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Full text of "Zeitschrift für deutsche Philologie"

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ZEITSCHRIFT 


FÜR 


DEUTSCHE  PHILOLOGIE 


HERAUSGEGEBEN 


VON 


Dr.  ernst  HÖPFNER  in»  Dr.  JULIUS  ZACHER 

DIRECTÜR  D.  RKALSCHL'LK  Z.  HKIL.  (JEI8T  PROFESSUR    AN    DER    UNIVERSITÄT 

ZU   BREi<I.AU  ZU    HALLE 


VIERTER    BAND 

TV.-/ 

TnT,i)>:^K  .    • 

LlBEAiii'. 

HALLE 

VEBLAfl 

DER     Br<;HHANDUIN({     »KS     WAISKNHAUSKS 

1873 

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VKKZKIOIINIS   I>EH    lilSIIKKIGKN    MITAilBEITHR. 

Dr.  Arthur  A  m  e  1  u  n  g ,  privatAloceiit  in  Uorpat. 

Prof.  Dr.  (i.  Andresen,  privHtdoceiit  in  Uonii. 

VroL  Jr.  Aug.  AiiBchiltz  iii  Hallte 

Gymnasiallehrer  tir.  Richard  AruolJt  in  Elbiri|<. 

Professor  Bauer  in  Preiburg  i.  11 

Oyinnasiallehrer  dr.  E.  Bernhardt  in  Erfurt. 

Director  dr,  Lndw.  Bossler  in  WeiHaenburg. 

Dr.  J.  Brakelmann  in  Fariü,  f 

Prof.  dr,  H.  Brandos  in  Leipzig. 

Dr.  W.  Braune  in  Leipzig. 

Prof,  dr.  So p hu 8  Bugge  in  ChrLBttania. 

Prot  dr.  W.  Crecelius  in  Elberfeld. 

Prof,  dr.  Berthold  Delbrück  in  Jena. 

Dr.  B.  Di^ring  in  Dresden. 

Oberlehrer  Fried r.  Drosihu  in  Neustettin.  4^  ^^^^ /^l. 

Oyinnasiallehrer  dr.  Osk.  Krdmann  in  Oraudenis. 

Oberlehrer  dr.  Ge.  Ger  1  and  in  Halle. 

Redakteur  H.  Qradl  in  Eger. 

Dr.  Justus  Griun,  director  dea  lyceums!  in  Verona, 

Oberlehrer  dr.  Haag  in  Berlin, 

Dr,  Ignaz  Harczyk  in  Berlin. 

Director  prof.  dr.  W,  Hortzborg  in  Bremen, 

Prof*  dr.  Moriz  Heyne  in  Basel. 

Prof.  dr.  Rud,  Hildebraad  in  Leip/ig. 

Director  dr.  Ernst  Höpfner  in  Breslau. 

Oberlehrer  dr.  Oskar  Ja  nicke  in  Berlin. 

Dr.  E.  Jessen  in  Kopenhagen. 

Dr.  Priedr.  Keinz  in  Mönchen. 

Prof.  dr.  Ad  albert  von  Keller  in  Tubingen, 

Prof.  dr.  C.  Fr.  Koch  in  Eisenach.  f 

Gymnasiallehrer  dr.  Artur  Kohler  in  Dresden. 

Bibliothekar  dr.  Bein  hold  Köhler  in  Weimar. 

Dr  Eugen  Kölbing  in  Strassburg, 

Director  prof.  dr.  Adalbert  Kuhn  in  Berlin. 

Dr.  Ernst  Kuhn,  privatdocent  in  Leip/Jg, 

Geh.  reg.  r.  prof  dr.  Heinrich  Leo  in  Halle. 

Staatsrat  dr.  Levorkus  in  Oldenburg;  f 


TS^V^Af 


VERZEICHNIS   DER  MITARBEITER 

Prof.  dr.  Felix  Liebrecht  in  Lüttich. 

Oberlehrer  dr.  Aug.  Lübbeu  iii  Oldenburg. 

Prof.  dr.  J.  Mähly  in  Basel 

Prof.  dr..  Ernst  Martin  in  Preiburg. 

Prof.  dr.  Konrad  Maurer  in  München. 

Dr.  Elard  Hugo  Meyer,  lehrer  an  der  handelsschule 

in  Bremen. 
Prof.  dr.  Leo  Meyer  in  Dorpat. 
Prof.  dr.  Theodor  Möbius  in  Kiel. 
Prof.  dr.  G.  H.  F.  Nesselmann  in  Königsberg. 
Oberlehrer  dr.  J.  Opel  in  Halle. 
Pastor  Otte  in  Pröhden. 
Dr.  H.  Paul,  privatdoc.  in  Leipzig. 
Reallehrer  dr.  C.  Redlich  in  Hamburg. 
Prof.  dr.  Karl  Regel  in  Gotha. 
Dr.  Max  Rieger  in  Darmstadt. 
Prof.  dr.  Ernst  Ludw.  Rochholz  in  Aarau. 
Prof.  dr.  Heinr.  Rückert  in  Breslau. 
Staatsrat  dr.  A.  v.  Schiefner  in  Petersburg.    ' 
Dr.  A.  Schoenbach  in  Wien. 
Prof.  dr.  Richard  Schröder  in  Bonn. 
Gynmasiallehrer  dr.  J.  W.  Schulte  in  Sagan. 
Prof  dr.  Schweizer  Sidler  in  Zürich. 
Dr.  E.  Steinmeyer  in  Berlin. 
Dr.  A.  Stern,  privatdocent  in  Qöttingen. 
Gymnasiallehrer  dr.  B.  Suphan  in  Berlin. 
Gymnasiallehrer  dr.  R.  Thiele  in  Halle. 
Prof  dr.  Ludwig  Tobler  in  Bern. 
Prof.  dr.  S.  Vögel  in  in  Zürich. 
Prof  dr.  Wilhelm  Wackernagel  in  Basel,  f 
Prof.  dr.  Karl  Weinhold  in  Kiel. 
Franz  Wieser  in  Innsbruck. 
Dr.  E.  Wilken,  privatdocent  in  Göttingen. 
Oberlehrer  dr.  E.  Wörner  in  St.  Afra  bei  Meissen. 
F.  Woeste  in  Iserlohn. 
Prof.  dr.  Julius  Zacher  in  Halle. 
Prof  dr.  J.  V.  Zingerle  in  Innsbruck. 
Prof  dr.  J.  Zupitza  in  Wien. 


INHALT 


rTi^rrfclits  AlftjtJinder,     Von  \gvi\t  Harci^k     ,     .  I 

V                lugw.    dahe.    rak*.    geblitz.     Vqji  (X  Jünitk»  vt 
iit'#c'iücht4    der  deutachen   Ütteratur   §  lU— IIÖ.     Am  W.   Waok«rua|frlti 

nji''!i!n38    .♦-.,.,.,           ....          ,      .  ^ 

Zi                h1.    Von  X  W.  Schalt.  49 

^5           v.^^tT,     Von  F.  Bftotsr      .    -  70 

u'»Jii-  ntjil  krodeujajff^su.     Voo  deiß843lb«/ii  70 

/:                 r.     M8F.  IfiK  2i.    Vou  Richard  Aniuiut  71 

2i                 111a  des  TacitUB.     Von  Leo  Meyer    .  72 

Bk  aIU8U3  cot*)lojtric.     Von  Kvorad  Maurer  81 

Swflliel.     Von  l^rtiiz  Zinicerle            ,  S8 

Zur  ttrgewfliichte  der  godcnwiirde*     Von  K.  MÄUr^r                               .    ^    .     ,  125 

Eino  8t*I]e  in  der  LuiHe  vc*n  Vuöjä  nnd  ein  gedieht  Schumi«  u.     Von  R.  R5faler  131 

KäRCgartcn.    Von  deniHellxjn 1,^ 

Kti  *     ^                    j..    Von  Fr   Ki»ch 135 

^  iteini«cber  dichter  des  dentMchen  mlttelalters.    VonFriedr. 

K  tu  II Ä     .     . 14$ 

2ö  l*A«iprechU  AJeiandor.  II.     Vergleichung  des  deute^jhen  Alemnderli^de«  mit 

iltervn  überliefet ongen  der  Äleianderftage.     Von  lgu»T.  Hatesjk  14*^ 

S&ur  GermaniA  äßn  Tacitnn     Porteetznng.    Von  Le^  Meyer  173 

Zmn  BeownlL    Von  Sophns  Bngge .  192 

Htjdcf  fcls  seMI                    Von  RSupban      *     ,     .     .    .  *225 " 

0iiter«iieKungen                  irich_?on  Veldcke.    Von  W.  Braune  249 
leh  i»cliite   nein.     Ein  noTellenetraufis  des  XV.  jfthrhnnderU,     Von   A.  Stern 

and  R    Köhler 3tM 

D9A  We»i«e4bninner  gedieht     Von  E.  Wilken  .  31H 

Zum  nildebriuidslicd  r.  50  —  52.     Von  deniÄcIben     .     .     .     .     .  315 

Ein  binpei  aus  einer  (ioth&iiiehen  haudBchrilt.     Von  IC.  Kegel  315 

Anilin      Vnti  W    Crerelias     . ...  300 

Zur  eharÄkteristik  dtr  deutschen  niunditrt^n  in  8ehlesi»?n.     Fortset^nng  von  bd  l. 

».  11>D.    Von  H.  Rückert      .  322 

Ko8«namen,     Von  W.  Crecelian  344 

„Enti**  den  nachsatz  einleitend.     Von  E.  Kölbing  .     .     .  347 

libelunge  in  oberdeutschen  Urkunden.    Von  E.  L.  EoehboW                             .  349 
er   die   ticheinbare   verwechselnng   zwiBchen    noinfnativ  und   xu^cuBattv.     Von 

L  Tobl.»r ,         -     ,     .  375 

BflinerVnn^t'n  »um  R^entlner  ost^rspiel.     Von  Fr    Drosihii  400 

2                          n   rcimchronik.     Von  Leo  Meyer  407 

Zu                     ..     Von  J.  Zapitia      ....  44Ö 

DI*  abtea  Weisgenhnrg  im  Elaass.    Von  L.  60  aal  er  451 

ITnicIonc.    Baficlwint     ^   -  ^^'    ^"^eo^UjU  .    .  ^'* 


VI  INHAI^T 

VoriiiiKcbtcs: 
Bericht  Aber  die  Vcriiaiulhinprcn  der  gcnnaniHtiHchcii  sccti4iTi  der  XXVIII.  philo- 

logcnvcrsanilunf^  zu  Leipzig.    Von  W.  Braune 238 

Entgegnung  auf  die  anzeige  von  Hahns  althochdeutscher  graniniatik,   3.  aufl., 

durch  Steinmeyer  C».  (>2  fgg-)  von  A.  Jeitteles 372 

Littcratur: 
Jacob  Grimm,  Deutsche  grammatik,  erster  teil,  neu  herausg.  vonW.  Scho- 
rcr;  Adolf  TToltzmann,  Althochdeutsche  grammatik;  Moriz  Heyne, 
grammatik  der  altgemmn.  dialecte,  zweite  aufläge;  K.  A.Hahn  b  altliochd. 
grammatik  und  lescHtfioke,  neu  bearbeitet  von  A.  Jeitteles;   angez.  von 

E.  Steinmeyer 84 

K.  M  Ollen  hoff,  Deutsche  altertumskunde ;  angez.  von  H.  Brandes  .  .  .  94 
H.  Paul,   Über  die  ursprüngliche  anordnung  von  Freidanks  beschoidonheit ; 

Fridangi  discrecio.  hsg.  von  Hugo  Lemcke,  angez.  von  0.  J&nicke    103 
Karl   Schiller   und   August  Lflbben,    Mittelniederdeutsches  Wörterbuch; 

angez.  von  F.  Wo  es  te 107 

F.  G.  Bergmann.  Le  message  de  Skirnir,  angez.  von  J.  Zupitza  .    .    .     .     115 

W.  Herbst,  Job.  Heinr.  Voss;  angez.  von  C.  Redlich 120 

Delbrück ,   Der  gebrauch  des  conjunctivs  und  optativs  im  sanskrit  und  grie- 
chischen (Delbrück  und  Win di seh,  Syntaktische  forschungen  T).  Angez. 

von  H.  Schweizer-Sidler 242 

Ulfilas,  herausg.  von  Stamm,  fünfte  aufl.  von  M.  Heyne,  angez.  von  Leo 

Meyer 243 

The  od.  Hansen,  Johann  Rist  und  seine  zeit:  angez.  von  J.  Opel  .  .  .  .  244 
Goethes  Götz  v.  Bcrlichingen ,  herausg.  v.  (i.  Wustmann;  angez.  v.  demselben  245 
Herrn.  Kluge,  Geschichte  der  deutschon  nati<mallitteratur;  angez.  v.  demselben    240 

Kern,  Die  glossen  in  der  lex  salica;  angoz.  von  K.  Thiele 350 

Kudrun,  herausg.  von  E.  Martin;  angez.  von  U.  Hildebrand      ....    356 

E.  Wilken,    Geschichte   der   geistlichen    spiele   in   Deutschland;    angez.   von 

A.  Schönbach 364 

Matthias  Claudius  werke ,  herausg.  von  C.  Redlich;  angez.  vom  Verfasser  370 

F.  Burckhardt,  der  goth.  conjunctiv;  angez.  von  0.  Erdmann  ....  455 
Das  Melker  Marieulied  in  photogr.  nachbildung  herausg.  von  J.  Strobl; 

Das  Hildebrandslied,    die  Merseburger   Zaubersprüche  und  das 

frank,   tauf  gel  öbnis   mit  ])hotogr.  facsini.  herausg.  von  E.  Sievcrs; 

angez.  von  J.  Zacher 461 

Tatian  herausg.  von  E.  Sievers;  angez.  von  E.  Stoinmoyer 478 

Frldankes  bescheidenheit  herausg.  von  H.  E.  Bezzon berger;   angez.  von 

H.  Paul 478 

E.  Droysen,  Der  tempel  des  heil,  gral ;  angez.  von  H.  Otte 480 

Borkhoiz,   Der  Bergmannsche  codex  der  livl.   roimchronik;   angez.  von  Leo 

Meyer 483 

Sachregister 484 

Verzeichnis  der  besprochenen  stellen 488 

Wortregister 480 


zu    LAMPREOHTS    ALEXANDER^ 


I. 

'♦Tiis  von  dem  altdeutschen  gediclite  des  pfaffen  Liuiiprccht 
über    A  i    den  6ros8t?ii   beruhte   bis    zur  auffindung  der  Vorauer 

hrlft  (V)   dnrch  Joseph  Diemer  nur   auf  der  Molaheimischen   oder 
iTLrer  handscbrift  (S).     Mit  dem   erscheinen  einer  zweiten  händ- 
ig.iste  auch  die  frage  nach  dem  verhftltnisse  dieser  zu  der  früher 
ekmiteii  aufgeworfen  werden,  and  diese  frage  ist  von  verschiedenen  sei- 
'*   '       '       '       '  t  worden.     Diemer  spricht  sich  in  der  einlei- 
lichten  des  XL  und  XIl.  Jahrhunderte  8.  XLU 
\dn  aus,   dass  das  gedieht  in  V  in  seiner  ersten  ahfassung  vorhanden 
Derselben   meinurig  ist  Wackernagel;    in    der  Litierat«rgej*chichta 
171   Magt  er:    ,,eine   im  jähre  1187  aufgezeichnet4>  Überarbeitung  (des 
leuts^cben  Alexanderliedes),    welche    die   reimprosa  in    veiw  glättet 
Ittiad   den   mangelhnft^^n   schluss  vollständig  ausfuhrt,    dient  zugleich,    da 
«jirache  die  niederrheinische  ist,  als  ein  hauptbeleg  für  die  wendung 
poe^ie  vom  Südosten  nach  dem  nordwesten  hin/*     Der  neueste  her- 
I8geber  des  Alexanderliedes,  Heinrich  Weismann,  ist  der  entgegengesetz- 
Iten  atLsicl)t  über  den   text  der  beiden   bandschriften ;    seine  worte  sind 
\hmi  I  fl. XXI:  «das  gedieht  von  Alexander  enthält  dort  (in  der  Vorauer 
[liaQd$chriri)t    wie  unsre  lesarten  ausweisen,    nur  1500  verse  und  endet 
tniicli  der  schlacbt  mit  Daiius.    Auch  diese   ist   ganx   verstfunmelt  und 
tu  erkennen,   so  dass  die   letzten  50  verse  nur  als  hruchstOck  zu 
liten  sind.    Der  schluss  scheint  mir  ganz  unmotiviert.    Auch  finden 
dem  gedieh te  an  nicht  wenigen   stellen  höchst   ungeschickte  ver- 
langen m»d  zusammenziehungen-     Ich  kann  daher  Diemers  ansieht^ 
•  "Wer  die  ursprüngliche  gestalt  des  Lamprechtscben  gedichtes  zu  sehen 
'  '     *    *  'in  musj^  vielmehr  in  dem  Vorauer 

_^      iiickten  Schreibers   erkennen,    der 
[^teUt  •  nachdem  er  schon  an  manchen  stellen  seine  Ungeduld  in  gewalt* 
'  bekundet    hat,    einen    wiUkörlichen    schluss 

-  -    -  ,   -  ;:.      -  .atferügung  noch  einmal  seine  gewährsmänner 
IHte^  aimicht  von  der  altern  textgestaltung  b  S  teilte  auch 
loltxmann,  der  in  der  abhandlung  über  den  dichter  des  Annolie* 

r  t)itPT«*mi  rtnu>L.  hd  iv  I 


J.  n^uozYK 


des  im  zweiten  bände  von  Pfeiffers  Germania  (vom  jähre  1857),  wa^  üi 
bisher  angeführten  nicht  getan,  auch  den  beweis  ftr  seine  aufgestellt 
behauptung  angetreten  und,  wie  es  ihn  deuchte,  so  entscheidend  durch-« 
gefiihrt  hat»  dass  er  denselben  s.  34  mit  den  werten  schliessl:  „wer  be 
solchen  beispielen  und  bei  dem  willkürlich  ersouneneu  sehluss  bei  dttij 
ansieht  verharren  kann,  dass  V  nicht  andere  und  abkürze,  sondern  den 
ursprünglichen  text  enthalte,  dem  habe  ich  ni^shts  mehr  zu  sagen J 

Bisher  hat,  so  weit  mir  bekant,  niemand  Holtzmanns  ansieht 
bekämpft,  so  dass  diese  doch  yielseitig  billigung  gefunden  zu  habei 
scheint.  Eine  erneute  prüfung  des  fraglichen  Verhältnisses,  die  ich  ai 
anregußg  des  herrn  prof.  Möllenhoff  unternommen,  bat  mir  das  entgu 
gengesetzte  resultat  ergeben,  und  im  folgenden  will  ich  nun  den  gaug 
der  hierzu  fahrenden  Untersuchung  darzulegen  und  zu  begründen  ver- 
suchen. 

Holtzmaun  sagt  am  angefahrten  orte  s*  32:  „Deutlich  ist,  dasal 
der  Schreiber  von  V  sich  das  gesehuft  erleichtern  wollte  durch  abktiH 
Zungen  und  auslassungen ,  und  dass  er  in  der  mitte  des  gedieht 
aus  ermüdung,  und  weil  die  weltliche  poesie  und  die  kriegszüge  und 
erobenmgen  seinem  geschmueke  nicht  zusagten,  abbrach,  und  einen  not< 
dürftigen  sehluss  von  »ngner  erlindung  ansetzte."  Wenn  nun,  so  folgertf 
man  wol  mit  recht,  dieser  solureiber  der  weltlichen  poesie  so  ganz  abhold 
ist,  so  wird  er  doch  jedesfalls  diejenigen  stellen  des  gedichtes,  an  denec 
von  geschichten  aus  dem  Alten  und  Neuen  Tesüunent  orzäilt  wird,  rait 
mehr  röcksicht  behandeln  und  sie  ungekürzt  abschreiben.  Dies  ist  abef 
nicht  der  fall;  deim  gleich  tlie  erste  biblische  gcschichte  von  «lern 
besuche  der  regina  austri  bei  Salomon  wird  in  V  in  siebeu  Zeilen  abge-j 
tan,  während  sie  in  S  fänfzehn  verse  fallt  (v,  68^-82  bei  Weismann)J 
Aber  selbst  die  eine  stelle,  an  der  von  Jesus  die  redo  ist,  gibt  der 
Schreiber  von  V  nicht  vollständig  wider,  was  man  nach  Holtzmanns  Cha- 
rakteristik dieses  mannes  doch   gewis  uiidit  erwartete;  so  heisst  es  in 

oiicli  ist   Tifnts  iii  ^tluf  sltii, 

dar  Chmiuma  unsen  hth^en  bat, 

df»M  er  si  getroste 

HHiJ*'  ihr  kthivr  losic 

mit  sifur  roflefHte 

von  detn  nhikn  ffeisir. 

d/i  in'werte  si  irnsi^r  hirrt 

durfte  sinm  Bfilhea  rre 

HfHie  muchete  da  eesinnt 

ir  tohiew  gesnnt. 


ZV   LAMPneCHtS  ALKXANDfiE 

Ist  68  flä  nicht  merkwüTdig,  daas,  YOn  andern  änderung^en  abgesehen, 
die  vier  letzten  seilen,  die  die  macht  und  gnade  des  heilaudes  preisen, 
von  dem  nclimber  in  V  ganz  weggelasHeu  sind?  Etwas  äliuliches  ist 
es,  wenn  er  die  verse  in  S  1767,  68,  69: 

ufuie  da  er  (Jesus)  itc  hoUm  santc. 

Johanntm  den  he d igen  nmn, 

apostolum  et  fTan(feHstam 
len  einzigen  (hei  Diemer  223,  2)  zusammenzieht; 

du  er  sante  JohdUHrs  ihir  ise  poten  sanie 
ond  auf  diese  weise  den  heiligen  Johannes  seiner  unbestreitbaren  würde 
als  apoatel  mid  evangcUst  entkleidet  An  diesen  stellen  müste  nach 
Holtzmann  den  Schreiber  ermüdung  befallen  haben,  da  doch  von  welt- 
licher poesie»  kriegszögen  und  eroberuugen  hier  nichts  Torhanden  ist 
Derselbe  Schreiber  nun»  der  die  erzählung  vou  Jesus  nicht  zu  ende  fuhrt, 
schreibt  drei  hundert  verse  weiterhin  (V  220.  21.  S  1675  —  93)  die 
anspielung  auf  die  Schlacht  auf  dem  Wulpensant  und  die  kämpfe  um 
Troja  ebeuso  ausföhrlicb  nieder  wie  es  in  S  geschieht,  obschon  er  die- 
sen ganzen  abschnitt  ohne  jede  beeinträchtiguug  des  Zusammenhanges 
<ranz  wol  bätte  übergehen  können. 

Schon  hiei-aus  ersieht  man  wöl  hiuiringlicli  was  es  auf  sieh  hat, 
fenn  Holtzmann  s.  :^3  sagt:  ,,  dasselbe  bestreben  abzukürzen  durch  zn- 
imenziehungen  und  auslassungen  zeigt  sich  schon  von  anfang  an,  und 
tritt  mit  zunehmender  ermfidung  immer  deutlicher  hervor,**  oder  wenn 
es  ebendaselbst  heisst:  „in  dieser  Versicherung  (dass  das  gedieht  nach 
der  Schlacht  mit  Darius  zu  ende  sei)  zeigt  der  Schreiber  dass  er  kein 
gutes  gewisseu  hatte ,  und  dass  er  es  war ,  der  sich  eigenmächtig  erlaubte 
in  kühner  weise  sein  mühsames  und  langweiliges  geschäffc  abzukürzen/* 
Dieser  genauen  kentnis  von  dem  seelenzustande  des  ermüdeten  und 
gelangweilten  Schreibers,  det  so  weit  gebt,  dass  er,  „um  sich  der  wei- 
teren muhen  zu  entheben  ,**  mitten  im  gedieht  auf  eigene  faust  einen 
scheinbaren  schluss  anfertigt,  könte  man  einfach  die  gewis  sehr  nalielie- 
gfnde  behauptung  entgegenstellen,  dass  dem  Schreiber  von  V  eine  unvoll- 
i?tändige  handschrift  vorgelegen  habe  und  er  somit  nicbt  in  der  läge 
gewesen  sei.  das  begonnene  werk  fortzufiihren. 

Die  bisher  gegen  Holtzmann  vorgebrachten  arguraente  haben  wol 
eben  so  viel  beweiskraft  als  die  von  ihm  gebrauchten,  das  heisst,  dm-ch- 
auff  gar  keine;  es  siiid  eben  Scheinbeweise  wider  scbeinbew^eise,  und  die  oin- 
wendnngen  dieser  art  lassen  sich  noch  mehren.  So  heisst  es  a*  a.  o.:  „mau 
sieht  hier  deutlich,  wie  der  schreibet,  der  sich  von  Lamprecht  unterscheidet, 
di*  •  '  I,  die  etwa  über  den  phUzlicheu  schluss  sich  wunderten ,  mit  der 
Vct  iig  beruhigen  will,  dass  hier  wirklich  das  gedieht  zu  ende  seL'* 


9*  luitcsnrK 


Dagegen  könte  jemand  erwiderü:  ,,  wer  sollte  sieh  denn  eigentlich  ül 
den  plötzliclien  schluss  des  gedichte«  wundern?  vielleicht  der  vorgesetet 
des  Schreiber»,  der  diesem  das  gedieht  zum  alkBchreiben  nach  einer  vol 
ständigen  vorläge  übergeben  hatte?  Aber  diesen  muste  ja  der  äuge 
achein  lehren,  dass  das  neue  sdiriftstftck  kaum  ein  viertel  de«  urtext 
enthielt,  und  auf  ihn  also  dfirfte  die  Versicherung  dos  vom  bösen  gewifii 
3en  geplagten  Schreibers  ihren  heabsiditigten  eimlruck  verfehlt  habei 
Auf  wen  hätte  der  schreiher  denn  aber  sonst  noch  rficksicht  zu  nehme 
gehabt?   ich  wÜ8te  niemanden." 

Was  hat  demi  Holtzmann  aber  eigentlich  beweisen  wollen?    Daä 
in  S  ein  älterer  tert  als  in  V   vorliegt.     Welcher  art  beweise  stellt 
hierfür  auf  und  worauf  laufen   diese   hinaus?    Doch  darauf,   dass  in 
ein  vollständigerer,  besser  zusammenhängender  text  vorhanden  ist  als 
V,  wo  Öfters   offenbare  Verderbnisse   zu  tage  liegen.     Ein   solches  oBeu 
bares    Verderbnis   zeigt   sich   nach   Holtzmann    in  V    203,    17  IT..   des 
abschnitt,  welcher  in  S  den  versen  805  —  27  entspricht    Er  sagt  a.  a. 
8.  33:    „ich  muss,   um  nicht  unnötig  räum  und   zeit  zu  verschwenden 
mich  begnügen,  au  einem  beispiel   das  Verhältnis  der  beiden  texte  ao 
schaulich  zu  machen»"   und  nun  folgen  jene  verse,  worin  Alexander  did 
Stadt  Tyrus  zur  freiwilligen   Übergebung  auffordert:  dann  fahrt  er  ».  SJ 
fort:   ,M^T  lässt  V  die  hauptsache,  die  drohung,  aus.**    Möglich  ist 
ja  wol,  dass  hier  in  V  etwas  fehlt,  wie  es  auch  sonst  noch  dergleichen 
stellen  darin  gibt;  ist  aber  darum  die  drohung  mit  vei-wüstung  und  mor^ 
die  haupt^ache?    V  ist  hier   auch   ohne  diese   drohung   ganz   wol   ver- 
ständlich,*    Wie   sonderbar  aber  klingt  es,   wenn  Holtzmann»    nachdem_ 
er  versichert,   er  habe  denjenigen,  der  noch  nicht  vollständig  öberzoti 
sei.  nichts  mehr  zusagen,  schliesslich  s.  34  doch  noch  hinzufügt.:  „aucl 
sind  die  namen»  die  in  M  iS)  richtig  lauten,  in  V  entstellt:  z.  b.  könij 
Xersen  (103)   wird  könig  Eren  (185,  17);   ans  könig  Hyram  (947) 
könig  Sigirani  (205,  1(});    die  Arabes  (055)  werden  Arabati  (205,  20)J 
Was  können  wir  hieraus  aber  vernünftigerweise  folgern?    Doch  wol  nti 
dass  im  codex  V.  wie  er  uns  vorliegt,  kein  so  guter  textwie  in  S  erhü 
tenist,  und  femer  dass  alle  die  fehler,  an  denen  V  sehr  reich  ist,  gewi^ 
nicht  in  der  handschrift  dos   dichters  selbst  gestanden   haben  werden 
Ist  nun  aber  die   lesharkeit  und   verhältnismassige  fehlerlosigkeit  eine 
textes  auch  zugleich  ein  beweis  für  dessen  alter  und  grössere  Ursprung 
lichkeit?    Ich  dächte,   seitdem  Lachmann  widerholt  gezeigt«  wie  han^ 

l)  Diese  dfohnn^  ist  In   S   ObrigCHB  sipmllch  ttlfr^'rflngBljtr ,    Ja  tüne  AhnlSchl 
gleich  datAuf  wHbOfft^.  widerkehrt.  Von  eimsr  vergleichnng  de«  pMCU»l«tk.,  JnL 

Viil.«  Librr  de  [jr>  nehme  ich  hier  und  uu  ariUeru  eiiuelacn  steJItn  olitrUnd,  weil 
eine  Holcbß  weiterhin  Im  ieuäünmieulian^  foli^eti  Imäq, 


H    sdmfteD  m  beurteilen  ^eieii,   wÄwit  bissere,  objfJCÜTfre  und  haadgraf* 

^P    liebere  kiitcrii^Q«   aU  ^ie  HoltxxtiiAfi  hier  gebraucht,   in  der  UissisdieD 

I         mid  deutschen  piülDtogie  tor  aQweuduiig  gekommen.     Wer  bei  der  beor- 

tflüitiig  Tcm  y  und  S  rorsicbtig  211  werke  gieng ,  kouie  nur  zu  dem  zwä- 

CeUuften  reeollate  gdangen,   das$  das  Verhältnis  der  beiden  bandsclirif- 

iefi  iiodi  ediwatikeDd  uod  nicht  sicher  bestimbar  »et 

I  Hiermit  müsfon  wir  uns  begoügen,  wenn  2ur  beurteUang  der  bei- 

den toxi«  nur  diese  zwei  handschrifteti  vorlagen;  wir  sind  aber  besser 
g^sielU;  denn  wir  besitzen  bekantlick  das  fr^ment  eines  romanischen 
Aleiander*  welches  Paul  Heyse  1852  enMeckt  und  in  den  Komunischen 
inedita,  Berlin  1856,  veröffentlicht  hat  Dieses  bmchstück  war  auch 
Holtzmann  nicht  unbekant  geblieben;  er  nimt  ja  a.  a.  0.  s.  3(>  bezug  auf 
den  aufsatz  von  Alfred  liochat  im  ersten  bände  der  Germania  nber  die 
quelle  des  deutschen  Alexanderliede« ,  woiln  Bochat  unter  andenn  auch 
partUelstellen  aus  dem  romantschen  teit  \i»  und  der  Strassburger  band- 
tohrift  zußammenstellt.  Der  haupt-  und  grundfebler  von  Holtzmann 
Vegl  nun  darin,   da&s  er  dieses  romanische  bmchstück  gar   nicht   oder 

idodi  nicht  in  gehöriger  weise  bei  der  beurtf»Uung  von  V  und  S  benutzt 
JboA^  Nachdem  es  einmal  festgestellt  war,  dass  hierin  die  quelle  des 
deutschen  Alexander  liege,  konte  niemand,  der  über  das  Verhältnis  von 
S  zo  T  ein  überzeugendes  urteil  fällen  wollte,  umhin ^  die  romanischen 
irerse  genau  mit  den  entsprechenden  deutschen  in  beiden  handschrillen 
zu  vergleichen.  Nur  eine  solche  vergleichung  konte  ein  unzweifelhaftes 
resoltat  ergeben ,  deim  offenbar  hat  diejenige  handschrift  einen  Ursprung- 
U^bem  text^  welche  mit  dem  romanischen  original  in  den  meisten  und 
«:'  I  fiülen  ubereinstimt     Ich  lasse  hier  nun  eine  zusammen- 

^L    ü*  '  '  n  verse  folgen,  welche  in  S  und  V  verschieden  lautend 

^B    d  jchung  mitO  für  die  eutscheidung  der  frage  nach  einer 

^r  oder  der  andern  seite  mehr  oder  minder  ins  gewicht  fallen ;  *  dabei  wer- 
^ft  d»^  —  ^  '  ans  zur  beobachtung  vorliegende  material ,  bei  dem  klei- 
^P    li^  romanischen  bruchstücks,  nur  so  unbedeutend  ist,  auch 

^  Bttf  unter  andern  umständen  gar  zu  geringfügig  erscheinende  abweichun- 
gen  ein  scharfes  augenmerk  zu  richten  haben,  um  nichts,  was  für  uns 
brauchbar  sein  kann,  unbenutzt  liegen  zu  lassen,  sondern  vielmehr  alles 
nach  kräften  auszubeuten. 

£s  heisst  in  S  ?.  19  —  23: 


/)f5  Älherih  d(i£  Ud  irküb 
da  hUer  einen  Salemdnis  müt 
in  unlhem  gedankcn  Sfil^fmm  sni. 
rfd  er  rdUe  eUsnS  »prah. 


6  j.  BXBxasn. 

in  Y  lautet  diese  stelle  183,  14  fgg.: 

Do  Alberich  diz  lU  insluoc^ 

dö  Mter  ein  ^alemones  puock 

da  er  ane  sack. 
Die  ersten  zwei  verse  in  0  heissen: 

Bit  Salonwn  cd  primier  pas, 

quant  de  S07i  libre  mot  lo  das. 
Diese  erste  Übereinstimmung  von  puoch  in  V  und  lihre  in  0  scheint 
doch  vorläufig  zu  gunsten  von  V  gegen  S  zu  sprechen.    Sehen  wir  nun 
weiter  zu  was  sich  etwa  mit  0  übereinstimmendes  in  V  findet,  das  in 
S  eine  andere  fassung  erhalten  hat,  so  stossen  wir  in  S  auf  v.  49  fgg.: 

Er  was  von  Criechen  geborn 

unde  wart  da  ze  Tzwninge  irkorn. 
In  y  heisst  die  stelle  mit  relativer  anknüpfung  an  das  vorhergehende 
184,  15  fgg.: 

Der  von  Crhtdien  was  geborn 

unde  wart  da  ge  eitlem  Jcunige  irchron. 
Diese  construction  mit  dem  relativ  findet  sich  auch  in  0  v.  17  fg.: 

cun  Alexander  magnus  fist, 

qui  fud  de  Grecia  nötig. 
Noch  entscheidender  spricht  für  V  die  vergleichung  der  vv.  19  —  22  in 
0  mit  den  beiden  deutechen  texten: 

Bey  furent  fort  et  muH  podent 

et  de  pecunia  manent, 

rey  fwrewt  sapi  et  pntdent 

et  exaÜat  sur  tota  gent. 
S  hat  hier  in  giösserer  ausführlichkeit  v.  53  —  59 : 

Ouh  wären  huninge  creflich, 

her  unde  nteJUih, 

iibir  manige  diet  gwaldich, 

ir  herheit  manicfoidich^ 

michd  was  ir  wisheit, 

ir  list  unde  ir  cundiheit; 

ir  scae  was  mere  unde  groz. 
Hierfür  hat  V  in  weit  näherer  übereinstinmiung  mit  0  und  mit  auslas- 
sung  der  in  S  eingeschobenen  zeilen  184,  19  fgg.: 

Iz  wären  ouh  chunege  creßic, 

über  manec  dU  gewaUic, 

vil  michd  was  ir  säiicheit 

ir  list  unde  ir  hundecheit; 

ir  scaz  der  was  vU  groz» 


aSU   tAJIFlIICCHTS    AL&XJkND^R 


Der  nun  folgende  beweis  ist  ein  negativer  oder  mdirecter.    S  hat  nem- 
lieh  V.  m  —  7B  so: 

Do  reffina  m^rl  jto  itne  quam 
unde  si  sine  tvitmter 
alle  besunder 
recWcf  merken  hegmi, 
starke  si  lio  undirquam; 
da  si  ^ne  wisheit 
unde  sine  groie  richeit, 
sin  fleiscli  unde  sine  viscJiC 
unde  di  mrheit  stner  fische 
unde  sin  templum  gesaeh, 
mit  rechter  wärheii  si  da  sprah. 
In  V  stehen  185»  1  fgg.  nur  diese  Zeilen: 

Do  diu  froftm  reg^ma  ausiri  a^  im  kam 
unde  si  sinen  hof  gesach, 
mit  rehter  wärheit  si  sprah. 
Von  dieser  ganzen  erzählung  über  den   besach  der  königin  von  Arabien 
btn  dem  weisen  Salomon   ist  im  romanischen  text  keine  spur  zu  linden, 
und  wir  müssen  daher  urteilen ,  dass  V,  eben  darum  weil  nur  die  umrisse 
der  erzählung  darin  enthalten  sind,   die  in  S  weiter  ausgeführt  wurden, 
dem  0  näher  steht. 

An  diesen  apagogischen   beweis   reiht   sich  ein  positiver  und  ganz 
durchBchiagender  p  der  in  den  versen  83  —  91  liegt.    S  bietet  hier: 

Nodi  sprechint  manige  lugenere  » 

da^  er  eines  goucheleres  sun  were, 
Alexander^  dar  ih  f%  von  sagen: 
si  Ucgent  alse  Mse  mgeti 
alle,  die  is  ie  geddeMen, 
warnte  er  was  rechte  k  u  n  i  n  e  slahte. 
sulhe  lugenmere 
sulcn  sin  ummerc 
iegelichen  frumen   man. 
V  hat  nun  hierfür  185,  6  fgg.: 

Nu  Bprtchent  hose  lugenäre 

das  er  eines  goulceldres  sun  wäre; 

die  eB  Imer  gesagetity 

di  liegent  alse  böse  £agen, 

oder  di  es  i  gcdähten. 

er  was  rdder  eh  eiser  slahte; 

nimer  geloube  60  nehein  frum  man* 


ö  J.  KABOSTX 

Diese  zeilen  haben  die  grösste  ähnlichkeit  mit  0  v.  27  fgg. : 

Dicunt  alquant  estrohafmir 

qiCel  reys  fud  filz  d^encantcUaur ; 

mentent  fello^i  losengetpury 

mal  en  credreya  nee  un  de  lour, 

qtCanz  fud  de  ling  d^enperatour 

et  ßz  dl  rey  Macedanor. 
Man  sieht  hier  deutlich    dass  in  Y  der  urtext  kürzer  und  wortgetreuer 
widergegeben  ist.    Etwas  ähnliches  treffen  wir  in  den  folgenden  versen 
95  —  106  S: 

Philippus  hiz  der  vater  sin, 

cd  Macedonien  was  sin. 

sin  ane  der  was  ein  gut  knecht, 

ubir  daz  mere  ginc  sin  reht; 

er  was  geheizen  6min; 

witen  ginc  der  gwaU  sin; 

michil  was  sin  heriscraß, 

vü  manich  volcwich  er  va^cht 

wider  den  huninc  Xersen: 

gwaldicliche  verwan  er  den 

unde  vil  ellenthafte 

mit  siner  kercrafte. 
V  hat  dafür  185,  12  fgg.: 

Philippus  hiz  der  vaier  sin, 

aJ,  Macedonen  lant  was  sin. 

sin  ane  was  ein  gut  hneht, 

über  cd  daz  mer  gi  gin  reht. 

er  trüc  eine  tugenttiche  mäht; 

ä  un,  wi  manic  volcwic  er  vaht 

icider  den  kunic  i!ren, 

harte  ellenthafte  uberwant  er  den. 
Die  vorläge  bietet  hier  v.  33  fgg. : 

Philippus  ab  ses  pare  non; 

meyllor  vascU  non  vid  ainz  hom, 

e  chd  ten  Qretia  la  region 

e  Is  porz  de  mar  en  aveyron; 

fils  fud  Amint  cd  rey  baran, 

qui  al  rey  Xersen  ab  tenzon. 
Auch  hier  stimmen  die  letzten  werte  wol  mehr  zu  V  als  S.    Weit  auf- 
fallender aber  ist  folgendes  zusamme4treffen  jener  beiden  handschriften. 
S  hat  116  —  121  so; 


&V    LJUiPÄECJlT»   AjLKXANDKa 


Er  HC  wohh*  werden  unrlertän 

nie  pieheineme  kunimfe; 

(las  sagkh  iu  äfie  lugen*% 

er  m  wolde  ouh  ze  neheinen  sUeti 

mn  »türmen  nah  m>»  niriUm 

nie  neimnewis  geflien, 
;egen  hat  ganz  kurz  lö5,  2  4  fgg.: 

Er  m  wolte  neheinem  hmige  wesen  wfufcrMi», 
er  fie  wolte  ouh  m  üjs  neJieinentc  stürme  geflVken, 
Diesen  zwei  Zeilen  entsprechen  ganz  genau  in  0  ebenso  zwei,  v.  4'i,  43: 

Qui  hanc  no  degnet  d'estor  fugir 

ne  ad  enperador  scrvir. 
Nicht  80  überzeugend,  aber  doch  von  gewicht  sind  v.  173»  174  S: 

Beidr,  uhir  vome  und  uUr  bein 

rtterlich  er  ze  tale  schein, 
y  187,  3  fgg.  hat: 

Scöne  er  jse  tale  ivert  seein 

peidu  nber  fuoB  uni  über  pein. 
0  V-  71 :  Lo  Corps  d'aval  be^n  enforcad. 

Diesem  beyn  komt  scone  jedesfalls  näher  als  das  riterlich  von  S. 

Noch  drei  beweissteilen  können  wir  beibringen,  deren  jede  einzeln 
für  sich  genommen  hinreichend  wäre  um  das  Verhältnis  unserer  hand- 
schriften  zu  entscheiden.    Die  nächste  davon  ist  S  182  —  85: 

Svä  ein  frumich  riter  so  ime  quam, 

den  bot  er  Hb  unde  gM 

nnde  ne  karte  nehehien  äinen  müt 

an   neheinen  tumben  man. 
V   187,  8  fgg: 

Swd  $6  ein  frumich  riter  guo  sim  chanh 

dem  bot  er  lip  unt  guot; 

er  ne  cherte  cheitien  stnen  muot 

weder  an  chint  noch  an  tumben  man. 
Dieae  ausdrucke  passen  beinahe  wörtlich  zu  0  v.  76— 79: 

Ep  luij ,  0  vey  franc  cuvallet/r, 

smt  Corps  presente  volunteyr, 

a  fol  omen  ne  ad  escueyr 

no  deyne  fayr  regart  semglegr* 
Demnächst  sind  beweisend  v.  191  -   197  S; 

Di  meisi^ire  di  er  do  getmm 

di  wären  cunstige  man. 


10 


4*   HABCST& 


O  82  — S7; 


$i  begundm  m  wi^t^U  lerm 

unde  jsugcn  in  Be  grossen  dren, 

si  lärten  ime  stritan 

unde  eermeZMenlichen  riten 

in  stürm  u^nde  in  tjolcwich, 
V  187,  13  fgg.:      Die  meiskr  die  Alexander  tmch  gewan^ 

ai  wären  wcl  gerdUe  man^ 

at  Imgumieik  m  wUheit  Urm 

unt  gugen  in  zho  grossen  iren. 

8%  lertin  stürm  unde  valcqwic. 

Magestres  ab  hegn  affact4Ut; 

de  toUis  ar0  begn  emmfnaz, 

gut  l  duystruni  begn  de  dignitm 

et  de  cQnaetß  et  de  honi(u, 

de  Bapi^nitia  d  HonestaM^ 

de  fayr  estorn  et  prodcltas. 
Die  letzte  stelle  endlich,  die  ich  anzufilbren  habe,  ist  auch  die  wichJaj 
ste.     Sie  lautet  in  S  201  fgg. : 

Der  eriste  meister  $in 

der  lärtin  criediisch  umle  Intin 

unde  uriban  am  pergemiid; 

nolh  dan  was  er  ein  lutgil  kifU, 
187,  l»fgg,: 

Der  erste  mtisfrr  sin 

der  lertin  crheichis^en  unde  loMn 

unt  püehstah^  setßen  an  eineme  perntent, 

noch  tuo  was  er  ein  luMd  MnL 
Dies  gleicht  auf  das  genaueste  0  v.  88  —90: 

Vuns  Vensegned,  hegn  parv  mis^ini 

de  grec  sermon  et  de  latm, 

et  lettra  fayr  en  pnrgamin, 
Erwähnung  verdient  noch   daas  in  0  Alexanders  lehrer  vom  zwei- 
ten an  mit  den  Ordinalzahlen  aufgeffihrt  werden;   Puns,  VtHtre,  li  terg^j 
U  qtmrß,  U  quinz.     Dieser  aufzälüung  entspricht  die  in  V  mehr  alB  die 
von  S.    Hier  heisst  es  v.  201:    der  vrisic  meiater,     2U7  5m  nieistvr  deni 
er  dar  näh  gwan,     213  der  drOtc  frumte  im  harte  wde.    219  der  m«- 
ster  den  er  do  gwan,      227   einen   nmdtr  gnmn   er  aber  slni.     Hier] 
nun  steht  in  V  wenigstens  bei  dem   zweiten  und  vierten  lehrer  genauer] 
als   es   in    8    der    fall    ist  IJ17,  25    der   ander    meister,     188,  6   derl 
vi  er  de  nmster. 


Daf&r  steht  in  V 


jCü  LAJIFJUOUra  AliEXAKBEft 


11 


Die  beigebracbteu  steUeu  liefern  wol  für  jeden  imbe&iigeiiian  den 
ToUstäödigsteu  beweis  dafür,  dass  in  V  ein  älterer  toxi  als  in  8  vor- 
liegt; doch  haben  wir  auch  zwei  verse  zu  uotierea,  die  in  S  ein 
ursprunglicheres  ansehn  haben,  nemlich  v.  83:  ,,fuicÄ  mprechhU  man  ige 
luiiaii-re;'  was  aus  dem  romamscheu  dicmU  alquant  esirobaiour  wört- 
Ucber  übertragen  ist  abs  was  V  setzt:  nu  sprechUU  hose  tugemre.  Hier- 
gfgan  lie^se  »ich  vielleicht  sagen ,  dass  der  unachtsame  Schreiber  von  Y 
dua  kurz  darauf  folgende  böse  xagen  mit  dem  äuge  vorwegnahm  und 
68  unrichtig  hierher  setsste;  dergleichen  begegnet  ja  einem  jeden  bei 
nicht  angestrengter  aufmerksamkeit.  Ein  ganx  äbnlichee  versehen  finden 
wir  übrigens»,  wenn  es  überhaupt  noch  eines  analogen  hierfür  bedarf,  in 
y  192.  3,  3,  wo  in  den  beiden  aufeinanderfolgenden  zeilen  hßtjund» 
steht,  während  es  an  der  zweiten  stelle  ^  wie  dies  anch  S  ^70  lehrte 
mohie  lauten  müste.  Ebenso  wenig  beweiB  liegt  ft&r  S  darin  dass  die 
ausdrücke  v.  24  et  omnia  mnHos,  woftr  O  v.  4  ei  univerm  vaniias 
etet,  so  wie  S  i»9  er  was  geheimen  ÖmiUr  dem  in  0  v.  37  /Ms  fud 
^Ämint'  al  ret/  haron  gegenübersteht,  in  V  fehlen.  Es  ist  nemlich,  wo- 
voD  ein  jeder  sich  leicht  überzeugen  kann,  ganz  gewönlich  dase  in  V 
Wörter  und  verse  lediglich  durch  die  naehlässigkeit  des  Schreibers  weg- 
gelassen sind.  Als  beliebiges  beispiel  mag  V  i84,  4  fg,  dienen,  wo  die 
durch  aushtösung  sinnlos  entstellte  Überlieferung  „mU  ich  ftc  wü  .,.  iok 
i^  pam"  erat  durch  eine  aus  S  35  genommene  einschaltung  „unt  iiA 
ne  wil  (mich  niml  langer  sparn ,  des  Hedis  wÜ)  ich  vol  varn "  verstand- 
|K  lieh  wird.^  Besonders  verrät  das  fehlen  des  reimes  die  auslassnng  eines 
H  verseg,  ao  z.  b.  V  186,  1  der  driMe  frumt  im€  harte  wol^  und  V 
"  18H,  21  uni  damit  chmididUhcn  slaheth  (An  iet  letzten  stelle  ist  der 
irtum  durch  die  vier  gleichen  reime  besonders  leicht  erklärlich).  Diese 
einwände  gegen  V  zu  gunsten  von  S  sind  also  nicht  stichhaltig ,  imd  wir 
dürfen  daher  die  obige  behauptung  zuversichtlich  aufrecht  erhalten   dasa 

^die  Vorauer  handschrift  einen  text  entbiÜt,  der  dem  romanischen  origi- 
nal weit  näher  steht  als  der,  welchen  die  Strassburger  handschrift  bietet. 
Jetzt,  wo  dieses  feststeht,  haben  wir  uns  über  die  frage  zu  ent- 
acheiden,  ob  der  text  von  S  direct  aus  V  stamme;  die  antwort  rauss 
1)  Diese  ADsIafliungen  smd  nicht  aaffalletidi  wenn  m&n  bedenkt  dass  das 
ATi^c  hier  leicht  »birr«n  koute;  von  vnnitaii  za  t^aniias^  Ton  €T  was  zu  er  trnoc^ 
VDn  wil  m  wil  —  Für  S  war**  «twa  cioch  noch  «nxufuhr*m  v.  \M  „inn  hmM  Harc 
%%n*U  wol  affin:'  0:  „ampk  lo  pe^2  ä  afurmad:'  In  V  fehlt  (vklk'icht  ilnn'h  ver- 
geben) ds^H  einr  adjectiv:  ♦,*»'♦  bn4^i  tvfut  ime  wol  ojf'en:*  —  Die  «liflerenz  zwischen 
8  192  ffCunntige  man**  und  V  ,,fjfrehk  mnn"  ist  f^r  Jk^  vorliegende  frage  ohne 
iMliailg;  denn  0  hat  ^^bt^n  uffactas  JJc  todt»  tirz  heuti  mseifunz :'*  wnn  vnn  Itri^len 
gUidh  weit  absteht 


n 


J,    MAHC^SVK 


durchaus  verneinend  ausfallen ,  weil  i>ich  för  da«  gegouteil  gar  keine  tiif- 
tigen  beweise  vorbringen  laaseu«  die  etwa  darin  betrieben  könten,  daä»| 
in  S  offenbare»  lesefehler  vorlägen,  oder  dass  au  eini^ni  der  augon^chein* 
liehen  Verderbnisse  von  Y  liier  herumgebessert  seit  oder  dai<s  einzelne  1 
Zeilen  durch  abirren  dea  auges  nberspiiiugen  8eien  und  was  sonst  uochl 
als  kriterium  für  die  unmittelbare  abstammung  einer  handschrill  aus  der] 
andern  zu  betrachten  ist  Auch  ist  bisweilen  in  V  der  sinn  durch  schreib-] 
fehler,  wort-  und  satzverderbnisse,  sowie  lücken  derart  gestört,  dass  es! 
gaB2  unglaublich  erscheinen  muss,  wie  es,  selbst  einem  divinatoriscbeaj 
genie,  wofür  der  scbreiber  von  S  gewis  nicht  zu  halten  ist»  möglich j 
gewesen  sein  aolte^  aus  V  einen  so  geordneten  und  wolgefiigten  text,] 
wie  der  von  S  ist ,  herzustellen.  V  und  S  sind  also  von  einander  unab- 
hängig und  weisen,  wie  Holtzraann  richtig  bemerkt,  aul'  einen  ältemi 
text  zurück,  oder  deuten  vielmehr,  was  wahrscheinlicher  ist,  auf  zwei! 
verschiedene  recensionen  des  deutschen  Urtextes  hin.  Diese  vermutUDgJ 
scheint  mir  auf  folgende  ei*wägungen  gestützt  die  wahrscheinlichere. 

Der  Verfasser  von  S  liebt  es  sehr,  wie  schon  ein  flüchtiges  lesend 
dieser  handschrift  es  zeigte   auch  über  nebentlinge  in  behaglicher  breite 
sich  zu  ergehen  und   auch   minder  wichtige  umstände  recht  ausfuhrlich 
zu  entfalten.    Ein  solcher  mann  wird  wol  nichts,  wa^;  er  in  seiner  vor- 
läge fand  und  was  zur  erweiterung  und  ausschmückuug  der  erzählung 
dienen  konte,   übergangen  haben.     In  V  dagegen  zeigt  sich  diese  wort.- 
fuUe  bedeutend  weniger;   diese  handschrift  ist  meist  kürzer,   gedrängter, 
öfters  auch  kerniger  und  kräftiger ,  aber  mitunter  auch ,  und  hierauf  grün* 
det  sich  eben  meine  vermutimg ,  ausgedehnter  und  weitschweifiger  als  S> j 
An  einigen   beispielen  wird   sich   dies  ganz  klar  zeigen.     Es  heisst  in  S' 
358  fgg.,    wo  Alexander  in  die  nähe  des  nuirstalles,    in   welchen   der 
Bucephalus  gesperrt  ist,  gelangt,  ganz  kurz: 

Do  der  herre  du  vernam, 
schiere  er  z6  dtnn  rosse  quam; 
do  »tn  d(is  rös  warf  gware  usw. 

In  V  ist  dieses  genauer  detailliert  191,  14  fgg,: 

Ufd  diu  Alexander  vert^m 

mmht  er  fw  heile  S  er  sü  dem  ros$e  chom, 

er  reif  den  dufidmi 

utU  heiz  im  den  sluzd  gewinnen; 

ir  neheiner  tjetvrste  das  ros  da  für  stehen, 

watü  m  idk  ?■*/  umjernc  dar  tu  oiqen: 

Alexander  enmrneJii  duz, 

die  lur  er  nider  hracf^j, 


ZV   LAJfPBBCaTS  AIXXJUfDEa 


18 


er  hh  si  aJle  abestän, 

er  wolte  aleine  dar  in  gän^ 

also  Bujsimi  gegen  im  üz  wölk  vam  usw. 
!Sö  ausführlich keit  in  V  ist  doch  gewis  merkwürdig,  um  so  merkwür- 
diger,  da   statt  der   in  S  nächst  vorhergehenden   sechs  verse  352  —  57 
hier  nur  ^ine  zeile  steht  191 ,  14. 

Penier  kann  man  anfuhren  S  U02  —  n*, 

/>*>  sürcib  Alexander  do 

unde  santin  Dttrio^ 
"näftlr  steht  in  V  mit  mehr  werten  215,  7  fgg.: 

D%s  mste  man  do  nllez  an  einen  brief^ 

das  waa  dem  chfmige  Alej^ander  lieb, 

er  screib  in  selbe  mit  stner  hand, 

er  wart  dem  chunige  Dario  gemnt. 
An  stelle  der  drei  verse  1774—76  S: 

Der  sich  se  sert  verhebet 

unde  ge  jungist  in  der  last  er  liget : 

er  smr  bi  stnem  ricke 
ßndea  wir  in  V  diese  sieben  223,  5: 

Der  durch  slnen  ubernmat 

sich  HO  verre  rerweUetj 

das  et  für  sinen  argoren  veUehi, 

und^  er  s^ich  nicht  warnet  eneVit, 

owt  tin  dicke  er  laster  gesiMf 

iedoch  so  swür  er  ain  teil,, 

er  sprah:  so  htdfim  stnes  rtchcs  heih 
Ein  anderer  beleg  bietet  sich  S  1371  fgg*   in  dem  gleichnisse   vom  hof- 
hundr  das  Alexander  auf  dm  Darius  anwendet 
S:     AI  Mlenfkr  fliet, 
V  214,  12;     er  begitiet  üjs  werd  ßihen 

unde  wi££elit  ig  aUes  mmr  chdn 

und  be(;innet  dar  wers  belen. 
Wenige   verse  weiterhin  begegnen   wir  einer  andern  kürzung  in  S  bei 
Alexanders  anrede  an  die  boten  des  Darius. 

S:     Simn  brich  Mn  ich  wd  f>ernotnm; 

diu  gäbe  ein  ander  meinei 

dau  mir  der  hrief  beschmnet 
V:    Er  sprac:  iwers  herren  hrief  mir  nieuht  gevalkht, 

wände  er  eer  gelie  niene  gchillet. 

diu  gäbe  diu  ist  lobelieh 

Ufuk  der  brief  der  ist  (tmjreddid* ; 


w 


3,    HAftCZTK 


et'  l^eseichenct  nUc  ein  ander, 
aprah  der  chunig  Ältccander. 

Diese  beisptele  mögen  genügen,  doch  lassen  sie  sich  noeh  stark' 
mehren.  Natüriioh  war  anch  Holtzmann  darauf  aufmerksam  geworden; 
er  sagt  a*  a.  o.  a,  35  ansdrOckÜch :  „  an  andern  stellen  ist  sogar  V  aus- 
führlicher als  M  (8),  besonders  im  gefachte  Alexanders  mit  Mennes  1540 
and  Diemer  s,  218  ...  wer  sich  die  mühe  giht  die  beiden  texte  zu  ver- 
gleichen, wird  der  Vorauer  handschrift  den  Torznif  L^Til^sortir  lebendig- 
keit  und  frische  nicht  versagen  können.** 

Fand  nun  der  Verfasser  von  S  diese  und  ühnüclie  lebendige  und 
firische  züge,  die  uns  in  V  noch  aufbewahrt  sind,  in  dem  gemeinsamen 
original,  so  hätte  er  sie»  nach  der  ganzen  art  und  weise  wie  er  sich 
gibt,  sicherlich  nicht  übergangen,  sondern  sie  in  sein  Schriftwerk  gern 
übertragen,  besonders  wenn  sie  zur  Verzierung  der  Schilderung  beitra- 
gen, wie  etwa  dass  Alexander  (Y  208,  6)  beim  stürm  auf  Tyrus  einen 
gßr  von  gold  in  der  band  führt, 

Dass  nun  diese  zÜge  in  S  fehlen  weist  darauf  hin,  dass  V  und  S 
nicht  einer  hamischrift»  sondern  zwei  verschiedenen  rocensionen  ent- 
stammen ♦  unter  denen  die  quelle  von  S  dem  archet)T)ou  höchst  wahr- 
scheinlich näher  stand  als  die  von  V  benutzte  handschritlL  Der  umge- 
'^kehrte  röckschluss,  zu  dem  man  leicht  geneigt  sem  könte,  erscheint 
sehr  bedenklich,  ja  unbegründet;  denn  aus  dem  Verhältnis  von  V  zu  8 
folgt  noch  nicht  in  gerader  proposition  das  ilirer  quellen  zu  Lamprecht 
selbst,  und  wir  dürfen  die  änderungeu  von  S  auch  nicht  einmal  teil- 
weise auf  seinen  Vorgänger  übertragen.  Nach  Zarnckcs  sicherlich  rich- 
tigerer nieinung  wäre  die  aufstellung  der  handschriften  folgende;  der  Schrei- 
ber von  V,  UDgebildet,  nur  mechahischer  kalligraph,  tblgt  seiner  vor- 
h^ge  mriglichst  getreu;  aus  dieser  stammen  die  erweiterungen ,  vielleicbt 
auch  die  ändeningen  in  den  eigennamen,  besonders  der  statt  des  in  S 
It^Hl»  angeführten  Ajai  hier  genante  Paris*  S  endlich  hat  seine ,  vorläge 
stark  modernisiert. 

Über  den  äussern  umfang  von  V  und  den  seiner  vorläge,  beson» 
ders  über  den  aufTallenden  sehluss,  vermag  ich  nicht  eine  bestirnte  und 
begründete  entscheidung  zu  föUen,  Zu  mancherlei  Vermutungen  gibt  fol- 
gender umstand  veranlassung  S  hat  ItJRl :  Vnde  alse  Alexander 
vtrnam  usw.  und  3U92:  nnde  alse  der  hell  (tut  Alexander  diz 
Vürnum.  Die  zwischen  1881  und  3092  liegende  partie  von  1200  ver- 
seil hat  T  gar  nicht,  ßhrt  aber  fort  wie  S  3092:  finde  also  dig 
Alfixandf r  i^ crna m. 

Nachdem  wir  mm  das  Verhältnis  der  handschriften  V  und  S  im 
allgemeinen  kennen  gelernt,   wird  es  für  uns  von  Interesse  sein  einige 


SSÜ   LJLUPHXtHTS   ALEXAITDMB 


1$ 


dtircbgreifende  eigentümlictikeiten  der  jüngeni,  durch  welche  sie  sich 
von  di^r  'iltern  wesentlich  tinterscheidet,  und  die  ihrer  darstellüngsweise 
eine  besondere  färbang  verleihen,  näher  ins  äuge  seu  fassen. 

Die  Sprache  in  S  ist  glatter»  der  versbau  weniger  unregelmässig 
Is  in  V,  Zur  erreichung  dieser  grossem  gesohmeidigkeit  wendet  der 
Verfasser  verschiedene  mittel  an.  Mit  besonderer  Vorliebe^  offenbar  aus 
bequenilichkeit  und  weil  es  diis  leichteste  i^t  sich  aus  der  Verlegenheit 
heraus  /.u  helfen^  tBgt  er^  wenn  der  gedanke  zu  ende  ist,  eine  gans  über- 
Rflssige^  inhaltsleere  Bickmle  himu^  um  30  den  feUenden  reim  zu  gewin- 
nen. Diese  tullstücke  l)estehen  besonders  in  beteuerungen  der  Wahrhaf- 
tigkeit der  erziihlung  und  in  berufungen  auf  die  quelle  zum  behufe  der 
glaubwurdigkeit,  auch  bei  gani  nebensächlichen  dingen,  wo  dergleichen 
durchaus  unvonnöten  ist.  Zwar  ist  auch  V  nicht  ganz  frei  davon,  aber 
die  folgende  li^te  zeigt  in  welch  ungleich  höherem  grade  diese  manier  in 
S  herscht;  sie  enthält  diejenigen  verse  dieser  art,  die  sich  nur  in  S, 
nicht  in  V  finden* 

a.    Beteuernnren  der  walirbaftiickeit 

S  IIB  daz  scyicii  iu  äne  lugetw.      190   ich   mge  ü  werliche.     275 

d€S  mli  ir  sin  gw^isse,      892  dojs  sagih  n  gwärcn.     1001  vor  war  ih  ü 

cbu  sage.    1018  etor  wilUk  ü  w^rUehen  nagen,     1101   das  sagik  tu  vor 

f^tgdogm,    11215  dm  sagih  n  ßwäre.    1150  des  sU  äne  swibcL     1153  iik 

wil  ü  werlichai  sagen*     1230   daß  suU  ir   wizsen  äne  wän,     1244  des 

sagen  ih  tu  di   wdrheU.     1646  ih  lüU  iu  werlichen  sagen.     1813  das 

iwisjsct  äne  lugene.     1851  dajs  sa4ffh  tu  werliche,     1855  ror  war  sddir 

Imzst^i  das.     2139   des   muglni   ir   tml  getrüwen.     2248   das  sagih  ü 

M$vare$K    3058  ih  ml  iu  mmrefi  sagen.     :il66  ih  wil  tu  werlkhen  sagen. 

Ebenso  gross  ist  die  auzahl  solcher  fornieln  im  zweiten  teile  des  gedichts, 

wo  y  fehlt     Sie    finden   sich   v.  3402.   3586.   3G5'4.    3706.   3982.    4107. 

ißOa.   4882.   6001.   5113,    5119,    6177   des  mugmi  ir  gdonbefh    5269. 

L5575«    5647    mit  wärheit  ich  das  sagen  mach.     6743.    5773.    5915  das 

^fnrrict  vor   migclogen.      6567.    C689.    6971.    7119    (vergL   übrigens   die 

anmerküüg  zu  Walberan  165  im  1.  bände  des  deutschen  heldenb.) 

b*    Berufen i^en  atii  die  qaeUe. 

8  18   aise  das  bnoch  saget,    so  sagen  auch  ich,     (Daßr  hat  V 

löfi,  14   etwas   drastischer:    l^uc  er,   so  letige  ich.)     1249   rem  detn  di 

thiwrh  sagent  noch.     1441   der  brieJ)  nennet  in  fdms.     1559   aisich  das 

bd/eh  horte  sagen.     1806  (dsihs  in  den  bücften  han  gelesen,     1825  wan- 

LrfiV   cundii   uns   das  lief   undr  das  Mich  da   ihs  ane  las.      1843  alm$s 

fhWtieh  si  ahten,     1877  alsihs  an  den  buchen  las,     2212  iM  is  alse  das 

6Ach  £141/.    2724  alsihs  vemomen  han.     2829  in  den  Mchen   h&n  th 


U  X   HABCZYX 

gdesen*     2846  alsiks  an  den  Inichen  las.     31G2  dojg  hüch  $agH  nns  alsii\ 
3400.  3546.  3864.  3876  fgg.  4350.  4764.  5264  schreibt  Alexander  „c 
wiruf  an  den  Hchai  haben,"    (S.  auch  Diemer  z.  8*  16,  7.) 

c*    Fllckterse  Tenitlscht^r  art. 

S  281  daz  wil  ih  ü  tun  kunt  918  ob  ih  recldfi  vemömen  halte^ 
1U20  alsih  mih  versinnen  kan,  1043  des  nam  nmn  gute  f/oume.  1051] 
dis  sidt  ir  rehte  m^Jcen.  1117  da  was  mkhek  noL  1322  dnz  ir  vit\ 
rehte  merken  stdt  (dafar  hat  V  mit  beziehung  auf  Alexander  das  er  rehte  I 
mercJie  solte)*  1585  ob  di  rede  also  was,  das  mach  uns  al  besunder] 
nemcn  michd  wunder*  1592  dr't  was  mieheh  not,  1809  alsich  mih  rer-] 
sinnen  kmm.     Ebenao  v.  2267.  2568,  3391.  5275. 

Ähnliche  formein:    4178.    4182.    4190,    4202.    4213.   4298,    4885,1 
4915  des  nämr  ivir  aUis  gounw  (ähnlich  4951.  4975),  499r»,  5029    :i04-2 
5110.  5134.  5588.  5661.  5805.  5945.  6980.  7056,  7075. 

Der  Verfasser  von  8  hat  es  sich,  wie  schon  oben  bemerkt,  beson-! 
ders  angelegen  sein  lassen  den  rohen  versbau  seiner  vorläge  etwas  zu 
verfeinem;  davon  kann  man  sich  schon  da^lurch  leicht  fiberzeugen,  das« 
man  bei  Weismann  die  verse  von  ungefähr  500  bis  800,  die  zur  ergän- 
zung  der  lücke  in  S  aus  V  heröbergenommen  sind ,  wenn  auch  nur  ganz 
flüchtig  durchsieht.    Da  finden  wir  folgende  verse: 

550     der  den  zins  vmi  miem  fater  Philipjms  wold  enfan, 
568     er  sprah  „iuwer  k^rre  nehät  anderes  neheine  fnimicJmt." 
578     also  lange  so  er  des  zinses  netmht  wolte  enbem. 
585     und  wären  Jmrte  riuwkh,  das  er  ir  herren  woUe  verdmUen, 
648    er  sprach  Jierre  wir  ne  haben  nleuht  sc  bUern" 
670    doM  er  mit  genaden  vü  lange  mfiiie  leften  in  ^nem  rJche. 
und  weiterhin 

V  207,  3  van  den  aller  leingisien  poummen  die  sie  h/iletm. 
217,  4  der  chnnieh  Alexander  hat  sicJi  noch  aines  mren  vermetsm^ 
217»  12  do  nam  er  ainen  herzogen  der  hie^  sich  Memics, 
217,  19  noch  si  ne  gelorsten  nietner  für  sine  ougen  cJionmh 
Verse  von  dieser  ausdelmung  sind  im  texte  von  S  unerfindlich:  de  sind 
wei^eschafft  und  zwar  auf  zweierlei  weise:  entweder  scheidet  S  aus  dem 
angtössigen  verse  ein  oder  mehrere  wöiter,  die  nicht  ganz  notvrendig 
sind,  aus  und  zieht  auf  diese  art  die  lange  zeile  In  eine  kürzere  zusam- 
men, oder,  wo  dieses  einfache  mittel  nicht  gut  anwendbar  ist,  wird  der 
langgestreckte  vers  in  kurze  Zeilen  zerlegt,  die  durch  den  reim  zu  bin* 
den,  zumal  mit  aushilfe  der  schon  besprochenen  fiiekverse,  nicht  sehr 
schwer  halten  konte* 


zr  LÄMrmacara  AuocjjrDCft 


17 


Es  folgeu  xtijmcbst  baspid«  der  erstem  art  In  V  pflegt  die  dlriN^to 
Eiid  iodirecte  rede  dtirdi  ein  ^ er  sprach"^  iL  i.  eingei&hrt  zu  werden« 
(s.  die  obea  cäierteii  zetlen  5^.  G48);  diee  wird  ib  S  gern  wq^gelaa- 
sen  iiii(i  mit  einigeo  JindereD  kleinea  Teriiidenii^ii  ein  leidlicher  Tars 
bergtfricbtet  —  Es  ist  mir  nicht  unbekaBi,  dasg  in  altdetttscben 
gediebteii  solclie  eingaagsformeln  der  oratio  directa  öfters  to&  oabeni- 
feoeii  iebreibem  faerrühren,  die  dadurdi  den  Ter»  oberlideti:'  bei  V 
aller  scbeint  mir  das  streiebeo  dieser  anknndigungeii  on^tattliafl^  weil 
tiier^  was  wir  eben  geseheti «  kein  geregelter  reiuban  vorliegt.' 

So  bat  T  1^0.  20  er  sproA  das  sol  dem  äerg  alrcä  beseride, 
S  315  fg.  ü  Solde  rthU  derre  si,  der  is  offir  irist  besdtriie.  Y  203,  18 
nnde  gprac  0b  si  in  u  ehumye  woHen  sckaphtm,  Daf&r  bat  S  807  nnde 
kies  5ffiem  knedUe  mgen  in  ril  reMe  ob  si  tu  s6  kurnnge  ieald€$9  entfan. 
^  217,  20  er  ^^ach  tturde  Alejcander^  wiUe  gtmfetk  =  S  1 505  fg.  c*  der 
Alexander  sincn  wSten  da  geendet.  Ein  gleiebes  r«>rfahren  beob- 
htet  S  noch   an  andern  orten,  wie  S  311  =  V  190,  IT.    S  410  ^ 

V  192,   23,      S  466  -  V  194,  7.       S  831  =  V  203,    24.      S  ^45    = 

V  204,  3^  S  1406  =  V  215,  13.  S  1802  ^  Y  223,  25.  S  1483  = 
217,  7-  S  1 152  =  216,  IB.  Von  diesen  beispielen  leiten  einige  s^on 
aur  zweiten  art  der  änderung  über,  wo  die  langverBe  in  mehrere  knrzere 
lerlegt  werden.     Hierher  gehören  folgende  stellen : 

V  185,  28     Xu  wil  ich  eu  von  Alezander^  sagen  geburie. 
Daraus  macht  S  1 25     Wddet  ir  (die  nu  aedaaen. 

so  wofdih  u  mgeti 

tH>H  Aiexamiris  geburU. 
Vmlfe  sm  gesüne  wi!  trh  iurh  ht trlt*  $%, 
Umhc  sin  gesihte 
ttil  ih  ikh  herihh  H 
undc  rchie  hschndin. 
Man  hies  dm  ras  in  einen  m($r$tal  thufm, 
1^6  hi£  man  manitj*^  starken  m^m 
di$£  selbe  ro$  Irit^n  dan 
unde  in  ein*ffi  m4irst4d  fpeiun, 

V  li>2,  22  Vit  lange  mtkget  ir  iuwer  riebe  mil  getmdem  bitten. 


Ans«  V  186,  18 
Wird  in  S  155 


V  i*JO,  d 
8  sm» 


i)  «.  lAiOiinnia  s*  Iwow  3637;  Ettmülkr  s.  Endt  339,  12  arw. 

2)  Erst  kfirilieb^  tiacb  voUendnßg  dieses  aufsatzcs,  liabe  ich  au«  A.tt>eluo^ 
b^in^it  xur  d(^utHciit*D  rot^trik  das  tod  ihm  entdeckte  nnd  an  einer  reibe  ron  mit- 
teMf^tocben  ^niidit^n  nacligewiesene  prmcip  der  doppelten  senkniigen  kennen  gelernt; 
4mm  dksei^  '        iücb    im/  den   oberdetttseben   Alexander   (s.  diese  Ztechrift 

2),  26Ü)  »ut  ri  inunae,  scheint  mir  doch  noch  sehr  zweifeUialt;  ieb  holte 

ill«MS  Uli  itui  *e\  for  reimpro&a 

tiLtT«tiuiL    r.  1*11  ILO L-Ofäir.     nt>.  rv.  2 


S  405   Goi    hw:  üh  lan(fr  büwen 

mit  fr^mwilm  nwer  riehe 
unde  ouh  aeUcUrlw, 

V  194,  5        Uta  mim  tUe  cormc  dw  er  mit  mint  Um  da  /w^te, 

mnan  vater  ers  üf  saxihe^ 
S  4G2  Er  siüsiv  di  errnien  do 

die  er  Nimlao 
Mtc  fferoubit 
Htnem  vater  tif  duz  himhd, 

V  219,  24      Er  sluorh  Jalnd  von  ohere,^t  s^imr  sende, 
S  1(532  Er  slüc  Md^ale 

m  demsfidycn  male 
obefie  vmi  den  senden. 

Penier  boispiele  dieser  zerspaltung  von  län^ern  /.eilen  in  V  m  küii 
zere  sind  noch: 

V  185,  25  =  S  119,  120,  121.     V  187,  13  =  S  188,  189.     V  185,  »^ 
=  S  89,  90,  91.      V   189,   11   -  S  259,  2G0,  261.      V  192,  2.  a 
S  308,  369,  370,  371.     V  207,  3.  4  =^  S  1043  — 4G.      V  212,  G.  7 
S  1279  —  82.     V  223,  21  =  S  1794  —  96.     V  212,  13  =-  S  1302  — ^ 

V  214,  2  -  S  1352  —  54.     V  214,  23  fg.  —  S  1384  —  89.     V  217, 
=  S  1485      87. 

Bei  diesem   durchgehenden  bestreben,   die  rede  durch  erweitemdö 
ausschmückung  zierlicher  zu  gestalten ,  fiegegnet  e«  dem  Schreiber  yon  S 
auch  mitunter,  dass  er  den  sinn  seiner  kilrzcrn  vorläge  nicht  ganz  riclu 
tig  autYasst  und  durch  ein  soIchoB  inisverstandnis  in  den  Zusammenhang 
unpassende  dinge  hinein  trägt.      Ein  recht  aulTallendes  beispiel  dieser  art 
bieten  die  verse  416  —  420,     Der  junge  Alexander  hat  den  für  unbezähm- 
bar geltenden  Bucephal  gebündigt;    der  k»>mg,   erfreut,    beglückwünscht 
ihn,  und  Alexander  antwortet  mit  Segenswünschen   für  da«  wolergeheij 
seines  vaters;   dann  fügt  er  die  bitte  hinzu  \\  4«>8:    „wtch  stdt  ir  vata 
mih  yeweren  eities  dingen  ^  de.H  ih  nere  (fcren:    nu  hin  ih  fünf  sehen  jAt 
all,   (ht2  kdn  ih  refde  ffesalt,   unde  bin  ko  kmtwn  so  minen  iw^en^    das 
ih  wot  wäfen  mtte  truffen.     stcer  diheine  tugeni  sd  gwhmcn,   diir  mlii^ 
in  siner  jugindc   heijinnen,^'    Bis  luerber  liest    man   wol   ohne  an9tx>9 
die  folgenden  yerse  aber;  ^t'fitkk  Bver  dir  sinn  sol  tfvhih,  teil  er  ihi  de 
wider  hireben^  der  mtU  eti  dir  mit  stianden  fimden  von  simeft  Imidtm  nnd 
ouh  lelsferltche*':    diese    vcrse   passen   doch   offenbar  gar   nicht  zu  det 
vorliergebenden   und   klingen  in  iliesem  zunammenbang  ganz  ungereimt 
Statt  ihrer  finden  wir  in  V  193,  1   nur  diese  zwei  vorse:   ..unte  aeh 
$ich  sculdich,    nteuhi  versümer  siehj*    die    i=tic1i    mit  der  von  Alexande 


Stt   T^AHFRUCTTTS    ALRXANT>Kft 


19 


eben  iiu^ei^prochcndii  moraliscben  sentenr.  gaoz  gut  in   msammonhaiig 
Kririgen  lassen.    S  hat  f^scutdlch**  irrtümlich  in  dem  gewfihnlichf^n  sinne 
von  „zn  zahlen  verfiHicht>et'*  aufgeiasst  und  ilarauf  liin  ilcm  sprecliendon 
einen  ganz  uui*chickUchon  gedankon  in  den  mnnd  gelegt     Nicht  ganz  so 
un|»a«8€md  i»t  die  einschaltung  der  zeilen  484  —  85;   „der  (Lydias)  wm 
mit  tlcr  bnUe  dar  cmnn^,  des  tjwan  pr  hdsdrn  frtnnm**  und  diP^oa  ent- 
t$pr<>chiuid  V.  504  ^50H:    ,,/«  muürikalh  fid  dir  hrtiL     dane  wart  nehti- 
ner  gäl*e  lüi  nh^en  n^hein   spUt^inatL**     In  V  ist  die  person  des  Lysia^s, 
der  »ehon  in  einigen  jungem  recenmonen  des  Fseudoo^illisthones  zum  livn- 
dcr  der  hrant  (Cleopatra)  gemacht  wird  (s,  Zacher  PsGudok.  s.  116)  nicht 
näher  hezeichnet;  die  art,  wie  dieses  in  8  484  geschieht^  zeigt  durchaus 
nicht  deutlieb,  in  welchem  verhäUnisfie  der  schreifter  ihn  zur  Cleopatra 
«ich  dachte;    vernintlieh  hat  er  hei  dem  lioclizeitsgelage  die  braut  nicht 
ganz  mierwälmt  hissen  wollen*     Die  v.  5u4  —  50G  t^ind  teiln  schwer  ver- 
ständlich,  teils  unpassend.    Der  könig  i^t  zur  erde  gefallen,    indem  er 
fehltrat;   weshalb  aber  die  braut,   der  diosej^  nicht  begegnet  ist  und  der 
niemand  etwas  zu  leide  getan,  zur  anderu  seite  niederätnrzt,  ist  schwer 
etnj.Qsebon.'*    .ledet^falls  aber  sind  diese  letzten  zeilen  mit  beziehung  auf 
die  IVnhert^n  484      «85  hinzugefügt.     Eine  solche  systematische  einschie- 
imng  finden  wir  auch  an   einer   andern  stelle,   aber  hier  ganz  passend. 
8  1051;    „Di^  suU  ir  nhie  fncrkai:    do  hiz  er  stark  getirrkm  machen 
uffe  RcfnfHm  nnde  ro  der  stai  Mben.*'     Davon  steht  in  V  in  der  heschrei- 
bung  der  belageruag  von  Tyrus  nichts,   und  ebensowenig  bat  V  die  auf 
diese  zeilen  zurückweisenden   verse  1087—88:    ,,rfö  Älir  man  werch  üf 
Bckiben  z6  der  müren   trthm.**     Hier  also  wäre  in  S  ein  neuer,    ganz 
angemessener  gedanke  angebracht;  bei  der  grossem  masse  der  eingeleg- 
ktn  versreihen   ist  das  aber  nicht  der   fall;   sie  enthalten  vielmehr  nur 
erweiterungen  des  schon  vorhergesagten  oder  sie  dienen  nur  als  Überlei- 
tung zu  dem  folgenden.     8olche  eingeschobenen   Übergänge   sind  ausser 
den  schon  vorher  angezogenen  v.  40«,  40li   noch  8  875  —  80:    „do  dag 
mßre  üa  quam  unde  is  Alexander  mrfmm,  do  gwan  der  helf  gut  eines 
tigen   lewen  mM,      do  Im  er  sin  here  mit  sehiff'en   tmren   in  das 
te;^   während  es  in  V,  gleich  nachdem  die  gesandten  Alexanders  in 
Tyrujs  getötet  sind,    heisst  ^(»4,  14:    ,,nu  hevimch  Alexander  die  burch 
hcre.**     Ganz  ebenso   steht  es  mit  den  gleich  darauf  folgenden  ver- 
8  883  t'gg,;    ftf4n<li'  nlsr  die  Tijr^re  vernämen  dise  nwre^   dö  schtw- 
/irtl  si  ir  foere  mder  $las  creßige  here  in  der   burh  innen  und  giengen 
mi  di  smnen.*'     Ein   gleicher  fall  ist  bei  v.  lOyi  —  92.     ZusMze  ahn- 


1)  Zq  gungten  von  8  f^d  K^morkt,  (ta^a  «clion  im  Li1»cr  de  prccliia  etwAs  ahn* 
•Ceht .  über  nur  iu  jringeni  rvuciisionen* 

2* 


J,    RABCZTK 


di 


Hoher  art,  die  sich  in  V  nicht  vorfinden  und  in  S  ohne  irgend  welcl 
Schädigung  des  gedankenzusammenhanges  ausgeschnitten  werden  komn 
sind  ganz  unverkenbar  v.  3^0  —  :h4.  343  —46;  das  in  den  letztern  v 
seu  gesagte  wird  gleich  darauf  mit  andern  Worten  widerholt.  v.  389  — 
sind  eingeschoben ,  damit  der  leser  auch  wisse  wo  der  Bucephalus  geWii 
ben,  von  dem  Alexander  herabgesprungen  ist  um  seinem  vater  entgege 
zugehen;  dabei  fand  der  Schreiber  auch  eme  günstige  gelegenheit  her- 
vorzulieben,  wie  dem  rosae  nun  ein  zäum  von  gold  mit  edelsteiuen  ver- 
ziert angelegt  wurde.*  Die  erweiterungen  werden  auch  bisweilen,  wenn 
gerade  ein  passendes  reimwort  fehlt,  unschicklich  und  geradezu  albern 
und  abgeschmackt,  wie  v.  870  fgg.:  „unde  di  hurgSre  vernämen  tccus  di 
boten  sugeien,  nii  langer  sine  dageten:  di  holen  »i  vingaiy  scM 
st  sie  verhingen''  V  hat  hier  statt  der  drei  letzten  Zeilen  ohne  j 
Umschreibung  204,  12:  ,».^i  thäden  stdzen  l tuten  gellch  unde  hingen 
alle  üf  ein  zwich*'  Dasselbe  gedageft  finden  wir  in  gleich  uiipass' 
anwendung  als  reimwort  v.  1770  fgg.:  do  man  Dario  di^  gesugeie,  u~ 
langer  er  gedagete;  er  Ute  durh  sinen  uhirtnüP'  usw.,  wo  V  ganz  pas- 
Bend  bietet  223,  4:  „ninht  sere  er  fie  chlageteJ*  Ebenso  sind  andere 
erweiterungen  als  unnötig  anzusehen ,  die  nach  dos  Schreibers  absieht  tu 
Verschönerung  der  darstelluiig  dienen  sollten,  wie  833 — 36.  850  —  68. 
892  — yö.  986 -«7.  991  92,  1009  — 33*  1071—74.  1097  —  98.  (auf 
diese  einschiebung  wurdeS  wol  durch  swert  in  109G  gebracht)  1122^26. 
1166  —  70,  1185  —  86.  1263^ — 06  und  manche  einzelne  Zeilen  wie  1658, 
1662.  1749.  Diese  einschiebsei  haben  mitunter  auch  eine«  klein* 
anstrich  von  einer  gewissen,  freilich  wolfeilen,  buchergelehisamkeit; 
wenn  es  nacli  v-  904  ,,der  wint  der  tetin  starke  not**  weitergeht  „«^w 
der  vil  stark  aniSf  derselbe  der  da  Boreas  in  den  bücken  heiset  unde  di 
aUertPieist  reiset  das  mere  mit  den  undfm.*' 

An  dieae  verse  können  wir  die  bemerkung  knüpfen,  dass  das  von  S 
herrührende  beiwerk  aich  nicht  blos  durch  gewohnliche  nichtigkeit  de« 
Inhalts  kentlich  macht,  sondern  meist  auch  schon  äusserlich  durch  die 
räumliche  kurze  der  eingeschobenen  versreihen  in  die  angen  fällt  und 
»ich  80  auf  den  ersten  blick  von  der  Umgebung  deutlich  abhebt  öra 
sich  hiervon  zu  überzeugen  braucht  man  im  Weismannachen  text  nur 
folgende  stellen  anzusehen:  v,  69  fgg.  89— -91.  10i>-6.  125—28. 
330  34.  3.VJ  — 67.  883-  88.  985—87.  1148  —  50.  1191  —  94.  12* 
—  66.  1285  —  98.  1413  —  22.  1440  —  43.  1470  73.  J4H0-^82,  15081 
1610  —  15,  1758—60.  1794  -  95  -=  1279  —  80.   1848  —  49. 

l)  Kinen  «»om  von  emiul  und  gold  legt  AL  dem  Böc,  an  iKeror  irr  ihn  WbI 
in  Li  Roiiiaut!  d'Alif andre  par  liftiubert  U  Tors  H  Aleiaiulrc  dt)  Benm^  Kan< 
^gensübi  7.nr  alten  Hd^ge, 


ZO   LJkMFB£CHTH  JLLKXAIiliKB. 


21 


Das  bisher  gebotene  wird  wol  ausreichen  um  die  in  S  hersehende 
mauier  im  gegensiitze  in  V  wremgstens  im  allgemeinen  kennen  zu  ler- 
nen* Erwähnung  verdient  scbliestilich  uoch,  das.s  der  text  von  S  auf 
Zuhörer  berechnet  scheint  (s.  v,  125.  4761),  worauf  in  V  nichts  hindeu- 
det  (vgL  hierüber  Wackernagel  litteratuigeüch.  a  146  §  51,  I.) 


Der  text  von  V  gibt  uns ,  wie  wir  gesehen ,  eine  sichere  richtschnm' 
ab^  nach  welcher  wir  die  neuerungen  von  S  in  ihrem  umfange  und  nach 
den  gründen  ihrer  entstehung  mit  einiger  leichtigkeit  zn  erkennen  im 
stände  sind*  Weit  schwieriger  wird  die  beurteüung  von  da  an,  wo  V 
abbricht  und  wir  auf  S  allein  angewiesen  werden.  Wir  mögen  zwar 
auch  liier  noch  auf  die  bisher  im  ersten  teil  gemachten  erfalirungerr 
gestützt  mid  nac!i  dem  massstahe  der  analogie  fortschreitend  es  unter- 
nehmen ^  die  änderungen  und  zusätze  näher  zu  bezeichnen,  und  werden 
hierbei  wol  öfters ,  wenn  wii*  erst  einmal  von  der  ganzen  mauier  des 
flherarbeiters  ebie  richtige  anschauung  gewonnen  haben,  das  wahre  tref- 
fen, und  somit  auch  die  möglichkeit  besitzen,  die  von  S  herrührenden 
Änderungen  mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  von  denen  zu  scbeiden,  die 
der  erste  deutsche  bcarbeiter  am  romanischen  original  vorgenommen 
hat;  aber  niemand  wird  auch  verkennen  wollen,  dass  von  da  ab,  wo  die 
feste  grundhige,  auf  der  wir  bisher  fussen  durften  und  musten,  aufhört, 
3&ugleich  auch  ein  gar  zu  weiter  Spielraum  der  subjectiven  meinnng  und 
Willkür  des  einzelnen  sich  auttut,  als  dass  die  resiiltate,  zu  denen  der 
eine  auf  seinem  wege  gelangt,  auch  bei  jedem  andern  logisch  bindende 
imd  völlig  überzeugende  beweiskraft  auszuül)en  im  stände  wären* 

Ich  wage  es  daher  nicht  mich  hier  auf  dieses  fehl  zu  begeben,  so 
anreizend  und  verlockend  auch  die  aussieht  ist,  die  es  verspricht,  weil 
ich  befürchten  muss  nuf  ii^rwcge  zu  geraten,  die  vom  erstrebten  ziele 
abseits  führen  und  nur  dem  siebern  tacte  und  scharfen  äuge  des  geüb- 
ten kritikers  kentUch  sind*  Nur  einige  bemerkungen  seien  mir  gestattet. 
In  den  uns  erhaltenen  versen  des  romanischen  Alexander  findet  sich 
ausser  tn  den  eiugangsworten  keine  Verweisung  auf  die  bibet;  in  V  und 
8  hingegen  in  dem  entsprechenden  abschnitte  die  berufmig  aul'  das  Mak- 
kabilerbuch  und  durch  die  erzählung  von  der  köiiigin  von  Arabien  mit- 
telbar auch  auf  die  bücher  der  könige  und  diu  chronik.  Wir  dürfen  hier- 
aus wol  folgern,  dass  die  häufigen  hinweisungen  auf  das  Alte  und  Neue 
Testament,  die  sich  gleichmässig  in  beiden  deutschen  handschriften  vor- 
finden, zum  grössern  teile  wenigstens  erst  aus  dem  deutschen  archet^^pou 
stammen;  die  dabei  sichtbaren  Umschweife  werden  wir  auch  im  zweiten 
teile  dem  vertasser  von  S  zuschreiben  können.    So  verrat  sich,  um  ein 


J.    BAILCZVIC 


^iemlicl}  »icberee^  bei^piel  auzufilbren,  der  ganze  abschnitt  tun  38f! 
herum  nicht  nur  durch  die  dstrixi  ersichüicbe  iletailmalerai  als  labrü 
von  S,  gon<lem  aoch  äus^tgorlich  durch  v,  3881 — 82  ,,ouh  hetcf  so  sh 
tische  fhisch  unäe  vische,''  die  iiiilTallüiidü  ribiiliclikeit  hiibeti  mit  den  vc 
S  gleichfalk  böi  der  bes^^hreibuug  von  Siilomori«  prächtigem  hoflebc 
angebrachten  v.  75— 7(i  ,,stn  fleisch  umk  shit  vhcJift  undr.  dl  sirim 
simr  tisdir.*'  unzweifelhaft  von  Lamprecht  rührt  natürlich  die  orwäb 
üimg  der  sclüacht  auf  dem  Wiilpensant  her;  wahrscheinlich  ist  die 
auch  für  die  anspielung  auf  den  trolschen  krieg  (8  lti8a  fgg.  V  2*21, 
fgg.),  die  wül  aus  dem  romanischen  nicht  herübergenommen  ist,  weil  Bii 
ftonst  der  erwähnung  der  deutschen  sage  doch  vorangehen,  nicht  nachfol 
gen  würde;  eine  kentnis  jenes  krieges  ist  heim  pfattVn  Lamprecht  doch 
vorauszusetzen.  Durch  jene  beziehungen  auf  die  heilige  Schrift  wird 
zusammengehörige  mitunter  auseinander  gerissen  und  das  richtige  vei 
«tändiiis  hierdurch  eimgermasson  erschwert;  so  könte  man  z.  b,  in  d| 
Versuchung  kommen,  v.  177V),  bei  der  hotschall  an  den  Darius,  das  hii 
weisende  diz,  atatt,  wie  es  des  dichters  absieht  war»  auf  die  Zerstörung 
von  Sardes,  vielmehr  auf  die  zonächst  vorhergeheude  erziihlung  aus  di 
apocalypse  zu  deuteu. 

Mit  viel  grosserer  Sicherheit  würden  Mrir   ilber  den  ursprünglich« 
inhalt  des  deutschen   gefliehtes  und  somit  auch  über  die  zutaten  von 
im  zweiten  teil,   wo  V  felilt,   urteilen  können,  wenn  wir  eine   kritiscli 
ausgäbe    des  sogenanten  Liber   de  prujliis    von   dem  archipresbyter  La 
besässen;    ich  meine  nemlich,   dass  man  Bachers  ausspruch  (Pseudoki 
8.111)    ,,die   darstoUung    des   pfaffea  Lnjiiproclit    luid    des    Kkkehardü 
Uraugiensis,  welche  noch  auf  ziemlich  reijier  tjuellc  beruhen,  wurden, 
nächster  anhält  für  die  ermittelung  der  ursprünglichen  textgeatalt  (de 
Leo)   dienen  können,"    auch   derart  umwunden  kann,    um  zu  behauptet 
dass  wir  bei   dem   stand   unserer  lülfsmittel  nur  danu  die  üborlicfcrui^ 
von  S  ganz  richtig  sichten  könten,   wenn  >vir  die  Historia  de  priiiliis 
reinlicher  form  und  mit  gehörigem  apparat  vor  uns  hätten,  so  dass 
aus  diesem  buche»  das  die  quelle  fiir  die  spilteni  abendländischen  behand 
lungeu  der  Alexandersage  bildet,   sowol   unser  deutsches  gedieht  besser 
zu  behandeln,    wie    auch  die  romanische   vorläge   richtiger  zu  würdige 
im  Stande  wären.    Ohne  eine  solche  unterläge  zu  besitzen  muss  ich  mic 
auf  einige  vermutmigen ,  die  den  toxt  von  S   \m  zweiten  teile  betreffie 
beschrünken* 

Bei  Weismaim  v.  5552  ist  statt  „Tholonuns^-   ^anz   dIuii*   zw« 
„Antigonuö**  zu  setzen.     Jenes  kaun  nur  ein  Schreibfehler  sein;  das  leJi 
der  Zusammenhang  und  ganz  klar  geht  dieses  aus  dm  vursen  harvorr 
Alexander  Antigonus  genant  wird,    v.  5499  spricht  Alexander: 


ZV   LAirPKKC7||T8  AlR^AKlift» 


23 


uus  mUa  mth  nennet^  5^14  fg*:  n^</»  Ahramlerc  er  mtdef  AtUtßonuH 
$r  in  iwwteL  v,  5&32  uud  5717,  wo  von  Alexander  die  rede  ißt:  ,,er 
itt  Antigotms  ijetumi ,*'  ^,der  hctn-  hcizd  Aniitfonus" 

Eine  andere  aust<^ösige  stelle  ist  bei  Weism.  v.  2545.  Bib  dahin 
JfcUt  die  anrede  Alexanders  an  sein  beer,  und  nun  folgt  plötzlich  oliue 
jeden  vermittelnden  Übergang  „von  discn  grimmen  warten  Darms  sih 
irforhie.*'  Wie  ist  dieses  zu  verstehen?  Darius  kann  doch  unmöglich, 
wenn  er  sich  nicht  etwa  im  lager  des  Alexander  aiifliält,  was  nicht  der 
ikll  istt  Alexanders  rede  gehört  haheo;  wenn  er  sie  aber  mittelbar  duich 
einen  boten  oder  kuudschafter  vernommeo  haben  sollte,  so  müste  dieses 
eben  nach  der  ganzen  art  und  weise  unseres  gedieh tes  doch  ausdruck- 
lieb bemerkt  werden.  Die  ganze  stelle  mit  ibrer  Umgebung  scheint  daher 
iii<  ^  ■  '  '  'liefert  zu  sein;  möglich  dass  vor  v.  2545  etwas  aus- 
g* '  I   doch   ist  die  annähme  einer  Störung  im  texte  nicht 

wahrscheinlich t  indem  der  inhalt  desLiber  de  pr.  an  der  entsprechenden 
stelle  /u  i'iuer  solchen  \  i ng  keinen  anlass  gibt;  dort  heisst  es  gleich 
nach  Alexanders  rede:  j±  ■  ■!>*  vero  milUum  Duru  applkaia  erat  auper 
tlmrium  Tigris  d  pritwipes  mililiae  quinque  erani  supra  eia,  et  convmcmnt 
in  campum  Ahxamhr  cum  suis  et  prmcijies  militine  Dartl  d  acrlier pupui- 
t>eruni;  stabmit  tmim  fortittr  d  nnllomodo  mdebant*  Auch  das  nächst- 
folgende ist  nicht  in  Ordnung;  es  heisst  da;  „(fe  wart  er  bescJwkkn 
serii  voii  ^imn  hfMeti,  do  (Jwan  der  hell  gtU  ein  nmnlkfHn  $HHt  und 
ir&siti  aim*  nnm"  Ist  dieser  Wechsel  von  Zaghaftigkeit  und  raannesmut, 
der  in  den  letzten  werten  gegen  des  dichtera  sonstige  gewohnlieit  nur 
ganz  kurz  berührt  wird,  nicht  gar  zu  schroff?  Der  könig,  der  eben 
noch  furchtsam  dastand,  soll  durch  die  scbeltreden  seiner  untergebenen 
.pl5tzlich  so  muterfüUt  werden,  dass  er  nicht  bloss  sich  selbst  sofort 
ermant,  sondern  auch  sein  beer  anfeuert?  Dieses  ißt  gegenüber  dem 
HÜt  in  den  andern  teilen  des  gedichtes  so  flüchtig  und  spningweise  abge* 
tan,  dass  man  zur  annähme  einer  Verderbnis  im  text  leicht  geneigt  wäre, 
woüü  mau  diese  mangelhafte  ausfiihrung,  ebenso  wie  den  oben  erwähn- 
ti'f  "  ■  *  nlen  Übergang,  nicht  lieber  als  compositionsfohler  im  gedichte 
§tM  i'hen  wollte,  die  ein  dichter  wie  S  wol  übeisohen  konte.   wenn 

00  Hiebt  gar  von  ihm  selbst  herrühren. 

Weit  schlimmer  noch  steht  es  mit  dem  godaükeuzusammeiüianj^ 
in  der  folgenden  erzähl ung  von  der  schlacht  zwischen  Alexander  und  den 
PeiBern«  Es  heisst  v.  25*IU  fgg.:  Dariua  muh  mm  fursicn  di  wol  fdi- 
trt%  iorsien^  di  nrfmn  Hude  di  riciwn  fachten  (reislichtm  usw-  Dies 
limieutüt  doch  ganz  offenbar,  dai^-*  Darius  in  person  diese  sclilacht  leitet 
Nuu  mu5s  es  im  verlauf  iler  erzälüung  schon  auffallen ,  diiss  bei  dem 
Hlckzuge  der  Ferser   ihr  köüig  nicht  genant  wird  (v.  2649  fggt);    doch 


24 


^.  EAHCüYK 


kdute  mau  annehmen,  dms  er  mit  seinem  beere  nach  Batra  getlokeu  tiei; 
aber  bei  der  eroberung  dieser  stadt  am   Dächäten  tage  wird  unter  den 

gefangenen  nur  des  Darins  faxnilie»  nicht  er  selbst  erwähnt  (v,  2660—63). 
Wenn  nnu  aber  dreissig  verse  weiterhin  xiemlich  weitläutig  davon  die 
rede  ist  (v.  2697  fgg,) ,  wie  Danas  einen  brief  erhält,  worin  ihm  ei« 
Satrap  den  hergaug  der  schlacht  erzilhlt^  die  Darius  in  eigener  persoo 
geleitet  hat,  und  wenn  bei  dem  darauf  folgendeo  briefwechsel  zwischen 
Darius  und  Alexander  jener  diesem  droht,  ihn  für  semen  hochmut  zu 
züchtigen,  weil  er  die  äusserung  gewagt  habe,  er  würde  ihn  (den  Darius) 
im  felde  wol  besiegen  können  (v.  2730  fgg.),  und  wenn  Alexander  in 
»einer  antwort  gar  nicht  daran  denkt,  seinen  gegner  an  die  vor  kurzem 
erlittene  niederlage  zu  erinnern:  wenn  also  io  kuizen  Äwischenräumen 
so  arge,  verwirrende  Widerspruche  aufeinander  folgen  und  zwar  bei  einem 
dichter,  den  ein  Gervinus  in  den  siebenten  himmel  erheben  möchte,  hu 
werden  wir  ja  auch  gegen  unseru  willen  zu  der  behauptung  hingedrängt, 
dass  der  text  unseres  gediehtes  an  dieser  stelle  durch  aushissungeu  oder 
Zusätze  stark  in  Unordnung  geraten  sein  müsse- 

Merkwürdig  ist  es  nun,  wie  dieae  logisch  gewiß  unanfechtbare 
behauptung  durch  den  Liher  de  prceliis  zugleich  bestätigt  und  widerlegt 
wird.  Der  codex  Dambergensis  no.  23489  stützt  sie  vollständig,  wie  die^ 
aus  dem  zu  v.  254ö  gegebenen,  dieser  handschriJl  entnommeneu  exceipte 
hervorgeht:  da  kämpft.  Alexander  nur  gegen  einige  feMherren  des  Darius; 
mithin  ist  alles  folgende  im  gedanken^aug  unanstösaig.  Ein  gleiches  idt 
bei  Ekkehavdus  Uraugiensis  der  fall,  dessen  text  bei  grosser  Übereinstim- 
mung um*  gedrängter  ist:  .  *  ccce  multUudo  miliium  Barn  applicuisse 
Huntiafiir  super  ftumum  Tigrin,  Principes  mUcm  milUiae  sttpcr  "^' 
crant  quitiquc.     Das  näcbste  stimt  wörüich  zum  cod.  Barab. 

Dieser  fassung  des  Liber  de  prfiBliis  steht  aber  eine  andere  gegen- 
über, die  Alberich  von  Hesan^on  wahrscheinlich  in  liänden  hatte;  dort  * 
lautet  die  ganze  stelle:  Inferea  Darius  impcratm-  hodium  wultitudhtc 
cofujreffota  et  ordmutis  sujtra  satrupilms  quinijcfUtii  e^kms  castrfi  tnda^ 
tus  est  super  flueium  Tifft^h,  Alio  itaque  dk  röHvenerunt  Dnriutt  ei 
Alexamierf  cocperuut  ncriter  proeliari,  Tmuiem  cadcre  t-^Mpt^unf  pla- 
rimi  barbararunK  FidcfUes  autem  barhari  sc  indos  fugae  prtiesidium 
pfitwrurü  (Nun  folgt  ansttihrlicher  als  im  cod,  ßamb.  und  im  Lampn 
die  gesciiichte  von  dem  verkleideten  perser).  Audietis  iiuquc  Darius 
mirapes  »um  succubuisse,  siiäim  t^aeavU  muUUudinem  i^mium  d  ptdi- 
tum  fiscendetts  in  ntofdem  Siliciae,  tantum  ibique  cum  toto  exercitu  Ä/ie- 
raus  Ah'.randri  ft^rfifitJinrm   superare,    Jgttur  congrcssus  pugnam  tum 


l)  im  8tt9tetibuigür  «Iruck  vvn  14^0, 


ZV  LAJfFSBCBTS  ALEXAlO^fiR 


25 


AliomiHiro  Darius  ckius  futfit,  Alea^ander  autcm  pcrsecutus  est  cum 
$i^£U^  ad  civitatem  Baceretn  ei  castra  meiatus  est  ibi  d  diis  suis  vkti' 
mas  immtjliwit  Es  folgt  die  eroberung  der  stadt  ohne  erwähnung  des 
Darios,  darauf  wie  fi herall  daa  anerbieten  eines  Satrapen,  den  Darius  au 
Akiander  zu  verraten,  dann  ein  scbreiben  zweier  Statthalter  Staxi  und 
Spyolhir  au  Danas  desselben  inhalts  wie  bei  Lamprecht 

'        '  n^ion  also  werden  AlbericU  und  seio  deutscher  öber- 

84jtzcr  I         ^  i  widerspräche  in  ihr  werk  übertragen  haben,  ohne 

daran  an^ss  m  nehmen.  Ein  etwas  komischer  Widerspruch  findet  sieh 
dart,  wo  er'£4lhlt  wird»  wie  Alexander  auf  anraten  seines  vaters,  der  ihm 
im  träum  erschienen,  als  sein  eigener  böte  zum  Darius  reitet  Bei 
Alexanders  anblick  sprechen  des  Darius  leute  v.  2882 :  „  wer  ist  dere  ? 
er  glichet  sere  micm  rfote'f''  Bald  daraul*  aber,  wo  Alexander  an  des 
Darius  tische  sitxt,  heisst  es  von  den  anwesenden  ttirsten  (2952  fgg.): 
sie  verachteten  den  Alexander  sehr,  weil  er  so  klein  war,  sie  sagten, 
er  «ei  ein  winziges  Zwerglein  und  wunderten  sich ,  wie  er  eines  so  mäch- 
tigen königs  böte  sein  könne.  Aus  unserra  gedichte,  wie  es  jetzt  vor- 
liegt, ist  diese  plötzliche  Veränderung  in  der  äussern  erscheinung  Alexan- 
dei^,  der  kurz  vorher  einem  gotte  glich,  nicht  zu  erklären;  auch  an 
einer  andern  stelle  des  gedichts  erscheint  Alexander  klein  von  gestalt 
(44**7  fgg.),  wenigstens  ist  da  könig  Porus  zwei  klafter  länger  als  er. 
Iß  den  altern  quellen  (s.  Zacher,  Pseudokallisthenes  s.  129)  wird  das 
g»"  '  ']ie  aussehen  Alexanders  dadurch  verstündlich,  dass  er  /Air  reise 
di'  uig,  wie  Hermes  (Ammon)  sie  trägt,  angelegt  hat     Bei  Lam- 

precbt  stabt  hiervon  in  miseim  texte  nichts ;  so  dass  dieser  Widerspruch 
dmrch  kritiklose  auslassungen  bei  der  benutzong  des  Liber  de  pro?liis  ent- 
standen ist 


Die  abfassung  der  Strassburger  handschritl  tallt  in  die  zeit,  die 
der  elastischen  periode  der  mittelhochdeutschen  dicbtung  unmittelbar 
v»i*  -f;  es  werden  daher  einige  benieikuiigen  über  den  wort-  und 
tor  ^  laucli  im  Alexander,  in  sofern  ihulurch  seine  Stellung  zu  den 
streng  höfischen  und  andererseits  zu  den  volkstümlichen  erzählungen  der 
UlÖtezeit  iingezeigt  wird,  nicht  überflüssig  erscheinen.  Hierbei  sind  beson- 
ders die  untersuchunge]!  von  Üskar  Jänicke  in  der  dissertation  fjde 
dieimdi  um  Wolframi  de  Eschenbaclr'  Halle  1860  und  in  den  anmer- 
kungen  zum  Uiterolf  zu  rate  gezogen  worden. 

Ohne  hedeutung  ist  es  dass  sich  Wörter  wie  gesätw,    versali,  stu* 
gel  uäw»   nur  in    V',   andere  uur  in   S   vorfinden,    wie    hreitele,   goumer 
mit  ijeife  u*  a,  (letzteres  nur  in  vermutlich  spätem  Zusätzen  127S.  1794. 


^ 


2711.   3909).    Bemerkeusweri  aber  ist,   duss  das  udj.  rikrlick  und 
adv.  in  y  gar  nicht,   iii  8  viermal  erscheint  und  zwar  auch  voq  TmueD 
gebraucht   wird,   s.  S  174   (V  bat  scomA     i'M)   tmh  tUrrltrhrn  sifF  {] 
nach  dem  sitc),     17153   (thv  verö   »teht  iü   V  nicht j.      bMtt  funfhumU 
juncfrouweti  wd  gewasstm  muh  rUeHich  uhir  ah   (s.  Benecke  ä.  Iw« 
1153.  6Ki5). 

Darauf  dass  viele  der  in  S  vorkonuneiiden  iremdwörter^    die  auc 
der  spätem  Uufisehen  dichtong  eigen  sindf  in  V  nich  nicht  finden, 
bei   dem   kleinen  umfang  von  V  wol  kein  gewicht  zu  legen.     Die  wie 
tigsten  sind:  phellel^  ijhtum^  Uri',  rotte  (diese  hat  uucli  V),  ätnis^  mi^ 
ijemerd,    adamwiit,  jäehatd^  jaspis.   atHdistef   mrbuuhd,  saphlr,  f<j\ 
iüna,  tiätilre;  harfc,  fliime,  pifie  u.  a. 

Den  hauptpunkt  in  der  vergleichuug  bildet  natürlich  der  krieg 
allem  zubehür*     Hierbei   erinnert  an   die  höfiiache  dichtung  der  ziemlic 
häufige  gebrauch  von  sif^e:  V  193,  26.   209,  2U.  *ilO,  5.  211,  13,    8  41 
1239*  2012,  2238*  2286,  2372,  2540,  2636.  3073.  3327*   1339,  4578. 

Ausdrucke  f ö  r  „krieg er.**     knekt  wird  im  Lamprecht  ebeui 
wie  bei  den   hofischen   dichtem   sowol  in  der  beileutung  „diener,"' 
auch  „kriegHmanu,   ritter,**   ja  »^uch  von  königen  gehraucht    (97.   l^h\ 
3543). 

wigani  und  recke ^  die  bekautlich  von  stieng  höfischen  dichtet 
gemieden  werden»  fehlen  in  V  an  je  einer  stelle  (155G.  1578J,  wo  «i! 
-zuerst  in  S  stehen;  späterhin  hat  bie  S  häufig:  wt4/mU  2133.  2334.  2751 
2786.  ^679,  4064.  4267,  4274.  4308.  4325.  4367.  4409,  4459.  4i>u4 
4G06.  4667,  4752.  5367.  6114.  6334.  63H8.  6431.  6815. 

recke.  2919.  30S2.  3117,  :^.1>i!*  ur>7.  4275.  4311.  432^ 
4514,    6671. 

dctjen.  (ö.  Jan.  de  usu  p,  4).  V  208,  27.  222,  25.  S  IIBJ 
1598.    2635.    3632.     1052.    4137.    4256. 

dcgenhcU  2'MM,  deffentlichc  S074,  dieideffcn  4393.  »Werl 
degen  8513. 

Der  beUebteste  ausdruck  fiir  krieger  iöt  in  beiden  band  ^  i'V 
held;  er  wird  sowol  mit  emphase  als  auch  ohne  jeden  u.. 
gebraucht,  z.  b.  V  220,  4  er  tmrf  sich  umbe  als6  ein  hdii.  S  1171 
da  fmhkn  Ahvandris  fnan  alsiz  hdtdmk  wol  (jesam,  s.  V  196.  G. 
19H,  16.  200,  7.  218,  17.  20.  224,  17.  225,  17.  226,  10.  In  S  erücbüiiiL 
m  nocli  ungefUhr  »echszig  mal.    (riicr  erscheint  natürlich  häufig). 

Von  beiwtirtern  der  kriegsloute  Hind  horvorzulioben  Itüi,  sfif^l,  kiun\ 
vcrnwJSicH,  gcmeii^   lUmthnft,    {dUmrich   kumt  in  V  und  S  uicht  vor 
^fih'rlkh,    PHwre,    mdle^     (vrccji ,    vrävd,    mwcrdrojz^m^  habe    ich    tti<3 
gefunden). 


SU   UOU'mBCBr«  AUCUUmKR 


»7 


bnti  wird  iu  V  nicht  aitributiv,  »oadem  uur  prädtcatdv  gebraucht, 
901,  25.  L»t>ß,  6,  2:22,  18.  S  2h4.  824.  987-  1431.  1750,  203«.  3125. 
60Jt5,  50i>7.  5180.  5527.  r»oii\  Ul'Jl.  6449.  04114.  6557.  Es  ist  hier 
hesond^^rs  beiwort  zu  hdL  ftnlihcit  steht  V  192,  7  ^  S  377-  Daa 
adv.  baldc  in  dem  &mDe  von  ttMjc  uur  in  S  mehrmals.  Für  giraim, 
fjfmvii^  S  G572.  04>74.  snel  in  der  dem  obigen  iHtlt  nahekommendeü 
b^jdeuhmg:  V  225,  17.  S  1848.  1874.  3513.  4050.  4052.  kücnc  (Hm) 
y  212,  1,  S  1285.  2130.  2133.  2164.  226G.  2l'70.  4115.  4274,  4325. 
M36,  r  er  messen  und  sein  adv.  hat  nur  S  einigemal  196.  3978,  4464. 
5474.  5564.  6391.  ffrmfit  komt  riur  iu  S  vor  an  stellen  wo  V  fehlt 
und  xwar  im  eiist^n  drittt^l  iUi^  ^edichte  nur  ^iimial  2056  Hterc  f/tmcU; 
aber  gegen  den  schluHS  sechsmal:  5121t  mit  suldai  wol  (jetncU  von  den 
bhunemn&dehen  und  ebenso  7115  von  Alexander.  Als  beiwort  von  recke 
IL  1.  <i50O.  G624,  6>;71.  670L  ellrnthaff  und  adv.  V  185,  17. 
IW,  5  er  IntM  dlcfUhaften  (fedanJc;  dem  entsprechend  S  374,  1112. 
8on«t  in  S  nooli  viermal  im  ersten  drittel  des  gedichts  als  beiwort  von 
muu,  müt,  hnnt  105.  1567.  1638,  2204;  späterhin  nicht  mehr.  (Das 
fiubstv  tUen  nur  je  ^iimial  in  V  220^  6  [in  der  entsprechenden  stelle  in 
8  1650  fgg.  fehlt  es]  und  S  4155). 

t&erlich  (s.  /.  Bit.  1195).  V  185,  27  -  S  123.  Ferner  894. 
»157.  3632.  4275.  4367.  4514, 

m^ere  (mere,  nrnre)  V  dreimal  fnäre  gros  218,  13.  220,  17,  226,  6. 
In  S  al5  beiwort  von  menschen  und  Sachen:  59.  1180.  2017.  2705.  3733. 
4149.  5541.  5715.  6017.  6334. 

H^iUe  von  männern  und  Irauen  S  2806.  3427.  3649.  6170.  adver- 
Uum  4370. 

teiije  ebenfalls  nur  in  S  in  seiner  ui-^prünglichen  bedeutung: 
•^226  di  tmgai  vidtm  dcmUler.     4558  da  vielen  di  fci^v. 

Von  den  ausdrücken  für  krieg  und  schlacht  sind  anzumerken:  A<*r- 
vwri;  wrlatic,  wie  mit  Zusammensetzungen;  sowie  audi  tml  utid  seine 
oomposita. 

kcrvari  ist  nicht  häufig.  V  200,  7.  19.  S  hat  es  nur  im  letz- 
ten drittel  4171.  6552.  6874. 

urloHc  V  217,  7.  S  einmal  im  anfang  dej*  »weiten  dritteis  2781. 
Qegisi  gcliluss  viermal  5606.  6397.  6653.  7114.  urlmiffcs  man  3953, 
4445.     uriouges  mp  6319.  54o3.     Das  verb  urlougm  64oi. 

irfc  V224,  23w  225,  18.  S  1837.  2058.  2091.  2195.  2330.  3060. 
a«*85.  3942.  4381»,  4438.  4543.  6221.  volcHic  185,  16.  187,  17. 
215,   2L    'J20.   2f,.     i^iV   r»     \H.      S    102,     197,    MIH     U7VL     1675.    19H1. 


j.    HAfiCZYK 


wiege  HO s  9^2.  2004 


ö    20^2.     31 3C 


2168.  3120.  4440.  4556.     einwic  4478.  4492. 
wiehüs  2264. 

will  V   226,  10   (am  achluss   der  handschrtft). 
walstai  3372.  4588.     walphat  3154. 

Die  krieger  tragen  als  schntzwalTe  den  halsperc  (nicht  hama$€h\ 
und  schilt  {schiUlesrmd  S  2205.  4509);  ausserdem  findet  sich  verein- 
zelt brunne  V  209,  9  =  8  1146.    sarwät  S  4122. 

Als  angriffswafl'en  tragen  sie  swert,  schuft ,  sper,    Dafiir  tiifft  mai^ 
aber  auch  ecke,  ger^  ms,    eckCt  nur  im  reim  auf  recke;   da  nun  re 
wie  oben  bemerkt,  in  V  nicht  steht,  so  ist  auch  ecke  hier  nicht  zu  fin^ 
den,  sondern  nur  in  S  1579,  2920.  3117.  3140.  4312.  4324.  4513. 

gir  V  208,  6.  11.  209,  5.  221,  5>  S  1099.  1105*  1137,  1691 
Alaa  nur  bis  zur  schlacht  gegen  Mennes.  sas  nur  zweimal  S  443C 
4500.  sfahel  für  swert  in  V  219,  4.  [Zu  bemerken  wäre  noch:  mr^ 
schrolmt  S  3141.  verlmmeti  V  209,  1.  S  1132,  3137.  2204.  39ö 
{versnUm  fehlt)]. 

Für  „streitrosa"  hat  V  ganz  am  ende  226,  17  wäre.  S  voU 
2877  (8.  /.  Bit.  2784). 

Gemischte  beispiele  von  Wörtern,  die  meist  nur 
gebräuchlich  sind:  holde  ^  dienstleute  (,8.  z.  Bit  7695). 
S  977.  2Ü4H.  2548.  2533.  4249.     wimholdc  2100, 

widerwinne  S  2531.     kunne  V  218.  5.  8  1538.  6024. 
S  6833.     müter  Uirn  S  1548.  3110,  6065.  6597. 

ande,    rechen  smen  a,  (s.  z.  Bit  3702).     S  2719.    3(X12.    6131 
6830.     sich  genenden  S  1528,   2483,   2783.     zen  handen   (jeden] 
ken  2518.  4307.  4410. 

Besondere  beachtung  verdienen  die  adjectiva  auf  s«w,  die  sie 
wie  die  citate  zeigen,  nur  in  einzelnen  abschnitten  tiudeu.  mimi6saf\ 
V  192,  16  =-  S  395,  die  übrigen  uui'  in  S.  lohesam  1607,  197J 
gehorsam  3383.  hömam  4146.  freissam  4818.  4836.  4872,  5436 
hersam  5940.  r>229.  hmam  5155.  5280.  5295.  5700.  5910.  592C 
(«,  Haupt  z.  Engelh.  s.  246). 

Von  volkstümlich  klingenden  formein  hebe   ich   besonders  hervorj 
der  riche  kunitte  und  diu  riehe  kuninginne,     V  1H4,  6.  193,  25 
212,  8.  215,  25.  223,  19.     In  S  etwa  zwanzigmal.    rotes  golt  V  2<)i, 
203,  6.     S  5747.  5752.  5852.    (an  den  parallolsteüen  zu  V  ist  in  S 
lücke).     scharfe  swert  V  200,  23,    218,  24,     scharfe  ger  V  221, 
S  1690.     sekirfe  ecke  H  2920.    3117.  4324,     scharfe  sas  4436.     brüM 
ecke  S  1579.  4312.     hrün  psin  4147.    daif  sdmrfe  brm  gsin  S  410«, 


in    volksepe 
V  206,  l 


bat 


tu  UkXPnMtBTfi  äJsExxjstnEa, 


29 


Epbch  sind  die  formelii  burch  unde  lani  S  2045.  207 L  2667. 
2SI09,  3354.    stürm  unäe  strii  V  184,  10  =  S  42.  120*  3121.  4219. 

scoß  unde  (fewant;  uäfen  ufuie  gewäi  V  189,  6.  199,  20*    S3356. 

man  unde  wip  (uud  mngekelirt).  S  2127.  2631.  3741,  3756. 
7107.  7130.  2178:  dö  gereite  sih  in  den  strii  beide  nmn  utide  wip. 

ZiiDi  Bit.  V.  8808  gibt  Jänicke  eine  zasammensteUang  von  kampfas- 
fldiilderuDgeD ,  welche  die  von  den  hieben  aufsprühenden  funken  erwäh- 
11611,  am  zu  zeigen^  wie  auch  hierin  der  Bit.  mit  den  volksepen  über- 
einstimt.  Auch  vom  Alexander  gilt  dieses.  V  219,  2  aldä  grifen  m 
gen  swerten  sider;  d  tm  das  fimr  dar  üs  spranck^  da  ein  stufiel  wider 
den  andern  draneh^'  Dem  entspricht  in  S  1578fgg.i  „do  slügen  die 
recken  mit  den  bri^nen  ecken  daz  da£  für  darüs  sprancJ*  v.  4507  fgg.: 
michil  was  der  sfufnhcal ^  da::  fiur  blickete  td)iral,  da  si  des  Schildes 
rande  sehiweti  vor  di  hande.  Hierbei  ist  jedoch  zu  bemerken,  das3 
solche  schüdemngen  mitunter  auch  in  höfischen  gedichten  sich  finden, 
nicht  nur  bei  Wolfram  (z.  b.  Parz.  263,  1.  537,  21.  542,  1.  705,  15. 
742,  11.  743,  28)  und  bei  Ulrich  von  Zauikhofen  (z.  b.  Lanz.  2064. 
2588.  3172.  4494.  5316);  denn  diese  dichter  haben  ja  noch  manches 
andere  mit  der  volkspoesie  gemein,  sondern  auch  bei  Hartmaun^  aber 
da  nur  in  seinem  jugendwerk,  dem  Erec:  835.  9148.  9200.  j 

Wie  in  den  zu  Bit  10193  citierten  stellen  die  dichtfallenden 
geschoase  mit  regen  und  schnee  verglichen  werden,  ebenso  im  Alexan- 
der S  1166:  „eim  vil  lange  teile  fingen  di  phtle  alse  der  me  unde 
der  regen/'  3080:  ,,vim  beiden  Seiten  fiouch  daz  scoz  also  dicke  so 
der  sne. 

Die  dem  epos  eigenen  ausrufe  hei  wie,  hei  was  finden  wir  auch 
ier:  S  4404*  5063.  (4502).  In  V  ist  dafür  d  me  sehr  häufig  (s.  Die- 
ler  tvk  186,  4> 

Neben   solchen   Übereinstimmungen   mit  dem   volksepos  bemerken 

"wir  in  der  jungern  handsehrifl  des  Alexander  auch  deutlich  einige  zöge 

^die  eine  unverkenbare   ähnlichkeit  mit  der  höfischen  dichtuug  an  sich 

ajen.'   Hierzu  rechne  ich  unter  andern  z.  b.  5230  fgg. :    ih  wolde  sco- 

daran^   ob  were  dihein  nuin,    dem  di  unbis   minne  nit  ne  brechte 

9inne;  vgl  noch  26CH)  — 36,  326<»— 66,  6100  fgg. 

Der  modernisierende  Schreiber  von  S  (um  das  jähr  1187)  begnügt 

sieh  aber  nicht   mit  blossen  anklängen  an  höfische  dichtung,   als  deren 

liebten  hauptvertreter  wir  Heinrich  von  Veldeke  betrachten,  sondern  hat 

lie^n  auch    noch  starker  benutzt.  —     Den   einfluss  des  Veldekers  auf 

gleichzeitige  und  spätere  dichter  in  wort^  und  formelgebrauch  darzulegen 

gedenke   ich   bei  anderer  gelegenhett;   hier  mag  es  genügen  darauf  zu 


m 


jlmcBS 


verweisen,  daas,  von  andern  öberemsitnimuiigon  abgesehen»  die  verse  i^ 
S  ß93l  — 33  von  Aem  alten  jaden: 

er  was  so  eomen  rö  shim  tagen, 
ilaz  er  niet  nc  mohie  gan: 
daz  hättim  dais  alder  getan, 

in   der  Eneit  den   Veldeke  20.  34  (bei  Ettmullf^r)   vom    alti^n   Antrhi?ie^ 
gebrtiuchi  8ich  finden; 

der  was  sd  Icrnntm  ze  sincn  fagen^ 
duz  tr  fühl  ntohte  tjnn: 
daj:  %et  iffw  das;  ahler  qd/tn. 

BEUUN*  tONAZ   nARCiZYK. 


WOllTERKLARUNGKN. 


1.    fliihCH. 

Bei  Graff  ist  ahd.  dä}m  angesetzt  und  ebenso  im  mJid,  w<lrtt^rli^ 
dtih'.  aber  beides  ist  iiTig,  das  a  in  der  j^tammsilbo  ist  kurz.  I)io  mei- 
sten folgen  drr  falschen  angäbe  der  beiden  wArterbneher,  Holtzmann  ii^ 
der  altd.  gramomtik  s*  4.  t£>9  ninit  sogar,  um  die  zahl  der  gotischen 
zu  moliren.  dem  tals<dien  ahd.  dnhA  zu  liebe  gotisches  pnho  an  statt 
Imho,  J.  Urimm  scheint  an  das  richtige  gedacht  zu  haben,  da  er  nel 
daha  zuweihni  auch  dahä  schreibt.  Lexer  im  mhd.  handwörterb,  sefe 
dahe  an»  alier  eine  spalte  vorher  schreibt  er  noch  dächgruotK  nnd  vu 
weist  auf  dähe. 

Im   reim   findet  sich   das   wort,   soviel    ich   weiss,   zweimal:    he 
Otacker  507*   und   im  Iting  4J  "  22   iahen  :  slahtm,    Otackers  reim   in 
für  die  kurze  des  a  natnrlicli   nicht  hewdserid,    wol  aber  der  des  Wit-| 
tftnweilers,  bei  aller   freiheit  und   roheit  der  reime   im  King.     Man  hu 
aber  ausser  diesem  reime  den  deutlichsten  beweis  für  die   kfirze  des 
in  den  formen,  die  Schmeller  1,  481.  5ll7  anffihrt.:  d^i^idn,  eifs/utarkenA 
Ithhl  und   in  dem   wurt  täehenscJire'dmr  lüng  11*^  ;tG.     Cth^r  dieses  wor(^l 
hat  liQekert  im  dritten  bände  dieser  zeitscbr.  s.  178  gehandelt «   ohne  m\ 
zu  erklären,     Er  geht  von  dvchnni  aus  nnd  bemerkt:  „am  nächsten  l{lgo^| 
es  mit  dorfschreiber  zu  geben/*     Freilicli  ani  Uilchsten ,  denn  zwei  zeü 


w  i>ttTiiRia.i  mtitio  m 


ai 


VOftier  (irie  uuch  '22^'  U»)  b^isst  derselbe  herr  licjs  Dorfes  schreiißer.  Es 
ist  ^ä€hen^Jfreih^r  t'infuch  eine  «pdltiöche  bezeichnung  des  dorfscbrei- 
l»Är8,  1    *    ii  noch  lit^ut  dir  bucIiführendeD  Ökonomen  miätscbreiber 


iidei' 


L*^fMtar»t    WpnL^FL 


2.    nile^  uUd.  rad«.    |X>cbnia  (Agrostemma  L.)  Githago,| 

fÜe  wM'^rMchf'T  ijoltinnn  nach  rtrimais  vorj^ari^  in  diesem  wovie 
fl  an,  —  Zunick«*s  b«dinuithjng  mhd.  wOrterb*  2,  i,  583^  die  form  mt^m 
(ifie  öbrigens  nur  ganz  vereinzelt  vorkomt)  mache  die  länge  des  a  wahr* 
acheinlicb ,  wird  wol  durch  die  folgende  betracbtuug  widerlegt. 

Die  knrze  des  «  wird  bewiesen  durch  die  übermis  häutige  schrei- 
bnng  mit  it  in  den  beispielen,  die  das  mhd,  wörterb,  und  Frbch,  2,  81* 
anfflhren:  au»  den  Lindeiibrogischen  glossen  gibt  iiueh  Oraff  4,  ri7<« 
radfio.  Als  man  untieug  die  Stammsilben  vor  einfachen  consoiianteu  lang 
tu  sprechen,  griff  man  auch  zu  dem  nlid.  mittel  die  kurze  durch  die 
Verdoppelung  des  consonanten  in  einigen  lallen  zu  sicheni.  Im  14.  Jahr- 
hundert, aber  auch  schon  zu  ende  des  dreizehnten  wird  sich  diese  ver- 
dnp}H>1ung,  die  vorher  nur  vereinzelt  begegnet,  öfter  nachweisen  laKsen* 

Im  reim  finde  ich  rate  zwetmaL  rahm  ;  ijafcn  in  den  linicbstncken 
'irr  Kgertde  von  S.  Nicolaus  v,  G2 ,  die  Bartsch  dem  Konrad  von  Wnrz- 
bürg  zuschreiben  will,  beweist  die  kürze  des  a.  Der  andere  reim  ratvtt  : 
0mUm  heim  Meisner  auigb.  4ri'  lässt  sieb  für  die  lauge  nicht  anßh- 
reti,  denn  der  Meisner  hat  schon  die  vorhin  erwähnte  verlängemug  der 
staimmsillfen:  ihm  sind  s.  45*  (WacL  leseb.*  689)  auch  gälte  :  hahr  : 
I  röÄü  und  ff^mt  :  toh'v  klingende  reime. 


3,    gelslHz* 

Wackernagel  in  Haupts  zoitschr.  9,  366  vermutete,  dass  mit  geh- 
tits  nicht  nur  die  bekante  melüspeise,   Hondern   auch  ein  lisch  bezeich- 
uei  werde.     Kecbt  dputlicb  ist  das  von  ihm  mitgeteilte  rccopt  nicht;  die 
k6che  waren  schou  damals   keine  sonderlichen   Stilisten.     Dass  aber  der 
meister  Hans  einen  fisch  meint,   wird  gesichert  durch  die  redeusart,  die  i 
Frischbier,   preus^,  sprichwörteT  nr.  3289  voa  den  fischeru  auf  der  Dan- 
Eiger  nehning  antuhrt:    lat  ent  scheele^   7  is  eti  geeslits.     Wie  mir  aus  I 
der  (»rovinz  Preussea  mitgeteilt  wmde,  ist  der  geislitz  nicht  ein  kleiner  y  %Wj 
ft«cb,    wie   imm    vermuten    konte,    sondern   ein  anseLnliclier  mitteltiseh, 
aber  wenig  geachtet  wegen  seines    ttuschmackhafteD   tieisches.     In   dem 
letoten  beispiel,  daa  iSch melier  1,  952  unter  geislit/.  anfuhrt,  kOnte  auch 
der  finch  gemeint  sein. 


mcRUN. 


08KAft  JANIC1C& 


32 


JlmCKX.,  WOllTeaiCLAßLrKOKN 


Auf  meiQ  ersuchen   um   bestirntere  auökunft  verweist  joir.b   m^ , 
naturkmidiger    freund,    herr    Oberlehrer  dr.  Leutz    in   Königsberg, 
Bujack  in  seiner  Naturgeschichte  der  höheren  Thiere,  Königöherg  18^ 
der  p.  394   sagt;    .,  Q///rwws  Nasus,   Nase,   Scbwarzbauch ,   Schnäj 
Schneiderfiscb  bei  Danzig»  Göselits  in  Ostpreussen,  in  den  meiHteu  pro-"" 
\in2eu  Deutschlands  Nase  oder  Ösling,    iii  Pommern  heisst  er  ^- ^'-  't-t^r 

und  Schwarzbaucb,   in  Österreich   Nästling,    wenn  er  aber   in *}t 

Vg  Pfd»  schwer  ist^  Weissfisch.'^  „Cyprinus  Jeses,  Aland,  GieseJitß: 
in  der  mark  Aland,  in  Pommern  und  Preussen  Göse  oder  Jese  usw.'* 
Ziemlich  hiermit  übereinstimmend  sind  die  angaben  bei  Nemnich  im 
Polyglottenlexicon  der  naturgeachichte  sp.  1363  fgg*  Bloch  in  seiner 
,, ökonomischen  naturgeschichte  der  fische  Deutschlands"  gibt  beschrei- 
bung  und  Abbildung  von  C.  Nasus,  Nase»  p.  36  und  taf,  III,  von  C.  Jo- 
ses, Aland,  p*  45  fgg.  und  tat  VI.  Von  der  Nase  sagt  er  a.  a.:  t* Die- 
ser fisch  hat  ein  weiches,  süsses  fleisch,  welches  mit  kleinen  grfttea 
durchwebt  ist  und  daher  wenig  geachtet  wii'd.  Da  ihn  nur  gewi>bnUeti 
der  gemeine  mann  kauft,  hat  man  ihm  in  einigen  gegenden  den  nameu 
Schneiderfisch  beigelegt.  Man  kocht  ihn  in  Salzwasser  und  geuiesst  ihn 
sdann  mit  essig,  bdessen  ist  er  doch  gebraten  vorzüglich  scbniack- 
iaft.**  Vom  Aland  sagt  er  u.  a.:  „Der  Aland  ist  ein  strorafisch.  Kr 
wird  kurz  vor  oder  nach  Ostern  als  zu  seiner  laichzeit  häufig  mit  garn* 
senken  und  netzen  gefangen.  Er  wächst  zu  einer  beträchtlichen  grosse 
heran:  denn  man  fängt  zu  zeiten  welche  von  8 — 10  pfunden.  Sein 
fleisch  ist  fett,  mit  gräten  durchflochteu  und  nimt  gekocht  eine  gelb© 
färbe  an.  Er  wird  wie  der  karpfen  mit  hier  gekocht,  oder  gebraten  tnii 
essig  und  öl,  oder  auch  mit  einer  brühe  aus  senf,  kapern  und  wein 
verspeiset:  ferner  gibt  er,  wenn  er  nicht  zu  gross  ist,  wie  die  zärthen, 
raariniei-t  eine  wolschmeckende  speise  ab :  jedoch  ist  dieser  fisch  wegen 
seines  fetten  und  weichlichen  fleisehes  niclit  so  leicht  als  die  vorhin 
beschriebenen  fische  zu  verdauen.** 

Hiernach  wird  unter  der  Gcy.sslitz  des  würtembcrger  kochbuchö 
eine  wenig  geachtete  karpfenart,  die  Nase,  oder  wol  noch  wahrH'beiri- 
licher  der  Aland  oder  die  Göse,  Cyprinus  Joses,  xu  verstehen  sein. 

ItAX^LE.  J.  ZACHKH« 


WTLirELM   WACOIRNAGEL 
GESCHICHTE   DER  DEUTSCHEN  LITTEJUTÜÜ 

§114  —  11«. 

\  tfeschichte   der  deutsclien  litteratiir ,    erschieüen 

4  hc..  ,.    ..;;   1-.     —  r)5,   bricht  ab  mit  dem  33.  bogen,    im  be^^n»"!*^ 
Um  H-K§,  mit  welchem  die  darstellung  der  zeit  des  dreissigjährigeu  kn 
aii'  \n  der  fortHetzung  und  Vollendung  hat  Um  leider  der  tod  behin- 

dt  meinem  nachlasse  sind  nur  noch  fünf  paragraphe  ausgearbeitet 

V<  11  worden.     Diese  dem  werke  selbst  noch  anzuHigeu,  haben  die 

«ren  des  nachlanaed  mit   recht   für  mi tunlich  erachtet,    weil  sie 
w  nur  ein  bruchstück,   nicht   den  vollen   abschlass  eines  zeitrau* 

ni'  i'Hu.     Man  wird  deshalb  den  plan  nur  billigen  können,  das  werk 

Oiil  dem  113.  g  abzuschli essen  *  ihm  ein  register  beizufügen,  und  es  dann 
UT '       '  I  einer  „geBchichte  der  deutschen  litteratur  bis  zum  dreisnig- 

jäi!    _,  o*''*  auszugeben»     Damit  aber  die  ausgearbeitet   vorgefmi- 

dornen  Paragraphen  der  Wissenschaft  doch  nicht  verloren  giengen,    sind 
BP  ^tschrift  für  deutsehe  philologie  freundlichst  überwiesen  worden, 

di  L  verewigten  forscher  einen  ihrer  ersten  und   teilnehmendsten 

fr'  iunden  hatte. 


111.   (AtislSTiderel.    Prnehtbringende  Oesolhehaft.    Studien 

d«^  Doutt^ehen.)     Mit  dem  zweiten  viertel  des  siebzehnten  Jahrhunderte 

,  um  noch  die  drei  bis  vier  anfangsjahrzehende  des  achtzehnten  in 

siHi     11  ^.c]['' r -:---. ,  ein  zweiter  teil  in  dem  ersten  Zeitabschnitte  der  neu- 
boijj)  i«  ht-«  I  1  ratur.     Wir  nennen  denselben  in  kurze  da^  »lebzohnto 

Jftbrbuiidort. 

V  :  il  den  beziebungen  zu  dem  ausländ  in  sfiden  und  westen, 
die  in-  [zclmto  Jahrhundert  aufgebracht  (§94,  lOfgg.),  hatte  sich 
schon,  ite  das  siebzehnte  eintrat,  das  leben  der  Deutschen,  von  den 
höfOü  bis  zu  den  unteren  ständen  hinab,  ganz  mit  ansläiiderel  durch- 
dningeu.  Schon  damals,  nicht  erst  in  folge  des  DnEissiajÄniüöEN 
jausQEH«  Allerdings  hat  dieser  das  übel  noch  verstärkt  und  tie- 
fer  befestigt  und  weiter  ausgedehnt:  dass  aber  Deutschland  so,  wie 
mit  ihm  ij^r  -  i' ^  ^  dem  eindränge  aller  nachbarvölker  blossgelegt  und 
XalH^t  di^  Jene   beute   aller,   der  bundesgenossen  vrie  der  feinde 

ward,  das  war  nur  möglich,   weil  mau  schon  vorher  sich  selber  auf- 
eben ,  weil  man  schon  längere  zeit  sich  gewöhnt  hatte  auf  aUe  fra- 


W-    w  AI  Hnxin  %i.t  L 


u'ii,    des    litterarischen,  ': 

ftj        I  hei   «hm   fremden,    in  lim      m,;,       i      n      ^»^ 

tisclieti  parteikämpfeu  die  unt^rntützung  des  ausliindes  ntdut] 
LugenfiiUigHti*  morkiiialB  Hulches  zugs  in  die  fremde  und  der  a( 
^gigkeit  von  ihr  waren  den  zeitgenOiJsen  Belbst  die  reibek,'  die 
unter  jungen  edöUt^uten  and  gelehrten  Immc^r  häutiger,  und  deren 
neben  Frimkreich  und  Italiun  nun  soit  der  engeren  Verbindung,  welr 
die  geschicke  Friedrichs  V.  von  der  Pfalz  mit  ISngellaud  geknüpft,  nttil 
durcli  den  neuen  glänz  der  hochs4!bule  zu  Leiden,  auch  England,  und  die 
Niederlande  wurden,  und  waren  die  moden  in  der  tnicbfc«  die  man 
^der  fremde  nach  der  heimat  holte**  Das  augenfillligste  aber  ur 
lUig  auch  für  uns  noch,  weil  dieses  merkiual  noch  immer  J 
beurkundet  vor  uns  liegt,  ist  die  sPRAcifMENOEHEf ,  die  Unsitte  der  gell 
ten,  wenn  sie  überhaupt  zum  Deutschen  sich  1^ 
dann  ganz  zu  durchflechten  mit  Lateinischem  m  -  n  i 
Unsitte  der  hof-  und  kriegsteute  ebenso  mit  Französischem ,  mit  Itfl 
Bcliem,  mit  Spanischem  zu  prunken.  Und  das  war  nicht  ernt 
kriege  ein  gegenständ  der  klage  und  des  spottes,^  das  war  .sl:..  f»* 

rend,*  ja  vor  demt=telben  in  vollem  schwänge,^   das  gleich  jenen 
die  mit  dazu  wirkten ,  hatte  seinen  anfiing  schon  im  sechzehnten  jaftu^J 
himdert  genommen  (§  9  i ,  24  fgg.  33  fgg,), 

1)  Opitz   im  Aristarchns,    Bodm.  75;   Philanders   v,   Sitt«waM   tli.  2. 
gesiebt  Hanß  hieniibcr^  Qtmß  ficrüber;  Abraliain  a  S.  Clara  LB.  3»  1,  Öll)  in 

2)  Fhilandera  th.  2,  cthUs  (^sicht  Ala  Mode  Kchrauß;  Ijog^n  (i&  ^ 
m^,  12;  Abr.  a  8.  Clara  a.  a.  o. 

3)  Simplicissiinu«  2;    108;J  if.;   Neukircha  ?orrod»T  zu  Holf^niiiiniiwaldfLnr;    tinll 
andrer  Deutschen  i^edicht43D  l.   Wif  Mfen  auch  zugiHch  eu  musr  xtii^  iia  d^ 

Hchen  füKt  nicht  virMr  DcuUche  fteifn;   da  die   auatäTuiischcn  iSprachen   ^■ 
haben  ^  und  es  tben  m  nchimpfllich  ht ,  deuUch  su  reilcftf  als  eiricn  ach 
M-  <ßder  wams  :su  ira^en, 

4)  Logttu  LB.  *i,  38!^.  11;  PUihrndür  li-  a-  o,;  /Mt/f^c^e  SaUfra  mä€r  dw 
4krhtf  d,  MtUitrfffirachi  iu  HolTriiamjB  nad  Scha^lo«  Weiwarisrhcni  jahrh.  1, 
rlitj  2ivci  Klagelieder  dos  IWtHchen  Michela  ehd,  2,  206  jf.  (ein  atftck  au-    '    - 
flühoii  bv\  Philftndcr).     Vgl,  §  116,  3.     Hmiptljeispiel  Ju&  lüatBiiiel  llorn  tti,! 
im  Audr  Gryphiu«  zwar  fttr  die  ■                  hting  fKji' 

fflan  er  jedoch  nelüisi  als  eine  „t<>ru  t  jtigeud  i 

>irm  *An  jjt>l<?lift*;r.    SiM)»i»rouiiis ,    der  uiit  grieehijjchü«  und  latetnuichen  brocken,   ^iaj 

kriegxiiiaun,  Daradiridatamtortdüi»,  der  mit  fr&iizosiKcljeii ,  » *"  =  »».lir.r    nM»r»i.;r» 

fax,  der  mit  it«lioiiisch<m  lun  sich  wirft. 

r>)  Lfttcin   und  FrmruiNiiitcb   in  den  Uedem   lut  l^ 

miium  di^uiscUt;  (fejK^lbchaftiiUcdor  X.  4ri;    iu   dem    vs 

K»i:i  (rtdoti  der  t^^tiTet;:  (JottachiMis  Vurmth  L  172.    Tadti  und  purwXut  in  Vf^^ 
lArifUnjljUM  1G17  und  dcnsien  Pocterci  1624,  Bodm.  7ö  fgg.  "    ■'^^' 


ttmniiL  D^  nmKtmitwH  uttbiutüb  ^  114  —  118 

7.|^,   .^t]^hr.  v^-io^ii   wnren   nicht  alle  gelehrten   ^o   geschmacklos 

li,  noch  gahoiA  sich  alle  ttirsten  und  Staats-  und 

D€r  m  gedanken-   und   gevmBenlos   der  fremde  hin.    Ja  es 

1e  j<^t7.t  die  deutsdio  litteratiir  einen  neuen  aufschwung  ueh- 

U8&en  Wirkung  bis  auf  den  heutigen  tag  sich  fort  erstreckt,   und 

efueuemng,   so  grossen  einfluss  auch  die  litteratur  des  ausländes 

'     ~  '  wia  geschah  sie  doch  nur  aus  illi Migen  regim- 

!  ijobe  und  war  iu   ihren  anföngen         j  liich  ab  ein<* 

enwelir  gegen  die  ausländerei  iu  sitte  und  spräche  gemeint 

Seilen   im  jähre  1617»   dem  jähre  vor  begin  des  grossen  kriegoü, 

All  Weimar  vron  einigen  fürsten  des  Auhaltschen  und  des  Wcima* 

^{sclion  Imosea  und  einer  anzahl  adliger  (einer  derselben ,  Caspah  von 

hatte  zuerst  die  sache  angeregt)  ein  verein  gegrCindet,  der 

luilrechterhaltung  von  sitte  und  zucht,  vorxögÜch  aber  die  pflege 

sehen  j^praeho  und  deren  bewabrung  vor  außlündischem  verderh- 

xur  aufgäbe  setzte,   die  Fruchtbringende  gesellsebaft  oder  der 

'DEN**    Nach  Teatleben  das  erste  Oberhaupt  war  fdrst  Litiwig 

^r  (§  11&,  1)»  und  so  sind  auch  die  folgenden  stets*  fürstliche 

BOücn»    sind  bis  zum  anfange  des  achtzehnten  jalirhunderts ,   wo   er 

verlosch,   zahlreiche  edelleute  und  gelehrte  bürgerlichen  stan* 

sieiue  mitglieder  gewesen*     Solches  ansehen  und  das  beispiel  des 

I,  womit  jener  aufgäbe  nachgelebt  ward,  reizten  zum  Wetteifer,  und 

11  jahrzehende  sahen  noch  mehr  Verbindungen  der  art  stiften,' 

^.......chtlich  zum  teil  nicht  minder  bedeutsam  geworden,    zum  teil 

olmö  spur  und  dauer  vorbeigegangen  sind ,    die  Aüpuichtiue  Tan- 

SjELtSClIATT    1633   (§        ),   die   TeUTSCUGESINNTE  GEN088EN8CUAFT 

),    der  Blitmenohden   an  der  Pegnitz  1644  (§      ),    der 

exoRDEN  AN  UK14  Elbe  1660  (§    ),   der  letztgenante  zugleich 

icMtch  als  ,, pfianzgarten **  für  den  Palmenorden  bestirnt:  eigentlich 

'  l>er  er  und  die  andern  alle  nur  eben  so  viel 

'  i  '  .1-^-  .   ■ .  ^  -iheit 

Zugleich  mit  jener  fürstlichen  fürsorge  und  gewiss  nicht  ohue  wech- 
ug  mit  derselben  ward  von  selten  der  schuhnTiuner ,  der  gelehr- 
AHih  rrir  die  grammatischen  Studien  des  Deutschen,  lur  dt^-^- 


r*38  haui^tweik  Neu*  Sprossender  Palmbaum  —  von  dan  $S}woHSCH<i€n 
irU,  Nlirobcrg  1668  oder  1673;   aeueatö  Göschichto  der  FrQchtbriugcn- 
ift  von  Bahthold,  BerUn  1848-    Bei  Logao,   der  selbfit  anch  ob  mit- 
wtir,    I     V     !       '        > '  i,  r  Äprncli  Über   das   wosen  und  wirken  de»  venjiuü: 
ehiet  Sil:  iivusend  2.  2.  26,   3.  13.  3.  6,  lö, 

f)  IHt'  tt|»f^i:Lg«^üt4UciiikiU;ii  detf  siebzelint«!!  jahriianderU  von  Otto  Bchnls, 
ufläm  1824 


äuu  ;>'  tgt'ü    v\it^   ueii  Höheren  wisfleiiH«!!. 

mt   rj  Wouj-nANO   Ratu:hrh,    ein    h  i 

CiiRiöTOFH  Helvicus,  eiD  Hßsse ,   der  eratere  im  jähre  115^5^  der 
tere   schon  ItJl?  gOBtorben,    wirkten    T.      >  '  «t  eifrig    ■ 
alle  Hchulbildung   mit  uaterricht  im  Dt   .-  i  jü  und   au;   l"    r. 
neu  wnrde:  bestrebungen ,  die  einen  vorzüglichen  gönuer  in  dem  ge 
ten  fursten  von  Anhalt  uud  vorzüglichen  beifall  an  eben  dem  ort  erli 
ten,  der  die  geburtsstatte  des  Palmenordens  war.^     Und  jetzt,  wo  ai 
znerst,  doch  be wuster  und  wissenschaftlicher,   als  dergleichen  dm 
zehnte  Jahrhundert  Kchou  ver»ucht  (§  93),  wiesen  männer  wie  Mai 
Prfjter,'*    wie  Meix:^hiok  Golüast   von  Haiminskeld,*"    wie 
Opitz,**  wie  nach  diesen  allen  und  grösser  als  sie  Fkakä  Jukh 
deutschen  Studien  auf  den  strengeren  weg  der  geschieh tlichkeit, 
altertümer   der    eignen   wie   der  verwanten   sprachen    des    . 
staimnes«  und  wiesen  dieselben  um  so  erfolgreicher  darauf  h:  i 
ihr  beispiel  schon  um  der  andern  Verdienste  willen  achtete,    die  aid' 
gelehrte,  oder  wie  Opitz  als  der  vorderste  dichter  der  zeit    '  -       svj 
hatten;   mit  Junius  namen   sind  die  ersten   drucke  des  alttu  .  utl^ 
aller  germanischen  Sprachdenkmäler  bezeichnet,  der  bibelübersetzung  Vi 
filas  (§  8)  und  jener  dichtungen,   die  zuerst  er  dem  Angelsachsen 
mon  zugeschrieben.** 

115.    (Lltteratiir,)    Aber  man  begnügte  sich  nicht  so  mit 
blossen  gesinnung  und  dem  wollen  und  der  Wissenschaft  des  deal^cbd 


8)  Der  Unterricht  im  deutBchea  von  End,  v.  Raamer  34—40     Hkn^i»  l»^ 
Griimu  Wb.  U  xxn. 

9)  Oob,   za  Aagsb.  1565,   gest.  zu  HeiddK  1614.     Seine   jnih^iiinT    WjJii 
(§dd)  WoriDa  1631. 

10)  Geb,  1676  zu  Efl^eu  bei  BischofszeU  ini  Tbar^aii.   gfst.  äü  (ir- 
Aüflgwbe  Tirols,  des  Winabecken  und  der  Wiiisbeckinn  (§77»  8,  11)  in  dri 

Üct  veteres.    IdbuIhc  (Lindaii)  1604;   ebendü  sowie  in  aetner  uafigxib«  dun  Valeria 
Ciuieknisiit  episcopus  1601   und  in  d^r  Bc^plicatio   pro   iinpeno  lOH   noch 
elnf.cl an f?)h  Hingen  aus  der  jetzt  Pari8ischen  liederbandtichrift  §  70,  2Th 

11)  §  ÄnBg.  des  Annolicdc«  (§  55,  &6)  Dautisci  1Ö39,  Und  uchon 
stATchui  teiS  und  in  ätt  Focterei  l&M  mehrfAche  bcnatsuog  des  von  Gold 
geteilt«  tu 

V2)  Eigentlich  Du  Jon ,  von  frantöwseher  herkniift,   g«b.  su  Hciddberg  U 
gc«t  zu  Windhor  1Ö77.    l^r  sein  lebten  und  wirküXi  Jac.  Urüiun  vor  der  lljrii 
vnt   Pvr\   ijit^rTiTPtfttio  thcot  öottingac  1830. 

Atue  fttr  die  neaen  Stadien^   bewiLhrt  durch  h&ufige  anfUbmxqt 
iieutöcutr  v>         '  '  IThh,  nicht  blog  in  deutlichen  anhnften,  iric  bei  M  •     '    .       1     -; 
(vgL  V.  iL   i!  i'iiiieH.  4,  H9fi),   sondern  ü*?lbKt  in  ttrhait*!u  d«r  t'l, 

logi«.  wir    I  »nag.  von»  OuJei  '  "09. 

14)  I  1,  li  Dt^rdrecJit  J<J65.  ♦  .   1055  gedruckt., 


^KCT^CnWI  ttTTnUTtTtt  g  111—118 


37 


ImrhjLi I   /i*  »tiii».-.*üiM    iibwffar  stellte  «ich  dom  drohenden  verderheft 

lltterutur  salbst  eni^egeri,     Sie  vermochte  m  bei  dem  halt  und  dem 

grande,   den  ihr  jene  gesellschaften  <    voraus  der  Piilmenorden, 

So  w«it  derer»    Verzweigung  reichte»    und   sie   verzweigten  yich 

hin,  so  weit  auch  die  teilnähme  an  der  litteratur  und  der  anstoai:i 

m  flbeu»    Und  wie  da  Schriftsteller  bürgerlichen  stände«  mit  edol- 

!     ^l    :      sich  vereinten,  wie  durch  solche  •  nng  edel- 

Hit    Li      [         L    .a,    L  b,  gleich  jener  Ludwig  vu:    .lmiauv  und 

der  ersten  glieder  des  Palmenordens,  Dietrich  von  Werder,  reran- 

•ti,  sich  mirli  litterarisch  zu  versuchen,*    so  fiinden  iin  urteile 

. .,.  .lud  im  Selbstgefühl  auch  die  bürgerlichen  Schriftsteller  widerum 

Innige  hehung,  welche  bei  angewachsener  häufigkeit  die  academischeu 

ßl   nicht  mehr  gewähren   konten  (vgl.  §    ),    und  nun  auch  deutsche 

idiler  eine  auszeichnung,  die  vordem  blos  lateinischen  zu  teil  geworden 

\;  auch  solche  wurden  jetzt  gekrönt,*   bis  freilich  diese  ehre  sich 

bli&lls  abnützte,^   tmd  auch  litterarische  Verdienste  nicht  selten  mit 

V  -  r   V  Kräftigt.*  Und  noch  insofern  erwuchs  der  litteratur  von 

!»  her  eine  höhere  und  freiere  Stellung,  dass,  weil  hie 

ftticl  da  auch  frauen  der  zutjitt  offen  stand/    nun  wider  auch  fraueii, 

'  ,  edl^,   fürstliche,   häufiger  als  seit  langem  an  der  litteratur 

iigen  mochten  *  und   so  dies  Jahrhundert  gelegentlich  selbst 

JichtiTiiinen  mit  dem  lorbeerkranze  des  kaisers  schmücken  sah*^    Durch 

daa  wai'd   der  ganzen   schriftstellerei  ein    verändertes  gepräge  aui- 

aekt:   die  geistlichen  und  schulmänner  macht-eu  nicht  länger  so  wie 

l)t^er  die  mehrzalil  aus ,  und  gerne  nahm  *  mit  bewuster  und  ausgespro- 

tieuer  Verachtung  dessen,  was  pedantisch  war  oder  schien,^  die  gelehr- 


l  ♦  Von  f.  Ludwig  Fmndsci  PHrara^ioe  Secfi^  Triumphi  oder  SiegesprachUn 
V    ■        *  ■fzet,  Koethtjn  1»>43;     V.  d.  Werder  § 

'  u  wol  niiT  m  fichcrz  und  holiHt  selbst  der  Ntirnt>ergrwchc 
WH|^»3n8<nl  de  riviUt«  Naribergensi  5^;  vgl.  ^  \^, 
)s  öb^r   deren   Vergeudung   und   die   daher  fliesseude   geriirg- 
der  dichter:  Öat.  8,  104  fgg.    Ähnlich  Schupp  LB,3,  1,  786.  791- 
f  j>ju»  erste  beisplel  Opitz  § 
5)  In  (Jen  Bluuieiiorden:  Herdegens  Histor.  nachncht  254  n.a.;  in  die  Teatsch- 
"   '  i  r  sogar  &anen  als  ^  Jimeo  der  zünftö.   In  die 

rie  der  deutschen  ^l  -t  157«    Darauf  Ähnliche 

ifDnlcn  eiiigi-nvurnt:  Neoniark  179  fg, 
,    ij  m  Morhofeiii«  Unterricht  v.  A,  tanCscheu  »praehe  und  pocsie  1718, 
'\i  \m  Verlan!  nniierer  dar»iolIung  deren  manduMi»  amntal  bd  geblüchvr 


7)  Hfifd^^tn  aaa  937.  847  fg. 


Tfit^s^tcTiÄ  im  j,  IC»:^^ 


samkoit  oineü  weltmaunisclieü  mi^.    El>eu  dmer  jmlocii, 
bildcmg  nach  moderner  ai-f.  allum  entHpraclu  musto  iloü  - 
firemde,  denen  mau  (Hb  litteratiir  zu  versehlieäiden  dachte,  das  tor ' 
auftun,  und  immer  weiter  und  weitur  auftun,  und  ^        l.' 
tung  des  Palmonordens,  bei  der  man  gebrauche  uu-i  i 

muster  der  Cnisca  zuKoreiu  Binfuhrte,**  und  von  den  süftem  tmd 
gliedern  an,   die  selbst,   was  Bio  dichteten,   nur  aus  dem  italieii 
tu  verdeutschen  wüsten  (aiim.  1  und  §    ),  es  geht  von  da  aa  dure 
ganze    Jahrhundert    gleichwie    der    eigentliche    grund    allor    deut!$< 
schril'tfibiuig,   eine  nie  ermüdende  lust  und  fruchtbarkeit  de- 
zumal  aus  den  Italienern  und  Franzosen,*^  und  ein  streben,  <i.». 
ilun  die  sittliche  kraft  noch  innewohnt,  der  achtung  und  fast  der  bewgj 
denmg  wert  ist,  den  Zwiespalt  zwischen  deutscher  gesinnung,  den 
spräche  und  welschem  stofle,  welscher  form  ausgleichend  xu  verqis 
In  golcher  art  denn  und  ttrr  solchen  fortgang  durch  ein  zusaii 
strömen  vaterländischer  und  wachsender  fremder  einflüSB©  und  gleicli 
ansatz  einer  litteratur  der  weit,    i.st  mit  dem  zweiten  viertel  des  jsi«! 
zehnten  Jahrhunderts   die  neuhochdeutsche  litteratur   begonnen   wordc 
daB  sechzehnte  hatte  nur  erst  die  spräche  begonnen,   in  diugeo  der 
toratur  aber  wesentlich  bloss  die  alten  rückötilnde  weggeräunp        ' 
das  fehl  für  ein  neues  vorbereitet.    Es  traf  mithin  dieser  aui,   .: 
gerade  in  die  zeit  des  dheissiojähricien  kkieqe»,   ungelilhmi  tladt 
wie  oft  auch  und  wie  schmerzliche  klage  über  all  die  schrecken  ergien 
vielmehi-,  so  lauge  derselbe  noch  ein  kämpf  um  den  glauben  war,  bi^ 
ten   sich   die  sehriftstoller  dessen  howust,  dass  sie  mit  einzustehen  hl 
ten  für  den  glauben,   und  als   er  ein  kämpf  ward  um  den  bestand 
die  ehre  Deutschlands,  als  beide  mehr  und  mehr  dtirniedorsankcn , 
ward  es  ihnen  pfiicht,   wenigstens  das  Üeutschland  iler  spracht*  und 
litteratur  zu  retten.    So   erwies  sich   auch   damals   die  unwahrhott 


^)  Wie  iü  tlor  Äccaäcwüi  dclla  Cmsca  (seit  1582)  hatte    jod«;«  niitjfli 
rftlmcnordcRß   scbien    ju^oBeUdchaftsTVttmen   nob&t   sinttbUdc   und   wuhbprycli: 
V.  TeutJobcii  z.  b.  tn  all»  i.ichabiijend   {cnasca  klii 

8c*in   bild  war  ein   üi  drsn  sun    «ich   iuiüeercudcr  \^ 

Ifkrin  fhuit  nich»;  furast  I^nUwig  der  Nachrende  ÜihtU  «in  v 
NidUts  bcH^rit,     Vgl.  Bartbold  1Ü6  fgg,  —     I /ordre  de  1«  tij 

10)  Doch  wiir  Andr.  Omdiins  (§    }  giuiMiHatzUdi  ih 
doiD  Schwarmcndcu  »cbiifcr:  Ich,  tkr  andcrucri*  jtt  throrth' 
Miefffn  tra(fc  (nn^tüdien  sie  mir  rv'^ 
hritufttn,  als  wnun  ich  tiivm  atis  ** 

mxUm    vMtriicbjiittbto   in  r^ilföreu  iahren   (Vorred«  zq  den  Hcld<tiibn9fcti  s 
.»diciwtbttTü  arbüit/* 


«SBCBL  I».  PSUTSCSS»  UJTStLkTVM  $  114— llS 


m 


iilleii  ^pnidies  inler  arma  sümt  fnnsm:  wol  aber  begann  damals  Gierst 
[dit*  wohrhiäi  eines  anderen  neueren  vün  den  Tersf^tuedeiiea  grenzen  Am 

lil  des  R'l   "'  '"        '        ''ManJs.*^     Uii'^  i.   wo 

[wo  «^  ftm  rlStesten  war  von  blnt  und  brand,  gerade  da  am  lautest«  n 
singend  erhttb  sich  m  die  nucli  freie  friedliche  luft  die  lerche  der  dicht- 
kmuet    Im  seülizohnten  Jahrhundert  hatten  die  südwestlichen  lande,    dio 
i Schweiz,  der  Oberrhein »  an  der  litteratur  noch  reichlich  mitgewirkt  und 
\der  Oberrhein  schon  damaln  unter  welschem  einfluss  (§  104.):  jetzt  aber 
w**"  * '*^      au  die  nberrhcinischen  Vorgänge  nur  durch  den  ersten  an^t 
jdt.'.           ,iuig  angeknüpft  (§    ),   das  litterarische  leben  sich  ausschli 
fieh  dem  tfOBOosTKN  sna;   der  südeu  verstumte,  auch  der  evangelische 
IftH!  -      ->-<  der  katholische  schon   der  refonuation  gegenüber  verstumt 
iW^i              die  Schweiz,   um  erst  nach  langem  wider,  erst  nachdem  der 
liflclte  frieden  ihre  tatsächliche  trennuug  von  dem  reiche  zu  einer 
'^'^ '^^  *  ^i,    nnd   auch  da  zuerst  nur  mit  schfichteru  '  * 
jV^'L  1  Volkseinheit  dennoch  kund  zu  tun;  —  dem  ti<  .  :  -:  .!, 
[IL  tu  zugleich  dem   muttersitze  der   kirchenbesserung  und  der  mit  ihr 
•n  neuen  yprachsch^^pfung.     Damit  w^ar  entscheidend  für  immer 
^t  ,  i.     i.'^TASTiHviiE  iiiss  der  neuhochdeutschen  litteratur,   mid  in  ihr 
und  duri'lv  sie  die  herschaft  der  spräche  Luthers  festgestellt    Moch- 
K'h,  was  letzteren  punkt  betrifft,  bewost  oder  unbewust  noch  land- 
et '          *■ ^'-  hangen  von  der  eng  obersächsischen  art  mit  unterlau- 

fr-'  bei  dem  erster»  dichter  der  zeit,    bei  Opitz»  vms  der- 

n  entgegentritt,*^  mochte  sich  auch  der  überlieferte  Wortvorrat, 

'     ':^       '    lie  neubilduug  (vgl  §     ),  sei  es  selbst  durch       ' 

n,  noch  so  reichlich  mehren,  jene  gmndlage  i 

ijeauoch  fortan  mi verrückt  und  ward  an  Oder  tmd  Elbe,  an  Fleisse  und 

IN«     "  ^   "tzlirji  beachtet     Alles  wirkte  zusammen,  um  jetzt 

I  tu   .       ..       .      .    1     t'l  und  kirche  schon  im  vorigen  Jahrhundert  begrün- 

|dt»t  hatt^jn*  die  übung  je  der  besten  Schriftsteller,  der  einfiuss,  der  von 

üi«  It  durch  jene  gesellschaften ,  weiter  in  alle  kreise  aucii 

^         ..t.w,  i.  ,*.ijisgieng,  die  lehre  endlich  der  grammatiker,  welche 


Hl  LB.  11.  ]0^>  24. 

^rn  Nchon  des  17,  JAhrhtiürlnrtÄ  am  ol»f r^iüi^hfischen ,  db  jedoch 
kt  •*•  ,       -»(-'  ^»  nur  liirr  nttöeqinhche  polten  ^  §^'S*  35. 

W  Z'  bv  die  TüinibttidiiDg'  »oldier  wnrt«  wie  können ,  fffmntn  (gcjtproch^n  kin^ 
-^  ^  \n,%  3tD.  10,  327.  riO.  m^,  22.  332,  28,  3T 

^^_  ui|»t,  und  o»ch  Opitttm*?  Vürgnng  «todi  au 


iQ 


2.1    KtlTirT^  M.t-l 


niuif    voran  ILtUriuuü/'    ti 

in  gleichem  iiimi  und  nur  u  i 

die  eiiirige  ricbtschnur  des  deutschen  anerkanten,** 

I  u>.  (Prona,)   Ganz  aber  und  eigentlich  gilt,  was  von  der  littBr 
im  üe?  siebzehnten  Jahrhunderts  ist  gesagt  worden,   nur  von  der 
derselbeu ,  nicht  so  von  der  [»rosü.     Diese  war  Mchon  räumlich  wettnc 
gedehnt  und  es  nahmen  an  ihr,  wenn  auch  nicht  die  Schweiz,  doch  sT 
das  RIsass  untl  sonst  die  oberrheinischen  laude  teil:  wol  eine  weiterö 
samung  der  blute,  m  der  im  vorigen  Jahrhundert  die  prosa  gerade  lue 
aus  durch  Fischart  gediehen  war  (§  112).    Im  übrigen  aber  kehrte  rf^ 
verhitltnis,  Aim  zwischen  poesie  und  prosa  damals  beBtanden,  jetjct  vfl 
UHU     Das   sechzehnte  Jahrhundert  hatte   reichlich   ebensonel  pra« 
poesie,  wo  nicht  der  ersteren  noch  mehr  gehabt;  jedenfalls  lag  au 
gel*  Seite  der  litteratur   der  Vorzug  einer  höheren   entwickelang, 
dagegen,   und  es  Hellte   so  von  jetzt   bis  um  die  mitte  den  achtjtel 
Jahrhunderts  bleiben,  trat  die  prosa  wideruni  zurück:    die  mehrÄal 
taleute  und   die  grfißaeren  talente  und   die  grössere  Iruchtbarkeit  fiöH 
der  dichtkunst  zu,  und  die  prosa  teilte  keineswegs  all  deren  fortsei 
hier  wich  die  spiiACifMKNGEHKi ,  da  willenloK  träge  gew^^hnung  *  und 
her  grmidsatz  sie  behauptete,»  dem  besseren  streben  nicht  ao  allgemei^ 
und  wührend  die  dichter  Sorgfalt  auf  den  stil  zu  verwenden  pflegten  un 
gern  ausgiengen  auf  leichte  gefälligkeit ,  hielten  die  prosaiker  meist  auc 
die   gröste   nachlUssigkeit  für  gestattet,    oder  fibertrugen  auf  alle«   A\ 
steife  5<chleppende  darstellung,  die  in  den  canzei.eien  sich  gebildet  hatl 
denn  das  deutsch  der  canzleien,   so  unnütz  und  ohne  m^m  auc-h  genid 
dieses  mit   fremdem  versetzt  ward,*    galt  von  alters  her   noch  in 

U)  fe  Ul,  ö.    Raumer  ».  a.  o,  89* 

15)  ßauttier  44.  45,  4'c».    54.  57;  vgl  %m,  34, 

g  IUI     1}  Vgl  LeibniU  IJ3.3,  1,  007. 

2)  Z.  h.  Morhofetia  Unterricht  v,  d.   teiitÄ<:Ueii  «f»r.  n.  poe»i<?  5""  '" 
1718)    L(a^rinücfH!  und  FranUoesMte  Wörter  haben   in  eitlem  trtuti 
und  in  efm^T  abiiemettstrtten  redt    '  ,^^!aU.      In  Diticimrs' 

duTvJ^  keifi    TeuUchrs   recht  tm  .i   wer  den  kanj   in    > 

Schrifflen^    tnnl  man  fftzwmujt'n,    Huifclhen  zu  ffebrauchm ,    ä^9*ri  w  ^a**  0^$ 
rirt  ^tticfHhHckiichcr  dadurch  g^gcbrn  icerdtn  o,  s,  f, 

''"*  V}cL  §04,  24.    Von  MArimilmn  vo?i  Btucrn  16^  noch  tusCilUff  bomcrid 
fJiirtti'M^    Fruchtbr,    .      "    '         ^      '       -   m    in    Lcxug   »xit  Fi^r    ' 


^$^i<:U  offi^  ^^/t  ein  §fut  tiesell^  der  mh  äeji  purtn  Teut9chen  gdbraud^i^  irij 


rTT^CTtrS*  LITTlISATtm  i  114—118 


41 


(ifiÄt*^»Nf..».ni.il  '    ;,..      ,  ,,  .    , ihwerfiHligkeit ,   solclier  imdeutechheit 
iiMXif  mmontüch,   die  üo  sch^Jn  begonnou  (§  MfH),   dio 
;  aufii  üeu  zu  grmule:  kein  werk  derart  von  irgend 
.  u    v«.u..ii(Iiing  tüHsi  eich  bi«   an   den  aus^ang  dieses  zeit- 
ifiiliaft  maclieu;  es  gieng  daran  auch  in  gründe  die  nKKEii- 
äiUKigTi  ditJ  güistliolie  sowol ,  die  sich  ebenfalls  schon  so  hoch  orschwiin- 
(§  109),  nls  die  weltliche,  auf  die  man,  wie  es  scheiöt,  zuerst 
Ü  >t1  :   es  ward  an  den  hiUen  sitte,    feierlich  öffentliche  handlun- 

1 1  bmidesgesuche  und  vertrage  and  brautwerbungen  wie  leichenbegäng- 
P-  '•        ""    ''      _'    wol    ausgearbeiteter   staatsreden    zu    yn!'     *      /^ 

Zu  1     i..     iük  »üe  LEHKfiAriK  rnosA;  sie  ward  am  \    -i^     n 

auch  geflht:  hier  kam,  und  das  war  zuletzt  besser  als  die  sonst  beliebte 
'  uüg»  der  gebrauch  der  allgemeinen  gelehrtensp räche  wider 
11  oder  man  zog  dem  deutschen  die  neue  spräche  der  weit, 

die  fr;i  le  vor:  hauptbeispiet  Leibnitz  (§    ).    Wo  allein  noch  fnicht- 

Iwrkeit  und  *?ine  fort  und  fort  sich  steigernde  hei-schte,  wo  auch  dem 
'■*'♦"  '" '^rl  ganz  die  erfolge  fehlten,  das  war  der  roman,  die  art  der 
ihrem  weseu  nach  unmittelbar  an  die  dichtkunst  griluxt;  liier. 
aber  hier  allein  auch,  kam  man  hinaus  über  die  vorgÄuger  des  «echs- 
t&l"  iibrhunderts.  Zwar,  was  den  sül  betriftl,  stand  der  roman  fast 
Au  biuter   der  gebundenen   dichtung,    und    hier  zumal  liess  man 

liicb  gern   nachlässig  gehn:    sonst  jedoch  hat  diese  prosa  in  lebendiger 
w^  *  "    Iten  mit  all  den  entwickelungen ,  welche  die  poesie  und 

isv  ,     ^ gcschmacks-  mid  sittenleben  der  zeit  durchlief.     Des- 

J^tb  wird  die  weitere  darstellung  wol  von  ihr  noch  öfters ,  von  der  lehr- 
en, der  rednerischen,  der  geschichtlichen   nur  wenig  mehr  zu  han- 
haben. 

117.  (Lyrik.  Didaktik.  d>le?enheltsdichtiinff.)  Auf  der  poe- 
m  also  Begt,  wie  für  die  mitt-elhochdeutschen  jalirhundert-e ,  so  för  dies 
xweite  der  neuhochdeutschen  zeit  das  liauptgewicht    Hier  aber  miluu, 


nm 


17t9  fgg. 


*>'nti»cheH   Iit*itn    ^kh  mit   allem   fl^iß  miisfitjet  rrttd  entknltri ,    für  anen 
^n  Eikrl  i^cfcholUrtf    ader  wohl  tpir  nbtjf^ciiafft ,   rnd  an  geinefit  Glück 

i ;  C&uz«1ey8Ltl  de«  stadtechreibers  von  Spder  Lchttsan  1*512,  f  IUP,  35. 

Hl  Bchuppl«n»  &]]  yerBchiedncn  «rten  mehr  als  ein  Teuischer  Cicero  der  art 

7,.  Tl.  LB>  '5,  1.  771.     Seiner  zeit  der  beröhmtest*?  Veit  LrDwio  v.  SKatE»- 

iliriwtrti  mejni  »äclisbchor  hnry^fft* ,  dann  Je«  kurförsten  van  Brande nbtirg, 

ri  (44)  Ta  lf>9l.     Zwnjfbändige«  eammetwerk  *^un 

rvn ,  voi  «iniÄter  und  beröhiate  männer,   Leipzig 


42 


W.  WAClCinUIAOJU. 


aus  mehr  ads  einem  gründe,  den  vordersten  rang  die  lyrlk  oiu.    Nicb^ 
wüil  etwa  uoeh  die  verbüidmig  mit  der  mui^ik  sie  belobt  und  deiu  lebiiv 
empfohlen  hätte:  diese  Verbindung  war  aiiÄ;«orbalb  dos  Idrcbealiedes  lilngH 
aufgehoben  (§  U^i,  i<>),   überall  anderswo  galt  der  gesung  nur  noch  aL 
eine  nii^gliclikeit ,  als  ein  Zufall,'  und  schreiben  und  lesen  war  jotzt  de 
weg  zur  mitteilung  und  widerschöpfung  eines  liedes.'    Sondern  wüÜ 
die  lyrik  war,   die  schon  im  sechzehnten  Jahrhundert  mit  der  i  t  t  hl 
sehenden  mischung  deutscher  und  fremder  dichtweise  denanfaai     - 
(g  95*  104);  weil  die  dichter  des  slldwestens,  auä  deren  boden  jetrt 
kumt  dem  nordosten  zuwuchs,  eben  auch  lyriker  gewesen  wjp  i      '  10 |j 
7  fgg.);  weil  diese  dichtart  mit  ihren  leichteren,  s^chiieller  voiui  _  -  nen-* 
den  hervorbringuügen  am  ehesten  geeignet  schien  blos  der  lust  und  erlio« 
lung  zu  dienen  und  stunden  gelegentlicher  müsse  aaszufullon;  die  [>»>»8e^ 
ren  dichter  aber  weiten  ihre  kunstübung  nur  so  boti-acht-et,  ao  bctjitjhei] 
wissen;"  weil  endlich  in  ihr  mehr  als  in  den  andern  arten  das  dichter 
sich  ablöst  von  der  aussenwelt,   weU  in  sie  das  gemüt  sich  gleichsai 
aus  der  wirkliclikeit  hinaus  zu  flüchten  vermag,  weil  sie  am  wo^  ■ 
durch  volkt^tümlichkeit  bedingt  ist,  weil  sich  in  ihr  der  mensch  i^ 
allein  mid  ho  auch  nur  das  allgemein  menschliche  in  ihr  ausspricht 
grade  solch  ein  dichten  ward  gefordert  und  gefordert  von  einem  /'  f 
wie  diesem»  wo  die  Wirklichkeit  in  der  tat  nichts  fesselndes  bösu 
den  dichtem  der  letzte  halt  dea  Volkslebens   unter  den  luasen  morncl 
zusammenbrach;*  schon  damals  galt,  was  ein  späteres  wurf^  den  Deut- 
schen tmgeraten,   sich  freier  zu  menschen  zu  bilden,  da  zur  nation  Hiot 
zu  bilden  nicht  mehr  vergönnt  sei.    Wenn  aher  auch  nicht  dieses  htiian 
menschlichen  strebens,  so  waren  die  dichter  sidi  dessen  doch  ganz  wol 


1)  7>iV  Lijrica  odtr  fftiichic   die  man  bht  Music  smukfli^  ffehrauch^n  JUimJ 
Ojüizhn.  *S,  1^  <127;  vgL  r»;ii>.    Von  der  gcwölmung  olmc  rückzieht  unf  «lio  mnsik  m 
Vi>n  tler  lM*s4jlmcrlirhl<eik  jriit  rflcksiclit  auf  si«  scu  dicliton  sj>nc1it  ifos  lircitcren  Mi}f*| 
bof  in  giiincju  UnU'rrieht  von  d«»?  tcutschcn  spräche  und  pocM«  c]k  15, 

2)  Vgl  dje  nhorschriften  Weckhcrlins  und  Zinc^cfs  LB.  %  263,  302. 
S)  Die  I«  der  poeme  ifro/t  su  werden  gedenken»    mfti  1^07  Neukirch   lu   <l'ri 

V^irrcdo   ztx  HaffiijanuMWÄldaUi*   und   ftudrer   dt-nt^clit^n  t^*»dicUiMTi  1 ,    miihnrn  ef$itiyed^l 

»rlhnf  ifiiUel^  whr  doch  fiUHkOtnndich^n  twlcrhaU ,  ur  h|ji-J 

f  ßcHchtifffai  dk  f m/hat  hiilwti      dnn  sie  dfif  oder  >■  .»h-J 

dm  dürffcn, 

4)  Der  krug  sei  iWr  ijfuisciir'ii    i>i)fsn:  gnuHri;^  grw<isi*^n  ,    w^mi    m 

glnt  ond   vcrwlliilurig  LocLW^^ubte  geuiükr  in  deren  jiUBhildung  mht    . 

gefunden  liüttcit:  Schreiben  Dilhonrx  an  Haxedörfer  v».ui  jähre  ItMg  liintöi  dc^t^u  i 
ft\Hcht*m  trichier  1. 

f»)  LB.  2,  1085.  29. 


♦  rUüt  ü,    n.   t»»üT»CiatW  LiTTltlUTCll  1 114—  l  LS 


43 


htiwijst .  liaa»  ihre  lieder  nichts  aln  eiu  Rpiel  mit  utiwirklichküiteii ,  nur 
Itrt^)  odor  künntlerische  fibting  im  erfinden,  da»ä  die  namen  tiur 
IMiUti'a*  die  wort.e  nur  Worte,  die  empfindungen  ohne  ei^enheit  und 
«^^Tirheit  wÄJen.*'  Daher  die  mr>glichkeit  auch  auf  bestellung  anderer  zu 
**n:^  daher  em  hauptverdienst  *in  all  den  knnstgriflen  des  rede- 
>,  namentlich  in  der  Verzierung  mit  beiwortera  gesucht^  und 
cht  in  der  eutlehnung  solches  schmuckes  aus  den  alten ,^  kein 
II 1  lu  dem  gehäuften  gebrautih  von  namen  und  bezngen  der  antiken 

mjtliotogie.*'*    Das  war  teilweia  freilich  schon  im  vorigen  Jahrhundert 
F        V*'  ■    1    §  [)A,  42);  ebenso  hielten  es  diojetxt  uriheren  mnster 

_K  11  ;!     und  der  Niederlande,   und  der  aueh  hinter  diesen 

ier  vornehmste  antrieb  zu  dem  allen  stand,  Horatiu^.^*    Der  man- 
'   '        r  kunst  und  gar  au  sittlichem  gehalte,  in  den  auf  sol* 
i      i^  ..     -i   i'uesie  notwendig  und  nicht  allein  bei  den  minder  begab- 
dichtem  geriet,  mochte  für  ernstere  gomuter  wol  ein  ärgerni«  sein: 
r  nur  wenige  nahmen  es  so  ernst  damit***    Und  wenn  dieser  mangel 
ich  xnuächst  uur  der  weltlichen  lytiik  eigen  ist,  welch  unerfreuliches, 
Ich  er?4chreckendes  licht   fiUlt  gloichwol   von   da  an«  auf  die  okist- 
Uciik!    Das  siebzehnte  Jahrhundert  war  auf  letzterem  gebiet  fruclitbarer 


6)  Oliitz  »elber  ia  der  zusdu-ift  Heiner  gwliditsamlung  1625:  Sie  wünen  nicht. 
l^Uett  nichtwiisen.  dnff  in  mlchfn  Gciiichien  oft  rinits  geredet,  und  nn  tif tderst 
'  ihm  ein  PoH  dk  SjjrtwJte  und  sich  lu  üben  wohl  ettcus 
,sei^iem  (Temidhe  nieHtais  memet;  tcie  denn  Astrrkf  Flavia^ 
fmäaia  und  drrfficichm*  Numen  in  diesen  metncn  Büdicrn  nichts  ah  Nanmt  xindj 
ii!  iu  imug  für  tmhr  sollen  auftjcHomttitn  wcrdtfi,  so  wenig  als  glaublich  ial,  dt\fl 
fie  Juliug  Seahffer  so  tiel  Lernen ,   Critqnllen,    AdamanHenf   Telesilhn, 
im  fhd  icie  sie  alle  heißen ,  geliebct  als  gepric.wn  habe, 

i)]y\txmis  liber  zudringlichü  iioeUgun«ren  öolcJjer  art,  Po«iorey  cjk  :?: 
fiuf  ein^'n  andern  Weibf  jniem  hat  von  den  Nuchbftm  Magd 
ff'  hat  die  rtrntanle  Btdtlschaß  eifunal  ffüumllich  nngclacht;  — 

j^  ik»  ftf tmj^chen  Ansuchens  ist  keift  Ettde. 

