer    Thüringen,    Franken, 


10  JIUKAN. 

Sachsen  und  Friesland  überkomn^en  habe:  et  nominabatur 
rex  Albiae  et  Thuringiae,  et  posuit  sedem  regni  sui  in  Thu- 
ringia,  in  caslro  qnod  Jecheburg  norainatur,  et  capellam  in 
honorem  beatae  virginis  Mariae,  quae  adhuc  manet  Castro 
destructo.  dies  alles  erscheint  ungeschichtlich  und  nur  auf  sage 
beruhend,  Widukind,  Dietmar  und  der  annalista  Saxo  ge- 
schweigen  der  Jechaburg  gänzlich,  gleichwohl  mufs  sie,  wie 
die  Stiftung  des  klosters  beweist^  schon  vor  dem  zehnten  jh. 
längst  bestanden  haben,  die  sage  fahrt  auch  fort  sie  hervor- 
zuheben, als  die  chroniken  den  einfall  der  Ungern  zu  Hein- 
rich des  ersten  zeit  schildern,  nennen  sie  ausdrücklich  Jeche- 
burg als  den  ort  wo  sich  die  macht  der  Deutschen  gesam- 
melt hat  und  belagert  wird,  jener  anonymus  erford.  p.  1303: 
Ungari  intraverunt  Thuringiam  et  obsederunt  castrum  princi- 
pale  in  principatu,  scilicet  Jecheburg  cum  L  millibus  arma- 
torum.  ausführlicher  nach  den  chroniken  der  dichter  des  Lo- 
hengrin  s.  66 — 72,  wo  nur  immer  für  Jethelburch  zu  befsem 
ist  Jechelburc ;  die  übrigen  stellen  hat  Waitz  in  seinem 
Heinrich  dem  ersten  s.  185 — 189  fleifsig  gesammelt:  darunter 
nennt  die  chronica  Saxonum  den  belagerten  ort  Lycben,  die 
Lüneburger  chronik  Lecheburg  und  Jecheburg,  Eberhard  von 
Gandersheim  Jiecheborch,  Engelhusius  bei  Leibuiz  2,  1072 
Gicheburg,  noch  andere  chroniken  Icheburg  und  Eichaburg. 
wie  vorhin  bei  luchisa  Luchisa  schwanken  hier  nochmals  die 
Schreiber  zwischen  I  und  L.  in  der  noch  ungedmckted  llep- 
chochronik  heifst  es  gleichfalls  von  den  Ungarn,  si  quamen 
zu  Doringen  inde  besaifsen  lecheburg.  wie  es  den  chroniken 
überhaupt  bei  dieser  darstellnng  des  ungrischen  einbruchs  nicht 
an  lebendigen  zügen  mangelt,  die  bei  Widukii^d  fehlen,  so 
können  sie  auch  die  belagerung  von  lechaburg  nicht  aus  der 
Inft  gegriffen  haben,  wenn  sie  sie  schon  übertreiben. 

Haupt  hat  uns  die  vorrede  zu  Albrechts  von  Halberstadt 
verlornem  gedieht  schön  hergestellt  (3,  289),  nur  am  schlufs 
einen  für  den  dichter  gerade  belangreichen  namen  linberich- 
tigt  gelafsen.  Albrecht  begann  und  vollendete  sein  werk  in 
landgrafen  Hermanns  iand,  wie  ich  lese 

uf  einem  berge  wol  bekant, 

er  ist  ze  lecheburc  genant, 
denn  Zechcnbuoche  (auch  die  Mainzer  ausgäbe  von  1545  gibt 


EINEM  GEBESTEN.  11 

das  falsche  Zechenbuch)  gewährt  gar  keinen'  sinn  und  die 
präp.  ze  scheint  unentbehrlich*,  ob  nun  lecheburc  im  jähre 
1210  unter  dem  mächtigen  landgrafen  stand,  kann  ich  be- 
stimmt nicht  sagen,  da  sie  späterhin  den  grafen  von  Schwarz- 
burg gehörte,  die  aber  damals  wohl  als  vasallen  des  landgra- 
fen angesehen  werden  durften,  und  gleich  ihm  der  dichtkunst 
hold  waren,  wie  mau  aus  dem  schlufs  der  Eneit  des  Heinrich 
von  Vcldecke  entnehmen  mag.  die  lecheburg  lag  fast  auf  dem 
halben  weg  von  Halberstadt  nach  Eisenach  und  es  wäre  $o- 
gar  möglich,  dafs  Albrecht  mönch  zu  lecheburg  war  und  dort 
dichtete,  obgleich  ich  seinen  namen  in  den  Jecheburger  Ur- 
kunden vergebens  gesucht  habe.  JAC.  GRIMM. 


EINEM    GEBESTEN. 

Dies  schon  aus  Reinbots  Georg  bekannte  wort  hat  Haupt 
5,  160  auch  im  Servatius  aufgewiesen,  aber  ich  glaube  mis- 
gedentet,  'durch  befseres  überbieten,  übertreffen.*  auch  in 
Beneckes  leider  nicht  alphabetischem,  mitunter  auf  falsche 
Stämme  gerathendem  Wörterbuch  1,  95^  findet  sich  'gebeste, 
bin  in  vergleich  mit  einem  der  beste.'  wir  werden  sehen 
dafs  es  eher  heifst  'ich  bin  im  vergleich  zu  einem  der 
schlechtere.' 

Von  comparativen  werden  genug  vcrba  abgeleitet,  wie 
eben  befsern  ahd.  pezir6n,  mindern  ahd.  minnir6n  u.  s.  w. 
sie  drücken  aus  etwas  befser,  minder  machen;  im  späteren 
latein  wurde  gleichfalls  meliorare,  minorare  für  meliorem, 
minorem  reddere  gesagt,  die  ältere  spräche  bildete  minuere, 
wozu  ich  ags.  minsian  und  ma;rsian  halte,  welches  letztere 
zu  mAre  goth.  maiz6  gehörig  sein  comparativzeichen  doppelt, 
einmal  in  R,  das  andere  mal  in  S  ausdrückt,  ungefähr  wie 
das  ahd.  m6rirä  =  mßrä,   doch  beide  mal  in  R. 

Aber  aus  dem  Superlativ  verba  zu  ziehen  empfindet  die 
spräche  gar  kein  bedürfnis,  da  sie  wohl  die  thätigkeit  des 
fortschritts  bezeichnen  will,  im  gipfel  des  Superlativs  hinge- 
gen ruhe  eintritt,  so  wenig  also  ein  lat.  minimare  oder  opti- 

^  vergl.  Ntb.  20,  3   in  einer  bürge  riebe,    die  was  ze  Santeo  ge- 
nant. 


12  EINEM  GEBBSTEN. 

mare  versucht  wurde,  mag  ein  ahd.  minnisldn  oder  pezistdn 
stattgefniideu  haben,  einzig  und  allein  könnte  man  mir  das 
mhd.    Fürsten   einwenden:    diu   hat  sich   h6ch  gefürstet  MS. 

2,  149^;  wir  kennen  heute  noch  gefürstete  grafen.  bei  die- 
sem Fürsten  aber  denkt  sich  niemand  den  alten  Superlativ 
furisto  primus,  jeder  nur  das  Substantiv  Fürst  princeps,  aus 
dessen  begriff  jenes  verbum  stammt. 

V^oUends,  würde  sich  mit  einem  aus  dem  Superlativ  beste 
hervorgegangenen  gebesten  ein  dativ  der  person,  den  wir  in 
beiden  vorgelegten  stellen  antreffen,   vereinbaren? 

Man  mufs  gebesten  zurückFühren  auF  hast  band  und  den 
dativ  so  verstehen  wie  er  auch  zu  binden  construiert  wird, 
binden  und  besten  sind  verba  des  ankleidens,  und  hast,  besten 
entspringen  sogar  aus  der  wurzel  binden,  das  biblische  'einem 
den  schuhriemen  lösen'  Xvaat  top  l^atrta  nZv  vnodtifAotoiv 
Marc.  1,  7.  Luc.  3,  16.  Joh.  1,  27  heiFst  dienst  des  knechts 
leisten,  der  die  riemen  an  den  schuhen  autbinden  muFs ;  Matth. 

3,  1 1  sieht  «laFiir  la  vjiodt^fiaxa  ßaardaaij  die  schuhe  tragen, 
wegheben,  mit  gleichem  sinn  gesagt  sein  könnte  Stjaai,  weil 
der  Schuhknecht  (altn.  skösveinn)  sowohl  auF  als  zu  bindet, 
und  in  der  edda  jammert  Godrun  (So^m.  212*') 

skylda  ek  skreyta  ok  skua  binda 

hersis  qvän  hverjan  morgin, 
wo  qvän  wiederum  der  dativ.  'einem  gebesten'  scheint  hier- 
nach ursprünglich  zu  bedeuten  einem  die  schuhe  mit  hast 
binden,  dann  aber  auFwarten,  dienen,  wie  gerade  so  gilt 
'einem  das  waFser  reichen  oder  halten'  zum  haudwaschen, 
wie  der  knecht  thut.  einem  aber  'nicht  das  waFscr  reichen, 
einem  nicht  gebesten  mögen'  will  sagen  einem  nicht  einmal 
gut  genug  sein  zum  geringsten  dicner,  einem  nicht  nahen, 
nicht  verglichen  werden  diirFen,  und  in  solcher  abstractiou 
wird  gebesten  allerdings  in  unsern  beiden  stellen  gebraucht, 
die  gar  nicht  an  hast  denken,  so  wenig  wir  an  waschwaFser 
wenn  wir  heute  sagen:  der  reicht  ihm  nicht  das  waFser. 

Nur  bestehe  ich  nicht  darauF  gebesten  vom  schuhbinden 
auszulegen,  i'a  besten  überhaupt  binden  und  einnähen  bedeu- 
tet (Graff  3,  219.  Haupt  3,  477'')  und  man  in  die  kleider 
nähte,    so  kann   es   Für  solches   einnähen,    das  diener  oder 


EINEM  GEBESTEN.  13 

mägde  verrichten,    genommen  werden;    der  bezug  auf  den 
knechtischen  abstand  bleibt  derselbe. 

Ich  habe  nachgesehen,  weil  die  sitte  unseres  alterlhums 
daraus  erhellen  kann,  wie  jenes  biblische  riemenlösen  ver- 
schiedentlich übertragen  wird,  und  freilich  nirgends  hier  ein 
gebesten  angetroffen.  UlGlas  setzt  'andbindan  skaudaraip  sk6hS 
(oder  sk6his)*,  nicht  blofs  Marc.  1,  7.  Luc.  3,  16,  auch 
Matth.  3,  11,  wo  der  griech.  text  abweicht,  skaudaraip  für 
ifiocg  ist  noch  unaufgeklärt,  raip  entspricht  dem  ags.  räp,  ahd. 
reif  reslis,  funis,  durch  das  vorgesetzte  skauda  mufs  bestimmt 
werden,  wie  die  gothische  schuhbefestigung  damals  eingerich- 
tet war;  sollte  das  ahd.  sc6ta  fasciculus  (lini,  foeni)  Graff 
6,  425  nicht  dazu  gehören?  Otfried  1,  27,  58  hat  'scuahrio- 
mon  inbintan',  fügt  aber  60  noch  hinzu  ein  'inklenkan  thie 
riomon\  was  sich  auf  eine  Vorrichtung  an  dem  schuh  zum 
festigen  (lorquere,  conserere,  Graff  4,  563)  der  geschränkten 
riemen  beziehen  mufs.  in  Tatian  13,  23  heifst  e^  nach  Matth. 
3,  11  giscuohu  tragan,  und  im  mhd.  passional  349,  21 
ich  bin  dar  zuo  zuo  böse 
daz  ich  die  schuo  im  Idse. 
Heliand  28,  14 

that  ic  thes  wirdig  ni  bium 

that  ic  mdti  an  is  giscuoha,  thoh  ic  si  is  6gan  scalc, 

an  s6  rikiumu  drohtine  thea  reomon  antbindan. 
die  Angelsachsen  übersetzen  Matth.  3,  11  gescy  heran,  Marc. 
1,  7  sceona  [)vanga  uncnyttan,  Luc.  3,  16  sceo[)vanca  un- 
cnyttan,  Job.  1,  27  sceofivang  unbindau.  [)vang  ist  das  altn. 
))vengr  corrigia  calceamentorum,  der  die  schuhe  fefselt,  zwingt, 
zwängt,  vergl.  ahd.  halsduinc  halsband,  hantduinc  handfefsel, 
giduinc  frenum,  duanc  frcnum.  sollte  ein  goth.  skiudan  auch 
nectere,  stringere,  torquere  bedeutet  haben? 

JAG.  GRIMM. 


14 


BEGINNEN. 

Beginnen  begann  geht  ons  heute  ganz  nach  der  regel 
von  rinnen  rann,  sinnen  sann,  ge^^v'innen  gewann,  doch  das 
prät.  begann  scheint  erst  seit  Klopstock  und  Voss  wieder  ge- 
laofig  geworden,  denn  vorher  hiefs  es  begonnte,  und  ich 
zweifle,  ob  sich  aus  der  ersten  hälfte  des  I8n,  aus  dem  17n 
und  16n  jh.  ein  starkes  begann  werde  aufweisen  iafsen.  selbst 
bei  Croethe  sa^t  Gretchen  zu  Faust 

ich  wüste  nicht  was  sich 
zu  euerm  vorlheil  hier  zu  regen  gleich  begonnte, 
allein  gewiss  ich  war  recht  bös  auf  mich, 
dafs  ich  auf  euch  nicht  böser  werden  konnte. 
Schiller  aber  im  kämpf  mit  dem  drachen 
den  felsen  stieg  ich  jetzt  hinan, 
eh  ich  den  schweren  slraufs  begann, 
hin  kniet  ich  vor  dem  Christnskinde, 
und  schon  Wieland  9,  144 

zwei  Musen  begonnen  ihren  streit, 
während  er  5,  37.    18,  130.  22,  68  begonnte  :  konnte  reimt 
und  16,  11  einen  vers  schliefst 

bis  endlich  der  älteste  also  begonnte. 
nicht  anders  Lessing  1,  189 

eh  meine  knorpelhand  so  stark  zu  sein  begonnte, 
dafs  sie  mit  jauchzen  ihr  das  haar  zerzausen  konnte, 
oder  Geliert  2,  117 

du  wogst,  eh  ich  zu  sein  begonnte, 
eh  ich  zu  dir  noch  rufen  konnte, 
mir  mein  bescheiden  theil  schon  vor. 
aus  der  damaligen   prosa   wird   es   kaum   nöthig  sein  belege 
anzuführen,  man  sagte  allgemein  begonnte  wie  konnte,  warum 
nicht  auch  im  conj.  begönnte  wie  könnte? 

Bei  den  schlesischen  dichtem  des  17n  jh.  und  ihren  an- 
hängem  h erseht  kunte  und  begunte  vor 


BEGINNEN.  15 

bifs  ihr  beguntet  auTszubreiten 

die  flügcl  der  vernuuft.  Opitz  wäld.  2,  44. 

hat  Orpheus  nicht  begunt  die  Völker  erst  zu  lehren? 

Opitz  1,  443. 

ab  es  begunnte  zu  tagen.  Lohenstein  Arm.  1,  612. 

versuchte  was  er  kunte 

itzt,  da  er  nun  begunte.  Fleming  s.  139. 

der  Agarener  hauflen 

begunnte  anzulauffen.  Gryphius  1,  24. 

das  unterdrückte  volk  begundt  auf  uns  zu  sehen. 

Grj'phius  1,  25. 

wie  dann  die  glieder  mir  auch  todt  zu  sein  begunten 

und  nur  durch  zittern  sich  noch  etwas  rühren  kunten. 

Hoffmannswaldau  gelr.  schäf.  40. 
bei  Olearius  steht  oft  und  überall  begunte. 

Auch  iin  16n  jh.   gewährt  uns  Luthers  bibel  wie  kunte 
(conj.  könte)  begunte. 

die  menschen  begunten  sich  zu  mehren.  Gen.  6,  1. 

da  ich  begunte  drein  zu  sehn.  Ezech.  16,  50, 
und  was  berechtigte  einen  angeblich  mit  der  ausgäbe  von 
1545  verglichenen  abdruck*  (Leipzig  bei  Mayer  und  Wigand 
1842)  in  der  ersten  stelle  begunnen,  in  der  zweiten  begann 
einzuschwärzen  ?  nur  würde  ich  für  Luthers  genaue  Schrei- 
bung künde  (conj.  künde)  und  beguiide  fordern,  welches  auch 
seine  Schriften  (Jena  6,  179'.  209")  sonst  darbieten,  von  der 
nebenform  6,  82  begonst,  6,  517^  begunst,  5,  278  begunsten 
nachher  noch.  Erasmus  Alberus  schreibt  begund,  der  zu  kur- 
zen, stumpfen  Wörtern  überhaupt  geneigte  Hans  Sachs  gund 
und  kund: 

der  gar  in  grofsen  forchten  stund, 

und  dem  gesiebt  nachtrachten  gund.   1,  2,  169^. 

bald  der  pawer  entschlafen  kund  (/.  gund), 

die  pewrin  von  im  widr  aufstund.  2,  4,  65°. 

nam  er  sein  [{ferd,  weib  und  sein  hund, 

und  sich  dem  schlofs  zu  neben  gund.  2,  ^,  78'. 
da  Fischart  kondt  potuit  setzt,  ist  bei  ihm  auch  begondt  coepit 
zu  gewarten. 

Die  mhd.  spräche  verwendet  nun  die  von  Luther  bis  auf 
Goethe  [gültige  schwache  form  und  die  jetzt  herschende  starke 


16  BEGINNEN. 

beide  neben  einander,  so  findet  sich  Eu:  71  began,  218  be- 
gunden^  Nib.27,3  begunde,  52,4  began;  Trist.  2318.2332. 
2365  began,  2356  begunde;  Parsf.  19,  20  began,  29,  30 
begunde;  Wallh.  37,  23  begunde,  123,  17  began;  IWviOri 
begunde,  2083  began;  man  kann  beispiele  in  allen  dichtem 
antreffen,  für  die  bedeutung  gilt  kein  unterschied,  began  wie 
begunde  drücken  immer  die  Vergangenheit  aus. 

Auf  gleiche  weise  sehen  wir  vom  ahd.  pikiuuan  nicht 
nur  das  präl.  pikan,  sondern  auch  pikunda  pikonda  gebildet 
(Graff  4,  210.  211).  0.  2,  15,  21.  23  bigan  und  bigonda  dicht 
beisammen.  T.  55,  2  bigan  incipiisbat,  [4C,  5  bigonda  coepit. 
merkwürdig  setzt  N.  immer  begonda  und  scheint  sich  des 
began  zu  enthalten ;  fast  möchte  ich  annehmen,  begonda  sei 
strenger  hochdeutsch,  began  mehr  ans  niederdeutsche  gren- 
zend, sichtbar  überwiegt  auch  das  mhd.  begunde  bei  Schwal- 
ben und  Baiern,  woraus  die  lange  dauer  des  nhd.  begonnte 
folgt;  die  erneuerung  des  beganq  wäre  wieder  niederdeut- 
scher einflufs.  zugleich  zeigt  sich  ahd.  bigunsta  im  Isidor, 
ganz  wie  neben  chunda  chunsta.  von  dem  aufser  pikinnan 
auftretenden  ahd.  inkinnan  inchoare  (Graff  4,  209)  hat  sich 
aber  blofs  inkan,  kein  inkunda  dargeboten. 

Dem  alls.  Heliand  ist  von  biginnan  nur  das '  starke  bigan 
zuständig,  doch  die  altwestfälische  beichtformel  liefert  bigonsta, 
und  so  zeigt  sich  auch  mnl.  bald  began,  bald  begonde,  b.ald 
begonste,  nnl.  herscht  begon  und  "begoste  bcgost  ist  veraltet, 
selbst  die  friesischen  denkmäler  bei  Richthofen  638"  zeigen 
began  (aus  dem  pl.  begunnen  zu  folgern),  bigunde  und  bi- 
gonste.  bigunsta  mag  den  Rhein  niederwärts  sich  verbreitet 
haben  und  auch  in  andere  niederdeutsche  striche  vorgedrun- 
gen sein. 

Keine  der  übrigen  deutschen  sprachen  weiter'  weifs  von 
der  schwachen  form,  das  ags.  äginnan  und  beginnan  bilden 
die  praeterita  Agann  und  begann;  unerhört  wäre  ein  agude 
begude.  desgleichen  engl,  begin,  began,'  niemals  etwas  wie 
begouth  *. 

Die  golh.  spräche  hat  kein  biginnan  sondern  duginnao, 
dessen   praet.    dugann   lautet,    nie   duguiit)a.     den  nordischen 

^  geschweige  begould.     das  uogehörige  l   in   could  ist  dem  would 
nacbg'eahmt;  wo  es  grand  Jittl;  die  aossprache  merkt  nichts  davon. 


BEGINNEN.  17 

spracbeo  gebrechen  beide  verba  für  den  begriff  des  anfangens 
gänzlich. 

Weiches  uriheil  fällen  soll  man  nun  über  die  hochdeut- 
sche «^nthümliehkeit?  :^ 

Wie  pflegte  neben  pflag,  deren  wir  uns  beider  bedienen, 
ist  begonnte  neben^begann  nicht  aufzufafsen,  denn  pflegte  be- 
hauptet den  vocal  des  praesens,  nicht  aber  begonnte,  dessen 
0  nothwendig  auf  das  u  im  pl.  praet.  begunnen  zurückgeht. 

Aber  wäre  begonnte  blofs  versehn  und  misgegriffen  nach 
konnte,  ahd.  pikonda  nach  chonda  oder  onda?  dafür  zu  re- 
den scheint  zweierlei,  einmal  der  abgang  der  anomalie  im 
gothischen,  angelsächsischen  und  aitsächsischen,  dann  dafs  ~~ 
pikan  und  begann  nirgend  praesensbedeutung  empfangen  wie 
chan  oder  an;  sie  sagen,  gleich  dem  goth.  dugann,  immer 
aus,  so  viel  wir  wifsen,  incepi  oder  coepi,  niemals  incipio. 
hierzu  stimmt  auch,  dafs  ahd.  pikan  in  der  zweiten  person 
nicht  pikanst,  sondern  pikunni  lautet,  mhd.  began  nicht  be- 
ganst,  sondern 'begunne  oder  begünne.  nhd.  freilich  gilt  be« 
gannst,  allein  weil  auch  rannst,  sannst,  gewannst  gesagt  wird-, 
das  -st  überhaupt  hergestellt  ist. 

Dessenungeachtet  kann  ich  mich  nicht  entschliefsen  un- 
ser in  die'  hochdeutsche  spräche  von  jeher  tief  verwachsnes 
schwaches  praet.  begonnte  für  einen  aus  wuchs  zu  halten,  je 
länger  ich  es  betrachte,  desto  organischer  scheint  es  mir, 
und  es  gewährt  uns  einen  den  übrigen  dialecten  gebrechen- 
den fall  der  aiterlhnmlichsten  verbalanomaUe,  welche  die  deut- 
sche zunge  kennt. 

Was  mir  entscheidet  ist:  alle  ihr  praeteritom  verschie- 
benden verba  begehren  ein  praesens  sinnlicher  bedeutung,  aus 
der  sich  das  abstracte  praeteritum  entfaltete,  das  abgezogene 
beginnen  hat  sich,  wie  anheben  auf  heben,  anfangen  auf 
fangen,  auf  irgend  einen  sinnlichen  begriff  zurückzuführen, 
der  nur  stärker  mit  der  form  durchgedrungen  ist,  als  in  die- 
sen gleichbedeutenden  Wörtern,  in  anhob  und  anGeng  liegt 
die  sinnliche  handlung  vor  äugen  und  wird  nur  durch  die  vor- 
gesetzte Partikel  an  der  abstraction  überwiesen,  in  begann  ist 
sie  verhüllt  wie  in  kann,  mag  und  den  übrigen. 

Sie  bricht  aber  durch,   weil  iich  die  form  beginnen  er- 
halten hat,  während   kinnen,   mifMjHIk  «•  w.  erloschen  sind, 
Z.  F.  D.  A.  VIII.  ^^  2 


18  BEGINNEN. 

und  diese  forldauer  des  ursprünglichen  praesens  scheint  eben 
der  abstracleu  praesensbedeulung  von  begann  im  wege  gewe- 
sen zu  sein*,  ginnan  nun  druckte  aus  secare,  findere,  wie 
ich  bereits  mythoi.  s.  525.  1218  dargelhan  habe,  den  dort 
beigebrachten  belegen  lafsen  sich  manche  zufügen: 

Adam  inslief,  sin  siti  wart  ingunnin, . 

Evim  wart  dannin  bigunnin, 

beinis  vesti  wtb  von  dem  man  giwan.  Diemer  97,  2."). 
ingunnin   wurde  ein   goth.    andgunnan   sein,     wie   der    mnl. 
Fergiit  bestätigt: 

hine  conste  sin  hui  niet  entginnen  3461. 

wat  maghic  doen,  want.ic  en  kan 

sin  h6ft  ontginnen  met  mineu  swerde  S565.  • 
den  Übergang  der  begriffe  fafst  man  leicht,  wenn  ginna  hiefs 
ich  schneide,  bedeutet  gann  ich  habe  geschnitten,  nm  sich  die 
einfachste  handlung  des  alterthums  gleich  hinzu  zu  denken, 
brot  oder  fleisch,  folglich  ich  fange  an  zu  efsen,  bald  aber 
überhaupt:  ich  fange  au**^.  da  es  aber  schwer  hält  bei  dem 
anheben  Vergangenheit  und  gegen  wart  zu  trennen,  so  war  es 
natürlich,  dafs  man  auch  in  die  praesensform,  zumal  die  mit 
einer  partikel  bekleidete,  ebenfalls  den  begriff  des  anfangens 
statt  des  Schneidens  legte,  und  wir  sehen  dem  goth.  duginnan 
die  bedeutung  uQx^ßüaiy  ebenso  dem  ahd.  pikinnan,  inkinnan 
=  antkinnan,  ags.  dginnan  und  biginnan  ü^^em^iesen.  viel- 
leicht entbehrt  die  altn.,  dem  partikelvorsatz  abgeneigte  sprä- 
che darum  für  ginna  den  begriff  des  anhebens,  ertheilt  ihoi 
aber  den  von  inescare  (und  dann  decipere,  allicere,  ankö- 
dern), worin  ich  doch  wiederum  das  vorhin  herausgebrachte 
anschneiden  und  efsen  mit  einer  andern  Wendung  finde,  auch 
dies  nord.  ginna  versteht  man  also  ohne  die  Vorstellung  des 
elsens  und  Schneidens  nicht. 

Fragt  es   sich    näher  nach  der  wurzel,    so   mufs   ginna 

^  man  könnte  darauf  verfallen,  began  sei  praet.  geblieben,  um  es 
von  dem  prnes.  gan  faveo  geschieden  zu  halten,  doeh  dieser  grund  be- 
deutet mir  wenig,  began  cocpi  und  gan  faveo  haben  auHser  den  buch- 
sldben  nichts  gemein,  in  beginnen  ist  das  G  wurzelhaft,  in  gönnen 
partikel.  ganz  irrlhümlich  nimmt  daher  Richthofen  638"  onncn  fiir  das 
Simplex  zu  begoude. 

•*^-darum  sieht  auch  bei  biginnan,  wie  bei  ezzan,  der  partitivc  ge- 
nitiv :  ei»es  biginnan,  es  tiiglnttan,  der  «cc.  bei  aofaogen  :  ez  ana  fahan. 


BEGINNEN.  19 

gann  mit  ^ina  gein  hiare  =  findi  unmiUelbar  zusammenhän- 
gen und  wir  dürfen  -  auch  dem  goth.  ginnan  gan  ein  verlor- 
nes geinan  gain  an  die  seile  stellen,  wie  sich  öfter  das  NN 
der  ersten  ablautsreihe  aus  einfachem  N  der  zweiten  oder 
vierten  ergibt,  beide  ginnan  und  geinan  entsprechen  aber  der 
iautverschiebung  nach  dem  gr.  x^Ivhv  und  lat.  hiare  =  findi, 
und  bedürfte  es  noch  der  beweise  für  die  herleilung  des  be- 
griffes  beginnen  aus  dem  des  Schneidens,  so  würde  sie  die 
lateinische  spräche  vollbringen,  inchoare  nämlich  gehört  un- 
mittelbar zu  hiare  und  zeigt  das  vollständige,  sonst  in  H  ge- 
schwächte CH;  cohus,  wie  schon  Festns  fand,  ist  das  gr. 
Xao^j  und  steht  für  chous.  inchoare  mag  ursprünglich  wie- 
derum spalten  und  schneiden  bezeichnet  haben. 

Sehr  merkwürdig  begegnen  sich  auch  im  slavischen  die 
begriffe  des  anhebens  und  Schneidens,  rnss.  natschat",  na- 
tschinat'  incipere,  potschat\  potschinat^  incidere,  secare,  na- 
mentlich chljeb^,  brot  anschneiden,  poln.  naczqc,  naczynac 
incipere,  poczj|6,  poczynad  anfangen,  napoczynac  an.chnei- 
den,  napocz;|ö  chieba  brot  anschneiden,  böhm.  po^jti,  poiiati 
beginnen,  nacjti  chieba  brot  anschneiden,  zwar  nimmt  Mi- 
klosich  s.  107  beim  altsl.  tschjati,  natschjati,  zatschjati  nar 
die  bedeutung  incipere  concipere  an  und  jenes  potschat'  chljeb^^ 
wird  durch  ein  anfangen  des  brots  erklärt;  allein  der  abge- 
zogene begriff  kann  nicht  der  erste,  nur  der  zweite  sein  und 
man  darf  für  tschjati  die  Vorstellung  des  Schneidens  voraus- 
setzen, wenn  sie  auch  über  die  gesciiichte  der  spräche  hin- 
aus reicht. 

Dunkel  bleibt  das  lut.  coepi  coepisti,  ein  praeterilom 
ohne  praesens,  gerade  wie  die  meisten  praeterita  unsrer  deut- 
schen anomalie.  ich  möchte  es  nicht  mit  Pott  2,  269  für  zu- 
sammengesetzt aus  con  und  cpi  von  der  wurzel  ap  erklären, 
die  auch  in  apio,  apiscor,  apex,  aptus  walte,  denn  nie  findet 
sich  coepi,  wie  coegi  ans  con  und  egi  von  ago.  meine  Ver- 
mutungen, die  nichts  weiter  sein  sollen,  will  ich  mittheilen, 
coepi  scheint  sich  mit  capio  und  incipio  (unserm  anfange,  an- 
hebe) dennoch  zu  berühren;  alles  hängt  von  erklärung  des 
(^  ab.  ich  würde  an  cupio  denken,  das  man  znm  sanskr. 
kupjämi  irascor  hält,  Bopps  gloss.  76'',  aber  auch  an  «Ötitoi 
und  xojrri;  r=  lat.  eaepe,   caepa,    das  beifsende  laaoh,  ja  an 

2* 


20  ACHSELBÄNDER  DER  FRAUEN. 

xonig  mefser  und  Stachel,  und  ans  slav.  kopali  fodere.  heifsl 
«s  nun  cupido  pungit,  ferit,  caedit,  so  erreichen  wir  auch  für 
<mpere  den  begriff  von  pungere,  caedere,  moi-dere,  scindere, 
und  coepi  könnte  dazu  das  alte,  cupivi  das  jüngere  praeleri- 
tum  sein,  verwandtschatl  zwischen  cnpio  und  capio  liefse 
sich  allenfalls  auch  ermitteln.  JAC.  GRIMM. 


•• 


ACHSELBANDER   DER   FRAUEN. 

In  meiner  abhandlung  von  schenken  und  geben  gedenkend 
der  ermelhänder,  welche  noch  im  16n  und  17n  jh.  die  Trauen 
als  liebeszeichen  trugen,  bemerkte  ich  seile  18,  dafs  ein  wahr- 
scheinlich viel  älterer  brauch  aus  der  zeit  des  13n  jh.  nicht  , 
mehr  erhelle,  gleichwohl  ^afsen  bei  den  roinnesängern  die 
ausdrucke  binden,  brisen,  besten  und  stricken,  die  verschie- 
dentlich gerade  von  den  ermein  verwendet  werden,  das  da- 
sein der  sitte  ahnen  und  wir  begegnen  vielleicht  noch  einmal 
bestimmteren  Zeugnissen,  ein  ausführliches  werk  über  klei- 
dung  und  Iracht  des  alterthums,  das  sich  genöthigt  sähe  auf 
alles  einzelne  genauer  einzugeben  als  bisher  geschah,  würde 
schon  manche  spuren  entdecken,  unterdessen  will  ich  hier 
auf  eine  hinzeigen,  die  weiter  führen  kann. 

Die  Sittenprediger  des  miltelallcrs  sind  einstimmig  zumal 
allen  gelben  bändern,  risen  und  schieiern  aufgesefsen,  worüber 
ich  schon  einmal  stellen  gesammelt  habe,  die  sich  reichlich  meh- 
ren lafsen ;  was  sollen  aber  die  mursnitzen,  weicht  ihnen 
Hugo  von  Triraberg  beigesellt?  ist  an  m&v  morus,  niaulbeere 
und  an  eine  von  färbe  oder  gestalt  der  frucht  entnommene 
Ähnlichkeit  des  putzes  zu  denken?  oder  die  lesart  verderbt? 
snuorsnitze  hälfe  nicht  viel  und  schiene  gleich  unbekannt, 
geswcnze  und  sweuzlin  werden  oft  in  Verbindung  mit  dem 
kränz  genannt,  müfsen  also  zierrat  des  haupts  gewesen  sein, 
wahrscheinlich  ein  vornen  aufgebundenes  seidentüchlein,  und 
ein  bedeutsames,  nach  der  mode  unentbehrliches  stück,  vergl. 
swenzel  krispen  MS.  2,  193'',  krenzel  und  swenzel  MSH. 
1,  139',  minze  stecken  an  der  megde  krenzel  ze  stiure  an  ir 
swenzel  Diut.  2,  130,  sidin  swenzelin  fragm.  IS-,  wizgeval- 
4en  swenzel  MS.  2,  62^.   nun  mag  die  stelle  selbst  folgen: 

4^ 


EIN  MÄRCHEN  AUS  DEM  X.  JAHRHÜNDEaT.  21 

gelwe  kitlel  und  mursnilzen 

länt  manec  meide  niht  gesitzeu, 

die  mit  flize  crbiten  sollen, 

obs  ir  zuht  behalten  wollen. 

die  loufent  hin,  die  loufent  her, 

ob  ieman  da  si,  der  ir  ger, 

oder  der  ir  geswenze  lobe. 

ir  manec  verl  als  ob  sie  lobe, 

sd  sie  daz  swenzlin  vorn  an  sihl: 

nu  wol  her,  wer  wil  sin  ihl? 

iriiegens  mcnlel  oder  hüllen  an, 

wie  sollen  dan  die  jungen  man 

lif  den  absein  die  schilde  gesehen, 

der  glenzlin  kan  diu  miniie  spehen? 
die  mädchen  befielen  schimmernde  schilde:*,  vietleich  von  gold 
oder  silb^rblech  auf  ihre  achseln,  die  weder  manlel  noch 
Schleier  verhüllen  durfte,  damil  den  Jünglingen  das,  wie  omhi 
annehmen  wird,  >on  ihnen  geschenkle  zeichen  in  die  aogen 
fallen  konnte,  glenzlin  isl  Schimmer.  JAC.  GRIMM. 


EIN  MÄRCHEN  AUS  DEM  X.  JAHRHUNDERT. 

Quidam  rex  iuvenis  cum  haberei  exercilum  el  mulliludi- 
nem  sapienlum  dumque  nequirent  quod  iuvenibus  compelebal, 
sapienlibus  slulliliam  eorum  reprimenlibus,  agere,  inierunl 
consilium  ul  quisque  illorum  palrem  inlerficerel  proprium, 
taclum  esl.  unus  sed  illorum,  non  Idlerans  tanlujn  admillere 
scelus,  dixit  uxori  suae  'si  palrem  meum  inlerficio,  ne  con- 
silio  pereamus  prodito  non  modice  meluo.'  consensil  uxor 
ad  servandam  soceri  vilam  alque  alendum  in  suo  eum  cella- 
rio  locant.  iniperal  sane  filio  pater  ul  inlerrogalus  a  rege  de- 
quovis  consilio  non  anlea  responderel  donec  ad  se  illud  re- 
feral.  obtemperans  igilur  lam  induslrius  regis  esl  consiliarius 
faclus  ul  inviderenl  illi  omnes  socii  eins,  adeunles  ilaque  re- 
gem interminali  sunl  quod,  nisi  eum  inlerficerel,  eos  omnes 
absque  dubio  perderel.  Irislissimus  rex  consensil;  quaesivil 
lamen  ab  eis  qua  occasione  id  facere  possei.  'praecipe'  aiunt 
'  illi  ul  cras  veniens  non  secum  ducal  nisi  unum  servum,  unu^i 


22         EIN  HÄRCHEN  AUS  DEM  X.  JAHRHUNDERT. 

amicum  et  anum  iDimicum/  terriias  hoc  diclo  ilie  patrem  ex 
hoc  sciscitaturus  adivit.  pater  vero  'ue  coDlristeris'  inquit; 
'sed  valde  bonum  praepara  nobis  obsonium,  optimum  de  ine 
accepturus  coiisilium/  posi  praudium  igilur  dixit  illi  secrelius 
paler  '  habes  optimum  asinum ;  illum  pane  vino  et  carne  duc 
tecum  onuslum :  babes  caoicuiam  ad  tiia  defeudeiida  valde 
paratam ;  illam  tecura  babeto,  uxorem  quoqae  adbibens  tecum^ 
asinum  pro  servo,  canem  pro  amico,  uxorem  ofierens  pro 
inimico/  agitf  asinum  assurosit,  canem  secum  pariter  duxit, 
uxorem  nee  liquit.  regem  adiit  Iristissimum,  considerare  quae 
detulerat  flagitans  illum,  'iste'  inquiens  'qui  adstal  onustus, 
meus  est  servus;  ille  alter  meus  amicos;  tertia  mcus  est 
quo  infesliorem  -habere  me  spero  neminem  inimicus/  audiens 
illa  super  ignem  ait  a(;cen»a  'inimicumne  me  tuum  esse  pro- 
nuncias?  merito,  iaquam,  quae  contra  regis  praeceptum  tuo 
servavi  patri,  tibi  obediens,  vitam.*  a'dolescens  ad  regem  cou- 
versus  '  videtunie  vestrae  maieatati  iuimicam  bano'  esse  mibi?' 
'valde'  respondit  ille:  'sed  utrum  verum  sit  volo  ediscere.' 
'venunest'  ait.  *gratias  deo'  laetissimus  ille  respondit.  'curre 
igitur,  curre  et  mihi  festina  cum  reducere. '  actum  est.  con- 
siliarius  regis  optimus  redditur,  adolescens  a  mortis  instante 
periculo  liberatur,  uxor  est  non  amare  iuvenem,  nt  videba- 
tur,  detecta,  quae  fore  utique  amicissima  putaretur,  nisi  tali- 
ter  probaretur. 

Batherius  scf'mo  3  de  octams  paschae^  cTAchery  spi- 

til.  (1723  Jb/,)   1,  395.      andere  abjq/mngen  sind  ange^ 

ßihrt  von  den  brüdern  Grimm  kinder-  und  hausm,  3,  176. 

H. 


,r' 


23 


ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATIV. 

lu  keiner  spräche  isl  so  viel  dativiscbe  verbinditug  als 
iu  der  altuordischeD,  wo  dadurch  die  gebiete  der  übrigen  ca- 
sus, namentlich  des  accusaüvs,  so  bedeutend  beschränkt  wuf-< 
den  dafs  in  zwei  dialecteu  endlich  selbst  formell  der  dütiv  im 
persönlichen  prouomen  (schw.  honom,  dän.  hatn)  den  acc. 
gänzlich  verdrängte  und  in  dessen  stelle  eintrat,  dieses  Über- 
gewicht des  dativs  in  dem  nordischen  satzbau  kommt  zum 
theil  schon  daher  dafs  er,  wie  Grimm  auch  für  die  übrigen 
deutscheu  dialecte  zuerst  umfafsend  und  mit  hellen  Unter- 
scheidungen aufgewiesen  hat,  zugleich  Instrumentalis  ist,  viel 
mehr  indess  hat  es  seinen  grund  in  der  noch  lebendigeren, 
weit  weniger  abstracten  fafsung  der  handlung,  die  wenn  sie 
in  der  sinulich,en  fülle  ihrer  tbeilverrichtungen  betrachtet  wird, 
das  als  iustrumeut  darstellt  was  der  abstracteren  fafsung  zum 
object  herabgesetzt  ist,  und  die  oft  was  uns  als  nächstes  ob- 
ject  hcraugcrückt  ist,  noch  als  entfernteres  hat,  wofür  und 
woran  die  handlung  geschieht,  deren  näheres  sächliches  object 
noch  mitgedacht  wird,  so  fordert  gräfsen^  bewillkommnen^ 
unterhallen  bei  uns  den  acc.  des  objects,  allein  im  nordi- 
schen hat  heilsay  Jagna,  skemta  den  dativ  nölhig,  sofern  bei 
dem  grüfsen  das  heil  sagen  gedacht  wurde,  bei  dem  empfan- 
gen das  freude  haben  und  ausdrücken,  und  skemta  ist  die  zeit 
kürzen,  endlich  diente  auch  das  den  gebrauch  des  dativs  zu 
vermehren,  dafs  im  nordischen  die  impersonale  wendung  bei 
zuständen  und  Veränderungen  die  nicht  oder  nicht  allein  vom 
handelnden  menschen  abhangen  der  persönlichen  in  einem  um- 
fange vorgezogen  wird  dem  wir  nicht  nachkommen  können, 
den  vielleicht  keine  alte  sj^^rache  theilt.  —  die  haupierschei^ 
nungen  auf  diesem  gebiete  sind  allerdings  in  der  deutschen 
grammatik Grimms  aufgenommen  und  erläutert;  dennoch. durfte 
wohl  statt  einer  nachlese  das  ganze  der  dativrection  darge- 
stellt werden,    theils  um  zu  zeigen  wie  viel  die   nordische 


U  4:      OBER  DEN  NORDISCHEN  DATIV. 

prosa  davou  bis  auf  die  gegenwart  erhalten  hat,  wie  viel  sie 
dem  Stande   der  eddasprache   noch   hinzufügt,    tbeils  um  dea 
zusainmenbang  verfolgen  zn  können  den  die  auch  uns  gemein- 
samen construclionen   mit  den  dort  eigentbüni liehen,  niclil  in 
die  deutsche  granimalik  aufgenommenen  haben.  —  benutzt  sind 
hier,  aufser  der  Sa;m.  Edda  (Kopenh.  ausg.),  den  Fomaldar-, 
Fornmanna-   und    Islendingar  sögur  (Fa.  Fm.  Isl.)   und  der 
Heiuiskringla  (Hmskr.),    von   andern  altern   denkmälero  be* 
sonders   das  speculum   regale   oder  Kouungs-skuggsiÄ    (Kon. 
Konsk.),    die   Leges   Gulaihingenses   (Gulaf>.),     die    Norges 
gamle  Love  (N.  Love)  und  das  Altnordische  Lesebuch  (N.L.); 
von   neuisländischen   war  mir   zur  band    Tidindi  fra  Ai|>iDgi 
Islendinga,    Reykjavik  1845   (AJ[).>;    Fiölnir  Kaupm.  1845; 
NyFeiagsrit  7da  är  1846  (N.  F.);  Bodsrit  til  ad  hlvda  ä.. 
i  Bessustada  sk6Ia:    Islendskir  m^lshättir,  safnadir  .  .  af  H« 
Scheving,    Videyarklaustri  1843    (Isl.    mAlsb.)    und  eine    in 
sechs  ähnlichen   einladungsprogrammen  gegebene  iiberseizan|f 
der  Odyssee  von  Sveinbiörn  Egilsson,  Videyarkl.  1829 — 1840 
(Od.).  —     die  verba  welche  einen  dativ  oder  instrumentaüs 
regieren,  lafsen  sich  zwar  nach  gruppen  zusammenstellen  die 
durch   die  Verwandtschaft    ihrer  bedeutungen    gegeben    sind, 
allein   nirgend   ist  ein  bestimmter  allgemeiner  inhalt  des  be- 
griffs  der  diese  action  fordert,   sondern  stets  eine  besondere 
gestaltung,     es  ist   die  foi*m    der  auffafsung  welclie  die  con- 
struciion  bedingt,  da  oft  bei  gleicher  katcjgorie  der  bedeulung- 
in  verschiedenen  verbis  verschiedene   casus   möglich  sind,  je 
nach  der  art  wie  sie  zu  der  bedeutung  gekommen  sind. 

1. 

Der  eigentliche  dativ,  der  überall  weit  über  das  verhält* 
nis  des  gebens  und  nehmens  hinausgeht,  läfst  sich  zwar  für 
die  meisten  fälle  richtig  als  der  casus  des  entfernteren  objects^ 
mit  TÜcksicht  auf  welches  eine  handlung  oder  ein  zustand  be- 
steht, bestimmen,  doch  ist  diese  erklärung  weder  umfafscij^, 
noch  geht  sie  auf  den  ursprünglichen  sinn  des  dativs  zurück, 
viele  datiwerhältnisse  sind  enger  als  eine  blofse  rücksichl  ist, 
und  wie  der  accusativ  nicht  zur  ersten  bedeutui|g  die  geistige 
des   objects  hat,  so  kann  der  älteste  sinn  des  dativs  nicht 


ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DAlTV.  *  '0         25 

der  gewesen  sein,  das  entferntere  object  zu  bezeicbneu.  man 
bat  scbon  ricbtig  gefordert  für  alle  casus  eine  sinnlicb  an- 
schauliebe und  zwar  eine  räi^niicbe  bedentung  zu  sucben.  ört- 
lich gefafst  ist  nun  der  genitiv  der  fall  des  ausgehens,  der 
accusativ  der  fall  des  treffens,  der  dativ  enthält  den  ort,  nach 
dem  ich  mich  wende,  ist  weder  ein  casus  der  ruhe  noch  ein 
casus  der  bewegung,  kann  aber  auf  beides  angewendet  wer- 
den, und  steht  ebenso  dem  zustande  wie  der  handlung  frei, 
daher  auch  intransitive  diesen  allgemeinen  casus  annehmen 
können,  diese  wendung  kann  nun  auch  eine  Zuwendung  der 
gedanken  bei  einer  handlung  sein,  und  so  wird  der  dativ  der 
des  nutzens  oder  Schadens,  der  casus  der  absieht  überhaupt 
und  des  entfernteren  objects,  mit  rücksicht  worauf  gehandelt 
wird. 

Zuweilen  kann  man  zweifelhaft  sein,  ob  man  dativ  oder 
instrumeuTalis  vor  sich  hat,  z.  b.  bei  schliefsen,  aufhören, 
beendigen,  denkbar  ist  uns :  ich  höre  mit  der  sache  auf,  ich 
schliefse  mit  dem  werke,  ich  schliefse  mit  der  thür,  so  gut 
als  ich  schliefse  das  werk,  die  thür.  aber  die' Vorstellung 
kann  auch  gewesen  sein,  ich  entziehe  mich  der  sache,  dem 
werke,  ich  ziehe  der  thür  den  riegel  vor.  so  ist  mir  auch 
der  dativ  bei  li/pta  aufheben  zweifelhaft  gewesen ;  da  es  von 
lopt  stammt  und  unsern  lüften,  lufl  machen  gleicht,  so  kann 
lyplir  upp  hetti  sinum  Fa.  3,  6  eigentlicher  dativ  sein,  es  wird 
aber  auf  die  Vorstellung  des  schwingeus  zurückgehen  und  dann 
ist  es  instrumental,  solcher  fälle  giebt  es  noch  mehrere,  sie 
können  weder  durch  demonstration  noch  durch  analogie  völ- 
lig entschieden  werden,  da  innerhalb  derselben  begriffskate-  * 
gorie  verschiedene  verba  verschiedene  casus  haben  können; 
erst  das  gäbe  den  ausschlag,  wenn*  sie  auch  in  dialecten  die 
noch  formellen  instrumentalis  haben  damit  gefunden  werden, 
unter  den  sicheren  dativen  stelle  ich  diejenigen  voran  welche 
der  sinnlichen  räumlichen  auffafsung  noch  am  nächsten  ste- 
hen, indem  sie  noch  nicht  eine  bewegung,  sondern  nur  eine 
Wendung  nach  einem  gewissen  ziele  hin  enthalten. 

1.  Der  gegenständ  des  Zieles  worauf  man  deutet  oder 
wogegen  gesendet  man  sich  bewegt,  hat  den  blofsen  dativ 
bei  sich  neige||'  beugen  gegen  jemand :  ich  neige  mich  jeman- 
dem zugewendet:  \k  laut  bann  honum  Kon.  725,  laut  kon-' 


26  ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATiV. 

gmum  721  j  stod  upp  ok  hneigdi  hanum  749.  feruer  bei 
gfigna  uud  sasta^  so  wie  bei  ganga^  fara^  koma  und  ähn- 
lichen, bei  den  lelzteren  jedoch  nur  noch  in  solchen  bezeich- 
nungen  der  wendung  die  als  präpositionen  fast  erstarrt  sind, 
wie  brautu  der  straise  zugewendet,  viöti  nach  der  begegnung 
zielend,  kringutn  zur  entstehung  von  kreisen,  millum  nach 
den  mittleren  theilen  zu,  gegnum  nach  der  gegenseite,  durch; 
ein  dativ  den  sonst  nur  ein  zusammengesetztes  verbum  hat: 
er  atleid  iolunum  NL.  100**.  selbst  die  bestimmteren  verba  der 
zuerst  genannten  art  sind  schon  auf  gewisse  verbinduugeu 
eingeschränkt,  pat  mun  tidendum  gegna  Hmskr.  2,  10,  das 
wird  auf  grofse  begebenheiten  sielen;  ok  mun  tidimdum 
gegna  tun  pinar  ferdir  Isl.  2,  127,  stortidendum  [)oetti  mar 
ega  at  gegna y  er  tignir  menn  lata  ser  sva  mikils  fä  ebend. 
2,  128.  rAd  nokkut,  er  oss  mun  illu  gegna  ebend.  2,  55, 
besonders  deutlich  ist  skal  höt'od  {)itt  ok  hals  gegna  manna 
t6lom  Kon.  540 ;  mehr  kommen  zu :  at  undrum  gegndi  med 
svartri  sva;lu  Fa.  3,  424.  fellu  nu  sva  sniott  Englismenu,  at 
mörgum  hilhdrudum  gegndi  Fa.  3,  356.  hverju  gegnir  pat 
was  hat  das  zu  bedeuten  Sn.  Edd.  80.  Fm.  1,  76.  spurdi 
konungr  ^-k  hverju  gegndi,  at  bann  kom  eigi  til  tida  Fm. 
2,  163.  daher  hat  auch  gegnt  gegenüber  den  dativ  nach  sich, 
hvi  gegnir  nu  Sig.  3,  25.  ähnlich  ist  bedeutung  uud  con- 
struction  von  sa^ta  geworden:  eigi  pat  er  tidindum  scetti 
Hmskr.  2,  311,  nichts  was  grofse  begebenheiten  zu  bedeuten 
hätte;  forvitni,  A^}|  {)at  scetir  Glums.  c.  2.  pvi sceitir  {)at  Fa. 
2,  207.  hvi  sa!tir  Ymm  {)irfd,  et  ^u  ferr  mik  at  hitta  Fa.  1, 
197.  ok  spurdi  hve  scettiy  at  bann  var  [)angut  kominn  Fm. 
5,  235.  nockurum  raunum  swia  Od.  3,  45.  hvort  [)at  muni 
scdta  hf/gguidum  Al^.  346  (auf  verstand  hinweisen),  dagegen 
benda  andeuten  ist  m.  acc.  coustruiert  AQ.  8 :  hvat  hyggr  |)u 
brfl]>i  benda.  häufig  sind  die  belege  für  m6ti,  burtu  u.  s.w. 
wofür  i  m6ti,  at  m6ti,  i  burtu  als  später,  die  acc.  m6t,  bui*t 
als  gleich  alt  in  verschiedener  auffafsung  gelten  müCsen :  m6ti 
koma  Gröugaldr  3.  gengit  mdti  Gl.  c.  6.  nioti  ma;la  Fa.  3, 
283.  f6ru  brautu  Fm.  1,  201.  burtu  Fa.  3,  265.  snäru  stafn 
hati  (dem  meere  zu)  Orkn.  s.  218.  dahin  gehört  auch  wohl 
snM  mam\fallinu  Fa.  1,  145.  2,  399,  es  wendete  sich  zur 
niederlage ;  so  wie  er  btendom  kom  pingbody  als  zu  den  boa- 


ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATIV.  27 

den  das  tbioggebot  kam  Hmskr.  2,  260.  —  koma  bygdwn 
zu  wobnung  kommen  irgendwo  Isl.  2,  364  kann  instrumenlal 
sein.  — 

Ein  sehen  gegen,  auf  etwas  ist  das  achten  worauf,  es 
heifst  daher  gefa  gaum  at  pvi  N.  Love  1,  214  und  zwar  bald 
geyma  laflil  Fa.  3,  392,  bald  geymir  geita  minna,  3,  383, 
aber  auch  noch  eg  geymi  7//er  Alf).  1845  s.  127.  beständig 
ist  es  jedoch  nur  bei  varda :  Haralds  vardar  ]>u  hiörvi  NL. 
37^.  f/?W  skal  madr  varda  ypnu  Gutal.  §.  19,  58. —  vardar 
f>at  miklu  Fm.  2,  158.  Konsk.  384.  355  u.  o. 

2.  Nächst  dem  ziel  auch  der  gegenständ  der  anweiswngy 
nämlich  die  person  oder  sache,  worauf  gewendet  man  das  ziel 
bestimmt,  die  verba  des  weisens,  abweüens,  anweisensy  an- 
ordnens^  vertheilens,  theilens  haben  ihr  object  im  dativ.  visar 
honum  til  skögs  N.  Les.  156".  enn  leysingjom  sinom  visadi 
haun  sumom  i  silldGski,  enn  sumom  til  annara  f^fanga  Hmskr. 
2,  22.  ok  visadi  faun  öUum  frA  Fa.  2,  385.  visadi  honum  til 
sortis  Isl.  336.  Fm.  3,  80.  visar  hann  ^vi  m41i  til  fruenda 
sinna  Isl.  1,  345.  —  vard  mönnum  skipat  i  saeti  Orkn.  186. 
ek  er  nu  sva  gamall  at  ek  kann  her  gestuni  at  skipa  Frid^. 
111.  skipadi  sinom  roonnum  Orkn.  s.  182  (hier  jedoch  auch 
skipadi  fieim  sseti  Fa.  3,  262).  —  nu  skal  skipta  lidi  minu  i 
helminga  Fa.  2,  300.  ^a  var  landinu  skipt  (getheilt)  i  fior- 
dunga  N.  L.  115^.  mundi  eigi  vilja  lätu  sundr  skipta  barninu 
Kon.  735  (theilen).  audi  skipta  med  oss  öllum  Fa.  3,  461. 
Jylkja  lidinu  N.  L.  94'.  er  miklum  her  skyldi  fylkja  N.  L. 

69\  at  Hringr  hafdi  svinfylkt  öllo  lidi  sinu  Fa.  1,  380.  — 
meipmom  deitdi  Sig.  Qu.  3,  44.  höfnom  d.  ebend.  35.  — 
nidurrada  (anordnen)  ordunum  Forsp.  s.  36.  skikkadi  hann 
fylkingum  sinum  Fa.  3,  337.  so  auch  anordnen:  haga 
hverju  han  skal  haga  kUcdum  sinum  Kon.  433.  sva  skulu 
ver  haga  inugöugn  vami  Fm.  1,  16.  hdtta  (einrichten) 
kla^dabunadi  skaltu  Adr  hafa  svA  hdttat  Kon.  2^6.  ^a  vcrdr 
)>u  svo  at  hdtta  {)ankomu  ]>inni  Kon.  289.  hdtta  ser  Fa.  2, 
228.  sva  var  henui  hdttat  Fa.  1,  17.  so  auch  ütbi)ta  (ver- 
theilen)  ütbijtti  I)eim  braudi  Od.  4,  35.  wie  kurz  vorher 
deildi  öllu  slAti^nu  i  siö  hluti. 

3.  Die  person   welcher  sagesprochefi  und  zugedacht 
wirdy    .daher  auch  die  welcher  mau  räth,   verheifst,   leibet^ 


\ 


28  ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATIV. 

gibt,  büfst  und  lohnt,  vergilt,  an  das  zusprechen  schliefst 
sich  entbieten  und  einladen,  so  wie  zureden  und  anreizen 
au,  dem  berathen  folgt  das  herschen  und  walten  verursachen. 
natürlich  fallen  eben  hierher  die  entgegengesetzten  begrifife 
des  absprechens  und  verdenkens,  wozu  auch  das  verweigern, 
verbieten,  nehmen  gerechnet  werden  kann,  die  meisten  die- 
ser verba  bedürfen  keiner  beispiele.  bemerkenswerth  sind  aus 
der  ersten  reihe  grinsen,  wenn  es  durch  heiha  ausgedrückt 
wird,  heilsadi  honum  Fa.  1,  216.  2,  340.  heilsadi  fodur  si- 
num  Fm.  3,  194,  woneben  heilsadi  ä  konung  Fm.  1,  16.  da- 
gegen quedja  grüfsen  hat  stets  acc.  bei  sich,  jenes  aber  ist 
gedacht  als  heil  zusprechen.  —  ferner  hat  wie  das  kundma- 
chen so  das  lehren  stets  dat.  der  person:  svä  at  mönnwn 
v»ri  heyrum  kuni  (in  vulgus  notum)  N.  Love  1,  233.  slikt 
kennir  mer  at  sofa  litit  (lehrt  mich)  Fa.  2,  56.  kenn  per 
ok  at  hylja  [)ik  vel  med  skildi  ])inuni^  (lehre,  übe  dich) 
Konsk.  377. 

Einladen,  bestellen  zu  etwas  und  vor  gericht  fordern 
hat  die  person  stets  im  dativ,  mag  es  durch  bioda  oder  durch 
stefna  gegeben  sein,  es  ist  vorgestellt  als  ansprechen  oder  zu- 
sprechen um  etwas:  als  ein  anrufen,  denn  es  wurde  auch 
vom  vieh  gebraucht :  [)a  skal  f&nadi  öllom  oc  svinom  heim 
bioda  Gulaf).  s.  385.  [)vi  budu  menn  peim  N.  L.  160^.  ok 
baud  til  sin  koma  hverjum,  er  ma^tti  Fa.  3,  285.  budu  f>eir 
menn  henni  mest  heim  Ant.  An.  104.  [)id  skulud  bioda  hin- 
gat  völvunni  Fa.  2,  163.  at  Glümr  baud  mönnum  til  sin,  ok 
sendi  menn  upp  til  Oxnadalsheidar  at  bioda  [)eim  broedrum 
heim  Isl.  2,  397.  —  ok  stefndi  [)a  til  sin  öllum  bygdarmön- 
num  Fm.  4,  144.  ok  stefndi  öllum  fiessum  her  til  Svifiiodar 
Fa.  2,  397.  stefna  mönnum  til  |>ings  Fa.  1,  453.  ok  stejhdi 
Gesti  um  vig  Styrs  Isl.  1,  331.  so  auch  kenna  (verklagen), 
eigentlich  schuld  geben:  kenna  bonda  sinum  I)iofnad  Isl.  1, 
320.  zu  stefna  ist  zu  vergleichen  er  fiat  likast,  at  feigd  kalli 
at  mer  N.  L.  173'.  var  ^k  bldsit  saman  hirdinni  125^.  Ht 
bldsit  allri  hirdinni  Fa.  3,  581. 

anreizen,  hetzen,  in  lauf  setzen  kann  bei  etja  und 
beita  auf  die  Vorstellung  des  gebens  zurückgeführt  werden, 
falls  der  ursprüngliche  sitz  der  Wörter  in  der  behandlung  der 
jagdthiere  (hunde,  falken)  ist,  wie  gefa  hundum  N.  L.  158**, 


ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATW.  39 

indess  auch  hleypja  hat  den  dativ  des  objects,    und  hier  ist 
er  sicher^instrumentai,  vergl.  unten  II,  4. 

Thä  er  etid  hundunum  Fa.  2,  237.  etja  iörrum  (die  köuige) 
N.  Les.  25'.  vWom  beita  Sig.  Qu.  1,  40.  beitta  eg  f)a  öllum 
v^luin  og  aihri  roinni  rädkoensku  Od.  3,  18.  wie  hleypja  vom 
landlauf,  so  wird^  ffoia  vom  seelauf  gebraucht  und  coustruiert. 

flotat  var  skipunum  Fm.  2,  107.  möglich  wäre  dafs  in  bei- 
den letzten  fällen  der  dativ  instrumental  gefafst  wäre,  zwei- 
felhaft ist  dies  ebenfalls  bei  beeilen,  in  den  verbis  hvata 
(hvetja  hat  stets  acc.  wie  auch  es'gja  anreizen)  skunda  und 

fl^tü:   hvata  göngunni  Sn.  Edd.  12.    hvata  [)essu  Isl.  2,  64. 

ßylta  ek  ferdinni  Fa.  3,  390.  hrada  ser  i  burtu  Isl.  1,  339.  ' 
|)ä  skimdadi  bann  ferd  sinni   Kon.  117.     hier  kann  gedacht 
sein   ich  eile  mü  der  fahrt,     zögern,  verzögern  hat  dagegen 
den  acc.  hiörjiving  dvalo  H.  Q.  2,  46.     doch,  ef  pvi  seinum 
Leidarvisan  str.  39. 

RathcHy  herschcn;  walten ,  verursachen,  steuern,  radoy 
fadir  minn  ra^dr  vedratlu  [)essari  Fa.  3,  506.  munn  fiaer  valda 
fiessum  ofridar  stormi  N.  L.  122^.  räda  landi,  bygdum  räda 
N.  Les.  35*".  {)a  lalom  pvi  f^arfar  räda  12'.  auch  mit  fyrir, 
er  fyrir  skipunum  r4di  Fa.  2,  366.  auch  in  der  bedeutung  er- 
langen: Alfr  mun  sigri  räda  H.  Q.  1,  39.  Haraldr  rSd  f)vi, 
at  bann  var  i  orrostu  N.  L.  167''.  Odina  |)vi  veldr,  at  ck 
Bryuh.  Qu.  1,2.  hvat  y/// okyrrleika  |)eim  Fa.  3,  213.  fleljom 
st^ra  N.  L.  \A^.  hverjo  gedi  stprir  gumma  hven  Häv.  18. 
hier  fast  so  viel  als  besitzen. 

«  Zudenken,  bestimmen:  ^sj^i  ev  cetlat  brddr  [nnum  Orkn. 

144.  hifggia  Fa.  2,  468.  honum  fyrirhyggja  Fa.  2,  3'i0.  J>at 
hefir  liufom  hugat.  HAv.  40. 

Absprechen,  versagen,  verweigern,  st/nja  mit  dat.  der 
pers.  und  gen.  der  sache :  ok  vildi  ^igi  synja  henni  vistar 
Fa.  1,  128.  ofverja  mit  dat.  der  pers.  und  der  sache,  meyjar 
(Istoin  muna  per  verjia,  visi  grstr  ofvarip  Alvism.  str.  8. 
afsegja  dat.  der  pers.  und  acc.  der  sache:  [la  skal  bann 
afsegja  hunom  |)at  bord  Kon.  801. 

Verdvnkcn,  verargen  und  daher  verhindern  ist  wohl  die 
bedeutung  von  meinai  \k  vil  ek  {)6  ekki  meina  per,  at  fara 
hvert  |)i)  vilt  Fa.  2,  235.  vergl.  Sig.  Q.  3,  41. 


90  UBBR  DEN  NORDISCHEN  DATIV. 

4.  Der  gegenständ,  den  leli  zusage,  verheiße ,  bejahe 
und  verneine,  nicht  nur  die  person  der  es  geschieht,  man 
könnte  meinen  diesen  zweiten  dativ  instrumental  aufTafsen  zu 
dürfen,  da  sich  denken  läfst,  ich  spreche  einem  mit  der  sache 
zo,  ich  verheifse  mich  einem  mit  der  sache.  allein  das  ver- 
heifsen  ist  nicht  mehr  einfaches  sprechen,  und  das  verheifsene 
nicht  dessen  instrumenta  auch  sagt  man  nicht  ja,  nein  mit 
einer  sache,  sondern  zu  einer  sache.  vielmehr  entsteht  durch 
bejahung  wie  durch  yerheifsung  eine  Verbindlichkeit  eben  so 
gegen  die  sache  als  gegen  die  person :  ich  verbinde  mich  einer 
person  su  einer  leistung.  auch  hat  schon  das  einfache  ant- 
'  Worten  nicht  nur  diese  person,  sondern  auch  die  sache,  rede, 
der  ich  antworte,  im  dativ  bei  ^ich,  und  so  bleibt  e>  wenn 
das  antworten  zum  sich  verbindlich  machen  wird.  —  daher 
ist  auch  der  letzte  ein  wirklicher  dativ,  was  sich  auch  darin 
zeigt  dafs  ein  wirklicher  instrumentalis  hinzutreten  kann,  ef 
|)it  heitit  pvi  med  svardaga  N.  Les.  165^.  fögro  skaRü  heila 
etwas  schönes  sollst  du  versprechen  HAv.  132.  k^tu  houum 
trunacU  Langenb.  2,  278.  h^t  honum  afarkostum  N.  Les. 
118*.  honum  er  heitit  konunni  ebend.  81*.  —  ok  lofadi  hvort 
ödru  sinni  tru  Fa.  3,  215.  ok  hermed  skulu  vid  idta  hvort 
ödru  tru  sinni  N.  Les.  118^  {)dft  |)id  idtid  sliku  Fa.  2, 402.  — 
en  Eyvindr  neitti  pvi  öi/u  {)räliga  N.Les.  165*.  ullir  ncitudu 
pvi  pverliga  Fa.  1,  216.  en  t\\i\  neita  eg  hinu,  ad.  Alling. 
1845.  s. 45J. —  ebenso  verhält  es  sich  mildem  vollständigen 
iakveda  und  iieikva^da :  eun  vastes  drottning  neikvceddi  bod- 
ordi  Kongs.  Kon.  461.  doch  hier  Gndet  sich  auch  acc.  des 
objects,  at  bann  hafdi  idkvccdt  henui  })essa  boen  Kon.  772. 
fyrir  Jial  er  bann  neykvceddi  (nikvaddi)  jiat  viturliga  ib. 
selbst  lAtta  nimmt  den  acc.  an,  wenn  es  in  die  bedeutung 
bekennen  übergeht,  iatta  hann  Gudi  allar  afgerilir  Magn.Sag. 
c.  25. —  an  das  verneinen  schliefst  sich  das  verweigern  mit 
seinem  dativ  des  gegenständes  an,  wie  in  dem  obigen  meynar 
dstom  mun  per  verda  ofvaril).  —  entsprechen,  nachkommen 
einem  dinge  und  daher  für  eine  leistung  stehen  ist  svara  z.  b. 
svara  sektom  Gulaping  21,  114.  fdbotmn  Isl.  1,  340.  mäli 
überhaupt  2,  349. 

5.^ Der  gegenständ,  welcher  ans  licht  gebracht  oder  ver- 
borgen wird,    daher  auch   offenbaren  und  eingestehen  nebst 


ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATIV.  Sl 

Hlgen  und  verheimlichen,  geheim  halten,  den  dativ  der  sache 
bei  sich  haben,  es  ist  der  sogenannte  dativus  commodi  und 
incommodi,  denn  die  Vorstellung  ist,  wie  sich  aus  parallelen 
constructionen  zeigen  läfst,  ich  mache  hell  einem  dinge,  oder 
über  einem  dinge ;  ich  hülle  über  einem  dinge,  was  im  he- 
bräischen die  herschende  Verbindung  dieser  verba  mit  a7(über) 
ist,  auch  wenn  sie  beschirmen  bedeuten,  auch  werden  nicht 
alle  synonyme  so  construiert  (birta  hell,  kund  machen,  skira 
kJar  machen,  felay  hylja,  verbergen  haben  den  acc),  sondern 
vorzüglich  l^sa,  ganga  vid^  linga,  leyna.  —  neben  at  menn 
hafa  l^st  vigum  Glumr.  c.  25.  l^sa  skal  iardarbrigäi  k  xx^ 
vclrum  N.  Love  1,  238.  ok  l^sir  ügi  for  sinnt  ebend.  103. 
Helius,  er  l^sir  hinum  daudlegn  mönnum,  der  den  sterblichen 
leuchtet  Od.  3,  27,  findet  sich  /^sti  hunn  yßr  fivi  Fa.  2, 344. 
in  sinnlicher  bcdeutung  aber  auch  der  acc,  wenn  es  nur  er- 
leuchten oder  zeigen  heifst,  lysir  \}k  kertit  allt  häsit  Kon.  63. 
I^sa  norkorn  manndöm  um  ])enna  lul  Hmskr.  2,  34.  —  gßnga 
viä  viginu  N.  Les.  57^.  ät  liuga  fieim  ssemduin  ä  mik,  er  ek 
vinn  eiki  til  Fa.  3,  289  (erlügen,  anlügen),  hvi  mun  ek  pvi 
Huga  A  mik  Glum.  c.  14.  mörgu  ft)gr  sä  margt  talar  Isl. 
mälsh.  s.  38.  —  at  leyna  honum  Fa.  2,  376.  leyna  konun- 
ginn  pessu  N.  Les.  60*.  ok  segir  at  bann  vil  eg  leyna  bann 
sliknm  tidindum  Langb.  2,  278.  byrgja,  nema  f)orsteinn  byrgi 
honum  Isl.  2,  295  isl  zwar  versorgen,  so  wie  hiarga  helfen, 
retten,  beides  beruht  aber  auf  der  Vorstellung  schirmen,  decken, 
bergen. 

6.  Der  gegenständ  dem  man  sich  nahet  und  entfernt, 
daher  auch  begegnen  und  weichen,  zurückweichen  vor  etwas 
im  nordischen  den  dativ  erfordern,  an  das  nahen  reiht  sich 
hier  das  erreichen,  erlangen  mit  der  forderung  des  dativs, 
dem  entferutsein  folgt  das  mangeln  nn^  fehlen,  jedoch  nicht 
in  allen  dafür  gangbaren  ausdrücken,  auffallend  wird  auch 
sich  nähern  und  entfernen  mit  dem  acc.  verbunden,  sobald 
das  sich  mit  ausgedrückt  ist,  da  ndlgas  und  ßrras  den  acc. 
nölliig  haben,  wahrscheinlich  ist  hier  ursprünglich  das  sich 
dativisch  gefafst  und  die  Vorstellung  umgekclirt  sibi  rem  ap- 
propinquare,  removere. 

Das  einfache  nd  zeigt  immer  schon  die  bedeutung  en^ei- 
chen,  ädr  enn  |>eir  hafi  landi  näil  Konsk.  175.   vildi  ndyAt- 


12  ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATIV. 

tioum  Fa.  3,  273.   ok  ndir  |)essari  mcyju  mcr  lil  banda  Fa. 
3,  267.    so  auch  bei  halda  erhalten,   jioU  ek  ha6  eiki  frei- 
tum  fyrir  kaldit  Fa.  3,  267.    natürlich  hat  das  adj.  und  adv. 
nwr  stets  den  dativ,    so  wie  auch  im  comp,  und  sup.  naerri 
var  ydr  nu  farit  Fa.  3,  289.    nur  eiue  scheinbare  ausnähme 
macht  ncest  Heljar  gauga  N.  Les.  14**,    denn  da  ist  haus  zu 
denken,  vergl.  at  (£gis,  heima  at  fedir  mins  Fa.  1,  192. — 
das  nordische  ^rra  geht  mit  dem  dativ  verbunden  in  die  be- 
deutung  berauben  über,    hat  aber  offenbar  auch  so  zunächst 
entfernen  bedeutet,    hon  ßrrir  \Xk  flezto  gamni   Sig.  1,  29. 
ähnlich  nema  :  aldri  Gudr.  2,  32.  entfernt:  fiarlaegr  mer  Fa. 
3,  278.    vararoi  firda  i|)rott  N.  L.  3r.    getrennt:   fräskildr 
honum  Fa.  3,  277.     en  ef  bondi  hennar  vili  firra  häna  hei- 
munjylgio  sinnt  Guia^.  228.     dies  kann  erklären,  wie  stela 
und  rtena  hier  auch  in  prosa  stets  den  dativ  des  gegenstän- 
des nach  sich  haben:  ks  er  stolinn  hamri  Thrymsqu.  1.    el 
madr  stelr  pvi  er  aett  er  N.  Les.  67^'.  er  bann  slikan  konung 
sigri  rmnti  Fa.  2,  45.  ver  skuhim  lydi  lifi  rcena  Fa.  3, 46t. 
rwniu  mik  peim  ]>ä  eigi  Fa.  3,  384. —  bann  he6r  svipt  sial- 
fan  sig  allri  huggum  af  gods  ordi  AI}).  1845.  s.  525.     ad 
svipta  ombaettismenn  .  .  pessum  hagnaii  ebend.  s.  132.   — 
nactir  |)eir  urdu  ok  nwmir  hvivetna  S61.  9.  so  auch  hnug- 
ginn  miklo  .Grimn.  50.  —  dies  die  gewöhnliche  construction, 
man  sagle  auch  rsena  at  yopnum  Fa.  1,  42i.  —   als  ein  sich 
entfernen  —  von  einem  eigenthura  —  mag  auch  das  veräu- 
Jiern  gedacht  worden  sein,    da  es  mit  dem  dativ  erscheint, 
at  loga  honum  eigi  N.  L.   118^.    l)ü  em  ek  hrseddr  um,    el 
f)u  logar  peim  Glums.  c.  6.  —     im  sinne  von  ausleihen  hat 
byggja  acc.  der  sache,  aber  wird  es  für  veräufsern  gebraucht 
oder  entfernen,  dat.j    bann  hefir  og  bi/ggt  sialfum  ser  ut  ur 
samfelagi  Alp.  1845.  s.  525. 

Dem  nahen  folgt  das  begegnen  in  derselben  Verbindung, 
feil  hvorr  er  peim  mastti  af  lidi  Haldiugja  Fa2,  373.  ok  mcstir 
einum  gamlum  manqi  Fa.  I,  150.  mmtti  haqn  p6r  (dat.) 
mida  garda  Thryjnsqu.  9.  bann  vill  nu  heldr  inasia  peim,  enn 
flyja  odal  sitl  Fa.  2,  372.  ok  moeta  peirra  dstigum  Kon.  540. 
daher  auch  die  präpositiouen  m6t  imöt,  m6ti  imöti  den  dativ 
nach  sich  haben,  und  die  adjectiva  wie  m6tstadligr  Orkn.  448. 
rettum  lögum.  —    ist  das  entgegengehen  ein  feindliches,  ein 


ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATIV.  33 

ankämpfen,  so  steht  gewöhnlich  d  oder  at  einum ;  doch  ist 
vinna  aoch  noch  mit  dativ  verbunden,  vinnat  skiöldungar 
sköpom  H.  Q.  3,  2!  (ankämpfen  gegen  das  Schicksal);  vergl. 
ecki  mä  vid  6sköpum  vinna  Isl.  mAIsb.  s.  17;  im  sinne  von 
besiegen  mit  acc. :  unz  pik  aldr  vi^r  Oudr.  2,  30,  ebenso 
Fa.  2,  370.  371.  N.  L.  188\ 

Weichen  und  abweichen  machen  (vtkfa)  hat  den  dativ 
der  person  und  der  sache  bei  sich,  welche  man  abweichen 
macht;  dies  wird  aber  instnmüsntal  sein  wie  bei  venda,  snün 
und  ähnlichen. 

Statt  mir  ist  entwichen,  entfernt,  heifst  es  kürzer  mir 
fehlt ;  dieser  persönliche  dativ  ist  im  nordischen  nur  bei  brestr 
mer,  bilar  mer  vorhanden :  brestr  f)eim  visdomrinn  Fa.  3, 280, 
mer  bilar  hugr  Fa.  1,  425;  dagegen  zu  vantar  und  skortir 
gesellt  sich  accusativ :  eigi  vantar  |)ik  sköruglcik  Fa.  3,272. — 
das,  dem  man  sich  naht  und  entfernt,  steht  im  accusativ,  wenn 
n^lgaz  lind  firraz  gebraucht  ist:  en  sva  her  ras  bennar  til, 
at  hun  firrizi  pa  stadi  stundum,  er  hun  ndlgaz  stmidum 
Kon.  38.  I)eir  ndlgudu  brätt  f)etta  land  N  Les.  141'*.  ßrz 
f)u  eigi  gsefu  f)ina  Glums.  c.  23. 

Wie  nwr  (nahe)  selbst  mufs  natürlich  auch  nasrveründL 
(gegenwärtig)  verbunden  werden,  und  dessen  construction  be- 
kommt, während  apud  und  penes  acc.  haben,  auch  hid^  er 
hid  voro  skilordi  fieirra  ok  kaupi  Gula{>.  307.  stöd  at  mann- 
drdpum  med  odrum  Orkn.  448.  —  in  einigen  fällen  hat  auch 
der  ort,  wo  man  sich  findet  oder  aufhält,  blofsen  datfv:  er 
funduz  y^rrfw/i  Ermingcrdar  Orkn.  288.  ef  keiinir  arma^r 
{)at  manni,  at  bann  hafi  vistum  verit  med  utlogum  manne  ä 
j)ingi  eda  .  .  N.  Love  1,  72.  cf  bann  er  vistum  med  hanom 
cb  —  ver^l.  Vidr  (hÄt  ek)  at  vigovi  Grimn.  48;  f)ingom  at 
47,  ohne  präp.  auch  at  vteri  vistom  heima  Hrafn.  7.  fifcr- 
Vis  tum  Vera  Od.  5,  5!. 

7.  Der  gegenständ,  den  jemand  anrührt^  anstq/it,  an- 
,fq/sty  atmimmty  aufnimmt,  und  so  auch  im  gegentheil  der 
von  dem  ich  ablr\fse,  den  ich  ablege  und  aufgebe,  auf  gei- 
stiges übertragen  wird  das  auffafsen  zu  vernehmen,  verste- 
hen,  das  ablafsen  und  annehmen  zu  gewöhnen,  aucli  diese 
verba  nehmen  den  dativ  an. 

Z.  F.  D.  A.  VIII.  3 


♦  * 


34  ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATIV. 

Dafs  die  vorslelluug  des  anrührens  auch  im  nordischen 
einst  wie  im  gothiscben  den  dativ  erfordert  habe,  zeigt  sich 
in  der  Verbindung  der  prosa,  ä  pvi  tr4  skulut  {»it  ecki  taka 
Kon.  500,  wofür  wir  sagen  müfsen,  an  diesen  bäum  sollt  ihr 
nicht  rühren,  nordisch  aber  der  dativ  gebraucht  ist.  so,  auch 
in  dem  satze,  ok  tök  ä  honum  ok  bad  bann  vakna  Fa.  3, 
509.  reiner  dativ  noch  bei  kreifa  berühren:  aipessari  hugsun 
ha6  fyrr  verid  kreift  Al})ing.  1845  s.  343.  der  gewöhnliche 
begriff  nehmen  bei  taka  hat  den  acc.  erhalten,  dagegen  ist 
der  dat.  geblieben  wenn  es  den  sinn  von  annehmen,  aufneh- 
men, besonders  gastlich  empfangen  hat,  {lessu  tali  tekr  ko- 
nungr  vel  Fa.  I,  120.  tök  [)vi  vel  Hmskr.  1,  178.  Thorsteinn 
tok  pessu  bodi  med  |)ökkum  Ist.  2,  197.  at  raega  taka  {>vi- 
likum  sdtlvm  Al[).  1845  s.  487.  konungr  tök  honum  vel 
N.  L.  44".  iarl  tök  honum  vel  Fm.  3,  91.  \k  er  {»esshättar 
konum  skyldi  taka  N.  Les.  144*.  (empfangen,  aufnehmen) 
konungr  tök  }fy\  scinilega  Fa.  2,  348.  für  dies  annehmen  steht 
besonders  taka  cid:  bidr  nu  Sigurd  vidtaka  sverdinu  Fa.l, 
155.  var  tekid  vid  {»eim  bädum  hendum  (der  letzte  dativ  als 
instrumentalis  bürgt  für  die  reine  natur  des  ersteren)  Fm.3, 
82.  vid  mun  ek  taka  i%nu  Fm.  2,  96.  —  greip  ä  stefni,  griff 
an  den  stefen  Hym.  27.  —  hrini  |)at  allt  d  per  Fa.  3, 206. 
henda  hat  gewöhnlieh  acc,  besonders  in  der  bedeutung  er- 
fafsen,  treffen  Fm.  3,  179.  Kon.  114,  allein  im  vers  zeigt 
sich  noch,  für  auffafsen,  er  ek  henta  smäbömumN.  L.  127^. 
[leir  hendtu  svo  storum  steinum  ofan  af  biörgunum  Od.  3  s.  27. 

AnstHfsen  wird  gleich  behandelt  mit  anrühren ;  den  dat. 
|)u  stiakar  mer  Fa.  2,  370  kann  man  kaum  instrumental  nen- 
nen; das  wäre  ein  solcher  wie  foeti,  hendi.  gleichbedeutend 
ist  bellai  eigi  mä  öfeigum  bella  Isl.  1,  334.  hvort  Hrolß  ko- 
nungi  mä  ecki  bella  Fa.  1,  96.  er  nu  drepit  skyjum  (mit 
den  wellen)   schlägt   er   nun  an  die  wölken   N.  L.  120'.  — 

Reiben:  klö  iötninwn  med  kömbum  Fa.  3,  471. 

Sengen  an  etwas :  honum  sveid  {)at,  im  sinne  von  es  är- 
gerte ihn,  schadete  ihm;  so  auch  bei  krija  reiben:  at  peim 
hriß  sialfum  Fa.  3,  319.  sialfum  per  gnüa  Fa.  2,  130. 

Streicheln :  hun  klappadi  honum  Od.  2  s.  8. 

Ablafscn  hat  nie  einen  andern  casus,  wie  es  auet^  aus- 
gedrückt sein  mag,    als  den  dativ  des  gegenständes   dem   ich 


ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATIV.  35 

inicb  entziehe ;  lata  selbst  wird  dabei  zu  aufgeben :  fyrr  skal 
ek  mino  fiörvi  Idta  Sig.  Qu.  3,  15;  gewöhulicher  ist  ISttaz 
ISttir  sorgum  ok  harmsamlignin  andvö'rpum  Kou.  39.  ok  aldri 
henni  frä  andlitinu  Utta  Fa.  3,  337.  ok  I4tta  eigi  fyrr  siani 
ferd  Fa.  3,  617.  —  hwtta  svä  gödum  ummaelum  um  mik 
N.  L.  160**.  hun  vard  Uttari  at  sveinabarni  ISO**,  vei^l. 
—  ok  hafnar  svä  Ir^it  sinui  natturo  Kon.  84  (ablegen),  vergl. 
Fa.  3,  497.  at  ver  munom  hqfjta  ätruuadi  vorom  N.  L.99**. 
all  f)a  er  aßäta  sinui  uvizku  Orkn.  450.  f)vi  skal  bann  frä- 
falla  fiessari  sa^md  Kon.  747.  at  bann  afUtii  [)essu  starfi 
Orkn.  450. 

Wie  das  aiifnebmen  mit  der  band  oder  pQege,  so  wird 
aucb  das  vernebroen  mit  dem  obr  und  das  vernebmen  des 
Verstandes  verbunden.-  namentlicb  hljda  anböreu  regiert  den 
dativ  des  gegenständes:  at  [)er  hl^ddil  kva^dinn  N.  L.  44*. 
at  ^u  hljdir  ^rifsam  ligum  rädum  Gardkonungs  Fa.  3,  671, 
welches  anhören  in  gehorchen,  befolgen  übergeht,  ähnlich  ist 
nema  rädum. 

Vernebmen  in  dem  verbum  kunna  wird  tbeils  empGnden, 
kunnu  pvi  stdrilia  (vernahmen  es  sehr  übel)  N.  L.  143^.  er 
nu  pessu  eigi  illa  at  kunna  N.  L.  120'*,  tbeils  verstehen  und 
einseben:  kann  ma])r  miötuf)e  H4v.  60,  der  mann  weifs  das 
mafs.  fär  kunni  ^eim  fliodalAtom  Ed4.  2,  252.  kunni  bann 
näliga  mannsmAli  Fa.  443.  daneben  f)eir  kunna  sva  vel  4 
skidum  Fm.  1,  9.  doch  skilja  bat  acc,  kenna  empfinden  aber 
gen.  —  wmnehmen  wird  aucb  dpeckr  (ähnlich)  gehören,  da 
es  auf  I>iggja  zurückgebt,  mag  es  (tbejl)nebraend  an  der  ge^tait 
eines,  oder  wie  genehm^  gemäß  gedacht  sein :  jedesfalls  bat 
ä^eckr  honum  reinen  dativ,  da  in  jenem  worte  eine  richtung 
durch  d  ausgesprochen  ist. 

Aus  der  acht  verlieren,  vergefsen  bat  im  nordischen  nicht 
genitiv  sondern  dativ,  sowohl  bei  tyna  als  bei  gleyma;  dies 
wird  aber  befser  zur  folgenden  reibe  gestellt,  da  es  als  ver- 
lieren gedacht  ist. 

Dagegen  mufs  etymologisch  zum  ablegen  das  gewöhnen 
gestellt  werden,  gewöhnt  an  etwas,  vanr,  ist  dasselbe  wort 
welches  zunächst  entblöfst,  leer  bedeutet,  wie  nun  vacare 
rei  den  Übergang  zum  neuen  vollen  zustande  euthält,  so  be- 
greift vanr  pvi  das  erfafsen  und  volle  aufnehmen  eines  andern 

3* 


36  ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATIV. 

kÖDnens  und  ausübens  in  sich ;  vanr  jiess  ist  leer  daran,  vanr 
j)vi  gewöhnt  daran  5  ebenso  ist  es  mit  andvanr.  gullbitti  vanr 
H.  Q.  3,  34.  ecki  muntii  jiessu  verki  vanr  vera  Isl.  2,  57. 
erud  vanir  vigum  2,  163.  vantr  at  hardfengi  2,  82.  ek  er 
vanari  sallbrennum  N.  L.  127**.  das  abgeleitete  venja  wird 
nun  in  prosa  am  meisten  mit  vid  verbunden,  venja  hann  vid 
if>rottir  Fm.  1,  78;  doch  ist  dichterisch  noch  die  alle  con- 
strnction  vorhanden:  unda  ek  vel  j)a  er  vandis  vineik  (die 
frau)  tali  vänu  Orkn.  292.  of  vanf))  vdai  Edd.  2,  294.  ecki 
vandis  Oddr  blötom  N.  L.  18l\ 

Wie  sich  das  anrühren  zum  ergreifen  verhält,  so  das  ko- 
sten zum  efsen,  trinken,  daher  gehört  hierher  auch  der  dativ 
bei  hergja:  ölvi  bergja  letztu  eigi  mundo  QEgisdr.  9.  die 
spätere  spräche  hat  den  dativ  noch,  aber  mit  derselben  prä- 
position  welche  bei  anrühren  hinzutritt:  ef  hann  bergir  k 
jivi  Kon.  541.  sä  mun  ä  blodi  bergja  minu  N.  L.  178^. 
dichter  sagen  auch  jetzt  noch :  ä  vara  |)inna  bergdi  eg  brunni 
N.  Fei.  7,  150.  sogar  ansehen  (siA  ä)  hat  dativ:  gudir  sia 
aumir  d  hröktum  mannt  Od.  2,  16. 

8.  Der  gegenständ  den  ich  halte ,  erhalte  und  zwiick- 
halte^  so  wie  der  den  ich  verliere  oder  verderbe  und  um- 
bringe, mit  dem  erhalten  steht  sieh  gleich  das  schützen^ 
retten,  schonen,  sparen;  mit  dem  zurückhalten  geht  das  i7?ä- 
fsigen  und  im  zügel  hallen,  stillen,  aufhören  machen,  zur 
ruhe  bringen,  auf  der  andern  seile  findet  sich  in  gleicher 
Stellung  mit  dem  verlieren  das  vergefsen,  mit  dem  schützen 
und  schonen  im  gegensatz  und  mit  verderben  gleich,  das  ge- 
ßihrden,  das  wagen  und  wetten,  endlich  der  behandlung  des 
Verderbens  folgt  auch  das  mishandeln,  das  verschwenden, 
das  verschwenden,  vertilgen,  ausrotten,  tödten  in  den  mei- 
sten, doch  nicht  allen  hierher  gehörigen  ausdrücken. 

Eigenlhümlicb  ist  schon  dies  dem  nordischen  dafs  selbst 
bei  dem  körperlichen  halten  das  object  im  dativ  steht,  wenn 
auch  das  festhalten  oder  zurückhalten  darin  nicht  hervortritt: 
Skuld  hm  skildi  Völ.  28.  jarl  band  at  halda  skildi  fyri 
Thorsteinn  N.L.  148^.  hallda  skipinu  til  Groenlands  141^.  das 
letztere  könnte  instrumental  gefafsl  werden,  ich  halte  mit  dem 
schiffe  wohin,  da  das  halten  fast  gleich  segeln  wird ;  aber 
nicht  das  erstere,    denn  das   instrument  des  schildhaltens  ist 


# 


ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATIV.  37 

die  band,  nicht  der  schild,  während  beim  würfe  aufser  dem 
object,  welches  davon  betroffen  wird,  nächst  dem  näheren  In- 
strument der  band  ein  entfernteres  instrument  das  ist  womit 
man  wirft,  zur  bestätigung  der  objectiven  natur  des  dativs 
bei  halten. dient  auch  dafs  es  den  geraden  gegensatz  bildet  zu 
fallen  lafsen  und  verlieren,  wofür  der  dativ  feststeht:  ok  hafi 
|)at  (skrimsl^  hörst  at  skipi  ok  [langat  steipzt,  |)a  hafa  menn 
vi  tat  Visa  manntion  ä  |)vi  skipi,  enn  ef  |)at  hefr  borst  fra 
skipi,  en  |)angat  steipzt,  \k  hafa  menn  venit  i  godri  vilnan,  at 
|)eir  mundi  hhlda  mönnum  Kon.  168.  [lar  helduz  menn  allir, 
en  tpndu  fö  miklu  N.  L.  107".  —  ferner  spricht  dafür  die 
abwechselung  der  directen  construction  mit  der  präpositionei- 
len durch  ä,  wonach  das  halten  dem  anrühren,  anfafsen  paral- 
lel wird  (nr7.):  k  |)essari  gamansra^ddo  haida  Kon.  162. 
und  auch  wir  sagen :  ich  halte  an  dem  ende  des  netzes,  wie 
nordisch  A^/^Th6rr  enda  ödrum,  ok  ödrum  heldu  allir  iEsir 
ok  dr6gu  netit  N.  L.  90^.  kalda  sinni  natturu  Fa.  3,  281. 
halda  lögum  Kon.  499.  halda  sidvenju  sinni  N.  L.  141**. 
at  ha/da  b^ttum  vid  oss  Fm.  3,  93.  ke/du  {)eir  sinni  vinattu 
Fa.  2,  404,  wofür  ungenauer  auch  accusativ  eintritt,  wenn 
vel  dabei  steht:  hSlt  vel  tru  sina  Fm.  2,  158.  sicherer  steht 
dativ  bei  der  bedeutung  festhalten  aufhalten  und  zurückhalten, 
wobei  wieder  auch  d  vorkommt:  örn,  og  hilt  k  skialfandi 
dufu  i  kl6num  Od.  5  s.  70.  nu  taka  |)a;r.  konurnar  til  hennar 
ok  vilja  ha/da  kennt  Fa.  2,  198.  fyrirbaud  bann  monnum 
aihalda  |)eim  mann!  Kon.  116.  en  ek  hefi  lengi  haldtt  ho- 
num  brafddum  Fa.  3,  290.  eg  Mit  mer  Josium  vid  [>at  Od.  3 
s.  76.  Mldu  I)eir  dskerdtu  viti  sinu  ebend.  31.  |)e8su  yram- 
halda  Fa.  3,  316.  sem  hanom  vaeri  i  vatni  haldit  Kon.  117. 
halda  muu  ek  mega  munni  minum  Fa.  2,  261.  wo  es  dem 
mäfsigen  stilla  nahe  kommt,  ebenso  nöthig  ist  der  dativ  der 
bedeutung  behalten,  erhalten  (servare)  er  [)u  velli  heiz  das 
feld  behauptetest  N.  L.  32*.  oben  erhalten:  {)u  skalt  vera 
heima  ok  halda  h^b^lum  upp  Isl.  2,  84.  ok  halda  öngir  stol- 
par  henntw^^  Fa.  3,  665.—  halda  lifi  0.  G.  31.  Fa.  2, 442. 
rikinu  Orkn.  446.  halpi  per  Gr6ug.  7.  halda  stridi  Fa.  2, 
408.  Mit  upp  allum  kostnadi.  dagegen  hat  das  wort  den 
accusativ  stets,  wenn  es  unterhalten,  ernähren  ist,  halda 
sveina  Fa.  1,  6.  9.  3,  270,  oder  wenn  es  periphrastisch  steht, 


38  ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATIV. 

wie  in  wacht.halten,  hallda  vörd,  niosDir  Koo.  257.  259.  hell 
spurnir  ül  Fa.  3,  539,  neben  belt  spurningom  iil  ebend.540. 

Für  die  nahen  begriffe  schützen,  retten,  schonen,  sparen, 
märsigen  nehmen  A/t/ä,  hi^a,  forda,  oyray  pirma,  vcpgjcy 
sHlla  stets  dativ  in  ansprach,  bei  spara  wechselt  der  accusa- 
liv  damit  ab,  foriaz  verlangt  letztem,  beispiele  sind  sehr 
häufig:  honnm  hlißti  skyrta  hans  Fa.  2,  231.  leit  alla  ialm- 
vedrs  eI{)olla  ser  hlifa  186^  (sich  schonen),  at  engum  skyldi 
hlifa  Kon.  675.  hlüa  eigentlich  wann  machen,  dann  schützen: 
hlprat  kennt  hast  ne  bärk  Häv.  500.  hvat  per  hvergis  hlpr 
Fa.  2,  134.  forda  lifi  sinu  (retten)  Kon.  728.  hvort  henni  er 
fordat  N.  L.  117**.  eyra  skyldu  Baldri  eldr  ok  vatn  N.  L. 
88*.  pirma  mönnum  ok  skipum  Kon.  125.  at  ek  skal  per 
eigi  pyrma  Fa.  3,  609.  fadir  minn  vcpgir  öngum  manni  Fa. 
3,  505.  gridum  pyrma  N.  L.  79*".  ok  vil  ek  giarna  pyrma 
hanom  Kon.  756.  miskunamer,  hena  Od.  2  s.  16.  yfir  mig 
3,  15.  ecki  var  tilsparat  biki  ok  |)urram  skidum  Fa.  1,  83; 
aber  auch  spardi  enga  luti  vid  vini  sina  Orkn.  146.  eigi 
spari  ek  mat  vid  ydr  Fa.  3,  272  ;  dcgegen  hirda  und  fordas 
sich  schützen  vor,  sich  hüten  vor,  nimmt  accusativ  an ;  heldr 
fordast  \€\v  veidimanna  fund  Kon.  127.  47.   vergl.-  firraz. 

Mit  dem  mäfsigen  stUla  ordum  sinum  Isl.  2,  337  ist  das 
einhalten  verwandt;  indessen  stödva  hat  acc%  in  der  prosa: 
genga  imilli  ok  stodvadu  {)ä  Fm.  1,  59.  mildem  dagegen, 
mag  es  durch  vcpgja  oder  durch  Unna  (von  linnr  weich,  lind) 
oder  durch  Utta  (leichter  machen  v.  l^ttr)  gegeben  sein, 
bleibt  beim  dativ  des  gegenständes :  engi  veit  hvenaer  pvi  Un- 
nir  N.  F.  7,  209.  linnti  hun  aldrei  af  öpi  ok  umbrolum  Isi. 
1,  326  (späteres  stück),  edr  hvar  ddmi  skal  vcegja  (den  ur- 
theilsspruch  mildern)  Kon.  639.  stillen  wird  zu  einem  völli- 
gen zur  ruhe  bringen  in  Unna:  linnar  nä  bardaganum  Fa. 2, 
287.  Utta  storminom  N.  L.  100^.  ok  bidr  hana  ha:tta  f)essu 
tali  (von  einer  leidenschaftlichen  Forderung)  Isl.  1,  326.  hmt" 
tir  nd  siglingu  N.  L.  142*.  naer  Mta  mundi  öärani  [>essu 
N.  L.  144'.  —  slotar  es  schliefst,  läfst  nach  :  J)Ä  slotadi  j)eim 
•  .  stormi  Od.  3  s.  76  kann  instramental  sein,  so  auch  hcetta 
eigentlich  wohl  zur  sitte  (h&ttr)  bringen,  dann  einstellen,  be- 
schwichtigen, stormiy  siglingu.  endigen  mit  enda  hat  acc.^ 
aber  mit  slita,    Idka,  16tla  stets  dativ,   während  stita,  wo  es 


ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATIV.  39 

zerreifsen,  abreiPsen  bedeutet,  den  accusativ  regiert. —  auch 
fristen  ist  aufhalten,  at  f>er  frestad  mauud  brullaupunnm  Fa. 
3,  305. 

Auf  der  entgegengesetzten  reihe  ist  ein  ähnlicher  verlauf 
vom  fallen  lafsen,  aulser  acht  lafsen,  preis  geben,  gePährden 
bis  zum  umbringen  und  vernichten,  das  endigen  ist  hier  ein 
fallenlafsen  des  sichern  oder  stehenden,  das  endigen  dort  war 
ein  einhalten  des  erregten,  das  umfafsendste  wort  ist  t^na^ 
es  ist  verlieren  :  tpidu  tuttugu  skipum  Fa.  3,  317.  aldri  tijna 
Sig«  Q-  3,  48.  58.  iifi  Ipia  6.  Qu.  2,  11.  vei^efsen  t^n  f)0 
eigi  heldr  \\nm  |)ungo  Kon.  23.  transitiv,  vernichten:  ok 
t^ndi  hverki  borginni  ne  folkino  Kon.  593;  sä  hrossvatr,  er 
tifndi  skipum  vorum  Fa.  3,  318.  ok  glatadir  |)ä  eilifri  saeiu 
Kon.  537.  trans.  \\\  hefir  Giuka  um  glatat  börnum  tielr.  4. 
at  |)vi  tapar  margr  heilsinni  ok  vitinu  Hirdskr.  c.  27  (eigent- 
lich untertauchen),  auch  glfynij*i  folgt  dieser  weise*:  enn  3 
vetrum  sidar  \k  gleymdi  Simei  pessu  sättmdli  Kon.  743.  at 
bann  hafi  gleymt  fiAreign  sinnt  frft  f)vi  um  vörit  Al[).  1845 
s.  127.  glcyma  fodurlandi  Od.  3  s.  31. 

Gerährden  ist  kwttay  und  wird  zu  preisgeben  und  wagen. 
6fuss  em  ek  {)ess,  at  hcetta  [)er  einum  ä  bans  vald  N.  L.  126**. 
at  [)u  hcettir  eigi  Iifi  pinu  undin  heljarmenn  |)enna  Fa.  2, 392. 
sva  hcRita  ek  höfdi  til  Hävam.  107.  at  hcRita  f)essum  leik 
Fa.  3,  369.  |)u  hcsitir  eigi  Iifi  \\wx  Fa.  2,  392.  231.  |>ü  skal 
ek  lifinu  voga  Fa.  3,  616.  —  ebenso  wetten:  höfdi  ve^'a 
vid  scolom  .  .  um  gedspeki  Vaf[)r.  19. 

Verderben,  zunächst  wohl  aufreifsen,  ist  spilla^  sifjom 
Völusp.  41.  at  [linn  fadir  hefir  mer  ecki  enn  sfili^  [>vi  bann 
er  madr  örvasa  ok  natturuiaus  Fa.  S,  470.  ok  spilla  f>artil 
margs  m^nns  blödi  Fa.  2,  401.  spilla  »tla  ek  bMom  A.  M. 
73.  mishandeln :  ef  [)eim  verdr  mis[)irmt  Kon.  263.  fast  schon 
dem  verlieren  gleich  ist  Jyrigera  verwirken :  [la  hefir  bann 
Jyrigiört  [)ionus(u  sinni  Hirdskra  c.  55.  skyldi  ssijyrigiöra 
lifinu  Isl.  2,  335.  aber:  [)a  baffer  han  vidrlag  tapat  ok  sik 
sielfan  ybr^ior^  Viderl.  N.  L.  86*.  —  das  spätere  ybrrfiVir/« 
hat  accusativ  Fa.  3,  289. 

Umbringen  nicht  jimt  fyrirkoma  mönnum  N.  L.  124',  was 
instrumental  sein  kann,  sondern  auch  stets  bana  tödlen  mit 
dativ:  at  bana  [»er  ok  öilum  mönnum  \mxai  Fa.  2»  249.  opt 


0 


• 


.♦ 


40  ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATIV.  ^ 

banadi  hann  |)anned  mönnum  i  bardögum  Fa.  2,  390*  Jbidto» 
Dum  Od.  3,  45.  —  wenu  eyda  ausrotten  bedeutet,  hat  >es 
dativ,  besonders  bei  personen :  höfdu  [leir  eytt  vikingum  öt- 
ium  Fa.  2,  203.  at  eyda  üviniuum  |)eiin  Orkn.  440.  eyda 
öllum  sonum  Haralds  Fm.  1,  16.  eydfa  kristind6minom  N.  L. 
101*.  hvargi  skaltu  eyda  vopnum  ])inum  met  hegouiliguni 
brottvörpum  Kon.  388  (verschwinden).  |)at  er  6|)arG,  ad  eyda 
ordum  Ny  Fei.  7,  216.  ad  eg  ])urfi  eigi  ad  eyda  ordum  ad 
fivi  Al[).  1845  s.  386.  dagegen  im  sinne  von  ausleeren,  ver- 
öden, steht  die  sache  im  accusativ :  hun  eyddi  allt  rikit  baedi 
af  fö  ok  af  mönnum  Fa.  3,  657.  eyda  landit  Hmskr.  2,  248. 
öfsöa  Jota  dolgi  N.  L.  98\  sandrlyndi  sdar  fö  bg  nAdum 
(verschwendet)  Isl.  mdlsh  s.  44. —  offara  sino  fiörvi  Hmskr. 
1,  54.  Fafni  \xm  farit  Fafnm.  23.  farü  hafdi  bann  altri  altt 
GeinM^is  H.  Q.  2,  14.  offara  mino  fiörvi  Fafnm.  5.  —  fyrr 
skal  A  mino  fiörvi  Idta^  enn  ])eirrar  meyjar  mei|)mom  tyna 
Sig.  Qu.  3,  15.  daher  Idtaz  umkommen,  wie  tyuaz,  tapaz, 
giataz  wahrscheinlich  durch  ser  aufzulösen  sind,  dagegen 
missa  iifit  Fa.  3,  270.  aber  wieder  sdlga  (tödten)  sem  sdlgar 
öllum  mönnum  Od.  5  s.  28.  selbst  sldtra  (schlachten)  stdrum 
saudum  ebendas.  71. 

9.  Der  gegenständ  vor  dem,  oder  gegen  den  hingewen- 
det ich  mich  scheue ^  fürchte^  erzürne  oder  sicher  weifs, 
dem  ich  traue^  vor  dem  ich  mich  sicher  stelle  und  verwahrcy 
gegen  den  ich  mich  wehre;  vor  dem  und  dessen  ich  mich 
freue,  befriedige  und  zufrieden  bin,  bei  dem  letzteren  ge- 
brauchen wir  mit:  ich  bin  damit  wohl  oder  übel  zufrieden; 
gleichwohl  ist  der  dativ  bei  una  nicht  ein  instrumentaler,  da 
es  genau  dem  lateinischen  acquiescere  rei  entspricht  und  auch 
mit  vid  verbunden  wird. 

Nur  kvida  unter  den  Wörtern  die  fürchten  und  sich  er- 
schrecken bedeuten  bat  dativ:  kvid  t\^\  [)vi  Fa.  1,  195.  ecki 
kidi  ek  [)vi  Fa.  2,  225.  auch  mit  vid:  bad  hann  ei  vid  dauda 
drcngi  kvida  Fa.  2,  53.  eben  so  sid  vid  sich  scheuen,  sich 
vorsehen  vor  etwas;  und  das  einfache  sidz  mit  at:  sa  s4x 
fylkir  faest  at  lifi  H.  Q.  1,  12.  wahrscheinlich  auch  mit  blofsem 
dativ.  —   doch  öttaz  fordert  accusativ,  eben  so  cedraz. 

Zornig  und  zürnen  kann  eben  so  blofsen  dativ  wie  vid 
und  at  mit  demselben  haben:   iarlinn  reidisi  ordwn  Biarnar 


;  ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATIV.  4! 

Fa.  3, 298.  Ingibiörg  reiddizt  pessu  miök  Fa.  3,  299.  gremja 
god  at  ser  N.  L.  118\ 

Trauen,  trua  und  treysta  bedarf  keines  beispiels.  man 
sagt  auch:  sem  hann  treysti  ser  eigi  lengra  at  fara  Fa.  3, 
382.  aber  .mistrüa  hat  daneben  aecnsativ  dessen  dem  man 
niislrauet;  so  auch  gruna,  —  dagegen  wehren:  ßandom  vor- 
jas  (sich  vor  den  feinden  wehren)  A.  Q.  20.  ek  geymi  mer 
{)vi  breytingaralkva;di  Al[)ing.  1845  s.  127  (verwahre  mich 
gegen). 

Bemerkenswerth  ist  fagna  mit  dem  einzelstehenden  ad- 
jeclivischen  pari,  feginn;  gagni  urJ)o  j)eir  [)d  litt  fegnir 
Harb.  2H.  uu  em  ek  sva  fegin  fundi  ockrom  H.  Q.  2,  41. 
ok  fagna  (werden  froh)  nygeorri  sa;lt  Kon.  47.  ^fßgnar 
peim  vel  Fa.  3,  617  (wohl  aufnehmen),  vergl.  [)iki  WX  eiki 
gaman  at  litinu  Fa.  1,  52.  —  daher  erklärt  sich  dab  Mkemta 
unlerhalleu,  kurzweilen,  erfreuen  mit  dativ  der  person  ver- 
bunden wird,  hann  skemti  gumum  N.  L.  54*",  wobei  auch 
möglich  ist  dafs  der  accusativ  zeit  ausgelafsen  ist,  —  beson- 
ders aber  dafs  leika  spielen,  sich  vergnügen  nicht  nur  dativ 
der  person  hat,  16k  ser,  sondern  auch  des  gegenständes 
woran  man  sich  vergnügt,  obwohl  jetzt  at  dabei  nöthig  ist: 
Ic^k  at  handsöxum  Sn.  Edd.  2,  leikr  ser  at  fiskum  Fm.4, 56, 
{)au  leika  ser  at  guUi  Fa.  1,  132,  |)essir  menn  l^kust  allir 
barnleikum  Fa.  3,  594  (kann  instrumental  sein)  ok  taH  [tat 
scm  sialfl  Uki  ser  Fa.  3,  391.  —  etwas  anders  verhält  es 
sich  wohl  mit  svala  kühlen,  erquicken:  eg  svala  huga  rni" 
num  k  harminura  Od.  1829.  1,  59.  kann  sein:  ich  mache  (es) 
kühl. 

Zufrieden  sein,  genüge,  liebe,  freude  haben,  sich  weiden 
an  etwas:  gamni  ma;r  undi  Harb.  29  {una  für  vuna  von 
vinr  freund,  goth.  vinja  weide,  wie  auch  yndi  für  vindi  und 
wonne).  öngo  at  una  Häv.  95.  undu  allvel  sinu  rädi  Fa.  3, 
604.  undu  |)vi  störilla ;  später  loser  auch  mit  vid  wie  die 
obigen  verba:  unandi  vel  vid  sina  ferd  Fa.  3,  597. —  undu 
|)eir  vel  sinum  lut  Orkn.  166.  [)u  raedir  hversu  \^  unir  [)i- 
num  lut  ok  eyrindi  Orkn.  444.  unda  ek  aldri  0.  Gr.  13. 
lifi  oft.  —  so  auch  im  gegentheil:  margir  öpcegdu  honum 
(hatten  misgefailen  an  ihm)  Fa  3,  196.  —    gloich  dem  obigen 


42  ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATIV. 

fiandom  verjaz   hiers  es  altdeutsch:    sih  ßanton  zirr^ttinne 
(vor  den  feiaden)  Otfr.  i,  1,  75. 

10.  Dem  vor  folgt  das  für  uad  gegen,  mithin  hat  der 
dativ  seine  vorzügliche  stelle  bei  der  persou  oder  sache  der 
ich  eine  gute  oder  üble  gesinnung  hege,  mit  worten  ausspre- 
che, oder  durch  handlungen  nützend,  schadend  bethätige.  da- 
hin gehört  gönnen^  gutes  oder  übles,  im  nord.  jedoch  nicht 
neiden  wünschen  und  zwar  nicht  segnen  (blessa),  aber  hajsen 
fluchen  (bölva)y  bitten  nebst  Jurbitten,  loben,  rühmen  und 
verkleinern,  und  so  auch  helfen,  schaden,  hindern,  sorgen 
ßlr  jemand  oder  etwas  hat  accusativ,  wenn  es  mit  annaz 
gegeben  ist  Isl.  1,  349.  287,  aber  bei  rädstafa  wieder  dativ 
Al|).  s.  125.  so  auch  bei  hugsa:  ?X  fAtmkum  er  hugsat  Al]^. 
127.  selbst  das  für  bei  dem  gegenstände  wofür  ich  zoll  ent- 
richte hat  blofsen  dativ :  vorutegundum  .  .  sykri,  rommi  og 
raallas  er  gotdinn  .  .  talsverdr  tollr  Al|).  s.  598.  —  das  all- 
gemeinste wort  dieser  art  ist  sinna,  voll  sinnes  sein,  sollen, 
sich  kümmern  um,  wohlwollen  und  im  gegentheil  (bei  mer 
sinnaz)  zornig  werden:  sem  engri  sanngimi  sind,  sich  an 
keine  bilKgkeit  kehrte  Od.  3,  18.  honum  sinnud  N.  L.  i59\ 

Bei  Unna,  was  bekanntlich  ein  neues  praesens  zu  dem 
ursprünglichen  praet.  ann,  unnum  ist,  mag  das  verlorene 
praesens  iiina  bedeutet  haben:  wohnen,  daher  innen  sein, 
und  sich  (sibi)  zu  einem  inneren  machen,  denken  und  geden- 
ken, sorgen  und  eifern,  wie  önn  (gedanke,  sorge,  eifriges 
geschäft)  und  mer  er  annt  (mir  ist  angelegen,  mich  verlangt) 
beweisen,  und  für  die  grund Vorstellung :  inni  n.  wohnung, 
inna  (memorare,  narrare);  denken  d.  h.  von  gedanken  einge- 
nommen sein  ßir  einen  ist  die  Vorstellung  bei  lieben  auch  in 
minndn  und  nord.  munr  gedanke,  liebling.  —  daher  schon  in 
der  Edda  unna  einum  vel  Försk.  37  und  unna  gamans  ebend. 
39,  und  so  noch  jetzt  ef  hun  vildi  unna  per  eins  og  annasi 
af  hiarta  Od.  1,  45.  so  hat  auch  in  der  prosa  lieben  wie  gön- 
nen den  dativ  der  person :  ann  ek  per  bezt,  hennar  at  niotu 
Fa.  3,  280.  happs  unni  gud  greppi  N.  L.  47*";  hann  unni 
mikit  dottur  sinni  Fa.  1,  400.  3,  195.  594.  —  dagegen  ekka 
lieben  hat  stets  accusativ.  bei  hata  zeigt  sich  dichterisch  auch 
noch  ein  dativ :  hata  gullinu  N.  L.  82^,  aber  Freyr  hatar 
mik  Fm.  1,  74.  ok  vera  heldr  hatandi  alla  usädveBdni>Kon. 


,      ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATW.  43 

430.  —  ayfTaliend  ist  dafs  öfunda  misgönnen  accusaiiv  der 
person  hat,  dativ  aber  fordert  vilna  und  eptirldtr  (nachgie- 
big) konu  sinni  Od.  3,  55. 

Wünschen  ist  altn.  mehr  durch  bidja  als  durch  6ska  aus- 
gedrückt; die  Sache  steht  im  geniliv,  die  person  auch  dann 
ohne  prap.  mit  dativ,  wenn  es  bitten  für  jemand  heifst :  ef 
hiin  hefdi  eigi  bedit  miskunar  barninu  Kon.  736.  at  beiäa 
grida  Baldri  fyrir  allskonar  häska  N.  L.  88*.  eben  so  ist  es 
mit  dma  dnaudgom  A.  mal.  60.  auch  mit  genitiv  der  sache  biä 
f)u  Olaf,  at  bann  drni  per  (hann  er  guds  madr)  grundar  sin- 
nar  N.  L.  35'*.  —  selbst  etwas  fürchten  und  hoffen  für  je- 
mand hat  blofsen  dativ :  ef  [)u  hriedizt  hanom  nockurn  sälar- 
hAska  Kon.  4)7.  fagnad  er  ])u  vcentir  hanom  af  Gudi  annars 
heims  Kon.  448.  —  fluchen  hat  stets  diesen  casus:  er  hann 
hafdi  bölvat  Davidi  Kon.  737.  hann  bölvadt  mer  ebend.  752. 
at  {)u  hefir  bölvat  Krisli  Guds  ebend.  742.  dagegen  ok  bles- 
sadi  hann  met  {)essum  ordum  Kon.  749^  ^u 

Lob  und  tadel  ist  meist  gedacht  als  hoch  uni^ering  spre- 
chen, dem  dann  der  dativ  der  beziehung  zukommt,  dies  ist 
der  fall  bei  hwla,  krösa  und  hallmcela,  aber  nicht  bei  Iqfa: 
hvorki  viltu  lofa  mik  n^.  kwla  mer  (glatt  reden,  vergl.  hdlr); 
sverdi  h(elir  ])u  [)a  N.  L.  9i'.  hcel  {)u  ecki  sialfr  verkum  {)i- 
num  Kon.  283.  ullmt  i  fyrra  er  mikid  hcelt  N.  F.  7,  211.  — 
baugi  at  hröm  Vol.  Qu.  24.  hrösar  [)u  verjiinum  Edd.  2, 
92.  —  hallmcel  honum  ecki  Fa.  1,  103.  jedoch  spotten  hat 
accusativ  nach  sich  ;  schelten,  tadeln  (ftmsla)  wieder  dativ : 
eigi  [)arftu  at  Atncela  mer  sva  fast  fyri  [>etta  verk  Isl.2,204. 
eins  og  bidlamir  dlasa  mer  Od.  6,  18. 

Nützen  und  schaden,  helfen  und, hindern  hat  auffallender 
weise  nicht  durchgängig  antheil  an  dieser  construction.  — 
zwar  wird  ntjtr  nützlich  mit  dativ  verbunden,  auch  der  sache 
wozu  etwas  nützt,  engu  nytr  Fa.  3,  279,  aber  nyta  wird 
benutzen  und  hat  accusativ:  {)a  mega  {leir  ok  flest  öU  [lau 
vapn  til  nyta  Kon.  415.  nyta  sina  fiarluti  ebend.  743.  gelin- 
gen hl^da  und  gagna^  hagna  nützen  hat  dativ  der  person^ 
so  auch  sama  Sölarl.  26.  aber  schaden  hat  bei  skedja  und 
granda  dativ:  at  skedja  iifi  [)ino  Kon.  721.  er  ek  skadda 
klaedam  haus  720.   eigi  munu  vapn  eda  vidir  granda  Baldri 


44  ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATIV. 

N.  L.  SS^.  at  per  ma  ecki  granda  Fa.  2,  208.  s\i^\per  ormr 
granda  Fa.  2,  168. —  aber  skada  und  saka  haben  accnsativ 
wie  meida  verletzen:  ok  skadadi  bann  ecki  Fa.  2,  391.  et 
Baldr  sakadi  ecki  N.  L.  88'.  ok  mun  [)ik  ecki  saka  Fm.  3, 
191.  —  für  helfen  gibt  es  nur  daliv,  sei  es  durch  dttga  oder 
Jylgja  veita  oder  hialpa  ausgedrückt,  selbst  stoda  stützen, 
helfen,  folgt  dieser  weise :  stodar  per  ecki  Fa.  2,  347.  ganz 
so  ist  es  bei  piona.  —  schwankend  ist  wieder  hindern  und 
beschweren;  angradi  honum  miök  Fa.  2,  296.  hvör  sem 
skapraunar  manni  {)essum  Od.  5  s.  51.  margt  amar  veswlum 
(besehwert)  B.  H.  meykerlingum  margt  ad  amar  Isl. 
mükh.  s.  37.  piaka  hat  accusativ,  bann  var  piakadr  Fa.  2, 
452,  so  auch  pid:  mörg  er  {)iod  of  |)iäd  N.  L.  32^.  en 
Sigmundr  ok  Thorkell  bcegja  |)eini  Isl.  2, 335.  rett  til  at  hamla 
peim  Al{).  1845  s.  485.  Alnir  hamla  audigum  at  flyja  Prov. 
s.  9.  bogt  er  blindum  um  syr  Isl.  mälsh.  s.  10.  bögt  er 
heimskum  um  hyggindi  ebend.  —  verhindern  ist  auch  varna 
und  talmajfl^\des  mit  dativ :  ok  varnar  honum  yfir  at  komaz 
Isl.  2,  325.  marl  talmar  pvi,  at.  Al])ing  1845  s.  42.  at 
varna  peim  bdta  (gen.)  Isl.  1,  266.  dagegen  hefta  Tot  mina 
Fa.  3,  668.  tejja  mälit  Isl.  2,  77.  margt  mä  hdlan  hindra 
Isl.  mälsh.  s.  36.  —  mit  dativ:  aptra,  ei  aptrad  störhuga 
minum  Od.  3  s.  20. 

10.  Die  person,  an  welcher  eine  handlung  verrichtet 
wird,  wenn  auch  diese  handlung,  auf  sachen  übergehend,  das 
object  im  accusativ  hat.  das  auffallendste  ist  die  construclion 
der  verba  welche  Verrichtungen  an  dem  leibe,  leben  oder  gute 
eines  betreffen;  gleichwohl  ist  es  genau  genommen  nicht  die 
person  die  die  construction  ändert,  sondern  die  Vorstellung  des 
ganzen  im  Verhältnisse  zu  der  des  theiles,  wenn  waschen, 
kämmen  dem  kinde  gesagt  wird  neben  waschen,  kämmen  das 
haupt,  das  haar,  denn  auch  sachen,  wenn  sie  ganz  gewa- 
schen werden,  stehen  im  dativ,  wie  sogleich  aufgewiesen  wird, 
und  personen  bei  lauga,  baden,  im  accusativ:  ek  hefi  laugat 
bann  Od.  1  s.  64. 

Waschen  ist  pvä,  pvega^  und  vaska,  was  in  den  isl. 
iexicis  fehlt;  die  construction  isl:  gengu  til  ärinnar  saman 
at  pvd  ser  Fa.  1,  188.  ef  madr  pvter  ser  {lar  {  Kon.  92.  ok 


ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATIV.     .  4Ö 

p6  meyjunni  Fa.  1,  229.  var  honam  nu  pvegit  ok  kembl  har 
haDs  Isl.  2,  118.  nü  skaltu  pvo  per  Od.  1  s.  81.  ok  pvcer 
]iü  einhveriom  tut  |)essara  i  {)essu  vatni  Kon.  92;  dagegen 
der  theii  steht  im  accnsativ,  ebenso  das  was  man  abwäscht: 
ok  pvodi  här  silt  Fa.  3,  480.  \k  var  uti  karlmadr  ok  kona, 
ok  p6  hun  hörud  hans,  ok  hafdi  hun  eigi  pvegit  lödr  yr  höfdi 
honum  Isl.  1,  271,  worauf  noch  die  aufforderung  folgt  befser 
zu  waschen  mit:  ok  bidr  konu  Inka  verki  sinn  ok  vaska  ho- 
num betr  ebendas.  —  so  auch  kemba  ser  Fa.  1,263.  kembdi 
ser  med  gullkambi  Fa.  3,  480.  579.  vollständig:  mun  hon 
eigi  si/nt  kemba  svardarläd  N.  L.  173*  (das  haupt);  kemba 
peim  tialdkiWur  (=  die  köpfe)  Fa.  2,  488.  ok  haf  ädr  kembt 
här  |)itt  siell,  ok  strokit  skegg  {)itt  vel  Kon.  289.  —  ebenso 
hat  sntita  schnauzen  das  nächste  object  sicher  im  accusativ, 
aber  die  person  im  dativ:  ^^i  tv  Miol^eri  dX  sn^ta  peim,  sem 
nefit  er  af  Isl.  mAlsh.  s.  55.  zum  schweigen  bringen:  ad  |)agga 
nidri  honum  Od.  5  s.  71. 

£r  falsle  ihn  bei  der  band  heifst  stets  tök  i  hönd  honum; 
und  so  wird  es  auch  sein  mit  fafsen  bei  dem  köpfe,  bei  der 
brusl;  es  heifst  sogar,  vom  rücken  dem  pferde:  bann  steig 
])A  af  baki  hesti  sinum,  und  bei  um  fafsen :  tdk  um  kn^  ho- 
num  (für  hans)  Od.  6,  31.  lateinisch  müste  das  ganze  im 
genitiv  stehen,  zu  dem  theile  bezogen,  zuweilen  steht  im  nor- 
dischen auch  die  präposition  d  bei  dem,  an  welchem  der  kör- 
perlheil  angefafst  oder  verletzt  oder  sonst  mit  einer  aussage 
versehen  wird ;  rak  ek  fingma  i  augun  d  henni  Fa.  3,  392. 
greip  i  eyrun  d  honum  Fa.  3,  378.  —  hiernach  erklärt  sich 
die  auffallende  Verbindung  al  ek  muna  kalla  {)ik  haiegg, 
|)viat  ek  hefi  öngum  s^t  ha;na  til  kn6s  Fa.  2,  359  d.  h.  ich 
habe  an  keinem  das  höhere  bis  zum  knie  gesehen.  —  ähn- 
lich ist  an  mit  dativ  statt  des  accusativ  gebraucht  in  folgen- 
dem: Dönum  bitu  nu  vopnin  Fa.  3,  354.  an  den  Dänen 
schnitten  sie :  slar  |)u  manni  mi|)  stangu,  byt  half  marc  hvert 
hagg  Gutalag  §  19,  48.  rergl.  klceki  vantu  ])ä  Thdrr,  er  |>u 
d  konom  barpir  Harb.  36.  —  daher  auch  hun  faldadi  ser 
med  böfudduki  Od.  2,  10.  wenn  gleich:  gyrdi  sik  med  sverdi. 

Etwas  dulden  oder  rächen  an  jemand  kann  gleichfalls 
die  person  im  blofsen  dativ  haben,  das  erste  ist  sehr  ge- 
wöhnlich; die  übellhat  wird  wie  sitzend  oder  haftend  an  der 


46  .     ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATIV. 

person  betrachtet,  verschieden  von  der  lateinischen  Vorstel- 
lung vindico  me  ab  aliquo,  vindictam  sumo  ab  eo.  wir  sagen 
zwar  nicht  ich  dulde  ihm  das,  aber,  ich  lafse  ihm  das  hinge- 
hen, so :  at  ek  geri  ])at  edr  poU  [)at  einhverjom  manni  Kon. 
719.  ek  nenni  eigi  at  poln  ägang  Si^imundi  Isl.  2,  335.  at 
Baldr  skal  pola  {)eim,  Frid{>iofi  hverja  skömm  N.  L.  119*.  eg 
leid  peim  ecki  ad  hiioda  upp  yfir  sig  Od.  3,  19.  —  so  denn 
auch  im  gegenlheii  bei  ahnden  und  züchtigen:  refsadi  svA 
rUcum  sem  örikum  rän  ok  öil  6nytti  Orkn.  120.  —  rächen 
läfst  beide  conslructionen  zu,  hanom  und  ä  honum :  en  Bardi 
heßidi  honum  engu  ordi  Isl.  1,  268,  wo  zugleich  ein  beige- 
fügter instrumentalis  den  ersten  dativ  erhärtet;  aldri  skalto 
mer  J)essa  vanvirdiug  hefna  ok  öngum  peim  manni  Fa.  3,271. 
hafa  hefnt  hanom  Kon.  674.  ])a  hefndi  Gud  hanum  med 
rettri  refsing  Kon.  737  (fast  wie  strafen);  daneben  mit  A: 
ok  viidi  hefna  födur  sins  d  porgnj  iarli  Fa.  3,  259.  at  he&ia 
nafns  [)ins  d  Ingialdi  konuugi  Fa.  2,  360. 

Hierzu  rechne  ich  auch  fordern^  weil  das  seinen  Ursprung 
wahrscheinlich  in  heftigen  gebehrden  vor  und  an  jemand  hat, 
wie  denn  im  arabischen  eine  denominative  bedeutung  von  sxa" 
dara  auch  fordern  ist,  d.  h.  bei  der  brüst  sxadaron  fafsen, 
so  wie  lasana  läslern  eigentlich  mit  der  zange  fafsen.  hier 
ist  der  gebrauch  des  d  gewöhnlicher  geworden,  doch  findet 
sich  auch  noch  blofser  dativ:  honum  var  ä  holm  skorat  Isl. 

2,  290.  at  ek  skora  honum  holmgöngu  austr  vid  Gauteifi  Fa. 

3,  598.     sonst  skorar  k  bann  til  velrvislar   Fa.  2,  348. 
Möglich  dafs  auch  schrecken  und  strafen  hierher  gehört, 

wenn  die  Vorstellung  etwa  war  ich  schrecke  einem  (das 
herz),  ich  fordre  an  einem  (die  schuld,  die  bufse) ;  genug  es 
heifst :  oBgpu  eigi  mer  N.  L.  182^.  ognadi peim  Fa.  3, 660.  — 
Annis  bad  \k  Skotana  at  skripta  Hrolß  Fa.  3, 355.  skal  bisoap 
scripta  kenne  af  lande  brot  N.  Love  1,  376.  —  wie  endlich 
das  fordern  an  einem  zum  fordern  von  einem  wird,  so  aaeh 
das  wollen;  es  heifst  hvat  vtltu  mer  Fa.  2,  447,  hvat  mttu 
honum  Fm.  3,  75. 

12.  Die  Sache  der  eine  andere  gemäfs  ist  oder  gemacht 
wird,  die  richtschnur  nach  der  etwas  eingerichtet  ist  oder 
geschieht,  diese  könnte  man  zwar  instrumental  auffalsen,  ich 
mache  mit  dem  mafse,    mit  der  schnür^    was  ich  nach   dem 


ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATIV.  47 

mafse  ihue  oder  gestalte,  uad  halte  es  damit  zusammea.  aiiein 
eben  dasselbe  kann  auch  als  dem  mafse  entsprechend  '  ihm 
gleichsam  antwortend  aufgefafst  werden,  und  ist  dann  in  be- 
sonderm  sinne  xu  ihm  als  ihm  zur  seite  stehend  eingerichtet, 
dafs  dies  die  altnordische  betrachtnngsweise  sei,  geht  aus  der 
parallelen  constrnction  mit  at  in  solchen  fallen  hervor,  wie 
at  lögum,  sverja  föstbroedriag  at  fornum  sid  Fm.  3,  213:  zu 
aller  sitte,  so  dafs  ein  vollkommenes  gegenstück  zur  alten 
sitte  in  dieser  handlung  entstand,  und  dies  wird  dann  frei- 
lich so  viel  als  nach  ihr;  thatsächlich  ist  aber  das  was  hier 
richtschnur  ist  als  ziel  vorgestellt,  worauf  ich  dabei  sehe, 
so:  boga  leck  bann  ser  at  pvi  skapi  N.  L.  181^.  mer  er  at 
skapi,  das  ist  nach  meinem  sinn ;  vel  skapi  farin^  sie  war 
wohlgesinnt  Glums.  c.  10.  —  vel  mdli  farinn  Od.  3  s.  53. 

Ohne  Präposition  bat  der  dativ  solche  kraft  in  Wendun- 
gen wie  folgende:  ef  {)u  vill  minum  rMam  fara,  nach  mei- 
nem ralhe  handein  oder  verfahren  Fm.  1,  243.  —  dauda  oräi 
ofiara  skyldi  nach  des  todes  bestimmung  sollte  er  sterben 
Hmskr.  1,  25. —  flaums  9\.  f^lli  d&mi  N.L.  37'.  —  flockum 
|)eir  föru  Solarl.  str.  43.  sietta  ok  skygda  ferstrenda  ^ort^m 
höfudkröptuffiy  gerade  und  geglättete  ecksteine  nach  den  vier 
haupttugenden  Orkn.  450.  und  so  gehört  hierher  auch:  [»eir 
s^mndi'&ißockum  saman,  sie  sammeln  sich  nach  häufen,  zu  häu- 
fen Kon.  122.  —  ok  verda  [)0  veiddir  idugiiga  ok  reknir  k 
land  upp.  hundrudum  saman,  sie  werden  zu  hunderten  ans 
land  gelrieben  Kon.  121.  drep  svä  äkaft,  at  püsundum  feilo 
menn  daudir  nidir  Kon.  731.—  sicherer  ist  derselbe  fall  bei 
teija:  |)elta  var  sva  mikill  her,  at  ei^i  mätti  hundrudum  teija 
Fa.  2,  294,  dafs  man  es  nicht  nach  hunderten  zählen  konnte.  — 
kalla  bann  ;}a/}2/'Vidgrips  Fa.  2,  285  hiona  nafni  S.  Q.  3, 
63,  nach  dem  namen  derselben;  während  mit  namen  nennen 
kalla  d  nqfn  ist  6ula[).  289  u.  o. 

Hieran  schliefst  sich  der  dativ  der  rücksicht  bei  adjecti- 
ven  die  einen  gewissen  grad  enthalten,  wie  J)ionar  edlom 
godir  Sig.  Qu.  3,  65.  ok  er  bann  betri  Atum  Kon.  137.  fridr 
s^num  heilstes  aber  vaen  at  aliti;  ein  häufiges  altes  prädicat 
ist  inn  kugum  störi ;  mikill  vexti;  illigir  ds^ndum  Fa.  3,  41  f . 

Der  aligemeine  malsstab  einer  erscheinung,  oder  die  kate- 
gorie  der  sie   angehört^    steht  im  dativ  bei  fragen  nach  der 


48  ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATIV. 

Stellung  eines  individuums  zu  der  mafsenthaltenHen  art  oder 
zum  genus.    daher  der  dativ  nach  hvat  in  formcln  wie:  hvai 
Idtum  er  [)at  er  fer  hafid  hafd  Fa.  2,  227.  hvat gestum  Fa, 
2,  350.  N.  L.  183^.    al  segja  hvart  mönnum  {)eir  vaeri  Ano. 
Reg.  1118.    spyrja,  hvat  stafkörlum  j)etta  vaeri  Fa.  2,  441, 
wofür  auch  hvat  manni  und  hvat  landi  ftetta  kum  vera  N.  L. 
141^.  neben  der  gen.  Verbindung  hvat  manna,  und  der  aber- 
mals dativischen  hvada  vandrasdum  Isl.   1,  328  hvada  moth' 
num  \t\v  eru  Fa.  1,8,  worin  die  präposition  k  enthalten  za 
sein  scheint,   vergl.  hvada  manni  bann  vstri  Fa.  3,'219  und 
das  heutige  ad,  |)ad,  hvad,  und  misbräuchlich   hvada  sveinar 
Fa.  1,  10.    das  neutrum  hvat  begegnet  ebenso  in  der  fragt*. 
hvat  heitir  |)n.    die   frage  hvat  mönnum  entspricht  unserm 
was  für   männer,    worin   eigentlich   auch    cas.   obliquus   zu 
stehen  h  ätte,    wie  in   dem  satze  'er  schätzte  ihn  yär  einen 
angesehenen  mann',   der  jener  frage  antwortet,    in  solchen 
entsprechenden  sätzen  steht  nordisch  auch  dativ,  aber  mit  der 
präposition  at,  ek  befi  reynt  |)ik  at  trpyndum  manni  Fa.  1 , 
21.  reynt  at  gödum  dreng  Giums.  c.  15.    folglich  darf  hvat 
manni,    hvat  mönnum   nicht  aufgelöst  werden  durch  hvat  af    ]j 
manni,  hvat  af  mönnum,  was  oder  wer  von  den  menschen, 
wie  es  die  genilivische  Verbindung  zuläfst. 

Gleichen,  wenn  es  durch  likja  gegeben  ist,  beruht  auf  der 
Vorstellung :  leib,  gestalt,  bild  (lik)  haben  nach,  gemäfs  einem 
andern,  ükjaz  ist  sich  gestalten  nach  einem  :  og  liktist  ödrum 
manni,  enn  bann  var,  förukasti  einum  Od.  1829.  1  s.  63. 
so  ist  auch  likr  zu  beurtheilen;  vergl.  2,  18,  bei  äpeikr  I,  7 
kann  die  Vorstellung  kaum  anders  sein. 

13.  Das  zeitmafs  nach  welchem  sich  eine  erscheinung 
richtet,  im  dativ  erscheinen  sowohl  die  zeilcn  zu  denen,  als  die 
vor  und  nach  denen  eine  handlung  geschieht,  nur  im  ersten 
falle  wechselt  der  dativ  mit  der  dativischen  präposition  at, 
ä,  und  so  wäre  es  möglich  dafs  im  letzten  falle  —  das  um 
wieviel  bei  fyrr  und  eptir  —  der  casus  ein  instrumentalis  wäre, 
wenn  es  der  dativ  bei  comparaliven  ist.  ganz  wie  hnndmdam 
saman  in  nr  1 1  findet  sich  dögvm  saman :  at  bida  [)ar  dögum 
saman  eptir  afgreidslu  verzlunarmannsins  Al|).  1845  s.  588. 

Neben  nöttom  in  den  nachten,  des  nachts,  fi5ru  {)eir,  steht 
ä  nöttom  H.  Q.  2,  49.    neben  haustum^  zur  herbstzeit,  ai 


7- 


[JBBR  DEN  NORDISCHEN  DATIV.  49 

hausiam.  reiner  bleibt  der  daliv  bei  znsaizea:  oilum  vetrum 
ftedizt  |iar  aiU  bdffe  dii  Koo.  87  (zur  wiiterzeit)^  «n  sninir 
hafa  {>etta  svft  lengi  at  ^etrhafo  7  vetrum  samt  Kon.  113. — 
ferner  die  bestimmungea  k  kveMom  Ist.  2^  43.  ü  vetrom,  ft 
siuBrom  Hmskr.  1,  181,  .uad  folglich  auch  slandum,  hridam, 
fyrram  a.  3.  w. 

Blofser  -dativ  ist  nnertäfslich  in  zeitvergleichangen,  um  so 
viel  vor  oder  nach  einer  begebenheit,  wie  beides  in  dem  satze 
aus  Landn.  ist :  Beda  prestr  andadiz  siö  hundrud  [iriatigt  ok  fimm 
drum  eptir  holdgan  vors  herra  Jesu  Krisü,  at  ^vi  er  ritat 
er,  meirr  enn  hundradi  ira  fyrr  ena  Island  bygdiz  af  Nord- 
mönnum  N.  L.  113*.  halfun  mänadi  eplir  [>ing  Isl.  2,  33. 
|Nrim  velinun  sidan  Langenb.  2,  426.  fim  dogum  sidr  Hmskr. 
I,  17«, 

14«  Den  gegenständ  den  ich  trenne  und  den  ich  zusam- 
menbringe  mit  einem  andern,  nicht  dieser  letztere,  hier  ent- 
stehl  besonders  zweifei,  ob  das  scheiden  nicht  auf  auseinan- 
derwerfen oder  reifsen  zurückzuführen  und  somit  instrumen- 
tal attfzufafsen  ist,  so  wie  ob  sammeln  und  zusammenbringen 
nicht  zusammen  werfen  und  schlagen  sein  soll,  in  umständ- 
lichen ausdrücken  wie  slA  [)eir  saman  lidinu  Fa.  2,  205, 
saman  6t  bann  heginu  Isl.  1,  269,  kann  man  nicht  anders 
als  lidinu,  beginn  instrumentalis  nennen,  denn  sM  und  aka 
fiir  sich  haben  ihn.  Grimm  hat  für  scheiden  und  trennen  da- 
tiv  angesetzt,  für  den  casus  in  der  vergleichnng  instrumen- 
talis,, beides  für  das  adj.  gleich;  des  sammelns  finde  ich  nicht 
erwähnt,  die  weiter  hierher  gehörigen  begriffe  nächst  dem 
Bammeln  (safna)  sindi  mischen  als  zusammengiefsen,  femer 
zusammenh^en  zusammenbinden,  in  Verwandtschaft  treten 
oder  bringen,  und  vergleichen  als  zusammen  stellen,  der  da- 
liv des  objects  bei  diesen  verbis  im  nordischen  scheint  mir 
ein  schlichter  dativ  zu  sein,  erstlich  weil  das  mit  bei  dem 
zweiten  gegenstände  hervortritt,  der  zu  dem  ersten  kommt 
wenn  es  heifst  ich  mische  dem  wafser  mit  dem  weine,  so  isl 
nur  der  wein  inslrumenl  der  mischung;  dem  ersten  gegen- 
ständ wird  beigegeben,  dann  sind  auch  spuren  vorhanden 
dafs  verbinden  auch  zur  grundvorslellung  hatte :  ich  mache  es 
fest  an  einem  mit  einem  bände  (spennir  at  ser  um  bol  ok 
foetr  naefirum  Fa.  2,  258,  worin  doch  nur  nasfrum  instrumen- 
Z.  F.  D.  A.  VIII.  4 


50  ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATIV. 

Ulis  isi\  ich  lege  ihm  ein  band  an.  so  wird  das  nordische 
ntmiga  nölhigen,  was  doch  auf  naud  fefsel  zorückgeht,  vor^ 
herschend  mit  daliv  der  pcrson  verbanden  :  konungr  naudgaäi 
penn  lii  kristni  Hmskr.  2,  286.  vaudgadi  peim  brott  op  cy- 
junnm  Orkn.  452.  {)a  nauägar  konungr  iarli  til  et  lata  skiraz 
Hmskr.  1,  218.  änaudga  eda  I)yngja  folkino  Gulaf>.  s.  44. 
naudgudud  ^fx^k\X\xvi\\xsi  tii  samlags  Od.  6  s.  20.  obgleich  an- 
dere ausdrücke,  wie  neyda  N.  L.  101^  und  kügüy  schon  ac- 
cusaliv  der  person  haben,  was  auch  bei  naudga  einreifsl. 
ohne  schon  zu  entscheiden  stelle  ich  das  zusammengehörige  auf. 

Trennen,  vereinzeln,  absondern :  gud  hafdi  tvistrad MifRum 
Od.  1,42.  ordum  i  sumum  mAlsgreiuum  (er)  tvistrad  {}n 
zwei  theile  getheilt),  og  fleirum  mälsgreinum  blandad  saman 
Sveinb.  Egilsson  Härms6I  u.  s.  w.  s.vii.  —  pegar  smdordum 
er  miög  sundrad  {vk  ])essum  ebend.  en  ef  meinleiki  sundrar 
samvisto  hiuna  Gula|).  s.  228.  sundradi  floianum  Od.  1,  47. 

Sammeln,  zusammenbringen :  hvar  scm  fundi  [)eiiTa  bvsri 
saman  Orkn.  152.  bar  aldrei  saman  fundum  ockar  Od.  1,62. 
ok  safnar  saman  skipvidum  Fa.  3,  486.  lauf  um  safnad  Od. 
3,  48.  safna  mönnum  Glums.  c.  11.  hi  safna  lidiN.Ij.  119* 
u.  öfter. 

Mischen:  J)otti  mer  ])eirra  hiörtom  vid  huuang  blandü 
Fa.  1,  209.  gedi  skaitu  vid  |)ann  blanda  H4v.  44.  sitjom, 
ebend.  126.  ok  vid  aur  xgishiarna  bragnings  burs  ofblan- 
dinn  (lies  ofblandü)  vard  Hmskr.  1,  42.  dies  einer  von  den 
wenigen  dativen  welche  jetzt  aufgegeben  scheinen :  og  blen- 
dudu  j)at  (kornj  med  hvitu  byggi  Od.  1,  57.  —  völliger  in- 
slrumentalis  kann  freilich  hier  erscheinen:  er  |)id  blUndudnä 
blodi  saman  Fa.  1,  202.   magni  blandinn  Br.  Qu.  1,  3. 

Zusammenheften,  knüpfen,  krcekja  öxinni  Fa.  2,  147. 
hnepta  höfdum  N.  L.  37'.  skryfa  hAri.  —  in  übertragener 
weise :  aella  ek  mer  at  mwgjazt  vid  Halfdan  konung  Fa.  3, 
129.—  aber  tengja  skipin  Hmskr.  2,  50. 

Eben,  gleich  machen  5  vergleichen,  ali^tta  (schlicht)  eben 
machen  hat  noch  accusativ,  nicht  so  iaf?ia.  sumir  iajna  hemu 
vid  Bioland  hit  mikia  Hmskr.  1,5.  ef  madr  iafnar  manni 
vid  berkvikindi  eitt  N.  Love  1,  310.  ähnlich  im  allhd«: 
bigin  uns  redinön,  wemo  thih  wollßs  eZ»o«ö/i  Otfr.  3,  18,70. 
aber  in  der  that  ist  hier  wemo  soviel  als  gegen  wen  (nord. 


ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATIV.  51 

vid  hvcpu)  und  thih  wäi'e  nord.  {ler;  der  satas  wäre  Wer: 
vid  hveru  vili  iafna  [ler.  auch  in  der  früheren  bedentang 
gleich  machen :  ä  haust})inginu  ek  iafnad  aukiiütsvörum  k 
boendr  Al|).  s.  124.   vergl.  s.  12d. 

Vermitteln,  ausgleichen:  ad  ^ä  yrdi  bezt  midlad  mdtum 
i  |)essu  efni  Al[).  s.  130.  wo  instrumental  nur  das  ist  womit 
ich  vermittele,  öilu  mäli  var  {>ä  skilat  N.  L.  TS**,  er  sker 
ür  mörgum  [)raetumdlum  Od.  3,  77. 

15.  Die  person  der  etwas  geschieht,  wird  oder  ist,  wenn 
der  ausdruck  vnpersonal  ist.  dies  ist  besonders  der  fall  bei 
gesinnungen  und  seelenzustäaden  die  wir  nicht  machen,  die 
über  uns,  an  uns  kommen,  so  wie  bei  ähnlichen  leiblichen 
zuständen,  dann  auch  namentlich  bei  sonstigen  absichtslos 
und  zufällig  vorgenommenen  handlungen,  und  bei  den  natur- 
vorgängen  in  denen  eine  uns  fremde  macht,  ein  es  das  wir 
nicht  begreifen,  uns  nützlich  oder  schädlich  wird. 

Es  ist  mir  so  oder  so  gesinnt  über  diese  sache  oder 
person  ist  ein  im  nordischen  in  vielen  formen  vorhandener 
ausdruck:  vid  alla  menn  lyndti  honum  illa  Isl.  1,  346.  mer 
er  illa,  vel  gedjat;  virdis  peim  mönnum  vel  til  vor  Focr.* 
c.  11.  ok  virdüz  ollum  mönnum  vel  til  bans  N«  L.  128*. 
und  so  heifst  es  stets  mir  dünkt,  nie  mich  dünkt:  ^yckir 
mer.  er  per  |)etta  sva  ffeßty  sem  )>d  segir  Pm.  5, 236.  [)ann- 
veg  er  mer  um  geßt  Isl.  2,  65.  hversu  v«ri  kennt  um  gefit 
Isl.  2,  37.  —  daher  auch  mir  gefällt  oder  misfäilt;  wobei 
fast  in  allen  Wendungen  der  gegensUind  der  gefällt  mit  an  (Ä) 
eingeführt  wird:  mir  fallt  (der  sinn)  wohl  an  ihn,  an  ess 
honum  leist  vel  k  sverdit  Fa.  2,  392.  —  mirfafst  es:  Hrolfi 
feekst  hugar  vid  hörmungariaeti  Vilhialms  Fa.  3,  303.  ho- 
num fdi  svä  mikils  N.  L.  147*.  en  ecki  fa;r  henni  ^at  mikils 
Fa.  1,  265. 

Mir  versteht  sich  =  ich  versiehe,  mer  skilz  Fm.  2, 157. 
mer  er  hent  Fa.  2,  346,  ich  bin  geschickt,  handsam  dazu.  — 
inir  wcifs:  af  {)vi  at  |)er  g6ds  viti  Sig.  Qu.  3,  29.  hve  kynnist 
|)er  til  Isl.  1,  277.  mir  erinnert  sich,  mer  minniz^,\jAlb^. 
sonst  aber  ohne  sich  ist  es  mik  minnir,  wie  mik  fimar,  mik 
varar.  mir  wird  mutlos y  laetr  hann  *^vera  öbilt  Fa.  1,126. 
peim  vard  bilt  vidy  sie  verzagten  N.  L.  49*.  vard  honum 
felmt;  mer  ofb^dr^  es  erschreckt  mich,  eigentlich  es  überbietet 

4* 


»  ftKR  DEN  NORDISCHEN  DATIV. 

aiir^  ep  Boodi  kvorfum  skynsomum  mannt,  sem  vid  vaeri 
jlfiflUr,  qfbiodä  ad  horfa  appa  siikann  6s6ma  Od.  1,  II. 
jstj^lr  mer  (dat.)  skelk  (instr.)  i  bringu  Isi.  2,  180.  Od.  6, 
t4.  mir  ist  unkundig  da  und  da :  honom  er  okonoigl  k  skA- 
giniiD  Gkima.  c.  3.  okunnigt  var  [leim  fyri  N.  L.  122*.  mir 
i8i  neugierde  an,  forvitni,  mir  ist  unmöglich,  möglich  zu 
thun,  wird  kurz  darch  gerandia  und  neae  neutrale  adjectiv- 
bildoDgen  nach  art  der  supina  ausgedrückt:  svA  synist  mer, 
sem  engum  yoram  s^  affrkvwmt,  ef  hans  er  eigi  hefnt  Glams. 
c.  4,  dafs  wir  nicht  wieder  kommen  dürfen  (können),  at  mer 
er  med  engom  kosti  li/l  möglich  zu  leben  Fa.  I,  135.  N.L. 
60**.  er  {»a  skepnunni  traudlega  Uti  ur  |)vi  Ny  Fei.  7,  193. 
ok  gemm  ver  svft  at  honum  er  valla  vid  vart,  dafs  ihm  es 
kaum  möglich  ist,  es  hier  auszuhalten,  Glums.  c.  3.  svA  ai 
varla  [lyckir  vert  hia  hanum  N.  L.  155*.  syk  j^eim  {»otti  eigi 
vigt  (zu  tödlen  v.  vig)  at  honum  Fa.  2,  456.  —  stets  auch 
mir  ziemt:  mer  samir,  hentar,  her,  hoßfir,  soßmir;  ok  oss 
sA  eigi  ögeranda  N.  L.  100*. 

Mir  ist  gesund,  krank,  warm,  kalt,  rubig  u.  s.  w.  eda 
hveminn  vengar  per  nd  herra  Fa.  2,  369.  honum  vegnar  vel, 
er  ist  gesund,  mer  er  ßüngt  ich  bin  krank  Glums.  c.  3.  mer 
kitnar,  omar  Isl  2,  60.  hun  kvad  honum  mundu  särt  vid 
verda  Fa.  1,  129;  mer  svalar,  mer  er  kaldt. 

Mir  findet  sich  viel  um  =  ich  mache  mir  viel  aus :  fannz 
honum  mikit  um  sie  ok  mörgum  ödrum  Orkn.  15 f.  l£t  bann 
ser  fUtt  um  finnaz  Orkn.  446.  |>6  honum  vseri  annt  um  fer- 
dina  Od.  I,  47.  er  mer  annt  um  [)at  Al]^.  s.  142.  mer 
mun  mest  um  hugat  Glums.  c.  4. 

Es  verirrt  sich  mir  des  weges :  villdist  per  uu  vegarins 
Isl.  2,  217.  at  peim  viltust  vegar  Fm.  2,  239.  honum  skytzt 
er  irrt  B.  H.  mir  wird  \sdS\gering,  geUgering  u.  s.  w. : 
aflafUtt  Fm.  3,  133.  223.  tMäii  Fm.  3,  180.  Fa.  3,  46.  gut 
zu  gelde  gott  til  fidr;  honum  er  skäpfdtt  er  ist  Tast  von 
sinnen  N.  L.  143\ 

Mir  tcird  umgesehen,  angesehen^  mir  wird  gegangem 
=  zufällig  sah  ich  mich  um,  gieng  ich,  eigentlich  aber  wohl 
ich  muste  nach  unbegreiflicher  fügung,  denn  ek  verd  at  Uta 
ist  ich  mufs  sehen,  honum  vard  opt  litit  til  hennar  Fa.  I, 
12ti    ok  vardUtit  um  öxl  til  boejarins  N.  L.  58*.  {»at  bar  til 


^u 


ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATf^    ,  5S 

einn  dag,  at  konunginum  vard  litit  til  sioarins  Ff.  1^  ^i^ 
ähnlich  Fa.  1,  31.  230.    so  noch  jetzt:  vard  henni  opi-^gpilk      ^^ 
gid  med  {»eim   fögru  straumum   Od.  3,  49.     vergl.  j^  p^tM^'*  « 
Oddi  fyrir,  at  haun  slack  til  haasins  Fa.  2,  300.  hveffiäll»^^^,; 
{leini,  sem  fy^rir  honam  verdr  Fa.  2,  197.  m^r  tekst  ich  ^jtagiß 
es  so  oder  so  an  N.  Fei.  7,  216-  r:^ 

A/tr  {c^»r^  ^ii/er  wi$idy  mir  geht  die  fahrt  gut :  ^eim  Ikyr- 
jadi  hoegliga  Fa.  3»  317.  mir  Uegt  wider y  ich  bin  nahe  dar- 
an: honum  lA  vid  falli  Fa.  3,  261.  mir  wird  dessen  ange- 
ßUlty  reich,  ich  bekomme  (gutes  oder  übles  bestimmt):  eigi 
man  j^er  sigrs  audit  verda  Fm.  5,  77.  man  ]rdr  starfs  attdii 
verda  Fa.  3,  616.  ad  per  yrdi  med  henni  bama  audid  Od. 
6,  30,  dafs  du  mit  ihr  kinder  bekämst. 

16.  Der  dativ  beim  passivum  scheint  sich  hier  natürlich 
anzuschliersen ;  gleichwohl  ist  er  von  doppelter  natur  und  ge- 
hört, je  nach  dem  verbum  welches  im  passiv  steht,  auch  dem 
instrumentalis  an.  reiner  dativ  wird  sein  in  der  weddung 
mer  skilz  wie  in  mer  er  kunnigi^  honum  dröst  her  af  öl- 
lum  {»raendalögum  Fm.  1,  94.  besonders  in  \fk  heyrixt  mön- 
nuMy  sem  gnyr  niikill  komi  Konsk.  94.  ^k  heyrdist  peim  ölr 
bim,  sem  sveinninn  kv^edi  [letta  Isl.  I,  227.  und  so  beur- 
theile  ich  |auch  nd  er  sagt  mer  =  nun  habe  ich  gesagt 
H.  Q.  3,  8.  gardr  er  skripinn  var  innan  ormom  A.  Q.  32. 
so  wie  der  dativ  bei  borinn  geboren,  weil  hier  zugleich  ein 
besitz  des  geborenen  vorhanden  ist:  var  Hildigunn  Svöfoborin 
ok  s»konungi  Hyndl.  16. 

Dagegen  wird  instrumentalis  sein  aldri  orpinn  Fa.  1,  143, 
da  verpa  ihn  fordert,  und  borinn  wenn  es  beladen  mit  etwas 
heifst,  oß^orin  verkjom  0»  Gr.  4.  bölvi  borinn  GrAog.  2.  so 
wie  die  gewöhnliche  formel  der  prosa  ofrlidi  borinn  Fa.  1, 
348.  354,  übermannt,  mit  Übermacht  beladen,  zwar  hat  bera 
stets  accusativ,  allein  der  Vorstellung  beladen  ist  der  gegen- 
ständ instrumental. 


II. 

Der  instrumentalis  hat  seine  natürliche  nächste  Stellung 
bei  dem  Werkzeug  wodurch  eine  auf  ein  bestimmtes  oigeet 
gerichtete  handlung  zu  stände  kommt,    so  dafs  er,    räudriieh 


M  ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DAIW. 

gebTsl,  der  darchgangsort  einer  Wirkung  gewesen,  oder  als 
deren  aofentbaltsort  gefafst  worden  wäre,  da  er  ja  meist  niii 
dem  räomlieheu  dativ  zusammengefallen  isl.  in  den  semiti- 
schen sprachen  wenigstens  ist  'ich  schLige  einem  mit  dem 
Schwerte'  durchaus  gedacht  worden  durch  'ich  schlage  iha  ia 
dem  Schwerte.'  die  einfachsten  am  nächsten  liegenden  Werk- 
zeuge sind  die  glieder,  die  waffen,  die  haus-  und  feldgerätJhe : 
—  seihst  das  wetter  zum  beispiel  kann  instrument  sein  wo» 
mit  es  (der  bimmel)  anschlägt:  ok  vedrinu  laust  ä  svA  ilta, 
at —  Fa. 2, 180. —  es  giebt  aher  nichts  was  nicht  instrument 
werden  könnte,  und  je  nach  der  handinng  dehnt  sieb  somit 
der  instrumentalis  auch  auf  personen  aus.  er  hat  aber  im 
nordischen  einen  weit  über  diese  ersten  grenzen  hinassrei- 
chenden  umfang,  nicht  nur  ist  hier  das  object  vieler  verba 
der  bewegung  —  wie  bei  wenden,  rühren,  drehen,  beugen^ 
neigen,  richten  —  als  ein  instrument  gefafst  womit  die  be- 
wegung geschieht^  was  alle  übrigen  sprachen  gegenständlich 
vorsteilen  im  accusativ :  das  mit  des  Werkzeugs  wird  aach  zu 
einem  mit  der  geseiiung  und  begleitender  umstände,  so  Ms 
man  zuielzt  den  instrumentalis  einen  modalis  zu  nennen  hätte» 
sehr  wenig  hat  davon  die  prosa  anfgegeben;  auch  wo  der 
mattere  ausdruck  mit  einer  begleitenden  präposiüon  (med,  vid,  af> 
eingerifsen  ist,  besteht  der  frische  unmittelbare  auch  für  die 
prosa  daneben,  am  reinsten,  wie  unvertilglich,  haftet  dieser 
casus  an  den  Wörtern  für  glieder  nnd  leibestheile  womit  die 
ihnen  am  nächsten  zukommenden  Verrichtungen  geschehen, 
und  an  den  waffen  womit  die  ihnen  entsprechenden  angriffe 
ausgeführt  werden,     im  instrumentalis  stehen 

1.  die  glieder  mit  denen  ich  etwas  auffqfse^  anfyfsej 
tonfqfse^  nehme  oder  vernehme;  so  wie  auch  die  sie  etwa 
vertretenden  oder  unterstützenden  Werkzeuge,  auch  die  prosa 
sagt  noch:  augum  sia,  ei/rum  heyra;  hendi,  fwHy  tönnum 
taka,  gripa,  [)rifa;  hordum  stoda  armi,  hendom  spenna,  lidom 
läka  und  ähnliches. 

An  dem  blofsen  instrumentalis  hält  hier  die  spräche  so 
fest  dafs  fast  eher  die  fälle  zu  bemerken  wären  wo  die  prä- 
position  aus  irgend  einem  gründe  hinzugefügt  ist.  er  ver  ho- 
fum  .  .  heldr  iduliga  augum  s4t  Kon.  66.  sä  . .  augoni  Hmskr. 
2,  268.    |)orit  varla  augom  upp  at  sia  N.  L.  104^  oreidum 


ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATIV,  Ö5 

augum  litit  ockr  pinnig  Brynh.  Qu.  1,3.  sionutn  ietddi  hhun 
sinn  andskota  Hym.  13.  beG  eg  I)d  aldrei  augum  litit  Od. 
1,  64.  —  |)u  först  höfidum  um  hana  ebend.  —  tök  bann 
fingi'i  sinum  k  Fa.  1,  163.  tok  sva  hinni  hoegri  hendi  skiöl- 
dinn  Fm.  2,  106.  var  tekit  vid  feim  bddum  hendum  Fm. 
3,  82.  taktu  vid  skalti  freoislu  tönnum  N.  L.  125*.  höndöm 
tekinn  102^  1)4  /<?*  bann  til  hmgri  hendi  sinni  Od.  6,  18. 
ok  greip  bann  Grira  höndum  Isl.  2,  295.  greip  hendi  j^at 
Fm.  3,  341.  pre/f  henii  i  munn  BryDJolfs  Fa.  3,  341.  — 
aufTafsen  mit  den  scbullern  wird  unterstützen :  ok  stydr  hen- 
dum sinum  undir  midt  tröit  Isl.  2,  296.  mig  |)ü  beGr,  menglöd, 
armi  miukom  studt  N.  F.  7,  li9.  —  dem  fkfsen  mit  dem 
munde  folgt  das  efsen,  trinken,  saugen  damit,  hier  schon  früh 
das  med:  sogit  med  svolum  munni  H.  Q.  2,  33.  doch  bar 
upp  Gska  med  mumi  ser  Fa.  1,  151  ist  im  munde. 

Umschliejsen  mit  etwas  richtet  sich  nach  umfafsen:  ok 
tckr  bädum  bondum  um  hals  Monduls  Fa.  3,  299.  spennti 
bann  bädum  hendum  um  hrygg  Stefois  Fa.  3,  341.  at  bun 
lyki  |)ik  lidom  Häv.  115.  lauk  ban  mik  skiöldom  Heireid  8. 
dabin  lälst  sich  auch  das  häuGge  armi  verja  ziehen ;  so  wie 
das  vigit  ockr  saman  vararhendi  Thrymsqu.  30,  denn  der 
weihe  ist  das  anfafsen  wesentlich. 

2.  der  gegenständ  den  ich  wende,  rühre,  drehe,  richte, 
neige;  den  ich  umwende,  umstürze,  wälze,  krummbiege; 
woran  sich  noch  einige  Übertragungen  anknüpfen,  wie  ver- 
wandeln, bekehren,  hier  sind  den  gliedern  alle  bewegliche 
dinge  gleichgestellt,  und  wird  das  instrumentale  für  uns  über- 
all zum  gegenständlichen,  auch  im  nordischen  hat  hier  die 
prosa  accusativ  neben  dativ,  hält  aber  bei  den  meisten  den 
blofsen  dativ  so  fest  dafs  diese  anschauung  unter  den  ersten 
gewesen  sein  mufs  welche  instrumental  aufgefafst  wurde,  etwas 
ähnliches  haben  wir  noch  in  der  Verbindung  mit  dem  köpfe 
schütteln,  nicken,  neben  den  köpf  schütteln ;  gerade  hier  hat 
indessen  das  nordische  stets  accusativ,  skekr  höfudit  Fa.  3, 
499,  und  wo  es  dativ  verlangt,  lafsen  wir  ihn  nur  zu  bei 
reflexiver  verbalgestalt :  sich  umwenden  mit  dem  köpfe, 
und  kaum  geht  es  an  zu  sagen:  ich  drehe  mit  dem  Schlit- 
ten, mit  dem  pferde  um  die  strafsenecke,  ich  drehe  mit  der 
müble  um. 


56  ßfiER  DEN  NORDISCHEN  DATTV. 

Wenden :  hofü  vatt  [>4  Gunnarr  A.  Qu.  6.  vatt  wasi 
aosiri  ypp  lögfdki  Hym.  27.  ok  va!t  honum  k  lopt  Fa.  3^ 
545.  vinda  |)eir  fram  bordum  I»l.  1,  274.  zwar  vinda  segl 
Fm.  2,  72.  Orkn.  298,  aber  noch  jetzt  vatt  mer  andir  kvid 
bans  Od.  3,  18.  —  venda:  ok  vendir  um  heyinu  Fro.  3,  2W* 
rendel  seglunum  N.  L.  196*.  ab<?r  kvisto  venda  Kon.  443. 
nd  hverßr  madr  stamni  sudr  med  landi  N.  Love  1,  114.  aber 
at  hvirfta  begii  Fm.  3, 207.  —  snäai  \?x  maerin  snM  kvör- 
ninni  Fa.  2,  377.  sidan  snp*  kolr  hesti  sinumy  ok  reid  firoU 
Fa.  3,  598.  or  bafdi  snuit  um  allri  i'ördunni  Fa.  3,  499- 
\k  snSri  hun  honum  fyri  ser  Fa.  2,  234.  morgum  manni 
hefik  til  moldar  mmt  j^eim  er  til  fiskjar  fiftru  Fa.  2,  127.  so 
auch  in  der  bedeutung  verwandeln,  Kristr  snM  vatni  i  vm 
Harmsdl.  s.  v,  und  bekehren,  at  bann  skyldi  snüa  Donum  lil 
reitrar  truar  Fm.  I,  120.  dagegen  im  sinne  von  flechten  \mi 
es  accusativ:  greyjom  srnom  guUbönd  sn6ri  Hym.  5;  snara 
sanian  höndar  og  Fo&tur  Od.  6,  25.  wie  snäa  wird  sonst  aorfa 
snara  gestellt:  sidan  snarar  bami  liösinu  til  [leirra  dyranna 
Fa.  3,  531.  nA  snarar  Högni  sinu  sveräi  Fa.  3,  440.  snaraäi 
komtngi  ur  södlinnm  3,  441. 

Rühren,  wenn  es  so  viel  ist  als  in  bewegung  setzen,  hat 
neben  accusativ  auch  noch  dativ:  hroerda  ek  munnt  af  munar 
gmnni  sagt  Egill  im  höfudlausn  N.  L.  29^,  doch  naer  er  bann 
mk  sinar  hendr  krwra  til  einar  bverrar  [lionusto  Kon.  433. 
hrasrdi  p&  163^.  ein  fernerer  instrumentalis  dagegen  ist  in 
hroer[)i  ilquistom  er  rührte  (d.  harfe)  wit  den  A.  M.  62. 
seilas  reichen,  recken :  hun  seildist  nu  hendinni  i  brunnion 
Fa.  2,  481.  —  riga  |»u  per  k  foßtr,  ragr  ok  blaudr!  Fa.  2, 
369.  —  so  auch  noch  hretfa  ser  sich  rubren.  —  aber  reka, 
retta  ausstrecken,  recken,  regen,  haben  stets  accusativ.  so 
auch  snerta  berühren,  betreffen. 

Neigen  und  beugen  haben  dativ  bei  forma,  bema,  vikfm 
und  bei  halta,  veita.  dagegegen  accusativ  bei  beygja  und 
sveigja.  opt  nam  kolfi  ormr  bagliga  at  forma  N.  L.  178^. 
pessu  vil  ek  beina  til  brennu  {»innar  N.  L.  159^.  gödu  ho- 
num beindi  Sdlarl.  4.  bann  veik  ser  undan  Fm.  3,  187. 
veik  bann  svli  rwdunni  Hmskr.  2,  270.  v4k  opt  höfdi  msm 
til  s61ar  Od.  3,  4.  veik  pvi  miök  til  br6dur  sins  Fa.  3,  358. 
honum  vikr  til  nordraettar  Fa.  3,  361.    halladi  bann  ser  i 


ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATW.  57 

kn£  henni  Fa.  !,  402.  halh  mäli  at  ser  Isl.  I,  335.  eigi 
man  ek  rMi  halla  Fa.  1,  446.  —  veitir  vatni  iil  siafar 
N.  L.  50^.  es  neigt  das  wafser,  mit  dem  wafser  zur  see;  at 
hlada  garda  um  j^vera  dali,  veita  vatniy  wafser  leiten  N.  Fei. 
(1846)  7,  134.  ebenda  noch  halladi  ser  190.  —  so  auch 
hneygja :  ok  hneygdi  höfdi  i  kn£  Thorkatli  b6nda  sinom  N. 
L.  49**.  —  aber  hun  beygdi  hreifann  Fa.  3,  372.  sveigdi  {»ar 
at  utan  vidu  Fa.  2,  222. —  hlidra  ist  auf  die  seite  gehen,  und 
wenden :  hefi  eg  .  .  eigi  getad  hlidraä  mer  hili,  at  lin^'a 
Al|).  1845  s.  87.  hika  haesitare  ebenso:  bann  hikar  ser  ecki 
vid.  Forsp.  af  Scheving  (1837)  s.  5.  —  skiatla  fehlgreifen, 
sich  verseben,  wanken :  og  hafi  mer  ecki  skiallad  i  [leirri 
tilgAtu  ebend.  s.  20. 

Stürzen,  wälzen,  umkehren,  umstürzen :  bann  steypir  yfir 
sik  käpunni  Isl.  2,  118.  at  steypa  ser  utbyrdis  Isl.  2,  125. 
nam  stadar  utarliga,  steypti  kuflshöttnum  ok  duldiz  N.  L. 
127*.  steypti  ser  nidr  Fa.  3,  230.  —  [leir  veitu  viäjunum  k 
drekann  Fa.  2,  188.  ek  velti  honum  med  höfdinu  um  völlinn 
Fa.  3,  306.  medan  ban  veüi  fiessu  i  buga  ser  Od.  1,  59.— 
|)vi  hvelfdi  skipinu  skiott  Foelr.  c.  36.  hvelfdi  ban  skipunwn 
N.  L.  170". 

3.  der  gegenständ,  den  ick  sckwinge^  wiege,  weife; 
den  ich  auf  oder  abschwenkey  daher  den  ich  lUpfe,  auflade, 
aufhebe^  so  wie  was  ich  niederschwinge ,  untertauche,  ver- 
senke ^  endlich  was  ich  umschwinge,  wandle,  verändere^ 
wechsele,  verwandele,  vertausche. 

Die  meisten  dieser  Vorstellungen  ergeben  nach  und  nach 
das  gebräuchlichste  verbum  dieser  art,  bregda^  z.  b.  sverdinu, 
auch  wenn  es  nur  halb  gezogen  wird:  ok  hafdi  sverd  um 
kn£  ser  ok  brugdi  til  mids  Edd.  1,  66.  bregdr  hdOkn  ßvi 
(das  eisen)  ur  aOinum  Vilk.  c.  145.  bann  brdßngrinum  i 
munn  ser  Fa.  1, 163.  bregda  sverdi  noch  jetzt,  Od.  8,  37.  — 
veifuy  schwingen,  berührt  sich  mit  wenden:  veifir pu  vmngjum 
Fa.  2,  137.  veifdi  bann  MiöUni  mödgiörnum  fram  Hym.  36. 
visundrinn  veifir  höfdinu  k  hvegra  veg  ser  N.  L.  157^. 
noch  jetzt  heifst  es  ve\far  vmngjum  Fiötn.  8,  22.  —  bann 
ve\fadi  stdfunum  Fa.  ^,  321.  fiir  die  wiegende  bewegung, 
mit  der  kinder  gewartet  werden,  steht  veifir  Fa.  2,  334.  an 
dro  {»a  Biöm  at  ser  ok  veißr  honum  sem  bami  ok  slöngar 


58  ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATIV. 

honum  sidan  ut  k  eldinn.  —  daher  gehört  hierher  auch  ruffgn 
wiegen :  ok  vaf  önnur  gudvef,  ok  öiinar  ruggaäi  barni  Fm. 
3,  178.  nicht  anders  ji^^z/Za :  sidan  ^v^^ar  Ketill  sverdinu  lil 
höfiidsins  Fa.  2,  126.  [)a  sveißadi  Arngrimr  sverdinu  k  hönd 
Svafrlama  N.  L.  175*.  vergl.  Od.  3,  21.  —  pessu  sveif  mec 
i  skap  N.  L.  160^.  eldi  svifinn  ebend.  42*.  —  svipa,  schwin- 
gen, wird  auf  beeilen  und  auf  schlage  geben  übertragen,  jedes 
object  steht  im  dat.  dabei.  Thormödr  sveipadi  /tV  sverdinu  N.  L. 
168**.  —  dingla  wedeln:  og  dingludu  [leini  löngu  rößim 
Od.  3,  30.  aber  nicht  bretta  (aufheben  und  zurückbiegen) ; 
brettir  sinn  Hrimgerdr  hala  Edd.  2,  40  (d.  h.  bratt,  steil 
machen).  —  noch  das  matte  schwingen  slcema  wird  so  ver- 
bunden:  Hr61fr  slwmdi  sverdinu  k  hönd  Röudolfs  Fa.  3,  324. 

Aufschwenken,  in  die  höhe  ziehen :  Ali  brd  upp  skt'ldi- 
num  Fa.  2,  126.  bregdr  upp  fridskildi  Fa.  2,  207,  hat  den- 
selben casus  bei  yppa^  hlada,  lypta:  jenes  besonders  in  der 
Edda  gebraucht :  biodom  um  ypto  Völ.  4.  yppit  litt  huräom 
A.  M.  44.  —  hlada  sowohl  wenn  es  aufziehen,  als  wenn  es 
aufladen  bedeutet,  aber  nicht  im  sinne  von  aufbauen,  was 
nicht  mehr  wie  jenes  ein  schwingen  ist:  hldpo  seglom  H.  Q. 
2,  16.  17.  vergl.  snero  upp  vefnitstingom  (segeltnch)  H.  Q. 
2,24.  hlada  upp  gulUno  Edd.  2,  155.  Ä/(^rf  Aeyi  Fm.3,205. 
aber  blöd  vördu  ]fk  Isl.  1,  145.  —  Bardr  sterki  lypti  Lio- 
fo^i  södul  upp  Fa.  2,  169,  wie  brä  honum  k  lopt  Fa.  3, 575. 
lyptir  Tipp  hetti  sinum  Fa.  3,  6.  aßypti  [)okunni  Orkn.  298. 
siAdSi  förnadi  bann  upp  hondunty  og  bad  Od.  5,  65. —  tylla 
Wenfalls  aufheben :  hart  tumbar,  sk  hkti  ser  tyllir  Isl. 
mdlsh.  s.  27.  —  aber  nicht  bei  reisa. 

Ntederschwingen,  niederziehen :  bregdr  spordinum  nidr 
N.  L.  170^,  in  einem  worte  svipta  södli  Odd.  Gr.  3.  svipta 
seglunum  Fa.  1,  138.  N.  L.  141.  wird  zu  untertauchen,  er- 
tränken, wenn  vom  wafser  die  rede  isl :  at  |)at  mundi  söckva 
skipunum  Fa.  2,  172.  för  bann  undir  tvser  ärar  k  Elliäa,  ok 
s'ökti  pcim  svk  fast  N.  L.  125**.  —  drekti  Lödvis  sonom  i 
haG  Edd.  2,  40.  at  Aesu  va;ri  dreckt  i  myri  Fa.  2,  35. 

Als  umschwingen  ist  das  verändern  gedacht  und  das  wech- 
seln, so  wie  auch  das  tauchen.  zunäch.^t  wird  das  um-  oder 
abschwingen  zu  abbrechen:  brugdu  feir  nu  tiöldum,  ok 
leggja  saman  skipum  sinum,  .  .  töku  |)eir  til  bardaga  Isl.  2,124. 


ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATIV.  59 

das  gegentheil  von  sldgu  tiöldum  Fa.  3,  405.  brugäid  verdi 
vitanum,  abgebrochen  der  leuchtthurm  Orkn.  202.  wird  dies 
auf  geisti«;es  übertragen  wie  in:  mä  ek  ecki  bregäa  ockru 
vinfengi  Ol.  Tr.  150,  bregda  [)essi  säet  Isl.  2,  366,  so  kann 
man  ablafsen  dafür  setzen,  die  anscliauung  ist  aber  das  an- 
dem  als  abbrechen,  so  isl  es  auch  in  bregda  svefni :  smäli 
brcgdr  slikt  svefni  minum^  wenig  bricht  solches  meinen  schlaf 
ab  Isl.  2,  53.  mit  dem  umschwingen  kann  auch  das  genannt 
sein  zu,  dem  oder  wohin  der  Umschwung  geschieht;  dann 
wird  bregda  übei^ehen  oder  überleiten  zu  etwas,  und  ist  das 
neue  eine  verschiedene  gestalt,  so  wird  es  verwandeln,  jenes: 
ek  brd  pvii  gaman  Fa.  2,  341.  bregda  k  leik,  brugdu  konur 
göngu  sinni  ok  bioggaz  t!l  beimferdar  N.  L.  46^.  —  die- 
ses: brd  Loki  henni  i  hnölar  liki  N.  L.  92*.  brd  ser  i  lax- 
liki  ebend.  90\ 

Hierher  wäre  dem  begriff  nach  auch  brcyta  zu  rechnen, 
wenn  es  verändern  bedeutet  wie  in  at  breyta  |)eim  ätru- 
nadi  Fm.  2,  158.  indess  ist  die  vorsteHuug  wohl  sich  entfer- 
nen, denn  die  ableitung  von  braut  slrafse  zeigt  sich  auch  in 
der  bedeutuug  verfahren  mit  jemand,  die  es  z.  b.  Fa.  1,  21 
hat.  —  gleichfalls  nur  der  sache  nach  gehören  hierher  vixU 
Sig.  Qu.  I,  37.  skipta:  Heidrekr  konungr  skipti\di  litum  Fa. 
1,  452.  giöfom  skipta  Häv.  44.  —  feir  vilja  kaupa  vid  ydr 
vopnum  ok  gefa  silfrvopn  im6t  iarnavopnum  Fa.  2,  178. 

4.  der  gegenständ  mit  dem  ich  werfe;  nicht  der  den 
ich  durch  den  wurf  treffen  will,  welcher  im  accusativ  ver- 
bleibt, oder  durch  nach  in  und  gegen  als  das  ziel  bezeich- 
net wird,  in  manchen  fällen  ist  auch  das  legen  ein  werfen, 
und  hat  ebenfalls  dativ ;  aber  durchgängiger  folgen  dieser  con- 
struction  die  verba  stärkerer  bewegung,  als  niederrinnen  la- 
fsen  (das  netz),  wofür  wir  selbst  ausweifen  gebrauchen,  auf, 
fort  fliegen  lafsen,  laufen  lafsen^  schleudern,  hierher  ge- 
hören auch  folgende  besondere  fafsungen  des  werfens:  auf- 
werfen (die  erde) ;  säen  als  auswerfen  (den  samen);  streuen 
als  aus  einander  hinwerfen,  wegwerfen;  und  das  streuen 
(spargere)  auf  flüfsigkeiten  übertragen:  gie/sen,  besprengen 
mit  etwas ;  regnen  (als  sprengen  oder  herabwerfen  mit);  trie- 
fen^   tröpfeln  mit  etwas,   ausblasen^   ausschnauben,  speien. 


eo  ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATIV. 

roizen  als  auswerfen ;  gähnen,  mund  au/sperren,  blöken  als 
anfwerfen  oder  aufreifsen;   schlingen  als  hinierwerrea. 

Werfen  ist  kasta,  verpa,  varpa,  peyta,  zuweilen  auch 
leggja^  es  heifst  upp  ek  varp  augom  Harb.  18.  verpa  laugt 
i  lögB.  Qu.  1,  8.  varp  o/*  illvidrinu  Fa.  3,  471.  varpiädAi 
i  iöfra  bae  N.  L.  124^.  kasta  mun  ek  enn  odrum  steint  Fa. 
2,  184.  kasta  f>eir  n&  feldum  undir  foßtr  ser  Isl.  2,  134.  Fa. 

1,  387.  kastadi  ser  nidr  Fa.  3,  275.  kastadi  [>i  enn  hr^gi 
imöti  j^eim  N.  L.  123*.  ok  er  bann  bafdi  drukkit  af  homina, 
kastadi  bann  [>vi  inu  um  skiftinn  ebend.  kastar  bann  skipam 
(wirft  um)  Konsk.  133.  iardvarpadi  honum  Od.  5,  28.  — 
mit  verpa  mag  aucb  wie  mit  leggja  der  dativ  eggjum  zu  ver- 
binden gestanden  baben,  da  es  elliptiscb  den  sinn  bat:  vali 
alla  \k  er  i  bergom  verpa  Gula|).  s.  429.  —  sonst  findet  sich 
bei  leggja  nur  dann  dativ,  wenn  es  so  viel  ist  als  in  see 
legen  oder  wobin  segeln,  also  nur  skipi,  skipum,  denn  in  der 
Bedeutung  stecben  gebort  es  zu  der  folgenden  reibe,  jenes 
ist  sebr  bäufig,  wie:  lagdi  skipi  sinu  inn  til  Nidaröss  N.  L. 
14r.  leggja  saman  skipom  sinom  Isl.  2,  124,  Hmskr.  2, 
55.  —  var  bann  grioli  grjttr  Fa.  3,  355.  —  peyta  werfen, 
umwerfen  (das  pferd),  antreiben:  og  peyttu  sidnum  k  arar- 
blödunum,  übersetzt  von  ai^fQQnirovi^  aXa  nijd^  Od.  N,  75. 
peytti  honum  tvk  ser  1,  398. 

renna  rinnen,  fliefsen,  laufen  lafsen,  ist  dem  auswerfen 
gleicb  in  der  Verbindung  mit  tog  netz :  er  fyrr  rendu  togom 
sinom  Gula|).  s.  426.    er  f>it  blödi  i  spor  bidir  rendut  Edd^ 

2,  254.  bann  mundi  litt  renna  dstaraugum  til  vor  (wurde 
wenig  liebesblicke  auf  eucb  werfen)  Fa.  2,  163;  es  beibt 
aber  aucb  von  lebendem  at  renna  hundum  6ula[i.  s.  447.  — 
äbnlicb  sleppa :  bann  slepti  bundum  sinum  til  bans  Fa.  3, 374. 
1^6  ser  vaeri  nidr  slept  i  festi  Fa.  2,  368.  |>ä  er  ek  j^ottumst 
sleppa  honum  ofan  fyrir  bamrana  (niederwerfen)  Fa.  3,  391. 
at  bann  sleppi  vopnum  sinnm  vid  bann  Isl.  1,  350. —  i  ^vi 
slapp  af  fleininum,  en  iötuninn  datt  k  bak  aptr  Fa.  3,  488. 
og  bafa  f)eir  pvi  ecki  sloppid  fyrir  lilftsi  Al]^.  1845  s.  140. 
jetzt  bedeutet  das  scbw.  verbum  sleppa  auswerfen,  auslafsen  \ 
die  construction  ist  dieselbe :  at  hinni  annari  grein  fimm- 
varpsins  se  sleppt,  og  i  bennar  stad  .  .  Al]^.  s.  144.  —  so 
aucb  fieygja  ifleygir  bonum  nidr  Fa.  3,  463.  bomunum  Fn. 


ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATIV.  61 

3,  194.  hwaM  fleygja  6.  Qu.  2,  18.  ganz  onser  werfen  ist 
es  in  Sätzen  wie :  f)yi  leysir  bann  steinninn  nr  festinni,  ok 
fleygir  honttm  A  stad  Fa.  3,  499.  fleygäi  hadinni  ofan  ft 
hann  3,  504.  —  hleypti  [leim  nidr  Isl.  2,  65.  j^a  hleypti 
hann  annarri  brunidni  ofan  i  kinnina,  enn  annarri  upp  i  hftr-* 
rcetr  N.  L.  73^.  hun  slöngvir  ser  |)a  f)yert  k  bak  aptr  N.L. 
170**.  ok  slöngar  honum  sidan  ut  a  eldinn  Fa.  2,  344.  ok 
sleingdi  bonnm  nidr  Fa.  3,  430.  —  möglich  wäre  dafs  hier- 
her beita  und  etjayßota,fljta  gehörte,  was  unter  geben  be- 
rührt wurde.  —  sicher  wie  hleypja  und  fleygja  ist  fleyta  zu 
beurtheilen :  ad  fleyta  Aleidis  skipnm  og  mönnum  Od.  3,  24. 

Auf  werfen  als  grundvorstellung  lafsen  sich  zurückfüh- 
ren strAi  bveim  eru  bekkir  baugum  strädir  Vegt.  Qu.  11. 
brynioni  er  um  becki  strdd  Grimn.  9.  —  dreifa  (ausstreuen) 
sem  j^eir  höfdu  dreift  bjrgginu  Od.  1,53.  hreitüy  wofür  hreita 
fram  ordi  bei  B.  H.  angeführt  ist  und  die  bedeutung  disper- 
gere.  so  wird  auch  $6,  gebraucht:  guUi  sceH  A.  M.  41.  ok  . 
er  [>eim  sandi  edr  moldu  sAid  ikringum  [>an  Konsk.  88.  kar- 
lar  komi  sA  N.  L.  50^.  er  wirft  weg:  kastar  nu  sverdinu 
ok  hleypr  A  Egil  Fa.  3,  370.  flika  ausstreuen,  ausgeben : 
tii  [less  er  \k  at  flika  pvi  Isl.  mAlsh.  s  49.  $leUa  (aus- 
werfen) halanum  ebend.  s.  59. 

Sprengen :  iosu  biödi  um  heradit  allt  Isl.  2,  376.  sidan 
bar  bann  ^ä  at  utan  torf,  ok  eyg  eptir  {»al  sandi  Fa.  2, 222. 
hröpi  oc  rögi  ef  [>u  eyss  k  holl  regin  Aegisdr.  4,  wo  es  fast 
gleich  mit  werfen  ist.  —  dreifa  i  sA  dreifdi  mik  bUdi  Fa. 
1,181. —  Hialmter  dreypti  k  hann  vini  Fa.  3, 508.  stöckva: 
stöckti  vini  Od.  1 ,  53.  ok  sva  stöckva  hlautino  k  mennina 
N.  L.  99*.  hella  (giefsen)  helli  menn  vatni  k  hendmar  Od. 
1,  62  (kann  zu  halla  neigen  gezogen  werden).  —  giota 
(parere):  f)a  giota  [leir  rognwn  sinum  (von  fischen)  Konsk. 
46.  —  at  \k  rigndi  blödi  Ann.  vet.  a.  872. 

Licht,  strahlen  werfen :  en  Ipsti  af  honum  sem  Host  Fa. 
3,  504.  ^k  brd  Uoma  H.  Q.  2,  15.  rennr  s6I  upp,  ok  sk^tr 
geiziom  shom  i  allar  settir  Konsk.  44. 

Speien,  blasen  mit;  spia,  blasa,  fnwsa,  fnjsa:  spia  {>vt 
eno  heita  vatni  Konsk.  147.  hrcekti  hann  pvi  siöarvatni 
Od.  2, 12.  blSs  eitri  moü  honum  I^angenb.  2,  271.  Fa.  3, 428. 
at  {tat  blies  Urum  Fa.  ?,  183.  fimsa ;  eitri  ek  ßtwsta  Fafnism. 


e2  ÜBER  DBN  NORDISCHEN  DATIV. 

hannffi^stt  eüri  alla  leid' Fa.  1,  160.  sva  fnpsta  ek  eilii 
ebend.  162,  wofür  jedesmal  viele  andere  hss.  fr^sH  haben, 
was  vom  schnauben  und  blasen  der  pferde  gebraucht  wird; 
indessen  ,^^^a  findet  sich  auch  sonst:  raudben  y}?t;^^/ii  blääi 
Fm.  10,  187.  feykja  (fortblasen,  schleudern  vom  stürme): 
ok  feykti  mer  um  dimma  vegu  Od.  3,  64.  let  ek  [>a  bftda 
blödi  sn^ia  (emungere)  Fa.  2,  320. 

Gähnen,  klafienlafsen  den  mund,  rächen,  ist  aufwerfen  oder 
aufreifseu;  gapa:  göptu  kiöptunnm  Fa.  3,  482.  gindo  iam- 
munnon  Ol.Trygg.  s.  c.  130.  wahrscheinlich  wird  9Mchßenna 
aufreifsen,  breitziehen,  so  construiert.  ßensa,  blöken,  findet 
sich  in  folgender  Verbindung :  ok  flensar  tungunni  eptir  Höräi 
Fa.  3,  500.  das  einfache  opna  hat  accusativ  Kongsk.  135, 
munn  sinn ;  aber  gewaltiges  aufwerfen  dativ :  |)egar  hann  lykr 
hanian  miök  upp  ebenda,  während  auch  bei  luka  das  einfache 
zuthun  des  mundes  wieder  directe  construction  hat :  lykr  hann 
saman  munn  sinn  Kon.  140.  dagegen  huräwn  uppliuka  Isl. 
2,  218.  hurd  .  .  ok  kippir  henni  upp  Fa.  2,  198.  ypl>it  hur» 
dorn  A,  M.  44.  —  schlingen,  hinunterschlucken :  oc  svelgir 
nidr  peim  hita  N.  Love  1,  384.  doch  auch  mit  accusativ. 

Die  bedeulung  werfen  findet  sich  auch  vielfach  in  skiota 
und  liosttty  die  theilweise  zur  folgenden  reihe  gehören,  wie  in 
skaut  hryggium  ä  land  Fa.  3,  509.  skaut  saxinu  3,  508. 
^öat  |)u  skioWr  tr^inu  i  elldinu  Konsk.  145.  skaut  hatla 
spioti  Isl.  2,  380.  und  so  noch  jetzt  skiota  spiotum  Od.  5, 
28.  29;  diesen  casus  behält  es  auch  in  der  übertragenen  be- 
deutung  verweisen  einen  handel  an  ein  gericht:  [)eir  viljn 
skiotu  pesso  malt  til  Frosto|)ings  N.  L.  98*^,  wofür  auch  skiM^ 
skoia  gilt,  ad  pvi  liku  s6  sk^rskotad  til  amtmanns  Al|).  345. 
letzteres  auch  im  sinne  von:  damit  berufe  ich  mich  auf  — 
N.  L.  76\ 

5.  das  Werkzeug  oder  glied  womit  ich  schlage  oder  sonst 
treffe;  und  als  Werkzeug  des  Schlages  können  auch  personen 
dargestellt  sein,  aber  nicht  der  gegenständ  den  ich  schlage, 
welcher  ebenso  den  accusativ  erfordert,  wie  die  art  des  Schla- 
ges, wenn  dieser  beschrieben  ist:  ok  slo  hana  hnehhögg 
Fm.  3,  78.  kylbuhögg  Fa.  3,  211.  hiö  hann  hmikhögg  N. 
L.  186^  Isl.  1,  222.  drap  hann  högg  ä  dyr  Fa.  2,  34€. 
högg  mik  i  höfudit  mikit  sär  M.  L.  162*.    so  verhält  es  sich 


ÜBER  DEN  NORDISCHBM  DATIV.  63 

auch  bei  stofsen,  stechen,  stecken,  hauen,  schiejsen,  nebst 
deren  abgeleiteten  bedeutungen.  das  Werkzeug  ist  hier  weit 
öfter  von  der  präposition  mit  begleitet,  dessen  aber  auch  noch 
die  späteste  prosa  entbehren  kann,  und  tritt  häufiger  als  bei 
den  früher  genannten  verbis  als  object  in  den  accusativ,  wenn 
das  eigentliche  ziel  der  bewegung  diesen  nicht  hat :  so  heifst 
es  zwar  keyrdi  bann  sporum  N.  L.  89^,  aber  auch  keyrir 
knifsskapt  sitt  i  sidu  mer  Fa.  3,  391. 

Berja,  sld,  vega,  drepa,  lemja,  berjandi  f6tunum  Fa.  3, 
500.  hardsteini  16t  .  .  mik  bardan  Isl.  2,  375;  aber  at  [)u 
vilt  berja  mina  sveina  N.  L.  175^. —  hun  sld  hendm?n  ne- 
dan  uudir  kerit  Fa.  3,  299.  sid  üt  {)eim  hvitu  segium  Od. 
3,  39.  sldgu  tiöldum  3,  405.  sld  [)eir  saman  lidinu  Fa.  2, 
205.  ok  slö  utbyrdis  ßorum  mönnum  ebend.  122*.  lausUm 
sld  oUum  hundum  Fa.  3,  274.  sld  at  ütau  eldt  Fa.  2,  321. 
dagegen  nothwendig  slo  hörpo  sina  Konsk.  704  (mit  dem 
Stabe),  slö  ut  knöttinu  Fa.  3, 530  (mit  dem  stock  oder  der  prit- 
sche).  —  var  vig  vegit  völsko  sverdi  0.  G.  16.  lams  vendi 
ek  |)ik  drep  Försk.  26.  skulu  .  .  drepa  barnino  |)remr  sin- 
uum  i  vatnet  Nor.  Love  1,  394.  drap  hun  k  [>ä  sporda  sinum 
Od.  3,  31.  —  drep  vid  haus  Hymis  kalkt  hveriom  Hym.  Qu. 
30.  drepa  Joßti  Fa.  3,  380.  var  i  skarlatskirtli  raudum  ok 
hafdi  drepit  upp  skautununi  Isl.  2,  85.  var  hann  .  .  ok  kyl- 
fum  lamdr  Fa.  3,  355. 

Hrinda,  stivga,  stanga,  liosta,  spyrna,  keyra;  leggja, 
piakka,  sküfa,  yta.  hrinda  skipom  4  vatn  Umskr.  1, 177.  hrait 
honum  i  eldinn  N.  L.  89*".  hrindir  henni  fyri  biörg  ofan 
Fa.  3,  573.  hritt  af  |)er  harmi  Fa.  1,  19i.  hrü  af  j>er 
hryggleik  Hird.  27.  —  stungu  \  kiöl  köfdom  N.  L.  25^. 
stingr  sva  sinu  höfdi  i  bans  sidu  ebend.  158".  ef  madr  lystr 
mann  .  .  .  eda  stingr  madr  öxarskapti  eda  spiotscapti  ä  mann 
Gula|).  s.  186.  Hialmter  Stack  k  bann  spiotskapti  Fa«3,  478. 
hiö  hann  baeda  foelrna  undan  Hrolfi,  ok  stack  beim  milli  klsedar 
ser  3,  304.  Oddr  stack  bädum  fotum  i  einu  jardfastan  stdnn 
2,  256.  stack\i2s\xk  ser  nidr  Od.  3,  49.  —  stangadir  spiotum 
til  bana  Isl.  2,  381.  —  laust  vödva  sinum  ä  tönnina  Hmskr. 
1,  99.  var  lostin  öru  til  bana  Fm.  1,  118.  hvarr  yckarr  muu 
liosta  annann  illum  steini  Isl.  2,  375.  doch  auch  lystr  med 
horninu  N.  L.  158**.  —    spyrndi  sinum  fotum  vid  mer  Fa. 


64  ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATIV. 

3, 391 .  TMrr  tpyrndi  fasti  sinum  k  hann  N.  L.  89^.  —  f^a^gj^ 
(eigentlich  mit  dem  arme)  storsen:  at  skessan  numi  >ilj« 
hmgja  ser  i  giäna  Fa.  3,414. —  sparkadi  badum  f6UiDani  t 
si6Unn  Od.  G,  22.  —  keyra  sporum  ist  angeführt.  —  IM 
ok  lagdi  bdäum  höndum  Orkn.  38.  Oddr  lag^  spioii  til 
Eyolfs  Isl.  2,  85.  lagdi  til  hans  sinu  spioti  Fa.  3,  441.  Od. 
6,  29.  —  ef  |m  piakkar  broddinum  k  hallinn  Fm.  3,  180. — 
skii/udu  honum  ur  sselinu  Fa.  2,  60.  —  pta  (ausstolMB)  «I 
yU  bäti  B.  H.  en  hann  ^Hr  höfdina  k  m6ti  Fa.  3,  471. 

U'öggva,  skiota.  hio  tönni  sinnt  \  brödur  sinam  Fa.  3, 
391.  höggr  til  hans  sinu  sverdi  Fa.  3,  424.  höggea  mer 
kylfu  eina  med  bastöxi  j^essi  Fa.  2, 177.  öamm  Fa.  3,355.  — 
skjir  sinum  fasli  til  glerpotsins  N.  L.  154^  (störst),  skaui 
tveimr  kesjum  til  hans  Fa.  3,  537.  skaut  {»rim  drum  3,  374. 
hann  skjtr  öllum  skeytum  2,  265.  —  skeyta  pvi  ecki  (küm- 
mern sich  nicht  darum)  Od.  5,  69. 

Statt  des  Wortes  für  eine  bestimmte  weise  des  angriffes 
kann  auch  ein  allgemeines  stehen :  |)ä  leiia  [>A  k  sialfann  hann 
lettfleigu  gaßoki  Konsk.  387.  ef  madr  öfgar  väpni  at  mann! 
Nor.  Love  1,  307. 

6.  der  gegenständ  den  ich  rei/se,  ausreute,  aufziehe  oder 
niederreifse,  abreifse,  herumreifse,  fortreifse,  auseinander- 
reifse. 

Kippa.  kippir  at  ser  sverdinu  Fa.  1,  160.  hann  kippir 
nu  upp  hverjum  runni  med  rötum  Fa.  2,  197.  kiftptr  sköm 
k  foßlr  ser  Isl.  1,  326.    ok  vil  kippa  henni  ur  häsinum  Fa. 

2,  198.  [ivinacst  var  fiölum  urkipt  3,  504.  j^ar  ser  hann  hord 
undir,   ok  kippir  henni  upp  2,   198.     kipti   uidr   stocknun 

3,  504.  kipH  brott  örinni  N.  L.  196\  ockur  virdist  aUri 
röi  kippt  undan  Al]^.  s.  547  ;  vergl.  Od.  3, 28. —  rydja :  j^eir 
ruddu  upp  iördn  ok  grioti  sem  lausri  miöUu  (im  kämpfe) 
J^a».  2,  251.  rydr  i  sundr  skdlanum  Fa.  —    skola  eigentlich 

.ttJUpülen  ist  auch  fortspiilen  und  hat  ebenfalls  instrumenlaiis 
statt  des  accusativs:  skoladi  aldan  \k  lausum  kiUnutn,  Über- 
setzung von  njy  dh  H)dtiv  qfQ6  yvfia  Od.  12,  421.  —  hrycka, 
was  B.  H.  nicht  hat,  ableitung  von  kröckva,  hröck  hrackum 
auf  dieser  dritten  stufe,  wird  später  das  gewöhnliche  wori 
im  dänischen  rykke  für  jenes  isländische  kippa:  rtfckir  ba^ 
ganvm  i  sundr  Fa.  2,  264.    ryckir  |)u  manni,  b^  tva  ogra 


ÜBER  DEN  1S0RD1SCHBN  DATIV.  65 

Gatalag  §.  43.  ef  madr  rindir  manni,  e^a  uyckir  Golaj^.  187, 
WQ  andere,  hss.  vielleicht  richtiger  ryckir  lesen,  es  folgt  t  til 
stß  eda  frft  ser.  —  hnicka  (raptare) :  ]fk  hnykii  Fräkörk  af 
ser  fdlldinuni  Orkn.  144.  hnyckir  upp  kapnhettiDum  Fa.  3, 
293,.  8id[a(l  hnyckir  haon  upp  eldstockiy  ok  keyrir  Isi.  2, 338. 

spref^Of  praet.  spretti  (aufreifsen,  abreifsen),  verschieden 
von  spretta,  spratt:  liktt  •  .  .  ok  var  ßvi  sprett  M  höfdiua 
Isl.  1,  336.  madr  einn  var  s\k  Torvitinn,  at  hann  spretti 
tialdinUy  ok  sA  ut  Fa.  3,  318.  spretta  honu?n  i  sundr  3,  357. 

slita:  aldri  slita  N.  L.  1  i^  sliU  mälom  S.  Q.  1,  32. 
sieit  svA  [linginu  Fa.  3,  33  ist  mehr  beendigen,  sieit  Fro[>a 
Trist  H.  Q.  2,  13.  doch:  ok  slitr  hurt  örina  Fa.  3,  331. 
vergl.  kippli  brutt  örinni  oben,  niemals  ist  instrumentalis  bei 
rija:  reif  hann  kvikan  isundr  Fa.  1,  53.  dagegen  gehört 
svipta  isnndr  hierher:  en  ofvidrid  svtptt  sundur  segiunum 
i  |)rennt  og  fernt  Od.  4,  6.  auch  r6ta  upp :  rötadi  upp  hafi- 
nu  ebend.  2,  12.  rötudu  iordinni  upp  med  ranannm  Fa. 
2,  378. 

7.  das  Werkzeug  womit  ich  streiche,  salbe,  reibe,  kratze, 
scharre^  so  wie  auch  der  gegenständ  den  ich  reibe  oder 
kratze;  welcher  letztere  dativ  ein  nichtinstruraentaler  sein 
kann,  da  er  sich  auf  die  örtliche  Vorstellung  des  anthnens 
zurückführen  läfst. 

striuka:  strauk  hendinni  um  ennit  Orkn.  4 44. —  smyrja: 
smuräi  hörund  hennar  med  gödum  smyrslum  Fa.  3,  309. 
smurdi  hann  sinyrsluftum  i  särin  ebend.  —  rioda:  ok  r^dr 
A  sik  allan  biödinu  N.  L.  156**.  ok  rioda  stalla  blödi  bans 
N.  L.  98*. 

gnüa:  ok  gnira  ek  vAtum  um  augun  mer  Fm  5,  96. 
seidi  ])inum  mun  ek  sniia,  ok  sial/vm  per  gnäa,  unz  fiik 
gridr  grtpr  Fa.  2,  130.  byigjur  gnäa  ä  bordunum  Fa.  1,138 
gehört  kaum  hierher.  —  klcea:  eitt  kvikindi  sat  vid  ddian, 
ok  kld  iötninum  med  kömbum  Fa.  3,  471.  so  wahrscbeislWl 
auch  klora,  —  raka  (rädere,  corradere):  en  er  hegi4':'¥ar 
|)urt  ordid  og  bdid  var  ad  raka  pvi  saman  N.  Fei.  7,  196. 
ok  söpadi  saman  stArum  hing  Od.  2,  17.  stv  hann  söpat  bort 
sniänum  Glumss.  c  3. —  urga  (stark  reiben,  knirschen):  ur- 
^imTii  saman  tönnumsrnN.  L.  178^.  —  rida:  tridm  mdttu  ok 
til  |>ess  saman  rida,  at  [»ar  f&izi  eldr  Konsk.  160.  reid  k 
Z.  F.  D.  A.  Vin.  5 


66  ÜBER  DEN  N0R1H$ÖBKN  DATIV. 

hvörn  |)eirra  .  .  smyrslum  Od.  3,  36.  —  iapladi  (kauen)  tön- 
nunum  Od.  5,  29.  —  nistir  tönnum  Fa.  3,  629.      ,        "    . 

8.  der  gegenständ  womit  ich  überziehe ,  umwi^i^y  be^ 
decke,  umhülle,  kleide,  schmückcy  nicht  der  gegenständ  den 
ich  bedecke,  mit  dem  überziehen  steht  sich  aber  das  abzie- 
hen völlig  gleich,  denn  ich  enlblöl'se  einen  vom  kleine  indem 
ich  ebenfalls  mit  dem  kleide  ziehe. 

svipa :  sveip  hann  ütan  sillri  Völ.  Qu.  22.  sveipa :  ok  er 
hun  hefr  sveipat  barnit  i  kla;dum  N.  L.  154'.  at  hann  svei- 
par  sik  i  skikkju  sinni  Konsk.  298.  sveipadi  ek  \k  at  mor 
klwdu?ium  Isl.  2,  126.  —  hann  vödladi  saman  yfirhöfuinni 
Od.  5,  65.  —  ^'(ißd:  bcr  heßr  drottningin  kastat  fleski  inn  i 
hanginn,  ok  vaßt  um  utan  halmi  (mit  stroh)  N.  L.  60*.  han 
vafdi  piltinn  i  einum  duk  Fm.  3,  112.  sem  hinn  heilgi 
Magnus  ivafdis  slikum  syndum  Orku.  450.  —  huldi  sk^ium 
iafnt  iörd  og  haf  Od.  3,  6.  —  pekja:  f)at  er  um  fram  öU 
lönd  isum  pakit  Konsk.  142.  |)ekiazt  met  isum  ebend.  197. 
salrinn  \dx  paktr  bleiklum  l^reptum  N.  L.  119*.  /öATz/ hann 
klsedum  Fa. 3, 507.  —  vaxa,  bewachsen,  sich  bedecken  mit: 
landit  var  miök  skögi  vaxit  Fa.  3,  410.  eiun  holmi  ret/ri 
vaxinn  Fm.  1,  71.  grundvöllr  vaxinn  morgum  »dum  ok  t6- 
mum  smugum.  Konsk.  148.  —  klada :  klccddizt  hann  skyrtu 
einni  Fa.  3,  439,  und  im  gegeutheil  ßetta:  fletti  hann  ^ 
Asbiörn  klcedum  N.  L.  173''.  bann  var  allr  fiadralauss  ok 
flettr  hnmnum  Fa.  2,  378.  fletiir  iötrunum  \vk  öri  Od.  5, 
11.  ßettir  hann  lodklipunni  Fa.  3,  510.  Hördr^d  uxann  med 
öllum  ledrum  Fa.  3,  500.  —  vet^'a:  mir  skaltu  verja  klwdum 
{)inum  Fa.  2,  485.  daher  auch  im  sinne  von  verteidigen, 
wehren:  enn  ef  nockr  verr  odde  eda.eg^g/o  Gulaj^.  353.  vei^ 
ek  J)essa  iörd  lögom  ok  dömi  ebend.  300. 

9.  das  Werkzeug  womit  ich  binde,  knüpfe,  gürte,  um- 
hänge, und  womit  ich  aufwickele,  der  gegenständ  also  auch 
den  ich  schlichte,  so  wie  der  gegenständ  den  ich  um  etwas 
binde. 

binda:  ok  batt  J)ar  um  bldm  prvcdi  Fa.  3,  317.  var  [)essi 
sAtt  bundin  fastmwlum  N.  L.  119'.  [)at  var  bundit  einka- 
mdlum  ebend.  103^.  kn^tt  vargshskri  i  einn  gullhring  Fa.  1, 
?11.  hann  hafdi  kn^tt  gullhladi  at  höfdi  ser  N.  L.  isl**.  — 
spenna :   spenli  sik  Mverdi  fivi  Fa.  3,  439.     spennir  at  ser 


UBBR  DEN46bltDISGHEN  DATIV.  67 

um  ImI  ok.  foetr  ncefrum  Fa.  2,  258.  spenti  hUndunum  nidr 
V  um  habili  .Fa.  3,  500.  —  spengja:  steugor  stäli  spengdar 
Fa*  3,  A\\:S —  girda:  ok  girdr  sverdi  Fa.  3,  302.  girti  si^ 
bitru  sverdi  Od.  I,  65.  —  tialda:  l^t  |)]^ri  tiaida  hallina 
ffkm  vädmähtm  Fm.  1,  118.  ok  tök  [)ar  ut  svört  silkitiöld, 
hann  ttaUk^'peim  utan  y6r  öll  önuur  tiöldin  Fa.  3, 318.  tialdi 
f)ar  um  |^&  htv%  tiöldom  ok  skiöldom  S.  Qu.  3,  61.  —  tuea? 
[)e]r  mena  er  twdu  mäli  Thorsleinns  at  vilja  Gesis  Tsl.  1,  335. 
"  hyggju  Va^\  Br.  Qu.  2,  13. 

10,  das  womit  ich  befestige,  daher  auch  der  gegensUnd 
den  ick  anhänge^  einhake^  und  dos  worauf  ich  mich  stutze, 
egnaz  tgndi  k  ö'ngul  .  .  uxa  h'öfdi  Hym.  22.  obwohl  egua 
von  agn  lockspeise  später  anreizen  wird,  so  ist  es  doch  hier 
offenbar  lockspeise  anstecken  oder  befestigen  an  die  angel.  — 
loda  saman  (cohaerere) :  medan  lidum  lodir  saman  N.  Love 
1,  391.  —  krockja:  hann  krockti  krdknum  i  hringinn  Fa.  3, 
569 :  der  rin>;  nimmt  den  haken  auf  und  hält  ihn,  sie  befc- 
stigte  den  haken  in  dem  ringe,  indem  sie  ihn  hineinsteckte.  — 
stydja:  studdiz  geirskapti  N.  L.  31*.  grioti  studda  garda 
mina  Helr.  1.  {)at  er  fall,  ef  hinn  stydr  nidr  kn^  edr  hendi 
N.  L.  63*". —  spita  mit  pflöcken  befestigen,  aufpOocken:  hann 
spilti  aptr  tialdinn  Fa.  2,  285.  —  nista  (was  bei  B.  H.  fehlt) 
feststechen :  at  ])u  matt  nista  honum  i  kla;di  {)inu,  sem  dragnäl 
Fa.  3,  621. 

1 1 .  das  Werkzeug  womit  ich  baue,  rüste,  bereite,  mache, 
versehe^  bleibt  auch  in  der  spätesten  prosa  noch  vorzüglich 
oft  im  blofsen  instrumentnlis  ausgedrückt. 

bua:  gulii  Fa.  2,  190.  ok  bäa  [)ik  pungum  vopnum 
Konsk.  374.  var  nllt  med  gulli  gcrt  ok  gimsteinum  sett  Fa. 
3,  299.  stafr  .  .  settr  stcinum  N.  L.  144*.  —  at  hann  skr^- 
dist  pviUkum  bänadi  Kon.  39.  röndom  skrfjddir  ok  rodnom 
geiri  N.  L.  41*.  —  rüsten,  ausrüsten:  ok  silkitreyja  erma- 
lausri  vel  brt/njadr  Fa.  3,  536;  so  auch  skipa:  skip  skipud 
hraustum  drengjum  Fa.  3,  535.  —  vopnadr  blikanda  mahnt 
Od.  6,  18.  —  gera:  sverd,  er  ek  fer  gerdi  minni  hendi  Fa . 
1,  163.  ok  snüin  öll,  sem  tölum  s6  ^eor  Konsk.  131.  miklu 
orka  N   L.  164V 

Hierher  läfst  sich  auch  wohl  der*  Instrumentalis  bei  dem 
nehmen  womit  ein  gerättscK  gemacht,   ein  schall  hervorge- 

5* 


68  ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATIV. 

bracht  wird :  lagmadr  skal  llita  ringja  hinni  meito  klocko 
Gula[).  8.  15.  ?X  smella  fingrum  Isl.mälsh.  s.  55.  kringimr 
gialdi,  er  klingcU  mit  dem  gelde ;  j^id  sem  stät&ir  ftaxtfum 
hringid^  die  ihr  mit  den  bechern  läntet  N.  Fei.  7,  149.  ok 
skeldi  hüsinu  i  las  Fa  3,  486,  was  man  zu  werfen  ziehen 
könnte. 

12.  das  mittel  womit  ich  begäbe^  verehre  (opfere);  wo- 
nit  ich  vergeUcy  lohne,  strafe,  und  bestraft  werde  oder  büfse. 
.0  auch  das  mittel  womit  ich  erfreue^  erschreckey  betrübe 
oder  plage  und  belästige:  gladdi  raudmalmi  M.  L.  24'*. 
hringom  reif  dt  hon  huskarla  A.  Q.  41.  {)u  ognar  oss  gudi 
pinom  N.  L.  104^.  sa  er  med  gapandi  munni  ognaäi  ^eim 
Fa.  3,  668.  —  eru  loendir  .  .  tnestum  önnwn  kafnir  Al^. 
s.  127.  —  er  skemta  kunni  n^'um  kocodum  N.  L.  55'. 