8)  Iicbrc  Opitzens»  Poet  ep.  6,  Von  der  Zubereittwg  vnd  Zier  der  Worte. 

9)  Auch  dbfi  von  Opitz  ausdrüclihch  empfohlen.  Foct,  cp.  8. 

10)  RechtftTtiguTig  Opitzens,  Poet  q>.  3. 

11)  Ütntioch,  und  obwgl  Opitz  «Is  ein  liftttptiäcliliühes  mittel  znf  biidung  für 
II  Im;  poehk  das  übersetzen  ans  griecliisdierj  und  latciniächeM  dicbtoni  bczcicb* 
tji  t  'p'B)r  Huratii  Vter  Bucher  Odarum  vrA.  KmO  von  Joh.  Jiohemu^  in 
ThUMhe  Foeni  id^ersenet,  gedruckt  m  Dresdon. 

12)  r  '       ;       "   n-heroscb   im  5.  und  ti.    j^onioht«  .^jtR'\v«.ids.   Ü\.  1. 
«Xffxk^  G^  /%  dort  t'ogcn  den  mishraticb  der  rnjibologic »  hier 

u^\*  h  .   \\i  Ir !..;  die  poeti^n  (er  trifft  dareii  viel  tausend,  iw 
.,   ■:  ■        K    Wnfsthoi    Vaicktm  nbkhrnen,   und  im  4.  der  nity- 
lnIeoUiüitiU  seherzgcdicbto  Lanrembcrgs  vun  Almodi^cher  I\iesie  Mnd  K^en. 


-  isl  /irLri  ^».  o  XijL. 


'als  jo  *Mfie  i;  ';iiii"<?  zeitr:'"**  es  gibt  eiuzeliie  ^st^ 

hier'*)»  <lic  i^  ms  ><elir  wenige  jedoch  ,  *Ue  nur  weh.        ^^ 

vorfaö&t  haboii»  mid  tiogar  solche,  die  in  den  weltlichen  vor  keiner  unraehl] 
Bchouten,  lnolt**n  «ich  wie  am  der  Vollständigkeit  willen  vr  *      ^         I^ 
Qfentlich  üuch  geintUche  zu  veria^süeuj^    Da  liegt,  bei  dieti u        _,    jfisJ 
der  arj^wohii   nahe»   da»8  auch   die  reli*^i^sen  empfindungen  h\om  erfun- 
den,   dasö  auch  hier  die  tiamen  blosse  iiameri,    dass  auch  in  den  geiKU 
liehen  gedichtet!  manches  nur  der  ubuug  wegen  und  ohne  die  herzens-j 
meinung  des  dichter»  gesagt  sei.    Hat  doch  sogar  hier  der  unfug  myth0^| 
logischer  Verzierung  sich  eindrängen  können,*® 

So  erhielt  die  lyrik  und  »okh  eine  lyrik  im  sieboiiitehtiten  jahrhnn- 1 
dert  den   platz   vor  allem  übrigen  ^lichten,    und  dies^t^  titellung  und  y.u- 
gleich  dieser  Charakter  nind  ihr  von  da  im  für  lange  mt,  und  roviqI  Atel 
Is  '  ii      i    I      *   1  ;m,  bis  auf  den  heutigen  tag  geblieben.    Denn  diel 

11  I  Ulis  zuerst  die   poesie  in  solch  eine  freie  Bchwebüj 

ausserhalb  des  lebend  setzten,   haben  mit  dem  siebzehnten  jahrhundürlj 
nirht  ihre  endschaft  erreicht.     Zwei  eigonheiten  indes«  unterscheiden  jenifj 
beginnende  neoliochdeutscbe  lyrik  Tnerkli<'h   genug  v^r»  ilor  ilfi  sp-lteren 
Zeitabschnitte. 

Einmal  die  lehrhafiugkeit.     Im  j^echzehnten  juluhundert,  wu  di«  i 
gelehrten   dichter  noch   häufig   und  gern  erzählten  und  lange  zeit  keine  j 
anderen  lieder  dichteten  als  geistliche  (§  103,  104),   war  noch  die  lehr- 
haftigkeit  teils  mit  der  epik ,   teils  nur  mit  dem  kircheulied  verschmol-  | 
zen:  jetzt,  wo  die  gelehr^amkeit  der  dichtenden  nicht  geringer  und  der  | 
ernst  der  zeit  noch  matuiender,   wo  lyrik  die  vor  allen  geltende  dichtart; 
und  die  weltliche  lyiik  zu  neuem  reichtum  aufgegangen  war.  jetzt  durch- 
drang  der   lehrhafte   geist  auch   diese  um   die  hori^haft  in  ihr  mit  der! 
iiindelei  unwirklicher  empfindungen  zu  teilen:' wenn  früherhin  die  grenze  1 
zwischen  epik  und  didaktik  schwer  zu  finden  gewesen  (§99),  aojetzij 
zwischen  lyrik   und  didaktik.    Und  auch  hierin  walteten  gruudsat«  und 


13)  Vgl.  den  2.-4,  l-cil  von  EAitiiACtiK  AnthoKigi*^  chrisÜicher  geK&iif^o,  Altoiub 
und  Leipzig  Itill  f^g,  Sdiun  in  diesuni  Jahrhundert  umfu^sende  ^»anghüchor  ztmiun* 
inengCÄtflllt,  zu  Berlin  M>4A  von  dem  buchdrucker  CmusTLiN  Hüko«  (Pr<mji  pietati^ 

etka),   1047  zu  Haiiover  von  Jübtus  Gesemt»  nnd   David  Dbiwuts  (g  Uiü,  <14>| 
1704  von  Jon,  AKAMTAMira  PjvßVLiKanAi^sFN  (§      ). 

14)  VurauK  Favu  GuRHAiin  und  BKN-rAMiN  Srmioi.cic  $ 

15)  t.  Ik  BofnitirmBwaldan  ^ 
Vi)  Nainontlicb  in  die  li>iuneu,  wio  nuch  Dam  Heinsiiui  TorgaofE«  Oiitta  m 

DentKchliind  aufgebracht  (§      )<    Anch  dieaett  weba  Opiii  in  der  forrüde  xu  Daiu 
Heiöüen  Lnbgi^sang  .Tpku  Chriati  1624  xu  rechtfertigen,  mit  Worten»   die  Att*  ebif  j 
ftEimorkxu)^  dei«  letzteren  totnommen  sind. 


OüCIi.   n    Ptirr9C6»f  WttlBATüB  §114  —  118 


45 


ßiti'^  luid  wirUo  neben   oiguern  innerem  zug  da»   L^iiq>iel  von 
so,   von  FraukreicU,   vau  den  Nioderlandcn  her    Nar  selt^m  mehr 
(und  wer  mOcbte  das  httdaueni?)   die  reiuo  didaktik  auf;   geschah 
"tlMsr»   daim   ergriff  gern   öie  die  heziehung  aui'  die  wirklicldceiten  des 
ibeHH,  die  der  lyrik  al»gieng,   so  jedoch,  wie  es  rieh  jetzt  am  nächsten 
[>l  und  fa»t  mi'dg  möglich  war,  strafend,    spottend ,   als  satire,  als 
che»  EPioRAMÄi:  die  fremden   vorbüdor,   di*^  hier  so  wenig  fohlen 
eo  als  anderswo,  waren  Juvonal  und  Martial,   von  den  neueren  der 
;lisehe  kteiner  Owon,*^    dann   h(>fisch   zahmer  der  franzose  Boileaa« 
epigramm  der  »atire  aber  duldete  neben  sich  auch  noch  das  unsati- 
da  widerum  Hom  und  Frankieich  auch  hievon/^  und  sogar  das 
[»rgenland  seine  xnuster  zeigte  :^^  so  gedeckte  konte  sich  teil  weis  Halbst 
"       '      r^,  halb  volksmässige  äprucudichtung,  an  der  das 
,«;...  LUuert  seine   freude  gehabt   (§  IUI),    und  konte  zumal 
ch  tsoleho,  die  etwa  jetzt  auch  lieber  auf  die  wege  des  Volkes  traten, 
mght  die  priamel  sich  uoch  in  dieses  siebzehnte  fort  verpflanzen*  "* 

Die  andre  eigenheit,  welche  die  neue  Ijxik  bezeichnet,  nicht  unvor- 
bereitet, da  schon  mit  ablauf  des  sechzehnten  Jahrhunderts  dergleichen 
i*hehen  war^**  ist  die  neigung  der  dichter  üire  empfindungeu  und 
r  n  an  einen  anlass  des  sie  zunächst  berührenden  lebeus,  an 
jfig  etwa  eines  freundes  oder  gönners,  eine  kindtaufe,  ein 
T»egrftbiii8  anzuknöpfen,  kurz  die  OELEOENHErrsnicüTUNa.*^  Es  scheint 
diüser   hang  in  Widerspruch   zu  stehen  mit  der  vorher  ausgesprochenen 


17)  Opitx  hB.B,  It  027    Dir  Lyrica  er f ödem  meßderit  ein  freyci  lustigem 

wtW.  '    rollen  mit  schönini  Kprüehen  vtul  lehren  hau'  hrd  utin, 

i.  Owen,  lat,  Audütfntis  .  gest.  1622;  Epigrau*,  ^riX,  Loud*  li)12. 

f<Tdeiitschun^  Bosarium  ^  iL  i,  Rosengarten  —  durdh  Bernhardum  Ni- 
^««««M  Ancumanam,  Emden  1641:  Bücherschatz  der  dentscben  natioäal * Uttora- 
iOfMi  «püt^«  and  bokaitntero  die  toh  VAUDtmt  Lobbrr,  einem  Erforter  {geh,  1620, 
1685) :  Äuerst  Epi^ammuitkm  Owem  Drqf  Büchttr,  Hainb.  1651 ,  in  weiteren 
ftbcn  vermehrt. 

l^)  Die  von  l>j)Hx  verdeutÄcliten  Disticlm  Cat«>8  (vjk'l  §79,  V2)  und  Totragticha 

0<Jcr  Vief-VetH  des  Herrn    vun  Pibrac;    sein   Florilegium   varionim   epigramiDatmu 

ttntkluit  saümclieH  utid  an^atimches  aus  Griechen  und  ati»  alten  und  oeuen  Lateinertt. 

liü)  Fermmischfr  liosenthal ,    deutsch   nach  Saadi   von  Adam  Ulrarihs  (§     ) 

^1)  §   lOl,  5.    Von  M      '  h  §      und  Abraham  a,  S.  Clara  t^        häufig 

iniamehi.  ultüb^Tlief^Tt^»  nm\  aoch  neue,  angebracht,  Priameln  l*<?i  Logan  § 

22)  r>it^  15H7:  Docen»  Misccllanea  1,  25H;  Riugwaldts 

(§4W«  57»  lf>^^:  I  litteraturgeBch.  v- llolfmann  2,  f»H;  and  man- 

die«  Ui  den  -                  1  ben  lyrikem  am  imo  §  hH,  7  (gg> 

■''h  ifokifv  i' *  iiuuptinhalt  der  Gedlchtäanünngen .  die  man  Wäldti'  n  ••>>«* ^• 
LB.  3,  1,  627, 


4*- 


WACKBEKAr  ^ ' 


niiiü  'lor  nt'7ieij< 


tHT   ablÖBling    vnti    «ti'n  vvukii 


ron  dingen.     A\»'  i  l  nur  so.     Wirklichkeit  auch  i m  t 

hatte  die  bedungene  gelegenbeit  nur  nelten^  ja  um  »elten  aiiob  für 
p^mrit  t\m  beRiri^endeii  schon:    denn  eben  hier  ward  oft,    ur  ^ 
ein  <üchtor  stand,  je  tiefer  hinab  die  kunat  wider  nank,   desr« 
auf  beötellung  cnler  sonst  wie  nur  um  den  iohji  gedichtet    Deshalb  und 
weil    scum  v'  'irhten   gelegentlich  jeder  sich    berufen    r' 

gerade  hier  «ii>   wjk  -.*i,, aimieudste  allgemeinheiti  der  hohlste  pnink, 
redensurten   oder  rohheit  för  emptindung.     Allej*  das  von  beinah  allf 
Am  »eitalters   Belbst  erkant  und  häufig  genug  und  scharf  *^  tj 

ddt»**  aber  umsonst  gegenüber   dem  herschenden  drang  ^^n  i 
rlrotigt   da  auch   die  meisten  der  tadelnden  seihst  ilim  u-      _- 
fahrenden  dichter  des  mittelalterR  hatten  gleichfalls  auf  blosse  gelegt 
heiten  viel  gesungen  nud  gesagt  und  oft  auch  sie  bloss  nm  der  gana 
und  der  belohnung  willen  (§67,  18  fgg.   üy,  '^7  fgg.  71,  4l*fgg.):  aber 
jedesmal  war  es  eine  gelegenbeit  von  höherer,  wahrhaft,  geschiohtliebei 
bedeutung,  die  sie  zu  ergreifen,  oder  doch  eine  1  f  ^i 

tere  bezugliehkeit,  in  der  sie  da^  ergrideue  au:.,u.u:j.  .j  v.u  iu..  i ':^j 
gelehrten  dichter  des  siebzehnten  Jahrhunderts»  indem  nun  auoh 
dergleichen  schrieben,  verfehlten  die  alte  spur,  sie  eben  ab  gelob rf-cJ 
<5beu  ula  dichter  dos  siebzehnten  Jahrhunderts:  innerer  trieb  und  di<*j 
Russeren  zustände  entrückten  sie  dem  leben ,  und  ilmim  dichten  gebnicb J 
was  allein  die  gelegenbeit  dichterisch  fruchtbar  machen  konte,  der  efi^ 
sehe  gehalt 

118*  (Epik.)  Die  epik  selbst»  dieser  sinnliche  g<^geri^iii/  «icr  iiii* 
vergeistigenden   l>rik,    lag  jet/^o,    wahrend    von   dem   volko    wol    nocli] 
gescliichtslieder  neu  gesungen  (§  113,  4)  und  fBr  das  volk  denen  ilku* 
jUche  zeitgedichte ,  zeHnngcn,  wie  man  stets  noch  sagte,  (vgl.  §  Kkh,  6).] 
bald    in    unsangbarer,    bald   und    noch   öfter  jetzt   in   sangbarer    fr«mi 
gesehrieben  *  und  ihm  von  den  zoitungs-  oder  avisensängern  vorgt 
wurden,*  die  epik  selbst  lag  bei  den  gelehrten  ganz  daniider:   Ikjl  lUloJ 


24)  Vau  Opita   bis   licmli  auf  C^mtti  vgL  die   stcllctiflaiiduik^  Zar  gedieh,  d 
Kchle«.  gelegt' nhdtHdichterei  iu  Hoffmuntts  Munatitadir.  von  und  fftr  ScUIeijiöu  477  f|Cf^  j 
Laatembergs   rierto«  sdierjigtjdicbt .   Schiippiuu  La  3,  l^  783  imd  Camtx  fWmk  SL] 
f^i3  fgg. 

§  118»  1)  VgL  nioiiie  dnleitung  äu  Wollons  litHjeni  de«  ilr  l(| 

BiMol  l^Tt,    Datf  vorxilgUcluiio  nntcr  den  an^aTtgbjU'tfti  zcttgtrd^  1  ti] 

nocb  aas  dem  beginn  ilt'e  grossen  kriogt^s,  der  Pragt)r  Hofkooh  s.  (» 

2)  r-     -  ^    '        Hl müan  Wci^r  i  T  ^  M 

kommoii   M  tnjcT  luid  bd  v- 


ufticit  er.  J!i«tmcinei9  LrrTinuTmi.    1 114»  UH. 


47 


ward  von  ätT  lyrik  nT-^^^?^ -^(^n,  mid  was  daneben  von  e|>ivriier 
t-  _    auch   ölirig  blieli*    i  ilto,   oben   wie  jetzt  dio  vrdker  de« 

lande«  taten,  liebet  die  form  de»  roroun«»  wo  sich  alles  erfinden 
ii  '     i'     V        V  •;    ',    M     1  iiuch  irm^rhalb  der  alltägliclisten 

l?*!  II       :    ^r         n  ,    K   I    r.     Sclbst  diu  FABEL,    90  reichUcb 

Ilod  «rliön  öie  noch  Im  sechzehnten  Jahrhundert  gepflegt  worden  (g  99, 
SOfinj*),  s'^  lehrhaft  sonnt  man  auch  jetzt  gestirnt  war,  wich  bei  der 
iihmnaGht  für  diu  opik  jetzt  zurück  um  nur  selten  und  nur  öcheu  und 
halb  in  parabelartiger  poct^i©  und  prosa  wideruni  vorzutreten.  Nicht  dasa 
69  unter  den  dicbtcrn,  die  ja  alle  den  Virgil,  deren  mancher  wol  auch 
die  heldengedicht«?  Italiens  gelesen,  an  versuchen  gemangelt  hätte,  epo- 
l*nn^EN  auch  auf  deutsch  zu  fertigen:  aber  wie  nich  die  zeit  über  deren 
iß  merkenswerter  Unklarheit  der  theorio  befand,*  so  gieng  sie  auch 
bei  uiler  ausübung  bald  so ,  bald  anders  fehl  Bald  Hess  die  gelelirsam- 
ketk  in  der  antiken »  iüe  belesenheit  in  der  modern  ausländischen  litte- 
rator  imch  fremden  mid  fremdgearteten  Stoffen  *  und  znerst  nur  mit 
lir  *  "'  /ung  danach  greifen;*  bald  erneuerte  man  wol  aUhei- 
r.i         '  !  1  I  !;^f^n,    aber    nur  solche,    die   bereits  einklangen   in   den 

im  ton  der  lehre  und  satire;*  bald  nahm  man  beiden  und  taten 
kler  alchstliegenden,   der  noch  kaum  vergangenen  gesebichte  des  vater- 

Sänjftr  Hud  Zeiit^nflsscliretber  vor;  ja  txi  Hamburg  aoch  1746 — 48  eine  xeitting  in 
vcsstfn»  PoeiMte  Zcitmuiün  nnd  Poetkche  NeuigkeiUn  betitelt:  Lappenberg  in  tl. 
Zeitsebf.  4.  vrr^^ina  f.  lumiburp'.  i^eschichte  2,  491. 

als  Ht^roische  getichU  beiapielweisM?  Virgils  Geor- 
11 1  •nein  H'ied^rmertiffkeü  des  Krieges  nennen;   ßur- 

kardWtijtko  aber  in  »einer  LhiterrcduBg  Ton  dar  dentscbmi  poesie  (hinter  dem  4.  teile 
il*?r  (5«.^!'  !  t-  flnianderH  v  d.  Liiido)  lÄ««t  sich  s.  145  bedenken,  miin  konnte  teohl 
einen  i  d  sufvichen  einem  Epico  und  Heroico  carmine  machen  ^  so  dass  man 

I?»'  (>€dicßtt€  unter  die  heroischen  Irrächte^    ttelehe  su  Ehreti  eines  Jfetden^ 

J'  '^T  Mten   MmtHlri  rerftriigei  worden.     Er  meint  wol   gedieht^?  wie  <lie 

:     ;  I  IT2  §      ^cHlruckt  2U  Danxig;  die  unter gntiffte  Proserpina 

f  ^1»  «Irm  frciherTD  Wolf  Hbujhjlrt»  v,  noHBNBERO ,  Rcgensb.  16G1 ;  Cleopatra ,  Sopko- 
m*  a*  Ui  dem  Poetisch  -  historischen  Instgurteu,  Erfart  IGGG,  von  Nkitmabk  § 
6|  Ta«8o:  Glüddieher  Heersuff  in  das  Jleylig  Landt,  Oder  Dm  erloHde  Jeru- 
^    mktir»2G;   die  2,  ausg.  ebd.   1651    {GoUfried,  Oder  Erlösetes  J,)   nennt 
;r»r  DiFJHf.fiicti  VON  PGM  WKSDEa  %      .     Von  deniselbtm  Die  Jlistoria  mm 
-.   i<>l^n..(  ;\n,tu),  Lcipx.  lti36.    Vgl.  I        .     Später,    Km.  von  MicnAüiL 
jüiij^ii  \  Ui^iii^   AtDLi'Je,    1700  von  Post^l   |       unter   dem  tit^l  Die  listige  Juno 
VL  baeh  der  Xlias«   1727  von  Nruiurch  Fcnelonfi  Tdtsniatsh  in  dcntäche  verac 

e«:  8 

0)  Ein  un^enantcr  den  Heineke  Fuchn,  Rost.  IßüO:  vgl.  §    und  J,  Grimma 
'  MX;  MATTttAÄüs  Scuui.TB»  de»  Theoerdank ,  IHra  1679.   Theuer- 


»*%».  41^|»-,^a4#'*1'  i 


laiKü^s,"   tnild  wiJer  aus  dessen  grauer  v*'rzeir/"  ikiim 
liefeningün  des  alten  bundea;^  ab^r  die  gute  wähl  >>       : 
an   dem   drang  auch   das  vaterländische   und   /.eitgesdiidilUche  ii 
mythologische  allegorie  zu  spielen,  bei  den  anderen  an    *      • 
Willkür,  die  sich  für  erfiiidung  gab,  bei  allen  au  der  wn:..   n^u^u: 
reu  lehrsncht     Und  so  blieben  all  die  versuche  doch  $rfolgl6»  und  gie^ 
gen  selbst  au  einer  y.eit  fast  unbemerkt  vorüber,   die  sonst  mit  übe 
schwäuglicliem  lobe  nicht  zurückhielt.*"    Wie  aber  hritten  sie  auch 
gen  können?  da  es  aa  der  hauptsache  gebrach,  au  dem  grund  und 
eines  starken  und  freudigen  volkstumes,  der  die  epik  tragen*  an  dt^r  ^6l 
len  und  unmittelbaren  Wechselwirkung   zwischen   leben   und   kun^t.   äi 
sie  liütte  nähren  und  gross  ziehen  können:   kindernisse,  vor  deüfn  Hoc 
ib  der  folgezeit  nie  mehr  eine  deutsche  epik  vermocht  kat  aqfzukoc 
men,  ausser  etwa  der  idyllischen,  deren  gesichtH     i        i     *i   !     ;' v 
häUüliclikoit  begrenzt,  in  der  die  erzählung  hej.i  ^:  '^ 

rungen  nur  aus  so  engem  leben.    Dass  aber  das  echte,  das  hOber 
dem  berufe  der  neuhochdeutschen  dichtkunst  entzogen  sei,   Amsi  e§ 
selben  schon  im  siebenzelmt/en  Jahrhundert  entzogen  gewesen ,  das  hu 
dessen  grössere  dichter  sämtlich  wol  erkaut  rmd  durch  enthaltung, 
auch  mit  ausgesprocheuem  gniudsatz,^'  Hofmaunswaldau  sogar  mit  fl 
uichtung  eines  frühereu  Versuchs  betätigt^* 


7)  Der  Held  von  Miit<:rtmchi  (Gastav  Adolph)  von  Jon.  Sf^iastian  Wt 
Heilbronn  1633;  TeuUchcr  TugerU^pigd  oder  Gtsang  t>an  dtvt  Stammen  und 
tkß  Alten  (t^ermanitiche]))  und  Newen  Tet4i»chifn  Ilercuie»  (Bernhard  v.  Wdttitir)  r^ 
Juu.  Fei  Jem  crgaD«or  dos  Livitia  und  dea  Cartiii«  ,  StTausb.  163^  j  fgl.,  | 
I>er  drei               /t  Kri^ff  von  GsoiW  Gbetlinökr  (§      )  1657. 

8)  Dff  Iltih^jnirffixchc  Ottobert  (eraonncmjr  uhuherr  dos  hinv  h 
Woi.F  Hklmijakd  von  HoMENBtuia .    Erfurt  1664;    der  iffo»^e  Wili'\ 
gedichtet  hin  llOl,  gedruckt  erst  1724  zu  Hxbinbnrg. 

9)  Neuinttrk»  SiegfinfUr  DuHd  (D.  tt,  Goliath),  Sma  Uj55;  Köaiif  David' 
Juda  von  H.  Amton  ütaicii  v.  BHAim»cnwEi<i ,  1712  eingoschaltct  in  dl»>  2   aii*^ttli 
Ton  de«8€n  Oftaviii  § 

10)  Zwivr  von  Fleming  LB.  2.  at58  ein  ruhniaonett  an  Diütrich  v   d.  W»-Hfri 
aber  Opitz  in  »einer  an  düuselben  gerichteten  zuBcluit't  der  Poet.  V 
lim  uju  alles  niöglichti  tKinat»  nur  voti  Jcm  deutschen  TaasfO  oud  .\ 

U)  LR.  3»  1.6^. 

12^  So  wird  211  verbinden  Htni.  >Mv.ä  llofmannswaldau  iu  «in  >un>MHj 
drnt«chcni  Obenietzungcn  und  g^MÜchtcn  vt»n   drr  vornichtting  oinc«  jcdtnih  nicht  \ 
U*T   I  irtlheröu    w«*rke»  und    vraa   NüUm«ut*t^r  (Siw*citm'ii   diu' 

Püti  56)  vou  t^ineui  cpos  de  hello  Genuttnico  benchtut,  Wtl 

einmal  verlaiMi  habe.  '' 


ZUM     H  E  L  I  A  .\    ' 

L 
zun    HELIANDPRAÜE. 

"Srit  Eckard  hat  man  sicli  viele  mfihe  gegeben  dmi  zusammanliang 
bekanten    ^,jn*aefa(io   in   Uhrum  anfiquum  lingua   Sajconira  mn- 
und  der  ,,rerms  de  ptjtia  ei  infrrprcfc  hKJus  codma**  Tuit  dem 
chen  Heliand  m  untersuchen:   aber  erst  Windisch  hat  in  sei- 
llen  buch«'  ..derHeliand  und  seine  quellen*'  eine  uiufas- 
ide     ;„  ite    der   Überlieferung     dieser    merkwürdigen    nachrichten 

ohne  welche  weitere  Untersuchungen  keinen  festen  boden  haben. 
"    '  '    :    -iten  abdrCieken  der  praefatio  stammen  die  beiden  des 
'        nwtK  qmtternio ,   Lipsh*'  17tiO   und    mmmentarii   dr 
^ebf^  Fr(W€ia€,  WiraiHi  1729)  aus  äuChesm*^  hkLFrcmcorum  scripto- 
Cordeaius  bat  nach  den  Untersuchungen  von  Zarncke  (Ben  d,  V.  d. 
ßl^«   n    <],  W^XVIll  p.  104  r.)  seinem   abdrucke  der  praefatio  in  sei- 
ftta  d  vpistifhe  HifianHri  Reni4>nsis  nrclwpiscojn ,  Lut,   Pariß, 
»^  den  text  des  ältesten  dmckes  bei  Flacius  Illyricus  im  „cafaloijus 
Ci^riiafis  U  itHt.  Artjenfhme  1562**   zu    gmnde   gelegt.*      Du 
text  ist  endlich  nach   der   meinung  von  Windiscb  weder,    ^ie 
lann  vormutete,  aus  Cordesius,  noch  aus  dem  ersten  abdnick  bei 
aus,  sondern  aus  einer  handscbrifb  genommen.    Gegen  diese  behaup- 
von  Windisch  lassen  sich  aber  mannigfache  bedenken  erhelien. 
Zaitilchst  ist  es  uurichtig  mit  Windisch  anzunehmen,  du  (Jhesne 
ch  die  nt,"         ^tücke  seiner  samlung,  zu  denen  er  keine  augabe 
in**  baii'i         i  ucbe    quelle  gibt,    aus    handschriftea  genommen. 
perade  aaa  der  sor^alt  du  Chesnes  in   derartigen  angaben,   sowol  im 


I»   .\i     i'iijtn  wi'in  r'  M  iirw»]»  für  ä\ß  richtSflka^   II'  t    Aairirk<'sih«"n  utitiiNüriinit- 
ItAnn  irh  ii*n»_h  die  tAts,irhe  hinzu  fugen,   da^s  netten  mehreren   bricfcn  Uinkinar)* 
i^nftstWcke,  wclclii?  Conlesiue  in  fiem  iinluiDge  tnitteilt,  in 
^  und  ilie  rersMit  bdinden,    »choti   im   ccttaloffus  tlcn  Fla- 
\imL  L^itd,  1^4\)  gedruckt  vorlagen.    Mau  vergkiohe 

' "  r-  ^      mit  Fhic,  catfiL  Cordes,  mit  Mac,  caftü, 


11 

.  54 

p.  016 

11 

,  89 

565 

83 

619 

89- 

-91 

*>87 

m 

6^ 

90 

.vas 

87 

625 

97 

5lH) 

92 

02B 

139 

bvm 

84 

C3l 

W 

5Ö»J 

85 

C37 

2H 

rftji.  F«  tietTTM  nai 

PttOtOl. 

nsi,  ir. 

4 

50 


j.  w.  scmriiTB 


texte  vor  den  einzelnen  stücken  selbst,  als  auch  in  den  Indices,  lässt 
sich  mit  vollem  rechte  der  schluss  ziehen,  dass  er  diejenigen  stficke, 
welchen  keine  bomerkung  über  die  quelle  beigefügt  ist,  aus  gedruckten' 
werken  entnommen  habe.  Bei  einigen  ist  auch  die  gedruckte  quelle  am 
rande  des  textes  hinzugefügt  (vgl.  II,  326,  694.);  bei  anderen,  nament- 
lich bei  fragmenten  aus  grösseren  werken,  ist  dies  nicht  geschehen; 
jedoch  weisen  die  am  rande  angegebenen  lesarten  auf  druckwerke  als 
quellen  hin  (vgl.  II,  201,  205,  208,  222  u.  s.  w.)  Bei  der  Schwierigkeit 
solcher  nachweisungen  war  es  nicht  möglich,  für  alle  derartige  stücke 
die  gedruckte  quelle  des  du  Chesne  aufzufinden:  es  möge  genügen  zu 
bemerken,  dass  die  clmrta  divisionis  impcrii  (11,  88)  schon  bei  Pithoeus 
scri2>t.  coaetan.  Paris  1588  und  die  rita  Aelfradi  (II,  221)  in  Camdens 
Anglica  1602  gedruckt  vorlagen. 

Dass  ferner  du  Chesne  eine  kürzere  fassung  der  praefatio  mitteilt 
und  die  versus  de  poda  ganz  fortlässt,  kann  auch  nicht  auffallend  erschei- 
nen. Dem  gelehrten  samler  mochte  der  letzte  teil  der  2^^'^<^f^^^o  von 
,,Ferunf''  an  seines  Inhaltes  und  seiner  form  wegen  verdächtig  oder  über- 
flüssig erscheinen  und  die  versus  de  itoefa  wegen  ihres  sagenliaft^n  cha- 
racters  auffallen,  eine  annähme,  welche  übrigens  an  sich  auch  Windisch 
nicht  unwahrscheinlich  findet.  Auch  hat  du  Chesne  bei  anderen  stücken 
abgekürzt  und  nur  das  für  sein  Sammelwerk  nützlich  und  notwendig 
scheinende  aufgenommen  (vgl.  II,  221,  222  u.  a.)  Zwar  hat  er  dann 
den  titel  fr^ußnentum  hinzugefügt;  allein  ein  solcher  titel  war  bei  der 
praefafio  naturgemäss  nicht  angebracht,  weil  sie  nur  um  die  letzten 
Sätze  verkürzt  war. 

Was  endlich  die  „nicht  unerheblichen  abweichungen"  betrifft,  auf 
welche  Windisch  ein  so  grosses  gewicht  zu  legen  scheint,  und  denen  ich 
noch  die  Schreibung  .ylUudovlevs'*  bei  du  Chesne  für  ,,Ludovicus"  bei 
den  anderen  hinzufügen  kann,  so  sind  dieselben  bei  näherer  betrachtung 
sicherlidi  nicht  so  erhel)lich,  um  daraus  die  existenz  zweier  handschrif- 
ten  resp.  redactionen  wahrscheinlich  machen  zu  können.^  Es  ist  hierbei 
f<'rner  zu  bedenken,  dass  auch  Cordesius,  der  ja  erwiesener  massen  dem 
Flacius  naclidruckte ,   in  seinem  abdrucke   der  praefntlo  und  der  versus 


\)  du  Cheauc. 

8criptuiii 

Hludovicus 

iniraln'litor  lutimi  est 

in  taliliiis  er^d  studiis  sui.s 

ciiidiun  uno 

]»en<K.T*jtur 

(MiiiiinPiiilahatiir 


Flü€.  catalog. 

conscriptiini 

Ludovicns 

niirabiliter  aiictnin  est 

in  talibus  ergo  stiidiis  suuk 

cuidaiii  viro 

panderctur 

coniniondatur 


pi      .j  -  du  (/iH^sneHchon  t«xtos  uiii  • 

&l   flie  merkwlirdiprc  in  htiim   vorfmJlitiht»    interjmnktiön   im 

itxes:  n^^-t^t'O^M.«  ^r/^i/r,    Jim  ffiuAHlk' soUlv.tiv  (r(ScfnnH*^ 

iUcin   mögliche    ,  cimtprishtihir   liur  ifUt^Iilif  tftir/fms'* 

^VgL  Wiiidisch  p,  114,). 

)t  aber  auch  noch  bestirntere  anz^ichen,  weicht^  m  wahrHchein- 

ui.K  u^'ii ,   dasö  dor   catalugu«  dea  Fkcius  die  Qutdlt^  den  du  Chesint» 

B^iü.     Du   Chesrio   ti'ilt  mlnüieh   II,  220  ein  ..fratjmrntnm  de  rehus 

U  Jf.  r€{fis  mm  Jlunis  d  Slavis  seu  Boiariis  ex  histmw  de  con- 

$üHi'  li^^r  .   ■  ^'       'fftnorum   ad  fidem   Chrtsfimuim  quac   rirm 

Mim  Dt^  '  ^^  ■  i:fa  e^f'  zwar  ohne  jede   quellenangube   mit, 

ain  rande  mit  im  les;irt«n  .fBrauüJ*    ,,Btdgaris**  fiir  ,,Dranum^ 

*    Nun  hat  aber  Flacius  als  der  erste  diese  conversio  in  der 

.jiigahü  «eines  calalugus   vernffentücht  *    und   aulYäUiger  weine 

den  die  beide«   bei  du  Chesne  am   rande  stehenden  Varianten  mit 

teile   du»  Flacius   fiborein.    Demnach   mu«s   du  Chesne  an  dieser 

Flaciu«   zum    wenigsten   verglichen  haben.    Im  catalogus  deit 

[it  aber  auch  unmittelbar  vor  der  convcrsio  die  pracfafio  samt 

de  pöcln^  80  das«  sie  dem  du  Chesne  geradezu  in  die  äugen 

Q^ten.    Als  beweis  aber  dafür,  dass?  du  Chesne  sie  wirklich  v<)n 

Dmmen  hat,   mag  der  umstand  dienen,  datja  du  Chesne  zu  der 

Strift  im  Placiu«  ,,praefafio   in  librum  milifjtmm  lingmi  Snxonka 

(«*m"  I?«'  ■  ehie  ei^'ene  nber^^chrift  ..de  tranüatione  divwf^ 

rum  ffi  fscam  Ihu/uam  jussu  Ludoinci  Pit  fada**  liinzu- 

Imt    Die  erstere  öberschrift  bei  Flacius  kann  nun  aber  ihrer  gan- 

^ftirm  nach  unmöglich  in  der  handschriftlichen  quelle  vorhanden  gewe- 

isetm    es  weiset  vielmehr  alles   darauf  hin,    dass  Flacius,  oder  wer 

von  seinen  agenten  die  praefatio  gefunden  haben  mag,  diese  öber- 

ift  verfa^^öte,    um   anzuzeigen,    dass  sich  diese   praefiitio  vor  einem 

in  sachaischer  spräche  verfassten  buche  befunden  habe.     Es  ist 


I)     F/  CordiHius. 

I«a»iiufituM  HlodovicTis 

luhuh  jusaiis 

in  d(^n  vernnsj 

lt.  alt»  actd 

la  Uü  Ulli 

1"    "•  !-ni|e  minandn   (^  Flau,  edit  1C08.) 

I  1«  quiiplt* 

~5^    Vici.   Wutt^nWh   DfiuUdilamli«  Gi*Bchicht8qiidl(>n*    11.  nntt.    \HCtf, 


ilMII.    4. 


j.  w.  scitriTt 


dBmnach  die  doppelte  ühefdchrift  ein  n^uer  gruiid   zu   d^t  t^tmnlun^. 
Ohosue   habe   seinen   text   aus   dem  caiELlogu»   des    Fladtnj  gi 
Da«3   ührigetiH   du   Chesne    den  catalogns  des  Fladns   nicht  aU 
angab,  lässt  sich  nicht  blo8  aus  dem  umstände  erklären »  dasis  «*»  du 
fa^t  immer    zu  unterlassen   pflegt,    bei  schon    gfedmckten   3Öl€ 
quelle  anzugeben*    sondern  findet  vielleicht   seinen   grund    auch 
dass  der  catalo^H  des  Flacius  ein  in  Frankreich  verdfir^  *:  --    •  -  hi 

Das  rosnltat  unserer  bisherigen  Untersuchung  gelü 
auch  nicht  einmal  du  Cliesne  die  praefatio  aus  einer  handschrift  scbd 
dass  wir  \i^lmehr   allein   auf  die  autorität  des   Flacius^  die   qaMb 
Chesnes,  augewiesen  sind. 

Beruht  nun  aber  die  praefatio  des  Flacius  wirklich  auf  einer 
liandschrift-? 

Wenn  Windisch  p.  7  mit  dem  hinweis   auf  eine  stelle  der  epii 
dedicatoria  des  Flacius  sagt:    ,, Die   quelle  des  Flacius  wird   schwer! 
entdeckt  werden.     Er  hat  zu  keinem  Schriftstücke  bemerkt»  woher  er\ 
habe,  und  scheint  dies  sogar  absichtlich  gethan  zu  haben,   um  den 
seines  werkes  zu  erhöhen  (?)/'  so  übergeht  er  einen  wesentlichtni 
der  Untersuchung,  nämlich  die  frage,  ob  denn  ohne  weitere  unterst 
jedes  von  Flacius  veröffentlichte  aktenstück  als  ficht  hinzunelitnen 

Zur  beantwortnng  dieser  frage   ist  es  notwendic:  i'twns  weite 
zuholen, 

Matthias  Flacich   oder,    wie   er   sich    nach     i 
Matthias  Flacius  lllyricus  hat  allerdings   den   viel!     i  , 

aufenthaltes,  seine  litterarischen  und  persönlichen  Verbindungen  in 
nenerregender  weise  zur  hersteUung  einer  ausfuhrlichen  auf  qn  ■' 
Urkunden    beruhenden    Li rch engeschichte    benutzt.      Aber  jene     ,u 
Schriftstücke  und  Urkunden,  welche  er  in  seinem  catalogus  testiuni  v| 
tatis   und    in  den  sogenanten   Mugdolturger  Centurien  mitteilt,    mC 
sowint  sie  nicht  anderweitig  beglaubigt  sind,   aus  vei^schiedenön 
einer  scharfen  kritü  unterzogen  werden. 

Zunächst  waren  die  arbeiten  luid  forschungen  des  Flacius  und 
ner  genossen  tendenziöse,  T\ie  dies  fili'  den  catalogus  tcst  v  r 
aus  dem  weiteren   titel:    ,yqm  ante  nofitrnm  adatem  JPo^   , 
atgm  rupimii  errmHbus  redamurunt  ,'*  noch  mehr  aber  aus  seiner  fS 
fatio  ad  lectA>rem   hervorgeht     Es  komt  i^^    N     i      i 
seine  quellen   angibt,   seine  gegner  auf  pr-  i 

Fischer  seite  aber  ihn  und  seine  angaben  verdächtigt  hah<jn.'     Fat 

1 )  VgL  cUo  etelle  ans  ülenberger  bei  Preger  Mftttli.  Flaclaa  njjrica«  und  i 
Zi'it.     Erlartgisn  1859,     ü.  p,        unti  Wilh.  Klucrijffrciii  in  «olnef  apistoU  an 
V(tr  Keinem  L  e4.^utt^ii&ria>),    tagotitta/it  t5ii6. 


Flaojitg  «ocno  «chriftetücke  uud  daktmiente  nicht  allein  aufgefujiili'n 

[ood  fibgi«:5€hriubed  t  »oudern  vielleicht  da»  meiste  bat  er  van  seiueti  agen- 

und   freunden  aus  verüchiedcueu  lündern  L'rhiilteti»    deren  glaubwür- 

kfiit  niübt  ohne  weiteres  von  allem  verdachte  lYei  i^t.     Endlieli  lltisst 

l^ch  auob  nicht  länpan,   dass  in  der  diimahgen  'mi  bei  aller  Sorgfalt 

jimd   iDflhe  llrni  und  Heiuen  geitosseu  eine  kritische  »ichtung  und  j^^chei- 

friMM-  -5>>r  von  allen  Seiten  zuttiessendeu  schril'tstiicke  kaum  möglich  war, 

m  bei   ihren  historischen  forschungen   ein  bestirnt  vurgcstecktes 

tl  im  aoge  hatten,    and    die  masse  des  materiaU    80  gross  war,   da^«» 

pitts  schon    am  2«»  februar   1567   seinem    ageuton    Marcus  Wagner 

eibeii  muste,    „er  solle  nur  melir  solche  werke  sanimebi,   die  über 

£ba  jabr  lOOU  binaufreichteji,   an   neueren   Sachen  hätten  sie  einen  sal- 

■i]\is^,  dans  sie  beinahe  nicht  wilsten,  wo  sie  anfangen  und  auf- 

Was  nun  speciell  den  catab>gU8  test.  veiit.  angeht,   der  uns  liier 

interessieren  kann,   so   fehlen  allerdings  auch  hier  genauere  quel- 
ihen,   *iie  die  ächtheit   eines   Schriftstückes  sicher  stellen  könten,* 
imn  einer  vergleichung  derjenigen  stellen,  wo  er  schriftstucke  und 
Beute  mitteilt,    geht  doch   deutlich  hervor,    dass   er  gewöhnt  ist^ 
eilen  vorauszuschicken,  in  denen  er  die  Wichtigkeit  des  l)etTeflre!i- 
iiiöses  fiir  neine  zwecke  hervorhebt  und  den  wesentlichen  iulralt 
Tciine  angibt/^   zuweilen  auch   zu  erkennen   gibt,  dasa   die  schriftstücfco 


i  r,  lliürnigtu  konigreichs,  das  es  für  and  oiw:h  Chriati  gcburtli 

vesen  u.  ».  w.     I.    Jbena  15113.     L.  2.      - 

2)  Der  ^rutid   waruuj  Flacius  aeinen  dakomenten   keine  genaue  queUenaugahti 

en  woltü  retfp.  konte»    liegt  auf  dor  hand ,   wenn  man  bedenkt»  dass  er  ebenso 

I  üiü  sühe  AKenttai  m  ihren  mittein  zur  auffindung  nnd   orlaii^iin>,'  alt^ir  hand- 

rh  war.     Sie  zeigten  nicht  nur»   je  nachdom  sie   e«  mit  katholiken 

tu  ,    m  tnn   batton,    andere  enipfehlangfibriele  vor  und   ^aben   autlere 

It9  an.  Huüdern  der  cnlter  Flacianua  ist  sogiir  Hp^rich wörtlich  geworden     Zwar  bat 

in  wineiu  gründlichen  und  gelehrten  werke   es  nicht  ohne  goMcliick  Vürsncht, 

fnnrUrfe  von  Flaeiua  abxn wälzen;  trotzdem  ist  jedoch  Dfimmler  nicht  geneigt» 

lertfei^r  gangbaren  nachrichten  so  ohne  weiteres  abzuweisöo.     Viehnr.hr  sagt  er 

jing  auf  dua  sdireiben  den  Flacins  an  Nik.  rtallns  vom  14.  october  l&tll  („mit 

habo  er  vMm  nutzen  der   kirchengeBchichte   den  nionch^^n   zu  Fnkln 

f  ht:rmiHge^'''ben»j  codiceh  abgerungen "j^  „fa«t  mochte  man  glanlwn, 

M    briefaamlnng  aus  dem  il  Jahrhundert   bei   dieser  gclegenheit  von 

^  !     it  sei,   weil  dicäelbc  bei  «paterem  Vorhandensein  im  klonter  nnawei- 

vun  Brawer  und  Hchannat  ala  eine   der  wichti^t^n  quelien  iu  ihren  werkeTi 

JkklAbche  gcachichte  hätte  benatzt  werden  mÜHsen*'  (Forsch,  s.  dontich.  ge«ch. 

m 

9)  V|cl-  hrüondcrir  i)tfrida»  Wissen burgronai«  11«  79. 


54  J.   W.  SCHULTE 

abäcluiftlicli  oder  im  originale  in  seinem  besitz  sind,^  in  anderen  f&l- 
loji  endlich  wenigstens  andeutet,  dass  ihm  diese  dokumente  zugekom- 
men sind,  und  dass  er  sie  zum  ersten  male  veröffentlicht  Wo  dies 
nicht  der  fall  ist,  sind  auch  nie  vollständige  dokumente,  sondern  nur 
auszüge  oder  notizen  mitgeteilt.-  liei  der  praefatio  ist  nun  aber  ausser 
jener  kurzen  Überschrift  „praefatio  in  librum  antiquiim  lingaa  Saxonica 
cotf  Script  ton;'  welche  also  besagen  Avill,  dass  nunmehr  die  vorrede  zu 
einem  alten  in  sachsischer  spräche  geschriebenen  buche  mitgeteilt  werde, 
weder  eine  kurze  die  Avichtigkeit  des  Zeugnisses  hervorhebende  einleitung 
noch  auch  eine  notiz  darüber  von  Flacius  gegeben  worden,  dass  er  je 
das  altsachsische  buch,  resp.  die  vorrede  selbst,  gesehen  habe.  Dieser 
mangel  einer  jeglichen  Vorbemerkung  wird  aber  um  so  auffälliger,  wena 
man  damit  verghiiclit,  wie  sehr  die  gleichzeitig  mit  der  praefatio  zum 
ersten  male  a))gedru(kte  vorrede  des  Otfrid  in  hlngerer  einleitmig  her- 
vorgehoben wird.  Alles  scheint  darauf  hinzuweisen,  dass  Flacius  weder 
das  original  der  praefatio  noch  ilen  codex,  vor  dem  die  praefatio  gestan- 
den haben  soll,  gesehen  hat. 

Vielleicht  hat  aber  Flacius  an  anderen  stellen  gelegenheit  gefunden 
von  dieser  praeftitio  nähere  mitteilungen  zu  machen?  Gelegenheit  hätte 
Flacius  dazu  in  der  tat  gehabt  in  seiner  1571  erschienenen  ausgäbe  des 
Otfrid.  In  der  lateinischen  und  deutschen  vorrede  gibt  er  nämlich  die 
gründe  an,  welche  ilni  dazu  bewogen  haben,  das  altdeutsche  gedieht 
herauszugeben.  Kr  war  dabei  sichtlich  bemüht,  nicht  blos  sämtliche 
nachrichteu  über  altdeutsche  bibelübersetzungen  zusammenzustellen,  son- 
dern auch  sonstige  altdeutsche  Übersetzungen  kirchlicher  gebete  und 
anderes  einschlagende  mitzuteilen.  Unter  diesen  umständen  ist  es 
wid<'runi  befremdend,  dass  er  an  keiner  stelle  der  praefatio  mit  ihrer 
wichtigen  nachricht  erwähnung  tut,  obgleich  er  von  den  desfalsigen 
bestrebungen  Karls  des  Grossen  und  Ludwig  des  Frommen  spricht  und 
auch  melirmals  ausilrücklich  seinen  catalogus  hervorliel)t,  in  dessen  zweiter 
auflag«^  vor  neun  jähren  er  doch  die  praefatio  mit  den  versus  de  poeta 
verölVcntlicht  hatte.  Endlich  komt  er  auch  in  den  Magdeburger  Oentu- 
rien  nicht  wider  auf  die  praefatio  und  ilire  nachricht  zu  sprechen. 

Während  somit  schmi  die  art  der  Überlieferung  der  ja-aefatio  geeig- 
net ist  bcdiMikcu  wegen  der  ächtheit  anzuregen,  wird  die  beschaffenheit 
«1er  i»raefatio  selbst  noch  schwerer  wiegende  zweifei  hervorrufen. 

I )  \'jrl.  z.  li.  1 ,  «»0»;   {Jladrinnus  jHtfHt)   acccjnmns  tijus  quadnajintn  qwitliior 
rpi.<tnl(t^  mnmisa'iiitiis  il».  ji.  «>S(j.  Jl  p.  (»7,   IM  usw. 
•J)  V«,'l.  n.  a.  J,  «;;{7.     II,  1,  7  u^w. 


ZVtt  imuAyDFaAux 


flÄ' 


'  HY^fiiiTi   h^miorkt  wurden »    tlasH   di«^   ubvrachrilt  unst  spätür, 

büi  W3»L  h  von  Flaciuü  selbst,  hiiaugofügt  worden  hxL    IVw 

itio  üi^lbrtl   ^iAii  ihrer   form   nach    eiuun   zuitj^eriossen  Ludwige  des 

tili^   verfaä*sor   vorau»;    daher  auch  im   anfuiige  denselben  die 

Siirmon.      Indes  scheint  angenommen   werden    zu   mii^Keu,   dii^s 

iml>eliant*   sfeiti^oaosise  Ludwig«  des  Frommun  erst  ciulge  zeit  nach 

"      !      -  Jei*  biblischen   epos   die  vorrede  geschrieben  habe;    es 

adum  est-  nuper  etc. 

Wi6  dnd   nun  aber  die  mittoilungen  Am  angebliehen  Zeitgenossen 

üleicli  beim  ersten  blicke  wird  es  auffallen,  dasö  der  angeb- 

e  mir  sehr  wenige  dörftige  und  unhestimk  angaben  ober 

les  gedichtes  macht,   und   über   die   person  des  dichtere, 

ort,   zeit  und  nähere   umstände  fast  nichtu   weiss,    obgleich   das 

ll'^   ■    '    ;  1        '      lus^en,    zu   denen   doch   der  Verfasser  der  vorrede 

lüut  war,  und  der  dichter  selbst  bei  den  seiuigen 

DO  RrOher  als  ein  nicht  unbedeutender  Säuger  galt 

Windisch  hat  nun  zwar  in  längerer  beweisföhrung  zu  zeigen  gesucht 
^ftcb  diese  unkentnis  ganz  einfacli  und  naturUch  erklären  lasse.    Er  sagt 
lidi  p.  20  tgg.  ungetahr  folgendes:  .,  Augenscheinlich  stand  der  schrei- 
per  ilr^r  praefatio  den  kreisen  fem,  in  denen  das  gedieht  entstanden  ist 
ebenso  offenbar  ein  Nichtaachse ,  vielleicht  ein  Franke 
:  js   in   einem   fränkischen   kloster   lebender   mönch  . , . 
^Termnte  nimr  dass  bei  irgend  einem  anlass  ein  codex  (vielleicht  gar 
in  ein  tränkisches  kloster  gebracht  wurde.     Da  der  dich- 
:l  er  ja  nur  ftlr   das  volk  dichtete,  schwerlich  me  Otlrid 
aleitungen  und   widmungsgedichte  vorgebracht  haben  wird,    so 
Tfiich  die  äusseren   nachrichten  über  die  entötehung  des  gedichtes 
sdlich  fortptlanzeiu     Vor  allen  dingen  konte  sich  die  angäbe  wol 
dass  Lutlwig  der  Fromme  die  erste  anregung  zu  dem  Unter- 
Lehnen  am  dichter»  gegeben  habe  —    und  dieser  angäbe  zu  mistrauen 
ginmd.     Als  nun  der  codex  auswanderte,  da  konte  sowol 
*       ^  iit  in  die  fremde  kommen,  als  auch  besonders  der  bericht, 

bfirlich  das  gedieht  sei,  und  welchen  anklang  dasselbe  bei  den  lands- 
»      '       I    V  'iiiden  habe.     Es  konte  also  einer,  auch  wenn  nr 

!     :    selbst  gelesen  hatte,    doch   sehr  wol  über  die 
üohkeJt   desaelben    schreiben.      Und   dieser   gedanke  ist   deshalb 
Ig,    weil  wol   damals  niemand,  ohne  mit  dem  sachsischen  dialekt 
vorinml  zu  i^in,  das  gedieht  wird  ohne  mühe  haben  verstehen  kön* 
_   8u  datis  er  e»  durchlas.     Denn  gerade  der  sächsische  dialekt  steht 
üto  UutTerhÄltniirsen  und  im  Wortschatz   weit  von  der  mundart  des 


5fi  J.   W.   SCHULTE 

damals  lierschcnden  Frankenstammes  ab  und  berührt  sich  nahe  mit  dem 
Angelsächsischen." 

Gegen  die  annähme  von  Windisch ,  dass  zwischen  dem  sächsischen 
und  anderen  deutschon  dialekten  ein  radikaler  imterschied  bestanden,  so 
dass  der  Verfasser  der  praefatio  das  altsachsisclie  bibelepos  nicht  habe 
lesen  und  verstehen  können,  haben  sich  mit  vollem  rechte  schon  Heyne 
(in  dieser  Zeitschrift  I  p.  2sö)  und  Scherer  (Zeitschr.  f.  österr.  Gym- 
nas.  XIX,  11.  heft)  erhobeu.  Ich  will  deren  treftlichen  auseinandersetzun- 
gen  nur  die  bemerkung  nocli  hinzufiigen ,  dass  dichtungen  im  sächsischen 
dialekte  damals  aucli  in  S.  Gallen  sich  befanden  (vgl.  Schmeller,  Heil- 
and IL  i)rüoemium  p.  XV  not.  ;i)  und  sicherlich  auch  gelesen  wurden. 
Hiermit  ist  aber  die  hauj^tgrundlage  lur  die  hypothese  von  Windisch 
geschwunden. 

Auf  der  andereu  seite  müssen  wir  aber  die  behauptung  von  Win- 
disch ,  dass  der  Verfasser  der  i)raefatio  sich  dem  sächsischen  dialekt  fremd 
gegenüberstellt,  und  es  den  anschein  hat,  als  habe  derselbe  das  bibli- 
scbe  gedieht  nicht  gelesen  und  nicht  verstanden,  aufrecht  halten.  Wenn 
Scheror  der  entgegengesotzteu  meinung  ist,  dass  der  Verfasser  der  vor- 
rede das  gedieht  habe  in  häuden  haben  müssen,  weil  er  es  mit  kapitel- 
überscluifteu  versah,  woraus  denn  auch  natürlich  folgt,  dass  er  es  gele- 
.sen  und  verstanden  habo.  so  ist  doch  nicht  recht  ersichtlich,  wie  diese 
behauptimg  aus  der  betreffenden  stelle  der  vorrede  gefolgert  werden 
könne.  Der  satz  ,.///  rero  sf(ulioi>!f  Icctoris  hifrntio  facti  ins  qnncfjne  ut 
ijrsfd  Htttit^  possif  hivvniroy  slmjnlh  soitcutiis  ju.via  qnod  ratio  hajas 
iij)rti.^  posinhfraf,  capiftila  (invotata  stmt''  kann  unmöglich  auf  den  Ver- 
fasser d(M"  vorrede  bezogen  werden,  da  er  nichts  andt^res  heisst  als: 
„zur  besseren  Übersicht  für  den  leser  befinden  sich  in  dem  codex  capi- 
tolüberschriften ,"  nicht  aber  „sind  von  dem  Verfasser  der  vorrede  hin- 
zugefügt worden.*' 

Was  dit*  andere  viel  besprochene  stelle  der  vorrede:  .^quod  oi^ns 
(am  htride  tauHfHc  rlcfiavter  JH.rfa  idlowa  Ullas  liuffaae  contyosuii, 
nt  a  f(  (I i r  u t  i h  a  s  ar  I  afrll  i // c n f  i h  tt s  non  htlnhuam  siil  deroris  did- 
(fdliinH  pntchrat'^  angelit,  so  liat  Scherer  allerdings  richtig  bemerkt, 
dass  jnxtn  idinnai  lllias  llHtjKac.  nicht ,  wie  Windisch  anzunehmen  scheint, 
ia.ila  iflioniff  lllias  [sei/,  saunnivac)  llntiHav,  stnidcni  jaxfa  Idanun  illius 
isr.  amiuniinu:)  liniiaar  heisst.  Allein  wenn  man  die  werte  at  aadirn- 
fihtts  ac  infrlll(ßnifihffs  etc.  im  zusammenhange  mit  dem  vorhergehenden 
teile  des  satzes  autfasst,  kann  trotzdem  der  riciitige  sinn  nur  iler  von 
Windisch  angegeb(»ne  >ein.  Der  satz  kann  nur  von  einem  sulcheu  geschrie- 
ben sein,  widcher  entweder  selbst  das  gedieht  nicht  verst-and  oder  für 
Still  he  sehrieb,   bei   denen   er  unken tnis  der  sächsischen  resp.  deutschen 


Xtm  ItllUltIDifBAaB 

spraiibe  vorauSDetzie.    Weaii  das  itber  der  GüI  int,   wie  uud  wp  sQUeo 

wir  luw  daim  di<*  jimefatio  cutstaüden  denken?    Ein  deutscher  raönch 

^öllx'    nicht   geschriebea   haben,    weil  er  sich  dem  sächsischen 

L^rip.  der  dculöchea  Spruche  fi-^rad  gegenöbürstellt  und  das  gedieht 

lU&t  nicht  veratHuden   zu  haben  scheint;  —   eine  auswauderuug  eines 

kltindcodex  so  kurze  zeit  nach    geiuer   entstehung  in  nicht  deut^he 

iider  iöt  aber  höchst  unwalirscheinlich. 

Merkwürdig  bleibt  ferner  jene  stelle  der  vorrede,  daäs  durch  das 
altfiSchäisijhyf  gedieht  das  gan7.e  iieutsche  yolk  (cundus  poptdus  $tM& 
fitioni  suhditHS  ihemlisca  loquens  liHijua)  kentuis  von  der  heih  Schrift 
krbalten  habe,  auch  uelbst  dann  noch,  wenn  wir  den  satz  als  übertrei- 
iig  ansehen  t  wie  Scherer  geneigt  ist  zu  glauben.  Halten  wir  endlich 
leniiit  die  tatsache  zusammen,  dass  nur  der  titel  von  emer  Ihifjua Saxo- 
ica  spricht,  während  in  der  vorrede  selbst  nur  von  der  iimjua  then- 
rJseei  ^  reüp.  germanica  die  rede  ist,  so  scheint  aus  allen  diesen  angaben 
eine  gewisse  Unsicherheit  und  Unklarheit  Qber  die  damaligen  sprachlichen 
'^'  fsse  hervorzugehen,  wie  wir  sie  von  einem  Zeitgenossen  niebt 
tzen  können. 
Indesä  zeigt  sich  der  Verfasser  der  vorrede,  der  angebliche  zeit- 
se,  auch  mit  anderen  Verhältnissen  wenig  bekannt.  Denn  wie  ist 
Sglich,  dass  ein  Zeitgenosse  behaupten  kann:  ,,mim  cum  dimnorum 
im  mUomnodö  liierati  atque  iruditi  prim  Hotitiam  haberetd,  ejus 
adum  est  mtper,  ut  eundm  p^pulus  suae  diiimn  stib- 
-"'ff  loqums  linffua  ejasdem  dimuie  lectionis  nihUominus 
perit,  Praccrpit  numque  cukhim  viro  de  yente  Saxonuffi  — 
'^teius  ac  nmmm  iesianmüum  in  Germanimm  Umjuam  poeticG  frans- 
re  sfuderef^  qiiatcnus  nou  solum  literntis  lUfum  etiam  ill Hera- 
us Sacra  divin  omni  librorxim  lectio  panderetur,'*?  Vgl.:  nt  vero 
ludiosi  lectoris  itdentw  facilius  quaeque  —  j)omt  invenirc,  mitju- 
''tiia  —  capitnla  amwtaia  sunt:*  Also  ist  die  poetische  über- 
des  alten  und  neuen  testamentes  nach  der  absieht  des  kaisens 
Ludwig  des  Frommen  nur  angefei-tigt  worden,  zur  loktilre  auch  fiir 
nngebildete;  als  wenn  man  damals  allgemein  des  lesens  kundig  gewe- 


1)  £d,  Bcbringor   hat  in    smnum  netiattten   progmniiti  «.Krist  otid  Htiliand'* 
Wttwbitrjr  1870.  p,  8  u.  1  mit  rocht  bemerkt;   „Mag  imch  dem  dichter  (Otfrid)  bei 
'runk  ,Jh<rotisc**   oiu  wintcroT  boj^riff  vurge*icliwebt  haben,    in  Wirklichkeit 
hfl  i\im  dieses  wort  nichts  midcres  als  ,Jin(fu/i  tuUkHi**  und  diese  ist  eben 
r  dialekt.     Solt?  al»o  dennoch  unter  Ludwig  dem  Fronimcu  die  bekante 
•  -•<ie  ÄUin   Hvlumd  geacbriebv«  seiu,    welche  xwutTual   das  wort  ^^thfU' 
In  »eiser  Aoeifcdchatejiton  |iolitJ8chen  bedcatuug  m  gebrauchen  icbelnt?'* 


j,  w.  at:flm.TB 


^eti  wäre  und  man  in  vielou  liäusern  solche  kostbiro  bOilh  i  /,4ui  iu*< 
^'üluibt  hiitty. 

EiKllich  Ist  auch  die  wabrüelimuiig  von  Windisoli  von  v, 
Jus8  tlio  vuiTode  ihrer  jfAnzoii  äussoreu  form  riüch  nur  orzählt^nu  Hvncl 
t€t,  uiid  dass  kaber  Ludwig  der  Fromme  gegi*ii  deu  dicbi^r  und  entin 
werk  üi  den  Vordergrund  gerückt  wird.  „AuiTallend  ist  nur/*  $ngt  Wiji- 
di»ch  ,,111  der  praefatio,  dasö  sie  eine  reine  ei  '  '  v^  ist  und  ein» 
wgeutlich«  beschreibung  oder  schilderimg  des  ^' ._  ni<;ht  enthilL 
Es  wird  erzählt,  dass  Ludwig  der  Fromme  einem  sächsiBcheu  volks* 
'T  den  auftrag  gegeben  liabe,  das  alte  und  neue  teätamenl  poe- 
u^wi  in  deutscher  spräche  darzustellen.  Es  wird  erzählt,  das«  die- 
ser gehorcht  und  daa  werk  ausgeführt  habe.  Ks  wird  erzählt,  dasa 
der  dichter  bei  erschaöung  der  weit  angefangen,  das  wichtigste  aus 
dem  alten  und  neuen  testiment  ausgewählt,  erklärungen  beii'^  ♦'^^•^^ 
und  dat*  ganze  poetisch  gestaltet  habe.  Es  wird  erziihlt,  da 
in  der  dicbtuug  ein  so  herliches  werk  hervorgebracht  habe,  dass  en^ 
allen,  „die  es  hören  und  vernteheu,**  deu  hrichsten  genuBS  liereitB. 
Also  atles  wird  vom  Standpunkte  des  unbekanten  dichterH  aus  bericlitet; 
konig  Ludwig  und  der  dichter  stehen  im  Vordergründe:  nur  uro  dioeo  i 
beiden  zu  verherlichen,  werden  die  eigenschaften  und  hohen  Verdienste 
di^r  dichtuug  angefügt.'* 

Es  bleibt  uns  noch  ein  zweiter  punkt  zu  behandeln  «brig.  auf  den 
mau  vielfach  seit  Schmeller  hingewiesen  hat:  die  auffallende  üf»eretn- 
8tinimung  der  erzflhlung  der  praefatio  und  der  versus  de  poeta  mit  dem 
berichte  Bedas  über  Caedmon.  Die  ähuUchkeit  der  versuB  ist  so  aofftl- 
lig,  daus  sie  niemand  zu  Leugnen  gewagt  hat.  Jedoch  auch  die  ] 
Üo  zeigt  eme  grössere  Ähnlichkeit  und  Übereinstimmung,  als  di  rt  -* 
anzunehmen  geneigt    war.     Denn  jener  Widerspruch  zwischen  »er 

bentfuug  und  kaiserlichem  auftrage,  der  sich  imierhalb  der  praefatio  ftii'- 
den  soll,  uud  auf  den  geatötzt  Zarncke  Interpolationen  nacTiwies,  ist' 
ebtsnso,  wenn  auch  in  mehr  natürlicher  form,  in  der  »T/Gablung  des  B*^dft 
vorhanden.  Auch  hier  wird  nämlich  berichtet,  dass  Caedmon  ziierRt 
durch  g*Utliche  berufung  imd  ermahnung  aufgefordert,  begounen  habe  zu 
dichten;  nachdem  dann  die  Äbtissin  Uulda  seine  ausserordentliche  konät 
habe  nlhmen  hören,  habe  sie  ihm  den  auftrag  gegeben,  das  alte  aniil 
neue  te«tament  poetisch  zu  fibersetzen.  Oanz  in  derselben  weise, 
dings  etwaa  confiiser,  wird  der  hergang  von  dem  alt-SHchsischen  dh 
i  rzriblt  Auch  er  ist  zuerst  von  oben  aufgefordert  worden  zu  dicht 
ilann  erst  gibt  ihm  biiser  Ludwig,  der  ihn  von  »einen  landsleuten 
einen  nicht  unbedeutenden  dichter  bat  rühmen  hArcn,  den  -it*-L%  da« 
alte   und   neue  tostament   ms   deutsche  umzudichteu.     ß<i  d  aUo 


xnt  mBLUKT^rAAnis 


öö 


ia  Iwmfun^  71t  teilt  l^ide  erbalten  einen  besonderen  auftrage  der 

ron  der  äbf  u  deren  kloster  er  gehört,  der  andere  von  sjel- 

'*'  '    diirdi  ihre    1''  "        ^      r^  dich- 

riiii  ^     '-llt,   weil  bvi^'  ,         ijo  liilfß 

tiU  wurde*'     Im  ganzen  ist  die  Ühnlichkeit  ja  Übereinstimmung  zwi* 

|r  '  t^Q  unverkenbai'. 

.vilich  in  Heiner  bekanten  abbandltmg  einen  ganz  anderen 

we^'  Ju  Er  sagt  unter  anderem:  „Die  widersprfiehe  inuer- 

li  alb  derr  pr  aef  atio  rind  in  der  tat  autTallig  genug.  Während  auf  der  einen 

;t    "  '*^'^^^ 'f  »Tird»  der  kaiser  Ludwig  habe  einem  bei  »einen  landsleuten 

i  stellenden  dichter  den  auftrag  erteilt»  das  alte  und  neue 

it  in  deutsche  verse  jCU  übertragen,   wird  zugleich  erzählt,  die- 

r      '    '     :^  durch  ein  tm-    ;    !oht  aufgefordert  worden,  als  er 

M  _       lust  ganz  unku:  wesen  sei.     Die  hinter  der  prae- 

atebenden  versus  de  poeta  erzählen  dies  noch  auöttihrlicher:    der 

'  ^   sich  sofort  an  da?  werk.     Üagt  die  praefaÜo  dies  auch  nicht 

Br   .  .    so  liegt  ihren   worten  doch   diese  annähme  unläugbar  zu 

iite«     Es  wjlre  abgeschmackt   zu   behaupten,   der  Vorgang  sei  nach 

ibera  so  zu  denken,  dans  auf  die  aufforderung  zur  bcar- 

.  ..,..; gen  böcher  der  bauer  (im  gagensatz  zu  den  versns)  nun 

ein    weltlicher   sänger  (?)    geworden   sei,    und  als   er   als   «olcher 

ttt  geworden  war,   habe  er  die  zweite  auffordemng  durch  Ludwig 

Frommen   erlialten    und   nun    erst   die   göttliche   maluiuug   erfflUt 

der  sclireiber  einen  so  eigentumlichen  und  gegen  den  respekt  vor 

g^ttUcben  mahming  gar  sehr  verstossenden  verlauf  angenommen^ 

ex  von  vornherein  die  ganze  erzählung  demgemäss  vorgetnigen. 

aber  iat  anfangs  nur  von   der  auiTorderung  Ludwigs  die  rede  und 

'i,wm  vorgangige  audoutungon »   über  die  sofort,    abgerechnet,  tritt  erst 

'*   die   an  sich  doch  viel  bedeutungsvollere  göttliche  auflbrderung 

iidix  hinzu.     Wir  haben  somit  zwei  verschiedene  und  unverein- 

re  diirstellungen,  wie  m  demselben  Verfasser  so  neben  einander  unmt'Vg- 

IU3  der  feder  kommen  konten-     Man  hat  auf  diese  Widersprüche  bis- 

pPnur  >Mn^^-ivi^sen»  um,  indem  man  zugleich  die  Übereinstimmung  der 

ibtfti  g  mit  dem  berichte  über  Caedmon   bei  Beda  hervorhob, 

keit  der  ganzen   praefatio   anzuzweifeln.    Aber  was  rii? 

"I*.   ist   an  sieb    so  w^ahrscheinlich  und    dabei  su  klar 

;  ragen ,  dass  diesen  bcricht  für  erfunden  zu  erklären 

kiium  glaublich  i^rscheint    Auch  wird  durch  die  annähme  einer  ßilschung 


l)  Ein*»   ftitfnwTkganic  v«?TK'cichniig  beider  tcxt«,   wie  wie  bei  Windisch  abge* 
wd,  mrd  etncrn  jeden  diese  Ubereii&timmting  Idcht  zeigen. 


m 


3,    W-  BG0t7Lrjl 


die  Unvereinbarkeit  jener  beiden  erziüiimigeD  oicht  gehoben,   ndi  ol 
IJSlsclier  konte  sie  nicht  so,    wie  e«  geschehen  ist,   neben  einander  tor- 
1  tragen :   üf*  annähme   einer  interpolatjou   ist  umibweiölich.**    Dann 
l'Zarncke  die  als  intei'iiolatianen  von  ihm  erkauten  stellen  mit  einer  w 
ftlhrlichen  hegnlndung  liinzu.     Es  sind   folgende:   Nam  mm  (ImnotHmt 
librornm  solammod^j  liicrati  aU^ue  erudi'ti  prin»  Piotüiam  hah- 
iftiulio  [aique    inqierii  tempore,    sed  Dei  opHuipotcufia  (iUiul 
mirabiliter]   actum  est   nuper   ut  cundtis  jwimlus  etc.  —     ywt  jttS9i^\ 
dmperntlihus    Uhenter   obtcmperans    [nimirum    eo    factlius   quo    tf 
\^<(mwutas  est  ptius]  ml  tarn  difficile  tamt£uc  ardunm  se  statim  <- 
opua,  —     Eadlich  als  anschiebung  und  widerholung  alle«  von  "Jertifi 
eundem  vtäcm  etc.  an. 

Abgeisehen  davon,  daas  interpolationen  überall  da  »chlecht  aml 
platze  äind,  wo  es  :^ch  um  ein  zweifelhaft  echted  schrii'tstück  handelt,] 
hat  Zarncke  daraui'  keine  röcksicht  genommen,  dasK  dieser  wide^iprucb] 
auch  in  der  crzählung  des  Beda  von  Caedmon  vorhanden  ist,  und,  wial 
üben  gezeigt»  zwischen  beiden  berichten,  abgesehen  von  den  peräuuenJ 
nur  der  tmterschied  obwaltet,  das»  in  Bedas  bericht  der  befehl  der  äbtis-| 
sin  gegen  die  göttliche  beruiüug  zmücktritt ,  in  der  praefatio  umgekehrlj 
der  iKifehl  des  kaisers  die  göttliche  berufung  in  den  hintergrund  drilatfLj 
Auch  ist,  wenn  man  auf  die  versus  de  poeta  keine  rficksicht  nimt,  inj 
der  praefatio  selbst  der  innere  Widerspruch  so  gross  nicht,  wie  ihn  Zam^l 
cke  macheü  mischte.  Denn  ebensowenig  wie  im  Beda  Caedmon  von  obenl 
aufgefordert  wird,  das  alte  und  neue  testament  poetisch  zu  fiber?!etzeii^ 
sondern  «lies  erst  auf  aufforderung  der  äbtiBsin  tut,  ist  der  aU  ' 
öilnger  nach  der  praefatio  vor  dem  befehle  kaiser  Ludwigs  durci,  „  ^^.ic 
mahnung  aufgefordert  worden ,  gerade  das  alte  und  neue  testament  in  di«! 
deutsche  i^prache  unizudichten.  Weder  die  stelle:  „gu*  ju:üsis  mper\aJlQm8\ 
Ubrnier  ohiempernns  nimirum  m  facilius  quo  dest^per  admonitus  cütpnusA 
ad  tarn  diffwih  tatmjue  arduum  st*  stiifim  rontulit  opas^**  noch  die  andere:] 
„fernni  eundem  vatim^  dum  adhuc  artis  hujus  jtenitus  essd  ignamSt  #> 
sotmm  esse  admonitnm,  ni  sacrne  tepis  praecepfa  ad  enntiJmam  pro^mae 
linffHüe  mngrua  nuyduhdiotie  ampiard'*  müssen  so  verstanden  werdeQ.J 
NatfirlJclier  weise  heissen  sie  nichts  anderes,  als  was  Beda  vom  (^Md^ 
mun  erzühlt:  in  folge  der  göttlichen  berufung  sang  der  Ali  'i 
liehe)  lieder  und  wurde  so  ein  bei  den  seinigen  nicht  unbri  '       i( 

wie  Zanicke  meint  weltlicher,  sondern  geistlicher)  sänger,  iiodl 
dem  so  bernhmt  gewordenen  gab  kaiser  Ludwig  den  speciellen  autlrag,| 
das  alte  und  neue  testament  poetisch  zu  übersetzen. 

Hiemach   muss   sich  aber  die   belmuptung  Zarnckes  modifidereo,! 
daas  in  der  praefatio  zwei  verschiedene  und  imvereinbare  darstelloagenl 


viirbaiideu  man,  die  selbst  ein  ßlscher  üicht  so,  wie  es  gei^cliehen  ist, 
u  etnaiidcr  hah<^    vortragen  können.     Ebenso  verliert  die  annähme 
wu  Interpolationen  ihre  unabweisharkeit. 

Was  Öbrigenj^  die  von  Zarncke  nachgewiesenen  uiierpoiuUuueü  öeibst 
bf^trifR,  80  ist  die  erste  [atque  imperu  tempon\  ml  Dei  omnipcdcniia 
homdia  mirabüiter]  allerdings  von  Zarnckes  Standpunkt  aus  an 
treöend  und  ansprechend,  aber  für  die  sache  selbst  von  keiner 
atnng.  Anders  ist  es  mit  der  zweiten  stelle.  Hier  sind  die  als  inter- 
dlation  erklärten  worte  ^.nimirum  eo  facilius,  quo  demiper  est  admoni- 
~tiis  }mikH**  HO  naturlich*  und  passen,  wie  Zarncke  selbst  zugestehen  muss, 
91»  gut  in  den  ganzen  gedauken,  dasH  sie  schwerlich  intei-poliert  sind. 
Der  nachsatz  f.poHus  tarnen  confidens  de  adjiäorio  oblempemtitiae  fiaam 
dt  Birne  intjcmn  parvitaii»^**  kann  sogar  ohne  die  erklärung  ..nimirmn 
*■■.  *'--^iu&  quo  demper  admonUm  csf  prius'*  im  vorder»atze  nicht  ver* 
werden.  Schwerlich  koate  Um  der  blosse  gehorsam  gegen  den 
rfehl  des  kaisers  mit  vertrauen  beseelen,  ein  so  schwieriges  und  erha- 
htnv^s  werk  zu  unternehmen,  wenn  er  nicht  ilie  aulTorderung  des  kaisen^ 
gleicbsam  als  eine  vviderhoUo  gottliehe  aufforderung  anlliisstc;  aus  der 
mahnung  von  oben  aber  konte  er  mit  recht  vertrauen  schöpfen* 

lii  betreff  der  dritten  stelle,   welche  mit  ,,Ferunt*'  beginnend  den 
ID  letzten  absatz  der  praefatio  umfasst,   lässt  sich  allerdings  nicht 
dass  die  beweisfahrung  Zarnckes  viel  gewinnendes  hat     Da  in 
der  praefatio  schon  früher   von  der  äusseren  einteilung  und  einrieb tung 
Am  Werkes  gcsprocheu  ist,   so  kann  es  in  der  tat  den  anschein  erhalten, 
%h  wenn  die  mit  „Ferunt'*  beginnenden  Sätze  angeschoben  seien.     Indes 
t^Ihtl  de  nicht  bloss  widerholungen^  sondern  geben  auch  manches  neue, 
äs  wird  auB  der  früher  geschehenen  göttlichen   berufung  die  grossartig- 
^keil  und   tiefe  eindringlichkeit  des  Werkes  hergeleitet,  die  es  zu  einem 
riel  bewunderten  gemacht,   und  endlich  noch  hinzugefügt,   dass  neben 
Pü  ,i/Wtoi**  auch  capitel  fcapitelüberschriften)  zur  besseren  Orientierung 
^fftr  den  leser  in  dem  codex  sich  finden.    Da  wir  fem  er  schon  oben  Zarn- 
ckei»  grüntle,   auf  denen   er  seine  Interpolationen  stützt,  als  nicht  ganz 
ric:btige  zurückgewiesen  und  gezeigt  haben^  dass  die  ganze  erzählung  der 
r"    ^^^'     -r    -  II  Jer  auffallenden  Übereinstimmung  eine  nachahmung  der 
1^       I    I       ;^     js  ist,  in  der  nur  die  aulYordeiimg  des  kaisers  die  gött- 
liche berufung  in  den  hintergrund  hat  treten  lassen,  so  können  wir  die- 
'     ^   nicht  als  eine  spätere  anschiebung  betrachten,  sondern  hoch- 
!  I    den  schlusB  xiebeu,  dass  die  ganze  erzählung  der  praefatio 

riel  ungeschickterer  weise  abgefasüt  ist,   als  die  ursprüngliche  und 
'dartUD  auch  natfirlicbere  und  anmutigere  darsteUung  des  Beda« 


«2 


J,  W,  8ClltTl*T^ 


MerkwftrfJig,  aber  bei  der  vorwaotychaft  mit  Beda  seiir  \eirhl  m\ 
erklären,  i«t  es  feruer,   dass  die  mitteilungtm  der  pnießitio  ft^ 
jt^stalt.  «Tr      "'  "  I    i    ',  Mi  1;!   1  I       Glicht  genau  mit  d**m  T*  '■     l        -tn- 
tter  Uli«  V       ^     1'  i;     i   1       nimen,  obgleicU  die  pr    ^    i  -ir- 

licb  auf  ein  änderet»  uns  uubekatite»  werk  hinweisen  kaaii.    Erst 
seiir  gewagten  erklärungen   und   annahmen   hat  man  jenen  Widerspruch] 
beseitigen  können ,  dass  die  praefatio  und  die  v«rsus  de  poeta  vun  einerj 
bearbeitung   den  alten  und   neuen  testamentes  sprechen ,    wahrend  der] 
bÄogenante  Holland  nur  das  neue  testament  umfasst»  oder»  genauer  gesagt« 
^ie  sogenante  Tatianscbe  Evangelienharmonie  in  einer  auswahl  widergibt 
Am  bequemsten  war  es,  wie  es  seit  Lachmann  von  Middendurf»  Zarniüiu] 
und  Soherer  geschehen  ist»  die  annähme  zu  verteidigen,  es  mi  das  alt« 
testanieut   für  uns  verloren  gegangen,     Allein   trotz  des  versuche?«  Trtnl 
r^^^aekernagel ,  das  Wessobrunner  gebet  für  den  ins  althochdeutsebe  omge- 
scliriebenen    anfang   des    altsäehsiscben   alten   testamentes  2U  erklülrenJ 
•scheinen  alle  jene  recht  m  b«-:  ''  i      welche  an  der  selb  t"  -i  ^'    mdl 
finneren  einheit  und  a^bgesehlo     i  n    f  des  altsrichsij^chen  H^      i  imI-I 

ten  und  die  eidstenz  eines  alten  teataments  läugnec.    Auch  die  eintoiluugj 
in  fitten  und  die  kafritehlberschriften,   deren  die  praefatio  in  so  hervor-] 
hebender  weise  erwähming  tut,   sind  in  beiden  uns  erbaltoneu  r<Ml?r*^, 
des  HeUand  nicht  vorhanden.    Die  kapiteleinteilang  im   codex  Cut 
uns  kann  mit  der  in   der  praefatio  beschriebenen  kaum  verglichen  wor- 
den.   Zarncke  macht  femer  (a.  a.  o.  p.  110)  darauf  aufmerksam,  dass  did] 
werte  der  praefatio  „d  hUerdum  qnaedam,  nbi  mmmodum  ihcritf  mp^a'^i 
Hemu  drpmtims^'  sich  nicht  auf  den  Heiland  anwenden  lassen  t  mit  vol- | 
lern  rechte  aber  auf  Otfrid  bezogen  werden  können.     Wenn  endlich  Efw»* 
telHer  (dessen  dissertation  £fndes  mr  fe  HHiami,   Strassburg  LSa:;  iüh 
nicht   habe   erlangen   können)   hervorhebt,    dass  manche  scflge  in   drtrl 
beschreibung  des  biblischen   epos  mit  viel  gri^sserem  rechte  <^  i        rke 
Cuedmons  zukamen,  so  kann  ich  darüber  kein  urteil  abgeben,     i  h*!'- 

ding«i  scheint  festzustehen,   dass   die  emähnung  des  alten   und   neuen I 
t<jstamentes  in  der  praefatio  auf  Bedas  erzflhlung  von  Oaedmou  «lurftok- 
zultihron  ist 

Fassen  wir  kurz  die  resnltote  zusammen,  m  ergibt  sich  folgendes;^ 
l.  die  voiTode   Ist   angeblich    von    einem   Zeitgenossen    Lud? 
des  Frommen  und  zwar   kurz  nach  Vollendung  des  gedic 
geschrieben ; 
!^.  die  vorrede  selbst  ist  mehr  ein  geschichtlicher  lieriehJt, 

erz&hlung,  als  eine  vorrede; 

X  der  Verfasser  der  vorrede  bringt  nur  sehr  anbestimte  nachrieb* 

ton  Aber  den  dichter,  obwol  er  gleichzeitig  lobt  und  schreibt; 


zvn  tim^ksurvLAxiK 


63 


er  9cbetiii  das  gedieht  wed«r  gelesen  nncfa  verBtauden  zu  luiben 
find  mgi  in  der  auflassung  der  äprachlichen  vorliäUtib^e  ein« 
gewisse  Unsicherheit,   iü  der  darstelluijg  der  bilduugfizustände 
seiner  teil  aber  völlige  unkentuiB; 
4.  es  findet  sich  nicht  nur  in  der  erzäblung  der  versui«,   sondern 
auch  in  dem  berichte  der  praefatio  eine  auffallende   überein- 
sümmuug   init  den   nachrichten,  welche  Beda   ü\n*r  Caedmon 
gegeben; 
ö.  die   beschreibung  des  grossen   dichtei-werkes  in  der   praefatio 
passt  in  wesentlichen  stücken  nicht  auf  den  Heliand,  wol  aber 
in  einem  znge  auf  CHfrid,  in  einem  anderen  auf  Caedmous  werk. 
Schon  diese  umstände  werden  es  rechtfertigen,  wenn  wir  den  ver- 
it    V.'    i  I '!    if  der  praefatio  iiussprcchen.     Um  die  Bache  aber  nodi 

I      ,        ,.  müsöcn  wir  noch  einmal  auf  die  fonn  der  praefatio 
Kurfickkommen*     Darauf^   dass  in  der  bezeichnung  dea  »prachidioms^  in 
\<\'        '  licht  geschrieben   ist,    so   rielfach  gewechselt  wird   (in  der 

ii_j  :  i::..L  Uniiua  SiLTonica  f  im  texte  Germanica  —  thvmUsm  lingna) 
»oll  weniger  gewicht  gelegt  werden.  Viel  wichtiger  ist  die  entschieden 
l  tische  färbimg  der  praefatio.     Die  hfiufung  der  synouyma  (z.  h. 

«Hr^  HC  priwelaro  ingcnio  —  statucrv  ntque  ordhmre  —  lUtrati  atqtie 
i)  die  antitheseu  (z.  b*  ut  pojmlum  sibi  «  Deo  suhjectnnf  sajnvnter 
ende  ad  poliom  atque  ea:c-eUentioni  scmper  nccmdai  et  nociva  quae- 
täquc  siiperdiiiosa  cornjirmendo  compescat   —   ut  mdiora  smiper 
^0  muliiplicet  et  detertora  vdmido  ixtingnat)  die  gewählte  Wort- 
Hang,   endlich  der  fluss  der  rede  charakterisieren  die  praefatio  als  ein 
Produkt  des  huraaniBmus, 

Es  komt  endlich  noch  ein  eigentümlicher  umstand  hinzu,  den  ver- 
dacht der  unächtheit  zu  bestärken.  £8  passt  nämlich  der  bericht  der 
\  '  und  gar  zu  der  tendenz  des  herausgebers.     Was  konte  dem- 

.    -.:  Liüschter  sein,   ak  neben  der  vorrede  Otfrids,    welche  er  in 
ben  ausgäbe  des   catalogus  testium  verii  v.  1562  zuerst  mitteilte, 
ch  einen  zweiton  schlugenden  beweis  dafür  zu  haben  ^  dass  in  den  älte- 
xeiten  der  clmstlichen   kirche  Übersetzungen,    und  zwar  poetische 
tzungen  der  bibel  in  der  landessprache  aufaahme  und  Verbreitung 
den  hatten?    Placius  sagt  in  den  einleitenden  werten  zur  vorrede 
ifrid  im  cat^ilogus :  .,  Illud  autetn  ihr  ohservamhim  est ,  ante  annos 
wm  cjcsf;  habitum  nefo^ ,  sed  potius  sunwtam  piäatem  vtdyari  Umpia 
€  rh^fikmis  sacras  fitertts  rertere**  und  in  seiner  vorrede  zur  ausgäbe 
\m  Otfrlil  (1571):  Tertia  (mum)  est,  qtml  cum  mivt  '  r  cr/nlrm^er' 

/nr,  an  liecfä  sturas  literas  a  miillHudine  idqw  prr^  ,  vtdtjarihiiH 

iüimimns  gentium    Ihujuis    legi:    hie   haliemm    iltmtrem    quaestioniH 


m 


a»  W,   SCBCtTf. 


iatinkR  dfi/rtHmHemt  quml  olim  tc^Hpore  Christimmmnotum  (' 

.Mn(fni  (if  Lufkwirt  Pii,   cum  episcopi  mTlmc  essenf  Hier" 
$im  rdiffioqnc  nonnihif  ntufiis  fhrcn'vi ,  quam  jwä^vi,  r^^r 
compositum  puhHmlumque  est,  non  kwinm  fns  pUmiq^ie  est  kabitum 
wann  mcrnH  J itcras  teri,    sed  dium  vuUjarihus  rhi/ihmis  mlgo 
decatäan  et  ceJchrarir 

Uüfl  merkwürdig!  ganz  denselbea  gedanken  gibt  auch  unscrö  pra 
fatio  wider:    „nmn  cum  dirim^rum  librorum  solumnmh  lihratf   atq 
eruüiti  prius  notitiam  hnhertmtf  epis  studio  aiqne  inipcrii  tempore^ 
Dei  omnipotentia,  atque  Imhoantia  nnrahiUicr  ndum  est  nupcr ,  tif  i 
dus  popfdus  stme  ditioni  snhjectus  theudisca  loquem  Ungua  fjns  dfi 
nae  ledioftis  mhitommus  notionem  ncerperit,'^   und  noebmal>  m^  ^ni^ 
lirh  widerliolt:    ..praect^pit  narnque  cuidam  viro  de  tjcute  Ha, 
nmmm  ac  veius  teMamentum  in  GermtmieofH  lingunm  podice 
Sinderet,  qunienm  non  solum  lUemtis  venim  etiam  iUiteratis  mera 
f^rmn  jmmTptorum  leäio  pandereturJ' 

Obwol  fast  alle  den  verdacbt  einer  ßlsclning  der  praeßitio  -mrüek^ 
weisen,  hat  doch  nur  Middendorf  sich  näher  auf  diese  frage  r  ffii^ 

So  sa^t  er  p,  2:iO  in  der  anmerfcung:  „Es  wird  gewis  jeder  . 
müssen»  dass  die  praefatio  im  reformationazeitalt-er,  wo  mau 
exiBtenz  der  altsäehaisdien  poetischen  evangelieuharmonie  nocli  j^ir  kei*iiJ 
ahnuttg  hatte,  und  wo  as  noch  an  der  erforderlichen  historischen  •/'^i^^-l 
i^amkeit  fehlte,  die  es  einem  manne  von  geist  möglich  ^emaclit 
eine  solche  nicht  nur  durchaus  den  geist  des  mittelalters  atlmiendp.,  son- 
dern auch  den  wirklichen  veihältniasen  sich  so  getreu  an^' '  '• 
praefatio  zu  einem  gewissen  zwecke  zu  erfinden,  lücht  ent>^ 
könne.  In  heziehung  auf  das  einzelne  ist  bei  dieser  prflfung  ina 
zu  fassen  .♦  f////c(is /•  .Jheudiscn  poemafa,'*  und  y.popnlm  fl  * 
lingual'  neben  ./m  Gcrnuinicam  limiuam^**  sowie  ,/irf  - 
priae  linguac  cmufrua  modtdatione  coaptard"  Übrigens  iBt  bei 
ki'itik  auch  dat^  Verhältnis  des  Inhaltes  <Ier  veröus  zu  der  praefatio" 
berücksichtigen,  sowie  der  umstand,  dass  Otfrids  Krist  erst  neun  jahrti 
aach  der  ver^^iffentlichung  der  praefatio  und  der  versiLs  herausgegebenj 
wurde." 

Diese  einwendungen  widerlegen  sich  schon  teilweise  durch  das  bii«-« 
bei'  auseinandergesetzte.  Dann  aber  ist  es  in  der  tat  nicht  j^chwer,  dii| 
mittel  und  wege  anzugeben,  welche  zu  der  (alschung  der  pruefatK 
gofllbrt  haben,  so  diws  auch  dieser  wichtigste  einwand  fallen  mowa 

1.  Die  existenz  eines  altdeutschen  biblischen  gedieh tes  waj'  den 
FlaciuH  und  seinen  Zeitgenossen  schon  durch  Trithernius  und  Beatus  Uht 
nanus  bekant  geworden  (vgL  vita  Otfridi  mssenbm'tteif  '  '  • 


züB  aiauifpnuo« 


Uli  und  die  stello  aas  Beati  lUmiani  ra^im  ihrf^nn  Hb,  tL  abgo- 

lu  tTaiciu»  ausgäbe  des  Otfrid  v.  1671).    Placiua  »elbst  hatte  vor 

jähre  1562,   wo  die  praofatio  tmxsi  clic^rt  wurde,    den  codox   den 

Oifirid  i'iiiges*eheu  uud  die  vorrede  daraus  abgoschriobou  (vgl.  Catalog. 

tj-st.  veriL  11 ,  29). 

2.  Die  exidteuz  anderer  Übersetzungen  der  Bibel  aus  der  zeit  Lud- 
iM  '  '  FrOttUüon  war  dein  Placius  ebenfalls  bekant.  Kr  uent  nämlidi 
ttJ  '  tzer  den  Hrabanus  Maurus^  Huimo  und  Sirabo  {blattl'*  der 
UtetnLschon  vorrede  twt  Otftidausgabe):  poäm  qiioqm  tempore  CaroU 
N  *  '  '  f'iriy  Struhon  Uahunus  et  Haimo,  idem  sH'Crum  volnmen 
fh  ,  f</m  tonverfisse  hfjnntur:  quorum  tarnen  opus  tarn  rüo 
interiisse  vtdd^  sathc  dolemium  est^  und  gibt  ausdrücklich  neben  Karl 
\h ^  "  ^en  auch  Ludwig  den  Frommen  als  hierfür  tätig  an  (ebenda- 
>*          -.dtl'*);    nachrichteu,   die   er  höchst  wahrscheinlich  au»  der  för 

'  rloreneu  fuldischen  briefsamlmig  entnahm,  welche  er  schon  liii  jähre 
l^i^l  (rgl  Preger  II ,  422)  orworben  hatte. 

3.  Die  tatigkeit  Ludwigs  des  BVommen  in  kirchlicher  hinsieht  war 
m  Wesfeueu  kircheuhistoriker  sicher  genugsam  bekant. 

4.  Bedas  hisioria  eedemistica  gentis  Anglonim,  und   damit  aucli 
"'Richte  von  Caedmoo,  mit  der  unsere  praefatio  eine  so  aufTallendc 

i*-'  I    hat,    war  dem  Flacius   nach  ausweis  seines   catalogiiH  tcd, 

utid  der  sogenanten  Magdeburger  Centurien  ebenfalls  hinreichend 
ücxaut  und  vielfach  dort  von  Uira  benutzt. 

IV.  Sein  ausserordentlich  tätiger  agent,  Marcus  Wagner  Primarien- 
iril,  kisioricus  ei  antiquartmi  rentm  inqtimtor  in  Europa^  wie  er  sich 
iu-]i  '>t,  hat  in  Schottland  nach  alten  Codices  gesucht  und  dort,  wie 

•*f         ,,  sagt,    vieles  und  wichtiges  gefumien.     Besonders  besuchte   er 
ti^  abtei  Scone,  dann  Edinhurg,  St  Andrews  und  Thainpeskcneth  (?). 
in  Seorm,    in  Thampeskeneth  ^    in   Edmburgo,    in  S.  Andren 
btripht  (alia  rtperlre  Iwhitt  qimliu  rd  in  Dänin  ^  vel  in  Gtrma- 
t?el  in  Itfdia  ^wque  vidtrim  neqtic  lvg*wim  neque  extare  nm>erim. 
— '  Legi  cnim  eos  {se.  antmles)  Anmt  Oirisll  155S  cum  a  serenis- 
et  pimtimnio  pnndpe  i).  D.  Christinfw  Thice  HoUatiae  Sdidwivk 
Hnji'   Daniae   d   Nonvegiae  P.   M,    istae   ahkyaim   inquislfionem 
iisinmm  institnmxw  in  Uhros  memlminacem  et  Codices  antiqnissi^ 
'  briefe  Wagners  vom   mai  1593  in  seinem  werke  Thri- 
ll iin:?  etc.  V.l    Wie  leicht  war  es  möglich,  dase  Wagner 
rem  in  Schottland  eine  alte  angelsächsische  bibelübersotzung 
ijcht  eben  die  dem  Caedmon  zugeschriebene  —  sah  oder  wenigstens 
gprechen  hörte!    Es  ist  dies  eine  Vermutung,   welche   schon   des- 
lti«u  hohen  grud  von  Wahrscheinlichkeit  hat,  weil  die  praefatio  80 
V.  p«iiT»cniti  nni.oLoaiK.    iip.  it.  ^ 


eit 


•cfttXTa 


vielfacli©   Obf^remf^timTntin^  mit   BeAn9  bericlit   fih^r  tVdmon  nit4 
werk  zeig? 

6»    Yüii  ^ciioTiSuiHi    Koiue  iiuc'ti  wul    nur   das    itui; 
tms**  in   den   text  *lt»r  praefatio  kommen.     Denn  lias    s  i 

koHit  in  der  bedeutnug  carmen,   eantilena  nur  im  angelsäcbsischen 
lekte,   niemals  aber  im  althoch •  oder  m(»derd«utseheü  vor.    Jv^    - 
gÄchsischeii  mrd  es  dagegen  hüufig,  so  in  den  Schriften  Aelfre<ls,  gi      u 
Jedoch  wird  es  im  Angelsächsischeu  niemalH  mit  r,  sondern  2?tebi  mtft 
geschrieben.     Die  Schreibung  tfltfeas  kann  nur  als  nordliumbrisc!      ' 
ti8che  fomi  erklärt  werden.  *''''nf^  »TkUrung,  welche  völlig  mit  u*  Ui  ^i- 
mitgeteilten  übereinsUmi» 

7.  Interessant  zur  erkläruug  der  stelle  in  der  praefatio  ,,  ui  nl 
tibuH  a^  inieJlifiefiiihus  fwn  mimmnm  mi  deeoris  dnlrr^^'r^^ 
rM**  ist  endlich  folgende  ilusserang  des  Flaciua  in  seinen  ', 
gen  zur  vorrede  des  Otfiidr  ,,mdi  auiem  ms  libros,  ei  ling^ia  «mI««] 
praeHcnü  imriat ,  nt  a  nemine  Germmio  mmc  quidcnt  intclH^i  qtimi 
inw  rix  ^yaur^  possunt  pvrcipi.^'  (catal.  test.  verit.  II,  29.) 

Für  die  entstehung  der  praefatio  im  16.  Jahrhunderte  sind  alsw 
notwendigen  bedingungen  gegeben.    Ich  denke  mir  die     •  i      ' 
folgend ermaflsen.     Marcus  Wagner  sah    oder  hörte  aui   ...ij.   ili  j 
Schottland  von   einer  poetischen   bibelubersetzung  ins  SächBi»chö: 
leicht  waren  es  gerade  die  Caedmoaischen  dichtungen.     Er  vem. 
zugleich  die  wunderbare  cntstobungsgeftchichte   des  werke»  unci  c 
aus  ebem  codex  die  versus  de  poeia  ei  interprete  hujun  trodids  ab*    \jb% 
teres  ist  um  so  wahrscheinlicher,    als  der  inhalt  der  versu8  in  «eil 
ganzen  umfange   auf  den  Caedmon  passt.     Hier  sah   er  anrf-  ^t; 
lung  de»  codex   nach  ßien  und   nahm  den  namen   in  not  m  < 
Schreibung  ala  fMUeas^*  anf.    Diese  von  ihm  vieUeicbt  flftchtig  gan 
ten,   ii         ;    in   un bestirnten   notizen   wurden   später  ^i      i;    t 
misvej  -  -    and  Verwechselung  von  gehörtem  und  l^:-  m^ 

das  streben ,    den  unbestimten  nachrichten   eine  bestirntere ,   aviT  b^l 
personen  und  Verhältnisse  gehende  form  zu  geben,   durch  vere«^ 
Augeisachsen  nach  Altsachsen,  dui*ch  hineinziehen  von  nacbriclii 
ähnliche  absiebten  Ludwigs  des  Frommen,   wurde  jener  bericht  m 
mengüstelU,  der  uns  mit  dem  irreführenden  titel  praefatio  tu  Ii 
antif/uHni  UufjUd  Srurom/^a  eofmeripfHm  erhalten  ist. 

Aus  einer  solchen  oder  ähnlichen  entstehung  erklärt  üch  daiiii  «h 
auch  leicht  die  ganze  gestalt  der  vorrede  mit  allen  ihren  min 
©igentfinilichkeiten:    das  vor^r- :--n   ijes  orzählcf  '    ■   *  -     .    dixi^  imirii 
ttiessen  der  tendeu/en  der  ;  >ber,   die  unjj  u  in  der 

Stellung  vergangener  Zeiten^  die»  imbidtimtheii  der  ganasen  nai'hrklii 


^7    DK9   ymXKK  UM  ÜKtUJCI» 


67 


Tv-^M  ffisultat  uimendr  untei^nclittiigr  gtiht  also  dahin:  die  furnfniiu 
■»#  hlrntm  lingua  Sojconiea  conseriptmn  kt  uiiftcbt, 


n. 

Zu   DEN  QUELLEN  DES  HKLL^KD. 

Ed.  ]'  hat  in  seinem  nach  vielen  beziohungen  interessanten 

ii    Würdigung  des  Heliaod,"  Wiirzburg  18ö3,  die  h>T>o- 

iit,  duss  der  lateiriischen  Umarbeitung  der  Evangelienhar- 

[monie  durch  Victor  Tcn  Kapua  und  dem  altsächsischen  Heliand 

'     '        '  '      T^iin  zu  gründe  liege,  weil  rfch  nur 

,iss  1)  die  ätanuntalel  Christi,  und 

ip  iiropheten werte  im  Heliand  fortgelaöscn  seien,  und  3)  sich  lehr- 

finden,  welche  an  gnostiaohe  doctrmen  des  drit- 

:i-::jjrn. 

luere  prüfong  der  von  Behringer  angezogenen  und  schon 

utiUer  hervorgehobenen  stellen  wird  die  nichtigiceit  dieser  hypo- 

zuMchst  die  genealogie  Christi   im  Heliand  fortgelassen  ist, 

beiut  schon  deshalb  natürlich,  weil  sie  poetisch  schwer  zu  behandeln 

abvr  in  Stabreimen  vorgetragen  werden  konte.    Auch 

Jig  des  dichters,  alles  den  Sachsen  fremdartige,  nament- 

fremde  namen  ansKUScheideu ,  die  ausführliche  gouealogie  keinen  platz 

Cli  liat  der  dichter  dieselbe  auch  nicht  so  ganz  vemädi- 

wit  ii^^er  meint    Die  stelle  in  der  Evangeliecharmonie  au^ 

fLacau?  II»  4:     itHt  iunc  Joseph  a   GalUaed   de  eiinUUe  qut^e  vocabtUur 

fh  in  Jtohmm  et  in  chntatem  Dnrid,   quite  mraiur  Jidhlehmu 

,,,/  fs$ii  iic  domo  et  (amilia  Dfivi(i  ist  vi>m  dirlitf^r  üIso  widn- 

worden,  v*  »56  fgg.  (ed.  Heyne): 

7%^  ffiwti  im  dk  mid  i$  htwiska 
i$€ph  ih^  i}udo.  si*   /7  ffod  nmhtig 
fCaldnmi  icelda .  sohta  im  tJiiu  feätmmim  kern 
thea  Imrff  nn  BtfUeSm^  tJmr  irS  hiäero  was 
ih  }}d'mn}uif  mdi  6k  thcrä  helagtm  thiomun, 

J|/.4.._.    :.  -    ,1  ffodun.     Hiar  was  ihes  fnärmn  $t<d 
,  adal'kximnges^ 

lüden  j  than  langa  ike  fie  thana  dnihisk^pi  thär, 
>*'  6ffa^  mösta, 

Sie  wärun  isf  hiwiskas 


•'li'^^ 


68  J.  W.  8CHULTS 

humun  fon  is  hwslay  hitificas  gödca, 
bcdiii  M  yihurdlun. 
Die  hervorliebuug  des  adelköiiiges  David,  der  die  volksherschafb 
uuter  deu  Hebräern  inne  hatte,  war  durchaus  nicht  durch  die  angezo- 
gene stelle  der  Evangelieuharmonie  veranlasst,  sondern  kann  nur  durch 
herbeiziehung  der  genealogie  Christi  (aus  demselben  cap.  V)  wo  bei  dem 
nanien  David  der  titel  rex.  steht,  erklart  werden.  Im  übrigen  genüg- 
ten diese  verse  völlig,  um  die  dichterisch  unbrauchbare  genealogie  zu 
ersetzen. 

Dass  ferner  der  dichter  des  Heliand  die  hinweisungen  in  der  Evan- 
gelienharmonie auf  die  alttestamentlichen  Prophezeiungen  nicht  unberück- 
sichtigt Hess,  ersieht  man  nicht  nur  aus  jener  bekanteu  stelle  Aber  die 
uralte  Weissagung  von  dem  stern  aus  osten  (v.  569  fgg.)»  sondern  auch 
aus  V.  372fgg.,  wo  auf  die  Prophezeiungen  Ober  die  ankunft  und  die 
taten  Christi  summarisch  hingewiesen  wird: 

so  is  er  maniujan  da(f 

bdidi  wärun  endi  hoknö  filu 

giwordan  an  thesaro  weroldi.     Thö  was  U  al  giwäröd  sö^ 

so  it  «r  spaJm  num  (jisprokan  hahdun, 

ihurh  hwilic  odmödi  he  fliit  erd-riki  herod  etc. 
Vgl.  auch  V.  :i()4r)  fgg. 

Die  auslassung  der  in  cap.  Ill  der  Kvangelienharmouie  stehenden 
prophetenworte  der  Elisabeth  und  des  magnificats  Mariens,  so  wie  der 
prophetenworte  des  Zacharias  aus  cap.  IV,  mag  seinen  grund  in  dem 
liberall  hervortretenden  streben  des  dichters  haben,  nur  das  für  seine 
zwecke  notwendigste  auszuheben,  und  das  fortschreiten  der  epischen  hand- 
luug  nicht  durch  unnötige  breite  zu  hindern.  Dass  endlich  aus  cap.  X 
die  Worte  Matth.  II,  17  und  18:  Tiotc  adimfdvtum  est,  qnod  dictum  est 
})er  Jeremiam  prophetam  dieentem :  Vox  in  Rama  etc.  ausgelassen  sind, 
und  an  einer  anderen  stelle  nach  cap.  Xl  die  erwähnung  des  buches 
Jesaias  unterlassen  ist,  kann  nach  den  oben  angeführten  verseu  372  fgg. 
keine  wesentliche  bedeutung  mehr  haben. 

Endlich  sind  noch  die  drei  stellen  zu  betrachten ,  in  denen  der  dich- 
ter des  Heliand  von  der  gewöhnlichen  lehre  abweichen  und  gnostischen 
duktrinen  zuneigen  soll.     Die  beiden  ersten  stellen,    v.  291  fgg.: 

Ward  thö  the  hvlago  gest, 
that  hani  an  im  hösfna,  endi  siu  an  irä  hreostun  forstod 
jak  an  im  schon  selbo^  sayda  thvm  siu  welda, 
that  sia  hahla  giokana  thes  alo-widdon  kraft 
Itclag  f\m  himdc. 


(fidl  sin  ü6  itiibrn  tirog 
ai  tc  huhli  (finies  hvlrnpui  (ftst, 
ffotitikan  rpunon^  and  thai  sie  godes  ifishipu 
mahfifj  ghnanoilun ,  thtü  s'iu  an  manno  Ihhi 
aUaro  hämo  Itrf^f  hr*  tnu  ttn  skohUt, 

lenlspr^Iiou  «leb  völlig 

Diu  iJeiitißcieruug  des^  IteiligoD  ^ei«teH  mit  der  Persönlichkeit  rbri- 

Wii»  ßeliriii[^er  meint,   mt  nur  eine  tjcheinbare.     Das  wort  f^esi  haf 

r^iolr^t    .n-ii-reri   stellen  die  bedeuturjg  uustörbliuhe  aeele  im   Gegensatz 

i««in  v*  '  lien  knbe.    Nun   stebt   aber   der  auBdruck  hchm  iihi  als 

tiong  l'ür  Chribtüs  bier  und  an  der  dritten  ?^telle  v.  öü  (cndi  Krl- 

nit'd,  hf^kinderö  best,  fuHagas  (jfUtes)  nur  in  engster  Verbindung  mit 

anderen  die  inenücblicbe  wesenlieit  be/.eichuenden  ausdrucke:    ät/- 

hrl4imkro  best  —  tfmi  tarn  —  fßdiikan  yumon  und  kann  daher  nur 

I       '        "'iirhe  weseiilieit  dos  nienscbgewordencn  gottessohne« 

i  I  !i.     Ob  V,  21*1    und  3oi  fgg.   der  dichter,    wie  er 

[ni  offfobar  v.  27JJO  getan  hat,  an  die  tätigkeit  der  heiligen  Trinität  bei 

liwerduug  Christi  im  hinbliek  auf  die  stelle  Luc.  I,  35:    Spi- 

iiciuü   supcrvanivi   in   tc  d   virlus  aUissimi   olmmbrabif 

JdiHß  fjmd  n4iSi'elur  snncfum  voi'ßbUur  fllius  Dei  hat  erinnern  wol- 

dabingestellt  bleiben. 

der  dritt*?n  stelle  4t^49 : 

Ilabbiüd  ihn  min  n-  fjftHnjfiftui ,  inltnj  biiidt 

f  hfluti   wol  acc.   pluralf   und   bezeichnet  die  heiligen  zeichen, 

n  deö   broteö  und  weines»   unter  denen  Christus  gegenwärtig 

Auch   hierin   kann   keine   abweichung   von    der  gewöhnlichen   lehre 

«t  werden »  zumal  die  stelle  offenbar  auf  den  conimentur  des  Beda 

,XXII  (ed.  Gilea  XI  ♦  3:H),  der  vom  dichter  des  Heüand  oft  benutzt 

xurück weist:   linitis  jHischae  veteris  soletmiis  quac  in  comnmnom- 

^f.  de  Aegffpta  libdrationis  afjtbnntnrf   tmusiit   ad   novnm, 

r  rcdemiionts  memoriam  ecelesia  frequeniarc 

fJt  viddicet  pro  camc  (igfU  vel  sanguim^    sucie  canu's 

^iui   sitcrnmefit um    in  panis  ac   vinl  figura   subsi^ 


1.:L. 


AR 


loAW« 


DR,    J.    W,   SCHULTE. 


TD 


HAtTEH.  MÜS»ia6K7Yr»lta.      ßCHIiAKOlCW-  ü?m  KIlAt)iai/AOV)f 


M  US  SIGG  ENGER. 


Owe  wir  fnüegegen  Hute  .  *  *  so  mit  den  handschrifleii  B. 
Walther  Lachm*^  13,  19;  Wackemagel  und  Rieg.  77,  15;  dafür  bat  llai 
vorgeschlagen  und  Pfoiifer  in  geiner  ausgäbe  dea  Walther  nr.  iB7«  15 
„Verbesaening **  eingeführt:  Owt ,  wir  müezf'gengcn  .. 

Für  das  vorkommen  des  Wortes  müßujgmger  Bchon  in  mitbülbc 
deutscher  zeit  und  in  eigentfimlicher  bedeutung   bietet  daö  Preiburj 
Htadtarchiv  einen  beleg.    In  dem  ältesten  eidbnche  desselben  nr.  35^  ht 
ist  nämlich  der  von  den  edelo  dem   nuigistrate  zu  leint-cnde  eid 
schrieben:    Eid  der  edlen  %md  mußiggcfiger,^    Diese  Überschrift 
erwünschte   erklarung  durch   einen   spätem   ciiitrag   nri^      '     ii  r 
Schrift  (ebd.  bL  5),    welcher  also  begint:    Honntng  nml 
anno  dm.  1499  Imbend  nach  der  ffuym  jurmlig  Bern  r 
die  mnssiggenger  so  nit   günftig    sind,   geborn^  ediii 
tfU'h^he  gö macht  edel  sind. 

Der  cid  selbst  in  der  ältesten  fassung  lautet: 

Schweren  vnnser  g.  herrschaft  Österreich  tw/  einer  ^tat  /^ryftn 
treiiw  %m*l  hM  Me  sin^  einem  hurgermeister  imd  nd  in  ^imUcheth  grj 
ivfh  vnd  verpoteft  gehfirsam  ee  mh  getrttwtich  vnd  vrufvfcrlich. 

Derselbe  ausdruck  in  derselben  bedeutung  war  schon  um  l*i70] 
der  Stadt  V Illingen  atif  dem  Schwarzwalde  üblich*    Mone,   Zeib^c| 
d*  Dberrh.  VIII,  lui^.      Da   diese   Zeitschrift   nicht  jedem   der   leser 
geböte  stehen  dürfte,   so  möge   die  dort  gegebene  ansffihnujg  im  wc 
laute  beigefügt  sein,     ,,Die  Stadtbewohner  teilten  sich  in  ^  r  il 

ö<Udiier  oder  hintersäszen ;  die  bürgerschaft  aber  /ju-.  la 
,,handw6rker''  und  in  die  ehrbaren  nmüsziggänger.*^ 
waren  zünftige  gewerbsleute  aller  art,  letztere  dagegen  die  ge 
losen,  teils  freie  grundbesitzer ,  deren  es  von  jeher  zu  Villingen' 
ben,  teils  urspnlnglich  zäringische,  später  fTirstenbergische  dienst- 
lebenleute,  die  edlen  und  achtbaren  geschlechter." 

PKElBEim    1.   ßli.  F«   BAlIHiL 


SCHLANGEN-  ÜNP  KROPENJAGKN. 

In  der  untern  Ortenau  (Grossherzogthum  Baden)  besteht  noch 
gender  unverkenbar  heidnischer  brauch:  Am  Vorabend  von  Prtri  «fc 
feier  (22,  lebr,),   an   welchem  tage  auch   nach    der   volksannahmc 

1)  Per  eintrag  des  eides  BtaTnt  atu  dor  enUn  hiilfte  des  1&.  jahrhnnd^rU«] 

Ti»«><un|ar  »Iflfspfclbi'n  g'ehorl  t*inr?r  früheren  xcit  an.  ^m 

2)  VerHammt^tungslmuH  ites  adrth. 


;.arQckk(*hr«n ,  flohen  die  knaben  mit  einer  schella  oder  im  not- 

'mit  eiD*»m  andf^m  klingenden   gegenstände    versehen   von  haus  m 

16  mit  dem  gesnche,  die  schlangen  und  lrr(5dün  jagen  zu  dürfen.    Nach 

ler  erlaubnis    —    und   huchst    jselten   wird    diese    verweigert    — 

len  dieselben  dreimal   irni  das  bezügliche  haus  hemm  unter  «tetem 

Schlangen  und   kröden   zum    tor  hinaus^   schlangen  und  kn'^den 

1  '    iiis.     Für  dieae  mühewaltüng  erhalten  die  knaben  vom  cig^n- 

Bt  .^'ines  Htück  geld  oder  auch  eine  gäbe  brod. 

T)aran  knüpft  sich  ein©  dort  wo!  bekante  und  von  der  Jugend  fest 

'  ^^    aage:    Ein  reicher  geiziger   bauer   erlaubte   einst  den  knaben 

k  -  L  achlangen  und  krMen   zu  jagen.     Da  riefen  sie  nun,    um  öich 

Zü  rftüben,  beim  jagen  derselben  um  die  andern  häuser:  Schlangen  und 
kroden  zum  tor  hinaus,  rieht  alle  hin  zu's  Hausen  haus.  Das  gtinze 
jihr  ober  wimmelte  es  bei  ihm  überall  in  haus  und  hof,  küch  und  kel- 
ter  von  «chlangen  und  krödeo- 

FREiniiRO   l.    liR*  FR,   DAUER* 


ZU  REINMAR   MSF.  151,  24. 

Bei  betrachtung  der  lücko  in  Keinmars  zweitem  Hede  MSF.  151,  24: 
wä  fhtetm  si  so  hoisen  rat 

(iam  si  an  mir hitsscCdtt  f" 

(Iflrlt«  jeder  nachdenkende  auf  die  Vermutung  kommen,  das»  dieselbe 
durch  dnaetzung  eines  oder  mehrerer  den  begriff  von  missämn  verstär- 
piider  advortden  zu  beseitigen  sei.  Dass  nun  in  der  tat  eine  solche 
lotung  daa  richtige  trifft»  und  welche  adverbien  zu  wählen  sind,  das 
uns  WaJther  52 ,  24 : 

ffa^/?  an  mir  als  hmie  missefuoi 
bei  Reinmar  unzweifelhaft  zu  lesen  iöt: 

daz  si  an  mir  als  haHe  misjietif^ie. 
Retnm&r  aua  WalÜier  und  umgekehrt  Walther  aus  Reinmar  zu  emendie- 
in-  *-rr'  -r^^n     -rnug  und  im  vorliegenden  falle  um  so  naher,  als  Walt- 
b^  ii  üede  noch  einen  vers  53,  5: 

Ifde  ich  nöf  tmd  arebeit 
mi\rdicn   von   :  ;  i   MSF.  174,  10  entlehnt  oder  in  unbewuster  remi- 

riirx-'i^nz   an   ilii    ..,    ;    ivtet  hat.     Überhaupt  wwde   eine  eindringende  ver- 
lang \miev  dichter  wol  noch  manche  Verbesserung  ihres  tertes  nnd 
4^falta  interessante  aufschlösse  Über  ihr  Verhältnis  zu  einander  ergeben. 
mnOr  mvMXRji  arnoldt. 


ZÜB  GERMANIA  DES  TACmTS. 


1.  Capltol  3;  adrersas  Oeeaiias« 

Zu  den  mancherlei  abzuweigendon  erklärongen,  die  l>et  allen  Mfi| 
stigea  vorzügeu  die  neueste  .»erläuterte**  ausgäbe  der  Tacitebcheu  Gl 
mania  von  Schweizer -Sidler  noch  immer  enthält  und  die  j*ie  grossen] 
mit  den  meisten  ihrer  vorgängerinuen  oder  auch  mit  ihnen  aÜun 
gehört:  ^aämrsns  musg  nach  dem  vorausgehenden  heissen:  unserer  m 
entgegen  liegend ,  von  der  andern  seite  zugekehrt/^    Es  bedarf  wol 
der  au^drüeklicben  bemerkung,  daas  diese  vermeintliche  erUutcruug 
wider  al»  eine  sehr  erläuterungsbedürftige  zu  bezeiclmen  isjt,  da 
zu  begreifen  bleibt,  wie  ein  Römer  dazu  kommen  soll,  den  Oceanu^  oä 
die  Nordsee,    um  die  es  sich  doch  hier  zunächst  handelt,   ttl- 
weit  entgegen  (?)  liegend,   von   der   andern  (?)  seite   zugek 
bezeiclmen. 

Von  frfiher  zeit  her  hat  der  ftfircrsus  ijct.ouns   den  «.Tklar 
groKü^e  unbe(iuemlicbkeit   gemacht.     Lipsius  nagt   geradezu  ,,hnmi  saU 
mpio^'^  spricht  sich  aber  dann  weiter  dahin  aus,  dass  man  das  ud$^6r\ 
sum  wol  als  ..gtuisl  nutri  ItaUco  et  Ttfrrhtno  opposUum**  r;j  ' '\l 

ohne  sich  über  die  bedeutung  dieses  .^oppositum''  weiter  -l: 
Pichena  deutet  ^(1^^^  ticstiffiis  nostris  opposUus,  ut  AniijH^vhs*' 
weist  zu  weiterer  Ix^gründung  seiner  ansieht  auf  eine  »teile  In  Cicer 
dommum  ScipiortiSt  in  der  es  heisst,  dass  die  bewohuer  der  erde  ttpai\ 
lim  oUiquos,  partim  atwrsos^  jmrtim  diam  adver sos  dare  mbis^* 
etwaet  weiter;  ,,3t4o  {cingidi  „erdgurtel*' sind  gemeint]  sunt  MtituMc 
ipwruni  Audralis  ille  (in  gno  qui  insistnnt,  adrvrsa  vobis  *••  ^ 
tfia)  nihd  ad  iwstrum  yefiuSt**  wogegen  wir  doch  sogleich  nachdrn  14 

nen  müssen ,  dass  man  sehr  wol  von  menschen  sagen  mag ,  dass  im  i 
SOS  ütare  oder  adversa  urgent  vtjstifjit^,   oder,    wie  Cicero  an 
andern  stelle    (Academica  *i,  3ii)   sich   ausdrückt,   adpirsis   i*esiii 
shirCt  nimmeiTnehr  aber  vom  Oceanus:  denn  bei  ad  versus  bleibt  iittfl 
der  begriff  des  zugekehrtseins   wesentlich    und   es  kann    von   aiitii 
gebraucht  werden ,  weil  diese  sicli  doch  die  fasse  z  u  kehren ,  der  *m 
8U8  iiUra  Üceanm  aber  an  unserer  stelle,  wenn  er  Oberhaupt  mit  *i 
»US  „gekehrt**   irgendwie  uäher  bezeichnet  werden  sollte,    koiiU*  tlrif 
kaum   anders   als    n -versus   „abgewant"   heissen,    wie   frfther   auc 
Pichena  hat  lesen   wollen   und  wie  auch  Acidalius   bevorzugte  ,ttt»^i 
sus,  tßii  fjufifti  a  Hobfs  sesc  avertitf  spitter  auch  nocli  andere,  wie  %m 
beispiel  Thiersch  ffir  recht  hielten,    Walch  (Berlin  1^29}  übersetzt  auc 


MIO  tnmeA  zu  tacitrs  OKiutAXui 


7H 


fi-^-'Ti  ,,iier  ...  abgewantö  Oci^arms ,**  behUll  aber  atfvtrstus  initext. 

*'rlacli  (^Basel  18^5)  öchliesst  sich  der  obigen  detitnng  an  tind 

zwr  Stützung  seiner  Erklärung  auf  zwei  stellen  der  Naturgescbicht-e 

'Wlniiis  hin,  üilinlicb  2,  i>H   „ämi«:  [verUam  ist  gemeint],  qui  trio- 

scjiiem  vocatur,  mntqm  qui  adversus   Uli  andrinus  appelhtur'* 

^10|  6  (7),  f,fiiere  qui  jmkirmt  Mos  ex  adt'ersu  orhe  admlare,*' 

^'  '  ''    I       "Uelbar  v^;   '      'ii  hissen;   denn  bei  den 

PI  li  gemui  gl  fliegen  und  deren  begriff 

Iherhaupt  cr»t  durch  die  gegonneitige  beziehuug  auf  einander  gebildet 

tn     I        '"jie  beziehung  uiif  einander  ä^^^  adversus  ,, zugewant** 

kr  g;ii._  u^.jrlich,    was  diesoDJ  luatheniatischen  Verhältnis  nicht  ent- 

f^mi  ähnlich  gejüchieht,  wo  die  röraisehe  weit  mit  einem  gansi  beliebigen 

rn  entlegenen  gebiet   der  erde  verglichen  wird*    Auch  Buch  (Leip- 

1885)    ist  der  ansieht,    dass  Pichena  am  besten  erklärt  habe,   ohne 

;ettd  weiteres  zur  begründung  beizubringen.     Kitter  (1848)  hebt  gegen 

lofiil   erkl&rung   mit  recht  auch   das    noch   hervor,    dass  das  technische 

fersiis  fiir  das   antipodischo   gegenftber  bei  Tacitus  sonst  nirgends 

le,     OreDi  (Zürich  1848)  fasst   seine  erklärong  des   adversus 

In  dl«  Worte  zusamirjen  ,^€  ret^mm  nobiSf  in  idtcra  orbi^  itirraram  dimi- 

r'        rfc  sifus;'    ohne  zur  begründung   andereiä   beizubringen,    als   wa^i 

iion  bei  seinen  Vorgängern  findet     Döderlein  (Hidle  1847)  weist 

auch  ftttf  Pichena  zurück  und  gibt  in  seiner  nberaetzung  (Erlangen  1860) 

.,.  der  für  uns  so  zu  sagen  auf  der  kehrseite  liegt'*     Auch  noch 

1,,^..    .     andre   haben    die   angetuhrte   erklärung   bevorzugt;    wir   nennen 

Dur  mwTh  einzelne.     Horkel  (Berlin  1849)  übersetzt  „der  ...  einer  andern 

machte  ich  sagen  —    angebdrige  Ocean*'  und  glaubt,  indem  er 

ivJ.i.^'   'US  geringste   bedenken    von   dem   begriff  ,, entgegen*'   in   „einer 

idcren  weit  angeborig'*  binüberspringt,   zu  weiterer  erklärung  mit  der 

aerkung  auszureichen,   dass  nach  manchen  mit  jenem  ausdruck  ver- 

ßhbaren  verwanten  äusserungen  der  Körner   ihnen  der  höhere  norden 

als  jenseits   der   gränzen   der   menschheit   liegend   erschienen   sei. 

Auch  Britannien  werde  eine  andere  weit  genant  und  Plinius  (Natur- 

7»  1),   wo  er   von   heilsaraen  krautern   spreche,  sage,   man 

neben   ^om  AÜas  gebracht  und    von  jenseits  der  säulen  des 

lerkules,  wo  die  natur  ende»  und  Britannisches  kraut  aei  von  den  inseln 

^  -n,   die  ausserhalb   des   erdkreises  liegen   [extra  Ur- 

j -.,,.,  ...  L  ,  .üTS  autYallend  aber  sei,  was  Plinius  (Naturgeschichte 

It  13)  von  den  Hillevionen  emäble,   dass  sie  Scandinavien  die  andere 

r^lt  {alieriim  orbem  tcrrarnm)   nermen,   fflr  welche  bezeichnung  man 

"^^mi  andern  Ursprung  vermuten  möchte.     Lauter  anfuhrungen, 

^^  U  Rrdeni,  weil  eben  der  beweis  ausgeLu^en  ist,    dass  jenes 


7^ 


t.lEO  ICSYUI 


extra  terras  posliis  und  alterum  orhem  tfrrarinn  m  nnmii" 
telbarem  zusammenhange  mit  dem  Tadtoi^choii  adnets  f  oder 

auch  nur  sfcehen  kunne      L.  H.  0,  MilUer   (Jever  XH62)   i  ^r 

,,.  entgegen  gekehrte,"     Hoppe  (Mdnater  l^«fi8)  «rkRrt  e- 

gend.   nemlich  dem  römischen  orbis**  und   verweist  in  di*  mg 

auf  Oernuiiiia  17,  wo  Tacitus  den  Ocean  eateriar,  djis  sei  ,.  ilb 

den  r^^mische^n  ö/7i<>  liegend/*  nenne.     Dabei  fehlt  sowol  der  he-u^n.  ^inm 
der  dort  bestirnter  als  cxterior  bezeichnete  Ocvanus  mit  uusemi  ad-^ 
versus  Oeeanua  ganz  der  nämliche  sei,  als  auch  der,  itinn  Abertuiupt  1 
adüersns   und  exferior  in  übereinstimmender    hedenturig   r ^  f     >  hl ' 
tjein  können.     Curtze  (Leipzig  18(i«)   erklart  von  uitra  an    ,.  MMr- 

mes^liche  jenseits  des  europäischen  festlandes  liegende  und  so  m  Bügen 
diametral  enti  esetzte'*  und  findet  den  beweis  flfir  diese  auf- 

tansung  im  voraus^  ;  i  .  n  ultra  und  dem  zusatz  ufque  sie  (hierimf 
der  anzeige,  dass  die  bedeutung  etwas  ungewöhnliches  habe;  darauf  mQ»- 
sen  wir  weiterlün  nocli  zurückkommen,  üykliofl*  (Paderborn  IHA9)  glaubt 
in  seiner  Übersetzung  den  au.idruck  „Gegen -Ocean**  riskieren  sca  dtlrftsou  , 
Auch  Kritz  (dritte  aufläge;  Berlin  18*59)  erklärt  „advrrsus^  u  §^  B»\ 
ndüerso  »ituSf  pltme  in  adiyeraa  et  contraria  orbi$  H&stri 
ptftte  aitus;  idque  ipsum  qimm  nliquid  imoUti  habeat^  mUm^iam 
ffHOflammodo  mitigat  verlns  utquv  sie  dixerim/* 

Wie  Tacitus  sein  ad  versus  Oceanus  verstanden  wkmn  will, 
m;u:iit  er  uns  selbst  hinreichend  deutlich,  indem  er  l'i  ii^T).>t  uf  ß$c 
dixtrim.     Mit  diesem  ausdi-uck  aber  kann  er  durcli  -  ht  —  ntid 

doch  beruht  die  oben  besprochene  ©rklürung  nur  auf  dieser  ansehantmi^  — 
bezeichnen,  dasw  er  den  zunächst  ganz  tlnsserlich  zu  fassenden,  localen 
oder  können  wir  sagen  geograpWschen  ausdnick  (denn  um  geographiiÄche 
verhäUnisse  handelt  es  sit^h  hier)  adver sus  nur  ungenau,  was  etwa 
mit  fermc  oder  sonst  wie  würde  gegeben  sein,  also  geradezu  unrichlai^, 
gebrauchen  will,  sondern  er  versetzt  oder  übertnlgt  ihn  damit  in  ein 
anderes  gebiet  als  eben  das  geograjdiische.  Beispielsweise  könten  mi^h 
wir,  wo  von  rein  geographischen  Verhältnissen  die  rede  wäre»  y*' 
tiger  weise  nicht  sagen  „die  Australier  sind»  um  mich  so  nm-r^^ 
(«^  sie  dixerim),  die  antipoden  oder  gegenfussler  der  I>-  ,  nj 
da  $ie  daa  durchaus  nicht  sind:  denn  Doutsehland  liegt  einem  teile  de« 
y:  -  I  f\  ■:■;,  ;n^:,  :.v  ,  ;!  M,..  ^, ;  n'nT,  wol  aber  liesso  sirl'  ,:■•.'-,  <lie 
I^  I     jrken,  die  untipüdon  <1'     "  «♦.** 

obgleich  beide  Völker  geographisch  vielmehr  nachbaren  sind.  Der  znaats^ 
„um  mich  so  aut^zudrOcken**  wurde  ganz  dt*utlich  machen,  da-  '  '  m 
»atz  das  „antipoden*^  nicht  in  seiner  nilchst/en,  äusserliohen *  i- 

gichen  lnjdeutung  genommen  werden  soll,  sondern  in  der  fth- 


ZT  TAemrB  dnutAMU 


abstnurlen  vou  ^t^hruffen  g«gnem/*  Die  Obertj*ageoe  oder  uusinliche 
be<ttnitiing  jeue^  üdv$rsus  abor  kanti  gar  keine  andere  stein  als  die, 
*  -  wort  auch  sonst  an  hamlerteu  von  stellen  hat,  „feindlich.**  Die 
--^.-  tThindimg  de»  adi'ersus  mit  dem  vorausgehenden  ultra  „fcrn, 
imfclegeji,**  8ag»^n  einige  Verteidiger  der  oben  znröckgewiesenen  erklünmg, 
rerhinge  für  jenes  eine  ganz  ahnlicbe  bedeutmig,  wie  es  ^,entgegen- 
rr^^..|iri  "^"^-niiberliegend**  sein  soll,  dabei  ist  aber  ganz  aus«8er  acht 
das  %it  sie  dixerim  in  einer  beziehung  die  nächste 
bedeutiing  von  ad  versus  ganz  umgetitaltet ,  sie  eben  unsinlich  macht: 
dem  sinlichen  „fern,  entlegen**  (ultra)  aber  entspricht  auf  dem  gebiet 
des  tuihinlicben  durchaus  das  „feindliche.**  Wie  aber  gerade  dieser 
begriir  des  „feindlichen*'  bei  dem  nördlichen  Ocean  dem  Taoitu»  im 
nkuiH  Hegt,  das  zeigt  ^ehr  deutlich  die  ai;dere  stelle  der  Germania,  auf 
die  zur  erlüut^rimg  unseres  ndctrsus  auch  schon  von  andern,  znm 
beiiTfiic^l  von  Immanuel  Bekker  (Leipzig  1881)  hingevyiesen  ist,  an  der 
Uli-  "  i  )s  einiges  genanere  über  die  bekantschaft  der  Körner  mit  dem 
nür.u  ii  ii  Ocean  berichtet,  nämlich  capitel  34,  Da  beisst  es:  ipsum 
quin  etiam  Ocemmm  itla  f^nptarimus  . .  •  nee  defuit  audentia  Druso 
Oermanico:  sed  obstltit  Occanua  in  se  simul  atque  in  UercideiH 
inqitiri,  Mox  tmno  temptavU,  fQgt-  er  noch  hinzu  und  fUhrt  dann  in 
Beinern  oft  so  abgeschmackten  pathos  noch  fort:  sancfimqtie  ac  m^erefi- 
M  $ri9um  de  acliii  deorum  cred^e  quam  seire.  Der  wahre  gnind  die- 
ses ant'L^'-^M       *'i  r  weiteren  erforechung  in  der  Nordsee  war  vielmehr, 

daöä  di         -sc   der  Körner  zu   den  (fermauen  sich  so  gestalteten, 

ihms  es  für  m  geratener  scheinen  muste  an  germanischen  kusten  flber- 

'       ^     '  lii  weit-er  zu   forschen,    vor   allen   dingen  aber,   dass  sie   mit 

'  iien,    wie  Tacitus  in  den  Annalen  (2,  23)  genauer  berichtet, 

Irin  der  Nordsee  so  üble  erfahningen  gemacht  hatten,  dass  ihnen  alle  lust 

Tergehen  mochte,  noch  genauere  bekantschaft  mit  ihr  zu  machen.  QumUo 

iidilrnlior  cctero  nmri  Oceatius  et  trucidüfdia  cadi  pracsiat  Gernia- 

'inium  illa  dades  noviiate  et  magniludine  exccssit,  fährt  Tacitus 

DÄJcb  jenem  bericht  im  vierundzwanzigsten  capitel  bezeichnend  fort.  Wie 

gaiu:  und  gar  aber  jene  bezeichnung  des  nördlichen  Oceanus  als  eines 

<ieii  Kömern  feindlichen  mit  der  eigensten  art  des  Tacitus,  der  so 

gern  rein  äussere  dinge  in  dem  Innern  gleichsam  abspiegelt,  in  eiuklang 

Ktoht.  das  bedarf  für  keinen,  dem  der  Tacitus  nicht  ganz  fremd  ist*  noch 

«intJä*  weiteren    be\veit*es.     Doch  mögen  ein  paar  vergleichbare  ausdrücke 

§m  ihm  nocli  hier  angeführt  sein:    ,,insulas  stutis  ahrupiis  vel  per 

'         ^   ^fas*'  (Annalen  2,  23)  und  ,,CHm  ...  modo  t^ilrarum 

;      /    /'du  t    nuHlo    t  €  mp  r  s  tat  u  itt   ttr  fl  u  r  /  n  u  m    ti  d  V  e  r  s  rt 

.  9(f^pararGni;iir**  (Ägricola  2b), 


t.gO  1IBYCH 

Es  bleibt  zum  «chkös  nocli  antulühreöi  rlass  di«  gcimucr  Itfcr^^n- 
dete  erkläi*uiig  des  adveraus  als  „foludlich*'  hier  keines  wei; 
HiLf)jf»'sk'lJl  ist.   soinlern  auch  schon  früher,   wie  wir  e«  auch  li.  tT 

liumaüuül  Bokker  aiiluhren  konten,  von  manchcu  gelohrteu  I' 
So  fibersetel  schon  Priedridj  Ruh»  (Berlin  1821)  eiafaeh  ^itr 
ich  so  nagen  darf\  feimUiche  Occanus/'  Franz  Kitter  (Köln  und  Li^ij 
mg  IMS)  schreibt  erläuternd  ,Jnc  (nämlich  Oceanus)  ultra 
Jtomanh  not  um  et  namtjatUibus  adver  sus,  Nam  praat^  eimrme  spft- 
tium  nunc  etiam  hoc  wetnoramlum  erat,  inimicum  et  pertcHlnsuti^ 
esse  illud  mare  coque  non  ftditum  tmmbus.**  Mosler  (Leipzig  186*.*)  ül>e| 
setzt  „dem  feindlich  fremden  Ocean.**  Auch  die  Thudichumsche  dl 
Betzung  (Der  altdeutsche  Staat,  Qiessen  1862),  die  sich  im  allgemeiueu 
unstndtig  als  die  beste  bejEeichnen  lässt,  gibt  ,, der  ...  so  zu  ^?ug4^n 
ncri^che  Ocoan,**  Mnnscher  (Marburg  1SG3)  erklärt  auch  eiufach  ,J' 
lieh"  und  in  tleniselben  sinne  gibt  auch  A.  Bacmeister  (Stuttgart  IHßft) 
in  üeinor  allerdings  übrigens  recht  ungeschickten  fibersetzung  „derf>/c*an, 
welcher  dod  n],fu  u\  endloser,  wahrhaft  feindseliger  unwirtlichVtMf  Jrl» 
auHdbhut.'* 

Sollte  die  Iruge  nach  dem  advt^rsna  OceanuH  mit  dieser  aus* 
führung  noch  nicht  erb^digt  scheinen,  so  werden  wii%  so  weit  neue  bewei»- 
gründe  fdr  ilie  von  uns  ahgewie8ene  erklärung  beigebracht  werden  soll- 
ten,  in  dieser  Zeitschrift-  wol  gelegentlich  wider  darauf  zuiückkomnien. 
Zunllchnt  aber  int  unsere  absieht,  noch  eine  anzuhl  weiterer  arti^:^ 
beätritteno  oder  auch  v»j!lig  verkehrt  aufgefasstc  sttdlcn  der  Tik  - 
Qcrnmnia  nachfolgen  zu  lassen. 

DüllPAT,   tms    15,   |3.)  SEPTEMBER    1871. 

*i*  ("npUi^l  5:  p0sse!<»8lotii'  et  u^u  liand  perincle  afHeluntur. 

Wenn  Schweizer  das  haud  pe rinde  im   oben  angePührten  -'^»1^'*^ 
mit  ,,  nicht  darnach,  wie  mau  es  erwarten  sollte;  nicht  sonderlich **  »■ 
tern  will,   so  müssen  wir  aueh   dem  gegenüber  uns  wider  entschied^ 
abweisenil  aussprechen,  weil  es  in  keiner  weise  erwiesen  ist,  drt      1V 
tus  oder  überhaupt  römische  schriftsteiler  sat?.e  wie  „wie  man  -  r^ 

ten  fiolte''  ihreu  lesern  rein  zu  ertinden  zumuten.    Mau  kauti  an  ein« 
solche  Zumutung  ebenso  wenig  denken,  als  etwa  daran,   dn  ii 

geradezu  heissen  könne   »»sonderlich/*    Gleichwol  Ihidet  sicli  \.  .^^'i 

bene  erklärung  der  obigen  worte  auch  schon  bei  maucben  erklärern  und 
nbersetzern  vor  Schweizer.    Ziemlich  reichhaltig  iK'richtet  <I      "        'n  : 
,  iu  seiner  ausführlichen  erkhlrung  der  ersten  zehn  capitel    i-i         u- 
(Lripzig  1868)^  Seite  1<55  und  166,    So  erläutern  Woisbaupt  unrl  Wal- 


AcrtTFH  OBUHABTU 


«^  firfwufwjw.  *  Tbierscli  meint  mit  den  griechischeü  uusdrucken 
i:Stni$,   ifv  tuftur  m  helfen  I   Greverus  erklüH  ,,  iiiclit  ««jhr/'   Orelli 
i"      fiderlich/'   Planelc  ßbersctzt  mS^ü'  maoheu  sich  iiichtö  Kon-, 
I  msJ*      Auch   Boettiobor   in   aeioem   wurterbudi   (seite  35U)1 

crklArt  such  dabin,  dass  7<^<«*(/  ^terimJf^  bei  Tacitiw  und  anderen  scbrift- 
"  ^  nicht  selten  absolut;  gebraucbt  sei.  uhne  eine  vergleicbung  ans- 
'  *i  -  imd  migefubr  <la8selbc  sei  me  ,jHiHd  ita  rahle,  Itattd  magno- 
eben^  nicht  souderlicb"  Zum  beweise  werden  mehrere  stel- 
len bi  I  I .  xuiiacbst  au8  Livius  (4 ,  37 ) :  mc  pcrinde  pafrcs  moti 
MtHt  rJ  ^  .  -  .*ipr*/Hins  , . ,  HfyUyent^r  egif.  Hier  fehlt  allerdings  die 
vergkicbung,  abi^r  nur,  wenn  man,  wie  ßoetticher  tat,  die  näehstvor- 
hergeboüden  worte  hmid  vana  atittferet  durch  die  hinreichend  deutlich 
wird,  wie  das  hauU  perlmle  verstanden  werden  soll,  nicht  mit  citierL 
Ans  TÄCitus  wird  beigebracht:  Arminias  canitur  adhnc  barbaraa  aptui 
gentfs ,  Oraecüftim  t$nmilibus  ignolu^ »  ^t^'  ^ua  tantutn  mtrantur^  JRoma^ 
''fisp  dam  reüra  v^rtctlltmus,  rcrrnliuw  oieiirtoHi 
II  hnud  ptTinde  fügt  Boetticher  erläuternd  hinzu 
^oe  meruitt  quam  apiid  fwpHlure^;  svd  viz  innuitur  hrtcc  compdndioJ* 
AI  HO  Boetticher  k^mt  mit  seinem  quam  apud  poptdare^  selbst  auf  den 
reuhtun  weg^  tritt  aber  wider  davon  ab;  lüe  vergleidmng  liegt  ganz 
iialse:  ,^bei  den  R»>mem  ist  Arminias  nicht  in  gleicher  weise 
berühmt,  wie  bei  den  Germanen,  die  ihn  noch  in  liedeni  preisen,** 
wenn  auch  das  zwischengeHchobene  Graecorum  annalibus  ign4}ius  den 
ifußimmenhang  etwas  zu  zerreissen  scheint.  Weiter  wird  angeführt: 
A*  JteUerim,  familia  scfuttonUt  eloquent iaef  quoad  vixit,  celebratae; 
immifttd^-tda  ingeni  ejus  haud  pfrinde  retmcnlnr  (Annalen  4,  Gl),  aber 
w«r  will  hier  so  blind  sein  und  das  vorausgehende  qumid  inxii  nicht 
miihr  sehen?  Dann  soll  in  der  angegebenen  richtung  noch  beweisen: 
ii  ,,,  diaw  in  pact  nmnscf'a^  ipso  Ves^msiano  inter  initia 
^  ohtintmdas  iniqmtates  hiiud  pcrinde  obstifuintc,  dotiec  itidul' 
jfmtia  foriunae  et  prams  tnaffistris  didicii  aususque  est  (Historien  2,  84), 
wo  doch  der  satz  mit  dotwc  ganz  deutlich  macht,  womit  hier  vergli- 
chen wird.  Noch  wird  augeführt:  mare  pigrum  et  gram  remiganiHms 
jmrkihetd  fie  ventis  quidem  peruide  lUtolli  (Agricola  10),  wo  wieder  leicht 
XU  Teratehen  ist,  dass  das  meer  nicht  mal  durch  die  stürme  so  viel 
in  bewr^-T-  -  o'j^bracht  wird,  als  durch  die  anstrengungen  der  ruderen 
Auch  :  ^  y  sagt  zu  der  aus  Annalen  2,  h8  beigebrachten  stelle 
^haud  perinäe,  ursprünglich  mit  einem  gedachten  vergleich,  steht  oft 
bei  '^  "  1  „nicht  ^o  sehr/^  ^,nicht  recht/'  „nicht  besonders**  wie 
bei  liHiU  of7  opoiiüg^'  und  meint  diese  ansieht  ausser  durch 
Hi^^torieo  2,  84,  Agricola lO  und  eben  unsere  Üermanias teile,  auch  noch 


Lien  HMYine 


durch  zwei  ander«^  »WUeu  bej^rClnd^^n  tn  kennen,  ttämlich:    Qui^^f^c  intrü^ 
rMum  defoKpmtds  kand  pcrimie  mdnbUis    (Historien  4,   ß^i),    wo 
ergänzuüg   ac   extra    t^alJum   doch    auf   der   band    liegt,   und    n/m^j 
gcntes   huuil   pertmte   fmmwraUic    (Germiinia  .14),    wo   doch    selbst v<! 
ständlich  zu  ergänzen  ist    ,.wie  die  im  vorausgehenden  genauten**  ttnä^ 
uattirlich  nicht  etwa  „wie  man  erwarten  sollte/*     Zur  l  i  i         it        ^'fll? 

mag  liiöf  beiläufig  noch  bemerkt  sein,   dass  ausser  an    i  an 

der  von  ans  ausfQhrlicher  besprochenen  stelle  das  perimU  in  der  Gcrma* 
nia  nur  noch  am  aehluss  deg  2«i,  capitels  auftritt:  mdHmni  perintk  nomen 
ac  bmm  igtix/rantur,  wo  also  nichts  ergänzt  zu  werden  braucht. 

Also  durch  mchbf(  ist  es  bewiesen ,  das»  haud  perinde  irgendwo 
durch  ein  zu  ergänzendes  .,wie  mau  es  erwarten  sollte?»*  und  dann  also 
alH  M nicht  sonflerlich,  nicht  besonders'*  aufzufassen  ist.  Da  hat  es  aber 
auch  kaum  noch  wert,  viele  derjenigen  namhaft  zu  machen,  die  in  der 
besprochenen  weise  erklärt  oder  übersetzt  haben,  ohne  selbst  Imweise  fflr 
ihre  auffassung  beizubringen.  Wir  beschränken  uns  auf  folgende  irame 
Thudidmm  (Giessen  1HB2)  ,,  besitz  und  gebrauch  rCihrt  sie  nicht  el 
viel,**  Münscher  (Marburg  1863)  ,,eben  nicht,  nicht  sonderlich,**  L.  E. 
0.  Miiller  (Jever  18G2)  „Sein  besitz  und  i  -li  röhrt  sie  nicht  soa 
derlich,*'  Rühs  (Berlin  1821)  „Besitz  und  ^  i  i^iai  machen  aul"  sie  ebfl 
keinen  eindruck,**  Tuecting  (Paderborn  1667)  „nicht  sonderlich/*  Bac* 
meister  (Stuttgart- 1>«68)  „Aus  besitz  oder  gohrauch  jener  metalle  machen 
sie  sich  jedenfalls  nicht  viel/'  Huppe  (Münster  1868)  meint  .^hnnd 
perinde  hat  hier,  wie  öfters  bei  Tacitus,  die  bedentung:  eben  nicht, 
nicht  sonderlich,  wie  der  Zusammenhang  zeigt/*  während  doch  gerade 
der  Zusammenhang  etwas  ganz  anderes  zeigt. 

Eine  anzahl  anderer  erklärer  läast  erkennen,  das»  sie  etwas  mehr 
gewicht  legt  auf  den  character  des  perinde  als  einer  vergleichirngsparti- 
kel;    sie  lassen  seine  gewöhnliche  bedeutung  bestehen  und  -:     'n 

gedanken  „wie  wir  Itömer.**     Gewis  vergleicht  Tacitus  in  :  .- 

nia  stillschweigend  an  unzähligen  stellen  die  Römer  mit  den  Germanen, 
wie  zum  beispiel  in  capitd  19  Utierarum  sccreta  piri  }tfmter  ac  ffmivme 
iffHorant  „heimliches  briefschreiben  kennen  weder  die  frauen  noch  die 
männer/*  wo  schon  die  negative  ausdrucksweise  deutlieh  genug  auf  di^ 
römische  weit  hinweist,  in  der  das  heimliche  brief    '  i  wirklich  hl 

fig  genug  vorkam,  aber  der  vergleich  ist  ein  .still  li.vi^onder,  in  k« 
ner  weise  mit  einem  vergleichungswörkhen  angedeuteter.  Da  hat  miuj 
nun  zur  begifindung  jener  ergänzung  hingewiesen  auf  unde  annmn  qito* 
qtie  ipmm  non  in  Midcm  digerunt  species  (Germania  26),  wo  i\v^  iofi^ 
drnt,  bei  dem  doch  auch  das  noch  hervorgehoben  werden  kann,  dass 
damit  Rir  perindf  gar  nicht  ohne  weiteres  bewiesien  wird,  nur  »»ei  dem 


SÜ  TACITV»  aiftMAiru 


n 


iMssttmten  liinblick  auf  di(^  fiötner  ?er»iäiidljcli  ist.  Aber,  ist  m  eutge^- 
on.  hkr  Uuudelt  en  sieb  um  eine  ganz  [»estimtts  jedem  bebmnte*  ton 
Eiau<)imi  iiiiszuverstubendo  Zählung,  Jie  Tacitus  gleich  im  folgcm- 
auiib  ncHjh  ganz  deutliob  macht:  hietm  ei  ver  et  aestas  .».  fnitumm. 
Aodj  aosCurtius  (3,  3,  lo)  bat  man  noch  eine  stelle  binzugefögt;  qulppt 
7'  '■  " '.       '       ;'  '         '  aber  nur  sehr  ungWck- 

i'ii'''i  :'";i^..    ', -:  :;ii  ^^-n,  :  rtighita  quinquc  juvcnt^ 

dieinis  Mim  anni  pares  numera.  Die  froude  an  gold  und  silber  war 
iber  auch  gar  nicht  so  spocioll  für  die  Kömer  characteristisch,  lässt 
lieh  «och  weiter  entgegnen,  »ondorn  findet  sich  bei  allen  möglichen 
lajulureu  vöUcoru  auch  und  ziun  teil  auch  noch  in  viel  hölierem  grade, 
\ki3  gerade  bei  den  Körnern.  Deshalb  ergänzt  nach  Boettichers  aniilh- 
r'"  '  •■'  seinem  Wörterbuch  (seile  353)  auch  Bredow  das  fragliche  hai4d 
mit  ac  wo,v  Hmuuni  et  ontms  fem  aliae  Hationvs,  Aber  wie  in 
in  ailer  weit  soll  ein  achriftstoKer  dazu  kommen,  ein  ao  weitläuftigea 
r*  '  r  ?  lazu  mit  ßn*  ganz  unsicher  gemachtes  n*achstäck  seinem  leser 
I.  zu  ergänzen  überlassen!  Boetticher  vergleicht  dazu  Justins 
fS)  werte  von  den  Skvthen:  „a«rww  et  argetüum  f^etinde  aspeman'^ 
'   /v/i  mortis  Innt:'    Aber  unmöglich  wird  man  doch  Taci* 

Icll      i/o   mit  Ji     [       iien  satzstucken   ergänzen  dürlen.     Trotü  des 
(pro8;»«n  bedenkeng,    das  sie  bat,   hat  die  angeführte  erklärung,   bei  der 
l^a  im  einzelnen  für  uns  ganz  gleichgiltig  ist,  ob  wir  an  die  Kömer,  an 
Völker  oder  an  fast  aUe  Völker  denken  sollen,   doch  manche  anhän- 
So  übersetzt  Dudorlein  (Erlangen  1850)  geradezu  „Sein  besitz  und 
auch  übt  über  sie  keine  macht  wie  über  uns;''  in  seinen  lateinischen 
Br-)'-:- ^-f^ti   (Halle  1847)   ergänzte   er   zu  inrnd  permde:    täque  oliL 
rk  setzt   „Besitz   und  gebraucli    wirkt  auf  sie  niclit  wie  sonst** 

GroDOvius  ergänzt;  ac  nos  Roftmni  ei  mmies  fere  aliae  natiofteSf  was 
vmk  üben  bei  Bredow  widerfanden.  Nicolaus  Bach  (Leipzig  1835),  der 
fttatt  des  hai4d  perinde  noch  haud  proinde  liest,  was  im  inhalt  des  satzea 
fibrigens  so  gut  wie  gar  nichts  ändert,  erläutert  dies  ergänzend:  fUqi^e 
HiftHtini  tfiif  alutf  t/entf'^.  Auch  noch  andre  Vertreter  dieser  ansieht  wilr* 
d<m  55ich  anführen  lassen ,  dessen  aber  bedarfs  hier  gar  nicht  Die  ansieht 
hfti  dM^  gute,  dass  sie  nicht  mit  einem  ganz  und  gar  unbegründeten 
;  ü  huud  ptrinda  operirt,   sondeni  das  perinde  streng  als  verglei- 

i»,  ;vortchen   fest  hält:    die   in  üir  angenommene  ergänzung  aber  ist 
gar  nichts  als  notwendig  und  richtig  erwiesen. 
fo  sind  nicht  viele,  die  von  der  richtigkcit  der  angeführten  erklä- 
(sft  nnnberzeugt  auf  ihrem  eignen  wege  mit  dem  unbequemen  haud 
nde  in«    reine   zu  kommen   gesucht  haben*    So  meint  Kritz  (Berlin 
18^;)  mit  folgender   erklärung  zu   helfen,    die  er  auch  für  vortrefflich 


,geuug  göhalt^jfi  hat,  um  sie  in  die  dritte  ijuriago  (ifctö^j)  «ciiui  hr' 

BeMt/.euHwerten  ausgäbe   der  (Jermaina   uiiverüudcrt  Iuj 
„Pf  rinde  quum    ttequnhwi   dnarun*    rerum    rationmi 
per ( n d e   vnld   h u u d   p arit e r,    ft a u d    utq u e,      (fhm . : 
imHseHHlmiem  quidem  non  respuunt  umi   tarnen  nun  gau 
di*nt,  idqur  st^jumtHms  accuraUus  Uinstratar,^'    Er  int  ako  diT  tihtiOii* 
ilerlicheu   und  keiner   besonderii   Widerlegung  bedürftigen  uijsiciit,    dusts 
nach  TauiuH  Worten  «iie  Gerinaueu  ganz  gi^rn  gold  un»!  «ilbor  beJSüHÄ«»u. 
am  gebrauch  dieser  uietalle  aber  keine  fr«udc  gehabt  hätten.    Seine  im 
jganxeu    /ienilich   strenge    grammatische   webe    lioiss    ihn    die    wir'^*  - 
'bedeutung   von  jKrimle  festhalten,   und   da  die&es  auch  issonist  ni 
mit  rf  sich  verbindet,  nun  in  anglücklicher  weise  Ans  in  un&miD  aatze] 
zufällig  voruu      '     i'le  et  in  unmittelbare  Verbindung  mit /"       ■    *     i    eu, 
Aus   dri        ,  I  ;i    nmgriff  enti^praug   die   duch   zu  vnir^,  i   i  .li»- 

mm  resultat  kommejide  erklilrung,   die,   wie  ich  aus  Curtze  sehe,    von 
jölau  aufgestellt  iyt:  ,,für  diese  Völker  hat  weder  ihr  besitzM  noch  Ih! 
^■gebrauch  besonderen  reiz," 

Dann  wird  von  Curize  (seito  166)  auoh  noch  die  e»rkhirung  nngo- 
Bhrt,  da83  die  Germanen  durch  den  besitz  und  gebrauch  de«  gulde«  mid 
'BilberK  nicht  alle  auf  dieselbe   weine  beeintlusst  werden,  da«  la»ijiMt,  dii 
vom  Rhein   entfernteren  Germanen   öchiltzen  jene  metalle   weniger, 
die  dem  Rhein  näher  wahnenden,    von  der  sich  nur  sagen  läHöt,    da8» 
sie  auf  der  bodenlo«eston  willkülir  beruht 

Also  HO  weit  wir  auch    Umschau  halten,  nirgeniU  tritt   una   unter 
den  crklärungen  der  in  frage   stehenden  worte  diejenige  entgegti 
den  Mtempel   der  richtigkeit  an   der  «tirne  trüge,    und  wir  sh*'  i;(t 

.auf  ganz  Helbstümügem  wege  ihr  verstündniH  zu  gewinnen  zu        ' 

Da  die  einzelnen  Wörter   8£imtlich  ganz  verständlioh  mnä,    so  bl 

Fwnzig  nötig  Jen  Zusammenhang,  in  den  Tacitus  sie  stellt,   aufs  HorgfÄl- 

'tignte  zu  jiröfftn,    wenn   man   uns  nicht  deraelben  kurzsicbtigkeit  /»^nüi* 

Holi,  die  au»  allen  angeführten  erklärungen  nur  zu  deutlich  henun 

iCberblicken  wir  kurz  den  inhalt  des  ganzen  fünften  capitels^  dem 

inatz  angehört,     Germanien   besteht  gröstentheils   aus  waldeni  und  « 

Pffeu,    aui»  «ümpfen  mehr  im  westeu,   aus  wäldern   und  bergen   mehr  Im 

MüdoäUui,     Qetraide  gedeiht,  an  objf«tbrmmen  mangelt  e«,  aclutfe  - 

^menge  da,   aber  sie  sind  meint  klein.     Auch  Jas  riudvieh  int    '  n- 

lidu     Man   fi\iut   sich    der  menge   und   dariu  bestelmn  die  ei^  und 

liiibsten  sehfitze  der  Germanen.    Gold  mid  nilber  wird  nach  TacitUA  wiir* 

fc«en  in  Deutschlund  nicht  >m.     Aber  an  seinem  ^     '         ' 

reuen  «ie  «ich  nicht  in  mi  ü  weine  (natürlich  »^v^i       i 

dus  «lod  allezeit  „ihre  liebsten  Bchfttze*')*     *f^^^   nidtttUe   fiiidiga  sipl 


m  TAaTtrs  fSEfttLuru 


Sl 


i!l.  rJifiLfN  bei  den  Oermaueiit  aber  sie  sind  ilmea  zugeführt.    Bei  eüii- 
scliinieii  leuteo  kanu  niati  silberne  gefösse  seben,   die  abef  den 
|r  liiT  nicht  vorgezogen  wenleii.     In  der  lulho  der  römischen  gränze 

,.,iii  gold-  und  Silbergeld,  und  ziirar  wird  das  letztere  m  ganzen 
i*voriUgt,   des  buudelsverkehrs  wegen  zu  schätzen,    wahrend  iin  inn^ni 
«1»   taujiichbanded   bezieht.     nNicht  mal   eisen  ist  reichlich  vorhanden« 
jft<?  man  aus   den   gcrmunischen   waffeu  sieht/'   fährt  dann  Tacitus   im 
üüi»!!  capitel  fori  und  leitet  damit  in  sehr  gekünstelter  weistj  zur  hetrach- 
tuug  dt«  germanischen  beer-  und  kriegswesens  überhaupt  über* 

IIOKPAT,   I»EN  5.  rnnOBER  [25.  .SEPTEMBER)  1871.         LEO    HErER. 
(Wird  lortgesetzt) 


DIE  ÄLTESTE  CETOLOGIE. 

In  einem  trefniclien  aufsatze  über  Adam  von  Bremen,  welclien  der 
fh  band   dea   Archives   der   UeHell^chaft    für   deutsche   Ge»chichtskujide 
shta   (183A),    teilte  .1.  M.  Lappenberg,  s.  88S  fg.  eine  lat^ininch 
riebene   notiz   über  die   in   den  nordischen  meeren  vorkonmiendeu 
^e  mit,   welchen  er  selbst  als  „die  älteste  cetologie''  und  ,,  einen 
aten  bei  trag  zu  der  geschieh  te  des  walfischfanges*'  bezeichnet 
Jeaelbe  ist  einer  Lindeubruchscben  handschrift   iCod.  D5,  foL)   auf  der 
aburger  stadtldblioihek  entnommen,  und  fuhrt  die  Überschrift:   Ilar- 
HU^  üTih    chnmica  Bremcnsia  seqnaiiia  cotdraatt  de    Cctis.     Unter 
^'41   Diimmern   werden  sofort   ebenso  viele  arten   von   walen  besprochen, 
letehe  f«'i      -     namen  tragen:  Ninümj^  Watjnchwal,  Andhwtd,  Sivin- 
Tid,   iii  ,,  'L    JhiilitKjf  Skmlthiüal,    Gckewall,    ßradhwaU,    Fisc- 

,    JiultrtiUill ,     (Jh'Mehdff,    Hauerkitte  ^    lioschwaü,    liodkefubhuj, 
M,  SktJinih  Nordhwalfy  Iiod,  IIa  ff  m  f/ru/fuc,  liosfuml,  —    Der 
blick  zeigt »  daas  wir  t'S  hier  mit  eijiem  excerpte  aus  dem  altnor- 
^j^cben  Königs  Spiegel  zu  tun  haben,  und  dass  somit  diese  älteste 
{iü,  —  denn  das  ist  und  bleibt  sie,  —  bereits  dem  la.  jahrhun- 
"angübört;  es  ist  zu  wundern,  dass  Lappenberg  bei  seiner  ungewohn- 
eben  l>ele»enheit  auch  in  den  altnordischen  quellen  sich  diesen  umstand 
atgehen  lassen  konte,  wälirend  doch  Hiilfdan  Einarssons  ausgäbe  (Soroe, 
riSH)   bereits  zu  geböte  stand,     ich  setxo  zur  vergleicbung  die  nordi- 
iJieu  iiamen  her,    wie  sie  ilie  neue  ausgäbe  des  Königsspiegels  (Chrt- 
kilia,  1B48)  m  cap.  12,  s.  29  —  32,  dann  cap*  16,  s.  41,  und  cap.  17, 
^4S  bietet;  sie  lauten;  hnffdm*jr,  rmfnhvalr,  amlhmlr,  mnhvalr,  hrafn- 
hviiingr.  slgaldhiudr,  gcirkvalTf  barähvalf\  fiskreki,  bürhvalr^  stet- 
Wf   htfrktti'i^  hrosshvalr,    rnudktmhimjr,    nnhmlr^   skdjung^',   norif- 


'•#--^*^< 


T 


82  MAUBEB,  DIE  AlTBSTE  CETOLOGIB 

hvah\  mßttr,  haftjufa,  rosfitngr.  Hält  mau  dioso  authentischen  namens- 
fonnon  mit  Lappenbergs  bemerkuiigeii  zusammoii,  so  wird  man  mit  ver- 
griiigeu  orkeiiiieii ,  duss  dieser  trotz  der  mangelhaftigkeit  der  ihm  zu 
geböte  stellenden  hiHsmittel  eine  reihe  von  corrui)telen  glficklich  verbes- 
sert hat,  wfilirend  i'r  allerdings  in  anderen  lallen  auch  avoI  einmal  fehl- 
griff.  Weitere  nacliAveise  übei-  die  einzelnen  species,  als  welche  er  gege- 
ben, bieten  Jun  Kirikssons  anmerkungen  zu  der  alteren  ausgal)e  des 
Königsspiegels. 

Von  interesse  wäre  nun,  zu  erfahren,  wer  jener  Hartenius,  oder 
wie  er  gelegentlich  anderer  zusätze  zu  derselben  handschrifl  genant  Avird 
(Lappenberg,  a.  a.  ().,  s.  iS;')!  und  852):  „  N.  Hartenius,"  gCAvesen  sei, 
wann  er  gelebt  habe,  und  aus  welchen  ^Jhifjmcuils  Danlcis''  er  diese 
untl  andere  von  ihm  gesammelte  notizcn  bezogen  habe.  Über  diesen 
pnnkt  weiss  ich  indessen  ebensowenig  irgendwelche  auskuuft  zu  erteilen, 
als  dioss  seinerzeit  Jiappenberg  vermochte;  gewiss  ist  nur,  dass  eine 
bekantscliatl  mit  dem  werke  in  Dänemark  schon  in  ziemlich  früher  zeit 
nicht  unerwartet  kommen  kann,  da  der  Königsspiegel,  wie  vorhandene 
handschriften  ausweisen,  auf  Island  noch  im  15.,  IG.  und  17.  Jahrhun- 
dert mehrfach  abgeschriel)en  wurde  (vgl.  s.  XV  —  XVI  der  neueren  aus- 
gai»(0,  und  sich  z.  b.,  Avio  briefe  des  profcssors  Stephan  Stephanius  an 
Ole  Worm  aus  den  jähren  UUo-  -UMl  zeigen,  um  jene  zeit  in  des 
»»istca-en  besitz  befand  (Olai  Woniiii  d  ad  cum  doctoriim  viroriim  r2^isfü' 
lar,  s.  JIL'J,  11)7,  liM.g.i 

MOXCJIKN,   MAI    1870.  K.   MAURER. 

1)  l)iT  üIhtjuis  lli.'issi^^ü  nud  uinsi<:litij,'o  riiil.  Aiulr.  Noiimich  hat  sich  auch  diu 
aur/ähhiii^'  di;r  w-iHist-ln«.  im  Knni;,'rfsj)i<'>,'<'l  nicht  ciitj^flu'ii  hissen  und  ihre  benenn uiij^oii 
und  niaassc  aur«^i'n(niiinfn  in  s<*in  vortrctrihrlirs  uml  niK'li  lii.'uto  unentbehrliches  .^AU- 
i'iineinrs  Pid}f(li)ttrn  -  Lexicon  d«T  Natur -(ifscirK-hte.**  Trauiburj,'  (17J'3).  4.  th.  1. 
sp.  :J70  i'Lf.  unt»'r  IJulurmt  inysticrtiix.  Aiitlallij,'  ^iTi^nuj^,  dass  LapiR'uber^'  verabsäumt 
hat.  in  diesi'iii  alDit'kanti'n  buche  seines  llainbur^ischen  hmdsmannos  nachzusehen.  - - 
N«'ii-Tiiin;^r<  hat  l)anirl  Krirdr.  Ksehricht  in  seinen  ..Zoobi^'isch -aiiatoim'sch-idiysiü- 
l'i^IschrM  L'ntersuchun^^-n  übtT  die  Nürdis<-hen  Wallthiere.'*  Erster  baml.  Leiir/i^ 
\>^\[\.  IdI.  die  anj^'abin  d«*s  Krnii^'ss|»i<';,'els  narh  der  aiisj^'abt'  von  Ualt'dan  Kinerseii, 
Si)n>e  17*.»S.  1.  b)bend  «,^-\\ürdi^'t  und  si>rL'sam  aus;ri'nüt/.t.  Kerner  bemerkt  Kschricht 
s.  1S7:  ..  I)ie  anj^^abi-n  der  Jshindi'r  iibi-r  die  walltliiere,  und  /umal  über  die  lange 
di-r  vii'silil.'dt'ni'n  arti-n  . . .  ^vurdi'n  in  di.-r  mitte  des  17.  Jahrhunderts  von  einem 
)d'arnr  auf  Ishnul  dnn  ^'.'l.-lirten  Tlumias  lUrtliolin  in  Ko])««nhaj,'im  mit;^etoilt,  und 
dirsi-r  venilViiitlirbti'  sit^.  und  zwar  in  hitrinischer  sprachi»,  in  seinen  allgemein  ver- 
bri.itrl«'n  (Vnturi^-n  |Th.  IJartholin,  nist'»riarujii  anatomicarum  variorum  Centuria  III 
u.  IV.  Ma;;iH'  <'iini.  1»;57.  12.  C^'t^iruni  «^.MnTa.  (■•■nt.  1.  bist.  21 1.  Die  zouloiren 
brliandflteii  aluT  dI>'so  an^^Mix'U  antani^s  mit  ^Icicligilti^^lvoit,  später  fast  mit  huhn.** 
Auch  «iir'se  nachrichtin  b«i  li;irthoIin  hat  Kschriclit  nicht  nnnd<T  verwertet.       Z. 


SWÜBEL. 

Zn  ,.triimp  nUnm  t^n  swühel :*  f  l^els  woil»  ho,  bemerkt.  M.  HiUi}»t: 
^fi,sM,j}  i.»  rehe  ich  uirijt*'     Durch  einoü  glücklicheii  zufallbrachte  iolt 
,    tlass  dies  Wort  uoch   im  vulkamuiule   fortlebt.     Als  icl« 
pt  oieiiiD  SiiöiluDt^'en  aus  ikn  ileutsclien  o^isen  in  WvUschtirol  tlurcb- 
hs  ich  wider  die  sage  von  der  Siempa,    die  ein  schönen  Jir  - 
lUi'hfMi  entführt  hatte.    Als  da»  kind  in  der  höhle  beim  matten  uUi 
Ihä  fÖitihterUche  wilde  weih  sah,  fieng  es  zu  weinen  au  and  wolte  nach 
haose^    Steuipa  suchte   es  zu  henihigeii,    indem  sie  sagte,    sie  mi  die 
A\*N«i  (^roH.snuitter)  und  werde  Umi  kein  leid  tun.     Da  entwickelt  sich 
mw  folgendes  xwiegesprilcli ,   das  lebhaft  au  eine  stelle  im  Kotkäppchen 
(Oriiiun«  mSrchen  I,  l4tJ)  erinnert.     f)a8  kind  fragte:  ..Alwtj  Nmm,  wia 
hisch  rfw  son  ilickc  hW?''    ,^hch  vo  der  nocht,*'    f.Aber,  Nuna,   wm 
M^  fiu  HOn  Umye  sahn?**    „Jsch  mn  siuppeniankcfi"  (werg  zupfenl 
r,  Nunu,    tma  hösrh  du  stm  lonßc  zcacVn?**    .fIscJi  rom  Lc' 
>..,r......  '«  >s'8erpat9<!hen).    „Nuna,  i  bin  hungeri!*"     ^  Schau  im  A*<>,-  /. , 

•  i:n  driiV*     „Nunu^    i  kön  net  (nicht)  auftün,**    „Treit/s 
^bei,  mein  kinn!''    Hier  haben  wir  also  swiibcl  an  einem  kästen. 
Äine  anfrage  erhielt  ich  vom  herrn  Furlan,  kaplan  in  Aichleit, 
>li   um   die  dortige  deut^johe   schule   so  grosse  Verdienste  ermrbt, 
im^9t  antwort:  p,SiVübel,  Schwäbcl  bedeutet  schIfi«Ä3el»  jedoch  nicht 
V  t'cht  vom  scblos^ser  verfertigten»  sondern  einen  scblÜBsel  aus 

II  ihn   häutig  an  kfii^ten  und   selbst  stubentüren  in  bauern- 
liint^fum  findet.      Kin  inwendig  befestigtes  querholz,    welches  in   einen 
t  und  wodurch  die  türe  geschlossen  wird,  steht  mit  einer 
von  aussen  so  in  Verbindung,  ilasB  hei  einer  drehung  die- 
ndhahe   das   querhoh  sich  hebt  und  die  türe  sich  öffioet    Diese 
|be  ist  der  „swübcl'^  und  das  ganze  sperrsystcm  wird  auch  .,/«/- 
enant."   Sp;lter  unter  dem  18.  febr.  d.  j.  teilt  mein  gewährsmann  mit: 
klTilglich  erfuhr  ich,  dass  auch  hier  dieses  wort  tropisch  die  bedeu- 
Dg  von  krumm  hat    Hinkende  leute  oder  tiore  werden  kurzweg  „stm- 
r/  '        '  4t:    y,€r  ist  krump  wie  ein  swiibcl/'     Es 

wo  verschollene  wort  noch  bei  den  Deutschen 
Fersinathale  erhallen.     Nach    einer   giitigen    mitteilung  des  lierrn 
V»  Hur  manu,  k.  k.  biWiotheksbeamten  hier,  komt  es  in  ähnlicher 
Ifiutung  auch  in  v\Ur\\]ij]  vnr 


sTmKifKYKa 


urrmkWK 

1)  Deuiacbfi  grammatik  vom  Jacob  Urimm.    Erster  teil    Kfi«Ue  lui 
^ab««,    N»*uer  veniiehrtor   abdruck,    bcitorgt   dureb  Wilhelm  8cbe 
Berlin,  Dümmler»  1870,    B.    XXX  und  «^'2  adtcn,    fi  thlr. 
9)  Altbochileutsche   grainnjatik,    umfassend  die   gfotiscbe,    aUntirill 
8Giie,  nl tääclisiäche,   4ing;ol8äch»i»elie   nnd  aU hochdcutBtibv^  spi 
cbv.    Voi3  AUoir  Jitill^miuiii.     Krati^r  t>aud^   ornto  abtoilnng.    Di^  üjij 
üit»ütj  lauitc'brc.     heipüg,  Brockhiiug,  1870,    8,    XV  und  349  s^iton.     1 
20  sgr. 

S)  Kurxt^  grammaiik  der  aUgermanUcbcn  dialecte  goÜBish,  althoa| 
deutsch,  ültKacbsinch.  angelsacbsificb,  altfriesUob.  altnordl»^ 
vof)  Morfiz  Heyne*  L  teil:  laiit-  uud  flexionalebre.  Zweite  rerb«! 
iii*rt*^  iiul'lage.  Paderborn»  Scboningb,  1870.  8.  V  and  354  aeiten.  1  tblr  12  e 
4|  K.A. Hahns  aUhocbdeutsche  grammatik.  Nebst  einigen  lestistQolc^ 
iind  einem  glossar.  Mit  rücksicht  auf  die  fortscbritto  der  wisaeJ 
Schaft  bearbeitet  von  Adalbert  Jeitteles,  Dritte  vielfaeb  vorkuderl 
und  vermehrte  aufläge,  Prag,  Tempäky,  1870.  8.  XV  und  131  s^U 
27  agr. 

1)  Jacob  Grinim  beabsichtigte  bekaiitliob,  seine  grammatik  einer  nt^abearb^ 
Umg  «n  unterwerfen :    doch  erschien  davon  nur  die  darstellnng  der  Vücale  im  ja 
tB40,  <lle  weitere  fortsetzung  hinderten  andere  arbeiten^  namentlich  die  nt^t«  wa 
•ende   am  deutöcben  wörterbucbe.    Als  aber  der  ganze  Vorrat  der   frnber<tn   anf^ 
verkauft  war  uud  die  nachfrage  «ach  dem  werke,  das  auch  auf  antiquarijuibc 
nicht  in>mer  leicht  i^ich  beschaffen  Hess,   zunahm,   da  innate  von  den  verlege 
plan  einer  neuen  aufläge  ins  augo  gefasst  werden.    Herr  prof«4SBor  Sehcrer  nbcma 
e»,  sie  2U  l>e!{orgen.     Zuvorderst  handelte  es  sieh  dabei  darum,  zu.  entäohddrtif  wa 
che«  verfahren  zu  beobachten  sei.     Denn  entweder  koiite  da»  buch  den  ftjrtüchriti 
der  Wissenschaft  cütsjirechend  umgearbeitet  werden:   aber  wii  m&sscn  dem  bemu 
geber,  wenn  wir  auch  meinen,,  daus  memand  in  so  hohem  grade»   wie  er,   zu  ein 
befriedigentJen  lösung  dieser  aufgäbe  befähigt  gewesen  wäre,  darin  Iwiistimmün^  ih 
m  diesem  falle  liriinms  grammatik   nicht  melir  Grimma  graiimiatik  geblieben 
Dder  es  kante  die   vorige  aufläge  von  wort  stu   wort  abgedruckt  werden;    aber 
wittöentichaft   hatte   ein    recht  darauf,    zu  verlangen,    dass  die  aandungeu  Oriju 
welche  Bclbst  stu  verarbeitt^n  ihm  die  umstünde  nicht  verhüttet  hatten,  ilir  nicht  ffl 
enthalten  blieben.     Daher  wurde  der  mittelweg  eii  n.   da«»  aus  dem 

e^cempfare  Jacobs  »eine  hanfUchriftlicben   sehr  zoJil^  usatsce  der  neuen 

einverleibt  ^  aber  entweder  durch  conseqnente  ein  Schliessung  in  eckige  klammern  kex|| 
lieh  gemacht y  oder  aber,  wenn  sie  sich  nicht  eng  genug  an  den  text  an»ehlusii4i 
aamerkungcn  vt^rwie«en  wurden,  die  von  den  ursprimglichün  mit  «temeu  ve 
frich   durch   ihre  bezeiebnung  mit   zahlen  unterschieden,     E«  erschien   unter 
«usaty.eu  eine  auEwalü  nutig,  well  un^weifclbaft  manche  notir  nur  cinetu  aiigel 
liehen  btdilrfni»tie  der  bxienmg   ents[»rungen   oder    nur    fllr  ihn    soll»«!   verfctl 
war.    Aber  der  herausgeiHjr  glaubt  nicht.a  ausgela^isen  /.u   halben,   daa  n^ich 
einer  richtung  hin  nutzbar  j^eiu  könte.    Gegen  die  frühere  aufläge  bt  daa  buch 
dbrigen  unveründert  geblieben,  sogar  die  langen  s  himl  gewalirt:  nur  iitt  da« 
<»in   wenig  grbKt»er    gewühlt   und    die   t>'|iugraplüscbe    amistattung   ein«   vorsQ 
dastf  die   auf  die   frühere   aufliigt«   bereelmeten   citate  auch  in   der  neuen  aofor 
runden  lassen,  dafllr  t^orirt  die  angäbe  der  alten  itortenxaiilen  am  rrnnde» 


Die  iUMJBktxt  Jftcob  (f riuiiUB  slud  bettonderi»  aa&ftihrliuli  utid  zahlreich  iii  dcu  dai» 

I  ihiiu  in  rliesnn  beiden  sprucligcLi(^teTi  wuren  seit  dem 

1822  aui  iticiirten    ntjue  fnodc   tu   tage  gekoiuman.     Wir  bewundern  iii  den  zti* 
die  arwgebreitetc  lectTirc  und  die  sich  gleich  bleibende  sorgfiüt  der  beobiMjh- 
denn  nicht  nur  cuthalteu  dieselben  weitr^c   belege  äu  mhou  früher  erschlüBne* 
*ii .    aoüdern  bieton  aach  «jauche  neue»    huuptsachlich  der  ent Wickelung  dur 
1  iid  diis  schri'ihgi?bra.uch**s  der  verHchiedenen  Zeiten  und  gegen  den  gewidmete 

Per  berauÄgehor  hat  seinem  Vorworte  eioen  oigentümlichen  reiz  da*liirch  vcr* 
heiir  dM«  er  aui^fuhrt,  wie  die  ücbe  Jacob  Grimms  zum  deutlichen  vollce  den  grnnd> 
Rg  Frtne«  wo^cns  bildete«     Sie  trieb  ihn  an ,   die  lebonBaussemugcn  de88elben  ireu 
XU   beübuditcn   und   auch    das  scheinbar   nubodcutendc    nicht   äu    verschmähen-    So 
die  teste  vergangener  Zeiten  unt43r  seiner  band  uoties  lohen ,  alis  wären  sie 
u  xanberÄchlafc  erweckt.     Die  liebe   ist  willige   hingnbe  an    den  geliebten 
ad:    und  Jacob  Grimm  ergab  eich    unbefangen  dein  eindrucke  der  deulöchen 
••»hoit;    er  legte  uicbt«  in  dieselbe  hinein  ^   sondern   trat  als  teilnehmender 
ihr  gcgenfiber.    Darin  beruht  der  bleibende  wert  aller  Grimmfichen  wcrk^ 
i'b  der  ^n'aiimiatik ,   mag  auch  manches  darin  veralten.    Wer  selbst  untcr- 
öchuij;/«  I'  Ulli  ^M'lMoton  untcrnuiümeii  hat,   die  Jacob  Grimm  vorher  behandelt  hatte, 
r  «lic  TCHiiltat«?  derHelben,   wenn  auch  nicht  ausge«nrochen »   aber 
I  h   embryonisch  st^ts  bei  Grimm  tindeu  konte.     So  ist  der  satz  in 

fim-ede  dc6  herauÄgebcrs .    däiäs  Griiums  grammatik   noch  manchen  ungehobenen 
Sit  bergte*   zu  ver.<«tehen.    Und  wie  HoUte  es  andere  sein,    wo  treue  beobachtung 
nnd  liebende  hingäbe  äuge  und  feder  gefiihrt  haben? 

Kj  iat  2U  hoffen  t  daa«  der  herausgeber  Heine  iirapriingliche  abeicht^  zur  elnlci- 
tUTjg  deti  yt>rUegenden  ersten  bände»  eine  gesehichte  der  Grimmschen  grauunatik  /u 
^'  liträgüch  noch  auttführt»  da  wo!  niemand  daxu  besser  als  er  auiigeriistet 

Wir  kt^nnen  nur  dem  wunache  des  herausgebers  uns  anschliesseni  dae»  von 
..  iii  Luche  in  aoincr  neuen  gestalt  neue  anregung  ausgehen  möge, 

2)  Der  vorliegende  »^ste  halbband  von  Holtzmanns  grammatik  enthalt  die  laut- 
Iftoc  der  ffmf  aui'  dem  titcl  angegebenen  dialccte  und  in  dieser  reüienfolge.  Inner- 
halb ein 05  jeden  werden  zuerst  die  vocale,  voran  die  kurzen  nnd  flie  brcchungen, 
(liirxuif  die   taugen   und    die    diphthongc^    sodann  die  consonanteu    behandelt.     Die 

htung  der  tet.xteren  hebt  an  mit  den  mutia,  von  denen  an  erster  stelle  die  gut- 
;^[ni«ii,  an  zweiter  die  dentalen»  endlich  die  labialen  in  der  weise  besprochen  wer- 
den,  «bi«s  anf  die  darstellung  der  tenues  die  der  mediae  folgt  und  die  aspiratae  den 
leu.  An  die  mutete  reihen  sieh  ilie  liquidue  «.  m,  i\  l  und  die  Kpiranten 
1,  Die««  durch  das  ganxe  buch  durchgehende  art  ^ax  anordnung  erstreckt 
ftQch  auf  die   beiäpickandungeu:   und  verbunden  mit  zahlreichen  verweittungen 

m  den  mangel  eines  index  ansroicbeud  cr^et^en.  Der  behandlung  der  kurzen 
iKi^ifijl  wie  der  langen  voeale  and  der  consonanten  einer  jeden  spräche  sind  recapitu- 
llirrt!xtdo  öber^ichten  angehäugt-  welche  die  hauptsächlichsten  ergebniisse  der  voran- 
lf«h«*nden  untersuehunireii  im  zusammenhange  uachwcjäen  üiollea.  Voraußgeechickt  ist 
d  1  ein  teilweise  nlphubotisch  gehalt^?nes  Verzeichnis  der   ftir  die  daratellung 

'I  denen  dialccte  beautrten   quellen   nnd  hilfgmittel ,   das  hie  nnd  ila  auch 

beitrage  zur  kritlk  einzelner  donkmälcr  outhält. 


86  BTBIHHBTBB  ' 

In  (lein  ausscrordontlicU  ansprechend  gcHchri ebenen  Vorworte  hat  Holtzmann 

«ler  lit'lürirlitun;^'  aiisJruck  verliehen,  dass  es  ihm  kaum  vergönt  «ein  würde,  die  Voll- 
endung seines  werke»  zu  erleben  und  der  früehto  seines  ileissus  »ich  zu  erfreuen, 
und  nur  zu  bfild  ist  diese  trübe  A^oruussage  leider  zur  Avahrlieit  geworden.  Wir 
stehen  somit  vor  einem  torso ,  von  dem  es  zweifelhaft  ist,  ob  er  nach  dem  todc  des 
Verfassers  ausgearbeitet  werden  wird:  und  dieser  umstand,  zumal  Holtzmann  in  der 
täuschenden  hoiTnung,  dass  er  öfkT  golegenheit  haben  würde,  sich  auszusprechen, 
es  unterlassen  hat,  über  die  absiebten,  die  er  mit  der  herausgäbe  des  werkcs  ver- 
]>and,  ausführliche  reehenschaft  zu  erteilen,  er.sehwert  die  Würdigung  des  buchea.  Ich 
Avill  im  folgenden  darzustellen  versuchen,  welche  zwecke  Holtzmann  im  augc  hatte 
und  wie  weit  sie  erreicht  sind. 

Zwei  haujittendtnizen  seines  Averkea,  das  seiner  ganzen  anläge  nach  nur  für 
fachleute  gesoliriebcn  ist,  und  auch  für  diese  der  kna]»i»en,  ja  abgerissenen  fonn  h;il- 
bir  kaum  zur  lectüre  geeignet  s^in  dürfte,  sondern  eher  zur  Verwendung  als  nach- 
Nchlagebuch  bestirnt  erscheint,  hat  Holtzmann  in  der  vorrede  kurz  augedeutet.  Nach 
s.  VII  solllu  für  die  gotische  spräche  eine  absolute,  für  die  andern  eine  wenigstens 
annähernde  Vollständigkeit  der  bcispiele  erreicht  und  auf  diese  w.'ise  eine  art  reper- 
torimn  über  die  laut-,  formen-  und  wortbildungslehrc  der  altdeutschen  «lialecte  — 
denn  in  diese  drei  Abteilungen  sollte  die  gramnuitik  zerfallen  —  geschailen  werden. 
Die  erreichung  dieses  zicles  würde  die  entsprechenden  abschnitte  von  <irimms  grani- 
matik  überliüssig  gemacht  haben.  Andererseits  aber  beabsichtigte  Holtzmann  na«"h 
s.  VI  die  darsti.'llung  der  grammatischen  tatsachen  als  unterläge  zu  benutzen,  um 
aus  ihnen  ntiie  aufschlüsse  über  «lie  älteste  geseldchte  der  deutschen  Völker  zu  gewin- 
nen. Dieser  zweite  gesichtsi»unkt  würde  wahrscheinlieli  schon  in  der  anderen  hälftc 
des  erst« '11  bandes ,  welche  nach  der  bemerk ung  auf  s.  340  die  lautverschicbung  im 
allgemeinen  zu  behandeln  bestirnt  war,  klar  hervorgetreten  sebi;  in  dem  vorliegcn- 
•len  teile  spielt  er  keine  rolle  und  wir  können  ihn  daher  füglieh  auf  sich  beruhen 
bissen.  Neben  diesen  beiden  haui)tzwecken  treten  ab(?r,  und  gerade  in  diesem  ersten 
band«',  noch  andere  tendenzen  hervor,  die  die  darstellnng  der  einzelnen  «lialecte  stark 
beeinflussen.  Btji  dem  altsäehsischen  und  althoch«lcutschen  sind  sie  litterarhistori- 
^elier,  bei  den  drei  andern  s])rachen  gramnuitischer  uatur:  damit  hängt  es  zusani- 
uieii,  dass  sie  nur  in  den  beiden  erstgenanten  sprachen  bestinunend  auf  die  ganze 
Muffassung  derselben  einwirken. 

Die  altsächsische  lautlehrc  bei  Holtzmann  wird  durch  die  tendenz  behcrscht, 
•b-n  Heliand  als  ein  aus  angelsächsischer  vorläge  abgeschriebenes  oder  übersetztes 
jr«'dicbt  na«'hzuweisen.  Diese  theorie  deutete  Holtzmann  bereits  früher  eimnal  (Gerin. 
11,  L'21)  an;  auch  Schmeller  in  der  vorrede  zu  seiner  ausgäbe  hat,  aber  ans  anderen 
^'nnulen,  dieselbe  Vermutung  geäussert,  um  sie  sofort  wider  zurückzuziehen.  Holtz- 
mann behau])t^'t  also,  gewisse  im  Heliand  vorkonunendo  formen  seien  angelsäclisisch 
und  wän'U  aus  deju  in  dieser  s[iraclie  abgcfas.sten  originale  des  gedichtes  stehen 
geblieben.  Kr  ru-luiet  dahin  ca  in  uneunl ,  a  statt  o  in  fnrista,  mctiftiscn,  bosun- 
«lers  im  comi»arativ  unnarliciwa ,  bittmi ,  liobora,  an  für  an,  im  in  den  endungcn 
lies  nojiieus  (s.  i;>7),  «lie  im  ('ott.  zuweilen  auftretende  form  des  artiicels  sc  (s.  I3S), 
«lie  biblurigsfunn  -sajn-  für  sci'iii  (in  ainlmhlscljH  usw.)  hi  C ,  /  für  u  in  drihivH, 
t'n'isiti ,  jisimi  V. 'S.\W.\  (.s.  l^IO),  u  für  ci,  i'  in  iiräa  ^  smuuj ,  aotn,  hähnj ,  v  für  ä  in 
(imhrdcn,  /'urUfid,  sHitoi ,  tjiitnidcn,  mtf'^ß,  hhH ,  (s.  MO),  e  für  ö  in  Ihithß,  firc- 
uvnn,  InUiu,  sinitl"ii  |s.  111),  tn  in  t/rt,rno,  filnnru  (s.  Mi.  l.TJ),  /'im  inlaut  v«»r 
vneal.'U  für  h  wie  in  tlü/'nn  (.s.  MW).  So  >\ird  auch  s.  Uli  hrcnn  svlnm  aus  ugs. /tnvii/ 
ei klärt  uu<l  bt.mliun  s.  l.Vj  als  misver.täiidnis  von  ngs.   ücunc  aufgefas.st.     Alle  «liese 


'  Ob.  ItKAMSl.   y.  lÜUlUI«  UOLTiOlki*^ 


jmrtBum 


■  •it  fa»t  iil 


Uta  m  der  urngv^rrml  - 


i::  fiiid*>u.    Man  unter- 

.'1.,  .    . j.,  w  ..,,., ,.^    ...,....,  ul.    ]>ir  kl  Astirr  wAren 

I  orto^  b  denen  man  mit  sthriitsk'UomcIn^r  tätig- 
:ms<Lrticke  ttuoli  das  almcbnil»eu  —   siVli  1ittM?liüf* 

,.  ,.       '<r^  Ulli 

»öncliL*«  bcselxt  wurde ,  »a  dürfte  deren  al>wcichoTidcr  dialdct  nicht  sofort  dem 

neuen  »IuuiIi'iIh  pi^wicben  »ein ,   ermdeni   wird  nocli  eine  wcÜc  «ich  bclianptet 

und  dilti n  XTi  rinrr  mii»cUs|»riirdio  hortil »gesunken  »ciu.    Auch  n«s  nocli  frühowr 

1  lo  in  hhllü  und  fülle  filr  dii'se  ku«inü['  ^ti'Uung 

i}>  Uct  üom  uuiDgitl  iiinpx  gfimtiinnamcu  .  Uo  und 

aphiii    treten    tJie«*t*    tiiUaclicu   in    dun   litUmturdeuktuültTu    deutiicti    hervor. 

brttuebüu  gar  riicUt  xur  aanÄlimc  angobäcliBiscbüf  alsclirciber  uuucru  JSUÜudii 

<slii  ehifo.«rber  liiuwei»  auf  die  ^^iTinge  zahl  der  denkiüiUer,  tlie  mw  mn 

'       '  11^        1    iii^jj  j^Ijj^i  ijj^j  jj^,  jjyj,  mnen  dürftigen  crhibüelL 

nrcn»   miist*?  biureicbon,   um  cinou  »a  kühnen 

^    Hiii  di.r    UnlUiiuiUiUi    iaif    zu    vcibivt^ju,     Ducb  scdb^t  in   tliesen   »pärlb'bt^u 

die  öaebiiü  diircb  wtTtvoiltt  glosseu  zu  Prudentitts    (/xitsrbr.  t  d.  tu  Ih,  hl7 

icniu?brt  wurden   tdiid»   bege^nit-n  nicht  wenig'ö  der  üben  ling^iführtcii  und  x^m 

nunn  dem  ang<^b<äi.'hidÄch«?u   vinillci*?rteji   lautverliüHniöBc.      So  ündct  idch   tÜo 

ItluiijS  *^cf|j<^  Howol  in  i\fit  »&c\m»chQn  boichtformol  {[Tifoiitscipm)  als  aoch  In  den 

^        '*  ^       '        II,  die  ich  hier  mit  D  bczcicbncn  v.i'        '     /»<'4if2), 

u  diesen  di*."  cudtmg  «  fnr  o:   go  ;  ^r»  <ll*'i, 

»um  <>^5*    c  tiir  n  irtlR-n  wir  niolit  nur  tu  D  an   {(jmocdc  »J55j,   »anderu  ancli 

ir»»n  Holtxwmnn  wf^nigstens  bei  anderen  gclogcnhcit^m  bemit^t^o  l!*)miho  Bedarf, 

]^rrH)tcrittt  hcdi  und  fßfi>  aufweist     Da«  au  zweiter  stelYo  angefTihrte  wort,  lie- 

(flnicb  den  naebw<*b<,   dast«  /*  iut  inluuto  xwiÄcben  va<?nlcn  an  atellc  des  goti» 

\h  nidtt  nur  niiireläneLKiscb  ist .  sondern  auch  im  alUachxtscbe»  Torkeiut.    Kiuen 

orÄcbeintiuf^  sehr  o^ewöhn- 

ilem  älterer  und  jüngerer 

tage  tritt.,  bcdart  kaain  der  erwähn wng.    Heine  bomerkung  nbor  an  statt  ort 

d;«iiriisi3cb   hat  Uolbcmann  lugentticU  selbd;  &«  171  widerlegt    Um  ä  &tati  ei 

altnachftiseh  icu  (Twuisen,  genQgt  meines  erachten^  das  zcmgnis  der  abrcnun- 

^4ba>)  ^'"  '    'fing  ii^r  HolUmannüebun  anficht,    dass  dicselb«  von  cini?m 

i"m  Dotjir;iciujs  selbst  aufg'*/.eieUnet  sei,  brauche  ich  nur  auf 

kl»:=ii  dLUikniiibirn  g.  4^37  zu  verweistiu.     Warum  das  r  in  alreiAnn 

Umlauf  von  stroidtin  auJVeta«Kt  Würdtin  koII,  i«t  mir  nnver^tänd- 

[Stmial  IJ<dt/J>mTHi   das  ^anz  gleichartige  vcrbum   driiu{jtm  als  angelaüchabeh 

m  m\d  nicht  als  frtdvmn  g.  Ui7  an»cUt*    Ich  halte  dafiir,    das»  In  etradun 

iuMcn  und  der  Torliergfhefide   vocal  kurz  l«t:    ans  am  konte  sich  gowol  der 

^'  ttia  iVw  umgi'biut<7tj'  form  ei«  entwickeln.  B«idc  fern*«  "n 

nntf  ITifltzniunn  orlicnt,  ><elb»it  s,  328  an,   da^s  kein  t- 

ugm   dem   altliechdcutscJicn   abjiti sprechen.     Jedestalls 

...    ...    ...    .ü  hältcho  die  unrielitigkcit  der  ITtdtznmnnschun  ansirbt 

dami  aueli   D  484  Htfeiditt  und  5ü4  Mrcnnga  kent    Wiascn  mcidite 
:<balb  j*ir  (h.  165)  nicderl '    '     '      nd  niidil  hochdctitsch  sein  soll,  und 


dnreii  den   aiislVdt  de«  /^  ilcr  \ 


i  Je  vocal   in  //c/tcm,  ^e/ui«  («.  141) 


'^ 


arBOTHmnEß 


Ung  wird.    Wenn   ^kh   also   nji«liivfis«n   liU«l,    da«»   iliß  tiKfinten   difu^t  ktsi^Mw 
an^ct^ftthxUtiien  Kpumii  ancb   in  Aiiftcni  altrnlcltbi^cht^'U   ilnnkiimleni  ?•  < 
wird  man  zu  der  ttnnnhinc  bcrccUtij^  <ein,  dasis  cur  diu  hi^ärUcbiceit  aurvu,^.   ,, , 
die  »clmid   trüg"!»    das»  nicht  auch  für  die   anderu  dieser  lucliWei»  erbr&dit 
l{a»n.     Ich    möchte   nur   noch   bi^itrcrken,    dan»   iill*  i  ^  nttcr   nmtttÄDdcn   ikiTcIi 

crnchcinungon ,    wi«  Hie  HoUziuami  hcibrin^.,    in  dl^  l«-  fallen  könnmi: 

dttun  mttsson  entweder  wirkliche  ^nrnudc  ihnen  zui-  seite  bttdien,  od*T  wi»nig 
analogft  aufgewitisen  werden:  und  dnss  sonst  angebächsi^ühc  dcnkinrilr*r  ins  alt 
itiM!hc  übersetzt  seien  ^  konte  ttoltznmnn  wol  katin)  erweisen. 

Wie  ein  roter  faden  zieht  5i<^h  durch  ITolfcciiianns  darBtcllnn^'  der  althoch 
Rcheu  lauik'hrc  das  hfstreben ,   die  meisten  oberdeutschen  denkinäler  al»  abf»ch 
fränkiscl»er  ori^anale  nachzuweisen.     Diei^e  ansieht  sclieiul  er  idch  nach  drni  ?erhl 
ni»  |5*ebi!det  x\x   haben ,   welches  2wi»eheu  dem   Isidor  —    fHr  den  atieh  hi*  r  fii.  54 7| 
wie   in  der  Germ.  1 ,  462  fg^.  a«);tdHäch»i acher  ur«j»nm|jj  behauptet  wird  —  und  än^ 
ftngm.  theot.   so  wie  den  Juuisehen  glossen  besteht     Der  einzige  ^md  aber,   de 
dafür  gelt^^nd  gemacht  wird  (a.  204.  2H1),    beruht  darnttfi   dass  mir  dt<j  Franken  did 
alte  ajspirattt  tli,  dh  bewahrt  hatten  und  diuss  diese  in  den  meiuten  illtercü  überdt>ni 
sehen   dcnkmaleni   auch   erschiene.     Und   a«F  eine   m   nichtige  vuniu6!<Lly,«int,'  hin 
nichtig,    weil  sie  bereit»  aus  sehreibergewohnheiten   »ich  geuugeud  <qU  t 

wird  den  Alemannen   und  Baiern  jede  ftelbjntändige  tätigkcit  in  dcrliir  Uj 

tjprochen!    Eine  andere  tcndenx,  die  in  Holty^numni*  hcliandlung  de«  aUhochdenUche 
zu  tage  tritt,  ist  eine  Opposition  ge^n  gewisÄß  ansicht<jn  J.  (trifuniM  fther  die  ba 
deut/<nhe  hiutverschiobung.     Darin  musH   ich  Hottzmann  beistimmen,    wenn  nr  ff.  I 
.-«iigt,   daHK  Grimm  xu  weit  gegangen  sei,   indem  er  für  da»  althoehdeuUche  f/  und 
nicht  habe   gestatten  wollen»    Aber  auch  TIaltzmunn    scheint  nur  dies^ti  pnnkt   nie 
*rharf  gelasni  zn  haben.     Ich  sehe  vielmelir  in  der  Verschiebung  der  inl' 
leii    einen,    auch    von   Weinliold   BG.  8.200   nicht    aufgefniirten ,   cbai     !     :       fll 
unternchied  de»  balrinchen  und  alcroannischen  dialect-i?8.    Bigher  adnd  nur  ^wei  dnreli^ 
M'Hlagcnde  diffcrcnÄon  beider  bekannt  geworden:  einmal  der  van  J.  Orimm  bemirrlc 
wecJmel  sswiachen  nn  und  on  im  pluralis  pract.  starker  und  schwai^her  v^^rha,  «l^-r  in 
alemannischen  hcrv(krtriti,,   sodann  die  nach  Dietrichs  nntersnchungcn  dmi  ■'' 
«eben   eigentumüclü*ü   femininischen   pluralc  auf  o.     Beiden   dialecten   iiJt   in 
*atzo  2U!n  fränkischen  das  anlautende  p  —   ich  verstehe  natürlich  unter  niUaut  atio|| 
den  beginn  eines  neuen   Wortes   innerhalb  einer  compositiun    —  gemeindiuii,    wtji^ 
auch  schoM  sehr  frfdi  alemannische  denkmäler  munohe  b  all  dieser  litelle  zeigen,     tli 
Inlaute  haben  von  den  ältesten  bairiseheu  deulimiilom   die  llrabani^eheü  gh>^  ' 

exhortatio    und    die   bei   Fe/,   gedruckten   KmiTicramcr   gbiSÄon   1— i!0    (na^ 
beReichnuog;  21 — 24  sind  jünger   und   lautlich    nnicrschicilen)   ohne  aoiJuahuM*  /•  iid 
(danter    fa«t  ohne  aufnähme  weisen   dies  die  in  IlothfS   denkmiileni  gednirktcn  Ttvi^ 
iMinger  glo^sen  zum   Isidor   (einmal   mnbrota),    daa  Froi&ingör  pat^^rnoster   i*dnim 
uhar),  MnspÜli   {habfi  66),  das  Emmeramer  gebet  (einmal  fargelHiti),   ili»^  "^ 
aichor  glosaen  in  Graff»  «priudischatzo  I,  s.  LVl  auf.    Auch  in  den  Jüngeren  ! 
denkniElem^    den  Monseer,   Tegernseer  VirgiN»   Km  t 

diu  stahlnnclien  ungt^dmckten ,   aber  von  GnilT  hont 

wi^^gend  niiil  nur  Äporadisch  tridon  die  h  auf,  wHehe,  wie  es  «nheint,  ernt  im 
tcn   licrtel   des    elJUni  Jahrhunderte  die  überhand   gewinnen*    In  den  altinumin 
ilcnkm&lorn  dagegen  begegnet  uns  au  lüexcr  »teile  auch  iu  den  JUtcittnn  il 
6.    Wenn  mir  nichts  entgangen  tat,  »*i  fiudel    i  *  mal  komt     ' 

dingn  idni>  dem  p  nahe  steheudc  ansspiaeho  b<  ti  «Icr  K 


i}».  il&AMM.   V.  UMMJfi  OOLTKUAtm  t   UBrNB,  JElTTKliKfl 


m 


In^rr^ff'l  Qtii  MCha  mal  fnlauictidcB  pi  HpjtatUtt  s.  52,  iT/b^Mmif'  s.  55,  hattpü  «.119. 
<iit K.  1 16t  cflauiypc  ä.  1  Il>.   l>i<s  im  anfange  dies«»  jahrhitiidtirtii  von  S.  Hliuilcji 

11  .^.  i  unl  gruclmfftcn  (vgl.  Hojfniann.  mmn  lebe»  2,  258  fg.)  und  in  ikr  «LntBdir. 
i,  A,  a.  3,  400  f^g.  abj^^Hlnicktc^ti  hiäit«r  niifc  glas»«?ti  zxun  Lachse vangelinm  haben, 
mt  in  d<5u  drei  falbm,  \*f>  «f(/tr|)ff«y<?  (roverBi)  vorkomt.  immer  6,  ebenso  ilio  Uoi- 
iiocr  glosaen  in  MoDea  anz.  4 »  82  f^g.,  die  glos»arieii  Rb  (wpir  4^*8,  rffw/JO 
Ifr  4iöd  wol  die  eintigen  aüsnaliiiien)»  Rf,  die  bnicli«tficke  einer  psftlincnvcrsion  in 
hUiruUoflii  »pracbprobcu  ».  16,  die  Samftrit»3rin  i  die  ScMottetadtcr  gloF»en  (ausser 
in  ti,  77),  das  S»  Gallcr  patemoster  nnd  credo  (atisacr /na'fliwin),  die  8.  Oal- 
in  0.  2512.  205.  299  (ausser  apuhtr,  kinpan)  Vi^h,  endlicli  die  Juöi- 
AB  und  Rd  mit  verit  eh  winden  den  ausnalimen;  auch  in  Juti-  C  llber» 
-WiPl^t  h  wciUus,  so  wie  iJi  denhymnen.  Ton  "lenen  2.  4,  11  —  15.  IT.  18,  2t?.  'i^i  gar 
kein  inlaviUndes  p  kennen*  l^^ine  auaiialmie  bUden  nur  die  8.  (laller  handsehriften 
193,  dit*  gar  kein  b,  nnd  24^,  «lie  wenigstt^ns  hla  a.  280  kei»  tnilcbos  anfweiBt,    Um 

"**-"' ntle  |>  in  den  Keroniaclien  glosFeo,   in  Pa  und  Ra  erkläre  ich  mir  darani, 

»►eil  nieht  aryprtnglich  alemannisch  sind,  «ondern  auf  bairlsche  grundlag« 
ziirih,kvv(is€^n*    Den  beweis   für  diese  behanptung  anzutreten  ,   ist  liier  nicht  der  ort. 
In  der  dariftAdhnig  der  altnordischen  äprache  begegnet  nur  einmal  eine  andeutttng 
ntrner   IttterarbistorieJcher   anhichtcn*     S.  97  wird    gceagt,    albi.  haukhiftlda    sei    au» 
bd,  hapiJ<ialt  entstellt  und  gehöre  tu  den  Worten,  welche  bewiesen,  da««  die  Edda- 
oder doch  ein   teil  derselben  nicht  ursprünglich  iin  nordischen  aufgezeichnet 
liMii    Auch  wenn  die  [»räniisse  als  richtig  angenommen  wird,  trilTt  der  gchJuH>i  nicht 
i:   denn   er  i8t  nur   eine   von  mehreren   möglichkeiten  der  erklärnng.     lüi  übrigen 
tliernt  dt-  inkt  der  altu.  lautlehre   auf  die  hekarapfung  (s.  71)  der  schrd- 

hg  nnd  ;  II.'  des  durch  u  umgelautcten  a  also  statt  o  zu  fallen. 

Die  »r^nen  gcsichtspunkto,   die  Holtzmann  in  der  gotischon  und  angclsächsi- 

Ii9n  laaUehre  aufstellt,    lassen  sich  kurz  dahin  zusammenfassen ,    daas  an  beiden 

der  vcrsöch   gemacht  wird,    die   lautverliältnisse   durch  die   vergleichung   der 

g^;n  diül*vt«  fester  -lU  bestimmen  und  ähnliche  lautvorgangc  wie  in  diesen  nach- 

eisen.     8o  stallt  Uoltr^nann  im   gotischen  langes  «  und  u  auf  und  beniülit  sich, 

em  tii  und  au  als  brochung    einen  erheblich  weiteren  umfang,    als  er  biülier  angc* 

aotiuen  wurde »  eimKurauinen.    Einiges  dayon  inag  haltbar  sein.    Nicht  m  im  angcl- 

ehÄiÄchen.    Wenn  dort  die  hrechungen  <*«  und  w  dem  nordischen  analog  als  w-um- 

de»   a  nnd   i  erklärt  werden ,    so   lialtc   ich  das   flir  ganz  falsch.    Schon  <lie 

aliruiig  ersch<iint  verfehlt.     Da  heisst  es  s.  170:    ea  ist  die  kürze  von  ed,  ed 

M^  au,    also  ea  ist  gleich  a«.    Älmlich  s.  18^^  eo.    Auf  eine  so  mechani- 

(v  ^regeln  zu  machen,   ist  uumetliodiseh :    die  wahren  ergeben  sich  uUr 

r  bcobachtimg  der  quellen.     Koch  hat  in  dieser  zeitachr.  II.  s,  143  (gg* 

fjr.  ...   ^vi.-.pieUamlung    für  aga.  c«  gegebeu:    und  eine  prfifung  derselben  wird 

i,  denke  ich»  überzeugen r  dass  en  zwar  auch  bei  folgendem  «,  o  eintritt,  weder 

^|i|iur£h  dasselbe  bedingt  noch  darauf  beschrankt  ist.     Und  ebenso  steht  es  mit  eo. 

Ütih  ist  es  ein  bequemes  vcrfabri-n,  wcnu  Holtzmann  nur  die  seiner  theorie  zu- 

ll^uden  beiajiiele  afiffofirt  ^    die  andern  aber  ganz  verschweigt  oder  für  schreihfeMer 

klirt      Mit  d<n    iuirinlime  der  k*Lfilea*D   wird   überhaupt  in  dem  buche  viel  uufug 

iclM^n* 

V^x  an*l' '     ^ ^^weck  der  lloltzmannschen  grammatik  sollte,  wie  wir  sahen, 

ade  vol  a  der  heispiele   sein.    Auch  dieser  ist  nicht  erreicht.    Ich 

iircn.     So  sind  s.  234  nor  zwei  bei^piele  f'or  den  unilaut 
ic  i  des  dativs  sing,  schwacher   musculJua  und  ncutra 


90  BTKimiBTBE 

namhaft  gemacht:  aber  tiemin  komt  auch  bei  Kero  viermal  auf  s.  36.  112.  119  und 

in  den  fragni.  theot.  s.  13.  15  vor,  henin  im  H.  25  und  rucsin  im  Emmeramor  Pru- 
dentius  G4(i:  und  es  gibt  noch  mehr.  Nicht  nur  werden  auf  s.  "231  die  fälle,  in  denen 
nach  thw,  tr,  zw  zuweilen  ein  unorganischer  hilfsvocal  eintritt,  ganz  unvollstündiff 
aufgeziüilt,  sondern  die  belege  feldcn  gänzlich  für  hw,  während  doch  die  Keroni- 
schen  glossen  allein  h.  140.  141.  142.  148  usw.  genügendes  material  dalur  an  die 
band  geben.  Auf  der  vorhergehenden  seite  beliauplet  Holtzmann,  im  althochdeut- 
schen würde  2/»  ausser  beiOtirid»  nur  in  frcmdwörtern  gebraucht.  Dies  ist  unwalir: 
die  Kenmischen  glossen  haben  unter  andern  Kicymhrii  155.  107,  Kb.  492  furicißin- 
bnrtotiy  41)3  cylentL  Ferner  ist  gar  nicht  erwälint,  dass  im  althochdeutschen  zuwei- 
len (jß  für  ntß  geschrieben  winl,  während  dieselbe  erscheinung  s.  151  ttir  das  alt- 
sächsisch«.' angemerkt  ist.  Althochdeutsche  belege  habe  ich  früher  einmal  (zcii»*clir. 
f.  d.  a.  15,  21  j  gegeben,  denen  »ich Kidi(ß(joiuu  im  Kmmeramcr  Prudentius  720  und 
vhnnitjfji'N  Kb.  4I»3  —  auch  lutMggc  s.  41)1  gehi)rt  hierher  —  zufügen  lassen.  S.  145 
hätte  ic  gleich  alts.  e ,  uhd.  ci  in  kiesur  aus  Bedas  homilie  angeführt  werden  sollen. 
Vcrgeblicli  habe  ich  nach  einer  bemerkung  über  ihis  ziemlich  früh  auftretende  Uch- 
namo  statt  Vililunno  und  über  die  Verschmelzung  des  wertes  so  mit  fragei>ronomini- 
bus  {siiclidio'o  in  der  bairischen  beichte,  atuirj  simlar  Teg.  VirgilgU.  ^>S(»,  25S<>), 
sowie  über  das  häufig  in  endungen  auftretende  s  statt  z  gesucht,  wenn  die  bei<len 
letzten  punkte  ebenso  wie  das  s.  140  fehlende  part.  ]»raot.  gvtluou  (in  Bedas  humilio, 
bestätigt  durch  l)  495.  479)  nicht  erst  bei  der  Jlexionslehre  zur  spräche  geJ)racht  wer- 
den sollten. 

Aus  der  art,  wie  z.  b.  s.  100  eine  abhandluug  Dietrichs  citiert  wird,  scheint 
hervorzugehen,  dass  Iloltzmanns  buch  in  der  hauptsache  längst  fertig  vorlag,  und 
nachträglich  zalilreiclie  zusälze  erlialten  hat.  Dadurch  sind  nicht  wenige  Widersprüche 
entstanden,  von  denen  eines  bereits  oben  erwähnung  getan  wurde.  S.  lüO  wird  alt- 
sächsisch (luuh  als  iticuhj  wenn  auch  zweifelnd,  angesetzt,  diese  vcnnutung  aber 
s.  lOG  als  falsch  l>ekänii»ft;  s.  238  nimt  llidtzmann  sogar  dbt'h  an.  S.  lijo  steht  untt^r 
altsärli.sisclien  beisjüelen  scamcl  mit  kurzem  «,  s.  239  wird  dag«?gen  ahd.  svämil 
behauptet,  weil  bei  Notkcr  der  umlaut  felde.  Aber  das  *  der  zweiten  silbe  ist  ja  ein 
junger  Vertreter  des  a.  Unter  den  althochdeutschen  Worten,  denen  langes  o  gebidirt, 
lindet  sich  s.  238 'richtig  ithton,  persequi,  aufgeführt:  aber  s.  140  bezweifelt  Iloltz- 
mann  die  länge  des  vocals  und  erkläi-t,  dieselbe  beruhe  für  das  althochdeutsche  nur 
auf  Keros  Schreibung  anlduiKja^  während  bei  Notker  das  wurt  ahta  stets  ohne  cir- 
cumflex  gescliriebon  würde.  Diese  behauptung  ist  unrichtig.  Wenn  man  sich  tlio 
mühe  nimt,  ilie  zalilniehen  citate  für  nhlun  und  die  damit  zusan\menliangeuden  worto, 
die  (iratr  aus  Xutkers  j)sulun.-n  —  die  stellen  aus  der  Übersetzung  des  Martianu.s 
Cai»ell}i  und  des  Iloethius  hiud  bekantlieli  nicht  lindbar  —  anführt,  in  Hattemcrs 
ausgsibe  narlizusclilagen,  so  zeigt  sich,  «lass  ähton,  a/ihi ,  lihiurij  dhtuutja  ein  und 
fünfzignull  circumlb.'ctiert  vorkommen ,  zelinmal  (s.  :>0.  ü9.  9u.  91.  Uü.  155.  201.205. 
3l(j.  UK))  mit  jureuten  geschrieben  ersehrinen  --  und  1  loltzm an n  gesteht  sulbst  s.  259 
ein,  diiss  ]»ei  Notker  lange  voeale  vor  h  den  accent  statt  des  oircumfiexes  erhalten  — 
und  nur  siebenmal  (s.  43.  H)2,  2S'».  317.  330.  331.  48^1)  giinzlich  unbezeichnet  blei- 
ben. Icli  s«.'!ie  nielit  «-in,  warum  dem  werte  im  alt.siurhsi.seluii  das  lange  a  abgespm- 
rlit:u  werden  soll,  <b.'nn  die  form  chtin  lässt  sich  wie  die  obi-n  angeführten  tfinnälic, 
bcdi  usw.  erklänMi  un-l  «'s  nimt  eigentlich  wunder,  dass  sie  >on  Holt/mann  niclit  aU 
ang«.'l.sä«-lisir*rhe  sjKir  nM-laniicrt  worden  \>i,  Kbensowcnig  li«'gt  ein  grund  vor,  dem 
angeMclisiM'heii  die  Hinge  «ies  vocals  zu  versagen,  da  ja  lloltzmann  selbst  s.  207 
eine  reihe  von  Worten  namliaft  macht,  welche  fälschlich  c  statt  <c  führen. 


Wtcsin  tch  nnf  i!n^  zahlrf^ichf^n  wi)lktlrüch»in  nriDAhitieni  lUo  die  Hotbmasinjteho 
Altk  fttif  I   noch  tviilutr  «nugi^hf^u  wollt«',  i«o  uitiht^  leli  eiu  gnuxciE  bnult 

Vm    ...  ,      r  tudit  tipch  ^'L*iU*r  mit  rmjEcih».>iUtn  xn  IfchoUi^üU.  («rwälitiQ 
ich    iitir  nuch   «Ite   tnlr  i^uiitf    aiiE»tA)]fSGti(}e    uniiir^gücbü    uiitijLhmo   dnc9  ags«  c^ri/^ 
"iL     Hat  M  I  *l*Mi  deubdiü  futft',  für  WL^lehts  nucli  <lio  iiltcrü  iq^rach« 

Vi»tk  dcö  «vltl  1118  jferuiauistiHche  Uitigkcit  ouH- 

jfri/nnL''ii,   »iif  81':'   ;  I»  iits  zurii^kgt'kotniucu,     Eß  wÄr« 

,  woilto  niiiD  die  liohCB  voTdlcnftte,  welche  or  sieb  um  ihre  f&rderuug  cnror> 
iiiM  ,    iiteht  ftiicrkeiint»n»      Dio  dfirstcHnng  der  altljoohdcutsobeii  lautkhre   mmi 
mlUs  die  hoTVornigk  ri«Istc  «teile  iii  scintftrj  werke  äclion  dem  umfange  tiadi  iiin, 
ftinr  ttber,  diws  dir  rxit  noch  iiiri  -ic'n  isi^  vro  ein  hf- 

fnr  daü  aIUjocb<JtHiUche,  yn»t  IJ  lin  solches  bti  >]g 

tiitii  Würden  koük,     Dt^un  «in  grosüvr,    tür  uiiucve  kcntni«  der  {spraciiscliutti«j- 
ddx  wichtigBty  teil  der  alUiochcl^jUtsciieii  denknmJer  liegt  entweder  uueh  ganz 
itckt,  oder  b»t  nur  in  ungenügetiden  iiu«gabt^i»  »wgünglich.    Und  diu  dtato  aus 
'  ^      vorwirron  uls  fordern.     Der  nacbstn   zur  philologiBcbtin  orkeiitiiis 

1  u  nötige  schritt  besteht  in  einor  gosamtausgabo  der  ^bt>*8nnt    ich 

bulku^    dik^ä   kh   in  nicht  nllza  ferner  zeit  die  uiiissc  7.u  dieser  ion 

Wenn  so  dn&  nmtt^rial  der  bcntitzung  zngiiDglich  gcnuvcht  und  «i  ii»tn 

g»:lfisl  odtyr  wenig» touÄ  klar  gelegt  Rind,  kann  jcn«^  gediinke  Holt^manns  viel* 
ticUl  mit  bcÄiterem  erfolge  wider  anfgünommcn  WL^rden,   wenn  Jiuch  der  nutzen  den- 
ylhm  kaum  der  idulologie,  sondern  der  »j>rueh\rissen8chaft  zu  gute  koint:  dcau  die 
Hl  *    le  tut  spraebliche  ^  J«bt  niebt  im  iianiiiiolii  oln* 

ii,  BOndcrn  in  dt'Y    ;  liuog  deräcH»eu. 

8uU  ich  njein  gezjauiturteil  über  Hulti^manns  gramnuLtik  k'iirz  ^UHiunmeTifufiacn, 
um-.  i('h  btd  aller  aehtnng  vor  dem  lieijtbte  des  \'eiiasber»,    and  wenn  ich  aueh 
daäK  mantdie  nbtxliebe  und  anregende  bcmcrknug  in  dem  buche  enthalten 
'Ten,  das»  die  teudenz  de«  vTerkoa,   soweit  sie  «ich  nach  dem  ersten 
if   liUftt,    mir  völlig  vorfebU  erscheint,    und   daas  aueh   iju   einzelnen 
üch  uui    mit  grOst-or  voniioht  benutxt  werden  kann,   da  es  auf  gcinz  nmngelhaf* 
ilicti'jn  beruht.    Zu   wtinaehcn  aWr  wäre,    dasss  die  absiebt  des  verfaHücrs*,   ab* 
tu  seini^r  gramnjutik  die  resto  des  vorelassischen  an gclßilchs wehen,  die  runen- 
iflen,   die  in  den   lege*  barbarorum  und  andern  lateinisehen  »cbriften  vorkom- 
Dwnden  dentMcben  Wörter  und  cndlieh  die  von  den  Römern  und  Griechen  auTgezcich- 
ötjin  zn  ^    und  zn  erläutern,   aueh  unter  den  Teränderton  Verhältnissen  xnr 

mflJhrurj- 


f?)  Em  lUrf  wol  voraüsgejjctzt  werden*   daas  tendenz  und  einrichtnng  der  Hey- 
mmmatik  aus    ihrer  ernti-n   aufläge   den   facbgenosHen  bekant   ist,   und  eü 
iü  anl/iflis  vorliegen »    die  «weite  aufläge  hier   einer   kurzen   boöprecbnng  zn 
hmk,   wenn  nicht  der  horr  vcrfa&ser  ide  sowol   auf  dem  titcl  alß  eine  vcrbes- 
^  '      '     '  li  im  vorworf^^  b<^n]orkt  hatte,  daas  er  ihr  tlic  nötig  geworde- 

nngen  und  zu^iitj^e  liiibe  angfdeilien  lassen,    und  diese  seien 
ru    Ich  bjibe  \mdti  ausgabi-n  ^f^cuan  mit  fviuander  vcrglieben, 
^tellenwi*i«e  teils   einzelne    bemerkungen  uusgelaiäseu  wordCHi 
hie  uufi   da  kleine  zubätsc  snr  bei^chrankung  oder  crwciteruug  des  früher 
"'•^^-'^fiigt  sind»  auch  die  roranatebende  ÜberHicht  der  quoUen  einige  veraii- 
iiren    hat:    erheblich   »ind  dieselben  aber  nar  auf  «,25,  159  fg,  tmd 


n 


«TftliOUtYBtt 


t^7  tg*  Eiue  darunter ,  t.  S3,  erBcb(;itit  mir  wogar  nach  den  oben  hm  A^  \}t^\tTtxkjn»^\ 
von  Haltziiiarinä  gmuitiiatik  gvuiafht-en  lieiucrJrUTi^feTt  nicht  glUeklicli:  in  der  t^rtt*»»! 
Auflage  war  dort  von  emeui  „  v*>rnotkcri«chen  *•  päiLlmoufragmoiit  die  red^ .  jct/4  «unj 
einem  ,« bairiüchen/^  Ich  rnntm  es  fltr  aleinütini&ch  ümcbten«  Doun  da^n  iVw  )mml-| 
adirift  in  MüDcheu  aafbewalixt  wird»  bt?wdBt  doch  uiübts;  dm-  eine  teil  (kr  fra|f* 
ii«?nte  Würde  übrigens  auf  einem  bäcberdeckel  in  der  lyceüjiiöbibliotiick  y.ti  DilHngeiL 
j^*t«fttndeii   und    danach  in   ISteichelea    beitragen  zur  geiscl lichte  den  '  It^ 

b<L  2  (1852)  s.  135  fg.  mit  facsimüc  veröllentlicht  —    Der  haujitt' i 
abäuderangen  ist  aber  rein  formaler  natur.    Teils  beruhen  öie  auf  [»nrlstischen  nei* 
gnugen:   so  werden  die  Worte  afficieren,  c^ntraction,  depravier«n,  factor,  markiereo,! 
nivetlienmg,  organisch,  prudnction  uiid  andere  melir  mit  synonymen  vertaugrbi,  dor4i| 
nicht  ganz  i'ouöei^uent ,  denn  s.  12L  151  ist  markieren,  s.  134  afficit»H  und  « 
unorganisch  stehen   geblieben:   teils  dienen  ttic  zur   entfenunig  !«til!sti.»*(^h<T 
l>t^r  Verfasser  hat  sich  feruer  veranlaast  gesehen,  die  altli 

inehr  in  ihrer  oberdeutschen  streng  verschobenen  form,   v  ■  t*li 

anzuführen:  aber  auch  dabei  alnd  kleine  inconscqnenxon  nicht  aungebliebea,  8y  < 
»,  182  hadön  ueben  petalon  ^  und  dediniert.  wird  immer  noch  palk,  palke^  (a.  257)1 
usw.  Endlich  sind  twar  einjcclne  druckfehler  der  ersten  aunuge  vcrbcAaort,  dodlil 
hinge  nicht  alle  —  z.  b»  stirbt  «.  11  Hrabiin  imnjer  noch  im  jaiire  82ti  — ,  div 
ist  in  der  neuen  eine,  besonder»  in  dL*n  da?i  unge Uacbsisehe  beiiandolnden 
erschreckend  grosse  menge  anderer  hinzugekomiiieiu  Ob  die  huk  der  eraten  auiia^J 
herllbergenommene  länge  des  dat.  i>l.  drim  s.  319  auch  nur  ein  druckvcrtfreheu  t«i,| 
weiii3  ich  nicht.  Dagegen  hat  die  flbersiditUcbkeit  d^s  ganxen  durch  einfUhrung  vtinf 
eolumnentiteln  bedeutend  gewonnen. 

Ich  bekenne  gcni ,  dnss  ich  i^ciner  *ieit  die  crKio  aufläge  des  bucheti  mit  ntrUtufi^ 
gebraucht  habe,  und  das«  ich,  zniual  der  hcrr  Verfasser  in  der  damtellung  ' 
ßischen  bckantlich  auch  neues  geleistet  hat^  angCKiclits  der  sorgfiiltigen  aQt<\^ 
wiKsensworten  und  der  klaren  darstellung.  kein  bedenken  trage,  das  buch  hin  %uviMr-| 
lätjsigen  ratgeber  deneu  zn  empfehlen,  welche  laut*  und  flexionaverlii^dtniHse  irg^Al 
eines  altdeutschen  ilialectes  möglichst  schneU  zuiu  «wecke  dos  Verständnisses  iler  inl 
ihm  abgefasiiten  schriftdenkmaler  kennen  zu  lernen  wünschen.    Höher  ges-  uar-| 

tangen  werden  freilich  durch  dasselbe  nicht  befriedigt,   aber  welche  ^n^  .i,a'nl 

kleinen  grammatiken  tut  dies? 


4)  Da  ich  die  ui-8[)rnn gliche  fassung  der  llalindchen  altliochdeutscbcn  gnunmA-l 
tik  nicht  kenne,  aUo  auch  nicht  zu  heurtcüen  ventiag.  ¥rie  viel  der  jetzige  hcrr  fujr-j 
Ausgeber  für  die  von  ihm  bcüorgte  zweite  und  dritte  ausgäbe  geleistot  bat,  s«  wen)«] 
ich  mich  daraiif  bcsehränkcu ,  das  buch  mich  seiner  jetzignn  form  zu  beurteilen,  ohnel 
einen  imtcrsdiied  /.wischen  älteren^  hestimde  und  jüngeren  zuUten  zu  »tatüoren.  Vmii 
wenn  auch  für  jeden,  der  ei»  fremdes  buch  nicht  nur  herausgibt,  sondern  auch  ttach*] 
lieh  und  formell  umarbeitet,  die  vcrpllichtung  erwäelist,  ITir  das  ganze  wie  ITir  aftinj 
elgcne^^  werk  cLüzmitcheu,  ao  wünsche  ich  doch  nicht,  daas  der  herr  hcrauggcbor  dldj 
folgenden  bemerkungeu  als  gegen  ihn  gerichtet  ansähe,  da  ich  sehr  wol  erkoimf,! 
da«s  er  in  seiner  bearbcitung  durch  verscliicdcne  rftck«lchten  gebunden  war.  Kitrl 
eine  äusserung  in  «einer  vorrede  s.  Xlf  niitigt  mich,    seine   perjton  > 

'InÜHHt  dort;  „was  nun  die  vorliegende  aufläge  anlangt,  so  hat  der  ; 
2eit  noch  niHhe  gescheut,    die  vollkommenlieit  (I)  dcß   bucheH  fio-j 

hen,  und  hofft  KJch  dfldurch  nachgerade  auch  d»m  dank  jeuor  1  ,    ,.  Lit^j 

bcAi  deren  elgcntnmliehknt  es  nun  einmal  ivl  sein  «chehit,  alch  gegen  gvwisa«  ve 


üa,  OIUMK.    V.  QKDnt,  IfOT^TSmAKM,  HKYlfR,  JRlTTBLSfi 


m 


6fT*  u tili' t  Unheil p   iofern  nh  nicht  \*oli  eiHi^bemoch^ndcT  wirkong  sind«   vomeHii}  kalt 

hwcigum!  snt  vurlmlten.**    Wniin  ich  aadi  tinschwei  errate ,  wohin  dk*  »plt«e 

i„iL  ujjvf^rbokuem  v«^nl^n8ge  cfeKü!iri**bent?ii  in vektive  gerichtet  i«t,  «o  kann  icli 

laelt  ftUü  volter  nliens^^ti^Qu^  üiij«  boneliüieu  .J^nor  facligelchrten"  nur  bilUgea;   und 

nst»!»  wird  ducb  hol!  '     Lr  horr  li  '    r  die  ncub^urb^itang  einiT 

H(lr»pT  brÄtimt^n  en   ^'ramui  jt    fUr  r^iiie  lebtiuig  balten 

wn$|pn«  »Ibt  unf  bimchtuny^  seitcos  der  g-elehrten  iiii«iirucb  zn  i^rbebi««  berL*cbtf^t  wire. 

Paa  bliiihleitj»    auf  d<tr  Grijntnsrheti  grammaUk   bcruliciid,    beliaiidelt  du*  alt- 

bocbileulsdjo  laut*  and  Ikiioimlelire  uud  ist,  wie  streben  bemerkt  wurde,  für  »nf&ti- 

Itiiet     Doch  iiiocbte  kb  be«weift.da ,  ab  es  f!ir  diesen  zweck  die  vollkomin^n- 

,1  ct.  welche  in  den  oben  an*,^eftibrten  wortcn  der  herr  berauageber  bereits  der 

pi,  vindiciort*?.     Ein  Pir  anfanger  bestimt4?s  buch  inuss  einmal  seine  regeln 

'ni  '  r  kfirxe   und   deutlicbkeit  aufbtellen«    andererseits  aber  weder  wichtige 

l^ttnkt«   ubergühcn    noeli  an  wichtige   auaftihrlich  erörtern,      und  nach   diesen  beiden 

cidlitangcn   gibt  die  vörltcgendo  tirbeit  be^sonders  in  den  die  lautlohre  behandelnden 

den  inehrfacbon  anlaga  zu  anastellungen.    Z.  b.  finden  wir  b,  9  folgende  erkÜrung 

p  fdiwäohung:    ^so    nent   man   die    abfjirbung  der  vocale,    die  weder  zu   hohem 

'  4^n  »pracbgcistes  dient  t  noch  auch  unter  dem  einllusse  v«>n  herüber  spielen- 

n    steht  r    sondern    mehr   mit   der   ausspräche    und   den   spraehorganen 

_:t.     Sie   kann    bald  allgemeinerer  art  sein,   bald  mehr  von  der  indivi- 

iluelleji   ricbtung   einer  einzigen  spräche  (soll  wol  heimsen:   dialectes)  beilingt  sein." 

yv.r  .»..*.  !i;ijiing€r  mus8  der  sinn  dieser  bemerkung  dunkel  sein,  und  sie  wäre  besRer 

i  iicn,    Kumal   gleich  darauf  eine  neue  erklärnng  folgt,   die  mit  den  Worten 

mrn:bt;    „die  ^  '        '    ji^^  kann  einen  wurzelhaften  oder  imwurzelhaften  vocal  betref- 

Der  ,,hi  '    spielt  auch  s.  1  und  15  eine  etwas  mysteriöse  rolle.     Die 

IftTütcre  stelle  will  ich  im  zusanimrmhange  hersetzen:    «fdrei  rcvcale,    die   einfach   und 

tin  üind,    mngsen   uh  gnuidlage  des   gesamten  yocaliamas  angesehen  werden.    Anf 

den  ferschiedenen   combiuationen ,    die   sich   ergeben  können,   wenn  je  zwei  dieaer 

grondvocale  «asammen  wirken ,  beruhen  die  übrigen  vocale.   Wenn  nun  die  dipbthonge 

al«    gipfel    der    combiniorten    grundvocale    angesehen    werden    dürfen,    so    erschei* 

buen  an«  die   übrigen  cmnbinatiünen   gleichsam  wie  stufen,   welche  zu  diesem  gipfel 

|liiiiai]f  oder  von  diesem  gipfel  arider  hinab  führen«    Anf  jene  stufenseite  gehören  die 

kitrxent  aof  diese  die  langen  conjbinationcn.     Die  erstem  haben  den  diphthongismus 

rfeichsam  nicht  erreicht,    die  letztem   haben  ihn  nicht  behauptet.'*     Ich   will  ganz 

»von  abüeheu,  wi6  geschmacklos  und  ,  genauer  tiberlegt.  lächerlich  das  gewälilte  bild 

aber  sehr  uttpassend  schliessen  sich  die  folgenden  zeilcn  daran:    „diese  beurtci- 

Ffang  ile?*  vocaÜHiiius  widerspricht  dem  erweislichen  gebrauche  der  vocale  nicht,  wenig- 

ktonii  gewiss  nicht  im  allgemeinen.     Dass   der  sprachgeiift  sich   manche  ausnahmen 

^erlaubt  hab"«,   riuranf  muss  man  gcfasst  sein,  denn  wie  sollte  er  hier  anders  Terfoh* 

rcn  ahi  in  anderem  fällen?    Ich  werde  also  diese  mitgeteilte  auffassnng  des  vocalia- 

iinutt  auf  ilie  althochdeutschen  vocale  anwenden/*    Der  form  nach  wenigstens  wird  in 

lja»an  z«iilen  ganz  unmethodiscli  :&Qerst  eine  regel  aufgestellt  und  dann  der  versuch 

K|feuiacht,  sie  den  vorhandenen  laut  Verhältnissen  anzupassen.     Wozu  dient  ferner  eine 

Hftlcbe  unbestimthett  mo  s.  6;  ,, später  scheint  es  (m)  noch  öfter  2a  begegnen/*  wenn 

Ef^hdch  darauf  btlogo  dafür  gegeben  werden »  oder  s.  18:  ,,im  anlaute  ist  es  allg«mei- 

ttii*u\  nigclV"     Wftram  der  c<>mparativ?    Weshalb  werden  s.  20  die  .»gewissen  wort«/* 

aaf  die^  der   adjectivisclie  accusativ  *em  beschränkt  ist,   nicht  deutlicher  bezeichnet? 

^J^akchlich  linden  iich  s.  2  «i  und  mt  als  von  ei  und  »i*  dialectisch  verschieden  ange- 

^bt*n,   während   sie   nur  altere  darstellnngsfomien  derselben  diphthonge  sind.     Der 


.r-i^hin 


94  fiRANDBS  -^ 

vocabulai'ins  S.  Galli ,  die  lex  alcm. ,  dos  S.  Galler  crcdo  und  der  alemannische  glanbe 
werden  ald  deiikinäler  angeführt,  in  denen  ni  erscheint,  und  darauf  basiert  der 
sclduss:  „es  scheint  demnach  vorzugsweise  alemannisch." 

Mit  wenigen  Worten  muss  ich  noch  meine  zweite  behauptnng,  dass  wichtiges 
übergangen,  unbedeutendes  aber  breit  ausgeführt  sei,  rechtfertigen.  Vor  allem  wäre 
es  doch  bei  besprechung  der  consonanten  am  i>latze  gewesen ,  einige  genauere  bemcr- 
kimgen  über  die  differenzen  der  verschiedenen  dialecte  einzufügen  und  besonders  den 
öfters  begegnenden  ausdruck  „strengalthochileutsch"  zu  definieren.  Dieser  ist,  wie 
so  vieles  andere,  aus  Grimms  grammatik  insofern  unüberlegt  herübergenomnien ,  al.s 
er  dort  durch  den  zusiunmeuhang  seine  crklärung  findet,  hier  aber,  demselben  ent- 
rissen, einer  solchen  bedarf  und  es  versäumt  ist,  sie  zu  geben.  Denn  die  andeutun- 
gcn  s.  15  erscheinen  niclit  genügend.  Wären  aber  einige  winke  über  die  dialecte  im 
althochdeutschen  erteilt  worden,  so  würde  auch  das  glossar  sich  kürzer  haben  ein- 
richten lassen:  die  jetzigen  zahlreichen  Verweisungen  hätten  f(>rtfallen  und  die  worte 
nach  einlieitlichcr ,  entweder  strengalthochdeutscher  oder  fränkischer  form  geordnet 
werden  ki'mnen.  Auch  vermisse  ich  eine  notiz  über  das  anlautende  h  vor  consonan- 
ten und  seinen  abfall  im  laufe  des  neunten  Jahrhunderts.  Davon  ist  in  der  lautlehrc 
gar  nicht  die  rede,  nur  später  wird  ganz  beiläufig  der  frühe  abfall  des  h  bei  hicer 
s.  41  erwähnt.  Dagegen  war  die  aulzählung  mancher  „  sjnelarten  **  ziemlich  überflüs- 
sig, so  besonders  die  des  seltenen  ei  für  e  («ii^i  usw.)  s.  5,  das  sogar  s.  11  für 
einen  dialcctischen  zug  erklärt  wird.  Ich  sollte  meinen,  dass  es  einen  ganz  plionc- 
tisc]ien  character  an  sich  tragt  und  überall  da  entstehen  muss,  wo  das  a  und  sein 
Umlaut  c  im  kämpfe  sich  befinden:  wer  den  versuch  macht,  lautlich  das  schwanken 
'/wischen  a  und  e  darzustellen ,  wird  ei  aussprechen.  Ferner  hätte  ae ,  das  doch  nur 
eine  schreibegewohuheit  ist,  allenfalls  erwähnt  werden  können,  aber  nicht  so  aus- 
führlich besprochen  und  gar  als  zweiteiliger  laut  aufgefasst  werden  sollen  (s.  4). 

Der  grammatik  sind  lesestückc  angehängt.  Wenn  sie,  wie  es  scheint,  in  ehro- 
nolügischer  Ordnung  sich  folgen  sollen .  so  hätte  doch  mindestens  das  dem  Tatian 
entnommene  vor  die  Otfridschen  gestellt  wt-rden  müssen.  Der  druck  derselben  ist, 
soweit  ich  sie  mit  den  ausgaben  verglichen  habe,  ziemlich  correct ,  auch  ist  das  glos- 
sar fleissig  gearbeitet.  Nur  begreife  ich  nicht,  warum  dkrifaldiu  und  dhrinissa  s.  101 
mit  kurzem  /  angesetzt  werden. 

BERLIN,    IM   MAKZ    1872.  ELIAS    STKINMEYKR. 

MUllenhoDT^  K.,  Deutsche  Altertumskunde.  Dd.  1.  Mit  einer  Karte  von 
H.  Kiepert.  IJerlin ,  Weidmann.sclie  Buchliandlung ,  1870.  H.  XII  und  r>01 
Seiten.     3  thlr.  10  sgr. 

Jeder  fachgcnosst;  des  herrn  verftissers  winl  mit  demselben  darin  übereinstim- 
men, dass  es  endlich  sehr  wünschenswert  geworden  ist,  ein  gesamtwerk  über  die 
deutsche  altertumskunde  —  allerdings  eine  riesenarbeit  ITir  «nnen  einzelnen  gelehrten 
—  unternommen  zu  sehen.  Jedenfalls  wünsclienswert  und  wesentlich  lohnender  ist 
in  dieser  hinsieht  die  form  der  lOsung  dieser  aufgäbe,  welche  der  Verfasser  in  aus- 
sieht zu  stellen  scheint.  Äusserst  lehrreich  für  jeden ,  der  sich  für  diesen  gegenständ 
femer  oder  näher  interessiert,  nmss  es  sein,  das  systematische  gesamtbild  kennen  zu 
lernen,  in  welchem  ein  mann  von  hervorragender  und  bewälirter  gelehrsamkeit  das 
ileutsche  altertum  darstellen  zu  müssen  glaubt.  1%  logische  conscquenz,  das  genauere 
zueinanderpassen  der  einzelh<;iten  einer  solchen  gesamülarstellung  wird  der  crkentnis 
des  wahren  nur  fi'»rderlieh  sein.  Darum  ist  das  untemehmi'U  des  verfas.sers  mit  war- 
mer auerkennung  zu  brirrnssen. 


Cit.  9CtJ.S3maF7»  tiirüTHOiiB  kvnmmmxmt>n 


95 


^f  ntft  aUc  exiiv|ilS«c}io  TüiidfiT  —  natMkh  Päutidiliuiil  am  indifUn  —  Imbim 

mehr  näi^r  yiAtngeT  uitifbsyuncltt   bei tt&ge  xnr  getelirtim   rürschtttig  th^r 

,.    ^.  11  f  ,^    M»t»K<sti  ton  «pedaliiutcrsucli Otiten  vör»oliictJeniin  vrw- 

^-i?u  vnr»  und  könutui  durch  dfii  «chU'mlcii  ordjufr,  der  die 

i  b^iUtfteltio  für  den  gesamtban  zu  prtlfeu  hat ,  ervt  daj»  abachlie»- 


iV  t'g.  dcü  Vorwort «^r»  sprichr  s,h'}\  ihr  Y^rfjLsser  dAtfiber  äiib«  in  wcl- 
^wndt  11  Äitme  vt  dxLS  deutncfiü  lütcrtum  darstellen  zu  woll^^n  schvlnt. 
Gr  IUI  ;  mWäü  bd  Midem  älteni  Völkern  in  eine  dunkle  vorxeit  füllt,  in  dir 

V     '      '        'i  rs  nur  mit  tnühe  dödriugt.   und  die  anfxuhclJc«  Ibni 
ft  0<>rmanen  klar  vor,    ihr  eintritt  in  den  jfüaamirum- 
o  verlauf  ihrrr  bcwegruog  nach  ansBcn  vom  ersten 
LL^  IUI  bb  3£u  dem  ablauf  ihrea  heldenaltcfB  und  der 
Dg  ihrer  hcldi^nsugc  und  di<!htiiiig  and  der  gldcbxeitigen  an^gestaltnug  der 
itn^  ihrtr  nmgi^bung,  der  vcründcrung  ilirer  wohn^ttze,  äiisseni  läge  tind  innem 
n^,    Ihro  öltest*)  trL.'icKicht^»  steht  in  dieser  klarheit  gan«  einzig  da.    Aber  die 
uer    des    1  '  -    Jahrhunderts   vor  und    nach  Gh.,    ?or 

'  Itutil'   '^  <h    die    übrigen    naclirichten   etnstiinmig 

uin\i  hfdicni»  goradezu  mivergleiehlicben  Torteil*  Nicht 

.  _,_     jungen  im  zustande  der  nation  lassen   sich  ?on  da  au 

t^lgfn»  sondern  sotiald  es  gelingt,  dio  gesdiichte  der  spräche ,    des  Volksglaubens 
|tr  dtchtung,  der  aitte  und  des  reclita,  der  eultur  und  Verfassung  der  Gcnnam.'n 
|a[tt  dittn  m»  rechte  Verhältnis  2n  setzen .  bo  Überblicken  wir  die  geschtcht«!  di*r 
und  den  gang  ihr-  r,  ihrem  anfange  nnd  ursprungtj 

sehen  auch  nur  <  nisserangen  und  nach  allen  sei- 

len deti  lebens  liin  sich  dar8teüen ,  mid  erkennen  deutlich  noch  den  puukt,  auf  dem 
ruht^  und  von  dem  ilrro  ansi>räguug  auagieng.** 

Der  verfasi^er  denkt  sich  aber  nicht  damit  zu  begnögen,    alle  hier  berülirten 

en  und  •  i     '  *        ermani sehen  culttirlebens  im  verlaufe  de»  sogcnan* 

anjs  >'■'■  ;i  auch  das  absterben  dieser  alten  verhältnisÄC  unter 

iy  i^be  dea  thristenturae,   der  geistlichen  bildung,  der  fremden 

r^ii  ju  Htaatlichen  be^Unguugen. 

E«  ist  dömnach  ein  werk  von  umfassendster  und  eminentester  bedeutung,  wel- 

boi  der  rtrtMset  In  auasieht  stellt;  und  wenn  es  ihm  gelingt,  ein  nach  allen  selten 

begrünJeUa  und  dein  leser  klarest  gesaintbild  zu  liefern,   sq  wird  er  sich  nicht  nur 

^    um  fi>rdernüg  deutscher  Wissenschaft,   sondern  auch  den  auf- 

L    fm^hgenosscn  erworben  haben.    Verschweigen  darf  freilich  rof<^- 

lldtt,    daas  er  die  älteste  geschichte  der  Germanen  durchaus  nicht  fdr  so  klar 

IntnUp   wie  es  dci'  Verfasser  zweimal  in  obigen  aätzen  hervorhebt.    SollU"^  da 

der  TeriasMer  nicht  zu  rosig  seiucn  gegenständ  bctracbton?    Dass  da  sehwerlich  alle« 

'  *    V  it  zu  bringen  sein  wird,  wird  der  sachkundige  nicht  in  abrede  stellen;  ja 

:<*r  «teilet  i«t  —  ewnr-  b^^jfn^i flieh  —  in  der  läge,  schon  auf  der  ersten  seite 

•/u   erklären,    dass  er  B<^hon  jetzt  üb*»rsehe^ 

I  '.     Dass  der  Verfasser  selbst  dem  vorliegtiuden 

1  oü  »w  4l>7  an  uaehtrage  und  berichtigangen  hinzufügt ,    ist  ein  beweis ,  dass 

|f©fMiilich»'n  voraUMBetxnug  der  völUgen  klarheit  seines  gegenständes  nicht  au 

der  eniiitcn  nnd  objcetiven  forschung  räum  gibt 

''ht?n    altertumt^kunde,    welch*?  alles   das  brhandett, 
,-ileln   gedenkt,    iittiji»  an  vit?]Rcitig  j<oin.    und  dabei 


9« 


«R4KPK 


^Qck  —  ufMsl)  dorn  )6iz[g*in  «UnJe  <icT  wi^enidiaft  —  die  f^f^oas^t^  kaotnk  ftill 

oinÄclnlieit-cin  d<M*imioDtlerüii »  dium  qh  kein 

den  «iarf,  w^iin  er  iiiciit  alle  gi-^biete  der 

liebctÄCht.     Darimi  mngc  hier  di»?  fragu  anjcercgt  werden,  «b  ra  oictit  an  der  z**it  nU 

ndben  der  gyste malischen  il&rstellung  der  deutfiGheu  alkrttitn&kuude  nim  roiil«?ncyc|d 

l^ädie  dersolben  —  in   fümlidior  weise«  wie  die  ron  Pauly  (hr  Jim  klo^HijScho  Altir| 

tum  —  durch  oiutm  verein  von  Oermiinisten  zu  hearhoitcn.     Ein  sülcht*s  imtema 

würde  d<iii*  vorlioi^enden  werk«  sehr  gut  inj  eeite  ^elien  könneu,  und  wffrd**  diKl 

tero  durchanÄ  nicht  ljeeinträcbtigt?n.   Sehr  m  bedauern  int,  da8»der  vt; 

liegenden  werkcs  zwar  über  den  reichen  inhalt  dess^jlbcn  nnH  einige  an«! 

aber  e«  andrerseits  nnterlasat,   sich  ober  die  beahaichtigte  hchandhingirwciBe  äu 

rckhen  ntatcriaU  zu  äussern.     Gedenkt  derselbe  dorn  hiBtorischün  verlaufe  fo1| 

vin  historiäches  geäamtbild  zu  geben  p  und  in  geeigneter  weise  geschieht«  der  s|}nu^4 

des  volkögljiubeiis  und  der  dicbtung»   der  sitte  und  dea  rechts,   der  cultur  und  vc 

ta^sung  organisch  eingeordnet  zu  behandeln :  —  oder  gedenkt  er  die  titijielnen  1 

gebiete    der    deutsehen    altertumskundö    gesondert    und    »yst^inatiseh    daritusi 

DarJibt>i  wäre  ein  aufschluss  wol  su  wttuscheu  gewesen;   die  frageu,   welche  «lor^ 

fasser  in  seinem  rorworte   dein   leser  vorlegt ,   kdnncn  denselben  über  das  «rstrili 

xiel  orientieren»    welches  der  Verfasser  ompfiohlt,   aber  nicht  eben   an      '  '      1 

dtjn  weg  dahin.     Auj   nächsten   läge  wol   die  Vijrnuitung.    der  verfoBsi  i  hi 

wh  tni  vorliegendeu   bände,    so   im   ganzen    werke   die    deutsche  alt^jr;  lei 

anschlaüse  an    Uire   quclleugeschichte  zu   behandeln.     Fasst  man  nun    i  i  lit] 

vorliegenden  ersten  bandes  tnabesondere  ins  auge^  so  zerfällt  derselbe  in  zwei  büehef 

1.  Die  Phönizier;  11.  Pytheas  von  Maasalia»     Er  ibt  bestirnt,  Vorfragen  der  deuUicIitr^ 

altertumskundo  selbat  klar  zu  legen»  and  über  die  zunehmende  kentni«  der  Phonikiia 

und  Hellenen  über  das  westlieliL'  Kuropa  bis  auf  Pytheas  aunknnft  zu  geben,  in  dtJ 

sen  berieht  «Ue  eriite  autliontisehe  künde  von  Genuaneu   bis  zu  deu  Heilenou  draugJ 

So   wtluscbens*  und   dankeuawert  eine   abschliessende  behandluug    dieser    vorfra^i 

DHU  auch  iat,  so  berechtigt  dürfte  doch  auch  die  frage  sein^  ob  der  Verfasser  Del 

dieser  aeite  A^  deutachen  Vorgeschichte  auch   die  zu  behandeln  gedenke:    ,,dii 

welche  vi>r8tufen  ii*t  da«  uaehhcrige  deutsche  volk  hindurchgegangen,   ehe  < 

gegichttikreis  der  Hellenen  kam?*'     Wenn  eine  acitc  der  germanischen  vor^ 

mit  grosser  aueführliohkeit  l»ehandelt  worden,  so  dürfte  es  gerechtfertit:*  nmi,  Vil*u^ 

man  in  betreff  dieser  andern  sich  —  nach  den  schönen  vorarbeiten  von  Kuhn »  Pti 

w,  a.  —  nicht  rnit  wenigen  andeutungen  begnügen  möchte. 

Wenn  reterent  hier  einige  bedenken  geäussert  hat,  su  geachali  e»,  um  zaf 
bedeutung  und  Schwierigkeit  des  begonnenen  Werkes  hinzuweiseJi,   wolchea  nicht  nu| 
das  abschliessende  resultat  i'rnster   und   aufoiiferndor  forKchung  »ein  m 
zugleich  wissenschaftlich  klärender  und  fordernder  aii»gangspnnkt  ftir  Iv 
U^n  auf  diesem  gebiete  I 

Geht  man  nun  näher  auf  den  Inhalt  de»  vorliegenden  banden  atn ,  ho  führt  i 
«sntt«  hoch  (s*  1—210)  de«  gesarnttitcl  „Die  Phönizier.*'  Nach  zwei  kurzen  abuchnltH 
l«u  Ober  den  schwancngesang  -  eine  Vorstellung,  welche  ilie  Üellencn  nicht  aaa 
dem  norde«  onUehrit  zu  haben  brauchen  —  und  über  die  hellen  nachte  de»  curopÄl-^ 
sehen  nordens^  welche  in  Hom.  Od.  X,  81  fgg.  bereite  erwivlmt  m  werden  hthrinruj 
und  deren  frühes  bekantsein  in  Hollait  wol  mit  recht  dur  veri>reitung  phrmikiK^^hi^i 
nachrlchten  über  Britanuittn  zugeachriobeu  wird,  geht  der  verfanser  Anjd^iihrlieh  andJ 
griindlich  auf  deu  nachweia  Über,  dass*  in  hellenischen  hcldenuagen  phÖuikitcLe  elu-J 
tfOs«**  narhwi'isbrtr  Hei<*n,    wum  ffkh  z.  V».  in  den  firtllcbpn  angaben  tlbcr  einige  ihtü 


CORE  UCtXZiniOFV,   Dm^TACHB  AJ^tKaTtTHftKUNJlS 


«ich  im  m- 


■     '•     '"Tni»n    wr»sti'n  Ä<»T)f<?.     Für  grossere  philoloj^nsrho  kh  m-    - 
[  inauistcD  -  iltirftc  «lir  btü«|jrf?r!ym«g  ilrr  TrojjisajLre  der  lÜAs 
iicU  d<'rt*n  (ItT  verfa*iscr  geneigt  iüt  Änzuorkcnmni ,   dAs»  tlic 

it  volibrathl  ImUc ,   ab  A^amfuioon  irtit  »uinen  ^'erälirteji ,    und  dir* 
wül  aiclit  dor  argjvisobe»  »judern  der  pliöuikiBcUe  gew»i&tsu.     Waiu 
ti  die  douticUe  altcrtuiiiHkiiDd^  ciifontlich  gar  nicht  UTühreit.  80  int 
;  t)ios  diigcifen   wol   der  fall.    Dieser  ^neift   in  di»?  deutj^cln? 

in»Mid  älteste»  kerne  der  ionischen  Odya8Ciis»age  Hcldic.swri 
n  vut»  Grendel,  Ougcls  äohiit%  an.     Din-  vcrdiäscr  l'Uhii 
.  ii;:en  eröcheincn.   ducJi  achworlich  dnc  i-ntlehnuti^'  der 

n  mgc  von  der  heUeniüchen,   und  ebenso  weni^  eine  vercrbauj:  voju  arj* 
-Ue   her  aiiitutiehjuen   aei.    Indeui   dann   dor  vüifaK«er  tUojciügcn  t«Uo  der 
enitidtüu  Odya»iJUfi»ajj:e  hespricht,  welche  die  allmtihliclie  autibüduni;  und  weiter* 
II  dianicterisieron ,   kamt  er  der  eigentlidicn  auf^'ahe  de»  -    ' 
f^  tlieh  naher,    indem  er  darun  die  altest^^n  lündontnn^en  h< 

in  u  iij  iiettcft'  deü  Westens  anknüpft.     Die  urnlten  niythen  vorn  rie«en  AtUt* 

«ri  l»cxielujngen,   von  der  in-if.l  dor  Kal)p«o  ^Slyi'y^r^  mit  den  namcnsimralle" 

liijj  pbönikiftfUen  arnpranges*  deuten  auf  eine  frühe  kujide  wesUiciier  gebenden.  Üb 
tLinn  friiilich  d<5r  verfaf^ser  ga»^  im  rechte  ist,  indem  er  das,  was  die  Odytisee  über 
dmi  4?ttiirdujjr  b  den  Ifades  berichtet,  im  anscliluss  an  das  Arienus  Ora  maritima  auf 
ilii  '      KynetMi  in  Iberien   bezieht,  und  dalKji  seine  ansieht  über  die  (dirmi- 

lii  1    jene»  geographischen  gedichtes  schon  hier  als  erwiesen  vuranssetxt 

onii  verwertet  (»♦t>'2fg.),    ii<t  mindestens  nicht    unbcdin^   zu  bejaen :    diese  letztere 
mu  h'  rr  ,t  bcwicttcn  «ein,  che  man  sie  äu  weitem  dednctionen  beautKon  kann.  Ühne 
I  boweis.äti^.  hier  der  Verfasser,   daas  bei   dieser  llbereinätininmng  des 
\  t  der  Odyssee   „an  erne  Qbertra^ang   oder  michwirkung   der  HomenHehen 

si  I  nicht  im  i-ntfem testen  gedacht  werden  könne/'     Wenn  aber  beide  dit:hter 

ni  I  der  ganzen  gej^endbeachreibung  des  Hadese  inganges  überraschend  Viber- 

eir  I.    »under»   sogar  avieh    ein/dnc  anadrücke   (vcrgl.  8,  G3)  einen  xusammon- 

Imng  «wiiielieit  beiden  dichtem  erweisen  «ollen,  so  liesae  sich  das  nur  dann  reeht 
Yie^ifeii*  wenn  auch  dem  dichter  der  Odyssee  Jene  phönikische  quelle  vorgelegen 
hiltt«.  wplcbe  —  wie  behauptet  wird  —  die  grundlage  de»  Avienus  bildete.  Das 
w<i    '  "      -  diese  phfmikiscbe  quelle  in  eine  zeit  zuriickrlicken ,  welche  der 

T  (umenen  ziemlieh   weit   vorausgeht     Referent  würde  es  durum 

nit»iner  halten    (wenn  auch   interpolationen   die  beurteilung  dieser  stelle 
unsicher  machen),    an  diesem   imnkte  wenigstens  auf  eine  phönikinehe 
U«  den  Aviemni  »n  verwehten ,  sondern  lieber  eine  naehahmung  de»  Homer  y.ny.u- 
htjn,  bei  der  sich  hauptsäclilich  der  unterschied  allein  beraus^tellt,  da&s  H^mer 
im  Westen  gedachten,  aber  nicht  zu  lücalisierenden  Kimmerier»  der  spätere  dich- 
!>    das  gebiet  der  wirklich  im  ausKersten   wcstt-n    dann  bekanten  Kynt^t^m 
itx  berücksichtigt  (s,  62):  es  ist  eben  nur  dieselbe  erscheinung,  weiche  der 
r  tkikch  Minderer  seite  vollatändig  gelten  lässt,  daas  die  iinfangs  unklarere  und 
^jire  örtliche  graniten  einge»chränkto  mge  oder  raythe  bei  idunehmünder  gougra- 
kentni«  leicht  au  bestirnte  wrd  weiter  hinausgeschobene  localitäten  angeknöpft 
tlJUst  man   dann   die  entwicklnngagesehichte  der  Ora  maritima  des  Avicnns 
wh  dop  vcrfa88cr  sie  weiter    unten   durlegt,    so  wfirde  kaum  etwas  hindern, 
'kfcibun^r  aLs  zutat  den  MaHsalia tischen  interpolators  anzusehen,  — 
!    iMt  dann  (s.  tHi  fgg-)  die  iuin!Ütme .  dtiiis  die  alten  sagen  vüu  den 
[IinrpiiTiiJi,  r   tutUTücuK  jfntt.oi«    rm  iv  7 


ÖH 


UEAifDr 


limolo  der  seTigon  unt^  dem  clyMJtclinii  ^(cfikl«^  niiC  alten  pht^nlki^cU^n  i4)efaltftal)rnMk 
kn  hf^mhcn,    Aufgefalkm  ial  t\A\m  ilotn  refurciriteri  alnr.  iIaiia  iler  verfiseer  il«u  * 
lies  hjwlcamhii^rs  BUiMlammithys  aju  lioliflten  vom  iigy|itjse.lien  A«  ttf^ft^ifj;  = 
lies   WiJÄlcnK    wdor    der   iiiiU'iwelt    abUdUu»     iiiochte.    wm    üixnn    diirh    gttwisN 
fftr   eiuL'ji   phiJoLkiHclion    urnpriiDj^  die»ur  ni^ytlilücLi  ilicbkett  gelt^jnd  ^e 

werden  kann,     ])io  Ücrjunoassa^'e  («.  »j5  fj^^')  dn«  diutJicIj ,    wir  di^ 

landßchaft  in  Dioricn  bei  iuisbilduiig  dcTHclbeo  bereit«  bt'kaiit  j^c  i   mmsi. 

Dann  vertVdgt  dor  vcrfiisser  db  spnren  der  anüiedlun^^^n  vuj. 
lieh  Pliönikicrn.  auf  deu  hmchi  und  dorn  üüHilande  ron  Hcllua,  und  flSgi  ^ 
fiatÄO   ßbcr  die  eütwk'klüng  de»  HeUeneiitums  ein.    Bei  alJen  die*icu  iintt^^rMiKüunj^ 
bcabsiebügfc  or»   ein  groas^s  allc'etutniies  geset«  auch  für  das   ^'ri*.*ehi(icbc»   epo» 
an«»rkenuun|^  zu  bnnj^en.    80  ir-*  nun  au  fiicb  der  v^  ij^ 

{i:ern  mau  dabei  die  giündlicb.^  _  ikeit  de»  vprfaö«crt< 

der  IcÄcr  den  leisen  /weifel  nicht  unterdrikken »  ob  es  denn  aufgäbe  cirms  werj 
nber  dcutHcbe  aJiertuitiakunde  sei ,  über  diese  weit  entlegenr^  frage  Ri<!h  ko  ananill 
lieh  tn  verbreiten,  —  An  eich  ebenso  interessant,  aber  für  eine  deutsche  alU^rtun 
künde  jed^^nfallK  viel  zu  aiwf übrlich  >  int  dann  von  b.  73  —  203  die  eingebende  btaijti 
«bung  von  Avicüi  Ora  niaritima,  in  der  der  vcrfa«ser  einen  «ehr  ftiten.  wo  ni<^ht  j 
ältesten  beriebt  über  daa  wostlicbc  Kuropii  erblickt.  Die  beari 
Ittng  de»  "werlcii's  fallt  in  diu»  winteraenicstcr  l^Cif*  —  67*  also  L 
Hebung  der  schrift  von  W»  Christ  „Avien  und  die»  ältesten  nachricht^cn  Über  Iber 
n«w."  (Mit  karte,  Mfincben,  IHtiT^^  4).  Anscheinend  stugleieb  mit  dem  V4*j 
berdtote  F.  de  Saulcv  eine  eingehende  arbeit  über  den  galliBclien  teil  der  Ora 
tinitt  des  Avieno»  vor.     Tleide   arbeiten  bat   der   verfaaser  erst    1  l 

gelernt,  und  man  kann  demselben  gern  y.ugesteben ,  da«8  »eine    •  1 

vollen  selbständigen  wert  liabe.  Mit  reelit  erklärt  er,  auf  den  U^xt  der  cd.  |ir 
cepa  Äüruckgelien  zu  müssen.  Dann  aber  tritt  er  für  die  m^inung  in  tUo  itcbmalri^ 
danh  Avienua  seiner  jwietiÄchcn  lieschreibung  des  Pontos  al«  erstea  bu<üi  Keiner 
maritima  im  wesentlichen  das  unter  diesem  titel  uns  erhaltene  gedieht  voraii 
Imber  ♦»©&  nei  vollkommen  klar,  dass  sein  werk  au»  zwei  gar  nicht  zusfimu 
den  teilen  }>estand,  die  nur  dadurch,  dass  sie  von  den  enfi^ 
ttitrm  Europa  bandelten  ^  %u  einander  in  einem  gewissen  Vi-rir. 
Wiü  fonulüs  und  unwahrscheinlich  ein  «olcben  Verhältnis  wäre,  ist  bereit«  von  uiwJi 
Meite  hervorgehoben  worden.  Mit  unrecht  weist  or  es  als  eine  unbegru 
WeräKdorf»  n,  a.  zurfick,  dass  diese  atia  den  vcr^en  54  fgg.  und  &i  f^fS,  ge^ll 
battt^n,  Avicnos  habe  in  vorliegendem  gediohto  die  ganz«  nordkÜatc  dea  mit 
twihen  mccre«  von  Tartessos  his  t\nn  l'ontos  inelutiive  aehildrm  wollen:  da»' 
nicU  deutlieh  genug  au»  dem  Wortlaute  a  ficto  Turteifio  usw.  und  U^mriH 
ietminm  uftw.  Einerseits  bezeichnet  Avicnnj*  genau  den  anlaijgsitunkt  ^ini.*», 
jdu»,  und  wenn  i;r  dann  bei  angäbe  des  beabsichtigten  cndpunk-toa  «ich  de«  J 
tcrminuH  licdient,  m  ist  offenbar  an  die  ununt4?rbrochcno  contiuuitÄt  der  da«^ 
liegenden  küsten  gediwht  Der  Verlader  legt.  aSenbor  in  das  wort  rrliqua  in  ?,' 
d«n  ainn.  da.m  da<lnrcb  auf  eine  hleke  in  Keiner  kilst^uibeNelirtMbung  bin'  ' 
Ab«*r  Lnnersi.'its  dt»ntet  niebl«  darauf  Iiin,  d;t»s  sieh  dieses  wurt  auf  ei- 
ui  au>*dicht  gcst^^llten  kr(«trnb<: schrei bnng  beziehe j  im  gegent*:il  au 
Airit'uus  duri'li  da*  hiuzug^'fhgte  jHfiro  «clbst  darauf  hin.  daaa  nntcr  -! 
fQrtsetxnng  der  vorher  abgegrilnztc^n  küstenstrceke  —  also  dk  fMit<^  und  »Odkfl 
mitti^UÄndiachen  meerea  gemeint  sei.  Dann  geht  dür  rtvtttLBiet  in  »»«^hr 
licht?r    wt'iae    auf   den    naebweiü   Übor.   ibuia,   ubgi*i*^heu  vuii  dm    gdebrtvn    Kvtui 


tvm  KüUiitKHOTr»  i>ftTrrj;€fns  Af.TRftTrMSKirKDn 


I  Ai^i^TWP  ^i^W,  *lf*f  Yon  ihm  dAnti  lir*»rtii^Hi*ti?  pi'rTpln»  ihm  liomM  mit  inti»r|in- 
^i  rniis»!':  äla  <  i  u* 

fix  I   in  i^t^chiitoii  jai  tu 

Wi»  Als  im  filfifU'u  j;ü»riinn<U»i't  —   vi»u  ein^iu  Ma^saJiuten  in  iotii- 

►».'.  ,.,t'tzt  w«>r<h>n,   und  dli^sc  fiborsctzunj^  hi*W  —  wahrÄcheüilich  Im 
klt^n  juhrhiindi*rt  ^  ein  andrer  HeUimo  iia«  Moäsalia  mehrfach  intcrprtli«?rt»     Mit 
it  worden  dt*»  düranf  hindmtctiden  «ptiren  ViTtolgt  und  nt^ammengej^tnllt.    Da>*M 
*4t»m  FVnpIfit«  »Mne  vorbLlIcuidch*?»    ph<>nikisobe  ijaoU^j   zu  grmidi»  licjii'u  müäiic« 
r  daraus,  das8  Avicnii»  dk*  »chun  von  Hi^rudotos  LTWÜhntcn  Kid- 
nnc,  Tv;i3  auf  »nu«^  abfaaaung  der  Urschrift  vor  cluWÄnderun^  d«T 
Iten  lü  jenr  ^gondtm  schlicascn  Ioasc.     Diese  einwandorung  könno  aber  nicht  vor 
di^  «echst«*«  Jahrhunderts  v*>r  Chrbto  stattgefunden  liabtm ,   weil  der  Pcriplugi 
dU  aU  blühende  stadt  urwahne.     Deshalb  aei  dies*?  tun  Wanderung  in  die  xwuite 
ts  v*>r  C*hri8t4j  xu  setze«.    Diese  iljirlegnngen  empfeli- 
l*r  ri  8<*harf»»:  aber  gan?.  unterdrOckeii  karm  refer*nit  nicht 

d.  ri ,   ob  nicht  etwa  «Üc  auffalL^ndc  crwühnuug   wirklich  oder  anscheuiend 

lii  -.  f    chranologiÄchcr   und    aachlichcr    angaben    (indem  Avienus   J5.  h.  Herne* 

um  nU  vor*Vdet  dar»t47Ut|  indem  or  in  hezug  auf  Bi'sara  sagt  „sUttuM  fama 
ra.i,  nij/iVfii"  und  ähnliches)  uns  den  Avienus  zwar  ab  einen  S4?hr  belesenen,  aber 
ofikriii-^  li  n,  hier  Und  da  In  irrtüiner  verfallendeu  dichter  üeigt,  der,  wi«  er  einz*^hn^ 

he  abändert»?  {7.,  h^  Attat^us  für  Atax  usw.),  der  dich- 
i.ten  der  genanigkcit  seiner  angabcu  Opfer  gcbraeht 
W^r  w»*itfi,  ob  nicht  cinu  solche  ungenauigkeit  des  Avienud  albdn  daran 
nid  iit,  ddss  der  Vf^rfa^äor  mit  »einem  eignen  kritischon  grundsatzc  sich  einmal 
in  wider»pruob  tindi  t  Um  nämlich  ans  dem  vorlit^genden  lateinifi^hon  gedichte  des 
Arkatu  uuf  jene  uniuellc  xurückschlio«siiu  za  können  ^  Äteüt  der  Verfasser  (b,  88)  die 
rr|.^»l  auf,  rnftn  fiiiisse  das,  was  di<*  bearbeitung  des  Avienus  oder  auch  des  intrrjm- 
ngen  dan*t»dltt  »ich  alg  bestehend  und  der  zeit  des  ursipriinglicben 
;!L'chend  denken,  um  damit  zu  einer  bestimmung  des  alt»ir8  des  giin- 
M«  fkukmal»  2u  gelangen*  Wendet  man  aber  diesen  gnmdsatz  auf  v.  309—311  an, 
V9  tB  in  bezug  auf  die  gaditanischc  Insel  Erythia  hdsst: 

et  juris  ttJim  Punici: 

hahitete  ^mnio  (luijipe  eam  Carifiaginis 

prtacae  calonh 

•a  würde  da«  ottm  und  primQ  ergeben ,  dass  in  der  Urquelle  gestandeu  habem  müstc. 

C.xA.  <  <,\  »ben  damals  im  bcsit2c  carthagischcr  colonisten.    Es  ist  daher  nicht  ganz 

wcnji  der  vcrfu^cr  dennoch  zu  d^m  rcsultate  konmten  zu  d&rfcn  glaubt. 

♦U--   /.UT  Xi'it  dc?r  ttbfassung  jduer  urqucllo  in  Iberien  noch  keine  Carthager  ansässig 

IfcrwiHUfn  srit*«-      Der  Verfasser  selbst  verkent  jene  gelegentliche  un genau igkeit  de» 

IS   nicht,    indem   er  z.  b,  auf  s,  2(»7    von  ihm   sagt:    „Freilich  gibj 

I    sehr  ungenHUes  1   in  mclur  als  einer   hinsieht  unvcrd tändiges  referat 

der   annicht  deü   Euktemonp**     Wer  kann  sagen  ♦    wie  vielfach  Avienud  ähnliehe 

ü^kelUn  adcr  urtfimer   «ich  mag  haben  zu  schulden  kommen  lassen.     Uliri- 

It  dJn   dichter,   der   in    ausgeaprochencr   weise   die  absieht   hatte,   gc-inom 

llfcl»  da*  benutzte  quellenmatorial  zu  imponieren,  und  aus  alten  schriftstelleni 

li'nor  ZQÜ  und  herkuTift.    nowie   verschiedener  Zuverlässigkeit  ein  gelebrsam- 

3tnr  ^cJiaii  ixagitui«'^  I  achatfeu  wollte,   leicht  in  die  läge,  etwas  nicht 

punkten  iuaumiiji    ,  1  4  2U  geben.     Diesem   bedenken  gegenüber  ist  es 

»gH  ein  ferdienst,   wenn  der  veraocli  gemacht  wird,    oinein  8olch<*n 


100  BBANDKB  ."'   ^ 

Work«.'  dnreli  nachweisuii^  i1<t  8])ät<'ni  cintTijrnnjceii  bis  zur  urqnello  nachzugeben. 
Voll  s.  SS  an  fol<,4  dann  ein<'  oinj^oluiKl«'  sarlilicli«^  bespnvluinjf  Höh  ^odiclitos,  und 
«la])ri  winl  noch  nianrhos  lu^rvor^^ohobi-n,  was»  «b-r  vorfassor  fijr  seine  oben  anjjfodeu- 
toto  ansiobt  <ct^'lt4'»d  nuu'Iit.  Ibni  bior  zu  l'oljcf».  wilnk  zn  wuit  führen.  Nur  in 
bezu^^  auf  (bis  ende  des  j^cdiclits  niög<Mi  einl^'o  benierknn^en  folgen.  Der  verfas*.T 
stimt  hier  init  den  n-sultaton  von  de  Saub.-y  nurist  iiberein,  und  es  ist  rinc  freude 
zu  srh«*n,  wie  der  deutsche  bearbeiter  dem  französischen  nb«'rb»j,fen  ist.  Aber  v.  r>sri 
knnte  b'tzlerer  vielleieht  recht  haben,  statt  Klesycuni  b\sen  zu  wölben  Hebrycuni, 
indem  er  nicht  nur  an  Tzetz.  ad  Lycophron.  v.  1305  („fTHwi  /J^ßovxig,  liH'os  Fitln- 
7on'y  oY  xaluvvnu  .\tt{)ßMri]aiui*^)^  sondern  aueli  an  die  schönen  münzen  der  Bebry- 
kenknni^i»  Ditovius  (IMtoukus,  Bitoviogoj^us),  Rij^antieus  und  Ceant«lC8  erinnert. 
Nicht  in  den  zwischen  v.  5^4  — 505  aus<jrefalb;nen  verseu  brauchte  das  (Jap  d^AgJo 
erwähnt  gewesen  zu  sein,  da  sich  vi«*lmehr  die  verse  5i)7  — 00  darauf  beziehen.  Zu 
V.  (>0I  f«:.  >fibt  der  Verfasser  selbst  zu,  dass  seine  identiücierunj?  dea  mont  de  Cette 
mit  dem  Fecyl  jiKjum  nicht  unbedenklich  sei:  ninit  man  dagejjen  den  Svtius  monft 
als  uiont  de  Cette,  so  kann  Fecyi  jufßum  j^anz  füglich  die  hügelreihe  von  Ion  pie 
Fepuic  sein.  V.  G08  stellt  der  Verfasser  die  lesart  Orani  statt  Rhodani  her.  Statt 
Pohjijium  will  de  Saulcy  b?sen  Posygium ,  was  auf  Bonzigucs  am  ctatitf  de  T/mh 
zwischeu  Loupian  und  liabiruc  zu  deuten  wäre;  bei  dem  nam«*n  Naustuh  sei  zn 
t'rinncrn,  dass  in  dieser  gegmil  griechisch  -  gallische  münzen  mit  dem  namen  einer 
gemeinde  ^foyyoaTaAijivir  sich  gefunden  hätten;  Matuta  (oder  Masua)  sei  Mhe  um 
ct(ni(ß  de  Than.  Diese  localisi«'rung«Mi  aber  würden  darauf  füiiren ,  im  (7IasiHs  amms 
den  Lcz  zu  erk»'nnen.  Eine  bemerkung  möge  hier  noch  gestattet  sein  über  das 
erscheinen  der  Kelten  an  der  südküste  Galliens.  Dafür  ist  allem  ansehein  nach  die 
stelle  des  Avienus  v.  581 — 8<3  wichtig,  obgleieli  man  doch  nicht  mit  dem  Verfasser 
sagiMi  darf  (s.  187).  djiss  über  die  ethnographische  Stellung  und  ausbreitung  der  Ele- 
syk(?r  der  IVriplus  völlige  klarhcit  gewähre.  Dass  Narbo  noch  im  jähre  4S0  vor 
Christo  die  haujitstadt  der  Elesykcr  gewesen  sei,  wie  der  verfa.sser  annimt,  dürfte 
«'n<s<?hiedcn  zu  bezweifeln  sei,  da  derselbe  Hekatiios  (um  50O  v.  Chr.),  welcher  die 
Eb'syker  ein  J/igysches  V(dk  nent,  bereits  Narbo  als  jiulig  KiXrixri  bezeichnet:  eine 
sob'he  bliel)  sie  aber,  indem  sie  eine  stadt  der  Hebryken  und  später  der  Volcac  Are- 
comici  wurde.  War  aber  Narbo  wirklich  vorher  die  hauptstadt  dtT  Elesyker  gewe- 
sen ,  so  kann  das  nur  bis  gegen  500  vor  Christo  der  fall  gewesen  sein ,  und  daran« 
wiirden  wir  eine  nocli  engere  zeitgränze  gewinnen  für  die  abfassung  des  vom  verfas- 
^er  angenonmienen  ursprünglichen  Perijdus,  so  dass  dessen  datierung  eine  bestätigung 
darin  erhielte.  Auch  müssen  mindestens  seit  etwa  500  vor  Christo  vereinzelte  züge 
der  im  innern  lande  wohnenden  Kelten  nach  dem  nordufer  des  mittelländischen  mce- 
ns  stiittgefimden  liaben,  da  die  nachricht  des  Livius  und  Strabon,  eine  Galliersohaar 
iiabe  um  587  vor  Christus  der  kürzlich  gegründeten  sta<lt  Massalia  gegen  die  Salyes 
hilfe  geleistet,  nicht  leichthin  in  abrede  zu  stellen  ist.  —  In  litteraturgeschioht- 
licher  bezichung  recht  interessant  ist  der  excurs  über  die  fragmente  des  Euktenion 
von  Alben  in  der  Ora  maritima  (s.  20:»  —  i^lO). 

Vt»n  s.  211  an  folgt  das  zweite  buch  unter  dem  gesauittitel  Pytheas  von  Massalia. 
Dieses  zweite  buch  lässt  sich  wirklich  als  eine  einleitung  in  die  dL-iitsche  altertumskundo 
ansehen,  und  referent  mörlite  den  verfa.sser  nicht  deshalb  tiuleln,  dass  er  diesem  teile 
seines  wi'rkes  i'ine  weit  umfassendere  ausdidinung  gegeben  hat,  als  zu  dem  angegebe- 
nen zwecke  streng  genomuhMi  erforderlicli  gewesen  wäre.  Wenn  wir  darin  einen  wertvol- 
len heil  rag  zur  g<*schichte  der  geogra|dne  bei  den  Hellenen,  nicht  ausschliesslich  in 
beziebnng  auf  das  nördliche  Enn»pa   und  nicht  eigentlich  abschliessend  ]nit  Pytheas 


I  rxzfitarv«  DjiüTScrm  A-t/riatTü 


M  j,'kicli   altvn 
1    «diU»*Hi*t5ii  lanöi?,    toijtjcii  hUi^tiHirlicherc  bciucrlungon  über  t^cii  weit 
-t'hdmbJ:    »icr  saiiiläinli>clic  bcnistcüi  m  ukhi  v»>r  50  «ach  Ckrhin^ 
wo!t.  iFircct  b e/.a^'ün  Wf»rilmi.  ifcmi  iittcb  utn/xlne  bewcwt?  vorliegen, 
i'kTtc  frübt'r  ffilU^  vorgekommen  üchi  m!\«scii,  «lass  Ib:lb*ijen  an  dio 
ru     Kinc  i%ontlidje   kutule  v*»in    b«'rrisUntilaml(*  hatten  nie   niclit: 
ii   bm   ibui'U   tmr  flu    btiritsi  (».217  (^^,).      NacU  oiut.'ni 

\\u  ktir;c«m  nbschjütte  iibtT  »ii  ucben  liaudolhwegc  ducrb  da« 

_  t  t».  *i24  ftjg.  diie  unuöti^'ö  uütorbrecbung  diixcli  einoii  exour»  Ober 
u^  Ljuer  läujceni  ötcUu  de»  Ari»tot*'b*tt  \m  BaHÜiu»  iiii  Hexaijni,  botu.  3,  6  ^ 
dju  büiciL*  IUI  Ilonno«  lHß7  ^*nlriickt  worden,     um  ao  mehr  Ufittc  dor 
'  in>Jchiidnmg  vennoidoii    sollen,    da  »b  i  '       n^k  i^ncs 

wcinn  «ItT  IcstT  vcranlaäjit  wird,   ivn  >  litT  gli<> 

Ig  tuvd  i>cr  anordnntig  an8ii>i<s  zti   QcbmetL    8.  2^»S(i  kiiu}d't  an  b.  224 

Im,  :..  .,    .  die  nAubwt-döUjjg  de*  Äcitaltors  dos  l'^tbras  folgt:  er  sei  xwi- 
(ixos  und  DLkÄarcbos  zn  setzen ,  und  m;mc  BcUrift  niÜKsf^  ont  etwa  325  vor 
-Athen  bokant  gu wurden  sein,   da  Aristoteles  in  seiner  nietHorologio  deren 
'  iui*^b  iiioht  kfiiin«     Mit  s.  "äÜH  b^f^nt   dann  mne   ijeödachtc  der  geograpbi- 

Hl  d»!Jü  rytbcas  »»:iin' bcdciit^^nde  «teile 

I  diifilr  im  allgcnidTi**n  zu  wlinlif^^cn. 

nl  mOdito   dioäcn   teil  des   vartic^endon    werke«  ob   einen   der  gflun^^n^ti'ti 

wcfim  auch  einige  incinuiigsditTcronssTn  nicht  fehlen.    Dnrii  jrohört  z»  b. 

lUo  aunabmo,   da«»  der  Embaos,   welcher   als  sebfilcr  de«  Fla  ton   »ieb  üio 

ttad    ^  'i'o,    mit  ilciii  gbrichnaTnigen  verfjWMer  dncT  >'ij; 

j>/«C  «u  <  ßoiN^kb  {SniiTienkTciac »  ».  IG  f^fg«)   bat  referf^nt 

DmU  im  viertvn  j)iiiresl*encbte  dt?s  Leii>zig<5r  v«:rciujs  van  frenndcn  der  crdkunde 

Uli  iimng  atitrcüht  erhalten,    da3.s  der  Kudoxüa,    weleh«r  in  seiner  yr^i 

r  in  Agiim  urwiihnt  bat»  nadi  278  vurCliriatns  gesdtrieben  haben 

«(j  uji  III  iiiit  cineni  ücbrder  doK  Pkton  identifieicrt  werden  kann»    Dem  wiü- 

ehyn  »treben  der  Hellenen  ent^|>raeh  es,  tUe  zahlrdeben  vülker-  und  ort«- 

rcb'üe  bereit*  riekatai*ii  aufzahlen  kunte>    auf  «lern  bi  kanten  t*)ile  der  erdo 

ttnd  zu  g'rappiercn.    Dte  versciiledencu  rersudie   und  fort^tdirittc  in  die- 

legt  der  Verfasser   in  gelungener  wciäo  dari  die  cint«'ilung  der  öphari; 

Btid,    die  annabuie  cbe»  dtaphragnuv   «Inrch  Dikai^archos  und  Kratüätbeoes 

L'ing«*beude   wuriUgung.    Das  eifertiöchtige   streben    der    gi'Ogra[>bi?ichtm 

'rtites  in  V'  n  crdglobuB  den  rtidinigidr«n  der  Alexandri* 

^L^   wie  Ml  iL,''trr  weise  vurliebc  ITir  Hümrr,  nüstniaen 

u   die    ;k"  't    V«  rdunk»'lt*'n    und   zu    auf^rreobter 

rn  —  Hfhi  iji  lehrreieber  weise.   Meintmgsdiire- 

ot  dnxAdnhiritcn  fehlen  frei  lieh  an  oh  hier  nicht  g^ttz;  z.  b,  zn  aeite  245  wäre 

r^'*-      "     f  naoh  dem  Wortlaute  b-'  ^*-  '    n  sich  der  tadcl  de«  PosfddonJoÄ 

der   kalten  und  der  iji  %one  durch  den   polarkrciu  nur 

I   Folybioti   (p.  t»*| 

lenntzte,  die  leltre 

iloiuo»  aui  jtjuen  unan wenden;  a.  251  cfscbdnt  ca  bedcnklif^b,  nut  dem  ver- 

b.  yflrnt  üiiy im«  b'n'  i»     iTi^k    PitUbioB   dcii  coutlnent  bij<  zain    ^Hkifui  ;iux- 


102 


UJUKÜftB,   tll&U  JtCliLE^JIOFF.  DBTJTfiCJUfl  ALTJOtTITMirKI»«: 


gedehnt  ffedacht  Imbc,  wenn  mnti  mU.  dorn  tuiklnrco  rcfcrftt«  StnlMJUB  i  .«iju 
Inh.  vergleicht. 

Auf  grund    II' i  Itcn  und 

folgcndo  JibsrLmtt  ♦,  l  >  ^  doa  Erat 

fülgt  s.  307  f^^^*  d^r    wicbtigü    t4ijs«jliüilt    iibcr    dir    wil^»t■u^*chaitikllc    bedentting 
Pythea»,  die   hier    richtiger  wnd    vuUstiindJgcr  nuchgiJTvicsea   wird,    aU   e«   hi 
geschehen  ht    Zur  crgänziing  des  banpf nb Schnittes,  der  mit  s.  23G  l^gatui, 
der  Verfasser  von  s.  313^304  die  gcjK^hichtc   der  gcogTTiphir*   seit  Pjthea» 
Ptolcniäos  dar.    Hier  erklärt   er  BL'lbst  (y.  500  fg,)  r?int^ii   ttiil  *lioscs  ab&chnil 
überholt  durch  die  schrift  H,  Berbers  „DiiJ  gtiogrÄphischcn  frugtnatttui  dw  Hip; 
(18Ö1)J. 

Nach  diesen  an  sich  höchst  iut^jressaut'Cn ,  aber  in  einer  deütüchim  Ältertti 
kundü  (so  aasftihrlich  mid  gründlirbj  8chworllch  gesuchtou  HQäarb^itiuig  wtiudf^t 
der  vrrfAitöcr  wider  mehi  seiner  eigentUehcn  aufgabo  xti »  indefü  er  von  ».  3(H  an 
reliäe  dos  Pj-tbeaä  eingehend  bespricht     Das  erste  phÜriurueii,  wt^bdies  bei 
an  iit*ti  ktistcn  des  athm tischen  oceans  in  die  auj?cn  faUtn  muste.  Wrtr  il 
und  flut  in  ihrem  regelma.-^.sigcn,   mit  dem  niondlaufe  /.aBwnr«<  - 
darüber  habe  jsuerrft  Pytheaa  eine  wiBsensehaftUchc  mciumig  vern 
Selcuky«,    wie  Böge  wilL    Dann  folgen   die  einzelnen  fragmeute  dor  reinel 
bung:    Iherien,  Bretagne »   Britannien,   Thule.    In   betreft*  des  letatert^n   wi 
gowieden,   daas  es  unmöglich  Island  nud  auch  nicht  Karwcgeii  Dein  könne,   i»ui 
dass  man   Shctland  dafiir  halten  dürfe   (s.  408J.    Neu  ist  dicaea  rüsultÄt  nicht, 
nauicntlich  Peschel  (Gesch.  d.  erdkunde,   3.  ÜJ  auf  gnind  von  Tac,  Ägric.  10  h 
^lieselbe  ansieht  auäspricht      Die  diei  bezeichnungen    des  nördüelieu    meere« 
tote,  kronißchu  und  geronuene*'  werden  nicht  alle  drei  von  Pjtlieiis  herriihreu*  Di 
reiht  sich  die  frage  über  die  nachweisliche  läge  der  bcrusteinküste  des  Pjthciui, 
Dttu  aber  darüber   zu   einem  endnrteüe  zu  gelangen»   siebt  Hieb  der   verfa^Bor 
1,425  —  470  veranlasst,  die  berichte  de«  Tirnäoa  Über  die  w*>fltliehen  lander,  wie 
»ich  bei  Diodoros  und  in  den  Mirabiloa  au»cnltntiones  widi  finden,   krl 

zu  iintorsuohen.    Zuerst  weist  er  die  quellen  der  leUteren  nh,    und  oni 

aebeidet  vom  letjcten  teile  derselben  einen  illtern  teil,  indem  er  »ich  tlabd  mit  t 
an  Roses  resultate  autfchliesät.    Doch  glaubt  er  einiges,   was  Eai»e  dem  1'iinätia 
legt,   Titdmehr  dem  L>koa  von  Rhegion   vindicieren  ru  mUsäen.    Bei  Diodoreii 
gilt  es  in  betrett' Heiner  exeiTfite  an«  Tiiniios  speciell  n     "  cn,  wo  und  wie 

selbe  aus  Pjtbeaa  geschöplt  habe,  und  «hibei  werden  i  l  biosyn  di^  nfthcr 

deutHcht^  altertuinskunde  bezOglichen  fragen  erörtert,  äondeiii  auch    ! 
den   (was  Timäos   über   SiciUen ,    die  ÜQÜÄchen  iudcln,   Ma-lt»   u^w. 
indem  dann  die  berichte  des  Timilos  llber  Britannien  und  den  xinuhandel  naeh 
und  gegen  identificierting  des  Po  mit  dem  Kridanos  besprücben  werden,  g* 
rerfttSrter  zti  seinem  liauptziele,  nämlich  zn  ^*im  nachweise,  liaäd  PytlnMü  jt^ 
über  üiö  KbcinmOnduug  üßtwärti»,  aber  nicht  bia  in  die  Ofet 
atenduBet  Abalo»  »ei  in  der  Nordsee  zu  suchen  i  und  8choii  i 
vorli.'gendeu  berichte  des  Pythea«  Über  dieselbe  den  ficlireiblehier  futtut 
ri*'htigcren  7V i loi^^  gefanden.   Den  «chluss  (».  4^6  fg.)  bildet  cinereconÄt. 
Itinerarium  des  PytJieAi  in   »einen  wesünüichuten    i^unkton.     Kndlich  folgen   niidi 
einige  äciten   nachtriige  und   berichtIgUTigcn ,   welche  dt'O   bcwci«   liefern,    d-^ 
v*?rfasaer  di««  r»»*iiltnte  «icr   neuesti'n    forsrhungen,    so  weit  sie  ihm  b»*knnt   v> 
11  :en   und  ^  so  weit   alM  tunlich    -   b«  i 

1»  rtji  bezieht  «ich  anf  d<*tt  conmienttur  /• 


jlinCICBt   ^19*   FEKlDAinc 


103 


Anirnnd  («.  88— 2i)3).    Doch  i«t  hier  m  bomorken,  tijissauf  dieser  karü>  di«?  bri» 

Mwcln  (initniivrum  et  AJbumam  iiisnlAc)   nicht  iils  Itjsubo  n,  '"      '  .tt- 

♦4fhiv»t  wt-r^f^n  Fulkn,  da  die  Om  murit.  v.  110 — IM  ciuc  hv 

I  eignciti  xvit^e»tiinrliiis  uiclit  ^ulzi^st   (8*92  und  47 1)^    wimn 

Am  var«tclj«ndct  inhaltanborsicht   ht  an  erkennen,   welche  flUlo  von  gololir- 

Mt  iti  vnrlk*gf*«rlcm  Irnndc  sitih  V(*rwrrti^t  ilmlrt,  und   doch  kann  der  lofler  ilas 

!U   dtT  bfrruHlttnjntr  nicht  reicht  grwin«i'n.    Die  kiiOÄtliTbcUfi    gH*ideruiiif  eiiiea 

!  t\i  oft  uutf'rbrochrm.    Man  Kiebt  zu  solir»    das«  der  verfas- 

II  abachmtte  nniibhäinj<i«f  vun  etnundvr  b».'arb»jit«*t,  und  dttuö 

h  hvmuht  hat,   an»  diesi^n  nicht  ünmer  in   finaudor  ^cLfi-ndon  teilen  dnrch  IUkt- 

it#'ndt'  anafrillnngou   und   ausfcilaugcn   ein   organigchos  ganze   h»irxnatfJlen.      Diis 

biteb  ist  für  hsct  von  biMleut<^nder  phili)Iojn>icher  and  histanseht*r  Torbihlung  bestirnt» 

^  '    bt:n  nnd  ktdniacbi'.n  kunstatisdrrn^ktm  kointii  anstoss  n<'hrHcu,    Gele« 

:r»r  Verfasser  skh  nicht  ganz  so  vortrauciiüVöll  an  Mover»  iinaclilleweti 

liin,    wie  ei  L^tJ  tut:    nmncbe    borichtignngcn  waren    Ihm   gi^genübtT  heute  tuiilieh. 

1>;t  d«T  vfrfaöaer  lin  anscliiaase  an  Movütb   die    Unterwerfung  Fhönikiens  durch 

:  unter  Semiacherib  UU?  ver  Christo,  während  die  kcüinnchriften  dajs  vb.Tt^s 

M/unjahr  dieses  kunig^j  —  alsü  701  —  ergeben.    »Sorglosigkeiten  im  ausdruckn 

0  nur  sehr  vereinzelt  vor^  z,  b*  8.231  (z.  H  fg.)   wäre  richtiger  m  schreiben: 

♦-f.    wi«  OS  nach  Strabo  8,293  acheint,    von  den  Kimborn":    sonst   wilrd^j  «^s  so 

k'^^ninuni,   al^  habe  Ephoroa   seine  angäbe  ana  Strabou  «ntlnhnt.     Aach  druck- 

■and  nR'ist  hoseitigt«     Sadilich  hat  das  buch  m  bcdeutcndou  werth,  daijs  niaii 

Igt»!  dtjr  form  dagegen  zurücktreten  hissen  nimss,    und  allen   t'aehgenossen  vs 

III  €rmf»fehlen  daif»    Ikferont  sieht  den  weiteren  bänden  mit  anfrichtigüm  iuUt- 

#titgegen. 


t»mvzia. 


im,    U.    BIlA^VtiKB. 


1)  üher  die  nraprÜngliche  anordnnng  von  Freidanks  bcschcidcnheit 
InAugttraldiascriation  (Leipzig)    van  llermiuin    Paul.     LHpdg,  1870. 

^  Fridangi  diüicrecio,  Prcidank»  bcscheidenhcit  lateinisch  and 
deutsch  aus  der  Stettiuer  band  sehr  ift  veröffentlicht  von  Hugo 
Lemeke*    Stettin  (prograniin)  1{!*G8,     Yll  und  58  a.    8. 

!  'l^  VMn  Paul  ITibrt  iro  einzelnen  das  durch,  wa«  Zarneke  und  nach 

ihm  I"  ,   •  ;t  hatt** ,   dans  nicht  diejenige  anordnnng  der  Bescheidenheit  die 

nglich«»  aci,  die  Grimm  m  gründe  gelegt  hatte »  sondci'n  die  sogeuatite  vierte 
vtiuuiiig,  die  sich  in  den  meisten  handMiriften  und  auch  In  Möllers  drucke  findet. 
W,  Urimm  Imt  »ich  zwar  von  dieser  meinung  nicht  überzeugen  lassen»  sondern  in 
il  '  1  ausgäbe  seine  alte   Ordnung  beibehalten;    Honst  scJieint  es  etwa»  zu  viel 

♦f  Jin  der  verfaKser  seite  1  nieüit,  das»  Zaruckes  liemerkungen  ,,  wenig  b each- 

ieu*'  hiitterh     Nu  t/lieh  und   dankenswert  ist  die  arlteit  Paulg,  da  sie  an 
jca  teilen  de^  i^edichtes  mit  llelüa  nud  luuaicht  die  gründe  nachweist,   die 
t  ricrto  ardnnng  «preohen »  so  das«  eine  vertoldigang  der  Griiiim»chen  ordiitmg 
iiudi^  kaum  möglich  «eheint. 

inUung  y.erriiHt  in  zwei  t«ile:    zuerst  werden  die  schon  Ton  Pfeiifer 

r  ersten  »Ordnung  t*,  5  —  IH  nachgewiesen ,  darauf  folgen  8.  18-11 

i'irte.     Wir  lietjehranken  unsere   benierkungen  auf  diesen  zweiten 

dem  zanäehst  an.tgefulirt  wird,    da.>ts  zu  den  Übereinstimmungen  der  K  und 


W^',^"^ 


104  jAhickb  ."■■ .     ';i 

4.  ordnniig,    «lü*  (iriiiim  2.  ausgäbe  s.  XVI  zusamincngestollt  hat,  noch  „mehrere, 

zioiriliclHi  mnriuifr reiche  gruiipeii  vaii  Kjjriiclicn  kommen,  «lie  im  grossen  nnd  ganzen 
in  l)ei«loii  onlniin^'on  in  glcicluT  weise  vcrcinifjrt  sind,  nur  dass  die  folge  der  cinzcl- 
nou  8j)riichc  selir  vcrsclnodcn  ist."  Genau  erörtert  werden  bt\sündoT8  di«  capitol  über 
Rom  und  Ackers,  auf  die  wir  unten  nocli  einmal  zuriickkommen.  Pic  widcrspiTichc 
in  dem  al)schnitt  über  Itom  erklären  sich  nach  der  vierten  Ordnung,  wo  sie  nicht  in 
so  unmittelbarer  nähe  wie  in  der  ersten  st:i*hen,  durch  die  annähme  s.  2'»,  dass  die 
vcrscliicdeiien  abschnitte  der  Besclieidenheit  nicht  zu  dersellnMi  zeit  verfasst  wurden. 
Nach  der  vierten  Ordnung  wird  aucli  163,  V,)  fitrcr  niemerz  hcre  grap  gesüii ,  sin 
löu  ht  dritte  mi inier  mlii  ganz  aus  dem  capitel  über  Ackers  verwiesen  s.  27,  und  die 
folgerungen,  die  Grimm  aus  diesem  siiruchc  zog,  fallen  damit. 

]\lit  recht  wird  s.  2^.)  fgg,  gcwiclit  gelegt  auf  die  Übereinstimmung  beider  Ord- 
nungen ui  solchen  stücken ,  deren  Sprüche  keinen  zusammenliang  haben.  Namentlich 
der  abschnitt  KXI,  12-  13G,  1<>  wird  eingehend  besprochen  und  es  wird  gezeigt, 
dass  in  der  ersten  Ordnung  hier,  wie  auch  anderwärts  in  der  erst«m  Ordnung,  die 
siiriiche  nicht  sowul  nach  dem  gedankengang  als  nacli  gewissen  Schlagwörtern  znsaiii- 
meng<^st<dlt  sind.  So  wird  auch  131,  23 — 133,  4,  worin  W.  (frimm  gerade  einen 
beweis  für  seine  Ordnung  fand,  überzeugend  für  die  Priorität  der  vierten  Ordnung 
»■rklärt. 

S.  37  fg.  werden  stellen  betrachtet ,  in  denen  der  zusannncnhang  d«*r  vierten 
Ordnung  in  der  ersten  zerrisson  ist:  ein  sehr  wichtiges  argument  gegen  die  «Tste. 
Eine  stelle,  die  aucli  von  Paul  nur  zw<'if<'lnd  hierhergesetzt  wird,  mörliten  wir  strei- 
chln. Von  81,  7.  8,  bei  Müller  auf  71,  (J  folgend,  In-isst  es  s.  Jl:  „diT  letztere 
si»rnch  scidiesst  sich  wol  bei  Älüller  gjinz  i)asst!nd  an.'*  .\ber  man  wird  zugeben 
müssen,  dass  die  beiden  Zeilen  bei  Grimm  in  besserem  Zusammenhang  stehen. 

Die  widerholung  einiger  Sprüche,  in  der  erst4.-n  wie  in  der  vierten  urdiiung, 
lässt  sieh  wol  noch  einfacher  erklären  als  Paul  s.  43  tut:  durch  die  annalime,  dass 
Freidunk  seine  Sprüche  nicht  sofort  niederschrieb,  sondern  sein«^n  zuliörern  bald 
diesis  bald  jene  gruppe  von  sj»rüclu?n  vortrug  und  dabei  sieh  widerholungen  solcher 
spnirhe,  die  in  verschiedene  gruppen  passten,  unbedenklich  gestattet«'.  IJei  «ler 
i'rst«'n  schriftlichen  aufzeichnung  des  ganzen  blirben  widerholungen.  l)tm  umstand, 
dju<s  die  erste  Ordnung  weniger  widerholungen  hat  als  ilic  vierte,  dürfen  wir  mit 
•/u  diMi  gründen  für  die  Originalität  «ler  vierten  rechnen.  Die  Vermeidung  der  wider- 
holungen scheint,  wie  die  anordnung  nach  Schlagwörtern,  auf  die  Überarbeitung  einer 
scliriftlij'lien  vorläge  hinzuweisen. 

Njiehd»'m  die  zweite  und  dritte  Ordnung  nach  den  angaben  in  Grimms  lesar- 
fi'n  kurz  erwähnt  i.st,  wird  s.  17  -41»  über  die  abfa.ssungszeit  der  IJesrheideuheit 
u<'h;ind»'lt.  Der  Verfasser  sjigt,  ni^t  der  ganze  abschnitt  über  Ackers  ist,  wie  Grimm 
suinahni.  zwischen  dem  17.  märz  und  1.  mai  1220  gedichtet,  sondrni  Ifvl,  IS  bis 
1»;0,  1  vor  di-m  18.  februar,  nach  dem  bau  von  .Topi>e  1,').  novbr.  122K;  das  iibrige 
(die  zeili'n  1<5-*,  13  —  21  ausgenonnnen  ,  die  nach  Müller  eine  andere  stelle  erhalten) 
narh  dein  IS.  febrnar.  Die  abfahrt  Freidanks  nach  Palästina  wird  in  den  September 
l'JuV  gesetzt. 

Die  alifassung  des  ganzen  gediclites  in  Palästina  verwirft  Paul  wol  mit  reelit;  er 
liilirt  drei  sti'Uen  an,  die  niclit  in  Palästina  gedichtet  sein  können:  148,  22  fg.  9M,  Sfg. 
l.")'..  11»  -'^2:  a]»er  die  Schlüsse,  die  daraus  gezogen  werden,  scheinen  uns  unsicher. 
V'c»n  «leni  sjirnehe  l|S,  2'2  fg.:  v:n  fiint  si  ntl,  der  liome  e  7cas?  in  ir  jMihtfien  irch- 
stf  ijr,fs  glaul)en  wir  auch  niclit,  dass  er  in  liom  stdbst  entstanden  sein  müsse. 
Griiiinis  iuinalnne,  An^a  Freidank  auf  der  kreuzfnhrt  Rom  besuchte,  fällt  durch  153, 


l(c.  fil'hlt   lf«>T*tr  «!4^r  dklitcr  nicbt  ilf<*  »[irticb»t  übor  Rom,   «W  <ir  auf  der  krcux- 

i}  HIV  vtnlnigrn  und  nach  ti<r  rürkkclir  in  DeuUdilaml  die  cnvAhu* 

i-.  153,  19  fg*  ztistctzon?    l)»*r  iiuitjcht  Punla ,  dasä  dk^  ReHclmdeu- 

iUllcli  ettUtatvdcu   m\^    »cliliossun  wir   nttd  durchaus  un »    HU*r  nicht  seiner 

uj^:    ,,WA«  voi  i  uor  dem  ahschidtt  über  R+im),    etwa  drei  viertel  des 

fkv^t  iiiüüH  Ifüliir  —  I   sein.** 

f>R'   frai^*?   nach    der  ubftistiuii^  duö   ^jedicliteii   wt  nicht  äü  tr«Mm*Mi  von   zwid 
m:  1)  wi«!  &teht  <^g  mit  di*r  ori^malitiit  des  Freidank?   2J  wio  früh  haben  iutör- 
Itiontii  b«?gonnen  V    Die  l(>«o  form  qnd  di«  weite  vcrbrdtnug  doa  gedicbttjs  inacbeu 
HK-n  fHibxtiitiffe  üjttTp<>hti(m*rn  wahrscheinlich;    sio   .hicIiit   nachzuwi-iüru 
fi  1  rnoi^licb  sei«,     irbtT  die  erste  trt\.^i}  haben  Grinuu  und  Pfoiffrr  cnti;<^>r''n- 

^  habt  und  ttind  dvni^'einüßÄ  auch  zu  ^anz  vertjchiedenen  tnoinnu- 

g*  i  ^N.»dichte>J  gtfkuninjou.     Die   bebauptung,    dasg   die  Wahrheit  in 

di*r  mitte  iieg»%  »clieint  bequem  zn  »ein;  aber  öte  wird  auch  die  richti^^'e  seiü.*  Da 
j4>]«Kik  hier  wie  hm  der  zweiten  frage  der  nacbweig  im  cinielneu  nicht  »icher  zu 
n)Iin?n  kft*  80  wird  auch  die  frage  über  die  genaae  datiemng  des  gediehtt*»  trotz 
llUen  ^  ■     '  ■       s  nicht  nufc  voller  sicherhmt  sieh  beantworton  lassen. 

inge  beöeldiesöen  die  arbeit:  der  erste  enthiUt  kritische  bomerkongen 
xnsu  l*!xt,  JiLi  un«  im  ganzen  ji,'elangfL'n  cneheinen.  Nur  ilH,  13  fg.,  wo  fttatt  erbet 
mehr  nthoü  erlf(*it  aun  zwei  handttchriften  vorgesebiagen  wird,  kamt  uns  die  einschie- 
IfttU^  von  ^  z.  IQ  nicht  nur  annotig,  sondern  »ogar  titurojid  vor,  da  der  sinn  den 
nf^tss  xwi«choil  der  angebornen  tfündc  und  der  »Ündo  die  ihm  6*  vottfctt  ver- 
HKt:  die  r^Ünde  begleitet  ihn  beytÄndig,  er  begeht  imnjcrwfüirend  so  viel  »ündc. 
AK  dio  antftbornc  djigegen  nidits  iät.  Zu  der  Verbesserung  von  118,  l'J  diu  r/eis 
krat'it'i  mantfte  sU  üf  der  acicfw  biz  ni*  hak  IH  tTüiren  wir  aus  0.  Wildernmth, 
wcrko  7,  iji  noch  «las  schwäbische  siiriehwort  an:  wenns  der  gais*  zu  wol  tat,  so  scharrt 
sie.  Auch  au^iier  den  von  Paul  erwanton  stcUeu  wird  noch  einzelnes  im  teile  der 
Il«)0litildenh4^it  t\x  ändern  sein:  38 ^  2S  z.  b.  ist  gewiss  schundet  ftir  zümlet  zu  lesen. 
Der  zweite  anbang  verteidigt  GrimmB  meinung,  da&s  die  32  strophen  der  Tlci- 
^|(•lb^rJ.'^r  bandschrift  A  eine  art  ccnto  aus  Freidank  seien,  gegen  PfeüTer,  der  annahm, 
d  nk  aus  diesen   atrophen   entlehnt   habe.     Paul  gibt  s*50  — *34  zahlreiche 

ii  11  den  von  PfeüTer  gesammelten  parallelen  zwischen  den  fitrophon  und  der 

lujit  Die  grosse  xahl  dieser  parallelen  lasst  eine  directe  benutieung  des 
.  ,Mi  r4  s,^r..<.üt4ja  in  d^in  andern  nicht  bezweifeln,  während  aonüt,  wo  ein  Froidanki- 
«^hcr  «pruch  mit  den  Worten  eine»  gleichzeitigen  oder  älteren  dichtörs  ubereinstimt, 
iV  ■  '    li  bleibt,  dass  beide  aus  der  gemeiußamen  iiuelle  de»  volksmässi- 

ff  >i»ftcn.    Paul  wird  mit  seinen   ausfübrungen  recht  haben*     Eine 

dafis  Pfeifler  zum  teil  gegen  Grimm  roebt  zu  geben  sei ,   äkllt 
eilen  Studien  1»  :M  fg*  auf.  und   sagt  von  der  letzten  strophe, 
[  iet  grwixs  tlie  (tucUo  Frcidank^  gewesen.    Was  von  der  dritten  straBse  Fr.  G(>, 
12  gc«agt  wird|  ist  freilich  nngenfigend;  auch  die  in  der  vierten  Ordnung  folgen» 
«Jtm  Allen  38,   17— 2*J  haben  schon   in    ihrer   breite   das  kenateicben  der  unecblheit 
II  stehen,   analog  den  vorhergebenden  und  folgenden  verspuarcn 
iiden  Worten  der  sti-uphe,      Aber  auch   für  die  stj*üpbo  üind  di« 
9i  luatugcbon,  dio  Paul  »,  6ti  hervorgehoben  hat,  ond  für  die  Priorität  Freidanka 


l)  Lachmann  weicht  in  den  bricfcn  vom  jahrß  1827  und  1834,  lUe  Sch(?rcr,  deut- 
lioo  1,  34  anführt,    »ohr  von  ^-irimm*  meinung  ab;    „Frcidauk  bat,    denke  Ich, 
ÜQlte  «clbtft  gcmai^ht.*' 


106  JAHIOUB,  üb.  FJUClDAHX  V.  PAUL  ü.  UOICKS 

schciDt  noch  der  reim  versicicelOt :  ^wt  66,  7  zu  sprechen ,  an  doss<>ii  stelle  die  Strophe 
«ctzt  zorn :  i^rJorn.  Die  unpassenden  werte  äurdi  cp'ozen  zorn  Hiiid  sicher  nur  zuge- 
setzt, um  den  anstössigcii  reim  zu  beseitigen. 

Es  gibt  eine  bearbcitung  der  Bescheidenheit,  die  zu  jedem  Spruch  eine  latei- 
nische Übersetzung  in  gereimten  hexamotern  fügt.  Nach  den  zahlreichen  handschrif- 
ten  zu  urteilen  muss  diese  deutschlatinnische  fassung  sehr  beliebt  gewesen  sein, 
(irimm  hat  in  der  zweiten  ausgäbe  einige  dieser  handscliril'tcn  und  den  alten  druck 
benutzt:  andere,  zu  denen  noch  die  Grazer  handschrift  komt ,  Haupts  zcitschr.  15.  259, 
waren  ihm  nicht  zugänglich.  Lemcke  hat  eine  liaudschrift  dieses  deutschlateinischen 
Freidanks,  die  sich  in  der  .Stettiner  gyninasialbibliothek  befindet,  herausgegeben  und 
durch  ein  dojjpelregister  die  aut'findung  der  s[)rüche  erleichtert.  Das  kurze  Vorwort 
führt  aus,  dass  der  deut«?che  text  der  8tettiner  handschrift  nicht  ohne  wert  sei,  und 
beruft  sich  dafür  auf  97,  27.  Hier  liat  die  Stettiuer  handschrift  allein  das  richtige 
uhujitrHCy  das  (irimm  in  der  2.  ausgäbe  aus  dem  mittelhochdeutschen  bruchstück  bei 
Mono  i,  817  aufgenommen  hatte,  da  in  den  handschriften  der  Bescheidenheit  der 
vers  verderbt  ist.  Dieser  nachweis  ist  nützlicli;  auch  im  lateinischen  hat  hier  die 
Stettincr  handschrift  das  richtige  }mriiaiis,  wahrend  zwei  von  (irimm  angeführte 
handschriften  nohUiiutis  lesen,  was  Grimm  zu  dem  metrisch  unnjöglichen  mobiUtattx 
verändern  wollte. 

Lemcke  hat  keine  andere  lateinische  handschrift  vollständig  vergleichen  kön- 
nen ;  ob  die  Stettiner  wrklich  den  übrigen  so  sehr  vorzuziehen  ist ,  wie  er  s.  V  sagt, 
ist  uns  zweifelliaft.  Ich  habe  auch  keine  der  anderen  handschriften  verglichen,  aber 
nach  den  proben ,  die  v.  d.  Hagen  im  grundriss  s.  374  aus  der  Görlitzer  handschrift 
mitteilt,  ist  wenigstens  2Ö8»  9  (Preid.  86,  12  fg.)  minus  in  nmnm  zu  bessern  und 
mit  veränderter  interpunction  zu  schreiben: 

est  impossibüe  quod  munus  tmic  tribnatur 
lurtfc ,  cum  dantis  cor  jxr  donata  graiiafur. 
Im  lateinischen  text  sind  vom  herausgeber  fehler  verbessert,  der  deutsche  ist  unver- 
ändert  abgedruckt;    selbst  augenfällige  versehen   wie  195*'  3  wcib  :  weih,    194*  20 
hesU  statt  besten  ^  2o2"  3  geistUdier  statt  goteUchcr  (Freid.  107,  5)  sind  conserviert. 

DtMi  Müllerschen  text  hat  Lemcke  nicht  vergleichen  können:  Paul  s.  4«)  ztägt 
an  einer  reihe  von  stellen,  dass  die  Stettiner  handschrift  die  vierte  Ordnung  hat. 
Darnach  lässt  sich  auch  die  lücke  21(>*'  1:»  ergänzen:  zu  dem  lateinischen  text,  von 
dem  nur  die  schlussworte  hinumcrns  retinenies  und  ninum  rc!  hoiuyre  carentes  erhal- 
ten sind,  gehörte  Müller  1175  -^--  Grimm  126,  11  vre  linc  nutz  ist  dem  gelich^  doch 
ist  ün  vre  nie  tuen  rieh.  Die  ansieht  des  Jierausgebers  über  das  Verhältnis  des  deut- 
schen textes  zu  den  andern  Freidankhandsehriften  hat  Paul  s.  46  schon  berichtigt : 
die  Stettincr  handschrift  geliört  in  eine  klasse  mit  €f(j\  auch  hi  war  hinzuzufügen. 
Darnach  reduciert  sicli  der  wert  des  deutschen  textes  (loch  sehr:  wir  haben  ausser 
ilem  auch  vom  herausguber  hervorgehobenen  niutjerne  keine  lesart  gefunden,  die  fftr 
«lie  textkritik  von  wert  wäre,  und  man  wird  im  allgemeinen  dem  urteile  Grimms 
üb«T  tlii"  lateinisch  -  deutschen  iiandschriftm  1.  ausg.  XII  beistimmen  müssen.  Der 
geringe  wrrt  derselben  ist  auch  natürlich,  da  die  lateinische  Übersetzung  erst  dem 
M.  jahrhumlert ,  und  kaum  dessen  ersten  Jahrzehnten,  angehören  wird. 

I)ie  Veröffentlichung  der  discri'tit»  ist  dennoch  willkonmien.  das  lateinische  gedieht 
ist  wichtig  für  die  verl)r«'itung  des  Freidank  wie  für  die  gesrhmacksriclitung  des  14.  Jahr- 
hunderts. Hal)en  selbst  Scliiller  und  Goetl»«'  dem  Schicksal  nicht  entgehen  können, 
fcjilweise  hiteinisch  v^Ttiert  zu  werden,  so  ist  es  interessant  zu  vergleichen,  wio  frü- 
her sich  die  lateinische  gelehrsamkeit  der  deutschen  Spruchweisheit  bemächtigte. 


vfOKhrKt  Cn.  adutuui  ik  LtytrnKx.  m?co.  w6rt£eb* 


107 


Aaf  den   letzten  MSttem   i\^t  St^ftÜow  ImndseUrift   »tehen  mehrere  jq^rttch« 

itle  nicht  au»  Frridauk  aliid  nnd  fllr  tüi»  litteratur  der  ^iirich wortin-  wert  hAhm,    Du 

-.   1  ir    .  ,.      -nimlriM  «♦375*ngt,  ilftss  die  doutacb -  lat^iülauheir  bandBchriflen  sämt- 

h  t'  Ton  i'iiian»l«T  abweichen  ,  »o  wiirc  gcradi^  hier  die  vcrglciclmug  der 

Änderen  hoiid^cliriftun  wünachcnswert, 

IIBlU.iK.  OSKAß  jiNicicm. 

Ifittfflniederdcutsclipg  Wörterl^iicli  von  Dr.  Karl  HcJilller  in  Schwerin 
tind  Pr,  Aiiea!>t  LUbUcn  in  Oldonbuiff.  Eratos  Beft  A— arnt-  Brc* 
men,  1872-    Verlag  von  J.  Kübtmiinna  Buchhaadlang*    128  a,    25  siicr- 

Diese  itrste  liefcrun^  eines  inittdnietlerdeutscben  worti'rbnclis  gibt  uns  naBbicht, 
1  sehr  grosa^'u  teil  des  betrciTcndcn  spracbÄtuffesi »  streng 
bcu  zu  küiinen.  Nücb  »iclir  uU  einer  seite  bin  mu*«* 
l>lcbcs  wnk  will  kommen  »ein.  Für  die  wisscuscbaft  der  deütißcht?n  «prarho  ward 
n^i  rermisst.  tieratJo  rjn  mittolniedcrdeutscbes  Wörterbuch  mangelte  nocfi,  nm 
ilfi^^r  und  gramtnAÜsche  erscbeinungcn  durch  alle  zweige  de»  gcimaniscbcn  eprcieb- 
pIi:eii*M  T.n  verfolgun.  Nicht  weniges  wird  man  hier  finden »  was  dtinltclheitcn  in  den 
klingen  diaLct^^n  aufljdlt:  anderes»  was  Rieh  eben  nur  im  nnttolnjiHb?rdeut.sehen  erbal- 
en  bat  i'^  teerte,    welche   von  Seiten   de«   Inhalts  oder  der   furm 

»gilb  u  jetjjt  befriedigender  erneuert  nml  erklärt  werden,    ali» 

daher  der  tau  war.  Anch  die  beorbeitnng  der  niederdcntscben  nmndarten  wird 
ein  wfirterbucb  der  muttersprache  iu  iliren  ergebiiissen  sicherer  werden  und  der 
lüK^nncbaft  grosseren  nutzen  bringen.  För  die  geschichtsforschung ,  welche  aus  inii- 
elnicdmleatscben  ijuellen  /u  schöpfen  hat*  miiss  ein  solches  werk  ebenfalls  von 
Kwsem  werte  sein.  Hinfort  werden  die  pfleger  derselben ,  die  nicht  immtr  j»bilüla- 
i  lind  oder  sein  köunen,  aich  hier  rata  erholen  und  misgriffe  vermeiden.  Unsere 
liam  endlich ,  Niederländer,  Engländer  und  Skandinaven  ,  deren  lexicalische  arbei- 
UOk  biaher  für  da»  niederdeutsche  so  gute  dienste  leisteten ,  erhalten  hier  eine  gegcn- 
^let«t«iig^  die  sie  zn  achätzen  und  zn  verwerten  haben,  da  dieselbe  der  Wissenschaft 
hfts  eigenen  a]»racbzweiges  vielfachen  gewinn  bringen  muss. 

Wird  nun  das  begonnene  werk  dem  entsprechen*  was  man  billig  erwarten 
düjf'f  Ich  glaube,  ja.  An  der  befähigung  dazu,  an  der  mtihwaltung'  und  an  dem 
lebtse  der  herren  Verfasser  ist  vorab  nicht  zu  zweifeln.  Und  was  die  vorliegende 
xobc  betrifft,  so  findet  der  sebreiber  dieses  darin  aus  den  quellen,  so  weit  er  sie 
kb^aohen  kanHj  reich  ^usainmengetiagen,  mit  sehr  wenigen  ausnahmen  richtig  anf- 
ufaAst  and  wol  geordnet,  Vermeidung  unnötiger  breite  und  bequemere  anordnung 
cbtm  iler  arbidt  einen  vorzog  vor  der  Kose;j:artenscbeu.  Die  beschrankung  auf  das 
•f  ohne  doch  für  wichtigere  Wörter  die  vergleichnng  des  mund- 
ScJ  essen»  gewährt  ausj^er  andern  vorteilen  auch  die  möglich  keif  einer 

•ebndlcren  voUendang, 

Jede  erst*?  herausgäbe  eines  wöi-terbuches  gehört  zu  den  mühevollsten  littera- 
fiifdicn  arbeiten,   die   es   gibt*    Um  aber  das  vorliegende  unternehmen  nach  gebühr 
-    daran   erinnert   wi*rdi*u,    da^s    hier    groseenteiJs   ans   texten    zn 

m  seltenen  drucken  und  bandscbriften  ihre  reinere,  wenn  nicht 

ijutrili'  luiben ,    während  jüngere  u abgaben,   mit  einigen  ehrenwerten  ausnah- 
de«  winkürlichcn   so   viel   cuthaJten,    dass   sie   nnr   odt  grosser  vorsieht  zu 

1  I  Witt  Jacob  Grimm  »ich*  nicht  vcrdrle^^^n   liosa,   eines  oiasigcn  woiios  wf»geo, 
disi«'  i,  SU  spitTfu  auch  die  herren  ?er- 


Umt^i 


Uü  müh»;  Jü*^hl 


108  WOBBTX 

beinit-zeii  sind.  Es  K^iiiiprt  in  dicHcr  l)czie1iuii[^  die  auHp^abon  vhh  Stapliorst,  Brana, 
Rohollor,  von  St«?iih»n  und  v.  Schmitz  zu  nonuon.  Andere  grosso  sdiwierij^koiten  licgeo 
in  doni  teile  des  Stoffes,  der  sich  auf  die  so  eigentümlichen  recht« vcrhiil tu isse  dvr 
niederdeutschen  stännnc  bezieht,  wenn  hier  auch  von  ürimni  und  andern  nihmlichst 
vorgearbeitet  ist. 

Bei  einer  so  wcitsehichtigen  und  mit  so  vielen  schwierigkeiteu  vorknü|iften 
arbeit,  wie  die  eines  Wörterbuches  ist,  befremdet  es  nicht,  weun  sich  manche»  daran 
aussetzen  lässt,  anderes  darin  vermisst  wird.  Was  sicli  d<?m  beurteiler  in  dieser 
bi'zieliung  dargeboten  hat,  will  er  nicht  zurückhalten,  und  glaubt,  dass  die  bciiier- 
kungen,  berichtiguugen  und  Zusätze,  die  er  folgen  lässt,  seinem  allgemcinon  urteile 
keinen  eintrag  tun  werden. 

1.    Vemcrkungen  im  iillgcmcineu. 

Was  gehr>it  zu  diMi  »[Hellen  eines  mittelniederdeut«clu?n  Wörterbuchs?  l>och 
wol  alb^  Schriftstücke,  deren  spräche  dem  mitteluicderdeutschen  nähersteht,  als  dem 
altni«*drrdcutschen  und  dtm  heutigen  mundart4?n,  selbst  wenn  jene  ein  sehr  frühe» 
oder  sehr  spätes  datum  haben  sollt«'n:  einerseits  also  die  in  lat^Mnischon  Urkunden 
des  lo.  Jahrhunderts  vorkommenden  niederdeutschen  Wörter,  and«Tseits  aucli  werke, 
wie  Latomus  reimchronik  über  die  Soester  fehdc  und  Hennink  de  Hau. 

Wie  einige  Vornamen  mit  reclit  im  wörterbuche  aufgenommen  sind,  so  sollte 
auch  eine  auswahl  von  ortsnamen  nicht  fehlen,  z.  b.  Audorp,  Antwerjien.  v.  IliW. 
Chr.  (F.)  17. 

Die  reineren  oder,  wenn  man  will,  archaistischen  wortformen,  mögen  sie  auch 
die  seltenen  sein,  s«dlten,  mit  Verweisung  auf  die  häufigeren,  an  ihrer  alphabeti- 
schen stelle  aufgi'fülirt  sein.  Bisweilen  ist  das  geschehen,  andere  male  niclit.  Ks 
fehlen  z.  b.  achterhalt.  Seib.  Qu.  2,  :J55;  addar,  v.  Steinen  :)  St.  151)0;  ((ffidsle. 
tif/iöstc  ist  schlechlo  form,  afhiistc  bezeichnet  den  vom  husten  genonnncncn  klein- 
zelmten.  huste  wird,  wie  heute,  häufen  bedeutet  haben;  husten,  einen  häufen 
machiii;  ixker;  tiksc;  niederrh.  und  westf.  Siid  nebst  VLldccader  (Yi.  d.  Berg.  G.  1,  51) 
und  andern  Zusammensetzungen  und  abhutungen;  ande;  anscdele. 

Bei  Wörtern,  welche  alte  Verhältnisse  bezeichnen,  sollte  immer  wenigstens  das 
zun»  Verständnisse  nötige  gesagt  werden.  AltarhOric/i  z.  b.  bedurfte  einer  orklä- 
vnng,  oder  es  muste  auf  das  synon.  wusthtsich  verwiesen  werden.  Altarhorujv  lüde 
Avaren  frei**,  niemals  eigenhörige  leute,  welche  sich  erblich  in  den  schütz  eines  hei- 
ligen gestellt  hatten  und  dem  altare  desselben  an  bestimtem  jahrcsfcige  eine  wachs- 
s|iende  (od«n'  wni)  darbrachten.  Von  den  verstorbenen  ward  überdies  der  sterbefall 
{mortwiritim),  vonfrauen,  wenn  sie  heirateten.  ih)T  bcddemunt  gi'gebcn.  Wiewol  oft 
weit  zerstreut,  bildeten  sie  eine  altargilde,  ohne  doch  besondern  gerichtstand  zu 
Iia!)«*n.  Zu  eint-r  waehsgülte  {misifulde),  die  oft  an  häusern  und  grundstücken  liaf- 
tcte,  konte  auch  jemand  verpflichtet  sein,  der  nicht  zu  den  wachszinsigen  g«'hörte. 

BfZi'i^'linung  der  langen  vocale  ist  nicht  überall  dnrcligefühi-t.  Den  an  der 
.spitze  eines  ji-d«-!!  artikels  stehenden  Wörtern  sollte  sie  wenigstens  nicht  fehlen.  Wo 
freilif'li  die  vi-rgh'irhung  dir  andern  dialccte,  die  sclireibung  in  handsdiriften  oder 
Urkunden  und  <lie  heutigen  mumlarten  zur  bestimmung  der  Quantität  nicht  ausrei- 
clien,  muss  der  vocal  unbezeichnet  bleiben.  Bei  berücksiehtigung  d<'r  heutigen  mund- 
art«'n  ist  vorsieht  nitlig;  manch  ungehöriger  circumflex  ist  auf  aucti)ritiit  einer  «'inzel- 
nen  nnindart,  die  d«Mn  lieraiisgeber  geläulig  war,  in  neuere  ausgaben  gekonnnen. 
1>ie  i)eb'gste]1«'n  mögi-n  immerhin  ohne  längenbezeichnung  und  in  der  Schreibung 
ihrer  «lUt'Men  widergigeben  werden;  dann  aber  sind  auch  die  circumflexc  neuer  hcr- 
ausgebcr  Wegzulassen. 


ftCattXKK  ü,  LflUtlftK»  um.  WuRtSRH. 


109 


Der  ssopf  onnittigcr  tnajtijtkrln  win)  hoffctitlirli  hU  m  einer  iweitüti  anfigiibi} 
Bt«i»4  Wirrte rliucti^  aiiM  der  tnaiU'  gi.4vmiü)eii  sein. 

Kiekt   tuAii^n  hut  (l*rr   Uixikugrüph   lü*?   auswuiil    unter  ia«lir6reu   belcgwtiillejj. 
Vuntl*  *enlii»nl  uatürlu'li  dk»  den  vor^uir»    welcko  am  be«Um  dJc  bed«*atuiJir  dir«  wor- 
[f  '  f  :  dann  aber  hoHU'Ii  in  <      '  iil  »oU'lw 

rfjrhrn  ,  «nlrr  «prniiWortiT*   sjuivliwiirtliibe  ri^densarten  und  scnUriiJtm  L'uiiiiüt'ini, 
rgUnt'hi'n  tinch   :uis>;rrluLlb  dtr   sannii^l  Wirkt!    in    fhiuiiiktn  .    ncliLsbricluTii   usw. 

%    lteHclittiruiiirt*u,  erlüateruiiifeii  uiiil  ztisUtze  zu  Auf^4*nilirtcii  wiirterii* 

ft,  0»  nrh,     a  nr.^n  n  najn.    ^tindiin  v.  d.  Krone*  a  *#. 

abwinke.    njtteck€,    der  ml  uch  wail  in  die  ttpkcken  »chrieueH  (ein  recept  »ftlim- 

b«fn|.     Stineliiu  a  11 
wheU   bubi^rli.   ürchdni  vgl.  Teuth.    dk  kowien  sich  cleifn  (fein)  iW  a&«f  itmdtcfu 


rüM  aenlHiirich  vml  nuhrfdlich  u^orden  ttynt.    Selb*  ITrk.  1)75. 
acliterlAti'ti,  achirrUm,  der  woidtn  daj  mtn  Soejst  nidd  acht^lan.    Soest.  Ftjlidc6(K^. 
lo  aebter  tdii,  ituriit-k  bloibeu,   sprichw.    we  »yck  ynn  dtr  x^ede  ventömeih,   dt  ml 

in  der  tmtheit  (beute)  the  addeicn  njti.    van  der  Wrai'ke.    Z,  d.  Berg,  G.  1.  M7. 
»ekterti  Ui  Tjub  v.  .S.  c,  20  bodo^tct  nicht  (mit  KotM?|f,)  «»«ich  xurUckziehn/'  »ou- 

d<frn  {wie  te  achti^rcu  ffln)  zurückbleiben. 
,  »Iftellticb*    ableitunj^  Von  ac/it  (art)   nicht  wuhrBcheinlich.     Das  bäufigG  haftich  und 

Min  nbcrping  dnrdi  ttfiich  zu  uchiidh  wetzet  mifhaft;  vgl,  anyesihafftich.    Ilusp. 

27  im  l'rinit.    arnjcsdufikh  und  nngfstndUidi.  8,  89  d.  Wi. ;   HtandJuifUdi.    Wig, 

ArcJi.  2,   348.     Hkuttnchtich.    ib.  350;    Immhnffttck    (biiUanlicli).     1  8ani,  16,   12; 

/loiwArt/fhWi   (»clinjij'ig)   1  Satn.  17,  5;    tiakaftich,   tinaßtch,  hri^«/lfic/* ,   uimaftkh 

\m  Lud.  V»  ^^  Au<'li  ilio  honti^'i^n  •tidUüj  =-  *lich  oder  -artig,  z,  h.  miith^htig,  süräch- 

ti^,  mi^nefttcfUiß  ^  icintirddi'tiff ,  jüdtndchtiff  ^  m^mdUtg^  können  aus  luißig  eut- 

5tjindtfn  »ein. 
»ekerenviilK    hieb*'?  nto-,  eicbel,  pL  alweti.    l^c,  Arcb.  3,  264. 
fldel«    !i»d:&.  ^irfuf.     Hieber  «Je/,    sUillew»   falls  ein   dntfi  «der  tiieJit  woggctalieu  ist. 

WuhrncheiiiUcb   aber   ist  l'H   i'in  zu  e//Mzn   {terulere^    ire}  gehöriges  cinfaehes  wort. 

wtmne  der  herchntann  et^nemt  n€itenn  »tacleti  (st^oUen)  tmder  mUU  drayttenn  vmcHi. 

l.ri*e,  Arob  7,  llü 
«ilerkiiuvieii.  ^htrhmwen.    Nacbii^i»  un  (und),  in^  mi  ist  vorgesehlageneK  >»  begreif- 

lieh,    nicht  aber  in   andern   fällen.     Es  kann  vollständigere  formen  mit  antauten- 

fion  ti  gegeben  Imbon.    Südwcstf.  nirücktn,   hcse,  niedtrückrti  (widerkaucn) ,   ndj», 

mdmcll  u  ein  altes  nida  atatt  kla  [idarukjan)  enthalten;  eben  ao  wird  im 

w^^.  r),  n.  euter,  eine  volbtündigere  fonn  urlialteu  aein, 

M  van  den  lifp  sich  umbringen,    Z.  d.  lierg.  G.  4.  59. 
^^    liZi  ii'd  enthiih  nfer  für  oi'eft  vorlautes  weseu,   neigung  das  grosse  wort  zu  lüli- 

fottj  vgL  miertmndigk  ^  nw^niloqttuff.    KiL 
dflefcr.    aflatfcr.    v.  Hov.  Chr.  (F.)  0. 
»Ik  »rrt'miivn»     Woi  sick  des  (gevnssens^vfangcs)  mdersititt  de  wert  mit  dem  koppe 

nnUipcn  iyndf  tfik  ftitiueit  afffimfitn,    Husp.  23  na  Trinit. 

''    M    *i.  «tlb'b  wird  uns  boiT  profcaaoT  Cr<Mreltu«  bahl  niil  einer  neuen  au^gaUe  die- 
ftr  t  dirbrung  arfrcuon 


110  WOKBTB 

ufiiomen,  abnelimen,    abschneiden.    MötJien  doch  thatcilen  de  arsten  einen  kndhen 

edder  arm  afuemen ,  rj)  dut  de  licham  gercddei  werde.    Husp.  IG  na  Tr, 

arscMteii,  vimi  pienle  sdiiessen  (transit.).    F.  Dortin.  Urk.  2,  247. 

afsponeu.  afüimiea.  Wart  rpgeuot  vndc  afftjcsjtenet  (entwöhnt).  DorowDenkm.  1,  54. 
Heute  Südwest!',  s^päneny  nicht  aßpäncn. 

afsterven  ohnedativ,  absterben,  aussterben,  IJe  armen  affsterticn  tolaten,  F.  Dortm. 
Urk.  1 ,  345. 

afslAveii.  Siüwc  haikc,  gcsiiiwede  baiJce,  in  einer  berg.  urk.  v.  1639  Hteuffheutihe^ 
ist  gestutzte  buche ,  was  die  ableitung  von  atüf  bestätigt. 

afHtroifeii.  Ilessere  form  aßtröpen.  Ströjfft  cm  dut  löff  äff.  Dan.  4,  11.  Noch 
heute  südweHtf.  afslröpen  =  abstreifen. 

afswik  ist  wol  =^  afUvickj  abkniff,  abbruch.  ä  fiir  z  wie  im  südwestf.  swickcl  (zwlckcI), 
suickmücle  (zicickmole.  Husp.  23  na  Trinit.).  /fc  :  ick  =  strafen  :  straffen;  pile  : 
inlle;  kile  :  kille  (ags.  etile)]  buk  :  huck  (Husp.  S.  Joh.). 

aflredeii  auch  mit  genit.  sholen  se  regten  nigt  trüden  ave.  Laicndoctr.  (Seh.)  143; 
?7)  dat  se  yo  nicht  tegen  da  dachcedelen  docn  irolden  vnd  der  afftreden,  als  de 
CüUchen  gedaen  haddcn.    Seib.  Qu.  2,  33S. 

also  9  alse,  als  nach  comparat.  und  anders.  Dat  cne  grotcr  also  dat  ander.  Wig. 
Archiv  P,  127 :  ere  jtarnhers  vnfriuitlilccr  ja  erger  alse  ere  knechte  Iwlden.  Husp. 
21)  na  Tr. ;  dath  de  doth  Jcgen  dem  heren  (.-hristo  nicht  amiers  is  alse  ein  schlaep. 
Ib.  24  na  Tr.;  anders  als  sick  van  rechte  gehoerd.    Wig.  Arch.  2,  355. 

alNOmßr,  verstärktes  somere,  zicnüich,  fast.  Somere  alle.  Lud.  v.  S.  e.  15.  Kose- 
garten hat  zu  Lud.  v.  S.  c.  9  von  ,,alzomer  alzo  iciiste''  unberechtigt  das  alzo  weg- 
gelassen. Es  heisst:  fast  wie  wüste,  alsömer  ist  elliptisch  und  =  mehr  so  als 
nicht.  In  ähnlicher  weise  sind  die  ital.  anzi  und  pinttosto  (ziemlich,  fast)  ans 
anzi  die  »u>,  pluttusio  che  no  hervorgegangen.  E})enso  hat  engl.  ratJier  Aie  bedcn- 
tung  „ziemlich"  erhalten.  Der  Stellung  so  vure  für  mere  so  ist  ähnlich  die  des  mnd. 
tpanner,  südwestf.  wann  fr,  fanner  (früher,  neulich)  für  alts.  ei'  huanne. 

alsuK.  Hieher  umme  alsns,  ganz  vergeblich.  Sündenf.  3400.  Zu  vergleichen  ist 
dem  umme  siis  das  alse  dat  (Jes.  .51,  G),  von  Bghg.  richtig  durch  knipken  erklärt. 
Ähnliches  im  Span,  como  cso  und  fr.  Tartuffe  1,  6. 

alt4J  gehört  zu  den  adv.  und  adverb.  ausdrücken,  welche  zurückschiebung  des  unbe- 
stimteu  artikels  nicht  gerade  verlangen,  wie  engl,  as,  hotv,  so,  toOy  aber  gestat- 
ten. Kosegarten  hätte  sonach  seine  vorläge  „alto  enc  scfionc  stat*'  (Lud.  v.  S. 
c.  G)  nicht  ändern  sollen. 

amte.  amigge.  Osnabr.  Urk.;  vgl.  hiCy  bigge ;  ahd.  klia,  südwestf.  kligge;  sdiwcr- 
merige.    Husp.  Phil.  u.  .Tae. 

anbesten bodfutft  zunächst  nicht  „anpassen,"  sondern  „annähen";  vgl.  besten  (Teutli.), 
mit  l)ast  befestigen,  mit  bastfasern  nähen,  nähen  überhaupt. 

ander,  das  „  scheinbar  überflüssige ,"  hat  den  sinn  eines  ausserdem ,  sonst,  auch 
(Diez:  altres)).  Weitere  beispiele:  10000  boeslnde  (hot>t9lc\itc}  atie  andere  pajten, 
monneckc  und  nunnen.  v.  Höv.  Chr.  (F.)  48;  langen  ryl  junferen  vnd  vroiccn, 
sc  teeren  swniger  offte  doch  kranck  an  vrowelyker  tucht,  se  selten  se  geuend:lik  in 
stocke  vnd  blocke  als  andere  mansjxrsnnen.  Seib.  Qu.  2,  292;  dat  Christus  — 
an  den  Jordan  tho  Johanne  gekamen  sy,  dat  he  sick  dopen  lathe  alse  andere 
Sünders.    Husp.  2  pred.  v.  d.  dope  Chr.  vgl.  Diez  Gr.  d.  R.  Spr.s  III,  81. 

anders,  anderster.  Lac.  Arch.  G,  45J).  Kben  so  ist  durch  comparatives  der  (vgl. 
diirder,  teurer)  das  heutige  widderster  (weiter)  aus  Widders  gebildet. 

anderweeh.  Adjectivisch  in:  okJiebben  de  brodere  en  anderwegen  tverder.  Lud.  v.  S.  c.  8. 


lCbbb»,  iiSD,  wÖjiTKn«- 


111 


tti^n  rtPÜit  fftr  «MwIrrjMwJfM,  undftre  mHm,  vcrfttnli?riL    Kh  verhSU  »ich  zu  ftik 

iVr»,  Keimten  (Srib,  Tri.  üin.  J>21),  wie?  amhten  zu  xiJt  vnrtintittcn  (zieh 

.,       (/«/  /a^  <fy«   iri(/'  fitfmf.     F.  Dürtm«  Utk.  2,  202).     ."^lit  tvorrtmfrrsrdd/r« 

(aaidi  Ä,  ivmwi/^<rÄfdnO  nitliäU  ein  bei  der  laiitTriri«ciij<?bung  zurfl<!k^cbliebenej?  xai- 

jan^  ^rtt^n.    Vom  8ub»t.  ^i'ife'  t*cheint  da<^eg<?n   »arttfi  in  porrtndfrsaeteft  (v<»rÄn- 

^om)  9hgf*h\U»t.     VrntfitHhU  rndr  voravd^rHactet.     Wig,  Ari'b.  2»  IJ^O. 

ftHiräii«  Ang^hn ,  entbrennen,  wie  nm^b  licotc,  So  de  (onit  Gitdes  cinimd  anjfheitf 
*o  J*  /»<•  ;>i  wicker  if\hul**  nk'hi  iccdder  tho  Ui»cJifn,    Hnsp.  25  na  Tr 

aiii^pL  tlr-fungti.  H<?nnmk  *L  H.  18*.  Zur  Jibleitnug  des  Ictaitcren  von  am^fi^  ^ 
A4i^4/A<'  »tu  bemerkt .  d^ss  es  im  »ridwostf.  «nu  an/K'»  ^»ö  «'''<*  Ifibt,  dem  ein  gloich- 
li^eQtiiees  hnntiKH  (*/:  hnnffc  un  fftrlamfe!  nä  Wm?  ttsw.)  eiitöpricht, 

jii        '  I  ito  ich   recht,   olmo   dt^n  text   vor  mir  jsu  biiben»   so  bedeatet.es 

<.  dn&turz/*  sondern  (schlimme)  ju'Äbed^»«  binnnclsp  d.  l  aiiBt^ckuiig»- 
^t**^\    d*?r  sich  dur«'h  die  hift  verbreitet 

Anholdon*  Zn  H  war  nus  dem  tan/^llcde^  Soest.  Dan«  107»  dos  m€hrmnl>,  vorknitu 
niisnd«^  „tili  hohli  an**  bi^iinbrioircn* 

liiker  UX  %ucb  neutruni*  JMi  anker  honta'n  (kappen),  v.  Hov,  Chr.  (F.»  i,  uf  tmhfy 
Mrttfn  rvor  an  kor  ^ohn),     n>bi.  48. 

slk  Aunemcn  c  gmiiU  l.  beherzigen,  durHmmc  fichole  im/  rnti  desse»  ftPetnjieh  an- 
nrm/t«.  Flnap.  2.  sich  etwas  2U  hcrztm  nehm<*n.  Sick  des  dod^s  ao  scrc  annemetK 
llttAjK  Mar,  Bi'in,     Blan  vgl.  das  htnitige:  du  maitsH  dut  niU  ho  anttentt», 

«udiuieii.  L^t  iltji  ran  der  LijiijH*  aumnuen^  off  se  dytUal  yeucn  un/lden,  8«*jb. 
QiL  2  t  312.  Atmtitf^n  ab  i*U\  praos*  för  an«fHr*ffw^  H'Sfrf/i  rfe«  ra«  Soest  un~ 
mtntn,  S^ib.  Qn.  2.  278.  Aus  attminend  entstand  das  heutige  an»imy»  iu  ii»*«»i- 
nfM  ain;  vgl.  ditr  cntateUtcn  ptc.  ^/tft>C5»  schriwcSt  Miens^  veii-tradUenK 

Sttulill,  nrr  anlcgnng  rin^'s  Avchrs  pfähle  durch  den  fln&s  schlagen.  HiMtcn  ndh- 
com^nt  macht  ayn  tho  Flaue ^  fho  damcnc  iiul  die  Emschere  fko  stn  doene,  h\  Portm, 
Ufk.  2,  102.  Dem  an^ilän  mUpriclit  ebenda  dißislach,  was  ich  (iammuchlacht  Vfit^ 
drhr,  dem  damen  —  dtnnmitufe  (dämmung)»  dem  fdu  doen  —  Ht^yinge  (stanung). 

»Ilk  mtstelleu.  1.  Sich  betragen,  nich  zeigen,  Dui<8e  stalten  »ych  nutnlych  i^nd 
eHffck  an.  Selb.  Q«.  2,2^3.  2.  Sich  Ät<?üen.  geberden.  Ick  ^tdle  my  hillich- 
liken  un,  Soc^t.  Dan,  21 ;  ja  ah  tpy  fins  noch  amteUet  t>  der  ffccke  M»Cf\  tcan  wen 
ufflht^fl/'t.  n>,  ♦>(>,  Noch  heute  xik  an  stellen  =^  sich  geb  erden 
nlltorde  mit  aufigcln^äenem  in  -^  in  giegenwart.  Antiatrde  giider  lude^  M,  BcitTr 
I,  ÖS.  Dagegen!  in  antworde.  Ib.  IV,  470. 
^ili^f  fig.  narr.  Vanpawidtn,  monike  und  papen^  nunmn^  hegynen  und  ander  apcn* 
HtitaL  D,  8.*^;  holdet  unji  ktfen  f^or  upen.  iL  41;  siipest  dy  üiä  ala  eyn  aj)€.  ib.  87. 
Zii'  ^L  tvinder  nucht k'"  >'nrgersmetltnredUficftonef>op(^- 

jf/  «ptp  mit*,  weile«   1  i>  mit  langem  a  gesprochen  wurde, 

a|»pi^K     /Steht  en  njjitcl  Imtcn.     Speg.  d.  L,  (Hülsr.h.  progr.)  13.     Vgl.  ähnliche  siu- 
liche  r»egativ»n«vorstÄrkungen:  nitt  ne  bmtf  nitt  en  ktutp^  nitt  ne  butitUe ,  niti  en 
tatiengtfrt,  nitt  en  hmmtnd^,  nitt  »wf  knifte,  nüi  en  gedanken^  nittenhiit  n.  a. 
MlUsst^  onubrnstmachcr*    v.  HOv.  Urk.  {¥.)  41. 
S.    Fehlende  TrJJrter, 

i,  f.  dtir  buchßtabc  o,  dey  a.  F.  Dortm.  Urk.  2,  219;  ick  hyn  de  a  vnde  de  o, 
\\>ty\  21,  ♦i.     Ebeöfio  sind  alle  andern  buchstaben  fcminina. 

AbcDlkh  fllr  iUxndi4J^,  abgingig.  Lac  Arch.  3,  269;  abennidt,  ib.  2(10;  abertich 
Aü^'  Untieh  h.)  ib.  209.    Zq  även  [deficere)  und  gebildet  aus  dura  ptc»  pra«8» 

wi  ick^  yhyemiichf  heute  glaieidig. 


uiU7ri>i£»,  ütticit  MCLUSITflorf .  0B 


godtimt  g^ucht  b&bc»  wctm  man  mit  dctn  imkUrüH  refeimte  StnVona  Pa 
init.  vergl'^i«-*»!. 

folgctiil*  „Di«j  er.i  '  r^T;?^  geaif bdUt. 

folgt  5.  307  f^^,  der   wichtig   Abschuitt    üt>ür    die   wi>^  ti<   bcdcvt 

P)HJ^eiMt,   die   hier   riclitigcr  tinU    vullstündlgcr   naclig«;   .  ,   ,,    uird,   «Li 
g«0cbi*heii  iBt*    Zur  erganzong  d*>8  )iau]itab9«;hntttc8,  d.^  mit  1.230  l»«giMi»| 
der  Verfasser  Ton  *.  313  —  3^  die   -  u^'upbiV  ««Jt  Pjtlu«« 

Ptotcmiki^s  dar.    Hier  crkÜrt   er  dcll  u   teil  ditfscs  Abacfaiiltliea ; 

älicrholt  darch  die  schrift  H>  Bc^r^ers  „Uiti  ^tio^r^yläiachnü  fraguiüote  dos  Ui|i 
{18G9). 

Nacli  diesen  an  «ich  höchst  iutcresfajiten  ^  alf«.*T  in  dncr  dcutaciiieii 
iondo  (tto  aaNfUhrlicb  cind  irründUrh)  jrchwfTrHcb  gcüuobtcn  aQuarbdtnii^  wanAi 
der  scThsn^t  wider  mehr  seiii»T  eigen t liehen  anf^fth«  tu*  indem  er  von  »,S^^ 
rciüc  des  Pyfheaä  eiDgehend  be*|jni*ht-     Das  » r  i»d 

an  d*'ü  küstfü  des  atliinti'if'h'^tt  iv^"nf!?  in  dff  da 

uiwl  fi  ut  iu  ihrem  re^ 

darüber  habe  zuerst  ?^ ::.  _     „     i...  :.  _  _,      .  

8cIettkotf,   wie  Rage  will.    Daim   fol|^en  die  einzelaea  fragnii^Dtis  diir 

bnug:   Ibericn,  BretaiBriie,   Uritanniin»   Tbalc    In  betrt^fT  do4  l<^£t4!Afn  wird! 

gewiesen,    ditss  es  nnmi*glich  Lsbuni  nnd  ancb  nicht  Norwegen  sein  krinn»;,    ii<| 

daas  man   SkcUand  dafür  halten   dürfe   (s.  4^8).     N^'O  ist  dics4^   resmlUt   nid 

natnenlUcb  Pei^chel  ((lesch.  d,  crdJtundc»  ä.  2)  auf  grund  von  Ta«-.  Agric.  10 

dieselbe  aii»icht  auij^<i»richt      Die  drai  bezeichuttögen    de«   i  iU(MJr«a| 

tut«,  kromBche  und  gcronneiic *•  werden  nicht  alle  drei  von  l';, — .  ^i rühren. 

ruiht  idch  die  &agc  über  die  nachweitiUebe  läge  der  beru&teiiikutite  deai  P)the 

nun  aber  darüber  211  einem  endurteile  tn  gelangen,        ' 

«,425  —  476  veranlasst,  die  berichte  de»  Tima*>^  nber  'i 

»ich  bei  Diodoroa  und  in  den  Mirabücs  n  ^,  ii     ^   ^  iiu»i.*ij, 

Ztt  unter»ocben.     Zuerst  weißt  er  dir»  ijurlj  1  r;ctrr-i]   vunn   nach,    uiui 

scheidet  vom  letalen  teile  dentelbeu  «tnen  altern  Ml,  ludern  er  nieh  daliei  lulll 

an  Roses  resultate  anschliesst.    Doch  glaubt  er  einiges,   was  Rose  dem  Tonio 

legt,   vielmehr  dem  Lykus  von  Khegion  vindicieren  zu  n\T\Men,    Bei  Dbdoro 

gilt  *^»  iu  b<i     ~     *  au«  TimäoÄ  »|irriell  iiü' 

tii*]\w  ans  Vy  m.,  und  Habci  wiTden  ni 

d<'nt«ehe  altertumsknnde  beziigiichen  fragen  rrnrtcrt,  5(  ut  i 

dm  (was  Timäos   über  öicilicn,    die  aolijjchtn  insctitt  ,  ,-  -   --  iite). 

indeiu  dann  dio  berichte  des  Tlmios  Aber  Brttanmen  und  ttrtti  zimüiandei  uad& ) 
ond  gegen  identifieierung  des  Po  mit  dem  Eridanos  betfproehen  werden,  gelan 
ycrfaaaer  tn  K*^ltieft»  ImtjplzjHle,  nümlieli  zu  dem  naehweUe,  xIbaa  Pvthiias  zu 
üb'  ^^,  aber  nicht  bU  In  dit- • 

»tri  Uee  zu  vnchoo;  auil  äi  i 

vorUcgf-nden  beri»'htc  de*  Pvthcsaji  tib*?r  lüeaelbe  den  icJ  i^niorH  ^t 

riehtigeren  7  itroiH*  gefunden.  Den  »ehiu«s  (u.  4**6  fg.)  i...  .  *uc  reconftmctld 
Itinnnuium  dea  Pjtb<*flB  in  feinen  weaüuli lehnten  punktmi.  Kadllch  ful^onl 
einige  «eilen   nacbtriigu  nnd    b*  r        *  be   den   beweis   Uefenii 

verfsawr  dh  ri*f*itl!?*tf«  der  neU'  *«  weit  :iie  ibi»<  bfkwü 

Bä  z^jgvn   und     -  »o  wdt   ah  tunücb 


Dil 


äicrt«    btzirlit   ftlcb    au'   dm  ri'iniik'nf  ' 


jitnCKK,   (Ml*  FRETDAKK   V,  FAITL  U.    LBMCK« 


103 


AfliftiQ^  *ji,  H8^9U3}.    Doeh  i»t  hier  zu  beiiKTken.  Jass  auf  dieser  kartrt  dlß  !»ri- 
rmu  et  AJbioumu  msulzie)   iiidit  sUs  Ingiilae  0*  t- 

n  fcollon^  da  diL^  On\  lunrit,  v.  110— IM  cüi<*  sti 
'nmj^  nach  dcß  vt*rfa»»ors  cipftvcni  zujjrt^KtäMdiiiii  uicbt  zul^ast  (a.  92  und  471;^   w«jiiu 
«r  AQch  diifsc  «ehviritTigkeit  hiuwogzudoottii  vorsnt^hf . 

Ans  vorKtL*hi.'ndcr  Inhal tsöborsicht   ist  zu  crkcniuni,   welche  ^lle  vcm  gL*lclür- 
keit  in  \    ■  ]  «m  Umde  steh  vt!rw<*rfft  Hiukt,  and   ducli  kann  der  lest^r  da« 

l!il   d**r  [n\;  nicht  n^cbt  gcwiinifni.    Dio  könsthTisdio    ju'li«  dorungr  eiiwa 

ü  wird  7,u  üft  initt'rbrocheii.     Man  siebt   zu  anhr*    dass  der  vtTlas- 
grosseren  abschnittt^  tniabhau^ii?  vou  olnandor  bearboitet ,  und  «hum 
mch  hvmUhi  bat,  aiuä  diesen  nicht  Immer  in   oinandor  greifondcn  teilen  dttrdi  tibor- 
li?i  ÄuafhUungt'u   und    ttusfoilungon   ein   organisches   gtinxo  Uerza«t<^lk'n.     I>a« 
%»%  fUr  IcscT  T'jn  bedeutender  pbilologiHfihcf  und  biütarischtT  vtirhildun^  bostiiut, 
lon  und  lateinischen  ku»8tattsdrß«»ktu  keinen  an»t«i8«  nclunen.    Gelo- 
r  verfashcr  t*ich  nidit  gnuz  s<i  vertraueusvoll  an  Movere  auschliessc^n 
wie  er  ci>  tut:    mancbe   bimditi^j^augen  waren   ihm  ^"K'gtüfib«  r  beute   tunlicb. 
der  Verfasser  im  anschludse  an  Mavers  die   Unterwerfung,'  Pbönikiena  durob 
ijrer  iintrr  Scnnacherib  697  vor  Chriato ,  während  die  keilLnschriften  das  vierte 
^sjjihr  dieses  königs  ^  also  701  —  ergeben.    Sorg^losigkeiteu  im  ansdruek« 
mir  »ehr  vereinzelt  vor,  x,  b.  8.  2Jil   (z.  8  fg,)   wäre  richtiger  zu  sehreiben: 
OS  «ach  Stnibo  «.  293  scheint,    van  den  Ktmbern**:    ^on^t   w1b"de  es  so 
^'n,   ftlf  habe  E]>horo»   seine  an}::abü  ttus  Strabou  antlehnt.     Auch  druck- 
iud  meist  be»eitigt.     Sachlich  hat  das  buch  so  bedeotenden  werth,  ilasa  nmii 
».«..ügcl  der  form  dagegen  zurücktreten  lajssen  innss,    und  allen   facbgenoi^sen  ei 
nu  irniitfehlcn  darf.    Referent   siebt  den  weiteren  banden  mit  aufrichtigom  Ihi^t* 
»  entgegen. 

ibcr  die  nrsprQngliche  anordnang  tou  Freidanks  bescbeidenhelt 
Inanguraldidsertation  (Leipzig)   von   Hermann    PanL     Leipzig»  1870. 
[66».    8. 

^Fridiingi  diaerecio.  Fretdanka  besoheldenheit  lateiniaob  und 
tleatttch  aus  der  Stettiner  bandsehrift  veröffentlicht  von  ITugit 
Leneke,    BU^ttin  (programm)  1868.     VII  und  58  s.    8. 

Die  abhängt  lang  von  Paol  führt  im  einzelnen  diudnrcb,  was  Zamcke  und  nach 
ikr?!  r*fy*;t»  r  Whauptet  liatto,  dass  nicht  diejenige  anordnung  der  Bescheidenheit  die 
«r  «ei,  die  Grimm  zu  grnnde  gelegt  hatte,  sondern  die  sogenante  vierte 

iihiiiin^',  *u*?  sieb  in  den  meisten  handsehriften  und  anch  in  MiiHers  drucke  findet. 
W  «»riMim  hni  «icli  zwar  von  dieser  meinung  nicht  überxoagen  laJisen,  sondern  in 
dt  idtti   Ordnung  beibelmlten;    »anst  scheint  es  etwas  zu  viel 

r  seit«  1  meint,  dass  Zarnckes  bemerkungen  „wenig  heach- 
t linden'*  hätten,    NätxUch  und  dankenswert  ist  die  arbeit  Pauls,  da  nie  an 
u.H  .4ti/.chien  teilen  des  getlicbtes  mit  flciHS  and  umsieht  die  gründe  nachweist,   die 
flr  dlt*  vierte  Ordnung  sprechen ,  so  dass  eine  Verteidigung  der  Grimmschen  Ordnung 
«''  ^5ch  scheint. 

I  in  xwei  teile;    xuerst  wi«nlen  die  sebon  von  PfeiJTer 

der  ersten  ardnung  s,  b  — 18  nachgewiesen,  darauf  folgen  s,  18—14 

iie  vierte.     Wir  beBebrünken  unsere  bemerkungen  aof  diesen  zweiten 

in  dem  stmächgt  ausgeführt  wird,   dass  asu  den  ubervinstimmiingeu  der  L  und 


lOJ 


AXItKtt 


[4.  f^tdmmg,  ftic  Qrtiniii  2.  iitiN(^iilio  «   XVi  xutMunin4^ti|$t*»litll1  tint 
xii'iiilinh«'  ainriuij,^ca'lii'  |*nji»pon  von  »lurftol       *        it»,   lUf  li 
in  Jicirltii  onlniinj^jtüi  in  >^(»'»chcr  woine  vct  Ir   ttiir  du 

«on  sprüfbc  neht  vor»cliieUcn  i*»t'*    Germu  « lurtcU 
Itoin  und  Aclccr»,   fttif  die  wir  nwten   uocti  ciiunal  / 
üi  d<*ni  ahHcbnitt  ubor  Rom  orklnron  sich  uacb  dor  rlcrt<*n  ardnan^x,  wo  de  nicht  In 
80  iiuniittelbarcr  nilhe  wie  in  der  cTaUrn  skhrn ,   dnrclj  dtti  ann»hnia  ».  2fi »    dn«»  dk 
vcrÄcluedoni'n  abschnitte  der  Bescheidenheit  nicht  zu   dcr»4dhcn  jw»it  v*»rfiwj4t  wnrdetiJ 
Nrtch  der    virrt^^n   t/rdnnng    wtrd   anidi  1113,  11)   ittrcr  nirmars   hcre  ffrap  ifrsiht ,  «nl 
Idft  int  drstf  mhtiwr  niht  ^r^nj:  aus  d<  in  LVipitcl  iihor  Ackur»  verwi<:4€n  r,  *J7.  und  didj 
folge r« n ^rn ,  die  (iriintn  sm»  dienern  Aprutho  zojtr*  fiülen  ilauüt 

Mit  rocht  ^ird  ».  2i*  fgfjr»  gewicht  ifolejft  auf  die  fihereltnftijuumiig  Wtito  i 
nun^cn  in  Bolchen  sttickoo ,  deren  e^jirDchc  keinen  imsaianH^nlu^ni?  hüben.  NAin«*»U]c 
der  ubgchnitt  1(K>*  12-  13G,  1<»  wird  oinjfohond  hciriiroch»ni  nnd  es  wird  ^'«^d)^j{ 
dftH«t  in  der  ersten  Ordnung  hier,  wie  auch  andi?rwartj<  in  der  or^tm  ordniing^  di< 
i*|n'iU.'he  nicht  sowol  naeh  dem  j,''edanken^an^  als  fiach  gi'WiMen  sei»!  m  ^n»<am^ 

nieHg<*bt4*lIt  Hind.     8o   wird    aneh  1:U  »  'J3— 13-1,  4,    worin  W.  tirn  !»i   dnet 

beweis  ftk  steine  Ordnung  fand,    (Iherxengend   ITtr   die  i^riontÄt  der  viorto«   onlunn 
erklärt. 

8.  87  t^,  werden  stcUoji  betrachtet ,   in  denen  der  xuwuuinenhaniir  d«!r  vie 

[  oninnng  in  der  cr»t<»n  zerrisften   ist:   f^in    Hohr   wieli^  '  ' 

'Eine  »teile,  die  anch  v*in  Panl  iinr  zweifelnd  hierhn 

eben.     Von  f^l,  7,  8»   bei  Mrdler  auf  71,  *i  folgend,    hrwsl  v*  »,  \\i    ,,ih%  U 
tf[iriieh  nohlicstfit  sich   wtd   bei  Malier   ganr*  pajtöcnd   an/*    Aber  man  wird  xng 
mOssf^n,  flass  die*  beiden  xellcn  bei  Grlnini  in  hes«4*riin  xu^umno'tihani;^  »tebcn. 

Die  widerlndnng  einljjer  sfpnieh*^    in   der  itrsten  wie   m  der  viertem  nrdnunjcj 
ÜHH't  sich  wol  ntH'b  oinfaeher  erkläreii  ah  Faul  s.  \^  tnt:    durch  die  annähme,   «b 
Freidank    «eine  sj^iröche   nicht   »ofurt    niederrtehrjeh ,    Hondem    Bcii» 
diese »  buM  jene  ^TUppe  Ton  Sprüchen  vortrug  und  dabei  «ieh  wid- 
?i|irfk*he,    die   in    verschiedene   ^Tuppeu    paft«ten,   uniiedeiiklich   ge8tattete.     ini  d^ 
t*r:tten  schriftlichen  avifzolchnnng  deti  iranzen  blieben  widerhohiD|^ca    Den  nnuitAtidJ 
daK4  die  erste  ordnang  weniger  widerholungen  hat  al»  diA  vierte ,   dnrf^.'^u  wfr  mli 
KU  H  I  '.  li  für  die  originalitüt  der  vi.   "  *-ih:u,    I>I<  "         '        'd«!r- 


tern,  anl 


incr 


1k>!iu  itt,  wie  die  anordnung  nach 

icbriOliilMMt  vorbige  hin?.« weisen. 