Selbst  gf/tty  das  starke  verbum,  scheint  auch  eine  con- 
struction  mit  instrumentalis  zugelafsen  zu  haben  wie  das  deut* 
sehe  schwache  verbum :  her  gebite  sinin  holdin  mit  pellir 
joch  mit  golde  Wack.  I,  184;  denn  es  heifst  nordisch  nicht 
nur  en  stcerrum  gaf  fadir  ])inn  mery  sem  er  sverd  ^etta 
Fa.  2,  352,  worin  stcerrum  zwar  adverbial  ist,  nach  seineii 
casus  aber  auch  ein  {»essu,  ])eim  sverdi  schliefseu  läfst. 

blottty  scema  giöfum.  btöludu  |)eir  yxnom  N.  L.  98*  Mveini 
Fa.  1,  452.  später  tritt  der  gegenständ  den  ich  verehre,  wie 
bei  uuserm  opfern,  in  den  dativ  Fa.  2,  135.  N.  L.  170^.  doch 
ohne  dafs  der  instrumentalis  aufhörte :  ädr  eg  btdta  per  kennt 
(kvigu)  Od.  1829.  1,  50. 

gialda  %  heiptom  gialdi  härm  Br.  Qu.  1,  12.  var  [>eim 
ok  hördu  goldit  Fm.  3,  84  u.  oft.  —  hefnai  at  A6/)?a^houam 
nockru  Fa.  2,  232.  ek  hefi  launat  yckr  pvi  sem  [)id  emd 
mäklig  Fa.  3,  299.  illom  huga  launapir  [)u  [)a  gödar  giafar 
Harb.  20. 

Dazu  ist  wohl  der  instrumenlalis  bei  sekr  (strafTallig)  zu 
setzen:  stafnasmidr  er  sekr  atta  örtogom  oc  xii  mörtom 
silfrs  vid  konung  Gula|).  80 :  und  so  heifst  es  auch  bteii  sär- 
bütom  Gula]).  446.  fuUom  bdtom  s.  148.  ok  vilta  |ial  na 
Ihtgni  bceta?  Isl.  2,  106.  [)askal  bwtu  honum  vi  mvrkum 
fyrir  auga  sitt  N.  Love  1,  306.  —  bei  sekr  findet  sich 
auch  ai  |)remr  aurum  N.  Love  1,  115,  und  so  könnte  es  auch 


Ober  den  nordischen  dativ.  69 

gedacht  sein,   verbunden  zu  der  strafe^   doch  sekjaz  ist  wie 
l»fetaz:  ^k  sekizt  sa  tveimor  aurom  Gula[>.  516. 

13.  das  mittel  mit  welchem  ich  fälle,  und  mit  welchem 
ich  ziehe  oder  giefse  um  auszuleeren;  also  auch  der  gegen- 
ständ mit  dem  ich  vermehre  und  vermindere,  um  den  ich 
vermehre  und  von  dem  ich  etwas  eolblöfse  oder  reinige,  der 
Instrumentalis  wird  hier  zum  ablativus  und  die  ihn  beglei- 
tende Präposition,  die  schon  die  alte  spräche  zuweilen  dabei 
bat,  ist  af.  der  gegenständ  der  uns  object  ist,  bleibt  aufser 
bei  vermehren  auch  im  nprdischen  im  accusativ. 

fulla  raudum  vefti  N.  L.  53^.  illum  tdrum  augun  fy II tust 
N.  Fei.  7,  151.  augu  litundj^  fylltust  tärum  Od.  1,  79.  da- 
neben gewöhnlich  bann  fyldu  ^eir  upp  af  sandi  Fm.  3,  211. 
fuliar  af  gulli  ok  silfri  Im.  3,  225.  —  at  [)u  hladir  skipin  af 
triam  ok  grioti  Fa.  2,  448,  aber  auch  instrumental:  ok  hlödu 
skipin  med  malt  Fa.  3,  358.  skäl,  fulla  med  döckleitu  vini 
Od.  3,  15  —  harmi  aukin  geck  Gudrun  Fa.  1,  227.  miklu 
iök  [)u  k  ebend.  1,  223.  {>ä  lAk  nu  stAru  vid  Fa.  2,  230.  — 
selbst  auka  lidi  Fa.  3,  368  und  [)ä  megi  heldr  fiolga  (es  viel 
machen  mit?)  nockut  verslunarstödum  Al^.  1845.  s.  385.  — 
bttta  vid  ist  hinzufügen,  eigentlich  befsern  mit  oder  um  et- 
was :  ^eirri  einni  skal  eg  nu  vid  basta  Al^.  s.  450.  {>essu 
ordi  hefi  eg  bmtt  vid  eptir  Ägezkun  Sv.  Eg.  Harms61  s.  33. 

Die  gleiche  Vorstellung  bei  dem  ausleeren  ist  am  deut- 
lichsten bei  rydja  eigentlich  ausreuten,  ausziehen  mit  etwas, 
denn  der  gegenständ  den  ich  aus-  und  hin  wegziehe  wird  in- 
strumental vorgestellt,  vergl.  nr  6.  in  dem  satze  f6ru  til  dre- 
kans  ok  ruddu  bann  bükurn  ok  blödi  Isl.  2,  127  ist  also 
nächste  Vorstellung:  fortziehend  die  todten  körper  und  das 
blut  reinigten  sie  ihn. 

Hierher  gehört  auch  die  anschauung  wovon  die  begriJBTe 
ies  ßetta  nr  8  und  des  eyda  1,  8  abstrahiert  sind;  denn 
bei  eyda  zeigt  sich  auch  wie  bei  flctta  ein  qf:  hun  eyddi 
alt  rikit  baedi  af  f6  ok  af  mönnum  Fa.  3,  657. 

14.  das  mittel  womit  ich  unterhalte,  womit  ich  füttefe, 
speise,  tränke ;  womit  ich  feuere,  baue,  diele,  schwellen 
lege ;  folglich  auch  das  wovit  ich  überhaupt  das  leben  friste, 
wovon  ich  lebe. 

So  sedja:   [)&  er  himiss   ^ifnv  1yd   littu  braudi  saddi 


70  ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATIV. 

Leidarvisan  str.  27.  —  einiges  aiifTalleDdere,  wo  wir  aoca- 
sativ  vorziehen,  sei  hier  noch  hervorgehoben,  ef  [»eir  efda 
gördom  cda  grindom  eda  andvirkiy  gialdi  skada  *  fiann  Gu- 
la[i.  423,  wenn  jemand  gehege  oder  giUerlhüren  o4er  an- 
deres natzholz  feuert.  —  dem  der  ein  grundstiidi  leihe!,  S%fft^ 
bührt  es,  die  gebäude  darauf  zu  unterhalten,  hösom  upphaUa*  ^ 
Gula[>.  331;  ein  dativ  der  1,  8  besprochen  ist:  daza  konmt 
hier  ein  instrumentalis :  ok  halda  upp  torfoölom  ok  vind- 
skeidom  ok  krökröflom,  er  soll  es  in  stand  erhalten  mit  al- 
lem zur  bedeckung  nolhwendigen ,  Wetterdach  u.  s.  w.  — 
drött  ist  die  schwelle ;  davon  hat  die  neuere  spräche  ein  ver- 
bum  drötta  schwellen,  als  schwelle  unterlegen,  gebildet  und 
uneigentlich  gebraucht  vom  unterlegen,  unterstellen,  wozu 
wir  accusativ  stellen :  eg  held  {)6,  at  sä  .  .  .  finni  neina 
ästo^dn  til  ad  drölta  Ad  mer  peim  olöfnudi  geyn  boendunum 
Al[>.  1845  s.   129. 

Ufa  findet  sich  so   verbunden :    munom   at  apni  -IS^rifm 
verda  vid  veidimat  ver   \v\v  Ufa  Hym.  16.     die  präpotfftioii 
vid  ist  sicher   auch   entbehrlich   gewesen,    findet  sich  aber    « 
auch   mit   accusativ:    vid  vin   eitt  vapngöfugr  Odin»  as  lifir    < 
Grimm.  19.  —    deyja  hat  in   prosa  or  bei   sieh:   ok  dA  «r 
särum  Isl.  1,  233. 

15.  das  mittel  womit  ich  überhaupt  etwas  bestelle^  ^ar- 
reiche,  womit  ich  einen  vortheil,  einen  zweck  erreiche,  ^was 
ich  also  vertuende,  gebrauche  zu  etwas,  oder  woraus  ich 
nutzen  ziehe. 

verjay  was  ursprünglich  bekleiden  oder  umhüllen  mit  et- 
was bedeutete,  geht  über  in  den  sinn  von  wehreu  mit  etwas, 
und  einem  bedürfnis  abhelfen  mit  etwas,  also  gebrauch  ma- 
chen von  etwas,  anlegen  etwas,  wie  fruchte,  producte,  Zinsen : 
hvernig  landsmönnum  tekst  ad  verja  ull sinnig.  Fei.  7,  216. 
wie  es  die  landsleute  anfangen  ihre  wolle  zu  verwenden, 
ad  siodir  [»eir  .  .  .  s6u  settir  ä  vöxtu  .  .  .  ög  dmxtunum 
varid  til  uppbotar  hinum  ryrustu  braudum  Al[).  1845  s.  338, 
dals  die  gclder  .  .  auf  zius  ausgetlian  werden,  .  .  und  die 
Zinsen  angelegt,  verwendet  zur  verbefserung  für  die  gering- 
sten besoldungen.  diese  bcdeutung  von  verja  ist  keineswegs 
ganz  neu:  ok  hafdi  nokkni  silfri  at  verja  Isl.  1,  347.  er 
sUkum  konungiim  illa  varit,  sem  til  einzkis  annars  eru,  enn 


ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATIV.  71 

fyrikonia  mönnum  med  fiölkyngi  N.  L.  124%  es  ist  übel  be- 
stellt mit  solchen  königeii,  eigentlich  ein  übler  gebrauch  ge- 
macht mit  ihnen,  j^d  er  samt  stödu  [)eirra  og  lifernühätluin 
svo  varid,  ad  Al|).  s.  344. 
ir  f  hl^ta  besonders  Ulhl^tay  gebrauchen  in  einer  sache,  wo- 
bei das  womit  sie  erreicht  wird  (hliota  wovon  hlyta  stammt 
ist  erreichen)  instrumentaiis  erfordert,  auch  wenn  es  eine 
person  ist:  hlijla  mun  ek  ok  pvi  er  Thorkell  bandlsl.  2,  60. 
munu[)er  nu  verda  at  hl^ta  vid  v6imm  domum  Fa.  3,  184. 
Vilhialmr  vildi  ecki  ödrum  iUhl^ta  enn  ser^  at  [)iona  HrolG 
Fa.  3,  270.  —  dagegen  hrüka  hat  accusativ;  das  ist  eine 
volle  Vorstellung. 

Ein  adverbial  gewordener  instrumentaiis  dieser  art  ist  so- 
kunty  mit  Sachen,  was  zu  von  wegen  wird. 

16.  das  mittel  womit  ich  erwerbe ^  und  so  auch  das 
wofür  ich  kanfe^  womit  ich  auslöse,  eine  Zahlung  mache, 
4|i8  IX^omit  ich  mich  vergleiche,  aussöhnung  mit  jemand  er- 
rtithe,  oder  warum  ich  streite, 

kaupa  durch  kauf  erwerben,  und  selja  käuflich  oder  als 
geschenk  überlafsen,  haben  preis  oder  werth  im  Instrumen- 
talis: vil  ck  bavgum  mey  kaupa  Langenb.  2,  274.  mey  bad 
bann  hverja  mundi  kaupa,  fögru  gulU  at  födur  rädi  Fa.  2,  54. 
ßillo  verdi  kaupa  eda  selja  N.  L.  133^.  —  ok  bann  gaf  eigi 
ne  sölum  seldi  N.  Love  1,  216.  die  präposition  welche  da- 
zutreten  kann  ist  med,  wahrscheinlich  auch  i,  wie  bei  be- 
zahlen: sem  bann  mätti  kaupa  med  J)vi  gulli  oc  brendo 
silfri,  er  bann  keypti  |)ä  iörd  med  Gula{).  305. 

leysa:  leysi  hdd  sina  6  mörkom  N.  Love  1,  298.  |)ä 
skal  bann  leysa  iörd  sina  af  hinom  er  Ädr  hefir  lekit,  einni 
ardarleigo  (unius  arationis  mercede)  Gula[).  330.  ^remr  mör- 
kom  silfrs  kal  sik  af  holmi  leysa,  sk  er  sdrr  verdr  N.  L.  148^. 

greida :  hverjom  aurom  fyrir  iörd  skal  greida  (mit  wel- 
cherlei geld  für  das  land  bezahlt  werden  soll)  Gulaf).  s.  304, 
in  der  Überschrift,  es  folgt  nachher :  bann  skal  hanom  greida 
t  sliko  f6,  sem  haun  hefir  til,  i  gulli  u.  s.  w. 

keypa  ist  einen  handel  mit  etwas  machen,  sich  worin 
oder  wozu  vergleichen;  oder  etwas  ausmachen:  bann  keypti 
pvi  vid  hana  N.  L.  105'.  ^k  keyptu  [)au  pessu  Fa.  1,  392. 
gtUli  keypta  Aegisdr.  42.     kona  mundi  keypt  N.  L.  62^. 


72  ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATIV. 

Das  gegentheil  vom  vergleich  zwischen  zweien  ist  der 
streit  zwischen  denselben  oder  die  wette:  der  gegenständ  des 
Streitens  kann  auch  als  der  preis  desselben  dargestellt  sein, 
und  dieser  als  das  mittel  der  handlang;  namentlich  streiten 
oder  wxtlen  zwei  gegner  mit  der  stärke,  wenn  sie  um  diese 
kämpfen,  daher  ist  Instrumentalis  der  dativ  auch  bei 

deila :  magni  fysir  engi  vid  mik  at  deila^  \y\  at  mer 
var  ungum  aldr  skapadr;  ek  hefi  hiarta  hart  i  briosti  Fa.  2,  50. 
auch  in  prosa :  enn  ef  \et  viiit  [)etla  mlil  taka  med  sva  mikilli 
freko,  at  deila  aßi  ok  ofriki  med  oss  N.  L.  100*.  später 
heifst  es:  og  öngvu  aßi  mä  vid  hana  deila.  Od   3,  67. 

vedja  wetten  könnte  daher  dativ  und  instrumentalis  ha- 
ben, vcdja  höfdi  ist  nicht  instrumental,  denn  der  kopT  ist 
das  was  in  der  wette  im  kämpfe  verloren,  gerährdet  wird, 
verlieren  aber  hat  dativ.  vgl.  1,  8.  instrumental  wäre  das 
warum  oder  womit  gewettet  wird. 

17.  das  mittel  der  beschäftiguvg^  des  Umgangs  nnd  des 
aus  beiden  fliefsenden  bekanntwerdens  ist  allerdings  zugleich 
dessen  gegenständ,  gleichwohl  sagen  auch  wir,  ich  beschäf- 
tige mich  mit,  ich  mache  mich  bekannt  mit  etwas,  ich  werde 
fertig  mit  etwas. 

Ob  sjsla  auch  mit  blofsem  pvi  neben  um  ^at  verbunden 
wird,  ist  mir  nicht  gegenwärtig;  etja  d  ist  mehr  betrei- 
ben: nö  liggr  iörd  eigi  samtynis,  [)a  scal  bann  f)ö  hafn,  .  .  . 
oc  ^ar  etja  andvirki  öllo  ä  6ula|).  357. 

Wenn  leika  spielen  so  viel  ist  als  sich  vergnügen  oder 
sich  unterhalten  (vgl.  at  bann  l^k  vid-tingv  sina  N.  L.  107"), 
so  hat  es  den  gegenständ  woran  man  sich  vergnügt  mit  at 
und  dativ  bei  sich,  vgl.  I,  9:  dagegen  im  sinne  von  sich 
ein  geschäft  womit  machen  nimmt  es  auch  instrumentalis 
an:  l^k  hun  tveim  skiöldtwi  At.  M.  70.   l^k  bann  fingrom. 

kynna  ist  bekannt  machen;  kynnaz  bekannt  werden: 
|)egar  eg  hafdi  dvalizt  h6r  um  hrid  i  landi,  og  eg  kynntüt 
landslaginu  Al[).  1845  s.  152.  pvi  svo  ökunnvgir  damit  so 
unbekannt,  ebend.  —  ähnlich  mala :  ef  [)u  vilt  per  mala  man, 
wenn  du  willst  dafs  die  maid  mit  dir  spreche  H4v.  98.  — 
verwandt  mit:  Odni  sijjadr  Hym.  21.  sifiapan  siolum  giör- 
völlum  Hyndl.  39. 

anna  (eine  arbeit,  önn)  vollbringen,   zu  stände  kommen: 


ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATIV.  73 

eg  anna  ^vi  ecki,  ich  kane  damit  nicht  fertig  werden,  nach 
B.  H.  lithi  «etla  ek  {id  orkir^  ef  {>u  ert  einn  at,  wenig  aus- 
richten, eigentlich  mit  wenigem,  Fa.  42,  412.  —  und  so  heifst 
es  auch :  sleit  med  pvi  [)inginu,  damit  wurde  das  gericht  be- 
schlossen, Fa.  3,  397. 

18.  das  mittel  der  gesellung  und  Übereinstimmung,  zu- 
gleich ihr  gegenständ,  ein  subject  wird  vergesellt  durch 
einen  gegenständ  der  hinzukommt,  es  ist  also  möglich  diesen 
als  das  nächste  instrument  der  zugeselinng  darzustellen,  und 
so  sagen  wir,  ohne  darauf  zu  reflecticren,  mit  einem  dinge, 
mit  einer  person  zusammen  sein,  kommen,  stimmen  oder 
sonst  thun.  das  zusammen  stimmen  wird  ein  gleichen,  und 
so  kann  auch  gleich  sein  tnit  etwas  instrumental  aufgefafst 
werden,  hier  hat  aber  der  wirkliche  dativ  fast  dieselben 
rechte;  denn  was  mir  gleicht,  ist  mir  ein  bild  (lik,  likneski), 
und  das  vergleichen  wird  rechtmäPsig  auch  als  ein  neben 
hinstollen  oder  bei  etwas  stellen  gedacht,  was  einen  räum- 
lichen dativ  erfordert  für  den  gegenständ  dem  ein  anderer 
zur  vergleichung  beigesellt  wird,  so  ist  schon  das  nordische 
hiä  so  viel  als  unser  im  vergleich  mit:  ^a  er  [>at  litit  mark 
hiä  [)vi  sem  at  keppa  Fa.  2,  267.  vel,  hiä  [)vi  sem  |)a  ver 
voruni  i  valdi  siafar  Foer.  c.  9.  obwohl  auch  dies  durch 
das  instrumentale  vid  ausgedrückt  werden  kann:  hverki  hafa 
|)eir  vid  mer  lidsafla  n6  vitsmuni  Fa.  2,  67.  eiga  hafa  aOa 
vid  honom  3,  5^  allt  mun  yckr  skorta  vid pdfedja  Fa.  2,  64. 
vid  konung  Fm.  3,  131.  am  sichersten  wird  als  Instrumen- 
talis betrachtet  werden  der  casus  bei  verbis  die  mit  sam 
componiert  sind,  sowie  bei  dem  einfachen  samr,  saman,  Asamt* 

Im  ersten  falle  findet  sich  abwechselung  mit  einer  piüpo- 
sition  (vid,  med)  wenn  der  verbalbegriff  weniger  abstractes 
zusammenkommen  und  zusammentreffen  ist.  das  letztere  zeigt 
sich  in  sambioda,  samvwgja  (übereinstimmen,  gleichkommen 
mit):  sambaud  bann  at  afli  rösknum  mönnum  Fm.  3,  113. 
samvwgdi  bann  hinum  sterkstum  mönnum  3,  265.  ad  vid- 
botin  samsvari  helmingi  [)ess  Al[).  488.  ^A  vard  bann  ad 
samreckja  henni  k  nsetumar  Od.  2,  8.  —  en  verid  samddma 
hinum  Al[)  s.  117.  og  er  pvi  [)ingid  samhuga  i  fivi,  ad 
bidja  ebend.  122.  samkvccmt  pvi  in  Übereinstimmung  damit 
ebend.    122.     samkvmmt  öskum  ebend.    153.     lögum  349. 


74  ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DAIW. 

aber:    veril  hafa  i  samsoßti  vtd  dugandismenn  Fa.  2,  267. 
doch  sampi/ckja  m.  a. :  ok  sampycki  ek  |)essi  räd  Isl.  2,  202. 

Das  eiufache  samr,  saman^  samt  könnte  auf  die  Vorstel- 
lung des  verhindens  zurückgeführt  werden  {samt  m.  bund, 
vertrag:  at  v]{)  samt  s^m,  dafs  wir  verbunden  seien  Försk.  7), 
hat  aber  auch  in  der  abstraction  zur  äbniichkeit  sichern  in- 
strumentalis :  madr  er  moldo  samr  Sölarl.  47,  ist  derselbe 
mit  der  erde  oder  durch  Verwandtschaft  vertinnden  mit  ihr. 
kom  DU  Erliugr  .  .  med  allan  sinn  her  äsamt  Uaraldi  ko- 
nungi  Fa.  3,  440.  at  ganga  i  bad  äsamt  slikum  afurmönnum 
Isl.  2,  316.  —  ecki  iafna  ek  snilli  ockarri  giltu  saman  Isl. 
2,  203,  wo  der  dativ  snilli  ockarri  wirklicher  dativ  ist  zu 
iafna,  giltu  aber  instr.  zu  saman,  wörtlich:  nicht  bringe  ich 
unsrer  tapferkeit  die  Verbindung  (vergleichung)  mit  der  sau. 
es  konnte  dafür  auch  samiafna  heifsen ;  dann  würde  vid  giltu 
gesagt  sein.  —  gleichen  Instrumentalis  haben  auch  die  mit 
iafu  zusammengesetzten  adjectiva  und  kann  iafna  selbst  ha- 
haben :  ef  |)u  |)ikist  iamn  vid  mtk  Isl.  2,  337,  mit  mir,  eig. 
wider  mich. 

Dagegen  mufs  ich  den  dativ  bei  likr  für  einen  wirklichen 
dativ  halten,  wie  er  bei  gemäfs  dem  (vgl,  1,  12)  vorkommt, 
wir  sagen  zwar  er  ist  ihm  gleich,  und  daneben  auch  er  ist 
mit  ihm  gleich ;  die  strengere  construction  ist  aber  im  nor- 
dischen nie  mit  der  loseren  oder  präpositionellen  vertauscht, 
und  den  dativ  in  der  abgeleiteten  bedeutung  gemäfs  sein,  ge- 
fallen, bei  lika  bezweifelt  niemand,  auch  in  at  ecki  mätti 
fivi  Ukt  finna  Fa.  1,  75  ist  dem  ein  ähnliches  finden  zugleich 
dafür  es  finden,  und  es  kann  hier  auch  reiner  genitir  mu.-^ 
treten  wie  im  lat.,  lezt  eigi  vita  hans  iafningja  Isl.  2,  337 
a.  hans  maki.  für  das  pronomen  mag  indcss,  nach  der  fora-^ 
|ivi  zu  urtheilen,  eine  instrumentale  fafsung  wenigstens  Vor- 
hergegangen sein. 

Den  datio  beim  comparativ  hat  Grimm  auf  instruroen- 
talis  (gr.  4,  752)  gedeutet,  mein  schwert  ist  gröfser  als 
das  deine  kann  aufgelöst  werden:  mein  schwert  ist  gröfser, 
zusammengestellt  mit  dem  deinen,  aber  es  kann  wohl  auch 
^in:  gröfser  neben  oder  in  beziehung  xu  dem  deinen;  denn 
jeder  comparativ  ist  relativ,  für  das  letzte  liefse  sich  an- 
führen dafs   statt   des  dativs    auch   enn  mit  dem    nominativ 


ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATW.  75 

gebraucht  sein  kann,  dieses  enn  pitt  sverd  enthält  die  sinn- 
liche anschauung:  mein  schwert  ist  gröfser,  noch  das  deine 
(daneben  gelegt),  hia  (neben)  heifst  auch :  im  vergleich  mit, 
bei  dem  positiv,  auf  die  frage  wie  gefallt  es  euch  hier? 
wird  geantwortet  vel,  hia  pvi  sem  [)a  ver  vorum  i  valdi 
siafar  Foer.  e.  9.  —  doch  wage  ich  für  das  nordische  allein 
nicht  zu  entscheiden. 

19.  das  mittel  der  gesellung  oder  des  Verfahrens  bei  ei- 
nem verbum  verneinenden  sinnes,  wie  hinweggehen,  ab- 
brechen, dieser  instrumentalis  wird  zum  völligen  ablativus, 
berührt  sich  aber  mit  dem  dativ  des  entfernens  und  des 
fernseins. 

Wenn  fara  (bes.  hinwegfahren)  verlieren  heifst,  so  läfst 
sich  das  schon  hierher  ziehen,  denn  es  ist  wörtlich  abziehen 
mit  etwas,  so  dafs  das  gebrachte  nicht  angenommen,  nicht 
gültig  ist :  hefir  hann  farii  s6hi  sinnig  ist  er  mit  seinem  prq- 
cess  abgegangen,  hat  er  ihn  verloren,  wofür  anch  mehr  da- 
tivisch fyrifarit  s6kn  sinni  gesagt  ist  N.  Love  1,  238.  — 
fara  büi  ist  abziehen  müfsen  mit  dem  wohnen,  und  daher 
das  wohnen  aufgeben,  von  der  wohnung  fortmüfsen,  —  nicli^ 
gerade  das  einfache  sich  entfernen  davon ;  vcrgl.  ef  madr  ^yr- 
mir  eigi  gridum,  sä  er  ullagr  fyrir  endilangan  Noreg,  ok 
ferr  bsedi  l'öndum  sinum  ok  lausafi^  N.  L  65".  —  das  wort 
bedeutet  auch  verändern^  hann  fer  litum  ist  eigentlich  er 
geht  mit  der  gestalt,  mit  der  färbe  hinweg,  d.  i.  aber  er 
kommt  von  der  färbe,  er  verändert  sie :  er  |)U  iitont  fasrir 
Harb.  48.  —  ferr  at  iördo  Gul    350. 

Bei  bregday  was  doch  nur  instr.  casus  bei  sich  hat  (nr  3), 
iit  der  hergang  ähnlich,  auch  hier  heilst  es  bregda  lit  Fa. 
i^  530.  ok  fari  hann  hingat  ok  bregda  büi  Isl.  2,  365.  so 
auch  bei  slita:  ef  madr  slitr  büi  sino  i  heradi  ok  fer  hann 
til  kaupaugrs,  dän.  dersom  man  rt/kker  upp  med  sin  boepoel 
fra  landet  Gula|).  s.  95. 

Dagegen  wirklicher  dativ  der  ferne  wird  anzunehmen  sein 
in  Tallen  wie:  ecki  mä  sköpunum  renna  Yovsk,  14.  väpnom 
sinom  skala  madr  velli  ä  feti  ganga  Jramarr  Hky.  38,  und 
in  sofa  lifi,  denn  das  leben  verschlafen  ist  sich  von  dem  eigent- 
lichen leben  durch  den  schlaf  völlig  entfernen. 

20.  das  mittel  und  Werkzeug  des  Stehens,  steigens,  gehens^ 


76  OBER  DEN  NORDISCHEN  DATIV. 

des  reitens,  fahrens^  rudems^  segehis,  bei  all  diesen  verbis 
kann  sehr  verschiedenes  als  mittel  dargestellt  sein,  zuerst  sei 
kurz  des  eigentlichen  nächsten  instruments  gedacht. 

Bei  stand Oy  stäga,  ganga  steht  das  Werkzeug,  das  glied, 
nur  im  instrumentalis.  mit  laufschuhen  fahren  heifst  so  viel 
ich  mich  erinnere  nur  fara  k  skidum;  jene  Verbindung  bat 
nie  eine  instrumentale  präposition  bei  sich :  ödrum  fmti  stan- 
dir  [)u  Fa.  3,  657.  |)ar  skaltu  dstiga,  sinum  fosti  k  hvoru 
hamarinn  Fa.  3,  479.  —  hleypja  fötum  N.  L.  158*  setzt  ein 
hlaupa  fötum  voraus. 

Ein  pferd  reiten  ist  stets  instrumentalis :  Heimdallr  reiA 
hesti  feim  er  Gullloppr  heilir  N.  L.  SQ'* ;  reid  vargi  89* ; 
honum  skaltu  rida  Fa.  3,  281.  I,  215.  zwar  begegnet  auch 
ä  hesti,  wie  för  einn  k  bäti,  fara  k  skipi,  doch  ist  dies  auf,  — 
ein  pferd  anspannen  ist  auch  instrumental:  beittu  [)eir  hesta- 
num  ffrir  Od.  1,  54. 

Fahren:  golt  er  heilum  vagni  heim  at  aka  Fa.  2,  115. 
gewöhnlich  steht  indessen  hier  i  vagni,  k  vagni,  vermutlich 
weil  aka  öfter  das  was  im  wagen  gefahren  wird  im  instm- 
ipentalis  bei  sich  hat,  wovon  nachher,  die  alte  construcUon, 
die  sich  in  jenem  Sprichwort  erhalten  hat,  findet  sich  noch 
in  der  S.  Edda:  sem  aki  iö  öbryddom  *  .  .  eda  i  b^  Adom 
beüi  stiornlauso  Häv.  90. 

Rudern  :  r&ru  ^ar  i  burt  bddum  sklpum  Foer.  c.  36. 
lendti  skipum  sinum  hinumegin  Samseyjar  N.  L.  176^;  Od. 
3,  21.  Aeldr  ^angat  sex  skipum  Fa.  2,  195.  at  leggja  ^an- 
gad  kaupförum  AI[).  s.  590.  nu  skal  ek  sigla  fyri  (voraii- 
segeln)  skipi  minu  i  dag,  en  \et  haldid  ^ar  eptir  Fa.  2,  248. 
eda  hvort  ^eir  sigla  kaupförum  k  hafnirnar  Al^.  1845  s.  449. 
firo  4  skipom  sudr  N.  L.  lOr.     koma  skipi  Fa.  2,  303. 

21.  die  Sache  oder  person  mit  der  ich  komme  um  sie 
herbei  oder  fort  zu  bringen,  auch  wir  können  mit  instm- 
talem  ausdruck  sagen  ich  komme  mit  der  band  an  den  mund 
für  ich  bringe  die  band  dahin,  oder  ich  komme  mit  dem 
gaste  auf  dem  wagen  für  ich  bringe  ihn  auf  dem  wagen, 
so  kann  nun  nordisch  jedes  bringen  gegeben  werden  durch 
aka^  fara  oder  koma  mit  blofsem  instrumentalis,  sowie  aach 
übertragener  weise  das  zustandebringen  und  das  überseite" 
bringen  oder  (aus  dem  leben)  wegräumen. 


ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATTV.  77 

akay  ök:  Gannlöd  för  til  valsins  um  nöttina  at  ieita  sona 
sinna  .  .  .  hun  6k  pcim  til  bajar  Fa.  2,  46.  henni  var  ekit 
i  reid  einni  N.  L.  159*.  bann  ekr  honum  nu  beim^  ok 
skögdu  foBtraar  üt  af  vagninam ;  kelling  bad  banu  eigi  dau- 
dum  mannt  beim  aka  Fa.  2,  356. 

fara  mit  um  verbunden  ist  umberfabren  mit  etwas :  ganga 
k  land  upp  ok  fara  hcrskildi  yfir  Fa.  205.  okyjJr  svÄ  her- 
skildi  Fm.  1,  116.  fyrir  bverja  sök  bann^iert  [»vilikum  or- 
dum  um  Fa.  3,  290.  eg  aella  mer  at  visu  ecki  ad  fara  mär- 
gan  ordum  i  ^essu  mäli  Al{).  1845  s.  340.  hi  fara  um  ^at 

ßeiri  ordum  ebend.  592.  —  das  einfacbe  fara  kann  auch 
den  sinn  von  binwegfabren  annebmen.  dann  ist  es  mit  einem 
instrnmentalis  so  viel  als  über  scite  bringen,  vernicbten :  fa- 
rit  hafdi  bann  allri  cett  Geirmunis  H.  Q.  2,  14,  wofür  die 
prosa  meist  fyrirkoma  sagt;  Faßii  um  farit  Fafnismäl  23. 
mino ßörvi  aifara  ebend.  5.  —  das  einfaebe  bringen  scbliefst 

'  sieb  mebr  an  koma  schon  in  der  eddaspracbe. 

koma :  ef  koma  m8etti[)  ät  or  oro  ö/kiöl  bofi  (wenn  ihr 
fortbrächtet  aus  unserm  bofe  das  biergefass)  Hym.  Q.  SS. 
nema  bann  veiti  honum  svardaga,  at  koma  Idunni  dljlV 
Asgard  med  epli  sin  N.  L.  92*.  druknudu  margir,  en  MagmD 
konungr  komst  i  hurt,  en  Thormödi  kom  bann  af  landi  Isl. 
2,  107.  |)egar  er  bann  kom  fötum  undir  sik  i  Danmerk  Fm. 
2,  155  (die  fufse  unter  sich  brachte),  ^a  mdttu  pessu  koma 
{ler  i  gagn  Gium.  c.  14.  komit  beb  ek  nu  eldi  k  [)verdrland 
N.  L.  58*.  ok  kom  Bardi  ser  bratt  i  tal  vid  bann  Isl.  1,  348. 
koma  ser  af  dö'giim  (sich  aus  der  weit  bringen)  Isl.  1,  335. 
al  koma  fram  befndunum  Isl.  1,  335.  framkomit  befndinni 
ebend.  1,  333.  zu  stände  bringen  wird  auch  durch  koma 
einu  a  leid  gegeben,  eigentlich  zu  wege  bringen:  at  bann 
mundi  pessu  ä  leid  koma  Fa.  2,  350.  [)a  skulo  gestir  fyri- 
koma  [)eim,  ef  [)eir  megu  pvi  d  leid  koma  Konsk.  258.  kur- 
zer: kemr  nd  drottning  gridum  d  med  [)eim  Fa.  1,  38.  haf 
[)enna  ieik  tvisvar  um  dag,  ef  ])d  matt  pvi  vidkoma  Konsk. 
378.  bann  gerdi  sik  [)a  sva  rudan  ok  odan,  at  ecki  mfttti  or- 
dum  vid  hann  koma  Konsk.  197.  vidkoma  sino  abli  eb.  197. 
at  bann  gat  öngn  vorn  iihöti  komit  Fa.  2,  231.  Halfdan 
konungr  kemr  littili  luirn  vid  Fa.  1,  4.  j)U  beßr  komit  mer 
ur  miklum  Alögum  Fa.  3,  656.  658. 


78  ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATIV. 

Von  dieser  constructioii  ist  es  nur  eine  andere  wendung, 
wenn  im  instrumenlalis  aucif  die  sache  oder  person  erscheint 
mit  der  es  so  oder  so  geht,  bei  diesem  und  ähnlichen  im- 
Personalien  giebt  es  noch  in  der  prosa,  der  sie  auch  besonders 
angehören,  blofsen  instrumentalis,  der  nicht  anders  als  aka 
zu  beurtheilen  ist :  him  6k  peim  boejar  ist :  sie  fuhr  mit  ihnen 
oder  sie  fuhr  dieselben  nach  haus,  lafsen  wir  die  person 
schwinden,  so  heifst  es :  es  fuhr  damit  fort ;  gerade  dies  aber 
ist  der  sinn  solcher  ausdrücke  wie:  geck  pvi  langa  stund 
N.  L.  189^,  es  gieng  damit  lange  zeit  fort;  geck  pessu  um 
langa  stund  ebend.  190^,  das  wurde  lange  zeit  hindurch  fort- 
geführt; hvat  lidr  nu  grautnum  wie  geht  es  mit  dem  brei 
Fa.  3,  389. 

Aehnlich  ist:  ok  met  hinum  sama  ha;tti  bar  til  piofonum 
ft  kross  sinum  Konsk.  586,  ebenso  trug  es  sich  zu  mit  den 
schachern  am  kreuze,  auch  fara  findet  sich  so  verbun- 
den:  honum  fer  aftr,  honum  fer  fram  ist:  es  geht  rück- 
wärts, voran  mit  ihm  in  absieht  auf  gesundheit  oder  vermö- 
gen, enn  cedrino  var  sva  farit^  sem  Gudbrandr  hafdi  fyrir 
^H^  N.  L.  104'.  ok  er  per  illa  farit^  at  fü  hraidist  fyrr  en 
Pfrf^gerist  Fa.  3,  609.  mörgom  batnadiy  sem  veikar  nrdu 
N.  Fei.  7,  197,  wo  von  erkrankten  kühen  die  rede  ist:  mit 
manchen  wurde  es  befser. 

Eine  besondere  fafsung  des  fara  ist  mida  langsam  fort- 
bewegen: dies  ist  von  einem  lavastrom  N.  Fei.  7,  189  ge- 
braucht, wo  es  heifst:  og  [)ann  21  (nov.)  midadi  pvi  afram 
um  meir  en  100  fadma. 

22.  die  art  und  weise  des  Verfahrens  mit  der  ich  ver- 
fahre^ mag  es  denken,  reden  oder  eigentliches  thun  sein, 
die  grundform  der  hierher  gehörigen  sät^e  ist:  er  sorgte  mit 
schweren  sorgen,  er  redete  mit  harter  rede,  er  ktisste  mit 
heifsem  kuss,  er  fuhr  mit  freudiger  fahrt,  selten  zeigt  sich 
das  nomen  actionis  oder  das  abstractum  welches  aus  dem 
verbuni  heraus  ihm  beigesellt  wird  ohne  prädicat,  wie  in 
dem  satze  bio  ek  [)ä  büinu  um  langa  stund  Fa.  3,  312.  ok 
maltu  f)eir  |)ar  mälum  Isl.  1,  348.  aber  statt  des  adjectivs 
kann  die  beschreibung  durch  eine  composition  geschehen,  das 
abstractum  braucht  auch  nicht  nothwendig  gleichen  Stammes 
mit  dem   verbum   zu   sein;   es  wird   selbst  lieber  tala  mäU 


UBBR  DEN  NORDISCHEN  DATTV.  79 

sinu  Isl.  1,  331  als  tala  tali  sinu  gesagt,  endlich  kann  da- 
für ein  blofses  pronomen  eintreten  oder  mit  ellipse  des  einen 
theiles  von  jener  instrumentalen  zusammenfafsung  ein  blofses 
Substantiv,  und  so  wird  der  instrumentalis  adverbial. 

Sätze  mit  der  vollständigen  Higung  sind  folgende:  midom 
tdlom  ek  qued  tccldan  [)ik  Alv.  33.  sid  ofsiönum  yfir  |)eim 
Alf).  132;  hlö  VMdihldlri  Od.  5,  72.  aldrei  fiiki  mer  ofsö- 
gum  mega  segja  af  [linni  froegd  Fa.  3,  282.  292.  görla  mun 
farü  gamsLU  Jerdum  N.  L.  119*.  ok  silja  [)ar  sidun  slimo 
seirt  Gula|).  200.  ok  scettust  sva  allir  heilum  sättum  Fa. 
1,  75.  Isl.  2,  397.  dö  bann  illum  dauäa  Fa.  2,  391.  ek  hafa 
illum  dauda  däit  4,  672.  var  ek  seldr  msinsali  Fm.  2,  121. 
Hmskr.  2,  256.  astla  ek  at  eigi  rynnir  [)u  skemri  leid  en 
ek  Glumr.  c.  16.  ek  mun  taka  [lik  IvxWxitaki  Fa.  3,  522. 
menn  Ukust  allir  Xi^xuleikum  Fa.  3,  594.  ef  madr  rcßriir 
mann  handräni  N.  Love  1,  313.  en  bann  vard  surr  bana- 
suimm  Isl.  1,  236.  ef  scerir  mann  \emsivdxsdrtim  Gula|).  180. 
bceta  fullom  bölom  ebend.  148.  [)a  er  bvorr  [)eirra  sekr  fyri 
sik  fuUri  sekt  ebeud.  181.  einwtum  etit  hafa  Glumr.  c.J. 
ok  kaupir  |)ar  kaupom  sinom  Gula[).  94.  kaupaz  rossum  tfH| 
lagakaupi  rettu  N.  Love  1,  228.  ^ 

Mit  verschiedenem  aber  synonymem  Substantiv  im  instru* 
mentalis:  kalladi  kaldri  röddo  A.  Q.  2.  gydja  er  taladi 
manua  mdli  Od.  3,  77.  vkcelti  vid  [)ann  j^essum  ordum  Fa. 
3,  670.  /a/a  j^essum  ordum  3,  311.  &<7^  bann  blidum  or- 
dum N.  L.  165'.  grdta  {lurrum  /(^rt/m  N.  L.  90*.  gr4lu 
fögrum  tdrum  Od.  3,  29.  heitum  koss  bverja  vid  adra  mm- 
nast  N.  Fei.  7,  152.  sella  ek  at  eigi  rynnir  [lu  skemri  leid 
en  ek  Glums.  c.  16.  hun  wpir  hdstöfum  Isl.  1,  326.  ^  hvert 
barn  uuni  honum  hugdstum  Fa.  1,  155.  hefir  almenningur 
h^r  unnt  .  .  hugdstum  Al[).  141. 

Mit  abkiirzungen:  ok  skal  en  svara  [»er  nockru  N.  L. 
121'' 5  vergK  hun  mAtli  ^k  engu  ordi  svara  Fm.  4,  142.  ef 
l)ü  spdir  nockru  Fa.  2,  167.  —  brann  iörd  loga  Thrym.  21. 
ecki  midii  foroerkum  gora  Fa.  1,  100. 

Zu  den  einfachen  adverbialen  formein  gehört  schon  das 
angeführte  oepa  hdstößim^  wobei  zuletzt  nur  das  laut  gedacht 
wird;  so:  tök  at  grÄta  hdstöfum  N.  L.  161*.  hun  hliodadi 
hdstößim  Od.  3,  34.  oepti  hdsiößm.  ebend.  54.  btt  hun  bästö- 


80  ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATIV. 

fum  k  gydjuna  ebend.  1,81.  maelti  hann  alt  hendingum  (reim- 
weis^  für  mit  gereimter  rede)  Hmsk.  1,  10.  —  fidtt  si6r  yfir 
^ik  swgjum  drifi  N.  L.  182^  (mit  grorsen  massen).  sidan 
lagdi  at  stamni,  dX  fossum  föU  inn  (mit  grofsen  wafserstürzen 
fiel  es  herein)  N.  L.  121'.  dies  wird  dann  auch  auf  andere 
als  wafsermassen  übertragen :  ok  drepr  hann  hirdmenn  Hrolfs 
konungs  hrönnum  midr  (scbwallhad,  wellenmäfsig)  Fa.  1,  105. 
ok  ffeliu  nu  Danir  andvörpum  Fa.  3,  354.  en  folkit  KU  nidr 
ändvörpumFa.  I,  82.  and.  lesart  hrönnum:  jenes  ist  jämmer- 
lich, eigentlich  mit  seufzen.  —  nächst  diesen  subst.  adverbien 
zählt  der  inslrumentalis  auch  adjectivische,  welche  elliptisch 
sind,  wie:  f6ro  driugom  (ferdom)  dag  ^ann  framHym.  6.  ^ser 
eru  nii  ödum  at  fiölga  Od.  5,  69.  med  heilo  oc  höldno 
Hmsk.  1,  325.  at  |)cir  hafi  heilu  og  höldnu  farit  Od.  3,  66. — 
og  mun  brddum  heim  koma  Od.  5,  50.  |)ä  drekk  ^u  imdm 
ok  tidwn  (sopum)  Konsk.  379. 

Freiere  modale    bestimmungen   im  blofsen   inslrumentalis 

sind  viele  auch  der  prosa  geblieben,  wie :  heldr  skaitu  uhuldu 

hart  ok  herum  hönduni  fyrir  rikismcnn  ganga  met  blidu  and- 

^ki  Konsk.  290.     ef  madr  lystr  mann  heiftugri  hendi  med 

*  oxi  6ula|).  179.     stingr  madr  öxarskapti  .  .  med   heiptogri 

hendi  ebend.  186,  was  hier  zwar  rein  instrumental  ist,  sicher 

aber  auch  auf  andere  zornige  handlungen  anzuwenden  war.  — 

er  miök  höfdu  hungri  farit  hörund  Solarl.  71.    leika  lausom 

hala  Aegisdr.  50.    aurgo  baki  |)u  munt  ae  vera  ebend.  49. 

so  auch  mit  dem  köpfe  (kopflings)  auf  die  erde   fallen,   und 

dem  entsprechend :  bardi  enninu  k  golfid  Od.  6,  22.  og  skall 

fiötu  andliti  nidur  i  golfid  ebend.  —  til  hreysti  hraustum  öd 

hugi  drengja  kvaddir  N.  Fei.  7,  152.  —  förto  tlio  heilt  hei- 

man  N.  L.  103*. 

Einfache  subst.  adverbia :  mälnir  magni  keyrdr  N.  L.  169*, 
so  viel  als  kräftig,  so  auch  wohl  v^lum,  mit  Itst?  wie  valdi 
mit  gewalt,  und  rdni  raubweise:  tacr  mandr^lBlu  e{>a  moy 
(mey)  rdni,  e|)a  valdi  Gutal.  c.  24,  7.  en  Bosi  kvedsl  ecki 
vilja,  at  [)at  vaeri  skrifat  i  sögu  sinni,  at  hann  ynni  nockum 
hlut  sleihtm  (mit  hinterlist,  ranken)  Fa.  3,  196. 

23.  einige  impcrsonale  ausdrücke  mit  instrnmenlalis  sind 
noch  zu  den  bereits  hier  und  da  angemerkten  hinzuzufügen, 
am  häufigsten  wenn  plötzliche  oder  doch  unvermerkte,  an- 


ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATIV.  81 

beabsichtigte  Übergänge  und  Veränderungen,  besonders  die 
Vorgänge  des  wetters  und  der  tagszeiten,  auszudrücken  sind. 

es  schwingt  steh  unt  mit  mir  ist  tbeils  ich  entsetze 
mich :  peim  brd  miök  vid  [)essu  syn  ok  urdu  6ttafuliir  N  L. 
172*.  bregdr  nü  mörgum  miök  vid  [)essi  Isti  Fm»  5,  164.  — 
oder  auch  nur  ich  verändere  mich  so  oder  so,  mir  wird  so 
zu  mute:  ok  [lannveg  brd  honum  opt  vid  sidan,  er  vigbugr 
var  ä  bonum  Glums.  c.  7,  nämlich  :  er  wurde  blafs  und  grofse 
thränen  rollten  ihm  aus  den  äugen :  undarlega  brd  mer  vid 
Fa.  3,  509;  auch  von  thieren:  en  uxanum  brä  svo  vid,  at 
bann  kvad  bätt  Glums.  c.  9.  —  tbeils  ist  es,  wenn  noch  ein 
///  oder  {  folgt,  ich  schlage  um  in  etwas,  ich  arte  nach :  brd 
per  nu  i  [»raella  settina;  brd  honum  i  «It  sina  Fa.  2,  383. 
brd  peim  öihim  til  m6dur  sinar  Fa.  3,  656. 

es  läfst  nach  mity  es  ist  t^orbei  mit:  slotar  vindinum, 
^a  sloUdi  ^eim  stormi  Od.  3,  76.  er  rennt  peim  rdäahag 
Isl.  2,  204;  vergl.  es  gebt  mit,  nr  21. 

es  wirft  mit  einem  regen,  einem  nebel,  einem  wind  ent- 
gegen: kastadi  \k  enn  breggi  im6ti  [)eim  N.  L.  123*.  mi- 
killi  fylu  Fa.  3,  279.  vindi  Fm.  2,  72.  myrkri  Fm.  3,  135. 
daher  gehört  hierher  wohl  auch  birtir  af,  lysir  af  deginum 
lysti  af  degi  Fm.  3,  115,  wenn  nicht  zu  1,5.  —  stets  so 
bei  plötzlichen  üchterscheinungen :  brd  lioma  H.  Q.  2,  15. 
3,  34.  slom  fleygdi  or  su[)heimi  Vaf{)r.  31. 

es  schlägt  mit  mir^  ich  werde  verschlagen :  J^k  slö  peim 
nordr  til  sundanna  N.  L.  120". 


Zum  scblufs  sei  zuerst  die  bemerkung  wiederholt  .dafs 
die  grenzen  zwischen  dativ  und  instrumentalis  unfiöst  sind,  * 
da  oft  dieselben  Verhältnisse  die  eine  und  die  andere  fafsung 
zulafsen.  hier  sind  meist  die  ältesten  fafsuugen,  so  weit  sie 
etymologisch  erkennbar  waren,  zum  entscheidungsgrund  ge- 
nommen, darin  ist  indcss  einiges  nachzutragen,  herschen, 
walten,  regieren  bat  dativ :  allein  st^ra  kann  seine  ursprüng- 
liche anschauung  in  dem  halten  des  lenkruders  haben;  dann 
wäre  stpra  landi,  st^ra  skipi  so  gut  wie  röa  skipi  anfäng- 
lich instrumental  gewesen,  heita  pvi  könnte  sein  das  gelobe 
ich,  damit  rufe  ich  zur  gottheit,  wie  pvi  sk^t  ek  til  guds 
Z.  F.  D.  A.  VHI.  6 


82  ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATIV. 

Fm.  1,  3  noch  reiner  instmmentalis  ist,  den  skiota  allemal 
erfordert;  gleichwohl  kann  es  aus  der  Umgebung  von  ilta, 
neita  und  svnra  überhaupt  nicht  entrückt  werden,  wie  spilla 
und  glala,  so  ist  auch  tapa  und  t(jna  zu  stellen;  gleichwohl 
mag  der  daliv  der  bedeutung  vernichten  anfänglich  Instru- 
mentalis gewesen  sein,  so  lange  noch  bei  tapa  untertauchen 
(wie  Fa.  1,  2?4.  377)  vorgestellt  wurde,  was  wie  bregda 
nidr,  söckva  und  drecka  instmmentalis  hatte:  die  gleichheit 
des  tfjna  mit  dvta  macht  hier  dasselbe  wahrscheinlich,  mög- 
lich wäre  instrumentale  darstcllung  auch  hei  deila  meithmoni, 
e,yda  kristindAminom,  loga,  bi/ggja  hringi  oder  landi,  safna 
laufum,  bei  iafna,  midla,  slita,  da  man  sagen  kann  ich 
theile  mit  den  kleinodcn  (in  der  band  aus),  ich  reute  mit 
bäumen  aus,  rydja^  i)ta  bAti,  Asamt  ^vi,  und  da  der  ge^n- 
stand  den  ich  sammle  vergleiche  und  von  einem  andern  trenne 
zugleich  das  mittel  ist  womit  überhaupt  erst  Sammlung  und 
trennung,  ausgleichung  und  entzweiung  möglich  wird,  wegen 
der  analogie  2,  18  und  weil  das  zusammenlesen  ist  an  den- 
selben ort  mit  etwas  gehen,  halte  ich  den  casus  bei  sqfna 
jetzt  sicher  für  instrumentalis,  und  so  wird  es  auch  mit  tren- 
nen sein  wegen  2,  6.  dennoch  möchte  ich  die  genannten 
nile  nicht  alle  dem  instrumentalis  entschieden  zuweisen,  denn 
die  construction  folgt,  wo  die  erste  wurzelbedeutung  verge- 
fsen  ist,  dem  letzten  stände  der  bedeutung  nach  maPsgabe  der 
ai{alogic. 

*  Bisher  sind  nur  speciellc  rectioncn  bestimmter  classen  von 
,  rernis  angegeben ;  nüchstdcm  »»iebl  es  beim  dativ  auch  zwei 
aflgemdnere,  die  nicht  von  dem  verbum  des  eigenen,  son- 
^dfin*  von  dem  eines  vorhergehenden  abhängig  sind,  den  da- 
tftf  beiin  infinitiv^  und  den  sogenannten  absoluten  dativ.  in 
dem  %atze  illt  er  lülum  at  vcra  Fm.  G,  202,  alt  er  betra 
enn  sft  brfgdom  at  vera  Häv.  126,  ist  der  daliv  bedingt  durch 
das  verbum  er,  wobei  einom  verschwiegen  ist,  denn  dafs  der 
casus  vom  verbum  des  ersten  satzes  angezogen  wird  bewei- 
sen Sätze  wie  mer  her  (kommt  zu)  fyrstum  af  at  drecka 
Fm.  3,  190,  ok  b^dr  öllum  at  vern  vel  tifbiinum  Kon.  44. — 
der  dat.  abs.  (vgl.  nr  22)  ist  im  nordischen  entweder  dat. 
mit  part.  perf.,  dann  steht  immer  at  dabei  (zu  diesem  voll- 
endeten dinge   kam   folgende   handlung),    oder  dat.  mit  part. 


»  • 


ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATIV.  83 

praes.,  dann  lieifst  es:  er  Ihat  elwas  detn  dabeistehenden, 
dem  es  ansehenden  (an),  ok  festir  bana,  Olafi  konungi  Vik 
Veranda  Fa.  3,  61.  ok  lagdi  i  sa;n^  hiA  ser  hverja  n6tt, 
Birni  dsianda  3,  302.  —  hierdurch  wird,  denke  ich,  die  er- 
slere  der  gr.  4,  907  anm.  zu  Diut.  ],  8  gegebenen  erklärnn- 
gen  bestätigt. 

Beim  rückblick  auf  das  geschilderte  gebiet  des  dativs  fällt 
zuerst  die  bebarriichkeit  auf  mit  welcher  die  neuere  wie  die 
alte  spräche  des  nordeus  bei  den  verschiedensten  Wendungen 
und  erweilerungen  der  salze  diesen  casus  da  festhält  wo  die 
Verbalstellung  ihn  eingeführt  hatte,  nicht  nur  giebt  sie  ihn 
nicht  auf,  wenn  die  active  darstellung  in  passive  verwandelt 
wird  —  helt  honum  i  vatni  wird  var  houum  i  vatni  haldit;  — 
nicht  nur  behält  sie  ihn  bei,  wenn  uns  durch  wegfall  des* 
nach  ten  objects  das  inslrumenl  zum  object  wird,  wenn  wir 
statt  Ich  binde  es  mit  einem  blauen  faden  sagen  Ich  binde 
einen  blauen  faden  darum,  was  nordisch  ist  halt  ]iar  um  blära 
|)ra;ili  Fa.  3,  317;  vergl.  stöckva  hlautino  k  mennina  N.  L. 
99".  smurdi  bann  smyrslunum  i  särin  Fa.  3,  309 ;  hverjum 
fyrnum  sem  |)u  sla;r  A  |)ik  Fa.  3,  642;  hritt  af  l)er  harmi;  — 
sondern  auch  da  läfst  das  nordische  vom  blofscn  dativ  sehr 
gewöhnlich  nicht  ab  wo  noch  ein  anderer  hinzukommt,  in 
welchem  falle  andere  sprachen  es  vorziehen  den  einen  oder 
den  andern  mit  einer  präposition  abzusondern. 

Doppelter  dativ  ist  im   nordischen   zwar  nie  wie  im  la-^i!;. 
teiuischen  hoc  est  mihi  usui  bei  sein,  werden,  gereichend».... 
etwas,  vorhanden,  wo  vielmehr  stets  at  gebraucht  wird,  4d)P^ 
er  findet  sich  in  allen  drei    fällen   die  seine  zwiefache  It^sitipir  . 
sonst  möglich  macht :  bald  kommt  wirklicher  dativ  mit  instra« 
mentalis  zusammen,  bald  das  nähere  mit  dem  entfernteren.  In- 
strument,  bald  reiner  dativ  mit  reinem  dativ.     der  erste  fall 
ist  der  gewöhnlichste:  taktu  vid  skatti  freinstu  tönnum^  t6k 
bann  vid  honum  feginshendi;   hvi  ssetir  pinni  pirfd;  oeg^a 
eigi  mer  eidiskidum  N.  L.  \%2^  \  ])u  ognir  oss  gudi  pinom, 
vergl.  sä  er  med   gapanda   munni   ognadi   |)eim  Fa.  3,  660$ 
hvert  barn  unni  honum  husdstum  gödu  honum  beindi  Solarl.  4 ; 
hefttdi  honwn  engu  ördi ;  eigi  skulu  menn  pvi  bregda  sonum 
minum  (vorwerfen)  Fa.  1,  123;  ef  madr  brcgdr  wiawäi  brigz- 
/um;  dreypdi  eg  dreypiforn  ölium  draugunum  fyrst  hunangs- 

6* 


84  ÜBER  DEN  NORDISCHEN  DATUfS  * 

blandiy  [lar  naest  saelu  vini  Od.  3,  43;  stmrrum  gaf  haiin 
mer^  \9X  peim  ok  hördu  goldit;  skal  boßta  honum  sex  tnör- 
kum  fyrir  augii;  ^k  boeti  konungi  [»rim  aurom;  skai  eon 
svard  per  nockm;  {>ä  späi  eg  tiöni  (instr.)  skipt  pinu  og 
mönnum  (dat.)  Od.  3,  67.  bergda  ek  briosti  saurgu  sem 
miinni  .  .  holdi  pinu  ok  blödi  Harms.  sIr.  12.  —  der  an- 
dere fall  wird  dadurch  seltener  dafs  in  der  regel  das  entfern- 
tere iustrument  mit  der  präposition  med  versehen  wird,  wo- 
bei mir  die  enlfernung  vom  verbum  in  der  Wortstellung  scheint 
mafsgebend  gewesen  zu  sein :  ef  madr  lyslr  mann  he.ißugri 
hendi  |)ar  sem  eigi  ero  gridastadir,  med  öxi  eda  steint  Gula]). 
s.  179,  woneben  eda  slingr  madr  öxarscapti  eda  spiotscapti 
A  mann  med  heiptogri  hendi  ebend.  186.  rötudu  iördinni 
upp  med  rananum.  zwei  reine  instrumentale  aber  brauchen 
nicht  nothwendig  durch  das  verbum  getrennt  zu  sein;  an- 
narri  hendi  brä  hun  biörtu  saxi  Fa.  3,  655.  leggr  ko- 
nungsson  bädtim  hendnm  sverdi  sinu  i  kiapt  risans  Fa. 
3,  413.  —  der  dritte  fall,'  dafs  sich  zwei  blofse  dative  der 
richtiing  begegnen,  ist  wieder  häufiger,  namentlich  bei  heita 
und  idla  (ja  sagen  zu  etwas),  doch  auch  sonst:  hefir  minn 
fadir  meyjo  sinnt  grimm om  heitit  Grunmars  syni  H.  Q.  1,  18. 
h^lo  hanom  afarkostum  ella  N.  L.  101';  ferner:  auch  wir 
dürfen  sagen  ich  antworte  der  rede,  der  frage,  wie  ich  ant- 
worte dem  fragenden :  beides  ist  verbunden  in  honum  var 
vel  svaral  pessu  mäii  Isl.  2,  349.  so  namentlich  bei  iäta: 
ok  hermed  skulu  vid  iAla  hvort  ödf*u  trü  sinnig  in  welchem 
satze  ein  dritter,  nämlich  ein  inslrumt  nialer,  dativ  vorhanden 
wäre,  wenn  stall  hermed  ein  pvi  oder  ein  wirkliches  Sub- 
stantiv stände,  auch  hier  können  die  dative  unmittelbar  bei- 
sammen stehen :  ok  iA.ta  öilum  mönnum  slikum  swmdum  ok 
nafnbötum  N.  L.  131";  gleichen:  likr  spnum  einhverjum 
gudanna  Od.  1,  66.  hierher  rechne  ich  auch  den  doppelten 
dativ  bei  verweigern,  verbieten :  en  uskiptum  haga  mk  engi 
ödrum  banna  N.  Love  1,  245.  muna  per  ofvarip  verda  mey. 
jar  dstom  Alv.  M.  8.  sowie  dieselbe  construction  bei  rdda 
beschaflen,  ausmachen:  margom  rsedr  /lY/o  Atlamdl  33.  noch 
häufiger  ist  doppelter  dativ  bei  den  Wörtern  für  eine  rieh- 
tung  die  zu  prüpositionen  werden,  wie  möti  honum  Fa. 
3,  339.    hendi  fedr   sinum  Isl.  1,  293.  —    ein    dreifacher 


iBER  DBN  NORDISCHEN  DATIV.  85 

dativ  isl  enthalten  in  dem  satze  töku  pvi  feginshendi  reghtr 
giörd  peirri  Al^.  s.  144,  nämlich  zwei  instrumentale  und 
ein  örtlicher;  dagegen  zwei  örtliche  neben  einem  instrumen- 
talen: og  h^lt  purpuraskyckjunni  bädum  höndum  fyrir 
augu  ser  Od.  1,  59.  ebenso  slä  hendinni  möti  löggiöf  pes- 
sari  Alf),  s.  223. 

Eine  beschränkung  erfährt  dativ  wie  instrumenta iis  bei 
verbis  die  ihn  nach  ihrer  grandvorsteliung  erfordern  theils 
durch  deren  eintreten  in  eine  formelhafte  Verbindung  mit 
einem  nomen,  theiis  durch  eine  andere  wendung  des  gedan- 
kens  oder  eine  sonstige  fortentwickelung  der  bedeutung.  das 
erste  begegnet  schon  hei  der  Vorstellung  des  gebens :  vardveita 
fiarlutom  sagen  noch  die  alten  gesetze,  sonst  aber  heifst  es  bann 
vardveitti  büit  Fa.  2,  347.  bei  halda  ist  halda  vord  noch 
zweideutig,  aber  sicherer  accusativ  ist  statt  des  dativs  ein- 
getreten in  halda  niosniry  halda  spumir  neben  halda  spur- 
uingum ;  vinda  segl  statt  seglum ;  veita  vatni  neben  vata 
veita,  was  vielleicht  als  composition  angesehen  werden  kann, 
wie  vardveita  dazu  wird,  doch  auch  getrennten  accusativ  hat 
Isl.  1,  193. 

Eingehen  kann  der  dativ  auch  durch  eine  veränderte  ge- 
staltuug  des  verbalbegriifs,  zunächst  durch  den  Übergang  ins 
medium;  so  haben  ßrra,  näy  forda,  sid  vid,  anna  ihren 
gegenständ  wovon  entfernt,  wozu  genaht  wird  im  dativ,  aber 
ßrrasy  ndlgas^  fordaZy  sids  vid,  annas  fordern  accusativ, 
ungeachtet  z.  b.  annaz  bedeutet  sorgen  für  etwas :  ^eir  skyldi 
annas  ketii  Brusa  Isl.  1,  257.  annaz  sin  kvennmäl  1,  349.  — 
dann  wird  die  coustruction  auch  zuweilen  anders  durch  den 
Umschlag  der  ursprünglichen  Vorstellung;  wie  nämlich  blöta 
(verehren),  was  eigentlich  den  golt  im  accusativ,  den  gegen- 
ständ des  Opfers  im  instrumentalis  hat,  allmählich  gleich  dem 
fornfwra  und  unserm  opfern  mit  dativ  der  person  construiert 
wird,  so  ergreift  hata,  was  sicher  früher  einem  grollen  b^ 
deutete  (vergl.  x^^o;  kummer,  womit  der  groll  als  finster- 
keit nahe  verwandt  ist)  als  es  den  dativ  regierte,  wie  bei  • 
uns  den  accusativ.  was  auch  die  grundbedeutnng  von  lüka 
war,  es  wird  herschend,  wie  auch  Imsa  ein  schlofs  vor- 
legen, mit  dativ  verbunden ;  vielleicht  war  die  anschauung  da- 
bei einen  riegel  vorziehen  oder  zurückziehen  wie  sich  HAv.  138 


% 


« 


86  (jBER  den  nordischen  DATIV. 

fUrstelll :  ramt  er  |)at  Ir^  er  rida  skal  öllom  at  apploki ;  ge- 
nug, die  anschauuiig  erblafst,  und  schon  wenn  das  wort  luka 
saman  vom  einfachen  zuthun  des  mundes  gebraucht  wird  steht 
Kon.  140  der  accusativ,  nnd  dieser  casus  fängt,  wiewohl 
selten,  auch  an  einzudringen  wo  luka  einfaches  endigen  ist, 
was,  wenn  cndn  gebraucht  ist,  stets  accusativ  hat:  ok  l^kr 
{»ar  (und  hier  endigt  es)  hennar  harmt'ölur  Fa.  1,  227.  da- 
gegen [)eir  luku  sinni  roedu  N.  L.  110".  ivkum  ver  henni 
Kon.  165.  noch  jetzt  heifst  es  ad  nu  vaeri  öllum  deilum  lo- 
kid  Ai|).  153.  -  doch  auch  bei  uuverriickter  verbal  Vorstel- 
lung kann  eine  andere  beziehung  zum  gegenstände  statt  des 
sonst  herschenden  dativs  einen  völlig  berechtigten  accusativ 
oder  genitiv  einführen,  bunna  ist  wehren;  dies  bat  als  ent- 
fernen einem  gegenstände  den  dativ,  uskiptam  haga  ma  eugi 
ödrum  banna^  als  verwehren  einen  gegenständ  den  accusativ, 
mun  hauu  vilja  hanna  oss  landit.  talar  a^druord  Fa.  3,  510 
ist  ebenso  richtig  als  tala  [lessum  ordum  3,  311.  verpa., 
hlada,  snüa  müfsen  den  instrumentalis  haben,  aber  in  verpa 
havgi  verpa  gard^  hlada  vorduy  hiada  gard,  snua  bond,  sind 
hügel,  wall,  warte,  gehege,  bänder  gar  nicht  Werkzeuge,  son- 
dern ergebnis  oder  product  des  werfens  (mit  der  erde),  des 
drehens  (mit  den  schnüren),  woraus  die  hügel,  die  borten 
entstehen. 

Uei  allem  dem  ist  der  umfang  des  dativ,  wie  des  instrumen- 
talis im  nordischen  gröfser  als  in  den  übrigen  dialecten. 
sieht  man  die  bedeutungen  an,  so  ist  im  -nordischen  kein  ge- 
nitiv wie  in  den  deutschen  dialecten,  sondern  dativ  der  sacbe 
bei  rathen,  walten,  gewohnt  sein,  vergefsen,  sich  erfreues, 
antworten,  schwören,  versprechen,  läugnen  u.  a.  kein  accu- 
sativ, sondern  dativ  der  person  und  sache  bei  weisen,  anord- 
nen, lehren,  loben,  grüfsen,  aufnehmen,  halten,  verlieren, 
tödten,  verschwenden,  wagen,  hindern,  schrecken  u.  a.  we- 
nige ausnahmen  abgerechnet  auch  kein  accusativ  des  objects, 
sondern  instrumentaler  dativ  bei  wenden,  richten,  drehen, 
t.  ^  stürzen,  wälzen,  schwingen,  wiegen,  aufladen,  lüpfen,  unter- 
^  tauchen,  werfen,  schiefsen,  reifsen  u.  a.    abgesehen  von  den 

kurzen  dativischen  und  instrumentalen  Verbindungen,  statt 
deren  wir  schleppende  präposilionelle  constructionen  gebrau- 
eben müfsen.     nicht   alle   verba   die   unter  die   angegebenen 


Ober  den  nordischen  dativ.  87 

begriffe  fallen  geslattcn  auch  den  daliv ;  gleichwohl  sind  nähe 
an  dreihundert  belegt  die  ihn  fordern  oder  doch  von  rechts- 
wegen  haben. 

Diese  erscheinung  aber  dafs  nicht  alle  verba  die  glei- 
chen oder  doch  ähnlichen  beginff  haben  den  dativ  zu- 
lafsen^  den  viele  oder  doch  die  meisten  dahin  gehörigen  an- 
nehmen, fordert  noch  eine  erkiärung.  was  den  wirklichen 
dativ  betrifil,  so  ist  mir  der  grand  in  vielen  fällen  dunkel 
geblieben  weshalb  bei  gleicher  bedeutung,  oft  bei  gleichem 
stamme,  der  accusativ  jenen  casns  vertritt,  warum  hat  bei 
schaden  skedja  (1)  dativ,  aber  skada  (2)  den  accas.  ?  ist 
letzteres  beschädigen,  warum  nicht  auch  ersteres?  dafs  letz- 
teres der  zweiten  schwachen  conjugation  folgt,  ersteres  der 
ersten,  kann  die  arsache  nicht  sein,  da  gerade  die  erste 
schwache  conjugat  die  offenbarsten  transitiva  bildet ;  neyda{i) 
nöthigen  hat  accnsativ,  während  naudga  (2)  dativ  fordert; 
hvetja  (1)  accusativ,  und  hvata  (2)  dativ  oder  instrumentalis.       ^ 

lieber  den  Wechsel  des  accusativs  mit  dem  instrumentalis, 
welcher  uns  der  gegenständ  und  stets  accusativ  ist  bei  den 
verbis  der  bewegung,  läfst  sich  fast  durchaus  ins  klare  kom- 
men, das  dunklere,  wie  warum  reida  schwingen  accusativ 
hat,  warum  es  also  heifst  reidir  bann  upp  pat  sverdN.  L. 
157''.  reiddi  upp  saxitFdL,  3,  450,  während  mit  bregda  und 
so  vielen  anderen  synonymen  es  stets  lautet  bregda  sver^ 
dinUy  das  wird  sich  erläutern  lafsen,  wenn  man  die  erschei- 
nung im  ganzen  abgehört  hat.  ich  stelle  deshalb  folgende 
gegensätze  bei  ähnlichen  bedeutungen  zusammen,  biegen 
(beygja  hreifoftn  Fm.  2,  108.  sveigja  dlm  den  bogen,  da-, 
her  spannen  Fa.  2,  290.  benda  boga  sinn  N.  L.  125*"  also), 
das  gleichmäfsige  beugen,  bat  accusativ.  —  neigen,  sei  es  vorn 
überbeugen  oder  nach  der  seite  ziehen,  ableiten,  drehen 
(hneygja  höfdi;  ha  IIa  r4tliy  mdli;  veila  vatni)  fordert  in-  «. 
strumentalis ;  ausbreiten  (breida),  ausstrecken  {rMa  höndS|iL  ^ 

haisinn)  accusativ.  —  auswerfen  (kasia  ackerum),  ausstreuen 
instr. ;   aufsetzen,   aufheben,   niedersetzen,   niederlegen,  vor-    HK*  •% 
legen  {setja^  bera,  reisa,  leggja  vpp^  nidr,  Jyrir)  acc.  —  <. 

aufwerfen,  überwerfen,  niederstürzen,  vorwerfen  {bregda  uppy 
lypta^  steypay  slöngva  nidr^  bregda)   instr.  ;    öffnen  (opna)  » 

acc.  —   aufreifsen,    aufwerfen    (kippay  gapa,  yppa)   instr*. ; 


Au 


ffi  ÜIIER  DEN  llniDISCHeN  DATIV.  ^ 

ziebeDy  aafziebeo,  niederziehen  (drega,  rifa^  ^oga)  aec.  — 
reifsen,  anfreifsen,  niedereifsen  {kippa^  ^äja,  hrycka,  spret- 
ta)  inslr. ;  endigen  (enda,  nkilja)  acc.  —  abbrechen,  abrei- 
fwn  {bregda,  aUtä)  inslr.  ;  treiben,  vertreiben  {rcka  hiörd, 
Ooüan)  acc.  —  slofsen,  verslofsen  {hrinda^  stöckfya,  {>er  er 
stökl  nr  landi^  inslr. ;  führen,  leiten,  fortbringen  {fmray  kida, 
flylja)  acc.  —  loslafsen,  kaufen,  rinnen,  fliegenlafsen  (remtOy 
hleypja,  fl^gjo,  sloppa,  slä  laasnm)  mit  instrumentalis.  ans 
diesen  get^ensälzen,  die  sich  noch  vermehren  liefsen,  scheint 
hervorzugehen,  einmal  dafs  das  objectiv  der  bewegnng  nur 
gerade  dann  besonders  als  ihr  instrument  aufgefafst  wurde, 
wenn  die  bewegnng  eine  schnelle  und  verhältnismäfsig  mühe- 
volle oder  gewaltsame  ist,  wie  denn  snud  von  schnellen  Wen- 
dungen gilt,  vinda  von  schwierigen  (vinda  fram  bordum),  und 
wie  dasselbe  wort  leggja  als  einfaches  legen  den  accusativ 
hat  in  hvartki  kndtti  hönd  yfir  annat  leggja  Helr.  1 1 ,  aber 
als  schwingendes  auflegen  den  instrumentalis  in  lagdi  bann 
svipunni  k  h^stana  Od.  4,  44.  —  und  sodann,  dafs  unter 
gleichen  Verhältnissen  des  kraftaufwandes  bei  dem  bewegen 
der  gegenständ  dann  mehr  als  mittel  denn  als  object  galt, 
wenn  die  beweg ung  noch  ein  ziel  hat  oder  ihr  die  richtung 
nach  einer  bestimmten  seite  hin  inwohnt  oder  beigelegt  wird, 
dies  zeigte  sich  bei  dem  gegensatz  von  beygjay  sveigja^ 
benda  zu  hneigja,  hallüy  vetia^  hlidra;  es  ist  auch  der 
grund  weshalb  eine  so  gewaltsame  bewegung  wie  schütteln 
ist  {hristtty  skaka,  skclfa)  stets  accusativ  hat,  während 
schon  snüa  um^  snua  iil,  das  wenden  nach  einer  seite  hin, 
instrumentalis  nöthig  hat,  und  ist  endlich  auch  davon  die  Ur- 
sache dafs  in  verbis  die  zwischen  beiden  casus  schwanken 
für  den  fall  dafs  sie  mit  einer  präposilion  zusammengesetzt 
oder  begleitet  sind  der  instrumentalis  vorgezogen  wird. 
MARBURG.  DIETRICH. 


►  ' 

*■ 


^ 


8» 


^m 


•• 


ZWEI   ALTE    SCHWANKE. 

1. 

DAS  HEISSE  EISEN. 

Ein  wip  sprach  wider  ir  man 

'daz  ich  din  künde  ie  gewan, 

des  wil  ich  immer  wesen  vr6. 

got  hAt  dich  gezieret  s6 

an  schoene  unde  an  frümekheit,  5 

und  hat  sd  gar  an  dich  geleit 

swaz  einem  manne  woi  gezimt, 

daz  mir  diu  sorge  den  lip  niml 

die  ich  din  vor  andern  wiben  hän. 

wasre  din  muot  nu  sd  getan  10 

daz  du  mich  gewis  tretest 

daz  du  iht  anderr  wibe  hselest, 

daz  wolde  ich  immer  m6re 

gedienen  also  s^re 

daz  du  des  selbe  jsehest  15 

s6  du  die  wdrheit  saehest 

daz  nie  dehein  wip  ir  man 

von  herzen  als6  iiep  gewan. ' 

er  sprach  'vi!  liebiu  minne  min, 

ich  gere  deheines  wibes  wan  din.  20 

du  bist  mir  lieber  denne  Iiep. 

ich  si  ein  ungetriuwer  diep, 

hab  ich  deheine  niwan  dich. 

s6  dir  got,  niht  enzihe  mich 

j4  die  H^iener  pergamenthandMchr\ft  2705.  —  C  die  Heidelberger  per- 
gameni/iandschr(ft  341.  —  D  die  fFiener  pergamenthandsrhrift  2S5. 
Überschrift  Ditz  ist  ein  mere  gut  genvc  Wie  eio  wip  daz  heize  yseo 
trvc  C,  Nu  secbt  mit  weihen  fugen  Zway  daz  haiz  eisen  trugen  D. 
1.  zu  ir  CD,  2.  ie  chuude  D,  6.  und  fehlt  A,  7.  eim  scbfta 
man  zimt  D,  8.  benimt  C,  10.  m.  also  g.  D,  11.  mir  D, 

ro.  des  g.  t.  C  12.  anderre  A,  andrew  w.  iht  D,  14.  Dinen 
D,  15.  des  fehlt  D.  selben  C.  17.  kein  —  ircn  CD.  19. 
liebe  fraw  D.  20.  ichn  ger  C.  keines  wibes  C,  kainer  D,  den  C, 
22.  ungemer  C,  offener  D.  23.  han  C,  kain  D,    deheinen  C. 

wan  CD.        24.   got  Ion  n.  zihe  D. 


90  ZWEI  ALTE  SCHWANKE. 

daz  ich  solhes  iht  tuo :  25 

Aä  bist  du  mir  te  liep  zeo. 

ich  bin  dir  gerne  bereit 

aller  der  gewisheit 

der  du  an  mich  geruochest, 

daz  du  wol  versuochest  30 

daz  ich  dinen  lieben  lip 

minnen  wil  für  eiliu  wip.' 

si  sprach  'unde  luosl  du  daz, 

sd  wart  nie  dehein  man  baz 

gehandelt  von  sinem  wibe  35 

denne  dii  von  minem  libe 

gehandelt  immer  werden  mnost, 

ob  du  mir  ein  geribte  taost 

des  ich  dich  wil  bewisen. 

trag  mir  daz  beize  isen  40 

als  lieb  ich  dir  ze  friande  si: 

da  wil  ich  rebte  kennen  bi 

weihe  liebe  du  zuo  mir  hdst, 

und  ob  du  äne  schulde  bestdst. 

des  wil  ich  von  dir  niht  enbern.  45 

und  wildu  mich  des  niht  gewem, 

daz  ist  ein  Ewiger  bäz  ; 

s6  la;st  duz  niwan  nmbe  daz 

daz  dfi  minnest  andriu  wip 

und  ahtest  niht  uf  minen  lip.'  50 

Er  sprach  *diu  rede  ist  äne  n6t. 
mir  wsere  lieber  der  t6t 
denn  ich  erwürbe  dinen  baz. 
ich  tuon  vi!  gerne  allez  daz 

25.  sulchez  C.        nicht  entao  D.        26.  zu  liebe  C,        27.  breit  J. 
29.  niochest  D,  32.  alle  C.  33.  getasta  J.  34.  kein  C, 

«im  D.  35.  36  fehlen  D,  36.  danne  C,  37.  gf.  so  den  w.  m.  D. 
38.  m.  gewifsheit  t.  D.  39.  Daz  D,  40.  trage  j4C,  41.  Ihsbe  jt, 
recht  1.  D.  42.  rehte  fehlt  D.  sehen  C,  peseben  D.  44.  und 
fehlt  A.  stast  CD,  45.  von  dir  fehlt  D.  46.  und  fehlt  A. 
aber  du  mich  es  C,  47.  isf  ymmer  mein  h.  h.  48.  tustnz  A, 

niht  wan  C,  newr  T).  49.  ander  C.  50.  enacht  C.  53.  davue  C. 
54.  ich  wil  t.  a.  d.  D, 


ZWEI  ALTE  SCHWANKE.  91 

da  mit  ich  dir  gedienen  inac.  55 

ichn  wil  weder  naht  noch  tac 

dir  dines  willen  versagen. 

ich  wil  daz  isen  iezuo  tragen 

dar  umbe  daz  got  bescheine 

daz  dich  alters  eine  60 

mit  triawen  minnet  min  lip 

und  anders  an  dehein  wip 

nie  gewan  deheinen  maot.' 

daz  isen  wart  zebant  gegluot. 

zw^ne  steine  warn  da  bereit ;  65 

da  wart  daz  isen  af  geleit 

daz  ez  nach  sinem  rehte  lac. 

si  sprach  '  heb  df  unde  Irac, 

daz  ich  din  triuwe  ervar.  * 

der  man  neigte  sich  dar.  70 

Aä  het  er  einen  gefäegen  spän 

vor  in  den  ermel  getan  ; 

den  lie  er  vallen  in  die  hant, 

daz  sin  daz  wip  nibt  bevant. 

dar  uf  nam  er  daz  isen.  75 

er  sprach  *nu  sol  got  wisen, 

daz  dir  min  lip  noch  min  gedanc 

noch  nie  getet  deheinen  wanc 

und  dir  ie  was  mit  triuwen  mite.' 

er  truog  ez  m^  dan  sehs  schrite.  80 

als  schiere  daz  was  getan, 

dö  bare  er  aber  sinen  spän 

und  lie  si  die  baut  sehen. 

si  sprach  Meh  wil  dir  iemer  jehen 

55.  icbs  peweiseD  m.  D.  56.  dir  weder  C         w.  dir  nimmer  aia 

t.  D,         57.  dir  fehlt  CD,         dines  C,  des  dein  D,  dinen  /#.       nibt 
versagen  €^         59.     Das  g.  damit  b.  D,         60.  ich  D.  61.  lieb 

ban  dein  I.  D,  62.  b.  cbain  ander  w.  D,  63.  Noeb  n.  g.  an- 

dern m.  D,  65.  worden  D,  67.  do  iz  C  68.  hebe  C, 

71.  do  b.  j^.        7%  vor  fehlt  D,       74.     D.  cz  daz  w.  C.     enph.  D, 
7%,  peweisen  D.  77.  und  m.  D.  dancb  C  78  fehlt  D. 

79.  was  ie  C.  80.  dane  me  C.  81.  Do  daz  scb.  w.  g.  C,  als 

er  d.  bet  g.  D.        84.  eimer  A. 


92  ZWEI  ALTE  SCHWANKE. 

daz  du  dich  wol  bebaltea  hast  85 

und  alles  valsches  äne  sUst. 

diu  haut  ist  scboene  als  ein  golt: 

ich  wil  dir  iemer  wesen  holl. ' 

er  sprach  'des  16ne  dir  gol. 

Uli  ist  min  bet  und  min  gebot  90 

daz  ouch  du  mir  daz  isen  tragest. 

ine  statte  niht  daz  du  mirs  versagest ; 

ez  muoz  hie  zebant  gescbeben: 

ich  wil  ouch  diu  triuwe  sehen.' 

si  sprach  'trüt  geselle  min,  95 

dar  ZUG  wil  ich  dir  ze  liep  sin, 

dazz  icmer  kome  in  dinen  gedanc 

daz  ich  ie  geta;te  debeinen  wanc. 

du  weist  wol  wie  mir  ist, 

daz  du  mir  tusent  stunl  bist  100 

lieber  denne  die  s^le  min.' 

er  sprach  'lä  die  rede  sin. 

du  woldest  mich  sin  niht  erUn: 

zwar  als6  wirt  ouch  dir  getan. 

du  kaust  dich  des  niht  entsagen,  105 

du  müezest  das  isen  iezuo  tragen/ 

Zebant  erz  in  daz  fiwer  truoc 
und  gluote  ez  vaste  genuoc 
und  leit  ez  da  ez  ouch  t  iac. 
er  sprach  'nu  beb  üf  und  trac  110 

die  wile  und  ez  die  hitze  bat.* 
si  sprach  ^'und  ist  des  debein  rät?' 
'nein  es  entriuwen,'  sprach  er, 
'du  bebest  dich  envärlicb  her; 
du  muost  ez  tragea  als  ich.'  115 

85.  eo(b.  D.  bewart  C.  87.  Deio  D.  90.  ist  daz  mein  g.  D. 
91.  du  aacb  daz  D.  treist  ^.  92.  icho  C.  icb  weo  «.  H. 

verseisl  /4.  97.  daz  iemer  j4,  98.  dir  ie  C  99.  doch  wol  C. 
101.  daooe  CD.  103.  duoe  C.         105.  dno  eo  k.  C.         sie  CD. 

106.  dun  eo  m.  C.        must  D.  108.  sere  g.  CD.  109.  da  ez 

ouch  in  1.  CD,  110.  nufehU  CD.  111.  nnd  fehii  D,  lU.  «. 
sp.  ist  iz  kein  r.  C.  Sein  ist  k.  r.  D.  113.  sin  j4.  114.  wer- 
liehe  CD.  115.  vnd  m.  CD.        oneb  icb  C. 


ZWEI  ALTE  SCHWANKE.  93  * 

si  spracb  *"  geselle,  so  bite  ich  dich 

einer  vil  weniger  gebe: 

daz  diene  ich  iemer  unz  ich  lebe, 

gewerst  du  mich  der  selben  bete. 

swaz  ich  dir  liebes  ie  getete,  120 

des  gedenke  hie  mite 

unde  tuo  des  ich  dich  bite. 

du  weist  wol,  daz  sich  ein  man 

genuoger  dinge  enthalten  kan : 

er  hat  starken  muot  und  starken  Up;  125 

s6  si  wir  swach  und  broediu  wip 

und  miigen  uns  niht  enthaben  so  wol. 

die  man  sint  gr6zer  krefte  vol: 

des  mugen  si  tuon  unde  Idn 

und  mugen  dem  dinge  wider  stAn.  130 

daz  wir  der  krefte  niht  enhän, 

daz  h4t  got  an  uns  getan. 

des  sol  uns  nieman  verdenken, 

ob  wir  etwenne  wenken. 

da  von  \ä  mir  vor  einen  man;  135 

wan  ich  nie  deheinen  m6  gewan 

Ane  dich:  des  wil  ich  gote  verjehen. 

daz  soltu  an  dem  gerihle  sehen.' 

'daz  wil  ich  tuon'  sprach  er. 

'n&  heb  dich  zuo  dem  isen  her.'  140 

si  sprach  '  trut  geselle,  tuo 

des  ich  dich  bite  dar  zuo : 

daz  gediene  ich  also 

daz  du  muost  iemer  wesen  vrö, 

daz  duz  ie  getete:  145 

s6  ist  euch  iemer  stsete 

diu  hcrzenliche  friuntschaft 

117.  \\\  fehlt  D,  wenigen  CD.  118.  gediene  C,  tan  D.  die 
weil  n.  119.  120  umget/elU  C.  121.  D.  dank  mir  D.  122.  tu 
no  des  C.  123.  sich  fe/iU  D,  124.  genüge  6',  manig  D,  125.  das 
zweite  starken /eA/^  D,  126.  swach  und  fehlt  D.  127.  enm. 

C,  enlh.  niht  A.  s^  fehlt  D,  13t).  den  dingen  D.  131.  hao  D, 
iZ2.  fehlt  Dy  dafür  nach  134  vü  uns  mit  sfinden  senken.  135.  vor 
fehlt  D.  137.  iehen  C,  141.  nu  tu  C,  145.  du  ez  AD, 


94  ZWBf  ALTE  SCHWANKE. 

mit  micheler  Iriuwen  krafl 

und  diu  liebe  die  ich  zao  dir  hän. 

dii  hast  s6  wol  an  mir  getAn  150 

daz  du  mir  noch  zw^ne  vor  Usl. 

Sit  du  wol  an  mir  getan  hast, 

nu  tuo  wol  vollen  wider  mich : 

daz  diene  ich  iemer  umbe  dich.' 

Er  sprach  'daz  si  getan.  155 

du  muost  balde  zuo  dem  isen  gän.' 
'lieber  geselle'  sprach  siu, 
'ich  hän  noch  guoter  pfunde  driu 
der  du  einen  pfenninc  niht  enweist. 
nu  tuoz  durch  got  allermeist  160 

und  nini  diu  selben  driu  pfunt. 
ob  dir  ie  ze  deheiner  stunt 
dehein  liep  si  von  mir  geschehen, 
dar  an  soltil  hiute  seh^n, 

als  liep  dir  diu  s^le  si,  165 

unde  lä  mir  vor  noch  dri.* 

Er  sprach  'die  wil  ich  dir  vor  län. 
du  hast  der  rede  gnuoc  getAn: 
gespricheslu  tälanc  wort  m6, 
dune  tragest  mir  daz  isen  6,  170 

zwAr  ich  tuon  dir  den  t6t.' 
d6  muost  si  swigen  durch  n6t. 
daz  isen  nam  si  uf  die  hant 
und  wart  als6  sftre  verbrant 
daz  si  schrei  mit  gr6zer  ungehabe  175 

'ow^  mir  ist  diu  hant  abel' 
ein  walis  het  er  gebreitet 
und  ein  tuoch  dar  zuo  bereitet 

148.  inneclilicher  C,  luinnikr.  D,  (rewe  C.  150.  So  hastu  wol  C. 
80  fehlt  D.  zu  mir  C.  151.  Ob  —  drey  D,  152.  tu  J.  zu 
mir  C.         153.  So  t.  J).  tun  ^4,  noch  wol  D.  vollen /e^// 

AD.       157.  sie  :  drie  C,       lj9.  einen  pf.  fehll  J).       160.  tu  iz  AI). 
1C3.  V.  ni.  d.  I.  //.         165.   libe  A,         Als  rechte  lieb  ich  d.  sei  D. 
so  dir  D.         166.  mir  uzen  n.  dri  C,         noch  vor  //.         169.  (aUoc 
fehlt  D,  kein  w.   CD.  171.  deswar  C,  zwkr  fehlt  D.         173. 

nams  C.  in  diu  b.  D.  175.  svoxev  fehU  D,  177—184 

fehlen  D. 


ZWEI  ALTE  SCHWANKE.  »5 

und  wolde  si  verbinden. 

des  bat  si  in  erwinden.  180 

si  sprach  'waz  hiifel  daz  bant? 

mir  isl  diu  hant  s6  gar  verbrant 

daz  si  mir  nu  nimmer  m^ 

zu  nutze  mac  werden  alsam  ^/ 

Als  er  daz  hörte  unde  sach,  185 

uz  gr6zem  zorne  er  dd  sprach 
'hie  ist  din  triuwe  worden  schin. 
nu  soll  du  des  vil  gwis  sin 
daz  mir  hiute  dehein  wip 

unma^rer  ist  denne  din  lip;  190 

und  allez  daz  dir  leit  ist 
daz  wil  ich  tuon  nach  dirre  Frist, 
nü  hast  du  uf  dich  geladen 
beidiu  lasier  unde  schaden. 

diu  wil  ich  dir  helfen  m^ren.  195 

rehte  als  dii  diner  ^ren 
unz  her  hast  geschdnet, 
als  Wirt  ouch  dir  geiönet.* 

184.  ZV  frumen  C.  mac  fehlt  A,  als  C.  185.  Do  D.  186.  gro- 
zein  fehlt  D,  188.  s.  oucli  des  g.  s.  C,  vil  fehlt  D.  189.  fur- 
paz  D.  190.  anmerre  C,  193—198  fehlen  D.  190.  als  du 

der  d.  e.   C,         198.  also  ^C.         w.  dir  von  mir  gel.  //. 


2. 
DER  MÖNCH  UND  DAS  GÄNSLEIN. 

Ich  hörte  sagen  ein  msere 

wie  ein  klöster  wsere 

rieh  unde  erbuwen  wol, 

als  von  rehte  ein  klöster  sol. 

ir  gasthüs  und  ir  spitAi  5 

B  die  H^ürzhurger  pcrgamvnthaudsvhrfft  auf  der  unioersUätsbiblio- 
thek  zu  München.  —  C  die  Heidelberger  pergamenthandschr,  Sil.— 
iibersehrtft  Von  einem  closter  B,  Ditz  mere  beizzet  daz  grnselin 
Vnd  sagt  von  eioem  munclie  vnd  von  einem  magtein  C  1.  leb  wil 

evcb  8.  C,       %.  das  hie  bevor  C.       3.  schöne  C.      4.  noch  von  r.  C. 


96  ZWEI  ALTE  SCHWANKE. 

beten  niht  gesaUUa  mil, 

wan  ze  swelheo  zilen  der  man 

geriten  ode  gegangen  kan, 

der  vant  daz  ezzen  ie  bereil. 

minneclich  und  unverseit  10 

gap  man  swaz  si  mohlen  hin. 

als  sollen  noch  diu  kloester  slin. 

ouch  h6rle  ich  m^re  von  in  sagen, 

ir  kl6ster  warr  underslagen 

daz  die  niünche  und  ir  gemach  15 

selten  ieman  fremeder  sach. 

uns  seit  daz  selbe  maere 

daz  manic  münech  da  wa^re 

der  selten  für  daz  kldster  kan. 

Nä  was  dar  inne  ein  junc  nuin ;  20 

der  hete  siniu  ji^r  vertriben 
daz  er  dar  inne  was  beliben 
Sit  daz  er  war  ein  kindelin. 
des  muost  im  unerkennic  sin 
swaz  lebte  in  dem  lande,  25 

wan  daz  er  ors  erkande. 
d6  kam  ez  zeinen  zilen 
daz  der  abl  solde  rilen, 
und  schaffen  umb  des  kidsters  dinc. 
in  bat  der  selbe  jungeiinc  30 

daz  er  in  fuorte  durch  daz  lant, 

6.  (las  was  gesellet  io  solche  wal  C  7.  wai  xv  B,  in  C,         das 

der  (\  8.  geode  B,  9.  d.  e.  vaDt  C  II.  gaben  si  im  C. 

12.  also  BC  narh  12  ir  spise  wart  vor  nienaot  verspart  Vnd  wen 
das  tor  verslozzen  wart  So  was  geboten  an  den  lip  Das  man  keiner 
slacbte  wip  Imer  lieze  darin  Si  satiten  nicht  wan  iren  sin  Daz  sie  be- 
hielten ir  leben  Als  iu  zv  rechte  was  gegeben  C  13.  ich  hört 
onch  C.  14.  Daz  ir  BC.  15.  iren  C  16.  zv  rechte  vrendes 
niemant  s.  C,  17.  nns]  vö  BC\  ich  sag  ev  selbe  ein  n.  C. 
19.  nimmer  onz  C.  20.  Da  was  onch  inne  ein  janger  C.  21.  sin 
iar  also  C.  23.  von  einem  kleinen  k.  C.  24.  nnerkennieh  C, 
onbekant  B.  25.  nach  sage  er  k.  BC,  narh  26  das  man  die 
solde  riten  BC.  27.  daz  waz  bi  d.  z.  C.  28.  D.  der  apte  riten 
solde  C.  nach  28  Des  wolt  er  nit  biten  i?,  vnd  nicht  belibea  w*lde  C 
29.  und  wolt  schaffen  des  kl.  d.  B,  Riten  vmb  sines  kl.  d.  C  31. 
f.  nit  im  in  die  I.  C. 


ZWEI  ALTB  SCHWANKE. .  97 

dar  umbe,  daz  im  würde  erkant 

die  Site  voq  dem  lande, 

des  er  vil  klein  erkande. 

der  abt  der  gewerte  35 

den  münech  des  er  begerte, 

wan  er  in  einveltigen  sacb. 

in  disem  sinne  daz  gescbach : 

er  gedäbte,  wirt  im  erkant 

beide  liute  unde  lant,  40 

s6  mac  man  im  enpfelben  wol 

swes  ein  man  pflegen  sol, 

und  wirt  uns  ein  vil  nützer  man, 

alsus  fuorle  er  in  von  dan. 

sine  knehte  nibt  vermiten,  45 

mit  ir  herren  sie  d6  riten. 

ir  pfert  giengen  scb6ne  enzelt, 

d6  sie  kdmen  an  daz  velt, 

swaz  in  vibes  wider  gie, 

der  münich  nimmer  verlie,  50 

er  sprach  ie  'wie  ist  daz  genant?* 

der  abbet  der  seit  imz  zehant 

5 wie  sin  name  solde  sin. 

ez  waere  rint,  scbAf  oder  swin, 

daz  tete  er  im  ze  rebte  kunt.  55 

Dd  kdmen  sie  in  kurzer  stunt 
zeim  bove  dar  sie  wolten 
und  ouch  dft  bliben  solten. 
d6  sie  der  meier  gesacb, 
er  lief  gein  in  unde  sprach  60 

33.  die  recht  C,  34.  der  er  oicht  C.  35.  der  g.  B:  da  g.  C, 

36.  Des  der  m.  gert  C,  37.  io  einem  sinoe  d.  g.  C,  38.  er  ge- 
dacht, vnd  wider  sich  seibeq  sprach  C.  39.  vnd  werdent  im  die 
recht  bek.  C,  40.  ouch  die  i.  C.  43.  uns  fehlt  C.  44.  er  ia 
mit  im  d.  C.  45.  si  sazen  af  onde  riteo  C.  46.  die  kloster  levt 
nicht  vermiten  C.  47.  48  umgestellt  C.  48.  nf  C,  50.  des 
nicht  y,  B,  51.  er  fragt  wie  es  wer  g.  C.  b%  daz  ez  im  wurde 
bekaot  C.  53.  oder  wie  C.  54.  weren  seh.  rinder  C.  55.  d. 
macht  im  der  aple  k.  C.  56.  si  k.  zeiner  k.  st,  C,  57*  do  sie 
hiB  w.  B,  ZV  einem  meyer  da  si  w.  C.  58.  Beliben  vnde  $,  C» 
59.  60.  Der  meyer  des  nicht  verlie  Sinen  herren  ^  enphie. 
Z.   P.  D.  A.  VIII.                                                         7 


96  ZWEI  ALTE  SCHWANKE. 

'got  wilkommen,  lieber  herre  mio, 

und  alle  die  mit  iu  hie  sin ! ' 

als  man  in  diu  ors  empfie, 

der  abbet  unt  der  münich  gie 

zuo  einem  fiure  an  ir  gemach.  65 

als6  schiere  daz  geschach, 

man  zöch  in  abe  sä  zehant 

ir  schuohe  unde  ir  obergewant. 

Nu  hete  der  wirt  ein  schoenez  wtp 
und  eine  tohter,  der  lip  70 

was  ze  wünsche  wol  gestalt, 
sie  was  wol  zweinzic  jär  alt, 
die  ouch  dort  her  giengen, 
die  herren  sie  enpBengen. 

der  abbet  hiez  sie  sitzen  nider.  75 

däne  wären  sie  niht  wider, 
sie  sÄzen  nider  an  die  stat. 
der  münech  den  abbet  aber  bat 
daz  er  in  wizzen  lieze 

wie  diu  cr^ture  hieze.  80 

d6  sprach  der  abbet  zehant 
'diz  sint  gense  genant.' 
d6  sprach  der  münech  *cr£de  mich, 
sd  sint  die  gense  siuberiich. 
wie  kumt  daz  wir  niht  gense  hdn?  85 

die  möhten  sich  wol  begiin 
an  unser  kI6sterweide.' 
des  lachten  si  d6  beide 
des  Wirtes  tohter  und  sin  wip. 
si  wundert  s6re  daz  sin  lip  90 

was  s6  rehte  minneclich 

61.  er  sprach  wilk.  h.  m.  C,  62.  m.  evh  kiiinen  s.  C.  63.  ftrsek  B. 
64.  m.  vnd  tpte  C.  66.  bi  einer  wile  das  g.  C.  67.  68  ^hien  C. 
69.  D.  meyer  h.  e.  w.  C,  72.  Vnd  w.  aehzehen  C.  73.  Tk  ftk- 
i9U  C,  75.  apte  bat  C.  76.  seeht  des  w.  C.  77.  s.  an  der 
selben  8t.  C.  78.  do  den  apte  b.  C.  81.  sa  zeh.  C.  8).  das  C. 
83.  Crede  m.  spraeb  d.  moncb  C,  über  cr^de  micb  vergUieke  M^t^ 
sükrfft  12,  191.  7,  56;^.  auch  Stricker  braucht  den  auedruck  in  einem 
beispiei:  bruoder  sfraeb  er,  crftde  micb.     Scholl  \,  266.  86.  nv 

m.  si  sieb  C.        96.  jmnder  nam  das  s.  1.  C        91.  wer  C. 


ZWEI  ALTE  SCHWANKE, 

unt  daz  er  niht  Terstäende  sich 

wie  ein  wip  wsere  genant. 

den  abbet  vrftgten  si  zebant 

ob  der  herre  sinnic  wxrt.  95 

dd  seile  er  in  dia  msere, 

als  ir  ^  habet  veromen, 

wie  der  münich  dar  was  kdmen 

und  wier  erwahsen  wsere. 

als  dd  daz  selbe  msere  100 

des  Wirtes  tohter  bevant, 

i6  gedähte  si  zebant 

'er  ist  ein  86  b^rlich  man, 

disi  war,  ob  ichz  gefiiegen  kan, 

ich  versaoche  ob  er  diu  wip  105 

erkenne,  ir  namen  unde  ir  lip.' 

der  rede  si  gedagete, 

ir  gedanc  si  niemen  sagete 

des  si  gedäht  baete. 

Nu  wart  ez  also  spaete  110 

daz  die  berren  sUfen  sollen  gin. 
nü  wolle  der  meier  des  nihl  Mn, 
er  hiez  in  bellen  nach  ir  site. 
dft  was  ouch  sin  tohter  mite; 
si  schuof  daz  dem  jungen  man  115 

wart  gebellet  wol  hin  dan 
von  den  andern  verre, 
dar  umbe  daz  der  herre 
möhle  haben  sin  gemach, 
ndch  sinem  willen  daz  geschacb.  120 

D6  man  die  berren  geleite, 

92.  verslont  C,  93.  da  wip  C.  94.  apte  C*  95.  ob  er  8.  C. 
97.  Vi!  rechte  wie  er  dar  was  bek.  C.  99.  vod  fehlt  C.        \09. 

do  ditze  s.  m.  C.  101.  becbant  C.  102.  Si  g.  ir  z.  C* 

103.  Diu  ist  e.  seiiberliober  m.  C.         104.  Das  ist  war  C.  IM. 

106.  I.  V.  noeh  heiDt  ob  sia  lip  Erkenoeo  kan  wie  man  die  wip  Aa 
dem  bette  handeln  soi.  Er  geviel  ir  harte  wol  C.  107.  si  stille  g.  C« 
109.  UO^hlen  C.  111.  Vota  man  sl.  soide  $.  C.  112.  Dar 

Wirt  der  w.  nicht  enlan  C.  114.  do  B.      ^     115.  disem  J.  m^  ^. 

117.  V.  d.  apte  v.  C.  119.  Sinen  g.  bet  detter  baz  C.  120.  §•• 
schaeh  daz  C\         121«  Do  sieb  d.  h.  do  g,  C-^^ 

7* 


100  ZWEI  ALTE  SCHWANKE. 

der  wirt  hiez  gereiie 

allez  daz  gesinde  sMfen  gän, 

den  herren  ir  gemach  län. 

der  münech  niht  släfen  mähte;  125 

er  het  manege  ahle, 

wie  ieglich  dinc  wxve  genant 

daz  im  des  tages  wart  erkant. 

diu  juncfrowe  oach  unsläfent  lac 

mit  gedanken  der  si  pflac,  130 

wie  daz  würde  volbr&ht 

des  si  da  vor  hete  gedäht. 

d6  die  Hute  eutsliefen  über  al, 

d6  stuont  si  uf  4n  allen  schal 

und  sIeich  zua  sinem  bette  dar.  135 

als  ir  der  münich  wart  gewar, 

er  sprach  zehant  Vaz  mac  daz  sin?* 

'ich  binz  daz  junge  genseiin. 

ich  hän  vrostes  vil  erliten: 

herre,  ich  wolte  iuch  gerne  biten  140 

daz  ir  hin  under  liezet  mich, 

in  der  minne,  daz  ich 

jht  ervriese:  hie  ist  ez  kalt.' 

d6  was  der  münech  als  einvalt 

daz  er  si  hin  under  lie.  145 

in  der  minne  daz  ei^e. 

i6  si  hin  under  zuo  im  kam, 

dd  künde  dirre  junge  man 

mit  ir  lützel  noch  vil 

daz  man  dd  heizzet  bettespii.  150 

\2>2*  D.  w.  hiez  alda   gereiten    C.  1:^3.    die   ievt  alle  sl.   r*  C. 

124.  Die  h.  —  han  C.       1:^5.  mochte  C.      \26.  b.  in  siner  achte  C. 
127.  fin  iesl.  C,         128.  als  iz  im  was  vor  geoant  C.         129.  oiieh 
fehlt  C.  ongeslaren  B.  130.  Vil  mancher  gedanck  si  do  C. 

131.  wie  ir  wille  w.  C.  132.  daz  ß.  als  si  ir  e  h.  g.  C.  133. 
Die  inncfrow  sich  do  stal  C,  134.  Si  kom  dar  an  a.  s.  C.  135. 
V.  gieoch  hin  for  sin  b.  d.  C,  137.  m.  hi  sin  C.  138.  st 

sprach  BC.  139.  h.  hie  vr.  v.  gel.  C\  140.  Vnd  wolde  eveh 

herrt  g.  b.  C.  143.  erfrfir  B.  is  ist  h.  C,  wan  hie  ist  B.  114« 
als  fehlt  B.  145.  si  z^  im  h.  o.  1.  B,  147.  do  hin  ander  C, 

dar  vnder  B.    zoo  im  Jhhlt  C.     140.  Weder  wenik  n.  v.  C.     150.  do  B^ 


JEWBI  ALTE  SCHWJtDKB.  iOl 

1 

d6  künde  siz  ein  wtoic  baz. 
mit  guoter  faoge  schoof  si  daz 
daz  er  in  kurzer  stunde 
des  selben  spils  begnnde. 

der  münech  die  gans  brAhte  155 

mit  flize,  wan  in  ddhte 
im  wasre  woi  und  dennoch  baz. 
als6  lange  treip  er  daz 
unz  si  des  tages  sich  versach« 
Ab  stuont  si  df  nnde  sprach  160 

*nu  sult  ir  nimmer  Tcrjehen 
des  von  uns  zwein  ist  beschefaen. 
würde  ez  dem  abte  kant, 
man  t«te  uns  beiden  sä  zestunt 
den  vii  grimmeeiichen  t6t.*  165 

vii  tiure  si  im  daz  gebftt 
daz  erz  geseite  nimmer  man. 
daz  lobt  er  and  gie  si  von  dan 
an  ir  heimliche. 

ir  ftiuot  was  fröudenriche  170 

daz  si  was  dannän  komen  unt  dar 
daz  ir  niemen  wart  gewar. 
Dd  si  kam  an  ir  gemach, 
dar  nAch  vii  schiere  daz  geschah 
daz  df  begunde  gAn  der  tac.  175 

dar  nach  ouch  vii  unlange  lae 
der  abbet  und  der  miinich  dA. 
si  schuofen  ir  dine  iesi 
durch  daz  si  wären  komen  dar. 

fehlt  C.         151.  doch  C.         ii%.  gaten  fogea  C.  154.  spiln  B. 

155.  das  geosel  C.         br&t  B.         156.  in  des  d.  C.  158.  tribaa 

si  C.  159.  IAO.  Das  si  des  daoeht  es  wer  tak.  Si  stant  af  uode  spraeh 
Welt  ir  haben  mer  salchen  gemach  C,  161.  So  s.  Ir  n.  man  v.  C 
1A9.  Was  ander  ans  beiden  ist  gesch.  C  163.  Vnd  w.  C.  bekaif  C. 
164.  Br  tet  C,  t6t  ans  beide  sam  B.  sasehant  C  165.  Ifleht 

wen  d.  grimmigen  C.  166.  verbot  C  167 — 17^  fihUn  C,  Ift. 
•ifekli  B,  174.  hie  so  seh.  C  175.  Vnder  des  gie  nf  d.  I.  C. 
176.  Der  apt  oneh  nicht  lenger  1.  ۥ  177.  Br  stand  nf  a.  sehif 

sines  klosters  dineh  C,  178.  Br  n.  der  selbe  iangellaeh  C,  171. 
Dir  aad^  si  komea  d.  C 


102  ZWEI  ALTE  SCHWANKE. 

dd  si  daz  geschuofen  gar,  180 

zebant  si  wider  heim  riten. 

die  kldsterliute  niht  venniten, 

dd  si  heim  wären  komea, 

der  junge  miiaech  wart  her  genomen 

unde  fragten  in  zehant  185 

wie  im  geviele  daz  lant. 

dd  begunde  er  in  verjehen 

daz  er  wol  hsete  gesehen 

vii  dinge  in  dem  lande 

des  er  i  niht  erkande.  190 

des  gelachten  si  vil, 

sin  rede  was  ir  aller  spil. 

iedoch  pflac  er  der  kündekeit 

daz  ir  keinem  wart  geseit 

wie  im  des  nahtes  üf  der  vart  195 

diu  junge  gans  zuo  teil  wart. 

daz  hal  er  sire,  als  si  in  hiez; 

nieman  er  daz  wizzen  liez, 

NA  was  ez  vor  der  b6chzit 
diu  in  dem  winter  lit  200 

und  wibennaht  ist  genant« 
der  abt  besante  zehant 
keiner  unde  koche, 
er  sprach  'uns  nAht  ein  wocbe 
daz  wir  singen  müezen  unde  lesen.  205 

nd  sult  ir  herren  flizic  wesen 
daz  ir  uns  ein  Wirtschaft  gebent. 
so  die  liute  mit  arbeit  lebent, 
sol  man  ir  pflegen  deste  baz.' 
die  herren  lobten  alle  daz.  '210 

Der  junge  münech  stuont  ouch  dft  bi. 

181.  Si  sazen  of  a.  riteo  C,  184.  w.  vernomen  C.  185.  Si 

b^goodea  in  vragon  vii  C.  186—191  /9hlen  C,  194.  D.  er 

njmant  nicht  eoseit  C.  197.  i^  fehlen  C.  199.  Diu  getchack 
vor  einer  h.  C.  200.  0.  noch  C.  WU  V.  die  winaelite  sint  g.  C. 
202.  Ol  apte  sich  besant  C.  203.  Beide  k.  n.  koch  C.  M4.  ne- 
hent  C,  205«  m.  vii  s.  n.  1.  C.  206«  ia  der  herren  B,  ir  alle  C. 
W.  Vnd  schnU  vns  e«  w.  geben  C,  208.  Die  wile  d.  L  in  a.  l»- 
ben  C,  209.  So  sol  B.  Das  man  ir  pflege  C.  %\U  oaoh 


ZWEI  ALTE  SCHWANKE.  103 

*sit  daz  iuwer  wille  si, 

daz  wir  voUez  ampt  süllen  h&n, 

sd  sult  ir  aimmer  verlän 

müg  ez  au  iuwere  staten  sin,  215 

ir  schaffet,  lieber  herre  mio, 

daz  ie  dem  man  ein  gans  werde: 

sd  geschacb  uf  dirre  erde 

nie  dekeinen  liuten  baz.* 

der  abbet  vienc  der  rede  baz :  220 

er  biez  in  swigen.     daz  gescbacb. 

dar  näcb  er  aber  schiere  sprach 

'gense  daz  ist  ein  Wirtschaft, 

ob  aller  Wirtschaft  ein  ilberkraft 

die  in  der  werU  ieman  gewan/  225 

der  abt  sprach  zuo  dem  jungen  man 

'bruoder,  tuot  die  rede  hin« 

wft  habet  ir  iuwem  sin 

und  iuwer  witze  hin  getAn? 

nu  müget  ir  iuch  doch  wol  verstau  230 

daz  wir  niht  fleiscbes  ezzen. 

ich  will  mich  des  vermezzen, 

ir  miizzet  der  rede  buoze  enpfftn.* 

er  biez  in  balde  dannen  g4n. 

des  getorste  der  münech  Iftzen  niht.  235 

er  sprach  iedoch  'swaz  mir  geschiht, 

gense,  der  die  möhte  bän, 

waeren  guot  und  woIget4n.* 

hie  mite  wart  er  hin  vertriben. 

die  andern  alle  d&  beliben  240 

und  schuofen  umbe  ir  lipnar. 

fehlt  B.  212.  cp  sprach  BC.  daz  fehlt  C.  213.  Ir  —  wel- 
let C.  214.  immer  C.  218.  so  wart  v.  der  e.  B.  219.  keio  B, 
220.  Der  r.  gevie  d.  spte  h.  C.  221— 224 /eA/en  C.  227.  Bya 
br.  C,  228.  wa  hin  B.  we  wa  tet  ir  C.  229.  oder  C.  230. 
Selber  m.  ir  e.  v.  C.  231.  fleisch  C.  233.  baz  dar  umbe  e.  C 
234.  gea  bin  dan  C.        235.  D.  torst  er  verl.  o.  C.  236.  ledoeb 

spr.  er  C»  237.  wer  C.  Gftt  wereo  g.  d.  sie  mac  b.  B.  238.  wm- 
reo  fehlt  B,  Die  w.  minaenelieb  getan   Gense  und  lange  genselia 

Mögen  wol  gute  spise  sin  C.  239.  Der  ivnge  nnneb  w.  de  v.  (7. 

240.  alten  a.  do  C, 


104  ZWEI  ALTE  SCHWANKE. 

dar  nach  salzten  si  gar 

beide  ir  singen  unde  ir  lesen, 

wer  des  meister  solle  wesen. 

dd  daz  aliez  wart  gesal,  245 

der  abbel  im  gewinnen  bat 

aber  disen  jungen  man. 

er  fuorte  in  von  den  liulen  dan 

an  sine  heimliche. 

er  bal  in  ffizicliche  250 

daz  er  im  verjaebe 

wä  von  diu  rede  geschsehe 

daz  er  der  gense  begerte. 

der  mönech  in  des  gewerle. 

dö  er  s6  liure  warl  gemanl,  255 

s6  verjach  er  im  zebanl 

rehl  der  gense  wftrheil, 

als  ich  iu  ^  hftn  geseil, 

wie  er  die  gans  bin  under  lie 

und  sich  die  naht  mit  ir  begie.  260 

dd  daz  der  abbet  bevant^ 

trureclich  er  sprach  zehant 

'leider  mir,  A&  bist  betrogen: 

ich  hän  dich  selbe  verlogen. 

cr^de  mich,  ez  was  ein  wip.  265 

din  vil  sinnelöser  lip 

der  ist  wibißn  bi  gelegen. 

ich  solte  din  baz  hftn  gepflegen, 

sd  haßte  ich  rehte  getAn.* 

buoze  hiez  er  in  empfftn.  270 

U2.   Dar  umbe  si  waren  komen  dar  C.  243.  Vnd  umb  ir  s.  v. 

Qmb  C.  245.  allesamt  ^esebach  C.  ^esaipt  B.  246.  Der  apt 
ZV  eiDem  maneb  spracb  C,  247.  Bringet  mir  den  C.        248.  Den 

f.  er  verre  bind.  C,  250.  beswert  in  tongenl.  C.  251.  Er 

apffacb  na  sagt  an  C,  252.  Von  wem  die  rede  quam  C,  253.  Das 
do  der  gans  bast  begert  C,  254.  D.  jonge  m.  in  do  gewert  Den 

apt  alles  des  er  an  in  gert  C.  237  '  260.  Wie  im  des  naehtea  vf 

der  vart  Die  jnnge  gans  ze  Uil  wart  C.  261.  Als  is  dem  abte  wart 
bekant  C,  263.  ir  sint  B.  264.  f  selbe  B.  vberlogen  C.  266. 
fwtr  B.         267.  D.  bat  bi  wiben  B.         268.  fwer  B,  270.  be- 

stan  C, 


\ 


ZWEI  ALTE  SCHWANKE.  105 

daz  geschach  nach  siner  bete. 

doch  wsen  ich  er  im  unreht  tele: 

wan  waz  er  sänden  iä  gewan, 

da  was  der  abbet  schuldec  an. 

haete  er  im  die  wärheit  275 

rehte  und  äne  spot  geseit, 

er  haete  sich  lihte  baz  behuot. 

spot  und  lüge  ist  selten  guot: 

si  sint  sünde  und  ouch  un^re. 

waz  sol  ich  Ak  von  sagen  mftre  280 

denne  ich  hän  aihie  getan? 

ez  ist  min  gioube  und  hAn  den  wän 

daz  ze  Swäben  noch  der  münche  si 

vil  lihte  zwftne  oder  dri 

die  diu  wip  erkennent  baz.  285 

gedienten  die  ir  meister  haz, 

die  büezen  ouch,  daz  ist  min  rftt. 

hie  mite  die  rede  ein  ende  hat. 

271—274.  Die  iaist  er  nach  s.  gebot   Eseo  solt  im  doch  sio  kein  spot 
C.        275.  Wan  h.  C.  276.  Vngclogen  n.  B.  277.  So  hct  er 

sich  b.  b.  C.  278.  Liegen  o.  triegen  C.  279.  Is  ist  C.  doch 
B:  fehlt  C,  ao  ere  B.  280.  W.  mac  ich  ev  s.  C,  281.  282 
fehlen  C.         283.  Das  noch  zv  Drahou  si  C,  284.  Zw.  manch  o. 

d.  C.  285.  dio]  ouch  C.  286.  Verdienent  die  irs  apte  haz  C. 

287.  Die  werben  vmb  tr  hvlde  daz  ist  min  r.  C.         288.  dai  mer  C. 

Stuttgart  1848.  FRANZ  PFEIFFER. 


106 


4 


DEUTSCHES  DES  X— XII  JAHRHUNDERTS 

AUS  MÜNCHENER  HANDSCHRIFTEN 
MITGETHEILT  VON  J.  A.  SCHMELLER. 

A. 

Bruchttüeke  von  homiUen. 

1.  membrane  am  deckel  eines  incunabeidruckes. 


unde  uuanda  du  e 
imfahen  scoltost  tri 
cigualtez  uuuocher. 
daz  tu  auar  no  impha 
best  sehscig^altiz'^* 
Ein  ieuuelih 
mennisco  tdo  ande 
remo  daz  er  imo  selbe 
mo  uuelle.  uuanda 


da  firgeben  uuer 
den.  in  demo  iun 
gesten  sunes  taga. 
Nu  intheizes  tu 
uns  neheina  sicher 
beit  uone  danne. 
Nu  saga  uns  uuaz 
ist  aua.  daz  tu  un 
sih  uuola  beizest 


Vorderseite. 

let  er  sih  aoar  mit 
sundon.  ^ 
imo  firziben  des 
er  bitot.  unir  ne 
intbeizen  imo  auar 
neheina  sicherebeit. 
Der  unola  lebendo 
der  dennob  ke 
sunder  riuuesit 

rUckseite. 

teila.  uone  disen  ai 
ien  sol  sih  der  men 
nisco  behuoten.  un 
de  scol  kesunter 
riuueson.  uuanda 
er  ne  uueiz  übe  imo 
diu  riuua  odar  diu 
pigibt.  kelazon  uuer 
de.  in  sinera  hina  ferti, 


2.   andere  membrane  desselben  incunabeidruckes. 

Vorderseite, 

da  enez  fiur  ist  un 

kelutterot.  daz  daz  lut  senftere  denne  debe 

tere  Bur  odar  nietb.  iniz  uurte  in  dirre 


DEUTSCHES  DES  X— Xü  JAHRHUNDERTS. 


107 


odar  auar  luccil  aa  uas 
uindet  ze  brenneane. 
Vbe  uair  gote  nieth 
danchon  in  demo  trv 
besali.  noh  die  sunda 
ne  losin  mit  guoten 
uuerchen.  so  birn  nuir 


da  unde  übe  si  ne 
auar  getan  haben 
so  riuneson  si  lAmer. 
unde  ne  kestillen 
niomer  mit  guo 
ten  uuerchun  ze 
losennen  die  taga 
uuelichen  sunda 
Mit  den  minneren 
sanda  irloset  ma 


uuerlte.  Vnde  sit 
uuir  hie  furhton 
ze  einere  uuise  daz 
zegenclicho  fiur.  uuan 
da  ne  furhten  uuir 
ouh  danne  daz  euui 
ge  fiur«  Tie  die  hou 

rückseite, 

nige  mit  ....  übe 
len  uuerchun  keuuir 
serota.  so  buozi  ouh 
offanbari.  daz  er  si  ke 
bezzeri.  Nu  ne  dunche 
iu  ummathlih  noh 
suari.  daz  ib  in  nu 
rate  daz  uuir  unsera 
sela  irstorbena  in  den 
sunda  klagen  samo  so 


3.  membrane  eines  andern  incunabelsy  andere  schrt/l. 

Vorderseite. 
die  racha.         Ti  uuam  burigan.  die  uua 


die  kidnlt 
leidir  iuzii 
haben 
uuir  uns  daz 
liehe  haben  uuellan  daz 
uuir  sa  ein  uuort  nieth 
firtragen  ni  uuellan.  uuir 
ni  rehaniz  unte  da  uuir 
die  racha  nieth  kileistin 
magen.  da  dr6  uuir  si 

ava 


ren  dero  heidin  .  der 
diu  anderiv 
dera  gienc 
ingagine  ein  uuib 
diu  nnas  michelera  kiloube 
unte  kidnlte  unte  die 
muote  .  so  dizzi  eugliv 
zelit  .  diu  biet  ein  tiufal 
suhtige  tohtir  umbe 
die  anruofte  si  den 


rückseiie. 

choih.  uuanda  si  kiloupta  unte  dero 

daz  er  si  heilen  mähte  mit        Diu  ire  tiufilsuhtiga  tob 

sineo  uuorten.  Dezzi  uuib  ter  dere  si  da  pat  der 


108         DBOTSGHES  DES  X— XII  JAHRHUNDERTS. 

diu  pezicbinet  die  heiligen  heili  uona  gotö  diu 

chrisünheit  dia  dir  kisame  zeichinet  in  dera  heili 

not  ist  uone  den  heidinen.  xpinheite  ein  iteoe 

unte  unilliclichen  mit  gote  üb  suntare.  der  dir 

aolstet  in  dera  heiligen  kiloube  firmanit  dei  kipot 

Daz  selbi  nuib  gienc  rehto  no  sinis  scepharis 

na  dera  burga  tyro  diu  dir  kant  sib  unter  tan  ha 

fristet  uuirdet  angist.  uuante  mo  diabolo.  unte 

B.  •  ; 

Aus  dem  lat.  cod.  18937  {Tegernsee  937) 

als  anhang  »um  Tonarius  des  Bemo  von  Beichenau.     mit 
einigen  abweichungen  von  dem  Sanctgaller  und  dem  Leip- 
ziger texte  {Gerbert  Script,  de  musica  1,  101,  Bericht  der 
deutschen  gesellschaft  zu  Leipzig  vomj,  1836  s.  56 — 60). 

bL  295^.  An  demo  regulari  monachordo  vaerden  ze  erist 
finfzeben  baobstaba  füre  also  manigen  seiten.  vnde  si  F  der 
niderosto  füre  den  lengist^n  seiten.  der  Proslambanomenos 
heizit.  nnde  si  daz  oborosta  .  F  •  der  chorzisto  seito  .  der 
Nete  heizit  .  unde  si  daz  mittera  .  F  .  mese  .  der  zui  ualti 
lengi  habe  gagen  Nete  .  nnde  si  dar  {so)  erera  .  B  .  licbanos  . 
der  tri  ualta  lengi  habe  gagen  Nete  .  unde  si  proslambano- 
menos der  fier  ualta  lengi  habe  gagen  Nete.  Tara  nah  teile 
nete  in  abte  teil,  unde  sezze  füre  in  den  ahtoden  teil  sinero 
lengi  .  so  ist  dar  Paranete  .  der  mit  .  E  .  gezeicbenet  ist. 
Ten  selben  Paranete  teile  aber  in  ahto  {so)  teil  •  unde  fiire  sezze 
imo  den  ahtoden  teil  .  so/st  daz  trite  .  der  mit  •  D  .  ge- 
zeicbenet ist.  So  fahe  aber  ande  {so)  churzisten  Nete  .  unde 
teile  in  in  driu  .  unde  füre  sezze  imo  den  dritten  teil  sinero 
lengi  .  so  habest  du  nete  diezeugmenon  •  der  mit  .  C  .  ge- 
zeicbenet ist.  bL  296.  So  teile  aber  in  zuei  den  cbureesten 
nete  .  unde  füre  sezze  imo  den  halben  teil  sinero  lengi  •  so 
habest  tu  Paranete  diezeugmenon  .  der  mit  .  A  .  gezeicbenet 
ist.  Ten  selben  teile  in  ahto  teil  .  unde  füre  sezze  imo  daz 
ahtoda  .  so  habest  tu  trite  diezeugmenon  .  der  mit .  A  .  ge- 
zeicbenet ist.  Tara  nah  sib  uuio  lanc  nete  diezeugmenon 
si  .  unde  füre  sezze   imo  sinen  dritten  teil  .  so  habest  tu 


DEUTSCHES  DES  X— XII  JAHRHUNDBETO;  109 

paramese  »  der  mit  .  G  .  gezeichenet  isti  Temo  folget  me&e 
der  mit  .  F  .  gezeichenet  ist  .  der  deroo  charcisten  nete  ia 
zai  oaltero  geroubi  inquit  .  uuanda  er  zui  oaltero  lengi  ha- 
bet .  also  imo  ouh  tie  andero  so  uilo  gerobor  ioquedeat  .  so 
uilo  so  si  lengeren  sint.  Tara  nah  füre  sezze  mese  .  sinen 
ahtoden  teil  .  so  ist  daz  lichanos  meson  mit  .  E  .  Temo 
furi  sezze  ouh  .  sinen  ahtoden  teil  .  daz  ist  parypatemeson 
mit  .  D.  So  teile  danne  paramese  in  zuei  unde  füre  sezze 
itoo  sinea  halben  teil  .  daz  ist  Ypate  meson  mit  .  C.  bL  296**. 
Nah  demo  ist  lychanos  ypaton  mit  .  B  •  der  driualta  ge- 
roubi habet  gagen  demo  charzisten  nete  .  uuanda  er  driualta 
lengi  habet.  Sezze  danne  füre  lichanum  sinen  ahtoden  teil, 
daz  ist  parypateypalon  .  mit  .  A.  Nim  dara  nah  den  drit- 
ten teil  des  ypate  meson  .  unte  füre  sezze  imo  .  daz  ist 
Ypateypaton  mit  .  6.  Sezze  aber  demo  selben  ypateypaton 
sinen  ahtoden  teil  füre  .  daz  ist  proslambanomenos  mit  ^  F. 
der  fier  ualt  gerobero  ist  denne  der  churzisto  nete  uuada  (so)  er 
fier  ualt  lengero  ist.  Noh  danne  füre  sezze  Proslambano- 
meno  (so)  sinen  ahtoden  teil  mit  .  F  .  unde  habe  mit  diu  gezei- 
chenet den  sehzehendun  selten  ane  namen  .  daz  primo  tono 
dar  ne  gebreste  sinero  gerobustun  Intun.  Sus  licha  mazza 
habet  daz  reguläre  monocordum  in  diatonico  genere.  Uuio 
hil  *  si  uuesen  sule  in  chromatico  genere  unde  in  armonico 
daz  Herne  in  musica  boetii.  bL  297.  Diatonicum  ist  echert 
nu  in  usu  .  daz  chit  tia  einun  slahta  sanges  uobet  man  nu. 
unde  diu  ist  nu  genge  .  also  ouh  iu  ena  zuo  auaren. 

*  avgentchefniich  vertchrieben  ttati  lih. 

c. 

Fragment  aus  Notier  de  ly  tonis. 

aus  einer  hs.  aus  dem  stijt  Niedermünster  in  Regensburg. 

vollständiger  abgedruckt  aus  dem  Sanctgaller  codex  242 

in  V.  d.  Hagens  denkmalen  des  miltelalters  1,  2,  25 — 31. 

bL  75*.  lichemo  mile  .  föne  dero  zungun  uf.  So  nim  &ber 
dia  Tristan  .  unde  \k  an  iro  lengi  före  .  den  halben  teil 
iro  uuiti  .  unde  tftiie  sia  in  driu  teil  .  unde  gib  tero 
zu^i  teil  dero  finftun  .  Daz  ist  iro  lengi  .  Nim  dira  nah  . 


HO         DEITTSCHES  DES  X--Xn  JAHRHVNDBim. 

selban  dia  finflAn  .  unde  lA  an  iro  16ngi  fore  .  den  ah 
toden  t6il  des  di&melri  .  undo  teile  sia  in  niun  tAil  . 
unde  gib  tero  ihtouain  d^ro  sehslun  .  Dära  nfth  miz 
tia  sibenddn  •  bi  dero  fierdun  .  Ik  an  d6ro  fiftrdan  före  . 
den  dritun  t6ii  .  des  diam^tri  .  unde  t^ile  daz  inder 
in  fieriu  .  nnde  gib  tero  drin  dero  sibeudan  •  Danne 
miz  tia  ihtodän  .  bi  dero  ftrestfin  .  \ä  an  d6ro  6ristAtt 
före  .  so  udio  uilo  des  di&metri  si  .  daz  quid  lä  fore  . 
alla  dia  uuiti  .  nnde  t6ile  daz  ander  in  zuei  6ben  mi 
cheiiu  teil  .  unde  gib 

das  übrige,  fast  die  hälfte  des  blaties,  abgeriften. 

bL  75^.  diametrum  ubere  .  Aber  diu  ^rista  .  h4bet  fier  len 

gi  d6ro  finftozehendun  .  unde  d4ra  übere  drin 

diimetra  .  Vbe  dih  uunder  ist  .  Zia  iro  dria  sin  . 

naLs  ^uei  ih  gibo  diris  rationem  .  Wända  so  man 

an  dero  eristun  förelazet  ein  di&metrum  .  unde 

si  nobtanne  dupla  6  gägen  d^ro  ahtodun  .  diu 

iro  simpla  ist  .  unde  kher  dero  lengi  .  fore  f^Ia 

zenemo  diämetro  .  halbiu  uuirt  dero  finftoze 

bendun  .  so  ist  dero  ähtodun  n6te  zui  ualt  .  tanne 

d6ro  finflozebendun  .  unde  ein  di&metrum  .  unde 

d^ro  Eristun  n6te  fier  ualt  unde  zuei  diametra  . 

Ane  daz  erista  diimetrum  .  Vuil  &ber  der  organic^ 

füre  sipenzeben  .  aide  sehszeben  selten  buobstaba 

folliu  drin  älpbabeta  m&cb6n  so  söl  er  daz  dritta 

m6zen  näb  ti6n  6rer6n  zuftin  .  also  er  daz 

ander  maz  näb  temo  Fristen. 

das  übrige  der  seile  ist  auch  in  der  Sanctgaller  hs, 
leer,  aber  von  dem  anfange  dieses  fragnientes  hat  die 
Sanctgaller  hs.  wohl  noch  fUrfmal  so  viel  als  es  selbst 
ausmacht. 


DEUTSCHES  DES  X^XII  JARRHDNMnrfM^       Itt 

D. 

Geisih'cke  rathscAläge. 

auf  zwei  pergamentstilcken,  deren  eines  am  deekel  einer 
hs,  (nr  24538)^  das  andere  später  an  dem  eines  incttnabeb 
gefunden  wurde,  sie  sind  augenscheinlich  einer  stelle  des 
Gregorius  M,  nachgebildet,  die  nebst  andern  ähnlichen 
hier  diesem  deutschen  texte  ongeßtgt  werden, 

wid'  drici 

Vbi  du  uradriz  dolen  uuellest  uone  dine 

mo  nahisten  ana  uuideruehtunga  .  so  pilde  abel  •,• 
Vbe  du  kehiter  mit  reinemo  maote 

uore  gote  ken  uuellest  .  so  pilde  enoch-,- 
Vbe  ^^  gotes  uuillen  .  füre  dinen  uuillon  sezzen 

uuellest  .  pilide  noe^ 
Vbe  du  keborsame  uuellest  sin  .  so  pilide  den  herren  abrahä  y 
Vbe  ^^  guota  site  uuellest  haben  .  so  pilide  ysaac  *,• 
Vbe  du  ana  dir  ke"boren  uuellest  die  fieissli 

eben  kispensta  •  so  pilide  ioseph-,* 
Vbe  du  mammentiger  unta  kedultig 

uuellest  sin  .  so  pilide  moysen-,' 
Vbe  du  rechare  sin  uuellest  des  gotes  andon  .  so  pit  fineen*,- 
Vbe  du  in  zuiuilichen  dingen  festen  kedin 

gen  in  gote  haben  uuellest  •  so  pilide  iosue*,- 
Vbe  du  daz  haz  dines  fiandes  in  minna  pe 

oberen  uuellest  .  so  pilide  samuele^ 
Vbe  du  dinemo  Bande  Üben  uuellest  .  so  du 

imo  scaden  megest  .  so  pil'de  dauid-^* 
Vbe  du  starcho  arbeiten  uuellest  .  so  pilide  iacob^ 
Vbe  du  frilichen  gotes  reht  chosen  uuellest 

mit  den  forsten  dere  uuerlte  .  so  pilide  iohanne  baptistä  ^ 
Vbe  du  durch  got  dinen  lichi 

namen  todlichen  uuellest  .  so  pilide  petrü-^* 
Vbe  du  durch  got  firnamen  uuellest  dia 

unerltlichen  unider  uuartiga  .  so  pit  paulü  . 
Vbe  du  inzundet  uuellest  uuerdun  in 

dere  gotis  minna  .  so  uolge  iohanni  eugüst^*,- 
Vbe  du  keduilig  uuellest  sin  in  trübe  sale  . 

so  pil'de  ich.        Hec  sunt  dona  sps  sei  . 


112;        MBTSCHBS  DBS  X^XII  JAHRHUNOKITB.? 

die  sQi  Jbeteilit  uuMeo  unter  die  patriarchas 

In  adä  nuas  der  keist  des  uuistuomes^ 

In  noe  der  keist  dere  fimunste  -,•  In  abrahä 

keist  des  rates  .  In  ysaac  keist  dere  starchi*^ 
In  iacob  keist  dere  keuuizde  .  In  moyse 

ke'st  dere  gnadigheite  •  In  dauld  keist 

dere  gotis  forhtin  .  Disa  keba  alla  uuo 

neten  in  xpo  ihü  insament  .  Mit  sine 

mo  uuistuome  scuof  unta  irlosta  er  un 

sih  .  unda  screib  unsera  nam"  in  den  himeluni^ 

Ex  Gregorii  moralium  in  Exechielem   libri  secundi  homi- 
liae   tertiae    disiinctione  21.      Edit.    Congreg.   S.    Mauri 

Fenetiis  1744.  tom,  1,  1388. 

Ad  servandam  itaque  tnnoeentiam  etiam  laesi  a  proximo  perdarare 
in  hamilitate  festiDamus  ?  j4bel  aale  ocolos  veniat,  qai  et  occisos  a 
fratre  scribitur,  et  non  le^itar  reiactatas.  Mentis  munditia  etiatn  in 
coniugaU  copvla  eligitur?  Enoch  debet  imitari  qai  et  in  codIq^o 
posilas  ambulavit  com  deo  et  non  ioveniebatnr,  qnia  traostolit  ülam 
dens.  Praecepta  dei  festinamjus  praesenii  noslrae  utiUtati  prae- 
ponere?  Noe  anle  oculos  veniat,  qui  cura  domestica  postposita  ex 
inssione  omnipotentis  domini  per  centum  annos  ad  arcae  fabricam  vixit 
occnpatai.  Subire  obedientiae  virluiem  nitimur?  aspicere  Abraham 
debemus,  qui  relicta  domo,  co^natiooe,  patria,  obedivit  exire  in  loean 
qaem  acceptnras  erat  in  baereditatem  :  et  exiit  nesoiens  quo  iret:  qoi 
paratns  extitit  at  pro  aeterna  haereditate  dilectnm  qaem  aceeperat 
occideret  baeredeni.  el  quia  anicnm  domino  offerre  non  distulit,  uni- 
versam  mnltitadinem  geotium  in  semine  accepit.  Morum  Mtmplicitas 
placel?  Isaac  ad  mentem  veniat,  qoem  in  omnipotentis  dei  ocnlis 
vitae  snae  tranquillitas  oroavit.  laboriosa  fortitado  nt  obtineri  de- 
beat,  qaaeritur.  Jacob  ad  memoriam  dnoatar,  qai  postqaam  scivit  for- 
titer  servire  bomini,  ad  eam  qooqae  virtutem  perdactas  est  ut  noo  po> 
taisset  a  iuetante  angelo  saperari.  Conamur  earnts  illeeebram  vin- 
eere  T  Joseph  ad  memoriam  redeat,  qoi  tentanle  se  domina  stodait  car- 
eis  continentiam  etiam  cam  vilae  periculo  costodire.  onde  factum  est, 
ot  quia  membra  sua  bene  noverat  regere,  regendae  qaoqne  omni  Ae- 
gypto  praeficeretar.  Mansueiudinem  atque  palienliam  obKnere  qvae^ 
rimusT  Moysen  ante  ooulos  dedacamas,  qoi  exceptis  parvalis  ac  ma- 
lieribas  sexcenta  miiiia  armatoram  regens  mitis  fuisse  describitor  su- 
per omnes  homines  qai  habitabant  saper  faciem  orbis  terrae.  Recti- 
tudinit  %elo  contra  vilia  accendimur?  Phinees  ante  ocolos  dednea- 
tar,  qui  coenntes  gladio  transfigens  castitati  popntum  reddidit  et  iram 
dei  iratus   placavit.     De  spe  omnipotentis  dei  praesumere   in  dubiis 


DEUTSCHES  DES  X--XÜ  JAHRHOMDHH'iMI  HS 

quaerimus?    losue  ad  memoriam  revocemas,  qni  dom  dnbi%':^9itfaiiiiBa 
certa  mente   snbiit,    ad  victoriam   sine   dubietate  ^rveoit.    Jam  men- 
tu   inimiettias  ponere  ettpimvM  in  behignitate  mitmum  diUtare?  Sa- 
muel  in  co^itationem    deducatar,   qui   de  principata  deleetips  a  popolo, 
com  idem  popalas  peteret  nt  pro  eo  doiniao  preces  effondisret,  respon- 
dit  dicens  'absit  a  nie  hoc  peccatum  in   domiuo,  ut  cessem   orare  pro 
vobis.'    culpam   quippe  vir  sanctas  perpelrare  se  credidit,  si  eis  qaos 
adversarios  perlalerat  usqae  ad  deiectiooem,    beni^nitatem   gratiae  non 
reddidisset  in   prece.     qui   rursns   cum   inbente   domino   mitteretnr   ut 
David  Hogeret  in   regem,   respondit  'quomodo  vadam?    inveniet    enim 
me  Saul  et  occidet  me.'   et  tamen  quia  Iratum  deum  eidem  Sauli  cogno- 
verat,    iii    taoto    se   luctu   afflixerat    nt    ei   per    se    dominus    diceret 
'quoosque  tu  Saulem  luges,  cum  ego  ilium  abiecerim?'  pensemus  ergo, 
eins  animnm  qnantus  ardor  caritatis  inceoderat,  qui   et  ilium  flebat  a 
quo    timebat   occidi?     Cavere   autem  votumtts  quem   timemusf    soUi' 
cita   nohU  mente  pensandum   est,   ne  si  locum  fortasee   reperimus, 
malum  pro  mafo  reddamus  ipti  quem  fugimus.     David  ergo  ad  me- 
moriam redeat  qni    persequentem  se  regem  et  invenit  ut  poluisset  oc- 
cidere    et   tamen   in  ipsa   feriendi  potestate  positus  elegit  bonum  quod 
ipse  deberet  facere,    non  autem   malum   quod   ille  merebatur   pati,   di- 
cens 'absit  a  me  ut  mittam  manum  meam  in  Christum  domini.*    et  cum 
idem  Saul  post  ab  hostibns  fuisset  interemptas,  cum  quem  persecutorem 
dum  viveret  pertulit,  flevit  occisum.     Errantibus  huius  mundi  pofen- 
tibus  libere  ioqui  decemimus  f    lohannis  auctoritas  ad  animnm  reda- 
catur,  qui   Herodis   nequitiam   reprebendens  pro  verbi   rectitudine  oe- 
cidi  non   timuit.     et  quia  Christus   est  veritas,  ipse  ideo  pro  Christo, 
quia  pro  veritate,  animam  posait.    Carnem  tarn  nustram  pro  deo   po- 
nere in   morte  JettinamtieT    Petrus   ad  mentem  veniat,  qui   inter  fla- 
gella   gaudet,   qui  caesus  principibus  resistit,  qui  vitam  suam  pro  vita 
despicit.    Cum  mortis  appetitu  disponimus  adversa  eontemnere?  Pau- 
lum  ante  ocoios  deducamus,  qui  non  solum  alligari,  sed  et  mori  para- 
tus  pro  Christo  non  facit  pretiosiorem   animam   suam   quam   se.     Sue- 
cendi  cor  nostrum  igne  caritatis  quaerimus?    lohannis  verba   pense- 
mus, cuius  omoe  quod  loquitar  caritatis  igne  vaporalur. 

j(4us  cod.  tat.  Mon,  3739  (12.  jh.)  bl.  ö,  am  rande. 

Gregorius  (in  suis  moralibns)  dicit:  ad  ostendendam  innoeentiam 
venit  Abel,  ad  docendam  actioois  munditiam  venit  Enoch.  ad  In- 
siouandam  longanimitatem  spei  et  operis  veoit  Noe,  ad  maoifestandam 
oberlientiam  venit  Abraham,  ad  demoostrandam  coniugalis  vitae  ea- 
stimooiam  venit  Isaae.  ad  insinuaudam  labnris  tolerantiam  venit  la- 
rob.  ad  repeodendam  pro  malo  boaae  relributioais  graliam  venit  /o- 
seph.  ad  ostendendam  maosuetndinem  venit  Moyses,  a^  inTorman- 
dam  contra  adversa  fiduciam  venit  losue,  ad  ostendendam  inter  ßa- 
gella  patientiam  venit  et  lob. 

Z.  F.  D.  A.  VIII.  8 


114  IHnnrSGHES  des  X— XU  JAHRHONMRiB. 

Clm.  5978,  bl.  44. 

Abel  mori  pro  iostitia,  Enoi  pietatem^  Enoek  mandltiam,  Lameeh 
regovm,  Noe  rectitadiDem,  Sem  verecoodiara,  Eber  slabilitatem,  Mei- 
ehUedeeh  devotionem,  Abraham  fidem,  Lotb  hospitalitatem,  leaae  obe- 
dieotiam,  laeob  toieraotiam,  loseph  castitatem,  Moyses  BansnetadineBy 
Finees  zelnm,  losue  coostantiain,  lob  patieDtiam,  Gedeon  fidentiam, 
Samuel  temperaotiam,  David  bomilitatem,  Salomon  pradentiam,  ^se- 
chias  observationeiD,  losias  religionem,  BeUas  abstiaenUam,  EHeeus 
boDorificentiam,  Isaias  sanctitatem,  leremias  sioceriutem,  Ezeehiei  be- 
nigoitatem,  Daniel  fidelitatem,  ires  pueri  laadationem,  Tobias  eleemo- 
sinam,  Hetzer  honeslatem,  ludt't  modestiam,  Maehabaei  flafferentiain, 
virgo  Maria  bBmililatem  castitatem,  lohannet  poeniteDtiain,  Ckriehts 
caritatem  nobis  praesignaveraot. 

sec.  XV.  Clm.  5015,  bl.  77. 

Perfidns  aspiciat  Petrum^   praedoqae  Latranem, 
cmdelis   Paulum,  qaem  pnngit  cara  Mathaeum, 
2Uichaeum  capidns,  immoados  cave  Mariam. 
hos  devs  exemplam  mondo  concessit  habendom 
nt  post  delictom  redeat  peccator  ad  Denm  (aevumT) 

E. 

tVegen  ähnlichkeit  des  Inhaltes  werden  hier,  obgleich  jün- 
gerer fq/sung,  folgende  stücke  aus  Clm.  4616  sec.  xn^xni 

angeschlofsen. 

E  1. 

bl.  52.   Dise   sint   die   oamen   die   du   in  dinem  mute  haben 

scolt  ze  allen  ziten. 
So  du  morgens  ufstesty  sant  Michaelem  habe  in  dinem  mute, 

du  wirst  allen  den  tac  fro. 
So  du  den  tonr  hörest,  sant  Gabrielem  habe  in  dinem  mute, 

so  ne  wirret  dir  niht. 
So  du  inder  gen  wil,  sant  Raphahelem  habe  in  dinem  mute, 

dir  wirt  der  wec  ringe. 
So  du  izest  oder  trinchest,   sant  Raguelem   habe  in  dinem 

mute,  so  wirstn  genuhtsam. 
So  du  in  einem  zwivel  bist,  Barachielem  habe  in  dinem  mute, 

ez  wirt  dir  allez  geoffenot. 
So  du  ze  wirtscheften  chomst,  den  enget  Pantassaron  h.  i. 

d.  m.,  dir  chumet  elliu  Yr5de. 
Urielem  hab  in  dinem  mute,  widar  viant  so  gesigestu. 


DEUTSCHES  DES  X-XII  JAHRHONMCRTS.        -   115 

Barachielem  hab  in   dinem   mfite  so  du  ze  gerihte  chamsi,, 

ez  erget  allez  nah  dinem  willen. 
So  du  in  daz  schef  tritest,  habe  in  dinem  mute  Urielem  unde 
Tobielerny  du  verst  vrolichen. 
Umb6  dine  not  hab  in  dinem  mute  den  engel  Orielem  un 
sprich  dinen  pater  nosler  un  die  vers  Blasien.  lesu  Christa 
verus  Deus  noster  per  orationem  servi  tui  Blasii  festina  in 
adiutorium  meum. 

E  2. 

Swer  vazzet  oder  mazet  einen  dürftigen  in  ere  sant 
Erasmen,  siniu  dinch  ergent  im  wol  in  dirre  werit. 

Von  den  almusen  du  wis  gewis  swar  du  verst .  ob  du 
disiu  almosen  gist,  daz  du  gut  geverte  hast,  ein  almusen  in 
ßre  des  hailigen  weges  den  got  hince  himele  vur,  daz  alle 
dine  wege  gerihtet  werden  vridelich.  Zwai  almusen  in  6re 
des  oberisten  hirtes,  daz  er  über  dich  geruche  ze  wachen  mit 
wachlichen  sorgen  un  über  dine  liute.  Driu  almusen  den 
hailigen  hirten.  bit  si  daz  si  dich  behalten  mit  hirllicher 
räche.  Den  vier  ewangelisten  gib  vier  almusen,  daz  du  die 
du  hinder  din  {so)  last  behalten  vindest. 

bl.  53.  Gib  driu  almusen  den  drien  chunegen,  daz  si  dich 
an  den  wech  laiten  des  hailes  nii  gut  geverte  machen,  ain 
almusen  in  ere  des  weges  des  vrides  den  got  sinen  iungeren 
gap,  do  er  sprach  minen  vride  gib  ich  iu,  daz  si  dir  vride 
machen  ze  den  du  varen  scolt.  Swer  in  iares  vrist  disiu 
almusen  git  umbe  sine  sele  oder  umbe  sines  vriundes  sele, 
der  wirt  zewar  erlost,  ain  almusen  in  6re  der  ainech^it 
unseres  herren,  diu  was  vor  anegenge  der  werlte.  daz  an- 
der almusen  in  ^re  siner  unzallicher  gute,  daz  er  durch  uns 
geruhte  geborn  werden,  daz  drite  in  ere  siner  denmute  daz 
er  durch  uns  wolte  get6fet  werden,  daz  vierde  in  ere  siner 
barmunge.  daz  er  durch  uns  erstarb  nii  ger&hte  begraben  ze 
werden,  daz  fünfte  in  ere  der  genaden  daz  .er  ze  helle  ruhte 
chomen  losen  die  in  den  nolen  waren,  daz  sexte  in  ere  si- 
ner urstende  siner  ufverte  un  der  chumfte  des  hailigen  gai- 
sles.  daz  sibente  in  ere  sant  Marien,  daz  ahtode  in  ere 
sant  Michaelis  un  aller  engele.  daz  niunle  in  ere  sant  lo- 
hannes  des  hailigen  tofares  un  sant  lohanoes  evangelisten  un 

8* 


116  DEOTSCHBS  DBS  X— XH  JAHRHDNDBRTS. 

sant  Peters  un  aller  boten,  daz  zehente  in  ere  sant  Stephans 
an  aller  marterere.  daz  ainlifte  in  ere  sant  Martines  an 
aller  bihtä^.re.  daz  zweifle  in  ere  saut  Margareten  ande 
aller  magede  ah  aller  hailigeu. 

Swer  durch  sin  selbes  not  oder  sines  vriandes  mit  gotes 
hilfen  daz  vrumet,  der  si  des  gewis  daz  im  sines  antrosles 
schiere  trost  chumet.  Aller  erst  warche  aine  cherzen.  die 
man  in  niuniu  snide  die  nicht  lauger  danne  ein  spanne  sin 
vn  nim  ain  br6t  un  ainen  chä^se  an  trage  daz  hinze  chir- 
chen.  un  chum  barvuz  zu  des  heiligen  chruces  genaden  un 
habe  eteswen  getriuweu  bi  dir  der  des  helfe  daz  du  daz  hai- 
lige  chruce  uf  ein  ort  des  alters  gelegest  unze  du  ein  mit  di- 
nem  brote  un  mit  dinem  chsese  daz  chruce  getregest.  So  du 
daz  getust,  so  sich  an  daz  chruze  un  brenne  die  cherzen  an 
sprich.  Du  miltez  uii  genadigez  chruce  an  du  genadeger  got, 
do  du  woltest  daz  din  hailiger  lichname  an  daz  chrace  mit 
fünf  (so)  gevestenet  wart  daz  du  uns  sundigen  von  des  tievels 
gewalt  erlostest,  durch  die  genade  die  du  allen  manchunne 
t^te.  so  bit  ih  dich  aller  manne  sundigest  daz  da  herre  ge- 
vverdest  dise  cherzen  uude  disiu  dinch.  daz  si  sin  din  sel- 
bes ebenwage  un  la  si  dir  bevolhen  sin  ze  diu  daz  du  mich 
armen  erlosest  von  allen  minen  noten  an  angesten. 

Dizze  sprich  ze  der  zeswen. 

Du  heiliger  christ,  du  mit  diner  zeswen  haut  dem  der 
blinter  was  geborn  den  laim  striche  an  diu  5gen  un  im  daz 
gesune  wider  gäbe  daz  er  dich  an  s6he  unde  an  dich  ge- 
lobte, herre  ich  vil  armer  unde  vil  sundiger  bite  dich,  daz 
du  mich  erlosest  von  allen  minen  angesten  als  du  mich  des 
durftich  wizest. 

Darnach  snid  daz  br6t  un  den  chkse  in  niuniu  und  valle 
nider  un  sprich  die  siben  salm  danach  stand  uf  un  gib  daz 
almusen  so  dich  got  gewise.  gib  ain  tail  ze  dem  h5pte  unde 
sprich  sus. 

Wol  du  hailiger  christ  du  mit  antlaze  alliu  dinch  an- 
schowende  bist,  bisciwe  mich  vil  armen  un  erlose  mich  von 
allen  minen  angesten  also  du  wdlest  un  mine  dürft  wizest. 

Ze  der  winstem  hant  sprich. 

Wol  du   hailiger  christ.    du  Adam   nach  din  selbes  bilde 


DEUTSCHES  DES  X— XII  JAHRHDNDBRTS.  117 

^eschufe   du  erlose   mich   von   allen   minen  angesteo  also  du 
mich  des  durflich  wizzest. 

Ze  den  brüsten. 

Vil  haeiliger  christ  du  verhanctest  daz  din  haeiliger  lich- 
name  an  daz  chruce  gehangen  wart  von  den  luden,  du  er- 
lose mich  von  allen  minen  angisten  also  du  mich  des  durf- 
lich wizest. 

Ze  den  vuzen. 

Wol  du  almahliger  got  du  allez  manchunne  woldest  di- 
iien  vuzschamel  sin.  du  erlose  mih  von  den  gegenwertigen 
angisten  ufi  von  allen  minen  noten  also  ich  des  durflich  si. 

Dar  nach  sprich  fünf  Confitemini  nh  sprich  ze  ieslichem 
alsus :  Salva  nos  Christe  salvator  mundi  qui  tres  pueros  salvasti 
et  per  crucem  mundum  redemisti  exaudi  nos.  kyr.  x(f'  eleys. 
kyr.  Pal.  nosler.  Per  signum  crucis  de  inimicis  noslris  li- 
bera  nos  deus  nosler.  Domine  lesu  Christe  qui  per  crucem 
luam  mundum  redemisti  redime  me  ab  omnibns  peccalis  meis 
et  angusliis  presentibus  preteritis  et  futuris. 

E  3.     gesang  zur  messe. 

bL  54.  Oberesliv  magenchraft 

vater  aller  diner  geschaft 

sc&we  an  dine  Christenheit 

wariv  heriv  gotheit 

dizze  opfer  daz  wir  dir  hie  tun 

daz  ist  din  ainbom  sun 

enphahe  wise  vaterheit 

dines  Christes  sanhait 

bedenche  bi  dir  selben  in 

un  bedenche  6ch  uns  an  im 

in  bi  diner  gothait 

uns  bi  siner  mennischait 

sin  gothait  diu  ist  mit  im  din 

unser  ist  diu  liehe  sin 

un  ist  iedoch  daz  unser  din 

du  la  daz  din  uiiser  sin 

Er  samenot  unser  meanischAii 

an  sich  z&  diner  gothail 


118  DKÜTSCHES  DES  X— XII  JAHRHDNDBOS. 

daz  wir  sin  mit  im  gemaine 

als  er  ist  mit  dir  alaine 

aoser  bilde  er  an  sich  nam 

da  bi  er  dich  an  uns  erman 

er  gab  uns  ze  wandeln  sich 

daz  wir  bi  im  manen  dich 

daz  er  des  unseru  nam  an  sich 

im  ze  liebe  uü  och  ze  lieh 

daz  gab  er  uns  ze  niezen  wider 

daz  im  niht  entw'^hsen  siniu  lider 

wir  sin  mit  samt  im  ain 

vlaisch  lieh  nh  gebain 

un  daz  daz  von  im  muze  leben 

dem  rucbe  er  sinen  gaist  ze  geben 

Also  samnot  er  chunnescalt 

zwiscen  im  nn  siner  gescafl 
davon  die  rehten  sint 
sine  bruder  un  siniu  chint 

mit  im  ain  gaist  uh  ain  mut 

vlaisch  gebaine  un  blut 

erben  nh  siptail 

getailen  an  dem  erbetail 

unser  herre  lesu  Christ 

diu  sun  von  nature  ist 

so  gab  uns  diu  milte  sin 

daz  wir  sune  von  gnaden  sin 

swie  wir  daz  eilende  noch 

mit  sunden  buwen  so  ist  iMocb 

der  uns  vertilige  unser  maeil 

ze  himele  unser  sipetail 

du  ruhte  unser  opher  sin 

von  der  magenchrefte  din 

von  div  nim  von  uns  vurgüt 

hie  sine  lieh  un  sin  blut 

wir  vinden  niht  geliches  dem 

daz  vor  dinen  igen  zem 

un  unsern  sunten  wider  w£ge 

uf  dises  eilendes  wege 

enphahe  ez  von  des  priesters  haut 


DEUTSCHES  DES  X~Xli  JAHRHUNDERTS.  119 

ufi  wis  bi  im  dar  au  gemault 

daz  ez  dir  gename  si 

durch  die  dine  nameu  dri 

habe  uf  dines  zomes  stach 

den  wir  arnen  naht  un  Uc 

Wir  bieten  yur  ze  scherme  den 

der  den  zoru  dir  beneme 

din  gute  mach  gezumen  niht 

so  si  soihe  masen  siht 

die  er  ze  phande  trait 

der  durch  uns  die  martere  lait 

bliche  sine  vrische  wunden  an 

un  bedenche  uns  wol  daran 

daz  er  durch  daz  din  gebot 

uns  ze  helfe  iatt  den  t6t 

Verlih  uns  solhe  salicheit 

daz  wir  mit  rehter  innerch6it 

sine  marter  im  gehugen 

wände  wir  an  dich  ni  ne  mugen 

5ch  bite  wir  dich  herre 

durch  der  wandelunge  £re 

unde  sich  dizze  opher  tut 

ze  christes  liehe  an  ze  sinem  Mut 

ze  salde  aller  christenhait 

du  wende  uns  elliu  unseriu  l&it 

Uli  swaz  an  uns  allen 

gedanch  un  willen 

werch  un  worte 

wider  dine  vorfate 

und  wider  dinen  willen  ist 

daz  wende  uns  durch  den  dinen  christ 

der  innechlichen  ewechait 

unde  einer  waren  gotehäit 

in  der  hailigen  gaistes  ainunge 

ze  rehter  ebenheftunge  (f  undeutlich) 

mit  dir  ist  nom  ein 

von  ewen  zewen.    ambm. 


•# 


120  DEDTSGHES  DES  X-XII  JAHRHUNDEKIB. 


F. 

Anhang  zu  den  von  Graff  im  j\   1 8t39 

herausgegebenen  deutschglossierten  psabnen  Davids,  aus 
cod,  Germ.  Monac.  17  {fVindberg.  36),  vom  j,  1178.  die 
deutschen  anmcrkungen  und  gebete  die  in  dieser  hs.  ne- 
ben den  psalmtexten  vorkommen  hat   Graff  Diut.  3,  459 

bis  496  abdrucken  lassen. 

Canticum  Esaiae. 
(bl.  206*)    Ih  uergihe  dir  berro  wände    zornich  worden 

Coofitebor    tibi  domioe  qooaitB      iratos  ea 

bis  du  mir.     becheret  (uerwantelet)  ist  waote   din   unde  ge- 

mihi.  coaversos  est    fnror    tnns       et     con- 

tröstet  has  du  mih. 
jolatus     es  me. 

Sehenu   got   heilare  min.     baltliche   ih   taon  unde  nihne 

Ecce    deos    salvator  mens!    fldacialiter         agam      et        dod 
furhte  ih. 

tiniebo. 

Wände  sterche  min  unde  lob  min  (ist)  der  herro.   unde 

Qoia     fortiiudo  mea      et     laos  mea  domions!     et 

worden  ist  er  mir  in    heil. 

factus     est         mihi   in  salutem. 

Ir  schephet  dei    wazzer   in   mandunge   uon  den   brunnen 

Haorietis  aqaas      in        gaodio  de      fontibus 

des  heilares  unde    ir    sprechet  an   deme  tage!     ueriehet  ir 

salvaloris      et  dicetis        io      illa        die.      eonfitemioi 

deme  herren  unde  inladet  namen  sinen. 

domino      et      invocate    aomeo     eius. 

Chunde  tuet  in  den    liuten    eruintnusside  sine  .  gehuget 

iXotas     Tacite  io  popolis      adiaveDiiooes     eins  .  mementote 

wände    höh    (here)    ist  name  sin. 

quoniam     excelsum         est  nomen  eius. 

Singet  deme  herren  wände  michillichen  hat  getan,  chundet 

Caotale  domino       quoniam      roac^oifice  feeit.  adnoociale 

daz  in    aller    der  erde. 

hoc    in  universa         terra. 

Frowe  dih  unde  lobe  du  buwunge  (wonunge)  dere  warte 
Exaita  et    laada  habitatio  Syon 


UL  * 


Ml 


U,  3IC 


\n         DEUTSCHES  DES  X— XU  JAHRHUNDERTS. 

sprih  ih?    oder  waz   antwurtet  er  mir  so  lanch    er  selbe  iz 

dicam  ant      qnid     rM^Ddebit  mihi         cnm  ipsa 

getan  hat. 

fecerit.  *    v 

Ih   widere   gedenche  elliu  iar  miniu   in   der   bittere  sele 

Reco^itabo  omnes  annos  meos     io    amaritadine  aoimae 

miner. 
meae. 

Herro  ob  me  so  lebet  (obe   so   gelebet   wirt)   unde   in 

Domine    si    sie  vivitur  et        in 

solihen    ist   lib    geistes    mines    .   so  berefses   du   mih    ande 

talibas  vita  spiritas        mei  corripies  me        et 

gelibhaftiges  mih   .   Sehenu  in  finde  bittere  (siore)  min  aller 

vivificabis       me  eece      in    pace  araaritudo  mea 

bitteristiu. 

amarissima. 

Du   aue   hast    errettet    sele    mine  daz  si  niht   uerlom 

Tu  aatem  ernisti  animam  meam    ut  non       periret 

wurde  du  hast  geworfen  hinter  den  rncke  alle    sunte    mine. 

proiecisti  post  tergnm  omnla  peceata    mea. 

Wände   niht  diu    helle   uergihit  dir    noh   der    tot    lobet 

Qoia       non      infernns     confitebitor  tibi  neqne        mors  landabit 

dih  .  nihne  erbitent  (gewartent)  die  der    nideruarent  in  den 

te  noD       expectabaot  qai       descendnnt     in 

se  warheite  dine. 

lacam  veritatem  snam. 

Der  lebente  der   libente   selbe  der  uergihit    dir  also  onh 

Vivens  vivens        ipse  confttebitnr  tibi    sie«t    et 

ih  hiute  •  der  uater  den  chinden  chunde  tuet  wahrheite  dine. 

ego  hodie  pater  ftliis        nolam     faciet    veritatem     taam. 

Herro   heilen   mih  tuo  unde  salmen   unsere  singe  wir  in 

Domioe  salvum     me      fac      et      psalmos    nostros  cantabimns 

allen  tagen  libes  unseres  in  deme  huse  des  herren. 

canctis  diebus  vitae  aostrae       in  domo        domini. 


Caniicum  Annae  matrü  SamuheUs. 
Ufscrechete  (spiltte)    herce    min    in    demo    herren  unde 

Exnltavit  cor    menm    in  domino      et 

gehohet  ist  hom  (ueste)  min  in  gote. 

exaltatom  est  cornn  menm  in    deo. 

Gewitet  ist  munt  min  über  uiante  mine  wände  gefrowet 

Dilatatnm  est      os     menm  saper  inimicos  meos      qaia      laetata 

ih  bin  in  heilliche  dineme. 

sam   in     salntari        tuo. 


DEUTSCHES  DES  X-XH  JAHRHDNDIBX8.  123 

Nihne    isl  heiliger  also  ist  der  herro   ooh   grehi  igt  eio 

Non      est    saoctus        nt    esl         domioas  oeqoe  enim    est 

anderre  uzzer  din  .  unde  nihne  ist  starcher  also   got  unser. 

alius       extra      te  et        non     est       fortis       sicut    deus  noster. 

Nihne   wellet  manichualten   chosen   hoblichiu  guotliehente 

IVolite  iDüitiplicare         loqai         sobliinia       gloriantes. 

Furder  gen  dei  alten  uon  munde  iuwereme   .   wände  got 

RecedüDt  vetera    de         ore  vestro  qaia       deos 

dere  guizzene  (ist)  der  herro  unde  imo  selbeme  uorgerechenet 

scientianim  dominus     et  ipsi         praeparantor 

werdent  die  gedanche. 

cogitationes. 

Böge  dere  starchen  geoberet  (uberwunten)  ist  .  unde  die 

Arcus  rortium       superatus  est         et 

unchreftigen  zuogegurtet  sint  mit  dere  sterche. 

iDfirmi  accincti         sunt  robore. 

Die  erfulten    e    umbe    dei    brot    sih   bestatten   unde  die 

Repleti    prius     pro  panihas        se    iocavemnt      et 

hungrigen  gesattet  sint. 

famelici      saturati   soot. 

Unze    diu    unbarige    gebar    manige    .   unde   diu    manige 

Donec  sterilis        peperit    ploriinos  et      quae    multos 

(uile)    bete    chinde  unchreftich  worden  ist. 

habebut    filios        infirmata  est. 

Der   herro   totiget   unde   libhafliget   er    beleiltet    ze   den 
Domiuus  morlificat  et  vivificat  dedaeit         ad 

hellen  unde  wider  beleittet. 

ioTeros      et  reducit. 

Der  herro    arm  tuot  (machet)  unde  riebet  .  nideret  unde 

Domioas  pauperem  facit  et      ditat        bumiliat     et 

höhet. 
Sublimat. 

Chuchunter  uon  dem  molten  den  dürftigen  unde  uon  dem 
Suscitaos         de  pulvere  ef^eonm        et        de 

miste  berihtenter  den  armen. 

stercore    erigens  pauperem. 

Daz  er  sizce  mit  den    Fürsten    unde    den   hobstuol  dere 

Ut  sedeat  cum    principibus    et  solum 

ere    behabe. 

gloriae    teneat. 

Des   herren   wände   sint   die  angen  der  erde  unde  er  hat 

Domini       enim     sunt  cardines  terrae     et 

gesezcet  uf  sie  den  umberinch. 

posttit  super  eos  orbem. 


124         DEOTSCHBS  DES  X-XII  JAHRHGNDfflIIS. 

Die  iiiozze    heiligen  siner  behaltet  er  unde  die  angaoten 

Pedes    sanctorom  9ooniin  servabit  et  impii 

in  den  uinsteren  gesuigent  (gestillent). 

in  teoebris  cooticesceDt 

Wände  niht  in  sterche  siner  gechrefliget  wirdit  der  man. 

Qaia     noo     in  fortitndine  soa      roborabitar  vir. 

Den    herren   furhtent   widerwarten    sine   unde    ober   sie 

Domioum  fonnidabant    adversarii        eins        el      soper 

selbe  in  den  himilen  doneret  er. 

ipsös    io  coelis      tonabit. 

Der   herro  berihtet  dei  gemerche   dere   erde   unde    gibit 

Dominus  iudicabit  fioes  terrae      et       dabit 

den   gualt   (daz   gebot,    daz   riebe)    chanige    sinem   onde   er 

imperium  regi  sno        et 

höhet  das  hörn  (die  uesle)  gesalbeten  sines. 

süblimabit      coroa  christi        sai. 

Canticum  (daz  sanch)  Mariae  prophetissae  (dere   wihsa- 

ginge)   sororis  (der  suester)  Moysi  et  (unde)  Aaron   et 

(unde)  filiorum  Israhel  (dere  chindi  lacobis). 

(bL  208^)     Singe  wir   demo    herro    eraollicliche    wände 

Cantemos  doiniDO        gloriose  eaim 

geeret  er  ist  .  daz   hros  unde  ufsizzare  erwarf  (hat  gewor- 

bonorificalus  est  equam       et    asceDsorem  proiecit 

Ten)  in  daz  mere. 

in        mare. 

Sterche  min  unde  lob   min  der  herro  .  unde  worden  isl 

\  Forlitudo  mea       et    laus     mea  dominus        et  faetns     est 

er  mir  in  daz  heil, 
mibi  in  salutem. 

Dirre  got  min  unde   ih    ere    in  got  uater  mines  unde  ih 

Isle    dens  meus     et      glorificabo  eum  deus  patris  mei        et 

hohe    in. 
exaltabo  eum. 

Der   herro   also    ein   man    der  uehtaere    almahtich   name 

Dominus  quasi  vir  pugnator    omnipotens    nooen 

sin   .    die  reitwagene   des   chuniges  unde    here    sin    hat   er 

eius  cursus  pharaunis      et    exercitum  eius 

geworfen  in  daz  mer. 

proiecit  in       mare. 

Erwelete    Fürsten    sine    besoufet    in    mere    deme     roten 

Blecti       principes    eius       submersi  sunt  in  mari  rnbro 

die    gusse    bedahten  (habeut  bedechet)  sie  .  si   nider  iuoren 

nbyssi  Spemerunt  eos  descenderunt 

(sint  nidergenaren)  in  den  grünt  also  der  stein. 

in       profundom  quasi  lapis. 


DEUTSCHES  DES  X--Xn  JAHRHCNDKRTS.  125 

{bl.  209)      Zeswe    din    heiro    gemichillichet    ist  in  der 

Dextera    tna      domiee       magnificata        est   ie 

sterche    zeswe    din    herro    traf  (sluoch)  den   oiant  ande   in 

fortitadine  dextera  tna    domine      percossit  ioimicum      et        in 

dere  menige  eren  (guotliche)  diner  entsalztes  du  widerwarten 

maltitadine  gloriae  taae    deposuisti  adversarios 

mine. 

ineos. 

Du  santes  zorn  dinen  diu    fraz    sie    also   den   balm   (die 

Misisli     iram    luam  qaae  devoravit  eos  sieut  stipalam 

uesen)  unde  in   dem6    geiste    wuotes   dines   gesamenet    sint 

et      in  spirita       furoris       toi        congre^alae     soot 

dei  wazzer. 

aquae. 

Gestuont  diu  unda  fliezzentiu  .  zesamene  gesamenet   sint 

Stellt  «nda         flueus  confpregatae  soot 

die  gusse  in  mitten  dem  mere. 

abyssi    in     medio  mari. 

Sprah  der   uiant  ih   sehte  (ih  uare  nah)   unde  ih    geuahe 

DIxit        inimicus       perseqnar  et  coinprebeodam 

(begriffe)  ih  teile  die  roube  .  erfüllet  wirdit  sele  min. 

dividam  spolia    implebitur  anima  mea. 

Ih  UZ  ziuhe  (ih  erbare)    suert    min  .   erslehet    sie    haut 

Eva^ioabo  gladium  menm  .  iolerficiet   eos  maons 

min. 
inea. 

Blies  geist  din  unde  bedahte  sie  daz  mere  .  besoufet  sint 

Flavit  spiritos  taus    et       operoit    eos  mare       sabmersi    sunt 

si  also  daz  blie  in  wazzeren  den  heifften. 

quasi     plambam  io       aqois  vehemeDlibos. 

Wer  glihe   din  in  den  starchen  6  herro  wer  gliche  din. 

Quis     similis     tui   in  fortibas         doinioe  qnis     similis     tai 

michilicher   in   der    heilicheite.        {bl  209**)      egeslih      iouh 
nuiKnlficas     in  sanctitate.  terribilis    atqae 

lobelih  unde  tuonter  wunterlichiu. 

laadabilis  et       faciens        mirabilia. 

Du  erdeneles  hant  dine  unde  fraz  (uerslihte)  sie  diu  erde. 

Extendisli  roanam  taain     et      devoravit  eos         terra. 

Leitlaere  waere  du  in   dere   barraherce   diner    deme    liute 

Dax  faisti        in  misericordia     tDa  popolo 

den    du    erlöstes. 

qaem  redemisti. 

Unde    du    truoge  in   in    sterche    diner    ze    herbergeline 

Et  portasti  eom  in  forti'udine     tua         ad       babitacalum 

heiligen  dinen. 

sanctam       taooi. 


\»         DEUTSCHES  DES  X~XU  JAHRHDNDBIflB. 

Uf   fuoren    diu    liate    luide    zomich    worden  .  dei   ser 

AscendeniDt        popali        et  iraü  sut  dolores 

behabeten  (bestuoDteo)  die  buwaere  dere  uallenien  oone  deme 

obÜDoeniDt  kabiutores  Pkilistta. 

tranche. 

Do    getraobet   warden    die    fursten    dere    die   sUrchen 

Tanc  coDtnrbati        sont  priocipes         Bdom  robastos 

aon  dem  uatere  behabete  diu   bibenunge  da  erstabelen  (erre- 

Moab  *  obtinait  trenor  obrignenut 

geoten)  alle  die  bawaere. 

oBoes      babitatores  Cbaaaan. 

Anegeualie   uf  sie  diu   aorhte    uode  diu  erchöme  in  dere 

Irnial    saper  eos  rormido       el  pavor        ia 

niichile    armes    dines. 

magoitadine  bracbii  tui. 

Sie   werden    nnbewegelih    also   ein    stein    nnze    fnrege 

Fiaot  immobiles        qaasi  lapis  donec  pertraaseat 

(nare)    liut   din    herro    unze    fnre    geuare     iint    din    dirre 

popalas  taas  domiae     donec      pertraoseat      popalas  taas       iste 

den  du  besezzen  bast. 

quem         possedisU. 

(bl.  210)     Du  inbeleittes   sie  unde  phlanzes  sie  an  dem 

lotrodoces     eos      et      plaotabU    eos         in 

bei^e    erbes    dines    an    dem    uestistem    herbergeiine  dineme 

moDte  haereditatis  taae  6rmissimo         babitacalo  tno 

daz  du  geworht  has  herro. 

qaod  operatos    es    domioe. 

Heilich    has    din    herro  daz  geuesleneten  (genestenel  ha- 

Sanetaarium        tuam  domioe  qaod     firmaveniDt 

bent)  hente  dine   .  der  herro    richeset    zen   ewen  nnde   dar 

roaoos     taae  dominus    regoabit      in  aeteranm      et 

ubere  (furder  baz). 
oltra. 

Da    ine  fuor    greht    der  chunich    mit  reitwagenen  unde 

Ingressas  est     eoim  pbarao       com        enrribas  et 

riteren   sinen  in   daz  mere  .  unde   widerleitte    über  sie  der 

eqaitibtts  eins      in  mare  et  redaxit        saper    eos 

herro  dei  wazzer  des  meres. 

doninas  aqaas  maris. 

Dei    chint    aue    des  giengen    dnrh  die  tmchene 

Filii    au  lern  Israel  ambalavenint  per  sioaai 

in  mitten  sin. 

io     medio    eins. 


DEUTSCHES  DBS  X^XU  JAHRHDNDnmi.  127 

Das  sanch  des  ringenten  wihsagen 

Cantieum  Ahaeue         prophetae, 

HeiTo  ih  horte  gehorde  dine  ande  ih  norhte  iz. 

DnraiDe      aadivi  aaditiooem  tnam    et  timai. 

Herro  werh  din  in  mitten  dere  iare  gelibhafUge  iz. 

Domioe    opos  tnum  io    medio  aooorum      vivifica    illad. 

In  mitten   dere   iare  chant  taos   du  iz  .  suenne  zomich 
In  medio  anBorum  ootnm      facies  com        iratas 

du  wirdis  dere  barmherce  du  erbngest. 

faeris  misericordiae      recordaberis. 

(bL  210^)     Got  uone  sunderet  chomit  unde  der  heilige 

Deos      ab        aastro        veoiet        et  saoctna 

aone  dem  bei^e. 

de  moote  Pharan. 

Bedacte  die   himile    ere    sin    unde    lobes  sines  noUiu  ist 

Openiit  coelos    gloria  eias      et        laadis    eias     plena    est 

dia  erda. 

terra. 

Schim  (güz)  sin   also  lieht   wisit   .    dei   hörn  in  hantea 

Splendor  eius    ot        Inx      erit  cornaa  io  manibos 

sinen. 

eias. 

Da   uerborgen  ist  sterche  sin  uore  antluzce  sinem  ueri 

Ibi    abscoDdita    est    fortitodo  eias    ante       faciem        eias        ibit 

der  tot. 
mors. 

Uz  get  der  tiuvel  uore   fuozzen  sinen  .  er  stuont  unde 

Egredietar        diabolas  ante        pedes       eins  stetit         et 

maz  die  erde. 

meosos  est  terram. 

Er  zusah  unde  zeloste  (zeualte)  die  diete  unde  uemozzen 

Aspexit      et     dissolvit  geotes      et       eoutriti 

sint  die  berge  dere  werlte. 

sunt  montes  secnli. 

Geneiget  sint  die  buhele  dere  werlte  uon  den  geuerten 

Incarvati    sunt  eolles  moodi       ab  ilioeribos 

ewicheite  siner. 

aeteroitatis  eins. 

Vore  deme    unrehte    sah   ih   dei    gecelt  des    morlantes  . 

Pro  ioiqaitate    vidi  tentoria  Aetbiopiae 

getruobet  werdent  diu  hiote  erde  dere  gerihtes  weigerenten. 

turbabnntar  pelles  terrae  Median. 

Wie  denne  in  den   wazzeren  erzürntes  du    herro  .  oder 

Nnmqaid       in  flumioibas         iratas        es     domine        tst 


*  , 


31    AOL    wtsssmt    'V^HICUra    OK    HKT  Mk 

ikäiLf   an. 

I>i    ÜBT   iisotn2»c    n:  itn»  maät  wmtkt  rritngCBe  die  (so) 

>«;.  11 1      CuKamDsr    tiiiiiihij>    Ai    hteoi    iiw  die 

IVi  wx£Z»r    iüfua»  mr»!    4i  fcrr  cfde  .  sakca  dih 


Ilö  liK  £«»e  stsBaK   TTP  .  4Sn   htkt  ^tirle)  hcate  ire 

I^c:  i))i^»:i!»  v'tcina     »m  »JrüBi«  saass  satt 

Swu«  «Me  muie  steMUai  ui  anrscar  ire  ui  Jeit  lichte 
sinle  ^^iKckom;   4iMr  .  «annt   ia  4kmt  stkimt  (gieizze) 

sapiuraa  taaram  .  ift«»t         n  ipfcaiwc 

U^chcote  s<>lidte  diae. 

In    dem    srissraaMiea    letrites    da    die    erde    .    ia   der 

Ib  rnmita       ra«c«lra>is  lerraM  ia 

waoticheite  erchomes  da  die  diele. 

Lx  geaareo  bis  da  in  daz    heil    liales  diaes  ia  das    heil 

EfTTSsus    ts  im  salvlea  pafali       tai      ia        salaten 

mit  chanige  dinem. 

CDm  Ckrislo        l«o. 

Du   has    geslagen    daz  hoabei  noae   h«se  des  nagaolen 

Prrmssisti  c^pol        4c      4omm  impii 

du   has  iri>aret  die    gmnUieste    unze  an  den  hals. 

deoodasti  raodaBenlain  asq«e  ad  callaa. 

Du  has    gefluochet    den    riehen    sinen    .    deme    hoobete 

Maledixisii  scepiris     eias  eapiti  ^ 

wigante   sinere    .    den    chomenten   also    diu    wintesbrat    ze 

bellatomm     eias  venieoübas      nl  tarbo  ad 

zefuorenne  mih. 

dinpergeodom  me. 


DEUTSCHES  DES  X— XII  JAHRHUNDBIITS.  129 

{bL  211*')     üfscrechunge   (froude)   ire   also   des  der  der 

Exaltalio  eorani  sicnt  eins     qai 

frizzet  (uersuilhet)  den  armen  in  der  uerborgene. 

(levorat  pauperem  in  abscoiidito. 

Wech  Uete  (machete).  du  in  dem  mere   hrossen  dinen  in 

Viam    fecisti  iu  rnari         eqois       tais       in 

dem  horwe  wazzere  mauiger» 

Itito     aqn.irum     mullaram. 

Ih  horte  unde  getruobet  wart  buh  min  .  uon  der  stimme 

Audivi      et      roiirurbatns     est  venter  meas       a  voce 

erbibenten  lefse  mine. 

cont'emucruiit  labia    mea. 

Inge  diu  fiuie  in  gebeinen  minen  unde  unter  mir  walle. 

Ingredialur  palredo  in     ossibas      meis         et      subler    nie  scateat. 

Daz  ih  geruowe  an  dem  tage  der  note  unde  uf  uare  ze 

At  requiescam     io  die       tribalalioois  et  asceodam  ad 

11  nie    ufgegurten  dem  unseren. 

popiilum     accinctnin  nostrum. 

Der  uicboum  wände   nihne   biuot  unde  nihne   wisil    chim 

Ficiis         enim         ooii     florcbit      et       non         erit   germen 

in  den  wingarlen. 

in         vioeis.  ., 

Erliuget  daz  werh  des  oieboumes   unde  dei  gelente  nihne 

McDtietur  opus  olivae  et  arva       non  r 

bringen t  daz  ezzen. 

aiferent  cibum. 

Abegeslagen  wirdit  uone  der  scafstie  daz  uihe  und  nihne 

Abscidetur  de  ovili  pecns     et       non 

wisit  diu  sueige  in  den  chrippen. 

erit         armentum  in  praesepibus. 

Ih   aue    in    deme    herren   ih  mende  unde  screche  in  gote 

Ego  aatem  in  domino         gaudebo    et      exultabo    in    deo 

heilante  miueme. 

iHcoY         uieo.  ^ 

St 

Got   herre    slerche    min    unde  er   gesezcel   tuozze    mine      ^•** 

Dea^  dominus  torlitudo  mea         et  pooet         pedes        meos 

also  der  hirzzen. 

quasi         cervoruni. 

Unde   über  hohe  miniu   beleittet  mih  der  signumflxre  in 

Et      super  excelsa     mea        deducet     me  victor 

den  salmen  singenten. 
in     psalmis    caoenlem. 

Z.   K.   D.   A.  Vlil.  9 


130         DBDTSCBES  DES  X— XII  JAHRHUNDERTS. 


Daz   sanch   uz   dem   wazzere  genomefies  des  israhelisken 

herzogen, 
Canticutn  Mofsi. 

Höret  ir  himili  dei  ih  chose  höre  dia  erde  dei  wort  mandes 

Audite         coeli      quae    loqaar  aadiat        terra         verba      oris 

mines. 
mei. 

losamit  wohse  lu  deme  regene  lere   min   fliezze  also  daz 

CoDcrescat  io  plavia  doclrina  mea     Onat        nt 

tou  gesprache  min. 

ros     eloquinm    meum. 

Also  der  regen  über  daz  chrut  unde  also  die    tropfen    uf 

Qaasi     imber  super      herbam     el      quasi  stillae  saper 

dei  gras  .  wände  namen  des  herren  ih  lade. 

gramiua        qaia       nomeo         domioi         invocabo. 

Gebet  die   michellicheit   (herscaft)  gote   unserem    .   gotes 

Dale  magnificentiam  deo         nostro  dei 

durhnahtigiu  sint  dei  werh  unde  alle  wege  sine  gerihte. 

perfecta       sunt  opera       et    omnes  viae     eins     iudicia. 

Got   (ist)  getriu  unde    ane    deheine    unrehticheit   rehler 

Dens  fidelis         el     absque       ulla  iniqaitate  iustas 

ande  rehter  .  gesnntet  habent  imo  unde  niht  chint  siniu  in 

et       rectos     peceaveruot  ei        et        oon     filii      eins     ia 

den  unsuberen. 

sordibus. 

Chunnescaft  bosiu  iouh  uerchertiu  dei  denne  giltis  (lones) 

Geoeratio      prava  atque    perversa  haeccioe    reddis 

du  dem    herren    liut    tumbe  unde  unsinniger. 

domioo  popule    stalle       et  insipieos. 

Waz   denne   niht  der  selbe    ist  uater  din  der  besezzen 

Numquid  doo         ipse  est    pater    taus  qai       possedit 

hat  unde  hat  getan  unde  gescaffen  hat  dih. 

et  fecit      el  creavit  te. 

Gehuge  tage  dere  alten  gedenche  chunneschefte. 

Memeoto  dierum  anliqooram    cogita  geoerationes. 

(bL  112'')     Frage   uater  dinen  unde  er  chundet  iz  dir  . 

Interroga  patrem    tuum      et  adnantiabit       tibi 

merere  (altere)  dine  unde  sagent  iz  dir. 

maiores  tuos      et      diceot  tibi. 

Do   teilt  der  hohiste   die   diete  do  er  sunterte  dei  chint 

Quando  dividebat    altissimus  gentes  quaodo  separabat  filios 

adames. 

adam. 


DEUTSCHES  DES  X-~XII  MHRHüNDfflTS.  131 

Gesazte  er  die  marche  dere  liute  bi  (nah)  der  zale  dere 

GoDstilait  terniinos        popuIonnD  iaxla  numeruiii 

chiiide  des  got  sehenteo  mannes. 

filiorain  Israhel. 

Teil    aue    des    herren    Hut    sin    der    liut  mezseil  erbes 

Pars  antem  domini  popalas  eias    lacob  fanicalus  haereditatis 

sines. 

eias. 

Eniant  in  an  erde  dere  wuosten   an  stete  dere    egese 

Inveuit  eam  in   terra  deserta      in     loco  horroris 

unde  dere  witen  einode. 

et  vastae  solitodlnis. 

Er  umbe  leitte  (fuorte)  in  unde  lerte  unde  behuotte   al^ 

Circnmduxit  eam    et      doeait      et  custodivit      qaasi 

die  sehen  des  ougen. 

papillam  ocali. 

Also    der  are    reizzenter  ze  fiingenne  iungide  siniu  unde 

Sicat  aqaila     provocans   ad   volandain      pallos    saoa        et 

über  sie  fluchezente. 

super  eos       volitans. 

Spreitte  uetah  sine  unde  zuonam  sie  iouh  truoch  (fuorte) 

Expandit    alas     saas      et      assampsit  eos  alqae  portavit 

si  uf  abseien  sinen. 

in  bumeris      sais. 

{bL  213')    Der  herro   eine  leitt^er  sin  was    unde  nibne 

Dominus  solus      dax       eias     fuit      et       noo 

was  mit  ime  got  der  fromide. 

erat  com     eo    deos  alienus. 

Er    gesazte    in    uf   eine    hoben  erde  daz    er    azze    die 

Constituit  eam  saper         excelsam  terram  ot  comederet 

wuochere  dere  achere. 

fractns  agrorum. 

Daz  er  suge  daz  honich  uon   deme  steine   unde  daz  ole 

Ut        sogeret  mei        de  petra  oleamqae 

UZ  Steine  deme  bertisten. 

do      saxo  dorissimo. 

Die  cigeren  (buttiren  .  ancbsmere)  uone  dere  sueige  unde 

Balyrom  de  arraento     et 

milh   uon  den   scaffen   mit   dem  spinte  (ueizte)  dere  lembere 

lac      de  ovibas  eam  adipe  agnoraro 

unde  dere  widere  (ramme)  dere  chinde  des  lautes. 

et  arietam  filiorum  Basao. 

Unde  die  boche  mit  dem  marge  des  weizces  unde  daz 

Et  hircos    eam  medaila  tritici         et 

bluot  des  winberes  trunchen  luteristez  (winigisliz). 

saugaiuem        uvae        biberent    meracissimam. 

9* 


4 

» 


132  DEUTSCHES  DES  X--XII  JAHRHUNDERTS. 

Eraeiztet  isl  der  liebe  (trat)  ande  widersparnte  .  erdichit 

Incrassatus  est  dilectos  et      recalcitravit.     iDcrassatiiic. 

erueiztet  .  gewitet. 

inpingoatas  .  dilatatus. 

Er  uerlie  (hat  uerlazzen)  got  tuoaere  (scephare)  sinen  unde 

Dereliqoit  deam  factorem  saom       et 

widergie  (ist  furder  gangen)  uone  gote  heilante  sinem. 

recessit  a      deo      salatari      sao. 

Si  reizten   (zeneten)  in  an   goten  den  fromeden  unde  in 

Provocaverunt  emn  in       diis  alienis         et        in 

aerwazzenungen  ire  ze  zurnicheite  hazten  (reizten)  si. 

abomioationibns     suis  ad     iracuudiam       concitaveruot. 

Si    opferten   den    tiuvelen   unde   niht  gote   .   den    goten 

Immolaveraut      daemooiis       et        noo       deo  diis 

{bL   113^)     die  si  ne  wessen. 

quos       ignorabant. 

Niuwe  unde  niuwe  chomen  si  (sint  sie  chomen)  die  nibne 

Novi  recenlesque  venerunt  quos    non 

obten  uatere  ire. 

coluenint  patres  eorum. 

Got  der  dih  gebar  (geborn  hat)  uerliezze  du  (has  du  uer- 

Denm  qni     te     genult  dereliqnisti 

iazzen)  unde  uergazze  (has  uergezzen)  des  herren  schephares 

et        oblitus  es  domini        creatoris 

dines. 
tui. 

Daz   sah   der   herro    unde  ze  zornicheite  gehezcet  (ge- 

Vidil  dominus     et       ad       iracundiam       concitatus 

reizcet)  ist  er  .  wände  gereizten   (haben  gereizcet)  in   sune 

est  quia         provocaveronl  enm  filii 

sine  unde  tohter. 

sui       et      filiae. 

Unde    er    sprah  .  ih    birge    antluzce   min  uon  in  unde 

Et      ait    abscondam  faciew      meam    ab     eis     et 

schowe  (nime  wäre)  iungistiu  ire. 

cootfiderabo  novissima  eomm. 

Chunnescaft  wände  uerchertiu  ist  si  .   unde   ungetriuwe 

Geoer&tio         enim       perversa        esl  et  infideles 

chint. 

filii. 

Die  selben  mih  reizten  (uorderten)    an   deme    der   nihne 

Ipsi  me  provocaverunt  in        eo       qni       non 

was  got  unde  zeneten  in  uppicheiten  ire. 

erat  dens     et  irrilavernnt  in     vanifatibns     suis. 


»' 


DEUTSCHES  DES  X— XII  JAHRHUNMatTS.  133 

linde  ih  gereizce  sie  an  deme  der  nihne  ist  liut  unde  in 

Et     e^o  provocabo  eos  in       eo        qai     dod      est  popnlus  et     in 

diele  der  tumben  geneizce  (so)  ih  sie. 

gente  stalta       irritnbo  illos. 

Fiur  enzuntet  ist  in  wuote  mineme  unde  brinnil  unze  ze 

l^nis  succensas  est   io    furore         ineo  et      ardetit   nsqae   ad 

der  helle  lecisliu  (iungistiu). 

inPeroi       novissima. 

Unde   frizzit   (uersuilhet)   die  erde  mit  chimen   ire  unde 

Devorabitque  terram  cum  gerinioe     suu     et 

(b/,  214')     dere  berge  gruntueste  uerbrennet  iz. 

montiain  randameDta     comburet. 

Ih  gesamene  über  sie  dei  übel  uude  strale   mine   erfülle 

Coogregabo  super  eos  mala      et     sagittas  meas     complebo 

ih  an  in. 

in    eis. 

Si   werdent  uerwesen   uon   hungere    .   unde   frezzent  sie 

Consnmentnr  fame  et      devorabunt  eos 

die  uogele  mit  bizze  dem  bitteristen. 
aves  morsu  amarissimo. 

Zende    dere    tiere     anesente    ih    an    sie    .    mit    wuote 

Deutes  bestiarum  iomittam  in     eos  cum     furore 

ziehenter  iouh  dere  slangen. 

trahentium  atque  serpentium. 

Uzzene  wuostet  sie  das  suert  unde  innene  diu  uorhte  . 

Fotis       vastabit     eos  gladius       et        intus  pavor 

den  iuugelinch   insamit  iouh  die  maget  den  sugenten  (tigente) 

iuveoem        simul        ac  virginem        lacteotem 

mit  menniske  dem  alten. 

cum       homine  sene. 

Unde  ih  sprah  .  wa  greht  sint  si  .  gestillen  ih  tuon  uon 
Et  dixi  ubinam      sunt  cessare  faciam   ex 

den  liuten  gehuct  ire. 
hominibus  memoriam  eorom. 

Aue  durh    den   zorn   dere  uiante  ufscoub  ih  iz  .  daz  iht 

Sed    propter  iram  ioimicorom  distuli  oe 

mach  geschehen  ubemiuotten  uiante  ire. 

forte  superbireot     bostes  eorum. 

Unde  spraecheu  .  haut  (gualt)  unser   hohiu  (michil)  unde 

Et        dicereot        mauas  nostra  excelsa  et 

niht  der  herro  hat  getan  dei  elliu. 

noo        dominus    fecit  baec  omnia. 

Diu   diet   ane  rät  ist  unde  ane   wihstuom  .  heia  (wolle 

Gens    absque  consilio  est  et      sioe    pradentia  .    utinam 


tZ%  DfEOnCHES  DES  X-XD  JAHRHniMBBL 


1^)  (U.  214^    wsBM  saafcl»   sie  mmtft  ■cntBoatai  .  ioiih 

■«fcreat  cC        ialcffifacat  ac 

4ej  ian^ten  aorbesa^ea. 

Zaeihfr  wis  iagcte  («iile)  dner  tiiseal  vmkt  zaeae  laklig- 
leo  ecken  UiseDt. 

rc0t  ieeea  Bilia. 

(Mer  aiht  none  dia  .  wände   ^  ire  nerchonfte  sie  nnde 

Hmmt  i^e«    ^«sa  4eas  sns      TcadÜil      cas    et 

der  berro  besloz  (besparte)  sie. 

d^aiaas  c«nclasit  üIm. 

Nüit   wante    ist   got    nnser   also    gole   ire    nnde    nianle 

5aa       enna       est     dfeas  aatter    skat      4U  earaai      et        iaimici 

onsere  sint  rihlapre. 

a«ftlri     »aal  iadices. 

Uone  wingarten  dere  borgaere  m  in  ire  .  onde  none  nnler- 
De  riaca  SodaaMram    Tieaa  eatan      et      4m      mmV- 

bnrgen  dere  borgen. 

arbjoii  GoBorrae. 

Winbere   ire  minbere   dere   gallen   nnde  Imben  die  bii- 

Uva      foraai      ava  fellis        el  batri  ama- 

teristen. 

riffimi, 

Galle   dere  traccben    win    ire    nnde  eitler  dere    wnroie 

Fei  draeoaaa        Tiaaai  eoraai    et     veaeaaai  aspidan 

ungebeillih  (ungesuntlicb). 

insaaabile. 

Oder  nibl  dei    geborgeniu    ^nt    da   ze  mir  nnde  gezei- 

NoDoe  kaee        eoadita  sant      apad      aie       et  si- 

chintiu  in  trisen  (scazcen)  minen. 
goata     ia  tbesaaris  meis. 

Min  ist  diu  racbe  unde  ib  nergilte  in  in  deme  eile  .  daz 

Mea  est  altio        et      efo  retriboam  eis  io       tempore         at 

siiphe  fuoz  ire. 
labator  pes  eoram. 

Bi  ist  tach   des  nerlores  unde  zuowesen  iient  (gabent) 

loxta  est    dies  perditioais      et  adesse      festiaant 

dei  cite. 

tempora. 

(bl.  215')    Rihtet  der  herro  lint  sinen  unde  in  scaichen 

fadicabit      dominus  populam  säum  et      in      servis 

sinen  erbarmet  er. 

sois      miserebilur. 

Er  sihit  daz  ungechreftiget  si  diu  baut  unde  die  besloS'» 

Videbit      qnod  iofirmala       sit         maous     et  claaai     '  > 


-j?» 


DEUTSCHES  DES  X--XII  JAHRHUNDBBTS. .        135 
zene  (besparten)  ouh  erwurden  ande  die  uerleibten  aerwesen 

qnoqae  defecemot  residaique   consvmpti. 

siut. 
sunt. 

Unde  sprechent  wa  sint  gote    ire  an  den  si    heten    die 

Et  dicent       ubi     soot    dii     eoram  in     qnibus  habebant 

balde. 

fidaciam. 

Uon  dere   friskingeu   si   azzen    die  spinte  unde  trancheo 

De  qaoram     victimis      comedebaot  adipes      et       bibebanl 

win  dere  opphere. 

vioam  libaminam. 

Sten    uF  unde    helfen    iu   unde    in    der  notdurfte  iuh   si 

Sorgaol  et  opitalentnr  vobis  et       in  necessilate    vos 

schirmen. 

prole^ant. 

Sehet   daz  ih  si   eine   unde  nihne  si  ein  ander  got  ane 

Videte  qaod  e^o   sim  solas     et        non     sit  alias  deas  praeter 

mih. 
ine. 

Ih  erslahe  unde  ih  leben  tuon  .  ih  triffe  unde  ih  gesunte 

Ego  occidam      et  ego  vivere  faciam  .  percntiam     et    ego  sanabo 

unde  nihne  ist  der  uon  hente  miner  mege  erretten. 

et      non      est  qni     de      mann     mea      possit      eruere. 

Ih   heue  uf  ze   himile   haut  mine    .    unde   ih   spriche  ih 
Levabo        ad    coelum  manam  meam  et  dicam 

lebe    ih    zen    ewen. 

vivo    ego     in     aeternam.  ^^ 

Ob  ih  gesliffe  also  die  donerstrale  suert  min  unde  begripfit 

Si  acuero      nt  fulgur      gladiam  menm  et      arripaerit 

daz  gerihte  hant  min. 
iudicium     maaus  mea. 

{hL  215**)    Ih  widergilte  die  räche    den  uianten   minen 

Reddam  nltiooem  hostibns      meis 

unde  den  die  der  hazzeten  mih  ih  widerlone. 

et      bis        qui        oderont      me  retribaam. 

Ih    erlrenche    strale  (scoz)   mine  mit   dem    bluote   unde 

Inebriabo      sagiUas  meas  sangnine    et 

suert  min    frizzit  dei  fleisk. 

gladius  mens  devorabit        carnes. 

Uone  dem  bluote  dere  erslagenen  unde  uon  der  uanchnus- 

De  crnore  occisorum       et        de  captivi- 

side  des  erbare ten  dere  uiaute  houbetes. 

tat«  nadali  inimicorum  capitis. 


ir 


136  DEUTSCHES  DES  X-XII  JAHRHUNDERTS^' 

Lobet  d  ir  diete    liul   sineo   wände  bluot  sealcfae  sinere 

Laudate  geotes  populaiu  eius    quia  saDguioem  servorum  sooram 

er  riebet. 

lilciscelar. 

llude   die  gerih    uergiltet  er  an  uiante   ire   unde  gnadich 

Gt  vindiciain  rclribuet  io     bos'es  eoram    et       propitius 

wisit  er  der  erde  liutes  siiies. 

eril  terrae  populi     sui. 

Lobesanch  dere  drier  chinde  in  dem  chaldeüken  ouene. 

Uymnus  (rium       jjuerorum. 

Wol  sprechet  elliu  werh  des  herreu  deme  herren   lobet 

Benedicile       omnia  opera         domiiii  dojni&o         laudate 

unde    über    uSet    in    in   die   werlte. 

et    super  exailale  eum  io  secuta. 

Wol  sprechet  engele  des  herren  deme  herren  wol  sprechet 

Uenedicite        angeli  domroi  domioo  benedicile 

himile  deme  herreu. 

cueli  domioo. 

Wole  sprechet  wazzer   elliu    dei    der    uf  den  himile  sinl 

Beoedicite  aqaae     oinoes  quae  saper  coelos    sunt 

deme  herren  .  wole  sprechet  alle   tugende   des  herren  deme 

domioo  beoedicite         omoes  virtotes        domioi 

herreu. 

domioo. 

Wole    sprechet     sunne    unde    mane    deme    herren    wol 

Beoedicite  sol  et         luoa  domino  beoe- 

sprechet  sterneu  des  himilis  deme  herren. 

dicite      stellae  coeli  domioo. 

(ÖL  216")     Wole   sprechet    aller   regen  unde  tou  4eme 

Beoedicite  omois    imber      et      ros 

herren  wol  sprechet  aller    geist    gotes    deme  herren. 

domioo         beoedicite     omnis  Spiritus       dei  domioo. 

Wol  sprechet  fiur  unde  hicec  (so)  deme  herren  wol  sprechet 

Beoedicite       igois     et      aestus  domioo  beoedicite 

frost  unde  sumer  deme  herren. 

frigus     et      aesttt  domioo. 

Wol  sprechet  touwe  unde  rif  deme  herren  wole  sprechet 

Beoedicite        rores        et    pruioo       domioo  beoedieite 

ehalt  unde  Trost  deme  herren. 

gelo        et     frigus  domioo. 

Wol  sprechet    is  unde  snewe  deme  herren  wole  sprechet 

Beotsdicite      glacies  et      oives  domioo  beoedieite 

nahte  unde  tage  deme  herren. 

Doctes       et      dies  domioo. 


DEUTSCHES  DES  X— Xll  JAHRHUNDESnTS.  137 

Wol    sprechet    lieht    unde    uinstere    deme    herreo    wol 

Beoedieite  lux  et        tenebrae  domino         beoe- 

sprechel  donerstrale  (weterbliche)  unde  wolchen  deme  herren. 

dicile  fulgara  et      nobes  domino. 

Wole  spreche  dia  erde  deme  herreo   lobe  unde  ober  uffe 

Benedicat  terra  domino       landet     et  saper  exaltet 

(hohe)  in  in  die  werlte. 
eum  iu  secuta. 

Wol  sprechet  berge  und  buhele  deme  herren  wol  sprechet 

Benedicite        mootes    et       colles  domino  benedicite 

elliu    chimintiu  an  der  erde  deme  herren. 

aniversa  germiiiaotia  in  terra  domino. 

Wol  sprechet  brunnen  deme  herren  .  wol  sprechet  mere 

Benedicite  Fontes  domino  benedicite         maria 

unde  wazzerbache  deme  herren. 

et  flamioa  domino. 

Wol    sprechet    merewale    unde    elliu    dei    der 

Benedicite  cete  et       omnia       qaae 

(bl.  216^)     beweget  werdent  in   den  wazzeren  deme  herren 

muventar  in  aqiiis  domino 

wole  sprechet  alle  uogele  des  himiles  deme  herren. 

benedicite     omoes  volucres  coeli  domino. 

Wole  sprechet   elliu  ir  tier  unde  uihe  deme  herren  wole 

Benedicite  omnes     bestiae  et     pecora  domino        beoe- 

sprechet  ir  chint  derc  mennisken  «deme  herren. 

dicite  filii  hominam  domino. 

Wole  spreche    der    liut    deme    herren    lobe    onde    über         ^^tt 

Benedicat  Israhel  domino       laadet        et        super  wr 

erhohe  in  in  die  werlte. 

exaltet  eum  in  secuta. 

Wole  sprechet  ir  e warte  des  herren  deme  herren  .  wole 

Benedicite  sacerdotes       domini  domino  .  bene- 

sprechet  ir  scalche  des  herren  deme  herren. 

dicite  servi  domini  domino. 

Wole  sprechet  ir  geiste  unde  die  sele  dere  rehten   deme 

Benedicite  Spiritus       et  anima  iustorum 

herren  .  wole  sprechet    ir   heiligen   unde  die  diemuotigen   in 

domino  .         benedicite  sancti        et  humiies 

dem  hercen  deme  herren.  • 

corde  domino. 

Wole  sprechet  6  6  6  deme  herren 

Benedicite  Annoian       Azarias       Misahel  domino 

lobet  unde  überhöhet  (uffet)    in    in    die  werlte. 

laudalc  et       siipercxallate  eum     in  secuta. 


188        DEUTSCHES  DES  X— XII  JAHRHUNDERTS. 

Wole  spreche  wir  deme  uatere  unde  dem  sune  mit  deme 

Beoedicamas  patri        et  filio    ean 

heiligen  geiste  .    lobe    wir  unde  aber  uffen  in  in  die  werlte* 

sancto      spiritu  .  laudemns  super  exaltemus  eam  io        secala. 

Wol  gesaget  bis  du  herro  in  der  ueslenunge  des  himiles 

Benedictns      es  domine    in  firmamento  eoeli 

unde  lobeli  unde  eruoUer  unde  über  geäffter  in  die  werlte. 

et  laudabilis  et      gloriosns     et      super  exaltatus  in  secuta. 


Daz  sanch  dere  gotes  gekuct  des  wihsagen  lohannis  des 

toufares  uateres. 

Cantieutn  Zachariae  prophetae. 
(bl.  217')      Wol  gesprochen    herro    got    des    lintes  . 

Beoedietas  dominus  deus  Israhel  . 

wände  er  gewiset  hat  unde  getan   hat  die  urlosunge  uolches 

qnia  visitavit  et        fecit  redempUonem      plebis 

sines. 

snae. 

Unde   hat   ufgcrihtet  daz    hörn    des    heiles  uns  in    dem 

Bt  erexit  cornu  salutis  nobis  in 

hos  (hiwiske)  chnehtes  sines. 

domo  David  paeri     sui. 

Also  er  geredete  (gesprochen  hat)  durch  den  munt  dere 

Sicut  loculus  est  per  os 

heiligen  die  uon  der  werlte  sint  wihsagen  siner. 

sanctorum  qui    a  seculo  sunt  prophetarum  eins. 

Heil  uon  uianten  unseren  unde  uone  heute  allere  die  der 

Salutein  ex    inimicis      nostris        et        de      manu    omnium      quI 

hazzeten  unsih. 

oderunt      nos. 

Ze  tuonne   gnade   (barmherce)  mit  uateren  unseren  unde 

Ad  facieodam  ihisericordiam  cum  palribus       nostris       et 

erhugen  vizzentuomes  sines  heiligen. 

memorari      teslameoti  sui        sancti. 

Daz  geeide  daz  er  suuor  zuo      uater  den  unseren 

lusiuranduro  quod        iuravit    ad    Abraham  patrem  nostrom 

geben  scolenten  sih  uns 

daturam  se     nobis* 

Daz  ane  uorhtcn  uone  der  hente  uiante  unsere   erloste 

Ut    sine     timore        de  manu  inimicorum  nostrorum  liberati 

wir    dienen    imo. 
serviamus    illi. 


DEirrSCHES  DES  X— XII  JAHRHUNDKRTS.  139 

In  dere  heilicbeite  uode  dem  rehte  uor  imo    .    in    allen 

In  sanctilale     et  iostitia  coram  illo  omnibns 

tagen  unseren. 

diebus     uostris. 

{bl,  217'*)     Uode  da  chint  wihsage  des  hohlsten  aoirdist 

Et      tu     paer    propbeta 

du  geheizzen  .  du  uoreuerst  wände  uor  anüuzce  des  herren 

vocabcris  praeibis         eoim     ante       faciem  domini 

garewen  wege  sine. 

parare      vias    eins. 

Ze   gebenne   gewizzene  des   heiles   uolche  sineme  in  den 

Ad     daodam        seien  tiam  talutis       plebi         eins       in 

antlaz  (in  die  uerlazzuoge)    snnten    ire. 

remissionem  peccatomm  eomm. 

Durh  dei  innadere  dere  barmherce  gotes  unseres  in   den 

Per  viscera  misericordiae     dei       nostri      in  qoibos 

gewiset  hat  unser  der  oslen  uon  obene. 

visitavit        nos  oriens    ex      aito. 

Erliuhten  den  die  der  in  den  uinsteren  unde  in  dem  scal6 

liluminare    bis        qui         in  tenebris        et      in  nmbra 

des  todes  sizceut  ze   berihtenne  fuozze  unsere  an  den  weck 

mortis      sedent    ad     dirigendos      pedes    nostros    in  viaii 

des  frides. 
pacis. 

Daz   sanch  dere  heiligen  merestemen  muoter  des  herren, 

Canticum  sanctae  Mariae  matris  dotnini. 

Michillichet  (lobet)  sele  min  den  herren.  > 

Magnificat  anima  mea      dominum. 

Unde    froule    sih    (spilite)    geist    min    in    gote    heilante 
Et      exultavit  Spiritus  mens    in       deo        salutari 

uüneme. 
meo. 

Wände  ersehen  hat  diemuole  diuwe  siner  .  sehenu  wände 

Quia      respexit         buroilitatero  aucillae  suae        ecce         enim 

uone  dannen  sah'gc  mih  sprechenl  (sagent)  alle  chunneschefle.  ^ 

ex        hoc       beatam    me         dicent  omnes    generationes. 

Wände  getan  hat  mir  michiliu  der  gualtich  (mahtich)   ist 
Quia        fecit  mibi     magna      qui      potens  est 

unde  heilich  nanie  sin. 
et      sanctum  nomeo  eius. 

{bl,  218")     Unde  barmherce   sin    uone  chunne  in  chunne 

Et      misericordia  cius       a     progenie  in  progenies 

den  furhtenten  in. 
timentibus    eum. 


I4i  MinSCHES  DES  X— XU  JAHRUIINUEKK. 

Er  tH  i^allbeit  ui  armt  (ehrtht)    mtm  .  er  zcfaortc 

FttH  ftvUmttMm     in  braehi#  smm  4isftrnt 

die  obermooten  id  d^m  moote  herren  iir. 

irnftetht^*  Beste      e«Hts     s«i. 

Er  entsazie  die  gnalftigeD   boo  dna   staole  «ade  gehohete 

Def<»sait  foteatrs         4e  sHe        et         esalUrit 

(rrksob)  die  demootfii. 

kamiles. 

Die  faungemote  folte  er  mit  den  gvotea  Wide   die   riehen 

E^vricBtes      iapIcTit  k^ois        et  Viriles 

lie    er  ilele. 

^fBiJiit    ieaae». 

Er  enpfaie  chinl  (chnehl)  nnen  gebacter  kumherce 

Ssseefit  IsnJbel  fmerum  svqb  recordatu  ■iseric^rdiae 

ftiner. 

Mae, 

Also  er  geredete  ze  oateren  unseren  onde  gesbehle 

Sieat         loeutns  e^t  ad     patres       aastras  Abrakaa  et        aeaiai 

sinem  in  die  werlte. 

eias      in  secela. 


Daz  sanch  des  heiligen  alten. 