Nnelideni  die  siweite   und  dritte  Ordnung  nach  den  Angaben   in  Grimm  s  l/^5f- 
Un  knrji  erwähnt  ist»    wird  r.  47  -  4il   Über   die   abfaüstungszeit   der  IJ^i.-M'b 
gfhanilelt    Der  Verfasser  sagt»  nfjht  der  ganzo  abÄchnllt  über  Ackere  i«i,  wii 
annahm,  zwischen  dem   17.  marz  nnd    L  mal  ri2*>  gudiehtct,    ituuilern  IMt  It 
D>0,  I  vor  deni  1&,  fobnur,  nach  dem  Imu  von  Joppe  Ui,  novbr 
(die  xeib^n  ir»:i,  13  —  24  ansgcnoninien ,  die  nach  Müller  eine  and^  H 

nach  di'in  18^  febmar^    Die  abfahrt  Frelilankn  nach  rahUtina  whrd  in  den  iC]itouil 
DtTi  gcietxt 

Die  «bCiJümog  döa  ganzen  g**dichtes  in  Falii^tina  verwirft  Panl  wol  tnll  rerdit ;  eJ 

fahrt  drei  »teilen  an,  die  nicht   inPalft  ♦  '    '^  *  sein  können:  i  *-   -■ '     ""    "^fgJ 

Ulli.  ll>— 2^:  abt'T  die  hehlflaaci  die  i  wenleu,  »cb^  licrj 

^  whe  118,  )tj.  fg.:  WH  HUit  M  u*i, 

Uen  wir  auch  nicht,   daas   er    In 

|ünniüw  annahmt,  das»  Freidank  auf  der  krün2f»)hrt  lUmx  be«nehte,  laJit  dnrcH  Ic 


CO.    FRlttJ^JLMlC   V«  VAVU   \h  UCJIClÜfi  105 

lü  t$.  ttictil :    küuto  dm*  ilicliier  üicLt  die  s)iröcli«<  Übt-r  Honi .   das  er  auf  der  kreuz* 
ihh  lali «  iti  ralHhliiia  vvrtra^eii  miä  nach  der  rückkelir  id  DeaUehJaud  die  erwähn- 
i^lloii  2<>»  8  f^'.  153,  10  fg,  zusetzen  V    Dt?r  unsioht  Paula ,  daäs  di^i  BoücWirlcn- 
^ftlfmahlk'h   entätandcii    sei,    sclilicsscu  wir   tms  durchaus  au  ^    aber  nicht  deiner 
ung:    t«was  vorher  ^^^cht   (vor  ikrii  abschnitt  öbür  Koiu),    etwa  drei  Tiertel  des 

tiniss  früher  gedichtet  sein/* 

l>ic»  fn4fi?  nach   der  iibfassung  des   gedichte»  ist  nicht  zu  trennen  Ton   «wei 

1)  wie  iitt'hteK  tnit  «1er  Originalität  des  Freidank?  2)  wie  hvili  habon  inter- 

|otieii  b«»(romien  ?    Die  log«?  form  und  die  weite  Verbreitung  des  gcdichtes  machen 

Tihj^L'itige  interpulationen  wahrächeinlich  j    sie    »icher    ivach/nweUen 

h  sein.     Tber  tlie  erste  frag«*  hub(*n  Grimni  und  Pfeiffer  ent^'<*gon- 

liii-n  gehabt  und  sind  demgtrmiisö  auch  zw  garu  ver«ehIedonon  njoinun- 

:tt'it  dL«s  gedichtes  gekünrmen.     Die  behaaptung,   dikHs  Ah"  Wahrheit  in 

|i?r  tnttte  liege,  seheint  bi<<ioem  :5U  sein:  aber  tue  wird  auch  die  richtige  »cinJ     Da 

lach  hier   wie  bei  der  zweiten  frage  der   nachw*?is  im  einzelnen  nicht  sicher  «a 

Ihren  ist,   «o  wird  ancb  die  frage  «her   *1jc  gennne  datierniig  dea   gcdiehtes  tratx 

Qeu  ächArfj*innes  nieht  niit  voller  Sicherheit  sich  beantworten  bissen. 

Zwei  anhange  beöchlii^ssen  die  arbeit:  der  erste  enthtilt  kritisch»!  bemerkuiigen 
limti  tcit»   die  uns  im  gan3C<*n  gelangen  ergeheinen.     Nur  .S8,  13  fg.»    wo  statt  erbet 
I  lebr  »cb6n  rrlteü  ans  s&wei  haudschrlften  vorgeschlagen  wird ,  konit  uns  die  cin»chie- 
jlmg  vTin  i  £,  lö  nicht  aar  annotig,   sondern    sogar  sttirend  vor,   da  der  «inn  den 
grjfcuttatz  jtwiBchen  der  angebortt^n    sündc  und   lier   t*nnde  die  ihm  6*  voltjet  ^    ver- 
langt:   M*'  ^inido  begleitet  ihn  beständig,    er   begeht   imnierwühreud   so  viel   sunde, 
L  fMirac  dagegen   nichts   ist     Zvl  der   verbesscruBg  von  118,  IG  diu  (lea 

iv.  ■'je   xH    üf  (irr   icciche  bit   si^  hcric  üt    ffdiren    wir    aus  ü»  Wilderuiuth, 

i«rlte7,  61  noch  das  .schwiibische  sprichwürt  an:  wenn«  der  gaLss  zn  wol  ist,  so  scharrt 
^f  Auch  ausser  den  von  Paul  erwänten  stellen  wird  noch  einzelnes  im  teit«  der 
Bwcbeidcnhcit  xu  ändern  aeini  38,  23  z.  b.  ist  gewiss  achimdet  j\ir  ^iimlct  ani  lesen, 
Dnr  zweite  anbimg  verteidigt  (irimms  meinnng»  dass  die  32  struphen  der  Hci- 
iWKcr'n  bnndsciirift  A  eine  art  cento  aus  Freidank  seien,  gegen  Pfeiffer,  der  annahm, 
•t  n    au«  diesen  strophcn   entlehnt  habe.    Paul  gibt  8*59  — 64  ztihlreiehe 

f  den  Ton  Pfeiffer  gesanmielteu  parallelen  zwischen  den  stroplien  und  der 

it     Die  grosse  zahl  dieser  parallelen  lässt  eine   directc  benutzung  des 
'es  in  dem  andern  nicht  bezweifeln,   wahrend  sonst,    wo  ein  Preidanki- 
mit  den  Worten  eines  gleichzeitigen  oder  ülteren  dichters  iibereinstimt» 
Heb  bleibt,  dass  beide  aus  der  geuteinsamen  »quelle  des  voUcsmässi* 
schöpften.    Paul  wird  mit  seinen   auefuhrungen  recht  haben.    Eine 
Itide  ansieht,   das«  Pfeiffer  zum  teil  gegen  Grimm  recht  zu  geben  sei,   sfejUt 
"   '^>'n  deutschen  btudieu  1,  34  fg.  auf,   und   sagt  von  der  letzten  stropbc, 
^   die   «jncüc  Freidanks   gewesen.     Was  von  der  dritten  struÄse  Fr«  öö, 
t  wird,  ist  freilich  ungenügend;  auch  die  in  der  vierten  Ordnung  folgen- 
,   17 — 22  haben  schon   in    ihrer   breite   das  kenzcichen  der  uneehtlieit. 
1  stehen,  analog  den  vorhergehenden  und  folgenden  vcrsi»aarcn 
den  Worten  der  struphe.      Aber  auch   für  die  strupbe  äind  die 
Bin;*»}!  »ttxugeben,  die  Paul  s*  titi  hervorgehoben  hat«  und  für  die  prieritat  Freidanks 


i)  Ijudimanti  welthi  in  den  briefen  vom  jähre  18S7  und  I8Ü4,  dioSchcrcr»  dent» 
(,34  anfuhrt,  eehr  von  GrimiRft  mcinung  ab:  ,,Frddaak  hat,  dtiikv  lob, 
c  fedbfft  gemacht.** 


106 


JlirSCKJSt  ttB,   I^AXtDAJm  V.  PAOl*  ü.  UEtfCKK 


scheint  noch  dtir  ttlm  ra-^tcmlot :  fi^  06.  7  m  npToch<m,  an  (k^^en  at4)Uc  die  ifti 
«etssi  tcrr n :  irrhrn*    Die  un\Huisetidün  wortc  cli«rc/i  gro^n  zorn  diud  sicher  iinr  s 

Kütxt,  uui  don  ADKtottöigcn  roim  xu  besdtEgen. 

Eb  ^'ibt  niöc!  bpftibcituo^'  dor  Il4?Hch«HdoTibt^it,  die  ?.u  jedem  «]*njrii  etiic  k 
tiiwche  tibcrset-xtiTig  in  gereimten  hcxnmotcm  fftgt.  N«eb  den  ?.aUlrcichcu  liandwl 
ten  m  urteilen  musH  dtei^c  deutBcblittoiniscbc  fAKstirtg  arbr  beliebt  gcweM'n 
(trimm  hat  in  der  zweiten  ausji^iibe  einige  dicker  hiirtdf>chriftcn  und  den  alten  %it 
WwMtti:  andere g  «u  denen  noch  die  Gnuer  handftohril't  komt  ^  HtiupU  jteitj^eUn  15.  \ 
warten  ilim  iifclit  s^^o^iin^licb.  Tieiiicke  hat  eine  lmudt»cbrift  diesem  deuMchhiti  lni»*e 
FreidaiikH.  die  sich  in  der  Stottiner  gyniiniHalbibliothok  bofmdet»  b  '  -n 

durch  ein  dopiielri'giKtrr  die  nunindung   d<.r   g|>ninbc  cTlpirhtcrt.     I'i  vt>rn 

fi\hrt  uns,   dnsn  der  deüt^ehe  text  der  Stettiner  handxclinft  nicht  ahne  wert,  sei, 
beruft  «icli  dafür  auf  D7,  27*     Hier   hat  die  Stettiuer  handsehrift  nllein   das  riehij 
nhujrrnr,  das  (iHmrn  in  der  2.  ausgäbe  aus  dem  mlttcdlifjcijdcutächen  bruchstöeJt  I 
Mone  \,  IMl  iiufgenounnen    batte,    da  in  don   handschriften    der  llo»cheidenheit 
verM  verderbt  i«t.     Dies^^r   nurbweis   ist  nfitzlicb;    audi   im   latidoisehen  hat  hier 
iStettihnr  brtndrtcbrift  das   rirlitigi*    jwtitati^,   wahrend  zwri   von   flninin    angeOll 
höudßi'briften  nobititalin  lesen,   wi^s  (trimm  zu  d<*m  metrisch  unmiyglichen  mo(^ 
veründtni  woNte. 

Leuicke  hat  keine  andere   latetntHche  liaüdHeJirift   voilMtÄiidig  rergkicbd 
nen;  ob  die  Stettiner  wirklieh  den  Ül>rigen  äo  sehr  vur/uziehen  i»t»  wie  tT  •.  V 
ist  un>*  sjweifclbuft.     leb  habe  auch  keine  der  undtren  hiindm*lir 
nneb  den  proi>cn.  die  v.  d.  Hagen  im  grundria»  «.374  au»  der 
mittönt»    iitt  wenigsten»  2llH»  9   (Freid.  80,  12  fg.)   mimu*  in  mniiH€  zu  beasera 
mit  verliiiderter  interpunetiuii  zu  schreiben: 

CHt  impomlnk  quod  munua  timc  ttib%iat%ir 

lartje ,  cum  duniin  cor  jter  dotudu  tjrattutHt, 

Im  hiteinisehen  tejft  sind  vom  bi*rAiiH|^'eS>er  l'fhhT  verbessert*  ^er  deat^b*  int  un^ 

ändert   abgedruckt;    selbst  an  wie   ll>ri''  3   weih  :  wrib,    VM* 

heilte  fitrttt  lusien,  2:12*  3  gn^  ^>rr  (Freid.  107,  ö)  «ind  eonservid 

Den  Müllcrscheu  text  Imt  Lemcke  nicht  vcrglcicbcn  kOnnrnt   Taul  «.  4ß 
an  einer  reih«  von    stellen,    diiös  die  i?tettiner  IrnndÄchrift  die  vierte  Ordnung 
Daruaeh  läs»t  «ich  uuch  die  lücke  2M*^'  LS  crgünÄCn:    zu  dem  lattnniaclicn  Ivxt, 
dem  ü«r  «lie  Kehl*L<sWürto  iHnttmeraa  rtiiwttteH  und  ninnm  vcl  honort  cttrcnteft  erll 
ten  sind,  gehörte  MlUler  Mlh  —  iin'mm  VMu  H  ere  nnr  ntttz  ist  dnf*  fjrtirh  . 
i<t  an  crr  niaftni  rieh,    IMe  anHinljt  de^  hiTan*i<r<>berH  fihcr  da«  reH 
Kclicn   ti^xtoÄ  zu  den   andern  Frcidiinkhandscbriften   hnt  Paul  g,  4'>  ^^ 
die  Stettiner  bund«ehrift  gehört  in   eine  klasise  mit  €ffi;  auch  hi  war  binznxufü^ 
Darnach  reduciert  iieb  der  wert  de«  deutuehen   texte«  doch  »ehr:   wir  haben  au 
di^m  aueh  vom  brTaungeber  hervorgehobenen  niiufcrne  keine  le«art  gefunden,  die 
die  tüxtkritik  von   wort   whrc,    und   man  wird    im   allgen«' ■  <^riii 

aber  die   latcinisteh- deutschen   band«chriften  1.  iiusg.  XU  i  r 

^reringe  w^-rl  derselben   i.^t  auch   natürlich,    da  dir  latfunische  uiiernetzung  wnjt  i|j 
tl*  Jahrhundert*  uimI  kaum  dessen  ernbrn  Jahrzehnten,  angehören  wird, 

IHe  veröffontlichnng  der  «ÜHcretio  i^t  dfmnoch  willkmioneii,  daa  lateiniaelie  gvfl|| 
i«t  wichtig  flir  die  Verbreitung  de.^  Freidank  wi«5  flir  diegeaebiimek  -   •  -         •      ]^ 
hondert«,   lUbr«   btUmt  Hchiller   und    itoetlii*^   dem   achirkHal  rn  Id 

M'h  vertiert  jiu  werd«*n^ 
•  iuiKche  gelLdirKamkelt  h 


WOKMTK,    L^B.  I^CJULl^Ui  Ü.   U7B1IKN,  JdKD«   WÖBTKBB. 


107 


Auf  cl<»u  l*^txten  Mattem  dvr  StetÜJiür  liauiischrift  stehen  mchrerf!  siiröchc 
di«  nicht  aüH  Fftfidaiik  sioil  und  Tut  die  littcmtur  d«-  5prichwört<?r  w»*rt  huhetu  Da 
i    '   "  -riss  R.  375  sagt,  dass  die  deuUcl»  -  *  heu  Uand-^-  'Uit- 

■  -n  einander  abweiche«,   so  wäi'o  ^  i  r  die  vcj-  der 

Ait^crcu  httodschriftcn  wündchen^weri 

FERUN.  OSKVR   JANICKE, 

Miittiluiedürdeutacbes  Wörterbuch  von  Dr.  Karl  Schiller  in  Schworio 
and  Dr.  Anfuiit  LÜbben  in  Oldenburg.  Erste»  Heft  A— arnt.  Bno* 
m<m  ♦  1S72»    Vcrlng  von  J,  Kühtmanns  Buchhandlung»    128  s     2?>  sgr. 

Die?K?  **r*^f<*  liefenmg  eines  mitt<*lniederdeutschen  wörierbnchs  gibt  uns  augiiicht, 

r  :ccit  einen  sehr  grossen  toil  de5  betrefFeiiden  sjirachätoffos .  streng 

^       iiiet»    übc'rschen  zu   können.     Nach  mehr   als  einer  seite   hin  nmss 

ein  »olchcs  werk  wiUkoTunaeQ  sein«    Für  die  Wissenschaft  der  deat^clien  Bpnu-he  ward 

i!A  l&D^t  vcrmisst.    Gerade  ein  mittelniederdeutitches  wört**rbuch  mangelte  noch,  nm 

Wörter  und  grammatische  erscheinungen  durch  alle  zweige  des  geniianischen  aiirivch- 

rn  vcrfulgon*     Nicht  weniges  wird  man  hier  finden ,  was  dtmkelheitcn  in  den 

iittlecten  aufliellt;  anderes  ^  was  sicli  eben  nur  im  toittelniederdeutifehen  erhal- 

Un  bat     Älittelniederdeutsche  texte,    welche   von  Seiten   des  inhaltd   oder  der   form 

bcrauggahe  verdienen ,   können  jetxt  befriedigender  erneuert  und  erklärt  werden  #    als 

da»  bisher  der  fall  war.     Auch  die  bearbeitang  der  niederdeut^ichen  niundarten  wird 

*      '     "ti  Wörterbuch  der  mutterpp räche  in  ihren  ergebnissen  sicherer  werden  und  der 

laft  grosseren  nutzen  bringen.     Für  die  gescbichtÄforsebung,  welche  aus  mit- 

kliLTdeatsehcD  quellen   zu  schupfen   hat,    muss    ein    solches   werk   ebenfalls  von 

werte  sein.     Hinfort  werden  die  ptlcger  derÄelben  ^  die  nicht  immer  philolo- 

h«n  adnd  oder  sein  können,   sich  hier  rata  erholen  und  miügriffe  vermeiden.     Unsere 

^oaelibam  endlich,  Niederländer,  Engländer  und  Skaudinaven  ,  deren  lexicalische  arbei- 

Ci«ii  bUber  für  da»  niederdeutsche  so  gute  dienste  leisteten .  erhalten  hier  eine  gegen- 

T  ,    die  sie  zu  achatzen  und  zu  verwerten  haben,   da  dieselbe  der  Wissenschaft 

'  nen  si>rachzweiges  vielfachen  gewinn  bringen  luus». 

Wird   nun  das    begonnene  werk  dem  entsprechen,    was   nmn  billig  erwarten 

Ich  glaube,  ja.    An  der  befdhigung  dazu,  an  der  mühwaltung«  und  an  dem 

der  herren   Verfasser  iÄt  vorab  nicht  zu  zweifeln.     Und  wa»  die  vorliegende 

'^triflt,   80  findet   der  Schreiber  dieses  darin  aus  den  quellen,  so  weit  er  sie 

I«  kann,  reich  znsamraeugetragen ,  mit  «ehr  wenigen  ausnahmen  richtig  auf- 

&t  und  wol  «geordnet.    Vermeidung  unnötiger  breite   und   bequemere  anordnung 

der  Mimt  einen   vorzug  vor  der  Kose*,'ürtenschen.    Die  besehränkong  auf  das 

ilmcdcrdeutscbc  I   ohne   doch    für  wichtigere  worter  die  vcrgleichong  ä(^&  mund- 

hen  auszuscliliesiion ,  gewährt   mt^^  ^r  ?LTi,T.>rn  v. erteilen  auch  die  raöglichkeit  einer 

idiotiUi^ren  Tollendang, 

Jede  erste,  herauägabe  eine&  \vr.r:<if;uoi^;s  ^^  fiort  zu  den  möhevollaten  littcra- 

risrbcn  arlaiten.  die   es.  gibt.    Um  aber  das  vorliegende  unternehmen  nach  gebühr 

'  L,'en,    muss   daran   erinnert   werden,    da;5s    hier   groissenteils    aus    texten    zu 

I  iüt,  welche  in  stdtencn  drucken  und  band.scbriften  ihre  reinere,  wenn  nicht 

«inelle  haben»   wahrend  jungeix*  amsgabeu,    nüt  einigen  ehrenwerten  ananah- 

dei  wülkfirlichen  so   viel   enthalten,    dass   sie   nur  mit  grosser  Torsicht  zn 

1)  Wl«  Jacob  Grimm  slcbs  nicht  vcidrieiiä^in   licta^   ciaoa  einzigen  wortca  wegen, 
ftng  er  ri^ifolgtc,  cintto  bricC  tu  schrclbeii,  iq  sparou  auch  die  herrea  ver- 

«itHirlMii  1hi    in    Jibnliobcn    r>11'T»    illn    gleich©   T»>t^M^    »lulit 


l(>8 


WOKSJT« 


8cbf*Tl<?r^  von  8(eiiieji  um1v.8cbmitir.su  neiineib    Aiidor«?  i^rossie  m^Ii^  i<ti 

tu  dem  ivlh  des  «toffos,  *Ut  skh  auf  «lle  8i>  ei^'oiitflmllchfia  rorht.-.*'  m.  .Hin  >.  .Ut 
itirdcrcl entwehr  11  fltäminc  br^iclit»  wonn  hier  auch  von  Urnnin  unil  Au4cni  riitimlichit 
vorgrcÄrluntct  i«t* 

Ikii  cliier  so  w«it6cldchtiguii  mul  mit  so  vii-ltni  »chwicriifkdtcti  forkuÖpfUm 
arlti4l.  wie  dii?  i*itH*«  wriHorbucluvi^  i«t,  bt'froiudvt  es  tiudit»  w»'U!i  «ich  imuichon  duran 
att(«j<?Ucn  liii*Kt,  anilrruö  darin  verttii««t  wird,  Wau  »idi  dem  bourtoikT  in  rllcsnr 
besiflmnif  ilar^^diüien  bat»  will  er  nicht  surückkUteu»  und  ghiubt,  daan  die  (««fiiirr- 
kmig»ni,  Wrichtijfuntrou  uud  zoBatzo,  die  er  fol^ni  li^88t,  «eüiotn  allgcindncD  nrUlk 
koincu  ohifrnf*  tun  werticn, 

1.    Ifi'itierkutig^en  Im  al1i?i'iiicrn4'n. 

Wit»  ;.,'chöit  tu  dmi  quellüu  «*inc«  inittelni<'diTdcQtiK*liou  wortorbuchitV  ii"*» 
vvmI  Allf  HclirifUtücko»  d«ir*?n  itj>raciv»*  dein  tnitti^lnrcdordrut2*<'h»'u  niiher  fit<^ht,  a1>*  dem 
iiltuirdf'rihvit^rhi'n  und  den  beulten  muiidarten,  scll>st  wenn  jene  i'in  «ehr  frftUi»« 
oder  «ehr  6]tiih<ä  tjntuni  ItaWii  Hollti-n:  cini^rHcits  also  dio  in  1at.*'iui.<then  nrknnd«fl 
de»  IH.  jahrbumliTU  vorkoiumeiideu  niederdculsebeu  wiVrtcr,  andfr^ril»  auch  werküt 
^Wie  Imtouuiü  reiujc)ironik  Über  die  Kocster  fehde  uud  Henuiuk  de  Hau. 

Wi«  ebiifj'o  vornutni^n  mit  rocht  ün  wörterhnche  Huf^ft^noüiuion  »üid,  au  «ant« 
*lttlcli  eine  augwahl  von  ort*uafneu  nicht  fehlen,  z.  b,  Andoqi«  Ajitwerpen.    v.  Ilriv* 
Clir.  (F.)  47. 

1»ic  reineren  oder,  w«^nu  man  will,  nrehuistis^'ben  wortfonnen ,  ni'Ven  «ie  auch 
die  Äcltonen  «ein,  sollten,  mit  Verweisung  anf  die  hiiuH)j»non,  un  ihr«T  aljdmlwtl- 
Kclien  ülfWc  auf^efiüirt  sein,  nixweilcn  ist  das  güsidiehcn,  andere  niivle  nicht.  K« 
IVhh^n  X.  k  (iditcrhuU,  f^eib.  Qa.  2,  .'<5Ö;  tukUf*  r.  Steinen  3  Ht.  1!M)0;  aßtLik. 
üffMsU  ist  sclUcchfc  form,  afhüide  bezeichnet  den  vom  hÜHteti  genommcnou  klofn« 
Äielmten,  htisit  wird,  wie  beutt- ,  häufen  bedeutet  haben;  hUnten,  einen  battftm 
niacheii;  Vkker ;  nksc ;  niederrb.  und  weKtr,  M  üahni  nhhvttdtr  (Z.  d.  llerg.  iul^  Tit) 
lind  andern  »UKaiuineni^etznn^'en  und  aMeitunp'Ti;  ivifir;  an^ei^rlf^ 

Hei  wört-cni»  welche  alte  verhÄltniuHe  liezcirhncn,  «oUte  Immer  weuigvtteni»  diw 
/Alm  ^tlrfiikmlnhn^)  nötige  gesagt  werden.  AUarhmich  z.  b»  bedurfte  einer  crktÜ- 
nmg^,  oder  es  mnsU^  auf  das  Kjnon.  wasiifunch  vcrwiriten  werden.  Alhirhitriffr  lüde 
wan*n  freit*,  nienmln  eigenhöri|re  leat^,  weleho  sieh  »*rblich  in  den  »ebntz  eines  hol* 
ll^JTen  ^^eniellt  liiitt**n  und  dem  altare   d<'»selben  an  britiniteni  j  ^n- 

hj>enile  (od^r  wt^rt)  durltrueblen.     \'on  dt?n  verstorbenen  ward    «il  Jl 

(tnarfti(iri*im) ,  von  frau^Mi,  wenn  sie  beirnteten»  dvr  hethlamtnl  g^^geben,  Wie  wo!  oft 
weit  jCfri^trout»  bildeten  «io  oine  albirjt^ilde ,  ohne  docli  b<5»oudern  gerichttttiind  tXL 
liahiTO,  Zu  etnor  w&chsg(Vlte  {waAfffildr)»  dt€  oft  an  Munern  und  grunditttteken  haf- 
tet**, konfx*  auch  jemand  vcri>fliehtet  sein,  der  nicht  j?n  den  wnebs/.iTtjti^en  ^»br»rte> 

Itr'ZeiehnnuiE:  der   langen    vocttle    i»t  nicht  hberall  «inrrh^^efUbrt.     fho  an   d*^r 
pltxc  einen  ji'dtii  urtiktds  stellenden  wrirt»?rn  iollte  ßie  wenifj^sten«  v  n.    Wo 

redlich  die   »erkdeiehun»;  der  andurn   dialeclA*,    4Üe  Kchreilmuff  in   lui;  n   iAf^r 

Urkunden  und  die  heutigen  uiundiuttfu  si^ur  be»tlmniung  der  quautltat   nicht 

dtun,  mu4M  der  vocal  unbexelchnot  blelb^jn»     Ilel  berüekaichtipinj?  der  he«^* 

artm  int  vtwuicht  nfttijj:  manch  uJiifchrirlfF^r  ciruamflex  brt  auf  auctoritÄt  ^ 
'  Lft ,    die  dem    1 


»lieber  \n 


gidtrn  wenden;   diiiiu  aber  sind  auidi  diu  un'uinHcx«  oauur  hcr^ 


fft.  8C1ULLEK  l.  lCbbek,  UUtt.  WÖR:rRlCO. 


Xhf  xopf  onnrVÜgcr  tnajii»kHfi  wir«!  hofl'vntl)<*h  )»i8  z\i  eiuer  zweitem  ftOAgrA^t* 
ilieieii  wi^rtcrljucli«  nas  der  nimle  gokumiiRni  ^oiu. 

NJdit   ö<»ltr*M   littt  der   U^tiktigTüph   die    nuswahl   mxxUiy  innhrereTi   b<»legKt©netv. 
Vonkh  rerdient  u»türticli  die  den  vurzxig»   weUhe  am  bostiiti  die  lj<?dfatutj|(  do»  wor- 
«IUI  di'in  zuMjimiu<qihaiigi)  i^rkeinii'U  IüskI  i  dann  nber  soUk^u  iti  rrjclier  /ulil  aolcho 
rllf^   aiifiidiuiK»    finden,    wdcln'  iiidjeul»oi    jjrrutiimati.si^lit^  «'ijjvntnujlichkciU^i    vemn- 
I ,  iidrr  sprichwoHor,   ä]tnolnvi*rtlIi  l»r  n^loTiHöi-ti'n  und  sontonÄori  t-ntliaiten, 
1"*!  I  :^,     u'hoii  auch    iiusst^rhiiDi  der  Mniiiiut^lw»  rko    Irt   rlnuhlVrii .    rriliisljfu  Iht  n   uaw 

%     lliTtelttitcuH^cih  eriiiiiteruui^eii  iiud  /iistitxe  ^11  aufgelllliHeu  Hiirterit, 
t,  •!,  öilj.     tf  Heyn  a  ncyiK    Stiiichiü  v,  d.   Krone*  a  3. 
al^bet^tke«    ajftevke.    der  $al  uck  irat7  in  die  apttcken  sehritutn  (ein  rccept  »chrei- 

Wn>*    *Stinchi!i  ä3» 
»iNtl^    liQb&ch,   scbon;   vgl.  Tcuth«    die  können  steh  ele^fn  (fein)   inä  aM  madicn. 

In  ich*  dnhüirich*  tto  als  die  poriren ,  torne  vnd  muren  nn  vmer  wtat  Euer  über  (fft 
aenbttittdi  t^ml  nairrßliick  itorden  a%fnL  Setb.  ürk.  J>75. 
ttdit^rUteii ,  aditerlun.  der  woldcn  dey  mn  Sfjeid  nicht  achterlan.  Soest.  FebdeG6<)» 
to  achter  *.ln,  «urtick  bleiben,  sprichw.  we  at/ck  ynn  der  vede  rerstmctlh,  de  «0/ 
ifi  ilrr  Imthen  (bcuk)  thc  adUmcn  tytK  van  der  Wrafko.  Z.  d.  Berg.  G,  1.  347. 
elititni  bei  Lud.  r.  S.  c.  20  bedeutet  niciit  (mit  Köst*g,|  mSIcIi  zurückziehn/*  »on- 
dorn  iu^if  tc  adttertn  nin)  zurückbleiben, 

rhllfth«  ablt'ituu^'  von  adU  (art)  nicbt  walirscheialich.  Da»  häufige  httßielt  und 
•ein  Übergang  darcb  afUdi  zu  ttchtid^  weiset  wutluiß;  vgl,  nnfjestfiaßtidi.  Husp. 
27  nm  Trinit  angeMaflidi  und  ntujenUidUtdi,  8.81*  d.  Wb.;  standfmftich.  Vfig. 
Arch.  2.  348.  AktfUncMu^h.  ib.  350;  brufdM/ftidi  (bräunlich).  1  »Sar».  IG,  12; 
yttdi  (tjchupyog)  1  8ani.  17,  5;  dttkafddt,  UtutfHeh^  tinsaßichf  tronafttch 
V,  S.  Auch  die  heutigen  -äditifj  -^  -lieh  oder  -artig ,  z.  b.  sttüttdUiff,  ßuräd^ 
$uf,  tttt^nMrrädUig ^  wifiterädUüf ,  jüdeniidUiffp  mmdUiff  ^  können  aus  haßüj  eni- 
fitJin«icn  s<nn, 

»ei^nravall.    htehcr  a^,  eiobel^  pL  akei'en,    Lac,  Areli,  3»  264. 
•ilcl^    i^cs.  iw/ii/.    Hieber  adel ,   fitüllen,   falls  ein   druft  oder  tudif  weggefallen  i»t 
"W'ahrNLhüinlich   aber   ist  es  ein   zu  dhan   {Undtre^   ire)  gehöriges  einfa^^he»  wort. 
.  9t*rmtw  der  berdi*Hann  eynetiH  nev>enn  staelen  (stollen)  aeäer  adelt  dreifUcnn  moest. 
c.  Areh.  7.  116 

Iconweu*  t^rhmwen.     Noch  dnt.  un  (und),  tn,  an  igt  vorgeschlagenes  n  hegreif- 

lirh,   nidit  aber  in   andern   fallen.    Eft  kann  vollständigere  formen  mit  anlauten- 

dtiu  n  gegeben  habt^n.    Södwestf.  nimcken^  hesa.  niederücken  (widerkauen),   nds. 

ein  alle»  nida  statt  i€la  (idarukjiin)  enthalten;  clwin  t«.*  wird  im 

),  n»  enter,  eine  vollständigere  form  erhalten  sein. 

^i;    ui.i   ii  f-tiH  tkn  lif\  8ich  umbringen.     Z.  d.  Uerg.  ti.  4»  59. 

ülrrmutid   cnUiiüt  afer  ftir  orcr,  vorlautes  weseu.    neiguug  daa  grosse  wort  zu  fflh- 

nm»  rgh  imtrinundüih,  imigniloqaua,    Kil, 
«flt^er.    afüigtr.    v,  Hov.  Chr.  <F.)  Ü. 

•ik  aflNIniieit«     Wol  skk  des  (gewieseussswango^)  rn'ir)'>icitt  de  ieert  mit  dem  koppa 
linltffirii  fmiie  «tjfc  »üdueBi  affrönften,    IIusp,  Ä^l  na  Trinlt 

* '  *'    '  ntlich  ynn\  niu  horr  profeMr»r  Orcceltus  bald  mit  einer  »uucn  ausgäbe  dit;- 
•r«t.  .licbtung  crfroueu 


110 


WOKtfTK 


nriH'Juoiu  ahtielinicn,  ubAolmculrn.  Möfhen  dodk  ihowilrn  «f«  m'Ateu  einen  knuJUn 
rddfr  nrm  af/irmm,  vp  tfat  dt  Ikhnm  fifrrcildft  irrrde,     Hump.   JÖ  iia  Tr. 

»r^cti^tett,  vom  |ifc*rtle  ücliicjtMm  (tnin/^it.).     P,  I»»»rtiTi»  Hrk,  2,  247. 

afH|K»iu^ii,  ri/^H«i.  Wart  vpfjeuot  vndc  affjffCMjieitrt  (entwöhnt).  Dorow  nenkm.  1«  ^> 
Hontr  südwestr.  nfHinen,  uicbt  afspänen, 

aftiterveu  olmcdatiT,  abHtcrbon«  aiiMiiti^rben,  Üe  urmen  affstttmn  ioUäcn.  F.  DortitK 
llrk.  1 .  345. 

ar»tATen.  »S'/uire  ^«lAf,  (jtHiüwede  haikr,  in  ciliar  berief,  utIl.  v,  1(539  MieHf}7teu€hr, 
iht  >f<'stiitzte  bucbt' .  wtus  die  abloitnng  Viin  x^i/*  In  stiltigrt. 

afMroirc^ti.  Bcsgere  fonii  afütropen.  StröjJet  an  äut  16 ff"  äff,  T>au  1  M  \^><.li 
hnutc  södw(?«tf.  ußtröpe^i  =^  abstxeifoü, 

af^ntk  int  wol  =  nftwick,  abknilf»  abbruch*  ä  für  i  wie  im  sßdwesti  y.frtcKrf  ^z\vl. m  il 
siiicJ^mMe  iziPichmk,  Htisp.  2!^  na  Trinlt)»  ik  :  »c^  ^  iitftifen  :  straffen;  plh  : 
lullt';  feile  :  ktUe  (agü,  0//^*);  buh  :  Inick  {Unsp.  S.  Job*). 

aHivflen  undi  mit  j^t^nit  »holen  se  regtri<  nigi  trüfUn  ave,  Tiaicadoctr.  (Scb.)  143; 
t^j  iUü  lit'  t/o  Mfc/^  <t'4/frt  de  dadiceilelm  doen  tcotdan  vnd  dtr  afftrcdtn,  uU  de 
Üohchcn  ijtduen  haddcn.    St»ib.  Qu.  2,  'ii38. 

alaoy  alne,  als  aacli  com  parat,  nnd  amkrs,  JJat  cne  grokr  aha  dat  ander,  Wi^. 
Archiv  1*,  127;  ci'C  jHirithtrfi  vnfiihiflä-n'  ja  rr^r  ahe  tre  hnechU  fwldtn.  Huap^ 
2l>  na  IV,;  daih  dt  doth  jajtt\  dem  hcrcn  ChriMo  nicht  tttuhrn  m  aUe  ein  Hchh^p* 
Ib,  li4  na  Tr*;  atukru  ah  nick  van  rechte  tjcboerd,    WJ;^,  Arrb*  *j.  355, 

nliKAtiiJ^r^  verntärktüs  »wwim,  ziendich ,  fant.  Somere  alle.  Lud,  v,  S.  c.  15.  Ko0d- 
gürtcn  Imt  tn  Lud,  v.  8*  e,  9  vöd  „aUonm'  (dzo  tt^wtie^'  anti€r<^htigt  da«  a^M  Wög- 
g^lonscß.  E»  heiußt;  fa^t  wie  wüsto.  aUömtr  ist  üÜiptijjcb  and  =^  i«cbr  so  aU 
nicbt  In  ähnliebcr  wei«o  aind  dio  itaL  aiizi  und  püätosto  (tmnUtiht  fiul)  au» 
urwi  C^Mf  nu,  pluUoHio  che  ho  brt  jfn\,     El>eimo  bat  <;ngL  rn^/krr  die  bt'dfti- 

tuiig  ♦♦ziemlich'*  erhalten.     Der  ;-  tiut'e  für  mere  ho  Ui  abnUcb  dii*  dt*3  iriotl 

vHutner,  gi1dwcf"tf.  trann  <V,  f'amtcr  [IrAihcr,  nciilicb)  ftir  alts»  h'  huanrte. 

alaua,  Hiohcr  w«iiie  «/.Mt^,  gaay,  vürgoblich.  SlimUmf.  34<X»,  Zu  vergleichen  i»t 
dem  umme  nu»  das  a/^re'  dui  (Jt^s.  51,  G).  von  Hgbg'.  richtig  ditrcb  Imipkon  erklürt. 
ÄlirilicbcH  im  span.  como  vm  und  fr.  Tartuffo  l,  0. 

nM  i^ohvTt  xn  di^n  adv.  und  adv*?rb.  aa»drücken ,  welche  xnrtiiskschicbang  de«  ttnbc- 
Btimt«vii  ai-tlkel«  incbt  geraiJe  verlang«?!! ,  wie  engl,  n^,  h&w,  »o,  Uto,  abrr  gentat- 
tcn»  Kusogiirten  biilt«?  Honacb  «eine  vorläge  f,aUo  ene  ^dmnc  Hat**  (Lud.  v.  S, 
Cp  6)  nicht  iindem  goUcn. 

Itiole.  amigfie.  Osiiabr.  Urk.;  vgl.  blr^  bigge;  abd.  kUn,  HtkIwestL  A%j/r;  xchwcr- 
mtritfe.    HüMp.  PblL  u.  Jac. 

iuibpKt«>n  1)^  '  i.iclwt  nicht  ♦, anptwsen ,"  «ondern ., annfihi*!!  ** ;  vgL  heuten  (T»rntb.)» 

mit  ba»t  1  it  mit  bii«tf?H*^ni  Tirtb^ii .  nfihi'n  niMThnnftt. 

ander }    Üas    «^Hdirinbat  i'  ancb 

(Die«:  altrm).    Weiter-         ^  ,")-•♦. 

motwecke  Mtd  nui^ien,    v.  Höv.  Chr.  (P.)  48;   ren^n  v^l  junfrttn  rnd  r 
4te  werm  fnan^jer  offle  doch  krancJ:  an  rrf^tcelijker  htchi,  $t  tteiten  nt  ffmencki,^  >r* 
fati^cke  vnd  hUicke  als  andere  manttperftnm'n,     Sdb.  Qu.  2,  292;    dat  Chrüiu*  — 
11)1  den  Jordan  tho  Johanne  tjekamen  mj,    dM  he  nick  dvpen  tatke  ahe  anätrt 

mnders.    Husp.  2  prrd.  v.  il  döpf  Chr.  vgl.  Ukz  Gr.  iL  R,  8pf.'  III,  8L  

lera.    nndetstrr,    Lac,  Anh.  fi,  Ao[K     Eben  ao  i»t  dorcb  c^mparatlvt««  dir  (t 
dSfdirr,  ttunt}  *las  btiatig*  ttnkkrster  (weiter)  ana  aidäer^  gohibUL 

aoderwiu'h.  Adjt^ctiviiiih  in:  ok hebben  de  hrodere  en  atidttweiien  tctrder,  l«iul,  v.  S.  1 8, 


fK.  ünULUm  U.   LÜUBKH*   J8!n>.   wdaTKltJI. 


in 


Btffht  fitr  atHleraedäen^  midere  set^n,  ver&ndorn.    Kk  verhalt  sich  zn  «ik 
rtiflni,  hdmteti  (Sctb.  Urk.  54«  >.  1*21),  wie  mnierfn  in  »ik  torandfrtn  {£tch 
le  d*ii  he  tfin   tnjf  neme.     F.  Dortm,  ürk.  2,  2<)2).    iSik  roraiuiersfddr« 
romtidfTi^edt'jt)  eütbiilt  ein  bei  der  lüTitverscliiebung  zorfickp  bliebe n<*s  ^ri/- 
ja*^ ,   .\(tt^n.     Vom  subst.   ^a/r  srb^itit   tlii^egen   amittt  in   is/ffrn(ternaettn  (vcrin* 
ilrrnl  »bgcbntt't,     Vvnruftdelt  rtuie  rf/^attderHurtet.    Wig.  Arcli.  2.  :^5<), 
ttninlii,   Angchn ,   cutbreniH'n ,    ^ic  norh   heute,     So  de  tome  Ondts  rinrntd  angheit, 

tii  />  /U*  jn  •<olckfr  mlndr  nicht  wtdder  tha  füJichen,    ITosp.  25  na  Tr 
aiffcL    rMttftffeL    H»*nninlt  d.  H.  18»,     Zur    ableitang  des  letzteren  von   afu/ke  =^ 
*        '  '  it»  ilitss  ess  im  södwostf.  ein  «««/rn  »la  wnt  ^'bt,  dem  ein  gleicb- 

(»fc  hnruje  »*#»  vtHamje!  nu  bem?  usw.)  entapncht. 
Vtiiiiutt'  ich    recht,    ohne   den  tt'xt   vor  mir  zu   haben,   so  bod»:utet  t»s 
t «»hieben,  eiiutiirz/'  «ondem  iscblinnne)  gäbe  des  hiJümcls,  d.  i.  an&teckungs» 
st* »IT,  der  stell  dnreh  «lic  luft  verbreitet 
«alHilden*    Zu  3  war  ann  dem  tan/Iicdc«    Soest.  Dun.  107,    dus  mchrmuTs  vorkam« 
tiit^ndi^  „  HU  holdi  an**  b<n«ub ringen. 

kcr  bt  Äucb  neutmnu     JkU  anker  hmturn  (kappen),    \\  Huv.  Clir.  (F.)  4;  fö  afikn* 
(vor  anker  gehn).    ibid,  48, 
ttenieii  c»  geuit.    L  beherzigen,    dankmmc  scitole  my  vhr  desac/t  rs^mi^h  an- 
Hnsp.    2.  sich  etwas  zu  hcrisen  nehme» .     Sick  dts  düdeft  .so  scrc  annemen^ 
finsp.  Mar.  Kein.    Man  vgl.  d&s  heutige:  cju  fimfi^N'  </al  tic^^  m>  ann^ttüi. 

Xei/f  rf-^i  tun  dar  Lifji^it  ansinnen ,   off  »e  d^tttal  ffetieti  ivolden,    8eib. 

[Qa.  2.  31  *i.     J^n^/HWfw  als  ptc.  praos.  fi\r  anfiiunnul,      Weren  den  ran  Sr^M  ww- 

>Hb.  Qu.  *2,  '278,     Au»  nn^inncnd  entstand  <\m  beutige  tJHmo»/^«  In  ei«»«fii- 

rg!.  die  entstellten  pte,  bltweH.  schriweJi^  ftlutetiM  ^  verinjdUen^. 
tor  anlegnng  eines   webrs  pfaWe  durch  den  flußs  ücbUgen.     Hdiltcn  t^dlt* 
eam^ne  macfU  ayn  tho  slane^  iho  damcnc  itid  dif  Emschtre  tfm  ^tn  doent,   F.  Dortm. 
ürk.  2,  102.    Dem  antilän  entspricht  ebenda  dtffislach,  was  ich  damntßchladU  Xf^r- 
'  -m  damen  *—  tlammiiige  (drimmung)«  dem  ^r«  tloen  —  Huyiiuje  (jdi&unng). 
iieiu     1.   Sich  betragen,    sich  Jceigen.     Dusse  staltef^  ^ch   munlifcfi  mä 
\     Selb.  Qu.  2,293.     2.    Sieh  Btellen»    geberden.     Ick  ntalle   mt/   hdüch' 
Ho^fd,  DaiL  21 ;  ja  ah  ict^  unj*  noch  atuiteltct  w  der  ff  ecke  meff  wan  men 
I  HmifUHe4*    Tl.  «j6.    N<H5h  heute  »ik  anstellen  =-  sieb  geberden. 
Iiverde  mit  auagelAssenem  in  =  in  gegenwart,    Antworde  ffiider  hide.    M.  BeStr. 
I,  (»3.    Dagegen:  m  anttüorde.    Ib.  I\%  470. 
I;>  i.irr.  Van  pa Wide n.  monikt  und  jKiptH,  nuttn^n,  hegynen  und  ander  apen, 

^^ :  hffhlH  nnß  lexjen  vor  ttpen,  ib.  41 ;  ^wjfe^C  dy  t*i*7  alji  etfn  u^ie.  ib,  87. 
1  Tgl.  „  in  der  UftcM  kamen  thle y^rger» med en  recht  lichjneh  opffe- 

•''•- -,  'i.*f ."  ape  mit*,  weil  es  sicher  schon  mit  kngem  a  gesprochen  wurde. 

«^peU    Kicht  tn  appel  baten,    Spcg.  cL  L.  (Holsch,  progr,)  13,    Vgl.  Ähnliche  sin- 
lifhe  ii<pgiitionevcrstarkungen:  niti  ne  hotte ,  nitt  en  km^,  mit  f%c  butteUCf  nitt  en 
haitngt^,  mit  en  lammerid^ij  nitt  ne  kniffe,  nitt  en  jfdmnken^  nittenhärn,^, 
ftmlir^sttsreT  ftnubrostmachcr.    v.  Hör.  ÜrL  (F.)  41. 

S.    Fehlende  vierter« 
A,  r.  «lüT  badistab«^  o.    dey  a.    F.  Dortm.  Urk.  2,  21d;    ick  b^n  de  a  vnde  de  o, 

\  j*^-  21 »  *K    Ebenso  sind  alle  andern  buchstaben  ferninino. 
Abfalleli   tht  drendich ,    abg&ngig.    Lac.  Arch.  3 ,  2»]3 ;    abennidi^  tb.  200;    at^ertich 

•  9.    Zu  dven  {defieere)  und  gebildet  ana  dem  ptc  praea. 
heute  glaietdig. 


■"■   \i 

112  WOBSTK 

ftbüiriiure,  f.  nii;,a»baiit»'.s  laiid.    Areas  que  dicuntur  ahumtiffe.    Iac.  Areh.  6,  392. 
acliterAt,  hinten  aus.     J forde  fhj!  drtt  j^rtlt  aleiii  achter  ryth.    Tappe,  Adag.  1%*»; 

achtenit  shni  (Lutli.  locket}).     \  Sam,  2.  29. 
aelliwerk,  n.    Urspr.  erbt?  an   liocrenddin  ^ito,   dann  voller  anteil  in  der  waldinark. 

8oil).  Urk.  1112.     Siehe  eehtwerk  nnd  das  synon.  nMicort. 
ftdrOiieh,  überdrüssig,'.     Sjjriehw,:    die  ral'c  hnnich  eet ,   die  wert  es  (alts.  w)  adro- 

tich.    Tunnic.    sirhe  Koene,  ITi'lj.  8.  .^55.     Heute:  iidriiatig;  vgl.  ags.  äpreat 
aflK'rsten,  intrans.  abbrechen,    v.  Steinen  G  St.  1700. 
afdoilinge  =  achedinge.     IJey  affdciJintje  was  njMjesut   tho  ge.scheyn  op  volgenden 

pyn.rfcn.    Soest.  F.  505. 
afdreukcu,  ertranken.    Hennink  ii:\**. 
afeten,   abfressen.     Uj)  dat  de  deyue  em   de  swyne  nicht  en  Giemen  rnde  rfe  heilte 

nicht  äff  eyten  offt  doet  beten.    Dor.  Denkni.  1 ,  '^2. 
afTallen,   abfallen.     De  averst  dem  geloven  fallen  äff,  sini  des  dürels  lidUrerdige 

kaff.    Soest.  1).  1G<). 
affrten,  abfreien,  verführen.     Vryet  unß  äff  wy ff  und  kindt,    Soest.  D.  41. 
afkadden,  abhauen,    nfkaddct.    Hennink  17'*.    ?(ld  verdruckt  ffir  jj|p;  doch  vgl.  Xraf- 

ten  und  kaddehi. 
afl^nen,  ableihen.    De  van  Werk  leynten  den  monneken  —  ere  cappen  äff.    Seib. 

Qu.  2,  21«. 
aflever,  erleber.    Husp.  Karfr. 

afknftlen,  abmah-n,  schildern.    Also  sehe  wy ,  wo  rnse  Jene  hcre  Christus  syne  Chri- 
sten affüMteth.    Husp.  27  na  Tr. 
üfminnen  ==  äff rieu ,  verführen.     JTe  fruchtet ,  wy  weit  em  dat  wyff  afminncn.   Soest. 

1).  12G. 
afmordcn,  abniorden.     Wy  hchben  en  eren  knecht  afmordeti  vnd  doden  hiten,    P. 

Dortni.  Urk.  1,  224. 
afpAsteu,  abblasen.     J>en  schuw  nfpnsten.    Liliencr.  VL.  H,  184 -. 
afNelierciif  abnifthen.     Achte  morgen  henwasscs  -     äff  to  scherende,    Seib.  Urk.  966. 
an^chAlen,  im  versteck  abwarten.    JjOxH  iq)]te  de  honen  unde  kan  dat  aeshulen  under 

den  hanehende,    Shij^tb.  71. 
af verrAden ,  verräterisch  entziehen.     Vnd  wolden  my  dey  hilligc  kristetüieit  afcerra- 

dcn  rnd  stolen  /lebhen  ayne  miM  schult,    F.  Dortni.  Urk.  1,  1%. 
afvJtrdcru,  abfordern.    Husp.  enlhör,  Joh. 
afwendieli)  abwendig.    Ayidercr  lüde  excmpel    -  mochte  en  nffirendicJi  mnken,   Husp. 

21  na  Tr. 
arn'cven,   abwcl>en,    fertig  weben.     Wey  affwenede,    dar  dey  loerckinestere  nicht  by 

en  wcren  gciccst.    F.  Dortni.  HI,  230. 
arwiken,    1.  abweichen.    Dar  synt  sc  nn  affgewekcn,    Soest.  D.  175.    2.  abtreten. 

(hj  Salt  trat  nfwykeu.    ib.   lo. 
afwischerii,  «'ntgb'iten ,   wit?  berg.  affdachen.     Unde  encn  stot  dcme  articn  gaf,    diii 

ome  sin  höret  irischerde  af.    Wigg.  2  Scherfl.  Gl.     Vgl.  do  7Hsc1icrde  de  köninck 

(sc.  Herodes)  hernor,  schwerrf  dem  megedeken  ein  ecdt.     IIusp.  enthöned.  Job. 
aiede,   f.  aus  eggede,    egge.    Zo   ihrer  bamcc  getzanwen  ass  mit  nhamen  ayetlett, 

plogen  und  mistkahren.    Lac.  Arch.  3,  2H3;  aetlie.  ib.  282.    Vgl.  Rieb,  eide;   sful- 

wt'stf.  igete,  iete. 
aldeii,  weilen,  warten:  ahd.  nlfjan.    Ah  nu  dat  concilium  was  geholden,  wolde  Itey 

dar  nydit  lenger  alden  und  dcde  sick  )m  dem  Byne  lienkeren.    Soest.  F.  502.  Vgl. 

elden.    Siindeiif.  427.  2344. 


iVn,  iiC!tnT.f.tit  t%  htwvKBf  muD.  wO&treb. 


na 


allrdaeclIkcHif  lültüfrüeli.     (Inä^  oh  in  der  fttat  gammelt  sik  alleda^Ukts  alle  vor- 

"«wi  eic.    Lud*  V.  S.  c.  12. 
fci.^iiiii^^  =  m  allen  dingen»  ^»nz  mtd  ^r.     AUerdinge  gelyck  alse  ein  ander  min- 
ÄC^.    Riwcii»  21  IIA  Tr»;  goi  Heft  d^j  alkrdhige  nidU  vürlaten,    8atidenf.  ir>8U 
'^iUerflJc  t.  g«iut. ,   gfttix  gleich.    AUerlic  (hr  muUirn ,   de  vntorscJuden   kuU,    Scib. 

Imeade.  ürk   v.  1361  bei  Wallraf. 

Imls6€itfti      ,  .  iifreßser  (scklU*).     St?ib,  Qu,  2,  354. 

hutti  obgleich,     Hennink  12  ^ 
lineHt  mit  jklAUii  gerben,  fig*  durchprügeln.    Lilicncr.  VL.  1,5,  164, 
Df^hleii,   dtöhnen.     St:  $int  tticht  alle   krank,    de   wol  amediten.    Tunnic.  1142. 
4imtch(en  wi  dnmchi   zeigen»    h,  L  sich  den  schein  derselben  geben.     Hente  asigt 
uiAö  dafür  mechf^n  (mahtian),  macht  xt^fgeru     Jfe  mechiet .  et  tterd  qm  sür;  medt* 
Uh  u  de  hahe  arbH. 

wmt*  Men  km^et  dat  kini  uimne  der  ammen  willat^  Tunnic*  820;  aadi  Dyr, 
Dcnkro    l ,  SB. 

■pele«  t  lnmj>e.    Lac,  Arch.  7»  90. 
li1>^Uideii,  luiberanmen,     Aa  der  richtcr  «ry«  urdell  anbe»taidt    Lac,  Arch.  1,  108. 

anblreken«  auboUan,  Den  utibekafulen  bkcket  de  h^mt  an,  Tannk.  848.  Heutt< 
anbiuken. 

Sülle y  and,  mu»s  noch  nach  dem  9,  Jahrhundert  in  der  Rohr-  nnd  Lippegegend, 
€hm  von  Dortnmnd  an  astw&rts»  herschende  form  gewesen  nein;  der  dicht-er  dos 
fiel).,  welcher  nur  emii  verwendet,  kann  daher  diesem  teile  Westfalens  nicht  ango- 
h/^rt  haben.  Ande  tritt  n«ben  emle  auf  in  der  Freck,  rolle,  einmal  {and)  im 
Tanfg^lobniit.  Entweder  war  ande  dort  am  aiiBsterben,  oder  es  wurde  vom 
abnehreiber  in  die  Urkunden  gebracht  SpILter  erscheint  atide  nur  höchst  selten 
mit  rnde  in  einem  und  denifiolben  Schriftstücke.  Ho  hat  eine  Urkunde  von  1335 
fKindl.  Volm.  nt.M)  Hhnal  atide,  einmal  ende,  2mal  unde,  Ande  findet  sich 
aniHiehlicädlich  in  dem  deutschen  teile  einer  Urkunde  der  ähüasin  Jntta  von  Mcdchcde 
Vom  falire  1207  (Seih,  ürk,  13<"0*  fhue  malder  kaueren  ande  thue  scepel;  ande 
tfn»  >* ;    t^re   mahler   hauerfn  ande  rire  scepel;    bei  KindL  Volm.  urk.  i'on 

lli«  rm  ande  an  itmjJke;  in  einer  Werler  arkunde  von  1321  (Seih,  Ürk.  583) 

Ober  l&i  mal,  daneben  einmal  wW,  außaerdem  ind  und  mhd^  welche  für  mid  Ver- 
texen dtnd^  (üinc  Dortmunder  von  \^\^  (F.  1*  101)  hat  4  mal  ande;  eine  Urkunde  von 
1320  {Sb.  10&)  zalilreiche  ande  und  and ,  daneben  2  mal  ond ,  die  aus  and  entsrtan« 
d«n  2»4!in  können;  eine  arkunde  von  1329  (8eib.  Urk,  670)  an  23  mal  ande;  eine 
Pröndenhergor  bt.  von  1331  (v.  Steinen  2  St.  805):  hintun  jaer  ande  hinnen 
diiglke;  die  ältc«te  deutsche  den  Igorl  arch.  von  1386  hat  nur  ande;  eine  Paderb, 
vt»tt  1345  (Wieb.  Arch,  2,  362)  hat  neben  utide  auch:  ande  al  de  wem ;  eine  Wer- 
ler tTroisa  Northof  ».  339)  hat  tvnde  neben  %inde;  eine  Lipper  von  1345  (F,  Dortrn. 
Urk.  1,  Hl)  ande  neben  ande  und  muU;  das  Rüdener  statntarrecht  von  1310 
(Selb.  540)  hat  oft  aitde  neben  häutigerem  \mde;  In  den  filteren  Batzungen  der 
S^M  '      '  (Selb.  719)  findet  sich  ande  neben  atuU^    Ande  in  einem  zuerst  von 

M'  ;,  Arch.),  dann  von  HolTmam»  (Pf.  Germ.  12,  61)  veröffentliditen  bruch- 

%i\i  durch  einen  westfälischen  abschreiber  in  dasselbe  geraten  sein  ♦  beweist 

übt  In»  gedieht,  dessen  spräche  dem  Niederrhein  zwischen  Wesel  und  Duia- 

hm^t  nicht  aber  dem  Kölnischen  oder  Bergiaehen  angehört,  schon  in  der  ersten 
\M^  des  14.  jahrhundertü  vorhanden  war.  Seit  der  mitte  des  14.  Jahrhunderts 
h^r^cht  in  8ridwo}«tfalen  iimie,  und^  un  neben  inde ,  ind;  <his  letztere  muss  durch 
S91TIII.*««.  r.  tisvTscu»  rutLoiooir.    im.  tv,  ^ 


lU 


wavsTSi  ün.  acntLt.ini  ü.  i*üiiiirh,  mkp*  w<HiTicaTi. 


di«  lebhafte   VLTbhiilung  mit  Kftln   ci»gfrilmniy«*Ti    sein,     WtihrBcheiiilicb  cutata^ 

if\iU  aus  enJi,    welohcü  im  itüitalter  der  K.r  irn  »ml  iti  <lütj  Ni| 

ilerlantltüi  geherticht  haben  wird;   doch  ki  ^^  auch  in  tÜ«  wf 

Uchcn  Ktriche  des  Westililincbmi  flach]AudeH  hin  ein  reichte,  dft  ein  [»aar  der  Mi 

in  nriöwestliUiÄchoin  niodcrdeutsch  Äb^efaBßt<m  Dorimtiirdcr  ♦cbriftatücke  (P, ; 

Utk.  U  99  vom  jahru  1^X9  nnd  HI.  28)    dasselbe  zeigen.     Ptin  vocalweidm 

unäe^  ende,  iiuk^  ontk,  unde  int  ähnlich  der  von  wanie,  tatnUf,  mvUc  mnä 

$itU  (bis). 
andcla^f  einhändigoin^  (rechtÄaiisdruck).  ürk.  v.  1432  bei  Wallriif. 
andclügen,  einJiindigren.    Neus«er  iirk.  v.  1410  bei  Wallrat 
unden^iit^i,    aii  anderom  orte,    anderswo»     Jlfew  leest  and^sins  dat  eta    Vän* 

Kune.   Helj.  430-    Sinn,  wie  zawöUen  fr.  ifttw,  riobtnng,  ort.    Nach  K,  U%  ei 

aus  oihar  stihu  entstellt. 
indraigeiif  »ndrcg^eii,  ansegeln.    Lfiteti  frmodichin  enimidrngtn.    Lilitncr/VIi*  Ol, 

2<i3;  tov  Mwitrt  Ui  lie  dreifett  an.    Ib.;  vgL  anch  v.  IfiW.  (.^hr.  (P.)  ;IS. 
andringen  c.  iuWm  oindringoa  auf.  lleffi  menlkh de  ciande angrdrufujftL  8i»il>.  Qu.  1, 
«nfenklich  für  anffenJdik ,  annehmbar.    Eine  dapipere  vnd  anfcncklkht  iumnta  gcli 

Z.  d.  Borg.  G.  4,  27g, 
ftngemelte ,  n.  güinäldc.    Sokkes  js  ock  tröstUcJc,  äat  jdt  go  fyn  Jn  d€8$er 

aJne  jn  eifiem  nnffcmeUc  anfjdöijct  >\    Hu8[k  Majjdal 
atlgrau«!!,  angranon,     JJe  d*tgh  anffrawei,    Heimiiik  10**. 
auliAben,  anhangen.    Syn  mgcscffcl  —  antiMkuJten.    v*  Steinen  2  St.  811;  uu^r 

»cgel  ditai  aydwhen,    Ib,  Hl 2. 
anfc^ii ,  in  eine  stelle  wiüüen.     Wekhet  6  knechte  wy  alle  jähre  fiU^m  uutU 

len  äff  umie  ank^sciu    StapK  I'^  2, 
iittldttgeu  c.  ace.  der  saehc ,   auf  etwat»  klagen.    Dat  ankloffeäen  ere  eraen  iio  enrS^ 

ümk.     Wig.  Arch.  2.  50. 
anklevlch^  anklelMKch,     De  höm  (feist  JM  tho  ankltukh.    Huap,  S.  Job. 
anJdiiDinen,  hinanklcttorn,    Sik  de  nvHr  anklamm.    Tni<ni<  i   VX.  I»  ffB.    iSiJlr  ki  dati 

ethic. 
anticien,  onnJlhcn*    Men  hotet  dem  doren  ncifu?  Icnj^iM  amwien.    Tun  nie,  (iG^* 
anregtiitf  gerichtlich  beunruhigen.    Ze  zcggeit,   dat  ze  zc  mit  unrevMt  anghertgh 

hebUtn.     Öeib.  Urk.  687. 
uurugtftl  "^  anregen.    Se  wofen  angerogci  menig  jar  u*id  lange  (id.     Mlfcncr 

m,  ^25.    Ragen  <=  r^gen  bei  EV.  und  südwestf.  noch  heute. 
aiiBeliry,  anuchrei.    Sprtmgen  se  vth«ren  herbcrgefi  mtß  fj/t«en  atisdinjc  rjidc  /»rrt-i 

den  jwcÄ  haHtelike  to  der  wert,    Dor,  Denkra.  l,  79. 
iinN[>aniieii ,  anschnallen.    Ih  Bru/nswikenchen  npentn  nn  dctl  sckarpe  i*poren 

Lilieucr,  VT.,  III ,  rJ28,  24*.    Vgl.  ne  spennen  ajfmc  pheh  vi.    Selb.  Qu.  2, 

l)&8  beotiga  aildwestf.  praet.  Hporm  verhält  »Ick  zu  Kpian,  wlu  gmtg  zn  giang, 
autlheii,  anzeiben»   l^  i        >u^      Weert  oick  Huick.   dat  num  ipnant 

hr  dat  (i*c.  gestailen)  j  .  mit  «yrtre  wetetdieit  gekocht  tiedde.    iC  »1.  : 

ani^Ti  entweder,  odef,    Anter  in  den  Hack  geäteken,  int  watur  mttdeen,  off 

Mirinen  thmi  dodc  am^ten,    Soöfit  D.  55;   anier  ae  Uigen  utul  Chrt-' 

öfführisttiit  la0  und  tu!rleit  uh$  apenbar.    Ib,  115ti;  (it»/er  (oder)  ut  m 

l^acheä.    Ib.  148. 
flrtlfdl    eutzweL     Jfeffl   m^   ttedder   mfHtn   iJatf^i  «iti/?r.r    taten   Armrivrvi.     M    Hrli: 

1 »  ^0. 


ZTTFITZA,   OUKK   RRlIOlliSK,   BKIIlKtSfriU 


Mb 


n-  d4>  Mrii  v&rhwm  foord€.    8oib.  ürk.  7G9,     V^l  tyt  l^  emotch  ah  ivalef. 

ij  ir  .  M.   Atizapfeti,  fijc.:    flnrnjjyj^w  Pitt  <  wordim.     v,  Ifl^v. 

Cltr,  (Kj  i7»    Fiu8*?iiiiür  i^fird  man  hv\  diesem  antaj^n  im  rid.  tappen,   scldagon 
i<i|>)  diJiiken;  so  bedeutet  cti  (uppat^  hri^en,  «ine  niedorlage  erkideu*  gesclila- 
werben, 
neniroltt  n.  goldne  rr  t  :  t  i^^     ^j^  ^j.^),  11^  47^ 

Ein  knl  dieser  »  .     ou  ist  schriftatficlcen  ontnoTnmeti »   welche  dii*  Iwjrrtfn 

rerftiÄüiT  «'Uttsoder  noch  nicht  in  den  kreia   ihrer  quollen  geÄogi?n  bAbetif    oder  über 
liebt  hürclüziebtii  konten»    8d  nun  auch  des  fehlenden ,  wie  aicb  denken  Iftäst ,  viel 
gegQQ  die  maaae  des  gelieferten  wird  es  bo  erheblich  nicht  sein.    Ebeo  so 
Den  «inige  Aiis8t4?llnngeQ  im  allgemeinen  und  berichtlgqiigeü»  wie  de  bei  eukiem, 
anhesten ,  amleieilcn »  angemmje  gemacht  wurden ,  neben  der  menge  des 
'  icht  besonders  ins  gewicht  fallen.    Die  beurteilung  acbliesse  daher  mit 
,  daas  dem  so  vcrdicnatlichon  werke  von  denen,  die  sich  daHir  xn  inUt- 
'  xvMSiettu  haben ,    durch  recht  zahlreiche  abnähme  die   Unterstützung  m  teil   werden 
mrige »  welche  eine  fortaetzung  und  Vollendung  desselben  Bicheni  kann« 

IfUftEtOKN.  F.  WOKSTE. 

Das  werk   ist  anf  vier  b&nde  oder  24  hefte  a  2ö  ßgr.  veranschlagt,    die  fort- 

--  de«  diuckefl^   3£u  welchem   das  manoacript  fertig  vorli<^gt,  jedach  abh&ugig 

cht  von   einer  die   druckkosten   deckenden   anzahl  von  abrmuenten.     Möge  dem 

1    lien  uml  uüt  aslichen  werke  die  weiteste  Verbreitung  und  die  förder- 

jig  31U  teil  werden.  äaciibb. 


«0  fno«9age  de  Skirnir  et  loa  dits  de  Grimnir  (Skirnisfdr  —  Grim- 
ntstnat)^  poSmes  tir^a  de  TEdda  de  Siümund^  pnblids  avee  des 
nuieB  philologiqneB«  une  tradnction  et  un  commentaire  perpetuel 
}Wkt  P*  0.  B^nrmaiiia,  ex-dayen  de  la  faculte  des  lettre 8  de  Stras- 
liiorg  etc.  Strasbourg  &  Paris.  Leipzig^  chcz  F.  ^.  Brockhaus,  1871.  X  und 
fc    kl  a    l  thir.  5  »gr. 

Hcjmit»  im  jahr«^  lä3Ö,  zu  einer  zcit^  wo  ftlr  die  £dda  noch  verhSltniflmässig 
tn\ft  von  wisäimüchaftliehem  werte  getan  war,  hat  herr  Bergmann  in  seinen  Völuspa, 
l1  und  Lijkuseuna  behandelnden  „Pommes  Islandais**  trotz  mancher  son- 
ioch  ganz  b«:/w3hten8wcrte8  geleistet.    Seitdem  ist  anf  diesem  und  den 
^MU*n  gebieten  so  eifrig  und  erfolgreich  gearbeitet  worden,   dass  man  von  sei- 
\  |9ngst  erschienenen  oben  genanten   werke  die  gönatigsten   crwartungen  hegen 
Um  80  hedauerlicher  iat  die  Wahrnehmung,   daas  herr  Bergmann  noch  jet7.t 
&ohlieh   von  text,    Varianten  und  commentar  der  alten  Kopenbagener  ansgabe 
^jaltre  1787  abhängt,  die  neueren  arbeiten  dagegen,  namentlich  die  für  textnber- 
ri  sicheren  grund  legende  Bugges,  nur  wenig  beachtet»  geschweige 
tiiitzt  hat.    Dazu   kommen    l^berdieB   noch   manche  kühne  hypothe> 
.  xumai  tiber  das  Verhältnis  der  Germanen  zu  Skythen  und  Litusbiven ,  meist  wie 
i^re  tabiachen   hingestellt ,    ohne   beigefügten   versuch  eines  beweises   imd   ohne 
beaichtitnit  der  von  andern  forschen!  gewonnenen  widersprechenden  ergebnisse.  Sogar 
'         ^     I     ^'<nde,  was  das  buch  cuthalt»  kann  neben  diesen  mangeln 
:  üeine»  wertes  und   meiner  Wirkung  gelangen.     Von  allen 

8« 


im 


SniPlTÄJL 


ktolchon  belgaWn  abftf^ltiHi^  Ih^^rhranlt*  irh   mirli  1i?(^r  aiif  oliiigQ  bomtsrkun^fiu 
tcit  und  Übcractssun»^ 

Die  anordnaiig  ar^  ^junVä  ist  imtiüi  n.  wi»-  rnn  «ieo  Pafme»  lilnndaü ,  nnr 
in  Jieaeij  dir  fibersetstmig  dem  text  gcgL*Tiflhor  stellt,   wlhr*«.inf  liii«r  di«  wihejitt 
8tattfind*?t !  einkitung,  toxi,  kritische  ond  pls  '  Uung,  cooD 

iftr     Bei   dem  t«?xt   fallt  der  gebrauch   der  r  >  v*j>  und  ^T 

and  rf  ttnaDgeiiebm  ins  ango.     Auch  einem  Strasaburger  druck«T  hfitt*^  der  rorfa 
titien  lätdchett  typenmangel  tiioht  imchscbon  sollen ,     Die  ächrcibnng  tat  uicbt  imn 
90  genati»   wie  mau  es  wünstchtc:   namentlich  steht  büatig  d  an  st<;]Itf  v<m  <f ,  un 
wird  von  i  nicht  unterschiedeiL 

Znerat  8kTmisn$i\  Den  nameD  Sklrnir  whrcibt  Bergmann  ohnr?  Jw^cent, 
mit  kurzem  i  tn  der  Stammsilbe  (falls  nicht  etwa  ein  dmckfehlör  voH  ^  d 
8.  110  ab  bedcntnng  cdaircU  an.  Knracs  i  dftrfbo  »ich  aber  doeh  fi< 
fertigen  lassen.  Vielni«*hr  kniet  sich  von  dem  adjectir  got  nkeitn,  altn.  xh'fT  (jj 
gertc  wnrxel  9ki  mit  anfßx  r«)  ein  schwachem  verhum  got.  *(tkHrjant  altn.  *Äira 
rüQ,  anflieUon,  davon  snbst  f,  got  sktiremftf  altn.  skim  nnd  davon  altu. 
klärer,  aufhellor. 

1,1,     RKtf^mann  gibt 

Upi>*futu  HÜ,  Skirmr,  oh  gakk  at  beida 
und  daÄU  g,  bO  die  unmerkong:    pje  lis,  avec  G.  Pauli,  upp^rtstu,   iiu  (ten 
verbe  sititple  riatUt  d*abord,  purce  qm  upp  ritt  tu  est  la  loctUhn  fpiqut  ordiimit 
gi«  6C  tfmive,  par  cxemplt,   datta  Völundar  kvida  :{?  (Bnggo  39),  tt,   t> 
paree  qu*ü  faut  une  lettre  allitiranie  correitpondante t  qui  r^pomlt  a  la  lettre  a^^.. 
nmte  pri$mpale  placie  dam  oL  La  conjomctum  ük,  n^äarU  pm  acQeni%^,  ne  \ 
firme  pas,  ordifuiirem^ni ,  de  UUn  alhteranie;  mais,  tci,  eile  est  aceentuk,  «tj 
eOfwiqueHt  eile  a  pu  entrer  dans  Vallitvratiofi/*    Der  erste  grund  >  tipp  ritiu  aei 
»tehendo   einsehe  formel,    ist  wol   mit  zu   entschiedener  l.r 
denn  es  findet  sich  auch  widerholt  einfaches  m<«i    st,  b. 

Fiornirf  UUtu  d  flu  vada  nnd  Lokasenna  10:    fista  pä^  Viäarr,  ok  tat  usw.     AiK^li 
der  zweite  gmnd  ist  nicht  stichhÄltig.    Allerdings  fehlt  in  der  Überlief ertnu  üin'7'''^^- 
die  allitifration ,  aber»  wer  sie  herstellen  will«  darf  nicht  von  dar  annähme  i^Uh- 
ÜABS  ok  der  hauptstab  sei.    Dieses  kann  unmöglich  betont  sein,   da  hiev 
gartBfSt^^  nachdruck  daianf  liegt.    Eben  so  wenig  kann  35,  3,   wi«  Bcr^: 
ok  nnd  opola  alliterieren,    sondern  nur  o  in   dpota  allein   mit  der   vorh^ 
kurzzeile»    Die  erganzung  von  tipp  bat  demnach  nieht   den  geringÄtvn  /. 
aber  xn  bettsem  bt«  weiss  ich  nicht,     WenigstenE  lai  weder  di«  cuajectnr  von  Bug 
der  skiott  nach  gakk  einfügt,   noch  die   von  Grundtvig,   der  ek^fUU  lüf  Ab 
schreibt^  Uberxettgend. 

fi,  d.    Im  t«tt«  steht 

hvi  pa  einn  tfitr      Endlanga  »al  ». 
in  dor  Dbersetznng:  ,^pourquoi  tu  e»  aesis,  mlüaire^  dang  la  saUe  deContimmd/*  Vf 
a.  8^:   ,,«N»t4»  fldiM  la  nalle  fimim^^  Endlang,     Endlanßa  tM  U  heniif  de  Sni 
Innyi  et  c^est  la  forme  faible.**     Die  hiLndschriftcn  geben  fendlan^a  {ennlat 
J{)  suIk    Auch  Bngge  in  «1er  anmerknng  dachto  ixn  tial  i  für  uali  nud  wollt 
endlanga  mit  daga  im   folgenden  verbinden,    womit  er  ags.  andlangne  da 
glich.     Indessen  mit  recht  erklirt  er  im  nachtrage  a,  398  endlanga  aali  Hlr  nn 
tavtbar     flirr  habcm  srh<3n  die  Kopenhagener  das  richtige  gesehen«    dlt»  daa 
ii*lllndi#ehü  ititja  törä ,  fundum   reJ   mllam  huhitare .    incalarr  aiifllhrteu*     Egü 


(»KU  ttltntlMA^Hlfy   HKtllKtM^n 


117 


Bgf  ouuli  sitja  UtitdkaupJ    Da4  totxtere  cUiert  BfTgiiiaiiu  auch,  will  al«^r  gemde 
»tut  tti^  utitnojktlichkeit  ablfiitoti ,  sitja  au  unserer  ateUe  mit  dem  accusati?  an  ver* 
Er  aagt:    ,«Z^  wr>6<;Äifjfa  (^<r<!  afisis)  Hgü  qmtquefois  Vacca^atif,   pmnä 
ufie  aasister  ä  une  choBc;    ainsi  3itja   brüälcaftp  giffnific  axaifffrr  ä 
ftS  fian^aillffi.      Mtm  on  ne   saaraä  dirf  sitja   aali  {iiHsiitter  ä  des  saUts), 
itrr.   aMHtn  dunit   les  ifaltcsJ*     GrümUicherL*  en^'^gnn^  würde  Ihn   wtil  zu 
rcr  aafra«80Qg  ^filhrt  fmben*     S^inicieJl   ^egeu  Bergmanns  äudorung  Eruütifi^a 
tf|incltt:    1)  dasd  wir  nkhu  ron  einem  i^ale  diesem  fiamens  wiascu;  2)  die  sie* 
formal  fndlangr  galr  {ptymskriä^  27*    Völandarkvii!a  7.   IG-  30.    Oddrftnar- 
3^1  imd  mdhi^uft  fni»  (Atlamiil  19.  26). 

bf  2  muetib  Bergmanti   aus  dein   überlieforten  voo&tiv  seg^r  den   datir  neggi. 
tXp^r  ne  Hifjnifir  paa  maitre,    tnuis  servant  ...*  cc   mot  ne  mtt'Taü  done  id 
iiquier  n  Frvyr,  k  mmtre;  d  dt^^ipm,  nu  c&niraire,  Skirnir  k  smiHinV    Aller- 
iiAfiettt'ft  sc^ffT  nicht  nwtrc  und  Egikson    tat   unrecht»    wenn   er  onter  seggr 
^.Skirncr  F^'eyjuin  appcÜat  seggr,  dominmt^  skc  l^rum.*^    Aber  eben  «o 
\8%  m  =^  i^ertani.    Vgl.  Völnndarkv.  23  nnemma  kalktdi  seggr  annan  von  den 
ieti  dies  kbnigs  NiJiidr.     AtUkv»  6  redet  Gmiuar  »einen  bruder  Ilügni   an   mit 
ßr*rnr  tnn  frri  ugw.     Es  int  ^nz  allgemein t    wie  aga.  g^c^  =  mann,    und  deshalb 

u'ut  mit  seggr  anreden,  wie  eine  magd  ihre  her* 
t  1  _%  51:    reräa  öfigari  allir  ä  rwitotH  flauäir  dol- 

r^  w^sr,  mn  um  daga  liosa.^ 

8,  2  und  9»  2  hat  Borgmann  vmm  nicht  zw  rafrloga  (oder,  wie  er,  i eh  weiss 
Idit  w^^rnnit  gegen  die  handscbriftcn  gibt,  imfurhga)  gebogen,  aondern  «n  mar 
i,  da  *!r  übersetzt:  donne-nm  ton  {je  U  donnc  cc)  dm^td,  qui,  hahik  (das  »oll 
tfjMiM  »ein),  WM*  {te)  p(yrte  a  trm^rs  k  Feu-flanibani  rapourcux.  Aber  das  ist  sicher 
ftUch.  Unmittelbar  kann  rtsan  auf  jnar  nicht  bezogen  werden,  da  dies  die  st«!- 
I«ii|^  ttidit  jKUgibt:  08  müsto  dafür  riss  gesclirieben  werden.  Völlig  entacheidcnd  ist 
b«r  Fi&lHvinodmM  31  msum  rafrloga,  wo  visum  nnr  zu  vafrloga  gehören  kann. 

14,  1    dagegen  hat,   glaube  ich,   Bergmann  das  richtige  getroffen,   iodani  er 
oh  rieh:  Hvat  er  pal  fdtftnja,  er  ck  hcgri  nü  lil, 

tir  nicht  nur  hlifti^ja ,  das  in  R  vor  hefjri^  steht ,  wegliess ,  sondern  auch  no&h 
n,  das  R  8owol.  wie  A,  nach  Pfä  haben.  Kr  bemerkt  nur  lakonisch:  „dans  U 
i^ulffdirv  hlym  nc  pc}4  sc  justifierJ*  Aber  die  Kopenhiigencr  ausgäbe  hat  da 
1  zu  reditfertigen  gesucht,  indem  sie  1,  571  bemerkt:  „dictum  hie  est  hvat  er 
^Ht  hhjm  (in  datim  illud  hl  gm)  eodem  ^nodo  ac  naepe  in  kisUmis  hvat  maH' 
if  er  kann.  Aber  nur  htat  et  pal  mannt  manna  w&rc  ein  gleicher  fall,  und 
inpi^fxdem  bt  nicht  alles »  was  die  prosa  zeigt,  ohne  weiteres  der  poesie  zuzntranen. 
i  gerade  fiigungen ,  wie  hvat  er  pat  hhjmja  sehr  hÄutig.  Vgl.  Vafftr.  7  hvat 
"a?  Aivismäl  2  hvai  er  pat  fira?  5  hvat  er  put  rckka?  Rcginsmäl  2 
|m(  «r  pat  ß^ka?  Fiolsrinnsroäl  1  und  3  hvat  er  pat  flagda?  Die  entstehnng  des 
fe^liler»  In  der  E  und  A  gemeinschaftlichen  urhandschrift  ist  leicht  zu  denken:  als 
hr  *chruflii:r  von  hlgmja  bereits  die  ersten  vier  hucbstabon  geschrieben,  ßeng  er  das 
^unal  von  vom  an.  Ein  gleicher  fehler  liegt  in  R  allein  Voluspä  6  bei 
r  gengo  vor*    Femer  Brot  2  er  hann  er  Ihann  Vera  skyldi  usw. 

ly  weiten)  ftlmordiiichfi  belege  für  *iij^  c  aec  in  der  bedeutung  tpkMi  idff  pma 
hi«lAt  Fritnbsr,   ordbog  over  dal  gamlo  norske  «prog,  Krist,  1867.   p.  565 u  n  v. 

Eed. 
t)  Üb€r  die  etymologie  und   bedoatitng  von  §tfifr  vgl.  Aufrocht  in  Kuhns  Zeit- 
•fikrUt  I,  Ul  fg.  Eod. 


L+N  i      t>ri^i.mriu  iioM  diu  ällitoricrütuk«  kiito  ihirdi  curöiv«i  ^'-^i** 
indcaacn  Ut  er  tUbin  nicht  immer  gtaiau:   oft  bleibt  ?ou  «wei  üebctiK( 
nßbezincUnet,    An  unaen^r  ötölk  (m»  6^i>/  pü  /^  ^/a      i  «^U-arn  «ai>  Lst  mebtj 

banptstttb,  vielmebr  ntübt  dies  im  auftAct,  sojh  .  okkarn. 

38,  3  wird  ffir  ««*//»f  Mttiar  vermutet  al/arf  aalütar  „/^wr  rtMtÜucr  leMdaix* 
nwU  ailüirtuUs/*  iodesaen  der  drttt«  vers  (kurzvers)  reimt  mit  dem  xwdten. 

Ich  wende  mich  kh  dtiiu  («rlmiihiniÄL    Gaoz  willktlrUcb  ist  ßerguuum»  2eri<[ 
gnug  des  gedicbt»  in  acht  t^aÜe  (journees).    Vg:l  a,  221:    ,,commc  Grimmr  sHi 
huit  tmUSt  c'cst'ä'dire  »t?pl  jours,    ches  Geirröär,   k  podc  a  r6parii  sur 
joi^rs  €<?  qu*tl  lui  falt  dirc  dam  le  pocme'^    Das  bättc  dcim  doch  der 
wio  Andeaten  müssen.    Ja  nncb  atrophe  2   sind   dio  acht  nüehte  h^u  i 
fite  Griiiuiir  zu  reden  bogint.    Daher  erkl&rt  Borgmann  diese   Tur  iuterjMiiiert: 
t\m  fort%\jTdalay  ^   m  dem  sie  gcacUrieben  xn  »ein  scheint,   gibt  ru  dieaer  »tiniihn 
uiKJh  keine  bcrechtignng ,  da  eine  geringe  Veränderung  (a.  Hiiggc)  liadahtUif  herdteU^ 

In  der  piosaciiileitnng  wird  an  der  stello  kann  er  matnldinffr  m,  at  hafi 
kvdr  gesti     ninn  dos  hu  a.  240  ao  rrklärt;    „J!jd  tut  placi  '^H/ur  jf^ä,  ti  ftignifiti  fel| 
lerne nL"    leb  wdss  nicht,    ob  das  meint,   m  sd  oino  nebenform  von  Htü  ^^  le 
W€nt  oder  es  atebe  mir  in  einer  fögimg»    wo  man  aonst  ftm  flndts.    Richtig  «irkli 
es  Buggc  durch  slikf\    E»  igt  wie  lateinisch  «  göbraucht.  da«  anch  einen  folg© 
nach  sieh  hüben  kann. 

KtwM  weiter  hdast  ns:  enn  pat  t?ar  hinn  mc^ti  hifforni^  at  Gtirrödr  koni^i^ 
vteri  eiffi  tnal^oär :  ok  p6  l^tlr  kann  himdt^a  pann  numn  nsw.    Ich  begreife  nicii| 
wie  Bergmann  das  überöotzen  kann:   c'^tait  lä  un  fiicnHOHt^e  tks  ftltis  hnl/iktt, 
ijuß  (I)  le  rm  Geirröär  m'  füf  pas  liberal  eii  imU,  ei  (p**ii  ßt  %^uri^if^,  mtttre  la 
8tMt  cet  komme.     Da«  pfmrtmU  bat  ao  doch  nicht  den  geringgtcD  «äinn.     Ok  p6  bc 
einen  hauivtsats  und  vorher  at  ht  nicht  pourqw*^  sondern  einfach  que* 

6r  3  wird  vecUi  gcsdiricWn  (besser  ücUi:   s.  Baggo)^  aber  H*t:Mt  c^mH 
setzt ,  ala  hiesae  oa  valdt. 

18.  2.  3  freut ea  mich  bei  Btrgmann  endlich  die  riflf '      '  ' 
nämlich  nach  sodinn  nur  komnia  und  erst  nach  ßcska  / 

tele  igt  gan«  onzwcifelhaft  appoaitioji  zu  Sfthrimni.     Alle  son»t,ig»Tri  itu»gaben  mi 
jmngicrcn  atarlc  nach  sodinn:  doch  wunderbarer  weise  hat  die  Kovenbagcucr 


l)  Wie  leicht  sich  etwas  falichci ,   trotidcm  ihi^  richtigt'  gums  nahe  liegt, 
«ohltippt^n   kimn,    dafür  mag  hier  nooh   ein   bdeg   Htcbiiu.     tn   der  Uolrd5  Brynhildar 
heiBBt  vh: 

LH  hami  »vifa  hu^nUr  koHungr 

nUa  »yttra  undir  rik  horit. 
Die  brüdoT  Grimm  uborsoUon.    der    mut volle  könig   Ueta  die  gcrwond«  van  \mn  den 
ftchweitcm  unter  die  eiche  trugen«     Die  Kopenhugenor    turüvit  indtwüiM  nütirett 
f$je  octtf  aorormn  sftb  arharem  ftrri*     EttmüUer:    uuaere  bemden  Uübn  der  henrutld 
ilcx  ucbt  t»t>hwejit(^m  gewand  unier  di«  «lirbii  tragon'    Bimroi;k;  dor  huchslnntf!^ 
die  fluggcwandc  un^  aiht  üchweftl^m]  nntor  Als  eicho  tragen.     RaMsmami:  i 
voll«   köaig   die   hcmdGii  unjier  B  schwcetom  untor  die  ciohe  tragen.     Uii 
KoUungcn  sind    mir   nicht   lur  band ,    aber  ich  möchte  wetten ,    da«i  nie  die  »f c^Ue  nl^tj 
riohtigor  widergeben:    auch  die  burausgeber «    mmiuuiUtib  Ltinlng  und  BnggOp  werdoa 
Btello  ao  f orKtatidoii  hiiben ,    weil   aio    somfl  etwas  angemerkt   hatten.      Aber  ist  die 
luhl    der    walkünm   nicht   hoehMt   auCTallttnd?     Prosa  tn   llelgakv,    Tlion 
ti^tt  vntkfftjar  ittu,     Ilclgakv.  llutul  t  prona  nach  18  f*cu    9*1  x  iaptüw^ 


Oma  BKiuuLiiiK»  mawnsröu 


nn 


<r    .  lu  rmo  dli$  ftriiatiia^&iiiebe  lilferBebEün^  der  Soorra  Edda,  woleho  diese  »tn»* 

'ii>ii  daa  riollUge  im  widerspreche  nüt  der  intcrpunktion  des  toxU^s.' 

l'^,  i  /*f^a(  /^/'  '7(1.^1*  kauu  acbwcflicb  übcTuotzt  wcrdrn  (k quoiJcA  7Voi*- 

l>«^#.f«»p».»^^  ;^f  ♦),  vl/o.?/:   kann  das  object  im   acc*  öbeimowonig  hubfin, 

Vt  Mdo   niiiöUt  lib<T3i'tzen  pour  quoi^    nbcr  diis  riehtigo   tmben  gewiss 

Itii  it^'u   d<T  Snrtrva  Edda   erbttlton,    mä  hvat^   wk»  alle   heratjsgcb(5r  von 

fik  An  Ituvn  und  was  =  de  quoi  ist.    Die  lesart  hvat  einliCfja  iji  h,  wcldie  die 

[»enbAgföjief  ausgab«  aulgiitiommen  bat,   ist  nur  die  wiUkttrllche  Änderung  eiiioa 

Hiiicibew»  der  In  Beine?  ?orkg*>  Hvat  einhfrjar  hatk,  wie  in  K  steht* 

VJ^  1,    Dill   bi'idcn  wolfe  Oäifut  Gci^i  nnd  Freki  sind  nicht  durch  ilrui«?  und 
£ffn>nU  widcriugeben »  sondern  ct\va  durch  Amde  und  C^jnt^ot^^wjc ;  denn  das  altgcr- 
nlsebu  frik^s ,  fttk-r  hat  Qocb  nicht  die  bodeutnng  des  nhd*  frech. 

20,  -.  Wie  iormmujruml  dtireh  /«  Phiine'dU'SoM  Übprsetzt  werden  kann, 
ich  nicht  Ed  ist  doch  entschieden  j  wie  ags«  eortnengrunä ,  der  weite  gnind, 
ate  erde. 

25,  S  ist  skaphr  mit  RA  und  einer  handBchnft  der  Snonu  Edda  gegen  zwei 
>h^r  Matteren,  die  SknptJctr  haben,  zu  schreiben.    Dag  b^tztere  ist  nur 
Tu  fonu  des  erstcren.     Vgl.  das  von  Bngge  im  uachtrag  a.  3I>7  ange- 
Ikhrte  tfkakkcr  und  ahd.  scuf  haostruni,    mhd.  nhd.  scfmff  »chaff,  also  nicht  vase  ä 
?,  »ondem  mse  ä  ptäser, 

$2,  L    Bei  der  crklämiig  von  üatatoshr  b.  242  begeht  Bergmann  einen  argen 

;>toÄT/'  mami  er,   „tw!  murait  lirc  un  mot  norram;   />  moifis  qu^ü  ne 

ffimiiremcnt  idaitique  avec  ko^tr   (cfr,  angb  taste;  aW.  kosten],**    Engli* 

und   deutöebes   kosten   haben    Uirer   form   nach    nicht    daa  mindeste?  mit 

.:u  tan;   denn  das  letztere  (ich  meine  natürlich  nur  das  cinbeimiache,  nicht 

entlehnte  kosUn  =  nenirz,  voüler^    altfrz.  cwiwter,    costtf  ^==  lat.  ccm.it«fc)   ist 

fcrwant  mit  lat  gfuslart,   das   eratere  aber  =  nhd.  iuMm,   neufrz.  täier,   altfrs. 

r,  it.  iastare  geht  auf  kt  *iawüarc.    Übrigens  hat  Bngge  tosk-r  richtig  mit  alt^ 

-l\  ncnfrjeg*  (o^*^*  verglichen:  aber  das  wort  ist  anch  im  ag«.  als  ttijfc, 

KÜsch  als  imk  zahn,  fangzahn,,  baner  erhalten. 

53 1  1  wird  ».  244  ffir  egtfmöäan  ekkamödcm  vermutet    ,,  Je  crms  jM'at*  lünt 

'  tggMQäan  val  (occiä,   allan^m  par  U  irandkomi) ,    ü  faul  lire  ekkamöäan 

il  (acci^t  uUangtu  par  k  cliopin),    Voki  pourquai*    Ödinn  ne  re^ü  chei  Ini,  a 

wthöU,  que  ks  ßuerrters  qui  sontmort^  rfatw  k  cmnbat,  par  kiranclmnl  dt  V6p6e, 

.  au  cüntraire,  qui  Hont  morts  dt  maJadif  oupar  un  accidentf  v»ont  datts  k  S^jowr 

>(tr,   dcvant  mourir  par  «n  accidcnt^   n*ira  donc  ptts  ä  VaOtÖll  .  ,  . 

jrcUc-t-ü  que  lui,  Yggr^  n'aura  pa$,  parmi  mcb  cowj^nom,  Geir- 

'  qm  nc  iamhera  j>as  daitft  un  Combat ;  ü  exprime  ce  rtgrei  par  \m  jeti  d£  wo/*, 

■nI  mr  ks  ejjjrettsions  ekkamöär  et  eggmödff  en  disant  que  k  roi  sera 


Vgl,  Orimni  Myih,  302.  Aach  an  unserer  stelle  bekommen  wir  die  lumomscho 
ht  «ihno  lÜM  pt^rijig^te  ändenuig,  wonn  wir  nur  rirbtig  rowstnilercu.  kam»  vorn  Stta 
,  d.  h, ,  meine  und  meiner  nrlu  srh wettern  Rf^hMROfinhcmden.  Miui  vgl, 
iiiiintlich  da*  l»oi«piel /wn/Ä*  *'är  Bagta  =  moino  Mnt\  der  Boglingo  brgtjg- 
nimg.  Aber  auch  IH  hmit  Ui  nicht  „Umh  tragen,"  sondern «  indem  lätu  mit  dem  part. 
jpvxL  fiwu.  roin  üujuliar  ijt,  »itrug." 

I)  Dio  Koponhftgcnifr  quartauBgabo  von  1787   »cUt  hinter  ^#5*  einen  pnnkl,    iind 
•ii     "  lEung  gebt  hervor,    daÄS  ihr  punkt  hinter  «oÄmj»  die  goUung  eine*»  dop. 

y  *oli.  ßed. 


Väy 


luciiLteii 


mm  HU  t*ff{fwt)är,  mal»  tni  fkkam64r.  Lescopiate^p  n'affaut  ixu  ct^mpri»  tej^ffnt^\ 
9wn  df  ckkamoär,  tut  aurotU.  ^siitiU,  dans  k  taä^,  Vcsi^rnifum  mitux  ei^miM 
de  t^ffmttdr.^'    Aber  es  k(hit<?  doch  nntcr  keinen  um«tÄiidcn  hcisartH  ,,OdliIiiii  mM\ 
nun   die  knnjineririiide  letche   bekommen/'    wonn   damit   nnsgodruckt  wurdeo   fi>1lt9w| 
da*g  (tcirrüdr  nicht  zu  O^iiin^    sondern  zur  Ut?l  ^ebuu  werdt*,    Zw 
Gcirrftdr,    der  seinen  tod   findet»    indem   er  durch   tiuvorskhHgkei' 
ßcltwert  stürzt j   nickt  als  eine   »,kumm<*rmfide  Iciche^*   bcJieiehnet   w*:rrdi*n*     i^r^tteUiiJ 
wiesen  wir  drtiiiber  nichts»  dasg  die  ,,pnrun  ucvuittit^*  umf?**kommencn  zur  Hol  i^cIad-J 
gen:  Snorr»  Edda  1,  106  spricht  nur  von  tsöttdauäir  imrm  eda  diidaudfr.    Diks  pur 
UH   accwfefif  ist  nnr  der  coiyectar  zur  liebe   ersannen,  nützt  aber  dfich  «igeotlidij 
nichts»  da  ckki  nicht  =  accidtnt  ht 

nUKSLMJ,  AUOtlST   1871*  Jin«tDB  2t7rXT2A. 


-^Mlann   lletnrtch  Tos8*    Von  Withelm  Iterbi«!.     Erster  Band.     Leipzig,  dmc 
und  verkg  von  B.  Ö.  Tonbncr »  TH72-    X  titid  M^  Seiten.    S.    (Mit  einem  por 
de»   dicbtcrs  nucb   Schoners  Ölbild   im   Gleimsebeü   freundÄfhaftfitpinpol    zn   IIäI-' 
berstadtj 

Eö  wird  Vielen   leaern  dieser   Zeitschrift  bekant  nein,    dans  probst  HerbKt  tittfj 
der  philologenvcrsamliing  in  Halle  1867   den  gedAnken  anregte»    das  leben  und  wir 
k«m  der  bedeutendsten  pliilologen ,   zunächst  der  detttschen  dus   lets!t<?n  jabrbunder 
in  einer  reihe  von  biographieen  darznstcllen.     Sein  plan,   der  unter  drr  f    "i  '^no§-l 
aeji  freudige  auBtimmung    finden  nmstc»    iat  von  der  Teubuerßchen  Veri  »nijcl 

erfolgreich  gefördert  worden.     Die  lebenshildor  von  Boeckh,   Haaae,  0.  JUüUcr,  Ni^] 
bohr,  Reiöig  und  Welcker  sind  von  narnbiiften  gelehrten  öbcmommon ,  und  der  rat 
der  ganzen  idee  liefert  un«  in  dem  vorlieg*>nden  ersten  bände  des  lebeua  von  Johann 
Heinrich  Voss  die  erste  probe  der  aiiäftihrung-    Über  diese  arbeit  ein  wort  zu  da^^oa*| 
ist  auch  hior  der  rechte  ort,    weil  eine  Schilderung  des  philologen  Vosa  dem  dont 
«chcn  dichter  gerecht  wcrd*m  nmste,   dessen  eigentöniUche  und  blwibcnde  verdienst^ 
auf  dem  grenzgebiet  zwischen  phÜologie  und  dichtkunst  erworben  dind.    Zumul  dicai] 
erste  häifte  des  Werkes,    welche   die  lehr-  UDd  wanderjahr*^    bis  zur  *  U 

nach  Eutin  umfasst,    hat  von  dem  dichter  mehr  zu  berichteo   als  von  ilj 

gen;   ist  doch  Voss  gerade   in  der   zeit»   als  t-r  seine   fachstmiien   auf  der  Geop 
Auguata  betrieb,  tler  eigentliche  mitt^lpunkt  d**-*  **iWfifur,T  i1h  hi,  r1nin<\f«j. 

Durch   eine    fOlle  gedruckten   ntaferiaU  für  das  bild 

des  g^s^^hilderten  fest,  ttui  so  fester,   als  sie  sich  unm    im-oihm. 
dessen  gaujces  leben  hindurch  verfolgen  lassen,    Sie  sind  abnr  alb 
fon,  dasB  sie  durch  hads  oder  gunst  der  partei  bei  der 
verwischt  werden  köuncn,    sei  es   durch  vei-tiefung  den  r 
tens»   sei  es  durch   eine  zu   rosige  beleuchtung,    wie  sie  in  den   hekanten 
ten  der  liebenden  Erneitinc  nicht  selten  angewant  wird.     Das«  d<;r  v  .*-f->^ 
zweiton  gefahr  nicht  ausgesetzt  gewesen,    dass  ihn  atcht  pcraönlichd 
Voss  zu   seiner  arbeit   getriebeu,    sagt   er  selbst    in   der  vorrede;    abei   um 
guti*m  gewissen  darf  er  behaupten,   dass  er  nirgends  steinen»  holden  zu  na! 
(^•n  ist.     Es  wird  vielmehr  jeder  kundige  l<'9er  von  dem  ganzen  buch  den  «ind 
crhülten»   dass    dorn    Verfasser   überall  gerechtigkeit   und    wahrheitÄlinbo   di« 
gvfOhrt  haben.    80  lAsat  schon  dieser  aufang  auf  eine  tJrquickliohcre  b- 
Stolbergscben  Streites   b  dem  hoffentlich  bald   nachfolgenden  schloatibutj'i  n:A 
als  die  tendenziös  gefärbten  Stolbtrgbiograpbi^^eu  bis  jetzt  geliefert  liaben. 


CttKR   VOSl   Voll  ttKttFST 


121 


ilertii^i  «nrxfihll  nsidi  üirnft  \t\nzm  vmlcHn^iHlvn  »chiKipniTijf  von  Voss  bed^mtunir 
'  dl»  dentsch»  ruJturgtidchjcht^  m  vier  ab8rluittt4;n  seinen  aafenthedt  in  der  hoünat 
^772,    auf  der  hücbschule   1772—1775.   in  Wondsbeck  1775  —  1778  und  in 
darf  1778  — 1782  i    und  es  ist  in  allen  nicht  All«in  aus  dem   schon  bobmten 
ihorcn  le)«  ».reD  and    *  ri    ein   knnstvolka  gtisumt» 

|i  «itworfcn»  soinl  ;h  jeder  tu  .In«  menge  neuer  röge  ans 

nhft  ungrdrnrliton  qucllfin  bcToichcrt.    8o  zeigen  t.  b.  die  9.  143  — 147  abgedmck- 
Urii^tkoidclmittc  d(^s   liobendcn   an   seine  Ümestine  noch  von  einer  andern  seite, 
&U  dti»  frühftr  »chan  g*?dmckt**n  berichte   an  Brückner  über  tliränenreiche  absehiod« 
|T       '       '    V  '  '  ■'  ^    welch  einen  gewaltigen  zoU  anch  der  Mecklenburger  Imnersohn 
|d  utalltit  beiaklt  hat;  ans  einem  Rp4tem  briefe  an  dieselbe,  8,  3()0, 

rnen    wi  .    welche   ung  '  te    über  Goethes  ersten  vcrkelir 

pit  Carl  A  -  11  liefen  und  Kl  j  ;  veranlaasten ;  8.B21  — ä30  wird  | 

t»  drr  antisymbolik  unvallstäDdig  mitgeteilte  briefwechdel  mit  Hejne  dnrch  acht 
■left*  ans   drn   schützen  der  Mttnchcncr  bibliothek  ergänzt;    ansserdera  ziehen  »ich 
itürlirh  dnrch  das  gan;te  buch  einzelne  characteristische  citate  aus  briefen,   die  in 
'      kte   santlnng  gar   nichts    oder   nnr  mit  vielen  auslassnngen  und 
jmmen  sind.    Wie   sich  ans  der  freudlosigkeit  der  kindheit  and 
liwereu  arb»'ifc  des   jönglingBaJters  die   scharfen  ecken   in  Voss  charaktcr  cnt- 
0n;    „die  gon>stger6chte  Überschätzung  des  antodidakten^    das  anstreben  gegen 
dd  ant^ntilt,  dft§  mistrancn,  das  bis  zn  lieblosem  groll  sich  verirrt,"  —  da«  wird 
L-  "igs  in  einer  dargtcllung  lesen,  die  ebenso  glücklich  dnrch  anihentisehe 
r  bind  schaftlichen  nnigobungcn,    in  denen  Voss   gestrebt  und  gewirkt 
characteriaiemng  der  merkwürdigeren  menschen«  mit  denen 
jf  verkehrte,    belebt  ist.    In  letzterer  bezielinng  ragt  uatür- 
der  abschnitt  ober  den   djchterbnnd,    3.82—127«   hervor,    der  nicht  allein  die 
üiiiliclikoit  der  engen  Verbrüderung  dem  alteren  losen  bnnde  gegenüber  in  das 
Ucht  stellt,  sondern  auch  bei  dieser  gelegenheit  Klopstocks«  des  nur  an  jah» 
tellung  zu  den  unklar  schwärmenden  Jünglingen  einer  ywar 
iiton  kritik  unterzieM.  < 

Wenn  ich  tnnige  erganze n de   oder _b eri cbtigen de  bem erknngen  über  einzelnes 
ijxnfrige ,    so  will  ich  gleich  den  punkt  voranstellen,    in  dem  ich  eine  alle  fragen 
rledlgende  besprechang  vermisst   habe.    Es  betrifft   dji^sogenanten  bnndesb5cher, 
j«   Iteinptqaelk   für  Voss  dichterische  tätigkeit  in  Göttingen,    Bek&ntlicli  liat  der 
rgenwftrtngo   hcsitzer  derselben,   prof.  Ernst  Klossmann   in  Rndolstadt«    sie  zuerst 
1865»  Halm  fftr  seine   kritische  ausgäbe  der  gcdichte  Holtys   zur  Verfügung  gestellt. 
|«t2t   liat  Herbst  sie  auch  wider  benutzen   dürfen ,    aber   er  bezieht  sich  in   seiner 
eibnng  der   manuscripte,    s.  286  fg.,    auf  Hahn,    den   er  nur  in  einem  punkte 
^gL    Mir  haben   inz wischen  durch  Klussmanns  gute  die  betreffenden  büchcr 
vorgelegen ,  um  meine  samlungen  für  eine  vollständige  ausgäbe  der  Millerschen 
h*e    zu    ergÄnzcn,    und   ich   möchte   nach    eingehender  prüfung  derselben  den 
chcn   bericht  nicht  ohne  weiteres  unterschreiben.     Die  frage  nämlich,   ob  eins 
Mich  .«das  bundesbuch**  sei,   ist  gar  nicht  von  vornherein  zu  bejahen, 
}\  Rcrbst  es  getan  haben;  es  sind  jedenfalls  verschiedene  einwürfe  erst 

ehe  die  sache  als  erwiesen  anzusehen  ist    Das  int^esse»  das  durch 
:.^u  reUijuicn  erweckt  worden  ist«   wird  es  rechtfertigen,   wenn  ich  hier 
twai)  nlihpf  auf  den  gegenständ  eingehe, 

frage  steht  bei  der  controverae  zunächst  das  Journal  des  bundes,  über 
vulcii  IT  hinzufOge,  dass  es  von  anfang  bis  zu  ende  von  der  hand  G.  D.  MU« 


m 


nuvuwit 


8.  ^  erwähnten  Iricfwechael  dor  buiid*>übrüdL'r  nitt  Bilix«*r  bukaiit  war.     i 
uic  *_  f  8,  21^0  vr  !  nnr  41c  i 

«totr.   I  r  sein  iaji!:  H    bc;«nuli  i 

itmclitc.     Ehensa  kkr   liegt   die  bcdontnn^  dr-  hj*  jetxt  vür  auKt^u.     Herl 

hat  riber»ei%'end  dargetÄn ,  daaa  es  Vrtas  eignca  ^.-:.;;...i.uch  gewt^sön,  wi'^  'i«*r^ n  UAet 
hondoabnider  eins  hatte  und  daudt  den  dichteudeu  ^'enoaien  dlo  kein« 
dcnswiirt©  vcrpflichtimg  auferlegte,  jede«  noae  y^c^dicbt  -  und  es  «lud  »mitvi^  tziich 
hinge  odcn  divrnntor  —  sechs-  odei  ^ar  zwolfnial  abs^nsohrcibcn.  Tfjüma  vonimtun^r, 
da»  bnch  habe  Boie  gehört,    berulit   aui'  einem   irttim  tibflr   die    I  Üsl 

8U»ht  in  demselben  kein  einzigem  gedieht  von  Boie»  band  ab  die  v  [♦>n? 

das  ^nze  buch  enthiilt  wie  da»  grosse  zweihandig'e  qnarthach  au  h  anto-l 

^aphen.     Nur  zur  weiteren  hestätigung,    dass  Vo88  der  ursf^^'""  ,,.  „itzor  de« 

hnches  gewesen«   sei  noch  darauf  aufmerksam  gemacht,   das>  eigenhändig | 

s.  176  seine  Phidilc  ,    als  sie  nach  der  eopnlation  ailctn  in  ilir  oainnioricin  ^^ 
war»    eingeschrieben  hat  mit  dem  zusatz  «»als  eine  vorspielang  de«  wris  j^' 
wird,"  daas  sich  darin  vier  autographen  von  Brückner  dem  paHtor  vnn  d,'a- 

scn   bruder  dem  arxt  finden,   die  Voss  sich  offenbar   auf  seiner   ti  Hiiac   aus 

Mecklenburg  mitgebracht  hat,  and  diwa  den  achluss  des  bandca,  «.  190— li>2,  da« 
«ugüiiche  gedieht  John  Andrea,  Parting,  (abgedruckt  im  Genius  der  Zeit,  bd.  l^[ 
8.249)  bildet,  von  dem  auch  ohne  die  anmcrkungen  a«  a«  o.  feststehen  würde,  dai^ 
«a  für  keinen  andern  bundesbriider  als  Voss  mitget«ilt  »ein  kann.  Wa«  nun  aber  das 
«Hjjrtbueh  angeht,  «o  sind  Halm  und  Herbst  darin  einig,  ea  wäre  in  ihm  daii  bun- 
dc44buch  erhalten.  Über  das  Voss  an  Brückner  am  i^*  novemher  177*^  zuerst  berichtet 
hat»  (Br.  1,  96  fg-).  Ich  will  nicht  gewicht  darauf  legen «  daas  Vqäs  zweimal  Vf>a 
einem  sd] warben  huche  spricht*  w^urend  die  Klussmannscben  hUcher  eher  brami 
nennen  sind.  Man  darf  wol  annehmen*  daas  ihr  hundertjähriges  alter  diese  farbcii* 
Veränderung  verursacht  hat  Aber  das  erregt  t?matore  bedenken  —  und  mieh  wundert, 
dass  Halm  und  Herbst   stillschweigend  darüber  hinv  'm  sind  —   das»  einer 

ganÄcu  reibe  von  gedichten  ein  B.  oder  BB.  S,  bei:  -t,    was  dncb  ent^eiii^ 

den  auf  ein  anderes  bundesbuch  deutet,  Ich  will  nicht  leugnen,  dass  ich  hlt-rdurch 
eine  Zeitlang  zu  der  annähme  gedrängt  war,  das  eigentliche  bundesbuch,  über  des- 
sen zcitweiligcö  verschwinden  durch  Lcisewitz  schuld  Höltj  und  Voss  im  winter  1774 
in  briefen  an  RÜlbir  klagen,  sei  verloren  gegangen»  und  da»  quarthuch  sei,  wie  tloa 
octavbueh,  nur  das  «tammbuch  eines  bitndischen,  und  zwar  G,  P.  Mölera,  von  des- 
sen band  nicht  nur  diu*  motto  und  das  register,  sondern  auch  v  r  -n]»c- 
turen  in  den  gMkhten  herri^hrcn,  Einer  solchen  annähme  würde  m- 
dezu  widersprechen,  dass  Voss  und  Miller  diese  böcher,  mit  denen  sie  in  Ulm  IhOl 
bundestag  gehalten  haben,  bundesbücher  nennen:  sind  doch  die  stannnhücher  dcir 
einzelnen  dichter,  deren  blialt  dem  des  bundesbuches  parallel  laufen  sollte,  annh 
;-  '"  als  bui^l  '  '  !  '  n,  Aber  diese  vermutur  •  ■'  wh  mir 
U  doch  iii  llt  Wenn  schon  das  a  formal 
doj(  bucbs  und  die  trirrlicbe  br/.*^ii  bniing  dos  beginnenden  zweiten  jabj  l  vuf 
hinweist,  dass  wir  hier  dir  ofHciclle  gediohtsamlung  dt»  bundes  vor  un  ««i 
wird  die  ridjtigkeit  dieser  ansieht  dadurch  entscheidend  bestätigt,  dass  die  im  bau» 
desjourtial  von  O.  D.  Müler  vielen  gedichten  beigcschri ebenen  seitenr-ahlen  alle  mit 
1  diesem  grusHcn  quarthuch  »timmen ,  und  di**8c  Verweisungen  kennen  «ich  der  nator 
der  '  ^1  nur  auf  da»  •  *  '  hrn.  Das»  dei  i  '  •  n*- 
tAr  K;               i«  amtes  auch                                               ,  Igierte,  wi^l  i               irv 


üftKK  V088  von  tmußar 


m 


sdMi.    Wu  tiedeuttfü  daon  aber  di^  r^tBOÜiaften  ?orweUiiitg«a  mit  B.  imd  BB.V 

Ich  ie^u,   der  von  Herbet  «.  li)9  bespnicheiie  pkn,   das  bmideftbueli  mit  einer  ror- 

r*-  ^p-r--*  -' "  ''rt)ckpTi  «0  Ussftif   gU)t  dic  lösxing-    Jtfiie  chiffem  zeichno«  die  für 

n  jjcdicbiü  aus.  wie  fUd  einzelnen  gcdicbten  von  ihren  verfasaem 

ri'*    obenMIs  anf  eine  solche  narjjtrag;licbe  sichtung 

^   fUr  den   geplanten  dmck  hinweist.    Von   diesem 

I  bundt'sbuch  der  2ttkanft  ist  in  Voss  briöfen  l»_146   ^Icin   die   rede» 

A  auch  in  dorn  urteil  ober  Cramer  (Ilcrbet  *,  M)  jjenidnt,  denn  atif  das 

^ß  pdsgt  v^eAf^r  die  eine  noch  die  andere  stelle«   dn  dasselbe  von  Brückner 

i'iinri  I  iiijcigen  beitrage   von  Oramer  dagegen  fünf  entbllt    Zugleich  wird  dadürdir 

liiM  sich  ihi»  lüt^TCi^Hü  des  banden  im    Honiturr  177B   ^nz   der  h6rausc«%be  des  ban* 

'  »rtj  daBs  die  schrlfM  rcn  ofti- 

r-^hr  mit  der  alten  -  and  der 

tfiu  b*uid  des  tjuiirtbueha  mehr  weisse  blättcr  als  gedieht*)  Aufweist.    Ob  die  vor- 

idttiDgen  jeniald  m  w*ni  gediehen  sind«  dasa  ein  neoea  bandesbnch  mit  &n&3chÜe>8- 

■Uff  der  ferworfenen  gedieht«  hÄndscliriftlich  angelegt  ist,  bleibt  eine  offene  firage; 

I^IJbopBk  iit  98  bekantücb  nie  gekommen. 

DtfS  dftS   qtartbticb  durch   das  ausschneiden   einzelner  blitt^r  bedauerliche 
tkm  hatt  Ist  von  Herbst  8,286  angeführt,  doch  hat  derselbe  Öberschcn.  daaa  sich 
ncb^j  davon  ans  dem  octavbuch  ergänzen  lassen.    So  Ist  seme  bchauptung,   von 
«cifn  zwei  godichte  verloren  gegangen,   Irrig:   sowol  der  Lijhn  vom  14.  dccbr. 
1972»  &ttf  anch  der  Bundesgesang  vom  29.  decbr.  1772  sind  im  octavbuch  s.  29  und  lU 
DÜBtAlidl^  «rhaltj'U,    ebenao   die   ursprüngliche   form  der  Bundeseiche  auf  s.  Tl  mit 
rfi  '>  An  Boie»    Mit  diesem  gedieht  verwechselt  Herbst  s.  283  eine  andecre, 

ode  An  meinen  Boie,  die  ebenfalls  im  quartbuch  fehlt,  aber  im  *>ctav- 
Bch  i.  W  noch  vorliegt    Hiernach   stellt    sich    die   rechnong   über  die  Vossiacben 
'^kötrÄge  richtiger  so:  Erhalten  sind  im  ersten  band  des  bundesbucha  von  27  godich- 
toi  23,   doch  besitzen  wir  mit  zuhilf enehmung   des  octavbuchs,   das  die  fohlenden 
clt«i  2*J/30,  ß9/T0,  71  72  enthält,  alle  27,     Der  zweite  band  fügt  4,  da«  octavbuch 
aoch  11  neue   lüüiu.    Das  Journal   führt  45  (nicht  46)  gedichtc  von  Voss  auf,    von 
drnrn  29  in  den  bandcaböchcm  erhalten  sind. 

Di**  bemerkttng  tiber  zwei  Höltysche  gedichte,  s,  2ö6,   ist  auch  ans  dem  bun- 

ileibuch  zu  rectiHciercn,    Über  „Den  Bund,  von  Haining"  habe  ich  schon  in  dieser 

rochen^   che  ich  die  bundesbücher  gesehen;    diese  beseitigen 

^  L    da  der  schlnss  des  gedichts  BB.  l.  121  erhalten  Ist,    Das 

,    ijböf  dessen  aut^irschaft  Herbst  nur  negativ  entscheidtjt ,    steht  mit 

\  BB«  1.  181 ,   wie  denn  auch  Halm  durch  aufnähme  desselben  in  seine 

li>Ujiins gaben  sein  Tersehen  in  der  friiher  veröffentlichten  abhandlung  lange  berieh- 

■"tlgt  hat 

5?fi  den  Bardennf^meu  der  Göttinger  dichter   sei  noch  bemerkt,    daas  ancli 
t  hat,   vrie   seine  Mönchener  mannscripte  zeigen,   näm- 
_,  uit  es  dic  absieht  gewesen  zu  sein,   ins  bundesbnrh  alle 

kiv  unt-<»r  diesen  angenommenen  namen  einzutragen;  es  sind  auf  den  ersten  sci- 
ttrsprßn glichen  nnterschrifton  aUe   später  ausradiert  und  durch  die  gewohn- 
Den  namen  ersetzt.    Eine  interessante  parallele  zn  der  ganzen  bundcsgpielerei  mit 
isbnch  und  frcnndBcbaftshynmcn  liefert  Hrdderlins  biographie.    Zwei  Jahrzehnte 
als  die  Gi)tt.i«gcr  hat  dieser  mit  Ncoffer  und   Magenau  in  Tübingen  Alder- 
m^nnstagc  gehaltifn,  aber  ihr  bundesbuch  iat  auch  jsum  grossen  teil  leer  geblieben. 


m 


EiDUcn,  ünitt  voHS  von  irBitDttT 


leb  sclilicssc  mit  einigen  Einzel bcit^itu    S.  134  wü-d  v*m  V'oa^  ir^^tuifcit  *ft  tmbe 
ßchoB  im  ort«L<*r  1772  Wi*?Und  aiigeja^ifft^u.    At>er  der  von  Horlat  clti^^rte  vw«  list  | 
erat  ein  JÄhr  spÄter  bei  der  miiarbeitung  die  pointc  gegen  Wiclund  i^rhaltcn.  Cnrjirüaf  •  j 
lieh  lÄtttt't«  t?ir  nach  answcia  des  biindoftlincha  t 

Doch  imwtirt  dioso«  J  wrirst  da,  Land, 

Da«  soinci}  Volkes  Ein  unt,  voll  Ütirat 

Nach  Aroneta  Geklingel  l<ich7:ct, 
Daniens  Konigen  Klopstocks  Lit^d  schöukt. 

S.  156   ist  übersehen»   daes  Claudius  Zeichnung  das  WUniscbc  han«,   In  d«ni] 
Voaß  Jahre  kng  gewohnt  hat,   darst«?Ut-    S.  196  wird  der  Köntgsbrief  eine   crniavi- 
Bion  Äur  hauatratiang  genant,   w&hrend  das  characteristischf?  df^seclben  du*  bi>fr(*iang 
von  dt>r  uffentlitrhen  proclaniation  war.     Der  s.  281  nicht  nsLchs  "*- 

aens  auf  Craiin^r  aehtnnt  mir  im  Sophronizon  3,  28  zu  stehen;  i'  r  nco 

brnder  Cramef«  klingen  dio  dort  zu  lesenden  Änsaerungen  schroff  genug,    8.  289  und  I 
sonat  wird  der  Verleger  des  Muscnahnanachs ,    freilich  nach  Vom  eignem    vorgango,  ] 
Dietrich  genant;    er   heisst  aber  Dieterich,    Irn  Beytrag  mm  Tteichapostrentitr  vom 
7.  septbr.  und  28,  decbr.  1775  stehen  seine    fchdebriefe   g^'gcn  Voss  und    Doic  ftb<tr  ^ 
die  ankündigung  des  Almanacha  für  1770.     Wo  Denina  die  Ciöttingcr  Dicbt<ir  ango- 
L|irJffen,  ist  nicht  aufzufinden.    Die  Pruase  Uttonitrc  enthält  nichtä  ?<in  dem  waa  Voai 
in  Höltya  leben   erzählt.     S.  296  ist  über  Glosens  zwgehörigkoit  xuui  bunde  g<^eu 
Weinhold  noch  die  briefatcUc  a.  161»  anzuziehen,  in  der  doeh  nnr  Holty.  Closen  nnd  i 
Hahn  gouiöint  sein  können.    Die  s.  298  nicht  nachgewiesene  äussemng  Schillers  i^tcHi  j 
in  seinem  brief  an  Goethe  vom  23,  febr.  1798.    In  bexiehung  auf  die  s.  Ä14  bcfijiro- 
cbenc  datiernng  der  Claudiusbriefe  verwoiae   ich  auf  meine  bemerkungi^n  in   dieser 
Xtntftclirift  2,  232.    Da  Claudius  am  26.  juni  1775  Voss   meldet,   ein   gowisjser  hcar 
von  Strahlenhcim  wolle  auf  Oncle  Tobys   Vortrag  seinetwegen   an  den  prinxen  Cstt  j 
von  Strelitz  schreiben»    der  in  Damistadf  sein  soUe,   an  schüint  mir  ausser   sweifdj 
zu  acin»  dass  seine  anffordernng  an  Herder  sur  Verwendung  bei    demselben  priiksonl 
in  eben   diese  zeit  zu  setzen  ist,    iS,  338  ist  die  notlz  ober  Brückners  zuHkckziehen  ] 
vom  Alnianach  nur  insoweit  richtig,    als   er   nicht  mehr  unter  »einem   namm  bei- 
gesteuert hat ;  unter  X  wird  er  abor  wol  noch  an  mehreren  atellen  in  den  betroilleii*  | 
den  Jahren  sich  verstecken. 

In  das  schlussregister  liaben    sicli  einige  störende  druckfühler  eiugeschllclieiL 
Am  schlimst^n  ist,  dass  der  idyllenband  der  ausgäbe  von  1802  durchweg  mit  I  statil 
nut  Id,  bezeichnet  ist;   daa  ist  s.  338     811  funfzehnnial  m  andern.    Ferner  itdit  [ 
8,341  in  derselben  sj^alte  11,  265  stJitt.  IV,  205,    S.  337  steht  bei    den       "  mim  I 

nativitütsstellung  a,  199  statt  liK),   nn  Lyde  s.  U8  st.  140,    bei  dem   or  «tör 

fehlt  die  chiffre  X.    S.  340  ist  die  kluge  »tatt  die  korjcc  wähl  zu  lesen.     fc>.  o42  ä.  S 
V,  n.  ist  1,44  und  11,11  zu  streichen»  für  die  im  folgenden  der  erste  drnckort  nach- 
getragen  ist;  11,  100  und  104  gehören  erst  in  die  Eutiner  xelt,  alAo  in  den  «w^^ltcii 
l^and»   zu  dessen  gH\cklicher  Vollendung  daa  herrliche  frühjahr  dem  verfasner  vMh' 
mannichfachen  wlntorleiden  die  ersehnt«  atarkung  bringen  möge. 

BAMBtmo»   MiRZ   187i,  DK,  C.  ftSDUCH. 


»  W*iM«t» 


ZUR  URGESCHICHTE  DER  GODENWÜRDE. 

"■"Mäo  kent  die  hervorrageiule  Stellung,  welche  ün  blämlisrhen  frei- 
nisuiiid  ilm  hauptliiiyrri  zukam ♦  und  aucli  dm*  uame,  niit  welchem  die- 
$»\heik  bezaicliuet  wurden  ^  ist  der  gebulirendeii  aufmerkäamkeit  uicht  eut- 
gau^iu  Mu»  weis8,  dasa  der  häuptliiig  als  <jodi,  oder  in  vollerer  tunu 
hufiftMii  bezeicliuet  wurde,  und  seiue  gewalt  als  godarit;  mau  ist  auch 
«Urüber  eiuverstandeü ,  dass  diese  seilte  gewalt  eine  alli^eitige  war,  wie 
dkss»  ja  fiberliaupt  bei  den  Germanen  der  brauch  war,  dass  sie  also  auf 
der  ciuen  i^eite  die  leitung  der  volk^vei'HamluQgen  und  damit  zumal  auch 
den  ganzen  staatlichen  gerichtsweseus,  forner  die  sorge  fiir  den  frieden 
im  Iwzirko ,  fQr  die  gehörige  beaufsiehtigung  von  haudel  und  wandel ,  fflr 
den  schütz  und  die  Vertretung  jedes  einzelnen  untergebenen,  kurz  alle 
und  j<>de  administrative  tätigfceit  in  sich  begriff,  soweit  eine  solche  übor- 
hattpt  gefordert  und  geleistet  wurde,  auf  der  anderen  seite  aber  auch 
di  ^'  -  tempels  und  die  abhaltung  des  gemeinsamen  opferdienstes 
iii  r>,    und  dass  sie   den  goden   als  mittel  zur  erföllung  aller 

Ibrer  Obliegenheiten  sowol  das  rocht  von  banu  und  aufgebot  über  ihre 
di'    "  als   auch  den   anspruch   auf  eine  von  diesen  zu  entrichtende 

tfcu,f^  :_uuer  gewährte.  So  klar  aber  diese  grundzüge  der  godordsver- 
ijianing  in  unseren  rechtsquellen  sowol  als  geächichtsquelleD  ausgeprägt 
afaid ,  st»  schwer  liält  es  doch ,  so  manche  fragen  zu  beautwoilen ,  welche 
Im  eingehenderer  betrachtung  dersellKjn  sich  aufdrängen,  und  welche 
xuinal  dann  schlimme  r^^tsel  zu  l5sen  geben,  wenn  man  versucht  das 
isi  '    Staatswesen   mit  dem  norwegischen  zu  vergleichen,   und  die 

itt  ^  des  ersteren   von  dem  letzteren  sich  klar  zu  machen.    Die 

aii  tt  in   der  Stellung   der  isländischen  goden  mit  der  der  altnor- 

wegük:Jien  kleinfursten  springt  in  die  äugen;  aber  dennoch  felüt  es  kei- 
II»  ui  sehr   tiefgreifenden  veracliiedt^nh eilen  zwisclieu  beiden,    und 

in»  :  .  :H  eine  von  diesen  drängt  sich  beim  ersten  blicke  bereits  auf, 
dlld  ItJVdtgt  einseitige  vorwiegen  nämlich  des  religiösen  elemeutes  in  der 
hf^      "^  le  auf  Island,    während  dasselbe   in  Norwegen    ebensogut 

^  -1: -den,    Dänemark    oder   den   verschiedenen    sfidgermanisehen 

ü  xwar  keineswegs  felilt,  aber  doch  neben  der  richterlichen,  adnii- 


w- 


ih  II    und    mUllLlilJ^'Jil'-'ll    SrlU*     «iri      ;l 

hl  nere    rolle    spielt     IHe   tonuiiiol«;  lits    wei. 

üntergidieidtmggpuiitt  hfiu    Der  titel  (fmli,  wofür  In  filUTcn  dttnkiiulfij 
lfm  und  wider  auch  noch  die  rorm  fpnh'  iiul'tritt,'  leitet  «ich  ah 
oder  ffUiff  d.  h,  gutt,  und  entspricht  ini^uweii  vollkommeti  dem  ; 
gmlfa,  womit  Wulfila  uQug  übersetzt,  imd  wovon  er  (ludjhum  =  h 
tuen',    mid  ffud/tnnssufi  =   h^ateia   oder  htrovgyla  aldeiti^-;    bfi 
norwegischen   fürsteu  dagegen  sind  keine  vom   priestertume  |^►^•':'^-- 
mene  titel  fiblich;  vielmehr  welHen  ilie  von  ihnen  geführten  ent 
die  abst:immung  von  bestimten   geschlechtem   (konüngr)^   oder  auf 
Ht^llnug  an  der  spitze  bestirnter  volkscomplexe  (Jijodanu,  fyihr,  hers^ 
oder  endlich  luif  die  /.ugehörigkeit  xu  einem  beHtimten  s^tande  hin  {jaf 
Diejselbe  erseheiiiang  macht  sich  aber  auch  in  der  sachlichen  gestaltu^ 
der  würde  geltend.     Seinen   Schwerpunkt  findet  das  i  '"    "" 
ganz  entschieden   in  dem  terapel   {hof),    welchen   der  i     ^     -^     __ 
und  in  dem  religiösen  diensfce,  welcher  sich  an  diesen  anschliesÄt;  dfl 
d»*r  ganz,  eigentümlieh  ausgeprägte  reale  Charakter  der  würde,    wel« 
mit  dem    tempel    vererbt,   verschenkt^   verkauft,    veiiausclit  und  so 
geteilt  werden  konte,  wie  jedes  andere  vermOgensstÖck,   daher  ändert 
seits  auch  der  vollständige  mange!  jeder  territorialen  geschlussenheit 
jede»  dauerhafteren  bestanden  der  einzelnen  verbiinde,  indem  eben  nur 
freie  auHchlusH  an  den  einzelnen  goden  bei  ebenso  freiem  ruektritte  i\\ 
l)and  iCwtHchen  ihm  und  seinen  einzelneu  untergebeuen  knüpfte  oder  lCt$ 
In  Norw»  '  waren  es  organisierte  stuat^verbände ,   auf  welrj 

sich  die  li  It  bezog,    mochte  es  sieh    dabei   um  hhrmtt   fy 

oder  ft/öfi  handeln ,  und  durch  da^  orbrecht  mit  hinzutretender  vol 
wähl,  vielleicht  auch  teilweise  nur  durch  die  letztere  wurde  bevstiv 
wer  deren  inhuber  sein  sollte:  von  einem  freien  eintreten  oder  austre 
de»  einzelnen  aus  dem  Untertanen  verbände  war  demnach  hier  eboil: 
wenig  die  rede,  wie  von  inner  freien  veräUÄserlichkeit  der  würde  dur 
den  mit  ihr  bekleideten,  und  wenn  zwar  auch  hier  den  einzelnen 
ren  und  kleineren  verbünden  deö  volken  ihre  besonderen  tempel  ent 
chen  haben,  in  welchen  ein  gemeinsamer  opfenlienst  unter  der  Irit 
des  hänptlingH  begangen  wurde,  so  lag  docii  nicht  «i 
terapel  dan  band,  weleben  die  ganze  gemeinde  zuiiami 
nun  diene  unterHchiede  in  der  Stellung  der  islÄnilisclieii  und  der  «OT 
giHchen  häuptlinge,  während  doch  für  die  iöländische  verfa^anng  offfinl 

1)  Z.  K  Kß,M,  i'2f),  H.  4«  u,  t^4I.  ä.  72;  Od^r 
Ä,  2H8   (in  ilt'M  FMS>,  X,  h)  Munrhn  jin^gaU^  rap,  lUi , 

ümt  wnchnrO  ilur  vuesvio  u  tuiiI  u  v^l.  Konrnä  friitfamn,    Vm  fnim-p»vrfa  (Mn 
tiuigii.       '""    •" 


mm  rtosaciDuirrB  &£B  godskwC&dk 


t27 


^iit'  n*>rv>rgi-rne  als  vorluld  g<»dient.  haben  kont**,  uuu  w^mmm  jus- 
^Ddere  diH'  titel  des  (jotti,  der  unn  bereits  in  den  illtCHten  iHläTi<lis<jb»3ii 
fllw»rljefcrung«ni  als  ein  feststehcn<ler  entgegentritt,  wenn  er  nirht  ans 
Norwegen  mit  Ii     "'         '     ibt  wurde? 

Kinzelnc  -i     -  nen  mm  allerdings  darauf  hinzudeuten,   dass 

aoDh  to  Norwegen  die  godenwOrde  ursprüngUdi  nicht  unbekaiit  gcwcson  sei. 
7-war  will   ich  kein  gewicht  legen,   dass  Snorri  bereits  die  zwrdf 
-;-^^»    ui  As(jar(1  unbedenklich  durch  Odinu  als  hofgoäar  einsetzen  lässt* 
f dornt  bei  ihm  konten  isländische  zustande  recht  wol  auf  die  voi-stellun- 
[gen  von  der  vorzeit  Norwegens  und  Schwedens  eingewirkt  haben;   aber 
L^ieblicher  ist,    dass  von  einem  der  ersten  einwanderer  in  Island,   p6r~ 
fliaddr  enn  ganili,  gesagt,  wird,^   er  sei  bereits  ..hofyixt*  i prdinVmnü  n 
JUfPri*'  gewes(jn,    oder  dass  die  steUmig  des  pörtUfr  Mostrarskegij  zu 
'      i  f'l  in  Sunnhordalaud  bereits  ganz  wie  die  eines  isländischen 
hrieben  wird»^  während  doch  beide  männer  zu  den  fürstlichen 
ge^ehlechtern  Norwegens  nicht  zählten.    Man  möchte  aus  solchen,  aller- 
dings  nur  sehr  vereinzelten  vorkomnissen   schliessen,   dass  es   auch  im 
mutterlande  bereits^  goden  gegeben  habe,  dass  diese  aber  dort  von  den 
kkunfursten  unterschieden  gewesen  seien,  deren  gewalt  und  Stellung  sie 
auf  li^land  überkatnen»   und  es  fehlt  nicht  an   einer  weiteren   tatsache, 
widthe  sich  zu  gunsten  dieser  aimahme  verwerten  lässt.    Die  natur  des 
iHländischon  godordos  legte  einem  Inhaber  eine  reihe  von  verpflicbtnngen 
anf,  welche  nur  von  volljährigen»  ihrer  geistigen  wie  körperlichen  kräfte 
vollkommen  mächtigen  mannern  erfüllt  werden  konten,   und  demgemäsH 
muste,  wenn  der  erhgang  flie  würde  in  die  band  einer  unfdhigen  person,  und 
xnmal  eines  weibeB  brachte,  für  deren  Übertragung  an  einen  zu  ihrer  fBh- 
'  *  "  ftentnanii  i^enorgt  werden,*    Dennoch  finden  wir  in  der  heidni- 
auf  Island  nicht  selten  iiyäjtir  erwähnt,  w^eiberalso,  welche 
Um  ^oden titel   fulirten^    wiihrend   dieselben   doch   das   volle  amt  eines 
n  keiner  weise  auszuüben  im  stände  waren.     Nicht  nur  die  Yng- 
i.r.^,.  ,i;4a  und  diL^  Hyndlulji>d/'   dann  eine  lange  reihe  erdichteter  sagen 
erwähnen  derselben,  sondern  auch  in  den  verlässigsten  Isleudüiga  sugur 
wird  m\%  eine  Jmrittr  hofff^itja,^^  eine  pfirUlr  ifffttja,^  mu^.  piwl^imf  gyttja,^ 


%)  iMtuItt/tma,  IV,  cap.  6»  s.  2r>4, 
i)  KtjsbkWüi,  »,142. 

6)  YuffUutffi  Ä, ,  cap,  4,  ä,  1;   iiijiullHijinl ,   IX 
1$}  1,fjy}fhfftma,  IV,  cap.  10,  g.  2t\h,  atim,  l, 

7)  UI,  i'iip.  4,  y,  mh   Vatmää!ia,  cftp,27.  ^  44 


U* 


12H  K.   MAÜBBB 

eine  Fnägcntr  (ßjSja,^  oder  eine  Skinrör  hofgyäja^  genant,  und  zwar 
wiJerliolt  genant  gerade  in  bezug  auf  die  tempelpflego  und  die  Verrich- 
tung di^s  mit  derselben  vi'rbundenen  opferdienstes.  Es  ist  kaum  anders 
denkbjir,  als  dass  damit  weil)or  bezeichnet  werden,  welehe  an  einem, 
zumeist  nachweisbar  ihrem  hause  zustehenden  tempel  bestirnte  priester- 
liche functiouen  verrichteten,  während  docli  die  übrigen  mit  der  liäupt- 
lingschaft  verl)undenen  rechte  von  männlichen  angehörigen  des  betreffen- 
den hauses  ausgeübt  wurden,  und  es  muss  somit  in  diesen  fallen  eiiu» 
abtrenimng  der,  auch  den  weibern  zugänglichen,  religiösen  bestandteile 
lier  würde  von  deren  weltlichen  stattgefunden  haben,  welche  letzteren 
nur  durch  männer  gehimdhabt  werden  konten.  Wie  nun,  wenn  etwa 
auch  in  anderen  lallen,  und  auch  in  Norwegen  schon  eine  solche  Jibtren- 
niing  stattgefunden  hätte,  indem  fiir  die  ausübuug  der  priesterlichen 
liinctionen,  welche  im  fiirstenamt  gelegen  waren,  auch  bestimte  hilfs- 
])eamte  gebraucht  worden  wären,  wie  etwa  Tacitus  den  „sacerilotes"  der 
(Jermanen  eine  derartige  Stellung  ihren  „regen''  oder  „j^rhicipes^^  gegen- 
über zuzuschreiben  scheint,  und  wenn  die  hilfsbeamten  ursprünglich  den 
tittd  der  gndar  geführt  hätten,  der  dann  erst  hinterher  auf  Island  seine 
bedeutung  veränderte,  als  hier  auch  die  weltliche  gewalt  sich  an  die  prie- 
aterlicln»  anschloss?  Ein  paar  bisher  wenig  beachtete  runendenkmäler, 
welche  allerdings  Dänemark  und  nicht  Norwegen  angehören ,  dürften  die- 
ser Vermutung  weiteren  halt  geben. 

Thorsen  hat  in  seinem  sehr  verdienstlichen,  weim  auch  durch  man- 
cherlei unpassende  invectiven  gegen  uns  Deutsche  verunstalteten  werke 
über  dänische  Kunendenkmäler  ein  paar  fiihnische  runeninschriften  mit- 
geteilt,"* deren  zwei  einen  Itimlfr  Niiragn/'i ,  d.  h.  Ilrölfr  Nöragoili, 
und  deren  dritte  einen  Ali  Saulangnpi ,  d.  li.  yili  SölvagotTi  nent;  er  liat 
überdiess  auch  bereits  auf  den  y,LtßufhgHlht''  hingewiesen,  welchen  Haxo 
(Jraniniaticus  eiimial  nent,  während  freilich  eine  correspondierende  stelle 
einer  isländischen  quelle  dafür  den  namen  „lllaioithodi*^  gibt,'*  und  er 
hätte  auch  noch  an  den  „Gaitfr  gudl^'  erimiern  können,  welchen  diese 
letztere  (luelle  an  »It^mselben  orte  nent,  wahrend  Saxo  dafür  umgekehrt 
nur  die  namen  .yirnhtr,"  „(hifl'*  gibt.  Die  existenz  von  godeii  ist  damit 
für  Dänemark  nachgewiesen,  und  man  wird  nunmehr  mit  um  so  grösse- 
rem rechte  auf  den  Iiereits  erwähnt«Mi  gndja  der  Goten,  und  auf  jenen 
cuthu-y    d.  h.  tribnnus,    althocInh'UtschiT  glossen   bezug  nehmen  dürfen, 

I)  Krif(tni  s.,  cap.  2.  s.  G:  Jun-nddH  s.  v'itlßrla,  cap. 'l ,  s. -12.  43;  F.  M.  8.  1, 
ciiji.  \\V.\ ,  s.  '2\ii. 

"1)   Voftnfii'ftiHfja  s.y  s.  10. 

:>)  \U:  (liiiiskf  UunciiiindcsiiKürkcr.  I.  a. '.V.\4  —  :>S,  iunii.  3.  (Kn|M>iiha>^oii.  lK4i4  I 

•i)  ,S'/M7>,  VIII,  s.  :isl ;  Siijriiliii»!  iiT  loriik-m  n  ii^niii,  oap.  ö,  s.  .'IMl. 


prevtÄ  J.  Oriitmi  hioluT  lu'zojjfen  liatJ  Ahvi  iiudi  iu  c'uu*r 
ßziehmty  gowüiirtm  (üo  iluui^icliea  iiiscliriltüu  aurHcliUis8,  und  auch 
üefnuf  Iiat  Tliorsüü  liereity  mhr  irefft^nd  aufmerksain  ^emaeht.  Bekanl- 
Icli  sbd  Hilf  Island  dio  btdaamon,  welche  die  einzelnen  t^oden  tra^on, 
an  ttjil  von  der  i;ei^*Jnd  h^rgonominen,  üln^r  wolchc  sich  vorwiegend 
bre  herjichart  er^tro^^kte,  wie*  denn  z.  h,  ein  Jfroarr  Tihufiojotli ,  /wr- 
Skei4liirtfaiii »  Unlldtkr  GarpsdahgtdU »  Ilatlsteinn  porshaßardar- 
ffyiti,  ptrgrimr  KonL^iirffixli  genuni  wird,  —  z.uin  teil,  was  nicht  immer 
rtm  dpin  vorigen  falle  mit  nicherheit  */m  unterscheiden  ist,  von  dem 
^CHchtechte,  aus  welchem  nie  stamten,  und  mag  hiefür  ein  porgein*  L^6s~ 
Snorri  lllidarmammgodt ,  porkcll  Vafnsdfdafjodt ,  porar- 
\f.  y     iaijoiU  aln    beleg  dienen,      -    in  seltneren   füllen    auch   wol 

?iiii  der  gattheit,  weldier  der  einzelne  neine  Verehrung  vor/ngHwei^e  zu- 
ranle ,  wie  flenn  ein  porär  Fr(Tt/fi4jodi ,  tlrnfnkdl  Frrtfsgod'i  und  por- 
\fimr  FrctfHfjodi  genant  werden.  Dem  gegenüber  wind  aber  die  düni- 
lieu  heinamen  Noragudi  und  Sölvnifud!  von  den  niannsnameu  N</ri  und 
liergenemmen ,  und  man  wird  hieraus  doch  wol  den  schluss  ziehen 
BUt  dat<s  in  P^nemark,  und  doch  wol  auch  in  Norwegen,  die  den 
jtitcl  führenden  personen  uniergebene  eines  anderen,  lifdicr  gestell- 
ten muiincß  gewesen  seien,  während  8io  auf  Inland  sich  der  vollsten  sclh- 
»läßdtgkeit  erfreuten. 

AuH  dem  zusammenJudte   diener   vereinzelten  angaben   glaube  ich 

imn  folgende  Vermutung  über  die  geschichte  der  godonwurde  begründen 

/.u  kAnncn.     In  Nurwegen  wie  in  Danemark  scheinen  ursprünglich  neben 

den  l»üu|)tlingen .  welche  an  der  spitze  der  einzelnen  Volksverbände  stan- 

ilim.  männer  gestanden  zu  sein,  welche  als  deren  untergebene  den  reli- 

n  dienst  an  den   tempeln   versahen,    und  welche   den   von   diesem 

ri  dienste  abgeleiteten  titel  der  tjottar,  d.  1l  priester,  föhrt-en,   deren 

lion  aber  je  nach  umstanden  auch  von  weibem,   den  iPjdjiir,  (iber- 

nommen  werden  kontt*.    Mag  sein ,  dass  auch  wol  neben  den  i*VflentUchen 

'         r  ^r.inpel   vorkamen,    wie  in  der  christlichen  zeit  in  Norwegen 

jHf  neben  den  ftfUciskirkjur  und  kimdskirkjur  ytrmdeu,  und 

auch  deren   besitzer  den  godennaraen  tmgen,    wahrend  doch  ihre 

setion  in  keiner  weise  mit  dem  j^tnatsleben  zusammenhiong;  die  widor- 

Dlle  erwUhnung  von  männern,    die  bei  der  auswanderung  nach  Island 

iro  tompel,  oder  doch  deren  wesentlichnte  bestandteile  mit  b  die  neue 

ioimat   hinfil^ernahmen,    lasst  doch  wol  auf  dergleichen  schliesBen,    da 

^i!r  einen  gomeindetempel   kaum   einem  einzelnen  ^ne  derartige  verfü- 

zuHtehen  kont4^.     Aufbland,  wohin  sich  von  an  fang  an  keine  orga- 


1^  r*    >TNÄltertla\riiti,  ^,751;  vgl.  s.  272^ 


130  K.  HAUREB,  ZUR  ÜRGKSCHIGHTB  DBB  OODBirwOBOE 

nisierteu  volkäabtcilungen,  sondern  nur  beliebig  zusammengelaufene  häu- 
fen wanton,  fehlten  dagegen  eben  darum  zunächst  alle  und  jede  Staats- 
gewalten, und  als  sich  solche  dem  bedürfnisse  entsprechend  allmalich 
ausbildeten,   war  es  der  besitz  von  tempeln,   welcher  für  dieselben  als 
Stützpunkt  diente.    Angesehenere  nianner  brachten  entweder  ihre  tempel 
bereits  aus  Norwegen  mit  herüber,   oder  Hessen  sich  doch  den  bau  von 
solchen  sofort  augelegen  sein;  kleineren  leuten  war  die  tempelgründung 
zu  kostspielig,  und  da  der  herkömliche  götterdienst  einmal  den  gebrauch 
von  solchen  forderte,  blieb  ihnen  nichts  anderes  übrig  als  der  anschluss 
an  grössere  herren,    welche  für  ihren  eigenen  bedarf  sich  mit  solchen 
versehen  hatten.     Durch  freie  Übereinkunft  also  bildeten  sich   tempel- 
gemeinden, deren  Oberhaupt  der  tempelbesitzer  war,  während  die  übrigen 
gomeindeglieder  seiner  leitung  beim  opferdienste  untei-worfen,   und  ihm 
zur  entrichtung  einer  belsteuer  zu  den  kosten  des  tcmpelunterhaltes  und 
Opferdienstes  verpflichtet  waren.    Da  nun  nach  altgermaniscliem  brauche 
die  Staatsgewalt  auch   das  oberpriestcrtum  in  sich   schloss,   war  nichts 
natürlicher,  als  dass  sich  hier,  wo  das  letztere  vorhanden,  die  weltliche 
gewalt  aber  noch  ausstandig  war ,  diese  an  jenes  anschloss  oder  aus  ilmi 
lierausentwickelte,    dass   also   die  godar  zugleich  auch  die   richterliche, 
administrative,  und  soweit  auf  Island   von  solcher  die  rede  sein  konte, 
die  militärische  gewalt  an  sich  brachten,  Avie  solche  in  Norwegen  die 
hcrsar,  jarlar  oder  heradsbmdngar  innegehabt  hatten.    Weil  der  tem- 
pelbesitz und  das  oberpriestertum  hier  den  ausgangspunkt  für  da«  erwach- 
sen  einer  Staatsgewalt  gebildet  hatte,  trugen  auf  Island  dc^ren  Inhaber 
di'n  priestertitel ;  weil  aber  die  ausgebiMete  Staatsgewalt  hier  wie  ander- 
wärts einen  vorwiegend  weltlichen ,  und  nur  sehr  beiläufig  zugleich  auch 
religiösen  charakter   zeigte,   konte  dieselbe  auch  auf  Island  wesentlich 
ungesdiwächt  den   Übergang  vom  heidentume    zum   christentume   über- 
dauern, und  dadurch  das  barock«^  resultat  sich  ergeben,  dass  vom  ll.jahr- 
liundort  an  eine  durchaus  weltliche  gewalt  ohne  jeden  ül)crrest  von  reli- 
giöser beimisuhung  einen  vom  priestertunie  hergenommenen  titel  führte.  — 
Ks  wäre  interessant  zu  wissen,   ob  die  spjiltung  zwischen  der  weltlichen 
gewalt  des   .^hcndinns'^  und  der   priesterlichen  des  „sinistus^*'  bei  den 
Burgundern,    von   welcher  Ammianus  Marcellinus,  28,  5.   bericht  gibt, 
mit  der  Stellung,   welche  ursprünglich  im  norden   dem  ijchU  zum  fylkir 
oder  litrfilr  zukam,  irgend  welche  parallele  gezeigt  habe. 

Mt'NCIIEN,  OCrOKEK  1H70,  k.   MAUKEK. 


^•^•  ^rriTK  in  der  lüISK  von  vr^5;s  r^w  tun 

irEl>I(;UT   SCIHÜUAETS. 

!M(.mf  wf  fblpende  stelle  in  0er  ersten  itlylle  <ler  Luise  von  Vohr.. 
Mall  er/ilhlte  mir  neulicli  ein  Mährlein. 
Eiiij^tital^  kam  ein  Torlter  nm  Mainz  an  die  Pforte  des  Plimniel 
Polterf  urid  rief;  Macht  auf!     Da  scliante  der  heilige  Petrus, 
Lcke  lue  Thftr'  uuf^schlieHSOnd,  Itervor,  und  fnigt^e;  Wer  bist  du?    i;iO 
Trotasig  orwicderte  jener,  den  Ablasszettel  erhebend; 
Ich?  ein  katholischer  Christ,  des  allein  heilbringenden  (tlauhenK! 
SetÄe  dich  dort  auf  die  Bunkt  antwortete  Petrus  verschliessend, 
Htomaf  kam  ein  Todter  aus  Zfirch  an  die  Pforte  des  Himmek, 
Poltert*  und  rief;  Macht  uufl   Wer  hint  du?  fra^^te  der  Jünger,     4^5 
Jdi?  ein  kalvirmeher  Christ,  dm  allein  heilhringenden  ülauhems! 
Dort  auf  die  Bank!  rief  Petrus,     Da  kam  auch  ein  Todter  au» 

Hamburg, 
Poltert'  und  rief:  Macht  auf!    Wer  bist  du?  fragte  der  .liingcr. 
Ich?  «in  luiheriHcher  Christ»  dos  allein  heilbringenden  Glaubeuh: 
Dort  auf  <lie  Bank!    rief  Petrus,    und  schloss*     Nun  öassen  die 

Gegner  iHt 

Kriedj^UYn  neben  einander,  und  sahui  voll  stiller  Bewund rung^ 
Soiuitni  und  Mond'  und  Gestirn'  aus  scheinender  Irre  geordnet 
Zum  rli  :      '   i^^en  Tanz;  auch  horten  sie  rausclien  harmouisch, 
Im  vi^  ^11  Cfiore,  der  seligen  Völker  und  Engel  " 

llallclajagesäng',  und  athmeten  Blute  dos  Lobenß.  4i5 

Aber  ihr  Herz  schwoll  über  von  unaussprechlicher  Inbrunst, 

V,  430.    Im  HaiiilurgtT  Musenalmanach  für  1784  rou  Voms  und  n^kriij* ,   wo 
ewifl   id^Uc  der  Liii«c  zuerirt  ersohiööj    und  iti  den  hoid<rti   erAttm  aiiBgabon  Ars 
gr*u»u?n  gvdichti'j^  ( Köiu^^*<h*?ri?  lTJi>  nm\  18^)2)  InnU't  der  rore: 

Aa%  der  leisr  >  T1ilir%  tind  fragt«:  Wer  bist  dnV 

V.  431  fehlt  im  Mu  I.  h, 

V.  433^    fkze  dich  dort  ant  dl*^  Bank!  rief  Petrus  wieder  vcrsililioHÄinid 

Musfiiiiihrtanach. 
V.  II^I.    fttiÄ  Genf.    Mti«<inalmanac)i. 

V, 410  — Hfl.  Nun  sajtüün  *iie,  achaBk^i  biwundcmd 

8«>tiaeii  und  Moail'  und  Stern*  in  liarmoui>ndii>m  Tanz,  luid  vöruahnuMi. 
Harfeutün*  und  GüüJIü^\  und  &tbniot«a  I^'  ^d». 

T  ^    1705.  1802 

¥.440  —  447.    üad  ilir  Herz  waiil  imtznckt  zuia  NUcn  liesangcTt  Wir  glauW« 

Mustniftlmanach, 
IThd  ihr  llerx  ward  uiitzttckt  zum  h<dlcn  Gnsan^:  Wir  glÄubt-n 


■:^>:...r..^ 


132  RBIHH.   KÖHUEB  /^      V.    .       "'    -  *^^  .■ 

Und  eH  erhub  sich  entzückt  ihr  heller  Gesang:  *Wir  glauben 
Air  an  Einen  Gott!'  —  Da  mit  p]inmal  sprangen  die  Flögel 
Auf  mit  Getön,  dass  weit  von  goldenem  Glänze  der  Aether 
Leuchtete.     Petrus   erschien,   und   sprach  mit  freundlichem 

Lächeln:  450 

Habt  ihr  jetzt  euch  besonnen,  ihr  thörichten Kinder?  So  kommt 

denn ! 
Eine  anmerkung  zu  v.  428 ,    die  sich  zuerst  in  der  ausgäbe   von 
1H07  findet,  lautet: 

'Nach  einem  wirklichen  Volksmiihrchen,  welches  gutmüthige  Ein- 
falt erfand.' 
Es  wird  wol  nur  wenigen  bekant  sein ,  dass  ein  acht  jähre  vor  Voss 
verölVentlichtcs  gedieht  Christian  Friedrich  Daniel  Schubarts  densel- 
ben stoff  behandelt.  In  Schubarts  „Teutscher  Chronik  aufs  Jahr 
1770"  finden  wir  im  41.  stuck  (den  20.  may)  auf  s.  327  und  328  fol- 
gendes gedieht: 

Der  rechte  Glaub. 

eine   Lepondc 
aus  einem  alten   Ihich.' 

Einst  wandelten  zur  Himmelspfort 

Drey  abgeschiedne  Seelen  fort. 

Den  Stuhl  von  llom  verelirte  der. 

Und  zwey  Kalvins  und  Luthers  Lehr. 

Der  Päbstler  wollt  der  erste  seyn. 

Und  schrie:   Sankt  Peter,  lass  mich  'nein! 

Der  Eiferer  vom  Lutherthum 

Sprach:  Geh  ins  Purgatorium! 

Luthei-us  hat  die  Strasse  Mir 

Gel)ahnet^  zu  des  Himmels  Thfir!  — 

Darauf  (entstand  gar  grosser  Streit 

V.  44'.V     Kmischend  auf,  duss  uiiilior  des  Tliiiiincls  (Uaiiz  durch  den  Actlior 

MuBcnühnanai^h. 
luiusrliciid  auf,  dass  anihcr  von  dos  ITininiels  Glänze  der  Aetlier 

1795.  1802. 
Auf  mit  Getön,  dass  weit  von  dem  goldenen  Glänze  der  Aetlier 

1807. 
V.  451.    Habt  ihr  euch  nun  besonnen?    Musenalmanach.  1795.  1802. 
1)  Die  Worte  'aus  einem  a1t«n  Hueh'   fehlen  in  dem  abdruck  des  gediclitn  in 
Chr.  Fr.  1>.  S«'hubarts  Vennischten  Scliriftcn.    (Purster  Theil.    Herausgegeben  von  Lud- 
wig Schubart.,  Sohn.    Zürich.  1812,    S.  356— 858). 
^!^)  (leebnet  (in  den  Vennisclit^en  Schriften). 


Von  Himmel,  Höll  und  Soeligkeit! 

Von  Cliriöten  trnd  von  Heidenlohn, 

Von  TranüHitbstantiation, 

Vom  Glauben  und  von  Werken  gut 

War  gar  ein  schrecklicher  Disput 

Der  Kalvinist  öpracli:  Schweigt  einmal. 

Ich  halt  mich  an  die  fTnadenwahl! 

Drauf  hub  der  Streit  von  neuem  an» 

Und  noch  ward»  Thor  nicht  aufgethan. 

Doch  endlich  war  Sankt  Peter  müd 

Des  Lerms  und  bot  den  Zänkern  Fried. 

Oukt  durchs  halb  offne  Thor,  und  spricht: 

Pilr  Zalnker  i»t  der  Himmel  nicht!  — 

Und  Hell  lug  die  goldne  Plorie  zu. 

Der  Zänker  Hanf  gab  sich  zur  Ruh, 

Setzt  sich  auf  eine  Wolkenbank, 

Und  dacht':  *8  ist  wahr,  was  nuzt  der  Zank! 

Das  Ketzermachen  und  der  Spott! 

Wir  glauben  all  an   Einen  Gott! 

So  rangen  sie  mit  grossem  Schall. 

Die  Engelein '  h<^i"tons  allzumal 

Und  waren  alle  hoch  erfreut 

Ob  ihrer  Lieb  und  Einigkeit. 

Sankt  Peter  kam  und  machte  drauf 

Deö  Himmels  Pforte  *  wieder  auf, 

Und  sprach  in  Freud:  Diess  h«ir*  ich  gern; 

Kommt  ihr  Geseeguete*  des  Herrn! 

Die  Dreye  eilten  Hand  in  Hand 

Nun  in  ihr  himmlisch  Vaterland. 

Ihil  Voss  mit  den  worten  ^^nach  einem  wirklichen  Volksmärchen** 
Bi^pen  wollen»  dass  er  aus  dem  volksmunde  geschöpft,  dass  er  das  mär- 
tdian  wirklich  im  volk  hübe  erzählen  hören  ^  oder  hat  er  damit  nicht 
aowol  seine  quelle  als  vielmehr  nur  seine  ansieht  von  dem  Ursprung 
ilar  dichtung  angeben  woUen?  Nehmen  wir  letzteres  an,  so  wäre  es 
möglich f  und  ist  mir  aehr  wahrscheinlich,  dass  Vossens  quelle  eben  das 
{khubartflche  gedieht  gewesen  ist,  denn  der  annähme,  dass  Voss  die 
Teut^ehe  Chronik   gekaut  habe,   steht  schwerlich  etwas  im  wege*    Voss 


1       iiK't'l  (Venii.  Sehr.) 

"     M  *  nun  elap  fort«  (Verm,  iSclir,) 
V  tt?«  (Venu.  Sehr,) 


134  BXIKH.   KÖHIBB 

kann  freilich  aucli  wio  Schubart  aus  einem  „  alten  buch "  gcschCpft  haben, 
vielloicht  mit  ihm  aus  eben  demselben.  Aber  ist  Schubarts  angäbe  „  ans 
einem  alten  buch"  unbedingt  glauben  zu  schenken?  So  lange  nicht 
ein  altes  buch  nachgewiesen  ist,  in  welcliem  die  „Legende"  sich  findet, 
bleibt  noch  die  möglichkeit,  dass  Schubart  selbst  sie  erfunden  hat. 

WEIMAR,   MÄRZ   1870.  REINIIOLD   KÖHLER. 


KOSEGARTEN. 

Als  ich  neulich  das  wunderliche,  aber  manches  schätzbare  material 
enthjiltende  buch  von  Wilhelm  Keynitzsch  (königl.  preuss.  wirkl. 
regierungs-rat)  „üiber  Truhteii  und  Truhtonsteine,  Barden,  und  Har- 
denlieder,  Feste,  Schmause  usw.  und  Gerichte  der  Teutsclien"  (Gotha 
1802)  durchsah,  stiess  ich  darin  auf  folgende  stelle  (s.  15H): 

Die  Thüringer  kommen  an  diesen  Tagen  |Sonn-  und  Festtagen]  zu 
einander  spcla^  d.  li.  auf  ein  gut  Gesprach,  (vom  gotliischen  ttpdan^ 
—  sprechen)  oder  auch  in  Kosegarten,  —  von  kosen,  —  liebreich 
und  leise  mit  einander  reden ,  -  -  wo  sie  sich  dann  erzehlen ,  was  sie 
von  jeminn  in  spclwise  vernommen  haben.    In  Städten  geht  man 
jetzt  in  Visiten,  in  Spielgcsellschaften  usw.  Niemand  mehr  m  llayn- 
(jarten  | worüber  auf  der  vorhergehenden  hieite  gesprochen  ist.') 
Das  tlnlringisclie  spela  (sj»dl ,  sjilll)  (jrhen,  kommen,  sein  -=  zum 
besuch  gehen ,  kommen ,  sein ,  ist  bekant.    Man  sehe  dariiber  Karl  Regeis 
nachweise   in    seinem   buch    „Die   Ruhlaer   Mimdart"    (Weimar    1868) 
s.  271  fg.     Dagegen  habe  icli  das  wort  Jcosegarien  wqHy  in  einem  thü- 
ringischen noch  in  irgend  einem  andern  Wörterbuch  gefunden.    Auf  eine 
an  Regel  gcrirlitote  anfrage,  ob  ilmi  das  wort  bekant  sei,  erwiderte  mir 
mein  freund,   dass  es  ihm  bisher  unbokant  gewesen  sei,  dass  er  aber 
nach  nielnfachen  umfragen  von  einem  zuverlässigen  gewährsmann  gehört 
habe,    dass    die    Wendung    „m  Icoseufjarten  gelten''^    (sc  genn  In  kose- 
(forfen,  --    ivomm'  änn  s*  ohht  ä  wenh  in  kosegarfen  ge?    wollen  wir 
nicht  heut  abend   ein  wenig  schwatzen  gehen?)    in  gotliaischen  dörfern, 
z.  b.  in  Friemjir,  vorkömt,   etwa  in  dem  sinn:   ein  Schwätzchen  halten, 
ein  plauderstündclien  feiern.    „Weitere  umfrage"        schreibt  Regel  mit 
recht  —   „wird  noch  nötig  sein,    um   den  grad   der  lebendigkeit  der 

1)  Man  soho  über  Hcimgarttii,  Ifaingarie^i.  dio  nachweise  in  Frommanns  Deut- 
schen Mundurtcn  HI ,  530  und  Birlingcns  Schwäbisches  Wörterbacli  a.  216. 


T»1ir3^*i»  Uad  tlirüTi  mdmduelleii  sinn  nocb  genauer  zu  boHÜminen,  aber 
jeM  »choiut  mir  unzweifelhaft.,  dass  die  wondung  alt  volkstflmlich 
zu  uiiserm  iliüritij^nschca  Icvsen  =  vortraulicb  plaudern,  angele- 
Dh  ttud  ungezwungen  schwatzen,  ohne  däi^s  das  merkmal  eines  zürt- 
Ikben  Uebosg^eöinllehs  notwendig  wJLre,^  gehörig  ist,  und  dass  in  dem 
sehr  hubt^chen  compositum  |—  wie  auch  in  heimifarten  — ]  der  freilich 
[i,x  .r.a.rivieh  wol  vergessene  hinweis  auf  eine  ächte  alte  voILssilte  liegt, 
n.  as  zusammenkommen  im  freien,  in  gärten,  aufwiese  uüd  angor, 

in  husch  und  holz,   tu  traulichem  gespräcli,   besonders  iu  soamierlichor 
restxeit  i^dm  Überhaupt  in  feierstunden/' 

Ohne  frage  ki  der  Jamiüenname  Kömgarieti*  aus  unserm  werte  zu 
crklilreß.  Vilmar  freilich  im  „Deutschen  Namenbnclilein**  (4.  auHage, 
FraJikfort  a.  M.  18ß;i ,  s.  67)  will  in  Kost'jjarfm  eine  tslavisdie  ziegeu- 
borg  erkennen ,  aber  ich  habe  in  oHslexit-is  bislier  ver^^ehlich  ein  Kose- 
gmi  oder  dergl.  gesucht. 

WKIUAR,  APRIL   l^i70.  UlilNriULD    KÖHLKR. 


en(;lisciie  ktymologien, 

Ajar,  eharwamiin. 

Diu  ursprihigliche  bedeutnng  tritt  noch  vollständig  hervor  in  dem 
igVw  verb  ctrran  und  in  schlechter  Schreibung  cyrran  (wenden,  kehren; 
öicli  wenden),  ahd.  kcrjan  (kehren,  fegen),  rahd.  kcrm,  alts.  kerimh 
kerin,  altfrios,  hira  (wenden,  kehren,  umackern,  abändern,  abwenden). 
Rs  hat  iich  in  mannigfacher  bedeutung  erhalten:  I)  wenden,  anfbaltent 
hindern  in  PParv.  chan/n  (sisfcrf,  ohstnrr)  und  lirockett;  char  kehren, 
f^'frr^,  wie  Spreu  vom  körn.  South.  HalL;  churrcd  drmk^  sauer  gewor- 
getrilnk,  saure  mildi.  Kent;  chur,  zu  asche  brennen,  (stein) 
bebauen.  Worc.  Dict.  —  2)  sieh  wenden  in  Oen.  Bx.  %SW,  Allit.  Po. 
A*  64*7.  M.  Artbure  1886;  —  3)  wenden  macben,  tieiben  Cov.  Myst 
|i.  3ä&-  Die  nnierscbeidung  von  ahd,  kerjan  und  kerjan  liegt  im  AgH. 
ilichl  vor  ^ »^'f/^^z.A^f^^ 

I)  Vejjfl.  atitl«  lUMobnimb»  iirtikol  nber  koam  im  Den tÄche«  Wfirterbacli, 
S)  Aiurli  r|iU'keri  liut  lit'iiti   lunnen  ^Xt.^  iltclitt?rs  K<>i!it»^'iirteii  aw  koMon  ond  gar- 
bt»   Wl'Iiii  er  \n   »»jintiiti  »ehrmeu  gtMiklite    ».rtUrrtn'  und  Kaplan'*   (GesATo- 
jn*Ctiiichc  Werke,  lid.  *J,  h.  t^53)  wort>>jticliMid  m^U 

leb  k<>s't*  im  KoÄt^gartcü, 

Srhtjü  niAtt  von  JMiitthisoTi, 

Und  schwor  z».  Gl  ei  ins  8taiukHcn, 

Dem  Frllkling  Kh*ists  ciiUluhu* 


136  KOCH 

Daneben  liegt  «ogs.  cerr  cyrr,  eigentlich  wol  kehren  ^  bicgang,  kahr, 

dann  Zeitraum,  Zeitpunkt:  (ct  nnum  cerrcy  zu  einer  zeit,  einmal;  ad 
üäram  cerrc,  zu  anderer  zeit,  zum  zweiten  male.  Vcrgl.  ahd.  her,  kera, 
kahr,  mhd.  k£re,  Wendung,  widorkehrcnder  Vorgang.  Die  temporale 
bedeutung  findet  sich  bei  Lagamon:  hiio  nmhcdcn  Jihw  priddc  di/erc 
IciiKj,  6844.  At  pc  lafrre  cherre  (später)  s.*J5<>.  In  Fumivells  Manners 
302,  Oß  wird  das  trinken  bei  vollem  mundo  als  tmimiest  diar  getadelt, 
also  Vorgang ,  tun.    So  in  Cursor  mundi  (as  hc  hiid  dmic  that  char)  Hall. 

Die  ursprungliche  sinliche  bedeutung  ist  noch  ersichtlich  in  diar 
(eine  forellcnart,  der  sich  windende  tisch)  Brockett,  charc  (die  sich  win- 
dende pflanze,  mauorkraut)  Kent,  vhar-lorJc  (ags.  ccrlic  für  ccr-lcae^ 
me.  car-loJc,  Wr.  15  acker-,  felssenf),  (ktrc  (grashalm)  Hall.,  chnr-l 
(^  charc,  mauerkraut)  Salop.,  charc  {an^v^  gasse,  Verbindung  zwischen 
grösseren  Strassen  in  New -Castle  --  lurnintj  in  l^ondon  und  wtpul  in 
Edinburg.  Daran  schliesst  sich  char  (biegung;  räum,  den  die  goöffncjtc 
tür  durchläuft  bis  zur  Schliessung)  in  on  char,  a-char.  A  door  a^jar 
Is  a  door  on  thc  turn.  Brockett;  ajar  a  door  half  ojtc.ned.  Craven;  7iot 
qiiitc  doscd  Hallamshire  =--  charc,  ajar  Northampt. 

Die  ])edeutung  Vorgang,  handlung  liegt  noch  vor  in  char  cliarc 
chorc  (leichte  arbeit,  arl^eit  um  tagelohn) ,  char  diare  (leichte  arbeit  tun, 
um  tagolohn  arbeiten)  Worc.  Dictionary,  char  (um  tagelohn  arbeiten) 
Lancashire,  hawls- charc,  leichte  häusliche  arbeit)  Northami>t.,  ^  char 
chir  Gloucester,  choor  (häusliche  arbeit,  die  eine  tiigelöhnerin  besorgt) 
Dorset;  (mühsiune  schmutzige  häusliche  arbeit),  choorer  or  chtMr- Wa- 
rna n  (tagelöhnerin  für  schmutzige  arbeit),  rhoory  (irgend  eine  art  schmu- 
tziger hausjirbeit  vemchten)  Som(»rset;  chcwvr  (kleine  arbeit,  geschäft) 
Devonshire. 

Der  sonderbare  lautwechsel  erklärt  sich  leicht.  Dir  dunkle  laut  in 
char  und  rharr  ist  der  rückumhiut,  die  widerkehr  des  ags.  umlauts  zum 
grundvocal  {crrran  —  car).  Der  helle  laut  (chir  (ilouc.)  ruht  auf  ags. 
cffrratL  Der  /f-laut  geht  wol  nicht  aus  unechtem  /y  hervor  —  denn 
wirklicher  umhiut  //  kehrt  oft  nach  n  zurück  — ,  sondem  die  lautung 
ändert  sich  unter  dem  eiiilluss  des  iri.jour,  cl\joruay  journcf/,  tagereise, 
tagesarbeit.     Hall. 

Mit  char  ist  ne.  char-woman  gebildet,  das  in  seiner  doi)I>elten 
bedeutung  (a  ivoman  who  tvorls  hy  thc  day,  or  who  docs  swall  johs) 
auf  die  temporale  bedeutung  ebensowol  als  auf  die  des  Vorgehens  zurück- 
weist; die  frau,  die  für  eine  bestimmte  zeit,  d.  i.  um  tagelohn  arbeitet 
und  die  frau,  die  für  eine  bestimte  arbeit  angenommen  wird.  Brockett 
roiirt  jar-woman  in  speciellerer  bedeutung  an:  an  occasional  astaistmii 
in  thc  leitchen,  also  aushelferin  in  der  küche. 


ltSPfIU*cnB   l?rYMOL«JlHiCÄ 


m 


?e.  (jfr  \Ht  TUtilcbst  iuU'jj*j^ctioii  und  dient  xih  Icitruil  In  Cleve- 
laf.A  f^-^'^dalo,  Onivpnt  Suükcx  lenkt  der  Fuhrmann  mit  diesem  rufe  soine 
|)t  h  rechte  und   lu  Northumpshire  treibt  er  sio  auch  überhaupt 

nur  siu.  Aus  der  üiterjection  entwi(*kelt  sieh  verbales  gce  jce  (nach  recht« 
hin  lenken  uder  bewegen»  auf  eine  »cite  bewegen)  IlrocketU  und  adjec- 
tivlsdie»  jre  (geneigt^  Bchiel\  krumm)  Urockett  Wie  gleichbedeutendes 
'  iwy  tn  a-ivty  wird,  ho  gce  zu  a^tfee:  mjcc  ujce  (zur  seile,  gebier, 
qi-  '  *  und  bibllich:  U  wmt  all  ajce  ^  es  geht  alles  scliief)  Brockett; 
uij' ■  Cleveland,    o/sy  «//tc  «w?r</  Oumberland.    Westiuerelaud;    arjce 

UQiI  o^fHc  Craven,  ftgc^  ((^^f^f'^f  craohul)  Teesdule,  Cheshire;  qjee  (nach 
odiiT  auf  einer  öeite)  Scotland ,  Hallamshire.  Zum  antreiben  dient  auch 
tfr-ho!  tjf^'ioo!  Suftülk,  Norfolk,  gtc^ho  Dorset. 

Man  bat  in  ne.  gee  ags.  yä  (geh)  erkennen  wollen  oder  schwedi- 
HfiM»  fffl  (gehe!  gehe  zu!  wende  dich!)  oder  altii, //«  (gib  acht).  Letz- 
terem erijjnerte  au  fr/,  garr!  Die  beiden  erst^rcn  würden  der  bedeutung 
j^ii  enti^precheu  und  diese  Verwendung  wurde  durch  übereinstimmendes 
ifcliwod.  gä  pä  -=  ue.  go  on,  go  to  unterstützt  Allein  die  lautung  ist 
doch  t\x  widerstrebend.  Der  harte  laut  des  r/  scheint  sich  überall  in 
iiUeu  diulecten  zu  erhalten  (V  gm  Craven ,  gemo  Lancaster)  und  das  volle 
«,  das  meist  nach  o  übergeht,  ist  zu  kräftigem  mfe  geeigneter,  als 
iIm  dünne  e^  Mir  scheint  deshalb  die  herleitung  der  interjection  von 
§ä  bedenklich.  Näher  in  der  form  steht  sie  dem  acheucbrufe  stioo.  Mit 
shm  verscheucht  man  in  llallamshire,  East  Anglia  geflngel,  -^  choo  diou 
Northampton;  mit  r/wo  vei^scheucht  man  in  Suflolk  Schweine  oder  hetzt 
hl  '  II  diese.  Wird  der  ruf  bei  pferden  verwant,  bo  würde  er  das 
ßM  I  lU^u  und  anziehen  derselben  bedeuten»  nicht  aber  die  leittmg 
nach  rechts,  die  das  ne.  wort  bat  Auch  liesse  sich  an  ndl.  jul  unser 
jn/  ahd,  Ji^  denken,  ruf,  Zugtiere  anzutreiben. 

Auö  dem  leitruf  scheint  sich  auch  entwickelt  zu  haben  gce  (leiten, 
liifiken)  Craven;  gcc  gv  (in  gleicher  riehtimg  gehen,  zusammen  passen: 
uml  she  will  nol  ge  togeiher)  Norfolk,  Somerset,  Northamptou,  HaU 
Sinhire,  Craven,  Wiltyhire,  Cheshire,  Lancaster  und  Jiß  gie  Suflolk, 

*■  rn  der  leitmf  eine  Unzufriedenheit  mit  dem  bestehenden  und 
\\t  -  ujisung  enthalt»  so  kunte  er  auch  liegen  in  schott  gcr.  (an- 

Hm  eigensiiin   mid  böser  laune),   h  tahe  tfie  gee  (einen  anfall  von 
lil^r  laune  bekommen). 

Ajce  in  der  bedeutung  van  njar  m  Scotland  und  Hallami^hire  katm 
ittr  verstümmelnn»<  de^s  lolzteren  »ein. 


138  KOCH  .'•   '   :,  1  ..  VV^ 

Arr,  ear. 

Von  sskrt.  W.  ar  (irc,  diriffere,  assequi,  nti ,  luedere)  stamt  got. 
arjfin,  altii.  crja,  alid.  erjan  arran  neben  starkem  arnn,  ags.  eriVin, 
pflügen,  ackern;  lat.  amre.  Dies  liegt  vor  in  01/1/71  PParv.,  ert/e 
Palsgr.,  erc  Cath.,  eare  VAyot  Ne.  fo  cur  ist  veraltet.  Eege  bleibt  es 
in  einzelnen  dialecten  und  bat  bier  sogar  neubildungen  veranlasst:  car 
LUX  Halliwell,  e<iring  (pflügen)  Wilts.,  mr-sh  (Stoppelfeld)  Soutb.,  crr- 
ish  crsh  (weizenstoppelu)  Kent,  cr-yge  (strob)  Line. 

Zu  derselben  W.  gehört  auch  altn.  örr,  dän.  ar  (narbe).  Halli- 
well  führt  ar  jius  einem  manuscript  des  15.  Jahrhunderts  an.  Es  ist  in 
Nord -England  gebrauchlich,  arr  (thc  mark  or  seam  of  a  fleshwowid^ 
a  cicatrice)  Westmoreland ,  Cumberland,  Lancashire,  Clevelaud;  arr 
oder  aur  Scotlaud,  crrc  (a  sore,  a  pock-niaric)  Halliwell.  Ferner  ent- 
spricht dänischem  j;oÄ  -  ar,  2>o/c'arret  in  Cleveland  xwctc-arr  (fhe  muri 
or  scar  Uft  hy  thc  small-pox)  und  poch-arrcd  (inurked  or  pitted  by  ihe 
smaU-poxy 

Aus  dem  lateinischen  treten  hinzu:  arahlc  {crcnhle  Huloet),  ara" 
Hon  und  die  jetzt  veraltete  neubildung  arfUory. 

Awk,  awkward. 

Dem  compositum  awk -ward  muas  natürlich  einfaches  ntvk  zu 
gründe  liegen. 

Einfaclies  awke  hat  Promptorium  Parvulorum  (a.  1440  dialect  von 
East  Anglia;  und  zwar  in  d<ir  bedeutung  anfjrt/  und  wrang  (bilosus,  jwr- 
versus,  sinisicr).  Morte  Arthure  13  liat  awka  in  Verbindung  mit  dmlys, 
und  da  es  ein  lob  enthalten  soll,  so  muss  es  gross,  tapfer,  kühn,  wenig- 
stens merkwürdig,  seltsam  lieissen.  Palsgravi^  fuhrt  es  in  sinlicher  1)edeu- 
tung  auf:  ank  s/roke,  frz.  rrrrrs,  also  a  barktrurd  sfrokc.  Im  norden 
ist  es  nocli  j«tzt  im  gel^raurli:  ank  a  sffijtid  or  rhunsy  jursou  Urockott; 
und  in  Norfolk:  bells  are.  mag  awk  fo  girr  alarm  of  fire. 

Die  composition  körnt  frülier  vor.  Richard  Rolle  de  Hanipole's 
I^ricke  of  Conscience,  im  Northum))risclieji  dialect  gegen  1.350  geschrie- 
ben, beisst  es  v.  1541:  and  pc  world  pal  all  aivkcward  seit  (und  sie 
verkehrten  ganz  die  weit).  Morte  Arthure  stellt  auch  dieses  zu  to  smttti, 
sfrlkr  (Aud  awkewardr  rgcrly  sore  hc  hyui  sjnytfrs,  er  schlägt  zurück) 
25G4.  Palsgrave  stellt  es  zunächst  neben  frowardc  und  erklärt  es  mit 
perverse  und  dann  aivkwar  nt^ben  leftlumdvd,  frz.  gauche.  Drayton  und 
Shaks|)ere  gebrauchen  awkward  vom  winde  =-  adverse  wind.  Die  dia- 
lectformcn  sind  mannigfach,  al)or  meist  gleichbedeutend  miiwi^.nirkward. 
Sü  hut  Laucasb.  awkvrt,  Scotland  akwart  akart  aquart  ^    Craven   akaiyl 


JIK0L19CHE  ETTMQI^OOtint 


V,\f\ 


^  TTiörrist'li ^  «chwcr  m  belmndc^iiO,  Clevelaiid  nhvfn  unutd 
%fil  und  n/cwerine^M  nwkrrhteiis ,  Hallamsliiro  nHkardhj  im  j^ogcn- 
mAsk  2Q  hwurtllfft  ßsaex  aukarä.  Dauebeu  fiihrt  Brockett  tmwanis  von 
iiafen  aii,  ili«  auf  il«ni  iüj*kuü  u*1<t  am  liri<;t!l  mit  dein  köpfe  abwnrt?* 
K^iif  m  Jnss  Hu^  liidit  imfi^telK'ü  küiuioii.  EIk^ii  so  iu  Nortljaiupton 
und  Teegdal«^ 

Man  hat  verschiedene  ableitaug«n  versucht, 

lirock^^tt.  will  mite  auf  got.  ank  {ahtafff}  /.uriickfulirön  u«ler  auf  dou 
iiiimeii  eines  noidiscbeu  vogels^  der  we>(on  seiner  dumheit  Hprichwurtlich 
»el.  Mit  jeuem  meint  er  wol  got.  auhna  oder  auhaus  (ochse),  das  zix . 
wird  uud  später  zu  oxe  ox\  Altn.  alka  (ein  seevogel)  kunto 
werden,  aber  es  hat  nur  Binliche  bcdeutuüg  im  altn,,  wie  im 
Aß.  das  fremde  ahn  in  hakymi. 

Man  hat  es  auf  ap.  on^tcoh  zurückführen  wollen:   on-woh  (per* 
»^),  d-woh  itorh\  mak,  Inique),  Ettmüller,  und  Grein  ftigt  ein  ent- 
lieudes  alis*  an-woh  bei.    Aber  ugB^.on-wok  ä-wöh  kann  gar  nicht 
7M  ank  awk  werden,      In  ungestörter  regelmassiger   entwickUuig   muss 
it  fo»  an  zu  ä  werden  und  das  erhalt  sich  selten»     Auslautendes, A 

\. :. et  sich  nie  zu  k.    Der  natürliche  verlauf  würde  sein  an-woh  u-woh 

u*u^&  woh  wo.      Diese   verkürzten  formen    liegen  schon  bei  La(^amon 

vor:  piU  is  ivoh  (das  ist  unrecht)   1,  185,  3.    pu  haucji  moehd  tvöuh, 

lJ,  14 1,  13.    Ovm.  hat  woh   [error,  ivrong,  xvkkcdnvss).    AuslÄufer  de» 

rm-Wüh  mag  nkith  {awry,  (islunt),  Norfolk  sein* 

Noch  weniger  lässt  es  sich  in   Verbindung  mit  a^s.  on-weg  brin- 

"gen;  den«  dessen  verlauf  ist  ja  bekantlich:  ä-tceff  awei  atoey  uway. 

Awk  entspricht  got  ihuk(a)s  (rückwärts  sich  bewegend),  altn,ö/w(/-r 
(verkehrt,  rdrfHjradus,  hirersus,  mfhtsus),  und  ahd.  afjuh,  mhd* 
nbec  ehic.  Zu  giimde  liegt  sskrt.  äpäfca-  (rückwärts  oder  hinten  liegend, 
entfernt)  aus  ujhx  (ab,  weg)  und  atw  (geiiend,  gerichtet),  also  eigentlicli 
n}Mtn€.  (Jüt.  ih  ist  deninacli  Schwächung  von  af,  da.'*  sich  auch  in  ih- 
ihdßm  (abbang)  und  ißuma  (letzte)  neben  aßuma  zeigt  Dem  Indischen 
'  '    altn.  ößffr,    das   in    seinem  urnlaute    auf  ursprüngliche«  a 

..  .  :  .  und  mit  f  ikmi  gesetz  der  lautvcrscliiebung  folgt    Doch  uf/ 
wol  nicht  als  abschwilehung  von  nnc  fkc  erkant,   sondern  eher  als 
l>ildung  und  noch  deutlicher  tritt  dies  in  mhd*  ehie  hervor.     Da 
i,,ia  awk  nicht  aus  den  nordischen  fonnen  erklären  lässt  und  daher 
ichi  eingedrungeu  sein  kann,   so  muss  es  wol  eino   aga.  form  gegeben 
Diese  hiess  wahrscheiiilich,  altn.  ofug-r  nnd  got  ihuka  (für  afuks) 
'    id^   afoe.     Wie   ugs.  hufoii  m  hnfek  hauek  hawk,    ^o  wurde 
OHtk  awk. 


HO 


toten 


Merkwürdig  bleibt  ribrigens  Am  becleutiing,  welch ' 
dem  rücken  liegendj  in  dialecten  gefunden  hat.  Da»  ani 
tvarä  mag  ^ie  wol  veranlasst  haben. 

Arefa,  arf,  artisli. 

Ne.  arch  erinnert  KWar  an  ags.  arg  earg  mrh  {i$ktr$, 
ji^mduü;  pravHS,  improhns.  Oreiu),  afi'S.  er/;  arg  erch  (malus),  isL  arg-- 
{jHv;klns),  ah<l.  arac  (geizig,  schleclit),  nlid.  artf  in  gutem  und  bösen 
siime  uiid  scheint  die  Uedeutung  denselben  in  beachnlnlctem  uml'auge  7t 
übernehmen.  Aber  die  entwickiuiig  des  ags,  arg  ist  doch  eine  ande 
und  fühlt  schwerlich  zu  arcfh 

Die  ag^.  weiche  guttumle  kami  beharren:  arg-,  nrghmsge  (tr9g<| 
heit)  Hall.;   oder  wechselt  mit  h:  (erh'arij}e  ßear-slpe  (furcht)  Lag.  äJ 
•J3,  378,     (trh'äe  arh-äe  (furcht)   Lag.  1,  l^bS;    oder   erweicht:    arm 
(Hchreckön)  allit  l\  B.  572.    K.  Alex,  p,  11»,  37.S;  oder  es  wechselt  mii| 
w  und  dies  kann  dann   vocalisieren :    arwe  C.  de  Lion  1,  3821, 
arwhe  aroiir  (furchtsam)  P.  Parv. ,  areivp  (schrecken)  P.  P.,   aru  R,  0^ 
457,  15.     eruh  (feige)  Ancr.  R.  p.  274,     Aus  dem   w  kaiui  sich  aber 
auch  der  /*-laut  (ags.  gi-nog,   m  emw  mough  =  enuf  enoffe  Chestei' 
Plays  II,  114.  Hall.)    entwickeln;    ergh  airgh  argh  ardt,  erf  .Tarn,    «r 
arfish  (furchtsam)  Brockett,  York,  Cleveland.    arß  (erschreckt,  widoi 
willig).   Craven ,  Teesdale.     To  arg  (grunible ,  Sussoi)  ist  wol  eher  v«r-} 
stümmeltes  argue,   als  erlialteues  argh.     Nur  erge  {to  vcx^  teast  We»t 
Hall.)  köute  als  vermitthmg  dienen  und  ergc  verhielte  sich  zu  arch,  witi 
dig  zu  ditdL 

Ne.  arch  tiitt  spät  und  in  fast  widersprechender  hedeutung  ein: 
gross ^  gnt,  vorzüglich  und  arg»  mutwillig»  leichtfertig;  die  bedeutnn;^ 
„trage,  furchtsam,  feige**  ist  ganz  verschwunden.  Der  Verlust  diestsri 
hedeutung,  die  widersprechenden  begriffe  in  ne.  areh  machen  es  wallt 
scheiulich,  dass  dieses  sich  aus  compositionen  IMe  und 
wurde:  von  eompositionen ,  arch-angd,  arch'bishtjp  bekam  i*- 
tuüg  oberst,  gut,  vorzüglich;  von  compositioneu ,  wie  arch-rogtic^  areh" 
IraÜur  die  hedeutung  schlecht,  arg,  erz*.    Es  ist  hekaatUch  gr«  creX'*"« 

Boos,  lioe,  bye^  byer» 

Sskr.  himsa  (kuhstall),  altn.  Mhs,  schw.  has,  dän.  haas^  fries.  ud 
boas  (vergh  got.  ham-H,  scheuer,    banse)  liegt  vor  in  ags.  bos   (stall)] 
und  hos*ih  altnorth.  bosih  (krippe).     P.  Parv.  Iiat  boon   (kuhstall), 
erhält  sich  im  weiten  umtange:   hoos  (kulistall)  Lane.  (stall)   Cravim; 
boQ^e  buysie   (stall)   neben   ox-fwgst^   Hallamsh.,    bw        i!  i  *'      *    '>:oml 
Leic,   im$e  (viehstall,   heuboden  ober  dem  stalle)    J  « tt;J 


L  viV} r  k  u  1 1  T  ' '    ^ ;  i  nsi»)  Northauit«toii »    howe 
iing  im  i  •')  Lanc. 

Da»  ogs»  wort  behfilt  zum  teil  süiiie  ullgomeinerü  bcdcatung,   mm 
eil  vrinl  'li^\so  .specieller  (sUtll  —  kulistull)  und  dies,  an  sich  nicht  uuf- 
fi'.'lind»    mag  durdi  waL  httw,   gäh  ho,    arm,  ?/w   (loüi»    gr.  (iav-*;,   Uit. 

gefördert  sein,  daher  ^^^^'a^- fcmjs-  (Icüho,  mastTOh)  Clevelaiid.  fM^(^s 
L<iU€.,  hess  Tee«d.  ♦  heoss  heoi^tt  und  hea.st  Craven,  bnis  Scot.^  /^r^^v  Dor- 
»et»  (wwi^  twiAY  Somerset  Worcester:  bosiiff  (kindernanie  ffir  kalb)  und 
in  Devi>n  fH^saff-cnlf  (ein  verzogenes  kindl  Indem  es  a»ich  mischt  mit 
afrz,  heste  {hestia)  entsteht  heasi  {a  Imtlock),  cow-beitst  (niustkuli)  iSuf- 
folk,  hrrxt^i  (knh)  Northampton ,  «nd  zwar  zur  untor^ilieidung  von  pferd 
und  acliaf,  wälirend  bcfisf  jiur  vom  pferde  im  Teviotdule  gesagt  wird 

Zu  obigem  for/c  Itee  gehört  das  au  ags,  hur  (condtwef  mm)^  altn. 
bi'tr  I vt^rrat^huuH)  und  hocr  (gehoft)  erinnernde  byer  (kuhstall)  Teefci»luk% 
htiitr    /i^/>  r    nr*H'lvt*ti     S^inn^intl ,    Irtfer   bffrc   Weatm. ,    Cumb.,    bijrr    <1e- 

An  itg!^*  bosfy  bvAKih    (krjpjie,  trog)    sehliesst  sieh  boost/   (trog»  aim 
öui  das  vieb  trinkt)  Northampton,  bass  (mörteltrog)  East  Anglia,  (wai>- 
rbtdiulter)  Itatl. 

Man  pflegt  es  gewöhnlich  in  Verbindung  mit  altn,  hnfM  (gepäckhaullen 
nuf  dem  schiffe),  biMn  (anschwellen)  zu  bringen.  Aber  jenes  wird  in 
I*.  Farv.  zu  bolke  und  bei  Cbaucer  zu  Imike,  und  in  den  dialecten  zu 
Utmk  bitwk  Scotland,  book  Teesdale,  (Jraven,  bf/nk  buk  Cleveland,  bouk-s 
Bröckelt,  bake  Suffolk  usw.  Oder  man  denkt  au  //%/?,  ags,  bHijan;  das 
abt»r  wird  zu  bdlmc  UllmiK  Auf  gajiz  anderem  wege  aclieint  es  entstan- 
den zu  sein* 

Zu  gründe  liegt  ags,  Wa«  fmwan  (wohnen,    bewohnen,  anbauen, 

biw),  oder  abgebe tetes  bä-t-an  bihjun  biitjum  bütiHan  und  daneben 

fi    (nisten t  schmücken),   altn,  btfgijja  btfgtjva   (besiedeln,   eine  woh- 

^  bereitttn),   scbw.  hvgga  (bauen,  ausbessern).    In  der  ersten  bedeu- 

Utüg  lit*gt  es  in  weitem  umlange  und  noch  beute  vor.    Biggm  (wohnen) 

'»    m;u,    Gen,  Ex,  \VM.     Byijtje  \io  buy)  Ailit  R  ß.  UiGt>.     Conhc. 

,    Ch.  2416.     Iff/ifiJifn  P*  Parv.  und   noch  jetzt  big  Halifax,   Craven, 

Bvebiud,  biijg  LaucaMldre,  Westmoreland,  Oumborland.     Bygggng  bgggng 

Dung)  Allit  1*0.  A.  9:n.     Gousc.  4782.  aiG:i  und  biggiug  Halifax, 

t'ruven,  (Jleveland,  biggm  Westmoreland ,  Cumberland,  bain  Suf- 

Tolk,  tteing  Sussex.     Dagegen   fcy/  (punkt,   von  dem  au»  im  knabens|)iele 

i      '      '  n  oder  geworfen  wird,  Craven)  weist  auf  altti,  bü,  isl.  f/yg  (wob- 


uitneam.  v.  umwnoBM  noLOLoots.   mo.  tr» 


10 


U2  M.riP 

Die  weiter«  biHleuluut;    wn    .Miusrflisteii,    schmücken       v 
adjectivinches  bigfi  (wol  verst'heii,  rmclj)  uud  dies  8tebt  Cuusc.  im  gc 
«atze  zu  bare:  Naw  er  wg  bigg  ^  ßo%v  er  we  fmr   (bald  sind  wir  rai^ 
bald  sind  wir  arm)    U60  mid  dazu  führt  der  In  r  ii      her  au:    Nmv 
he  riche  nnd  now  es  he  bare.     Der  be^n'iff  der  li  Vi  nuu  uaeb  vtii 

schiedenen  selten  verwaut*  A  fnjgge  hrffli  {ein  starker  schlag)  Allfl^ 
Po.  B.  43.  hggc-  wraclw  (schwere  strafe)  AlHt.  Po,  B.  229.  tn  hnlffi 
h^glg  (fest  halten)  C.  391,  (äjIoIz)  M,  Arthure  137r,  und  Hidliwell:  bi^^ 
Imidly,  dt'vplg,  sevtrdy,  Mdly,  stronghj,  fdeasutd^  dcHgMfut  Für 
in  den  dialecten:  big  (groHs)  Corn.,  Devon,  big  and  big  (sehr  gro«s| 
Som.,  big  (stark,  heftig,  vom  winde,  und  das  erinnert  an  dän.  fjtffpi 
windstoss,  regensehauer)  und  h  higger  (grösser  werden  von  gebaud&ti 
die  im  ban  bej^riffen  sind).  Darnach  scheint  es»  als  ob  ans  dem  begr 
des  ausrüstens  nnd  schmückens  sich  der  reichlicher  fülle  entwickelt»  d»i^ 
znerst  allgomeiner  verwant,  sich  später  wider  mehr  auf  räumlicho  um 
dehnung  beschränkte.  Vielleicht  mag  zu  dieser  beschränknng  der 
begriff  des  aull)auens  [to  higgcr)  beigetragen  haben. 

Bad. 

Ags.  W.  had  (hinstrecken),  badu  (das  hinstrecken,  kämpf),  hddim 
( liinstrecken »  betten),  btdr  bedd  (bett),  biddan  (eigentlich  mch  (eiue 
gottel  aitf  die  erde  hinstrecken,  zu  Uim  beten,  ihn  bitten).  Derselbe 
W.  gehört  wol  an:  Itedling  btedling  {vffcnmialns),  <Jot.  71*  Das 
-ling  tritt  an  adjective  und  Substantive  nnd  bezeichnet  persönliche  beg 
Nach  ha4iftlifig  (gefangener),  ßii-ling  (kämpfer),  reppthtg  (gefesseltor 
muss  bedling  den  bezeichnen,  der  im  bette  liegt,  oder  hingestreckt  d^ 
liegt.  Da  dies  aus  neigung  oder  notwendigkeit  gescheheu  kann,  wo 
es  den  trägen,  bequemen,  nichtsnutzigen  gesellen  bezeichnen,  und  aac| 
den  kranken,  bettlftgerigen  menschen.  Aus  diesem  bfrdfing  sc^' " 
bad  heraus  zu  treten,  denn  die  ursprüngliche  doppelbedeutiui;; 
noch  bis  heute  nach,  Kobert  Oloucester  (108,  17)  gehraucht  A"* 
kgvg  in  sittlichem  sinne,  P.  Parv,  hat  had  or  wgkgdc,  nmlus,  und  hadd\ 
or  Howght  worthe,  mvalldus.  In  den  dialecten  liegen  vor:  fmdlg,  sie 
!U;  i^mlltf,  badig,  very  mueh  indiHpoued :  hadling  a  woriläesH  pers 
Brockett.  Badlg,  ill  Westmoreland ,  Cumberland,  Teesdale,  Cleveland 
East  Anglia  sa^%,  badJg,  or  sad,  bad  s.  o.  EastAnglia*  In  Cleveland  Usi 
es  weitere  bedcutung  gewonnen:  hard,  diftkuli;  poorlg,  ill  or 
disngreeahhi ,  anfwping .  worrging. 

tn   den   uiittlereu   und   nurdlichen  grafschafben  Enghinds  wird   di^ 
riügel-  oder  holztaube  mit  verschiedouon  formeu  bezeichnet:  cxi$hai  ü^ 


ftantploii  ♦  T^sdale ,  Bn (TolJc ,  York»  mshat,  cvRJwt  Seotland,  mshat 
eoüSicoi  cm^scot  mwsM  koivschot  cmchette  etc,  Cleveland,  Manclie  der 
letttercD  wie  coi^nshut  io  Craven  sind  offenbar  Volksetymologien.  Der 
iiilialt  des  begriffs  ist  nicht  mehr  rege,  und  daraus  erklärt  sicli  die  bei- 
tigung  von  *ifwe;  ctfshef-dou,  ruslmt-dou  Scofhnd.  rwsAjy-r/mr  Bröckelt 

Die  gloasare  fuliren  es  gewohnlich  auf  ags.  cuscmte  oder  cHsceak' 
iQrtkk,  das  aber  weder  Ettmüller  noch  Oreüi  aufzeigt  Jene  bringen  es 
ir»  ''  iilung  mit  ags,  rusc  (ahd*  chusd,  rahd.  Jcimche  enthaltsam, 
»ai  I  g.  sittsam,  keusch),  also  die  keusche.  Die  votkaanschauung 
^gt  allerdings  ein  solches  attribut  der  taube  bei*  Man  hätte  dann  in 
eusce  das  adjectiv  und  in  ai^  eine  ahleitung  zu  sehen.  Allein  von  der 
bIMiiiig  abgesehen,  bliebe  es  immer  auffallend,  dass  dies  attribut  der 
s^Bcies  und  nicht  der  gattmns:  beigelegt  wäre.  Die  bildung  aie  ote  oder 
^e  eoie  aus  dem  zu  gründe  liegenden  abstractum,  dän.  kf^dfikhed.  achw. 
k^fikhet,  ndl.  knisMeid  (keuschheit)  zu  erklären,  wird  sich  nicht  recht- 
fertigen lassen, 

Eher  dürfte  ags.  sceot  (schnell)  zu  gründe  liegen,  oder  alfcn,  skjof. 
Danjit  nante  man  lebende  wesen  nach  der  an  ihnen  hervorragenden  eigen - 
schalt I  ags*  nreota  aceöto  (forelle),  altn,  skjoti  reisepferd,  schw.  skuis 
pOstpferd.  Ein  sceotc  konte  auch  bezeichnung  des  schnell  fliegenden 
?ogek  sein,  des  dahinschiessenden.  Diesem  schob  man  ein  verstärkendes 
ewk  nic  (lebendig,  wie  cwiC'lißfffvde)  vor,  so  dass  cuc-sreöte  entstand. 
da?  Jtii  cuseeot^i  werden  konte. 

Die  ßrbung  der  taube  Herne  wol  auch  an  altn*  skjott-r  (.scheckig) 
Icen  mit  vortretendem  verstärken d*vri  hrik-r. 


EIl^ENACII. 


FKIEDR.  KOCH- 


WICHARTS    SOHN 

üra  LATElNISaiER  DICHTEB  DES   DEUTSCHEN  MITTEIALTERS, 

ßei  dem  erhöhten  interesse,  das  man  seit  längerer  zeit  den  latei- 
iiij?cüeii  dichtungen  deutscher  dichter  des  mittelalters  mgewendet  hat, 
darf  wol  auch  das  folgende  bruehstöck  an  dieser  stelle  besprochen  wer- 
den. Dass  63  dem  deutschen  boden  angehört,  kann  mit  Sicherheit, 
al^  I  von  der  fundsteile,  daraus  geschlossen  werden,  dass  der  dich- 

ter -u..i_ui  Vater  einen  deutschen  namen  —  Wichart  —  gibt,  und  mit 
etneiQ  solchen  auch  seinen  gftnner  —  Heidenrich  — ,  und  (nach  der 
Uli  iiGn  glosse)  einen  persönlichen  feind  —  Liebger  —  einfuhrt 

ouu  c;^-3  iv^uor  nach  dem  titel  des  einiigan  eigaiitUchun  gedichtes,   das 

10* 


144  KMNZ 

bruchstückweise  erhalten  ist,  dasselbe  von  dentschen  leuten  handelt. 
Der  dichter  war^  nach  seinem  iliessenden  latein  und  seiner  kentnis  der 
alten  mythen  zu  schliessen,  ein  manu  von  bedeutender  bildung  und  wol 
auch  von  nicht  geringer  weit-  und  mensclienkentnis.  Näheres  über  ihn 
und  sein  werk,  so  wie  über  den  von  ilim  verherlichten  grafen  Heiden- 
rieh  habe  ich  nirgends  entdecken  können.  Auch  eine  sorgfältige  for- 
schung  nach  weiteren  bruchstücken  der  handsclirift  blieb  ohne  ergöbnis, 
da  sich  in  der  grossen  zahl  von  durchsuchten  handschriften  des  ehemali- 
gen Stifts  St.  Emeramm  in  Kegensburg,  aus  dem  das  vorhandene  brueh- 
stück  stamt,  keine  weiteren  reste  finden  liessen. 

Das  jfragment  besteht  aus  zwei  blättern  pergaments  in  sehr  klei- 
nem 4^,  die  in  ihrem  jetzigen  zustande,  —  oben  und  unten  beschnitten, 
aber  fast  ganz  ohne  beschädigung  der  schrift  —  eine  höhe  von  14  und 
eine  breite  von  11  centimetern  haben.  Sie  lagen  einst  in  der  Emeram- 
mer  handschrift  i.  5  jetzt  Clm.  1481>G,  aus  welcher  sie  herausgenommen 
und  der  samlung  von  bruchstücken  beigesellt  waren,  in  der  ich  sie  mit 
den  übrigen  bereits  beschriebenen  und  noch  zu  besclireibenden  gefunden 
liabe.  Die  hexameter  sind  abgesetzt,  je  14  auf  der  seite,  wobei  jedoch 
auf  der  dritten  seite  eine  zeile  nur  rasur  zeigt,  während  die  erste  mit 
der  zweizeiligen  ül)erschrift  des  ersten  gedichtes  15  zeilen  ergibt.  Die 
iiiifangsbuclistuben  jeder  zeile ,  sowie  die  sämtlichen  buchstabeu  der  genan- 
ten Überschrift  und  des  namens  Heidenricus  sind  majuskeln  und  durch 
ein  rotes  strichlein  nocli  mehr  hervorgehoben;  die  wenigen  und  zweifel- 
losen abkürzungen  habe  ich  aufgelöst  und  das  regelmässig  stehende  c 
mit  dem  häkchen  unten  durch  ae  ersetzt,  mit  ausnähme  des  falsclien 
crdK  in  z.  27.  Die  deutliche  sclirill  auf  beiden  blättern  von  derselben 
luuid  gehört  dem  X.  Jahrhundert  an. 

Was  den  text  selbst  betriftt,  so  besteht  er  aus  zwei  verschiedenen 
stür.keii.  Die  ersten  zehn  zeilen  scheinen  den  schluss  einer  vorrede  zu 
bilden,  in  welcher  der  dichter  sein  werk  einem  in  der  glosse  als  j^raf 
bezeichneten  Heidenrich  Avidmet.     Diese  vorse  lauten: 

Nosrc  famai  srrnum  plus  imjenun  vehhrandnm 

Kiimio  inrtns  quvw  mmwre  äoruit  hcn'lls 

Ilacc  vtiam  siiulil  nonnullo  parfa  lalmrr 

Per  sc  magna  petU  uuhfi  Icvitatv  repidsa 
5     Ar  (juam  noh'diias  fcsHno  nomine  clard 

Jlcidmriai  tut  rcgali  famina  pollem, 

Pracsiditim  7Pnseris  uidens  obstantia  prauis 

Avqiii  svi'uator  lird  hifrmuit  ira  lygurgi. 

Esse  vrlim  falls  wirhardi  fiisca  prohago 
10     ludicc  Liebgero  terrarum  über  nbiq;ue 


riTJI    Wli-HAHm   »ATTllA 


ir. 


Ober  HeiHeHn*  i.  steiit  als  g]o386  ,,comf*s,''  über  wkhardi  >.. 
fHsiotis,**  ftber  Lkhtjtro  z,  10  „ficf?^  inimim:*  Die  unrichtigen 
leUeu  lyijuTffi  and  prabago  stehen  in  der  liiuidscUrift-,  -  Unmifc- 
if  die  letzte  zeile  falgt  in  zwei  zeilen  die  ßbersohrift  und  auf 
diese  der  vorhandene  text  einer,  nach  dem  gegebenen  m  schliessen  jciom- 
^ich  umfeugreichen  t^satyre,**  wie  ich  sie  nacfetehend  zum  abdruck 
bringe. 

Salffra  de  amicieia  d  de 
emtubiö  Saxonici^  ei  Francü 

0  eunis  fHi^mli  studiis  diuersa  cdttitisf 
Nrc  cmtsmufuhicos  efuhm  scnfirc  nidf'mus, 
Anphtjon  ajihnram  piäsando  dulce  cmmfam 

(2.  KoiU?.) 

Coiuitur  trisks  nmtnsi  relminre  labareji; 
(hrde  aitit  t^arium  quem  fert  st^mphonia  jwfnbum  {fmbä) 
[itcutuie  spariis  pei^miscnifi  (tyfisa  remis^iH: 
Talis  aed  dutum  turhat  nwdulatio  sensum 
Ruricolae  cadhi  qui  dal  conuicia  frairi: 
Hmc  fu*qne  concordai  donee  canfatlo  cessai. 
tlti    Sic  dmm  similcs  mmimiit  gratia  maUes 

Tanqmim  mn  stimiles  dirinnt  scfdadiu  more^s, 
Esi  i€ifiiis  ßim  gmernns  qtUMf  cmnit  amieos 
Semper  homsta  fietens  semptrr  mula  qtmeque  repdkns. 
Nun  (dder  drei  farmans  hine  imle  rotundi 
16     Cenlra  prtHlHctum  tettdit  conducere  nwtuw 
Tifwc  qnnm  fittUr  honi  inta  matyindn  :^upreml 
Foi'dera  quo  a^nt  aipiti  uiohmt^*r  ndnnit 

(2.  blatt  l.  s<?iUv) 

Ipsa  Höh  meid  udo  fwstri  pedora  fimid 
Si  diei  fratr*:s  gaudmnus  siue  sodales, 
Cemimus  ejaentßum  ßdei  sapientibn^  nptum 
Exhdmiue  gntes  comnmnia  iura  ferictiks; 
PrfKurani  serum  uigile^^  defetid^e  somnum 
J\r  mdi^n  aliis  f andern  dangor ihu.^  alfh 
(^ttae  perfeceruni  uigilatuU  munia  dedufU^ 
Jtö    In  hmjum  uersis  eum  tranmä  aera  iHinnis: 
Ihiratu  Mnm  posf  se  regit  una  eatt^nam, 
i^tiam  mox  sedanti  cqdH  Immtn  sodali^ 
En  hie  atmhres  fUd  hlfertas  d  hfmtires 


146  J.  BABGSTK  '     ''         ■    '^"     ' 

Sic  mala  liuaris  fugisse  probatur  atrocis. 

(hier  eine  zeile  radiert) 
30    Nofi  ita  concordcs  cermmtur  uiuere  frcUres 

(2.  Seite.) 
Qui  dum  pradati  gauderU  aliis  dominari^ 
Non  pc7isafU  simües  in  dsdmi  condüiones. 
Sed  tmrii  mores  uarium  uiciis  mnientes 
Passim  uertumnos  heu  nanciscufUur  iniquos. 
85    Hitic  fingunt  saecli  ddiramerUa  uetusti 
Permutdbilium  nasci  species  g&inorumy 
Hinc  rcuolante  2>olo  gemebunda  pace  supenio 
Dilatarc  suum  praesumit  factio  regfium. 
Rarescit  uirfus  uix  tdli  constat  amicus. 
40     Virtus  heu  paci  certat  comes  ire  sorori 
Nescia  turbari  teirena  sorte  ud  angi 
Semper  ifiaequalem  spernem  uulgi  levitatem 
Haec  quoties  menfem  lustrans  facit  esse  uirilem 
Turbida  cundorum  fartis  remouet  uiciorum 

Au  glossen  finden  sich  in  diesem  stücke:  z.  4  über  niatris:  „antio- 
jyae;*  z.  14  über  formans:  „Nom.i.  formator,**  z.  27  über  c^it:  „pro 
frihuit;'  z.  39  über  comtat:  „ud  pro^' [stat];  z.  8  ist  ruricdae  aus 
rusticolae  hergestellt. 

MÜNCHEN.  FRIEDKrCH  KEINZ. 


ZU    I^AMPRECHTS    ALEXANDER. 
U. 

VKRGLEICHÜNG  .DES  DEUTSCHEN   ALEXANDERLIEDES   MIT  ÄLTEREN 
t'JBERLIElT.RüNGEN  DER  ALEXANDERSAGE.  > 

Der  Verfasser  des  romanischen  Alexander  und  ihm  folgend  der 
deutsehe  dichter  verwerfen  die  angäbe  derer  die  behaupten,  dass  Alexan- 
der von  Macedonien  nicht  söhn  des  königs  Philipp,  sondern  eines  Zaube- 
rers gewesen  sei.  Jene  angäbe  aber  findet  sich  in  einigen  recensionen  des 

1)  Die  im  folgenden  au8  dem  Psendokallisthcnes  und  Jnlius  Valerius  gegebe- 
nen excer})te  sind  dem  MüUcrschen  texte  entnommen;  fQr  den  Liber  de  proeliis  habe 
ich  eine  unter  Schmcllers  aufHicht  angefertigte  abBchrift  des  codex  Monacensis 
nr.  2.M81I  gebraucht ,  deren  benutzuug  ich  der  gute  des  herm  prof.  Zacher  verdanke. 
Die  handdchrift  ist  aus  dem  12/13.  Jahrhundert  (s.  Zachere  Pseudokallisthenes  s.  182). 


vtfFRCCUT»    AJL&XAXItKO 


rtioudokalliithenes  gleich  im  ersten  capitol:  yfftaiüvim  ya^  m  ito}Jko't  Hyov- 
«ij  ttitm  ihm  0Mnnm^  traf  jtatn}Jit)i;  liov*  ovx  dkf^i^  d^  zoHo*  ov  yaQ 
ipov  i]i*  nal^y  aXla  tov  N^manßtTf  JJyovüi  toviop  ^Ivai  oi  aoqxitatoi 
ifv  yilyvntiniv^  oti  nyc  ßamii^fjg  tifiijg  mrifttötv.  Im  Viil,  luid  Lib. 
hndet  «ich  dieno  ausdrückliche  iiotiz  im  der  eubprecheudon  «teil«  mcbt. 
Da  uuii  Alberich  von  Bosunvan  die  ricbtigkeit  jener  öberlieferuug  ^'era- 
dezu  leu^mei,  so  übergeht  er  auch  vollständig,  was  im  Ps.  Vul  und 
Lib.  erzählt  wird,  wie  der  zauberkundige  könig  von  Ägypten  Noctiine* 
bu».  nacbdem  er  durch  seine  magische  kuust  die  gewissheit,  gewonnen, 
dsu^t»  das  ende  d<»  '"-chcn  herschaft  herannahe,  sein  reich  in  unken* 

bar  machender  v«  i  iig  und  mit  möglichst  xi\.\\  öchfitzen  wrlasst  und 

nach  Macedanien  wandert,  wo  er  als  ägyptischer  arzt  und  Wahrsager 
sich  niederlä^sHt  Dort  fragt  ihn  nun  die  kinderlose  krinigin  Olympias, 
die  von  Philipp  Verstössen  zu  werden  beturchtet,  tmi  rat.  Nectanebus, 
von  liebe  zu  der  scheinen  frau  ergriften*  misbraucht  eoine  Zauberkünste 
dazu,  die  konigin  durch  täuschende  traumgebilde  7X\  berücken  und  ihr 
ilaou  in  gentalt  des  gottes  Ajnmon  beizuwohnen;  den  argwöhn  des  Phi- 
lipp weiös  er  widerum  durch  Zauberei  abzulenken.  Die  art  wie  dies 
geschieht  ist  für  uns  interesBant,  weil  eine  anspielung  darauf  in  unserem 
f  iprecht,  nicht  aber  im  romanischen  bruchstück  vorkomt.  Im  Lib., 
ler  hergaog  kürzer  ak  bei  Pö.  und  Val  erzählt  wij*d,  lautet  die 
stelle  «o:  Qmulam  vero  die  epultibntur  PhUip^ms  et  limtatus  est  vtüäe, 
Ntrtufwbnts  vero  ptr  mwjkafH  arfmi  transfitfurnvit  se  in  forwum  draro^ 
uis  vi  prr  medium  tridinium  in  quo  comedcbat  Philippua  tränst  it  at^ue 
ailtilnhiit  f&rtiter  e^  pavoretn  et  turbationem  immisit  ei»  qui  erani  conm* 
rae  rt  appropinquan^  ml  Olympiudem  cnpui  poiinit  in  tjremtum  eius  et 
osctiMus  est  mm;  tnde^tsque  hoc  PhiHjfpm  dixil:  „(ilympias,  tibi  dim 
et  rmmibus  robis  qui  nuicum  vimwdifis:  hnnc  draamem  tidi  quandf}  proe- 
linius  sum  contra  inimicos  meos.'^  Auf  diese  er/flhlung  nun  beziehen 
ßh  im  deutschen  gedichte  bei  der  besehreibung  von  Alexanders  aus- 
sen V.  1 58  fgg. :  ^»  Ein  tmgc  was  im  weideji ,  getan  nah  einem  trachcn ; 
das  quam  vofi  den  sacken ,  do  in  sin  mnter  hestmit  ze  Iragene,  dö  quam 
Vr/ic  biUdi'f  inr}a<jcne:'  Koch  einmal  findet  sich  im  deutschen 
rg*  fdne  anspielung  auf  jenen   Nectanebus  v.  256 — 269.     Alexan- 

ders Wahrheitsliebe  wird  gelobt;  um  keinen  preis  der  weit  wollte  er  je 
und  trug  üben  und  keinem  zu  liebe  oder  zu  leide  von  der  Wahrheit 
cb  eötfernen:  Einem  sinem  meistere  daz  wol  schein;  deti  stU  er  ste 
Ude  nbir  einen  stein,  dctz  ime  mi  hüs  in  zwei  brach,  tvander  ime  ein 
o  sfyrah.  nu  sprechint  manige  tugcnere  das  der  sin  rater  teere; 
ih  des  ffehmben  mach,  wander  Inte  den  hals  in  zwei  brach. 
I  lirer  ist  eben  der  Nectanebus  der  altern  quellen:    er  unterrich- 


148  J,  UABCZYK 

tct  dpii  Aloxaiider  eines  ubciuls  auf  einem  freien  platze  in  der  stern- 
kund(3 :  'O  ö^.  l^)J^r(vdQog  '/Mtfx^ov  avrov  ti]v  x^^Q^  (figei  avtov  eig  ßodv- 
vov  Tcai  (x/ro'AvlUc  ahov  xarw.  Ileaioy  öe  Ney;uay€ßibg  kafißdvei  q>o߀- 
Qop  igcivfua  Tiara  tov  laxiov  avtol.  Dann  verhöhnt  ihn  Alexander,  weil 
er ,  ohne  die  duifje  auf  erden  zu  kennen ,  sich  um  die  himlischen  beküm- 
mere. Diese  tötung  des  iehrers  erzählen  auch  Val.  nebst  seinem  epito- 
mator,  der  Lil).  und  Kkkeliardus  Uraugiensis;  aber  nur  die  beiden  ersto- 
ren  haben  wie  Ps.  in  überehistimmung  mit  Lamp.  die  angäbe:  ihiquc 
Ivtali  icfii  ccrvicis  Nrcfanebus  afflictus  hacc  est  conqucstns 
rc.i.  Im  Ijib.  fehlt  dieser  umstand:  Sic  dum  Nrdmiehus  siirsum  respi- 
rcni  accc^isif  prophui  Alexander  d  fecif  impefum  in  mim  atquc  j^^oierJi 
cum  in  fovcfnn  et  dixit  Uli:  j^non  imtuit  ars  isla  conferrc  tibi  tcrrcjuis 
(L.  ferroncs)  causas  et  qnare  rolnisti  tc  intromittere  de  cadesiibus  clcmcfi' 
tis  eet.  Ob  diese  kleine  abwcichung  vom  Lib.  für  eine  benutzung  des 
Val.  von  Seiten  des  französischen  oder  deutschen  dichters  spricht,  wird 
sich  späterhin  zeigen;  vorläufig  kehren  wir  zur  einleitung  unsers  deut- 
schen godichtcs  zurück.  Woher  Lamprecht  (110  — 115)  die  sonderbare 
angäbe  gcnouinien  hjit,  dass  der  historische  könig  Alexander  von  Epi- 
rus,  der  bruder  der  Olympia«,  über  Porsien  geherscht  habe,  weiss  ich 
nicht  zu  sagen,  ^^s.  Woismanns  anm.  zu  der  stelle).  Eine  verschreibung 
Aväre  bei  der  buclistabeinihiilichkeit  wol  leicht  möglich. 

Lanijn-.  v.  l2*J---i^><.  Die  aufregung  der  naturelemente  bei  Alexan- 
ders gehurt  ist  getreu  nach  dem  romanischen  original  erzählt;  diese 
besclireibung  ist  durch  (his  lateinische  buch  mittelbar  aus  dem  griechi- 
schen genommen.  Xachdem  im  Ps.  auseinandergesetzt  ist,  ^vie  der  zau- 
berca*  der  königin  während  der  g(»burtswehen  ratend  zur  seite  gestanden, 
heissi  es  Aveiter  c.  12:  Tov  df:  jraiäoi;  /leooviog  dg  zrjv  yTjV  tytvovto 
i'loovion'  ihrni  (i/2e:i  d/JjpMi  y.al  aarqa'ji  tov  (ffona^iol,  (oare  tov  ai\u~ 
;i<(ri.<(  -/Manov  yjriJaOai.  A'jil. ,  von  dem  der  epitomator  wenig  abweicht, 
gibt  di^.'s  etwas  mehr  ausgesclmmckt  wider:  Kl  (Olf/wpias)  inwjitn  omni 
imirnNsrrns  nhrninifius  exefjit  jmernm ,  (jni  vi  ad  Immiint  lapsus  est, 
'Mitlas  p rot i aas  terrae  inscffaitar  et  tonitrunm  errjßor  ventoramque  eon- 
/lirfas:  tain  vtinnt  faUjaram  eorui^eatio  prorsas  at  risere.'^  otnnem  nnw- 
dam  ana  rum  illa  partifadinr  lalHo'aatem,  Der  Lib.  l>ietet  in  den  ver- 
stirKMlciirn  drurken  versc]ii(Ml(»n<^s:  der  cod.  liiimb.  besagt  ganz  kurz:  d 
pod  iKtnlnlam  fnperif  Ol.  rf  foefa  sant  faUjara  atqae  tonitrua  et  terrrw 
motas.  Kin  StrassburgtT  druck  von  WHW  gleicht  mehr  dem  V'al., 
setzt  aber  noch  hinzu:  tanr.  dilatata  est  nox  et  nsqne  ad  penultimam 
piirlvm  diti  r.t/nfsa  est  parifcr  et  dirisa.  Dieses  entspifiche  Lamp. 
v.  !.■{<'»  ^\S,,'.  uadv  die  sänne  rrrtankelote  sili  iifidr,  hete  vil  nAh  im  ftcMn 
rerho'n. 


MFRIWTIITII    AI*KXAHTJ?tn 


14«J 


i.i^.     u,L,  ^uichni»  von  ihm   wolf  und  die  hcjschrcibung 

^fmi  Altfvainler«  gosfcalt  sind  dem  romaniRcheo  entnommen.  Dio  verglei- 
^1  l'^xauder»   mit   dem   wolfe  ist  nur  ein   fibersetzungsfehlei    statt 

ibTit*  Mf^o.  Mit  dem  Iftwen  wivd  er  in  alleu  altern  überlieforungen  ver- 
glioheti:   (l4li£ttvSQ0i;)  ftffQq>ijV  fiiv  ilxiv  ap*i^Qfünov,  ttjv  da  %(xirriv  Xiov^ 

Jr  Ai  eiMViftoif  ykavKOV*  o^ug  dt  rnvg  adnrtctc,  (og  ^Qa^oyiog^  OQ^ijV  if 
f(prjVt  XfovTog  o^um\  VaL  {ÄL  erat)  suo  mmlo  puleJherrimufi  suUrtsjm 
^mHlHlum  ft  flavmte  memrie,  et  coniae  simt  leoni/nacy  octdi  egregii 
fi  '      "  (uUiuxlmH  nhjrti  quasi  [nipMa  est ,  hm^o  pcro  glaum  atf/fi€ 

C!  ;  :  ,  profHSUsqm  omni  sjnrUn  ei  impetu  qtw  kxmes  ut  palam 
m$ere»  quid  de  ülo  paera  tuäura  promitkreL  Lib.  (Cod.  Bamb.)  und 
Ekkeb.  nennen  die  äugen  aUms  und  nitjcr;  der  Stra8sbnrger  druck  von 
linr»  aber  gibt:  Cof^a  mpltis  Stent  leonis  a^persa  (soll  wol  sein  aspern 
=  Lanip*  V.  150  strt%b  umle  nd  mis  ime  sin  här)  videbatur  ,.,  unus 
nuf*r  alkr  vero  glaucus  apjmrens  . » , 

Etwas  den  v,  lG7~yo  entsprechendes  finde  leb  in  den  altern 
hftohern  nicht;  sie  stammen  also  von  dem  romanischen  dichter  her. 

Im  Laoip.   steht  nichts  von  folgender  stelle   des  Lib.:    fn  scoUa 

ft'  ^/  sedebat  cum  pmris  putjnahat  cum  eis  atq^w  vieit  eos.     Auch 

iil'       ;      mator  des  Val   hat  dies    nicht,    während   es  sich    im  Ps,  und 

_TaI,  k  grösserer  ausführlich keit  findet     Es  ist  dies  die  zweit«  fiherein- 

Mmmnng  zwischen  Lamp,  und  der  epitome  im  gegensatz  zum  Lib. 

Kine  andere  ühereinstimmung  trelTeu  wir  bei  den  lehre rn  des  Alexan- 
der, die  im  Lamp.,  wenn  auch  nicht  mit  namon,  so  doch  aufgeführt 
werden*  Im  Lib.  und  bei  Ekk.  werden  sie  gar  nicht  erwilhnt»  während 
yie  bei  l*s^,  Val.  und  in  der  epitome  aufgezählt  werden:  lUtcraturae 
Ptßltffiiciia  mnffhter,  musiecs  AlrJppns  Lefunius,  gvomdriae  Mcfwcles 
Ptloponm.^itiü ,  oratoriae  AnnaHntcfies  Arlsioclis  Lampsacmma ,  pinlaso' 
phiae  aidem  Aristoteles  ille  Milesius, 

V.  270— HrM»  die  geschichte  vom  Bucephalus.  V.  300— 307  Do 
kis  wnn  tHamgeti  starkin  nmn  das  sell)€  ros  leUcfi  dan  unde  in  einmi 
trsfni  bi:Mn  duz  ninn  da  vor  nwhte  gerim,  zo  ime  ne  forste  $iiemun 
»ft^  ff  an  der  also  hMe  getan,  das  ime  verteilet  wart  daM  leJjeu;  den 
man  detm  rosse  geben.  Diese  ver»e  sind  zu  vergleichen  mit  Ps, 
c^  IK:  {Kai  0i?4TtTrnt;)  fxilBiaf:  tolg  int  zolg  UrinniQ  öltot  nottjüat  atdr^ 
i^  ^uyitulkov  Kai  tovtov  iyxXsTaai  axaXlviaiav*  ,jxai  rovi;  fii]  oviag 
^nnfg  %^g  ipfjg  ßaaiXuag^  aXX  imo7t:l7n:oyfag  t^t  vfiptis  aituOovyiag 
^  im  hiCTeJif  It^ff^^yrag  ofeV</>  nagaß/Mezi,**  Kai  iyivezo  utg  ixiksKJtt^ 
i"* "  i^^r^  gieng  über  in  den  Val.  und  Lib.,  wo  Philipp  spricht: 
hmnines  mei  est  reci^datU  hunc  polcdrum  d-  prmparen- 


l^o 


j.  fumcxm 


tur  ei  aitwel/i  ferrei  aiquc  *Ä^  r^dininliir  ni  rajfiores  H  latrones  ^c 
qui  fHole  faciunt   ei   qui   dcbent   cm^di  a  fervs   coft^cdardur  nb 
cabaUo. 

Die  schon  friilier  augcffilirto  verücluedwüheit  von  V  und  S  bei  d« 
bandigung  des  Bucophalus  findet  »ich  auch  in  den  quellen;   mo  nälierd 
vergleichung   ergibt. »   das«  V  zu  dem  griechischün  texte,  Eum  Val.  \m\ 
der  epit   mehr   stimt,    während  S  dt>m  Lib.  näher  steht;    im   !" 
lautet  die  gan/.e  stelle  so;   Alexander  UtupAd  factm  ml  midax  i 
irmmüqiie  per  eum  lacum  in  quo  stahat  ipse  indomitus  ctxbaUus 
quc  eum  condusum  esse    inicr   canccUos    ferreos   vi   ante   rv 
nummas  mannum  üü  pedum  Immlnis  ...et  mimtus  est:  mistn.- 
per  catK^lloH  d  sfaUm  ea^imdU  Collum  mtim  ipsc  cahaltus  d  coejfU  /#i 
here  mnnns  illhis  aUpie  vomplicaüs  pedibiiü  proieeit   sc  in 
nansque  caput  rt^pexit  Ak^i'mulntm.     Intclletjais  itaquc  JJextn 
iiUenh  mlmUi  npefmt  camdlm  et  eoepit  tafigere  dormm  eius  immu 
iera;  statim  eaballns  cmpit  maftsiicseere  amplitis  aicui   cum  Wöw//i/*#i 
domino  suo  canis.      hder  haec   auteni  adscmidii   equum  auuin  *d  cxk{ 
form.     In  dieser  beschreibung  feJüt  ebenso   wie  in  S  die  angäbe, 
Alexander  die  freunde  oder  diener  die  ihn  zurückhalten  wollen  bei  siul 
Htftöst;    diesey  findet  sich  in  V,  im  Val.  (auch  in  der  Epit)  und  »t 
aUH  Ps,  c»  17;    ^EyeviTo  di  ^ki^avö^og  ixutv   de^ndairzt  xai   iv  pi^  tM 
TjliEQiTtv  ttvx^  duQx^a&at  avtov  tov  tohov  ivS-a  ^v  6  Boimitfalag  tifß 
iyyiEi0.e(aiavng   ycal   y^KovoB  x^^/*^^*<^/^^*^'   q^oßeQov    KCtl    l/t$ctQmp€ig   ^t| 
tnvg  ffiXovg  ilire '  „r/t;  ovtog  b  x^^/'«i^/ff/^05  t/r/rov  (!^  Idoifog  ii^i'X^jfiay 
ä7to>i^ix^eig  di  FlToleftdiog  6  avQazd^tjg  cIti:«*   j^diaitma  outag  iartp 
lEyofiet'og  BovyJfptdog  hi/tog  ov  6  nati]Q  aov  iveriktiüEv  ivtav^a  dtä  tti 
fxw&Qu/jioipdyor  aviop  alyatj*^     ...  'ilg  olv  ijyytüe  f^t  xoptiiMi*  o  '/^/v.'t 
d^og  u*x^€(t>g  o  htitog  n^oiiuvB  zoi^  iftTiQoa^iovg  ;i6dag  tijJ  vrf/ 
xai  r/y»'  ylu/rtav  airov  uQö^ctinav  avtqt  ^  {y/rotpaivioy  tov  tdiov  uv%ttmivM 
Y)  df  l^iXi^avd^og  *Haadfavog  rijr   ^ai'ftaarijv   %ov  i'n/rov  /r^oaoi/'/i'  Küi 
Ißlifjava  noJildiv  dvx^Qianwv  (iudtp  t^amttii  uuoxufi^va  ctviij^^  /ra^cfj'xwri-! 
odpemg  tavg  q^ilamg  tau  iW/rot»,  tjyoiiß  töv  napi^Hop  (Val.  custodih 
eviiatis  daustrisque  dinioHs,     V  die  tur  er  nider  brach,   er  /  * 
abcstän)  Aal  Ö^a^dfuvog  tov  tiroriog  aviov  'r]Xkcno  dg  avtop  < 
xai  Sifjya  dia  fiiaov  t^$  Ttnhmg  nilXf]g, 

V*  JJß  —  51.  Diene  kurze  notiz  von  der  hevsiegung 
NieolauB  wird  im  Ps  Val,  Lib»  weit  auslührlioher  und  in  andii  . 
vorgetragen.  Alexander  zieht  xu  den  olympincben  Wettspielen,  trilll  dar 
mit  dem  Akunranenkönig  Nit^olaus  zoitiammea  und  wird  von  dieisem  bit 
ter  geschmfilit  und  verhöhnt»  weil  er  im  wottkampf  gegen  ilm  auttr 
will,    Alexander I  um  seine  mäHBigung  zu  zeigen ,  nimt  die  ^hm&hu 


2Ü    LUIFRBCBT8   AXJUUlTlVRß 


1^1 


nüiig  hin-    Bei  dem  darauf  folgenden  wngüureuoen  Mc-Hif  AI(>x:tTnl<'r  s'm^^ 
gßTi  KimUm  »törxt  vom  wagen  und  stirbt 

V*  452  —  519.  Alexanders  röckkehr;  das  geötiirUi  huchmtsgelage 
im  Philipp  und  der  Cleupatra;  Alexander  versöhnt  seine  eitern.  Iin  Ps* 
fallt  dietie  erzablung  c  20  —  22;  m  diesem  absclmitt©  finden  öich  wider 
fast  wMlichG  überein^liinmungen  zwiscliea  dem  deutschen  gedieht*^  und 
den  Altern  büchern,  VaL  erzählt  c.  20  (Alexander)  repatriaf  Maado- 
niam;  stxi  offemiU  forte,  ex  licentia  regia  sprdo  cotüugio  CAympiadi», 
J^ulippum  tunc  in  Ckopatrac  nupiias  dentiUantem  Mtali  aiicuiusdam 
^>flis  ßi€W,  Die  igitur  nupliarum  irruefis  regls  tndinium  coro- 
fimc,  ifiquii ,  hufic  primum,  o  pater,  laboris  viei  frudutn''  d 
ima  mronam  in  pniri»  cnpid  transtulit.  Tunc  adiscit:  „gaudeo  ^ideni 
guod  in  praesctiü  ladamini,  d  ego  cum  tnntretn  aliis  regalibus  ^mptiis 
täHiugabo,  voh  qiujqtie  participaho  c^nvimo  (Ps,  naleaai  ce  £t^  zov  ya^tov 
*Ohviituado^ ,  aber  Lib.  tatnen  quatido  cdebnäurus  sunt  nujdias  mutris 
ineae  iumjmido  Uli  tegeni^  tu  in  ipsis  nuptiis  non  ens;  iii  unserm  deut- 
adien  getiichte  ist  diese  apottrede  nicht  vorhanden),  Daa  darauf  fol- 
gende ist  wegen  einiger  abweichungen  merkwürdig.  Wie  im  Lanip. 
schmäht  Lysias  den  Alexander.  Idb.:  ünus  atdem  ex  discunibetUibus 
CM  '       ^  dixii:    .yPJuHppef   ex  Cl&typaira  nascdur  iihi  filius 

ü'^  lutefn  hitc  aiulivii  AJe^mider  percussii  (eum)  cum  ba- 

culo  quem  tenebai  d  omidit.  Lamp.  nent  den  Lysias  v.  4H3  ,,sit(jis 
unde  redehaß;*  wovon  im  Lib.  nichts  steht;  ferner  schlägt  Alexander 
ihn  im  deutschen  gedichte  nicht  mit  dem  stocke,  sondern  v,  492:  eimn 
gutdim'n  nuph  gros  unde  svät  ..,  hete  Alexander  an  di  fiuf^e;  den 
er  Lf/simn  vor  di  sande.  Hier  zeigt  sich  wider  Übereinstimmung 
it  Val. ;  Aderat  (unc  itUer  midtas  regalesque  ddicias  Lysias  quidam 
risui  excitunda  quam  facdissimus  cd.  , .  *  Haec  ubi  dida  sunt  irrita- 
tior  mvefiis  ^^otinus  paculum  quod  $ibi  prae  manu  erat  in  Lgsium 
iacuiatur  mmque  vidnerat  (wg  €ixb  Tr^v  xvlixa  ivhetvi  tip  Aimx^  xat 
Miwetr  ai'^up  KCtiä  jov  iKQoidtpüv  mi  m^ai^u  av%6v)*  Wie  nun  Philipp 
erzürnt  gegen  Alexander  losstürzt,  fehltritt  und  zu  boden  lallt,  da  ver- 
hAhnt  der  Bobn  seinen  vater;  Lib.:  ,, Philippe,  qui  mddngasti  Asi^im  et 
EufQpam  quarc  super  pedes  iuos  Pion  das?*'  In  hoc  iiaque  tempore 
txiurbaia4^  sunt  nuptiae  d  Fhilipims  aegrotabcU.  Diese  im  munde  des 
Alexander  so  verletzende  äussei-ung  findet  sich  schon  im  Ps*,  o^r  in 
richtigerer  fassung:  'O  di  '^U^ayÖQog  yeldaag  ans  TtQfjg  0ilmjiov* 
y,o  n}f  Idaitxif  oXt^  aTtivicjv  jta^aXaßelv  xai  rr^v  Evqmir^v  Ix  ßdd-QWV 
TUaaoTQeifßai  av^  r/irfovtja^  ßrjfta  iV  dvEld^dv?  Ist  es  nur  zufalL  dass 
diese  verbtlibnung  des  vaters  im  Lamp.  und  in  der  epit.  des  Val  sich 
aicht  findet?     (VaL    selbst  hat  sie;    ebenso  Ekk>      Wenn  man   nicht 


152  .1.   HARCZYK 

zugeben  will ,  dass  der  französische  oder  deutsche  dichter  die  epit  benutzt 
habe,  so  wird  man  annehmen  müssen,  dass  sie  jene  äusseiTing..  weil  sie 
ihnen  ethischen  anstoss  erregte,  weggelassen  haben. 

Weiterhin  im  Lamp.  v.  510  heisst  es:  sin  zorn  in  derzuo  truoch 
daz  er  mit  dem  swerte  ernnihe  slüch;  und  swer  da  wider  woUe  stän,  der 
nemohte  im-  mit  dem  leben  nieht  engän.  Der  Lib.  erwähnt  kein  schwert» 
wol  aber  Ps.  Val.  und  die  epit.;  in  der  letztern  heisst  es  c.  21:  Alexan- 
der  arrepto  gladio  omnes  qui  scse  vdidi  eomprehend&ndum  intteratit 
dissicit  et  egredittir. 

V.  504  S  in  andirhalh  usw.  fehlt,  wie  schon  oben  bemerkt,  in  V. 
Etwas  dem  entsprechendes  habe  ich  weder  im  Ps.,  Val.,  in  der  epit, 
noch  auch  im  Ekk.  gefunden,  ebenso  wenig  in  mehreren  Überlieferungen 
des  Lib.  (nemlich  Cod.  Bamb.,  Cod.  Lips.  nr.  143  aus  der  zweiten  hälfbe 
des  13.  Jahrhunderts,  alter  druck  v.  1476^;  nur  in  spätem  ausgaben  von 
1486  und  1490  findet  sich  die  notiz:  ij^sa  etiam  Cleojxitra  ttirjnter  de 
triclinio  prosiliit. 

V.  514  [gg.:  ich  ne  freiste  nie  den  der  fernam  war  diu  briit  /*« 
hvtmam,  Ps.,  Val.  und  Lib.  geben  hierüber  keine  auskunft;  in  dem  fran- 
zösischen gedichte,  aus  dem  Weismann  band  11  s.  293  fgg.  einen  auszug 
gil)t,  wird  erzählt,  dass  l^hilipp,  als  er  gesund  wurde,  die  Cleopatra 
nach  haus  schickte  und  vorständig  wurde. 

V.  516  fgg.  Alexander  gemnset  sieh  es  tuo  tmd  gienrji  shtem  fater 
zun  tmd  trfe  im  heil  sin  hein  und  hrnt  in  und  shie  mute^r  in  ein.  Diese 
etwas  trockene  geschichte  wird  im  Ps.  und  Val.  in  den  verschiedenen 
reconsioneu  mit  mehreren  Variationen  erzählt;  am  kürzesten  im  Lib.: 
Post  paucos  dies  introivit  Alexander  visitare  illum.  et  dixit:  „PhilipfK', 
f/Kftwris  non  sit  et  nt  te  vorrm  nomi^w;  mm  tibi  loquor  ut  filifi^  sed  nf 
amiriis:  fac  heue  mnlivri  cni  male  frei  st  i  et  non  sit  tibi  eurac  qiiod 
oeeidi  Lysiam;  bvne  feri ,  tu  autem  male  ferisfi,  quia  impeinm  feeisli 
in  me  nt  prreideres  me  ffladio,  Kt  Philippns  flerit;  et  nhi  ridit  imtrepn 
phranlem  dimittit  ram  et  abiit  foqni  matri  snae  cni  dixit:  ,,mi  maier, 
noii  /euere  wa/am  rolnntatem  patris,  quia  qnamvis  absconditum  sit  pec- 
eatum  Innm,  reprehcnsio  tna  stabil :  bene  est  err/o  nt  nxor  semjyer  sit 
snbivrta.  riro  sho/'  Im  Ps.  und  Val.  folgt  nun  noch  eine  sonderbare 
chmolgischo  notiz:  in  äf.  ovoua  tnv  ylvaiov  hyciore  /laganovirai.  ni 
yctfioirrei;  6vou((L.en\  iii]  7iot€  uvror  n%'oiiaaf)^fVTog  din/.voiv  ?M(ia)atv. 

V.  520 — 15.  Alexanders  zug  gegen  Antonia.  Diese  ganze  episode 
fehlt  in  den  vorscliicdenen  recensioncn  des  Lib.  sowie  l)ei  Ekk.  Auch 
dieser  umstand  spricht  für  die  bonutzung  der  altern  Überlieferung  von 
Seiten  des  romanischen  dichters.  Bei  Ps.  und  Val.  heisst  die  stadt  Uc- 
^rr)i'/;,  Mctd^vivi^^  Methono,  Matliana  usw.,  woraus  leicht  Antonia  werden 


f  On'RRCHTt. 


153 


.    V>  t*istu;iuii   /U    \.  .>*J'i),      Val.   C.  23:     Ai  hts  /nitir  fjnftus  (jai- 
^  ad(t   ntfichmUHr  äf^st-itnsse.  ohsequio  Alothantt   vivitiiH  nuniiuha-' 

Ad  quam  nmnw  Philijtpm  inisitahi.^ ,  cum  ndhuc  viribust  corprms 
r  '  fdimum   rnlHH   uHhnem   tum   dettdism,   Hutnenim   qui  fhrte 

*^'-  fm  durrre  Akxmultnm  iuhvi ,   idqw  addvmms  proponintir 

Gnseqniiur    diligmierque ;    suhtidnm    i*nim    poptdatani4[ue    ad   vindtciae 
Mie$dati(mefn  rnpiim  Mt^hnnam  ttuu^rms  adnuntiat. 

V.  546  —85.    Alexander  fertigt  die  boten  des  Darius,  die  den  tri- 

but  fordern  t  stolz  und  kui7.  ab.     Dieser  al)8chnitt  tindet  äicli  auch  in  den 

11  fiberlieternngen,  aber  mit  wichtigen  Varianten,  die  darauf  fOliren, 

lajtii  der  romanischo  oder  deutsehe  dichter  den  Val.  zu  rate  gezogen  hat, 

IJb.  und  Kkk.  erzählen:  Post  pmtms  dirs  venmunt  regidi  miasi  a  Dario 

rfd4>re  ad  Philippnm  tpiaerendo  cmsum.     IJbi  vidit  eos  Alexander 

it4:it:  ^Jtr,,  dicitf  Dario ^  qunndo  PhUippuR  non  habehaf  filiHm, 

füllina  ijen traten  «ri   *trHm  aureum^   nunc  autem  nalus  est 

filius   Philippo  et   ipifia   t/aUina  facta  est  sterilis.*'    Haec 

"     '>r  dedit  ei$   ahaolufioii4mi   ei  remisit   cos  ad  Dar  htm  retjtnn.     Diese 

.iLue  eier  legende  heune  ist  auch  in  den  französischen  prosaroman  bei 

^d:9iiiaun  band  II  g.  :J79  fgg.  übergegangen;  f/we  quand  Philippe  mwait 

sa  ijtiine  ronvaii  oeufz  ♦   demruiais  Philippe  a  ßz ,  jHmrqum 

;u  y*..r.o  ed  Inehaigne,*'    \m  Ps,,  VaL,   Kpit  ist  hiervon  nichts;   diese 

besagt  c,  23  (Alexander)  i<jitur  ferro  iuM  a  sc  nmndatu  scilied  ufi  ab 

kac  pdendi  consiidndine  timiperard;  sin  aliter  sciret  aese  eum  Ale^an- 

äro  prodio  acriHs  cmicertitturum,     His  didis  cjigit  hominrs  proficisci, 

y,  586  —  005*    Alexander   unterwirft  die  abtrünnige  stadt  Tbele- 

ötu     Dieser   namc  wird  bei   Ps.  und  Val   nicht  genant;  jener  sagt: 

itt^ag  nol^fifg  (iviaxiovaiji;  tiov  Q^aMOP  t<p  0ikljriT(^  Kth     Val*  hat  gar 

keinen  nanien;    Igitttr  mm  vicina  rurs^iis  civitas  de  abseqiiio  vacilhird 

dntur  AJexandrfj  ea.'tteditio  }iergitque  qßio  iusstig  erat.    Der  oben  erwähnte 

'^  -he   prosaroman   und  der  Lib,   nennen  Armenien:    Et  pod  haec 

Armenia  ei  direj^ii   diuc  Philippm  Alexandnim  cum  hoste  ut 

id  tarn. 

V.  606  — 37.     Alexander    IJlsst    den    Pausanias,    den    räubor   der 

llO^irr-r-s,  hinrichten.     Philipp  stirbt  an  den  wunden,  die  ihm  Pausanias 

A*n.     Die   altern   bficher   geben   die   erzähluug  ausltihrlicher  und 

^\M  etwas  anderer   fassung,   doch  lässt  sich   auch   hier  nicht  verkennen, 

Sg  V  dem  Val.  näher  st^ht  als  dem  Lib.  v.  624  fgg,:  Alvxamhr  sprach 

^deu  tjesitultn  und  his  dim  marqiräffn  itfbindtm;   vr  fttori  in  Itmp' 

in  jtin  Innt;  a  tme  .<rwji?A  er  mum  tnäer  vatU  usw.     Hier  tötet  also 

Inder  den  Pausaniujs  nicht  im  Zweikampf     Der  Lib.  aber  sagt:    Ute 

Ali  ittttih't  \    ntifrtt/     i'thrnfn     Itiistri     turiiissit     Ptinstttiittttf     d     stütitn 


m 


j.  jUBcme 


morinns  e^^t:  renifque  tUt  nuniins  qma  PhtUppus  imttr  ri«Ä    rnftrifMi 
ensci  (!)  (?/  itMit  tid  eum;    lihi  i^tlit  cum  PhillppHS  (!)  dixit  ei,\  f^fiti 
Al^camhr,  iam  laetus  moriar  guia  ßeisti  vindickim  ovadtf^h  iturwwniii 
tmum.^'    Hnec  dicerulo  $nortuu$  fMiL    Nach  Ps.,  VaL  und  der  epit  aber 
tötet  Alexander  den  Pausanias  nicht:  Sed  mm  spirare  dinm  iunv  patrt 
Phüippnm  camjKTi^sset ,  eumlem  (seil,  PaH'Samum)  advehi  fUorsum  mlH 
gladiumqf^  qiu-m  (ferefxii  ipne  cmüatum  in  dexteram  patris  mi$ii, 
manu  eins  oppdtiret  Panmnias  nd  poennm  /  ,  /        -  pro  fado  di'bueral\ 
Ergo   iam  numens  PhUippHS   ,,  nihil  nunc  ■ -' -    inquit ,    qtwd 

vUae  ßnis  aui  hmmcenwdi  mors  contristet':   ultus  emm  audorein  mtei 
riae  Ubms  oppeiam,^' 

V.  038  —  71,     Alexander  wird   könig,   beruft  seine  getreuen  nndj 
fordert  sie   auf  zur  kriegafahrt  gegen  Persien  sieb  zu  rüsten.    Aach  inj 
diesem  abschnitte  zeigt  aich  eine  nierkwördige  ähnlichkeit  zwischen  Lampr^ 
und  Epit.  im  gegeosatze  zu  den  übrigen;  diese  (nämlich  Ps,»  VaL»  Lib,, 
Bkk.,   der  frunz*  prosaroman)   haben  uberein  eine  kleine  er/,ähliing,    die 
im  lib.  80  lautet:  Dixenmi  ei  (seil*  Alextmdro)  seniles:  „r«i?  Atejeat 
der^  aetan  twsfra  in  scfiechäe  pomta  est :  mMlfis  amtis  miliiavimus  jmi 
tuo  €$  non  est   tnrtus  nohis  ui  atignsHam  ferrc  valeamuH:  ufide  äi  tibi 
plmä  recusehir  a   nolm    rnüitia  quam   hacfmus  egimug/*     tiesfHmtlH 
AUxdiiidcr:  ^nrnqui  volumus  ros  hnbere  in  militia  tiostra  quam  ^ 
quid  iuvenil  confidendo  iuventute  stm  adqnint  mortein,  smis  autu^: 
comfUio  Qfnnia  faciV    Hae  dkens  fecit  eos  aequifstcere  ut  esseni  in  mi 
Ha  sfui.    Diese  erzählung  fehlt  glejchmässig  im  Lamp.  und  in  der  epit 
des  Val. 

V.  67*2—703.  Alexander  bringt  hilfstruppen  zusammen  und  zieht 
nach  Sicilieu.  V.  691  fg.;  des  tages  do  er  mdt^  üzhuob  sihemvel 
iüsent  was  nims  h^res.  Der  Lih.  und  Ekk.  haben  gar  keine  zahlan- 
gabe,  aber  Val,  epit,  c.  28:  cdtegit  nd  wodum  aeptnaginin  milii 
sexcmios  qtmtttwr  miliiatitium.  An  diese  kleine  Übereinstimmung  schlied« 
«ich  gleich  eine  grössere;  v.  696  fg.:  er  fuor  dunmn  in  Sici/N 
und  fcrivelügöt  alle,  die  er  da  vanL  Epit.  c.  29:  TmnsrniUit  jn 
in  SicUiam,  Diesen  zug  nach  Sicilien  übergehen  Lib*  und  Ekk.  still- 
schweigend. 

Im  folgenden  weichen  die  alten  quellen  stark  von  einander  ab. 
stelle^   wo  von  den  geschenken   der  Rtoier  die  rede  ist,   verrat  widc 
uhnlicbkeit  mit  Epit  v.  712  fgg. :  {si  br/üit4^i  ime)  eine  ehordne,  diu  trm 
nl  Tut  golt;   almiH  niacheUn  ai  in  den  ehuni^th  holt;    diu  gäbe  was  ti 
dancndme,      Epit.  c.  29:    fJoronum    aureum   ei    margaritis  insignitan 
äirigufU  . . .  idque  Atexandro  miignae  graiiae  f'uit     Das  letztere  f«^hlt 
im  Üb. 


7.V   UÜCPRUO»!^  ALtXlJn>KB 


TTiS 


V,  74 i  -  *}IK  Uie  ^runJung  von  A1  i  '  'i.  Diese  wira  uu  LMk 
gar  nicht  erwähnt,  m  dasj^i  wir  iiucli  liier  ■  >  l  als  die  quell«  zurück- 
gaben mÜBsen;  da  fiödet  !*ich  auch  die  aim  Pü.  genommene  vergleichung 
der  neuen  stadt  mit  den  grössteu  bekanten  stadton ,  wie  Babylon ,  Car- 
thago.,  Rom,  Aniiochia» 

Der  folgende  bericlit  über  den  Zerstörungszug  in  Palästina  hat  in 
den  alten  büchern  niclits  deines  gleichen  (s,  Weism.  z*  70^), 

V.  78r>  ~  rJ45*  Belagerung  und  Zerstörung  von  Tjtus.  Welchem 
buche  diese  ausführliche  heschreibung  entnommen  sein  mag,  habe  ich 
nicht  ausfindig  machon  können.  Ekk.  erwähnt  Tjtus  gar  nicht  Der 
Lib.  hat  nur  folgendos;  Indc  (seil,  ew  Acgypto]  vero  uccepia  rnUUm  per- 
tijTit  Syriam.  Syri  (!)  autem  rcHfiiermU  ei  virlUfer  puißmveruntqtie 
cum  m  atque  occuUrunJt  ei  mUUes.  Intcr  hmc  auteni  motnt  müites  d 
ntra  me^atus  eM  et  obdorrnivit  vidUque  in  somniia  tetm'e.  se  uvam  in 
%nn  d  proiecit  eam  in  tvrram  tnndtns  ealeibas  ei  feeit  ex  m  vinum 
^titaitisque  a  sontfm  fecit  venire  ad  se  ariolum  referem  Uli  somnimn. 
%i  arioliis  .Jmtie  cii/dakm  del/es  npprehmdrre  qtüa  mium  Intelleffittir 
mis ,  et  quia  eam  cmiculc4isti  subifigabitur  potestati  tuae,'*  Erexii  rs 
ei  cantfreiffiia  milUia  coepil  piifftmrt  d  pagnans  apy^frehendit  tres  elvi- 
ßa  et  dissipuvii  eas  fimdiins  q^ua  ei  usque  hodic  nwnwratur  qmdia 
msdinueruni  Tyrii.  (Ps.  mt  iic  idmpog  avTijV  xatjjviyjitip  xai 
fiiyu^i  T^g  ürjf46Qov  Hyiim  Ta  h  Ti^  xaxa).  Aus  dieser  kurzen  erzäh- 
luiig,  die  sich  ähnlich  im  Ps.  und  Val  findet*  kann  doch  unmöglich 
nn^^ere  beschreibung  entstanden  sein,  doch  zeigen  sich  hier  und  beson- 
ders in  der  epit  auch  manche  züge,  die  wir  bei  Lampr.  wider  finden. 
Wälirend  der  Lib.  von  einer  drohung  Alexanders  und  der  aendung  der 
boten  nichte  hat,  treffen  wix  hier  beides.  Epit.  c.  35:  Sed  enim  Tyrii 
moenilms  otjscrtitis  ingresmm  Uli  deneqafd,  Ipse  vero  dum  urhem  mhe- 
menier  dirijier^  velJef  multiH  Macedonum  raesis  pedeni  refert,  Post  Imec 
■  ff  Tyriis  cö^rfaw  nmhahjtur  missisque  uderntintiis  lUieras  eis  huins- 
^,,r,^dii  iussii  deferri:  „Impei'iide  indchaiur  atm  cletmntia  ac  iusfitia 
m^  vesirae  urhi  dominari,  sed  cum  vos  primi  omnimn  e^tiiistis  qtn  mein 
s  imdetUius  ohtriardis  terribde  ea^mplum  aliis  prctehebitis ,  quid 
rntfim  sit  in  Mncedonum  dexieris,  Valete  si  sapiiis,  non  enim  valehi- 
tis,  Si  in  his  perseverafis."  His  liUeris  lyrii  Icdis  primufes  leqatos 
wrripi  iidmU  ac  k/rmetUis  ^trim^mt  adfedos  crucibus  adßzerunt.  Jlis 
'  ^  extimidatus  Ale^rmukr  gravi  indiißiatione  imrmotus  v^hemen- 
nbem  adffressiis  diruit  tu  nistui  mnni  i^exu  d  mtntr  perefnpta, 
Alexanders  zug  nach  Aiabien  findet  sieh  in  den  bisher  erwäluiten 
bern  nicht,   wol  aber   bei  Cnrtius   Rufus  [V,  2:  MtUeries  ex  Lihim/ 

fotihiL's    i4    turrihus   ftutrikdis   mlrihthnfur   .  ,  ,      In  Ltihüno  qUOqUe 


im 


J.   HAR(!ZTK 


^ir^fhum  Ufiresies  iftmnipositos  Macfidonntt  adorti  triiiinia 
c'mnt  paucioribtis  mpHs,  Ibid.  c,  y:  AVi  res  vl/rxntwfnow  dümr^r 
coegit^  ei  m  tieynifer  udmierc  um  urbi  vkhrdur  oium  Frrdieam  Crai 
ierm^ue  praefmt  (Lamp.  v.  970  fg.:  Qlatte,  Pordix),  ip$e  cum  tsxpediii^ 
nmnu  Ärahiam  peUU,    Zu  vorgleichen  ist  auch  Annan  Änaba.^is  II,  ^^ 

mag  , .  •  in*  ^^aßtag  üriXXstm  «tt;  vov  ^^ytillßavov  nahwpevov  o^oi:, 

V- 1247  — 1422.     Uns  Darius  liuhnonder   hrief  an  Ah^^xaiuler   iin^ 
de^deu  untwort.    Im  anfange  diesor  partie  weicht  Lampreclit  darin  voi 
Lib.  ab,  dasä  im  ersteren  nicht  folgender  umstand  un\filmt  wird.  Leut 
die  aus  Tyrus  entflohen  sind,  melden  dem  Darius  das  üuglöck   dies« 
Htadt;    mm   folgt  \m  Lib»:    Sviscifatm  est  autmi   Danu^s  rcx   ki>mi§$t'^ 
ipisos  de  statu  d  pimthue  Alejcandri  ostefKkruntqtu'   n  depicintn    tfibii* 
lam  vd  mmghmn  Alexandri  et  dedig^tatus  est  eum  a  part'^itate  fttnum 
eins.    Dies  hat  Lamp.  nicht,   auch  nicht  Ps»  und  VaL  au  dieser  stelle j 
(aber  Ps»  B,  [bei  MöUerJ  hat  c.  13,  H  bei  der  gesan tschaft  des  üarii 
an  den  Philipp  eine   ähnliche  notiz:    Oi  de  liigaai  hxßovzHg  a^'^i^iij 
iiiimtm   ttvi  ifUtij  atriov  Uoy^ifitt  Kai  xatmxevaaev  atholg  unoya 
pQQ^fl$  ^ke^ävd^öv  zai  ma^yixyov  m^ijp  Ja^iiio  iv  Baßvliävi  xtA)» 

V.  1438— 87*   Darius  brief  an  zwei  stattlialter ;  ihre  antwort. 
namen  der   beiden  fürsten  sind  in   den  bücheru   verschieden   übr  "    ' 
IHe  stelle  in  dem   hriefe  des  Darius  1452  fgg-;    „««  ^r  (A1.J  a  . 
strehete,  das  er  uhir  alles  duz  da  lebete  ieren  an  der  erden  der  Mii^ 
wMe  werden,    das^  solde  an  einen  if(ügen   awsen,*'    findet   sich    in  ilfH 
andern  quellen  an  dioHera  platze  nicht;  aber  späterhin,  wo  Alexander  di4 
mOrder  dei^  Darius  hinricbten   lasst,    steht  etwas  ganz  ähnliches  im  PaJ 
Val  und  in  der  epit.    Hier  beisst  die  ötelle  U ,  21 :  Tunc  protinus  rir 
comprehmdi  iubet  tüque  aUissimo  in  loeo  erneifigi.     Idqiic  praetfT  s/i«ii 
lymmlms  fuit,    nee  iamen  se  reum  dt'  pcrinrio  dicehaf  gnia  suftfimt'ii  ea 
ac  ntttisaimos  omnihtis  fecerat, 

V.  1488  -1749,     SelUacht  gegen  Mennus.     In  den  alten  bucJiern 
findo  ieb  hiervon  nichts» 

V.  1770— 188H.  Darius  zieht  Streitkräfte  7.usammen;  ebenso  Aleian^ 
der,     Aach  hiervon  hat  der  lab.  nichts, 

V.  1889— lti23.     Darius  sendet   dem  Alexander  ein   mass  mob 
Diese  erzählung  sclxliesst  sich  im  Lib*   unmittelbar   an  den  briefwecL 
zwischen  Darius  und  den  Statthaltern;    Darius  schreibt:    ^^  Vernuitnm 
ut  a^gnosras  qualis   ei  quanta  c.si  nteu  mUitia  rngnificnho  tibi  dJam  . 
hiifn:  dementem  pupatHrhs  quam  direxi;    vide  igitur  quin  hoc  iHtnsnf 
mtf^  pQHtns  ei  redi  ad  dexteram  tuam  et  ampiim  mm  nthei^uhd  in 
tuum  ialia  faeere:*     Cum  autem  aetmsent  apocrisiarii   ad  Alexandrui 


SÜ   («AMFRBCIITS    ALRXANDlse 


!57 


khs  tut  rpfsnHufH  ei  senmUi^n  j^^ipaviriSf  et  Irgit  iUam  tetendif    ' 
9um  suam   et  tulit  ex   ipsa  scmtidc,    mitlms  in  os  cottHnlii ,    df^ 
\^.tMao  quid  ttomims  älitis  multi  sunt  sed  sictä  senum  nwlks  sunV   IKe 
iiiabo  vcrwaritediat't  Jos  Lamp.  mit  tk^m  Lib.  ist  Iult  ganz  unverkenbar; 
liii«  ülmycii  bücher  hwU^n  davon    nichts,    ebenso  wenig  von  dem  Jaravif 
|f0lj^<;iidi*u ,  uänüicb: 

V,  1924  —  73,  Aloxamler  winl  von  Heiner  kTankeu  muttor  beuii 
llRTiifeu;  er  schickt  dem  Daiins  ptefl'erkonier.  Lamp.  afcimt  bier  genau 
iTMm  Lib.  Sin  hüte,  quam  umler  des  germd^  da  er  Ale^andrum  vanl; 
\Her  mtfite  inte,  das  (H}/inpi4i$,  dn  mtder,  vÜ  siech  was  usw.  Lib.:  Su- 
tmt  ei  nid  nutdii  ifigniftcmdes  vnfirmitaiefn  Ohjmpiadis  matris 

%%me  ei  cum  'is  Iwc  mulissd  scripsit  Dario  episUß^am  wrUimmtcm  Ha: 
^^Ahiamler  recc  Dario  tep  Persarum,  Plurimae  epistolae  adveneruni 
\mihi  q^Hiw  conipeUufd  me  hoc  diccre,     Noli  igiiur  coffitare  quod  prae 

Kiwre  aique  ismui  iudardia  tua  recedam  de  loco  ish,  scd  scias  pro 
Icerta  qnia  revertar  videre  nrntretn  nimm  et  nof^  tarnen  ut  vidcami  dtdm 

ficrJus  illim  (piantum  optn  vkhiTt  iUa^m  quin  oppressa  cd  valida  infir- 
imänle;  post  non  multum  tanpus  rediho  (td  tc.  Itenmi  dirigo  tibi  ad 
ivicem  sefmtUis  papaveris  quam  twbis  misisti  pro  imfnenmirahUi  nutmro 
i^mlitiae  vestrae  hoc  granum  piperis  tit  cognoscas  quiu  muüituditwm  papa- 
\veris  vincit  fortitndo  piperis:'  Scripta  /wi€  epistola  vocavit  Alexander 
\ap9ief^Hiarios  Durii  deditque  ilUs  epistolam  et  demisit  eos,  deimle  empit 
[rmlire  ml  fnatrmh  suam.  Bis  hierlier  stimt  also  Lamp.  mit  dem  Lib. 
öün  zeigt  aich  eine  kleine  Verschiedenheit  in  der  anordnung  des 
Itrtoffes.  Üie  ankunft  der  eben  einpvähuten  boten  bei  Darius  wird  hier  im 
tdMlsehi^ii  gedichte  unmittelbar  ange»cblo@geii ,  während  sie  im  Lib.  erst 
tDAirli   der   sdilacht   gegen   Amenta  mit   diesen   werten   gemeldet  wird: 

Tcmnic  itaqtic  m  munu  Dario  epistolam  ALexandri  scrutabatur  s^ws 
iupäcrisiarii^s  0iid  fecissf^  Alexamlefft  ex  semente  papaveris ;  at  illi  dixe- 
\tunl:  t^apprehi-ndit  et  mom^^rdit  et  despicieruU  dixit:  „multi  stmt  et  mal- 
jfc«/*  Acceptum  if^que  Dar  ins  jn^wr  mittens  in  os  suum  cmmdit  atque 
\c»m  hcrimis  dixit:  ,^pauci  sunt  sed  duriores." 

V,  1974  —  2002,    Schlacht  gegen  Amenta.    Lamp,   ist   hier   dem 

Lii        T'iaus  ähnlich;    in   den  übrigen  ist  davon  nichts.    Des  neh^sten 

»HO:  j         I  >*Ä  mit  Dolcivige  reit  er  ime  mi  unde  vochteti  alien  ehwti  iadif 
da  nienmn  ge^aeh  nehcinmi  nutn  tntunchcn;    si   vohtcm  freislidien 

6%(*      '     '   al  in  ein  das  di  snnne  nit  ne  geschein,   wände  si 

n*  belüchten  niht  den  mori  ...  ^i   vohten  langer  tage 

I  dri  (v.  1^93).    UIli  Et  eovperunt  acritar  pugthare  d  ex  his  et  ex  iUis 

cocperu$d  mori  et  valde  nmne  inchoatum  est  proeUufU  et  pugnaium  est 
iusquc  ad  (Kca^'mm   $olis    et   nequc    inter    hos  ^nequc  ifder    illos  moUm 


«KITteVk,   9.  DftUT»CBll  PHVLOU  HD.  tV. 


11 


158  J.  HARCZYK 

inventi  mnt,  sed  fortitcr  pugnatum  est  per  continuos  dies 
ircs  et  tarn  fortiter  extitit  ipsa  pugna  donec  obtenebratus 
est  sol  eompatiendo  super  tale  homicidium  nolendo  videre 
tantum  sa^iguinem. 

V.  2002  — 17.  Alexander  lässt  die  gefallenen  begraben,  =  Lib.: 
praerepitque  militihtis  suis  ut  sepelircnt  Macedones  atque  Versas  qut 
occiderunt  in  ipso  prodio. 

Während  es  nun  im  Lamp.  2029  weiter  geht:  „süs  get/ines  mütes 
gesah  er  sine  müter;^  bringt  der  Lib.  dazwischen  noch  wirr  durcheinan- 
der die  Unterwerfung  von  Achaia,  Persospolis,  Phrygien.  Am  Seaman- 
der  preist  Alexander  den  Achill  glücklich  wegen  seiner  verherlichung 
durch  Homer;  einen  schmeichlerischen  dichter  weist  er  ab.  Dies  stamt 
aus  Ps.  c.  42.  (Bov)j)uai  /tag'  ^OfUjQf^  Oagoi-njc;  slvca  J]  nagCt  aot  ^ya^ 
fUftviov).  Nun  erst  folgt  im  Lib. :  Et  post  Iioe  veniotis  in  Macedoni^ini 
invcnit  matrem  suam  Olympiitdeni  levari  ah  infinnitaie  stm  aiqtw  laeia- 
ins  est  cum  ea. 

V.  2042  —  87.  Alexander  tritt  den  rückweg  nach  Persien  an. 
Ahdirus  öffnet  ihm  die  tore.  Dies  entspricht  auch  in  einzebien  aus- 
drücken dem  Lib.  (und  Ps.),  weniger  dem  Val.  Der  Lib.:  Venit  in 
locum  qul  dicitur  Alxlira;  hommes  autcni  ipsius  civitatis  clausermU  ei 
portas  ut  non  ingredei'etur  ihi.  Ad  hoc  irafus  Alexander  praecepit  ut 
Incrndereinr  ipsa  civitas.  Hamhws  ipsius  civitatis  vide^ües  ipsum  ig^u^ni 
dixernnt:  ,j  Alexander,  non  reheUando  tibi  elausimus  2)ortas  sed  dubi- 
tamlo  Darium  regem  Persarum  tie  audirct  de  nobis  paeeni  factam  teeum 
et  dirigcrct  et  dissiparet  nosJ'  Alexaiuler  dixit:  y^aperite  ])ortas  secun- 
duw  eonstietudinem ;  modo  ifa<jue  non  reni  pugnare  röbiseum:  cum 
autent  feeero  finem  cum  Dario  rege  Persarumy  tune  lotinar 
et  röbiseum'^  (^V.  2074:  ,yStvanne  ih  Darium  bedwinge  unde 
in  gefangen  bringe,  so  wll  ih  her  wider  krren  unde  spre- 
chen mit  äh  hh'ren,  so  wil  ih  zeffiren  nher  stat,  so  gezeige  ih  ii  was 
ih  getun  mar.*'  Ps.  c.  43:  „or  yug  uGtXhvoo^au  ug  lijv  /idhr  rfuov^ 
Hißs:  t^Tti-iUtt  or  äböitr/xtvh  Jagtdov  (imn'Khct,  /«/  xoit  IfiUi;  r;ioxtiQinvg 
h\\iHtiuu.'^  VaL :  „enim  cum  reoenero,  im/uit,  nmi  hosiyes  robis,  sed 
amirus  ero'% 

V.  2088  — 21  :n).  Alexander  erobert  und  zerstört  Theben.  Der 
Lib.  hat  zwischen  Abdirus  und  Theben  noch  ein  stück,  entsprechend  dem 
1*8.  c.  44  und  15.  Die  namen  sind  im  cod.  Hamb.  hier  wie  auch  ander- 
wärts ganz  verstmnmelt  J)er  sänger  Ismenias  versucht  den  Alexander 
gegen  Theben  milder  zu  stimmen;  die  Thebaner  befragen  den  Apoll  um 
rat  wegen  des  aui'baues  ihrer  stadt.  V.  2107.  dl  armborst  unde  di  phUe 
tdtrn  in  (S  hatte  iptie)  ml  grasen  seaden.    Lib.  Praecepit  fmiitibus  suis 


ILA  IUP   Ai.n.MLNDBB 


15S 


(is,     Ps.  c.  IC»,  7*   tyJXitai    ..,  ^Ttuetot    öunQ^yitv  fiV^**^r  lu  islyti  /ri 

V.  214U  —  52.  Aletander  xieht  nach  Corinth.  Der  Lilj,  or/älill, 
bier  noch  gleich  dem  Pu,  and  VaL  wie  Alexander  den  dortigen  Wett- 
spielen beiwohnt  und  den  Thebanern  ihre  stadt  aufzubauen  erlaubt»  weil 
Biner  ihrer  bürget,  Clitomachas,  aus  drei  wettkämpfen  als  sieger  her- 
vorgegangen. 

Die  in  diesem  abscbnitte  erwähnte  bekehrung  der  Korinthier  durch 
Paulus  findet  sich  auch  bei  Juan  Lorenio  Segura  de  Astorga,  dem  ver- 
fa.^^       T     r  spanischen  Alexandreis;  in  Korinth  wird  bei  ihm  Philipp  von 
n  begraben;  dann  fährt  er  fort  atr.  175  (ed.  Sauohez); 
Em  tista  Corinfn  una  noble  ctudad, 
eofmHiotn  Sant  Paolo  despuen  ä  la  verdat, 
Sohn:  knlfts  las  otras  am/t  grant  Imfidat, 
cahcBa  fi44!  de  Xantsmo  bmi  de  anüffuidaL 
Hheuso  treffen  wir  diese  uotiz  bei    dem  gewährsmann  des  Spaniers 
MlippuH  (tualtherus  de  Castellione,  üb,  I,  207  (ed.  Mueldener): 
Hanc  (Corinthum),  ctmfiffdico  jyfojmlsajis  idtda  vcrbo^ 
Paidus  ad  adcrni  mnverfd  paHcua  iwris, 
Obwal  mm  der  8chluss,   dass  diese  beraerkung  schon  bei  Alberich 
vuu  Besanyon  «gestanden,  sehr  nahe  liegt,   so  scheint  nur  derselbe  dmh 
,  nicht  ganz  zuverlässig;   denn  solche  alJbekante  biblische  dinge  brauchte 
kein  mittelalterlicher  dichter,  am  wenigsten  aus  geistlichem  stände,  aus 
1  einem  fremden  werke  zu  entlehnen.     Erlaubt  ist  jener   rückschluss  wol 
nur  dann,  wenn  rlie  biblif^cheu  erwähnuiigen  sich  genau  an  den  cntspre- 
I  rhenden  stellen  der  gedichte  ftnden;    also  nicht  zulässig,  wenn  es  z.  b» 
I  im  Lamp.  v»  1850  fgg.  W\  der  aufzahlung  von  Darius  stJ'eitki'äften  bemerk! 
wird:    ,^ Armenjen  ist  das  riehen  daz  mgich  iu  w^rliche,   da  das  wazzer 
\di  archaw  treib,  da  Nor*  Ulmuir  inm  hleih;  in  den  Imnjen  st  da  bcsas: 
war  soldir  wissen  duz**;  wahrend  es  bei  dem  Spanier  in  der  beschrei- 
[btifig  von  Asien  heisst  str,  268: 

Arabia  do  h  Christo  vmieron  con  pilaneia 
fpiando  ßm  entkas  nlnnos  Hcrodes  la  matancia, 
Armenia  qur  al  cielo  tanne  por  dem<mstrancia 
la  Area  de  Noe  onde  fiso  la  folganda. 
Ebeusuwenig  ist  eine  solche  annähme  gerechtfertigt  durch  vergb'i- 
[diitDg  vou  Lampn  562  fgg.  mit  Oautier  von  Cbatillon  Hb«  7.  6  fgg 
'Wie  unsicher  dergleichen  wahrsidieinlichkeitsschlusse  sind,  zeigt  folgeiulcr 
lunutatid.     Juan  Lorenzu  erzühlt  von  str.  193h    an    wie    Ab'v:iiuli*r   im 

11 


\m 


j,  fi\ucsnrK 


ca^piHchen  gobirgo  eüie  groi^so  men^i^  verbanter  Juden  findet,   dio  vc 

goti.  abj^efulleü  wan^u;  deswegen  lässt  Alexander  zur  HtraJb  den  /  il 

Hilirendeü  gebirgHCn^pa^^H   vermauern    uud   bittet  gott   um  »>rlol^  .-r. 
werkeB;    Hcmo   bitte  gin^   in   erfülluni/;    daraus   7,iebt  Juan  Loronzo 
fromme  lehre  str.  Iti53. 

(anfo  nias  farm  por  mi  fiel  Christkino, 
Dasselbe   factum    wird    ähiilich   erzählt  von   Ps«.  C*  nach   III-, 
(s,  Zacber  Pseudok.  ß.  165  fg.).     In  den  mir  bekauten  latinniHchen  recea^ 
siouen   des   Lib.  de  pr.    steht  die  geödiicbte   nichts    wul    aber   in  tiim 
düutachen  Übersetzung:    „HystoW   von  dmi  gresami  Alexander  nie 
Ensehius  heschriben  Itni/*  die  dt>ctor  Johann  Hartliob  zu  MötK^hon  ao|(« 
fertigt  hat  uud   zu  Strassburg  bei  Marien   Schotten  MHÜ  gedruckt  iüt 
(die  ältere  ausgäbe  von  1473  Eegeusburg  habe  ich  nicht  erlangen  köii 
Den).    Diese  Hjstori  Eusebü,  wofür  sie  der  filiersetzer  hält,  ist  ein  Lil 
de  pr.,  in  dem  sich  nach  der  prologus  dos  Leo:  Ccrtamhin  vcl  vidoric 
excellmimm  mrornm  cet*  zur  hälfte  erhalten  hatte*    Hier  nun  wird 
geöchichte   von    den    zusammem^ückeuden    bergen  so    vorgetrageii^  .,. 
(fcsrhach  ein  (jrosz  imndtrlkhes  sakhm,  wann  er  verhmgd  dureh 
yötlkh  f/imad  das  ^e^antifi  ijmitjtm  zwen  die  hödishn  berg  und  die 
^ddussüfi  das  gcpürff  in  söUicher  niass  das  nit  mmischUch  iM  d 
sehmtnum,     do  erschein  gar  wol  der  will  den  tdlmäddigim  <juies  dm^  äij^ 
sdmöd   büß  volck  hinfnr  nymer  mer  naß  dan  gcpurg  kammeti  möc 
edier  doch  Uiä  man  das  mf  der  endcrid  vor  dem  jüngsten  tag 
füren  sd  und   aller  dirisfenheift  grossen  Hchadfm  thtum.    Nun  sehreiH 
Josephus  und  spricht:  Adi  tele  unmdcrlieh  und  um  groß  ist  got  in  atli 
aeinen  wercJcen  so  er  ein  HöUiehe  grosse  sack  durch  eines  hagdm  UH^fijl 
tal;   ivas  soll  er  thuon  durch  eines  frununen  cristeti  tnemchen 
fcittefi!   darumh  ist  mit  das  ein  yeckUeher  cristmi  numseh  in  not 
anrilfft  utul  hitt,    so  mirt  er  gewert  aller  der  sack  der  er  amUk^ 
lidien  got  UUet.  —    Hier  Hiebt  man  wie  sich  ganz  fernstehende  achiill 
steller  bei  gleicher  gdegenlieit  durch  irgend  welchen  zufall  den     '  *  ^ 
gedimkeu  vorbriiioreu  kunueu ,  ohne  dass  deswegen  eiin^  entlelnmii 
findet. 

V.  2153 — li3.     Atbeu    übergibt   sich    IVoiwillig.     IS  tat  t  die. sei    weuj 
gen  Zeilen   bringt  der  Lib.  ebenno  wie  Ps.   und  Val.  zuerst  noch   ei« 
erzählung    von   Plataeae   und  dann  briete  and   verbandlaugen  mit  de 
Athenern;  aber  bemaden  und  Aeschines  werden  im  Lib.  nicht  genant 

V.  2Hi4  — 277.    Alexander   zwingt  die  Lacedn^-^^^'-iv-  f-  >'-»>! 

kämpfe  zur  Unterwerfung,     V.  2iyo  {[He  Laceden^i» 

di  wert  wunde  si  Mtmh    in  dim$  fm^re  behalden  gröm  iwri$cri$ft 


«17  t^lfTRÄClirS    ALaXAKH»-:»' 


1G1 


Lib.  Ad$cend4!ti4H$  mire^  ei  prnepnravfrmU  ^r  ^^  ^^Ntjunm  t.irutdm 
f«^i  r#  cirf  (#Ya,v  niaris  quia  plus  illds  mdum  ct-ai  rlassico  hdla  patj* 
fhHte  qunm  ierreno,  (P».  Bv  ß:  TOg  »'«rrt;  ijritiqimitv '  fiälÜMP  ya^  vatU 
waxQt  f]fta¥  1}  ini  yrjx;  srnlifi^aai),  ¥.2343:  da  kiejs  et  Imc  fjewmnen 
wtliie  ilaz  crieehisrhr  für;  das  wart  deti  hurg^rtm  ml  ^r;  er  braute  di 
aci^if  in  dem  nwrc,  \aK  IUos  wro  qui  s^detfoaU  m  nmribm  demravit 
fccii  super  fOÄ  miUere,    (Ps.  ibHÜ-  ...fovg  ßi  iv  wt;  fcrttfi 

I  Y.  2278  — 391.      Alexander  ^Jaht   nach   Pemein      Kriegsrak   des 
\x^.     Auch  im  Lib.  werdea  die  redeü  Am  OxyaiUras  uud  zweier  an  de* 
er  ratmünner  aiigotoJirt     Der  bmder  spricht  v.  2:128   ül)er  Alexander: 
\^va  er  ane  di  not  kamit^   ninmtn  suthis  nii   ne  froniü  ze  sfurmc  ik)A 
sc  mgc,   do  er  mit  $mmi  lihc  ne  si  ifmr  zn  vardeitöst  da  vone  hont  ifi 
Irost,  di  eddeii  tviffund^v*     Lib.:  ^.Qumidi^  vuH  pugtmre  mm  alüp4€ 
')mi%ic,   ^atrapes  et  principßfi  non   mitiit  ut  2mf)tienl  cum  eo,    ned  ji)cr 
ftefttei  ipsum  vadÜ   et  pngtud  d   antecedÜ  nmne»  jtrindiies   et  ptignat 
*        <  udo   sihi  7iomen  et   t'ichmnmJ*     V.  2381.   j,  wände  eines 
f/'  /f-  ri(  scäfc  ir^cMlen.*'     Lib.:  „fpiia  ei  nnus  canis  »laänr- 

mnm  greifem  (mmudmm  spargit/^    (Ps.  U,  7:  ^^üofief  ih;  n^i^iav  ayth^^ 

\^  2aD2  —  ihb,    Alexander  badet  in  eiueni  Hustje,  wird  krank  und 
ircb  eJüCü  arxt  Philippu«  geheilt;    den  Parmeoio^   der   den  arzt  ver- 
Itundet,    lässt  er  hiiirichlen.     V.  2403.    der  rite  bestunt  in   der  nah; 
jwan  sin  hcrc  gros  vil  miehelcn  nntröst;    si  forhfen  vil  sere  ob  iff 
m  vcrneme^    das  dannm  nimcr  ir  nehein  ne  qmnie  khinde  Jicim* 
tli^,:    ViiJentes   mdem   Macedimes    dlnm   acgrolare  vaUJe   tristes   vffedi 
ftint  tiniente^  ut  andirtt  Darms  iniinmtidem  Alexandri  et  fnceret  imjtc- 
^fpf'r    ms    ae   delcrvt   cos.     Ps.  II,  8,    Ol    df:   Ma/AÖortg   xataMi- 
I  fhSdrdqov  yxd    alyotvtog    adtot    iv6(Tot?v  xal   fdiivnnddovr 

V»  2455  — 544.     Alexander  komt  an   den  Euphrat  und  lässt  eine 
tf  darnbef  schlagen,    über   die  er  seinen   za^jenden  Soldaten  voran- 
W;  dann  briehi  er  die  brücke  hinter  dem  beere  ab.     Die  Soldaten  spre- 
rv.  5498:  ,,tin.s  sol  werden  ril  wc;  iverde  tvir  hi^  sigeloH,  so  nchnhfi 
'i  trost  heim  zunsenti^  ridhc,  so  sterbe  wir  JcnierllchcJ*    Lib.: 
■'fr,  fl  nobis  ut  fugiamm  in  proelio,   7ion  trit  fransifus  nobis.*' 
ttjder  antwortet  2508:  ,,rfi*r  gerfcllct  mir  tvol,  das  ir  mlnm  gcdane 
fll8f>  rehtc  haJt  irkant  , , ,  dajs  tetih  aUie  umhi  das  oh  man  um  jagete  , . . 
"       7.n  umle,   fuhtmi   öisr  hcMe,**     LiK:    ,^Bime 
fjitasfis.  et  f(]o  proinde  frei  disiiohere  ipsum 


162  J.  HARCZYK 

ponteni  ut  aut  pugnetis  viriliter  et  vincatis  aut  si  viiltis  fugere  pereaiis,'^ 
V.  2537.  „wandiz  ne  tcirt  nictncr  gesehen  das  wir  hinfien  geflihen;  (d 
hie  ivilih  c  sterben  oder  sige  irwerben."  Lib. :  „  Undc  iuro  quia  nuUo- 
modo  videbitis  Macedoniam  nisi  prius  mcero  cunctos  barbaros  et  tunc 
cum  victoria  revertamur. 

V.  2545  —  650.  Siegreiche  Schlacht  gegen  Darius ;  ein  verkleideter 
Perser  versucht  den  Alexander  zu  töten ;  dieser  aber  lässt  ihn  frei.  Die 
anklänge  an  die  minnepoesie  im  deutschen  gedichte  finden  sich  in  den 
andern  Überlieferungen  nicht.  Alexander  spricht  im  Lib.  zu  dem  Per- 
ser: „  0  strenne  vir,  quid  est  hoc?"  (Ps.:  'ß  yarvcele,  zi  aoi  i'doSe  rorro 
TToirjOca;)  Cid  Pcrsa  barbariis  ait:  „ne  aestimes  tne,  domifUi,  Macedo- 
nem  esse,  sed  Persam,  et  cgo  proynisi  Dario  venire  et  auferre  caput 
iuum;  spopoy\dit  enini  mihi  dare  in  coniugio  fdiam  suam  et  regnies 
promicias"  Tunc  Alc^ayidcr  iussit  eum  momtrari  cundis  milüihus 
suis  et  dixit:  „viri  Macedones  milites,  convenit  omnibus  militibus  tcdem 
habere  coyifartationcm";  et  iussit  cum  abire. 

V.  2650  —  96.  Die  Perser  fliehen  nach  Batra.  Alexander  erobert 
die  Stadt  und  nimt  des  Darius  familie  gefangen.  Einen  persischen  Satra- 
pen ,  der  den  Darius  verraten  will ,  weist  er  ab.  Die  gefangennähme  der 
frauen  und  kinder  wird  im  Ps.  an  der  entsprechenden  stelle  1.  II,  c.  10 
niclit  orzälilt,  da  dies  schon  1.  I,  c.  41  geschehen  ist.  In  den  jüngeren 
drucken  des  Lib.  zeigen  sich  an  dieser  stelle  dieselben  Widersprüche  wie 
bei  Lamp.;  wo  Darius  nach  der  Schlacht  bleibt  wird  nicht  gesagt:  (Per- 
sae)  vcricrnnt  fugam  et  persecuti  sioit  eos  Bactram  et  applicuit;  altera 
vero  die  coepit  fortiter  pugnare  contra  ipsam  eivitafem  et  apprehvndit 
cum  invenitquv  ibi  matrem  et  uxorem  et  fdios  eius  posmtque  in  ea  solium 
SHum  et  suhiugavit  sibi  omnes  alias  civitates. 

V.  2607  —  76«.  Darius  erliält  einen  brief,  worin  der  unglückliche 
ausgang  der  schlacht  erzählt  wird,  sowie  die  einnähme  von  Batra.  Sein 
liochmütiger  brief  an  Alexander  und  dessen  antwort. 

V.  2760  -  H8.  Brief  des  Poms  an  Darius  und  antwort.  Im  Lib. 
wie  im  I*s.  finden  sicli  noch  andere  briefe  des  Alexander  an  die  Statthal- 
ter der  unterworfenen  länder,  von  Satrapen  an  Darius  und  von  diesem 
an  Jene;  ausserdem  noch  die  notiz:  (Darius)  scripsit  et  interim  aliam 
vpistolani  ad  Porum  nt  et  ipse  praeheret  d  adiuforium.  Darauf  folgt 
der  brief  de.s  Porus  und  schliesslich  nocii  ein  schreiben  der  mutter  des 
Darius  an  diesen,  worin  sie  ihn  von  der  erneuerung  des  krieges  abzu- 
stehen crmahnt. 

V.  27H9  —  3051.  Alexanders  kriegslist  mit  den  baumzweigen.  Er 
g(>]it  als  sein  eigener  böte  zum  Darius  und  kehrt  glücklich  wieder.  Beide 


ZV  LAMl'ttCCItTH   4U£X^Nt1IUl 


epbodoii  md  aus  dem  Lib.  öbertragen,  Da«ti  im  lib.  statt  dem  Philipp 
(bd  der  er^ahlung  des  traumes)  der  gott  Amnion  genant  wird,  enti?pricht 
r        '    *  '  mU   des   bueht^s,     V,  3iH>5  fgg.  ml  totil  d^r  fidige  man 

1^  --     ;;       1'   vernnm  tind  rAnwle  mn  (km  stde;  des  yvhalf  inie  vil 

tmie  ein  brinninde  vakele  dkr  nam  eimm  fHifsischen  man;  deti  slürJi^  er 
ror  dk  xandc  u»w,  Lib.:  OMjnmcvns  uukm  Akxaväer  (/uia  ktqntban- 
/«r  de  iüo  d  de  agnitiont  indtus  ejus  üxsilkus  de  solio  suo  mdit  qucf^ 
dam  Fermm  kncnkm  in  manu  faculam  iolktmim  ei  eam  pe$xmsU  eum, 
(Pb,  C, :  ^li$a%'dQfs  ^^  ^^  d(tßa  ()^«|ti/(€i'Ocj  Tt^mii  aiTfpf  xata  t^g 
n-'  r;  ff)»  V  304  4  fg,  ein  her  fUcgat  mach  nit  geseadtm  iswein  wmi- 
fr  ^t-ii/^     Üb.:   „JVam   muUäudo  ffiuscuntm  jton  kwdil  paucitakm 

vtspartim*     Ps.  II  c.  16:  f^atpr^Kußv  yäg  opiwv  ovd(v  eiaiv  ai  fimm, 

V*  :i052  — 2(56.  Alexander  besiegt  den  Darius  am  Stntge,  Pariiis 
ttiebt  üi  I^orsieii  herscht  grosse  trauer  um  die  gefallöneE.  Bei  Lamp. 
isl.  alles  wt>it  au^fülirlicber  als  im  Lib,  vorg«trageiu  V.  :J080  fg»  von 
teidi^lhalhen  flouch  da^  $cos  also  dicke  so  der  sne,  Lib.:  Coopcruerunt 
-T-^v«  agrum  sagiUis  sicui  nid)cs»  Ps»;  ot  dt  to^a  i'/te^ifiop  lit;  o}i{iQop 
mfC(POv  (piQo^uva, 

V.  3*267  —  370.     Darius    bietet    dem  Alexander   in    einem    briefo 
ler  imd  m^bfitze  an»  wenn  er  ihm  frieden  gewähren  wolle.    Alexander 
dies  zurück.    Dasselbe  wird  im  Lib,  erzäblL 
■T.  3371  —  430.     Die  toten  werden  begraben;    Alexander  überwin- 
tert  in  einem   palast   des  Xerxes;    er   befreit   viele  gefangene.    Dieser 
[yischnltt  zeigt  nur  geringfögige  abweichungen  vom  Lib. 

V.  3431  —  534.  Dariua  {ordert  den  Porus  unter  grossen  verheis- 
tfungen  noebmals  im  hilfe  gegen  Alexander  auf;  dieser  vei*sprieht  gie. 
)er  brief  des  Porus  findet  sieb  nicht  im  Lib.  imd  Ps.)  Alex,  erlahii 
fese«  und  macht  sich  auf  den  weg  nach  Portae  Caspiae,  wo  Darius  und 
Porua  sich  vereinigen  wollen. 

V.  3535— 904.    Darius  wird  von  zwei  Satrapen  ermordet,  Alexan- 
der versöhnt  sich   mit  dem  sterbenden.    Die  mörder  läest  er  kreuzigen. 
Er  heiratet  dem  letzten  willen  des  Darius  gemäss  dessen  tochter  Roianc. 
Auch  dieser  abschnitt  ist  mit  wenigen   Veränderungen   nach  dem   Lib. 
ilt    Der  abschnitt  v.  3871  fgg,  von  könig  Salomon  ist  natürlich  der 
i  entnommen  (Könige  1,5,2  fgg-)» 

V.  30O5  —  4608.     Die  ermüdeten   Soldaten  des  Alexander  weigern 
weiter  zu  marschieren,   doch  werden  sie  von  ihm  zu  fernerem  aus- 
ren  angefeuert.    Höhnender  brief  des  Porus.     Grosse  seh  lacht  gegen 
Ponw;   er   fallt  im  Zweikampf  gegen   Alexander.    Die   erzäblung   stimt 
.ini  der  des  Lib.     Woher  die   sonderbare  beschreibung  der   elephanten 


\r>A 


J«   OAaCSTK 


V.  'iif4  fgg,  gonommen  ipt,  weiss  ich  nicht;  die  midern  uborliel^rungei^ 
haben  sie  üicht.* 

V^  4ß0»  — 736.    Alexander  komt  in  das  land  OceidraÜH.    In  di« 
parUe  finden   wir  ganz  merkwürdige  ühereinstimnmngen   mit  dem  IJb^ 
auch  in  den  kleinem  tilgen.     V.  4626  fg.  ir  vihe  nude  ir  mh,   di 
von  in   ffescheiden   an   die  breikn  heidm.     Üb. ;    Filii  vero  ei 
eonmi  scparati  stmt  ab  Ulis  cum  miinudUms,     V.  4720  fgg.  i  Alexn 
der  rich4*,  sjnah:    .jdm  such^  ist  mis   also  gcsraffcn  von  rf/^  tJmr 
gwalt:   svaz  un^  danncn  wirt  gesaU,   das  müjae  mr  alUjB  Min. 
mere  mac  nimnmh  trMfm,  iz  ne  trübe  der  tmnt;  angist  h&n  di  darinf[ 
sint    di  wUc  ih  vor   dem  iode  mac  gencsetif    icmi  l^senf  ir  mih  wesf 
nwister  von  jntfwn  sinneti;   ih   mikjs  hrgimifm  diewae  da^  mir  wol  Ui{ 
hvtm  si  alle  ülieren  tmM  di  in  der  tmnldc  woUetit  wmen,   was:  solde 
danm  da^  leiten  ?  '*     Lib. :  „  Istac  mmac  mm  tjul"       .  '  ■    '      ^ 

j)TO(Hdentia  et  ministri  eins  [smnus]  facknies  .[i 

milhnmh  tnrhaii^r  nisi  V0äus  inffressus  fuerit,     Vdo  quiescere  d  tec4 
derc  a  pf4(jnis  sed  dominans  sensus  niei  non  dimittil  txu;  lioc  fmen.. 
onmes  müus  iiMVujmUac  fuissemus  Mus  mmidm  si4Mi  unu»  uyt^r  fuii 
sei/'     Ps*  in ,  ü*  6 ;    ,,  Tavta  m  v^g  Ima  n^oitolaf;  duimtpiai ,   ft«   xc3 
il^iiq  äimovoi  yivii^Ux^ct  trjg  ix^iVoy  inataydßr  od  yaQ  Kivmcu  ykilt 
£1  fiij  ayijtioi;  TrvevOfj  ...  Kaydi  ovv  nat'Caad^ai  ^^Xm  tov  Jta).iift6h\ 
om  fq  //€  Ä  *%;  yviofniQ  fnov  ä^oKotijg*  e»  yä^  icchifg  oftop^ojfiovkg  h£ 
dfyog  (Lib.  ag&r)  av  hvy%a¥^v  h  mcfiog  x^f," 

V.  4753 — *>437.    Alexanders  brief  ou  seiiiß  mutter  Ol^iuiiias  ui 
Reinen  lelirer  Aristoteles. 

Üeber  die  entstehung  und  zuaammeJisteUmig  der  in  dieaoin  giuize 
absclinitte  enthaltenen  erzäblnugon  sehe  man  Zachers  Pseudok.  ».  J32  fg 

V,  4775  —  885.     Alexander  meldet  die  hr  '     r  ^]^^  y>aii 

die  niederlage    der  Inder.      Nun    bogint  die    i'  mer  wun« 

erlebniBse:  der  fluss  mit  bitterm  wasser,  das  plötzlich  trinkbar  wird; 
der  nacbl  beimruhigiuig  des  heeres  durch  den  Überfall  wilder  tiere,     I^ 
Lib.  de  pr.   ist  der  brief  nicht  an  Olympia^j  und  Aristoteles  gerieUtc 
sondern  nur  an  den  letztern  (s.  Zacher  a.  a.  o,  s.  162.  167).    V.  4787  fg 
do  wir  Ecm  wazzcre  quämai  undic  in  dem  munt  genntncn,    do  was 
hiUcr  ah  ein  gallc.    Lib.:  Aqtw,  ipsius  fluminis  erat  aniara  nifnia 
(Mebomm. 


1)  Doch  gibr  ujü  inn  pro  f.  Zacher  folgctuh^  nuchwnHr-;  einciH- 
hett  IJÄt  arhiin  ArUtoti^h^« ;  rnr»bf  ^truM  %tch  Uni  BitrtholümfWMi«  du  (Jl.i 
Vn  !itt  bietet  Bcrgt^r  tl«  Xlrrcy  ih  liea' 


W   UktiPBECWS»  AJJQUNPRfi 


Uh 


T.  4824  fgg,  $cürpiom»  kUen  nnn  groaen  senden  ^  si  ic^drrsfi  breit 
Ut4dt  Imw  unde  heteH  ftehUch4'n  gane,  Imde  ms  unde  rot,  LUk:  Mrmd 
ibf  'tdinß  mäuH  ruhUi  hUer  sc  ruhei  et  aUn,    V,  4835  fgg. 

dm  -j^.;:-  >  wi.  ..^.am  gegdn  ni4mk  fiter  freisam  griseru  dan  die  Icwen; 
^mü  iie»  Banden  si  hmt*n  lUUjs  dtts  vor  in  ^vas.  Liibi!  Et  erani  ifU^r 
mM  fimrd  sthntini  magni  vtdde^  forUores  loomijuSy  hahe^üm  detUes  par 
limgum  vnhUum  unnm,  (Ps.  ;i»  17:  myi)*Qioi  äi  peilovti;  u^y  Aeorrc^^, 
öi  otr  fH)ot^t<<^  avriüv  jyiJai/  /nj^rwoi),  V,  4853  —  61.  do  qumnmi  lülß 
fft^gÖH,  alm  ttdfet4i  gulmh;  si  wären  atm  nffen  und^  den  ougen  ge4miffenp 
ai  iettni  ,^A  '  '.  hnc  wären  in  die  mndc;  hart^  mti<met4in  ai  min 
heTf'  ***  tur  .  r^n  n  mh  mit  sm^zen;  di  sturhün  Mmjmw0se^L  Daas  die 
r^iimoila  nach  v.  4S50  fehlt  hat  Weisraanti  bemerkt,  <lau  sßusammon-- 
h'An^  aber  in  »lor  Übersetzung  nicht  richtig  witlergegeben:  ,^Sitf  driiute^i 
grimmig  meinem  fictr**  Mit  gescJtossmi  utid  nut  spiesscn,''  Sinn  und 
reim  verlangen  violmehr  eine  ergänzung  de»  toxtes,  etwa:  ^t^ir  scuofm 
unaer  were*'  oder  ,,m£ten  uti&  ee  tmreJ'  Dar  lA}},  de  pn  best*itigt  dies: 
ftmnine^  silva/ici  hahcntcs  hc^  mminHy  similitcr  vi  feminae  corum*  InUw 
huec  mdcm  hahehamua  (mgustias  quin  occurrcnuü  sujmr  nos^  et  cum 
lanccis  ei  sagiUis  ciecinms  c^as  a  nohis.  Also  niüht  die  Soldaten  werden 
mit  Speer  und  pfeil  von  den  waldmünnern  augogriflen,  öondürn  gerade 
umgekehrt  Das  sclireckU4;he  ti<^r,  vou  dem  Alexander  v.  48ß8  — fci5 
eine  beschreibung  gibt,  dessen  namen  er  aber  hier  nicht  nent,  heiast  im 
Lik  Odontirannus  COfioptm  v^awo^)  (s.  Zacher  a.  a,  o.  s.  156).  Der  satz: 
i£  was  gczwiget  als  ein  hirz,  iz  Mie  drl  Stangen,  gro^c  unde  lange  fehlt 
im  Leo*  Bei  Alberich  von  Besauyon  wird  dieses  ungetüm  nicht  gefehlt 
haben;  dafiir  spricht  die  erwähiiung  bei  Lambert  li  Tors  s,  291,  1  (bei 
Xn^^i^^lint): 

Enemtre  Till  Heues,  dt^fant  Paube  ajmrmd^ 
estes-PfiS  unes  bestes  que  on  daime  TirarU; 
bieft  ont  le  frmü  amic  de  Ul  c&rs  de  devani, 

rwahnt  dieses  tier  auch  Juan  Lorenzo  Segura  de  Astorga  str. 


prnrr 


2017  fti!:. 


V,2Uli*. 


Pero  duna  bestia  ms  quiero  fac^  eminente^ 
maor  que  elifmil  e  fnucho  mas  V(diaile 
cra  de  rab  mala  e  rf^  meda  semiente» 
venie  beber  fd  rio  quand  rf  dia  ealietUe* 

SenmaJm  calmlio  en  tcda  su  feeknra, 
mrie  la  HeMa  dura  amm  mora  madura; 
en  mcdio  de  In  frmfds  ^iim  enere^fMidura 
kmi€  talc^  tres  eortws  qm  erafU  gratü  jiavura. 


166  J.  HABCZYK 

V.  4886  —  902.  Fachse;  fledermäuse  (s.  Zacher  a.  a.  o.  s.  158  fgg.) 
dar  näfi  in  der  näJiestefi  noM,  des  hän  Qh  ouh  mir  bedäcJU,  alse  wire  da 
vemanum,  fochsse  dar  ouh  quamen,  grase  mir  mäzcn.  di  Uchamen  si 
äzcn.  Lib.:  Seq'uenti  vero  node  exeuntes  vulpes  ex  arena  et  cocodriUi 
ex  arundineto  coimdebarU  corpora  mortuoruni.  In  den  nächsten  Zeilen 
zeigt  sich  im  deutschen  gedieht  grosser  unsinn ,  hervorgegangen  aus  mis- 
verständnis  der  lateinischen  Überlieferung:  in  dem  vdde  da  wir  lagen, 
fliegen  wir  sägen  alse  tüben  unde  lcd4>rsvalen.  In  Weismanns  Über- 
setzung lautet  die  stelle:  „Fliegen  sahen  wir  in  schaaren,  Lederschwal- 
ben gleich  und  tauben."  Wie  aber  eine  fliege  noch  als  fliege  bezeich- 
net werden  kann,  während  sie  gleichzeitig  mit  einer  taube  und  fleder- 
maus  ähnlichkeit  hat,  ist  nicht  leicht  zu  sagen.  Aus  dem  Lib.  de  pr. 
stamt  dies  nicht:  Volabant  ibi  et  vespertiliones  tarn  niagni  tä  colum- 
bae.  (Ps.  3,  17:  JSvniSQtdeg  de  ffiav  TteQiaceqvjv  fieiZovBg).  Lambert  li 
Tors  s.  287,  22 : 

A  l\iube  aparissant  viennent  cauwes-soris; 
menours  sunt  de  corneUes  et  grignors  de  pietris, 
il  uH  a  Chevaliers  tant  soit  d'annes  garnis, 
sc  pres  de  li  li  vole,  ne  sott  tous  esbahis  usw. 
Aber  die  fabelhaften  fliegen  des   deutschen  gedichtes   quälen  das  grie- 
chische beer  aucli  in  der  Alexandreis  des  Juan  Lorenzo  Segura  str.  2()08: 
En  media  de  la  passada  fu  la  fiesta  venienda, 
ftiran  las  mascas  gramles  riigienda, 
furan  de  fiera  guisa  lus  mascas  mordiendo, 
tnnta  que  ä  los  ames  sc  iban  cometicnda  usw. 
Bald  darauf  werden  auch  die  fledermäuse  genant.     Es  ist  nun ,  da  nach 
Zacher  (a.  a.  o.  s.  110)  der  Spanier  den  romanischen  text  kante,  wol  mög- 
li(;h   dass   schon  Alberich   von  Besanyon  jene   sonderbaren   insecten   so 
beschrieb  wie  wir  sie  bei  Lamprecht  finden. 

V.  4904  — 45.  Alexander  komt  auf  das  schöne  feld  Acia;  riesen 
mit  Stahlstangen  bewaftnet  überfallen  das  beer.  Lib.:  Venimm  in  cam- 
pum  qni  diritur  Accia  (s.  Zacher  a.  a.  o.  s.  137)  et  appUvav intus  ibi. 
Erat  ibi  in  circnita  eins  condcusa  silra  et  erant  ibi  ar bares  fruciiferac 
vx  quibtis  niitricbnntnr  hamiues  agresfcs  liabcntes  farmam  ut  gigantes, 
indnti  vesdmenfo  pcliiciOf  e^rcnnfes  cum  langis  cantis  accidenmt  quosdam 
ex  7iostris.  Videntes  autem  dvf'ceissc  nastras  praecepimus  nostris  mili^ 
fibus  ut  mcifcrarcnt,  Nas  autem  magnis  vocibus  ac  clamantes  quia  mm 
erat  Ulis  cagnitum.  andire  voccm  hominum  timuerunt  et  fugenmt  in  ix)sam 
silvam.  Im  Ps.  2 ,  32  lautet  diese  erzähluug  in  ihren  einzelnheiteu  etwas 
verschieden. 


ZV  LAMVfÜ&CWtn   kUKXAKI^m, 


IfiT 


Im   {blpeoJen  i»t  die  anardnutig  der   Kege^isse   im  Lampi.   v^tu 

LÜk   eine  abweichende;   der  gang  der  erzahlung  im  k*tzt6»ni  entspricht 

~  Dlgenden    absohmtten    in  jenem:    5206  —  57.     49dG  — 89,     5337  —  59. 

H>90  — 6003.    5258  —  336.     Ek   fehlt   demnach    im  Lib.    der   abschnitt 

—  205,  das  ist  die  erzörhlung  von  den  mädchenblnmen.     Wir  gehen 

ima  zu  den  einzelnheiten  der  eben  aufgezählten  episoden  über. 

V.  4916  —  89.     Baume»  die  morgens  bis  zur  none  wachsen»  deren 
^T^rhi  darf  niemand  brechen.    Lib.:  Her  um  movimus  itide  et  i^cfümm  in 
jHim  alium,    in  quo  ab  hora  dm  pHma  extcbmU  arborcs  et  crcsce- 
i3ant  usque  Iwram  seatam;  ab  hora  autem  sexta  usqtte  ad  occasum  solis 
'  '  fnitä   t^uJtfus  terranL     Istae  arhores  ferebant  fruatus  odotiferos, 

^  ^   fjue  qtilhttsdam   hominilms  7neis  ni  tollercni   ex   liquorc  ipsa- 

rum  arboriinh  llli  autem  aceedentes  propius  exierutU  daeniotws  et  fta- 
»ni  eoH.  ÄHdhnmtis  autem  voc4:m  de  caelo  allaiam  prasoipienr- 
[/  ;  .  ;.'5:  f,iä  fw  UHUS  quidem  incideret  aliquam  ex  isih  arboribus, 
ijuin  sl  factum  erit  moriemiuv'^  Daö  in  dieser  erzahlung  \mverständliche 
liquore  erhält  seine  erläuterung  aus  Ps.  2 ,  36 :  dth^ta  di  tlxov  (tä 
ift'A^a)  uiö;iiQ  ottyj]g  araxrry»',  nroi^v  Si  navv  ^Stjaiijv  nai  xaXtjv,  ^E^i- 
JuiCir  otV  l^lfSavöfwg  fAXimtiod^at  tu  äM^cx  xori  onoyyotQ  hAktyiod-at 
ta  tovtiav  AftT^Qvfi,  Alq^viÖlniq  di  oi  hMyovti^  avtä  iftamiyot-yvo  vjto 
riwr^v  dmiiomnf  aoghiin^  zrl  (8.  Zacher  a.  a.  o.  8.  139). 

V. -il^M  —  5003.  Ein  bäum  ohne  laub  und  frucht»  auf  dem  der 
Phduix  sitzt,  Lib,:  Abinde  venimus  ad  quetuiam  locum  In  quo  erat 
arbor  qua€  rwti  habebat  fructum  neqtic  folia  et  sedebat  super  cam  avis 
ihebnt  super  caput  suum  lucentcs  radios  sieut  so!,,  quae  vocatur 
Dieser  merkwürdige  vogel  findet  sich  bei  Ps.  nicht  (s.  Zacher 
a,  a*  a.  a.  159);  nnr  folgende  kaum  entfernt  ähnliche  notiz  treffen  wir  da 
36;  n^vsa  ;ra^6itq>tgr^  tnlg  ogv^otg  toli;  jtaq^  riftlv  €l  zig  oh  avrüv 
YCf¥€^  71 VQ  iiiiiatv£v  i^  cwtiuv, 

V,  5004  —  205.    Diese  erzählung  ¥0n  den  mädchenblumen  stamt^ 
wie  ftcbon  bemerkt,  nicht  aus  dem  Lib.  de  pr*  und  findet  sich  auch  nicht 
Lbei  Ps,     Lampr.  Imt  sie  aus  dem  romanisr^lien  herfibergenommen  (a,  Weis- 
rmanu  II,  34u  Jgg.,  wo  die  erzählung  des  Lambert  li  Tors  na<-h  Miche- 
iHut  s.  341  fgg.  sich  abgedruckt  findet).     Eine  ältere  quelle  aus  dem 
]  '  hen  ist  noch  nicht  hekant;  s.  Zachers  Alexawlri  Magni  der  ad 

l\....:^!:jum  p.  14:  Scd  a^iam  adkctam  fabulam  vvnustissimam  de  puei- 
lis  umbralicis  eum>  floribus  fmacentibus  et  morktdihm  ui  (Mhericus 
VtS(/Htinui^}  aliunde  accejtcrlt  mce$se  est,  Satis  quidem  vulgatam  eam 
9tr  Galimm  audnüetn  produnt  hi  versus  Guilelmi  de  Turre:  „Plus 
juc  ta^  domtma,  quc  aug  dir  i^u'  Älixai^rca  trobä  et  hrmdl,  Qu'  eran 


m 


J.  «ABCftim 


Mas  dß  M  escHoül^  Qiw  non  pr/dlan  stvi  morir  OtUrn  l\mihrn  M  htfioii 
Hfiar/'  aed  latif^  reMam  ad  hunc  usquti  dinm  fr^'^fy**  -ffutenii^i, 

V- 520Ö — 57.    Eiu  wilder  mann  mit  ucliw  leii   bimacii^esit 

ihm  wird  ein  müdchen  mii^egQngBmhkki^  du«  er  ergreift  oijd  onlftUifi 
Die  eraiftbluiig  stimt  zum  Lib.,    nur  lehlt  auch  hier  di«  orwähuun^f  dt 
gewalt   der   minne.      Venit  super    9wö  quiHam   m(^nus    konm  a/^rfji>*/i.fj 
püosus  td  jmrmis.     Prtuißepi  autem  militUfWi  nicis  ul^  apprehauUre 
cum,    Impetum  aufcm  super  cum  facimilr.H  neque  timif'  ir  fugiU\ 

sed  steiit  intrf'pidus,     Fraect^n  ^ufetn  vejiirc  pncUam  et  /^  ■t^ic.Ky^H 

tiart  aiqm  miUere  atde  (mm,     (I>ie8   letztere   Imt   Lanipf^cbt  nidit 
Iftc  autem  rrnjidum  faciai^  ajypfrhmdU  ram  d  sidÜ  in  parte,     Chcht 
rimus  ut  ioliorcmus   illam  Uli,    qui  mugit    id  fcra,    vi  qtmtmfis   chh^ 
fmtjßinm  antjusiia  apprchcndimus  eitm,     Praeccpi  auicfH  ittum  Ugarc^p 
proicere  in  igmnK 

In  den  verschiedenen  totgestaltnügea  des  ]*^i.  wir^l  dit^^i 
abweichend  erzählt;    da  macht  öich  der  wilde  daran  das  ni;ldchen  auf-j 
xufressen,  kernt  damit  jedoch  nicht  zu  eude,   weil  Alexander  das 
bissene   miidchen   ihm   entreissen   lasst     (s.  Ps,  2,   33,     Zacher  a.,iu,OJ 
f,,l37> 

V.  5258  —  319.    Eine  prächtige  bürg  mit  eim^m  botliauä,  in  de 
ein  t^ehr  ehrwfirdij^er  mann  auf  einem  lager  ruht,   den  Alexander  auji^l 
let      Die   darstellung  ira   Lampiecht   ist   wie  gewöhnlich   mehr  au^ge 
sclmiückt  aln  im  Lih»     Et  trat  ibt  tcmplum  tolum  aureum^  et  erat  ib(\ 
hdtis  cum  jjreliösü'i  ledistcrnnH  vi  iacehtü  ihi  honio  unus  magnHs  a/.q 
darissimu^  imhäiis  vesfe  alba  bomhycia  ornata  ex  auro  d  lapidUms  i?ir-| 
tiosis.     Vidi  dn  d  aurcam  vitimm  fcrenicmi  botros  et  bipidr^  prdiosQs; 
adaramquc  ipsum  honiinem  et  desccfidi.    (g.  Zacher  a.  a.  o.  s.  169—71] 

V.  5320  — 3f».     Der  könig  von  Brasiacus   schickt  dem  Ah 
merkwürdige  fischhiluto.     Lib.:    Veni   in  terram  quac  dicilur  J\ 
Cagftoficentes  mäem  hnbitatores  tcrrtte  iltius  »dventum  fioHtmm  adduai 
nmt  noim  xmm,  pelles   ex  piscdmff  hnbcntes   fiffuras  ex  p<'^  do^t 

Imm   d  pellfjs    murmarum   lofufHnditie   cuhdorHm    mx,      i'  v;'  ?  her 
geschenke  werden  bei  Ps.  nicht  angefahrt,    (g.  Zaoher  a.  a.  o.  ».  161'%^] 

V,  53il7  — 59.    Alexander  korat  an  das  ende  der   weit,    wo  M 
Himmel   sich    dreht  wie  ein  rad  um  seine  axe;    dort  h^'irt  er  im  me 
griechisch  sprechen;  neugierige  mddaton  tauchen  ins  wasser  und  werde 
von  tieren  auf  den  grund  gezogen,    Lib. :   Vmtifmm  autmi  in  fines  (kmfili 
maria  in  quo  stifd   cardincs  cadi.     Amlinimus  in   ipso  fnriri 
Inqueintcs  graccam  Uuffnam.     Qtndam  t^aro   ex  mililibiiS  n&$tris 
$e  vestinwniis  suis  volnerunt  inrfredi  mara  ad  ipsam  iii^illam  m^fi 
qm  besHae  tpiae  vomntt^  ci^cini  [d]  apprefiondenrnt  vighUi  fHitit 


ZV  hAMvmtvnrn  auixakdku 


im 


sulnHcriit'ninf  in  profmiäo  marh.  Hei  Ps.  befindeii  sich  die  griechisch 
S|in*cb<^Di]eu  auf  einer  iiinel;  L  11,  38:  xcrtf/iÄeifrcrv  ttt;  tiva  v^crm'  i^^* 
/  C ,  ot*  fiax^ap  d^  olmtp  dyro  /lyt;  yijg  ^  iv  rj  ip^mm  )jiltag  ctVxtQii^ 
,i.ir  UMiinrnj  Jia^Vfi;/  laloi^tanf  «mV  «J^  dyd^{>umfwg  tovg^Mloiyrag 
omitig  iatQct    (s.  Zucher  a.  a.  o.  b.  139), 

V.  53G0^ — 447.  Alexatiikr  wechselt  mit  Caiidacia  ^  der  konigin  von 
Marowos  gesehen ke.  Diese  lännt  von  einem  maler  sein  Inld  malen,  Iin 
UIl  de  pr.  werdeu  die  gegeiiöeitigeii  gei^chenke  mit  biiefen  begleitet,  die 
aim  Fa.  ^v  1**  getiommen,  aber  nicht  geHcbictt  abgokilr/t  sind;  die  kdni-^ 
giii  heiHHt  dort  Oandacis  regiiin  Merori«.  Die  geRchiehte  voti  dem  maler 
itit  im  Lib.  ganz  kuty.:  hiU-r  miHsos  suos  direxit  ptfiUssimum  picf^jretH 
i*i  dUujenter  consUli^atd  et  riepmfft^rei  fUfurfimi  illius  aique  midueerd 
vam  iili;  qu<yd  ei  fnctum  est.  —  Wie  der  seb reiber  hier  bei  iJlins  aus 
der  briellbrm  in  die  erxahleiule  fMlt,  so  gehen  fortan  die  ei-^e  und  dritte 
pemon  wirr  durcheiuaiider  (im  Cod.  Bamb,);  was  daher  komfc,  weil  bei 
Ph.  der  brief  an  Aristoteles  mit  lib.  111  e,  17  schliesst  mjd  im  nächsten 
Clip,  die  er/ilbliang  von  Candace  begint;  vergl.  Zacher  a,  a*  o.  8,  ir»2.  — 
Im  Pl8.  ii^t  die  erzähluiig  von  dem  bilde  etwas  ansfShrlicher  gegeben: 
^H  ii  KarduHy  Wioiaaact  itiql  ^yile^<hd^ov ,  nmg  xttQOr^m  toi*g  ttjkt" 
titat^g  (iaodüg,  f-vct  loiv  mv^ttjg  (pttmjOGoa  *'Ek?.T]ra  K€ff)^^i<pov  üyrtt ,  hj- 

y^y^ri^op,  Hai  lifoitjOep  nmmg*  ^H  ü  KapAayjj  laßmaa  (tm<w  tb 
r  '  ,  ,r  Üd^eio  iv  €iT[on^v(f^(tf  rojrf^K  Bei  Lambert  li  Tors  filllt  diese 
j^j  —L  üte  dreit^sig  Alexandriner  (bei  Micbehmt  s.  372,  v.  6  — 3:VV.  d^r 
scbliiSH  davon  lautet: 

Eh  recmt  V Image  et  Umt  en  grant  vahr  (honar); 
ipttmi  U  damc  fe  voit,  st  maine  (ßmnt  hamlor; 
formtmi  Va  esgardr  et  loe  le  faifor^ 
fi  ceiui  qui  Vot  fait,  dmma  por  son  labor 
Ix  lüh  d'or  et  dcstrier  couremr, 
d  regreie  Alixandre  et  lui  ei  sa  mgotir; 
td  traviü  a  li  dant>Cf  ne  pot  avoir  grignor* 
Nachdem  Candace   das   bild   empfangen,    gel>en   die  Strassbnrger 
&ke  des  Lib.  de  pr.  von  148G,  81»  usw.  noch  folgende  kleine  episode, 
Ipreclien^l   dem  Pä.,    deren  bericht  im  Cod.  Bamb,  und  Lampr.  dem 
Candaulus  in  den  mund  gelegt  wij'd:  Post  haec  unus  de  film  Candacis 
ntmifie  Candeolus  ej:hnt  cum  fixore  ei  paucis  suis  fnüitibus  ut  eorum 


t)  fu  welchem  verhj&ttnis  nicht  wol  diese  Km*i4isgfi  init  Ihrem  fiobno  Kav^av'^ 
,(«♦  0.  (-oHin«  <tni»M:  iter  mfun»)   xu    Her  in    den  Acta  Apofltol.  8,  26  vor- 

ueutloii  ^leichnHUiiL  in  von  AeihiopieuV 


ITO 


TlAlU- j«  1  bi. 


r  ,  is  (dfiH ,  cum   nmjcima  hostiuM  >/  ,    Hl 

vex  eis  plnrinwa  interfecii  et  ast&reiu  Candeoli  rapuU  indeninr,  Ille  P€ra\ 
cum  pauds  rcmeans  ad  castra  Alexmidri  ahüt  ipmi^m  roijare  tä  ä«7i#"] 
duinanUir  contra  ngem  Ehraimrum  mvamina  imparüre*  (Als  nanii»] 
dCT  geraubten  frau  wii'd  daim  Seriafe  genannt). 

V.  544«  —  626.    Candauluö   koint  in  Alexander»   Liger  und  bittet] 
den  Tbolomeus.  einen  feldhi^rru  des  Alexander,  den  er  für  diesen  sellistj 
Mit,  um  hilfe  gegen  eben  kouig,  der  ihm  sein  weib  entitilirt  hat  Unter] 
dem  namen  des  Antigonus  zieht  Alexander  in  begloitung  des  CaDdaulu:i] 
mit  eiaer   heeresabteiluug   gegen   Bala,    die   stadt    de^    rdubers.      l>i«| 
eraclireckten  bnrger  liefern   in   abweseubeit  ihres  tursten   die  gefangene] 
frau  aua.  —    Der  fürstliche  rüuber  heisst  bei  Ps.  o  tvqavpog  twp  B^ß^ifi 
>M»i>',   im'  Cod.   Bamb.   des   Lib.  de  pr.  und  bei   Ekkehardus  üraug.  rexl 
öebrixorum,  woraus  in  drucken  des  Lib,  Ebr<aicorum  gewonlen  ißt.  (vgl.j 
Zacber  a.  a.  o.  s.  163).    Die  einnähme  der  stadt  Bala  wird  imCod<  ßam]i.] 
kurz  abgemacht»  ohne  dass  hier  oder  bei  Ps.   tlieser  sbldtename  genant] 
wird;    dass   dieser   name  aus  dem  romanischen  text  heröbergenommeii^ 
dürfen  wir  daraus  folgern,   dass  bei  Lambert  li  Tors,  der  die  erzählun^ 
ilbngens  ganz  abweichend  von  Lampr.  vortrÄgt,  der  rauher  ab  ,Je  du 
de  BaJatine;'^   (Palatine)  eingettdirt  wird,  —     Diiss  im  CotL  Bamk  inl 
dieser  partic  Iiicken  sind ,  scheint  mir  unzweifelhaft.    Alexander  erbietet 
sich  da  dem  Ptolomaexts  gegenüber  mit  Oandaulus  zu  ziehen  und  spricbts 
Domim',   prneeipl  mihi,    d  e(fo  ]M'r(jo  hora  noctis  et  subvcnw  ip-' 
tati  av  succendam  cam  i(pii,     Eingdanies  aiitcm  homine^  ipsius  c^- ■ 
danmverunt  dic^niea:   .^qtiid  est  hoc?*^    At  Uli:   ,fCandaulis  est  (mm\ 
jdurimo   hoste   ui   rcddatur   ei  u:cm',    »in   fdias    moriemtni  pvr  iipiem.^* 
Imumics  autem  homincH  ipmus  civitatis  frcgcrufU  pmias  palatii  nlMni' 
hmten  inde  tixorem  Candaidis  rcddideruntgue  mm  Uli.     Im  dnick  von] 
14H6  ist  diese   erzählung  nicht  durch  solche  auslaüsungen  ver»tümmi»U: 
Rfispondit  Alexander  ndstanie   Cmuleolo:   y^Maxinw  impcrator,   .«r  com-l 
pl^icet  maicfttati  vestrae,    Hh}  mm   iuvene  isto  cj:  parU'  vcdra  ei  initmA 
gam  reffi  Ehricorum*  ut  sibi  uxorem  suam  restUuat  sine  mora,    Quadl] 
^i  nrm  ffrcrlt,  eitniatem  sunm  aim  m<tra  incendenmü,     Auditns  aniem\ 
('an4eofu8  stafint  advacavd  cum  et  dixii:    „O  sapiefdinüifm:  A*dioriit\ 
fufiffi  tegali  dindematre  k*  deeerd.''    Et  eximis  euni  Candeolo  hora  noctis 
emtat^m  rcffis  intravU,    Et  viffUanies  honnnes  ipsius  cimtatia  gui  9i«ill 


1)  Bei  V  ^.  JJ73.  7  u.  «\ 

'^)  Dk>K<  lirig   itii  hier  tiur  ein  drnckfoliier .    (\i*t  bei  di*r  mlisiii^«t?«atiil 

wldorholuitg  diencj'  anggahe  vom  jähr«  1489  in  da»  göwi^hnlicbo  Ehmioi^ruiti  9«!iii*| 

df^rt  int. 


in 


inUrrosani.  Alrxumier  rts^unäU:  ^Camdnitm$  0M  d  Jtniiißchm  f$iM 
im^terisi  tmm  rubu  Aiesttnder  «tf  mmrtm  fatuäis  Omdeela  rrxiiim,  Sim 
autrm,  ^fSiirum  ciriUgkm  mcmiemm,  si  egpaimitnii9  impelmm  ar 
iorumiJ^  Ancb  M  OÜL  Vnmg.  ist  der  gang  der  erx&hhii^  nic^l 
andittSiinffM  onlorbfoeliei]:  DUU  oMiem  Aleramkr  smi  persoma  Amii 
^m:  r^Ihßminft  ^  proecifds,  ergo  pergam  uode  myrr  ipmm  cwifaitm 
H  succaniam  mm  igmi  ßcmmqne  per  rim  reddi  vkroram  «ins» 

Y.  M21—  81,  Auf  den  wun^h  des  Candaulus  iM^^eitol  Alexaiider 
ihn  XU  ^ner  miitUT.  Auf  dem  wege  ai^heD  m  nierkwOrdige  tiere  mm. 
V.hBQ^}  fg\:  '  h  da  (itiij^  iMmmf,  des  *t4tm  ih  alds  gtmme:  doM 
dai  dar  *«/  /or  wm  $S  unmäjsiirJim  r/ne  d4U  ihs  mi  iir  lar  «%ki««i 

•r  mtihiiA  Muren  ^m4  habfUt  tiMmÜJs  dühi**  im  ungftmMkL  •e'iuMMrn 
di  m(h  ih .  nm  cfen  moek  ik  iu  m^m ,  di  ne  mhM^  rm  man  niki  ^yrira« J 
tjen.  ohI*  sah  ih  dA  muMU  t  ^ros  %tmie  mwd  hdsil;  ffro£cr  si  nnjtnil 
dünne  phidemen  svdrm.  Lib.:  VidU^ue  ex^^sns  arhorts  poHaniea  pamn 
ffftimiin  ui  ettirus  htihe$Ue$  ei  botros  mc«**  ma^nas  ratdr,  qmdes  n^n 
Pidilat  portare  unus  homo.  Tidii  ti  nucc$  sicut  pepanca.  Erani  dra* 
Oßues  m  ipyt.«  arhyribtts  ei  slmiac  mtdlae, 

Y.  5682 — 736.   Sie  kommeti  zu  Caudacis,  die  sie  freudig  emptiiti^. 
V.  Ö7(W)  fgg.  »i  selbe  (Caiidacis)  was  harte  lusmfn,  iH^n  rehttm  fH-tsr  iihJ  i 
gtian.    si  nf-  mm  se  kurs  nah  £c  lane,    mir  was  in  mimm  gvdanc  alsä 
ißol  SG  müic  fds  kh  tmne  miUer  r^si*hf  vor  andren  wiben.  afsA  icof  was 
mtmm    lUw.      Lih, :    Et  ej;iit  ad    /  ittn^  aurefim   eoronam  l(m0ßl 

^   ptdehm    nii/us,       ViAum    est    ^l  "    quod    t/Hasi    ttmtrem  aiiarn] 

vidi^set. 

V,  67:i7  —  G108,  Be.schmbung  des  Uerrlicheii  nalastea  der  (-anda* 
ci»,  Sie  nent  den  vorg^eblichea  Aatigoiius  bei  seinem  wirklioben  nanieri. 
Aleiiuider  mint  sie  nach  ihrem  ivilleD.  Das»  die  konigiii  den  Alexander 
bei  seiner  aukunft  umarmt  (v,  5734  fgg,  ufule  histr  mieh  an  mlnefi  mutU 
Hnde  leite  mih  sedmit  in  (^n  seone  ptdas)  steht  nicht  im  Lib«,  aber  die 
Epit.  VaL  hat  1.  lO.  c.  21.  22:  At  iUa  his  CAHmitis  vmnplcxanfi  deoseu- 
lahalur  ülum  graiias  ei  reßrens,  Adprehensaqm  numu  eins  circufHqun- 
fp$e  ikducehat  illHtn  cet.  Diese  kleine  Übereinstimmung  kann  jedoi-h  nur 
/oiilUig  sein;  das  vorhergehende  und  folgende  weicht  stark  ab.  Im  Lib., 
fsL  und  JuL  Vai  geschieht  der  innigsten  beruh rung  der  königiu  mit 
Alexander  keiner  erwäbnung  (Welsm.  anmerk.  y>u  Tl.  W\\  wol  aber  bei 
I.ambf  rf  li  TorB,  der  den  empfang  s.  MO^  ö  fgg.  so  erzahlt: 
Quant  la  rmie  vait  c'  Antigof^uiS  tHmoity 
ele  H  Da  imcontre;  tant  tos  qnele  le  voit, 
inenhra  li  de  rimage»  lores  sot  biim  et  eroil 
que  cou  est  Alixandres^  mais  dirt*  ne  l*osoit; 


172 


J.   nAWtStYX»  «TT  IJiKPItKUItTfl  ALKXAKÜKll 


Atdigonun  Pujwk,  pftr  le  nmin  k  tetmt, 

jmis  k  mainc  en  In  amlfff.  qm  püni^HfM  mtoil 

et  p^f  devant  Vhmiife  tm  S(m  lit  le  meknL 

Darauf  gibt  sie  dem  Pseudoantigoiius  zn  erkeiuit^tt ,  diias  sir 
incognito  clurehsclmut  habe. 

V.  6109 — 243.  Karactor,  der  jöngero  söhn  der  köiiigiD,  will  den 
rprmeiiitlichen   Arttigonus   toten,    weil  AloKunder  seinen     .'-'  ifer 

^Porus  umgebrachi  hat,     Don  hierüber  sich  entspinnenden  sir  ;  iieö 

Karacter  und   Candaulus  schÜditet  Alexander  dadurch,   dass   er  d«uil 
Karactcr  vei*Hpricht  ihm  den  Alexander  seihst   in  die  bände  zu  Ueferm 
8o   rettet  er  sein   leben.    Mit  v*  G158  fgg.  ist  3^  vergleichen  der  Lib^r 
{Cmuiacis)  apprfhmidit  nie  j)ortansquc  searcio  diiriL'   y, Alexander^  non\ 
oslmdts  m  hoc  aliqiiwni  Hapientiam,  utnon  occidantur  pro  is  filii  mei?^^  i 
Vui  Alf^tinder:   „DimUte  nw  ire  loqtd  cmn  msJ*     A(  üla  dimmi  mim 
nhiitqm  d  di^it:    ^.Carnior,    $%  me  occidis  hft^mi  Alexmider  nx  mtdim 
mkms  mdiores  me.    Si  vuliis  ut  trudam  vobis  ipmm  inimimm  vestrum^  j 
date  mihi  (juod  postulo  d  iuro  mhh  quia  hie  in  pnMm  tmifo  adducö 
AlejPfmdnim.     (Über   die  namen,    die   Irier  genant  werden,    s.   Zacher 
a,  a.  0.  8*  164), 

V.  6244  —  310.  Alexander  unterlifilt  sich  mit  den  guttt*rbildern 
der  kßnigin;  der  eine  gott  verweigert  ihm  die  auskunft  über  die  dauer 
Heines  lebend,  (s.  Zacher  a«  a.  o«  a,  1G5)«  Lib. :  Ei  vidi  ibi  caligim^  d 
ifder  ipms  calit^ities  vidi  Incrmtes  Ht^lhis  et  apparitianes  iddorum.  Vidi 
et  quosdam  reamdjenies  lucidlssimos  habefdc^  omdos  sirut  Ittcemas. 
Alexander  spricht  mit  Soaonohosis,  dann  i^det  er  den  Serapis  an,  der 
ihn  an  Lybien  und  Alexandria  erinnert:  ,,0  Serapis,  die  mihi ^  qu^ 
unms  vidurus  sum^*^  d  ille:  „hmic  causam  quas  t«/ern^  rid  ^ä 

nuUus  mortaUum  stSai,  qtiia  si  cognUu  fuprit  homini  dif  n  ^ftrae, 

tanta  iribulniio  accidd  ei  quam-  ofmd  die  morerdur,  Fabricafurus  eri$ 
civiiatmi  f/lorhsnm  quar  mtat  in  Mo  mundo.  Phirinn  enim  mpcrtito" 
res  pttgimturi  sunt  contra  mm^  sed  nullns  ibi  aliquid  noi-tr*  pohril 
Fafmcaiur  ibi  svjmlchmm  iuum  et  retmideiur  corpus  immu 

V.  6ai  1—437,  Alexander  bei  den  Amir/onen.  Schlnss  des  bnete. 
Die  darstellung  des  Üb.  ist  ganz,  ahnlieh  der  ■^--  ^'^\  A.,  dereti  irtlialf 
Zacher  a.  a*  o.  s.  1 65  angibt. 

Von  hier  ab  ist  die  erzählung  des  Lamprocht  von  der  des  Üb.  de 
pr.  ganz  verschieden*  An  die  stelle  des  letztern  tritt  nun  als  vorläge 
des  Alberich  von  Besan^on   das   Aleiandri  M^fftn  iter  ad  PnraMsunu^ 


1)  ed.  JbUom  ZttGlier  fii'^iTnonti  Fr.  MD()C(;LÜL 


(Z   Tä 


US 


tnUt  kcäi«r  aickt 


vnuM  suanrK. 


ZTB  GERMAMA   PES   TAnTT^ 

8^    Cajpltoi  S:  FnhM  ifwl  aw  «t  Herrnk«  menianiiiU 

SdiwaMr  sa^  dizn  in  doo  aacuiierfaiiigtt  .»diMilbeii^  [nimficK 
.rMiniaeb«*]  ^a&äqure;  aW  Tadtes  fBgt  gletcli  laiii«  wirklidia  beski- 
tigmg  dieser  aanaliiiDe  hinm:'^'  dass  aber  ^rösdaeke  antiqnare**  das 
iljact  20  wtewioraMi  seien,  ist  doidi  gar  mchls  bewiesen,  und  statt  der 
lerkong,  daas  einer  annähme  dieser  antiqnare  hier  eine  mrktiche 
Ton  Tacitnd  Mnzog^gt  werde,  hStte  man  wol  b  orlüutem^ 
anmerlntngen  rieimehr  darflber  einen  anfscUuss  erwarteu  mt^geu^ 
ie  Taidtna  abeifaanpi  darauf  gekommen,  plötzlich  vom  Ilertcules  lu 
rechen,  üod  dass  ein  wirklicher  zusanunenhang  mit  dem  vorhergehen- 
besteht,  wird  ausdrücklich  noch  durch  das  verbiodende  ii  mg(*mgL 
Aber  auch  ohne  solche  ausdrückliche  wörtchen  besteht  iu  der  ganzen 
iiinem  einrichtnng  der  Germania  überall  der  festeste  Zusammenhang: 
gerühmt  hat  man  das  schon  oft  genug,   aber  in   der  er^'  »st  es 

aUiiäerordeQtlich  häufig  ganz  ausser  acht  gelassen.    Die  «r  u  miti- 

quare'*  aber  können  hier  das  bindeglied  nicht  sein,  weil  sie  im  Tomns- 
gehenden  überhaupt  nicht  so  deutlich  bezeichnet  sind,  am  mit  einem  <i 
wider  anf  sie  zurückzukonmien.  Wenn  Tacitus  überhaupt  von  .trömi- 
«eben  antiquaren**  manches  entnommen  hatte,  so  verwendete  er  il^» 
nnzweiJ'eUiaft  nicht  bloss  in  den  allerersten  capiteln  seiner  Germania, 
sondern  auch  noch  an  anderen  stellen.  Er  kann  nicht  einen  sonst  ganz 
nnrnotivierten  stoff  ohne  weiteren  Zusammenhang  mit  der  bemevkinig  her- 
ben, „die  römischen  antiquare  erzählen  auch  noch  das.*^  Dans 
ifiMt/iich  vom  Hercules  die  rede  ist,  muss  seinen  ganz  besonderen  grund 
liabeu,  um  su  mehr  als  doch  von  den  germanischen  göttern  Üherluinjit 
noch  da^  neunte  capitel  spricht. 

Man  hat  in  bezug  auf  den  anfang  des  dritten  capiteb  von  einem 
aprung  in  der  darstellung»  von  einer  digression,  einem  eicurs  oder  ühn- 
Heb  gesprochen^  damit  aber  ist  selbstverständlich  njcUts  erklärt:   domj 


174 


L1»0   MBtmR 


da  tritt  doch  sofort  die  neue  frage  entgegen ,  was  den  Tacitus  zu  diese 
tiprung,  diesem  excura  veranlassen  mochte. 

Treten  wir  einen  schritt  zurück  und  öberblickon  noch  oimual 
ganze  anordnung  ini  anfang  der  Germania.    Tacitus  versetzt  un8  zunachiii,^ 
im   ersten   capitel,   in   das  geographische  gebiet,    aus  dem  er  berirl 
will,    gränzt  es  ab,    und  gibt  über  die  den  Römern  wichtigsten 
den  gräuzlinieu,    Kheiu  und   Donau,    noch  einiges  genauere  an.    „Iid^ 
gegensatze    gegen   das  land,**    was  Schweizer    mit   einem    „doch   w(i 
unglücklich  unsicher  ausdrückt,   geht  er  im   zweiten  eapitel  mit  eine 
deutlich  kenzeichnenden  ip$o$  Germanos,  wie  er  ganz  ähnlich  im  Ag 
cola  (13)   mit  einem   Iji^i  Britanni  von  dem  lande  Britannien  sich 
dessen  bewohfiern  wendet,   und  wie  zum  beispiel  Mela  (3,  3)  sich 
terra  ipsa  zu  ihrem  lande  wendet,  nachdem  er  im  vorausgehenden  v( 
den  Germanen  gesprochen,   zu  den  bewolmern  des  umgränzten  gebiet 
ober,  mid  erwägt   die  Pur  einen  anwolmer  des  mit  seinem  reichen  coli 
nialleben  belebten  Mittelmeeres   wichtige   frage,   ob  die  Germanen   ein- 
gebome  seien,  die  er  bejaht.    Er  führt  allgemeine  gründe  dafür  an,  dann 
aber  auch  noch  den  besonderen,    dass  die  Germanen  selbst  in  alten  *' 
dern  sich  als  eingeborne  bezeichnen:  sie  fuhren  ihre  abstammung  <i  . 
Mannus  und  seine  drei  söhne  und  weiter  zurück  den  Tubto  dtrect 
die  erde  zurück,  womit  indess,  wie  wir  noch  erfahren,  andere  gemio 
sehe  stammsagen  nicht  öberemstimmen.    Übrigens  ist  der  name  der  G6 
manen,  wie  man   nach  jeuer  eingeborenheit  und   besonders  der  eigu^ 
germanischen  stammsage  hätte  erwarten  sollen,  doch  nicht  alt,  bemer 
Tacitus,  gknchsam  einen  schritt  zur  seite  tretend.     Die  angeführten 
der  nun  aber  geben   dem  Tacitus  veranlassung,   sogleich  anzuschliess 
was  er  sonst  noch  von  germanischen  liedern  —  und  einzig  darauf  her 
hier  seine  anordnung  —  erfahren  hat:  neben  den  liedeni  1)  vom  Tuis 
und  Mannus  und  des  letzteren  subnen  haben  die  Germanen  2)  nocJi 
che  von  Hercules,  die  sie  singen,  wenn  es  zum  kämpf  geht,  und  3) 
deren  gesang  sie  barditus  nennen.    Der  besuch  des  Hercules  {fuissf 
JlcrculeH)  leitet  weiter  zu  der  ansieht  oüiiger,    dass  auch  Ulixes  Ger 
nien  besucht  habe,  und  dass  man  auch  noch  an  der  südgr^nze  von  Q^ 
manien  griechische  Inschriften,  also  spuren  des  besuches  von  Grieche 
gefunden  habe.    Mit  der  bemerkung,  dass  er  «iiese  angaben  gar  nie 
weiter  prüfen  wolle,  spricht  sich  Tacitus  dann,  auf  die  Gormanen  zurtJc 
kommend  (vielmer  hat  er  sie  in  Wirklichkeit  noch  gar  nicht  verlasg 
selbst  entschieden  dabin  aus,  dass  er  sie  fiir  ein  durchaus  unvcn  ^"  ' 
halte,    wobei  dann  die  gelegenheit  sich  biett^t,   über  die  iu 
ges  allgemein  characterii^tische  zu  sagen.    Und  im  fflnfleu  eapitel  ki 
er  dann  von  dem  volke,  im  umgekehrten  gange  also  wie  m  anfang 


TACCm  CTMUHli 


cifUciÄ,  juii  üji^  X^ii  mid  sdiie  besdu^ibiiiig^  also  die  wes«^;- 
tiche  ffnmihtaBgaag  des  hbeBS  der  O^naitB«!!,  too  d^m  dann  im  M- 
gnuden  oocb  weiter  die  rede  ist 

Kommeo  wir  nun  oudi  atal  ^of  den  nafuig  nnserös  drittt:;  .  i|.i. 
inrfid.  80  dnrf  mnidist  dis  nb  fleR^trersündlkli  gdten,  ^Lkvs  däs 
nnr  Ten  Ocnuiieii  gongt  sein  kann.  Vihi  wwi  genti^gnn  wiidi 
Br  tmtsere  j€t2%e  msAhirmg  Ton  keiner  weiteren  bedentong«  dodi 
nllen  wir  gi^kgentlidi  bemerk^i,  dnss  wir  die  ineininig  Sdiweisen  und 
aoili^rer,  in^  mit  Hertnled  ,,etn  groaaer  gennauisdier  gotf*  beseidinrt 
«sein  müsse  und  ^kanrn  ein  anderer  als  ...  Donar,  dir  nordisehn 
Tborr"^  entsefaieden   ablelinen   mftssen,  weil  Tadüis  Qm   al^  m 

'nm  virarum  foriimm  besingeii   Usst,    whs  doch  unm- ^  n 

lem  der  henrorragendsten  germaniscben  g^tter  gesagt  dein  kann^  oder 
\an  einer  solchen  unbeetimlhett  der  Taciteischeii  anddnicksweise  aeugfn 
le,   dass   skh   gar  nkhta  daraus  wftrde   sicher   schUeesen    Insdea. 
ßhweSzer  »cbeint  diesem  bedenken  mit  seinem  erklürenden  ^^Torbild  oller 
lidden**  answeicben  zn  woUeD,  aberjmiMti^  heisst  nicht  ««Torbild."  Wie 
aber  ßgt  äch  nun  weiter  der  satz  fuisse  bis  memorani  in  den  ganren 
jntsammenhang^   der  doch  hier,   wie  wir  schon  hervorhoben,  noch  aus- 
ich  dnrdi  das  d  bezeichnet  ist?    Das  d  „anch'^  kann  nicht  begrün- 
tet sein  in  dem  fuisse  apud  ms^  da  im  vorangehenden  noch  tod  kei- 
,, gewesen  sein  bei  .-•,  besucht  haben"  die  rede  gewesen  igt,   e$ 
atich  nicht  im  nomeu  Herctdeni  begründet  sein^  weil  der  im  vor- 
^mgehenden  anch  iioi^h  gar  nicht  erwähnt  ist.  so  bleibt  also  nnr  m5g- 
lieb,   daas  in  dem  tnefnorant  angeknüpfL   ist:    ,^3\e  stigen  auch/^     Aber 
wer  sagt?    Finden  Schweizers  „römische  aatiquare"  im  vorausgehenden 
ich  I  ^nde  begründung?    Dass  zu  edd>ranl  antiqui^  cannini~ 

2tr.........i)i  nur  die  Germanen  das  ungenante  subjcct  sein  ken- 
nen ^  kann  als  selbstrerstlndlich  gelten*  Dann  aber  sollen  zum  nflchst- 
fiilj^'önden  quidam  ,..  afßrmani  nach  Schweizer  schon  die  ,. römischen 
aiitic|aare''  als  subject  aushelfen.  Aber  ist  es  überhaaiit  denkbar,  dass 
Tacitu-i  die  angäbe  der  abstammnng  der  Germanen  von  einem  gott  (deo 
0rt<fs)  als  von  rdmisehen  antiquaren  ausgehend  hätte  anAhren  kv^nnen. 
K      /      "  den  geringsten  werth  beanspruchen,   wenn  Tacitns  als 

loniische  antiquare   bezeichnen  konte?    Durfte  er  ver- 
weise dem  „die  Germanen  singen  in  alten   liedem  über  ihre 
iii  90  und  ßo*^   als  etwas  auch  erwälinenswertes  zur  seite  stel- 

,.  ,,  ...i.-iie  antiquare  geben  die  und  die  abatanummgasage?'*  Vielmehr 
hütte  das  letztere  gar  keinen  wert  gehabt  neben  der  echtdeutscheu  sage, 
ilen  fall,  Tacitus  hatte  die  in  frage  stehende  angäbe  wirklich 
..ia^cb^D  antiquaren,  so  konte  er  doch  auf*  sie  nicht  als  die  quelle 


170 


LBO  H«yER 


biiiweisen,  sondem  muate  seiue  sage  als  auch  von  Germanio«  (denn  daht»i 
muste  sie,   wenn  sie  überhaupt  irgead  eine»  wert  Lubeu  sollto,  jh  docfc 
im  gninde  stammen)    herrölu'end  darstellen*     Noch   viel   weniger  aheij 
kann  man  das  klar  hingestellte  d  .,,  memorani  zu  einem  etwa  noch  au 
dem  abhängigen  aatz  cderum  Germaniae  mcahtdnm  ....  vocitrerdur 
entnehmenden  ,, römische  antiquare  (sagen)**  ziehen  wollen.  Ebenso  wenij 
als  die   „ri^mischen  antiquare/'   können  wir  aber  römische  schrUlBtellei 
überhaupt,  oder  auch  griechische,  als  subjectzu  mefnorant  gelten  lasaex 
weil  von  ihnen  im  vorausgehenden   norh   durchaus   keine  rede  geweseii 
worauf  doch  da»  mehr  betonte  e^  hinweisen  müßte. 

Somit  bleibt  gar  nichts  anderes  übrig,  als  das  menwrant  mit  sm^ 
nem  d  auf  das  subject  zu   beziehen,   das  im  vorausgeheeden  als  let 
erwähntes  aufgetreten  ist,   also  die  in  cdchrant  auftretenden  Oerraanei] 
Damit  aber  gestaltet  sich  der  ganze  satz  von  fuhse  bis  mnunt^  desse^ 
beide  hauptglieder  mit  einem  eng  vereinigenden  que  {primumquc)  zusamj 
mengehalten  werden,  zu  einer  abgerundeten  einheit,  indem  es  doch  auc^ 
von  vornherein  für  im  höchsten  ^ade  bedenklich  gelten  muste,  bei  8^i 
nen  beiden  verben  an  verschiedene  subjecte  zu  denken,  und  der  scheiti 
bare   i^prung  mit  dem  fmsse  , , ,  memorant   zu  einem  ganz   neuen  stol 
verschwindet:  wir  haben  oben  schon  gesagt,  daas  der  ganze  zm^anuneB 
hang  hier  in  den  von  den  Germanen  gesungenen  liedcrn  besteht:  1) 
brant  ...   Tnistotwm   und    2)   d  Hereulmi  menm'ant,   also:   sie  habe 
1)  lieder  von  Tuisto  und  seinem  geschlecht  und   2)  lieder,  deren  inha 
der  besnch  des  Herkules,  des  ersten  aUer  beiden,  bildet,  die  sie  singe« 
wenn  es  zum  kämpf  geht     Die  unmittelbare  widerholung  des  ausdruck 
mrmina  wird  mit  unverkennbarer   absichtiichkeit   vermieden,    währHU^j 
daim  an  dritter  stelle  Tacitus  mit  sunt  UU^  haec  quoqur  carmina  fortz«^ 
fahren  sich  nicht  vorwehrt. 

Einzelne,  wie  zum  beispiel  Tliudichum,  der  übersetzt,  „sie  erwalij 
nen,  dass  auch  Hercules  bei  ihnen  gewesen  sei,  und  besingen  ihn 
haben  auch  schon  früher  betont,  dass  das  memorani  auch  auf  Uermane^ 
bezogen  werden  könne.    Dabei  aber,  ist  nun  noch  hervorzuholien ,  scheii 
ein  grammatisches  bedenken  zu  sein,  stat  A^^apudeos  würde  man  apw^ 
st  erwarten,     Thudichum  hilft  sich   dagegen  mit  der  bemerkuug, 
fumt  . . ,  ntem^rant  sei  so  viel  als  hiesse  es :  HarciUes  qtmiuc  opHti 
fuU,   ut  mem^miTti,     Aber  mit  dieser  einfachen  umorduung  des  satie 
kann  die  Schwierigkeit  kaum  erledigt  worden.    Es  ist  aber  aus  der 
nischen  grammatik  bekaut  ^  das8  bei  subjectscoUisiouen  verschiedener 
in  molir  -''   '"^*  -  Ti     '^^nti  gar  nicht  selten  in  freierer,  man  könti 
mehr  g  '»g  das  demonstrative  i^  statt  des  reüeiiv»  g* 

wird,    wie  denn  xum   büispiel  Boetticher   in  dieser  be/iehung  inamnj 


YfMeYhixeh  (»eite  ?J86)  aus  Tadtas  die  Siltze  beibringt:  qnaniqiiam  edido 
nk>UHisset  ne  f/m>  qnietetn  ejus  inrnmperet  (Annaleii  4,  ii7)  und  fidern^ 
qumidam  militnm  Invocmis,  ul  enm  in  Syria  m4  Acyyplo  südc- 
ürahai  (Historien  ^t  ^)t  'nid  au8  vielen  anderen  römiischon  sclmfl- 
Btelli^ni  Raiüi^liorn  tu  seiner  grammatik  (Leipidg  1830»  §  157,  not  3,  b). 
Die  coUision  aber,   die  in  unserer  stelle  Tacitus  aus  der  zunächst  zu 

rwartenden  ausdmcksform  Mnausdrüngte  war  die»  dass  aptul  sc,  wenn 
bs  auch  dem  sinn  nach  ganz  abgeschmackt  gewiesen  wäre,  doch  gram- 
matisch auch  hätte  sagen  kt^nnen,  Hercules  sei  bei  sich  geweBeu* 

Hinzuzufflgen  ist  des  weiteren  Zusammenhanges  wegen  auch  noch, 
dass  das  im  folgenden  gebrauchte  opinantur  ganz  entschieden  aul'  Nicht- 
gerraancn  gehen  muss,  also  nur  auf  griechische  oder  römische  Schrift- 
steller gehen  kann.  Allerdings  haben  wir  auch  hier  \rider  ein  mit  dem 
vorausgehenden  deutlich  verknüpfendes  et,  aber  nun  beruht  der  innere 
Zusammenhang  nicht  wider  im  verbum  finitum,  sondern,  wie  auch  oben 
schon  bemerkt  wurde,  in  dem  Ulixen  ...  adisse  Gernianiae  ierras^  das 
lern  frilheren  fuisse   apud  eos  ...  Ilcrciüem   gegenüber  gestellt  wird. 

Ind  auch  daraus  folgt  es  noch  bestirnter,  dass  die  Germanen  vom  ülixes 
nichts  vermuten  (opinantur)  konten:  entweder  hätten  sie  über  ihn  nur 

lest i rate s  sagen,  oder  doch  etwas  bestirntes,  das  Griechen  oder 
5mer  auf  den  ülixes  bezogen.,  mitteilen  kennen,  oder  sie  wüsten  vom 
lllixes  überhaupt  gar  nichts.  Mithin  kann  aber  auch  alles  das,  was  Taci- 
tus  hier  in  bezug  auf  den  ülixes  mitteilt,  tur  die  deutsche  mythologie, 
in  die  es  doch  von  manchen  hineinzudeuten  versucht  worden  ist,  nicht 
die  allergeringste  bedeutung  haben. 

I>0RPAT,   DEN    5.   OCTOBER  [23.  SEPTEMBER]    1871. 


4.  Capitel  6:  deftnltitr  et  nniiicras. 

Weder  durch  kürze,  noch  durch  klarheit  und  entschiedenheit  zeich- 
net sich  bei  Soliweizer  diejenige  anmerkung  aus,  die  sieh  an  die  obigen 
Worte  und  das  damit  näher  im  Zusammenhang  stehende  anschliesst.    Es 
st ,  <lie  worte  seien  nicht  an  sich ,  aber  saclüich  schwierig :  da  scheint 
Iso  der  phüologe  dem  historiker  gegenüber  einiges  bedenken  zu  haben, 
iin  gewiss  sehr   bedenklicher  Standpunkt;   haben  doch   die  historiker  in 
lil  rung  der  Germania  schon  hinreichend  viel  verunstaltet,  weil  sie 

■luviii  lixioier  in  genügender  weise  phüologon  waren,  das  heisst  zunächst 
den  Worten  des  Tacitus  ganz  gerecht  wurden.  Es  frage  sich  nament- 
lich, wird  dami  weiter  bemerkt,  ob  schon  mit  den  worten  definifur  d 
-  r  erst  mit  dem  folgenden  acics  die  Schilderung  des  gesamt- 
iie,  und  von  früherer  auslegung  der  stelle  einiges  mitgeteilt 


17a 


Dann  Iiömerkt  iler  erklärcr  noch,  es  sclieaie  Uim  nach  TiHutus  wu^ 
ausgemacht,  duss  erst  mit  acies  die  darstellaiig  des  gesamten  imsba 
bcgiime*  Mit  einem  „möglich*^  wird  weiter  noch  die  erldärung  ange- 
hängt, dass  die  berittenen,  zmmü  wenn  man  sie  als  freiwillige  gefolg- 
schaften  fassen  mÜ8te,  aas  den  hundert  erlesenen  jüngüngeu  hätten  wMi- 
len  können,  die  natürlich  abzuweisen  ist,  weil  sie  in  den  in  frage  8te-»J 
henden  taciteischen  worten  keinen  boden  hat  Zum  schluss  wird  dar 
noch  gesagt,  dass  es  natürlich  auch  fraglich  sei,  ob  diese  gemischte 
truppe  bei  allen  gennanischen  stammen  sich  gefunden  habe.  Da  mau 
aber  diese  frage  bei  jeder  einzelheit  aufwerfeu  kann ,  die  Tacitus  im  all- 
gemeinen teil  seiner  Germania  erwähnt,  so  kann  niemand  behaupte» 
wollen,  dasB  sie  gerade  hier  am  rechten  orte  sei. 

Im  sechsten  capitel  spricht  Tacitus  zunächst  von  den  waffen  de 
Germanen,  den  Schwertern,  den  langen  Speeren,   den  frameen.    Die  fra* 
mea  bildet  nebst  dem  schilde   die  einzige  bewatfnung  der  reiter.    Di 
fussgänger  haben  aucb  Wurfgeschosse,  die  sie  sehr  weit  zu  werfen  ver* 
stellen.    Sonst  haben  die  gar  keine  besondere  kriegstracht  oder  nur  eine« 
leichten  umwarf.     In   der  tracht  [selbstverständlich  hier  nur  in   bezug 
auf  das  kriegswesen  zn  denken|   besteht  gar  kein  besonderer  schmuckJ 
abgesehen  von  der  bemalung  der  schUde.    Nur  wenige  haben  einen  pan-^ 
/.er,    noch   weniger  einen  heim.      Die  pferde   sind  weder  schön,    uoc 
schnell  und  man   lehrt  sie   auch   nicht  viel.    Von  dieser  aultührung  dei 
einzelheiten  geht  Tacitus  mit  dem  in  Universum  aestifnanii  wider  zu  et 
allgemeinerem  über :  von  den  ausnahmen  abgesehen  liegt  die  hauptstärkt 
der  Germanen  in  den  fussgängem.    „  Und  deshalb  kämpfen  sie  gemischt* 
wird  fortgefahren.    Das  subject  aber  zu  prodiatUur  kann  nichtö  andere 
sein,  als  das  allgemeine  Germani,  ganz  ebenso  wie  zum  beispiel  in  die 
sem  sechsten  capitel  noch  zu  ntuntur  . , .  gerunt  , . .  puytiait  . . .  (natHT 
lieh  nicht  zu  spargunt  und  üibrantj   weil  die  im  genanten  pcditeH  ih» 
besonderes  subject  haben)  ..•  disUngtHini  ,••  (igfmt    Dass  die  Qerma 
neu,  auf  die  sich  dieses  afimi^  bezieht,  nur  auf  pferden   sitzende  sindj 
wird  aus  dem  zusammejibang  klar;    trotzdem  bleibt  natürlich  «las  gram-« 
matische  subject  zu  agunt  aUein  das  zu  ergänzende  Germmi  und  ebeoso 
zu  prodimdur,   obgleich  naturlich  auch  dazu  wider  nicht  an  alle  Gor^ 
manen  gedacht  sein  kann,   sondern  nur  an   die,  die  durch  den  zusam^ 
monhang  naher  bestirnt  werden«    Das  zu  prodimüur  zu  ergünzende  m 
ject  aber  kann  namentlich  weder  ein  specieUeres  eqtiites  sein ,  noch  ptidii^ 
to;  equites  nicht,  weil  die  im  vorhergehenden  gar  nicht  genant  sind 
und  auch  in  keiner  weise  etwa  aus  dem  vorhergehenden  ap^U,  zu  de 
wie  jächon  gesagt,   niir  OtTmuni  das  ungenante  subject  bilden ,    entnom^ 
meii  werden  kömieiL    Ebenso   wenig  aber  dürfte  man  ein  ^tuU^ä 


m 


%ser  an&ieUeii«  mO  eWn  Ufsi  d&  singnbirbdies  jmiifcipi  vom«»« 
gkfmg  und  di2ii  <l€r  ihwuhihmiImuie  mit  dem  niclistfolgeiidai  doch  ftudi 
nur  mn  atniai  te3  der  peiUis  n  düaken  erisiilieB  irQrde,  Es  faum  nko 
maefa  u»  diesem  gnuide^  nimlidi  dass  ni  prodiantmr  imr  Cf«r»MHif  dajs 
Bobj^  bÜdea  k^fmeii,  ftr  dis  aDfiir  ditrduuis  nicht  die  tim  Schwetter 
angeiMmimaie  magüchkat  acngesbandea  werden,  daas  aa  »,mii  ihm  (gt* 
uÜBdkt)**  häusam  könne,  ganz  abgesehen  von  allem,  vis  sonst  gefsn 
diese  deatong  spcidit:  eoque  hat  "Radiiis  amercirdeatlidi  ^ndig  ffir  ^nnd 
deebalb"  imd  nun  beispiel  in  der  Gennania  noch  W,  3;  ^8,  1;  41,  2 
tiBtl  44,  3,  während  ee  allerdings  39,  4  {eoqm  ommi$  mpersHÜG  restpi* 
'n7i  iji  anderer  hedehong  gebrancht  worden  ist 

In  besng  auf  den  gemi^ichten  kämpf  fngt  Tacitua  noch  in,  dass  m 
dem  rcit^rkampf  die  Schnelligkeit  der  fussgilnger,  die  ans  der  [janzeii 
jungen  mannschaft  an^^gewühlt  werde  und  vor  der  schlachtreihe  ihre  ii^tellc 
orbalte,  genan  passe,  and  fährt  dünn  fort:  defimhir  ei  num4THS  ,,auch 
die  zahl  wird  bestimmt/'  So  lange  nun  aber  nicht  nachgewiesen  ist, 
dass  *'  ^  ■  "mania  uns  in  ganz  verworrenem  zustaüJe  üherlietert  ist  und 
beliebig  omstellen  darf,  also  zum  beispiel  das  (kfitütur 
numerus  hinter  acies  per  euneos  compoHiiur,  so  lange  kann  bei  der 
rall  streng  berechneten  anordnung  der  taciteischen  darstellung  jene» 
definitur  et  numerus  nur  die  eine  einzige  bestirnte  beziehung  haben  auf 
die  unmittelbar  vorausgehenden  ^crf»fe5,  qtios  »,.  locant:  nicht  aber  auf 
ein  etittiteSy  weil  die  nicht  zunächst  vorher  genant  werden  t  nicht  auf 
„alle  germanischen  krieger/'  weil  dit>  eben  so  wenig  genant  werden  und 
man  sie  auch  nicht  als  neues  subject  aus  prodianfur  herausdeuten  k;inn ; 
nicht  auf  die  als  subject  zu  prodiantur  zu  ergänzenden  Oemmni  über- 
haupt, weil  das  absurd  wäre. 

Die  weitere  ausführung  des  Tacitus  sagt  dann,  dass  von  jenen  aus- 
erlesenen fussgängern  aus  jedem  jxigufi  hundert  seien  und  dass  sie  dar» 
nach  auch  „hunderte**  heisseu,  dies  aber  jetzt  gar  keine  zahl  mehr  sei, 
sondern  nur  noch  eine  ehreubeneunung,  „Das  hanptheer  selhnt  wird  aus 
keilen  gebildet,**  fährt  Tacitus  dann  fort,  und  geht  damit  zu  anderem 
über,  das  mit  dem,  um  das  es  uns  augenblicklich  zu  tun  ist,  nicht  so 
nnmittelbar  mehr  zusammenhängt. 

Die  von  uns  näher  begründete  und  zugleich  „gewohnliche,*'  <lazu 
ler  auch  bei  hinreichend  ßorgfaltiger  abwägung  der  taciteischen  worie 
tschieden  allein  richtige  auffassung  der  ia  frage  stehenden  stelle  hat 
doch  auch  manchen  wiiierspruch  gefunden ,  dem  wir  aber  hier  nicht  wei- 
ter nachgehen  wollen.  Nur  MüUenhofls  und  Waitzens  abweichende  erklä- 
ren wir  noch  kurz  berühren,  du  ■  t  eigentlich  nur  ihre  nioti- 
abweichens  von  der  „gew"  h**  nnd  in  den  tariteinchen 


rvH' 


ip^ 


im 


Mcci  mvTKn 


Worten  «Hein  hegnlMdcteri  autTa»8urig  prüfen,    Mfillonhoff  (in  V  '^Mt 

Schrift^  band  10,  1856,  seito  550  —  553),  der  seinerzeit«  in  ir.  ,.u-  ml 
Waitzena  auffassung  ausspricht«  da»  heisse  doch  eine  erkläning  uacl 
einer  vorgefassten  naeinung  machen^  faast  Beine  eigene  erklilrung  in  die 
Worte  zus^ammen  (8,552):  ,,die  so  unteri^chiedene  eon' "i  "  ^  'i  i  vor 
reiterei   luvi  i'uösvolk   ist  aber   darnach  als  ein  abgt  i     .;        :    tx 

denken  und  nur  auf  sie^  die  mixii,  der  8at7i  zu  beziehen.  Die  gewCihn^ 
liehe,  von  Waitz  verworfene  ansieht  ist  allein  daium  unrichtig,  weil  m 
das  wunderliche  resultat  ergibt,  dass  gerade  der  untergeordnetere  tei 
der  truppe,  die  jungen  fussgänger,  den  ehrennahmen  der  hunderte  erhiel^ 
ten,  während  der  vornehmere,  die  reiterei  selbst,  davon  ausgeschlossen 
war»*'  Dagegen  ist  sehr  viel  einzuwenden.  Zunächst  ist  es  granimatiscl 
unrichtig,  bei  der  frage  nach  der  beziehung  des  definitur  et  nnmeni 
das  nächstvorausgehende  peditum,  quos  ...  locant  zu  überspringeu, 
das  erwunscht^i  mhrfi  zu  erfassen :  aber  auf  diese  construction  wird  ji 
auch  gar  nicht  als  etwa  eine  notwendige  gewicht  gelegt.  Die  gewöhn- 
liche ansieht  soll  allein  darum  unrichtig  sein,  weil  sie  ein  wunderliche 
resultat  ergibt  Das  resultat  heisst  wunderlich»  weil  darnach  ,^gerad« 
der  untergeordnetere*'  [davon  sagt  Tacitus  nichts]  „teil  der  truppe 
die  jungen**  [das  „jung**  kann  bei  dem  auadmck  juvenius  durchaus  nich| 
stark  betont  werden]  „fuaagänger,  den  ehrennamen  der  hunderte  erhieU 
ten,  während  der  vornehmere**  [davon  sagt  Tacitus  nichts],  „di^ 
reiterei  selbst,  davon  ausgeschlossen  war/*  Die  hervorgehobenen  zusät 
haben  in  den  Worten  des  Tacitus,  für  die  also  hier  auch  durchaus  nicbl 
von  präciser  exegese,  um  die  es  uns  allein  zu  tun  war,  die  rede  seil! 
kann,  absolut  keinen  boden:  sie  beruhen  auf  der  auf  seite  551  in  bezuj 
auf  die  in  frage  stehende  stelle  in  die  werte  „man  wird  nicht  irret] 
wenn  man  das  knappen  wegen  des  mittelalters  davon  ableitet*'  gefas^te^ 
mutmassung. 

Waitz  (Deutsche  verfassungsgeschichte,  bd,  1,  zweite  aufläge,  Kii4 
1805,  s,  155  und  156)  zweifelt  nicht,  dass  die  worte  deßmiur  bis  hotw 
est  sich  auf  die  kriegerische  mannschaft  überhaupt  beziehe ,  also  jede  hun 
derte  ursprüngUch  als  hundert  mann  zum  beere  stellend  gedacht  wurde 
sei,  föhrt  aber  dann  fort:  „Aber  auch  wenn  das  Andere'*  [nftmlich 
jene  werte  sich  auf  die  besondere  art  der  Streiter ,  von  der  Tacitus  vor 
her  «preche,  beziehen]  ,^die  meinung  des  Tacitus  sein  sollte,  würde  na 
oin  ähnliches  misverständnis  wie  vorher**  [bezieht  sich  auf  etwas  in 
anmerkung    auf  s.  155    besprochenes]    ,, anzunobraen   sein:    Namo 
begritr  dt^r  hunderte  wären  in  falschen  Zusammenhang  gebracht/*  ist  i 
nicht  ganz  entacliieden ,   wie  man  es  doch  bei  der  eigentttmlichkeit 
taciteischen  ausdruckswei^e,  wo  sichs  um  ihre  erkläinmg  handelt,  bo 


tn  TAClTtrs  OBBHAinA 


181 


wie  immer  sßin  kann.  In  der  amncrkuag  auf  8.  156  uuösei-t  Hieb  Waitz 
noch  genauer  dar  über .  warum  er  sicli  gegon  die  „gewöhaliche  annähme*' 
erklärt:  ,,weil  an  »ich  nicht  recht  denkbar,  dass  der  pedUes,  quos  ex 
omni  juvetUtäc  •■  '  -  ante  acitm  locani,  aus  jedem  gau  gerade  hun- 
waren,  zumal  y;i  i  ir  l,  48  jeder  reiter  den  ihm  zugewiesenen  fnsa- 

gtreiter  selbst  auswühlte,*'  was,  ganz  abgesehen  von  der  Unsicherheit, 
mit  der  es  ausgesprochen  wird  (,, nicht  wol  denkbar"),  doch  nicht  im 
allermindesten  sonst  ausreichend  begründete  erklärung  taciteischer  worte 
beeinflussen  durfte. 