Cantieum     Symeonü      Maneii  senis, 

Nu    lazzei»   du   chneht  fscalch)    dinen    berro   nah    m-orte 

IHfJMe  diiDittfs  servon  team  duaiiBe  seraadaa  veribom 

dinem  in  fride. 

toom     io    pare. 

Wände  gesehen  habent  ougen  miniu  heillib  din. 

Qoia      vidernnt  ocali       mei     aalntare  taam. 

Daz  du  gegarwet  hast  füre  daz  antlnzce  allere    liute. 

Qood  parasti  ante  faciem  OBDiam  popalonun. 

Daz  lieht  ze  der  eroffenunge  dere   diete  unde  die    ere 

LomeD  ad  revelatioDem  geaüom       et  s^o^'m 

aolches  dines. 

plebis      toae  Urahel. 

Bete  diu  heriske. 

Oratio  dominiea. 

(bl.  2\H^)  Uater  unser  du  der  bist  in  den  bimilen. 
Geheiliget  werde  name  din  .  Zuo  chome  riebe  din  .  Werde 
Wille  din  also  iu  deme  himiie  unde  au  der  erde  .  Brot  un- 
ser daz  tageliche  gib  uns  hiute  .  uude  uergib  uns  sculde  un- 
sere also  ouh   wir   uergeben  (uerlazzen)   scolaren   unseren. 


DEUTSCHES  DES  X~XII  JAHRHUNDERtS.  141 

unde  daz  iht  unsib  in  uerleiltes  du  in  die  bechorunge  .  halt 
du  erlose  unsib  uon  dem  ubilen  .  si  .  si. 


Daz  samentrugele  dere  boten. 
Sym  boium  apottolorum . 

Ih  gloube  an  got  uater  almabtigen  .  den  scepbare  bimilis 
uude  er(*e  .  unde  an  den  beilant  christ  sun  sinen  einigen 
Herren  unseren  .  der  der  enpbangen  wart  uon  geiste  dem 
heiligen  .  Geborn  uone  Marien  dere  magede  .  Gemartiret 
unter  dem  bitteren  grauen  ze  dem  cruce  gehefteter  toder 
unde  begrabener  .  Er  nider  fuor  {bl.  219*)  ze  den  hellen, 
an  dem  dritten  taj^e  erstunt  er  uon  den  toten  .  er  uffuor 
ze  den  himilen  .  er  sizzet  ze  der  zeswen  gotes  uater  al- 
mahwaltentes  .  dannen  «chumfticb  ist  er  erteilen  lebentige 
unde  tote. 

Ih  gloube  an  geist  den  heiligen  .  die  heiligen  Christenheit 
alliche  .  dere  heiligen  gemeinde  .  antlaz  (uergebunge)  dere 
sunten  .  des  fleiskes  urstende  .  unde  lib  den  ewigen  . 
Waerlichc. 


Gloube  diu  alliche  uon  dem  saligen  dere  alexan- 

Fides      catkotica        a  beato     Athanasio  Aiexan- 

drintsken  bürge  bischoue. 

dnnae        urbia      epueopu. 

Suerso    wil    heil    wesen    (gnesen)    uore    allen    dürft    ist 

Qaicumqao  viilt'salvus  esse  ante    omoia     opas     est 

daz  er  habe  die    allichen    gloube   .    Die    nihwan  suerso  (ein 

vt  teoeat    cjtbolicam         fidera  quam       ni«i       quisque 

ieglicher)    ganze   unde   unbewoUene  behaltet  ane  zuiuil  zen 

iotegram  inviolatamque  servaverit  absque  dubio     in 

ewen    wirdet  er  uerlorn. 

aeteroam  peribil. 

Gloube   aue    diu    alliche   diu    ist   daz   einen    got 

Fides    autem      catboHca      baec  est      ut      onom     deam 
{bl.  219^)     in   der    drinusside   unde   die    drinusside   in    dere 

io  trinitate         et  Irinitatem         in 

einusside  wir  erwirden  .  Noh  zesamene  schutente  die  namen. 

unitate  veoeremur  .  neque  coDfuDdeotes  persooas 

noh  gehebede  (wesende)  sunderenle  .   ein   andriu   ist   wände 

neque    sabstaotiain  separaotes  .  alia       est      euim 


142         DEUTSCHES  DES  X^XII  JAHRHUNDERTS. 

diu  genennede  des  uater  .  ein  andriu  des  siines  ein  andriu 

persona  patris  .  alia  filii  alia 

oub    geistes    des   heiligen.     Aue   des   uater   unde   des  sunes 

et      Spiritus  sancti.  Sed  patris      et  filii 

unde  geistes  des  heiligen  einiu  ist  diu  goteheit  .  eben  glichiu 

et      Spiritus  sancti        ona     est  divinitas  aeqnalis 

ere  .    eben   ewigiu  mageuchraft.     Solher   (ist)    der  uater  . 

gloria  .     coaeterna  maiestas.  Qoalis  pater  . 

alsolih  der  sun  .  alsolih  ouh  geist  der  heilige  .    Ungescaffen 

talis  filins        talis        et      sps  scts  increatas 

(ist)   der  uater    .    ungescaffen   der   sun   .   ungescaffen    ouh 

pater  increatus  filius  increatas        et 

geist  der  heilige. 

apiritos        saoctbs. 

Unmazzener  (ist)  der  uater   .   unmazzen   der    sun   un- 

Inmensus  pater  inmensos  filius    in- 

mazzen  ouh  geist  der  heilige. 

iDensus      et      sps.  scs. 

Ewiger  (ist)    der   uater  .   ewich    der   sun   .    ewich    ouh 
Aeternus  pater      aeternus  filias        aeternas  et 

geist  der  heilige  .  unde  iedoh  niht  dri  ewige  halt  ein  ewiger. 

sps.  scs.  et      tarnen  non   tres  aeterni  sed  onus  aeternas. 

Also    {bl.  220')    niht  dri  ungescaffene  .  noh  dri  unmazzene 

sicut  iion  tres        Increati  nee  tres      inmenai 

halt  ein  nngescaffener  unde  ein  unmazzener  (urmariger). 

sed    anus      increatas  et    anas      inmensus. 

Alsame   (gliche)  ahnahtiger  (ist)  der  uater  .   almahtiger 

Similiter  omnipotens  p.  omnip. 

der  sun  almahtiger  ouh  geist  der   heilige.     Unde  iedoch  (en 

f.  omnip.        et      sps.  scs.  et        tarnen 

sint)  niht  dri  almahtige  halt  ein  ahnahtiger.     Also  (ist)  got 

non  tres  omnipotentes  sed  unus      omnip.  ita  deus 

der  uater  .  got  der  sun  .   got  ouh  geist  der  heilige.     Unde 

p.  d.  f.  d.      et      sps.  SOS.  et 

iedoch  (^  sint)  niht  dri  gote  .  halt  ein  ist  got  .    Also  (ist) 

ImnQB  Doii  tres    dii        sed  unus  est  deus  .      ita 

herro  der  uater  .   herro   der    sun  •    herro    ouch    geist    der 

dominus  p*  ^*  ^-  d*  et  Bf^, 

heilige.     Unde  iedoch  (en  sint)   niht  dri  herren  .   halt  ein 

9CS.  et       tamen  eon    tres  domini  .        aed  unus 

ist  herro. 

est  dominus. 

Wände  also  getriben  (genottet)   werden  .  uon  christen- 

Quia       sicut  compellimur  christiana 

lieber  warheite  wir  eine  iegliche  genennede  einzlichen  (sun- 

verilate  unam  quamque  personam      slngulalim 


niht   dri 

sune   ein    geist 

Don     tres 

filii      aous     sps. 

Unde  au 

dere   drinusside 

et      io 

hac       trioitate 

DEUTSCHES  DES  X— XII  JAHRHDNDfemS.  143 

terlichen)  ueriehen  got  unde  herren  .  also  uon  dere  allieben 

coofiteri    deom    et    dominum      ita  cathoUea 

ehalticheite    werde  wir    beweret    sprechen  drie    gote    oder 

religiooe  prohibemor  dicere  tres    deos       ant 

herreu. 

domiaos. 

{bl,  220^)    Der  uater  uon  neheinem  ist  getan  (gemachet). 

Pater      a  duIIo        est  factas 

noh  gescaffcn  noh  geboru.     Der  sun  uon  dem  uatere   einime 

oec      creatus       nee    geuilus.  filius     a  patre         solo 

ist   niht  gemacheter  noh  gescaffener  halt   gebomer.      Geist 

est    ooD  factas  oec  creatus       sed  genitus.         sps. 

der  heilige  uon  dem  uatere  unde  uon  dem  sune  niht  getaner 

ses.  a  p.  et  filio     non      factus 

noh  gescaffener  noh  geborner  halt  furegeenter.     Einer  grebt 

oec        creatas        oec      geoitos       sed      procedeos.  aous    er^^o 

uater    niht   dri    uatere   .    ein  sun 

p.        oon     tres     patres  .     onus     f. 

heiliger   niht    dri  geiste  heilige. 

ses.         000      tres     sps.       saocti. 

niht  ereres  (e)  oder  hinteres  (sit)  .  niht  merer  oder  minner. 

oibil     prios  aot    posterius  nihil    maius    ant      mious 

halt  alle  die  dri  genennede  eben  ewige  sint  unde  eben  gliche. 

sed     totae        tres    persooae       coaeteroae  sibi  sunt  et      coaeqnales. 

So         über    elliu    also    iezuo    oberhalbe  gesprochen    ist 

Ita    ut     per    omoia    sicat      iam  supra  dictum  est 

ouh  die   drinusside   in   der  einnusside  unde  diu  einnusside  in 

et  trioitas       io  uoitate        et  uoitas  io 

der  drinusside  ze  erwirdenne  si.     Der  wil  greht  heil  (gne- 

trioitate  veoeraoda     sit.        qui    vult    ergo     salvus 

sen)  wesen  .  so  uon  dere  drinusside  der  uerste  sih. 

esse  lla     de  Irinitate  seotiat. 

(Jbl,  221*)     Aue   notdurlliclih   ist    ze    dem    ewigen   heile 

Sed       oecessarium      est    ad  aeteroam  salutem 

daz   die   lihnamunge   ouh  herren    unseres   heilantes   christes 

ut      iocaroatiooem  qunque  domioi       uoslri  ibcoy  zpigti 

getriuliche  gloube. 

fideliter      credat. 

Iz    ist  greht  gloube    diu    rehte    daz    wir    glouben    unde 

Est  ergo      fides  recta      ut  credamus      et 

ueriehen  wände  herro  unser  heilant  crist  gotes  sun  eot  uode 

coofiteaniur  quia        dos         or        ibc.         xp.       dei      filius  deus    et 

menniske  ist. 

horao         est. 

Got  ist  er  uon  der  gehabe   des  uater  uore  den  werken 

Dens  est  ex  substaotia  patris     aote  secuta 


144         DEUTSCHES  DES  X-Xll  JAHRHUNDEirn|. 

geborner  unde   mennisk   ist  er  uon  der  gehabe  dere  muoter 

^eoitus        et  homo        est  ex  substanti«  malris 

in  der  werlle  geborner. 

in     seculo       natus. 

Durhnahtiger  got  dui'hnahtiger    menniske   uon  sele   dere 

Perfectus        deus         peiTectus  homo  ex     auima 

redelichen  unde  uon  niennisklichem  fleiske  gestenter. 

ralionali         et  huniaoa  carne     sabsistens. 

Glicher  (ebener)   dem   uater  nah   der  goteheite  .  minner 

Aeqaalis  patri  secandom      divinitatem       minor 

dem   uatere    nah    der   menniskheite.      Der  swie  (doh)    got 

patre  secandum  humanitatem.  qoi  licet  deas 

er  si    unde   man   niht  zuene  iedoh   .  halt  ein  er  ist    chrisl. 

sit      et      homo    ood        duo       tamen        sed  udos        est  xpictotc. 

Einer    aue    niht    uon   der  uerwantelunge     (btr  22\^)     dere 

UDOS  aotem  oon  converstone 

goteheite  in   die   lih   halt   uon    der    annemunge    (znonumfle) 

divioitatis   in        carnem  sed  assumptione 

dere  mennischeite  in  got. 

homanitatis     in  deani. 

(Daz  Christ  unuerwantinlichen  dewederre  siner  nature  got 
unde  mennisk  uollichen  ist  in  ietwederre  natura.) 

Einer    alanch    (alzoges)   niht    uon    dere    miskunge    dere 

Unos      omuino  uon  confusione 

gehebe  halt  in  der  einnusside  dere  genennede. 

substantiae  sed  onitate  personao. 

Wände  also  sele  diu  redeliche  unde  lih  diu  ein  ist  menniske 

Nam    sicnt  anima        ralionalis    et    caro      noos  est        homo 

also    got    unde  der  mennisk  ein  ist  christ. 

ita     dcQS      et  homo      unos  e«t  xpictoyc. 

Der  der  gemartiret  wart  füre    heil   unser  .  nider  fuor  ze 

(jui  passos         est        pro    salute  nostra         desceodit     ad 

den  hellen  erstuont  uon  den  toten. 

inferos  resurrexit    a  mortuis. 

Er  uf  fuor  ze   den   liimilen  sizcot   ze  der   zeswen  gotcs 

Ascendit  ad  coelos      sedet      ad  dexteram     dei 

uater  almahtiges.     Dannen   chumftiger  er  ist  erteilen  leben- 

patris    omnipotentis.         iude  venturus  est   iodicare       vi- 

tige  unde  tote.     Zuo    des    chumfte    alle    mennisken    ersten 

vos      et    mortnos.     ad     cuios    adventom  omnes       homines    resurgere 
habent  mit  lihnamen  ire 

habent    cum  corporibus  suis. 

Unde   ergeben    scolente    sint    uone    getauten    den   eiginen 

Et  reddituri  sunt     de  facUs  propriis 


OEDfTSCHBS  DES  X-Xll  JAHRHUNIMOnB.         14S 

rede   •    Unde  dieder  guitio  (so)  getan  habent  uareo  im  den  lib 

ratio(Dein).  et  qui      bona  e;:eniDt  ibont    in        vitam 

den  ewigen  .  die  der  zeware  ubiliu  in  ßur  daz  ewige. 

aeternam  .         qui  vero        mala     in  igneai        aeleruuin. 

(ÖL  222*)  Diu  ist  gloube  diu  alliche  .  die  nihwan  suerso 

llaeo  est    Idea  oatboüoa    qoam     nisi       quisque 

gelriuiichen  uude  uestlichen  gioubet  heil  wesen  nihne  mag  er. 

fideliter  flrniiterqae      crediderit  saivus   esse       non       polerit. 

(von  da  an  abgedeckt  DiuL  3,  493-496.) 

Dnz  himtlrfehe. 

aus  cod.  Lat.  Mon.  9513  (Oberaltach  13),   höchst  wahr- 
schehUich  eine  vom  Schreiber^  wo  nicht  vom  verfqfser  der 
vorhergehenden   fVindberger  psalmenübersetzung   herrüh- 
rende dichtunit*     am  rande  eines  Gregorius  in  lob, 

Michil  bis  du  herro  got  und  lobelih  harte 
michil  ist  din  chraft  uf  dere  himilisken  warte, 
din  riebe  ist  gelegen  hohe  obe  allen  riehen 
dinem  gualte  mach  niemen  enphliehen  »ob  entwichen, 
des  ne  darf  halt  niemen  warnen  noh  sinnen  5 

daz  dir  iemen  ienner  hine  mege  entrinnen 
dinere  eren  .  dines  wihstuomes  ist  niht  zale 
uon  oberist  des  himilis  in  daz  abgrunte  ze  taiel 
uon  osteret  in  westeret  uone  mere  ze  mei*e 
lobcnt  dih  dere  engile  iouh  dere  mennisken  herel       10 
allenthalben  des  umberingis  sint  die  dih  erent. 
siut  .  die  iz  ire  chint  ouh  gerne  guotliche  ierent. 
alle  dine  hantgetoste  alle  dine  geschefke 
sint  umbeuangen  mit  dinere  magenchreffe 
mit  dinere  zeswen  ellenthailen  tugende  15 

sint  bescirmit  .  sint  gefirmit  alter  unde  iugende 
sint  elliu  dinch  bewaret  .  sint  gliche  gesearet 
daz  ire  neheiniz  daz  andere  uone  geschihte  ne  daret. 
nihwan  also  du  über  ieglichiz  uerhenges. 
du  daz  cit  also  du  wil  churces  unde  lenges.  20 

du  hast  in  gebniche  dinere  gualtigcn  hente 
allere  dinge  anegenge  iouh  den  ente 
ouh  sint  zeware  unuerholen  in  dinere  gesihte 
Z.  F.  D.  A.  VIII.  10 


146         DBOrSCHRS  DES  X--Xn  JAHRHDNDBKIB. 

allere  brosten  glosle  .  allere  hercen  urgihte 

uone  diu  heizzis  du  in  chriechisken  alfa  el  o>.  25 

so  iz getan  iohannis  reuelatio. 

des  heiligen  .  des  tiurlichen  euangeliste 

dines  sunterlichen  irutes  dne  Ihu  xpe 

wellent  iz  oub  walhe  unde  chriecbe  gnote  suocben 

si  nindent  iz  gescriben  in  bebreisken  buocben  30 

daz  du  unzuiuillicbe  alles  werebes  dinis 

eine  bis  initium  unde  eruoUenter  finis. 

Selbe  ne  bastdu  anegenge  noh  uerwesenten  ente 

dannen  ne  mägen  dih  die  stete  nob  die  wente 

debeine  balben  umbegeben  nob  umbescriben  35 

uerrer  nob  naber  .  uz  oder  in  getriben. 

dib  miunent  unde  erent  .  furbtent  und   flegent  driu 

riebe 

dere  du  waltes  .  unde  gebaltes  .  nbtes  iouh  pblih- 

tes  ungliche 
dei  du  cecbest  unde  antreites  .  enges  unde  breites. 

also  du  wil. 
bobes  unde  nideres  .  gebiutes  ire  sin  luzoel  oder  uil    40 
meres  oder  minneres  si  nab  dinem  willen, 
aue  dib  mach  si  niemen  gesuiften  nob  gestillen, 
niemen  anderre  chan  si  geribten  noh  gecberen 
gezuhtigen  des  libes  oder  dere  sele  rebt  geleren, 
daz  eriste  .  daz  heriste  ist  daz  firmamentum  45 

daz  bat  iemmer  ane  cebuote  milia  centum 
dar  ubere  uiie  manich  tusent  dere  engile 
wider  den  iz  eruehten  ne  magen  die  uberuengile 
daz  bat  din  wibstuom  so  geuestenet  uon  deme  anegenge 
deiz  statte  bat  dere  ewicheile  in  dere  tage  lenge         50 
gesliffen  nob  gewieben  noh  geuallen  ne  maeh 
Sit  diu  erde  uone  dinem  geböte  dar  unter  gelacb 
da  wir  uffe  in  unguis  totliche  leben 
unce  wir  den  geist  an  dere  bineuerte  widere  geben, 
so  uerente  wir  dizce  leben  untottichen  55 

ob  iz  dir  allererist  hie  beginnit  wole  lieben 
uone  diu  heizzet  daz  niderre  terra  morientium 
daz  oberere  dar  ingegen  terra  uiuentium 
daz  bat  der  berre  dauid  daz  sia  teil  muose  sin 


DEUTSCHES  DBS  X— XII  JAHRHUNDBIfS.         147 

dare  scaffe  ih  bi  dioen  gnadun  ouh  geroe  daz  min      60 

wände  da  niemen  erwirdit  ceget  noh  ersürbit 

hie  uerbiderbet  sih  der  üb  nnce  er  gare  aerderbit  (so). 

des  gescbihit,  weiz  ih  wole,  alanch  da  niht 

da  ewiciiche  schioit  daz  uncegancliche  lieht 

Da  uffe  ist  o  wi  daz  wunnesame  himilricbe  65 

deme  sint  dei  anderen  zuei  dere  eren  uile  angliche    - 
dei  ich  da  uore  mit  dere  rede  geruoret  han 
daz  si  ouh  dir  mit  rehte  sin  unter  tan 
dannen  ih  noh  gnuoch  sagen  soi  obe  got  wil 
wände  diu  sele  uorderet  so  getan  spil  70 

unde  ire  daz  nor  allen  dingen  ist  suozze 
daz  si  mit  ire  gote  so  unde  sus  lantrehten  muozze 
dere  eren  ist  iz  uns  iouh  des  wesennes  uerre  obe 
da  diz  gedihte  erheuent  mit  sänge  iouh  mit  lobe 
dine  engile  here  canore  (so)  iubilo  ane  unterlaz  75 

da  ist  der  bezziste  der  suozzistc  waz 
da  diu  sauge  burch  tageliches  gecimberet  wirt 
da  du  selbe  inne  bist  chunich  unde-  wirt 
dar  ine  gent  uon  uier  halben  zuelf  burgetor 
de  stet  inne  diu  schone  phalence  hohe  inbor  80 

da  umbe  in  glichere  antreite  zuelf  turne 
die  sint  erfüllet  mit  lobesanges  schalle  diumo 
mit  den  edeien  steinen  sint  si  woie  gecinnit 
in  ebener  mazze  du  hast  grozze  geminnit 
den  du  zen  ewen  daruf  hast  wesen  geschalTet  85 

si  ne  ruocheni  waz  der  uiant  uzzerhalbe  gecblaffet 
innerhalbe  habent  si  sicberheite  grozze 
si  ne  erchoment  uone  sinem  itelen  dozze 
ob  er  ouh  dare  getorste  oder  mohte  genaehen 
ih  gloube  wole  daz  si  in  aue  uallen  salben  90 

die  in  e  wilen  sahen  unsamfte  benicben 
also  die  donerstrale  die  me  sihit  gahes  verblichen 
wände  die  selben  habent  die  burch  noh  in  ire  huote 
also  si  sie  do  bebabeten  mit  statigem  muote 
den  si  beten  unde  habent  zuo  ire  herren  liebe  95 

si  ne  lazzent  dar  naber  geluogen  die  nahtdiebe. 

Diu  naht  dirrc  werlte  sc^tewit  dar  in  alanch  niht 
iht  mere  ne  schinet  da  des  werltUchen  tages  liebt 

10* 


148         DB0T8CHES  DES  X— XII  JAHRHUNDERTS. 

gol  selbe  erliuhtet  die  burch  iouh  den  sal  darinne 

si  ne  bedarf  liehtes  des  sunnen  noh  dere  mannine     100 

dere  Sternen  hat  si  rat  iouh  anderre  liehtaazze 

uon  reinem  golde  glenstet  ein  ieglich  ire  gazze 

die  mure  sint  al  umbe  mit  golde  gewieret 

sint  mit  aller  slaht  uare  gimmen  wole  gecieret 

des  sales  estricb  ist  mit  uehen  steinen  gestrowet       105 

da  bas  du  herro  die  bargare  wole  mit  gefrowet 

da  zuo  ne  gebristet  glases  noh  saphiris 

von  den  saugen  wirt  da  gesehen  diu  schone  ins 

in  dere  witen  umbeuerte  des  hohstuoles 

ce  sicherheite  hinnen  mere  des  uiantlichen  wuoles     110 

den  der  tiuvel  unter  den*  engiien  wilen  begie 

do  er  hie  beuore  ingegin  dir  ce  widerbruhte  geuie 

daz  wir  unter  deme  der  uf  deme  stuole  sizcit 

uone  des  uorhten  der  wuotrih  angisüiche  snizcet 

alles  unfrides  mere  suln  guisliche  sicher  sin  115 

daz  dar  ane  ist  gottes  gnaden  ouh  worden  schin 

daz  er  an  sineme  gerihte  phleget  neheinere  miete 

der  in  isrninere  gerte  rihtet  liute  nnde  diete 

unde  brichet  si  cesamene  daz  ire  got  ergaz 

die  den  uufride  machent  also  eines  hauenaeres  naz     120 

dannen  ist  uns  ouh  iris  in  chriechisker  zungen 

diche  uon  den  alten  bnobmeisteren  nore  gesnngen 

deiz  si  geheizzen  name  des  regenbogen 

den  me  ohe  sihit  so  den  bimil  habent  bezogen 

dei  tunchelen  iouh  dei  dichen  regen  wolchen  125 

daz  alliche  niht  gewizzenlih  ist  den  smahuolchen 

die  cliunst  lazze  wir  besunter  den  dinen  wole  geerten 

in  dinere  t  uernunstliche  den  allere  beste  gelerten 

ih  ne  getar  nah  deme  geiste  erbalden  me  baz 

cerluogene  sine  suntergenge  bin  ih  leider  uile  iaz      130 

sumich  unde  seine  geistlichiu  dinch  ersuochen 

iouh  dere  ih  guissiz  urchunde  uinde  an  den  buochen 

so  ih  furhte  daz  mih  gahes  ce  dere  unwarheite 

min  unuorbesehener  sin  unguarliche  uerleite 

unde  so  ih  waene  daz  ih  zuo  dere  warheite  done      135 

din  getougenez  urteile  getribet  mih  der  uone 

daz  ih  uerliese  die  arbeite  minere  anedsehte 


DEUTSCHES  DES  X-XII  JAHRHONDBrnS.  149 

da  ib  gerne  minen  antheiz  fiire  dih  brachte 

doh  sage  ib  daz  mih  geleret  hat  min  magezoge 

uon  gebilwe  unde  heitere  wiri  der  regenboge  140 

uon  des  sunnen  wirmen  iouh  dere  wolchene  fiubte 

also  des  fiures  glanst  durb  daz  wazzer  Iiubte 

daz  dritte  dar  unter  ist  des  bimiles  uarwe  glucbe 

ib  wsene  io  diu  erde  an  ietwederem  orte  zuo  sich 

lucbe 
da  gestet  dere  böge  uon  uier  fürstlichen  eiementis    145 
dei  uns  temperent  die  atemzuht  anime  calentis 
iouh  in  alle  wis  die  sUete  behabent  des  gesuntes 
nah  dinere  gesezcede  in  die  ticffe  allere  dinge  gruntes 
dar  wir  gelangen  mit  fiumf  sinnen  des  libes  ne  magen 
mit  fiumuen  dere  sele  waz  mage  wir  dannen  sagen  150 
nihwan  daz  du  herro  got  antreitaere  dere  dinge 
ein  herlih  wunter  bist  suie  halt  uns  dar  ane  gelinge 
du  machcs  uns  daz  dlnch  ce  wuntere  unde  ce  wunnen 
ob  wir  sin   unde   rede  ne  bieten  die  wir  nimmer 

guunnen 
nu  has  du  uns  hohe  unde  tieffe  des  sinnes  gegeben  155 
tuo  dar  zuo  daz  wir  in  lenge  unde  in  breite   zie- 
ren daz  leben 
nah  dinen  hulden  nah  unseren  notdurten  (so)  mit  guote 
so  wirt  uns  geringet  unde  geliuteret  daz  gemuote 
daz  wir  gedenchen  wes  unsih  der  regenboge  manet 
so  sin  diu  gehuct  uon  anderen  Sachen  erwanet  160 

Wazzer  unde  fiur  sint  schinich    an  dem  regen- 

bogen 
dei  ih  bildiclicbe  in  die  rede  han  gezogen 
durh  daz  sie  bediu  sint  helflich  unde  heilsame 
ire  ietwederez  ist  ouh  egeslib  unde  freissame 
so  si  uon  dere  liute  sunten  ubermazzicb  sint  165 

unde  si  dar  zuo  tribent  daz  weter  unde  der  beifter 

.  wint 
wazzer  unde  fiur  sint  zuei  starchiu  gotes  gerihte 
dei  dere  werlte  allere  sint  offen  ce  gesibte 
mit  deme  wazzere  ward  diu  werlt  hie  beuore  gereinet 
mit  deme  fiure   here  nah   an    den  die  sib   babent 

uermeinet  170 


IM         DBOTSGHBS  DES  X— XII  JAHRHDNDBRm 

die  do  gotes  hulde  beten  gnasen  in  dere  iiurcba 
die  denne  in  sinen  gnaden  sini  gesigent  starche 
do  besiuonten   nihwan  aht  mennisken  in  dere  sin* 

flnote 
die  rehte  in  aht  sselden   gelebent  gnesent  in  dere 

ginote 
do  ward  din  erde  aon  dere  liate  unrebte  gewasken  175 
denne  wirdit  sie  uberal  mit  rebte  becberet  in  asken 
daz  ergangene  wizze  wir  des  cbomftigen  gewarte  wir 
deiz  gnaediclich    ober  unsih  werde    des  dige   wir 

ce  dir 
des  louges  narwe  die  wir  an  dem  bogen  seben 
warnet  unsih  cbristene  wir  dere  glouben  nerieben     180 
daz  wir  ce  dem  iungisten  urteile  haben  sorgen 
deiz  uns  uon  nnguissere  sicberheite  ibt  si  uerborgen 
daz  wir  ienez  mere  ne   furbten  'tnot  er  ons  oub 

chunt 
dannen  heizzet  irin  oub  fride  der  chriechiske  munt 
wände  er  dinen  fride  uore  zeichinit  den  Unten  185 

daz  wir  cbunnen  gedenchen  weiz  suie  bediuten 
daz  in  dine  holden  umbe  dinem  stuol  sebent 
da  dir  eineme  got  dine  barmherce  ueriehent 
des  wir  sumeliche  nob  nih  ne  magen  wizzen 
wir  unsih  minner  deme  rehten  haben  geflizzen  190 

in  dinen  wunteren  berro  mit  geistlichere  trifte 
so  iz  die  leraere  babent  in  dere  heiligen  scrifte 

Nob  sa  die  wizzen  iz  ce  durbslabte  alancb  niht 
unze  uns  ce  iungiste  erscbinet  daz  ewige  lieht 
daz  den  schate  uerwisit  dere  nebeluinsleren  naht      195 
da  unsih  inne  der  alte  uiant  ie  anefaht 
unde  die  tuncbelen  blintbeit  dirre  werite  cestoret 
so  din  iungiste  trumbe  schelle  wirdit  geboret 
des  sibenten  erzengiles  mit  dere  maginchrefte 
daz  si  erwechet  alle  redeliche  geschefte  200 

die  des  liblicben  todes  unce  dare  entslafPen  sint 
unde  erofPenet  besuntere  iegelichiu  gotes  chint 
da  beginnet  me  allererist  seben  uzzen  unde  innen 
wie  zierliche  dei  gadem  elliu  den  ce  minnen 
mit  deme  reinen  golde  sint  gemuset  unde  gesmelcet  205 


DBDTSCHBS  DES  X-XU  JABRHDNIIin&         Iftt 

die  bie  nehein  not  suario  nob  gahia  uerbelcet 
aone  gotes  willen  .  rehtere  werehe  .  oeslere  ane* 

daebten 
suie  gnoie  .  suie  barte  sie  die  sebtare  aneuaebten 
saie  sere  si  ie  in  ire  gemaot  dicbe  wahren 
uone  den  uerlogenen  •  den  ungezogenen  werltmin- 

naeren  210 

die  sih  selben  gote  ire  scbepha^re  freidigten 
nnde  sie  mit  worlen  unde  wercben  leidigten 
die  den  widermuoteii  allen  manliche  gestent 
die  dere  uotdurfticUchen  gedulte  nibt  abentgent 
nob  weiche  entwicbent  dere  werltichen  leidwente      215 
o  wi  wie  scbone  die  innerbalbe  dere  murwente 
dere  saugen  beimole  barm  in  sib  enpbabet 
wie  liebliche  sib  got  in  .  unde  sie  ime  n«het 
weihe  semfte  mit  dere  meisten  znmfte  da  guinnent 
die  hie  durh  got  die  niante  tragent  unde  minnent     220 
die  ime  liebent  die  friunte  ane  lasteres  meile 
die  bechoment  ime  selben  da  besuntere  in  erbes  teile 
wände  du  herro  die  heren  martirsere  uor  allen  minnis 
so  du  nob  got  in  allen  offene  richesen  beginnis 
Ur  dere  burcb  muren  ist  allez  ane  dere  engile 

huote  225 

die  uns  bi  dinen  gnaden  sint  greht  ce  alleme  guote 
da  du  mit  besezcet  has  alle  umbe  dere  cinnen  eile 
die  ne  gesuigent  ouh  diues  lobes  neheine  wile 
dine  ere  .  diu  lob  singent  si  ce  allen  standen 
uone  grozzem  wibstuome  bas  du  iz  allez  erfanden    230 
daz  diu  burch  guorbt  ist  uon  lebentigen  steinen 
da  sih  die  muoden  an  die  linebergen  suln  leinen 
die  gabes  ie  mitent  uon  deme  ellente  entrinnent 
ib   weiz   si   gotes  gnaden    da  semfte   unde  ruowe 

guinnent 
da  die  uernozzenen  suln  in  dere  ewicbeite  wider- 

wobsen  235 

da  ne  stozzent  sie  die  egeslicbe  gehumte  helle  obsen 
die  becblibent  werdent  da  milticlicbe  gelabet 
die  hungerigen  die  durstigen  werdent  da  gehabet 
in  dinem  hus  staeticliobe  ce  uoUere  wirtscefte 


4 


152         0BinSCHBS  DES  X-Xll  JAHRHDNDBBXS. 

herro  cbrisi  cbunieh  mit  din  selbes  wertsehefte         240 

wände  da  in  da  gaoüiche  selbe  wil  dienen 

da  DC  uersmahet  herro  dir  lob  den  anderen  niemen 

da  sint  die  herren  iouh  die  armen  alle  gliche 

da  teilit  unsere  ieglichem  sine  gebe  got  der  riebe 

also  er  die  mazze  an  unseren  guirbten  weiz  245 

da  ne  wirdet  uerbiderbet  daz  scÄf  nob  diu  geiz 

ce  deme  dienste  ne  wirdit  erslagen  stier  nob  hoch 

un  daz  finr  ne  leget  me  neweder  bloh  nob  sloch 

erwirmen  ne  bedarf  me  ire  dare  gezogen  oder  ge- 

fuoret 
hizce  nob  frost  nob  dehein  ungemab  sie  ne  ruoret    250 
die  mit  guoten  wereben  unde  willen  dare  gelentent 
uone  diu  ist  iz  in  beillich  die  ibt  füre  gesentent 
si  uindent  iz  an  den  seleden  aUez  guis  unde  greiu 
da  ist  miete  unde  Ion  .  gnade  unde  rebt 
wir  ueriehen  herro  da  si  geistlih  leben  255 

man  ne    bedarf  da  weuel   nob   warf  spinnen   nob 

weben 
Ire  gewsete  die  da  sint  ist  daz  ewige  liebt 
uone  diu  ne  bedürfen  si  dere  badeguante  alanch  niht 
si  ne  ttorderent  ou  uaelen  niht  unde  mantele 
sumeres  nob  winteres  ze  weterlichem  wantele  260 

si  ne  legent  ze  nahiste  dere  lih  hemide  nob  bruoche 
umbe   chursenne    unde    bellice    babent   si   neheine 

ruoche 
ce  nihte  wellent  si  so  oder  sus  varwe  röche 
dei  bein  ne  bedechent  in  hosen  nob  die  linsoche 
wiz  nob  suarzmale  scuohe  beduingent  in  die  fuozze  265 
ich  wane  ie  dere  durften  debeiniu  geruozze 
uone  diu  ne  spulgent  si  da  neweder  scbephen  nob 

naen 
durh  ezzen  ne  bedarf  me  daz  brot  bacben  nob  baen 
durb  zuomuose  fleisc  unde  uiske  sieden  nob  sulcen 
durh  trinchen  haberen  nob  gersten  ce  biere  mulcen  270 
si  ne  gereut  durb  den  durst  iemer  metes  nob  wines 
oder  ce  wollibe  morates  nob  trinchenes  deheines 
eiere  unde  cha^se  ne   tuont  si  da  gesoten  nob  ge- 
braten 


DEUTSCHES  DES  X— Xll  JAHRHUNDBRIS,  153 

got  du  mäht  in  ane  dei  elliu  sus  wole  geratea 
si  ne   tuont   einiz  noh  daz   andere  uf  deme  barste 

gerostet  275 

allere  ire  notdurfle  werdent  si  mit  deme   heile  ge- 
tröstet 
daz  mit  in  mere  niemen  ringit  noh  ne  fihtit 
ane  straelaere  unde   bürsten  wirdit  in  daz  bar  ge- 

siihüt 
si  ruowent  da  ane  uederbete  .  bolst^re  unde  chusse 
nehein   wert  hat  der  chozce   da  also   uile  so   diu 

zusse  280 

undurft  ist  in  lihlacben  ieub  dere  badelachen 
si  sint  is  alles  ueruangen  mit  geistlichen  Sachen 
mit  geistlichen  dingen  ist  iz  in  allez  uerwandelet 
suer  des  anderes  iht  ane  waenet  der  hat  uerbandelet 
die  sele  ne  phlegent  ce  bade  seiffen  noh  louge  285 

sie  ne  zicrent  ouh  uingerlin  ringe  noh  bouge 
nuskelin  uorie  goldes  gesmelce  neb  die  halssnuore 
ne  biderbent  si  da  deweder  ce  liebe  oder  ce  gefuore 

Nihne  brennet  der  sunne  die  da  sint  über  tach 
wände  er  mit  glanstes  hizce  dar  gelangen  ne  mach  290 
noh  diu  mane  fiuhtet  dar  ingegen  über  naht 
da  ne  ist  uon  luftes  geduere  neheiner  slaht  unmaht 
da  ne  ist  uone  missehelle  nehein  uiantlich  zuiwurft 
dannen  ist  der  ouh  neheines  suonaeres  dürft 
niemen  wil  noh  ne  mach  den  fride  da  gebrechen       295 
waz  bedorflen  si  denne  uogetes  oder  uorsprechen 
ire  wesen  ist  gezechet  in  michelere  gliherte 
in  semfle  unde  in  suifte  ist  allez  ire  geuerte 
si  ne  arbeitent  mit  fuozzen  noh  mit  hauten 
si  ne  erlenchent  sih  nienner  an  den  anewanten         300 
wcge   unde    brücke   sint  alle  sieht  unde  sicher  ge- 

machet 
alles    Ungemaches    habent   sih    uercigen   unde   uer- 

sachet 
alle  die  mit  dir  da  zen  ewen  stseticliche  suln  sin 
durh  die  got  herro  gnasdich  erbarme  dih  min 
unde  gib  mir  daz  ih  ane  dem  iungisten  merde  305 

diner  gotelichen  gnaden  iht  ucrlcilet  werde 


154         DEUTSCHES  DES  X-^XU  JAHRBDNDKRTS. 

iioh  so  getaner  eren  diu  den  dinen  da  geschihit 

die  daz  onge  uor  werltlichen  molten  hie  nih  ne  sihit 

die  daz  ore  des  totlichen  libes  nih  ne  boret 

die  wile  iz  des  werltlichen  geludemes  doz  betöret ,  310 

diu  in  des  mennisken  herce  ab  infimis  nih  ne  stiget 

halt  enne  obene  non  gnaden  here  nider  siget 

unde  des  mennisken  broden  sin  nf  ce  sih  ziuhet 

unde  machet  daz  er  schiuhente  intfliuhet 

elliu  dei  schedelichen  oblectamenta  camis  315 

al  da  nah  so  du  herro  in  wercliche  wamis 

mit  des  heiligen  geistes  trostlichere  unctione 

unde  in  inwertes  gestunges  salubri  compunctione 

daz  er  lieben  beginnet  elliu  dei  dere  sele  sint  profntura 

also  er  si  ce  eriste  bete  in  dere  nnuerwerten  natura  320 

Umbe  den  stuol  sint  dei  heren  quatuor  animalia 
dei  dine  ere  bridigent  diu  lob  singent  inter  alia 
unde  uore  so  uile  (rasur)  si   naher  schowent  dine 

getougene 
wände  si  uome  unde  hinten  uoliiu  sint  der  ougene 
da  sizcent  uore  dir  in  ire  erhaften  sezzelen  325 

die  gedihte  wegent  unde  helfent  uns  agezzelen 
die  geerten  uiginti  qnatnor  seniores 
die  du  allez  ane  so  wir  glouben  erhores 
gnaedicliche  umbe  unsere  ellenten  note 
daz  unsih  der  widerwarte  iht  ^''tote  330 

so  wir  iht  getuon  wider  dinen  hulden 
oder  iht  uersumen  non  unseren  schulden 
des  wir  uon  cristenlichero  rehte  tuon  solten 
deiz  uns  nah  unseren  guirhten  nihne  werde  vergolten 
e  wir  iz  uertielgen  (so)  mit  riuwe  unde  buozze        335 
daz  wir  es  uone  dir  guinnen  willen  wider  muozze 
so  dih  dinere  gnaden  bitent  die  zuir  zuelf  herren 
daz  uns  gewerren  ne  mege  nahen  noh  uerren 
des  uiantes  läge  in  disem  wadligen  ellente 
daz  er  uns  mit  unchnsten  die  heimuart  iht  erwente  340 
daz  wir  beschirmet  sin  unter  dinere  herschefte 
noh  uon  ime  abegeleitet  werden  ire  gnozschefte 
die  si  gerne  here  nah  ce  geburen  haben  wellent 
unde  dir  dar  umbe  ire  Coronas  ce  eren  uerselient 


DBDTSCHBS  DES  X--XII  JAHRHUNDERTS.  155 

unde  bietenl  sih  dir  diemuoticliche  ce  faozzen  345 

daz  si  dih  mit  eren  lobeliche  gruozzen 

umbe  unser  ewigiz  heil  daz  si  der  mute  weruent 

daz  wir  werden  also  si  in  dir  spiritu  feruent 

grehte  ce  dinem  dienste  ce  diner  gehorsame 

über  die  so  diche  geladet  ist  din  heiliger  name         350 

daz  du  unsih  in  deme  zuiuele  nihne  uerlazzest 

unze  du  die  bechornnge  suiflente  gemazzest 

da  wir  in  disem  ellente  mit  bim  besuseret 

unde  nerdruches  der  unser  uiantliche  naret 

den  leidigen  satanat  mit  sinen  gelouften  355 

beschirmes  aue  durh  ire  gebet  un  sih  dine  getouflen 

dei  in  dinem  lobe  da  unde  hie  sint  universalia 

dere'wir  uergezzen  noh  gcsuigen  snln  inter  alia 

unde  uor  anderen  dei  da  ce  himile  gesehen  sint 

uon  den  saugen  ougen  dei  gare  erwenet  sint  360 

in  die  hohe  schowente  uon  des  fleiskes  glusten 

dannen  die  irdisken  allez  ane  sigent  ce  flusten 

niht  ce  guinne  deheines  irumen  dere  sele 

den  diu  hilfe  chomen  solte  cclestis  medele 

der  helfliche  trost  des  geistes  uone  dem  stuole  365 

der  uns  bringet  dere  sunten  iouh  des  wices  urchuolc 

so  dannen  erhöret  werden  stimme  iouh  donerbliche 

die  der  uone  uarent  mit  brinnenten  liebten  diche 

daz  wir  bi  den  gotes  sihtigen  wunteren  ce  samene 

lesen 
in  weihe  wis  die  sele  here  nah  suln  gnesen  870 

so  wir  ettewie  gedenchen  waz  die  stimme  luten 
waz   die   donerbliche  waz   dei  brinnenten  lieht  be- 

diuten 
waz  uns  in  uier  biliden  dei  nier  animalia  ceigen 
daz  wir  unsih  gotes  chreften  diemuotlicliche  neigen 
der  so  getaniu  wunter  tuot  in  himile  unde  in  erde  375 
daz  ire  unser  ieglich  hie  unde  da  uemunflich  werde 
ce  heile  unde  ce  gnaden  in  den  himilisken  choren 
da  wir  die  getougene  alle  gesehen  unde  geboren. 


156 


MARIAE  HIMMELFAHRT  VON  KONRAD  VON 

HEIMESFURT, 


Voji  diesem  bis  jetzt  ungedruckten  gedickte  sind  fol- 
gende handschrißen  bekannt  geworden. 

A,  die  pergamenthandschrijt  des  14»  Jahrhunderts, 
kL  folioy  im  besitze  des  freiherm  Joseph  von  h^fsberg 
at^f  Meersburg  am  Bodensee,  seite  118^ — 129'-  diese  hs. 
enthätt  ä)  den  JVilhelm  von  Orlens  von  Rudolf  von  Ems, 
seile  1'— 88**,  dreispaltig;  b)  von  anderer  hand  geschrie- 
ben, zweispaltig,  die  kindheit  Jesu  von  Konrad  von  Fujses- 
brunneny  seite  89* — 118^/  c)  Mariae  himmelfahrt,  eben- 
falls zweispaltig  und  mit  b  von  einer  hand  geschrieben ; 
d  und  e)  den  Sigenot  und  das  Eggenlied,  seite  130 — 148/ 
dreispaltig  von  einer  dritten  hand  geschrieben,  die  freund- 
liehe  geßilligkeit  des  edlen  besitzers  hat  es  mir  schon  im 
jähre  1840  möglich  gemacht  die  unter  a,  b,  c  verzeich- 
neten gedichte  noch  in  Manchen  zu  vergleichen  und  ab- 
zuschreiben. 

B,  papierhandschnß  des  \5n  Jahrhunderts,  Jbl.,  auf 
der  königl.  bibliothek  zu  Berlin  (Ms,  Germ.  fol.  nr  20) 
bl.  89'  —  93"^.  die  beiden  folgenden  blätter  sind  ausge- 
schnitten, im  j'ahre  1812  war  das  erste  derselben  noch 
vorhanden  {vergL  v.  d.  Magens  grundr^s  s.  274»  u>o  die 
19  letzten  Zeilen  abgedruckt  und  damit  noch  erhalten 
sind)y  fehlt  aber  nach  einer  bemerkung  v.  d.  Hagens  im 
Berliner  handschri/ienkataloge  schon  seit  mehrem  jähren, 
diese  einst  dem  Daniel  Sudermann  gehörige  hs.  enthält 
a^fserdem  noch  bL  1  —  87  Rudolfs  Barlaam;  bl.  94  —  99 
ein  gedieht  von  dem  j'iingsten  gerichte;  bL  100 — 113  den 
Freidank,  alle  stücke  sind  von  derselben  deutlichen  hand 
geschrieben,  meinem  freunde  Zacher  verdanke  ich  eine 
eben  so  genaue  als  zierliche  abschrift. 

C,  pergamenthandschriß,  \ As  Jahrhundert,  nr  Ai^Wi^ 
auf  der  Universitätsbibliothek  zu  Grätz.     das  gedieht  von 


MARIAE  HIMMELFAHRT  V.  KONRAD  V.  HEMBSPDRT.    ifSft 

Mariae  himmelfahrt  steht  auf  den  oberen  rändern  dieser 
ein  lat,  psalterium  enthaltenden  hs.  von  bL  V — 70^  und 
rUhrt  ohne  zweifei  von  derselben  hand  her  die  in  eine 
andere  Grätzer  hs.  auf  ähnliche  weise  das  gedieht  von 
s.  Alexius  geschrieben  {aber  nicht  gedichtet)  hat  das 
Mafsmann  mit  der  beseichnung  A  in  Sanct  Alexius  le- 
ben u.  s.  w.  {Quedlinburg  u,  Leipzig  1843)  s.  45 — 67 
hat  abdrucken  lafsen,  der  obere  rand  der  blätter  7Y^ — 120* 
ist  von  der  gleichen  hand  mit  einer  gereimten  legende 
von  der  heil,  Margaretha  ousgeßillt,  deren  anfang  lautet 
Getorst  ich  vor  meiner  missetate.  wie  gern  ich  herregot 
dich  pete  .  daz  du  durch  willen  des  trauten  sunes  dein  .  ver- 
gebest der  grozzen  schulde  mein  .  vnd  mir  sandest  deinen 
gaist  .  der  aller  guete  ist  voUaist  .  der  mich  weis  und  lere, 
daz  da  herre  sei  dein  lob  vnd  dein  ere  .  manichvaltich  ist 
herre  dein  gewalt  .  vil  groz  ist  dein  guete  .  du  wis  mein 
genist  .  da  du  daz  swendun  (so)  veuer  sust  frist  .  hie  {so)  wa'z 
waz  sprechen  mere  .  imer  ich  sag  dir  lob  und  ere  .  ze  wundem 
du  wol  pist  .  wan  du  wunderlicher  pist  .  den  allez  daz  der 
ist  .  wol  sint  worden  deinen  wunder  schein  au  ainem  vil 
hailigen  magedein  .  gehaizzen  waz  si  margarete  .  got  si  vil 
holden  hele.  herr  scrrptor  Diemer  in  Wien  hat  mit  freundr 
licher  uneigennützig/reit  mir  seine  abschrift  angeboten  und 
über  lafsen. 

Diese  drei  handschriften  helfen  aufs  neue  die  schon 
öfter  gemachte  warnehmung  bestätigen,  wie  sehr  gewisse 
geistliche  gedickte  schon  in  früher  zeit  der  Willkür  der 
Schreiber  ausgesetzt  waren,  so  grofs  wie  bei  der  Wie- 
ner und  lafsbergischen  hs.  der  kindheit  Jesu  von  Konrad 
von  Fufsesbrunnefi,  bei  deren  letzterer  fast  ein  besonderer 
abdruck  nöthig  wäre^  ist  die  Verschiedenheit  hier  nicht, 
dennoch  weichen  die  drei  hss,  häufig  so  sehr  von  einanr 
der  ab  dafs  die  erkenn tnis  des  echten  in  vielen  Julien 
sehr  schwer^  ja  oft  unmöglich  ist,  ich  habe  mich  daher 
im  allgemeinen  an  A,  als  die  ohne  zweifei  zuverlq/sigere 
Überlieferung j  gehalten,  und  nur  wenn  BC  übereinstim- 
mend entgegen  waren,  bin  ich  diesen  gefolgt,  dabei  weifs 
ich  nun  freilich  nicht  wie  weit  mich  immer  das  richtige 
gefühl  geleitet  hat. 


188  HARAIE  HIMMELFAHRT 

Den  namen  des  dichters  haben  nur  zwei  Ass.,  AB, 
überliefert:  beide  unrichtig,  dqfs  der  Ortsname,  wie  er 
in  A  lautet,  verderbt  ist  und  wahrscheinlich  dem  gleich- 
laut  himelfart  und  Himelsfurt  zu  liebe  vom  Schreiber  verän- 
dert wurde,  habe  ich  schon  früher  an  anderer  stelle  be- 
merkt. Hennesftirt  aber  ist  ohne  zweifei  ein  blofser  schreib- 
oder  lesefehler  für  Heimesfort.  so  heifst  der  geburtsort 
unseres  dichters  in  dem  Zeugnisse  das  sich  in  der  bekannt 
ten  literarischen  stelle  von  Rudolfs  Alexander  erhalten  hat 

von  Heimesfiirl  her  KuonrAt, 

der  wol  von  gote  geühtet  hdt^ 

den  darf  nihi  riuwen  sin  werc. 
Ich  habe  mir  mühe  gegeben  einen  ort  dieses  namens 
aufzufinden,  we\fs  aber  aufser  dem  alten,  schon  im  \%n  Jahr- 
hundert genannten  dorfe  Heimenesfurt,  nun  Heinsfart,  in 
der  nähe  von  Öttingen  (s.  J.  J.  H.  SireUn,  genealogische 
geschieh te  der  herren  grqfen  von  Ottingen  im  mittleren 
Zeitalter,  fVallerstein  1799  s.  2)  noch  keinen  andern  nach- 
zuweisen, hier  wird  Konrad  wohl  geboren  sein,  denn  ich 
finde  nicht,  dafs  in  sprachlicher  hinsieht  dieser  Vermutung 
etwas  im  wege  stünde,  sein  Zeitalter  lä/st  sich  ziemlich 
genau  bestimmen.  Rudolf  nennt  ihn  zwischen  Gottfried 
von  Strqfsburg  und  fVimt  von  Gravenberg:  er  nu(/s  da- 
her in  den  ersten  zwei  jahrzehenden  des  13«  Jahrhun- 
derts gelebt  haben,  dcfs  er  ai{fser  Mariae  himmelfahrt 
noch  anderes  gedichtet  habe,  ist  eine  Vermutung  die  durch 
das  oben  mitgethetlte  ,zeugnis  Rudolfs  nahe  gelegt  wird: 
den  ausdruck  'der  wol  von  gote  geühtet  hat*  scheint  mir 
deutlich  darauf  hinzuweisen,  ein  zweites  gedieht  glaube 
ich  sogar  bereits  gefunden  zu  haben:  die  in  Hahns  ge- 
dickten des  i2n  und  13/2  Jahrhunderts  s.  103—128  abge- 
druckte Urstende.  schon  vor  zehn  Jahren  machte  ich 
beim  ersten  lesen  die  bemerku?ig,  Konrad  möchte  der  ver- 
fqfser  sein^  und  bei  näherem  zusehen  bin  ich  in  diesem 
glauben  bestärkt  worden,  man  vergleiche  vor  aUem  die 
einleitung  in  beide  gedichle,  wo  mit  andern  werten  der- 
selbe grundgedanke  ausgedrückt  ist,  und  den  schüffs,  der 
in  der  himmelfahrt  aus  12,  m  der  urstende  aus  14  gleich- 
lautenden   reimen    besteht,      aber  auch    im   reim  herschi 


VON  KONRAD  VON  HEIMESFURT.  i&9 

grofse  übereinsiimmung.  in  beiden  finden  uch  rührende 
reime  wie  &  :  6,  wären  :  wären,  boten  :  enboten,  sehen  : 
sehen  u.  s.  w,  in  beiden  reimt  tuo  :  nuo  :  duo,  nieht : 
lieht,  megen  :  legen,  schaden  :  gaden  :^kraden  u.  s.  w,  und 
die  übereinstimmenden  ausdrücke  in  swachem  werde  himmel^ 
fahrt  852,  urstende  105,  65.  das  unhäufige  körder  himm. 
846,  urst,  124,  25.  ir  slöz,  ir  porte,  ir  rigel  brast  himm. 
960.  daz  rigel  und  sI6z  und  porte  brast  urst.  127,  16. 
u,  a,  m.  sind  gewiss  nicht  blojs  zufällig*  auch  sonst  ist 
in  der  behandlung  und  der  art  und  weise  der  erzähbing 
vielfache  ähnlichkeit;  doch  scheint  mir  in  dieser  bexie- 
hung  die  urstende  den  vorxug  zu  verdienen,  während  die 
himmelfahrt  hinter  einer  anderen,  jüngeren  bearbeitung 
desselben  Stoffes  (s.  zeitschr.  f.  d,  alter th.  5,515 — 564) 
weit  zurücksteht,  nichtsdestoweniger  wird  der  druck  diC" 
ses  gedicktes  sich  rechtfertigen  lafsen^  das  von  einem 
manne  herrührt  der  einer  frühen  periode  der  mittelhoch- 
deutschen litteratur  angehört  und  dessen  name  von  einem 
zeitgenofsen  mit  auszeichnung  genannt  ist. 

Ich  habe  hier  noch  eine  im  vorwort  zu  den  Marien- 
legenden  s.  xii.  xiii.  gemachte  ät{fserung  über  Konrad 
von  Heimesfuri  als  vermeintlichen  verfafser  des  passionals 
zu  berichtigen,  nicht  dieser,  wie  in  der  jenaischen  litte- 
raturzeitung  1845  nr  2iA  irrthümlich  steht,  sondern  Kon^ 
rad  von  Fufsesbrunnen,  der  dichter  der  kindheit  Jesu,  ist 
der  verfcfser.  darauf  werde  ich  durch  herm  v,  d.  Ha- 
gen im  neuen  Jahrbuch  der  berlinischen  gesellschaft  ßir 
deutsche  spräche  7,  272  aufmerksam  gemacht,  und  damÜ 
hierüber  kein  zweifei  mehr  obwalten  kann,  sind  in  dessen 
' gesammtabenteuer*  bd,  3,  263  ff,  21  Marienlegenden  ab- 
gedruckt unter  dem  titel  Unser  frauen  wunder,  aus  dem 
grofsen  gedickte  von  unserm  herm,  unser  frauen  und 
allen  heiligen  von  Konrad  von  Fufsesbrunnen,^  für  meine 
beweisfuhrung  ist  diese  neue  entdeckung  vollkommen  gleich'- 
gültig;  denn  was  an  der  angeführten  stelle  in  bezug  tuff 
Konrad  von  Heimesfurt  gesagt  wurde,  passt  genau  auch, 
auf  Konrad  von  Fufsesbrunnen  und  ändert  an  der  sacke» 
nichts;  aber  lehrreich  ist  es  zu  sehen  auf  welche  leicht- 
fertige weise  irrthümer  geschqffen  und  die  ältere  deutsche 


JK 


leo  MARIAE  HIMMELFAHRT 

lüteraturgeschichte  verfälscht  wird,  herr  v.  d.  Hagen 
sagt  a.  a.  o.  'ich  bemerkte  vielmehr,  der  verfq/ser  des 
passionals  sei  der  von  Rudolf  von  Hohenems  im  fVit- 
heim  von  Orleans  gerühmte  'von  Fufs€sbrunnen\  der  in 
Lafsbergs  hs,  des  passionals  vollständig  Konrad  von 
Fufsesbrunnen  genannt  werde,  dabei  bezog  ich  mich  auf 
die  in  meiner  attsgabe  der  minnesinger  th.  iv,  s.  869  aus 
Lafsbergs  mittheilung  abgedruckte  stelle  mit  diesem  zeug^ 
nisse  und  wiederholte,  dqfs  dieselbe  hs,  das  Mariengedichi 
Konrad  von  Heimesfuri  oder  Hennesßirt^  enthalte,  wel- 
chem die  ebend,  s.  876  daraus  mitgetheilte  stelle  'von 
Himmelsfurf  nennt*  die  behauptung,  der  von  Puffsesbrun^ 
nen  werde  in  Lafsbergs  hs,  des  passionals  K,  von  Fif/ses- 
brunnen  genannt,  ist  grundfalsch^  indem  Lq/sberg  gar 
keine  hs,  des  passionals  besitzt,  und  das  ist  in  der  aus 
den  JUS,  angeführten  stelle  auch  nicht  einmal  gesagt;  es 
heifst  dort  blofs  'der  von  Fufsesbrunnen  nennt  sich  voll- 
ständig Konrad  v,  FufseH¥u9men  in  derselben  hs,  v,  Lafs- 
bergs, welche  Rudolfs  JVilhelm  und  den  in  der  Alexan- 
dreis gerühmten  Konrad  von  Himmelsfurt  enthält,  als  ver- 
fqfser  des  im  grundrifs  s,  260  aufgeführten  gedachtes  von 
Migia  und  Christi  kindheit,  am  schlufse*  im  letzten  satze 
liegt  die  fälschung :  Konrad  von  Fufsesbrunnen  nennt  sich 
am  schlufse  der  in  Hahns  gedichten  des  12»  und  13ii  Jahr- 
hunderts s,  67 — 102  abgedruckten  und  auch  in  Lafsbergs 
oben  beschriebenen  hs,  enthaltenen  kindheit  Jesu  als  Ver- 
fasser blofs  dieses  gedicktes;  dafs  er  auch  das  im  grund- 
^Üf/s  s.  260  ff,  besprochene  und  seitdem  unier  dein  ein- 
fmok/en  und  bezeichnenden  namen  'passionaV  bekannt  ge- 
wordene gedieht  verfafst  habe,  davon  ist  überall  keine 
rede -und  kann  es  auch  nicht  sein,  die  ganze  dahin  be- 
ziiglicbe  behauptung  ist  somit  nichts  weiter  als  ein  durch 
nachläfsigkeit  und  das  auffallendste  missverstehen  eigener, 
selbstgemachter  bemerkungen  entstandener  irrthum,  an  dem 
i/lhf*  ahne  zweifel  der  der  ihn  auf  die  bahn  gebracht  hat 
4tlft  hartnäckigkeit  festhalten  wird. 

m  Schliefslich  noch  eine  bemerkung  über  Konrad  von 
Fufsesbrunnen,  ich  kann  mich  nämlich  nicht  überzeugen 
dqfs  seine  heimat  das  Berner  Oberland  ist,    zugegeben  dqfs 


VON  KONRAD  VON  HEIBISSFURT.  161 

nach  einer  rnütheüung  des  grafen  Friedrich  v.  MüUnen 
das  heutzutage  so  genannte  Schwendeinbad  im  kanten 
Bern  bis  ins  15^  Jahrhundert  diesen  namen  ßihrte  (s.  Lafs^ 
berg  im  vorwort  zum  Sigenot),  so  liegt  darin  noch  kein 
beweisy  indem  sich  noch  andere  orte  dieses  namens  nach- 
weisen Iqfsen  (ein  Fuezprunn  in  der  nähe  von  Krems  und 
Mautem  in  Niederösterreichy  s.  Monumenta  Boica  voL  29 
p,  2  s.  383),  die  eben  so  gut  Konrads  geburtsort  sein  könn- 
ten, denn  ich  vermag  in  seinem  gedichte  weder  in  hin- 
sieht auf  den  reim  noch  auf  ausdrücke  etwas  zu  finden 
das  ihn  als  Schweizer  oder  Alemannen  besonders  kenn- 
zeichnete. 

Stuttgart  im  Dec.   1849.  FRANZ  PFEIFFEH. 

Ein  jeger  4ne  gejägedes  list, 
der  doch  aD  jageDne  sfcritec  ist, 
der  volget  dem  wilde 
wall  uod  gevilde.        '^ 

ich  waene  er  w6nic  schiuhe  5 

slibte  oder  riuhe, 
ebene,  berg  oder  tah 
sin  kriegen  machet  tieres  val; 
daz  jenen  vil  lihte  vergät 

der  kunst  und  minren  willen  bäL  tO 

als  ist  ein  ieglicbiu  kunst. 
hat  si  swaere  begiinst, 
daz  doch  vil  lihte  geschiht, 

durch  daz  geloube  sich  ir  niht  ^ 

und  versuoche  ez  doch  die  lenge:  <•  ,.46 

wan  nach  truregem  anegenge 
dicke  ein  froelich  ende  kumet.  ' 

staete  an  allen  dingen  frumet. 
Bi  disen  dingen  nim  ich  rät, 

ßbersehrifi  Dits  ist  von  vnlser  fröweo  bimelPart  B.  1— M 

ien  C.       1.  jagendes  B,      3.  wolgot  A,      v.  noch  d.  w.  B,      4. 

wWde  j4.         8.  machot  j4.        wildes  B.         9.  einen  B.         12.  s 

ren  B.  13.  doch  fehit  B.  bescb.  B.  14.    er  lobe   sieb  er  '^  .||| 

n.  B,  gel.  man  sich  ^.         15.  vers&chi  ^4.       ez  y4,  er  B.      lengi  j4. 

18.  stiH  ^. 

Z.  F.  D.  A.    VIII.  II 


4 


tet  MARIAB  HOfMELPAHRT 

ieh  anner  pfieilFe  Kuonrftt,  20 

geborn  von  Heimes  fürte. 

richeifc  and  höchgebürte, 

kunst,  zuht  und  hovewise, 

swaz  einen  man  ze  prise 

in  dirre  weite  mag  gefromen,  25 

des  bin  ich  w^nic  vollekomen. 

swie  kranc  ieh  aber  an  sinnen  si, 

doch  wont  mir  ein  gedinge  bi; 

daz  got  des  armen  willen  hat 

für  eines  riehen  argen  tat.  30 

vil  manic  man  bat  künste  bort 

und  hiit  si  doch  reht  als  ein  mort, 

daz  ieman  von  im  iht  vememe 

da  bi  man  guot  bilde  neme. 

so  st6t  min  ahte  niender  sA.  35 

künde  ich  iht,  des  waere  ich  frA, 

möbte  ih  daz  gebreiten, 

sinen  ursprunc  geleiten 

mit  rünselinen  durch  diu  laut ; 

sd  würd  min  kranker  sin  bekant  40 

für  jenes  iiberigen  sin 

der  rehte  als  ein  gerostet  zin 

mit  dem  libe  ein  ende  hAt, 

so  der  tdt  an  im  sin  reht  begät. 

Diu  beilege  schrift  was  wilent  6  45 

ebr^isch  in  der  alten  t. 

2i.  beioeswürte  B,  bimelfftrte  j4.        22.  23.  ahd  fekit  B.       24.  und 
was  B.        ein  A,         ze  fehlt  B.         26.  wollek.  A.  27.  aber  B, 

docb  A.  synne  B,  28.  mir  wooet  aio  gut  f.  bi  A>  32.  rebl 
fehU  B.  einen  ß.  33.  ibt  fehlt  B.  35.  niendert  A,  niergen  B, 
37.  vnd  m.  B.  39.  runselin  A,  riunelin  B.  das  l.  B.  42.  ge- 
rfttes  A.  44.  sin  rebt  fehlt  A.        danach  ein  $at%  von  12  %eilen, 

Davon  wc  dis  ie  min  ger  Das  min  bebiigde   nacb   mir  wer  .  Und  docb 

{i  verr«  durch  die  salbeo  nibt  Von  der  der  beri*e  david  gibt  Diu  das 
M^el  begurset  Und  nach  der  weite  Ion  vlürset  So  doreb  die  div  da 
awaet  Ze  tal  vnde  rinnet  Durcb  des  bern  Aarones  bort.  Wan  iea4 
betutet  bocbvart.  So  beseichenot  disiv  demut.  div  ist  gotte  liep 
vnd  docb  der  weite  guot  A,         45.  was  fehlt  A.  wilunt  A^  wei- 

en  C,        46.  eberaiscb  A^  bebreyscb  B, 


VON  KONRAD  VON  HBQiBSFURT.  les 

dd  wart  si  so  gemAret, 

ze  kriechen  verk6ret, 

dar  nach  in  iatine  brfthl. 

dö  wart  des  sk  also  bediht  50 

von  den  die  tihten  künden, 

swaz  si  solher  maere  fanden 

von  misselichen  oder  von  wären 

diu  Aä  guot  ze  sagenne  wären, 

daz  si  diu  en  tiusche  tihten  55 

und  ze  solhem  sinne  rihteu 

daz  sie  ein  iegUch  man 

der  doch  der  huoche  niht  enkan 

wol  ze  rebte  vemimt 

und  im  ze  hoeren  baz  gezimi.  60 

der  selben  hän  ich  einez, 

daz  süezer  nie  deheinez 

von  menschen  geschriben  wart, 

von  unser  vrouwen  hinvart,. 

wie  und  wä  si  beleip,  65 

wer  da  was  und  wer  ditz  schreip. 

D6  die  beilegen  zwelfbolen, 
als  in  von  gote  wart  geboten, 
sich  wite  teilten  in  diu  iant, 
d6  wart  in  Asiam  gesant  70 

Johannes  ^wangeliste, 
da  er  unserm  berren  Krisle 
siben  bistuom  stifte  und  leite 
ze  helfe  der  kristenheite« 

47.  Du  bart  si  sust  C,  48.  io  cbriecliis  C        50.  Mit  hart  dizze 

also  peü.  C,  w.  aber  s.  b.  B.  51.  den]  genaegen  C.  52.  swa  j4, 
wa  B,  sy  icht  B.  53  fehlt  B.  54  fehlt  A.  do  B,  doch  C. 
hdren  C,  55.  Wie  si  die  C,  io  tnscheii  A,  ze  tutsche  By  teot- 
sen  C.        56.  ze  sSIbeo  dingen  C.  57.  iesl.  (7.  59.  wol  end- 

leich  C,  verinitiet  A.  60.  im  fehlt  BC.  bas  z«  b.  AC,  h^- 
renne  A,  b6rende  C*  61.  sag  ich  B,         ^%  fehlt  A.        64.  bine- 

wart  A.  65.  wa  oder  bie  C,  sy  B,  din  A,  pelibe  :  scribe  Ü. 
66.  de  A:  fehlt  C.  scbraraip  A.  67.  Da  C.  68.  bat  ge- 

poten  C.  69.  taeltea  beiten  C.  70.  da  C.  71.  Sant  I.  C. 

72.  do  er  B,  der  C.        ivnsenn  A.  73.  74.  Syben  b.  stilfte  Vnd 

lerte  zu  helffe  f riffle  B.  Durch  seinen  gfttleicbeu  ruem  stiftet  er  f. 
weistuem  Ze  h.  der  ehr.  Die  er  vil  bol  perait  C. 

II* 


164  MARIAE  HIMMELFAHRT 

er  satzfce  oiich  bischöve  da,  75 

und  fuor  er  bredien  anderswA. 

Sardaniä  daz  eine  hiez. 

den  er  ze  herrn  da  inne  iiez 

und  ze  bischove  über  daz  lant, 

der  was  Miitö  genant.  80 

der  minnet  unde  vorhte  got; 

er  lernte  und  l^rte  sin  gebot, 

wan  er  sich  des  vil  wol  verstnont, 

als  die  wiseu  alle  tuont, 

daz  ez  den  meister  6ret.  85 

der  wol  tuot  und  wol  l^ret, 

dem  ist  ouch  ze  volgen  guot. 

swer  aber  des  niht  entuot 

daz  er  den  andern  l^ret, 

dest  min  sich  ieman  kftret  90 

an  deheine  sine  16re; 

des  16re  ist  an  Are. 

sd  16rte  dirre  herre  niht. 

bevant  er  oder  künde  er  iht 

daz  ze  gotes  6ren  lohte,  95 

swaz  er  des  iemer  mohte 

für  bringen,  daz  tet  er, 

und  was  daz  allez  sin  ger 

daz  er  den  iemer  wemden  hört, 

der  s61e  spise,  dez  gotes  wort  100 

den  gotes  kinden  teilte. 

mit  grözem  vlize  er  heilte 

die  an  der  sAle  wären  wunt; 

75.  und  8.  A,        ouch  AB:  die  C.  76.  bredioD  ji,  bredigen  BC. 

77.  Sirdii  C.  78.  vnd  der  herre  den  er  da  Iiez  C.  79.  ze 

vaersten  über  alz  d.  1.  C  80.  mililo  C.  81.  Er  m.  ji, 

82.  Vod  laiste  o^ch  gerne  d    g.  A.  83.  wand  C.  vil  fehii  C. 

enat.  C.  84.  Also  C,  noch  die  B,  86.  und  leret  B. 

87.  wolgenne  A.  88.  auer  selbe  n.  C,  das  nicht  t.  B,  89.  des  B. 
90.  dester  C.         min  C :  minrre  A,  mynder  B,  ^%,  bant  sein  1. 

den  ist  C.  93.  so  C,  also  AB,  94.  kund  er  o.  vand  C,  won 

wasle  oder  B,  95.  gölte  eron  A,  96.  was  ü,  swa  A.  de  A. 
97.  für  fehlt  C.  98.  daz  fthll  C.  alles  B^  immer  C.  99.  d. 
langen  werben  erhoirt  C, 


VON  KONRAD  VON  HEIMESFURT.  165 

der  machte  er  harte  vil  gesunt. 

Nu  wären  körherren  d4.  105 

in  einer  sUt,  hiez  Lodici. 
sie  santen  im  ir  boten  her 
unde  erbaten  im  daz  er 
in  diu  gewissen  maere 

(ob  ez  im  kunt  waere)  110 

an  einem  brieve  wider  schribe 
von  unser  vrouwen,  wä  si  biibe. 
der  beilege  man  MiitA 
schreip  in  hin  wider  als6 

diu  gewissen  maere,  115 

als  in  ir  pflegaere 
sant  Johannes  wizzen  lie. 
als  tuon  ich  iu,  gebiet  irz  hie. 

D6  got  allez  daz  erleit 
daz  man  noch  hiute  von  im  seit,  120 

geburt,  marter,  urstende, 
unde  zuo  der  zeswen  hende 
ze  himel  sines  vater  saz, 
diu  buoch  sagent  uns  daz, 
d6  er  an  dem  kriuze  erstarp,  125 

daz  er  siner  muoter  erwarp 
an  dem  muten  manne 
dem  getrinwen  sant  Johanne 
einen  gewissen  pflegaere 
und  daz  er  ir  behoifen  waere.  130 

104.  hate  ^.  106.  der  st.  ze  laodicia  C,  107.  santonl  A, 

108.  unde  euhxkXen  fehlt  C,  im  B:  disem  herren  A^  zu  dem  Her- 

ren C.  daz  tv  fehlt  C.  109.  dien  g.  were  B,  HO.  Sant  ob 
I.  cb.  bere  C.  111.  wider  fehlt  A,  111.  11)2.  vm  vnser  vr.  bie 
den  pelibe  Die  barhait  an  ainen  prief  sribe  C.  113.  D.  vil  aelicb 

milito  C,  114.  ber  wider  if.  115.  pesaidenleicben  C,  \\6.  im  AC. 
117.  S.  I.  saite  Bie  ez  hin  zne  ier  bin  laite  oder  um  ier  aaaange  er- 
gle  C,  118.  ier  C.  Daf  selben  wil  icb  künden  hie  B,  119.  D« 
—  derlait  C.  1^0.  D.  noch  den  srift  v.  i.  s.  C.  12!^.  zet- 

wan  A,  1)23.  ze  himel  fehlt  C,  fiUer  A,  vatters  B,  %e%9i%  C. 
124.  Noch  sait  uns  den  srift  C,  125.  d  er  —  erstürbe  C.  126.  k 
erw.  B,   derburu^e  C>  127.  mit  B.  getruwen  A,   vil  rai- 

nem  C.  128.  muten  B,  snezzem  C,  129.  ir  g.  B,  getreuen  C» 
130.  Vnd  o^ch  er  im  A,        benoiben  B,  enpfolhen  C, 


im  MAMAE  HDOfELFAHirr 

er  berakk  üi  ir  ao  ames  slal; 

sinen  langer  er  di  wider  bat 

daz  er  ir  trinwe  boere 

ab  si  sin  roooler  wxre. 

des  bliben  si  angeseheideD.  135 

ez  wart  Ton  in  beiden 

wol  bebalten  daz  gebot 

anz  hin  daz  «naer  berre  got 

die  zwelre  Ton  ein  ander  scbiet 

und  in  geb6t  ende  rieft  140 

daz  si  den  geionben  l^ea 

and  die  beidensebafi  bek^rten 

und  toaflen  in  den  naoMs  drin. 

sas  foor  einer  ber,  der  ander  bin, 

als  ir  ieglicbem  geboten  wart.  145 

alsus  scbiet  sieb  ir  rart. 

Jdbanne»  fnor  in  Asiam. 

unser  frowen  er  doeb  6  nam; 

er  gewan  ir  berberge 

ze  Si6n  af  dem  berge,  150 

nach  bi  Jerasalem  der  stat. 

den  wirt  er  Tiizeclieben  bat 

daz  er  ir  gnot  war  naniie 

anz  er  dar  wider  lume. 

den  er  ze  wirte  ir  gewan^  155 

der  was  ein  sd  gnoter  naB 

daz  er  si  barte  wol  bebielt, 

wan  er  vil  ganzer  tagende  wielt. 

Swem  nn  berzeleit  gescbibt 
nnd  in  des  leides  anders  nibt  160 

wan  leit  mit  leide  ergetzet, 

131.  etpf.  C,  IT  fehlt  A.  ai  ir  i.  AB.  13t.  Det  j.  C\  Suite 
labasBe  B.  do  B.  133.  ia  A.  getreu  bere  C.  134.  bere  C. 
135.  Sas  C.  beübeat  A.  136.  hart  oacb  C.  137.  dits  C. 

138.  h\n  fehlt  B.        140.  a.  sy  wUte  A.         ia  r.  AB.  141.  142. 

Dax  »i  sirh  tdtea  ia  dea  laat  Uod  telea  teia  naia  erchaat  C  143 
— 214/eA/en  C.  145.  w  fehlt  B.  146.  also  aebicbte  B,  148.  e 
barberge  a.  B.  150.  ze  ysoa  A,  by  zUoa  i?.  151.  aobe  B. 

153.  gaot  fehlt  B.  154.  daz  er  w.  k.  A.  155.  ir  ze  w.  A. 

156.  als  g.  A.       157.  barU/^A//  B.       158.  trowea  ü.       160.  in  A. 


VON  KONRAD  VON  HBIBIBSFURT.  IG7 

s6  ieifc  solch  leit  setzet 

daz  leides  niemer  ende  wirt, 

swä  leit  mit  berzeleide  swirt, 

swem  aller  leidest  ie  beschach,  165 

des  leit  unt  des  ungemach 

gelichet  sich  unnäch  her  zuo, 

dö  disiu  edel  vrouwe  nuo 

ir  grimmeD  herzeleides  brehen 

vil  küme  ein  teil  h4te  verjehen,  170 

d6  si  ir  kiades  marter  sach, 

des  tot  ir  durch  ir  herze  brach 

und  ersocbte  ir  diu  lil  s6  gar 

daz  ir  die  treheae  bluotvar 

von  den  ougen  vielen   .  175 

und  über  diu  wangen  wielen. 

s6  engestlicher  ungehabe 

was  si  nu  sA  vil  komen  abe 

daz  si  eine  mäze  begie 

und  etwenne  ir  weinen  lie.  180 

Diz  stuont  dar  nach  zwei  jär 
(daz  sageut  uns  die  buoch  für  war) 
daz  diu  maget  vil  reine 
eines  tages  alterseine 

in  einer  kemenftten  saz.  185 

si  worhte  ich  enweiz  waz 
und  gedähte  an  ir  alten  schaden 
dft  mite  ir  herze  was  geladen, 
unz  daz  si  s6re  weinte* 

wan  als  dicke  si  sich  vereinte,  190 

sA  was  daz  iemer  ir  site 

162.  Sollicb  1.  80  I.  ents.  B,  163.  n.  I.  e.  B.  165.  wem  B, 

dem  /l,  laidost  /l.  167.  geliebte  A.         vil  n.  B,        her  zao 

JkhU  B.  168  fehlt  B.  169.  HerUe  (wohl  dat  oben  fehlende 

kcrmo)  in  gr.  h.  1.  phrehea  B.  leides  herzehr.  B»  171.  kia. 

des  fehlt  B,         Das  ti  ir  liebes  kiot  marteron  saeh  A,  173.  er- 

f&ehte  A,  erPäbte  B.  iyde  B.  also  J,  fehlt  B.  175.  wialca 
(:  vielen)  B.  177.  egscbl.  A.  179.  si  nn  B.  ane  A.  181.  gar 
•<KSh  B.         182.  dirs  B.         sprecheot  d.  b.  A.  183.  y\\  fehlt  B. 

184.  eine  B.  186.  vorehte  B.  187.  Do  ged.  sy  an  ir  ersten  s.  B. 
188.  Uberi.  B.        190.  Wenoe  si  vereinte  ß.        191.  do  A. 


168  MARIAE  HIMMELFAHRT 

and  duhte  si  daz  ir  iä  mite 

baz  waere  dan  mit  anders  iht. 

uu  ensumde  sich  der  engel  nibt, 

Gabriel  dem  si  bevolben  was:  195 

sam  diu  sunne  durch  ganzez  glas 

sd  kom  er  zuo  ir  in  daz  hüs, 

kne  krach  und  äne  sus. 

er  vrägte  si,  waz  daz  meinde 

daz  si  s6  s6re  wehide.  200 

unser  vrouwe  antwurte  im  dA 

'es  tuol  mir  ndt,  ich  bin  anfrd, 

wan  mir  noch  leider  ist  geschehen 

dan  ieman  leides  müge  verjehen, 

und  ziuh  diu  wärbeit  an  dich.  205 

dar  zuo  went  die  Juden  mich 

lasterliche  ersterben 

und  minen  namen  verderben. 

diu  vorhte  tuet  mir  vil  w6, 

und  doch  der  jämer  michels  m6  210 

den  ich  nach  minem  sune  hftn, 

daz  er  mich  alsus  hat  verlän. 

also  zerg^nt  mir  mine  tage/ 

der  engel  sprach  'dirre  klage 

solt  du  dich,  Trouwe,  mftzen  215 

und  allez  Iruren  läzen. 

aller  vröuden  vrouwe,  vröuwe  dich. 

joch  vröwet  von  dinen  vröuden  sieb 

swaz  vröude  Aä  ze  himel  ist. 

din  sun,  nnser  herre  Krist,  220 

hat  mich  her  gesant  daz  ich  dir  sage, 

du  solt  an  dem  dritten  tage 

193.  w.  bas  ^.         194    samde  C.         196.  als  ji.  schinei  d.  ds 

glas  B.  197.  als  //.  198.  krachen  j4.  199.  si  fehit  B. 

201.  im  aotw.  B.        %02.  bin  ich  B.        204.  iemas  leyde  B.        206. 
wSUeDt  B,  210.  noch  j4,  213.  alsust  B.  mir  fehlt  B. 

214.  der  clage  A.     215.  trouyve  fehit  A,      216.  und  solben  iamer  C 
217.  der  fr.  B.         Treade  vr.  na  fr.  C  218.  waot  €.      sineo  B, 

219.  W.  do  zu  himelricbe  ist  B,    220.  Waod  d.  s.  C.     221  f^hlt  B. 
Der  ssDt  m.  her  C.         222.  saidest  C, 


VON  KONRAD  VON  HEIMESFURT.  HW 

scheiden  von  disen  arbeilen, 

hin  da  wir  vröade  dir  bereiten 

unde  uns  nn  vil  lange  225 

mit  lobe  und  mit  sänge 

gegen  dir  bereitet  hän. 

da  soltu  kiineginne  st^n 

in  dem  oberisten  trdne 

mit  zepter  und  mit  kröne,  230 

da  dich  der  herre  D&vit 

kiinftic  sach  vor  maneger  zit, 

also  noch  st£t  geschriben  d4 

'astitit  regina 

a  dextris  tuis/  235 

da  mite  tuot  er  uns  gewis 

daz  duz  diu  kiineginne  bist 

diu  so  wol  bekleidet  ist. 

von  golde  glizet  din  wät, 

diu  maneger  bände  varwe  h&t.  240 

Er  hat  dir,  vrouwe,  her  gesant 
disen  balmen  unt  diz  wize  gewant. 
der  wuohs  im  paradise. 
mit  disem  selben  rise 

kündet  er  dir  den  wären  vride  245 

wider  alle  des  tievels  lide 
und  wider  alle  sine  v4re. 
den  sol  man  vor  der  bare 
tragen  da  man  dich  hin  treit. 

223.  Seh.  von  dirre  clage  Vnd  v.  d.  a.  B,  Von  dier  belt  arb.  C, 

224.  vröade /0A/^  C.  225.  na  AC :  her  B,  226.  nnd  o'^cb  A. 
Gegen  deinem  anfange  C,  227.  gegen  dir /ehli  C,  229.  obro- 
ftten  A.  230.  zeptro  C,  231.  232.  Bei  des  chaneges  zeswen 
selten  .  Da  dieb  6  vor  mauigen  zeiten  .  Der  chunecb  David  chunftiob 
sacb  .  Vnd  daz  an  seinem  salm  spraeb  C.  233.  nocb  fehlt  A.  Als 
wftne  ieh  d.  g.  sta  A,  235  fehlt  C,  236.  Also  t.  C.  237.  da 
die  k.  B,  238.  Den  da  so  bol  gescblait  C.  239.  seinet  gar  C. 
die  w.  B.  240.  manege  varbe  C,  241.  bar  B,  dilz  gewant  C. 
242.  vnd  scbftne  wis  A,  Vnd  disen  palme  her  g.  C.  243.  in 
dem  ßC.  2i4.  m.  dem  s.  C,  245.  So  eh.  C.  dir  fehlt  B. 
den  fehlt  C.  246.  W.  d.  vbeln  t.  l.  C.  247.  W.  ier  bazze  v.  w. 
ier  var  C.     aller  siner  A.     248.  mit  B.     b&re  A,  par  C,    249.  so  B. 


170  MAMAE  HDIMELFAHRT 

daz  snftwize  ^renkleit  250 

soll  du  an  dinem  übe  haben/ 

'ow^,  wer  sol  mich  begraben 

oder  wer  treit  mich  dar? 

werdent  min  die  Juden  gewar, 

si  erzeigent  mir  ir  alten  haz.  255 

mime  sune  ze  leide  tuont  si  daz. 

wan  waere  doch  Johannes  hie, 

den  mir  min  snn  ze  sune  lie, 

unt  der  andern  junger  etlich. 

die  beruochten  swes  si  möhten  mich.  260 

sus  tuotz  leider  ich  enweiz  wer.' 

[er  sprach]  'vrowe,  si  koment  alle  her 

^  dirre  tac  hiule  zerg^, 

unt  dannoch  guoter  liute  m6. 

ez  kumet  euch  da  her  mit  in  265 

der  junge  Benjamin, 

Paulus,  der  bi  niuwer  zit 

von  des  grimmen  wolves  git 

lambes  milte  enpfangen  hat 

und  als  ein  wärer  kempfe  stät  270 

mit  uns  uf  die  alten  6. 

den  gelouben  den  er  6 

so  grimmeclichen  ane  vaht, 

dar  uf  st6t  ganzlich  sin  mäht 

wie  er  den  geveste  nuo.  275 

aaftrait  C.  %^Q.  Diz  C,  sftfse  wi(^  B.  rechhiaid  C,  251.  tra- 
gen A.  Daz  solt  du  anhaben  C.  252.  Si  sprach  anbe  C  253. 
Sprach  div  maget  ald  A.  pringet  C.  254.  Vod  berdent  C.  255.  ir 
fehlt  An  nach  256  hat  A  einen  %utat%  von  6  %eiUn  loh  w&dc  au 

alle  sint  vervarn  Die  mich  soitont  bewarn.  Lebt  aber  ir  deliaiier 
noch  Der  ist  so  verre  daz  er  mir  doch  Ze  enhaineo  statten  mag  ke- 
rnen Noch  le  minen  nSlen  geuromen.  257.  wand  C,  fehlt  A* 
ioch  A,  hie  fehlt  B,  258.  lie.  Vnd  mich  ze  maoter  \m» 
siet.  Vnd  mier  an  seine  helfe  riet  C  259.  ander  ander  B» 
260.  bereiten  B,  chanden  C.  262.  Der  böte  spr.  C.  Ytowe 
fehlt  B.  dir  k.  A,  al  her  A.  263.  h.  d.  t.  B.  noah  b. 
hia  erge  C.  264.  dazae  C.  265.  OQch  fehlt  A.  266.  jnogste  ji. 
von  B.  B.  268.  rezzen  C,  273.  also  C.  gryme  dicke  B,  vraia- 
leichen  C.  274.  her  af  A,  auf  den  C.  sten  A.  na  gar  C, 
all  B.         275.  daz  B.        pesletig  C.        Wie  der  reht  au  getii  A. 


VON  KONRAD  VON  HBümPDirr.  tri 

unser  herre  twiaget  in  i»r  sao 
und  leitet  in  mit  stner  hant.' 
der  engel  mit  der  rede  Terswant. 

Wir  lesen  ein  aitez  msre, 
wie  ze  Jeriutlem  wUent  wacre  280 

ein  wfssage,  Abaeno  genant, 
von  dem  tuot  nns  din  sohrift  erkant, 
des  sul  wir  niht  vergezzen, 
der  bäte  getwom  ein  ezzen 
und  uf  sin  absein  genomen  285 

und  wolte  gerne  sbi  kernen 
näcb  der  werclinte  site 
sinen  snitem  iä  mite, 
diz  was  bi  den  stten  rebt. 
'Abacuc,  w&re  gotes  knebt*  290 

spracb  der  engd  wider  in^ 
*  brink  disen  imbiz  bin 
ze  Babilenje  ik  Daniel  lit 
gevangen  unde  fm  nieman  git 
deheiner  siebte  lipnar/  295 

[er  spracb]  'owA,  berre,  wie  kAm  icb  dar? 
wan  Babilonge  borg  unde  lant 
die  sint  mir  beide  nnerkant, 
wan  icb  dewederz  nie  gesaeb.' 
biz  er  daz  wort  vollenpracb,  300 

bi  dem  wirbellocke  er  in  gevie 
und  saste  in  aller  gAhens  bie 

276.  leitet  B,  derbelt  C.       %n.  txwiairot  B,  |MdwiPg  C.      978.  rede 
fehli  C,  279.  lesent  J.         alte  B.  280.  wiloot  J,  beilo  C. 

282.  bek.  B.      283.  sollen  B.      font.    Der  het  ipetwoera  ain  nnes  C. 

284.  bereit  j^,  g^esoltea  B.        Vod  ipllcb  und  von  proet  ain  moes  C. 

285.  Qsd  bat  de  vf  ain  abselbain  j4.  286.  er  beide  C.  geree 
ftkU  ji.  288.  der  apelse  bas  se  den  eeilen  ait  C.  289.  s&tent  ji. 
V.  baa  der  berehl&ote  reeht  C.  290.  warer  ß,  ffhU  C.  202. 
dilf  eAen  balde  b.  B.  293.  tft  B.  babeloai  ^.  294.  gevaa- 
gea  /§kit  AC.  eogit  B.  295.  eab.  ji.  296.  berre  f&hU  B. 
298.  die  fekU  C,  laider  4,  gar  B.  299.  300  fehUn  C.  299.  ir 
eaw.  ji.  300.  e  er  ^,  ie  v.  spr.  4.  301.  biernloeb  C,  wif^ 
bei  B.  er  ia  na»  4.  302.  in  in  4.  algabeaa  C,  aller  gibi  ji. 
fürte  diaaa  giitea  aian  B. 


172  MARIAE  HIMMELFAHRT 

zuo  der  stat  dA  Daniel  was 

bi  den  lewen  und  doch  genas. 

als  er  Danielen  vant,  305 

'disen  imbiz  h4t  dir  got  gesant' 

sprach  der  wissage  Abacnc. 

noch  sneller  danne  ein  windes  flac 

wart  er  hin  wider  gesetzet, 

daz  er  niht  wart  geletzet  310 

noch  gesümt  an  sinem  snite. 

nach  der  wercliute  site 

schuof  er  in  dannoch  genuoc, 

daz  er  inz  ze  rehter  zit  traoc. 

diz  was  ein  diu  snellestiu  vart  315 

diu  ie  von  manne  gevam  wart. 

Unser  herre  got  der  begie 
der  selben  wunder  einez  hie. 
ez  kam  des  selben  tages  so 
daz  sant  Johannes  ze  Ephes6  320 

selbe  sanc  unde  sprach 
daz  gotes  wort,   nu  wä  er  sach 
einen  engel,  der  in  gäben  bat. 
er  huob  in  balde  von  der  stat 
und  saste  in  schöne  an  allen  schaden  325 

wol  geruoten  für  daz  gaden 
Aä  inne  der  engel  kiinigin 
was,  und  bat  sich  läzen  in. 
und  als  er  sich  genande, 

zehant  si  in  erkande.  330 

diu  tür  wart  gsehes  üf  getftn 

303.    ze    babilonie    B,   io  den    garten  C*  io  was  j4.        da  er  D. 

vaot  C.  304  fehii  C.  vil  wol  geoas  j4.  305  fshit  C. 

300.  dis  efsen  J.  308.  aioes  C.  310.  aie  C,  vad  wart  doch 

oit  s*  ^'  314.  ires  J,  er  ei  C.  fA  r.  zyteo  B,   den  berch- 

llnten  C.  315.  316/eA/eA  C.  315.  tfehftnatn  wart  i^.  316.  ie 
me  g.  B,  317.  got  n.  h.  C,  6erfBhlt  A,  319.  ez  geviel  an 
dUem  t.  also  C.        320.  sant/eA/l  B.  zfi  B,  in  C.  3:^1.  die 

messe  s.  v.  da  spr.  C.  322.  nnd  er  t.  A,  324.  scone  C 

325.  sazzet   io   samfte   C,  326.   bol  gerbten    C ,    gerawet  B. 

327.  dar  A,  inne  fBhli  C,  was  der  AB,  32S.  Da  b.  er  AB, 
sich  fehlt  ß.        329.  330/eA/eii  C,        331.  im  hart  vil  gahes  C. 


VON  KONRAD  VON  HEIMESFURT.  178 

und  er  mit  firöiden  in  veriän, 

wan  si  in  harte  gerne  sach. 

von  in  beiden  Aä  geschach 

ein  grüezen  harte  minneclich.  335 

si  vröuten  dzer  mäzen  sich 

daz  in  diu  sselde  was  geschehen 

daz  si  ein  ander  sollen  sehen. 

dem  herren  wart  dö  kunt  getan 

allez  daz  da  solle  erg4n,  340 

als  si  der  enge!  wizzen  lie. 

dar  zuo  zeigte  si  im  hie 

den  balmen  unt  daz  wize  gewant. 

[si  sprach]  'diz  kleinoede  h4l  mir  gesanl 

min  sun  bi  sinem  boten  her  345 

und  hat  mir  enboten  daz  er 

mich  selbe  welle  gesehen 

£  min  hinvart  sulle  geschehen.* 

Der  balme  vil  bezeichenlich  was, 
der  schein  noch  grüener  danne  ein  gras  350 

oder  iht  daz  gelpfe  grüene  hAt, 
ich  meine,  swenne  uf  gät 
der  morgenstern  vor  tage  fruo. 
dft  gelichte  sich  vil  nähe  zuo 
daz  obz  mit  sinem  glaste.  355 

diu  löuber  an  dem  aste 
widerstiezen  menschen  sehen: 

332.  mit  groezzeo  fr.  C,  gelan  j4,  333.  slarche  j4.  Ain  vreunt 
den  81  y.  g.  s.  C.  334.  gesach  C,  besch.  v/.  336.  Sich  f.  ß, 

«l^r  der  J,  auch  der  C.  mafse  ^,  337.  in  so  lieb  C,  bescb.  J, 
338.  ao  aioaoder  C,        andrü  soltoDt  A.        m&stea  ß,  339.  her- 

reB/aA/#  C.  da  j4C.  340.  als  j4.  do  B.  341.  si  fehlt  A. 
A.  ier  d.  e.  het  vergeben  C.  34!2.   Dar  nach  lie  si  in  sebeo  C, 

3t3.   Ainen  A,  palme  B,  palm  C.  schnewii   A,  die 

b«lten  bat  C.  344.  dizze  C,  fehlt  A.  kleinat  C,  fshlt  B. 

h.  mir  min  sun  g.  A»  345.  bi  s.  b.  fehlt  C.  346.  daz  fihlt  B, 
347.  sehen  C  348.  e  daz  C.  soltu  besch.  A,  349.  —  liehen  A. 
hart  zierlich  C.  350.  rechte  grüne  als  B,  351.  oder  \hi  fehlt  B. 
das  rechte  g.  ß,  gelte  C,  352.  ich  meine  fehlt  ß.  sbenne  C, 
••  des  morgens  AB,         3j3.  des  morgen  fHi  B,  354.  da  mag  ich 

geleichen  zoe  C,  355.  difs  zwige  B,  von  s.  C.         glate  A. 

357.  den  mensen  s.  C. 


174  IfARIAE  HIMMELFAHRT 

s6  rehte  liebt  was  ir  brehen. 

Nu  wurden  si  ander  in  zwein 
ir  dinges  vlizeclicb  enein.  360 

si  enwesten  nieman  vor  der  Uir. 
do  gesamten  sieb  Azerhalp  d4  für 
die  zwelf  ndtgestallen 
von  den  landen  allen 

da  si  wären  zersant.  365 

si  kämen  zehant 
für  daz  hus  alle  zesamen 
und  gruozten  sieb  in  gotes  namen. 
nu  wart  verjehen  da  ze  stunt 
daz  ir  dekeinem  wa^re  kunt  370 

durch  waz  si  w^eren  komen  dar. 
si  sprächen  'bruoder  Paule,  ervar 
durch  waz  wir  sin  gesamenet  bie. 
daz  ist  nu  und  was  oucb  ie 
daz  diu  jungisten  kint  375 

dem  vater  aller  liebist  sint. 
nu  ervar  uns,  trdtgeselle, 
waz  unser  herre  welle.* 
des  antwurte  in  alsus 

der  niuborner  Paulus  380 

'got  hat  mir  siner  gnaden  vil 
erzeigt,  dar  nmbe  ich  niht  enwil 
noch  ensol  deste  vräveler  sin. 
joch  erkenne  ich  wol  die  schulde  min: 

358.  faste  C,  Hechte  B,  was  fehlt  C.  359.  Si  w.  C.  wrdent  j4. 
360.  Alles  ding^es  io  ein  B.  —  leichea  C.  361.  enb.  C,  wüsten  B, 
wissotoDt  /^.  36!2.  idoch  C.  gesameDotoo  j^,  chomen  tet  C,  sich 
fohli  C.  bederothalben  C,  fehlt  B.  365.  366.  zeset.  als  aia 

bint  der  durch  ain  veoster  bet  An  chraeheB  v«d  ao  saus  So  chomen 
die  herren  an  daz  bans  C.  366.  Als  ich  ach  tet  erkant  B,  367. 
368/eA/en  B.  367.  von  i^esicht  C.  368.  si  g^r.  ^4.  369.  Do  j4, 
hie  C.  an  der  st.  C.  37t.  barnme  C.  gesamenot  ^.  372. 
Paulas  ßC,  373.  barnme  C,  sieo  ^.  374.  band  d.  ist 

imer  C.        oucb  fehlt  B,  375.  D.  iemer  din  A.        376.  diu  lieb' 

•ten  A.  379.  in  fehlt  B.  380.  neoporn  C,  naweborne  B, 

prueder  P.  C.  381-384 /e/r/en  C.  381.  er  sprach  B,         mir 

fehlt  B.        gnade  A,         384.  Ich  erk.  w.  A, 


VON  KONRAD  VON  HmUBSPUBT.  I7B 

ir  sult  michs  durch  got  eriAn.  385 

der  minre  wider  in  bAt  geUin 

oder  übte  nie  nibt  getete, 

an  den  komet  dirre  bete«' 

die  berren  wftm  in  gote  yr6 

daz  sin  genäde  an  Panlö  390 

also  volleclichen  scbein. 

si  wurden  unter  in  enein 

daz  si  unsem  berren  bäten 

und  daz  gemeialicb  tAten 

uf  der  erde  ßn  kriuzestal  395 

mit  reinen  berzen  Ane  scbal. 

D6  diz  gebet  ein  ende  nam 
nu  sAhn  sr  wA  gegangen  kam 
J6bannes  zuo  in  dort  her. 
sine  lieben  gesellen  enpfieng  er  400 

als  der  den  andern  gerne  sibt. 
si  sprAchen  'bruoder,  weist  du  ibt, 
durch  waz  wir  hie  gesamenet  sin?' 
[er  sprach]  'jA,  der  engel  künegin 
sol  am  dritten  tage  hinnAn  vam:  405 

der  bevilde  sulle  wir  bewam. 
diz  hAt  uns  unser  herre  enboten 
bi  Gabrielen  sinem  boten.' 
er  fuorte  si  an  den  stunden 
dA  si  unser  frouwen  funden.  410 

der  antvano  wart  vil  süeze: 

385.  m.  sein  C,  et  m.  B.  386.  min  C,  bab  C.  h.  denn  ieh 
g.  B.  387.  ald  vill.  A.  nie  fehlt  C.  388.  dem  enpfelhet  di- 
seu  b.  C,  389.  wrdent  A,  390.  M  fehli  C.  391.  In  so  sroz- 
zer  diemuet  ersain  C.  Z92.  w.  alle  dea  C.  ein  A.  393.  Das 
si  in  mit  eioaader  p.  C.         betten  B.  394.  von  hertxen  deten  B» 

Dn  si  daz  g^ebet  voltaten  C,  395.  396.  Das  er  in  kant  dete  Dnreb 
was  er  sy  do  ges&meot  bete  B,  397.  Da  das  C  398.  na  seebet 
ier  C.  sy  gaben  B,  399.  Sand  1.  C.  dort  fehlt  C.  400.  Dk 
1.  C.  lieben  fehlt  B.  403.  waz  fehlt  B.  barnm  C.  404. 
Ja  bol  C,  405.  diu  a.  A.  an  dem  AB,  ober  den  C.  voa 

b.  B,  bin  v.  C.  406.  pinilde  C,   bevilbte  A,   begrebde  B.         aol 

bier  C.  407.  Das  B,  aUo  C.  408.  Gabriel  BC.  400.  Sj 

singen  B.  410.  fro^'we  B.  411.  Ir  a.  A.  anevank  ABC. 

was  B,        da  a.  C. 


176  MARIAS  HIMMELFAHRT. 

die  miuneclichen  griieze 

giengen  ze  wehsei  ander  in. 

her  zuo  hftn  ich  ze  kranken  sin 

deich  iu  ir  froide  rehte  erbar;  415 

wan  einez  weiz  ich,  da  was  gar 

swaz  ze  vröiden  hoeret 

und  niht  des  vröide  sUeret. 

D6  geschach  in  allen  gähen 
daz  sl  schinbaerlichen  sähen  420 

stau  enmitten  under  in 
von  himel  nnsern  trähtin, 
mit  schoenem  gnioze,  deist  gewis. 
er  sprach  zno  in  'pax  vobis:* 
daz  was  sin  allicher  gnioz  425 

und  tet  in  maneger  sorgen  baoz 
danuoch  do  er  hie  en  erde  was. 
si  gnadeten  im,  als  ich  ez  las: 
'gelobet  sist  du,  herre  got. 
din  genäde  nnt  din  gebot,  430 

din  erbarmde,  herre  trähtin, 
diu  müeze  ob  uns  iemer  sin, 
als  wir  dir  getriuwet  hftn.' 
[er  sprach]  'nd  sult  ir  in  bevolhen  Iftn 
mine  lieben  muoter  sin.  435 

dise  zw£ue  tage  beitent  min : 
an  dem  dritten  kum  ich  selp  nach  ir 

413.  Die  g.  6\  414.  bar  B.  ce  solbeD  freodeu  da  ist  mein  sio  C, 
415.  das  ich  jiB,  Ze  chraoch  daz  ich  die  r.  ervar  C.  416.  daz 
w.  B.        417.  ze  rebteo  ji.         geboett  C.  418.  des  A:  daz  BC, 

419.  Dizze  C,  i%Q,  schioberigen  B,  mensleicheD  C7.  421.  ie 

m.  A,  mitten  C  422.  iunser  AC.  reehÜD  B.  423.  er  gmoste 
si  B.  daz  ist  AB,  des  seit  C.  424.  dtmaek  2  »•iUn  dai  spriehet  also 
icb  es  versten  ehao  Meinen  Frid  snlt  ier  han  C.  425.  Dis  A,  ge- 
wSnlicber  B,  balliger  C.  426.  er  tel  sen  B.  aller  A.         427. 

Do  er  A.  by  in  äff  e.  B^  en  erde  bi  in  w.  A,  428.  dancbeten  C 
429.  sigest  A^  vnd  geert  C.  Lob  sy  dir  bailigei  g.  B,  430. 
waX  fehlt  B.  431.  rnd  d.  A.  erparmang  C,  glite  B.  432.  diu 
/hhU  B.  ger&che  B.  iemer  B,  also  C :  fehlt  A,  433.  dir 

{aus  dieb  gebq/sert)  herre  g.  C,  434.  ir  sallt  neb  B.  sont  wir  A, 
bevolhen  fehlt  C,  435.  M.  m.  enpf.  s.  C.  436.  die  drei  t.  peitel  C\ 
437.  dr.  tage  A.    So  ehmn  ich  C,    selbe  AB,  salbe  C,  her  A,  fehlt  B. 


VON  KONRAD  VON  HEIMESFüRT,  17? 

«ind  nim  si  schAne  zuo  mir, 
alü  ich  R*  des  scboMic  bin.' 
mit  der  rede  scbtet  er  von  in.  440 

Die  herren  leisten  sin  gebot, 
do  erschein  in  unser  herre  got 
an  dem  dritten  tage,  als  er  gehiez. 
unser  frowen  er  sich  bereiten  hiez. 
er  sprach  'muoter  min,  nn  var  445 

vroelich  unde  An  angest  gar. 
min  erweltiu,  kum  zuo  mir: 
min  tjnAn  ist  mit  dir 
gezieret  wol,  des  bistu  wert, 
der  künie  diner  schoene  gert.  450 

din  tugent  die  himel  zieren  sol. 
der  phainze  zimet  din  s^le  wol 
din  niht  bewolienes  dar  in  lät 
und  niwan  den  reinen  offen  stiit.' 
uttser  herre  hftte  an  sich  geleit  455 

daz  selbe  sn^wize  kleit 
daz  onch  ir  der  enge!  brähte. 
von  ir  bette  si  dö  gfthte 
und  viel  en  kriuzestal  für  in. 
[si  sprach]  '  herre  vater,  snn,  ich  bin  460 

din  muoier  unt  din  hantgetÄt. 
swaz  din  gndde  begangen  hat, 
daz  erzeige,  herre,  an  mir. 
mine  s6Ie  bevilhe  ich  dir, 

438.  hia  Z&  mir  B,  439.  des  C,  voa  rehte  j4,  wol  B.  44f. 

DiM  B,  442.  DQ  C.  vor  443  An  dem  dritten  morgen  frik  Do 

kam  er  in  aber  z&  B.  443.  Das  er  sich  schinbSrlicben  (sobinber  B) 
Mben  liez  j4B.  445.  liebe  m.  v.  B,  war  A,  446.  frAleicben 
nmek  446  bin  da  dier  vread  peraifet  ist  Von  anegen  nni  an  disea  fritt  C. 
447«  mina  ^.  nu  chom  C.  448.  band  m.  C.  der  ist  C. 

449.  bol  §es.  C.  450.  scb6na  J,   s6oe  C.  451.  tug^ende  jt» 

462«  pballenz  J,  pfaltze  B,  pflanc  gez.  C.  deiner  t.  bol  C.  453. 
454  umg9sMlt  B.  453.  der  n.  C.  454.  niemen  dan  C.  Die 
4«a  B.  rechten  C.  455.  nran  C,  456.  scb6oe  w.  J,  die 
•Mbeiien  recbchlaid  C.  457.  onch  fehti  C.  458.  dn  C,  fekit  A. 
459.  si  V.  C.  460.  watter  A,  fehlt  B.  und  snn  A,  462.  des  — 
pefannen  C.        463.  ervnlle  C.        464.  enpf.  C, 

Z.  F.  D.  A.  VIII.  12 


178  MARIAE  HIMMBLPAHRT 

daz  du  ir  schaffest  soihe  pflege  465 

daz  ir  iht  Übels  äf  dem  wege 

erschine,  den  si  varn  sol.' 

[er  sprach]  'muoter,  na  weist  da  wol, 

swie  wol  die  valschen  geiste  mich 

erkanden,  si  vergAhtea  sich  470 

dö  ich  an  dem  krioze  erstarp 

unt  dem  menschen  das  leben  erwarp. 

si  kämen  nach  gewinne  dar: 

dA  viel  ez  in  ze  schaden  gar. 

ir  fiirsten  vienc  min  götlich  hant,  475 

in  die  helle  ich  in  bant. 

swaz  nu  der  armen  geisle  vert, 

die  sint  der  kraft  86  gar  beberi 

und  wider  minen  gewalt  tonp 

als  vor  dem  winde  der  sionp.  480 

enmoche,  Uzen  si  sich  sehen: 

dir  enmac  vim  in  niht  farges]  beschehen. 

ich  bevilhe  dine  stle 

der  engel  fürslen  Michahftle: 

der  beleitet  si  mit  der  himel  soham  ;  485 

dft  von  sd  maos  si  wol  gevam. 

vil  liebitt  muoter,  gk  bin  wider 

an  din  bette  und  lege  dich  nider: 

ich  wil  din  schonen  dA  mite. 

du  stirbest  niht  nftob  menschen  site,  490 

465.  saf  ir  sulbeo  pf.  C.  466.  ir  fehlt  A.  graaleichet  an  C, 

467.  deo  C:  da  si  Mb  AB,  468.  m.  du  w.  wol  B,  du  w.  vil 

bal  C.  469.  470  umd  471.  472  umgesiellt  C.  471.  daz  ich  C. 
A7%.  and  fehlt  C.        deo  B.         473.  a.  gebio  C.  47«.  doch  ^ 

viel  C7.  475.  aie  m.  gebalt  erchaot  C  479.  voer  C.  myo  B, 
tteioem  C.  gewalte  B.  480.  biot  aio  at.  C.  481.  an  eor.  C 
lax  seil  dich  C,  Sy  sich  l.  s.  B,  482.  mag  BC.  o.  argea  ▼. 

in  A.        arges  fehlt  C.  483.  eopf.  C.  484.  Miehahel  C,  Ga- 

briele AB.  vergL  »eiUühr(ft  5»  545.  Im  po9Honül  fehlt  #.  128. 
129  an  enttpreehender  stelle  der  nmme,  485.  leitet  B.        der  B: 

den  A,  dem  C,  biaielscben  AB^  engeliscbeo  C7.  486.  ae  asex 
•i  nit  gemache  oaren  C.         487.  nu  ga  A,  ge  B*  Staad  aaf  o. 

ginge  an  dein  peU  bider  C.  488.  leg  d.  an  d.  hettc  n.  B.  Brut 
gemehel  leg  dich  nider  C.        489.  iflenen  C. 


VON  KONRAD  VON  HEIMESFURT.  179 

der  tot  getuot  dir  uiemer  w6 

noch  Uydes  vleischlicher  r^.' 

unser*  vrouwe  zuo  ir  bette  gie, 

den  geist  si  schöne  von  ir  lie 

in  alier  der  geb«re  495 

als  sie  entsUfen  waere. 

Nu  unser  vrowe  verscheiden  ist, 
ir  snn,  unser  herre  Erist, 
der  l^rte  sine  holden 

wie  si  ir  tuon  solden.  500 

er  sprach  'swenne  ir  si  b^abent 
und  ir  ir  reht  begangen  habent, 
dannoch  sult  ir  bliben  hie 
zw6  naht  und  bewachet  sie. 
an  dem  dritten  tage  so  kum  ich«  505 

swes  ir  danne  bitet  mich 
ald  swes  ir  muotet,  daz  geschiht/ 

Nu  ensumden  sich  die  herren  niht. 
d6  was  ein  bare  wol  bereit: 
d4  wart  diu  vrouwe  nf  geleit,  510 

dar  über  ein  pfelle  tiure. 
nu  enlac  doch  diu  gehiure 
niht  einem  töten  gelich, 
als  bi  unser  zit  ein  lieh 

geröwet  uude  gestrecket,  515 

diu  lihte  unsüeze  smeeket. 
die  liute  verhabent  ir  nasen  ouch, 

491.  tut  —  wa  A.  49;^.  r4]  e  ABC.  494.  sehiere  B,  si  vod 
dem  leibe  1.  C,  495.  aa  alle  sbcrade  abere  C.  496.  also  B. 

aaa  ai  aanft  6*.  497.  au  sy  alsost  B.  498.  b.  ibesa  ebr.  A* 

590.  waa  A,        si  sei  peniecben  C,  501.  als  ier  C,         502.  Hm 

irfohU  C.         503.  so  s.  ier  d.  C,        bitein  A.  505.  des  dritea 

Boerireos  O.  507.  ald  A:  aad  Befehlt  C,  bitent  B,  yerC  C. 

908.  bie  s.  C.  509.  da  A.        die  b.  B.  wol  phlt  B.        Ain 

far  bas  da  vil  p.  C,  510.  do  B.  war  A»  Dar  auf  d.  fir.  w. 
f.  C.  511.  daf  aaf  C.  pfeller  Ay  pbellor  B.  512.  aneb  enl.  C. 
Uf  B,  doeb  A,  do  B,  fehlt  C,  513.  dem  t.  C,  514.  als  an  A. 
aaaerB  B,  diseo  C  zyteo  B,  zeiteo  C.  ein  fehlt  C,         515. 

gervkebet  C.  s^i*^^®^  •  vergi,    von    des    tödes   gehüge    190  ff» 

Laekmann  »um  iwein  1334.  5862.    »eiUehr\ft  3,  270.  516.  deu 

leieb  C.        517—520 /eA^n  B.         517.  da  verb.  leot  C.         beb.  A. 

12* 


180  MARIAE  HDOIELFABIIT 

%i  zuDdenl  flürroi  nd  wirrwck, 

daz  der  sacze  saac  deiae 

sin  ibd  smecken  kacaie.  520 

des  was  eobeiii  ndt  lie: 

von  ir  reinem  libe  gk 

ein  als^  snezer  w^, 

er  waer  wol  ieaier  nngiz 

ont  vor  aller  swaere  genesca,  525 

der  in  solhem  smaeke  solle  wesen. 

ir  was  oncb  nibi  entwichen 

ir  Tarwe  noch  erhlicben : 

ir  nase,  ir  wange,  ir  kinne,  ir  niint, 

ir  hiufel  wdren  iä  ze  stonl,  530 

ir  antlitze  allez  samet  gar, 

liebt  ond  wannecUch  gevar. 

D6  huop  sich  ein  vil  siexer  stril 
ander  den  berren  ine  nil, 

welber  den  palmen  trnege.  535 

d6  dubte  si  gefSege 
daz  ez  Paulas  Uele. 
des  antwurte  in  der  sUHe, 
er  sprach  *  leider,  ich  eninagen 
vor  minen  sönden  niht  getragen.*  540 

des  selben  oach  sant  PAter  jach, 
zuo  sant  J6banne  er  dö  sprach 
'lieber  friant  Johannes, 
du  solt  wol  gedenken  des 

daz  got  an  dich  einen  hat  geleit  545 

m6r  treu  unde  8«likeit 

518.  81  enz.  mieren  dapei  u.  maehent  r.  C.  5^.  ».  piter  s.  C, 

521.  byDameo  das  w.  k.  B.        w.  allez  vil  rnnoet  C.  522.  iMDt 

V.  C.  hie  i^.  523.  der  aller  sazziste  bas  C.  524.  er  ber 

Iner  bol  C.  525.  noet  C.  527  — 532/eA/eiiy.  530.  ier 

ehin  Ier  baafel  baro  ier  za  d'  st.  C.  531.  v.nd  ier  lip  g.  C.  532. 
boonichleich  vnd  vol  g.  C.  nach  532  an  ier  sain  rinder  bain  lail 
ToeUD  pilde  rod  toeteo  mail  C.  533.  hie  b.  C.  ein  fskit  B. 

frofser  ji.  535.  wele  A.  palm  C,  536.  deo  reiten  ier 

fenoege  C.  538.  des  berte  s.  C.  539.  enmag  in  A.  5iO. 

ieboldeo  C,  541.  das  selbe  B.  oJteh  fehli  C.  sprach  B. 

142.  lohsnnea  C,  lohaones  B.  jaeh  B.  544.  bas  g.  C.  545. 
Oot  hat  mer  ao  d.  g.  C.        546.  mhr  fehit  C. 


VON  KONRAD  VON  HBIMESPURT.  ISf 

dan  an  unser  dekeinen, 

er  behielt  dich  also  reinen 

maget.  Hl  zuo  bevalch  er  dir 

sine  muoter  maget  und  dich  ir.  550 

du  weist  wol,  d6  wir  sdzen 

bi  im  ze  tische  und  äzen 

und  er  den  antlftz  begie, 

dich  einen  er  zuo  im  gevie 

unt  druht  dich  an  die  brnst  sin.  555 

dö  wart  diu  grAze  liebe  schin 

die  er  dir  tmog  und  iemer  treit. 

ik  trunke  du  die  wisheit 

äz  sines  herzen  brunnen. 

des  er  wolt  nieman  gnnnen  560 

ze  wizzen,  daz  erzeigte  er  dir. 

lieber  bruoder,  da  von  sprechen  wir, 

ob  ez  dir  wol  gevalle, 

so  erteilen  wir  dir  alle, 

daz  ez  nieman  billtcher  tuo,  565 

lieber  Johannes,  denne  duo. 

des  balmen  nnderwint  du  dich. 

Paulus,  min  bruoder,  und  ich 

und  dannoch  zwftne  unser  gesellen, 

die  wir  dar  zuo  wellen,  570 

wir  viere,  so  man  ze  rehte  sol, 

tragen  die  b4re  wol. 

swaz  unser  dannoch  m£re  si, 

die  g£n  mit  zühten  d4  bi 

547«  denae  an  iaas  alre  ^.  549.  enpfalh  C  550.  maget 

JkkU  B.        551.  vnd  da  bier  alle  s.  C.       da  j^,  dae  B.        552.  mit 
im  C.  553.  do  er  C.  554.  einig  ß.        er  «mbev.  C.        555. 

fnute  C         556.  da  C.        dir  B,  der  C.        froiea  C.        557.  dir 
/(Mi  B.  558.  trinke  ßC.  559.  von  «.  h.  pruane  C.  560. 

weite  er  jfß,  fehlt  C.        gönne  C.  561.  zeiget  B.  5611.  Aaf 

die  geaade  rate  bier  C,  563.  Und  ertailn  dier  ei  alle  Ob  es  dier 

bei  geaalle  C  565.  niemans  B.  566.  vil  lieber  firevnt  C. 

567.  paim  anderbinde  dich  C.  568.  m.  br.  P.  C.  569.  Vnd 

daraae  nnser  g.  C.       junger  g.  B,  570.  sben  die  bier  da  w.  C 

erwellen  B.  571.  die  tragen  als  man  s.  C.         57:2.  so  tr.  w.  A. 

Unter  vier  die  par  bol  C.         573.  m.  dennoch  B,        dan  C        574. 
D.  gangen  B,  dient  ji.        saehtiehleiehen  C. 


182  MARIAE  HIMMELFAHRT 

und  leisten  daz  uns  geboten  hdt  575 

der  nihtes  UDgel6net  lät. 

Sqs  hat  der  strit  ein  ende  under  in. 
si  huoben  üf  unt  tniogen  hin 
die  bare  und  sungen  alle  d6 
'in  exitu  Israhel  de  Egypto/  580 

der  salm  ist  mir  ze  swaere 
und  lengete  sich  daz  maere, 
solt  ich  in  gar  endecken 
unt  sinen  sin  voh^ecken. 

doch  bediutet  er  die  vart  585 

wie  diu  israhfilsche  diet  wart 
geleitet  in  ^gyptenlant, 
nnd  wie  din  selbe  gotes  haut 
s6  lieben  nieman  überstreit, 
ern  müeze  von  dirre  arbeit  590 

scheiden  swä  und  swenne  er  wil: 
wan  libes  unde  s6len  zii 
gewalticiichen  an  im  stdt 
s6  daz  ez  nieman  übergftt. 

Nu  si  k6men  von  der  tür  595 

ein  lützel  üzerhalp  ber  für, 
si  begnnden  hcehen  ir  gesano. 
der  engel  stimme  dar  under  klanc 
in  manegem  süezem  döne. 
do  gesähen  si  eine  kröne  600 

ob  der  bare,  diu  was  klAr; 

575.  laiätent  A^    tuen  C.       als  uns  C.       er  qds  AB.       eDpfolheo  C. 

576.  D.  dbain  (piet  C.  577.  Der  str.  b.  ende  C.  579.  s.  so  C. 
581.  dir  A,  psalme  B,  582.  leogerti  A.  ascb  d.  C.  dis  A. 
583.  8.  bier  dem  eodleicbea  6\  584.  voller.  Ay  wolr.  B,  boir«  C. 
585.  d.  geleicbet  er  uns  die  a.  C,  586.  das  beiln  israbel  b.  C. 
587.  erledigtet  C,  Egypio  A.  588.  wie  A:  das  B,  feklt  C. 
589.  0.  8.  1.  C.  590.  er  m.  BC,  591.  swü  «ad  fMt  A.  swcniDt 
o.  war  B.  592.  von  A^  daz  C,  vod  der  sele  A^  v.  leedes  C, 
593.  —  liebe  B.  594.  daz  daz  C.  So  das  er  dut  a.  lat  IT. 
595.  Nn  daz  B,  si  kament  A.  fdr  die  t.  B.  Da  sl  alle  bol 
bio  vner  Cbomeo  ietberlb.  der  t.  C,  596.  wenig  B.  da  f.  A, 
597.  Do  begande  sich  b.  A.  beben  eieen  fang  B.  598«  damit 
cblanch  C.  599.  mit  A.  vll  snfsem  d.  B,  600.  Nu  B, 
saehen  B,         601.  b.  swebeo  A,        rit  elilar  C. 


VON  KONRAD  VON  HEDfBSFUBT.  18S 

die  gelichet  das  boocb  für  war 
dem  kreize  der  umb  den  mine  gät, 
s6  er  in  vollem  scbine  st4t. 

Diu  die  krdne  in  ir  jagende  605 

mit  endcbafter  tagende 
nnt  mit  ganzer  sielikeit 
mit  £ren  trnog  and  iemer  treit, 
die  kroenet  unser  berre  bie 
mit  einer  kr6ne,  daz  nocb  nie  610 

debeines  wercmannes  bant 
list  ze  solbem  werke  vant. 
mit  dirre  krdne  gekranet, 
über  alle  scbocne  gescbocnet 
hat  vater,  sun  unde  trüt,  615 

tobter,  muoter  unde  brät 
berre  scbepfer  unde  got, 
die  din  milwe  nocb  der  rot 
nocb  daz  alter  slizet: 

ir  scbin  An  ende  glizet.  620 

in  der  krdne  diu  bie  scbein 
iä  lac  nibt  golt  nocb  edel  stein, 
pfelle  noch  aide, 
nocb  debein  gesmide, 

ketenen  nocb  strängen:  625 

si  was  an  nibt  gebangen: 
von  ir  selben  si  swebte 
rehte  alsam  si  lebte. 
ez  wären  engel  scbar, 

60St.  gelichte  j4,  g.  ons  C.  004.  sben  er  io  dem  v.  leia  st.  C. 
•05.  ein  die  fehit  A.  605.  606  umg9steüt  C.  606.  chroae  aller 
t«  Cm  507.  m.  eadehaffler  g.  s.  üf.  Mit  ehens  von  aller  s.  C. 

608.  M.  suchten  C.        611.  enk.  A,  61!^.  ae  ehnnct  solhei  bereb 

V.  C.  613-620 /«Aian  B.  613.  der  C.  615.  Ha  v.  A. 

616.  feine  t.  C.  mut  A.  618.  die  mühen  C.  6)1.  an  dler  C. 
da  A.  ersaiD  C,  6^2.  do  A.  Lag  weder  g.  B,  Da  bat 
f«  C.  edel  gestaio  C,  sUin  A.  623.  weder  pfeller  A,  623. 
Wi/9kUn  B.  624.  n.  eokainer  ilahte  g.  A.  625.  626  umgfh 

sUiU  B.  625.  cheteo  n.  trangen  C.  An  ketten  n.  an  Stangen  B* 
626.  auoh  n.  B,        nihten  C.  627.  an  ir  B.        Ob  der  par  si  si 

f.  C        628.  tehone  A,     als  A,  sam  ob  C.      629.  das  C*      et  waa 


> 
f84  MARIAB  HIMMELFAHRT 

die  br4hien  lieht  von  bimel  dar,  630 

daz  den  heilen  tweclicbe 

liuhtet  in  himelriche. 

daz  ist  daz  £wige  lieht: 

des  verteile  uns  unser  trähtin  nieht. 

Der  wec  gie  rehte  für  die  stat  635 

ze  Jerusalem  gtn  Jdsapbat, 
d4  si  sie  iotten  begraben, 
da  wart  ein  michel  not  erbabea. 
d6  der  wünnecliche  schal 

über  alle  die  stat  erbal  640 

von  engein  und  von  Unten, 
'jA,  herre,  waz  sol  diz  diutenT' 
spriichen  die  Juden,  'ald  waz  ist  AäJ 
wir  hän  s6  süezin  canticA 
vil  selten  (mäles  vemomeD/  645 

dö  Seite  man  in,  dA  wsren  konen 
J^sus  junger.    Vaz  went  die?' 
'MarjA  ist  tot:  die  wellent  sie 
mit  grözen  (res  bestaten.' 
*des  ensol  in  nieman  gestaten'  650 

sprächen  die  Juden  under  in« 
'man  sol  ai  s6  vertriben  bin 
daz  sis  iem6r  gedenken  megen. 
man  sol  ir  etlichen  legen 

Ak  er  des  tages  lieht  655 

in  einem  järe  niemtr  gesiebt, 

der  B.  nnwan  e.  J.  nach  630  damit  peleaehteo  sie  Voser 

franen  auf  der  erden  hie  C.  63^.  io  dem  li.  C.  633.  was  A. 

Die  swebteo  also  scbooe  B.  634.  verlaute  se«  u.  herre  C,  Ob  der 
bare  g^leicb  einer  krooe  ß,  635.  Dirre  /4.  636.  fir  1.  A.  ze 
fcs.  B.  637.  D.  mao  sei  solte  C,  woltea  j4,  638.  dt  B, 

bie  C.  doo  j4.  639.  640  fekien  A.  640.  dtrt  aber  C. 

611.  vDd  aucb  C,  6i!2.  mag^  B,  diese  ped.  C,         643.  alt  A, 

oder  C,  fehlt  B,  614.  sos  s.  A,  Dis  siat  s.  o.  C  645.  al- 
tes/eA//  A,  Der  bab  bier  vil  latzel  e  v.  C*  646.  aa  C, 
647.  w6llent  B,  berfoeot  C.  64d.  den  ist  C,  640.  ere  C. 
650.  De  A,  sol  AC,  io  fehlt  B.  652.  waa  A.  sa  ffhlt  €. 
l^elierigeD  also  b.  C.  MI.  si  es  A,  ay  BC.  mftgeo  AC\  654. 
waa  A.  Vod  ier  eil.  C.  655.  dar  da  C,  das  A.  da  ia  der 
saaae  uocb  der  ta|;  B.        656.  oiemer  me  A,  aiht  est.  C        alemer 


VON  KONRAO  VON  HEIMESFURT.  185 

und  werfen  die  bftre  in  ein  hor. 

nu  wol  dan!'  sas  huop  sich  vor 

der  bischof  und  -der  povel  nach. 

in  was  vil  ernstlichen  gAch;  660 

den  sinen  er  dar  nach  rief. 

vil  harte  starke  er  du  lief 

g£n  der  bare  als  ein  tobender  man. 

mit  beiden  henden  viel  er  dran 

nnd  wolte  si  hän  gezucket  nider.  665 

di  habeten  sich  die  herren  wider, 

wan  si  vil  anh6he  wac 

dio  ungebaerde  der  er  pflac. 

Er  bäte  ein  ungehiure  leben: 
an  der  bare  begunde  er  kleben,  670 

als  der  vogel  an  dem  kloben, 
und  von  gegihte  s6re  toben, 
diu  n6t  was  sin  eines  nibt, 
si  muo^ens  alle  haben  pfliht 
die  mit  im  dar  wären  komen:  675 

sie  teilten  schaden  unde  vromen 
geliche,  swaz  er  d4  gewan. 
manger  von  dem  wilden  fiure  bran. 
ir  brach  diu  vallende  suht 

harte  vil  mit  ungenuht.  680 

daz  velt  mit  siechen  lac  beströut. 

ao  g^escbioeo  mag  B,  657.  und  fehlt  B,  io  die  b.  B,  U.  d. 
par  precbeu  C,  658.   wol  d.  dq  A,  65V.  das  p.  B.  660. 

io  ACi  vil  erosl  u.  vil  g.  B.  661.  do  oaber  B.  66).  gegeo 
der  par  vasle  liefe  C.  663.  AU  ein  tobsuechtic  m.  C.  664.  ar- 
■eo  B.  daran  A,  an  C.  665.  er  bolde  —  gesloexen  C.  666. 
eatb.  Ay  hatten  sy  B.  667.  668  fehlen  B.  667.  vil  ringe  C. 

668.  Sin  A,  669.  Der  B,        aogebares  AB,  670.  Nu  peg.  er 

«■  d.  par  C.  671.  AUam  C.  6712.  Von  der  A.  voer  C.  ver- 
lieht C,  yehihle  starcbe  C,  begande  er  t.  A.  nach  t72  Seinem 
Mhe  nie  so  begiscbacb  Band  ei  in  eugestlichen  praeh  C  673.  haa 
deeh  C.  674.  mufseo  es  alle  A,  m.  also  b.  B,  m,  mit  im  h.  C, 

•77.  g.  sbaz  er  da  ere  geben  C,  Ir  not  was  manger  bände  B» 

678.  6en6ge  das  wilde  fore  verbrande  B,  M.  von  vergicbt  haa 
liae  saeh  da  vil  der  cbrumpen  ligen  Vnd  vil  den  liecbt  bas  verzigen  C. 

679.  sen  praeh  den  vngenanteu  s.  C,  Geaftge  brande  die  v.  s.  B' 
oaeh  d.  slarl^e  s.  A>        680.  Do  waz  michel  vngendhl  B,        681.  M. 


IM  UARIAE  HDOf ELPAHRT 

stts  wart  geiroBstet  nnd  gevröut 

swaz  lintes  mit  der  bare  gie. 

noch  stuont  der  bischof  allez  hie, 

unz  der  arme  wol  bevant  685 

daz  er  deweder  sine  hant 

möhte  erloßsen  von  dan. 

d6  rief  er  sante  Pfttem  an, 

er  sprach  *her  P6tre,  ledege  mich! 

gedenke  daz  ich  emerte  dich,  690 

d6  daz  wip  nnd  die  zwtne  man 

dich  mit  schalle  riefen  an, 

du  waerest  Jteü  nndertftns 

d6  schuof  ich  daz  man  dich  lie  gftn. 

nu  hilf  mir  mit  dem  libe  hin/  695 

'daz  taet  ich  gerne,  woltesi  dn  an  in 

glooben  den  ir  da  vienget 

und  äne  schulde  hienget, 

den  disiu  vrouwe  maget  gebar/ 

er  sprach  'daz  gelonbe  ich  gar.  700 

wir  wizzen  die  wftrheit  alle  wol, 

wan  daz  ez  uns  niht  helfen  sol. 

d6  man  in  mit  geisein  vil  geslnoc 

und  Pilatus  die  hende  twnoe, 

do  entsluoc  er  sines  tödes  sich.  705 

d6  riefe  wir  alle  'der  gerich 

geschehe  an  uns  nnd  nnsem  kinden.* 

8.  1.  C,  Lae  d.  v.  m.  s.  J,  wm  ß,  683.  Irate  peider  C  685. 
d.  mudiog^  ß,  des  enpfand  C  686.  er  fehlt  C*  enweder  ^. 
687.  erledigten  C,  688.  raeft  C.  peter  C.  689.  er  spraek 

fehlt  ß,  kerre  AßC.  peter  A,  fehlt  ß.  lidig^e  ß,  erledige  A, 
IcBse  C.  690.  ich  o'^cb  A,  bi  leb  C.  perele  C,   loste  ß, 

591.  69)2.  Do  ih*s  wart  gevangea  Dem  da  noeb  wer  gegaogea  Oo  d. 
w.  u.  der  man  Mit  Dyde  dich  r.  an  ß.  Dort  bei  dem  vener  Da  dai 
beip  der  tver  Pfla  v.  zbene  man  Die  dich  C,  693.  Si  iahen  Aß, 

695.  nn  fehlt  C,  696.  gerne  fehlt  ß.  woltent  ir  ß.  698.  n. 
an  daz  kratze  ß.  in  h.  A,  erb.  C.  790.  her  ich  egelaab  ei 

gern  g.  C.  701.  70!^  umgettellt  C.  hier  w.  alle  bol  C.  703. 
B.  gaselan  A,  m.  geischlen  ß,  fehlt  C*  barit  v.  C  g.  seblfig  ß* 
705.  da  C.  entscbaldigt  ß,  enzoeckck  C.  706.  alle  Ai  ^z  ß* 
Bier  r.  aaeb  alle  geleieh  C.  706.  an  fehlt  C.  107.  bier  Imi- 

der  nn  C, 


VON  KONRAD  VON  HEDfESFDRT.  187 

daz  wir  nu  wol  bevinden. 

wir  haben  ans  selben  so  verfluochet 

daz  unser  dehein  sselde  mochet.  710 

wie  möhte  des  iemer  werden  rit 

der  sich  selben  sd  verfluochet  hat?' 

Dd  sprach  der  heilige  man 
'der  fluoch  klebet  niemer  an 
wan  der  «tffite  daran  bestftt.  715 

swelch  saeliger  sich  toufen  14t 
und  erkennet  got  in  unser  6, 
dem  schadet  dehein  erbsünde  m6.' 
'gndde,  herre,  des  bin  ich  bereit 
ich  gloube  wol  die  kristenheit:  720 

der  mirs  hilfet,  ich  toufe  mich/ 
'meinstu  ez  s6,  daz  tuon  ich.' 
'ji,  mit  rehten  triuwen, 
und  muoz  mich  iemer  riuwen 
daz  ichz  so  lange  h4n  gelin/  725 

'diu  riuwe  sol  dich  wol  yerv4n' 
sprach  sant  P^ter  aber  d6. 
'sit  ich  dich,  bruoder,  als6 
in  ganzer  riuwe  vinde, 

diniu  baut  ich  dir  enbinde  730 

iä  mite  du  gebunden  waere. 
wis  aller  diner  swsere 
lidic  unde  wol  gesunt 
und  ganc  hin  für  an  dirre  stunt. 
den  balmen  den  Johannes  hat  735 

TOa.  selb  C,         709.  dbeiae  B,  eohaia.^.         ger.  C.  710.  ioch 

des  j4,  des  Doeh  sein  C.  iemer  fehlt  B,  711.  selb  JB,  Der 
im  selb  vertäuet  b.  C,  714.  erbet  C.  715.  Naer  d.  C.        d. 

o«eb  J,  do  ione  ß.  siat  C,  716.  sbelber  C  wer  B. 

s«liger/eA^  C,  oucb  s.  A,  717.  nach  v.  C.  718.  sadeat  C 
dbeiae  ß,  enbaine  j4,  sein  C,  niemere  C.  719.  er  spraeb  AB. 
gaade  fehlt  A.  icb  p.  b.  C  721.  mir  es  Ay    mir  sein  C, 

mir  ß.  buire  -~  taufte  C.  1%1.  also  C.  724.  ez  m.  C. 

725.  vertan  C.  726.  Got  sol  din  g^nade  ban  B.  729.  goeten 

reaea  C.  730.  din  —  eotb.  ß.  732.  Na  w.  C.  733.  ledicb  C. 
734.  nad  fehlt  B,  ge  enwecb  C.  735.   bin  voer  da  I. 

gat  C. 


L\ 


188  BIARIAB  HIMMELFAHRT 

iä  er  vor  der  bire  gli 

unde  in  in  den  banden  treit, 

den  nim  und  büeze  disen  ir  leii 

die  d4  geloubet  an  goi 

und  rehte  erkennent  sin  gebot;  740 

die  bestrich  dft  mit,  s6  sint  se  genesen. 

die  aber  iä  wider  wellent  wesen, 

der  enrüere  einen  ik  mit  nibt : 

so  gesibest  du  wol  waz  in  gescbibt.' 

des  was  der  biscbof  vii  bereit.  745 

er  tet  als  im  was  vor  geseit. 

ze  sant  Johanne  er  d6  kam, 

den  balmen  erm  üz  den  benden  nam, 

niht  lenger  er  enlie, 

zuo  den  sinen  er  d6  gie  750 

ik  die  lägen  mit  ungebabe. 

er  wiste  si  ir  irtuoms  abe 

und  ribte  si  Af  der  sxlden  spor. 

er  sprach  in  den  gelouben  vor. 

sweiher  im  den  nich  sprach  755 

und  er  in  mit  ganzer  riuwe  sach, 

als  er  den  ik  mite  bestreich, 

diu  suht  im  sä  zebant  entweich. 

er  machet  si  alle  da  zestunt 

dne  fünfe  wol  gesunt.  760 

die  versmähten  sine  16re. 

des  engulten  si  vil  stre. 

736.  den  palm  den  er  da  bat  C  737.  den  er  vor  der  par  tr.  C. 

kenden  ß,  739.  Ak/ehti  C.  740.  gern  gehalten  C,  741. 

mere  —  vnd  sein  g.  C.  74!^.  Die  dier  aner  widerprnekick  C, 

Die  nicht  gloubig  B,  wellent  fehit  C.  743.  die  JB.  mer  C. 
einen  fehlt  ß.  744.  Dn  g.  w.  ß.         siehst  —  den  g.  C.        745. 

Der  jnde  was  d.  C.  746.  vner  glait  C,  747^750.  Er  nan  den 
palm  vnd  gie  hin  zn  den  siechen  da  die  C  748.  er  im  jiß,  nfter  ^. 
der  hast  ß.  749.  er  do  j4.  751.  do  sy  B.         L.  in  maniger 

nng.  C.  752.  errichtet  C,         siechtnmbes  ß.  753.  754  «ntf»- 

sieUt  C.  753.  meft  sen  an  C.  754.  vnd  sp.  C.  755.  756 

fehlen  C.  756.  Der  er  in  g.  ß,  757.  Sa  zekant  als  er  sen 

p.  C.  758.  da  Aß,         zestnnt  Ä,  Den  not  im  von  dem  leibe 

w.  C  759.  Also  erloest  er  sen  in  cknrzer  stunde  C  760.  ge- 

sunde C.        761.  versmechen  C7,  verspraeben  A,         762.  si  fthU  C. 


< 


VON  KONRAD  VON  HEIMESFURT.  189 

si  lägen  des  gaehen  endes  tdt. 
alsus  verendet  sich  ir  n6t. 

Als  d6  die  Jaden  diu  niaere,  765 

wiez  den  ergangen*  waere 
die  s6  gaehes  erstürben, 
und  jene  daz  leben  erwürben, 
unt  wiez  ir  bischove  ergie, 
vemftmen,  d6  begnnden  sie  770 

sich  in  die  winkel  smucken 
und  von  dem  wege  ducken, 
si  winkten  einander  tongenlich: 
'birg  du  dich  d4,  hie  birge  ich  mich, 
wir  hin  vil  übele  gevarn.  775 

nu  sul  wir  doch  vil  wol  bewam 
daz  wir  iemer  verjehen 
der  wunder  diu  hie  sint  geschehen.* 

Sus  was  ir  schallen  gar  gelegen, 
die  der  bare  solten  pflegen,  780 

die  snngen  swaz  sie  wolten 
und  truogen  als  si  solten 
zuo  dem  grabe  ir  vrouwen, 
daz  k  was  gehouwen 

mit  grdzem  vlize  in  einen  stein,  785 

iä  aller  menschen  dehein 
iä  vor  nie  wart  in  geleit. 
d4  wart  mit  grftzer  schoenheit 
bestatet  der  engel  künegin 
und  wol  behalten  unz  an  in  790 

764.  Sqs  was  v.  diseu  n.  C.  765.  als  fehii  C.  d6  fehle  B. 

▼•raomeD  die  B.  disea  m.  C,  766.  geaislen  w.  C.         wie 

6i  AB,  wie  C.         den  fehlt  B.  767.  das  die  g.  B.         gacli  C. 

768.  vod  wie  AB.  jeneo  A,  die  andero  C.  lebende  B.  769. 
dem  p.  C,  770.  penamen  C,   Alz&bant  B.        d6  fehli  B,        771. 

11%  umgestellt  C.  772.  nicken  B.  773.  si  beleliten  v.  psrgea 
s.  C.  an  a.  A,  —  liehe  A,  774.  Verbirge  du  dick  so  b.  A, 
775.  haben  C,  bant  AB.         vil  fehlt  C.         geUn  C.  776.  Dock 

f.  B,  darunter  C.  daz  v.  w.  B.  777.  niemer  A.  778.  Waz 
kie  Wunders  sei  g.  C.  779.  Nn  B,  fehlt  C.  ier  s.  was  C.  g6- 
den  wol  B.  780.  die  die  B.  781.  s.  do  A.  7S2.  truroten  A. 
783.  unser  fr.  C.  784.  da  e  A.  786.  enkain  A.         787.  dl 

fehlt  C.        w.  nie  B.        788.  Sufs  B.        790.  pc^  .iliret  C, 


*- 


190  MARIAE  HIMMELFAHRT. 

als  unser  herre  got  in  riet 
und  geb6t  d6  er  von  in  schieU 

Diu  wähle  werte  ab  ich  in  sage 
zw6  naht  und  zwftne  tage, 
an  dem  dritten  morgen  froo  795 

kam  in  aber  unser  herre  zno, 
als  er  iä  vor  häte  getAn. 
[er  sprach]  '  nn  snlt  ir  mich  wizzen  Üb 
und  rehte  hoeren  iuwem  vkl, 
Sit  menschlich  reht  begangen  hM  800 

min  liebiu  muoler,  waz  ich  tao 
mit  ir  n4ch  minen  Aren  nuo 
daz  iu  woi  gevaile?* 
die  herren  swigen  alle, 

wan  eine  Simon  Petrus,  805 

der  sprach  für  die  andern  alsas 
'herre,  alwaltender  Krist, 
in  diner  hant  beslozzen  ist 
dirre  weite  nmberinc, 

himel  unt  dar  zuo  ällia  dinc  810 

diu  da  enzwischen  sint  bevangen, 
daz  nieman  mac  erlangen 
die  hoehe  noch  gegründen  nider 
die  wite  für  noch  wider, 

die  lenge  her  noch  dar.  815 

du  weist  ouch  die  gedenke  gar 
des  menschen  6  daz  ai  geschehen. 

791.  als  in  j4.  AU  in  gepot  «.  r.  C,  79^.  anter  k.  do  er  C. 

gebot  io  B.  793.  die  wert  B.  794.  zwn  j4.  795.  des  dr. 

morgens  vil  C,  tage  B.  797.  a^er  fehlt  C.  797.  er  euch  e 
het  B,  er  iie  sich  semperleichen  sehen  C.  798.  ir  alle  nir  ver- 
geben C.  799.  euern  willen  n.  e.  r.  C.  801.  dar  i&  t.  J. 
nhith  B.  803.  vS  d.  j4B,  das  ev  B.  oneh  y  A,  eiiek  al- 
len C  gewalle  A.  805.  nur  C  aioer  A.  send  S.  C. 
806.  Aw  fehlt  C.  sns  C,  807.  owe  alhaltander  C.  Herre 
Tatter  Iku  crist  Ich  weis  wol  das  da  gewaltig  bist  Vber  alles  das  die 
weit  bat  In  diner  hant  beseblorsen  stat  B.  810.  der  b.  A.  dar 
%uo  fehlt  C.  Illia  dia  d.  A.  811.  Dea  da  hast  b.  C.  be- 
waogea  A,  S\%.  Dea  n.  chan  C.  813.  n.  die  tiefe  n.  C,  817. 
bescb.  A. 


VON  KONRAD  VON  HEIMESPURT.  191 

wes  solle  wir  her  über  jehen 

oder  waz  iouc  unser  rät, 

Sit  din  fiirgedanc  verendet  h4t  820 

swaz  man  siht  aid  niht  gesehen  mac. 

vinstri,  lieht,  naht  onde  tac, 

des  h4st  du  alles  gewalt. 

din  gewalt  ist  so  manicvalt. 

waz  wart  den  6ren  ie  gelich,  825 

d6  da,  herre,  untiBtlich 

unde  onlidic  waere, 

daz  du  si  zuo  sagrsere 

diner  heimlicheite  kür 

unt  dorch  die  verslozzen  tür  830 

kaem  in  ir  wingarten 

vor  unde  ukch  versparten, 

da  6  nieman  deheine  vart 

uz  noch  in  erloubet  wart? 

dö  wart  der  zorn  hin  geleit  835 

zwischen  uns  unt  diner  gotheit, 

den  mit  ir  ungehorsam 

unser  muoter  Evft  und  Adam 

an  uns  mit  erbe  briLhten, 

d6  si  din  geb6t  versmähten  840 

durch  des  alten  vindes  rät, 

den  sit  din  werk  erwürget  hat 

an  dem  angel  den  er  verslant, 

dd  er  in  an  dem  kriuze  vant. 

818.  was  ß,  mochte  C.  dämme  C,  dir  ni  ß,  verj.  C. 

819.  ald  j4.  warza  lochte  C.  SütO.  vollende  ß.  S2i.  alles 
das  da  ie  g^esach  oder  g^escheo  toi  C.  823.  24  fehlen  C,  dq/Ur 
stehen  folgende  zeilen,  darzae  weist  da  herre  wol  Vil  manegeo  g^rose 
haiÜehait  Die  da  an  disea  Fraae  hast  g^elait  C.  nach  822  Gar  la 
diaem  geholte  «tat  .  Vod  swc  der  vieroo  sieh  begat  .  Div  elemeata 
eint  ^naot  .  Dis  stat  alles  io  diner  haot  j4.  824.  Vod  hast  es  j4, 
825.  Das  w.  B.  824  856  fehlen  A.  826.  Das  ß,  827.  va*- 
tleblioh  C.  828.  Vod  sy  ß.  segere  B.  829.  hailichkalt 
erehaer  C.  830.  beschl.  ß.  831.  %Zt  fehlen  ß,  837.  ooter 
V.  ß.  839.  Uos  an  pr.  C.  842.  den  ir  baecher  seit  C.  er- 
wilreket  ß.  Den  der  k$rder  sit  erw.  hftt?  844.  in  hangont  C^ 
dich  ß. 


192  MARIAE  HIMMELFAHRT 

der  engel  was  din  golheit,  845 

der  körder  was  din  menscheit, 

die  du,  herre,  an  dich  naeme 

dö  du  darch  uns  in  erde  kaeme 

and  alle  hoßhe  hast  öberstigen. 

soll  dirre  tinre  merz  hie  iigen  850 

und  fulen  in  der  erde 

glich  nnserm  swachen  werde, 

daz  missezaeme  dinem  namen, 

und  waene,  sich  mäesten  schämen 

swaz  heilegen  iä  ze  himel  ist,  855 

iä  si  frouwe  unt  du  herre  bist. 

Sit  duz  wilt  und  ez  werden  sol, 

sd  6ret  ez  dich  und  stÄt  dir  wol 

swä  der  künec  gekroenet  si, 

daz  im  diu  küneginne  bi  860 

gezieret  mit  der  krAne  gt, 

beidiu  sitze  unde  stA 

ze  himel,  dft  sie  künegin  ist 

und  du  aller  künege  keiser  bist, 

daz  si  da  bi  dir  belibe.  865 

gemoche  disem  edeln  libe 

die  reine  s6le  widergeben. 

heiz  si  mit  ein  ander  leben 

iemer  6wecliche 

bi  dir  in  dinem  riebe,  870 

daz  si  uns  ze  dir  gehelfen  mege 

und  mit  ir  güete  hin  gelege 

swaz  ieman  wider  dich  getuo: 

da  ist  uns  nieman  bezzer  zuo.' 

845— 648/0A/0n  C.  846.  Das  k.  ß.  848.  d«  herre  dwek  ß. 

849— 856 /«A/en  ß.  851.  erden  C.  852.  werden  C.  854.  wen 
—  samen  C,  857.  Seit  ez  ist  and  w.  C.  858.  ao  gezint  v.  at. 
ir  bol  C,  861.  noch  d.  ß.  862.  neben  im  a.  863.  da  z.  li.  C. 
vnd  do  ß.  künesinne  j4C.  864.  über  alle  k.  k.  j4.  Und  d« 
ekanech  p.  C,  865.  nn  $.  C,  wibe  J.  867.  reine  ß.  868. 
▼nd  b.  C.  baifse  —  an  ander  j4.  869.  iene  A,  de  ay  ß.  näeh 
870  bliben  iemer  mere  Des  bastu  s^S^Q  >i*  ^r^  ß*  671.  da  ji, 

bin  SQ  C.        87t.  lege  C,  873.  swa  y4,  So  ß. 


VON  KONRAD  VON  HEDÜESFURT.  198 

Der  guote  rät  unt  diu  bete  875 

behaget  im  wol,  wan  er  tete 
des  in  die  herren  bäten, 
wan  siz  mit  triuwen  täten, 
er  gebdt  in  daz  si  naemen  abe 
den  obem  stein  von  dem  grabe.  880 

der  wart  vil  dräte  abe  genomen. 
d6  hiez  er  schiere  wider  komen 
die  s^le  zno  dem  lichamen. 
er  gab  si  beide  zesamen 

und  lobte  ir  daz  si  waere  885 

vor  toetlicher  swaere 
und  vor  allem  herzens6re 
an  angest  iemer  m6re. 

D6  unser  vrouwe  den  t6t 
an  libes  unde  an  s^le  n6t  890 

sd  wünneclichen  überwant 
unde  ir  dar  zuo  wart  erkant 
daz  sie  niemer  erstürbe 
noch  saelde  an  ir  verdürbe, 
der  6ren  vröute  si  sich.  895 

[si  sprach]  '  herre,  sun,  nu  hast  du  mich 
starclichen  ge6ret, 
diu  lop  an  mir  gemfiret, 
Sit  daz  ich  ^wecliche 

bi  dir  in  dinem  riebe  900 

hin  für  iemer  wesen  sol: 
däz  £ret  dich  und  tuot  mir  woi. 
des  si  gnäde  dir  geseit, 
dir  drin  in  einer  einekeit, 

dir  einem  drivaltic.  905 

wis  gnaedec  als  gewaltic 

S75.  876.  Der  rat  geoiel  im  dve  wol  C,  877  ff.  fehlen  B,  877. 
bem  biten  ^.  878.  si  dai  C.  880.  ab  dem  j4.  881.  Da  der 
tb  w.  g.  C.  8812.  saeo  C.  884.  beide  fehlt  C.        885.  trotte 

Mi  C.  887.  sere  C\  889.  Na  C,  890.  ane  —  aoe  J. 

Wt,  ir  voo  got  C  894.  ureud  C.  896.  Vil  groezleieheo  h. 

d.  Bich  C.  897.  sprach  si  herre  g.  C,  898.  Vnd  d.  1.  ^. 

$99—90^  fehlen  C.  901.  hinoan  ^.  903.  D.  moez  seia  ge- 

aalt C.        905.  driuallichait  C.        906.  g.  bis  aod  g.  C. 
Z.  F.  D.  A.    VUl.  13 


11M  MARIAE  HIMMELFAHRT 

aller  diner  hantgetftt, 

diu  diD  rehi  begangen  bat/ 

Ir  wizzet  wol  daz  ein  man 
der  rieb  ist  onde  erkennen  kan  910 

gotes  bulde  und  ouch  ik  mite 
der  weite  pris  unde  ir  site, 
als  ez  dan  under  den  liuten  stÄt, 
ze  rehte  haltet  unde  Ut, 

der  ist  gote  unt  der  weite  wert.  915 

swaz  ^ren  rebtiu  saelde  gert, 
der  bat  er  iemer  sinen  teil 
und  oucb  ze  iungest  daz  beil 
ik  saslden  niemer  ende  wirt, 
d4  wünne  bernde  wiinne  birt.  920 

wan  daz  süeziste  leben 
daz  got  der  weite  hki  gegeben, 
daz  ist  ^lieber  birfti. 
swelcb  saeleger  den  ze  rebte  bAt, 
der  ist  bie  unt  dort  genesen.  925 

genuoge  wsenent  daz  si  wesen 
mit  rebter  ii  des  sint  si  nibt. 
sweder  gemabele  sine  pflibt 
mit  valscben  trinwen  miscbet, 
daz  sint  die  den  erliscbet  930 

daz  liebt  in  der  yinstri, 
unt  die  dft  ze  der  winstri 
vil  jaemerlicben  gestänt, 
so  jene  mit  vröuden  fiir  sieb  g4nt 

907.  90$  fehlen  C;  dejur  Da  hast  tiil  wol  m  mier  feUo  .  Mit  lieb 
ich  überwunden  hao  .  swas  mir  laides  ie  gesach  .  Mit  laid  vod  mit 
an^mach  .  Ist  mir  mit  vreuden  hiog^lait  .  Seit  ich  in  der  ewichair. 
Mit  dir  an  ende  wesen  sol  •  Daz  eret  dich  a.  tuet  mir  wol.  909. 

Nu  w.  C.  910.  bedenchen  C.  911.  ere  C.  ouch  fehlt  C. 

913.  9\A  fehlen  C.  915.  den  leateo  C.  916.  rehte  rehta  j4. 

Mhtn  zuht  rebter  seiden  f;,  €,  917.  918  fehlem  C.  920.  wirt  j4. 
9tl.    Daz  ist  daz  soeniste  u.   daz   pesto  1.  C.  922.  geben  C. 

921.  eleichtn  C,  elicbe  ^.  9:24.  swelcher  die  z.  r.  h.  C.        925. 

«od  fehlt  A.  927.  die  s.  des  A,  928.  swer  der  C.  929.  val- 
•er  liebe  C.  930.  den  da  £7.  931.  vinster  (  :  vintter)  C. 

932.  Das  sint  die  ze  d.  vinstri  A,  934.   Hievor  so  die  aadem  bin 

in  (ent  C, 


VON  RONRAD  VON  HErMBSFURT.  1«5 

die  solher  saeide  waltent  935 

daz  si  ir  6  behaiteal. 

Nu  läzen  dise  rede  bie 
und  grifen  wider  an  die 
die  wir  vor  dirre  liezen  6. 
hie  wil  ein  degen  ze  rehter  ^  940 

eine  maget,  sine  muoter,  nemen. 
des  rkies  mag  im  wol  gezemen 
der  äne  sönde  mitewist 
maget  sun  und  vater  ist. 

wir  suinz  niht  für  baz  schieben  945 

von  diesen  zwein  gelieben; 
wir  suln  iu  sagen,  wer  si  sin. 
ez  wart  joch  an  ir  verte  schin. 
si  enhäten  weder  ros  noch  wagen 
noch  sliien  der  si  solte  tragen;  950 

die  himel  neigten  sich  g6n  in, 
nnd  fuoren  si  in  den  lüften  hin. 
d6  kom  mit  grdzer  hers  kraft 
allin  himeliscbiu  h^rschaft 

zuo  ir  vrouwen  antvange  955 

mit  lobe  und  mit  gesange. 
dö  wart  wünneclich  diu  heimvart. 
der  helle  ab  dö  enzucket  wart 
manic  eilender  gast. 

ir  sldz,  ir  porte,  ir  rigel  brast,  960 

als  oucli  wilent  6  geschach 
dö  si  unser  herre  selbe  brach 
und  manege  söle  erlöste. 

935.  wizze  C.  936.  si  sich  wol  pehaltent  C.  937.  lazze  wir  C. 
939.  da  Mir  sei  1.  d  C.  941.  aioen  C,  fehlt  A.        942.  deo  hei- 

rat  C,  943.  mit  einander  ist  C  94f.  mKgde  A,  der  prader  C, 
watter  A.  945.  sulleo  ez  C,  aont  es  A,  sirbeo  ۥ  946.  fl^ 
leicheo  C,  947.  soul  —  siot  A.         948.  auch  C.        Bs  waa  to« 

himel  voser  tr&btinl  A,  949.  Sie  heteo  ros  C.  950.  so  sl.  A. 

noeh  nicht  daz  seu  mochte  getr.  C.  952*  si  fehlt  A,  Si  voertaa 
sea  C,  955.  za  der  C,  anvange  AC.  956.  mant  hoert  ao  ier 
ges.  C.  957.  aineu  wanneclicheu  haimuart  6'.  958.  aber  A^ 

fehlt  C.  959.  vil  m.  6*.  gaist  A,  961.  ir  o'^ch  da  vor  g.  A. 
962.  got  a.  anfpr.  C.        963.  964  uitige$tellt  t.        963.  da  er  m.  C. 

18* 


196  MARIAE  HIMMELFAHRT 

nu  kom  ern  aber  ze  tr6ste 

mit  siner  muoter  hinverte.  965 

ir  winkel  er  in  bekerte : 

die  scherjen  fluhen  von  ir  pflege 

und  bargen  sich  raste  von  dem  wege 

vor  dem  gewaltegen  der  ii.  kam, 

der  in  gnot  und  6re  nam.  970 

dö  niowete  sich  ir  alter  val: 

der  sälen  ein  vil  michel  zai 

rihten  sich  äf  der  enge!  sM. 

die  sangen  epitalamiA: 

daz  bediutet  h6hia  brAtliet.  975 

als  er  die  armen  d6  beriet, 

also  berite  uns  iemer  mtre 

durch  siner  muoter  ire. 

D6  diz  alsus  ergie 
und  sich  die  zweifboten  hie  980 

von  ein  ander  scheiden  wollen, 
als  sie  von  rehte  sollen, 
und  ieglicher  urloup  nam, 
nu  seht,  wA  dort  her  ilenl  kam 
der  n6tgestallen  einer.  985 

dannoch  was  ir  deheiner 
von  dem  andern  gescheiden  iä, 
*wis  wilkomen,  Th6mA* 
sprächen  si  dd  alle. 

mit  einem  snezen  schalle  990 

enpGengen  si  in. 

si  sprächen  'sage,  wd  w^r  du  hin? 
du  häsl  dich  übel  versümel. 
unser  vrouwe  häl  gerdmel 
dise  well  unde  ist  hin  gevam;  995 

M4.  Sas  C,         er  in  JC.         965.  aoser  fraueo  kaimv.  C.  966. 

die  w.  C,  aber  bel[.  J.  967.  serge  fl.  v.  ier  pflege  C.  v.  den 
wege  j4.  968.  vaste/eA/^  C,  yod  ir  pflege  A  969.  md 

vor  j4.  Da  der  gewaltig  quam  C,  971.  fiebt  C.  91t.  sele 

bvef  der  enget  aal  C.  973.  die  samteo  sieb  le  samde  da  C.  974. 
ir  aAsro  eaatica  J,  975.  Da  b.  j4,  976.  aadero  J.  977.  so  C, 
berat  er  j4C\  979—1096  fehlen  C.  979.  ()  h  A.  984.  «ende 
k.  /4.      986.  eabainer  A,    987.  ven  ain  ander  ^.     99%.  saga  war  A, 


VON  KONRAD  VON  HBIMBSPDRT.  iW 

mit  wünneclichen  engebeharn 

ist  si  ik  bin  geleitet. 

wir  h4teii  si  bereitet 

n4ch  menseben  rehte  in  daz  grap. 

unser  berre  uns  die  gnftde  gap,  1000 

d6  si  dar  inne  gelac, 

als  er,  unz  an  den  dritten  tac, 

do  erkibte  er  si,  daz  sähen  wir, 

und  fuor  er  seU>e  mit  ir 

inz  vröne  bimelricbe.  1005 

du  waerest  billicbe 

gewesen  ze  ir  bevilde. 

du  bist  uns  gar  ze  wibie: 

sw4  wir  sin  dft  bistu  nifat. 

diz  gelichet  sieb  wol  der  gescbibt  1010 

diu  dir  ouch  bie  vor  gescbacb, 

d6  er  uns  den  zwivei  bracb 

nich  siner  urstende. 

siten  nnde  bende, 

fiieze  mit  den  wunden  1015 

vriscb  und  unverbunden 

s4b  wir  unde  erkanden  in. 

er  spracb  "geloubt  daz  icb  ez  bin." 

daz  gloubten  wir  und  waren  yr6. 

berre,  wk  wasre  ebt  du  d6?  1020 

dir  bescbach  d6  rebte  ais  ouob  nuo. 

dar  n4ch  scbiere  lueme  duo 

und  wart  dir  ailez  des  verjeben 

daz  wir  Ak  bäten  geseben. 

des  geloubtest  du  nibt  umbe  ein  bär.' ,  1025 

er  sprach  Mr  sagent  mir  war: 

ich  bin,  leider  mir,  vil  laz. 

doch  vröwet  mich  sin  gnäde  baz: 

er  ist  gnsedeger  danne  ir  sit. 

ir  wizzet  woi  dar  nach  in  kurzer  zit  1030 

daz  ich  in  vor  in  allen  sacb 

1004.  er  fehlt  A.     lOOS.  lo  yb.  A,     1007.  gewere  A,     1008.  vost  A. 
1009.  sint  A,  m4.  des  B,         dft  fshlt  ß.  iWi.  da  aos  B. 

10127.  mir  leider  B.        i(m.  döeh  A,  do  B.        frSwte  B.      1031.  de 


198  MARIAB  HIMMBLFAHBT 

0 

und  daz  er  zuo  mir  eingea  sprach 

"TbömA,  tuo  den  zwivel  hin 

unde  sich  daz  ich  ez  bin. 

reiche  dinen  vinger  her!"  1035 

duo  greif  ich  da  mit  dem  sper 

diu  sile  was  durchstochen 

und  mit  nageln  durchbrochen 

hende  ubd  fiieze. 

sin  gndde  was  s6  siieze  1040 

daz  er  mich  sich  grifen  liez 

und  mich  ez  güetlicheu  hiez. 

do  geloubte  ich  im  und  sprach  aisus. 

"dominus  meus,  deus  mens, 

du  bist  min  herre  und  min  got.*"  1045 

ie  Sit  leiste  ich  sin  gebot 

unz  her  an  dise  stunde 

so  ich  aller  beste  knnde. 

euch  häte  er  alle  mine  wege 

sd  gnsedecliche  in  siner  pflege,  1050 

swar  ich  k6rte,  daz  mir  nie 

an  dekeinen  dingen  missegie : 

ich  worhte  swaz  ich  wolte. 

nu  dd  unser  yroQwe  wolte 

vervam,  als  ir  mir  hint  gesaget  1055 

und  mine  sdmige  klaget, 

swie  ich  mich  zuo  ir  grabe 

uAch  iwern  Worten  versAmet  habe, 

doch  hArte  ich  manegen  säezeQ  ddn 

dß  monte  Si6n,  1060 

und  gesach  da  wünne  Überkraft, 

d6  diu  himelische  hirsohafl 

der  engel  küneginne  enpfie. 

disen  giirtel  si  ir  enpfallen  lie, 

da  mite  ich  ez  erziogen  soL  1065 

ich  io  mit  neb  B.  1032.  A^z  fehlt  ß,  einig  B,  1033.  dineo 
iw.  ß.  1034.  s«lonbe  daz  J,  1035-1042 /«A/en  J,  1036.  do 
iriff  do  ß,  1042.  ez  fßhfi  ß.  j043.  Dia  g.  J,        1056.  tte* 

feli?  klagest  ,4.  1059.  Do  h.  ich  do^ck  vil  n.  yf.  1060.  Vhtr 
dtm  berge  de  M.  8.  j4. 


VON  RONRAD  VON  HEIMESFURT.  199 

Ptlre,  dii  erkennst  in  woi: 

ez  ist  der  da  du  si  mite 

begurtest  n4ch  der  t6len  site. 

si  lebt  nu  schöne  und  h&t  sin  r4t: 

unser  herre  si  bekleidet  hit  1070 

mit  engelscher  ^aete. 

diu  ist  iemer  niwe  und  staete.' 

Dd  er  in  die  wärheit 
mit  Urkunde  h4te  geseit, 

si  sähen  alle  ein  ander  an  1075 

und  sprächen  'wie  got  disen  man 
von  uns  andern  hat  gesundert, 
und  wie  er  mit  im  wundert, 
waz  er  im  saelde  hat  beschert  I 
swaz  er  tuot  od  swie  er  vert,  1080 

s6  kumt  er  uns  doch  zallen  ziten  für. 
da  bi  männeclich  spür 
und  sehe  die  wärheit  äne  zil, 
swen  gol  fürdern  wil 

und  dem  er  ganzer  s«lde  gan,  1085 

daz  der  sich  niht  versumen  kan. 
des  si  gesegendt  sin  name. 
der  so  wildiu  herzen  zame, 
g6n  dem  sich  biegen  äliiu  knie 
ze  himel,  in  helle,  in  erde  hie,  1090 

dem  bevelhen  wir  uns, 
des  valer  unde  des  suns 
unt  des  beilegen  geistes  namen, 
der  uns  brähte  hie  zesamen, 
daz  er  oucb  unser  geleite  si:  1095 

des  helfen  uns  die  namen  dri.' 

Die  zwelf  husgen6ze 
die  wurden  nach  ir  löze 
wider  gesetzet  in  diu  iant 
dar  si  oucb  k  wären  zersani.  1100 

1068.  begurstost  j4,        1075.  s&heo  j4.        1077.  anderao  j4.       1080. 
oder  ,4.         \0S2.  miolichen  j4.  1086.  nib  j4,  1087.  iemer  s. 

a.  ^.       1088.  wilden  j4.        1089.  beiagen  J.       1092.  ratters  —  so- 
aes  ^.       1099.  bin  wider  C\        1100.  da  ir  iesleieber  h  bas  ges.  C, 


200    MARIAE  HIMMELFAHRT  V.  KONRAD  V.  HEUiESFURT. 

und  beschach  daz  in  s6  kurzer  irist 

als  ein  ouge  zuo  geslagen  ist 

und  wider  uf  geblicket  hat 

diz  schnof  von  deme  geschriben  stät, 

als  uns  her  Davit  machet  kunt,  1105 

'ipse  dixit  et  facta  sunt,' 

diz  sprach  er  unde  was  getan. 

er  geb6t  ouch  diz:  daz  muose  ergän. 

Sus  ist  diz  maere  volendel. 
uBser  vrouwe  hat  gelendet  1110 

ze  dem  bimelischen  Stade, 
da  jämer,  s6re  unde  klage 
ftn  ende  niemer  mft  geswirt, 
swelch  saeleger  d4  gesinde  wirt. 

Nu  hilf  uns,  heiligiu  vrouwe,  1115 

die  mit  dem  himclischen  tonwe 
der  heiiiggeist  alsd  beg6z 
unt  doch  ir  insigel  nie  entsidz 
i6  er  ze  muoter  si  erk68. 

diz  was  uns  ein  vil  sseUc  löx.  1120 

von  ir  reinem  übe  vl6z 
ein  brunuen4der  alsd  gr6z, 
der  al  diu  weit  wol  gen6z. 
Sit  dich  nu  gnäde  nie  verdr6z, 
s6  loBse  uns,  vrouwe,  den  klAz  1125 

der  von  des  tievels  rauchen  ddz 
und  mache  uns  aller  der  gen6s 
die  da  bdwent  Abrabimes  schöz 
ald  die  ie  ze  himel  kämen, 
diz  werde  war.     amen,  Amen.  1130 

1101.  Dai  geschach  in  C,  1103*  oder  w.  C*  1104.  Daz  ge- 

soer  C.  1105.  herfehit  C,  1106.  ipse /eA/<  C.  1107.  er 

spr.  ez  w.  %,  C.  1108.  duz  fehlt  C,  Hie  i.  daz  poech  verendet  C. 
1110.  berre  A.  1113.  m^  fihii  C.  1114.  Wol  im  der  da  C. 

Uli  ff.  fehlen  C;  dq/ur  Der  nei  am  oder  reich  .  Dar  waiset  alle 
geleich  .  Amen.  —  Lieb  an  ain  ende  .  leg  dich  za  der  bende.  Ab* 
plie  (?)  dich  der  pei  .  als  lieb  ich  dier  sei. 


aai 


VÜLDOR  —  ULLR, 

Eioe  der  schwierigsten  stellen  im  Beovulf  findet  sich  in 
der  lOn  fitte.  der  junge  heldenmütige  Vedergeate  Beovulf  war 
herübergekommen  zu  dem  Dänenkönig  Hröthgär,  um  ihm  zur 
befreiung  von  der  damahls  weitbekannten  Grendelplage  seine 
band  anzubieten,  der  könig  schenkt  ihm  sein  vertrauen  und 
äbergiebt  ihm  und  seinen  begleitern  die  folgende  nacht  die 
halle,  worin  das  ungeheuer  unter  den  dort  schlafenden  man- 
nen seine  Verwüstung  zu  üben  pflegte,  in  schütz  und  zur 
bekämpfung  des  fürchterlichen  würgers.  nach  der  deshalb  an 
Beovulf  gerichteten  anrede  veriäfst  Hröthgär  in  begleitung 
seiner  leibschaar  die  halle  und  unmittelbar  darauf  heifst  es 
nach  den  ausgaben 

häfdc  cyning  vutdor 
Grendle  togegnes 
svd  guman  gefrugnon 
sele^veard  dseted 
sundor'Vytte  beheold 
ymb  aldor  Dena 
Eoton-veard  dbead. 
diese  lesart  ist  durch  alle  vergleichungen  gesichert. 

Grundtvig  hat  in  seiner  dänischen  nachbildung  unseres 
liedes,  der  Biovulfsdrape,  die  stelle  ganz  fallen  lafsen. 

Kemble  übersetzt  '  the  glory  of  kings  (i.  e.  God),  as  men 
have  heard,  had  appointed  a  hallkeeper  against  Grendel:  he 
observed  bis  peculiar  duty  about  the  prince  of  the  Danes; 
the  guardian  awaited  the  Eoten.* 

Ettmüller  ' es  hatte  der  könige  rühm  (d.  i.  gott) 

wider  Gredeln  gesetzet  des  gadems  hüter, 
wie  die  männer  erfuhren,  mit  machtschutz  umgab  er 
den  obherrn  der  Dänen,  Eotenhut  entbot  er.* 
Abgesehen  von  den  unbefugten  abänderungen  im  urtext 
sind  beide  Übersetzungen  ungereimt,   im  vorangehenden  über- 
giebt  könig  HrötbgAr  auf  eine  feierliche  weise  dem  Beovulf 
die  halle   in  seine  obhut  und  zu  dem  ende  dafs  dieser  die- 
selbe seinem  anerbieten  gemäfs  von  dem  nächtlichen  würger 


202  VÜLDOR  -  ÜLLR. 

befreie ;   und  jetzt,  gleich  darauf,  sollte  gesagt  werden,  gott 
habe  einen  hallwächter  gesetzt? 

Die  angezogenen  sieben  Zeilen  enthalten,  nach  meiner 
ansieht,  die  erwäbnung  eines  früheren  Versuches  gegen  die 
Grendelplage,  wobei  dem  Schreiber  das  wörtchen  wr  in  der 
feder  blieb,     ich  lese  demnach 

häfde  cyning  Vuldor  wr 
Grendle  togegnes^ 
svd  guman  geßrugnon, 
sele-veard  dseted  — 
sundor-nytte  beheold 
ymb  aldor  Dena  — 
Eoten-veard  dbead. 

und  übersetze 

es  hatte  der  könig  den  Vuldor  zuvor 

dem  Grendel  entgegen, 

wie  männer  erfuhren, 

als  hallwart  gesetzet  — 

des  Sonderdienstes  pBag  derselbe 

bei  dem  Dänenfürsten  — 

er  bot  die  lotenwache  auf. 

Nachdem  der  dichter  auf  diese  weise  die  sehr  kurze, 
schroff  abgebrochene  erwäbnung  der  sage  von  der  früher 
durch  den  Dänen  Vuldor  errichteten  lotenwache  vorange- 
schickt,  Tährt  er,  übergehend  auf  das  neue  unternehmen, 
also  fort 

hvru  Geata  leod  u.  s.  w. 

auf  diese  aufeinanderfolge   Vuldors  und  Beovulfs  werde  ich 
zurückkommen. 

Aufser  der  lotenwache,  die  Vuldor  ins  leben  rief  und 
wodurch  er  sich  besonders  bekannt  gemacht  haben  mufs, 
weifs  unser  gedieht  nichts  von  diesem  beiden;  ebensowenig 
findet  sich  eine  spur  von  ihm  in  den  andern  auf  uns  ge- 
kommenen angelsächsischen  denkmalen. 

Dagegen  hat  sich  sein  andenken  in  der  heimat  der  Beo- 
vulfssage  befser  erhallen,  oder  ist  es  nicht  jener  nordische 
Vllr^  bei  Saxo  grammaticus  Olierus? 


VÜLDOR  -  ÜLLR.  203 

Der  name  Ullr*  läfst  sich  schwerlich  anders  erklären 
all  aus  einem  früheren  Vuldr^  das  sich  hinsichtlich  seiner 
biUnng  za  Vuldor  verhält  wie  nikr  (acc.  nik)  zu  nicor, 
und  zu  vulthus  wie  so7ir  zu  sunus,  die  metamorphose  von 
Vuldr  in  IJllr  folgt  gewöhnlichen  analogien  {ulfr^  gull), 
man  stofse  sich  nicht  an  dem  th  der  goth.  wurzel :  die  angel- 
sächsische ,  zeigt  durchaus  auch  d;  und  in  demselben  goth. 
namen,  wie  wir  gleich  sehen  werden,  wechselt  unsere  wur- 
zel mit  den  drei  lingualen. 

Eigennamlich  erscheint  das  goth.  vulthus  nicht  für  sich 
allein,  sondern  als  bestandtheil  im  namen  des  Gothen  und 
römischen  comes  Sigisvulthus  im  lat.  leben  des  Ulfila,  bei 
Angostin  'cum  SigisvuUo\  in  den  fastis  consularibus  Sige- 
vultus,  alias  Stgisvoldus.  —  althochdeutsch  lautet  der  name 
ff^uldar,  in  den  tradit.  Ratisp.  des  Anamod  zum  jähr  834, 
und  bei  JNeugart  301.  als  erster  bestandtheil  der  eigennam- 
lichen  composition  kommt  fVuldar  im  ahd.  oft  vor,  und 
doch  findet  sich  hier  dieses  wort  als  appellativ  so  wenig 
mehr  als  im  altnordischen;  denn  ein  altn.  neutrum  z^ofr  kann 
wohl  unmöglich  aus  einem  goth.  masc.  vulthus  hergeleitet 
werden  (vergl.  gr.  3,  517,  und  Mafsmann  skeireins  178*"). 
im  Heliand  keine  spur  von  diesem  worte,  und  in  dem  angel- 
sächsischen dichlerdialecte  dasselbe  so  häufig  gebraucht '^*.  die- 
ses frühe  in  der  gemeinen  rede  erloschene,  nur  im  angel- 
sächsischen, auch  in  der  prosa,  länger  und  mit  der  ableitung 
vuldrian  fortlebende  wort  bedeutete  glänz,  glorie,  berrlichkeit. 

Ullry  UllaTy  kommt  als  gangbarer  personenname  in  den 
nordischen  denkmalen  nicht  vor ;  wohl  aber  gab  es  einen  kö- 
nigssitz  in  Schweden,  namens  Ullarakr,  fornald.  sog. 

Neben  der  namansform  Ullr^  Ullar^  kommt  auch  Ul- 
bar,  Ulis  vor. 

Wie  sind  aber  die  ortnamen  Ullerslöv,  üllersager, 
Ullersvang  zu  deuten?  an  das  goth.  f^ulthr,  f^ulthrü, 
darf  man  wohl  nicht  denken ;  eher  an  Ull-arr  (aus  f^uldharr), 

*  dabei  an  t///,  wolle,  zu  denken,  wie  es  Fioo  Magoaseo  begeg- 
net ist,  sebeiot  Ucberlicb. 

^  eine  vergleiehang  des  angelsäcbsiscben  und  altsacbsischen  dicb- 
ttrdialectes  wäre  sehr  ioteressaut,  insbesondere  in  bezog  auf  die  ver- 
schiedenes slämme  der  Sachsen  und  ihrer  sitze. 


804  VULDOR  —  ULLR. 

ahd.  ohne  zweifei  fVuldarhariy   das  etwa  im  altfrankischeo 
WultarnUy  episc.  Aarel.  (Hincmar.  anoai.  ad  a.  879)  steckt. 
Nach  diesen   erörteningen  über  den  namen  wenden  wir 
ans  zu  dem  träger  desselben  selbst. 

Die  künde  die  von  im  auf  ans  gekommen  verdanken  wir 
zwei  quellen,  der  j'ngern  und  der  altern  Edda,  nebst  Saxo 
grammaticus.     auch  die  Atla-qvida  erwähnt  seiner. 

Die  ältere  Edda  giebt  uns  nur  anspielungen,  dagegen  die 
jüngere  eine  so  ziemlich  genaue  Schilderung,  'einer  der 
Äsen  ist  Ullr,  söhn  der  Sif,  Stiefsohn  Thors;  er  ist  ein  so 
guter  bogenschülze  und  schneeschuhfahrer  daCs  ihm  keiner 
gleichkommt,  er  ist  schön  von  angesicht,  und  hat  kriegers 
gewandtheiU  ihn  im  Zweikampf  anzurufen  ist  gut*  (Edda 
s.  31  Rask).  die  Skalda  sagt  'die  dichter  kennzeichnen  ihn 
9on  SifioTy  stiipsonr  Thors,  Avndr^,  Boga-ds,  f^eidi-^s, 
Skialdur-äs  (Skalda  s.  105);  und  wieder  'der  schild  ist  in 
der  dichtersprache  Skip  Ullar  genannt*  (ebend.  s.   160). 

Mit  Ullrs  Übertritte  aus  dem  gebiete  der  geschichte  in 
das  der  mythe  muste  sich  so  manches  verändern,  besonders  in 
bezug  auf  seine  herkunft:  er  trat  hier  in  verwandtschaftliche 
Verhältnisse  mit  den  übrigen  Äsen,  der  leibliche  vater  ist 
in  das  dunkel  der  vergefsenheit  zurückgewichen:  wer  mit 
Sif  den  Äsen  gezeugt  weifs  niemand;  da  diese  Thors  firau 
war,  so  wird  UUr  dessen  Stiefsohn  genannt,  wenn,  wie  sich 
weiter  unten  zeigen  wird,  Ullr  der  schutzgott  einer  nordi- 
schen landscbaft  war,  so  dürfte  die  religionssage  oder  ein 
skaldc  des  volksstammes,  um  den  heimischen  Aaen  mehr  zu 
verherrlichen,  denselben  leicht  in  eine  der  ersten  götter- 
familien  eingeführt  haben. 

Hierher  gehört  eine  der  anspielungen  der  altem  Edda, 
in  der  Vegtams-gvida  heifst  es  str.  3 

frettir  savgdo  vorausverkündigungen  sagten 

ttt  feigr  vceri  daGs  dem  tode  verfallen  wäre. 

Ullar  sefi  Ullrs  freund 

einna  theckaztr.  der  aller  theuerste. 

Unter  der  kennzeichnung  wird  Baidur  gemeint,  da  aber 
sefi  afiinis  und  amicus  bedeutet,  so  ist  es  nicht  ganz  ge- 
wiss welches  von  beiden  Verhältnissen  hier  statt  findet. 


VDLDOR  —  ÜLLE.  205 

Die  jäDgere  Edda  lobt,  wie  wir  gehört  haben,  Ullrs 
sehSoheit.  liebenswürdigkeit,  beliebtheit  bei  den  übrigen  Äsen 
imd  dadorch  einflafs  auf  ihre  beschlüfse  dürften  es  sein  welche 
seiner  huld  gegen  sterbliche  so  viel  werth  gaben;  wodurch 
eine  zweite  anspielung  in  der  altem  Edda  ihren  sinn  be- 
kime.  im  Grimnis-mal  str.  41  heifst  es 
UUar  hylH  hefir  Ullrs  hirid  hat 

ok  mtlra  goda  und  aller  götter 

h^err  er  tekrfyrstr  äßtna.  wer  da  zuerst  greift  zum  feuer. 
dab  Mob  alliterationsnoth  es  war  warum  Ullrs  gunst  be- 
sonders hervorgehoben  wurde  glaube  ich  nicht. 

UUr  ist  der  beste  bogenschütze,  sagt  die  jüngere  Edda ; 
läid  nun  wifsen  wir  was  es  zu  bedeuten  hat  wenn  die  ältere 
im  Grimnis-mal  str.  5  singt 
Ydalir  keita  Eibentbal  heifst  es 

tkar  er  UUr  hefir  wo  Ullr  bat 

ter  umgerva  sali.  sich  eine  halle  gebaut. 

Daher  auch  heifst  nach  der  Skalda  Ullr  Boga-ds  und 
f^eidi-^s. 

Ullr  ist  kunstfechter :  daher  Skialdar-äs^  der  die  schirm- 
waffe  gehörig  zu  handhaben  weifs  —  sie  ist  das  attribut  des 
fechtkünstlers.  aus  keiner  andern  Ursache  kann  wohl  von 
ihm  gesagt  werden  d  kann  er  gott  at  heita  i  einvigi. 

Ullr  wird  als  ein  Schneeschuh fahrer  genannt,  dem  es 
keiner  zuvorthat,  skidfar  in  der  jungem  Edda,  Avndr-äs 
io  der  Skalda.  Scböning  macht  den  unterschied  zwischen 
skidi  und  avndur  da(s  jene  (dän.  skies)  nackte  holzbretchen 
(schienen) ,  diese  aber  mit  seehunds  oder  andem  rauchfeilen 
bekleidet  seien.  Stephanius  hat  in  seinen  noten  zum  Saxo 
s.  127  eine  abbildnng  dieser  xylosoleae  gegeben. 

Ullr  war  auch  eisschuhfahrer.  Saxo  gr.  schreibt  im 
dritten  buche,  wo  er  von  OUems  als  nachfolger  Odins 
spricht,  *fama  est  illum  adeo  praestigiamm  usu  callnisse  ul 
ad  traiicienda  maria  osse  quod  diris  carminibus  obsignavis-* 
set  navigii  loco  nteretur  nee  eo  segnius  quam  remigio  prae- 
ieeta  aquaram  obstacula  superaret.'  Saxo  vermengt  hier 
zwei  verschiedene  dinge,  das  eis  (schlitt-)  fahren  und  das 
auf  dem  wafser  gehen,  «'ies  verstand  Ullr,  wie  ich  gleich 
zeigen  werde,  ebenso  gut  als  jenes,    statt  der  jetzt  gewöhn- 


206  VDLDOR  ~  DLLR. 

liehen  Schlittschuhe  von  holz  und  eisen  bediente  man  sich 
finiher  der  knochen  von  pferden  und  ochsen,  und  noch  heut 
zu  tage  kann  man  dergleichen  Schlittschuhe  in  Island  ond 
einigen  gegenden  Norwegens  finden,  diese  art  von  eisschn- 
hen  sind  also  das  os  des  Saxo,  das  freilich  nur  auf  dem  ge- 
frorenen wafser  dienste  that. 

Aber  Ullr  gieng.  wirklich  auch  auf  dem  flüTsigen  wafser 
einher ;  auf  zwei  dazu  eingerichteten  (wohl  mittelst  eines  ge- 
windes  veriiundenen)  Schilden,  daher  kommt  es,  dafs  der 
Schild  in  der  skaldensprache  heifst  skip  UUar  (Skalda  s.  160), 
Ullar  askr^  UUar  kjavlr  (in  einer  Strophe  Eyvinds  Skal- 
dasp. Heimskr.  1,  160.  6,  35.)  —  so  hören  wir  denn  hier  schon 
von  der  Übung  einer  kunst  worin  erst  vor  einigen  jähren  ein 
Schwede  versuche  anstellte,  der  sich  bei  uns  nicht  so  be- 
rühmt dadurch  machte  wie  Ullr  im  alten  norden. 

Dies  das  bild  unsers  Äsen,  in  ihm  ist  die  idee  eines 
vollkommenen  nordischen  atgervimadr  ausgeprägt,  es  giebt 
nicht  viele  wesen  in  der  nordischen  mythologie  bei  denen 
alles  so  zusammen  stimmt  wie  bei  Ullr.  ist  es  ein  wander, 
wenn  Saxo  gr.  den  in  allen  kunstfertigkeiten  so  ausgebilde- 
ten für  einen  Zauberer  ansieht  ?  —  und  der  im  vollen  glänze 
seiner  vortreCflichkeit  dastehende  heifst  Ullry  P^uldor,  f^ul- 
thus,     nomen  et  omen  habet. 

Von  den  thaten  die  der  held  auf  irdischer  lanfbahn  voll- 
bracht wifsen  die  nordischen  quellen  nichts  mehr,  was  Saxo 
von  ihm  erzählt  ist  gewiss  unrichtig  aufgefafst  und  bezieht 
sich  auf  eine  zeit  wo  Ullr  schon  als  As  verehrt  wurde,  er 
berichtet  im  dritten  buche,  wie  die  götter,  die  ihren  haupt-* 
sitz  in  Byzanz  hatten,  den  Odin  wegen  übler  auffiihrung 
seiner  würde  entsetzt  hallen,  und  fahrt  dann  so  fort  'hunc 
(Othinnm)  itaque,  ne  publicam  religionem  exulare  cogeret, 
exilio  mulctantes,  Ollerum  quendam  non  solum  in  regni  sed 
etiam  in  divinitatis  infiilas  subrogavere  .  .  .  quo  denis  ferne 
annis  divini  senatus  magistratum  i^erente  tandem  Othinus, 
diis  atrocilatem  exilii  miserantibus  satis  iam  graves  poenas 
dedisse  visus,  squaloris  deformitatem  pristino  habitu  permn- 
.  tavit  •  .  •  igitur  Ollerus  ab  Othino  Byzantio  pulius,  in  Sue- 
tiam*  concessit;  ubi,  veluti  novo  quodam  orbe,  opinionis  snae 
^^SuBiiam  halte  ich  fdr  eioeo  uraltea  aehreibfohler:  aa  a«U  oboe 


VÜLDOR  —  ÜLLR.  207 

monumenta  restaurare  connisus,  a  Danis  iulerfectus  est.' 
Sazo  beschliefst  seine  erzähluDg  mit  der  bereits  erwähnten 
zanberfabrt  auf  einem  knocben  über  das  meer,  wodurch  un- 
widersprecblich  die  identität  des  Ollerus  mit  dem  Ulh*  der 
Edda  bewiesen  ist. 

Stellt  man  das  bild  Ullrs  neben  das  von  Odin,  so  findet 
man  viele  ähnlichkeit,  und  die  alliteration  ist  vielleicht  auch 
Bieht  zufällig,  die  wähl  zum  erstem  an  die  stelle  des  letz- 
tem ist  die  zwischen  zwei  wegen  ihres  könnens  gleich  be- 
wanderten, aber  zugleich  die  eines  unbescholtenen  für  den 
in  der  öffentlichen  achtung  herabgesunkenen,  ich  sehe  aber 
in  Saxos  darstellung  eine  Verdrehung,  die  der  sch^n  durch 
die  geographischen  angaben  sich  verrathenden  Verdrehung 
religionsgeschichtlicher  zustände  zu  gründe  liegende  thatsache 
scheint  mir  eine  zeitlange  Verdrängung  des  Odincultus  durch 
den  Ullrcultus  einer  gegend  des  nordens. 

Dafs  UUr  wirklich  als  landesschutzgott  verehrt  wurde 
bezeugt  der  schwur  auf  seinen  tempelring,  dessen  in  der 
Atla-qvida  str.  31  erwähnt  wird.     Gudrun  ruft 

svd  gongt  per  AtU, 
sem  pü  vid  Gunnar  dttir 
eipa  apt  um  svarda 
at  solinni  u.  s.  w. 
ok  at  hringi  Ullar. 

Dieser  ring  läfst  sich  durchaus  nicht  als  attribut  erklä- 
ren, bekannt  ist  es  aber  dafs  man  auf  die  tempelringe  im 
alten  norden  schwor;  der  ring  des  tempels  ist  zugleich  der 
heilige  ring  des  gottes  der  darin  verehrt  wird. 

Was  den  erwähnten  tod  Ullrs  betrifft,  so  gehört,  meiner 
obigen  annähme  zufolge,  derselbe  einer  früheren  zeit  an. 
allerdings  stimmt  es  dafs  er  seiner  vortrefflichkeit  wegen  von 
eifersüchtigen  Odinverehrern  erschlagen  wurde,  und,  da  der 
dienst  dieses  gottes  vorzüglich  in  Schweden  blühte,  so  mochte 
Sueita  schon  frühe,  wenn  etwa  nicht  gar  vom  veffafser 
selbst,  geschrieben  worden  sein  anstatt  lutia,  das  doch  al- 
lein zu  a  Danis  interfectus  est  pafst. 

Und  nun  kehrt  die  frage  wieder,   ist  dieser  in  Jätland 

zveifel  lutiam  beiTiieD,  da  Ollerus,  wie  gleich  foln^,  vod  den  DiDen 
«rscblageo  wurde. 


VDLDOR  -^  ÜLLR. 

von  den  Dänen  erschlagene  Ullr  nrspranglich  der  am  hofe 
des  Dänenkönigs  Hr6thgär  in  Sonderdiensten  stehende,  zur 
bekämpfnng  des  nngeheoers  Grendel  verwendete  Vuldor?  ge- 
radezu kann  die  frage  weder  bejaht  noch  verneint  werden; 
doch  scheint  mir  das  ja  mehr  für  sich  za  haben,  es  lag  in 
Voldors  dienstverhältnis  dafs  sich  der  könig  seiner  nur  in  un- 
gewöhnlichen fallen  bediente,  in  fallen  wo  neben  mut  auch 
seltenes  geschick  erfordert  wurde,  dies  setzt  eine  hohe  ans- 
Uldong  in  allen  den  kunstfertigkeiten  voraus  welehe  in  je- 
ner zeit  den  voUendeten  kri^mann  machten  und  in  der  jun- 
gem Edda  au  Ulhr  aufgezählt  werden.  Vuldor  wurde  vom 
könig  Hr6thg4r  mit  dem  unternehmen  gegen  Grendel  be- 
traut, svd  guman  gefrugnon,  —  es  entsprang  davon  eine 
sage:  Vuldor  trat  in  den  kreis  der  nordischen  heldensage. 
and  da  treffen  wir,  wenn  nicht  der  schein  tr^;t,  ihn  zusam- 
men mit  Beovulf  bei  Saxo  grammaticus:  nachdem  dieser  im 
dritten  buche  (s.  46  Steph.)  seinen  bericht  von  OUerut  ge. 
schlofsen,  geht  er  unmittelbar  auf  Bous  (Bid)  über,  in  wel- 
chem allerdings  der  held  der  unserm  gedichte  den  namen 
gidit  stecken  mag;  denn  Beovulf  ist  nicht  der  ihm  bei  sei- 
ner gdmrt  gegebene  name,  sondern  der  ehrenname  den  dem 
jungen  Geaten   bei   der   adoption  nach  vollin^acbter  betreiung 

von  der  Grendeiplage  könig  HrAthgÄr  zum  andenken  seines 
ahnherm  Beovulf  Scilding  beigelegt  hat,  wie  ich  in  einem 
eigenen  aufsatz  zeigen  werde,  —  nur  das  will  ich  hier  schon 
bemerken  dafs  man  sich  irrt,  wenn  man  glaubt,  '  namen  mit 
bi  seien  im  nordischen  ganz  unerhört* :  ein  Biotfr  selbst 
kommt  in  Islands   landnamabok  (Ih.  4  c.  5.  6>  vor. 

Der  verlafser  inseres  gedichtes  befand  sich  im  besitze 
eines  reichen  sagewduitzes :  dafs  er  auf  so  manche  sage  nur 
anspielte  ist  sehr  zu  bedauern,  besonders  in  bezug  auf  die 
von  Hftma  und  Vuldor.  auch  Saxo  wüste  mehr  von  Ullr; 
allein  seine  wunderbaren  kunstfertigfcriten  und  seine  unglaub- 
lichen heldenthaten,  die  ihn  zu  dem  raag  eines  Äsen  erho- 
ben, hielt  er  fiir  Zauberei  und  bedeckte  sie  mit  dem  christ- 
lichen Schleier  der  vergefsenheit.  waa  wir  von  demselben 
näheres  wifsen  ist  durch  nachklänge  aus  der  heidnischen 
religionssage  in  den  Edden  auf  uns  gekommen,  so  kommt 
es  dafs  wir  von  Vuldor,  Ullr,  als  historischer  person  so 
wenig  wifsen,  und  von  dem  Äsen  auf  den  beiden  zoruck- 
schliefsen  müfsen. 

MÜNCHEN.  JOSEPH  BACHLECMNER. 


•  • 


PREDIGTEN  UND  SPRUCHE  DEUTSCHER 

MYSTIKER. 

I. 

Unter  meinen  Sammlungen  zur  herausgäbe  der  deuL 
sehen  mystiker  des  14«  Jahrhunderts ,  deren  baldige  fort- 
Setzung  ich  in  aussieht  stelleji  darf,  befindet  sich  eine 
beträchtliche  anzahl  von  predigten,  tractaten  und  sprächen 
sowohl  genannter  als  ungenau ater  verfaßer,  die,  obschon 
theilweise  von  Wichtigkeit  und  bedeutung,  doch  aus  innerm 
und  äussern  gründen  in  meinem  werke  keine  aufnähme 
finden  können,  ich  gedenke  sie  daher  nach  und  nach  in 
dieser  Zeitschrift  mitzutheilen  und  gebe  fürs  erste  pre- 
digten von  genannten  verfafsem,  die  mit  ausnähme  des 
bischofs  Albrecht  noch  völlig  unbekannt  sind,  sie  stehen 
zum  theil  in  einer  hs,  des  klosters  Einsiedeln  nr  278, 
perg.  \As  jahrh.  quart,  diese  schön  und  sorgfältig  ge- 
schriebene hs.  enthält  in  ihrer  ersten  hälfte  s.  1 — 138 
einen  grössern  mystischen  tractat,  'dis  sinl  die  siben  strAfse 
die  in  got  wisenl,'  aiif  den  ich  später  noch  aus/uhrlicher 
zu  reden  kommen  werden  die  zweite  hälfte  s,  139  —  420 
umfafst  eine  Sammlung  von  predigten  und  sprächen  die 
namentlich  für  die  ausgäbe  des  Eckhart  von  besonderer 
Wichtigkeit  ist,  ich  werde  noch  manches  daraus  mitzu- 
theilen  haben. 

Stuttgart  im  nov,   1849.  FRANZ  PFEIFFER. 

1. 

DIS  HAT  GEBREDIET  DER  IISERWELTE  KNECHT 
BRUODER  ARNOLT  DER  ROTE. 

Unser  herrc  sprichet  'swä  ich  bin  Ak  sol  ouch  min  die- 
Dcr  bi  mir  sin.'  d<\  meinet  er,  bin  ich  in  der  kripfeu  oder 
in  miner  muotcr  scli6zen  oder  an  dem  criuze,  du  sullen  mine 
friundc  bi  mir  sin.     wan  swas  got  lipiich  hat  getAn,  da  sol 

I.  Einsiedler  hs.  s.  31i«  — 4161». 
Z.   F.   D.   A.  Vni.  14 


*' 


210  PREDIGTEN  UND  SPRÜCHE 

ein  mionende  s61e  geistliche    mit  umbe  gän :    wan   grdfser 
minne  bewiset   man  gotte,    das  man  geistliche  mit   inwen- 
diger betrahtunge  unde  mit  löblicher  dankberkeit  bi  gotte  und 
an  gotte  haltet,    dan    ob   mau  lipliche  bi  im  gewesen  wa^re. 
der  mensche  sol   nieroer  uf  gehoeren  bi  gotte  ze  wonende  in 
sinen  erbeiten,   die  er  leil  lipliche   in  der  zil,  6  got*  sine 
s61e  geistlich  mit  ime  uf  irhabe  über  die  zit :  want  als  friunt- 
lich  du  hie  bi  ime  gewesen  bist  in  sinen  noeten,   als6  näche 
soltu  geleitet  werden   mit  bekennende  uudc  mit  minnende  in 
die  triskameren  der    heiligen    drivaltekeit,    das    ist  in   des 
Ewigen  vatters  herze,    der  wise  Jude  Fil6  der  sprach  'herre, 
in  der  mitter  naht  wurde  du  gebom,  s6  alliu  diet  stille  swi- 
gei.'    s^le ,   als6  wirket  got   in  dir  geborn  s6  alliu  ding  in 
itir  als6  geswigen   sint,  das  ist  s6   der  lip  niht  sinen  zins 
heischet^   ('das  ist. das    des   der    lip    bedarf)    unde  so   des 
tievels  gerunge   ist  gelegen   unde  der  weite  gliz  noch  men- 
schen  bilde   dich   niht  irrent,   unde  A&  allen  cr^Aturen  bist 
entwicUen,  als6  das  alliu  bilde  unde  glichnisse  dinem  herzen 
entgangen  sint:  in  dirre  naht  wil  der  himelsche  vatter  sinen 
eiugebornen  sun  geberen  in  diner  s^le  und  in  dirre  stilli  wil 
das  gotlich  wort  zuo  dir  reden.     s6  tuo  dich  üf,   das  du  in 
dich  slindest  das  gotlich   lieht,     swenne  gotliches  lieht  uf  ei- 
nen onertigen  grünt  vellet,   das  g4t   got   an  sin   herze,    ob 
man  das  von  ime  gesprechen  getörste.     s61e,  got  gät  in  dir 
ze  acker,  und    als  mengen  guoten  gedank  oder  gerunge  du 
gotte   sendest,    alsd    menge  veste   garbe'    leist    dd  got  üf 
sinen  wagen,     unde  wifsest,.  mensche,  das  aller  mimte  lieht 
unde  diu   minste  manunge   von   Untugenden  ze  ktrende  und 
in  luterre  wärheit  gotte  ze  volgende,  das  sol  dir  von  gotte 
niht  verlAfsen  werden  Ane  strengiu  urteile  unde  gerihte,  wie 
du  es  ze   frühte  brikht   habest,     unser  berre  der  begert  an 
uns  und  in   gelüstet   das    wir  mit  dem  riehen  man  unsem 
Stadel  witern^,   Aü  wir  den  gollichen  (geist)  inne   behalten 
mügeu,   das   ist,    s6   du   wol  gctorst  understftn  gröfsiu  ding, 
das  ist  pine  des  herzen,   armuot  unde  versm6chuisse ,   unde 
ze  nihtc  werden,    sich,  har  an  solt  tu  dich  versuochen  wie 
vil  du  des  dur  got  liden  mäht,    es  ist  gar  guot  ze  snikende, 
s6  man  gemechliche  sitzet  unde  den  liten   lise   ziuhet,   und 

1)  gotte        2)  bufcbet        3)  g|«be        4)  wittern 


DEUTSCHER  MYSTIKER.  211 

aber  den  grünt  des  herzen  nieman  gerüeret  hat.  wifsent, 
dA  ist  noch  kleine  bewerter  wärheit  inne;  want  alle  die 
wile  sA  (da)  dich  selben  an  dir  selber  niht  versuochest,  s6 
muost  dA  iemer  m6  in  eime  betrogen  wäne  sin  unz  an  den 
tot,  das  dd  niht  enweist  was  du  dur  got  liden  mäht  oder  niht. 
A  w^ie  ist  es  s6  guot,  die  hende  zesamen  ze  legende 
ande  ze  sprechende  'hilf,  herre  got!  gnäde,  herre  gotT  da 
mit  ist  es  niht  genuog.  du  solt  dich  selber  an  dir  selber 
versnochen,  als  diu  s^le  an  der  minne  buoche  sprichet.  si 
sprach  'ich  habe  in  gesuochet  dur  die  naht  den  min  sAle 
minnet.  ich  wart  us  gezogen  unde  zerslagen  unde  verwunt/ 
das  was,  d6  si  sich  selber  an  ir  selber  bette,  nu  wol  dan!  . 
ich  wil  ouch  versuochen  was  ich  an  dir  habe,  mensche,  sd 
dA  dich  versuochest  an  den  crAAturen,  was  dA  ir  dur  got' 
lAzen  unde  versmAhen  mäht,  und  an  dir  selber,  was  dA 
dur  got  tuon  oder  liden  mäht,  dar  nAch  soltu  dich  versuo- 
chen an  den  engelen,  wie  vil  du  dich  den  geliehen  roaht, 
unde  solt  schouwen  was  si  hAnt  von  gnaden  oder  von  nä- 
tAre.  reinekeit  habent  si  von  gnAden,  aber  got  schouwen 
ande  sich  gottes  genieten  das  habent  si  von  nätüre.  dA 
soltA  dich  nA  bilden.  dA  von  sprichet  unser  herre  'mich  ge- 
lüstet eines  niuwen  stuoles.  ich  hAn  gesefsen  in  minen 
brinnenden^  Seraphin,  in  minen  sangherzen,  die  dA  singent 
sanctus,  sanctus,  sanctus.  s^le,  nA  wil  ich  minen  stuol  en- 
mitten  in  dich  setzen.'  enkein  zwivel  ist  des,  wenne  diu 
sAle  ze  voller  Wirtschaft  wirt  gesetzet,  das  ist  in  gotlichem 
liebte  zuo  gotlicher  süeze,  unde  stürbe  der  mensche  in  der 
stunde,  er  füere  Aue  wise  ze  gotte  unde  füere  under  SAra- 
phin.     das  uns  das  geschehe,  des  helf  uns  got.     Amen. 

U. 

DER  GiSELER. 

Unser  herre  sprichet  in  dem  ^wangelid  'das  ist  Awig 
leben,  das  man  dich,  vatter,  bekennet  einen  wAren  got  unde 
JAsum  Krislum,  den  du  gesant  h^st.*  die  meistcr  kriegent 
wider  einander,  obe  Awige  saelikeit  mAre  lige  an  dem  werke 

1)  brioDen 

II.  Einsiedler  ht.  t.  \97>^\9b^. 

14* 


212  PREDIGTEN  UND  SPRUCHE 

des  willen  oder  an  dem  werke  der  Vernunft  oder  in  beiden 
gelich  oder  in  eime  alleine,  (mir)  ist  wol  wifsenllich  das 
etliche  mcister  sprcchcnt  das  ^wige  sxlikeit  mftre  lige  an 
den  werken  des  willen  denne  an  dem  werke  der  Vernunft, 
nein,  also  cnist  es  nihl,  want  wille  giufset  sich  &s  unde 
vernünftckeit  diu  nimct  in  und  enpfAhet  unde  behabet,  krieg 
kumet  von  zwein  dingen,  das  eine  ist  von  frevele,  unde  den 
ist  niht  ze  losende,  den  andern  kumet  er  von  kranken  sin- 
nen, das  si  niht  vollen  lieht  habent  noch  eine  frige  ver- 
Bnnllt  unde  Ufsent  sich  binden  mit  kranken  banden,  unde 
der  ist  wol  ze  losende. 

Die  kriechschcn  ^  mrister  und  unser  heiligen,  die  grAfsen, 
den  ich  aller  best .  geloube ,  die  sprechent  das  diu  näturc 
unde  der  kerne  der  sa;likeit  lige  an  den  werken  der  Ver- 
nunft, unde  sprechent  'das  werc  des  willen  ist  ein  eigen 
zuoval  und  ein  zuohalt.'  als  ein  meister  sprichet  'es  ist  des 
menschen  eigen  das  er  lachet;  das  hAt  er  vor  andern  tic- 
reji/  das  ist  ime  wol  cigenlich  ;  sin  nätüre  enist  (es)  niht, 
es.  ist  ein  zuoval.    als6  ist  dem  willen  zuogeeigent  sin  werc. 

Nu  kumet  der  meister  dem  ich  geloube  vor  allen  mei- 
stern, des  pers6ne  ein  ist^  in  der  gotheit,  des  s61e  s%li- 
keit  nihl  bedarf  noch  ir  nie  gedarpte,  des  bekautnisse  ein 
ist  in  der  (wisheit?),  der  alles  das  bekante  das  von  gottc 
(ze)  bekennende  ist,  unde  der  sprichet  einvaltekliche  'das 
man  dich,  vatter,  bekennet  einen  wAren  got  unde  den  du 
gesant  hast,  J^sum  Krislum,  das  ist  das  ^wige  leben.'  bar 
zuo  bedarf  man  weder  geziuge  noch  eide.  wen  diubtc  nu 
biliich  das  man  nseme  der  heiligen  wort,  Kristi  rede  mitte 
ze  bewahrende?  mc^r  mit  Kristi  Worten  sol  man  bewahren 
der  heiligen  wort,  doch  mag  man  wol  nemen  der  heiigen 
wort,  ze  erkennende  Kristi  wort,  krankiu  baut  diu.^  bin- 
dent  kranke  sinne,  diu  in  doch  kleine  waeren^,  ob  man 
liebte  sinne  ha^te.  das  irrste  bendelin  das  si  irret  das  ist 
das  si  sprechent,  der  oberste  enget,  der  di\  Seraphin  ge- 
nant ist,  der  brinne  unde  lebe  in  dem  brande  der  minne; 
unde  dA  von  sprechent  si ,  si  sin  aller  nahest  gotte.  hie 
mitte  wellent  si  bewu'ren  das  der  kerne  der  sselikeit  mi^r 
lige  an  dem  weike  des  willen  denne  an  dem  werke  der  ver- 

1)  kriescbeo        2)  enist        3)  kraocbe  b.  die        4)  wereot 


» 


.^ 


^ 


DEUTSCHER  MYSTIKER.  213 

nunft.  die  bendelin  zerbrechen  wir  mit  diser  rede  das  wir 
sprechen  das  den  engein  dise  namen  nihl  eigen  sint :  er  ist 
in  ein  zuoval,  den  namen  hAnl  si  von  irme  verdienende. 
liebi  verdienet  den  lön,  aber  vernunfl  enpfähet  den  16n. 
die  engele  habent  ouch  verdienet  ir  lön  in  eime  ougenblicke. 
hie  von  hant  si  den  namen;  er  hoeret  zuo  ir  nälüre  niht. 
si  endürfen  sin  ouch  niht,  wir  bedürfens.  hie  ist  das  ben- 
delio  zerbrochen  liehlem  sinne,  die  noch  gebunden  wosren, 
den  nemen^  ein  ander  helfe.  Dionysius  sprichet,  das  eitf 
ordenunge  si  in  allen  dingen,  das  ie  das  oberste  des  under. 
ime  ist  rüeret  mit  sime  nidersten.  nu  rüere  Sßraphin  (das) 
niderste  gottes,  alleinc  da  niht  niden  si  nach  siner  wise; 
want  die  persöne  gelich  6wig  sint.  mßr  nach  unserre  wise 
s6  ist  der  heilige  geist  diu  leslc  persöne ,  iedoch  ^  an  der 
wärheit  so  ist  si  diu  mittelste,  want  er  üs  giufset  als  ein 
leben,  hie  von  haut  S^raphin  den  namen ,  das  er  aller  nä- 
hest rüeret  den  heiligen  geist,  der  ein  leben  ist.  Dionysius 
sprichet  das  enkein^  ding  s6  glich  si  gotlichem  werke  als 
das  fiur.  want  dan  der  heilige  geist  ein  iiur  ist,  unde  want 
der  Söraphin  ^  aller  glichest  ist  dem  heiligen  geisle  der  ein^ 
fiur  ist,  unde  want  si  in  rüerent,  hie  von  hänt  si  den  na- 
men.    hie  sint  diu  bendelin  zerbrochen. 