Was  den  sachlichen  inhalt  unserer  stelle  betrifft,  so  bemerken  wir, 
da  darüber  zu  sprechen  eigentlich  über  die  gränze  der  von  uns  beab- 
sichtigten ausführung  hinaus  geht,  nur  in  aller  kürze,  dass  der  ver- 
einigte kämpf  germanischer  reiter  und  fussgänger  von  verschiedenen 
alten  schriftsteilem  erwähnt  wird,  nirgend  aber  die  genaue  bestätigung 
der  taciteischen  darstellung  bis  ins  einzelne  sich  findet  Am  nächsten 
steht  den  taciteischen  werten  die  oben  schon  von  Waitz  berührte  stelle 
in  Cä«ars  werk  über  deo  gallischen  krieg  (1^  48)^  die  zum  vergleich 
mit  Tacitus  wieder  vor  äugen  zu  haben  nicht  ohne  wert  ist  \md  die  wir 
deshalb  noch  hersetzen ;  Aricmstm  kis  omnibm  diebus  etx^ercitum  ca$iris 
eontinnU,  cquestri  protilo  cotidie  cmitendif,  Genus  hoc  erat  pugmie, 
quo  sc  Germani  exrrcmrmU.  EquUum  mUia  vrant  sex,  totidem  nutnero 
jiedUes  vdocissimi  ac  foriissimi,  quos  ex  omni  copia  simjtdi  singulos 
suati  Salut t$  causa  ddegerant:  cum  his  in  prodiis  versahantur.  Ad  eos 
sc  equiies  recipiehant:  hi,  si  quid  erat  durius,  concurrdmntf  ^  qui 
ijraniore  tndmre  accepto  equo  deviderai,  drcunisisichant;  si  quo  erat 
lofiffius  i^rodeundum  aut  cd^rim  re€i2nemlum ,  tanta  erat  hormn  exerct- 
taiione  cderilas,  id  juhis  eqtwrum  suhhrufi  airsum  tula^qnareni.  Viel- 
leicht darf  man  vermuten,  dass  Tacitus  sie  geradezu  vor  äugen  hatte, 
aber  absichtlich  in  etwas  modißcierte. 

DOIiPAT,   DEN   6*   OCTOBER  [24,  8EPTEMBErJ    1871. 


5.  Capltel  7:  liegen  ex  iiobllitatc^  duees  ex  virtnte  Hiunuut. 

In  bezug  aui'  die  obigen  worte  ist  vor  allen  dingen  zu  betonen, 
das»  sumiifU  nicht  heisst  ,» wählen/*  wie  es  allerdings  gewöhnlich  auf- 
gefasst  zu  werden  pflegt  So  übersetzt  zum  beispiel  Oerlach;  „könige 
erkiesen  sie  nach  dem  adel/*  Döderlein:  „bei  der  waltl  des  königs  zäJjJt 
herkunft ,"  Horkel :  „  bei  der  königswald  sehen  sie  auf  den  adel  /*  C.  H. 
O,  Müller:  „könige  wählen  sie  nach  dem  adol."  Auch  Schweizer  sagt 
kurz  „sumunt  sie  kiesen"  und  in  derselben  auffassung  heisst  es  in  bezug 
auf  unsere  «teile  in  der  '         '  '  -sungsgeachichte  von  Waitz  (1865; 

ite  2DH):    ..Ja^  volk  -oL.  u:,,.^cüt,  wöMt  den  könig;    in  eigen- 


182 


L80  MBYSa 


tümlicher  weise  sind  ein  erbrecht  des  gesclilaclits  und  ein  walilrorlrf  ilf»^ 
Volks  verbunden.    So  sagt  schon  Tacitus." 

„Wählen"  heisst  cligere  oder  auch  ddigerc,  so  in  der  Germania  6: 
fornrnsque  quasdam  nostrae  pecuniat  nißioscunl  afque  diyuni;  17:  rfi- 
(futU  feras ;  12:  diguntur  in  mdem  coticiUis  vi  jmncijtfs  qui  jura  per 
pagos  vimsque  reddunt;  10:  captitmm  quoqtAo  modo  hüerccpium  cum 
dedo  poptdarium  stiorum  ^patriis  qmmque  amiis  comittunt;  Xhi  dedi\ 
equi ;  30 :  praepojterc  dedos ;  13:  dedorum  junenum  und  6 :  quo»  C3c 
omni  juvetüute  ddectos  ante  aciem  locanL  Stwierc  begegnet  ausser  im 
obigen  Zusammenhang  in  der  Germania  nur  noch  13:  arnm  sumcre  und 
40;  nan  sumuni  arnm,  wo  selbstverständlich  von  keinem  ., wählen"  die 
rede  ist 

Dass  aber  suwwre  „nehmen"  und  „wählen**  wesentlich  verschie- 
dene begrifle  sind,  kann  eine  stelle  aus  dem  ersten  buche  der  Historien 
(66)  recht  deutlich  machen,  in  dem,  können  wir  sagen,  das  suntern 
dem  freien  wählen  geradezu  entgegen  gesetzt  wii'd;  es  heisßt  dort:  uhI 
heUandum  adver sus  desciscentes  aut,  si  concordia  et  pax  placeoi,  facicn^ 
dum  Imperatorem,  d  minore  disortmine  sumi  princlpem  quam  quacti, 
es  wird  also  als  weniger  geRlhrlich  bezeichnet,  einen  princeps  (den  die , 
Verhältnisse  schon  bieten,  der  gleichsam  schon  da  ist)  zu  nehmen  (sum{)^\ 
als  ihn  erst  zu  suchen  (quavri),  in  welchem  letzteren  fall  es  sich  also 
noch  um  freiere  wähl  handeln  würde.  Es  braucht  kaum  noch  ausdrücke 
lieh  hervorgehoben  zu  werden,  dass  man  beim  wählen  in  der  regel 
auch  nimt  und  dass  andererseits  auch  ein  nehmen  oft  gar  nichts 
anderes  ist  als  wählen:  daraus  aber  folgt  entfernt  nicht,  dass  man  die 
beiden  begrifle  beliebig  für  einander  setzen  kann  und  jenes  taciteische 
sumutd  mit  ,,  wählen  **  m  übersetzen  ist  geradezu  exegetisch  falsch.  Mtt  i 
ganz  unverkeubarer  absichtlichkeit  hat  Tacitus  im  obigen  satze  nicht 
gesagt  eliffunl^  sondern  sunmnt:  über  die  königswahi  der  Germanen 
genauere  mitteilungen  zu  machen ,  ist  hier  gar  nicht  seine  absieht.  Dan 
licges  ejr  nobUitate  sumunt  ist  eine  mehr  gelogentlicho ,  mehr  unter- 
geordnete bemerkung,  wie  aus  dem  Zusammenhang,  den  hier  wie  fiber- 
all in  der  taciteischen  darstellung  fest  im  äuge  zu  behalten  von  der 
grossesten  Wichtigkeit  ist,  deutlich  genug  hervorgeht 

Im  Schlussteil  des  sochten  capitels,  das  in  seinem  ganzen  umfang 
vom  beer-  und  taiegswesen  handelt,  wie  weiter  auch  noch  das  ganzö 
siebente  capitel  und  dazu  auch  noch  der  nnfang  des  achten,  ist  die  rede 
insbesondere  von  der  bildung  des  hauptheores  (acies)  und  «lairn  von  der  ' 
eigentümlichen  art  des  kumpfens^mit  wolberechnetem  zurückgehen,  aOB 
dem  man  dann  wider  vordringt    Die  gefallenen  werden  auch  in  unenl- 


furtckj^rtngm,  hdsrt  ci  wdtat  uri  4ub  winl  Mdi 
ectt,  iiaa»  di«  fluekt  xa  ergtfiftii  fir  die  grisBid  ^dhiiiil«  gQt  oiid 
MB  poSüsciien  nehteB  vefttnt  um  im  ^ami  ädi  ftfffMfiftnw'lmi 
EittttBieiikiog  redt  kbr  banasbetea  ni  lismi,  lissl  ddi  «Iwe 
fidlgmiv  IPCM  oBdimlMii:  Wis  £6  faiirarscfcaft  im  tokg«  bttrillU 
60  Gegt  »t«  wa  binige  siiid,  seUh^trerstiLDdfidi  diis«!  lA«  die  ni  de« 
genommco  werden  (oder,  btele  mu  aook  mit  gir  iiklit  weeMtr 
Teiiiideiimgderbedeiitiii^fligtt,  nfi^MsdemiMlienroitfdbei;*' 
das  er  mobäiiak  ««lucli  dem  gnde  des  adeld**  ni  efUftnuit  wüide  it^g^ 
hOcigee  liiiiei&tragao),  soiist  nimt  maa  die  iMiftlirer  aas  den  bieg»- 
ht^steiL  Aber  aadi  di^  konige  haben  keine  anbegrlute  eder  will- 
fliehe  gewalt  (wi^  sich  nadi  dem  gamea  imguitmenhange  hier  ta- 
nächst  wider  mir  auf  kriegsvefhUtmase  beziehen  kaan)^  tmd  die  macbi 
uder  haerfährer  liegt  mehr  in  ihrer  kriegeriddieQ  tOditigkeit  und  ihrem 
hnen  voraagehea,  als  in  wirklicher  befehlshabersdiaft  Sie  dürfen 
rigens  weder  mit  dem  tode  noch  mit  fesseln  strafen,  ja  nicht  mal 
sondern  alles  das  steht  nur  den  priestem  m^  als  ob  es  erst 
Inf  gebeiaa  des  gottee  gesdiehe,  an  dessen  anwesenhät  im  kämpfe  sie 
glanben,  woranf  anch  die  bilder  und  zeichen  (den  unterschied  ron  effi* 
Igte»  und  mgna  hier  ^hr  dtark  betonen  zu  wollen,  ist  der  tadttischen 
Fansdracksweise  nicht  angemessen;  hätte  Tacitus  auf  den  unterschied 
grosses  gewicht  gelegt,  so  wurde  er  ihn  den  lesern,  fttr  die  er  schrieb, 
ohne  xweifel  noch  deutlicher  gemacht  habeu),  deuten,  die  sie  aus  den 
heiligen  hainen  mit  in  den  kämpf  nehmen.  Dann  aber  wird  der  muth 
noch  besonders  erhöht  durch  die  anordnung  des  heeres  nach  verwant- 
schaft  sowie  auch  durch  die  anwesenheit  der  angehörigen  hinter  der 
sehlachtreihe. 

Es  mag  hier  noch  die  bemerkung  anzuächliessen  erlaubt  sein,  dasB 
unser  wort  k5nig,   das  althochdeutsche  kmüng,   sehr  bHuKg  unrichtig 
üerkUrt  ist    So  erklärt  es  zum  beispiel  Weigand  als  „  urspröuglich  so 
^Tiel  als  geschlechts-,   stammesoberhaupt ,    gleichsam  spitze  der  edeln/* 
Dabei  ist  allerdings  die  Zusammenstellung  mit  dem  gotischen  kuni  (gmnd* 
_form  hunja-)  „geschlecht**  ohne  zweifei  richtig,  niniinormohr  ubor  kr»ntc 
loch  jenes  sufHx  ifui  „Oberhaupt,  gleichsam  spitze*'  bedeuten,    Vielmohr 
khnet  kuning  gar  nichts  weiter,  als  „einem  geschlocht  aiigehörig »** 
wobei   aber  dieses   », geschlecht**   als  insbesondere   ,, hörvorragendes  ge- 
schlecht** verstanden  wird.     Ganz  ahnlich  fuhrt  unser  edvl,  dessen  gnmd- 
fonn  im  gotiiicheu  apalju-  lauten  würde,  auf  adel  zui'öck»  das  ohne  zwei- 
fei zunächst  auch  nur  ,. geschlecht**  ist,   dann  aber  als  ..hervorragendes 
r'  v-iht**  gefasst  wir<I     Das  gotische  Jmuhim  (grundforni  piudana*), 
fuhrt  unzweil'ülhaft  nvd  piuda  „volk**  zurfick,  miriöt  aber  noch 


\Bi 


f>KO    WfKYKR 


nicht  verständlicli ,  in  welohem  aus  seinem  yuffiit  im  wirklich  erwwBlichööl 
begriffliclien  Zusammenhang  m  damit  stehen  öoll 

DOßPAT,    DEN   12»  OL'TÜBKR    1H71. 


G.    Capitel  0:    Ceteruin   nee   eolilhere  parietihus  deos   neqiic 
allam   Immaiii   ^peeiem   asslmiüare   ex  magnittidiue  eaelf^sfnim 

arbltrantnr. 

Die  obige  stelle  gehört,  so  weit  ich  sehe,  wieder  in  denjemgoD,j 
die  ausnahmslos  missverstanden  sind.  Die  Übersetzungen  klingen  aller- 
dings zum  teil  ganz  richtig,  wo  sichs  aber  um  die  genauere  erkläruiigj 
handelt,  tritt  der  irrtura  zu  tage.  Schweizer  hält  m  gar  nicht  fllr  nötigj 
zunächst  den  einfachen  sinn  der  worte  anzugeben,  sondern  begint  seiiiol 
anmerkung  mit  den  werten:  „diese  darstellung  ist  sicher  im  ganzen  rich*l 
tig**  und  lässt  erst  weiterhin  erkennen,  dass  nach  seiner  auffassung  diel 
Germanen  in  älterer  zeit  durchaus  keine  tempel  gehabt  haben  und  manj 
wo  von  solchen  die  rede  sei,  umdeuten  müsse.  Waitz  sagt  iu  seiner J 
Verfassungsgeschichte  (s.  46)^  an  die  worte  des  Tacitus  anschliessend: 
„Es  gab  keine  bildcr,  nur  symbole  oder  zeichen  der  götter;  keine  tem- 
pel." Münscher  (zweite  abteilung,  1864,  s.  9)  gibt  an,  dass  Tacitus  diel 
den  Germanen  eigentümliche  art  der  götterverehrung  zuerst  negattYl 
bezeichne^  indem  er  bei  den  Germanen  das  Vorhandensein  von  tempelnl 
und  götterhildern  verneine,  fögt  aher  hinzu,  dass  von  dieser  bildlosen  1 
Verehrung  schon  zur  zeit  des  Tacitus  ausnahmen  statt  fanden;  dennf 
wenn  in  Germania  40  von  kleidern  [es  ist  vielmehr  gar  keine  rede  dayon,! 
dass  die  göttin  kleider  an  gehabt]  der  Nerthus  geredet  werde,  so  wie! 
davon  dass  die  gottin  [d  crakre  vcUs,  numefi  ipsum  sca'do  lacu  ablui-l 
tur,  also  kein  bild!]  gebadet  werde,  so  sei  auch  zu  vermuten,  daäs  em\ 
bild  derselben  vorhanden  gewesen  sei  [ganz  und  gar  nicht!].  Sicher] 
aber  könne  templum  Tamfanue  (Annalen  1,  5 1 )  nur  von  einem  gehaude  I 
verstanden  werden,  und  in  späteren  Jahrhunderten  sei  das  vorkommen] 
von  tempeln  in  Deutscliland  durch  viele  Zeugnisse  erhärtet.  Horkel  über-j 
setzt:  „Übrigens  die  götter  in  tempelwände  oinzuschliessen  . . /*  nndj 
meint,  die  taciteische  behauptung,  dass  die  alten  Deutschen  keine  tem- 
pel hatten ,  werde  durch  die  eben  bereits  angezogene  stelle  aus  den  anna- 
len nicht  witlorlegt,  rlu  der  tcni]Kd  Jor  Tanfima  eine  ausnahmt  V't  •♦in: 
ki>nnen   und    vielleicht   nicht   uinmal    ein    tompcl  im   eigmitli*  i  ine,J 

sondern  ein   ummauerter  heiliger  platz  gewesen  sei»     Seltaame  ausle-^ 
!  frist,   die  eine   tatsächliche  Widerlegung  damit  abzuweisen  meint,! 

ii...  ij  von  „ausnähme'*  redet  Üenüiard  Huppe  (Münster  1h<>8)  istj 
der  ansieht,  unter  dem  templum  der  Nerthus  (Germania  40)  nnd  demj 
templum  der  Tamfana  müsse  wahrscheinlicli  ein  heiliger  hain  verstandou 


Xü  TAcmra  yERMAXu 


Idb 


werden,  imil  bemerkt  zu  uus^^er  stelle:  ,^Eä  widerstrebte  dem  gefiihle 
der  (JennaDßu  f  die  in  riesigen  formen  gedachte,  allgewaltige  und  allwal* 
tende  gottbeit  in  einem  kleinen  abgeschlossenen  räume  wohnend  m  den- 
ken/* Und  doch  widerstrebte  es  dem  geffilile  der  Germanen  tum  bei- 
spiel  nicht,  eine  göttin  wie  die  Nerthus  aul  einem  mit  ktlhen  bespuuten 
bedeckteu  wagen  fahrend  zu  denken  und  dann  auch  vielleicht  im  wa^ger 
gebadet:  da  hätte  sie  wol  auch  einen  tempel  besuchen  mögen,  ohne  in 
ihrer  grosse  beleidigt  zu  werden. 

Aber  Tacitus  spricht  auch  durchaus  nicht  von  einem  gänzlichen 
mangel  der  tempel  bei  den  Germanen,  er  sagt  nur,  dass  die  Germanen 
keine  menachenähnliche  bilder  der  gdtter  hatten,  und  dasa  sie  sich  ihre 
gOtter  nicht  etwa  in  irgend  einem  tempel  fest  ansässig  dachten ,  wie  ähn- 
liches im  Orient  vorkam,  wo  manche  gottheit  nur  in  einem  bestirnten 
räume  sieh  aufhaltend  gedacht  wurde-  Dass  die  götter  zu  gross  gedacht 
seien,  um  etwa  einen  tempel  mal  zu  besuchen,  davon  ist  durchaus  keine 
rede.  Man  hat  deshalb  nicht  den  mindesten  grund ,  bei  den  werten  ceh- 
berrinmm  Ulis  gentihus  kwßum  rjuod  TamfufHw  vocalmnt  solo  aequan- 
lur  nicht  an  ein  wirkliches  gebäude  zu  denken,  mochte  es  von  einem 
r(^mi:»cheo  oder  griechischen  tempel  auch  noch  so  verschieden  sein.  Und 
auch  das  teniplum  der  Nerthus  (Germania  40)  in  ganz  ausweichender 
weiÄc,  wie  zum  beispiel  Schweizer  mit  ,,dem  allerheiligsten  des  waldea" 
es  tut^  zu  erklären,  kann  mit  nichts  gerechtfertigt  werden.  Wo  Tacitus 
ohne  umschweif  von  tefnplum  spricht,  kann  man  nur  an  ein  gebäude 
denken. 

Die  alten  Germanen  hatten  also  tempel  und,  wie  wir  wissen,  audt 
benemiungen  dafiir,  insbesondere  das  gotische  alhs  und  das  althoch- 
deutsche haruif, 

DOUPAT,  DEN  12.  OCTOBEK  1871. 


7.  Capltt?!  11:  lueos  ac  nomora  consoerant  deorumque  Tioatliitba» 
appeUant  necretum  iliud  quod  sola  reyeroiitla  videiit. 
Auch  die  obigen  werte  scheinen ,  wenigstens  ihrem  ganzen  umfange 
nach,  noch  nicht  richtig  verstanden  zu  sein,  wenn  auch  der  hauptmis«- 
griflf  der  hergebrachten  erklärung  schon  von  verschiedenen  selten  Wider- 
spruch erfahren  bat ,  wir  meinen  die  beziebung  dos  mcrdum  iütid.  Dass 
Schweizer  noch  auf  dem  alten  Standpunkt  steht,  Hegt  in  seinen  Worten: 
„mit  den  nanien  von  g^ttem  benennen  sie  jenes  geheimnisvolle,  nicht 
mit  sinlichem  äuge,  nur  mit  ahnungs-  und  ehrerbietungsvollem  sinne 
gefschaute  etwas,"  die  von  den  taciteischen  worten  ungeheuer  weit  ablie- 
ge>ü*  Vor  allen  dingen  ist  es  Waitz  (s,  4»»),  der  richtig  gesehen  hat, 
secretum   tfhul   mr    nichts   anderes,    als   die    ^elieiligtf»n    luri   an 


180 


LSO  MSTKR 


nenwra,  sein  kann,  die  Tacitus,  wie  er  es  ähnlich  so  hüufig  tut,  am< 
widerholung  zu  vermeiden»  mit  oinym  ganz  neuen  ausdruck  bezeichnet, 
tia  er,  um  deu  relativsatz  quod  —  mdtmt  anknüpfen  zu  können,  iioch  uoch 
mal  auf  sie  zurückkommen  muss.  Aber  in  bezug  auf  diesen  relativt^ate 
ist  Waitz  im  irrtnm,  da*  er  erläuternd  bemerkt:  ,»an  sich,  sagt  Tacitus, 
ist  der  wald  ja  kein  heiligtura ,  nur  durch  ilxre  Verehrung  machen  sie  ihn 
dazu,"  da  dieser  gedanke  in  den  taeiteischen  werten  durchaus  nicht  liegt, 
und  in  seiner  rationalistischen  plattheit  auch  nicht  wol  von  ihm  hätte 
erwartet  werden  mögen.  Vielmehr  beisst  das  ganze  „haine  und  wälder 
heiligen  sie  (erklären  sie  für  heilig)  und  benennen  dieselben,  die  sie  nur 
mit  ehrfm-cht  anblicken,  mit  den  namen  von  göttern.**  Also  die  haine, 
sagt  Tacitus,  die  einmal  für  heilige  erklärt  sind,  werden  auch  alle  zeit 
in  höchsten  ehren  gehalten.  Das»  aber  heilige  haine  nach  gottheiten 
benant  wurden,  wissen  wir  aas  mehreren  beispielen,  wie  ftüvatn  Ueretdi 
mcram  (Annalon  2,  12)  und  anderen,  Thudicbum  übersetzt  „diese  ein- 
samkeitt  welche  sie  blos  bei  der  verehi'ung  sehen,**  was  achoo  deshalb 
unrichtig  ist,  weil  revereniia  gar  nicht  in  der  weise  „Verehrung**  heis- 
sen  kann,  wie  es  hier  genommen  wird,  wenn  zu  weiterer  erklärung  noch 
zugefügt  wird:  ,,die  geweihte  einsamkeit  wird  gesehen,  das  heisst 
besucht,  betreten  nur  allein  zum  zweck  der  Verehrung  des  gottes,  nicht, 
zu  anderen  Zeiten  und  zwecken."  Damit  wird  dem  Tacitiis  wider  ein 
ihm  gauz  fremder  gedanke  untergeschoben.  Im  übrigen  wendet  sich 
Thudichum  mit  voUem  recht  gegen  die  Gerlachsche  erklärung,  nach  der 
öS  Tacitus  meinung  sei,  „dass  wohl  haine  den  göttern  geweiht  und  nach 
deren  namen  genant,  die  gegenstände  der  Verehrung  aber  nur  im  geiste 
geschaut  würden."  Thudichimi  betont,  dass  vidcre  viel  wahrscheinlicher 
em  wirklich  körperliches  sehen  ausdrücke,  als  eine  geistige  anschautmg 
und  Vorstellung,  und  dass  secretum  nicht  ohne  weiteres  mit  ,J'  "»»'^ 

übersetzt  werden  dürfe,  da  es  lediglich  „einsamkeit,  abgele-  l  i  rt'*'i 
heisse.  Münscher  fasst  auch  se^^reimn  iU%^  als  „da^  bekante,  das  ihnen 
böwuste  geheimnisvolle  wesen  **  und  sola  r&vereniia  ab  „  nur  in  andacht,*^ 
wogegen  sich  einfach  sagen  Hesse,  dass  secreium  niemals  „gebeimimi- 
volloH  wesen"  und  mla  revereniia  nicht  „nur  in  andacht""  heissen  kann«  i 
aber  er  fügt  noch  einiges  zur  verteidignug  seiner  ansieht  zu.  In  boxug 
auf  das  sola  rcvcrctdia  weist  er  auf  eine  stelle  in  den  historien  (5,  &), 
die  auch  schon  von  anderen  verglichen  ist,  nämlich  Judaei  tmmte  siola 
uHuniqiw  numen  intdlcgunij  „die  Juden  erkenueo  ihre  gottheit  und  2waf 
il  i/ige  nur  im  geiste"*;  damit  ist  in  der  erwtinschten  richtunij  abar 

d  iir  nichts   bewiesen,   weil   ebeu  sola  nmUe  etwas  ganz  und   gar 

anderes  iat  als  sola  revermtia  und  das  abstracte  UMkfjmd  etwas  goni 
anderes,  als  das  ainliche  viikfd.    Weiter  beinerkt  MOnscber,  dasti  sccn^ 


%U   TACITUa  QtftlUNU 


187 


tum  bei  l^citus  mehrfach  für  ,, geistige»,  för  solches,  was  sieh  der  sin- 
Hchen  Wahrnehmung  entziehe,  vorkomme''  und  weist  dafür  auf  secrda 
peäoris  {Oermania  22)  und  ßoettichers  Wörterbuch.  Aber  dieser  ver- 
gleichende hiüweia  ist  eiu  durchaus  schiefer.  Sccrdum  bezeichnet  zu- 
nächst „abgesondert**  und  dann  ,,dem  gewöhnlicheu  verkehr  eukogen^ 
einsam**  oder  dem  ganz  ähüliches,  was  immer  noch  nicht  entfernt  ein 
„geheimnisvolles  wesen*'  ist.  Jene  secrda  pe€f4)ris  sind  „  g<^heimgehal* 
tene,  gleichsam  dem  verkehr  entzogene  gedanken/'  aber  doch  nimmer- 
mehr „geheimnisvolle  wesen  des  innern,*''  Boetticher  weist  das  adjectiv 
secretus  an  vierundvierzig  taciteischen  stellen  nach,  an  deren  keiner  ein- 
zigen aber  es  ,, geheimnisvolles  wesen"  bezeichnet.  Sodann  wurden, 
meint  Münscher,  wenn  man  seeretum  als  ,,  abgelegenen  ort^*  nehmen 
wollte,  die  sutze,  deren  prädicate  cotisecrant  und  appdlant  sind,  eine 
Uutologie  enthalten :  unmöglich  aber  kann  man  es  tautologie  oder  wort- 
verschwendung  nennen,  wenn  in  nebeneinanderstehenden,  also  verschie- 
denen Sätzen  ein  Schriftsteller  zur  verdeutMchuug  satzteUe  widerholt,  wie 
es  Tacitus  gar  nicht  selten  und  zum  beispiel  auch  am  ende  des  sieben» 
tan  Germaniacapitela  in:  ttd  nudres,  ad  conjugm  vulnera  fenmt;  nee 
iUae  numerare  et  axigcrc  piagas  jmvtmt  getan  hat,  wo  doch  niemand 
piagas  für  etwas  anderes  erklären  wird,  als  die  eben  schon  genanten 
putfuira,  weil  sonst  eine  „tautologie"  vorliege,  oder  im  hier  unmittelbar 
vorausgehenden  satz«  wo  cadestium  die  eben  schon  genanten  deos  wider 
aufhimt .  und  sonst  mehr.  Dass  bei  der  von  Münscher  abgelehnten  erklfi« 
rmig  die  beifiigung  von  sola  zu  reverentia  auffallend  sein  soU,  ist  mir^ 
unverständlich.  Dem  einwände  gegenüber,  dass  videre  gewöhnlich  von 
sinlichen  sehen  gebraucht  werde,  was  „zwar  allerdings  zuzugeben**  sei, 
hält  Münscher  fljr  nöthig  darauf  auiinerksam  zu  machen ,  dass  durch  die 
worte  sola  reveretitm  dem  ausdruck  videre  hier  die  bedeutung  des  gei* 
stigen  Sehens,  die  es  mitunter  ebenfalls  habe,  ausdi'ücklich  beigelegt 
werde*  Dabei  vermisst  man  eben  den  deutlichen  beweis,  dass  v^idere 
auch  sonst  vom  geistigen  sehen  gebraucht  wird  ohne  zusatz,  da  doch 
das  sola  revermUia  hier  durchaus  nichts  abstract  machen  kann:  wenn 
jemand  etwas  sinUches,  also  zum  beispiel  einen  tempel  oder  einen  hei- 
Ugen  wald,  aoUi  revercfiüä  videi,  so  wird  niemand  behaupten  wollen, 
dass  das  üidd  „er  sieht"  durch  den  zusatz  sola  revermiiä  „nur  in  ehr- 
furcht,  nur  mit  ehrfurcht**  in  ein  rein  geistiges  sehen  umgewandelt  wer- 
den könne,  Horkel  übersetzt  „jenes  geheimnis,  das  sie  nur  im  glauben 
achauen/*  ohne  diese  durchaus  falsche  Übersetzung  irgend  weiter  zu 
begründen;  er  meint  in  den  erläuterungen  „den  überraschend  tiefen  gedan-j 
ken,  der  den  schluss  des  capitels  bildet,  darf  man  nicht  durch  gekün« 
stelle  deutungen  enüernen."     Vielmehr  darf  man  nie  etwas  vom  schrift- 


m 


TF.O  »RTini 


stf^llor   wirklicli   gosagten    durdt       !  ueiuunL  m 

aber  karui  iiirgond  woiiiger  von   i  i  :  i     d   tiofeii  -      i  i  -        is  Taci- 

im  die  rede  »ein,  als  gerade  in  der  fVagliehen  stelle,    Franz  Ritkr  gibt 
^ecreimn  illml  durch  ,Jeno  geheime  idee**  wider,   was  es  8elb«tv erstand- j 
lieb  rüemalH  heiösen  kanu,  und  erläutert  sola  revermtki  durcb  „nur  ütJ 
der  an  dacht:  nmi  corporis  oeulis  sed  aniMi^  rei^erentis  d  colentis  secrciaml 
ei  areanam  poteMatem  numinis,'*    wobei  allerlei  zur  erklärung  besümte 
ztisätze   ans  licht  treten,    die   in   den  werten  des  Tacitus    gar  keinen ■ 
boden  haben:  insbesondere  aber  fehlt  jeder  beweis  dafür,  dass  der  Lateiner j 
statt  öcw/is  animi  revermUts  sagen  könne  rei^ermiHiL  Huppe  (Munster  1868)1 
übersetzt  von  dcorumque  bis  vident  mit  „und  sie  nennen  mit  namen  vonj 
göttern  jenes  geheimnisvolle,  was  sie  nur  in  andacht  schauen**  und  spricht  1 
sich  noch  ausdrucklich  gegen   die  auffassung  des  secrdum  als  ,,baine^ 
aus ,  weil  dieser  satz  zum  vorhergehenden  ne/jtie  in  ullam  —  arUtranlur  | 
den  gegensatz  bilde,  so  wie  lucos  —  consecrant  den  gegensatz  zu  dem  nex 
cohibere  —  de4)$:  aber  von  der  bildung  so  künstlich  verflochtener  gegensätxe  | 
kann  hier  natürlich  nicht  geredet  werden,  ehe  überhaupt  die  taciteischeii 
Worte  einfach  richtig  übersetzt  sind«    Der  satz  von  ct'ierum  nee  cohihens  \ 
bis  arhitrafdur:  „sie  halten  ffir  unangemessen,  götter  als  in  bestirnten 
gebäuden  ansässig  zu  verehren  und  götterbilder  anzufertigen  '*  bildet  ein 
einheitliches   ganze,    dem  wider    nur    als    ganzes  gegenübergestellt  ist; 
^,8ie  haben  beilige»   nach  göttern  benante  haine/'    Kxitz  (TJerlin  1869) 
erklärt  secreium  illud  durch   ^iincomprchcnsibileni  illam  numinis  mm" 
und  fügt  erläuternd  zu  scilieci  qua  in  fucis  sc  afflafos  Hcntiunt .  von  wel- 
chem gedanken  sich  doch  in  Tacitus  werten  keine  spur  findet.     So  ist 
auch  die  aus  Senecas  briefen  (41)  zum   vergleich  angezogene  stelle  Si  | 
iihi  oecurrii  vetustis  arlmrihus  et  soHiam  aÜitmlinefn  egrensis  f'requens 
lacuSr  itt(^  proccritas  silvae  d  secrdum  loci  d  admiratio  iimln-ae  fidem 
numinis  facti  ganz  und  gar  nicht  am  rechten  orte,    wol  aber  insofern 
interessant,  als  sie  das  wort  secrdum,  zu  dessen  erläuterung  sie  heran« 
gezogen   ist,   in  wider  von  der  gewünschten   völlig  abliegender   bedeu- 
tung  („abgelegenheit,  einsamkeit^'  des  ortes)  aufweist.  Zu  sotu  revnetdia 
gibt  Kritz  die  erkl^lrung  sdo  animo  rmcrevdia  numinis  affedo  mit  hin- 
weis  auf  die  schon  oben  aus  den  historien  (5,  5)  ausgehoben^    tu      lie 
natürlii'h   nicht  beweisen   kann,    dass  renerefdiu  für  animus  ^>fit 

aff'ectus  gesagt  worden  ist.  Bacmeister  (Stuttgart  1868)  übersetzt  «,ia 
die  namen  ihrer  gütter  hüllt  sicli  jene  geheimnisvolle  macht,  welche  ein- 
zig in  der  andacht  des  frommen  gedankeus  sich  ihnen  oflenbarL"  Waloh 
(Berlin  1829)  gibt  „mit  g5tternamen  bezeichnen  sie  jenes  uuerforscb*; 
liehe,  das  allein  in  ehrfurcht  sie  erkennen/*  wogegen  wider  zu  bem^ 
ken  genügt,  dass  setrelum  nie  ,,das  unerforschliche ''  heisst  und  W//4J 


Zu  "PAflTir:^    »lRlt%IAPfT\ 


\m 


jo  ,*prkeöOHiL*"     LH. 0* Möller  i-ir->ti  i-"./  >,i-l  m  seiner  libersf^tzuug 
,,haiiie  uod  gt^bölae  machen  i^ie  zu  heiligtumern  und  beüennen  mit  {^r»t- 
U^rnamen  jenea  geheimniHvolte ,  (las  sie  nur  in  geistiger  andaclit  scliaueu." 
1'uecking  (Paderborn  1869)  erklärt  afcrttum  „ein  ausser  der  sicbtbareü 
weit  Htebendes  wesen/*    waa  als  nnricbtig  schon  diircb  alles  obigo  erle- 
digt ist.    Döderlein  (Erlangen  l85o)  mit  seinen  oft  ganz  oigentünJiclieu 
aiHgrifieii  fibersetzt  „sie  weihen  ihnen  [den  himliscben]  haine  und  wäU 
Pder»  und  rufen  jenes  geheimnisvolle  wesen,  das  nur  ihr  anbetender  geist 
schaut»  mit  götternamen  an/*     Low  (Mannheim  1862)  übersetzt  „jenes 
geheimnisvolle  wesen,  zu  dem  sie  nur  mit  ehrfiircht  blicken/'  also  den 
^abt^cbliegsenden  relativsatz  ganz  richtig,  wodurch  ihm  freilich  hätte  klar 
werden  sollen,  dass  im  vorausgehenden  von  einem  uuisichtbaren ,  geheim- 
nisvollen wesen  nicht  die  rede  sein  konnte.    Dyckhoft'  (Paderborn  1869) 
ibt  in  mnav  Übersetzung  ♦, rufen  mit  den  götternamen  jenes  verborgene 
resen  an,  das  sie  allein  mit  dem  äuge  der  ehrfurcht  wahrnehmen,**  häuft 
alöo  eine  ganze  reihe  einzelner  unrichtiger  Übersetzungen  zusammen.   Jea- 
nen,  der  auch  bei  Waitz  angeführt  wird,  betont  in  seiner  erkläning  mit 
nachdruck   die  richtige   aulTassung  des  sccreium,   legt  aber  etwas  ganz 
falsches  in  den  relativsatz  quod  —  videiit.,  indem  er  übersetzt  ,>8ie  bezeich- 
nen mit  gt^tternamen  jene  orte ,  die  sie  nur  in  oder  vermittelst  ihrer  hei- 
ligen scheu  als  heilige  und  geheiiimis volle  anerkennen  und  scheuen**:  es 
braucht  kaum  noch  besonders  hervorgehoben  zu  werden ,  dass  quod  vidait 
auch  durcb  den  zusammenliang,    in  dem  es  steht,   nimmermehr  zu  der 
rbedeutung   .,die    sie    als    heilige   und    geheimnisvolle    anerkennen    und 
icheuen**   kommen  kann.     Curtze    (Leipzig  18G8)  fuhrt  Jessens  ausffih- 
rung  an,  hält  aber  „nichtsdestoweniger"  sccrdum  für  „geheimnisvollea» 
li  *        ifliches  wesen.*'     Was   er   dafür  glaubt  anfuhren  zu  können,   ist 
*t»          liun  von  uns  im  vorausgehenden  erledigt,  teils  ganz  ohne  bedeu- 
tuug.    Man  könne  nach  wirklicher  altgermaniacher  anschauung  von  ihren 
üttern  doch  kaum  etwas  zu  monotheistisches  darin  finden,  fuhrt  er  gegen 
iessen  an,   der  das  mit  betont  hatte,   obwol  es  bei  der  trage  nach  prä- 
er  auslegung  der  taciteischen  worte  ganz  gleichgiltig  ist     Dann  wen- 
det er  sich  gegen  Jessens  bebauptung,  dass  die  anknüpfung  mit  que  auf 
|€ine  erweiterung  des  vorausgehenden  ausspmchs  hinweise ,  was  doch  kei- 
lesweges  immer  der  fall  sei.     Ebenso   wenig   als  darauf  brauchen  vrir 
hior  gewicht  zu  legen  auf  die  von  Curtze  bestrittene  behauptung  Jessens, 
»s>  ^Ut  mehr  die  heilige  scheu  vor  örtern  und  gegenständen,  als 

ie  -  t    gt^gen  gutter  sei,   und  dass  es  jedenfalls  nicht  wie  sola 

tMute  (Historien  h^  5)   ein   wirklicher   instrumentaUscher    ablativ    sei. 
'  -   mit  allen  seinen   entgegnungen  nicht  nachzuweisen,   dass 
., , i..;i  „ein  von  der  sichtbaren   weit  abgeschiedenes,   das  heisst 


HH) 


LRO  MBTfiB 


aber  Uli  stelBöiles  geistigem?  wc^soti  bodoutut**  oder  bedeuten  kann,  wom« 
doch  alles  :i '  '-n  niUBte,  kampfi  uIbo  mit  ganz  stumpfem  schwer 
gegen  die  \v 

OOBPÜ^v  DEN   13.  [1.]  (K^TOBKR  1871* 
I 

8*  ivitpltel  11:  mox  rox  vel  prlncfpn,  proiit  aetus  caiqne^  proui 
iiobiUUs,  prout  decu»  lielloninu  prout  fuenudlü  est,  AiidiiinturJ 

Wenn   Waitz   (Deutsche  vcrfussuii^sgeschichte  1  ^»  s,  329),    was  ei 
«,  126  allerdings   noch  nicht  mit    derselboü  eötschiedeubeit  ausgespr 
cheü,   im  anschluss  aü   die   obigen   worte  aüuftiiirt:    ^Voii   dem   kOiiig| 
oder,  wo  königtum  nicht  zur  ausbildung  gekommen  ♦  von  dem  fursU^u  wir 
tn  der  allgemeinen  versamlung  die  sache  vorgetragen,    die  vorhiuidlu 
begonneu.     Es  «ind  nicht  befehle  oder  fertige  beschlfi&se,  welche  sie  ver 
künden :  sondern  sie  suchen  daa  volk  Itir  ihre  ansieht  m  gewinnen.  MtL\ 
zelne  a»        '    ug  männer  ergreifen  das  wert,  je  wie  alter,  adel,  krie 
fuhmt  ii  lukeit  dazu  aufforderung  geben,"  bü  ist  dagegen  m 

das=;8  bereits  Halm  die  Unmöglichkeit  einer  solchen  auffassung   der  tadJ 
teiöchen    worte  nachdrücklich   betont  hat.     Das  prout  adas  cuiqne  biij 
facmidia  est  kaim  sich  durcbauö   nur  auf  den    eben  genanten  tcx  vt 
prmceps  beziehen  und  nimmermehr  auf  andere  „eiAzelne  angesehene  mikn^ 
ner.*'    Der  hin  weis  auf  das  folgende  juhmdl  )KdeskUe,  das  doch  nur  an 
,,könig  oder  fursten,"  nicht  auf  beliebige  andere  mitglieder  der  versam^ 
lung  sich  beziehen  kann,    scheint  Waitz    zur  bogrimdung  jener  auffas^ 
suDg  nicht  ausreichend,   es  fordere  andererseits  audiufUurt   so  hebt 
hervor,  „dass  von  mehr  als  einem  sprtxthendcn  die  rede  sei."    Dagegen 
haben  wir  zu  bemerken ,  dass  in  der  tat  auch  von  melir  als  einem  «pre 
chonden  die  rede  ist ,  dem  re^  und  dem  princep$ ,  die  an  ganz  verschio 
denen  orten   ihren  vortrug  halten-     Übrigeiiä  ist  auch  darauf  hinzuwei^ 
mn ,  dass  im  latehiischen  bei  mehreren  subjecten  nicht  blos  bei  der  ver^^ 
bindung  derselben  durch  d  oder  que,   sondern  mehrfach  auch,   wo 
selben  mit  vel  oder  ant  oder  m:que  in  Verbindung  mit  einander  <  i\ 

sind,  das  zugehörige  verbum  in  der  mehrzahl  gegeben  ist,    wie 
(Latoiaischo  Sprachlehre,  Braunschweig  1857,  §  213,  anmerkuug  1)  ml 
den  Sätzen  Non,  si  qtüd  SocratcH  aut  Aristijfpt^  cofUra  (^^ududimt 
eimkm  ftctrunt^    idimt  ceieriii  licd   (Cicero  de  officüs  1,  41)   und  Ua 
neque  tyo  nequc  tu  fecimm  (Terenz)   erweist,   so  dass  also  selbst  weiti 
die  obigen  reo:  und  princepn  einander  ganz  ausschlössen ,  das  audiuntn 
neben  ihnen  vollberechtigt  wilre* 

Weiter  aber  ist  Waitz  der  ansieht,  dass  namentlich  proui 
ruigtic  etc.  keine  beziehung  auf  rex  zulasse^   da  es  jedenfalls  nur  ^t 
könig  In  der  versamlung  gegeben   habe  und   solche  etgenBchaft^a 


^CTTTOS  OK&MA^U 


VJ\ 


bbi   nun*'!!  111  1  körtnpn;  v^  h]o^  iiui  prinrcpa  7M  iiezie- 

bell,  sm  aber  «1*       :-,  jUch:  es  hoUo  ja  üiclit  heis^^sn ,  rfass  kftnig 

mid  funil  in  der  versamluog  sprecben,  sondeni  je  nach  der  verschiede* 
öt*ii  verfansuüg  köiiig  oder  fürst:  am  ersten  wäre  an  einen  prince})H  cim^ 
laÜH  5£U  denken,  doch  möge  es  möglich  sein,  hier  zu  tibersetzen  „ein 
ffirsi^'  Das?  völlig  unzutreffende  dieser  bemerkung  beruht  einzig  auf  einer 
nngi^nauen  auffassung  der  taeiteiachen  worte*  Tacitu8  sagt  niclit:  rex 
oder  princeps  ,, spredien **'  oder  ,, tragen  vor*"^  oder  ähnlich,  sondern 
andiuntur  »*öie  werden  gehört,  man  hört  sie  "  Die  wortedos  königs  oder 
des />rtna'/?5  werden,  je  nachdem  er  alt,  oder  aus  vornehmem  geschlecht 
oder  mit  kriegsruhm  bedeckt  oder  redegewant  ist,  verschieden  gehört, 
versclüeden  aufgenommen,  also  es  macht  einen  verschiedenen  ein- 
druck,  ob  mm  beispiel  selbst  ein  könig,  wenn  er  etwa  noch  ganz  jung 
und  gar  nicht  mit  ki'iegsruhm  bedeckt  und  recht  ungeschickt  im  sjtrechen 
ist,  vortrügt  oder  etwa  ein  princejjs,  von  dem  man  das  glänzende  gegen- 
teil  aller  jener  mängel  rühmen  dürfte.  Wenn  Waitz  dann  noch  fort» 
fährt;  „gewiss  keine  weitlünftige  verhandlmig  der  ganzen  menge,  aber 
auch  nicht  ein  stummes  entgegennehmen  dessen,  was  die  herscher  vor- 
trugen, entspricht  germanischer  sitte.  Wo  von  solchen  versaralmigen 
später  die  rede  ist,  wird  wol  erzahlt,  wie  ein  durch  alter  oder  andere 
eigenschaften  ausgezeichneter  mann  auftritt  und  der  Stimmung  des  Vol- 
kes ausdruck  gibt,'*  so  genügt  es  wider  zu  bemerken,  dass  alles  das 
die  präciao  erklämng  der  taciteischen  worte  durchaus  nicht  beeinflussen 
kann*  Tacitus  spricht  an  unserer  stelle  von  keinem  andern  ausdruck  der 
Stimmung  des  volkes ,  als  dem  durch  murren  (fremitu)  oder  durch  schüt- 
teln der  Speere  {franwas  comtUiunf). 

Der  Vortrag  des  königs  oder  des  princeps  steht  in  engem  Zusam- 
menhang mit  den  anfangsworten  des  elften  capitels,  in  denen  gesagt  ist, 
dasß  minder  wichtige  angelegenheiten  nui*  durch  die  principes  beraten 
werden,  die  ^dch tigeren  aber  durch  die  gesamtheit,  doch  in  der  weise, 
dass  auch  die,  über  die  die  entscheidung  dorn  volke  zustehe,  vorher  von 

f'den  primipes  beraten  werden.    Also  werden  die  in  der  volksversamlung 
301  erledigenden  angelegenheiten  von  den  principes  jedesmal  durch  vor- 
^      '    I  'i,  zur  Verhandlung  vorbereitet.    Selbstverständlich  schüesaen  diese 
^   >;  im  anfange  des  elften  capitels  die  köuige  ein. 
Es  wäre  ganz  absurd,  die  bedeutung  der  germanischen  prindpes 

'ein  für  alle  mal  ganz  fest  begrenzt  hinstellen  zu  wolleo.  Princeps  ist 
ein  jjuperlativiscbes  wort,  „<ler  erste/*  eigentlich  „der  beginnende**  (daher 
^principium^  beginn,  anfang**)   und  seine  genauere  bedeutung  hängt 

;  1   von  dem  zusammenbange  ab,   in  dem  es  gebraucht  wird.    In 

U/.^tj  uiifs  römische  reich  ist  Aüt  princeps  „der  kaiser"  und  so  gebraucht 

13^ 


m 


itruoE 


TacHus  das  wort  besoiiderH  oft,  aber  natürlicfi   ist  min  priHceps  nidU 
überall  „ein  kaiaer.*'     Auch  in   den  rein  germaaischen  verlifiHiii»soü 
der  princeps  gar  nicht  immer  derselbe.     Der  ansdruck  ist  darcliaas  nicht 
80  präcis  oder  ,, technisch,*^  kann  man   sagen,    nie  oft  angenommen  ist,] 
mEg  deshalb  auch  sehr  verüchiedou   übersetzt  werden,   wenn  man  nichtij 
überhaupt  eine  allgemeinere  unbesitimtere  Übersetzung  dafür  vorsieht  Saf 
Htimnien  die  principis  so  ziemlich  mit  den   auch    nicht  ganz  genau  xu| 
bestimmenden  pthnores  üherein ,  welche  benennung  Tacitus  iu  der  0<^r- 
mania  ganz  vermieden^  in  seinen  späteren  schrilleu  aber  mehrere  maloj 
von  germanischen  Verhältnissen  gebraucht  hat,  so  Historien  4 ,  M:  OiVi- 
lis  primorc»  gmtis   et  2)rompti$simo$  votyi  speck  epntarum  saci'um  ml 
nefutis  vocahs  fgg,;  Anualen  2^9:  ejus  [Fmir^s]  in  ri^m  cum  ceterisl 
primoribtis  Ämnnius  adRtlUf ;   Aimalen  2,  19:  plehes  prinwres  juvimtufii 
sme$  OÄpiien  liomannm  repmUe  incursanl,  turhrnt;  Anualen  2,  02:  finvsl 
Marcomanorum  ingrciVfur  corruptisque  primmihus  ad  sociciatem  inrum-l 
fiit  regianL 

DOHPAT,    DKN    20.   [H.]   OC3T0BER  1871.  LEd    MEYER. 


ZUM    BEOWULF. 

Die  folgenden  beitrage  zur  texteskritik  und  erklärung  des  Beo- 
wulf  bilden  eine  fortaetzung  der  in  der  scandiuavischen  „Tidskrift  for| 
Philologi  og  Pa^dagogik**  jahrg.  8  erschienenen  zwei  artikel,  von  wel* 
eben  Rieger  in  seinen  sehr  wertvollen  beitragen  in  dieser  Zeitschrift  III, 
381  fgg,  den  ersten  benutzt  hat  Es  sei  mir  erlaubt  Wer  die  werte  Rie- 
gers zu  widcrholen ;  So  oft  ich  Grein  entgegenzutreten  veranlasst  war, 
bin  ich  mir  doch  immer  von  neuem  bewust  geworden  ♦  wie  viel  wir  ihm 
verdanken,  da  es  erst  auf  der  breiten  und  sichern  grundlage  seines  glos- 
sar»  möglich  geworden  ist,  fragen  der  kritik  und  exegese  er«|>ries8Hch 
zu  verhandeln. 

19.  Bei  dem  vielbesprochenen  (järsecg  ocean  scheint  es  bisher 
nicht  beachtet,  dass  das  unzusammengesetzte  sccg  in  derselben  bedeutung 
vorkommt:  salum,  segtj  gloss.  Epin.  813;  salum,  se(i  gloss.  Krf.  S.247* 

&7  fg.  ist  vom  Scyldinge  Healfdene  gesagt: 

heold  Jiemim  Ufdc 
gamd  and  qMrmuw        glmle  ScyMingm, 
Ein  adjnctiv  tiäitnitw  ist  :iii  mv]i  iimIh  JcnUnh  ^  \gL  wcelteöw  G2d,   ATTimh 


tVU  WtOWtTLF 


10S 


der  ausdruck  hier  eriiinort  an  v.  608 ,  wo  der  »ohii  Hoalfdcues  gamol- 
fmx  and  ffüärof  genaot  wird.  Dadurch  wird  es  wahrscheinlich,  dass 
auch  X,  58  ffüärof  das  ursprüngliche  ist.  Die  handschrift  hat  öfter  eo^ 
m  statt.  0,  a:  gcUeod  81»5 ,  ahreotm  1599,  feorä  2266,  heand  2596. 
In  hÜHode  17*J9  ist  inlautendes  u  statt  /' geßchrieben. 

68  —  7Ü.  hätan  wolde 

fneäotem  micel        mcn  getvyrcean^ 
pomie  ffldo  bearti        Afre  gefrunmi. 

Orein  (Sprachschatz  II,  56:1  fg,)  hat  mehrere  stellen  zusammengestellt, 
wo  ponne  anakoluthisch  st^ht,  sodass  im  vorhorgohenden  Satzglied  der 
begriff  des  coinparativs  hinzuzudenken  ist  Aus  der  prosa  ist  folgende 
stelle  ^u  vergleichen :  hi  suMe  ptes  lof^es  ftBstenum  trüwode  ponne  ä»> 
ijefeohtc  epist»  Alexaudri  ad  Aristo t.  ed.  Cockayne  foL  108  b,  wo  der  her- 
Sgeber  mit  unrecht  swldor  ändern  will. 


83  —  86  habe  ich  geschrieben: 

Ne  ums  hii  knitjc  pä  gen, 

p€Pi  se  ccghete        ädumswertan 

mfier  wmlntäe        wmcnan  scdde, 

pä  se  usw. 
Dafür  ist  noch  der  umstand  anzuführen,   dasa  die  hantlschrift  nach  bei- 
den abschriften  Thorkeüns  nach  scdde  punktnm  hat  und  du  mit  grösse- 
rem initiale  schreibt;  dies  stimt  dagegen  nicht  mit  dem  teite  Heynes. 

112.  eoimias  and  glfe        and  orcneas. 

Die  von  Heyne  vorgeschlagene  und  von  Grein  *  gloss,  aufgenommene 
crklunrng  .torme  (altn.  orkn,  aeelöwe),  stark,  masc,  seeungeheuer'*  kann 
nicht  die  richtige  sein.  Das  altnorwegische  wort  ßrhi  mid  erkn  (nicht 
orim)  neutr.,  das  ph<}ca  barhata,  nicht  seelöwe  bedeutet,  muss  ganz 
verschieden  sein.  Ein  nom.  sg,  orcnc  würde  im  ags.  nom*  pK  orcnas, 
nicht  orcnem  geben  (vgl  esnCf  nom,  pL  esnas).  Auch  würde  die  halb- 
zeile  and  orcneas  metrisch  imgenügend  sein.  Daher  ist  and  orcneas  zu 
ßcbreiben*  Das  stamwort  ist  orc  =  lat  Orcus^  welches  bei  Grein  belegt 
ht;  vgl.  Grimm  mytlioL  454.  Allein  die  von  Orein  (Sprachschatz)  ange- 
nommene Zusammensetzung  orc-neus  (fwas  cadavcra)  scheint  von  der 
Seite  der  bedeutung  unpa.s8end.  -eas  ist  wol  vielmehr  die  dem  lat  -ad 
nachgebildete  eudung,  welche  im  ags.  bei  fremdwörtern  auch  da  ange- 
wendet wird,  wo  das  lat  kein  entsprechendes  wort  auf  -aci  hat,  so 
bidim,  gen,  Persm. 


194  BÜOGB 

122.  Ettmüller,  dem  Orein  folgt,  setzt  das  adjectivum  rede  in 
Verbindung  mit  reo  rauch  und  nimt  demnach  als  die  ursprüngliche  bedeu- 
tung  „aufbrausend"  an.  Ich  glaube  vielmehr,  dass  rede  mit  hreoh, 
hrcow,  reow  gleichbedeutend  ist.  Wie  hier  rede  and  reäe  verbunden  ist, 
so  räts.  81  V.  2  hreoh  and  rede  (mit  ryne  allitterierend) ,  wo  wol  reöh 
ausgesprochen  wurde,  rede  verhält  sich  etymologisch  zu  reöwy  wie  geare 
zu  gearti. 

135 — 137.  efi  gefremeda 

moräbeaia  nmre       and  nö  niearn  fore 
fdhde  and  fyrene. 
Eieger  (in  dieser  zeitschr.  III,  384)  meint,  der  vers  dürfe  nicht  zwischen 
der  Präposition  und  ihrem  casus  schliessen.    Man  vergleiche  aber  Gen. 
1032  fg.: 

ädeinest  me  fram  duguäe        and  ädrifest  front 
earde  minum; 

Metra  24,  9  fg.: 

federum  läcan       fear  up  ofer 
wolcnu  windan. 
Diese  beispiele  sind  schon  von  Grein  im  Sprachschatze  hervorgehoben. 
Nicht  wesentlich  verschieden  sind  folgende  beispiele  im  altn.:  Völuspil  19: 

stendr  ce  yfir  gramn        ürdar  hrunni, 
Hamdismdl  11: 

li^u  pd  yfir  nngir  ürig  fjöU. 
moräheala  ist  wol  sicher  acc.  sg.  ==  mordhealu,  nicht  gen.  pl..  Über- 
haupt geht  ags.  u  in  unbetonten  endsilben  vielfach  in  a  über.  Vgl. 
gcara  1914  =  gcaru;  in  den  Aldhelmischen  glossen  nearapanccs  Haupts 
zeitschr.  IX,  415;  ncarapanca  424;  searaj)ancum  502;  machinaSy  scara 
510.  Obgleich  a  und  u  in  den  ags.  handschrifton  sehr  ähnlich  sind, 
wage  ich  nicht  in  allen  solchen  formen  Schreibfehler  zu  sehen,  um  so 
weniger,  als  die  formen  niaga,  gen.  magan  statt  magu  und  wala,  gen. 
tvalan  statt  zoalti  wol  aus  der  wandelung  eines  ti  in  a  zu  erklären  sind. 
Auch  wird  hrega  Crist  456,  psalm.  Cotton.  v.  2  geschrieben.  Analog  ist 
die  gewöhnliche  form  fcla  statt  fdu.  Ebenso  wird  in  nordliumbr.  quel- 
len suna  nom.  accus.  (Durh.  Matth.  2,  18;  Maic.  2,  5)  geschrieben. 

163.  hdrioia.  Heyne  erklärt  das  wort  „vertrauter  ratgeber  der 
höUe,"  und  diese  erklärung  ist  von  Grein  aufgenonmien.  Sie  wären 
meiner  ansieht  nach  besser  bei  der  schon  von  Kemble  gegebenen  und 
von  Grein  selbst  gestützten  erklärung  „  zauberer "  stehen  geblieben.  Dem 


ztm  »«owoj^ 


195 


madcx  hdrüna  entHpriclit  ja  völlig  das  fem-  Mrüne,  dessen  bc^deutimg 
durch  die  alten  glOBWire  gesichört  fet,  z,  h.  pyihonissam  (gL  L  diinnch 
tricem,  prophcHsmm).  hcJhrunan,  vd  wicmn  gl.  AldhehiL  (Haupta 
eitechr.  rX*  i6l);  injthmma  JieUcrune  vd  haytessc  Wright  gloHS.  60. 
Das  dtamwort  itst  in  dem  ahil  heUirüna  ars  titaffieat    eig.  mysicrinm 

^infemi  bewahrt  Dem  hdnhm,  fem,  hdrüne  analog  sind  ags.  Parcm 
(corr.  Parca)^    hunjrunae  gl.  Kpiu.  617;   JÜuL  hohnina  lamia  (was  sieb 

ja  doch  nicht  als  vertraut»  ratgeberin  doB  holzes  erklären  lässt)  u.  a* 
)ass  die  bedetitung  „Zauberer'*  im  helrüna  passt,  erbellt  durch  verglei- 

^Chung  von  Beöw.  804  ^  2085  fgg.  u.  a. 


%m<4w»  weredCf 
ofer  lafftisträie 
hidcr  ofer  holmas 
Ic  wms  endesfMa, 


237—241. 

scnroJia^lbcndra 
Jm  piis  brontne  ceol 
Ifjtdan  cwonion 

Ikehnum  Jteahfe^  ? 
mgwearde  heold, 

r>er  fehlende  halbvers  240  läset  sich  mit  Sicherheit  nicht  ergänzen*  Was 
bisher  vorgeschlagen  ist  (hf^de  secean,  helmas  hdtron,  hdmum  peahte) 
-  iüt  mir  nicht  genügend.  Gmudtvig  hat  schon  mit  recht  bemerkt, 
^  das  prSter,  wm  241  bei  dem  gewohnlichen  texte  unpassend  ist, 
denn  der  redende  ist  ja  noch  strandwachter.  Dagegen  lässt  sich  daa 
prut.  W(üs  hier  wol  hören ^  wenn  eine  Zeitbestimmung  zugefugt  wird; 
daher  vermute  ich: 

pe  pus  brontne  eeöl 
ofer  laffUstrMe        Iddan  cwöfnon, 
Inder  ofer  holmas?        [Hrdägäres  Imge] 
ic  wms  cndc^d^a. 

Vgl.  z.  b.  3751 :  ponc  ic  longe  heold.  üaas  der  Däne  denjenigen  könig, 
des^sen  grenzhüter  er  ist,  sogleich  neni,  ist  der  epischen  gewohnheit  völ- 
lig gemäss;  siehe  v.  260  fg,j  335  fg.;  342  fg. 


303  —  305.  Eoforlic  scionmh 

ofer  hlcorbcran        gehrodcn  golde 
fall  mid  fi/rhcard        ferh  weurde  heold. 

Diese  schwierige  stelle  scheint  mir  bish^  nicht  richtig  verstanden.  Der 
dichter  hat  erzählt,  dass  die  Geaten,  vom  Strand  Wächter  geführt,  den 
gang  zur  halle  Hi  ^         antraten.    So'  ht  er  zur  Schilderung  ihres 

aib^sehens  über;  ü  rb  wird  der  i  lo  heim  mit  dem  eberbilde 

hervorgehoben.     Diese  Zeilen  303  —  305  scUiessen  sich  natürlich  dem 


im 


nvnüt 


atze  gewiton  him  pä  fiinn  uii.   du»  zwiscbor^'-- "  l'»  flolu  sliJU  - 
imre  ftesi  ist  parentlie tisch  zu  fassen*     Man  tl  lu  nichi  m\{  (Irandt- 

vig  eine  lücke  zwiscben  f<tst  und  Eoforlic  suchen. 

Örein  schreibt  ferh  wmrde  hcohl,  d.  h.  f»m  ferkel  hieir  'iie  warte, 
«odasa  feth  eine  seltene  form  statt  fearh  wäre.  Dagegen  tut  Orundtvig 
gegründeten  einspruch.  Der  heim  mit  dem  eberbilde  (oder  im  eberbild 
auf  dem  helme)  wird  sonst  immer  eofor  oder  stmn  genant,  wie  die  alt- 
öordigchcn  sagen  den  hfilm  lUhllfföUr  oder  Ilildisvin  erwähnen;  dagegen 
scheiut  es  sehr  unpassend  den  beim  (oder  das  belmbild)  fearh,  d.  i  ein 
ferkel  zu  nennou.  Auch  ist  der  Übergang  vom  pluralen  EoforUc  scionon 
zum  singulare«  ferh  weardc  Jwofd  sehr  hart.  Es  scheint  mir  unzweifel- 
haft, dass  hier  vom  helme  gesagt  ist:  ferh-wearde  heUd,  wie  Kern- 
blo  und  Grundtrig  lesen,  d.  L  schützte  das  leben*  ff^rhweard  ist  mit 
feorhutm^  hmfodweiird  analog;  namentlich  vergleiche  man  1030:  Ymh 
pffts  hehncs  hrof  hmfodhvorgc  wirum  hetirundcn  tvaJan  üfan  heold.  Die 
form  ferh  =  feork  komt  aueJi  Be«>w.  270G  vor  und  ist  in  anderen  band- 
Bchrifteu  häufig.  Ein  subject  zu  ferh-tacarde  heold  lüsst  sich  nur  in 
cofor  oder  cofor-Uc  finden;  folglich  kann  scionon  nicht  als  scin&n  auf* 
gefasst  werden,  denn  dies  liesse  sich  dem  folgenden  heold  nicht  wol 
coordinieren.  Dass  in  scionon  überhaupt  kein  verbum  steckt,  hoffe  ich 
unten  zu  zeigen.  Da  der  heim  BetVw.  1112*  1328,  2152  eofm*  genunt 
wird,  lese  ich  auch  303  wfor  für  sich.  Das  compositum  e^forlic  scheint 
mir  hier  bedenklich:  dies  würde  apri  corpus  bedeuten;  für  npri  simtda^ 
crum  würde  man  eher  coforlka  erwarten.  Freilich  heisst  es  wmrp  him 
in  imjrniis  Ik  Gen.  49 1,  gewmdad  on  tvf/rmes  Ik  Sal.  152;  alleiii  nach 
tnanlka  ist  Bwhdkum  Beöw.  14ö3  dativ  von  swinl4ca,  nicht  von  swin* 
Ik.  Die  handsehrift  hat  v.  303  eofor  fic  stiofton.  Ich  lese  uIh  ein  wort 
Hc-^cidnon  vou  einem  udj,  Ik-sciOni'^  Die  form  sceonc  ^  scetw, 
sc^HC,  ptdchcr^  splefididm  ist  häufig.  Die  Zusammensetzung  lkscedney\ 
schöngestaltet  stütze  ich  durch  altsächa.  Hk  was  im  skoni  Heliand  IW; 
ags,  cwted  Juct  his  Ik  umrc  höht  and  sccnc  Ge.  2*55.  Der  dativ  Ikscio^  , 
non  vor  ofvr  hkör  ist  syntaetiscb  z.  b.  mit  frtän  vor  undcr  sa^c  ] 
rata.  45  V.  2  zu  vergleichen.  •  Ucmümn  ist  wol  als  dat  sing,  zu  fiisöon  1 
nnd  auf  Beöwnlf  allein,  nicht  auf  die  anderen  Geaten  zul'  '  ^  bezie* 
hen.    Hierfür  spricht  erstens   lÜe   bedeutung  des   adject.  ■    (man 

vergleiche  damit  die  Schilderung  des  aussehens  Beowulft  v.  247  — 2&l);j 
zweitens  die  singularformen  eofor  —  hmld,  ly-^^^^aw  !>eran  nach  Ww] 
berühre  ich  hier  nicht,  >v'*'^  ''^'  '^''-  \vii\i  uh'hi  ^i.  Tum-  HrU"(i"M  l^rur» 


328  fg. 


sdmmnnn  searo 


gäras  MMm 
smnod  fxiijmdfwt. 


zcu  mownLr 


197 


Vgl.  haslaii^  gesem'f"^*- 


tntiiafi   c'l»>sts!     AMlw^lni.     ^TTnu!>is    /f^ii^^i^lir 


348,  Gowöbülich  versteht  man  unter  Wenälas  hier  die  Wan- 
dalen; Ettjnüllcr  fund  nach  UimSunrock)  gibt  hierbei  die  curiose  bemer- 

ang;   „Noch  heute  nont  sich   der  Dfinenkönig :    könig  der  Wandalen''! 

im  nächsten  liegt  es  gewiss  mit  Grundtvig  an  die  bewohnet  des  Ven- 
dill,  der  nördlichsten  landachaft  JüUands,  zwischen  Liraijord  und  dem 
raeerot  zn  denkeo;  diese  werden  von  Saxo  p.  588  ed>  Mililer  Wandalif 
in  Knytlingasaga  (Tornmanna  sog.  XI,  252)  Vandihhfgtijar,  VmdÜfolk 
genant  Wenn  der  fTirst  der  Wendlas  bei  dem  Scyldingenkönige  hof- 
mann ist,  setzt  diea  wol  voraus,  dass  VendiU  zum  dänischen  reiche 
gehorte;  vgl.  Jessen:  IhidersögeUer  til  nordlsk  oldhisiorie  s*  48. 

351).    Für  unUt  glaube    ich  Tidskrift  for  PhiloL  VITI,   71,  303 

die  bedeutung  »,  überaus  grau"  gesichert  zu  haben.    Ich  habe  auf  die 

von  Hoefer,  Germania  XI V»  203  fgg,  namentlich  aus  neueren  sÜddeut- 

eben  und  uiederdeutscheu  dialecten  belegte  anweudong  des  präfixes  «»- 

lit    verstärkender    und    (iberti'eibeuder   bedeutung   (untief,    sehr   tief, 

un gross  usw.)  hingewiesen.    So  wü*d  das  präfix  auch  sonst  im  Angel- 

(ehsischen  angewendet;  Dietrich  (Haupts  zeitschr.  X,  335)  nent  unfted- 

überschnell,   un^  übermässig  essen,   unlmi  übermässige  lust  bei 

Jric. 

410,  edeUurf.  Schon  Egilsson  lex.  poet  hat  altn,  oäaltorfa  ver- 
glichen. 

422.  Die  bedeutung  von  nicor  hat  liieger  richtig  bestimt. 
Beweisend  dafftr  ist  epist»  Alex,  ad  Arist  ed*  Cockayne  foL  lila  a  5  fg. 
kiw  nmrcm  jm  brmst  gdice  niccrts  hreostumf  wo  iler  lateinische  text 
^fjyopotami  peefore  hat;  ep.  Alex.  fol.  119b  10  nicoras  =  fnppojwtnmL 
Der  herausgeber  bemerkt  p.  73:  ,fpoHus  in  alns  lacist  Equu$  mari- 
nns,  WafruSp  itiierpretandumJ'  Altnorw.  w^Ä:r  hippopotamus  (Alexand. s.) 

454.  Bcowiilf  nent  seine  brönnc  llrddlan  luf.  Die  Vermutung 
liegt  för  jeden  nahe ,  dass  die  bmnno  dadurch  als  erbstück  nach  Ilredd, 
iem  grossvater  Beowulfs  bezeichnet  ist  Diese  veimutung  lässt  sich 
sprachlich  begründen.  Man  hat  schon  bemerkt ,  dass  die  Schreibung 
I  '  '  statt  ed  dieser  Vermutung  nicht  zuwider  ist,  da  1485  ebenso 
statt  Ufidlcs  geschrieben  ist;  umgekehrt  ist  die  form  Ilrdda 
Widsirt  120  ursprünglicher  als  die  gewöhnliche  Eriäa, 

Ferner  ist  es  bekant»  dass  starke  und  schwache  foimen  in  der  fle- 
iloii  r't^rniainVirbor  uomina  wcchselü  können,   d.  h.  anders  ausgedrückt: 


19S 


ilüOOE 


(iasB  der   stamm  in  eimgc^n  ciisusfornieD  diircii  tm  outr  uthI 

71  erweitert  mu  kaniL  So  Ib  den  goL  adjectiviscben  j-,.  i  ,  u: 
öur  gibandins,  nom.  liäufiger  yibands  als  «a  tjihamla,  Zaweüeii  fat  derl 
durch  nasal  erweiterte  stamm  auf  die  obliquen  casus  beschränkt,  so  goLl 
geiL  funinSf  dat.  funm  (vom  stamme  funan)^  dagegen  nom.  accua.  ffm.\ 
Namentlkh  hebe  ich  hervor,  dass  im  altnorw.  mehrere  namen  im  g6a.j 
(nicht  im  nomin*)  zwischen  schwacher  und  starker  form  schwanken*  So] 
gen*  Snrta  ux  der  vcrbmdung  Surki  Imji,  sonst  Surts,  auch  Sur(arA 
nom,  nur  Surtr;  Suämtga  mjödr  und  SuUuwja  synir  neben  SnikmgsA 
nom,  Suitmigr;  Mima  meiär  neben  Mimis  uni  Minis ,  nom,  unt  Mimir;\ 
Haädlngja  it?t  in  mehreren  rerbindungen  wahrscheinlich  als  gmL  sing. 
zu  fassen,  daneben  komt  Haddings  vor,  im  nomin.  nur  Iladdingr.  Nach] 
dieser  analogie  fasse  ich  ags*  Ermdlan^  Hredlan  als  mit  üroidleSf  Hrfd-] 
ks  gleichbedeutend.  Amüog  scheint  es  ebeufaUs,  dass  Beöw.  620  die] 
schwache  dativform  Wealhpcdn  vorkomtt  wrthrend  der  oame  irn  nom. 
accus.  Wcalhpeow,  Wcalhpeo  lautet. 

524*    Wie  ist  der   name  Bmnstan  etymologisch  zu   verstehen?! 
Jieän'  aus  ursprunglichem  Bann-  wurde,   soweit  ich  seho,   keinen  pa^ 
senden  sinn  geben*    Lieber  würde  ich  Beänstäft  als  Bämtän  (aus  Bai%ir 
$tmn)  fassen;  jedoch  würde  dies  wie  auch  Beamtän  statt  Banstän  oderj 
Bannstän  abnoi'me  Schreibart  sein.    Darf  ich  daher  in  Bcimstanvs  eineo  ] 
iehler  statt  Beähstanes  vermuten?    Wenn  der  obere  strich  von  h  ver- 
wischt wird,  ist  h  den  zügen  nach  dem  n  gleich;    v.  227G  hat  man  inj 
der  handschrift  heum  statt  hfMrh  gelesen.    Das  wort  fredÄ,  altn.  baugrA 
mhd.  hoiic  wird  bei  verschiedenen  germanischen   stftmmen  zur  bildung] 
von  Personennamen  angewendet 

632—534.  S6d  ic  ialige, 

pmt  ic  merestrengo       märaii  ähfe, 

earfedo  mi  ffdum,       ponnc  <hiig  octer  man. 
airwjfo  bedeutet  kraft,  starke,  nicht  anstrengung ;  MgVich  ht  nwresdrfngo, 
wie  Heyne  übersetzt ,  knift  im  meere ,  nicht  anstrengung  im  nieere  (noch 
weniger  vis  7miris).    Dem  fiieresircngo  lässt  sich  mrfcdo,  beschwenien,  ^ 
nicht  passend  coordinieren.    Auch  an  sich  ist  der  ausdruck  „  beschwor- i 
den'^  hier  unpassend,   weil  TTnferd  nicht  behauptet,  Breca  habe  gr^sscro 
beschwerdon  als  Beowulf  im  meere  ausgestanden ,  sondern  v,  618 : 

hwfde  märe  mmgm. 
Das  richtige  scheint  mir  daher  cafeSo,  was  schon  von  Heyne  im  glos- 
sare  vermutet  ist     Ebenso  ist  v.  902  in  der  handacbrift  das  bekautef«  | 
earfod  statt  des  seltenoren  mfod  geschrieben.    Dio  pluralform  komt  auch  i 
1717.  2534  und  öfter  vor. 


2um  BsowrLP 


IDö 


nß5  — ar.?. 

nr  an  mergmitiG        mextini  imnde 

be  p%äfe        nppc  Uegon 

sf^cmnlum  äswefciku 
Mau  erwartöt  mke  und  iiweorde,  denn  hier  ist  ja  von  Beowulf  allein, 
aicht  zugleich  vou  Breca  die  rede,  und  Beowuli'  hatte  wol  nur  ein  schwert 
nutgenammeiL 


574,    In  Tidskr.  far  Phflol  Vlll,  48  habe  ich  hw^e^ere  in  swa 

Jh'         '    '    '      rr    ,  r,   dosseu  beifall   dir  "    '  "    ^leu  hat,   ver- 

st  I     ,  lir.  ni,  Zi<7  fg,)  die«  ,    ^     ih*'  imd  setzt 

Dach  nicerm  nigme  komma.  Ich  habe  ea  vielmehr  als  „so**  verstan- 
den; dies  jySo"'  bezieht  dch  nach  meiner  aulTassung  auf  das  vorherge- 
hende:  Wt/rd  oft  nered 

unfdgne  emi^  Jmme  hi^  eilen  deäk. 
Diesen  generellen  «atz  wendet  Beowulf  auf  sich  und  seinen  kämpf  mit 
den  seetieren  an.  Die  änderung  von  hwredere  iu  swä  ßccr  entfernt  einen 
grund,  welchen  MuUenhoflf  lur  die  umlchthcit  der  verse  550  —  577  anführt 
(Haupts  zeitschr.  XIV,  200).  Einen  anderen  gnmd  hat  Rieger  entiernt 
Müllenhoff  scheint  nicht  daran  gedacht  zu  haben,  dass  v.  581  —  586, 
>vclche  er  behält,  sinnlos  werden ♦  wenn  nian  v*  550  —  577  streicht:  die 

ausdrücke  swylara  searoniäa, Ulla  brogan  und  stcä  deörlicc  d^bä 

gcfrcnmlc  fdgum  stveonhtm  setzen  offenbar  den  in  den  vv,  550 — ^577 
geschilderten  kämpf  mit  den  meertieren  voraus. 

Ähnliche  bedenken  habe  ich  bei  manchen  der  von  Müllenhoff  vor- 
geschlagenen athetesen,    Er  streicht  90  —  101,  wodurch  wir  den  folgen- 
»den  text  bekommen  würden: 
p(l  86  cllengfEst  {eUorg(eä)        earfoältce 
präge  gepolod^:,        se  pe  in  ptjstrum  bäd, 
^^m  pid  hv  dogora  gcJfWam        drvd         '  'rde 

^^P  hhXdne  in  healle:        pdr  wces  h  stceg. 

^H  Wtcs  sc  grimnm  gmst        Grendel  hCdcn, 

Wer  den  jiusdruck  der  angelsächsischen  gedichte,  wie  sie  uns  vorliegen, 
genau  beachtet  bat,  wird  dies /ir^r  wres  Iwat'pan  swcg  zu  knapp  finden 
und  danach  eine  fortsetzung  oder  weitere  aasmalung  (wie  eben  eine 
1  iu  der  hundschrift  folgt)  vermissen.  Ygl.  2107  fg.,  22 C2  fgg., 
-  ..m:  fg.,   Gen*  lOTD  fgg.,  Crist  6Gü  fg.,  Mouna  craeft.  49  fg*,  Widsid 

AÖ3  fgg- 

V.  131  — 137  soUen  unächt  sein.     Der  kummer  des  königs  würde 

in  durch  «1     "  ^'  ^^  swt  bezeichnet  sein:  so  farblos  schildert 

nicht  ein  ang-  uter. 


2m 


vroo« 


Nacli  ausschoidniiö^  <1er  vv*  147  —  151  hildet  Mftlloiihoff  diosen  t.ext 

Wres  seo  hwÜ  mied, 
pffi  M  u:f<(  Hroäffnr        hdenulas  wmy  usw. 
Allein  tlie  verbixiJung  Wm^  seo  html  mied,  pect  —  fäa  mmcra  Ist 
venvorren,   dass  ich  an  eine  entstellung  denken  wQrde,  wenn  ^*e  Aber 
liefert  wäre. 

419  —  426  und  433  —  441  werden  als  nnächt  bezeichnet    Alleiii 

M  V*  442  wfirdo  sich  nicht  eben  gnt  (wenn  auch  sonst  zuweilen  ä.hu4 

liebes  vorkomt)  auf  Ormdhs  v.  409  bezieben,   welches  durcb  15  zeile 

davon  getreut  sein  würde.    Der   letzte  balbvers  426   Ir  pe  nn  pn  wir! 

verworfen,   weil   er  ganz  erbärmlich  und  njetrisch  kaum  geiiligend  »e! 

Metrisch  nicht  mehr  genügend  als  Ic  pe  nü  pä  sind  folgende  haIbvorse| 

Jul.  520:  dr  pü  fm  pä; 

JuL  511 :  swä  JyA  nü  pä; 

Hymn.  VI,  31:        eäc  nä  pä. 

Vgl  Beow.  657*    Auch  sonst  scheint  mir  der  letzte  balbvers  Beöw,  42l 

nicht  mehr  erbärmlich  als  Jul.  520. 

473  —  488  werden  von  Müllenhoff  als  interpolation  ausgescbiede 
Allein  wenn  Beowulf  bei  demjenigen  vei"weilt  hat,  was  ihm  Seeleute  vol 
der  Grendelsplago  erzählt  haben  (411  fgg.),  muss  er  von  Hrodr 
bestätiguüg  dieser   erzähluugen   zu  hören  erwarten.    Und   dem  i 
gegenüber,   welcher  seine  hilfe  erboten  hat,  ist  es  nur  natörlich^   da 
der  dänenkönig   nicht  verhehlt,  dass  die  Dänen  mehrere  vorsuche  sicli 
selbst   zu    helfen   gemacht   haben.     Das   alles   finden   vnr   eben    in    des 
gestrichenen  vcrsen.    Als  hauptgiimd  gegen  die  ächtheit  derselben  Rlhr 
Möllenhoflf  folgendes  an:    Da  Hrodgar  655  fgg,  aufs  bestirnteste  erklär 
dass  er  die  bewachung  Heorots  niemals  einem  vor  dem  Beowulf  anver^ 
traut  habe,    könne  er  nicht  die  unglücklichen  versuche   seiner  heldeiiJ 
den  kämpf  mit  Grendel  aufzunehmen,  wie  er  dies  473  igg.  tut,  erwähn^ 
haben.    Ich  finde  zwischen  diesen  versen  keinen  widerstreit.    Denn  duga 
die  eigenen  krieger  Hrodgars  mehrmals,  durch  den  meth  ermutigt,  abend 
im  saale  zurückgeblieben  waren,   nachdem   sich  Hrodgar  audersw^o  oi 
nacbtlager  gesucht  hatte,    kann  der  f5rmlichen  anvcrtrauung  „des  aaaU 
der  Dänen**  an   einen   fremden   nicht  gleichgestellt  werden*     Die  After 
widerholton  unglncklichen  versuche  der  Dänen,  Grendel  xu  bokSmpfenJ 
werden  auch    1238,  1251  fgg,,   1570  angedeutet. 

Durch  die  annähme  einer  athetese  von  xv.  1497 — 1512  wird  fol^ 
gende  vorbindung  zu  stände  gebracht; 

pä  wws  hwU  dwges, 
a  r  })r  piiHv  fjrHndwonfß        Mfffftan  mMe, 
ft(d  M  [inl  niiisele        imihmjicum  ivms. 


XtM  BftOWCLF 


201 


Diese  Verbindung  gchßint  mir  durchaus  verwerflich;  denn  wenn  Beowulf 
des  gmnd  eben  erblickt,  kann  er  sich  unmöglich  sogleich  in  dem  nnter- 

H'   '         '.  vor   dem  wasser   beschützten   saale  Grendels  befinden.    Auch 
i       i:.,ji  fragen:  wie  komt  er  in  diesen  hinein? 

1533  —  1556  sollen  ursprünglich  gefehlt  haben.  Das  riesenweib 
ist  mir  in  dorn  von  Mullenhoff  zugeschnittenen  liede  allzu  passiv.  Der 
heid  kouvt  in  deu  unterseeischen  saal  hinein ,  ohne  dass  man  erfuhrt^  wie 
sich  die  matter  Grendels  dabei  verhält  Er  versetzt  ihr  einen  hieb, 
allein  da  das  seh  wert  nicht  beisst,  wirft,  er  es  an  die  erde  uod  stellt 
waffenlos  da.  Sie  rührt  sich  nicht.  Er  ergreift  ein  altes  riesenschwcrt 
und  haut  damit.  Sie  ist  todt  Man  soUte  erwarten ,  dass  sieh  das  weib 
bei  der  begegnung  im  meere  eben  recht  grausenhaft  und  gefälirlich  zei- 
gen wQrde.  Ganz  im  gegenteile  findet  der  beld  nach  Mullenhoff  gar 
keinen  widerstund.  Die  mutter  Grendels,  wie  sie  auf  den  alten  perga- 
mentblättem  geschildert  ist,  scheint  mir  den  riesenweibern  unserer  nor- 
dischen sat^i.^»  näher  verwant;  auch  diese  sehen  wir  mit  dem  gezogenen 
inesser  {sa^}  über  den  liegenden  feind  gebeugt. 

1600  — 16U  sollen  weichen.    Allein  1626  fg,: 

Eodon  htm  pä  iogeäneSi        godc  pancodon 
pri)dlic  pegna  henp ,        peödncs  gefegon 
kann   der  köuig  Hrodgar   nicht  mit  inbegriffen  sein.     Wo  ist  demi  der 
könig?    „Die  ältere  fortsetzung**  Müllenhoffs  gibt  keine  antwort;  in  den 
gestrichenen  versen   steht  es   dagegen   deatlicli  geschrieben.     Den  aus- 
dnick  pöue  hafiJan  1614  finde  ich  auffallend,  wenn  damit  das  haupt  der 
mutter  gemeint  ist.    1566  fgg.  heisst  es,  dass  das  schwert  den  hals  des 
aeerweibes  traf,   die  beinringe  (die  wirbelbeine)  brach  und  ihren  körper 
Bäurchdnuig;    damit  ist  aber  nicht  notwendig  gesagt,   dass  Beowulf  den 
köpf  vom  rümpfe  trente.    Und  warum  wird  in  diesem  zusammenhange: 
Sona  wtes  on  sunde ,        $e  pe  dr  €et  swcce  gebad 
wigkryre  wräära 

die  plttralform  iPrädra  angewendet,  wemi  Beowulf  auf  dem  meeresgrunde 
nur  mit  einem  unholden  zu  tun  gehabt  hat? 

Dass  atid  v.  16*^1  xu  streichen  ist,  hat  Mullenhoff  gewis  mit  recht 
bemerkt;  dagegen  kann  ich  nicht  mit  ihm  vv.  1679.  1680  entfernen  und 
die  umstehenden  verse  unverändert  behalten.  Die  Überreichung  des 
■rißes  läast  sich  überhaupt  nicht  wo!  in  ein  immittelbarcs  sceit- 
v.  .i.™i:5  zum  tode  der  unholden  setzen;  jedenfalls  wird  dies  zeitverhält- 
nis  ungeschickt  durch  ein  den  mitersatz  einleitendes  pd  (mit  dem  prfiter. 
^fy^^n  bezeichnet  Dagegen  hoisst  es  im  überlieferten  texte  ganz  rich- 
tig: hit  fm  Sd  gehwmrf  (pfkr  deöfla  hryte  JDenigea  freän.  deofla  htyre 
wird  durch  pä  pd$  worohl  ofgeaf  usw.  näher  bestirnt,  und  auch  dies  ist 


■^  ■.■■■■■■' 

SOS  Boöai 

demnach  wol  von  (eftcr  logisch  abhängig.    Warum  streicht  Mfillenhoff 
nicht  lieber  zugleich  1681  —  1683? 

Wenn  man  an  den  vv.  2780  —  2782  etwas  ganz  widersinniges  findet 
und  sie  darum  als  zusätze  des  interpolators  betrachtet,  beruht  dies,  wie 
ich  in  Tidskr.  for  Philol.  VIU,  299  nachgewiesen  habe,  auf  misverständ- 
nis  der  handschriftlichen  werte  2777  fgg.: 

bill  dr  gcscod 
(ecg  W(BS  iren)        ealdMäfordes 
päm  J^ära  määnia        mundbora  was. 
Nachdem  der  text  von  den  vvl  2826 — 2843  gereinigt  ist,  lesen  wir: 

geseah 
pone  leofestan        lifes  cd  ende 
Ueäte  gehceran.        Bo^ia  suoylce  Iceg 
egesUc  eorddraca        ealdre  hereäfod: 
hcefde  dghwceder        ende  gefered 
Itman  lifes. 
Von  den  gestrichenen  versen  2826  —  2835  wird  gesagt,  dass  sie  bis  zum 
überdruss  dasselbe  thema  variiren.    Aber  liesse  sich  dasselbe  nicht  von 
iKßfde  cbghwcdäer        ende  gefered 
Itman  lifes 

sa^en?    und  klingt  nicht  ende  Itman  lifes  anstössiger,   wenn  lifes  (et 
ende  so  nahe  rückt? 

Ich  glaube  im  vorhergehenden  nachgewiesen  zu  haben,  dass  manche 
der  von  Müllenhoif  vorgeschlagenen  athetesen  sehr  bedenklich  sind.  Das 
gedieht  zerfallt  nach  ihm  ausser  der  einleitung  noch  in  vier  abschnitte: 
ein  altes  lied  mit  einer  älteren  und  einer  jüngeren  foi-tsetzung  und  noch 
ein  altes  lied.  Die  anfange  beider  lieder  gefallen  mir,  offen  gestanden, 
nicht.    Das  e^ste  lied  begint  194: 

p(jet  fram  Mm  gefrcegn        Higdaees  pegn 
god  mid  Geaium,        Grendles  dceda. 
Ich  möchte  wissen,   wo  ein  germanisches  episches  lied  mit  einem  sol- 
chen „Das"  begint,  welches  nur  durch  ein  folgendes  subst.  in  apposition 
(Grendels  taten),  nicht  durch  einen  satz  (z.  b.  wie  Orendel  tobte)  näher 
bestimt  wird.    199  fgg.  heisst  es: 

cwced  he  gMcyning 
ofer  swanräde        secean  toolde, 
nubrne  peoden. 
So  konte  Hrodgar  kaum  gleich  im  liedanfange  ohne  nähere  bestinmiung 
bezeichnet  werden;  dies  liesse  sich  nicht  dadurch  entschuldigen,  dass  der 
dichter  die  sage  als  bekant  voraussetzt. 


tjjM  Rfcnwin-F 


203 


Daa  zweite  alte  Iied  soll  folgendemiassen  v.  S397  beginn»*iK 
Uw^et,  he  niitki  ffehwane        tfenesen  htrfde 
sltilra  g*:^hjhtn ,        stmu  J  n'. 

Mflllenhoff  uent  dieseii  voa  ihm  selbst  v.,.,,i,i,ua  liedanfatig  »,den  vor- 
treft'lichsten/*  Ich  kann  in  dit^«  lob  nicht  einstinainen.  flukct  bildet  frei- 
lich den  anfang  mancher  agö.  gediehte;  allein  in  diesen  folgt  nicht  ein 
»atz  wie  derjenige,  vt«r  welchem  es  ^frlV  -'mff  eingesetzt  hat.  Die 
anwendung  der  pariikel  im  anfange  an^'  -eher  gediehie  wird  man 

aus  folgenden  zusammensteUimgen  ersehen  können;  Hw<et,  tv^  —  3^/Vw- 
>wn  HeÖw*  1  fg,;  Hwdif  we  gefninan  Andr.  1;  Ilwfrt  ^  toS  —  gefrigen 
hab^wt  Exod,  1 ;  Hwwt ,  wc  [mi  hyrdon  JuL  1 ;  Uwid ,  k  pysne  sang  — 
fand  Apost  i ;  Ifw^et,  me  frod  wita  —  sagde  Marnia  möde  1 ;  Hwect, 
ic  —  sergan  Wilte  Kreuz  1 ;  Hwcet ,  tci  eaUe  witmi  Meti'a  9,1;  Bwttt^ 
JW  meald  ongitau  31,  1;  Htixet,  k  —  hehhe  hoca  onbyrged  Salomo  und 
Sat  1  fg*  Nach  diesem  wird  m^in  an  den  genanten  liedanfang  kaum 
glauben,  wenn  htarf  auch  vor  einem  pron.  der  dritten  person  vorfcom- 
meu  kann.  Wenn  ich  auch  nicht  wie  Rieger  sagen  kann ,  dass  ich  mich 
mit  Möllenboffs  kritik  des  Beowulf  der  hauptsache  nach  und  fast  in 
allen  einxclheiten  in  voller  Öbereinstimmung  befinde,  brauche  ich  wol 
nicht  ausdrücklich  zu  bemerken,  da8s  diese  kritik  auch  mir  Ah'  die  beur- 
iteüüög  des  ganzen  wie  des  einzelnen  fördernd  und  wichtig  scheint 

680.  peah  ie  ml  nuege.  Der  ausdruck  peak  ecd  (worin  Thorpe 
tat  mit  unrecht  in  eitde  änderte)  ist  bemerkenswert,  weil  wir  neuengl. 
uUhmigh  damit  in  Verbindung  setzen  dürfen.  Aus  Peter  Langtofts  Chro* 
nicle  fiüirt  Koch  gramm.  d.  engL  spr.  EI,  s.  429  an:  pof  aüe  Edgar  pe. 
gati\  to  Pe  reame  has  pou  no  right;  später  alle  tlurnghe.  Auch  im  alt- 
nunv*  idh  ßo, 

809  —  872.  Trefflich  hat  Kieger  die  Schwierigkeit  so  gelöst; 
se  pe  eal'fda        ecddgesegena 
wom  gemunde        (word  6der  fand 
$M€  '   '      '  '0        secgan  eft  ongan 
sid  L'         -  w. 
^üin  wort  fand  das  andere."    Man  vergleiche  Hdvamdl  141: 
&rd  mer  af  ordi        ords  kitadu 


949  fg.  Ne  hid  pe  ndnigra  gäd 

worolde  tcÜna. 
So  schrieb  Grein  in  der  ersten  ausgäbe,  wie  mir  scheint,  evident  rich- 
tig,  statt  des  bandHchrifblichan   tmigrc;    wüna  ist   gen.  pl.   von  willa* 


^4 


ÜDaOB 


Es  scbeint  mir  ganz  unnötig  mit  Grein  in  der  sonderauflgabe  imtna 
gen«  eineg  mhd.  fem.  wün  zu  erklären  um  nthnigre  lesen  mid  somit  dasl 
haiidsclu'iftUche  v  halten  zu  ki'»nnen.  Im  gen.  pl  ist  die  .spilti^re  endungj 
e  statt  der  älteren  n  in  den  haudscliiilten  nicht  eben  sehr  selten.  SoJ 
pme  =-  pdha  Ca?dm.  Oen.  221.  1428.  1622;  pisse  öetu  1219; 
Dan*  M^\  fWo/«iie  WIds.  78  ^  ivelena;  PfPre  =  p^kra  dreimal  bei  Kemld«! 
Cod.  dipl.  DT.  243;  pm-e  httdenre  in  der  von  Cockajne  {Harrülium'ulne)^ 
herausgegebenen  passio  sctae  Margareüie  fol.  71  b  L.  22.  Im  balbsäch- 
BiHchen  hat  die  endung  e  überhand  genommen:  hUndere  ==  aga-  ldindra.\ 
hfMre,  pare  usw. 

1069  fgg»  Kemble  und  Müllenhoff  baben  spuren  davon  nacbgowi« 
3en,    dass  sagen   von   Hn<rf\   Hoc   (rlieae  nominativforni ,    nicht  IfoeeA 
ist  die  richtige t    denn  der  name  ist  mit  dem  appeUativum  hOc  haken  j 
identisch,   wie  altn.  Haki  ein  häufiger  name  ist^    und   die  endung  -el 
wurde  die  umgelautete  form  Htce  verlangen)^  Höcittg  niclit  nur  in  Eng- 1 
land,   sondern  auch  in  DeutKchland  gekaut  waren*     Im  skaüdinaviscbeuj 
norden  waren  diese  namen  ebenfalls  sagenberühmt ;  allein  die  sagen  sind j 
hier   verschollen ,   und  die   namen  stehen  liir  uns  olme   Verbindung  da» , 
Grund tvig  hat  schon  daran  erinnert,   dass  IJnefi^  was  dem  etymologisch 
nicht  entsprechenden  ags,  Ihntf,  ahd.  llncihi  lautlich  sehr  nahe  liegt, 
in  der  SnoiTa  Edda  als  name  eines  alten  seekönigs  vorkomt.    Dem  aga. 
Hdcififf  entspricht  völlig  altn.  Hwkingr,  der  in  einem  verse  (Snorra  Edda 
ed,  Arna-Magn,  11,  154)  als  alter  seekunig  genant  wird,    hwkimjr  ist  zu- 
gleich (wie  z.  b.  der  heroische  geschlechtsnamo  sJcilftfupr)  schwertuamep  j 
und  ein  vers  in  der  LandndniabÖk  (Isleud.  sog.  1,  1G6)»  wo  das  wort  in 
dieser  bedoutung  vorkomt;  zeigt  durch  den  reim  mit  fikf .  d;iss  äu^  alt4? 
form  Umkiwjr^  nicht  Utßkimjr  war. 

Eine  andere  form  des  patronymicums  ist  llaMhtgr.  Halls  saga 
cap.  2  nent  UaMlngr  inkingrf  von  dem  der  norwegische  könig  Ögvaldr 
in  Uogaland  erschlagen  wurde,  und  dabei  wird  eine  strophe  (die  sich 
auch  in  Eagnars  s.  Lodbrökar  Fornald.  sog.  I,  298  f.  findet)  angefahrt. 
Ögvaldr  singt  in  seinem  grabhügel :  Vor  alten  Zeiten  schiflleu  'die  zahl- 
reichen beerschaaren  Ha*kiing8  ubers  salzige  meer,  damals  wurde  diestur 
högel  meine  wohnung. 


1071.  Die  handschim  kann  nicht  Fr,,eswide  haben,  wie  man 
nach  der  ausgäbe  Qrundtvigs  meinen  konte.  Dies  erhellt  schon  aoa 
einer  hemerkung  hei  Gmndtvig  selbst  s,  109:  ,Jn  der  hand^chrill  kann, 
wie  mir  scheint,  ebensogut  Pcr.^wwlv  ak  pyeswfele  gedtAuden  haben*** 
Die  beiden  abschrillen  Thorkelins  lutbeu  auch  fr€s  ictda. 


'EVU  B80WCLF 


S05 


1258  fg.  GrendJcs  mMor 

ides  atfldcmf  yrmäe  gemunde, 
ngldeteif  kaim  mir  stibstauliviini  sein»  wio  en  Grein  nimt,  allein  auffal- 
\md  ist  (iio  Terbindung  idcs  agldcwif,  worin  idcs  ganz  müssig  steht. 
Dies  bedeuken  lässt  öich  gewiss  niclit  durch  wudu  wfEhceaßas  Be^>w.  :^98, 
pr0hcam  JmUd  Andn  494  entfernen.  Heyne  greift  zu  einer  verzwei- 
felten erklilrung  ,,aghkmnf  adj.  dämonenhaft  in  gestalt  eines  weibes.** 
Ich  vermute,  dasa  arßdcwtf  aus  einem  adjeci  entstellt  ist  w  und  r 
werden  sehr  leicht  verwechselt;  vgl.  Beow.  702.  2239.  2473.  3182.  26G0, 
WO  ich  %rdtt  scrtld  in  hiJwdM  scrtld  gebessert  habe.  Das  erste  com* 
positionsglied  i^t  fußae,  agMc  neutr.  trübsal,  s.  Grein  spraeliRchatz. 
Als  zweites  glied  vermute  leU  ein  adj,  Wf  reissend,  wihl  Dies^  findet 
sich  epist  Alex,  ad  Ariat  foL  115b  1:  hrifra  wihkora,  wo  der  latoi* 
uiÄche  text  rapUlarnm  fcrarum  hat;  ursprünglicher  ist  die  form  rifra 
ibid.  118  b  12.  Bouterwek  fuhrt  altnordhumbn  da  rißsta  fcrodora  an. 
Die  erste  abschrift  ITiorkelins  hat  agliBc  wis,  allein  darin  darf  ich  nur 
einoii  fehler  sehen,  denn  diese  abschrift  hat  sehr  oft  falsch  s  statt  /l 

1269.  Grein  hat  zuerst  das  adjectivum  «^i^^rf^wj  ,, angriffig**  richtig 
verstanden,  grfipe,  das  in  diesem  compositum  vorkomt.  entspricht 
völlig  dem  altnord.  fimpr  in  dem  zusammengesetzten  hardgreipr,  wel- 
cher mit  hartem  grifle  packt,  festhält. 


1343  fg.  nü  SCO  hand  lige4, 

seße  eow  weihwylcra  wilna  dohta, 
Orein  m  der  Sonderausgabe  (gloss.  u.  dugan)  scheint  seo  hand,  $e  pe 
als  elliptischen  ausdruck  zu  fassen:  die  hand  (des  mannes)  welcher  — , 
Allein  weit  einfacher  ist  es  sepe  nach  seiner  firüheren  erklärung  als  sefi 
pe  zu  verstehen,  se  pe  =  seo  pe  auch  Beöw.  1260.  1887.  2685,  räts* 
26>  10;  se  =  seo  Beöw.  2421,  In  der  von  Cockayne  herausgegebenen 
I  !  s<^tae  Margaretao  ist  Überall  als  feminine  form  se  angewendet;  eine 
,  hand  hat  dies  in  seo  geändert. 

e<ko  „gegen  euch"  (d.  \u  gegen  Beovrulf  und  seine  gefolgsleute) 
scheint  eine  auffallende  einachränlrang.    Ich  vermute: 
se  pe  geo  iveUiwi/lcra        tvilna  doMß, 
Statt  gea  war  wol  ursprünglich  eo  geschrieben,  vgL  eöCp  eogoä  usw. 

f"7i  fg.  mr  M  in  wille 

hafelan  {hi)dan\* 

Da»  vennutete  hfidan  pasat  nicht  gut  zu  m.    hafelan  [gedon']  vrürde,  wio 
mir  es  scheint,  einen  richtigen  ausdruck  geben. 


206  BüflGB 

1G61— 1664. 

ae  me  geüäe        ylda  wäldend, 
JtCDt  ic  ofi  wäge  gesealh        wlltig  hungian 
eakl  stveord  eäcm,        {pftost  imsode 
winigea  kästwi),       ßcet  ic  p^  WfB2)ne  gcbrred. 
In  Verbindung  mit  oftost  sclieint  tvisode  auffallend;  man  würde  das  prä- 
sens  erwarten.    Dies  tvisode  passt  besser  für  diejenige  specielle  Situation, 
welche  hier  geschildert  wird,  als  in  einem  generellen  satzo  (vgl.  jedoch 
das  prät  weold  702).    Etwas  hart  ist  auch  die  unvermittelte  anfügung 
des  Satzes  ptet  ic  pg  wä^j^iic  gcbrmd  (vgl.  jedoch  1674).    Daher  hat  schon 
Grundtvig  oftost  geändert,  allein  seine  änderuug  kann  nicht  die  richtige 
sein.    Freilich  lässt  sich  sweord  cacofh  mit  eäcnuni  ecgum  2140  verglei- 
chen,   allein  dasselbe  schwort  wird  1558  ecdd  sweord  eofenisc  genant, 
und  dieser  ausdruck  kehrt  2616.  2979  wider.     Daher  vermute  ich  in 
eacenoftoft  eine  entstellung  aus  eotenifceße  und  schreibe: 
ac  nie  geüde        ylda  toaldend, 
pai  ic  on  wäge  gcsedh        wlitig  liangian 
cald  sweord  coienisc,        est^  wisode 
winigea  leäsuni,       pod  ic  p$  wcepne  gebrced. 
Für  este  vgl.  945. 

1932.  Zu  der  episode  von  Thrydo  habe  ich  früher  (in  der 
Tidskr.  for  Philol.  VIII)  folgende  erklärungen  mitgeteilt:  1934  sin  freä 
(die  handschrift  hat  sin  frea)  nach  Grundtvig;  1935  and-ceges,  d.  i. 
and'cges,  vgl.  got.  andaugjö,  nachMunch;  1944  onhöhsnode  henite  von 
oviiohsnian  =  mhd.  enthäJisenen  eig.  subnervare  von  hoh-s^inu.  Hier 
gebe  ich  einige  nachtrage. 

fremu  1932  versteht  Rieger  (in  dieser  zeitschr.  HI,  403)  als 
„fremd"  von  einem  adj. /V'cme,  das  im  got  /VaMyVs  lauten  würde.  Diese 
auffassung  scheint  mir  lautlich  bedenklich,  denn  ny  nach  einem  kurzen 
vokale  wird  im  ags.  zu  mm  assimiliert.  Einem  gob  framßs,  nom.  sg.  f. 
framja,  acc.  sg.  f.  framja  würde  ags.  fromm  oder  frem,  nom.  sg.  f.  fremm 
oder  frem,  acc.  sg.  f.  frenmw  ontspreclien,  wie  got.  säijis  im  ags.  sihh 
(sib),  acc.  sg.  f.  sibbe,  got.  hanja  im  ags.  hcnn  {hcfi),  acc.  l)mine  lautet. 

Ricgcr  hat  freilich  nachgewiesen,  dass  ein  adj.  freme  =  fram 
uubelcgt  ist;  allein  es  scheint  mir  möglich,  fremu  als  unregelmässige 
Schreibung  statt  frawn  von  framy  from  zu  verstehen.  Es  wird  nämlich 
öfter  frcom  statt  from  geschrieben;  ebenso  lässt  sich  statt  framu  ein 
freamxi  voraussetzen,  und  dies  kann  fremu  werden,  wie  gcf,  fix  usw. 
statt  geaf,  feax  geschrieben  wird.  Die  bedeutung  spricht  nicht  dage- 
gen, denn  froni  ist  nicht  notwendig  tUiliSy    sondern  strenuus.     Grein 


"M  BlCÖWin.r 


2fl(7 


keck^,  kühne«  was  mit  dem  character  der  Tcönigiii  Hehr  gut  - 

lt^:i7  fg.  hmäe  seoääan  tVi^s 

mfier  mundgripe  mht  ijepinged. 
Auch  hier  kiinu  ieh  der  aaffassung  Eiegei-s  nicht  beitreten*  Er  dou* 
tet  den  satz:  <Ligegen,  wer  sie  mit  der  haiid  berührte,  hatt*e  deü  tod 
duTi-hs  Schwert  zu  erwarten,  mumtgripe  lässt  aich  kaum  von  einer 
^Jeiseii  berfibning  mit  der  band  anwenden;  diis  wort  bezeichüet  wol  viel- 
Qobr  faustgriff,  wie  ffripe  eben  von  einem  festen,  gewiJtigen,  feind* 
liehen  griffe  gebmncht  wird,  so  z.  b.  in  der  Verbindung  gripe  m^ees. 
r  '  V  eine  nur  adveri^ative  anreihung  ausdrucken  kann,    scheint 

11.      -  irch  OüdL  465   bewiesen^  wo  eine  yxütliche  aufeinanderfolge 

xugleieh  stattfindet  Ebensowenig  acheint  xmr  Thorpes  erklilrung  j^aflcr 
ffrasp  of  iifferted  reconcilUifion'*  die  richtige',  noeh  weniger  diejenige, 
reiche  Heyne  gegeben  hat.  Dagegen  möchte  ich  tlie  von  Bieger  genante 
leutung  t^uach  dem  bandgriffe  der  Schergen,  welche  die  fesseln  anlegen" 
Torleidigem  Kieger  wendet  ein:  „so  begriffe  man  nicht,  warum  der 
tiglückliche  ,,•  sich  11)3B  nur  auf  fesseln  und  ni  '• '  -Vieh  auf  den  tod 
jfefasst  macht'*    Allein  es  steht  ja  ausdiuekUch  h  ,  nicht  hrmh: 

er  glaubte,  dass  tode«fesHeln  ihm  k^ntimt  waren,  d.  h.  er  erwartete  gefes- 
selt und  danacli  gototet  zu  werden. 

Wenn  man  übrigens  alles,  was  von  der  unweiblicheu  und  hoch- 
mütigen natur  der  Thrydo  erzahlt  wird,  nur  auf  ihre  jungfrauenzeit 
gezogen  hat,  ist  dies  den  ausdrucklichen  werten  des  gedichtn  entgegen; 
ttau  vergleiche  nicht  nur  mfitr  sin  frea  l^ysi,  sondern  auch  fremu  fcl- 
ccÄ  cwhi  193*2;  ne  Ind  swtjlc  amnlk  Jteäw  1940;  v,  1945.  Nur  nach 
einer  abweichenden  sage  (v.  194r>)^  wie  Müllenhoff  richtig  erkhtrt,  hat 
me  mh  seit  ihrer  verheiratimg  weniger  schlimm  gezeigt. 

Mit  der  Thrydo  unseres  gedichts  vergleicht  Sveud  Orundt\*ig  (Dan- 
folkeviser  TV,  52)  die  schottische  königin  Hermnthruda  bei 
^  die  (p.  156  od.  Müll)  ähnlich  geschildert  wird* 

1039  möchte  ich  lesen: 

pfct  hit  sceudefi  mM  scyrmn  moRk 
und  die  schwierige  stelle  so  verstehen:  md>l  subject;  die  klinge;  scemlcn 
pcp.  prat  acc.  sg,  neutr.  mit  dem  objecto  hU  zu  verbinden,  sajnan 
»chon  Thorpe  mid  Ettmfiller  vermutet  Also;  dass  das  schwert 
irhe ,  nachdem  sie  entschieden  war  (nachdem  die  entscheidung  getrof- 
fen war),  ordnen  sollte;  d.  fa.  dass  das  schwert  das  tode$iurteil  ausiol)- 
nm  i^Ute, 

14* 


"^^ 


208  Buoos 


mdl  neutr.  vom  Schwerte  ist  wol  mit  dem  altn.  nuU,  meil  n. 
metall  (eisen,  stahl,  waffo)  identisch,  siveord  grdymfel  bezeichnet  wol 
das  schwort  von  grauem  nietall,  dessen  klinge  grau  ist;  sctrnmlcd  lud. 
230  mit  einer  glänzenden  klinge  versehen;  hrinymM  und  hringnuHcd 
sweord  vielleicht  das  scliwert  mit  klirrender  klinge  (vgl.  woßos  hrim/, 
bynuin  hringdon).  Dagegen  sweord  fyrnuehon  ßy  Andr.  1136  geliört 
anderswohin. 

1943.  atfter  liyctonie  ist  nicht  mit  Heyne  aus  liyetorn  flaui- 
menzorn  zu  deuten;  denn  diese  deutuug  verlangt  die  form  ligtoruc, 
welche  Thorpe  hier  einsetzt.  Richtig  sieht  Grein  in  ligeforne  eine  Zusam- 
mensetzung mit  iyye  lüge ;  allein  dies  berechtigt  nicht  zu  der  von  Grein 
gegebenen  Übersetzung  „  grundloser  zorn."  Wemi  man  t&ni  hier  als  zoru 
uimt,  kann  liyetorn  nur  ira  ficta  bedeuten,  d.  i.  zorn,  den  man  zu  hegen 
vorgibt,  nicht  wirklich  hegt.  Dies  ist  aber  hier  sinnlos.  Ich  verstehe 
daher  torn  in  dieser  Zusammensetzung  als  kränkung;  (ßffer  liyetorne  bedeu- 
tet: wegen  einer  erlogenen  kränkung,  d.  h.  um  etwas  zu  strafen,  das, 
obgleich  es  eine  kränkung  genant  wird,  nicht  eine  wirkliche  krän- 
kung ist. 

1954  —  1959. 

hiold  heählufan        wid  hadeäa  brego 
eaües  moncynnes        mhie  gefrctgc 
ßfcs  selestan        hl  sctm  tweömim 
cormencymics ;        for  päm  Off'a  wces 
geofum  and  güdum        garcene  man 
toide  geiveordod. 

Die  änderung  Thorpes  ponc  selestan  statt  pces  selestan  scheint  mir 
richtig.  Dafür  spricht  der  folgende  satz:  for  päm  muss  hier  wohl  = 
for  päm  fie  „denn"  sein;  der  durch  for  päm  eingeleitete  satz  muss  das 
vorhergehende  selestan  begründen.  Es  lässt  sich  aber  nicht  wol  sagen, 
dass  dasjenige  geschlecht,  dem  Ofla  angehörte,  das  beste  war,  weil  Offa 
wegen  seiner  tapferkeit  und  freigebigkeit  weithin  berühmt  war;  dagegen 
kann  dies  die  anwendung  des  epitheton  selestan  von  ihm  selbst  wol 
begründen.  Für  pone  selestan  sprechen  femer  die  parallelen  stellen 
1G84  fg.:  woroldcyninga 

pcem  selestan        be  sdm  tweönum; 

858  —  860:         pcettc  snd  nc  nord        be  sdm  tiveonum 
ofer  eormengrund        öder  nchiig 
nndfr  swegles  begong        selra  ndrc. 


/ 


EUM   ÜKOWrLF 


201» 


FOr  jWHi^  spricht  endlich  ^^ormenci/nnes,  was  Grein  hier  ,,  emos  ausgehrai- 
lefceii  Sflaüunes "  zu  übersetzen  genötigt  ist.  Im  gediohtc  Ic  manna  wjfr- 
dum  lin  bezoichnet  das  wort  vielmehr  die  ganze  njerisehbeii.  Die  ände- 
ruog  ßinte  i^iht  dem  werte  an  unserer  stelle  dieselbe  iuiwendung;  die 
pleotmslische  Zusammenstellung  cj^i/te  monct/nnes,  eomiena^nnes  ist  frei- 
Üch  Dicht  schön,  jedoch  nicht  unerhört* 

1980.    meoduseemum  ist  von  scenc  hatistuSt  dann  auch  poctdum 
(ü.  b*  Matth.  10,  42  Durh.  mlc  tf/  sceftc),  deim  die  königin  trägt  selbst 


1  u ^-^ .      ffcsdda    wird     liie r    in i •  r n  1 1     von    Grein     , J 
gciWirte/*  von  Heyne  ..rmätdff^rnaUs,  iri  inwse**  übersetzt;  da;v  ,  i 

Kemble  und  Thorpe  das  wort  richtig  verstanden,  gesdda  bedeutet  tomes- 
sor,  dX\Xi,$essi,  hekkjunmUr  [  der  ausdruck  findet  im  vorhergehenden  9f^<2^ 
Jm  wid  stflfne  1977  seine  begitindung.  Das  stamwort  ist  seld^  sitz»  ses- 
»eK  welches  aus  sedl ^  wie  bokl  aus  bodl ,  meldmi  aus  median,  altn.  sdld 
aus  ^eirf/,  ahd.  nAlda^  aus  n«f//a  umgestellt  und  von  seid  saal  grundver- 
schieden int;  s.  meine  bemerkungen  in  Tidskr.  for  PhiloL  VTIl»  291. 

2022  —  2024  schreibt  Heyne: 

J5Ä  ic  Frmware        fletsitimde 

nemnan  hyrde,        Jnh'  hio  glctd  shic 

hSe4um  smlde. 

Dies  ist  nicht  richtig,  denn  hio  kann  hier,  wo  es  nicht  logisch  gehoben 
ist»  unmöglich  die  uUiteration  ti^agen;  was  Heyne  daför  ciüert,  ist  nicht 
zutrefföüd.  Wenn  dieser  tert  handschriftlich  wäre,  moste  er  ge-ändert 
werden;  allein  auch  die  handschrift  spricht  dagegen*  Die  abschrift 
B.  Thorkeliiis  bezeichnet  zwischen  hio  und  (ßcd  sine  mehrere  buchstabon 
als  unleserlich.  Die  ergänzung  (nicht  änderung)  Greins  [nre](fled  sine 
lässt  sich  durch  Hej^es  ,»i3t  unmöglich"  natürlich  nicht  abfertigen,  Sie 
ist.  gewis  wahrscheinlich  j  denn  Botschaft  34  scheint  mvgledc  hcagas  (id- 
l^de  die  hdschr-)  durch  die  aUiteration  gesichert  Man  vergleiche  das 
epitheton  XQ^^^'^'^  ijkoiai  nt/faQjnhov  ^  welches  Homer  mehreren  klei- 
noden  gibt. 

2076,  pff'r  wms  ffonäsdo        hild  onst^e. 

hild  ist  Rndernug  von  Tlieger  nach  218:1  statt  des  handschriftlichen  hilde. 
Den  nun  -  ''  dscio  ,» Handschuh*'  hat  GruTi -'  '  -lorst  gefunden.  Die- 
ser niiiiM  II'  ist  sonst  in  Ortsnamen  nati  ^n:  ags.  Atidscolies- 
hAm,    deutsch   titindscokashmm    (uame   mehrerer  Ortschaften),    Hand- 


210  BÜGGE 

schulislebe,  s.  Förstemann  Ortsnamen  664.  Noch  ist  zu  beachten,  dass 
ein  altnordischer  mannesname  Vöttr  von  derselben  bedeutung  eben  in 
derjenigen  sagenzeit  vorkomt,  in  welcher  unser  gedieht  spielt.  So 
hiess  einer  der  zwölf  beiden  des  Danenkönigs  Hrölfs  kralcu  (Snorra  Edda 
ed.  Arna-Magn.  I,  394)  oder,  wie  ihn  das  Beowulf-lied  nent,  Hrodwulfs. 
Nach  der  Ynglingasaga  cap.  31  wurde  der  Schwedenkönig  Ottarr,  der 
Ohtere  des  Beowulf-liedes,  in  Dänemark  .von  zwei  graten  getötet;  der 
eine  hiess  Vöttr. 

2208  —  2211.  M  gelieold  tda 

ßftig  tvintru        (wces  pä  frod  cyning, 
eald  cäehccard),        od  ficef  an  ongan 
dcorcum  nihtum        draca  ricsian. 
lÜeger  meint,  der  vers  2209  habe  ursprünglich  den  schluss  eines  liedes 
gebildet.    Davon  sehe  ich  hier  ab.    Ich  betrachte  den  vers  nur  in  der- 
jenigen Verbindung,   in  welcher  er  in  dem  überlieferten  texte  auftritt. 
Auch  so,  meint  Rieger,  taugt  ßä  nichts;  es  müsse  ivcrs  Jxet  fhyd  cyning 
hcissen  {frod  =  strenuus).    Damit  kami  ich  nicht  übereinstimmen,  denn 
wws  Jfcet  .. .  cnld  rdelweard  scheint  mir  fast  sinlos.     od  pect  spricht  nicht 
gegen  pä ,  wenn  man  wccs  pd  —  cädivcard  als  parenüiesis  nimmt ,  denn 
M  gcheold  tda  fiftig  lointru ,  od  pcd  —  ist  eine  untadelhafte  Verbindung. 

2214 — 2216.    Grundtvig  gibt  als  den  handschriftlichen  text: 

pcer  on  innan  giong 
nida  nat  hwylces        ncodu  gcfeng 
hffjdunm  horde        liond  ....  hivf/lc. 
himjlc  2216  hat  er  nicht  selbst  gelesen,  sondern  nach  Kemble  aufgenom- 
men,   ncodu  scheint  mir   in   dieser  Verbindung  unverständlich;   gcfeng 
muss  wol  wie  :30yO  gefasst  werden.     Ich  vermute  etwa  folgendes: 

p(cr  on  innan  giong 
nida  naihivylres        neaddco,  gvfhig 
[on]  hddnnm  hordc        hondfbollan]  hicglcfnc]. 
Die  ergänzuug  der  letzten  halbzeile  ist  nacli  Grein  gegel)en. 

Der  diob  war  wol,  wie  Grundtvig  annimt,  ein  unfreier,  so  dass 
wir  2221  pfrotr]  nätlnvglc  zu  ergänzen  haben.  Hierfür  siniclit  der  aus- 
druck  hdci>ivcngcati  fleäh  2225,  vielleiclit  auch  der  umstund,  dass  er 
2406  fgg.  gefesselt  mitfolgt.  In  meiner  ergänzung  ist  freilicli  der  logi- 
sche einschnitt  in  der  mitte  <ler  lialbzeile,  den  ich  bei  ncädlr.o,  g^'p'tm 
angenommen  habe,  nicht  ohne  bedenken.  Kinen  ganz  analogen  fall  kann 
ich  nicht  anführen,  wenn  nicht  Beöw.  2677  —  2679  mit  Schubort  (de 
Anglosax.  arte  metrica  p.  37)  zu  teilen  ist: 


pä  (jiSn  gMcynmj 
uilfhita]  (icmumk        tfkt'gemtrmgo ,  slöh 

hildehUtc^ 

F'fwa:^  vprs^liuM^'n  Ui  Reöw.  i666  fg.: 

pd  fmt  kildebil 
ßi-barn,  hrogden  mS, 
3nflt  45H.  631  usw. 

Wenn  memo  ergiinzung  im  wesentUcbon  das  richtige  trifil,  kami 
mm  2218  fg.  tiicht  nüt  Grein  ergänzen: 

hc  pdr  syääan  fyetmm 
readan  gddesj. 

h  verbam  muss  in  diesem  vcr^e  wol  vielmehr  oclbdr  oder  ein  wort 

lieber  bedeut.ung  vormutet  werden. 

2222,  Ein  subi^Untivum  (fewild  ist  mir  mibekant.  Ich  vermute 
daher  Nalles  inid  (jetvealdufn  gtatt  gewcoldum;  vgl.  gmvealdes  sponie* 
Auch  sonst  schreibt  die  baudschrift  eo  statt  eai  keddöu  3084,  beof'u 
1880;  ebenso  hdd  (so  Thortelins  AB  und  Thorpe)  ^  heaJd  2247,  Wenn 
r  '7j^wi  =  gewüdum  wäre,  wurde  sylfes  mllum  im  folgenden  verse 
.     1       [id  sein. 

2223.  $e  pe  him  [$ä]re  gescedd.    $e  ist  wol  jedenfalls  nicht  auf  J 
^cr«/?  zu  beziehen,  wie  Grein  wol  tut,  indem  er  übersetzt  „der  Qbel  ihm 

bekam/*  Besser  Heyne:  er  der  sich  schwer  schadete  (in  grosse  bedräng- 
nis  geriet)»  MöllenhofF  (zeitschr.  f.  deutsch,  alt  XIV,  225)  bezieht  dies 
auf  v.  2406  fg.  Mii-  scheint  sc  pe  him  säre  gcsceod  eher  mit  pe  him  •.. 
säre  geteodc  2296  gleichbedeutend.  Hiernach  ist  him  2223  vom  drachen 
2u  verstehen,  welcher  2221  durch  Ac  bezeichnet  ist 

2243.  niwe  hat  Rieger  richtig  verstanden  von  einem  neu  auf- 
geworfenen grabhugeL  Nur  so  hat  ealgcaro  2241  einen  richtigen  sinn; 
der  grabhügel  war  eben  ganz  fertig.  Bei  einer  ähnlichen  Situation  wird 
dasselbe  wort  Hoimskringla  Haralds  saga  harfagra  cap.  8  angewendet: 
er  haugrinn  var  tdgerr. 

2244  — 224(>. 

pdr  OH  innan  beer        mrlgcstreoim 
hringa  hjrdt        Iturdfgrdfic  ddil 
fa$tan  goldcs. 


r^::^^^.,. 


ta2  ■       ■  «JOGI  ;     '"'-:/'}^ 

Grein  erkl&rt  hardfpräe  difflcUis  portalu  und  leitet  es  von  fyrä  ab. 

Allein  dies  scheint  sich  mit  den  bedeutungen  von  fyrd  kriegsfahrt,  beer 
gar  nicht  zu  vertragen ;  fyrd  bezeichnet  nie :  das  tragen.  Dies  hat  auch 
Grundtvig  erkant,  wenn  er  heard-fyrä^ie,  ebenfalls  in  der  bedeutung 
„schwerzutragende,"  vorschlägt;  allein  eine  ableitung  -fyräe  vom  adver- 
bium  forä  hat  nicht  hinreichende  analogie.  Sollte  hardfyiidne  das  rich- 
tige sein?  r  und  n  werden  in  angelsächsischer  schrift  sehr  leicht  ver- 
wechselt: Beow.  1520  hat  die  handschrift  hord  statt  hond;  auch  konte 
rd  in  den  vorangehenden  formen  hyrde  und  hard  auf  die  entstellung 
einfluss  gehabt  haben,  hecirdfyndc,  schwer  zu  finden,  ist  wie  ea<1fynd<^ 
gebildet,  hardfyndiie  dS:  eine  menge,  die  so  gross  war,  dass  eine 
gleiche  schwer  zu  finden  wäre. 

2262  —  2263.  n<BS  hearpan  toyn, 

gotnen  gleobeames. 
Die  ändening  Thorpes  nis  statt  ntes  scheint  mir  notwendig,  denn  weder 
das  vorhergehende  m<eg  wide  feran  noch  das  folgende  swhufeä  kann  zu 
Jiearpan  toyn,  gotnen  gleöbeänies  prädicat  sein.    Gestützt  wird  die  ände- 
ning durch  2458  fg. : 

nis  pcbr  hearpan  sweg, 
gof>ien  in  geardum 

und  durch  89:  päfr  wces  hearpan  sweg.  Nach  gleobeämes  muss  also 
ein  komma  gesetzt  werden. 

2283  fg.  pä  wms  hord  rasody 

onhorcn  bcäga  hord. 
Die  widerholung  des  wertes  hord  hat  wol  nur  ein  abschreiber  (nicht  ein 
iuterpolator)  verschuldet.    Ist  das  ursprüngliche  heäga  dckl?  Vgl.  3126  f. 
Oder:  hearh  rasod? 

2304  —  2306. 

WcBS  pä  geholgen        heorges  hyrde^ 
wolde  fela  pä      lige  forgyldan 
dri/ncfaet  dyre. 
In  Tidskr.  for  Philol.  Vin,  56  habe  ich  dies  in 

tooldc  M  lädan        lige  forgyldan 
geändert.    Allein  man  kann  den  überlieferten  zfigen  noch  näher  kom- 
men.   Die  handschrift  hat  nach  Thorkelins  A 

fclaSet      Darin  finde  ich  jetzt 
fdada      also : 
wolde  sc  läita        lige  forgyldan. 


Elieuao  lial  die  absclirift  A  1963  folilerhaft  fe  hmrda  statt  fe  hmrda. 
Der  flrache  wirJ  2315  lad  lifflftoga  gonant;  vgl  dött  auüdruclc  pm$  ladan 
13*2  Ton  GrenJoL 

2337  —  2339, 

Uchl  Inm  pä  (jewf/rrxan        wlgcndra  Ideo 
call 'trenne,        eorla  dryhtcn, 
wtghord  tortdlic. 

Tn  Tiflski*.  for  PbUol  VTII,  5<>  bemerkte  ich,  dass  eall^irenne  sich  nicht 
ijoiit  Oreii»  ab  accus,  sg.  niasc.  mit  mghord  ueiitr.  verbijiden  Hesse;  ich 
chlög  daher  enU- trenne  [sct/JdJ  vor.  Diese  äudonmg  scheint  mir  jetzt 
unnötig.  Eine  form  trenne  neben  iren  int  möglieh,  und  darum  lüast 
^id\  hier  eidl-irmnc  als  accus,  ag,  neutr.  behalten.  So  nomin.  (t^tteme 
ord  Byrhtn*  146;  wms  Jtdra  tvifrmn  orod  ond  edung  deääberendc  mtd 
Ä^rm*f  episi  Alex.  foL  122a  ed.  Cockayue;  daneben  täten,  tiUren,  Merfte^ 
refmc  verhalten  sich  zu  d^reti^  inm  wie  lat  eburfietts  zu  d)tirnus; 
temc,  trenne,  chumeus  sind  durch  das  sufHx  ja  erweitert.  Im  halb* 
liB.  sind  formen  auf  m  gewöhnlicher,  s.  Koch  gramm,  wortbild.  s.  57, 

235S  fg. 

Hredles  eafara        hiorodrpimm  swealt 

hille  gchediefL 
ddtvig  und  Rieger  bemerken  mit  recht,  da^3  Jieorn  als  erstes  com- 
iouaglied  sonst  verderben,  tod,  nicht  schwort  bezeichnet;  hiorodri/tic 
ist  also  potus  leMii^^  Allein  die  erklärung  Kiegers,  wonach  wir  aus 
hiorodryncum  fiweaU  entnehmen  sollen,  dass  Hygelac  „bei  dem  versudie, 
sich  schwimmend  zu  retteu  ertrunken  i^t/*  scheint  mir  sehr  kfinstlich, 
besonders  weil  biUe  geheäfen  nachfolgt  hiorodrynmm  stveaU  bedeutet, 
wie  ich  glaube ♦  vielmehr:  er  vorblutete;  die  blutströme  seiner  wunden 
werden  hiorodrt/ncas,  haustus  hiahs  genant,  weil  sie  von  raben  und 
Wölfen  getnmken  werden. 

23G1  fg,     Kieger  i^-iiebr  r.  m,  409)  liest: 

h^fde  him  v>'  r        [an]  XXX  [es] 

hildegeatwa. 
Denselben  sinn  hat  Grein  (l.  aujsgabe)  m  ausgedrückt: 

hcefde  him  on  canm        [äna]  priitig 

Mdegcaiwa, 

Diet«  scheint  mir  hesser»  weil  so  ein  genitiv  hier,  wie  sonst  gewöhnlich, 
Tun  pritliff  abhängt.  Dies  scheint  auch  nicht  gegen  die  Überlieferung  zu 
Verstössen,   denn   die  abschriften  Thorkelins   haben  hinter  XXX  keine 


Si4  BtKMK 

keujiB;  Küinbl«  uad  Tliorpo  oheusawünig,  sowdüra  nur  tibeß  paukt;  Aie«- 
B9ft  pniikt  mag  GrundtTig  verleitet  haben  hier  eine  keune  zq  bi^2eicbitettJ 

236  7»  ofersivam  pä  &i6leäa  Ufjong. 

In  seinem  trefflidien  au&atxe  „ß^ttungtJü'*  in  Haupts  zeitschr.  XI,  4161 
hat  Dietrich  ^'  lU  „bucht,  öühlort**  erklilri  Ich  stelle  dio  mrtglich-j 
keit  dieser  cn  i.  liü;^  nicht  in  abiede;  unsicher  bleibt  nie  jedoch,  da  diel 
foim  sioU  in  der  Wurzelsilbe  sonst  nicht  nachgewiesen  ist  und  da  ver-l 
wante  Wörter  nicht  auf  das  meer  bezogen  werden,  deiin  sol  Beftw.  S03J| 
ist  wol  alä  seil,  tau  zu  fassen« 

Ich  nenne  eine  andere  möglichkeit    Siolmt  mit  kurzem  vokale  kann 
xum  got*  anasilan  still  werden  (vom  winde)  gehören,  vgl  schwed.  diaLJ 
sll  tx.  stilles  güwässer  (zwischen  wusserRillen)  in  einom  Ümm.    Sideäa] 
higong  würde  demnach  das  ruhige  meer  bezeichnen,  was  in  diesem  Äusam- 
menbange  niclit  unpassend  scheint 

9392  —  2306  müsaen  gewiss  mit  Grein  und  MuUenhoff  so  ver- 
standen werden,  dass  der  aus  dem  Schwedenlande  vertriebene  Eadgila,] 
Ohtheres  sobn^  später  von  Beowiilf  mit  heeres^macht  unterstütz:!  zurück- j 
kehrte ,  seinen  vutersbrudor  Onela  des  lebens  beraubte  und  wahrscheinliclil 
selbst  Onelaa  nachlblger  und  ki^uig  der  Schweden  wurde,  tn  Ohthere] 
und  seinem  söhne  Eadgils  hat  Gniudtvig  dio  aus  den  isländischen  berich- 
ten hekanten  Schwedenköuige  Öftarr  Vendlllräka  und  seinen  söhn  ^(7i7js| 
erkant  Der  name  ags.  Onela,  ahd.  AnuJo,  Analo,  Anilo  ist,  wie  iclil 
(Tidskr.  for  PhiloL  VIII,  43)  nach  P.  A.  Munch  bemerkt  habe,  derselbe j 
name  wie  altn.  Ali,  Oll  Eadgils  erschlägt  Onda,  Adils  im  ^''  OU] 
mit  dem   zunamen  hinn  upplcntkL    Die  annähme  wfire  höcli  nk- 

lich,  dass  derselbe  kOnlg  Eadgils  oder  Adils  zwei  könige  mit  demselben! 
nameu  Onela  oder  Oli  erschlagen   hatte.    In   dem  Onela  des  Beowulf'] 
liedes  und  dem  Oli  hinn  upplmzki  der  isländischen   sagas  dürfen  wir 
wol  vielmehr  denselben  könig  sehen.    Eine  Übereinstimmung  liegt  auch 
darin,  dass  Eadgils  wie  Adils  dadurch  aiegt,   dass  er  von  einem  uach*! 
barkönigc  (dessen  name  auf  -widf  endet)   mit  heercsmacht  unterstützt) 
wird.    Sonst  ist  freilich  alles  verschieden.     Die  uardische  sugo  weiss  vonj 
keiner  verwantschaft  zwischen  Adils  und  Oli.    Dieser  ist  ein  norwegi- 
scher, nicht  schwedischer  konig,  (Wurde  der  '      '        i    iiig. 
lieh  vom  schwedischen  üppland  verstanden  i                ^  vvo-| 
gern  und  Isländern  auf  die  norwogiscbe  landschaft  Upplönd  überführt  V)| 
Adils   wii'd   vom    Däuenkönigc   Hrolf  (Tlrodwulf),    nicht   vom   Geaten-j 
(öauten-)könige  Üeowulf  unterstützt.    Wenn  man  aber  bedenkt-,  wie  stark] 
die  nordineheu  berichte  und  das  ungelsücbsische  lied  sonst  in  betreff  der- 


yivü  HKöwiiu*  SIS 

^06il>en  pei^sonan  und  l>Ägebenheit6!i  (x-  b.  Ingjaldr  =  Ingold)  unter  4*in- 
ler  abweichon,   wird  mm  <lie  verBUchte  identüication  biedurcU  uicbt 
widerlogt  fiijdcJL 

2441.  Jtrei  wres  feohleas  fiefeoht. 

^fmM  bedimtet.  sonst  imm^r  gpfoclit,  kämpf.    Allein  der  sehnst,  durch 
^welchen  Hredcyii  seinen  hnidcr  tötet,  kann  oicbt  ein  kämpf  gonant  wer- 
den.     Dies  hat  auch  Heyne  gefühlt,    wenn   er  „waffentat*^   übersetzt; 
allein  ftlc  diese  bedeutimg  finde  ich  keine  stütze.    Ich  vermute: 

p(Pt  W€f:s  feohteds  gewprht. 
Die  Verwechselung  lag  nahe,   denn   für  gcimp-ht  wird  geweorU  und  ftir 
fe6h<  fyht  gCBchrieben.    Da«  vorhergehende  feoldpAs  hatte  wahrseheinliclt 
auf  die  entöteUmig  einfiuss.    Zwei  reimatübe  in  der  halbzeile  sind  unnötig« 

^453,  fg.  ponne  se  an  hafmi 

purh  dcääes  n^d        tUMa  gefondad. 
Dieser  auadruck  gehört  gewiss  nur  dpin  abschreiben     MüUenhofl"  denkt 
(reitscbn  f.  deutsch,  alt  XIV,  2;i2)  au  die  umytoUung! 

fmrh  dd:da  nffd        deädes  gefomJml, 
tiiem  aucii   so   bleibt  dmla  nfjd  aulTallend.    Besser,   wie   wm  ycliLunt, 
itte  schon  früher  Qrundtvig  vorgeschbigen; 

fmrh  ddda  ntd        deades  gefondad, 
Tgl.  2436:   mdges  ddtdunh    Eine  ähnliche  entstolluug  findet  sich  ÜODG, 
wo  ich  {rfter  winc  deädum  statt  tnßcr  teines  ddduni  gebessert  habe;  gloss. 
Aldhelm*   (Haupte  zeitscbr.  IX,  415)   wird  IdalUer,  dmÜicc  geschriobeu. 
Im  balb«äcli8,  ist  die  Schreibung  d  statt  ea  gewöhnlich. 

2456  fg.  windgc  restc 

reoie  herofene, 
kaiüi  gewiss  nicht  das  englische  riot  sein,  da  dies  spät  aus  dem 
aischen  entlehnt  ist.  reok'  ist  nach  meiner  vennutuug  dativ  von 
reot  ruhe.  Ags.  row  Gfl31äc  184  entspricht  dem  ahd  ruotca,  ruhe;  wie 
davon  im  deutschen  rithvn,  mhd.  rnotven  abgeleitet  ist,  so  dürfen  wir 
iVir  das  ags.  eiJi  verbum  rmiun  voraussetzen.  Davon  ist  das  subsire^f 
ruhe  statt  rrJti^f ,  rowei  (vgl.  hkod  =  hlcmvd,  nöäer  statt  nohwmätr)  gebil- 
det, ^^  pcowd,  peowt  von  pcowiun,  freot'  von  freoyan,  bcernei  von  b^er- 
mm  usw.  Die  form  rot  ist  durch  rlie  zusaramensetzuag  rotkmi  icmpus 
rtqui^is  (s.  Grein)  belegt.  Die  neben  form  reoi  ist  zunächst  aus  rod 
entstanden,  wie  fco  =  /oß,  fleowd  =  flöwed  (Holtzmann,  altdeutsche 
^gr.  I,  205)  oder  ist  wie  gchkoff  Ite'^w.  895,  hmhr  statt  holon  deow  =- 
iw  (Haupts  zeitsclir.  XI,  Li 7)  zu  beurteilen,    i  m  ags.  sufüxen  ist  oll 


S16  BUOOS 

gewiss  aus  d  entstanden;  man  vergleiche  peowot , peowet  servitus  »  got 
pivadv;  Met  Dan.  254  neben  dem  gewöhnlichen  i^ed;  änetie  fem.  neben 
änad,  änM  n.;  die  spätere  Schreibart  iKefet  ßieger,  leseb.  125**  = 
hcafod. 

24,77.  Für  den  Ortsnamen  Hrcosna  bearh  ist  eine  befriedigende 
erklärung  noch  nicht  gefunden;  Bieger  (lesebuch)  deutet  ihn  „felsberg," 
allein  eine  form  hreose  =  hrüse  hat  keine  stütze.  Darf  ich  die  unsichere 
Vermutung  wagen,  dass  Ilrcoma  heorli  statt  (Jlrcofna)  Hrefna  Iworh 
verschrieben  ist?  s  und  f  sind  in  den  handschriften  sehr  ähnlich;  Cony- 
beare  gibt  sogar  hreofna  als  die  handschriftliche  lesart.  Die  möglich- 
keit  lässt  sich  nicht  leugnen ,  dass  die  v.  2925.  2935  genanten  Ortschaf- 
ten im  Geatenlande  Ilrcfna  tmidu  und  Hrefnes  holt  in  der  nähe  von 
„Hreosna  beorh"  lagen.  Die  Ortsnamen  Hrafnaberg,  Hrafnsherg  sind 
im  scandinavischen  norden,  wie  Hramnsherg  in  Deutschland,  häufig. 

2493  —  2496.  Nms  Mm  ebnig  pearf, 

p(Bt  he  .,,  in  Smorice        sceean  purfc 
wyrsan  mgfrecan. 
Die  cansecutio  teniporum  scheint  porfle  zu  fordern,    (Dagegen  stegdoti  — 
p(Bt  he  —  hcebbe  377  —  381  lässt  sich  entschuldigen.) 

2595.  se  pe  dr  folce  weold. 

Man  erklärt  cer  hier  wol  mit  unrecht:  früher,  vorher.  Der  sinn  ist: 
der  von  langen  zeiten  her  dem  volke  gebot.  So  wird  ein  mann  durch 
cergbd  nicht  als  derjenige  bezeichnet,  welcher  früher  gut  war,  sondern 
als  ein  mann,  dessen  gute  eigenschaften  durch  eine  lange  reihe  von  jäh- 
ren bewährt  sind;  cbrivda  bezeichnet  nicht  früheren  reichtum,  sondern 
reichtum  aus  alten  zeiten. 

2642.    Ich  vermute  hläford  nser  statt  lüaford  ws. 

2659  —  2660.  In  Tidskr.  for  Philol.  VIII,  58  fg.  habe  ich  fol- 
gende  lücke  nachgewiesen: 

scecd  drum  ptet  sweord  and  Itdm, 

hyme  and  li}wdu  scrud        

häm  genuine, 

und  V.  2660  b  die  ergänzung 

beäldre  forgtdden 
vorgeschlagen. 

Kieger  (in  dieser  zeitschr.  III,  410  fg.)  hält  den  nachweis  einer 
lücke  für  wol  begründet,  schlägt  aber  die  ergänzung  hcadwc  forguldcn 


101    II  Muvn    fucni    uin  richtige  sein,    deuu 

ürum  V*  2<j59  verlang  eiu  -  i  svurn,  womit  ea  aitributivisoh  zu  ver- 
blndea  ist*  IHo  einwendung  Riegers  gegea  heaUre^  dass  h€4jädor  »on 
immer  mit  einem  genetiv  verbanden  vorkomt,  ist  anerheblich,  denn 
xlmm  iöt  ja  logisch  einem  genetiv  gleichzusetzen ;  so  wird  Wanderer  22 
ifoldmne  mimu:  gesagt,  während  gddwim  sonst  immer  mit  einem  gene- 
tiv  verbunden  vorkomt  2000 a  n\m^  nutwendig  der  dativ  eines  mit  h 
anlautenden  8ubt»tantiv8  gestanden  hahen ;  dies  musn  ,,kömg**  oder  „herr** 
bedeutet  haben.  Viele  mogüchkeiten  sind  nicht  vorhanden,  hmhjifan 
gülden  mit  anlautendem  g  zweimal  wäre  nicht  gut;  au  hrego  forguldm 
darf  nicht  gedacht  werden ,  weil  eine  dativfonn  von  brcgo  nicht  vorkomt» 
Hiernach  ergänze  ich  zuversichtlich: 

bealdre  forguldcn. 

2694  fg.  pä  ic  tet  pearfc  fyefrtegnj  peodcyninges 
andlongne  eorl  eUen  cjjdan. 
rein  verbindet  andkyngm  mit  eilen  „anhaltende  kraft**  Allein  erstena 
kann  ich  ein  masc.  eilen  nicht  als  erwiesen  ansehen.  Das  wort  komt  in 
anderen  germanischen  sprachen  meines  wissens  nicht  als  masc.  vor.  Im 
got,  altsächs..  deutsch,  ist  es  neutri  gern;  so  auch  im  ags.:  ic  gefrem- 
man  scml  eorlk  t'Uen  Beöw,  637.  Für  das  masc.  weiss  Grein  nuTj 
Andr.  1244:  hmfdc  him  on  immn  dien  untweodfw  anzuführen.  Ein  adj. 
untwcöd  ist  sonst  anbelegt,  and  da  Elene  798  hgJd  untweöndne  vorkomt, 
darf  man  Andr.  1244  nach  Greins  früherem  vorschlage  müweonde  lesen. 
Zweitens  bedeutet  andlong  nicht  „anhaltend.**  Ich  verbinde  andlangm 
mit  €örh  Vielleicht  darf  man  es  mit  relation  auf  peodcyninges  so  fas-i 
sen:  der  in  seiner  ganzen  länge  aufgerichtet  neben  dem  könige  stand. 
Man  vergleiche  den  gebrauch  des  altn.  enddangr,  z.  b,  red  kann  upp  d 
biiann  ok  lagdis  par  endUangr  Karlamagnus  saga  s.  3* 


2709—2711,  püdpämpeddnc  w^es 

siäast  sigeJiiüUa        sglfes  dcedum, 
worlde  geweorces. 
Die  handschrift  hat  siiias  sigeh  teile.    Die  ändemng  hwüa  scheint  unnö- 
tig; ich  lese  mit  Grundtvig:  sldast  sigeliwUe. 

Der  genet  singnl.  HigehtcUe  ist  ebensowol  zulilssig  als  der  coordi- 
nierte  gen,  sing,  geweorces  und  vertragt  sich  mit  diesem  sogar  hesser  all 
sigchwilfj.     Vgl.  im  got  nicht  nur  ftdia  fracaurhf(\   sondern  auch  ^a< 
skapis. 

Mit  der  Schreibung  siäas  ^  äidast  vgl.  '>n   viftlirns  dgnc 

Kemble  cod.  dipl.  nr  22^. 


218  BUGGE 

2790-2791.  m  Mm  eft  ongon 

weiteres  weorpan. 
Mit  unrecht,  wie  mir  scheint,  will  Riegor  (in  dieser  zeitschr.  III,  412) 
icmteres  tveorpan  in  ivretere  sweorfan  ändern.  Der  auffallende  genetiv 
scheint  mir  möglich,  wenn  ich  auch  kein  völlig  analoges  beispiel  anfüh- 
ren kann.  Ähnliche  constructioncn  sind  von  Grimm  gramm.  IV,  673  fg. 
angeführt:  altsächs.  röbodun  (bekleideten)  ina  rödes  lahuies  Heliand 
5499;  ags.  ofcfcs  ffchhcdcm  neben  wistum  yehladcn;  got.  grrdagans  yaso- 
J)idu  piiipft 

Wenn  man  aber  andern  will,  liegt  nichts  so  nahe  wie  das  von 
Kemble  und  Ettmüller  (lex.  Anglosax.  1()4)  vorgeschlagene  wrefere  wror- 
j)nn.  Dieselbe  construction  begegnet  im  Hildebrandslicde :  miili  mih 
dinu  spcru  mierpan,  AVas  die  anwendung  des  verbs  mit  bezug  auf  das 
wasser  betriöt,  vergleiche  man  Hdvamal  158: 

{/  fk  skal  JfCffti  nngan 
vcrpa  rafni  d 
d.  h.  vcrpa  vafni  d  pe(ßi  ungan,  und  besonders  ags.  oferweorpan  mnn 
mid  ivfdere  (von  der  taufe)  Höllenfahrt  Christi  133,  Menol.  159.    tvcor- 
pan  scheint  mir  somit  hier  völlig  gesichei-t. 

2829.  Grein  in  der  Sonderausgabe  und  Heyne  behalten  das  hand- 
schriftliche headosccardc  „  vom  kämpfe  schartig."  Notwendig  scheint  mir 
die  änderung  Thoq)es  headoscrarpe ,  welche  Grein  früher  aufnahm.  Wo 
es  erzählt  wird,  dass  der  drache  durcli  das  schwert  getötet  ist,  kann 
das  schwert  nicht  wol  „scliartig"  genant  werden,  denn  des  vorhergehenden 
Ihcnrdc  wegen  Hesse  sich  headoHcoarde  nicht  proleptisch fassen.  Für  scinrpc 
entscheidet  wol  der  ausdmck  Iwadusriarp  27()4  von  dem  kurzen  scliwerte, 
womit  Beowulf  den  drachen  zerhaut.    Und  wenn  man  endlich  Bcow.  -»8:^9: 

heardc  hcudosccarpe        Immera  Idfc 
mit  räts.  G,  v.  7  —  «:  homera  läfr, 

hvnrd'Pcg  Jfcorosccarp 
vergleicht,  so  wird  man  nicht  mehr  zweifeln. 

Der  Schreiber  wurde  durch  heardo  veranlasst  das  folgende  wort 
fehlerhaft  mit  demselben  ausgange  hcadoscearde  zu  schrei))en. 

2926.  onmcdia  ist  von  Dietrich  in  Haupts  zeitschr.  XI,  426  fgg. 
gründlich  behandelt.  Er  belegt  die  bedeutungen:  reichtuni,  stattlicher 
wolstand,  herlichkeit,  Übermut.  In  betreff  der  form  und  des  Ursprunges 
kann  ich  der  meinung  Dietrichs  nicht  beitreten.  Er  schreibt  uumedla 
und  leitet  es  von  midd  ab ;  bei  midd  hat  er  jedoch  eine  entsprechende 
bedeutungsentwickelung  im  ags.  nicht  nachweisen  können.    Icli   schroilto 


MM   ßgOWIJlif 


219 


ViVOi^^Uif,      ihk*  rvnx* 


IM    Wir   warrnr  |>(»o\v. 


ibtVl 


luiil   ulinlichfts  zu   i"  /^  läast  sieb  vom  syüonymeü 

/ir  oftmi^iltan  Dan.  657  nicht  trennen;  allein  dass  dies  mit  dem  adj. 
ofermid  supcrhus,  vMtus  und  den  Substantiven  ofemwd  n,  und  ofermhh 
IL  sujkrl/iu  zuaammeuliüügt,  scheint  mii'  kaum  zweifelhaft  Weil  man 
onn^dla  an  nml  anknüpft,  braucht  man  nicht,  wie  es  Dietrich  voraus- 
setzt, „Übermut**  als  die  g^rundbedeutung  anzunehmen,  sodass  das  wort 
ursprünglich  in  malam  pari  cm  verstanden  gewesen  sei.  Das  Stammwort 
\'3^Qmn6ä  und  hat  nicht  den  tadelnden  sinn  ,,  übermütig /*  sondern  heisst: 
mutig,  frisch  auf,  froh;  Andr.  54  und  üÜdL  717  wird  es  mit  eMig 
-^  V  '-*-,=|i  (^  altu.  auälgr  reich)  verbunden.  Ähnlich  ist  die  bedeutungs* 
.  ^dung  bei  iclanc  frisch  auf,  froh,  reich,  stolz. 

Das   suftii:   lan    mit    umlaut    in    der    vorangehenden   silbe»    also 
ursprünglich  Uan^   ist  im  ags,  bei  snbstantiven ,  auch  al  r  bedeu« 

tung,  nicht  selten.  Solche  subst4intiva  sind  teils  von  in  11.1  lU.:^,  teils 
fon  verben  abgeleitet  Masculiua,  wie  mmedla,  sind  awyrdla  schaden^ 
gimähi,  fUr  welches  Grein  auch  abstracte  bedeutung  (Verfolgung)  belegt, 
Wül  auch  prmnydla  zwingende  bedrängnis,  das  freilich  im  nom,  nicht 
vorzukommen  scheint  Feminina  sind  iihile  anklage ,  Umlele  festbindung 
a.  a.;  vgl.  lateinische  bUdungen  wie  qturela,  griechische  wie  ipudioXf], 
Abstracte  l»edeutung  muss  auch  für  ge/BMan  Bern,  369  angenommen 
werden :  JIi}  tm  wiggctaumm        miräe  Jßincerui 

eorla  gefehtlan. 
Di«>  Torm  ist  sicher  gen.  sg.,    von  wt/rdc  abhängig,   und  bedeutet' 

hoc  II Lüg,  wie  es  schon  Thori>e  erklärte;  so  ist  geahted  Beöw.  865 
lobend  besprochen.  Ob  das  wort  masc.  oder  fem.  gen.  ist^  lasst  sieh, 
wie  Grein  (Sprachschatz)  andeutete,  nach  dieser  stelle  nicht  entscheiden. 


3038—3040. 

Sr  hi  ß<pr  ges^gan        s^Ukran  wihi 

t€ffrm  an  tmntje        wiäcrr€Biiks  pdr 

la4ne  Ucgean, 

wiäermMe^  wird  wol  mit  recht  „gegenüber**  übersetzt  Man  sdireibt 
das  wori  mit  kurzem  vocale  und  leitet  es  von  rihf  ab;  allein  dies  ist 
des  €f.  wegen  unwahrscheinlich.  Ich  schreibe  wiäerrdldes  und  nehme  als 
stanmi wort  r«e«!ßn,  prät  rwlite^  prät  pcp.  r^ÄW,  porrigerc,  porrigi.  Das 
wort  bedeutet  also  ursprünglich:  dagegen  ausgestreckt  Analoger  bil- 
dung  sind  die  bei  Grimm  gramm*  111 ,  90  fg,  angeführten  adverhia  ahd. 
uno/rmohtes  {imxßoraie)^  mhd.  verdähtes  (ctmsiekrais), 

pebr  steht  zweimal   in  demi^eiben  satze;    dies  ist  nicht  schön,     Ist 
ilnlinv  iUM  ..ini:.  ^u^d  zwur  das  pdir  vor  g^igan)  zu  streichen? 


220  Büeea 

3062  —  3066.  Wundur  hwär, 

pminc  corl  ellenrof       eyide  gefcre 

lifgesceafta,       ßanne  leng  ne  maeg 

mon  mid  Ms  [inäjgum        nieduseld  hmn? 

Swä  w(es  Biowulfe 

Wundur  hwär,  ponne  —  versteht  man  als  elliptische  frage:  ist  es 
irgendwie  ein  wunder,  wenn  — ?  In  anschluss  daran  bemerkt  Müllen-' 
hoff  (zeitschr.  f.  deutsch,  alt.,  XIV,  241):  „in  der  irre  gerät  [der  inter- 
polator]  auf  eine  frage,  die  prosaisch  ausgedrückt  nur  aussagt,  ob  es 
denn  zu  verwundern  sei,  dass  jemand  sterbe,  wenn  er  nicht  länger  leben 
könne.'^  Allein  diese  auffassung  ist  schon  grammatisch  sehr  bedenk- 
lich. Und  der  sinn  ist  so  albern,  dass  ich  dem  alten  Verfasser  —  man 
mag  ihn  A  oder  B,  dichter  oder  interpolator  nennen  —  einen  solchen 
nicht  zutraue.  Die  stelle  scheint  mir  corrupt,  aber  nur  als  unsichere 
Vermutung  nenne  ich  den  folgenden  Vorschlag: 

Wmidur '  [deMe]  hwär 

pmfie büan. 

Swä  tcces  Bidwulfe 

Der  sinn  ist:  ein  tapferer  mann  soll  nicht  an  krankheit  oder  alters- 
schwache in  seiner  eigenen  halle  sterben,  sondern  den  tod  irgendwo 
durch  ein  abenteuerliches  wagnis  finden.  Vgl.  3031.  Wcdra  pcodm  wun- 
dar-deääe  swcalL  Dass  eben  dasselbe  wort  v.  3062  geschrieben  war, 
will  ich  nicht  behaupten;  andere  composita  mit  wmidor  würden  für  das 
ganze  denselben  sinn  geben,  gefere  ist  der  conjunct.  hortat. ;  das  adver- 
hmm  ponne  im  hauptsatze  entspricht,  wie  sonst,  Aem  ponne  im  Unter- 
satze. Die  bedeutung  „irgendwo"  für  hwär,  welche  Itteger  (in  dieser 
zeitschr.  III,  404)  bezweifelt,  scheint  wol  zulässig,  da  hivä  sowol  pron. 
indefin.  als  interrog.  ist;  im  altn.  ist  hvar  zugleich  indefinit.  Bei  meiner 
auffassung  schliesst  sich  das  folgende  Swd  wcea  Bmcnlfe  passend  an. 
Vielleicht  ist  mit  Simrock  nach  Biöwidfe  stärker  zu  interpungicren  und 
nach  searoniäas  komma  zu  setzen.  Im  vorhergehenden  ist  sowol  pdm 
pe  unrihte  mne  gehf/dde  wnete  umler  ivealle  als  weard  vom  drachen  zu 
verstehen. 

3079  —  3084. 

Ne  }neahfon  tve  gel&ran       leofne  peddm, 

rms  hyrde,        rdid  (hiigne, 

ptet  he  ne  grette        goldweard  ponc, 

Ute  hyne  licgcan,       p(hr  he  Imige  ivces, 

wicum  wunian        öd  woruld-ende. 

Heoldon  hedh  gesceap:      hord  ys  gesceäwod: 


aim  BBcmvLF 


221 


T(i\xn  niHir 


V,  3084  'nocli  In  ihr  xwßiten  ausgäbe  Heynes  gedruckt  Das  glos- 
pU  die  aborsjctzuüg:  wir  orbielteu  ein  schweres  Schicksal,  ein  schwe- 
res Bebicksal  bt^traf  ütis.  Dies  kann  aicht  richtig  seb,  denn  healdun 
wenn  ich  nicht  irre»  nirgends  di<^8ö  bedeutimg:  gewinnen,  erbalten* 
lewid^^  riehti*^  wird  das  handychriftliche  hcoUlon  von  Kemble  und  nach 
Qiiu  von  den  meisten  herausgebern  als  infin.  =  healdan  verstanden.  Im 
ftfin.  wird  oft  on  ntatt  an  geschrieben;  ro  onfftftim  Beöw.  308,  bregdmi 
M67p  büon  2842;  hmldon  epist  Ales.  foL  105  a  3  (in  eben  der  band- 
«chrift,  die  auch  den  Beowulf  enthalt);  onsemJon  WaldereU,  5  (Tid- 
trift  for  Philol.  YTn,  76);  Gen.  1396.  2471;  Exod.  131;  Dan.  202; 
lanna  ni5de  8;  Jud.  150;  Metr.  1 ,  43.  1,  71;  Oftdläc  491.  693.  833. 
921;  U8w.  usw*  eo  statt  m  begegnet  auch  sonst  in  der  Beowulf  -  band- 
achrift:  f^eam  1880;  vgl.  meine  bemerkxing  zu  2223.  Die  erste  halb- 
leile  .S084  rauss  also  zum  vorhergehenden  gezogen  werden.  Allein  der 
IU8dru4:k  ,,er  Hesse  den  drachen  hohes  Schicksal  halten  (beobachten)*' 
bleibt  höchst  sonderbar.  Sowol  heah  tjcsteap  als  keäh^gcsccap  scheint 
,  b"  '  ''  !       Heyne  vergleicht   den  ausdruck  Oöthes    „leiden,    das 

.il  uns  ;iunet?t/':    iilleiii  die  Verbindung  ist  ja  hier  ganz 
verschieden. 

Beowulf  unternahm   den  kämpf  mit  dem  Jrachcn  um  den  hört  zu 
Wenn  schon  gesagt  ist  „er  liesse  den  drachen  liegen  bis  zum 
wo  er  lan^e  lag/'  erwartet  mau  noch  ausdrücklich:  er  liesse 
ihn  den  hurt  behalten.     Dies  suche  ich  in  hmldmi  heal^  ge  sceap^  statt 
sen  ich  vorschlage: 

healdan  hearhges  ccäp. 

Dieselbe  Schreibart  mit  hg  in  sorhgc  Beow.  2468,  hmrhge  Alfreds  Beda 
2'*  (citiert  bei  Grein);  Iteorhge  öödläc  111.  }i>earg  als  bezeichnung  der- 
jenigen stelle,  wo  der  drache  den  hört  hütet,  komt  auch  2276  vor; 

Hc  getvunian  sceuU 
hearh  [on]  hrüsan,        pm-  fw  Juitkn  gold 
waraä 

^d  2212,  wo  ich  (Tidskr.  for  Philol.  VIII,  64)  lese: 

^.  pc  on  hearge  htM^i        l^ord  beweotode. 

^p  XL  ist  nicht  nur  kauf  und  gegenständ  des  kaufes,  sondern  bezeich- 
ftet  auch  einen  gegenständ,  den  mau  durch  nufüpferun^  gewint;  habe. 
ÜmH!«!  stelle  erinnert  an  2414  —  2416: 

gearo  güdfreca        goldmMftuis  heoldy 
euUl  umkr  conlun:        n^es  pett  p(P.  ceäp 
16  yegangmne. 


15 


22a 

lu  *Ier  verbinilrui^  iinnat  wftnian  U^^v  u  ii  wienm  iiiohl  n 
„loc4Üeu"  hiKtrumt*iitaliii^  i^oiidern  ah  den  gcwöhiilictieu  in 
flutiv»  Man  vergK  alfcn*  una  absolut:  bicU  ruhig,  /.ufriodon  irjciHiilwJ 
l>efiiuIon,  »mcli  mit  ßinem  iuBtrumcmtiilBti  dativo  una  elnJhvcrjft  —  fitrqftk\*f* 
rrre  tditfun  rv. 


:j1Ijü— liUjl.  Kemblo  {^iijt  V.  lil/il  wnndrn  l/ronic,  iin  i 
Ünindtvig,  wäUrond  er  in  dvr  haudscbrift  nur  mHlcn  htvrdr  ^ 
Aach  linde  abBchrifiou  Tliürkuliris  haben  nndm,  nur  Thorpo  mtdot. 

Die  änderung  Greina  m  dor  äuiidenmsf^ubc  hundmheork  scheini 
mir  annritig.  Richtig  hat  or  froher  wt^mltn -hcordc  gideseii  urid  „dirf^ 
wuiidenlockigo *'  erklärt,  nur  nicht  die  richtige  etymologie  gtifünden] 
Wie  agö.  raml  dem  altn.  rodd^  got  rasda  cmtspricht  (vgl  auch 
mM  =  altn.  hirt) ,  so  cutspriclit  ag».  Acorrf  dem  altn,  hnddr  hmir»  be 
ders  das  lange  haar  der  wciber;  im  goi.  muss  das  wort  laisds  g>eli 
haben»  Davon  ist  ilas  adj.  wnndadieordf  in  der  bestirnten  form  uum, 
fem.  fvumkmheorde  gebildet;  vgL  tomulmlocc,  wimdmiftax ,  wunde 
hcah. 

Die  ergänzungen  GreinB   scheinen  mir  8152   und   3154  glficklicli 
dagegen    :U50.  3151.   3153   sehr  bedenklich.     Selbst   wenn    wntc  311 
fnät  stünde ,  liense  sich  iu-mcowk  nicht  sichern.    Allein  wo  Oreiu  wra 
Ue«t,  hat  die  handgchrift  nach  ürnndtvig  und  (Jonyboare  «/,  nacbKuixi'l 
ble  lat.    Daher   wird   lera^c  vielleicht  besser  in   v.  3151   eingejietyi, 
dajiö  ea  allitteration  mit  tonndenheordi  bilde,    mifrcän  3153  iijt,  wie 
nachgewiesen  habe,  ein  sonst  imbelegtes  wort,  und  hyre  mifrciin  swen^ 
ym  würde  wol   die  hiebe  (nicht  die  wunden)  ihres  efaeherru  bedeut 
mfissen. 

Die  Partikel  swylcc  3150  und  demnach  die  ganze  stelle  ist  ve 
schieden  aufgefasst  worden.     Gruudtvig  erklärt  die  stelle  öü:   die 
der  Oeaten   bcn   dem    j^* '    "    "  l?eowulfs  glich    dem  jammer  einv 

weibea  bei  dem  falle  ihr  _,  .  i  im  kämpfe.  Er  hat  demnach  mvyle 
als  „mut"  aufgefasst  Allein  damit  vertragen  Bidi,  wie  mir  sehet 
nicht  die  pnUerita  mJde  3152,  [wänjode  3154;  man  mfiste  das  prÄsena 
fordern.  Dies  hat  vielleicht  Qrundtvijj  selbst  gefühlt,  denn  er  fügt  Imr^ 
KU!  vielleicht  wurde  auch  auf  eine  der  in  den  alten  .^gen  bornhmtoii 
weinenden  frauen  hingedeutet.  Dich  scheint  mir  wegofi  des  mvmvk  lUlKjJ 
unwahrscheinlich.  Thorpe  (iberBetzt  sicylce  ,,as  if;'  wonach  prHt 
folgen  würde;  allein  ein  ausdinick  wie  „dieüeatou  klagten,  als  1*^ 
ein  weih  ihren  eheherrn*'  würde  wonig  paanend  sein.  Ganz  ander»  MC 
lenhoir  '  '  ■  '  *  alt  XIV,  24  r  "  '  hr  ah  m^^hMw 
,ttnan    i  ,    dasr;  «un»  -    ;illc  ntil  Heu- 


wtilfe  litUm  äk  klagte  erhobt.  Her  iuk^rpolator  hatte  zu  guter  letzt  uoi^h 
(Ict  ••  -'loUeu  oirifall,  lleowulf  eioe  (Vau  zu  geben  und  sie  aü  clor  bestat- 
b\  iuiü  vargubipt^'e  teilnehineti  zu   lasson/*     Diese  auffassuiig  von 

scheint  mir  die  riehtign;  dafür  nprechen  namentlich  die  präterita 
^ffffSi,,  [wänJoJc.  Allein  die  annähme,  das8  hier  von  einer  frau BeownÜ'^5 
die  redt»  sei,  gründet  s^ich  uul*  die  conjecturen  tu  3150  und  sinfreän 
31Ö3;  «ie  hat  im  überlieferten  texte  keine  stütze.  Nach  3016  fgg,  vor- 
mnte  ich  eher,  da«9  ein  junges  nchönes  mädchen  mit  den  beiden  Beo- 
wiilfe  jammernd  vom  dichter  eingeführt  worden  ist*  Allein  das  fehlende 
lisBi  sich  auch  nicht  annähernd  mit  Sicherheit  ergänzen;  nur  als  beispielt 
um  meine  meinmig  zu  veranschaulichen^  nenne  ich  folgende  Ergänzung: 

aw^lce  gedmorgyd  [vjäc        [(jehäu]  nwowh 
[t4?rttc  (jcßer  wimrt]     •  ivundmhcordc, 

Mflde  S152  verstehe  ich  als  prat,  indic,  nicht  als  pcp.,  vgL  hyge  bin- 
dan  und  Swä  ic  nmisefan  mmne  sceolde  oft  earftwmrig  . .  *  feterum 
sSan  Wanderer  19  fgg. 

:n6G  wird  nach  den  ergänzangdn  Kemble^  und  Thori)es  von  den 
meisten  so  geschrieben: 

Jteado'kelm  mid,    Jlcofon  rece  swmlg. 

Allein  die  halbzeile  hmdo-helm  mid  hat  Grein  in  der  Sonderausgabe  mit 
recht  aufgegeben,  weil  tue  mit  den  abscliriften  Thorkelius  und  mit  dem 
umstehenden  nicht  ubfereinstimt.    Die  abschrlften  Thorkelins  geben: 

hifdo  hafda  . . .  (i  heofon  rece  smlg 

(statt  hydo  hafda  ,, *rf  hat  A  nur:  %do,,.)*    Grundtvig  hat  nur: 

.0  A  • . , .  id  heofon  rccc  s , .  * , 

ßli'Mfi.     Hiernach  vermute  ich: 

hffmlon  liafda        atul  heofon  rices  feal. 

In  hifdo  suche  ich  hfndmi,  denn  der  nasal  wird,  wie  IQeger  in  dieser 
zeife^chr.  UI,  411  nachweist,  durch  übersehen  des  compendiuma  sehr  oft 
unterdriicTct.  In  den  abschritlen  Tliorkelins  ist  dies  noch  öfter  der  fall. 
Den  au^tdruck  heafod  hpnan,  das  haupt  senken  (vom  traurigen)  habe  ich 
sonst  nicht  gesehen,  er  scheint  aber  mit  der  bedeutung  von  h)nnn  wol 
rereinbar.  Wie  hier  hafda  mit  a  in  der  ersten  silbc  geschrieben  ist,  so 
tei  Wright  vocab.  of  gloss.  a«  zweimal  hafud^  BeÖw,  2263  hafoc,  oft 
Jutffian  urtw.  Die  eiidung  a  stritt  u  im  nom*  acc.  pl.  der  neutra  begcg* 
aet  oft:  nicht  nnr  in  nordhumbrischen  quellen,  x.  b.  im  Durhambu<'he 
cAi^vi  Mattlu  12  T  1 ,  nvttii  Mattk  4,  22,  fconi»  Job.  14,  24.    Häufig  in 

15* 


-■-.■♦^tr 


224  Buoas,  zum  bxowülf 

den  Aldliolmischüii  glossen:  hduas,  dioßa  zeitschr.  f.  dcufsch.  alt.  IX, 
•123;  laÜhula,  (limhoiia  446;  mala,  ceppla,  poma  417;  proäigia,  wun- 
dra  tid  fortheacna  488;  usw.  usw.  Auch  iu  den  bei  Grein  herausgege- 
benen gedichteu :  varfoda  Deör  2;  gercna  Hymn.  VIII,  11 ;  {jnpla  Sat.  483, 
wo  die  ausgäbe  ccplas  hat;  data  gen.  305  (dalo  Grein);  cervn<la  Gen. 
2661  (bei  Grein  geändert);  gcrysna  Dan.  420;  dwfla  Sat.  319  {dcoflu 
Grein).  Andere  beispiele  bei  EttmüUer  lex.  anglosax.  p.  XXXV  sq. 
Besonders  hebe  ich  hervor  aus  dcqenigen  handschrift,  die  auch  den  Beo- 
wulf  enthält,  licdfda:  de  rebus  in  Oriente  mirahilibus  ed.  Cockayne  IV. 
VI.  VIII;  htefda  ibid.  XHI  (neben  hcefdo). 

Präter.  3  ps.  plur.  heöfon  komt  auch  Sat.  344  vor,  und  Gen.  771 
schreibt  Grein  Iwof  statt  des  handschriftlichen  Iwf.  Der  vermutete  feh- 
ler rece  sedig  statt  rices  fcal  ist  dadurch  leicht  zu  erklären ,  dass  s  und 
f  in  den  liandschriften  sehr  älinlich  sind  und  dass  g  in  geworhton  unmit- 
telbar folgt,  rices  „des  mächtigen,"  vgl.  1237,  rätsei  70  v.  1.  Die  selt- 
nere form  feall  =  fyll  komt  auch  1771  vor.  Analog  ist  der  ausdruck 
3179  fg.:  legnomodon  hläfordes  hryre.  Im  vorhergehenden  verse  hat 
Grein  gut  [Irronjdes  egcsan  statt  des  unmöglichen  ßiljdes  egcsan  ver- 
mutet. Die  zeile  lässt  sich  mit  Sicherheit  nicht  ergänzen;  allein  man 
muss  doch  wol  darin  eine  aussage  vermuten,  die  derjenigen  congruent 
ist,  welche  ich  in  3156  gefunden  habe.    Also  etwa  so: 

[Si€(t  hüere  bmnurndon      hronjdcs  egesan. 

3160—3162. 

aiid  hctimbredon        on  tyn  diujum 
bmdurofes  Wen,        hranda  beforhtosfj 
tvcallc  beworhton, 

3161  ist  nur  bromla  he ,    von  Kemblo  und  Grundtvig  nur  h'onda 

gelesen,      bronda  bcarhiost  oder  befost  oder  '^mcrost  ist  mir   hier 

unverständlich,  denn  dies  kann  weder  das  gmbmal  des  königa  nocli  seine 
usche  bezeichnen.     Vielleicht  darf  man  vermuten: 

and  betinibred&n        mi  tyn  dagum 
beiulurofes  bccn        bronda  Im  [laß], 
wealle  bctvurlUon, 

CliKISTIANIA.  SOPIIIIS    liUOHK. 


f  '  f 


> — 


•^./^ 


'*L<  tti-r 


225 


mimmi  als  sciiiilek  kai^ts. 

In  flori  K5idgsl)ergi*clien  Oolelirtcn  und  Politischen  Zeitungen,  jähr- 
gang  I7r»0,  8tuek  18,  steht  eine  rocejisiori  der  eben  erschienenen  schrift 
Kant»:  Traume  eines  Geistersehers  erläutert  durch  Träume  der  Metapby- 
gJk,  Die  ubereinstimniung  mit  Herders  Fragraenten,  die  in  den  gedan- 
keii  und  stellen  weine  im  ausdrucke  horscht,  Ifisst  niit  Sicherheit  Herder 
ak  den  Verfasser  vermuten;  den  ausschJag  für  diese  annähme  gibt  eine 
«teile  des  zwischen  dem  21,  februar  und  1.  märz  geschriebenen  briefes 
an  Hamann,  Durch  ein  zerwihrfiiia  mit  Scheffner,  der  damals  zu  den 
ejfr'  '      '    'u>n\  der  Zeitungen  gehörte^  sah  sich  Herder  veranlasst^ 

dt*iu  ^  ,^-  s  ler  fernere  beitrage  seinerseits  abzusagen*  „Von  den 
Kftui^Hb.  Zeitt  habe  ich  mich  getrennt,*'  schreibt  er  darauf  an  Hamann. 
,,S  ,   der  einen  elenden  roman  nett.  ^  genannt  und  seine  rocension 

^'1  rückt,   fand  sich  durch  meine  ilim  widersprechende  critik  .. 

ani  i  . . . .    Den  folgenden  posttag  schickte  ich  an  Kanter  die  Kan- 

I  tiffche  receusion  und  trat  sehr  höflich  ab.**  (Herders  Lebensbild  1 ,  2, 
|lTU).  Die  recension  der  Kantischen  ,,Traume**  ist  in  dem  stock  vom 
8.  märz  gedruckt,  dies  stimt  zu  dem  termine  der  Zusendung,  der  sich 
aus  dem  briefe  an  Hamann  ergibt.  Mit  der  recension  schliessen  also  bis 
auf  weiteres  die  Horderschen  beitrüge  zu  den  Königsb.  Zeitungen,  Der 
letzte  büitrag  ist  zugleich  dm*  wichtigste,  wir  gewinnen  durch  ihn  einen 
neuen  einblick  in  das  Verhältnis  Herders  zur  KantiscUen  philosophie. 

Bei  der  Seltenheit  der  K«!>nig8hergschen  Zeitungen  ist  es  zum  Ver- 
ständnis notwenilig,  die  hauptstellen  der  sechs  spalten  langen  receusion, 
anfang  und  schJuss,  die  das  allgemeine  urteil  enthalten,  vollständig  vor- 
auszuschicken. 

„Da  der  titel  dieses  buchs  doppelte  träume  ankündiget:  so  setzten 
wir  uns  bey  lesung  desselben  auch  in  die  läge,  träume  zu  hören;  denn 
was  kann  aufmerksamer  machen,  als  traumo  eines  geistersehers,  träume 
der    ni       '      '  '    die    ohngeachtet   ihrer    Verschiedenheit,    doch 

durch  r  rt  werden  sollen.     Wir  lasen  die  vorrede  durch, 

einen  vorbericht,  der  sehr  wenige  wie  der  Verfasser  sagt,  für  die  aus* 
fuhrung  verspricht ;  wir  gingen  den  ersten  dogmatisdien  theü  in  seinen 


1)  Gemdnt  i^t  dio  recension  dör  .« ^«iherchaftßa  £r2&hluagOB,'*  Stfick  S,  27.  jcn*     *  i« 

n»fr.  8,3:?.     Hier  hciant  e»:    „Eni»  wundort  uii«  a^wr»  wie  UnU  von  geschnuick  d^m 

Verleger  erliinbcn  k<'miien  so  nette  erzitblang^tm  durch  «o  eli?nde  knpfer  zo  vcrnn- 

J  itjiH«n.'*    Schi'fliDrT  aa  Herder  (9.  apn  176t>)r  .»Eg  möchte  ricl  schwRehe  und  ci|jreii- 

[stan   vermtben,    wenn   ich  mein  urtheil  Gbcr  die  ErzÄhluDgcn  vcrtheidi^'en  woiltr.* 


2% 


vier  haui>tstti<!ki?n  durch,  und  fanden^  daüg  diene  träume  mnen  bo  feine 
leiifadpn  haben,  als  wir  gemeiniglich   au  rini^orn  physist^hon  '  hrJ 

teil  träumeu  veraiissen.  Wir  »ehilTten  mm  zweitoii  hiirton.-i  i,. ,.  über 
der  uns  den  aufscMutis  tm  gelegenbelt  des  ganxon  buchs  gab;  wir  gchlofi 
sen  endlich  mit  dem  Banften  8chand(3r  odor  scblnmmor»  mit  dem  ms 
träum •  und  geistererzehlungen  hört,  und  hingen  unsern  eigncu  träumeil 
nach.  Die  leser,  die  die«  nach  unserm  exempel  Üiun  wollen:  werden  i« 
diesem  ganzen  buch  eine  feine  einnehmende  art  des  Vortrags  finden,  di^ 
ihrem  zweck  und  inhalt  sehr  angemessen  ist;  den  ^  "  ''*  1i  götrofToueii 
dilumieniden »   imd  hinsinkenden  ton,    den  etwas  diui*  *i.d,   der  du 

gewand  der  träume  zu  seyn  pflegt;*    die  treuherzige  laune  zu  erzähle 
und  i>hrlo}<ophiren»    welche  riutze  unter   raeynungen,    und   zweifei  nnto^ 
Zergliederungen   verbirgt;    und  daher  sieh    oft  der   laune   dos  Trintrac 
Shandy*  mit  fleiss  und  vieler  Unterhaltung  nähert  —  kurz!    wir  könn<i 
dieüe  Kohrift    mit  der   ehrlichen   mine  des   altvater   HnmerB   ampfehbmj 
wenn   er  allemal  hinter  die   träume  Äcinor  beiden  das  nota  bene  8et3^| 
„denn  wahrlirh  der  tranm  komt  vom  Jupiter!'*  {^tal  yctq  i;^  omQ  h,  .4yi 

Dii'ii  isi  uie  inrm  iior  Schrift,   die  ein  rrithsel  st*>n   uhl-h,  w» 
nioht  den  inhalt  nennen:  und  da  fangen  wir  vf*m  historiHüheu  theil*'*an/ 

Mit  dieser  zur  einfwhrung  in  die  »chrift  »ehr  zweckmässigen  umstel^ 
hing,  liie  von  liebe-  und  verstrmdni^vollom  eingehen  auf  den  inhalt  zeug 
l^egint  der  recensent  die  mustcrung  der  einzelnen  „  bauptstücke/*     Wäh^ 
rend  er  über  den  liistorischen  teil  einfach  referiert,  und  nur  zum  sei 
eine  bemerkung  hinwirft,   die  uns  den  Verfasser  der  Fragmente  über  di^ 
neuere  deutKche  Literatur  verrät:*  geht  er  den  dogmatischen  teil  gen 
durch,    und   zu  jedem  hauptstück   „setzt  er  das  seinige  in  einer  paren«| 
ÜJßse/'    Die  besprechung  dieser  einzebion  bemerkungen  wird  uns,  nach! 
dem  wir  den  schluss  der  recension  vernommen,  beschäftigen.    Kr  lautet j 

„Das  ganze  der  schrii't  dörfte  nicht  giaug  einheit»  und  ein  thell  niehl 
gnug  beziehung  auf  den  andern  haben.  Der  Verfasser  trägt  die  wahrheij 
ten  von  beyden  selten  vor,  und  sagt  wie  jener  Römer;  einer  sagt  iieiii| 

1)  Wi  r  Mit  fibordn:  Frapn*  lU  217  ftTunerkTmier- 

2)  Aui  I  r  Imt  in  avinex  wolgi'lungencn  bcjjprrcbmig  der  »chrlfl  (Q« 
lU  dentsch.  Lit.  LI  ^  276)  bemerkt ,  ilAüa  <Üe  tuirntitige  fortii  %uiii  tt«U  iiufdor»!  1 
rlcn  hnmoriatiscben  roinaiieu  der  Euj^Übitler  eutl^luU  L^i. 

3)  Ilwdcr   Imt,    um   KanU   mitteflangcu   über  Swedenborg   m    contollere 
HAinanns  auszöge  ana  Swo^l  r,     (LB.  T,  2»  13J.) 