Was  ist  saelekeit?  das  ist  ein  enpfAn  und  ein  innemen 
oder  ein  besitzen  des  obresten  guotes.  ein  meister  sprichet, 
diu  einunge  si  groefser  von  der  liebi  in  dem  Ewigen  lebende 
denne  diu  einunge  der  vernunfl;  want  diu  einunge  zucket 
in  sich  ein  glichnisse  des  das  si  bekennet  und  ir  genüeget. 
si  cngert  nihl  mftr  ze  sinde  denne  in  dem  glichnisse.  mftr 
'liebi'  sprichet  er,  *wil  ein  sin  mit  irme  beliben.' *  Ich 
spriche  aber  das  des  niht  cnist;  want  diu  liebe  giufset  sieb 
US,  uttde  diu  vernunfl  nimet  in  unde  wirt  luterliche  ein  mit 
dem  das  si  bekennet.  —  das  ander  das  die  meister  spre- 
chent,  daz  diu  minne  mßr  eine^e  in  dem  Ewigen  leben 
denne®  Vernunft,  das  ist  «las  si  sprechent  das  diu  minne 
werde  geeigenet  nAch  sinesheit  ^  unde  niht  nach  irsheit. 
mfer  vernunfl,  sprechent  si ,  werde  gecineget  nach  irsheit 
unde  niht  nach  sinesheit.    unde   Ak  von   sprechent  si  das  diu 

1)  namen  2)  edoch  3)  enkeing  4)  den  S.  5)  g?e- 

lieben?        6)  deone]  der        7)  senesb 


214  PREDIGTEN  UND  SPRUCHE 

einuDge  groefser  si  nach  siiier  wise  denue  nach  der  crMlure 
wise.  dis  enist  zemäle  niht  war.  unser  besten  meister 
sprecbent,  roinne  werde  geeiniget  nach  irsheit  aber  Ver- 
nunft werde  geeiniget  nach  irsheit  und  oucb  nach  sinesheit.  — 
das  dritte,  das  si  sprechent  minne  das  si  ein  einende  kraft, 
diu  dk  einet  den  der  dA  minnet  mit  dem  das  er  minnet 
nnde  meinet,  das  si  alzemäl  ein  werde,  seht,  dis  enist  ze- 
mäle  als6  niht.  minne  diu  enmeinet  des  niht,  (es)  ist  ir 
nätüre  niht  noch  enist  in  si  gepflanzet  niht;  si  enmag  es 
niht  gewellcn,  want  s6  müeste  si  ir  wesen  verlieren  unde 
des  enmeinet  minne  niht.  minne  diu  meinet,  das  das  guot 
das  der  hat  der  da  liep  geliabet  ist,  das  das  gemeine  werde 
mit  dem  der  dA  liep  gehabet  ist,  und  alzemäle  darinne  ge- 
eineget  werde,  seht,  dis  meinet  minne.  aber  Vernunft  diu 
enmeinet  weder  ir  noch  ime,  mftr  si  wirdet  genzliche  ein 
mit  dem  das  si  bekennet.  —  das  vierde,  das  si  sprechent 
das  minne  werdcr  si,  das  nement'  si  von  einem  meister, 
der  sprichct  das  an  allen  dingen  diu  d4  sint  äne  gewer- 
dende bebalte  das  leste  ende  mt^re  adels  denn  das  4nebe- 
^in.  seht,  das  ist  wol  wAr  an  den  dingen  diu  in  der  zit 
sint.  dis  ist  aber  von  gnAden  dA  wir  nd  von  sprechen,  hie 
von  wil  dirre  meister  dise  rede  alsus  haben,  das  diu  einunge 
groefser  si  der  minne  denne  vernunftekeit.  wan  das  be- 
kantnisse  vor  g^t  unde  diu  minne  nAcb,  d&  von  si  diu  minne 
nach,  des  si  diu  minne  edelre  und  einege  mft  dan  vernunfte- 
keit. seht,  das  ist  wol  wAr  das  minne  nützer  ist  in  disem 
lebende,  want  si  verdienet  den  16n.  m6r  vernünftikeit  in 
dem  Ewigen  leben  enpfAhet^  den  lön.  hie  sint  diu  bendelin  ^ 
zerbrochen  liebten  sinnen.     Amen. 

1)   Deimeot        H)  enpfant        .3)  bcndelin 


♦ 


DEUTSCHER  MYSTIKER.  215 


III. 
BISCHOF  ALBREHT. 

1. 

Disen  sermön  hat  gesprochen  bischof  Albreht.  er  töret 
uns  das  wir  alle  wege  ein  sehen  *  heten  in  uns  selber ;  wan 
(wig  leben  sullen  wir  in  uns  selber  besitzen,  unde  das  be- 
waeret  er  uns  mit  den  besten  meistren,  unde  swer  ^wig  le- 
ben in  im  selben  besefsen  hat,  der  hat  in  ime  selber  alle 
tage  ein  niuwc  himelriche  ie  uiuwe  und  ein  ^wige  niuwe, 
und  in  dem  Ewigen  niuwcn  sol  er  fu'rwert  g^n. 

An  dirre  selben  predie  sprichet  bischof  Albreht  das,  'ein 
ei,  dur  got  gegeben  die  wile  der  mensche  lebet,  das  ist  ime 
nützer  in  dem  (Ewigen  lebenne  dan  ob  er  nach  sinem  t6de 
ze  sinem  s^lgera^te  ga^be  ein  münsler  vol  goldes/  er  sprach 
m6  *W8ere  alles  das  eines  menschen  das  got  ie  geschuof, 
und  gaebe  das  alles  an  sinem  tdde  dur  got,  das  wsere  im  an 
Ewigem  Idne  nihl  als  nütze  als  ein  almuosen  dur  got  gejj^ 
ben  bi  lebendem  libe.'  er  sprach  m&  'das  wir  den  vergeben 
die  uns  beswserent^  an  libe,  an  guote,  an  ^ren,  das  ist  uns 
nützer  dan  (ob)  wir  giengen  über  mer  und  uns  leitin  in  das 
heilig  grab.'  er  sprach  m6  'das  wir  lieb  und  leit  in  ordeu- 
licher  d6müetekeit  enpfän  unde  das  wir  erkennen  das  es  jein 
gottes  gäbe  ist,  das  ist  uns  nützer  dan  ob  wir  alle  tage  ei- 
nen wagen  vol  birkiner  riser  üf  unserm  ruggen  zerslüegin.' ' 
er  sprach  '  ich  weis  wol  das  ich  ein  guoter  pfaffe  bin ,  unde 
waeren  alle  diu  buoch  verbrant  diu  in  der  alten  und  in  der 
niuwen  6  ie  geschriben  wurden ,  ich  wolde  üs  mines  herzen 
künsten,  die  ich  von  gölte  enpfangen  hän,  die  heiligen  schrift 
widerbringen ,  unde  wolle  si  bas  ordenen  danne  si  nü  geor- 
dent  si,  iieze  mich  got  leben  dekcine  wile.  doch  sont  ir 
wifsen  das  ich  wolle  sin  der  minste  mensche  in  Krist6  der 
ie  geschaffen  wart,    w^olt  ich  frAgen  nach  guoter  pfafbeit,  sÄ 

in,  1.  Einsiedler  hs,  #.  J^99»  — 301«.  1)  sechen  %)  begve- 

penl         3)  die  stelle  er  sprach   bis   wile   ist  von  einer  spätem  hand 
{wol  als  ketzerisch)  durchstrichen,  aber  doch  noch  zu  lesen. 


216  PREDitfTEN  UND  SPRüCHfE 

woU  ich  ze  Paris  fragen,  wolle  ich  aber  fragen  nach  gol- 
licher  heimlicheit ,  s6  wolle  ich  fragen  nach  dem  ermesten 
menschen  den  ich  iene  funde ,  der  mit  willen  arm  ^  wa^re ; 
seht,  den  wolte  ich  fri^gen  nilch  gotlicher  heimlicheit.  man 
liset  in  dem  heiligen  ^wangeliö  das  ein  jungeling  fragte  umb 
ein  vollekomen  leben,  do  antwerte  im  Rristus  unde  sprach 
'halt  diu  zehen  gebot.'  d6  sprach  er  'das  hän  ich  getan  alle 
mine  tage.'  dö  sprach  Kristns  'wiltü  volkomen  werden,  so 
verkoafe  alles  das  du  hast  unde  gib  es  den  armen  unde  volge 
mir  nach/  wir  mügen  gerne  Idfsen  umbe  das  oberste  das 
niderste ,  unde  das  muos  sin :  das  bat  uns  Kristus  bewert 
mit  disem  jungelinge.  er  sprach  ouch  'wifsent  das  sit  diu 
menseheit  Kristi^  ein  sumenisse  was  sinen  jungem,  sd  wifsent 
das  uns  alles  das  hindert  uuserre  nsehsten  sselden  das  crM- 
tiure  heifsen^  ^^S'  ^^^  bewahret  uns  got  selber  da  er 
sprichet  'läfsent  die  l6len  begraben." 

2. 

Bruoder  Albreht  der  predier  bischof  der  kom  zu  einem 
mdle  in  ein  frouwen  kl6ster  sins  ordens.  d6  bäten  in  die 
frouwcn  das  er  ein  guot  worl  seile,  dö  seite  er  in  dis 
unde  sprach  'alse  dicke  der  mensche  einen  muotwillen  dur 
got  It^l,  swie  kleine  er  ist,  niuwen  ein  üppig  wort  oder  ein 
üppig  sehen ,  also  dicke  so  enpfäheslu  got  geistlich  in  dine 
s^le,  alse  gewa;rliche  als  in  der  priester  liplich  enpfäbet  ob 
dem  alter.' 

Er  sprach  ouch  ein  trostUch  wort  den  siechen.  's6  der 
mensche  siech  ist,  s6  dunket  in  des  das  sin  leben  unnütze 
si  vor  gölte,  wan  er  sich  niht  mag  üeben  an  gebette  und 
an  anderen  werken ,  s6  sihel  sin  siechtage  unde  sin  bege- 
runge  tiefer  in  die  gotheil  denne  zehen  hundert  gesunder.* 

Dirre  selbe  herre  helle  die  gewonheit  das  er  sich  gar 
flizekliche  beval  in  ander  liule  gebet,  dö  wart  er  zc  einem 
male  gefrägct,  war  umbe  er  ez  la;le.  d6  sprach  er  'es  ku- 
ment  vier  nütze  dem  menschen  dii  von.  der  ßrste  ist,  solle 
der  mensche   des  ga;hen  lodes  sterben,  des  überhebet  in  gol. 

1)  aro         2)  xpc         3)  beiseo. 
\\l,2.  Einsiedler  hs,  s.  329*  — 330*. 


DEUTSCHER  MYSTIKER.  217 

das  ander  ist,  solle  der  mensche  vallen  in  houbelsüude,  dar 
vor  behüetet  in  got.  das  dritte  ist  das  im  gel  drizig  jär 
fegefiures  abe  nimet.  der  vierde  nutz  ist  das,  solte  der 
mensche  in  den  Ersten  kor  komen,  es  mag  der  mensche  über 
in  bitten  das  er  kumet  in  den  iiiunden  *  k6r.  das  muos 
aber  ein  volkomen  mensche  sin/ 

Der  selbe  bischof  Albreh t  der  sprach  ouch  dis  guote 
wort,  'es  sin  vier  unde  zweinzig  stunden  zwischent  tag  unde 
naht,  der  stunden  einiu  oder  halbiu  die  neme  der  mensche 
s6  er  betrüebet  si  unde  trücke  die  betrüebede  in  sin  herze, 
als6  das  er  nieman  gebe  ze  kennende  nölclage  wan  gotte 
alleine,  das  ist  im  alse  nü'zze  alse  vier  unde  zweinzig  jär 
vertriben  in  alsd  guotem  lebenne  das  man  in  hsete  für 
einen  guoten  vollekomeu  menschen. 

3. 

^  ;.  Es  sinl  XII*  guoter  stücke,  daz  örste  ist,  wer  git  ei- 
nen pfenninc  in  der  liebe  unsers  herren  in  disem  lebenne, 
daz  ist  gote  loblicher  unde  dem  menschen  nutzlicher  dan  obe 
er  ga^be  n4h  sinem  tAde  als  vil  goldes  unde  silbers  als  möhte 
gereichen  von  dem  ertriche  bis  an  den  himel.  —  daz  ander 
ist,  wer  ein  hertez  wort  geduldiciich  vertreit  durch  die  liebe 
unsers  herren,  daz  ist  gote  loblicher  dan  daz  er  zerslüege 
üf  sinem  rücken  als  vil  beseme  als  uf  eim  ganzen  acker  ge- 
wahsen  mac.  —  daz  dritte  ist  daz  du  dich  diemüetigest 
durch  got  under  alle  kr^ätiure,  daz  ist  gote  loblicher  dan 
daz  du  giengest  von  eim  ende  der  werlt  bis  an  daz  ander 
und  ob  die  fuozstapfen  vol  bluotes  stücnden.  —  daz  vierde 
ist  (daz)  du  got  stufte  ruowe  gebest  in  diner  s61e  mit  siner 
gnäde,  daz  ist  gote  loblicher  dan  ob  du  rennetest  von  einem 
ende  der  werlt  bis  an  daz  ander.  —  daz  fünfte  ist  daz  der 

1)  nun 

HI,  3.  Münchner  hs.  cod.  germ.  133.  perg.  XW  jahrh.  \2\ 
Überschrift    roth    Djz    siot   biscbolf  Albrccbtes  sprucb.  1)  diese 

zahl  sieht  auf  einer  rasur.  es  war  also  ursprünglich  wol  nur  von 
IX  stücken  die  rede ,  wie  auch  in  andern  hss.  die  ick  davon  gesehen 
habe,  ohnedies  ist  das  X— XII  stück  {durch  das  beschneiden  der  hs. 
verstümmeil)  von  anderer  doch  gleichzeitiger  hand  auf  den  untern 
rändern  nachgetragen. 


218  PREDIGTEN  UND  SPRUCHE 

mensche  weine  einen  tropfen  von  luterr  minne,  daz  ist  goie 
loblicher  wan  ob  du  weintest  von  gebresten  einen  bacb  als 
die  Tuonowe.  —  daz  sehste  ist,  ganc  selber  ze  gote,  daz 
ist  dir  nützer  dan  das  du  alle  die  heiligen  und  alle  die  engel 
dar  santest  die  in  himel  sint.  —  daz  sibende  ist,  verteil 
nienian,  daz  ist  gote  loblicher  dan  daz  du  din  bluot  vergüfsest 
sibenstunt  in  dem  tage.  —  daz  ahte  ist  daz  du  enpbähest 
mit  gedult  waz  got  über  dich  verbeuget,  daz  ist  gote  lob- 
licher dan  daz  du  gezuckest  würdest  in  den  dritten  himel 
als  sant  Paulus.  —  daz  niunde  ist,  habe  lidunge  mit  dim 
ebenkristen,  daz  ist  gote  loblicher  dan  ob  du  spistest  als  vil 
siechen  als  in  eim  ganzen  lande  mac  gesin.  —  (daz)  zehent 
ist  daz,  ob  du  heiligiu  werc  und  ander  reine  tu(gende)  sihst 
unde  weist  an  dinem  nächsten,  vrewest  du  dich  des  (in  r)eb- 
ter  minne,  daz  ist  gote  loblicher  denne  ob  du  mit  gote  (elli)u 
vreude  in  himelriche  bietest.  —  daz  einlefte  ist  daz ,  mit  .... 
du  die  sünder  von  boesen  sünden  gebringen 

got  selber  spisest  in  dem  himelriche.  —  daz  zweifle  ist 
daz  daz  du  dich  selbe  bekennest  unde  dich  selbe  ze  gote 
ziehest  unde  bringest,  daz  ist  gote  loblicher  denne  ob  du 
alle  diso  werlt  ze  den  Ewigen  gnaden  brachtest,  ob  du  selbe 
^wiclich  verdampt  würdest. 

4. 

Sante  ThAmas  unde  bischof  Albreht  die  wären  bi  einan- 
der unde  meister  Thomas  der  vrägete  unde  sprach  zuo  bi- 
schof Albreht  '  heiliger  vater,  sage  mir  welez  was  diu  hoehste 
vröude  unde  diu  groeste  fröude  die  unser  herre  J^us  Kri- 
stus  ie  bewisede  uf  ertriche?*  dd  sprach  bischof  Albreht 
'das  was  diu  groeste  vröude  die  er  bewisede  fif  ertrich  uf 
deme  grüenem  dnnrestage,  dö  er  sinen  heiligen  vrönen  licha- 
men  gap  sinen  jüngeren  unde  sprach  'dis  hän  ich  begerende 
begert,  das  ich  dis  äbendefsen  mit  iu  efsen  solte."  —  'Hei- 
liger vater,  was  was  diu  sache,  dar  umbe  er  es  begerende 
begerte?*  'der  Sachen  wären  drie.  diu  erste  sache  dar 
umbe   sine   fröude  großfser  was,   das  was  das  er  äne  sache 

III,  4.  Einsiedler  hs.  s,  269»»— 270»». 


DEUTSCHER  MYSTIKER.  219 

die  menie  unde  die  schare  die  inil  minnen  unde  mit  bege- 
ninge  immer  m6  in  eDpfähen  sollen  bis  an  den  jungeslen 
lag,  das  er  der  herzen  zuo  g^  mit  einer  uferhabender  be- 
geniDge,  das  si  ime  geeiniget  würden,  das  was  diu  ^rsle 
Sache,  dar  umbe  er  sprach  'dis  hAn  ich  begerende  begert.' 
diu  ander  sache  dar  umbe  sine  fröude  groelser  was,  das  was 
diu  Sache  das  er  die  ane  sach  die  in  mit  minnen  unde  mit 
begeruDge  enpfangen  betten,  das  er  ilete  das  er  si  Offerte 
sime  bimelschen  vattere.  er  sprach  'vatter,  wir  bitten  dich 
YÜr  die  die  du  mir  gegeben  hast;  als  ich  unde  du  ein  sin, 
alsd  wil  ich  das  si  ein  sin  mit  uns/  diu  dritte  sache  dar 
umbe  sine  fröude  grAz  was ,  das  was  diu  das  diu  zit  komen 
was  unde  diu  stunde  das  er  sich  opheren  solte  sime  bimel- 
schen vatter.  d6  er  an  deme  kriuze  stuont  unde  sprach 
*vatter,  in  dine  hende  bevilen  ich  minen  geist,'  das  was  nit 
aHeine  sin  geist,  es  w4ren  alle  die  unde  sint  alle  die,  die 
mit  ime  geeinget  sint/  dö  sprach  sante  Thomas  'ach,  hei- 
liger vatter,  bsete  mir  das  got  gegeben  zuo  einem  niuwen 
lichte  minre  s^len,  das  ich  es  der  heih'gen  kristenheit  lälsen 
solle,  das  nseme  ich  vür  den  zuc  sante  Paulus/ 

IV. 
DER  VON  KRÖNENBERG. 

1. 

Sanctus  Johannes  sprichet  in  dem  ^wangelid,  got  habe 
die  sine  geminnet  unz  an  das  ende,  es  sint  fünf  ende  in 
diu  uns  got  geminnet  hat.  das  ^rste,  er  hat  uns  geminnet 
an  das  ende  sines  lebendes ,  wan  er  gesuobte  von  dem  6r- 
slen  läge  sines  lebendes  nie  niht  anders  denne  menschlicher 
nälüre  widerbringunge  üf  ir  höchste  sselekeit.  unde  das  be- 
wiset  er  uns  da  mitte  das  er  vor  sime  t6de  so  friuntlirbe 
flir^  uns  bat,  dd  er  ze  sinem  vatter  sprach  'vatter,  ich  bitte 
dich,  da  ich  bin  das  ouch  mine  dienare  Ak  bi  mir  sin.'  unde 
wes  bat  er  m^  ?  er  sprach  '  vatlcr,  als  ich  unde  da  eines 
sin,  alsd  bitte  ich  dich  das  du  si  mit  uns  eines  machest/  — 
das  ander  ende  in  das   uns   got  geminnet  hat,   das  ist  des 

IV,  1.  Einsiedler  ks.  s,  301*  — 304»».         1)  vor 


220  PREDIGTEN  UND  SPRUCHE 

menschen  selbes  ende,  in  das  hat  er  uns  ouch  geminnet, 
wan  sine  minne  wil  er  von  uns  niemer  gescheiden  bis  in 
unser  ende,  das  der  mensche  niemer  sd  tiefe  noch  smaehe- 
liehe  gevallet,  begert  er  sin,  er  welle  in  güetliche  enpfähen. 
noch  ein  sunder  minuezeichen  bewiset  er  an  dem  menschen, 
das  ist  das  ^ot  niht  gestatet  enkeines  menschen  endes  6  er 
dar  zu  kumet,  und  lebte  er  tusent  jär,  das  er  doch  niemer 
befser  würde.  —  das  dritte  ende  in  das  uns  got  geminnet 
hat,  das  ist  das  ende  da  sin  höchste  saelekeit  an  stät:  das 
ist  das  er  einen  ieklicheu  menschen  geordenet  hftt  ze  dem 
besten  guotai  das  er  ime  geme^en  mohte.  —  das  vierde 
ende  in  das  er  uns  geminnet  hat,  das  ist  das  ende  der  lie- 
fester  diemuot.  das  ist  diemuot  das  sich  der  mensche  nei- 
get under  das  under  ime  ist.  ie  tiefer  under  geneigel, 
ie  hoeher  diemuot.  wie  möhte  sich  nu  got  liefer  geneiget 
haben  denne  dö  er  sich  gab  für  den  menschen  ze  sterbenne, 
der  also  boese  was  das  er  sich  mit  siner  bösheit  bäte  ge- 
worfen under  aller  cröätiure  füefse.*  —  das  fünfte  ende  in 
das  uns  got  geminnet  hat,  das  ist  das  ende  der  höchster 
minne.  wie  möhte  er  uns  groeslicher  geminnet  haben  denne 
das  er  sich  dem  menschen  gegeben  hat  zuo  einer  spise.  er 
gab  ime  alles  das  er  ist  und  alles  das  er  mohte.  wan  äne 
die  himelschen  fröide,  dA  man  got  siht  als  er  ist,  so  enhät 
got  niht  befsers  ze  gebenne  denne  diu  spise  diu  er  selber  ist. 
Als  uns  nu  got  in  fünf  ende  geminnet  hat,  also  sol  in 
der  mensche  hin  wider  in  fünf  endriu  ende.  —  das  ^rste 
ende ,  er  hat  dich  geminnet  in  das  ende  sines  tö4es ;  s6 
soltu  in  hin  wider  minnen  in  das  ende  dines  t6des.  was 
ist  sterben?  das  ist  das  diu  s61e  dem  libe  abe  gät.  alsd  sol 
der  mensche  ime  selber  abegän  unde  sol  sime  gluste  ver- 
ziehen aller  gebreslelicher ^  dinge,  und  also  sol  er  dur  got 
in  gotlicher  nAtiure  sterben  als  er  dur  uns  in  menslicher 
ndture  erstorben  ist.  —  das  ander  ende  in  dem  er  uns  ge- 
minnet hat  ist  er  hAt  uns  geminnet  unz  an  unser  ende; 
sd  soltü  in  har^  wider  minnen  in  das  ende  sines  güelichen 
lebennes.  was  ist  gotlicbcs  ^  lebendes  ende?  es  ist  äne 
ende :  sin  anvang  ist  äne  anvang  unde  sin  ende  ist  dn  ende, 
alsd  soltü   dinen   willen  setzen  üf  ein  unverendet   minne  gc- 

1)  furseo        ^)  gebresteiich        3)  btn        4)  get  gotl. 


DEUTSCHER  MYSTIKER.  221 

gen  gotte,   wan  das   ende   das  din   niliine   suochen  sol,  das 
ist  ftne  ende.  —  das  dritte  ende  ist,    er  hat  dich  geminnet 
in  das  ende  der  oberster  saelekeit;   wan  des  hat  er  sich  ge- 
flifsen   das   er  dich   also  geschüefe   das   du   siner  gotheit  vil 
enpf^hen  möhtist,   unde  doch   gebrast  ime  nie  enkeines   din- 
ges  in  dem  himel  noch  üf  der  erden,    wan   das   alleine  das 
er  nie  enkeinen   menschen   vant  der  also   volkomenlich   be- 
reitet  wa;re   das   er  an   im   gewirken   mohte   als   vil  guotes 
als   er  gerne   an   im   gewirket  haete.     also  solt  ouch  du  hin 
wider  flis   hAn   wie   du   dich  ime  vollekliche  und  nach  allem 
siflie  gelüste  elliu  zit  erbeitest,    unde   dar  an  so!  ouch  diner 
gerunge  elliu  zit  gebresten.  —  ze   dem  vierden  mÄle  hat  er 
uns  geminnet  in  das  ende  der  tiefesler    dieniuot    die   er  uns 
bcwisen  mohte.     als6   soltu  in  hin  wider  miunen  in  der  tie- 
fester  diemuot  die  du  im  bcwisen  mäht,  niht  das  der  mensche 
bereitet  si  ze  einer  lugent  unde  niht  zuo  der  andern,    wiltu 
got  in   das   ende  der   lugent  *  minnen ,   s6   sol   dich    niht  er< 
schrecken   weder  krangheit  ^   noch   smilcheit ,    dis   noch  das, 
das   an  der   lugende    schiulich   si.      elliu  ding  suUen   dinem 
willen   gemajfse   sin.   —   zem   fünften  mdlc  hÄt  er  dich  ge- 
minnet in  das  ende  der  hoehsler  minne.     er  gab  dem  men- 
schen alles  das  er  ist  und  alles  das   er  bete,    lib   s&le   unde 
gotheit.      er   nam   sich   im  selber  unde   gab  sich   dem  men- 
schen,    alsd   sol   der   mensche   sich  selber  ime  selber  nemeu 
unde  sol    sich    gotte    geben,     da   von  sprichet  er  selber,   er 
habe  die  sinen  geminnet.     hie   merkent   weles  die  sinen  sin. 
das  sint  die   die  sich  alzeniAle  gölte  geUfsen  hilnt;    wan  wil 
der  mensche  sin  selbes  sin,    s6  enmag  er  gottes   niht  eigen- 
lieb  geheizen.     will  aber  du  ein  sicher  zeichen   ob   du  dich 
gotte  gelAfsen  habest,    das  solt  du  da  bi   merken   ob  du  lie- 
bes noch  leides  nieiiier  angenimest,  das  dir  geschiht,  das  dir 
geschehen  si.     wan  bist  du  din    selbes   niht,   so   enmag   dir 
ouch  niht  geschehen ;  was  dir  geschihet,  das  ist  dem  gesche- 
hen,    des   haben  wir  ein^  Urkunde  an   Marien  Magdal^nen. 
dA  ir  swester  *  MarlliA  kam  und  üf  si   klagetc   das    si   müe- 
fsig  wa*re,  dA  seil  diu  schrifl   niht   von   das   si    ic  worl  ge- 
spra;chc.     unde    die   heiligen    die    ir    swigen    diutent,'^  die 
sprechent   das  si    nie   niht  anders   gemeinte   dan  das  si  sich 
1)  tagen        2)  strangbcit        3)  en        4)  swerate        5)  tutent 


222  PREDIGTEN  UND  SPRÜCHE 

gotte  also  gar  geläfseo  bäte  das  si  niht  duhte  das  man  si 
an  gesprochen  bete,  mßr  des  si  was,  der  was  gegenwertig. 
des  was  si  ze  friden.  Ak  von  sprichet  oucb  Kristas  'si  hdt 
den  aller  besten  teil  erweit/  das  got  unser  teil  werde,  des 
belf  uns  got.     Amen. 


2. 

Diu  schrifl  spricbet  das  der  tievel  dise  wort  sprach 
ZUG  unserem  herren.  er  sprach  '  sprich  das  dise  steine  ze 
brölen  werden.'  hie  ist  sant  Stephen  ze  lobende  an  drlu 
dingen,  das  eine ,  an  der  bitteren  marter,  dA  er  spricbet 
das  es  steine  wären,  das  ander,  an  der  froelicher  lidunge, 
dö  er  sprach  das  si  ze  bröte  würdin.  denne  ist  der  mensche 
ze  lobende ,  sd  er  driu  dinge  dinne  vindet.  das  eine  das 
er  si  willecliche  lide;  das  ander  das  er  staete  ist  an  der 
vollendunge  des  lideus ;  das  dritte  das  sin  girde  das  liden 
fiirkomen  hAt ,  wan  enkein  liden  ist  volkomenliche  genaeme, 
des  menschen  herze  habe  des  lidendes  h  von  gotte  begert.  — 
daz  ander  ist  ein  volendcndes  liden :  das  ist,  s6  der  mensche 
in  der  lidunge  niht  verzaget,  vil  guoter  werke  wirt  dur 
got  ane  gevangen.  aber  so  man  der  pine  bevindet,  s6  kd- 
rent  si  wider,  des  enhdnt  die  heiligen  niht  getan:  si  bänt 
gelitten  unz  das  liden  si  läfsen  muoste.  si  voUestuonden  in 
dem  lidende  unz  das  liden  niht  m^  materje  vant,  dar  an  es 
würhte.  das  wart  wol  schin  an  dem  sa^ligen  Jobe,  d6  er 
in  gröfser  lidunge  sprach  'ich  fröwe  mich  das  ich  weis  das 
der  der  mich  pineget,  das  der  niht  mücde  wirt.'  —  das  dritte 
ist  ein  gewillig  liden:  das  ist  das  der  mensche  die  sache 
von  der  er  lidet  niht  enhafset.  m6r  er  sol  si  minnen  unde 
sol  in  guotes  wünschen  von  den  er  lidet,  unde  sol  es  niht 
enpfln  als  ein  menschen  werc,  m^r  er  sol  es  enpßn  als 
ein  gütlich  werc ;  wan  diu  kr6ne  wirt  gegeben  dem  liden  unde 
dem  volenden.  aber  diu  gezierde  der  krdne  lit  an  der  groezi 
der  gedult.  dis  sint  die  steine  mit  dien  sant  Stephan  us- 
wendig  an  dem  libe  gesteinet  wart,  aber  inwendig  an  siner 
s61e  wart  er  gesteinet  mit  dem  steine   der  von  des   himel- 

IV,  2.  Einiiedhr  hs,  s,  304»»  —  305»». 


DEUTSCHER  MYSTIKER.  223 

^hen    vatters    herzen  als  gestcr  har  üf  erlriche    geworfen 
wart  als  er  selber. 

V. 

iieinrIch  von  egwint. 

1. 

*  Meister,  wÄ  woneslu?'  sprach  einer  zu  unserm  hcr- 
ren.  A6  antworte  ime  Kristus  und  sprach  '  kum  *  unde  sich 
selker/  driu  ding  l^rent  uns  disiu^  wort:  von  überdüTsiger 
wisheit  Kristi  an  den  worten  der  meislerschaft ;  von  sines 
«nmaeCsigen  wesendes  wük,  das  alles  wesendes  gruntveste  ist, 
s6  er  sprichet  *wÄ  woneslu?*  ze  dem  dritten  mAle  von  un- 
serme  trdste  an  der  ladunge  gotes ,  dd  er  uns  heifset  das 
wir  in  mit  dem  geiste  suochen  in  der  herberge  siner  got- 
beit,  unde  das  wir  selber  lernen^  in  der  scbuole  der  wis- 
heit. da  von  spricht  er  '  kum  selber  und  belip  mit  mir  und 
in  mir:  ich  wil  dir  entsliefsen  das  abegründe  mines  herccn/ 
ze  dem  andern  mdle  wirt  gereifset^  unser  geist  von  dem 
wft  des  gotlichen  wesendes.  nu  wifsent  das  dirre  vräge  be- 
gerent  alle  crftäture,  unde  dar  umbe  begerent  si  wesen,  das 
si  vinden  gotes  wesen,  want  aller  nilturlicher  werke  suochen 
ist  niht  anders  wau  ein  jagen  und  ein  suochen  oder  ein 
fragen^  nach  der  wouunge  gotes.  und  entötin  si  des  niht, 
s(i  gestüende  der  himil  und  das  firmament.  eyä,  guoten  kint, 
wes  vr^gent  ir  üswendig  iu  selber  unde  suochent  got  in 
frömden  landen  tätlicher  dinge?  dA  vindent  ir  niht:  si  lou- 
kencnt  alle  und  wisent  iuch  fort  unde  sprechent®  'wir  sin 
<  niht  got.'  Ak  sprichet  Augustinus  *  hebe  dich  über  dich  us 
in  twigiu  ding,  da  ist  got.'  nA  soltu  merken  das  man  got 
vindet  in  mengerhande  wise,  dA  von  diu  s61e  16re  nimet. 
Ze  dem  Ersten  vindet  man  got  in  der  hoehi  der  buofse, 
alsA  das  diu  s(^le  mit  allen  iren  kreften  sich  des  vliset  das 
si  genzliche  ablege  eigenen  willen,  ie  diu  s^le  sich  mß 
liebet  an  disen  werken,   ie  si   got  uAwer  vindet  in  ir  unde 

V,  1.   Einsiedler  hs.   s.  175»»— I79K      Überschrift  roth   Dis   hat 
geprediet  bruoder   Ilüinricb    von   Eggewiot.  1)  kumc  2)   dis 

3)  lereo        4)  gereiset        5)  fragent        6)  spracbent 


224  PREDIGTEN  UND  SPRÜCHE 

sich  in  imc.  das  meinet  ouch  der  friedel  in  der  minne 
buoche,  dd  er  sprichel  '  ich  wil  gdn  ze  dem  myrrebei^e  nnde 
wil  sprechen  ze  miner  friundinne.'  der  berg  der  bitteren 
myrren  ist  diu  hoehi  des  erhabenen  geistes,  der  den  willen 
aller  eigenen  genüegede  wandelt  in  eine  bitterkeit  zuo  allen 
den  dingen  diu  got  von  uns  nicht  wil.  har  uä  spricht  got 
in  *  dem  geiste  ze  der  s^le  '  friundinne  min ,  du  ^  bist  alze 
schcene:  du  bist  vor  minen  ougen  aller  vlecken  vri/  swer 
aber  nAch  sines  willen  lluole  lebet,  der  envindet  nicht  gor, 
und  er  verderbet  allez  des  er  beginnet. 

Ze  dem  andern  male  vindet  man  got  in  dem  gnienen- 
den  huschen^  der  wüestenunge,  Aä  in  Moyses  vant.  der 
busche^  in  der  wüestenunge  das  ist  ein  höber  maot,  der  in 
einer  abgezogener  frömdekeit  gegen  allen  cr^ÄtAren  grüenet 
und  beginnet  ze  blüejende  in  der  hoehi  der  Ewigen  gotheit. 
und  als  gotlich  wesen  sich  verstricket  hat  und  umbevangen 
ist  in  den  drin  persdnen,  als6  hat  dirre  muot  got  umbevan- 
gen in  sinen  gedrieten  kreflen.  dis  grüenen  tuet  die  s^le 
wachsen  an  liechte  und  an  minne,  bis  das  si  got  beschou- 
wet  in  Sy6n  des  anbückes  der  engele.  als  vil  hAst  got  fun- 
den,  als  vil  du  dich  von  aller  ungelicheit  m6  ktrest  hiute 
danne  gester.  swer  aber  got  alsus  vinden  sol,  der  muos 
alsus  alle  viheliche  sinne  verwerfen  und  triben  mit  Moys^ 
under  die  meisterschaft  der  bescheidenheit,  want  fleisch  unde 
bluot  mag  gottes  riebe  nicht  besitzen,  ich  wsene,  s^le,  das 
alle  dine  gebresten  da  von  komen  das  du  der  snellen  be- 
wegunge,  diu  von  üsen  in  das  herze  sl6fset,  volgest  mit  den 
werken  &  das  lieht  der  bescheidenheil  dar  in  liubte. 

Ze  dem  dritten  male  vindet  man  got  üf  dem  berge  in 
dem  nebele  da  diu  ^  gottes  gebottes  geschriben  wart  mit 
gottes  vinger.  der  berg  ist  ein  h6ch  tragende  grösberzig 
geist^  der  an  enkeime  sime  werke  genüegunge  noch  raste 
vindet,  er  enwerde  in  allen  sinen  werken  in  gesetzet  als 
sanctus  Paulus  mit  eime  usgedruhten  zeichen  des  willen  got- 
tes, also  das  der  wille  der  s6le  niht  alleinc  wirke  mensch- 
liche werk  nach  ime  selber,  mSr  nü^ch  in  geschribener 
forme  gotliches  willen  gotliche,  uf  das  diu  s^le  sprechen 
mü'ge  mit  Paulo  '  ich  enicben  iczuo  ^  niht ,  m&  Kristus    lebet 

I)  luü    *Z)  du    3)  buschcD     i)  boicbe    6)  geisl]  ist    6)  iexou 


DEUTSCHER  MYSTIKER.  225 

in  mir.  ich  enlebe  noch  enwirken  iezuo  *  niht ,  m£r  goi- 
licb^  wesendes  formlichiu  kraft  wirket  in  mir/  dis  geschiht 
IQ  dem  Debile,  das  ist  in  iiberglastigem  glänze  golliches  lich- 
tes, want  alles  das  lieht  das  man  von  cr^Ature  nemen  mag, 
das  ist  als  ein  naht  wider  dem  tage^  m^r  es  ist  wol  ein 
helfe  ze  dem  gotlichen  lieht  ze  körnende,  aber  si  sint  ein 
hindemisse,  so  wir  ze  lange  uf  in  mit  gelüste  beliben.  di 
von  spricht  ein  heilige  'die  cr^Ature  die  uns  got  hat  gege- 
ben ze  einer  hantleitunge  in  got  ze  \iisende,  die  hslnt  wir 
nns  selber  ze  einer  musvallen  gemachet  unde  sin  in  in  be- 
haftet unde  beliben  uf  dem  wege  der  uns  ze  herberge  brin- 
gen solte.  har  nach  vindet  man  got  in  der  kruft  mit  den 
prophftten.  man  liset  das  der  proph^te  kam  in  die  wiieste- 
nnnge  unde  wünschte  siner  s61e  das  sie  slurbc,  want  er 
müede  was  worden  in  dem  geiste  von  unruowe  dirre  weite, 
und  in  dem  slAfe  kam  ein  engel  unde  saste  ime  zuo  ein 
ascherkttochelin  ^  und  einen  kruog  mit  wafser.  dar  nach 
gieng  er  vierzig  tage  unde  nacht  äne  spise  bis  an  die  stat 
dA  er  got  vant.  dd  kam  ein  slurnwinl  ^  der  steine  brechen 
mohte,  nnd  in  dem  winde  was  niht  got,  want  soliche  geiste 
fiiahel  got,  den  die  sturnwinte^  wa;gent,  die  Danic^l  der 
prophtte  sach  striten  in  dem  mrr,  das  ist  in  ungeordenten 
herzen  umbescheidenliche  vorhle  oder  hoffenunge;  want  si 
blendent  das  lieht  des  geisles.  ouch  bediutet  uns  der  slurn- 
wint  ein  unruowig  herze  das  an  allen  dingen  sich  bitlerlich 
erbiutet  sinen  ebenkristen.  das  es  steine  brichet,  aas  ist 
das  es  grösherzigc  liule  iifscr  irme  friden  setzet.  —  dar  nAch 
kom  ein  fiur  und  in  dem  ßure  was  ouch  niht  got.  fiur  ist 
ein  ding  das  niemer  sprichet  'gnuog*,  unde  bediutet  ein 
herze  das  niemer  sprichet  'gnuog',  m^r  es  begert  ze  brin- 
nende  äne  mdfse  an  den  dingen  diu  gotlich  niht  ensint. 
suslicbe  undancnsemekeit  verderrent  den  river  der  gotlichen 
fluote.  —  har  nAch  kam  ein  siiefses  meigentou.  in  dem  kam 
got.  das  ist  ein  gemüete  das  an  einer  gotlicher  glicheit*^ 
süerser  wandelunge  in  dem  Ewigen  worte  formet  vernunftigiu 
wort,  da  mitte  der  gernde  geist  mit  gotte  lise  runet  ftne 
wort  und  äne  lät  und  in  ime  singet  der  minne  dön,  unde 
doch   Ane   schal,     dar  inne  kumet  got,    want  in   suslichem 

1)  iesoo    %)  tscberkukelin     3)  strunwiot    4)  strvnw.     5)  glichet 
Z.  F.  D.  A.  VIIU  15 


226  PREDIGTEN  UND  SPRUCHE 

kbse  wirt  in  staeter*  Sicherheit  got  getragen  in  die  sftle. 
dirre  Sicherheit  sint  unwirdig  die  ze  vil  von  ufsen  intragent 
wort  der  liute  oder  joch  eines  engeis.  ande  des  begert  diu 
bnit  in  dem  buoche  der  schoenen  liebi,  ik  si  spricbet,  das 
ir  der  nortwint  rume.^  da  meinet  si  alles  das  intragen 
der  cr^dturen  wider  den  geist.  gegen  disen  norden  was  ge- 
kta*et  der  glüegende  ^  haven ,  den  der  proph6te  sach,  in  dem 
alles  grüenen  gollicher  gäbe  verdorret,^  unde  denne  s6  wirt 
in  der  geist  unruowig ,  want  er  kein  enthaltnisse  hat  an  in- 
wendigen Sachen.  Aä  von  sprichet  diu  s^le  'kum,  süefser 
6sterwint,  unde  durchwa^ge  minen  garten,  fif  das  min  herze 
flüetig  werde  eines  gotlichen  rouches.  ^ 

Ze  dem  vierden  male  vindet  man  got  ober  den  engein, 
want  diu  s^le  muos  über  engelsches  lieht  erhaben  werden, 
ob  si  got  vinden  so! ,  diu  doch  natürliche  under  den  engein 
stät.  —  har  nach  vindet  man  got  in  dem  vater.  alsd  muos 
diu  s^le  alliu  ir  werk  gotte  iif  tragen  vriliche  von  aller  di- 
ner  selhesheit,  ob  du  in  vinden  wilt,  als  das  twige  wort 
sich  selber  df  treit  in   dem  vater. 

Ze  dem  sehsten  male  vant  Johannes  got,  dA  er  sprach 
'  in  dem  beginne  was  das  wort.'  nu  vrligent  Andr^  und  ein 
iekUche  gelriuwe  sSle  mitime  'meister,  wä  wonstA?'  Johan- 
nes zeiget  iuch  in  das  begin.  das  wir  got  als6  suochen ,  das 
wir  in  vinden  in  ime  selber,  des  helfe  uns  got.     ftmen. 

2. 

In  den  henden  sulen  die  lalernen^  brinuen.  Dyonysius 
sprichet  das  got  hat  vereinet  das  ende  der  Ersten  mit  dem 
ende  der  andern,  diu  drste  cr^dfiure  ist  luter^  vernünftig 
als  der  engel;  diu  ander  ist  vernünftig  mit  materien,  das  ist 
der  mensche,  da  nu^  das  lieht  der  sftle  tunkel  undei^t, 
ik  enpfenget  sich  der  irste  glänz  der  s6le,  das  ist  diu  for- 
schende kraft,  diu  das  lieht  der  wftrheit  suochet  mit  ver- 
wandelunge  zuo  und  ab  nemender  bilde,  ik  alleine  enpren- 
aet  das  lieht  der  lutren  vernünfte  mit  inblicke  der  warbeit 

1)  slelter  ?)  räme.  vergl,  Hohelied  4,  16.  3)  geK^geode. 

4)  verdorreDt        5)  rocbes 

V,  %,  Eintirdfer  hs.  s.  179i>~t8^.     I)  islernen    2)  lalcr    3)  du 


DEUTSCHER  MYSTIKER.  227 

in  eime  lustigen  vriden  kne  bewegange,  unde  das  ist  der 
sacbe  dft  von  ein  meister  (sprichet)  'das  lieht  der  beschei- 
denheit  das  blenket  us  dem  schatewen  der  vernünste.*  and 
alsd  wirt  diu  s6ie  gehantleitet  in  das  bekennen  der  Ersten 
nätAre.  in  einem  mittele  wirt  diu  sMe  vor  geleilet  in  die 
ersten  sache.  want  aber  6wigiu  himlischiu  ding  beide  Ifplich 
unde  geistlich  sich  mit  den  ^  nidcrsten  dingen  niht  gemeinen 
nügen  in  dem  liehte,  als6  das  jocb  das  ^rste  werc  gottes  in 
der  sftle  behafte,  das  aller  gottes  offenbärunge  der  sMe  vor- 
weg unde  gruntveste  ist;  unde  das  heifsent  die  meister  ein 
lieht,  das  ist  gnäde.  went  aber  wir  äne  dis  niht  saelig  wer- 
den mügen,  sd  manet  uns  got  das  wir  das  lieht  in  den 
henden  tragen  und  es  in  uns  niht  verblenden ,  und  in  dem 
liebte  wider  ze  gotte  klimmen,  da  wir  unser  höchste  saeli- 
keit  besitzen. 

In  discn  worten  l^ret  uns  got  zwei  ding,  dar  an  aller 
geistlicher  liute  guot  lit,  das  ist  bekennen  unde  minnen.  das 
ftrste  gehoeret  den  sun  an ,  der  in  sime  As  gruchten  (?) 
glanzerichen  bilde  die  sele  leitet  in  das  grnndcldse  abgriinde 
der  öbergiefsender  veniü'nfte  des  vater.  das  ander  gebürt  ' 
dem  heiligen  geiste,  der  die  s^le  mit  überflufse  siner  last 
alsA  ob  allen  dingen  k^ret,  das  ir  aller  cr^äturen  zaoflus 
sweer  unde  bitter  wirdet  von  übertragender  minne.  das  ^rste 
meinet  got  in  dem  liehte,  das  ander  in  dem  fiure. 

Ze  dem  Ersten  saget  diu  schrift  von  siben  leige  ^  liebte, 
das  sint  werc  des  geiste.  werc  meine  ich,  in  dem  alleine 
der  funke  rehter  bcscheidenheit  liuhtet,  diu  das  werc  äne 
underläs  ordent  in  das  hcehste  guot  der  s^le  als  in  ein  ende, 
niht  in  das  ende  geschafner  dinge,  want  iä  von  wirt  der 
Me  guot  ze  male  verlorn,  ze  disem  gehoeret  das  dd  in 
allen  dinen  werken  ane  blickest  die  regel  der  wftrheit  dia 
in  dem  obresten  riebe  diner  s^le  blenket  twekliche.  das  ist 
der  funke  oder  der  glanster  der  sftle,  der  uns  alle  zit  ritet 
das  AA  einen  ieglichen  menschen  erlAfsest  des'  dd  von  ine 
will  vri  sin,  als  ob  aller  mensche  nfttiure  in  dir  begriffen  st 
unde  din  nätiure  aller  liuten  wesen  si  unde  du  dich  selber 
ansehest  an  ieklichem  menschen  und  einen  ieklichen  men- 
schen in  dir.    dis  machet  ein  ungewonliche  wunne  unde  lost 

1)  dem        2)  lege        3)  das 

15* 


228  PREDIGTEN  UND  SPRUCHE 

in  den  werken  des  geistes,  diu  wanne  den  fleischlichen 
oogen  umbekant  ist.  da  von  sprach  ein  bruoder  das  er 
dicke  in  dem  gebelte  wsere  in  suslicher  unsprechlicher  lust 
das  er  sich  niht  wolle  entschüten  ufser  ruowe  des  geistes 
uf  das  er  vor  sines  klöstcrs  porte  Kristum  schouwen  wolle* 
an  siner  bldfsen  menscheit,  als  er  geborn  wart  von  Marien 
libe,  swie  doch  die  engel  schöpfent  unsprechUche  lust  in  dem 
lieplichen  anllütze  Kristi.  eyä,  lieben  kint,  forment  iuweriu 
werc  nach  disem  bilde  in  iuwers  muotes  Verborgenheit  und 
enploezent  iuwer  begirde  nach  dem  höchsten  guote  das  in 
diner  s^\e  liuhtet.  want  so  din  geist  gefriet  ist  an  sinem 
werke  und  alzeniäle  abgezogen  in  das  vrie  wesen  gottes,  s6 
muos  in  dir  sterben  alliu  vorhte  und  engi  des  herzen,  swas 
da  ist  von  ufsen  in  gedrungen,  also  wirt  dem  geiste  ge- 
geben das  in  goltes  geist  tribet  in  alliu  ^  werc.  das  etwenne 
von  gotlicher  absunderunge  der  s61e  von  toetlichen  dingen 
der  lip  nlichvolget  wider  der  näture  unde  hanget  inmitten  in 
der  lust,  das  machet  der  influs  des  gotlichen  liehtes  in  allen 
werken. 

Das  ander  lieht  das  ist  das  lieht  des  gelouben,  das  ist 
sam  ein  forme  des  liehtes  das  der  s6le  natürlich  ist.  want 
diu  s^le  enmag  sich  niht  erbieten  in  das  überswebende ' 
lieht,  si  enwaere  widerslagen.  dft  von  tribet  das  lieht  des 
gelouben  die  sdle  fort  in  got,  swie  es  doch  si  mit  bilden 
ak  in  eime  Spiegel  niht  enploezet  wesen  (?),  das  wir  an  diser 
weit  bloesliche  niht  erkennen  mügen.  doch  sprechent  etliche 
meisler  Aä  wider  unde  sprechent,  got  möhte  eine  cr^ture 
schöpfen  der  er  gaebe  ein  natürlich  lieht  das  groefser  wsere 
deune  das  lieht  der  gl6rie,  in  dem  die  engel  blösliche  schou- 
went.  wä  von  sprechent  si  '  möhte  den  got  niht  inblicken  ein 
ein  (?)  lieht  der  s61e  in  dem  si  got  luterliche  stehen?*  her  xuo 
antworte  ich,  und  gaebe  got  der  sdle  ein  nAüurlich  lieht, 
das  tiiseng  slunt  glanzer  waere  denne  das  lieht  der  gidrie, 
doch  enmöhte  si  gotes  wesen  dar  inne  niht  beschouwen; 
want  das  schouwen  wirt  vollenbrUht  in  eime  unsprechlicben 
übernätiurlichen  anrüerende  oder  in  einem  entsinkende  des 
wesendes  gotlicher  formen  ftne  mittel  in  die  s61e.  diu  hi- 
Dielsche  informunge  mag  dir  hie  niht  geschehen  dne  mittel; 
1)  solle?        2)  alleo        3)  uberswebede 


DEUTSCHER  MYSTIKER.  229 

aber  doch  maostu  dich  hie  weneo  und  ink^reo  ande  dich 
halten  in  stoter^  vriheit  des  geisles  äne  snelle  bewegunge 
unsUvIer  dinge  diu  den  klären  aneblik  des  gollichen  wesen- 
des  yermitelent.  so  dis  in  dir  geschiht,  s6  soltu  bevinden 
das  alles  das  das  under  der  sunnen  ist  anders  niht  enist 
denn  ein  itelkeit  und  ein  geisel  des  geistes. 

3. 

'Seht,  elliu  ding  vemiuwe  ich.*  dis  wort  schribet  san- 
oios  Johannes  in  dem  buoche  der  offenbärunge,  uude  liset 
man  es  ze  der  kirmesse.  Augustinus  ^  sprichet  das  kunt- 
lieh  si  ze  suochende  den  willen  gottes,  unde  fraget  'war 
nmbe  tet  got  das  und  das?'  want  suoclien  ist  ein  sache  des 
willen  gottes,  das  ist  suochen  ein  edelres  und  ein  ^rsteres' 
denne  got  si,  des  wille  er  selber  ist.  swcr  aber  suochet 
das  ibt  ist,  der  vindet  niht.  Aä  von  bewar  sich  menschelich 
fSrwitz, '  das  er  niht  suochende  das  niht  ist  Verliese  *  das 
iht  das  ^wig  (ist),  alleine  wir  nd  der  sache  niht  envinden, 
war  umbe  got  der  crdäturen  wesen  geschaffen  habe,  doch 
vinden  wir  ein  zeichen  einer  zimlicheit,  unde  das  ist  Ak  von 
das  diu  cr^äture  unde  sunderliche  enget  unde  mensche  die 
liberfluotigen  wunne  in  den  drien  pers6nen  in  ires  selbes  we- 
sendes  ftweklicbe  gebrnchunge  unde  gemeinscbaft  hseten  an 
einem  blicke  des  geistes  uf  gotlicher  näturen  essentie,  in 
einer  verstrihler  weslicher  gegenwürtikeit  der  bildefriger  for- 
men gotliches  wesendes.  in  dem  ortliehte  der  vemünste 
des  geistes  in  dem  lit  der  grünt  der  sa;lekeit.  dar  nftch  s6 
g6t  unde  grüenet  ds  dem  ^  willen  ein  vorspil  lüstiger  ge- 
brächungen, unde  das  zieret  das  aneblicken  als  diu  jugent 
das  alter  unde  daran  wirt  offenbaret  diu  stolzheit  unde  der 
ruom  siner  (^ren  allen  crMturen,  unde  da  von  spricht  er 
'seht,  elliu  ding  verniuwe  ich.*  dirre  Cwiger  Wirtschaft  be- 
gengnisse  ist  diu  kirmesse,  diu  uns  bezeichent  ist  an  disen 
Worten,  want  aber  got  alle  sine  fröide  dem  geiste  des  men- 
schen snnderliche  berihtet  hat ,   6wekliche  in   ime    sa;lig  tt 

1)  Steuer 

V,  3.   EinstediHr   hs.  «.  182«— 185«.     Überschrift   roth   Von   Eg- 
^iad.        1)  Ag08i9       2)  erstes        3)  furwis        4)  verliesse      5)  den 


290  PREDIGTEN  UND  SPRUCHE 

sinde,  da  von  rtieret  ans  got  an  in  disem  worte  zwei  ding, 
ze  dem  Ersten  der  s61e  natürliche  edelkeit,  di  er  die  s£le 
nennel*  mit  dem  namen  aller  dinge,  ze  dem  andern  mUe 
iriffet  er  der  ^  s61e  natürliche  vollenkomenheit,  das  lit  an  dem 
ingeleite  der  s6ie  mit  bekennende  unde  mit  minnende  in  dem 
aneblicke  gotlicher  bl6fser  uätnre.  unde  das  tnot'  er  ans 
an  dem  verniawende  der  s61e. 

Nu  merke  ze  dem  Ersten  wie  diu  s61e  eilia  ding  si. 
si  hat  wesen  mit  den  steinen  unde  wabsen  mit  den  böamen 
unde  bevinden  mit  den  tieren  unde  versteutnisse  mit  den 
engein.  ze  dem  andern  male  ist  si  in  allen  dingen  glich 
an  abk^rende  der  bilde  mit  der  Vernunft.  dA  von  sprichet 
der  meister  des  buoches  von  der  Ersten  sache,  das  diu  sAle 
geschaffen  si  in  dem  orte  zwischen  zit  und  Cwikeit.  d&  von 
blicket  si  in  beide  unde  besliufset  si  bekentliche  in  ir.  di 
von  sint  elliu  ding  geordent  ze  dem  menschen,  dft  von 
schuof  got  den  menschen  nach  allen  crßfttären  an  dem  sehs- 
ten  tage,  dA  er  ougen  weide  unde  wanne  daran  haete,  so 
er  sin  selbes  gollich  bilde  anblihte  in  der  s61e.  noch  mä- 
gen  wir  die  s^le  meisterlich  glichen  allen  dingen,  want  diu 
söle  mag  aller  lönbserer  crftfttüren  lAn  unde  gnAde  erwerben, 
als  wir  suuderliche  vinden  an  der  s^le  Kristi  und  unser  frou- 
wen  unde  joch  m^  dan  die  engele.  want  diu  sftle  mag  zuo 
nemen  an  ende,  und  ouch  want  der  sMe  verdienen  hAt 
kraft  von  der  Idnbaereu  gnäde  Kristi,  diu  enteil  {so)  unma^fsig 
was,  da  von  enmohte  nie  cr^tdre  geblicken  von  ir  nfttAre 
in  den  spiegcl  gotlicher  nätiire  wesliche,  joch  engel  von  dem 
hcehsten  k6re,  äne  eine  s61e,  das  was  Kristi.  dA  von  sprichet 
unser  herre  'werden  ich  erhaben  von  der  erden,  so  ziube 
ich  elliu  ding  ze  mir,*  unde  meinet  die  s6le.  —  das  ander 
ist  von  dem  verniuwende  der  s61e.  nii  merkent,  swas  niuwe 
ist  das  ist  sime  beginne  nähe,  das  gespring  der  stle  ist 
das  6wige  entgofsene  ds  dem  herzen  des  vater,  unde  das  ist 
in  formlicher  wise.  aber  nach  sachelicher  wise  ist  alle,  diu 
alle  (?)  drivaltikeit  Ursprung ;  niht  nftch  eime  wideriilickenden 
underscheide  der  persönen,  sunder  nach  blöfser  gemeinheit 
einer  essentien  unde  dar  zuo  mit  eime  vorsatze  des  willen 
goltes  nAch  Ewiger  ordenunge   der  wisheit,   anders  diu   s6le 

1)  neinet        t)  die        3)  r^t 


DEUTSCHER  MYSTIKER.  231 

Wffire  ftwig  mit  irm  gespriuge,  uude  das  versaget  der  gloube* 
nu  sprichet  got,  er  welle  die  s6le  zuo  ime  fliegen,  das  si 
wider  niuwe  werde,  als  si  sich  von  ime  geferret  *  bäte,  unde 
iä  von  in  t6tmäl  der  unglichiiisse  von  anevalle  t6tlicher  dinge 
gestürzet  ist  von  irme  Ersten  glänze  unde  von  irre  Erster  us 
gotte  gesprengeter  niuwe,  uf  das  diu  s£le  sprechen  niüge  in 
dem  geiste  mit  dem  proph^ten  'min  jugeul  ist  vemiuwet  als 
der  adelar  unde  min  leben  das  widei4)lüeget  in  mime  gotte.* 
das  geschiht  von  geböte  unde  von  rate  an  den  siben  tugen- 
den,  an  den  sehs  werken  der  erbarmunge,  an  den  abte  sa^le- 
keiten  und  an  den  zwelf  wunneklichen  frühten.  wol  iif,  vrö 
sile,  vemiuwent  iuch!  dis  ist  iu  an  dirre  weite  müglich« 
noch  meinet  dis  got  alleiue  niht,  want  an  disem  lebende  ist 
noch  diu  £rste  kirmesse  niht  voUenbräht;  want  der  bilder 
diser  voUekomenheit  ist  erzeiget  in  der  h6hen  gotheit.  da 
vemiuwet  got  die  (s^le?)  ze  der  Ersten  hoehi  unde  puret 
si  von  dem  t6tmäle  der  nAture  in  allen  den  kreften  unde 
setzet  si  in  den  glänz  der  gl6rie.  dar  nach  vemiuwet  got 
die  stie,  sA  sich  diu  s61e  schouwet  in  dem  blöfsen  wesende 
gottes :  sich ,  sprich  ich ,  als  sich ,  das  ist  saelig  unde  wese- 
lich  unde  das  ist  natürlich  unde  geislich,  dar  nach  schou- 
wet si  sich  niht  alse  sich,  sunder  si  schowet^  sich  alse  in 
gotte  twekliche  unde  gotliche.  —  ze  dem  dritten  male  ver- 
niuwet  got  die  s6le  uf  das  leste,  s6  er  sich  ir'  in  einer 
Ewiger  niuwer  grüenender  kl4rheit  sich  erbiutet  der  ver- 
nünfie  unde  mit  zuo  spilender  wunne  der  begirde,  als6  das 
diu  s£le  iemer  durstec  unde  trinkende  ist.  da  wirt  ouch  diu 
s^le  getoufet  in  gotlicher  näture,  d&  si  gotvar  glänz  enpfAhet. 

4. 

Si  quis  vult  etc.  alle  crMture  h&t  got  us  sich  ent- 
gofsen  an  ir  natürlich  wesen,  df  das  si  widerfliefsen  mit 
loben  fluoten.  dar  umbe  hat  got  sin  nfttdriich  bilde,  sinen 
sun,  den  iiuten  geoffenb&ret,  das  si  ime  nach  kriegende  ge- 
leitet^ werden  in  eines  entgeisteten  geistes  üebunge,  in  das 

1)  gePeret      2)  »chowe      3)  sieb  ir  ist  wol  zu  tilgen, 
V,  4.    Einsiedler  ht.  s.    185»— 188».     Überschrift  roth  brooder 
Heioricb  von  Egwiot.       1)  geleiten 


232  PREDIGTEN  UND  SPRUCHE 

Srsie  umbegririiche  wesen.  want  aber  lit  aller  voliekomea- 
heile  hoßster  grät  an  *  eiiploezunge  des  geisles  von  allem  ane- 
valle  der  unglichnisse  unde  vou  Irdste  der  cr^tiure,  s6 
spricht  gol  'si  quis  vult  etc.  swcr  komen  wil  ze  mir,  der 
verloukene  sich  sines  selbes  unde  habe  üf  siu  kriaze  und 
volge  mir/  dis  worl  vernimet  man  in  viere  wise.  Gr^ 
gorius  und  Orienes  sprichet :  der  mensche  verzihet  sich  sines 
selbes  der  von  siner  stokheit  sich  k^rt  in  ganze  diemuot 
unde  von  gitekeit  sich  k^rt  in  versma^hnisse  irdenscher  dinge, 
ärscr  sinem  eigenen  willen  sich  k^rt  unde  gottes  willen  fiir- 
derlicber  suochet  denne  sin  eigene  sa^lekeit.  hie  von  ist 
geschriben  in  dem  buoche  das  da  heifset  der  branne  des 
lebendes,  das  ein  junger  frAgete  sinen  meister  wie  er  ge- 
verrel  würde  von  dem  t6de  und  er  begriffe  den  brunnen  des 
lebendes.  d6  sprach  der  meister  'du  solt  dich  verren  von  al- 
lem dem  ^  das  die  ufsern  sinne  bekennent ;  unde  mit  dem 
obersten  diner  s£le  erhebe  dich  über  dich  selber  4n  diu  ding 
diu  ober  allen  wandelungen  swebent,  diu  enkein  zit  röeren 
niht  cnmag.  dar  nach  soltu  gänzlich  dich  erbieten  gegen 
dem  milden  spender  aller  güete.  swenne  dise'  werk  an  dir 
vollenbräht  werden,  sd  umbev&het  dich  der  brunne  des  le- 
bendes.* noch  rüeret  dis  wortelin  Johannes  mit  (dem)  gulr 
dinen  munde  unde  sprichet  'swer  wil  saelig  werden  der  maos 
zem  (Ersten  geliutert  werden  mit  lidunge;  dar  nftcb  muos  er 
allen  dingen  sterben  unde  das  si  stirbct  allen  dingen/  6r^- 
gorius  sprichet,  das  der  mensche  niht  enmag  smeoken  diu 
ding,  diu  ober  im  sint,  er  ensmecke  6  das  er  selber  ist. 
Augustinus  sprichet  gar  eben  ze  diser  rede  unde  sprichet 
'swer  wil  das  sine  söle  dürgofsen  werde  mit  dem  liebte, 
der  sol  ze  dem  Ersten  gesunt  machen  das  iure  ouge  der 
s61e.  dar  nAch  sol  er  sich  wenen  unde  bestaten  in  der  ge- 
suntheit,  das  der  sSle  ouge  das  überswebende  lieht  gelideu 
möge,  ze  dem  dritten  m41e  sol  sich  das  ouge  niender  an- 
ders ktrcn  noch  bougen  den^  in  das  lieht,  unde  sol  ouch 
niht  anders  meinen  in  dem  liebte  den  das  lieht  selber,  swer 
sich  aber  in  keret  ^  das  ouge  liiter  werde,  der  wirt  wider- 
slagen,  want  das  lieht  verblendet  kranke  ougen.  Aä  von 
wünschit  künig  Davit  eines  reinen  herzen  unde  dar  nach  des 

1)  anc        2)  olleQ  den        3)  dU        4)  boxende  i» 


DEUTSCHER  MYSTIKER.  288 

heiligen  geistes,  der  niemande  gegeben  wirt,  sines  herzen 
gedanke  sin  erzogen  unde  geverret  von  aller  begerunge  tdt- 
lieher  dinge,  nach  dieser  gerunge  volget  das  vierde,  das  es 
iezunt  niht  alleiue  ist  ein  gart,  m^r  ein  wonnnge  in  dem 
nnsprechlichen  liebte ,  Aä  man  *  wa^rliche  siht  unde  bekennet 
das  alles  das  ein  italkeit  ist  das  diu  sunne  beschinet.  noch 
dunket  mich  das  man  dis  wort  künstelicher  verstau  müge, 
swer  mir  volgen  wil.  got  ist  ein  luter  wesen  unde  niht  ist 
an  ime  das  iht  anders  si  denne  wesen.  swenn  ich  denne' 
spriche,  got  ist  got  oder  guot  oder  milde  oder  wise  oder 
swas  ich  anders  von  gote  sprechen  mag,  das  enzeiget  alles 
anders  niht  dau  ob  ich  einvaltenkliche  spriche,  got  ist. 
want  gotes  wesen,  das  ich  nenne ^  s6  ich  spriche  got  ist, 
das  ist  sin  gotheit,  sin  ^wikeit,  sin  wisheit,  die  ich  nenne  ^ 
sprechende  s6  ich  spriche  got  ist  guot  oder  wise.  Ak  von 
sprach  er  ze  Moyses  'du  solt  sprechen,  der  da  ist  der 
h4t  mich  gesant.'  das  aber  iht  Iriffet  uuder  got,  das  vellet 
zehant  in  iht.  da  von  mag  ich  iezunt  niht  sprechen ,  das 
ist.  ich  spriche  wol ,  das  ist  ein  engel,  unde  da  ich  spriche 
engel ,  da  versage  ich  ime  iezunt  ein  ander  wesen ,  das  an- 
der crMturen  habent.  noch  da  von  das  der  engel  sin  natür- 
lich wesen  eine  treil  und  ein  natürlich  val  ist  under  got. 
noch  denne  von  der  na;hte  ze  gotte  geschihet  das  das  ein 
ieklich  engel  besitzet  alles  den  grät  (der)  siner  natürlicher 
vollekomenheit  müglich  ist,  unde  da  von  kümet  das  eime 
ieklichen  gräte  engelscher  näture  ist  euch  ein  engel.  als 
manig  grät  ist,  als6  manig  engel  ist,  noch  minre  noch  m6. 
har  an  mag  man  merken  wunderliche  gezierde  der  engele 
unde  vollenkomenbeit  an  tugenden  die  si  habent  von  natür- 
licher u»hte  ze  gotte.  doch  want  si  under  gotte  sint,  s6 
sint  si  iht,  das  iht  das  wesen  hat.  want  ouch  menschliche 
nätfire  under  got  natürlichen  vellet,  s6  enist  ouch  der  mensche 
niht  das  wesen ,  want  menschlich  nätäre  verrer  vellet  under 
got  denn  engelsche  näture.  unde  Ak  von  ist  das  enkcin 
Idter  mensche  alles  das  besserse^  das  menschlicher  nätdre 
grät  geleisten  mag.  unde  da  von  kumet  das  in  eime  grAte 
menschlicher  nätdre  vil  menschen  ze  male   ist,   uude  da  von 

t)  oam  %)  swendeo  3)  nenien  4)  oem«  5)  be- 

sefsta 


234  PREDIGTEN  UND  SPRÜCHE 

bin  ich  uade  ein  ieklich  mensche  und  ein  ander  mensche, 
dirre  ietweders  ist  das  wesen.  mtr  das  wesen  aller  cr^- 
turen  ist  ein  usflus  von  dem  Intern  brnnnen  des  gotlichen 
wesendes  unde  gotlicber  n4ture,  diu  das  wesen  selber  ist. 
waut  danne  alle  usilüfse  kriegent  wider  iren  gespring,  da 
von  sol  engel  unde  mensche  sich  verziehen  das  er  selber  ist 
unde  sich  werfen  in  das  wesen  dasze  gotte  widemftturliQhe 
kriegende  ist,  want  es  dannen  gevlolsen  ist.  unde  Ak  von  ku- 
met  der  engel  unde  der  mensche  mit  Siebende  ze  gotte,  en- 
kleidet  von  irdenscbem  anevalle.  da  von  ist  wol  gesprochen 
'swer  komen  wil  ze  mir  in  das  luter  gütliche  wesen,  der 
verziehe  sich  sines  selbes  das  er  ist  unde  volge  dem  von 
dem  er  ist.'  swer  dis  wort  vollenfiieret ,  der  hat  begriffen 
den  gotlichen  bort  geislicber  vollekomenheit ,  unde  von  dirre 
näcbvolgunge  wirt  er  vort  geleitet  in  das  trste  guot,  das 
nie  ende  noch  anegenge  gewan.   har  zuo  helfe  uns  got.  amen. 

VI. 

BRUODER  ALBREHT  DER  LESEMEISTER. 

Unser  herre  J^sus  Krislus  spiste  fünf  tAsent  man  unde 
frouwen  unde  kint,  diu  euch  da  wären,  mit  fünf  br6ten  unde 
zwein  visehen.  daz  volk  bete  im  nftch  gevolget  in  die  wiie- 
sten  unde  sAzen  uf  dem  höuwe.  daz  bezeichent  wol  die  im 
habent  nach  gevolget  in  daz  geistliche  leben,  daz  hon  be- 
zeichent disen  kranken  lip  den  si  besezzen  habent  daz  er 
under  in  muoz  sin.  diu  fünf  bröt  bezeichent  fünf  dinc  diu 
si  alle  zit  in  ir  herzen  süln  haben  unde  Ak  von  gefuoret 
unde  gespiset  werden,  diu  bröt  wären  girstin  unde  rAch* 
in  dem  munde  unde  müelich  ze  ezzenne.  unser  herre  tet 
da  zuo  die  zw£ne  vische  unde  temperte  ez  iä  mite  unde  let 
sin  selbes  sogen  dar  über  nnde  brach  ez  selbe,  daz  ez  in 
gar  süeze  unde  guot  ze  ezzenne  wart. 

Daz  6rsle  bröt  ist  diu  gehorsam,  daz  ist  girstin  unde  stiebet 
vil  s£re  in  dem  munde,  senfter  waere  ein  halspere  ze  tragenne 
oder  vil  ze  vasten  oder  ander  arbeit  des  libes  ze  lidenne  einem 
menschen,  denne  allen  sinen  willen  ze  gebenne  in  eins  andern 

VI.  Münchner  ht,  cod.  germ.  100,  perg,  XIV  jakrk,  8*,  bL  177* 
-182»».         1)   roch 


DEUTSCHER  MYSTIKER.  tS5 

gewalt,  da£  er  sin  selbes  willen  niht  erfüllen  mac,  noch  ein 
wort  sprechen '  noch  niht  tnon  wan  als  jener*  wil  dem  er 
gehorsam  isl.  swer  des  bereit  ist  williclich  ze  lidenne,  daz 
ist  m£r  ein  zeichen  yon  im  der  rehten  heilikeit  denne  ob  er 
einen  tdten  von  dem  grabe  hieze  uf  st^n  aber  diu  gehor- 
sam sol  haben  zwA  bescheidenheit.  diu  ^rste  ist,  ob  man 
iem  menschen  ein  ampt  enpfilhet,  d&  gewalt  und  £re  an  si, 
86  ensol  er  niht  willen  haben  zuo  den  £ren,  daz  er  dar 
durch  iht  gehorsam  ^^  oder  ez  ist  mtr  ein  gerunge  der 
üppekeit  denne  ein  gehdrsam.  diu  ander  ist,  ob  man  im  iht 
enp61het  daz  smaehe  oder  arbeitsam  si,  als  diu  smaihen  ampte 
nnde  dieneste,  dar  zuo  sol  man  willeclich  gehörsam  sin.  der 
niht  über  mac  werden  etlicher  grözer  ampte,  der  hiiele  sich 
vor  dem  willen  zuo  den  6ren.  als  mügelicb  ist  vergipnüfse 
zuo  eupfahenne  an  der  gehörsam  als  an  unsers  herren  licba- 
men  Judas  enp6enc  den  vint.  ditz  bröt  ist  allez  girstin 
und  als  stechel^  daz  ez  nimmer  kein  mensche  enbizze,  want 
daz  ez  unser  herre  selber  gcsegent  unde  gebrochen  hftt  unde 
joch  vorgezzen  hAt,  da  mite  er  selbe  also  gehörsam  was  si- 
nem  vater.  er  was  gehörsam  zuo  der  armüete,  zuo  der 
arbeit,  zuo  der  smftcheit,  zuo  den  scheltworten ,  zuo  dem 
kriuze  biz  an  den  tot.  er  hat  ez  unz  zebrochen  mit  der 
minne,  daz  er  die  minne  dem  menschen  als  kleine  machet 
daz  ez  allin  diu  arbeit  kleine  dunket  und  ein  niht  daz  ez  tuet. 
Daz  ander  bröt  ist  andsehtic  gebete.  daz  ist  onch  gir- 
stin, von  dem  gedanken  die  dem  menschen  zuo  kument  durch 
die  fünf  sinne,  daz  ez  so  söre  bekunibert  wirt  mit  dem  das 
ez  gesehen  unde  gehoeret  hat  daz  cz  underwilen  dannen 
göt.  man  sol  sich  aber  twingen  daz  man  ik  belibe.  unser 
berre  bat  sinen  segen  euch  dar  über  getan ,  wan  er  hftt  ge« 
sprechen,  er  welle  si  beeren  die  mit  betrüebetem  herzen  sin« 
er  brichet  euch  diz  bröt  mit  der  heizen  andftht  die  er  git 
dem  menschen,  zwei  dinc  sol  man  tuen  an  dem  gebete. 
daz  ein  daz  der  mensche  bekenne  wes  im  gebreche  unde  des 
unsem  herren  bite.  maniger  sprichet  'unser  berre  weiz 
wol  wes  ich  bedarf.*  nein,  wir  süln  bedenken  selbe  welher 
tugent  uns  gebreche;   der  süln  wir  gern   unde  dar  nftch  ar- 

1)  spreche  2)  einer         3)  vergi.  Graff  ^,  637  stecbiliB ,    tor- 

lu8  paoif. 


236  PREDIGTEN  UND  SPRUCHE 

bellen,  daz  ander  das  der  mensche  ze  jungest  an  dem  ge- 
bete  unserm  herren  danke  alier  siner  gnAden,  daz  er  uns 
von  niht  gemachet  hat  unde  s6  manigen  beiden  nnde  Juden 
laezet  sterben  unde  s6  manigen  in  Sünden  sterben  und  uns 
von  Sünden  genomen  hat,  als  under  sinen^  mantel,  unde 
manigez  von  sinen  grdzen  bekorungen  la;zet  in  sfinde  Valien ; 
unde  suln*  in  bekennen  unde  loben'  siner  gniden.  unde 
diu  grceste  gnäde  ein  ist  daz  er  git  dem  menschen  daz  er 
wol  beten  mac  unde  lange  und  im  wol  d&  mit  ist. 

Daz  dritte  br6t  ist  alsulich^  trabten  daz  die  gedänke 
dikke  kument  uf  ein  dinc,  als  man  iezuo  dA  von  denket,  daz 
man  aber  anderweide  dar  zuo  kumet  mit  gedanken.  daz  sol 
man  tuen  dem  gotes  wort,  da  von  gebdt  unser  berre  in 
der  allen  6,  swaz  vihes  niht  idrokele,^  daz  ez  unreine  wsere. 
er  meinet  da  mite  die  geistlichen  bezeicbenunge.  daz  gotes 
brdt®  ist  ein  br6t  und  ein  spise  der  s£le.  diz  br6t  ist  ouch 
girstin,  wan  ez  müelich  ist  da  von  ze  trabtenne  unde  ze 
bebaltenne.  und  etliche  s6  si  ez  hcerent,  so  merkent  si  ez 
dicke  uf  einen  andern  m^r  denne  uf  sich  selben  unde  geden- 
kent  oder  sprecheut  'w6,  wie  rehte  dem  daz  kumet  i*  unde 
welleut  ez  selbe  w^nic  betrahten  oder  bebalten,  diu  scbrifl 
spricbet ,  als  daz  uukristenlich  waere  der  unsers  herren  licba- 
men  unwirdenclichen  handelte,  als  ist  ez  grAze  sunde  der 
sin  wort  mit  unzühten  beeret  oder  versmshelichen.  sin  bei- 
liger lichame''^  ist  er  selbe,  daz  br6t  segent  unser  berre 
mit  sin  selbes  munde,  d6  er  selbe  spricbet  'non  in  solo 
pane  vivit  homo.'  ze  dem  andern  male  durch  bem  Moy- 
seses  munt  in  genesi  '  kein  krdt,  kein  pflaster  mac  uns  hei- 
len sunder  diu  wort.'  der  mensche  sol  ein  pflaster  machen 
von  dem  gotes  wort,  so  er  beeret  sagen  von  der  minne 
oder  von  den  andern  lügenden,  daz  neme  sich  an  unde  fnege 
ez  an  sich,   daz  ez  im  ein  pflaster  werde  unde  sine  s^ie 

1)  sioem        2)  snla  fehlt,        3)  lobe  4)  als  raleh         5)  So 

steht  in  der  ht,;  da»  wort,  dessen  bedtutung  nur  nnninare  sein 
kann  (vergl,  Moses  3,  11)^  scheint  aber  verdorben  und  ich  weift 
keine  btjserung  wenn  es  nicht  in  widerköote  %u  ändern  ist.  zwar 
ist  das  seifen  vorkommende  kiuwen  ein  starkes  verbutn;  doch  »we\/U 
ich  nicht  dafs  die  schwache  form  schon  früh  eingedrungen  ist.  [iU- 
raclgaa  ruminare  Graff.%^  435.  Schmeller  1,  475.  dasselbe  wort 
habe  ich  verkannt  zeifschr.  b,  174.    Uaupt.]        6)  wort  T      7)  Uebanea 


DEUTSCHER  MYSTIKER.  237 

heile,  unser  herre  brichet  daz  br6t,  s6  er  ez  dem  menschen 
gii  ze  verst^n  dri  wise.  sA  ez  dicke  dar  nach  trahtet,  s6 
git  er  im  ze  verst^n  in  der  Irahtunge  oder  an  siuem  gebele 
oder  sendet  im  etwen  zuo  der  sin  in  bescheidet. 

Daz  vierde  br6t  ist  diu  anschouwe  unsers  herren  wdr- 
heit,  daz  man  sich  dar  an  wundere,  der  mensche  muoz  sich 
müezigen  vor  irdischen  dingen  unde  joch  im  selber  enbrechen, 
daz  er  verläze  sin  selbes  nöldnrft  und  ungemach,  daz  er 
möge  schouwen  und  andenken  unsers  herren  wärheit,  sine 
wisheit,  sine  güete ,  sine  kraft,  unde  wie  er  die  enge!  geor- 
dent  hAt  unde  die  heiligen  ge^ret,  unde  wunder  sich  da  von 
unde  bezzer  sich  Aä  nach,  der  mensche  sol  nach  der  be- 
schouwede  ^  staelikeil  an  sich  nemen  unde  sol  niht  k^ren  zuo 
der  iteikeit  noch  zuo  der  lachenne  noch  zuo  unnützer  rede, 
sine  site  unde  sine  gebserde  sü'ln  staete  beliben. 

Daz  fünfte  br6t  mac  wol  heizen  saelikeit.  die  beiden 
markten  hie  vor  waz  dem  menschen  daz  beste  waere.  dd 
sprachen  si ,  daz  der  mensche  nach  sinen  muotwillen  lebte ; 
unde  vunden  ein  bezzerz,  der  aller  meist  wisheit  haete ;  unde 
vunden  d6  daz  beste,  der  aller  volkomest  waere  an  tugenden, 
daz  der  aller  saeligest  waere.  leit  unde  saelikeit  mügent  bi 
einander  niht  gesin.  alle  die  wile  der  mensche  von  got  en- 
pfangen  ist  und  in  sin  heiuliche  gefüeret  ist,  s6  enmac  in 
kein  leit  berüeren.  sanctus  Paulus  wolte  da  von  niht  offen- 
liehen  reden  unde  sprach  von  im  selbe  'ich  weiz  einen  men- 
schen, der  wart  in  den  dritten  himel  gefüeret  unde  sach  unde 
hdrte  da  da  von  uns  niht  müezlich  ist  ze  reden.*  daz  si 
uns  ein  l^re  daz  man  solher  dinge  niht  vil  künden  sol  die 
sin  gesehen,  diz  selbe  br6t  ist  ouch  girstin  iä  von  daz  si 
her  wider  müezent  zuo  den  irdischen  dingen.  Augustin 
sprichet  '  herre,  du  bringest  mich  underwilen  in  ein  ungewön- 
liehe  süeze.  volekomc  du  an  mir.'  waere  daz  nibt  himel- 
riebe,  s6  enweiz  ich  niht,  waz  himelrichc  ist.     amen. 

1)  besauwede 


288  PREDIGTEN  UND  SPRUCHE 


VII. 
DER  KRAFT  VON  BOYBERG. 

Herre  almehüger^  got,  alle  ding  sint  in  diner  gewalt. 
gewalt  und  hfirschafl  lit  an  zwein  dingen,  an  fribeil  und  an 
besitzunge  vil  gaoter  dingen  in  friden.  was  isi  friheit?  Ak 
sprichet^  ein  heidenischer  meister  'das  ding  ist  Uri  das  an 
nihte  banget  und  an  dem  ouch  niht  enhanget.'  dar  ombe^ 
enist  nibtes  niht^  fri  wan^  dia  ftrste  sache,  dia  d4*  ist  ein 
sacbe  aller  Sachen. 

Zuo  der  hfirscbaft  beeret^  oucb  das  man  besitze  vil 
guoler  dinge  unde  scboener.^  nü  ist  got  al  gnot  in  al;  dar 
umbe^  besitzet  er  sich  in  al.  want  swas  got  hkiy  das -ist 
er  in  al.  daz  man  sprichet  das  er  habe  miane  unde  wil- 
len, wisheit,  güete  etc.,  das  ist  er.  wan  dis  got  ist,  bar 
umbe  enist  nit  niht,  wand  got  6  was  dan  nibt.  g6t  enb&t 
kein  vor  noch  n4ch:  m6r  niht  bAt  volgen;  sin  volgen  ist 
iht.  des  nibtes  vor  ist  got,  wan  er  £  was  dan  niht.  des 
nihtes  volgen  ist  iht :  als6  enhät  got  kein  vor  noch  volgen.^® 
eyä ,  diu  sache  aller  dinge,  diu  in  ir  selber  swdiet  in  eime 
underscheidenlicben  liebte,  das  er  selber  ist!  got  ist  ein 
lieht  in  ime  selben  swebende  in  einer  stillen  stillekeit.  **  das 
ist  das  einege  liebt,  das  einege  wesen  ^'  sin  selbftr,  das  sich 
selbe  verst^t  unde  bekennet.  *'  diu  verstentnisse  difs  **  ei- 
negen  lichtes  das  ist  das  liebt  vonme^^  liebte,  das  ist  diu 
ftwigiu  pers6ne  des  sunes  von  der  ftwigen  persAne  des  va- 

B  {handsehrift  der  Basler  unioereitätshihHothek  a)  B.  IX.  5, 
perg.  Mejahrk.  4*.  b)  B.  IX.  10.  perg.  14#  jahrk.  W  IX.  10. 
bi.  2^^— :^36^  -<-  E,  handsekrifi  de»  kiostert  Biiuiedeim,  278. 
bl.  184^ --186^  —  N,  handtehrift  im  kloster  Neuburg,  1141,  perg. 
Usj'h.  bl,  42»  — 47»».  —  Basier  druck  von  1522.  bl.  247«  — 248*.  — 
die  Überschrift  ist  blojk  in  B.  —  Kru/t  von  Boyberg  ist  ohne  Zwei- 
fel eins  mit  dem  bruder  Crajt  der  in  einer  in  den  altd.  blättern 
2,  97  ff,  abgedruckten  theologischen  abhandlung  genannt  wird.  1)  al- 
gewaltiser  B.  2)  dz  spr.  B.  3)  bar  nmb  BN.  4)  oat  fr.  B. 
5)  wand  B,  dao  E.  6)  d&  fehlt  E.  7)  gebasret  EN.  8)  seh. 
dioge  EIV,  9)  ood  d.  EN.  10)  daz  man  —  nocb  volseo  fehlt  BN. 
11)  stillbeyt  </r.,  stille  EN.  12)  nod  wesea  E  13)  erebeoet  N, 
keilet  E.        14)  difses  E,  des  BN.        15)  von  den  BN. 


DEUTSCHER  MYSTIKER.  239 

ters.  der  vater  sprach  ein  wort,  das  ^®  ist  sin  sun.  an  ^^ 
dem  einigen  ^^  worte  sprach  er  elliu  ding,  das  wort  des 
Vaters  ist  anders  niht  dan  sin  selbes  verstantnis.  das  ver- 
sUntnis  des  vaters  verstfit  das  verstanlnisse/^  unde  das  das 
verstantnis  ^^  versteht  das  ist  das  selbe  das  er  ist ,  der  es 
ik  verst^t.     das  ist  das  lieht  vonie  lichte.  ^^ 

Har  Af  sprichet  Job  ,  got  sprach  ein  wort,  das  was  das 
einig  verstantnis  sin  selbes:  das  was  sin  sun.  an  dem^^ 
einigen  verstantnisse  verst^t  er  elliu  ding  unde  verstuont^^ 
81  schöpfende  ^^  von  nihte.  das  sint  si  an  in  selben,  aber 
das  si  ftwiciich  an  ime  gewesen  sint,^  das  wären  si  Ane^® 
sich  selber,  da  si  ane  wärent,  das  was  er  selber:  want 
got  enist  niht,  es  ensi  got,  want  got  ist  äne  ander.^^  alsd 
sint  alle  cr^äturen  ein  lieht,  want  si  in  dem  liebte  der  eini- 
keit  ande  der  ^wikeit^  verstanden  sint.  darumbe^^  fliefsenl 
alle  cri^äturen  ^  us  als  ein  lieht  zc  offenbarende  das  verbor- 
gene lieht,  har  uf  sprichet  sant  Jacob  '  alle  guote  unde  volle- 
kooiene  g&ben  konient  von  dem  vater  der  liebte.'  hie  bi  ist 
ze  verstände, '^  das  ellin  ding  ein  lieht  sint,  want  si  der 
vater  äs  geschinen  '^  hAt  ze  offenbArende  das  verborgene 
lieht.  ^  also  als  alliu  ding  ein  lieht  gewesen  sint  us  flie- 
Csende,  alsd  sint  sint  si  ouch  alle  ein  liebt  wider  in  ze^ 
körnende,  diu  sich  eht^  mit  vriem  willen  da  von  niht  en- 
kirent.  eyd,  die  da  statte  belibent  vor  manicvaltikeit,  ^  was 
lichtes  unde  gnaden  den'^  geoffenbäret  wirt!  wand  das 
oberste  guot  ist  als6  geordent  gegen  der  s^le  ^  das  si  is  ^ 
enpfachet^  sunder  mittel,  alse  sant  Dyonisius  sprichet 'das 
mittel  i^t  lieht,  unde  gnAde  diu  erliuhtet  die  verstentnisse.*^* 
was  ist  verstentnissi  ?  das  ist  verstentnis,  das  man  verst^t 
ein  ieclich  ding,  als  es  ist  lAterlich  unvermenget  unde  gewis 

16)  spricht  —  wz  ß.  17)  in  E.  18)  eaigen  E^  ewif^en  B. 
19)  verstentois  E.  ^0)  das  versinntnis  fehlt  B.  %\)  io  dem  1.  B. 
22)  in  dem  B.  23)  verstat  E.  2i)  schaffende  E,  25)  i^ew.  s. 
an  gotte  B.  26)  snnder  N,  vnder  B.  27)  ist  andern  B, 

28)  dem  lieble  und  and  der  dwikeit  fehlt  B.  29)  und  dir  u.  E. 

30)  alle  ding  E,  31)  ze  pravenne  E.  32)  gescbinet  E,  33)  sine 
Verborgenheit  E.  34)  ze  fehlt  E,  35)  ebt  fehlt  BN,  3G)  die 
sieb  vor  m.  bebfilent  E»  37)  den  E,  in  iV,  inen  B.  38)  seien  E. 
39)  si  is  E,  si  nu  N,  si  niebt  B,  40)  enpfaget  B,  roac  enpfan  ane 
m.  E,        41)  de  verstentnis  E^  v.  der  sele  /?. 


240  PREDIGTEN  UND  SPRUCHE 

Ine  immge.^*  har  uf  sprichet  sant  Dyonisias  'müezigent 
lach  von  allen  dingen  ze  bekennende  unde  ze  va*st6nde  das 
oberste  guot,  das  got  ist/^^  was^  süien  wir  an  gote  versttn? 
das  er  ist  ein  einigia  kraft,  unde  dft  von  süIen  wir  uns  ei- 
nigen, ^^  das  diu  einigin  krafl^^  in  uns  gewirken  miige.  er 
ist  ouch  ein  guot  das  elliu  dink  beweget  zuo  irme  guote, 
das  er  selber  ist,  ^  und  er  belibet  doch*^  selber  anbeweget, 
er  ist  oucb  ein  luter  einvaltikeit ;  unde  ie  diu  sdle  einvelti- 
ger  ist,^^  ie  si  die  einvaltikeit  bas  verstdt.  wie  sülen  wir 
reht  einvaltig  werden?  da  sülen  wir  gescbeiden  sin  von 
allen  dingen  unde  von  uns  selben  zuo  bekennende  unser 
sinne  ^^  und  alle  diu  werk  der  krefle  der  söle  dan  alieine  die 
oberste  des  verstentnisses :  lä  das  alleine  wirken  mit  gote. 
noch  danne  sU^t  einer  lidiger  s£le  das  ze  lAzenne,  und  Uz 
got  alleine  würken  sunder  hindernisse:  sA  würket  er  volle- 
clich  sin  gelicbnis  an  ir  unde  würket  si  an  sich.  sA  ver- 
stdt  si  mit  ime,  s6  minnet  si  mit  ime.  dis  ist  das  wesen 
der  vollekomenheit.  etliche  vrägent^  ob  wir  got  nrinnen 
mit  der  minne,  da  sich  der  vater  unde  der  sun  mit  minnent. 
n&  merke. " 

Ez  ist  zweier  bände  minne  in  uns.^  diu  einiu  ist 
ein^  tugent.  an  der  minne  ^  wachsen  wir  äne  underlds, 
unde  swas  wir  guotes  getuon  in  dirre  minne,  das  ist  Ewiges 
Idnes  wert,  aber  des  vaters  unde  des  sunes  minne  diu  wah- 
set  niht,  wan  es  ist  der  heiligeist.  ^  dar  umbe  ist  unspr 
minne  niht*^  wider  des  vater  unde  des  sunes  miiine;  m^r 
si  ist  ein  tugent,  an  der  wir  wahsen  '^^  —  diu  ander  minne^ 
diu  in  uns  ist,^  diu  ist  des  vaters  unde  des  sunes  minne.  ^ 
har  Af  sprichet  sant  Paulus  *gotes  minne  ist  gegozzen^  in 
unser  herze.*  *^  wan  uns  got  ^  sine  minne  gegeben  hlit, 
so   hat   er  uns   ouch   den  heiligen  geist  geben,   daz  wir  in 

AT)  irreo  ß,  ireo  sacbeo  N.  43)  das  got  ist  fekii  B.  44)801- 
ien  n.  bekeoeo  ß,  45)  De  er  ist  ein  onbekafitbeit  vod  de  er  isl  e. 
e.  er.  ß.  46)  d.  er  s.  isi  fehlt  B,  47)  doch  fehlt  E.  48)  ie 
eiDV.  der  menscb  ist  EN.  49)  vü  sollen  bekeSen  alle  n.  s.  B. 

50)  oa  ist  ein  frage  ß.^  51)  das  sag  icb  dir  B,  5%)  in  uns 

fehlt  ß.        53)  ein  fehlt  E.        54)  minne  fehlt  £.        55)  wan  —  b. 
g.  fehlt  ß.  56)  als  ein  nicbt  B,  57)  m^r  —  wahsen  fehlt  B. 

58)  diu  —  ist  fehlt  ß.      59)  minne  fehlt  K.      60)  da  ist  geflofsen  B, 
Ol)  unsere  berzen  E,        ^%)  sit  nna  denn«  g.  B> 


DEUTSCHER  MYSTIKER.  241 

minnen^  mit  der  minne  mit  der  er  sich  selben  minnet. 
als6  minnen  wir  mit  gotlicher  minneu ;  der  werde  wir  gewar 
unde  werden  gotlich.^* 

Eyä,   bekantnisse  des  besten  guotes,  das  got  ist!®^  die 

das  hänt,    das  ist  das  wirdigoste  leben  das   dekein  cr64ture 

bllt.  ®^     got  ist  sin  selbes   clär  verstentnisse  und  sin  selbes 

firöade    wellende.®^    was  ist  wellende  in   der  gotheit?    das 

ist  das  der  vater   sin  selbes   näture  an  schouwet  spilende. 

wielich  ist  das  spil?    das  ist  sin  Ewiger  sun.     also  hat  der 

vater  ein  vorspil  ^  ßwiclich  gehabt  in  sin  selbes  näture.    das 

vorspil  ist  das  selbe  das   es  ist  an   dem  es  spilet.    der  ane- 

blik    des    vater   siner   eigenen®^   nätüre    das   ist  sin   sun. ^® 

als6  umbehalset  der  vater  sin  selbes  n^ture  in  dem  ^'  stillen 

dunsternisse  sines   Ewigen  ^^   wescns,   das   niemanne   bekant 

ist  dan  im  selben,     der  widerblik   sin  selbes   nätüre  das   ist 

sin  Ewiger  sun.    also  umbehalset  der  sun  den  vater  an  siner 

näture,^^  wan  er  das  selbe  ist  das  sin  vater   ist  an   dem 

wesenne.     also   hat  ouch   der  sun   öwiclich  gespilt  von  dem 

vatere  in  umbehalsunge  ^^    sin   selbes   näture.      das  selbe  ^'^ 

vorspil  vorspilete  ouch  allen  crMturen  öwiciicb.     hie  von  ist 

geschriben  in  der  wisheit  buochc  '  vor  allen  crMturen  in  dem 

Ewigen  nu  so  b^n  ich  gespilt  vor  ^®  dem  vater  in  einer  swe- 

bender  stille.'      als6  hat  der  sun   ^wielich  gespilt  vor  dem 

vater  als  ^^  der  vater  vor   dem   sune.     das  ^®  spil  ir  beider 

ist  der  heiligeist,    an   dem  si  beide  spilent  und  er  widerspilt 

an  in   beiden,      das   ist^^   das   spil   das  selbe  das  es   ist   an 

dem  si  spilent.  ^   als6  ist  verflozzen  das  wescn  in  sin  selbes- 

heit.  ®^     har  üf  sprichet   sant  Dyonisius  '  got  ist   ein   brunne 

der  in   sich   selben  ist  verflozzen.'     der  vater  hAt  sich  6we- 

clich  geminnet  an  sime  sune ;  als6  \\ki  sich  der  sun  ^weclich 

geminnet  an  sime  vater.     ir  beider  minne  ist  der  heiligeist: 

alsd  gät  US  diu  dritte  persdne  von  den  zwein  als  ein  minne.  ^^ 

63)  secht  da  m.  wir  B,  64)  alsA  —  gotlich  fehlt  B.  65)  das 
%oi  ist  fehlt  B,  66)  d.  ie  dekeioer  er.  geoffeobaret  wart  B,  67)  sia 
selber  wollast.     w.  ist  woUeust  oder  genugde  B»  68)   spil  i?. 

69)  an  siner  egenen  B,  70)  s.  ewiger  san  B*  71)  in  der  B* 

1%)  eigenen  B.         73)  an  ir  beider  n.  E,  74)  und  ambehalset  B* 

75)  dis  8.  B,        76)  in  dem  v.  B,        77)  als  E:  und  B,      78)  dis  £. 
79)  da  ist  A^.        80)  das  die  sint  mit  dien  es  spiit  B,       81)  alsos  ist 
d.  Ans  verflorsen  in  sich  selber  B,        82)  minne  ir  beider  B, 
Z.  F.  D.  A.  VIII.  16 


242  PREDIGTEN  UND  SPl^BCHE 

das  weseo  der  goiheit  gebirt  niht.  des  vaters  pers6ne  ge*- 
birt  die  persdne  des  sunes  ^weclich  und  sie  beide  giezent 
fls  den  heiligen  geist  als  ein  minne  ir  beider,  also  ist  der 
vater  unde  der  sun  ein  ingiezunge  unde  der  heiligeist  ist  ein 
ingozzenheit,  ein  nälüre  mit  in  beiden.^  gebore  das  weseo 
der  gotheit,  s6  w^re  ni6  wesens  danne  eines ;  das  enist  niht. 
ein  wesen  ist,  das  git  allen  dingen  wesen  nod  leben,  da 
der  sun  us  geborn  ist  von  dem  herzen  des  vaters  ^weclich 
wider  in  ze  bringenne  alle  ding,  diu  an  ime  us  geschaffen^ 
sint.  har  uf  sprichet  Kristus  'ist  das  ich  erhaben  wirde, 
so  wil  ich  clliu  ding  nä  mir  ziehen.'  der  heiligeist  gät  us 
als  ein  minne ,  unsem  geist  mit  im  ein  ze  machende,  also 
bringet  der  sun  mit  im  wider  in  elliu  ding  diu  an  im  us 
gegangen  sint,  und  also  kumet  ^  der  heiligeist  wider  in  mit 
allem  dem  das  er  gegeistet  ^  h4t.  har  uf  sprichet  sant  Dyo- 
nisius  'der  sun  unde  der  heiligeist  sint  ein  lieht  der  got- 
bemder  gotheit.*  sant  Pbilippus  sprach  '  herre ,  zeige  uns 
dinen  vater,  so  benüeget  uns.'  d6  antwurt  ime  unser  herre 
unde  sprach  'Philippe,  der  mich  siht  der  siht  minen  vater.' 
also  hat  der  sun  geoffenet^^  die  tougeni  des  vaters,  wan  er 
im  gelich  ist  an  allen  dingen  und  ein  nfttdre  mit  im  ist.^ 
der  s^le  geniieget  niht  dan  an  dem  vater,  want  er  allez  guot 
ist  und  ein  liiter  einvaltikeit  ist.  ie  einvaltiger  diu  s^le  ist, 
ie  glicber  si  gote  ist.  ^  got  gesprach  nie  kein  wort  dan  ei- 
nes, das  ist  das  einige  versteutnis.  sol  diu  s6le  einvaltig 
sin,  so  muos  si  von  aller  manicvaltikeit  gezogen  werden  in 
das  einige  verstentnisse.  das  enmac  ir  hie  niht  beschehen, 
ez  ensi  danne  bi  stunden. 

Driu  verstentnisse  hat  diu  s^le.  das  eine  ist*^  das  si 
verst^t  diu  ding  diu  ob  ir  sint.  das  inder  das  si  sich 
selben  verstfit.  von  dem  bekantoisie  ®^  kumet  si  in  das 
dritte:  das  ist  diu  einige  einekeit.  da  sol  si  sich  inne  ver- 
lieren®^ und  niemer  wort  gtsprechen  unde  sol  ir  stiUc  haben, 
wände  got  hAt  si  nbei^ebolt  von  ir  selber  an  sich;   unde 

83)  des  vaters  i^rsoae  —  mit  io  beiden  fehit  B.  84)  us  gan- 
geo  ß,  85)  mineet  E.  86)  geistes  h.  E.  87)  goffet  E,  geeffeo- 
Iwret  BßT,  88)  wan  —  im  ist  /ehU  B.  89)  nod  ie  sl  einv.  wirt, 
ie  si  g.  gl.  Wirt  B.  *  90)  ist  fehii  E.  91)  verstentnis  E.  912)  yer- 
fliefsen  C. 


DEUTSCHER  MYSTIKER.  243 

danimbe  enist  si  niht  unde  verst^t  oueh  nibt  mit  ir  selber, 
das  si  verst^t  das  verst^t  si  mit  ime,  unde  das  selbe  st£t 
ir  ze  läzenne,  unde  l^ze  es  denne  mit  dem  sis  verstanden 
bat.  bar  uf  sprichet  sant  Dyonisius  'müezigent  iucb  das  ir 
miiezig  werdent  alles  gemerkes,®^  wand  ein  einiger  anblik 
der  bl6zbeit,  diu  got  ist,^^  einiget  ni6  die  s^le  ze  gote^ 
dan  si  geeiniget  möbte  werden  von  allen  den  werken  die 
diu  beiligiu  cristenheit  noch  ie  geworhte  von  uzen. 

Eyä,  lieben  kint,^  danimbe  st^nt  mit  flize  dar  näcb, 
das  iucb  diu  wärbeit  einest  begrife:  want  in  dem  begriffe 
sol  ailis  das  gezogen  werden  das  du  iemer  me  geübest  unde 
gelebest  in  rehter  triuwe.  ey4,  boecbstez  wesen,  die  dar 
inne  st^nt,  die  enkünnent  von  gote  niemer  gesebeiden  wer- 
den, das  sint  die  seligen,  die  got  an  im  selber  ^wiclicbe 
bat  bekant.  näcb  dem  das  got  unwandelbaftig  ist  sd  en« 
mügent  disiu  niemer  mk  von  ime  gesebeiden  werden,  dar 
nmbe  sotten  wir  frömde  sin  aller  unglicbbeit  unsers  boebsten 
gnotes. 

vm. 

BRUODER  FRANKE  VON  KÖLNE. 

Ego  sum  via,  veritas  et  vita.  dis  sprichet  unser  berre 
Jtsus  Kristus:  ich  bin  der  wec  unde  diu  wärbeit  unde  daz 
leben,  eyä,  nd  merket  mit  vliz  disiu  wort  daz  er  sprichet 
'ich  bin  der  wec*  zweier  hande  wege  suUen  wir  verst4n  an 
Krist6:  nach  der  menscheit  unde  nach  der  gotheit.  sin 
menscheit  ist  gewest  ein  wec  unser  menscheit.  daz  sol  man 
prtieven  an  sinem  volkomen  bilde  und  an  der  öugunge  siner 
lider.  wan  swft  ein  lit  an  uns  *  trilet  üz  dem  wege  sines 
bildes,  da  werden  wir  bevlecket.  wan  sant  Paulus  sprichet 
daz  wir  suUen  leben  also  daz  got  an  uns  vinde  einen  wider- 

93)  m.  üch  voa  allem  gemerke  E,        94)  gotit  Jf«        96)  ze  gote 
fehlt  EN.        96)  liebea  kint  fehlt  EN. 

VIII.    M  {Münchner  hs,  cod.  germ,  133,  p0t*   ^^  Jahrh.    W) 

hl.  14^  -  72^,    diese  predigt,  ober  vielfach  abweiehBüd,    iH  noch  in 

folgenden  hss.  enthalten,    Basel  B.  XI.  10   bl.    151*-^139<t.  -^  hlo- 

iter  Neuburg  bl.  35^—42^  —    Einsiedeln  nr  27S  #•  ;^i5  — 218.  — 

Basler  druck  von  157^  bl.  21/t^  —  %7^''.  1)  uos  M. 

16» 


244  PRm)IGTEN  UND  SPRUCHE 

flchin  aller  siner  göüicher  werc;  daz  ist  daz  wir  ans  glich 
halten  dem  daz  er  ans  vorgelebt  hat.  diz  wtoe  w4r  geist- 
lich leben.  ni6r  diz  wirt  dicke  gehindert  von  manq;en  ge- 
bresten.  alier  meist  werden  wir  gehindert  wirer  geistlicheit 
von  manegeu  gebresten  die  in  uns  sint.  die  gebrechen  sint 
daz  ein  ieclichiu  crafl  der  s^le  nibt  geordent  df  ir  stat.  diu 
vreude  der  s^len  solle  als6  geordent  sin  unde  gesatzt  uf  ir 
stat  daz  si  allin  geschaffeniu  dinc  nibt  ervrewen  möhten,' 
m^r  alleine  daz  si  sich  vünde  in  einer  lutem  consciencien. 
hie  von  sprichet  Krislus  zuo  siuen  jungem  *ir  solt  iuch  nih- 
les  vrewen  denne  daz  iwer  namen  geschribea  sin  in  dem 
bnoche  des  Ewigen  lebens/  diu  vorhte  der  sMen  solte  also 
geordent  sin  daz  si  niht  envorhte  allia  dia  dinc  diu  under^ 
gote  sint  weder  libes  noch  guotes  und  alles  daz  über  si  ver- 
beuget wirt  von  got  oder  von  einiger  crMtAre.  alsA  ist  iz 
ze  vememen  von  allen  den  andern  creflen,  garunge  unde 
■leinunge,  kurzlich  geseit.  allez  daz  diu  -s^le  geleisten  mac 
daz  solde  gesament  sin  in  die  einveldigeste  einveldikeit  des 
willen,  unde  der  wille  solde  sich  werfen  an  daz  höchste  guot 
unde  daran  haften,  dar  üf  sprichet  saut  Paulus  'der  an  gote 
haftet  der  wirt  ein  geist  mit  gote.' 

Nu  merket  die  ricbeit  des  geistes,  der  alsus  ein  geist 
mit  gote  worden  ist.  er  wirt  nibt  gerichet  von  allen  dingen, 
ob  er  si  joch^  alliu  beslozzen  h6te  in  siner  gewalt.  wan 
alliu  dinc  n6türfUc  sint,^  her  umbe  ist  daz  sin  ricbeit,  daz 
er  wone  in  eime  wesen  ob  nöturft  der  dinge :  wan  wer  nibt 
enhät  und  ouch  nihtes  bedarf,  der  ist  richer  dan  der  alliu 
dinc  besezzen  hat  mit  n6tturft.  wan  saut  Paulus  sprichet 
'unser  genüege  ist  alleine  an  gote,  des  wirdigen  diener  wir 
sin.'  ouch  richent  alle  tugende  den  geist  nibt.  dis  sprechent 
die  meister,  daz  eigenlich  die  tugende  den  geist  niht  richent, 
m£r  die  vriihte  der  tugende  richent  den  geist.  von  not 
muoz  die  s6Ie  alle  tugende  haben,  wan  dan  die  tugende 
ouch  nöturft  sint,  her  umbe  enwirt  der  geist  von  nötturft 
niht  gerichet.  daz  hoßhste  da  der  geist  zuo  komen  mac  in 
disem  Übe,  daz  ist  daz  er  wone  ob  nöturft  der  tugende ;  daz 
ist  daz  alle  güete  in  ime  also  genftturet  si,  niht  alleine  daz 
er  tugende  habe,   mör  daz  diu  tugende  weslich  an  im  si; 

1)  inohte  M.        2)  nider  M.        3)  ancb  Jf.        4)  sio  M. 


DEUTSCHER  MYSTIKER.  245 

daz  ist  daz  er  tagende  üebe  niht  von  not,  ni6r  von  6iner 
weslicber  guotheit.  als  diz  gescbibt,  dan  alr^rst'  bat  diu 
s£le  durcbgangen  und  übergangen  alle  nöturft  der  tugende, 
wan  si  sin  weslicb  an  ir  worden,  alsd  kumet  si  zuo  irm 
zii;  daz  ist  der  ingus  des  beiligen  geistes.  diz  sint  die 
vrühte  der  tugende,  die  den  geist  alleine  ricbent.  bie  von 
sprichet  sant  Paulus  '  ziebel  iucb  einen  niuwen  menseben  an,*  ^ 
daz  ist  Kristus,  der  uns  älsus  ein  wec  gewest  ist.  der 
ander  wec  daz  ist  der  wec  der  gotbeit.  waz  wege  bat  diu 
gotheit  oder  war  mac  sie  gewandeln ,  wan  si  doch  an  allen 
steten  ist,  oder  wä  mit  wandelt  si,  wan  si  docb  nibt  vüeze 
hat  noch  nibt  daz  liplicb  si?  der  wec  der  gotheit  daz  ist 
diu  einikeit,  Ak  die  drie  pers6ne  inne  wandeln  in  eime  we- 
sen  under  ein  ander,  daz  wandeln  der  persdnen  ist  daz  si 
sich  bekennen  unde  miunen  under  ein  ander;  ir  ieclicb  be- 
kennet unde  minnet  sich  selben  an  der  andern :  alsus  wan- 
delent  die  persönen  in  der  einikeit  under  ein  ander,  die 
fiieze  Ak  diu  gotbeit  mite  wandelt  in  die  pers6nen  als  die 
pers6nen  in  daz  wesen,  der  eine  fuoz  ^  der  gotbeit  daz  ist 
diu  fiirsibtikeit  aller  dinge,  der  ander  fuoz  ist  diu  bcbege- 
licheit  der  Ewigen  fürsieb tikeit,  alleine  got  ^wiclicb  an  ge- 
sehen habe  die  geschebenbeit  an  allen  dingen,  diz  ist  ge- 
sprochen von  dem  Ewigen  bilde,  im  behagete  doch  nicht  dan 
guot  an  allen  dingen,  bilde  aller  dinge,  daz  got  selbe  ist. 
nd  mühte  man  vrägen,  waz  bebegelicbeit^  mac  an  got  ge- 
vallen?  von  n6t  muosten  im  alliu  dinc  behagen,  wan  der 
da  sach  daz  was  got,  unde  daz  er  sach  daz  was  got.  wan 
an  ir  Ewigen  bilde,  daz  got  selber  ist,  sach  sich  got  an  unde 
sach  alliu  dinc.  dar  umbe  behagete  im  got  selber,  wan  got 
ist  an  im  selber  ein  einic  ein.  dar  umbe  sol  diu  s61e  an 
sehen  ir  einveldic  bilde  in  got,  daz  nie  &z  im  enkam.^  alsA 
tet  euch  aller  dinge  bilde,  wan  diu  volmehtikeit  des  geistes 
lit  dar  an  daz  daz  iht^  daz  hie  geschaffen  ist  kome  zuo 
sime  Ursprünge,  daz  sin  ^wic  bilde  ist.  wan  alsd  als  got 
ursprunc  ist  des  geistes,  alsd  geruowet  der  geist  nimmer,  er 
kome  in  sinen  ursprunc,  daz  sin  dwic  bilde  ist.  diz  bilde 
ist  got  weselicb :    dar  umbe  sol  iz   dem  geiste  dwiclicb  ent- 

1)  airers  M,     2)  menschen  an  fehlt  M.     3)  fuze  M.    4)  behege- 
liebe  M,        5)  nie  quam  M»        6)  is  M. 


246  PREDIGTEN  UND  SPRUCHE 

bliben,  daz  er  iz  nimmer  ze  gmnde  erkennen  sol.  doch  er- 
kennet er,  wie  er  Awiclich  in  gote  gewesen  ist  snnder  sieb 
selber ,  wan  din  meiste  wanne  die  der  geist  bit '  daz  ist 
daz  er  verfliuzet  in  den  urspmnc  sins  Ewigen  bildes,  nnde 
dar  in  verlorn  ze  sin  sin  selbes,  da  verliuset  der  geist  sinin 
werc  unde  niht  sin  wesen.  doch  s6  hat  daz  wesen  der  got- 
beit  den  geist  nf  gezogen  von  im  selber  an  sich  und  im  ge- 
machet glich,  daz  6k  niht  dan  ein  wesen  scbinet;  als  man 
prSeven  roac:  der  da  naeme^  eins  traken  bluot  —  daz  ist 
stre  rdl  —  unde  gäfse  daz  in  ein  läter  glas,  sA  verinre  daz 
glas  sinen  scbin,  iz  verlüre  aber  niht  sin  wesen.  alsA  bat 
daz  gotliche  lieht  den  geist  in  der  einikeit  darcblinhtet  und 
uberliahtet,  daz  er  ein  lieht  mit  im  schine.  alsA  verliuset 
der  geist  sinen  schin  and  nibi  sin  wesen,  wan  got  blt  den 
geist  über  geholt  von  im  selber  an  sich  nnde  Uil  in  im  ge* 
einiget,  doch  s6  enkan  der  geist  in  der  einnnge  der  got- 
beit  (die  gotheit?)  nimmer  gegränden.  diz  bekante  sant 
Paulus  woi,  dd  er  in  den  dritten  himel  geznket  wart,  da'  er 
sach  so  getäniu  dinc  diu  man  niht  wol  sprechen  rauoz  noch 
enmac,  unde  rief  mit  luter  stimme  '  d  du  hdber  riebtuom  der 
wisheit  unde  der  kunst,  wie  ungruntlich  sint  dinin  urteil  unde 
wie  unervolget  sint  dine  wege.'  diu  richeit  goles  ist  daz  er 
niht  enhät  noch  niht  enist  allez  daz  man  geworten  niac.  diu 
wisheit  ist  an  der  wolgeordenheit  aller  dinge,  diu  kunst  go- 
tes  ist  diu  vernemunge  sin  selbes  in  eim  erhaben  liebte,  hie 
von  spricht  sant  Dyonisius  'daz  lieht  da  got  inne  wont  daz 
ist  sin  selbes  wesen,  daz  *"  nieman  bekant  ist  dan  im  selber.' 
diz  ist  der  h6he  wec  der  gotheit,  da  nie  cr^fitfire  inne  ge- 
wandelt hat.  hie  von  spricht  got  durch  den  propbftten  *  mine 
wege  sint  erhaben  über  die  himel  also  h6cb  als  der  himel 
über  die  erden.*  sant  Augustinus  sprichet  daz  niht  sorclicber 
noch  nützer  noch  seliger  der  s^leu  si  dan  ze  waadeieB  in 
dem  bekentnisse  der  heiligen  drivaltikeit  und  einikeit. 

Nu  merket  mit  vlize  daz  underscheit  der  persAnen  unde 
des  Wesens,  waz  ist  persdne  in  der  drivaltikeit?  daz  ist 
persdne  daz  sunderlich  unde  vemünfliclich  beheldet  sine  ei- 
genschait  gesundert  von  ein  ander  nih  den  persAnen  an  ir 
underscheit.     her  umbe  ist  ein  persAne  diu  ander  niht.     daz 

1)  hait  M.        2)  nam  M.        3)  d«  M.        4)  da  M. 


DEUTSCHER  MYSTIKER.  247 

werc  der  persdnen  daz  ist  daz  si  äzberen  unde  geben  allin 
dinc*  diu  geberunge  gehoeret^  den  vater  an  alleine,  diu 
Azgebunge  gehoeret  die  drivaldikeil  an  gemein,  waz  ist  we- 
sen  der  drier  persdnen  in  der  drivaldikeit?  daz  einveidic- 
lich  al  in  im  beslozzen  hat  näh  einvaidikeit  unde  doch  we- 
der enbirt  noch  ei^gibet  an  im  selber  weslich  waz  iz  gibet* 
^z  geschiht  von  den  drin  persdnen  sunder,  die  daz  wesen  wir- 
kent,  oder  iz  enmac.  wan  die  persdnen  wirkent  niht  als  dne,  si 
wirkent  als  ein  got.  welich  ist  diu  vermügenheit  des  wesens? 
diu  vermügenheit  des  wesens  ist  daz  iz  niht  persöne  ist  näh 
rede  unde  staete  blibet  in  siner  weslicher  einikeit;  niht  also 
daz  iz  sich  von  den  persdnen  scheide,  mdr  daz  selbe  wesen  daz 
ist  natürlich  der  persdnen  wesen  und  ist  euch  wesen  aller  dinge. 
iz  ist  wesen  der  wesenden,  iz  ist  leben  der  lebenden,  iz  ist 
liebt  der  liebte  und  ist  nätdr  der  näture :  diz  ist  iz  alliz  ^ 
an  siner  einvaidikeit.  alsd  ist  iz  umbe  die  persdnen  niht, 
wan  si  sint  niht  persdnen  aller  dinge  alse  daz  wesen  aller 
dinge  wesen  ist.  des  vermac  der  vater  niht  iemans  persdne 
ze  sin  dan  sin  selbes,  er  gebar  ein  ander  persdne  uz  siner 
persdne,  niht  üz  dem  wesen,  mdr  mit  dem  wesen  in  daz 
wesen.  daz  der  vater  den  sun  bern  mac  mit  aller  volko- 
mener  seiden,  glich  im  selber,  volkomener  got  als  er  selber 
got  ist,  daz  hat  er  an  sinem  nätiurlichen  wesen.  da  der 
vater  birt  den  sun ,  da  git  er  im  ein  ander  persdne  dan  sin 
selbes  persdne  ist,  er  git  im  aber  niht  ein  ander  niture  noch 
ein  ander  wesen  dan  sin  eigen  wesen  ist.  alsus  ist  geoSen- 
bäret  daz  wesen  von  dem  uzgange.  diz  ist  diu  mugenheit 
der  persdnen  zuo  offenbaren  daz  wesen  daz  sich  von  im 
selber  niht  offenbaren  mac,  wan  iz  weder  git  noh  birt  an 
im  selber  weslich.  diu  uomugenbeit  des  wesens  daz  ist  sin 
boßhstiu  mugenheit  mdr  iz  ist  doch  offenbar  im  selber,  die 
persdne  bekennen t  unde  begrifent  glich  diz  wesen.  diz  we- 
sen heldet  sich  glich  zuo  den  persdnen. 

Nu  ist  ein  vräge  under  den  meistern ,  ob  diu  persdn- 
licheit  begrife  unde  bekenne  zuo  gründe  oder  niht.  diu  per- 
sdnlicbeit  begrifet  unde  bekennet  zuo  gründe  daz  wesen, 
wan  iz  der  persdne  nätdrlich  wesen  ist,  unde  diz  wesen 
wirt  von  nihte  begriffen  zuo  gründe  dan  von  den  drin  per- 
1)  sehvret  M.        2)  ailig  M, 


■  > 


248  PREDIGTEN  UND  SPRUCHE 

sdnen  den  ez  ^  nätilrlich  ist.  her  ombe  begiifent  die  per«* 
sftne  daz  wesen,  und  hie  von  sinl  die '  persdnea  got  persdn* 
lieh  von  der  begrifunge  des  wesens,  daz  ir  nAlurlicb  wesen 
ist.  und  also  verre  als  diu  s^ie  diz  wesen  begrifet,  also 
verre  ist  si  gotlich.  m^r  des  ist  doch  ak6  kleine  daz  si 
begrifen  mac  als  ein  trftn  wider  dem  wilden  mere.  doch 
ist  iz  gotes  alzemäle.  m^r  daz  inblibende  guot,  daz  ir 
(wiclich  entpliben  sol  als6  daz  si  iz  niht  dorchgrnndet ,  daz 
ist  der  vorspilende  abgrunt.  der  tuot  si  ^wiciich  versinken 
von  ir  selber,  nu  möhte  man  vrägen,  war  umbe  isl  niht 
ein  persöne  als  ein  wesen  ist?  diz  merket,  altia  diu  dinc 
diu  d4  sint,  diu  sint  von  in  selber  niht,  m^r  si  sint  geur- 
sprunct  in  der  ^wikeit  von  einem  Ursprünge  der  sin  selbes 
ursprunc  ist,  und  in  der  zit  geschaffen  von  nihte  von  der 
heiligen  drivaldikeit.  ir  ^wic  ursprunc  ist  der  vater  and  al- 
ler dinge  bilde  in  im  daz  ist  der  sun ;  minne  zuo  dem  selben 
bilde  daz  ist  der  heiUge  geist.  dar  umbe,  h^te  der  bildenftre 
aller  dinge  in  dem  vater  ^wiclichen  niht  geswebet,  so  möhte 
der  vater  niht  geworht  haben,  diz  ist  gesprochen  von  der 
unsalter^  mugenheit  des  vaters.  her  umbe  muosten  m^  per- 
s6nen  sin  dan  einiu,  wan  an  dem  Ewigen  vluzze  den  sun 
von  dem  vater  sint  uz  geviozzen  alliu  dinc  unde  niht  von  in 
selber.  als6  ist  der  öwige  vluz  ein  ursprunc  aller  dinge  an 
ir  ^wikeit,  aber  in  der  zit  sint  si  von  nihte  geschaffen,  unde 
da  von  sint  si  crMturen.  aber  in  dem  Ewigen  vluzze,  in 
den  si  geviozzen  sint  sunder  sich  selber,  da  sint  si  got  an 
gote.  hie  von  spricht  sant  Dyonisius  daz  diu  trste  sache 
Sachet  alliu  dinc  näh  dem  glichnisse  ir  selbes. 

Nu  merket  den  underscheit  des  uzfluzzes  in  der  ^wi- 
keit  und  in  der  zit.  waz  ist  ein.  iizfluz?  daz  ist  ein  be- 
hegelicheit  sins  willen  mit  eim  lihten  underscheit.  ahö  sin 
wir  uz  gegangen  in  der  zit  in  dem  getwange  siner  minne. 
der  6wic  uzvluz  ist  ein  offenbaren ,  sin  selbes  in  im  selber. 
ik  ist  der  kenn^re  daz  daz  ist,  daz  d'k  bekant  ist.  diz  ist 
der  £wige  vluz,  des  nie  ein  trän  uz  quam  in  die  vememunge 
einiger  crc^äture;  daz  ist  der  sun  von  dem  vater.  an  dem 
zitlichen  uzvluzze  vluzzen  alliu  dinc  &z  mit  mäze.  aber  in 
disem   Ewigen  vluzze  sint  si  sunder  mäze  bliben.     also  isl 

1)  der  D.  M.        ^)  de  if.        3)  versailer  N,  fdrsaUter  B. 


V* 


::I)£DTSGHER  MYSTIKER;  249 


der  vluz  ^  vervlozzen  in  sich  selber,  her  üf  spricht  sant 
DyoQisius  'gel  ist  ein  brunne  der  in  sich  selber  ist  ver- 
vlozsen/  der  vater  ist  ein  ursprunc  sins  suns  sunes,  daz 
ist  an  siner  Ewigen  geberunge.  der  vater  unde  der  sun  die 
ursprungent  iren  geist,  daz  ist  an  einer  Ewiger  entgiezunge. 
£yd,  nfi  möhte  man  vrägen,  wie  iz  si  umbe  die  veter^ 
licheit,  weder  si  ursprunciich  si  der  veteriicheit.  diz  ver- 
giJkt  mit  einem  erliuhten  geiste.  daz  wesen  git  noh  nimt 
niht  an  im  selber  wesenlich,  her  umbe,  w6re  daz  wesen 
orsprnnclich  des  vaters,  s6  w^re  daz  wesen  bernde,  sd  möhte 
iz  niht  wesen  sin,  sunder  iz  w^re  ein  persöne.  als6  ist  iz 
niht,  wan  wesen  ist  niht  persdne  näh  siner  einikeit.  w&re 
aber  diu  veteriicheit  ursprunciich  des  wesens,  sd  wäre  ur- 
sprunc von  des^  vater  persdne.  als6  ist  iz  ouch  niht,  al- 
leine der  vater  ursprunc  si  nach  siner  persdne,  er  ursprun- 
get^  doch  daz  wesen  niht,  wan  veteriicheit  unde  weslicheit 
eine  eigenschafl  tragent.  dar  umbe  ist  er  algewaltic  zuo  Ur- 
sprüngen näh  der  veteriicheit.  daz  wesen  mac  niht  gesin 
äne  persdne  unde  persdn  mac  niht  gesin  äne  näture,  als  ir 
prüeven  müget.  ein  ieclich  dinc  daz  da  ist  daz  mac  niht 
gesin  äne  sine  näture,  wan  iz  mac  sin  selbes  niht  gelangen, 
iz  muoz  ie  sin  daz  iz  ist.  seht  alsd  verstdt.  wan  dan  der 
vater  ein  persdn  ist,  sd  mac  er  niht  persdne  gesin  äne  nä- 
täre,  unde  näture  mac  ouch  niht  sin  äne  persdne.  wan  ist 
si  näture,  sd  muoz  iz  sin  des  näture  si  si.  seht,  alsd  mer- 
ket daz  daz  wesen  keine  wis  sin  mac  äne  underscheit  und 
understdz.  persdn  und  understdz  mac  keine  wis  sin  äne 
nätdre,  daz  daz  wesen  ist.  seht,  alsd  ist  bewiset  daz  daz 
wesen  niht  ursprunget  die  veteriicheit,  noch  diu  veteriicheit 
ouch  niht  ursprunget  daz  wesen ,  wan  ir  kein  äne  daz  an- 
der sin  mac.  der  sun  mac  niht  sin  äne  den  vater  noch  der 
vater  äne  den  sun  noch  si  beide  äne  den  heiligen  geist;  noch 
danne  behaldent  si  drie  eigenschaft  die  si  sunderent  in  ir 
underscheit.  seht,  alsd  ist  iz  niht  umbe  die  veteriicheit  und 
umbe  daz  wesen.  ir  kein  mac  gesin  äne  daz  ander,  alleine 
wesen  niht  persdne  si  unde  persdne  niht  wesen,  noch  danne 
behaldet  veteriicheit  unde  weslicheit  ein  eigenschafl,  alsd  daz 
man  niht  sprechen  mac  daz  ir  kein  des  andern  ursprunc  si, 
1)  vlafse  M.        2)  dem  M.        3)  vrspruoch  M, 


SSO  PREDIGTEN  UND  SPRUCHE 

wan  iz  ein  eigenschaft  ist,  als  der  vater  ursprunget  den  sun 
unde  si  beide  orsprungent  ir  geist,  der  näh  der  nfttnre  ein 
mit  in  beiden  ist. 

Ey4,  wol  dem  geiste,  der  dar  uf  genomen  ist  in  diz 
riebe  bl6z ,  bekennen  daz  allen  den  unbekant  ^  ist  die  niht ' 
blöz  sint  ir  selbes,  sol  diu  s£le  bldz  sin,  s6  muoz  si  haben 
ein  abk^ren'  von  allen  bilden  und  formen,  die  ir  offenbar 
sint,'  daz  si  Af  der  keiner  blibe.  wan  gotlich  n4tur  ist 
nibl  bilde  noch  forme,  alsd  daz  si  iz  verstAn  müge.  wan 
swanne^  diu  s^le  sich  k^rel  von  allem  dem  daz  di  oben  ist 
—  daz  heizet  gescheiden  von  bilden  unde  von  formen^  — 
sd  enpf^het  si  glichnisse  der  formel6sen  nitäre  gotes,  des 
eigenlichiu  forme  nie  ^  cr^dtüre  offenbar  wart  in  disem  leben, 
diz  ist  der  heimliche  inganc,  den  diu  stie  hit  in  gotliche^ 
näture  an  eim  glichnisse.  wan  swenne^  diu  s6le  niht  en- 
hAt  üf  dem  si  st^,  so  ist  si  bereit  zuo  g4n  in  ein  glichnisse 
gotes,  da  nieman  zuo  komen  mac,  er  si  gebloezet  von  allen 
geistlichen  mat^rien.  —  Eyä,  wie  s6re  si  sich  hinderent  dis 
lieimlichen  inganges,  die  so  lihte  blibent  üf  liplichen  dingen! 
hie  an  bekenne  ich  selber  min  armuot.  hie  zuo  mante  sant 
Dyonisius  einen  sinen  junger  unde  sprach  'wilt  du  komen 
in  die  kuntschaft  der  verborgenen  heimlicheit  gotes,  s6  muost 
da  übergän  allez  daz  dich  hindert  an  eime  lutem  verstent- 
nisse.'  wan  swenne®  diu  bldze  s£le  mit  ir  bl6zem  verstent- 
nisse,  daz  dA  erliuhtet  ist  von  einem  gotlichen  liebte,  gotes 
(bevindet?),  sd  bekennet  si  sich  selben,  swenne  si  danne 
bekennet,  wie  si  zuo  im  gevüeget  ist  unde  wie  si  zuo  im 
gehoeret  unde  wie  si  beide  ein  sint ,  möhte  si  vor  der  sw^rde 
irs  lichamen,  si  blibe  st^teclich  dar  an.  diz  höbe  bekennen, 
daz  diu  s^le  hat  von  der  verborgener  heimlicheit  gotes,  da& 
ist  daz  Job  sprichet  'in  der  griulicheit  des  nebtlichen'^  ge* 
sihtes  kumt  er  unde  runet  zuo  den  dren  des  manne«.'  waz 
meinet  er  mit  der  griulicheit?  daz  tuot  er  die  sorgsamikeit 
in  disem  bekentnisse,  von  dem*^  hie  geschrieben  ist.  daz 
nehtUch  '^  gesihte  daz   ist  diu    offenbArunge  der  heimlicher 

1)  vnbekat  Jlf.  2)  ankeren  M.  3)  md  üf.  4)  dan  M,  5)  foma  M. 
ft)  io  M.  7)  golUcher  üf.  8)  waooe  M.  9)  waone  if.  10)  not- 
Uehen  M,  natarlichea  N,  vergl.  Hioh  3,  13  in  horrore  vlsionls  Doctor- 
nae  etc.     ebend.  XXXIll,  15.        11}  den  Jf.        \t)  DOtlieheat  Jf. 


DEUTSCHER  MYSTIKER.  251 

wArheil.     daz  ränen  ^   ist  dia  verviozzen    einunge ,  da  daz 
bekante  und  der  bekenner  ein  sint.' 

Diz  baoch  ist  sw^re  and  unbekant  manegen  liuten.  da 
von  soi  man  ez  niht  gemeine  machen ,  des  bit  iuch  dur  got, 
wand  ez  wart  ouch  mir  verboten,  w^r  aber  ieman  der  ez 
gtrUfen  wolle,  daz  w£re  gew^rlich  schult  siner  blintheit,  wan 
es  ist  iüter  wärheit.  w6r  aber  iht  hier  inne  dem  niht  mit 
Worten  genuoc  enw^re,  dar  nmbe  sol  man  ez  niht  verk^ren, 
want  uns  gebristet  worten  sw4  wir  von  götlicher  näture  re*- 
den  son.  doch  treit  ez  sine  meinunge  iuterlich  in  der  wär- 
heit  mit  Kristd  und  in  Kristd.  des  si  er  gebenedicht  unde 
gelobet  immer  m6  ^weclich.    imen. 


IX. 
JOHANNES  VON  STERNGASSEN. 

1. 

Maria  Magdalena  sas  zuo  den  füefsen  unsers  herren 
unde  hdrtc  sine  wort.  d6  sprach  Martha  'herre,  hdst  da 
nicht  achte  das  ich  unmüefsig^  bin?  heis  si^  daz  si  mir 
helfe.*  dö  sprach  Kristus  'ze  Ewiger  s^likeit  beeret  nicht 
dan  eins,  das  ist  schowen,  niefsen  unde  liden  got.'  got 
enwßre  nicht  sßlig,  w6re  er  nicht  das  6wig  wort  sprechende. 
Kristus  enw^re  nicht  sMig,  enw^re  er  nicht  das  ^wig  wort 
beerende,     aller    crMtüren    wesen  lit   an    iren')  wirkende. 

I)  dar  umbe  H.     7)  der  nachfolgende  merkwürdige  MueaU  steht 
blqfk  in  der  Basler  hs. 

ß.  XF.  10  bl.  242*  — 246«.  -^  E  nr  278  s.  190»»  -  192»».  — 
M  {Münchener  hs.  cod.  germ.  365,  pap.  \bs  Jh.  4*)  bl.  178»»  — 179»» 
unvollständig ;  die  abweichungen  in  B  sind  viel  bedeutender  als  hier 
angegeben  werden  kann.  Überschrift  Der  von  Sterogafsea  BE.  — 
von  Johann  von  Sterngßften  haben  sich  aufser  den  hier  mitgetheil" 
ten  noch  %wei  andere  predigten  erhalten ,  in  aUen  dingen  habe  iek 
mowe  gesaochet  u,  s.  w.  und  ein  heilig  sprichet  das  si  heilikeit 
V.  «.  w.  ich  übergehe  sie  hier  weil  ff^ilh.  ff^ackemagel  sie  in  sei- 
nen altdeutschen  predigten  wird  abdrucken  Iqfsen  ;  ein  kleiner  sprueh 
ßndet  sieh  schon  in  dessen  altd.  lesebuche  «.  891  /.  1)  vomefsig  E. 
2)  si  feMt  ß.        3)  iren  BE. 


252  PREDIGTEN  UND  SPRUCHE 

swenne  in  ir*  werc'  engftt,  s6  enmügen  si  nicht  m^re  we- 
seo.  da  von  ist  gotes  wirken  sin  wesen.  enwire  er  nicht 
wirkende,  sd  enw^re  er  nicht  wesende.  unde  sin  wirken 
das  ist  sin  sprechen,  got  enkan  nicht  wirken  denne  das 
ftwig  worl^  sprechen,  süln  wir  wesen,  s6  müefsen  wir 
wirken  und  unser  wirken  ist  das  6wig  wort  hcerea*  dia 
st\e  Kristi  was  niender^  umbe  s^üg,  want  das  A  das  Awig 
wort  was  heerende,  mßr^  Kristus  was  vereinet  mit  der 
gotheit,  das  man  möhte  sprechen  got  mensche  und  mensche 
got.  unt  doch ,  möhte  ein  tropfe  der  gotbeft  sin  gevlofsen 
in  den  lip,  der  lip  wäre  untcetlich :  man  möhte  got  nicht  ge- 
toetet  haben,  der  lip  Kristi  was  vereinet  unde  4ii  geselle- 
Schaft  möchte  ime  das  nicht  geben.  w6r  üebunge  an  Krist6 
nicht  gewesen,  er  w^r  als  unvollekomen  als  ich.  das  ist 
min  s^likeit  das  got  in  mir  spreche.  swÄ  got  sprichet  da 
wirket  er,  swä  er  wirket  Aä  sprichet  er.  got  ist  s^lig  als 
vil  er  das  ^wige  wort  ist  sprechende.  Seneca  sprichet  'ge- 
loube  mir,  es  mag  nieman  s^lig  unde  riebe  wesen.*  rieh  di- 
ser  weite  ist  nicht  s^Iig ,  er  dienet  dem  guote.  *  dien  ich 
dem  richtuome,  s6  bin  ich  bekumbert.  bin  ich  bekumbert, 
sd  hän  ich  vriheit  verlorn,  s6  enbin  ich  nichtuitlig.  swer 
mit^  gote  bekumbert  ist,  der  mag  aller  dinge  gebrächen  in 
gote.  bin  ich  min  selbes  ungewaltig,  sd  enbin  ich  nicht  s£- 
lig.  der  ist  sin  selbes  gewaltig  des  alle  crlAtAren  sd  vil 
nicht  enh^nt  das  si  in  neigen  mügen  ze  liebe  oder  ze 
leide,  der  ist  nicht  s^lig  der  sinem  richluom  in  gotte  nicht 
kan  nemen.  min  sdlikeit  ist  nicht  anders  denne  das  ich  got 
blöslicbe  sol  schowen  unde  hoeren  unde  liden.  Marii  hdrte 
sine  wort,  sol  ich  das  dwige  wort  beeren,  elliu  ding  müe- 
fsen in  mir  swigen.  einer  ieklicher  crdAtiure  volkoraenheit 
sprichet  die  andern  us.  sol  got  sprechen  in  mir,  es  mnos 
sin  das  alle  crdätiuren  swigen  in  mir.  hAst  i&  ieht  das  in 
dir  spricht,  Aä  swiget  got:  alliu  ding  mfiefsent  As  sin  ge- 
sprochen. swÄ  got  ist,  da  sint  elliu  ding  As  gesprochen* 
swer  gotes  vol  ist,  in  den  mag  niehtes  nicht  komen.     Pau- 

1)  ir  am  rande  nachgetragen  E:  fehlt  B.  %)  im  sein  Jf. 

wSrken  BM.  3)  m/ ort  fehlt  B.  4)  niemer  B:  mer  dar  Jf. 

5)  m^r  fehlt  B,  6)  richtum  d.  w.  machet  n.  s.  ob  man  d.  g.  die- 

net B.        7)  mitte  E. 


DEUTSCHER  MYSTIKER.  258 

los  spricht  'iuwer  leben  sol  liuchten  als  ein  lucerne,  in  der 
di  schinet  das  ^wige  leben.'  das  ich  muos  in  mir  selber 
swigen:  swenne  es  g^t  an  bldfse  gothcit,  sd  muos  ich  swi- 
gen.  bin  ich  nach  gotte  gebildet,  s6  ist  sin  bilde  in  mir. 
das  ^ort  in  dem  ich  nach  gotte  got  gebildet  bin  enspriche 
ich  nkkt :  got  spricht  es  in  mir.  der  wissage  spricht  an  dem 
salter  *  tuo  den  munt  uf,  ich  wil  in  füllen.*  nätüre  mag  es 
nicht  liden  das  einig  ding  si  l^re.  wirket  das  näture  an 
nftturlichen  dingen,  sd  tuo  den  munt  uf  diner  s^le:  er  muos 
von  getwange  gotes  vol  werden.  —  das  dritte,  das  ftwige 
wort  muos  in  im  selber  swigen.  innekeit  der  s^likeit  lit 
niender  imne  an  schowen  blöfse  gotheit.  sprichet  icht  in 
dir,  s6  sprichet  got  nicht,  das  heifse  ich  cr^äture  in  dir 
sprechen,  hestü  icht  s6  liep,  das  es  dich  wegen  mag  ze  liebe 
older  ze  leide,  alle  crMture  müefsen  in  der  gotheit  swigen. 
diu  drivaltikeit  muos  in  ir  selber  swigen.  in  dem  Ewigen 
Worte  ist  nicht  der  vater  sprechende,  in  dem  Ewigen  worte 
ist  nicht  sprechende  denne  bl6s  wesen.  w^re  gottes  persöne 
abe  geslagen,  noch  danne  bestüende  er  uf  bldfsem  wesende. 
das  ist  min  sölikeit  das  ich  got  mit  gotte  schowe.  got,  da 
solt  sprechen,  ich  sol  hoeren.  du  solt  wirken,  ich  sol  liden. 
du  solt  bilden  in  dem  Ewigen  worte,  and  ich  sol  schowen. 
das  wir  alsus  swigen  unde  got  loben  etc. 

2. 

-  ••. 
Der  von  Sternengafsen  sprach,  das  lut^keit  des  herzen 

edeler  w^re   denne   verstentnisse  oder  minne,    unde   sprach, 

wie  bewer  ich  das?  das  merken t. 

Minnender  linte  ist  vil  gevallen,    verstendiger  liute*  ist 

vll  gevallen :    ein  lüter  herze  geviel   nie.     da  von   sprichet 

ein  heilige  's6  ich  mich   üebe   an  minne,   s6   vinde   ich   das 

mir  got  unbegriflich  ist;   s6  ich  mich  üebe  an  verstentnisse, 

s6  vinde   ich   das  er  mir  ungruntlich  ist :  k^re  ich  mioh  aber 

in  die  friheit  der  luterkeit  miuer  abegescheidenheit,  s6  vinde 

ich  das  mir  got  an  der  apscheidunge  ebenm^zig  ist.'  —  man 

liset  von  einem  wisen    man,    der   gieng   zuo  einem  gotmin- 

•IX,  %.   B  IX,  15  und  BW,   10    hl.  173«  — 177«.  --   E  nr  278 
s.  297^  — 299l>  und  wiederholt  s.  310*  — 312K        1)  latea  der  E, 


254  PREDIGTEN  UND  SPRÜCHE 

n^re  und  fr^e  in,  wie  es  nmbe  in  staende.  d6  sprach  er 
'ich  bin  in  grdfser  arbeit,  ich  bin  in  steter  sorge  onde 
fiirhte  alle  zil  verlieren  das  ich  minne.  und  ie  m^re  ich 
minne,  ie  minne  ich  miner  minre  getriuwe/  d6  gieng  er 
forbas  unde  vant  einen  gotschow^re  unde  firägete  ouch  den 
wie  es  ime  gienge.  d6  sprach  der,  er  w6re  in  steter  arbeit : 
*ie  m6r  ich  bekenne,  ie  ich  m^  vinde  das  mir  noch  unbe- 
kannt ist;  ie  tiefer  ich  dar  in  kume,  ie  minre  ich  verstAn/ 
iö  gieng  er  aber  fiirbas  unde  vant  einen  luter^re.  iö  fraget 
er  ouch  den  wie  es  ime  gienge.  dö  sprach  er  'ich  enweis 
was  ich  spreche,  wan  das  ich  an  gotle  hän  alles  das  ich 
wil/  d4  von  sprach  der  wise  'ich  wil  ruowen  unde  got 
Ufsen  in  mir  wirken,  unde  wil  swigen  unde  beeren  was 
got  in  mir  spreche,  unde  wil  mich  k^ren  in  die  müglicheit 
miner  abgescheidenheit :  d4  vinde  ich  das  sich  gol  mir  ver- 
innige t. 

Er  sprach,  man  Mget  mich  was  ich  meine,  das  ich 
lAterkeit  lobe  über  verstentnisse  und  aber  minne  und  über 
gnäde.  das  sage  ich  iu.  swas  disiu  driu  ding  guotes  an  in 
hAnt,  das  vinde  ich  ze  m41e  mit  ein  ander  an  den  luleren 
herzen  vil  edeler  denne  ir  iecliches  das  sine  an  ime  begriffen 
habe,  wie  bewere  ich  das?  das  merkenl.  minne  machet 
mir  got  liep  sin;  luterkeit  machet  mich  goUe  liep  sin.  ver- 
stentnisse ^  tuet  mich  got  schowen ;  luterkeit  tnol  mich  gotte 
glich  wesen.  gnäde  machet  mich  gottes  wirdig;  Idterkeit 
diu  einet  und  erhoehet  mich  mit  ime. 

Er  sprach  ouch  was  ein  lAter  herze  wAre:  das  niehtes 
oicht  an  ime  erliden  mag,  da  von  es  der  weite  gevallel. 
unde  ik  von  lobet  die  schrifl  die  frouwen  alze  schöne ,  diu 
ir  selber  ir  ougen  us  brach  unde  si  irme  minner  brichte  unde 
sprach  'habe  dA  dir  das  dir  an  mir  behaget,  unde  Üb  mir 
raowe  in  der  luterkeit  mines  herzen.'  mdr  das  herse  ist 
lAter  in  dem  nicht  abe  ze  legenne  ist  noch  As  ze  tribenne 
and  in  dem  sich  nicht  erzöuget  das  dem  luteren  ougen  des 
verstentnisses  wider  si. 

Er  sprach  ouch  war  an  sich  ein  gütlich  mensche  üeben 
8oi.  er  fol  sin  herze  unde  sin  uswendigen  sinne  besliefsen 
vor  allen   ufseren   dingen,    unde    sol  sin  inwendigen  siiine 

1)  bekentnisse  E, 


DEUTSCHER  MYSTIKER.  256 

besliefsen  vor  alier  totlicher  sorge,  er  sol  alle  sine  ge- 
denke in  sich  selber  kiren.  er  sol  swigen  unde  hoeren  was 
got  ime  spreche,  er  sol  sich  über  sich  selber  erheben,  er 
sol  sin  ein  Spiegel  der  göllicher  erbildange.  er  sol  sine  s6Ie 
füllen  mit  götlicher  formen,  er  sol  schowen  das  liecht  in 
dem  liechte,  er  sol  pflegen  des  liechles  in  dem  Hechte,  er 
sol  werden  das  liecht  in  dem  liechte.  er  sol  in  der  wehe 
niht  md  haben  denne  den  lip,  er  sol  haben  einen  anevang 
der  Ewigkeit,  er  sol  ellia  zit  eines  niuwen  beginnen,  das 
ist  er  sol  alle  zit  in  niuwer  bekentnisse  sich  üeben. 

Er  sprach  ouch  was  ein  gotformelich  mensche  w6re, 
unde  sprach,  sin  s^le  ist  vol  götlicher  formen,  unde  sprach 
alle  götlicher  formen  die  sint  formel6s,  und  üfser  forme- 
lösen  formen  fiiezent  unmftzige  begerunge ,  die  man  enkeiner 
wise  US  gesprechen  enkan,  unde  wirkent  drierleie  werk  an 
der  s^le:  si  minnet  äne  bevinden  unde  bekennet  sunder 
wifsen  unde  gründet  an  ende.^ 

Er  sprach,  wer  wil  das  ime  alliu  ding  sin,  der  sol  en- 
keine  dinge  niehtes  nicht  sin.  alliu  dinc  sullent  uns  reine 
sin  an  der  niefsunge,  unde  sullent  uns  unreine  sin  an  der 
abescheidunge. 

Drier  leige  künste  sullent  hän  frome  liute.  das  6rste, 
daz  ir  verstentnisse  also  gescherpfet  si,  das  si  haben  ein 
blds  luter  verstau  uf  das  aller  minste,  das  si  an  gevallen 
mag,  wä  näiäre  minne  oder  m^  si  zno  minste,  daz  si  das 
bekennen  uf  das  aller  hoechste,  unde  dem  abegin.  —  daz  an^ 
der,  swas  si  ze  tuonne  haben,  das  si  das  alwege  ansehen, 
weder  es  gange  iis  einem  nätiurlichen  gründe.  —  das  dritte, 
das  ir  verstentnisse  als6  subtil  si  das  si  alle  geiste  unde 
das  aller  minste  liecht  das  in  geoffenbäret  wirt,  das  si  da$ 
bekennen ,  weder  es  von  gotte  si  oder  von  einem  valschet 
geiste. 

3, 

Der  von  Sternengafsen  der  sprach  ouch  das  der  wis- 
sage  sprichet  in  dem  saltere,  alle  cr^^tiuren  frdgent  mich, 
wer  got  si?    dö  gieng  ich  in  mich  selber  unde  nam  war  das 

1)  grondeat   E,     der  folgende   zutatz   ist  allein  in  B,   IX.    10 
hl.  176«»  —  177«  enthalten. 


256  PREDIGTEN  UND  SPR0CHE 

alle  cr^ätdren  ^  ein  zergencliche  italkeit  an  ir  selber  ist,  unde 
»archte  das  alle  cr^ätiure  ein  unbreslhafle  wanne  in  der 
gotheit  ist,  unde  bevant,  das  das  Hecht  des  giBtIichen  antlites 
in  mir  geformet  was ,  unde  verstuont  das  diu  froelitheit  nn- 
endig  in  miner  innekeite  beslofsen  was,  unde  wart  in  mir 
ein  diapsalma  und  ein  ungeirret  ruowe  aller  inwendiger  dinge, 
irilde  ein  herzerüerendes  bimelsiufzen;  nnde  min  verstent- 
nisse  wart  entbildet  nnde  min  geist  wart  entmittelet  unde 
min  andächt  wart  eutmantelt  unde  diu  persdne  mines  gemüe- 
tes  wart  verenderet.  d6  kam  in  mich  ein  mich  in  dir  ¥er- 
gefsen  unde  min  Vernunft  wart  in  dich  gegeistet,  unde  von 
dem  heiligen  geiste  wart  ich  gefüeret  in  den  gmnt,  ik  der 
sun  inne  gebildet  ist,  unde  Ak  ericande  ich  got  in  gotte  unde 
des  vaters  nätüre  in  dem  sune  unde  des  sunes  pers6ne  in 
dem  vater  unde  des  heiligen  geisles  persöne  in  dem  vater 
unde  in  dem  sune.  d6  kam  in  mich  ein  überschowen  nnd 
ein  überbegeren  und  ein  überverstän.  ich  vant  in  mir  ein 
aller  dinge  vergefsen  und  ein  min  selbes  vergefsen  und  ein 
dich  got  alleine  wifsen.  dd  kam  in  mich  ein  schowen  diner 
^wikeit  und  ein  bevinden  diner  s^likeit  und  ich  vant  mich 
allein  an  dir  verstarret,  dö  kam  ich  von  mir  unde  vant 
mich  an  dir  unde  dich  in  mir.  ich  vant  mich  mit  dir  dar- 
formig,  ich  vant  mich  mit  dir  einförmig,  ich  vant  mich  mit 
diner  ^wikeit  in  gelafsen ,  unde  vant  das  dA  alle  dine  s£li- 
keit  hast  in  mich  gegofsen.  ich  vant  mich  mil  iit  das  we- 
sen  wesende  unde  das  wort  sprechende  unde  den  geist  gei- 
stende; unde  der  vater  was  in  miner  s£le  almechtig  unde 
der  sun  alwifsende  unde  der  heiligen  geist  alminnende.  ach 
Ewiges  liecht  götlicher  klärheit,  wanl  da  in  miner  innekeit 
bist,  want  du  ob  allen  dingen  bist,  bis  mir  das  du  bist,  ein 
llbk^ren  von  allen  dingen^  in  das  unsprecheliche  gnot,  das 
i&  luterlichen  an  dir  selber  bist. 

IX,  3.   B.  XI,  10   bL  177»» -179»».  ^  E  nr  278  «.  312'»-314«. 
1)  Creatoren  E.        %)  dingen  fehlt  E, 


DEUTSCHER  MYSTIKER.  257 


4. 

^^  Di9  unwandelberkeit  unde  diu  abgescheidenheit  aller  crM- 
tiaren  das  setzet  mich  in  das  nächste  der  gotheit  and  in  dfts 
boecbste  der  vollekomenheit.  lüterkeit  tuot  mich  aller  dinge 
vergefsen,  unde  mil  der  idterkeit  ist  got  allewege  in  mirjl^ 
slofsen.  lüterkeit  machet  mich  mit  gotte  einförmig,  lüterkeit 
diu  twinget  mich  in  die  inwendigkeit  der  cr64türe,  lüterkeit 
ist  ein  blds  apscheiden  aller  cr&4turen.  nieman  mag  got  v€r- 
nemen,  wan  der  eines  luteren  herzen  ist.  in  der  lAterkeit 
bevindet  man  gottes  alleine,  verstentnissa  l^ret  mich  allia 
ding  bekennen:  lüterkeit  tuot  mich  got  schowen.  lüterkeit 
machet  das  got  in  mir  wirt  gevangen ,  lüterkeit  tuot  mich 
got  vememen  und  mit  gotte  nicht  wifsen,  lüterkeit  gebirt 
abgescheidenheit.  ein  lüter  mensche  aol  haben  ein  liechtvar 
gebern,  lüterkeit  die  genüeget  an  got  alleine. 

5. 

Der  von  Stemgafsen  sprach,  ich  bin  dicke  gevrliget,  was 
unser  frouwe  t^ti,  dö.  der  engel  zuo  ir  kam.  eins  unde 
zwcinzic  stück  bäte  si  an  ir.  si  sas  in  der  zit  unzitlich. 
si  sas  ein  cr^ätüre  uncr^ätürlich.  si  sas  in  dem  libe  junc- 
fröwelich.  k  s^le  was  gotformig.  ir  geist  was  gotschowig. 
ir  andreht  was  himelrüewig.  aller  ir  üfser  wandel  *  was 
himelvar.  ir  s^le  was  grdsmüetig.  ir  was  nibtes  niht  under 
got  gr6s.  ir  herze  was  enziindet  mit  der  wArheit.  *  ein 
lüter  consciencie  was  ir  schuole.  der  himel  was  ir  zelle. 
diu  gotheit  was  ir  leczie.  diu  6wig  w&rheit  was  ir  meiste- 
rin.  si  was  allen  cr^ätürcn  entminnet  unt  was  alleine  g^ 
geminnet.  si  was  von  allen  cr^ätüren  gefriget  unde  was  al- 
leine an  gote  verstaret.  ir  geist  was  mit  dem  geiste  gottes 
vergeistet.  si  was  üf  der  erde  mit  dem  libe  unde  was  mit 
dem  geiste  in  himekiche.  si  was  in  dem  laude  der  friheit. 
wA  lit  das  laut  der  friheit?    in  aller  cr^ätüreu   abgeschei- 

IX,  4.   E  nr  978  «.  292^K    überschH/i  Des   vod  Sterngarsen  etc. 
IX,  6.   -ff  IX,  15.  —   E  nr  278  *.  292«  — 293»».  1)  waode  B: 

fehlt  E.        %)  ewekeit  E. 

Z.  F.  D.  A.    VIII.  17 


258    ZUR  ALTMITTELDEUTSGHEN  EVANGELIENHARHONIE. 

denheit,  und  in  dem  lande  der  friheit  lit  diu  »tat  der  luter- 
keit  si  sas  in  der  kl6sen  der  innekeit  und  abgescheiden- 
heit.  si  sas  in  dem  huse  der  götlichen  sicherheil,  si  sas 
in  der  schuoie  der  drivaltikeit  unde  hörte  was  der  schuol- 
meister  der  wärheit  sprach,  in  einer  viustei*nisse  schowete 
si  ein  liecht.  in  eime  swigenne  hörte  si  ein  wort,  ia  einer 
raowe  bevant  si  eines  werkes.  ir  s^le  ruowete  alle  zit  in 
der  6wekeit  unde  wonle  an  der  gotheit  und  ir  genüegede  was 
an  der  götlichen  vollekomenheit. 


ZUR  ALTMITTELDEUTSGHEN  EVANGELIEN- 
HARMONIE. 

Zeitschrift  7,  442  ff. 

jin  Jacob  Grimm,  Seitdem  ich  den  fund,  welchen  ich 
in  der  bürg  zu  Friedberg  in  der  fVetterau  unter  banger 
besorgnis  tvegen  der  Frankfurter  ereignisse  und  während 
des  aus  der  nahen  caseme  dringenden  trommelschlags  und 
Waffengeräusches  abgeschrieben  hatte,  als  grufs  %u  Ihrem 
geburtstage  1849  veröffentlichte^  ist  mir  vergönnt  wordan 
die  sämjntUchen  reste  der  jämmerlich  xerschnittenen  hs. 
aus  dem  alten  handschrijlenbande  herauszulösen  und  der 
hiesigen  Universitätsbibliothek  zu  übergeben,  jetzt,  da  sie 
ohne  hindemis  vor  mir  liegen  und  ich  die  aus  dem  riicken 
des  bandes  gelösten  breiteren  streifen  von  leim  und  ankle- 
bendem leder  gereinigt  habe,  kann  ich  den  abdruck  Zeit- 
schrift 7,  442  ff.  bedeutend  vermehren  und  das  dort  ge- 
sagte zum  theil  berichtigen. 

Nicht  quart  war  das  format  der  hs. ,  sondern ,  wie 
sich  nun  zeigt,  octav  mit  breitem  rande,  und  was  früher 
cobimne  schien,  ist  seile,  das  von  dem  hintern  holzdeckel 
des  einbajides  abgelöste  vermeintliche  quartblatt  sind  also 
zwei  zusammenhangende  octavblätter  j  die  innersten  ihrer 
läge;  das  so  arg  verstümmelte  ist  das  vordere  und  dem- 
nach die  in  der  zeitschr.  7,  446  mit  'rücks.  sp.  2*  be- 
zeichnete col.  die  erste  seile  desselben,  dann  die  s.  445 
mit  'vorders,  sp.  2'  überschriebene  col.  die  erste  seite  des 


ZUR  ALTHITT£LDEUTSGREN  EVANGELIENHARMUNIE.    259 

2n  blattest  da  aber  das  was  an  jenem  vordem  blatte 
der  länge  nach  unter  der  scheere  des  buchbinders  abge- 
fallen wary  bis  auf  einen  abgeschnittenen  verlornen  schma- 
len streifen y  den  ich  zu  ergänzen  versucht  habe,  durch 
einen  noch  mit  dem  rande  versehenen  rückenstreifen  ver- 
vollständigt wird  und  auch  die  oben  an  beiden  blättern 
verstümmelte,  zum  theil  ganz  weggeschnittene  erste  zeile 
sich  auf  dem  zweiten  blatte  nach  den  verbliebenen  untern 
enden  und  theilcn  der  buchstaben  herstellen  läfst:  so  er- 
halten wir  hier  beinahe  zwei  blätter  im  zusammenhange, 
welche  ich  mit  F  und  G  bezeichnet  habe,  das  andere 
doppelblatt  y  das  auf  dem  vordem  holzdeckel  aufgeleimt 
gewesen  war  und  verloren  ist,  war  allerdings  in  dem 
rücken  des  einbandes  festgehalten  und  ist  von  unbekannter 
hand  herausgeschnitten,  wofür  ein  im  bände  unmerklich 
zurückgebliebener,  den  obem  rand  und  einen  theil  der 
ersten  zeile  enthaltender  schmaler  streifen  zeugt,  auch 
das  vordere  blatt  dieses  doppelblattes  ward  durch  einen 
noch  mit  seinem  rande  versehenen  rückenstreifen  des 
einbandes  ergänzt,  ich  gebe  ihn  hier  mit  jenem  ver- 
bliebenen schmalen  streifen,  so  wie  mit  dem  was  sich  von 
dem  verlornen  doppelblatte  auf  dem  holzdeckel  und  deti 
hervorragenden  enden  der  rückenstreifen  abgedruckt  fin- 
det und  bezeichne  das  vordere  octavblatt  mit  A,  das  hin- 
tere mit  B.  durch  die  drei  Sternchen  deute  ich  zwischen- 
ein fehlende  Zeilen  an.  während  aber  die  beiden  er- 
wähnten rückenstreifen  des  einbandes  aus  zwei  verschie- 
denen blättern  der  länge  nach  geschnitten  waren,  so  sind 
die  beiden  übrigen  aus  einem  und  demselben  blatte  seiner 
breite  nach  ausgeschnitten  und  zwar  der  eine,  der  die 
zwei  letzten  zeilen  des  blattes  enthält,  sammt  dem  brei- 
ten untern  rande.  ich  habe  die  beiden  bruchstücke  mit  C 
bezeichnet  und  durch  die  drei  Sternchen  zwischen  ihnen 
auch  hier  die  fehlenden  zeilen  angedeutet,  deren  wohl  nur 
wenige  sein  mögen,  da  ich  übrigens  bei  dem  ersten 
bi^chstücke  nicht  wifsen  konnte  wie  viel  zeilen  über  dem- 
selben blatte  fehlen,  so  musten  griechische  buchstaben  die 
stelle  der  Zeilenzahlen  vertreten,  der  falzstreifen  end- 
lich^ deren  ich  früher  nur  acht  gezählt  hatte,  sind  elf, 

17* 


260    ZUR  ALTMITTELDEUTSCHEN  EVANGELIENHAIUiONIB. 

alle  aus  doppelblättem  ausgeschnitten^  jedoch  an  der  schrfft 
eines  äufsem  seitenrandes  von  der  scheere  des  buchbinders 
verstümmelt,  da  aber  einer  dieser  streifen  aus  dem  bbh- 
fsen  rande  geschnitten  ist,  so  bleiben  nur  zehn  mit  schr(ft, 
von  welchen  sich  zuerst  vier  und  dann  sechs  an  einander 
schließen,  von  jenen  vieren,  welche  aus  der  obem  halfle 
ihres  doppelblattes  ausgeschnitten  sind^  so  dafs  sich  an 
dem  ersten  streifen  noch  der  schmale  obere  rand  befindet, 
habe  ich  das  vordere  der  beiden  octavblätter  mit  D,  das 
welches  ich  ßir  das  hintere  halte,  aber  in  dem  gedichie 
nicht  recht  unterzubringen  wef/s  aufser  in  dem  was  nach 
Jesu  himmelfahrt  von  der  Wirksamkeit  und  Verfolgung 
seiner  jünger  und  anhänger  folgen  konnte,  oder  gar  in 
einem  andern  geistlichen  gedickte,  mit  J  bezeichnet,  von 
den  sechs  zusammengehörigen  streifen  hat  ebenfalls  der 
erste  noch  den  schmalen  obem  rand.  die  beiden  blätter 
sind  mit  E  und  H  bezeichnet,  aber  an  dem  letzten  ist 
nicht  blofs  neben  der  ät{fsere  rand  weggeschnitten,  son- 
dern auch  ein  bedeutendes  von  den  Zeilen. 

Ich  habe  die  sämmtlichen  bruchstücke  nach  der  folge 
der  blätter,  welchen  sie  angehören,  geordnet,  und  es  er-, 
giebt  sich  dafs  alles  was  da  ist  in  zwei  lagen  sich  be- 
fand, bl.  A,  welches  die  Verkündigung  des  auflretens 
Johannes  des  täufers,  der  geburt  Jesu  u.  s.  f  entkielt, 
machte  mit  bl.  By  dessen  zweite  seite  von  Jesu  letztem 
gange  nack  Jerusalem  und  seiner  vorläufigen  hindeutung 
auf  den  verratk  des  Judas  kandelt,  ein  doppelblatt  der 
ersten  läge  aus,  wie  es  sckeinen  will,  das  zweite,  die 
blätter  aber,  von  welcken  die  übrigen  bruchstücke  sind, 
befanden  sick  aller  wahrsckeinUchkeit  nach  in  der  zwei- 
ten läge,  und  zwar  waren  die  doppelblätier  E  und  H,  F 
und  G  die  innersten  derselben^  so  dafs  wir  hier  mit  noch 
einmal  so  viel  falzstreifen  von  dem  doppelblatte  EH  we- 
nigstens drei  blätter  (E,  F,  G)  in  fast  vollständigem  zu- 
sammenkange  kaben  würden,  möckten  doch  die  weitem 
aus  einem  federübungen  zeigenden  umscklagpergamente 
gescknittenen  sechzeken  falzstreifen,  welche  ich  noch  aus 
lagen  des  alten  einbandes  herausgelöst  haue  9  auch  aus 
unserer  evangelienharmonie  gewesen  sein.     äfArqpMn  <IW 


ZUR  ALTMITTELDEinSGHEN  EVANGEUENHARMONIB.    261 

diese  nach  dem  was  vorliegt  überaus  gedrängt  und^  wenn 
man  das  was  oben  über  bi.  J  bemerkt  wurde  genauer 
beachtet  j  nicht  einmahl  zwei  lagen  umjafsend;  weshalb 
ich ,  wie  ich  jHzt  glaube ,  besser  'altmitteldeutsches  leben 
Jesu*  überschrieben  hätte,  auch  darf  man  wohl  anneh- 
men d({fs  die  hs,  gröjser  war  und  noch  andere  gedichte 
in  sich  vereinigte,  was  die  schrifi  anbelangt ,  so  schei- 
nen sich  in  den  bruchstückcn  zwei  hände  zu  unterschei- 
den;  die  von  A  und  B  nämlich  sieht  etwas  schlanker 
und  zierlicher  aus,  als  die  der  übrigen  blätter. 

Es  bedarf  kaum  der  erinnerung  dafs  auch  der  gegen- 
wärtige abdruck  zeile  für  zeile  mit  der  hs.  stimmt  und 
durchaus  treu  ist.  ebenso  habe  ich,  wie  zeitschr.  7,  44Aff., 
verstümmelte  buchstaben  immer  durch  cursivsehrift  ausge- 
zeichnet und  dabei  unsicheres  durch  ein  fragezeichen  in 
einer  anmerkung  unter  dem  texte  angedeutet,  reste  sol- 
cher buchstaben  die  sich  nicht  erschliefsen  liefsen  und 
von  denen  z.  b.  auf  dem  holzdeckel  und  dessen  leder 
manchmal  kaum  noch  rin  pünctchen  übrig  geblieben  ist, 
habe  ich  durch  puncte  angezeigt,  was  in  klammern  steht, 
bei  Schrift  ebenfalls  cursivschri/t ,  ist  immer  von  mir  ein- 
geschaltete ergänzung;  wo  ich  diese  nicht  zu  geben  wagte, 
habe  ich  den  durch  die  klammern  abgesonderten  räum 
leer  gelafsen.  anderes  das  ich  nicht  unbemerkt  Iqfsen 
wollte  ist  unter  dem  texte  angegeben. 

Ob  von  unserer  hs.  nicht  mehr  in  der  fVetterau  a^f- 
zußnden  gewesen  wäre?  auch  das  sorgfältigste  durch- 
suchen der  bibliothek  des  evangelischen  predigerseminars 
zu  Friedberg,  insbesondere  der  bücher  welche  der  alten 
burgpfarr-  und  der  stadtkirchenbibliothek  angehört  hatten, 
in  den  osterferien  1849  war  vergeblich.  *  ebensowenig 
fand  sich  ausbeute  in  den  einbänden  der  gräflichen  biblio- 
thek zu  Solms-Laubach ,  in  welcher  bekanntlich  die  mite 
bibliothek  des  ehemahligen  wetterauischen  Cistercienser- 
klosters   Amsburg  aufgestellt   ist.      überall  sind  blätter 

t.  ein  vor  Jahren  verstorbener  deutlicher  %u  Friedberg  wollte 
äatelbtt  blätter  einer  pergamentht.  von  0{fHdi  evangelienharmonie 
g^nden  und  verschenkt  haben,  wie,  wenn  es  blätter  von  unserer 
htm  msmesem. wären? 


262    ZUR  ALTMITTELDECTSGHEN  EVANGELIENHARMONIB. 

aus  werthlosen  lateinischen  hss.  verwandt,  die  daselbst 
aufbewahrten  deutschen  hss,  sind  von  keinem  belange  find 
schon  früher  von  andern  nachgesehen  worden^  die  erheb- 
lichste derselben,  die  auf  75^  Seiten  nach  einem  von  mfr 
gemachten  Überschlag  etwa  an  17220  verse  enthaltende 
bearbeitung  des  Barlaam^  ist  durch  Benecke,  Lorenz  Die- 
Jenbach  und  Franz  Pfeiffer  bekannt  (s.  Fr.  Pfeiffers  ausg. 
des  Barlaam  und  Josaphat  s.  viii.^  die  kirchenbibliothek 
zu  Echzell,  welche  vor  dem  j,  1718  in  dem  obem  stocke 
des  dortigen  *  kämer*  (gemer)  aufgestellt  war,  bietet 
nichts  von  hss.,  und  in  Ilbenstadt,  wo  aus  den  beiden 
1802  aufgehobenen  klöstem  einer  andeutung  zufolge  we- 
nigstens lateinische  hss.  vorhanden  gewesen,  aber  mit  den 
büchern  vor  längerer  zeit  verkauft  worden  wären,  ist 
nichts  mehr  zu  finden,  auch  von  dem  1803  aufgehobenen 
Cistercienser-juTigfrauen-kloster  Marienschlofs  bei  dem 
dorfe  Rockenberg  sind  keine  hss.  mehr  da.  es  besqfs 
z.  b.  nach  einer  dienstag  nach  trinitatis  1386  ausgestell- 
ten erklärung  der  abtissin  Lyse  und  des  convents,  von 
dem  priester  Crafft  von  Rockenberg  gegeben  zu  rechtem 
selegerede  und  damit  sein  und  seiner  eitern  jahrgedächtnis 
begangen  werde,  zwey  datsche  bucber,  von  welchen  daz 
eyne  genand  ist  bnider  Bechtuld,  also  eine  hs.  von  bruder 
Berchtolds  predigten ;  aber  beide  bücher  sind,  vielleicht 
schon  frühe,    verloren  gegangen.^     endlich    theilte  mir 

2.  2.  32  daselbst  ist  die  hinweisung  a%f  *  haiiisehe  alig.  Ute- 
raturzeitung  18412'  wol  ein  druckversehen,  L.  Di^fenbach*  beriehti- 
gung  zu  Zeitschrift  1,  126  steht  im  Jahrgang  1843  nr  8  #p.  59  /. 

3.  auch  sind  sie  bei  at{fhebung  des  klosters  nicht  nach  Darm- 
Stadt  gekommen,  ihr  werth  erhellt  aus  der  ungedruekten  Urkunde, 
wo  es  von  ihnen  weiter  he\fst  vod  (her  Crafft  von  Roekioberg)  vos 
die  in  vofz  clostir  bat  tun  smydeD  daz  wir  die  in  eren  tnllen  balden 
vnd  Dvrgeod  üben  nocb  nrz  ynTzme  clostir  da  selbt  tfiä  noch  verben- 
gen  an  keyne  ander  ende  za  tcbiclLen.  wo  wir  odir  vnfz  aaebkomnien 
des  Bit  enteden  vnd  daz  die  bucber  beide  odir  ir  eynci  damfz  q«e- 
men ,  so  snlden  die  werden  vnd  gefallen  lediclicben  in  die  liberie  an 
die  obarrekircbeo  der  borge  zu  Frideberg  vnd  snlden  dax  anch  fordern 
der  pberner  vod  sioe  gesellen  die  danne  dar  iune  sin  vad  waren,  dar- 
wider  wir  odir  vofz  nacbkommen  nit  tun  sollen  nocb  enmosen  mit 
Worten ,   werken ,    nocb   mit  keyner  bände  sacben ,  ane  alles  geverde. 


ZUR  ALTMriTBLDEOTSGHBN  EVANGBUENHARMONlB.    2« 

geh.  archivar  Baur  ,ßlnf  hss.'bruchstücke  mit  welche  zu 
Umschlägen  von  zinsbüchem  der  ehemaligen  an  derNidder 
gegen  den  J^ogelsberg  hin  gelegenen  klöster  Hirzenhain 
und  Conradsdorf  benutzt  gewesen  waren  und  zweien  etwa 
in  der  zweiten  hälfte  des  \  An  jähr h.  in  Mitteldeutschland 
geschriebenen  deutschen  pergamenthss.  angehört  hatten, 
das  groste  bruchstäckj  zwei  zusammenhangende  Jolioblätter 
mit  breitem  randc,  deren  schrijt  sich  auf  den  aujsenseiten 
<sum  theil  abgeblasst  oder  bis  zur  unleserlichkeit  abge- 
rieben hat^  ist  ans  einer  eben  nicht  sorgfaltigen  hs.  von 
des  Enenkels  weltchronik,  enthält  meist  die  er  Zählung 
von  Eraclius  und  scheint  mit  der  Neresheimer  hs.  zu  stim- 
men, die  vier  kleinen  bruchstücke  gehörten  einer  hs.  des 
alten  passionals  an,  sind  je  zwei  aus  einer  col.  geschnit* 
ten  und  enthalten  mit  Hahns  ausgäbe  verglichen  die  verse 
138,  49  —  66.  69  —  78.  141,  52  —  69.  72  —  81  {Pfeiffers 
Marienlegenden  ii,  124—141.  144  —  153.  in,  171  —  188. 
191—200),  dann  204,  43—71.  207,  51—79.* 

Neue  blumen  aus  dem  zerschlagenen  beete  fuge  ich 
denn  hiermit  zu  der  von  Ihnen  freundlich  aufgenomme- 
nen; seien  sie  neue  grUfse  der  Verehrung  und  liebe  aus 
der  heimat. 

Giefsen,  ostem  1850.  WEIGAND. 

an  die  burgpjarrhihliothek  %u  Frfedberg  scheinen  sie  nicht  gt^faUem 
%u  sein;  sonst  würden  sie  sich  wohl  unter  den  hss.  gründen  haben. 
4.  !204,  44  hat  die  hs.  vloc.  mehr  über  die  fünj  bruchstücke  in 
den  diesjährigen  periodischen  blättern  för  die  mitglieder  der  beiden 
hist.  vereine  des  groft herzog thutns  und  des  kur/ürstenthums  Hessen,  ein 
in  die  hiesige  Universitätsbibliothek  gekommenes  bruchstück  aus  einer 
andern  ebei\falls  wohl  der  »weiten  hä(fte  des  14»  jahrh.  angehÖrigen 
pergamenths.  des  alten  passionals  wurde  von  einem  holzdeckel  abge» 
löst  und  besteht  aus  anderthalb  unten  bis  in  die  dritte  zeile  ver- 
stümmelten breiten  quartblättem ,  welche  mit  Hahns  ausgäbe  v«r« 
glichen  die  verse  280,40  —  71.  281,47—78.  57-88.  91  —  288,  27. 
30  «-M.  64  —  95  enthalten,  jede  blattseite  theilte  sich  in  zwei  oolt. 
vom  Je  34  versen.  die  sehrift  ist  grqfs  und  deutlich  und  der  ofi- 
Jangsbuehstabe  eines  Jeden  abschnitt  es  entweder  roth  oder  blau  mit 
Verzierung,  heimat  scheint  nach  manchen  sprac/\formen  der  Nieder^ 
rkein. 


264    ZUR  ALTHlTra:U)EirrSGHEN  EVANGEUBNHARMONIB. 


A- 


s.   1. 


cristes  genas  .  vn  idach  sint  m^ge(d)  wm  •  dv 
nma        dv  .  ä        es  waren 


god(e)s 


daz  qaerder  was  iv  . 

Ol      •    •      •    • 


D 


was  geheizan  d 
adun  •  io  irskem  . 
/  •  ewan  .  lobaii  . 
^ö  •  g  .  ,  ^ 
wa  . 


•  •  • 


do  tr(s)kei 
alle  di  lant  .  ie 
Ls  IL  do  g  . 


A 


ere 


l 


a 


escheit  .  der 
.  .     tch      der  in  das 
Aimelisca  (lie)re  .  mit  5 

der  nidigo  /(e)viatiian . 
vns 
hetan  .  g(e)wissaget 
man  •  d{eyr  pphetiä 
er  latb(e)/  vns  wer  10 

.  en  •  d{e)r  da  geit 
d  £ro  ikz  himel 
.  («)/eiga  ritthan  • 
.  in  vstenunga 

ano  .  un  .     theda  oB  15 

2ith  uns  de(r)  heilant  . 
engel 

gab  el  •  (d)et  ward 
caf  v{o)n  himele  • 
sp(rac)k  ave  Maria  20 

.  .  mit  wordun  • 
geben  einen 


j4,  \,1t.  #tina]«f        dv]vr  3.  god{e)if  4.  ülf     ie\]if 

dtu  h  von  derselben  hand  ühergeeehriehen.  5.  mf        t.  mt    ie- 

vlathtn]  hier  benennung  de*  Sammah'l  oder  obereten  tet^U.  attf' 
ihn  wird  nach  detn  talmud  Gabriel  (18)  der  deutung  Hiob  40 ,  W 
gemi^fs  eine  jagd  anstellen,  7,  absatx ,  ^weshaib  mit  vns  die  zeile 
eehli^f.  8.  ergänzt:  ^heizto  .  daz  di  ppheton  .  t  9.  lies 

badoD  (vergl.    hada  F  1 ,  21).      irskein  f  10.   /  .  ewan]  It  eT 

11.^.  .  .  der  zweite  buehstabe  seheint  e  gewesen  %u  sein,  der  dritte 
und  vierte  giengen  außvärts.  15.  ir{s)keit  ano]  verblasst.  unT 
nach  n  seheint  ein  at{floärts  gehender  buehstabe  gestandan  tv  kubom, 
i^.de]er        M.  doT    d?        19.  ere f        %%.  If  üf 


Zim  AL11IITTBIJ>EI}TS(aBN  EVANGBUBNHAR^  St5 

s.  2. 

son  •  der  d(o)  tc^eldet  alles  .  der  erdiu  ioch  des  hi 

meles  .  a/     .     .  alle 

beda  .  so 

dun  war 

nen  .  er  /  5 

NV  scri* 
sta  r<^ 
cheran  b 
wort  iun 

man  .  de  tO 

ane  alle 
lip  .  von 
megede  . 
er  ander 

derlich  .  v  15 

get  vns  d 

NV  Sole 
irwel 
do  got  w 

ir  brüsten  20 

vn  mage» 
in  ir  mod 


B. 

ES  himels  am  daz  silber 

{d)az  goU 


D 


Af  %  %•  •  •  alle]  af  9?  von  den  buehetoben  sind  at{f  dem  ttrei- 
fm  nur  noch  die  obem  enden  %u  sehen.  4.  war]  r?  6.  eerib] 
vom  b  nvr  noch  das  obere  striehiein  übrif^,  7.  tta]  verblasst,  be- 
sonders a  w]T  oder  vT  9.  un]  f  es  sind  nur  noch  3  striche  gan% 
%u  sehen  und  der  dritte  ist  der  länt^e  nach  durchgeschnitten,  10.  de] 
mii  €  dsf  haum  merhOehe  rest  eines  der  länge  nach  durch gesehnü' 
Hmen  Striches  verbunden,  der  einem  m,  n  oder  r  angehörte.  15.  v]f 
oder  wt  16.  gel]  vorblaset*  17.  Sole]  e  durch  die  seheero  ver- 
leiMt  und  verblasst. 


266    ZUR  ALTMITTELDECTSGHEN  EVAN6ELIENHARH0NIB. 

s.  2. 
und  si  gigen     .     .   .  .  /c  .  .  lerlni  .  da  di  marde  I 

la  soWfl  irgen  .  .  .  inne  er  g-eluwalda  als  er 
selbe 

(/  .  .     . 

mo  abenr/e  «(^)  geskah  15 

daz  er  sprach  .  Az'  toider  acA  tri 

.   .  (rf)er  mir  des  libes  verba 

,   ,  ,  s  versalz  .  in  miner  v 


c. 

s,    t . 

bot  .  Mir  .   .  ecket  das  ich  e e.  van       <t 

DO  der  unser  herro  .  §  wiUun       ß 

van  sines  selbes  sere  .  also  vil  gesageda  .  y 

wie  diefo  er  si  maneda  .  daz  si  vil  wola  gehu  9 

geden  .  daz  er  mit  in  geredede  •  bit  demo  brach  s 

er  daz  bvoi  .  demo  armen  iude  er  iz  bot  .  £ 

er  sta(    i)z  imo  in  den  sinen  munt  .  du  stun^f  ni 

B,  ^,  1.  te]?  doch  wahrscheinlich .  die  buchstaben  haben  sich 
auf  dem  A ,  1  angehörenden  rückenstre\fen  abgedruckt,  2.  nach 
getawalda  hat  »ich  kein  punct  mit  abgedruckt.  14.  dT  15.  mo] 
vom  m  sind  nur  die  untersten  enden  der  beiden  leiBien  striche  zu 
sehen.  i{z)  vom  i  kaum  noch  ein  punct  übrig.  geskah]  eska  f 
18.  v]  oder  w?  von  den  übrigen  zeilen  (19 — 2i)  sind  »war  noch 
spuren  mancher  buchstaben  zu  sehen,  aber  avfser  einem  t  und  ainmn 
n  an  dem  äufkern  rande  ist  keiner  derselben  mehr  lesbar, 

C,  1,  a.  nur  die  untere  haljle  der  buchstaben  ist  geblieben,  von 
dorn  letzten  worte  der  »eile  noch  weniger,  bot]  b  wakreekeMieh, 
Mir]  wahrscheinlich  so  zu  lesen,  M  mit  rothem  strioko,  .  .  eehet^ 
die  beiden  buchstaben  vor  dem  ersten  e  stehen  sehr  nahe  bei  einau' 
der,  wie  etwa  si,  0  .  .  .  ]  nach  e  zwei  striche,  wovon  der  letzte  ge- 
krümmt wie  bei  dem  v,  dann  drei  zusammenhangende  striche,  van]  f  f 
^,  Bta{  i)z  imo  in]  nach  dem  deutliehem,  aber  v«rUt%toH  a  im%iM  das 
pergament  abgerifsen  und  bis  zum  %  räum  ßar  !^— 3  buekstmbem,  von 
'  %  imo  in  sind  nur  die  oborsten  enden  orttiger  strieke  mu  sehen,  und 
'  9  imo*  nicht  sieher. 


Zim  ALnilTTBLDBDTSCHEN  EVANGELIBNHAIIMON^    WH 


# 


er  ileda  vil  harddo  .  za  der  ungedruuen  diet 
als  imo  der  duuel  gerit  .  da  ver  koufder 


20 


s.  2. 

noch  du  sunda  ....  kein  a 

nen  in  had  .  ne  weder  erre  mal  noch  sint  .  ß 

Dne  cbeinv  so  santlicha  dinc  / 

V  iudescu  diet  .  si  ne  woldun  sunda  for  S 

ten  nit  .  do  sucbden  si  den  heilant  .  mit  mane  % 

ger  vackelan  in  brant  .  si  gingen  redende  vn  ^ 

dtv  in  .   daz  si  sin  ni  ner  k{anden  .  er  ^r)iicbiu  rj 

.  .  <fi     .   .  .  20 

nesam  .  er  ne  mach  uns  nit  vola  in  gan  .  vil 
retlbo  zoigen  ihc  in  vcb  durch  daz  ne  zuwi 

D. 

s.    1. 

geban  .  den  vnsen  österlichen  dagen  .  der  bet 

zet  barraban  .  den  lazen  wir  gesunt  gan  ( . ) 

Sich   ver   maz   iKc    .   cebrecbe  wir  daz  godes 

hus   .    er   wolde  iz   eino   geberon  .  biz   andes 

driden  dages  fruo  .  ouch  sprach  er  .  er  were  (go)  5 

des  sun  .  wi   motther  immer  wirs  gedun  .  dt' 

C,  1,  20.  nur  die  untersten  spitzen  einfger  buchs taten  sind  ge^ 
blieben,        %{•  ileda]  le  von  derselben  hand  übergeschrieben. 

C,  %f  a,  sunda]  wahrscheinlich  so  zu  lesen»  das  darauf  fol- 
gende wort  scheint  *  ni*  zu  sein.  .  .  kein]  die  beiden  buehsiaben 
vor  k  seheinen  den  verbliebenen  resten  nach  'en*  zu  sein.  e.  ten) 
i  fast  ganz  erloschen.  17.  voti  buchstaben  zwischen  k  und  ach  ein' 
zelne  kaum  bemerkbare  o'berste  spitzen,  die  letzte  liefst  at{f  das 
lange  f  schufen.  20.  dif  %\.  vola]  so  die  hs.\  vergl.  vas 
F^  If  13.  vaz  Fy  %,  9.  verfao  G,  2,  18.  %%.  kein  punct  in  der 
zeile;  er  sollte  naeh  vch  stehen, 

D,  1,  7.  ä]  nur  von  ®  der  grÖfiere  theil  geblieben. 


268    ZOR  ALTMIITELDBUTSGHEN  EVANGEUBPfHABMONIB. 

s.  2. 
A  do  slugan  .  den  ihm  van  nazaret  .  als  da  ge 
^riban  steit  .  si  sprachan  daz  er  were  .  ein  rex  iu 
deonim  .  si  daden  imo  manec  idewiz  .  si  naih  gal 
lan  vn  ezzicb   .  si  drankdun  in  bit  nide  .  si  bizen 
in  nider  stigan  .  si  spracbun  obe  da  got  sist  .  so  ge  5 

nere  selbo  dinen  lip  .  vnder  i  si  geriedun  •  zvene 

E. 

s,    1. 

velsteina  .  di  spieldan  von  der  meine  .  di  gra 

ber  sich  t  düdün  .  th.  stünden  \f  d\  dodnn  . 

lebendic  wor  xpö  .  zv  der  lado  gesihte  .  di  wor 

manegen  larun  .  da  begraben   warun   .    di   e^ 

skinan  an  der  dode  .  cenosteren  vrono  •  i  demo  5 

vrone   dume  .  da  er  kanden    si  genüge  •  ovcb 

sähe  man  si  aftder  wege  gen  .  in  der  burc  zu 

ierim  .  di  sint  da  war  vrknnde  .  der  vnser  vf 

DO  was  so  here  genant  §rer  stende  . 

der  iuden  oster  abant  .  daz  si  di  nath  ne  wol  1 0 

den  haban    .    ne   cbeinan   dodun   umbegraban  • 
der  herro  ioseph  do  bat  .  daz  man  imo  den  lic 
(hamun  gab  .  n)i{co)demP  bit  imo  was  •  da  in  der  vr 

s.  2. 
dune  iehe  .  daz  er  vF  ir  standen  were  . 
M\0  wa«  dtv  walcfen^/e  got  •  ynsknXdtc  gemor 
JL^delot  •  aiser  von  demo  croce  wart  erhabon  . 

Dy  %^  3.  deonim]  ßir  um  eine  an  da»  r  g^ßgte  abkürxumg  in 
der  hi,  6.   nere]  vom  n  nur  die  unterste  ifit%9  de$  Mweiien 

etriehea  übrig, 

E,  1,3.  o  fr  eil  nach  der  länge  der  %eile  ein  *tre(fhk§m  ahgeeeknit' 
ten,  doch  ist  dadurch  kein  buchstab  unleserlich.  %*  wor]  so  die 

hs,  an  beiden  stellen,  9.  hinter  geoact  fehlt  dot  psmei,  13.  oom 
i  nur  noch  die  äusserste  spit%e  des  darüber  geseiltem  strichleins  ver- 
blieben, von  *dem^'  die  obersten  enden  der  buehstabem,  und  von  *bit 
—  vr'  die  oberste  hä{fte, 

E,  %t  2.  durch  ein  der  %eilenlänge  nach  ausgesohnittones  straff- 
eken  sind  die  obersten  enden  der  am  meisten  a^ficärts  gehenden 
buehstaben  abg^allen ,  ohne  dt^  jedoch  einer  derselben  mnleserlich 
geworden  wäre.  vergL  #.  1, 1^. 


ZDR  ALTMrniiIJ)El}TSGHM  EVANGEUENHARMOmB.    20» 

vn  er  gelac  in  demo  grabe  .  do  moweda  after 

dode  .  der  sCs  scorum  •  biz  andes  dridden  dages  cit  .  6 

du  sela  wekkeda  den  lib  .  der  engel  welceda 

aba  den  stein  .  da  ne  was  der  wetlhero  nechein  . 

di  da  bchilden  iren  sin  .  so  engeslich  ward  iz 

vnder  in  .  do  stand  er  vf  vaudemo  grabe  .  frao 

an  einimo  sunnendage  .  vndotlicho  .  er  gehiz  10 

vns  sin  riebe    .  immer  an  ende  .  daz  vnser  alt 

DEs  grabes  wiseden  do  .  §  erbe  . 

an  demo  morgene  jXruo.) 

s,    \.  F. 

g  .  (5?ri)aelen  . 

er  ist  in  galilea  .  gewisso  vindent  {ir  in)  da. 

DV  wib  gingin  dannen  vro  .  da(z)  mere  cun 
ten  si  do  .  si  sprachun  zv  den  li(err)en  ir 
get  in  galylea  .  da  sid  ir  cristen  n(che)  .  ir  5 

standen  godelicho  .  Maria  in  do  S9i{ged)a  .  daz 
SQ  da  gesehen  habeda  .  daz  war  t*(r)cunde  . 
siner  vfer  stende  .  den  stein  gewe(/ce)t  van 
demo  grabe  .  der  engel  hudda  da(r  v)t  .  vil 
hardo  fruwenden  si  sich  .  iz  was  {in)  doch  zvi  tO 

velich  .  do  ileden  iro  zvene  .  so  s{u  i»)eist  moh 
ten  bede  .  lohanue  zovwede  haz  (.)  ti^ander 
der  iungero  vas  .  pef  lif  in  daz  %{rab)  .  si  sahan 
daz  dar  in  ne  lach  .  s({  trr)den  ht{de)  vilvro  . 
i  demo  sepalchro  .  da  (Ju)nden  s(i  daz)  sadari  15 

am  .  er  standen  was  der  godes  (sun)  • 

DO  irskein  der  vnser  herro  .  M(ari)e  mag 
dalene  .  der  grozen  sandare(;ie .  d)i  ime 
mit  ir  drenen  twuoc  sine  wz(e  .  do)  wrden 

E,  2,  5.  scörnm]  ßir  am  eine  an  dae  r  g^ifitgte  ahkürzung  in 
der  ks.  8.  iies  iren.  13.  von  dem  rette  der  teile  ist  kaum  die 
obere  häffle  der  bucht  taten  geblieben» 

F,  1,  6.  M  mit  rolhem  ttriehe,  7.  v(r)cande]  vom  v  nur  dat 
anfangtttrichlein  übrig,  \%,  I  mit  rothem  ttriehe.  13.  vas] 
to  die  ht.;  vergl,  zu  C,  2,  21.  14  —  15.  ein  loch  im  pergament 
von  einem  eiternen  nagel  und  rott,  vergl,  t,  2,  14 — 15.  15.  von 
*nden  t'  tind  nur  noch  die  untern  enden  der  bucht taben  tichtbar. 
17.  11  mit  rothem  ttriehe,  und  mag  der  teile  nach  roth  durchge- 
ttrichen,-     19.  wz«]  vom  e  kaum  etwat  tichtbar. 


270    ZDB  ALTMnTBLDEUTTCHEN  EVANGBLflSNHARIKHaB. 

iro  ver  lazen  •  di  manege  mi9s(edai)e  •  di  sa  20 

gefmmet  hada  .  mit  weriÜic(Aer)  minoe  . 
er  hiz  si  wesen  reine  .  der  sib(t/7ii/)aveUiaf 

s.  2. 
da  SU  ward  sihc  di  Jrov 

wen  .  (al)Ier  eres!  bekovwen  .  nach  siner  mar 
At\un(gu)n  .  in  der  geistlicher  wnnun  .  daz 
det  er  (v)ns  zv  liebe  .  wand  vns  van  den  wi 
be  ^e(sk)ac  daz  eriste  leit  .  des  wir  inohc  dul  5 

DE(«  8e)\htM  dages  er  §  dent  arbeit 

\v(ske)ivL  .  sinea  iungeren  zvein  .  er  ginc 
mAem{o)  ^ewande  .  daz  si  sin  ni  ner  Landen  . 
er  vra(ged)a  vaz  da  mere  .  in  ierlm  were  .  daz 
si  sihc  (i7i)isse  hebeden  .  cleophas  imo  do  sage  10 

da  .  da(z  i)hc  der  mero  .  da  irslagen  were  . 
un  vr(  );iden  vf  van  demo  grabe  .  der  aller 
besto  wt(s)sago  .  der  in  di  werlt  qaeme  .  ober 
des  n(i  n)e  yem(enie)  .  ein  so  gewaldeger  man  . 
si  baiA(u)n  daz  e(r  b)il  in  wolde  gan  .  in  e  15 

maus  (daz)  castel  .  do  ginc  er  I  riethe  bit  in  . 
daz  do(  w)ere  ir  wllet  .  di  alden  vrkunde  . 
er  saig(ed)a  van  de  bouche  .  vil  manege  re 
da  Ai(efa . )  vi  dische  er  do  mit  in  gesaz  .  si 
ne  bn(£^ic^)ibnes  er  sprach  .  er  brahc  in  bei  20 

F,  2,  1.  die  zeile  ist  «o  abgeschnitten ,  dajk  von  dem  vermuteten 
aber  zweifelhaften  'ward*  nur  die  untersten  spitzen  der  buehstaben 
geblieben  sind,  sihc  di  ß'ov]  nach  den  verbliebenen  untern  enden  der 
buehstaben  erschkfsen,  4.  deo]  so  die  hs.  5.  nach  wibe  fehlt  der 
punct.  ge{sk)ae]  von  a  nur  wenig  geblieben,  9.  vtz]  so  die  hs. ;  vgl. 
»u  C,  2^21.  der  punct  nach  were  ist  in  dem  abdrucke  zeitsehr,  7,  444 
ausgelqfien,  11.  ro  in  mero  oben  vtrb'asst  durch  abwischen  ankleben- 
des leders,  12.  vr(  )ndeo]  rf  nr  nach  dem  reste  dieses  Jetzten  bueh- 
stabens  möchte  man  fast  auf  ein  a  schilpen,  13.  t0(»f)«affo]  vom  w 
ist  nur  das  ar{fangsstrichlein  zu  sehen,  14 — 15.  t.  die  anmerk.  zu 
F,  1,  14—15.  nur  das  n  in  vero(0me)  ist  noch  kenntlich.  15.  bt- 
d(ti)ii  daz'\  von  n  daz  sind  nur  noch  die  untem  theile  der  buehsta- 
ben zu  sehen,  das  übrige  ist  von  rost  zerfn^en.  16.  lies  ritthe; 
vergl.  G,  2,  20.  19.  di(0/a .)]  vergl.  C,  i,  d  wie  diefo  er  si  mt- 
neda  vb*]  at^v  ist  auch  nach  dem  reste  des  buchstabens  zu  sehHtfken. 
30.  hh{die()ionet]  das  i  vor  o  der  länge  nach  durohgesehnitten. 


ZUR  ALTIiITTEU)£I}TSCHEN  EVANGEUJBIUAHMOim     271 

den  £/(az)  broi  •  do  ir  hvgeden  si  sich  daroh 
not  .  a(n  si)neT  alden  lera  .  so  irkanden  si 


s.   1. 

ir  herren  .  das  scribet  ^s  /ucas  .  daz  er  da 

Dmenslicho  was  . 
0  gesaben  in  i  galiiea  .  der  siner  iunge 
run  mera  .  in  mittun  stunt  under  in  .  der 
himelisco  drathin  .  ir  standen  after  dode  .  5 

do  sprahc  er  pax  vobis  .  vil  barddo  ir  qua 
men  si  sibc  .  er  sprabc  nu  grifent  ane  mibe  . 
ibc  baben  fleisc  vn  bein  .  daz  ne  bat  der 
geisto  ne  cbein  .  ir  scovwet  mine  wndun 
an  vuzen  iobc  an  bandun  .  di  ibc  durb  übe  tO 

er  liden  baben  .  iobc  borddent  ir  iz  bi  vorasa 
gen  .  als  ir  nu  geseban  babent  .  er  frageda  o 
be  si  iewet  bettin  •  dez  er  ezzen  wolde  sa 
met  1  .  si  gaben  imo  gewisso  .  brod  vn  viscba  . 
beidu  er  dranc  vn  az  .  daz  deder  ailaz  um  15 

be  daz  .  daz  si  irkenden  des  de  baz  .  daz  er 
menscho  vnde  got  was  . 

THome  sido  sagedun  .  daz  si  geseban  ba 
bedun  .  i  alle  wis  undotlich  .  daz  dutb 
in  vngelovbiib  .  si  ne  mottben  imo  nit  ge  20 

weren  .  daz  er  vf  ir  standen  were  .  er  ne 
skine  inder  selben  not  .  als  er  wart  gemar 

delot  .  sofx  ieinemo  hus  gescahc  .  beslozenen 
duren  igan  .  daz  ovcb  di  andere  ane  sando 

F,  2t  22.  («t)oer]  vom  n  der  erste  strich  weggeschnitten, 

G,  1,  5.  dralhin]  so  die  hs,  9*  hinter  v/ndaa  fehlt  der  punet, 
13.  iewet]  so  hier,  #.  2,  14  iwet.  hetlio]  die  hs,  hat  betthio  mit  ei- 
nem tilgungspuncte  über  dem  zweiten  b.  18.  lies  si  do  (vergi, 
s.  2,  20). 

G,  2,  1.  die  zeiie  der  länge  nach  schräg  durchgeschnitten,  so 
dqfs  von  den  drei  letzten  Wörtern  nur  noch  die  untern  enden  der 
buche taben  geblieben  sind,  und  nach  'gescabc'  .  seheint  der  Schreiber 
aitsgelt^fsen  zu  haben  daz  Ibomas  deo  berren  sabc.      2*  li^s  san  .  do. 


•m- 


272    zm  ALTMriTBU)EDTSGHEN  BYANGHLBIEWARMmi^ 

sprach  der  wäre  godes  san  .  pax  vobiscnm  . 

do  gmzder  sine  iuDgerun  .  vn  zovcd  in 

sine  wndun  .  Sine  offene  sidden  thomä  hiz  5 

er  griffen  .  mit  sinen   iungeren  drin  .  do  glov 

beter  elieclicho  an  in  .  daz  er  was  un  ver  wan 

delot  .  sin  herro  \n  sin  got  .  iz  wart  allaz  vm 

bedaz  gedan  .  daz  me  ne  cheinen  zvivel  dor 

Eines  morgenes  fruo  .  §fen  han  .  10 

do  pet^  in  dem  mere  vur  .  vnde  andere 
di  herrun  .  di  mit  imo  warun  .  Ir  meister 
si  gesan  .  da  uze  indemo  staden  gan  .  er  fra 
geda  obe  si  iwet  vingen  .  oder  wes  si  sich 
begingen  .  si  sprachen  zvware  •  daz  si  alle  15 

dise  nalh  weren  .  mit  arbeiden  daran  .  daz 
si  ne  motthen  nit  gevan  .  er  hiz  si  cesewent 
halb  iro  .  daz  nezce  verfan  .  idaz  mere  .  daz 
si  dv  baz  irkanden  daz  er  were  samet  in  . 
der  visGO  geslette  .  vingen  si  do  i  ritthe  .  20 

wnfzvc  vn  cehen  zvc  .  des  han  wir  vr 
künde  noh  .  un  driero  mera  .  di  beceiche 


H. 

s.    1. 

nen    di    lera         daz    neze    iduhc    m 

pe(  an  das sp  s     .  led 

laut  .  do  gab  in  der  heilant  (.  vü) 

ca  gebradan  .  in  sua  \imia{t)e  (.  ) 

5.  S  mit  ruthem  striche,  und  hinter  sidden  fehlt  der  punet.  9.  ne] 
mit  dem  pi.  des  verbums,  vergl.  gramm.  4,  291.  '\%.  I  mit  rothem 
striche,  14.  iwet]  vergi,  i.  I,  13  iewct.  16.  daran]  Jteitsekr. 

7,  446,  16  steht  durch  druel^ehler  daran.  18.  verfan]  so  die  hs.; 
vergl,  zu  C,  2,  21.         19.  lies  irkanden  .  dai        20.  lies  gesletike 

H,  1,  1.  m\?  der  letzte  strich  bis  auf  das  untere  end»  abge- 
schnitten. 2.  die  zeile  ist  der  länge  naek  grostentheiis  ausge^ 
schnitten,  von  dem  worte  nach  daz  sind  nur  die  untersten  spitzen 
der  buchstaben  geblieben  und  es  liifse  sieh  stat  vermuten ,  wenn  ge^ 
schlecht  und  flexion  dieses  wertes  G,  2  13  nicht  entgegenstunden, 
sp]  vom  s  nur  noch  das  oberste  ende  und  vom  p  das  untere  verblie- 
ben, s]  sf  oder  ff  von  diesem  und  den  folgenden  buchstaben  nur 
reste  der  obem  theile. 


'  ZiJR  ALIVnVKLDEDTSCHBN  BVAIfliaaClENHjtilfAk.   ife 

gab  er  in  dar  rr  .  daz  imbis  n  ' ■    '     '^^.1  "^ 

vil  wola  gedrosta  er  sine  kin^  -^BBWP   ^h 

Hl  in  ertriche  §zvt  *   4«  * 

er  was  .  virzve  daga  vn  v 
siner  van  dode  wider  want  (  •  ) 

vnse  heilant  .  offe  montem  oli(veti.  )  IflT 

gewalt  batta  .  er  biz  di  bodun  (  al)  ^ 

1er  dide  predien  .  er  spracb  •  obe 
i 

^.2.  mit  sinen  holden  gerededa  .  daz 

da  d ,  l  l    ski     .  ^  ,  hc  ,  er  wor  ... 

•  bo  i  di  lüfte  •  zu  siner   iunge 

di  wolkun  i  enpfiengen   .   sint 

a  nieman  .  imo  qoam  igegene    eng  5 

(  mt)chel  uienege  .  si  wrdun  i  mit  .sänge 

der  cesewn  .  da  riebeset  der  gotes 

;idun  wardeden  imo  §sun 

z  si  sin  nit  vorder  ne  sahen  .  vA  si 

.    zen    gan     zvene    iungelinga    wol  10 

(  s)prsichen    viri    galilei    .    wes    wardent 

temele  der  da  hinne  ueret  .  er  sal 

I. 

*.  1. 

erest  mal  gewinnan  .  In  sal  dragen  ein  wib(.)h{  ) 
der  vrddeilischer  cit  .  du  wird  vnselie  .  Mit 

H,  \y  b.  n]r  nur  der  erste  etrieh  ist  voltig  da.  12.  der  pmi&t 
nach  spracb  t'fi  der  hs.        13.  i?  oder  vht 

H,  %,  %,  i ,  2*  von  der  ersten  hä{fie  der  zeiie  sind  nur  He 
ubern,  von  der  zweiten  nur  die  untern  enden  der  huehstahen  übrig, 
dä\  ob  df  d.  /.]  ob  If  »wischen  d  und  i  ein  buchstab.  l]  ob  It 
ski]?  vom  »weiten  buchstaben  ist  nur.  die  oberste  spit»e  gebiieben, 
vont  dritten  nichts  afs  der  übergesetzte  wagerechte  strich,  er]t 
wor  .  •  .]  nach  wor  JÜnf  spit»en  der  abgeschnittenen  hickstabon. 
5.  nach  i  %e%ent  fshit  der  punet  8.  nduo]  nT  es  ist  nur  der  lettUe 
strich  geblieben  und  von  dem  ersten  die  unterste  spit»e,  ob  »u  le$am 
])l  wigandaat  der  räum  passte,  und  wigant  steht  mitleld.  schwach 
».  b.  in  ßFackemagels  Ib,  743,  35.  10.  .»en]  vor  z  nur  die  «m- 

ferste  gebogene  spit»e  eines  buchstabens  wie  u  e  z  tt.  dgl.  geblieben, 

/,  1,  I.  I  mit  roihem  striche,  vom  h  nur  die  unterste  spitao 
geblieben.  %.  M  mit  rothem  striche.  3.  S  mit  rothem  striche,  von 
Z.  F.  D.  A.  VIII.  18 


ü 


274  MARIENGRUSSE. 


|- 


meine  vuret  su  ir  lip  .  Sv  wiri  aoreine  .  der 
werlde  gemeine  .  an  iro  maz  gerinnen  (.  ) 

teristu  miuna  .  van  vbeler  gelnsie  .  daz  barn  5 

wirsista  .  Su  muz  di  daga  vr  vullan  .  da  in  ba 

s,  2. 

manec  geritthe  .  zv  der  lüde  gesitthe  .  der  si 
ner  wndero  ist  so  vilo  .  daz  ih  ne  mac  nohc 
ne  w\\  .  ue  cheinemo  düben  .  nimer  vor  gele 
{sen)  no\i  gesagan  .  daz  er  so  manege  dugunt 
habe  .  wände  niman  der  nist  so  gvot  .  demo  5 

er  sine  ceicben  vor  dud  er  ne  zviuele  i  sinen 

der  nur  die  obere  hä{fte  der  huchstahen  geblieben,  6.  S  mit  ro- 

them  striche, 

l,  2,  4.  ftoh]   vom  n  nur  ein  strich  geblieben»  6.  nach  dad 

fehlt  der  punct. 

MARIENGRÜSSE. 

Das  nachfolgende  gedieht  verdient  meiner  meinung 
nach  einen  abdruck  trotz  dem  ungünstigen  urtheile  das 
Gervinus  1 ,  541  darüber  ausgesprochen  hat,  denn  wie 
wenig  lob  es  vom  ästhetischen  standpuncte  aus  auch  ver~ 
dienen  magy  so  ist  es  doch  in  anderer  beziehung  merk- 
würdig genug  um  die  mittheilung  desselben  zu  recht- 
fertigen, zwar  dürfen  die  Zeilen  390 — 392  nicht  so  ver- 
standen werden  als  ob  das  gedieht  um  1200  entstanden 
wäre,  indem  die  5200  Jahre  von  Adam  bis  Christus  su 
den  gewöhnlichen  mittelalterlichen  berechnungen  des  welt- 
alters  gehören,  doch  scheint  es  mir  vor  der  goldenen 
schmiede,  etwa  um  die  mitte  des  13ä  Jahrhunderts,  ge- 
dichtet zu  sein,  dieser  zeit  widerspricht  weder  der  verstau 
noch  der  reim,  der  keine  auffallenden  freiheiten  zeigt, 
das  einzig  bedenkliche  wäre  geslähte  :  brachte,  wenn  nicht 
befser  dafür,  alemannischer  mundart  gemäfs,  gesichle  : 
brühte  zu  schreiben  ist,  als  einen  alemannen  bezeichnet 
sich  der  verfafser  zeile  36  selbst,* 

^  [Almdo  heifst  doch  wohl  nur  Deutscher,  wie  bei  ßFalther  im 
munde  des  watschen  papstes  freilieh  passender  und  bei  Woißram  und 
andern  in  französischen  erzählungen  begreiflicher,    Haupt,] 


.^^ 


MAR1EN6RUSSB. 

^n  kunst  der  darstellung  und  dichterischem  ausdruck 
dürfen  sich  die  mariengrUfse  mit  Gottfrieds  lobgesang 
nicht  mefsen.  doch  entbehren  sie  nicht  eines  gewissen 
Schwunges,  und  das  eigenthilmliche  versmqfs  erinnert  leih- 
haft  an  den  feierlichen  gang  der  berühmten  hymnen  Dies 
irae  und  Lauda  Sion  salvatorem.  durch  eine  menge  theils 
seltener  theils  ganz  unbekannter  Wörter  und  ausdrücke 
ist  das  gedieht  auch  sprachlich  nicht  tmwicktig,  und  an 
bildem  und  gleichnissen  auf  Maria  enthält  es  einen  sol- 
chen reichthum  dafs  Wilhelm  Grimm,  hätte  er  mehr  davon 
gekannt  als  einige  Strophen  aus  dem  anfang,  die  er,  durch 
Docens  aufschrift  irre  geführt,  ins  \^e  jahrh,  setzt,  ^ßtr 
die  treffliche  Zusammenstellung  derselben  in  der  einleitung 
zur  goldenen  schmiede  s.  xxiv  —  uii  eine  beträchtliche 
ausbeute  gewonnen  haben  würde,  ifn  höchsten  grade  atff- 
fallend  war  mir  die  zweimal,  z.  791  und  821,  gebrauchte 
apostrophe  leser,  der  ich  wenigstens  in  schriftlichen  denk- 
malern  des  VZn  und  \Zn  jhs  begegnet  zu  sein  mich  nicht 
erinnern  kann,  * 

Da  ich  seiner  zeit  unterlqfsen  habe  das  gedieht  aus 
der  Heidelberger  hs,  nr  341,  wo  es  auf  bL  16 — 22  steht, 
abzuschreiben,  so  theile  ich  es  hier  nach  der  in  meinen 
händen  befindlichen  abschrift  des  Koloczaer  codex  mit. 
am  ende  sind  hier  noch  weitere  122  verse  angehängt,  die 
aber  mit  den  Mariengrüfsen  in  keinem  zusammenhange 
stehen  und  auf  den  ersten  blick  als  ein  für  sich  bestehen- 
des gedieht  erscheinen*  da  es  von  einer  frau  und  zwar 
keiner  klosterfrau  verfafst  ist,  will  ich  es  hier  der  selten- 
heil  halber  ebenfalls  mittheilen. 

Neunzehn  Strophen  aus  den  mariengri{/sen  hat  Docen 
in  den  Miscellaneen  2,  244  —  246  nach  einer  nicht  näher 
bezeichneten  hs.  abdrucken  lafsen.  ich  habe  die  lesarten 
mit  D  bezeichnet.** 

Stuttgart  im  mai  1850.  FRANZ  PFEIFFER. 

<^  [leser  dises  baocbs,  vernim  Ueintteh  Tritt.  2644.     Haupt,] 
o<>  [IFiencr   hs.    2677    6/.    56»»  — 68*,    i.    Hoffmanns    verzeichnü 
«.  85.     Haupt,] 


18 


276  MARIENGRUSSE. 


In  drin  persönen  ein  starker  got, 

vertrip  den  leiden  Behemot 

Yon  mines  herzen  twalme  , 

nnd  von  mins  mundes  galme, 

von  den  fünf  sinnen,  die  du  mir  5 

gegeben  hdst  ze  rehter  gir. 

sende  mir  den  säezen  geist, 

der  guoter  dinge  ist  ein  volleist, 

ein  bmnne,  ein  vluz,  ein  witer  s6 

der  alten  unt  der  niuwen  £.  10 

din  helflich  zeswe  si  mir  obe 

daz  ich  die  werden  wol  gelobe, 

diu  maget  wesende  muoter  wart. 

an  ir  verlds  nätfire  ir  art, 

wan  wir  von  vier  gebürten  lesen.  15 

von  erde  Adam  sol  einiu  wesen, 

diu  ander  von  Adams  rippe  ein  wip, 

von  6  noch  zwei  werdent  ein  lip: 

AdAm  und  Eve,  ir  beider  kint, 

ich  wsen  daz  drie  gebürte  sint.  20 

diu  vierde  ist  wunderlich  genuoc: 

ein  reiniu  maget  ein  kint  getruoc, 

alsam  ein  acker  äne  pfluoc 

der  liljen  treit,  und  äne  luoc 

diu  sunne  schint  durch  ganzez  glas.  25 

si  ist  immer  maget,  als  sie  d6  was 

dd  sie  Emdnüeles  genas. 

lop  si  dir,  werde  trinitas! 

Du  solt  mich  des  geniezen  lAn, 
vil  reiniu  muoter  wol  getAn,  30 

daz  dir  genäden  nie  zeran. 
hilf  mir  volbringen  solhen  wAn 
den  ich  in  minem  herzen  hAn. 
ich  weiz  wol  daz  dich  nimmer  man 
ze  vollen  wol  voUoben  kan :  35 

libertchri/t  Hie  hebent  sich  anser  vrowen  tan  anderthalp  hundert 
grazze  an.  5.  vnd  von  20.  want  !23.  pfnc         !U.  lac 


MARIENGRUSSE.  277 

ich  bin  ein  sündic  Almän 
und  krse  din  lop  alsam  ein  han 
der  sich  des  tages  wil  enstAn. 
min  sin  ist  käme  alsam  ein  gran 
der  in  der  aschen  ist  bestän  40 

iä  gar  ein  richez  fiar  entbran. 
doch  ist  din  giiete  also  getdn 
daz  si  dem  sünder  heiles  gan. 
nu  entslah  mir,  vroawe,  minen  ban 
unt  swaz  ich  sünden  ie  gewan,  45 

nach  der  ich  in  der  jugent  wän, 
d6  ich  mich  bezzers  niht  versan, 
und  in  der  werlde  vlüete  ran. 
bi  diner  giiete  ich  des  man. 
lä  mich  dir  hie  ze  buoze  stän.  50 

gnäde  sol  vor  dem  rehte  g&n; 
s6  kum  ich  wiz  alsam  ein  swan 
öf  Jdsaphät  den  witen  pldn 
unt  var  mit  den  gesegenten  dan, 
s6  daz  gerihte  wirt  getdn.  55 

Maria,  lichter  trfimontän, 
ich  bin  din  armer  kapelän. 
verwäze  von  mir  den  Salin, 
der  durch  höchvart  von  himei  entran 
und  als  ein  eher  ist  gezan  60 

und  hat  alsam  ein  katze  gran. 
mit  sinen  krumben  scharpfen  kl4n 
er  schale  df  lAterr  wolle  span 
ftkampen  für  guoten  ypriftn. 
dd  viel  er  in  der  helle  tan  65 

und  ist  des  abgründes  furspan. 
da  endet  sich  der  rime  ian 
und  hebt  daz  ßrste  fünfzic  an. 
Wis  gegrüezet,  Jess6  kiinne, 

lop  der  engel,  vröude,  wünne,  70 

fürstenkint  uz  knneges  stamme, 

42.  ^t  46.  In  d.  j.  ich  w.  64.  ymprian  C     ypridn,  woiien- 

tueh  von  Ypem  in  fFesIflandern;  vergt.  von  der  Hagtns  MS,  4,  539. 
69  =  6  I).        70.  werde  w.  D, 


278  MARIENGRUSSE. 

gotes  tohter,  Kristes  amme. 
Wis  gegrtiezet,  Aardnes  gerte, 

dia  mit  niizzen  daz  beherte 

daz  ir  berre  und  ir  geslsebte  75 

gote  sin  opfer  willic  brachte. 
Wis  gegrüezet,  stüde  dornic, 

Movseses  Giiwer  sanfte  zoraic. 

daz  bran  and  verbran  doch  nimmer : 

also  bistu  maget  immer.  80 

Wis  gegrüezet,  vel  des  schafles, 

Ged66nes  toaw  des  saffes, 

trdr,  der  uns  von  himel  getrörte, 

dd  diu  öre  den  gruoz  erhörte. 
Wis  gegrüezet,  des  paradises  85 

liehtiu  bluome,  bluost  des  rises 

Ak  daz  leben  wehset  äre, 

vröuden  sänge,  saelden  hufe. 
Wis  gegrüezet,  himelvrouwe! 

neig  din  öre  her  abe  und  schouwe,  90 

waz  noch  nifteln  onde  neyen 

lebt  mit  jdmer  hie  von  Even. 
Wis  gegrüezet,  reiner  säme! 

dich  geruorte  von  AdAme 

niht  wan  gehurt,  dar  nach  du  wsere  95 

valsches  vri,  gar  sünden  laere. 
Wis  gegrüezet,  rdsen  anger! 

dö  dd  Kristes  wurde  swanger, 

dö  want  siden  zuo  dem  golde 

gotes  wisheit,  als  si  wolde.  100 

Wis  gegrüezet,  liljen  garte! 

bi  dir  stöt  uf  Siöns  warte 

manic  tusent  meide  schöne, 

den  git  allen  lieht  din  kröne. 
Wis  gegrüezet,  edliu  gimme!  105 

72.  Christas  D.  81  =  7  D,               81.  velde  C.      schafes  D. 

82.  saffes  D,  tapfaes  C,  83  =  8  D.      86.  blat  C.         87.  do  CD. 

waktet  D.        88.  sages  C.         89  =  9  D.       90.  oeige  C.       91.  nif- 

t«l  D.        94.  fernste  95.  eie  n.  w.         97  =  3  D,        99.  la  Ü, 

az  C.        101  =4/1.  105  £=  5  D. 


MARIENGRÜSSE.  27» 

wes  sin,  wes  munt  oder  wes  stimme 

mac  volsprecben  din  gezierde? 

daz  tet  niht  Salmdn  selb  vierde. 
Wis  gegriiezet,  süeziu  tohter! 

der  jade  saohte,  döne  mohter  110 

an  dir  mftsen  niender  vinden, 

diu  von  manne  solde  kinden. 
Wis  gegrüezet,  der  propbftteu 

wünsch,  die  girde  nach  dir  b6ten, 

den  du  süeze  in  munde  waere  115 

6  din  schin  uns  liebt  gebaere. 
Wis  gegrüezet,  balsamtropfe! 

diu  wäre  minne  dz  dinem  köpfe 

drie  streuen  gegen  uns  vlihtet, 

der  stric  uns  ze  himel  rihtet.  120 

Wis  gegrüezet,  kläriu  sunne! 

van  dir  hat  der  himel  wunne. 

> 

sunnen  schin  ist  din  gewaete ; 

s6  gar  was  diu  kiusche  staete. 
Wis  gegrüezet,  himelvane!  125 

dine  füeze  hat  der  mftne 

uf  im ;  nieman  des  niht  waene 

daz  din  scbamel  si  von  spaene. 
Wis  gegrüezet,  vrouwe  gerne! 

uf  din  houbet  zwelif  steme  130 

« 

sint  gemachet  zeiner  kröne 

von  dem  wisen  Salomöne. 
Wis  gegrüezet,  margariten 

voller  acker!  din  nam  witen 

hillet,  schulet,  hi4,  bi4!  135 

hilf  uns,  hilf  uns,  guot  MariA  I 
Wis  gegrüezet,  muschät  stingel! 

umb  din  kröne  göt  ein  ringel, 

da  die  zwelf  an  einer  zile 

steine  ligent  4ne  vtle.  140 

Wis  gegrüezet,  brunne  lAter! 

106.  mnt  C.     oder  tt.  D,         107.  mobt  uzspr.  D,  108.  Salonon 

selbe  C.        109  =:  10  D.       110.  Jud  s.  do  eom.  D.        121  =  11  D, 
Wi  =  \%  D.  134.  Dtme        141  ==  13  D, 


2S0  IMARIENGRÜSSE. 

Jsüias  dich  beduter 

wilent  mit  alsolhem  maere, 

daz  eiu  maget  ein  kiot  gebaere. 
Wis  gegrüezel,  honeges  vlade!  145 

hilf  UDS  armen  zuo  dem  slade; 

liehler  merstern,  leite  und  wise 

ans  zem  vr6nen  paradise. 
Wis  gegriiezet,  morgenroete! 

hilf  den  s^ien  uz  der  noete  150 

die  daz  vegeßur  iä  eitet; 

din  tr6st  si  ze  bimel  leitet. 
Wis  gegriiezet,  reiniu  erde  ! 

hilf  mir  daz  ich  nimmer  werde 

g^r  noch  ermel  in  daz  muoder  155 

da  diu  helle  nimt  ir  luoder. 
W'is  gegriiezet,  edel  vrie! 

dich  bezeichent  wol  diu  bie, 

diu  trcit  wahs  und  honec  ze  hüse : 

got  wart  mensche  in  diner  kliise.  160 

Wis  gegriiezet,  zuckerstücke, 

zimmin  rinde,  mirren  rücke! 

ziuch  uns  nach  dir  üf  der  str^e, 

daz  wir  gön  nach  dinem  wdze. 
Wis  gegriiezet,  und  geruoche  165 

bilen  daz  ich  an  dem  buoche 

dines  sunes  si  genennet, 

der  die  sinen  wol  bekennet. 
Wis  gegriiezet,  wurm  der  siden! 

swaz  die  Juden  dich  geniden,  170 

als  daz  wiirmel  sich  bewindet, 

Krist  man  bi  dir,  maget,  vindet. 
Wis  gegriiezet,  lichter  morgen, 

des  heiligen  geistes  orgen ! 

die  stimme  lastet  wol  ze  beeren  175 

got  mit  allen  bimel  koeren. 

142.  aUns  dich  C.         145  =:  14  D.        146.  lam  getlade  D.  148. 

iiUB  D,  IQ  dem  C,  149  =  150  D.  149.  rot  C.  150.  not  C. 
151.  wilde  fegfiur  e.  D.  153  =  16  D,  155.  gere  C.  157  =  17  V. 
162.  ze  Biooe  not  C.      165  =  \^  D.      169  =:  19  D.     174.  geislen  C. 


MARIENGRUSSE.  281 

Wis  gegriiezet,  süezer  Abent! 

nftch  dir  df  der  wante  trabent 

meide  im  vinster  mit  ir  palmen, 

die  got  siDgent  lop  und  salmen.  180 

Wis  gegriiezet,  6rstiu  vige ! 

hilf  mir  daz  ich  nAch  dir  stige 

dar  da  sich  daz  lebeu  lenget, 

vröude  breitet,  jämer  eoget. 
Wis  gegriiezet,  violstiide!  185 

swaz  der  ketzer  von  dir  soüde, 

dich  muoz  al  diu  werlt  vl6hen: 

si  sint  din  eigen,  niht  din  l^ben. 
Wis  gegrüezet,  wines  trübe! 

hiufel  sam  diu  turteltube  190 

b4st  du,  dar  zuo  tubenougen, 

die  wol  sehent  gotes  tougen. 
Wis  gegriiezet,  snmerlatel 

wirouches  ruch  liz  ar6mAte, 

spinat,  gaffer  und  al^ne  195 

ist  gegen  diner  süeze  ein  kröne. 
Wis  gegrüezet,  spica  nardes, 

veldes  bluome,  kl6  des  hardes. 

zeder,  mirrekafse,  mandel, 

i&  cypresse  sünder  wandel.  200 

Wis  gegrüezet,  grüener  sdmiti 

ez  kumt  nieman  in  din  hAmit, 

wan  die  engel  unt  die  meide 

die  sint  bi  dir  df  der  beide. 
Wis  gegrüezet,  r6se  dn  dorne,  205 

benim  uns  dines  kindes  zorne, 

daz  wir  kumen  zuo  dem  tröne 

da  got  wonet  mit  dir  schöne. 
Wis  gegrüezet,  maget  Marie! 

dd  uns  all  von  sündeu  vrie,  210 

daz  uns  ir  keiniu  niht  envelle 

in  die  grundelösen  helle. 

193.  do  C\  198.  aleae,   kelenen kraut ,    inula   helenium,  alant, 

199.  katse  202.  er  k.  204.  der  fehlt.  205.  ane  dorn 

211.  aos  kein  Bünde  a.  e. 


282  MARIEN6RUSSB. 

Wis  gegriiezet,  Dftvides  iire! 

bi  dir  ist  der  vröaden  vire. 

swem  diu  seile  ze  rehte  erklinget,  215 

sam  der  rebt  der  balze  springet. 
Wis  gegrüezet,  himelrinc, 

aller  tugent  ein  ursprinc, 

entsliuze  uns  üf  die  bimelporten, 

Marjä,  mit  dinen  süezen  Worten.  220 

Wis  gegriiezet,  küneginne, 

JerusaI6mes  liebtiu  zinne, 

Si6ns  tumes  mure  starke, 

Salmdnes  tempel,  gotes  arke. 
Wis  gegriiezet,  keisers  adel,  225 

weizengarben  voller  stadel, 

wol  mit  liljen  übersticket, 

da  sint  rösen  in  gezwicket. 
Wis  gegrnezet,  walt  der  kesten! 

4ne  dorne  für  die  besten  230 

hoere  ich  lesen,  singen,  scbriben 

dich  uz  meiden  unde  Az  wiben. 
Wis  gegriiezet,  goldes  liste, 

iä  sich  selbe  got  in  briste: 

durch  din  6re  dranc  diu  nadel;  235 

du  bist  immer  4ne  tadel. 
Wis  gegriiezet  lichter  sumert 

nftch  got  lebet  also  frumer 

nieman  der  sich  dir  geliche, 

uf  der  erde  noch  in  himelriche.  240 

Wis  gegriiezet,  himelslnzzel, 

himel  leiter,  himelsprüzzel, 

an  dir  steic  Ad4m  von  helle: 

6re  dich  swer  genesen  welle. 
Wis  gegriiezet,  himelporte!  245 

hilf  mir,  daz  ich  an  dem  orte 

216.  sam  ein  rech?  221  =z  i  D,  223.  Sion  tarnes  C,  Sioos 

laroe  D.    vil  st.  J),         225  =  2  D,  226.  garbe  D,        227.  um- 

best.  D,  228.  do  D.         234.  do  —  priste  235.  über  die  em- 

pfängnis  durch  das  ohr  vergl,  tFalther  36,  33  —  37  und  GotifriedM 
lobgetang  49,  0.        243.  steit        24i.  Mao  ere  d. 


MARIBNGRUSSB. 

st6  d&  got  die  rehlen  mizzel 

uDt  der  wiostero  sebar  Tergisset. 
Wis  gegräezet,  reiniu  wölke  I 

Af  dir  quam  zao  siDem  volke  250 

gotcs  sun  in  dise  vinster 

ob  der  zeswen  an  die  winster. 
Wis  gegrüezet,  donerstrftiel 

du  bist  in  dem  himelsAle 

Salmönes  tr6n,  gotes  geaidel,  255 

Dftvides  berpfe,  seitevidel. 
Wis  gegrüezet,  unde  erkenne 

daz  ich,  vroawe,  selten  nenne 

dinen  namen  in  dem  getibte: 

daz  kumt  von  der  rime  nibte.  260 

Wis  gegriiezet,  staetiu  triuwel 

din  genäde  ist  immer  niuwe 

biz  der  bimel  sich  verk^ret 

unt  diu  erde  ir  hab  gerfiret. 
Wis  gegrüezet  mit  den  Worten,  265 

diu  sprach  ab  des  kriuzes  orten 

din  sun  zuo  dir,  tobter  Annen 

d6  er  dich  bevalch  Johannen. 
Wis  gegriiezet,  Ane  wtwen 

Kristes  muoterl  lebens  6wen  270 

bAt  daz  werde  hofgesinde 

von  Si6n  bi  dinem  kinde. 
Wis  gegriiezet  an  die  füezel 

hilf  mir,  vrowe,  daz  ich  gebiieze 

miner  sünden  massenie,  275 

als  von  Egypten  tet  Marie. 
Wis  gegrüezet  an  die  hende! 

hie  daz  fünfzic  hAt  ein  ende, 

daz  wir  hie  mit  wünsche  rftmeni 

hilf  uns  zao  dir.   dmen,  4men.  280 

Ein  wunder  wilen  ft  geschach, 

daz  maneger  muoter  kint  sach : 

ez  was  seba  mänöd  unt  driu  jär 

247.  do      251.  diter      252.  ob]  von?  [ab    UpL]       ['264.  har?    i/pt.] 
280.  ein  Ameo  fehlt 


284  MARIENGRUSSE. 

ungeregent,  daz  ist  war. 

daz  quam  von  eines  mannes  bete,  285 

Ht^lyas,  durch  den  got  daz  tete. 

daz  was  ein  swaTiu  gotes  zuht. 

diu  erde  gap  deheine  fruht. 

dar  nach  der  kiinic  sich  bewac, 

der  dd  der  Juden  volkes  pflac,  290 

er  fuor  dA  er  Eljram  sach. 

'bit  got  umb  uns'  hinzim  er  sprach: 

*daz  volc  vertirbet  4ne  wer.' 

der  wissage  sante  gegen  den  mer 

sincn  boten  für  sich  dar.  295 

er  sprach  'nu  nim  der  wölken  war.'i 

der  böte  sprach,  d6  er  quam  wider, 

'ich  sihe  niht  wölken  uf  noch  nider/ 

er  sante  in  biz  an  siben  stunt. 

d6  quam  er  wider  unt  tet  im  kont  300 

'ich  sihe  ein  kleinez  wolkelin, 

daz  hat  eines  menschen  schin 

und  g^t  df  rehte  von  dem  mer.' 

dar  nach  quam  regen»  ein  michel  her 

unt  gap  diu  erde  fruht  genuoc.  305 

diu  wölke,  diu  den  regen  truoc 

in  unser  gar  unberndez  laut, 

daz  bist  du,  reiniu  maget  erkant, 

geborn  uz  dirre  werlde  vlnot 

diu  sam  daz  mer  nfi  wuetens  tnot;  310 

der  regen  gotes  sun,  diu  kint, 

von  dem  diu  laut  erßuhtet  sint, 

der  ist  der  siben  gäbe  wirt. 

vil  reine  fruht  diu  erde  gebirt, 

die  rehte  erfiuhtet  solhez  trAr.  315 

neige,  vrouwe,  mir  din  Ar, 

wan  dir  zeran  erbermde  nie: 

Thoßlum  dir  diu  helle  lie. 

ich  hebe  daz  ander  flinfzic  an 

durch  dich,  Mari&  lobesan.  320 

291.  do.         1293.  verstürbet  —  we  295.  gar  dar  31t.  wegen 

315.  solchen        318.  dir]  der        319.  and  b.  —  bie  an 


MARKNGRUSSB. 

Vrewe  dich,  aller  rronwen  yroawe  I 

nie  wart  in  der  sünden  touwe 

naz  der  soom  an  diner  wsete ; 

s6  gar  was  din  kinsche  slaete. 
Vrewe  dich  daz  din  got  geruochet  325 

zeiner  mnoter  and  an  dich  snochet 

daz  dd  sinen  san  gebserest 

unt  doch  immer  maget  wserest. 
Vrewe  dich,  vronwe,  solher  maere, 

daz  dd  loesaerinne  wcere  330 

aller  vronwen  von  itwizze, 

den  brach  EvA  mit  dem  bizze. 
Vrewe  dich  daz  dd  an  dem  r&te 

bi  der  hAhen  trinitAte 

waere,  dd  got  gedähte  loesen  335 

Adaais  künne  von  dem  boesen. 
Vrewe  dich,  vronwe,  dd  gehieze 

dtnen  magtaom  gote  und  lieze 

leben  lip  wort  unde  sinne 

an  die  wären  gotes  minne.  340 

Vrewe  dich!  under  dinen  rippen 

wart  got  mensche;  in  einer  krippen 

was  din  reinez  kindel  betten; 

obs  and  esel  bi  dir  tretten. 
Vrewe  dich,  vroawel  sander  smerzen  345 

träge  dd  bi  dinem  herzen 

himelbröt,  der  engel  spise, 

anser  heil  in  kindes  wise* 
Vrewe  dich  daz  got  des  gelaste 

daz  din  süezer  mant  in  koste.  350 

dd  wand  in  in  diner  windel 

dinen  schepfer  als  ein  kindel. 
Vrewe  dich,  vronwe,  daz  die  drie  , 

künege  rtch  von  Arabie 

dinem  sane  ir  opfer  brdhten:  355 

zeinem  kcineg  si  sfn  ged&hten. 
Vrewe  dich,  daz  din  reinez  opfer 

Silber  golt  was  noch  daz  kopfer, 

Z^^,  BUüwu  t.        3;^.  din  t.        327.  dioen 


286  XAII1KN6RUSSB. 

wan  zwei  dabd,  d6  da  wollest 

g^n  ze  kirchf  n  als  da  soltesL  SM 

Vrewe  dich,  vroawe,  dax  da  wvre 

din  SUD  nnde  din  sehepfxre 

wazzer  hiez  zf  §:aoteoi  wine 

werden  darch  die  liebeo  dine. 
Vrewe  dich,  daz  dia  waoder  swigent  365 

dinem  sune  and  alle  uigenl: 

wazzer  laft  fiwer  and  erde 

dienen!  im  nach  hohem  weide. 
Vrewe  dich,  vroawe,  daz  die  siken 

gäbe  bi  dir  gar  beliben,  370 

die  din  schöne  künden  huelen, 

vor  der  va Ischen  linte  wüeten. 
Vrewe  dich,  >Toawe!  die  sonder  alle 

dich  anniofent  nich  ir  ralle 

'  hilf  uns  darch  die  namen  drie,  375 

muoter  nnde  maget  Marie  T 
Vrewe  dich,  vronwe,  solher  gibe, 

diu  von  himel  qaam  herabe, 

daz  dich  vol  genäden  nennet 

dinen  namen  swer  erkennet.  380 

Vrewe  dich  daz  din  name  schinel 

moi^en  äbent  nebten  hinel, 

swie  die  wile  sinl  geaiezzen: 

du  solt  unser  niht  vergezzen. 
Vrewe  dich,  vronwe,  daz  wir  kristen  385 

uns  mit  dinem  namen  vristen. 

du  bist  uns  ein  vestia  mAre 

für  der  leiden  helle  schäre. 
Vrewe  dich,  das  du  ans  den  brühte 

der  uns  half  dz  solher  aehle  390 

Ak  wir  inne  verbannen  wiren 

vor  zwei  hundert  and  fünf  tasent  jiren. 
Vrewe  dich,  vronwe !  hilf  ans  vreuden, 

daz  wir  stdn  vor  den  bescheaden 

dines  kindes  an  dem  lesten  395 

362.  das  ztreiie  dia  fekii.  368.  in  —  bohea  370.  gake 

371.  diner         388.  vor?  395.  Uadea 


-^y  ^ 


bi  den  rehUnit  bi  den  besten.  .•* 

Vrewe  dich,  aller  vreuden  spiegell 

in  dem  oyen  sam  iet  siegel 

eitel  sich  nnt  wird  geroetet, 

SQS  wftrn  al  die  sünde  ertotet.  400 

Vrewe  dich,  vrouwe,  daz  dtn  gfiete 

nie  verlos  alsnlch  gemüete, 

dune  hulfesi  swer  dich  bsete  * 

Sander  valsches  herzen  rseie. 
Vrewe  dich  von  des  engeis  gmoze:  405 

Gabriel  der  sprach  vil  snoze 

'got  der  wil  bi  dir  beliben, 

dA  gesegent  dz  allen  wiben/ 
Vrewe  dich,  yrowe!  durch  dine  s£le  . 

dranc  ein  swert  von  jAmers  qu61e,  410  "^ 

dd  dd  din  kint  ssebe  hangen 

an  des  bteen  krinzes  spangen. 
Vrewe  dich  I  der  die  sunne  erliahtet, 

Sterne  zeit,  daz  mer  erfiuhtet, 

den  beslAz  din  reinez  wembel,  415 

unsem  heilant,  gotes  lemheL 
rewe  dich,  vroawe!  wir  gelouben 

daz  dd  mäht  die  wtze  betonben. 

wes  kan  din  son  dich  verzihen? 

er  mac  geben,  dd  soll  lihen.  420 

Vrewe  dich  daz  got  wart  gebildet 

in  dir  mensche,  gar  erwildet 

ist  diu  werlt :  die  seit  dd  riuten. 

hilf  uns  armen  kristenliuten« 
Vrewe  dich,  vrowe,  daz  nie  gehArte  425 

Are  noch  herze  nie  bekorte 

noch  ich  die  vreude  geschriben  vinde 

die  dd  bdst  bi  dinem  kinde. 
Vrewe  dich,  Trouwe,  und  hilf  uns  allen: 

wan  wier  Adam  niht  gevallen,  430 

sone  hAte  wir  niht  schulde, 

diu  nd  beddrfle  diner  hulde 
Vrewe  dich,  vrouwel  swaz  wir  suochen, 

417.  gelobta       418.  witae 


t 


.» 


288  MARIENGRÖSSE. 

lesen,  singen  an  den  buochen, 

daz  ist  dines  suns  Urkunde,  435 

wie  er  starp  durch  unser  sünde. 
Vrewe  dich  von  s6  hohem  prise, 

daz  du  reiniu  wser  sd  wise, 

daz  du  gotes  tougen  triiege 

uude  ir  eines  nie  gewiiege.  440 

Vrewe  dich,  vrouwe,  des  besunder: 

got  ist  fiwer,  du  bist  zunder: 

diu  zwei  sint  also  gemischet 

daz  ir  flamme  niht  erlischet. 
Vrewe  dich,  vreuden  anegenge !  445 

hoehe,  tiefe,  breite  und  lenge, 

swaz  dar  inne  g4t,  vert,  fliuzet, 

din  ie  gn6z  und  noch  geniuzet. 
Vrewe  dich,  vrouwe,  vri,  vrd,  vrönlichl 

swie  der  tiuvel  si  vil  dröulich,  450 

din  sun  was  im  köder  und  angel, 

des  noch  hftt  diu  helle  mangel. 
Vrewe  dich !  den  die  Juden  morten, 

der  entsI6z  die  drie  pforten 

helle,  paradis,  himeltür  455 

nach  sin  selbes  willekür. 
Vrewe  dich,  vrouwe  vreudenriche ! 

vor  des  tddes  not  din  liehe 

sicher  was,  sam  vor  dem  meile 

din  geburi  an  mannes  teile.  460 

Vrewe  dich !  swie  sie  sin  gescheiden, 

Juden,  kristen  nnde  beiden, 

die  sint  dines  sunes  eigen: 

habe  die  staeten,  hilf  den  veigen. 
V^rewe  dich,  vrouwe!  du  gebiutest  465 

dinem  sun,  den  dd  wol  triutest: 

bi(  got,  gebiute  dinem  kiude 

daz  unser  wize  werden  linde 
Vrewe  dich!  din  froht  wuohs  ze  heile 

den  die  Adam  machte  veile  470 

in  den  t6t,  die  got  der  guote 

449.  vreulich       450.  trewUch      454.  dri      468.  oot  todes      468.  wilxen 


2' 


MABIKI6RDSSB.  (M9 

löste  mit  sin  selbes  bluote. 
Vrewe  dich,  vrouwe  I  hilf  uns  armen  l 

den  dA  träege  an  dinen  armen, 

dem  wigt  himel  and  erde  ringer  475 

denne  ein  vese  Af  minem  vinger. 
Vrewe  dich  daz  flf  diner  schAze 

saz  der  riebe  got  der  grdze, 

daz  er  macbte  sich  s6  kleine: 

dA  mite  half  er  uns  von  dem  meine.  480 

Vrewe  dich,  yroawe,  selber  Aren! 

sA  sich  muoz  diu  werlt  verkAren, 

erde  neben  himel  valden, 

du  bist  sicher  in  den  balden. 
Vrewe  dich!  dir  kan  niht  gewerren:  485 

die  vier  und  zweinzic  altherren 

sihest  da,  vrouwe,  vor  dem  trAne 

sitzen,  stAn  ze  hove  s<shAne. 
Vrewe  dich,  vrouwe,  daz  din  houbet 

siner  krAne  niht  beroubet  490 

alter,  vrost,  hitze  noch  hunger:     v 

bi  dir  wird  der  alte  junger. 
Vrewe  dich  I  üf  der  erde  niemen 

ist  wol  wirdic  einen  riemen 

dem  enbinden  Ane  swsere  495 

den  dA,  reiniu  maget,  gebere. 
Vrewe  dich,  vrouwe  l  ktinege,  keiser 

müezen  alle  werden  heiser, 

swigen,  nigen;  din  munt  sprichet, 

dA  got  mit  gerihte  riebet.  500 

Vrewe  dich  I  dA  bist  zallen  ziten 

gote  vil  nAhen  bi  der  siten, 

der  die  winde  fliegen  lAret 

unt  den  snA  von  wölken  rAret. 
Vrewe  dich,  vrouwe  I  in  dinem  hove  505 

irret  niemen  stein  noch  schrove. 

got  ist  wirt,  dA  bist  wirtinne; 

daz  schuof  dir  diu  wAre  minne. 
Vrewe  dich  unde  vrewe  mir  armen 

475.  wiget       476.  mineo        491.  durch  h.     [/.  darst,  hjafer.    Upt.] 
Z.  F.  D.  A.    VIII.  19 


290  MARIENGRUSSE. 

die  s^le  und  lä  dich  erbarmen.  510 

wir  sin  stoup  und  erde  äz  erden; 

daz  sie  sint  daz  soll  wir  werden. 
Vrcwe  dich,  vrouwe  vreudeobaere  I 

engel,  meide,  martersere 

bihtegaer  und  zwelfbolen  guole  515 

vre  wen  sich  diu  in  süezem  muote. 
Vrewe  dich,  vrowel  waz  spriche  ich  m6re? 

diu  hat  himel  und  erde  ^re. 

Sit  wir  leben  von  dir  nftmen, 

sd  behalt  uns.    ftmen,  Amen.  520 

Nu  hoeret,  herzenliebiu  kint, 

diu  in  der  toufe  erwahsen  sint, 

ich  wil  iu  tuon  ein  maere  bekant, 

daz  ich  an  einem  buoche  vant. 

daz  ist  genant  durch  den  gesuoch  525 

unser  fron  wen  judenbuoch. 

da  st6t  ir  wunders  inne  ein  bort, 

wie  sie  kan  16nen  üf  daz  ort 

dem  der  ir  dienstes  ist  bereit. 

alsus  daz  selbe  buoch  seit.  530 

ein  armer  priester  wilen  was, 

der  lülzel  sanc  und  w6nic  las, 

wan  er  niht  wol  gelernet  hH 

des  an  der  beilegen  schrift  st6t. 

doch  anders  was  sin  leben  guot:  535 

vil  rehte  stuont  gein  gote  sin  muot. 

er  was  kiusche,  und  h6t  er  iht, 

des  bare  er  von  den  armen  niht. 

sinem  voike  gienc  er  vor 

als  er  künde  uf  der  saelden  spor.  540 

sus  lebte  der  (warte  als  ich  sage. 

eine  messe  sine  tage 

von  unser  vronwen  die  sanc  er. 

die  treip  er  hin,  die  treip  er  her$ 

diu  hebt  sich  rehte  des  gewens  545 

526.  jogeode?    wooder?  530.  alsott  531  ff'  ^>'  nämUehe 

legende  erzählt  auth  der  tytrfyfeer  det  Paesionalt,  #.  ihtrienlegendtn 
nr  viii,  s,  58-62. 


V 

.1    »^ 


MARIENGRÜSSB.  291 

'salve  sancta  parens/ 

der  audero  was  er  gar  ein  gast. 

wan  im  des  amptes  sus  gebrast, 

dem  bischove  er  gerüeget  wart: 

ze  hove  muost  er  an  die  vart.  550 

dd  vrdgle  in  der  bischof  sä 

'sage,  ist  ez  war?'  dd  sprach  er  'jd, 

herre,  leider,  ez  ist  war* 

iö  wart  der  bischof  missevar; 

von  grözem  zome  daz  geschach.  555 

mit  unmuote  er  zuo  im  sprach 

'ir  trügenaere  gar  verlogen, 

ir  habt  got  unt  die  werlt  betrogen 

nü  strichet  rehte  in  gotes  haz 

und  Sit  verbannen  für  baz.  560 

\kl  messe,  Ut  daz  gotes  amt, 

daz  sich  in  iuwerm  munte  schämt 

ze  wonen :  ir  sit  rehte  lös/ 

alsus  der  ^wart  ik  verlas 

mit  urleil  pfrüende  und  ouch  sin  £.  565 

daz  tet  dem  armen  manne  w6. 

dannän  schiet  er  äne  trdst. 

von  sorgen  wart  er  sit  erlöst. 

des  selben  nahtes  dd  er  «lief, 

den  bischove  unser  vrouwe  rief.  570 

er  antwurt  ir  'wer  ist  da,  wer?* 

sie  sprach  ^dl  bin  ich  komen  her 

umb  miues  kauzelseres  not. 

in  drizic  tagen  bist  du  tot 

(des  hän  ich  minen  sun  erbeten),  575 

dune  beizest  in  min  dienest  treten 

minen  kanzelser  wider  als  6/ 

der  bischof  sdmte  sich  niht  bi6, 

er  sante  nach  im,  er  quam  wider: 

vor  dem  iwarte  viel  er  nider,  580 

er  bat  im  sine  schulde  vergeben, 

er  hiez  in  fingen  unde  lesen 

als  er  vor  gepfiegen  hit. 

568.  liot         570.  «id  4er  vr.        [58:2.  lebeo?  Mrgl.  541.    Hpi.] 

19* 


292  MARIENGRCSSE. 

er  gap  im  spise  onde  w4t 

die  wile  er  lebte,  alsos  faor  er.  535 

diu  reine  maget  urs  §ewer 

daz  wir  ir  solhen  dienest  geben 

da  von  wir  öweclichen  leben. 

ir  hant  si  ob  ans  nnde  emieben. 

hie  sol  daz  dritte  fonEdc  beben.  590 

Hilf  uns,  vronwe!  wir  sin  bnede 

von  gebürte,  din  werc  sint  sncede 

diu  uns  hülfen  zuo  dem  riebe 

iä  wir  leben  ^mieliche. 
Hilf  uns  unser  sünde  bibten  595 

liiterlichen  unde  lihten 

von  gedanken  Worten  werken: 

du  mäht  uns  ze  guote  Sterken. 
Hilf  uns,  vrouwe,  daz  wir  weinen 

unser  siinde,  dar  zuo  meinen  600 

got  mit  herzen  und  mit  sinnen, 

unsem  ebenkristen  minnen. 
Hilf  uns  armen  ganzer  riawe, 

rehter  buoze,  staeter  trinwe ; 

gib  uns  sin  zn  dem  gelingen  605 

der  uns  mae  ze  himel  bringen. 
Hilf  uns,  vrouwe,  uz  den  sunden 

die  wir  niemen  künden, 

daz  vei^ezzen  sunde  heizen! 

unt  die  tiuvel  uf  uns  reizent.  610 

Hilf  uns  daz  wir  bie  gebnezen 

also  daz  wir  dort  niht  muezen 

brinnen  in  der  helle  fiare: 

gotes  güete  ans  dar  zao  stiare. 
Hilf  uns,  vrouwe,  daz  wir  werden  615 

gotes  kint,  hie  uf  der  erden 

heizen  mit  der  kristen  namen, 

daz  wir  uns  sin  dort  ihl  schämen. 
Hilf  uns  daz  ans  iht  erwische 

gdher  tot,  von  gotes  tische  620 

daz  wir  werden  iht  verbannen : 
587.  \rfehli.        608.  ifinen  k.T        613.  614.  feiwer :  tte«w«r 


HARIBN6RUSSB.  9«3 

hilf  uns,  vroawe,  dar  not  danoen. 
Hilf  uns,  vronwe,  darch  die  dinen 

reinen  mnoter,  lä  daz  schinen 

daz  nie  bezzer  kint  von  wibe  625 

wart  geboren  dinem  libe. 
Hilf  uns  durch  die  reinen  bürde 

der  du  maget  swanger  wfirde 

und  maget  trü^e  und  onch  geb»re, 

daz  wir  werden  sunden  laere.  630 

Hilf  uns,  vrouwe,  durch  den  Ersten 

blic  den  dd  tset  an  den  bteten 

sun,  der  gotes  einbom  heizet, 

gegen  den  tiuvel  der  uns  reizet. 
Hilf  uns  durch  die  kristes  blicke,  635 

die  er  tet  an  dich  vii  dicke 

als  ein  kint  an  sine  muoter: 

swaz  dd  wilt,  durch  dich  daz  tuoter. 
Hilf  uns,  vrouwe,  durch  die  vorhte 

die  Herödes  der  verworhte  640 

mit  den  kindem  an  dir  mähte, 

diu  er  sluoc  unt  dich  erschrahte. 
Hilf  uns  durch  daz  reine  vliehen 

nftch  Egypten :  durch  daz  ziehen 

got  dd  ziige  an  dinen  brüsten,  645 

des  dich  mohte  wol  gelüsten. 
Hilf  uns,  vrouwe,  durch  daz  grüezen 

daz  dd  taete  den  vil  süezen 

sine  kintheit  in  der  wiegen, 

daz  die  vinde  uns  iht  betriegen.  650 

Hilf  uns  durch  die  süezen  vräge 

die  dd  t%te  sine  mAge, 

dö  dd  sin  bi  dir  niht  funde, 

dö  er  irste  Kren  begunde. 
Hilf  uns,  vrouwe,  durch  daz  schrien  655 

daz  durch  Märten  und  Marien 

dd  gesehaeh  von  MagdalAn, 

dd  Krist  Lazamm  hiez  ersten. 

•33.  eioborner  641.  wtbte?  64!2.  do  er  —  erertcle  651. 

dorcb]  daz        657.  Magdaleoen 


2»4  MARIENGRUSSE. 

Hilf  UDS  darch  die  toufe  reiue 

in  dem  Jordan,  dd  gemeine  660 

Kristus  ab  wünsch  al  die  sünde 

die  man  in  der  toafe  fünde. 
Hilf  uns,  vrouwe,  durch  die  vasten 

die  Krist  tet,  daz  wir  gerasten 

bi  dir,  sd  wir  scheiden  hinnen,  665 

daz  wir  mowe  sd  gewinnen. 
Hilf  uns  durch  den  siiezen  hnnger 

den  Krist  leit  und  sine  junger, 

dd  er  an  den  vicboum  snohte 

fruht,  niht  vant  und  in  yerfluohte.  670 

Hilf  uns,  vrouwe,  durch  die  Itre 

die  er  IMe,  uns  euch  bekdre 

baz  g6n  im,  gdn  dir,  vil  guote, 

muoter,  maget,  wol  gemuote. 
Hilf  nns  durch  daz  werde  enpfähen  675 

mit  den  palmen,  dd  Krist  nfthen 

Jerusalem  der  stete  wolde, 

da  er  Idrte  daz  er  solde. 
Hilf  uns,  yroQwe,  und  wis  gemant, 

er  brach  sich  von  der  Juden  haut:  680 

dd  weich  im  der  stein  hiez  wichen 

und  der  yftlant  lesterlichen. 
Hilf  uns  durch  daz  manditezzen, 

daz  Krist  nam ;  niht  wart  vergezzen 

vrftgens  di,  wer  in  verriete:  685 

JAdas  nam  des  tddes  miete. 
Hilf  uns,  vrouwe,  durch  die  bete 

die  Krist  sinem  vater  tete 

alsd,  ob  ez  mügelich  waere, 

daz  diu  marter  in  verbaere.  690 

Hilf  uns  durch  daz  reine  bägen 

daz  er  tet,  dd  slAfent  lägen 

sine  junger,  die  er  wakte 

unt  sie  Az  dem  slAfe  ersohrakte. 
Hilf  uns,  vrouwe,  durch  daz  valien  695 

Ml.  Critt  tbe  w.  aller  der  t.        677.  stat        678.  do        688.  dinem 
600.  gebere        691.  rein  enphaheo  60^.  tet«  tl. 


l 


MARIENGRÜSSB. 

siner  venjen,  daz  wir  allen 

unsem  vinden  an  gesigen, 

boesen  geiaten  ob  geligen. 
Hilf  ans  dorch  die  söezen  tropfen 

die  Krist  lie  daz  wirt  noch  idopfen  700 

an  daz  herze  mit  den  triawen, 

daz  uns  nnser  sünde  riawen. 
Hilf  ans,  vrouwe,  durch  daz  warten 

daz  er  tet  dort  in  dem  garten 

dft  er  inne  wart  gevangen  705 

mit  des  leiden  knases  aAgen. 
Hilf  ans  durch  die  bant  der  hende 

daz  wir  nemen  rehtez  ende. 

dft  an  uns  ist  kramp,  daz  slihte. 

sus  gienc  dtn  sun  für  gerihte.  710 

Hilf  uns,  vrouwe,  durch  das  wuofen 

daz  die  Juden  mit  ir  mofen 

titen  uf  ir  rehten  herren, 

daz  wir  uns  von  sünden  verren. 
Hilf  uns,  reinin,  durch  daz  spien  71S 

daz  sie  tAten  an  den  vrten, 

daz  uns  nimmer  werde  tiure 

wazzer  in  dem  vegefiure. 
Hilf  uns,  vrouwe,  in  diner  pflege 

durch  die  Kriites  halsslege,  720 

daz  wir  dort  iht  werden  veige, 

daz  Krist  sine  wunden  zeige. 
Hilf  uns  durch  die  keatigunge 

die  er  leit  von  judenzunge, 

durch  die  vilUt  an  der  siuie,  72S 

vor  des  leiden  tinvels  griuie. 
Hilf  uns,  vrouwe,  durch  sin  kroonen 

mit  den  dornen,  daz  wir  hoenen 

unser  vinde  datz  drier  bände, 

die  werlt,  daz  vleisch,  die  vAlaode.  730 

Hilf  uns,  als  Krist  sante  Pi&ter 

wider  half,  verlougent  hfeter 

sin  dristunt;  leider  wir  vil  m6re: 

daz  vergeh  uns  got  der  h^re. 


296  MARIENGRUSSE. 

Hilf  uns,  vrouwe,  durch  die  vreise  735 

die  Krist  h^t  uf  tödes  reise, 

d6  PilAlus  twuoc  die  hende, 

daz  uns  vinde  rehter  ende. 
Hilf  uns  durch  daz  süeze  weinen, 

daz  die  vrouwen  über  den  reinen  740 

weinten  gegen  dem  trute.    owi,  da 

ieit  din  herze  n6t,  Maria! 
Hilf  uns,  vrouwe,  durch  daz  kriuze, 

durch  die  nägel  vor  der  schiuze 

die  der  tiuvel  üf  uns  tihtet,  745 

strik  mit  listen  gegen  uns  rihtet. 
Hilf  uns  durch  die  Kristes  marter 

diu  din  her^e  twanc  vil  harter 

denne  ie  muoter  kindes  sterben, 

daz  wir  armen  iht  verderben.  750 

Hilf  uns,  vrouwe,  durch  die  wunden, 

der  sint  fünfe,  daz  wir  fuuden 

also  werden  mit  fünf  sinnen 

daz  wir  ruowe  dort  gewinnen. 
Hilf  uns  durch  die  begrebde  Kristes,  755 

sd  der  lip  wirt  würme  und  mistes, 

daz  diu  s61e  ir  herren  werde, 

der  sie  gap  in  unser  erde. 
Hilf  uns,  vrouwe,  durch  diu  msere, 

der  du,  vrowe,  mit  triuwen  waere,  760 

d6  man  sagte  'Krist  ist  erstanden 

von  des  argen  tddes  banden/ 
Hilf  uns  durch  die  dinen  vröude, 

d6  er  dir  b6t  sin  beschöude 

nach  der  nrstende  nnt  den  vronwen,  765 

daz  wir  in  ze  himei  schouwen. 
Hilf  uns,  vrouwe,  durch  daz  kapfen 

daz  du  taete  üf  sinen  stapfen, 

dö  er  steic  vermezzenliche 

zno  dem  vater  in  sin  riebe.  770 

Hilf  uns  durch  daz  reine  senen 

745.  der  fehli,  762.  haodeo  763.  vrenden    "'    764.  beschea- 

den        770.  sinem 


HARIEN6RUSSB.  297 

des  din  lip  sich  muoste  wenen, 

dd  du  Kristes  üiht  m^  ssehe, 

daz  er  uns'  dort  iht  versmaehe. 
Hilf  uns,  *vrowe,  durch  dine  reine  775 

unt  durch  den  geist  der  dich  gemeine 

wart  gesant  vor  aller  zunge 

der  zweifboten  samenunge. 
Hilf  uns,  hilf  uns!  wir  sin  din:  j4, 

du  bist  guot,  vii  guot,  Marift.  780 

kum  uns  an  des  tdden  herte, 

wis  geleite  und  ouch  geverte. 
Hilf  uns,  yrouwe,  an  dem  bittern 

tage,  d6  die  Übeln  zittern 

(sagt  diu  Schrift),  aldä  got  rihtet,  785 

alliu  dinc  nach  rehte  slihtet. 
Hilf  uns,  hilf  uns  an  dem  ende, 

guot  Maria,  nieman  sende, 

selbe  kum,  hilf  in  die  krftmen 

uns  vil  armen,     amen,  amen.  790 

Leser,  wilt  i&  beeren  nä, 

von  mir  berihtet  bist  dt). 

der  fünfzic  sint  mit  alle  driu; 

daz  solt  du  wizzen  umbe  wiu. 

daz  6rste  fünfzic,  sich,  daz  sprich,  795 

daz  unser  yrouwe  grüeze  dich, 

sd  sich  din  leben  klieben  muoz. 

mit  fünfzic  venjen  suoche.ir  fuoz. 

verdienest  du  ir  süezen  gruoz, 

dir  wirt  nach  tdde  sorgen  buoz.  800 

Daz  ander  fünfzic  ist  geströut 

in  ir  6re,  diu  wol  vröut 

mit  vröude  diu  niht  endes  hAt. 

mit  fünfzic  venjen,  ist  min  rät, 

der  vreuden  sprüche  für  sie  ströu,  805 

daz  sie  dich  an  der  s61e  gevröu 

und  ner  vor  boeser  geiste  dröu 

s6  i&  muost  varen  durch  diu  göu. 

775.  urfluoch  vr.        776.  durch  g.?         801.  vrcnden         805.  vor  sie 
ttrewt        806.  gerewt 


298  MARIENGRUSSE. 

Daz  dritte  fü'nfzic  helfe  gert. 
ez  wart  nie  küaic  alsd  wert,  810 

er  möhte  ir  helfe  gerne  gem. 
bit  du,  sie  kan  dich  wol  gewern, 
mit  niun  venjen  üf  dia  knie; 
die  zehenden  solt  du  vallen  ie 
gestraht  zer  erde  enkriuzestal.  815 

der  werdent  fünf  über  mit  der  zal 
in  ^re  der  fünf  wanden  sin, 
der  marter  leit  durch  sünde  din. 
und  volgest  du  dem  rate  min, 
du  legest  vil  saelde  in  dinen  schrin.  820 

Leser,  ich  wil  dir  sagen  mft. 
dir  tuet  vil  lihte  daz  venjen  w6. 
niht  amtes  lihe  ich  dir  dar  an: 
wan  obe  dich  got  selbe  erman, 
daz  du  sin  muoter  6ren  wil,  825 

s6  stecke  ouch  selben  dir  ein  zil. 
du  weist  wol  waz  du  bringen  mäht, 
diu  woche  hat  ie  siben  naht: 
dar  zuo  gehoerent  siben  tage, 
die  sint  gekloben  als  ich  sage:  830 

zwelf  stunde  hat  ein  ieglich  tac; 
ob  dir  der  einiu  werden  mac, 
die  du  vertribest  in  ir  lobe 
(du  solt  niht  wsenen  daz  ich  tobe), 
sie  habt  dich  dinen  vinden  obe  835 

und  muoz  dich  l&n  des  tiavels  klobe. 

81!2.  ja  k.  ich  815.  gestracket  zu  der  816.  fnnfe  aber  al 

8!^.  seiden        8122.  venif^n 

GEDICHT  AUF  MARIA 

VON  EINER  FBAÜ. 

Avd  MariA,  lebe 
vri  vor  leide!  von  der  gebe 
Emftnuel  der  engel  sprach, 
mit  selbem  gruoze  er  dich  gesach. 


GEDICHT  AUF  MARIA. 

'al  der  wibe  gesegentia  zahlt  5 

rein  gesegenet  ist  din  fraht.* 

ja  hiez  der  engel  Gabriel, 

an  der  botschaft  was  er  snel. 

gnftde  liberwaut  dich : 

vil  reiniu  maget,  erhoere  mich.  10 

ach,  leider,  ich  vil  stindic  bin; 

nn  troBste  mich,  du  trcesterin. 

ich  hän  geworben  wider  got 

au  den  gedanken.  nit,  haz,  spol, 

pärftt  mit  ougen,  valscher  mnot,  15 

lösiu  zunge,  sünden  vlnot 

erbet  mich  von  werken  an. 

nie  gevidch  ich  sünden  bau. 

an  boBser  rede  was  ich  bei. 

predege  vl6ch  ich,  lugenspei  20 

6ren  sinne  hiten  liep. 

min  herze  ist  valscher  rede  diep. 

ich  hän  gesundet  an  den  vater. 

nieman  lebt  sd  sünden  sater 

für  baz  an  dem  sune  gbtes.  25 

siner  16re,  sines  gebotes 

truoc  ich  niht  von  kirchen  heim. 

6  mich  begriffe  sünden  leim 

kam  ich  leider  niht  zuo  dir. 

vrouwe,  wis  genaedic  mir,  30 

Marid,  daz  A&  vil  wol  weist, 

bin  ich  iht  sündic  an  den  geist, 

er  heilic  drie,  er  heilic  ein. 

nim  dich  fürwart  wan  enzwein. 

er  sol  dich  wol  an  mir  gewern:  35 

des  ich  dich  bite,  des  solt  du  gern; 

ja  wsere  ich  anders  gar  verlorn. 

kum  für,  erwende  gotes  zorn, 

trage  für  mich  da  ze  hove 

alle  Sünden;  herte  schrove  40 

twingent  mir  arm  unde  bein. 

vrost  der  sünden  sam  ein  stein 

40.  allen 


300  GEDICHT  AUF  MARIA. 

in  mmen  herzen  hat  sin  nest. 

ich  bin  niht  wan  der  sünden  lest. 

Maria,  noch  klag  ich  dir  m6.  45 

vil  gesundet  an  der  ^ 

leider  hän  ich  armez  wip, 

ich  und  min  man  sollen  ein  lip, 

er  und  ich  er  also  sin, 

rein  sam  ein  turteltiubelin.  50 

in  beiden,  des  ich  mich  niht  vleiz, 

bin  ich  gegangen  durch  den  kreiz. 

vrou  Hdhvart  gie  mir  ailez  bi. 

swie  ich  ein  sü'nderinne  si, 

6  ich  verbaere  dinen  rät,  55 

entriwen,  ich  iieze  uf  ein  rät 

binden  mich,  ich  sündigiu. 

erbe  mich,  vrouwe,  ich  bin  din  diu ; 

nim  dir  die  s6Ie,  der  lip  var, 

erde  in  erde,  wiirme  nar:  60 

dar  umbe  ich  lützel  sorge  trage. 

ich  hän  gesundet  an  dem  tage 

zweinzic  stunt,  und  in  der  naht, 

trut  vrouwe,  des  weiz  ich  niht  aht. 

vergezzen  sünde  treit  min  äs.  65 

swie  mir  min  ebenkristen  was, 

ei  mich,  ich  was  im  selten  guot. 

reht  als  der  gir  dem  äse  tuot 

vast  ich  die  sünde  in  minen  kröpf. 

kiime  der  wimpel  üf  dem  köpf  70 

min  kiver  ruorte.   sunder  schäm 

fuor  mir  der  gotes  licham 

äne  riuwe  durch  die  kel. 

vrouwe,  min  här  und  min  vel 

ebent  ich,  die  wät  ich  vielt,  75 

nie  tac  ich  dinen  sun  behielt. 

triiric  mir  der  engel  min 

rämen  muoste  die  huote  sin. 

ich  tuon  anders  nü  nicht  m6. 

swie  viel  ich  hän  gesundet  6,  80 

[49.  /.  er  ich  und  ich  er  als6  sin     ffpt]        68.  gier 


GEDICHT  AUF  MAKIA.  901 

tuot  mir  der  sünden  bärd^  w6, 
für  dich  süröu  ich  sie  sam  den  sii6. 
ich  bin  din  eigen,  swiez  ei^6, 
daz  du  mir  helfest  staete  m6. 

Dich  grüezet  sus  min  kranker  sin.  85 

vi]  barmherzege  künegin. 

da  bist  der  sündaere  leben,  4 

ein  süezer  trdst  in  ndt  gegeben, 
minen  gruoz  ich  dir  bringe, 
unser  armen  bester  gedinge.  90 

wir  Sünder  ruofen  hin  zuo  dir. 
in  disem  eilende  si  wir 
diu  vil  schuldegen  Even  kint, 
diu  von  gebürle  bloede  sint. 
wir  klagen  und  ruofen  uusern  vai  95 

dir  in  disem  jämertal, 
da  weinen  unde  truren  ist. 
wol  uns,  daz  du  ze  himel  bist, 
eiä,  waz  der  wären  minne 
unser  werde  vogetinne  100 

diner  kiuschen  ougen  brehen 
hiez  erbermeclich  an  sehen? 
wir  Sünden  späte  unde  fruo. 
k6r  uns  din  antlütze  zuo. 

dich  suochet  armer  sünder  flubt.  105 

dines  gesegenten  libes  fruht, 
J^sum,  bi  dem  du  bist  bliben, 
zeige  uns,  swenne  wir  sin  vertriben 
nach  disem  swaeren  eilende, 
wir  valden  dir  unser  hende.  110 

d  wol,  du  senftigiu,  ja 
hast  dd  vil  tugent,  Marjä; 
6  wol,  dd  reine  guote,  ja 
bisiA  des  mers  stern,  MarjA; 
6  wol,  du  süeziu  muoler,  jä  115 

bistA  gnaden  vol,  Marjä. 
des  sulle  wir  geniezen. 
nu  läz  uns  entsliezen 
diner  milten  güete 


a02   AUS  RONRAD  STOLLES  ERFURTER  CHRONIK. 

durch  din  hdchgemiiete.  120 

got  si  gelobt,    ez  sol  geschehen, 
daz  wir  in  mit  gesange  sehen,  ftmen. 


*  AUS    KONRAD    STOLLES    ERFURTER 

CHRONIK. 

Konrad  Stolles  thüringisch-erfurHsche  chronik  besteht 
in  der  unstreitig  von  dem  verfqfser  selbst  herrührenden, 
aus  Caspar  Sagittarrus  nachlafse  in  die  universitätsbib/io- 
thek  zu  Jena  übergegangenen  handschrift  aus  337  quart- 
blättern, die  beiden  deckbldtter  abgerechnet,  wovon  9  den 
titel  und  das  inhaltsverzeichnis  ausmachen  (bl,  i — ccxlvii) 
und  xLii  bis  XL\ni  herausgeschnitten  sind;  zwischen  cclxxi 
und  ccLXXii  beßnden  sich  12  nicht  numerierte  blätter  und 
cr.Lxxxxv  ist  doppelt,  auf  einer  seile  stehen  abwechselnd 
81.  32.  33.  34.  35.  37  Zeilen,  das  zweite  blatt  enthält 
folgende  bemerkung  über  die  früheren  besitzer,  'Der 
Ehrenveste  unndt  Achtbare  Herr  Georg  Eckoldt  vorneh- 
mer Burgerr  unndt  Kauffmann  in  Erffurdt  verehrte  mir 
difs  ohle  Buch  darfur  ich  gantz  danckbar  bin.  Actum 
denn  10.  Martii  anno  Xsti  1638.  Casp.  Matthaei  mppia^ 
ob  diese  handschrift  von  dem  letzteren  unmittelbar  an 
Sagittarins  gelangt  sei  ist  ungewiss;  dafs  dieser  aber  die 
darin  mitgetheilten ,  sonst  nirgends,  wenigstens  nicht  in 
gleicher  ausfährlichkeit  vorkommenden  nachrichten,  be- 
sonders in  der  Historia  der  grafschaß  Gleichen  (Prankf. 
und  Leipzig  1732)  sorgfältig  benutzt  habe  bezeugen 
mehrere  stellen  dieses  erst  nach  seinem  tode  von  E.  S.  Cy- 
prian  herausgegebenen  buches;  sie  sind  aber  nicht  immer 
mit  diplomatischer  genauigkeit  und  beibehaltung  der  ur- 
sprünglichen Schreibart  abgedruckt. 

Die  gegenstände  die  der  chronist  bald  kürzer  bald 
ausführlicher  abhandelt  sind  folgende,  er  beginnt,  nach 
der  weise  seiner  Vorgänger,  milden  fernsten  Jahrhunderten. 

bl.  .1  Wy  Noe  dy  arcben  gebawet  hat. 


AUS  KONRAD  STOLLES  ERFURTER  CHRONIK.      301 

bl.  im.  Wann  dy  stad  trere  gebuwet  wart.  —  Von 
der  borgk  kuffehusen  in  Doringen. 

yon  bl.  XVII  geht  er  über  zu  der  geschickte  Thürm" 
gensy  Wy  dy  Doringe  unndt  dy  Sachsen  velc  mol  mit  ein- 
ander gestreten  haben. 

bL   XXX — XXXIII.   LXIII — LXVII.  XXV — XXIX.  LXVIII — Lxxir 

enthalten  das  leben   der  heiligen  Elisabeth  und  die  zahl- 
reichen von  ihr  verrichteten  wunder. 

bl.  XXXIX  f.  bruchstücke  aus  der  geschickte  der  thü- 
ringiscken  landgrafen^  erzäklungen  von  merkwürdigen 
zu  Erfurt  vorgefallenen  begebenkeiten ,  feuersbrünsten, 
tkeurungen^  ungewittern,  seucken,  kometen,  stürmen,  erd- 
beben,  Sonnenfinsternissen,  grofser  kitze ^  karten  wintern, 
reicken  ernten  an  getreide  und  wein,  auck  die  gesckickte 
der  grafen  dieses  landes  wird  dabei  nicht  aufser  acht  ge-' 
lafsen,  jedoch  ohne  viele  neue  aufschlüfse  darüber  zu  geben. 

Am  ausfükrlicksten  verbreitet  sick  Konrad  Stolle  über 
das  was  er  selbst  erlebte,  die  zwietrackt  zwiscken  dem 
kurfdrsten  Friedrick  und  dem  kerzog  fVilkelm  zu  Sacksen, 
bl.  cxii.  cxxii.  cxLVii,  und  den  sogenannten  säcksiscken 
bruderkrieg,  von  dem  er  viele  interessante  einzelkeiten 
der  nachweit  aufbewakrt  kat;  hier  ist  er  am  vollständig- 
sten und  als  genauer,  unparteiiscker  beobackter,  der  nickts 
okne  sorgfältige  prüfung  wiederkolt ,  verdient  er  vollen 
glauben,  zumal  da  seine  aufzeicknung  auck  sonst  mit  den 
berichten   wahrkeits liebender  zeitgenofsen  übereinstimmen. 

bl.  cLXiv — CGX.  Von  dem  grofsen  mechtigen  krig  der  do 
was  an  deme  Rine  czwischen  dem  stifte  zu  Köln  und  deme 
hercoge  von  Burgundien.  sekr  weitläußg  und,  wie  Stolle 
selbst  bl.  cxxiv  erklärt,  gescköpft  aus  den  mündlicken  er- 
zäklungen von  tkeilnekmem  und  augenzeugen  dieser  hart- 
näckigen kämpfe,  mit  beifdgung  verschiedener  damals  be- 
kannt gewordener  sich  auf  dieselben  beziekender  Volkslieder. 

bl.  ccxi  ff.  li^em  erzäklungen  von  at{fserordentlicken 
naturersckeinungen  und  landplagen  (z.  b.  keusckrecken) 
und  andern  merkwürdigen  ereignissen  in  Erfurt  und  der 
umliegenden  gegend,  daselbst  veranstalteten  wallfakrten, 
sckütsenköfen,  glockentaufen. 


304   ADS  RONRAD  STOLLES  ERFURTER  CHRONIK. 

Von  bL  ccxxviii  an  widmet  der  verfqfser  dem  zwiste 
der  Stadt  Erfurt  mit  dem  erzbischofe  zu  Mainz  und  den 
markgrafen  zu  Meifsen  und  einzelnen  vorfallen  während 
seiner  dauer  vorzügliche  aufmerksam keit,  beigefügt  sind 
verschiedene  damals  durch  öffentliche  anschlage  erschie- 
nene bekanntmachungen  und  vertrage  von  den  jähren 
1480 — 1483,  die  zum  theil  auch  in  Falkensteins  Erfurter 
chronik  zu  lesen  sind,  desgleichen  Eyn  1yd  von  den  von 
ErfTort  unnd  dem  biscboff  zu  Mentze  mit  der  jähr  zahl  1481. 

bl.  cccvi.  ccxxiii  folgen  mehrere  anhänge  {einige  in  la- 
teinischer spräche)  die  mitunter  das  ausländ,  den  Türken- 
krieg in  Ujigam  im  j.  1526,  und  begebenheiten  zu  Rom 
in  diesem  und  den  i530r  jähren  betreffen,  ferner  lieder 
meist  satirischen  inhalts  auf  die  religionshändel  während 
der  lutherischen  kirchenverbefserung.  sie  sind  von  ver- 
schiedenen händen.  Konrad  Stolle  selbst  scheint  seine 
nachrichten  mit  dem  j,  1493  geschlofsen  zu  haben;  we- 
nigstens werden  sie  nach  dieser  zeit  immer  kürzer  und 
unzusammenhängender,  ob  man  die  letzten  aufzeichnun- 
gen  von  1499  und  1502  dem  verfafser  selbst  oder  einem 
fortsetzer  seines  werkes  beilegen  müfse,  liefst  sich  nicht 
mit  gewissheit  behaupten;  hingegen  ist  es  keinem  zweifei 
unterworfen,  dafs  alles  was  die  chronik  bis  zum  j.  1493 
enthält  von  ihm  niedergeschrieben  oder  wenigstens  gesam- 
melt und  dem  buche  einverleibt  wurde. 

Alles  was  wir  von  Konrad  Stolles  leben  w\ßen,  be- 
schränkt sich  auf  seine  eigenen  mittheilungen  an  verschie- 
denen stellen  seiner  chronik,  die  wir  hier  wörtlich  wie- 
derholen, 

bl.  cxviii,  bei  dem  j,  1446.  Do  disse  geschieht  also 
erging,  do  was  ich  Conrad  Stolle  der  ditte  geschreben  had 
by  mynen  xvj  jaren,  also  das  ich  der  ebentnre  wol  gedachte, 
und  was  do  heime  in  deme  dorffe  zu  Czimmem  under  deme 
Eitersberge,  do  hatte  ich  vater  und  muter  und  ging  do  by 
einen  kerchenere  in  dy  schule  unnd  sach  auch  dy  für  der 
dorffer  vmme  her  jn  des  jungen  hern  lande  das  man  dy 
braute ,  do  fioen  alle  lute  jn  deme  erffortischen  gerichte  jn 
dy  stad  Erffort  mit  orem  guthe  unnd  habe,  unnd  das  ge- 
schmide  us  den  kerchen   unnd  alle  glocken  das  fürten  alle 


ACS  KONRAD  STOLLES  ERFURTER  CHRONIK.       905 

dörlTer  jn  die  stad  Erffort  unnd  bleib  oach  kein  man  jn  den 
dörffem  :  sy  besoldeten  sich  das  sy  gefangen  wurden. 

bl.  cxxiii*  (1446).  Uff  die  selbe  czit  do  gingk  ich  Con- 
radus  Stolle  der  ditz  geschreben  hat  zu  sente  Senero  zu 
Erffort  in    dy  schule,    alfs   das  ich   disser  geschieht  enteyl 

wol  geseen  habe bL  cxxv  (1446).    uff  dyselben  czit 

richten  sich  glichewol  dy  von  Erffort  uff  ore  were  und  schick- 
ten dy  buchsen  zu  ringe  umme  dy  stad  uff  dy  ufsersten  gra- 
ben, do  was  ich  zu  Erfort  unde  sach  das,  wanne  es  nete 
sich  deme  tage  sente  Jörgen  und  uff  denselben  tag  solde 
frede  odir  unfrede  czwischen  den  czweyen  brudern  zu  der 
Numburg  gemacht  unnd  beteydinget  werde. 

bL  cxxvi  (1447).  Uff  dy  selben  czit  do  ging  ich  Con- 
rad Stolle  zu  Salcza  in  die  schule. 

bL  CLV  (1450).  Sed  amici  Apel  Vitczthumus  (Vitz- 
thumi?)  detinuerunt  abbatem  quendam  legatum  ducis  Bur- 
gundie  in  saluo  conductu  lantgravii  Thuringie.  —  et  abbas 
predictus  postea  factus  cardinalis,  quem  sepe  vidi  ego  Con- 
radus  Stolle  in  urbe  Roma  pape  {so)  cardinalis  Attrabatensis 
de  Burgundia:  —  anno  ix,  lvüj,  tempore  pape  p  .  .  . 

bL  GXLii  (1451).  vmme  allerheiligen  tag  do  quamen  dy 
rethe  beyder  hern  gebrudere  wedder  von  Ache,  dy  do  hatten 
geteydinget  vmme  Lutczelnborg,  vnnd  brochten  mit  on  drissig 
Franczosen  ader  Walen  unnd  eynen  apt  genant  Attrabatensis. 
den  selbigen  apt  sach  ich  dor  noch  zu  Rome,  do  wart  her 
eyn  cardinal  in  deme  nunden  jare  hirnach. 

bL  cLvi — cLXiii  eine  mappamundi,  von  Konrad  Stolle  im 
j.   1458  zu  Mantua  abgeschrieben, 

bL  CLV*  (1462).  anno  domini  m^  gccc^  lxii  die  xii  men- 
sis  Aprilis  quidam  nobili  (so)  cives  de  Constantinopoli  porta- 
verunt  ad  urbem  Romam  beatissimum  caput  sancti  Andree 
apostoli ,  quod  rapuerunt  de  civitate  Constantinopoli  Et  papa 
Pius  accepit  idcm  caput  et  introduxit  urbem  cum  magna  so- 
lempnitate  videlicet  cum  xxiiii  cardinalibus  et  xliiij  episcopis 
nee  non  magna  populi  caterva,  Eciam  me  Conradum  Stolle 
prescnte  vidi  et  singula  audivi. 

bL  cLXiv.  In  dem  j.  1474  von  sant  Jacobs  tage  bifs 
her  uff  disse  czit,  habe  ich  Conradus  N.  etliche  stucke  des 
krieges  czwischen  deme  herczogen  von  Burgundien  unnd  des 
Z.  F.  D.  A.  VIII.  20 


S06       ADS  RONRAD  STOLLES  ERFURTER  CHRONIK. 

bischofles  za  Kollen,  als  ich  die  hie  zu  Erflbrt  in  gemeinen 
reden  unnd  vel  sagen  vorstanden  gehört  und  vomonien  habe, 
von  pristern  geistlichen  unnd  wertlichen  Studenten,  kouff- 
luten,  burgern,  gebum,  wallebrudem,  rutem,  unnd  andern 
fromen  luthen,  alle  her  in  myn  memoriale  geczeicbent  unnd 
in  czwifeln  der  worheit  der  ich  zu  gecziten  nicht  vor  wabir 
gewust  habe  ab  es  also  gescheen  ist  adir  nicht,  sondern  nach 
den  sagen,  unnd  darvmb  wil  ich  vugenant  sy  unnd  mich  dar 
inne  bewaret  habe,  sundern  solch  gedrengnisse  unnd  grofsir 
schade  ist  mir  in  mynem  herczen  leyd  unnd  bekummirt  mich  — 

bL  ccx*.  Item  in  deme  selben  winter  1477  an  deme 
nochtage  der  heiligen  drey  könige,  do  ging  ich  Conradus 
Stolle  der  ditcz  geschreben  hat,  unnd  myn  brnder  er  Johan 
Linderbech  beide  vicarien  sant  Seueri  kirchen  zu  ErtTort, 
gingen  zusamene  von  ErtTort  in  die  heiligen  stad  zu  Roma, 
do  leden  wir  solche  kulde  das  ich  des  nicht  vorschreiben 
noch  vorsagen  kan,  were  des  almechtigen  gotis  hul8e  unnd 
bewarunge  nicht  bie  uns  gewest,  so  weren  wir  wol  tüsint- 
mal  erfrorn ,  wann  es  was  ufs  der  mofse  sere  kalt,  do  wir 
komen  uff  den  Doringer  walt  do  was  der  snehe  tiff  bifs  an 
minen  gurtel,  unnd  zu  unfserm  gluck  gingen  vij  waine  vor 
uns  vbir  den  walt,  weren  die  nicht  gewest  so  betten  wir 
nicht  kont  ubirkome,  unnd  leden  solche  grofse  kulde  das  is 
nimani  gloubet  unnd  der  snehe  werte  bis  das  wir  komen  kein 
Rome  in  die  stad ,  unnd  ging  alswol  zu  gutem  glucke  ufs, 
das  unfser  keiner  krangk  noch  sich  wart,  vor  vnd  noch,  unnd 
gesunt  widdir  heim  quomen  in  der  cruczewochin. 

bL  ccxxvii.  A.  1478.  —  Hirnocb  folget  eine  grosse 
czweitracht  krigk  vnnd  hadder  czwisschen  den  von  ErSbrt 
vnnd  deme  bisschoffe  zu  Mentz  vnnd  den  hern  zu  Missen 
vnnd  Doringen  gescheen  in  mynen  gecziten  genant  er  Con- 
rad Stolle  ein  vicarier  zu  sant  Sever  zu  Erffort  der  ditzs 
geschreben. 

bL  ccxxii.  Von  der  stad  Florentcz  in  welschen  landen. 
Nach  gotis  geburt  —  1478  jar  ist  diesse  geschieht  gescheen 
zu  Florentcz  und  davon  in  die  stete  Nureifb^  und  Erfforte 
geschreben,  von  snlchen  schrifflen  ich  Conradus  Stolle  ditz 
al  beer  colUgirt  habe  und  in  myn  memorial  geschreben  habe. 
Am  montage  Urbani  sint   disse  zilhunge  durch  wäre  scbrifft 


ADS  KONRAD  STOLLES  ERFURTER  CHRONIK.       307 

und  botschafft  kegen  NoreDberg  komeo.  Item  zu  Florencz 
sint  czwey  geslecbte  von  alder  herkomen  erbarkeit,  eins  isi 
genant  Medicis,  das  andere  Peczi  —  ccxxii*.  Und  der  bru- 
der  de  Medici  war  czwene,  die  ich  Conradus  Stolle  obge- 
nant  oucli  dicke  wol  gesecn  habe  do  ich  zu  Florencz  und 
Rome  wonende  was. 

bL  ccLXxxviii.  1483.  Von  einer  grofsen  processien  ge- 
scheen  zu  Erffort  an  demc  fritage  vor  sanct  Johans  tage 
baptiste.  —  Das  habe  ich  geseen  unnd  ouch  mete  gegangen 
der  ditz  geschreben  had,  genant  Conradus  Stolle  eyn  vicarius 
zu  sante  Seuer.  —  ccxxxxix*.  Geben  zu  Erffort  1483  äff 
montag  nach  unfs  lieben  frowen  tagk  purificationis  zu  dutcz 
lichtmesse  genant,  scriptum  per  me  Conradum  Stolle  vica- 
rium  scti  Seueri  Erff. 

bL  ccLv.  —  1488  noch  mittefasten  do  quam  eyn  legate 
kein  Erffort  gesant  von  deme  bobiste  zu  Rome  Innocencio  viii®, 
der  bestalte  eyn  groITse  processien  zu  gehene  an  des  heiligen 
blutes  tage  der  do  ist  an  deme  nochtage  unfser  lieben  frowen 
tage,  in  der  fasten,  do  gingen  die  hern  zu  sente  Seuer  auch 
mit  unnd  der  legate  lifs  do  grofser  mechtiger  bullen  czwo 
trage  in  der  processien,  das  habe  ich  geseen,  ich  gingk  auch 
mit  in  der  processien. 

bL  ccLX.  1491.  Item  an  sente  Marien  Magdalenen 
abende  zu  nacht  als  elfe  schlugk  do  quam  also  eyn  gestrenge, 
ungehure,  mechtigk  grosse  stormwindt  in  mynen  dache  in 
mynen  hufse ,  do  machtes  eynen  grofsen  buch ,  es  zog  dy 
bonnayle  mit  den  bonen  us  den  gesparren  und  zubrach  ouch 
sust  keynerley  und  bleib  ouch  allen  enden  gancz,  unnd  werte 
nicht  lenger  dann  i  stunde. 

bL  ccLxiii.  1491.  In  dissem  jare  ben  ich  der  ditcz  ge- 
schreben had  genant  Conradus  Stolle  eyn  vicarius  zu  sente 
Seuer  funff  unnd  funffzigk  jar  alt  (do  ditz  geschreben  ist). 

bL  ccLxvii*.  —  1493.  In  deme  selben  sommer  vmme 
Petri  et  Pauli  fürte  man  mechtigk  feie  koms  von  Erffort  uff 
pferden,  feie  mol  xl  fanffczigk  adder  ix  pferde  uff  eyn  mol, 
in  das  Stift  zu  Köln  und  an  den  Rin  unnd  kein  Brunswigk, 
das  habe  ich  geseen  der  dils  geschreben  had,  ouch  uff  wa- 
gen welche  nae  wom. 

20* 


908   AUS  KONRAD  STOLLES  ERFURTER  CHRONIK. 

Endlich  kann  noch  das  was  in  den  Erfurter  archi- 
diaconatsregistern  über  Stolles  Verhältnisse  vorkommt  zur 
hesüitigung  und  ergänsung  seiner  eigenen  Bemerkungen 
dienen,  so  heifst  es  in  St.  A.  fVürdtweins  Thuringia  et 
Eichsfeldia  medii  aevi  ecclesiastica,  comm.  1  (Mannh.  1790) 
s.  40  Vicariae  ecclesiae  s.  Severi  Erford.  vicaria  s.  Liborii 
episc.  quam  possidet  Conradus  Stolle,  est  de  coUat.  dec.  et 
cap.  und  in  dem  Registrum  vicariarum  in  ecclesiis  civi- 
tatis Erfordiensis  —  collect,  a.  M.  fVilh.  Frid,  Rromayr 
{Erf.  1748.  MS.)  s.  46  (In  parochia  Bartbolomaei)  ad  vica- 
riam  s.  Barlliolomaei ,  Philippi  et  lacobi,  Caeciliae,  Kudi- 
gundis  et  Iledewigis  in  sumuio  altari  ex  obitu  Nie.  Torwert 
Institut.  Henricus  Predell  par  pleban.  et  altermann,  prae- 
senlatus  20  (1420?)  ex  obitu  Theod.  Stobenrauch  institut. 
Conradus  Stolie  64  (1464).  —  In  parochia  albarum  domi- 
narum.  s.  73.  ad  vicar.  b.  Mar.  ex  resign.  Nie.  Vochs  inst. 
Theod.  Stobenrauch  per  praepos.  et  priorissam  praesentatus. 
63.  inst.  Conradus  Stelle  (Stoile)  64.  institutus  Theod. 
Stobenrauch  67. 

fVir  hegen  die  hoffnung  den  dank  unserer  leser  zu 
verdienen ,  wenn  wir  aus  dieser  lauteren,  für  die  aufklä- 
rung  der  geschichie  Thüringens  von  der  mitte  bis  gegen 
das  ende  des  ßinfsehnten  Jahrhunderts  so  reichhaltigen 
quelle  vorzüglich  das  entlehnen  was  der  ßeifsige  und  un- 
parteiische Chronist  aus  eigener  und  sorgfältiger  beobdch- 
tung  über  sitten,  gebrauche,  trachten  und  andere  zu- 
stände seines  Vaterlandes  hin  und  wieder  bewirkt  hat. 

RUDOLSTADT.  L.  F.  HESSE. 


bl.  ccxii*.    fFie  das  junge    volk   lieff  zu  deme  heftigen 
bluete  zu  der  fVe(fsnacht  da  genesit  Meideburgk. 

Als  man  schreib  nach  Christas  gebart  tosend  vierhun- 
dert vnnd  runflVnndesobinczigk  da  hub  sich  eine  winderliche 
geschieht  jn  der  wochen  nach  sente  Johans  tage  baptiste  jm 
lande  zu  Doringen,  Franckeo,  Hessen  Missen  vnnd  andern 
landen,  das  die  jungen  lute  knaben  vnnd  jaocfrawen  czwis- 
sehen  czwenczig  vnnd  achte  jaren ,   zu  male  kleine  kindere» 


AUS  KONRAD  STOLLES  ERFURTER  CHRONIK.   SO» 

zu  deme  heiligen  blute  Ireflen,  ane  gelt  ane  wissen  der  ei- 
dern, die  sust  nicht  ufs  deme  hufse  hetten  gegangen  ane 
geheifse  der  eidern,  fromer  lute  kindere  vnnd  wol  geczogen, 
dinstboten,  meyde  vnnd  knechte,  lifsen  ore  cleydere  vnnd 
was  sie  hatten  vnbewart,  vnnd  konden  des  nicht  zu  houffe 
brengen,  sondern  liefsen  stehe  vnnd  lie  was  da  was  vnnd 
lieffen  ore  strafse,  also  das  or  dicke  vnnd  vil  czwey  adir 
dryhundirt  an  einen  hufiin  ging  vnnd  sungen  leyssen,  vhnd 
hatten' banir,  vnnd  sprochen  enteil  on  ginge  eyn  rot  crucze 
vor,  die  kindere  entlieffen  mit  gewalt  oren  eidern,  die  ioch- 
ter  oren  muttern,  das  die  muttere  nachfolgeten  weynende 
vnnd  sehnende  vnnd  konden  der  {bl.  ccxiii)  kindere  nicht 
erhalde,  Vnnd  wanne  man  sie  jn  sperrete  so  worden  sie  vn- 
synnig,  und  wann  sie  is  an  quam,  so  hüben  sie  an  zu  wey- 
nen,  wie  grofs,  wie  alt,  wie  deine  sie  worn  vnnd  begunslen 
zu  czetterne,  als  die  das  kalde  haben,  das  sie  nicht  ge- 
sprechen  konden,  vnnd  weinten  also  lange  bifs  das  sie  nfs 
den  husern  quomen  uff  den  weg,  vnnd  entlieffen  den  luttn 
mit  gewalt,  Vnnd  als  balde  als  sie  an  quam  als  balde  lieifen 
sie  ore  strafse,  barfufs  halbnackt  jn  hemden  in  ketteln  bar- 
houbt ,  ane  gelt  ane  brot  vnnd  ane  alle  vorsichtickeit,  vnnd 
wann  das  efsen  uff  deme  tisschc  stunt  das  man  solde  efse 
vnnd  sie  nach  nuchtirn  warn,  nach  so  lieffen  sie  enweg  vn- 
gefsen,  vnnd  man  mochte  or  jn  keiner  weifse  behalde,  vndir 
hundirt  behilt  man  kume  ein  mensche  das  man  nbir  rette, 
Man  fürte  sie  zu  der  bichte,  die  hiebt  vetere  konden  or  nicht 
ubir  rede,  czu  wilen  quam  is  kume  ein  das  sich  lifs  bedute. 
VTs  der  stad  Arnstede  lieffen  driehundert  vnnd  xxiiij  kindere 
schulere  meydichen  vnnd  knechtchen,  vnnd  der  Schulmeister 
ging  mit  den  schulern,  vnnd  darnach  die  knaben,  zuletczt 
die  meydichen,  vnde  warn  enteil  also  deine,  das  man  nicht 
getruwete  eine  mile  weges  zu  gehen,  nach  lieffen  sie  dahin, 
vnnd  gingen  gliche  sere,  enteil  lieffen  tag  vnnd  nacht,  vnnd 
is  reinte  also  sere  an  senle  Peter  vnde  Pawels  abinde  vnnd 
die  nacht,  nach  als  ifs  am  allirsercsten  {bL  ccxiii')  reinde, 
wilchc  is  anquam.die  hüben  sich  vnnd  lieffen,  vnnd  frageten 
nicht  nach  dem  reyne.  Item  ufs  Tenstete  lieffen  uff  eyn  mol 
vier  vnde  drisig  kindere,  vnnd  ufs  allen  steten  vnnd  dorffen, 
Vnnd  des  dingis  wart  also  vil,   das  der  rad  zu  £rffort  vnnd 


31Ö       AUS  KONRAD  STOLLES  ERFURTER  GHRONK. 

die  geistlichen  richtere  lissen  gebeten  zu  Erfforte,  jfs  solde 
nymant  aue  loube  synis  pferners  vnud  ane  bichte  geen,  abir 
man  fragite  wening  dar  nach,  Manch  man  muste  vmnib  siner 
kiuder  willen,  manch  frowe  vmme  ore  tochter  willen,   dicki 
vnnd  wil,    der    man  vmmb   der  frowe  willen  dahin  looffe. 
Item  sechs  wochen  frowen  mit  kindern.     Item   manch  jange 
frowe  hatte  funff  adir  sechs  kindere  da  heime,  die  liefsen  sie 
alle  vnbesorget  vnnd  vnbestalt  vnnd  lieffen  dahin,  fie,  kawe 
vnnd  schoff,  hufs  vnnd  hoff  liefsen  sie  vnbestalt  stee,  vnnd 
lieffen  von  dem  felde,  von  den  pflügen,  von  deme  weite,  vom 
grafse ,    die   knaben    die    der    pferde  hutten   die  hatten   ore 
czoyme  au  oren  helfseu  vnnd  lieffen  dahin ,   vnnd  etliche  .die 
uff  deme  felde  füren  die  liessen  waine  vnnd  pfert  steen  vnnd 
lieffen   ore  strafse,  jlem   is   hatte  eyn  man  zu  Erffort  weit 
vorkaufft  vnde  die   kindere  von  Arnstete  giengen  durch  hin, 
do  gab  er  den  kindern  einen  grosschen  zu  spifse,   vnnd   lifs 
pfert  vnnd  wain  stehe  vnnd  lieff  mete,   vnnd   hatte  eyn  par 
nuwer  scho  gekoufil  die  liefs  er  uff  deme  wayne  lien,   Item 
dinste  knechte  vnnd  meyde,  {bl.  ccxiv)  vnnd  wanne  man  sich 
allir  mynst  vor  sach,   so  quam  sie  das  an,   vnnd  begunslen 
zu  weyneude  vnnd  lieffen  ore  sirafse,    Enteil  sageten  ny- 
mande  nichts  vnnd  liefsen  allis  stehe  vnnd  lien  was  sie  hat- 
ten. Item  ufs  deme  lande  zu  Francken  bie  Kobui^  adir  Bo- 
binberg  quomen  or  ufs  einen  dorffe  bie  xxtl.   die  hatten  zu 
tage  vnnd  zu  nacht  achczen  mile  wegis  gegangen  vnnd  euch 
banir,  eine  monstrancien  dar  uff  gemalet.  Item  die  von  Arn- 
stete hatten  einen  adiler  jn  oren  banir,    vnnd  nymant  ge- 
sellete  sich  miltenander  zu  gene,   sundem  wann  sie  uff  die 
strafse  quomen  so  quomen  on  gesellschafft  gnug  zu.  Item  vn- 
dir  wegen   goben   on  die  lute   essen  vnnd   trincken  al  sad, 
wer  nicht  gelt  hatte  zu  vorczerne  der  bettelte,  so  ward  ome 
sad,  vnnd  sie  konden  ouch  des  oren  keins  gebruche  nach  zu 
sammende  gelefsen  das  was  gar  eyn  winderlich  ding  Item  die 
wifscn    gelarten   dociores    meynten   es   were   ein  jnflofs  des 
hymmels,   deu  luten  die  der  complexien  wern  Etliche  mein- 
ten  es   were  nicht  gut,   is  queme  von  deme  bofsen  geiste, 
Etliche  meiuten  is   were  von  gote  eyn  jngebeu   vnnd    eyn 
wunderwerg  also  das   die  lute  zu  wilen  sere  czweitrechtig 
worn  Item  die  wiefsen  zu  Erffort  goben  also  vor,    das   man 


\* 


AUS  KONRAD  STOLLES  ERFURTER  CHRONIK..      31< 


der  selbien  lute  die  also  lieffen  keinen  sol^  jn  lofsen  zu  den 
stad  thoren,  wann  worvmme,  man  meynte,  wann  die  kindere 
vnnd  die  lule  das  volk  also  seen  louffe,  so  worden  sie  oucb 
darzu  geneyet  der  gesellschafft  vnnd  lieffen  dann  ouch  mete, 
vnnd  das  (bL  ccxiiii')  fant  sich  ouch  an  der  worheit  also, 
Vnnd  uff  deme  lande  ufs  allen  dorffen  lieffen  sie  also  wol 
als  ufs  den  steten,  Item  man  sagite  ouch  das  vil  grosir 
louffte  were  de  partibus  stagnäbus  da  hin,  wann  is  lieffen 
kindere  die  nach  nicht  gebeten  konden ,  vnnd  die  frawen 
trugen  sie  mete  vnnd  wüsten  ouch  nicht  was  das  heiige  bind 
was,  vnnd  wüsten  ouch  nicht  was  sie  taten.  Vnnd  das  sie 
sust  nirgen  andirs  hin  lieffen  danne  da  hin  das  was  eyn  grofs 
wunder,  Ifs  lieff  manch  meydichen  wol  geczogen  kind,  das 
nicht  vor  die  thor  ane  der  mutter  adir  vater  willen  bette 
gegangen  zu  ores  nackeburs  kinden,  adir  hatte  nicht  kont 
eyn  firtel  wyns  gehole,  das  lieff  mit  gewalt  enweg,  vnnd 
fragile  nicht  noch  vatir  noch  muter.  Item  enteil  kindere  hat- 
ten win  geholt,  die  goben  einen  andern  menschen  den  win, 
oren  eidern  zu  brengen,  vnnd  lieffen  enweg  barfufs  ane  man- 
tel,  ane  sloyger,  ane  hud  adir  kogel  wie  is  sie  an  quam  also 
lieffen  sie  dahin.  Item  ufs  der  stad  Ifsleuben  lieffen  eilff 
hundirt,  jtem  ufs  Hetstede  dry  hundirt.  Item  grofs  volk  nfs 
Osterich,  vude  Vngern,  vnnd  ufs  allen  steten  vnnd  landen, 
das  vnczelich  was  Item  die  von  Arnstete  quomen  widder 
vnnd  worn  xiiij  tage  ufse  gewest,  man  wolde  sy  zu  Erffort 
nicht  jn  lofsen  sundern  sie  gingen  uff  deme  graben  hin  mit 
oren  banir  vnnd  or  was  dryhundirt  vnnd  czehene,  knechtchen 
vnnd  meydichen,  vnnd  sie  sagilen  das  on  die  marggrauen 
von  Brandenburg  zu  Angermunde  allen  liefse  essen  vnnd 
trincken  gebe  zu  tissche  sitcze  uff  sinen  sal,  vnde  einen 
iglichen  menschen  {bL  ccxv)  einen  berlinschen  grosschen 
darczu^  Vnnd  jn  die  sammenunge  vier  gülden,  vnnd  die  von 
Mansfeld  gaben  allen  luten  brod  vnnd  hier,  uund  die  marg- 
grauen beslalte  die  strofse  das  on  nimant  torste  thun,  vnnd 
liefsen  sie  zu  Werben  vmme  sust  vbir  füre,  vnnd  wo  sie 
gingen,  do  lieffen  on  die  lute  enkein  vnnd  boten  on  her- 
berge  an ,  ane  zu  Erffort  da  wolde  man  sie  nicht  jn  lofse. 
Item  das  selbie  louffen  werete  also  lange,   ufs  Vngern,   Po- 


312       AUS  KONRAD  STOLLES  ERFURTER  CHRONIK.        f 


len ,  das  jn  Doringen   eyn  sterben  quam ,   vnnd  starb 
oocb  zu  Halle,  Numburg,  Erffort,  Gote  vnnd  Isenacbe  ete. 

(bl.  ccxv".)  Bisse  geschieht  jst  gescheen  jn  deme  lande' zu 
Franc ken  genesit  fVirczpurg  uhir  Wertheim  jn  dem  Tubar 

tal  SU  Nickelshusen. 

1476.  Nach  Christus  geburt  vierczenhundirt  jar  dar  nack 
jn  deme   sechs  vnnd  sobinczigisteu  jare,   hat  sich  disse  ge- 
schieht begeben,   das  einer  genant  Hans  Beheme  wonbaffUg 
jn  deme  dorffc  Hclmestat  eyn  halber  thore  als  man  on  von 
jogunt  uff  gemerket   hatte,   von   drien   erbaren  mannen  edil 
lute  viilichte  bofse    cristen   vnnd    ketczere    genant  die  von 
Stellen   vnnd  eyn  pfarrer  bie  on  wonende  genant  Conradus 
Thunfelt,  vnime  geldis  vnnd  gutis  willen  den  genanten  thorea 
dar  zu  gesprochen,  vnnd  ome  anewisunge  geben  gelort  vnnd 
vorgegeben    hatten   uff  die   forme ,  Er   sulde  uffenberlich  uff 
trete  vnnd   predige  vnnd  sulde  spreche  Ynfser  liebe  frowe 
Maria  die  muter  gotis  sie   ome  entschenen  persönlich  drie 
adir  vier  mal  vnd  enischine  orae  tegelich  vnde  habe  ome  ge- 
sagit,  er  sulle    uflinberlich  predige   vnnd  vor  nimande  schoe 
vnnd  den  luten  sage  vnnd  jn  die  land  vorkundige  allem  voike, 
das  alle   volk   ufs   allen   landen   sulle  jn  pilgerimfs  wifse  za 
or  kome  jn  orc  capellen  adir  kirchen  zu  Nickelfshusen  jn 
demo  Tubar  tal   neben  Wertheim  da  wolde  sie  gnedig  sin, 
vnnd  is  were   euch   uhir  al  nirgent  kein   applas  dann  daseU 
best,   Das  thet  der  arme  mensche  mit  vorhencknisse  der  er- 
bar  lute  vnnd  des  pfar-  {bl.  ccxvi)  rers,  Vnnd  trat  uff  vnnd 
predigete   vnnd  sprach  alle  ding  solden   sie  gemeyne  vnnd 
die   czit  niete  sich  das   man  alle  pristere  toten  solde  vnnd 
wer  XXX.  pristere  getote  konde  der  solde  grofs  vordiene»  sie 
betten  ouch  keine  macht  mehe  von  gote,   es  w*ere  uis,  man 
funde  ouch  keinen  prister  mehir  beide  wertlich  noch  geistlich 
noch   in  keinen   orden  vnnd  straffte  gliche   wol  dar  bie  die 
brosttucher ,   körte   cleidere   vnnd  spitczige  schoe  das  misse- 
hagite  rnfs  lieben  frowen  alczn  sere ,   >iide  got  woMe  sere 
dar  vmme  straffe  Sündern  sie  biete  da  vor,  ^-and  man  scdde 
sie  dar  vmme  zu  NicLelsbnsen  ersuche,  andirs  die  straffonge 
erginge,   Vnnd  predigte  \\\  boTser    ketcxerige    vasd   grobe 


« 

I.    AUS  RONRAD  STOLLES  ERFURTER  CHRONIK.  •  SIS 

wunder  werg  die  da  zu  Nickelsbusen  geschegeu  der  kein 
war  was,  Ynd  sprach  oucb  vnfser  liebe  firowe  bette  ome  zn 
gesagit  vor  wehen  er  biete  vnnd  was  er  biete  das  solde  ge- 
scbeen  vnnd  erbort  werde,  Vnnd  das  volk  gloubete  ome  vnni 
bilden  on  als  einen  propheten,  wann  er  was  sust  eyn  siecht 
leyeman  vnnd  halb  vnwifse,  Die  erbar  lute  vnnd  der  pfar- 
rer  santen  andere  lute  ufs  vnnd  liesen  das  oucb  vorkun- 
digen vnnd  sagen  jn  vil  land,  das  vnfser  liebe  frowe  da 
gnedig  were  vnnd  geschegen  groHse  czeichen,  der  was 
kein  war,  Vnnd  doch  von  deme  geschreye  vnnd  predigen 
von  jngebunge  des  bofsen  geistis  gar  nahe  das  gantcze 
{bL  ccxvi ')  zu  Francken  vnd  oucb  andere  land  beweget  wor- 
den, Vnnd  das  volk  liff  an  grofsen  houffen  ufs  allen  bistbum 
vnnd  landen  mit  banirn  vnnd  fanen  keyn  Nickelfshusen  vnnd 
trugen  mit  on  grofse  mechtige  liebte  vund  kerczen  von  wachfse 
also  grofs  das  drie  adir  vier  mann  kume  eine  kooden  ertrage, 
Vnnd  lieffen  ane  alle  vomunfft  vnnd  loube  orcr  pfarrer  vnnd 
preluten,  die  das  dann  mit  sampt  der  bisschoffe  Vorboten  hat- 
ten bie  deme  banne,  das  volk  fragite  aber  nicht  dar  nach, 
sie  lieffen  gliche  sere ,  die  juncfrowen  liefi'en  mit  zu  slagen- 
den  baren ,  die  sechs  wochen  frowen ,  junge  knaben ,  jung 
vnnd  aide  menre,  schregen  vnnd  sungen  leysfson  durch  stete 
vnnd  dorfiere,  die  die  selbige  ketczerie  vnnd  tusscherie  g^ 
ticht  hatten,  Vnnd  qaam  dicke  vnd  vil  das  uff"  einen  son- 
abent  zu  samen  quomen  bie  sobenczigk  tusent  menschen, 
kinder  vnnd  aide  lute,  frowen  vnnd  man,  also  das  is  er- 
schrecklich zu  sehene  was ,  Vnnd  eyn  iederman  quam  mit 
sinen  wergkgeczuge ,  Ein  ackerman  mit  siner  geifseln,  ein 
steinmetcze  mit  siner  bicken,  eyn  smed  min  sinen  hammer 
Der  bisschoir  zu  Wirczburg  lifs  das  vorbete,  jfs  balff  nicht, 
die  erbär  lutbe  wolden  das  habe  wan  sie  hüben  das  gelt  uff. 
Der  bischoff  zu  Wirczburgk  hatte  rad  dar  ubir,  das  bifs  on 
RudollFus  eyn  fromer  alder  man,  Vnde  schreib  dar  noch  deme 
erczbisschofie  zu  Mentcz  hern  Dytero  von  Isenbergk,  vnnd 
clagite  die  torheit  des  {bL  ccxvii)  volks,  Do  schreib  der  bis- 
schofi"  zn  Mentcz  widder,  das  er  den  hoffen  den  prediger 
solde  lafsen  griffen  vnnd  vorborc  wie  is  gestalt  were,  das 
ted  der  bissehoff  zu  Wirczburg  der  saute  keyn  Nickelfshusen 
vier  vnnd  drissigk  gewopent  zu  pferde,   die  fingen  den  ge- 


314       AUS  KONRAD  STOLLES  ERFURTER  CHRONIK. 


E 

4 


naiiten  Hansen  Behemcn,  der  safs  nacket  jn  der  iafern  vnnd 
predigite  den  lutcn  grofse  wunderwerg  die  on  der  pfarrer 
vnnd  die  erbar  lule  gelart  hatten,  vnnd  bunden  on  also  nackt 
uff  eyu  pfert  vnnd  fürten  on  keyn  Wirczburg  jn  einen  torm 
uff  der  borg  vnfser  lieben  frowen  berg,  da  worn  kegenwerüg 
bie  sechstusint  menschen,  also  sie  on  fingen,  abir  is  nam 
sich  nymant  an  vnnd  worn  allirmeist  fronde  lute  die  allir 
erst  komen  worn ,  Do  das  die  erbar  lute  erfurn  die  worden 
czornig  vnde  swurn  zu  houffe  vnnd  nomen  vil  volks  an  sich, 
die  der  bofse  geist  ouch  dar  zu  sterkete,  also  das  ir  wart 
bie  czwolff  tusent  vnnd  was  an  sante  Margareten  abent  vnnd 
die  lute  worn  ufs  vele  landen  gesamment  die  nomen  bie 
funffhundirt  kerczeu  ufs  der  capellen  zu  Nickelfshusen , .  die 
die  lule  bracht  hatten,  vnnd  czogen  die  gantcze  nacht  bie 
lichte  bis  keyn  Wirczburg  vor  die  bürg  das  man  nennet 
vnfser  lieben  frowen  berg,  an  deme  selbigen  sonabent  an 
sant  Margareten  tage  fru  zu  funffer  czit  quomen  sie  vor  die 
die  borg  mit  den  enpranten  kerczcn  vnnd  hisschen  (bl.  ccxvii*) 
on  den  gefangen  gebe  luterlichen  vmme  sust  ledigk,  adir  sie 
wolden  alle  dar  ubir  sterben.  Der  bisschoff  wart  besorgit 
vnde  bestalte  sine  borgk  so  best  er  konde,  vnnd  lies  enteil 
buchsen  an  gehe  ane  schaden,  das  that  er  durch  erschreck- 
iiisse  willen.  Vnnd  is  wart  ouch  ein  grofs  murmuln  in  der 
slad  zu  Wirczburg  uff  die  pristerschafft  das  die  da  widder 
retten,  die  da  villichte  wol  wüsten  das  is  tosacherie  was, 
vnde  sprechen  den  pristern  gar  ubile  von  der  sache  halben, 
Also  vil  das  czwene  erbare  rittere  fromer  menre  ermauten 
das  Volk  gutlichen  vnnd  mit  guten  Worten  das  sie  von  der 
torheit  abeliefsen  vnnd  czogen  heym  eyn  iglicher  da  er  hin 
gehorte  jn  sin  land  Vnnd  geboten  bie  gehorsam  was  des 
bisschofes  menre  da  mitte  wem  das  sie  heim  czogen  vnnd 
wem  gehorsam  orem  hern  deme  bisschoffe  vnnd  pbrrer  vnnd 
gloubeten  nicht  also  lichtlich  den  Sachen  js  gehorte  die  geist- 
liche achte  an ,  Also  czogen  or  enteil  heim  enteil  bieben 
vnnd  meinten  den  thorm  zu  haben  adir  dar  ubir  sterben. 
Die  erbar  czwene  rittere  sprechen  der  bisschoff  bette  einen 
armen  man  gefangen  den  wolde  er  vorhoren,  wann  er  den 
verhört  were  er  dann  gerecht  er  werde  on  wel  widder  Der 
selbic  Hans  Boheme  bekante  jn  deme  gefencknisse  das   is 


ADS  RONRAD  STOLLES  ERFURTER  CBBONtL.      S15 

ome  die  Junckern  von  Stettyn  vnnd   or  pfarrer  gelart  vnnd 
jngegeben  betten   vnnd  das  also  zu  pre  (bl,  ccxviii)  digene, 
Vnnd  ufs  zu  brengen,  vnnd  hatten  ome  oucb  gelt  dar  vmme 
gegeben,  Vnnd  hatten  der  predigere  oueh  mehe  ufs  gesant 
zu  verkundigene  den  sie  ouch  gelt  goben,   abir  sie  behilden 
das  meiste  gelt,  Do  quam  der  von  Wertheim  vnnd  nam  grofs 
gelt  ufs  der  capellen,   Vnnd   als  die  lute  von  der  borg  nicht 
wolde  abelafse,  do  schickte  der  bisschoff  ufs  nach  siner  man- 
schafft  vnnd  ouch  ufs  der  stad^  vnnd  stalte  sich  zu  weherne 
vnnd  treib  das  volk  mit  gewalt  abe,   vnnd   liefs   ouch  mit 
buchfsen   schiefse  propter  terrorem,    vnd  liefs  sie  von   der 
borg  tribe,  also  wart  or  achte  vnnd  drisig  erslagen,  hundirt 
vnnd  XXVII  gefangen ,  da  flohen  die  andern  alle  miitenandere, 
Vnnd  der  bisschoff  lifs  an  noch  czchen,  doch  gutlich  das  man 
on  nicht  mehir  schaden  thun  solde  bette  er  gewolt  er  bette 
sie  alle  wol  behalden ,   Also  liefs  er  hir  nach  den  mau  vor- 
bore der  bekante  alle  geschieht,  wie  er  dar  zu  komen  vnnd 
vndirwifst  weher,   des   erfur  sich   der   bisschoff  al  wol,   da 
er  nu  alle  ding  war  fand  das  is  tusscherie  were  vnnd  keyne 
warehafflige  czeichen  weren,    sondern  ytele  fantasie  were, 
do  mete  das  volk  vorleitet  werde  vnnd  geschege  vmme  gel- 
des  wollen,   Do   lifs  er  den  selbien  Hansen  Behemen  durch 
erschregknisse  willen  der  andern,   vnnd  durch  sulcber  ket- 
czerie  willen  die  da  von  quome   mochte   lifs  er  on  borne, 
Vnnd  fing  den   pfarrer  er  Conrad  Dorrnefeli  der  on  das  ge- 
leret  vnde  vnderwist  hatte,   Vnnd  sante  on   deme  bisschoffe 
zu  Mcntcz,  (bl.  ccxviii*)  Also  sagite  man  das  der  von  W^ert- 
heim  neme  das  oppfer  uff  vnnd  wil  pfemer  sin  dar  zu,  Vnnd 
die  erbar  luthe  worden  fyent  des  bisschoffes  vnnd  toten  ome 
schaden  jn  sinen  lande,  vnlid  betten  gerne  den   loufft  ge- 
stercket  vmme  des  geldes  willin,  so  woldis  der  bisschoff  nicht 
liede  vnnd  was  gar  sere  da  mete  betreten,   abir  is  wart  zu 
letczt  allis  vorgefsen,  vnnd  wart  keins  mehir  dar  ufs. 

finis. 


316      AUS  KONRAD  STOLL£S  ERTURTER  CHRONIK. 


(bl.  ccxLii.)    Eyn    lyd   von    den    von    Erffort   vnnd    dem 
bisschoff  zu  Mentcze.    anno  domini  m°.  cgcc''.  lxxxi°  . 

Nu  hilff  uns  got  von  bymmelrich, 
der  alle  dingk  wol  kan  machen  glich, 
jn  bimmel  vnnd  uff  erden, 
vil  groser  breffe  sint  an  geslagen 
was  wil  dar  ufs  werden. 

Die  brefe  halden,  bore  ich  sage, 
myn  berre  von  Meucz  thu  sich  vil  der  clage, 
ouch  hat  maus  wol  vornomen, 
wie  vil  rechts  er  zu  Erffort  habe, 
vnnd  kan  dar  zu  nicht  komen. 

Worvmme  das  ist  das  lafse  ich  steen, 
wanne  man  sal  zum  glichen  seen, 
jn  rechte  sich  das  geboret, 
ein  man  thut  eine  halbe  rede, 
es  sy  billicb  das  man  beide  vor  boret. 

Nyhit  vnnd  bafs  bringit  vil  der  clagen, 
breffe  vnnd  sigil  sullen  das  sage, 
was  die  von  Erffort  haben, 
wer  das  sine  vmme  gelt  gibit, 
der  ist  mit  rechte  her  abe. 

Das  ist  an  om  seibist  also, 
zu  Schildenrode  vnnd  anderfswo, 
Erffort  will  ich  nennen, 
da  ist  gebort  eyn  antwort  uff  die  clage, 
als  danne  kan  man  recht  erkennen. 

Clage  vnnd  antwert  vnuorletczt, 
die  sal  man  bie  enandir  setczen, 
vor  Fürsten  vnnd  vor  hem 
also  wullen  die  von  Erffort  thuu, 
ore  anwart  {bl.  ccxlii*)  mit  eren. 

Die  von  Erffort  beten  gar  siecht, 
gancz  vol  mechtigk  allis  or  recht, 
als  is  ist  vor  mich  komen 


AUS  RONRAD  STOLLES  ERFURTER  CHRONIK.       S17 

uff  vnrsern  heilgen  vater  den  babisl, 
der  hat  das  also  uff  genomen. 

Bie  deme  wuUen  sie  alle  ores  rechten  bliben, 
wer  die  dingk  wil  vurbafs  triben, 
vnnd  mag  sichs  nicht  gemafsen, 
weme  das  houpt  gebore  der  schere  den  hart, 
wil  ers  abir  eyn  nicht  lafse. 

Were  noch  das  beste  dar  jnne  konde  gewende, 
abs  mochte  komen  zu  einem  guten  ende, 
man  spricht  doch  ubir  lute, 
wer  sinen  garten  vorkoufft, 
der  darff  numme  dar  jn  krute. 

Wer  gibit  mynen  hem  von  Mencz  den  rad 
das  er  wil  eine  sulche  stad, 
an  andere  hem  wenden, 
Ifs  were  eyme  stifft  zu  Mencz  eine  sture, 
behilde  er  sy  jn  synen  henden. 

Wirdiger  furste  von  Mencze  so  gut, 
haldet  die  von  Erffort  jn  uwer  hudt, 
jfs  mochte  nach  komen  zu  gecziten, 
sie  konden  uch  brengcn  czeen  tusint  man, 
zu  stormen  vnnd  zu  striten. 

Das  ist  einer  stad  eyne  grofse  czal, 
die  nuen  stete  ubir  al, 
mit  allen  oren  zugehoren, 
solden  sie  brengen  dry  tusent  man, 
man  muste  gar  hart  dar  vmme  sporn. 

Der  selben  ist  eyn  teyl  vorsatczt, 
sente  Mertins  mantel  ist  seere  vorletczt, 
zurissen  vnnd  zubrochen, 
js  muste  eyn  guter  snider  syn, 
der  on  solde  widder  machen. 

Sente  Mertins  mantel  der  slifst  sich  sere, 
vnnd  kan  sich  brechens  nicht  erwere, 
were  er  schone  vor  nehit  mit  syden, 
doch  hiebe  Erffort  gerne  da  by, 
wanne  maus  mochte  erlyden. 
{bL  ccxLin)  Das  thun  die  von  Erffort  wol  mit  eren, 
wann  sie  begem  keines  andern  herren, 


318   AUS  KONRAD  STOLLES  ERFURTER  CHRONIK. 

danne  bie  deme  stiffte  zu  bliben, 
Sie  vndirstehen  sich  des  zu  wehero, 
wil  man  sie  dar  von  triben. 

Hentcze  Gutiar  vns  dicz  lidelin  sangk, 
sine  winter  cleydere  die  sint  ome  krangk, 
jr  merket  woi  wye  ichs  myne, 
myne  bern  von  Erffort  die  cleytten  mich  wol, 
vnnd  schad  on  werlich  cleyne. 
finis  .  1.4.8.1.° 


{bL  ccLxxi*.)     f^on  den  Franczofsen. 

Anno  domini  m  .*"  cccc .""  xcvii  do  wanderte  eyne  kräng- 
keit  jm  lande  zu  Doringen  vnnd  zn  Erffort  in  der  stad 
vnnd  jn  feie  landen  dy  man  hifs  dy  Franczofsen  vnnd  man 
sprach  sy  were  by  hundert  jaren  nicht  mee  gewest  vnnd 
*  wafs  eyne  flechtene  suche,  es  worden  mit  ersten  breite  blät- 
tern dar  nach  worden  sy  breite  grinder  vnnd  rochen  sere 
ubele  vnnd  brante  vnnd  hitczete  als  gebraut  were*  vnnd 
werele  manchen  eyn  halb  jar  adder  eyn  gancz  jar  etliche 
komen  weder  uff  vnnd  etliche  feien  weder  nidder  jn  kranckeit 
etliche  logen  wol  eyn  jar  ouch  starben  feie  luthe  daran,  vff 
der  prediger  kerchoff  lagk  es  fol,  man  buwete  by  dem  grofsen 
spettel  by  deme  graben  eyn  eigen  hnfs  do  logen  sy  inne,  es 
quomen  ouch  feie  fromder  armer  luthe  kein  Erffort  dy  dy 
kranckeit  hatten,  dy  von  sente  Jacoff  quomen  dy  hatten  ouch 
feie  dy  selben  kranckeit  etliche  hatten  dy  kranckheit  ij  drey 
jar  vnde  logen  etliche  gingen  vnnd  brach  es  in  den  beynen 
vnnd  armen  vnnd  wer  das  vortreiben  wolde  dorch  mancher- 
leye  arcztie  deme  slugk  die  kranckheit  jnwart  der  moste  das 
lange  trage  es  wolde  ouch  vnuortreben  sy. 


{bl.  ccLXXiv*)  Anno  domini  m.°  cccc.**  lxxx  do  vor- 
gingen dy  langen  snebele  an  den  sehnen,  dar  noch  komen 
dy  breyten  scho  als  dy  kuemuler  mit  über  siegen  jn  der 
czit  gingk  ufs  der  trotartt  tantcz  der  vor  ny  geseen  was 
vnnd  weret  noch  hifs  her  jtem  dy  manne  trugen  breite  grofse 

^  randhemerknng    hitcze  batlens  jn  dem  moode. 


ADS  KONRAD  STOLLES  ERFURTER  CHROMDL      S19 

hemdea  mit  grofsen  breiten  brosilisten  vnnd  fonie  gericket 
jtem  dy  frowen  vnde  dy  meyde  trugen  kostliche  brost  tuchere 
ouch  forne  mit  breiten  kostlichen  listen  ge-  {bL  cclxxv) 
sticket  mit  syden  mit  perlin  adder  flittern.  vnd  ore  hemde 
hatten  sccke  do  sy  dy  broste  jn  stackten  das  alles  vor  nicht 
mee  gewest  was  vnnd  dy  frowen  lange  spitczen  an  den  schon 
mit  patyn  vnnd  dy  scho  hatten  alle  wisse  scheffte  alles  vnc- 
zuchtigk  Sy  trugen  ouch  kollerechte  brostchene,  vnnd  dy 
manne  trugen  jopen  forne  uffene  mittenander  vnnd  wisse  ad- 
der von  gewande  kostliche  brost  tuchere  vnnd  über  her  gesnu- 
ret  mit  syden  snuren  adder  mit  breiten  senckeln  vnnd  breite 
prifsen  an  den  jopen  ermein,  vnnd  dy  mentele  forne  uffen 
vnnd  kort  vnnd  utf  den  syten  arme  löchere  mit  breiten  knouf- 
fen,  vnnd  vnden  vmme  her  zu  howene  sweiffe ,  körte  jopen  dy 
koller  tiff  ufs  gesneten  jn  den  rocke  zu  halbe  wegk  lange  hofsen 
gehalbert  mit  mancherley  färbe  kleyne  hüte  adder  bereth  mit 
oren  alles  vnczuchtigk.  Sy  trugen  ouch  uf  der  gafse  in 
mancherley  wifse  vnnd  färbe  als  dy  frovren  pflegen,  dy  syden 
hüben  der  frowen  vorgingen  reyne  dy  frowen  lange  czipfe- 
lichte  hüben  dy  wunden  sy  vmme  dy  houbte  adder  grofsc 
dicke  breyte  wolste  vnnd  forne  her  an  den  hüben  köstliche 
sterneche,  schone  her  als  dy  riebe  lulhe,  gut  narren  speel. 
Item  do  man  schreib  1440  jar  hy  vor  do  trugk  man  men- 
tele ane  snure  dy  frowen  trugen  rocke  mit  kragen  vnnd 
forne  zu  allerdinge  dy  manne  trugen  rocke  dy  woren  forne 
czu  allcrdinge  vnnd  gerickte  ermel,  wenigk  parchens  jopen 
{bl.  CCLXXV*).  keyne  gancze  hofsen  dy  baut  man  mit  czween 
senckkeln  an.  Stomphe  scho  vnnd  dy  mentel  worn  uff 
beyden  syten  czo,  grofse  breite  huthe,  dy  meyde  trugen  ore 
czopphe  binden  uidder  hangen  vnnd  weningk  czopphe  bender 
gancz  geczuchtigk,  keine  wifse  noch  rothe  scheffte  an  den 
schon,  sy  trugen  ouch  keine  mentele  bifs  bene  das  sy  brate 
worden. 

(W.  cc*.)   Hier  folget  noch  ein  lied  von  der  obgeschrebcn 
geschieht  des  herczoge  von  Burgiindien. 

Nu  boret  da  eyn  nuwe  mehir 
was  man  sagit  hen  vnnd  her, 
vnden  vnnd  oben  jn  den  landen. 


320   AUS  KONRAD  STOLLES  ERFURTER  CHRONIK. 

das  ist  allis  von  einem  manne  von  Bargundien 
(bl.  CGI.)  von  sachin  manchir  handc, 

Die  er  eine  czil  begangen  hat, 
manchir  hubischir  man  ist  bieben  (bieben  tot?) 
als  durch  sinen  mudwillen, 
noch  wil  er  nirgint  habe  rüge  noch  frede, 
nimant  kan  on  gestillen, 

Er  hats  jn  Nidderlande  gar  wilde  gekocht, 
na  hat  er  sich  hin  uff  gemacht 
an  die  eitgenossen  nu, 
er  hat  noch  nicht  vil  an  on  gewonnen, 
sie  setczen  ome  allis  enczeln  zu, 

Sie  haben  om  vil  landes  zu  schänden  gemacht, 
vnnd  manchen  man  nidder  gelacht, 
Schier  jn  einem  jare, 
er  hat  on  irst  eyn  grofs  gut  heim  gefurt, 
jn  ore  land  vorwar 

Das  sie  selber  nicht  konden  geholen, 
das  rede  ich  nu  wol  unuorholen, 
Sie  mochten  ome  mogelichen  sagen  dangk, 
doch  furchte  ich  betten  sie  on  bie  deme  halfse, 
sin  leben  were  werlich  krangk, 

Ifs  ist  gescheen  vor  vastnacht, 
do  hatte  er  eyn  vastnach  spil  gemacht, 
vor  Gransee  ist  er  komen, 
da  sint  etliche  Switczere  jnne  gewest, 
die  hatten  is  vor  jn  genomen, 

Wie  ers  da  hatte  gekocht  mit  on, 
sie  mochten  siner  gewalt  nicht  widerstehen, 
sie  sint  uff  gnade  er  ufs  gegangen, 
do  hatte  er  die  fromen  lute, 
Widder  got  ertrencket  vnnd  ouch  gehangen, 

Vff  vierhundirt*  odir  mehir, 
das  tad  den  eitgenossen  gar  wehe, 
vnnd  sint  kein  welschen  Numburg  komen, 
wol  uff  czwenczig  tusent  man 
als  ich  vor  nomen, 

Vff  den  ersten  donrstag  in  der  vasten, 
^  400  randhemerkung    Helretij  interfecti. 


AUS  KONRAD  STOLLES  ERFURTER  CHRONK.      SM 

« 

sie  hatten  widder  rüge  naoh  rasten, 
sie  hatten  zu  sammene  gesprochen, 
wir  wollen  alle  dar  vmb  sterben  tod, 
das  vnschuldige  blud  mufs  werde  gerochen, 

Dar  nach  uff  sonnabent  fro, 
do  czogen  sie  hin  kein  Sammerku 
vor  das  slofs  als  ich  uch  sage, 
das   hatte  der  herczoge    von   Burgundien    vor 

gewunnen, 
das  wolden  die  Switczere  widder  gewinnen, 

Vier  tusent  czogen  vort  mit  synnen, 
da  quomen  on  beheade  mehir, 
der  herczoge  quam  mit  einem  grofsen  heir, 
IS  was  czwo  mile  von  der  wagenborg, 
uff  die  Switzere  was  er  also  arg, 
vnnd  was  on  enkein  geczogen, 
er  hatte  die  wagenborg  gerumet, 
vnnd  hatte  sich  selben  betrogen. 

Were  er  jn  der  wagenborg  bieben, 
wer  on  dar  ufs  solde  haben  gelrcben, 
is  hette  noch  vil  Inte  gekost, 
das  her  die  wagenborgk  hette  gerumet 
das  was  sine  grofse  vorlust, 

Danne  er  lag  starg  vnde  veste  jn  sinen  lager, 
vnnd  hatte  eine  wagenborg  geslagen, 
vnnd  die  wol  begraben  in  die  erden, 
funff  vnnd  czwanczigk  tusent  man 
hatte  er  gehabt  zu  pferde, 

Vnde  czwei  tusent  man  zu  fufse, 
sint  man  die  warheit  sagen  mul's, 
das  waren  soben  vnnd  czwanczig  tusent  man, 
hatte  er  gehabt  jn  deme  Felde 
wol  geczuget  schone. 

Der  herczoge  was  selber  mete  uff  der  fart 
vnnd  sin  bruder  der  Jiastart 
vnnd  manchir  hobiscbir  man, 
die  hatten  alle  gancze  krebisse  an 
vnnd  glissen  als  eyn  spigel  schone, 

Das  alle  die  sprechen  vnd  jehen 
Z.  F.  D.  A.    VIII.  21 


3!^2       AUS  KONRAD  STOLLES  ERFURTER  CHRONIK« 

die  on  vor  Nufs  haben  gesehen 

gelegen  jn  deme  felde, 

das  die  waginborg  {bl.  ccii.)  vil  köstlicher  was, 

von  husern  vnd  von  gezclle, 

Die  eitgenoFsen  hatten  sich  dorzu  geschicket 
vier  tusent  man  hin  vor  gericht 
glich  an  das  herzogen  heir, 
die  Walen  sprochen  sie  weren  alle  vnsir, 
des  konden  sie  sich  nicht  erweren, 

Da  die  Switzere  worden  das  heir  ansehen, 
da  filen  sie  nidder  uffe  ore  knye, 
vnnd  boten  got  den  herren 
das  er  wolde  bie  on  stehen, 
der  herzöge  hatte  ulT  sie  grofse  begerunge 

Da  die  Swiczer  vilcn  uff  ore  knye 
das  warn  die  Walen  ane  sehn 
sie  dochten  jn  orem  mute, 
sie  wolden  sich  glich  ei^ebcn  han, 
vnd  bieten  also  vmb  gnade, 

Der  Switzere  hindcrbalt  was  nicht  grofs  noch  wihel, 
der  herzöge  kunlich  kegen  on  reyt, 
vnd  halte  drie  spitzen  gemacht, 
mit  trometen  vnd  grofsen  geschrey 
nymant  horte  nach  ny  grofsser  gepracht, 

\f^  die  viertusent  wart  er  rucken, 
die  Swilzere  worden  ouch  vor  sich  drucken, 
vnd  hatten  sich  glich  an  sie  gewant, 
vnd  sich  so  riUerlich  gestalt, 
das  die  Walen  ganz  worden  vorblendet, 

Mit  oren  langen  spiefsen  vnd  heilebarten, 
wie  sie  uff  rutere  warten, 
wo  sie  drangen  hrer, 
do  worn  die  spicfse  vnd  hellnbartcn  dar, 
or  Worten  vnd  scharff  begeru, 

Sie  hatten  mit  on  gemangilt  also, 
die  andern  cilgnofsen  komen  voilent  darzu 
uff  beide  silen  jn  gedrangen, 
got  halle  on  das  glucke  gegeben, 
das  on  wart  der  seg  gegeben. 


AUS  RONRAD  STOLLES  ERFURTER  CHBONHL      323 

Sie  hatte  die  Walen  von  on  gedraogen, 
einer  ist  nach  deme  andern  {bl.  ccii*)  enweg 

srerunnen, 
Vnd  haben  die  flucht  gegeben, 
wer  nicht  wol  zu  fufse  was, 
das  koste  ome  sin  leben, 

Sie  hatten  on  mit  rechter  macht, 
dorch  alle  sin  loger  enweg  gejaget, 
durch  die  wagenbui^  hinufs, 
zu  einer  siten  flonch  er  jn 
vnd  zu  der  andern  widder  ufs. 

Die  Wagenburg  lag,  na  merket  mehe, 
zwifssen  einem  brache  vnde  einem  sehe, 
sie  mochten  äff  keiner  siten  komen  ufs, 
danne  glich  durch  die  Wagenburg, 
treben  sie  die  mit  gewalt  en  nufs. 

So  sint  sie  alle  geflohen  hin  danne, 
vnd  haben  nichts  gebracht  da  von, 
koch,  kremer  vnd  kenzelere, 
die  haben  do  vorkoufil  ane  gelt, 
was  die  Switzcr  funden  jn  dem  heir  vnd  gezelt, 

Da  haben  sie  die  mererteil  erslagen, 
vnd  die  die  da  warn  bie  dem  wagen 
vnd  konden  nicht  entrinnen, 
der  reisige  gezouch  flouch  alles  von  dann 
vnd  musten  ouch  da  banden, 

Grofs  vnsprechlich  gut  lafsen, 
das  was  vil  ufs  der  mofsen, 
nicht  zu  singen  noch  zu  sagen, 
grofser  glucke  hat  ny  keyn  man  gesehen 
bie  alle  vnfsen  tagen, 

Danne  das  die  Switzer  haben  gehat, 
zu  gewinnen  solchs  grofses  gut. 
vnd  wenig  volks  erslagen  wart 
das  nie  keyn  man  hat  gebort 
sagen  bie  allen  vnfsen  lebe  tagen, 

Deme  herzogen  sint  da  tod  bieben 

sechs  hundirt  man  adir  soben 

vnd  der  Switzer  zu  der  stund 

21* 


324   AUS  KONRAD  STOLLKS  ERTÜRTER  CHRONIK. 

sind  funff  vnd  zwenzig  man  crslagen 
(i/.  cciii)  vnd  virzig  man  wunt, 

Die  Switzere  haben  da  Funden  uff  demc  lagere, 
mit  namcn  funflzen  hundert  wagen, 
geladen  uff  alle  ore  silen 
mit  woffen  vnd  allem  gezuge 
das  da  gehört  zu  deme  strite. 

Sie  haben  ouch  Funden  hacken  buchsen  zwene 

groFse  wagen, 
ouch  haben  sie  Funden  uff  deme  lagere 
buchsen  puluer  hundirt  tonnen 
vnd  zwey  hundirt  slangebuchsen 
Funden  sie  ouch  zu  den  stunden, 

Drie  groFse.mechlige  houbtbuchsen  her, 
da  etliche  ist  sobenzig  centener  swer, 
vil  mehir  geschütztes  vnd  wehere, 
das  is  nimant  vorsegen  kann 
nach  vorschriben  die  mehere, 

Sie  haben  da  gewonnen  sechs  hundirt  gezelt, 
dar  jnne  haben  sie  Funden  an  barem  gclde, 
von  silbere  vnd  von  golde, 
das  zwene  wagen  nicht  konden  getragen, 
sie  mochten  ome  mogelichen  sin  gar  holt, 

Das  er  sie  so  wol  hatte  bedacht 
vnd  on  solch  groFs  gut  heimbracht, 
sie  solden  ome  billich  nygen, 
sie  mögen  nu  wol  deste  bas 
herFarten  vnd  krigen, 

Sie  sint  ouch  komen  jn  des  herzogen  von  Bur- 

.  dien  canzelie, 
do  haben  sie  Funden  die  rechten  krige, 
alle  sin   trinckegesclierre   vndc  groFse  silberne 

kannen, 
güldene  kannen  vnd  güldene  koppFe, 
der  was  vil  vnd  dar  zu  swere, 

Sie   haben   Funden   einen   stul  von   silber   vnd 

golde  rod, 
da  der  herzöge  seihest  uflc  gesessen  hatte, 
plalen  von  silbern  liff  vnde  wyd, 


AUS  KONRAD  STOLLES  ERFURTER  GBRONIR.       325 

vil  rucke  vnd  schuhen    (JbL  cciii*.)  von  kost- 
lichem gewande 
von  samit  vnd  von  siden, 

Es  were  nicht  wunder  mercke  mehir, 
das  darüber  nirgent  eyn  Switzere  were 
er  trüge  an  eine  sydenn  schuhen, 
were  on  der  printz  nicht  entreten, 
sie  hetten  on  geslage  durch  sine  hüben, 

Sie  haben  ouch  funden  siuer  jngescgil  dry, 
grofse  bullen  vnd  brieffe  ouch  da  by, 
vnd  etliche  heimeliche  hinder  hüte, 
das  on  werlich  ruwet  vil  mehir  danne  alle  das 

grofse  gut 
das  er  da  verloren  hatte 

Sie  funden  eyn  banir,  das  was  von  siden  rot, 
dar  uff  gesticket  mit  clarem  golde, 
sine  wopen  vnd  alle  sine  land  daran, 
gezird  mit  richem  golde 

Nimant  kan  gesagen  nach  getichten, 
was  der  herzöge  hat  jn  disser  geschieht, 
grofses  Schadens  genommen, 
man  hat  is  uff  das  geringeste  vbirslagen, 
man  sagit  von  einer  sommen 

Es  sei  drie  hundirt  mal  tusent  gülden  wert 
an  baarem  silber  vnd  golde  ane  alle  geuerde, 
ane  die  buchfsen  vnd  andir  geschutze, 
der  printz  hatte  die  schantze  vor  seheen, 
er  hatte  sich  da  zu  haut  lassen  nutze, 

Er  mochte  wol  sprechen  vnd  sagen, 
hat  mich  der  tufcl  her  getragen, 
an  die  Switzere  vnde  eitgenofsen 
vor  war  er  lifs  nicht  davon, 
vnd  solde  er  nach  eins  legen  einen  blofsen. 

Sie  haben  drie  tage  vnd  drie  nacht  gelegen 
uff  der  legerstad  jn  sulcher  pflege 
vnd  haben  siner  gewort  nach  stritis  rechte. 

Were  er  widder  komen  uff  der  fart, 
so  wolden  sie  on  menlicheu  haben  bestad, 


326       AUS  KONRAD  STOLLES  ERFURTER  GHRONK. 

vnd  das  er  {bL  cciiii.)  das  selbige  nicht  hatte 

gethon, 
so  haben  sie  Fammerk  vnd  Granfse  ufs  gebrant, 
vnd  haben  das  gut  heim  gefurt, 
kegen  Switzen  als  jn  das  land, 

Sie  sagen  lob  vnd  ere  deme  ewigen  go(e, 
das  er  sie  behütet  hatte 
vor  sulohen  schedelichen  gesten 
vnd  das  so  wenig  volks  ist  bieben  tod, 
das  duncket  mich  das  allerbeste, 

Is  wart  ny  mogelich  nach  recht, 
das  cristene  lute  miltenandere  sullen  fechte 
vnd  vorgiefsen  das  cristenliche  blut, 
wy  wol  eine  sele  besser  ist 
dann  allir  der  werlde  gat. 

Wol  an  wir  müssen  habe  gedalt, 
is  ist  leider  vnsir  sunde  schult, 
js  blibit  dar  bie  nicht  stahen, 
ich  furchte  is  sie  nach  nicht  da, 
sie  müssen  nach  eins  daran, 

Doch  sal  man  bitten  got  den  hern, 
das  er  die  sache  zu  deme  besten  kere, 
noch  sinen  gotlichen  willen, 
vnd  wnlle  doch  dissen  Fürsten, 
sin  vngetruwe  gemute  stillen. 

Das  er  von  dem  mortlichen  krige  lasse, 
das  so  jemmerlichen  nicht  werde  vorgossen 
das  cristenliche  blut, 
vnd  das  das  geschege, 
das  sullen  wir  alle  bitten  got  Amen. 

{bl,  CCIIII.)     Der    anfangk    vnde    das  ende  der  geschieht 

hercsogen  Karls  von  Burgundien,    vnnd  wie  das  ein  ende 

nam,  trivm  regum  anno  m."  cccc."*  Ixxvij. 

Als  man  czalte  nach   christes   gehurt  vnsers   hern   vierczcn- 

hundirt  sechczig  vnnd  fnnff  jar, 
czoch  herczog  Karl  von  Burgundien  gar  uffenbar, 


AUS  KONRAD  STOLLES  ERFURTBR  CHRCNNIK.       327 

Mit  andern  furslen  gar  mechliglich 

vbir  den  edelu  koning  jn  Franckrich, 

also  ab  sie  ou  woiden  mit  gewalt  vorlriben, 

yedoch  niuslen  sie  on  lafsen  einen  koning  blibeu. 

Dauuc  is  wart  eine  richtunge  troffen. 

das  eyn  yeder  man  heim  czoich  sloffen. 

Dar  nach  greiff  er  zu  der  heiigen  ehe 

bynnen  drien  jarn  adir  en  wenig  mehe. 

Vff  der  hohczeit  was  hocher  schöner  frawen  tancz. 

Da  sprach  er,  er  sehe  vil  lieber  grofsis  strites  glancz. 

Tod  slaben  vnnd  gorgilu  abe  stechen 

stormen  fechten  stete  vnnd  slofs  brechen 

Als  er  vormals  zu  Ynehant  hatte  gethan 

da  nicht  bleib  eines  burgers  hufs  bestan 

Dar  nach  hatte  er  Lutch  die  grofsen  stad 

gewonnen  vnnd  verbrannt 

Die  muren  gefellit  die  lute  geschleifft 

vnnd  ubir  czwey  tusent  swanger  frawen  vorseufft 

In  das  wafser  mit  schüfen  die  liefs  er  dorch  boren. 

das  die  kinderlraginden  frawen  balde  ertruncken  woreu. 

In  deme  czwei  vnnd  sobinczigisten  jare  jn  der  sommerczit 

czoch  er  abir  jn  Franckrich  gar  wyet 

Dorch  sinen  hoemut  deme  kenige  zu  nide  vnnd  zu  hafs 

vor  eine  stad  genannt  Beonas 

Die  tat  er  beschiefsen  vnnd  bestormen  vaste. 

doch  muste  er  dar  von  scheiden  als  eyn  gast. 

Vnnd  czoich  jn  Normadie  vor  Robean 

derselbien  stad  gewan  er  ouch  nichts  an 

Danne  das  er  mit  vil  rouben  vnnd  brande 

grofsen  schaden  tat  jn  deme  lande 

Vnnd  vil  vnschuldiger  armer  lute  lifs  loten. 

jemmerlichen  lifs  martern  vnnd  enelendiclich  noteu. 

Dar  mete  er  gar  grofsen  grufsel  den  luten  machte. 

das  man  sine  gewalt  daste  (bl.  ccv.)  erschrecklichir  furchte 

vnde  betrachte 
Vnnd  also  sin  veller  der  herczoge  von  Gelreu   gehorsamlich 

zu  ome  reyt. 
do  halte  er  on  gefangen  vnnd  hart  jn  gefeucknisse  geleit. 
Vnde  daruoch  sin  herczogtum  Gelren  mit  heres  krafft. 


328       AUS  RONRAD  STOLLES  ERFURTER  GHROfiUK. 

ubirczogen   gewonnen    vnnd   mit    Worten    zu    sinen    henden 

bracht. 
Dar  nach  jn  deme  dryc  vnnd  sobinczigisten  jare 
gedachte  er  dorch  sine  holFart  vor  wäre. 
Ein  mechtiger  koning  jn  Frifslaud  zu  werden, 
mit  ersuchungc  grofsir  liste  vnnd  mancherhande  geuerde. 
Deme  heiigen  romschen  riche  also  abe  zöge, 
da  vbir  gemerket  wart  sine  list  vnde  behende  abtragen, 
da  wolde  der  keyser  dar  jn  nicht  geen  zu  Tricrc. 
dor  noch  jn  deme  vier  vnd  sobingisten  jare  gar  shere. 
Wolde  der  Burgundier  jn  den  stifft  zu  Köln  ouch  griffen 
als  er  horte  krigis  tanz  dar  jnne  pGffen. 
Da  coich  er  mit  siner  mannschafil  vor  Lamperten 
vnd  siner  gcsellschafft  der  Pickardien 
Auch  init  vil  buchFsen  dein  vnd  grofs 
vor  die  stad  Nufs  die  er  vaste  beschoirs. 
Zu  oren  tormen  muren  vnde  pforten. 
die  kein  omc  geslofsen  warn  an  allen  orten. 
Dafs  er  nicht  mochte  komen  dor  jn, 
wie  wol  er  doch  gerne  or  herre  were  gesin. 
Elf  tad  sine  hobischen  tanzknaben. 
tag  vnd  nacht  ane  vnderlafs  graben. 
Die  von  Nufs  grymmeten  als  die  behern, 
die  da  widderwere  zu  thune  begern. 
Mit  hullfe  des  ediln  Fürsten  vnd  siner  man. 
von  Hefsen  eyn  lantgraue  genant  Herman 
Wanne  sie  is  beduchte  zu  haben  {bl.  ccv")  guten  fug, 
So  erslugen  sie  der  Burgundier  genugk. 
Vnd  werten  sich  also  gar  lange  zit  (ane  sechs  wochen  eyn  jar) 
bifs  das  der  romische  keyser  do  hin  zoich  zu  strit. 
Da  quam  eyn  legate  zu  stunt,  der  erwarb  abezehens 
Des  folgcle  der  Burgundier  darvmb  das  er  gerne  jn  Lotringe 

gewest  werc. 
Vbir  den  frommen  fursten  herzogen  Reynhart, 
der  da  nicht  wolde  mit  ome  sin  widder  den  keyser  uff  sinen 

part 
Sundern  er  hatte  sich  getan  uff  des  keysers  site 
vnd  jn  den  dutzschen  bunt  jn  geborlicher  zit 
Vfs  redelichen  merklichen  Ursachen  sich  anefing 


AUS  RONRAD  STOLLES  ERFURTER  CHRONIK.       32» 

vnd  durch  des  almechtigen  gotis  schickunge  zu  gingk 

Vnd  durch  sine  goüiche  gnade  ist  jn  gegossen 

das  der  herzöge  von  Osterich  ewigen  Frede  hatte  beslossen. 

Mit  der  ganzen  gemeine  eitgenossenschafft 

vnd  sich  ouch  mit  iobelicher  einunge  behafit. 

Zu  andern  Fürsten  hern  vnd  steten, 

den  der  Hagenbach  das  ore  wolde  abe  wetten 

Der  des  von  Burgundien  lantvoyt  was, 

vnd  regirete  uFs  hoffart  nyde  vnde  haFs 

Wanne  die  osterichFse  lantschafft  was  also  vorpFant, 

das  man  sie  solde  jn  burgundischer  hant 

Die  alten  Friheiten  rechten  vnd  gewonnheiten  behalden, 

dar  von  wolde  sie  der  lantvoyt  Haginbach  spalden 

Mit  nuwen  Funden  nuwe  recht  mache,  jn  dorffem  steten  vnd 

sloFsen 
Da  dorch  er  sie  hatte  allirdinge  {bl.  ccvi.)  ubir  noFsen 
Er  wolde  ouch  mit  gewalt  den  buFsen  pFenning  han 
vnd  tat  den  Frowen  person  vil  schände  vnd  laster  an. 
Er  entheubte  etliche  erbare  bürgere  ane  recht  vnd  vnnorscholt, 
die  andern  bürgere  brachte  er  zu  swerer  vngedult. 
Er  machte  mit  drawen  Worten  gruFse  gruFsen. 
meistern  vnd  rad  der  stad  MuInhuFsen 
So  vil  das  sie  gedachten  einen  Fund, 
do  mete  sie  quomen  jn  der  eitgenoFsen  bunt. 
Zu  deme  das  sie  jn  des  pFalzgrauen  bescherme  wom, 
der  Hagenbach  wolde  burgundissche  gewalt  da  uffenborn 
In  dissen  sinen  hoen  Freuein  Worten, 
die  er  rette  wcren  babist  vnd  keyser  an  zweien  ortern 
PFalzgraue  vnd  die  eitgnoFsen  an  den  andern  zweien  enden, 
dannoch  muste  MuInhuFsen  werde  burgundisschen  henden 
Allir  erbare  burgerschalR  in  Brysach, 
vnderstunt  ouch  der  lantvoygt  Hagenbach 
Zu  zuFugen  Jammer  vnde  noyd, 
vnd  sie  alle  zu  brengen  jn  den  tod 
Sulchem  sinen  anslage  nach, 
quam  jn  die  selbe  stad  gar  goch 
Ein  groFs  reysig  gcsinde, 

der  uiTsatz  wart  von  den  burgern  gemerket  gar  s winde. 
Die  reysingen  knaben  worden  balde  uFs  getreben, 


330       AUS  RONRAD  STOLLES  ERFURTER  GHRQPI|K. 

der  lanlvoygt  Ilagenbach  ist  vor  die  orte  da  hieben 

Den  behilden  sie  vnd  wart  gefraget  ane  lachen, 

von  sinen  manigfeldigen  bofsen  Sachen 

Er  bekante  siner  mortlichin  gcfecht, 

wie   er   helle   dicke  vnd  vil  erbar  bürgere  ertötet  ane  recht 

{bl.  ccvi*). 
Andere  sine  ubiltete  warn  oucb  gar  nifenbar, 
darvmb  fugile  out  zu  machen  eyn  korz  jar 
Vnd  vororleilte  on  vmb  sinen  tod  slag, 
das  om  sin  houbt  abe  fiel  vnd  uiF  der  erden  lagk. 
Da  mele  nam  sine  bofse  gewait  ein  ende, 
es  wart  ouch  davor  nach  angefange  des  bundes  behende. 
Deine  burgundischiu  siner  pfanlschaffl  losunge  vorkundiget 
mit  einen  herolde  jn  brielTen  der  pfantschilling  gegrundit 
Wie  der  jn  eine  benanle  frye  slad 
an  golde  rod  were  geleyt  zu  nemen  fru  vnd  spot 
Solche  lofsunge  hat  der  Burgundier  vorachtet 
vnd  sich  uff  vientliche  krige  betrachtet 
Des  er  sich  dorch  die  sinen  hat  gefangen  an 
mit  kirchen  bumen  berouben  frowen  vnd  man. 
Mit    prisler    beschedigungen    kirchen    heiigen    gezirden    zu 

sehenden, 
mit  tod  slahen  vnd  roberigen  an  vil  enden 
Des  halben  fursten  hern  stete  vnde  lande  gemeyn 
lobclichcr  hoer  zöge  quomen  ubir  ein. 
Da  mete  sie  Ellekort  erubirten, 
vnd  der  Burgundier  gar  vil  zum  tode  erkoberten 
Vff  sontag  nach  sancti  Martini 
bie  deme  guten  nuwen  wini 
In  deme  vier  vnd  sobinzigsten  Jare, 
darnach  jn  deme  neesten  jare  zware 
Wart  gezogen  vor  Gransee  vnd  Lyle 
vnd  Blanrunt  gewonnen  subtile 
Vnd  ouch  sust  vorslort  andere  roubneste, 
vnd  gelotet  alt  vnd  Jungk  das  beste 
Bifs  das  sie  die  roubhuser  alle  vmb  brocheu 
vnde  die  ubile  bofsen  gestichle  rächen 
Burgundischer  grofser  hoemut   {bl,   ccvii.)    achle    des  alles 

deine, 


Aus  KONRAD  STOLLES  ERFURTER  CHRONIK.       88! 

er  was  jn  kritischer  ubunge  vorhertet  als  ein  steyn 

Seiden  ymanl  konte  vor  om  genefsen, 

nach  dcme  er  horte  den  grofsen  Alexandrun  lefsen. 

Wie  der  alle  werll  ubirirwant, 

des  glichin  luste  on  ouch  also  werden  genant 

Vnd  hatte  sich  des  ubirwindens  vormessen, 

er  hatte  abir  des  rechten  anefangis  vorgessen. 

Das  er  also  eyn  mechtiger  furste  nach  cristenlichen  rechten 

zum  ersten  widder  die  Turcken  helffen  fechten 

Die  kurzlich  jn  der  keyserlichin  magistrat  erblandn 

klegelich  vnd  mortlich  haben  genommen  ubir  banden 

Manigis  cristen  menschen  blut  haben  vorgossen 

das  hat  den  Burgundier  nicht  vordrossen 

Er  hat  vil  lieber  cristen  menschen  getötet, 

vnd  geschalfen  zu  toten  genotiget 

Nu  als  der  burgundissche  herzöge  jn  Lotringen  zoich 

vnd  dar  jnne  jderman  sine  grofse  macht  floch 

Da  ergäbe  sich  ome  die  lotringisschin  stete 

vnd  wer  da  gerne  frede  vor  om  hetle 

Der  ging  zu  geloben  an  sine  hant, 

damete  gewan  er  gar  vil  lute  vnde  lant 

Vnd  zoich  da  jn  Burgundien  vorbas, 

als  danne  siner  grofser  anslag  was 

Zu  hellfen  den  zu  Sophoien  vnd  den  die  om  woren  gewant, 

die  sich  hatten  uFs  der  eitgnofsen  bunde  zutrant. 

Dar  jnne  ore  eidern  vnd  sie  gar  lange  worden  den  gesyn 

das  was  demc  Burgundier  gar  eine  grofse  pin. 

Vnd  brachte  sie  uff  sine  site,  {bL  ccvii") 

darvmb  zoich  er  ufs  zu  strite 

Zu  reysen  vnd  zu  vechten, 

vnde  belag  der  eitgnofsen  knechte 

Vierhundiit  jn  Gransce  hie  deme  see, 

dar  jnne  geschach  on  von  hungere  gar  wehee 

Das  sie  ulf  sine  zu  gesagete  gnade  erufs  quomen  gegangen, 

da  wurden  sie  alle  gelotit  vnd  gehangen 

Das  ging  den  gemeynnen  eitgnofsen  zu  hertzeu 

vnd  erwugen  sich  alle  zu  lidene  totlich  smertzen 

Adir  suiche  sine  mortliche  vngnade  zu  rechen 

vnd  hüben  an  on  vnd  die  sine  zu  slaen  vnd  stechen 


332       AUS  KONRAD  STOLLES  ERFURTER  GBROlfik. 

Vnd  erslugen  mit  gotis  hulffe  vil  der  sineu  lod 

vnd  brochten  oa  baldc  jn  fliehens  nod 

\^  sonabent  vor  invocauit, 

worden  gar  vil  der  sinen  ores  lebens  quyd 

Vnd  wart  omc  an  gewonnen  mit  stritis  kraffl 

sine  Wagenburg  vnd  was  dar  jnne  bleib  bchaft 

Silber  golt  sidengewant  vnd  clenod, 

sin  jngesigil  vnd  gar  vil  dingis  das  on  got 

Also  mit  grossen  vnd  mit  deine  buchsen  gnediciiebin  bescherte. 

do  mete  er  sich  kegen  on  woide  haben  gewert. 

Durch  sin  volk  vnd  buchsenschiessere, 

ouch  sine  bogenere  vnd  langen  spiessere. 

Die  sich  alle  haben  davon  gemacht, 

da  sie  der  vil  helmbarten  nomen  achte. 

Vnd  der  vil  Switzere  glänzen 

do  lernten  sie  ouch  flien  tanzen. 

Doch  bleib  er  ouch  vil  kleben, 

die  do  alle  verloren  or  leben. 

Mit  erslahen  vnd  ertrincken  ju  deme  sehe  (bl.  ccviii.) 

dar  nach  wart  on  abir  gelesten  mehe. 

Der  eitgnofsen  macht  zu  schowen, 

dorvmb  war  er  kegen  Losan  gezogen 

Vnde  hat  sich  widder  an  gerust  mit  anden  buchlsen 

ouch  sin  ungeslagen  volk  laFsin  wifsen 

Er  wulle  als  eyn  fürstlicher  man 

andirweil  gar  kunlichen  dran 

Vil  Volks  mehir  danne  vor  ist  zu  ome  komen 

vnd  er  hat  sinen  heirzog  widder  an  genomen 

Vor  das  stetelin  Mortin  sich  geleyt, 

der  graue  von  Remond  ist  ouch  mit  ome  bereit 

Mit  den  Sofoyern  jn  das  leger  gezogen, 

die  stadmure  hat  sich  kegen  on  gebogen. 

Von  deme  schiessen  der  grofsen  buchfsen  steyu, 

der  stad  lute  kegenwere  was  ouch  nicht  kleine 

Bifs  das  die  gemeine  der  eitgnofsen 

vnd  ore  zugewanten  sint  zusammene  gestofsen 

Nemelichen  des  herzogen  von  Osterichs   Sigismundis  macht, 

herzöge  Reinhart  von  Lodringen  hal  sich  selbir  dar  geacht 

Der  zweier  bisschoffe  vnd  stete  Strafsburgk  vnd  Basile  lule, 


ABS  KONRAD  STOLLES  ERFURTER  CBRONIK.      SS3 

Colmar  Slelstad  vnd  andere  richslete  sumeten  sich  nicht 

Vnder  deme  volke  worn  feie  grauen  hern  vnd  edilknechte 

die  worden  ritter  geslagen  zu  ritterlichem  gefechte 

Funff  paternoster  vnd  aue  Maria  den  wunden  Cristi 

worden  demutiglich  gebetet  mit  geboygeten  kien 

Vnd  mit  witen  ufs  gespannen  armen, 

das  sich  got  gncdiclichen  wulde  über  uns  erbarmen 

Noch  siner  gotlichin  gnadin  gewonheit, 

amen  habe  sie  alle  frolichen  vnd  getrost  gesagit 

{bl.   ccviiiS)    Vnd  sint  in  deme  namen   gotis  kegen  deme 

Burgundier  hin  gezogen 
vnd  haben  gar  ritterlichen  dar  jn  gehauwen. 
Mit  redelichis  stritis  ordenunge  an  on  gewant 
da  ist  er  abir  fluchticlich  dar  von  gerant 
Doch  musten  or  vber  vierzentusent  hüben 
mit  tod  slahen  jn  den  see  sich  lafsen  triben 
VfT  sonabcnt  der  zeentusent  ritter  tag, 

als  man  tusunt  vierhundirt  sechs  vnd  sobinzig  jar  zelen  mag 
Buchrsen  vnd  andirs  gezugis  gar  vil, 
liesen  sie  auch  dar  uff  das  selbige  zil 
Der  Burgunder  gar  balde  gonfs  kegen  Sälen  floich 
der  eitgnofsen  volk  des  von  Romond  lant  an  sich  coch 
Vnd  zogen  or  enteil  kein  Losan, 
da  bie  Gngen  die  sofoyssche  rethe  an 
Es  zu  teydingen  widder  jn  den  alden  bunt, 
den  landen  zu  Freden  jst  gar  gesunt 
Vndc  sprochen  sie  wolden  geben  was  sie  solden 
adir  was  die  eitgnossen  vorgnuglichs  haben  wolden 
Das  wart  al  da  beslossen  zu  Friburg  jn  Ochtland 
uff  einen  gutlichen  tage  da  seibist  zu  band 
In  bieweFsen  des  herzöge  von  Lodringcn, 
der  halff  is  mit  des  konigis  reten  zum  besten  bringen 
Dar>'mb  haben  die  lande  nu  widder  oren  Frien  wandel, 
kegen  cnander  mit  allem  frunllichen  handel 
Als  nun  der  Burgunder  nach  seiner  flucht, 
ist  zu  Sälen  gelegen  jn  stiller  zucht 
Vnd  keine  boFse  adir  hat  gereget, 
so  ist  doch  binnen  des  der  herzogen  von  Lodringen  worden 

beweget 


334      AUS  RONEL\D  STOLLES  ERFURTER  CHRUfOK;  ^ 

Darvmb  das  er  ome  Nanscc   hatte  vmme  legen  vnd  vorge- 

baldeQ 
hatte  sich  gerust  uff  ein  glucke  vnde  got  walden 
Das  er  Nansee  die  stad  sin  eigen  vnd  erbgut, 
widder  mochte  brengen  jn  sinis  selbis  hud 
Vnd  had  das  mit  siner  buntgenossen  macht  {bl,  ccix.) 
widdir  zu  brengen  zu  sinen  banden  geacht 
Nach  langen  leger  vnd  vii  schiessen, 
das  hat  den  Burgundier  wollen  vordriessen 
Vnd  sich  abir  beworben  mit  allen  sinen  künden 
vnd  des  eine  grofse  zal  helffendes  volks  funden 
Vfs  sinen  vbirn  vnde  niddir  lande, 
die  sint  alle  kommen  zu  sinen  banden 
In  sin  feltlager  vor  Nansee, 
darjnnc  ist  allir  erbarkeit  gesehen  gar  wie 
Mit  hungir  liden  vnd  mit  scbiessen, 
mufse  huude  vnde  katzen  genyefsen 
Ouch  etliche  tage  pferdefleisch  musten  essen, 
der  Burgundier  halle  sie  so  harte  besessen 
Das  er  sie  alle  wolde  haben  tod, 
vnd  brengen  swerlich  jn  Sterbens  nod 
Er  hatte  eyn   vas    fol   strenge  darroete   wolde    er    sie   alle 

hencke, 
vnd  keiner  fursllichen  gnaden  kcgen  on  nicht  gedencke 
Vnd  halle  die  gerechtickeit  gar  zurucke  geslageu 
das  wolde  om  got  nicht  lenger  vortragen 
Nemlichen  uff  sontag  der  heiligen  dry  konnige  abind 
on  geslrofll  mit  totlicben  goben 
Vil  bitterer  danne  der  mirre, 
ist  sin  sele  von  sines  liebes  gescbirre 
In  wye  rauche  sinir  hochfart  hin  gefarn, 
got  wolde  mit  dcme  golde  siner  gnaden  die  sele  bewarn 
Vnd  allir  toten  übe  seien, 
die  sinerhulben  sind  komen  jn  quele. 
In  allen  strilen  slormen  vnd  vechten, 
von  hern  ritlern  cdil  lulen  vnd  armen  knechten 
Der  er  vurnofscn  vil  hat  zun  lode  bracht, 
zu  solde  uff  genomcn  vnd  sie  zum  tode  geacht 
Wanne  er  on  oren  wochen  sold  solde  geben. 


AB»«flNBAD  STOLLES  ERFURTER  GHRONK.      aS5 

so  sclückle  er  sie  zu  stormen  das  sie  verloren  or  leben 
So  behill  er  danne  das  selbige  geil,  {bl.  ccix".) 
da  metc  besserte  er  danne  abir  sin  lieir  feit 
Vnd  ouch  sundcrlichen  die  in  Lodringen  siut  gelegen  dar  niddir, 
ajs  er  jn  slrilis  wise  facht  da  Widder 
Vnd  sich  hatte  mit  stritbucbfsen  zugericht, 
zu  volbrengen  an  der  stad  Nanse  grofse  totliche  geschieht 
Die  dann  got  der  almechtige  gnediciichen  wante, 
vnd  gab  schickunge,  das  man  on  vnvorselich  an  ranle 
Nach  ritler  slahens  gewonheit 
vnd  nach  geborte  der  eitgnossen  bescbeyt 
On  ouch  ritterlich  vnd  fientlich  an  greffen, 
da  was  sin  fechten  nicht  anders  dann  jm  stegereiOe 
Vnd  stach  vaste  flcende  vnden  mit  den  sporn 
vben  was  sine  wehere  des  Stechens  ganz  erfrorn 
Nach  sincr  flucht  ubir  andir  tage  vnd  stunden 
wart  er  als  eyn  armer  knecht  nackt  vnd  tod  funden 
Danne  so  balde  sin  hofemeister,  kammerere  vnd  arzt  on  le- 
gende an  sahen, 
klegelichen  weinende  vor  war  sie  sprechen. 
Das  ist  vnfser  herre  von  Burgundien  gewesen, 
der  almechtige  gol  lafse  sine  sele  genefsen 
0  ewiger  gerechtir  got  jn  hymmels  trone, 
0  koniginne  der  barmherzickeit  allir  höchste  kröne 
Als  den  dutzen  landen  vnd  nacion 
die  jn  fruntlichem  vorbuntnisse  stan 
Gcndigc  hulffe  von  dir  grofslich  ist  gescheen  vnd  gethan 
das  sie  des  Burgunders  gewalt  sint  worden  ahen. 
Des  sagen  sie  dir  got  hoch  lob  dang  vnd  ere  gar  schon 
alle  crlstenlichen  demuthigen  vndirthan 
Die  der  liebe  ewige  barmherzige  got  nummer  wil  gelan, 
sundern  allezit  tröstlich  beschermen  mit  gnediger  sonnen  vnd 

mand 
Vnde  vns  alle  helifen  zu  ewiger  selickeit, 
amen  {bL  ccx.)  sie  jn  froiden  von  vns  allen  ewiglich  geseyt 
Ilir  nympt  des  herzogen   von  Burgundien   macht   vnd    leben 

eyn  ende, 
das  vns  got  sinen  heiigen  engil  sende. 
Der  vns  alle  beware  vor  sulchen  furslen, 


336   AUS  KONRAD  STOLLES  ERFURTER  CHRONIK. 

die  also  nach  armer  lute  gute  vnd  blud  dorsten. 

Bisthum  vnd  richstete  meinen  vndir  sich  zu  brechen   * 

des  sulle  wir  got  bete  zu  rechen. 

Vnd  das  er  vns  davor  behüte  gnediclich, 

dar  vmme  sollen  wir  om  dang  sagen  ewiglichen,  amen. 

finis. 


Ein  Resonet  in  laudibus  wieder  die  falschen  Euangelischen. 

Wir  wissen  wol  den  grossen  trug,  {bl,  cccix*.) 
den  merket  hie  on  alle  lug, 
man  sieht  ganctz  dar,  manch  grofs  beschwar, 
so  lang  gebraucht  die  dachreuber 
jr  freyen. 

Sie  singen  er,  lob  jren  got, 
Plutoni  der  ju  geholffen  hat. 
Das  als  ietzt  Euangelisch  ist. 
Was  jren  leib  macht  geil  vnnd  faist 
ir  frey. 

Sie  geben  al  den  pfaffen  die  schuld, 
so  redt  ich  das  mit  meiner  hueld, 
es  kompt  als  von  dem  kouffman  her, 
jch  mein  von  erst  die  geselschafller 
jr  frummen. 

Der  ein  hat  allen  wein  bestell, 
der  ander  sich  des  pfeffers  helt, 
der  drit  als  schmaltz  hat  genomen  an, 
noch  seit  jr  nhur  den  pfafTen  gramb. 
Ir  freyen. 

Sie  haben  gar  kein  gewissen  nicht, 
mit  eilen  mafs  muntz  wag  vnnd  gewicht, 
mit  argem  gefar  falsch  trug  vnd  iist, 
damit  sein  alle  whar  vermischt 
jr  freyen. 

So  was  bedarff  der  arme  man, 
den  mufs  er  zu  dem  kauffman  ghan, 
nemen  was  vnd  wie  sie  da  wendt 
man  schickt  es  sunst  an  ander  endt 
jr  frumen. 


AVä  KONRAD  STOLLES  ERFDRTBB  CBRONBu       »7 


'  {bl.  Gccxn.)    Hodie  apparuii. 

Hodie  sie  triamphirn 
vnd  pauccatiren 
noch  der  paufs 

der  arm  maa  verdirbt  vnd  murs  zum  thor  hinaoTs, 
eya  cya 

wie  lang  wol  wir  narren  sein, 
macht  doch  diieb  al  ding  gemein 
Clemencia. 

Siehstu  nit  das  superbiren. 
schlytten  faren 
vber  mafs; 

Venus  vnd  Diana  seint  vff  aller  straTs, 
eya  cya 

mussig  gan  mufs  gleichen  hann, 
man  wil  dich  nit  feyern  lan. 
Invidia. 

Es  mufs  jn  alle  menschen  fliehea. 
dhuet  abzihen. 
wo  sie  farn. 

das  maul  kompt  jn  den  gantzen  tag  nit  aurs  dem  bam, 
eya  eya 

golt  vnd  samath  von  jn  gleist, 
der  arm  man  bleibt  vngespeist, 
Superbia. 

Sie  reyten  al  vff  hengsten  brein,  (bl.  cccxii*.) 
auff  wegelein 
jn  vbermuth 

vnd  fressen  al  an  vnderlafs  der  armen  guth, 
eya  eya. 

hoffart  kan  nit  bestendig  sein 
fürt  euch  al  jn  ewig  pein, 
Justicia. 

Alsbald  sie  aufs  dem  beth  hergand, 
kalt  Suppen  stand, 
schenck  tapfer  ein. 
Z.  F.  D.  A.  VIll.  22 


338   AUS  KONRAD  STOLLES  ERPORTER  CHRONIK. 

den  tag  treten  sie  wie  die  gemalten  pfauwea  hrein. 

eya  eya. 

sol  das  euangelisch  sein, 

füllen  sich  doch  wie  die  scbwein, 

In  crapula. 

Den  gantzen  tag  klingt  seyten  spil. 
seind  freyden  viel, 
auff  allen  plan, 

noch  tiesch  fengt  man  zu  spielen  vnd  zu  lantzen  an. 
eya  eya, 

einer  zu  dem  andern  ferth. 
der  arm  man  sich  kaum  ernert. 
miseria. 


{bL  cccxii*.)    Ein  Omnis  mundus  coh  eosdem. 

Omnis  mundus  thnt  sere  waeten 
natu  hoc  errore. 
casta  mater  wol  vns  behüten 
a  plaphemo  (/.  blasphemo)  ore, 
haut  sie  braubt  gnad  vnd  ehr, 
jr  furbit  gilt  nit  mher, 
geile  pock  vnd  slincket  geck 
seint  hodie,  achten  sich  jre  gleich, 
schnöde  wurm, 
last  ewrn  stürm 
cum  virgine, 
euch  wirdet  ewigs  we, 
we  we  we  we  we  we 
euch  Wirt  ewigs  we, 
keret  vmb 
e  zeit  kümb. 
thund  euch  kennen, 
vnnutz  hennen. 
itaque  ruflents  an 
weib  vnd  man. 
sie  kan  euch  jn  allen  noten  beyslan. 


AUS  KONRAD  STOLLES  ERPURTE»  CHRONIK.       310 


{hl.  ccGXiii.)    Ein  Dies  est  leticie  wieder  die  falschen 

EuangeUschen. 

Der  tag  der  ist  so  freidenreich 
allen  lutherischen, 
dan  sie  füllen  jre  beuch, 
haut  vol  al  gewelb  vnd  kysten, 
durch  Wucher  falsch  fiierkauff  vnd  list, 
das  nindert  mher  kein  narong  ist, 
sie  habens  als  jn  henden, 
vbering  es  als  verschwindt, 
bifs  es  vns  ein  tewmng  pringt, 
hie  vnd  allen  enden. 

Der  Luther  kam  in  eben  recht 
mit  viel  guther  meren, 
der  die  heiligkeit  verschmecht 
vnd  thut  alding  vmbkeren, 
darumb  ein  ider  itznnt  helt, 
was  jm  nach  lust  seins  leibs  gereit, 
jr  solt  mich  recht  vemhemen, 
kein  ehr  noch  tngent  gtelt  nit  mher, 
wie  vnser  alter  brachten  her, 
man  wil  sich  niemer  Schemen. 


{bl.  ccGxiv.)    Ein  0  Armer  Judas  von  den  newen  Christen. 

0  jr  viel  armen  christeii 
was  band  jr  gethan, 
das  jr  euch  Priapisten, 
haut  so  verfuren  lan, 
darumb  muest  jr  noch  leiden 
vil  hellische  pein, 
sanct  Peters  schiffla  meiden 
falt  jn  das  mher  hinein 
kyrieleison. 

22  ♦ 


340       AUS  KONRAD  STOLLES  ERFURTER  CHRONIK. 

Nit  neyd  die  hohen  schulen, 
wuthet  nit  mit  schalle 
sie  land  nit  also  wulen. 
wie  es  euch  gefal. 
wissen  kein  grund  noch  glauben, 
bey  potencia, 
seint  jr  die  seien  brauben 
vnther  falschem  schein 
kirieleyson. 

0  jr  reudigen  scheffle, 
wer  hat  euch  verblendt, 
das  ir  furwitzig  effle, 
nit  ewern  hirten  kendt, 
den  wollfen  thut  nach  lauffen, 
gand  willig  zu  dem  tod, 
got  wirt  euch  schwerlich  straffen, 
jr  thuls  an  alle  noth, 
kiriclevsou 


{bL  cccxvi.)    In  nomine  domini  Amen. 

Wie  had  der  deufel  seinen  samen 
Vnder  die  von  Mentz  gestrawet 
Etlicher  sich  mit  crawet 
Das  jn  nit  jucket 
Es  ist  wol  jr  selber  schuldt 
Ir  hoffart  jr  vngedolt 
Ir  grosser  vbermut 
Wirt  offe  das  letzste  nymmer  gut 
Darnach  haut  sie  gerungen 
Die  alten  vnd  die  jungen 
Bit  menchen  grieffen 
Die  sie  gegen  den  stieiilen 
Vnd  gein  dem  reiche  haut  gethan 
Sie  enwolden  niemant  für  nicht  han 
Bit  mancher  hende  Sachen 
Sie  wolden  konig  vnd  bischoff  machen 
Die  rede  hat  nit  furgang 


ADS  KONRAD  STOLLES  ERFURTER  GBRONK.      S41 

Der  keyser  was  jn  zu  lanck 

Alle  hern  waren  jne  za  dein 

Sie  wolden  die  iandt  gemein 

Bezwingen  vnd  hern  sein 

Sie  beschlossen  Meyn  vnd  Rhein  {bl.  cccxvi*.) 

Vnd  des  reicbs  Strassen 

Die  grofs  vnmafse 

Das  let  got  nit  vngeroehen 

Wan  das  sie  handt  gebrochen 

Closter  vnd  godes  haufs 

Vnd  hant  vordrieben  daraoTs 

Die  epte  vnd  die  mönehe 

Die  pfaffen  vnd  canonicke 

Die  musten  Mentz  entweichen. 

Die  armen  vnd  die  reichen 

Die  pfaffen  alle  gemeyne 

Sie  sein  grofs  vnd  kleine 

Sie  hant  sie  gevnereth 

Vnd  gots  dinst  verkeret, 

Den  man  do  so  schone  beging 

Wer  diesen  rath  ye  angefing 

Sie  sagent  jm  es  vndangk. 

Es  sey  kurtz  oder  lang. 

Darumb  seindt  sie  geschendet 

Vnd  an  jren  eren  gependet 

Als  ist  es  gefallen 

Ir  vberbracht  jr  schallen  {bL  cccxvii.) 

Ist  nidergelegen 

Sie  handt  liecht  vnderwegen 

Den  von  Osterreiche 

Den  wolden  sie  simliche 

Sie  ein  konig  han  gemacht 

Die  rede  wart  nieder  gelacht 

Vnd  hant  sie  keyne  möge, 

Sie  warthen  anders  was  in  doge, 

Vnd  lan  hern  vnd  forsten  seyn, 

Ich  Sprechens  vff  die  trewe  meyne 

Der  sich  vber  wille  der  vberwist  sich 

Dem  ist  wol  die  rede  gleich 


». 


342       AUS  KONRAD  STOLLES  ERFURTER  GHRONIK. 

Also  hant  sie  gebrawen, 

Das  mag  sie  wol  berawen, 

Das  ist  aber  nue  zaspaden 

Des  hant  sie  kein  genade. 

Der  aide  rath  nne  dem  jungen  entwiehe 

Das  muet  sie  mogelicben 

Vnd  ist  grols  schwere, 

Das  loer  vnd  melciepe 

Seindt  kommen  jn  den  newen  rath 

Vnd  anch  meyster  Zudielrat, 

Das  ist  von  Genginbach  her  Johan 

Der  ist  gar  ein  wysser  ni^n. 

Dem  volgendt  beyde  (6/.  cccxvii*.) 

Kremer,  weher,  becker,  «chmyde 

Vnd  auch  die  korssener 

Schneyder,  sedeler^ 

Vnd  die  weiTsgerwer 

Vnd  manch  duchferber 

Die  hant  alle  der  stede  rade  geschworen 

Ir  keiner  wart  darzu  nie  gebom 

Was  es  auch  dade 

Wenig  fischer  zymmerlude 

Die  komen  alle  zu  rade. 

Zu  meyster  Zuckdrade 

Bit  sich  die  gesetzen 

So  komen  die  Steinmetzen 

Vnd  die  fal's  bender 

Vnd  die  alt  gewender 

Vnd  die  alden  russen 

Die  wollent  es  gar  verhossen 

Vnd  haldent  alle  das  gebot  fyl  hart 

So  komet  meyster  Fege  hart 

Bit  seinem  scharsasse 

Obe  sie  macht  ir  wasse 

Ja  sie  sicherliche. 

Sie  sein  arm  oder  riebe. 

Kromp  oder  siecht 

Sie  komenl  alle  in  den  newen  rat  gerecht 

So  sprichet  eyner  wart  warte 


'*  • 


AUS  KONRAD  STOLLES  ERPURTBRiOIMOMIK.      MI 

Wo  seint  die  vom  holte  maiie 

Eberhardt  vad  Hertwin 

Die  solden  auch  hie  sein 

Bit  sich  gdie  (so)  gehauffen 

Vnd  zusammeo  gelauffen, 

Vinb  des  laades  ere  vnd  der  stede  frommen 

So  ist  noch  nit  kommen 

Ir  aller  meynster  Sasse  i|Hii^(i...munt) 

Der  fint  vil  manchen  .^tt^fen  foiii^' 

Vnd  Jacob  Issen  men'ger.' 

Die  zween  seint  anfenger 

Vnd  macbint  d*\attW6n  jnath 

Vnd  seint  meystjf^^adiitcai  ..  i 

Vor  den  ändert  ilte  \l« 

Wem  difs  nit  WctjfüUÜ»  . 

Wil  er  ein  bessern^kaesseii 

.  ■  «■     ,  .      * 

Er  mag  wol  vor  biesieiif;   /  ^'' 

Dis  ist  also  vmb  seinen  nwat 

Vnd  der  rechter  Scherpelin 

Vnd  alle  rechter 

Wer  es  en  noch  eyns  so  schwere  (bt.  gcgxviii*.) 

Sie  mussent  alle  rechten  nach  jrem  geboden 

Die  kemerer  vnd  waltpode. 

Vnd  auch  der  schultes 

Sie  mussent  alle  rechten  nach  jrem  gebeib 

Ist  es  nit  anders  vmb  ein  bar« 

Die  rede  ist  sicher  war. 

Also  gent  manchen 

Die  kurtzen  geyn  den  langen, 

Seint  worden  gleich  herre 

Wer  gefriesse  ye  mere 

Oder  bort  ye  nit  gesagen 

Das  in  so  kurtzen  tagen 

So  grob  drawen  vnd  vberbracht 

Wart  so  bald  niedergelagt 

Ais  Jacob  zum  Barte. 

Der  was  gar  zu  harte. 

Vle  vnd  Heintee  Gotee  vnd  Foltee, 

Müch  (/.  Vlricb)  der  Stollze 


344       AUS  KONRAD  STOLLES  ERFURTER  CHRONIK. 

Vnd  der  wysse  Bouwelman 
Wie  fyi  er  weyfs  oder  kan 
Sie  mussent  alle  zorade 
Bey  meyster  Zuckedrade* 
Diefs  mag  euch  wol  verdriessen 
Diese  rede  wil  ich  besliessen 
{bl,  cccxix.)  Mit  einer  frembden  Sachen 
Des  soll  ir  auch  nit  lachen. 
Das  ist  sicher  war 
Es  nit  ein  jar 
In  eym  keller  graben 
Da  fanden  sie  mit  buchstaben 
Einen  grossen  stein, 
Den  läTs  ir  ein, 
Vnd  warn  des  fondes  firo 
Da  stundt  angeschrieben  also 
Ker  vmb  du  findest 
Alles  erge  fondefs. 
Waren  zu  kleine 
Bit  sie  dem  steine 
Das  vnder  offe  gewandten 
AI  erst  da  sie  bekanten 
Die  rechten  mere 
Vnd  was  jn  vil  schwere 
Das  sie  worden  vnfro, 
Da  sie  lassen  also, 
Mentzer  rinckmuere 
Hat  manchen  losen  gebawere. 
Beschlossen  vnd  vmbfangen. 
Darnach  ist  es  hergangen  z  clrt  fleyrs*) 

Nach  den  fForten:  z  clrt  fleyfs 

Disparibas  meritis  peodent  circa  corpora  ramis 
Dismas  et  gesmas  medio  dioina  potestas 
Summa  petit  c«lj  dysmas  petit  infima  gesmas. 


AUS  KONRAO  STOLLES  ERPURTBR  IMfimt.      S45 

* 

jifmo  Lex  sexto. 

Numere  dümeae  Amen, 
Wie  gar  seinen  alten  samen 
Geweldigliche  der  teuffei  hat 
Zu  Mentz  gestrawet  jn  den  rath 
Das  jn  nit  gent  zu  hertzen 
Die  schaden  vnd  zu  schmertzen 
Die  jren  eidern  seint  gescbeen 
Sie  solden  es  billich  ane  sehen. 
Wie  sie  verlorn  erc  vnd  gut 
Durch  jren  grossen  vbermut 
Den  hievor  die  alden  trieben 
So  ist  ir  hoffieirt  noch  beklieben 
Sin  wafs  genug  vnd  auch  gar  fiel 
Des  ich  nue  hie  nit  sagen  yn  wille 
Doch  mag  ichs  aHes  nit  geschweigen, 
Als  der  da  harpet  vf  der  geygen. 
Wie  sie  musten  jn  kurtzer  frist 
Nach  Jacops  vnd  Süssemundes  list  {bL  gccxx.) 
Sie  deden  es  gerne  oder  wolden  zomen 
Die  Schlüssel  hie  zu  Mentz  zu  allen  tomen 
Der  gemeynde  brengen  an  ir  haut 
Da  myde  man  nue  bürge  vnd  iandt 
Gar  vestiglich  kan  zwingen 
Nwe  amen  müssen  sie  singen 
Das  seindt  die  guden  von  den  alden. 
Sie  weneut  des  dinges  allein  walden, 
Nein  zwar  sie  woUent  die  feder  besengen 
Ich  forcht  man  werd  sie  sprengen, 
Das  sie  die  fursten  hochgeborn  "^  N 

Die  zum  bisthuqib  vfs  erkorn  '*^«^ 

Zu  Mentz  werdint  zu  ander  zeit 
Von  dem  capittel  sunder  nit 
Den  das  von  recht  beuolhen  ist 
Vertreiben  woldeji  zu  aller  frist 
Nach  jrem  tommen  synne 
Yn  selber  zu  gewyne 
Daran  sie  nit  gewonnen  haut 


346   AUS  KONRAD  STOLLES  ERTURTER  CHRONIK. 

Jedoch  sie  nit  abelont 

Die  jungen  die  seindt  worden  geile 

Sie  wollent  aber  dar  jr  heill 

Versuchen  nach  der  alten  kunst 

Sie  schwerent  hoch  mit  grosser  gunst 

Sie  wollen  mit  der  pfheit  (pfaffheit?)  stan 

Vestigliche  one  allen  wau 

Zu  allen  jren  rechten 

Mit  weihen  kinden  knechten. 

Vnd  gebiedendt  vestigliche. 

An  leip  an  gut  arm  vnd  riebe 

Das  sie  dauon  sollen  vallen  nicht 

Als  schier  das  gepot  geschiet 

Die  ersten  die  dan  dauon  laut 

Seint  die  die  es  gemacht  hant 

Alsus  sie  wennent  liegen, 

Got  vnd  die  werleth  betriegen, 

Schleiffen  vnd  auch  wenden. 

Die  wollent  an  beiden  enden. 

Zu  äugen  dienen  hie  vnd  dort 

Den  bischoffen  geben  süsse  wort 

Von  Speyer  vnd  auch  von  Babenberg 

Vnd  wollent  mit  dem  gauckelwerck 

Suchen  nutz  in  jren  sack 

Das  doch  nit  gewesen  magk 

Es  magk  jn  noch  wol  werden  hart 

Das  sie  sufse  niachent  wieder  parthe 

An  pfaffen  vnd  an  leyen  {bL  cccxxi.) 

Man  mag  darumb  noch  schreyen 

Manchen  der  sich  es  nicht  versiecht 

Mich  wundert  das  sie  die  geschiecht 

Das  recht  sie  nit  aufstragen  in  lant 

Der  sie  nyschnit  zu  schaffen  hant 

Das  sie  die  vrteil  wollent  sagen '^ 

E  danne  die  Sachen  werden  aufsgetragen 

Daran  sie  folgent  leuthen 

Die  selber  nit  bedeuthen 

Konnent  das  recht  noch  ander  konst 

Die  suchent  nutz  vnd  ander  gunst 


öT 


DER  STARKE  BOPR.  M7 

In  selber  jn  der  Sachen 

Dauon  das  recht  mofs  schwachen, 

Sie  schmehent  got  vnd  die  pfaflFheit 

Mit  solcher  vnstedigkeit 

Vndanck  sie  beide  hie  vnd  dort 

Verdienent  vnd  auch  bosse  wort, 

Want  yff  erden  nie  kein  man 

Bedienen  konde  noch  en  kan. 

Zwein  herin  die  da  hant  wieder  parth 

So  das  er  sine  ere  halbe  bewart 

Er  mufse  ir  ejmen  faren  lan. 

Hie  miede  diefse  red  ein  end  sol  han 

Got  gebe  vns  allen  svnder  nit 

Recht  zu  don  zu  aller  zeit  Amen. 

DER  STARKE  HOPPE. 

Bruder  Berthold  sagt  in  einer  seiner  lateinischen  pre*^ 
digten  {zeitschr.  3,  239)  sunt  nt  Poppones,  qui  videlioet 
duplicem  habuit  virorum  fortitudinem  et  unum  diem  vel  etian 
parasceve  ieiunare  non  potuit;  anderthalb  Jahrhunderte  spar 
ter  wird  im  Ackermann  aus  Böheim  (v.  d.  Hagens  ausg. 
47)  der  starke  Poppe  mit  Dietrich  von  Bern  und  dem  hor^ 
nenen  Siegfried  zusammengestellt. 

Den  beinamen  des  starken  trägt  auch  der  dichter 
Boppe;  nicht  bloß  in  der  Überlieferung  später  meistere 
Sänger  (v.  d.  Hagens  Minnes.  3,  408\  4,  692.  906^  )s 
schon  der  predigermönch  meister  Jordan  ßihrt  ihn  in  einer 
stelle,  die  Ronrad  von  Megenberg  (1349)  heraushebt,  so 
neben  Frauenlob  und  dem  JUamer  auf.  Jordan  spricht 
von  dem  ungeistlichen  leben  der  prälaten  und  anderen 
pf offen i  sie  singent  ir  tagzeit  nicht:  wolt  got  daz  sie  Sr 
sprachen  mit  andAcht  und  sungen  nicht  werlüeicher  lieder. 
sd  singt  der  ein  den  Frauenlop,  der  ein  den  Mamer,  der 
ein  den  starken  Poppen,  der  Poppen  ist  s6  vil  worden  daz 
sie  der  gotsheuser  guot  und  kt  verpoppelnt  (Docen  in  Hor^ 
mayrs  Archiv  1821  s.  214).  ein  anderer  text  (Moncs 
Anzeiger  8,  613)  ändert  Poppen  in  buoben  und  verpoppelnt 
in  verbuoben. 


348  DER  STARKE  HOPPE. 

Ich  glaube  dafs  dieser  beiname  nicht  erst  durch 
irgendwelchen  missverstand  auf  den  dichter  übertragen 
worden  y  sondern  dafs  er  demselben  schon  ursprünglich 
eigen  gewesen ,  dafs  der  starke  Poppo  Bertholds  und  der 
starke  Poppe  meister  Jordans  eine  person  sei;  wie  ja 
schon  das  verpoppeln  des  letzteren  an  die  Unfähigkeit  zu 
fasten  erinnert  y  von  welcher  Berthold  spricht. 

Die  Sprüche  des  dichters  Hoppe  fallen  noch  in  die 
siebziger  und  achziger  jähre  des  dreizehnten  Jahrhun- 
derts; die  räumlichen  und  persönlichen  beziehungen  (bi- 
schof  Konrad  von  Strafsburgy  Rudolf  I  und  Hermann  J^II 
von  Baden)  weisen  auf  den  Oberrhein y  eine,  das  gebet 
für  Konrads  von  IVürzburg  Seelenheil  {v,  d,  Hag.  2,  283*'), 
noch  bestimmter  auf  Basel  hin,  wo  dieser  meister  lebte 
(sein  haus  hie/s  fVürzburg  und  davon  er  selbst)  und  im 
j.  1287  starb. 

Und  zu  Basel  und  zu  eben  der  Zeit,  um  1270,  lebte 
auch  jener  starke  Boppe ,  dessen  Berthold  und  noch  der 
Ackermann  aus  Böheim  gedenkt,  dieselben  annaleti  von 
Colmary  aus  denen  wir  das  todesjahr  Konrads  von  Würz- 
bürg  wifseny  berichten  an  einer  der  vielen  stellen  die  bei 
JVurstisen  und  Böhmer  weggelafsen  sind  (die  historische 
gesellschaft  zu  Basel  besitzt  durch  den  fleifs  und  die  gute 
Pfeiffers  ein  vollständiges  exemplar)  zum  j.  1270  folgen- 
des, in  Basilea  fuit  quidam  Boppo  nomine,  vir  mediocris  sta- 
Iure,  qui  dicebatur  x  vel  xx  vel  etiam  multorum  amplius  vires 
hominum  habuisse.  zum  j.  1270:  bei  Berthold ,  der  doch 
bereits  1272  gestorben  ist,  heifst  es  in  formen  der  ver- 
gangenheit  habuit  und  non  potuit.  hat  hier  nicht  ein  ver- 
sehen des  Schreibers  oder  eine  absichtliche  änderung  statt 
gefunden  (vielleicht  auch  ist  der  ganze  mit  qui  beginnende 
ihtz  nur  ein  glossem  desselben),  so  mufs  Berthold  irren, 
denn  die  annalen  von  Colniar  haben  in  baslerischen  dingen 
volle  zuverläfsigkeit. 

Ist  das  nun  wirklich ,  wie  ich  kaum  mehr  zweifeln 
möchte y  der  Dichter  Boppe,  so  würde  sich  daraus  zu- 
gleich erklären  warum  dieser  wiederholendlich  und  so  aus- 
fuhrlich von  der  leibestärke  und  ihrer  unnütze  spricht. 

WILH.  WACKERNAGEL. 


zu  DEN  NIBELUNGEN.  349 


ZU  DEN  NIBELUNGEN. 

Vorurtheilsfreie  kritik  wird  sich  schwerlich  auch  nur 
einer  der  Strophen  annehmen  durch  deren  ausscheidung 
Lachmann  die  alten  lieder  von  den  Nibelungen  gewonnen 
hat,  ebenso  wenig  aber  die  athetesen  irgend  erheblich  ver- 
mehren, denn  wegschneiden  des  zur  noth  entbehrlichen 
ist  unkritische  Willkür,  den  Vorwurf  der  willkür  glaube 
ich  aber  nicht  zu  verdienen,  wenn  ich  das  vierte  Ued  um 
eine  Strophe  kürzer  zu  machen  suche, 

Günther  bittet  um  Sigfrids  hilfe  bei  der  Werbung  um 
Brünhild, 

332  Des  antwurte  Sifrit  Sigmundes  suon 
'geist  du  mir  dtn  swester,         so  wil  ich  ez  tuon, 
die  schnellen  Kriemhilde,          ein  küniginne  hSr: 

so  gere  ich  niht  löues  nach  minen  arbeiten  mftr.' 

333  'Daz  lobe  ich'  sprach  Günther  'Sifrit,  an  dine  bant. 
unde  kumet  diu  schoene  Prünhiit  in  daz  laut, 
sd  wil  ich  dir  ze  wibe  mine  swester  geben: 

s6  mäht  du  mit  ir  immer  vroelichen  leben/ 

334  Des  swuoren  si  dd  eide  die  reken  vil  h^r. 
des  wart  ir  arbeite  verre  dester  m^r, 

6  daz  si  die  frouwen  brähten  an  den  Rin. 

des  muosen  die  küenen  sit  in  grözen  ncelen  sin. 

335  Sifrit  muose  füeren  die  kappen  mit  im  dan, 
die  der  helt  küene  mit  sorge  gewan 

ab  eime  getwerge,  daz  hiez  Albricb. 

sich  garten  zu  der  verte  reken  küene  unde  rieh. 

Das  sit  in  der  vierten  zeile  der  vorletzten  strophe  erklärt 
Lachmann  'als  sie  Brünhild  erwarben;*  und  so  mufs  es 
erklären  wer  diese  strophe  für  echt  hält,  da  eine  hindeu- 
tung  auf  die  unheilvollen  ereignisse  die  sich  an  Günthers 
Vermählung  mit  Brünhild  reihen  der  art  des  alten  liedes 
nicht  gemäfs  wäre,  aber  der  ausdruck  ist  unbeholfen^ 
und  so  erklärt  sagt  diese  zeile  nichts  anderes  als  die  bei- 
den  vorhergehenden,     auch   diese  sind  nicht  sehr  lobens- 


360  FRIESISCHE  SPRICHWÖRTER. 

werth:  sie  sind  verständlich ^  'da  sich  die  helden  durch 
eide  verpflichtet  hatten,  so  strengten  sie  sich  um  so  mehr 
an;'  aber  passender  wäre  ' Sigßrid  strengte  sich  um  so 
mehr  an,  da  Günther  ihm  seine  Schwester  versprochen 
hatte,'  des  swuoren  si  dö  eide,  die  jreken  vii  b^r  ist  ent- 
behrlich nachdem  gesagt  war  'daz  lobe  icb'  sprach  Ganther, 
'Sifrit,  an  dine  bant.'  da  also  in  der  3Z4n  Strophe  nichts 
enthalten  ist  dessen  man  nicht  gern  entriethe,  so  glaube 
ich  dafs  ihre  letzte  »eile  so  zu  fafsen  ist  wie  es  ain 
nächsten  Hegt,  als  vorausdeutung  auf  den  ausgang  der 
geschichte,  und  dafs  diese  Strophe  ein  zusatz  ist.  durch 
solche  hindeutungen,  ebenso  unverbunden  angeschobene,  ha- 
ben bekanntlich  die  verfafser  unechter  zusätze  nicht  sel- 
ten ihren  Strophen  zu  einem  Schlüsse  verhelfen,  einge- 
schaltet ward  diese  Strophe,  wie  viele,  um  den  raschen 
gang  des  liedes  zu  mäfsigen  und  damit  Sigfrids  frage 
in  der  fortsetzung  562,  3  war  sini  die  eide  komen?  wört- 
liche beziehung  erhielte,    sie  bedarf  ihrer  nicht, 

H. 


•• 


FRIESISCHE  SPRICHWORTER 

GESAMMELT  VON 

LOR.  FR.  MECHLENBUR6, 

PASTOR   AUF   AMRUM. 

1.  AMRUMER  MUNDART. 

1.  wan  an  tröggel  wal  feit,  do  k6nt-r  sin  anj  skitj  e^. 
wenn  ein  bettler  etwas  erhält,  dann  kennt  er  seinen  eig- 
nen dreck  nicht. 

2.  wan  an  trö'ggel  wat  feit,  do  nftret  bam-t  haal  (do 
bat  ham-t  haal).  —  dann  verengert  sich  ihm  (Jbe\fst  ihm) 
das  loch, 

3.  wat  an  tröggel  bat,  st^t-r  uun  san  Hnj  pöös  (f^it  uud 
s.  k,  p.).  was  ein  bettler  erbittet,  steckt  er  (fällt)  in  sei- 
nen eignen  beutel.  S  (d,  i.  Silter  mundart)  wat  en  bed^er 
bed,  dit  stat  hi  ön  sin  ein  pöös. 

4.  rikmdns  krankhaid  an  armmftns  paukoken  jo  stinne- 
lik  füür.  des  reichen  mannes  krankheit  und  des  armen 
mannes  pfannkuchen  riechen  gleichweit. 


1K 


FRIESISCHE  SPRICHWÖRTER.  3M 

5.  diar  uun  a  kuul  spüüljet,  mut-l  sallaw  idj.  wer  in 
den  kohl  spukt  mufs  ihn  selbst  ejsen.  S  diär  spütled  ön 
di  kual ,  di  feid^  en  lagt  sallew  of  tö  iiten. 

6.  hi  b61t  bi  a  plank  an  16t  a  marrag  fär.  er  hält  beim 
pflock  und  läfst  die  wurst  fahren.  S  hual  bi  di  piek  en 
let  di  märig  faal. 

7.  wan  a  san  uun-t  wäst,  san  a  luien  üüb-t  bdst.  wenn 
die  sonne  im  westen,  sind  die  faulen  am  besten. 

8.  diar  ki]  an  mam  eg  barke  wal,  mut  at  knalwsken 
harke  (mut-t  feel  b.).  wer  vater  und  mutier  nicht  gehor- 
chen will,  mufs  dein  kalbsfelle  gehorchen, 

9.  a  sögg  lep  wegb  me  a  täp.  die  sau  läuft  weg  mit 
dem  zapfen, 

10.  wal  ik  eg  witj  det  bat  mi  eg.  was  ich  nicht  weifs 
das  beifst  mich  nicht, 

11.  wat  a  uugen  eg  se,  d6-t  hart  eg  siar.  was  die  äu- 
gen nicht  sehen  y  thut  dem  herzen  nicht  weh,  S  wal  dit 
oog  ek  sjogdl,  dit  d^d^  dit  hardt  ek  siir. 

12.  spiit  bat  eg,  skrob  häk  eg.  schimpf  beifst  nicht, 
kratze  hab  ich  nicht, 

13.  rennalkhaid  as  a  dram  mäns  rikdum.  reinlichkeit  ist 
eines  armen  marines  reich  thum, 

14.  di  diar-t  lung  h6,  16t-t  lung  hinge,  wer  es  lang 
hat,  läfst  es  lang  hangen,  S  diärdl  breed  heed',  di  kjendt 
uk  breed  hinge  let. 

15.  an  märenmän  hi  h6-t,  an  injammän  hi  fM.  ein  mor- 
genmann hat  es,  ein  abendmann  erhält  es, 

16.  arkan  hual  sin  änj ,  do  waardt  ham  eg  bidränj.  ein 
jeder  behalte  sein  eigenes,  dann  wird  er  nicht  betrogen. 

17.  diar  a  skur  päse,  tjögt-s  uun.  wem  die  schuhe  pas- 
sen, der  zieht  sie  an, 

18.  hi  smat  a  knappel  mad  a  hüünjer.  er  wirft  den 
knüttel  unter  die  hunde, 

19.  a  föglar  diar  so  6der  sjong,  gung  a  käter  iar  inj 
aauer  a  dik  me   (wegh   me  üüb  a  däi).     die  vögel,   die  so 

frühe  singen,   mit  denen  geht  die   katze  über  den  deich 
{am  tage  weg), 

20.  beeder  an  lüüs  uun  a  kual  üüs  gar  nian  fl^sk.  befser 
eine  laus  im  kohl  als  gar  kein  fleisch. 


SS2  FRIESISCHE  SPRICHWÖRTER. 

21.  üiib  länjen  \H  ham  nian  kuai  köge.  auf  lügen 
läfst  sich  kein  kohl  kochen. 

22.  an  witjen  hingst  skal  fol  streilang  bft.  ein  weifses 
pferd  mufs  viel  spreu  haben»  S  di  wit  hingster  skel  fuul 
Streits  haa. 

23.  an  länjhiiüs  {Htgner)  skai  an  gud  gidegtnis  hi. 

24.  wan  a  kät  eg  ar  an  fts,  do  luup  a  müüssen  aauer 
äl.  wenn  die  katze  nicht  zu  hause  ist,  dann  laufen  die 
mause  überall.  S  wan  di  kat  iüit  es,  da  laup  die  miiäs  aur 
staal  (über  die  diele). 

25.  wat  w^l  an  lüüs  muar  nem  iiüs-t  lewant.  was 
willst  du  einer  laus  mehr  nehmen  als  das  leben,  vgl.  50.  66. 

26.  diar  an  gratten  eers  b^ ,  skal  uk  an  grat  boks  h^. 
wer  einen  grojsen  hintern  hat  mufs  auchgrofse  hosen  haben. 

27.  wan-t  naau  as  am  gud  lidj,  ward  Tädern  tu  faderen 
beeden.  wenn  es  an  guten  leuten  knapp  ist,  werden  Tä- 
tern {Zigeuner)  zu  gevattem  gebeten. 

28.  bat  fölt  fän  a  nöös  uun  a  miiüs.  es  fallt  von  der 
nase  in  den  mund. 

29.  bat  as  so  lung  üüs  briad  as.  es  ist  so  lang  als  es 
breit  ist.     S  bat  es  sa  lung  iists  breed  es. 

30.  diar  an  gratten  snütj  (müüs)  b^,  skal  an  starken 
romp  hä,  wer  eine  grofse  schnauze  hat  mufs  einen  star- 
ken rümpf  haben.  S  diär  en  fül  müd^  beed,  di  mut  en 
stark  reg  (rücken)  baa. 

31.  diar  lidjs  müüser  staape  skal,  skal  föl  slonten  bä. 
wer  der  leute  mäuler  stopfen  will  mtffs  viele  lumpen  haben. 

32.  diar-t  lok  hty  gongt  me  a  bridj  tu  bäd.     wer  das 

glück  hat,  geht  mit  der  braut  zu  bett.    S  diär  lek  beed", 
di  geid  nie  di  brid  tö  b^d. 

33.  diar  man  jil  b6,  kaan  a  diwal  dänse  16t.  wer  nur 
geld  hat,  kann  den  teufel  tanzen  lafsen. 

34.  bi  as  ap  iar  a  diwal  a  skur  uunb6.  er  ist  auf  ehe 
der  teufel  die  schuhe  an  hat. 

35.  wan  dat  an  gaaden  böön  as,  do  krftst-r  wei  ans 
weder,  wenn  das  ein  guter  hahn  ist,  so  kräht  er  wohl 
einmahl  wieder. 

36.  a  böön  as  bds  üüb  san  dnj  nioksstAi.    der  hahn  ist 


FRIESISCHE  SPRIGHWÖRTBR.  »3 

meister  auf  seinem   eigenen  mistkaufen,     S  ark  huan  wcU 
meister  wiis  üp  sin  ein  haagen. 

37.  an  lanjhüiis  b^  kurt  bian.  ein  lägner  hat  kurxe  beine. 

38.  ham  skal  an  büünj  an  stak  bruad  du,  dat-r  6n  eg 
bat.  man  mufs  einem  hunde  ein  stück  brot  geben  dafs  er 
einen  nicht  beifst, 

39.  a  kuuküütj  spr^gl  sau  äoj  nööm  üütj.  der  kukuk 
spricht  seinen  eignen  namen  aus.  S  di  kukuut  r^pdt  sin 
ein  noom. 

40.  ham  mul  a  hud  eg  laft  iar-m  a  man  sjogt.  man 
mi(/s  den  hut  nicht  heben  ehe  man  den  mann  sieht, 

41.  hi  löpt  altidj  me-l  bässkan  föör-n  eers.  er  läuft 
allzeit  mit  dem  hasenbalg  vor  dem  hintern, 

42.  diar  as  bam  a  lüüs  aauer  a  liwwer  lolTet.  es  ist 
ihm  eine  laus  über  die  leber  gelaufen. 

43.  det  as  ian  baal  an  ^n  eers.  es  ist  ein  loch  tthd 
ein  hinterer, 

44.  kem  ik  aauer  a  büünj,  do  kern  ik  uk  aauer  a  stört. 
komm  ich  über  den  hund^  so  komm  ich  auch  über  den 
schwänz.  S  kumdt  em  auer  hün\  da  kumdt  em  uk  aur  stördl. 

45.  diar  a  dik  am  liagsten  as,  diar  ridj  a  hüünjer  ben- 
aauer.  tvo  der  deich  am  niedrigsten  ist^  da  reiten  die 
hunde  hinüber.  S  diär  di  dik  lügst  es,  geid^  di  flöd  jest 
aur  (geht  die  fut  zuerst  über). 

46.  kaan-t-r  eg  aauerhen,  do  mul-t  r  unnerlrogb.  kann 
es  nicht  übcj'hin,  so  mufs  es  untendurch. 

47.  do  sjep  dier  iansi  uun  a  kual  wecsen  hä,  wel-r  bal 
wedder  kem.    die  schafe  die  einmahl  im  kohl  gewesen  sind, 
wollen   da  gern   wieder  kommen.     S  di  gös   diar  Jens  Jlt 
kuuren  wessen   baa,    wel  aldtit  wed'er   ben  (die  gänse  die 
einmahl  im  körn  u.  s,  w.). 

48.  fAn  thaank  diar  slaarw  smas  kät  fän.  vom  danke 
starb  des  schmids  kafze.    S  fan  dank  stuarrew  di  smeds  kat. 

49.  a  prßster  spr^gt  a  klaaker  niks  uf.  der  prediger 
spricht  dem  küster  nichts  ab, 

50.  du  könst  bam  eg  muar  nem  üüs-t  skan.  du  kannst 
ihm  nichts  mehr  nehmen  als  das  feil. 

51.  iarag  büünjer  luup  allidj  me  rewiag  skan.  arge 
hunde  laufen  immer  mit  zerrifsenem  feile. 

Z.  F.  D.  A.    VIII.  23 


354  FRIESISCHE  SPRICHWÖRTER. 

52.  a  muar  hüünjer)  a  thanner  sI4b  (a  muar  swin,  a 
\|banner  speelang).  je  mehr  künde  (sckweine),  desto  dün- 
neres gesöff  (spählickt),  S  hü  muar  katteP)  hü  len'ncr  slabbi. 

53.  föl  hüünjer  bilj  a  bäs  duad.  S  fuul  hün^ner  sen  di 
baas  sin  duad. 

54.  string  hiaren  ragt  (richten)  eg  laang.  S  streng 
harren  regiiri  ek  lung. 

55.  diar  wal  lefs  b6,  di  lApt-r  efier.  diar  wat  siars  b^, 
di  felt-r  efler.  wer  etwas  liebes  hat,  läuft  danach,  locr 
etwas  wundes  hat,  ßihlt  danach, 

56.  bi  tr&pet  ap  uun  piiscl  an  f6U  deel  uun  bussam. 
er  steigt  auf  im  saale   und  Jällt  herunter  in  den   stalL 

57.  ik  idj  me  a  gratten  an  skitj  me  a  letjen^  ich  efse 
mit  den  grofsen  und  seh.  mit  den  kleinen. 

58.  det  skal  baal  kaaste,  säd  di  sparrag,  do  skul  bi 
guusäi  warp.  das  wird  loch  kosten ,  sagte  der  sperling, 
da  sollte  er  ein  gänseei  legefi. 

59.  kupe  margen  fän  a  hüünjer,  jo  mei-s  wel  sallew. 
kaufe  wurste  von  den  hunden ,    sie  mögen  sie  wohl  selbst. 

60.  di  foI  ^nl,  di  föl  sk^nt.  der  viel  endet,  der  schän- 
det viel. 

61.  eewan  an  alleewan  (laangsam  an  tidjelk).  langsam 
und  oft. 

62.  diar  masgonners  h6,  M  bmad,  an  diar  nianen  h^, 
last  nuad.  wer  neider  hat,  hat  brot  und  wer  keine  hat, 
leidet  noth. 

63.  ik  kaan  a  pöös  uk  tubinj  iar-r  fol  as.  ich  kann 
den  beutel  auch  zubinden  ehe  er  voll  ist. 

64.  diar  iarsl  uun  a  st^k  (sack)  komt,  komt-r  leetst 
wedder  üülj. 

65.  bi  b^It  sin  kät  beeder  üüs  an  öödern  sin  küü  (sin 
pöbber  so  gud  üüs  du  din  safirÄn).  er  hall  seine  katze  für 
befser  als  ein  anderer  seine  kuh  (seinen  pfeffer  so  gut 
als  du  deinen  safran). 

66.  wat  w^l  muar  £ln  an  oks  ferlang  üüs  an  stak  fl6sk. 
w€Ls  willst  du  mehr  von  einem  ochsen  verlangen  als  ein 
stück  fleisch. 

67.  diar  bal  wal,  d6  föl.     wer  gern  will,  thut  viel. 


FRIESISCHE  SPRICHWÖRTBIt  SS5 

68.  hat  I^t  üüs  an  flag  üüb  an  niokswentj.  es  säjki 
aus  wie  eine  flagge  auf  einem  mistkarren,  *    • 

69*  hat  sal  ham  üüs  a  sögg  a  sädel.  es  sitzt  ihm  wie 
der  sau  der  satteL 

70.  diar  hiart  muar  tu  an  dins  üüs  au  pär  skur.  es 
gehört  mehr  zu  einem  tanz  ah  ein  paar  schuhe. 

71.  hi  l^pt-r  fän  üüs  an  liuiir  CIn-t  jong.  er  läuft  da- 
von wie  eine  hure  von  ihrem  kinde, 

72.  hat  as  laang  iar  an  dram  man  diar  bat  wat  b6. 
es  dauert  lange  ehe  ein  armer  mann  der  bettelt  etwas  hat» 

73.  wan  a  bemmai  f6It,  lei  wi-r  alteniM  unner.  wenn 
der  himmel  fällte  liegen  wir  alle  darunter. 

74.  bi  as  fdn  di  iarst  länj  eg  borsten,  er  ist  von  der 
ersten  lüge  nicht  geborsten. 

75.  bi  d6  an  biirang  üütj  am  an  kabijaau  wcdder  tu 
fu-n.  er  giebt  einen  her  in g  aus  tun  einen  kabeljau  wieder 
zu  bekommen,    vergl.   138. 

76.  a  küü  wal  eg  wet  dat-s  kualw  weesen  b^.  die  kuh 
will  nicht  wifsen  dafs  sie  ein  kalb  gewesen  ist. 

77.  at  smeer  wal  baawen  driiw,  al  as-t  uk  man  f4n 
an  ualen  büünj.  das  fett  will  oben  bleiben,  ist  es  auch 
nur  an  einem  alten  hunde.    S  dit  fat  drewdt  aldlet  boowen«. 

78.  hi  as  buahv  beegen  an  eg  naagb  grastert.  er  ist 
halb  gebacken  und  nicht  genug  geröstet. 

79.  diar  kön  iol  taam  sjep  nun  ian  b^k.  es  können 
viele  zahme  schafe  in  einen  stall. 

80.  diar  an  büünj  slaau  wal,  kaan  lagt  an  staak  finj, 
wer  eitlen  hund  schlagen    will^   kann  leicht  einen  stock 

finden.     S  diär  en  hüu^  slaa  wel,  di  fendt  saagt  en  stok. 

81.  iar  a  büünj  komt  as  a  häs  tu  haal  (zu  loche), 
S  jer  di  bün^  klaar  uud\  es  di  baas  tö  bol. 

82.  bat  skal  swin  rinj  iar  arkan  an  barst  feit,  es  mtfs 
schwevie  regnen  ehe  jeder  eine  börste  erhält. 

83.  stal  wedder  h£  jip  grüünj.  stilles  wqfser  hat  tie^ 
fen  grund,     S  dit  stelst  weedter  beed  di  diipst  grün\ 

84.  bi  b^-t  böfl  a  uaren  üüs  fister.  er  hats  hinter  den 
ohren  wie  fauste, 

85.  hat  as  eg  gud  am  an  isterliaf  tu  smerren.  es  ist 
nicht  gut  einen  pflaumenlaib  zu  schmieren. 

23* 


356  FRIESISCHE  SPRICHWÖRTER. 

86.  a  bekkar  k^ft  nian  stuuten  (kuchen). 

87.  hat  as  nogh  lung  tu  läb,  säd  jü  gus,  an  do  lukket 
jü  iiu  uun  a  suas.  es  ist  noch  weit  zur  labungy  sagte 
die  gans,  imd  da  gukte  sie  hinein  in  den  brunncn. 

88.  diar  a  faas  fang  skal  mut  (der  ap.  wer  den  fuchs 
fangen  will  mufs  früh  ai{f. 

89.  iiiks  as  best  (bast)  uuu  a  uugen.  nichts  ist  am 
besten  in  den  äugen.     S  nöndt  es  best  ön  uugen. 

90.  hat  as  beeder  nie  au  luien  tu  werken  üiis  me  an 
dommen.  es  ist  befser  mit  einem  faulen  zu  arbeiten  als 
mit  einem  dummen, 

91.  wan  a  kaak  honger  starwt,  do  skal-r  uun  (Idag 
begrcewen  wees.  wenn  der  koch  hungers  stirbt  mufs  er  in 
dem  heerde  begraben  werden. 

92.  an  kleb  sannar  biard  as  üüs  an  brei  sannar  sält. 
ein  kuss  ohne  bart^  ist  wie  ein  brei  ohne  salz. 

93.  hat  weit  dat  sööwen  pr^stern  (skruadern)  kön  ian 
kuaiwskan  eg  hual.  es  weht  dafs  sieben  priester  (Schnei- 
der) ein  kalbsfell  nicht  halten  können. 

94.  at  äi  wai  kluuker  wees  üüs  a  ban  (at  di  wal  a  ban 
liar).  das  ei  will  klüger  sein  als  die  kenne  {will  die  henne 
lehren),     S  dit  ei  wel  wis'ser  wiis  üs  di  hen. 

95.  wanske  uun  ian  hun  an  spütje  uun  jü  ööder,  an 
do  lukke  uun  wat  foör  ian  du  muar  heest  (an  da  klÄpe-s 
ta-up,  do  heest  uun  biasen  wat).  wünsche  in  eine  hand 
und  spucke  in  die  andere  und  sieh  dann  in  welcher  du 
mehr  hast  (und  dann  schlag  sie  zusammen,  so  hast  du  in 
beiden  etwas).  Nordmarsch  y  uäm  an  gratten  toonk  (dank) 
ön  ian  höön  en  en  drilling  (dreiUfig)  Ön  jü  öör  böön  en 
lokke-ns  (sieh  einmahl)  ön  wat  fer-n  höön  dö   maast  becst. 

96.  hi  as  nogh  eg  drtiüg  b6ft  a  uaren.  er  ist  noch 
nicht  trocken  hinler  den  ohren  (S  hi  es  jit  ek  drüg  beefl 
uaren).  —  hi  kaan  a  box  nogh  eg  sallew  apbinj.  er  kann 
die  hosen  noch  nicht  selbst  aufbinden.  —  hi  as  nogh 
grcen  (grün).  —  hi  as  nogh  an  greenen  snaatleeber.  er  ist 
noch  ein  grüner  gelbschnabel.  —  hi  as  eg  unnargrend.  ihm 
ist  die  wolle  noch  nicht  losgewachsen. 

97.  hi  as  so  leidag  (leidig)  üüs  an  faas  (fuchs).  —  so 
kluuk  (klug)  üüs  Sdlomon  sin  kät  (Jeatze).  —  so  kui  (kalt) 


FRIESISCHE  SPRICHWÖRTER.  .357 

üüs  an  skruader  {Schneider).  —  so  knorrag  {verdriefslich) 
Ulis  an  spanrus  (spinnrad),  —  so  böds  üüs  an  Tork.  —  ß% 
sliapag  {schläfrig)  üüs  an  käl.  —  so  süür  {sauer)  üüs  an 
paan  fol  müüssen  {pfanne  voll  mause).  —  so  tröt  {müde) 
üüs  an  mäsk  {made).  —  so  gaau  {schnell)  üüs  an  föggel 
{vogel).  —  so  stiif  üüs  an  staalp  (pjf/hl).  —  so  laang- 
sam  üüs  an  kualrip  {raupe).  —  so  wilj  {weifs)  üüs  an 
kät.  —  so  wilj  {träge)  üüs  an  häs.  —  so  träi  (träge) 
üüs  an  thiif  tu  hingen  {dieb  zum  hä/igen).  —  so  duad  (todt) 
üüs  an  suad  {rasen)  =  pokkenduad.  —  so  falsk  üüs  an 
k^t.  —  so  träi  üüs  an  ualen  böön  (alter  hahn).  —  so  düüljag 
(geduldig)  üüs  an  sjep  {schqf).  —  so  tiiarstag  {durstig)  üüs 
an  smas  {schmid).  —  so  dorn  üüs  an  holle  {stier).  —  klemre 
(klettern)  üüs  an  kAt.  —  sjong  {singen)  üüs  an  liir  (Icier).  — 
bolle  (brüllen)  üüs  an  aaftcrn  kualw  (nüchtern  kalb).  — 
brän  (brennen)  üüs  pak  an  swAwel.  —  so  suart  üüs  an  pak- 
jong  (pechjunge)  oder  smas.  —  so  jouk  (dunkel)  üüs  an 
aan  (backofen),  —  so  neisjirrag  (fieugierig)  üüs  an  Ab 
(ttff^)'  —  so  bükket  [dickbäuchig)  üüs  an  tan  (tonne).  — 
idj  (efsen)  üüs  an  dikker  {deicher),  —  spring  üüs  an  kak- 
kelak.  —  püüste  (blasen)  üüs  an  föt  swin.  —  so  sünnag 
(sparsam)  üüs  an  lüüs. 

98.  hi  iöpt-r  Irinjam  üüs  an  kAt  am  an  hiaten  brei.    er 
läuft  da  rund  herum  u,  s.  w. 

99.  hi  lukket  üüs  an  küü  tu  an  nei  baasdör  {stallthür). 

100.  hi  lukket  üüs  an  kAt  nun  thonnerwcdder. 

101.  dct   kAm   ham   aauer   üüs   an    kullen    rin.     es  kam 
über  ihn  wie  ein  kalter  regen. 

102.  hi  kaan   luup   (laufen)   üüs  6n   feedbinjer  (fafshin- 
der)  oder  spelkwern  (kreisel). 

103.  hi  hd  an  snüütj  (schnauze)  üüs  an  klabswöb  (klatsch- 
peitsche). 

104.  hl  ihör  eg  unnar  a  long  klapt  wees.    er  darf  nicht 
unter  der  zunge  geschnitten  werden. 

105.  hi  kaan  pretjc   üüs  an  prösler  oder  üüs   want  föör 
bam  skrewwen  slßnt,  als  wen?is  vor  ihm  geschrieben  stände. 

106.  hat  sm^kt  üüs  an  uai  yvvX  (weib)  unnar  iarm  (arm). 

107.  bat  gongt  üüs  an   lüüs  üüb   tjArkuAsl  (theerquaste). 
S  dit  geid^  üs  en  lüs  üp  en  tjAret  presenning. 


358  FRIBSISCHE  SPRICHWÖRTER. 

108.  hara  kaam  han  me  aa  stre  so  föl  slaau,  dal-r-t 
bliiw  lät,  man  kann  ihn  mit  einem  sireh^lm  so  viel  schla- 
gen da/s  er  es  bleiben  läfst. 

109.  letj  müüssen  hä  uk  atren.  kleine  mause  haben 
auch  okren.     S  lit  müs  haa  uk  narren. 

110.  di  m^n  h&  lung  fangeren.  der  mann  hat  lange 
ßngcr. 

111.  ual  raamer  (alte  bocke)  hk  stif  hnrner. 

112.  frinjer  san  hüünjer,  wan-s  man  an  stört  hed. 
freunde  sind  hunde  y    wenn  sie  nur  einen  schwänz  hätten. 

113.  hani  kaan  an  hüünj  wel  so  föi  slaau  dal-r  bat. 

114.  di  wAnt  niks  ööders  iüis  staak  an  pöös.  dir  fehlt 
nichts  anderes  als  stock  und  beutcL 

115.  sin  snAk  h^  neddr  haad  of  stört,  sein  geschwätz 
hat  weder  köpf  noch  schwänz. 

116.  du  beliest  dagh  iar  du  batst?  oder  belle  dagb  iarst 
lar  du  batst,  belle  doch  erst  ehe  du  beifsest. 

117.  hi  skai-r  uk  altidj  sin  mAIt  iinmad  smitj  (sin  sen- 
nap  tu  du),  er  mufs  auch  immer  sein  malz  hineinwerfen 
(seinen  senf  zu  thun), 

118.  diar  skal  al  an  rar  swin  tu,  diar  an  kriak  üüb 
ridj  skal.  es  soll  schon  ein  sonderbar  schwein  dazu,  auf 
dem  eine  krähe  reiten  soll. 

119.  a  letjen  san  eg  kimmen  am  a  gratten  nun  a  eers 
in  kreppen,  die  kleinen  sind  nicht  gekommen  um  den 
grofsen  in  den  hintern  zu  kriechen. 

120.  al  bAd  halpt,  sAd  jü  miir,  do  passet  jü  nun  sia. 
jede  kleinigkeit  hilft  ^  sagte  die  ameise,  da  pisste  sie  in 
den  see, 

121.  a  brei  waart  eg  so  hiat  idjen  üüs-r  apden  (aufge- 
tischt) waart.  S  di  kual  {kohl)  uud^  ek  legt  sa  wArem  iiten 
US  er  Apdön  uud\ 

122.  smitj  nian  fiiül  weeder  wegh  iar  du  rian  wedder 
heest.  tvirf  kein  schmuziges  wafser  weg  ehe  du  reines 
wieder  hast.  S  em  mut  di  fül  weedter  ek  weg  smit  jer  em 
wat  riins  wed'er  heed\ 

123.  leewer  skun  üüs  skAs.    lieber  schände  ab  schade. 

124.  üüb  a  Fol  tan  mut-m  spAre,  jü  leesag  sparet  harn  sailew. 
die  volle  tonne  mvfs  man  sparen,  die  leere  spart  sieh  selbst* 


FRIESISCHE  SPRICHWOifibt 

125.  ham  kaan  eg  jia i^bägaaw  jibbe.  man  kann  nicht 
gegen  den  backo/hn  gaffen,  (bann  jibb-ens  jin  an  glamnieiii 
aansmüüs ,  man  gaffe  einmal  gegen  das  glimmende  back- 
ofenloch.     S  gäbi  Jens  tiHSgeii  en  baakaun.) 

126.  hi  as  eg  üü'b-t  haad  fölen.  er  ist  nicht  auf  ddk 
köpf  gefallen, 

127.  laau  thiiwer  slaau  ^n  skelm.  zwei  diebe  schlagen 
einen  schelm. 

128.  leewer  üütj  a  well  üüs  üütj  a  muudi.  lieber  aus 
der  weit  als  aus  der  mode. 

129.  a  muadi  folge,  al  skal-k  uk  eflerslebbe.  der  mode 
folgen,  soll  ich  auch  nachschleppen. 

130.  wäre  di  föör  dünnen  diar  god  liakenl  hä.  hüte 
dich  vor  denen  die  gott  gezeichnet  hat. 