41  .,Kttr  wer  <iii3  hat  ,  n  dichterischen  ucikti?  werden  wTU,  »Iff»  \ 

Ait  mcbcn   serBphs,    »Sdiwr<lin»borjj«  gniiri^'T   xu  tniisiihmfm   i' 

bniii  '.    «lern  rutbon    wir   dun  oni^nml    (»^wocli^nborkr»  ArfütiA  To- 

9!l  lasen 


U^IUlKa  JÜJI  itCnÜLAlL  KAM 


m 


«|#r  m\ihiK  ja!  ihr  Kdiueft  wiim  gbiiht  ihr?  '  liHlensen  «chärft  diöß  die 
lukoit  desU»  mehr,  luirl  mau  mhi  allonthalbeii,  dass  der  ver- 
fii.s.H»r  urn  *^criius  der  pliilosonhio  so  zu  Hoinem  freundn  habe,  alü  Sokra- 
fjtai  ridi  mit  sciücm  <Iiimoii  auch  in  lieiligon  träumen  beüpradi.  Kurz! 
mmm  da«  muntüsche  hmh  das  beste  ist,  was  mir  diu  stÄrkston  eindrucke 
Äuf  dio  ompliiiduri^on  zurück  laj^st:  so  ist  das    '  "        '      '       V  i- 

Itd  Aiiä  hijtiiie,   da,-^   mich  /.u  uiricr  reihe  von  g«-  .       .  i- 

uüd  alsdeun  hat  das  gegeuwärtigu  darauf  ffcosmn  auspruch," 

Dür  bt^grfmdt^tt^  tadtd  gcgon  dio  compüsition  der  schrift  ist  uichl 
Jrr  liiizige,  den  Herder  wagt;  den  übrigen  auästeUungün  aber  iöt  es 
'  r  büizuötimmen.  Von  dem  ersten  liauptstüeke  des  dogmatii^ehen 
iA'üv^ ,  das  der  m5gllchkeit  geistiger  wusen  und  der  art  ihrer  Verbindung 
mit  der  mati^rie  naehfürneht^  bemerkt  der  reccnsent,  es  biufe  auf  eine 
bj^>othe8e  hinauH.  Gegen  dan  zweite  hauptßtück,  das  eine  con^tructiun 
der  geisäterwelt  vorsueht  und  eine  unmittelbare  Verbindung  in  deräelben 
mit  einem  », vielleicht "  (s.  30)  annimt^  macbt  er  die  eiuwendung:  „eine 
organiHche  (durch  die  korperweli  vennittelte)  gemeinscliall  mochte  genug 
nein,"  „die  ganze  hjT^othese  habe  überhaupt  mehr  Schönheit,  wie  eine 
8yutJi<?><e  betrachtet;  ab  sie  haben  durfte^  wenn  sie  immer  bei  datis 
bliebe.''  Dabei  aber  ist  die  absieht  des  Verfassers  verkant,  die  gerade 
daliin  gefat^  zu  imgeu^  dass  der  philosoph,  sobald  er  den  boden  der 
erfahnmg  verlässt  und  „sich  in  schwindlichten  begriflen  einer  halb  dich- 
•  tondon  halb  achliessenden  Vernunft  verliert**  (b.  71),  Über  hypothesen 
nicht  hinauskomt  (n,  56  fg.  IIT  fg.).  Daher  weist  Kant  seine  eigenen 
liypetlieson  in  das  land  dei'  ti*äume;  neut  die  philosophie  des  dogmati- 
schen teils  „ein  milrchen  aus  dem  schlaraflenlande  der  metaphysik'* 
(8.89),  ,,ein  abenteuer  auf  dem  lurt,scldire  der  metapbyBik  *'  (üO);  erklärt 
aufidröcklich  die  hypothese  im  ersten  hauptstücke  für  unbew^eisbar  (s,  122) 
tit  dem  zusatze»  daas  „alle  Bob^he  urtheile  .,  niemals  etwas  mehr  als 
Jichtungen  seyu  kömien/*  Die  schalkhatte  ironie,  mit  welcher  Kant  die 
„träumereien"  derjenigen  philosopheu  abfertigt,  „welche  so  fleissig  und 
vertieft-  ihre  metaphysische  glüser  nach  dem  jenseits  hinrichten  und  Wun- 
derdinge von  daher  zu  erzählen  wissen"  —  diese  ist  Herder  nicht  ent- 
gangen; dass  sich  Kant  ebenso  ironisch  gegen  die  eigenen  hypothesen 
verhalt,  hat  er  nicht  durchweg  herausgemerkt.  Danim  redet  er  von 
„Wahrheiten,**  wo  es  jenem  nur  um  „träume,  ordichtungen **  zu  tun  ist. 
Diese  vei*wechslung  liesse  «ich  leicht  aus  der  hochacbtUDg  erklären,  die 
dem  sehüler  auch  proldematische  behauptungcn  des  lehrers  im  lichte  von 
beweisen  erscheinen   hl^st.     Für  Uerder  indessen  lag  sie  neeh  besonders 

1)  Frngm,  1 ,  280:  „Smöc  fnvgf^  ist  ««»  viel  ala  Nüin!  nioino  antwort  aber  Jal 
AumiHua  ScÄiutifi  knjgwotj  ViUcma  Icjalwtj  wem  von  beiden  gkubt  Ihr  Körner?** 


sss 


«117I*JU0I 


nah©,  der  gern  hypothesen  für  wahrlioit  git^Itoii  lies»,   wo  das  reiß  ver- 

llrtandesiti      ■  '  mi  nicht  :        ■  "Jo,    und  iraumo   iii  dar  philnsopljiii 

flucht  Diii  ii„::i.  L  r  ii'onie  ;t:  •   ,.   u  mocbto,*     Wenig  später   il-^  nn-^r*- 
recension  schrieb  Herder  deu  merkwunligen  plan  zum  j^hilo 
I  hte  der  Dentscheu  (Fraj^micnto ,  Dritte  Sammlung  s.  210  tgg 

M.^i*-  i-iiilosaphischen  erfalirmjgen ,  rnntlimassungen  und  hJ7^othe8en  ül 
dii»  meniichliche  seele"  sollen  des  dichtcrs  vorwarf  sein;  „die  niuüima«- 
Hangen  des  weltweison  vom  dichter  sinnliche  gewis$heit  bekominen ,   dfe  ] 
hypothesen  zu  dichterischen  fictionen  sich  umbilden;    1       !    '  -     ^oll  d,a 

'lüifangeUj  wo  der  philoöoph  aufhöret  und   über   die    m  hoht'^n 

der  Vernunft  sich  hinauswagen*"    An  diesem  stoffe  und  in  dieser  behand- 
langsart  hat  sich  Herder  selbst  versucht;   kein  wunder,    wemi  ihm  die 

S'hypothesen  Kants  über  »eele  und  geisterwclt  8o  substantiell  erscluBnen, 
dass  er  aio  wie  beweise  betrachtete,   und  nach  so  schiefer  auflassang  ] 
ihnen  dann  gar  entfernung  von  sichern  „datis*'  vorrückte.    iKiukte  ihn 
doch  auch  der  physische  träum  ein  seelischer  zustand  von  higherer  bedeu- 
tung,  als  Kant  in  der  recenBierten  schrift  (s.  49)  ihm  /.ugestand.- 

In  dem  streben  seine  recensentenwürde  7*u  wahren  ist  also  Herder 
dorn  an   die  spitze  gestellten  und  in  den  Fragmenten   theoretisch  und 
praktisch  wol  ausgeführten  grundsatze,  im  geiste  des  Verfassers  /.u  lesen,! 
nicht  ganz  treu  geblieben.    Es  waren  noch  nicht  vier  jähre  verstricheü. 
seit  er  wissensdurstig  in  die  ersten  Vorlegungen  Kants  geeilt  war  (august  | 
1762);  damals  hatte  er  in  Kant  den  von  gott  Apoll  gesanten  prophetep^ 
gesehen,  der  seinen  blick  erhob ^  —  jetzt  wagte  er  schon,  wenn  auch 
ganz  bescheidentlich  ^  des  Ichrers  hart  zu  zupfen.    In  aller  bescheidenheit 
und  doch  bestirnt  genug  äussert  sich  dieser  selbständigkoitstrieb  in  einem 
ende  1767  geschriebenen  briete  an  Kant,   dem  einzigen  Überbleibsel  derl 
zwischen  beiden  geführten  correspondenz   (L.  B,I,  2,  301),     Auf  eine! 
anzeige  Kants  von  seiner  „werdenden  moral**  erwidert  Herder:  „Fügen 
Sie  in  dem,   was  gut  ist,  ein  solches  werk  zur  cnltnr  unseres  jahrhuo- j 
derta  hiniu,  als  Sie  es  getan  in  dem,  was  schön  und  erhaben  ist*^  Die- 
ser anerkennung  der  „Beobachtungen  über  das  GefüliI  de^  Schonen  und' 
Erhabenen,**    der  schon  in  den  Fragmeuten  (I,  60)*  öffentlich  ausilmck 

1)  „Vom  Erlcennen  und  Empfinden  der  raensdilichcn  Scülfj,  BcmcrkuJigon  imdi 
Trämiio.*'  Riga  1778.  ,,kch  wir  amien  schatten  auf  «rdt^nl  und  wohin  ver0teigi| 
•Ich  die  philosophio  andrer  iTüumc'*  (1786).    Ana  Herders  NiichlattB  li,  2^. 

2)  Fragm.  U,  217.  („Dio  hypothcK^n  von  der  göttlichkeit  der  »eelc  im  «cblAf  j 
iiJi^  träimion  *♦).  Duhtjr  die  aargraJtijrü  betjbjiohtang  dos  traanuniataiidc*,  nerdeni/ 
Ijebenßb,  1^2»  244,  miniiirk,     Fragm,  U,  347  ttnmftrk, 

$)  LB.  1,  1,  187*  227.  Vgl  n.  VJ*J:  ,,80  brenne,  dnr  ewigk«^it  niwhi  aaÜW^] 
gläazbar  zu  brachten  Auch  dtiiu  namt%  Kant."     (I7t>9.} 

4)  tn  der  zweiten  bearbeitun^jdir:«f^t^'l9aiiiiQSir  (Ußfi}  «.  :äa. 


ÜERIlKfl  US   HCUßum  KAJVT8 


229 


;tfgobeii  war/  iat  in  gestillt  mnm  verglmchs  mit  Biirkea llnterHUchungon 
dflii  llrBpruog  uDserer  Begriffe  vom  Schrmon  Tmd  Erüaberien  mn 
kdiatsames  tjrteil  hoigi^fil^t,  Bnrko  drinpe  in  manchen  fltcllon  tiefer  als 
Cant»  dafür  wisse  «lieber  auf  maiiclieii  soitea  nnsro  ausnichteo  mehr  zu 
[eneralisiereu  «ötJ  zu  cimtrastitn-eih  „Wie  maiiclies  lifitte  ich  Ihnen  zw 
m^^  fährt  Herder  fort,  „wenn  ich  wQsste,  das«  Sie  gedaM  liahen 
Hrrlen,  mir  zu  antwurtcn.  Zweifel  mJor  manche  Ihrer  philosophischen 
hvpothoijieu  und  beweii^e,  insouderhoit  da,  wo  sie  mit  der  wiKseaschaft 
dos  mensclüicheu  grenzen,  sind  mehr  als  spei^ulationeu"  —  so  lAast 
lerder  i^i  '  '  i(  wachsender  «elbatin  *'  '  "in  ein  hekentnis  unbe- 
iingter   ;i         _,         >  it   an    den    lehrer  en  ru     War  doch  auch  das 

fdd  der  „menBchliehen  philosophie /*  auf  dem  Horder  schon  eigene  reife 
iröchle  gezogen  zu  haben  glaubte^  eben  dasselbe,  wohin  ihn  Kant  p^ewic- 

Rrcii  hatte;  zur  njiilüblge  Montagnea,  Humes  und  Popes  hatte  er  eben 
damals  Herder  aufgefordert»  dessen  ;1stheti,sch'ki*itiöche  Htreiforeien  er 
för  abwege  vom  ziele  hielt. 

Diese  auf  erkentnis  des  meu8chlicl)en  geistes,  seiner  flusserungen 
und  «einer  entwieklung  gerichtete  und  in  den  dienst  der  menschlichen 
gllickseligkcit  gestellte*  phüosopbie,   der  Kant  auch  in  den  ,, Traumen'' 

id  :  redet  I  und  nicht  minder  als  sie  selbst  hat  die  methode,  deren 

er  sich  bedient,  seinen  beii'all.  Er  rühmt,  dass  „der  Verfasser 
den  glücklichen  analytischen  weg  gehet,  immer  xcrr'  avd-Qio/rm'  m  phi- 
l  ri/*     Eö  ist  ako   die  lehrmethode  Kants,    die  Herder  in   den 

l..^-.  iiLcn  nicht  müde  wird  anzupreisen.  „Die  wahre  und  einzige 
methüde  der  philoaophie  ist  die  analytische:  diese  muss  nothwendig  die 
begriffe  des  gesunden  versümdes  zimi  gründe  legen/  und  von  hier  sich 
zu  hohen  der  abstrahirenden  Vernunft  erheben."  (Eragm,  II,  108).* 
Wegen  dieser  methode,  die  die  Philosophie  vom  himmel  auf  die  erde 
herabföhrt,  w^egen  de«  kämpfe»  gegen  alle  gcheinplulosophie  (s.  28.  78) 
mid  der  mahnung  „mit  vormtzigen  oder  mussigen  fragen  sich  gar  nicht 
tu  bemengen  und  sich  an  das  nützliche  zu  halten"  (8.5.  117),  glaubt 
Herder  den  lehrer  mit  Sokrate«  vergleichen  zu  dürfen,  wie  er  es  spater 
widerholt  getan  hai^ 


1)  Noch   in   dQT  KaUigoju»  HF     i^    n$00)  nciit  er  sie   ,, feine  beobaehttmgen 
voll  wUzea  nad  Hcharft^uins.'* 

2)  HimhTä  L.  B,  I,  2,  im      G7. 

5)  „TrÄtiniü"  6.41.  7L  117.  5L 
4)  Vcrgl.  Fmgm.  n,  110,    I,  «weite  b^wu-boitttog,  ß.  2IÖ, 

6)  Brjpfe  y:n  Bct  d.  Hmnan  VI,  175.     Kaüigooe  Hl  p.  U*    Kaat  hatte  sdbßt 
iii  di'U  riTräunieu'*  m  Sokratc^ti  uriaDort.  St  118. 


230 


(tüTAAlt 


Die  gruDilkg«  iui<l   tlnr  ausL^an^j-snunkt  der  „meH>>obH<iU«^fi  p)iitii»Q-| 
pliie"  in  Ht^rderH  »inne  iat  die  |  :;ia     Kaiit  ist  ihm   auch  hiorinl 

Vorbild.     Er  KaTie^iridT-TnlHah   mmi   als   emen  grossen   nhil  horil 

büobuchtcr  in  der  pathologie  imerer  soele  gezeigt,  inul  m  dei  .^..^.^^  iio-l 
nen  sdirift  sei  die  arl,  womit  er  den  sjichwäniier  (Swi^denliorg)  beh.aDdelt,| 
rin  munter,  wie  man  mit  älmlicbon  sdiriften  nmgehen  solle.    Als  ^,merk- 
wördige  beobachttingen**  fuhrt  ttr  an  die  abhandluiig  über  „unsere  doj 
pelfce  Persönlichkeit  im  sclilaf  und  war.bcii*'   (9*49),    über  die  art,   dw 
vorteile  und  iiachteile  der  visioneu  im  zweiten ,  über  die  wachendeü  tmd| 
schlafenden  tnlumer,   die  ari  der  oitn  "     '      %   die  krankheit  des  Wahn- 
witzes im  dritten  bnnptstücke  des  er  t</s. 

Herder  hat  aber  auch  —  und  dies  ist  vor  allem  vricbtig  —  erkaot 
dwm  die  ,,  Traume  eines  Geii^tersehcrs"  über  sieb  liinaus  aul'  die  ypütorc 
entwickelung  der  Kanfcisebcu   pbilosopbie   hinweisen.    Das   zukiinftspra*J 
gramm  Kants,  das  Vorspiel  und  die  grundlage  aller  weseutlicbst^^n  idc 
der  fünfzehn  jähre  später  erscheinenden  Kritik  der  reinen  Veruunfl  ntint 
Hettner  mit  recht  die  kleine  Schrift  (Gesch.  d.  d.  LitD,  276);    etv 
ilhnUches  hat  schon  der  ernte  recensent  ausgesprochen»  wenn  t*r  von  du 
beiden  schlusshauptstücken   (des  ersten  und  des  /weiten  teik)  sagt, 
,,  enthalten  allgemeine  Im  '      !  l  n^vu  fjber  die  geisterlehre  und  meiiphy-l 
5<ik,    und  das  letzte   in>^'         ,  m    ontbrUt  einige  grosso    zfige   zu   einemj 
plane,   den  der  Verfasser  am  besten  ausfahren  und  anwenden  kömiteJ 
Kben  in  dem  let/ien  hauptstücke»  dem  „praktischen  scliluss  aus  der  gan- 
zen abhandlung**  sind  alle  die  bahnbrechenden  und  gnindlegenden  ideenj 
zusammengedrängt    Hier  werden  alle  „bodenlosen  entwnrfo"  die  „austte 
der  Sphäre  des  menschen  liegen"  (s.  118  fg.),   „die  fragen  von  der  gei- 
stigen  natur,    von  der  frciheit  und  ^ orh erbestimm ung,    dem  könfligcn| 
zustande  u.  d.  g.  "  von  dem  gebiete  der  strengen  speculation  ausgeschlos-J 
sen,  und  für  walire  pbÜosophie  nur  diejenige  erklärt,  „die  über  ilir  eigen j 
verfahren  urtbeilt,  und  die  nicht  die  gegeustundo  allein,  sondern  deren  [ 
verhältniss  zu  dem  verstände  des  menschen  kennt/*   (s.  120.)     Nicht  blo»J 
^» unmöglich/'  sondern  auch  „entbehrlich  und  unnötig"  (s.  125)  zur  tugendJ 
und  glöckseligkeit  erscheinen  dem  Verfasser  die  transscendenlen  specuk-j 
tionen*    Die  „unmittelbaren  sittlichen  Vorschriften  im  herzen  des  men-j 
scheu**  (s.  126)  und  „der  moralische  glaube*'  (s.  127)  sind  „der  splta-l 
ftndigkeit  des  vernfinftelns  ßberhoben;  es  scheint  der  ment^chUchon  natur] 
und  der  reinigkeit  der  sitten  geraftsser  zu  sejn:  Ȇb  erwartung  der  kunl'-| 
tigen  weit  auf  die  empflndungen  einer  wolilgearteten  seele ,  als  umgekehrt j 
ihr  woblvcrhalten  auf  die  ho&iung  der  andern  weit  zu  grflnden/*    Zuvor* 
sichtlich  kündigt  Kant  einen  neuen  r^  "  -  -  der  phil«^^  '^  ^    nm    „Wenn! 
sie  (die  träumenden  schulphilosophcü  .1  ,,♦  völ-_  »n^,  d.l  m\ 


lIEBrjRR  AUl  SCBI^BIl  KAKVn 


231 


einem  blicke»  der  ilie  ebütimuiung  mit  luidorem  müuscIioüvor8tiindo  lücht 
aa4»cb]io8si^  die  äugen  aufUiim  werden  ..,  m  würden  die  philosophen  --»  fi 
eine   !?•  *      ''  ■       w«lt   bewohnen,    <lr    '    i  v        '  "       '  Vr,  i 

schon  i. :>>--:  "  //'''''^t  haheu,  welchü  wir.h  ,/  -  ,/''''^^'-  '■''■'■"  ■■'HX'' 
mehr  anstehen  kann ,  woferne  gc^wissen  zeichen  und  vorbedotttangon  m  I . 
tniuen  ist,  die  Beit  einiger  zeit  über  dem  homonte  der  Wissenschaften 
ei^<ihienen  sind.*^  Audi  Herder  spricht  (Fragmente,  Erste  Samml*  IL  ausg. 
17ß8)  die  fiberzengnng  aus,  dass  dio  deutaebe  philoäophie,  den  alten 
formen  entw*acli!seu ,  zeitweilig  in  einer  gährung  begrifien  nei^  aus  der 
gie  zu  neuer  gestalt  sich  durcharbeiten  müsse  oben  auf  dem  wege ,  den 
Kant  mit  den  „Traumen**  eingeschlagen  hatte.  Errät,  die  Untersuchung 
abBtrai'ter  sätze  in  der  freien  »pracho  dos  lebena,  und  somit  fruchtbarer 
und  sicherer,  zu  fTibreu;  hin  und  her  zu  treten,  ob  man  ve^t^  gehet: 
fnner  hin  und  her  zu  i^patzioren,  um  materialien  des  rlenkens  zu  l»olen. 
Bei  der  herrschenden  philosophischen  anarchie,  da  man  —  nicht  über 
einige  Wahrheiten  —  nicht  über  beweise  —  kaum  selbst  über  metliode 
der  wehiheit  einig  geworden,  sei  es  das  beste»  dasii  man  ^iich  jeden  sei- 
nen gang,  seinen  gesichtspunkt,  »eiuc  einzelne  materien,  uud  einzelne 
Seiten  wählen  lasse*  (s,  244  fg.) 

Kampf  gegen  die  hergehende  dogmatische  phUosophie,  ausschlies-  , 
sung  des  übernatürlichen  und  bescliräukung  aui'  ilio  gegenätände  der  erfah*  ' 
rung,  diese  drei  grundzüge  der  zweiten  periode  von  Kants  plülosopliie,  | 
sind  in  Herders  erstlingsschriften  unverkenbar.  Das  zehnte,  elfle  und 
jtwrdfte  fragment  der  dritten  öamlung,  tlas  zwölfte  in  der  zweiten  beiu- 
beitung  der  ersten  samlung,  die  abschiedsrede  von  der  gemeinde  zu 
Riga  (L,  ß.  I,  *2,  i64  fg.)  und  der  vierte  teil  der  Kritischen  Wälder, 
1760  geschrieben,  (L.  B.  I,  3,  2»  217  fgg.)  liefern  reichliche  belege.  In 
den  Fragmenten  iflt  es  bauptsächlicli  die  polemik  gegen  Wolfs  und  Baum- 
gartens metbode,  in  der  sich  Hertler  als  Kimts  schüler  zeigt;  aber  auch 
Ilumes  durch  Kaut  vennittclter  einfluss  ist  in  ihnen  erkeubar.  Für  ihn 
werde  es  nchwor^  sagt  Herder  im  elften  fragment,  zu  begreifen,  dass, 
wo  etwas  ist ,  ein  anderes  neben  ihm  sei ;  wenn  etwas  ist ,  ein  anderes  j 
nach  ihm  sei;  wie  etwas  ist,  da.^  andere  durch  dasselbe  sei  Die  pbilo- 
»ophie  der  gegner  Jlumes,  die  der  venmnftkritik  die  dreiheit:  gesunder 
menschenvorstaud ,  moralisches  gefühl  (gewissen),  ästhetisches  gefiihl 
(geschmack)  entgegengestellt  hatten,  mnl  schon  in  den  Fragmeuten  ange- 
grißen.  Dieser  ^,  neuern  philosophie**  wird  vorgeworfen  (11,  103),  dass 
sie  die  walirbeit  wie  eine  färbe  ansehe  und  es  zum  obern  gnmdsatz  des 
denkens  nehme:  was  ich  nicht  anders  als  wahr  oder  falsch  denken  kann, 
das  ist  wahr  oder  falsch.  r)eü  grundbegriff  der  aesthetik  verwandele  sie 
iü  eiu  Ich  weiss  nicht  wasi*   des  geschmacks,    und  die  grundlage  der 


S8d 


»ITtLil* 


moral  in  ein  K'^ffthl«  <>der  j<owi«aßmeiTJji(lntluDg,  oder  gar  in  iibea  mmi- 
homen  gühorsiirnntrieb.    An*  dio«ü  kurxo  ablelmung  faiöpft  (He  ä\\ 
lirlie  polemik  in  deü  drei  ersten   caplUdn  den  vierten  Kritischen  VVaJd- 
rlieuH  an^  deren  spitze  gegen  die  darötcUung  dieser  nindephilo<iophiö  in 
Riedels  Tlieorie  der  schienen  KfinKte  und  Wissenschaften  gorichtt»!  ist 

Die  religjonsfeindlicihe  richtung  in  Humes  philo,Mophie  freilich  blieb 
«fein  glfmhigen  deisinuü  Horders  inimor  fremd.  Schon  F:''^^"'^^^'  *  hatte  ihm 
Unme  in  dieser  bezieh ung  grnndlich  verleidet    Die  vi  '^^  der  reli- 

gionHspntteroi,  die  dann  Herder  ans  Franltreich  heimbrachte,  nnd  ilie 
anknfipfung  des  verhfiltiiisses  mit  Lavater  erzengten  in  ihm  jene  atira- 
jnujig,  die  wir  an  allen  erzeugnisson  der  Bilckehurgor  periode  >vahr  neh- 
men^ die  innigste  annrihcrung  an  das  positive  Christen tnni.  Daher  kom- 
men die  Ivarten  urteile  nher  Himie  in  den  Schriften  jener  -  "  '  'in» 
den  Provindulhlattern,  daher  das  sympathische  iiiteresso,    i  ier 

fdiilusopliio  James  Beatties  entgegenbringt.  Wir  besitxoii  ein  interessant 
tes  Zeugnis  dafür  an  einer  —  in  Herders  Werke  nicht  '  umenen  — 

recemsian  von  »,Efeatties  Versuch  über  die  Natur  und  l  ..,i  .„liJerlicldccit 
der  Wahrheit:  im  Gegensatze  der  Klügeley  und  Zweifolsucht/'  In  den 
Frankfurter  gelehrten  Anzeigen  vom  20.  und  23.  october  1772.  (S.  665 
—  G6y.  073  — G77).  Bei  allem  freudigen  zuspmch  kann  der  recensent 
doch  nicht  verhehlen,  dass  „Himio  ailenlings  ein  schlechter  raiaoünenr  in 
metaphysischen  sachen**  (675)  aber  „dem  Verfasser  im  ganzen  raisoiino- 
raent  ein  zu  feiner  sophist**  und  \'m  ihm  eben  so  wenig  wi<T  '  sei 
als  Berkelei  («73);    denn  durch  Ueatties  ^,common  sense,   ge-i  .  r- 

nunfl**  lasse  sich  eben  die  ndlchtendo  vernnnft"*  des  Philosophen  ni«*t 
widerlegen  —  bedrirfe  aber  auch  keiner  Widerlegung,  wo  es  sicji  imi 
dinge  handle,  die  nur  dem  gläubigen  geföhJe  erfassbar  seien.* 

Im  übrigen  aber  blieb  Herder  der  schon  in  den  Fragmenten  bekjlmpf- 
tcn  ».neueren  philosophie'*  nbhohl  TTm  so  mehr  war  dies  der  fall,  als 
mit  der  Übersiedelung  nach  Weimar  die  freiere  theologische  richtnng, 
der  er  in  Riga  gehuldigt  hatte,  wider  zum  durehbruch  kam.  So  flndon 
wir  ihn  denn  gegen  die  philosophen  des  gesunden  Verstandes  ganz  in  der 
fi'Üheren  weise  partei  nelmiend  mit  einem  1776  im  T.  Merkur  veröffent- 
lichten auikitze:    Philosophei  und  Schw^iärmerei  /  gßgen  diese  ,,mecbaKU- 

1)  SokTütischo  DcnkwÜrdiglcricTi.    H.  49  fg-    (Ilanittnns  SclmfUjn  11,  »5  fjf.^ 

2)  Das  pbilosophiauhc  tm<l  [»ootiachc  pTodiicfGrerj  b4U£mclm«t  Herder  hl» 
^pfi  andunvaria,  mit  ein  und  domscnjcn  aiLsdmck«^. 

3)  lu  d(5T  Metakritik  fl  j).  XllI  t),   dio  überbaapl  dlo  fiuprertnitiö  d<ir  «dnmi 
^Tcnitiiift  fiher  dt^ü  couimun  s«?niiG  b^tttxtjitat,   aüat  alcli  Horder  Bcattics  gv^gen  iEimii 

sehr  wann  an. 

4)  rV»  138  —  14!).  Pbilosnphoi  and  Scbw&nnerci ,  «wo  Sclivt^nteni.  (a.  142  fgff«) 
W.  VV,  z,  Ph,  n.  aVIU,  47rgg. 


muMoi  jo»  Bcatvm  oirra 


2S3 


;     IM   Mvh  xTiT  jceit  des 


munzverfalb  (der  aiifl5* 
iij  HTiH  Kn^lanVl   hinfibpr- 


(rogtohlen  habe 

P 
mitk^J  I 
danken, 
dem  br 
tmf  Um 


iio«  gewesen,  die  ^cht 

aodi  recht  eini>findön  mochten,  uud  falle  also  zusaimneo  mit 

'>'    eben  der  »,  wahren  philosopUeii/'    die  sich 

.....    .  .„     „iio  nach  stimt  dies  init  dem  vollsUln<iig  Qber- 

n^in.  was  Kant  (1783)  mit  grösserer  schärfe  in  der  elnleitung  der  Prole- 
•^umeiia  zu  einer  jeden  künftigen  Metaphysik  (s.  U  fgg.)  den  gegnern 
Hujne^  erwidert,  und  es  ist  wol  unzweilelhaft ,  dass  Herder  schon  in 
Kt^nitJT^herg  ähnliches  ans  Kaats  möndlichem  vortrage  aufgenommen  hat 
Wir  sind  demnach  nicht  geneigt,  die  darstellung,  die  Caroline  Her- 
-ler  m  den  ,,  Krimi erungen*'  (I,  <j8)  von  Kants  lehrendem  eintlnsse  auf 
Herders  entwickeluüg  gibt,  unboxweifelt,  wie  bisher  geschehen,  hinzu- 
iifilmien.  Sie  behauptet ,  dass  nur  die  poätiv  wisäenechattlichen  vortrage 
Kantü  mit  voller  liebe  und  hingäbe  von  Herder  aufgenommen  seien; 
„an  seiner  raetiphysik  hingegen,  obwol  Kant  sie  damals  noch  in  aller 
Beiiier  Jugendberedsamkeit  nnd  in  einer  viel  hellern  spräche  als  der  spä- 
tem scholasiischen  kunstsprache  vortrug ,  habe  Herder  weniger  geschmaek 
gefunden:  nach  mancher  metaphysiiüchen  Vorlesung  habe  er  sich  beeilt, 
die  wfdrigen  eindrucke,  die  seinem  gemüte  so  wenig  zusagten,  wider  los 
zu  werden."  Die  erzählerin  beruft  sich  auf  mundliche  angaben  Herders; 
aber  bei  der  erbittenmg  gegen  Kant,  die  in  den  letzten  Icbensjahren 
Herders  ihn  und  seine  Umgebung  heherschte ,  ist  auf  solche  vertraulichen 
Äusserungen  gar  nichts  zu  geben,  besonders  wenn  sie  uns  durch  eine 
frau  zugehen,  die  in  ihrer  leidenschaftlichen  art  von  gehJlssigkeit  nicht 
frei  war.  Dagegen  hat  Herder  (17i»5)  selbst  iu  herzlicher  dankbarkoit  imd 
ungetrübter  orinnomng  der  tiefgehenden  Wirkungen  Kants  auf  sein  eigeuofti 
denken  erwähnung  getan  an  einer  zum  preise  der  lehrwirksamkeit  Kants 
häufig  citierten  stelle  (Humanitätsbriefe  VJ ,  173  fgg.);  hier  sind  aus- 
drucklich die  streng  philosophischen  Vorlesungen  neben  denen  der  erac- 
ten  Wissenschaften  rühmend  erwähnt.  Zehn  jähre  nach  der  ersten 
unfreundlichen  berühning  mit  seinem  lehrer  besass  Herder  noch  die  volle 
unhefimgenheit  des  Urteils.^  Sic  war  ihm  verloren  gegangen,  als  er  mit 
bittoron  streitschriOien  gegen  jenen  hervortrat.  Dies  müssen  wir  beachten, 

1)  Im  ar&tiiu  «ntwnrfe  war  der  cxcars  fiber  Kmi  weiter  unsgcfBlirt  Die  Jtweii« 
liJUitij,  die  |i  Micke  zu  wenigen  Zeilen  »ueoninningcsogen  hat,  »toht  voU* 

fctÄndig  in    i  :*'a    (IH»  142  —  147).     Sic  w^init  nchan   rur  Minder   übcr- 

Hchfitjran^   lUbl  vor   iirt*?i  IsloHcm   ii«oUb«t<?n    mtd  tiachtreten.    Aber   di*^   spräche  d<»r 
feinsten  verehnmg  gt'gcn  den  miii»t'M   ^^^H.wf  i^r  snu  h  li;*-i   niu.rl,  nbur 


234 


scTpnAir 


um  eine  zwmte  urklfmiug  (IHOC»)  iti  dem  «1  ritten  teile  iüt  Xalli^fOiie 
(h.  XX  fgg.)  lichtig  m  würdigen.  Ihr  xweck  iöt,  jenes  erstere  bekoatniB 
I  Aj  einzuschrilnken  und  abzuHcliwäclieii,  und  dem  niistranen  mid  widerspnichtf 
gegen  die  lehrön  Kants,  mit  dem  Herder  spät  und  uneinvartet  lienror- 
getret^n  wslt,  ein  mögliehst  alten  datum  zuzuschreiben.  Er  sollte  schon 
in  der  zeit  der  lehrjahre  outHtanden  aein.  Das  zweite  bekentnis  hat  aber 
Härder  nicht  ausdrücklich,  wie  das  erste,  in  seiner  eigenen  per  -  '  p- 
If^i,  sondern  er  erzählt  von  sich  wie  von  einem  andern,  ih  ,  i^^n 
(„Ich  kante  einen  jüngling"  usw,)»  und  läsöt  erraten,  dass  er  seihst  die- 
jier  jugendliche  zuhOrer  gewesen  sei.  Schon  dieser  winkelzug  in  der 
form  macht  gegen  die  mitteilnng  mistrauisch.  Der  jfiügling  habe,  da  er 
alle  Vorlesungen  Kants,  mehrere  widerholt,  in  den  jähren  1762  —  65^ 
rt  habe,  zwar  dm  lehrers  dialeciischeu  witz,  seinen  politiHchen 
>v,  d  als  wwsenschaftlichen  schaifsum  usw.  bewundert;  aber  auch  bald 
femerkt,  daas  er  gefalir  gelaufen  sei,  von  einem  feinen  dialectischeo 
wortnetz  umschlungen  zu  werden,  innerhalb  welchem  er  seibat  nicht 
melu'  dächte.  Strenge  habe  er  sichs  also  auferlegt,  nach  jeder  stunde 
An»  sorgsam  gehörte  in  seine  eigne  spniche  zu  verwandeln,  keinem  lieb* 
lingswort,  keiner  wendung  seines  lehrera  nachzusehen  und  eben  diese 
geflissentlich  zu  vermeiden  gesucht.  Nie  habe  er  sich  also  ftreier  und 
ferner  vom  system  seines  lehrers  gefühlt,  als  wenn  er  dessen  witz  und 
Scharfsinn  mhm  geehrt  habe.  Die  der  geschichte  angehängte  mahnuttg 
und  nntzanwoudung:  »,Wer  will»  befolge  den  rat!"  verrat  ihre  tondensi. 
Wie  weit  das  mitgeteilte  auf  getrübter  eriimermig  oder  Selbsttäuschung 
beruht,  und  wie  weit  es  uIh  geschichtlich  gelten  kaim,  IflsHt  »ich  ziem- 
lich genau  ermittebh 

Wol  verbürgt  ist  die  tatsache ,  dass  Herder  Kants  Vorlesungen  eif- 
rig nachgeschrieben,  sorgföltig  ausgearbeitet,  durch  selbständiges  uach* 
denken,  durch  erörtern  und  disputieren  mit  gleich  eifrigen  genossen  iu 
saft  und  blut  aufgeuommen  hat.*  Das  bedürfins  freier  repröduction  der 
ideen  seines  lehrers  regte  sich  schon  im  ersten  Studienjahre,  Aus  einem 
vortrage  über  zeit  und  räum  entnahm  Herder  den  stoff  m  eitiem  didac- 


1)  Vom  ftügnst  1702  bis  mido  »J4  war  llrrii*  r  K;uitH  '/iijiHroT, 

2)  Der  boricht  ointis  ju^MnUrruntlps ,   li«»?  ir»  d*m  jahron   n*i^  imd  04  ir»"!!»!^!«* 
|iiBehaft.lich  mit  Ilenliir  sÄnitU*!}!  l, 

l,  laafg-    Erbtier,  I,  Ü7):  „  .  j  % 

jedttf  Wort  de«  grodseo  |»hilat*opbeii  tttit  und  urdaetc  isu  hauBe  gedutilcon  urifl  ans- 
druck«    Oft  teilte  er  mir  dWm^  smue  uacbsübrift  niit  oud  wir  be»[«rsiicheii  ans  darüb 
Kit»  aiidrür  gewähr«Tnami  fU^t  hiii»Qr    „Wi*uu  HerJtr  sicli  ftbiT  ii«n  vortniff  di»«  U 
r»;rs  nutUiilto,    so  vfM  t\u  n*fli<h  und  ^>\i\-<  *\aM  er  SMinun  commilH-^ 

ucn  achliui)^  and  MhIh*  nl  i  (Ti  IX  137      i  ^ 


ItItUPRn  Ah»  MIBULKII  KAKTti  '^V- 

;iiii  ,, betroffen  von  der  riH^isLiNuaiien  püetjNi:N*.ii  , 
hl    1  !  ^  _       ikeu  mit  lobpreiseudem  leoer  im  auJitoruuu  vor- j 

UsL^  (L.  B.  I,  1 ,  l^ö.)  Dioson  vorsuch  nent  Herder  in  einem  poetischen  I 
ttji^huchblatte  aus  domjulu'e  1704  ,,oin  iienes  lieil/*  das  er,  nachdem  er 
Kant  gebiert,  ,»mit  halber  zunge  gewagt"  (L.  B/F,  1,  227);  Kant  fand 
(bn  noch  „Popet»  würdig,"  als  der  Verfasser  der  Fragmente  sich  nicht 
mehr  gern  zu  dem  „dunkebi  ranhen  gedicbto*'  bekante.  (L.B.  I,  2,  2Bil.) 
Solch  inniges  anlehnen  und  eingeben,  solch  ein  streben  durch  selbstan- 
eügen  gestalten  de»  aufgenomnienoo  stofifes  herr  zu  werden  gewann  dem 
jQnglinge  gunat  und  achtung  des  meisters.'  Aus  dem  lehrer  wurde  bald 
der  freund,  aus  dem  »chüler  der  vertraute,  der  „alle  Ueblingameiuun- 
gen**  des  (Uteren  und  reiferen  freundes  ,,oft  gehört  und  oft  mit  ihm 
besprocliou  hat/*  dem  auch,  nach  ^inem  unzweifelhaft  richtigen  eigenen 
Zeugnisse,  (Aus  Herders  Naclüass  2»  24  fg.)*  die  Schriften  dos  lehrers 
vor  ihrer  verötfentlichung  zur  beui'teilung  zugegangen  sinA  ^, Seine 
träume  habe  Kaut  ibm  bogenweise  Überschickt,"  schreibt  Herder  im 
üctobor  1772  au  Lavater;  wir  haben  uns  des  Herderscheu  Sprachgebrauchs 
zu  erinuera,  um  unter  dem  sonderl»aren  ausdiuek  nicht  hbos  die  eme 
achrift,  vod  deren  recension  wir  ausgegangen  sind,  zu  verstehen,  son- 
dern überhaupt  schriftstellerische  erzeugnisse  und  entwürfe,^  wie  die 
„werdende  Moral**  (h.  228.) 

Aber  die  absieht,  von  dem  System  Kants,  wie  von  feBseln  oder 
netz  »ich  zu  befreien,  dies^  können  wir  dem  Verfasser  der  Fragmente, 
dem  ro' I  Vfi  der  Kantisehen  „Träume"  nicht  zutrauen,  geschweige 
denn  dr  komischen  sehuler  und   dem  philosophischen   dichter  von 

„räum  und  zeit**  Gar  bescheiden  stellte  sich  neben  der  hingäbe  an 
Kant,  und  jedenfalls  durch  Kant  geweckt,  die  neigung  ein,  in  die 
Systeme  früherer  denker  einzudringen.  „Ich  horte  Kant  ...  und  irrte 
seitwürt»  Baco  nach  '*  sagt  jenes  oben  erwähnte  poetische  selbstbokentnis 
aus  dem  jähre  17G4;  der  Verfasser  der  Kalligone  aber  will  es  glaublich 


1)  .»Wenn  das  brausende  genlc  wird  nbgagoren  haben  ^   wird   er  mit  aeinfn 

f^t^s^tm  talenton  cio  utitzlieber  Timnn  wt!nlen  *'  ao\\  Kant  bei  dem  lesen  ßLnf!S  Hcr- 
d^m^bi^ii  Karrreitagsgedicht^  in  den  Kunigsberger  Zeitungen  (1764.  Stück  23)  gesiegt 
\ukhm.  (I..  B,  I,  I.  137.) 

2)  Hier  empfiulilt  Herder  Lavatem  ,» Kants  erstes»  recht  jünglingsbuch  voll 
Üirer  (?)  Ideen  —  die  Allgemeine  Theorie  des  Uininiels,**  auf  wclcbcs  or  nuch  in  der 
rin%  i  '  *  *  .tHic  11  *  rwelt*'  (ilio  der  verfüsser  constrniert)  „ist  dlef- 
dtii;  einer  st^l  n  ptxiioöupliiscbtMi  dnbUdungskraft*  die  auf  der 
erde  eiae  so  HVat»*fUtttidrho  vitrbindüng  unüicbtbiirer  diti^fe  entwirft,  al»  sie  vorrnak 
ani  hlmni»?!  fand/'  Nodi  in  den  .Jdeew*'  (I,  4)  nent  er  sie  „eine  «cbrift,,  die  uiibe* 
iuintri  ^'rbliebeu  bt.  als  ibr  Inhült  verdiente/' 

ü)  LVInuerungen  I»  H8. 


2sa 


9QPI1AN 


maehcü,  das8  Plato,  Jaco,  Shftftejiburj,   Lmbiiitz  ibm  über  daa  „fdij 
dialectiseho  wortnetz**  in  dem  »ystein  seines  lehrt*rs  hiBaoBgebolfen  hätt 

AUcnliiigs  bat  Herder  die  schrifleii  dieser  der  grossen  philoa 
I»heo,  die  er  überall  als  sciue  lebniiexjiter  uufulirt,  mit  hebnm  eifer  gi 
in  den  nächsten  jaliron  nach  der  Köuigsberger  imiveraitütszeit  stu4 
die  Rigaer  eorrespondenz  und  ötiidimiaufsiltze  beweisen  es  zur  ge 
und  in  den  Fntgmenteii  zeigen  Hieb  die  Iröchte  dieser  bescbüf 
ünverkeiibar  ist  es  lernort  dasss  diese  vielseitigen  stndien  eine  fr^ 
d<jr  philosophiBcbeu  form  ergaben ,  die  von  scbolmässigem  ausdruck  eia 
fert  ''  ilerten  Systems  so  weit  als  m'Ü^lich  entfernt  Ist.  Don  bei. 
ge\  III   pbilesopMseben  überzeugimgen  und  der  von  Kant  ange 

menen  methode  standen  aber  tliese  Studien  gar  nicht  im  wege.    Im  gefi 
teil,  was  Herder  in  den  Fragmenten  Yon  der  IV  "'       ^        "  1    r^fJiierü 
sagtt  das  hat  ohne  zweifei  seines  lehrers  ganzcL      .:.:.:  „..;.; 

Es  ist  im  wesentlichen  das  folgende.    Niemand  lernt  denken  dt 
eine  phUosophie,  die  sich  damit  begnügt»,  ^, eine  abgezählte  menge  phü^ 
öophischer  werte  vorzuzeigen  imd  zu  erklären**;  auf  diesem  woge  gela» 
man  böchstcais  dazu^  „zu  wissen,  was  andre  vor  uns  gedacht."^    In 
gefahr^  des  eigenen  denkens  sich  zu  begeben,  gerät  man,  wenn  mau  ; 
sen  meistern  blos  nach-,  aber  nicht  mit  ilmon  denkt*    Die  feste  te^ 
rainologie   und  philosophische  kunstsprache  der  grossen  philosophen  wii 
dem  lehrling  zum  hemmscbuh,  wenn  er  am  ausdruek  haften  bleibt,* 
ge<lanken  blos  im  vehiculnm  des  ausdrucks  verschlingt;  sie  wird  71 1     ' 
und  zur  triebteder  neuer  ideen,    wenn  er  ,,  begriffe  aus  den  g^v,     - 
Worten  entwickelt  und  deutlich  macht"  und  mit  hilfe   der  werte 
gedanken,  die  an  ihnen  kleben,  zn  fassen,  in  den  geist  des  philosophi 
sich  zu  setzen  sucht,  der  in   dem  prägnanten  werte  ein  resultat 
denkens  niedergelegt  liat    Des  gedankens  hat  sich  nur  der  bemücB 
der  im  stände  ist  in  eigenem,  freiem  ausdrucke  ihn  widerzugeben;  ol 
dies  eigenartige  gestalten,  diese  lalügkeit  des  umprugcns  ist  ein  weit 
bilden  des  gedankens,  em  fortscliritt  in  der  philosophie  unmöglich,  „ 
kann  sich  xu  diesem  gescliäfte  nicht  Spielraum  genug  nehmen:  weil 
immer  zu  geneigt  ist  den  Wahrheiten   grosser  männer,    ihrer   11^ 
und  Sprache  nachzuliängen :   man  hfitet  aicM  zu  sehr  fflr  iirtünit  1 
ganz  anf  seine  kosten  denken  zu  wollen  (als  dasa  man  . .  ^  denken  wollt 
Lieben  wolle  man  docli  das  letzte:  man  irre  auf  seine  art:  so  lauft 
cirkelrad  der  irrtümer  umher «  und  man  lernt  durch  fallen  um  so 

I)  V^l.  Kant,  Frülo^ciiuona  zu  ebier  jeden  kOnft  Metapbjdik.  s.  3  fg. 
8)  Baco,  Locke  und  Lcllmitz  huhau  die  |»hiUj«opbic  »n»  ilmn  livhynnüio 
klfir  <tt^  ürrcttofi  woUüti»  wu  der  ^od&nkc  liiu  atisdrnck  Irnftot.   fU.  äainmlnti 


ltOE0«l  äJL»  «fiStUA  K4jm 


grhnui*'    'V.r.u  Stall*  U.  ao^.  s.  $45  fg.)    An  dkseo  nt  scUiess: 
eil  ^  hrefam  jiieili4>de«  die  eben  Kattt  In  d%u  „TnUtmen**  i 

AcbUri    ib4Uc«  HIL   (d.  331.) 

Noch  laßge  &l»«r  die  Bigenser  seit  biuaitö  sebeii  wir  Herder  mit 
itr  philii^phie  ^inr^  ,,frisoiides  und  lehr^rs"  in  bestem  tdnvenielimen ; 
m  in  jeaem  aus  Böckeborg  an  Lavater  g«9cfarii*beti<}ti  briefe,  in  dem 
pigtn  die  Hnme  feiBdliche  mt) »  -  ^  »  - 1  -  ■  ^  tetoü  unfkaUt*  ans  dem 
jalire  1776.    Dem  abweichen  \  ,^.  dem  dogmaüischeii 

Kwidta  geht  eine  persdnliche  enUremdang  vorans«  hervorgtinil'en  durch 
KmU  kriük  des  ersten  teiles  der  Ideen  (odA>ber  1784.).  Offen  gegen 
Kant  aufzntreten  konte  sich  aber  Herder,  so  sehr  ihn  auch  „die  HchlftgL* 
sdnes  alten  lehrers  sehmerzten/'  nicht  ent^chliesseu ;  ulübt  einmal  mit- 
klT  'Ite  er  die   ;.'  i^afl   annehmen*      ,Jn   Deine  Streitigkeiten 

Uiü  iv  _-  —  bittet  ♦i  -  ..  .  i tember  ilSh  den  fehdeUiätigen  Jacobi  — 
», mische  mich  ja  nicht  Er  ist  mein  lehrer  gewesen,  und  wenn  dessiMi 
9cham  aufgedeckt  liegte  Üiehe  ich  zu  Japhets  manteh'*  Es  gohörUm  her- 
IvflrM  Erfahrungen  dazu,  Herder  in  diesen^  ^'^^v.itxe  m  beirren.'  — 

Nachdem  endlich  Herder  mit  der  M  1.  (1799)  und  der  KaUigoue 

(18uo)als  heftiger  gegner  Kants  und  seiner  schule  uut'getreten  war,  kam  er 
in  einPT"  --*'  Ttze  über  Swedenborg  (Adnistea  III,  35G  fgg.)  mit  durch  ^' 
gig  vti  m   urteile   auf  die  Kantischen    „Tr&ume'*   zurück* 

krftnme  dienes  gei^terseherB  dm'ch  neue  träume  einer  iVemdeu  metuphy- 
aik  m  erläutern,  wäre  ein  uherflfissiges  gute»  werk;  das*  nt'^thigere  scheint" 
—  was  die  Herdersche  abhaiidluug  versucht  —  „sie  aus  dem  tniuiueuditM 
atlbat  ÄU  erklären,  da  sie  seine  metaphysik  sind/*  Dieselbe  verirrung 
der  phatitaaie»  die  Kant  als  warnendes  gegenhild  den  irrgtlogen  der  dog- 
matischen  philosophie  entgegengestellt  hatte,  wird  von  Herder  zur  wafle 
gegen  den  kritischen  idealismus  benutzt.  „Warnend  ist  auch  flr  di« 
metaphysik  dies  beispiel :  denn  treibt  unser  neuere  Idealismus  mit  seiner 
IjtL^ntaaie  nicht  audi  dergleichen,  sogar  blnase  huchstabenspiele V  Hat 
das  verwichene  Jahrhundert  nicht  eine  reihe  geisterseher  hervorgebracht  V 
die  in  ansehung  einer  constabilirten  harmonie»  Swedenborg  bei  weitem 
nicht  an  die  seite  zu  setzen  wälren/'  Es  ist  dieses  letzte  urteil  über 
Kant  (18ü2)  gerade  deswegen  bedeutsam»  weil  es  sich  auf  euie  der  schrif- 
tau  YOT  der  „Kritik  der  reinen  Vernunft"  bezieht,  denen  Herder  «och  in 
deinen  beiden  hauf     '  lirifteu   unbedingte  auerkennung  gezollt  hatte. 

UKKLIN,    15  R    1872.  U*    HUPIIAN, 


1>  Crina,  lll ,  122  (gg. 


nmcifR.  r*  DBirracHji  r«ii^u  nn.  iv. 


iO 


FHILOLOaSNTBRBAlILUO  ZU  IXSBXIQ 


MISCELLEN  UND  LITTEBATUR. 

BERICHT  ÜBER  DIE  VERHANDLUNGEN  DER  GERMANISTISCHEN  SECTION 
DER  XXVm.  PHHiOLOGENVERSAMLUNG  ZU  LEIPZIG. 

EBSTE  EUTZUNO  (aM  22.   HAI   1872). 

Nach  schluäs  der  allgümeincn  Sitzung  um  Val  uhr  mittags  eröffnet  der  Vor- 
sitzende prof.  dr.  Zarncko  die  verJiandlungen  durch  eine  begriissungsrede,  in  wel- 
cher er  der  seit  der  letzten  versamlung  verstorbenen  fachgonossen  erw&hnung  tut. 
Er  schlägt  darauf  zu  vice  Präsidenten  vor  prof.  dr.  Hildebrand  und  prof  dr.  Ebert. 
Die  versamlung  tritt  dem  bei,  worauf  nach  ernennung  von  vier  Schriftführern  die 
oinzcichnung  erfolgt,  welche  eine  gesamtzahl  von  114  mitgliedem  ergibt. 

Als  begriissungsschrift  ist  eingegangen  eine  abhandlung  des  prof.  dr.  M  ö  b  i  u  s 
„über  die  altnordische  spräche." 

Der  für  diesen  tag  angesetzte  vertrag  des  prof.  dr.  Böhmer  aus  Halle: 
über  die  ochtheit  der  chronik  des  Dino  Compagni  muste  ausfallen,  da 
prof.  dr.  Böhmer  am  erscheinen  verhindert  war.  —  Somit  wurde  um  ^22  uhr  die 
Sitzung  geschlossen. 

ZWEITE   SITZUNG   (AM  23.  BlAI  TOBM.   8  — 11   UHR). 

Es  begint  prof.  dr.  Leskien  mit  seinem  vortrage:  vergleichung  der  aua- 
lautgesetze  des  litauischen,  slawischen  und  gotischen.  Ausgehend 
von  der  erwägung,  dass  in  dem  gotischen  auslautgesetzc  nach  seiner  gewöhnlichen 
fassung  noch  viele  Unklarheiten  und  Unregelmässigkeiten  vorliegen,  zieht  er  zur 
orklärung  die  beiden  vorwanten  sprachen  herbei  und  weist  nach,  dass  gewisse  Ver- 
änderungen des  consonantischen  auslauts  schon  in  der  periode  der  gemeinsamen  ent- 
wicklung  dieser  drei  spraclien  vor  sich  gegangen  sind.  Hiernach  sind  in  der  vor- 
germanischen periode  geschwunden:  1)  auslautendes  t,  (2,  z.  b.  in  den  secundär- 
endungen  got.  viyai  =  slaw.  vezi  =  lit.  i^eze,  3.  pl.  got.  vußain-a,  slaw.  o.  pl.  aor. 
i^zq  =  r€2un{t).  2)  auslautendes  «  in  den  nominativen  der  r  und  w- stamme  sowie 
in  der  1.  p.  pl.  der  verbalflexion. 

Nun  vereinfacht  sich  das  speoiell  gotische  conaonantische  auslautgesetz  dahin, 
da.ss  von  auslautenden  consonanten  nur  s  und  r  erhalten  bleiben ,  doch  mit  der  modi- 
fication ,  dass  die  nasale  nach  langen  vocalen  noch  fortbestehen ,  während  sie  nach 
kurzen  verloren  gehen.  —  SoiLiim  tritt  das  vocalische  lautgesetz  in  kraft,  die  nasale 
aber  bilden  mit  langem  a  (ä  e  ö)  einen  nasalvocal,  der  dann  zur  rinfachen  länge 
wird  (z.  b.  gen.  pl.  gibö,  tuggd,  Jianä),  nach  ü  und  diplithongen  erhält  sich  das  n 
(z.  b.  herun,  bcrein-a,  Uuhailein).  Gestützt  wird  diese  auffassung  durch  einen  ana- 
logen Vorgang  im  altslawischen,  wo  ebenfalls  der  nasal  nach  kurzem  vocal  abfällt,  nach 
ursprünglich  langem  aber  mit  diesem  zum  nasalvocal  wird ,  welcher  letztere  wideruni 
in  den  neuem  slawischen  sprachen  in  einfachen  vocal  überzugehen  pflegt.  So  komt 
denn  auch  in  das  vocalische  auslautgesetz  eine  grössere  regelmässigkeit,  indem  sich 
die  auslautenden  langen  vocale  als  durcli  die  nasale  vor  der  sonst  eintretenden  Ver- 
kürzung geschützt  ausweisen. 

Prof.  dr.  Schröer  aus  Wien  gibt  sodann  bericht  „über  die  deutschen 
Kpuradeu   in   den   nichtdeutscheu   Hindern   der   österrt'ichisch-unga- 


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<r  ikli  in  dcir  vott  Qua  «^oii  Mlift 
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1  mtet«  de»  It 

oni  icih  voa  b<;ii«ii 

f  ilii9eybncirt«a  md  lii.^iriMhtMi 
piobcft  «iftd  meiii«  diM  alle  dk  aaf  «^«lleni  bodim  IkgiüiA»  dtati^wt  sfkoi.^i.  u 
ttttt«  ^fto«  ifialeetgr«|ppc  yUen,   dodi  ad  diliet  u^  an  Baekkoamca  der  alliM 

,  LMstodeo  ni  daatai.  Ar  aeUi«nc  m  dfO*  fSnlatt  fOftnialil,  daaa  wol  dmelnt  dvoU 
aeba  d&ffer  nier  firemdar  ani^baf  iM  co^ialiottaliilom  kfiQlatt,  niekl  aW  aoklia 
gfOAie  oadi  nel«9i  tüpeadca  Ohlaiide  grappeii  dcb  üirea  dcntiditiuna  «alkletdoa 

Kftcli  einer  viertelsÜhidi^eQ  pam^  eiMIt  das  wtirt  proC  dr.  Hildclitand  tu 
•efti  angekündigtiL'D  rortiagec  ».über  land  und  leatr/*  Penclbif  ttUilM  tlnrch 
eiiie  reiidi«  fülle  tüd  U!bpi«li!A  älterer  nnd  ntfiierer  tdt  tliti  fcAUache  ktür,  iUji$  in 
d«r  asicluiian^  d*^  lolke^  •  »ehr  eins  Ist»   das«  tm 

apimrligclraQcb  lieide  Wf?tl  in©n.    Wli  hüben  dftvon 

In  «kr  Ugliclieii  rede  uodi  zahJreicli<j  g}>iii^ti^  me  **  b.r  „ich  Mo  <ib/?chrAnt/'  ti:uif 
mo  i»cb<>ii  bei  Albrecbt  ton  Johanadorf  MSF>  1>2,  ♦>:  ,,het  er  mich  jock  *Yr^fOlm•r.*' 
Wie  wcttdiest?  v<if »cUmekung  geht »  wird  am  trefTcndsttm  dadurch  ch«trakirTUi«H»  daiw 
,*kalb«u'*  nicht  blo-  '  -  kuh,  sondern  Jinch  vom  b«MU(?r  gebraucht  wird     %S*> 

iit<»ht   iii    Daniieils    3l  ,dum   wiirtcrbiich   äH:     ,,SehnU   M   cnift**      K\wt 

nicht  blos  arwigchen    dem   biiucrlichen  grundbesitxer  uiv  ^ 

vitriuiltiiifl t  sondern  utjch  zwiacbiin  dem  förstt^n  und  »ein  : 

«in  be»ofidors  bezelcbnendt**  bcd^ipiel  hifraö»geurifföiu  worden:    im  „Fto»Mihni»mid*»r" 
der  mark^of  von  Brandenburg  zti  dem  ihn  tra|fcnd«n: 
Stehe  fest  mein  mann,  es  wird  Konst  nr^, 
üti  trügst  die  Brandenburger  niark, 
Und  ganst  allgemein   ilai»  lund   fUr  die  lente   »tcht  in  wtmdangt'U  wie:    on  diiif  d«'ui 
lasdc  keimt  neue  steuer  auferlegt  werden,  t$  en  mlkkore  iht$  hni.   (SaobiPniiK) 


i»BiTTE  arrzüKo  (aji  S4.  KAI  voiM.  8  —  11  uua). 

Nach  er^vff^ung  der  sitzting  erhJilt  das  wort  prof.  dr.  Hiavori  aui  Jena.  W«l- 

I   don  am  laut  im  dentucheu'*  H\\TichL     Et  beklagt  dun  min      ' 
ii«»iui»ohftn(l1nng  ttrr  funtlühr«  nnd  wÜl  vur«uchou  auf  d!cf^  w^i 


240  PmLOLOGKlfVUBAllLinia  SU  IMirOQ 

jetzt  uoch  nn'/iiIäDgliohc  crkläniiig  des  hochJcutschen  umlautes  befriedigender  zn 
gestalten.  zMs  gruudsatz  stellt  er  die  beliiiuptung  hin ,  dass  i»hyaiülogisch  kein  vocal 
i'iber  einen  consonantou  hinweg  einen  vocal  afticieren  k«">nne,  sondern  stets  müsse  die 
lautliche  bewegung  den  eonsonanten  zuerst  ergreifen  und  durch  ihn  dem  vocal  mit- 
geteilt werden.  »So  sei  nuii  auch  das  auftreten  des  unilauts  im  hochdcutächen  xn 
beurteilen.  Da  bei  <lem  durchdringen  des  unilauts  das  i  der  endungeu  schon 
geschwächt  gewesen  sei,  so  könne  dies  natürlich  nicht  dircct  die  Ursache  desselben 
sein,  sondern  diese  müsse  in  dem  dazwischen  liegenden  eonsonanten  stecken.  Nun 
erkläre  sich  der  Vorgang  so,  dass  zuerst  die  vor  dem  t  stehenden  eonsonanten  nach 
physiologischer  notwendigkeit  ihre  articulatiemsst^jUe  verschoben  und  tlann  eine  monil- 
lierto  ausspräche  angenommen  hätten.  Das /der  endung  verschwand ,  der  mouillierte 
consouant  aber  blieb,  und  durch  cpeutheso  trat  dann  der  dem  consominten  anhaf- 
u*nde  Jlaut  an  den  vorhergehenden  vocal  und  brachte  an  diesem  die  bekanten  Ver- 
änderungen hervor.  ~  Die  ganze  deduction  wird  begleitet  dun^h  parallelstell  nng 
analoger  Verhältnisse  der  mouillierten  consonantcnreihen  in  den  slawischen  sprachen. 

Nach  einigen  gegenbemerkungen  des  roferenten  und  darauf  bezüglichen  erwi- 
derungen  des  prof.  dr.  Siovers  folgt  der  vertrag  des  dr.  II.  E.  Meyer  aus  Bremen 
„über  die  rose n gärten.**  —  Zuerst  vermehrt  er  die  bis  jetzt  bekanten  rosen- 
gärten  durch  nachweisung  einer  grossen  zahl  derselben  so  wie  anderer  mit  rose 
zusammengesetzter  ortsbezeielmungen  Deutschlands.  TJberall  knüpft  sich  eine  menge 
von  volkssagen  an  die  rosengärten.  Sie  sind  sowol  belustigungsorte  des  volks.  al8 
auch  begräbnisstätten.  (Die  steirische  graldnschrift:  Hier  lieg  ich  im  rosi'ngarten 
und  muss  auf  weih  und  kindcr  warten).  ürsj)rünglich  waren  die  rosengärten  opfer- 
stätten  der  frühlingsgöttin.  unter  dem  rosengärten  liegt  die  idcc  des  paradiescs 
verborgen  und  die  kämpfe  um  den  rosengärten  sind  kämpfe  ums  paradies.  —  Auch 
die  fahrt  nach  dem  Hunnenlande  im  zweiten  teile  der  Nibelungen  erklärt  der  vor- 
tragende als  ursprünglich  mythologisch  und  will  in  ihr  ebenfalls  einen  paradieses- 
kampf  sehen.  —  Die  genaueren  nachweise  fi'ir  die  in  diesem  an  interessanten  oin- 
zelheiten  reichen  vortrage  aufgestellten  behauptungen  hofft  er  in  einer  ihn  jetzt 
beschäftigenden  umfänglicheren  arbeit  liefern  zu  kimnen. 

Nach  einer  viertelstündigen  pause  si»richt  prof.  dr.  ('reize nach  aus  Frank- 
furt über  das  „  Gaudeamus/*  Entgegen  der  ansieht  H  o f m  a  n n  s  von  F  a  1 1  e  r s  1  e  - 
biMi,  welcher  es  nicht  über  das  10.  Jahrhundert  hinaus  setzt,  fülirt  er  aus,  dass  der 
iirsjiruiig  di's  liedes  weit  hölier  hinauf  bis  in  die  zeit  der  lateinischen  vagantenpoe- 
sie  reiche,  ifßitur  und  ubi  Auui  sind  typische  Wendungen  jener  zeit,  besonders  t«/// 
sunt  weist  er  an  mehreren  beb^piilen  als  lieblingswendung  zur  bezeichnung  der  Ver- 
gänglichkeit nach.  Die  hauptgedauken  des  ganzen  liedes  aber,  und  zwar  zum  teil 
mit  wörtlicher  Übereinstimmung,  finden  sicli  in  einem  lateinisclifU  religiösi-n  gedichte, 
welches  Dumeril  aus  einer  handschrift  in  Paris  (fonds  Notredame  nr.  'Jl'A)  veröfVcnt- 
licht  liat,  welche  die  Jahreszahl  l'JTG  trägt;  das  lied  also  kann  füglieh  noch  bedeu- 
tend älter  sein. 

Hiirauf  erhält  das  wort  dr.  0.  Jan  icke  aus  Berlin,  welcher  ausgehend  von 
dem  allgemein  anerkanten  dringenden  bedürfnis  nach  einem  mittehiiederdeutschen 
wrirtcrbuche  die  versamlung  auffordert,  sich  des  jetzt  im  erscheinen  bogritlenen  kraf- 
tigst anzunehmen,  da  die  bearboiter  desselben,  die  herren  dr.  Lübben  und  dr. 
Scliiller  mit  Schulgeschäften  überbürdet  seien  und  für  ihre  saure  arbeit  nicht  ein- 
mal lionorar  bezögen;  es  sei  daher  zu  befürchten,  dass  unter  diesen  umständen  die 
Vollendung  dos  wichtigen  Werkes  noch  auf  lange  hin  verzögert  werden  könte.  Er 
schlägt   vor,    die   versamlung   möge  die   rcgierungen   um  eine  beihilio  »'rsuchon.  — 


rtfiuitjaQiücTKiiiijuti.tn(ii  jtc  i  mi 


m 


Mf'T  «1  in«  üiut 

ir.  Jiuxickc   imd  iliiü  ]>riUtcliii;u   wcrJvu  mit   diii 

V  d  ptot  (Ir*  HiHebraiK!   hetonf  im  Intcws««   de«  Grimm&chou 

^T!        MM   nMtTfi»ndlgk#it  ducr  r-  ^   ■     ^tlcmlunp  des  mitt^ünicdcrdöaUciicii.  — 
Fcfti' r   1  „*  <T  der  r^rsamlang  dk  iig  dor  dootschrtj  ^ctncindeo  lii  i?üd* 

'    vor,    diu    kjL^:ii'   der  i:  ^oction  «1        ' 

.<?iL     DieiJtT  rpTTi'hlnj:   ^^  Der  \ 

prot*  dj.  Üftrnck«  iordert   auf,    iH   v  ii  tiir  dicue  »acUe  lu  wirken  und 

tidlt  mit,  iWa  Mich  mch  in  Leipsi^r  .  auf  ein  comlu*  gebildet  hjit,   yuci 

welfth^ui  ein  gedruckter  bcrkht  nber  den  gt*geiisbiod  der  vcrdamlnng  mgcfungvu  tat 


nSETa  BITJBÜKO  (äM  85,  Ji.U  TORM.  ^—10  ÜHB. 

K&di  Qr5(Euaog  der  »tznng  hält  dr,  Sehtichardt  ^ns  j^iptig  mlmn  ange- 
fiiflndigt^n  vtirtrag:  nber  die  s)'ntAct.U<:hßii  mcidificAtiünen  Atilacit<inder 
lcan?^f>Tian ti'ti  tm  mtttt^U  and  stidi tttlicnischi'n.  In  dm  nrnmiurtm  i^üd- 
liintj  ^0  wir  im  Sardisebi^n  li»MnulIaaBt  di»r  au&lAut  tle«  fulK«*t»den  anlniil 

luud  ^  -.  ..-  ..,  j  JU?r  webt*.  Der  anlant  teijjt  die  ttarV«?  form  bei  varaiwgcbcndein 
|con8i>iuiiteQ  ^ddr  betooten  vocal,  die  gcbwaehe  bei  TorftngehoBdem  imbotonten  yocaL 
JDcr  unteracliiod  «wischen  der  «tarkon  «nd  der  schwncben  form  knon  ein  qiiaU- 
Itativtrr  «ein  fvcTBCbiedcnc  artikuliitionsari)»  »»der  Hii  quantitativer  (rftr^clüe- 
|di*nor  aceent  oder  rerschiedcTio  qaantitat), 

Prof.  dn  Hildebrand  bringt  jibnlichcd  ntis  düddeutschon  ninndarten  bei  z.  h, 

aus  dem  alemannisrbcn  hbn^ch  für  d* brück;    prof,  dr.  Sehrüor   erwähn b  da>t   büu- 

ttJge  vcirkouimen  derartiger  aÄsimilÄtiont'M  im  luagyarischen ;  piof.  Lidf  ^blgt 

Ivar»   sich  statt  ,,a3«<ijiulatiüii"  lieber  do8  aaedrueks  „con«onaüti3che  ei  i\^'* 

litn  bedienen» 

Der  Vorsitzende  |vrof.  dr,  Zarncke  teilt  mit,  tbws  Innsbruck  tum  näditten  Ter- 

k^aiiilangvort^^  or wühlt  worden  sei ,  dort  werde  prüf,  dr.  Zingerlt?  diu  prttsidjum  über* 

|nehineu.  —  Ferner  »ei  eint«  namens  Veränderung  der  aection  vorgeschlagen,  wm  dem  «cit 

Ixn^ti  In  derselben  atark  vertretenen  ronianiatiflcben  oleiuente  auch  durch  den  naincn 

Iteclmnng  m  tragtm.     Er   propouiert:    germanistisch -romanistische   seutiou. 

Dr,  8chuchnrdt  will  ötatt  «liesvT  sehwertUlHgen  Inldung  germano*rü ma- 
lische seetiun  detzen. 

Vict^ Präsident  prof.  dr.  Rildebran<1  scblatft  vor:  dentdch-romatiiBcbe 
iibtcilnng. 

Auf  den  einwand,  d aas  deutsc)»  onu-  /m  r  u^.  or/.cichnung  äoi,  wird  Onm ins 
l4eut«cbe  granuuatik  ivngefülirt.  —  I><^t  Vorsitzende  und  dr.  8chuchardt  ziehen  Üire 
lantritge  surtlek  und  Aw  niinie  Hde^utscb-romanisehc  abte  11  uug^*  wird  äuge- 
|iiomn>en. 

Rh  cfhiiM  nun  pro!  dr.  OriVbcr  aus  Zürich  da»  wort;  Wber  eine  biaher 
|iinbekante  hranche  der  ohanaon  de  ginnte  Finrahras.  Die  chantion  dr 
«ate  (dealraetion  de  KoujeJ  findet  Btch  in  einer  lyinnftvtTneben  handfieiirift  des  Pie- 
abfM  vor  deniselhen.  Der  vortmgenrle  bmchtet  /uvorder^t  Hbor  den  iahalt  de« 
Igfsdiolita  (1510  fütm  in  Aleiaudriiiern)  und  ««cht  uachitu weiden,  tbws  ea  tun  doinatd* 


242  BCUWEIZEB-BIDLKR,   ÜU.  DELBBÜCK,   COKJUKCT.   U.   OPTAT. 

bcn  verfassor  sei  wie  der  Fiorabras  und  mit  diesem  urs]>riinglich  ein  werk.  Das 
alter  des  gcdichts  ist  spätestens  die  zweite  hälfte  des  l:^.  Jahrhunderts,  da  sein  Inhalt 
mit  dem  des  Ficrabras  zusammen  in  der  reimclinmik  des  Phili])pe  Monskes  erx&hlt 
wird.  Die  uns  erhaltene  destmetion  jedoch  und  Fierahras  sind  als  Uberarbeitnngen 
anzunehmen ,  da  im  ersten  teile  Born  der  Schauplatz  ist ,  im  zweiten  ohne  weiteres 
Spanien  dafür  eintritt. 

Hierauf  beschliesst  der  versitzende  die  Verhandlungen  der  deutsch -romanischen 
Abteilung  unter  dem  wünsche  eines  fröhlirhcn  widersehens  in  Innsbruck. 

JJSIPZIQ.  WILUELU  BBADNE. 


Syntaktische  Forschungen  von  B.  Delbrück  und  E.  Windiscli.  Erster 
Band.  Der  Gebrauch  des  Conjunctivs  und  Optativs  im  Sanskrit 
und  Griechischen  von  B,  Delbrück.    Hallo  1871.    n.  IV»  thlr. 

Es  dürfte  vielleicht  auf  den  ersten  blicii  auffallend  erscheinen ,  jrenn  ein  werk, 
welches  über  den  gebrauch  des  conjunctivs  und  0})tÄtivs  im  Sanskrit  imd  Griechi- 
schen handelt,  in  einer  der  deutschen  philologie  gewidmeten  Zeitschrift,  w»ire  es  auch 
noch  so  kurz,  angezeigt  wird.  Aber  eine  wahrhaft  wissenschaftliche  Sprachforschung, 
würde  sie  sich  auch  in  einem  noch  specielleren  gebiete  bewegen  als  die  vorliegende, 
würde  sie  sogar  eine  nicht  indogennanische  spräche  betreffen^  hat  inmier  ein  allge- 
meineres interessc;  voraus  eine  so  treflflich  entwickelnde  und  allseitig  gestützte  Unter- 
suchung eines  der  ^vichtigsten  teile  der  syntax  in  den  zwei  bedeutendsten  gliedern 
des  indogennanischcn  sprachstumines ,  aus  denen  uns  überdies  die  ältesten  indoger- 
manischen Sprachdenkmale  vorliegen,  —  eine  solche  Untersuchung  kann  nicht  verfeh- 
len den  aufmerksamen  leser  auch  zu  schärferer  erkentnis  und  Würdigung  des  ger- 
iiuinischen  idiomes  zu  führen.  Reich  sind  ja  sprechende  analogien,  scheinbar  oder 
wirklich  verschiedene  züge;  spätere  entfaltungen  heben  sich  klarer  heraus  und  schon 
der  Verfasser  selbst  hat  einzelne  für  die  erkentnis  des  Germanischen  nicht  unwesent- 
liche winke  eingestreut;  seine  diesfälligen  beobachtungen  aber  Vüllstän»lig  mitzutei- 
len war  nicht  sein  zweck ,  er  durfte  es  mit  fug  den  Gi»rmanisten  überlassen ,  die 
eigenartige  entwickelung  an  dem  gegebenen  massstabe  zu  ])rüfen.  Es  kann  auch 
meine  absieht  nicht  sein  diese  prüfung  in  einer  anzeige  vorzunehmen ,  und  es  stände 
mir ,  der  ich  auf  den  namen  eines  speciilsehen  Germanisten  keinerlei  ansprach  mache, 
das  tun  zu  wollen  nicht  ganz  wol  an.  Aber  hinweisen  darf  ich  doch  darauf,  eine 
wie  bedeutende  wandelung  damit  eintreten  muste,  wenn  ein  modus,  und  zwar  der 
nrs]>rünglichere .  ganz  aus  der  spräche  verschwand,  auf  ähnliclikcii  und  unterschied 
der  relativen  prononiina  und  der  conjunctionen,  auf  die  analogien  in  der  allniälilichen 
entstehung  von  nebensätzen  aus  hauptsätzen.  Es  sollte  uns  nicht  wundern,  wenn 
durch  Delbrücks  buch  angeregt  mehr  solcher  arbeiten  hervorträten,  wie  diejenige 
Toblers  im  siebenten  bände  der  Zeitschrift  für  Sprachvergleichung,  wenn  satzformen, 
wie  diejenige  mit  min  im  Althochdeutschen  u.  ä.  ins  rechte  licht  gesetzt  würden. 
Wir  wcdlen  hier  nicht  ein  inlialtsverzeiilinis  des  uns  vorliegenden  werk»'s  geben, 
müsten  wir  ja  doch  nur  das  im  werke  Si-lbst  befin»lUche  register  widerlnden,  aber 
wir  bitton  dvu  leser  sich  «.'inen  raschen  überblick  des  methodisch  ausgelegt«'n  reich- 
tumcs,  den  er  nach  dem  titel  kaum  erwartet,  zu  verschatfen,  und  wir  sind  über- 
zeugt, er  kann  dann  nicht  bei  dem  rasclnai  überblicke  bleiben.  Auch  einige  druek- 
fi'hliT  wollen  wir  nicht  aufführen,  da  der  aufmerksame  leser  sie  leicht  entdeckt.  Dass 
(ItT  Verfasser  sich  auf  die  älteste  litteratur  beschränkt,  dass  er  nicht  auch  das  Alt- 


iJifi  %9tmn.  (^B.  IHMLAM  BJ>*  uuy^t 


^i^ 


-indid  mit  b(\liaii(lx!li  bat,  »liifnr  »»llii  tnt  df^  priiTTli'  at^ll>»tt  an.    In  <l<kr  «rkl&riing 
[ifer  fonnim  fJe?>  cotJJunHtvvß  nnrl  «iptatlvr»«  fol  k  den  ansichttm  von  Curtia«; 

•nhEifi^r  wnniff   die   fonii   <1r?»  tat^ttTcn   mi«'li  i>   ilicäoa  bucLt^fl   vo«   Beiifey 

Wir  V  n,    »U»«  dio  In  i*ii  n   .uit   iloui  tlt  '  'n  jungen 


[ßililliithek  tUt  ättestou  deaNclion  Litieratur^DaDkmälor.  L  BainL 
Ulfil»8  oder  ilio  itne  erhaltenen  Denkmäler  der  gotbid<*hen  Spra- 
che. —  Mit  dem  busomkrun  titel:  Friedrich  Liidwli^  Htunim^s  ITlfiUa  oder 
die  ütift  erhaltenen  Denkmiiler  der  gothiachen  Sprache.  Teit^ 
tWcrrterbuch  und  Grammatik.  Neu  herausgegeben  von  Dr*  Mortis 
leyne,  o.  h,  ProfesBor  un  d»r  Universität  Bnsel*  Fünfte  Auflage. 
Paderborn.  Dmek  «md  Verbg  von  Fcrdbimd  Schi'iningh.  1872.  n,  1*;,  thlr. 
Dl4^  vortrefflich koit  ihr  kleinen  handansgÄbe  des  ÜUllas,  die  un  jahr©  1858  der 
[nun  st^bnn  sott  rinor  reihe  von  jähren  verst'>rbcno  pastor  Friodrieb  Lodwiir  Sbunm 
[in  I  Itet  und  die  von  ihr^^r  im  jähre  1865     >  ^nf- 

ibg  tz  Hi'}nt^.    der  vor  noch   nicht  langttr  i^els 

[tode  »uf  de88en  lehrstnhl  nach  Basel  berufen  wurde,  besorgt  hat,  tritt  auch  in  ihrer 
Inimen*  nnn  bereit«  der  fünften,  aufläge  wider  sehr  erfreulich  entgegen,  Sic  cnt- 
lufurkbi  allen  Anforderungen  >  die  man  an  eine  bandausgube,  wie  sie  ebtm  nur  daa 
rnotv  '  •  bieten  soll,  zu  maclien  berechtigt  ist:  in  gedrängtester  kUr«e  gibt  die 
leiul  s  wiehiigste  üb«^r  die  bandschrifton  und  die  wertvolleren   früheren  an«- 

Igabett»  dtT  text  ht  mit  rühmen 3 wert est^^r  sorgfult  bebanddt»  das  vortreffliche  kurze 
1  Wörterbuch  iat  immer  mthr  vervollkomnet  und  auch  die  kurze  grammatik  wird  jedc^r 
|nl«  ofn  ilankbar  anzunehmendes  stuck  der  unsgabe  bezeichnen.     Es  ist  in  der  tat  nur 
oliT  weniges ,  das  wir  an  dem  ganzen  anders  wlinflchen  moobten ,  als  es  ist, 

Naeh  dem  kurzen  Vorwort  bat  gegen  früher  namentlich  das  wdrterbneh  inso- 
veitcmng  erfahren,  als  auch  die  zweiten  teile  der  composita  an  Ihrer 
n  fitidle  aufnähme  gcfund<*n  haben  und  ist  in  fior  grammatik  der  die 
|laui*  und  fonnenlehre  umschliessende  teil  ,,gan2  neu  und  selbständig  ausgearbeitet" 
vordeiip  wiihrend  die  ti^ntax  fast  gan»  ihre  alte  fassung  behalten  hat  Die  bezeidi- 
m?t«  onrcit^ymng  de^  wörterbnchs  wird,  da  sie  den  fiberblick  über  den  gc^am- 
nna  tnhaltenen  worterschatr  der  gotiacben  spräche  sehr  erleicbtert  und  da  die 
mt  Im  xuKainmcnhaug  vorkommenden  Wörter  durch  sternehen  durchweg  zu  ken- 
nicht  versäumt  ist,  gewiss  jeder  nur  grat  heissen  können,  leider  aber 
it»  worauf  ich  auch  an  anderem  orte  bereits  mit  uachdruek  hingewiesen* 
linige  rnt^hleden  unrichtige  anaelzungen  eingereiht.  So  zum  beifipiel,  wenn  ein 
Ufa  st  t,  dem  eine  besondere  bedeutuug  zmni weisen  aber  auch  gar  nicht 
^  idt ,  ab  f43lbständige8  wort  angesetzt  ist.  Wir  sind  doch  über  dentache  sprach- 
ng  hmreichend  nntenichtet,  um  ^  i  zu  können,  dasa  ilaa  gotische  o^iw* 

nuftdifm  ,,»'{inniUJ^''koit/'   nrtn   dem  j  fipa  nur  entnommen  wimle,   anfern 

tig/'  diia  »eibfit  allerdings  nicht  erhalten  ist,  zu- 
'  r  tmr  durdi  die  zusaituncrm»ct2ung  seinen  adjoetivi- 
ben  ch*tractor  crldelt  und  als  sehlusstell  durchaus  nicht  ctwn  auch  ein  adjectividehca 
W»*P$,  »audem  nur  daa  gubstantivisehe  munp^  „mund**  cntbült  Ebenso  nnberech* 
wie  jencd  tM0ulipa  wflrdc  in  einem   neuljoebdeutüclien  Wörterbuch   neben  dem 


244  OPEL,  ÜB.   RANSRN»  JOH.  RIST 

Substantiv  einmiitigkeit  etwa  anch  ein  selbständiges  mütigkeit  oder  mutig 
sein  I  die  vielmehr  nur  in  der  Zusammensetzung  zum  leben  gebracht  worden. 

Aus  dem  neuen  der  grammatik  wurde  uns  hier  zu  weit  führen  alle  die  einzeln- 
heiten anzuführen ,  mit  denen  wir  uns  nicht  einverstanden  erklären  können ,  wie  wenn 
ein  starkes  verbum  vülan  für  möglich  gehalten  wird,  oder  eine  optativform  sai  fftr 
altertümlicher  als  .«f«**,  oder  wenn  reika-  und  veitvoda-  als  grundformen  für  reiks 
j.hcrrscher,  oberster"  und  veitvöds  „zeuge"  angesetzt  werden,  und  anderes,  wir 
beschränken  uns  hier  darauf  noch  hervorzuheben,  dass  der  Verfasser  mehrfach,  was 
doch  in  eine  handausgabe  des  ITlfilas  auch  kaum  hineingehörte,  über  die  sonder- 
geschichte  der  deutschen  spräche  hinauszugreifen  für  nützlich  gehalten  hat  und 
dadurch  zu  einer  ganzen  reihe  gröberer  misgriffc  gekommen  ist.  Zu  dem  störend- 
sten  in  dieser  beziehung  gehört  die  behauptung,  dass  jedes  gotische  c,  also  älteres 
reines  ä ,  durch  ersatzdehnung  nach  nusfall  eines  ursprünglich  folgenden  consonanten 
aus  kurzem  n  entsprungen  sei.  Wenn  solcher  Ursprung  auch  in  einzelnen  Hillen  als 
im  höchsten  grade  wahrscheinlich  bezeichnet  werden  kann,  so  steht  es  doch  mit  der 
ganzen  strengeren  und  in  methode  behutsameren  art  neuerer  spraeliforschung  in  grel- 
lem Widerspruch,  von  jenen  vereinzelten  fallen  aus  nun  weithin  und  tief  einschnei- 
dende fragen,  wie  die  nach  der  älteren  geschichte  des  gotisclien  c  und  o,  ohne  ent- 
fernt ausreichende  Untersuchung  so  kurzweg  abschneiden  zu  wollen. 

DORF  AT,  I)£N   13.   [l.]   APRIL   1872.  LEO   MEYER. 


Hangen,  Dr.  Theodor,  Johann  Rist  und  seine  Zeit.  Aus  den  Quellen  dar- 
gestellt. Halle,  Verlag  der  Buchhandlung  des  Waisenhauses.  1872.  8.  XVI 
und  3r>8  s.    n.  IVa  thlr. 

Im  Vorwort  seines  buches  spricht  der  Verfasser  die  hoifnung  aus,  dass  „die 
urbeit  spärlicher  müsse,"  wenn  sie  auch  auf  allseitiges  interesse  keinen  anspruch 
erhebe,  doch  unter  den  littijrarhistorikern,  den  theologen  und  hymnologen  einige 
beachtung  finden  möge.  Audi  der  referent  teilt  diese  hoftnung,  da  das  buch  eine 
bedeutende  anzahl  kleinerer  notizen  und  umfangreicherer  cxceri)te  so  verarbeitet  hat, 
dass  in  der  tat  die  Vertreter  aller  drei  disciplinen  vielfach  auskauft  in  demselben 
finden  werden.  Nachdem  der  Verfasser  in  der  einleituug  das  leben  und  die  Schick- 
sale Rists  übersichtlich  darzulegen  begonnen  und  in  die  bestrebungen  der  frucht- 
bringenden gcsellschaft  eingeführt  hat,  berichtet  er  im  ersten  teile  über  weltliches, 
il.  h.  er  gibt  eine  Übersicht  über  die  weltli(rhon  schriften  Rists  und  zwar  in  chrono- 
logischer aufeinanderfolge.  Ks  sind  18  kleinere  abschnitte,  welclio  von  der  weltlichen 
dichtung  liandeln.  Mannigfache  vornehmlich  biographisclie  und  culturhistorischo 
notizen  werden  herbeigezogen,  um  einzelnen  aussjjrüchen  ihr  allseitiges  Verständnis 
zu  sichern.  Dem  ersten  teile  ist  noch  ein  anhang  beigefügt,  in  welchem  eine  kleine 
posso  „Depositio  ('ornuti'*  (1«)54)  und  das  zuerst  von  Frick  in  einem  gynmasialpro- 
grjimm  mitgeteilte  Iiofpfalzgrafen - diplum  besprochen  wird  (s.  17(>— 182).  Der  zweite 
teil  enthält  geistliches,  er  teilt  eine  ziemliche  anzahl  lieder  in  unserer  heutigen 
orthograi)hie .  aber  auch  mit  hinweglassung  ganzer  strojilien  mit.  So  sind  z.  b.  von 
dem  freudenreichen  himmelfahrtsgesang  strophe  2  — (5.  8.  10.  12.  14  ausgefallen,  an 
statt  14  Strophen  hat  der  Verfasser  nur  5  abdrucken  lassen.  Man  sieht  hieraus ,  dass 
es  i'in  sehr  streitiges  princip  ist,  nach  welchem  Hansen  hier  verfährt.  -  -  Die  Ver- 
lagsbuchhandlung hat  uns  in  d«n  stand  gesetzt,  einige  vom  Verfasser  nachträglich 
eingesendete  berichtigungen  zu  venncrken.    ISo  ist  im  Vorwort  s.  XIV  z.  *J  v.  u.  statt 


Ol'fc!. .   Cb.   riOSTtfBB  Oi^TÄ  ED,   WrUTlLJUCIt  *Hi> 

^ta  \Mttk  >W,  «,  6    .  .       ..  ^tt  184^  —  1847,  8.62  s*«0  »,  u.  stott  IV  -  UI, 

•c  63  ttüm.  *2  z,  4  V,  iL  statt  16&Ö  —  1659 »  «.  *i40  ».  I  v,  o.  btatt  MÄtth,  —  M»rd. 

lIAtXB.  OPEL. 


rii^imiiiiiii  Dr.Gustav.  GoetbcB  Gut«  von  Bcrliohiügeii.    Für  den  rjout- 

-^  hüo  Unterricht  auf  Gymnasien  heran»gegebeii.   Mit  einer  hiatfi- 

rtücbeu  KÄfte.     Unpzjg  1871»    Verlai?  von  E.  A.  Seemann,    8,   UHJ  »,     18  sgx* 

Der  boTaitjJgübcT   di«?se»   budms   bat  filr  seine  arbeit  Vfiii  gcÄclitcter  »dt«  licr 

UHtbrfucb  lob  und  anerkeuunn^  «rrbalten.     Wenn  wir  bier  in  dasselbe  nicbt  einatim- 

inen  kötmpii»    si    '  i'rucb  orb*_»bcii  iiiÜBsen,    so  liegt  der  graud  «lebt 

darin,  ^iass  wli  »d  der  ^aub«?Tkt?it  der  aasHllirtiug  unsere  aui?rkeü- 

ntmg  verm4>fen  müsteu,  »utidem  in  der  auscbauviDg,  wckbe  wir  von  der  vonrertang 

EUäerer  Uaa»ii9v'bon  Htteraturorzengtiisse  für  den  deutschen  untcrrlcbt  babnn.    Bevor 

wir  unBeren  standpnnkt  zur  sacbe  andcntcn«    wollen  wir  jedoch  den  Verfasser  stdbat 

rcdrn  lassen*    Wir  lesen  im  Vorwort.,  wie  folgt:  „Die  ausgabt  veniankt  ihre  mit«t<j- 

bunjT  It^dltjlicb  dem  unterrichte  und  ist  widernm  nur  für  den  Unterricht  bestiiut.    Sie 

ft-  1  ilo8  in  den  liiindcn  dee  lohrert*,    -  r  allem   auch   in    1  o 

d*  !   «ein.     Daher  i^t  sie  ganz  in  der  u  weise  unserer  seh  .  u 

von  grieehiseben  und  ri^miscben  autoren  eingerichtet.     Die  einleitung  ist  zur  cinftih- 

rung  nir  deu  schtiler  bestiint;  sie  entlialt  in  fünf  abschnitten  die  wichtigsten  uach- 

richten   Über  die  entstebung  und  die  weiteren  achickaale  deu  driunss»  ein  ausfüiir- 

h  •  nient  de»  ütUckea.   eine  genaue  darlegnng  des  vorhältnijises »   in  welchem 

<1  '■::  züY  gehe  hiebt  liehen  Wahrheit»   besonders  zu  Goethes  quelle   »tehti    und 

v'\  von    beiuerkungcn   über   den  bau  und  die  spräche  des  fechauHpiels."     Der 

kl  i^lpunkt.    welchen  der  heransgeber  im  äuge  hat^    scheint  der  der  scetinda 

oder  der  prima   zu   sein.    Au»  den  Worten,    mit  welchen  er  sich  über  seine  absieht 

aoMp riebt,  scheint  femer  hervorzugehen,   das»  er  ein  hiatoriach - kritischea  verstand- 

nia  dea  atiScJses   anbahnen    und   vermitteln   möchte.     Wir  unsererseits  sind  nun  der 

Sieinung.   das»  der   deutache  Unterricht  auch  in  der  prima  ein  ganz  anderes  ziel  vor 

ftngen  hüben  mus«,     Nicht  auf  die  historisch  -  kritische ,  oder  die  rein  verstandesmaa- 

Fi  ung  unserer  Dichtwerke  komt  es  an,    sondern   auf  eine  innere  kanatmas- 

^K  ^^«ngi   welche  aUein   die   pbantasie  verraitttdt.     Unsere  acböler   a ollen  die 

dicbterißchen  gestalten   sehen,    die  Wirkungen  der  jmesie  richtig  enjpfinden  und  »ich 

liireh  selbst  in  eine  ideale  weit  hinein  versetzen  lernen.     Sie  sollen  hei  der  lectüre 

QM  dnunas  einen  äbnlichon  genuaa  empfinden,  wie  bei  der  sceniscben  darstellung. 

;   »ch  einzelne  benierkiing»m  ober  den  aufbau  des  atückes,  ober  das 

_i^  :iiö  der  characti^rc,    die  anffassung  und  entwickelung  des  ganzen 

ierfide   winke  geben  muss,    insofern   ist   die   auffassnug    auch   von   seiner  beihilCo 

kbingig.     Wir  können  una  auch  denken,  dass  der  lehrer  die  einzelnen  Schöpfungen 

ein»5S  dichter»  den  nchülem  in  ihrer  gleichartigkeit  oder  Verschiedenheit  vor  angen 

eilt,   tun  aie  zu  eiitem  gesamtvcratandnig  anzuleiten,  auch  wird  bei  epochemachen- 

werken  auf  den  üttcrarischen  zusammcnliang,  in  welchem  sie  stehen,  hingewie- 

•u   eine   histormh  *  kritische  auffas^ung  zu  vermitteln,    wie 

<  attickee  will,  i«t  sicherlich  nicht  aufgäbe  der  schule.    Und 

»o  können  wir  auch  von  der  oiüleitung  des  verfaasera  nur  sagen,   dasi  sie  weit  fiber 

den  kreiB  de»  in  der  »chule  luliUnigen  binauagrcift.     Worterklamngen  in  deutschen 

klASöLkem,    welche  den   achiU^'rn   in  die  bände  gegeben   werden  eoUen,   sind  femör 

'      ^  Ton:  der  schi^Icr  soll  djw  unumgänglich  nötige  nur  aus  dem  munde 

uen.     In   unecrm  falle  sind   die  aumerkungen  ausserdem  viel  zu 


246  OPEL 

zahlreich  und  betreffen  oftiii<iIs  verhältniHso ,  die  ^ar  keiner  erklarnng  bcdQrfen,  weU 
sie  noch  im  allgeineinon  B])rach^efiiiil  lebendig  und  wirksam  sind.  Wir  würden  die 
schule  bedauern,  in  welcher  ein  lehrer  nnterricbtet ,  der  eine  grosse  menge  der 
anmerknngen,  welche  der  heransgeber  hinzufügt,  nicht  jeden  augeublick  bereit  hat 
und  über  sie  verfügt.  Zum  beweise  führen  wir  nur  einige  stellen  au.  S.  67,  z.  13 
„leg  dich  mit  dem  ohr  auf  die  erde,  ob  du  nicht  pferdo  kommen  borst."  Dazu 
die  anmerkung:  „ob]  elliptisch  für:  um  zu  crmitt^iln,  ob.  Bing  des  Polykrates:  Ob 
sie  mein  glück  usw/*  S.  GO,  z.  28:  „Des s  lebt  er  noch  eins  so  lange."  Anm. 
„de SS  adverbialer  gcnetiv  neutr.  für  deshalb,  daher!"  Bisweilen  wird  die  spräche 
unsers  Olympiers  auch  verbessert.  8.  86 ,  z.  6 :  „  Der  kaiser  wird  glücklich  sein ,  die 
ersten  stellen  damit  (mit  den  doctoren)  zu  besetzen."  Anm.:  „Damit]  Besser 
mit  .ihnen.  Bei  personen  sind  die  demonstrativen  und  relativen  advcrbia  nicht 
üblich."  S.  90  z.  3:  ,,Gegen  Prankfurt  liegt  ein  ding  über."  Anm.:  „über] 
Frankfurt  gegenüber."  S.  93  z.  8:  „ich  muss  sonst  fürchten,  du  empfindest 
weniger  stark  als  ich."  Anm.:  „empfinden]  Modus?"  S.  121,  z.  18:  „Bin  ich 
wol  eher  um  des  vierten  t^ils  willen  ausgeritten."  Anm.:  eher]  „sonst,  früher." 
S.  129,  z.  4:  „Ich  wollte,  dass  du  ihr  wort  hättest,  che  du  gingst."  Anm.:  Wort] 
emwilligung."  S.  144,  z.  6:  „Es  ist  besser,  du  weinst  an  deinem  hochzeits- 
tag,  als  dass  übergrosse  freude  der  vorbote  künftigen  elends  wäre." 
Anm.:  „elends]  Antike,  besonders  griechische  dcnkweise.  Ring  des  Polykrates: 
Noch  keinen  usw."!!  Götz  und  antike  denkweiseü  Zu  Georgs  liedcheu  „Es  fing 
ein  knab  ein  vogelciu"  macht  der  herausgeber  s.  152  die  bcmerkung:  „Der]  besser 
Er.  Denn  der  ist  der  käfig."  S.  158,  z.  24:  „euch  in  der  Güte  zn  überreden. 
Anm. :  „ in  der  gute].    Der  artikel  ist  ü  b c r f lü  s s  ig." ! ! 

In  der  tat,  wir  hoffen  schon  durch  diese  wenigen  beLspicle  gezeigt  zu  haben, 
dass  von  diesen  erklärungen  sehr  viele  sehr  überflüssig  sind. 

HALLE.  OPEL. 

Kluge,  Dr.  Hermann,  Prof.  am  Gymnasium  zu  Altenburg:  Geschichte 
der  deutschen  National-Literatur.  Zum  Gebrauche  an  höheren 
Unterrichtsanstalten  und  zum  Selbststudium.  Dritte,  verbes- 
serte Auflage.  Altenburg  1871.  Verlag  von  Oskar  ßonde.  8.  VIU  u.  179  8. 
n.  Vathlr. 

Das  buch,  welches  seit  dem  jähre  1869  in  dritter  aufläge  erschienen  ist, 
scheint  einem  wirklichen  bedürfuisse  unserer  höheren  lehranstalten  zu  entsprechen. 
Berücksichtigt  man,  dass  der  Verfasser,  auf  eine  zwölfjährige  erfahruug  gestützt, 
den  st<)ff  auf  179  Seiten  zusammengedrängt  hat,  so  wird  man  ihm  in  der  tat  mit 
rücksicht  auf  den  massigen  umfang  das  prädikat  der  bninchbarkeit  gern  zugeste- 
hen. Auch  die  art  der  behandlung  wenigstens  der  ersten  fünf  bis  zur  refonnation 
reichenden  abschnitte  wird  man  im  ganzen  und  grossen  billigen  können,  obwol  die 
Verbindung  der  einzelnen  stücke  um  so  willkürlicher  wird ,  j«.'Uiehr  wir  uns  der  refor- 
ination  nähern.  Ein  seltsamer  unstern  hat  so  z.  b.  über  dem  i)aragraphen  34  gewal- 
tet, welcher  von  der  prosa  der  rcformationszoit  handi?lt  und  Luther  mit  der  bibel- 
übersetzung,  Fischart,  das  Laienbuch.  Till  Eulenspiegel  und  das  Faustbucli  in  den 
Zusammenhang  eines  einzigen  paragraphon  zu  bringen  versucht.  >    Ebensowenig  ist 

1)  Der  Htammvatcr  Tuisko  Rollte  nun  doch  auch  mit  SGincm  wirklichen  namon 
CTBchoinen.  —  Es  ist  keincBwegs  wahrscheinlich,  dass  Conrad  Celies  die  koiuödicn  der 
Roswitha  vcrfasst  hat. 


cht«  jcii^^ni  jtilfdÄift' 
la  tmgrtu      Dai«  ^r 


M7 

niTT  iff«i  loiqilEtHcii«  <Q  «iftMi  iNikl«  f»D  Uah^  j^Aclw. 

vf%  nw  <B<  Miirrai  jc«9tettl  w#«^kB  iMklll«.  nuaua* 

gruse  icrtretfir  ^at  ultes  cybclMi  ilMt-  «ad 

liiiK  foJlftäadigMl  entr^i'^«  £miu  wegkfti^;  4<lli  lud  v«r  ddiAkrn  ut  4tr  kvf* 
left  xeM  v^A  oikt^iidiilaft  i«^  ftsiulca  n  ennMni»  Isl  gana  umiSflSdL  Xmh 
dfiffitfi  ftidit  fMe  lAm  kbllAffidie  cpt«dik«iitiiiifii  y«nii  b««tlMB«  Am  4lUf- 
WMiiin^^B  fn^fift   rr  fkii  fr«Qidi  in  m«r  T^vmrbttliaii^  im  t!r*Qt8chea  «oteti,   mm» 

Den  <:u  i  ^  41  >,  t angapf ocess  nsisrrcr  oeoeran  ßttentur  «^c;^  ^' uiU<vni  n^^lgstgn» 
Mad)Mtitii^web<*  iti  rensüU<*lii,  ist  jedoch  KJuigt  nkht  g^üiiititfeiu  K«  maqfAi  Um 
liiamt  dbnlMir  «üe  »«a  dem  volkii  »ebii^^iideu  (rtQ«lieD .  und  auch  der  pAdn^^fistthc 
itiirf9[MfTTlrt,  ^fm  ilrm  mb  ^  ndiCD  anf^ffi^Ht  wt^rkn,  ist  ein  tmangt^m^siiHUior. 
K?  btofl^  ein  «blBÜDIiges  i  :s«*brift^*-llrr  und  ihn^  woik*^ 

n^:    .  i  (Ikr  vidi  jii  doe  gvwis^.  t^^xig  haWn  mag,   lUloin  lioi- 

tMttfiLik  auf  di«]imigeii  ^dtfm  littmurUelirj-  erscheisuiigiSQ  aock  nur  hludütikt«  auf 
IT:  V  '     -  V  .  _  -       r     -^ -am  geiuachl  worden  müa»eii.    So  bt  8.  b.  der  part- 

^r  I  AQcbbar      Wir  Icnon  Itii^r  tiAcli  cinifr^n  biojr'»pJii»cheü 


ii:  _  .  r 

Ut  ioer  2eituti*'j»    so  war    er    docb  weder    ein  gTOHsar  oimrÄCUr  m 

ici  ,..  ..  LiL-r  geiut  tmd  Ircdeuteuder  dicliteT.  Der  grunditig  Keines  chiti-  .  :^  jlf 
kricidKjTd  imd  Liebedienerei »  liberspantp  Bucht  nach  anszt'iehntiDgijn  nud  TomeHimm 
l^.v    -    ^   't,Tn,   wfähalb  er  vor;  ^  nnd  Hoffoiann  tod  Fallcralcben  hart,  ange- 

g;  len  ist,     um  ein  In  dicbt^r  zn  sein,    daza  foldto  ihm  schwtmg', 

pluuitik»iü  nnd  tit'fe  •!  gewicht  unf  ■  ^ 

wif>  er  CS  nairte»  ,tr»:  -  iTüwiaseö  poctis<  .- 

xeug,  Wüzü  die  dumischung  dpr  gnechischcn  mytholo^e,  gowisa«  übf\rriisch*JDdö  und 
wiUfigo  Wt3ud(m^t5n »  so  wio  die  «iimreiehcn  uiu»cbr<;iboiige«  und  bmwörter  gehurtcD* 
Ks  vmr  Üjni  i\W  poenie  eine  sache  de8  vt^r^tantles «  eine  fertigkeit,  die  sich 
*  '  n  and  lernen  laRse."  Wenn  die^c  ao&lyse  der  pootiscbcn  wirk«amkeit  de« 
n  dtT  pof^fsitf»  *'  rirbtig  ist,  woraus  erkbirt  sich  dann  daa  ungeheure  aafüohon, 
v\  ht   hat?    Worin  be stobt  dann  di<5  bedeutung,   wtdcho  ihm 

dn  r  .|.  bia  ins  18,  jahrhimdert  liinein.  z,  b,  anch  Ldbnitz,  hm* 

geniensitiii  haben?  Wie  titimnien  d&nn  zu  dieaen  nrtellen  die  Verdienste,  welclie  ducLi 
Opitt  auch  narii  Klnge  noch  hat?  Da^s  or  nämlich  ^^1)  die  paesie  wider  tu  ihre 
Wüjdö  üimietzte  und  ilir  bei  dem  ircbüdeten  teile  der  natiou  anerkeminng  zu  ver- 
«chaffen  wnütis    »nd  *hs$  tr   '2'    ' 


nud   fest*?  fiM^rriHehe  ge^etze  it 
ihre  wurde  »nngi  ^.rtjrt?    Docb 
keiinmig  Vi-rjchulftV    Boeh  al 
bft»*ilich  gxjnng  «ihildem  kauni 


r- 


Lr<me  kunstfurui  zu  geben  vermchti* 

poesie   hat   denn  Opiti    wider  m 

^r  hat  er  bei  den  gebiJdften  aaer- 

.^  i:Qp   die   Klage   nicht   dürftig    und 

Wenn  der  ?«rrfaaa<sr  in  der  tat  da»  bDohloin  von  der 
el  einmal  angesebeo  hatte»  würdit  er  gewis:  ■  '  tulero  urteile  von 
I andren  Über  das  we^en  der  ilichtun^r,  ihre  '  Icit  nuw.  erbal- 

1  klürt  im  /weiten  C4>pitel  Inh:  ,jjii;  ^jüotervy  ist  anfaugn 

III  u,    a(d  eine  verborg*^nc    :  vnd  vnterrirht  vun  OOttliehen 

aiichen.**  Und  m  cajiitel  III  fahrt  c^r  l'ort:  „Die  wortc  vud  vSyllHbün  »n  gowianc 
gciMttse  zu  dringen  %nd  verae  zu  schreiben»  ist  da^  allerwenigiite r  waü  in  einem 
Po^kn  2u  »neben  Ut.    Er  nattw  ivtfitifttcitütirfo^,  von  ainnrvichen  ciniiUlen  vnd  orfln- 


248  OPEL,  fB.   KLUGE,   GESCH.    PER  DEUTSCH.   KAT.-LIT. 

dnngen  sein,  rnnss  ein  grosses  unverzagtes  geniütc  haben,  nmss  hohe  sacheo  bey 
sich  erdencken  können,  soll  anders  seine  rede  eine  art-  kriegen  vnd  von  der  erden 
empor  steigen/'  Opitz  betont  femer  allerdings  die  anerlässlichkeit  der  kentnis  frem- 
der litteraturon  für  einen  dichter,  allein  er  setzt  doch  noch  etwas  anderes  Ober  eine 
solche  kentnis.  Er  bemerkt  ohne  scheu,  „dass  ich  es  für  eine  verlorne  arbeit  halte, 
im  fall  sich  jemand  an  vnsere  deutsche  Poeterey  machen  wolte ,  der,  ncbcnst  dem, 
das  er  ein  Poete  von  natur  sein  muss,  in  den  griechischen  vnd  lateinischen 
büchern  nicht  wol  durchtrieben  ist  vnd  von  Dmen  den  rechten  grieff  erlernet  hat" 
Und  an  einer  andern  stelle  sagt  er  in  ähnlichem  sinne:  »«ein  poet  kann  nicht  schrei- 
ben wann  er  will,  sondern  wann  er  kann." 

In  derselben  für  ein  Schulbuch  nicht  zu  rechtfertigenden  weise  s])richt  Kluge 
über  Gottsched,  den  er  sofort  im  eingangc  seiner  skizze  einen  „mann  von  unter- 
geordneten talenten"  nent,  der  „in  Leipzig  als  litterarischcr  tonangeber  und  dicta- 
tor  des  guten  geschmaoks  auftrat."  Was  sollen  primauern  solche  urteile?  Können 
Schüler  durch  sie  auch  nur  eine  ahnung  davon  erhalten,  dass  Gottsched  der  erste 
ist,  dem  die  idee  der  nationalen  litteratur  in  ihrer  gliederung  aufgegangen  ist,  von 
dem  im  gründe  unsere  grossen  dichter  ihre  aufgäbe  erhalten  hab<»n?  Das  vorfehlte 
in  G.ottscheds  bestrebungen  ist  doch  eine  unmittelbare  folge  der  bedeutenden  energie. 
mit  welcher  er  den  einen  hauptgedanken  verfolgte.  Er  glaubte  eben,  eine  nationale 
litteratur  auf  rein  litterarischem  wege  herstellen  zu  können. 

Besser  sind  die  Schilderungen  Klopstocks  und  Lcssings  geraten.  Dagegen 
konte  die  besprechung  Wiclands,  für  welchen  im  Gymnasimn  sich  schwerlich  zeit 
findet,  kürzer  sein.  Warum  inhaltsangaben  der  einzelnen  dramen  selbst  Goethes  und 
Schillers  eingefügt  sind ,  ersieht  man  nicht.  Von  pädagogischem  Standpunkte  aus  ist 
es  durchaus  zu  verwerfen.  Etwas  gedehnt  und  zerfaliren ,  so  wie  nicht  ohne  bedenk- 
liche übergriffe  des  Urteils  stellen  sich  auch  die  Schilderungen  Goethes  und  Schillers 
dar.  Oder  ist  es  wirklich  uuerlässlich ,  in  einem  sohulbuche  zu  bemerken ,  dass  am 
ende  des  vorigen  und  am  anfang  dieses  jahrlmnderts  Goethe  seine  kraft  durch  tau- 
senderlei beschäftigungen  zersplittert  hatV  Die  gelegentlichen  audoutungen.  das« 
auch  die  antike  eine  wichtige  rolle  in  der  zweiten  blütei»eriode  unserer  litteratur 
spielt,  halten  wir  für  viel  zu  spärlich. 

Das  alles  hängt  aber  mit  der  allgemeinen  auffassung  litterarischer  dinge  zu- 
sammen, welche  sich  in  dem  buche  ausprägt.  In  der  jetzt  gewöhnlichen  nüchternen 
und  verstand esmässigcn  stimnmng,  welclie  sehr  häutig  geradezu  der  kritik  platz 
macht,  tritt  der  Verfasser  an  die  erscheinungen  heran  und  bestrebt  sich  auch  die 
Jugend  mit  derselben  zu  erfüllen.  Wir  lialten  diesen  standi»unkt,  so  gewöhnlich  er 
auch  jetzt  von  den  Ichrem  des  deutschen  eingenommen  wird,  für  einen  sehr  einsei- 
tigen und  wollen  im  gegensatz  hierzu  unsere  ansieht  über  littorarhist« »rischon  Unter- 
richt mit  den  Worten  Schraders  ausdrücken,  der  in  seiner  erziehungs-  und  unter- 
richtslehre  für  gynmasien  s.  447  sagt:  „Dem  schüler  wird  von  den  Schöpfungen  des 
deutschen  dichtergeistes  das  best^'  vorgeführt ,  welches  er  in  bewundernder  anschauung 
nachempfinden  und  in  sich  aufnehmen  soll." 

1IAX.LE.  OPKL. 


IIiülc,  ISuclidiiickervi  Av»  WaiMnhauKM. 


rNTEBSüCmiNGEN  l^BEB  HEINEICH  VON  VELDEKK 

Zur  feststeUttng  der  heimat  Heinrichs  vod  Veldekc  hat  Bormaan» 
swerteB  Erhrndlidies  material  beigebracht  (iu  mmr  au^ii^lx 
irratins  in  den  „annalea  de  la  societ^  historique  et  arch^olog  , 
i  Mae«tricht*"  tome  U  p.  177  fgg-,  —  doch  auch  m  steparat^kbdruck  Mae 
stricht  1858).  Seine  auaffthrungen  über  den  heiniatsort  des  dichtLns 
i^cheinen  aber  nicht  aUgemeine  ^^tistiinniung  gefunden  zu  haben«  wenig- 
stens spricht  sich  Pfeifler  (Germ,  V  p*  18),  und  Bartsch  (Oemi.  V  p.  41i») 
rieralicli  ablehnend  aus*  Zuletzt  äussert  sich  Bartsch  (üederdichter 
p.  XXTX)  folgendermasBen  darüber:  ,, Heinrich  von  Veldeke  stauit  iul^ 
einem  ritterlichen  geschlechte,  das  in  der  jetzigen  belgischen  pro\in7. 
Limburg  heimisch  war.  Bis  jetzt  ist  nur  eine  bei  dem  dorfe  Spall^eke 
gelegene  mühle  namens  Veldeke  und  um  1235  ein  Heinrich  von  Veldeke, 
wahrscheinlich  ein  nachkomme  des  dichters  nachgewienen."  Ich  glaube 
nun,  dass  man  aus  d^^m  vorliegenden  materiale  weiteres  zu  schUe^iseu 
berechtigt  ist  und  will  hier  einige  hauptpunkte  hervorlieben.  Sicher  ist 
also,  dass  bei  dem  dorfe  Spalbeke  eine  mühle  namens  Veldeke  noch 
hentigea  tages  liegt.  Da  ist  es  nun  an  mid  fUr  sich  i^chon  eine  nahe- 
liegende Vermutung,  dass  diese  mnhle  der  Überrest  eines  verschwüntleneu 
dorfes  8eii  wie  ja  der  gleiche  tkll  bei  uns  in  Deutschland  häufig  genug 
ist  —  Diese  Vermutung  aber  wird  zur  tatsache  erhoben  durch  die 
Urkunde  bei  Bormanns  p.  198  resp.  p.  22  aus  der  mitte  des  M.  Jahrhun- 
derts. Es  ist  diess  ein  lehensverzeichnis  der  abtei  SL  Trond  mit  der 
Überschrift:  ,, Feudi  et  VasaUi  in  oppido  St  Trudonis  et  in  diverms  vil- 
lis  extra/'  Jedesfalls  naeh  aufzählung  anderer  lebenspflichtiger  wird  nun 
Terzeichnet:  ..Johmmes  ivn  Duras  —  erstgebomer  söhn  dea  weiland 
herrn  Wilhelm  von  Dura»  —  (ist  vasall  des  klosters)  wegen  der  guter 
Ton  Spalbeke;  und  zwar  wegen  34  acker  u«w.  in  Veldeke  (apud  Vel- 
deke) und  wegen  ca,  112  acker  imd  eincB  geldzinses  im  werte  von 
24  aolidi  grossi  in  Spalbeke  (apud  Spalbeke)  usw/*  Hier  wird  ihjn^h 
die  paraUelstellung  apud  Veldeke  —  apud  Spalbeke  klar  dargetan,  dass 
man  es  mit  zwei  getrent^n  Ortschaften  Veldeke  und  Spalbeke  zu  tun  hat, 
zugleich  erfahren  wir,  dass  zimi  klostergute  Spalbeke  damals  auch  :t4  acker 
,  in  Veldeker  Hur  gehörten*  Wir  haben  also  Veldeke  als  nachbardorf  von 
Spalbeke  anzusehen,    wie  ja  auch  die   noch  bestehende  mnhle  bei  Spal- 


250 


»RA1TKK 


beke  liegt    Wenn  tiun  m  der  üüclisten  näUo  dieaos  dorfes  Veldöfce ,  n9 
lieh  in  den  Urkunden  von  St  Troud    und  der  grafoü  von  Loz  mel 
^»milites  de  Veldeke''  genant  worden    —  der  erste  Arnold us  dö  Vü 
deke  schon  in  einer  Urkunde  des  grafen  von  Loz  von  1218  (Bonn,  p,  2i^ 
resp.  p.  26)  — ,  so  ist  doch  daran  festsaihalten ,  dass  das  de  damals  no^ 
nicht  ganz  abstract  einem  adlichen  namen  vorgesetzt  wurde,  »ondern  mt 
fach  den  heimatsort  des  betreffenden  angibt;  wir  müssen  also  auf  jedijj 
lall  ein  Veldeke  för  den  sitz  dieses  geschlechts  annehmen;  wir  must 
iina  nach  einem  andern  orte  dieses  namens  umsehen,  wenn  wir  mit  de 
naheliegenden  nicht  einverstanden  wären.    Doch  dazu  liegt  nieiiM 
teus  gar  kein  grund  vor.     Und  dass  die  Veldeker  noch  1254  il«; 
in  Veldeke  hatten,   wird  sehr  wahrscheinlich  durch  die  verkaufsurkund 
von  jenem  jähre  bei  Borm*  p.  194  resp.  p.  18.     Hier  verkauft  <ler  abt  v<l 
St  Trond  vom  klostergute  in  Spalbeke  dem  herrn  Heinrich  von  Veide 
2a  acker  unbebautes   land.     Was  wette  aber  der  Veldeker  mit 
stöckchen   terra  inculta  anfangen ,    wenn   man  nicht  zugeben  will, 
er  in  dem   dicht   dabei  gelegenen   dorfe  Veldeke  seinen  sitz   hatte 
dieses  stuck  uncultiviertes  land  —  wahrscheinlich  auf  der  grenze  beidd 
gemarkungen  gelegen  — -  zu  seiner  dortigen  besitzung  liuizuerwarb? 

Pfeiffers  einwände  gegen  den  Stammsitz  Veldeke  sind  aber  "••^' 
durch  das  bestreben  hervorgerufen,   seine  a.  a.  o,  gegebene  dem 
namens  Veldeke  =  veldeken  =  vddekin  zu  stützen.    Diese  deutung 
aber  durch    die    urkundliche    form    des   namens  zurückgewiesen.     Der 
wenn  auch,    vne  Pf.  beibringt,    in   einem   niederrheiniscbon  glossar  dl 
13.  Jahrhunderts  bereits  die  geschwächte  form  t^ddeken  vorkomtt 
wemi  man  auch   als  dadurch  erwiesen   jmnehinen    wolte,    dass  auch 
Veldekes    heimat    die    Schwächung   der    demhmtivendung   -Idn    in    -k 
damals  schon  vorgekommen  sei,  so  wäre  doch  die  beständige  schreibu 
des  namens  in  den  Urkunden  „Veldeke*'  nicht  denkbar. 

Das  älteste  hekante  glied  der  Veldeker  ist  unser  dichter.  Da  di^ 
ser  nun  sich  auch  als  jener  gegend  angehörig  erweist  (auf  bitten  d< 
grälin  von  Loz  dichtet  er  den  Servatius),  und  die  Veldeker  noch  ir>0  jalil! 
später  in  Veldeke  ansässig  erscheinen ,  so  werden  vrir  die  frage  nac 
heimat  des  dichters  dahin  beantworten,  dass  Heinrich  von  Veldekt 
dem  oi'te  Veldeke  ~  einige  meileu  westlich  von  Mastricht  —  stamme. 
Über  den  lebensgang  des  dichters  wissen  wir  nur  wenig  ,'  ' 
mag  etwa  im  zweiten  viertel  des  12.  Jahrhunderts  geboren  h< 
bis  c  1170  im  auftrage  der  gräün  Agnes  von  Loz  den  ServaUua 
dann  die  Eueide,  welche  bis  1175  in  ihrem  grn:  «lleudet  wi 

Diesen  teil  liess  er  die  gräfin  von  Cluve  lesen   h.  m,  bei  dera 

Verheiratung  ihm  das  f,hAdielin**  entwendet  wurde.    Dass  Heinrich  sie 


Kimm  BKiinucB  v   vvlbrks 


%^ 


J^ttber  laogü  vorher  am  Clever  hofo  aufguhaltöü  Imbe,  oder  das  buch  im 
Eiuftrage  dö88€lbeu  verfasst  habe ,  kann  nicht  behauptet  werden ,  das  letz- 
tere ist  sogar  uowabrschoinlich ,  da  er  am  Schlüsse  de«  gedichts  nichts 
iavon  erwähnt  Sicher  ist  daiiu,  dass  Heinrich  11H4  bei  dem  feste  in 
lain»  wait  und  von  da  kam  er  vermutlich  uach  Thiirijigen,  wo  er  seine 
5neide  vollendete  und  wahrscheinlich  die  übrige  zeit  seines  lebens  «ich 
Rufhielt»  d688eu  ende  aber  wol  bald  nachher  erfolgt  sein  wird. —  Doch 
die  diese  fragen  sind  .schon  anderweitig  zur  geniige  discutiert  (cf.  MSH. 
72  fgg.  Ettmuller,  einl.  p.  XII  fgg.  Bartsch,  liederdichter  p.  XXIX); 
habe  die  ergebnisse  daher  hier  nur  kurz  zusammenfassen  wollen, 
etwas  bedotitendeß  wird  sich  aus  dem  vorliegenden  material  über  diesen 
punkt  kaum  mehr  gewinnen  lassen. 

Yi  I '  '       '         '  "     *       ■'  der  grenze  des  deutsch-niede    '  lien 

jd^des        I  I    ^        igebiets.     Wir  sind  also  bereclü  ^       ,  rtori 

Eizunehmen,  dass  Hich  In  seinen  gedichten  ein  dialect  vorfinde,  der  zwi- 
schen beiden  obengenannten  die  mitte  hält.  —    Diess  finden  wir  vorer^it 
^ullkommen  bestätigt  durch  den  Servatms.     Dieser,  vom  dichter  speciell 
Ir  Beine  heimatgogend  verfasst  (Servatius  ist  Schutzheiliger  von  Mahiricht), 
at  uns  unr  in  einer  liandsclirift  des  15,  Jahrhunderts  erhalten.     Erwähnt 
vird  er,  wie  ich  aus  Martins  aufsatz  über  die  mnld.  Utteratur  (in  dieser 
ReitHchrift  bd.  I)  ersehe,  nur  in  Macrlani  spieghel  historiael  III,  partie, 
buch,  22»  cap,  V*  77  —  84;   und  in  der  bekanten  stelle  von  Pütterichs 
ehrenbrief     Die  uns    vorliegende    handschrift    des   Servatius    aus    dem 
ll5, Jahrhundert  zeigt  allerdings  hier  und  da  Überarbeitungen,  die  zuwei- 
Jlen  auch  die  reime  augegriffen  haben,  im  ganzen  aber  gewüirt  uns  die 
bandschrift  ein  bild  der  Mastrichter  mundart,  in  deren  bereich  auch  der 
Bpätere  nberarbeiter  gehört  haben  wird.     Zu  dieser  zeit  war  allerdings  in 
ieu  dialect  schon  manches  mndL  eingedrungen,  was  Veldeke  noch  nicht 
Eukumt,    ich  führe  hier  nur  beispielsweise  toemm  an  (c£  Bartsch  Oerm. 
422  V.  54),    und  so  bietet  der  text  oft  nur  ein  bild   der  Mastrichter 
mundart  der  spätem  zeit.    Aber  einerseits  ist  der  unterschied  zwischen 
Jesem  spätem   und   dem    frühem   sfcinde   des   dialects   keineswegs  ein 
ßdeutender,    etwa  die  lautverhäJtnisse  angreifender,   andererseits  finden 
^ch  in  der  Schreibung   sehr   oft  die  ÖJtem   formen   neben   den  Jüngern 
beibehalten  und  vor  allem  bietet,  wie  stets,  der  reim  ein  sicheres  krite- 
iam^  —     Und  dass  diese  localisierang  der  mundart  des  Servatius  zutref*  \ 

lid  ist,  bezeugen  die  von  Zacher  (Haupts  zeitschr.  II  p.  350  fgg.)  veröflent- 
Seilten  beiden  predigten ,  die  einer  aus  dem  Slawantenkloster  bei  Mastricht  : 
'      ':    '    lirifl  entnommen  sind.   Das  ebenda  veröffentlichte  „  mit-  i 
11  lerspiel*'  ist  weder  mittelnicderländisch  noch  mastrich- 

ch,  sondern  Ir^t  gauK  die  charaotcri^tica  det^  kölnidch-ndrh.  dialects. 


252 


BEACtre 


Nim  aber  die  Erleide?    Dieöo  ist  uns  in  mehreren  handnchrif 
überliöfert,   welche  ihrer  gruüdlage  nach  hoch-  resp.  mitteldputsch 
in  doii  njiüieu  jedoch  —  ganz  sollen   ausserhalh  der^^elben  —    in 
der  lieh -buntscheckiger  weise  mit  fonneu  ausgeschmückt  üind,   die 
allgemein  ausgednlckt  auf  das  niedeiTheinische  Sprachgebiet  hinweia 
Lü  der  erkhlrung  dieses  factumi^  stehen   sich   zwei  iiusichten  gege 
Die  eine  ist  die,   dass  Veldeke   seine  Eneide   hochdeutsch  m  seh 
beaböichtigt  habe,   dass  ihm  aber  sein  beimatsdialect  dabei  bindert 
gewesen  sei  und  ihn  allerlei  tuederrheinische  werte  und  formen  habe 
hineinbringen  lassen.    Der  haupt Vertreter  dieser  ansieht  war  Lad 
aufgentellt  iBt  sie  wol  zuerst  von  Jac,  Ürimm  ( *gr.  I  p.  453.  5-1),   de 
unter  resei^ve  und  wie  mir   scheint  mit  mehr  hinneigung  zu  der  andi 
daselbst    diöcutierten,    dass    ein   „niederdeutsches^*    original    vorgek 
habe.    Seine  gründe  für   eine  hochdeutBche  grundlage  sind  vt>n   keini 
belang  und  bringen  nichts  positives  bei.    Sonst  ist  meines  wissen»  dÜI 
ansieht  von  niemand  duixh  genauere  nachweLäe  begründet  w^ordeo,  trö 
dem  hat  sie  vielleicht  noch  die  meisten  anhänger. 

Mit  der  entgegengesetzten  ansieht  trat  dann  Ettmüller  in  der 
leitung  seiner  ausgäbe  aut\  er  behauptete,  Veldeke  habein  einer  nie 
rheinischen,  jedoch  dem  mittehiiederlündischen  nahe  verwauten  mund 
geschrieben,  worauf  dann  eine  Umschrift  in  das  mitteldeutsch  Thür 
gens  gefolgt  sei.  Mit  ihm  stimt  überein  Pfeiffer  in  seiner  iiuter^uchi 
über  Veldekes  dialect  (Germ.  111  p*  *VJ2  fgg.),  —  Auch  Schade  (Ur 
centia  p,  12  fgg.)  scheint  derselben  ansieht  zu  sein.  —  Doch  fehlte 
allen  damals  nüt  der  kentnis  des  Servatius  die  grundlage  für  aicl 
beurteilung  und  feste  localisierung  der  mundart  Veldekes.  —  Di<l 
ansieht  folgt  auch  Bartsch,  komt  aber  nach  bekantwerden  des  Serval 
zu  dem  resultate,  dass  die  Eneide  b  Thüringen  eine  stärkere  fit 
arbeitung  erfahren  haben  müsse,  als  man  gewöhnlich  annehme  (Gei 
V.  422> 

Wenn  es  nun  feststeht  ^  dass  Veldeke  aus  der  Mastrichter  geg^ 
siamt  und  den  Seiiratius  in  seinem  heimatsdialect  geschj-ieben  hat;  w6 
er  ferner  die  grossere  hälfte  der  Eneide  jenseits  des  Rheins  gediel 
bat,  so  ist  doch  sicher  die  Vermutung  gewagt  und  ihre  annähme  mt 
sich  mindestens  aul'  gewichtige  beweise  stützen,  dass  dieser  erste 
der  Eneide  nicht  in  der  dortigen  mundart,  seiner  muttersprache , 
dem  in  eingelerntem  hochdeutsch  von  Heinrich  von  Veldeke  gedic 
worden  sei;  djoss  jedoch  zugegeben,  so  wäre  immer  noch  äusserst 
der  bar,  dafis  Um  jedesnml  im  reime,   und  im  grossen  und  ganzen 


I)  Zweite  aoügabur  OtfUtix  vurmd^hrt^r  i^Niack  dtircb  äctot^r*  iB7U, 


CBüE  HBUmiCM  V.    VS1J>ICIC« 


2S3 


'da,  fier  *luiUrct  berückt  Hat  aber  Hcinrieb  diii  Eneide  hochdeiiimMi 
dicüten  wollen,    no   iat  doch   iiiiiideslensi  auzuiiehmen ,    dass   er  das  für 

[etwas  besonders  8ohr»nes  und  empfehlenswertes  gehalten  haben  müsse, 
man  sieht  daher  nicht  ein,  warum  er  nicht  hier  und  da  einen  hoehdeut- 
öchen  reim  ya\t  grosseren  Verzierung'  angebracht  hat;  denn  es  gibt  ja 
genug  reime,  die  im  hochdeutschen  gut  und  üblich  sind,  die  aber  schon 

I  im  niederrheiniöchen  nicht  mehr  passen.  Gerade  solche  reime  wurde  Vel- 
deke»  hätte  er  hochdeutsch  schi*eiben  wollen,  sicher  öfter  angebracht 
haben,  um  dadurch  seiner  bewust  vermiedenen  mundart  zu  opponieren. 
Davon  ist  aber  nichts   zu  spüren.     So  hätte  er,   am  hier  nur  eines  hei- 

I  spielsweise  anzuführen »  doch  ganz  leicht  einmal  sol  sivd  ml  reimen  kun- 

I  nen.  Denn  dass  der  hochdeutsche  ml  statt  sal-  sagte ,  konte  er  wol  wis- 
sen» wenn  er  hochdeutsch  oder  mitteldeutsch  zu  schreiben  beabsichtigte; 
der  reim  sol  :  vol  findet  sich  schon  im  Atliis  A*  13  A""  47,  So  aber 
reimt  ihm  durchweg  nur  sal  t  al.  —  Doch  dieses  beispiel  hier  nur 
beiläufig,  viel  auffälligeres  wird  sich  unten  bei  der  Untersuchung  des 
lects  ergeben. 

Weshalb  aber  hätte  Veldeke  überhaupt  hochdeutsch  schreiben  wol- 
len? Etwa  weil  er  es  für  besonders  schön  und  vornehm  gehalten?  Das 
wJlre  wol  allenliiUs  begreillich  zu  finden,  wenn  damals  schon  die  hoch- 
deutsche spräche  eine  hervorragende  Stellung  in  umgang  und  litt^ratur 
eingenommen  gehabt  hätte,  wenn  ein  Wolfram,  Hartmann  oder  Gott- 
I  fried  ihm  hätte  zum  Vorbild  dienen  können.  So  aber  lag  nocli  kein 
epochemachendes  werk  in  hochdeutscher  spräche  vor. 

Haltbarer  übrigens  als  jetzt  war  die  annähme  hochmederdentscJier 
ßiiöchgedichte  früher,  wo  man  mit  Grimm  (Gr.  I-  454 j)  der  Eneide  in 
dieser  beziehung  liother,  Kaiserchronik  und  Karl  zur  seite  stellen 
konte,  was  jetzt»  nachdem  man  auf  die  mitteldeutsch  -  rheinischen  mund- 
artt^n  zu  achten  begonnen  hat,  nicht  mehr  statthaft  ist. 

Hierbei  ist  noch  eins  in  erwägung  zu  ziehen,  was  scheinbar  gegen 
die  abfassung  der  Eneide  im  Mastrichter  dialect  sprechen  könte.     Es 
steht  fest,  dass  die  Eneide  nur  in  Deutschland,  nicht,  soviel  wir  wenig- 
stens mmm ,  in  den  Niederlanden  bekant  war ;  und  dass  sie  in  Deutsch- 
land mit  dem  grösten  beifall  aufgenommen  wurde,  ja  hier  den  beginn 
einer  neuen  epoche  in  der  geschieh te  der  poesie  bezeichnet     Wie  liesse 
Isich  das   von  einem  in   so   fremdartigem   idiom  gescliriebenen  gedichte 
1  vermuten?  —  Doch  wenn  an  und  für  sich  schon  ein  so  suhjectiver  grund 
'  tatsachen  gegenüber  nicht  durchzudringen  vermöchte,   so  sind  wir  aber, 
I meine  ich»  in  der  läge  uns  den  zusarmuenhang  auf  eine  ganz  naturlicho 
mit  den  tatsachen  harmonierende  weise  zu  erklären* 


254 

Yeldeke  also  sclirieb  sicher  die  Eneide  bis  zu  der  betreffenden  steUe 
(c.  V.  10800)  jenseits  des  Rheins,  er  schrieb  sie  mastrichtisch  und  gab 
sie  der  gräfin  von  Cleve  zum  lesen ,  die ,  wie  schon  Grimm  a.  a.  o. 
bemerkt,  „wol  kein  hochdeutsch  verlangte,"  ja  die  ein  hochdeutsches 
gedieht  kaum  beachtet  haben  würde,  da  ja  diese  gegend  damals  Ober- 
deutschland an  ritterlicher  bildung  voraus  war ,  indem  eben  zu  jener  zeit 
alles  höfische  und  rittermässige  von  diesen  flämisch -niederrheinischen 
landen  her  nach  Deutschland  importiert  wurde,  und  die  hochdeutsche 
spräche  überhaupt  bisher  noch  nicht  zu  ehren  gekonmien  war.  —  Was 
würde  sie  vollends  gesagt  haben ,  womi  ihr  Heinrich  einen  solchen  niisch- 
masch,  wie  ihn  unsere  jetzigen  Überlieferungen  bieten,  eingereicht  hätte? 

Nun  wurde  das  gedieht  nach  Tliüringen  gebracht;  hier  lagen  die 
Verhältnisse  ganz  anders;  hier  sah  man  zu  den  landen  des  Niederrheins 
empor  als  zu  den  regionen,  über  welche  die  französisch -ritterliche  bil- 
dung damals  nach  Deutschland  einwanderte;  was  von  daher  kam  war 
fein  und  höfisch,  billig  fand  daher  auch  ein  von  dort  mitgebrachtes 
gedieht  die  beachtung  aller  nach  höfischer  bildung  strebenden.  —  Hier 
wurde  nun,  wie  wir  durch  Veldekos  eignes  zeugnis  wissen,  eine  abschrift 
davon  genommen,  welche  im  allgemeinen  die  hochdeutschen  laut  Verhält- 
nisse hergestellt  haben  mag.  Als  Heinrich  nun  nach  Thüringen  kam, 
erhielt  er  das  original  zurück ,  vollendete  es  und  auch  dieses  stück  wurde 
dann  umgeschrieben.  Dieses  umgeschriebepe  exemplar  vertrat  nun  völ- 
lig das  original ,  welches  nach  Heinrichs  todc  wol  schliesslicli  unbeachtet 
verloren  gieug.  Auf  diese  umsclirift  gehen  unsere  liandschriften  alle 
zurück.  Dass  das  schwerer  verständliche  original  nicht  weiter  durch 
treue  abschriften  vervielfiiltigt  wurde,  ist  allerdings  von  unserm  Stand- 
punkte aus  sehr  zu  bedauern  —  es  wäre  auch  sicher  gescliehen,  Avenn 
Veldeke  mit  seinem  gedieht  in  der  heimat  geblieben  wäre,  aber  in  Thü- 
ringen hielt  man  sich  an  die  einmal  vorhandene  bequemere  Umschrift. 

Diese  umschril't  also  hatte  wol  im  ganzen  hochdeutsche  lautver- 
hältnisse  hergestellt,  doch  liess  sie  den  Schreibern  der  einzelnen  hand- 
schriften  immer  noch  manches  zu  tun  übrig,  worin  diese  dann  von  ein- 
ander abweichen,  indem  sie  z.  b.,  wo  es  mit  einfachen  mittelu  angeht, 
einen  allzu  anstössigen  reim  entfernen.  In  dieser  weise  ist  wahrschein- 
licli  aucli  sclion  der  mnschreiber  tätig  gewesen ,  indem  er  vielleicht  einige 
reime  oder  verse  geändert  hat,  aber,  wie  uns  die  dialectisclicn  verhfilt- 
nisse  lehren  werden,  ohne  alle  grössere  Umarbeitung,  sondern  im  übri- 
gen ganz  treu  dem  originale  folgend.  Können  wir  diese  paar  stellen 
(und  wenige  sind  es  sicher  nur  gewesen)  auch  nicht  wider  herstellen, 
so  ist  diess  doch  bei  der  sonstigen  genauen  widergabe  des  Originals  zu 
verschmerzen. 


i^UJfU    111(1  KlUCII    V     V^LDEKE 


2h^ 


Doch  zurück  zur  örwüguag  der  frage,  mc  denn  diene»  aus  einoni 
£rotnd«ii  idiom   umgüHchriebene  gedieht  so    woittrageiide   bedeutuug  Hir 

D<  I  '    ' '      '  iiueii  koiita     Der  hauptgrund  isi  jedeöfallä ,   dass  Vel- 

d«-i  LS  neues  der  aUgemeineii  geechinacksrichtuiig  zusagen- 

dem brachte.  So  las  man  das  Veldekesche  gedieht  mit  grosser  begier, 
w»ii]  muri  eben  derartiges  anderswo  noch  nicht  fand,  trotz  des  dm"ch  die 
uinüchrift  entstandenen  gemengea  niederdeutscher  reime  mit  hochdeut- 
schem text,  —  oder  vielleicht  damals  gerade  deshalb  mit  desto  gros* 
serem  behagen,  indem  man  da  die  hochdentsche  spräche  mit  der  edlem, 
höfischen  „flämhächen"  vermischt  fand,  damals»  wo  in  der  rede  zu  „vlae- 
men**  für  feinen  ton  galt. 

So  schlössen  sich  denn  an  die  von  Veldeke  nach  Dentschland  ver- 
pflanzte kunstweise  unsere'  drei  grossen  meister  höfischer  dichtkunst  an» 
am  meisten  Wolfram,  in  dessen  spräche  sogar  die  einwirküng  Veldekes 
l^fter  zw  tage  tritt  Nachdem  allerdings  durch  den  Vorgang  dieser  trias 
die  h^^fische  poeaie  in  Oberdentschland  selbst  zu  blöhen  anfieng,  da  Hess 
man  den  doch  immerhin  fremdartigen  Veldeke  bei  seite  und  fuhr  nur 
fort,  ihn  noch  eine  zeit  lang  auf  die  autorität  der  ihn  hochpreisenden 
Gottfried  und  Wolfram  hin  als  vater  der  deutschen  dichtkunst  zu  nen- 
nen, ähnlich  wie  später  die  meistersinger  Walther  von  der  Vogelweide, 
ohne  im  übrigen  viel  von  Umi  zu  wissen.  Dieses  eindrucks  kann  man 
sich  nicht  erwehren,  wenn  man  die  bei  Hagen  MS,  IV  p.  863  fgg,  zusam- 
mengestellten „gemeinsamen  alten  Zeugnisse  von  den  altdeutschen  lie- 
derdichtern  **  mit  hinzuziehung  des  p.  72  fgg.  über  Veldeke  speciell  ange- 
führten durchmustert.  Wir  finden  zuerst  die  B  lobpreisenden  ei-wähnun- 
gen  Wolframs,  der  Veldeke  als  seinen  meisfer  verehrt  und  öfters  auf 
bogebenheiten  in  der  Eneide  anspielt  Zu  ihm  gesellen  sich  seine  beiden 
nachahmer  Reinbot  von  Dorn  p.  870  vi  und  der  dichter  des  jün- 
geren Titurel  p.  75,  welche  beide  den  Veldeke  nur  so  obenhin  erwäh- 
nen, eine  speciellere  bekantschaft  mit  ilim  nicht  bekunden  mid  wahr- 
scheinlich bloss  Wolfram  folgen. 

Ferner  Gottfried  von  Straasburg»  der  in  der  bekanten  stelle 
hm  ein  langes  und  reiches  lob  widmet,  dabei  aber  —  wie  bei  den 
andern  dichtem  daselbst  auch  —  seine  werke  namentlich  nicht  aufführt 
Melu*  nun  als  Gottfried  hier  zu  sagen  für  gut  findet,  weiss  auch  sein 
nachalmier  Rudolf  von  Ems  über  Veldeke  nicht  zu  berichten;  denn 
in  der  einen  stelle  in  der  Alexandreis  p,  8B6  paraphrasiert  er  lediglich 
das  von  Gottfried  gesagte  ♦  in  der  andern  al>or  im  Wilhelm  p.  H68,  wo 
er  bei  den  andern  dichtem  die  hauptwerke  stets  uamenüich  bezeichnet, 
weiSB  er  von  Veldeke  nur  die  allgemeine  phrase: 


Von  VddeJce  dmi  tcisen        Der  tu  «?frf  künde  pfism 
lobelUhiu  maere. 

Hätte  Rutloll'  etwas  weiteres  von  der  Eneide  gewust,  m  würde  er  m  hier 
anÄubringea  nicht  unterlassen  haben,  gelesen  hat  er  öie  öchwerlich. 

Als  liederdichter  kent  den  Veldeke  der  Marner  p.  871  (cf.  aack 
Bartsch,  liederdichter  p.  XXtX),  damit  aber  sind  wir  äu  ende,  die 
dämtUeben  übrigen  bei  Hagen  in  reicher  fülle  gesammelten  7j&a^\sa^ 
beginnen  mit  Wolfram  usw. ,  nie  wird  Veldeke  mehr  genant  Und  dasH 
Veldeke  eine  Eneide  gedichtet  habe,  finden  mr  bei  den  späteren  böfi- 
echen  dichtem  geradezu  nirgends  gesagt. 

Auf  der  grenze  des  12.  und  13.  Jahrhunderts  also  ist  die  popjüdari- 
tat  der  Eneide  zn  suchen,  da  wirkte  sie  anregend  auf  unsere  grossen 
dichter,  da  war  sie  allgemein  gelesen.  So  fährt  sie  auch  Herborl 
V.  3  7381  an: 

Vmi  veididie  meister  heinri^* 

Hat^  an  sime  buche  gdart         Vm  Eneas  vart. 

Aus  dieser  zeit  haben  wir  auch  eine  handschrift  und  fmgmente 
mehrern.     Im  13.  Jahrhundert  während  der  blute  der  hochdeutschen  höfi- 
schen dichter  ruhte   dann  das   Interesse,    und  erst  im  14.  und  15.  jähr- 1 
hundert  schrieb  man,  wie  so  vieles  andere  in  ähnlicher  weise,  auch  die 
Eneide   häufiger  wider  ab,    daher  wir  aus  dieser  zeit  fünf  voUständigOi 
handschriften  haben.    (Auch  die  Münchener  handschrift  gehört  ins  14.  jähr- 1 
hundert,    cf.  Pfeifter  Mai  und  Beaflor  p.  XVIT.  --  Fdgr.  I.  225). 

Wenn  wir  hieraus  also  sehen,  dasa  Veldekes  Eneide  so  bald  vor-] 
gessen  wurde,  ao  ist  diess  doch  sicher  auf  rechnung  der  durch  diej 
Umschrift  hervorgemfenen  Unebenheiten  der  spräche  zu  setzen »  die  wol 
zu  der  zeit,  wo  man  noch  nichts  besseres  hatte,  ertragen  wurden,  dio: 
man  aber  zurückwies,  sobald  man  durch  die  heimische  production  aQ] 
reinere  formen  gewöhnt  war. 

Nach  diesen  erwägungen  wird ,  glaube  ich ,  wenigstens  jeder  zuge- 
ben ,    dass  es  stichhaltigerer  beweise  bedürfte   als  sie  bis  jetzt  erbracht  | 
sind,   um  anzunehmen,   dass  die  Eneide  von  Heinrich  hochdeutsch  habej 
geaclirieben  werden  sollen;   vor  allen  dingen  wäre  dann  erst  nachzuwei- 
sen,  dass  die  abfassung  derselben  im  Mastrichtschen  heimatsdialect  Vel- 
dekes unmöglich  sei.    So  lange  aber  werde  ich  an  der  ansieht  featbal* 
ten,   dass  Veldeke  die  Eneide  ursprünglich  im  Mastrichter  dialect  ver- 
fasst  habe,    und  ich   hoffe   diess  durch   die  obigen  erwägungen,    wennl 
lacht  als  wahrscheinlich,   so  doch  mindestens  als  möglich  und  erklärbar 
1*  111  zu  haben.     Den  beweis  glaube  ich  durch  die  folgende  unter- 

N  liefern  zu  können. 


f  ö»H  janKB.tr B  V.  ^'•KLmtKTi 


257 


Über  deii  dialeet  Heinrichs  Feii  Veldekf* 


Ober  Veldekes  dialeet  in  den  liedern  und  der  Eueide  liegt  uns 
aUfiser  dem»  was  Ettmüller  in  seiner  einleitimg  beigebracht  bat»  die 
Untersuchung  von  Pfeiffer  (Germania  in  p.  492  fgg.)  vor,  die  leider  noch 
vor  erscheinen  des  Servatius  geschrieben  ist  Über  liie  lautverhältnisae 
im  Servatius  handelt  Bartsch  (Germ.  V,  p.  406  fgg.). 

Auf  diese  beiden  Untersuchungen  (Pf.  —  B.)  werde  ich  im  folgen- 
den öfter  zu  venveisen  gelegenheit  haben ,  mn  nicht  unnötigerweine  schon 
hinlänglich  festgestelltes  zu  widerholen. 

Bei  der  ennittelung  des  Veldekeschen  dialects  muss  man  vom  Ser- 
vatius ausgehen ,  welcher  die  spräche  Veldekes  —  natürlich  mit  der  oben 
besprochenen  modification  —  relativ  am  reinsten  zur  anschauung  bringt, 
um  diesen  dialeet  nun  in  seiner  Zwischenstellung  klar  zu  legen,  werde 
ich  stets  zur  vergleichung  auf  der  einen  seite  das  mittelniederländische, 
auf  der  andern  das  kobiiscb- niederrheinische  heranziehen,  welches  letz- 
tere schon  Pteiöer  mit  erfolg  getan  hat.  --  Das  so  gewonnene  wird 
sodann  auf  die  Eueide  und  die  Ueder  angewant  werden,  welche  letz- 
tere —  mit  merkwürdiger  ausnabme  eines  —  streng  hochdeutsch  über- 
liefert sind. 

Betreffs  der  Eneide  habe  ich  aber  hier  noch  zu  bemerken,  dass  ich 
die  aus  einer  vorläge  geflossenen  handschriften  B*  und  M.,  nach  denen 
Ettmuller  fölschlich  seine  ausgäbe  gemacht  hat,  nur  als  vielfach  ändernde, 
verhochdeutsche nde  bearbeitung  anerkennen  kann.  Zu  diesen  tritt  das 
alte  Meraner  fragment  (Me.,  12/13.  Jahrhundert)  veröffentlicht  von  Zin- 
gerle,  Münchner  Sitzungsberichte  1867  p.  471.  Dieses  scheint  die  directe 
vorläge  von  M.  zu  sein,  —  Für  die  kritik  kommen  diese  handschriften 
erst  in  zweiter  reihe  —  und  auch  dann  nur  als  eine  —  in  betracht. 

rhnen  gegenüber  treten  dann  0.  und  H.,  die,  wenn  auch  jede 
einzeln  oft  geändert,  docb  in  ihrer  Übereinstimmung  gegen  BM.  fast 
ausnahmslos  recht  behalten.  Mit  H.  stimt  noch  enger  die  Eibacher 
handschrift  (K,  14.  Jahrhundert)  d.  Pfeiffer,  quelleimiaterial  zu  alt- 
deutschen dichtungen  L  1867.  ^^  Ferner  stimmen  zu  GH  gegen  die 
Oberarbeitung  BM  das  Wolfe nbütte  1er  bruchstück  aus  dem  13.  jalir- 
hundert,  Mones  anzeiger  VI.  48,  das  Regensburger  bruchstück  (B), 

12.  Jahrhundert  (Pfeiffer,  quellenm*  p.  1  und  K.  Roth,  kleine  bei- 
trage Vi   47)   und    Pfeiffers   bmchstücke   (P)   aus   dem    anfang   des 

13,  Jahrhunderts  (quell enmat er lal  p.  4).  —  Die  Wiener  hand- 
flchrift  vom  jähre  1471  kenne  ich  nicht  —  Eine  genauere  erorterung 
der  frage  behalte  ich  mir  für  später  vor,  für  den  vorliegenden  zweck 
iD(^gen  diese  andeutungen  genügen 


25» 


BEAOITE 


Bevor  ich  umi  <ibor  auf  (Uo  behandliui^'  der  laut-  aiid  tlexJüuisleliro| 
eingebe,  will  idi  »uvor  einige  mclir  lexicalische  eigüiitümlicbkeiieo  vo>j 
wegnebmen,  die  xur  festetelluug  des  Veldokeschen  dialects  besonderö] 
beachtUDg  verdienen. 

Zuerst  das  bochdeubche  yvschch4m.  Dieses  merkwürdige  wort  ist] 
in  seiner  etymologie  und  ge3cliidiEe'~D0cb  nicht  biidiloglicb  klar,  Imj 
goti^cheu  korat  es  gar  nicht  vor,  obensowonig  im  altnordischen,  orstj 
'tSpät  ist  es  —  in  der  schwachen  form  $M  —  sMäa  aus  den  nie-j 
derdeutscben  sprachen  in  tlie  nordischen  eingeschleppt,  so  das9  es  alsoj 
dem  hodideuisch-niederdeutsriien  stumme  allein  angohorig  ersdieint.] 
Und  auch  hier  ist  das  Verhältnis  ein  eigen tiiuiliches.  Ganz  gewi)hnlich| 
ist  es  im  hochdeutschen  von  anfang  an  und  zwar  in  starker  fleiion,j 
desgleichen  ist  es  im  altfriesisehen  in  derselben  bedeutung  nicht  seltenJ 
aber  m  schwacher  Hexlon  skia  —  skkule;  im  angelsächsischen  undf 
englischen  ist  es  in  der  bedeutung  „fieri"  unerhört^  nur  im  angelsäch^j 
sischen  bat  Dietrich  (hei  Haupt  X.  320)  wenige  beispielo  eines  sw.  vJ 
sceoiiy  sceode  nachgewiesen  ^  jedoch  in  der  ganz  speciollen  bedeutung] 
^^pliitzlie^h  überkommen/'  Im  Heliand  und  den  kleinern  altsäclisischüo  j 
denkmälern  sowol,  wie  in  den  altuiederrheinischen  psalmen  findet  sichj 
das  wort  nicht,  beweis  genug,  dass  es  im  altsächsisch on  wenigstenaj 
in  der  gewohnlichen  bedeutung  ,,fieri"  nicht  da  war,  doch  dürfte  beij 
dem  geringen  umfange  unserer  quellen  die  Vermutung  nicht  unwahr-] 
scheinlich  sein,  ditss  es  in  der  seltnen  bedeutung  dos  n  '  -  '  '  hen] 
scmn  auch  im  altsüchsischen  vorhanden  gewesen  sei,  nai  n  inj 

Übereinstimmung  mit  den  beiden  andern  niederdeutschen  sprachen  ala 
schwach  fiectiertes  vorbum.  —     Im  mtttelniederdentscheri  findet  sich  das 
wort  iß   der    hochdeutschen   bedeutung   und   aucli   mit  starken   formeU|| 
obwol  bei   weitem  nicht  »o  häufig  als  im  hochdeutschen  —  köute 
wol  einwanderuug  von  daher  annehmen?    Im  niederdeutschen  Sachsen- 
spiegel  (od.  Homeyor)    finden  sich   im   ganzen   nur    IG   beispiele   dies 
Wortes  und  zwar  der  inf.  gcachin  I  62,  Ö;  —  die  3,  p.  h,  schii  III  78, 
—  gesdiiä  n  12,  3  (zweimal),  II  13»  1 ,  n  38,  1,  11  49,  2  (zweimal)J 
nj  26,  3  —  gcMhit  I  8,  3,  I  70,  3;  —  das  part.  perf.  ijeschin  l  7U,  hJ 
n  72,  2,    III  6,  3,   m  2ö,  1,   III  32,  1;    nie   findet  sich  weder  da 
perf.  gmdhoch,   noch  überhaupt  ein  pert,   aber  in   der  mitteldeutscbenl 
praefatio  rhythm.  ^UA\i  iieschuch  im   reim  v.  &3.  —     Im        "        P^einekol 
Vos  ist  es  schon  weit  h^ufigi'r.    diis<4)>st.  fliidrt  sich   au«  /f.    im! 

reime  z.  b.  v.  1797. 

Dem  gegenüber    ist  auf  dt^m   uledcrrheiuisclien    t>]  te   djt*! 

tieidon  des  wertes  yesehim  gemischt,  indem  das  perf.  staiL  .,        ^e//,  daa^ 
part,  aber  schwach  ffCMhiä  lautet.    Qa^  schwache  pari  geschiei  scbi^lot 


tmm 


»S» 


lfcrlK>rt  ( FPimiiLiini  tu  ta4a),  Wi  EOhirt  y.  OWrije  Filgr,  I  ^as,  27, 
ferner  Athi^  E  4d«  64  *  wo  ürinuii  auch  bebpide  4tiä  dem  Ph^odaI  hm- 
briagt,  «kseben  kümt  dann  iii«:^  amdi  das  starke  ptrt  wr  (cf*  Wti 
immn  tu  Alex.  i2^Ji  Rcgd  itad  aUein  beiselMid  tal  ab«r  das 
fcmkiä  in  dea  slra«  akdcrriieiittsdira  qaellea.  Stets  harnt  dasall 
iiii  perfl  jpaidhadt  uad  komt  aelir  Uafig  iai  r«iiM  Tor«  i,  b.  bd  Bi 
(*id.  Groote)  a&9.  Bü  usw.;  coiv.  jpMcMjf«  3069«  aber  das  |»ari 
Hagen  8.  335.  tisw.,  gmt  Temaialt  daneben  dad  starke  pari  g^du^m 
S7(H.  —  Earlm^lnet  jfesdbacA  i5,  6  u^rw*«  gtst^kt  et  Bartsch  M 
KIL  p,2M  QDci  go  dtuch  alle  kölnisch -nlederrheinisdieii  detikxnAIer 
vtfscktedenen  jahrbnoderte,  i.  b.  atidi  in  dem  mbchlich  mittelniedert 
di^ch  gmiaaten  Osterspiel  Haupts  zschr.  II  3m2  fgg.  f^sMiirA  (: 
i?  —  ffesAiei  46.  1044».  —  Nur  Wemher  bat  ilas  starke  parL  ^c 
(isün)  hänfigBr,  z,  b.  15,  4.  M^  2o.  69,  27  usw.,  was  für  die  oila^bestai 
MQiig  dieser  gedicfate  von  belang  sein  dürfte. 

Dem  niedt^rrheinischen  stellt  »ich  das  miti  *-'   ^  rlAndische  best 
gegeuQber,  weldies  d*ds  wort  nur  »ehwach  tiei;  fUen  —  gfsch 

^-ffesAid,  und  darin  mit  dem  beuach harten  frled.  skia  —  dciadt  voll- 
illlM%  übereiiistimt.    —     Das   perf.  ijt^schmie   nun  fiiii  '        ■     verein-a 
«dt  auch  schau  im  angrenzenden   niederrheinischeu ,    i  >  in  d€ 

wetftlichem  gegendeu»  se  steht  in  der  Urkunde  de^  grafen  von  Ber 
V,  1257  (Lacomhlet,  urkon*ienbuch  fiir  den  Ni^^derrbein  U  411)  xweimaT 
ffeschiede,  ebenso  in  der  Urkunde  des  gral'on  von  Jülich  von  1264  (La- 
comblet  II  5t>6)  beisst  m  am  ende:  DA  dii  geschiede,  wo  die  kölnischen 
Urkunden  rf«  dU  t^cMhath  haben.  Ferner  findet  sich  gcsrhicde  in  den 
Marienliedern,  was  schon  im  WB>  angemerkt  int:  Haupt  X  47,  2ti* 
52,  24.  104,  4,  sie  haben  aber  auch  geschach  (:  ungemmh)  21,  5  usw. 
Auch  in  Hagen  5272  lesen  wir  i^escfieuk,  ebenso  bei  Oroote  p.  247  au 
der  prosachronik  von  Köln* 

Nun  ist  die  frage,  zu  untersuchen  ob  Veldeke  »ich  im  gobran«>h 
von  ge^dneti  der  niederrheimschen  oder  mittelniederltlndiaclien  regel 
aiischliesse*  Wahrscheinlich  ist  a  priori  das  letziero,  da  wir  dio  fönn 
ije^chicdc  schon  über  Veldekes  heimat  hinaus  im  niederrheiDitichen  sit  ii 
zeigen  sehen.  —  Im  Serratius  nun  heisst  der  inf.  geschimh  und  «ttdii 
7 mal  im  reim,  z.  b,  I  592,  1933  usw.,  die  3.  pern.  sing,  ijeschi^  3 mal 
im  r**im  1  1501.  3009.  11  2881». 

Das  perf,  heiagt  gcschiede  II  059.  2489,  dan  partic.  gcschiei  %.  h. 
I  1497.  117.  IGU»  2281.  Niemals  aber  stehen  dieselben  im  rmmi\ 
Ffir  geschiede  maugehi  passende  reime,  ob  auch  beim  partic.  gesehiet 
eine  diJTereuz  der  ausspräche  bestand,  um  es  nicht  aiü'  md  U8w.  reimen 


2MI  BiiimrB 

Zu  lassen?  Jedesfalls  aber  ist  oin  pi^rf.  gescJuich  iin«l  ein  part,  gc^schien 
im  Servatius  nicht  vorhanden,  wäro  auch  för  die  Mastrichter  gügeiid  gar 
nicht  denkbar.  —  Ganz  das  gleiche  verhältniB  besteht  auch  in  der 
Eueirte.  Der  inf*  geschien  reimt  auf  (geMim  (inf.  u.  pari)  17 mal,  z.  b, 
74,  13.  82,  2b  USW.,  die  3,  pers.  praes.  geschiet  Dmal  (:  niei)  103,  13  usw., 
ein  perfl  geschach  aber  findet  sich  unter  den  weit  über  100  zählenden 
reimen  auf  -ach  nicht  ein  einziges  mal!  Ebenso  wenig  findet  i^ich  ein 
part  geschien,  während  der  gleichlautende  infin.  so  oft  reimt,  ausser  bei 
Ettm.  336,  30*  Aber  für  28—30  hat  GH  fünf  andere  verse,  die  die 
hetreflende  form  nicht  haben.  Da  man  nun  nicht  annehmeo  wird, 
dass  ÖH  die  unveldekesche  form  geschehen  (part^)  hätten  herauscorrigie- 
ren  wollen,  so  wird  mau  umgekehrt  sagen,  dass  der  hochdeutsche  schrei» 
ber  von  BM  bei  der  änderung  seine  hochdeiitfu^he  form  unbedenklich  hat 
einfliesseu  lassen.  —  Dieas  ist  nun  ein  beweis  dafür,  dass  Veldeke  seine 
Eneide  nicht  hochdeutsch  geschrieben  haben  kann.  Denn  mit  das  erste, 
was  er  vom  hochdeutschen  hätte  lernen  müssen,  wäre  wol  das  perf. 
geschnch  gewesen,  dieses  wort,  welches  jeder  hochdeutsche  dichter  im 
reime  auf  sach ,  sprach  usw.  so  unentbehrlich  n^ttig  hat.  Ja  hätte  Vel- 
deke sogar  im  köln.- niederrheinischen  dialect  geschrieben,  müste  es  sich 
finden,  denn  es  gibt  kein  niederrheinisches  gedieht,  üi  welchem  nicht 
diese  reime  zahlreich  vorhanden  wären. 

Wäre  aber  auch  die  Eneide  nur  weniger  behutsam  und  mit  einiger* 
massen  bedeutenden  änderungeu  in  das  Thüringische  mitteldeutsch  umge- 
schrieben  worden,  so  müste  der  reim  geM*haeh  in  den  geänderten  stellen 
hervortreten,  Diess  zeigt  die  handschrift  G. ,  die  öfter  etwas  ändert  und 
in  summa  42  verse  eigenes  fabricats  einschiebt.  Diese  bietet  gleich  in 
den  nach  43,  2  emgeschobenen  versen  den  reim  ungenmch  :  geschach; 
desgleichen  macht  sie  aus  dem  inf.  geschim  164,  13  durch  einschiehnng 
eines  sin  das  part.  perf,  —  Man  sieht  also  hieraus,  wie  fast  unver- 
meidlich nahe  diese  formen  einem  hochdeutschen  freien  umarbeiter  der 
Eneide  gelegen  haben  müsten^  —  Ausserhalb  des  reimes  steht  natürlich 
hie  und  da  geschach,  z,  b,  208,  26.  226,  IB.  347,  37,  worin  wir  aber 
nun  geschiede  erblicken  werden.  —  In  den  l ledern  Veldekes  ist  das 
verbältnii)  ganz  dasselbe. 

Ferner  ist  zu  beachten  das  hochdeutscJie  sagen.  Im  köhfi.  -  nieder- 
rheinischen  dialect  lautet  dieses  wort  durchweg  (=  hochdeutsch)  sagen 
und  komt  in  allen  dorthin  gehf>rigen  gedichten  massenweise  im  roimo 
vor,  80  auch  im  Osterspiel  (Haupt  II)  v.  345,  411.  456  usw.  Im 
mittclniederländischen  aber  heisst  e^segghim,  imd  diesem  folgt  auch  Vel» 
dckes  mastricht^^r  dialect.  In  den  mastrichter  predigten  finden  wir 
p.  357,  15  omeggelike  und  im  Servatius  heisst  es  nur  seggen  (oder  $eg-^ 


CBtSL  WSlXMCn  ?.   ^RLI>IC1UI 


sei 


^en),  z,  b.  n  li>3.  219.  497  usw.  Im  reime  aber  findet  sich  daa  wort 
nicht,  da  Veldeke  keinen  reim  dazu  hat  legtihen.  welcbe&i  im  mittel* 
niederländischen  zuweilen  den  einzig  möglichen  reim  abgibt,  scheint  bei 
Veldeke  gleich  dem  niederrbeiniseheQ  legen  zu  heissen,  —  Das  perf, 
sccJtde  enjcheint  im  Servatius  einmal  im  reim  auf  techdc  I  478.  Wenn 
jsonst  im  Servatius  ausserhalb  des  reims  seide  steht,  so  ist  dies  ftir  spä- 
teres eindringen  der  niederländischen  form  zu  erachten.  Derselbe  Schrei- 
ber ♦  der  das  perf.  seide  eingeführt  hat,  hat  sich  II  1466  einen  vers  mit 
dem  reimworte  geseit  einzuschieben  gestattet,  den  Bartsch  mit  recht 
streicht*  Die  Veldeke  zukommende  form  ist  sechde ,  wie  sich  diess  auch  um 
uuchsten  mit  der  benachbarten  niederrheinischen  fonu  sachte  (:  bmchle 
0»terspiel  320.  325  usw.^  beröhrt  (cf.  Pf.  p.  496  oben).  Hätte  Veldeke 
seide  g*^sagt,  so  worden  auch  die  reime  auf  beide,  helde  usw.  nicht  fehlen, 
wie  man  sie  in  miitelniederländisehen  gedichteu  findet  (z.  Ij.  Reinoui 
Hör-  b.  V.  992  usw.) 

Daas  Veldeke  nur  die  form  seggm  kante,  beweist  das  lied  (M8F. 
57,  10),  welches  die  handschrillt  A  (bei  Pfeiffer  198,  13  fg.)  mit  vielen 
spuren  seiner  ursprünglichen  ubfassung  überliefert  hat  Pfeiffer  sagt 
darüber  (p.  500.  501),  dass  hier  ein  lied  Heinrichs  in  niederdeutscher 
mundart  erscheine  und  scheint  die  formen  für  unveldekesche  zu  halten ;  — 
freilich  sind  sie  nicht  niederrheinisch,  aber  maatrichtisch  sind  sie  und 
stimmen  zu  allem,  was  sich  über  den  dialect  Veldekes  ergibt;  sie  geben 
daher  ein  gewichtiges  zeugnis  für  tlie  ursprüngliche  gestalt  der  lieder 
ab.  Hier  haben  ynr  also  die  fonnen  segg  (geschr.  sek)  14,  mid  cnisf'g' 
ifen  (geschr.  mtzeken)  24.  —  Dass  diess  die  dem  Veldeke  zukommen- 
den formen  sind,  wissen  wir  schon  aus  Servatius,  aber  auch  wenn  diess 
nicht  wäre,  so  müsten  wir,  angenommen  dass  Veldeke  die  uiederrhei- 
nische  form  sage  gebraucht  hätte,  uns  billig  wundem,  dass  er  sie  statt 
in  V.  14  ausserhalb,  nicht  lieber  in  dieser  atrophe  in  den  reim  gesetzt 
hÄtte »  wo  er  doch  vier  reime  auf  -age  brauchte.  Diess  hätte  gewis  kein 
dichter  unterlassen,  der  sagen  kante,  man  vergleiche  die  atrophe  des 
Morungers  136,  17. 

Nun  zur  Eneide.  Hierüber  sagt  Pf*  p.  501 ;  „  Heinrich  selbst  mei- 
det das  wort  fast  durchaus  im  reime,  nur  einmal  finde  ich  sagen  :  tra* 
gm  En.  144,  35/*  Hiermit  steht  es  allerdings  nicht  ganz  so  einfach; 
denn  in  ßttmüUers  ausgäbe  finden  wir: 

74,  35     gesagcm  :  erslagm 

244,  7      sagen  :  tage 

144,  36     sagen  :  tragmi 

323,  31     erslagtm  :  sageti 

304,  31     g^mjet  :  niagei 


^m 


BlUDOi 


Also  ö  reüiie,  was*  allerdingis  \m  diosem  häufigeu  worte  schon  bedenk- 
Heb  wenig  iBt»  da  im  gaiizeu  in  der  Eoeide  59  rüixne  auf  -age,  -atjen 
uud  22  auf  'Ufiei  vorkomm<5n  uud  eiü  Uoohdautscher  dichter  mit  mffen 
ad  t)i'J^a(jet  im  reimo  nie  sparsam  ist.  —  Aber  die  formco  siinl  clurt^h- 
u  Uüveldekescbe  irnd  Veldeke  kann  sie  iiumöglioh  geaclirieben  hal)en. 
Sieht  man  nun  genauer  zu ,  so  erledigen  sich  die  drei  ersten  fiillö,  Znersi 
74,  35  sind  zwei  verse  von  BM  eingescLohen ,  in  GH  lautet  v,  35  —  38 
nur:  ^5     $mt  reJik  niettmnne  {feben, 

ich  muß  min  unsanße  hben  usw. 
und  244,  7.  8  heisst  in  GH: 

De>^  lüclUe  mujegen  den  iacfi; 

do  in  dk  vrouwe  fjesach 
"^Tlier  spricht  für  GH  noch  die  niederdeutsche  eon^truction  der  praop.  cT 
accus,  statt  des  hochdeutöchen  dativs ,  die  hei  Veldeke  sich  ufter  zeigt  (et 
Weismann  zu  Alex.  6703),  Und  auch  hier  wird  man  wol  nicht  annehmen 
können»  dass  GH  unveldekesche  formen  hätten  herauHcorrigieren  wollen. 
Über  die  stelle  144»  35  — 145,  12  wage  ich  noch  nicht  zu  eat 
scheiden.  Sie  fehlt  ganz  in  H  und  144,  38  — 145,  12  auch  in  Q.  Jede 
falls  Hegt  hier  eine  verwirnmg  vor  und  man  muss  die  ganze  stelle  filr 
Überarbeitet  halten.  Dafür  spricht  nmi  auch  ausser  der  merkwördigen 
difleronz  der  besseren  bandschriften  die  hochdeutsche  form  smjml  (:  ira^ 
genf).  —  Vielleicht  könte  die  Wiener  handschrift,  wofern  aie  nicht  zur 
Überarbeitung  BM  gehört,  hier  wünschenswerten  aufschluss  geben. 

Übrig  bleiben  noch  die  beiden  stellen  304,  31  und  323,  31,  wo 
unsere  haudschriften  übereinstimmen,  also  doch  wol  mindestens  die  betref- 
fenden formen  auf  den  thüiingischen  umschreibor  zunirl  ^  304,  31 
möchte  es  wol  nicht  gewagt  sein,  statt  gesagci  zu  lesrr  .  ^jd^  wenn 
man  die  v*  30.  31  im  franz.  original  (Alex.  Pey^  esaai  aur  ii  romaas 
d^Eneas.     Paris  1856  p.  54)  entsprechenden  verse  erwägt: 

Je  quit  gtCanwr  tn'a  en^us^e 

De  ce  qtie  t4Zfit  en  ai  fneäit 
Ich  glaube   liierdurch  auch  (ür  ilio  Eneide  die  form  seggen  als  die  Vel- 
deke zukommende  ei-wiesen  zu  haben. 

Dass  in  selbständigen  änderungen  einzelner  handüchriften ,  nämlich 
G  184,  39.  315,  38  —  40,  —  H  44,  11  fgg.  der  reim  sageji  sofort  auf- 
taucht (ebenso  wie  vorher  in  den  änderungen  von  BM)  dient  bloss  zur 
illustration  der  tatsache,  das»  ein  hochdeutscher  reimer  ohne  sagen  nicht 
auskoniraea  konte.  —  In  den  liodorn  komt  sagen  nie  im  reime  von 
Beachtung  verdient  ferner  das  hochdeutsche  jeÄm.  In  seii  ^ 
mologie  völlig  dunkel,  komt  dieses  wort  auch  bloss  dem  s.i 
hochdeutschen  zweige  zu.     Im  uordisdieo  mid  gotischen  ist  keine  spfl 


^«ft  BKDmietf  V,   ^KUlftSM 


f^ivon,  —  es  mit  Orimm  (gr.  I  863,  cf.  CurtiuB»  p.  371)  ym  got  aibi 
zu  getzen,  ist  lautlich  rein  timmögUch.  —  Iin  ags.  scheint  es  gänyjicli 
zu  fehlen,  im  altXries.  heisst  es  ia  jiTh  mi,  im  alta.  (^hnn,  al»er  ohne 
perti,  und  auch  iu  den  altniederrh.  psiJmen  gian  nur  ini  praes.,  ohne 
spur  einen  perfects.  —  Ganz  m  ist  m  auch  im  «pätern  koln^-iiiederrh. 
Jialect  Einen  int  und  praos.  (jim  gibt  es  durchgängig  (aus  Karl  M* 
viele  beispiele  bei  Bartsch  ubtT  K*  M.  p.  243),  über  ein  perf.  "^jnt^h  — 
^&gm  findet  sich  nicht.  Wenn  im  Alex.  W,  3781  das  perf,  i^crßn 
(:  Bt&n)  vorkomt,  so  ist  dies  eben  ein  reim  de»  mifctelrheiniacheu  umar- 
beiterö  der  strassburgcr  haudschrift,  im  niederrheinischeu  könte  diese 
form  nur  jCuien  hetssen,  ~  Auch  ein  pari,  perf,  *gegien  habe  ich  in 
den  niederrheiaischen  quellen  nicht  gefiuiden,  im  Karl  M.  aber  fiudet 
sich  ein  schwaches  part  (ivfßd  (B.  ü.  K.  M.  p.  225), 

Im  mittehiiederlriudischeu  scheint  nur  hqihlen  vorzukommen,  von 
dem  Grimm  (gr.I^^^.296)  die  schwache  flerion  beifkiede,  btyhiel  nachweist, 
das  einfache  ghim  ist  im  mittelniederL  nicht  gebräuchlich,  statt  seiner 
tritt  ein  ganx  anderes  wort  aul*:  Iwn  (cf.  gr,  I  980),  das  auch  im  Ser- 
vatius  sich  zweimal  findet  (I  225y  und  U  1911).  Dieses  wort  scheint 
emzig  dem  mittelniederl.  und  fries.  eigen,  woselbst  es  hUa  lautot  (dadurch 
wird  Grimms  et}^mologie  gn  P  p.  297  hiuföUig);  auch  dieses  wort  hat 
vielleicht  in  der  mitte  ein  h  verloren.  —  Veldeke  hält  sich  hierin  mehr 
zum  niederrheinischen,  indem  er  ffieft  anwendet,  der  iu£  ffien  reimt  im 
Servatius  zweimal  (I  2075.  FI  117);  in  den  liedem  die  3,  pl.  giett 
65,  17  (:  tkn  statt  des  gegen  haudschriften  und  dialect  gesetzteu  gmt)^ 
Ebenso  steht  in  der  Eneide  der  inf.  (resp.  3  p.  pl.)  ffien  1 1  mal  (z.  b. 
67,  3.  58,  29.  73,  31  idtc) ,  gid  (3.  p.  s,  und  2,  p,  pl)  4  mal  im  reim 
(141,  23.  15i,  1*  229,  27.  273,  39).  Ein  perf.  jach,  wenn  schon  im  uie- 
derrheinischen  nicht  Üblich ,  wäre  bei  Veldeke  unerhört.  Liest  man  daher 
bei  Ettm.  65,  22  utid  in  uihtvH  vir  jach  (iHjfrach),  so  muss  man  dies«, 
wenn  man  nicht  annimt,  dass  Veldeke  wirklich  hochdeutsche  tbrmen  liin- 
eingemischt  habe,  von  vorn  herein  fflr  un ursprünglich  orklfiren.  Und  es 
erweist  sich  denn  auch  der  vers  als  fabricat  von  BM.;  GH,  bietet  ganz 
correct:  das  ir  dnz  was  ungenuich,  welcher  reim  auch  in  anderer  bezie- 
hung,  wie  wir  später  sehen  werden,  Veldeke  angemessener  ist  jahtm 
findet  sich  3 mal  in  änderungen  einzelner  haudschriften,  ist  aber  schon 
von  Ettmilller  nicht  aufgenommen  (28,  14.    1G3,  8.    347,  20\ 

Noch  verschiedenes  bemerkenswerte  der  art  liesse  sich  liier  bei- 
bringen ,  doch  übergebe  ich  es  jetzt  ak  meinem  speciellen  zwecke  femer 
liegend.  Nur  eine  bisher  wi^nig  bt^achti^te  tatsache,  ein  häufig  vorkom- 
mendes Wf>i*l  betreuend t  m^^ge  hier  noch  eine  kurze  besprechung  finden, 
daas  nämlich  im  »w.  v.  brennen  oder   gewöhnlich  brinnen  (cf.  Bartsch 


mt 


BftAtnfB 


ob.  K.  M.  p.  198)    im  mederrbeinkcbou  beide  bedeutungen   hat,   die 
des  mitteUioclideutscheu  brinmn  (st  v.)  und  brmnen  (sm.  v.).  —  brat 
ab  iiitraiis.    findet  sieb   wol    in    allen    niederrheiniechen    quellen,   z.  bJ 
Marieiilieder  44,  6,  63,  3.    91 ,  9  —  Weriiher  43,  17  —  Hagen  1898.] 
3913  usw.;  ein  st.  perf,  bran  (jdmtnncn  entsinne  ich  mich  nicht  in  nh 
derrheinischeu  quellen  augetroffen  zu  haben,  —   Dieser  gebrauch  ist  nun| 
bei  Veldeke  sicher  der  einzig  m^^gliche,   er  kent  brinfw^  brande  iu  bei- 
den bedeutungen  und  durchaus  kein  starkes  verbum  brinnen^    welches] 
Ettmüller  allerdings   oft  in  den   teit  setzt,  —     Serv-  intrans»  U  1465  :| 
(ilie  kernen)  ontbranden,   trans.  z.  b.  verbrmü  II  1U32.    2429.   —     ElLj 
1)  intrans.  8  mal  durch  den  reim  bezeugt,  kergen  die  lieht  branden  251,  I|| 
ferner  95,  39.    132,  9.    180,  2.    192,  13.  19,   227,  2.   75,  19  (an  wel* 
eher  stelle  Ettmüller  mit  BO.   falsch   si  einschiebt)   —     Ein  st.  v.  iatl 
nicht  vorhanden,  daher  ist  auch  ausser  dem  reime  stets  die  schwache  form] 
herzustellen,  z.  k  49,  30,  89,  33  (BM).   226»  30  (H).  231,  27  (GHM).] 
267,  34  (G).     Die  in   klammern   geschlossenen   handschrifben   bewahren] 
an  diesen  stellen  sogar  noch  die  ursprüngliche  schwache  form.     2)  tnins. 
z>  b.  168,  38.   137,  15.   21ß,  7  usw. 

Wenn,  wie  ich  hoffe,  diese  erörterungen  nicht  unbedeutende  beweis«! 

gründe  dafür  geliefert  haben,  dass  man  es  auch  in  der  Eneide  nicht  mit] 
einem  mundartengemigch ,  soudeni  mit  einer  einheitlichen,  einer  bestim- 
ten  gegend  zuzuweisenden  spräche  zu  tim  habe,  so  werden  wir  nun  schon! 
auf  sichrerer  grundlage  zur  betrachtung  der  lautlichen  verhältniaBoj 
der  mastricbter  mundart  übergehen  kennen. 


L    Vocale. 

Zuerst  einige  bemerkungeu  über  die  quantltät  der  voeale.     fni 
mittelniederländischen  —  wie  durch  ürbmii  gr.  I^  p.  264  fgg.  erwiesen  — 
öind  die  ursprünglichen  quantitätsverhültnisse  schon  sehr  gestört,  indem  1 
der  2weiflilbige_8tumpfe  reim  nicht  mehr  besteht,  soudem  die  betreffen-] 
den  Wörter  einfach  klingend  reimen,  natürlich  mit  verlängertem  stamm- 
VOcal ,    z.  b.  Floris  (Hon  belg*  IU)   dagen  :  säghtm  105 ,    wären  :  varen  J 
115,  gäven  :  kaveti  137,  samm^  :  guänwn  271,    verlöret^  :  teMorm  Z7%\ 
sSre  ;  füre  636,  —  Zugleich  verwischt  sich  der  unterschied  in  der  anzahl 
der  hebungen  zwischen  stumpfem  und  klingendem   reim.  —    Auch  in] 
den  ^testen  niederrheiniachen  gedichten  zeigen  sieh  schon  apuren  dieser  I 
verwin*ung,  z.  b.  im  Alexander  drei  filUe:   sameti  :  vcmänun^   berh-l 
friden  :  nide,  gcwddigerc  :  w(re  (Weism.  p.  LXXXVIU);  —  Wernherj 
geMret  :  mre4  31,  19,  anum  :  sanum  20,  32;  —  Lach  mann,  niederrh. 
fr.i    Karl  355  gevcn  i  grcve.     Weit  höufiger  schon  iu    den  Marien«! 


ÜBJUt  aKlMItSCU   V.    7£IJ>£K18 


2(55 


Uedern:  ofTiefi :  BßmcH  35,  24,  Ikfmmen  :  qudnten  69»  7,  ferner  W,  ly. 
18,  37.  U,  20.  67,  10.  67,  15.  74,  9.  78.  4.  95,  IL  96,  34.  105.  27, 
loif,  12.  111,  13.  IM,  11.  114,  32,  126,  31.  IJl,  12.  In  Hagen s 
kohl,  clironik  habe  ich  sogar  47  derartige  fälle  gezählt,  /..  h^Jären: 
vuren  22,  fuinien  :  sanwn  159  usw. 

Im  anfange  dieser  Bewegung  steht  nun  auch  sicher  Veldeke.  In 
"der  regel  allerdings  beobachtet  er  den  unterschied  der  kurzen  und  lan- 
gen Stammsilben  genau,  auch  beobacrhtet  er  mindestens  mit  eben  der 
strenge,  wie  die  älteren  mittelhochdeutschen  dichter  die  regel,  das«  verse 
mit  klingendem  ausgang  drei,  die  mit  stumpfem  vier  hebungen  haben, 
and  zwar  im  Servatius  ebenso,  wie  in  der  Eneide,  —  Einige  beispiele 
Ton  binduüg  langer  und  kurzer  vocale  im  klingenden  reim  finden  sich 
jedoch,  und  auch  in  der  Eneide,  für  die  sie  Bartsch  (p.  42(>)  in  abrede 
ptellt:  hmksainc :  qudme  130,  9  und  imrcfi  :  enhimm  129,  37.  —  Über 
\dnri  :  dovet  usw.  in  den  Uedem  et  Pf,  p,  502 ;  die  hierher  gehörigen 
reime  aus  Servatius  zählt  Bartsch  p.  420  auf*  Diess  sind  nun  allerdings 
bedenklich  viel  und  ich  stimme  Bartsch  darin  bei,  dass  wol  die  wenig- 
ste u  auf  Yidde^ö  zurückgehen ,  worauf  meist  auch  noch  andere  indicion 
lün  weisen.  Zu  einzelnen  dieser  »tollen  macht  Bartsch  in  den  anmerkun- 
gen  bessei-ungsvorbchläge ,  die  meist  beachtenswert  sind;  wii-  können  liier 
auf  eine  genauere  besprechung  der  fraglichen  reime  nicht  eingehen ,  doch 
liegt  die  Verderbnis  \ieler  —  z.  b.  n  1118.  1394,  1513.  2399.  2658  — 
tn  tage. 

Dann  sind  aber  auch  kilrzungeu  ursprünglich  langer  vocale  vor 
consonantenverbindungen ,  namentlich  cht^  bei  Veldeke  regel,  wie  glei- 
cherweise im  raittelniederländischen  und  niederrheinischen.  So  vor  allem 
die  perf  dacJUc  cj*  deckte,  bracMe  c.  brachte,  von  durüccn  das  perf.  dm'Ma 
{itnodde  Servatius  7  mal  —  Eneide  ;  »löcWe  25,  17.  59,  23.  133,  l. 
176,  23.  188,  37*  206,  5.  277,  31.  348,  17  :  untoOik  125,  3),  —  fer- 
ner das  subst-  hndocht  :  utitocht  Eil  65  ^  3  (von  HM  geändert). 

Im  mittelniederläüdischen  heisst  es  auch  rockte  (=  hochd.  rmhte) 
und  sockte  (=  hochd.  suohtc).  Hier  könte  man  schwanken;  in  der  Eneide 
reimt  soeditc  nur  auf  roechte  (7 mal)»  im  Servatius  soechtc  :  roechte  7 mal, 
»0€4:hie  :  mochte  2  mal  (I  2657.  EI  702).  Doch  haben  diese  beiden  worte 
im  niederrheinischen  langen  vocal  und  auch  im  Servatius  werden  sie  stets 
mit  oc  geschrieben,  so  dass  man  für  die  beiden  föUe  lieber  bindung 
langen  und  kurzen  vocals  annehmen  machte  (wie  häufig  in  hörde  : 
worde  usw.) 

Ferner  Iküite  (=  hochd,  lUde)  :  gerickte  En.  87,  31.  154,  11. 
Serv.  U  2445.  2729  —  dazu  die  verba  crlichiede  :  rkhtede  Serv.  11  2359, 


nunoB».  r.  x^butacus  phi3<ol.  sp.  iv. 


18 


lichten  :  richten  Serv.  I  2261,  (ebenso  mittelniederl.,  cf.  gr.  I  471,  auch 
im  Karl  M.  cf.  B.  üb.  KM.  p.  221). 

Endlich  noch  stofit  (statt  stoc^it,  hochd.  stiiont)  En.  (igesant)  135,  9, 
Serv.  (:  kont)  II  407  und  II  654  messtondc. 


Über  a  ist  wenig  zu  bemerken.  Der  stand  desselben  ist  bei  Vel- 
deke  ungefähr  derselbe  wie  im  niederrheinischen  und  hochdeutschen.  Es 
hat  sich  ungetrübt  erhalten  in  dem  allgemein  niederdeutschen  sal  2  p. 
s(üt  und  wale  (Pf.  p.  496).  In  o  getrübt  ist  es  dagegen  in  mochte^  was 
im  Servatius  11  mal,  in  der  Eneide  8 mal  im  beweisenden  reime  steht. 
Wenn  dem  gegenüber  einmal  im  Servatius  (I  2113)  fnochte  :  brockte 
reimt,  so  darf  man'  daraus  nicht  mit  Bartsch  (p.  411)  das  danebenvor* 
kommen  von  nidchte  folgern;  solch  ein  einzelner  reim  im  Servatius,  der 
dem  übrigen  gebrauch  des  Servatius  und  der  Eneide  gegenübersteht,  ist 
stets  von  vom  herein  verdächtig  und  darf  zu  folgerungen  für  die  spräche 
Veldekes  nicht,  oder  doch  nur  mit  vorsieht  benutzt  werden;  dass  der 
eben  erwähnte  reim  dem  Überarbeiter  angehört,  wird  sich  weiter  unten 
bei  anderer  gelegenheit  ergeben.  —  Der  umlaut  des  a  in  e  ist  längst 
durchgedrungen  mit  wenigen  abweichungen  vom  hochdeutschen,  am  mei- 
sten bemerkenswert  ist  der  plur.  von  hant,  der  hier  wie  im  niederrhein. 
hafide  heisst,  was  ja  aber  auch  im  mittelhochdeutschen  hier  und  da  vor- 
komt.  Der  unumgelautete  plur.  steht  im  Servatius  5 mal,  in  der  Eneide 
11  mal  im  reim;  jedoch  ist  auch  der  plur.  hcmle  bezeugt:  li  od  er  58,  13, 
der  dat.  sing,  hende  (:  ende)  En.  25,  23. 