131.  a  kät  bi-t  sp6k  sät.    die  katze  zum  speck  setzen. 

132.  sät  man  kian  lüüs  nun  a  sjist,  ja  skel-r  so  naagb 
kern,  setze  nur  keine  laus  in  den  pelz,  sie  werden  schon 
kommen. 

133.  efler  an  gratten  erwerwer  komt  an  iargen  {arger) 
ferderwer. 

134.  hi  h&  a  skun  at  haad  ufbedden.  er  hat  der  schände 
den  köpf  abgebifsen. 

135.  a  bräset  düiiwen  kern  eg  nun  a  müüs  fle-n.  die  ge- 
bratenen tauben  kommen  nicht  in  den  mund  geflogen, 
S  braad'et  düffen  flö  ek  sallew  di  müd^  iin. 

136.  ham  fandt  nian  sp6k  nun  hiiünjsn^st.  man  findet 
keinen  speck  im  hundsnesle. 

137.  uunbeeden  thiinst  sjonkt.  angebotener  dienst  stinkt. 

138.  hi  I^t  an  swälk  (läsk)  tiütjfle  an  wal  an  gus  wed* 
der  hä.  er  läfst  eine  schwalbe  (lerche)  ausfliegen  und 
will  eine  gans  wieder  haben.    vergL  75. 

139.  wat  wilj  an  büür  fän  saWa.  was  weifs  ein  bauer 
vom  safran. 

140.  hi  as  me  a  eers  nun  a  böddertan  (pot)  linföleo 
(bi  as  warm  tu  satten  kimmen).  er  ist  mit  dem  hintern  in 
die  buttertonne  gefallen  {er  ist  warm  zu  sitzen  gekommen). 

141.  8ok  lidj,  sok  tjüüg.    solche  leute,  solches  zeug. 

142.  hi  skal  fän  stront  wäks  kaaue.  er  soll  von  dreck 
wachs  kauen. 


960  FRIESISCHE  SPRICHWORTER. 

143.  an  betj  foör-l  süünjhäid,  ski  a  thiif,  diar-r  hinget 
wees  skul.  ein  wenig  Jiir  die  gesundheü^  sagte  der  dieb, 
da  er  gehängt  werden  sollte, 

IAA.  hat  waardt  an  hiaten  däi,  sftd  jü  wüf,  ja  skul 
brAnd  wees.  es  wird  ein  heifser  tag^  sagte  die  frati,  sie 
sollte  gebrannt  werden, 

145.  diar  leit  a  hüünj  higreewen. 

146.  di  grat  fask  at  di  letj  ap.  der  große  fsch  ifst 
die  kleinen  auf. 

147.  di  spönnen  triad,  hi  fandt  wel  riad.  der  gespon- 
nene Jaden  er  findet  wohl  rath, 

148.  lööwe-n  as  iarlk  an  hual-n  hisweeralk.  verspreckeji 
ist  ehrlich  und  halten  beschwerlich,  S  lööwen  es  iärrelk, 
man  huaFlen  es  biswiärrelk. 

149.  diar  kam  a  kät  üü'lj  a  s6k  (atis  dem  sacke), 
\S^,  luure  du  a  faas.     laure  du  dem  fuchs, 

151.  ham  skal  a  tftrang  sät  efter  a  n^rang.  man  soll 
die  zehrung  setzen  nach  der  nahrung.  S  söl  di  tiärring 
ced^er  di  niärring. 

152.  hi  snäket  üüs  wan-t  ham  foör  a  bränj  skrewwen 
st^nt.  er  spricht  als  wenn  es  ihm  vor  der  stim  geschrie- 
ben stände, 

153.  hi  hälet  a  skuat  bitidj  nun.  er  sieht  die  schölle 
bei  Zeiten  ein. 

154.  hi  siljt  föör  a  winj.     er  segelt  vor  dem  winde, 

\  55.  hat  gongt  bi-t  leegertje  laangs.  es  geht  so  eben  lä/tgs, 
15G.  ham  as-t  biard  fälag  ufnimman.  ihm  ist  der  bart 
abgenommen,  ham  as-t  bidj  ufldnj.  —  die  haut  abgezo- 
gen. —  skan  atkiier  a  uaren  tänj.  —  feil  über  die  ohren 
gezogen,  hi  h6  au  lausang  (an  eers  fol)  Hingen,  er  hat 
prilgel  bekommen,  hl  hÄ-r  weesen.  er  ist  dagewesen,  hi 
b6-r  naagh  fän.  er  hat  genug  davon,  hi  as  üüb  a  fangeren 
kluppel.     er  ist  auf  die  finger  geklopß. 

157.  hi  h6  sin  Aier  leid,  er  hat  seine  eier  gelegt, 
hi  h6  üütjworpen  (üütjrerkAft).  er  hat  ausgelegt  {ausver- 
kauft), hi  as  hi  nuurden  amgingen.  er  ist  norden  um- 
gangen, hi  as  tu-t  haal  slebbet.  er  ist  zum  loche  ge- 
schleppt,    hi  h6  a  skäi  apstMt.     er  hat  den   löffel  aufge- 


FRIESISCHE  SPRICHWÖRTER.  981 

steckt,     harn  as-t  lägt  üütjblest.     ihm  ist  das  licht  ausge- 
blasen. 

158.  hi  hinget  a  rok  efter  alle  mftns  winj.  er  hängt 
den  rock  nach  jedermanns  wind.  S  hi  dreid  di  mandtel 
eed'er  di  win'. 

159.  diar  san  uk  Willems  epistier  mad  wat  hi  ferlelt. 
es  sind  auch  bisweilen  episteln  unter  dem  was  er  erzählt. 
S  hat  es  ek  aldlimaal  eebenjille  (evangelium)  wat  hi  ferteld. 

160.  diar  a  küü  tuhiart,  Damt-s  bi  a  huruer.  dem  die 
kuh  zugehört^  nimmt  sie  bei  den  hörnern.  S  diär  di  kü 
töjerd,  mei  höör  bi  buuren  nem. 

161.  a  iarst  frei  (kuup)  as  a  bAst.  die  erste  bewer- 
bung  {kauf)  ist  die  beste. 

162.  hat  komt  altidj  wedder  aui  tu-t  ual.  —  wiederum 
zum  alteti. 

t63.  hat  hinget  nun  an  siisnan  triad.  —  seidenen  Jaden. 

164.  diar  kam  a  müüs  uun-t  f6I.   —  in  die  falle. 

165.  hi  sjogt  am  a  hud  an  h^-n  sallew  üüb-t  haad.  er 
sucht  nach  dem  hüte  und  hat  ihn  selbst  auf  dem  köpfe. 
S  hi  sjukt  eedW  di  saadel  en  set  er  üp. 

166.  at  skan  bat  bam.  das  feil  beifst  ihm.  hi  wauget 
wat  efler.     er  strebt  nach  etwas. 

167.  det  as  ük  6n  diar  Jacob  fei  h6.  das  ist  auch  einer 
den  Jacob  su  packen  hat  {der  faul  ist).  S  Jaakob  beed'  di 
wel  faat. 

168.  kuuske,  kuuske,  wan  ik  di  man  iarst  bi  a  hurner  hA. 

169.  a  buum  {bäum)  f^it  eg  föör  a  iarst  haau  {hieb). 

170.  üünkrüü's  {unkraut)  fergongt  eg. 

171.  diar  san  hiaren  {haare)  nun  a  höAAev  {butter).  — 
ik  ha  a  höön  {huhn)  me  di  tu  plaaken  {pflücken). 

172.  hi  bant  a  kät  a  klaak  unner  a  stört,  er  bindet 
der  katze  die  schelle  unter  den  schwänz. 

173.  di  jööges  di  frööges.     die  jagend  die  freude. 

174.  waanriad  gongt  wegh  me  s6k  an  siad.  verkehrter 
rath  geht  weg  mit  sack  und  saat. 

175.  det  as  eg  föör  Jan  an  alleman  (föör  hüünjs  nöös). 
das  ist  nicht  für  Jan  und  jedermann  {für  hundsnase). 

176.  hi  mut  altidj  me-t  hast  bian  föörtu.  er  mtf/s  im- 
mer  mit  dem  besten  beine  voran. 


3fö  FRIESISCHE  SPRICHWÖRTER. 

177.  hi  16pt  ap  üüs  an  köögenden  kraagh.  er  läitfl  auf 
wie  ein  kochender  grapen.  ' 

178.  diar  kdm  a  knaat  tu  huD.  da  kam  der  knoten 
zur  hand, 

179.  iarag  föggler  skal  a  n6b  uf.  bösen  vögeln  mufs 
der  Schnabel  ab. 

180.  diar  mut  an  trilhüämer  iin  föör.  dafür  mufs  ein 
dreizolliger  {nagel)  ein.  det  wiar  uk  an  bükkaten.  das 
war  auch  ein  bauchiger,     =  das  war  eine  lüge. 

181.  diar  l^pt  nian  büünj  sööwen  juar  dol  of  bi  fanl 
sin  steed.  es  lauft  kein  hund  sieben  jähr  toll  oder  er  ßn- 
det  seine  stelle. 

182.  diar  skal  an  gaaden  snäker  tu,  diar-t  an  swigger 
fcrbeederl.  es  gehört  ein  guter  Sprecher  dazu,  der  es  ei- 
nem schweigenden  verbefsert.  S  hat  skel  en  gud  snakster 
wiis,  diärdt  en  swügster  formeislerdt. 

183.  dön  bingster  diar-t  beewer  fertbiine,  jo  fu-t  eg. 
die  pferde  die  den  hafer  verdienen ,  sie  bekommen  ihn 
nicht.  S  di  bingster  diär  dit  miist  haawer  fortiini,  plei  dit 
menst  tö  foen. 

184.  diar  a  nöös  st6t,  skftnt  sin  angesigt.  wer  seine 
nase  stöjst,  schändet  sein  angesicht. 

185.  a  knärkn  wänjer  bual  laang.  die  knarrenden  wa^ 
gen  halten  lange. 

186.  An  swin  gruit  efler  det  öder  (udder).  ein  schwein 
wächst  nach  dem  andern,  taau  swin  nun  a  stei  {zwei 
Schweine  in  einem  gehege),  jo  grui  efler  ark  ööler. 

187.  jü  kAg  as  cg  föör  Sewerin  beegen.  der  kuchen 
ist  nicht  vor  sanct  Severin  gebacken. 

188.  beest  wat  uunkrämet  {eingebrockt) y  do  mnst^t  uk 
sallew  u6dj.  S  diär  belpt  öntokrammin ,  di  mei  uk  help  of 
td  Uten. 

189.  diar  as  nian  gul  so  ruad,  of  hat  mut  wik  foört 
bruad.  es  ist  kein  gold  so  roth,  oder  es  mufs  weichen 
dem  brot. 

190.  träke  mi  diar  wat  as,  s&d  di  blinj.  ziehe  mich 
hin  wo  etwas  ist,  sagte  der  blinde. 

191.  jo  slaau  am  a  leesag  traagh.  sie  schlagen  sich 
um  den  leeren  trog. 


FRIESISCHE  SPRICHWORTER. 

192.  at  fragst  as  lessan,  säd  di  thiif «,  do  skul  hi  nogh 
hinge,  das  ärgste  ist  gelitten,  sagte  der  dieb^  da  sollte 
er  noch  hangen, 

193.  hi  ruit  foör  an  iisarn  dol.  er  rudert  vor  einem 
eisernen  doli  (er  arbeitet  vergebens). 

194.  wan-t  biarn  san  wal  b^,  do  skrialt-t  eg.  wenn 
das  kind  seinen  willen  hat,  da  schreit  es  nicht. 

195.  a  prdster  pretjet  man  ians.  der  prediger  predigt 
nur  einmal, 

196.  an  lang  leeger  an  \vas$en  duas.  ein  langes  lager 
{bettlägerige  krankheit)  ein  gewisser  tod. 

197.  diar  a  wiard  säit,  font  nian  harbarg.  wer  die 
Wahrheit  sagt ,  findet  keine  herberge.  S  diär  di  waarheid 
seid\  di  fendt  aafl  nun  härbdrig. 

198.  au  druum  (träum)  as  an  drek,  diar-l  liawt  as 
an  gek. 

199.  ham  kaan  harn  gaauer  ferspreeg  üüs  ferwerke.  man 
kann  sich  geschwinder  versprechen  als  verarbeiten. 

200.  hi  skal-t  hüünjshaal  dreeg.  er  soll  das  hunde- 
loch  tragen. 

201.  hi  wilj  eg  foör  dat-r  b^ft  lewwet.  er  we\fs  vom 
nicht  dafs  er  hinten  lebt. 

202.  at  paapiir  as  düüljag.     das  papier  ist  geduldig. 

203.  so  üüs  at  minsk  hat  uuntingt,  so  äujagt  hat  uk. 
so  wie  der  mensch  es  anfängt,  so  endigt  es  auch. 

204.  det  skal  ham  öwel  aprik  (aufstofsen). 

205.  diar  nian  jil  as,  diar  as  a  diiwel,  an  diar  föl  as, 
diar  as-r  tweis.  wo  kein  geld  ist,  da  ist  der  teufel,  und 
wo  keins  ist,  da  ist  er  zweimal. 

206.  hi  f^sket  bCfl-t  nfet.  er  fischt  hinter  dem  netze, 
diar  kaan  hia  mols  eftersmitj.  danach  kann  er  die  mutze 
werfen. 

207.  wi  lewwi  wel  bi  ^n  god,  man  rg  bi  ian  tidj.  wir 
leben  wohl  bei  einem  gott,  aber  nicht  bei  einer  zeit. 

208.  sin  snäk  kaan-m  idj.    seine  rede  kann  man  efsen. 

209.  hi  kaan  leeg  {lügen)  üüs  wau-t  drükt  as  (skrew- 
wen  stftnt). 

210.  hi  komt  me  fut  an  haad  emsk  tu  dör.  er  kommt 
mit  ftfs  und  köpf  zugleich  zur  thür. 


364  FRIESISCHE  SPRICHWÖRTER. 

211.  ham  klapt  a  sjep  lik  iius-s  ol  hä.  man  schiert  die 
schüfe  so  wie  sie  wolle'  haben, 

212.  hi  kaau  fären  bliiw  so  laang  üüs<r  a  flüggel  sjogt. 
er  kann  (zur  see)  fahren   bleiben  so  lange  er  die  weiter- 

Jahne  sieht, 

213.  diar  komt  niks  tu  briad  föör  ham.  es  kommt 
nichts  zu  breit  Jur  ihn. 

214.  ik  skeer-s  altemäl  aauer  ^u  kum.  ich  schere  sie 
alle  über  einen  kämm. 

215.  ian  kriak  (krähe)  hakket  jü  ööder  at  uug  eg  üütj. 
S  Jen  kreek  hakked^  niiu  oog  üt  üp  di  üd'er. 

216.  a  muar  dat-m  uun  skitj  reert,  a  doller  sjonkt-t.  je- 
mehr  man  im  schmuze  rührt,  desto  mehr  stinkt  es. 

217.  a  näisten  san  a  ärgsten,  die  nächsten  sind  die 
ärgsten. 

218.  so  du  deist,  so  dii  feist,  wie  du  thust,  so  be- 
kommst du. 

219.  a  kraagii  kaan  a  seddel  iiant  ferwed.  der  grapen 
kann  dem  kefsel  nichts  vorwerfen. 

220.  ham  skal  a  küü  trogh  a  hals  maalke.  man  mufs 
die  kuh  durch  den  hals  melke?i, 

221.  w^e  di  föör  hiat,  kul  bränt  eg.  hüte  dich  vor 
heifsy  kalt  brennt  nicht. 

222.  hedst  du  mi  jister  büürd,  do  hedst  dii  mi  dälaDg 
hed.  hättest  du  mich  gestern  geheuert,  so  hättest  du  mich 
heute  gehabt. 

223.  du  könst  n^man  fadder  lukke  üüs  tu  a  tes.  du 
kannst  niemanden  weiter  sehen,  als  bis  zu  den  zahnen. 

224.  ham  k(^nt  föl  harten  bi  mans  änj.  man  kennt  viele 
herzen  bei  dem  eigenen, 

225.  ham  kaan  eg  iar  Oe  iar-m  jüggen  h^.  man  kann 
nicht  eher  fliegen  als  man  flügel  hat,  S  forsjuk  ek  lö 
flöen  jer  fed'ern  heest. 

226.  an  skelm,  diar  sin  bdst  eg  da.  ein  schelm,  der 
sein  bestes  facht  thut, 

227.  ham  skal  me  harw  iüib  hüüs.  man  soll  mit  der 
egge  aufs  haus,  ham  skal  me  a  swöb-r  üüb,  mit  der 
peitsche  darauf. 


FRIESISCHE  SPRICHWÖRTER.  385 

228.  ian  fleeg  {fliege)  mäget  nian  sommer.  S  jen  swaalk 
maaked'  niin  sommer. 

229.  föl  hunnen  (hände)  mäge  lagt  {leichtes)  werk. 

230.  ian  pär  hunnen  san  gaau  {bald)  foI. 

231.  liar  dii  ans  an  ualen  hü'ünj  belPen.  lehre  du  ein- 
mahl  einen  alten  hund  bellen. 

232.  bi  snäket  fän  ööder  lidjs  an  sin  Anj  iukkefc  bam  iin 
aauer  a  dör.  er  spricht  von  anderer  leute  und  sein  eige- 
?ies  guckt  ihm  ein  über  die  thür. 

233.  mAge  du  ans  an  beesem  fän  an  skrobber. 

234.  diar  eg  uai  wees  wal,  mut  bam  jong  apbinge. 

235.  a  6 inst  faamnen  wurd  a  slordagst  wüffen.  die 
feinsten  mädchen  werden  die  unordentlichsten  Jrauen, 

236.  allemän  gud ,  man  bam  sallew  dagb  bäst.  jeder- 
mann gut,  aber  sich  selbst  doch  am  besten. 

237.  diar  stüüw  (wei)  wel  sunberger  lu-p,  man  nian  föt 
eersbäler.  es  stäubt  {weht)  wohl  sandberge  zusammen,  aber 
keine  Jetten  hinter  backen. 

238.  di  stunnen  staalp  as  lagt  tu  balpen.  dem  stehen- 
den pfähle  ist  leicht  zu  helfen. 

239.  diar  nant  as  an  nant  wt^s  wal,  diar  as-t  tweises. 
wer  nichts  ist  und  nichts  sein  will,  der  ists  zweimal. 

240.  a  büük  as  foI  iar  a  uugen.  der  bauch  ist  eher 
voll  als  die  äugen. 

241.  an  wäi  diar  aitidj  gingen  waardt,  diar  w^kst  nian 
gftrs.  auf  einem  wege  der  imfner  betreten  wird  wächst 
kein  gras. 

242.  hi  h^t  lik  üüs  jü  bridj,  diar  siad  föör  a  ufliäler. 
er  hat  es  wie  die  braut  die  für  einen  abholer  safs. 

243.  bam  lewwet  man  ians  uun  a  weit. 

244.  letj  dringer  letj  büünjer.  kleine  knabe?i  kleine  hunde. 

245.  luns  wiis  iuns  iar.     landcs  weise  landes  ehre. 

246.  det  gongt  bi  a  triad  deel.  es  geht  beim  faden 
herunter,  det  gongt  üüs  wan-t  smerret  as,  als  wenn  es  ge- 
schmiert ist. 

247.  an  wüüf  kaan  unner  a  skorllduk  muar  wegbring 
üüs  sööwen  bingster  tji.  eine  frau  kann  unter  der  schürze 
mehr  wegbringen  als  sieben  ff  erde  ziehen. 


366^  FRIESISCHE  SPRICHWÖRTER. 

*  248.  bödder  waard  eg  beegen  uun  a  aan.     butter  wird 
nicht  gebacken  in  einem  backofen, 

249.  diar  n6man  n^mt ,  diar  nftmen  ki^int.  wer  nie- 
manden nennt y  drückt  niemanden, 

250.  du  heest  gud  piip'en,  satst  uon-t  rliid.  du  hast 
gut  pfeiffen,  sitzest  im  röhr, 

251.  jong  an  dorn  an  iiübedrewwen.  jung  und  dumm 
und  unbetrieben, 

252.  nüü  a  häiler  tu  a  dör  an  nimmer  muar  a  tuanen. 
nun  die  fersen  zur  thilr  und  nie  meder  die  zehen  (bleib 
mir  ganz  und  gar  vom  hause), 

253.  an  leffen  wÄi  wänert-m  lagt,  einen  lieben  weg 
wandert  man  leicht, 

254.  frinjer  uun  a  nuad  gung  taau  an  dörtag  üüb  an 
luad.  freunde  in  der  noth  gehen  zweiunddreifsig  auf 
ein  loth, 

255.  hi  pogbet  üüs  an  wogliiüs  an  fMt  weg  iiüs  an 
fleeg.    er  pocht  wie  eine  wandlaus  und  fällt  weg  wie  eine 

fliege, 

256.  bam  b^  nogb  eg  muar  fän  an  iiül  sen  üus  a  uaren. 
man  hat  noch  nicht  mehr  von  einer  eule  gesehen  als 
die  ohren, 

257.  nei  beesmer  fdge  rianst.  neue  besen  fegen  am 
reinsten.     S  nii  böösmer  plei  riinst  tö  faagin. 

258.  an  dronken  wüüf  as  an  engel  uu-nt  bäd  {im  bette), 

259.  bi  slugb  taau  fleegen  unnar  ian  klap.  S  diär  waad' 
tau  flüggen  me  Jen  klaps  steinen. 

260.  an  gaadeu  nliiber  as  beeder  üüs  an  widjen  frinj. 
ein  guter  nachbar  ist  befser  als  ein  femer  freund, 

261.  diar  öölern  an  gruw  grftft,  fölt-r  sallew  iin  nun. 

262.  efter  a  diiwel  sin  piip  as-l  eg  gud  däns^en. 

263.  at  jil  as  trinj.     das  geld  ist  rund, 

264.  burrag  mäget  sarrag.     borgen  macht  sorgen, 

265.  jaft  god  jongen,  jaft-r  uk  boksen.  giebt  gott  kin- 
der,  giebt  er  auch  hosen, 

266.  beest  nian  höösen  an  sknr,  laup  barfet  efter  a  dii- 
wel tu.  hast  du  keine  strOmpfe  und  schuh ,  lauf  barf^fs 
dem  tcufel  zu. 


PRIESISCHE  SPRIGHWORTBR,  M7 

267.  arken  as  an  thiif  uan  sin  n^rang.  jeder  ist  ein 
dieb  in  seiner  nahrung, 

268.  frees  n^ret«  üünfrees  t&ret.  friede  nährt,  Unfriede 
verzehrt.     S  freed'  niärred,  tinfrees  fortiärred'. 

269.  harn  skal  a  buumer  biiü'g  wiltjers  letj  san.  man 
soll  die  bäume  biegen  während  sie  klein  sind. 

270.  arke  bok  (raam)  uun  sin  änj  hok.  jeder  bock  in 
sein  eigen  loch.     S  ark  bok  tö  sin  hok. 

271.  letj  thiiwer  hinget-m  ap  an  föör  a  gratten  skal-m 
a  hud  laft  (den  hut  heben). 

272.  det  as  so  lung  ütis  mären  a  hial  däi.  e^  ist  so 
lange  wie  morgen  der  ganxe  tag. 

273.  döör  skäs  waard-m  kluuk  an  nimmer  wis.  durch 
schaden  wird  man  klug,  aber  nie  weise  (S  skaad'  maaked 
klook,  man  to  leet). 

274.  ian  hun  thwäit  jü  ööder.  eine  hand  wäscht  die 
andre.     S  Jen  hun  taued  di  üd'er. 

275.  hed  as  an  sked  an  bidräit  alle  man  (an  waard 
nian  ged).  hätte  ist  ein  dreck  und  betriegt  jedermann 
(und  wird  nie  kein  dunger). 

276.  an  jongen  länjbüüs  an  ualen  Ibiif.  ein  junger 
lägnery  ein  alter  dieb. 

277.  hokker  huugh  klemmert,  f61t  liagh.  wer  hoch 
klettert,  fällt  leicht. 

278.  a  heeler  as  eg  beeder  üüs  a  steeler.  S  di  hiäPler 
es  ek  beedter  üs  di  stiäfler. 

279.  diar  iansis  {einmal)  st^lt,  as  altidj  an  thiif. 

280.  hat  as  eg  muar  nat  üüs  a  wänj  at  fift  wal.  es  ist 
nicht  mehn  nütze  als  einem  wagen  das  fUr{fte  rad. 

281.  nei  lidj  nei  weiten,     neue  leute  neue  gebrauche. 

282.  arkan  fäge  föör  sin  änj  dör,  do  blafl  a  hial  straat 
rian.  jeder  fege  vor  seiner  eigenen  thür,  dann  bleibt  die 
ganze  straf se  rein. 

283.  arkan  skal  san  änj  s6k  ta  mallen  dreeg. .  jeder 
soll  seinen  eigenen  sack  zur  mühle  tragen. 

284.  hi  gongt  so  hard  bSft  üütj  üüs  an  hingst  r^n  kaan. 
er  geht  so  stark  hintenaus  als  ein  pferd  rennen  kann. 

285.  a  ferthinsl  gongt  me  a  swin  tu  bäd  an  sttnt  me 


368  FRIESISCHE  SPRICHWÖRTER. 

a  bannen  wedder  ap.     der  verdienst  geht  mit  den  Schwei- 
nen zu  betl  und  steht  mit  den  hühnem  wieder  auf, 

286.  änj    swöb  an  fr6ni   hingster.     eigne  peitsche  und 
fremde  pferde, 

287.  spanst  du  klian,  könst  a  näiber  lian.  sg/ßinst  du 
klein y  kannst  du  dem  nachbar  leihn, 

288.  wan-t  biarn  nun  suas  leit,  ieit-m-t  h|d  ääb.  wann 
das  kind  im  brunnen  liegt,  legt  man  den  decket  auf.  S  lii 
di  led  üp  wan  dit  jungen  ön  suad'  es. 

289.  hir  waardt  eg  laang  am  a  buum  haauen.  hier  wird 
flicht  lange  um  den  bäum  gehauen. 

290.  diar  a  diiwel  skat,  diar  skat-r  bi  hauper  (bonker). 
wo  der  teufet  so&,,  da  seh.  er  bei  haufeiu 

291.  so  dristag  {dreist)  üiis  an  fleeg,  jü  skat  a  prSster 
uub  a  noos. 

292.  Iiam  skal  liar  (lernen)  so  laang  üüs-m  lewwet. 
S  en  mul  liar  sa  lung  lewwed. 

293.  Jil  (geld)  mäget  eg  altidj  lokkelk  (glücklich). 

294.  a  niuar  masgonners  (neider),  a  muar  lok  (glück). 

295.  a  6ks  al  wel  nun  wok.    ein  beit  ist  gut  in  weiche. 

296.  a  leedst  bat  a  huünj.    der  letzte  beifst  den  hund. 

297.  huughmud  as  föör  a  fdl.  S  hoogmud  kumdt  fuar 
en  fal. 

298.  hi  sprangt  trinjam  üüs  an  haadluasen  höön.  er 
springt  umher  wie  ein  kopfloser  hahn,  S  hi  flogdt  ombi 
üs  en  haudluas  huan. 

299.  hi  fört  ambi  üüs-t  iarag  jil.  er  fährt  herum  wie 
das  arge  feuer, 

300.  a  stallen  hä-t  b6(l  a  uaren.  die  stillen  haben  es 
hinter  den  ohren,- 

301.  hi  hinget-t  eg  üiitj  wat-r  tu  kuup  h^.  er  hängt 
es  nicht  aus  was  er  zu  kauf  hat, 

302.  an  leesagen  skr^p  as  an  jiiiiren  skr^p.  eine  tedige 
lasche  ist  eine  iheure  tasche, 

303.  tidj  fersladdren  as  so  iarag  üüs  an  I^kan  skr^p. 
zeit  verschwatzen  ist  so  schlimm  wie  eine  lecke  tasche, 

304.  ik  l(^t-t  det  ian  uar  iin  an-t  ööler  weller  üütj  gung. 
ich  lafse  es  das  eine  ohr  ein  und  das  andere  wieder  ausgehn, 

305.  hi  h^-t  so  gud  üüs-t  swiu  tiübstai  (im  schweinstalle). 


FRIESISCHE  SPEUCHWÖRTBIt 

306.  du  slöpst  bi  a  wogh.  du  schläfst  bei  der  wand 
{hast  nichts  zu  sagen). 

307.  a  mnar  jongen,  a  maar  lok.  je  mehr  kinder^  je 
mehr  glück. 

30S.  arke  biärn  brangt  sin  lok  me.  jedes  kind  bringt 
sein  gHtek  mt. 

309.  injriad  an  märenriad  kern  eg  allidj  aauer  ians. 
abendroth  und  morgenroth  kommen  nicht  immer  überein. 
S  insVeil  an  miärrensreil  kum  ek  aafl  aurjen. 

310.  a  wirm  kr^t  föör  a  duas.  ein  ururm  krümmt  sich 
vor  dem  tode. 

311.  at  ward  komt  widjer  üiis  a  man.  ein  wort  kommt 
weiter  ab  der  mann.  *■"■ 

312.  hi  sjogt  üätj  liüs  wan-r  eg  tu  tiinj  t61  küiid.  er 
sieht  aus  als  ob  er  nicht  bis  zehn  zählen  könnte. 

313.  diar  a  diiwel  tu  a  Frinj  (zum  freunde)  h^,  kaan 
sägt  (leicht)  uun  a  h61  (hölle)  kern. 

314.  a  klaak  as  Föör  a  dommen.  die  uhr  ist  für  den 
dummen. 

315.  ual  stre  as  so  gud  as  ual  jil.  altes  stroh  ist  so^ 
gut  als  altes  geld. 

316.  leewar  tu  a  maller  üüs  tu  a  dokter.  lieber  zum 
mülier  als  zum  arzte. 

317.  di  satten  eers  kaau  föl  bitheenk.  der  sitzende 
hintere  kann  viel  bedenken,    S  setten  järs  kjen  fuul  bittnk. 

318.  diar  Mer  apstönt,  di  föl  ferteeret;  diar  laang  sl6pfc, 
di  god  erneeret.  wer  früh  aufsteht,  der  verzehrt  viel;  wer 
lange  schläft,  den  ernährt  gott. 

319.  diar  wel  sat,  di  Igt  sin  rük'en.  wer  wohl  sitzt, 
der  Iqfse  sein  rücken.  S  diär  wel  set,  die  mei  sin  ruk- 
ken  let. 

320.  a  hööb  as  an  lung  sial.  die  hoffnung  ist  ein 
langes  seil, 

321.  a  konst  at  nian  bruat.    die  kunst  frifst  kein  brat. 

322.  liuugh  däigrad  jaft  liagb  sAils.  hoher  tagesan- 
bruch  giebt  niedrige  segel. 

323.  an  jonken  mftren  an  legten  däi.  ein  dunkler  mor^ 
gen  ein  heller  tag. 

324.  nuurduast  riinen  an  ual  wtiffens  griinen  (an  a  pr6- 
Z.  F.  D.  A.  VIIL  24 


370  FRIESISCHE  SPRICHWÖRTER. 

sters  giits)  h6  nimmer  nian  änj.  nordostregen  und  alter 
wetber  greiften  (und  eines  predigers  geiz)  hat  nimmer 
kein  ende,  S  nuuduast  rÜQ  en  uaP  wüffens  riiwing  pleid^ 
waarig  tö  wiisen. 

325.  an  greenen  jal  an  witjen  paask.  eüte  graue  Weih- 
nacht ein  weifses  ostern, 

326.  Pädi  däi  (10  Januar)  wan  a  san  do  so  laang  skintj 
dat  Paul  a  hingst  sftde  {satteln)  kaan,  do  wardt-t  an  fruugt- 
bar  juar. 

327.  februar :  wan  ik  so  föl  m^  hed  üäs  man  brudder 
Jan,  do  wul  ik  friis  dat  a  ki  burner  likt-t  baad  uF  fraas. 
wenn  ich  so  viel  macht  hätte  als  mein  bruder  Jan,  so 
wollte  ich  frieren y  dqfs  der  kühe  hömer  bis  zum  köpfe 
abfrören. 

328.  wan  a  dar  began  tu  ling^en,  begant  a  wonter  tu 
string^en.  wenn  die  tage  beginnen  sich  zu  verlängern^ 
beginnt  der  winter  strenger  zu  werden, 

329.  wan  a  läsken  föör  lägtens  Cläglemsklüünj)  sjoug, 
do  mut-s  efterl  swigge.     wenn   die   lerchen  vor   lichtmesse 

singen y  so  müfsen  sie  nachher  schweigen, 

330.  Pirrers  däi  as  bal  förbi, 
hark-ui,  lidj,  an  fulg-m  mi, 
nägtert  fu  en  det  bi  däi, 

an  as-t  eg  tee,  do  as-t  dagh  brAi. 
Petri  tag  (22  febr,)  ist  bald  vorbei,  hört,  ihr  leute^ 
und  folgt  mir,  zu  abend  efsen  und  das  bei  tage^  und  ists 
nicht  thee ,  so  ists  doch  brei, 

331.  Greegööri: 

plugh  nun  eerd  an  bööre, 
an  at  faader  skööre  (statte), 
a  hingster  fän  a  stäl, 
an  a  skel  fAn  a  wäl, 
an  a  ual  wüffen  fän  a  aank, 
iaFer  nun  a  sköödang, 
g£rs  uun  a  sprööd, 
fask  uun  a  flood, 
fögler  uun  a  logt, 
do  spring  arkfin  uun  a  bogt. 
Gregorius  (12  merz):  pßug  in  die  erde  und  bohren. 


FRIESISCHE  SPRICHWÖRTER.  f^l 

und  das  heu  stützen,  die  pf erde  vom  stalle,  und  die  schaffe 
vom  sandwalle,  und  die  alten  frauen  vom  ofen,  aale  im 
wafser graben,  gras  im  keime,  fische  in  derfiut,  vögel  m 
der  luft,  dann  springt  jeder  geschmeidig. 

332* '  lliA^ri  däi  f^st  h&  a  liap'en  sjaaur  Aier  aau-t  ntet. 
Mariq^t  (2S  merz)  haben  die  kiebitze  vier  eier  im  nest. 

333.  mÄrtsgfirs  komt  eg  tu  swte.  merzgras  kommt 
nicht  zur  schwade  {wird  kein  schwadengras). 

334.  piingster  spring  alle  joDg  hingster  an  aalen  skel 
efterslebbe.  pfingsten  springen  alle  jungen  pferde  und  die 
alten  miifsen  nachschleppen. 

335.  diar  an  gratten  snew&l  feit,  hi  feit  uk  an  gaaden 
huup  kum.  wer  einen  grofsen  Schneehaufen  (vor  seinem 
hause)  bekommt,  der  bekommt  auch  einen  guten  häufen  kom. 

336.  tji,  säit  Aage,  sp6nt  sin  wiif  fijör  a  plugh.  zieh, 
sagt  Age,  spannt  seine  frau  vor  den  pflüg. 

337.  hi  as  üüs  Jins  Tatten,  haar-r  komt  blawt-r  satUgi. 
er  ist  wie  J.  T.,  wo  er  kommt  bleibt  er  sitzen.        .        ^ 

338.  hat  weit  an  hat  sneit  ' , 
an  hat  skap  hat  dreit; 

ik  wul  dat  ik  bi  mam  wiar 
an  wul  wel  raagmeels  pankanken  idj. 
es  weht  und   schneit   und  das  schiff  es  dreht  sich;  ich 
wollte  dßfs  ich  bei  mutter  wäre  und  wollte  wohl  rogget^ 
mehlpfannkuchen  ejsen. 

339.  sünnag,  säd  Bessje,  do  br^  hi  an  swftweLstaak 
nun  sjaaur  stakken  an  draank  an  snäps  muar.  sparsam, 
sagte  Bessje,  da  zerbrach  er  ein  schwefelholz  m  vier 
stücke  und  trank  einen  schnaps  mehr. 

340.  at  uug  wal  sin  uk  ht,  sid  di  blinj,  das  äuge 
will  seins  auch  haben,  sagte  die  blinde^ 

341.  hiiüs'en  as  nian  müiisen.  häuser  bauen  Iq/sen  ist 
kein  mäusefangen. 

342.  Häi  sten  ap  fdör  dAi, 
braaud  sin  biir 

an  sUigtet  sin  stirr 
an  dipt  san  gftlt 
an  imM-n  nun  sAlt 
an  w6tet  sin  knif 

24* 


S72  FRIESISCHE  SPRIGHWÖRTi». 

tu  sin  hongrag  lif 
an  slugh  sin  wüf 
dat  at  blud  wurd  stif. 

Hai  stand  auf  vor  tag, 

braute  sein  hier 

und  schlachtete  seinen  stier 

und  taucht»  (ins  wq/ser)  sein  schwein 

und  warfs  in  salz 

und  wetzte  sein  mejser 

zu  seinem  hungrigen  leibe 

und  schlug  sein  weih 

dafs  das  hlut  steif  ward. 

343.  Hlii  an  Päi 
Sien  ap  föör  d4i 
an  mäget  wäi 
an  do  kam  Ek 
an  hi  wul-t  sm6k 

an  do  fing-r  klap  üüb  a  n^k 
an  flaag  iiütj  uun-t  sjaph^k. 

Hai  und  Pai 

standen  auf  vor  tag 

und  machten  molken 

und  dann  kam  Ek 

und  er  wollte  es  schmecken 

und  dann  kriegte  er  einen  schlag  auf  den  nacken, 

und  ßog  aus  in  den  schaf stall, 

344.  K4ren  an  M&ren 
lep  irinj  a  säm 

an  Irinj  am  a  rank. 

K^ren  wul  a  man  hk 

an  Mären  uk. 

do  nlim  K&ren  an  stian 

an  sm6d  Mären  üüb-l  bian, 

an  do  hed  Karen  a  man  allian. 

K.  und  M.  liefen  rund  um  das  butterfqfs  und  rund 
um  den  heudiemen.  K.  wollte  den  mann  haben  und  M. 
auch,  da  nahm  K,  einen  stein  und  warf  M.  ai(fs  bein, 
und  dann  hatte  K.  den  mann  allein. 


frSsi 


nSCHB  SHUCHWÖRIBL  »1 

345.  ik  hft  an  siar,  ik  wnl  dat-t  beeder  wiar. 
do  gung  ap  in  Göntje  am  an  slöntje, 
aaner  tu  Sam  am  an  tram, 

ap  ta  Tadt,  dat  jü-t  knat, 

an  do  deel  tu  Feeder,  do  as-t  al  beeder. 

ich  habe  eine  wunde,  ich  wollte  dq/i  sie  h^ser  wäre, 
dann  geh  auf  zu  G.  um  ein  leinen  U^chen,  hinüber  zu 
S.  um  einen  faden,  atf  zu  T.,  dafs  sie  es  knote,  und  hin- 
unter zu  F.  so  ist  es  schon  be/ser. 

346.  ik  witj  an  teel 

(in  an  ammer  meel 

an  an  brukket  knalw  me  a  witjen  snfiütj, 

an  at  teel  as  äiitj. 
ich  we\ß  eine  sage  von  einem  scheffel  mehl  und  einem 
bunten  kalbe  mit  einer  weifsen  schnauze,  und  die  sage 
ist  aus. 

347.  diar  flaag  an  foggel  Stark 
aauer  Dannemark. 

wat  hed  hi  nun  sin  kraap? 
sööwen  püünj  haap. 
wat  hed  hi  uun  sin  lagter  bian? 
an  höomerk  an  an  slipstian. 

^^  flog  ein  vogel  Stark  über  Dänemark,  was  hatte  er 
in  seinem  kröpfe?  sieben  pfund  hopfen.  was  hatte  er  jn 
seinem  linken  bein?  einen  hammer  und  einen  schleffsteii*'' 

348.  diar  flaag  an  flöggel  aauer  Piipers  hüiis. 
Piiper  laag  a  dör  ap, 

Antje  laaket,  Mantje  plaaket, 

Pöbke  kööget  söske  tu  det  Arem  wöfke; 

do  kdm  Jirren  Slingerbian 

an  slingert-t  altemftl  am; 

do  kftm  Pöbke  me  a  breistaak 

an  slugh  Jirren  Slingerbian  foör  a  taap. 

es  flog  ein  vogel  über  Pipers  haus.  P.  machte  die  thüre 
atff,  u4.  lockte,  M.  pflückte,  P.  kochte  suppe  zu  dem  ar- 
men Weibchen ;  da  kam  Jürgen  Schlenkerbein  und  schleu- 
derte es  alles  um^  da  kam  P.  mit  dem  breistock  und  schlug 
J.  Schi,  vor  die  stim. 


374  FRIESISCHE  SPEUCHWORTBR. 

349.'lirebdre,  longsnäre, 

waQ  skel  wi  ta  Rippen  fär? 

wan  a  raag  rippet, 

wan  a  berri  piipet^ 

wan  a  beewer  sk^ran  waardt, 

wan  at  biarn  b^ran  waardt, 

wan  a  süan  drawt, 

wan  a  feeder  sankt, 

wan  an  rnad^en  äpel  ta  strun  driiwen  komt 

{oder  wan  an  Aisbödderskiiw  tn-t  lun  driiwen  komt), 

do  skal  ärebäre  lungsnäre-r  sallew  iiütj  am  sw^m. 
arebare,  langsnare,  wann  sollen  wir  nach  Ripen  fah- 
ren? wenn  der  roggen  reift y  wenn  die  gerste  hervor- 
guckt, wenn  der  hafer  geschnitten  wird,  wenn  das  kind 
geboren  wird,  wenn  der  stein  treibt,  wenn  die  fedet  sinkt, 
wenn  ein  rother  apfel  sium  Strand  treiben  kommt  {wenn 
ein  eierbutterbrot  zum  lande  tr.  k.),  dann  soll  a,  l.  selbst 
danach  aus  und  schwimmen. 

350.  ik  wal  tüüs,  an  bräse  an  müäs, 
smitj-s  aauer-t  büiis,  an  fu-s  iiüb  a  stäl,  an  kluppe-s  kdl, 
an  fu-s  nun  a  kraagb,  an  kööge-s  naagb, 
an  fo-s  üüb  a  dask,  an  idj-s  so  swet  üiis  an  fask. 
ich  will  nach  hause,   und   braten  eine   maus,   werfen   sie 
Übers   haus   und  legen   sie   auf  den    stall;    und    klopfen 
4fAi  kahly   und  legen  sie  in  einen  grapen,   und  kochen  sie 
gar  und  legen  sie  auf  eine  schif/sel,  und  efsen  sie  so  sä/s 
wie  einen  f seh, 

2.  NORDMARSCHER  MUNDART. 

1.  dir  is  naau  poot  so  skief  dat-r  nian  lad  to  paaset. 
es  ist  kein  topf  so  schief  dafs  kein  deekel  dazu  passt. 

2.  wat  skal-m  biire,  wan-m  sleept?  was  kann  man  hö- 
ren, wenn  man  schläft? 

3.  faage  iarst  rian  fear  din  ^en  dör  en  den  kam  to  mi. 
S  faagi  jest  fuar  din  ein  düär, 

4.  hi  skint  üüs  an  kriak  ön  ä  mist.  e^  macht  sich  wie 
eine  krähe  im  nebel  {Amr.  hat  dd  ham  ap  üfis  an  kriak 
nun  a  mist). 


FRIESISCHE  SPEUCHWÖRTBR.  375 

5.  hi  as  a  duus  al  iar  ans  störwen.  er  ist  des  iodes 
schon  früher  einmal  gestorben. 

6.  hö  sköl-m  trong  wärde,  wan-r  ön  jonken  huk  seet? 
wie  sollte  einem  bange  werden,  wenn  er  in  einem  dunkeln 
Winkel  sitzt? 

7.  so  üüs  d^  uale  sjonge,  so  piipe  d6  jonge. 

8.  klingt-t  eeg,  so  klapt-t  dagh. 

9.  hat  es  loong  iar  alle  heede  önner  aan  hööd  sen.  es 
dauert  lange  ehe  alle  köpfe  unter  einem  Hute  sind. 

10.  det  is  Qet  so  gau  üüs  kiar  an  höönam.  es'  ist  so 
schnell  wie  ein  haus  umkehren. 

11.  hi  poghet  üüs  en  duaden  stint.  er  pocht  wie  ein 
todter  Stint. 

12.  hat  is  beeder  agter  en  ualen  to  sköllen  üüs  agter  en 
joDgen  to  höllen.  es  ist  befser  hinter  einem  alten  sich  zu 
schützen  als  hinter  einem  jungen  zu  heulen, 

13.  masgonnen  bruad  ward  ok  eeden.  beneidetes  brot 
wird  auch  gegejsen.     S  forgöndt  braad  uud'  uk  iiten. 

14.  grölte  noogh  am  wat  to  dünen  en  foUe  altogrot  am 
niks  to  dünen.  grojs  genug  um  etwas  zu  thun  und  viel 
zu  grofs  vm  nichts  zu  thun. 

15.  hi  is  so  klöök,  hi  köön-t  geers  (gras)  waksen  hiire. 

16.  hi  witj  hüü  faale  klompe  dir  üüt  en  pön  meel  kön. 
er  we\fs  wie  viele  klöjse  aus  einem  pjund  mehl  können. 

17.  harn  is  en  skröw  luas.    ihm  ist  eine  schraube  los. 

18.  hi  Staat  (^^^^)  d6  grotte  bei  sidde,  dat  d^  letjejlti' 
wat  fw'n  {bekommen)  kön.  ** 

19.  dö  beest  am  a  duus  to  haarn  föör  di  dir  ^g  haal 
sterwe  wal.  du  bist  am  besten  den  tod  zu  holen  för  den 
der  nicht  gern  sterben  will.  S  du  beest  gud  eeder  di  duas 
tö  stjüüren. 

20.  fol  luppers,  man  letjet  kuppers.  viele  läufer,  aber 
wenig  kauf  er. 

21.  dir  koon-m  hiire  dat  hem  d6  sküüre  knippe.  da 
kann  man  hören  dafs  ihm  die  schuhe  drücken. 

22.  hi  kernt  öw-n  hon  to  ridden.  er  kommt  auf  dem 
hunde  zu  reiten. 

23.  dir  ham  Fange  skal,  möt  sellV  inne  weese.  wer 
ihn  fangen  soll  mi{fs  selbst  zu  hause  sein. 


^ 


376  AUSDRUCKJ:  Für  SPRICHWORT. 

24.  ndm  an  galten  toonk  ön  ian  höön  en  en  drilling 
ÖD  jü  ööer  höön  en  lokke-ns  ön  wat  fer-n  höön  dö  maast 
heest.  nimm  einen  grofsen  dank  in  die  eine  harid  und 
einen  dreiling  in  die  andre  hand  und  sieh  in  welcher  hand 
du  am  meisten  hast. 

25.  nalör  gongt  baawen  d6  li6re,  seed  Salomons  kaat,  jö 
smiat  at  jagt,  üus-r  en  müiis  aaer  a  teele  löp.  natur  geht 
über  die  lehre,  sagte  Salomons  katze,  da  warf  sie  das 
licht  weg9  als  eine  maus  über  die  diele  lief. 

26.  hat  is  loong  iar  a  buum  iin  d6  hemniel  wakset. 

27.  hat  stoont  man  enkelt  äiis  di  praaker  sin  köörn.  es 
steht  nur  einzeln  wie  des  bettlers  körn. 


AUSDRUCKE  FÜR  SPRICHWORT. 

Aufmerksam  gemacht  durch  Wh.  Grimm  (Freid.  lxxxviii) 
suchte  ich  bei  meinem  seit  jähren  betriebenen  quellenstu- 
dium  der  Sprichwörter  ein  möglichst  vollständiges  Ver- 
zeichnis der  für  den  begriff  Sprichwort  vorkommenden  aus^ 
drücke  aufzustellen  und  gebe  es  hiermit,  es  erschien  mir 
ein  solches  darum  von  bedeutung,  weil  es,  wie  Grimm  sagt, 
'allein  genügen  würde  um  den  langen  bestand  dieser  gat- 
tung  der  poesie  und  ihre  volksmq/sige  natur  zu  bewäh- 
ren $*  weil  mir  diese  ausdrücke  zu  bestätigen  schienen' dafs 
die  Sprichwörter  das  volksmäfsigste  sind  was  es  überhaupt 
niächst  der  spräche  nur  immer  geben  kannf  weil  aus  ihnen 
die  entstehung,  die  Verbreitung,  der  sinn,  die  praktik  und 
der  begriff  des  Sprichworts  (der  hierbei^  wie  schon  Agri- 
cola  und  Seb,  Franck  thun,  ziemlich  weit  zu  fafsen  ist) 
zur  genüge  ersichtlich  sind,  vorweg  bemerke  '  ich  dqfs 
die  minnesänger  nach  Hagens  ausgäbe  angeführt  sind. 

Der  älteste  ausdruck  für  unser  ' Sprichwort'  findet  sich 
bei  Ulfilas  Joh.  I69  25,  wo  iv  TtaQOifiiaig  mit  in  gajukom 
(gajuko,  parabola,  gleichnis)  gegeben  ist. 

Tatian  und  Notker  (Graff  1,  1025)  haben  biworti  (bei- 
wort,  supplementum  sermonis)  Matth.  22 ,  1  {in  parabolis 
eis  dicens,  in  biwurtin).  ebenso  pfaffenleben  (altd.  bll. 
1836   hejl  3)   ein  gemeinez    biwurt.      ähnlich  ist  bischaft 


AUSDRUCKE  FÜR  SPRICHWORT.  377 

(Konrad  von  fVürzhurg  19,  2  Hag,)  vnd  bispel  (bigspilla, 
bigspell,  bispilla,  unser  ' betspiel ^'  ähnlich  lärspella  doctrina, 
ydelspella  vana  colloquia;  godspelle,  evangelium^  im  etigh 
nach  gospel).  beides  steht  ßir  fabely  Sprichwort y  priamelf 
ist  also  auch  gleichnisrede.  Reinh.  1353.  Reinaert  181. 
Freid.  28,  26.  29,  1.  Meifsner  16,  2  Hag.  RaUmeland2. 
Parz.  660,  6.  Titurel  1,  50.  amgb.  44\  Malagü  PfdU 
zer  hs.  11 6*. 

Auch  maere  kommt  vor  (vergl.  Tatians  gim&ni  was 
tbaz  wort;  danach  wäre  Sprichwort  ein  gemaeretez  wort) 
RavennaschL  121 ,  5.  ans  sagt  dicke  daz  maere  Landeck 
3,  3  Hag.  Mamer  15,  18.  Her  bort  3811.  ein  altez 
maere  Steimar  1,  1.     RavennaschL  98.    s.  ich  hörte  sagen. 

wort.  (Tatian  in  wortbilidun  ni  sprihbu  iu,  in  prover- 
biis  non  loquar  vobis.)  Alexius  E  54.  Bruder  fVemer 
6,  1.  Boner  einleitung  und  71,  56.  Theuerdank  38,  89. 
beiu4gricola  häufig,  nr  314.  315.  316.  323.  576.  594.  595. 
mit  dem  zusatze  daz  ist  iu  algemeine  wol  bekant  Hinnenb.  5. 

—  die  alten  haben  dieses  wort  gebraucht  Agric.  541.  — 
dis  wort  ist  (fast)  gemein  Agric.  478.  484.  —  als  gemeine 
als  dis  wort  ist,  also  wahr  ist  es  Agric,  406.  —  daz  alte 
wort  Reinb.  Georg  4582.  fragm.  32^  —  ez  ist  ein  alts 
(wort)  als  man  da  spricht  Oswald  v.  Wolkenstein  27 j  317.  — 
ez  ist  vor  manigem  jär  gesprochen  ein  wort  liedersaal  1, 19. 

—  ein  gemeinez  wort  der  Hardegger  1,  4  {lieders,  1,  59). 

—  nach  dem  gemeinen  wort  H.  von  Nördlingen  troj.  krieg, 
Koburger  hs.  —  ez  ist  ein  gesprochen  wort,  daz  hAn  ich 
ie  und  ie  gehört  Dioclet.  1835.  —  ein  altsprochen  wort  pf. 
Konrad  26\  TUrh.  fFilh.  314'.  lieders.  1,  216.  2,  602. 
Berthold  216.  Ulrich  von  IVinterst.  23.  Osw.  von  fFol- 
kenstein  90,  3,  5.  —  mit  dem  zusatze  daz  ir  dicke  habt 
gehört  Pfölz.  hs.  341  bl.  355.  —  ein  wort,  daz  was  wilent 
flücke  Frauenlob  58  (auch  das  maere  wird  fliegend  gedacht ; 
vergl.  auch  den  sprichwörtlichen  ausdruck  es  sind  flug- 
reden Agric.  183). 

wörtelin.  diu  liute  hänt  ein  wörtelin  Trist.  129*.  ez 
ist  doch  war  ein  wörtelin  Trist.  17806. 

Spruch.  Agric.  540.  gemeine  spruch  Agric.  551.  — 
ein  Spruch  was  bi  den  alten  Frauenlob  271 ,  16.   —    der 


378  AUSDRÜCKE  FÜR  SPRICHWORT. 

alte  sprach  Iwein  6064.  der  alte  sprach  den  sprichet  man 
Helleviur  4.  —  nach  der  alten  sprach  und  sag  narrenschiff 
172,  55.  284,  5.  —  ez  ist  der  wisen  spr.  narrensch.  240,  12. 

—  Sprüche  Freid.  129,  17.  —  die  allen  spräche  ^a//A.  72,  3. 
ttigendh.  sehr.  12,  2. 

sage,  ez  ist  ein  alte  war  sage  Keller  alte  schwanke 
nr  21.  —  ez  ist  wol  war  der  alten  sag  Ruffs  Adam  und 
Eva  4265.  —  liutesagen  Franenlob  111,  15. 

jehe.    ez  ist  einer  jehe  vil  Tristan  101. 

lÄre.  fValther  71,  1.  klage  429.  —  dia  alte  lÄrc 
fValther  21,  3.  Türh.  fVilh.  I20'.  —  ez  ist  aller  meister  lÄre 
Ueders.  vgl.  Titur.  5443.  Bari.  112,  12  und  ich  hoBre  jehen. 

Sprichwort,  (nach  fVh.  tVackemagel  eine  tautologische 
Zusammensetzung  von  spriche  =  wort).  MS.  2,  253^.  258^. 
fVinsbeckin  16.  Frib.  Tristan  SIS.  3192.  Ottokar  cap.  313. 

—  dä*von  ein  spr.  da  seit  Tristan  17744.  —  spr.  daz  da  giht 
Tristan  5461.  —  als  ein  waerlichez  spr.  giht  Tristan  18046. 

—  man  machte  ein  spr.  gedieht  von  der  Lauppenschlacht 
vom  j.  1339.  —  da  von  stunt  daz  spr.  uff  daz  man  noch 
sprichet  Schilter  3,  190.  —  in  spr.  man  gemeynlich  gyecht 
narrensch.  125,  2.  —  nach  dem  spr.  gemeine  Ottok.  683. 
nach  gemeinem  spr.  fVackem.  1059.  {s.  man  spricht.)  — 
ist  ein  gemein  spr.  Geilers  irrig  schaf  bl.  2^.  —  diu  Mute 
hftnt  ein  spr.  Martina  23*.  —  Agricola^  der  die  erste 
deutsche  Sammlung  unter  dem  namen  Sprichwörter  heraus- 
gab,  nimmt  das  wort  in  seiner  eigentlichen  bedeutung, 
wonach  es  ein  wort  ist  das  oft  gesprochen  wird,  er  hat 
daher  in  seiner  Sammlung  sehr  oft  wirklich  blofse  Wörter 
aufgenommen  (wr  231.  257.  349.  386.  569.  610)  oder,  wie 
er  sie  nennt,  blofse  formulae  (154.  404.  418.  559.  586), 
figurae  (468.  557),  periphrases  (423),  hyperbolae  (442.  740), 
metaphorae  (701).  —  daz  alle  spr.  klage  1756.  Mart.  63^. 
livl.  urk.  78*.  Agric.  69.  —  ich  habe  ein  alt  spr.  gar 
dicke  unde  oft  gehört  IV ackern.  1023. 

rede,  ez  ist  offen  reda  Berth.  {kommt  sonst  auch  Jtir 
sage  vor.     daz  hört  ich  rahhön  dia  weroltrehlwison  Musp.). 

—  Uis  reden  Reinaert  4099.  tägliche  rede  unser  alteitern 
Agric.  546.  all  mei  lebtag  ist  die  red  gewest  Volkslied 
vom  schlofser  und  gesellen,     diu  rede  ist  wtr  Konrad  von 


AUSDRUCKE  FÜR  SPRICHWORT.  »9 

fFiirzburg  24,  1 .  —  also  reden  wir,  man  redet  also  Agric. 
465.  584.  517.  591. 

vki,    ez  ist  ein  altsprochen  rät,^m6r  dan  vor   handert 
jären  Osw,  von  tVolkenst,  6,  1. 

man  seit.  Mai  150,  19.  Hätzlerin  282'.  Toggenb.  2,  4. 
Otto  zem  Turne  2,  9.  Sacksendorf  Z  ^  1.  Luppin  7,  3. 
br,  fVerner  6,  1.  Konrad  von  tFürzb.  11,  3.  ders.  im 
Alesdius  154.  Freid.  164,  4.  Boner  3,  40.  arm.  Heinr.  38. 
Äo«r.  troj,  krieg  47''.  —  man  seit  dicken  Reinaert  3308.  — 
man  s.  al  fürwär  manic  jär  yeldeck  8,  1.  —  als  man  a. 
Tristan  4415.  —  als  man  uns  s.  Boner  17,  26.  65,  6.  — 
als  die  gschrifft  seyt  narrensck,  165,  7.  —  als  uns  diu  ge- 
schrift  hat  geseit  arm,  Heinr.  115.  —  mir  seit  ainst  ein 
weyse  mugg  Osw.  von  fVolkenstein  5,  5,  1.  —  mir  wart 
vor  geseit  Gliers  2,  6.  —  mir  ist  geseit  IValtker  72,  14. 
Neidhart  101,  2  (Hag.  ks.).  —  cz  ist  dir  offenlich  geseit 
fFinsb.  45.  —  dir  si  daz  vür  war  geseit  Bari.  371,  33.  — 
ez  ist  uns  dicke  vor  geseit  ritter  unter  dem  zuber  350.  — 
man  sagt,  heidinne  Heidelb.  ks.  341  bl.  117.  Agric.  sehr 
oß,  z.  b.  324.  345.  407.  440.  449.  633.  653.  696.  Stricker 
kl.  beisp.  11,  157.  —  ez  ist  vil  war  als  man  ik  saget 
Tristan  12283.  —  man  sagt  gemeiniglich  Agric,  322.  — 
wir  sagen  Agric.  579.  580.  581.  597.  598  und  ößer.  — 
der  wise  sagt  und  sprichet  Mart.  762,  38.  —  als  al  dfa 
werlt  gemeine  saget  Trist.  11836. —  si  sagent  fVinsb.  15. 
^ —  si  sagent  alle  Titurel  2023.  —  die  kinder  sagen  Agric.  6. 
—  uns  sagent  die  wisen  Freid,  79,  19.  Kolocz.  cod.  285.  — 
sus  sagent  die  wisen  alten  Reinmar  von  Zweter  2,  123.  — 
sagent  uns  die  meister  wis  Boppe  9.  —  mir  ist  daz  gesaget 
Herbort  9516.  —  mir  seide  fen  goet  man  hier  te  voren  in 
rade  Reinaert  3180.  —  als  uns  die  alten  wisen  h&nt  gesagt 
Hardegger  1,  1. 

man  giht.  Frauenlob  126,  6.  fF'.  von  Künzingen  2,  6. 
Reinmar  von  Zweter  2,  96.  155.  br.  fVemer  4,  1.  Heinz, 
von  Const.  17.  Tristan  1113.  17900.  18666.  Hätzlerin 
137'*.  Schüler  von  Paris  85.  Frauenekre  1513  (zeitsckr. 
7,  s.  519).  —  der  wise  man  giht  Dioclet.  1847.  —  da  von 
des  wisen  zunge  %i\ii  Frauenlob  116,  18.  —  sä  der  meister  giht 
Frauenlob  59.  —  des  mir  maniger  gihlNeidk.Hag.  hs.  91 ,  9. 


380  AUSDRÜCKE  FÜR  SPRICHWORT. 

si  jehent.  V eideck  8,  2.  Morungen  21,  3.  Reinmar 
der  alte  11,  2.  fValther  48,  2.  Hartm.  von  Aue  15,  2. 
fVinsb.  38.  Brennend.  1.  Sunnenb.  1,  33.  TrtM^A^.  »(>;» 
5.  (;a//e;2  4,  4.  ^^iViA.  1304.  rrtf^on  16916.  Fretd. 
107,  22.  —  si  j.  die  ir  hänt  gehArt  Eracl.  2406.  —  si  j. 
alle  MS.  2,  254.  —  ez  jehent  diu  kint  Freid.  136,  9.  — 
genuoge  j.  Dietm,  v.  Eist  1,  2.  —  di  wisen  j.  Rinkenb.  7. 

—  die  meister  j.  Marner  15,  8.  Frauenlob  100,  12.  — 
wes  doch  die  meister  j.  Frauenlob  439,  2.  —  wisia  liate 
müezen  jehen  Reinmar  der  alte  48,  1. 

man  sprichet.  gr.  roseng.  2131.  Tristan  13891.  Ro^ 
tenburg  5,  33.  Helleviur  5.  Frauenlob  156,  8.  welsch, 
gast.  124'.  TörÄ.  ^itt.  122\  löl^  333*.  jBo«er  11,  56. 
22,  1.  31,  40.  32,  27.  48,  49.  Ben.  beitr.  104.  Morolf 
50^.  Renner  bei  Wackem.  783,  11.  Hans  Sachs  fast-- 
nachtsspiel  der  spieler.  Hätslerin  53\  54'.  133*".  150^. 
narrensch.  147.  191.  207.  sehr  oft  bei  Geiler.  Agric.  410. 
Seb.  Franck  103.  Pauli  clxviii.  —  man  spr.  ein  wojrt 
Boner  42,  1.  —  m.  spr.  ein  w.  daz  mag  w4r  sin  Boner 
71,  59.  —  da  von  so  spr.  m.  daz  Boner  75,  22.  —  man 
spr.  im  gemeinen  Sprichwort  Leo  Hqfslers  lustgarten  {vom 
j.  1601).  —  als  man  nn  spr.  gemainchlich  gesta  Rom.  81^.  — 
der  wise  mau  spr.  Boner  28,  27.  narrensch.  245,  57.  — 
ein  wiser  I^rer  spr.  Hätzlefin  266^.  —  spr.  Salomon  gesta 
Rom.  18'.  —  spr.  ein  weiser  meister  Aristoteles  ebenda. — 
spr.  ein  heiliger  weissag  ebenda.  —  als  der  weis  künich  Sa- 
lomon redt  ebenda.  —  ez  spr.  mancher  gouch  narrensch. 
146,  63.  —  ez  ist  dicke  gesprochen  Ulr.  von  tVinterst. 
19,  5.  —  ein  wiscr  man  hie  vor  sd  sprach  fVinsb.  5.  fVins^ 
beckin  11  {Hagen  1,  nachlese). 

si  sprechent.  G.  von  dem  forste  2,4.  —  gemeine 
spr.  Konr,  troj.  krieg  13049.  —  die  wisen  spr.  fVinsb.  39. 

—  genuoge  liute  spr.  so  Otto  von  Brandenburg  A.  —  ez 
spr.  die  meister  wo!  Boner  einleitung. 

man  liset.  gesta  Rom,  10^.  —  ein  meister  las  fVal- 
ther 107,  1.  —  ich  hdn  gelesen  Tristan  17920.  —  ich  b. 
selbe  wol  gelesen  Tristan  4428.  —  ich  habe  selber  wol  g. 
Boner  62,  80.  —  ich  bAn  doch  dicke  daz  g.  Trist.  19436.  — 
bAnt  ir  nie  g.  vor  langer  zeit  Osw.  von  tVolk.  19,  4,  9« 


AUSDRÜCKE  FÜR  SPRICHWORT. 

si  wellent.  fFigal.  75.  —  alse  die  wisen  wellenl. 
Iwein  2702. 

ich  hoere.  Bein/r.  93*.  Frauenlob  292,  IS.  Öiwald 
von  fVolk.  10,  3,  3.  —  ich  hab  oft  gehört  Agric.  319.  — 
ich  hän  d&  von  gehoeret  vil  Kolocx.  cod.  104.  Agric.  319. 
Dioclet.  1835.  —  ich  hAn  geh.  manegen  tac  Reinmar  von 
Zweier  2,  195.  —  min  tag  ich  geh.  hftn  Rt^ffs  Eiter  Heini 
681.  —  als  ich  von  ärzten  hdn  geh.  Osw.  von  ff^olkensi. 
48,  1,  12.  —  ich  hab  geh.  durch  mangen  granna  mit  einem 
Sprichwort  ebenders.  18,  1,  1.  -r—  wir  hAn  dick  geh.  7V- 
iurel  5692.  —  wir  hAn  geh.  lange  wol  Reinmar  von  Zwo* 
ier  2,  184. 

ich  hoere  sagen,  markgr.  von  Meifsen  1,  2.  bruder 
fVemer  1,  5.  Hinnenb.  2.  guoicere  2,  3.  Reinm.  2,  2. 
Boner  94,  85.  Reinh.  266.  Stricker  11,  117.  Häixlerin 
202'.  —  ich  h.  dicke  sagen  Freid.  114,  25.  —  ich  h.  dicke 
daz  man  sagt  welsch,  gast  7V.  —  ich  h.  sagßn  daz  ein 
bispel  in  den  buochen  stA  Stolle  1,  18.  —  ich  b.  von  den 
alten  s.  Mamer  15,  9.  —  man  h.  die  wisen  s.  gttotmre 
2,  1.  Sunnenb.  1,  33.  Osw.  von  fFoUt.  IS,  2,  9.  — 
man  h.  dick  die  wisen  s.  Boner  80,  28.  —  ich  h.  die  wi^ 
sen  Hute  s.  Sunnenb.  1,  21.  —  wir  h.  wise  Hute  s.  Reinh. 
800.  —  man  h.  die  weisen  s.  lang  lied  auf  die  Allinger 
Schlacht  vom  j.  1422. 

ich  lioere  jehen.  Rubin  8,1.  Heigerlo  2.  Sunnenb. 
1,  21.  Reinh.  299.  Frauenlob  268,  4.  —  ich  h.  genuoge 
j.  Hartm.  von  Aue  9,  3.  —  ich  h.  die  wisen  j.  der  Setzet  4. 
Frauenlob  446,  2.  —  als  ich  die  wisen  h.  j.  Otto  von 
Brandenburg  3,  9.  Singenberg  3,9.  —  des  b.  man  die 
wisen  j.  Jac.  von  fVarte  1,  4.  Eracl.  VI 2.  Konr.  troj\ 
krieg  13048.  23345.  Frauendienst  115^  —  sus  beeret  man 
ie  die  wisen  jehen  Frauenlob  229,  7.  —  ich  h.  vil  der  Hü- 
ten j.  Boner  82,  58.  —  nu  h.  ich  wise  Hute  j«  »eitschr.  7, 
358,  29.  —  als  ich  die  wisen  meister  b.  j.  Remmar  von 
Zweier  2,  221.  —  als  ich  die  besten  b.  j.  Obemburg  4,  1. 

—  ich  h.  des  vaters  1^  j.  Frauenlob  292,  1. 

ich  beere  sprechen,   ich  beere  wise  spr.  Hohet{fels  13,  4. 

—  ich  h.  die   weysen  spr.  Hätzlerin. 202^.  —    ich  h.  daz 
man  vil  dicke  spr.  Raumeland  4,  14. 


882  AUSDRUCKE  FÜR  SPRICHWORT. 

ich  hoere  lesen.  —  die  wisen  meister  kanzler  16,  5.  — 
ich  hab  offt  hoeren  lesen  Theuerdank  II,  44. 

ieh  hoere  sie  die  wisen  nennen  also  Ttturel  701. 

ich  hörte  ie  sagen.  Biter olf  7889.  Nettenburg  8,  f. 
märe  vom  reiker  Ueidelb.  hs.  341  bl.  119.  —  ich  hörte 
sagen  ein  maere  Schwangau  6,  2.  —  ich  hörte  wilent  sa- 
gen ein  mxre  Rietenburg  2,1.  —  sus  hört  ich  die  wisen 
sagen  Frauendienst  86^  —  ich  h.  wise  liute  s.  br.  IVemer 

1,  14.  —  ich  h.  minen  vater  s.  kaiserchr*  8*".  —  ich  hän  ge- 
hoeret  sagen  ie  AlexiusFA^.  —  ich  hän  ofle  gehoeret  s.  Räume- 
land  8,  4.  —  ich  hein  vil  ducke  hören  s.  Hag.  retmehr.  1729. 

ich  hörte  jehen.    ich  h.  ie  die  liute  j.  fValther  72,  12. 

—  ich  h.  wise  liute  j.  Rugge  7,  2.  —  ich  hän  gehoeret  j. 
Biterolf  2925. 

ich  hörte  sprechen,    ich  h.  ie  daz  spr.  arrn.  Heinr.  846. 

—  die  wisen  h.  ich  spr.  so  Frauendienst  1^.  —  ich  h.  mi- 
nen vater  hie  bevoren  spr.  Rother  494. 

ich  hän  vernomen.  Reinmar  der  alte  48,  1.  —  ich 
hän  wol  V.  fVinsbeckin  32.  —  ir  habet  wol  v.  daz  Eracl. 
2316.  —  ich  hän  v.  von  wisen  Flore  7934.  —  ich  h.  von 
kinde  v.  Tristan  18660.  —  ich  hän  von  sagene  v.  Stricker 
11,  64.  —  ich  h.  lange  bar  v.  Winsbeckin  43.  —  vil  dicke 
ich  daz  v.  h.  Tärh.  Trist.  354.  ich  hän  vil  dicke  v.  kindh. 
Jesu  67,  30.  ich  hän  daz  dicke  wol  v.  Reinmar  von  Zwe- 
ier 2,  204.  —  du  hast  dicke  wol  v.  Reinh.  911. —  wir 
hän  daz  dicke  wol  v.  Boner  39,  44.  —  nu  habet  ir  dicke 
wol  V.  Reinh.  fuchs  s.  295.  —  ich  h.  v.  dicke  nähe  und 
verre  Titurel  5556.  —   des  habe  wir  vil  v.  Herm.  Damen 

2,  6.  —  ich  hab  oft  v.  Hätzlerin  83^.  —  ich  han  daz  ofte 
wol  V.  Dietrichs  ahnen  8394.  —  nu  hast  in  manger  stunde 
T.  in  einem  bispel  Reinh.  Fuchs  s.  347. 

man  ist  hugende  Titurel  4027. 

ich  waene.  Eracl.  1118.  Boner  65,  30.  68,  55.  p/affen- 
leben  (altd.  bll.  1).  Flore  1196.  2296. 

ich  weiz  wol.  Frauenehre  1266  (xeitschr.  7)»  —  ich 
zuvoran  vast  wol  weys  Theuerdank  1152.  —  die  wysen  lud 
wiEsend  al  wol  Ruffs  Etter  Heini  einleitung. 

ez  ist  den  wisen  allen  kunt.  fFolfr.  Wilh.  327,  3.  — 
daz  ist  vil  manegem  wisen  kunt  Frauenlob  217,  7.  —   mir 


AUSDRÜCKE  FÜR  SPRICHWORT.  S8S 

ist  ein   dinc  wol  kunt  Iwein   193.  —    mir  ist  daz  bekaot 
Biterolf  426.  .  :- 

daz  ist  noch  der  alten  weise  Magdeb.  Jehde  SB^^^» 

so  redt  der  gemeine  man  Halbsuters  lied  von  Sempach. 

waz  die  wisen  prisen  Reinmar  von  Zweier  2,  199. 

im  heizent  wise  meister  guot  Urenheim  2. 

daz  hänt  gezalt  die  wisen  uns  für  ffioi  Frauenl.  291,  6. 

mich  leirde  eins  ein  wise,  ein  aide  Reinh.  fuchs  s.  388. 

der  vater  in  het  gel^ret  woi  Reinh.  fuchs  s.  385. 

alsam  der  meister  lärte  Frauenlob  1,  4  (MS.  3). 

daz  riet  ein  wiser  man  hie  vor  der  Hardegger  1,  4. 

der  wyfs  man  gibt  urkund  narrensch.  156,  11. 

dar  an  die  wisen  sulen   wol  gedenken  Titurel  569.  — 
der  gdenck  narrensch.  228,  48. 

dA  von  mahdu  wol  verstän  Rother  4553. 

daz  ist   uns    offenlicheu   verendet    mit  den  Worten   der 
wärheite  Heinr,  vom  gem.  leben  250.         '*^ 

Es  folgen  hier  noch  eine  ausdrücke ^  welche  die  über' 
einstimmung  des  Sprichworts  mit  der  erfahrung  anerkennen. 

man  siht  MS.  3,  nachl.  2,  7,  30.  —  man  s.  wol  Reinh. 
fuchs  *.  311.  —  m.  s.  ouch  dicke  Buwenberg  3,  2.  Boner 
94,  74.  —  ich  sihe  wol  Raute  2.  —  ich  sihe  alle  wilc 
Munegiur  1,  1.  —  man  h4t  ez  dicke  wol  gesehen  Boner 
46,  38.  —  man  hat  des  wunder  gesehen  Tristan  6220.  — 
wir  hAn  daz  seiden  wol  gesehen  Herbort  8980. 

ez  ist  schin.  ez  ist  dicke  worden  schin  Flore  278. 
3780.  —  ez  ist  ouch  noch  guot  schin  seitschr.  7,  376.  — 
daz  ist  an  mir  worden  seh.  Flore  5914.  Hätzlerin  54*.  — 
daz  ist  alle  tage  seh.  Rother  5151.  —  als  ez  nu  hie  ist 
worden  seh.  Boner  71,  60.  —  daz  wirt  noch  alle  tage  seh. 
MS.  3,  26.  3,  25.  —  uns  tuont  des  rehtes  meister  schin 
MS.  3,  26.   1,  5. 

ez  geschiht.  ez  beschiht  noch  wol  Boner  8,  29.  —  daz 
dicke  g.  Biterolf  12513.  —  ez  was  geschehen  dicke  Ti- 
turel 3934. 

ez  ist  ouch  noch  alsd  getan  Reinh.  2157. 
ich  hän  befunden  rehte  Stricker  5,  112. 
ez  ist   wÄr.    war  ist    narrensch.  111.   —    ez  ist   nun 
war  Ruffs  Adam  und  Eva  4411.  —  ez  ist  doch  war  Boner 


S84  ZU  PLEON. 

74,  112.  Singemberg  13,  4.  —  ez  ist  wol  war  der  allen 
sag  Ruffs  Adam  4265.  —  ez  ist  vi!  war  als  man  da  sage. 
Tristan  12283.  —  es  ist  an  allen  leuten  war  narrensch, 
184,  5. 

ditz  ist  und  was  ie  Tristan  264.     Herbort  15052.] 

ich  merk  und  sich  auch  woi  Hätxlenn  54*. 

ich  brüf  wol  Hätxlerin  54*.  150^. 

ir  aller  volge  diu  ist  dar  an  Tristan  97. 

die  wisen  mir  des  volgen  Frauenlob  1,  1  {MS.  3). 

nu  ist  daz  unzwivellich  Bari.  371,  20. 

ez  begegenit  allinthalvin  dicke  den  man  Rother  4518. 

Aschersleben,  24.  nov.  1850.  C.  SCHULZE. 


ZU  PLEON  (7,  458). 

Den  von  PUon  gebildeten  Ortsnamen  sind  noch  beizu- 
fügen Bliensweiler,  dorf  im  EUafs ;  Blienshoten , ' weiler  im 
wirtenb.  obcramt  Ehingen;  Päensbarh,  weiler  im  oberamt 
Kirchheim ;  Plienshalden,  ehemaliger  hof  zwischen  Neilingen 
und  Efslingen ;  PliensaUj  vorstadt  von  Efslingen.  blienäug- 
gen,  blienggen,  anblienggen  in  der  Schweiz  noch  jetzt  ge- 
bräuchliche ausdrücke  s.  Stalder  1,  184.  bei  Frisch  1,  110^ 
finde  ich  eine  stelle  aus  Menckens  Script.  Sax.  2 ,  1709, 
worin  das  wort  ebenfalls  vorzukommen  scheint,  ein  armer 
krämer  hatte  in  seinem  kram  ßngerhüte,  naldin,  drwnmen, 
flötin,  bUen,  verspan  und  löffele.  Frisch  läEst  den  aus- 
druck  unerklärt;  vielleicht  ist  flitter  damit  gemeint. 

FRANZ  PFEIFFER. 


"*, 


ALL  ALSO  ALS 

In  den  sprachen  scheint  die  allheit  immer  erst  aus  einer 
sinnlichen  ganzheit  abgezogen  zu  werden :  das  unberührte, 
unversehrte,  unzerstückte ,  sämtliche  theile  in  sich  fassende 
ist,  weil  ein  ganzes,  auch  ein  alles,  die  meisten  ausdrücke 
der  urverwandten  sprachen  zeigen,  genauer  zugesehn,  hier 
eine  grofse  Übereinkunft. 

Unsern  deutschen  steht  für  omnis  zu  goth.  alls,  altn. 
allr,  ahd.  al,  ags.  eal,  und  damit  unmittelbar  zusammen  trift 
ir.  uile,  welsch  oll,  armor.  hoU.  den  irischen  diphthong  ui, 
auszusprechen  u,  sehn  wir  öfter  deutschem  a  oder  lat.  o  be- 
gegnen, muinim  moneo  ahd.  man^m ;  muineal  monile  ahd. 
meuni  =  mani;  muinu,*ahd.  mana,  mhd.  man,  altn.  mön 
juba;  uillean  ulna,  goth.  alleina,  ahd.  elina,  gr.  (uket^. 

Zunächst  führt  das  aspirierte  armorische  holl  auf  oXogj 
welches  totus ,  integer,  noch  nicht  omnis  ausdrückend ,  auf 
ökFog  zurück  gebracht  dem  oskischeu  soUus  =  solvus  ent- 
spricht, folglich  mit  salvus  eins  sein  mufs.  salvus  aber  nach 
dem  gewöhnlichen  Wechsel  zwischen  1  und  r  ist  das  skr.  sarva, 
dessen  bedeutuug  noch  überwiegend  totus  scheint,  wiewol  sie 
in  die  von  omnis  fortschreitet. 

Wir  dürfen  demnach  nicht  nur  unser  all  dem  skr.  sarva 
gleichstellen,  sondern  auch  die  Vorstellung  von  totus  in  sei- 
nen hinlergrund  setzen,  verlorne  mittelglieder  der  form  wä- 
ren alv,  sali,  salv;  aphaeresis  des  s  trägt  sich  a|^f  gleiche 
weise  in  andern  Wörtern  zu,  man  denke  nur  an  goth.  uf 
ufar,  lat.  sub  super,  gr.  vno  unt^^  mit  der  aspirata  wie  in 
(ikog.  nicht  anders  mag  jenes  ir.  uile  aus  einem  früheren 
suile  hervorgegangen  sein. 

Für  den  begrit  der  allheit  hat  dus  sanskrit  visva,  das 
zend  vispa  (wie  skr.  asva  equus,  zend.  a^pa),  die  littauische 
spräche  wissas  statt  wiswas,  die  altslavische  vs,  fem.  vsia, 
neutr.  v'se ;  russ.  ves  ,  vsaja  ,  vse  5  sloven.  ves ,  vsa ,  vsc  5 
serb.  umgestellt  sav,  sva,  sve,  und  mit  angehängter  ablei- 
tungssilbe  böhm.  wäecek,  poln.  wszyslek.  genau  zusammen 
Z.  F.  D.  A.    VIII.  25 


386  ALL  ALSO  ALS 

mit  zend.  vispa  hängt  gr.  änag  und  tt«^,  Tracra,  näp,  wie  das 
zendische  spä  hund,  skr.  svä  gehalten  zum  slavischen  ps**, 
gen.  psa  erläutern  kann,  und  das  nt  in  navtog  gleicht  dem  nd 
in  hnnds  canis.    zum  serb.  sve  für  vse  halte  man  (sqjt  ==  xpe. 

Wie  dem  sanskrit  beide  adjectiva  sarva  und  visva  stehn 
der  gr.  spräche  oXog  und  nag  zu,  während  die  deutsche  und 
keltische  nur  jenes ,  die  littauische  und  slavische  nur  dieses 
bewahren. 

Die  ganzheit  druckt  sich  bei  den  Slaven  aus  durch  tschjel, 
poln.  caly,  böhm.  cely,  welchen  das  litt,  cz^las ,  aber  auch 
das  goth.  hails,  ahd.  heil,  ags.  hAl,  engl,  whole,  altn.  heill 
entspricht,  'ökog  gehört  nicht  dazu,  vielleicht  lat.  sölus  und 
solidus ,  nicht  salvus ;  deutsches  all  und  heil  würde  niemand 
einer  und  derselben  wurzel  zusprechen,  unter  dem  volk  hört 
man  heil  und  h^l  schon  im  sinne  von  omnis  verwenden: 
die  ganzen  jungen  =  alle  jungen;  auch  in  dem  hellen  häu- 
fen scheint  der  heile,  h(^le  häufe  gelegen,  obgleich  ich  dane- 
ben Gnde  'der  helle  Hechte  häufe.*  im  alts.  aloh^l  Hei.  71,  12 
sind  all  und  heil  verbunden,  umgedreht  in  der  formel  'io 
heilalle!'  RA.  877. 

Schwierig  bleibt  mir  noch  das  lat.  omnis  selbst,  welches 
Pott  zu  skr.  amä  nimmt,  Benfey  i,  xvi  für  comnis,  commu- 
nis vgl.  solemnis.  nachdem  es  in  den  romanischen  zungen 
ausgestorben  war,  muste  totus  an  seine  stelle  treten  und  die 
Vorstellung  der  ganzheit  aus  integer,  it.  integro,  prov.  in- 
tegre, sp.  entero,  franz.  entier  entnommen  werden,  inte- 
ger war  ursprünglich  unberührt,  von  tago  =  taugo.  auch 
tölus  bedarf  besserer  aufschliisse ,  denn  seine  berührung  mit 
tot  hat  der  form  und  dem  begriffe  nach  anstand,  obschon 
man  selbst  tantus  jenem  gen.  nutrrog  vergleicht,  den  ich  vor- 
hin anders  auffafste. 

Ahd.  galt  für  integer  und  solidus  alanc  olauc  alonc 
(ißraff  1,  222),  mhd.  noch  aling  (Haupt  2,  194),  aleng  (sumerl. 
ID,  48) ,  alts.  alung  Hei.  80,  9,  worin  sich  eine  ableitung 
von  al,  das  hier  noch  den  begrif  der  totalität  festhielt,  nicht 
verkennen  läfst,  vgl.  das  ags.  adv.  ealluuga  eallinga  omnino, 
mhd.  ellincliche  (Ben.  21")  und  bei  Kero  anolkiu  für  alonkiu 
(gramm.  2,  707.  Graff  1,  222).  -ang  für  -ung,  -ing  ist  selten, 
doch  in  einigen  andern  Wörtern,  z.  b.  honanc  =  honinc  zu  treffen. 


ALL  ALSO  ALS  3S7 

Weit  üblicher  war  ahd.  kanz,  mhd.  nhd.  ganz  integer, 
incolumis,  sanus  (6rafr4,  221),  worin  z  für  s  steht  (wie  in 
tanz ,  roman.  dansa  und  ursprünglich  von  dinsan  zu  leiten, 
oder  in  schwänz,  schwed.  svans),  weshalb  auch  mnL  gans 
totus  und  gansen  sanare  (Huyd.  op  St.  1,  569),  der  wurzel 
nach  verschieden  von  dem  gleichbedeutenden  genesen  sanari 
und  sanare.  dies  ganz  entgeht  der  ags.  alts.  und  altn.  spräche, 
die  goth.  aber  hat  das  verbum  gansjan  naQtx^tv  gewähren, 
darreichen,  fertigen,  so  dafs  gans  fertig,  bereit  sein  würde, 
vgl.  ganz  und  gar.  unsere  Volkssprache  beginnt  ganz  schon 
in  die  bedeutung  von  all  fortzuschieben,  man  hört  z.  b.  die 
ganzen  jungen  ==  alle  jungen;  der  genauere  Sprachgebrauch 
unterscheidet  aber  zwischen  ich  habe  alle  nächle  gewacht  und 
ganze  nachte  gewacht,  jener  ist  omnes,  dieses  totas. 

Das  Sanskrit,  es  scheint  noch  nicht  die  veden,  hat  häufig 
sakala  totus,  dessen  Ursprung  aus  sa  und  kalä  theil  einleuchtet. 

Nach  diesen  allgemeineren  betrachtungen  ziehen  sich  die 
folgenden  wieder  auf  das  gebiet  unsrer  eignen  spräche. 

Seit  dem  9n  jh.  pflegt  im  ahd.  die  conjunction  sd  durch 
ein  vorgesetztes  al  verstärkt  zu  werden;  al  s6  drückt  buch- 
stäblich aus  omne  ila,  omne  sie,  omne  ut,  soll  aber  nichts 
anders  bedeuten  als  ita,  sie.  den  ältesten  denkmälern  scheint 
er  doch  noch  fremd,  namentlich  gibt  es  kein  beispiel  in  Kero, 
Isidor,  in  den  hymnen,  auch  in  Tatian  nicht,  Otfried  aber, 
Notker  und  von  da  an  alle  verwenden  es  oft.  bei  0.  bleibt 
al  unbetont,  ihm  mufs  man  aber  noch  sd  zugeben,  folglich 
alsd,  belege  gibt  Graff  6,  16.  N.,  der  sonst  s6  schreibt,  ent- 
zieht ihm  in  der  Verbindung  mit  al  die  länge,  betont  aber 
dieses:  also  dar  äne  skein  Mart.  Cap.  12;  also  die  in  ruc- 
ches  wis  zegslnt  ibid.  19;  also  wir  sehen  ibid.  25;  ilso  iz 
tamie  veret  Boeth.  12;  also  dar  ibid.  13;  &lso  die  iäten 
ibid.  15  u.  s.  w.  bei  Willeram  erscheint  neben  dlso^Uk 
dünnteres  alse,  im  mhd.  neben  alse  noch  mehr  gekürzte» wir 

Nicht  anders  gebraucht  die  alts.  mundart  al  sd  oder  all 
sd.    Schmellers  glossar  zu  Heliand  5*. 

In  den  ältesten  ags<  quellen ,  zumal  Beovulf  und  Ca^d- 
mon  gebricht,  in  der  prosa  erscheint  allenthalben  ealsva,  aus 
dem  sich  später  also,  alse,  als,  endlich  das  englische  as  er- 

25* 


388  ALL  ALSO  ALS 

gab,  welches  neben  also  mit  verschiedener  bedeutung  fort- 
besteht, wie  mhd.  und  nhd.  neben  also  als. 

Doch  der  golh.  spräche  war  ein  solches  allsva  oder  al- 
lata  sva  ganz  unbekannt,  der  altn.  ein  altsvA.  das  schwcd. 
alltsi),  dän.  altsaa  scheinen  dem  deutschen  abgesehn,  obwol 
mit  aufgenommenem  neutralen  kennzeicheu ,  nach  nordischer 
weise,  auch  gilt  keine  unserm  als  oder  dem  engl,  as  ähn- 
liche kürzung.  die  altn.  partikel  allz  omnino  und  quando 
scheint  entweder  der  gen.  alls  oder  eine  zusammenziehung 
aus  allra  heizt. 

Das  nhd.  als  hat  dadurch  sehr  unorganischen  umfang 
gewonnen,  dass  erst  die  letzten  jhh.  unsre  dem  lat.  quam 
nach  compar'itiven  entsprechende  partikel  mit  ihm  bildeten, 
sein  eigentlicher  begrif  ist  sie,  ita,  nicht  quam,  nach  com- 
parativen  setzt  der  Gothe  I)au  =  ^',  wie  aufser  ihm  kein  an- 
drer dialect.  ahd.  steht  dan,  danne,  dcnni,  denne  (Graff 
5,  47.  48^;  alls.  ihan;  ags.  [lonne,  engl,  than ;  mhd.  gleich- 
falls (lau,  danne,  denne,  und  so  bis  ins  16e  jh.  Seb.  Brand, 
11.  Sachs  noch  überall  dann  oder  denn  ,  auch  Luther  denn, 
dann,  Seb.  Frank  dan.  mit  Fischart ,  so  viel  ich  sehe,  be- 
ginnt ein  schwanken,  er  schreibt  bald  dan,  bald  als  nach 
comparaliven ;  zur  zeit  von  Opitz  und  Fleming  herscht  schon 
als,  und  heule  klingt  uns  denn ,  dann  daneben  noch  entwe- 
der feierlich ,  oder  wir  brauchen  es  nur,  wenn  unmittelbar 
dahinter  ein  anderes  als  =  wie  folgt,  z.  b.  es  ist  besser  vor 
ihm  als  freund  denn  als  feind  aufzutreten,  der  Niederländer 
sagt  richtig  zocter  dan,  und  zoeler  als  würde  er  verdammen, 
wir  Hochdeutschen  schreiben  süfser  als,  und  erachten  süfser 
wie  für  einen  fehler,  im  gründe  sind  beide  als  und  wie  nach 
comparaliven  ladelhaft  gegenüber  dem  alten  bewährten  dann, 
die  ungenaulgkeit  hatte  im  als  begonnen  und  ist  im  wie  fort- 
geschritten, das  sich  mitunter  bessere  Schriftsteller  erlauben ; 
im  Volk  horl  man  sogar  'als  wie'  hintereinander,  im  franzö- 
sischen würde  comme  oder  comment  nach  comp,  statt  que 
unverstattet  sein,  so  sehr  hat  das  der  partikel  so  an  sich 
fremde  praefjx  al  bei  uns  um  sich  gegriffen. 

Vielleicht  übten  romanische  partikeln  einflufs.  proven- 
zalisch  sagte  man  tot  aissi .  (tout  ainsi)  tot  atressi  (tout  aussi) 
Rayn.  5,  390;  aus  ital.  atresi  =  alterum  sie,  prov.  atreisi, 


ALMEINDE.  SS» 

atrcsi ,  span.  otrosi ,  altfranz.  altresi ,  autresi  gieng  zuletzt 
das  franz.  aussi  hervor^  wie  das  engl,  also  gleichfalls  die 
bedeutung  'auch'  hat.  JAG.  GRIMM. 

ALMEINDE. 

In  seiner  schätzbaren  Zeitschrift  für  die  geschichte  des 
Oberrheins  1,  388  drückt  Mone  über  dieses  wort  sich  wie 
folgt  aus :  '  und  wenn  almeinde  wirklich  vom  nordischen  aU 
meuningr  abgeleitet  wäre,  wie  kommt  es,  dafs  in  Nieder- 
deutschland das  wort  almende  nicht  einheimisch  ist?  weder 
Grimm  noch  Haltaus  geben  aus  Norddeutschland  belege  für 
das  wort  almende,  dieser  führt  nur  eine  stelle  an,  worin  loea 
commuuia  mit  mende  übersetzt  sind,  was  der  niederen  mund- 
art  entspricht,  alle  andern  beweise  sind  aber  vom  Oberrhein 
und  aus  Schwaben,  daher  fehlt  auch  dies  wort  den  nieder- 
deutschen Wörterbüchern,  die  benennung  almenden  für  ge- 
meindsgüter  gehört  eigcnthümlich  dem  südwestlichen  Deutsch- 
land und  kann  daher  nur  aus  den  Verhältnissen  dieses  land- 
slrlchs  richtig  erklärt  werden. 

Wir  sind  am  Oberrhein,  einem  lande,  welches  gallische 
ansiedier  bewohnt  haben,  auf  deren  spräche  und  Verhältnisse 
man  bei  einem  so  alten  institut  wie  die  almenden  rücksicht 
nehmen  miifs.  sie  liegen  der  sache  näher  als  Norddeutschland 
und  Schweden  und  klären  auch  das  wort  almend  einfach  und 
richtig  auf.  /?/ heifst  irisch  fütterung,  nahrung;  main,  maine 
fem.  gut  und  min  fem.  feld.  die  Verbindung  almaine  heifsi 
also  fü'tlerungsgut,  d.  i.  waide.  in  dieser  erklärung  hat  man 
1)  ein  hauptwort,  2)  ein  femininum,  3)  eine  dem  deutschen 
almeina  genau  enUprechende  form  und  4)  eine  richtige  be- 
Zeichnung  der  sache.  mehr  bedarf  es  nicht,  kann  die  deutsche 
erklärung  diese  vier  puncte  nicht  erreichen,  so  mufs  sie  der 
keltischen  weichen.' 

Wie  hätte  sie  die  beiden  alten  forderungen  nicht  von 
selbst  schon  erfüllt?  almeinde  ist  ja  ein  substantivum  und 
in  den  meisten  fallen  ein  weibliches;  da  jedoch,  wie  sich 
zeigen  wird ,  auch  der  genitiv  almeindis  erscheint ,  mufs  es 
daneben  zugleich  ein  neutrum  gegeben  haben ,  wie  manche 
andre  Wörter  weiblich  und  neutral  sind,  der  vierten  forde- 
ruug  wird  durch  die  keltische  erklärung  augenscheinlich  nicht 


390  ALMEINDE. 

genug  gethan,  denn  weide  ist  nicht  gleichviel  mit  gemein- 
weide, drückt  also  den  hier  wesentlichen  begrif  der  gemein- 
Schaft  gar  nicht  aus,  weiden  befinden  sich  auch  im  sonder- 
eigenthum.  dem  dritten  punct,  ob  das  angeblich  keltische 
wort  dem  deutschen  entspreche,  soll  gleich  näher  auf  den  zahn 
gefühlt  werden. 

Mone  selbst  sagt  s.  385,  die  benennung  almende  er- 
scheine erst  seit  1150.  wie  sollte  doch  geschehn  sein,  dafs 
ein  von  den  Kelten,  seien  sie  nun  als  ansiedier  über  den 
Rhein  eingewandert,  oder  lange  schon  in  Germanien  ansäfsig 
in  diesem  landstrich  verblieben,  während  der  ersten  Jahrhun- 
derte unsrcr  Zeitrechnung  oder  früher  bereits  am  Oberrhein 
eingeführtes  wort  nachher  verscholl  und  lange  zeit  darauf 
im  12n  jh.  wieder  auftauchte.,  in  ahd.  vorzugsweise  in  die- 
ser gegend  niedergeschriebnen  Sprachdenkmälern  und  glossen 
sollte  man  es  weit  eher  erwarten;  es  erscheint  in  keiner 
einzigen  alemannischen  Urkunde  vom  Tn.bis  zum  lln  jh., 
noch  im  tieferen  überrheinischen  Gallien,  unter  den  Deut- 
schen des  12n  jh.,  bei  welchen  alle  künde  von  jenen  Kelten 
völlig  erloschen  war,  hätte  kein  keltischer  ausdruck  erwachen 
können,  es  gab  damals  nur  deutsche. 

Gesetzt,  doch  uneingeräumt,  er  sei  in  der  that  keltisch, 
so  müste  das  behauptete  compositum  almaine  wenigstens  in 
irgend  einer  heutigen  keltischen  spräche  und  mit  dem  ihm 
beigelegten  sinn  vorhanden  sein,  das  ist  durchaus  nicht  der 
fall  und  kein  keltisches  Wörterbuch  gewährt  etwas  ähnliches, 
ans  irische  almoinne  mandeln ,  engl,  almonds  wird  niemand 
denken,  noch  weniger  an  den  irischen  Ortsnamen  Almhain  in 
Leinsler.  zwar  bei  O^brien  treffe  ich  ailiomhaint,  ailea- 
mhuinn  nourishment,  welche  aber  dem  lat.  alimentum,  ali- 
monia  nachgebildet  und  im  latein  blofs  abgeleitet,  nicht  zu- 
sammengesetzt sind. 

Ein  zusammengesetztes  almaine  hat  Mone,  der  mitten 
in  Alemannien  wohnend  seinen  landsleuten  ihr  altes  eigen- 
thum zu  schmälern  und  fernen  Kelten  hinzuwenden  trachtet, 
rein  erfunden,  die  wurzel  al  füttern  brauchten  wir  nicht 
erst  im  keltischen  aufzusuchen ,  sie  ist  im  lat.  alere  wie  im 
alln.  ala,  goth.  aljan  zu  finden  und  unser  bekanntes  allen 
deutschen  zungen  gemeines  adj.  alds,  ahd.  alt  stammt  aus  ihr. 


ALMEINOB.  Ml 

kein  einziges  keltisches  wort  ist  übrigens  mit  al  ^=9  futter 
componiert.  um  main  grundstück  scheint  es  nicht  viel  befser 
zu  stehn.  O^brien  und  Norman  Macleod  fuhren  gar  kein 
solches  wort  an,  es  mufs  also  ein  ungewöhnliches  oder  be- 
denkliches sein.  OVeilly  hat  nun  allerdings  main  oder  maince 
riches ,  goods ,  value ,  dessen  Urverwandtschaft  mit  min  feld 
wenig  einleuchtet,  denn  min  a  piain,  a  fine  field  bildet  sich 
von  dem  adj.  min  planus,  wie  von  diesem  lat.  wort  planities, 
oder  von  unserm  eben,  flach  ein  subst.  ebene,  fläche,  in 
der  almende  braucht  man  aber  durchaus  keine  ebene  zu  sehn 

Also  ein  irisches  almaine  gibt  es  nicht,  würde,  wenn  es 
sich  fände,  schwerlich  fütterungsgut  bedeuten,  und  wenn  es 
dies  bedeutete,  den  begrif  compascuum,  ager  compascuus,  wie 
ich  vorhin  zeigte,  verfehlen. 

Weg  demnach  mit  einer  lästigen  keltischen  etymologie, 
deren  wir  hier  nicht  bedürfen. 

Die  Vorstellung  der  gemeinweide  war  bei  den  Germanen 
uralt  und  eingefleischt,  schon  Tacitus  cap.  26  spricht  ihnen 
das  separare  prata  ab,  und  lange  nachher  sagt  Freidank 
120,  27  den  spruch  her: 

swelch  mate  ist  gemeine, 
der  gras  ist  gerne  kleine, 
es  war  im  frühern  hirtenleben  die  gemeinschaft  moa"  e^ox^iy» 
wofür  sich  keine  fremde  benennung  eindrängen  konnte,  das 
einzige  wort  marka  reichte  hin ,  diesen  begrif  auszudrücken, 
weil  der  wald  an  sich  etwas  uniheilbares  schien,  wahrschein- 
lich galt  auch .  gimarka ,  wie  in  lat.  Urkunden  commarchia, 
noch  deutlicher  war  gimeinmarcha,  gimeinmerchi,  Notker  im 
Boelhius  verdeutscht  si  compascuus  ager  est ,  ist  tiu  weida 
gemeine,  ganz  technisch  heifst  es  in  der  hier  s.  112  ange- 
zogenen Urkunde  von  1207 :  compascuum  i.  e.  teutonice  ai- 
meinda  vel  gemeinweida. 

Es  läge  nun  allerdings  nahe  bei  almeinde  und  almende, 
die  sich  vorzugsweise  in  alamannischer  gegend  finden,  an  den 
volksnamen  Alamannen  selbst  zu  denken,  zumal  schon  in  der 
gothischen  skeireins  51,  17  in  allaim  alamannam  für  in  Omni- 
bus hominibus,  und  43,  17  alamann^  (kuni)  für  omnium  ho- 
minum  (gequs)  gesagt  wird;  wahrscheinlich  ist  aber  in  der 
letzten  stelle  nicht  kuni  zu  ergänzen,   sondern   um  sie  der 


392  ALM£[NDE. 

ersten  gleich  zu  setzen,  zu  lesen  all  alamann^  =  omne  ge- 
nas hominum.  alamans  sind  also  was  mans  oder  mannans, 
inänner,  leute  überhaupt,  nur  passend  durch  das  präiix  ala 
verstärkt,  und  der  volksname  leidet  überhaupt  keine  andere 
als  diese  deutung.  nun  würde  sehr  schicklich  auch  die  ge- 
meinweide ahd.  alamannida,  alamennida  benannt  worden  sein, 
die  allen  Alamannen  zustehende ,  und  in  der  Schreibung  ala- 
meinida  wäre  der  diphthong  ei  kein  hindernis,  weil  es  sich 
öfter  statt  des  umlauts  e  entfaltet  und  gerade  so  meiniki 
und  meinege  für  manaki  erscheint  (Grafir2,  766).  zu  ihrer 
bestätigung  bedürfte  aber  diese  etymologie,  dafs  ein  ahd.  ala- 
mannida oder  alameinida  vorgewiesen  würde,  was  bis  jetzt 
unmöglich  ist,  und  aufserdem  sträubt  sich  ihr  noch  anderes 
entgegen ,  so  sehr  das  altnordische  almenningr  mörk  und 
schwedische  allmänning  ganz  mit  dem  begrif  der  gemein- 
weide sie  unterstützt. 

Almeinda  soll  nach  Mone  s.  385  seit  dem  j.  1150  vor- 
kommen, die  erste  s.  112  beigebrachte  Urkunde  ist  aber  von 
1207  und  hat  compescuum  almeinda,  dann  aber  compescui  id 
est  almeiiidis,  wonach  zugleich  ein  neutrum  almeiudi  oder 
almeinde  üblich  war.  dann  folgt  s.  125.  355.  371.  485.  491 
in  Urkunden  von  1250?  1265?  1270.  1273.  1276  das  fem. 
almeinda,  acc.  plur.  almeindas,  dat.  pl.  almeindis.  s.  394  ein 
alemcnde  von  1291,  dann  belege  aus  dem  14n  15n  16n  jh., 
einmal  auch  alman  und  almath  (von  mate  wiese).  Haltaus 
p.  18.  19  nachschlagend  gewahre  ich,  dafs  dieser  in  Besold 
schon  eine  Urkunde  von  1148  mit  almeindis  angetroffen  hat, 
und  almenda,  almeinda  aus  1268.  1277  bei  Gudenus  aufzeigt. 

Sicher  dachte  sich  zu  jener  zeit  jedermann  unter  al- 
meinda auch  dem  worle  nach  buchstäblich  eine  gemeinweide, 
und  da  schon  ahd.  meinscaf  statt  gimeinscaf  vorkommt  (Graflf 
2,  782.  784),  scheint  neben  vorgesetztem  al  das  ge  noch  ent- 
behrlicher; dennoch  gewährt  es  eine  Urkunde  von  1241  iu 
Jägers  Ulm  s.  722:  'communia  pascua  sive  algmendam'  und 
nochmals  'in  donatione  predicte  algmande',  so  dafs  die  idcn- 
titiit  von  almeinde  und  algemeinde  aufser  zwcifel  steht,  wer 
möchte  bei  diesem  zwischentritt  der  echtdeutschen  partikel 
gc  hier  ein  keltisches  main  walten  lassen?  mqglich  bliebe 
immer,   dafs   aus    einem   ahd.  alameinida  =  all||itiüda,  ala- 


ALMEINDE.  89S 

maunida  der'  spätere  Sprachgebrauch  sich  ein  verständlicheres 
almeinda,  algemeinda  mit  gleich  zutreffender  bedeutuug  schuf, 
diplooie  vom  7n — lOu  jh.  hätten  zu  entscheiden. 

Einschränkung   aufs  südwestliche  Deutsqhland  lasse  ich 
mir  dennoch  nicht  gefallen,  ein  so  altes  wort  muste  freieren 
Umlauf  haben,    aufser  jenen  Urkunden  bei  Gudenus,  die  nicht 
nach   Schwaben   gehören   werden ,    heifst  es   auch   im  ober- 
hessischen    weisthum   von   Wetter   an    der  Lahn   aus    dem 
j.  1239  (RA.  498.  weisth.  3,  343)  'communio   quae  vulgari- 
ier  almeinde   dicitur*,    und  wenn  Mone  fleifsiger,   als  er  die 
kellischen  Wörterbücher  aufschlägt,  unsere  alten  gedichte  le- 
sen  wollte,    würde   er  längst  in  einem  des  12n  jh.  auf  fol- 
gende merkwürdige  stelle  gestofsen  sein: 
Roth.  5123  din  dinch  stuont  gröze, 
der  minir  gen6ze 
quämen  sehsc^ue 
üf  ir  alem^ne, 

und  clagetin,  trut  herre  min, 
deme  (?deu)  liebin  vatir  din, 
der  lac  in  sinin  ende 
undc  bevahl  dich  mir  bi  der  hende: 
es  scheint,  als  Rothars  vater  (Nandichild)  im  sterben  lag, 
versammelten  sich  seine  dienstmanneu  auf  einem  dazu  be- 
stimmten feld,  wol  einer  wiese,  die  man  alemeine  hiefs,  um 
zu  rathschlagen ,  zur  landsprache.  diesem  alem^ne  gleicht 
der  in  niederdeutschen  Urkunden  des  13n  14n  jh.  unseltene 
ausdruck  waldem^^ne,  communio  silvae,  silva  communis,  z.  b. 
in  Wigands  archiv  in,  3,  45  (a.  1296)  'campos  communes 
pascuales  dictos  vulgariter  woldemeyne*;  daselbst  i,  4,  100 
(a.  1450)  'die  waldemeyne  vur  vnser  stad  Rüden*;  ii,  363 
(a.  1345)  *  woldemene  wo  de  gelegen  is*  5  Spilckers  beitr. 
2,  285  (a.  1323)  'ad  usum  communitalis  quod  waldemene 
dicitur' ;  Scheidts  mantissa  p.  322  (a.  1376)  '  woldemene' ; 
später  hat  man  es  auch  in  waldemei,  walmei  gekürzt,  wald- 
gem^ne  habe  ich  nie  gelesen,  der  niederdeutschen  spräche 
ist  es  vollends  angemessen,  das  ge  in  waldemt^ne  wie  ale- 
mi^ne  auszustofsen ,  ohne  dafs  die  Vorstellung  einer  waldge- 
meinschafl  darunter  litte,  den  alts.  Ortsnamen  Holtesmeni 
trad.  corbJi|S1.  reg.  Sarach.  117,   das   heutige  Uolzminden, 


394  SCUOPUOZA. 

nehme  ich  nicht  fiir  hollesm^ni ,  sondern  dcate '  meni  durch 
monile.  auf  ein  alts.  waldmenuida  liefse  sich  waldem^ne 
kaum  zurückleilen ,  so  üblich  der  ausdruck  waldroänner  für 
waldgenofsen  war.  doch  bei  allen  diesen  Wörtern  bewegen 
wir  uns  immer  auf  deutschem  grund  und  boden. 

Die  keltische  spräche  alt,  reich  und  erforschenswerth, 
unsrer  deutschen  urverwandt  (man  sehe  vorhin  al  und  uilc) 
pflegt  mehr  als  jede  andere  fremde  zu  ungerechten  erobe- 
rungen  gegen  uns  selbst  misbraucht  zu  werden;  die  art  und 
weise  ihrer  Zusammensetzungen  begünstigt  diesen  misbrauch, 
dem  sich  gesundes  Sprachstudium  offen  widersetzen  mufs. 
nicht  allein  am  Oberrhein ,  auch  in  andern  theilen  Deutsch- 
lands gieng  dem  lauf  der  Völkerwanderung  nach  keltische  be- 
völkerung  der  deutschen  voraus  und  hat  zumal  in  namen  der 
flüfse ,  berge  und  wohnstätten  manche  spur  hinterlafsen ,  in 
andern  stücken  aber  wenig  auf  die  deutsche  eingewirkt  und 
wo  sich  zwischen  beiden  sprachen  oft  eine  klare  gemeinschaft 
darthut,  gründet  sie  sich,  noch  entschiedner  als  im  osten 
gegenüber  den  Slaven,  auf  jene  uralte  Stammberührung,  nicht 
auf  ein  unmittelbares  entlehnen.  JAG.  GRIMM. 

SCUOPUOZA. 

Noch  entschiedner  alamannisch  als  almeinda  ist  der  auch 
erst  seit  der  mitte  des  12njh.  in  Urkunden  erscheinende  aus- 
druck scuopuoza,  welcher  einen  bestimmten  theil  der  feldflur 
bezeichnete,  und  kleiner  als  die  buoba  war.  am  genausten 
ermittelt  hat  ihn  Pfeiffer  s.  358  des  babsburgischen  urbar- 
buches ;  ich  suche  hier  blofs  das  wort  selbst  zu  erklären,  fiir 
welches  Bader  in  seinem  aufsatz  über  den  ältesten  güter- 
besitz  des  reichsstiftes  Salem  (Mones  zeitschr.  1,  315 — 353) 
neue  belege  mittheilt. 

Es  wird  nöthig  sein  die  Verschiedenheit  der  Schreibweise 
nach  ihrem  alter  voraus  zu  schicken. 

scöpoza    1169  bei  Bader  s.  351. 

scopoza     1185  bei  Schöpf lin  Als«  ur  334. 

scuopoza  1191  bei  Bader  s.  351. 

schupoza  1215  ebenda. 

scoposa     1228  ebenda. 

scaupoza  1228  bei  Herrgott  cod.  1,  235.  >   r 


SCÜOPÜOZA.  •    W5 

scopoze    1255  bei  Zellweger  appenz.  iirk.  nr  37. 

schupuza  1261   bei  Oberlin  sp.  1444  (es  stand  wol  scfipiiza). 

scopoza    1271  bei  Neugart  nr  1010. 

schupuze  1273  bei  Bader  s.  351. 

scopoza    1276  bei  Pupikofer  nr  13 

schopoza  1282  bei  Bader  s.   353. 

schuposa  1284  ebenda  s.  351. 

scoppoza  1290  ebenda. 

schupoza  1295  ebenda  s.  353. 

scuposa    1298  ebenda. 

Im  vierzehnten  und  fünfzehnten  jh.  schwanken  scopoza 
scoposa  schubosa  schuobuoza,  noch  später  macht  sich  schupposse 
schuppos  schuppis  schuppus,  worin  sich  das  zweite  wort  der 
alten  Zusammensetzung  fast  als  eine  blofse  ableitungssilbe 
darstellt. 

Bader,  den  die  keltomanie  noch  nicht  ergrilTen  hat,  der 
noch  deutsche  Wörter  deutsch  auszulegen  strebt,  denkt  s.  352 
an  scoup  garbe  und  p6zan  tundere,  und  bringt  in  anschlag, 
dafs  nach  Schmeller  3,  305  schaubbofsen  unaufgebundne  gar- 
ben  bedresrhen  bis  auf  heute  heifst,  scouppöza  also  ursprüng- 
lich eine  dreschtenne  bezeichnen  möge ,  wie  denn  auch  in 
den  hraban.  glossen  schupisi  tugurium  vorkomme,  der  name 
sei  dann  auf  die  äcker  übergegangen ,  die  eine  solche  beson- 
dere tenne  gehabt  und  eine  familie  ernährt  hätten,  ein  ahd. 
schupisi  tugurium  mufs  ich  vorerst  abweisen,  ein  solches 
wort  giebt  es  nicht,  Schmid  im  schwäb.  idiot.  481  macht  es 
aus  chupisi ,  kubisi  (Graff  4,  359) ,  das  nichts  mit  scuopuoza 
zu  schaffen  hat.  scoup  garbe  und  pözan  dreschen  sind  voll- 
kommen begründet  *) ,  Mone  würde  für  scoup  das  gallische 
sguab  a  besom  und  a  sheaf  of  com  geltend  machen,  bei  wel- 
chem ebenwol  ans  lat.  scopae  zu  denken  wäre,  das  unserra 
scoup,  ags.  sceäf  zu  begegnen  scheint;  nur  ist  seltsam,  dafs 
das  kleinere  grundstück  nach  der  tenne  heifsen  soll,  die  man 
eher  der  gröiseren   huobe   zutrauen  sollte,     s.  475  wird  an 

*)  ein  Admonter  vocabular  des  14d  jh.  (altd.  bl  2,  197)  gibt  so- 
gar seboposa  ald  eio  urkundliches  lat.  wort  wieder  durch  dos  deutsche 
schaup ;  also  damals  schon  suchte  man  in  Steiermark  diese  deutuog: 
shopa,  shkopa  strohbund  war  dort  auch  unter  den  Slavcn  gelaufig,  vgl. 
bohm.  sub,  cub. 


396  SCüOPüOZA. 

pose  für  juchart  im  Berner  Saanenland,  an  böse  franz.  botle 
für  gebund,  ans  ahd.  p6zo  fasciculus ,  stipula  (Graff3,  233) 
erinnert,  und  dafs  scoupp6za  ein  band  zusammengelesenes 
bedeuten  könne,  auch  ein  mit  schauben,  Strohwischen  ein- 
gehegtes grundslück  dürfte  in  betracht  kommen. 

Mir  scheinen  scoup  und  p6zan  beide  hier  auszuschliefsen. 
scoup  weil  die  Schreibung  mit  pp  schlecht  und  neu  aussieht, 
in  sc6  aber  alles  auf  scuo  calceus  weist,  da  für  scuo  auch  ge- 
schrieben wurde'  scuoh ,  scuoch ,  schuch ,  setzte  man  richtig 
schuchbos,  schuchbosse,  und  aus  dem  ch,  chp  erklärt  sich 
die  assimilation  schuppos ,  schuppis  höchst  befriedigend,  be- 
lege geben  Scherz  p.  720^'  und  Oberlin  col.  1444.  um  ein 
ackermafs  handelt  es  sich  hier  und  fufs  und  schuh  geben  es 
allenthalben  her,  in  gewissen  fällen  bediente  man  sich  des 
geschuhten,  in  andern  des  ungeschuhten  fufses ,  die  Goslarer 
berggesetze  185  forderten  einen  geschuht,  den  andern  bar- 
fufs.  wenn  nun  der  erste  theil  unsrer  Zusammensetzung  den 
begrif  schuh  enthält,  was  soll  der  zweite  ausdrücken?  nicht 
zu  übersehn,  dafs  schon  ahd.  scuohbuozo  caligarius,  scuoh- 
bozari  d.  i.  buozari  calcearius  verdeutschte,  in  der  Pariser 
fortsctzung  des  vatikanischen  gesprächs  37  'buoze  mine  scu* 
steht  für  cura  oder  para  mca  calceamenta,  und  mhd.  der 
schuhflicker  schuoclibüezer  altbüezer  heifst  (Ben.  1,  284^) 
altn.  der  cerdo  skoboctari;  ja  wahrscheinlich  ist  unser  nhd. 
Schuhputzer  aus  einem  schuobüezer  entsprungen,  wie  zu  be- 
stätigen scheint,  dafs  für  altbüezer  auch  aitputzer  geschrieben 
wird,  dem  allen  zufolge  liegt  altgewohnte  Wortverbindung 
in  scuopuoza  vor,  das  nichts  anders  bedeuten  kann  als  schuh- 
fleck ,  schuhlappe ,  assumentum  calcei ,  was  im  grgensatz  zu 
huoba,  gleiciisam  den  ganzen  schuh,  das  kleinere  grundstück 
bezeichnen  sollte,  wobei  vielleicht  ein  Vorfall  oder  eine  sage 
im  spiel  war.  im  Ansbachischen  hiefs  mit  ähnlichem  namen 
ein  kleinerer  Ihcil  der  hübe  schuchkauf  und  enkelein*),  letz- 
teres von  enkel  (ahd.  anchal ,  enchila  Gralf  1 ,  344)  talus, 
wobei  wiederum  ein  sinnliches  mafs  zum  gründe  liegen  mag; 
den  Serben  ist  tschlen,  tschlanek  articulus,  talus  zugleich 
segmentum  vineae.  JAG.  GRIMM. 

')  sladtbuch    von  Lauierähausea  im  Jahresbericht  des  bislorisefaen 
vereiuä  im  Kczatkrciä.     Mirubei'i^  1S3U  s.  31.  32  und  1831  s.  26. 


ALBRECHT  VON  HALBERSTADT.        W7 

fr 

ALBRECHT  VON  HALBERSTADT. 

Oben  s.   10  habe  ich  gesagt,  da fs  Albrech l  sein  gedieht 
im  j.   1210 

üf  einem  berge  wol  bekannt, 

er  ist  ze  Jecheburc  genant 
vollendete,  auch  in  den  Urkunden  des  Stifts  oder  der  probstei 
steht  immer  geradeso  'üf  dem  berge  zu  Jecheburg',  *iu  re- 
gione  monlis  Jechaburg/  134  solcher  Urkunden  von  1186 
— 1171  sind  gedruckt  in  Würdtweins  diplomataria  magun- 
tina.  Magont.  1788.  4.  p.  113  —  276,  unter  welchen  doch 
nur  eine  einzige,  die  von  1212  p.  117,  den  namen  eines  Al- 
bertus, wenn  er  dem  stift  näher  angehörte,  liefern  könnte, 
in  andern  Jecheburger  Urkunden  dieser  zeit,  oder  der  nähe 
wegen  in  Nordhäuser,  Frankenhäuser  Urkunden  wäre  ferner 
zu  suchen.  Müldener,  der  in  schwarzburgischen  alterthümern 
bewandert  war,  sagt  in  seiner  nachricht  von  bergschlösseru 
Leipz.  1752  p.  60.  61,  er  wolle  antiquilates  jechaburgenses 
veröffentlichen,  was  jedoch  unterblieben  ist;  vielleicht  liegt 
seine  Urkundensammlung  noch  zu  Sondershausen,  wenn  es 
nicht  die  von  Würdtwein  spater  bekannt  gemachte  eben  war. 
Für  einen  studierten  mann ,  also  geistlichen  mufs  man 
Albrecht  schon  halten,  denn  er  heifst  magister,  gleich  seinem 
Zeitgenossen  Conrad,  der  landgräGn  Elisabeth  bekanntem 
beiclilvaler;  des  gedichles  vorrede  wird  ausdrücklich  über- 
schrieben 

meister  Albreh ts  prologus 

hebet  sich  hie  alsus, 
die  vcrse  hat  mindestens  ein  kundiger  Schreiber,  warum  nicht 
er  selbst?  dem  werke  voran  gesetzt,  belesenheit,  nach  den 
damaligen  begriffen  gelehrsamkeit  gibt  es  an  mehr  als  einer 
stelle  kund ,  nur  ein  geistlicher  konnte  es  unmittelbar  aus 
Ovids  lateinischem  text  schöpfen,  den  nicht  etwa  ein  fran- 
zösisches gedieht  erst  vermittelte,  denn  dies  anzugeben  hätte 
er  kaum  unterlassen,  überhaupt  kenne  ich  keine  allfranzö- 
sische Abarbeitung  der  vollen  metamorphosen  aus  dem  12n  jh.  : 
in  der  oft   ausgehobenen   stelle   des   Chrßtieu   de   Troies  zu 


398        ALBRECBT  VON  HALBERSTADT. 

eingang  seines  Cliges  *)  redet  dieser  blofs  von  den  commendc- 
meus  d^Ovide ,  was  doch  die  remedia  amoris  sind ,  von  der 
ars  d'amors,  der  ars  amandi,  von  der  hupe,  aronde  und  dem 
rossignol,  d.  h.  der  fabel  von  Tereus,  Procne  und  Philo- 
mela.  eines  spätem  Thomas  aus  Wales,  der  aber  zu  Avi- 
gnon  1340  starb,  metamorphosis  ovidiana  moraliter  expianata 
kann  hier  gar  nicht  in  betracht  kommen. 

Hinter  dem  reichen  blühenden  original  bleibt  zwar  Al- 
brechts arbeit  in  weitem  abstand  zurück ,  das  sie  verdünnte 
und  abkürzte ,  doch  dem  hauptiuhalt  nach  erfafste.  Ovids 
fünfzehn  bücher  geben  zusammen  11990  hexameter,  deren 
doch  viele  im  deutschen  gedieht  unübersetzt  bleiben,  für  180 
hexameter  werden  etwa  320  —  350  deutsche  verse  nöthig; 
das  ganze  mufs  sich ,  bei  manchen  auslassungen ,  ungefähr 
auf  18Q00  Zeilen  und  darüber  belaufen  haben,  seine  eignen 
gedanken  schaltete  der  deutsche  dichter  nur  selten  ein,  bei- 
spiele  sollen  hernach  folgen,  auch  solcher  festere  anschlufs 
an  den  urtext  verbürgt  uns  dessen  unmittelbare  unterläge, 
während  des  Heinrich  von  Veldeck  ungleich  freiere  behand- 
lung  der  Aeneis  schon  im  romanischen  nachbild  vorbereitet 
wurde,  diesen  Ovid,  worin  ihm  doch  eine  fülle  anziehender 
mythen  dargeboten  war,  fand  wahrscheinlich  Albrechts  Zeit- 
alter nicht  rittermäfsig  und  höfisch  genug,  um  ihm  beifall 
und  aufmerksamkeit  zu  schenken;  aus  gleichem  gründe  mag 
Blickers  von  Steinach  umbehang,  wenn  er  ähnliche  fabeln 
behandelte,  schnell  in  Vergessenheit  geraten  sein..  Aibrechts 
werk  nennt  uns  kein  andrer  mhd.  dichter  nur  mit  einem  werte, 
wäre  Wolframs  Parzival  nicht  vor,  sondern  nach  1210  erschie- 
nen, in  ihm  würde  eine  solche  erwähnung  am  wenigsten  aus- 
geblieben sein,  denn  in  Thüringen  an  Hermanns  hofe  konnte 
damals  die  künde  von  diesem  gedieht  unmöglich  fehlen. 

Es  ist  ihm  unglücklich  ergangen,  vierthalbhundert  jähre 
später  erwarb  es  sich,  obschon  in  ganz  unverderbter  gestalt 
auf  einmal  rege  tbeilnahme.  die  einzige  davon  bekannte  hs. 
war,  müssen  wir  aufstellen,  nach  Kolmar  im  Elsafs  ver- 
schlagen worden,  wohin  sie,  wenn  rathen  gilt,  aus  dem  nah- 
gelegenen kloster  Murbach,    nach  Miirbach  schon  in  finiher 

>■ 

«)  zuletzt  iD  HoUaods  Chr.  de  Tr.   p.  30.  31  und   in  Tarb^f. vor- 
rede zur  cbarrete  p.  xii. 


ALBRECHT  VON  HALBERSTADT. 


zeit  aas  Jecbeburg  selbst  mochte  gelangt  sein,  die  Bene- 
dictiner  aus  einem  stifl  ins  andere  versetzt  trugen  mit  sich 
bücher  und  baudschriften  in  ferne  gegenden.  Kolmarer,  Mur- 
bacher handschriften ,  wo  sie  genannt  werden,  sind  jetzt  im- 
mer abhanden. 

Zu  Kolmar,  hernach  in  dem  unfernen  breisgauischen 
Städtchen  Burkheim  am  rechten  Rheinufer  lebte  in  des  sech- 
zehnten Jahrhunderts  mitte  Jörg  Wickram,  ein  mittelmäfsiger 
köpf,  am  vortheilhaftesten  bekannt  durch  sein  1555  gedruck- 
tes rollwagenbüchlein.  ihm  mufs,  glaublich  ±n  Kolmar  selbst 
und  vor  1545  jener  codex  in  die  bände  gefallen  sein  und  er 
fafste  den  .  Übeln  gedanken ,  das  alte  ihm  selbst  nicht  mehr 
genau  verständliche  gedieht  nach  seinem  geschmack  und  für 
seine  zeit  umzuarbeiten,  aus  dem  latein  verstand  er  noch 
weniger  es  zu  ergänzen  und  sich  zu  erläutern,  in  der  Zueig- 
nung an  Wilhelm  Böckle  von  Böcklinsau  urteilt  er  von 
sich  selbst  bescheiden  und  das  alte  yv^erk  höher  stellend :  'dan 
ich  müfs  bekennen  dise  mein  arbeit  ring  genüg,  vrsach,  dafs 
mir  vnder  den  neun  göttinnen  der  freyeu  künsten  keyne  nie 
zu  gesiebt  kam,  auch  das  solcher  reiche  vud  lieplich  poet 
wirdiger  gewesen  wer,  mit  höherem  verstand ,  besseren  rei- 
men vnd  zierlicherem  teütschen  au  tag  zubringen;  hat  mich 
doch  der  lust,  so  ich  zu  disem  poeten  getragen  —  vervr- 
sachct ,  allen  niüglichen  fleifs  hierin  anzuwenden  vnd  dise 
lieplichen  fahlen  inn  meine  schlechten  vnd  gewoulichen  rei- 
men zustellen ,  wiewol  eüwer  veste  mit  meynen  soll ,  mich 
so  erfareu  sein  inn  lutinischer  sprach,  dafs  ich  difs  buch  aufs 
dem  latein  transferirt  hab,  dann  ich  des  lateins  gar  vnkundig 
binn/  anlafs  des  Unternehmens  war  vielleicht  mit,  wozu  ihn 
wol  gar  bilder  der  alten  handschrift  reizten,  dafs  er  das  buch' 
'mit  schlechter  kunst  als  eyn  selb  gewachsener  moler  mit 
Figuren  gekleidet'  hatte,  die  nun  Ivo  Schöffer  zu  Mainz  in 
holz  schneiden  und  ins  gedieht  drucken  liefs,  für  welches  zu- 
gleich Gerhard  Lorich  aus  Hadamar  eine  alberne  theologischj 
auslegung  abfasste,  die  mit  in  alle  ausgaben  übergieng.  das 
buch  sollte,  wie  vorrede  und  titcl  ausdrücklich  besagen,  bei 
künstlern,  mahlern  und  bildhauern,  die  aus  den  fabeln  stof 
zu  darstellungen  entnehmen  konnten,  cingang  6nden,  hat  ihn 
auch  gefunden,    angegeben  werden  sechs  ausgaben.    A  Mainz 


m  ALBRECHT  VON  HALBERSTADT. 

1545.  £  Mainz  1551.  C  Frankfurt  1581.  D  Frankfurt  1609. 
E  Frankfurt  1631.  F  Frankfurt  1641 ;  die  drei  ersten  in  foüo, 
die  drei  letzten  in  quart,  in  welchen  der  spräche  und  dem 
text  wiederholt  nachgeholfen  worden  ist.  es  sind  darin  auch 
einige  bei  Wickram  mangelnde  fabeln  ergänzt  und  zugefügt, 
deren  beschaffenheit  meine  Untersuchung  gar  nichts  angeht, 
vielleicht  gibt  es  noch  einige  Frankfurter  abdrücke  mehr,  mir 
stehn  ^  und  E  zu  gebot,  die  ich  im  verfolg  anführen  werde. 

Wie  unberufen  nun  Wickram  war  mit  diesem  alten  ge- 
dieht etwas  vofzunehmen,  geht  am  klarsten  daraus  hervor, 
dafs  an  zwei  stellen  er  die  durch  fehlende  biälter  der  band- 
Schrift  entstandnen  lücken  des  textes  gar  nicht  einmal  merkte. 

^35"  £114"  mangeln  so  viel  zeilen,  als  den  versen 
III,  559 — 691  bei  Ovid  entsprechen  würden,  es  war  ein  blatt 
von  wenigstens  170  zeilen  ausgerissen,  welche  150  hexa- 
meter,  manchem  ausweichend,  verdeutschten,  die  handschrift 
scheint  in  quart,  auf  jeder  seite  mit  zwei  spalten  zu  einigen 
40  Zeilen  gewesen  zu  sein. 

u4  86^  E  279''  stofsen  die  zeilen 

die  Schwestern  weinend  dobei  stunden 
zu  handt  sich  von  der  erden  vnden 
hei  Wickram  aneinander  und  sind  unter  einen  reim  gebracht, 
die  erste  übersetzt  aber  viii,  538,  die  andere  viii,  717,  folg- 
lich waren  zwei  ganze  blätter  ausgefallen,  die  etwa  330 — 340 
Zeilen  für  179  hcxameter  enthalten  hätten,  den  unsinn  wieder- 
holen alle  ausgaben. 

Man  könnte  es  Wickram  dank  wissen,  Albrechls  werk, 
wenn  schon  getrübt  und  entstellt,  den  alten  text  wenigstens 
spurweise  durchblicken  lassend  erhalten  zu  haben,  wahrschein- 
lich aber  wäre  umgekehrt  ohne  seine  erneurung  die  ihr  zum 
grund  liegende  handschnft  eben  gesichert  geblieben,  das 
15e  und  16e  jh.  pflegte  alter  handschriflen ,  sobald  es  sie 
durch  die  Umarbeitung  überboten,  im  druck  vervielfacht  wähnte, 
wie  ausgepresster  citronen  sich  zu  entledigen,  auf  bücher- 
deckeln  im  Elsafs  oder  Breisgau  hätte  man  nach  ärmlichen  Über- 
resten von  dem  zerschnittnen  Jechaburger  codex  zu  forschen. 

Aus  dem  unbeholfnen  druck  des  Engelhart  liefs  sich, 
weil  uns  Konrads  stil  bekannt  und  geläufig  ist,  das  ursprüng- 
liche gedieht  genau  herstellen,  wie  Haupt  durch  die  that  be- 


ALBRECHT  VON  HALBERSTADT.        4Ö1 

wiesen  bat.  für  Albrechts  art  und  weise  gibt  uns,  von  klei- 
nen fetzen  des  etwas  befser  stehn  gebliebnen  prologs  abge- 
sehn,  aufserdem  gar  kein  anderes  muster  irgend  anbalt,  und 
das  gewebe  des  alten  gedichts  muste  unter  der  vergröberung 
zumal  dadurch  leiden,  dafs  Wickram  ihm  dunkle  ausdrücke 
mit  andern  seiner  elsäfsischschwäbischen  muiidart  verlauschte 
und  die  fehlenden  oder  doppelten  Senkungen,  die  synalöphen 
der  alten  verse  auszufüllen  oder  zu  tilgen  trachtete,  um  der 
steifen  regel  seiner  einförmigen  silbenzählung  zu  genügen, 
nur  darin  6ndet  das  cri tische  gefühl  hilfe,  dafs  er  seinem  ori- 
ginal fast  durchgehends  schritt  vor  schritt  folgte,  und  sowol 
den  gedanken,  falls  er  ihn  nicht  misverstand,  als  auch  die 
zahl  der  Zeilen  festhielt,  wo  sich  worte  und  silben  mit  sei- 
ner spräche  und  reimweise  vereinbaren  konnten,  hat  er  ganze 
Zeilen  getreu  und  ziemlich  unverletzt  stehn  gelafsen,  mitunter 
auch  alte,  ihm  nur  halbdeutliche  Wörter  dem  reim  zu  liebe 
geduldet. 

Dennoch  würde  ein  versuch  das  ganze  gedieht  wieder 
herzustellen  bei  der  grofsen  Unsicherheit  in  vielem  einzelnen 
und  wegen  der  masse,  die  dreifach  stärker  als  im  Engelhart 
zu  bewältigen  wäre,  unfruchtbar  und  langweilig  sein,  aber 
einzelne  stellen  und  verse  sind  mit  einiger  mühe  noch  ein- 
zurenken und  das  gedieht  verdient  auf  jeden  fall  gröfsere 
aufmerksamkeit,  als  ihm  bisher  zu  thcil  geworden  ist.  lehrer 
der  altdeutschen  spräche  könnten  sich  und  ihre  schüler  zweck- 
mäfsig  üben,  wenn  sie  ihnen  ausgesuchte  abschnitte  aufzu- 
frischen gäben,  inan  fühlt  bei  genauem  lesen  alsbald,  dafs 
hinter  diesen  versen  des  16n  jh.  der  grund  eines  alten  werks, 
wie  hinler  der  aufgetragenen  groben  tünche  ein  feineres  ge- 
mälde  stecke  und  die  rohe  band  des  ehrlichen  umdichters 
nicht  alles  vernichtet  habe,  verse ,  wie  sie  Wolfram  und 
Hartmann  mit  häufig  ausfallender  und  verzweifachter  Senkung 
bildeu,  darf  man  ^inem  ihnen  gleichzeitigen  dichter  zutrauen, 
dem  Konrads  füllung  der  Senkungen  noch  fremd  blieb. 

Ich  habe  ermittelt,  wo  Albrecht  dichtete,  ich  will  auch 
in  einzelnen  beispielen  ermitteln  wie  er  dichtete. 

Wo  Zeilen  mit  einem  'solchs  geredt*  anheben,  hat  Wickram 
immer  die  seiner  zeit  erträgliche,  der  früheren  unbekannte  ab- 
solute redensart  eingeschwärzt,  noch  schlimmer  spielt  er  allen 
Z.  F.  D.  A.  VIII.  26 


402        ALBRECHT  VON  HALBERSTADT. 

Versen  mit,  welchen  er  die  unausstehlichen  reime  gott  :  wott, 
gott :  sott,  wott  :  sott,  gött  :  sott,  gott  :  hott,  rolt  :  sott,  ge- 
rotten  :  sotten  crtheilt.  denn  wandelt  sich  auch  das  ags.  vilde 
und  sceolde  in  engl,  would,  should ,  deren  ausspräche  kein  1 
hören  läfst,  gestattet  gleich  die  mnl.  spräche  neben  wilde 
und  suldc  woude,  soude,  so  mag  das  jene  schweizerische 
form,  die  wie  heute  schon  im  16.  jh.  (z.  b.  bei  Ruff)  und 
ohne  zweifei  noch  früher  herschte,  erläutern  und  reehtferti- 
gen ;  dem  mhd.  dichtenden  Sachsen  darf  man  nichts  anders 
zutrauen,  als  wolde,  solde,  und  wie  könnte  er  got,  das  ihm 
auf  spot,  gebot,  oder  rki  und  hat,  das  ihm  auf  tat,  wät 
reimte ,  im  reim  zu  solde ,  wolde  gebunden  haben,  in  allen 
solchen  versen  war  dem  umdichter  der  klingende  reim  an- 
stöfsig,  den  er  durch  eingeschaltete  Wörter  in  einen  stumpfen 
zu  wandeln  trachtete  und  dazu  dienten  ihm  die  ungeschlach- 
ten formen.  Ovids  hanc  deus  et  melior  litem  natura  diremit 
I,  21  lauten  wie  bei  Wickram  ^  V  E  2" 

demnach  der  ewig  mechtig  gott 

den  streit  vnd  span  zertheilen  wott, 
Albrech l  hatte  wol  geschrieben 

d6  got,  als  er  solde, 

den  strit  scheiden  wolde, 
dem  umarbeiter  gebrachen  zwei  silben,  die  er  zurüstete. 
A  l(i^  E  246*  Türwar  ich  ihn  verwerffen  sott, 

dann  er  meins  liebsten  weibs  mich  bot 

beraupt, 
man  lese  verwerfen  ich  in  solde, 

wan  er  mins  wtbes  wolde 

mich  hebern, 
fast  überall  ist  in  ähnlicher   läge   ein  wolde  :  solde  im   reim 
herzustellen. 

So  sind   noch   eine   menge  andrer  klingender   reime   in 
ihr  recht  einzusetzen : 
yi  b"  E  17^  hiemit  die  göttin  schwig  ir  wort 

do  Pyrrha  die  (E  dise)  red  erhört 
m.  1.  diu  gotin  swcic  ir  werte, 

Pyrrhä  die  rede  erhörte. 
A  iV  £36"  wird  Hamadryas  erklärt: 

welches  zu  teutsch  heyfst  eyn  waltfeien  (I.  fein) 


ALBREGHT  VON  HALBERSTADT.        40S 

jr  Wohnung  was  im  wald  alleyn, 
m.  1.  ze  diute  ein  wallfeine, 

sie  buwel  den  tan  aleine, 
Albrecbt  gebraucht   dafür  auch  waldfrouwe,  für  nympha  hin- 
gegen wazzcrfrouwe,  wazzerholde,  für  oreas  eibin. 
A  23"  E  76  von  Battus,  qui  nunc  quoque  dicitur  index  ii,  706 

von  yederman  wirt  er  genant  (1.  gnant)  meldt 

vnd  slbet  noch  daussen  inn  dem  feldt, 
m.  1.  geheizen  ist  er  melde, 

stät  uzen  in  dem  velde, 
abd.  kenne  ich  nur  meldäri,  mhd.  roelda^re,  ags.  aber  melda, 
folglich   alts.  meldo.     wäre  Battus   statt  in  den  stein  in  ein 
kraut  gewandelt  worden,   so  könnte  man  an  die  melde  atri- 
plex  denken. 
A  28^  E  93"  do  stunt  eyn  selb  gewachsner  käst 

darin  vil  kalter  quellen  fast 

Sprüngen  vnd  Aussen  one  zal, 
m.  1.  stuont  ein  selbwabsen  käste, 

darin  vil  brunnen  vaste 

Sprüngen,  fluzzen  Ane  zal, 
käste   ist  hier  das    antrum   nemorale    arte    elaboratum  nuUa 
in,  157  und  auch  abd.  chasto  scheint  oft  ein  cubiculum  sub- 
terraneum  auszudrücken,  wie  man  eretreidebehälter  unter  der 
erde  winlarchasto  nannte. 
A  33'^  £  110'  dann  also  offt  vnd  dick  ich  heut 

den  meinen  mundt  dem  seinen  beuth, 
m.  1.  wan  als6  dicke  ich  hiute 

min  munt  dem  sinen  biute, 
wo  ich  dem  b  zu  gefallen  lieber  sinem  als  sinen  schreibe. 
AZ^  E  111^  Echo  den  schall  herwider  trug 

als  ob  sich  Echo  selb  auch  plewet 

vmb  dafs  sie  jr  Narcissus  rewet, 
m.  1.  Ech6  den  schal  her  wider  truoc, 

waz  ob  sie  sich  blinwet, 

daz  sie  Narcissus  riuwet, 
waz  ob  in  der   bedeutung  von  wie  wenn,     ebenda  wird  des 
Narcissus  Verwandlung  beschrieben : 

dann  er  verkert  was  an  der  stund 

eyn  schöne  weifse  bliim  begund 

26* 


404        ALBRECHT  VON  HALBERSTADT. 

an  seiner  Stadt  herfürher  gobn 
mitten  ein  gelber  butzen  schon 
die  man  noch  die  kefsblumen  nent 
von  schönen  junckfrawen  wol  erkent, 
also  Narcissus  nam  sein  end, 

die  letzte  zeile  tilge  man  auf  der  stelle,  bei  Ovid  iii,  509 
nichts  als  :  croceum  pro  corpore  florem 

inveniunt,  foliis  medium  cingentibus  albis, 
doch  die  erweiterung  scheint  hier  der  deutschen  dichlang  an- 
gemessen, dafs  die  käseblume  schon  von  Albrecht  herrührt 
bezweifle  ich ,  Nemnich  ertheilt  diesen  namen  der  anemono. 
nemorosa  und  Wickram  mag  ihn  eingeführt  haben,  dem  al- 
ten dichter  traue  ich  die  zitl6se  zu,  von  welcher  im  mittel- 
alter  oft  als  von  einer  der  schönsten  blumen  die  rede  ist, 
oder  der  Schilderung  nach  unsre  camille,  die  im  norden  Bai- 
drsbrä  hlefs,  wofür  ich  aber  den  mhd.  namen  nicht  sicher 
weifs.  bei  dem  butze  wäre  an  hagebutte  (Ben.  wb.  1,  286^) 
zu  denken,     m..  1.  also  : 

er  verkarte  sich  ze  stunde, 
ein  wiziu  bluome  begunde 
an  siner  slat  hervür  gAn, 
mitten  ein  gelwe  butze  stAn : 
zitelose  ist  sie  genant, 
allen  meiden  wol  bekant. 

gunde  für  begunde,  das  Haupt  3,  291  unserm  dichter  im 
proiog  einräumt,  kann  ich  nicht  zugeben,  dergleichen  hat 
sich  erst  Hans  Sachs,  kein  mhd.  dichter  gestattet,  mhd.  ist 
gunde  nur  favi ,  indulsi ,  begunde  coepi  und  darf  sein  be  so 
wenig  ablegen  als  das  goth.  duginnan  sein  du,  gunde  und  be- 
gunde haben  der  würzet  nach  gar  nichts  mit  einander  gemein 
(oben  s.  18).  ich  verstehe  also  nicht  Haupts  angäbe  im 
Engelh.  s.  221,  dafs  Konrad  niemals  gunde  sage;  für  begunde 
sicher  nicht,  aber  gunde  indulsit  oder  indulgeret  reimt  er 
gleich  vornen  im  troj.  kr.  79  auf  künde. 

A,  34*^  E  \W  gleich  den  geysteren  vngeheur 
sie  trugen  fleyten  vnd  tampeur, 
m.  1.  alsam  geiste  ungehiure 

bArens  floiten  und  tambiure. 


ALBREGHT  VON  HALBERSTADT.  4» 

^  62^  E  171  von  Plutons  rossen  als  er  Proserpina  raubte: 

die  eileten  fast  zu  der  hell 

durch  manig  tieff  vnd  sorglich  gfell 

durch  die  siebenden  (E  siben)  wasserwielen 

die  pferd  fast  gschwind  hindurchin '^)  fielen 

vnd  eileten  schnell  auff  die  fart 

jedoch  Pluto  geirrel  ward 

an  eym  wasser  dadurch  sie  selten 

das  gschach  jm  von  eyner  (1.  eynr)  wasserholteu. 
m.  1.  diu  ilteu  zuo  der  helle 

durch  manec  tief  gevelle, 

durch  siben  wazzerwielen 

diu  pfserit  vaste  vielen 

und  gähten  dräte  uf  ir  vart, 

iedoch  Pluto  geirret  wart, 

da  sie  durchz '  wazzer  wolden, 

von  einer  wazzerholden, 
Cyane  nämlii^h.  da  aber  Ovid  v,  405  blofs  hat  perque  lacus 
altos,  so  uiufs  Albrechts  belesenheit  die  sieben  lacus  anders- 
woher entnommen  haben,  wenn  auch  unpassend,  da  für  die 
lacus  Palicorum  sonst  keine  siebenzahl  vorkommt,  dachte  er 
an  die  septem  maria  des  Padus  bei  Plinius  3,  16  oder  die 
Septem  aquae  lacus  agri  Reatini  bei  Cicero  Attic.  4,  15? 
vielleicht  ist  ganz  anders  zu  lesen,  da  auch  wieie  für  Strudel 
gewähr  fordert**). 

diu  wilden  wazzer  wielen,  ferbuerunt? 
^  55'  E  177**  den  leuten  sagt  er  böse  mehr 

sein  nam  heyst  der  leydig  hawer, 
m.  1.  er  saget  boßsiu  msere 

der  leide  hüwsere 
ignavus  bubo  v,  550. 
J  55"*  E  178'  von  Arethusa  v,  575 

sie  sagt  ich  wafs  eyn  schone  maget 

als  mau  fand  eyne  vff  der  jaget 

auch  keyne  sonst  mehr  seyler  stalt 

als  ich  thet  vfT  dem  gjegt  im  walt 

^)  hiadurchbiD  wie  A  34^  herfiirber,  uad  sonst  beruacbber;  so  wie- 
derbolle  man  im  16n  jh.  oft. 

^*')  Huyd.  op.  St.  3,  304.  305  hat  ein  gewisser  Wiele  =  Wideie. 


406        ALBRECHT  VON  HALBERSTADT. 

von  angesicht  was  ich  so  schon 

mir  het  gezimmet  wol  eyn  krön 

soll  mich  schon  hon  eyn  keyser  gnommen 

es  wer  jm  nie  zu  verwifs  kommen, 

m.  1.  sie  sagt,  ich  was  ein  schoener  maget 

dan  ein  andriu  üf  der  jaget, 

dehcin  m^  läge  stalde 

dan  ich  tet  in  dem  walde ; 

ich  gelebete  als6  schöne, 

ich  zseme  wol  der  kröne, 

solde  mich  der  keiser  hän  genomen, 

ez  enwa^rim  zitewize  komen, 
woraus  wieder  der   deutsche  dichter  vorleuchtet,     ein  andriu 
wie  ein  anderre  MS.  2,  131''. 

J  55^  E  \%V  die  waltfrawen  vnd  göttin  all 

fürten  jr  gschrey  inn  gmeynem  schall 
sagten  die  neun  wern  verwunden 
zu  schelten  sie  auch  begunden, 

m.  1.  die  waltfrouwen  alle 

selten  in  grözem  schalle 

die  niune  überwunden, 

scheltennes  ouch  begunden 
oder:  die  niune  überwunnen 

scheltennes  ouch  begunnen. 

A  63**  E  202*  sobald  sein  schweher  nun  vernam 
das  sein  tochterman  gfaren  kam 
vnd  dafs  er  jn  beynisuchen  weit 
do  thet  er  als  er  billich  solt 
frölich  empfieng  er  seine  gest 
grust  sie  so  er  mocbt  vff  das  best, 
m.  1.  als  schiere  der  sweher  nu  vernam 
daz  sin  eidem  gevarn  kam 
und  in  heimsuochen  wolde, 
dö  tet  er  als  er  solde, 
gruozte  sine  geste 
so  er  mohle  beste. 

A  66'^  E  215*  sie  furts  hinein  dem  haul's  eyn  endt 
das  kindt  reckt  aufT  sein  beden  hend, 


ALBREGHT  VON  HALBBRSTADT.        407 

m.  1.  des  huses  an  ein  ende, 

daz  kint  ract  uf  die  hende. 
A  67^  £  215''  Prognc  die  künigin  eyn  schwalm  wardt 

dann  sie  auch  noch  ist  von  der  art 

das  sie  auch  bey  vusern  zeiten 

gern  wonen  thut  noch  bey  den  ieulen, 
m.  1.  diu  kü'negin  ein  swalwe  wart, 

diu  ist  ie  von  der  art, 

daz  sie  noch  hiute 

wonet  bi  dem  liute. 
AlV  E  226*  das  gfögei  safs  an  seiner  rhu 

keyn  ander  thier  hört  man  darzu 

das  laub  an  beümen  hatt  auch  rast 

all  creaturen  schlieffcn  fast, 
m.  1.  daz  gcvügele  saz  an  siner  ruo, 

daz  wilde  tier  sweic  dar  zuo, 

daz  laup  und  diu  luft  raste, 

al  cr^ätiure  slief  vaste. 
VII,   i85homiues  volucresque  ferasque 

soiverat  alta  quies:  nullo  cum  murmure  sepes, 

immoiacque  silent  frondes,  silet  humidus  aer. 
ich  setze  die  lufl  weiblich,  weil  sie  A  77.  78  E  250.  251  als 
frau  personificiert  wird. 
A  71"  E  226"  mit  Worten,  kreütern  ich  offt  bindt 

die  vngestum  rauschenden  windt, 
m.  1.  mit  Worten  ich  dicke  binde 

die  ungestüemen  winde. 
A  1\^  E  230  bei  aufzählung  der  zauberstoffe  Medeas: 

auch  nam  sie  von  dem  Sternen  schiefsen 

des  schmaltzes  so  danon  thet  fliefsen 

sie  thet  auch  inn  den  kessel  legen 

eyn  hirn  von  eyner  alten  kregen, 
m.  1.  und  swaz  von  sterren  schiuzet, 

smakes  dar  abe  fliuzet, 

tet  ouch  im  kezzel  umbe  drä 

daz  hirne  einer  alten  krA; 
sternschnuppenfettes  wird  vii,  274  nicht  gedacht  (   weil   drän 
für  dra;n   zulässig  ist  mufs   auch   nach    thüringischer    weise 
dem  inf.  sein  n  apocopiert  werden  dürfen,   also  drä  gelten. 


408        ALBRECHT  VON  HALBERSTADT. 

wie    der    prolog    mehrere    Beispiele    bietet,      krä    bat  auch 
En.  6419. 

A  IV  E  334"  sie  volgten  jr  vnd  giengen  trodt 
bin  inn  jrs  vatters  keniminodt, 
m.  1.  die  tohter  giengen  dritte 
in  ir  vater  kemenäte. 

A  74'^  E  241''  difs  jamer  allererst  begandt 
erstlich  zu  kommen  an  die  hundt, 
m.  I.  daz  jAmer  ^rst  begunde 
ze  komen  an  die  huude. 

A  76'*  E  246'  Boreas  : 

meius  weibs  Schwerter  nam  zur  ameyen 
die  aller  schönste  Orithicn, 
m.  1.  nam  im  zuo  amien 
min  schoenc  geswien. 

daselbst:  hörzu  als  ich  eyns  noch  zu  waldt 
den  wilden  tliieren  lang  nocbstalt, 
m.  1.  d6  ich  einest  ze  walde 
den  wilden  ticren  stalde. 

A  87"  E  280''  dan  diser  bäum  sehr  heyiig  was 
den  bäum  hieFs  er  auch  nider  hawen 
bei  welchem  man  ofTt  die  waltfrawen 
hat  hören  husten  vnd  auch  lachen 
vnd  do  cyn  wild  getemmer  {E  wesen)  machoD 
do  hört  man  sie  offl  singen  süfs 
offt  spürl  man  inn  dem  taw  jr  füfs 
zu  zeyten  inn  eyns  ringes  gang 
sungen  sie  vmb  den  bäum  jr  gsang, 

m.l.  wan  dirre  boum  heilec  was, 
den  hiez  er  nieder  houwen, 
bi  dem  man  die  wallfrouweu 
dicke  hAt  hoeren  lachen, 
ir  wilde  getemere  machen, 
singen  ir  wise  süeze, 
man  spürte  im  tou  ir  füeze : 
wilcn  in  eins  ringes  schranc 
sungens  zcsamen  ir  gesanc. 
zweifelhaft  bleibt  das  'hwrcu'  lachcu,  das  luul.  häuGg  geuug 


ALBRBGHT  VON  HALBBRSTADT.       409 

erscheint,   z    b.  Lanc.  7143.  16048  ic  hebbe   hören  lachen. 
Albrecht  mag  ich  kein 

hAt  hoereu  huosten,  lachen 
zutrauen  und  den  clbinnen  eher  fröhliches  kichflfB«  Ovid 
VII,  746  ist  hier  überall  kurz,  man  sieht,  des  deuttoben  dich- 
ters  einbildung  lagen  clbiscber  tanz  und  gesang  näher  und 
dafs  die  spur  davon  im  thauigeu  gras  sichtbar  war  erzählen 
alle  volkssagen. 
j^87^  E2S\^  rüst  dich  vnd  fahr  hin  wunderbaldt 

inn  Scyliam  die  insel  kalt, 
m.  1.   far  hin  wundernbalde 

in  Scythiäm  daz  kalde, 
iiemlich  daz  kalde  laut;  so  ist  ^71^  £228*  vber  das  gantz 
Thessaliam  zu  fassen :  über  daz  ganze  laut  Thessaliäm.  die 
deutsche  spräche  hatte  ursprünglich  keine  einfachen  länder* 
namen ,  sondern  muste  sie  entweder  mit  laut  oder  richi  zu- 
sammensetzen (Walholant,  SuApoiant,  Franchönolant,  SuApo- 
richi,  Frauchönorichi)  oder  lebendiger  durch  den  plural  der 
Völkernamen  ausdrücken,  zumal  den  dativ  (in  Walhum,  in 
Franchöm).  man  verband  anch  einen  solchen  dativ  und  seine 
Präposition  noch  mit  dem  worte  laut:  ze  Sahsen  in  daz  laut 
Servat.  2354.  ze  Doringen  in  daz  laut  En.  13305.  ze 
Stürmen  in  daz  lant  Gudr.  232,  1.  als  endlich  das  gefühl 
dieses,  dativs  erlosch  und  man  anhub  ihn  für  den  landsnamen 
selbst  zu  halten,  war  natürlich,  dafs  er  wegen  jenes  gesetz- 
ten oder  schon  ausgelassenen  Wortes  lant,  für  ein  neutrum 
galt  und  zwar  Kriechen  daz  guote  lant  (wie  noch  heute 
Griechenland),  aber  auch  gesagt  werden  durfte  allez  Kriechen 
troj.  kr.  10812.  über  allez  Kerlingen  Servat.  994,  wie  nhd. 
Hessen,  Preufsen,  Sachsen  neutra  sg.  geworden  sind,  gleich 
natürlich  war  ein  anderes  verfahren,  die  dichter  hatten  all- 
mälich  einFache  weibliche  lateinische  ländernamen  auf  -ia  auf- 
genommen,  die  entweder  im  abl. ,  oft  aber  auch  acc.  standen, 
wie  vorhin  ScythiAm,  ThessaliAm ,  oder  mit  zugefügtem  lant 
.^  106' J?  345*^  1.  daz  laut  AxabiAm ;  Bari,  396,  17  hin  in 
IndiAm  daz  lant ;  welches  -Am  auf  bekannte  weise  in  -An  ver- 
dünnt wurde:  fuorin  IndiAn  daz  lant  Bari.  36,  39  (wo  die 
hss.  IndiAm,  Pfeiffer  ungut  India);  welches  -An  bald  auch 
den  dativ  vertreten  muste:  in  IndiAn  MS.  1,  15'  gegen  En- 


410        ALBRECHT  VON  HALBERSTADT. 

diäm  MS.  2,  15"  in  Indien  Parz.  822,  23,  sowie  umgekehrt 
Indi<\  den  acc.  Parz.  823,  2;  besser:  in  dem  lande  ze  Indiä 
Bari.  7,  4;  von  Indiä  Bari.  398,  6  (Pf.  400,  30)  von  Indiä. 
so  gut  mau  aber  jenen  dat.  pl.  der  völkernamen  als  neutra- 
len landnamen  im  sg.  auffafste,  durfte  auch  der  lat.  weibliche 
acc.  ein  neutraler  nom.  werden  und  das  neutrale  adj.  dazu 
stehn.  kein  zweifei,  dafs  unsre  nhd.  ländemamen  Scythien, 
Persien ,  Indien  aus  ursprünglichen  weiblichen  acc.  sg.  iam 
hervorgegangen  sind ,  verschieden  von  den  aus  dem  dat.  pl. 
der  völkernamen  erwachsnen  Thüringen,  Hessen,  Sachsen, 
hiermit  ist  mein  Vorschlag:  in  Scythiäm  daz  kalde  gerecht- 
fertigt und  Wickrams  skythische  insel  war  einrältig. 

A  87*^  E  284*  vnd  speis  daran  eyu  gantze  Stadt 
gnug  hatt,  mocht  jn  nit  macheu  satt 
vnd  daucht  jn  minder  dann  eyn  ey 
mau  trug  imm  speis  für  mancherlei 
noch  gstund  jm  nit  sein  hunger  grofs 
vnd  ward  je  grösser  all  sein  {E  als  ein)  frofs, 

m.  1.  von  mazze,  des  ein  ganziu  stat 
gnuoc  het,  enmohter  werden  sat 
m^  dan  von  einem  eige, 
spise  maneger  leige 
tet  im  uiht  sines  hungers  buoz. 

aber  die  folgende  zeile  errate  ich  nicht,  ein  reimwort  fruoz 
wäre  unerhört*),  auf  fräz  würde  der  sinn,  nicht  der  reim 
führen,  selbst  wenn  gr6z  bliebe. 

A  110*  £  395**  die  thierer  vnd  würm  inn  dem  walt 
kamen  gekrochen,  glauflPen  baldt 
vom  feldt  kamen  die  ackerieut 
vnd  die  so  bawten  jr  gerewt, 
m.  1.  diu  tier  üz  dem  walde 
kämen  geloufen  balde, 
vom  velde  d'ackerliute, 
die  biileu  ir  geriute.  . 

^)  oder  was  bcdcatel  der  ortsname  Froaza,  Fruza,  Frosa  iin  Magde- 
burgischen T  fiföhroers  regesleo  or  195  (a.  952)  Vroaza ;  or  137  (a.  946) 
Prosa;  ob.  a.  939  in  Höfers  archiv  2,  338.  3i9  Prosa,  doch  nicht  ein 
sl.  ortsname?  proso  iniliain. 


ALBRECHT  VON  HALBERSTADT.  411 

^  133^  J?  433*  bifs  sie  zum  letzsten  gar  begundt 

werden  zu  eym  schülichen  hundt 
m.  I.  unz  sie  gar  begunde 

werden  zeinem  bände. 
A  138''  E  441*  du  bist  vil  edler  dann  der  mey 

die  weifse  haut  an  eynem  ey 

die  möchte  nit  so  weych  gesin 
in.  I.  du  bist  edeler  dan  der  meige, 

diu  wize  hüt  am  eige 

enmöhle  weicher  uiht  gesin. 
A  139*  442^  ich  han  inn  mitte  meiner  stirn 

eyn  aug  ston,  das  ist  gröfser  zwirn 

dann  zwen  halber  schilt  mögen  sein 

gantz  zierlich  sthel  mir  das  aug  mein, 
m.  I.  hoch  üf  gein  dem  hirne 

mitten  an  der  stirne 

merre  slät  daz  ouge  min, 

dau  ein  halpschilt  müge  sin. 
vielleicht    dachte   Albrecht  an  Ernst   3671 ;    das   lateinische 
unum  est  in  media  lumen  mihi  fronte,  sed  instar  ingentis  cly- 
pci  XIII,  851  wurde  aber   mit  einem    halbschild    (pelta)   hin- 
reichend ausgedrückt. 
A  169*  E  483'^  Pylhagoras  redet : 

was  möcht  jn  vber  das  begern 

euch  wachsset  haher  gerst  vnd  kern 

epflel  vnd  biren  aller  ley 

die  milch  handt  jr  auch  zu  dem  ey 

das  süfse  honigwab  dabey 

zu  essen  euch  erlaubet  sey, 
was  die  schönen  worle  xv,  76 — 80  wiedergeben  soll: 

sunt  fruges,  sunt  deducentia  ramos 

pondere  poma  suo,  tumidaeque  in  vitibus  uvae, 

nee  vobis  lacteus  humor 

eripitur,  nee  mella  thymi  redolentia  florem. 
wenigstens  haber  und  bimen  blol'se  ausfüllung,  m.  1. 

wes  sti^t  iu  m6  ze  gerne? 

iu  wehset  gerste  und  kerne, 

epfel  aller  leige, 

diu  milch  zuo  dem  eige, 


412  ALBRECHT  VON  HALBERSTADT. 

der  süeze  honecwabe  ik  bt 

zezzenne  iu  erloubet  si. 
In  allen  solchen  fast  aufs  geratewol  ausgehobnen  stellen, 
denen  also  überall  eine  groFse  zahl  ähnlicher  könnte  hinza- 
geFügt  werden,  ist  der  alte  text  hauptsächlich  durch  Verwand- 
lung klingender  in  stumpfe  reime  zu  schaden  gekommen  und 
mit  unnützem  zeug  belastet  worden. 

Es  lassen  sich  aber  auch  ohne  rücksichl  darauf  überall 
Verbesserungen  gewinnen,  deren  noch  einige  folgen  sollen, 
aus  welchen  sei  es  der  mhd.  Sprachgebrauch  bereichert  oder 
etwas  für  den  inhalt  entnommen  werden  kann. 

^  58^  E  187'  dann  wie  ein  junckfraw  kem  geflossen 

hervber  meer  auff  eynem  ochsen, 
m.  1.  wie  ein  frouwe  kam  gedohsen 

über  mer  üf  einem  ohsen, 
dehsen   heifst  soviel   als  swingen   und  kam  gedohsen  so  viel 
als  kam  geswungen,  schnell  einher  gezogen;  bisher  habe  ich 
dehsen  dahs,  noch  nicht  das  part.  praet.  angemerkt. 

A  14G^  E  A7\^  vmb  des  gartäns  zäun  gantz  rund  vmb 

lagen  der  gött  eyn  grofse  sum 

von  schletzen  (E  satyros)  vnd  gar  vil  der  zwergen 

sich  vmb  den  garten  sach  verbergen, 
nenilich  Pomona.    hier  scheint  guter  rat  theuer,  doch  schlage 
ich  vor: 

den  zun  des  garten  vmbe 

lägen  wihte  krnmbe 

von  Schraten  und  von  twergen, 

die  sach  sie  dort  sich  bergen. 

wer  krumbe  nicht  will,  kann  auch  tumbe  lesen,  doch  ermäch- 
tigte zu  jenen  mich  Otfried,  der  iii,  9,  5  krumbu  wihti  hat, 
bei  Ovid  xiv,  637  stehn  satyri,  was  ein  nachbesserer  in  E 
einschwärzte,  kaum  sagte  Albrecht  slaze  oder  sieze  für 
schraze,  schrate. 

-^  15^"  jB  öO**  von  schrecken  grofs  der  vnw^eis 
den  pferden  ire  zügelleiten 
aln  vier  pferden  zu  beyden  seilen 
j4  61*  vnd  liefs  domit  den  zigel  gliten 
vnd  Gl  herab  auff  eyner  seilen. 


ALBRBGHT  VON  HALBERSTADT.       4iS 

E  194'  vnd  liefs  damit'^den  zügeleiten 
vnd  fiel  rab  aufi^  einer  seilen, 
zügelleite  ist  kein  subst.  für  habena,  sondern  beidemal  za  lesen 
zügel  gliten  :  siten. 

A  \k^  E  46*  soll  eine  von  Albrecbt  eingeschaltete  betrach- 
tung  den  doppelten  lauf  der  planeten,  einmal  um  sich  selbst, 
dann  um  die  sonne  verdeutlichen.   Phoebus  redet  zu  Phaethon. 

wie  fast  ich  thun  entgegen  streben 

wie  ich  dir  wil  eyn  zeichen  geben 

sich  wann  eyn  flieg  vmb  eyn  mülradt 

meint  vmb  zu  lauffen  jren  pfadt 

so  laufiet  doch  das  radt  so  sehr 

ja  ob  sie  gleich  noch  schneller  wer 

so  fürts  das  radt  mit  jr  hernider 

vnd  bringts  auch  schnell  mit  jm  her  wider, 

m.  1.  wie  faste  ich  kan  engegen  streben, 
des  wil  ich  dir  ein  zeichen  geben: 
sich,  swil  ein  fliuge  umb  ein  rat 
Wienet  loufen  iren  pfat, 
wirbet  daz  rAt  s6  s^re, 
ob  sie  snelre  waere, 
daz  rat  daz  vert  mit  ir  nider 
und  bringets  dräte  mit  im  wider. 

dies  ist  nicht  aus  Ovid,  sondern  einer  dem  mittelalter  zu  gebot 
stehenden  quelle,  vielleicht  dem  Lucidarius  oder  einer  andern 
geschöpft,  die  wir  auch  in  der  eben  von  Wackemagel  her- 
ausgegebnen, gegen  schlufs  des  13n  jh.  abgefafsten  Meinauer 
naturlehre  benutzt  finden,  wo  es  s.  3  heifst:  wände  aber  nie- 
man  mich  lihte  noch  niht  verstAt,  s6  wil  ich  ein  bizeichen 
setzin.  nim  ein  würmel  vnde  setze  daz  umbe  (1.  üf)  ein 
umbc  gfindez  rat,  daz  ez  krieche  wider  des  rades  louf,  s6 
gAt  daz  würmel  für  sich  unde  wirfet  (1.  wirbet)  daz  rat  umbe 
diz  würmelin  hin  wider  vil  manec  werbe,  6  dan  ez  gelcrieche 
wider  an  daz  zeichen  da  ez  an  huob. 

A  H""  E  48*  do  schlofs  Aurora  vfi*  ein  thür 
bald  schein  die  morgenröt  herfür 
gantz  milchweifs  vnd  auch  rosenfar 
die  Stern  versluben  alle  gar 


414        ALBRECHT  VON  HALBERSTADT. 

sonder  alleyn  der  morgensiern 

welcher  do  scheinen  thet  von  fern, 
m.  1.  Aur6rä  üf  entslöz  ein  tür, 

der  morgenröt  brach  her  vür 

milchwiz  unde  r6senvar, 

die  sterren  zestuben  alle  gar, 

wan  der  morgensterre, 

der  lühte  von  verre. 
j4  46  E  152.  153,  der  heidnischen  sitte  zum  trolx  eine  ganz 
deutsche    beschreibung    von    Perseus     hochzeit|    Ton    Ovid 
IV,  757  ff.  abweichend : 

do  sach  manch  auch  manch  seytenspiel 

Sprecher  vnd  spielleul  kamen  vil 

wie  man  pflegt  nach  heydnischen  silten 

sie  übten  sich  mit  manchen  dritten 

der  eyn  der  rang  der  facht  der  sprang 

dort  hört  man  meysterlich  gesang  —  — 
ji  46*"  manlich  sie  jre  sper  zerranten 

eynander  jre  schilt  zertranten 

so  dafs  sie  von  eynander  kluben 

die  schilt  vnd  sper  gehn  himel  stubeu  — 

do  bliefs  man  auch  das  weissenthorn. 

ist  binden  weit  vnd  schmal  dauorrn. 
m.  1.  dk  was  manec  seitspil, 

der  leichaere*)  kämen  vil, 

allez  nach  heidenischen  siten, 

sich  uobende  mit  ir  triten; 

dirre  vaht  und  jener  spranc, 

man  hörte  meisterlich  gesanc.  — 

if  sper  sie  zeranten, 

ir  Schilde  sich  zetranten, 

daz  sie  von  einander  kluben, 

die  sprizen  gein  den  lüften  Stuben  — 

dö  blies  man  ouch  daz  wisenthorn  (Nib.  1924,  2), 

ist  binden  wit  und  smal  zc  vorn. 
j4  62*  E  198*^  Latona,  die  ihren  durst  löschen  will,  sagt: 

wazzer,  luft  und  sunncn  schin 

sol  al  der  werlt  gemeine  sin, 
^)  ieichsere  saliator  und  tibiccD,  wie  ieich  eio  lanzlied. 


ALBREGHT  VON  HALBERSTADT.        415 

das  steht  wieder  nicht  vi,  355,    lag  aber  deutscher  Sinnesart 
auszudrücken  nah  (R.  A.  248). 

A  63''°  E  203  ähnliche  erweiterungen. 
Philomela  das  edel  blut 
jr  kleyder  waren  reich  von  gut 
von  golt  gaben  sie  Hechten  schin 
ja  wann  zu  Rom  eyn  keyserin 
semliche  kleyder  solte  tragen 
möcht  sie  mit  recht  darüber  klagen  — 
jr  winnicklicher  schöner  leib 
vbertraff  all  jrrdischen  weih 
sie  fürtraff  jr  schöne  so  fern 
gleich  dem  liech  Lenden  morgenstern 
der  all  andrem  gestirn  vorgoht 
wan  jn  das  trübe  gwülck  verlot. 

m.  I.  Philomela  diu  riebe 

ir  wAl  was  wünnecliche, 

von  golde  gab  sie  liebten  schin ; 

swenne  ze  R6me  ein  keiserin 

s6  getAniu  kleit  solde  tragen, 

enmöhte  sie  mit  rehte  klagen.  — 

ir  minnecliche  schoene  lip 

wac  vür  al  irdischiu  wip, 

sie  überwac  so  verre 

alsam  der  morgensterre, 

der  brchende  üf  gdt, 

sweun  in  daz  trüebe  wölken  lAt. 

auch  das  Ovidische  ai  ai  flos   habet  inscriplum  x,  215  nicht 

ebeu  glücklich : 

A  102''  E  333''  diser  jüngling  ward  gnant  vordel's 

mit  seim  namen  Anticides, 

sidher  aber  hie  *)  jn  Piiebus 

von  dem  ja  Yacynthus  — 

dise  bliim  hervürher  scheufst 

vnd  sich  mit  aller  ei^st  vflschleufst 

^)  begeg:oct  diese  form  im  16o  jh.  ÖTter?  eio  mhd.  hie  für  hiez 
f^liche  zwar  dem  lie  für  iiez ,  würde  sich  aber  mit  hie  für  hieoc 
miiK'hen. 


416       ALBRECHT  VON  HALBERSTADT. 

so  die  erd  nach  des  winters  zeit 

die  aller  ersten  blümlin  geit. 
m.  I.  dirre  jungeliuc  hiez  vordes 

mit  namen  Amyclides, 

sider  nanlin  Ph^bus 

nach  dem  ya  Yacinthus.  — 

dirre  biuome  spriuzet 

und  6rste  sich  ersliuzet, 

swenne  derde  nach  winters  zit 

ir  aller  Ersten  bluomen  git. 
Albrecht  von  Halberstadt,  wie  die  ausgehobnen  stellen 
saltsam  erkennen  lassen,  dichtete  in  gebildeter  hochdeutscher 
spräche,  vermochte  aber  so  wenig  als  Heinrich  von  Veldeck 
alle  ausdrücke  seiner  angebornen  sächsischen  mundart  zu  til- 
gen, und  in  dieser  beziehung  würde  sein  werk,  wenn  es 
ganz  und  rein  erhalten  wäre,  für  uns  eigenthümlichen  reiz 
empfangen. 

Einzelne  solcher  sächsischen  spuren  bleiben  selbst  durch 
die  plumpe  wickramsche  Übersetzung  hindurch  zu  erkennen. 

A  145''  E  466''  steht  neben  nepotem  :  heben  caelum  ge- 
reimt und  des  b  sicher  wird  man  aus  dem  reime  neben  :  le- 
ben ^105''£343".  walre  balaena  ^4^J?15'  ist  zwar 
ahd.  hualira,  walira  (Graff  1,  839^),  mir  aber  mhd.  nicht 
vorgekommen  5  Wickram  gibt  ihm  falsch  männlichen*  Artikel, 
auch  brustlcffel  ^  85^  £  275''  ist  ahd.  (Graff  2,  205)  und 
mhd.  (Diut.  2,  292)  gewerf  steht  ^4''  J?  15^  ^83*"^  jff  269' 
27'  A  85*^  E  274**  von  den  hauzähnen  des  ebers ,  die  Äuch 
noch  heute  den  Jägern  das  gewerfl  oder  gewer  (Döbel  1;  24**) 
heifsen,  reim  weise  doch  nur  in  der  letzten  stelle  gewerff: 
nach  der  scherpff,  was  nach  WJckram  aussieht,  nicht  nach 
Albrecht,  wickramisch  ist  nicht  minder 
A  \Z''  E  AA^  dlarnach  der  herbst  kam  gantz  betrept 

sein  beyn  mit  most  gar  wol  beklept, 
da  sich  betrebt  für  befleckt  bei  dem  elsässischen  Keisersberg 
findet  (Oberl.  144),  so  dafs  Albrechts  worte  hier  nicht  wie- 
der zu  gewinnen  sind.  OvidsM^arina,  quam  venius,  ventoque 
rapit  contrarius  aestus  viii,  470  heilst  ^  86*  E  277  ein  schif 
'von  wals  und  winde'  getrieben,  so  dafs  wals  deutlich  storm 
oder  gegenwind  bedeutet,  und  eher  sächsisch  aussieht,    altn. 


ALBRECHT  TON  HALBERSTADT.       417 

bedeutet  vols  snperbia,  arrogantia,  was  leicht  in  die  yorsteU 
luiig  eines  hochfahreoden  windes  übergieoge,  in  den  Goslarar 
berggesetzen  ist  volse  ein  werkzeng,  keil  oder  spille.  des 
sächsischen  sterre  f.  Sterne  gewahrten  wir  schon  beiläufig  | 
dagegen  scheint  Albrecht,  wie  auch  Veldeck,  sich  kein  fei 
und  feilen  zu  gestatten  und  überall  in  mhd.  weise  fiel  und 
fielen  zu  reimen,  d  für  t  in  reimen  wie  stalde  :  walde  silvA 
lassen  sich  noch  andere  aufweisen,  gleichen  aber  den  rein 
mhd.  wolde  solde  :  golde,  wofür  erst  Konrad  wolte,  solte 
zu  setzen  begann. 

An  welcher  eigenheit  deutlicher  den  Sachsen  erkennen 
könnte  mau  aber  als  an  dem  häufigen  reime  bevorn  statt  des 
hochdeutschen  bevor?  das  ist  ein  so  alter  unterschied,  dafs 
ich  umständlicher  darauf  eingehn  will. 

Im  gothischen  sollte  nach  analogie  von  inna  innafird,  4lta 
uta()rd,  fairra  fairrajird  auch  ein  faura  fauraf>r6  erwartet  wer^ 
den.  da  indessen  neben  iapa^r6  auch  iupana,  neben  inna{irft 
auch  innana  gilt,  wäre  wiederum  faurana  möglich ;  doch  keiua 
von  beiden  findet  sich  vor,  weder  fanra[)r6  noch  faurana. 

'Dem  begrifle  der  goth.  hva[)rd  {iaf>rd  hidrA  inna^rA  uta- 
f)r6  fairrajirö  entsprechen  nhd.  huanana  danana  hinana  innan« 
uzana  ferrana,  d.  h.  stimmen  zur  zweiten  goth.  form  innana 
iupana ;  auch  jenem  vermuteten  faurana  ähnlich  erscheint  abd» 
forna  (Graff  3,  627)  für  forana,  wie  neben  fornentie  das  volle 
foranentic. 

Alle  ags.  formen  hvonan  ^onan  feorran  innan  Alan  foraa 
sind  regelrecht,  auch  die  alts.  hnanan  thanan  innan  utan 
ferran  foran. 

Doch  die  Angelsachsen  pflegen  noch  ein  be^  die  Alt- 
sachsen ein  bi  voraus  zu  setzen:  ags.  beinnan  beütan  be* 
foran ,  deren  beide  erstere  bald  sich  in  binnan  butan  zusam- 
menziehen, alts.  biutan  und  butan,  biforan.'^im  engl,  bat 
wird  en,  in  before  n  abgestreift. 

Ahd.  kein  pi  vor  innana  Azana,  ein  einzigmal  bAzsaa 
im  Isidor,  wol  aber  oft  piforaAifuri  (Grafik  3,  620),  kein  pi- 
forana  piforna.  wie  nun  ahd.  pifora  dem  alts.  biforan  gegen- 
über, steht  auch  mhd.  bevor  (kein  bevür).dem  mnd.  bevorn, 
wiederum  nhd.  bevor  antequam,  zuvor  antea  entgegen  dem 
nnl.  bevoren  tevoren.  organischer  scheint  die  niederdeutsehe^ 
Z.  F.  D.  A.    vni.  27 


418  ALBRECHT  VON  HALBERSTADT. 

sächsische  gestalt,  denn  die  hochdeutsche  spräche  hat  vorne 
behalten,  bevorne,  zevome  oder  bevorn,  zevorn  aufge^ben. 
Ob  reinmhd.  dichtem  man  ein  solches  bevorn  gestatten 
dürfe  zweifle  ich,  die  reime  auf  dorn  hörn  körn  zom  enbom 
geborn  erkorn  verlorn  gesworn  hätten  es  überall  herange- 
zogen, wie  bevor  gesichert  wird  durch  die  reime  enbor  ar- 
bor  bor  spor  tor.  Wolfram  hat  Parz.  766,  11  bevor:  nrbor, 
doch  schreibt  Lachmann  221,  18  urborn  :  bevorn,  ich  würde 
auch  hier  lieber  setzen  urbor  :  bevor,  denn  urbor  darf  gen. 
sg.  sein  oder  pl. ,  den  pl.  wählt  Wolfram  Parz.  102,  15. 
321,  28.  Wh.  202,  30.  383,  23;  sprach  er  wirklich  221,  18 
bevorn,  so  hat  es  sein  ohr  Miederdeutschen  abgehört,  hie  bevor 
Walth.  107,  14.  Ben.  beitr.  331.  348.  hie  envorBen.  308.  377. 
Aber  bei  dichtem,  denen  sonst  mehr  niederdeutsches  an- 
haftet, kann  bevorn,  hie  bevorn  nicht  befremden,  im  Athis 
B  107.  Alexander  5925,  bei  dem  märkischen  Herman  von 
Damen  MSH.  3,  166,  zumal  bei  Heinrich  von  Veldeck  MS. 
1,  18%  im  bruchstück  des  Ernst  bei  Hoffm.  229  (der  mhd. 
umdichter  tilgte  es  allenthalben),  in  der  Enpit  43.  582.  723. 
3654.  6367.  10695  und  öfter,  im  passional24,  1.  192,^76. 
267,  47.  schon  auffallender  bei  dem  von  Momngen  MS. 
1,  53'^  hie  bevorn  :  zorn,  geborn.  aufser  reim  bei  meister 
Alexander  MSH.  3,  36**  oder  in  der  kaisercbronik  6873  nach 
einer  lesart. 

Hier  sind  nun  belege  für  unsern  Albrecht: 
prolog  83  zwelf  hundert  jAr  und  %ehen  bevorn, 

Sit  unser  herre  wart  geborn. 
A^""  E  7^  und  daz  man  dar  in  ssete  körn, 

daz  selbiu  derde  bar  zevorn. 
^  11'  £  39'  Epaphus  von  16  geborn 

bi  bera  Jupiter  bevorn. 
A2V  E  TV  .  .  .  unz  mich  vertreip  ir  zom, 

als  ich  iu  seile  hie  bevorn. 
A  56^  E  182*  daz  ir  den  »ige  habt  verlorn. 

ir  schultet  sSre  uns  zevorn. 
A  132^  £  431*  ich  gie  vor  eidmen  und  vor  snom 

gar  maneger  künegin  zevorn, 
snor  mit   kurzem  vocal,  wie  ihn  lat.  nurus,   gr.  vvog^   skr. 
snusil  bestätigen,    ist  besser  als  das  sich  mit    annor 


ALBRBOBrr  VON  HALBmSTABT»  41» 

mengende  snaor  snöejre  einiger  dichter,  z.  b.  cod.  koioes.  ISOip 
aber  auch  sniir  pl.  snüre  (fundgr.  2,  27)  bleibi  znläsrig^* 
nicht  anders  verdient  ahd.  snor  gen.  snnri  den  Vorzug  vor 
snaorä  snuordn.  zwischen  bevom  und  zevorn  bei  AlbreoU^ 
sich  zu  entscheiden  ist  schwer. 

Aus  diesem  bevom  war  wenig  neues  zu  lernen;  anzie* 
hender  sind  einige  substantiva,  die  den  Sachsen  verraten. 

Im  zweiten  buch  cap.  20,  als  der  Ocyrhoe  Verwandlung 
erzählt  wird,  ruft  sie  aus 
A  22""  E  74^  weh  mir  ich  wirt  (iE  werde)  eyn  rddstreich,  '■ 

vnd  meinem  vatter  Chyron  gleich, 
schwerlich  verstanden  das  Wiokrams  Breisgäuer  t>der  ElsSlk 
ser.    Albrecht  hatte  wol  geschrieben 

nu  wirde  ich  ein  veldstriche 

nach  mines  vater  liehe, 
und  gemeint  ist  damit  das  lateinische  equa  bei  Ovid  ii,  667. 
mnd.  bezeichnete  veltstrike  eine  stute,  wie  die  Zusammen- 
stellung des  Sachsenspiegels  3,  51  *den  tochossen  unde  den 
veltstriken'  ergibt,  wenn  man  nur  *de  veltstriken'  ändern 
will  nach  der  Variante  feldstulten  bei  Zobel  und  dem  equa 
der  lat.  Übersetzung,  im  wort  veldstrike  liegt  nichts  als 
feldstreicher,  von  striken,  ags.  strican  ire,  meare,  wie  wir 
noch  heute  landstreicber  und  durch  das  land  streichen  ver- 
wenden, es  wird  ein  noch  nicht  eingeseiltes ,  eingespanntes 
junges  pferd  verstanden,  das  zu  felde  lauft,  also  jedes  ge- 
schlechls  sein  kann,  obgleich  die  das  geschleeht  nicht  verän- 
dernde Verwandlung  der  nymphe  in  unsrer  stelle  die  stute 
begehrt,  abweichende  lesarten  des  Sachsenspiegels  gewähren 
für  striken  striezen,  striessen,  mit  dem  auch  sonst  wahrge- 
nommenen Wechsel  zwischen  k  und  sz,  sc  (bd.  7,  560).  stiieze 
darf  aber  an  den  noch  heute  üblichen  namen  eines  backwerks 
mahnen,  strieze,  Striezel  (cod.  kolocz.  98  strifzel).  deiir 
solch  ein  gebicke  hdfsi  auch  stute '^)  und  die  pemmatobgie 
des  alterthums  lehrt,  dafs  in  thiergestalt  gebackne  opferiLucheit," 
hirsche,  rosse,  eher,  hasen  unter  dem  volke  fortdauerten  und: 
noch  fortdauern,  mich  kümmert  nicht,  dab  man  unser  strieze 
aus  ital.  striscia  ableitet,  bedeutet  doch  strisciare  selbst  strei- 

«)  Ladolfas  Semelsiote  in  vrkanden  von  i;^05,  1305.     miltk.  des 
thürio^.  vereini  i?,  %^  k%*  53. 

27* 


420       ALBRECHT  VON  HALBERSTADT. 

cfaen  und  scheint  umgekehrt  deutscher  abkunft.  Graff  6,  761 
gibt  aus  Diut.  3,  151  strucel  lolifa  (ein  mir  unverständliches 
lat.  wort),  Schmeller  hat  6,  682  struckel,  691  struzel  strizel; 
das  sloven.  shtruz,  poln.  strucel  mag  aus  Deutschland  ge- 
kommen sein,  wie  wenn  das  ahd.  zelto  libum,  tortella  Graff 
5,  660  ursprünglich  auch  vom  zeltenden  pferd  (tolutarius) 
entnommen  wurde? 

Eine  stelle,  mir  dadurch  wichtig,  dafs  sie  uns  eine  bis- 
her unbekannte  benennung  des  Scheiterhaufens  lehrt,  mufs  ich 
der  länge  nach   herschreiben,   um   dann  ihre  herstellung  zu 
versuchen. 
A  92^  E  302  als  nun  sein  klag  gantz  hatt  gthon 

Hercules  desz  Jupiters  söhn 

do  fieng  er  ahn  vnd  macht  eyn  rosen 

damit  ihn  thet  der  schmertzen  lossen 

von  beumen  die  er  niderschlng 

die  beum  er  all  zusammen  trug 

vnd  sticfs  demnach  eyn  fewr  darunder 

den  bogen,  köcher  legt  er  bsunder 

dann  er  das  gschütz  gar  nit  verbrant 

wann  man  darnach  vor  Troy  das  sant 

doselbs  niemant  daruor  genasz 

als  nun  die  rosz  wol  anzünt  was 

nam  er  die  haut,  des  lewen  kleit 

vff  die  brinnend  rosen  das  spreit 

vbd  leget  sich  darauff  gantz  strack 

den  kolben  vnter  seinen  nack 

legt  er,  vnd  lag  also  vnd  brann 

vff  der  rosen  der  hertzhaft  man 

als  leg  er  inn  eym  rosengart 

gar  nichts  von  jm  geweinet  wart, 
man  siebt  Wickram  verstand  das  wort  nicht  und  machte  die 
blame  daraus,   in  der  rubrik  heifst  es  sogar:   Hercules  ver- 
brennt sich  selb  vff  eynem  holtzhauffen  gemacht  inn  der  ge- 
stalt  wie  eyn  rosen.     vielleicht  lauteten  Albrechts  worte: 

dchein  klage  enmohte  m^  getuon 

Hercules  hern  Jovis  sun, 

der  smerze  enwoldin  Iftzen, 

dö  macheter  ein  rAzen 


ALBRBGHT  VON  HALBERSTADT.        42t 

von  boumeD,  die  er  nider  sluoe, '.[ 

daz  holz  er  al  ze  samen  traoc 

und  stiez  viur  dar  onder, 

sin  bogen  leiter  besunder, 

geschützes  er  niht  verbrande: 

Sit  manz  vor  Trdje  sande, 

daz  niemen  dort  da  von  genas. 

dd  diu  räze  enzündet  was, 

warf  er  die  hat,  des  lewen  kleit, 

über  den  brinnenden  eit, 

er  leite  sich  das  dfe  slrac, 

den  kolben  uuder  sinem  nac 

leinete  der  küene  man 

uf  dirre  räzen  lac,  bran, 

als  er  in  bluomen  Ia*ge 

und  senfter  ruowe  pflaege. 
die  beiden  letzten  zeilen  erreichen   lange  nicht  den  ausdruck 
der  lateinischen  n,  237 

haud  alio  vullu,  quam  si  conviva  jaceres 

inter  plena  meri  redimitus  pocula  sertis, 
wie  hätte  aber  Albrecht  diese  griechische  sitte  fassen  sollen? 
auf  den  rosengarten  war  Wickram,  selbst  durch  den  mis- 
verstand  des  wertes  raze,  nicht  übel  gerathen.  was  nun 
rechtfertigt  für  rdze  die  Vorstellung  des  Scheiterhaufens  ?  bis- 
her kannte  man  ein  weibliches  räze  oder  neutrales  räz  nur 
in  dem  sinn  von  favus  mellis,  und  es  entsprach  dem  mnl. 
rate  (Rein.  567.  664.  1117)  nnl.  raat  oder  rael,  welche  sich 
auf  ein  romanisches  rata,  franz.  ree  zurückführen,  wie  nata 
zu  nee,  lata  zu  le  wurde,  rata  aber  entspringt  aus  dem  iat. 
crates ,  hurt  oder  geflochtenes  reisig,  was  sowol  für  die 
Vorstellung  von  rogus  als  favus  gilt ,  denn  beide  wurden  ge- 
woben oder  geschichtet,  jener  aus  reisern,  dieser  aus  wachs- 
zellen :  entscheidend  sind  hier  die  crates  favorum  bei  Virgil 
georg.  4,  214.  in  rata  wurde  das  c  von  crates  weggewor- 
fen wie  das  h  vor  r  in  zahllosen  deutschen  Wörtern,  zwar 
scheint  die  altfranz.  spräche  ein  männliches  t6  für  rogus,  ein 
weibliches  r^e  für  favus  zu  unterscheiden ,  beide  aber  gehn 
zurück  auf  crates  und  wir  sahen  auch  das  genus  von  rAze 
und  räz  schwanken,     im   heutigen  französisch  ist  r^  rogus 


422  PREDIGTEN  UND  TRACTATE 

verschwunden  und  ree  favus  in  rai  de  miel  gewandelt  wor- 
den. daFs  nun  auch  für  mhd.  räze,  mnd.  rate  ans  Albrecht 
die  bedeutung  von  rogus  aufgewiesen  ist,  macht  eine  un- 
mittelbare ableitung  von  re  aus  lat.  rogus ,  worauf  man  ver- 
fallen könnte,  unthunlich.  Alberus  kennt  rafs,  Frisch  2,  126. 
127  ros  und  rose  nur  für  favus,  dieser  fuhrt  auch  rosspros- 
sen  an,  ligna  transversa  in  quibus  favi  in  alveari  pendent, 
worauf  sich  auch  die  crates  ziehen  liefsen/  in  einer  Urkunde 
von  1359^)  lese  ich  aber  *cne  rosen  kalkes  bemen  laten, 
'dat  holt  to  der  rosen  to  bemene',  was  deutlich  die  schichte 
des  brenn holzcs  meint,  zugleich  bestätigt  dies  die  schwache 
flexion  des  mhd.  rAze ,  denn  sonst  würde  man  in  Albrechts 
reim  auch  räze  :  läze  mit  thüringischem  infinitiv  gestatten 
dürfen.  JAG.  GRIMM. 

'^)  neue  initlb.  des  tbör.  Vereins  ii,  309. 

% 

PREDIGTEN  UND  TRACTATE  DEUTSCHER 

MYSTIKER. 

II. 

Die  nachstehenden  mystischen  iractate  eines  unbe- 
kannten verfafscrs  befinden  sich  zusammen  mit  den  pre- 
digten des  Nicolaus  von  Strqfsburg  in  der  Heidelberg0i 
handschrijt  641,  pergament,  lAs  Jh.  12.  dieser  zufälU^ 
umstand  hat  veranlqfsung  gegeben  sie  dem  Nicolaus  bei- 
zulegen (s.  Jahn,  lesejrüchte  altdeutscher  theologie.  Bern 
1838  s.  20—28.  JUone,  Anzeiger  1839  *.  85—92).  ich  habe 
schon  früher  widersprochen  {mystiker  i ,  s,  xxiv)  und  der 
abdruck  der  ersten  hälfte  dieser  tractate  gibt  nun  jedem 
gelegenheit  sich  selbst  von  dtr  Unrichtigkeit  obiger  be- 
hauptung  au  tiberzeugen,  die  Verschiedenheit  in  spräche, 
ausdruck  und  der  ganzen  darstellwig  springt  in  die  äu- 
gen, überdies  sind  die  predigten  und  tractate  von  ver- 
schiedenen händen  und  in  anderer  mundart  geschrieben 
und  beide  theile  der  handschrijt  offenbar  nur  des  gleich- 
mäfsigen  formats  wegen  willkührlich  zusammengebunden, 
das  unter  nr  v  mi^etheilte  buch  von  dem  gründe  aller 
bosheit  steht  im  cod.  theol.  et  philos.  foL  nr  283.  papie^ 


DBUTSGHER  MYSTIKER.  42S 

vom  j.  1445,  auf  der  k.  bibliothek  duhier.  sie  enthält 
avfserdem  noch  die  predigten  Taulers^  dessen  historia  und 
einzelne  predigten  von  Ekhart  und  andern,  das  buch  ver^ 
folgt  eine  mehr  practische  richtung  und  hat  darin,  ob- 
schon  es  älter  ist,  manche  ähnlichkeii  mit  dem  biichlein 
von  der  deutschen  theologie, 

Stuttgart  le.febr.  1851.  FRANZ  PFEIFFER. 

I. 

(bl.  l*")  AlUu  ding  begerent  guotes,  wand  guot  ist  der 
begürde  gegenwurf,  and  bar  umbe  ein  ieglich  ding,  als  vil  als 
es  guot  ist,  als  vil  ist  es  girlich  unde  minneclicb,  und  dar 
umbe,  das  gnot  durch  sich  selber  guot  ist  und  durch  das 
alliu  ding  guot  sint,  als  vil  si  guot  sint  dast  girlich  und  min- 
nenciich  und  zuo  minnende  über  alliu  ding  unde  durch  kein 
ander  ding  danne  durch  sich  selben,  unde  dar  umbe,  das  ir 
got  alsus  zuo  minnende  gereifset^)  werdent,  so  ist  dis  ge* 
schriben. 

Das  öwig  leben  ist  niut  anders  denne  ein  got  schouwen, 
unde  dar  umbe  danne,  das  ir  einen  vorsmak  hie  gewinnent 
des  Ewigen  lebenes  der  Ewigen  s61ikeit,  s6  ist  dis  geschriben. 

Es  ist  ein  vrdgc :  wören  ^)  die  verslanderinne ,  alse  die 
meistere  iren  nAturen  (winden?)  ob  in  in  w6re  usflus  der 
ipersönen  als  in  gotte,  und  bereitet  man,  das  in  in  w^re  äs- 
"^^us  der  persönen  als  in  gotte?  wand  alles  das,  das  uns  dar 
zuo  beweget ,  das  wir  setzen  und  glouben  ^)  usflus  der  per- 
sdnen  in  gotte  sin,  das  gäben  die  philosophi  alles  dien  ver* 
stenderinnen  *)  als  wol  alse  der  ersten  Sachen,  bar  wider 
ist:  w6ren  verstenderinne  nnd  müeste  in  (in)  denne  durch 
der  dinge  willen,  die  siu  in  gftben,  usflus  der  pers6nen  sin, 
sd  möhten  die  philosophi  mit  nätiurlichem  bekenntnisse  dar 
zuo  sin  komen,  das  siu  h^ten  verstanden  die  drivaltekeit. 
und  das  ist  unmüglich,  want  dekein  verslendnisse  mit  nfttiur- 
Itcher  kraft  mag  dar  zuo  gelangen,  zuo  dirre  frftge  antwür- 
tent  eteliche  unde  sprechent^)  das,  das  dar  umbe  der  dsflus 
der  persönen  in  gotte  si,  want  alleine  in  gotte  ist  zuo  male 
ein  (bl.  1^)  wesen  unde  wesunge.     und  dar  umbe  mag  ouch 

»  •  1)  gereirsent  1t)  werent  3)  setzent  —  s^^^^i^t  4)  die 

verstand erine        5)  spräche  ot 


424  PREDIGTEN  UND  TRACTATE 

alleine  in  gölte  gemeinsameut  werden  das  wesen  in  einekeit 
der  wesunge,  und  dar  umbe  mögent  oach  alleiue  in  gölte  vil 
persönen  sin  in  einekeit  des  wesenaes. 

Dis  enbindel  der  fragen  nihl,  wand  wie  das  war  si, 
das  alleine  in  gölte  ein  w^sen  si  unde  wesunge,  doch  s6 
gAben  es  euch  die  philosophi  den  verslauderinnen.  dar  umbe 
sd  sprechenl  andere  anders  unde  sagenl ,  das  alleine  ein 
si  in  gölte  würkunge  unde  wcsen.  und  dar  umbe  mag  ouch 
alleinc  in  gölte  das  da  usfliufsel  mit  der  würkunge  ein  we- 
selich  sin  mit  dem,  von  dem  es  üs  fliufset.  dis  enbindel 
ouch  der  fragen  nihl,  wand  wie  das  alleine  nach  der  wärheit 
gol  si  ein  luler  würkunge  unde  sin  würkunge  si  sin  weseo, 
doch  gdbeji  die  philosophi  dis  selbe  alse  wol  den  verslen- 
derinnen  alsc  der  Ersten  Sachen. 

Har  umbe  sprechenl  die  dritten  noch  anders  unde  spre- 
chenl alsus.  es  ist  zweier  bände  würkunge.  diu  eine  ist 
ein  usgände  würkunge,  als  slahen,  houwen  und  ein  iegßch 
ander  würkunge,  diu  üs  üf  anders  g^l.  und  als6  schöpfenl^) 
gölte  in  die  crMlüren.  —  diu  ander  würkunge  ist  ein  in- 
blibende  würkunge,  alse  verstAn  an  gölte:  wand  er  sich  sel- 
ber verst^t  und  ouch  an  mir  oder  an  dir.  nu  würket  goi 
mit  unmöFsiger  kraft  alles  das  er  würket:  wand  sin  mäht 
ist  unm^fsig,  und  dar  umbe,  was  von  gotte  fliufset  mit  der 
inblibenden  würkunge,  als6  mit  der  würkunge  das  er  sieh 
selber  verstöl  oder  das  er  sich  selben  minnet,  das  ranos  un* 
mfifseclich  inblibeude  sin.  unmftfsekliche  mag  es  niut  (bl.  2*) 
lobliben,  es  ensi  danne  unm^fseklich  ein  mit  dem,  von  dem 
es  fliufset,  in  sime  unm^fsigen  wesenne.  unde  wand  siu  sa- 
genl, das^)  danne  gel  alleine  würket  mit  unm^fsiger  kraft, 
dar  umbe  ü  mag  ouch  alleiue  in  gotte  usflus  der  persönen 
sin  in  einekeit  des  wesennes.  dis^)  sprechenl  alle,  die  luler 
wdrheil  versUnt. 

Doch  s6  enbindel  disiu  wftrheit  der  frAgen  oiht,  i^and 
dis  alles  gAben  die  philosophi  den  verstenderinnen  ais6  wol 
als  der  Ersten  Sachen,  und  wir  frAgen:  wfire  es  alsA  alse 
sin  sprechenl,  ob  in  in  w6re  iisflus  der  persAnen?  und  dar 
umbe  s6  ist  es  anders  zuo  sprechende,  wir  setzen  äs^us 
der  persönen  in  gotte  in  einekeit  des  wesennes,   Wc^n^*  |;ttp. 

6)  schöpfen         7)  das  JcUlL         8)  ilise 


DEUTSCHER  xMYSTlRER.  425 

m^Ie  in  gölte  weselich  ein  ist  das  Ak  bekennet  nnde  das  be- 
kam wirt,  das  Ak  minnet  unde  geminnet  wirt.  nnd  wan 
dan  die  philsopiii  (sprecbent),  wie  das  si,  das  siu  den  ver- 
slanderinnen  gäben  einekeit  wesennes  unde  wesunge,  einekeit 
"^der  wirkun(ge)  mit  dem  w(e)senne  un(d  ei)nekeit*^)  der  malit 
alse  wol  alse  der  Ersten  Sachen,  doch  s6  gäben  si  der  Ersten 
Sachen  ein  fürbas  denne  den  verstenderinnen ,  wände  siu 
sprächen,  das  diu  6rste  sache  niut  anders  verstüende  danne 
ir  wescn,  unde  verstände  ir  wesen  verstüende'^)  siu  alliu 
ding,  aber  diu  verstanderinne  wie  das  w6re,  das  siu  alliu 
ding  vcrstät'*;  verstände  ir  wesen,  doch  die  6rste  sache  ver- 
st6t  siu  niht  verstände  ir  wesen.  mdr,  diu  ^rste  wiirkunge 
ires  verstentnisses  das  ist  ein  anblic  der  Ersten  Sachen,  und 
dar  umbe  sö  enmag  in  in  niut  alzemäle  ein  sin  das  da  ver- 
st^t  unde  das  da  verstanden  wirt  in  der  Ersten  Sachen,  und 
dar  umbe  wären  verstenderinne  und  (bl,  2^)  h6ten  alles  dus, 
das  in  die  philosophi  gäben,  noch  denne  s6  wäre  *^)  in  in 
niut  lisflus  der  pers6nen  als  in  gotte :  durch  der  Sachen  wil- 
len, diu  geseit  ist. 

Nu  merkent  mit  flifse.  es  ist  ein  ding,  das  het  under 
allen  aller  miunest  wesens,  unde  heifset  widertragunge,  alse 
Vaterschaft,  härschaft,  gelicheit  unde  sus  getäniu  anderiu 
ding;  unde  heifseut  dar  umbe  widertragunge,  wand  wesen 
unde  namen  hänt  siu  in  ordenunge  zuo  eime  anderen  unde 
sint  allezit  widertragende  unde  widerneigende  sich  Af  ein 
anders,  wand  ich  mag  niut  sin  noch  heiPsen  vatter,  ich  habe 
denne  einen  sun,  noch  sun,  ich  habe  denne  einen  vatter, 
noch  herre,  ich  habe  denne  einen  kneht,  noch  knecht,  ich 
habe  denne  (einen)  herren,  noch  gelich,  es  si  denne  ette- 
was  anders  dem  ich  gelich  si.  und  disiu  ding  sint  in  gotte 
unde  sint  in  ime  gottelich  gotlich  wesen,  niut  zuoval  als  in 
den  cräätüren,  unde  machent  underscheit  under  den  persdnen, 
wand  widertragunge  sich  allezit  widerneigende  ist  äf  ein  an- 
ders, und  anderkeit  oder  underscheit  under  vil  dingen  sin 
muos,  niut  an  eime.  dar  umbe  wä  '^)  widertragunge  in  gotte 
ist,  da  ^*)  muos  vil  underscheit  sin  der  persönen.     dar  umbe 

9)  das  zwischen  *  handliche  ist  am  randc  nachgetragen  und 
k^iAii  abgeschnitten,  10)  ventt&ndeo  11)  verstont  \%)  ^e* 
r«Dt        13)  wo        14)  do 


426  PREDIGTEN  UND  TRACTATE 

was  in  gölte  ist  das  ist  alles  den  drin  persönen  allen  ge- 
meine, Ane  diu  widertragunge ,  alse  vatterschaft ,  suneschaft 
unde  geist,  unde  äne  diu  werk,  diu  dar  uf  dise  widertragunge 
gefundieret  sint,  alse  geberen,  geboren  werden,  usfliefsen: 
wand  disiu  machent  underscheit  under  den  persönen  ,  und 
dar  umbe  tragent  siu  niut  gemeinen  (öl.  3")  sin  den  persönen. 

Nu  merkent  mit  flifse.  ich  habe  gesprochen,  und  ist 
war,  das  die  widertragunge  sint  niht  in  gotte  zuoval  als  in 
den  cröAtilren,  want  an  got^'^)  mag  dekein  zuoval  Valien, 
m^r  siu  sint  das  götlich  wesen,  selber  sint  siu  niut  anders 
danne  götlich  wesen  und  machent  siu  underscheit  under  den 
persönen.  wie  msfg  das  sin,  das  siu  niut  weselich  under- 
scheit enmachen?  har  zuo  sprich  ich,  das  dekein  wider- 
tragunge machet  underscheit  in  ir  fundamente,  m^r  sin 
scheidet  von  eim  anderen,  also  vatterschaft  machet  dekein 
in  mir,  doch  so  scheidet  siu  mich  von  mime  sune.  also 
sprich  ich,  das  die  widertragunge  sint  gefundieret  Af  götlich 
wesen  unde  sint  eines  mit  gotlichem  wesenne,  und  dar  umbe 
so  machent  siu  niut  dekein  underscheit  in  dem  wesenne,  wan 
dekein  widertragunge  ist  geordinet  ^®)  zuo  dem  wesenne, 
mör  alliu  widertragunge  ist  zwischent  den  persönen.  also 
wie?  got  der  vatter  ist  nit  dar  umbe  vatter  das  er  got  ist, 
m^r  dar  umbe  das  er  einen  sun  hat.  von  dirre  fragen  ist 
n&  zuomdle  genuoc  geseit. 

Ein  ander  frage  ist:  ob  got  möhte  an  sich  h&n  genomen 
menschlich  näture,  also  daz  diu  s^le  nl  irre  obersten  kraft 
gotes  ^^)  niht  h^te  gebrächet?  und  man  bew6ret  das.  nein. 
wand  w4  diu  näture  erhoehet  wirt  ^^) ,  dft  muos  din  kraft 
der  ndtären  erhoßhet  werden,  wurde  denne  menschlich  nA- 
täre  erhoehet  zuo  einikeit  gotlicher  persönen,  so  muesle  das 
verstenlnisse  erhcehet  werden  zuo  eime  cl&ren  anscboawende 
götliches  wesennes.  har  wider  ist  in  allen  solichen  dingen 
diu  Sache  des  werkes,  (das?;  ist  der  wille  des  (bL  3^)  wir- 
kenden, und  har  umbe,  höt  es  ime  ^^)  gevallen,  er  möhte  an 
sich  hdn  genomen  menschlich  nätäre  also  wol  äne  das  als 
mit  deme  ^®).  zuo  dirre  Mge  antwiirt  ich  nach  deme  das 
die  meistere  sprechent  unde  die  heiligen  unde  spriche,  das 
got  h^te  vermoht  an  sich  (ze)  nemen   menschlich  nftlAre  lue 

15)  gotte      16)  geordine      17)  got      18)  de     19)  ime     20)  ddme 


DEUTSCHER  MYSTIKER.  487 

das,  das  diu  s^le  h6te  gdtes  gebrächet,    aber  es  enzam  niat. 
ieweders  wil  ich  bew^ren  unde  zuo  (dem)  Ersten  die  ^rste. 

NA  merkent  mit  flifse.  in  allen  dingen,  diu  under  gotte 
sint,  s6  ist  underscheiden  Wesen  unde  wesunge,  unde  gottes 
alleine  ist  das  eigin  (nach  dem,  das  S.  Thomas  und  andere 
meistere  sprechent),  das  er  sin  wesen  si'^  unde  das  bew^- 
rent  sin  mit  manger  bände  rede,  sunderlicbe  mit  dirre  be- 
w^runge  sprechent  siu:  etwas  das  niht  diu  wise  w^re, 
m^r  das  diu  wise  selber  w^re,  das  niht  diu  wise  wäre  bar 
an  oder  dar  an,  m^r  abgezogenin  wise  w^re  als6  das  sin 
niergent  an  enw^re,  diu  wise  h^te  alle  die  voliekomenheit, 
die  alliu  wise  ding,  diu  nA  sint  oder  ie  werden  ^^)  süllen^ 
bänt  ^^)  oder  gewinnent.  also  ^uo  glicber  wis,  w^re  dekeiniu 
cr^dture,  diu  niht  das  wesen  enpfangen  Mie  in  ir  wesunge, 
m(^r  das  wesen  selber  w^re,  diu  h^te  alle  die  voliekomenheit, 
die  alliu  diu  ding,  diu  wesen  hdnt,  habent  oder  iemer  gewin- 
nent; und  als6  s6  h^te  si  alle  voliekomenheit  unde  dekein 
voliekomenheit  enbr^ste  ir,  und  alsd  w^re  si  unmdfsig  und 
an  voliekomenheit  gelich  gotte.  unde  nAch  der  rede  s6  en- 
w^re  siu  ouch  niut  cr^ätüre.  —  nement  denne  wdr  in  einer 
icglicher  cr^ätären  das  wesen.  (bl,  4*)  ieglich  muos  enpfan- 
gen sin  in  die  wesunge  und  ein  ieglich  creliture  muos  sin 
zuosamen  geleit  von  wesen  unde  wesunge.  unde  disiu  zwei 
biüefsent  in  einer  ieglicher  cr^ätdren  underscheiden  sin,  wand 
alleine  gotte  ist  das  eigen,  das  er  sin  wesen  si. 

NA  merkent,  was  wesunge  unde  wesen  si.  wesunge 
ist  eines  iegliches  dinges  nüture,  die  an  den  dingen,  die  ma- 
terjc  hänl,  in  sich  sliufset  materje  unde  forme,  aber  an  un- 
materjelicben  dingen  s6  sliufset  siu  alleine  in  sich  die  forme, 
aber  wesen  ist  ein  würkunge,  die  got  in  gedrucket  het  eines 
ieglichen  dinges  nAture,  ob  mittens  der  diu  nätöre  ist  unde 
bestät.  wesunge,  dic^^)  neme  (=  nenne?)  ich  eines  ieglichen 
dinges  nAtdre  unde  wesen  ein  bestdn  der  nfttdren.  unde 
das  diu  zvei  w^rlicbe  sint  underscheiden,  das  ist  otfenbAr 
dar  an,  das  man  eins  verslUn  mtig  Ane  das  ander,  das  an 
den  dingen,  diu  zuomAIe  ein  sint,  geschehen  niht  enmag. 
wand  ich  enmag  niht  verstAn  ein  bescheiden  tcetlich  tier,  ich 
yerstande  denne  einen  menschen,   wand  dise  zwei  sint  zuo 

21)  wcrdent        22)  oder  hant        23)  da 


428  PHEDIGTEN  UND  TRACTATE 

male  ein,  und  dar  umbe  enmag  man  eins  dne  das  ander  niut 
verstAn.  aber  ich  versilin  wol  des  dinges  wesunge  oder  ul- 
iure  Ane  wesen  oder  bestdn:  wand  ich  verslande  wol  einer 
r6sen  näture  zuo  winter  s6  enkein  rdse  enist.  unde  dis  ist 
ein  offenbar  zeichen,  das  der  rösen  uäliire  oder  wesunge 
w^rlich  ein  anders  ist  dan  ir  wesen  oder  ir  bestän.  und 
alsus  ist  (es)  an  allen  dingen  under  gotte,  wand  des  alleine 
ist  eigen  das  er  sin  wesen  si,  als6  gesprochen  ist. 

Nu  merkenl.  alsus  was  menschlich  nätüre  gölte  ver- 
einet und  ist ,  wand  got  nam  an  sich  menschlich  näture  Sne 
ir  wesen  und  enthallet  die  an  sime  götlichen  wesenne,  also 
das,  würde  si  gescheiden  von  dirre  vereinunge,  si  enmöhte 
niut  besinn ,  er  entruhte  ir  danne  ein  ander  wesen  in,  mit 
dem  sin  bestüende.  und  als6  möbte  got  eins  ieglichen  dinges 
nAture  an  sich  nemen  unde  si  enthallen  an  sime  wesenne: 
eins  engeis ,  eins  löwen,  einer  rösen.  möhte  denne  got,  ob 
er  wolle ,  an  sich  nemen  einer  unverstentlicher  cr^Ature  nA- 
ture, so  ist  oßenbAr,  das  er  vermohle,  ob  er  h^te  gewellet, 
an  sich  nemen  menschlich  nAture  oder  einer  andern  verslent- 
liehen  cröAlüren  nAture.  Ane  das,  das  das  verstenlnisse  got- 
tes  h^le  gebrüchet.  aber  es  enzam  niht  wftriiche  durch  driu 
ding,  zuo  dem  Ersten  dar  umbe,  wand  er  unser  houbet  solle 
sin  unde  wir  allesament  geuAden  sollen  nemen  von  der  volle 
siner  gnAden.  unde  dar  umbe  zam  wol,  das  in  ime^*)  w^re 
volbrAht  gnAde,  diu  dA  ist  gl6rje.  unde  dar  umbe  sprichet 
sanctus  Paulus,  das  im  der  geist  niut  si  gegeben  mit  mAfsen, 
wan  als6  vil  alse  diu  selige  s^le  iemer  gnAde  möhte  enpHi- 
ben,  also  vil  wart  ir  in  gegofsen.  —  zuo  dem  anderen  mAle 
dar  umbe,  wand  er  uns  erlcesen  solle  und  ein  mitteler  solle 
sin  zwischent  gotte  unde  dem  menschen  unde  wand  das  mittel 
gemeinsame  solle  hAn  mit  ietwederme  ende,  dar  umbe  zam 
wol  beide,  das  er  w^re  ein  wegeman,  ein  geleiter,  ein  waller 
und  ein  begrifcr  des  endes,  des  ziles  unserre  wege,  das  iä 
ist  6wigitt  s^likeit.  anders  der  minste  in  dem  himelriche 
w^re  m^rre  gesin  denn  er,  wand  diu  minnesle  s^likeit  des 
minnesten  heiligen,  der  in  (bl.  5*)  himelrich  ist,  diu  ist 
m^rre,  danne  aliiu  diu  gnAde,  die  alle  heiligen  df  erlricbe 
ie  gewunnen.  —  zuo  dem   dritten  mAle  dar  umbe,    wand  er 

24)  ime 


DEUTSCHER  MYSTIKER.  489 

er  uns  solle  setzen  in  eine  zuofersicht  zuo  besitzende  das 
^wige  leben,  wand  w^re  der  mensche,  der  got  als6  vereinet 
was,  niut  ein  besitzer  der  Ewigen  s^Iikeit,  wie  möhte  ich 
armer  siinder  iemer  zuofersiht  gewinnen  zuo  besitzende  die 
6wige  s^likeit?  zimelich  unde  gar  zimelich  was,  das  der 
mensche,  der  als6  gotte  vereinet  was,  das  der  ein  besitzer 
w^re  und  ouch  si  der  Ewigen  s^likeit,  m^  denne  alle  cr^ä- 
tAren.  nu  dan  ist  geoffenbäret,  das  es  niht  w^re  gesin  un* 
müglich,  aber  unzimelich,  und  dar  umbe  s6  muos  ich  zuo 
dem  argument,  iä  mitte  man  bew^ret,  das  es  unmiiglich  si, 
antwürten,  s6  du  spricbeste  wan  diu  ndture  erhoehet  wirt, 
s6  muos  die  kraft  der  näturen  erhoehet  werden ;  ich  spriche : 
dAst  war  unde  w^re  ouch  hie  geschehen,  nü  merkent,  wie 
diu  nätfire  ist.  als  sin  niut  hdt  bestän  äne  wesen,  alse  en- 
mag  siu  niut  würken  kne  wesen,  und  dar  umbe  s6  engit 
man  niut  der  näture,  weder  würken  noch  liden,  m^r  das 
Aä  würket  unde  lidet  das  ist  diu  persdne  an  eime  ieglichen 
dinge,  was  ist  aber  underscheides  zwischent  pers6nen  unde 
ndture?  das  ist  dirre.  diu  nätdre  nemet  niut  anders  denne 
die  wesunge;  aber  diu  persdne  nemet  beide  wesen  unde  we- 
snnge.  und  ouch  dar  umbe:  wand  disiu  zwei,  wesen  unde 
wesunge,  dekeinen  underscbeit  hänt  an  gotte,  dar  umbe  s6 
ensint  ouch  diu  zwei,  pers6ne  unde  nÄture,  niht  underschei- 
den,  swie  das  si,  das  diu  nätAre  ein  si  unde  der  pers6nen  dne. 
Nd  merkent  dan.  wand  goUes  sun  menschlich  nfttAre, 
nit  menschlich  persdne  an  sich  nam  (wan  er  nam  die  ndture 
Ane  ir  eigen  wesen  *  und  enthielt  (sic)h  an  sime  (eigen)lichen 
we(se)n  *  ^"),  dar  umbe  s6  wAren  an  Kristö  zw6  nAtdren  und 
ein  götlichiu  pers6ne:  wand  dd  was  nuwan  ein  wesen,  göt- 
lich  wesen.  und  ist  denne  würken  und  liden  den  persdnen 
zuo  gebende,  niut  der  ^)  nAtdre,  86  sprich  ich  :  alse  din  nA- 
tdre  w^re  erhoehet  worden,  das  siu  das  w^re  bestanden  an 
göttelichem  wesenne,  alse  siu  ouch  ist,  aisd  w^ren  und  sint 
ouch  krefte  als6  erhoehet,  also  das  al  würken  unde  liden  der 
obersten  krefte  unde  der  nidersten  w^re  niut  gesin  ein  wür- 
ken und  ein  liden  menschlicher  pers6nen  als  anderen  men- 
schen,  m6r  w^re  gesin  und  ist  ouch  ein  würken  und  liden 

25)  das  zwischen  *  eingesehiqfsene  am  rande  nachgetragen  und 
zum  theil  abgeschniUen.        26)  deone 


430  PREDIGTEiN  UND  TRACTATE 

götlicber  persdnen :  gottes  sunes :  alse  man  sprechen  mag : 
goltes  sun  sihet,  gotles  sun  haaret,  goUes  sun  verst^t,  got- 
tes ^^)  sun  leit  den  l6t,  niut  menschlich  näture.  und  alsus 
getäniu  erhoehunge  des  verstentnisses  und  andere  krefle  die 
w^ren  nötdürflig.     si  was  aber  zimelicb,  alse  geseit  ist. 

Nu  merken t  mit  tlifse.  es  ist  drier  hande  verstentnisse  t 
gotlich  verstentnisse  unde  des  engeis  verstentnisse  unde  der 
seien  verstentnisse.  nu  merkent,  wie  iegliches  verstände, 
got  der  verslöt  alliu  ding  verstände  sin  wesen  ^**).  wände 
verstände  sin  wesen  so  begrifet  er  es;  wände  er  verst^t  es 
in  alle  wise  als  es  versteutlich  ist.  begrifet  er  verstAnde 
sin  wesen,  so  verst^t  er,  wie  vil  ein  ieglich  ding  sins  We- 
sens {bl.  6")  gebruche  unde  wie  underscheidenliche ,  unde 
wie  vil  dinge  sines  wesennes  gebruchet  habe  unde  gebrächen 
süUen  unde  gebruchen  möhten,  die  es  joch  ^^)  niemer  ge- 
bruchent.  unde  s6  danne  ein  ieglich  ding  als6  vil  wesennes 
habe  und  alles  das  an  dein  dinge  ist,  alse  vil  es  gebruchet 
götliches  wesennes,  dar  umbe,  verstände  alsus  sin  wesen 
so  verstÄt  er  alliu  ding,  diu  nu  sint  oder  wAren  oder  wer- 
den süllent  oder  werden  möhlen,  diu  joch  niemer  enwerdent, 
unde  niut  alleine  diu  ding,  ouch  alles  das,  das  an  den  din^ 
gen  ist:  wand  sin  gotlich  wesen  ist  ein  forme  und  ein  bilde 
aller  dinge  und  eines  iegliches  dinges  sunderlich  nach  dem, 
das  ein  iegliches  sin  gebruchet.  und  wand  danne  das  ein- 
vallige  gölliche  wesen  die  crödturen  underscheidenliche  ge- 
bruchent,  einiu  ^^)  m^ ,  die  ^^)  anderen  minne ,  dar  umb  ist, 
das  si  sich  gelichliche  h4t  zuo  allen  dingen  als  ein  einval- 
tige  forme  aller  dinge,  aber  diu  ding  diu  hdnt  sich  under- 
scheidenlich  zuo  ir  alse  zuo  vil  formen,  wand  ie  glich  sd 
ein  ding  in  einer  sunderlicher  wise  gölliches  wesennes  ge- 
bruche, dar  umbe  s6  hat  es  sich  zuo  ime^')  rehl  als  es  si 
ein  sunder  bilde  sin  alleine,  und  bar  umbe  ist,  das  das  ein- 
vallige  götliche  wesen  ist  ein  einvaltig  forme  oder  bilde  aller 
dinge  in  der  wArheit  unde  bat  ein  wise  vil  bilde  in  orde- 
nunge  zuo  den  cröAturen;  unde  wand  denn  diu  wäre  eine- 
keit  disse  '')  bilde  nä  der  wise  got  verstßt,  dar  umbe  sprichei 

71)  got  28)  verstände  sin  weseo :  verstehend  sein  wesen,  indem 
er  sein  wesen  versteht.  >29)  5ch  30)  gebrocbeD  eine  31)  denne 
die        32)  ime        33)  difses 


DEUTSCHER  MYSTIKER.  4SI 

sanctus  Aagustinus,  underwilen  ouch  andere  heiligen  ^  das 
got  alliu  ding  verslande  mit  einem  bilde,  und  underwilen  so 
sprachen  si  (bl.  ß**),  das  er  ein  ieglich  ding  verstände  mit  einem 
sunderen  bilde,     unde  wie  zuo  verstände  si  das  ist  geseit. 

Nu  merkent  fürbas,  wie  der  engel  verstände,  ein  ieg- 
lich ding  wirt  verstanden  mit  sime  glichnisse,  das  in  dem 
verstentnisse  sin  muos ,  das  es  es  verstau  sol.  unde  dar 
umbe  d6  got  alliu  ding  geschuof,  dd  gds  er  in  der  engel  ver- 
stentnisse aller  dinge  glichnisse,  reht  als  er  diu  ding  mähte; 
unde  disiu  bilde  flufscn  niht  in  der  engel  verstentnisse  voa 
den  dingen,  m^r  si  flufsen  von  den  bilden'^),  diu  in  got 
sint.  doch  s6  sint  si  underscheidenliche  in  den  engelen  und 
in  gotte:  wand  in  gölte  s6  sint  (si)  underscheiden  alleine 
nach  der  wise  unde  nach  verstände  unde  sint  ein  in  der 
wärheit:  aber  in  den  engelen  sd  sint  siu  underscheiden  w6r- 
lich  reht  alse  diu  ding  in  irre  eigener  nätüre  underscheiden 
sint,  der  bilde  siu  sint.  nfi  merkent.  wand  disiu  bilde  fliu- 
fsent  in  der  engele  verstentnisse  von  dem  gotlelichen  bilde  ^)j, 
mit  dem  got  alliu  ding  hat  gemachet,  und  alles  das  an  eime  ieg- 
lichen  dinge  ist,  dar  umbe  sd  haut  si  die  kraft,  das  der  engel 
niut  enmag  verstau  ein  ieglich  ding  und  alles  das,  das  an 
den  dingen  ist,  und  niut  alleine  in  einer  gemeinde,  m6r 
ieglicher  sunderlich.  und  alsus  verstßt  der  engel  alliu  ding 
in  im  selber  mit  näliurlichem  versleotnisse.  ouch  verslAt 
er'®)  göUich  wesen  übernatiurlich  sunder  mittel,  dar  an  sin 
sdlekeit  lil.  s6  verstfit  er  die  crMlAren  m£  unde  minne,  nach 
dem  das  im  got  offenbaren  wiK 

Nu  möhte  man  fragen:  hat  der  engel  aller  dinge  bilde 
in  sime  verstentnisse  {bl.  V)  von  beginne  das  in  got  ge- 
sehuof,  war  umbe  versluont  unde  verst^t  er  niut  künftiger 
ding?  bar  zuo  ist  zuo  sprechende:  es  sint  zweier  bände 
künftiger  ding,  diu  einen  hänt  n6tdürflige  sachen,  als  diu 
sunne  morne  ufgange  oder  etleswas  anders  also;  unde  disio 
künftigiu  ding  diu  mag  der  engel  mit  ndliurlichem  '^)  ver- 
stentnisse verstau  in  iren  notdürftigen  sachen.  anderiu  künf- 
tigiu ding  sint  deheiAe  notdürftige  sachen,  enhdnt  (?)  noch 
mit  niute  m6  sint  geneiget  dar  zuo  das  si  werdent  dan  siu 
niut  enwurden,  also  das  ich  morne  loufe.  und  want  denne 
34)  bilde        35)  bilden        36)  verstände        37)  eatarliche 


432  PREDIGTEN  UND  TRACTATE 

cr^Atüren  wescn  hat  zil  und  ende,  dar  umbe  s6  hat  ouch  ir 
würken,  ir  verstän  ende  unde  zil,  und  enmag  nit  verst&n 
nüwen  das  gezilet  unde  geneiget  ist  zuo  eime  teile  unde  iiiut 
zuo  dem  anderen :  zuo  werdenne,  nit  zuo  nihte  werdenne, 
mit  nätiurlicher  verstentnisse  (?).  aber  got  der  mag  ir  über- 
nätiurlich  offenbaren  sus  getAniu  ding;  wan  er  alleine  ver- 
stet sus  getAniu  ding  sicherliche,  wan  er  ouch  alleine  siu 
zilet  unde  neiget  zuo  werdende  unde  zuo  nihte  werdende. 

Nu  merkent  fürbas.  hat  der  engel  aller  dinge  bilde  von 
anegenge  und  enwerdent  si  nit  gem^ret  in  ime  noch  gemin- 
ret,  war  umbe  mag  er  dis  ding  nu  verstÄn  und  enmohte  niut 
vor  verstÄn?  har  zuo  spriche  ich,  das  in  den  engelen  sint 
aller  geschaffener  näturen  glichnisse,  niht  aller  der  dinge, 
diu  in  der  näture  sint.  alse  wie?  in  den  engelen  ist  mensch* 
lieber  ndturen  glichnisse  und  esellicher  nätüren  bilde,  niut 
disses  menschen  noch  disses  sunderlichen  esels.  und  wand 
der  dinge  näture  niht  mSre  noch  minre  enwerdent  {bl.  7^), 
m^r  diu  ding,  diu  in  der  nAture  sint  oder  in  den  diu  nd- 
ture  ist,  der  wirt  m^  unde  minre.  als  wie?  menschlich  ni^- 
täre  und  escis  näture  die  sint  von  anegenge  gewesen,  aber 
niut  dirre  esel  oder  dirre  mensche:  dar  umbe  sd  enwurden 
diu  bilde  in  den  engein  nil  gemftret  noch  geminret.  nu  mer- 
kent. alsus  verst^t  der  engel  dis  sunderliche  ding  mit  der 
ndture  glichnüsse,  wand  er  sihet  unde  niraet  war,  wie  dis 
sunderliche  ding  der  näturen  gebruchet,  der  bilde  in  ime  ist. 
unde  s6  er  das  tuot,  s6  vei'st^.t  er  dis  sunderliche  ding,  und 
als  er  das  tuot  von  eime  anderen,  s6  verst^t  er  ein  anders 
und  alsus  verstöt  er  mit  eime  bilde  menschlicher  näture  einen 
ieglichen  sunderlichen  menschen,  den  er  wil  und  swenneer  wil. 
unde  zuo  glicher  wis  s6  sprich  ich  von  den   anderen  bilden. 

Nu  merkent  fürbas.  eines  ieglichen  künftigen  dinges 
näturen  bilde  ^)  ist  von  anegenge  gewesen  in  des  engeis 
verstentnisse  nach  dirre  rede,  aber  der  näture  bilde  was 
niut  sin  bilde  ^  es  wurde,  wand  es  enwas  niut  m6  geneiget 
dar  zuo,  das  es  der  nätären  gebrühte,  danne  es  ir  niht  ge- 
brühte, aber  nach  dem  das  (es)  worden  ist  unde  der  nä- 
tAren  gebruchet  hat,  s6  ist  der  näturen  bilde  sin  bilde,  und 
alsus  mag  der  enget  mit  einer  näturen  bilde  verstau  ein 
38)  dai  biiä  det  natur  eines  jeden  kiii\fiigen  dinges* 


DEUTSCHER  MYSTIKER.  433 

künnig  ding  sd  es  worden  ist,  das  er  v6r,  6  es  wurde  niat 
verstün  enmohte,  das  doch  dekeine  wandelunge  an  dem  bilde 
beschiht.  rehte  zuo  glicher  wise  disiu  want  ist  wiz  unde 
stöt  ein  ander  gegen  ir,  diu  enist  nit  wiz.  nu  {bl.  8*)  mag 
disiu  wifse  want  genre,  diu  da  niut  wiz  enist,  gelich  wer- 
den äne  das  das  siu  gewandelt  werde,  aber  geniu  muos  ge- 
wandelt werden,  wan  si  muos  ouch  wiz  werden,  in  alle 
wis  ist  es  ouch  hie. 

Fürbas  möhte  man  fragen,  ob  ein  engel  des  anderen 
gedenke  oder  eins  menschen  gedenke  roüge  wifsen  ^®).  har 
zuo  sprich  ich  das:  nein,  wand  manger  bände  gedenke  hftn 
wir  unde  die  eogele,  wand  sich  der  wille  in  maoigw  bände 
wis  neiget  iif  maniger  bände  dinge,  und  wand  danne  der 
wille  an  einer  ieglicher  verstentlicher  cr^äturen  fri  ist  und 
alleine  gölte  underlSnig,  unde  dar  umbe  mag  ouch  des  frien 
willen  geneigunge  mit  gedenken  nieman  wifsen  denne  got. 

Fürbas  möhte  man  m6  fragen,  der  engel  sibt  unde  die 
seligen  s^Ien  gotlich  wesen,  das  da  ist  ein  vollekomen  forme 
und  bilde  aller  dinge,  und  so  danne,  wer  ein  einvaltig  ding 
sihet,  es  zuo  male  muos  sehen,  wand  es  enmag  niht  sin  ein 
stücke  sehen ,  s6  es  niut  stücke  enhabe,  dar  umbe  wer  ^^) 
gotlich  wesen  versteht,  der  muos  es  ze  male  verstän,  wand 
es  ist  zuo  niAle  einvaltig :  wie  kuraet  das,  das  der  dis  wesen 
verst^t,  das  der  niht  alliu  ding  verst^t?  har  zuo  sprich  ich, 
das  ein  anders  ist,  ein  ding  zuo  male  verstän  und  es  ver- 
stau in  alle  die  wise,  als  es  verstentlicb  ist.  wer^^)  got 
verstßt,  der  versitzt  in  zuo  male,  wand  er  ist  einvaltig  unde 
hAt  niut  stücke,  aber  er  alleine  versl^t  sich  selber  in  alle 
die  wise  als  er  verstentlicb  ist,  unde  dar  umbe  ouch  s6  sihet 
er  alleiue  alliu  ding*^)  {bl.  8^)  verstände**;  sin  wesen.  und 
aber  die  engele  unde  die  sölen  sehenl  sin  wesen  unde  seheut 
ouch  in  ime  die  crMturen,  die  er  in  offenbaren  wil.  unde 
nemenl  ein  bizeichen.  ich  sihe  ein  hus  wol  zuo  male  mit 
einer  angesiht,  aber  ich  enmag  es  nit  mit  einer  angesiht  se- 
hen in  alle  die  wise  als  es  gesihllich  ist,  wand  ich  enmag 
niht  mit  einer  angesiht  sehen  alle  die  spelle  und  alle  die 
löcher  und  alles  das  gemelze  **) ,  das  dar  an  ist.    zuo  glicher 

39)  wifsent         40)  werc       41)  were       42)  alle  alle  d.       43)  ver- 
stände        44)  (gemelze :  vergL  Schmeller  Ji,  574. 

Z.   F.   D.   A.  Vin.  28 


434  PREDIGTEN  UND  TRACTATE 

wis  oucb  hie  ein  engel  und  ein  ieglichiu  s^ligiu  s^le  sihet 
götlich  wesen  zuo  male,  aber  si  ensihet  es  niut  in  alle 
wis  als  es  gesihteklich  ist,  wand  si  enmag  nil  sehen^  wie 
vil  ein  ieclich  ding  disses  wesennes  gebrüche  oder  gebru- 
cben  müge. 

Nu  nierkent  dan.  der  engel  der  verst^l  götlich  wesen 
sunder  niiltel  (unde  wie  das  si,  das  wil  ich  bar  nach  sagen), 
und  an  dirre  gesibt  lit  sin  s^likeit.  er  verstfit  oucb  mit  nä- 
tiurlicher  kraft  sines  verstentnisses  sin  selbes  wesen  sunder 
mittel,  sunder  bilde,  wände  sin  wesen  ist  im  alle  zit  gegen- 
wertig sunder  mittel,  unde  dar  umbe  darf  ein  iegelicb  ver- 
stentnisse  bilde  der  dinge,  diu  es  verstau  sol,  wand  siu  mit 
ir  selBes  wesenne  dem  verstentnisse  gegenwertig  niut  mü- 
gent  sin.  mühten  ^^;  aber  siu  mit  ir  selbes  wesen  im  sin 
gegenwerlig,  als  si  sint  mit  iren  bilden,  s6  verstüende  es  si 
vil  bas  danne  es  nü  tuo.  ist  dan  dem  engel  sin  wesen  alle 
zit  sunder  mittel  gegenwertig,  s6  endarf  er  dekein  bilde  dar 
zuo,  das  er  sin  wesen  (bl.  9")  verstände;  aber  alliu  anderin 
ding  äne  got  unde  sin  selbes  wesen  verstftt  er  mit  iren  bil- 
den ^^),  diu  in  ime  sint.     unde  wie  das  si  das  ist  geseit* 

Nu  merkent,  wie  diu  s^le  verstände,  die  meistere  unde 
die  heiligen  sprechent,  das  rehte  alse  diu  materje^^)  ist  das 
niderste  under  allen  niktiurlichen  dingen,  alse  ist  der  s6ien 
verstentnisse  das  aller  niderste  under  allen  verstenüicben 
cr^ätüren.  unde  reht  alse  diu  materje  dekein  werk  würken 
mag,  siu  habe  denne  eine  forme,  diu  ir  wesen  gebe  unde 
durch  siu  wirke,  also  enmag  der  sßlen  verstentnisse  dekein 
ding  verstau  noch  ir  selbes  wesen,  wie  nAhe  es  si,  es  lij^be 
denne  bilde  üswendiger  dinge,  unde  dar  umbe  s6  verstCt  si 
in  dirre  wise,  wände  siu  verstftt  zuo  6rst  das  ding,  des  bilde 
si  bat;  dar  n&cb  ir  würkunge;  dar  nach  zuo  jungest  ver- 
stöt  si  ir  wesen,  von  dem  disiu  würkunge  fliufseL  und  al- 
sus  so  verst^t  siu  nit  ir  wesen  sunder  mittel  als  der  engel, 
m^r  mit  frömeden  bilden  kumet  si  in  verstentnisse  ir  sel- 
bes^) Wesens. 

Nu  merkent.  diu  s61e,  alse  siu  gegofsen  wirt  in  den 
lip,  s6  ist  si  blös  aller  bilden  und  aller  formen,  unde  dar 
umbe  s6  enmag  si  oucb  nit  verstau,  al  die  wile  si  als6  blds 
45;  mohteot        46)  bilde        47)  marte        48)  seibeos 


.    DfiGTSGHER  MYSTIKER.  485 

ist,  und  dar  umbe  s6  muos  si  bilde  schöpfen  von  den  sinnen, 
nä  mcrkent  wie.  es  sint  fünf  sinne  liswendig,  die  beken- 
nent  ein  ieglich  ding  mit  iren  eigenen  bilden:  alse  diu  ge- 
gesiht,  diu  iiekennet  die  varwe  mit  dem  bilde  der  varwen, 
das  in  dem  ougen  ist,  unde  zno  ^cher  wis  ist  es  an  den 
anderen  ^^)  sinnen.  n&  sint  fünf  ander  inwendig  sinne  (bl.  9**), 
von  den  ich  har  nich  sagen  wil,  die  enpfdhent  disiu  bilde 
von  den  äswendigen  sinnen  unde  ie  einer  enpflbet  si  geist- 
licher denne  der  ander,  unde  s6  disiu  bilde  koment  in  den 
oberslen  sin,  der  heifset  fantasie,  sd  hat  diu  s^le  eine  krafi, 
diu  heifset  das  würkende  verstentnisse,  diu  nimet  diu  bilde 
und  enpfähet  si  von  aller  mateijelikeit  unde  machet  siu  ver- 
stentlich,  unde  dar  umbe  ouch  heifset  diu  kraft  ein  würkende 
verstentnisse,  nit  das  si  iht  verstände,  m^r  dar  umbe,  wand 
si  disiu  bilde  verstentlich  machet. 

Nu  merkent,  wie  si  das  tuo.  die  sinne  alle,  sd  die  us- 
wendigen  so  die  inwendigen,  der  hat  ieglicher  sin  sunder 
stat  in  dem  libe,  alse  diu  gesiht  h4t  das  ouge,  diu  gehoere 
hdl  diu  6ren,  und  als6  ist  zuo  glicher  wis  von  den  anderen, 
und  dar  umbe  was  si  enpflhent,  das  muos  ein  solich  ding 
sin,  das  stat  besitzen  mag.  fürbas :  die  sinne  sint  zitlich, 
und  dar  umbe  was  siu  enpfAhent,  das  muos  zitlich  sin.  für- 
bas :  der  sinnen  alle  ir  gegenwürfe  sint  zuovalle  unde  dekein 
sin  mag  deheines  dinges  wesen  begrifen.  nd  aber  dar  wider 
(bt)  das  verstentnisse  erhaben  über  zit  und  über  stat,  wand 
es  enhAt  nit  in  dem  libe  dekein  sunder  stat,  alse  die  sinne 
alle  hAnt,  siu  gegenwurf  enist  ouch  nit  dekein  znoval,  m^r 
des«  dinges  wesen  unde  nAtQre  ist  sin  gegenwurf.  unde  dar 
umB|  so  ist  notdürftig  in  der  sdlen  ein  kraft,  diu  diu  sin- 
liche  bilde  in  dem  obersten  sinne  neme  unde  si  enbloeze  von 
(bl.  10')  zit  unde  von  stat  unde  von  aller  mateijelikeit*^) 
unde  neme  des  Wesens  bilde,  das  under  der  zuovalle  bilde 
ist  verborgen,  unde  der  zuovalle  bilde  läfse.  unde  des  wesens 
bilde,  das  alsus  mit  der  kraft  des  werkenden  verstentnisses 
'wirt  enploezet  von  zit  unde  von  stat  unde  von  aller  ^*)  ma- 
terjelikeit  unde  von  allem  zuovalle,  das  wirt  enpfangen  in 
dem  muglichen  verstentnisse  der  sftlen  unde  mit  dem  so  ver- 
st^t  siu  iren  eigenen  gegenwurf,  des  dinges  wesen. 

49)  äderen         50)  materlikeit        51)  alle 

28* 


436  PREDIGTEN  UND  TRACTATE 

Nu  merkenl.  diu  bilde,  diu  iu  unserme  verslentnisse 
sint,  diu  da  von  den  sinnen  geschöpfet  werden!  in  forme  ^nn- 
sers  verstentnisses  ^^),  diu  sinl  alleine  bilde  der  nätiiren  und 
niut  der  materjen  noch  der  zuovalle,  wand  siu  sint  enpioezet 
von  materjelikeit  unde  von  zuovalle.  uude  want  denne  allia 
ding,  diu  in  einer  naturen  sint,  gemeinschaft  habeiit  in  der 
nätüren  und  underscheit  habenl  an  der  materjen  und  an  dem 
zuovalle,  dar  umbe  s6  mag  unser  verstentnisse  mit  disem 
bilde  nit  ein  ieglich  ding  sunderliche  und  alles  das  an  dem 
dinge  ist  verstAn,  m^r  was  es  verst^t  das  verstM  es  in  einer 
gemeinde,  als  wie  mit  den  bilden  menschlicher  nliture,  das 
in  minem  verslentnisse  ist  abgezogen,  von  den  sinnen  mag 
min  verstentnisse  niut  verstAn  disen  sunderlichen  menschen 
nuwent  mit  eime  widerbouge  des  verstentnisses  uf  die  fan- 
tasie,  in  der  der  materjen  bilde  unde  der  zuovalle  bilde  sint, 
mit  den  dirre  mensche  ein  sunderlich  mensche  ist,  sunder 
alleine  s6  mag  es  mit  disem  bilde  {bl.  10^)  menschlich  n4ture 
verstAn  in  einer  gemeinde. 

Nu  merken t  danne.  diu  bilde,  diu  in  unsenn  verstent- 
nisse sint  underscheiden  von  den  bilden,  diu  in  der  enget 
verstentnisse  sint,  diu  sint  underscheiden  an  zwein  dingen, 
zuo  6rst  daran,  das  disiu  sint  abgezogen  von  den  sinnen, 
gene  diu  sint  geüofsen  von  den  bilden,  diu  in  gotte  sint. 
zuo  dem  anderen  mAle  dar  an,  wand  mit  disen  mag  man 
diu  ding  alleine  verstAn  in  einer  gemeinde,  mit  genen  mag 
man  ein  ieglich  ding  sunderlich  und  alles  das  das  in  dem 
ding  ist  verstAn.  nu  merkent.  diu  s6Ie  diu  bekennet  diu 
ding  in  einer  gemeinde  mit  dem  verstentnisse  unde  bekc;|inet 
ein  ieglich  ding  sunderliche  mit  den  sinnen,  sd  si  danij^  ge- 
scheiden  wirt  von  dem  libe,  86  verbliben  ir  die  sinne  nit 
alle  die  wile  siu  von  dem  libe  gescheiden  ist.  wie  mag  siu 
denne  verstAn  sunderlichiu  ding  ?  bar  zuo  ist  zuo  sprechenne, 
das  got  denne  in  die  s61e  rihte  ^)  solichiu  bilde  als  er  in  die 
s^le  g6s,  unde  mit  den  gewinnet  sie  alle  die  wise  zuo  ver- 
stAnde  die  die  engel  hAnt,  und  ouch  blibent  ir  bilde,  diu 
siu  hie  gewunnen  hAnt,  aber  mit  dem  verstAt  si  dA  alsc  hie. 

Nä  ist^^)  zemAle  von  dirre  rede  genuog  geseit.  doch 
s6  merkent  dur  der  rede   willen,   diu   dA  vor  g6t,   das  das 

52)  verstentuisse        53)  rebte        54)  Na  ist  nn 


DEUTSCHER  MYSTIKER.  .  437 

mugtich  versteDlnisse  heifset  dar  umbe  ein  maglich  verslenl- 
nisse,  wand  es  hat  ein  lidende  moglikeit  allia  ding  zao  verstände, 

IL 

Nu  möble  man  ouch  fragen,  ob  uf  dem  altar  {bL  W) 
diu  substancie  des  brdtes  verwandelt  werde  in  den  wAreu  lip 
unsers  berren  J6su  Kristi?  zuo  dirre  frage  so  spricb  ich, 
das  sunderliühe  vier  sw6riu  ding  sinl  an  disem  sacramento. 
uiide  das  disiu  ding  got  vermüge  und  in  ime  nit  unmöglieh 
sint,  das  wil  icb  zeigen  *). 

Das  ßrste  das  ist,  wir  sehen  ^)  dius  es  unmüglich  ist  u 
allen  nätiurlicben  wandelungen,  das  dekein  ding  verwandelt 
werde  in  ein  anders  das  vor  ist,  m6r  swenne  ein  ding  ver- 
wandelt wirt  in  ein  anders,  der  ander  was  vor  nibt,  m^r  es 
wirt  US  diseme  also,  wan  diu  forme,  diu  vor  was  in  dar 
materjen ,  diu  wirt  zerstoeret  unde  wirt  in  der  selben  ma* 
lerjcn  ein  ander  forme,  alsd  wie?  das  dirre  stein  werde 
holz,  das  enmag  dekein  cr^ätAre  tuon,  mhr  ein  crMtAre  diu 
mahle  wol  ufse  der  materje  des  Steines  ein  holz,  das  vor 
nie  enwas.  aber  in  diseme  beiUgen  sacramente  d4')  wir! 
verwandelt  diu  substancie  dis  brdtes,  beide  materje  unde 
forme,  in  disen  lichamen,  der  vor  was  unser  berre  J^sus 
Kristus.  wan  dd  ^)  wirt  nit  zerstoeret  hie  noch  d&  ^)*  wie 
ist  es  danne  müglich?  bar  zuo  sprich  ich,  das  dis  got  al- 
leine tuon  mag.  nd  merkent.  die  meister  spreohent,  und 
ist  w4r,  das  ein  ieglich  crMtüre,  diu  da  würket,  in  irre  sel- 
bes würkunge  ist  ein  geziug  der  Ersten  Sachen,  diu  in  allen 
dingen  würket.  nd  enwürket  das  gezöu  nibt,  es  werde 
danne  beweget  von  deme,  des  gezöu  es  ist,  alse  der  bamer. 
der  bamer  der  gesiebt  niemer,  der  smit  bewege  in  denne. 
und  bar  umbe  ist,  das  alle  cr6Aturen  würkent  mit  bewe- 
gunge,  wan  alleine  got  sunder  (6/.  11*")  alle  bewegunge.  nA 
merkent.  diu  materje  enpfAhet  dekeine  forme  ndwan  mit 
n4tiurlicber  iiplicber  bewegunge,  so  sprich  ich,  die  ir  n&tiur- 
licb  gegeben  werdent.  nd  bew^rent  die  meistere,  und  ist  wAr, 
das  dekein  ding  nAtiurlich  und  lipli^h  beweget  werden  mag, 
es  enhabe  denne  einen  zuoval,  der  heifset  mAfse:  lengi,  breiti, 
dicki.     si  bew&rent  ouch,  das  aller  nätiurlicben  dingen  ein 

1)  xoeiseo        2)  Mb«pt        3)  do        4)  do        5)  es  ift 


438  PBEDIGTEN  UND  TRACTATE 

materje  si  weselicb,  aber  das  siu  underscbeit  bAt  an  disen 
und  an  dem,  das  ist  des  zuovalles  schult,  der  Aä  beifsel 
mäfse.  wan  diu  malerje  und  eins  leglichen  dinges  wesen  ist 
einvaltig  unde  bat  niut  slücke.  aber  das  diu  malerje  stücke 
bat,  das  ist  der  mäfsen,  der  lengi  unde  der  breiti  unde  der 
dicki  scbult,  diu  in  der  materje  ist.  und  wand  danne  dis 
stücke  ein  anders  ist  danne  das,  dar  umbe  s6  ist  diu  ma- 
terje ein  anders  an  diseme  stücke  dan  an  dem,  unde  das  isl 
durch  der  mäfse  willen,     aber  weselicb  s6  ist  siu  ein. 

Nu  merkent  als6.  sd  sprich  ich,  ein  ieglichiu  crMtdre 
diu  würket  mit  bewegunge  unde  diu  malerje  mag  niut  be- 
Striegel®)  werden  nAwent  mit  der  mAfse.  dar')  umbe  s6 
enmag  dekein  crMlAre  rüeren  mit  ir^)  würkunge  der  ma- 
lerjen  wesen,  m^r  sie  mag  alleine  rüeren  die  mAfse.  nd  ist 
dis  stücke  underscbeiden  von  dem  stucke  alleine  mit  der 
mAfse.  dar  umbe  s6  enmag  dekein  cr^AtAre  dis  stücke  ver- 
wandelen  in  das  mere  (?).  wand  got  würket  sunder  bewe- 
gen, dar  umbe  sA  mag  er  mit  siner  würkunge  sunder  mittel 
{bl,  12')  rüeren  dus  wesen  der  materje.  unde  wan  dan  diu 
materje  weselicb  ein  ist  an  diseme  slücke  und  an  deme,  dar 
umbe  sd  mag  er  alleine  dis  stücke  malerje  verwandelen  in 
das.  nA  habe  ich  dan  eins,  wie  es  ime  nit  unmüglich  ist, 
das  er  die  materje  des  br6tes  verwandele  in  die  materje  sins 
iibes.  nü  hab  ich  dan  eins  von  der  materje.  was  sprich 
ich  danne  von  der  formen  des  brAtes,  wie  wirt  diu  verwan- 
delt? want  vor  ist  gesprochen,  das  niut  dA  zerstoeret  werde, 
m6r  es  werde  zuo  mAle  verwandelt. 

NA  merkent.  als  vor  gesprochen  ist,  alle  crMlAre  wfir- 
kent  mit  bewegunge  und  in  einer  ieglicher  bewegunge  ist 
vor  unde  nAch,  unde  dar  umbe  s6  enmag  dekein  cr^AlAre  ein 
werk  zwirent  würken,  mAr  si  wirket  wol  zwei  gelichiu  werk, 
unde  dar  umbe  s6  mag  ouch  dekein  crAAtAre  die  forme,  diu 
d6  zerstceret  ist,  wider  machen,  m^r  si  machet  wol  ir  ein 
geliche.  aber  got  wan  der  würket  sunder  alle  bewegunge, 
dar  umbe  s6  würket  er  Aweklich  ein  werk  unde  dar  umbe  sA 
mag  er  ouch  ein  ding  zwirent  würken  unde  mag  eine  forme, 
diu  zerstoeret  ist,  widermachen  unde  mag  die  selbe  forme, 
diu  hie  ist  an  diser  materje,   machen  in   einer  anderen  ma- 

6)  besieget        7)  märten,  da        H)  siner 


DEUTSCHER  lilYSTlKER.  ""  439 

terjen.  und  also  nach  dirre  rede  so  mag  er  alleine  dis  ding 
zuo  male  beide,  forme  onde  malerje,  verwandelen  in  das, 
und  alsd  mag  er  beide,  bröles  forme  unde  materje,  ver- 
wandelen in  sinen  lip.  aber  ob  es  in  dirre  wisen  geschehe, 
das  ist  uu  niut  ze  sagende,  m^r  da  mitte  genüge  iuch  das 
dis  got  tuon®)  mag. 

Das  ander  swftre  ding  zuo  bekennende  ist,  wie  ein  (bl.  12^) 
lip  si  mit  einander  an  vil  stetten,  wie  Kristi  ^^)  lip  mit  ein- 
ander in  dem  himel  und  ufen  vil  altaren  sin  müge.  bar  zno 
sprich  ich,  das  ein  ieglich  ding,  das  d4^^)  stat  bedarf,  dar 
nmbe  stat  bedarf,  wand  es  stücke  hat,  aber  diu  stücke  bki 
es  von  der  mäfsen,  unde  dar  umbe  darf  es  stat  durch  der 
mäfsen  willen  unt  niut  durch  sin  selbes  willen,  wand  ein 
ieglichen  dinges  substantie  ist  einvaltig  unde  hAt  niut  stücke, 
unde  dar  umbe  s6  ein  ieglich  ding,  das  dd  eupfangen  wirt, 
enpfangen  werde  nach  der  wise  genes,  das  da  enpfähet,  sd 
des  dinges  substantie  enpfangen  wirt  obmittens  der  mäfse 
in  einer  stat,  so  wirt  si  enpfangen  in  einer  wisen  eines  din- 
ges, das  stücke  hat  unde  stat  bedarf,  wie  das  sin  an  ir  sel- 
ber weder  stücke  habe  noch  stat  bedürfe,  w^  es  nu  als6, 
daHl  diu  mafse  eines  dinges  wöre  an  einer  stat  ob  mittens 
der  substantie,  s6  wurde  si  ouch  enpfangen  in  der  stat,  wie 
lanc  unde  wie  grds  siu  w6re,  nach  der  wise  der  substantie 
reht  als  ein  ding,  das  unteillich  ist  unde  niut  stat  bedarf, 
nd  dän,  Kristi  iibes  substantie  ist  in  dem  himei  ob  mittens 
siner  mäfsen,  unde  dar  umbe  darf  er  ein  als6  grofse  stat  als 
ein  ander  mensche,  und  in  der  wise  mag  er  niut  m^  dan  an 
einer  stat  sin.  aber  uf  dem  altar  ist  sin  grocfsi  oder  sin 
mäfse  obmittens  ^^)  der  substantie  sines  Iibes ,  wand  von 
kraft  der  werte  so  wirt  diu  substantie  des  brdtes  verwandelt 
in  die  substantie  des  Iibes  Kristi,  unde  dar  umbe  von  krall 
des  sacramentes  s6  ist  alleine  A&  ^^)  Kristi  Hb,  aber  von  uk- 
tiuriicher  nAchvolgunge.  wand  Kristi  (bL  13*)  lib  bluot 
und  ein  s^le  hat  unde  grocfsi  hat,  so  ist  d&  ^^)  Kristi  bluot 
unde  sin  s^le  unde  sin  groefsi  oder  sin  mäfse.  als  ouch  in 
dem  kelche  von  kraft  der  werte,  s6  der  priester  sprichet: 
dis  ist  min  bluot,  &6  ist  da  ^^)  alleine  Kristi  bluot,  aber  von 
nätiurlicher  nächvoigunge.    wand  Kristi  bluot  ist  in  sime  libe, 

9)  tut     10)  KrUtus     11)  du     U)  ob  milles     13)  do     14)  do     15)  do 


440  PUEDIGTEN  UND  TRACTATE 

so  ist  iä  Kristi  lip  und  ouch  sin  sftle  unde  sin  mäfse  alse 
in  der  ostien.  nach  dirre  rede  s6  ist  Kristi  groefse  obniit- 
lens  der  substantien  sins  libes  in  der  ostien,  unde  dar  umbe, 
wie  gr6s  unde  wie  lang  er  si,  doch  sd  ist  er  Aä  nkch  der 
wise  der  substantien  in  einer  anteillicher  wise  unde  rebt  als 
ein  ding,  das  niut  stat  bedarf,  unde  dar  umb  ouch  in  dirre 
wise  mag  er  uf  vil ,  ja  '^)  uf  allen  altaren  sin  unde  mag 
ouch  und  ist  in  ieglicher  particuleu  der  ostien,  wie  kleine 
siu  si,  al  zuo  mAle  als6  gros  und  aise  lang,  als  er  in  dem 
himel  ist.  wand  rehte  alse  diu  ostie  zuo  male  ein  broetelin 
was  und  ir  ieglich  stücke,  als6  mag  man  nu  sprechen:  in 
dirre  ostien  alze  male  ist  ein  lip  Kristi,  und  von  ieglichem 
stückelin,  da '^)  ich  von  möhte  sprechen:  dis  ist  brdt,  d4 
mag  ich  sprechen:  dis  ist  Kristi  lip. 

Nu  merkent.  Thomas  und  Albertus  und  ander  meister 
und  heiligen  sprechent,  das  Kristus  mit  sinen  liplichen  ougen 
sinen  lip  sehe  in  der  wise  als  er  in  dem  himel  ist,  unde 
mit  den  selben  ougen  mag  er  niut  denselben  lip  gesehen  als 
er  under  der  ostien  ist.  unde  dis  ist  bar  umbe,  wand  was 
liplichiu  ougen  begrifen  müegen,  das  muos  mäfse  unde  stücke 
haben,  unde  dar  umbe  wand  ein  geist  dirre  stücke  niuf^en- 
hat,  dar  umbe  mag  nieman  mit  liplichen  ougen  (bl.  13^)  ei- 
nen geist  gesehen.  j4,  des  enmöhte  got  mir  niut  gehelfen, 
wand  es  enh^t  niut  an  ime  selber  dekein  müglikeil.  und 
wand  denne  der  selbe  lip  in  dem  himel  ist  in  einer  teillicher 
wise,  dar  umbe  ist  das  er  den  selben  lip  mit  den  selben  ou- 
gen in  dem  himel  sehen  mag  unde  niut  under  der  ostien. 
und  war  umbe  unde  wie  das  si,  das  ist  geseit. 

Das  dritte  ist,  wie  ein  gr6s  ding  müge  sin  in  eime  klei- 
nen, alse  wie  der  gröfsc  lip  Kristi  müge  sin  in  einer  klei- 
nen ostien.  hie  von  wil  ich  niut  sagen,  wand  wer  das  vor- 
dere verst^t,  der  sihet  wol,  wie  dis  müglich  ist. 

Das  vierde  sw^re  ding  ist,  wie  die  zuovalle  der  ostien 
als  diu  grcefsi  unde  der  gesmak  des  brötes  unde  diu  varwe, 
Aue  substantic  sin  mügen,  w*ande  siu  sint  niut  an  dem  br6te, 
wan  diu  substantie  des  br6tes,  beide  materje  unde  diu  nätiur- 
liche  forme,  sint  verwandelt  in  Kristi  lip  unde  sind  nümmft 
dA.     siu  sint  ouch  niut  an  Kristi  lip,  wand  Kristi  lip  hat  s6 

16)  io         17)  do 


DEUTSCHER  MYSTIKER.  ^         441 

getaner  zuovalle  niut.  har  zuo  sprechent  etliche,  das  got 
den  luft  dicke  mache  unde  das  sio  dar  an  sien  ^^),  wand  es  si 
^  unmüglich,  das  dekein  zuoval  an  eine  sabstaätii|iji,  dar  an  er 
si,  wand  es  si  ime  nätiurlich,  unde  n6me  ime  got  sine  n&ture, 
s6  enw^re  er  nümm^  ein  zuoval,  sanctus  Thomas  und  Alber- 
tus die  sprechent,  und  ist  war,  das  die  zuovalle  ik  sint  äne 
substantie.  nu  merkent,  wie  siu  sprechent.  ein  ieglich  ding 
ist  (bl,  14*)  zuo  samene  geleit  von  disen  zwein,  wisen  unde 
wesunge.  nu  benimet  got  dem  zuovalle  das  wesen ,  das  er 
6  häte ,  unde  git  ime  ein  '^)  ander  wesen  unde  h&t  im  sin 
wesen  oder  sin  nätAre  unde  nimet  ime  der  niut.  alsd  spre- 
chent die  vorderen,  unde  dis  ist  niut  unmüglich  gotte,  der 
da  ^^)  mohte  menschlicher  näture  an  Kristd  an  menschlichem 
wesen  ein  götlich  wesen  geben. 

Von  dirre  materjen  wil  ich  nu  niut  m6  sagen. 

III. 

(bl.  36^)    Min   herze  ist  brinneude  in  mir,  wer  mag  es  er- 
küelen?    es  hat  enzündet  der,   des  minne  ein  fiur  ist,  das 

nieman  verlöschen  mag. 

EyA,  herre  got,  wie  lange  sol  ich  verre  sin  dem,  der 
mir  alle  zit  näher  unde  m^  inne  ist,  dan  ich  mir  selber  si? 
ach,  min  herre  got,  wenne  gesihe  ich  in  mit  vollen  ougeu 
und  umbevahe  in  mit  den  armen  miner  minne  sMekliche,  alsc 
seligen  tuout,  der  sdlikeit  her  an  lit?  ,min  herre  min  got 
der  hAt  ein  begirlich  joch  siner  minnen  geladen  uf  alle  cr64- 
turen.  dise  sUefse  bürdi ,  disen  minnenklichen  last  tragent 
alle  cr^Atüren  mit  allem  flifse,  wand  alles  das,  das  alle  cr6ft- 
tären  würkent,  (bl,  37*)  das  würket  götlichiu  minne  in  in. 
doch  s6  hAt  er  sunderlicher  wise  mit  sunderlicher  minne 
bände  den  menschen  an  sich  gezogen,  wan  er  hat  ime^)  ge- 
zöiget  wdriu  minnezeichen  und  ist  worden  ein  anderer,  ein 
mensche  als  er,  aber  über  s^Iicliche.  sd  besitzent  si  in  als 
einen  unmöFsigen  schätz  die  seligen,  minnende  unde  beken- 
nende, eyä,  kündent  ime,  dem  ich  nie  künde  entfliehen,  das 
ich  von  siner  minne  quele^);   unde  ziuhet  er  mich  niht  zuo 

18)  sint         19)  eine        20)  do 
1)  iinnie        2)  qaelen 


442  PREDIGTEN  UND  TRACTATE 

sich,  ich  (lige)  sterbent  tdt.  'sage  uns,  wer  er  si  unde  wä  ') 
er  wonc :  ob  wir  in  vinden  *) ,  so  künden  wir  es  ime  *)/ 
gerne  alse  vil  ich  mag. 

Eyä,  nu  merkent  mit  allem  fliTse.  zuo  dem  Ersten  male 
s6  wil  ich  sagen,  wie  er  wone  s^iicliche  in  den  sMigen  unde 
wie  er  sin  s^lig  mache,  nu  merkent,  das  die  heiligen  uode 
die  I6rer  sagent  von  zweier^)  hande  Idne^).  eins  nemment 
si  einen  weselichen  Idn  unde  das  ander  ein  zuovallendeo  tön. 
der  weseliche  i6n  lit  alleine  an  bekeninisse  und  an  minne 
gottes.  der  zuovallende  Idn  lit  an  6re  des  libes  and  an  ge- 
bruchunge  der  menscheit  unsers  herren  J^sii  Kristi  und  an 
geseilschaft  der  heiligen  und  an  solichen  dingen,  nd  dan 
zuo  6rst  so  wil  ich  sagen  von  dem  weselichen  16ne  unde  wil 
sagen  driu  ding:  wie  die  seligen  got  bekennent,  unde  wie 
si  in  minnent,  und  an  welicheme  under  disen  zwein  unser 
s^iikeit  m6  lige.  durch  des  Ersten  willen  so  merkent,  wie 
si  got  verstandent. 

Ich  spriche,  si  verstänt  in  sunder  mittele,  nd  merkent 
wie.  ein  ieglichiu  krafl,  siu  si  verstentlich  oder  sinlich,  sei 
si  etwas  bekennen  oder  begrifen,  das  muos  ir  gegenwärtig 
sin,  entweder  mit  im  selber  oder  mit  stme  gelichnisse.  alse 
wie  ?  miner  gesiht  gegenwurf  ist  varwe  unde  min  ouge 
möhte  niemer  bekennen,  der  varwe  gelichnisse  w6re  denne 
in  dem  ougen.  ze  glicher  wis  sprich  ich  von  mime  verslent» 
nisse.  min  verstentnisse  verst^t  einen  stein  oder  ein  holz, 
das  enmöhte  es  niemer  getuon,  des  Steines  oder  holzes  giich- 
nisse  w^re  denne  in  dem  verstentnisse.  aber,  sprich  ich, 
w^re  des  stein  oder  das  holz  als  unmaterjelich  und  als  klein- 
fiiege,  das  es  mit  im  selber  möhte  dem  verstentnisse  gegen- 
wertig sin,  als  es  ist  mit  sime  glichnisse,  vil  bas  wurde  es 
verstanden  dan  es  nA  mit  sime  glichnisse  tuo. 

Durch  des  Ersten  willen  sA  süUent  ir  wifsen,  das,  alse 
Aä  vor  geseit  ist,  ein  ieglich  ding,  das  da  von  dem  anderen 
bekant  sol  werden,  das  muos  im  gegenwürtig  sin,  eintweder 
mit  im  selber  oder  mit  sime  glichnisse.  und  möhte  es  im 
gegenwertig  sin  mit  im  selber,  s6  wurde  es  vil  bas  bekant 
danne  es  t£te  mit  sime  glichnisse.  nü  ist  got  einer  ieglicher 
criäturen   m6  inne   danne  si  ir  selber  si,  alse  sanctus  Au- 

3)  wo        4)  viodeot        5)  imme        6)  zweger        7)  lAae 


DEUTSCHER  MYSTIKER.     *  448 

gustinus  sprichet.  dar  ombe  wand  min  verstentnisse  mit  dem 
liebte  der  Aren  erhaben  wirt  unde  gesterket,  das  es  das  be- 
kennen müge,  das  im  m^  inne  ist  danne  es  im  selber  si,  86 
mag  es  in  bekennen  sunder  mittel  unde  darf  nit  dekein  mittd 
oder  dekein  glichnisse  oder  bilde,  wan  glichnisse,  alse  vor 
geseit  ist,  darf  das  (bl.  38*)  verstentnisse  alleine  durch  eine 
erfullunge  der  gegenwürtikeit  des  dinges,  das  es  verstJän 
sol,  das  mit  sich  selber  dem  verstentnisse  niht  gegenwertig 
mag  gesin. 

Nd  merkent,  wie  das  lieht  der  Aren  min  verstentnisse 
erhaben  müge  zuo  dirre  gesibt.  wand  wie  das  si,  als  ich 
gesprochen  habe,  das  sanctus  Augustinus  spreche,  das  got 
einer  ieglicher  crMttiren  mA  inne  si  danne  siu  ir  selber,  doch 
mit  dirre  nächeit  ist  ein  unm^fsige  verre  zwischent  gölte 
und  einer  ieglicher  criätdren,  und  sunderlich  disiu  gesibt  Itt 
an  einer  sunderlichen  unm^fse,  wand  si  git  mir  got  in  einer 
sunderen  wise ,  diu  allen  anderen  crMturen  frömede  ist,  la 
der  er  onch  alleine  sin  selbes  eigen  ist.  wände  mag  das 
lieht,  das  da  m^fsig  ist  —  wand  es  ist  ein  cr^ätAre  —  mieh 
erhaben  zuo  dirre  unmäfse,  sd  dekein  ding  wiirken  muge  über 
sin  kraft  und  über  sin  näture,  wie  mag  dan  das  da  m^fsig 
ist  und  gewürken  ein  unmifsig  werk?  har  zuo  sprich  ich, 
das  dekein  ding  in  siner  eigener  kraft  würken  mag  über  sich 
selber  über  sin  nätAre.  aber  obmittens  einer  anderen  kraft 
so  enist  es  niht  unmügelich,  als  wie  diu  hitze  des  fiures» 
das  da  ist  ein  snbstantie,  sd  würket  es  ein  ander  fiur,  das 
da  ein  subslantie  ouch  ist,  das  er  siner  eigenen  kraft  niht 
getuon  enmöhte ;  unde  der  sdme  eines  tieres  oder  eines  bon- 
mes,  der^)  an  im  selber  tot  ist  unde  niht  leben  h&t,  oder 
würket  über  sich  selber  unde  würket  ein  lebendes  ding  in 
der  kraft  des  lebenden  tieres  oder  b'oumes,  von  dem  der 
sAme  komen  ist,  das  es  in  siner  eigenen  kraft  niht  tuon 
möhte.  zuo  glicher  wis  sd  mag  das  lieht  der  Aren,  wand 
es  würket  in  der  unmifsiger  kraft  gottes,  min  verstentnisse, 
ja  miner  sAlen  wesen  alze  male  erhaben  etlicher  mäfse  un- 
m^fsekliche,  wie  das  si,  das  ein  crddtAre  unmdfsig  si.  wand 
dis  enwürket  es  niht  in  siner  eigenen  kraft,  mdr  in  der  un- 
mdfsigen  götliehen  kraft. 

8)  des  der 


444  PREDIGTEN  UND  TRACTATE 

Zuo  dem  anderen  male,  s6  man  frslget,  wie  wir  iu  min- 
nen  süUen  ®) ,  har  zuo  sprich  ich  ,  das  wir  in  minnen  süUen 
vollekomenliche ,  alse  wir  in  bekennende  werden  ^®)  volle- 
komenliche.  und  als  ob  ich  hie  uf  erden  ^wekliche  lebete 
(ob  das  müglich  w^re),  s6  möhte  ich  ^weclich  zuo  nemen 
an  bekenntnisse  gottes.  doch  mit  dem  Ewigen  zuonemende 
so  enmöhte  ich  niemer  gewahsen  in  ein  alse  vollekomen  be- 
kentnisse  gottes,  als  der  minste  heilige  hat,  der  in  himel  ist, 
wand  ich  enk^me  niemer  dar  zuo ,  das  ich  got  ^^)  bekante 
sunder  mittel,  wand  zuo  dem  bekentnisse  beeret  solich  er- 
habunge  mit  einem  solichen  liebte  der  ^ren,  unde  das  tuet 
alleine  m^  dan  das  ^wige  zuonemen  t^te.  alsd  sprich  ich 
ouch,  das  diu  minne  alse  vollekomen  wirt,  das,  wAre  ein 
mensche  ^weclich  uf  erden  unde  n^me  ^weklicb  (bL  39*)  an 
minne  zuo,  als  wol  müglich  w^re,  doch  so  enwurde  sin 
minne  niemer  als  vollekomen  als  des  minnesten  heiligen,  der 
in  himel  ist,  unde  das  ist  das  Isaias  der  prophöte  sprichet,  'der 
berre  sprichet  ^^)  des  fiur  da  ist  zuo  Sy6n  unde  sin  kemin 
ze  lerusalem  Hütet'  ^^).  lerusalem  liutet  als  vil  alse  gesiht 
des  friden  unde  bezeichen6t  die  himelsche  stat,  in  der  der 
6wig  fride  ist  Sy6u  aber  liutet  alsd  vil  als  ein  schowunge 
unde  bezeichenet  die  liute,  die  hie  uf  erden  got  scbouwent 
in  dem  liebte  des  glouben.  nu  wil  er  danne  sprechen ,  das 
hie  uf  erden  in  gotminnender  liute  herze  si  des  fiures  göt- 
lichcr  minne  kume  ein  flinkelin ,  aber  diu  himelsche  stat  diu 
brinnet  alzemäle  in  dem  fiure  siner  minne.  wand  dort  ist 
der  kemin  oder  der  hert  des  '^)  fiures,  aber  hie  ist  kume  ein 
fünkelin.  aber  das  er  dis  selbe  fünkelin  uf  erden  brsebte  ^^), 
s6  ist  er  von  himel  komen,  als  er  selbe  sprichet  in  sanle 
Johannes  ^wangeli6  '  ich  bin  uf  erden  komen ,  das  ich  ein 
fiur  dar  uf  brühte ,  unde  was  wil  ich ,  nAwent  das  es  brin- 
ne?' '*^)  n&  möhtent  ir  sprechen  'wie  möhte  das  sin,  w6re 
ich  ^weklich  uf  erden  unde  n&me  c^weklicb  zuo  an  göilicher 
minne,    das    disiu  minne   niemer  gelich  möhte  werden  des 

9)  süllent  10)  werdent  11)  gotte  \2)  spricbel  er  13)  dixit 
dominas,  coias  ignis  est  io  Sioo  et  caminus  eins  in  lerasalem  Isaias 
31,  9.  14)  das  15)  brabte  16)  die  stelle  steht  nicht  bei  Jo- 
hannes, sondern  bei  Lucas  12,  49:  ignem  veni  mittere  io  terram;  et 
quid  volo,  nisi  ut  acceodatar? 


DEUTSCHER  BIYSTIKER.  446 

minoesten  heiligeo  minne  der  in  hiinel  ist,  diu  doch  mtbig 
ist?  si  ^^)  möbte  doch  disem  iweklichea  zaoDemende  wahtes 
in  etlicher  wis  in  ein  unmärse/  har  zuo  sprich  ich,  das  es 
wAr  ist,  das  ich  vor  sprach,  das  si  ir  niemer  gelich  {bL  39^) 
würde,  wand  wie  stre  dirre  zuo  nfime,  doch  sA  wtre  alle 
zit  sin  minne  ein  minne  eines  der  da  lonfet  zuo  dem  zil, 
und  ein  minne  eins ,  der  got  niht  vollekomenliche  oder  San- 
der mittel  bekennet,  aber  disses  minne  w6re  ein  minne  eins, 
der  das  zil  begriffen  hat,  der  got  vollekomenliche  nnde  son- 
der mittel  bekennet,  nnde  dar  umb  ouch,  wand  diu  minne 
dem  bekentnisse  volget,  also  das  si  grcefser  unde  minre  ist, 
nach  dem  das  es  gnefser  unde  minre  ist,  s6  is  gene  minne 
vollekomen  unde  enwurde  dise  niemer  also  vollekomen,  wie 
stre  si  zuo  nöme.  reht  alse  wüchse  das  spitze  egge,  d& 
das  A  st6t,  Aweklich,  es  enwurde  niemer  also  gros  als  das 
stumpfe  egge ,  das  hinder  im  st&t  Ak  das  B  stAt ,  wand  dis 
w^re  allezit  spiz  wie  sire  es  wüchse  unde  genes  stumpf^®). 
Nä  möhte  man  fragen,  ob  es  müglich  w6re,  das  ieman 
alsus  vollekomenliche  got  bekannte  und  in  niht  minnete.  har 
zuo  sprich  ich,  das  got  mit  al  sime  gewalte  nach  dem  orden 
der  dinge  den  wir  nd  sehen  das  niht  getnon  möhte,  das  de- 
kein  verstentlich  cr6Atclre  got  bekante  sunder  mittel  nnde 
niht  minnete.  unde  *  das  möhte  man  bewAren  in  maniger 
hande  wis.  zuo  £rst  also,  alleine  ist  das  gotte  unmüglich, 
alse  vor  geseit  ist,  das  widerwertikeit  in  sich  sliurse  jA  unde 
nein,  nd  ist  dis  als  ich  bewAren  wil.  dar  umbe  s6  mag  es 
got  niht  tuon.  got  der  enmag  dekeiner  crtätdren  benemen, 
das  si  sich  selber  niht  minne.  wand  bentme  er  ir  das,  86  % 
bentme  er  si  ir  selber^  und  als6  w^re  diu  crMtAre  {bL  AV) 
diu  crifttdre  unde  niht  diu  crftAtdre.  unde  mag  er  dan  nur 
niht  bentmen,  ich  müefse  mich  selber  minnen,  vil  minre  mag 
er  mir  das  ben^mcn,  das  ich  den  niht  vollekomenliche  und 
über  alliu  ding  unde  m6  danne  mich  selber  enminne,  den  ieh 
sunder  mittel  bekennende  vollekomenliche  von  ougen  ze  on- 
gen  bekenne  '^) ,  das  min  wesen  unde  min  leben  und  alles 
das  (ich)  bin  unde  vermag,  al  zuo  m&le  hangende  ist  an  ime 

17)  so  18)  am  untern  rande  sieht  mit  dunklerer  tinte  und  wie 
es  seheint  von  anderer  kand  folf^ende  erklärende  ßgur  «X  b  19)  be- 
kenne 


446  PREDIGTEN  UND  TRACTATE 

iiode  nichts  ^^)  niht  an  mir  selber,  oach  möhte  ich  dis  in 
einer  anderen  wise  bew^ren.  vor  ist  geseit,  das  wandel* 
b^rikeit  an  minen  willen  vallende  si,  als6  das  er  ein  ding 
wellen  unde  niiit  wellen,  begeren  unde  niht  begeren,  min- 
nen  unde  niht  minnen  mag.  (das)  kämet  von  zitlikeit  we- 
gen, die  er  schöpfet  von  den  sinnen,  unde  da  von,  das 
das  guot,  dar  uf  er  sich  k^re,  vermfischet  unde  niht  l&ter 
ist.  w^re  es  aber  also,  das  min  wille  über  alle  zitlikeit  er- 
haben w^re  in  die  ^wekeit  unde  gek^ret  w6re  üf  ein  luter 
guot,  das  min  bekeutnisse  vollekomenlich  bekante,  das  es 
ein  luter  guot  w^re,  das  müeste  min  wille  von  not  ftweklich 
und  unwandelb^rlich  minnen  und  enmöhte  es  niht  niut  min- 
nen ,  alse  vor  geseit  ist  in  einer  fragen  von  dem  heili- 
gen geiste. 

Nu  die  seligen  got  bekennent^')  sunder  mittel,  sA  be- 
kennent^^)  si  vollekomenlich,  das  er  ein  lüler  unverroüschet 
6wig  guot  ist,  das  in  sich  beslofsen  hat  alles  (swas)  volle- 
komenes  unde  lustliches  unde  guotes  unde  zartes  an  allen 
dingen  ist.  ouch  sint  (si)  enhaben  über  alle  zitlicben  wan- 
delb^rikeit  in  ein  (wige  {bL  40^)  unwandelb6rikeit.  dar  umbe 
so  müefsent^^)  si  ^weklich  unwandelb6rlich  in  eime  vrien 
willigen  getwange  in  minnen  und  enmügent  in  niht  niat  min- 
nen, und  enmag  in  das  nieman  ben^men,  si  enminnen  das 
vollekomenlich  über  alliu  ding  und  über  sich  selber. 

Zuo  dem  das  man  dar  n&ch  fraget,  war  an  min  stli- 
keit  ni^  lige  an  ^^)  minnende  oder  an  bekenneod« ,  bar  zno 
sprich  ich,  das  d4  von  ein  alter  krieg  ist  under  den  meisteni. 
die  einen  sprechent  das:  an  minnende,  unde  bewftrent  das 
abö.  Seraphim  liutet  also  vil  als  die  brinnenden,  Cbftrahin 
liutet  als6  vil  als  volle  der  kunst.  nd  ist  Seraphim  der 
k6r^"),  der  dft  genant  ist  von  dem  fiure  der  minnen,  ob 
dh^rubin,  der  da  genant  ist  von  dem  bekeutnisse.  das  ist 
ein  zeichen,  das  minne  ob  dem  bekeutnisse  ist,  unde  dar 
umbe  s6  muos  ouch  min  silikeit  dar  an  mt  ligen.  dis  ist 
kleines  schazzes  wert,  wan  minnet  Seraphim  m6  denn  KA- 
rubin,  s6  muos  er  ouch  m6  bekennen:  wan  minne  volget 
dem  bekeutnisse.     unde  dar  umbe,  als  der  kör  Seraphim  er- 

20)  DU  ez  ;^l)  b«keDnende  1t^)  bekeanet  93)  »vbeBt 

24)  oder  an        25)  chore 


DEDTSCHBR  MYSTIKER.  J0a 

haben  ist  über  Ch^nibin  durch  m^rre  minne  willen,  also 
mnos  er  ouch  erhaben  sin  über  in  durch  m6rre  bekentnisse, 
wände  Seraphim  mühte  nibt  m£  minnen,  bekanter  niht  m6. 
aber  wie  das  si,  das  Seraphim  m^  bekenne  dan  K6rabin, 
war  umbe  er  den  namen  niht  demftch  habe  alse  Kteubin 
(&/.  41"),  m^r  einen  namen  habe  alleine  nAch  der  minnen, 
das  wil  ich  bar  nich  sagen. 

Diu  ander  rede,  da  mitte  si  das  bew^rent,  diu  bindet 
m6.  vor  ist  geseit,  das  der  wille  von  dem  verstentnisse  dar 
an  si  underscheiden,  wand  das  verstentnisse  nimet  ein  ieglich 
ding  nach  dem  das  es  in  dem  verstentnisse  ist.  aber  der 
wilie  k^ret  sich  zuo  den  dingen ,  nach  dem  es  in  im  selber 
ist.  und  also  nach  dirre  rede  so  nimmet  min  verstentnisse 
got  in  der  wise  als  er  in  dem  verstentnisse  ist.  aber  der 
wille  minnende  ist  got.  so  nimmet  er  in  in  der  wise  als  er 
in  ime  selber  ist.  nu  ist  diu  wise  ^^)  edeler ,  in  der  got  in 
ime  selber  ist,  dan  diu  wise,  in  der  er  in  dem  verstentnisse 
ist :  dar  umbe  s6  lit  ouch  min  s^likeit  dar  an  mft.  zuo  dirre 
rede  noch  zuo  den,  die  bar  nach  gänt,  wil  ich  sprechen, 
m^r:  luogent,  wele  m6  allep  meist  bindent,  unde  gloubent. 
ouch  bewörent  si  dis  mit  maniger  bände  anderre  rede,  an 
dem  werke  der  kraft,  sprecbent  si,  sol  min  s^likeit  aller 
meist  ligen,  diu  aller  edelst  ist.  nü  ist  der  wille  vil  edeler 
denne  das  verstentnisse,  wand  er  ist  frier,  wand  man  mag 
den  willen  niht  twingen  unde  twiuget  das  verstentnisse  wol, 
unde  man  twinget  es  mit  der  kraft  starker,  wärer  argu- 
ment,  das  es  der  wärheit  glouben  muos.  ouch  ist  der  wille 
ein  künig  über  das  verstentnisse  und  über  alle  die  andern 
krefle  unde  gebiutet  in  unde  si  müefsent  gehorsam  sin  ime  ''), 
aber  er  ist  niemanne  undertinig.  so  sprecbent,  (hL  41'*) 
aber  dise  har  wider,  das  dar  umbe  min  s^Iikeit  m^  lige  an 
bekentnisse  gottes  denne  an  minne ,  wände  bekennen  ist  ein 
werk  des  verstentnisses  ^) ,  das  da  ist  ein  edeler  kraft  dan 
der  wille.  unde  das  bew^rent  si  also,  ein  ieglich  sache  ist 
edeler  dan  das  si  Sachet  nd  ist  bekennen  ein  sache  der 
minne,  wand  ich  mag  niht  minnen,  ich  habe  es  denne  vor 
bekennet,  aber  das  gene  sprecbent,  das  der  wille  frier  si 
danne  das  verstentnisse,  dar  zuo  sprecbent  dise,  und  ist  w&r, 

25)  chore        26)  wifde        27)  in  nie        28)  verstentnisse 


448,  PREDIGTEN  UND  TRACTATE 

das  der  wille  alle  sine  friheit  habe  von  dem  versteninisse, 
als  er  sinen  gegenwurf  hat  von  ime,  wand  des  willen  gegen- 
wurf  ist  bekant  guot.  aber  das  gene  fürbas  sprechent,  das 
man  das  verstentnisse  twingen  müge,  dar  zuo  sprechent  dise, 
das  man  das  verstentnisse  niht  twingen  mag,  ndwent  mit 
einer  lüterer  wärheit,  und  das  ist  ein  fri  betwang.  als  mag 
(man)  ouch,  sprechent  (si),  den  willen  twingen  mit  eime  Id- 
teren  guote,  wand  das  muos  er^^>  von  ndt  wellen,  aber 
das  ist  niht  eigenlich  ein  betwang,  m^r  es  ist  ein  friheit  oder 
ein  fri  betwang.  fürbas  s6  bew^rent  si  das  selbe  also,  an 
dem  werke  lit  m^  miner  s^likeit,  mit  dem  ich  got  bldslicber 
nime.  nu  nimet  das  verstentnisse  got  bldslicber  dan  der 
wille,  wanl  das  verstentnisse  nimet  got  als  er  ein  luter  we- 
sen  ist,  aber  der  wille  nimet  in  als  er  ein  guot  ist.  nü  so 
man  gottes  güete  und  allin  ding  abe  leit,  s6  lAt  man  (bL  42*) 
im  alleine  das,  das  er  ein  luter  wesen  si.  dar  umbe  ouch 
wer  in  alsus  begrifet,  (begrifet;  in  aller  luterlichest.  aber 
war  umbe  man,  s6  man  gölte  alliu  ding  abe  leit,  ime  das 
alleine  läfse,  das  wil  ich  bar  nach  sagen,  ieweder  sit  sint 
noch^^)  vil  rede,  mit  den  iewedere  bew^rent  iren  wAn,  die 
ich  uu  zuo  male  niht  sagen  mag. 

Aber  das  sprich  ich:  wele  argument  under  disen  m£ 
twingen,  des  enruoche  ich  nü  niht  m6r.  dis  ist  wAr,  das 
das  Jungeste  miner  Seligkeit  lit  an  minnende.  wand  minne, 
als  ir  selber  wol  wifsent,  gät  nach  dem  bekentnisse,  und  an 
eime  ieglichen  werke ,  das  niht  abnemende  ist ,  das  jongeste 
ist  das  voUekomenste.  mö,  dem  willen  beeret  zuo,  das  er 
got  ueme  in  einer  wise  eines  jungesten  endes,  wand  das  ende 
hat  sich  in  einer  wise  eines  obersten  guotes  unde  des  willen 
gegenwurf  ist  guot,  unde  dis  beeret  nit  zuo  dem  verstent- 
nisse. darumbe  das  jungeste  miner  sßlikeit  lit  an  minnende. 
m^  in  der  wärheit  mich  dunket,  das  (es)  m6  vereine  denae 
verstän.  wand  wie  das  si ,  das  wir  dort  süUen '')  vorstAn 
Ane  alle  gelichnisse  sunder  mittel,  doch  alse  verre  es  an  den 
verstentnisse  ist  s6  genüeget  ime  mit  eime  bilde  des  dinges, 
das  er  verstAn  sol.  aber  der  minnen  gnüeget  mit  dekeime 
bilde,  mör  si  wil  sich  alzemAle  vereinen  dem,  das  si  minnet, 
also  das  si  niemer  geruowet,  si  vereine  sich  alzemAle  ime. 

29)  es        30)  nach        31)  sallent 


DBDTSCHBB  MYSTKEIL  JLi 

von  überflärsekeit  der  sfilikeit  dirre  Lrefte  gesebihet  ein  iogss 
in  die  nideren  krefte  unde  den  lip,  also  das  (bi.  42^/  der  lip 
wirt  untoetlich  unde  behende  unde  sibenwarbe  klirer  dan  dia 
sunne.     hie  von  wil  ich  nA  niht  mk  sagen. 

Lop  Qii  6re  si  dem  geseit,  den  dft  al  himelliseh  her  an 
kaffet  an  allen  urdruz,  minnet  mit  einer  Aweklichen  brinnen« 
der  begerunge  unde  lobet  an  ende,  und  ich  bit  iucli  aber 
und  aber,  das  ir  (in)  minnet  von  allem  iuwerem  herzen  und 
aHin  iuwer  werk  ordenent  zuo  sinem  lobe,  wand  wtrlieh  eHf 
ist  es  wirdig.     amen. 

IV. 

Min  sftUkeit  wirt  ouch  dar  an^)  ligende,  das  ich  wirde*) 
trettende  in  ein  gemeinschaft  der  Ewigen  geburt  und  wirde 
in  etlicher  wise  gewinnende  einen  gemeinen  sun  mit  dem 
Ewigen  vatter  und  eine  gemeine  minne  mit  ime.  und  das  fr 
das  verstandent,  so  merkent.  man  Mget,  ob  die  seligen  in 
der  Ewigen  sölikeit  got  bekennende  ein  wort  von  ime  spro» 
chen  oder  niht,  und  entwürtent  die  meister  und  sprechenl 
ja.  wand  eime  ieglichen  vollekomenen  bekennende  oder  ver- 
stdnne  volget  nach  ein  wort  sprechen,  aber  die  seligen  die 
bekennent  got  voUekomenliche ,  wie  das  si,  das  si  in  niht 
begrifent.  dar  umbe  s6  müefsent  (si)  von  ime  ein  worl 
sprechen,  und  dis  wort  sprechent  si,  das  es  niht  mag  nnder- 
scheiden  sin  von  götlichem  wesenne.  wand  das  wort  das 
min  verstentnisse  sprichet  von  dem  dinge,  das  es  versttt, 
in  dem  wirt  ime  geoffenbäret  oder  es  offenbaret  des  dinges 
näture  das  es  (bl.  43')  verst^t  in  ime  selber  vil  bas,  dan  si 
ime  Ane  wort  geoffenbiret  möhte  werden,  aber  niht  mag 
götlich  wesen  dem  verstentnisse  der  seligen  bas  geoffenbAret 
(werden),  dan  es  sich  selber  offenbaret,  dl  von  sA  enmü* 
gent  si  ouch  dekein  wort  sprechen  von  götlichem  wesenne, 
das  underscheiden  si  von  götlichem  wesen«  rehte  zuo  glicher 
wis,  alsA  s6  man  frAget,  ob  die  sAligen  götlich  wesen  be- 
kennen *)  mit  im  selber  Ane  mittel,  oder  ob  sie  es  bekennen 
mit  mittele  oder  bilde,  sA  entwürtet  man  und  sprichet,  das 
die  sAligen  bekennent  götlich  wesen  mit  im  selber  An  al 
bilde  oder  mittel,   und  nnder^)  anderen   Sachen  sA  git  man 

1)  an  fehlt.        %)  warde        3)  bekennent        4)  andere 
Z.  F.  D.  A.    Vlll.  29 


450  PREDIGTEN  UND  TRAGTATE 

des  zwd  Sachen,  diu  eine  sache  ist,  das  min  verstentnisse 
bilde  bedarf  dar  zuo,  das  es  etslich  ding  verstände,  das  kä- 
met da  von ,  wand  das  ding  mit  ime  selber  dem  verstent- 
nisse  niht  gegenwertig  mag  sin,  da  von  sd  muos  es  ime  ge- 
genwertig sin  mit  sime  bilde  oder  mit  sime  glichnisse,  wand 
dar  zuo  das  es  verstanden  werde  so  hoeret  von  n6t,  das  es 
dem  verstentnisse  gegenwertig  si  in  etlicher  wise.  möhte 
es  aber  dem  verstentnisse  mit  im  selber  gegenwertig  sin,  vil 
bas  wurde  es  verslanden  mit  im  selber  dan  mit  dem  bilde, 
nü  mag  götlicb  wesen  dem  verstentnisse  vil  näher  mit  im 
selber  sin  dan  dekein  bilde  im  sin  möhte ,  ja  dan  das  ver- 
stentnisse im  selber  si,  und  da  von  mag  es  (bL  43^)  mit  im 
selber  bekant  werden  Ane  alles  bilde,  als  da  von  euch  ist 
geseit.  diu  ander  sache  ist:  ein  ieglich  bilde,  da  mit  ein 
ding  verstanden  wirt,  das  ist  vil  einvaltiger  dan  das  ding 
llt  des  bilde  es  ist,  also  das  des  obersten  engeis  bilde ,  das 
Ak  ist  in  dem  verstentnisse  des  nidersten  engeis,  da  mit 
der  nidersle  engel  den  obersten  verst^t,  das  ist  einvaltiger 
dan  der  oberste  engel.  nu  mag  niht  einvaltiger  sin  dan  got. 
da  von  ist  niht  mügelich,  das  man  habe  dekein  bilde ,  mit 
dem  man  in  eigentlich  verstände,  da  von  sol  er  eigenlich 
und  voUekomenlich  verstanden  werden  von  den  seligen,  das 
muos  geschehen  äne  bilde,  zuo  glicher  wis  s6  sprich  ich: 
götlicb  wesen  mag  nieman  bas  offenbaren  dem")  verstent- 
nisse danne  es  sich  selber,  da  von  mag  ouch  nieman  seli- 
ger von  götlichem  wesenne  sprechen  ein  wort,  das  ander- 
scheiden si  von  götlichem  wesenne,  dan  die  sWgen.  die 
müefsent  von  götlichem  wesenne  sprechen  ein  wort,  wände 
si  verstaut  es  voUekomenliche,  wie  das  si  das  si  es  niht  be- 
grifent.  unt  dis  wort  mag  niht  andei  s  sin  den  götlich  we. 
sen,  durch  der  Sachen  willen,  die  geseit  sint. 

Nu  danne  die  seligen  werdent  trottende  eteslicher  mtrse 
mit  dem  himelschen  vatter  in.  ein  6wig  wort  sprechen,  dft  sd 
ist  das  wort ,  das  wir  sprechende  werden  *) ,  niht  ein  wort 
persdnlich,  noch  ist  niht  ein  persöne  in  ordenunge  {bL  44*) 
zno  unserme  verstentnisse,  m£r  es  ist  ein  weselich  wort, 
noch  enist  noch  enmag  heifsen  «in  sun  in  ordenunge  zno  nn- 
serm  verstentnisse,  wand  es  enfliufset  niht  von  unserm  ver- 

5)  deo        6)  werdent 


DBDTSGHBR  MYSTKBIL  4H 

stentnisse  noch  eoist  im  nibt  gelich  an  der  nAtAre  noeh  «n^;^ 
hdt  anderre  dinge  nibt,  die  ze  wftrer  sonescbaft  hcn^nt  ia 
ordenange  zuo  unserm  verstentnisse.  sin  werden!  oacb  ge- 
winnende ettelicber  m&fse  ein  gemeine  ninne  mit  dem  himel- 
scben  vatter,  wand  der  bimelsehe  vatter  minnet  sinen  sua 
unt  wirt  von  im  geminnet  mit  einer  unm^fsiger  minne.  alsA 
wirt  der  sMigen  minne  ettelicber  mAfse  unm^faig,  wand,  ab 
anderswA  geseit  ist,  minne  ist  nibt  anders  denne  ein  nei- 
gunge,  diu  da  nftcb  volget  einer  formen,  diu  in  dem  ver- 
stentnisse  enpfangen  ist.  nu  din  forme  oder  das  bilde,  das 
iä  enpfangen  ist  in  dem  verstentnisse  der  seligen,  das  ist 
diu  formeldse  unm^fsige  forme  oder  das  ungebildete  bilde,  das 
da  bekant  wirt  ine  alle  bilde  götlicb  wesen,  und  das  ist  an« 
m^fsig.  dar  umbe  diu  minne  oder  neigunge,  diu  dft  volget 
näcb  der  formen,  diu  mag  nibt  wol  m^lsig  sin ,  es  ^  danne 
des  scbult,  das  siu  enpf&bet  das  das  m^fsig  ist.  lit  bar  tk 
iut  Wollust?  jft  solicbe,  das  si  dekein  gedank  nocb  wort 
noch  verstentnisse  gemefsen  mag.  wand  alse  gristliehiu  ding 
edeler  sint  danne  liplichiu,  als  vil  ist  geistlicher  woUust  edeler 
dan  liplicber.  nd  ist  das  niderste  under  den  geisten,  jA  der 
bceste  tiufel  von  n&liurlicber  edelkeit  edeler  (bl.  44^)  dan 
alliu  liplichen  ding,  dar  umbe  so  ist  der  minsle  tropfe  geist- 
licher Wollust  und  sunderUngen  der  die  seligen  babent  von'') 
dem  herren  der  herren  der  geiste,  zarter  und  edeler  danne 
alle  liplicb  wollust ;  jft  alle  liplicbin  woliust  ist  ein  tr&pbS  (?), 
ein  nibt  gegen  den  minnesten  tropfen.  m6  diu  wollust  isl 
gros  und  edel,  der  dekein  urdruz  nAch  gftt.  aller  liplicher 
wollust  gAt  urdruz  nach,  wand  liplicb  wollust  lit  an  werken 
irdischer  krefte,  die  an  iren  werken  mOede  werdent:  aber 
geistlicher  wollust  gdt  dekein  urdruz  nach ,  wand  siu  lit  an 
werken  solicher  krefte,  die  an  iren  werken  niemer  muede 
werdent,  als  aller  mengelich  bevindent  an  im  selber,  und  ist 
von  eime  unmftfsigen  guote,  das  dekein  geschaffen  verstent- 
nisse oder  minne  gemefsen  mag,  und  ist  nibt  in  wandelbM- 
keit  der  zit,  m^r  in  dem  stillsten,  dem  nu  der  Awikeit®),  in 
das  dekein  wandelbMkeit  dekeines  urdrutzen  vallen.  mt 
schouwen  wunderlichiu  dinf^  und  sin  bi  lieben  friunden,  das 
ist  lustlicb.     nu  werden  wir  dort  ftweklicb  ankaffende  tin 

7)  vn        8)  ewigekeit 

29* 


452  PREDIGTEN  UND  TRACTATE 

wunder,  das  ans  niemer  voUewundcrn  mag  mit  Ewigem  fmn- 
derende ,  wie  diu  drivaltekeit  der  persdnen  si  in  einikelt  ei- 
nes wesennes ,  und  werden  *)  ouch  schouwende  wunder  an 
geisllichen  crMturen ,  das  doch  allem  liplichen  wunder  unge- 
lieh  ist,  und  werden  unserm  lieben  friunde,  unserm  berren  J6su 
Kristd,  der  uns  minnet  mit  einer  unm^fsiger  (Jbl,  45*)  minne, 
und  den  wir  werden  wider  minnende  mit  einer  minne,  diu  io 
etlicher  wise  unm^fsig  ist,  näher  danne  wir  uns  selber  sin  *^).  di 
von  so  werden  wir  besitzende  soliche  wollust,  die  uuspreche- 
lich  ist.     4men. 

V. 

DAS  BÜOCH  VON  DEM  GRUNDE  ALLER  b6sBEIT. 

Es  si  denne,  daz  das  weizenkorn  valle  in  das  ertrich 
und  sterbe,  sd  bringet  es  vil  Frucht;  stirbet  es  aber  nit,  sA 
kelibet  es  alleine  und  äne  frucht.  unser  herre  J^sus  KrisUis, 
des  vaters  wisheit,  hAt  disiu  wort  gesprochen,  und  in  einer 
glichnusse  hat  er  gemeinet,  das  wir  fruchtber  werden  und 
volkomen  in  tugende.  wan  als6  w^nig  das  weizenkorn 
oder  kein  ander  ding  enpMhen  mag  ein  ander  forme,  es 
sterbe  denne  und  entwerde  alle  ze  m&le  der  forme,  die  es 
iezunt  {bL  302'')  hat,  also  w^nig  mügen  wir  ein  geleite  wer- 
den und  gecleidet  und  vereinet  mit  unserm  herren  JAsA  Krist6 
und  gezieret  mit  sinen  tugenden ,  es  si  denne ,  das  wir  al- 
zemäle  sterben  und  entwerden  uns  selber  und  allen  gebresten 
und  allem  dem  usgangen,  da  wir  uns  selber  minnen  und 
meinen  in  zit  und  in  ^wikeit.  das  kan  aber  nieman  ganzlich 
getuon,  er  verstände  denne  wärhaft  in  im  selber,  was  mittel 
ist  zwischen  got  und  im,  und  wä  er  sich  selber  minnet  und 
meinet  und  die  crMtur  und  got,  das  er  dar  nach  im  selber 
künne  üs  gän  und  sterben,  wan  als  vil  der  mensche  sich 
selber  bekennet,  als  vil  mag  er  im  selber  wol  us  gän  und 
sich  im  selber  verzihen.  wan  aber  zuo  disen  ziten  sd  vil 
menschen,  die  noch  den  geistlichen  schin  haut,  s6  sche- 
delichen an  in  selber  baftent  und  das  ir  in  allem  irem  tuen 
und  län  dicke  s6  unwilsenlich  minnent  und  meinenl,  {bL  302**) 
dar  umbe  s6  wil  ich  armer  unwirdiger  mensche  gote  ze  Aren 
und  allen  menschen,   die  des  notdürftig  sint,   ze  einer  lAre 

9)  werdent        10)  siot 


DEUTSCHER  MYTTIKER.  4M 

hie  elwaz  sagen  von  dem  gründe  aller  b6sheit,  dar  inne  ItLp^ 
und  üz  dem  entspringet  allez  mittel  zwischen  got  und  des 
menschen,  swer  disen  grünt  bekennet,  der  yerst^t  uf  daz 
nsehste,  wä  er  haftet,  er  merket  oucb  wol,  wenne  er  tdt- 
lich  oder  täglich  sündet.  er  verstät  ouch  ]ihtlichen  einen 
ieglichen  menschen,  wie  vil  er  mit  minne  uf  sich  selben 
ist  gek^ret  oder  wie  vil  er  ist  ime  selber  üz  gegangen  in 
allen  dingen,  er  bekennet  ouch  den  grünt,  uz  dem  Lucifer 
und  sin  gesellen  sint  tiufel  worden,  und  üz  dem  alle  sünde 
und  gebresten  begangen  werdent.  der  mensch  bekennet  ouch 
disen  grünt  uf  daz  nsehste,  w4  er  meinet  got  oder  sich  sel- 
ber in  einem  ieglichen  tuon  und  läfsen ,  swie  kleine  das  ist. 
er  erkennet  ouch  wol,  wie  vil  er  (bL  303')  im  selber  sol  uz 
gAn  und  sterben  und  was  er  hat  abe  zu  legende  und  in  wei- 
hen gebresten,  er  haftet  lützel  oder  vil.  er  erkennet  ouch, 
wenne  ein  ieglichiu  tugent  hat  gewurzelt  üf  daz  nsehste.  tr 
verstät  ouch  allen  gesuoch  der  nätur  und  alle  üppige  betrogen- 
hcit  und  uudanknaemkeit  diser  weit  und  aller  menschen,  dis 
grundes  ze  wifsen  waere  einem  menschen  wseger  und  nützer 
wan  aller  engel  vernunit  und  aller  meister  kunst  und  dis 
grundes  niht  verstau,  swer  disen  grünt  wil  verstau  und  be- 
kennen, der  sol  sich  halten  näcb  diser  l^re.  s6  es  denne 
got  wil  und  in  zit  dunket,  s6  entdecket  er  den  menschen 
disen  grünt:  wan  der  mensche  mag  mit  keiner  Vernunft  in 
disen  grünt  komen  noch  gelangen,  got  welle  in  denne  dem 
menschen  von  siner  gruntldsen  güete  und  erbärmde  offenbaren. 
Des  Ersten  sol  {bL  303^)  der  mensche  sich  flifsen ,  das 
er  sine  sinnen  behüete  ze  allen  ziten,  das  er  niht  sehe  noch 
hoere  noch  smecke  noch  versuoche  das  niht  notdürftig  si.  -^ 
er  sol  siner  sinne  innewendig  war  nemen,  das  er  dar  inne  kein 
cr^Aturlich  bilde  läfse  wonen,  als  vil  er  mag.  —  er  sol  ouch 
allen  zillichen  trdst,  lust  und  fröude  versmsehen  und  sol  allen 
(Tc'Atüren  unheimlich  sin.  —  er  sol  alleine  sin  als  vil  er  mag, 
das  er  dcste  minder  gehindert  werde  von  den  cr^Aturen.  — 
er  sol  im  selben  ze  allen  ziten  heimlich  sin  und  sich  zno  im 
seibor  k^ren  und  niht  vil  uz  g4n  mit  den  sinnen  üf  die  cr^&- 
lüre.  —  er  sol  daz  liden  unsers  herren  ze  allen  ziten  vor 
den  ougen  siner  s^le  haben  in  betrahlunge ,  in  minne ,  in 
meinunge  und  ouch  in  uächvolgunge.  —  er  sol   sin  leben  ze 


454  PREDIGTEN  UND  TRACTATE 

allen  ziten  haben  gegen  dem  volkomenen  leben  unsers  her- 
ren  und  sich  selber  dar  inne  erspiegeln  und  schoawen,  wie 
ungelich  {bL  ZOV)  er  dem  si,  und  dem  gelich  leben  in  minne 
und  in  meinunge,  und  swä  er  sich  vindet  ungelich  sinem 
wirdigen  exempel  in  tuon  und  in  län,  in  minne  und  in  mei- 
nnnge ,  in  dieroiietikeit ,  in  gedullikeit ,  in  gehörsam ,  in  ge-> 
läfsenheit,  in  luterkeit,  in  flifse,  in  ernste,  in  liden,  in  ver- 
tragende ,  in  eilende ,  in  armuot ,  in  versroaehte  nnd  in  allen 
lugenden ,  dd  sol  der  mensche  sich  selber  diemneticlich  nnder 
gewerfen  und  siuen  gebresten  und  sin  niht  bekennen  und  soi 
von  gote  diemüeticiich  und  ernstlich  begeren,  das  er  im  durch 
sine  gruntl6sen  erbärmde  ze  hilfe  kome,  und  dar  zuo  sol  der 
mensche  tuon  was  er  mag,  das  er  allen  gebresten  absterbe 
und  dem  wirdigen  leben  unsers  herren  nach  volge  als  vil  er 
mag.  und  ist,  das  der  mensch  rehte  lebet  nach  diser  vor 
geschriben  l^re,   so  offent  im  got  disen  grünt  s6  es  zit  ist. 

Ein  grünt  ist  in  der  s^le  verborgen  und  den  kennet 
nieman  für  b(Bse  und  uz  dem  entspringet  alliu  bdsheit,  {bL  303^) 
und  er  ist  abgründig  boese,  und  uz  dem  gründe  wirt  «ilio 
bdsheit  begangen  und  volbräht.  diesen  grünt  mag  nieman 
bekennen  die  wile  er  eins  ist  mit  im  selber  und  in  füeret 
in  tuon  und  in  läfsen  und  sich  selber  minnet  und  meinet  in 
geist  und  in  nätur.  diser  grünt  minnet  weder  got  noch  crM- 
türe,  swie  die  sint,  wan  umbe  sich  selber,  und  anders  meinet 
er  niht  swie  das  si ,  das  er  eteswenne  zöiget,  das  er  meine 
got  oder  sinen  nächsten,  und  daz  ist  grontlös  valsch  und 
ist  iederman  von  dem  andern  ddmite  betrogen  über  alle 
mäfse.  der  grünt  wil  guot  sin  über  alle  m^Tse  und  wol  getün 
hän  und  tuon  in  allen  dingen  und  ouch  Ak  für  gehebt  wer- 
den, umb  keine  bdsheit  weifs  er  niht.  er  lidet  ouch  niht, 
das  in  ieman  für  böse  habe  oder  iii  drücke,  verkleine  oder 
vemihte,  und  so  er  ie  besser  ist,  so  er  ie  befser  wil  sin  und 
sich  aller  tugent  und  alles  guotes  ie  md  an  nimt.  (bL  304*) 
das  wirt  da  mit  bewiset,  so  er  eine  kleine  tngent  oder  ein 
unahtbaer  werk  getuot,  er  wil  baz  und  md  haben  getan  und 
glörieret  und  rüemet  m£  dar  abe  an  im  selber  und  gegen 
den  menschen ,  denne  ob  er  an  andern  menschen  ssehe  alle 
die  tugent  und  guotin  werk,  die  er  ie  getel.  swenne  er 
ouch  eine  tugent  gewirket,  so  wil  diser  grünt  so  vil  und  s6 


DEUTSCHER  MYSTIKER.  4S5 

wol  haben  geUn ,  swie  er  joch  nie  gnot  getete ,  das  er  umk 
keine  sine  böshett  niuts  weifs.  und  denoe  gevellet  der  mensoh 
im  selber  s6  wol,  das  er  waenet  vil  haben,  86  er  niatzil  hAt 
noch  ist.  diser  grünt  wil  joch  alle  tugent  und  guotin  werk 
von  im  selber  haben  getAn  und  in  keine  wise  von  gote  ha* 
ben  und  er  ringet  doch  ze  allen  ziten  wider  alle  tugent  und 
begert  volbringen  alles  übel,  wan  s6  du  eine  tugent  htet 
getan  und  der  grünt  die  tugent  besitzet,  als  ob  er  si  selber 
volbräbt  habe,  und  s6  er  vil  lihte  iezunt  dar  inne  (bL  304) 
gl^rieret  und  im  selber  wol  gevallet  in  sinem  tuon  und  lACsen, 
zehant  stöfset  er  sich  umbe  in  dem,  des  er  sich  hAt  ange- 
nomen,  ob  er  eht  mag  über  krefte  gewinnen,  wand  er  minnel 
keine  tugende  noch  guotin  werk,  alleine  das  er  sin  ere  wil 
haben,  das  er  die  tugent  volbringe  und  gewü'rket  habe,  di- 
ser grünt  rüemet  sich  dicke  an  tuon  und  an  lATsen  und  wil 
sA  vil  dar  inne  sin:  und  swer  es  reht  ane  sa;he,  s6  w»re 
es  alles  valsch  und  unganz.  als6  so  der  mensche  glichsende 
und  schinende  tugende  tuot,  die  m6  sünde  und  gebresten  sini 
deune  tugende,  sd  wil  dannoch  der  valsche  grünt  haben  wol 
getan,  und  der  im  dar  inne  geloubte,  er  glörierte  und  be- 
sxfse  sich  selber  dar  inne  als  vaste  als  in  grAfsen.  tugenden 
und  waere  trunken  sin  selbes. 

NA  merk  einen  bcesen  list,  der  verborgen  lit  in  disem 
gründe,  swenne  du  mit  gotes  kraft  eine  tugent  volbringest 
oder  disen  grünt  in  etlichen  gebresten  drückest,  (bL  304**) 
es  si  in  welhem  sinne,  in  zorne,  in  hafse  oder  in  andern 
Untugenden,  zehant  wil  er  das  hAn  getAn  iftid  mag  er  das- 
selbe stdfsen ,  er  tuot  es  zestunt :  wan  er  ringet  ze  allen 
ziten  wider  aller  tugent  und  drücke  sin  selbes,  und  kan  er 
aber  keins  anders,  sd  sprichet  er  (ist,  das  er  zürnet,  haGseC 
oder  swie  er  dich  überwindet)  'ez  tuot  mir  not'  oder  'ander 
tuont  es  ouch'  oder  'ich  tet  ez  niht  in  sollicher  meinunge.' 
und  alsd,  swie  es  gAt,  sd  wil  der  grünt  urteilen  und  rihten 
alle  menschen  umb  ir  gebresten  oder  dicke  umb  ir  iu  guotin 
werk  und  dunket  iu  niht,  daz  ieman  si  oder  tüege  als  er  sol. 
und  das  ist  des  schult,  das  der  grünt  niht  siner  bösheit  noch 
gebresten  weis ,  und  daz  er  joch  niht  an  siht  und  bekennet, 
das  ander  menschen  den  selben  gebresten  hAnt,  von  welhem 
sinne  das  si  der  grünt  aller  bösheit  rüerent  und  ouch  dA  mit 


456  PREDIGTEN  UND  TRAGTATE 

überladen  sint.  und  diser  gruot  wirt  (bl.  304^)  dicke  ge- 
pinget  von  anderr  menseben  tuon  und  lAn  und  bricbet  das 
und  vallet  so  groblicben  üf  ander  menscben  gebreslen,  ze 
glicber  wise  als  ob  er  keinen  gebresten  welle  oder  möge  oder 
ie  getsete.  und  doch  weder  minnet  nocb  meinet  noch  ist  es 
anders  niht  denne  abgründigiu  b6sheit,  und  doch  weifs  er 
nibt  von  keiner  siner  bdsheit.     das  merke  da  bi. 

Swenne  du  ieman  sihest  zitliches  gebresten  tuon,  das  be- 
ribtest  du  und  verdriufset  dich  relile  als  ob  du  got  $6  lieb  ha- 
best, das  du  nibt  vermügest  das  wider  im  si.  swer  aber  dich 
keines  gebresten  zige ,  du  kündest  dich  wol  bebelfen  und 
möblest  es  niht  erliden,  swie  du  manig  übel  begangen  ha- 
best ;  wan  du  mabt  keines  Übels  gezigen  werden ,  wser  es 
dir  bekant,  du  sigest  sin  groeslichen  schuldig,  nu  merke, 
swenne  diser  grünt  niht  weifs  von  siner  eigener  bdsheit  und 
wil  denne  sin  gruntlds  guot  (bl.  305*),  iä  von  kumt,  das 
iegliches  des  andern  gebresten  rüeret,  hafset  und  beredet  und 
s&  hertecliche  bestrafet,  als  ob  wir  selber  niht  weilen  nocb 
vermügen  keinen  gebresten.  waer  uns  aber  rebte  und  be- 
kenten  wir  unsern  minsten  gebresten  und  sünde ,  wir  ver- 
gaefsen  aller  menschen  gebresten,  wie  grdfs  die  joch  waeren, 
und  nsemen  alleine  unser  selbes  war,  wie  wir  uns  abe  ge- 
leiten, da  wir  uns  funden  in  schulden  und  sünden  stäo.  der 
mensche  berihtet  dicke  einen  andern  umb  einen  gebresten  und 
vallet  uf  in  mit  gr6fser  herlikeit  umb  eine  mifsetät,  da  mit 
er  m6  unzallich  besefsen  ist  und  überladen  denne  der,  den 
er  dar  umbe  berihtet.  das  ist  alles  das ,  das  wir  unser  eig- 
nin  bdsheit  niht  bekennen,  diser  grünt  hat  kein  aht  uf 
Sünde  und  schetzet  ir  euch  für  niuts  und  da  gebristet  im 
doch  über  alle  wise  an  von  unsäglicher  blintheit,  das  er  niht 
weis,  was  sünde  ist  und  wie  nngelich  mittel  si  machet 
zwischen  got  und  der  sdle.  wan  bekante  ich,  was  das  an 
im  selber  waere,  dar  umbe  das  dwige  leben  tot  ist,  min 
herze  möhte  i&  von  brechen:  owd,  sd  taete  ich  niht  als6 
lihteclichen  sünde. 

Diser  grünt  wil  in  allem  siuem  tuon  und  län  gesehen 
sin  und  geahtet  werden  und  guot  gehebt  in  allen  dingen 
werden  und  anders  minnet  noch  meinet  er  niuts  in  zit  nocb 
in  dwikeit  und  des  volbringet  er  in  manige  wise.    der  mensche 


DEUTSCHER  MYSTIKER.  467 

schuldiget  dicke  sich  selber,  oiht  das  er  gebresihaft  werde 
gehabt,  m^  das  er  desle  befser  werde  geaht,  und  das  wirt 
bewiset  an  zweio  dingen,  das  ein  ist:  swer  die  gebrestea 
von  im  gelouble,  er  gaebe  sich  ir  niht  schuldig,  das  ander 
ist :  würde  er  von  ieman  andern  geschuldiget  oder  gedrücket 
oder  umb  keinen  gebresten  gestrilfet ,  er  behulfe  sich  zehant 
und  möhte  das  niht  geliden.  der  mensche  tuot  dicke  snoedia 
und  demiietigiu  {bL  305*")  werk,  niht  üs  wärer  diemüetikeit 
noch  umbe  die  tugende,  ni6  das  er  diemüetig  und  sin  sei* 
bes  unahtsam  werde  gesehen  und  gehebt,  der  mensch  bit 
ouch  dicke  senftiu  wort  und  gebaerde,  zubt  und  wandel,  di 
er  niht  anders  inne  meinet,  denne  wie  er  es  niht  bekenne, 
denne  er  wil  guot  schinen  und  dA  für  gehebt  werden,  disem 
valschen  gründe  ist  alliu  arbeit  und  diu  aller  swsersten  ding 
ze  tuonde  oder  ze  läfsen  lihte  und  geringe,  dar  inne  und  dA 
mit  er  mag  enpfähen  zillich  lop  und  ruom.  und  wan  er  in 
allen  dingen  doch  niht  meinet  wan  sich  selber,  sd  ist  im 
als6  pinlich  nihts  durch  got  oder  nihts  durch  anders  ze  tuonde 
oder  ze  läfsen  ,  denne  ob  im  6wiclichen  dar  um  niutes  solte 
antwurlen. 

Nu  wil  ich  für  bas  sprechen ,  wä  bi  man  einen  boesen 
grünt  solle  erkennen,  wan  der  grünt  in  allen  menschen  ge- 
lich  ist,  s6  ist  doch  ein  mensche  swserlicher  da  mit  besefsen 
denne  der  ander,  und  dar  umbe  tuot  ein  (bL  305**)  mensche 
mö  Sünde  denne  der  ander,  einen  boesen  grünt  sol  man  be- 
kennen in  disen  stücken  und  gebresten. 

Das  ßrsle :  in  sneller  bewegunge  ze  liebe  oder  ze  leide 
(wand  das  bezeichent  einen  unstsßten  menschen) ;  in  grdfser 
lukhvart  (wan  diz  ist  diu  würze  des  grundes  aller  bösheit); 
in  (rurigkeit  von  kleiner  rüerunge  und  drnckunge ,  swie  dia 
ist;  den  anvang  der  dinge  ze  wifsende  oder  ze  verstände, 
diu  dem  menschen  unbckant  sind ,  als6  etelicbe  menschen 
sint,  s6  die  boerent  sagen  diu  ding,  diu  si  dannoch  nikt 
verslAnt  noch  merkent,  s6  redent  si  dar  zuo,  also  si  ez  ze 
gründe  verstücnden  und  wcsten  (wer  joch  sich  selber  be* 
hilfet  in  allen  dingen,  swä  man  in  strafet  oder  im  zuo  spri- 
chet ,  er  habe  reht  oder  unreht ,  und  sich  selben  in  keinem^ 
dinge  lät  undergän,  der  ist  vasle  mit  disem  besefsen) ;  in  hö- 
her wegunge  und  schatzunge  kleiner  tugende  und  werke,  alsd 


458  PREDIGTEN  UND  TRACTATE 

eleliche  {bL  306*)  menschen  sint,  swie  kleine  si  ein  werk 
getuont,  s6  wifsent  si  niht,  wie  sie  es  sullen  genuog  gelo- 
ben und  vor  den  Hüten  geprisen  und  geschetzen.  und  dise 
menschen  bekennent  niht,  war  uz  diz  entspringet,  wan  von 
weilensin  sint  si  geblendet  und  si  maohent  üz  kleinen  dingen 
vil  und  waenent,  diu  ding  sien  als  in  der  grünt  zeiget;  ond 
dise  menschen  setzent  sich  selber  für  ander,  die  in  ungelich 
sint,  und  si  waenent  dicke  die  richesten  sin  liplich  und  geist- 
lich, s6  si  niut  sint,  und  dar  umbe  waere  in  n6t,  das  si  ir 
selber  war  nsemen.  wan  die  menschen,  den  reht  ist,  die 
haltent  niht  von  im  selber  noch  von  irem  tuon  und  län  and 
dünken t  sich  selber  keines  guotes  wirdig  in  zit  noch  in  ^wi- 
keit.  aber  dise  besefsen  gründe  wifsent  niht,  wie  si  sich 
selber  mit  allen  iren  gebresten  und  bdsheit  gnuog  sullen  boe- 
hen  gegen  got  und  gegen  den  cr^äturen.  und  wan  {bL  306^) 
disen  menschen  ir  tuon  und  ir  län  alsd  wol  gevallet  und  Ak 
von  s6  vil  haltent,  dar  umbe  dunket  si,  das  in  got  vil  schul- 
dig si  durch  iriu  werk  und  daz  er  in  vil  solte  tuon  und  ge- 
ben umb  iriu  valschiu,  unganziu  werk,  dar  inne  si  doch  got 
weder  minnent  noch  meinent.  wan  die  wile  den  menschen 
dunkel,  daz  im  got  ihtes  solte  umbe  sine  arbeit  tuon  und 
\kn^  sd  er  keine  widerlegunge  siner  werke  nach  rehte  ge- 
minnet.  doch  sweihe  menschen  vil  bile  babent,  ez  si  von 
zom ,  hafse ,  unkiuscheit  oder  von  andern  gebrestenlichen 
dingen  oder  ander  menschen  wil  in  im  selber  rihten,  ur- 
teilen und  verlüemen  und  im  niemannes  tuon  noch  \kn  wol 
gevallet  und  alliu  ding  in  das  boeste  kftret,  ez  si  tugent  oder 
gebreste ,  das  bezöiget  alles  eines  boesen  grundes.  swer  niht 
von  Ewigen  dingen  geloubet  und  im  von  gote  niht  smacket, 
swer  keinen  begirlichen  dingen  (bl,  306"")  wil  widerstAn  und 
allen  lust  in  der  Ersten  bewegunge  volbringet  und  unfestragt  (?) 
und  herle  und  lawe  und  verdrofs^en  ist  ze  widerstände  der 
Sünde  und  ze  volbringende  die  tugende ,  das  bezeichent  einen 
boesen  grünt,  diser  grünt  ist  alliu  bdsheit  und  wil  doch 
gruntlös  guot  sin.  er  gät  naht  und  tag  in  dem  menschen 
iif  als  ein  her  brimmende,  wie  er  sich  groefse  und  hoehe  in 
tuon  und  in  län  über  iederman;  und  in  dunket  niht,  wie 
iemen  nihtes  si  denne  er  alleine,  dar  umbe  drucket  er  und 
vertüemet  iederman.     und  hier  umbe  swer  diss  grundes  niht 


DEDTSCHER  MYSTIKER.  4M 

war  niint,  der  toBtet  den  menschen,  so  er  weenei  vasie  stls 
und  waenet  es  gange  im  wol.  der  ime  geloset,  er  hAi  ib 
balde  underwiset,  daz  er  wsenet  mft  haben  denne  er  immer 
gewinnet,  und  daz  er  wsenet  vil  tugende  haben  nndmännek* 
lieb  übertreffen,  wan  diser  grünt  wil  mft  sin  denne  iemaa 
von  im  gesagen  kan,  nnd  anders  {bL  306*^)  bdt  er  doch  niht 
wellen  sin  und  dar  nmbe  tuot  er  jocb  alle  bdsbeit,  daz  er 
des  niht  verliere,  und  suochet  alweg,  wie  er  daz  behebe, 
disem  gründe  tuont  onch  alle  drucke  und  verkleinunge  wA. 
was  in  indert  drucket  mit  worten  oder  mit  werken,  daz  haÜMt 
er,  Ak  zürnet  er,  da  behilfet  er  sich  selber,  wan  er  wil  ia 
allen  dingen  guot  sin  und  gehebt  werden,  als6  da  bi  kunt 
ist.  der  mensche  Uuget  dicke,  daz  er  sine  lüge  da  mite  be- 
decke  und  daz  er  wärhaft  werde  gehebt,  der  mensche' giil 
lichsndt  dicke  und  tuot  manig  valscb,  daz  er  gereht  und  fpnk 
werde  gehebt,  und  alsd  tuot  der  mensch  manige  bösbeit,  das 
er  sich  guot  bewise.  diser  grünt  suochet  sinen  lust  swie  w 
mag  und  ahtet  niht  äf  kleine  sünde  oder  daz  ieman  schade 
oder  nütze  si  oder  daz  gereht  oder  ungereht  si.  da  merke, 
duz  diser  grünt  (bL  307';  sich  selber  alleine  minnet  und  we- 
der got  noch  die  tugend  umb  einen  punclen  niht  an  sibt  io 
sinem  gesuoche.  diz  wirt  da  mit  bewseret.  swaz  der  mensche 
tugende  sol  volbringen,  dar  zuo  muoz  er  sich  selber  mit 
grdfser  arbeit  twingen  und  wider  disen  grünt  ellenklichen 
tuen,  und  noc*h  denne  besitzet  er  disen  grünt,  als  obe  er  die 
tugende  si  selber  und  si  volbringe ,  swie  im  doch  tugende 
widerwertig  sien.  diser  grünt  kan  joch  behelfen  und  müg- 
iicheit  vinden  zuo  allen  dingen,  diu  im  behaglich  sint.  was 
im  joch  widerwertig  ist,  swie  guot  es  doch  si,  er  kan  es 
wol  glasieren,  daz  es  afe  miden  si.  da  merke,  daz  er  ie 
das  sine  suochet  in  allen  dingen  und  niht  anders. 

Diser  grünt  hat  joch  vil  menschen  als6  besefsen ,  so  in 
kein  widerwertikeit  zuo  vallet  von  gote  oder  von  den  crtä- 
tdren,  es  si  armuot,  eilende,  smächeit,  liden,  schade,  strftfe, 
siechtage  {bl,  307^)  oder  swie  si  gerüeret  werden,  so  werent 
si  sich  so  grdzlichen  und  gewinnent  ein  so  bitter  herze  und 
werdent  s6  zornig  und  sA  freislich,  daz  si  niht  wifsent,  wie 
schalklich  si  es  bewisen  sullent,  und  die  menschen  sint  sA 
gar  überladen  mit  dem  gründe  aller  bdsheit,  daz  in  ein  klein 


460  PREDIGTEN  UND  TRACTATE 

druk  wirser  tnol  denoe  andern  menschen  siege  oder  wunden 
tuont.  und  dise  menschen  sint  unlidig  und  ungeduldig  in 
aller  widerwertikeit  und  mügent  w^nig  undergän  gegen  gote 
und  gegen  den  cr^ätüren.  si  mügent  ouch  uibt  liden,  daz 
si  leman  strafe  oder  l^re,  wan  si  wellent  über  ander  men- 
schen sin,  und  ist  doch  ein  gr6fsiu  blinlheit.  die  sint  in  dem 
gründe,  daz  im  ein  ding  wol  gevallet ,  daz  ander  übel ,  nnd 
daz  er  das  ein  hin  setzet,  das  ander  her  und  dräife  oder  uf, 
das  ander  (bl.  SO?"")  abe,  und  daz  ist  alles  valscb  und  un- 
gereht,  wan  diser  grünt  rihtet  kein  ding  als  es  an  im  selber 
ist,  m^  swaz  in  fördert  und  hoehert,  daz  lobet  er  und  min- 
net  es,  aber  swaz  in  drücket  und  nidret,  daz  scbiltet  er  and 
hafset  das  guot  ist.  diser  grünt  ist  vol  valscher  behelfe  und 
ist  grantlds,  wan  swie  der  mensche  tuot  oder  swaz  er  an 
grffet,  es  si  guot  oder  bcese,  ganz  oder  unganz,  gerebt  oder 
ungereht,  so  kau  ers  alles  im  selbe  in  daz  beste  kftren ;  aber 
andern  k^ret  ers  alles  in  das  boeste.  als6  der  mensche  ete- 
swenne  sinen  gebresten  wil  an  sehen ,  zehant  behilfet  sich 
der  grünt  also,  'ander  menschen  hänt  ouch  gebresten  und  da 
hast  doch  die  tugent  und  dise  getan  und  bist  niht  als  vil 
menschen  sint  und  dir  ist  niht  als  w6  als6  du  wsenest  und 
t^te  ungerner  gebresten  als  ander  menschen,'  und  als6  be- 
hilfet und  troeslet  sich  selber  {bL  307^)  der  valsche  grünt, 
da  doch  kein  tr6st  ist.  dar  umbe  swä  dich  diser  valsche 
grünt  wiset  ab  gruntldser  vernihtunge  und  verläfsunge  din 
selbes,  sd  mürdet  er  dich  s6  dus  niht  weist,  wan  er  ahtet 
niht,  daz  du  niht  \iksi.  s6  eht  er  im  selber  einen  guten  w4n 
mag  geschöpfen  und  gegen  den  liulen  gröfs  und  wirdig  schi- 
ncn,  das  minnet  er  für  got  und  für  alle  tugent.  nsemist  du 
ouch  diss  grundes  niht  war,  er  verzerle  alliu  diniu  werk, 
wan  swaz  er  tuot  oder  lät,  dar  inne  suochet  er  niht  anders 
denne  schinen  und  gesehen  werden  von  gotte  oder  von  den 
cr^üturen.  er  scbiltet  sich  selber,  daz  er  gelobt  werde;  er 
schuldiget  sich  selber,  daz  er  unschuldig  gehebt  werde;  er 
dieinütiget  sich  selber,  daz  er  geboehet  werde;  er  bewiset 
gedultikeit,  scnftikeit,  minnesamkeit ,  maefsekeit ,  schcene  ge- 
bafrde  und  wandel  und  alle  tugent,  allez  dar  umbe  daz  er 
gelobet  und  (bl,  308)  wirdig  und  gr6fs  geschetzet  werde  von 
den  liulen.     und  anders  minnet  noch  meinet  noch  begert  er 


DEUTSCHER  MYSTIKER.  4M 

niuts  iD  allem  sinem  tuon  und  läfseo.  wan  diser  grünt  weib 
iiiht  von  siner  bösheit,  diu  er  selber  ist:  dar  umbe  dunkel 
in  alweg,  man  tuo  im  unrcbt,  sw4  er  gesträfet  wirt  oder  ge- 
drücket oder  so  im  liden  zuo  vallet ,  und  dar  umbe  wil  er 
in  allen  dingen  relil  hän  und  guot  sin.  in  dunket  ie,  daz 
er  nihts  liden  suUe  oder  nihls  schuldig  si  ze  tuonde  oder  ze 
lalsen.  in  dunket  niht,  daz  er  ie  unreht  get^ete :  wan  er 
wil,  kurzlich  geseit,  nihles  sin  denne  gruntl6s  guot  und  ik 
für  gehebt  und  gesehen  werden,  swenne  diser  grünt  bewe- 
get und  entsetzet  wirt,  tuost  du  im  niht  ze  gevallen,  und 
twinget  und  drückest  in,  er  rihtet  sich  sd  griulich  in  dir  üf 
mit  zoru,  hafse,  mit  intrenken ,  mit  freislicheit  und  mit  boe- 
sen  bilden  und  gedenken,  daz  du  denne  einem  riffiAn  gelieber 
(bl.  308^)  wirdest  inwendig  denne  einem  geistlichen  mUlik 
sehen,  dd  vergifset  du  denne  gotes  und  aller  triuwe  vtf 
minne,  die  er  dir  ie  erzeigte,  und  aller  tugent  und  alles  guo- 
ten  willen  und  fürsatzes  und  aller  geistlichen  zühte.  ach, 
wie  künde  es  aber  der  valsche  grünt  sd  wol  berihten  und 
corrigieren ,  sa;he  er  ander  menschen  sollichen  gebresten  be* 
wisen  von  innäu  oder  von  ulsnan :  s6  viele  er  uf  si  mit  sol- 
lichem  halse  und  nächrede,  als  ob  er  es  selber  niht  vermöhte. 
Dar  umbe  bedarf  der  mensche,  daz  er  diss  grundes  war 
neme ,  die  wile  er  in  dem  zite  ist ,  und  zuo  allen  ziten 
twiuge  und  drücke  und  im  abe  sterbe  in  allen  sinem  ge* 
suoche.  wan  swie  vil  diser  grünt  gedrücket  wirt,  s6  ver- 
dirbet  er  doch  niht  ze  gründe,  die  wile  wir  in  dem  zite  sin, 
wan  nieman  mag  disem  gründe  in  disen  ziten  ganzlichen  ab 
gesterben,  wie  vil  doch  der  mensche  im  selber  (öL  SOS'')  ufs 
gät  oder  üfs  gegangen  bat,  wan  der  grünt  stät  in  uns  üf  ze 
allen  ziten  mit  minne  und  mit  meinunge  sin  selbes  in  allen 
dingen,  wan  sw4  er  in  einem  gedrücket  wirt  oder  des  sinne 
verliuset,  s6  suochet  er  einen  andern,  wan  sd  im  under- 
zogen  werden  zitlichiu  ding  und  in  das  sine  dar  inne  niht 
lät  nemen,  s6  henket  er  sich  an  dwigiu  ding  und  besitzet 
sich  selber  dar  inne  als  in  den  zitlichen  dingen,  wan  s6  er 
dise  bdsheit  niht  mag  volbringen,  s6  besitzet  er  die  lugent 
mit  eigenscbaft  und  wil  denne  die  gewürket  hän  und  dunket 
sich  selber  denne  gar  heilig  sin,  und  das  bewiset  er  denne 
mit  Wandel  und  mit  gebaerden  und  mit  grüefsen   und  er  wil 


402  PREDIGTEN  UND  TRACTATE 

deoDe  daz  man  io  für  einen  guoten  menseben  habe,  ond  «wer 
in  denne  umbe  dekeinen  gebresten  strl^fte  oder  in  gebresihaft 
bete,  das  möbte  er  in  keinen'  weg  {bL  308^)  geliden  noch 
vertragen,  wan  er  wil  nocb  denne  gröfs  gruntlds  guot  sin 
in  iiswürkunge  siner  bdsbeit.  dar  umbe  ist  nibt  unbiilich, 
daz  er  guot  wil  sin  und  gebebt  werden  in  volbringunge  der 
tugende,  die  docb  nibt  wiirket,  wan  er  zuo  allen  ziten  vihtel 
wider  alle  tugent.  sd  er  aber  muofs  undergAn,  daz  diu  ta- 
gent  volbräbt  werde,  sd  nimet  er  sieb  ir  doch  an,  ab  ob  er 
si  selber  volbringe,  und  wil  denne  dar  inne  gesehen  und  ge- 
hebt werden,  daz  aber  der  mensche  von  im  selber  und  von 
disem  gründe  nibt  si  nocb  vermüge  denne  gebresten  und  bds- 
beit, daz  merke  da  bi.  sol  der  mensche  ein  diemtietig  werk 
Inon  oder  einer  kleinen  sacbe  undergän  oder  ein  gednltikeit 
oder  sanftmüetikeit  bewisen  oder  sol  er  beten,  vasten,  wachen 
oder  sinem  nächsten  minne  erzeigen  mit  wise,  16re  oder  Hi 
oder  bilfe,  oder  sol  er  sich  kiuschlichen  {bl.  309*)  und  lAter- 
lichen  halten  oder  wele  tugent  er  sol  neben,  dar  zuo  s6 
muofs  er  alzemäle  wider  sich  selben  tuen,  solte  er  aber 
zürnen,  bafsen,  berihten  ander  menschen,  oder  hdchvart,  an- 
liiterkeit,  IrAkeit  oder  ander  gebresten  üeben,  dar  zao  hkt  er 
gröfse  müglicbeit,  wan  er  ist  diu  bösheit  selber. 

Doch  s6  der  mensche  disem  gründe  ie  na;her  ab  gestir- 
bet,  s6  er  im  ie  bas  bekant  wirt,  und  sA  er  in  ie  bas  be- 
kennet und  merket  in  sinem  gründe,  sA  der  grünt  ie  sub- 
tillicber  und  klein füeglicber  suochet  in  allen  dingen,  wan  «6 
er  in  groben  wirt  verstanden  und  s6  er  das  sin  dar  inne 
nibt  kan  gesuochen,  s6  biutet  er  sich  selber  dar  s6  beben- 
declichen  und  subtillichen,  daz  im  das  sine  volge  und  er  nibt 
undergange,  daz  dicke  der  mensche  waenet  wol  dar  an  sin 
und  daz  in  dunket,  daz  er  got  lAlerlichen  meine  in  allen 
dingen,  s6  er  got  bi  allen  sinen  tagen  einen  ougenblik 
{bl.  309^)  nie  hAt  gemeinet,  da  merke,  wie  diser  grünt  das 
sine  in  allen  dingen  suochet  und  meinet,  daz  also  vil  men- 
schen sint,  die  Ak  wsenent,  das  si  in  selber  sien  äsgegangen, 
die  noch  einen  trit  ufser  in  selben  nie  kämen  und  noch  sich  sel- 
ber in  allem  irem  tuon  und  Mn  [sich  selber]  minnent  und  mei- 
nent.  disiu  blinlheit  und  disin  unbekantnis  kumt  alliu  ds  disem 
boesen  gründe,  der  üf  sich  selber  alleine  gek^ret  und  geneigei 


DEUTSCHER  MYSTIKER.  463 

isl.  dar  umbe,  sol  der  mensche  disem  gründe  sterben,  s6  maofs 
er  im  selber  uz  gäu  in  allen  dingen  und  war  nemen,  wä  er 
sich  selben  minne  und  meine  in  tuon  und  in  län,  in  lust,  in 
enthalt,  in  ^re,  in  zarlheit,  in  efsen ,  in  trinken ,  in  ruowe, 
in  geiuach  des  libes,  von  üfsen,  in  lügenden,  in  welem  tuon 
und  getän-hän ,  in  geistlichem  Irdste ,  in  süTsikeit ,  in  erhoe- 
hunge,  in  angesiht,  in  vernufl,  in  begerunge,  in  widerlegunge 
siner  werk :  {bl.  SQQ"")  dA  sol  der  mensche  im  selber  sterben 
und  alzemale  usgän  und  lernen  got  alleine  minnen  und  mei- 
nen in  allen  dingen. 

Nu  niöhte  ein  mensche  sprechen  'sol  ich  in  allem  minem 
tuon  und  län  und  in  allen  dingen  alleine  das  mine  suochen 
und  mich  q^einen ,  wie  kan  ich  denne  got  minnen  und  mei- 
nen?' dä^  zuo  sprich  ich:  kanst  und  wilt  du  dich  gole 
läfsen  in  allen  dingen,  er  sol  dich  wol  dar  zuo  bringen,  daz 
du  in  wirdest  luterlichen  minnen  und  meinen,  wan  sd  dir 
got  euziuhet  alle  süefsikeit  und  allen  liplichen  und  geistlichen 
Irdst,  und  s6  dich  dunket,  daz  allez  din  tuon  und  läfsen 
gölte  ungena*me  si  und  unganz  und  kleines  Idnes  wert  si, 
und  du  warnest,  daz  dir  dar  umbe  nibles  antwurlen  sol  in 
zit  und  in  ^wikeit,  und  sich  dunket,  daz  du  der  boesle  mensche 
siest,  der  in  zit  ist,  und  daz  dich  got  und  alle  crMlure  sul- 
len  vertüemen  {bl.  309*^)  und  hafsen  und  dir  alle  tugende 
widerwerlig  werdent  ze  tuonde  und  swaere:  da  merke,  daz 
er  sich  in  allen  dingen  minnet  und  meinet  und  niht  anders, 
swenne  nu  der  arme  mensche  als6  eilende  und  arm  wirt  und 
geüüfsen  (als  in  dunket)  von  gölte  und  von  allen  cr^äluren, 
künde  er  sich  denne  geliden  und  sich  gölte  diemüeticlichen 
geläfsen  und  sich  an  in  ergeben  und  bekennen  sineu  gebreslen 
und  daz  er  von  im  selber  niht  enist  noch  vermag  denne 
sünde  unde  bösheil,  und  daz  er  ik  zuo  die  lugenl  üebte  und 
volbra'hle  und  alle  minne  worhle  und  von  siner  armuot  we- 
gen die  lugent  niht  abe  liefse,  so  brachte  in  got  zehant  dar 
zuo,  daz  er  in  wurde  lälcrüchen  minnen  und  meinen  und 
sich  sin  selbes  verzihen.  dar  umbe  sd  wifsest  daz  für  war, 
alle  die  wile  du  daz  dine  in  keinen  dingen  suochest,  minnest 
oder  meinest  in  zit  oder  in  ^wikeit  und  {bl,  310*)  die  wile 
dich  dunket,  daz  dir  gol  ihtes  solle  tuon  oder  geben  umbe 
kein  din  werk,  und  die  wile  du  niht  mahl  geliden,  daz  man 


464  ALBERTUS  SGOLASTIGDS. 

dich  habe  als  du  bist  (daz  ist  niht  denne  gruDtlös  boese), 
und  die  wile  du  ieman  umbe  sineii  gebresten  hafsest,  ver- 
tüemcst  oder  berihtest,  und  die  wile  du  got  niht  minnest  in 
hertikeit  als  in  süefsikeil  und  in  armuot  als  in  riclitooni, 
und  die  wile  du  von  dir  selber  und  den  kleinen  dingen,  dim 
verstau  tuon  oder  län,  ihtes  m^  hallest  denne  von  einem  der 
niht  verstAt  tuot  oder  lät,  sd  wart  dir  nie  reht  und  wurde 
dir  selber  diser  grünt  nie  bekant. 

Das  uns  diser  grünt  als6  bekant  werde  und  im  s6  gänz- 
lichen ab  sterben,  daz  wir  gol  werden  lüterlichen  und  volkomen- 
liehen  loben,  minncn  und  meinen,  des  helfe  uns  das  ftwige  le- 
ben, got  der  vater  und  der  sun  und  der  heilig  geist.    amen. 

ALBERTUS  SCOLASTICüS.  i^ 

(zu  s.  397.) 

Unser  Albrecht  ist  nun  in  Urkunden  aufgefunden,  ich  hatte 
mich  nach  Rudolstadt  an  Hesse,  den  gelehrtesten  kenner  der 
älteren  thüringischen  geschichte,  nicht  vergebens  gewandt, 
der  Jechaburger  Albertus  erscheint  zuerst  in  einem  documeni 
von  1217,  welches  in  dem  allen  jechaburgischen  copialbuche 
die  aufschrift  hat :  priuilegium  de  jure  parochiali  custorie  in 
Jecheburg  ac  capelle  in  villa  Stoghusen  dalum  per  (Sigebo- 
tonem)  episcopum  ecciesie  hauelbergensis ,  nebst  andern  zeu- 
gen in  folgender  Ordnung:  Burchardus  ibidem  (in  Jechaburg) 
prepositus.  Fredericus  decanus.  Albertus  scolasticus.  Thiet- 
marus  custos.  Wernberus,  Hildebrandus  et  Wemherus  ca- 
nonici. Bernardus  sacerdos.  Absolon  subdiaconus.  capel- 
lani  nostri.  milites  de  Sundershusen.  Hartungus  scultetus. 
Witego.  Bobo.  W. .  terus  (Walterus.)  acta  sunt  hec  anno 
dominice  incamacionis  m**  cc°  xv!!*". 

Dann  in  einer  Walkenriedcr  Urkunde  von  1218:  Bur- 
chardus Dei  gratia  praepositus  Ikeburgensis  notum  facit,  qnod 
Sifridus  Mogunt.  arcbiepiscopus  Friderico  abbati  ...  in 
Walkenrith  talem  dispensationis  gratiam  dignatus  est  im- 
pertiri,  ut  in  parrochiis  scilicet  Megenstede  et  Guncerode  et 
in  capellis  suis  in  Olstedc  et  novali,  pastores  locare  valeant, 
qui  salvo  diocesani  et  archidiacoui  jure  stipendio  gaudeant 
honeslo   et  ipsa  ecclesia    residuis  proventibus  potiatur  •  •  • 


ALBERTUS  SGOLASTIGDS.  465 

Hujas  rei  testes  sunt:  Almaras  majoris  ecclesiae  haluersta- 
densis  canouicus  et  saneti  Pauli  prepositus.  Albertus  cano- 
nicus  ibidem  et  prepositus  in  Torsalo.  Richardus  ibidem  ca- 
DonicQfi.  magister  Henricus  vicarius  episcopi.  Otto  vicarius. 
Dudo  plebanus  in  Bolkenstede.  Wigaodus  sacerdos  in  Or- 
den. Henricus  decanus  de  Icheburg  et  concanonicus  ejus  Hilde- 
brandus.  Albertus  scolasticus.  Conradus.  Wernerus.  acta 
sunt  bec  anno  domini  m"  cc"  xviii".     datum  Haluerstad. 

Jetzt  darf  auch  noch  aus  einer  schon  bei  Würdtwein 
a.  a.  0.  pag.  119  unter  lx  gedruckten  Jechaburger  Urkunde 
späterer  zeit,  nemlich  des  j.  1251,  die  angäbe  der  zeugen 
hergenommen  werden:  hujus  rei  testes  sunt  Ernestus  deca- 
nus, Albertos  scolasticus,  Ludewicus  de  Kocstete ,  Cunradus 
de  Slatheim  etc. 

Man  hätte  die  wähl  in  der  Urkunde  von  1218  zwischen 
Albertus  canonicus  und  Albertus  scolasticus.  die  statuta 
jechaburgensia  vom  j.  1372  handeln,  was  ich  gleichfalls  Hes- 
ses  gütiger  miltheilung  verdanke,  art.  16  und  22  von  den 
Verrichtungen  des  scholasticus :  item  decanus  de  amministra- 
lione  eure  animarum  imponenda  canonici!  et  vicariis  diligenter 
inlendat.  scholasticus  de  scolarum  magistro  in  expensis  pro- 
curando,  literis  capituli  conficiendis  et  scribendis ,  et  ut  in 
organis  diebus  festivis  solenniter  decantetur  procuret.  item 
nullus  eligatur  in  decanum  vel  recipiatur  scolasticum  aut 
cantorem  ecclesie,  nisi  sit  de  gremio  ecclesie  et  actualiter 
prebendatus. 

Scholasticus  bezeichnete  im  miltelalter  nach  Ducange 
eine  dignilas  ecciesiatica ,  qua  qui  donatus  est,  scholis  eccle- 
siaslicis  praeest,  franz.  ecolütre,  inspecteur  des  ecoles,  wird 
aber  auch  oll  mit  magister  scolarum  gleichbedeutend  verwen- 
det *) ,  dem  er  andere  mal  vorgesetzt  erscheint,  bei  dem 
blofsen  canonicus  braucht  man  weniger  gelehrte  bildung  an- 
zunehmen, als  bei  dem  scholasticus. 

Albrecht  kann  das  amt  eines  scholasticus  zu  Jechaburg 
nicht  lange  vor  1217  erhalten  haben,  denn  1206  bekleidete 
es  noch  Fridericus,  dessen  zwei  Urkunden  namentlich  geden- 
ken, dieser  Fridericus  wurde  wahrscheinlich  decan,  als  wel* 
chen  ihn  obige  Urkunde  von  1217  nennt. 

^)  vergl.  Moues  zeitscbrifi  1,  ^62. 
Z.  F.  D.  A.  VIII.  30 


466   AUSZÜGE  AUS  EINER  THÜRINGISCHEN  CHRONIK. 

Dafs  in  der  probstei  zwei  Scholastiker  des  namens  Al^ 
bertus  unmittelbar  oder  schnell  hintereinander  gefolgt  seiii 
sollten,  ist  unwahrscheinlich ;  eher  hat  man  in  dem  von  1217 
und  1251  dieselbe  person  zu  vermuten,  die  sich  fr^ch  sn 
keiner  höhern  würde  in  der  kirche  aufschwang. 

Gesetzt  unser  dichter  war  um  das  j.-llSO  zu  Halber» 
Stadt  geboren  und  übersetzte  den  Ovid  in  «einem  dreibigsten 
lebensjahre ,  so  konnte  er  immer  noch  siebzig  jähre  alt  als 
scholasticus  in  Urkunden  auftreten,  er  mag  ein  stilles,  rahi- 
ges leben  geführt  und  dem  dichten  früh  entsagt  haben. 

Den  regen  verkehr  der  probstei  mit  Halberstadt  besengt 
das  datum  der  Urkunde  von  1218. 

Die  herschaft  Sondershausen,  wozu  Jechahorg  gehört, 
soll,  wie  mir  Hesse  bemerkt,  nicht  den  thüringischen  land- 
grafen,  sondern  den  herrn  von  Sondershausen,  nach  dem  ab- 
sterben der  grafen  von  Honsleiu  und  endlich  den  grafen  zn 
Schwarzburg  unmittelbar  unterworfen  gewesen  sein,  indessen 
mufs  es  mit  des  dichters  angäbe  im  prolog  seine  richtigkeit 
haben  und  der  mächtige  landgraf  Hermann,  vogt  von  ganz 
Thüringen,  galt  für  den  lehnsherrn  der  von  Sonderhausen, 
deren  gebiet  also  auch  landgräfliches  land  war,  wenn  es 
nicht  mit  Jechaburg  eine  besondere,  uns  jetzt  unbekannte  be- 
wandlnis  hatte.  JAG.  GRIMM. 


•• 


AUSZUGE  AUS  EINER  THÜRINGISCHEN 

CHRONIK. 

Die  Handschrift  der  Universitätsbibliothek  su  Jemi 
MS.  Buder.  fol.  145  stammt  wahrscheinlich  aus  Erfitri 
und  enthält  folgende  stUcke. 

1.  Wassermeistere  (zu  Erßtrt)  ampts  ordennnge  wie 
die  in  vbunge  herbracht  ist  mit  iren  addition  artikeln  ver^ 
trege  vnd  statbuchs  auch  contrecte  vnd  eynignnge  etlicher 
an  wassern  mit  Bissiger  vfsforschunge  der  alden  anwiesunge 
zcusammene  gelefsen  w^e  hirnach  folgt,  vom  jähr  1483. 
1468  am  sunnobende  nach  mauricij.  1342  an  sente  prisce 
obinde.    bL  1—20. 

2.  ^mstädtisches  stadtbuch.  bL  24* — 33*.  da  sowohl 
die  ältesten  dieser  Stadt  von  dem  abte  Heinrich  mu  Hers- 


AUSZUGE  AUS  EINER  THÜRINGISCHEN  CHRONIK.   487 

feld  im  jähre  1266  ertheilten  Statuten ,  als  auch  die  in  der 
schwär zburgischen  chronik  des  Paul  Jovius  oder  Götse 
(Schöttgen  und  Kreysig  Diplom,  et  Script,  med.  aevi  1, 
-^30  ff.)  erwähnten  vom  j.  1415  aus  dem  dortigen  raths- 
archive  spurlos  verschwunden  sind,  so  ist  die  aujßndung 
dieser  stadtgesetze ,  denen  aber  leider  das  Jahr  und  Jede 
andere  nähere  bezeichnung  fehlt,  um  in  ihnen  die  letzten 
von  1415  wieder  zu  erkennen,  um  so  interessanter  und 
schätzbarer. 

Ch.  G.  Riccius  scheint  von  dem  dasein  amstädtischer 
stadtrechte  in  dieser  handschrijty  vielleicht  durch  den  da- 
maligen besitzer  selbst,  unterrichtet  gewesen  zu  sein,  wie 
sich  aus  dem  was  er  in  seinem  bekannten  werke  {Entwurf 
von  Stadtgesetzen  und  statutis.  Frankfurt  u.  Leipzig  1740) 
s.  245  f.  darüber  sagt,  vermuten  läfst. 

3.  Erfurtische  Statuten  von  1306,  bl.  45'— 54**.  über- 
haupt 68  artikel,  hin  und  wieder,  besonders  in  rücksicht 
auf  die  spräche,  abweichend  von  den  abdrücken  in  fValchs 
verm.  beitragen  von  teutschen  rechten   1,  98^.  u.  s.  w. 

4.  Mainzischer  vertrag  mit  Erfurt,  vom  Jahr  1483 
uf  montag  nach  puri&caciODis  Marie  virginis  gloriosissime. 

5.  Eobanus  Hessus  Rex  Cyriaco  Hilgnero  Architriclino 
suo  salutem.  brief  von  einigen  Zeilen  nebst  vier  ange- 
hängten distichen.  gehört  zu  den  späteren  Zusätzen  von 
andern  händen,  wie  auch  bl.  93  der  auszug  aus  Johann 
j4gricolas  deutschen  Sprichwörtern. 

6.  Thüringische  chronik.  bl.  98'  —  327**.  sie  beginnt 
mit  den  werten  In  den  gecziten  alfs  vnser  herre  Jhesus  acbt 
vnd  zcwencig  lor  alt  wafs  vnd  der  groFse  k6nig  allexander 
gestorben  wafs  do  wafs  eyn  volg  in  syme  here  von  mancber'- 
ley  luten  gesamment  vnd  dy  byfsen  petrioli  vnd  do  syne  ge- 
waldigen vnd  fursten  dy  lent  in  uomen  dy  her  ön  by  synem 
lebene  geteilt  hatte  do  bieben  disse  vnbegabet  u.  s.  w.  diese 
Worte  finden  sich  völlig  gleichlautend  in  Johann  Rhotes 
thüring.  chronik  (Mencken  Script,  rer.  Saa)on.  2,  1640';, 
die  überhaupt  mit  der  unsrigen  an  sehr  vielen  stellen  ge- 
nau übereinstimmt,  schlufs  In  dem  seibin  iare  on  dem  sun- 
tagc  mia  dni  wart  durch  marcgrauen  Albrecbten  von  Bran- 
denburg ein  fruntlich  tag  vorramet  vnnd  gemacht  gein  Eger 

30* 


468   AUSZÜGE  AUS  EINER  THÜRINGISCHEN  CHRONIK. 

viind  gehalden  gein  dem  koninge  zu  Bemen.  die  Jb/g^in^ 
(fcn,  wakrsckef/i/ich  zuvi  theil  beschriebenen  blätier  simd 
an  s^^^e  schnitten . 

RLDOLSTADT.  L.  F.  HESSE. 

Kl  eider  trachten  in  Thüringen  1430  u,  ff,  j\ 

{hl,  248' — 249**).  Es  was  in  dem  lande  za  Doringen  cl- 
liche  vorgangen  iare  bifs  her  vnde  vordir  wegis  vil  mer  jare 
her  noch  bifs  das  man  schreib  tusent  vierhundert  xxx  iar 
szo  ober  swengh'ch  grofse  kostlikeit  *)  an  gesmücke  der  fursten 
grauen  herren  rillern  knechlen  burger  vnde  yrco  frowen  sone 
vnde  lochler  mit  vele  silbers  das  sie  an  sich  leyteu,  als  mit 
groFsenn  fafsungen  grofse  glocke,  dorane  etliche  von  x  marke, 
etliche  von  zwölfFe,  von  xv  von  xviij  adir  xx  marken  addir 
mer.  auch  etzlichc  trugen  rinische  ketin  von  iiij  ader  vj 
margken,  ouch  sust  kostliche  halfsbande  vnde  grofse  silberne 
gortele  vnd  raancherley  spangen. 

Abir  hir  noch  in  dem  jare  also  man  schreib  Mrccrxliiij 
jar  da  word  alle  montze  in  dem  lande  zu  Doringen  nidder 
geslagenn  vnde  is  ging  eyn  ytele  nuwe  muntze  ufs.  wie  die 
gel  hau  was  das  findet  man  klerlich  in  deme  seibin  jare  hyr- 
noch  eygenllichenn  beschriben.  die  selbe  nuwe  muntze  wart 
wol  bestentlich  angehabenn ,  abir  sie  besinnt  mit  den  ufsge- 
gangen  körne  nicht  lenge  vnde  nam  von  jare  zu  jare  abe, 
noch  dem  als  ein  marg  silbers  in  dem  lande  vff  dise  zceit 
nichl  Hier  gell  wan  vij  schog  ader  vij  gülden,  fant  siclis  bir 
noch  in  dem  falle  der  monlzc  das  eine  marg  silbers  gelt  von 
ulfsligunge  der  guldin  vnde  wart  xiiij  schog  geldcn,  als  man 
das  hernach  an  sinen  enden  beschriben  wirt  finden,  vmAe  is 
stunden  auch  uif  mancherley  muntze  in  dem  lande  zu  Do- 
ringen ,  zu  M iefsen ,  zu  Hefsen  vnde  vif  dem  Eifsfelde  nCT, 
die  sich  an  meisten  alle  silbers  vnnde  pagemundes  in  KrfTorte 
vnnde  ym  lande  alvmbe  erholte,  dauon  nu  solche  kostlikeit 
als  hieuor  berurt  ist  wurddin  sere  abenam ,  wan  die  muntze- 
meister  das  mentzeln  in  die  muntze  uif  kouftlen,  auch  vil 
gutes  gefefsis  von  silbern  koppfen  schalenn  spangen  vnde 
von   allerley  silber  wergke,    das  in  die  muntze  bracht  vnde 

1)  am  rande  von  grosen  gcsniiske  io  Doriugeo  von  silber  vnd  ^Ic 
dafs  vor  korlz  vorgirg. 


iW8Z06E  AUS  E1N£R  THÜRINGISCHKN  CHROMUL   m^ 

YWkoaA  j^art,  dauone  solche  grobe  kosüikeii  voderging,  mh 
du  de»,  selbers  ym  lande  wenig  bleib  vnde  ouch  vorder  we- 
nig vorerbeit  ader  gelragenn  wart. 

Es  was  auch  in  den  seibin  jaren  das  mane  vnd  freuen 
grofse  cleidunge  ^)  von  köstliche  gewande  mit  gar  vil  zahaweo 
loden  dor  ane  trugen,  so  das  manche  vrowen  ouch  jung- 
frawen  vnde  manne  zu  eyme  lodechün  rogke  xv  xvj  addir 
xviij  eile  gutes  gewanides  Uefsin  snide.  die  edeln  vnde  die 
rieche  frawen  iungfrowen  vnnd  auch  dy  manne  liefsin  vj 
eilen  gutis  gewands  snyten  zu  eyner  lodichün  kogiln').  so- 
tane  lodin  wurden  danne  ym  alter  zu  rfichte  mer  nutze. 

Es  was  ouch  in  den  seibin  geziten  gantz  loufitig  das 
die  jungen  manne  vrowenu  vnde  jungfrawen  ouch  diiistknechte 
zu  festin  hochzceiten  vnde  ouch  gemeinlich  alle  heilige  tage 
rote  schu*)  von  loeschfellin  trugen  vnd  etliche  spitzige  sne- 
belle  ^)  darane,  vnde  die  houelüte  vnnde  sust  junge  geseilenn 
an  iren  steiiiln  vnde  kostliche  gezcuge  vff  yren  pferdin.  dis 
vnd  alle  dy  kostlikeit  hieuor  berurt  wert  eine  zceit  der  iare 
vnde  vorging  wedder  zu  siner  zceit,  vnde  is  quam  alle  wege 
eine  nuwerunge,  als  sich  das  den  noch  alle  nachfolgende  iare 
allezeyt  begebit  vnnde  uffstehit  in  den  landen,  als  sich  den 
das  hirnoch  in  dis  buch  yn  zuschreibin  nicht  vorhaldin  mag 
werdin. 

Es  trugen  auch  die  manne  uff  diefse  zeit  kortze  cleider  *), 
so  das  sie  eren  Schemen  kome  bedacktin,  sundem  sie  hatten 
zcwene  langermele,  der  hingen  sie  eynen  binden  vnde  den 
andirnn  ferne  nedder,  damete  sy  sich  bedacktin:  vnde  die 
vrouwin  vnde  jungkfrawen  trugen  ende  (enge?)  Irocke  mit 
grofilMi  soymen  vmme  den  ars  vnd  vmbe  den  bals  weren  sie 
Mos  das  sie  yre  brüste  und  (nit?)  bedackten  vnnde  die  maus 
geschlechte  trugen  kleine  kogilchin. 

(bl.  286'.)  ^)  Indem  Ixv  iar  der  mynner  zcal  quam  man- 
chcrley  nuwe  cleydunge  in  die  land,  so  als  man  fyndet  hie- 
uorne  in  dem  capittele  Mcccciij  jar.     wie  kostlich  is  in  den 

2)  am  rande  voo  der  cleidaoge  mit  deD  zea(ha)weo  loden  in  Do- 
rioi^en.        3)  lodichte  kogelD.  4)  rote  tehae.         5)  ■choebellicble 

seboe.        6)  koHze  kleider. 

7)  am  rande  1465  Nea  cleidaoge  in  die  Unud  koiueo  ist  zabesor- 
geoo,  es  Wirt  mehr  vbels  mit  komeo  sein. 


470  AUSZÖGE  AUS  EINER  THÜRINGISCHEN  GHllÖNULr 

laoden  uff  die  zeit  was  ann  smagke  vonn  siiber  wergke  Tnnde 
an  kleydunge,  had  sichs  nu  gleich  gewandelt  das  is  als  gar 
nehirlich  ist  wurdden ,  das  ein  meDÜcb  persoae  so  kurtse 
rocke  vnde  mentele  trageno  vnd  das  ore  vnder  joppin  lo  der 
mytte  des  liebis  wendin,  das  sie  yren  Schemen  nicht  mögen 
bedecken,  das  nu  vor  togintlichen  fromen  frawen  vnnde 
jungkfrawen  eyne  groFs  misseslehin  ist  ^).  das  nam  na  ein 
erbar  rath  zw  Erffurt  zu  synne  vnde  tetten  ein  gebol  alle 
denn  iren  vnnd  satzten  ein  entzel  die  lenge  der  kleydunge, 
wie  die  sie  sülden ,  vnnde  wer  der  iren  also  das  nicht  bilde 
vnnde  mit  den  kortzin  cleidern  zu  tantzenn,  zco  strafsin  ad- 
dir  zu  kirchen  ginge  vnnde  dem  rathe  besayt  würdde,  den ') 
biifste  der  rath  vmbe  ein  gülden,  von  denn  ihenen  die  nu  die 
bufsenn  gobin  wart  dem  rathe  vaste  buFse.  is  werte  aber 
nicht  sere  lange,  is  begunste  vaste  widder  an  zw  gehin. 

1)  itzund  sol  es  auch  feio  vod  wolsteheo  vnnd  ein  ehre  seio  soo* 
derlich  za  hoffe  kurtze  cleider  das  man  eim  in  hindern  sith,  f;6i  stroffe 
2)  das  mos  ein  heilli^  man  sey 

Gedicht  von  der  eroberwig  des  schlofses  fVachsenburg  im 

j.  1451. 

(*/.  308»*— 310*.) 

In  dissenn  louflen  was  so  balde  in  der  stad  Erffurthe 
ein  fromder  persoFant,  ein  Sprecher,  der  machtefs  balde  ein 
geliebte  vonn  den  berurten  geschichten  vnd  mit  namenn  das 
die  vonn  Erffurthe  Wassinburg  gewunnen  hatten,  das  gc- 
tichte  lutet  alzo. 

Liedl  wie  di  Erffurdter  Wassenburgk  gewonnen. 

0  hoer  got, 

schigke  mir  rath, 

das  ich  tichtende  sie 

eynem  fursten  fric,  ^ 

wie  man  yn  habe  wolt  vortriebin. 

man  suchte  eyn  fund, 

der  wart  do  kund, 

als  ufs  Borgnnd 

mit  grofen  fromenn 

denn  vil  edelenn  leuwenn. 


^:  4,-^^ 


u 


iHMfri» 


ADS  EINER  THÜRINGISCHEN  CHROPIU  «% 

or  (Er?)  wulde  sin  nicht, 
er  hat  geschieht, 
ejrn  solehs  laze  zw  stackin 

edilir  dm  (?)  za  vorsieht  4 

des  saltu  na  gedenckin. 

in  dynem  hoff 
des  sage  ym  lob, 
vnd  tha  daz  mit  zcuchten, 
vnnd  behalt  das  swert  in  der  band, 
nicht  iofse  dir  bandt, 
so  beheldestu  haft, 
o  furste  langraff, 
so  mufs  man  dich  vmner  fnrehten. 

(G)raae  za  Laadilsberg, 
behalt  dine  sterg, 
dem  adel  mit, 
vnd  die  stete, 

so  machesta  pfaltzgraae  blibe. 
in  Doringen  land 
forste  hoch  gnant, 
die  ritterschafl 
halt  in  haflt, 
die  stete  laTsenn  dich  nicibt  vortribenn. 

Der  stete  ganst 
brengit  gute  bronat, 
%Y  helffenn  schände  brecbin, 
sie  stifitenn  zcwar 
keyne  vbiltad, 

vnnd  sin  denn  frae  (?)  sprcMhin, 
vnnd  wer  yn  gehorcht, 
der  darff  keine  forcht 
nammermer  besitzenn. 
so  were  in  allir  werlt 
fry  zcagestellit, 
beide  arm  vnd. riebe 
nertin  sich  f^üeh 
vnnd  warde  kein  man  vorletzt. 

ir  edeln  stete 
vnnd  oach  rethe, 


472    AUSZÜGE  AUS  EINER  THÜRINGISCH! 

ich  sage  vch  dang 

in  mynem  gesang, 

gros  ere,  , 

sint  das  ich  rure, 

man  saget  ifs  vch  vmmer 

danng  fromenn. 

Es  ging  ouch  an 
der  sine  (?)  syn 
vnnd  gunst  sich  lad  gobio, 
ir  todet  ym 
uwer  hulff  schin, 
die  zeucht  was  wol  zw  lobin. 

Vorgcfst  ir  das, 
farst  vonn  Sachfsenn, 
des  sal  ich  vch  nicht  getruwenn, 
si  Salden  bedencken  bafs 
beide  von  Sachs, 
uwir  willekeit 
was  yn  bereit, 
ich  hoffe  is  solle  uch  nicht  niwenn. 

ir  edeler  fürst, 
mich  dornoch  durst, 
der  stete  frcde, 
die  haldin  stede, 
nicht  laz  sie  beladinn 
uf  uwer  slrafse 
nicht  lafsit  lofsit  bedofse 
ettUche  knabenn, 
die  her  drabenn. 
sie  komen  dicke  za  schaden. 

ir  fursten  vnd  heiren, 
das  sullet  ir  weren, 
die  vnder  vch  sin  gesefsin, 
dy  stete  y  ercn 
vnd  beschirmen, 
yren  dinst  y  nicht  vorgefsin. 

(D)er  ercn  truwe, 
0  furste  nawe, 
meifcke  uu, 


(i       fauire  Ihn 

bii.ht  ■)>««,  sUDd  iu  den  notea  bey, 

80  bi^HEfry, 

ia  tus^das,  -  - 

so  wirl  dir  baz, 

sie  lorseno  dich  nicht  rorlribenn. 

Die  stete  hafain  mud, 
domit  daz  nt, 
vnd  oucli  d|^8in^, 
VDd  y  dy  wer^ 
koQiieD  sie  wol  gesteUin. 
zca  eyme  stonn 
synl  sie  vorn 
durch  yre  gewait. 
rarste  bochgestalt, 
bielf  yn  dy  koaben  felliii. 

Die  yno  tbun, 
dy  brennge  zu  san 
VDod  das  laster  letzin. 
zw! sehen  berrin  vnnde  steÜD 
mache  frede, 
8»  miigenn  wir  ergetzio, 
rielin  zw  hoff 
durch  vDsir  dorff 
mit  stechin  vnde  brcebin, 
do  sebin  wir  die  frowelin  zcarl 
vDua  hoer  art. 
ein  müodelin  rod  - 
gehit  nrs  nod, 
Saide  icb  mich  an  ir  re«ben. 

Ja  Wassinbarg 
das  wart  zustort 
durch  meehtige  stett 
vnnd  onch  yre  rethe, 
als  ich  das  kan  bewieEse. 
yren  buchfaen  schal 
horte  mau  vbir  al 
ym  lande  wyt, 
daoon  man  i^, 


474   AUSZÜGE  AUS  EINER  THÜRINGISCHEN 


hirvmbe  sint  sjr  za  priefsenn. 

so  (si?)  standen  bey 
dem  Fürsten  fry. 
0  Purste,  da  daz  erkennen, 
es  worenn  eltliche  stett, 
dry  (?)  sie  hülFenn  dir  laster  sehenden, 
das  dir  geschach 
vor  manchen  tag, 
das  hülfenn  nedir  brechin. 
man  sach  yr  banyr  also  schon 
alvor  dem  plan, 
manchen  buchfsen  schos, 
denn  mann  do  schos, 
sie  wuldin  is  selbir  brechin. 

in  Doringen  lantgraff, 
der  stete  lob 
gantz  stete  halt, 
fürst  hoch  gestalt, 
ste  dir  bie  in  noten. 
ja  keinen  zom, 
furste  hochgebom, 
keinen  mutwillen  stiffte 
vnnd  laz  sie  nicht  vorschrotenn. 

(S)ie  hat  gethan  als  beddirbe  lute 
an  iren  landis  herren, 
sie  stundenn  yme  bie  als  mit  der  hut, 
das  ist  woi  zcu  meren. 

Ja  das  nicht  vorgifs, 
marcgraae  vonn  Miefsenn, 
laz  dir  sie  gedenckin, 
ab  sie  diner  bedorfenn  sin, 
thu  hülffe  ynn  schin, 
denn  stetin  gut, 
das  macht  gud  blud, 
so  wirdest  du  nicht  vorkrenckit. 

Erffurt,  ein  krön 
in  Doringen  schon, 
dorynne  du  bist  das  rys, 
din  lob  do  durch  zw  prys, 


AÜSZSelE  AUS  BINER  THßRIN(?BC^  CHMMfnL   475 

MolhuFsenn,  da  bey 

Norlhursen  fiy, 

sy  bann  sieb  genert 

al  durcb  das  swerl, 

wie  mucbte  icb  das  volprieseun. 

Ein  silbern  rad  ym  rotenn  feylt 
bad  sieb  zu  storme  gegebin, 
Molhusenn  icb  do  selbir  melt, 
yr  banyr  sacb  man  swebin, 
der  adeier  booh 
Erffarl  bielt  denn  drach, 
als  icb  das  han  vornommenn, 
Nortbufsen  daran  tast, 
sie  hieldin  vast, 
der  Fürsten  gunst 
was  ynn  brunst, 
mau  seit  is  ynn  sieber  fromen. 

Wilbelm  in  scbutz, 
bewar  diu  witzt, 
in  diner  gunst 
sie  yn  zu  dinst, 
darff  dicb  nicbt  ruwenn. 
ja  du,  diu  land 
stund  in  fromder  band, 

do  stunden  sie  dir  bie,  ' 

di  stete  drie, 
gentzlicben  in  iren  truwenn. 

durcb  die  vitztbum  was  diu  Uni  vorbert 
vnnde  zcu  grofsen  scbaden  komenn, 
Dornborg  were  noch  vnuorstort 
vnnd  Wassinburg  were  nicbt  gewunnen. 
nocb  daran,  fürst,  gedencke, 
furste,  nicbt  enweng, 
vnnd  laz  sie  nicbt  vordringen, 
vnnd  balt  an  die  du  afsirkomn, 
furste  bocbgebom, 
dyne  lande  in  frede  stamm  (stan?), 
mancb  arm  mann 
mag  nn  frolich  gingenn. 


.*     < 


■J'  ^ 

476   AUSZiiCE  AGS^  BUteR  THÜRINGISCHEN  CHRONIK. 

Ir  Fürsten  vund  rethe, 
DU  haldit  io  denn  stetem  gantz, 
spelit  glicher  schantz. 
IS  mag  uch  nicht  geschaden. 
in  der  Fürsten  stad 

gar  wol  der  stete  hülffe  abir  vbir  laden  weret 
mit  enchir  (?)  last, 
sie  halden  Fast, 
ir  müget  daruff  hoFBn, 
wurdit  ir  mit  schaden  an  gelast, 
si  hulffen  vnrecht  strafiTen. 

Ja  ErfTurtes  stergke 
vor  Wassinburg 
hat  sich  wol  erswungen 
mit  manchem  edelenn  da  bey, 
0  stad  so  Fry, 
du  hast  vorstoret, 
vnrecht  geverl, 
heymeliche  dugke  vordrangen. 

Dis  getichte  han  ich  geticht 
denn  Fürsten  gros, 
grauenn  genoz, 

rittern  vnnde  knechtin  diesser  lant, 
vnnd  denn  stetin  spat  vnnde  Fru, 
gotliche  crafft 

sie  din  haFt  «£ 

vnd  laz  sie  nicht  schendio, 
vnnd  schigke  vnns  y  domete  vnosir  sunde 

zcu  erkennen. 

0  mater  gracie, 
vor  vnns  bete, 
Ihu  rns  dine  hulffe  sendenn, 
teyle  vnns  mete  din  hemmelrich 
vnnd  du  vds  nicht  vorterbin. 
0  edele  rose  vonn  Jericho, 
mache  vnns  Fro 
in  gotUchem  werg, 
spricht  Rosenberg, 
vnnd  laz  vns  nicht  in  sunden  sterbiu. 


HERZOG  ERN^    *  .'>     477 


•  •  ^** 


DAS  BANKELS ANGERLIED  VOM  HERZOG 

ERNST. 

(vcrgl.  7,  290  ff.) 

Herzog*  Ernst, 
in    gesangs    weis. 

(holtsehnitt) 

1  Es  was  ein.  herr  was  erentreych 
Geheyssen  Kayser  Fridereich 

Als  wir  nun  boren  sagen 

Doch  niemand  weyfs  zu  diser  Frist 

Wo  er  doch  ye  hin  kummen  ist 

Man  hört  jn  weyte  klagen 

Bcvde  Ritter  vnd  auch  die  knecht 

Landleut  vnd  auch  Burgere 

Heyn  recht  mocht  on  jn  werden  schlecht 

Wo  es  im  land  nun  were 

Welcher  wider  recht  het  gethan 

Zu  hulden  mocht  er  kummen  nit 

Ein  schwere  hufs  musl  er  bestan. 

2  Er  nam  das  aller  schönste  weih 
do  ye  gewan  eyns  Fürsten  leib 
V^nd  ymmcr  möcht  gewinnen 

Sie  het  ein  son  vnd  das  ist  war 
Er  war  all  vier  vnd  zwentzig  jar 
Er  wolt  mit  seynen  synnen 
Dem  Kayser  haben  vergeben 
Man  thet  den  Kayser  warnen 
Der  Kayser  stalt  jm  nach  dem  leben 
Furwar  er  musts  eramen 
Ilertzog  Ernst  was  der  son  genant 
Der  Kayser  het  jm  than  den  todt 
Het  jn  die  muter  nicht  versandt. 

3  Die  muter  het  den  sun  so  hold 
Gab  jm  silber  vnd  rotes  gold 
Rofs  hämisch  vnd  auch  leute 

Sie  thet  jm  manchen  süssen  segen 


478  HERZOG  ERNST. 

Sie  sprach,  der  lieb  Got  sol  deyn  pflegen 

Ymmer  vnd  auch  all  zeyte 

Von  Frewden  bin  jch  worden  blofs 

Wie  sol  mir  nun  geschehen 

Meyn  jomer  der  ist  worden  groFs 

Sol  jch  dich  nymmer  sehen 

Z&  band  wurden  jr  äugen  rot 

Ein  zeher  dem  andern  nit  entwicK 

Recht  $am  der  son  leg  vor  jr  tod^ 

4  Sie  kufst  jn  lieblich  an  seyn  mund 
Sie  sprach,  nun  spar  dich  Got  gesund 
Damit  für  er  seyn  Strasse 

Sein  gesind  was  michel  vnd  groTs 

Ach  Got  wie  hart  jn  das  verdrofs 

Yedoch  fand  er  ein  masse 

Er  sprach,  verzer  jch  nun  meyn  gut 

Wo  nym  ich  anders  mere 

Dannocht  so  bin  jch  vnbehut 

Vnd  furcht  mir  also  sere 

Seynem  gesind  gab  er  vrlaub  gar 

Also  schied  sich  der  Herr  von  jn 

Sie  sprachen,  w511  Got  das  er  wol  far. 

5  Dann  eyner  der  was  jm  wol  erkant 
Der  het  erfaren  manche  landt 

Vnd  was  ein  Graff  genante 

Auch  frembde  sprach  was  jm  wol  kundt 

Er  kundt  sie  reden  durch  seyn  mund 

Vnd  was  jm  wol  erkante 

Er  het  erfaren  nahend  vnd  weyt 

fa  manches  Pursten  lande 

Das  halflT  jn  wol  zu  aller  zeyt 

So  es  jm  kam  zu  bände 

Also  in  manchem  Ffirstenthum 

Darinn  er  öfft  erlanget  het 

Von  manchem  Fürsten  grossen  rhum. 

6  Denselben  er  bey  jm  behielt 
Wann  er  keyn  trew  an  jm  verhielt 
In  aller  seyner  schwere 

Er  sprach,  nun  bist  du  weyfs  genug 


HERZOG  ERNST.  479 

Vnd  darza  Edel  vnd  auch  -klfig 
Milt  vnd  aach  mfites  gere 
Deyns  leybs  bist  du  wol  ein  degen 
Das  red  ich  sicherleychen 
Des  lebens  bab  jch  mich  verwegen 
Wir  wfillen  furbafs  streichen 
Da  wir  noch  beyd  seind  vnbekant 
Die  Thonaw  füren  sie  zu  thai 
Durch  Vngem  in  Kriechen  land. 

7  Der  Graff  sprach,  edler  Ffirst  wo  hin 
Siebet  ewers  hertzen  begird  vnd  syn 
Da  hin  wil  ich  gern  streychen 

Wann  aller  liebster  herre  meyn 
Allwegen  wil  jch  bey  euch  seyn 
Von  euch  wil  jch  nicht  weychen 
In  allenr  herr  das  euch  an  gat 
Red  jch  gar  vnuerporgen 
Meyn  leyb  herr  bey  euch  bestat 
Den  abendt  vnd  den  morgen 
Was  jr  gebietet  alle  zeyt 
Das  vnser  beyder  nutz  mag  seyn 
Vnd  vnser  seel  nicht  darumb  leyd. 

8  Er  sprach,  vil  liebster  diener  meyn 
Ich  thu  dir  meyner  hilffe  scheyn 

Wo  es  dir  nun  gefeite 

Du  bist  von  Adel  hoch  gepom 

Darumb  hab  jch  dich  aufserkom 

Vnd  gentzlich  aufserwelte 

Anrs  aller  meyner  Ritterschafft 

Des  lars  du  mich  geniessen 

Wann  selber  mfist  du  han  die  kraflH 

Das  jch  nicht  wil  beschliessen 

Vor  dir  alle  meyn  heymlichkeyt 

Wes  du  begerst  zu  aller  zeyt 

In  deypem  dienst  bin  jch  bereyt. 

9  Darzu  m&st  du  selber  herre  seyn 
Der  GraiF  sprach,  edler  herre  meyn 
Es  schadt  doch  ewem  ehren 

Do  sprach  der  Fürst  demuligklich 


480  HERZOG  ERNST. 

0  edler  Graff  so  bitt  jch  dich 
Will  du  mich  recht  verh6ren 
Merck  wie  jch  dasselbig  vermeyn 
Hab  darinn  keyn  verdriesse 
Wir  M'61len  gentzlich  bruder  sein 
Redt  er  mit  worten  süsse 
Was  Got  von  vns  beyden  haben  wil 
Der  GrafT  der  sprach,  so  sitz  wir  auff 
In  Gottes  namen  faren  wir  hin. 

Hertzog  Ernst  für  die  Thonaw  zu  thal. 

{holzschnitt) 

10  Die  Thonaw  füren  sie  zu  thai 
Der  meyl  so  vil  wol  one  zai 

Zu  eyner  Stadt  was  gute 

Bey  eynem  berg  der  was  so  grofs 

Vnd  da  die  Thonaw  durchhin'  schofs 

Gar  wee  was  jn  zu  mute 

Hertzog  Ernst  fragen  da  began 

Ob  er  dardurch  möcht  kummen 

Es  antwort  jm  ein  alter  man 

Ich  hab  doch  nie  vernumen 

Das  keyn  mensch  sey  kummen  hineyn 

Niemand  weyfs  wohin  das  wasser  kumbt 

Ir  mögt  lieber  heraussen  sein. 

11  Hertzog  Ernst  bedachte  sich 
Wie  ju  der  Kayser  zornigklich 
Gcthan  hct  ip  die  Achte 
Begreyfft  er  mich  so  leyd  jch  not 
Vil  lieber  kiefs  jch  hie  den  todt 
Gar  recht  er  sich  bedachte 

0  du  lieber  geselle  meyn 

Lafs  dich  sein  nicht  betrüben 

Lafs  es  alhie  gewaget  seyn 

Den  sack  woi  an  die  Ruhen 

Wir  haben  gutes  also  vil 

Scyd  jch  mit  euch  aufs  kummen  bin 

So  halt  jch  mit  euch  alle  spil. 

12  Hertzog  Ernst  vnd  auch  seyn  man 


HERZOG  ERNST.  481 

f 

Die  zwen  Herren  lobesao 
Waren  gar  Trenibde  geste 
Sie  betten  beyde  beides  müt 
Sie  kauffien  ein  scbiff  das  was  gut 
Das  Hessens  bscbiagen  veste 
Mit  eysen  vnd  mit  stabel  bart 
Als  sie  es  wollen  geniessen 
Sie  wisten  nicbt  jrs  endes  fart 
Das  mocbt  sie  woi  verdriessen 
Vnd  wo  das  wasser  gieng  bineyn 
Sie  speyfsten  sieb  wol  auff  ein  jar 
Beyde  mit  kost  vnd  ancb  mit  weyn. 

13  An  eynem  morgen  trugens  an 
Was  man  z&  notdurfll  solte  han 
An  speyfs  vnd  ancb  an  rate 
Darzu  den  aller  besten  weyn 

So  er  doch  in  dem  land  mocbt  seyn 

Darzu  jr  sarenwate 

Ir  glenn  vnd  auch  jr  scharffe  schwerdt 

Behielten  sie  mit  sinnen 

Sie  vcrkauff^en  jr  gute  Pferdt 

Vnd  eylten  bald  von  bynnen 

Sie  zugen  in  den  berg  bineyn 

Ir  keyner  kam  berwider  aufs 

Der  singer  der  wolt  trincken  weyn. 

14  Sie  schlagen  auff  jr  liecbl  so  hell 
Das  scbiff  gieng  aufs  der  masseu  schnell 
Auch  was  der  berg  so  enge 

Hertzog  Ernst  aber  da  sprach 

Es  dunckt  mich  keyn  gfit  gemach 

Ob  wir  albie  die  lenge 

Solten  in  disem  berge  seyn 

Des  mögen  wir  nicbt  geniessen 

Er  sprach  lieber  geselle  meyn 

Lars  dich  seyn  nicht  verdriessen 

Wir  mögen  nun  nicht  abelan 

Wir  dfirfflen  vns  nicbt  han  geschembt 

Het  wir  gefolgt  dem  alten  man. 

15  Der  vns  das  widerrathen  hat 

Z.  F.  D.  A.    VIII.  31 


482  HERZOG  ERNST. 

Nun  wifs  wir  nicht  wie  es  vos  gat 
Das  Wasser  sie  da  zucket 
Es  stiefs  sie  in  die  finster  hineyn 
Do  hetten  sie  n^rmmer  tages  scheyn 
Ir  liecht  das  ward  getuuckelt 
Der  nebel  vnd  die  dicke  danst 
Dauon  jr  liecht  ward  kleyoe 
Recht  sam  es  wer  gewesen  ein  prunst 
So  sahen  sie  darinne 
Ja  sprach  der  Fürst  so  lobesam 
Nun  wifs  wir  nicht  wie  es  vns  gat 
Es  mocht  vns  an  das  leben  gan. 
1B      Im  antwort  der  geselle  sein 
Er  sprach,  vil  edler  herre-meyn 
Nun  habt  ein  gut  gemule 
Wann  Got  yns  wol  gehelfien  mag 
Vnd  das  wir  kummen  an  den  tag 
Durch  seyn  vil  werde  gute 
Scyner  gnaden  ist  all  weit  vol 
In  berg  vnd  inn  gefilde 
Derselb  vns  auch  hie  helffen  mag 
Auls  disem  berg  so  wilde 
An  speyfs  haben  wir  guten  rat 
An  Got  sol  wir  verzagen  nit 
Scyd  vns  das  schiff  zu  thal  wol  gat. 

17  In  disem  grawsamlichen  hol 
Gefiel  jn  das  wesen  nicht  wol 
Sie  horten  grosses  praasen 

Als  ofil  das  wasser  thet  ein  fal 
Wie  laut  es  in  dem  berg  erhall 
Darob  begundt  jn  grausen 
Sie  mochten  hinanfs  sehen  nicht 
Ir  liecht  was  vil  zu  kleyne 
Das  sie  das  schiff  hetten  gericht 
Von  manchem  grossen  steyne 
Sie  mustens  selber  lassen  gan 
Sie  mochten  jWt  gehelffen  nicht 
Daruon  das  schiff  vil  st6rs  gewan. 

18  Sie  rafften  beyde  frn  vnd  spet 


HERZOG  ERNST. 

Zu  Got,  das  er  jn  bilffe  thet 
Mit  seyner  macht  so  grosse, 
Vnd  thet  das  an  der  rechten  zeit 
Seyd  vnser  schiff  z&  beyder  seyt 
Nympt  manchen  grossen  stosse 
Es  mag  me  leng^  geiferen  nicht 
Du  helffest  dann  vns  besunder 
0  reycher  Got  halt  vns  in  pflicht  *- 
Wurck  mit  vns  deyne  wander 
Vnd  lafs  vns  hie  verderben  nicht 
Hilff  vns  aufs  disem  finstem  böl 
Das  wir  schawen  des  tages  liecht. 

19  Sie  betten  da  der  frend  nicht  vii 
Sie  wisten  nicht  jr  endes  zil 

Wo  hin  sie  w&rden  fliessen 

Ob  sich  das  schiff  zu  stucken  stieb 

Vnd  sie  in  wilden  wogen  lieb 

Ir  leben  da  verliessen 

Sie  mochten  wider  keren  nicht 

Das  was  jr  grosse  klage 

Sie  füren  krumb  vnd  vnuerrioht 

Wol  auff  dem  wilden  wage 

Vnd  die  nacht  lieff  es  also  drat 

Manch  hundert  meyl  durch  den  berg 

Keyn  mensch  der  zal  nicht  wissen  hat« 

Herlzog  Ernst  hawet  den  Karfunopd. 

{hQlzschnitt) 

20  Sie  Türen  durch  den  berg  hineyn 
Gegen  jn  gieng  ein  liechter  scheyn 
Ir  liecht  das  ward  gar  tunckel 
Ein  ander  liecht  jn  da  erscheyn 
Vnd  das  was  giair  ein  edler  steyn 
Geheyssen  der  Karfunckel 
Hertzog  Ernst  schlüge  daran 

Mit  seinem  guten  schwerdte 

Bis  er  der  steyn  wol  zink-gewan 

Nicht  mer  er  da  begerte 

An  liecht  ja  f&rbab  nit  gebrast 

Sl* 


484  HERZOG  ERNST. 

Sie  gesahen  von  des  steynes  kraSt 
Recht  sam  es  wer  der  Sonnen  glast. 

21  Den  steyn  legten  sie  da  entpor 
Sie  gesahen  besser  vil  dann  vor 
Do  sie  als  wol  gesahen 

Ir  vorigs  liecht  was  vil  zu  kleyn 
Ein  liechten  schein  gab  da  der  steyn 
Sie  gesahen  weyt  vnd  nahen 
Sie  hellen  seyn  guten  gewin 
Vnd  kam  jn  wol  zu  stewre 
Sie  sahen  in  dem  berge  hin 
Furbafs  die  grossen  knewre 
Daran  das  schiff  gestossen  het 
Sie  laylen  es  mit  fug  daruon 
Das  es  keynen  schaden  mer  thet. 

22  Do  sprachen  die  zwen  lobesam 
Heyn  solchs  wunder  jch  nie  vernam 
Als  hie  in  disem  berge 

Das  liecht  bringt  vns  guten  gemach 

Vnd  jch  mit  äugen  nie  gesach 

Heyn  wildere  herberge 

Darinn  vns  Got  begäbet  hat 

Auff  diser  reyfs  so  schwere 

Das  vns  an  keynem  liecht  ab  gat 

Noch  so  steen  wir  in  schwere 

Wir  habens  lang  getriben  an 

Ich  furcht  der  reyfs  werd  vns  zu  vil 

Vnd  zu  wenig  zeyt  auff  der  pan. 

23  Der  steyn  sie  durch  den  berg  hin  bracht 
Wol  auff  dreyssig  tag  vnd  nacht 

Der  steyn  jn  als  wol  leuchte 

Hertzog  Ernst  alda  f&r  sich  sach 

Es  daucht  jn  gar  ein  gut  gemach 

Gar  recht  jn  da  gedauchte 

Wie  das  er  sech  der  Sonnen  glantz 

Gar  wol  ward  jm  da  zu  mute 

Er  sprach,  nun  ist  meyn  freud  so  gantz 

Vnd  Got  ist  ye  der  gute 

Seyd  das  wir  kommen  an  den  tag 


HERZOG  ERNST.  486 

Zu  ruck  liessen  sie  da  den  berg 
Ejrns  Fürsten  haufs  da  vor  jn  lag. 

24  Darnach  do  schifflens  an  das  landt 
Die  gegen!  was  jn  vnbekandt 

Sie  Westen  nicht  wo  sie  waren 

Ja  Hertzog  Ernst  der  sprach  also 

Ich  bin  nicht  traurig  vnd  nicht  fro 

Wie  sollen  wir  nun  gebaren 

Ich  meynt  das  weder  kirch  noch  klauTs 

Wer  in  dem  berg- so  wilde 

Nun  stehet  alhie  eyns  F&rsten  banTs 

Das  nympt  mich  grofs  vnbilde 

Was  Heyden  herren  mags  geseyn 

Wir  sollen  zä  der  Bui^  dar  gan 

So  thfit  es  lieber  herre  meyn. 

25  Sie  giengen  zä  der  Burg  hinan 
Die  pforten  fundens  offen  stan 
Die  Burg  was  vnbehute 
Hertzog  Ernst  aber  da  sprach 

Ich  meyn  das  ich  solchs  nie  gesach 
Das  keyn  Burg  ye  so  g&te 
Leer  stfind  es  weren  le&t  darbey 
Was  wilt  du  das  ich  meyne 
Das  laut  mag  le&t  wesen  frey 
Stehet  die  Burg  hie  so  eyne 
Sie  giengen  in  die  Burg  zä  band 
R&fften,  wo  ist  ein  Bidermann 
Der  weifs  vns  furbas  in  die  land. 

26  Sie  horten  das  niemant  nichts  sprach 
Do  giengen  sie  in  die  gemach 

Sie  truncken  vnde  assen 
Sie  funden  alles  des  genäg 
Vnd  das  ein  land  doch  ye  geträg 
Hort  was  sie  sich  vermassen 
Sie  wollen  bleyben  vber  nacht 
Bifs  das  die»lefit  dar  kemen 
Also  betten  sie  sich  bedacht 
Wolten  das  land  vernemen 
Sie  sahen  weyt  für  in  das  land 


486  HERZOG  ERNST. 

Ein  beer  was  michel  vnd  auch  grors 
Kam  zu  der  Bürge  dar  gerandt. 

27  Die  abenthewr  die  sagt  vns  das 
Wie  das  ein  reycher  K5ttig  was 
Der  was  der  schnebleten  leuten 
Der  bei  dem  K5nig  von  Indiaii 
Ein  grosses  bertzen  leyd  gethan 
leb  wils  eucb  gern  bedefilen 

^r  was  gezogen  in  das  land 
Dem  K&nig  von  Indian 
Er  bei  jm  genummen  ein  pfand 
Das  was  sein  Tocbter  so  scbon 
Der  König  der  scbnebletcn  leut 
Hertzog  Ernst  sach  das  bere  wol 
Gen  der  Burg  zieben  zu  der  zeyt. 

28  Er  spracb,  liebster  geselle  roeyn 
Nun  tbu  mir  deyner  bilffe  sebein 
Albie  an  disem  orte 

Wie  wollen  wir  dise  Burg  bewarn 

Vor  diser  grawsamlichen  scbarn 

Bescbliessen  wir  die  pforle 

Der  GrafP  der  spracb,  das  ratb  jcb  nit 

Wir  mögen  nicbt  genesen 

Wir  w6Uen  scbawen  disen  ritt 

Was  voicks  es  m6ge  wesen 

Wir  w51len  in  ein  winckel  stan 

Das  tbeten  sie  vnd  saben  zu 

Do  kamen  vil  scbnebleter  man. 

Wie  die  scbnebleten  leut  kamen,  vnd  bracbten  des  Königs 

tocbter  von  Indien. 

(hoiMChHUi) 

29  Sie  kamen  dar  mit  revchcm  scball 
Sie  fürten  den  König  aaff  den  saal 
Vnd  er  trug  auff  ein  kröne 

Die  was  mit  gold  wol  beschligeu 
Vil  edler  steyn  mocbt  sie  tragen 
Seyn  gewand  lencbt  gar  scbone 
Es  was  mit  Perlen  wol  vmbleyt 


HERZOG  ERNST.  487 

0  wer  mftcht  es  vergelten 
Die  JuDckfraw  jren  kummer  aeyt 
Sie  gundt  den  König  schelten 
Sie  sprach,  wie  sol  es  mir  ergan 
Ir  habt  mich  bofslich  gestolen 
Dem  reychen  König  von  lodian. 

30  Der  Konig  west  nicht  was  sie  sprach 
Wann  er  sie  lieblich  ane  sach 

Er  nam  jr  schneeweyCs  hende 

Er  truckt  sie  in  die  hende  sein 

Das  gab  jm  minnigklichen  schein 

Sie  klagt  jr  grofs  eilende 

Er  vmbfienge  das  Junckfrewlein 

Der  lieb  jn  seer  gelaste 

Dieselbe  hübsche  junckfraw  fcyn 

Gar  offle  er  sie  da  kuGste 

Er  truckt  sie  zu  jm  an  der  stund 

Ein  schoabel  grofs  vnd  vngehewr 

Stiefs  er  der  zarten  in  den  mund. 

31  Die  junckfraw  jSmerlichen  schrey 
Sie  sprach,  nun  ist  meyn  freud  entzwey 
Erst  meret  sich  meyn  leyden 

Das  jch  dem  vngefugen  man 
Sol  alhie  wesen  vnderlhan 
Lieber  wer  jch  verscbeyden 
0  mocht  jch  nicht  ersterben  ee 
Der  j&merlichen  stunde 
Mir  thut  sein  grosser  schnabel  wee 
Wol  in  dem  meynen  munde 
Der  König  west  nicht  wie  jr  was 
Er  meynt  es  wer  jr  bests  gesang 
In  jrem  land  sungen  sie  das. 

32  Der  schnebler  trib  der  freuden  vil 
Mit  der  Junckfrawen  one  zil 

Durzu  manche  vnweyse  • 

Sie  spran|u;n  mit  der  magdt  so  seer 
Der  schimpff  der  was  jr  gar  vnmer 
Sie  mocht  auch  nicht  der  speyse 
Ir  was  keyn  Crewde  da  zu  müt 


488  HERZOG  ERNST. 

Dann  mit  weynen  vnd  mit  schreyen 
Sie  erbarmbt  da  den  Fflrsten  ^t 
Vnd  auch  den  Graffen  freyen 
In  was  wol  vmb  die  junckfraw  leyd 
Noch  dorfllen  sie  sich  nicht  melden 
Der  schnebler  beer  was  also  preyt. 

33  Die  nacht  was  finster  rberal 
Man  fürt  den  König  von  dem  saal 
Hyn  an  ein  beth  was  weyte 

Das  was  gar  köstlich  bereyt 

Mau  hat  die  junckfraw  dran  geleyt 

Ir  was  gar  lang  die  weyle 

Er  legt  sich  zu  der  junckfraw  feyn 

Do  schrey  sich  die  vngemute 

0  wo  seind  nun  die  freunde  meyn 

Die  mich  solten  han  in  hüte 

Vnd  wirdt  maus  heyut  nicht  vnderstan 

So  mufs  ich  den  schnebleten  man 

Furbafs  zu  eynem  manne  han. 

34  Hertzog  Ernst  sich  alda  vcrsach 
Hort  was  jm  vor  vnd  nach  geschach 
Ja  jm  vnd  seynem  geselle 

Er  sprach,  geselle  vnuerzagt 
Wir  wollen  helffen  diser  magt 
Es  kost  recht  was  es  wolle 
Es  mfifs  alhie  gewaget  seyn 
Die  wurst  wol  an  den  bachen 
Der  Graff  sprach,  lieber  berre  meyn 
Wir  wollen  vns  zu  jr  machen 
Vnd  sollen  jr  heynt  beye  stan 
Hilfil  vns  Got  das  vns  gelinget 
Vns  danckt  der  Kunig  von  Indian. 

Hie  erschlecht  Hertzog  Ernst  den  schnebleten  Kfinig. 

{hohsehnitO 

35  Der  schneblet  man  gar  sere^facht 
Mit  der  Junckfraw  die  langen  nacht 
Er  kundt  sie  nicht  bezwingen 

Vnd  das  sie  thet  nach  seynem  mfit 


HERZOG  ERNST.  4W 


Als  man  jhenhälb  Bleies  thfit 

Er  gund  seer  mit  jr  ringen 

Hertzog  Ernst  der  sliefs  auff  die  thur 

Den  Kunig  er  da  erschreckte 

Er  zog  sein  gutes  schwert  herfiir 

Den  Kunig  er  da  weckte 

Er  schlug  jm  ab  das  haupte  sejrn 

Er  sprach,  wol  aaff  gen  Indian 

Du  aufserwelte  Junckfraw  feyn. 

36  Vnd  do  der  schlag  also  ergieng 
Die  junckfraw  den  herren  vmbfieng 
Mit  weyssen  armen  plancke 

Sie  sprach,  o  lieber  herre  meyn 
Meyn  muter  ist  ein  Kunigin 
Sie  mag  euch  gar  wol  dancke 
Meyn  vatter  ist  ein  Kunig  reych 
Vnd  hat  so  vil  des  gutes 
Vnd  ist  das  jr  erlöset  mich 
Er  ist  eyns  muten  gm&tes 
Bringt  jr  mich  wider  heym  zu  land 
Ich  sprich  er  gibt  euch  zu  eygen 
Ja  Indian  das  gute  land. 

37  Darnach  do  sahen  sie  zä  band 
Die  Schlüssel  hangen  an  der  wand 
Die  zu  der  Burg  gehorten 

Sie  sperten  auff  thfir  vnde  thor 
Manch  starcker  rigel  was  damor 
Die  schnebler  gar  nichts  horten 
Die  warheyt  jch  euch  sagen  sol 
Es  gieng  als  sie  nur  weiten 
Die  schnebler  waren  mäd  vnd  vol 
Des  haben  sie  entgolten 
Sie  betten  beyd  ein  kurtzen  syn 
Wie  sie  die  schönen  Kunigin 
Brechlen  von  der  Bürge  dahyn. 

38  Ja  Uertz«g  Ernst  do  an  sich  nam 
Vnd  was  jm  vnter  wegen  kam 

Die  letz  kundt  er  jn  geben 
Er  were  doch  kleyn  oder  grofs 


490  HERZOG  ERNST. 

Der  brawt  er  sicher  nicht  genofs 
Es  galt  yedem  seyn  leben 
Sie  giengen  beyd  in  eynen  stal 
Da  stunden  Rofs  darinne 
Hertzog  Ernst  bet  aida  die  wal 
Er  nam  drey  nach  seym  synne 
Darauff  rittens  all  drey  bindan 
Des  morgens  fand  man  ligen  todt 
Vil  manichen  schnebleten  man. 

39  Ir  kleynat  namen  sie  mit  jn 
Die  sie  brachten  mit  jn  dahin 
Vnd  auch  jr  guten  wehre 
Das  ander  bleyb  dahinden  stan 
Wer  sich  des  bat  genumen  an 
Des  achten  sie  nicht  sere 

Sie  betten  da  zu  beyten  nicht 

Mancher  schnebleter  manne 

Die  stunden  auff  in  der  geschieht 

Vnd  eylten  da  von  danne 

Die  Junckfraw  betten  sie  verlorn 

Den  Kuuig  und  manchen  schnebler 

Die  schmacheyt  thet  jn  allen  zorn 

40  Wie  es  jn  doch  ergangen  ist 
Sing  jch  euch  yetzt  zu  diser  frist 
Allen  wol  von  der  mayde 

Wie  sie  die  zwen  brachten  von  dann 
Ja  Hertzog  Ernst  vnd  auch  seyn  man 
Es  kam  jn  nicht  zu  layde 
Sie  ritten  beyde  tag  vnd  nacht 
Bus  sie  kamen  zu  lande 
Ir  keynes  essen  nie  gedacht 
Bifs  das  man  jr  wol  kandte 
Sie  mästen  reyten  weyt  vnd  preyt 
Vnd  auch  durch  manche  gute  Stadt 
Des  was  die  junckfraw  gar  gemeydt. 
41       Do  sie  also  kamen  von  dann 
Die  berren  beyd  gar  lobesan 
Sie  seind  des  wol  zu  preyse 
Mit  jn  die  jung  K&nigin  reyn 


HERZOG  ERNST.  4M 

Vnd  auch  die  zwen  Karfimckelstein 

Behielten  sie  mit  fleysse 

Sie  eylten  alda  schnelligklich 

Was  sie  mochten  eriag^n 

Der  Graff  sprach,  edle  junckGraw  reich 

Ob  jr  vns  wfiHet  sagen 

Wie  was  die  sach  vmb  euch  gethan 

Das  sie  euch  gefangen  flirten 

So  mancher  schnebleter  man. 

42  Sie  sprach  zu  den  Herren  behend 
An  meynes  vatters  hoffe  seind 

Gar  vil  seltzamer  iefile 

Ein  schnebleter  was  vnter  jn 

Durch  den  jch  hie  verraten  bin 

Wol  zu  der  selben  zeyte 

Er  legt  zu  erst  seyn  band  an  mich 

Vnd  do  es  jm  ward  eben 

Auff  jn  bet  jch  keyn  sorg  sprich  jch 

Das  er  mich  solt  hin  geben 

Er  bracht  mich  in  das  eilend  meyn 

Dasselb  bracht  grofs  trauren  zu  band 

Dem  vatter  vnd  der  muter  meyn. 

43  Noch  mer  so  thu  jch  euch  bekandt 
Sie  kamen  heymiich  in  das  landt 

m 

Vnd  betten  da  vemnmmen 

Wo  jch  offt  reyt  kurtzweylen  hin 

Für  eynen  wald  stund  vnser  syn 

Sie  waren  vor  dar  kummen 

Ich  reyt  allein  wol  in  den  wald 

So  gar  in  kurtzer  stunde 

Der  seh  neblet  man  kam  also  bald 

Vnd  hielt  mir  zu  meyn  munde 

Das  jch  keyn  geschrey  mochte  han 

Vnd  all  zu  band  kamen  gerandt 

Vil  manicher  schnebleter  man. 

44  Sie  fiirtefi  mich  gar  bald  mit  jn 
Vber  ein  wtsser  schifllens  hin 

Sie  zugen  on  gebrechte 

Durch  manchen  grossen  Gnstem  wald 


492  HERZOG  ERNST. 

Vor  leyde  was  mir  heyfs  vnd  kalt 

Ich  kam  in  grofs  anfechte 

Tag  vnd  auch  nacht  ritten  sie  seer 

On  alles  nider  legen 

Der  schneblet  König  kam  mit  eym  heer 

Gar  krefiligklich  entgegen 

Ich  must  alleyn  vnter  jn  stan 

Sie  fürten  mich  gar  bald  dahin 

Da  jr  mir  habet  hilff  gethan. 

45  Des  jch  euch  nit  verdancken  kan 
Ir  werden  herren  lobesan 

Ich  mag  sein  nil  emperen 

Was  herren  jr  nun  mögt  geseyn, 

Der  Graff  sprach,  Edle  junckfraw  feyn 

Ich  sag  euch  das  so  geren 

Hertzog  Ernst  heyst  der  herre  meyn 

Ist  von  Adel  hoch  geporen 

Vnd  so  ist  es  die  muter  seyn 

Ein  Kayserin  aufserkoren 

Auch  so  bin  jch  ein  Graff  so  frey 

Vnd  der  jm  wol  gedienen  kan 

Vnd  in  den  n&ten  wonen  bey. 

46  Wir  haben  abenlhewr  begert 
Der  seiud  wir  worden  wol  gewert 
Bifs  wir  daher  seind  kommen 

Wir  füren  durch  eynen  finstern  bergk 

Auff  eynem  grossen  wasser  werck 

Lang  zeyt  wir  darinnen  namen 

Wir  wollen  euch  das  thfm  bafs  bekandt 

Wie  es  vns  sey  ergangen 

Wenn  wir  euch  bringen  heym  zä  landt 

Nach  dem  thut  vns  verlangen 

Sie  meynten  jr  sorg  het  ein  end 

Erst  kamen  sie  in  grosse  not 

Die  gieng  jn  kfirtzlich  in  die  hend. 

47  Nun  horent  was  jn  da  gescbach 
Des  morgens  do  der  tag  her  brach 
Auff  eynem  weyleu  gefilde 

Do  lagen  starcker  Rysen  drey 


HERZOG  ERNST. 

Der  eyn  sprach,  nan  l&gt  wie  jm  sey 
Ich  sich  drey  menschen  bilde 
Die  müssen  vns  geben  eyn  pfand 
Wir  lassens  sunst  nicht  reyten 
Den  lincken  f&fs  die  rechten  band 
Ja  wol  zu  disen  zeyten. 
Aufs  zugen  sie  die  jren  schwerdt 
Hertzog  Ernst  vnd  auch  seyn  manne 
Sie  ritten  drey  schnelle  pferdt. 

48  Vil  scharffer  pfeyl  vnd  g&t  geschofs 
Waren  dabey  in  eynem  Schlofs 
Daruon  sie  lieffen  here 

Dem  edlen  F&rsten  was  so  gach 
Ein  Ryfs  der  lieff  jm  binden  nach 
Z&  streyten  was  seyn  gere 
Hertzog  Ernst  vnd  auch  seyn  mann 
lausten  zu  jnen  reyten 

Hir  streyt  Hertzog  Ernst  vnd  der  Graff  mit  den  Rysen  vnd 
den  Zwergen,  vnd  bebalten  den  sige. 

(hoijuehnitt) 

Sie  griffen  die  drey  Rysen  an 
Wol  z&  den  selben  zeyten 
Sie  schl&gens  alle  drey  zä  todt 
Got  halff  jn  zä  der  selben  stand 
Sie  kamen  bald  aufs  grosser  not. 

49  Sie  ritten  in  der  kfil  genug 

Vnd  da  sie  nie  keyn  strafs  hin  trug 
Vber  manch  wilde  bayde 
Sie  ritten  vber  manchen  berg 
Es  begegnet  jn  ein  kleyner  Zwerg 
Er  schw&r  bey  seynem  ayde 
Sie  betten  vnfreundlicb  gethan 
Vnd  dörfften  f&r  nicht  reyten 
Er  sprach,  jch  mag  es  nicht  gelan 
Ir  mfist  mit  mir  da  streyten 
Oder  gebt  mir  das  migetleyn 
Steygt  ab  vnd  g&rt  ewre  Ro(s  bafs 
Es  mfib  alhie  gefochten  seyn. 


Jm  HERZOG  ERNST. 

50      Hertzog  Ernst  ward  aber  jehen 
Ich  hab  der  le&t  nie  gesehen 
Die  mit  mir  dorfileu  streyten 
Er  sprach,  jeh  gib  dir  kampffs  genug 
Drey  Rysen  jch  erst  heut  erschlug 
So  gar  in  kurtzen  zeyten 
Es  mag  euch  anders  nicht  ergan 
Oder  gebt  mir  die  maget 
Ich  mag  euch  streytens  nicht  erlan 
Also  das  Zwerglein  saget 
Hertzog  Ernst  vnd  auch  seyn  man 
Thelten  gar  eynen  grossen  streyt 
Der  Zwerg  gar  kaum  von  jn  entran. 

51  Sie  ritten  furbafs  aber  dar 

Das  Zwerglein  bracht  eine  grosse  schar 

Der  andern  Zwerg  on  masse 

Sie  betten  eynen  grossen  wald 

Gar  schier  verhawen  vnd  verfalt 

Vnd  dem  Fürsten  die  Strasse 

Die  Junckfraw  waynet  vnde  sprach 

0  aller  liebster  herre 

Erst  hebt  sich  vnser  vngemach 

Ich  furcht  halt  vnser  sere 

Er  sprach,  junckfraw  gehabt  euch  wo! 

Got  haUT  vns  dort  aufs  grosser  not 

Vnd  der  vns  auch  hie  helffen  sol. 

52  Sie  thelen  manchen  herten  streych 
Bis  yeder  vnter  ein  pusch  weych 
Vnd  das  man  seyn  nicht  funde 

Er  sprach,  jr  kleynen  leutlein 
Vnd  w61t  jr  vnser  meyster  seyn 
Das  wer  sam  wir  nicht  knnde 
Durch  vernunBl  wendt  ewer  vngunsl 
Wollet  jr  euch  hie  verbergen 
Villeicht  erdenck  wir  auch  ein  kunst 
Das  wir  euch  hie  besengen  (so) 
Ja  Hertzog  Ernst  vnd  auch  seyn  man 
Zundten  an  den  grossen  walde 
Vil  manig  Zwerg  darinn  verpran. 


HERZOG  ERNST.  4» 

53  Der  wald  was  lauter  fewrin  gar 
Die  herren  mit  der  Jimckfraw  klar 
Kamen  daruon  hineyne 

Auff  eynen  fels  hoch  vnde  tieff 
Die  Junckfraw  j&merlicben  rieff 
Betrübt  waren  jr  synne 
Alhie  so  mufs  wir  leyden  not 
Hinab  m&g  wir  nicht  kummen 
Der  Graff  gab  dem  herren  eyn  rat 
Das  bracht  jn  guten  frummen 
Von  Rossen  namens  die  riemen  do 
Vnd  Hessen  sieh  daran  zä  thal 
Do  ward  die  Junckfraw  wider  fro. 

Hie  musten  sie  sich  an  eynem   felsen  ablassen  vnd  jre  Rofs 
lassen  steen,  vnd  musten  hernach  zu  fufs  gehen. 

{hoUsehnitt) 

54  Die  drey  Rofs  liessen  sie  da  steen 
Dahin  zu  f&fs  musten  sie  geen 

Sie  betten  lutzel  speyse 

Hertzog  Ernst  vnd  der  Graff  so  gut 

Tr&slen  die  Junckfraw  hochgemut 

Mit  süssen  werten  leyse 

Wann  Got  der  wil  vns  nicht  verlan 

Gelaubt  vns  sicherleyche 

Den  last  vns  allzeyt  ruffen  an 

In  seynero  höchsten  reyche 

Das  er  vns  zu  den  lefiten  bring 

Aufs  disera  wilden  wald  so  grofs 

Vnd  vns  darinn  nicht  misseling. 

55  Do  sie  vollendlen  diso  that 
Gar  bald  sie  eylten  von  der  stat 
Es  was  keyns  beytens  mere 

Zu  grossem  fliehen  was  jn  gach 
Sie  forchten  seer  man  eylt  jn  nach 
Vnd  kemen  in  grosse  schwere 
Sie  giengen  manche  wilde  strafs 
Als  jch  euch  wil  bedefiien 
Das  sie  da  legten  keynien  plofs 


K 


% 


496  HERZOG  ERNST. 

Als  von  des  Zwerges  le&ten 
Sie  kerten  gar  bald  vufs  dem  wald 
Sie  niemand  horten  noch  sahen 
Auff  ein  gefild  sie  kamen  bald. 

56  Sie  kamen  alle  drey  zu  band 
Gar  bald  auff  eynen  preyten  sand 
Da  flofs  ein  wasser  schone 
Darautf  sich  doch  ein  Fischer  für 
Sie  fragten  jn  wie  thewr  er  schwur 
Es  gieng  gen  Indiane 

Die  Junckfraw  lachet  da  zu  hand 
Sie  sprach,  jr  lieben  herren 
Indian  ist  meyns  vatters  land 
Wir  sind  dem  nun  nicht  Ferren 
Wann  dises  wasser  kenn  jch  wol 
Hertzog  Ernst  vnd  auch  der  Graff 
Die  wurden  aller  freuden  vol. 

57  Sie  sprach  zum  Fischer,  guter  man 
Wilt  du  guten  mut  von  vns  han 
Für  vns  das  wasser  nider 

Er  sprach,  jch  hab  ein  schiffdein 

Es  duncket  mich  zu  kleyne  sein 

Also  sprach  er  hinwider 

Sie  machten  beyd  sam  eynen  flofs 

Mit  grofsen  bäumen  schwere 

Wann  sie  keyn  werck  doch  nie  verdrofs 

Der  Junckfrawen  zu  ehre 

Darauff  sie  sassen  alle  drey 

Die  junckfraw  lachet  vnde  sprach 

Nun  seind  wir  der  schnebler  frey. 

Hie  faren  sie  alle  drey  auff  eynem  flofs 

{holzsahnüt) 

58  Das  wasser  furcn  sie  zu  thal 
Der  meyl  so  vil  wol  one  zal 
Sie  waren  sorgen  one 

Sie  betten  freud  vnd  guten  mut 
Kamen  zu  eyner-  Stadt  was  gut 
Do  sprach  die  wOI  gethone 


HERZOG  ERNST. 

Ir  herren  secht  die  gäten  Stadt 
Die  ist  meyns  vatters  eygen 
Vnd  auch  vil  bessers  er  noch  hat 
Das  wii  jch  euch  noch  zeygen 
Do  sprach  der  edel  Fürst  zu  band 
Nun  seyd  das  jr  bekennet  seyt 
So  schiff  wir  frölich  an  das  land. 

59       Vnd  do  sie  ruckten  an  das  landt 
Zu  band  ward  da  ein  Pot  gesandt 
Wol  hyn  gen  Indiane 
Vnd  da  der  K6nig  mit  haufs  safs 
Das  nie  kein  pot  so  wilkum  was 
Er  sprach,  seyt  laydes  one 
Vnd  gebet  mir  das  potten  brodt 
Ich  kund  euch  liebe  märe 
Verdienet  wil  jch  han  den  todt 
Ob  jch  das  nicht  bewere 
Zu  land  ist  ewer  tocht^r  knmmen 
Der  König  sprach,  vnd  ist  es  war 
Es  sol  dir  bringen  grossen  frummen. 

M      Ja  herr  der  König  es  ist  war 
Ich  sag  euchs  nun  gar  offenbar 
Es  ist  heut  der  dritt  tage 
Das  jch  bey  ewer  iochter  was 
Der  König  sprach,  nun  wol  mir  das 
Ich  nymmer  mer  wil  klage 
Meyn  leyd  vnd  auch  meyn  vngemach 
Ich  w  il  des  nymmer  jehen 
Nun  wol  mir  heut  vnd  nymmer  ach 
Sol  jch  meyn  tochter  sehen 
So  ist  vergangen  all  meyn  peyn 
Seyd  das  mir  Got  geholffen  hat 
Das  kummen  ist  die  tochter  meyn. 

Gl       Der  Kunig  vnd  die  Kunigein 
Mochten  doch  nit  fröer  geseyn 
Dann  nur  diser  Botschaffte 
Der  Kunig  seyn  tochter  began 
Mit  manchem  Ritterlich^  man 
Er  wolt  mit  heres  kraffte 
Z.  F.  D.  A.  VIII.  32 


V 


* 


498  HERZOG  ERNST. 

Holen  die  liebsten  tochter  seyn 
Ich  mags  nicht  lenger  treyben 
Ob  man  dem  singer  nicht  gibt  weyn 
So  wil  ers  lassen  bleyben 
Wann  er  jn  nicht  gehelffen  kan 
Vnd  das  sie  kummen  wider  heym 
Er  wil  vorhin  zu  triucken  han. 

62  Die  reyfs  ward  lenger  nicht  gespart 
Der  Kunig  macht  sich  auff  die  fart 
Zu  seyner  tochter  schone 

Er  zug  gar  schnelligklichen  dar 
Er  nam  mit  jm  ein  grosse  schar 
Auch  gar  manchen  dienstmanne 
Darzu  manche  Junckfrawen  feyn 
In  gold  gunden  sie  brangen 
Do  der  Kunig  vnd  Kunigin 
Ir  tochter  gunden  sehen 
Die  warheyt  mag  jch  sprechen  wol 
Sie  wurden  beyd  an  krefften  schwach 
Yedoch  wurden  sie  freuden  vol. 

Hie  empfecht  der  Kfinig  sein  tochter. 

{holzschniit) 

63  Nun  höret  wie  der  König  sprach 
Do  er  sein  tochter  ane  sach 
Zergangen  seynd  meyn  schweren 
Er  vmbfienge  das  megetlein 

Vnd  hiefs  sie  Got  wilkummen  seyn 

Er  fragt  wer  die  zwen  waren 

Sie  sprach,  das  sag  jch  dir  zu  band 

Sie  seind  her  mit  mir  kummen 

Hertzog  Ernst  ist  ers  genant 

Er  hat  mich  dort  genummen 

Sie  da  zeygen  auff  jn  began 

Deyn  land  vnd  auch  meyn  eygen  leyb 

Sol  er  gentzlich  für  eygen  han. 

64  Der  Kunig  sprach,  das  thu  jch  nicht 
Vnd  was  mir  halt  darumb  geschieht 
Ich  gib  dich  keynem  manne 


HERZOG  ERNST.  501 

Derselb  der  hei  verschlaffen  das 

Vnd  dasselbe  vmb  keynen  hafs 

Noch  vmb  keyn  b&se  inSre 

Sprachen  der  Kunig  ist  erschlagen 

Es  kumpt  von  deynen  schulden 

Furwar  es  wirt  dir  nicht  vertragen 

Des  must  du  kummer  dulden 

Es  kam  der  Kamera  auch  in  not 

Das  jn  der  Kunig  was  erschlagen 

Er  must  darumb  kiesen  den  todt. 
71       Sie  betten  gar  ein  grossen  straufs 

Recht  sam  das  wetter  schlug  ins  haurs 

Sie  eylten  aufs  mit  schalle 

Auff  manche  Strasse  da  hindan 

Das  jr  des  volcks  im  haufs  zerran 

Sie  wurden  grimmig  alle 

Sie  Westen  all  nicht  wie  jm  was 

In  allen  disen  dingen 

Vnd  ob  man  sie  wurd  letzen  bafs 

Vnd  mer  zu  schaden  bringen 

Vnd  ob  der  Teuffei  wer  im  land 

Sie  eyllen  wider  haym  zu  haufs 

Vnd  beschlussen  die  Burg  zu  band. 
7t      Er  sprach,  hab  danck  du  gütter  man 

Du  hast  jm  ako  recht  gethan 

Das  du  vns  also  eben 

Nun  von  den  Sachen  hast  geseyt 

Gar  ein  newes  gultes  hoffkleyd 

Dasselb  sol  man  dir  geben 

Der  Preutigam  vnd  auch  sein  man 

Vnd  die  Königkliehe  maget 

Die  haben  dise  ding  gehan 

Daruon  du  hast  gesaget 

Von  jn  seind  sie  nider  gelegen 

Nun  bleib  da  hie  auff  der  hochzeyt 

Vnd  hilff  vns  der  kurtzweyl  pflegen. 
73      Da  er  die  red  nun  het  gethan 

Horten  die  Fflrsten  lobesan 

Sie  waren  erst  dar  kummen 


500  HERZOG  ERNST. 

Es  was  da  grosser  kurtzweyl  vil 
Von  mancher  hande  seytenspil 
Die  schilt  vnd  sper  zerbrechen 
Die  hochzeyt  wert  viertzehen  tag 
Furwar  Ihu  jch  euch  sagen 
Zu  hoff  da  was  eyn  grosse  klag 
Mit  waynen  vnd  mit  klagen 
Bifs  Hertzog  Ernste  schuff  also 
Das  der  Kunig  vnd  all  seyn  voick 
Des  Fürsten  wurden  alle  fro. 

68  Die  hochzeyt  was  erschollen  preyt 
Ein  man  das  lofs  erfur  vnd  reyt 

Er  kam  auch  dar  gegangen 
Er  zoch  wol  aufs  der  schnebler  landt 
Im  was  wol  vmb  die  sach  bekandt 
Er  ward  gar  schon  empfangen 
Sie  sprachen,  du  vil  guter  man 
Sag  vns  die  rechten  mAre 
Wie  was  die  sach  also  gcthan 
Wol  vmb  der  schnebler  here 
Do  jn  der  Kunig  was  erschlagen 
Vnd  do  die  Junckfraw  was  dahin 
Er  sprach,  das  kan  jch  euch  sagen. 

69  Sie  betten  den  Kunig  wol  verklagt 
In  was  nur  alleyn  vmb  die  magt 
Das  jn  die  was  verschwunden 
Daruon  ward  bitter  jr  gedanck 

Ye  eyner  an  den  andern  sprangk 

Sie  schlugen  tieffe  wunden 

Do  hub  sich  angst  vnd  grosse  not 

Von  jAmerlichem  streyten 

Wann  da  blib  mancher  schnebler  todt 

Wol  zu  den  selben  zeyten 

Eyner  gab  dem  andern  die  schuldt 

Do  jn  das  laster  was  geschehen 

Sie  kamen  in  grofs  vngedult. 

70  Es  was  geredt  an  eynen  mau 
Er  solt  jr  bafs  geh&tet  han 
Das  was  der  Kamerere 


^*u 


HERZOG  ERNST.  501 

Derselb  der  het  verschlaffen  das 

Vnd  dasselbe  vmb  keynen  hafs 

Noch  vmb  keyn  böse  märe 

Sprachen  der  Kunig  ist  erschlagen 

Es  kumpt  von  deynen  schulden 

Fürwar  es  wirt  dir  nicht  vertragen 

Des  must  du  kummer  dulden 

Es  kam  der  Kamerer  auch  in  not 

Das  jn  der  Kuuig  was  erschlagen 

Er  must  darumb  kiesen  den  todt. 
71       Sie  betten  gar  ein  grossen  straufs 

Recht  sam  das  wetter  schlug  ins  hauls 

Sie  eylten  aufs  mit  schalle 

Auff  manche  Strasse  da  hiudan 

Das  jr  des  volcks  im  haufs  zerran 

Sie  wurden  grimmig  alle 

Sie  Westen  all  nicht  wie  jm  was 

In  allen  disen  dingen 

Ynd  ob  man  sie  wurd  letzen  bafs 

Vnd  mer  zu  schaden  bringen 

Vnd  ob  der  Teuffei  wer  im  land 

Sie  eylten  wider  haym  zu  haufs 

Vnd  beschlussen  die  Burg  zu  band. 
71^       Er  sprach,  hab  danck  du  gütter  man 

Du  hast  jm  also  recht  gethau 

Das  du  vns  also  eben 

Nun  von  den  Sachen  hast  geseyt 

Gar  ein  newes  guttes  hoffkleyd 

Dasselb  sol  man  dir  geben 

Der  Preütigam  vnd  auch  sein  man 

Vnd  die  Kunigkliehe  maget 

Die  haben  dise  ding  gehan 

Daruon  du  hast  gesaget 

Von  jn  seind  sie  nider  gelegen 

Nun  bleib  du  hie  auff  der  hochzeyt 

Vnd  hilff  vns  der  kurtzweyl  pflegen. 
73       Da  er  die  red  nun  het  gethan 

Horten  die  Fürsten  lobesan 

Sie  waren  erst  dar  kummen 


502  HERZOG  ERNST. 

Sie  tbeten  die  zwen  fast  ansehen 
Vnd  gunden  jn  grofs  lob  veriehen 
Da  sie  die  that  vernumen 
Vnd  das  erhall  auff  der  hochzeyt 
Also  mit  grossen  brechten 
Lob  vnd  ehre  ward  jn  geseyt 
Von  Rittern  vnd  von  knechten 
Das  sie  es  betten  geschickt  also 
Es  frewet  sich  der  alt  König 
Der  grossen  ehre  vnd  wirde  do. 

74  Da  sagten  sie  da  bafs  die  mär 
Vnd  wie  es  jn  ergangen  wer 
In  eynem  finstern  berge 

Wie  sie  eyn  wasser  trug  hineyn 

Vnd  auch  von  dem  Karfunckelsteyn 

Vnd  von  den  kleynen  Zwerge 

Vnd  wie  sie  fast  stritten  mit  jn 

Ee  das  sie  sich  erwerten 

Wie  sie  die  Junckfraw  brachten  hin 

Vnd  auch  vor  jn  ernerten 

Sie  sprachen,  edler  Kuni^  feyn 

Keyn  man  lebt  yetz  auff  erden  nicht 

Des  ewCf  tochter  bafs  mag  geseyn. 

75  Von  diser  red  ich  lassen  wil 
Sie  schallierten  auff  seylenspil 
Vnd  kurtzten  da  jr  stunde 

Es  leuchtet  da  der  Karfunckelsteyn 

Auch  manche  junckfraw  hübsch  vnd  rein 

Mit  jrem  roten  munde 

Sie  waren  all  gezieret  wol 

Mit  purpur  vnd  mit  seyde 

Vnd  goldt  als  jch  euch  sagen  sol 

Von  köstlichem  geschmeyde 

Darbey  mancher  stoltzer  degen  schon 

Das  man  kaum  grössere  freude 

Nie  gewunnen  het  in  Indian. 

76  Do  nun  die  hochzeyt  da  ergie 
Hertzog  Ernst  doch  nie  entlie 
Er  wolt  ein  vrlaub  nemen 


m- 


HERZOG  ERNST.         \, 

Der  K&nig  sprach,  jr  werder  mao 

Nun  wölt  jr  yetznnd  vrlaub  han 

Must  wir  vns  ymmer  Schemen 

Ir  kumpt  also  von  hinnen  nicht 

Ir  must  lenger  hie  bleyben 

Vil  grosser  kurtzweyl  each  beschicht 

!r  soll  ewer  weyl  vertreyben 

Vnd  haben  eynes  F&rsten  leben 

Gold  Silber  vnd  auch  gut  gewand 

Ich  wil  euch  des  den  vollen  geben. 
77      Ja  Hertzog  Ernst  alda  belib 

Der  langen  zeyt  er  vil  vertrib 

Bifs  auff  die  zehen  iare 

Es  was  keynem  Pursten  nie  bafs 

Wann  weyl  er  z&  Indian  was 

Ich  red  das  offenbare 

Er  reyt  im  land  Thumieren  weyt 

Zu  stechen  tafeis  runde 

Hirsch  vnde  wild  zu  mancher  zeyl 

Mit  habich  vnd  mit  hunde 

Vnd  wenn  man  nun  zu  tische  safs 

Hertzog  Ernst  vnd  seyner  frawen 

Zu  spilen  gach  in  dem  pret  was 
7^    Hertzog  Ernst  gefiel  das  land  wol 

Dauon  sein  hertz  ward  freuden  vol 

Man  hört  das  von  jm  sagen 

Im  schencket  die  alt  K&nigein 

Auch  beyde  speyfs  vnd  auch  den  wein  * 

Vnd  gwand  gar  wol  beschlagen 

Es  was  so  Ritterlich  gethan 

Er  het  darumb  gestritten 

Hertzog  Ernst  vnd  auch  seyn  man 

Haben  so  vil  erlitten 

Der  Kunig  gab  jn  grosses  gut 

Von  lieb  seyner  tochter  vil  reyn  * 

Trugen  die  zwen  ein  freyeu  mut. 
79      Er  gab  jn  gar  ein  reychen  sold 

Beyde  grofs  silber  vnd  auch  gold 

Im  vnd  seynem  geselle 


504  HERZOG  ERNST. 

Der  mit  jme  was  kummen  aus 

Sie  litten  beyd  vil  manchen  straafs 

Es  merck  nan  wer  da  wolle 

Ir  mögt  darbey  gar  wol  verstan 

Wie  es  jn  ist  ergangen 

In  diser  Stadt  zu  Indian 

Wurden  sie  schon  empfangen 

Ja  Hertzog  Ernst  vnd  auch  sein  man 

Grofs  ehre  erwarben  sie  beyd 

Von  dem  Kunig  aufs  Indian. 

80  Eyns  nachtes  er  sich  nider  leyt 
Wol  zu  der  hochgelobten  meydt 
Er  gedacht  an  die  Achte 

Es  gieng  hin  gen  der  mittemacht 
Hertzog  Ernst  der  lag  vnd  betracht 
Gar  recht  er  sich  bedachte 
Wie  er  gem  Kayser  zornigklich 
So  lebt  in  grosser  schwere 
Er  wolt  jn  grossen  tugentlich 
Mit  guten  werten  sere 
Er  ward  mit  jm  selbs  vbereyn 
Das  er  dem  Kayser  schicken  thet 
Die  zwen  edeln  Karfunckelsteyn. 

81  Da  versunet  er  des  vatters  zorn 
Der  edel  Fürst  so  hochgeporn 

Er  thet  jn  aufs  der  Achte 
Dareyn  er  jn  vor  het  gethan 
Ja  Hertzog  Ernst  vnd  auch  sein  man 
Beyd  von  Ritters  gescblechle 
Der  Graff  wont  jm  in  trewen  bey 
.  '  Pen  abendt  vnd  den  morgen 
Er  dient  dem  edlen  Fürsten  frey 
Gar  offt  mit  grossen  sorgen 
Ee  dann  sie  kamen  in  die  stat 
Gen  India  mit  grosser  ehr 
Da  sie  der  Kunig  begäbet  hat. 

82  Er  schreyb  der  muter  liebe  m&r 
Wie  es  jm  wol  ergangen  wer 
So  ferr  in  frembdem  lande 


HERZOG  ERNST. 

Die  muter  was  der  mftr  so  firo 
Das  er  ein  Herr  was  worden  do 
Der  Kayser  sprach  zu  bände 
Seyd  er  so  freondüich  hat  volbracht 
Vnd  zu  hoher  ehr  ist  worden 
So  thun  jch  jn  aufs  meyner  Acht 
Gen  jm  auff  fridens  orden 
Vnd  das  mag  doch  nit  abegan 
Die  weyl  jch  das  leben  mag  han 
So  wil  jch  jn  nicht  sehen  an. 

83  Noch  wil  jch  jm  die  liebe  thun 
Recht  sam  er  wer  meyn  eygen  sun 
Vmb  willen  seyner  gäbe 

Auch  vmb  die  grossen  manheyt  seyu 

Das  er  die  Edel  Kayserin 

Nach  mir  in  ehren  habe 

Vnd  das  es  jr  thu  auch  keyn  not 

Dieweyl  sie  hab~  das  leben  , 

So  wil  jch  jm  nach  meynem  todt  ^ 

Das  Kayserthum  auff  geben  ^ 

Ein  brieff  der  ward  geschriben  schon 

Der  Kayser  jn  best&let  da 

Er  hanckt  seyn  Insigel  daran. 

84  Die  mäter  schreib  berwider  mer 

V^ie  er  ein  Herr  von  Braunschweyg  wer 

Das  thet  sie  wol  beweren 

Sie  schreyb  dem  K&nig  von  Indian 

Er  solt  die  potschafft  recht  verstau  ^ 

Er  sprach,  das  hör  jch  geren  '   j-Jl 

Seyd  das  es  Gott  hat  selbs  gefügt  ^  JT 

Vnd  jch  die  warheyt  finde  vf*t%» 

Das  mich  redlich  wol  ben&gt 

Gen  jm  vnd  meynem  kinde 

Vnd  er  ist  kummen  also  her 

Von  eynem  Hertzog  also  firey 

Das  mir  keyner  nicht  lieber  wer. 

85  Damach  thet  man  jm  grosse  ehr 
J^  vnd  seynem  gesellen  herr 

Der  mit  jm  was  aufs  kummen 


506  HERZOG  ERNST. 

Ja  aüff  verlost  vod  auff  gewin 

Ein  lange  zeyt  was  bald  dahin 

Das  habt  jr  wol  vernummen 

Man  gab  jm  da  das  beste  land 

Bald  het  es  jm  geschworen 

Dem  edlen  Fürsten  zu  band 

Von  Adel  hoch  geporen 

Mit  grossem  gwalt  vnd  Ritterschaft 

Die  hielt  er  also  lange  zeyt 

Er  kam  darnach  in  grosse  krafft. 

Hie  empfecht  Hertzog  Ernst  die  Kayserlichen  krön. 

{holstchnitt) 

86  Der  Kayser  da  heraussen  starb 
Bald  Hertzog  Ernste  auch  erwarb 
Das  Kayserthum  mit  kraffte 

Er  zoch  heraufs  also  zu  band 
Wann  jm  gefiel  das  Teutsche  land 
Bafs  dann  die  Heydenschaffte 
Sie  Waren  jm  gehorsam  gar 
Recht  sam  er  bey  jn  were 
Er  nam  der  muter  eben  war 
Sie  bet  gewalt  vnd  ehre 
Er  ward  eyn  forchtsam  Kayser  feyn 
Das  beyde  Ritter  vnd  auch  knecht 
Im  musten  vnterthenig  seyn. 

87  Ir  sollet  mich  noch  mer  verstan 
Ich  wil  euch  k&rtzlich  wissen  lan 
Wie  es  jm  mer  ergienge 

Sein  schwäher  dort  auch  tode  lag 

Hertzog  Ernst  der  reyt  nacht  vnd  tag 

Die  Krön  er  auch  empfienge 

Das  K&nigreych  zu  Indian 

Er  ward  des  gar  geweitig 

Mit  ehren  trug  er  wol  ein  krön 

Mit  tugent  manigfeltig 

Er  schaff  es  in  dem  land  also«         * 

Das  beyde  arm  vnd  auch  reyche  'dk 

Seynes  gewaltes  wurden  fro. 


SPRUCHE  VON  HANS  FOLZ.  807 

88  Hertzog  Ernst  des  auch  nicht  vergafs 
Vnd  der  bey  jm  gestanden  was 

Den  abendt  vnd  den  morgen 
Dem  macht  er  da  gar  vnterthan 
Das  gantz  Kunigreych  Indian 
Er  lebt  on  alle  sorgen 
.  Er  ward  ein  mechtig  Kunig  grofs 
Er  het  das  wol  verschuldet 
Das  er  der  reyse  auch  genofs 
Wann  er  offt  kummer  duldet 
Gedacht  der  edel  Kayser  an 
Das  er  bey  jm  gestanden  was 
In  nötten  als  ein  bidermann. 

89  Ich  kans  nicht  lenger  treyben  hie 
Wann  grofse  manheyt  er  begie 
Hernach  bey  seynem  leben 

Wie  das  dick  mancher  stoltzer  man 
Bey  Hertzog  Ernste  gut  gewan 
Nach  manheyt  begund  er  streben 
Wie  milt  vnd  auch  von  edlem  stam 
Vnd  tugenthaft  er  were 
So  lang  bifs  er  ein  ende  nam 
Der  edel  Purst  so  here 
Wollen  wir  lassen  sonder  hafs 
Schenckt  ein  vnd  gebt  mir  z&  trincken 
Sing  ein  ander  der  es  kfind  hals. 

Gedruckt  zu  Nürnberg  durch  Kunegund  Hergotin. 
(24  blätter  klein  octav,  die  leiste  seile  leer,) 

VIER  SPRÜCHE  VON  HANS  FOLZ.     , 

In  welchen  jahrzehenden  des  ßinf zehnten  Jahrhunderts 
Hans  Folz,  barbierer  zu  Nürnberg,  gelebt  und  gedichtet 
habe,  Iq/st  sich  einstweilen  mit  voller  genauigkeit  nicht  be- 
stimmen ;  jedetfalls,  da  einer  seiner  spräche  ein  ereignis  von 
1447  erzählt  {Altd,  Mus.  2,  319),  nach  diesem  jähre,  und 
wahrscheinlich^och  4^S2j  da  die  gedruckte  ausgäbe  seines 
spruche0vSti  der  pestilencz,  der  ganz  wie  eine  gelegenheits* 
Schrift  aussieht,  mit  diesem  datum  bezeichnet  ist,    die  be^ 


508  SPRUCHE  VON  HANS  FOLZ. 

Ziehungen  auf  die  böhmischen  ketzer  {jiltd.  Mus.  2,  319  und 
unten  iv,  81)  sowie  auf  den  Türken  (in,  181)  geben  nichts 
gewisses  an  die  hand.  bedeutung  haben  er  und  sein  mit- 
bürger  Hans  Rosenblut  nicht  blofs  für  ihre  zeity  sondern 
noch  für  das  nachfolgende  Jahrhundert:  ihre  erzählungen 
und  fastnachtsspiele  sind  für  Hans  Sachs  Vorgang  und 
Vorbild  gewesen  y  und  wohl  die  folzischen  noch  mehr  als 
die  von  Rosenblut:  wenigstens  den  wilden  versbau  des  lets^ 
teren  hat  sich  Hans  Sachs  nicht  angeeignet,  auch  sind 
öfters  Stoffe  y  die  bereits  Folz  bearbeitet,  von  Hans  Sachs 
wieder  aufgenommen  worden:  altd.  Mus.  2,  318.  321. 

Nachstehende  vier  gedichte  f^olzens  sehe  ich  noch 
nirgend,  wo  von  ihm  die  rede  ist,  verzeichnet,  sie  befin- 
den sich  in  allen  einzeldrucken  auf  der  bibliothek  zu  Coi 
mar ;  alle  vier  haben  die  gleiche  schrift  als  der  im  j.  1 482 
gedruckte  spruch  von  der  pestilencz,  und  dieser  wird,  da 
er  für  Nürnberg  berechnet  ist,  doch  wohl  auch  in  Nürn- 
berg gedruckt  sein. 

Es  sind  sp7*üche :  wie  das  gedieht  von  der  pestilenz 
wird  auch  hier  das  zweite  in  der  Überschrift  selbst  so  ge- 
nannt; Sprüche,  d.  h.  gedichte,  die  zum  vorlesen  bestimmt 
sind:  Dises  sagt  von  den  wienern  vnd  stet  das  man  es  lesen 
mag  als  einen  spruch  oder  singen  als  ein  liet  schreibt  Michael 
Beheim  über  sein  buch  von  den  fVienem.  also  spruch 
im  1 5«  jh.  so  gebraucht  wie  früherhin  der  ausdruck  rede 
(Litt,  gesch.  §  50,  5)  und  wie  schon  Konrad  von  fVürzburg 
im  eingange  des  Trojanerkriegs  das  sprechen  dem  singen 
an  die  seile  stellt,  und  der  Vorleser  tritt  hier  noch  ganz 
so  auf  wie  einst  die  fahrenden,  welche  lasen :  er  verlangt, 
dafs  man  stillschweige  und  höre  (i  und  in  anf)  und  di{fs 
man  ihn  frisch  einschenke,  wenn  er  noch  weiter  sprechen 
solle  (iii,  147).    vergL  Litt,  gesch.  §  42,  27.  51,  1.  59,  19. 

Irgend  welchen  werth  in  dieser  oder  Jener  art  hat 
Jedes  der  vier  gedichte.  das  erste  giebt  stellenweis  ein 
neues  beispiel  der  im  mittelalter  beliebten  und  bis  zu  sprich- 
wörtlicher Überlieferung  ausgebildeten  kunst  den  fragen 
oder  bitten  oder  schelten  Jemandes  mit  höhnisch  ungehö- 
riger. Ja  sinnloser  antwort  auszuweichen,  ältere  $$elten  der 
art  in  v.  d.  Hagens  Gesammtabenteuer  1,  44  (=  Liedersaal 


SPRUCHE  VON  HANS  FOLZ.  M0 

2,  507—509).  4327^.  2,  92*).  Hoffni.  Pundgr.  2,  320**). 
ob  die  geschickte,  die  den  inkalt  des  »weiten  spruckes 
macht,  auch  anderswo  erxäklt  und  so  wie  hier  an  den  na^ 
men  des  Zauberers  Virgilms  geknttpß,  ist,  weijs  ich  nickt, 
sie  tkeilt  mit  dem  abenteuer  des  dritten  die  nickt  unge^ 
sckickte  verflecktung  dreien*  bestandt keile,  in  letzterem  ist 
es  ein  Wettstreit,  der  zur  ausßikrung  der  listigen  und  lusti- 
gen streicke  den  anlafs  giebt;  zunäckst  vergleicht  sich  da- 
mit ein  sckwank  des  Liedersaals  3,  5,  wo  sink  drei  fronen 
im  streit  um  einen  gefundenen  ring  ebensolcke  streicke 
als  früker  sckon  ausgeführt  nur  erzäklen.  beidemal  aber 
kandelt  es  sich  um  die  meistersckaft  im  buklen,  und  so 
berükren  sick  beide  gedickte  mit  den  in  dieser  zeitsckrift 
6,  292  besprockenen  älteren,  die  gleichfalls  einen  dreifack 
getkeilten,  nur  sittlick  reineren  streit  aus  der  liebeskunst 
erzäklen,  äknlicken  inkalt,  nur  von  Seiten  der  männer 
^nfs^f^ß^i  ^^8  f^olzens  spruck  Von  dreyr  pawrn  frag 
(^Itd,  Mus.  2 ,  320)  besitzen,  die  sckelmerei  des  ersten 
weibes,  die  ikren  mann  beredet,  er  sei  todt,  ßndet  sick 
auck  in  einzelner  und  anders  gewendeter  darstelbing: 
V.  d.  Hag.  Ges.  ab.  2,  357.  endlick  der  vierte  spruch, 
der  wie  der  erste  gröstentheils  in  dialog  aufgekt  und 
auck  den  fragen  lauter  ausweickende  antworten  gegen- 
überstellt, kier  jedock  so,  dqfs  mit  frevelkqften  Wortspie- 
len ausgewicken  wird,  der  kauptsäcklicke  der  zwiscken- 
redner  ist  ein  landstreicker ,  dessen  eigentlickes  gewer be 
das  betteln  ist  (55),  der  sick  aber  um  geld  gelegentlich 
auch  zu  dienstleistungen  geringerer  art  ker giebt  (49.  67). 
F'olz  nennt  denselben  einen  freybeit,  frey  mit  beziekung 
auf  das  kerren-  und  berufslose  leben  solckes  gesindels, 
heit  aber  männlick  und  persönlick  gebrauckt,  wie  es  im 
althockdeutscken  (persona  Spracksckats  4,  807)  und  eben- 
beit  noch  im  mittetkockdeutscken  (socius,  aequalis  Gr.  2, 
643)  vorkommt,  die  gleicke  benennung  auck  anderweitig 
ofi  genug:  Frisck  1,  294.  Sckmeller  1,  608.  Fundgr.  2, 
399.  Justingers  ßemer  ckronik  141.  friheitbarst  ebd.  123; 

^)  wir  »qIq  mezz0ii  di0  fdeze  af  dem  tische  1,  432.    sA  mezt  uns 
fdeze,  daz  siot  dr{  nod  Tiere  2,  92. 

<>^)  dorte  gdt  der  mdnde  nf  lot'e  Ge$.  ah.  1,  44.  Liedws.  2^  M)9. 


510  SPRUCHE  VON  HANS  FOLZ. 

in  Basel  hatten  die  fribeiteu  eine  freistatt  mit  eigenem 
gericht:  Basler  taschenb,  1851,  15  5  bei  Burkard  fValdü 
die  form  freiet,  Esop  2,  80.  4,  4;  auch  freiheitsbobe,  fr«i- 
heitsknabe,  freiheiter:  Frisch,  Schmeltef*  und  BasL  taschenb. 
a,  a,  0,  daneben,  um  das  ungewohnt  männliche  heil  gegen 
eine  schlufssilbe  von  gröfserer  geläufig keit  zu  vertauschen, 
die  form  frihart  (Schmeller,  fValther  203,  Freidank  372) 
und  weiter  abgeleitet  und  zusammengesetzt  vribarUere 
(zeitschr.  2,  82)  und  freiheitsbube  (Schm.). 

In  den  kurzen  erklärungen,  die  den  neuen  abdruck 
dieser  vier  spräche  begleiten,  habe  ich,  wie  billig  bei  ei- 
nem närnbergischen  dichter,  besonders  auf  SchmeUers 
Bairisches  Wörterbuch  verwiesen  und  rücksicht  genommen  ; 
indefs  auch  mit  solcher  hilfe  bleiben  einige  stellen  wie 
I,  145.  189  und  208  noch  unerklärt. 

WILH.  WACKERNAGEL. 

I. 

Item   eiD   pulschafft  von  einer  pawrn  meyt   vnd  von  einem 

iungen  gesellen  mit  fil  sp6tiscben  dedingen   doch  zu  lest  mit 

einer  1er  wie  sich  dar  innen  zu  halten  sey 

{holzschnitt) 

(JV)^vt  yder  man  sich  red  wolt  massen 
vnd  wolt  euch  etwas  sagen  lassen 
von  einer  pulschafft  die  ich  het 
gen  einer  paurn  meyt  die  was  stet 
alls  ich  euch  will  bescheyden  recht  5 

ich  het  mit  ir  ein  grofs  geprecbt 
die  weyl  sie  iren  kelbern  strewt 
ich  sprach  got  grüfs  euch  iunckfraw  gewt 
sie  danckt  mir  wider  als  sie  solt 
vnd  fragt  mich  fürbas  was  ich  wolt  10 

ich  sprach  auf  ewr  gunst  ich  harr 
do  sprach  sie  zu  mir  lieber  narr 
kum  morgen  wider  leüg  mir  mer 
sag  welcher  teüfel  pat  dich  her 
ich  sprach  mein  bort  glaupt  mir  fürwar  15 

1.  W /Crr  d9n  maier  weggeU^ften,        7.  Sckmeiler  S,  675. 


•% 


SPRUCHE  VON  HANS  POLZ.  611 

ich  pin  euch  lenger  dan  ein  iar 

von  herczen  gancz  gewesen  holt 

wie  wol  es  sich  nie  fügen  wolt 

das  ich  euch  das  ercleret  lawter 

do  sprach  sie  zu  mir  lieber  irawter  20 

ia  west  ich  das  dir  recht  ernst  wer 

ich  precht  dir  zwar  ein  panczer  her 

ich  sprach  iunckfraw  ia  siilt  ir  kennen 

wie  sich  mein  hercz  nach  euch  dut  sennen 

sülch  red  list  ir  beleyben  gancz  25 

do  sprach  sie  zu  mir  lieber  francz 

mich  dunckl  zwar  wol  du  dragest  swer 

wie  rietst  ob  dir  not  scheyssen  wer 

gee  hin  gelob  dich  auf  den  mist 

du  weyst  leicht  selbs  nit  was  dir  prist  30 

ich  sprach  iunckfraw  last  ewr  gesp6t 

ewr  schön  die  hat  mich  des  gendt 

das  ich  durch  euch  leyd  deglich  peyn 

sie  sprach  du  wolst  leicht  zornig  seyn 

gee  von  der  went  vnd  nit  enfeyst  35 

das  du  des  arfslochs  nit  zu  reyst 

ich  sprach  iunckfraw  ir  seyt  mir  hessig 

ich  pin  euch  lecht  nit  gleich  gemessig 

vnd  zwor  ich  mein  kennt  ir  mich  recht 

mein  sach  würd  gar  pald  gen  euch  siecht  40 

an  lacht  sie  mich  vnd  sprach  so  plauff 

pald  pald  hupfft  vns  dem  iungen  auff 

ich  sprach  west  ir  wie  mein  geplüt 

durch  euch  so  stet  in  flamen  glüt 

ich  west  ir  kült  mir  ab  die  prunst  45 

sie  sprach  gotz  hey  secht  an  wie  glunst 

dem  man  sein  angesicht  vor  fewr 

ach  der  im  det  ein  deine  stewr 

26.  Franz  als  appellativ  ein  woieher  schwacher  mann:  Uhlands  Folksl. 
366.  Denn  doctor  Siemao  hat  das  rathen  ,  Der  spicket  ja  {den  bösen 
w$ik0hi)  also  den  braten,  Vnd  macht  zum  narrn  den  armen  Frantzen, 
Das  fr  mufs  nach  seiner  pfeiffeo  tantzen   f^aldis  Esop  4,  81.  35. 

Sehmelier  1,577.  41.  vergi.  3,  53.  blaofen /ür  belaufen?  wie  blao- 
gen,  blibeo ,  brüeveu  %eiUchr.  6,  150.         42.  Schm.  %,  222.  46. 

Sehm,  2,  127.  93. 


512         SPRUCHE  VON  HANS  FOLZ. 

vnd  giifs  ein  Spülwasser  auff  ia 

ich  sprach  zu  ir  ionckfraw  dat  hin  SP 

durch  euch  ist  mir  mein  hercz  versert 

do  sprach  sie  wo  ist  dau  das  swert 

dar  mit  ich  dich  geleczet  hab 

ich  sprach  ach  iunckfraw  losset  ab 

ich  hoff  wir  werden  pas  vereint  55 

do  sprach  sie  wer  het  des  gemeint 

was  eytlichs  wunders  kan  der  man 

ich  sprach  iunckfraw  solt  ir  verstan 

wie  ewr  schön  mein  hercz  an  ficht 

io  das  es  nit  vor  leyd  zu  pricht  60 

das  wunder  m6cht  mich  machen  gro 

do  sprach  sie  zu  mir  so  narr  so 

hach  hach  ich  het  sein  schir  gelacht 

hört  hört  wie  im  sein  hercz  neur  kracht 

ich  sprach  iunckfraw  ir  seyt  mir  gfer  65 

nun  ger  ich  doch  von  euch  nit  mer 

dan  dut  doch  das  mir  werde  ru 

do  sprach  sie  traun  do  hallt  dich  zu 

als  das  ich  thu  das  hab  dir  gar 

ich  sprach  ey  das  mich  got  bewar  70 

gen  euch  enhelffen  wort  noch  werck 

sie  sprach  ge  schrey  es  in  ein  perck 

so  hillt  es  dir  her  wider  eben 

wer  kan  alln  naren  antwurt  geben 

ich  sprach  ach  seyt  doch  nit  so  hefftig  75 

man  fint  wol  ein  so  meister  schefftig 

vnd  auch  so  stet  alls  ir  meint  seyn 

der  es  von  herczen  wer  ein  peyn 

so  freflich  wort  eim  zu  beweysen 

nu  seyt  ir  herter  fyl  dan  eysen  80 

vnd  lat  euch  gar  mit  nicht  erweichen 

sweigt  ee  ich  euch  bekum  des  gleichen 

do  sprach  sie  ey  wil  gsche  vns  den 

ir  wirt  vos  lecht  ein  weyer  ab  pren 

50.  taot  bio  lafset  das  sein  Ottoc,  448>.  tuo  hio,  la  bIIlü  b25^.  %%, 
vgL  2y  122.  153.  63.  d.  h.  hk  h&  tote  bei  ßTaich  38,  4.  69.  vgi. 
4,  114.  Schm.  1,  420.  80.  oo]  der  alte  druck  an        84.  unmog- 


'*- 


SPRUCHE  VON  HANS  FOLZ.  51S 

nun  dar  es  ist  doch  ye  vnrecht  85 

vnd  zwar  wan  ich  mich  recht  bedecht 

ich  liefs  sulch  red  hallt  wol  an  stan 

freunl  seyt  ir  nit  ein  edel  man 

vnd  seyt  do  heimen  etwas  reich 

ir  secht  im  hall  nit  gar  vngleich  90 

zu  heydelberg  dem  alllen  äffen 

mich  wundert  wes  ir  do  stet  gaffen 

wo  sint  do  ewre  pferd  vnd  knecht 

do  docht  ich  mir  geschieht  gleich  recht 

dan  wer  ich  newr  von  dir  mit  ru  95 

mich  precht  der  ritt  nit  mer  her  zu 

wan  mir  was  gancz  mein  red  gelegen 

vnd  wist  ir  nümer  zu  begegen 

so  spricht  sie  wider  an  der  fart 

0  heyliger  herr  sant  linhart  100 

was  Wunders  wirt  alhie  vemumen 

der  mensch  ist  worden  zu  einem  stumen 

do  dacht  ich  mir  du  6der  palck 

vnd  sach  sie  an  recht  sam  ein  falck 

der  neydiseh  auf  ein  reyger  wil  105 

mit  dem  ich  plüpfling  sie  au  fil 

vnd  sprach  ach  iunckfraw  wan  ir  west 

das  ir  in  meines  herczen  nest 

so  süfslich  ruet  vnd  auch  lawst  * 

mit  dem  ich  ir  zum  pusen  mawst  tlO 

so  spricht  sie  zu  mir  mit  eym  raschen 

ein  dreck  was  hastu  do  zu  naschen 

du  dapst  alls  habestu  sein  recht 

ich  mein  du  seyst  ein  meczlcr  knecht 

ich  sprach  iunckfraw  ich  pin  euch  holt  115 

liches,  unglaubliches,  das  ärgste  thun :  vgl,  maria  exorere  Firg.  Aen, 
9,  113.  deo  Rio  verbreoDeo  v.  d,  Uagens  Minnes.  2,  20^.  Haupts 
xeitschr.  6,  501.  Schmeiier  3,  102.  iedoch  verbraone  6  der  Rio 
Heidetb.  handschr.  341,  343^  den  Pb4t  yerbrfooea  Hartm.  B'uehl. 
1,  1775.  zönd  mir  keinen  weier  an  Sehm,  4,  3.  91.  das  alte  wahr- 
zeichen  von  Heidelberg  ein  affenbild  auf  der  Neckarbrücke:  Narren- 
schiff  179  StrobeL  92.  zeitschr.  6,  257.  icb  gin  und  gaff  und  bin 

ir  äff  Vhlands  FolksL  642.  100.  Schm,  2,  473.  106.  wohl 

plUiopfllng  %u  lesen:  Sehm,  1,  334. 

Z.  F.  D.  A.    Vni.  33 


*. 


514  SPRÜCHE  VON  HANS  FOLZ. 

wan  ir  des  gleich  mir  auch  sein  wolt 

vod  list  euch  mein  grofs  Heb  erweychen 

do  sprach  sie  hört  was  wunder  zeychen 

ia  wer  es  war  du  swürstvWol  fester 

ach  das  du  mir  nil  kämest  gesler  120 

ich  sprach  iunckfraw  ir  wellt  nur  posen 

ich  kan  uit  smeicben  noch  lieb  kosen 

dan  piet  mir  in  ewrem  dinst  etwas 

secht  ob  ich  nit  volende  das 

sie  sprach  dein  dinst  die  hab  ich  gern  125 

vnd  wolt  ir  vngern  auch  enpern 

dar  vmb  ge  in  den  stal  bin  eyn 

dort  stet  ein  deines  kelbelein 

lug  ob  du  niirs  künst  fürher  stossen 

ich  sprach  iunckfraw  ir  soll  erlossen  130 

mich  sülcber  wort  vnd  fremder  stuck 

sie  sprach  du  hast  leicht  als  vnglück 

ich  wont  du  wolst  mir  din  in  trewen 

wil  es  dich  dan  yczunt  gerewen 

ich  sprach  der  dinst  ich  wol  enpir  135 

Ton  kelber  stossen  sagt  ir  mir 

ich  stifs  euch  lieber  dan  das  kalp 

sie  sprach  mich  drucket  heint  der  alp 

so  hart  das  mir  aus  ging  der  oten 

künstu  mir  nicht  dar  zu  geroten  140 

ich  sprach  es  wirt  euch  wol  vertryben 

ir  müst  euch  lan  ein  zapffen  schyben 

sie  sprach  wan  du  den  zapffen  heest 

ein  allte  ku  die  stet  zu  neest 

die  was  mir  nechten  gar  verschldrfft  145 

do  het  ich  dein  gar  wol  bed6rfll 

mit  dem  do  stund  ich  als  ein  stock 

vnd  dacht  mir  du  rechter  holcz  pock 

hat  mich  der  teüfel  zu  dir  dragen 

doch  fing  ich  wider  an  zu  sagen  150 

vnd  sprach  mein  höchste  zu  versieht 

119.  der  alte  dr,  fwüst  124.  sech  140.  küfto  145.  [idk 

denke,  verschlörfTt  heff$t  verschiür/t,  übertrunken,  und  der  unsaubert 
scherz  meint  mit  dem  zapfen  »,  143  einen  iroeur.     Hpt»^ 


SPRUCHE  VON  HANS  FOLZ.  5f5 

die  wort  sülln  alle  gelten  nicht 

die  ir  gen  mir  hapt  ab  gespullt 

würd  sunst  mein  liercz  gen  euch  erkulll 

nur  durch  ein  fr^unllich  vmefahen  155 

do  gund  ich  aber  zu  ir  nahen 

vnd  meint  erst  recht  mit  ir  zu  scherczen 

so  schlecht  sie  mir  her  zu  dem  herczen 

mit  peyden  feüslen  wie  sie  mocht 

das  ich  mir  in  meim  mut  gedocht  1G0 

ich  müst  mich  zu  der  erden  neigen 

se  narr  sprach  sie  hab  dir  die  feygen 

das  mir  der  ölen  nit  gelag 

von  disem  vngcstümen  schlag 

vnd  ich  nit  ging  zu  hauffen  nyder  165 

das  nimpt  mich  ymmer  wunder  syder 

dennoch  greyff  ich  sie  wider  an 

so  spricht  sie  zu  mir  narr  far  schau 

erschreck  mich  nit  ich  pin  noch  iung 

dar  mit  det  sie  ein  weylen  sprung  170 

vnd  wolt  von  mir  zum  stall  aus  iahen 

peym  hemd  wart  ich  sie  wider  fahen 

vnd  reyfs  sie  zu  mir  als  mir  docht 

das  sie  mich  nit  wol  schlahen  mocht 

dan  das  sie  mich  erwuscht  peyn  harn  .      f75 

das  ich  pey  allen  meinen  iam 

nie  wart  geraufft  so  hart  vnd  fyl 

dan  vmb  die  gürtel  was  sie  styl 

das  ich  nit  wol  getorst  ab  lan 

mit  ernst  must  ich  es  greyffen  an  180 

vnd  warff  sie  nider  in  dem  slal 

vnd  dct  auf  sie  ein  grossen  fal 

das  wir  peyd  groczstcn  als  die  frosch 

do  rieht  ich  mich  zu  wcrck  61  rosch 

vnd  nam  der  rechten  zylstat  spür  185 

so  spricht  sie  narr  knicstu  dar  für 

nun  pistn  doch  auf  keinr  kirwcy 

172.  vgL  2,  112.  136 /«r.  152.  4,  17/^.  der  ir\finitivus  hier  wie  in 
unterm  umschriebenen  futurum  aus  dem  pari,  präs,  entstellt:  wart 
v4heode.    schon  im  h.  Anno  613  s6  diz  liuth  oahtU  ward  sUfio. 

33* 


0- 


516  SPRÜCHE  VON  HANS  FOLZ. 

meinstu  dan  das  ich  heilig  sey 

lug  Ihu  mir  nit  am  ganczen  och 

in  dem  der  schimpff  sich  endet  doch  190 

doch  sprach  sie  du  hastz  wol  geschickt 

mich  hat  ein  floch  oft  wirFs  gezwickt 

wan  du  mich  hast  auf  diser  fart 

zum  negsten  mü  dich  nit  so  hart 

mit  schant  ich  mich  von  danen  macht  195 

wie  dick  ich  do  der  pofsheyt  lacht 

das  mir  so  recht  gescheen  was 

vnd  sprich  auch  pey  mein  trewen  das 

vmb  kein  pawrn  meyt  pul  ich  nit  me 

wie  es  mir  ymmer  sonst  erge  200 

§  pey  diser  pawrn  meyt  weit  verslan 

ein  idiich  tückisch  weybs  persan 

der  schein  an  zeygt  e  man  sie  iipt 

sam  sie  nie  wasser  het  betrüpt 

vnd  auch  vor  menclich  sich  kan  stein  205 

alls  ob  sie  nit  recht  dreü  kün  zeln 

vnd  nie  gespürt  het  noch  gesmeckt 

dar  mit  man  parhaupt  gen  befleckt 

vüd  von  gespöt  nicht  west  zu  sagen 

vnd  nicht  geschmiczt  wer  noch  versiagen  210 

wer  dan  ein  sülche  nit  erkent 

vnd  sich  in  freuntschafi*t  zu  ir  went 

vnd  vmb  sie  wirbt  vnd  nach  ir  stell 

so  dan  sein  art  ir  nit  gefeil 

möcht  der  lieb  wol  der  teufcl  lachen  215 

wer  den  heimlich  mit  ir  wolt  machen 

so  ist  sie  frümer  dan  sünst  drey 

vnd  kan  doch  so  fil  gspeys  dar  pey 

189.  am  ganczeo  am  hengst?  Schm.  2,  58;  am  gänserickf  Minnet. 
%,  109^.  och  substantivisch  wie  ach  Gr.  3,  ^U  fg.  Ruol.  49,  24. 
;203.  e  man]  dr,  eman  218.  2,  57.  f^espey  gespott:  Sehm.  3,  559. 
speier  spotter  y  ühlands  Folhsl.  181.  speywort  Narrenseh.  152. 
speyvogel  ff^ickram  u.  a.  wie  spSy-  and  spott-vogel  j4br.  a  S.  Clara, 
schmähvogel  fatzvogel  Sittewald,  schimpffvogel  Sehuppius  und  spast- 
vogel.  Spott  selber  kommt  von  der  würzet  speien,  spuere,  nrvuv: 
vgl.  yjv^og,  iptv^os,  spoxeo  spotten  Ruother  1962,  altn.  apott  spoti 
und  tpützen  speien  Luth.  Marc.  7,  33.  8,  23.    Joh,  9,  6.    apessea 


SPRUCHE  VON  HANS  FOLZ.  SIT 

sprich  wort  gespftts  vnd  plech  an  slagen 

dar  vmb  sol  keinr  sich  nit  leicht  wagen  220 

nach  einr  die  er  nit  kent  lang  her 

spricht  hans  folcz  zu  nürmberg  barwirer 

II. 

Item  ein  fast  abenteurischer  sprach  von  einem  kauffman  von 

straTspurg  der  gen  rem  zcoch. 

{hoUsfihnitt) 

(E)in  purger  reich  za  strospurg  want 
dem  attff  seim  hanpt  eins  moles  fant 
sein  weyb  ein  einigs  groes  bar 
das  sie  im  pald  det  offenbar 

nun  dacht  er  wie  im  pey  sein  tagen  5 

kein  bandet  nie  was  vmb  geschlagen 
vnd  hat  so  wol  gezogne  kind 
dar  durch  er  ernstlich  vnd  geswind 
der  gröi  stet  nach  sinnen  deet 
von  wan  sie  doch  ein  vrsprung  heet  10 

Nun  gingen  vmb  die  zeyt  die  mer 
wie  das  zu  rom  ein  meyster  wer 
in  der  uigramancejr  erkant 
der  was  virgilius  genant 

eim  yden  er  beschidung  melt  15 

wes  man  in  vraget  in  der  weit 
dem  purger  wart  schnell  zu  im  iach 
seiner  grßi  zu  fragen  nach 
seibander  er  die  fart  dar  deet 
vnd  als  er  hin  gen  poczen  neet  20 

er  zu  eim  wirt  fragt  in  der  stat 
den  er  vormals  gekennet  hat 
von  welchem  er  gefraget  wart 

Sehm.  3,  583  und  Staldw,  !219.  eioem  ein  blechleio  aohaogeo  Frisch ; 
eio  schletterlin  (klapp^rbieeh)  aohenkeo  oder  oaehtchlag^eo  ebd.  wer 
ttroflt  eyn  bofshafiFligfeD  man,  der  henekt  jm  selbst  eyo  spietlin  (zeug- 
läppen)  an  Narrenseh.  ISI. 

1.  E  ßir  den  maier  weggeU{flen.         11.  der  grtjhe  buehstab  be- 
Meichnet  hier  und  weiterhin  den  at{fäng  einer  neuen  seUe. 


*U 


518  SPRÜCHE  VON  HANS  FOLZ. 

die  vrsach  seiner  weyten  fart, 

den  Wirt  er  schnell  der  sach  bericht  25 

seins  groen  hars  vnd  aller  gschicht 

dar  vmb  er  dan  gen  rom  zu  lent 

do  aniwurt  im  der  wirt  behcnt 

0  über  Herr  was  sach  ist  das 

ich  züg  pillicher  dar  vnd  pas  30 

ich  hab  mein  weyb  alltag  geschlagen 

zwelir  gancze  iar  vnd  dar  nit  sagen 

das  sie  pesser  sey  vmb  ein  bor 

sunder  wcyt  erger  fil  dan  vor 

mein  herr  ich  pit  euch  kumpt  ir  dar  35 

Erfart  mir  an  dem  meister  dar 

wes  halb  das  weyb  nit  pesser  werd 

wie  ich  sie  schlagen  thu  aulTerd 

der  gast  gehiefs  im  das  zu  thon 

vnd  afs  das  mal  vnd  schid  dar  von  40 

vnd  als  er  nun  zu  pern  ein  zho 

erkennet  in  ein  kauffman  do 

der  lud  in  pey  im  hau  die  ru 

das  saget  im  der  purger  zu 

vnd  als  sie  nun  das  mol  gebeten  45 

vnd  ßl  gemeiner  red  gedeten 

fragt  in  der  kauffman  auch  der  mer 

was  vrsach  seines  zuges  wer 

der  gast  im  alle  sach  auch  seyt 

do  sprach  der  kauffmun  auff  mein  eyt  50 

so  wist  ir  nit  was  ir  süllt  clagen 

ich  het  ein  nStigers  zu  fragen 

das  mcrckt  mein  herr  ich  nam  ein  weyb 

der  ich  in  dreyen  iarn  im  leyb 

abwesens  halb  nye  hab  bernrt  55 

noch  mir  all  iar  ein  kint  gepiirt 

nun  macht  sie  mir  ein  sülch  gespey 

wie  ir  so  söfs  getrawmet  sey 

von  mir  in  yedem  iar  ein  nacht 

do  von  sie  swanger  sey  gemacht  60 

27.  lenden  lenken:   Sehr».  2,  578.    4  Mose  34,  4.  5.   t^/.    11.     vnd 
leod  vod  wend  mich  xa  der  liebe  fette«  j4br.  a  S,  Cl,  4,  386. 


SPRUCHE  VON  HANS  FOLZ.  519 

Dem  kum  ich  mit  gern  wejrter  nach  . 

zu  meyden  spot  red  schand  vnd  schmach 

ich  mein  es  zem  zu  fragen  mitt 

ob  es  geseiji  müg  oder  nitt 

mein  herr  gen  im  mein  auch  gedenckt  65 

wan  es  mich  ye  der  weyl  noch  krenckt 

der  purger  geiopt  ims  zu  thon 

geseget  in  vnd  schid  dar  von 

vnd  endet  foUn  seyn  weg  gen  rom 

vnd  als  er  zu  dem  mevster  kern  70 

erzellt  er  im  die  sach  all  drey 

vnd  pat  in  fleisseciich  dar  pey 

im  sülcher  frag  antwurt  zu  geben 

virgilius  sprach  so  merckt  eben 

das  ich  euch  6nt  den  ersten  seyn  75 

zu  strofspurg  wonend  an  dem  reyn 

den  andern  zu  poczen  ein  wirt 

der  ailtag  zwir  den  lewten  schiri 

den  driten  ein  kauffman  zu  pem 

nun  alle  drey  euch  zu  gewern  80 

so  will  der  lest  der  erst  nun  seyn 

zu  dem  ir  heim  wercz  zihet  eyn 

von  dem  ir  fürhallt  siilche  mer 

wie  das  sein  weyb  drey  kint  geper 

in  ydem  iar  seines  abwesen  85 

Nun  sülcher  sorg  im  zu  genesen 

so  ist  vor  pern  ein  preyte  heyd 

do  wert  ir  hören  ein  gegeyd 

vnd  auch  ein  hörn  von  fem  erklingen 

in  dem  so  wert  ir  sehen  springen  90 

vor  euch  ein  hasen  übern  weg 

den  fragt  dar  vmb  vnd  seyt  nit  dreg 

der  hat  euch  es  pald  über  sumpt 

so  ir  dan  hin  gen  poczen  kumpt 

zu  dem  wirt  mit  dem  pösen  weyb  95 

78.  ellipse  des  aee,  hAr :  ebenso  bei  schereo  Uhl,  Folksl.  464  fg,  514. 
Aoe  neuer  ao4  ine  schare  tchar  er  mir  vil  schdee  (betrog  er  mich 
um  mein  geid)  Heidetb,  k$.  341,  163<>.  bei  balwireo  UkL  kA%.  ttre- 
lee  Manuel  388  Grüneisen,  H.  Sachs  ungl.  kinder  ßvaa  1. 


520  SPRÜCHE  VON  HANS  FOLZ. 

zu  dem  sprechet  das  er  pey  leyb 

nit  loFs  suuder  sein  esel  schlag 

mit  prügeln  was  er  ymer  mag 

so  lang  pis  er  des  werd  beschiden 

der  seczt  sein  hercz  im  pald  zu  firiden  100 

wan  er  im  wirt  aus  richtung  thon 

so  ir  dan  seibs  heim  kämet  nun 

so  hapt  ir  sechs  kind  noch  pey  leben 

der  yedem  ir  dan  süUet  geben 

ein  kram  sehacz  die  ir  pringt  mit  euch  105 

dan  an  dem  iüngsten  hapt  ein  scheuch 

vnd  in  keyu  weg  engept  im  nicht 

pis  ewer  frag  auch  werd  bericht 

der  purger  neygt  virgilio 

schid  ab  von  im  vnd  lifs  im  do  110 

Ein  redlich  schenck  nach  seinen  ern 

wart  nach  weng  tagen  heim  wercz  kern 

alls  er  vor  pern  kam  auff  die  heyd 

do  höret  er  an  eim  gegeyd 

ein  hörn  erschelln  nit  über  lang  115 

in  dem  ein  has  vor  im  hin  sprang 

zu  dem  er  schnelliclichen  schre 

hallt  halt  mein  has  vnd  sag  mir  ee 

wie  mag  ein  weyb  in  dreyn  iorn 

irm  man  drew  kinder  han  gepom  120 

der  nicht  pey  hundert  meiln  was  do 

der  has  sprach  so  du  mein  narr  so 

sichstu  die  wind  nit  mir  noch  nohen 

het  sie  die  man  als  ser  geflohen 

alls  ich  die  hundt  die  mir  nach  iagen  125 

sie  het  die  weyl  kein  kini  getragen 

in  des  der  parger  kart  gen  pem 

die  sach  dem  kauffman  zu  erclern 

der  sprach  ey  das  ich  es  den  nicht 

beleyben  lifs  als  ich  bericht  130 

von  meinem  weyb  weyslichen  was 

105.    kr4m   ein  mitgebraehUM  gesehenk:   Sehtn.  %,  385 1    kr&mtehas^ 
W9il  es  goldwerlh  hat:  vgl.  kouftchax  toaare;   die  ir  prin^:   es 
mehrere  geechenke. 


SPRÜCHE  VON  HANS  FOLZ.  521 

oder  von  erst  farkame  das 

die  frii  stroff  wer  die  pest  gewest 

ich  schyfs  nan  in  mein  eiges  nest 

es  kau  sich  erst  nit  wol  gepürn  135 

ye  serer  ich  den  dreck  wird  rüm 

ye  fester  ward  es  fürbas  stincken 

ich  will  es  gleich  hin  lassen  sincken 

der  gast  gund  ru  den  tag  zu  hon 

des  andern  tags  schid  er  dar  von  140 

gen  poczen  zu  seim  wirt  dem  er 

von  seinem  esel  gab  die  1er 

wie  er  den  starck  an  alle  ru 

mit  einem  prügel  ymmer  zu 

so  lang  soll  eyient  schlagen  stet  145 

pis  er  in  vnter  wisen  het 

weshalb  sein  weyb  nit  pessert  sich 

wie  fast  er  ir  die  neet  bestrich 

der  wirt  sprach  kau  mein  esel  das 

mit  schlcgen  wird  ich  nit  sein  las  150 

hin  eyllt  er  vnd  schlug  in  so  hart 

das  er  zu  lest  lawt  schreyen  wart 

so  narr  hör  auff  was  sol  das  sein 

schlegstu  mich  lam  der  schad  ist  dein 

vnd  dreybst  es  dan  ein  ganczes  ior  155 

ein  esel  pleyb  ich  doch  alls  vor 

dan  das  Ich  lemer  würd  vnd  dreger 

sag  mir  wie  fil  dein  weyb  sey  weger 

die  du  noch  stet  schlegst  ymmer  me 

ist  sie  icht  pesser  fil  dan  ee  160 

Mich  dunckt  wie  kranck  vnd  lam  sie  sey 

so  won  ir  doch  das  pös  maul  bey 

do  das  der  wirt  vom  esel  hört 

verswur  er  all  sein  leplag  fort 

kein  streych  ir  nümer  mer  zu  thun  165 

erst  wart  zwischen  in  peyden  sun 

vort  sich  der  purger  heym  werts  schyt 

fahel  von  einem  gauche  vnd  vom  withopfen  IFürzh»  hs.  78»-*: 
ich  mio  eig^eo  uest  betuo  —  der  mit  in  daz  oest  betan  h&t  —  sin 
;  er  da  beschibe,  da  maoz  im  vertrag^e  alt  6. 


522         SPRÜCHE  VON  HANS  FOLZ. 

vnd  als  er  gen  straspurg  zu  ryt 

eyllt  we^rb  vnd  kint  im  als  engegeu 

fyl  sunders  preugs  mit  im  zu  pflegen  170 

eins  weint  das  ander  lacht  vor  freyden 

von  weyb  vnd  kinden  wart  er  peyden 

freuntlich  mit  armen  vmefangen 

dar  zu  die  kind  mit  hübschem  prangen 

yds  in  besunderheyt  an  facht  175 

mein  vater  hastu  mir  nichtz  pracht 

also  er  ydem  gab  etwas 

dan  gen  dem  iüngsten  was  er  las 

vnd  sprach  mein  kint  ich  gib  dir  nicht 

ich  werd  dan  vor  von  dir  bericht  180 

der  vrsach  worum  ich  sey  gro 

an  hub  das  kint  zu  lachen  do 

vnd  sprach  o  vater  deiner  wicz 

leicht  ich  dein  weissheyt  über  schmicz 

das  wer  deiner  vernufft  zu  fil  185 

ydoch  ich  dich  berichten  wil 

thu  eins  vnd  schaw  gar  fleyssig  mich 

wie  ritst  werstu  alls  iunck  als  ich 

du  werst  an  zweyffel  noch  nit  gro 

erst  slug  der  purger  in  sich  do  190 

vnd  wart  sein  in  im  selber  remen 

vnd  dacht  sol  mich  ein  kint  beschemen 

in  einer  sülchen  leichten  sach 

0  allter  war  auff  ist  dein  wach 

auff  nichten  dan  auf  geiczikeyt  195 

alls  ich  mir  dor  pey  gib  bescheyt 

wem  sollt  die  grofs  dorheyt  nit  leyden 

seyt  das  ein  has  dort  mufs  bescheyden 

einen  kauffman  dem  die  karckeyt 

het  grossen  reichtum  zu  geseyt  200 

des  gleich  der  wirt  der  durch  sein  narung 

nach  gut  zu  drachten  het  kein  sparuog 

vnd  kunt  der  dorheyt  nit  enpflihen 

wie  er  sein  eygen  weyb  solt  zihen 

pis  in  ein  esel  vnter  rieht  205 

0  allter  deiner  zu  versieht 


SPRUCHE  VON  HANS  FOLZ. 

vnd  ich  der  gröst  vnter  den  dorn 

der  nil  west  das  in  langen  iom 

das  allter  all  ding  macht  vnfro 

gerunczelt  dawb  swach  plint  vnd  gro  210 

Und  all  zeytliche  ding  verderbt 

vnd  was  aaff  erd  lept  ersterbt 

vnd  ich  an  mir  das  nit  gedacht 

pis  mich  mein  iiingstes  kint  weis  macht 

des  ich  mein  thorheyt  pillich  clag  215 

des  gleichen  ich  lob  vnd  danck  sag 

dem  weysen  man  virgilio 

der  die  drey  nerrisch  frag  also 

recht  meisterlichen  vrteyln  kunt 

das  vnser  yder  selbs  verstunt  220 

sich  einem  thorn  geschaczet  gleich 

seyt  das  ein  has  den  ein  bestreich 

vnd  in  erst  vnter  wise  recht 

wie  er  sein  schand  nit  laat  precht  mecht 

der  ander  an  seim  weyb  stet  schlug  225 

pis  sie  das  hercz  im  ab  genug 

den  machet  erst  ein  esel  weys 

so  pin  ich  schir  vor  allter  greys 

vnd  must  mich  vrteiln  lan  ein  kint 

secht  seyt  das  allter  ist  so  plint  230 

so  ist  vns  alln  gescheen  recht 

o  dorechts  allter  du  grofs  geschlecht 

üb  dich  zu  weyfsheyt  ist  mein  1er 

spricht  bans  folcz  zu  nürmberck  barwirer 


212.  fehlt  eine  sylbe. 


524  SPRÜCHE  VON  HANS  FOLZ. 

III. 

Item  von  dreyen  weyben  die  einen  porten  fünden  vnd  welch 
iren  man  am  meisterlichsten  an  füret  das  der  selben  der  port 
wer  vnd  zu  lest  mit  einer  geistlichen  glos  nach  dem  es  yczunt 

in  der  wellt  stet 

{holztrhniit) 

(iV)un  sweigt  vnd  habt  ewer  gemach 
so  känd  ich  euch  ein  allte  sach 
von  dreyen  frawen  stolcz  vnd  frey 
die  ein  porten  funden  all  drey 
§  nun  wollt  yde  den  porten  han  5 

die  ein  sprach  welche  iren  man      .   / 
am  aller  pasten  kün  bedörn 
der  selben  sol  der  port  gehSm 
§  die  sach  was  siecht  die  erst  heim  lief 
fant  das  ir  man  dort  lag  vnd  slief  10 

pald  eylet  sie  vnd  mischt  zu  samen 
saffran  vnd  rus  in  einen  swamen« 
die  selbig  färb  sie  im  an  streich 
vnd  macht  in  allen  swarcz  vnd  pleich 
§  pald  weckt  sie  in  vnd  trug  im  dar  15 

eyn  spigel  vnd  sprach  man  nim  war 
du  pist  leyder  gestorben  mir 
ach  gott  wie  hart  ich  dein  enpir 
ir  hent  sie  want  vnd  rawfiFt  ir  bar 
der  man  der  sach  in  spigel  dar  20 

vnd  sprach  wie  hab  ich  das  erworben 
pin  ich  dan  in  dem  slaff  gestorben 
dan  do  sein  färb  so  dötlich  was 
gelaubet  er  ir  genczlich  das 

dar  zu  gedaucht  in  über  al  25 

noch  an  im  sten  die  doten  mal 
das  weyb  slug  ob  im  aus  den  geyl 

i.  N  weggeläften,    der  alte  druck  ewergemacb  9.  die  sach  war 

schlecht  H,  Sachs  teufel  und  altet  weib ;  vgl.  117.  1,  40.  27.  gil 
betiel:  vgl.  Schm.  2,  30.  31 ;  deo  geyl  aas  slabeo  das  todiBnalmf^sen 
geben  ? 


SPRUCHE  VON  HANS  POLZ.  525 

vnd  sprach  zu  irer  meyt  pald  eyl 

hiiff  mir  in  kürczlich  neen  eyn 

wie  kiint  er  pas  gestorben  seyn  30 

§  als  sie  in  ein  geneet  het 

sant  sie  die  meyt  hin  an  der  stet 

das  man  in  holt  vnd  mechts  nit  lanck 

schnell  schob  sie  in  vnter  ein  panck 

§  der  haws  knecht  mercket  kürczlich  das  35 

das  im  sein  pawr  gestorben  was 

er  eylet  pald  hin  zu  der  frawen 

schimpft  kiircz  mit  ir  vnd  liefs  im  zawen 

vnd  tröst  sie  anf  der  pencke  oben 

do  sie  den  man  het  vnter  gschoben  40 

§  der  pawr  sprach  heincz  pey  meyner  eer 

wan  ich  dan  nit  gestorben  weer 

du  best  mirs  freylich  nit  getan 

so  pin  ich  ye  ein  doter  man 

§  die  fraw  sprach  sweyg  du  narr  hab  m  45 

den  doten  hört  nit  swaczen  zu 

wo  hastu  es  gehöret  vor 

§  der  mesner  kam  vnd  pracht  die  por 

man  trug  in  yn  die  kirchen  hin 

§  die  ander  fraw  fant  auch  ein  sin  50 

als  schier  ir  man  entschlaflPen  war 

sie  im  behent  ein  platten  schar 

vnd  sprach  plaufft  herr  vor  allen  dingen 

rüst  euch  ir  müst  ein  sei  mefs  singen 

wan  ewer  nachpawr  doli  ist  dot  55 

den  man  erst  hin  gen  kirchen  bot 

§  der  man  sprach  fraw  was  dreüget  dich 

ersichstu  für  ein  pfaffen  mich 

so  hastu  wol  das  plerr  vorn  angen 

§  sie  sprach  herr  wan  ir  des  wolt  langen  60 

das  het  ich  vor  gehöret  nye 

eylt  doch  ee  man  die  glock  an  zye 

das  ir  auch  über  allter  stet 

§  der  pawr  sprach  der  mich  des  auf  ret 

56.  ähnliche  ellipse  wie  fFalth,  8,  18  die  wolte  ich  g^eroe  io  einen 
sclirin.        59.  Sehm.  1,  337. 


526  SPRUCHE  VON  HANS  FOLZ. 

soll  ich  gen  über  allter  slan  65 

so  müst  ich  do  ciu  platten  han 
vnd  dewt  im  selber  auf  den  kopff 
do  was  er  sch5n  beschoru  der  tropff 
doch  dacht  er  in  im  selbs  nun  sie 
piu  ich  der  kapelon  dan  hie  70 

wie  hab  ich  mein  allso  vergessen 
ge  ich  vnd  rieht  mich  zu  der  messen 
yn  sagerer  macht  er  sich  zu  haut 
der  platten  halb  in  niemant  kaut 
er  murmelt  vast  recht  sam  er  pett  75 

ein  mefs  gewant  man  im  an  dett 
also  ging  er  zum  allter  hin 
§  nun  het  die  drit  fraw  auch  ein  sin 
mit  irem  man  gefunden  seyt 

sie  wecket  in  mit  einem  scheyt  80 

vnd  sprach  ste  auf  pald  du  wein  slauch 
wie  hastu  necht  mit  vollem  pauch 
in  cleydern  dich  do  her  gesapt 
wie  sanfil  hat  dir  der  wein  gedrapt 
das  du  so  ligest  auff  deim  wanst  85 

vnd  nit  deynr  guten  cleyder  schaust 
die  du  trugt  necht  am  feyer  tag 
wol  auf  vnd  merck  was  ich  dir  sag 
dein  nachpawr  doli  leyt  auf  der  por 
dem  hat  man  ycz  ein  sei  mefs  zwor  90 

do  eyl  pald  hin  vnd  opffer  auch 
§  er  sprach  meinstu  ich  sey  ein  gauch 
solt  ich  nacket  gen  kirchen  gan 
nun  hab  ich  nirn  keyn  faden  an 
§  das  weyb  sprach  das  mich  got  behüt  95 

schaw  eins  ob  dach  der  man  nit  wüt 
ich  meyn  du  seyst  schlafflruncken  noch 
nun  pistu  gancz  gecleydet  doch 
den  das  du  alles  dein  gewant 
yn  federn  hast  so  gar  geschant  100 

§  sie  speyt  an  peyde  hent  zu  mal 
vnd  streich  im  an  dem  leyb  zu  tal 
73.  Schm.  3,  %9$.        83.  Schm.  3,  275. 


SPRUCHE  VON  HANS  PQÜE. 

sain  sie  die  federn  im  ab  strich 

vud  sprach  eyl  du  versaamest  dich 

§  hin  zu  der  kirchen  kert  der  dam  105 

vnd  sach  vast  nach  dem  doten  vm 

§  in  des  die  pawm  zu  opffer  gingen 

m  diser  begunt  auch  zu  hin  dringen 

er  het  auf  seher  mer  dan  fyl 
vnd  so  er  nftttigs  opffern  wyl  110 

so  fint  er  seines  peütels  nicht 
ganez  zu  rings  vmb  er  sich  besieht 
wie  vast  er  sucht  er  ging  sein  yrr 
zu  leczt  grayff  er  im  an  das  gschyrr 
§  das  sach  der  pfaff  ¥nd  dacht  an  sich  115 

du  pist  zwar  gleich  ein  narr  als  ich 
dan  wers  newr  mit  dem  opffer  siecht 
got  geh  wer  vort  das  ampt  verprecht 
§  vnd  sprach  zum  pawrn  sag  an  du  narr 
lauffstu  dan  nacket  in  die  pfarr  120 

§  der  pawr  sprach  was  suchstu  dan  hye 
nun  lernstu  kein  puchstahen  nye 
du  darffst  dich  leicht  mit  mir  zu  fristen 
du  künst  eym  pas  einn  kü  stal  misten 
hat  dich  der  teüfel  do  her  prach  125 

§  der  auff  der  par  hnb  an  vnd  lacht 
vnd  sprach  zu  in  auf  all  mein  eer 
wan  ich  dan  nü  gestorben  weer 
so  mocht  ich  diser  «arrn  weys  hie 
gelachen  pas  dan  keins  dings  ye  1 

so  lig  ich  leyder  in  eim  sweys 
gestorben  doch  als  got  wol  weys  ^ 

do  das  die  zwen  betten  gehört 

^  do  dacht  yder  wie  er  bedört 

von  seiner  firawen  worden  weer  135 

vnd  namen  es  zu  herczen  seer 

§  der  pfaff  schtttt  aus  das  mefs  gewant 

110.  mit  e\fer  und  eile:  Sehm,  ;2,  101.  Mi.  v.  d.  Hagens  Ge- 

tammtabent.  1,  %\%,  Sehm.  3,  393.  vgl.  Minnet,  1,  59«.  118.  vgl, 
196.  Schm,  3,  83.  125.  der  alte  druck  pracb  ISfT  si  tchoten  sieh 
Az  dem  gewAfleo  Ruol.  199,  %%.    dö  achalle  maa  ifk^WigüL  IM,  9. 


528         SPRÜCHE  VON  HANS  FOLZ. 

yud  nam  dem  nackenden  sein  hant 
vnd  gingen  zu  dem  auf  der  por 
vnd  sprachen  o  du  grSster  dor  140 

vnd  het  man  dich  also  begraben 
du  müst  dir  zwar  den  schaden  haben 
ste  auf  vnd  gee  mit  vns  zum  weyn 
welchs  frawen  nun  der  port  sol  seyn 
das  gib  ich  euch  zu  roten  alin  145 

hie  mit  ich  dise  red  lafs  valln 
doch  wolt  man  mir  ein  frisch  einschencken 
so  wolt  ich  mich  gar  kurcz  pedencken 
vnd  sagen  welche  in  gewan 

ich  sprich  die  mit  dem  dotten  man  150 

die  heincz  het  auf  der  panck  erworben 
doch  so  der  pawr  nit  wer  gestorben 
er  het  iros  nymer  über  sehen 
o  herr  nun  lafs  vns  nit  geschehen 
mit  vnsern  weyben  als  den  dreyen  155 

das  sie  vns  auch  nit  also  geheyen 
§  nun  diser  frawen  woren  drey 
do  merckt  drey  grofs  betriger  pey 
die  iglich  mensch  auf  erden  bot 
fechten  in  an  pis  in  den  dot  160 

das  fleysch  der  teüfcl  vnd  die  weit 
die  stet  auf  schlagen  ire  zeit 
in  eines  yden  menschen  hercz 
dar  in  zu  üben  iren  schercz 

das  kein  so  geistliche  persan  165 

auff  erd  ir  eym  mag  wider  stan 
ich  sweyg  der  dreyer  rott  gemeyn 
dar  vmb  so  weit  gewarnet  seyn 
vor  diser  dreyer  wcyber  art 

den  man  mag  wider  sten  so  hart  170 

§  nun  wer  dan  fort  sint  die  drey  man 
die  dys  drew  weyb  gceffet  han 
das  sint  drey  Stent  der  weit  nempt  war 
der  fürsten  vnd  geistlichen  schar 
der  drit  von  not  ist  die  gemein  175 

156.  Sehm.  %,  132. 


«^ 


SPRUCHE  VON  HANS  FOLZ.         129 

der  fürsten  ycz  Dit  anders  seyn 

dan  das  sie  lebendig  sint  dot 

das  ist  sie  spürn  gleich  wol  die  not 

die  angst  den  iamer  vnd  das  ieyt 

das  stet  an  ligt  der  cristenbeyt  180 

dar  auff  der  türckisch  beilisch  trach 

stetigs  sein  wart  bat  vnd  sein  wach 

noch  sie  nit  anders  sint  dar  vor 

dan  als  der  pawr  dort  auf  der  por 

der  hört  vnd  sach  wol  allen  spot  185 

vnd  lag  doch  still  sam  wer  er  dot 

§  das  ander  ist  der  geistlich  stant 

der  predigt  schreyt  rüffi  pant  vnd  mant 

gipt  gnad  vnd  aplas  hewr  vnd  fert 

vnd  wirt  so  mancherley  verkert  190 

das  niemant  schir  weys  wie  im  ist 

lafs  dichs  erparmen  yhesu  crist 

§  wor  pey  nim  ich  des  ein  vrkuod 

peym  paurn  der  ob  dem  allter  stund 

der  meint  wen  er  das  opfer  het  195 

got  geb  wer  fort  das  ampt  foln  det 

§  der  drit  stant  ist  die  gancz  gemeyn 

die  stet  willig  vnd  ghorsam  seyn 

den  zweyen  stenten  ycz  genent 

wie  ofiFt  sie  werden  an  gerent  200 

so  geben  sie  vnd  syn  bereyt 

wie  aber  es  werd  an  geleyt 

do  stet  gar  fil  zu  sweigen  van 

dar  mit  wirt  dan  der  gemein  man 

so  ofil  erzawset  vnd  gezupft  205 

pis  er  stet  als  ein  gans  berupffl 

vnd  dar  zu  als  ein  lamp  beschorn 

die  aber  thun  der  wollen  fom 

vnd  was  dar  aus  gespunnen  wirt 

ist  die  gemein  gancz  in  verirt  210 

als  wir  die  gleicbnufs  haben  vort 

pey  dem  nackenden  man  der  dort 

sein  opfer  auch  solt  dragen  dar  . 

176.  der  alte  druck  lyci        208.  d.  h,  färeo 

Z.  F.  0.  A.  VIH.  34 


"i 


530  SPRÜCHE  VON  HANS  FOLZ. 

do  slund  er  gelts  viid  cieyder  bar 

o  herr  uun  sich  doch  selbs  her  ab  215 

sich  wie  dein  er  dein  ^t  dein  hab 

doch  angelegt  wirt  vnd  verzert 

vnd  dir  dein  eygens  folck  miivert 

hie  mit  will  ich  die  sach  lan  falln 

dan  herr  gib  die  vernufft  vns  alln  220 

das  wir  vns  weyter  nit  verschulden 

so  wir  her  innen  vngedulden 

gib  vns  zu  gutem  wider  ker 

spricht  bans  folcz  zu  nürmberg  barwirer 

IV. 

(holzschnüf) 

(E)in  freyheit  swach  in  kalter  zeyt 
in  schnöder  wat  gewandert  weyt 
ein  warme  stuben  sucht  vnd  font 
in  eines  wirts  haws  im  bekant 
hinter  den  ofen  auf  die  panck  5 

saczt  er  sich  vnd  dar  nach  nit  lanck 
peyd  hicz  vnd  kellt  zu  samen  fachten 
vnd  im  ein  sülche  okraft  machten 
das  er  sich  von  dem  panck  bewegt 
vnd  hinterm  ofen  lag  gestreckt  10 

der  wirt  sein  grofs  erparmung  hett 
hiefs  das  man  auff  die  panck  im  pett 
vnd  schuff  pald  das  ein  priester  kem 
vnd  in  der  not  sein  peicht  vernem 
der  prister  kam  vnd  sach  sich  vmen  15 

die  weyl  was  zu  im  selber  kumen 
der  freyheit  vnd  wart  in  an  sehen 
zu  im  wart  sich  der  prister  neben 
vnd  fragt  in  gar  korczlich  der  mer 
ob  er  geschidct  zu  peiobten  wer  20 

1.  E  weggeli{fsen.  8.  Äkraft,  jetzt  in   abkraft  enttteiit   (Sehm. 

2,  382),  während  Imaht,  Amacht  in  ohnmaeht  übergegangen:  Gr. 
^,  706  fg.  15.  amen  d.  h,  nmbin  :  Sehm.  ^,  199.  wörterb.  zum 
Altd,  leset,  unter  hin. 


SPRUCHE  VON  HANS  FOLZ.  m 

Der  freyfeeit  antwort 
§  ach  mein  herr  schicket  ein  für  mich 
der  pas  zu  fassen  sey  dan  ich 
wan  ich  nit  reyten  mag  nocb  gep 

Der  prister 
§  mein  sun  eins  gib  mir  zu  yeraien 
wie  get  es  dir  sag  mir  pald  her  25 

Der  fipcyheit 
§  dar  nach  ich  druck  mein  lieber  her 

Der  prister 
.§  sag  an  doch  wie  gehabstu  dich 

Der  freyheit 
§  io  het  ich  künnen  haben  mich 
80  wer  ich  vor  :den  lewiem  i^Un 
so  schentlich  nit  vom  panck  gefalln  30 

Der  prister 
§  bescheyd  mich  doch  was  pricbet  dir 

Der  freyheit 
§  was  ist  von  cleydung  gaqcz  an  mir 

Der  herr 
§  so  sag  aber  was  ligt  dir  an 
lafs  hörn  kanstu  mich  pQdb  verstaa 

Der  freyheit 
§  mein  herr  das  ich  euch  recht  bescheyd  35 

es  ist  ein  aUtes  .nider  deyd 
dar  ob  ein  p6s  zu  riasens  hembd 
dem  zwor  die  Icws  nie  woren  frembd 

Der  herr 
§  kurcz  ab  sag  mir  wo  ;pistu  ;J(raiick 

Der  freyheit 
§  mein  herr  all  hie  auf  diser  .panck  40 

pin  ich  am  krencksten  süllt  ir^glaubun 

Der  berr 
ich  mein  fürworrdju  weilst, mich  drüben 
verste  mich  in  gols  namen  recht 

Der  freyheit 
ich  verlig  es  lincks  als  ir  secht 

36.  kieid  wn  hHf$e  und  ob^nühtnkel :   ein    iii4«<«l«it  itt  eio   brooeh 
Ditit.  1,  315.     t  Mo$9  28,  4;^. 

S4* 


532  SPRÜCHE  VON  HANS  FOLZ. 

was  ist  anders  die  clage  meio  45 

Der  harr 
§  du  magst  ein  abenteurer  sein 

Der  freyheit 
§  io  lieber  herr  got  geh  euch  heyl 
ich  pin  des  abentz  gancz  wol  feyl 
so  helt  der  wiri  mich  für  sein  gelt 
des  morges  vmb  ein  meyl  im  feit  50 

der  herr 
§  oho  wie  pistu  mir  ein  man 

der  freyheit 
§  ich  wilis  im  dorff  an  all  meyd  lau 

Der  herr 
§  eins  sag  mir  kanstu  peten  doch 

der  freyheit 
§  mein  über  herr  wem  frogt  ir  noch 
ich  hab  mich  petelns  nye  gewert  55 

sunder  fil  iar  dar  mit  ernert 

der  herr 
§  ach  got  ich  frag  des  alles  nicht 
kanstu  des  pater  nosters  icht 

der  freyheit 
§  trawen  neyn  ich  mein  lieber  herr 

der  herr 
§  ich  dacht  mir  sein  zwor  angefer  60 

aber  es  ist  doch  vnrecht  ye 

der  freyheit 
§  des  halb  wolt  ich  es  lernen  nye 
ich  dacht  als  wie  es  vnrecht  wer 

der  herr 
§  ey  ey  was  sol  ich  sagen  mer 
kanstu  das  aue  maria  65 

der  freyheit 
§  ey  trawen  trawter  herr  ia 
ich  habs  ob  hundert  moln  gelewt 
mein  tag  ob  es  icht  gntz  bedewt 

Der  herr 
§  ich  mag  dir  schir  keinr  red  mer  günen 
50.  der  alte  druck  das  morges 


SPRÜCHE  VON  HANS  POLZ.  ft» 

ich  sag  du  solst  es  peten  künen  70 

Der  freyheit 
§  mein  herr  der  red  ich  euch  vergnii 
nun  ist  kein  pawr  schir  ders  nit  kan 
was  sol  ein  ding  so  gar  gemein 

der  herr 
§  du  magst  ein  schlechter  crist  sein 

der  freyheit 
§  herr  gestern  auf  gericht  vnd  schlecht  75 

hewt  kranck  vnd  krump  als  ir  mich  secht 

der  herr 
§  ich  d6rst  schir  wetten  vmb  ein  pfunt 
dir  wer  der  glauben  auch  nit  kunt 

der  frevheit 
§  herr  wettet  fr6Iich  ir  gewint 
ich  was  mein  tag  nie  drauff  besint  80 

vnd  seyt  man  die  pehem  drum  neyt 
was  ich  im  feint  halt  ymer  seyt 

der  herr 
§  die  glauben  keczrisch  was  ir  ist 
man  solt  sie  prennen  das  dus  wist 

der  freyheit 
§  herr  sülcher  schancz  wart  ich  nit  gern  85 

was  wolt  ir  mich  do  sunders  lern 

der  herr 
§  ach  ach  das  du  ye  wurd  geporn 
nun  ist  all  1er  an  dir  verlorn 
dir  ist  der  sei  heyl  gancz  vnmer 

der  freyheit 
§  mein  herr  wan  ich  ein  arczet  wer  90 

ich  hilff  dem  leyb  vor  glaupt  mir  das 
so  plyb  die  sei  auch  dryn  dest  pas 

der  herr 
§  nun  b6r  das  du  dan  werst  gesunt 
an  sei  an  leyb  wo  du  pist  wunt 
vnd  über  wintst  des  deüfels  macht  95 

so  pis  doch  anf  ein  peicht  bedacht 

74.   dai  venmqfi  fordert  crisleQ ;   ebenkrist  ßir  ebeokristeo   kommt 
gleichseiiig  und  se/ion  vieißühervor:  Fundgr*  1,  364.    82.  im]  dr.  in 


534  SPRIJGHE  von  HANS  FOLZ. 

der  freyheit 
§  herr  wer  den  teuffei  sol  befechlen 
der  mnfs  sein  gar  pey  guten  mechten 
so  lig  ich  ycz  in  solchen  nAten 
ich  künt  nit  wol  ein  Doch  ged5ten  100 

der  herr 
§  wie  aber  ob  du  gar  verharst 
die  peichl  pis  an  das  end  gancz  sparst 

der  freyheil 
§  0  herr  des  kumert  euch  nit  vort 
nun  hab  ich  all  mein  tag  gehört 
wo  newr  das  end  erscheinet  gut  105 

das  alle  sach  dest  rechter  dut 

der  herr 
§  ich  pit  dich  doch  drum  peicht  ein  mol 

der  freybeit 
§  herr  so  ich  es  dan  ye  thun  sol 
so  gepl  mir  dar  zu  stewr  vnd  ret 
wan  ich  kein  peicht  vor  nye  getet  110 

der  herr 
§  sich  freunt  do  thu  recht  eins  vnd  sag 
was  du  ye  detest  all  dein  tag 

der  freybeit 
§  ia  herr  vnd  solt  der  wirt  verstau 
was  ich  erst  newiich  han  getan 
ein  stund  liefs  er  mich  hinnen  nicht  115 

dan  greyffet  hinter  mich  gericht 
do  ligt  der  hauff  noch  also  warm 

der  herr 
§  ey  das  es  got  yraer  erparm 
was  gutbeyt  wirt  durch  dich  geworcbt 
nun  hastu  gancz  kein  gotes  forcht  ]20 

Der  freybeit 
§  mein  herr  do  last  von  wie  es  get 
nun  förcht  ich  got  so  ü'bell  stet 
das  ich  ein  gancz  ior  vmb  vnd  vmb 
nicht  eins  vor  im  zu  kirchen  knm 

Der  herr 
g  wifs  du  peichst  dan  das  man  dich  nicht  125 


SPRUCBB  VON  HANS  POLZ.  SU 

am  end  tnit  vnserm  herrn  bericht 

Der  freybeit 
§  mein  berr  nun  kan  ich  nit  versUn 
das  er  mir  ye  ichts  hab  getban 
del  er  mir  aber  ye  vneben 

ich  will  ims  sunst  gern  als  vergeben  130 

wir  dürffen  keinr  berichtung  drum 

Der  herr 
§  ich  pit  dich  lieber  ker  dich  vm 
vnd  went  dich  auf  den  rechten  ort 

Der  freyheit 
§  wan  ich  euch  dan  den  hintern  kort 
ich  plib  zu  mol  erst  nit  vor  euch  135 

vnd  secht  das  ich  mich  sü'nst  ser  scheuch 

der  herr 
§  sag  ob  du  so  kranck  würdest  noch 
gerstu  des  sacramentes  doch 

Der  freyheit 
§  0  herr  do  lossei  von  durch  got 
nun  sint  mir  all  mein  freunt  dran  dot  140 

Der  herr  # 

§  sag  wie  im  mit  der  61ung  sey 

Der  freyheit 
§  sweygt  herr  mich  61ten  einest  drey 
soll  ich  sein  noch  ein  fart  geleben 
ich  müst  werlich  die  hawt  drum  geben 

der  herr 
§  glaubst  aber  nach  der  schriffte  sag  145 

das  du  erslest  am  iungsten  tag 

Der  freyheit 
§  mein  herr  das  möcht  ein  kint  versten 
nun  kan  ich  ycz  nit  slen  noch  ge% 
vnd  hab  doch  newr  ein  dein  beswer 
ich  sweig  so  ich  so  lang  dot  wer  150 

142.  sonst  würdet  ibr  auf  i^r&ner  strafs  wobl  bl&tig  oft  gefirmet  Spee 
Trutinarhtigall  1841,  177.  word  er  aafsgelacbt,  ich  aber  vor  eioeo 
bösen  scbalckhafftigeo  Darren  gehalten ,  und  leinetwegen  gebaamSlt 
Simplt'c.  \,  2,  %l. 


536  SPRÜCHE  VON  HANS  FOLZ. 

Der  herr  • 

^  nur  ab  gen  hell  wirt  der  bescbeyd 

Der  freybeil 
§  0  das  wir  yczunt  do  wern  peyd 
so  gewün  man  mit  euch  zu  schaffen 
das  man  mich  liefs  die  wend  angaffen 
§  der  prister  schid  in  zorn  dar  von  155 

da  kam  einr  mut  in  geldes  an 

der  freyheit 
^  mein  freunt  sweigt  still  vnd  seyt  geduldig 
ich  pin  keym  menschen  nicht  mer  schuldig 
der  herr  ging  gen  euch  aufs  hin  eben 
der  mir  mein  schuld  all  hat  vergeben  160 

§  in  dem  der  freyheit  wart  gancz  swach 
ein  allte  sei  nun  zu  im  sprach 
gelraw  nur  got  wol  vnd  schick  dich 
so  ferstu  in  das  himelrich 

Der  freyheil 
§  ach  das  gefeilt  mir  sicher  wol  165 

das  ich  gen  himel  faren  sol 
alls  swach  als  ich  zu  fussen  pin 
ging  ich  in  zwenczg  iarn  nit  do  hin 
§  pey  disem  freyheit  wellt  verstau 
all  eygen  willig  falsch  persan  170 

die  mit  dem  glauben  fil  welln  schimpfen 
das  man  mit  nicht  in  sol  gelimpffen 
sunder  alls  dötlich  feindt  verschmeen 
wan  sie  gar  leicht  ein  samen  sehen 
in  einfeltiger  menschen  bercz  175 

das  leyb  vnd  sei  dort  pringet  schmercz 
hüt  euch  vor  aller  falschen  1er 
spricht  bans  folcz  zu  nürmberg  barwirer 

159.  der  herr  der  ^geistliche ,  wie  schon  vorher  in  den  gespräehuher- 
schf^ten:  Schm,  2,  230. 


EIN  SPRUCH  UND  EIN  RATHSEL  VON  HANS  FOLZ.    SfT;^ 


EIN  SPRUCH  UND  EIN  RATHSEL  VON 

HANS  FOLZ. 

Der  falgBnde^  bis  jetzt  nirgends  erwähnte  sprach  Hans 
Folzens  steht  auf  bl.  70**  und  71'  der  papierhandschrijt 
in  grofsem  folio  die  Valentin  Holt  in  Augsburg  {bl.  163 
hie  zu  Augspurg)  in  den  jähren  1524  — 1526  »usammen- 
schrieb  und  die  jetzt  der  merkelschen  familienbibliothek 
in  Nürnberg  gehört,     vergl.  Uhlands  volksL  s.  973. 

Ain  Spruch  volgt  hernach,   zaigt  an  Von  wannen  die  Affen 

kommen. 

Ich  fraget  ainest  ain  der  mer. 
Von  wannen  die  äffen  kernen  her. 
Seyd  sy  so  menschlich  seind  gestellt. 
Als  in  dz  menigklieh  zuzelt. 
Der  sagt  wie  er  gelesenn  hett.  5 

Ain  fabel  die  beschayden  thett. 
Wie  gott  vnd  auch  sant  Peiter  mit. 
Ain  herberg  begertten  vmb  ain  schmid. 
Als  der  sy  vieissigklich  empfieng. 
Ain  vast  altz  krancks  mendlin  für  gieng.  10 

Sant  Petter  sprach  ach  herre  mein. 
Nun  thns  durch  die  erbarmung  dein. 
Vnd  gib  gesundthaitt  disem  man. 
Jhesus  sich  nit  lang  besan. 

Woll  disen  krancken  gäntzlich  haylen.  15 

Vnd  bau  den  schmid  im  mit  zu  taylen. 
Sein  efs  vnd  ettlich  koln  darmit. 
Anff  dz  vom  new(em)  wurd  gescbmidt. 
Ain  Junger  mensch  aufs  disem  aiteia. 
{bl.  71")  Des  souil  kranckhaitt  thett  walten.  .  20 

Vnd  als  das  feiir  am  veslen  pran. 
Sprach  Jbesus  maisler  nempt  den  man. 
Vnd  werffl  in  in  die  glutt  behend. 
Petter  du  plafs  zu  tbü  gib  end.' 
Vnd  do  er  alier  glieend  ward.  25 


538  EIN  SPRUCH  UND  EIN  RATHSEL 

Zoch  in  gott  aufsheer  an  der  fartt.  ^ 

Vnd  warff  in  in  den  leschtrog  gar. 

Do  sprang  ain  sloltzer  Jungling  klar. 

Heraufs  bey  vierundzwaintzig  jaren. 

Dz  all  die  sprachen  die  da  waren.  30 

Nie  schönern  Jungling  han  gesehen. 

Dz  im  der  schmid  auch  must  veriehen. 

Der  Jung  danckl  Jbesu  seiner  kunst. 

Vnd  auch  dem  schmid  dem  herrn  zu  gunsl. 

Ain  vberk östliche  wirttschaSl  gab.  35 

Morges  schieden  sy  von  im  ab. 

Der  schmid  mutl  in  der  kunst  nit  an. 

Drumb  giengs  im  als  ir  werdt  verstau. 

Er  hett  ain  schwiger  alt  vnd  schwach. 

Zu  der  er  schnelligklichen  sprach.  40 

Schwiger  gib  dich  bald  darein. 

Ich  will  nit  lenger  wartten  sein. 

Deins  greinens  vnd  zangkens  vber  tag. 

So  ich  des  ratt  gehaben  mag. 

Ich  wayfs  die  kunst  vnd  kau  sy  wol.  45 

Das  mendlin  alt  vnd  runtzlen  vol. 

Ward  in  meiner  efs  geiungt  gar  schier. 

Sich  also  wirdt  geschehen  dir. 

Die  alt  am  maisten  daraufs  mafs. 

Dz  es  so  pald  geschehen  wz.  50 

Vnd  gab  sich  willigklich  in  die  nott. 

Der  schmid  sein  efs  zurichtet  dratt. 

Vnd  macht  ain  wunder  grosse  glutt. 

Schmilzt  sy  hinein  mitt  guttem  mutt. 

Bald  ward  sy  schreyen  mordio.  55 

Er  sprach  harr  es  ist  noch  oil  do. 

Vnd  wolt  erst  zugeplasen  han. 

Schnell  sy  im  aufs  dem  feür  enitran. 

Do  dacht  der  schmid  in  seinem  mutt. 

Das  iungenn  thutt  freylich  hartt  gult.       _  60 

Wiltu  so  gar  unwillig  sein. 

Er  schmutzt  sy  auch  in  leschtrog  nein. 

39.  am  rande  von  gleich  zeitiger  hand  westermair  brobiers  ad  deiner 
^ebwiger. 


VON  HANS  FOLZ. 

Hell  sy  darzu  ertrenckt  schier  gar. 

Darnach  er  ir  gestalt  nam  war. 

Da  WZ  ir  nafs  so  gar  zukampffen«  65 

Vnd  dz  maul  zu  hauffen  gerampffen. 

Dz  sy  ains  affeo  gsUlt  gewao. 

Nun  hell  der  schmid  gantz  wolgethan. 

Sein  Traw  rnd  auch  seins  pruders  weib. 

Die  giengen  bayd  mit  schwangerm  leib.  70 

Die  zwu  künden  ye  nit  entlan. 

ScbawUen  die  allten  zu  wunder  an. 

Des  dann  ir  baider  frucht  entgalt. 

Yedes  künd  gewan  aios  äffen  gstalt. 

Vnd  wurden  von  dem  rolck  vertriben.  75 

Vnd  seind  darnach  in  wälden  pliben. 

Wurden  gantz  rauch  vnd  giengen  plofs. 

Meriten  sich  auch  als  ander  genob. 

Vnd  haben  gräwlich  zugenoraen. 

Secht  dahär  seind  die  äffen  komen.  80 

Pey  disem  schmid  sölt  ir  verslan. 

Ain  yeden  hociimüettigen  man. 

Der  eltwz  von  aim  andren  sieht. 

Vnd  in  darumb  begriesselt  nicht. . 

Vnd  maintt  von  stunden  er  künd  es  hals.  85 

So  dann  zu  schulden  kommet  dz. 

Er  ain  söUichs  nun  soll  beweren. 

Dann  erst  thut  sich  offenbaren. 

Sein  liegen  vnd  betriegerey. 

Ich  sorg  dz  ir  noch  mancher  sey.  90 

Der  ain  andern  haist  ain  himpler. 

Der  selbig  ist  ain  rechter  slympler. 

Vnd  will  er  angst  vnd  vnglick  han. 

Dann  dz  er  aim  der  eren  gan. 

Der  im  gar  wol  zu  hülff  möcht  komen.  95 

Als  bey  dem  schmid  würdt  auffgenomen. 

Der  hell  den  maister  selbs  im  baufs. 

Der  alles  args  kund  treyben  aufs. 

Vnd  alle  guttbaitt  wider  geben. 

Dann  dz  sein  vnuerstendigs  leben.  100 

In  nit  die  eer  wolt  legen  an. 


540  EIN  SPRUCH  UND  EIN  RÄTHSEL 

Nun  bey  der  alten  wolt  verstan. 

Der  dann  die  hauU  seer  raydig  wz. 

Dz  sy  besorgt  sy  künd  nit  bafs 

Der  kretz  halb  komen  zu  ainer  leck.  105 

Dann  ob  ain  schmid  oder  ain  beck. 

Die  hautt  im  feür  ir  gar  besenckt. 

Wer  waist  dann  warumb  es  gott  verhengt. 

Änderst  dann  vmb  ir  kupplerey. 

Vnd  manig  zanber  list  dar  bey.  110 

Darmit  sy  manch  sei  hatt  verdamptt. 

Des  halben  sy  anfieng  dz  ampt. 

Im  feür  den  äffen  gleich  auff  erden. 

Thund  recht  teüfelmessig  werden. 

Wefs  geben  vns  dann  hie  beschayd.  115 

Die  zwu  fürwilzen  huren  bayd. 

Den  dann  in  irem  leib  die  künnd. 

Also  zu  äffen  worden  sünd. 

0  WZ  seind  vns  bey  vnsem  tagen. 

Ob  man  sy  halb  zu  tod  geschlagen.  120 

So  mufs  ir  fürwitz  han  sein  gangk. 

£c  schafft  sich  aine  mit  muttwill  kranck. 

Vmb  das  sy  sich  ettwz  gelob. 

Vnd  irem  fürwitz  noch  aufs  tob. 

Ob  man  gleich  verbaitt  beym  bann.  125 

Wollen  sy  doch  schlechls  irn  willen  han. 

Als  sich  newlich  begeben  hatt. 

Gar  nach  bey  vns  in  ainer  statt. 

Do  man  ettwz  gebott  beym  bann. 

Das  man  dannocht  kaum  wolt  vmbgan.  130 

Doch  schuff  die  weyfshaitt  das  voker. 

Also  spricht  Hans  foltz  Barbierer.  etc. 

Unmittelbar  diesem  Spruche  voran  geht  ein  räthsel 
von  demselben  verjafser,  sich  an  ein  anderes  eines  unge- 
nannten so  eng  anschliq/send ,  dafs  nicht  einmal  die  an- 
fangszcilen  des  folzischen  eingerückt  sind^  was  sonst  ^ßi 
jedem  neuen  stücke  zu  geschehen  pflegt,  daßir  macht  eine 
von  Valentin  HoJl  selber  an  den  rand  gemalte  hand  auf 
den  anfang  aufmerksam. 


VON  HANS  FOLZ.  541 

Ain  andre  rettersch. 

Es  WZ  verkündt  in  ainer  fugor. 

Vnd  ward  darnach  ain  creatur. 

Vnnd  vmbesunde  krafft  ynd  tugent. 

Ward  aach  beschnitten  in  der  iagent. 

Sein  klayder  wuchsenn  mit  im  auff.  5 

Parfufs  WZ  hie  auff  erd  sein  lauff. 

Ward  auch  verratlen  vnd  verkaufft. 

Vnnd  in  seim  altler  erst  getaufft. 

Vergofs  sein  platt  vmb  vnnfsern  ^illen. 

Dz  wir  vns  vnmutt  möchten  stillen.  10 

Ist  vmb  des  menschen  willen  gstorben. 

Vnd  hatt  vns  auch  darmit  erworben. 

Das  wir  es  gern  niessen  mit  wein. 

Nun  ratten  all  wz  dz  mfig  sein. 

Der  auffschlufs. 

Ains  ays  verkündung  ist  die  henn.  15 

Beschnitten  hanen  capaunen  ich  nenn. 

Sein  klaid  mit  wächst  parfnfs  es  geet. 

Ain  kam  dz  zaichen  in  verrett. 

Dz  "(brig  reimpt  selbs  als  ir  wist. 

Dann  ains  wa  man  capaunen  ifst.  20 

Ist  zu  wasser  oder  hier  beger. 

Besunder  zu  dem  wein  vil  mer. 

Also  spricht  Hans  Voltz  Barbierer.  etc. 

Ahnlich  diesem  ist  ein  räthsel  von  Hieronymus  Emser, 
welches  sich  nebst  noch  zwei  andern,  von  denen  das  eine 

von  Reuchlin  verfafst  ist,  in  Esopus  leben  vnd  Fabeln 

Darzu  aufsziige  schöner  Fabeln  vnd  exempeln  Doctors  Se- 
bastiani  {Freiburg  im  B.  1569)9  <^  der  zweiten,  Brant  zu- 
geschriebenen y  hälfle  eingeschoben  ßndet.  eine  frühere 
mtsgabe  dieser  letztern  scheint  nicht  bekannt  zu  sein ;  die 
erste  hälfte  ist  ein  neuer  abdruck  der  steinhöwelschen 
Übersetzung. 


542  IN  WELCH£M  ZEICHEN  MAN 

Ein  BäterCs  Hieroflymi  Emsers. 

Ein  Prophet  zwüreod  geboren  wardt 
Rot  WZ  jm  sein  krön  un  bart 
Nach  todt  geteuffei  sicherlich 
Vnd  vffgehencket  jämerlieh 
Zu  letst  geworffen  in  das  fewer 
Den  armen  sunderen  znsteur 
Die  durch  sein  tod  sind  sorgen  fry 
Nun  rat  wer  der  prophet  doch  sey. 

zur   Seite    ein   holsschnitt  und  die  anmerkung  Es  ist  ein 
Hun  oder  Henn,  oder  Han  den  man  brüt  vnd  kochet. 

f^on  den  von  fVackernagel  beigebrachten  Sprüchen  steht 
nr  I  ebenfalls  in  Valentin  Rolls  handschrift,  er  schrieb 
ihn  am  neujahrsabende  1525  ab,  jedoch  sehr  verkürzt, 
es  fehlen  nämlich  v.  37 — 114.  163 — 166  und  201  bis  zum 
ende,  womit  also  auch  Volzens  name  verloren  geht,  der  titel 
ist  Ain  Spruch  von  ainem  der  Bult  vmb  ain  pauren  roaid, 
vnnd  dz  gschach  in  ainem  stall,  die  Varianten  sind  un- 
wichtig, da  sie  nur  in  druck-  oder  Schreibfehlern  bestehen 
und  überall  das  Colmarer  exemplar  die  befsem  lesarten 
bietet,  von  den  übrigen  drei  Sprüchen  ist  nr  m  erwähnt 
in  Mcusels  litt.  hist.  bibl.  magazin  iv,  121  Dren  weib  die 
ein  porten  funden. 

LEIPZIG.  FR.  ZARNCKE. 

IN  WELCHEM  ZEICHEN  MAN  FREUNDE 

KIESEN  SOLLE. 

JAN.  Obe  sich  aquarias  entbabe, 

aller  fruntscefte  ganc  du  abe, 

wanne  swen  du  dir  danne  käses, 

viel  sciere  du  in  ferlAses. 
FEB.  86  sich  enthabent  pisces, 

s6  fliz  du  dich  des, 

daz  du  dir  einen  gesellen 

kuses  zuo  heinlichen  dingen. 

wann  daz  zeichin  ist  fil  guot, 


FRBONDB  KIESEN  SOLLE.  60 

alle  froude  da  mite  ^t  itir  z«o. 
MARX.   Dim  deheinen  frunt  in  arietA, 

wanne  ir  sceidet  üch  »i  anminnen. 
APR.  sd  du  findes  daz  signim  in  Uor6, 

sd  ne  scoltu  niebt  erwinden  (L  nieht  er- 

wint  du  dA), 

^  du  dir  einen  fränt  gwinnes; 

daz  zeichen  büt  guot  «negenge 

unde  michel  bezzer  ende. 
MAI.  vindes  tu  si  in  geminis, 

s6  solta  sin  fil  gwis, 

daz  dir  bM  volget  zuo  den  dingen, 

dft  man  Tränt  sol  mite  gewinnen: 

in  volgei  heil  und  6re 

und  sceidet  sich  niemer  mAre. 
JUN.  obe  du  si  in  oancro  findes, 

daz  lA  dir  sin  dez  minnest, 

swen  du  dir  danne  kdses, 

fon  nide  und  fon  bazze  dn  in  ferlAses. 
JUL.  sd  du  si  vindes  in  Ie6n6, 

nu  ne  beit  nie  mft, 

einen  frilnt  käs  du  dir  drftte, 

diu  minne  ist  steitek  (1.  fil  stAte). 
AUG.  vindes  du  si  in  virginft, 

s6  nim  dir  einen  frAnt  drftte, 

6  sich  daz  zeichen  umme  kftre: 

dir  volget  minne  und  6re. 
SEP.  vindes  dn  si  in  libra   (1.  obe  dn  si  in  I. 

vindes), 

aller  früntscefte  sol  du  danne  erwinden, 

fon  zorne  muozet  ir  üch  sceiden, 

daz  zeichen  solt  du  fermiden. 
OCT.  vindes  du  si  in  scorpidnA, 

swelen  frdnt  du  danne  gwinnes  (m^), 

der  ist  dir  holt  durch  gAbe; 

s6  abe  du  danne  ime  des  abe  g6s  (1.  gts  abe), 

diu  minne  sceidet  sich  sA, 

s6  get^n  ist  des  zeichines  n4tAr4. 
NOV.  s6  si  danne  in  sagitlario  sttt, 


544  ÜBER  DEN  SOGENANNTEN 

alliu  froude  dir  zuo  g6t, 
s6  ile  vil  snelle, 
kus  dir  einen  gesellen. 
Dec.    und    capricornus    fehlen,     aus   einer   Wiener   hs.    des 
12n  jh.  mit  kleinen  besserungen. 

sich  enthaben,  sonst  sustinere,  detinere,  hier  das  wallen 
der  bimmelszeichen  ausdrückend,  vom  mal  an  steht  bei  fin- 
den der  acc.  'si',  worunter  man  jedesmal  die  sunne  zu  ver- 
stehn  hat. 

'daz  lä  dir  sin  dez  minnest',  das  lafs  dir  deine  kleinste 
sorge,  deinen  geringsten  kummer  sein.  Willeram  lxxhi,  22 
iz  ist  imo  ingegin  miner  minnen  dez  minnest;  Aegidius  98 
die  werlt  was  ime  diz  minnist;  Rother  2923  daz  ist  mir 
daz  minnist;  Hartm.  erstes  büchl.  718  arbeit  ist  mir  daz 
minnest;  klage  759  Ezeln  fröude  was  gewant  an  das  min- 
nist; Georg  5126  daz  meiste  ist  dir  daz  minnist;  MS.  1,  38' 
wol  zu  lesen:  daz  min  fröide  ist  dez  minnist  umb  alle  an- 
dere man.  die  analogie  der  übrigen  Superlative,  wie  im  vor- 
letzten citat  daz  meiste  zeigt,  würde  fordern  daz  minniste,  ahd. 
daz  minnistä,  nhd.  daz  mindeste;  aber  für  das  12e  13e  jh. 
ist  die  anomalie  im  reim  vollkommen  berechtigt. 

'alliu  froude  g^t  dir  zuo',  febr.  und  nov.,  wird  auch 
sonst  oft  gesagt:  Gudr.  1185,  1  dir  g^t  freude  zuo;  Orinit 
2,  55  s6  g6l  im  vröude  zuo;  1270,  1  mir  g6t  freude  zuo; 
Turl.  Wh.  148*  dir  g^  freude  zuo;  Oswald  540  d6  gienc 
dem  meister  vröude  zuo.  gleichviel  ist :  vröude  siget  zuo, 
wehset  zuo. 

im  apr.  könnte  man  erwinden  auch  auf  gwinnes  reimen 
lassen,  dann  bliebe  taur6  reimlos ;  wahrscheinlich  ist  die  sechste 
zeile  ausgefallen.  JAG.  GRIMM. 


■* 


ÜBER   DEN  SOGENANNTEN  MITTEL- 
DEUTSCHEN  VOCALISMÜS. 

Das  passional  ist,  neben  Ottokars  von  Horneck  chronik 
und  der  doch  von  zwein  bearbeitern  ausgegangnen  weltchronik 
ein  unmäfsiges,  überlanges  gedieht,  bei  dem  die  empfanglich- 
keit  der  geduldigsten  leser  bald  erliegt,  weltliche  Stoffe  jpe- 
währen   immer  mehr    natur    und  Wechsel;   in  dem  abgrund 


MnTELDBDTSGHBN  TOGAUSmiS.  MI 

solcher  einfürmigea ,  dem  selben  ziel  zugebenden  legendes 
musten  geschick  und  gewandtheit,  die  am  verrasser  wol  her» 
vorblickeo,  beinahe  versinken,  für  die  spracbkunde  läfst  sich 
ans  seinem  ganzen  werk  vielfacher,  nicht  geringer  gewinn 
schöpfen;  es  scheint  in  andrer  gegend  als  die  meisten  öbri« 
gen  gedichte  entsprungen  nnd  bietet  eine  menge  von  Wörtern 
und  formen  dar,  die  sonst  gar  nicht  vorkommen,  wie  iok 
höre  soll  nunmehr  auch  der  druck  des  dritten,  noch  niehl 
bekannten  theils  bevorstehen. 

Mit  allem  recht  hat  ihm  bereits  Pfeiffer  besondere  auf» 
merksamkeit  zugewandt,  nicht  nur  einen  sorgsamen  abdruck 
der  in  Hahns  ausgäbe  gerade  abgehenden,  zumeist  anziehen» 
den  Mariensagen  veranstaltet,  die  namen  Konrads  von  Hei^ 
mesfurt  nnd  Konrads  von  Fnfsesbrunnen  für  den  ganz  ver- 
borgnen Verfasser  zurückgewiesen  *) ,  sondern  auch  die  art 
und  weise  seiner  vocale  zu  regeln  gesucht,  worauf  ich  hier 
näher  einzugehn  beabsichtige. 

Pfeiffer  nennt  diese  auch  in  seiner  ausgäbe  des  Hermann 
von  Frizlar  durchgeführte  regel  die  mitteldeutsche,  für  mittel^» 
hochdeutsch  war  nach  analogie  der  media  latiuitas  der  an»^ 
druck  mittel  im  grgensatz  zu  alt  und  neu  gebraucht,  weil 
grammatik  und  Sprachgeschichte  nicht  umhin  konnten,  der 
zeit  nach  drei  perioden  zu  unterscheiden,  wo  es  auf  den 
gegensatz  zwischen  hochdentsch  nnd  niederdeutsch  nicht  an- 
kommt, liefse  mitteldeutsch  sehr  gut  sich  auch  für  die  spraeKe 
des  12n — I5n  jh.  verwenden,  um  sie  von  altdeutscher  nnd 
nendeulscher  abzusondern ;  manchem  würde  schon  ausreichen, 
dem  neudeutschen  überhaupt  ein  altdeutsch  gegenüber  zn  stelr 
len.  jenes  mitteldeutseb  wird  aber  örtlich  genommen  nnd 
soll  eine  eigenthümlichkeit  der  mnndart  erfassen,  wie  sie  in 
mittleren  landstrichen  Deutschlands,  ^wa  vom  Trierischen 
und  Mainzischen  nus  durch  Hessen  nach  Thiiringen  sieh  er- 
streckt habe,     lieber  wire,  wenn  die  sache  sich  so  verhtit, 

*)  zwar  der  heraatveber  det  i^etamntabentaQeni  wird  die  ilin  oben 
ft.  159  gemaebtea  begrüadeten  vorwürfe  leicht  damit  «bleboea,  daft 
weder  bd.  3,  263  eine  Marieolegende  so  fioden  sei ,  noch  3 ,  428  das 
uDser  TraaeD  waoder  eioem  Ronrad  von  Faftesbraooea  beigelegt  werde, 
oii  Dach  8.  cxxt  war  die  fÜrt  gesammtabenteaer  getrolfene  aaswahl 
tebon  vor  1846  abgedraekf. 

Z.  F.  D.  A.    VIII.  S5 


646  ÜBER  DEN  SOGENANNTEN 

um  misverständnissen  vorzubeugen  y  irgend  ein  andrer  name 
zu  wählen. 

Die  angenommene  mundart  scheint  kein  mhd.  ü,  ae,  ce, 
uo,  üe,  iu  zu  leiden,  insgemein  dem  umlaut  abhold,  zwar 
noch  ä  in  ^  zu  wandeln,  o  und  u,  6  und  A  unverändert  zu 
lassen,  während  sie  mhd.  ei  und  ie ,  ou  und  eu  «=  öu  be- 
hält, soll  sie  dem  uo  und  iu  entsagen,  sie  könnte  zwischen 
den  hochdeutschen  diphthongen  und  deren  niederdeutscher  Ver- 
dichtung eine  mitte  halten  oder  den  Übergang  aus  jenen  in 
diese  vorstellen. 

Einer  solchen  vocalbestimmung  thun  nun  freilich  alle 
haudschriHten  des  passionals,  die  auf  Hessen  leitenden  des 
Herbort  und  Hermann  von  Frizlar,  auch  die  älteren  bruch- 
stücke  des  Aegidius  und  grafen  Rudolf  Vorschub,  allein  we- 
der die  ungenauen  reime  dieser  beiden  älteren  gedichte,  noch 
Hermanns  prosa  haben  für  sie  beweiskrafi  und  die  reinen 
reime  Herborts  und  des  passionals  selbst  treten  ihr  entge|^n. 

Wenn  statt  des  mhd.  uo  und  üe  Pfeiffer  bei  Hermann 
und  iu  den  Marienlegenden  überall  kurzes  u  schreibt,  so 
kann  das  von  vornherein  nicht  gebilligt  werden,  alle  zwei- 
silbigen Wörter  mit  solchem  u  in  der  penultima  reimen  klin- 
gend, begehren  demnach  langen  vocal,  der,  wenn  ein  diphthong 
abgelehnt  wird,  ü  zu  bezeichnen  wäre,  dann  aber  müste  er 
im  laut  sowol  mit  dem  echten  mhd.  u,  als  auch  mit  dem 
u  =  mhd.  iu  zusammentreffen,  allein  diese  drei  laute  blei- 
ben bei  dem  dichter  im  reim  immer  von  einander  gehalten, 
folglich  hatten  sie  nicht  gleiche  ausspräche,  folglich  taugt  ihre 
gleichförmige  bezeichnung  durch  u  nichts. 

tu  zu  ru  vru  ==  tuo  zuo  ruo  vruo  reimen  allenthalben, 
freilich  auch  auf  du  und  nu,  wie  bei  andern  mhd.  dichtem 
(gramm.  1,  207) ;  nicht  aber  reimen  sie  auf  dru  und  n  ««>  drin 
iu,  pass.  368,  57  und  in  den  Berl.  jb.  7,  290.  303  ausgehob- 
nen stellen,  wäre  tu  zu  dru  u  rechte  Schreibung  und  aus- 
spräche, so  halte  der  reim  tu  :  dru  nicht  können  ausbleiben. 

schule  reimt  auf  stule  =>  schuole  stuole;  vulen  :  wulen 
knien  «=>  vüelen  wüelen  küelen,  nicht  auf  vulen  b»  vulen 
putrescere  oder  sulen  =  siulen  columnis. 

blumen  reimt  auf  gumen  palato  JM.  81 ,  100  =  blno- 
men,  guomen,  nicht  auf  gumen  virum,   frumeu  kumen  ver- 


MITTBLDBUTSGHBN  V0CALI8IIDS.  MV 

•amen  »»  gomen  fromen  komea  vernomen.  M.  1^,  121  seltsam 
j4,  sprächen  sie,  da  gutgumen, 
sich,  ob  dir  Kristas  mac  gefnimen, 
wo  vielleicht  zu  bessern  ist 

jkj  Sprechens,  da  gotes  gaotgame 
sich,  ob  Krisl  helfe  dir  gefrume, 
man  erwäge  goies  arme  and  gnotman.  rdm  spaliam  würde 
sich  dem  reim  auf  raom  gloria  versagen^  eigenheil  des  dich* 
iers  ist  kdm  für  käme  :  rum  zu  binden  160,  8A*  184,  64. 
338,  29.  380,  14  and  öfter,  dagegen  verstattel  er  sieb,  die 
composita  mit  tuom,  deren  diphthong  ibm  in  n  verkürzt  war« 
so  za  reimen ,  vgl.  irritum  :  am  205,  88 ;  heilichtam  t  alom 
135,  67;  richtum  :  am  87,  20;  siechtam  :  Tiberium  86,  48; 
riohtam  :  Magdalum  368,  75.  doch  heiliohlaome  t  raome 
196,  92;  heilichtum  :  rdm  135,  47. 

sun  reimt  ihm,  wie  den  besten  mhd.  dichtem,  auf  tuon 
huon  ruon  (gramm.  1,  207);  auffallender  ist  vront :  orkant 
312,  25  und  vrunde  i  Urkunde  42,  2S;  vranden :  nnden  813,  72 
(vgl.  gramm.  1,  207)  und  spuen  :  muen  297,  27  für  mhd. 
spient  und  müejent,  doch  kann  spiejvt  leicht  fibertreten  in 
spiwenl,  spiuweni  und  spuen  ist  entweder  spiuen  oder  spuoen. 

vlur  reimt  auf  vur  =  vluor  vuor,  nichi  auf  bur  vor 
380,  78.  =»  bür  ventus  secundus,  vor.  ture  :  gebure  vure 
»=  tiure  gehiure  viure ;  schüre  :  mure  ctealure  74,  55.  93,  37. 
—■  schäre  mAre  crMtftre.  bemerkenswerth  vnren  »«>  vuoren : 
beschuren  totondemnt  raserunt  167,  22.  229,  46,  neben  be- 
schirt  londet  radit  167,  30,  welches  praesens  ein  praet.  schar 
schären  bilden  sollte:  schuoren  setzi  aber  ein  ursprüngliches 
schüren  voraus  und  gleicht  dem  gcscb.  der  d.  spr.  s«  848 
erörterten  goth.  trudan  trAdnn;  die  goth.  form  wire  skurtn, 
akar,  sk6run.  vuren  :  beschuren  mit  kurzem  u  würde  unbe- 
greiflich sein  und  dem  vom  metrum  begehrten  klingendea 
reim  widerstreben* 

buhen  entsuben  buhen  gruben  =*  huoben  entsuoben  buo- 
ben  gruobeu,  nicht  auf  toben  ■*»  luben  columbis  oder  duben 
»X  diuben  furtis.  sehupen  <*>•  schuopen  squamae  182,  65  s 
grupen  ««  gruopen,  was  heilst  das?  schuf:  luf  =b  sohnof 
kiof  97,  39,  luof  scheint  ein  ungeheuer,  tölpel  vgl.  gramm. 
1 ,  197.     iufe  t  bttEe  —  tinfe  hiufe   107,  94.   147«  77.    ha- 

35» 


948  ÜBER  DEN  SOGENANNTEN 

wen  :  buweu  gelruwen  «=  bäwen  (babonem)  buwea  gelrAwen 
157,  51.  68. 

truc  cruc  vuc  =>  truoc  cruoc  vaoc.  bezuge  luge  =  be- 
ziuge  liuge  269,  70.  buch  ruch  tuch  »>  buoch  ruoch  tao€h, 
aber  brucb  rucb  =  bruch  rucb  foetor  45,  35.  belucbe  :  buche 
s>  betucbe  (mergalur,  evanescal):  buche  (trunco;  188,  88. 

blut  mul  gut  lut  »B  bluot  muot  guot  luoL  lut  trut  brat 
=m»  lüt  trut  brüt.  lut :  zut  263,  77  >»  liut  :  ziut  f.  ziuhet{ 
gesehnt  :  lut  239 ,  52  =»  gesihihet  :  liut.  für  geschihet  ge- 
schit  tritt  aber  geschiut  ein,  wie  z.  b.  bei  Boner  iut  für  iht. 
gute  mute  blute  rute  hüte  =  guote  muote  bluote  ruote  haote; 
aber  hüte  :  bedute  lute  =>=  hiute  bediute  liute ;  wer  wollte  glau- 
ben, die  32,  19  aufeinander  folgenden  Wörter  gute  lute  hät- 
ten gleichen  vocal  gehabt?  da  man  selbst  in  niederdeutscher 
mundart  gude  lüde ,  gode  lüde  scheidet,  oft  kehrt  der  reim 
buten  :  luten  wieder  «»  hinten  liuten  32,  26.  48.  49.  83,  90. 
190,  25.  279,  67.  352,  67.  hinten  heifst  auf  beute,  vortbeil 
ausgehn,  wie  die  kautleute  beim  handel  pflegen  (gramm. 
1,  190).  ein  auffälliger  reim  ist  uberviut  :  brut  129,  77,  brat 
ist  brut,  uberviut  doch  wol  übervluot?  suzen  buzen  «»  gg^ 
zen  büezen ,  aber  duzet  vluzet  =  diuzet  vliuzet.  auf  eraee 
»a  kriuze  reimt  gohuce  «=  gehiuze  71,  42.  99,  65.  179,  08. 
210,  19.  281,  92  clamor.  huse  :  suse  «»  böse  siise,  aber  auch 
h&a  :  alsus  137,  35. 

Was  ich  an  dem  u,  das  in  dieser  Untersuchung  henror- 
sticht,  gewiesen  habe  braucht  für  die  übrigen  vocale  nicht 
wiederholt  zu  werden,  der  dichter  des  passionals  fühlt  wie 
den  unterschied  zwischen  u  ü  uo  üe  A  und  in  auch  den  xwi- 
scheu  e  und  (;',  6  und  ae,  6  und  es,  hütet  sich  also  tee  Mre 
m^re  auf  ba*re  wsere  msere,  legen  auf  wiegen  zu  reunen, 
kurz  er  befolgt  im  ganzen  und  mit  geringen  ausnahmen  die 
regel  der  mhd.  vocale. 

Auch  die  meisten  handschriflen  der  besten  mhd.  gediehte 
stellen  diesen  vocalismus  nicht  genau  dar,  lassen  namentlich 
die  langen  vocale  unbezeichnet.  da  wir  sie  nach  dem  ge- 
setze  der  reime  in  den  ausgaben  herstellen,  warum  soll  im 
passional  die  vom  dichter  selbst  unverschuldete  gröfsere  nn- 
genauigkeit  der  Schreiber  beibehalten  werden?  wie  den  cir- 
cumflex  über  den  langen  vocalen  liefsen  sie  das  o  und  i  übw 


MITTELDEUTSCHEN  VOCALISMUS.  U» 

oder  hinter  und  vor  dem  u  weg.  keine  eigene  feste  mundart 
scheiiil  mir  damit  zusammenzuhängen,  wenn  auch  in  den  ge- 
genden,  wo  das  gedieht  abgefafst  und  abgeschrieben  wurde, 
nachlässigere  ausspräche  der  diphthonge  die  Schreiber  dazu 
verleitete.  Herborts  gedieht,  wie  wir  es  haben,  schrieb  einer 
im  j.  1233*^)  zu  Würzbarg  ab  und  gebraucht  im  angehäng- 
ten epilog  (Frommann  s.  xxviii  —  xxx)  dieselben  u  für  uo 
und  iu,  konnte  ^ie  also  in  das  herbortische  werk  selbst  gar 
wol  eingeführt  haben.  , 

Wäre  eine  sicher  nicht  bis  nach  Franken  reichende 
trierische,  wetterauische ,  hessische  mundart  hier  in  der  that 
berechtigt,  warum  hätte  sie  sich  nicht  schon  früher  spüren 
lassen  und  zumal  in  Hrabans  schulen  zu  Fulda  und  Mainz 
erzeigt?  aber  die  traditiones  fuldenses  unterscheiden  uo  (oder 
ua)  und  iu  gleich  andern  ahd.  denkmaiern  in  ihren  eigen- 
namen,  ohne  es  mit  u,  kurzem  oder  langem,  zu  verwech- 
seln; selbst  das  noch  vor  1250  in  Hessen  niedergeschrie- 
bene güterverzeichnis  von  Haina  schreibt  bald  uo,  bald  da- 
für blofses  u. 

Doch  einige  consonan tische ,  auak  durch  den  reim  er- 
weisliche abweichungen  im  gedieht  sollen  nicht  nach  mhd. 
brauch  abgeändert  werden,  weder  das  dit  noch  knrt,  woraus 
im  gesammtabenteuer  3,  467  (pass.  143,  24)  nach  handschrift  B 
kurz  und  gar  im  reim  darauf  ein  unleidliches  behurz  gemacht 
worden  ist.  JAG.  GRIMM. 

^)  al80  beinahe  eio  vierleljiihrbundert  Dachdem  es  verfafät  war. 
Herborl  voo  Frizlar  uod  Albrecht  von  Halberstadt,  zwei  *  junge  gelehrte 
Schüler'  scheinen  gleicbzeilig  sich  dieser  welllichen  poesie  ergeben  uod 
ihre  anregung  dazu  beide  vom  thüringifcheo  hof  empfangen  zu  haben. 
Herbort  aber  dichtete  nach  welschem  moster,  Albrecbt  ans  dem  latein; 
es  wäre  die  frage,  ob  die  Jechaburger  handschrift  der  metamorphoseo 
sich  irgendwo  in  Thüringen  oder  sonst  in  Denlschland  erhalten  ha- 
ben mag? 


KO  DER  JÜNGLING 


•• 


DER  JUNGLING 

VON  MEISTER  KONRAD  VON  HASLAÜ. 

123*  Diu  zuht  was  hie  vor  sd  wert, 

swer  ir  nibt  künde  od  niht  eogert, 

der  het  al  der  wisen  haz: 

DU  sint  die  jungn  an  z übten  laz. 

bi  zuht  die  edeln  man  ie  kande:  5 

unzubt  ist  nocfa  gebiurisch  scbande. 

gebiuwer  unde  berren  kint, 

swft  die  glicher  tagende  sint, 
123^  da  ist  daz  lemerin  worden  bunt. 

merket,  swä  veredelt  ein  jagefannt,  10 

der  ist  boeser  danne  ein  hovewart, 

wan  er  jaget  nibt  die  rebten  vart. 

swelcb  her  mac  haben  liut  unde  guok, 

ob  der  wol  od  übel  tuet, 

daz  tuont  ouch  gern  die  sine  mite:  15 

8ust  lebt  map  nach  der  berren  site. 

an  mir  selbn  ist  manic  wandet: 

ik  mite  ich  niemao  übel  bandel, 

nieman  wan  mines  selbes  leben. 

sd  bat  den  berren  got  gegeben  20 

liute  vil,  diez  alle  swaebet, 

swä  mit  spotte  ir  herze  lachet. 

ein  hovewart  grinen  bellen  sol: 

s6  zimt  dem  winde  swigeo  wol. 

het  ich  ein  l^ben  von  den  ftirslen,  25 

nach  ir  gab  liez  ich  mich  selten  dürsten, 

swelch  edel  knebt  misset^te, 

des  er  doch  billich  wandel  haßte, 

daz  er  mir  ez  zinsen  solde, 

# 

In  der  hs,  die  Überschrift  Ditz  buchel  heizet  der  jnogelio{f  ^oi 
der  besser  uoser  ding.  2*  wer.  so  feiiU  das  s  der  relaticen  prono» 
mina  und  conjunctionen  immer,  oder,  immer,  4.  btz  9.  die 
sprichwörtliche  redensart  verstehe  ich  nicht,  lembrin,  toenn  dies  ge- 
meint ist,  scheint  tuch  aus  lammwoilc  zu  bedeuten:  s,  Schmeiler 
2,  464.         10.  veredelt,  wie  1166,  aus  edier  ari  sehlägt.      17.  selbe 


VON  KONRAD  VON  HASLAU.  Sfti 

miu  pfaut  ich  wAnic  setzen  woMe,  30 

und  niender  waere  ein  jüngelinc, 

er  müest  mir  geben  einen  phenuinc, 

sweone  er  misseUeie. 

hiu,  Wciz  ich  danne  gnotes  h«tel 

Swelch  edel  kneht  die  sinne  hat  35 

daz  er  minoet  zahl  vor  misseUt, 
dem  ist  liep  swaz  man  im  guotes  seit. 
d4  bi  ist  einem  schalke  ieit 
der  sin  unzuht  melden  kan* 

ich  dinge,  swer  sicbs  ziufaet  an  40 

und  spricht  wes  meizoge  ich  si, 
der  wa;r  gein  mir  uiht  zinses  vri, 
und  meldet  als  diu  wahtel  sich, 
unzuht  diu  heizt  unedellieh. 

swä  guote  rede  swachi  ein  jüngelinc,  45 

der  gebe  mir  einen  pfenniuc* 

Mangem  jungen  ist  daz  Ieit, 
der  in  rehi  l^rt  od  im  reht  seit 
123''  und  spricht 'waz  ziehet  ir  iuck  gelben  niht:' 

der  hat  mit  unfuoge  pfliht.  50 

er  solde  sin  genäde  [und  danc]  sagen 
und  von  im  wenden  niht  den  kragen, 
swä  daz  tuot  ein  jiiugelinc, 
der  gebe  mir  einen  pfenninc. 

Manec  edel  kneht  ist  s6  tump  ,  55 

daz  er  stet  vor  sinem  herren  krump, 
üf  einem  beine,  und  mit  dem  rücke, 
waer  er  ein  lade  Af  einer  brücke, 
man  naem  sin  mit  eim  siebten  wandel. 
ich  waen  er  iemen  als  übel  handel  60 

als  sich  selben,  ob  er  misse  tuot. 
lernet  zuht,  ir  kint;  daz  ist  in  guot. 
twaht  die  hend,  snidt  här  und  negel  abe,        ^ 
daz  iuch  Zuht  von  ir  brieve  iht  schabe. 

35.  deo  tiooe  49.  selbe  58.  wäre  er,  krumm  wie  er  da  steht, 
ein  hret  ai{f  einer  brücke,  man  würde  ihn  gegen  ein  gerades  aus- 
tauschen, 60.  befier  wäre  der  vers  er  w»oe  iemao  als  äbele  hae- 
ilel.  64.  fr6  Welt,  d4  seit  dem  wirle  saseo  — >  das  er  Mieb  voq 


552  D£H  JÜNGLING 

swIL  daz  nihl  luot  ein  jüngelino,  65 

der  gebe  mir  einen  pfenninc. 

Die  Wisent  jebent  das  für  war, 
in  rehter  lengc  gewabsen  här 
sl^  baz  dan  uf  die  absei  bin. 

an  den  selben  bei  ich  ouch  gewin,  70 

ezn  waer  denn  krüs  reit  vlederin. 
dannocb  sol  cz  in  der  mäze  sin: 
des  bin  icb  sunder  lougen. 
verworren  b4rschopf  in  den  ougen, 
swä  den  treit  ein  jüngeliuc,  75 

der  gebe  mir  einen  pfenninc. 

Ir  sult  für  war  mir  gelouben, 
einez  beizet  swebebouben: 
die  deckenl  ein  6re  und  den  wirvelloc; 
bie  vor  belibl  der  großzer  scboc  80 

der  selbe  dunket  sich  s6  knuz, 
ioi  strubeut  [ber]  vorn  die  locke  uz, 
als  er  in  barnascb  babe  geriten. 
er  ist  mit  roufen  nibt  vermiten. 
daz  prise  ich  im  in  der  fuoge  85 

als  er  uz  einer  studen  luoge: 
wem  solde  ich  anders  in  geliehen? 
swer  nibt  sin  bär  wil  nider  strichen, 
123^  zwäre,  der  selbe  jüngelinc 

der  gebe  mir  einen  pfenniuc.  90 

S6  Ireil  manec  edel  knebt 

dem  brieve  schabe  Jf^aliher  100,  24.  68.  dan  fehlt,  71.  vlederta 
scheint  gelockt  zu  bedeuten.  *  fladerbaam ,  fladerholz,  motiuscum 
crispans  lignuin  prompt,  v,  1618  bei  Schmeller  1,  585.  vgl.  Frisch 
1,  171  /.  80.  für  schopr,  was  der  reim  unglaublich  macht,  habe  ick 
scboc  gewagt,  was  eine  nebenform  von  schöpf  scheint:  Stalder  I,  130 
'tschoggr,  federbusch  eines  Vogels  oder  huhnes;  das  haar  oben  auf  dem 
köpfe  eines  menschen*  81.  der  Teichner  Lieders.  1,  475  uAlior- 

licheo  tuot  ein  ieglicb  hont  wicheu  io  ein  hus  und  bald  dar  az,  das  ir 
kleiner  ist  so  kuuz  der  die  friuiig  übervar :  woi  von  äzeo  kalleuts  dar. 
hier  scheint  kuuz  keck,  frech,  zu  bedeuten,  geizig,  knauserig  ist  es  tut- 
ten  243.  zweifelhaft^  wie  Schmeller  2,  376  mit  recht  bemerkt,  ist  äia 
bedeutung  bei  Otacker  Sb^  doch  begriffen  die  vart  die  Beier  und  flabea 
dz.     ir  keiner  was  s6  kndz  noch  s6  vermezzon  ,  het  er  di  iht  vergei- 

I 

zen,  dai  er  dar  nÄch  rit  hinwider,  wo  sowohl  verwegen  als  geizig  pafi. 


VON  KONRAD  VON  HASLAU. 

siniu  kleider  gar  imrehu 

sin  brisvadem  hanget  nid^, 

er  rückt  den  gürtel  Af  unt  wider, 

sin  buosem  ist  offen,  sin  hemde  blecket;  95 

ich  waen  er  selten  ist  erschrecket 

mit  siegen  oder  mit  worjten ; 

er  blibet  vor  der  Zübte  porten; 

s6  daz  der  selbe  jüngeiinc 

mir  gebe  ot  einen  pfenninc.  100 

Der  zühte  besem  ist  verpflegen, 
man  sol  die  schult  Af  d^alten  legen, 
maucc  junger  gerne  reht  taete, 
der  in  von  kinde  gelftret  hste. 
vorht  und  gewonheit  hAnt  den  site  105 

da  zemt  man  liute  vogel  und  tier  mite. 
doch  blibt  der  junge  ftn  schulde  niht. 
vil  tugende  er  beeret  unde  siht: 
swft  die  niht  lernt  ein  jüngeiinc, 
der  gebe  mir  einen  pfenninc.  110 

Einen  site  ich  merken  mum  unt  soK 
ez  gevellet  niht  den  wisen  wol 
der  sich  als6  un^ret 
daz  er  den  rücke  k^ret 

dem  der  euch  ist  ^ren  wert.  115 

ein  vilUn  der  niht  ^ren  gert, 
der  sld  und  kßr  sich  swai*  er  welle, 
zuo  dem  selben  tören  ich  geselle 

93.  brisvtidem,  die  schnür  mit  der  das  gewand  gesehttUrt  wird,  iek 
glaube,  dieselbe  meint  Waltkers  (44,  9)  welch  wip  rerteit  im  eioea 
vadeo  T  gnol  man  ist  gooter  sideo  wert,  attf  Par».  306,  16—20,  wo 
es  hervorgehoben  wird  dqfi  Cunneware  eine  schnür  von  ihrer  se/ta 
nimmt  und  in  den  mantel  zieht  den  sie  für  Parzival  bestimmt,  haba 
ich  schon  in  Lachmanns  anmerkung  verwiesen,  ähnliehe  gunstbezeu- 
gung,  glaube  ich,  ist  auch  in  dem  unechten  Hede  in  Lmehmanns  vor- 
rede  s,  xiv  s,  8  su  verstehen  ^  diu  sehoBae  —  diu  mir  omhest  minea 
arn  vernaBle.  10!^.  die  alten,    alle  solche  orthographische  ände- 

rungen,  durch  die  ieh  dem  versmafse  aufzuhelfen  gesucht  habe,  er- 
spare ich  mir  anzugeben,  es  sind  noch  manche  nach  mittelhoch' 
deutscher  reget  unseandUrbare  verse  übrig  geblieben,  z.  b.  gleich  9(, 
wenn  man  nicht  buoam  und  offa  wagen  will,  dreisilbiger  as^ftmki 
erscheint  häußg,  z.  b.  106. 


SM  DER  JÜNGLING 

äffen  Darrn  und  einen  boc. 

swer  sich  lenket  als  ein  stoc,  120 

des  dienst  kan  ich  geprüeveu  nieht 

wan  daz  er  s(6  für  daz  lieht. 

swä  also  erstarrt  ein  jüngelinc, 

der  gebe  mir  einen  pfenninc. 

Manger  waent  sin  ^re  gar  vertan,  125 

sol  er  niht  ze  aller  vorderst  gän. 
swer  dient  an  danc  ik  er  niht  sol, 
dem  wirt  gelönet  selten  wol. 
124*  swer  als6  vergeben  drunge 

daz  er  ein  liet  doch  sunge  130 

oder  seile  snst  ein  maere, 

er  wsere  trnhsaez  schenke  od  kameraere, 

er  wser  ein  amptman  oder  ein  bot, 

er  was  und  ist  der  wisen  spot. 

swer  vor  den  herm  hat  angebaere,  135 

ich  sage  im  ein  wärez  maere, 

swä  uf  den  tisch  dringt  ein  jöngelinc, 

der  gebe  mir  einen  pfenninc. 

Maneger  vor  dem  tische  stät 
der  anders  niht  ze  schaffen  hat  140 

denne  stdzen  dringen  spotten  lachen, 
daz  sollen  gumpelliute  machen, 
er  waent,  er  habe  sich  wol  behuot, 
ob  sin  herre  des  niht  war  taot. 
dd  sitzet  einer  bi  der  tiir  145 

und  seit  sin  hindermaer  her  für. 
man  fiind  noch  manchen  I6raere, 
ob  zuht  waer  wert,  unzuht  unmaere. 
swelch  edel  knehl  hat  leckers  amt 
und  sich  der  unzuht  niht  enschamt,  150 

zwäre,  der  selbe  jüngelinc 
gebe  uns  einen  pfenninc. 

Ze  hove  ist  maneger  durch  die  6re 
daz  er  dringen  unde  schallen  mfire, 

122.  vor  wer  so  steif  und  ungeienk  wie  ein  stock  im  steht  ^  äer 
ist  höchstens  tu  einem  liehtsehirme  tangUch,  152.  gebe  Bir?  wie 
9onst  immer. 


VON  RONRAD  VON  HASLAU. 

dem  glich  *ich  bin  ot  oach  hie.'  155 

ern  weiz  ab  war  nmb  oder  wie. 

sin  dienst  wir!  widerspaene  gar. 

er  tiaßme  t  einer  törbeit  war 

6  hübscher  dienstwerc  ande  wort. 

kein  boesez  er  niemer  überhört.  160 

swä  schalkeit  lernt  ein  jü'ngelinc, 

der  gebe  mir  einen  pfenninc« 

Maneger  hat  der  esei  art: 
er  rämt  eim  fürsten  niht  sin  vart. 
der  ist  der  sinne  ein  kalp,  der  zoht  ein  rint.  165 

alle  juno,  junc  altiu  kint 
werdent  in  unzübte  gvk 
beide  hie  und  anderswft. 
124'*  wolden  sie  uf  höher  stän, 

s6  saehe  ein  berre  den  andern  an;  170 

so  möht  man  bieren  onde  sehen 

wer  sinne  und  fooge  künde  spehen, 

der  ein  man  getiuret  were 

unde  im  Trumen  und  öre  baere. 

swä  niht  swigt  und  wicht  ein  jüngelinc,  175 

der  gebe  mir  einen  pfenninc. 

Mir  ist  mör  an  den  jungen  leit 
*  der  sinem  faerm  od  iemen  seit 
daz  tütein  unde  triegen  beizet 
und  in  mit  Worten  dar  zuo  reizet  180 

da  von  er  kumen  mac  in  swaere. 
verwäzen  sin  die  tutelaere! 
ich  künde  ir  namen  undersobeit. 
si  werdent  erkant  ab  kunterfeit: 
dA  triuget  man  diu  kint  mite.  185 

s6  babent  die  wisen  einen  site, 
die  kennent  bi  golde  valscb  woL 

155.  Hartmann  im  ersten  küeAtein  807  §•%  alaft  gaot,  leb   biD   bie^ 

156.  aber  160.  niemer  ist  vielleiekt  %u  streiehm.  166.  tile 
heidemahl.  179.  tateln:  «.  Msitsehr.  5,  165.  184.  werden:  wer- 
den! ist  ausiutprechen  werdent ,  wie  187  kennt  und  anderes  mehr. 
yunterreit  su  erklären  ist  diese  stelle,  wie  bi  gelde  valseb  Mrl^ 
nach  Par%.  3,  i2  ist  dl  daz  bene  eoolerfeit,  die  lob  ieb  aU  leb  aeUe 
daz  tafer  ime  goide. 


556  DER  JÜNGLING 

ein  man  sieb  da  vor  hüeten  sol. 

swä  tütelens  pfliget  ein  jüngelinc, 

der  gebe  mir  einen  pfenninc.  190 

Maneger  dienel  wen  ze  blicke, 
den  selben  sibet  man  dicke 
st^n  und  dringen  uf  die  herren : 
der  kan  sieb  der  ziibte  verren. 
ein  dienst  des  nibt  der  berre  ssehe,  195 

und  docb  in  triuwe  s6  gesebsebe 
dem  berren  ze  ^ren  und  ze  frumen, 
der  solde  im  zwir  sin  willekumen, 
und  solde  in  wirden  unde  im  geben ; 
sd  lieble  im  dienst  und  zübtic  leben.  200 

sw4  ze  blicke  dient  ein  jüngelinc, 
der  gebe  mir  einen  pfenninc. 

leb  künd  wol  biderbe  liule  macben. 
wa^r  icb  ein  berr,  die  wolde  icb  swaches 
die  ungefuort  an  lügenden  wseren :  205 

die  gelriuwen  biderben  ^rbseren 
wold  icb  grüezen  unde  in  sprecben  wol ; 
so  wü'rd  min  lop  gar  6ren  vol. 
124*"  ^  der  ungezogen  daz  lange  lile, 

er  lieze  lible  sine  unsile,  210 

so  man  den  biderben  wol  baele 

unde  im  des  nibt  entsete. 

man  sol  si  ungelicb  hän, 

den  biderben  und  den  boesen  man. 

swer  den  boesen  ze  wol  bat,  215 

da  von  in  beiden  missegftt. 

sd  verzaget  der  biderbe  von  der  scbam 

und  wirt  dienstes  ungeb6rs«m, 

s6  manz  im  missebiutei 

und  den  boeseu  vor  im  triutet  220 

mit  werdeclieher  bandelunge. 

der  gewaltege  riebe  edele  junge 

sol  erkennen  wer  biderbe  od  boese  si, 

191.  der  ff^insbeeke  26,  1  Soo ,  fwer  ze  blicke  to  sich  oint,  dat 
decket  doch  die  lenge  oibl.  203.  konde  205.  ongeruret  208.  ir 
lopT        220.  vor  ir 


VON  KONRAD  VON  HASLAD. 

s6  blibt  er  gein  mir  zinses  vri, 

und  läze  den  bcssen  jöngelinc  225 

mir  geben  einen  pfenninc. 

Maneger  edelt  sich  als  der  mdsar. 
der  vaet  den  vogel  daz  6rste  jAr 
und  dar  nAch  miuse  immerm^: 
er  scbtuht  den  dienst  der  im  taot  w£.  230 

des  tuot  der  pilgrimvalke  niht: 
des  muze  bat  schoene  [und  guote]  pfliht. 
dem  glicht  der  biderbe  edele  junge, 
der  sl6t  iif  guoten  dienst  ze  spränge; 
er  strichet  hftr  und  kleider  nider,  235 

als  der  edel  vogel  sin  gevider. 
s6  g^t  manec  heimzogen  knabe 
als  er  lulecken  gezzen  habe, 
biure  boeser  danne  vert. 

der  selbe  kleiner  ^ren  geri.  240 

als  ein  zisgemel  birgt  er  sich, 
er  ist  ungewizzn  und  mtielich. 
gegen  den  armen  ist  er  kndz, 
und  gar  ein  hase  des  muotes  Az, 
dft  heim  r%z  als  ein  hovewart  245 

dem  der  gater  ist  verspart, 
er  vledermAs  der  winkeltugent, 
er  lerne  zuht  in  siner  jugent ; 
124*^  s6  kan  ers  in  dem  aller  woL 

ein  man  sich  selbe  ziehen  sol.  250 

swä  sich  selp  niht  ziuht  ein  jungelinc, 
der  gebe  mir  einen  pfenninc. 

Vi^er  sol  iz  allez  [erslaben  und]  erbAgen  7 
ez  muoz  den  lArer  betragen, 
swenn  der  junge  so  putschisen  tuot  255 

1127.  edelt  sich  seheini  ironisch  »u  stehen,  =  veredelt  s.  10.  llftK. 
!t38.  luleckeo  verstehe  ich  nieht.  ist  an  lolcb,  loieh,  loHum,  sehwin- 
deih^/er,  »u  denken?  241.  zisgemel  verstehe  ich  nicht*  an  zifel 
sti  denken  berechtigt  schwerlich  die  bekannte  stelle  im  fFigamur  4941 
=  Suchenwirt  25,  167  ir  fiiexel  klein,  bogrisle  hol,  ein  zitel  sich  verbor- 
9«B  wol  bet  ooder  ir  raoiristeo,  weil  dies  die  Zierlichkeit  der  gewölbten 
fS/se  bcMtichnet,  nicht  sitte  dee  %eisigs  sich  %u  verbergen»  243.  kaAi : 
«.  SU  81.    244.  Ai,  drat^fken,  unter  andern  leuten,   255.  pntiebUea  taet? 


558  DER  JUNGLING 

und  hat  geuwiscben  muot. 

er  krancb,  er  storch,  er  elbiz, 

er  iule,  er  gouch,  er  gibiz, 

er  wergei,  er  grezel,  er  widehopfl 

sol  ich  in  ziehn  bi  sinem  schöpf?  260 

er  orhuon,  er  gans,  er  trappe, 

niht  ein  kneht,  er  swelhes  knappe, 

e  sulch,  er  pfäwe,  er  unvogel! 

der  siner  unfuoge  ist  s6  gogel 

daz  er  alle  die  untugent  bat  265 

die  im  ^lich  birat  understät 

(daz  ist  mir  von  den  wiscn  kunt), 

der  gebe  mir  billicb  ein  pfunt. 

Ich  kan  tugent  und  untugent  spüm. 
ritewanzcn,  jucken,  zende  stürn,  270 

uud  der  ouch  grinunde  gät, 
sd  man  siu  unzubt  understAt, 
er  furriert  sin  untugent, 
lernt  er  boese  fuore  in  siner  jugent. 
so  er  sich  ir  dan  gern  abe  t«te,  275 

s6  ist  gewonheit  s6  staete 
daz  er  d^  mit  ersterben  muoz 
und  wirt  im  selten  schänden  buoz. 
sine  besten  friunt  beginnent  im  leiden, 
er  sa;he  lieber  einen  beiden  280 

danne  den  der  im  rehte  saget, 
swer  an  werdekeit  verzaget, 
dem  ist  von  den  wisen  gicb ; 
er  slichet  wan  der  bösbeit  nftch ; 
er  ist  ouch  niender  als6  gerne  285 

als  in  dem  schalle  ze  der  tabeme. 
daz  ist  rehte  sin  paradis; 

^58.  gibiz  kibiU,   Schmeller  2,  13.  259.  wergiel  z=  viarc^ngei 

neuntödter?  zeiUchr.  6,  333  Sehmeiler  4,  154.  nach  UU/er  3,  306 
ke{fst  der  grünßnk  {loxia  chloris)  in  den  talzbyrgischen  aipen  w5r- 
gel.  grezel:  ao  die  hs.  Uofer  1,  315  hat  das  i^rasl,  fringiUa 
linaria,  FrUch  1,  367^  gräfileiD.  I^Öl.  orhaon  ortygomeira,  Gr^lf 
4,  959.    vergl,  COl.  263.  e  talch:  nothwendig  er  und  danm  tim 

vogelname,  wie  ruoch  oder  belebe.        266.  diu?  vtrgL  337. 


VON  KONRAD  VON  HASLAU. 

dft  Wirt  er  arm  and  unwis: 
des  pfligt  er  späte  unde  fruo: 
125*  da  bringet  in  der  würfel  zno.  290 

daz  striche  an  sinen  Wetzstein 
swaz  im  ik  fliegt  daz  obsenbein. 
swä  die  wisen  schiukt  ein  jängelinc, 
der  gebe  mir  einen  pfenninc. 

Bellende  ein  rebter  topelsere  295 

waz  untugent  an  spile  wcre, 
er  spüle  benamen  so  stcete  niht. 
spil  macbet  manegen  bcesen  wihl, 
daz  man  in  swacbt  und  missetrouwet, 
s6  man  in  in  bcBser  fuore  scbouweL  300 

swer  an  im  selben  missetnot, 
der  hat  sin  st^te  niht  bebuot: 
er  verspilt  sine  besten  zit. 
manger  daz  dem  wärfei  gii 

des  er  durch  got  ungeme  enbaere,  305 

oder  swä  eine  b€6se  brücke  waere, 
daz  man  die  bezzerte  dft  mite, 
oder  ob  er  bete  so  reine  site 
daz  er  iz  durch  Are  verzerte 
und  sAle  und  lip  d4  mite  emerte.  310 

sust  verspart  erz  an  siuem  Übe; 
er  nimet  ez  kinden  nnde  wibe, 
vater  unde  muoter  sam. 
nu  hoerl,  waz  ist  dem  spiler  zam? 
daz  ist  ungemach,  armaot  mit  sorgen,  315 

291.  streich  dieselbe  reäensart  bei  Neidhart  42,  7  •D'siDen  sleia 
das  strich,   wie  dort  mit  einer  hs.  %u  lesen  seheint.  292.   das 

obseobeio  ,  der  wür/el,  295     448  stehen,  mit  maneheu  auslqfiun' 

gen,  in  der  luindsehrift  946  der  Leipziger  umtversitätebibUetheh  umd 
sind  daraus  gedrueht  in  den  Altdeutsehen  blättern  1 ,  63  —  6S.  ieh 
bezeicAn«  diese  hs,  mit  B,  die  Heidelberger  mit  A,  296.  aa  spile 
oatttgeade  B.         299.  waz  maa  B.  301.  selber  B.         302.  nicht 

wel  behat  B.  303.  verspilt  B.  beste  A.  304.  wer  daz  B.  SOS. 
das  her  B.  309.  das  en  dorch  ere  mit  vroodea  zerte  B.  310.  oder 
atli  B.  311.  Stts  isl  verspart  au  siuei   selbes  libe  B,  312.  ex 

fehlt  B,  «ode  deai  B,  313.  deme  vater  B.  314.  bb  bore  if. 
waz  ist  daz  dem  A,        315.  ende  armat  B. 


500  DER  JLN6LIN6 

wan  er  muoz  vl^henande  boi^en: 
so  lidet  er  schäm  spot  und  strafen, 
er  schriet  über  sich  selben  wäfen, 
swenn  im  der  würfel  iibele  veilet, 
swie  vil  er  wünschet  ande  snellet.  320 

spil  hat  nit  unde  haz, 
giuden,  rüemen,  wizzet  daz; 
spil  hAt  unzaht  ze  aller  zit, 
zorn,  schelten  unde  strit, 

liegen,  swern  unde  fluochen  325 

(sust  kan  es  alle  untugent  saochen), 
sumen  nnde  staete  ileniuwe, 
arcwän  und  afterriuwe; 
125*'  ez  löret  der  untugende  minne ; 

ez  nimet  kraft  unde  sinne,  330 

dieneslfreude  unde  knnst; 

ez  verliuset  gudter  liute  gunst: 

spil  hat  l6ren,  äffen  ouch, 

narren  unde  raanegen  gouch. 

spil  ist  der  tumben  ongenweide,  335 

swie  ez  l^re  untriuwe  und  meineide. 

ez  irrt  ouch  guote  hirät. 

6  der  würfl  in  scheide  von  der  wftt, 

er  beginnet  rouben  unde  stein : 

sust  kan  ez  keine  untugent  heln.  340 

ez  prüevet  aller  schände  bort, 

manslaht  unde  boesiu  wort, 

grisgrammen,  grinen,  sich  selben  ezzen. 

316.  umme  daz  borgen  B,  317.  spot  schäm  B,  318.  selbe  A. 

321.  hat  ouch  upt  (=  oyt)  B.  322.  kegen  dene  vromeo  w.  d.  B, 

324.  swero  AB:  ick  habe  sebelteo  gesei»i,  nach  Freidank  48,  14  v^a 
spile  hebt  sich  manege  zit  flaoeh  xorn  sebelteo  swereo  strit,  obw^ki 
auch  dort  einige  hs».  steleo  einschieben,  was  hier  B  in  der  Jbigem- 
den  zeile  anstatt  swero  hat,         326.  alle /eA//  B,  327.  329 /lA- 

len  B,  327.  itoiwi  reparatio ,   Graff2,  1113.     vertämmmng  und 

beständiges  wieder  von  vorn  anfangen  ?  329.  iz  weodet  MtiBfer 

togeode  roynoe  B.  330.  kraft  A:  ime  craft  B*  332.  Uf  t«^^ 

last  her  wiser  B.  336.  iz  leret  B.  337.  ^^%  fehlen  B.  SlO.iftf 
kao  cheine  untageot  verhelo  B.  341—342.  iz  probet  vovore  mä^jßß 
haode  trookeobeit  aokaschUehe  sebaode  maoslaebt  «od  getelMotv  wwK 
die  wol  heizeo  aller  soode  horl  B, 


VON  KONRAD  VON  HASLAD. 

ez  kan  ouch  boese  gedanke  mezzen. 

im  werdent  vient  guotia  wip;  345 

ez  toBtet  im  s£l  unde  lip, 

ez  nimet  ime  gaoi  und  £re: 

wie  möhte  er  yerspilen  mtre? 

ez  frumt  im  aller  slahte  schulde 

d4  mite  er  vliuset  gotes  bulde.  350 

swer  m^r  verspilt  danne  er  hat, 

daz  ist  gröziu  missetAi, 

daz  mir  sin  pfenninc  w«re  enwihi: 

er  möbt  micbs  oucb  gewem  nibt. 

des  selben  zins  mir  nibt  behaget,  355 

swer  an  werdikeit  verzaget. 

Swie  vil  ein  man  mit  spil  gewinnet, 
ist  daz  er  sich  rebte  versinnet, 
er  muoz  ez  geltn  und  wider  geben, 
wil  er  bi  gote  mit  6ren  leben.  360 

dennoch  bilfet  dem  verlieser  nibt: 
er  hat  hie  und  dort  mit  schaden  pflibt. 
ein  iislicb  rehter  spilaere 
hat  vierhande  guotswendaere, 
der  Würfel  liht  und  der  da  zeit  365 

und  der  ze  dem  pfände  ist  erweit; 
der  vierd  von  tische  und  in  daz  liebt 
(deist  der  wirt) ;  und  ob  man  trinket  nibt 
125^  den  win,  er  si  boes  oder  guot, 

da  von  so  wirt  er  ungemuot.  370 

waz  krefte  hAl  4^  sin  gewin  7 
die  viere  zichnt  wol  einen  hin. 
bretspiler  meine  ich  nibt, 

345.  reine  wib  B.  349.  iz  vuget  ime  aller  bände  seh.  B»  350.  ver- 
loset j4B,  351.  wen  her  bat  B,  S59.  eis  groie  B.  353 — 356 
fehlen  B.  354.  mieh  sia  ji.  360.  mit  vrondeD  B,  361.  den  ji,  • 
die  golde  bilfet  deme  vtrlitere  nicbt  B,  363.  her  hat  hir  vnd  dort 
IV  pilicbt  B,  353.  ieelieh  B,  spiler  jiB,  364.  gnotswender  ji, 
fiter  B*  365.  llbte  j4,  lit  B.  366.  xuo  dem  j4,  xv  B.  wer  diese 
»Hie  erklärt,   der  erklärt  %ugleich  eine  dunkle  stelle  im  Eree  874. 

87,«  vea  dem  t.  and  dem  liht  j1.        358.  des  ist  AB.        oh  fehlt  B, 
9.  Z10  fehlen  B.       369.  der  win  er  A.        371.  was  craft  hat  das 
sin  %.  B..       372.  die  fehlt  B.      wol  den  einen  B.      373.  brelspil  B. 
Z.  F.  D.  A.    VIII.  36 


562  DER  JÜNGLING 

die  man  durch  kurzwil  spiln  siht 

ze  rehter  zit  und  äne  verderben.  375 

der  kan  bescheidenlicbe  werben, 

der  mit  zuht  verliuset  unde  gewinnet 

und  mit  wisheit  sich  versinnet, 

er  si  arm  oder  rieh; 

der  ist  dem  spiler  nibt  gelich,  380 

der  manger  bi  im  selben  treit 

sinen  vient  der  im  widerseit, 

die  Würfel,  swenne  er  sie  laet  klingen. 

er  mac  si  mit  worten  niht  betwingen, 

si  cnsin  im  als6  holt  385 

der  si  schiltet  unde  von  im  holt. 

ich  b4nz  gehoeret  unde  gesehen 

waz  wirde  dem  Würfel  ist  geschehen. 

ich  sach  in  grüezen  unde  im  nigen 

des  gewin  von  im  begunde  stigen;  390 

ich  sach  in  küssen  triuten  loben 

^  er  in  den  biutel  wurde  geschoben. 

wie  möht  erm  baz  sin  undertdn? 

er  gibel  swaz  er  ie  gewan. 

mir  ist  sin  schände  ouch  wol  bekant.  395 

in  sluoc  einer  mit  bl6zer  hanl, 

daz  er  alle  viere  von  im  rakte 

unde  im  in  der  haut  bestakte, 

und  schütte  in,  bete  er  lebens  krafl^ 

er  möht  sin  worden  tobehaft.  400 

sines  zorns  kan  er  nibt  wider  k^ren: 

er  bint  si  baz  in  sinen  gfiren 

und  sieht  si  bi  dem  tische  an: 

swaz  er  schock  silbers  ie  gewan, 

374.  habt  mit  schachzabile  korczewile  phicht  B.  375—380  fiklen  ß. 
381.  selber  j4,  deo  warfil  maoger  bi  ime  treit  if.  38y^.  t.  v. 

deme  her  dicke  widerseit  B.  383.  384  fehlen  B,  384  ff.  er  kämm 
sie  mit  schmeichelnden  worten  nicht  bezwingen,  di{fl  sie  jenewi  mieki 
ebenso  hold  sein  der  sie  schilt  und  von  sich  wirft,  der  vers  Imu- 
tele  btfser  er  mac  si  nibt  mit  worten  twiogeo.  385.  her  Ul  jeaea 

also  holt  /?.  386.  der  io  schildet  oder  B,  387— 430 /«A/mi^  i^ 

389.  wie  im  Benner  11372  /.  11397  der  kegelnde  bauer  die  kugwi 
vrouwe  nennt. 


VON  RONRAD  VON  HASLAU. 

daz  muoz  er  allez  wider  geben  t  405 

dar  zuo  dr6t  man  im  an  daz  leben: 
er  schilt  und  trit  in  under  füeze. 
swie  man  im  der  smächeii  bäeze, 
125^  da  von  sint  ouch  niuwiu  moeret 

man  strichet  in  ab  ein  ioatere  410 

und  leit  in  wider  üf  den  tisch 

und  la;t  in  scherzen  als  ein  visch, 

mit  twerhen  Sprüngen  als  ein  hasen. 

in  dem  oven  und  flf  der  Äsen 

miiezen  si  die  vart  snochen.  415 

ein  schuoier  von  den  spilbuochen 

der  kan  si  baz  zesamene  lesen 

dan  der  ze  Paris  ist  gewesen. 

er  niac  si  alle  behalten  niht: 

so  Wirt  sin  dinc  aber  enwiht.  420 

wsere  ein  wirt  als  ungemuot 

daz  er  si  würfe  üf  die  gluot, 

so  riefens  alle  wer4  wer! 

sus  kliubet  maus  fif  als  diu  ber. 

so  sint  si  von  der  selben  nAt  425 

gel  bleich  unde  rot; 

so  mac  man  ir  verbezzem  niehtt 

'si  sint  noch  guot  unde  lieht* 

sprichet  jener  der  ai  lihet  dar. 

[der  selbe]  der  dA  wirt  guotes  bar,  430 

der  kan  sich  balde  an  in  rechen. 

er  beginnt  in  d'ougen  Az  brechen 

und  hebet  ein  tobelich  geschrei; 

den  andern  bizet  er  enzwei; 

den  driten  muscbt  er  mit  einem  stein.  435 

die  ndt  iidet  daz  arme  bein: 

als  manec  ecke  der  würfel  hAt, 

als  manegiu  n6t  in  bestAt. 

407.  Qode  die  fuexe  A:  #.  stfm  atintn  Heinrieh  88.  410.  stricket  A. 
ile  itreieh  mir  räeke  bein  uftt  arm  als  ein  wettalovfsre  SeifHed  Helb* 
limg  3,  34.  415.  wart  A.  431.  an  ime  B.  432.  io  diu  oogeo  A^ 
\m»  die  ougeo  B.  433  feklt  B,  nach  434  s«8  lot  der  woril 

koir  koey  B,        435.  der  dirte  wirt  zooascliet  mit  eine  stein  B. 

36* 


564  DER  JUNGLING 

swer  des  würfeU  eigen  waere, 
den  möhte  erbarmen  disiu  swaere.  440 

swer  mir  daz  nimt  des  ich  niht  hftn 
und  nimmer  ouch  gewinnen  Lan, 
der  kan  mit  solher  wisheit  ringen 
als  der  den  wiirfel  wil  getwingen. 
er  treit  im  äne  schulde  haz.  445 

er  hat  weder  ditz  noch  daz: 
er  mac  ouch  niht  an  im  gesigen: 
er  nxme  im  niht,  lieze  er  in  ligen. 
126''  da  von  er  tumpheit  wirt  ervart, 

swer  sin  unzuht  mit  im  bewarL  450 

zwäre,  der  selbe  jüngelinc 
habe  im  sinen  pfenninc. 

Swelcb  edel  kneht  daz  lilhus  minnet 
und  der  boesen  hulde  da  gewinnet, 
der  hat  dar  umbe  der  werden  haz.  455 

nu  prüevet  welhz  im  zaeme  baz. 
der  zweier  er  verirret  wirt, 
guot  ritter  unde  guot  wirt. 
dicke  kostet  ez  im  m£re: 

s^le  lip  guot  und  ^re  460 

g^t  mit  der  unfuore  hin, 
und  krenkt  im  mangen  guoten  sin. 
ein  bösheit  von  der  andern  wirt, 
ein  frumkeit  ouch  die  andern  birt, 
ein  schade  dicke  den  andern  bringet,  465 

ein  tugent  nach  der  andern  dringet, 
dem  tumben  lip  und  s6Ie  verdirbet, 
so  der  wise  frum  und  ^re  erwirbet. 
man  wirt  bi  reinen  liuten  guot, 
bi  boßsen  lernt  man  valschen  muot.  470 

swederhalp  der  man  wil  kftren, 
daz  kan  in  gewonheit  16ren. 

439.  AiO  fehlen  B.  441.  An  fehlt  B,         daz  ich  nicht  enhaa  B. 

443.  der  wil  mit  sulcher  wisa  r.  B,      444.  gewinnen  A,  betwiagea  B* 
446.  her  cnkan  weder  B.  447.  her  cnkan  ouch  an   ime  n.  g.  B» 

nach  4i8  Finito  libro  sit  lans  et  gloria  chrislo  Amen  B.        449.  450. 
ervxret :  bew«ret? 


VON  KONRAD  VON  HASLAU. 

swä  daz  boßse  erweit  ein  jüngelinc^ 
der  gebe  mir  einen  pfenninc. 

Lithusg^n  ist  maneger  slahte.  475 

einer  trinket  in  der  ahte 
daz  er  den  liuten  wol  behage, 
daz  man  dicke  von  im  sage 
'er  zert  sin  gnot  bi  liuten  gem.* 
so  muoz  der  ander  trinken  lern  480 

für  den  durst  nnd  durch  gewonheit.' 
der  dritte  trinkens  ist  bereit 
daz  er  den  tac  vertrib  ik  mite. 
s6  hat  der  vierde  einen  site, 

ob  er  sinen  t6ren  vinde  485 

bi  trunkem  ingesinde. 
der  fünfte  trinkt  für  den  gesunt. 
sd  ist  mir  an  dem  sehsten  kuiit, 
126^  der  trinkt  für  trdren  und  für  swer: 

'ez  ist  guot  win  [spricht  er]:  trinket  her.  490 

wir  sulien  wesen  hAchgemuot. 
ander  jär,  ander  guot. 
riuwec  herze  sol  win  hdn. 
ich  hän  ouch  guotes  vii  vertan 
und  lebe  bi  den  liuten  noch.*  495 

s6  trinkt  der  sibende,  worä  woch! 
Ak  vor  sol  mich  got  bewam. 
der  ahte  trinket  durch  verspant: 
trunk  er  iä  heim,  s6  trunk  man  mite: 
daz  ist  boßses  wirtes  site.  500 

der  niunde  trinkt  durch  gesellikeit. 
s6  ist  mir  an  dem  zehenden  leit, 
der  trinkt  durch  gitikeit  und  durch  nit 
und  gonde  des  [nieman]  ze  keiner  zit 
daz  ein  fürste  vor  im  trunken  wsere:  505 

dem  selben  ist  ^re  unmasre. 
swä  die  sinne  vertrinkt  ein  jüngeUnc, 
der  gebe  mir  einen  pfenninc. 
'  Er  git  dem  lilgebn  dicke  viere 

485.  ob   er  einen  ßnde,    mit  dem  er  seinen  spott  treiben  könne, 
503.   g^it  befserie  dem  vers,       508.  dicke,  dickpfennigef 


566  DER  JÜNGLING 

ze  dem  wine  oder  ze  dem  biere.  510 

ez  geschiht  noch  als  ez  ^  geschach, 
daz  schände  siinde  und  ungemach 
ein  man  koufl  mit  sin  selbes  guot, 
und  verk^ret  im  den  muot. 

der  I6r  sagt  er  mir  kleinen  danc.  515 

swer  uf  den  tisch  bi  der  banc 
sitzet  unde  weget  die  fiieze, 
nu  merket  wie  ich  den  grüeze: 
der  ist  unzühtec  oder  gewaltec 
oder  s6  gar  einvaltec  520 

daz  er  niht  erkennen  kan 
waz  wol  od  übel  ist  getan, 
od  er  hat  vintschaft  über  mer, 
daz  man  in  iht  slah  äne  wer. 
üf  den  benken  zaeme  baz.  gesezzen,  525 

wan  ab  den  tischen  sol  man  ezzen. 
swä  sitzt  uf  den  tisch  ein  jüngelinc, 
der  gebe  mir  einen  pfenninc. 
126*'       lif  den  tisch  sitzet  manic  man 

der  niht  zuht  erkennen  kan.  530 

einer  mit  im  selben  spilt, 

daz  in  der  unzuht  nicht  bevilt; 

oder  iigent  vor  im  zabelsteine, 

er  klopft  und  tavelt  algemeine 

und  lockt  sich  als  ein  kindelin.  535 

s6  giuzet  einer  für  sich  win 

und  mAlel  sicheln  unde  harten 

er  snitzt,  er  krinnt,  er  machet  scharten 

in  den  tisch:  daz  ist  unhübescheit ; 

ez  ist  den  guoten  wirten  leit,  540 

swer  die  unzuht  niht  vermidet 

daz  er  in  sinen  tisch  snidet. 

wan  daz  hän  ich  gesehen  dicke, 

er  bickt,  er  ritzt,  er  machet  stricke 

oder  malet  einen  taterman:  545 

5!23.  ironisch,  oder  er  setzt  sich  auf  den  tisch  um  so  b^er  %ur  Ver- 
teidigung bereit  zu  sein,  536.  vor  538.  krinoeD  eigentlich  in  dm* 
kerbholz  schneiden,  Sehmeiler  2y  388.    545.  iatermao:  d,  myik,  A9%Jf^ 


VON  KONRAD  VON  HASLAU.  UBf 

d4  Wirt  der  tisch  niht  schcener  van. 
swA  den  tisch  un^rt  ein  jüngelinc, 
der  gebe  mir  einen  pfenninc. 

Der  tisch  hftt  manege  werdekeit, 
so  man  tuoch  und  brdt  dar  üf  geleit  550 

und  trinkn  und  spise  dar  df  stAt. 
er  sitzt,  ob  sin  genöz  zuo  g6t; 
daz  er  von  tische  gar  verbsere, 
ob  er  von  dem  tische  wsere. 

N 

durch  daz  sol  ein  edel  man  555 

sich  gerne  tngeni  nemen  an 
und  ezzen  mit  zühten  im  genuoc. 
s6  sitzet  maneger  als  ein  pfluoc: 
er  Iset  bein  und  arme  ragen, 
als  in  diu  güsse  dar  habe  getragen;  560 

ern  ruochet  wie  im  ligen  die  hende ; 
er  leint  als  im  tuon  wft  die  lende; 
den  nächsten  er  mit  der  absei  schabet; 
er  biugt  den  rücke,  swenn  er  sich  habet 
durch  ezzens  gir  über  die  scbüzzel.  565 

der  im  setzt  ein  sprüzzel  undern  drüzzel, 
daz  er  üf  geribt  saeze 
doch  die  wile  und  daz  er  aeze, 
126*^  der  het  niht  übel  in  gehandelt. 

maneger  in  der  schu£zel  wandelt  570 

und  smückt  daz  beste  in  sinen  munt: 

dem  ist  gesellikeit  unkunt, 

der  sinen  gnözen  überizzet. 

swelch  diener  ouch  dep  becber  mizzet 

daz  er  im  rinnet  über  die  haut  575 

und  im  begiuzet  sin  gewant, 

des  dienstes  ist  ein  teil  ze  vil, 

und  der  daz  trinken  bieten  wil 

553.  voD  tische  kann  nicht  richtig  Mein,  vielleicht  wiellich  oder  vil 
Ithte.  wenn  er  nicht  an  einem  tische  mit  $peisen,  nach  denen  er  be- 
ifierig  ist,  siffse,  so  würde  er  wohl  at(/stehen ,  wenn  einer  seiner  ge- 
nofken  hinzu  träte,  557.  and  mit  ztihten  ezzen  im  geouoc?  560.  tls 
in  liabe  diu  %.  d.  g.  ?  503.  absein  snibet  566.  einen  spräzzel 

und  den  dr.  570.  mancher  wandelt  mit  der  hand  in  der  schUfsei 

umher,        577.  dienst 


568  DER  JÜNGLING 

sim  gesellen,  daz  kan  ich  geoözen, 

sam  erz  im  in  den  buosen  welle  slözen,  580 

und  hebet  ez  nibt  ze  rebter  ziL 

swer  ez  also  dicke  tibergit, 

zwäre,  der  selbe  jüngelinc 

der  gebe  mir  einen  pfenninc. 

Oueh  erkenne  ich  einen  itwiz  baz.  585 

swer  gerne  redet  über  daz  maz, 
und  siht,  so  er  trinket,  über  den  becher, 
der  ist  da  von  niht  dester  vrecher, 
und  antwurt  so  man  einen  andern  vräget, 
des  selben  mich  von  im  betraget,  590 

er  si  herre  oder  knappe, 
er  speht,  er  breht,  er  snip  und  snappel 
swer  übel  redet  äne  wän, 
da  kiuset  man  verwarren  an. 
unzühlege  rede  und  [niht]  gebären  595 

kan  des  mannes  ^re  vären. 
sust  gebärt  er  als  die  [Iiute]  schieben, 
er  kan  diu  ougen  niht  wider  ziehen 
swä  er  hin  beginnet  sehen. 

dem  muoz  man  unzübte  jehen,  600 

und  der  garret  als  ein  orrehan, 
der  den  munt  kan  offen  län. 
so  manschiert  dirre  mit  den  wangen 
als  er  busünen  welle  blasen  sangen, 
im  g6nt  ougen  unde  zunge  eniwer;  605 

er  siht  hin  unde  her 
und  drücket  als  ein  vederspil 
daz  gert  und  m^r  ezzen  wil; 
127*  er  izzet  als  ein  mäder 

und  trinket  als  ein  bader.  610 

586.  maz  fehlt,      59!2.  SDippensnappe?  im  ff^^artburger  kriege  •üipttn-' 
snapf.  594.  verwarren  =  verwarreo  sio.  s,  Laehm.  mu  ff^alther 

81,  20.         601.  und  er        orreban :  s,  zu  ;261.        604.  ich  ßmde  dtu 
rechte  wort  nicht  das  in  blasen  sangen  stecken  mt{fs,  607.  Par», 

64,  8  als  ein  vederspil  daz  gerl.  609.  s6  izze  icb  als  ein  nAdcr, 

s6  trinke   ich   als  ein   bader  von  einem  fahrenden  sehüier  227  (/iliä. 
Wälder  2,  57). 


VON  KONRAD  VON  HASLAU. 

ditz  beizet  alles  ungenuht. 

so  priievet  man  oach  [dar  an]  sine  unzaht, 

kumt  im  iht  seltssenes  df  den  tisch, 

ez  si  wiltbrset  vogel  oder  visch, 

wil  er  ez  ezzen  und  niht  teilen.  615 

da  mit  kan  er  sine  tugent  meiien. 

swer  die  uz  trunke  wil  verwdzen, 

und  wil  der  unzuht  sich  niht  mftzen, 

der  br6t  brichet  unde  r£rt 

und  an  urloup  in  daz  trinken  mert  620 

und  schütet  daz  brdt  zno  den  fiiezen, 

der  solt  mir  daz  vil  biUich  büezen. 

swer  ze  unzit  von  dem  tische  gAt 

und  enruobt  wierz  luoch  ligen  Ut, 

er  ezze  übel  oder  wol,  625 

der  selb  mir  einen  phenninc  sol. 

Swelch  edel  kneht  dienen  wolde 
williclich  als  er  solde, 
der  nseme  hövescher  zühte  war. 
sA  Ireit  maneger  sinem  herren  dar  630 

daz  trinken  reht  die  rihte  df  in. 
stüend  er  ein  teil  von  im  hin, 
daz  er  langer  biten  wolde, 
daz  er  sa*he  wa  er  an  geben  aoldel 
er  kniet  keine  wis  niht  nider:  635 

er  wser  ot  gerne  dannen  wider: 
durch  daz  sieht  erz  von  der  hant. 
so  ist  daz  unzuht  ouch  genant, 
spricht  der  herre  zuo  dem  knehte 
'trinc  selp,'  trinkt  er,  sA  tuot  er  rehte:  640 

heizt  in  aber  trinken  ein  ander  kneht, 
sA  ist  ez  michel  unreht, 
od  sust  in  schimphe  ein  gumpelman; 
da  verliosel  er  sine  wirde  van. 
sA  h&t  manc  herre  ouch  den  site,  645 

der  laet  in  stto  sA  lang  ik  mite 
daz  er  muoz  uf  den  beinen  wenken. 
daz  suln  die  alten  ouch  bedenken. 

616.  erfehii,        617.  vertUhe  ich  nicht.        640^  selbe 


070  DER  JUNGLING 

127^  swer  einem  kinde  Iset  daz  lieht 

sA  lange  unz  man  ez  swinden  siht,  650 

daz  ist  ein  vil  unwiser  site: 

da  leidt  man  im  den  dienst  mite. 

so  ist  manec  kneht  in  den  witzen, 

s6  in  der  herre  heizet  sitzen, 

so  sprichet  er  'ja  st6n  ich  wol:'  655 

der  tuot  ouch  niht  als  er  sol. 

manec  junger  ist  dem  dienste  von 

unz  er  wirt  michel  als  ein  ron. 

s6  er  vor  den  herren  st^t 

reht  als  ein  undersatzter  gl6t  660 

den  der  wint  hat  geneiget, 

da  mite  er  swsere  und  alter  zeiget, 

so  stiiende  im  baz  in  siner  haut 

daz  die  vinde  kumbers  mant. 

doch  hän  ich  micheln  man  gesehen  665 

den  man  zuht  und  fuoge  muose  jehen, 

und  einen  kleinen  s6  gefüegen 

daz  al  die  werlt  mac  genüegen. 

swä  der  michel  kintlich  tuot 

und  der  junge  hat  ellischen  muot,  670 

da  ist  daz  hinder  her  für  gek^ret; 

daz  mir  min  gelt  billich  möret. 

swä  der  junge  ist  dienstes  trsege, 

dem  muoz  ich  iä  von  sin  unwaege, 

s6  daz  derselbe  jüngelinc  675 

mir  gebe  einen  pfenninc. 

Ez  ist  noch  unzühte  vil 
die  maneger  niht  erkennen  wil. 
sol  ich  daz  nemen  u£  minen  eit, 
swer  sin  gewant  offen  treit  680 

s6  iä  eneben  daz  man  im  siht 
sin  linwät  swarz  und  des  ich  niht 
nennen  wil  noch  ensol, 
ez  gevellet  niht  den  wisen  wol. 

CiO.  wer  einen  knaben  das  licht  so  lange  halten  Ißfit  bis  er  ohn- 
mächtig wird,  6r.3.  so  stände  ihm,  grofsgewachsen  wie  er  üi, 
bcfser  in  seiner  hand  ein  speer,        668.  des? 


VON  KONRAD  VON  HASLAU.        071 

der  guote  alte  site  verkiret  685 

und  die  boesen  niuwen  mftret 
an  Iibe  an  häve  und  an  gewande, 
des  hat  er  schaden  unde  schände 
127''  mit  einem  ermel  mantel  sint 

und  gollierleppel.  erst  ein  kint  690 

der  sA  wunderlich  gerüste  tihtet, 

daz  in  von  den  wisen  rihtel: 

daz  solde  ein  loter  tuen,  ein  schale. 

sd  haehet  einer  einen  fuhsbale 

an  den  huot  und  Ist  diu  Aren  ragen:  695 

des  möht  min  houbet  niht  getragen ; 

ez  t»t  mir  in  dem  kragen  wA. 

als  dakten  sich  die  Schemen  A, 

da  si  diu  kint  schrakten  mite. 

swer  hat  sA  dorpische  site,  700 

der  enruochet  waz  man  dA  von  saget. 

swaz  er  im  selben  wol  behaget 

(alsA  stAt  nu  der  jungen  muot), 

daz  dunket  bezzer  danne  guot: 

er  ahtet  niht  wen  ez  beswaeret.  705 

swer  sine  tumpheit  bewseret 

mit  der  tArheit  Vorzeichen, 

der  sol  mir  einen  pfenninc  reichen. 

Unzuht  vil  nAhen  hAt  gesiget 
durcli  daz  man  ir  stsete  pfliget.  710 

ez  was  A  manegen  wirten  zorn, 
stechmezzer  houben  unde  sporn, 
truoc  mauz  An  urloup  für  die  vrouwen, 
sA  muost  man  in  in  spotte  schouwen, 
golmer  unde  naz  hAr,  715 

brähte  erz  Ane  houben  dar. 
der  sorgen  ist  im  worden  bnoz: 
er  gAt  für  die  frouwen  barfnoz. 
manec  ungezogen  knabe 

züg  ungern  sinen  manlel  abe  720 

gegen  vrowen  rittern  unde  pfaffen. 

698.  schämen:  mit  tebemen  stni  larven  gemeint.        713.  Yor       715. 
goImcr  verstehe  ieh  nicht. 


572  DER  JÜNGLING 

die  wisen  haut  in  für  ein  äffen, 
swer  sUete  unzühticlicben  tuoi. 
bantschuoch  swert  mantel  huot 
treit  er  bi  gesten  und  bi  künden.  725 

doch  waere  im  liep  ze  manegen  stunden, 
do  er  ritter  wurde  od  wirde  biete, 
daz  man  im  dienst  und  £re  biete. 
127^  wes  jugent  wii  nieman  6re  bieten, 

den  kan  diu  bösbeit  mieten  730 

rebt  als  ir  lön  ist  gestalt; 

in  ^rt  oucb  nieman,  wirt  er  alt. 

ez  waere  im  äne  scbade  und  scbande, 

scbied  er  durch  zubt  von  sime  gewande; 

ez  waere  im  ^rsam  unde  guot,  735 

züg  er  abe  mantei  unde  huot: 

ob  dirre  halt  wser  sin  genAz, 

man  jeh  des,  sin  zubt  wsere  grdz. 

swä  des  niht  tuot  ein  jüngelinc, 

der  gebe  mir  einen  pfenninc.  740 

Einem  wisen  manne  seit  man  maere 
daz  sin  sun  gar  ungeraten  waere. 
daz  begunde  er  durch  triuwe  klagen, 
doch  bat  er  im  die  wftrheit  sagen, 
waz  unfuoge  an  im  laege.  745 

sin  raeizog  jach  'er  ist  gar  traege 
Ak  man  frumen  und  6re  werben  sol: 
dar  umbe  spricht  man  im  niht  wol. 
so  ist  daz  diu  ander  missetät, 
er  verspilt  allez  daz  er  hat  750 

und  wil  sich  durch  mich  sin  niht  gelouben. 
er  ist  gar  ein  swelcb  und  pfliget  ze  rouben 
und  lebet  in  maneger  ungenuht. 
er  schilt  und  sprichet  äne  zubt 
und  g^t  mit  boesen  wiben  umbe.'  755 

'daz  wende  ich  wol,  daz  der  tumbe 
muoz  alle  sine  bdsheit  lAn' 

7^7.  hete  728.  bete  7:29.  biteo  730.  mitea  737.  und  wenn 
er  dies  auch  vor  eeinet  gleichen  thäte,  so  lobte  man  seine  feine  eiiie, 
vor  741  Überschrift  Dilz  ist  eiq  msere  von  eioem  lügeoere. 


VON  RONRAD  VON  HASLAU.  S7S 

sA  sprach  der  wise  alte  man: 
'ditz  ist  manegem  t  geschehen: 
ich  wil  im  £re  und-  richeit  jehen.  760 

ist  er  aber  iht  anders  wandelbare?' 
'ja,  er  ist  gar  ein  iiigensere/ 
'ow6  daz  ich  ie  wart  geborni 
so  ist  helfe  und  l^re  an  im  yerlorn. 
swaz  ich  in  läzen  hieze,  765 

und  er  mir  des  nihl  war  lieze, 
so  waer  niwan  min  klage  niuwe 
128*  und  bracht  mir  trdren  unde  riuwe. 
er  touc  mir  zeinem  kinde  niht, 
wan  er  hat  ze  aller  bdsheit  pfliht.  770 

wsern  an  im  alle  die  untugent 
die  ein  man  hat  von  kindes  jugent 
dA  möbt  man  in  £  von  gescheiden, 
daz  si  im  alle  begunden  leiden, 
danne  von  der  lüge  aleine.*  775 

er  lingt  der  werlde  algemeine; 
er  liugt  von  kinde  und  von  wibe; 
er  liugt  von  sines  selbes  libe; 
er  liugt  von  vater  und  von  muoter; 
ez  enwart  nie  vriunt  sd  guoter,  780 

er  liege  im  und  sin 'selbes  herren. 
lüge  kau  sich  allen  Uigenden  verren: 
da  von  ist  er  nieman  rebt. 
er  liugt  der  dirne  und  dem  kneht« 
lüge  kau  s^le  und  6re  vellen.  785 

er  liugt  bruodem  unde  gesellen, 
nie  groBzer  missetAt  wart  fanden: 
er  liugt  der  vremden  und  den  künden: 
ik  von  ist  er  gar  wandelbaere. 
er  liuget  sinem  bifatigaere;  790 

er  liuget  gote  der  in  bat 
geschaffen,  durch  die  missetAt 
wil  ich  mit  richeit  in  niht  Sterken 
daz  sull  ir  mir  für  triuwe  merken. 

760.  ich  behaupte  dt^fk  er  noch  sii  ehre  vnd  reiehthum  kommen  kann, 
773.  mao  fehlt. 


874  DER  JÜNGLING 

swer  armer  liugt,  und  wser  der  rieb,  795 

des  lüge  waer  zwir  als  scliedelich: 
wan  liugt  der  arme  dem  riehen  vil, 
daz  riebet  er  wol,  swenne  er  wil, 
wan  er  der  lüge  in  widertribet, 
daz  er  sigelds  belibet:  800 

sd  liugt  der  riebe  wol  zallen  ziten 
wan  im  tar  nieman  wider  striten, 
wan  er  die  lüge  ze  verlegen  bat, 
daz  man  der  lüge  im  zuo  gestät. 
ein  rieb  verscbamter  lügensere  805 

ist  got  und  der  werlt  scbadebaere. 
128^  swä  schedelicb  liugt  ein  jüngelinc, 
der  gebe  mir  einen  scbilline. 

Swer  micb  vrdgt  an  disem  maere 
wie  alt  wie  junc  er  billicb  waere  810 

der  mir  unzubt  zinsen  sol, 
des  kan  icb  in  bescbeiden  wol : 
swer  vor  alter  oder  vor  jugent  kan 
erkenn  waz  swacbet  einen  man. 
bat  der  junge  kindes  site,  815 

d^  vert  nicbt  gr6zer  wunder  mite, 
die  jungen  prise  icb,  sint  si  vrd 
und  vürbtent  meisterliche  drö. 
swie  alt,  swie  junc  er  ist  an  jiren, 
wil  er  wan  tumplich  gebären,  820 

zwäre  er  muoz  mir  sin  ein  kint. 
swä  die  selben  jungen  sint, 
ez  si  ritter  oder  kneht, 
der  gebe  mir  billicb  min  reht. 
man  la;t  manegem  jüngelioge  825 

sine  unzubt  nibt  so  ringe, 
er  muoz  umb  unfuog  dicke  geben 
s61  6re  lip  gnot  unde  leben, 
lieber  möbte  der  selbe  jüngelinc 
mir  geben  einen  pfenninc.  830 

80!2.  in  803.  er  kann  durch  seinen  retrhthum  die  kosten  Jur  die 
luge  tragen,  sein  reiehthum  macht  d4{ft  man  ihm  beistimmt.  812*  in 
fehlt.        814.  erkenoet 


VON  KONRAD  VON  HASLAU.         075 

Keye  bat  lAzen  maogiu  kint 
diu  wirs  dan  er  geräleo  sint, 
also  ez  ist  bescbeideo  mir. 
der  ist  einez  weder  wurm  noch  tier, 
ez  ist  weder  vogel  nocb  viscb,  835 

und  gebeert  docb  uf  der  berren  tiscb ; 
ez  ist  weder  wip  nocb  man 
und  treil  docb  guotiu  kleider  an ; 
ez  ist  weder  ritter  nocb  knebt 
und  ist  der  wärbeit  nieman  siebt;  840 

ezn  ist  weder  varnder  man  nocb  pfaffe; 
ez  wa;nt  sin  wise  und  ist  ein  äffe; 
ez  bAt  liste  und  boese  kündikeit; 
tugent  und  6re  ist  im  leit; 
128"^  alle  frumekeit  ez  törbeit  macbet;  845 

ez  spott  so  vil  daz  man  sin  lacbet. 
daz  boBse  ez  lobt  und  swacbt  daz  guot, 
als  ez  dann  vindt  der  berren  muot; 
'jA,  berre'  ist  im  daz  beste 

und  an  triegen  oucb  daz  leste;  850 

ez  bricht  sins  berren  willen  selten, 
ez  müge  sin  gniezen  oder  engelten ; 
die  werden  ez  von  bove  dringet ; 
daz  boBse  ez  allez  ze  6ren  bringet, 
als  ez  durch  triuwe  si  geschehen  855 

und  man  im  wisbeit  miieze  jehen. 
swelcb  berre  ein  sulcb  gesinde  biete, 
der  solde  im  geben  gumpelmiete, 
dar  nach  sin  leben  wsere  gestalt. 
ez  ist  gestalt  als  ein  ribalt.  860 

mit  bösbeit  macbet  ez  sich  zam. 
bitens  irrt  ez  nibt  diu  schäm: 
da  von  mac  im  niht  engän. 
swaz  ezzens  man  im  für  setzen  kan, 
daz  muoz  allez  in  sineu  balc.  865 

nu  jehents  ez  si  ein  bovescbalc. 
des  entuot  der  6ren  gernde  nibt: 

vor  831   Überschrift  So  iit  diz  von   einem   schalke  und   ist  ein  mmrt 
kranke.         858.  sei 


576  DER  JÜNGLING 

da  von  man  in  dicke  übersiht. 
des  biderben  mannes  zageheit 
ist  swä  diu  zuht  im  widerseit:  870 

da  vert  der  zage  an  schäm  für  sich, 
gemach  an  6re  ist  sin  gerich 
und  wie  er  guote  site  verk^re 
und  sünde  und  schand  durch  richeit  m6re. 
swie  boeslich  er  hat  guot  gewunnen,  875 

er  spricht,  er  habe  sich  wol  versunnen. 
swer  frumkeit  tuot,  der  kan  sich  l^ren 
sich  selben  und  den  herren  6ren. 
der  boese  rsetet  daz  er  selbe  tuot. 
liute  6re  unde  guot,  880 

sselde  und  manegiu  grAziu  habe 
muoz  da  von  nemen  allez  abe, 
daz  ez  allez  im  niht  6ren  git. 
wan  varnde  guot  sich  verlit: 
128^  d6  man  ez  über  sweimen  lie,  885 

do  genuzzen  sin  jeu  oder  die, 
und  quam  doch  selbe  dritte  wider 
ze  sinem  rehten  ursprinc  sider 
und  brähte  mit  im  frumen  und  £re; 
dk  von  wart  ilsliches  m^re.  890 

daz  haben t  die  argen  nu  verköret, 
milte  dekeine  bAsheit  16ret, 
ein  man  wolt  danne  im  selbe  geben, 
als  lernent  hoveschelke  leben, 
ein  boesewiht  gan  dem  biderben  niht  895 

daz  an  sinen  schaden  doch  geschiht. 
kumt  dem  herrn  ein  nAtic  man, 
der  frum  und  wirde  erkennen  kan; 
tuot  er  im  sinen  kumber  kunt, 
ez  wendet  s4n  sin  valscber  munt,  900 

oder  lätz  sin  armen  diener  sin. 

885.  886.  da  889.  brabten  89^.  die  keine  901.  oder  let  ex 
sinen.  nach  meiner  änderung  ist  der  sinriy  *  kommt  %u  dem  herr^m 
ein  bedrängter  anständiger  mann  der  ihm  seine  noth  klagt,  oder 
nehmt  an  daf*  es  ein  armer  diener  des  herrn  sei,  so  vereitelt  als^ 
bald  der  falsche  mund  des  hqfschalkes  die  bitte* 


VON  KOl^D  TON  lASLAU.  B77 

er  tuot  sin  ODtogent  sebin; 
er  ist  ungebeten  ein  firsnalle; 
er  rAnt  und  lAseredet  fSr  si  iUe 
und  laet  nieman  sin  rede  tnon.  905 

ow6  er  kragelandez  bnoni 
er  mulkleffel  iä  man  swigen  soll 
ji  kan  ich  im  geliehen  wol 
ein  boese  glocke  die  man  lange  liotel. 
daz  er  niht  laet  daz  man  im  verbintetl  910 

er  alter  wibe  pfragenmarket, 
der  sus  an  Untugenden  stärket! 
er  schedeluqdez  blftsebom 
daz  den  wintvanc  hlt  verlorn! 
ich  wil  in  harte  selten  prisen.  915 

er  klaffendez  huofisenl 
ow6  er  karrendiu  türl 
er  kirret  wider  unde  für. 
sin  slaf  ein  blonkende  lin. 

er  suaterende  wagenschin!  920 

er  kaller,  er  beller,  er  vederspil 
daz  krimmt  und  doch  nibt  vAben  will 
mir  ist  sin  kündikeit  wol  kunt. 
er  schalkhafter  vogelhunt, 
129'  der  sich  so  weckerlichen  rüeret  925 

und  sinen  herren  umbe  fueret. 
er  ist  nie  sA  listic  noch  s6  karc, 
er  gebe  mir  billich  eine  marc. 

In  dem  mantel  an  zwein  steten 
sol  nieman  hin  für  treten,  930 

für  den  tisch  und  der  kirchen  grftt. 
manger  der  niht  wibe  blt 
den  sibt  man  Af  den  alter  dringen        *^   • 
als  er  mit  dem  pfaffen  welle  singen, 
swer  vrevellich  vor  gote  stAt  935 

909.  laose  mu  sireiehenT  911.  p  fragen  market:  Schmtiler  1,  605. 

913.  sebellondei?      919.  «o.   eio  blenkeiidi'i  lio  wäre  ein  fensier  da* 
sieh  im  winde  {klappend)  kin  und  her  bewegt:  $,  blenken  bei  Ober- 
Hn  #.  164.     ßber  an  allf  i$t  wohl  nicht  mu  denken,    sinn  gäbe  flans. 
931.  vor  dam  tiseh«        frAl  sehaint  was  sonst  §rbia  keifst, 
Z.  P.  D.  A.  Vni.  37 


578  DER  JUNGLING 

und  üf  im  weiz  gröz  missetÄt, 
daz  ist  als  der  sinen  berrn  wil  kratzen, 
der  in  libs  und  guotes  mac  beschatzen. 
got  ist  selbe  Ak  man  messe  singet, 
swer  in  Sünden  äne  zubt  zuo  dringet,  940 

ez  si  wip  oder  man, 
der  stüende  verre  baz  bin  dan. 
ez  dringt  durch  gagern  üf  den  k6r 
vil  manic  ungefiieger  t6r. 

swer  eines  bulde  niht  enhiete,  945 

der  solde  dem  nächsten  bieten  miete, 
vl6ben,  biten,  dienstlich  £ren, 
s6  konde  er  in  ze  guote  kftren. 
swer  gotes  huld  mit  vorhten  gert, 
der  wirt  des  williclich  gewert.  950 

hdchvart  vintschaft  unreht  gaot, 
swer  eine  hAchvart  denne  tuot, 
der  erwirbet  iä  niht  mA 
wan  daz  er  vil  weiz  mA  dan  A. 
got  des  ze  dem  betbüs  niht  enwil.  955 

unnützez  rAnen  und  sprechen  vil, 
spotten  irren  hcenen  lachen, 
da  mit  kan  manger  sünde  machen 
mßr  danne  kein  tiufel  tuo: 

wan  er  sprichet  wol  den  Hüten  zuo  960 

und  muoz  man  in  beeren  unde  sehen; 
daz  kan  dem  tiufel  niht  geschehen, 
swelch  man  alsd  ze  kirchen  kumt 
daz  er  m^re  schadet  danne  frumt, 
129*"  des  Opfer  ist  got  ungenscme:  965 

mir  ist  ouch  sin  pfenninc  widerzaeme. 

Manic  junger  ist  verzaget, 
swaz  mau  im  guoter  Mre  saget, 
des  hat  er  niwan  ain  gehilder. 
ez  enwart  nie  hirz  so  wilder,  970 

man  machet  in  mit  vorhten  zam: 
swelch  junger  kneht  ist  Aue  schäm, 

937.  sioem  herrea        939.  do        948.  gote      951—954?      956.  raren 
969.  gebilder  mag  spoU  oder  geläehUr  bedeuten.  91t.  hl  fekii. 


VON  KONRAD  VON  HASLAU. 

der  ist  dl  von  nihi  togende  wts; 

er  wirl  mit  gchaden  scbaDden  gris, 

wan  er  für  gaot  daz  boese  nimt.  975 

tagalt  den  edeln  liaten  zimt: 

da  hAt  er  keinen  willen  zno 

daz  er  die  lerne  oder  tno. 

hübschiu  kunst  dankt  in  swsere, 

ern  waere  ein  würfelkloulMere.  980 

er  kumt  ot  zno  den  listen  niht. 

reht  als  dem  äffen  im  gesehiht: 

swä  edele  vögele  hint  ir  Sfnl, 

daz  ist  des  er  niht  enwil. 

dem  glicht  der  misserftten  junge:  985 

der  st6t  durch  wirde  niht  ze  Sprunge; 

er  treit  nlch  aJEfen  siten  sin  hlir; 

er  truobet  unde  ist  misserar; 

er  üebt  gebiurisch  narrenspil, 

daz  schaden  bringt  und  sehenden  vil,  990 

diu  wort  mit  spotte,  daz  man  lachet, 

Aä  mite  er  vrinnt  und  mlge  swachet: 

s6  hoent  ouch  in  vil  manger  wider: 

sus  liget  ietweders  lop  dft  nider. 

6  iö  ein  man  den  andern  teet,  995 

dA  was  ir  beider  lop  gcmteet: 

nu  kument  schelten  trtillen  triegett 

effen  gumpeln  unde  liegen 

mit  pArAt,  ab  ein  gnmpdman, 

der  niwan  leicherle  kan.  1000 

swä  luodems  pfligt  ein  jSngeUne, 

der  gebe  mir  einen  pfenninc. 

Wie  wehst  an  wisheit  unde  an  tngent 
manie  edel  man  in  siner  jogent, 
129'  daz  bAsheit  von  in  nider  siget  1005 

und  vrende  wid  Are  an  im  tt^t, 
swenn  er  der  tnmpheit  wirt  erl6st 
und  wirt  aller  siner  vrinnde  trAst 
und  ist  Unten  mde  lande  ein  Are, 

973.  der  davon  niht  tagende  weif  980.  er  wer  995.  996.  da 

997.  knaea 

87  ♦ 


580  DER  JÜNGLING 

wan  er  lebet  nach  der  togende  Iftre»  1010 

swena  er  ist  mit  tagenden  sinne  rieh. 

als  wehst  ein  t6re  im  ouch  gelich. 

swaz  zeinem  tdren  werden  sol, 

dem  spricht  man  nimmer  als6  wol 

als  von  6rste  swenne  ez  reden  wirt;  1015 

wan  nerrischeit  an  im  birt 

s6  ie  lenger  s6  ie  baz : 

sA  dient  er  wan  der  liesten  baz. 

des  ist  diu  tArheit  sin  gewer. 

ungewizzen  kündic  unde  h6r,  1020 

sA  wirt  diu  übel  sin  geleit 

und  diu  schände  an  im  breit. 

valsehiu  werc  mit  boesen  worten, 

sust  wehst  er  für  an  allen  orten. 

dilz  kan  ich  sust  wol  ebenmäzen:  1025 

alle  stige  g^nt  zer  sträzen. 

klein  ist  des  kindes  wisheit, 

unz  daz  ez  nach  tagenden  reit: 

s6  nimtz  diu  Saelde  in  ir  pflege 

und  bringt  ez  üf  der  tugende  wege:  1030 

des  hilft  im  zuht  unde  kunst, 

da  mite  er  dient  der  besten  gunst. 

dar  an  sich  manger  verschriet 

der  einen  holzwec  geriet: 

der  danket  in  der  beste  ;  1 035 

dar  nach  sA  vindt  er  ronen  und  este, 

die  von  den  boumen  sint  gereret: 

swelch  tumber  d4  niht  wider  kAret, 

daz  spriche  ich  wol  in  sinen  hulden, 

der  muoz  vil  unrede  dulden.  1040 

swä  den  narrenwec  geraet  ein  jungelinc, 

der  gebe  mir  einen  pfenninc. 

Swelch  herr  die  wisen  vrdgen  wolde 
wie  er  guot  mit  rehte  gewinnen  solde, 
129^  äne  grdze  sünde  und  äne  schände,  1045 

und  die  herren  nach  ir  rehte  bektnde, 
s6  würde  im  saelikeit  beschert; 

\02S.  reit  =:  redet        1041.  gereret        1044.  yot        1047.  ir 


VON  KONRAD  VON  HASLAU. 

die  besten  vrAgte  wierz  Terzert, 

daz  ein  ieglich  werde  j^en 

daz  frum  und  tv  dl  von  gescheheo;  1050 

tsBt  gote  sin  reht,  den  Unten  sam; 

s6  wsere  im  wirde  und  vreude  zam 

und  gond  man  im  sins  lebens  wol 

lang  und  swaz  herren  6ren  sol, 

ir  lop  in  b6he  wirde  setzen,  1055 

wan  er  liebes  kan  mit  liebe  ergetzen, 

und  wirt  sin  Ar  mit  wftrheit  breit 

und  dient  diu  sMe  saBlikeit; 

und  lieze  der  richeit  sich  genüegen 

da  mite  wol  tAsent  sich  betrüegen;  1060 

s6  wart  ot  nie  kein  man  gewert 

die  wile  daz  er  mtre  gert. 

der  werlt  vil  strebet  mit  arbeit 

nAch  ruome  und  nAch  richeit. 

wser  richeit  guot  für  den  tAt  1065 

für  schände  und  immer  wemde  nAt, 

swie  harte  ein  man  dan  guot  gewnnne, 

man  jaehe,  er  wsere  wol  versunnen. 

sint  richeit  mangemz  leben  kürzet 

und  sich  sA  gAhes  umbe  stürzet,  1070 

da  von  solt  man  wan  tugende  minnen 

und  nAch  dem  himehriche  sinnen. 

ich  bite  got  daz  er  mich  behüete 

vor  schedelicher  armüete, 

und  bite  der  richeit  mich  erlAzen  1075 

diu  wiset  üf  der  helle  strftzen, 

daz  si  mich  iht  in  die  tiefe  senke 

diu  mir  sdle  und  Are  krenke. 

ich  bite  der  richeit  Af  der  erde 

ik  mite  ich  gote  ze  dienste  werde  1080 

und  mines  libes  nAtdurft  st: 

daz  machet  sind  und  sorgen  vri. 


t 


1049.  iehe             1050.  getehe           1051.  tet  gvt  1056.  libes  nit 

libe  kan            1066.    Tiir  tehaode  vor  immer  1068.  maa  jmb   dai 

er  sich  wol  versonne?           1060.  mangem  das  1074.  ichedellebem 
1077.  senken        1078.  kreoken 


882  DER  JUN6LIN6 

swer  [liut  und]  richeit  behalten  wil, 
der  muoz  sin  nangies  mannes  zil, 
130*  daz  er  des  nibt  bdiiieten  kan.  1085 

er  muoz  vil  bceser  näcbrede  bin. 
dirre  triffet,  der  vermisset; 
da  von  er  dicke  schaden  gewisset, 
er  muoz  erkennen  haben  und  mäzen, 
wenne  geben  und  wenne  lizen,  1090 

wenn  oder  wie  od  welher  bände, 
ik  man  nibt  tArbeit  bi  erkande, 
er  bedarf  wisbeit  und  tugende  wol, 
der  s^le  und  6re  bebalten  sol. 
s welch  berre  daz  nibt  wil  besorgen,  1095 

der  sol  mir  eine  marc  borgen. 

Ich  erkenne  drier  bände  kint 
diu  verderben!  und  verdorben  sint. 
einez  daz  man  ze  wol  hit 

und  im  gar  sinen  willen  Ut.  1100 

von  liebe  mangem  daz  geschiht. 
diu  friuntschafi  ist  gar  enwiht 
da  von  ein  edel  kint  verdirbet 
und  gar  an  den  6ren  stirbet. 

ein  vintschaft  im  da  bezzer  waere  1105 

da  im  der  besem  tugent  baere. 
diu  liebe  bringet  könftie  leit 
durch  die  man  im  nnzuht  vertreit. 
ez  kumt  im  dicke  niht  ze  wol, 
swenn  ez  der  vremde  ziehen  sol.  1110 

swelbez  also  wehst  an  sine  kraft 
entwer,  ez  wirt  tobehaft, 
des  guotes  ein  vertno<ere, 
oder  manger  firumkeit  wandelbsere: 
sA  mac  ez  gebelfen  noch  geraten,  1115 

als  ie  die  wisen  täten, 
sin  gemach  von  kinde  ie  was  s6  staete: 
so  enkonde  er,  ob  erz  gerne  taete, 
wie  man  ^re  und  gnoi  solde  erwerben 
und  an  den  würden  niht  verderben.  1120 

1112.  antwer        1118.  er  fehlt 


VON  KONRAD  VON  HASLAlT. 


er  Wirt  gein  sineD  Tinden  laz 
und  treit  wan  sinen  vfiwden  haz, 
der  im  raetet  nnde  in  lArel* 
swelch  jüngelinc  siu  bteheit  ni6rel, 
ISO*"  der  glichet  dem  verzarten  kiodt:  1125 

dem  ist  dienst  und  arbeit  swinde. 
swer  ist  ze  aller  nAt  enwibl, 
swk  man  den  selben  tnmben  sibt, 
zwftre,  der  selbe  jüngeline 
der  gebe  mir  einen  pfennine.  1130 

Von  dem  andern  kinde  ieh  sage 
daz  man  verzadelt  sine  tage 
und  im  den  hnnger  selten  bnezet. 
sA  daz  von  nAt  ein  nnznht  grtiezet, 
s6  spricht  man  im  ril  dicke  zno  1135 

daz  ez  onedellichen  tno. 
swem  alsA  swindet  sin  zit, 
sA  man  dem  ezzn  und  trinken  git, 
sA  soochtz  die  winkel  ii  mite 
und  hdt  vil  ungebtere  site.  1140 

ez  Wirt  ouch  gar  nnteilsam; 
der  zadel  benimt  im  die  schäm; 
ez  gebärt  mit  nonde  und  mit  oagen 
offenbar  unde  tongen 

sam  ez  ein  gegent  wol  rerzert:  1145 

sulch  girde  dem  hunger  ist  beschert, 
ez  ist  vil  dicke  Ane  togent: 
iä  von  sA  hoent  cz  mange  jogent. 
ez  muoz  sin  gar  von  gnoter  art, 
ob  ez  vor  nnzuht  sieh  bewarf,  1150 

so  ez  ermeclich  erzogen  wirt, 
ob  ez  ieman  fürbaz  firende  birt, 
ob  ez  knmt  an  gwalt  nnde  an  gnot, 
ob  ez  niht-stsete  ist  ungemnot. 
der  daz  rehlii  merken  wil,  1155 

ein  kleine  glbe  dünktz  ze  vil, 
wan  ez  ist  anders  nibt  gewent 
wan  deiz  sich  dick  nach  gftbe  sent. 

1147.  114S.  er?        1158.  wao  deii]  da  ei 


l-p. 


5S4  DER  JÜNGLING 

ez  hat  kumbers  vil  erliten 

und  mit  der  armuot  g^estriten.  1160 

gewooheit  ist  boes  unde  guot: 
diu  bezzer  kunst  und  wirde  tuot, 
diu  boeser  schände  und  un6re. 
er  weiz  ouch  niht  der  widerk^re. 
130°  gewonheit  ist  diu  ander  nAiure.  1165 

der  veredelt,  der  ist  ein  gebure. 
ouch  kumt  er  wider  an  höhen  namen, 
ist  er  wise  und  kan  sich  bdsheit  schämen, 
swer  in  n6t  nach  ^ren  ringet 
und  sich  üf  rehte  fuore  twinget  1170 

und  vlizet  sich  der  besten  tugent, 
daz  frumet  sin  armuot  in  der  jugent. 
er  wirt  verslendec  und  geduldec 
wes  ziht  man  in?  wes  ist  er  schuldec? 
er  kan  bcese  und  guot  verstau,  1175 

waz  er  sol  tuon  unde  län. 
swer  von  kint  nach  ^ren  strebet 
und  schön  n4ch  siner  mäze  lebet, 
kan  er  die  söl  ik  zuo  besorgen, 
s6  wil  ich  im  den  pfenninc  borgen,  1180 

und  teile  mit  mir  siniu  kleider. 
diu  gibet  der  boese  mir  niht  leider. 
Von  dem  dritten  tuon  ich  kunt, 
daz  man  vil  sieht  ze  aller  stunt, 
so  ez  sin  niht  verdienet  hdt,  1185 

und  so  ez  ein  unzuht  begftt, 
des  la^l  man  ez  gar  genozzen. 
swelch  meizoge  ist  s6  bedrozzen 
daz  er  sin  selbes  zom  richet 
und  sich  mit  scheltworten  versprichet,  1190 

der  hat  sin  zuht  Ak  mite  verlorn, 
und  waer  vil  bezzer  verbom. 
daz  kint  gehosret  zuo  dem  rise, 
und  zuhtige  rede  di  doch  wise: 
daz  fürht  ez  söre,  und  lernt  ez  niht.  1195 

1166.  vergl,  10.       1194.  nothig  ist  etwas  wie  ond  ler  znht  dia  doch 
\%  wise. 


VON  KONRAD  VON  HASLAD.  f - 

unmaezec  zahl  i^t  gar  ein  wibt 
t  daz  kini  erkenne  nein  nnt  jA, 
übel  und  guot,  hie  unt  dl: 
wan  daz  ist  mir  wol  bekant, 
wil  er  ez  bliowen  umb  die  want,  1200 

bi  dem  häre  werfen  unde  slAzen, 
80  mac  mans  beide  wol  genAzen 
vil  gar  in  iumber  schar 
(daz  muoz  benamen  wesen  wir), 
130"^  daz  kint  und  den  meizogen,  1205 

alsA  mange  A  sint  betrogen, 
ez  verzaget  und  verdorrt  dl  van. 
ezn  weiz  waz  ez  tuon  oder  sol  lAn, 
ob  ez  sol  snel  sin  oder  sein: 
sust  verirrt  ez  als  ein  wahtelbein.  1210 

swer  tumbez  wip  und  müelich  kint 
wil  haben  als  si  gesitet  sini, 
der  sol  niht  läzen  underwegen, 
er  triute  si  sA  nlch  den  siegen 
zehant  mit  vlAhen  und  mit  mieten,  1216 

sA  si  billich  vorhte  zuo  im  bieten, 
ez  schadet  im  sAre  an  dem  muote 
und  frumt  im  selten  an  dem  guote, 
er  muoz  vil  mangen  zom  doln, 
sA  si  sin  hulde  sullen  holn,  1220 

swer  süenet  so  ez  waBr  zomes  wert 
und  sieht  sA  man  genäden  gert, 
der  hat  niht  guoter  tagende  künde, 
wan  er  öebet  schände  unde  sünde. 
dem  kint  wil  ich  den  pfenninc  borgen)  -  1225 

sin  Zahlmeister  sol  mir  besorgen 
vier  und  zweinzic  pfenninge 
oder  zwAne  Schillinge. 

Keinem  knehte  ist  daz  erloubet, 
swi  man  rit,  daz  A*  die  riter  stoubel.  1230 

gAt  der  wint  her  unde  hin, 
er  brichet  znht  unde  sin, 
ob  er  niht  anderthalben  kAret 
1210.  wahtelbeia:  Jae.  Grimm  myth.  949.        \TM.  talde  tallea:? 


A 


586       DER  J€N6L1NG  VON  KONRAD  VON  HASLAU/ 


und  sieb  selben  und  den  herren  tret 
und  in  niht  blendet  mit  den  molten. 
da  wirt  manger  umbe  bescholten 
und  an  geschriet  als  die  am 
so  man  die  gense  wil  bewarn, 
und  eins,  des  ich  niht  nennen  wil, 
ob  er  des  pflegen  wil  ze  vil 
üf  die  herren  unde  an  sioe  gesellen, 
ind  obs  in  eim  fürte  trenken  wollen 
(daz  ist  geselliclicher  site), 
ungerne  er  iä  lenger  bite 
13 r  unz  diu  pfert  bi  im  getrunken: 

ja  herre,  wem  sol  daz  guot  dünken? 

er  irrt  ouch  vil  mit  b(Bsem  singen 

und  wil  ouch  üf  den  sträzen  dringen 

und  stcezet  mangen  an  diu  knie 

des  pfert  6  sch6ne  und  ebene  gie; 

daz  strucbt  dan  über  die  wagenleise: 

daz  ist  von  mangem  knehte  ein  vreise. 

er  lebet  niht  nach  der  wisen  kür, 

er  Iset  im  wege  niemen  vür 

und  tritet  den  vordem  in  diu  isen: 

wer  sol  die  site  an  im  prisen? 

swenn  er  sanft  sol  rilen,  so  ist  im  gAcfa. 

man  siht  im  underwilen  nach 

durch  sine  gr6ze  torpheit. 

man  klagt  niht  vil,  geschiht  im  leit. 

swer  niht  zuht  noch  fuoge  kan, 

der  heizt  ein  ungewizzen  man, 

s6  daz  der  selbe  jüngelinc 

mir  gebe  einen  pfenninc. 

1254.  in  dem        1255.  trottet  die 


1235 


1240 


1245 


1250 


1255 


1260 


^us  der  Heidelberger  handtehrift  341 ,  nneh  einer  ab- 
Schrift  Jacob  Grimms,  ich  habe  kein  bedenken  getragen 
dieses  gedieht ,  dessen  ß)rm,  wie  es  seheint,  grq/sere  ver- 
derbnis  erlitten  hat  als  ich  ohne  eine  befsere  Überlieferung 
zu  heilen  wagte  oder  verstand,  dem  meister  Ranrad  von 
Haslau    zuzuschreiben    den    Sei/ried  Helbling  2,  439  ff. 


»I ' 


EINE  GÖTTIN  ZISA.  687 

nennt y  'als  ich  sie  gemerket  hkn  sprach  diu  wärheit  sunder 
wän,  'man  sol  sie  biliich  schriben  von  Haslou  meister  Kuon- 
rät,  der  in  disem  lande  bat  den  wandelbseren  jiingelinc  niar 
umb  einen  pfenninc.  sit  hAt  unvuore  sich  gemärt  in  disem 
laut,  daz  ich  niht  gert  ze  wandel  m^r  danne  ein  ort,  und 
wolde  haben  fiirsten  bort.  Helblings  zweites  gedieht  ist 
zwischen  den  jähren  1292  und  1294  verfq/it,  noch  ßilher 
also  Konrads  gedieht,  dafs^Konrad  nicht  dem  geschlechte 
der  herren  von  Haslau  angehörte^  sondern  nur  aus  Haslmi 
gebürtig  war^  scheint  Rarajan  s.  257  mit  recht  anxMr 
nehmen,  auf  ein  anderes  gedieht  desselben  Haslauers  be- 
sieht  sich  vielleicht  Helbling  8,  1228. 

15  mai  1851.  HAUPT. 


EINE  GOTTIN  ZISA. 

In  der  zweiten  ausgäbe  der  deutschen  mythologie  wer- 
den nicht  weniger  als  sieben  seilen  verwendet  um  das  da- 
sein einer  deutschen  göttin  Zisa  zu  begründen. 

Wenn  mau  die  abhandiung,  vielmehr  die  grundstelUn 
aus  den  Chroniken,  aufmerksam  durchliest,  so  ergiebt  sich 
dals  die  göttin  aus  localnamen  entsprungen  ist.  diese  namea 
selbst  aber  sind  entstellungen  einer  uralten  deutschen  benen- 
nung  der  Stadt  Augsburg. 

Bouquet  gibt  in  seinem  Recueil  des  bistoriens  de^Ia 
France  bd  2  s.  10  'ex  veteri  membrana  quae  extat  in  bibC 
V.  cl.  Alex.  Petavii,  senat.  Paris.'  ein  Verzeichnis  von  pro- 
vinzcn-  und  Städtenamen,  unter  diesen  steht  Civilas  Augu- 
steusis,  id  est  Ciesburc,  welchem  in  der  deutschen  mytho- 
logie unterrichteten  fällt  nicht  sogleich  ein  welcher  gott  iif 
diesem  namen  steckt?  Ziesburc  ist  eine  so  natürliche  aus- 
spräche statt  Ziwesburc  dafs  sie  gewiss  schon  frühe  eintrat, 
aber  auch  ebenso  leicht  war,  da  einmabl  die  ursprüngliche 
bedeutung  des  namens  nicht  mehr  klar  war,  die  Verderbnis 
in  Ziseburc,  und  in  diesem  fand  man  dann  eine  weibliche 
gottheit. 

Aber  unserem  Ziesburc  steht  bewährend  ein  Ziwestac 
zur  Seite,  wie  man  in  demselben  lande  wo  die  Stadt  liegt 
den  dionstag  nannte  uni  noch  nennt  (Z/stag). 


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