Die  behandlung  von  e  und  i  ist  nicht  von  einander  zu  trennen 
(cf  Pf.  p.  496.  B.  p.  411).  Abgesehen  davon,  dass  der  mittelhochdeut- 
sche unterschied  zwischen  e  und  e  gar  nicht  existiert,  geht  auch  das 
hochdeutsche  e  und  /  in  den  reimen  bunt  durcheinander.  Schade  möchte 
daher  (Crescentia  p.  12)  bei  Veldeke  stets  e  schreiben,  also  auch  tncnnen 
und  kofwgemui.  Docli  darin  dürfte  ihm  wol  nicht  so  durcliweg  zu  fol- 
gen sein,  sondern  aus  der  beobachtung  des  mittelniederluudischen  und 
niederrheinischen  gebrauchs  ergeben  sich  einige  modüicationen. 

Es  ist  stets  c  (=  hochd.  i)  zu  sclireiben  —  wie  im  mittehiiederl. 
und  in  der  handschrift  des  Servatius  —  vor  allen  explosivlauteu  und  v 
(aus  b  entstanden)  also  z.  b.: 

vrede  :  rede  Serv.  I  1.    En.  29 ,  1. 

vernieden  :  sneden  Serv.  I  1669.    En.  59,  39. 

ieweder  :  neder  En.  205,  23.      beten  :  tereten  En.  91,  13. 

euiseve  :  Itew  En.  269,  39.      yevä  :  entseüet  En.  1U3,  19. 


eine  :  ^ichrrve  EjL  352,  37.       ge^sckreven  ;  levrn  .-^^vrw  ü  ^J^i. 
V€rdrm>en  :  bf4n}m  Eil  12Ö,  i:j.       Serv.  I  928- 

In  diesen  fölleii,  för  welche  mehr  beispiele  zu  häufen  umiötig 
wäre,  ist  sicher  auch  c  gespracheu,  was  der  ühereinstimmende  schreib'- 
gebrauch  der  nuttelniederlündischen  und  nied errheinischen  handschriften 
bekundet;  für  Veldeke  also,  der  zwischen  beiden  steht ,  ist  es  ganz  zwei- 
fellos und  es  würde  unerlaubt  sein  mit  EttniüUer  in  werten ,  die  im  mit- 
ölhochdeutschen  zufilllig  beide  i  haben  (z.  b.  blibm  :  schrihm),  bei  Vel- 
'deke  i  zu  sclireiben* 

Diese  Schwächung  des  i  in  e  vor  explosivlauten  findet  sich  in  den 
altniederrheinischen  psalmen  noch  nicht,  z.  b.  gascrivona  Ps.  68,  29, 
jeieiderc  G7 ,  10  und  ebensowenig  im  alt  '  >  hen  Heliand.  Sie  ist 
liier  völlig  ausgebildet  im  mitte Iniederläii  ;:.:.: ji  und  mittelniederdeut- 
schen, auch  im  niederrheinischen  ist  sie  c  1120  (vermutliche  entstehungs- 
zeit  des  Alexander)  schon  vorhanden  und  dringt,  dann  in  die  mitteldeut- 
schen dialecte  ein,  wie  es  scheint  von  west  nach  est  vordringend,  ho 
dass  sie  in  Thüringen  erst  im  1»^.  Jahrhundert  allgemeiner  herschend 
wird  (et  Wülcker,  vocalschwächung  im  mittelbiunendeutachen  p.  25), 
Das  i  bleibt  vor  ti  kitte  :  siUe  Serv.  I  2u:i9.  En,  269,  :^9.  77,  3; 
tem^T  vor  ck  Hier  sind  die  zahli'eicheu  reime  auf  -echk  von  denen  auf 
-khte  sauber  geschieden  und  vermengen  sich  uie.    So: 

geridde  :  tficJUe  Serv.  II  968* 

:  scrichte  Eth  254,  13. 
richte  :  stiMc  S.  II  1180.     Kn.  24,  21   usw.,  —  aber 
knechte  :  rechte  ^  vechte  :  breeUe  usw. 

Vor  den  übrigen  consonanten  ist  das  Verhältnis  von  e  und  i  schwan- 
kend, und  ni  1  zum  teü  bindungen  vqn^e  :  '  '  i  "  ii,  wo 
dann  das  c  si         men  dem  i  naliekommenden  khi  ^  ^  n  wird. 

So  vor  s  in  der  3.  p.  s.  von  sin.  Diese  heisst  im  mittelniederlän- 
dlsdien  es^  im  niederrheinischen  is.  Hier  zeigt  Veldeke  seine  zwischen- 
sti3llung  durch  ein  gewisses  schwanken ;  man  wird  am  besten  is  schrei- 
ben» in  reimt  auf  (icms  Serv,  l  2719.  2799.  lieder  64,  16.  En.  15  mal 
Z.  b.  26,  S9.  41,  27  9sw.,  f/mis  aber  auf  ^is  Em  266,  23,  Paris 
Eö.4<),  17. 

Andererseits  reimt  auf  is^des  Serv.  I  2843.  11  1817.  En.  220,  29. 
,257,  31.     260,  17.     302,  31,    :  Amhises  En.  96,  17, 

Zu  e  iirt  f  vor  i?  geworden  in  reiten  (:  genesefi)  En.  104,  39.  195,  31. 
Tor  >s  ist  i  festt  gemsse  :  duHUmisfiie  Serv.  11  13.5,  En.  89,  9,  ferner 
Rn.  101,  :ui.    lUH,  25,    Serv.  I  132.   1822. 

18^ 


■'■*'•■"  ^"^  \^ 

268  BBAtnn  '"!''  'I 

Vor  r  kann  man  —  wie  im  mittelniederländisclien  —  die  schwär 
chung  des  i  annehmen,  z«  b.: 

kerken  :  werken  Serv.  I  744. 
:  ynerken  Serv.  I  662. 

vertoerken  :  merken  Serv.  11  1829.    En.  309 ,  39. 

erre  :  verre  Serv.  I  458.    En.  24,  15  usw. 

geberge  :  herber ge  Serv.  I  1517. 

snterde  :  enderde  En.  88,  37.  Hier  hat  BM  das  niederländische 
derde  hinausgeändert,  welches  im  Serv.  I  790  und  2096  im  reim  steht 
und  mittelniederländisch  häufig  ist.    Nach  GH  heisst  die  stelle 

daß  in  da  niJU  enderde  (Q  :  in  irte) 
cds  er  sich  damite  smerde 

Auch  vor  l  ist  i  in  der  regel  geschwächt,  z.  b.  velt  :  schelt  En.  245,  11. 
236 ,  9 ,  doch  ist  es  stets  fest  vor  ü,  also  mlle  nur  auf  stille  reimend, 
nie  auf  geselle  usw. 

Ganz  anders  Yor_w.  Hier  bleiben  nicht  nur  fast  durchweg  die 
ursprünglichen  i,  sondern  es  macht  sich  auch  bei  dem  aus  a  umgclau- 
teten  e  eine  entschiedene  bewegung  nach  i  hin  geltend.  Die  mittelnie- 
derländischen handschriften  schreiben  ganz  gewöhnlich  kimum,  schhiken^ 
dinken,  gelhingen ,  inghd  usw.  (man  vergl.  hierüber  Grimm,  gr.  I*, 
p.  273).  Es  ist  daraus  ersichtlich ,  dass  sich  vor  nn  oder  n  +  consonant 
das  e  nach  i  hin  zuspitzte ,  so  dass  dann  die  schrift  der  ausspräche  nach- 
zukommen anfieng.  So  ist  das  Verhältnis  auch  bei  Veldeke  und  man 
findet  im  Servatius  stets  minne  —  coninginne  geschrieben,  auch  wenn 
darauf  kefinen  usw.  reimt,  z.  b.  I  3025  sinnen  :  bekennen,  es  dürfte 
daher  nicht  rätlich  sein,  sennen  oder  niemicn  in  den  text  zu  setzen.  ~ 
Bei  einigen  werten  kann  man  sogar  unbedenklich  i  für  e  schreiben,  so 
z.  b.  in  brinneih  (sw.  v.),  das  auch  im  niederrheinischen  in  dieser  form 
auftritt  (Bartsch  üb.  K.  M.  p.  198  —  Alex.  W.  5254.  Frommann  zu 
Herb.  7246).  Bei  Veldeke  reimt  darauf  w/wwe  En.  295,  29.  216,  15, 
:  innen  320,  21  :  binfhen  Serv.  11  1024. 

Der  stand  des  o  und  u  ist  bei  Veldeke  im  ganzen  derselbe  wie 
im  mittebiiederländischen,  worüber  man  Grimm  gr.  I*  p.  274  fgg.  sehe. 
In  den  meisten  fallen,  namentlich  stets  in  den  abgeläuteten  formen  der 
starken  verba,  ist  ursprüngliches  u  ia  o  übergegangen,  z.  b. : 

gonfien  :  sannen  Serv,  I  1908.    lieder  64,  34. 
konden  :  ondertoonden  En.  144,  9,  ilionden  62,  15. 
begonden  :  stünden  Serv.  11  279.     En.  185,  1. 
verworrefi  :  darren  (1.  p.  plur.)  En.  85,  3. 


fhtM&  lt|ClinUt!U   V.   VULDKUC 


2i¥.i 


*f)en  :  dnrjHm  Serv-  II  lftf>   —  mrstm  :  dornten  Herv,  I  1G77. 
En.  307,  7,  346,  35.  —   besonder  :  wotider  Serv*  I  5<>0.  6W. 
Eil  145,  'iS    295,  )5. 
mfcMe  :  //ocÄte  Eti.  srJ,  ai).  —  A^)//  :  ;7(>rfo/if  En.  57,  9* 
W;^:)  ^//*re  ;  mrc  Serv.  11  1454.     En.  4fi,  21.  (H.)  78,  27. 
227,  13  (voD  BM.  geändert)  usw» 
Die  wouigüu  worte,  in  denen  w  bleibt,   aind  ungeßhr  die  gr,  1^ 
p.  277  angeführten,  z*  b.: 

iiWfiif  :  spiriius  Serv.  I  3,  :  Tfir»ti5  318,  1,  39.    314,  3L 
Äw5fe  :  lustc  Serv.  11  870.    En.  344,  9.  338,  33  —  rnid  beson- 
ders   vor    ti   und  ck   nnUc  :  puUe  Serv.  1  2050,    nuUen  : 
schutUm  En.  156,  31,    243,  25. 
stucke  :  (<m)gducke  Serv.  II  1715.    En-  328,  33*  264,  5. 
rucke  :  brücke  En.  löl^  5, 


In  der  behandlung  des  fi  nchliesst  aieJi  lieinricli  v.  Veldeke 
i^tA  niedeiiändiseben  System  an,  wi£_  schon  Ettm.  j».  VII  ausffihrt  (cf. 
Pfeiffer  p.  494):  er  lässt  es  stets  unumgelautet  bestehen,  während  im 
niederrheinischon  der  umlaut  des  a  in  e  längst  durobgedrungen  war. 
Dieses  gesetz  wird  durch  die  Eneide  und  die  lieder  ausnahmslos  bestä- 
tigt In  der  handschrifl  des  Servatius  aber  ist,  wo  es  angieng,  S  durch- 
geführt und  meist  nur  in  den  allerdings  zahlreichen  reimen  auf  unum- 
lautbares  ä  ist  die  ältere  Schreibung  gelassen.  Doch  kommen  im  Ser- 
vatius  9  reime  vor,  in  denen  aus  ä  umgelautetes  e  auf  urspiüngliches 
e  reimt  (Bartsch  p.  419).  Diese  können  nicht  von  Veldeke  hernlhren, 
denn  damals  galt  in  dieser  gegend  der  iiiederrbeiuische  umlaui  e  noch 
nicht,  der  (nach  Pfeiffer  p.  494)  erst  im  14.  Jahrhundert  eindrang.  Im 
Servatius  aber  liegt  uns  eine  abschrift  des  15.  Jahrhunderts  vor,  und 
damals  war  der  umlaut  des  ä  im  Mastrichtiscben  aUerdings  schon  ein- 
gedrungen. Er  findet  sich  auch  schon  in  den  mastrichter  predigten  des 
14.  Jahrhunderts,  z.  b.  sfMeg  p.  364,  sege  cj.  pf.  p.  352,  während  bei 
dem  einige  Jahrhunderte  frfiboren  Veldeke  der  umlaut  noch  ganz  unzu- 
lässig ist.  Die  beweisenden  reime  für  A  sind  im  Servatius  so  häutig, 
wie  in  der  Eneide  und  die  9  falschen  reime  fallen,  wie  noch  so  vieles 
andere  im  Servatius,  dem  spätem  überarboiter  zur  last. 

Von  ihnen  erledigen  sich  1  1070.  2017.  2991  ganz  einfach  dadurch, 
iass  man  für  hlre  mArc  schreibt  Die  gleiche  Verwechslung  findet  sich 
in  den  mitteldeutschen  handschriften  der  Eneide  Q  und  H  57,  33  (H), 
89,  40  (0),  99.  IH  (G),  349,  38  (GH),  341,  37  (0),  221,  16  (H), 
97,  13  (porknäre  :  sire  H),  260,  26  (GH),  275,  5  (GH),  aber  auch  in 


270  BBAÜNE 

BM  52,  36.  An  diesen  stellen  würden  wir  ohne  die  Überlieferung  in 
mehreren  handschriften  auch  beweise  für  den  umlaut  des  ä  in  der  Eneide 
haben.  —  Dass  aber  in  der  Eneide  consequent  unumgolautetes  ä  sich 
findet,  gibt  widerum  einen  beweis  ab  sowol  gegen  ursprünglich  mittel- 
deutsche abfassung^  als  auch  gegen  jede  grössere  Umarbeitung  der  Eneide 
in  Thüringen,  wo  damals  ebenso  wie  im  niederrheinisclien  schon  der 
umlaut  des  ä  zu  c  galt. 

Ob  man  die  B  übrigen  stellen  im  Servatius  {geker&n  :  heswären 
I  1725  —  keren  :  mären  I  1949  —  We  :  prcdikärc  I  3203  —  here  : 
wäre  IT  275  —  verliert  :  heswärt  11  1719  —  vre  :  märe  II  1737)  mit 
erfolg  verbessern  könne,  will  ich  dahingesteUt  sein  lassen,  für  unstatt- 
haft halte  ich  es  aber ,  mit  Bartsch  an  den  betreifenden  stellen  Iure  und 
verkärt  zu  bessern,  da  diese  formen  Veldeke  sicher  fremd  sind,  so  viel 
ich  weiss  aber  auch  dem  mittebaiederländischen  und  streng  niederrheini- 
schen dialect. 

Bctreifs  des  dem  mittelhochdeutschen  uo  entsprechenden  lautes  muss 
icli  gegen  Ettmüllers  autTassung  entschieden  vei'walirung  einlegen  (einl. 
p.  VIII.  cf.  Pf  p.  495).  Er  sagt  da,  Heinrich  verwende  wie  Wernhcr  ä, 
in  einzelnen  fallen  aber  auch  niederl.  oe.  —  Hierdurch  ist  zur  bestim- 
mung  des  fraglichen  lautes  gar  nichts  gesagt.  Veldeke  hat  dem  mittel- 
hochd.  HO  entsprechend  einen  dunkeln,  etwas  nach  n  hinneigenden  o-laut, 
den  ich  zur  Unterscheidung  von  o  und  ü  mit  den  mittelniederländischen 
handschriften  durcli  oe  bezeiclmen  will.  Dieser  laut  reimt  in  der  regel 
nur  auf  sicli  selbst,  doch  gibt  es  falle,  in  welchen  er  auf  ö  oder«  reimt, 
zwischen  welclien  beiden  er  in  der  mitte  stellt.  Im  neuniederländischen 
hat  dieser  laut  vollständig  die  ausspräche  ü  angenommen,  aber  in  der 
älteren  zeit  neigt  er  entschieden  mehr  nach  o  hin.  Der  gebrauch,  die- 
sen laut  durch  o  zu  bezeichen,  ist  auch  in  den  niederrheinischen  quollen 
häufig,  wo  aber  im  allgemeinen  die  bezeichnung  durch  u  doch  über- 
wiegt. —  Später  scheint  dann  auch  im  mastrich tischen  die  niederrhei- 
nische bezeichnung  {n — u  —  uc)  einzudringen,  wahrscheinlich  mit  der 
immer  weiter  vorschreitenden  annäherung  des  lautes  an  ü  schrittlialtend, 
so  dass  dieselbe  in  den  mastrichtischen  predigten  die  gewöhnliche  ist, 
und  auch  in  der  handschrift  des  Servatius  kann  man  niciit  selten  (fuet, 
hucfcn  statt  des  allerdings  weit  überwiegenden  (j(Kt,  horten  usw.  lesen. 

Die  falle ,  in  welchen  or>  mit  o  gebunden  wird,  sind  folgende:  zuerst 
der  ausseronlentlich  häufige  reim  duai  :  sou,  der  im  Servatius  15  mal, 
in  «ler  Eneide  IHnial  vorkomt  imd  doch  ganz  entschieden  für  den  o-laut 
des  oe  spricht  Deim  sau  statt  son  zu  schreiben  wäre  für  Veldekes  dem 
mittelniederländischeu  so  nahe  stehende  mundart  ganz  unerlaubt;  es  reimt 
auch  i<on  :  Flcffcton  En.  92,  11.    Ferner  reimt  dtoc»?*  auf  Jarcö/i  En.  241, 


tliKR  itKttnuQii  V.  ymsiatB 


ni 


und  Sitdn  Em.  Ah,  Sfi,  IVm  S»»iäw,  Tardin  m  gchmbea^  während  doch 
Sinon ,  Tarcun  die  richtig«  form  dea  namens  ist  und  flectiert  Tarcone  : 
Hchonc  reimt  (Em  242,  25)»  int  ganz  falsch,  waK  Kttra.  p.  VlIT  aach 
Itjmorkt  hat^  ohne  sich  jedoch  darnach  y-u  richten.  Hierzu  komt  noch 
En.  131,  27  kf^eiic  :  srÄotw,  —  Dann  au8  Serv.  ^o(3  (praepos*)  :  vro  l  30B, 
:  Mm  11  1783.  2217. 

Anm.  Sonst  verbiüdet  »sich  toe  diuchgeheDtls  nur  mit  -<w^  näm- 
lich: dov  (^  rheiu.  rfw,  hochd.  dtio  und  dö)  En.  10  mal, 
Serv.  2 mal.  -^  :doe  (von  daen  facore)  En.  15 mal»  Serv. 
4 mal.  —  froe  (früh)  Eü,  17 mal,  Serv.  7 mal  —  und  im 
Serv,  einmal  :  hlstu  11  101. 
Endlich  elmde :  anfMcde  Serv»  I  1032  und  vtoi  :  goet  Serv.  I  2067. 
Den  remi  jfoe^^  :  Ode  (Serv,  U  2612  und  2831)  darf  man  nicht  hierher 
rechnen,  da  Odf  dem  mittclhochd.  Uote  entspricht* 

Die  binduugen  des  oc  mit  ü  sind  nicht  so  zahlreich  wie  Pfeiffer 
(p-  195)  meint,  von  seinen  hcispielen  i»t  vorab  En*  133,  9  Imchiiruoclh 
zu  streichen  ♦  da  huck  an  dieser  »teile  nicht  „venter/'  ßondern  „armus'* 
ist,  also  drocch  :  hoe4:h. 

Sodann  sind  die  sämtlichen  beispiele  bei  Veldeke: 

tm  :  lisiu  Serv.  II  101. 

rocm  (gloria)  :  fUXm  Serv.  1  854. 

swtyer  :  sür  Serv.  II  2029,      mer  :  s(Ar  En.  1»0,  31.  29,  13. 

voere  :  rf»lre  Serv.  I  2151.     En,  94,  37. 

voerm  :  tmUren  Serv.  U  137.  91,     En.  23,  37-  36,  1.    266,  39. 

voerm  :  näijeMren  En.  89,  19. 

foerä  i  stürä  93,  11. 

foerden  :  stitrden  167,  29. 

kfoerel  :  ffenmrd  17,  17. 

80  10  filllo  in  der  Eoeide  und  H  im  Servatius,  und  von  diesen  16 
ad  14  solche,  in  denen  r  auf  oe  folgt.  Man  sieht  daraus,  thiss  vor  r 
die  ausspräche  des  oe  dunkler  und  mehr  nach  4  neigend  war,  vor  andern 
^nsonanten  muss  man  das  in  abrode  stellen,  da  sonst  bindungon  wie 
üde  :  buk  und  ähnliche  eintreten  mOsten.  Sonst  steht  oe  sehr  häufig 
im  reime,  in  der  Eneide  allein  ca.  3O0mal,  und  wird  stets  nur  mit  sich 
ßlbsl  gebunden ;  es  würde  daher  falneh  sein ,  in  einer  ausgäbe  der  Eneide, 
ie  EttmOller  tut,  die  beiden  laute  oc  und  ü  durch  die  gleiche  Schrei- 
bung u  zu  vermengen.  —  Nicht  in  die  kategorie  der  reime  ü  :  oe  sind 
die  lateinii^cben  accus,  auf  -um  zu  ziehen,  die  —  ausser  unter  sich  — 
nur  auf  dotm  reimen  (im  Serv.  sogar  2  mal  auf  soti  :  tupum  H  143, 
Seruacium  II  i;B30), 


872 


dorn  :  Servcunum  Serv.  13 mal,  z.  b.  I  273  usw. 
:  Jesum  Serv.  I  1234. 
:  Tumum  En.  9 mal,  z.  b.  274,  19. 

Hier  mnss  die  ausspräche  des  -um  entschieden  dem  -oen  sehr  nahi 
gekommen  sein,  da  auch  die  bindung  m  :  n  bei  Veldeke  nicht  belieH 
ist.  Wollte  man  aber  behaupten,  der  accus,  sei  wirklich  -um  gesprochen 
worden,  so  würden  die  werte  auf  rüm,  flüm,  oder  doch  wenigstens  auf 
roeni  und  die  häufigen  subst  auf  -doetn  reimen.  Von  letzterem  reime 
gibt  es  allerdings  ein  beispiel  (rikdoem  :  Servadum  U  512);  doch  kann 
diess  gegen  die  mehrzahl  der  andern  fillle  nichts  beweisen  (vgl.  Bartsch 
p.  413). 

Das  ü  entspricht  im  niederrheinischen  (abgesehen  von  dem  ==  hochd. 
uo)  3  hochd.  lauten  1)  =  hochd.  ö,  z.  b.  brüf;  2)  =  hochd.  iu  umlaut 
des  ü,  brüde;  3)  =  hochd.  diphth.  iu,  z.  b.  lüde  —  vür  (ignis).  —  Das 
mittelniederländische  stimt  zum  niederrheinischen  in  1)  und  2) ,  aber  bei 
3)  vollzieht  sich  eine  weitergeliende  Schwächung  des  diphthongs  in  ie 
(cf.  Gr.  I^  p.  295 ,  2),  z.  b.  vier  —  angehier  —  diere  (=  rhein.  düre)  — 
Zierfe  —  bedieden, 

Veldeke  schliesst  sich  hier  ganz  dem  niederrheinischen  System  an. 
Es  reimt  bei  ihm: 

mürde  :  dürde  En.  252,  11.   349,  9. 
düre  (mndl.  diere)  :  niü/re  En.  26. 

:  voere  Serv.  und  En.  cf.  oben. 
lüde  :  brüde  Serv.  I  2595.   11  1282.  2339. 
I4de  :  hüde  (mndl.  heden)  Serv.  6  mal.    En.  10  mal. 
lüde  :  hüde  (dat  von  hüt)  En.  350,  19  usw. 

Später  aber  drangen  in  den  mastrichter  dialect  die  mittelniederländischen 
formen  mit  ie  ein.  —  In  den  predigten  heisst  es  noch  vur  (5  mal  p.  350. 
51),  doch  zeigt  sich  auch  schon  das  niederländische  vier  (3  mal  p.  357). 
Auch  der  übei-arbeiter  des  Servatius  sprach  vier  usw.  und  schrieb  es  in 
vielen  fallen;  sein  product  ist  der  vereinzelte  reim  ghiere  :  angchiere 
II  2506,  bei  dem  au  Veldeke  nicht  zu  denken  isi 

Es  bleiben  jetzt  noch  die  diphthonge  ei  —  ie  —  ou  zu  bespre- 
chen. —  Der  ursprüngliche  diphthoug  ei  ist  im  mittelniederländischen 
meist  zu  c  contrahiert,  doch  nicht  durchaus,  sondern  es  kommen  überall 
noch  häufig  ä  vor  (cf.  gr.  P,  p.  293),  das  überwiegende  ist  aber  e.  — 
Im  niederrheinischen  hat  sich  vorerst  das  alte  ei  völlig  erhalten,  sodaim 
hat  sich  sein  gebiet  noch  erweitert  einesteils  durch  das  besonders  gegen 
ende  des  13.  Jahrhunderts  im  kölnischen  häufiger  werdende  umspringen 
des  ie  in  ei  (z.  b.  gescheit  für  gesdiiet  —  neit  fQr  niet  usw.),   anderes- 


ÜtKE  HEINRICH  V.   VrBia>lUUfi 


27:^ 


ieih  durch  «Ion  miohüchlag  oiüeä  *.  woIchiT  im  köln.  -  niedorrheiiüachen 
liinter  den  stammvoculcn »  besonders  den  langeu^  so  häufig  ist.  —  Es 
läge  nun  die  aunahmö  nahe,  dass  wir  im  kölnischen  gar  nicht  den 
ursprünglichen  diphthung  ei  hätten,  sondern  die  niederdeutsche  contrac- 
tiüü  e^  durch  nachschlagendes  i  erweitert,  bo  dass  —  wie  au«  häi  :  häU, 
aus  keräe  :  hHrde ,  aus  dU :  doU  ward  —  so  auch  aus  mester  i  mßister, 
ifemn  :  gemtln  usw.  entstanden  sei*  Doch  sprechen  gegen  diese  annähme 
folgende  gründe:  1)  In  den  altniederrheiuischön  psalmen  ist  von  nach- 
»chlagendem  i  nichts  zu  spüren,  das  alte  ei  aber  ist  ungestört  vorhan- 
den, 2)  Der  nachsehlag  des  i  scheint  sich  erst  im  13.  Jahrhundert  und 
zwar  von  der  kölner  gegend  ausgehend  zu  entwickeln  und  wird  mit  dem 
ende  des  Jahrhunderts  immer  häufiger,  wie  man  aus  den  bei  Lacom- 
blet  n  abgedruckten  Urkunden  erselien  kann,  man  vergleiche  z.  b.  die 
kölner  urk.  534  vom  jähre  1263  mit  nr,  1066  vom  jähre  1300.  —  Wei* 
ter  den  Rhein  hinauf  seheint  um  die  mitte  des  Jahrhunderts  der  inach* 
schlag  noch  nicht  gekommen  xu  sein ,  man  sehe  die  nrk,  572  aus  Breit- 
pach  unfern  Bonn,  welche  keine  spur  von  /nachschlag,  aber  völlig 
richtige  anwendung  des  ei  zeigt  3)  In  den  altern  kölner  urkmiden  (bei 
Lacomblet  bd.  1)  findet  sich  der  diphthoug  ei  regelmässig  (z.  b.  in  den 
Ortsnamen  auf  -imm),  nicht  aber  die  andernfalls  vorauszusetzende  con- 
traction  -hcm.  Es  ist  dalier  anzunehmen,  dass  beim  eintreten  des  /nach- 
Schlags  der  alte  diphthong  ei  fortbestand  und  dann  natürlich  mit  dorn 
neu  entstandenen  zusanmienfiel  —  Die  ausspräche  des  ci  müssen  wir 
uns  natürlich  als  fH  denken,  was  uns  bei  unserer  ausspräche  des  ei  nur 
zu  leicht  entgeht;  es  wäre  ja  sonst  das  schwanken  des  mittelniederlän- 
dischen zwischen  d  und  e  gar  nicht  begreiflich. 

Veldeke  schliesst  sich  auch  hier  dem  niederrheinischen  System  an, 
indem  er  den  alten  diphthoug  ei  unverkürzt  bewahrt.  Jedoch  kent  er 
nicht  die  konisch -niederrb.  erweiternngen,  nicht  einmal  das  allgemein 
rheinische  deii  —  geit  —  steit  (cL  FL  p.  494.  U*  p.  420,  vergl  auch 
Beissen berger,  über  Hartmanns  rede  vom  glauben,  Hermannstadt  1871 
p.  26),  und  hierin  stimt  er  wider  zum  mittelniederländischen,  wie 
ilmi  auch  der  nachschlag  des  *  fremd  ist.  In  unserm  exemplar  des  Ser- 
vatius  sind  allerdings  die  niederrheinischeu  formen  steit  —  (je^it  ein- 
gedrungen, vor  allem  aber  nahm  in  der  mastrichter  gegend  das  mittel- 
niederländische  c  fßr  ci  überhand.  In  den  mastrichter  predigten  kom- 
men auf  13  ei  schon  ungefähr  20  e,  und  dem  Überarbeiter  des  Serva- 
tius  war  t'i  geläufig.  Er  hat  deun  auch  6  falsche  reime  hineingebracht, 
die  aber  den  Stempel  der  Überarbeitung  zu  deutlich  auf  der  stini  ti*agen, 
als  dass  man  sie  für  Veldekosch  halten  könte  (Bartsch  p.  418);  sämtlich 
subst*  auf  'heii,  welche  als  -hixle  mit  mede  usw,  reimen*    Diese  reime 


274  BRAUNS 

sind  allerdings  im  mittelniederländischcn  sehr  häufig,  aber  in  der  Eneide 
und  den  liedem  ohne  beispiel.  —     Es  sind  folgende: 

I  1585.  gebcde  :  arbeide.  Hier  zeigt  sich  die  Verwirrung  darin, 
dass  V.  1536  genau  dasselbe  sagt,  was  schon  in  v.  1534  steht,  wahr- 
scheinlich muss  man  1535.  36  einfach  streichen. 

T  2045.  gey%adkMdc  :  dede  (cj.  perf.).  Dass  diess  nicht  Veldeke 
angehört,  zeigt  schon  der  falsche  umlaut  in  dede,  diese  form  heisst  not- 
wendigerweise däde  und  die  beiden  verse  lauteten  gewis : 

dat  hi  dar  sine  genäde 

heme  hulpe  ctide  Ustant  däde 
I  2305.    stedc  :  warJieide.    Schon  der  nom.  -hcide  ist  falsch,   es 
ist  zu  lesen:  Hi  dede  maken  dar 

ein  godes  hüs^  dat  is  war. 
vergl.  I  2341.  —    Der  Überarbeiter  suchte  nur  den  ersten  vers  zu  ver- 
längern. 

I  2427.  oetmoediehede  :  hede  (d.  i.  bade) ,  also  aus  doppeltem  gründe 
unmöglich  —  ausserdem  sind  die  verse  auch  zu  lang.  Eine  bosserung 
ist  mir  nicht  gelungen,  jedoch  hat  die  Überarbeitung  auch  die  beiden 
folgenden  verse  mit  betroffen ,  die  ausser  metrischen  scliwierigkeiten  auch 
den  reim  Hecht :  Hecht  lüeten.  Die  form  Veldekes  ist  bichte,  wahrschein- 
lich mit  vor  cht  gekürztem  i,  er  reimt  es  auf  gerichte  Serv.  II  2343, 
ebenso  2  mal  im  Karl  M.  (cf.  Bartscli  üb.  Karl  M.  p.  221).  Auch  die 
mastrichter  predigten  kennen  in  diesem  werte  noch  kein  ie,  es  findet 
sich  bigte  p.  354.  —  biecht  aber  ist  die  mittelniederl.  und  neuniederl. 
form  dieses  wortes  und  gehört  auch  dem  Überarbeiter,  welcher  uns  mit 
diesem  reime  beschenkt  hat;  er  schrieb  auch  II  2343  trotz  des  reims 
gerichfe  seine  form  biechte  in  den  text. 

II  706.  innichcidrn  :  gebedv.  Audi  dieser  v.  706  ist  so  unver- 
kcnbar  verderbt  und  überladen,  dass  mau  ihn  auch  oluio  nahelicgoiule 
bosserung  für  falsch  halten  muss. 

II  2486.  Hier  liaben  wir  dreifachen  reim  medc  :  idriheide  :  sfcde. 
Dass  hier  der  mittelste  vers  zugesetzt  ist,  ist  selbstverstandlirli ,  er 
macht  den  Zusammenhang  nur  schleppend. 

Man  kann  demnach  wol  sagen ,  dass  diese  6  offenbar  überarboitctcu 
reime  die  regel  nur  bestätigen,  indem  in  den  übrigen  174  lallen,  in  welchtiu 
der  dijdithong  ei  im  Servatius  reimt,  derselbe  nur  mit  sich  selbst  gobunJen 
wird;  ausgenommen  nur  noch  die  falle,  wo  der  Überarbeiter  das  ihm  unbe- 
kante  bescheiden  entfernt.  Hierüber  cf.  Bartsch  p.  422  zu  v.  54.  Ich 
füge  nur  noch  hinzu,  dass  der  reim  bcscheinde  :  weinde  —  :  meinde  in  der 
Eneide  häufig  ist:  69,  33.  70,  7.  72,  15.  101,  20.  125,  21.  220,  17.  245,  7. 
284,  25  —  beschci^iet  :  meimt  138,  37.    258,  39.    Deshalb  möchte  ich 


OftBJt   IIKlNKlCa    V,    VitUmKK 


275 


auch  dm  you  B.  vorgeschlagene  kimm  nicht  aiinebineru  welche»  denn 
doch  erst  aus  niederrheiniachen  oder  mittelniederlrindischen  quallon  nach- 
'/uweiijen  wfire.  —  AufRUlig  ist  noch  der  reim  teihm  :  tmcken  Serv-  I 
lSi35.  Derselbe  ist,  wenn  man  ihn  nicht  ftir  verderbt  erachten  will,  wol 
nntor  die  glei»^h  f\\  besprechenden  ungenauen  reime  zu  rechnen. 

Der  dii>f  -^^  dem  hochd- *>  entsprecheud ,  bQfteht  beiVeldeke 

in^  Vidier  reinht'u,  i>u'  zahl  der  ie  wird  jedoch  dem  hochdeutschen  gegen- 
über vermehrt  durch  das  nach  ausfall  der  spimos  entstandene  ie  in  sim, 
flien,  niet  uswl  (et  Pf.  p.  497.  Ettm.  p.  IX).  Hierin  stimt  er  zur  nie- 
derrheinißchen  mundart,  während  im  mittehiiederliindischen  sich  schon 
regelmässig  verengiiugen  des  k  in  i  geltend  machen.  Es  reimt  daselbst 
ganz  gewöhnlich  ffhtgm  :  gehingmif  ßm/eti  :  dingen  usw. 
hiU  :  schiU  Elegast  278.  40f). 

:  goüdi  Eleg.  422.  cL  gr.  I»,  274.  3). 
Diese  perfecta  läest  Veldeke  nur  unter  einander  reimen;  der  aclireiber 
doiJ  Servatiuö  schreibt  allerdings  nach  mittelniederländischer  weise  gin- 
gen ^  fifigen,  und  es  ist  nur  zutall,  dass  er  nicht  auch  einen  reim  auf 
dingim  usw.  hineingebraclit  hat.  —  Im  ganzen  Bervatius  begegnet  uüd 
aläo  in  dieser  hinsiclit  kein  falscher  reim,  um  so  mehr  muss  es  auffallen, 
dass  in  der  En.  H2i>,  t»  und  326,  II)  helnelt  auf  achiU  reimt,  welches 
wort  nach  dem  reime  auf  vcU  245,  11.  230,  9  eher  scheU  zu  schreiben 
wäre.  Wie  komt  Veldeke  hier  zu  diesem  mittelniederländischen  reime  V 
Die  Scheidung  zwischen  ie  und  i  ist  bei  Veldeke  genau,  nur  vor  r 
scheinen  sie  sich  zu  vermischen ,  wie  schon  ähnliches  vorher  hei  oe  und  ü 
zu  bemerken  war  (cf.B,  p»  419)* 

En»  mphirc  :  schiere  162,  9. 
:  viere  253,  25. 
gire  :  muUere  178,  28. 
Diese  stelle  ist  vom  öberarbeiter  in  BM  geändert  worden.    Nach 
PO(IfE)  ergibt  sich: 

_  178,  26.      Si  mohie  nieman  dannen  tragmi; 

Si  Uilmi  nwbegrahen, 
Si  uzen  krän  ur^e  ralmh 
Wkn  mule  gire 
Vnd  amkr  utdkre, 
29.    Di  si  cBum  wolden. 
Der  volle  plur.  iiere  auch  Alex.  W»  6802  (ef.  Weism.  zu  der  stelle  und 
OT  8392),   der  plur.Jrfrd  En,  219,  3,    plur»  hotke  Serv.  I  212.  255,   die 
boche  Rother  IG, 

Serv.    Spire  :  schiere  I  2032, 

pire  (festum)  :  schiere  l  14u2, 


276 


ftRAUNB 


Wol  auch  unter  dem  einflusse  des  r  steht  dor  reim  Triere  :  Ard 
Serv*  f  10<)8  (aber  Triere  :  schiere  I  1264.  2i*37),  —  Verdächtig  ist  der] 
,reim  vtedighen  :  he^riefihm  Serv.  1  i:U6.  Bartgeh  p.  119  will  aus  f/ö-l 
dighen  vlegen  hessern,  aber  tur  dieset^  wort  ist  dio  fonn  ^Im  sowol  all- 
gemein niederrh.-mittelniedorl  berschcnd,  als  auch  wird  gio  IBr  Veldekel 
ber.eugt  durch  die  reime  vUn  :  Un  Eiii  '26,  29.  231»  3,  ri^/  :  siH  Senr.| 
n  906. 

Hier  möge  denn  auch  der  reim  prirMer  :  mHäer  eine  kurze  hespre-J 
chtmg  linden.  Er  kernt  im  Servatitis  dreimal  (T  348.  1619.  2727),  in  d€ 
Eneide  einmal  (243,  19)  vor.  Pfeiffer  will  Dm  (p.  497)  durch  die  schrei-1 
bung  preister  ausgleichen»  doch  mit  unrecht  Denn  eine  form  prehi4:r\ 
kanten  wir  wol  im  kölnischen  gegen  ende  des  IB.  Jahrhunderts  erwarten J 
wie  dieselbe  sich  auch  wirklich  bei  Hagen  297.  4854  findet,  nicht  aber  j 
in  einem  früheren  und  einer  ganz  andern  gegend  angehorigen  donkmale, 
Im  mittelniederländischen  und  sonstigen  niederrheinischen  heisst  auch! 
das  wort  gleichmässig  fiberall  priester.  Ich  nehme  den  reim  ffir  einen  | 
ungenauen,  oder  vielmehr  för  einen  solchen,  in  dem  die  letzte  sübej 
genau  reimt,  die  vorletzte  aber  nur  assoniert,  und  es  ist  in  diesem  falle] 
die  assonanz  ziemlich  nahe  ei  :  te.  Derartige  klingende  reime  kommen} 
im  niederrheinischen  häufiger  vor;  von  solchen,  in  denen  -s^?r  reimt,] 
findet  sich  monster  :  vinster  Serv,  I  1448;  mnster  :  nmistcr  SchadeJ 
geistliche  gedichte  p.  Bö  v-  21  und  derselbe  reim  pristcr  :  meister  Hart- 
mann  vom  glouhen  1115. 

Diesen  reim  hat  dann  auch  Wolfram  nachgeahmt  Willeh.  164,  II J 
wo  die  entfemung  desselben  durch  die  tlickwörter  späterer  handschriften  j 
ungerechtfertigt  ist  (et  mhd.  wb,  U\  p.  119*). 

Bemerkenswert  ist  auch  der  reim  arbtif :  sü  En.  91,  30,  den  man! 
nicht  ohne  weiteres  verwerfen  darf  (cf.  Ettmuller  zu  der  stelle).     Pf.j 
p.  497,  6  fahrt  hierzu  altes  arvidon  usw,  an,  doch  findet  sich  derartige« 
später  gar  nicht.    Wir  haben  es  eben  hier  mit  einem  un  n   reime 

aswüchen  ei  und  i  zu  tun,  deren  laut  sich  ja  sehr  nah*  .U-^;  i.  Auclil 
gibt  es  dazu  analogien  aus  dem  niederrheinischen,  nämlich  Marienlieder] 
49,  34  schorenstein  ;  sifi  —  Schade,  geisÜ.  ged.  p.  229  v.  21  stl  :  lifit] 
und  aus  Karl  M-  (Bartsch  p.  226)  mehrere  hcispielo. 

Der  diphthong  ou  besteht  vornehmlich  vor  w  sowol  im  mitteUiie-J 
derländischen  (cf.  gr.  I\p.  300,  1),  als  auch  im  niederrheinischen  (cf.j 
Bartsch  üb.  K.  M.  p.  227)  und  vereinigt  in  sich  das  mhd.  'ouw-,  -üw^A 
'iuW".  So  natilrlich  auch  hei  Voldekc.  —  Auf  frouwe  reimt  /rc^tiu^tf] 
und  rouwe,  auf  rouimn  ;  bouwvn  ganz  gewöhnlich  (cf.  Pf.  p.  497, 
B.  413). 


tum  uKonuca  v.  TKU»iQt 


277 


I 


» 


All  HL  Eb*  245,  3  hat  BM  darch  eiiiäcliiebuiig  zweier  versc  den 
€citen  reim  (hi.  riuwe  :  frouwm)  zerstört  uud  die  liochdeut- 
sclie  reimfolge  riuwe  :  triuwt  —  frouwm  :  scouwm  her- 
gestellt 
Mit  P£  statt  miw  dui'chweg  aw  zu  sclireiben,  halte  ich  fllr  anrich- 
Die  mittelniederländiBehen  handschrüten  and  die  des  Servatius 
reiben  durchgänj^g  -ouw;  die  tiieJerrheiiüachen  schreiben  iu  der  regel 
mm^  scomvetiusYf.^  dkber  truive^  ruwe^  buweti  usw.,  nie  jedoch  böwcn, 
irdwen.  Eine  form  bowen  könten  wir  ans  aus  bt%wen  doch  nur  durch 
bouwefi  hindurch  entstanden  denken.  Haben  wir  also  einen  reim  irou- 
weti  :  hüweti,  so  ist  doch  sicher  der  nächste  beröhrungspunkt  der  bei- 
den formen  ürouwen  :  bouwen,  nicht  aber  das  erst  aus  beiden  ent^stan- 
dene  vrowen  :  bowen. 

Vor  den  andern  consouanten  erhält  der  diphthong  ou  keinen 
Zuwachs,  da  daselbst  ü  (==  hd,  ä  —  iu)  beateheu  bleibt  Er  wird  im  mit- 
telniederländischen zum  olaut  contrahiert,  aber  wie  es  scheint  zum  oe, 
nicht  6;  för  echtes  oe  widerum  komt  im  mittelniederL  ou  vor  (gr.  I^ 
p.  3(K>,  2).  —  Im  niederrheinischen  gilt  ebenfalls  die  contraction 
des  öl*  zu  ö,  doch  erscheint  ou  häufig  vor  /",  fast  regelmässig  vor  ch  in 
auch  —  fleuch  usw.  So  ungefihr  verhält  es  sich  auch  bei  Veldeke.  — 
Es  reimt  einmal  goctne  :  busdoenie  Serv,  1  4(  >9 ;  und  auch  vor  f  scheint  o 
geboten  zu  sein  durch  hoevei  :  gelovei  :  dovei  (lieder  63 ,  29) ,  wenngleich 
in  der  haudschrift  des  Servatius  oe  und  ou  wechselt,  t.  h.  gelmvm 
I  1340,  II  1418,  aber  gdouve  IT  2333,  hoeß  II  2129,  hm^fdc  11  2019 
usw.  Vor  ch  lässt  sich  ou  wol  mit  recht  halten,  da  die  hierher  gehö- 
rigen Worte,  z.  b,  douch  :  mch  Sejv,  I  72.    En,  280,  13. 

louch  :  ouch  Serv.  U  2941.     En.  108,  3.   131,  31, 
ftouch  :  rauch  Eu.  192,  15  usw. 
durch  fehlen  des  reims  mit  den  häutigen  gmmech  —  droech  usw.  gegen 
die  achreibung  oe  sprechen. 

Jedenfalls  aber  standen  sich  oe  und  ou  in  der  ausspräche  sehr 
nahe,    da  sich  sonst  das  schwanken  der  scbreibung  nicht  erklären  liesse. 


H.  Consouanten. 

Im  consonantismud  trägt  die  mundart  Veldekes  ein  rem  nieder- 
ieuti^ches   gepruge.      Wir    müssen    daher    bei    der    betrachtung   seiner 
isonaiiten Verhältnisse  von   der    gotisch -niederdeutschen  lautstule  aus- 
ben,  und   nicht,   wie  m  wol  zu  geschehen  ptlegt,   von    der   mittel- 


278  BSAüNB 

hochdeutschen,  da  diess  zu  schiefem  ausdruck  f&hrt  und  den  wahren 
Sachverhalt  verdunkelt. 

A«    Outtnrale. 

1)  Die  Spirans  h  kent  die  mastrichter  mundart,  wie  die  nieder- 
rheinische und  mittelniederländische,  nur  im  anlaut  Im  in-  und  aus- 
laut  entledigen  sie  sich  derselben,  wenn  auch  nicht  immer  auf  gleiche 
weise. 

a)  Im   inlaut 
a)  Zwischen  zwei  vocalen.    Hier  geht  der  wegfall  des  h  auf 
die  ältesten  zeiten  zurück  und  das  mittelniederländische  und  niederrhei- 
nische stinmien  vollständig  darin  überein,  ebenso  auch  Veldeke. 

In  einigen  wenigen  fällen  jedoch  wird  —  und  zwar  stets  nach  lan- 
gem vocal  —  das  Ä  zu  g.    Diese  sind: 

sägen  (indic.  perf.)  :  lägen  En.  17 mal,  Serv.  5 mal. 
fragen  En.  8 mal,  Serv.  5 mal. 
plagen  En.  4 mal,  Serv.  6 mal. 
mäge  En.  118,  19,  Serv.  I  1717. 
luge  En.  238,  31. 
säge(n)  conj.  perf.  :  läge  En.  4  mal. 

vrägen  Serv.  I  2247. 
mäge  En.  129,  3. 
plage  En.  271,  13. 
Das  niederrheinische  perf.  jescAaje»  kent  Veldeke,  wie  oben  gezeigt 
worden  ist,  nicht. 

höge  —  erlwgen.  Im  reime  bei  Veldeke  nur  ein  beispiel:  liöge  : 
Synagoge  En.  224,  1;  ndrh.  ögen  :  hogen  (Bartsch  üb.  K.  M.  p.  239), 
mndl.  cf.  gr.  l\  p.  503. 

In  den  übrigen  fallen  ist  h  ausgefallen.  Ich  führe  die  hauptsäcli- 
lichsteu  hier  an. 

versmän.    versnuidc  :  genäde  Serv.  I  174.   II  2897.    Eii.  3:^3,  31. 
van  häufig  in  Serv.   und  En,  auf  gedän  —  gän  usw.   reimend, 

z.  b.  En.  153,  13.  81,  13  usw. 
sUm  (=  hochd.  slahen)  :  ondcrdän  Serv.  II  113. 
In  der  Eneide ,  wo  dieses  wort  24  mal  im  reime  stellt  (:  gedmi  — 
ergä7i  —  Traiän  —  van  usw.),  ist  es  einige  male  durch  den  überarboi- 
ter  BM  entfernt  worden ,  während  GH  die  richtigen  reime  gewährt :  43,  7 
(von  Ettmüller  nach  GH  corrigiert)  —  186,  5  —  222,  21.  22  (von  BM 
ausgelassen)  —  236,  18  (2  verse  in  BM  ausgelassen).  —  44,  12  hat 
B(M)  durch  änderung  die  hochdeutsche  form  erdä^i  (part.  pf.!)  :  dan. 
Diese  form   für  erslager^  ist  in  Oberdeutschland  möglich,    bei   Veldeke 


i^irm  tntiKincH  v.  vei^ickk 


27U 


likhfc,  da  er  kein  inlautendes  g  aosstösi^t.  Er  keiit  nur  den  inf.  slän^ 
der  •widerum  nicht  hochdeutsch  ist  Veldeke  reimt  ins  part  pf.  {ge)- 
{er)daffm  im  Serv,  :  äragm  I  2881.   LI  226.  23Gö. 

:  dage  U  2iyU, 
in  der  En.  33 mal,  nur  auf  ^agen,  z,  b.  77,  27.  134,  5  usw.  bt  es 
sclion  aus  sprach  liehen  gründen  liierdurcb  klar,  dass  ß(M)  geändert  hat, 
so  wird  diess  durch  den  unsinn,  welchen  v.  14  in  den  znöammenhitng 
bringt,  nui*  noch  bestätigt.  Mau  wird  an  dieser  stelle  G  ibljreu  mösson, 
da  H  —  wie  leicht  ersichtlich  —  auch  geändert  hat. 

stmw  (:  A^cäne)  En.  135,  3,        rein  (:  slän)  En.  22,  13. 

äi€m  (lyeddn)  En,  223,  9, 

träne  (lomlerdane)  Serv,  (3  mal  z.  b.  [  1609. 

stM     En.  160,  31.   15H,  7. 

tehm  (r  Marien)  Serv.  I  34ß ,  (:  t^rien)  Sm .  H  324,  2079. 

jj^rffc«  Serv.  H  248.    En.  129,  27. 

ttm  (hd,  siUn)  En.  117,  9  —  252,  5  —  264,  35, 

vlm  :  Un  £n.  26,  21*.  231,  3.  Auf  Ime  reimt  ;srM>ene;  im  Karl  M, 
(Bartsch  p,  243). 

Um  (ahd.  £iohan)  in  den  altniederlruidiaehen  psalmen  tion  tinn, 
pjjit  (ahd.  fliohan)  in  den  psalmen  ßleti^y  häufig  im  reime,  z.  b.  eriien  : 
/»Ht>i^  En.  200,  13,  tien  ;  ofd/Uen  Serv.  11  1951. 

tiei  :  niei  En.  234,  35.    verffien  r  ^ie»  lieder  65,  17. 

Ferner  simi  (ahd.  sr/w?w)  part.  pf.  gesien  (gesehan),  gicn  (ahd,  jclmn), 
geachiefi  (ahd.  geskejuin),  spien  (ahd.  .«?;>eAon);  z.  b.: 

geskn  :  geschien  En.  296,  25.    Serv.  1  1933. 

ji€^  :  nißt  En.  31 ,  5. 

stet  :  yeschkt  :  rwt  :  ni^  lieder  58,  4,   59,  18* 

spien  :  besieti  Eii,  288,  19  (mndl.  z.  b.  verspien  :  rf^^n  Eleg.  337)* 
Zur  erkläruüg  der  letzteren  Wörter  muas  man  als  vorauszusetzende  for- 
men annehmen  siJmn  —  gcskihnn  —  gihan  —  spihm,  da  man  aus 
Hehan  doch  unrnOglich  sian  gewinnen  kann.  Schon  in  den  altnioderrb. 
psalmen  heisst  diese»  wort  nur  üan,  ebenso  fordern  das  afr.  sia  und 
das  ags.  mm  (wie  setm  ^  ahd.  sihan)  eine  gnindform  sihan;  ganz  ana- 
log gfim^n  afries,  skia,  ags,  sccani  giert,  afries.  m,  spien  aus  %pidn. 
Auf  dieses  altfränkische  "^spiön  geht  natürlich  direct  das  franz.  esjner 
zurück. 

Hierher  gehört  auch  das  bei  Veldeke  nicht  im  reime  vorkommende 
Oen  (ahd.  sefmn)^  altfries.  tian^  ags.  tyn,  iwn,  mit  vorauszusetzendem 
tihan. 

Es  ist  nuiJ  reine  Willkür,  wenn  man  in  einer  ausgnhe  der  Eneide, 
wie  EttmüUer  tut.   in  einigen  reimen  mM  i  gvscluht  schreibt,  iu  andern 


280 


BiutTins 


aber,  welclie  beweisen,  siä  usw.    Hätte  VelJeke  die  hochdeutschen  foT\ 
men  migewant,  so  hätte  er  sie  gmz  gut  auf  pßlUf  gesiht  reimen  laasc 
kOnneo,  so  aber  ßiiden  sich  nur  solche  reime  ^  die  seinem  dialecte  ang 
messen  sind* 

ß)  Vor  consonanten. 

Wahrend  diese  ausstossungeu  des  h  zwischen  vocalen  8chon  fröl 
vor  sich  giengen,  dem  niederfrankischeü  mit  dem  ags.  und  altfries,  gomeio 
sam  sind,  und  deshalb  dem  niederrh*  und  mittelniederl.  ^mvi  gloichmäa 
aig  zukommen,  so  ti'itt  die  auswerfung  des  h  vor  consonanten  erst  sp^ 
ter  und  im  mndl.  mid  ndrfa.  nicht  immer  übereinstimmend  ein.  XJni 
zwar  bekundet  das  niederrh.  eine  stärkere  neigung  zur  ausstossung, 
das  mittelniederL  —  Diese  ausstossungen  erstrecken  sich  meist  ober  du 
gesamte  niederdeutsche  Sprachgebiet  (cf,  Pfeiffer  p.  boo,  3.  Frommanü 
zu  Herbort  v.  179). 

Vor  s  wird  h  allgemein   niederdeutsch  assimiliert,     weis  gen.  mi^-i 
ses  (cera),  vos  (vulpes),   wassen  (ags.  venxan).     Im  lieüand  ist  die  nei-j 
gnng  nur  erst  spurenweise  vorhanden^   stets  heiast  es  daselbst  wtihs 
welislon^  doch  einmal  schon  wcdon  2709.  —   In  den  altsüchsbchen  gloa 
sen  (bei  Heyne  kleine  dcnkm.  XI)  äteht  hhs  (35)  neben  wassad  (59J. 
Auch  Widukind  schreibt  I  7  „cultelli  sahs  dicuntur,**  aber  im  SachseQ^ 
Spiegel  heisst  ea  stets  Sassen  usw.  —    Desgleichen  ist  auch  in  den  alt 
niederrheinischen  psalmen  das  k^  noch  vorhersehend,    wah$,  wahsc 
und  wasjHO,     In  den  vorliegenden  mittelndrl  und  ndrrh,  denkmulem  abc 
ist  h  ganz  verschwunden.    Demnach  auch  bei  Veldeke.  —    Beweisende 
reime:  was  En.  282,  13  —  sas  lüu,  21  —  (uUvas  81,  37  —  vas  146,  DJ 

Auseinander  gehen  niederrh,  und  mittelniederL   im  superl.  von  AaJ 
Dieser  heisst  niederrh.  stets  koste ,   im  mittelniederL  aber  ist  das  h 
ch  geworden:  hoeckste.     Hier  folgt  Veldeke  dem  niederrheinischen,  inden 
er  trösten  daraui*  reimt,   z.  b.  En.  343,  17.    Im  8ervatius  aber  hat  der 
Schreiber,  dem  die  niederlündische  form  geläufig  war,  trotz  des  reime 
stets  hoechsien  geschrieben  I  2449.  269Ö.   II  327.  9U2.  758.  —     Dana 
ist  z.  b.  auch  Sei-v,  II  632,    hodmi  =  niederrhein.  zu  schreiben. 

Vor  t  gilt  im  allgemeinen  die  regel,  dass  im  mittelniederL  /*  si€ 
zu  ch  verdickt,  während  es  im  niederrh.  oft  ausfällt,  und  zwar  besonder 
nach  langen  vocalen  und  consonanten.  lid  (=^  mndL  liecld)  —  b&s6 
(^  hochd.  fmuohi),  sö(c  usw,  (cf.  Bartsch  üb.  K.  M,  p.  24:*,  44),  aber 
mittelniederL  nur  soMe. 

r6{ch)tt  :  grotc  K,  iM.  (mudL  nur  rocidc). 
gewart  (hd.  gcworht)^  mndl.  (jetcracliL 
mrien  (hd.  Viyrhtm)  mndL  iroclUc  usw. 


tmfSR  itMiimiatt  v.  ir«Li»BKs 


281 


Spurenweise  ist  diese  ausstosaung  schon  iu  den  paalmeu  vurhuüdoti. 
forhtan  und  fortan  (cf.  Ueyites  gl  ossär),  aber  nur  liohiy  $uokki.  Im 
nzm  Iiabeo  <h>  psalmeu  noch  da*H  alt^^  h,  90  auch  in  niewiM,  welches 
odann  sowol  mitteluiederU  als  uiederrlu  niet  geworden  ist.  In  den  Jenk- 
mÄlern  aus  dem  kölnischen  des  13.  Jahrhunderts  ist  das  h  verschwun- 
den. Hagen  reimt  ganz  gewr»hnlich  Irit  (liclit)  :  nt>ii,  vorim  :  portm 
2156.  ;i*246.  246Lu  So  auch  in  den  übrigen  «juellen,  z.  b.  Marienlieder 
Ud  :  niet  Ül,  30,  47,  3  usw.  porte  i  worte  {worhie)  ♦>,  17,  -  fwrte 
^^  25  usw. 

Hierfflr  finden  sich  auch  beispiele  bei  Veldeke,  ^ihvi  nur  im  zwei 
warten.  In  der  Eneide  ist  es  nur  der  reim  lid  (IkJU)  :  nkt,  der  aber 
n  mal  vorkomt  (z.  b.  1^6,  3a.  102,  23  ffl),  im  Servatius  nur  norie  ipttHa 
\  2309,  Im  Servatius  reimt  lieht  nur  auf  Triechi  10 mal,  z*  b.  I  958, 
und  in  der  Eneide  vorhtc  nur  aul'  dorkte  {dorftfi),  worhie  z.  b.  *J0.  3- 
202,  29  USW, 

Das  h  scheint  also  bei  Veldeke  vorhanden  zu  sein,  wenn  auch  nicht 
m  stark  und  fest  wie  im  mittelndrL,  so  dass  es  betreffenden  falls  dem 
reime  nicht  hinderlich  ist.  So  bekundet  auch  hier  Veldeke  seine  zwi- 
öchenstellung  zwischen  mittelniederl.  and  niederrh. 

Kaum  zu  bemerken  nötig  ist  es,  dass  niü  als  mittelniederl  und 
niederrh.  für  Veldeke  ausnahmslos  gilt;  es  steht  im  Serv.  29 mal,  in  der 
En.  64  mal  im  reime  mfindf  sietf  diet  usw. 


b)  Im  auslaut 

Hier  wirft  Veldekes  dialect  wie  das  mittelniederL  und  niederrh,  nach 
langen    vocaleu   das  h   stets   ab,   also   7m,    (f&,    die    (liochd.  diech) 

IKn,  212,  0,  h(h    Die  beweisenden  reime  sind  Mufig,   z.  b,  En.  Ao  :  fro 
9mal,  :  s6  Gmal,  :  Dido  ämal. 
Dann   noch  die  perf,  to  (ndrh.  mö)  von  tim  i  hö  179,  9.    flo  (von 
fli&n)  :  io  133,  5.    192,  39. 
Nach  kurzen  vocalen  und  consonanten  wird  auslautendes  A  zu  cfc: 
mcA  —  rfocA  :  noch  Serv.  U  714,    Em  50,  17  usw. 
dorch  (:  horch)  Serv.  I  1250.    En.  319,  33. 
mrch  :  dimh  En.  202,  7.     212,  7. 
I        Durchaus  geschwunden  ist  es  im  verbum  bei^dai  (:  hdm)  Em  55,  J  5. 
tu,  3,    hv^l  (:  sal)  Serv,  I  2503. 
■       2)  Die  media  g  besteht  im  mittelniederl   und  niederrh.  an-  und 
inlaatend  unverkfirzt,   nur  muss  man  sich  ihre  ausspräche  aspiriert  fleu- 
ken,  so  dass  zwischen  der  gutturalis  in  droedt  und  der  im  \)l\xi\  drmycn 
eben  kein  grunaer  unterschied  besteht     Im  auslaut  wird  g  »tetd  zu  ch^ 
tiDr»oit&.  r.  DSUT0OHB  TmitQhQmK,    bi>.  iy.  19 


l>ftt^ 


KHAtTNl 


doch  findet  sich  iti  aipderrheiniscben  liandRchriflen  öfters  auch  p  ^*ie\\ 
hen,  was  natürlich  gaiix  douselbr^ii  laut  hezeichnei     Nwr  r 
ff  auslautend  m  k  ober:  dwank  (:  dank)  uaw.  —    In  der  holiiunmin^l 
media  g  8timt  mittelniedorl  und  niederrh.  voll9tii.ndig  flberoui, 

3)  Die  teuüiö  k  steht  im  niittelmederl.  durchaas  auf  ui^^derdfl 
sehet  Stute,  im  iiiedenh.  auf  hochdeutscher*  iusofeni  sie  ini  in-  und  i 
laut  iu  ch  übergeht:   mndl,  hräken,  ndrh.  brächen  —  mtidl»  Wak,  ndrlJ 
brach.     Veldekes  di:ilect  steht  hier  wider  in  der  tnitte.     Ini   InUuti 
uämlicb  folgt,  er  entschiedeu  dem  üiittelnie<lerL  und  iiat  stets  A-,  i*bt>ii 
die  mastricbter  predigten.  —   Ja  den  reimen  können  natürlich  die  bewei 
nur  selten  sein:  da  bloss  fremd  Wörter  dazu  taugen.    Doch  hab».m  wir  iij 
der  Eu.  191,  23  LMit  (der  eigenname  Lictis)  :  liMtke,  im  Serv.  auch  ni] 
in  einigen  kirchlichen  ausdrücken,    die  in  der  Eneido  nicht  zu  erwa 
sind.    Mken  :  telken  1  iiia    II  1422   (aber  in  Lachmann   nioderrk 
Tundalus  35  auch  Imgin  :  stmichin)^  imnken,  k^rke;  et  hierüber  Bartscli 
p.417. 

Bemerkenswert  ist  nun  das   Verhältnis  im  aus  laut    Hier 
also  im  mittelniederl.  k,   im  niederrh.  eh.    Veldeke  hat  äein  k  am  endj 
aspiriert  (ausgenommen  nach  r  und  n        werk,    dufik),   aber  im    ?tpA 
tem  mastricbter  dialect  begint  statt  diese«^  ch  das  mndl  k  einzutret 
So  steht  in  den  predigten  schon   regelmässig  sprac  usw.,    und  auch 
der  bandschriit  des  Servatius  ist  k  wol  da»  häufigere,    obwal  noch   $dl 
oft  das  alte  ck  stehen  geblieben  ist,  ohne  daae  eine  nCtigung  durch  it 
reim  vorläge,  z,  b,  ongenmeh  :  sprach  l  2421.  U  l»9  usw.,  sitets  ich,  sie 

Beweisende  reime  aber,  das  heiiJHt  solche,  wo  aus  k  ent^standenti 
ch  auf  das  aus  e;  entstandene  reimt,  gibt  es  merkwürdiger  weise  äu&ser 
wenige.  —  Es  sei  mir  gestattet,  hier  ?Mr  deutlicheren  unterachoiduii 
lUr  das  äuge  statt  des  einen  ch  nach  der  entstehung  A7/  oder  iih  jtti 
setzen  t  wobei  ich  auch  sagh  statt  mch  schreiben  werde  ♦  du  dessen  d 
»ich  ganz  wie  das  aus  tj  entstandene  verhält  (plur,  sägm  und  häufig 
Schreibung  sag),  —  Unterwerfen  wir  nun  die  eins<  1  " 'n  reime 
Servatius  einer  durchsiebt,  so  linden  wii",  dasß  eii  smjh  :  Imjh 

pluffh  :  magh  i  dngh  :  dagh  — .  andererseits  ongimakh  :  dakh  (lectum)  | 
hrakh  :  gtmakh  :  sprakh  :  wrakh  unter  sich  häufig  reimen  (man  könt 
für  jede  reihe  wol  ein  halbes  hundert  zählen,  icb  habe  ffir  gh  42,  ffli 
A/f  26  beispiclc  notiert).  Eine  Vermischung  beider  findet  aber  im  s»aniB 
nur  einmal  statt:  ongvfnakh  :  sagh  I  2651. 

Auch  in  den   liedern  ist  das  Verhältnis  dasselbe,    m 
4  reime  plagh  :  da^h  :  ^r/r//?  :  ivfuih  i>l ,   18    und   plngh  :  r    , 
ohne  störendes  kk. 


ünsK  ttsonucu  v.  velper« 


*288 


EbeiiftO  nun  auch  in  der  Eneide.  Von  dm  reimen  da^h  ~  sfif^h 
—  hujh  —  7mt}h  —  watjh  habe  ich  mir  72,  von  wrakh  —  fmihk  — 
sjirakh  —  stakh  — -  tjenmkJt  —  (ntf/enudh  51  bei^piele  notiert»  ohne  sie 
damit  alle  erschöpft  zu  hahep;  die  kreuzung  ///*  :  Icfi  aber  komt  in  der 
Ijanzon  Eneide  nur  2 mal  vor,  nämlich  dukh  :  tagh  193,  9  und  sprakh  : 
smjli  5:iO,  37*  Hieraus  ist  klar  zu  ersehen,  dass  Veldeke,  wie  er  im 
innern  des  worts  k  und  |/  scheidet^  so  auch  im  auslaut,  obwol  beide 
aspiriert  und  beide  durch  das  zeichen  ch  bezeichnet  werden,  den  luiter- 
üchied  zwischen  beiden  lauten  wol  gefühlt  hat  und  diese  beide  arten  des 
eh  nur  ausnahmsweise  durch  den  reim  verbindet.  —  Dass  bei  Veldeke 
wirklich  das  gefühl  für  den  unterschied  des  gh  und  kh  lebendig  gewesen 
m,  wird  noch  sicherer  gestellt  durch  folgen  von  4  reimen,  wie  En.  24:^,  3 
duffh  :  sagh ,  stnMi  :  braJch  —  En.  262 ,  37  magh  :  dax/h .  gesfmikh  : 
OHyemakh  -  En.  325,  5  dakJi  :  brakk,  lagk  :  leagk  —  Veldekes 
Sprache  folgt  also  in  der  tat  mehr  dem  mittelniederl.,  welches  die  reime 
sprac  :  anißenmc  allerdings  ganz  ausnalimslos  von  dach  ;  much  scheidet. 

Und  diess  ist ,  wie  ich  glaube ,  ein  schwerwiegender  beweis  für  die 
IÜ)fussuüg  der  Eneide  im  mastricht-er  dialect  —  Schon  im  niederrhein. 
"gehen  die  reime  gh  :  kh  (sprach  :  sack  usw,)  bunt  durch  einander,  wie 
man  sich  aus  bei  Pfeiffer  p.  499  angefühlten  reimen  uiederrheinischer 
quellen  leicht  überzeugen  kann  (man  sehe  insonderheit  auch  Karl  M. 
151,  53  — 152,  5!).  Es  wäre  demnach  das  vorliegende  Verhältnis  bereits 
unmöglich,  wenn  Veldeke  seine  Eneide  statt  mastrichtisch  niederrheinisch 
geschrieben  hätte ;  welcher  mittelhochdeutsche  dichter  nun  erst  könte  nur 
tausend  verse  machen,  ohne  sach  :  spraclk,  sach  :  geniacfh  u.  ä.  im 
reime  anzuwenden?  —  Ja  selbst  eine  etwas  stärkere  thüringische  Umar- 
beitung der  Eneide  wird  hierdurch  anzunehmen  verboten,  da  ein  hoch- 
deutscher umarbeiter  auf  der  stelle  dieses  Verhältnis  durchrissen  hätte. 
und  wie  notwendig  diess  hätte  eintreten  müssen,  sehen  wir  schon  aus 
der  im  ganzen  doch  geringfügigen  Überarbeitung  in  BM.  Hier  finden 
sich  der  reime  gh  :  kh  schon  verschiedene  mehr,  während  GH  das  rich- 
tige bewahrt  haben,  19,  37  hat  B(M)  geändert  magh  :  ersvJirakh,  ein 
reim  der  dem  hochdeutschen  Überarbeiter  als  mac  :  erschrae  jedenfalls 
viel  gelungener  erschien,  als  der  Veldekescho  nmgh  ;  gesagh  in  GH.  — 
65i  4  verja4:h  :  sprakh  statt  GH  ongemakh  :  sprakh  ist  schon  oben  wegen 
dm  jmh  verworfen,  liier  würde  ein  zweiter  grund  vorliegen.  32h,  29 
hgh  ;  braJch^  dafür  OH  gvmakh  :  bralch, 

333,  21  und  334  ^  29  aber  scheinen  mir  durch  änderung  des 
um^rhreibers  in  Verwirrung  geraten  zu  »ein.  Es  heisst  nämlich  die  333 
V.  15—22    im    friin/MHischen    uriginal    entsprecheüde    stelle    (T*ey  easai 

fi.  öö): 

19* 


284  BBAÜKE 

Lavine  a  oi  et  vm 
Que  Eneas  avoit  venqu 
Ef'  voloit  retomer  ariere 
Quide  que  gaire  ne  Vau  chiere 
Quant  ü  ne  va  ä  li  parier 
Dol  a  grant  usw. 
Und  darnach  schrieb  Veldeke  dat  hi  sie  niet  gesprach  (v.  21).     Dem 
umschreiber  schien  aber  auch  das  sehen  erforderlich  und  er  schob  ein: 

dajs  er  sie  niht  ensa^  noch  ensprach  (so  G!) 
H  dreht  die  beiden  glieder  um: 

daz  er  sie  niet  gesprach  vn  sacfi 
und  bekomt  nun  den  vermiedenen  reim  sagh  :  gemaJcfi;   der  bearbeiter 
von  BM  aber  warf  das  sprach  ganz  fort  und  so  haben  wir  das  in  Äf 
vorliegende. 

So  lese  ich  auch  334,  29.  30: 

d(U  ich  Lavinen  niä^  gesprach 
die  nn  aUet  ofigemach  usw. 
Hier  liegt  zugleich  der  seltene  fall  einer  änderung  in  GH  vor.  Der 
umschreiber  setzte  wahrscheinlich  auch  hier  v.  29:  nkht  ensach  noch 
msprach  oder  umgekehrt  BM  wirft  wider  das  sprach  aus,  GH  aber 
verwendet  das  sprach  zur  bildung  von  v.  30  und  lässt  zugleich  v.  31.  32 
aus,  welche  den  gut  Veldekeschen  reim  bracht  :  vacht  (303,  23)  zeigen. 
Bis  auf  diese  geringfügige  eigentünilichkeit  also  ist  Veldeke  in  sei- 
ner Eneide  der  spräche,  welche  er  im  Servatius  anwante,  treu  geblie- 
ben ;  kann  da  wol  noch  eine  moglichkeit  von  untermischtem  hochdeutsch 
zurückbleiben?  ~  Doch  davon  ist  ihm  ja  bis  jetzt  auch  noch  nichts 
nachzuweisen  versucht  worden. 

Nicht  so  streng  wie  nach  dem  kurzen  a  sind  die  beiden  ai-tcn  des 
eh  nach  ei ,  i,  oa  geschieden,  welche  reime  im  vergleich  mit  den  über- 
aus häufigen  auf  -ach  nur  selten  sind. 

Im  Servatius  gibt  es  nur  einen  reim  auf  -eich:  neigh  :  stceigh 
I  2G29.  —  In  der  Eneide  finden  sich  deren  6,  darunter  einer  mit  gh  : 
kh ,  nämlich  hleikh  :  sweigh  279,  21. 

Auf  -ich  komt  im  Servatius  ein  reim  der  art  vor:  komUgh  : 
Ileinrikh  I  2051,  in  der  Eneide  zwei:  einwigh  :  sikh  259,  27  ~  tivigh: 
gcükh  169,  25. 

Auf  'ouch  gibt  es  im  Servatius  nur  2  reime,  die  aber  beide  hier- 
lier  gehören:  oukh  :  do^igh  I  72, 

:  Imgh  11  2941. 
In  der  Eneide  kommen   12    reime   auf  -ow/r//   vor,   worunter  5,  iu 
denen  ouch  (conjunct,),   d.  i.  oukh,  mndl.  oec,  auf  -ough  reimt  108,  3. 


im  flBIIItlrif  V,   VRliOXKK 


131,  M,  2i;>,  20.  233,  13.  2R0,  13,  ferner  mdfc/i  :  fhuyh  97.  ?5. 
192,  15,  Dann  :i  reime  <?*  ijÄ  12,  15-  291),  a.  :i27,  i:i  uwd  2  &A  :  kh 
49,  36,  88,  35.  —  Endlich  ist  aus  der  Eneide  noch  zu  bemerkou  der 
Bim  boekh  :  ^cfioeffh  352,  19, 

Im  ojitteluiederländiscbeu  besteht  die  german. - niederdeut- 
'sche  tcDUi»  p  unversehrt,  die  media  //  jedoch  nur  im  anlaute,  wäh- 
rend öle  im  in  -  und  auslaute  i»  v  —  /'  übergeht.  Das  germ.  f  bleibt 
nur  vor  /  wird  e«  zu  ch,  z,  b.  cracht. 

Das  niederrheinische  stimt  in  der  hehandlung  von  h  und /"zum 
rnndl^  die  tennis  p  aber  ist  in  der  mehrzaUI  der  fälle  in  /'  verschoben, 
namlicb  meis^  im  in  -  und  auslaut ,  «•  b.  rufen ,  rief  (reif)  —  äief  — 
schaffen  —  slnfm,  slief  —  schäf  —  hoffen  —  die  gubsi  auf  -scaf  usw. 
p  bleibt  dagegen  1)  in  allen  Rillen,  wo  hochd,  j^  »teht,  also  stets  im 
aiilaut  {paffen  —  jilegen  —  pert),  nnd  im  inlaut  in  worten  wie  stoppen 
u»w,  2)  nach  consonanten  uJerpew,  warp,  worptn  —  helpen  —  dorp  — 
iamp  usw.     3)  in  der  praep.  up,  op  und  in  wäpen* 

Veldeke  dagegen  steht  durchaus  auf  mittelniederh  stufe.  Bei  ihm 
besteht  p  un verschoben,  ausgenommen  vor  den*  d  des  schwachen  per- 
fecls,  vor  welchem  es  in  f  übergeht  donfde  (mndl.  dopte)  :  tjcloufde 
Serv.  I  232  (cf.  Bormans  anm.!)  —  vrhmfde  :  verkoufde  (mndl.  vercochte) 
Eoeide  25,  23  (von  B{M)  geändert),  —  Datur,  dass  Veldeke  dem  nie- 
derrh,  /'  gegenüber  das  urspnmgliche  p  behauptet,  gibt  es  einen  direc^ 
ten  reimbeweis  nicht,  da  derselbe  nur  durch  ein  fremdwort  geführt, 
werden  könte,  und  kamp  :  Iamp  En.  299,  37  beweiöt  nichts,  da  ja 
Hp  auch  die  niederrh.  form  ist  {kamp  :  Iamp  Marienld.  22,  39), 
twas  Wahrscheinlichkeit  kann  aber  doch  schon  die  handschrift  des  Ser- 
vatiufl  und  der  gebrauch  der  mastrichter  predigten  hervorulen,  welche 
p  schreiben,  völlige  Sicherheit  aber  lässt  sich  aus  dem  indirecten 
Ifeimbeweise  gewinnen. 

Zuerst  sind  die  substantiva  auf  -scap  ins  äuge  zu  fassen.  Dass 
diese  nicht ,  wie  die  hochd.  handschriften  der  Eneide  bieten ,  auf  -schaft 
.a'  '  ',  sondern  mindestens  die  niederrh,  endung  -schuf  haben  müssen 
igi  1  I  raus  hervor,  dass  dieselben  bei  I8maligem  vorkommen  im  reim 
in  der  Eneide  nie  etwa  auf  kraß^  -haft  usw*  reimen,  vrie  sie  m  bei 
jedem  hochd.  dichter  tun,  sondern  stets  nur  unter  einander  gebunden 
werden.  Die  IB  reime  sind:  60,  37.  90,  23.  100,  5.  114,  19.  115,  5. 
121,  29.  120,  5,  29.  130,  11.  147,  25,  162,  23.  199,  35.  207,  16. 
236,  23.  243,  23.  254,  23,  290,  31.  346,  33,  -^  Wenn  durch  Ettmül- 
1er  zwei  falsche  reime  in  den  text  gekommen  sind,   so  ist  das  Veldekes 


nuAtnfs 


schuld  nicht,  der  sich  derlei  verirrungeii  ins  hochdentache  nicht  arlanbte^ 
254,  2H    bat  Ettniüller   seiner  bundschrüt  B   zu   liebe  deren   aIleiDi|:e 
Änd<^ning  riiiet schaff  :  hereskraft  aufgeuoninien ,  während  die  drei  mde 
biindschriften  (sogar  M!)  das  richtige  hetisvhnff  bUiü  hereskraß  bietea. 
121,  29.  Hier  hut  EttmüUer  an  der  alleiuigen  Änderung  von  O  gefaQeii 
gefunden  und   diese  teilweise  aufgenommen,    wahren J  H  mit  BM  «tim-« 
niend   (iräveschaß  :  herschaß  reimt.     Der  Schreiber    von   G    allerditig 
konte  sich  als  hochdeutscher  den  reim  schuft  :  bokscliaß  erlaaben«    de 
sich  bei  Veldeke  als  scimciU  :  ixtdesmp  weniger  gut  ausnehmen  wflrde. 

Ähi^ich  ißt  die  handschrift  G  in  einseitiger  Änderung  vorgegangen^ 
indem  sie   109,  17  hrrfichaß  :  dmisthaß  (statt  kradd  :  HnshacM)   und 
*i01^  S8  ritterschaß  statt  fnäfikracht  einsetzte.  —    Diese  Änderungen  de 
handaclirift  G  stützen  die  hehauptung»   dass  ein  dichter  mit  irgend  vreU 
üben  hochdeutschen  anwandluugen   nicht  so   consequent  <üe  Wörter 
-schaß  nur  unter  sich  hätte  reimen  lassen  können. 

Auch  im  Servatius  sind  die  reime  derartig.    Wir  haben  hier  i  rei: 
Mrscap  ;  metst^irscap  I  1420  —  broederscap :  herscap  IT  1615  —  vr 
scap  :  broederscap  I  1502  —  geselscap  :  $läp  l  82  und  dazu  noch  wn 
scapen  :  mmtscajyen  1 1334. 

Wollte  man  nun  behaupten ,  daas  Veldeke  in  diesen  werten  nie 
sondern  nach  niederrh.  lautgesetz  /"gebraucht  habe,    so  spricht  dag6 
der  völlige  mangel  an  reimen  auf  ffaf\  af,  staf  usw»    Diese  finden  sitSk 
in  jedem  niedorrh,  denkmale  häufig ,  man  sehe  z.  b.  Bartsch  fJber  K.  MJ 
p.  238.    Bei  Veldeke  reimen  gaf  -   af  —   (jraf  —  hoekstaf  nur  unter 
einander. 

Ebenso  reimen  nur  imtereinander  bedarf  :  warf  {^  hochd.  wnrh) 
Ea  264,  15.    324,  7  —  darf  :  starf  315,  37  —  st<irf  :  mirf  Serv. 
2602,  2719i    En.  186,  25;  nicht  aber  mit  woirp  (=-  nhd.  warf^^  scharji 
die  wider  unter  sich  reimen  Serv.  I  1857. 

In  gleicher  weise  kann  Veldeke,  wenn  er  einen  reim  auf  Irrief 
braucht,  nicht  nach  hochd.  und  niederrh.  weise  rkf^  slief  n&yv,  anwenden^ 
denn  diese  heissen  ihm  riep  —  slirp  usw.  und  reimen  nur  untereinan- 
der, Z,  b.  Serv.  II  1893.  Kn.  79.  ll.  8i),  25*  98,  37,  335,  23  usw., 
sondern  er  verbindet  mit  brief  stets  nur  lief  (carus)  En.  12^,  7.  2«5,  25^ 
291,  33.  324,  3  und  lief  mderum  mit  dief  (ftir)  68,  1. 

Als  beispiele  des  niederrh.  gebrauche  vergl.  Üartscn  ur^M  t\.  AI* 
p.  238  dief  (für)  :  rief  —  Ikf  (carus)  :  rief  usw.  Hagen  z.  b.  l7BöJ 
im  Alex,  reime  wie  brief  :  hedicf  neben  brief  :  lief  (caruis)  häufig ,  of^ 
Weism.  p.  CV, 

Die«e  momente  dQrfeu  wol  als  bf^weis  c^fdteii .    da^K  Vtddoke  stol 
die  rijine  tenms  p  angewendet  hjtv 


Cber  wanmcu  v.  viu^DNiin 


287 


Da  iu  dor  behatidlung  im  germ.  h  und  /'  das  nif^derrh^  mid  inittel« 
nieder!,  ubereinsiimmen ,  so  Uedarf  es  der  erörterung  gar  nicht,  ob  es 
»icli  bei  Veldeke  ebeMO  verhalte*  Abgesehen  von  der  Schreibung  im 
Serv.  mid  in  den  predigten  gibt  es  ja  auch  in  der  En.  beweiüende  reime 
genug,  daas  germ.  t  ini  in-  und  auslaai  iu  v,  /'übergegangen,  so  wie 
dass  ß  zu  cht  geworden  «ei.  Ich  will  daher  bloss  aui'  Kttm.  p.  K, 
Pf.  p.  iS)8,  B.  p.  416  verweisen,  wo  beiapiele  dafür  beigebracht  sind. 

C.    neutale. 

Das  mittel nied er L  ssteht  auch  hier  aui  streng  niederd.  Stand- 
punkt» Die  gorm.  aspiratai*  und  media  d  sind  hier  in  der  einen 
media  d  zusammengefallen,  die  germ.  tenuiH  /  bleibt  unverkürzt  beste- 
ben.    Im  auslaute  geht  die  media  .stets  in  die  tenuis  über. 

Im  ttiederrh*  steht  die  media  auf  niederd,  stufe ^  die  tenuis 
aber  hat,  wie  bei  den  gutturalen  und  labialen  derselbe  fall  vorlag,  die 
hochd.  Verschiebung  zu  r  erlitten,  mit  ausnähme  der  pronominalen  neu- 

ralendung    (dai,    itf    waty   aUd)     und    einiger    einzelßllle,    besonders  J. 

je^ai,  satte,  tnschcn  (hi.  xU'ischni)^  td  u*  a.  Ausser  diesen  fällen  exi- 
stiert im  niederrh.  durchaus  kein  /»  wenn  mau  noch  von  der  im  auslant 
als  t  auftretenden  media  und  Verbindungen  wie  s/.  cht  absieht. 

Diess  ist  der  lautstand  im  köln. -niederrh.  dialect,  und  es  ist  unrich- 
tig t  wenn  Pl'eiffer  p.  \^^  behauptet,  dass  z  der  niederrh.  mundart  fremd 
sei  Diess  beweisen  ausser  den  älteren  niederrh.  litteraturdenkmälem 
j^besonders  die  kC»ln.  Urkunden  des  13.  Jahrhunderts  bei  Lacorablet  II,  welche 

asser  den  oben  angegebenen  föUen  sämtlich  m  schreiben.  Seit  der  mitte 
des  13.  Jahrhunderte  schon  begint  in  Köln  der  gebrauch  einzureissen, 
stat  ^  s  zu  schreiben»  Am  ende  des  jalirhunderts  ist  das  völlig  durch- 
gedrungen, in  den  Urkunden  nr.  10(54  fgg.  aus  dem  jähre  1300  heisst  es 
einzig  wasser  —  bisset  —  lies  —  gros  usw. ,    nach  einem  s  in  diesen 

forteu  sucht  man  vergeblich.  Es  ist  also  för  das  kölnische  des  13,  jähr- 
bunderts  das  £  authentisch  bezeugt,  so  wie  durch  die  cleveschen  Urkun- 
den nr.  1011   und  1049  tUr  das  weit  nördlicher  liegende  Cleve  das  L 

)a88   aber    dieses    lautverhältnis   für  Kt^ln   nickt  neueren  datums    war, 

ezeugen  die  alten  Kölner  Urkunden  des  10,  Jahrhunderts  bei  I^combL  1, 
wo  sich  durchgängig  b  an  seiner  stelle  findet,  desgleichen  von  den  alt- 
niederrh.  psalmen  nr.  1— HI,  welche  in  ihrer  vorliegenden  uberliefenmg 
das  niederrh.  Verhältnis  bieten,  indem  sie  nur  that  I  :^.  4.  D  12.  wai 
U  i.  kuriur  11  la  {kuri  ist  nicht  bloss  niederrh.,  sondern  allgemein  auch 
rad,)  mit  l  schreiben,  sonst  aber  stets  s,  resp.  c,  —  Die  übrigen  psal- 
men '  -  r  -  T-^  -> "  T11  bestän<ligen  t  auf  eine  mehr  nach  den  Niederlan- 
den hin. 


285? 


BftJLüKB 


Dies8  igt  im  aUgemeiuen  der  staiid  der  dontalti  im  köla^-niod^rrt 
(lialect,  einzelne  fölle  zu  erwägen  ist  hier  nicJit  der  ort,  diese  güliArtsoj 
in  die  specialgranmiatik  iliöser  interessunteE  muudart,  deren  *t<slliint?l 
sich  kurz  dahin  definieren  liesöe:  das  köln.  -  mederrL  ist  eine  niod* 
sehe  mundart,  deren  tenues  aber  —  mit  einigen  hestimten  ausnahmun  —  ^ 
die  hochdeutsche  Verschiebung  erlitten  haben. 

Dass  nun  Veldeke  betreßt  der  media  mit  dem  mittelniedcrl  tmiLl 
^I^ed€r^b.  harmoniert,  ist  »elbstverständlich.  Die  boweii^enden  reime 
sind  7.ahlreich  (cf.  Ettm.  p.  IX,  Pf.  p.  498).  E»  darf  un^  aber  auch] 
nicht  wunder  nehmen  ^  dass  der  hochd.  überarbeiter  in  BM  der  Eneidel 
hier  und  da  einen  derselben  entfernt.  Z.  b*  151,  7  setzt  er  täie  :  räte\ 
statt  rüde  :  genäde  (GH)  —  20,  15  harte  :  warte  statt  schade  :  ^ftulr.\ 
(GH)  —  306,  17  scJmden  i  enMatlefi  statt  scMde  :  stadc  (6H). 

Es  bleibt  nun  noch  nachzuweisen,  daas  sich  Veldeke,   wie  in  denj 
öbrigen  fällen,  so  auch  hier  in  der  behaudlung  der  tenuis  vom  niederrh-j 
absondert  und  mehr  zum  mitteluiederL  stimt    Veldekea  dialect  hat  die| 
tenois  nicht   zu  s  verschoben,     Diesa  bezeugen  die  mastrichter  predig* 
ten  und  die  handschrift  des  Servatius.     Doch  tritt  dabei  wider  ein  eij^ou-j 
tfnnliches  Verhältnis  zu  tage,  welclies  Veldekes  zwinchenstelluug  zwinchLiij 
mittelniederl  und  niederrlu  characterisiert.  —    Wir  haben  im  Servatius  j 
14  falle,  welche  für  nnverschobenes  t  beweitücnd  sind.     Diese  zählt  Bartsch] 
auf  p.  117.  —      Diese  geringe  anzahl  muss  bei  einem  gedichte  von  62uuj 
vei*B6n  billig  befremden ,  wenn  wir  die  reimpriixis  des  mittelndrl  betrach- 
ten, wo  es  von  reimen  wie  hiet  ;  riet  —  grot  i  dot  usw,  wahrhaft  wim-| 
melt    ich  habe   zur   vergleichuug  die  betreffenden  Rille  in   den  ersten  j 
1000  Versen  vom  mittelniederl  Floris  (Hör.  belg.  fll)  und  von  Maer-J 
laats  rinkbibd  gezählt,  —    Da  finden  sich  in  Floris  1  — 1000  solcher 
alle  15:  V.  80.  löS).  ITI.  195,  255.  325.  155.  487.  501.  537.  583.  Ö7(>. 
868.  914.  970,   in  Maerl.   rlmK  1  —  1000   sogar  deren  22»     Daneben  1 
nehmen  sich  die  14  fälle  im  Serv.  sehr  spärlich  aus.     Von  diesen  aberl 
sind  sogar  noch  etliche  auf  den  Überarbeiter  zuriickzuföhreii  und  zu  ent- 
fernen. —  So  steht  I  2119  vlU  :  quU  «icher  in  einer  interpühition.    Ich 
streiche  v.  2112  —  ^125.    Es  ffigt  sich  an: 
¥•2111.     Ef  warf,  gans  ende  gciuis 
V*  2126.     Tt  Wornitzc  voer  Sini  Scrväs  [van  dannc] 
Diess  erfordert  sowol  die  rQcksicht  auf  den  sinn,  als  auch  mehr  als  ein] 
formaler  grund.  —     Formal  ist  zuerst  der  reim  hrochtc  :  nun^dc  aust^a* 
sig,  dessen  ich  suchen  oben  bei  der  besprechung  des  kurzen  a  gedachte. 
hrnrMe  ist  die   mitteluiederL  (onn,   Veldeke   aber  reimt  stets  brachte 
daclUe  Serv.  I  2570,  3173.    U  638.    1865.   1138,    mit  Bartsch   p.  41J 
machte  darf  man  auch  nicht  annehmen,  da  einzig  nwchtc  durcli  zahl* 


Mhti   ur.i.HuKii 


!ie  reime  bezeugt  i-^L  —  Sndann  mfiüf-e  v.  2irj  s<:ii);-i  tni  \  ciaeko 
lun^sen  mU  tjroien  vliff:  :  quif ,  denn  mU  c.  accus,  ist  nicht  m^'glich. 
Zwar  »teben  hei  Veldeke  praepofiitionen  ü.  acc. ,  wo  im  hochd.  der  dat.  * 
steht,  doch  sind  das  nur  solche,  die  auch  eine  richtung  anzeigen  krm* 
«en  (cf.  Serv.  II  ^i.  7ß.  9i,  235  usw.)  Hier  moste  denn  vlU  apocopier- 
ter  dativ  sein  und  dieser  ist  unzuhlssig.  Ferner  beachte  man  die  über- 
ladenen verse  2120  — 25 ^  auch  v,  2126  durch  das  aiigofugte  van  dminCf 
ferner  den  unveldekeschen  reim  war  :  dan  v.  2123.  —  Nun  ist  die 
stelle  aber  auch  dem  »usammenhango  nach  unhaltbar:  Sauet  Servatius 
ist  durstig,  er  betet  sich  einen  bruimen  hervor  (v.  2053 — ^71)  —  er 
trinkt»  bis  er  seinen  duist  ganz  gelöscht  hat  (v.  72.  73)  —  der  wunder- 
brunnen  heilt-  eine  kranke  wittwe,  was  dem  heUigeu  Servatius  ausser 
einem  Weinberge  auch  von  andern  leuten  Verehrung  einbringt  {v,  2075  — 
2104)  —  der  bninnen  heilt  auch  «pÜter  noch  viele  kranke  leule  und 
sogar  daö  kranke  vieh  (v*  21U4  —  ll).  —  Nun  erzählt  uns  der  interpo* 
lator  ?.  2112  fg,:  „ein  engel  brachte  dem  heiligen  Servatius  einen  napf 
vom  himmel,  damit  er  aus  dem  brunnen  trinken  konte  (er  hatte  ja  aber 
schon  3(1  verse  vorher  seinen  durst  gelfiBcht!)  —  dieser  napf  ist  noch  im 
mfmster  zu  Mastricht  und  tut  sehr  viele  wmider>*  —  Es  ti'itt  hier  die 
nnverkcubare  absieht  des  üherarbeiters  zu  tage,  einen  xu  seiner  zeit 
florierenden  Wunderschwindel  mit  des  heiligen  Servatius  txinkgelUBS 
irgendwo  einzufügen*  Und  wirklich  steht  in  der  lateinischen  vita,  welche 
»ich  bei  Haupt  V  p.  188  findet  und  vorher  und  nachher  genau  mit 
unserm  gedichte  stimt,  gar  nichts  von  dieser  geschichtCi  ebensowenig  im 
mittelhochd.  Serv*  v.  13U<>  fgg.  —  Und  in  den  Acta  8S.  13.  Maj.  p.  229 
wird  erst  aus  dem  jähre  1630  eine  heilung  durch  trinken  ex  scypho  S* 
Servatii  berichtet,  unter  den  froheren  wundern  habe  ich  nichts  davon 
gefunden. 

Auch  II  266(>  nof-  :  grut  wird  verdächtig,  wenn  man  bedenkt,  dass 
in  den  beiden  vorhergehenden  versen  mit  dem  reime  dagmi :  plägtm  der 
überarheiter  tätig  war.     v.  2G58.  59  mögen  geheissen  haben: 
Den  si  dageti  nid  eiulorhic 
Die  plagen  ^e  forhic 
foridc  hiess  dem   uberarbeiter   vruchtc,    dorhic  kante  er  gar  nicht  (cf. 
Bartsch  p.  431   zu  IJ  2480);  in  der  Eneide  steht  es  Gmal  im  reim  {%.h. 
»0,  3.    1Ö8,  39  usw.);   so  dass  man  nicht  einsieht,  weshalb  im  Serva- 
Ütis  nicht. 

Otinz  unmöglich  ist  I  94.  Will  man  statt  soäe  nicht  goä  lesen, 
so  muas  man  die  Verderbnis  für  tiefer  liegend  erklären,  denn  sowol 
$od  :  moei  wie  Bormans,  als  soete  :  moede  wie  Bartsch  will  (p.  417)» 
ist  absolut  von  der  band  zu  weisen. 


»'« 


BJUÜTfB 


Doch  zurück  von  diesem  durch  don  rnangel  eiuer  kritbebeo  ^mz^ 
beitung  des  Servatius  bedingten  oxcurse.  —  Es  wird  e' 
08  mit  den  so  wenigen  beispjelen  des  reims  von  l  auf  m.^ ü...^.; 
das  als  t  auslautet^  seine  eigene  bewantnis  haben  mtoe.  Ich  ori 
mir  die  tatsache  so:  Wir  haben  oben  bei  den  gutturalen  ge« 
dass  Veldeke»  obwol  er  die  gutturale  tenuis  mit  der  niedorrheinigi 
inundart  im  auslaut  in  ch  übergehen  lässt,  doch  den  imtcrBchied  die 
d$  von  dem  aus  g  entstandenen  fühlt  und  indem  er  das  aufeinander 
men  derselben  mögliehst  vermeidet  so  seine  uÄhe  «um  mittelni*  - 
bekimdet,  welches  diese  laute  vo!lstä.ndig  trent  Dem  analog  xei. 
deke,  obwol  er  mit  dem  mttieluiederl.  die  tenuis  t  nicht  zu  js  verschieb|| 
doch  seine  nähe  zum  niederrh,  dadurch,  dass  er  das  in  den  benachba 
ten  gegenden  zu  s  verschobene  l  als  andern  laut  im  vergleich  mit  de 
aus  d  im  auslaut  entstandenen  t  fahlt  und  das  reimen  derselben  md| 
lidist  umgeht  (und  dass  schon  in  Jfdich  die  Verschiebung  zu  r  vor  mc 
gegangen  war,  lehrt  uns  die  Urkunde  des  gi'aten  von  Jfilicb  (LacombL 
nr.  506)  aus  dem  jähre  1261^  die  aber  im  gegensatz  zum  köln*  yesc 
schon  das  Veldekesche  (jeschitds  hat). 

Sehen  wir  uns  nun  darauf  hin  die  Eneide  an.    Wir  finden  an  bewi 
senden  reimen  für  i  folgende: 

20,  27  hoi  Q)as)  :  $€h<ä  GHE  (von  B(M)  geändert). 

25,  5  gehai  :  scJiat, 

IIA:,  11  sdiat  :  daL 

225,  7  v(Me  ;  saJtk. 

242,  m  scJicU  ;  hol, 

257,  34  scitai  :  da^  GH.    (Hier  bat  BM  4  verse  ausgeworfen!) 

346,  17  schal  ;  gaUvat 

2(5,  21  körten  :  portcn, 

124,  15  geboet  :  moeL 

121,  35  gtihiei  :  nict  Hier  hat  nur  H  (und  wahrscheinlich 
lieh  E)  gehies}  erhalten ,  GBM  haben  die  allerdings  nahe  liegende  bes 
mng  (geyiei  :  nid  angebracht,  und  es  ist  gar  nicht  unwahrscheinlicl 
dass  unter  den  2i\  föUen ,  in  welchen  in  der  Kneide  rid  auf  nkt  reimt 
tticht  ein  oder  das  andere  hiet  verborgen  stecke,  t,  K  176,  33.  —  Fer 
ner  glaube  ich  299,  33  mit  Sicherheit  lesen  zu  dürfen: 

die  d  duhk  cfidc  die  et  hiet 
GH  haben  aus  hid  einfach  gerid  gemacht,    BM  aber  wurde  durch 
zu  entfernenden  reim  hieg  :  nid»  den  der  umschreiber  mit  der  ihm  oij2 
neu  genauigkeit  gelassen,  zu  der  in  Ettmullers  text  steheuden  findei 
veranlasst,  die  völlig  siiilos  ist,  denn  von  einem  Hede  ist  nirgend 
rede  gewesen. 


OlI&B  fTBIffEICH  V,  VBIaDSKS 


I 


richtig  niederrh- 
reime. 


'S*!  haben  wir   in  der  Kneidd  11    beweisiönde   rrime.     Möglich    * 
eimge   beinpiele   durch   den   umacbröiber  unrettbar    verlüren   f?iiud,    ^ 
»ind  BB  aber  sicher  nicht    Die  erhaltenen  uun  sind  durchaus  solche,  iti 
denen  nur  organische  t  auf  einander  reimen,   kein   beiapiel  eines   reimes 
von   im   niederrhöin.   zn  z  verschobenem  t  auf  als  /  auslaut<^n(]n 
media. 

Diesen  stellen  sich  aus  dem  vServatins  ziuiächst  folgende  7  zur  seite : 
voden  :  grodmi  I  61^,  2287,  2fiü9. 
hki  :  nid  I  68. 
$tat  :  rfo/  II  Vlb 
hemi  :  stai  11  lü92 
bdiicU  :  geüklt  (hd.  gcnid  es)  II  1198 
Van  den  (bei  Bartsch  p.  417)  aufgeführten  14  fallen  glaube  ich  3  schon 
i)bm  erledigt  zu  haben.    Es  bleiben  nur  4,  in  welchen  d  :  i  reimt: 

weit  :  hrcU  I  3157. 
knä  :  M  II  802. 
lirJ  :  rid  II  1867. 
dot  :  (joet  1  3067. 
Der  letzte  fall  von  diesen,  I  2067 «   welcher  ausserdem  noch  den 
unregelmässigen  reim  6  :  oe  bietet,   scheint  mir   gleichtalls   durch   den 
Überarbeiter  hineingekommen  zn  sein.    Ich  mochte  nämlich  die  4  verse 
?on  der  zweiten  hälfte  des  v*  2067  an  bis  zur  ersten  von  y.  2071  strei- 
chen nnd  so  lesen: 

2066  Doc  brachte  ifot  altchant 

Einen  bornc,  der  dar  ui  sprank. 
2072  Doe  l4>veder  ffot  ende  drank  usw. 
Die  4  eingescliobenen   verse   bieten  ausser   den  formalen   bedenken  (tler 
doppelt  anstössigü  reim  vlot  :  goet,    und  das  bei  Veldeke  sonst  nirgends 
vorkommende  niederl.  goedertkren)  aueJi   nur   schleppende   pleonasmen, 
nämlich:  v.  2067  =  2071         2068  ^  2075  —  77 

2O60.  70  ^  2072. 
Wenn  in  den  liedern  der  fall  des  reim»  von  d  :  t  mehrmals  ein- 
tritt, so  ist  zn  bedenken,  dass  daselbst  4  —  5  reimworte  nötig  waren 
imd  deshalb  auch  der  weniger  beliebte  reim  mit  herbeigezogen  wurde. 
Nicht  hierher  gehört  i^ertvdten  :  verluten  :  nmten  :  kartaten  :  Straten 
&7,  1;  diese  reimgrappe  aber  beweist  durch  das  fremdwort  evident,  dass 
Iprache  nicht  die  niederrh,  Verschiebung  zn  e  kent«  Wol  aber 
jime  von  d  :  t  vor  in: 

geschiet  :  wirf  :  sciiid  :  lid  60 ,  5* 

hint  :  siat  :  gehnt  :  dat  60,  3. 

arhloi4  i  fiicist  ;  dod  :  geboä  :  mod  64,  18, 


^2 


In  bezug  atir  die  übrigen  consoniuiten  i^t  nichts  besonde^re»  zai 
benierkeu.  Nur  betrfiffß  des  abfall«  dea  n  am  onde  der  wortc  bei  for-| 
hergebendem  flexions-^'  will  ich  noch  einiges  hinzufügen»  —  Über 
sen  punkt  hat  bauptsächlich  Bartsch  gehandelt  (Germ,  V  41H  fgg.  fmA\ 
über  K-  M.  229  —  34),  leb  kann  mich  uut  den  dort  gemachten  aufetöl* 
Imigen  nicht  überall  einverstanden  erklaren,  wiewol  ich  mit  B.  darin  1 
übereinstimme,  da^js  von  der  in  Ettniüllers  austgabo  vorliegenden  maasoj 
der  fölle  viele  entfernt  werden  können  imd  müssen.  —  So  sind  ä. 
einige  Wörter  ah  schwach  docliniert  durchzuführen,  wie  mimuu  die  fem.] 
auf -rwwe,  nde,  bei  denen  Kttmüller  schwaukt,  der  gleiche  gebrauch  im] 
mittelniederl.  aber  verbunden  mit  den  indicien  dos  reimen  entscheidet  —  \ 
Ebenso  aber  «teht  es  fest,  dans  nichtbeachtung  de«  anslautenden  n,  ohne] 
|da«8  es  sich  ausgleichen  lässt,  vorkoml  ^beispiele  bei  Bartsch  415). 

Nicht  selten  sind  die  fiille,  in  denen  infinitive  auf  worte  mit  aus*! 
lautendem  -e  reimen.  Hierin  ist  allerdings  der  beginn  dm  heutzutage  iiii 
den  Rheinlanden  durchgeführten  Schwunds  des  infmitiv-n  zu  sehen,  docb| 
war  damals  das  n  noch  allgemein  gefühlt,  die  reime  der  inlinitivö  auf! 
Worte  mit  -cti  sind  die  mehrzahl-uud  die  Schreibung  der  infinitive  in  deaf 
krdncr  Urkunden  des  13,  Jahrhunderts  behält  faat  immer  das  n  bei.  Wir] 
worden  daher  auch  bei  Veldeke  den  infinitiv  richtiger  stets  mit  -n  ädiriii* 
böü.  Gegen  Baitseh  muss  ich  mich  aber  erklären,  insofern  er  ganz  nochJ 
bedürfnis  im  hochdeutschen  schwach  flectiei-te  noniina  als  niedenheiniHchl 
stark,  reap.  zwischen  starker  imd  schwacher  fleiion  schwankend  auffassLJ 
Dicss  betrifft  hauptsächlich  ausser  herc  das  wort  mUCj  vou  dem  ich  abor] 
eine  starke  flcxion  im  niederrheiniscben  ebensowenig  zugeben  kann,  wie] 
sie  sich  in  irgend  einem  andern  altern  germanischeu  dialecte  findete 
Ich  halte  vielmehr  eine  andere  aulTassung  dieser  tatsachc  für  geboten. 
Im  mittelniederL  ist  im  accus,  sing,  der  Bchwachen  uominalflexion  das] 
auslr^v^  ■"  ^'  n  ilurchaus  gegchwumlHi^  (gr.  I  p,  692),  so  dass  z.  b»  ioiHc\ 
geil,  dat,  wilhm,  acc.  iinUe  ilectiert,  während  im  plur.  die  eiidungl 

^iß^j.  'ß**  fest  ist  Hiermit  sind  nun  auch  die  häufigen  im  niederrhein.  vor 
'J^f  kommenden  achwachen  accusative  ohne  n  in  Verbindung  zu  bringen,  Sol 
vollsülndig  jedoch  wie  im  mittelniederL  ist  der  schwund  des  w  hier  noch 
nicht  vor  sich  gegangen ,  indem  mehr  oder  minder  Läufig  daneben  didl 
vollen  formen  immer  noch  vorkommen.  Weiter  aber  als  das  mittelndrLl 
geht  das  niederrh.  darin,  dass^auch  im  daL  sintf.  das  n  zu  verklingen  1 
begint ,  und  dieas  ist  allerdings  meist  nur  bei  wiUe  der  fall ,  doch  istl 
auch  luor  die  bei  weitem  hriuligere  form  noch  mllen.  Stets  aber  hei9»l| 
der  gen.  s,  wiUen ,  hrrm ,  bodm  usw. ,  nie  begegnet  ein  die  starke  fleiiaoj 
einzig  beweisender  gen >  wük^,  }iere$,  hodes  usw.,  stets  auch  wird 
wie  im  mittelniederL,  die  plurale  dcsr  schwachen  nomina  Dur  mit  voll 


Üliim   ItXlKlUaX    V.   VKL£i Mitte 


29S 


endtitig  -m  findi*n,  wobei  natürlich  ein  sporadiBcIier  reim  auf  -^  niehte 
beweist,  ebettöoweiLig  wie  2,  b,  för  Veldeke  der  reim  rikm  (dat,  pL) 
:  gdikf  Kn.  120,  VJ  einen  dat.  pl  r''        -  >^t 

Man  wird  sich  hiervon  leicht  üii.  ^  n,  wenn  man  ?..  b.  die  reime 
von  (lottfr*  Ha^en  hierauf  ansieht  Daselbst  kumi  besonders  das  wort 
h^rt  häufig  im  reime  vor,  ich  will  die  vorlie{?enden  talle  hier  aufzahlen: 

Der  plun  türm  steht  2ymal  im  reime  und  wird  j^^ebiindeu  mit: 
w^rm  Ö6I.  lf>12.  4«>*i7.  41)43.  —  kSrm  588.  936.  2Mh.  24ua.  4(i03. 
4!»27.  ^  ^ren  mi  756,  1U62,  1171.  1283.  1470.  1518.  1574.  2787* 
^bS,  3aG7,  ai)84,  —  emVtfti  1758.  HUB.  ;^l9:i.  ^  fmrt^rm  2205, 
1846,  374tt*  —  Irreti  2277.  —  Nie  findet  sich  ein  etwaij^er  starker  jdu- 
nü^  nicht  ein  einziger  reim  auf  sere  usw. 

Der  gen.  s.  Mren  :imal:  winm  ^763*  —  :  ^rr/i  o.><j.  01, >4. 

Der  dativ  s.  ht^nm  11  mal:  wtreti  1530.  —  keren  IG 22,  4(^40. 
4222.  6183.  —  landisMren  (plur.)  2727,  —  kirchiren  3814.  —  m-w 
3%?-  4027*  41  IG*  4240.     Also  auch  bei  gen.  und  daU  keine  form  h^e. 

Nmder  accus,  reimt  als  Iwre  11  mal:  ^rr  3306.  624  4.  —  w^re 
432.  4833.  fmre  445.  3760.    —    Imrt^re  646.   —    s^re  3293.  3i»72, 

4252.  —  Urclwre  4156. 

hh  h/rm  8 mal:  hlrm  3027.  4212.  4234.  —  w&m  IßW.  1652.  — 
^ren  167,  2997.  5258. 

Auch  ausser  dem  reime  ist  der  accus,  oft  k&e  geschrieben,  Beson- 
Idera  beachtenswert  sind  die  I  reime  37  60  —  64  Di^re :  h^rt  (acc),  w^rtmi 
[l^rew  (gen.). 

Ähnlich  steht  es  auch   mit  willtL.    Der  gen.  heisst  bei  Hagen  stets 

\wSlm.   2.  b.  72h.  1194    1202,   1709:   der  dat.  wiÜen  2327.  2744,   aber 

^i£fff^27ö8;  der  acc.  auch  zuweilen  iüillcn,  i.  b.  779.  2343,   bei  weitem 

häufiger  aber  witle,  z.  b.  3825.  2303,  68  und  im  reime  wiUe  ;  stOle  1716. 

Aus  Hagen  bt?merke  ich  noch  die  acc.  s.  grätH:  2260.  böge  und 
hrMogc  5598  —  vronie  5417  usw. 

Auch  in  den  mkunden  de»  13.  jahrhimderts  ist  der  acc  mlle  und 
dergl.  zu  finden,  obwol  die  formen  mit  n  die  geläufigeren  sind;  fnr  den 
daÜJLOst  ein  beispiel  iu  der  Urkunde  nr,  515  (LacombL  11),  wo  zu  anl'ang 
steht:  mit  (judin  wiUrn,  gegen  ende  aber:  mit  dn*  iciUe  if^e  mde  dii 
ffemhiet  is. 

Ebenso  verhiilt  m  yicli  im  Karlmeinet.  —  ^iviw  man  die  iKusjneii*  lui, 
die  Bartsch  (üb,  K.  M.  ]>,  232)  für  seine  starke  Hexion  beibringt,,  so  sind 
darunti3r  4  täUe,  in  welchen  der  plur,  und  4,  in  welchen  der  gen.  sing. 
iu^rrn  auf  rrc  reimt.  Die  grosse  masne  der  genitive  und  plurale  daijegen 
reimt  durchgehend«  auf  -rmi  «od  es  k^»nnen  diene  H  fälle  keine  upoko- 
pierte  form  beweisen^    da  ja  audi  sonst  im  K.  M.  cnie  reimt.  —    Uan^ 


'>Li 


»mAtm« 


,unuM^^  \mm  dat.  luid  accus,    Hier  reimen  üuf  iliese  wnse  :^j  u^ciy«? , 
$5  acciiBative,  so  dasa   nian   die  forüi   ^t^rc  aniielimen   mus«  UDd 
beim  accus*  als  die  rogelmJiB^ge,  beim  dativ  —  der  wol  ooch  öfter  au 
-*%jn  reimt  —  als  schwanken»!, —  In  gleicher  weise  \erl" 
imUe  und  den   übrigen  werten  der  art  im  K.  M,  —    A^       i^ 
diese  forjneu  nach  abwerfung  des  n  zufällig  mit  der  starken  form  zusaml 
men,  doch  berechtigt  das  nicht  im  mindesten,   sie  starke  zu  nennen. 

Damach  sind   nun   auch   die  föUe  bei  Veldeke  zu  beurteilen, 
Bartsch  Germ.  V  p.  414.    15   anführt     In  der  Eneide  erscheint  di 
geneti V  willen  2 mal  im  reim:  Sihillm  88,  11  :  Kamühm  241,  5  —  de 
dativ  6mal:  Sibähn  82,  IBi  stille  348,  n.  345,  27,  :  Kamille  2b2,  t\ 
236^  19    —    der  acc,  tgi?^f^l4mal  :  sHlle  (7 mal).    :  Kamille  (6 mal) 
SihiUc  (2  mal). 

Qanz  richtig  urteilt  darüber  Grimm  gr,  I-.  p.  o.^^  i)   s^/^usaiz   «iei 
neuen  atulrucks). 


Hieran  wil)  ich  nun  noch  die  behandlung  einiger  bemerkensw^ 
pimkte  aus  der  flexion sichre  knüpfen.  Vor  allem  fordert  hier 
starke  adjectivflexion  eingehendere  beachtung.  Das  starke  adjec*^ 
tiv  entbehrt  bei  Veldeke,  wie  überhaupt  im  ganzen  niederdeutschen  sprach^ 
stamm  ^  im  nomin.  sing.  masc.  und  neutr.  einer  dem  bochd.  -er  und  -f^ 
entsprechenden  endung.  Man  pflegt  nun  anzunehmen,  dass  im  nieder'^ 
deutschen  diese  endungen  früher  dagewesen,  in  den  vorliegenden  denk^ 
malern  aber  sämtlich  abgefallen  seien.  Dieser  ansieht  vermag  ich  micli 
nicht  anzuschliessen,  sondern  sehe  vielmehr  im  mase.  neutr,  Uind  die  alteu 
formen  der  nominalen  starken  adjectivflexion.  Hierbei  will  ich  bemtnr« 
ken,   dass  mir  überhaupt  betreffs  der  erklärung  der  gern  n ,, 

ken  adjectivflerion  die  von  der  neuern  vergleichenden  spr         v     i 
angenommene  ansieht  die  richtige  scheint,  dass  dieselbe  nur  nach  ami- 
lügie  der  pronominalen   declination,   nicht  durch  coniposition  mit  einem| 
pronomen  gebildet  sei;  denn  das  gewöhidich  als  hauptbeweis  verglichemi 
Hlavo •  litauische  bestirnte  adjectiv  lässt  sich  in  der  tat  gar  nicht 
dem  deutschen  starken  adjectiv  zusanunenbringen* 

Der  nomin.  sing,  ist  nun  deijeuige  casus,  in  welclieu  die  pronomi- 
nale declination  am   spatesten   und  zwar  in  den  verschiedenen  dialect««ti| 
nngleicbmässig  eingedrungen  ist. 

Das  masc.  erscheint  im  got.  Minds  regelmässig  nominal,  obt'iit^o  imi 
altn.  Uiwir,  desgleichen  verhält  sich  tias  alts. ,  ags.,  altfr.  blind  zu  güt.,| 
altn,  blinds  —  Mindr,  wie  fisc  zu  ß$ks  —  fhkr,  —  Nur  im  altlid.  begiiit 
nach  analogie  der  pronomirui  dtr,  htm'  usw.  die  eiidung  -^r  «•inzudriD*] 
g^,  doch  nur  fncnltiitiv ,  irnlorn  d'w  iilU'  form  idhit  daneben  nocli  hesteliL 


(hniR  nstimicn  v.  vitLORirr. 


295 


iübenso  ist  im  got  M/iidfa  (==  «yi?>/f)  das  starke  fem.  der  a-declina« 
\a<m.  Im  altü*  wird  diej^es  a  xu  ti  und  fUllt  ab  mit  zurücklassuiig  de» 
amlauts:  lönti,  gauz  gleich  dem  m]mt  (^of\  Ags.  wird  ebenso  das 
endmigs-a  des  fem.  /u  w  —  wie  im  mh^t  gifu  —  kann  aber  sclioii 
abfallen ,  also  Uifulu  uud  /i/im/.  Was  wir  im  ags.  werden  sehen ,  liegt  uns 
im  alta.  al>  i^  vor,  wt^uigsteus  i^st  im  Heliaüd  das  endirngs-ri  resp- 

u  schon  vuH  1^  ahgefiillen;   Wmrf,  —    Mit  unreobt  aber  scheint  mir 

Heyne  in  den  altndrh,  psalmen  die  nominative  fem,  mina  ps.  61 ,  2  und 
72,  14^  fhina  ps.  02,  4  und  G8,  17  zn  eorrigieren,  da  doch  nichts  im 
wege  steht,  dieselben  als  die  echten  alten  nominativo  zu  erklären.  — 
Im  altfr*  ist  der  decUnationsvocal  fest,  jedoch  zu  e  geschwächt:  blinde. 

Nur  im  ahd,  ist  auch  hier  die  pronominale  analogie  durchgedrun- 
gen: pltntiu,  doch  auch  eine  ältere  form  pUnt  (wie  im  alt«.)  stB^ti  pliniu. 

(ileichmässig  hat  sich  das  neutr,  plnr.  entwickelt  Got.  hlinda 
(«^  vaurdu),  an.  die  endung  zu  *«  :  long,  ags.  Mifidu,  afr.  Minda,  as» 
Uhula.  hlhidu  und  mit  abMl  hlituh  Im  ahd,  ist  von  der  alten  flexiou 
nur  noch  plint  erhalten ,  daneben  pronominal  plintiu, 

Dai»  neutr.  sing,  ist  die  einzige  funn  des  uomin. ,  welche  auch 
schon  im  got.  die  pronominale  biegung  hlmdata  neben  dem  ursprüng- 
lichen blind  kent.  Im  altn.  ist  die  pronominale  form  mit  Verdrängung 
der  alten  voUstÄndig  die  herschende  geworden,  im  atid.  ist  das  verhält- 
ttiö  genau  dai*  des  gotischen,  allein  vorhanden  ist  die  alfce  form  im  ags., 
afr.  ^  as»  Hier  findet  sich  das  neutrale  i  üur  in  den  Worten,  denen  es 
ursprünglich  zukomt,  in  den  neutris  der  pronomina.  Denn  dass  eine  die 
form  so  fest  characterisierende  endtuig  -at ,  wenp  sie  je  augetreten  gewe- 
sen  wäre ,  bei  allen  adjectiven  gleiclmiassig  wider  verschwunden  sei ,  will 
mir  wenig  glaubhaft  scheinen. 

Nach  dieser  Übersicht  über  die  nominativfiexion  der  alten  diaiecte 
wenden  wir  uns  zum  mndl.  und  ndrh.  zurück  und  zwar  beginnen  wir 
mit  der  besprechung  des  neutrums.  —  Im  mndi.  und  ndrh,  haben  das  i 
übereinstimmend  die  pronomina  dal  ~  it  (hd)  —  wat  —  dit  {mndL  auch 
ditteX  Die  adjectiva  haben  sich  dieser  analogie  nicht  unterzogen,  doch 
ist  ein  schwacher  anfang  dazu  vorhanden  mid  zwar  bei  zwei  pronomina- 
len adjectiven.  Im  mndL  nämlich  komt  das  neutnun  ghetü  —  ghint 
nicht  selten  vor  (gr.  I  p.  71*ö),  Im  ndrh.  findet  sich  dieses  nicht,  aber 
dafiir  und  zwar  sehr  häufig  die  form  alletj  von  der  aber  in  den  altndrh. 
psalmen  uoch  keine  spur  vorhanden  ist,  daselbst  heisst  das  neutr*  al ; 
im  mndL  komt  dieses  ndrh.  aüd  nicht  vor.  Ausser  dem  alhi  gibt  es 
im  ndrh*  keine  gölÄufige  form  der  art.  In  den  doch  schon  ziemlich 
umfiinglichen  m-kunden  des  [3.  Jahrhunderts  findet  j^ich  nur  allet,  ebem*o 
in  der  altern  ndrh.   litteratur.    Sporadisch  mögen  siob  wol  im  späten) 


9f\r. 


iiHMvnn 


wkiu  noüh  eiöige  beispiele  an  andern  atljoctiven  auftTOJinu 
komt  in  Hagen  (liandBchr.  des  16.  jaLiii.)  neben  dorn  17 1» 
einmal  mulert  vor  (v.  22t))  und  in  dem  ndrh.  „gespräch  zwijicUen  m 
und  leib*'  Germ*  Hl  p.  401  v.  35  ein  mdU  ma.  In  üdrh.  donkaifilern  de 
15.  Jahrhunderts  komt  dann  auch  hier  und  da  die  endung  -t-v  vor,  wal 
aber  nur  eben  aus  dem  bochd.  eingedrungen  mn  kann,  da  das  odrk 
pronominale  t  durchaus  nicht  verschiebt  So  setzt  der  ndrb.  absr^ 
döS  Preidank  —  nacli  niitteilung  meines  fi*0UBdes  dr.  H.  Paul  —  J  u: 
iüleM  seiner  vorläge  das  ihm  geläufige  alKt,  bei  den  übrigen  adj.  )$cbrelt 
©r  einfach  das  hochd.  -^s  mit  ab,  —  Wir  können  hier  an  diesem  mnd 
ffhmt  und  udrh.  allet  den  anfang  einer  bewegung  sehen,  die  im  althd 
Ü8W.  schon  vollendet  daliegt.  Ganz  die  gleiche  ent.Hicklung  war 
lateinischen  im  begiift'  einzusetzen,  wie  dio  formen  aliud t  Mud  beweineij 
die  diesen  mndl.-ndrh.  ganz  analog  sind. 

Veldeke  nun  kent  natürlich  eine  starke  adjectivendung  -ci  gar  niehl 
er  hiüt  sich  aber  zum  ndi'h. ,   indem  er  das  nicht  randl.  allet  braucfaf 
Daas  diess   dem  mastrichter  dialect   noch  zukomt,    wird   uns  durch  di^ 
predigten  bezeugt,    wo   wir  p.  852  z.  18   aUel  und  p.  355   z.  27   td 
lesen-    Im  Servatius  finden  wir  aUä  I  93.  155*  670.    II  167.  2766  and 
es  könten  wol  noch  manche  beispiele  durch  den  Überarbeiter  verschwand 
den  sein,  da  in  der  Eneide  allcz  im  Verhältnis  häufiger  ist.  —  Dass  VeH 
deke  aber  auch  die  mndl.  form  geni  gehabt  habe  ist  nicht  miwahrschein^ 
lieh,   und   Ettmöller  bat  sie   Ued  VIIl  12   wol   mit  recht  in  den   tei 
gesetzt.    Durch  Servatius  und  Eneide  ist  es   allerdings   nicht   bezeug 
Ausser   diesen   beiden  kann   aber  Veldeke  durchaus   weiter  keine  rieutra 
auf  -d  gebraucht  haben ,  im  Serratius  findet  sich  auch  keins ,  wir  habt^ 
nun  zuzusehen ,  wie  wir  in  der  Eneide  dmchkommen.     In  Ettmnllers  tex| 
stehen  von  ueutris  auf  -r^  (ausser  alles)  2»)  fälle,  eine  für  130(Xi  ver 
in  der  tat  schon  auffällig  kleine  zahL    Dass  sie  aber  da  sind ,  kann  noa 
nicht  verwundern,  im  gegenteil  wäre  es  sonderbar,  wenn  der  hochdeut- 
sche lun^ckreiber  nicht  hier  und  da  eine  hochd.  endung  -f?jer  angehängt 
,  haben  sollte.     Es  ist  femer  natürlich ,   dass  die  einzelnen  handschriftoii 
nach  belieben    noch  weitere  endungen  anhängten.  —  In  der  t^t  ist  null 
aber  der  umschreiber  in  anfögimg  dieser  endung  selir  sp:^''^-"^*^  -/ewesenj 
denn  durch  Übereinstimmung  der  handschriflen  als  ihm  in  .:  erwei- 

sen sich  nur  11  beispiele:    24,  2a.    66,  13.    I6a,  23.    2iy,  l.    235,  M 
222,  7.   240,  5,    250,  3.    309,  lll   H40,  16.  345,   18  —  die  andern 
Kttmüller  nach  einzelnen  handschriften   aufgenommen  (21,  15.    22.  17J 
25,  7.  29,  29.  37,  9.   57,  17.  74,  38.  88,  8.  131,  16.  165,  22,  2i 
250,  3  (cf.  89,  26)  324,   12.  338,   11,  348,  10).     Iln-I  ^h  iiui  fiauJ 

handsrhrilt  die  form  ohne  w-  biekt.    so  hat   diese  n  '  recht,    dal 


Cit£a  ti£uraiCH  v.  ^laüKKE 


2D7 


der  xasiitz  der  eriduiJg  für  hochdcutäclie  achmber  stiu   tirklilrlicli  ist  — 
jrf.  27,  li  (Bl   :{5,  23  (B)-  7H,  37  (H).   8ü,  26  (G)  U8W. 

Wh*  iveudeu  uiuä  auü  zu  dem  U  boispielen,   in  welclien  schon  der 

iiuii    '      '       ''■' ■       'Mi-  anfügte.     Iliervoii  heben  sich  7.uii4ichs{t  5  durch 

Ulli-  --    ''  ■^    -i:     !l^:raU8: 

24,  23  ein  vit  Udieji  niAre 
66,  13  ein  vil  starkez  märe 
163^  23  ein  ml  lieber  ntd,re 
235,  26  do  quam  ein  starkes  märv 
345.  18  i^  woTih  ein  langes  nuire 
Warum  haben  von  1 1  fUlleo  in  5  gerade  die  adj.  vor  mnrc  die  tuidouiJf 
empfangen?    Die  ertlärung  ist  folgendi^;   Im  uindL  und  udrh.  ist  tmlre 
\mt  fem  in.  (et  Karl  M-  z.  b.  12,  12.  47,  2*  28,  4  usw.).  —  So  natür- 
lieh  auch   bei  VoMeke,  z.  b.  Serv»  I  072.     11  G35  uaw.     Hätte  nun   ein 
|hochd,  unischreiber,  der  maerc  nur  als  neutn  kante »  eine  stell«  vor  sieh 
gehabt»  wie  z.  b*  Karlm.  412,  2  dii  is  eine  yroesse  incrv  (cf.  Hagen  16211), 
!  m  half  or  sieh  einfach  durch : 

dis  ist  ein  grasen  macrt 
|So  erklären  »ich  ganz  ungesucht  auch  tlie  5  stellen  der  Eneide. 

Zur  erkläruag  der  übrigen  6  filUe  muss  ich  vorher  uocli  eine  eigen- 

ftttmtichkeit  deti  niederdeutschen  adjecüvgebrauchs  besprechen:  dass 

nämlich  in  gewissen  tUllen   im  uomin.  sing.  masc.  mid  neutr.  gegenüber 

Idar  daselbHt  im  mitteihd.  üblichen  »tarken  form  die  schwache  zu  stehen 

[prtegt. 

L    Die    schwache    form  ist  fast    regelmassif]:    irebraucht  in    der 
[anrede,  z,  b.: 

Vm^e  geselle  Serv.  11  li»25.     U*ü:K 

tievii  broeder  Serv.  2702.  2830.    lievc  ht^re  Serv.  IT  2693. 
reim  iele,  lieUige  hode  Serv.  I  1777. 
[heilige  huücop,  Ueve  ht-re  Serv.  I  2864. 
Jicve  yrü  Hagen  27  7u   5^6.  5590.     Athin  0  T4H. 
icf>e  mne  Alex,  W.  2819. 
liehe  mn  Ath.  F.  37.        liehe  vater  Ath.  F.  41, 
j^me  mf  Schade  geistL  ged.  p.  Hi^  v-  94. 

ummc  mf    „  t,         ,,     p.  91  v.  266. 

IL  Dia  schwache  form  ^teht  »ehr  häufig  nach  pronomintbus ,  beson- 
lei»  prr  n,  z.  b.i 

^  r   nmn  Serv.  11  2t7*»,     Hairf^n  5550. 

ir  grotc  ktt  Serv.  11  27  ^ 

ir  fddc  lelt  Hagen  4o74.        dtn  lau  snn  Alavld.  21*7. 

sm  Ucee  Itere  Qagen  4isy.        sin  Ueve  sun  Hagen  5689. 


29o  BRAUHB 

dorch  shi  lievc  wif  Athis  11  p.  4. 
ir  lievc  vater  Schade  geistl.  ged.  p.  185  v.  69. 
diu  lievc  hmt  Hagen  1978  (so  ist  zu   lesen  statt  des  durch  den 
Schreiber  des  15.  Jahrhunderts  hineingebrachten  lieves,  welche  hochd.  form 
l)ei  Hagen  ganz  vereinzelt  dastehen  würde. 

III.  Die  schwache  form  steht  zuweilen  nach  dem  unbestimten  arti- 
kel:  ein  arme  tcandelläre  Serv.  I  910. 

Diesen  gebrauch ,  der  ja  auch  in  seltneren  fällen  im  mhd.  vorkomt, 
erörtert  Grimm  gr.  IV  5G0  —  70,  ohne  jedoch  auf  das  speciell  nieder- 
deutsche vorkommen  desselben  rücksicht  zu  nelimen.  Das  letztere  bespricht 
Lubben ,  Keineke  p.  XVIII  7 ,  aber  in  nicht  befriedigender  weise. 

Danach  sind  die  übrigen  C  fälle  der  endung  -es  in  der  Eneide  zu 
beurteilen : 

I  219,  1     frige^  herze  ^  hdt  hdt 
250,  3     schönem  bilde,  reiniu  muget 
222,  7     das  sie  dich  heJiüten  liehez  kint 
II  309,  13  an  min  rehfes  erhe 
III  240,  5     es  ist  ein  rehtez  wibhere 
340,  15  mid  üf  ein  aldcz  gewant. 
Hier  wurde  der  umsehreiber  durch  die  vorliegende  ihm  nicht  geläufige 
schwache  form  veranlasst,  die  endung  anzufügen. 

Auch  die  beispiele  der  endung  -es  in  den  liedern  lassen  sich  auf 
die  einfachste  weise  entfernen: 

5ü,  7  min  domhe  herte 

ü2,  13  (jräwe  (plur.)       ü2,  21  die  nüwe  tin 

nemen  vor  alt  golf  (cf.  Ettm.  zu 
G4,  30  ein  lieve  ende.  lied  IX  11) 


Ähnlich  steht  es  nun  mit  der  masculinenduug  -er.  Im  mndl.  und  im 
Servatiua  gibt  es  davon  keine  spur.  In  ndrh.  denkmälern  finden  sich  ganz 
vereinzelt  masculina  auf  -er,  sie  sind  aber,  besonders  in  älteren  denk- 
mälern, sehr  selten  und  nehmen  sich  wie  fremdlinge  aus.  In  den  Urkun- 
den des  13.  Jahrhunderts  habe  ich  nur  einmal  tvclehir  (Lacombl.  II  537) 
gefunden.  Ein  wenig  häufiger  sind  sie  im  15.  Jahrhundert.  —  In  den 
altndrh.  psalmen  aber  sind  sie  gar  nicht  vorhanden.  Es  sind  daher  auch 
die  in  der  p]neide  vorkommenden  fälle  nicht  zu  dulden.  Im  EttmüUer- 
schen  texte  stehen  50  derartige  fälle.  Davon  gehen  30  ab,  m  welchen 
einzelne  handschriften ,  meist  GH,  die  richtige  form  erhalten  haben. 
(19,  38.  20,  24.  40,  21.  59,  38.  82,  29.  95,  36.  117,  5.  121,7.  133,  24. 
147,  9.    158,  30.    160,  7.    183,  14.    188,  2.    192,  30   (Eib.  handschr.). 


ßnicB  tisiiciucti  y.  txlukkjs, 


!?9^ 


!l9$,  88-  200,  2*%  20»,  1.  t20,  20.  »8,  221,  UK  2:i.  224,  40.  23:i,  -,. 
244»  4.    269,  IK    299,  39.    ai9,  H,    ;t25,  34.    351,   35). 

Hiervon  beachte  nuaii  26,  24,  wo  Bttmfillcr  wider  besseres  wbsen 

|(üf.  die  anmerk.)  die  fomi  rtrher  in  den  reim  gesetzt  hat,  sowie  «2,  29. 
121,  T,  220,  20.  ZH,  221,  UK  2^  \cl  182,  11),  wo  der  uraschroiber  die 

I schwache  fonti  in  der  anrede  durchgelassen  hat,  welche  sich  nun  in  ein* 
zelnen  handschrifteu  findet 

In  der  rogel  uileriliiigs  vertilgte  der  umBchreiber  diese  schwachen 
furmou  durch  auhangung  des  r,  und  e«  gehören  von  den  20  föUen ,  wo 
die  hHudöchriften  öbei'einsiitnmend  -vr  bieten,  11  liierher,  nämlich  I  (an- 
rede) 82,  35.  172,  5.  181,  17.  218,  20.  22U,  25.  221,  4.  :>HH.  H 
n  335,  3  (et  Seiv.  U  2470).     96,  25.     HI  39,  .30.    148,  30. 

Bei  den  übrigen  9  Rillen  können  wir  keinen  äussern  anlasti  erken- 
uün,  welcher  den  umsclireiber  das  r  aufiigen  Uess:  90,40.  92.  38. 
ll»T,  27.    126,  24.   135,   10.    197,  17.    319,  15.   347,   12.  348,  8. 

Hierzu   kommen  noch  die  beiden  beispiele   in  den   liedern  57,  2i: 

fmfit  ärnnbc  imn  (et  Etfcm.  zu  lied  l  30),    58,  3ri  grocne  hU\ 

Dan  starke  fem.  endigt  bui  Vtddeke  im  nom.  sing,  auf  -e,  grvk 

IS^rv.  U  981.    amm  11  2241.    dhie  I  2559  usw.     Doch  i»t  daneben  aucJi 

[dii?  fonii  mit  abgefallenem  r  hüntig,  %,  b.  dae  icm  grot  clagr  da  Sc?rv.  0 
1388    -   mas^tvichter  predigten  -a,  \k  p*  353  z,  7  eem  tromm,  em  mf\ 

\(lam  dieselbe  form  hat  der  nom.  acc,  neutr.  plur,,  z.  b,  Serv.  II  920.  — 
In  den  altniederrli.  psabuen  endet  derselbe  auf  -n  {wikilu  thing  54,  13), 
welciies  dann  zu  v  gescUwucbt  wurde.  Ebenso  lauten  diese  formen  im 
ndrh.   und  minll,    (In  Grimm»  paradigma  gr.  P  p,  75n  fehlt  im   nom. 

I  Hing.  fem.  und  nom*  acc»  plur.  neutr.  die  volle  form  Ulnje), 

Pronomina. 

IMe  genitive  der  persönlichen  prouomina  heißsen  bei  Veldeke 
\imn  —  dm  —  sin,  und  nicht  wie  im  minll.  und  wie  der  Überarbeiter 
ide»  Servatius  häufig  eingefülirt  hat,  mhis  —  dhis  —  mts,  z.  b*  1  2.5U5. 
in  2190;  das  beweisen  zahlreiche  reime  auf  den  inf,  sin.  —    Die  formen 

mirws  —  dims  —  shifs  (naturlich  eigentlich  genitive  de«  possessivpro- 
Inomens)  geboren  Veldeke,  wie  dem  ganzen  ndrh.  und  den  angrenzenden 
[ niederdeutschen  Sprachgebieten^  nur  vor  selltes  an:  statt  hochd.  wln  sd* 
\ltes  heisst  es  sUU  mwes  splhes  usw.     In  der  Eneide  steht  es  im   reim 

lH4t  3  und  auch  ausser  dem  reim,  wenngleich  nicht  in  Ettmüllers  texti 
Isa  doch  in  den  bessern  handschrinen  GH,  nach  denen  es  herzustellen 
liat:  31,  27.  73,  37.  166,  7.  172,  2,  262,  28.  305,  7,  319,  11.  —  Im 
[Scrv.  imtürlieh  stet*;  ^o,  z.  b,  I  2859  (et  Frommann  zu  Herb.  5273  und 
[646,  —  W.  zu  Aleiander  1256). 

20  ♦ 


300  BBAUVE 

Der  dativ  heisst  bei  Yeldeke  wie  im  mndl.  tni  —  di.  Niederrh. 
ist  das  nicht,  wie  ganz  richtig  Pfeiffer  p.  500  bei  besprechung  des  liedes 
bemerkt,  in  dessen  Überlieferung  ausser  andern  echt  Veldekeschen  for- 
men auch  mi  (allerdings  zu  hie  verderbt)  bewahrt  ist.  Niederrh,  heisst 
es  mir  —  dir.  Im  reime  steht  mi  {ibi)  Serv.  I  1270.  Ausser  dem 
reime  aber  wird  statt  der  dative  mi  —  di  im  Serv.  oft  mich  —  didi 
geschrieben. 

Im  accus,  dagegen  hält  sich  Yeldeke  zum  niederrh.,  gegen  das 
mnJl.  mi  —  di,  indem  er  die  foiinen  mich  —  dich  —  sich  braucht. 
Eine  accusativform  des  reflexivs  ist  im  nmdl.  nicht  üblich  (cf.  gr.  1  78:2); 
dass  sich  im  mastrich tischen  vorhanden  war,  beweist  — ausser  Yeldeke  — 
das  häufige  vorkommen  der  formen  sich,  sig  in  den  predigten. 

Der  nom.  masc,  des  artikels  lautet  im  mastrichtischen  wie  im  ndrh. 
der,  doch  komt  auch  die  daneben  vor.  In  der  haudschrift  des  Servatius 
mag  sich  der  und  die  etwa  gleich  stehen,  aber  in  den  altern  predigten 
ist  der  weitaus  die  häufigere  form. 

Die  form  hacr  (mhd.  ir  fem.)  komt  Yeldeke  nicht  zu ,  er  wird  dafür 
her  gebraucht  haben.  Serv.  l  3239  muss  man  statt  Itiste  haer  :  custc 
nacr  lesen  Itiskr  :  aister.  Diess  wird  bestätigt  durch  den  sonstigen 
alleinigen  gebrauch  des  wertes  kuster,  koster,  cf.  11  1«48,  und  im  reim 
(:  docsfcr)  II  1314.  20i»7. 

Ich  lasse  nun  noch  einige  bemerkungen  über  die  verbalflexion 
folgen. 

Die  1.  pors.  s.  praes.  hat  in  den  ndrh.  denkmäleni  auslautendes  -m, 
bei  Yeldeke  scheint  diess  —  wie  im  mndl.  —  nicht  der  fall  zu  sein. 
Keine  spur  davon  ist  in  der  Schreibung  des  Servatius  vorhanden,  auch 
sind  viele  reime  der  Enoide  dagegen ,  was  allerdings  in  diesem  falle  nicht 
gerade  viel  beweist,  z.  b.  En.  90,  40.   209,  37.   2G3,  19.   2Ü9,  39  usw. 

Die  2.  pers.  s.  praes.  ind.  und  conj,  hat  im  ndrh.  und  nmdl.  das 
im  mhd,  iingotretene  t  nicht  angenommen  (cf.  auch  Fromniann  zu  Herb. 
4  720).  Abgeselieii  von  Serv.,  wo  es  natürlich  in  der  Schreibung  durch- 
aus uiclit  da  ist,  wird  das  fehlen  desselben  aucli  in  der  Enoide  durch 
reimo  bezeugt:  riclws  (gen.)  :  vidiviches  122,  lo;  ah  2üj,  23.  2G1,  5, 
und  in  der  Schreibung  ehizelner  handschriften ,  bes.  GH  öfter,  \\\  allen 
141,  30.    2^^9,  13. 

Audi  die  2.  i)ers.  sing.  perf.  ind.  und  conj.  endet  mit  dem  nmdl. 
auf  -s  (cf.  Weism.  zu  Alex.  2731),  z.  b.  Serv.  II  27(K')  jildiiei^  :  läijvs  — 
Eneide  205,  21  (jvharvs  (praes.)  :  wCirvs  (conj.  perf.),  ausst*r  dem  reim 
22(»,  31  (MH).  331,  29.  3(»  (GH),  besonders  in  H  häufig,  /..  b.  218,  3a 
222,  2.    274,  7.    250,  21    usw. 


tnmu  ttsnnttot  t.  irstDUos 


30t 


Das  l  haben  bei  Veldekc  nur  zwei  formen  angononimen ,  nämlich 
hi$t  Bn.  96,  25,  welches  auch  m  nmdl  best  heml  (Ur.  I  D7l0  tind  r^<f?5^ 
(gegen  mndl  rfo^.«)  im  rdme  auf  macsi  (mndL  maries)  En.  86,  35.  110,  7. 
'»♦•'     7.    265,  38,    278,  21),    281,  15. 

Abgeworfen  ist  das  t  in  is  {:  fftwis  En.  I5mal,  Serv.  2mal  —  :rfe« 
Bö.  4  mal,  Serv.  2 mal  —  :  Andmes  En^  95,  17),  wii^  im  mndl  und 
ndrh,;  ebenso  in  der  3.  plan  praes,  tnd.  wie  ira  mndl.,  während  im  kuln.- 
ndrh.  dm  t  noch  lange  hin  correct  sich  findet,  im  reim  z,b.  döhUistoint 
Hagen  3123  —  verdcint  :  geinf  Karlm*  284,  15.  Hier  folgt  also  VgI- 
deke  dem  mndl,  während  das  ndHu  und  die  ober-  und  mitteldeutschen 
dialed^^  damals  alle  das  t  noch  besaj^sen.  Beweisende  reime  gibt  e>i  in 
der  Eneide  genug;  so  weisen  z.  b.  die  beiden  En.  103,  5.  ^.  und  103, 
die  Vermutung  EttmüUera  zurück,  als  sei  102,  :^7  — 103,  28  von  einem 
thüringischen  geistlichen  eingeschoben  (siehe  seine  anm-  zu  103,  29), 
was  allerdings  auch  schon  durch  geeet  (^  hd.  giM  —  gU)  im  reim  auf 
eniseve^  103,  20  geschieht* 

Sonstige  beispiele  sind  233,  :^1.  275,  II.  280,  35.  203,  15.  297,  :\, 
Vi^f  15  (die  beiden  letzteren  von  BM  geändert)  usw. 


So  viel  möge  zur  feststellang  des  Veldeke^chen  dialects  genügen. 
Ich  glaube  dadurch  bewiesen  zu  haben,  dass  Yeldeke  auch  in  der  Eneide 
seine  hämische  spräche  in  voller  einheit  zur  anwenduog  gebracht  hat; 
da  unmöglich  die  besondern  gesetze  der  mastrichter  mundart  so  strict 
nnd  allseitig  mit  den  reimen  dieses  gediehts  in  einklang  stehen  kan- 
ten, wenn  er  auch  nur  ein  wenig  hochdeutsche,  ja  sogar  köln.-ndrh, 
brocken  in  seine  rede  eingemischt  hätte ,  wie  diesa  ja  so  evident  zu  tage 
trat,  wenn  ein  hochd.  schreiber  einige  verse  änderte  oder  hinzutat.  — 
loh  kann  daher  nur  die  ansieht  tu r  glaubhaft  und  richtig  halten,  welche 
die  Eneide  im  mastrichter  dialect  verfasst  und  in  Thüringen  imigcschrle- 
beri  werden  lAsst.  Diese  Umschrift  widerum  muss,  wie  wir  gesehen 
haben,  mit  sehr  genauem  anschluss  an  das  original  und  nur  unter 
nrn    \      ^   der  mastrichter   in    die   thöringischen  formen  vorgenommen 

w< fi,   da  sonst  gleichfalls  die  einheit  des  diab^cts  hätte  verloren 

gehen  müssen. 

D<5innach  ist  ilie  imsicht  vod  Bartsch  (Germ.  V  p.  422)  g;\nzlich 
unhaltbar,  dass  die  Eneide  in  Thüringen  eine  stärkere  Überarbeitung 
erfahren  habe.  Barisch  wird  zu  dieser  ansieht  gefuhrt  durch  die  beob- 
achtung,  dass  sich  im  Servatiua  mehr  niederlJindischo  spuren  finden,  als 
in  der  Eneide,  und  er  fuhrt  auf  p,  421  verschiedene  dahingehörige  w"^r- 
ter  auf. 


302 


«UÜKff 


Diese  facta  sind  ja  niclit  wegzuleugnen ;  doch  d^  wir  gesebeu  ha 
da88  eine  gr<'>aH're  hochdeutsclie  überarheitimg  in  i\f*Y  Goeidi«  keuii* 
findet,  «o  rnnrisen  wir  nie  auf'  andere  weine  erklären.    Und  da  meil 
vor  allen  dingen,  dass,  wenn  von  Überarbeitung  die  rede  iskt  tUese 
viel  mehr  rocht  auf  der  seite  des  Servatius  zu  suchen  sei,  wie  das 
aus  den  gelegentlichen  beobachtungeu  bei  der  untersucbung  des  diale«j 
8chou  eiuigennas^en  hervorgegangen  ist.  Eine  eingehende  kritische  beha 
lung  des  Servatius  würde  da  noch  manches  zu  tun  finden. 

Von  den  bei  Bartsch  p.  421  angeluhrten  wMem  hatttü  no  •?<! 
Ucre  i  204>9  als  interpoliert  zurückgewiesen,   mehrere   lateinisch •kii'cj 
liehe  ausdrücke  werden  sich  durch  anschluss  Veldekes  an  seine  lat 
»che   quelle  erklilren,    wie  wol   aucli  conujn  12083  in  beibehält  i 
latt^in  i'ijmimim  (Haupt  V  p-  188)  seinen  grund  finden  wird.  —     <- 
Bartsch  angettihrte  ontfamuin  hindert  uns  niemand  in  crhamun  nmt 
setzen ,   zumal  dieses  als  v^ht^rmen  (:  armai)  11  245  sogar  in  der  sehr 
bung  vorkomt,  —  Deren,  welches  von  Bartsch  als  dem  Servatius 
angehMg  betrachtet  wird,  findet  sich,  wie  wir  oben  sahen,  In  der 
88,  37  und  ausser  dem  reim  260,  31 ,  wo  die  auffaßsiuig  als  tierrei  st 
deret  doch  wol  nur  hochdeutsches  raisverständnis  ist 

Ein  anderes  niederdeutsches  wort  (Mden  „gehen,"  uamentUch 
der  zeit  gebraucht)  steht  im  Serv,  I  1537.  —  In  der  Kneido  finden 
es  in  EttraüUers  text  nicht,  aber  in  H  248,  33  steht 

Eines  sfetigen  friden 
Bis  schs  Wochen  lidoi 

Dass  auch   m   der  vorläge  von  G  dieses  dem  Schreiber  anbei 
wort  stand,  ergibt  sich  aus  der  art  der  Änderung,    ^Vm  gewaltsamst 
jedoch  in  diesen  und  den  folgenden  versen  die  «Inderung  von  BM, 
auch  den  sinn   nicht  unerheblich   verschiebt.  —     Ebenso  steht  52, 
nur  in  H  das  einzig  richtige:  die  naht  leii  und  serginh. 

Ein  allgemein  uiederdeutschos  wort  ferner ,  welches  sich  im  Serv^ 
tius  nicht  findet,   nämlich  leren  „discere,"  steht  in  der  En.  31),  13. 
Die  in  Ettmüllers  text  st^jhende  ändening  von  BM  gibt  folgenden  unmc 
„Die  minne  hatte  sie  so  sehr  verwundet,  dass  man  sie  in  dem,  was 
froher  sehr  gut  gewust  hatte,  von  neuem  unterrichten  muste.*'    Na^ 
GH  aber  schrieb  Veldeke: 

V.  13.    Si  was  rm  minncn  s^re  ivonl: 
dat  her  ^  tms  onkmil. 
auf  mmsir.  si  doc  h^rm  (:  krnm) 
Das  hdsst  also:   ,,die  macht  der  minne  .weckte  in  ihr  vorher  ufif^*!tf:uil 
empfindungen.^'     llienuit  vergleiche  man  262»  IH  und  aos,  7,  v 
djisselbe  gesagt  ist* 


CvBR  uBumica  V.  V1CLDK&» 


30» 


Der  grund  der  ändenuig  ist  uattlrlieh  l't^rm,  welches  b  dieser 
bedeutung  den  Schreibern  der  vorliegenden  handschritlten  allen  anbekant 
war;  der  imiHchreiber  aber  hatte  es  gelassen.  Es  findet  sich  auch  in 
dem  liüile  VeldefceB  61,  'Ji, 

So  werden  bei  eingehenderer  betrachtimg  der  spräche  des  Serva- 
tius  und  der  Eneide  immer  mehr  die  vermeintlichen  Verschiedenheiten 
sohwindeu,  welche  durch  die  «üvergenz  der  Überlieferungen  beider  cr^dirlite 
entstanden  sind. 

Wir  haben  aber  auch  hierdurch  wider  gesehen,  wie  >1el  ursprüng- 
liches der  bearheiter  von  BM  vervrischt,  wobei  dann,  wie  schon  öfter 
bemerkt,  hochdeutsche  und  Veldejfes  mundart  zuwiderlaufende  reime  ein- 
zutreten pflegten,  und  das  ist  gar  nicht  zu  vermeiden.  Denn  wenn  man 
die  reime  eines  mittelliochdeutschen  gedichtes  durchsieht,  so  ist  durch- 
schnittlich der  zehnte  reim  für  Veldeke  falsch  und  wird  von  Umi  durch- 
aus gemieden ;  es  muss  also  einem  hochdeutschen  ilberarbeiter  der  Eneide 
etwa  mit  jedem  zwanzigsten  verse»  den  er  ändert,  mindestens  ein  Ver- 
stoss gegen  Veldekes  spräche  im  reime  unterlaufen.  —  Die  urspiiingliche 
thfiringische  Umschrift  kann  aber  durchaus  keine  Überarbeitung  gewesen 
sein.  Denn  wenn  auch  einige  verse  geändert  sind,  was  allerdings  aus 
den  falschen  reimen  hervorgeht,  die  der  umschreiber  hineingebracht  hat, 
so  sind  diese  doch  so  wenige,  dass  dadurch  am  besten  das  gelinge  mass 
seiner  äuderungen  bezeichnet  wird. 

Zuerst  das  zweimalige  sagen  304,  31  und  323,  23.  Da  diese  bei- 
den beispiele  in  dem  teile  der  Eneide  stehen,  welcher  sicher  in  Thürin- 
gen geschrieben  ist,  so  könte  das  wol  ein  anlass  sein,  wenigstens  hier 
für  den  dichter  untermis^chung  des  hochdeutschen  retten  zu  wollen. 
Dagegen  ist  zu  erwidern,  duss  einerseits  in  2ouO  versen  diese  zwei  fal- 
schen reime  gar  nichts  beweisen  können,  da  Veldeke  sich  hier  im  übri- 
gen ebenso  genau  wie  im  ersten  teil  an  die  gesetze  seines  heimatsdialec- 
tes  bindet,  —  andererseiis  hatten  wir  oben  gesehen,  dass  nach  dem 
tra]iz(V3ische]i  original  der  dichter  304»  :U  höchst  wahrscheinlich  geMagd 
geschrieben  hat,  und  dass  ffcsafjrt  also  nur  fmderung  des  umschreibers 
ist:  und  danach  können  wir  denn  annehmen,  dass  auch  der  andere  fall 
dem  umschreiber  zukomt. 

Unveldekesch  ist  dann  wol  noch  der  reim  gii  :  gelU  252,  31,  — 
Eine  form  (ßt  för  gcct^  (:  entsetzet  103,  19)  ist  bei  Veldeke  nicht  mög- 
lich, ebensowenig  geltt  aus  gdcdei  (nach  Ettmilllei-s  erklärung).  Wir 
würden  uns  also  an  den  umschreiber  zu  wenden  haben,  aber  auch  für 
diesen  möchte  wol  eine  verkürzte  form  für  gdidet  ober  geM  als  gvHl 
heifisen  (cf  Lexer:  gdidd).  Es  scheint  daher  das  wort  einer  andern 
erklänmg  zu  bedürfen. 


M>i 


naAinct 


Nimt  man  nun  auch  Jii^  «teile  tt4,  3.')— Mf),  12  hin/,ü  ,  ,it.  ,j 
wir  oben  sahen,  «iclior  nicht  ganz  in  VohJekcscher  gcntiiH  tiberlictet 
so  hat  man  damit  die  lalle  ej^chopft,   in  welchen   die  jetzige  öliLTli^f 
rnng  mit  den  tur  die  mastrichtor  mundart  entwickelt'  -  --^p]n  in  wideil 
Spruch  tritL    Allerdings  aber   nur  dor   nai:h  GH    b-  ^''  teil;   Kt(| 

müIlerB  naeh  UM  gemachte  ausgäbe  liefert  den  beweit;^  wie  schon 
»o  zurnckhaltender  bearbeiier^  wie  der  von  BM  doch  i  '  *  '  ■ 
nicht  mastrichtiache  formen  stiren  muste.  Zur  not  kont^  /. i  i  -  ,i 
auch  davon  noch  behaupten  (p.  VII),  dass  sich  b  der  Eneide  auch  n\^l\ 
ein  niederrli,  falscher  reim  finde,  denn  im  niederrheinischen  —  beson 
ders  wenn  man  diene  bezeichnung  etwas  allgemeiner  und  nicht  blofl 
auf  den  dialect  von  Köln  und  umgegend  bezüglich  fasst  —  können  not":! 
manche  der  hochdeutschen  reime  von  BM  pansieren^  aber  doch  nioll 
alle*  So  ist  der  reim  Dl,  27  sä  :  da  nicht  niederrheinisch ,  wo  — 
hei  Veldeke  —  nur  smi  ^]t  OH  ^hi  aber  auch  an  fliener  ^tello 
richtig!'- 

An  vnwu  hLniULsginri  ut  i  biii'i'ic  um  snuatu  oju  lurüeriHig  h^ 
Veldekes  dialect,  so  weit  ok  nioglicli»  wider  herzuKtellen*  —  WoIU 
aber  das  nicht  tun  und  wollte  er  —  wie  Ettmfiller,  cf.  p.  I  —  nur 
thfiringiscbe  Umschrift  jener  zeit  widergeben ,  so  ilfirfte  er  dann  nich 
EttniflllerH  fehler  verfallen,  welcher  die  reime  denn  doch  nach  dem 
lect  ausgleicht,  wenn  das  rcimwort  dazu  nötigt,  und  z.  b.  wereinihi 
(fedaht  171,  :il  — stihtcu :  hrihfcn  66,  VA  schreibt,  wahrend  alle  han<] 
8chriften  uwreJuift,  sttfteti  bieten,  wie  auch  sicher  einzig  in  Thüringo 
geschrieben  und  gelesen  worden  ist. 

hEWZlCu  W,    HR  AHNE. 


H'H     SCHATZ    NKIN. 

EIN   N0VK[J.ENSTnAUS8  DES  XV.  JAllimUNIlKRTS. 
Die   nachfolgende  reihe  kleiner  erxfthlungen   fiillt  in  kleiner  aicli| 
leicht  lesbarer  schrift  des  15.  Jahrhunderts  fiber  ffJnftehalh  hlätter  ein 
quartbandes  mit  holzdeckeln  und  rotem  lederbezuge  im  general-' 
archive  zu  Karlßruhe,  Ms»,  nr.  88.     Den  grösten  tei!  des  banden  i 
alte  drucke  ein:   der  tiacfcitulus  clarissimi  viri  ac  praestantissimi  phüc 
HOphiae  doctorjs  Aug.  Dachi   f^de  modo  dictandi,    wie  die   inhalt 
auf  der  innenaeite  des  deckoU  besagt);'  der  tractatulus  r.  m.  Jt^u* 

1)  IkI  nach  L.  Hockingers  vennatuiig  ein  nas^ug  am  dem  itohr  v<3rbrmtofe 
brlefAti^Hor  dm  147U  vürgtorbenon  Augiihtiu  Dali  v«»n  Sii?na.  V|,jl.  Kbürt,  rtll^Miw 
i>»l'l  ;-r.    Ln^iw.  Koekingcr,  «1>CT  fonaelliacbcr  vom  13.  W«  »u^ 

16.  _  1855  8.74  anm.  I4ü.  Z- 


»m  BüuiTx  Htm 


5105 


(mnk)  cauccUani  Pari^enbiis  de  poUutionc  Tioctnrna   an   impediat   cele- 

bmutem  vel  uoo;  desselben  tractalulus  de  coguicione  ca^titatis  et  polla« 

ioidbuä  diunuH,  mmv  desselben  forma  absolucionis  f^acramentalisJ  Abge- 

'sehen  von  den  übrigen  handachriftlichen  eintragimgeri  in  dem  bände ,  fin- 
det sich  von  detÄelbon  band,  welche  die  kleinen  erzilhliingen  geschrieben 
hat,  auf  fiinftehalb  ihnen  vorangehenden  selten  ein  tractat  mit  der  ober* 
chrift:  An  ad  repraescntandum  confusum  sonum  infernalis  turbo  sacer- 
lotes  ruraloH  adoo  indistincte  cauant  placebo^  et  diritjt*^  Auch  diess  stiick 
scheiEt  des  abdruck«  nicht  ganz  unwert  zu  sein.  Ausserdem  scheinen 
^uch  die  ersten  selten  des  banden  von  derselben  band  mit  grosserer 
fcebriil  bedeckt  7M  sein;  sie  enthalten  unter  anderem  iütc*rcä8ante  poe- 
tische verBucho,  ü«y,weifölhaft  von  derselben  band  stammen  einige  noti- 
/en  auf  der  inneren  seite  des  rückdeckeln.  Aus  diesen  liebe  ich  die  fol- 
gende hervor:  ^Ego  frater  -I.  Kimerlin,  lector  domus  minorum  fratrom 
in  Uaugedingun^^  notifico  per  praesentes  etc.  sub  aono  1173  (V)  feria  secunda 
p08t  dominicam  Reminiscere  confessus  est  mihi  Conradus  Vumusz ,  i|>Bum- 
fjue  abHolvi  et  ei  poeniientiam  salotarem  injunxi.  In  cujus  rei  o\iden- 
ciam  praesentem  cedulam  sibi  tradidi  meo  signeto  tergetenus  consiguito/' 
\Vm  dies©  bemerknng  für  eijien  wert  haben  mochte/  und  ob  ihr  schrei* 
her  J.  KimerÜD  als  der  Verfasser  oder  nur  als  der  Schreiber  der  folgen- 

^den  erxahlungen  zu  betrachten  sei,  lasse  ich  dahingestt^llt 

Ich  bemerke  nocbt  daas  ich  correcturen  grober  Verstösse  gegen  die 
latinität  immer  als  solche  ausdrücklich  gekenzeicbnet  habe. 


1)  Nach  Ehcrt,  nr,  8390  aind  diese  drei  schriftchen  ohne  angäbe  von  ort  und 
Jahr  an  C^dln  ber  Ulrich  Zell  nm  1470  gedruckt  worden.  Z, 

2)  Plücebo  dtmiino  in  regiouc  vivornm  (Ps,  114»  9)  i«t  der  anfang  der  toton- 
vi^Hpcr;  über  dir  ige  ist  mir  genaa^jre  auskimft  nicht  zur  band,  doch  läBst  sich  ver- 
umtim,  da«a  es  wol  in  denselben  kreis  gehören  möge,  Z. 

3)  Sollte  Uangendingon ,  pfarrdort*  iiu  tbalc  gleichen  namens  im  forstentumo 
lobeoroUern  •  HeehingcD  gemeint  aoinV    Hier  war  aber  ein  dominicaner-nonnenklo- 

er.    8*  Stein,    geogr.  stAtisi,  lexikon.     Kitter ^   googr.  lex.  —    (Stielcrs   karte   von 
iiland  in  25  bL  verxeicijnet  anf  halbem  wcge  zwlächen  Haigerloch  und  Hechin- 
in  Raßgcttdiugen ,  woselbst  ein  fraueukloBtcr  be&tandcn  bat;  ahur  nach  Johler, 
geschichtc  von  UohenzoUern  •  Hechingen ,   gab  ea  du  Pranitiscaner  mönohsklostör  in 
Hcclungen  selbst,  auaserlialb  der  stadtp  zum  S.  Lucius,  welches  erst  neuerdings,  des 
prietiWniiingcls  wogen,   saecularisirt  worden  Ut,    und  dessen  insasscn   auf  pfarroien 
Iv-  M  Hind.     Vielleicht  war  ein  lector  ingtr  FYftnstiscaner'kloÄter» 

f»»i  ^^   des   geistlichen  amtes   im  nonn  des    naheu    Rangentlingen 

beauftragt,  und  ibm  damit  rngleiob  sein  wohnfiitz  tlasclbst  angewiesen  worden,     X. 

4)  Eß  ist  wol  nur  ein  schi'joa  für  eii»o  bciclitboßch^nnigung  oder  einen  bßicht- 
austtülf    wie  «(Kielte  ab  und  zu  ein   beichtvatur  von  ttint»wegen  njocht^i  auf  verlangon 

8tatt  Vuuin^z  Ut  wol   Vnmusz  (d«  U  Uuiouo^)   zu  lesen.     VgL 
JG.  2. 


m^ 


ST»«»  IT?«»  »6mx^ 


Wenn  ich  anch  im  folgenden  zwei  anklänge  iin  öchoi! 
weiBen  kann,  m  wird  doch  die  art,  wie  die»  novellen  durt^  L.uv.i  .., 
gehenden  fadfu    ^    durch   die   Biets  ^dderlcBhrende  pointo:   ich   h« 
nein!  —  zusammengehalten  werden,  die  mitunter  immerhin  neue  \ 
eines  so  vielfach   ausgefühiien  themas»  und  die  unverkenbare  dra^-ii 
lebhaftigkeit  der  erzählung  den  abdruck  rechtfertigen, 

L  Nenn  und  nriu. 
Ja.  S,  anno  1477,» 
(N)emo  est,  qni  non  sepins,  ut  arbitror,  vulgatam  roi^ponmon« 
nostrarum  puellarimi,  mulienim  et  virginum,  juvenuinque  sennmquo  audlJ 
erit,  qua  ud  omnem  objeetionem»  ad  omnem  quae^tionem^  ad  omnia  detU'« 
que  verba  respondere  solent:  Ich  schiijs  nein!  Quia  in  tarn  assiduo  iii 
usu  est  omnium,  baucalarei'*  duo  moti  sunt,  quidam  pridie,  alter ^  heri 
ad  investigandam  illiuä!»  causam ;  et  cum  diu  mihi  dilTticÜe  visum  fuerit  ori- 
ginem  quaerere,  inter  cetera  tandcm  ab  expertia  audivi,  qnod  olim  vU 
qnidam  simplex  et  honestus,  Jiliam  habens  unicam  etate  jam  non  goln 
set  eciam  f»rudencia  et  moribus  adultam ,  volens  eam  tradere  viro  et  col^ 
locare  uuptui»  quaesivit  ex  ea,  anne  vellot  ducere  virum?  Fllia  respon^ 
dit:  ffich  sciids  nun/**  *  Novem  illa  riroa  eignificavit ,  pater  vero  ncg 
tim  acceperat  responsum.    Sicque  per  figuram  Epenthesin  factum  etJt, 

1)  Was  dies  Ja.  S.  bedeuten  salle ,  habe  ich  aicbt  klarstunea  ki^naeu« 
dieselben  buchatabcn,  von  derseUwn  band,  mit  beifngung  der  jahr^ahl  1476,  kn 
inen  mu  schluaae  der  benierknngen  auf  der  in  der  biindäcitrift  vaningchend<?n  seit 
vor;  und  auch  an  der  spitne  dea  anscheinend  von  der^dlx^n  band  l- 
ten  bliittes  (leg  bündes  findet  sich:  Ja.  H.  Ltitri^a.  (V)  Man  kunte  v 
zeichen  für  die  anfangsbuchstaben  von  vor-  und  znnaiutm  des  »ciireibcrR  xn  haiteii 
etwa  Ja^cobuiä)  8, ,  was  sich  jedoch  mit  dem  oben  erwähnten  vorkonmieu  dea  name 
J,  JOmcrlln  nicht  wol  vereinigen  liease.  —  Für  das  initiale  N  im  ersten  tcxtwo 
nemo  iflt  ilem  mbricator  mnm  leer  gela«Äcn. 

2)  baucalarei  »tcbt  wol  statt   baccalarii.    und  i«  werden  damit,    nach  dam 
gangbarer  bedeutung  des  worte« ,    wol  junge   tlieologcn  gcint^int  sein  .    dir  ibrtf^  nni^ 
vertiitiita Studien    vollt^ndet,    aber  den    licentlaten-    oder   magistergrad  nicht 
habon.  Z, 

8)  ha,  alterum. 

4)  Die  folgende  angäbe  von  der  innschiebnng  ninca  ^  %mwhm  dio  lante  n  i  i 
scheißt  doch  voran axuaetxen ,  da«»  in  der  antwort  der  t^ichfcfir  nicht  der  vocal  n ,  aoii^ 
dem  ein  dem  i  ühnlieb  lautender  veniamnicn  worden  sei,     Deninac^b   darf  ninri   ?<• 
mnten,  daß»  der  scbreibor  g*.»«chnoben  habe,  oder  doch  habe  whir 
nun,  sondern  nun,   oder  nun,    Klon,  niune,  nflnö »  nflnny  «ind  al 
fnr  nenn  (Wcinhold.   alemaim^   gramm.  §326  a«  307)*     Andi  Bebe!  «agt  (8.  an 

Aarau  lM2  «,55): 

und  wan  me  (rfidh  um  vieri  thueii 
doa  cbuunt  uim  z'nacht  uiu  nUtd  i^aet« 


ICH  scit-iTÄ  vnw 


n07 


vocali  0  uiipofciita  tribus  literis  r».  L  u.  oomium  deiiiceps  puellarum  ad 
omiiia  quesita  respousio  fabricata  sit;  iiec  sohim  ad  quesit-a,  verimi  quo- 
que  ad  universal  objeetiones.  eciam  ai  in  manifesto  faciüore,  qüod  loce 
moridiatia  clarius  est,  deprehense  fueniiit,  mox,  cum  eis  ohicitur,  audac- 
ter  et  intropido  dicitur:  Ich  schdjs  nein!  fortom  eniin  animum  praestant 
rebus  quas  turpitor  audeut* 

II»    Der  Spiegel 

Vir  quidam  simpler  sedentem  apud  carissimam  suam  nxorem  mechum 
reporit»  basia  dantem  et  amplexantem  brachiis.  Mechus  abiit;  vir  tri- 
stis  appodiatu»  ^  se  r^clinavit  in  mensam  oculos  humi  deflectens.  Qaesi- 
vit  magnamnva  conjux»  quidnam  ejus  cor  angeret?  Respondit  bcata 
rusticitas:  ..Qualiter  ego  gaudere  valeam^  quandoquidem  te  cum  alio  viro 
idere  conspexi?**  Mulior  ait:  „/cA  scheU  neyn!^'  Respondit  \ir:  ,^Cum 
isce  ego  id  oculis  viderim,  cur  tu  negare  audes?"  Reddidit  uxor: 
„Patasne  id  mi  vii*  verum  esse?'*  Rusticus:  „Ymmo  hoc  quidera  veris* 
Himtim  est!"  Conjux  victrix  tandem  clamabat:  „Heho!  audio  te  simpli- 
cem  existimare,  ea  omnia  esse  vera,  que^  videntur  oculis.  Ich  sc}i>€tjs 
min!  Sunt  euim  falsa  complurima."  Simulque  deductum  virum  ante 
«peculum  dicit:  „Quem  hoc  in  speculo  vides?"  Vir  „Te,**  ait,  „et  mc 
Jipsuii)/*  „Numquid  ergo/*  dixit  mulior,  „illie  sumus?"  „Non/*  red- 
Bidit  nr,  „foris  euim  hie  stamus/*  Couclusit  mulier,  non  ergo  vera  esse 
omiüa  que  visua  humanus  amplectitur.  Annuit  rusticus:  „Niöi  id  me  in 
speculo  tarn  clare  docuisses,  re  vera  putavi  omnia  vera,  que  vidissenu'^ 

m.    Die  hosau. 

Mfles  quidam  stTonuuB  lu-gente  negotio  ex  mansione  propria  in  alium 
lucum  equitabat»  uxore  domi  relicta  cmn  duabus  ancillis,  altera  juvene^ 
altem  rugosii  atque  invet^rata»  sed  tamen  callidissima,  ut  sunt  pedisse- 
\\vkt*  fere  omnes.  Venit  adolescens  amator  uxoris  noctu  solitia  potitus 
^audiis.  Tandem  abiens  mane  vestem  inguinariam,  quod  femorale  vocant, 
äub  lecti  velamtne  reliquit»  Nescierat  uxor.  Miles  rediit,  in  cubile 
festinat,  arma  ponit,  vestes  exuit,  ac  alias  in  lecto  querens  forte  exosum 
femorale  vidct»  rapii,  *(remio  imponit,  non  sine  cordis  anxietate,  tam- 
quam  indicium  patrati  facinoriB  ab  uxore,  Vagatur  paasim  tristiri  in  edi- 
bu«  miles,  nulli  verba  facit,  torva  quem  vis  conspectatur  oculo.  Mox  ado- 
lescens aoHcitum  uxorem  ^  miliÜs  de  relicta  in  cubiü  camisia  parvula 


1)  afrpoiliArCf  inniti  tu  rem  uliqtittiii,  mcuiubere. 

9)  bs^:  qui. 

S)  Im.;  tfuUdta  uxorev 


Ital.  Atq>oggiaTv\    On  Cangc. 


m 


vrBRN  mm  nfnitRu 


r€(Midit  certioreni.  Ea  cplerrimt^  querf>nii  uln  nrin  rept^rit  vinim  invenis»^ 
suspicaiiir,  et  indo  causam  taiito  tristifcie  cognovit.  .Rem  omnem  vettilo 
IHvlihsseque  «Ipclarüt,  auxilium  petit»  mercprlein  summam  pollicetur,  VetBla. 
sjolatnr  dominam ,  rt  ex  omni  angusfcia  liberaturam  spondet  Atquo  con- 
feiftim  duo  oompai'iit  emitque  femnralia,  uno  so-  ii  i  ri!*,  alternm  Tamule 
juniori  praebet,  quo  ipsa  scilicet  snos  drvuni'l  ikHos.     ViMitiim  est 

ad  lioram  cena;  aedont  omn^^s;  mx\m  plenus  irarura  aique  trisiisMinas 
premit  altum  cordo  dolorem;  ridet  uxor,  exultat  vehila»  gaudrt  puella 
juüior.  Coustans  taiidem  vetula  dixit  ad  militem;  „Mi  domiiio,  quid- 
nam  in  itinere  accidit  cause  tanti  mororis?*'  Respondit  railo»:  „Et  voä, 
cur  insolito  aflecte  estia  gaudio?  Id  primum  dicit^jt-o;  detum,  quid  m© 
ßompungat»  oloquor/*  Ait  vetula:  ^,H€t>tcrna  die,  mox  ut  a  uold«  cquita-^ 
bas,  domina  nostra  uosquo  famule  eonvcnimai^,  »tipulato  8umu8  deferre 
femoralia  Ui$quc  In  adventum  vostrum,  peiiamque  traüsgi-essionis  m^nsu- 
ram  vini  malraatici  dimidtam  praeHximus.  Domina  nostra  transgresaa 
est  conditionom  initam,  vestem  roliquit  in  lecto,  rea  inventa  «st.**  Simul* 
que  utraquö  fumularum  virile  *  vestimenfcura  ostcndiL  Cachinno  magno 
milc8  üxfilamai:  „Pur  dcum  Herculom!  testis  ego  vobis  pro;  hie  enim 
mecum  vestem  qua  caret  uxor  habeo/'  Ki  deprehensam  manu  ex  gre- 
mio  pateiecit  Compulit  uxorem  pactam  pecuniam  dare,  addidit  et  ipse 
partem,  ut  tota  pcilicflt  mensura  compararetur.  Rubjunxit:  ,,Ni8i  banc 
ronvontionem  audissem,  profecto  sinistnim  quid  suspicaror.**  Vetula  sub* 
ridens  conclusit:  „Ich  i^ckets  nehi!  siic  factum  est,  ut  modo  patcfccimuiJ/* 

IV.    Dor   einäugige.* 

Vir  quidam  monoculus  ambulant  in  platea  vidit  adulteiimi  edes 
ingredi  Huas.  Is  fuit  admissuB  a  conjugo  in  cubjcuhmsi  «üb  luce  meri- 
diana.  Mox  vir  smjuitur,  in  domnm  pracceps  vadit,  auditur  ab  uiora. 
Mecbus  a  lecto  surgcns  poat  januam  soso  oubiculi  recepit  Vir  ira  suc» 
census  apperto  bostio;  „Tuno  tocum/»  ait,  „'nehulonora  habes,  mea  con- 
junx?"  liespoudit  illa:  „Ich  svhetz  neyn!*'  atque  o  lecto  se  corripions; 
„Acbl'*  ait,  ,»mi  vir,  e\  dnloi  sompno  suacitavisti.**  Acoedcns  virum, 
comprcssit  oculum  videntom  digiti«,  ita  dicerm:  ,rQnam  suaviler  aomp- 
niavi,   te  et  altarius  oeuli  visum  reparaöse*    Per  deum  inimortalem!   ta 


1)  b*. :  virele. 

2)  Hfrr  dr.  GoodAke  in  OötthjjifeM  nti  -h 
pino  v«rwftT>t+>  mühbinjf  in  flce  P<*tnia  Al^^  i  ,  ij^ 
Fr  Wilb.  V^nl.  Sclmiidt  1827  hcninafjcgcbpn  hiit.  Sic  ntcht  dji*ülli«t  s.  -18  iil«  nr.  X,b. 
Kchniidt  sielii  in  ihr  ,,die  Ult^^atn  nbr^ndlliTidi^dic  qadlle  eineti  in  Kuropa  lui^ndli^ 
lujiiobicii  schwanks,"  und  mhlt  die  ihm  bckwiten  wlilreidi<.^n  widerlurluugcti  »af, 
nnUsT  denea  tttcU  aber  diq  vorliegondo  tüchi  beÜndeL 


ICH  »ruiTz  KfjN 


30» 


eredo  videre  utroque,  quot  fiic  ,,:ii  !;^;u.  .scmne  Tide»?"  bileroa 
recessit  adulter.  Vir  diu  vexatuj*  cum  se  negaret  videre,  dixit  uxor: 
,,Per  deiirn  HercUlwnJ  adeo  claruai  et  evidens  viäum  est  in  somno,  ut  lo 
altero  quoque  jani  oculu  visurum  jurejurando  confirmavissem," 

V*    Die  beschwörung.* 

RuBÜcüs  quidam,  laI>oribuB  in  rure  delatigatns  et  ardore  solis  caput 
'Benciens  debilitari,  dumum  mnm  repetit,  sanitat^m  speraiis.  Vxov  vocato 
ad  äe  amatore  requievit  in  cubili,  haut  existiinans  viium  antequam  uox 
adduceret  tenebras  appropinquari,  Dolens  rusticus  se  ruuipit  in  edes. 
Sumit  animuni  uxor:  post  jauuam  atat  adu]kr.  Vir  in  cubile  ascendeus 
capitiä  duloteni  plangit,  opemque  petit  uxoriSr  que  magna  solercia  respou- 
dit^  8es6  saluberrimum  beuedictionis  genus  atque  sanctissiiuutu  scire  ad 
propulsandos  capitis  eruciatus.  Et  arripiens  novam  multrain  Ironti  impo- 
nit,  ut  oculos  contegeret,*  sie  dicena: 

,ylch  säs  dir  uff  eineti  nüwen  küM, 

^oit  veririb  dir  als  diu  nbcl!  —  PrtU^  usseti!**'^ 

Quod  verbum  noo  ad  dolorem^  ut  vir  arbitrabatur,  set  ad  medium* 
&bat.  Adulter  rapit  se  foras  üou  sine  strepitu.  Tandem,  eura  bene- 
Dnem  istam  uxor  tribus  repetisset  vicibus,  beata  rusticita»  dixit: 
„Estimo  janj  alium  neäcio  quem  virum  exmissum."  Respoudit  cnnjunx: 
„Ich  scheh  neijnf   set  taöta  fuit  doloris  tui  rabies,   et  tarn  gravis  fiiit 


1)  Vgl.  Ja^ob  A)Ter:  Kiu  scbou  slugets  Spll^  der  Förster  im  Scbuidtzkültel 
Usw,  Bibl.  Je«  Utvr  Verein»  LXXX  a.  30Ö3  fgg.  Scbeible.  daH  schaltjuhr  1  x.  OÖÖ 
Tgg.  A)re?,  opaa  tJieAtricuai  U,  146 ^  S.  Goedeke,  Gnmdriss  ^ur  jcoadikbte  *Iit 
(Itfutacbeu  dichtuug  s.  415  iir,  6L 

Ä)  bs, :  coutagerut 

3)  I^fuiz  uiiaen !  ijcbtiint  eine  vulgäre  iatK^rjeetiousfof mel  %a  sein «  tnit  der  bodeu« 
Kinjjt   fort?   binauH!    lu  seiner  ^TanimaÜk  3.  r*  *^t  Grimm  ihrer  tiicbt  unter 

M*>n  interjcctioncs  übigeßti^.     Im  doiitscbc«  wori  -  j  3^:2   untiT   hritsdi   tUiirt 

«?r  «'ineu  einzigen  mhd.  beleg  an,  eimin  rer«  hraoder  Wernhers  (MSH,  2.  232*): 
IpriiUch !  under  datukrn .  die  skh  hdfU  an  wrrdekeit  verschämt.  Ein  ricuhocbdcut- 
»cbi^ü  bnUvh!  heidt  britach!  mit  der  Ledoutmig:  fort!  weg!  bt^legen  Grinitu  a.  a.  o. 
und  Scbiueller,  bair.  Wörterb.  2  a  ap.  473,  1053  au»  CfUiteUlB  Ögtcrrcidiisebeui  Wor- 
Wrlmcb«?  uiid  uu«  di^ni  »SimididÄflimu».  Griiimi  a,  r.  o,  orklärt  britucli  ah  impcrtttiv 
v<»n    i/nUcheti  j    brbhigen ,    uniKlf«=>il»cir  '  dagegen,    deutsches  würti^^rb,  2»  421 

iriitcr  iniiHchf  der  ftiicb  eine  stelle  aus  '  Luiderfrcund  (1780.  1,  ll^J  beibringt: 

„/ViUcÄ^  irar  isk  fori,**  and  glciclufrwdsü  da«  Öchnielk*rache  wurterbucli  in  zweiter 
aalla^  H.a.  u.  faüiMJueti  auf  als  dnt*  vittii^bnuiig  au8  dem  t»cbijchiscben  jt^c  (piitschj, 
po\n.  prevs  (jiret«cb).  tMnü.  praUch  fort,  ^eg,  bin;  i»e\n:cUiHch  ffdi  jmfc!  kralne- 
riadi  hatäi;  jni  rtl  geh  w<>gJ  '/- 

4)  b«..  . 


810  BTSUf  UXD  kAslbb 


tamqae  magna  passio,  ut  non  sine  sonö,  non  sine  strepita,  non  sine 
tumultu  potuit  evadere.*' 

Hystoriis  istis  liqnet,  mulieres  fortem  animum  praestare  rebus  quas 
turpiter  audent,  et  nunquam  eas  ^  cujuscunque  facinoris  non  in  promptis- 
simo  habere  excusationem.  Quod  eciam  sapientissimus  ille  Salomon  in 
tricesimo  Proverbiorum  capitulo  [v.  18  —  20]  sufficienter  exponit: 

Tria  sunt  dificilia  mihi,  et  quartum  penitus  ignoro:  viam  aquile 
in  celo,  viam  colubri*  super  terram,  viam  navis  in  medio  maris,  et 
viam  viri  in  adolescentia.  Talis  est  et  via  mulieris  adultere ,  quae  com- 
medit,  et  tergens  os  suum  dicit:  Non  sum  operata  malum. 

Tamen  hoc  non  est  praetereundum ,  nostras  puellas  tum  ad  illani 
sepe  dictam  responsionem  potissimum  esse  paratas,  cum  unum  saltem 
apud  se  honestatis  pallium  servaverint.  Sunt  euim  tria  honestatis  pallia, 
quorum  si  unum  assit,  quidquid  objicias,  quidquid  dicas,  respondent: 
Ich  scJwtz  neyn! 

Primum  honestatis  pallium  sive  velamen  est  unum  pallium,  quod 
ex  scapulis  per  tergum  pendet  et  capiti  imponitur;  secundum  est  puer, 
qui  manibus  ducitur ;  tercium  est  calathus  sive  sportula  in  brachiis  herens. 
Unde  si  quam  offen deris  puellam  illic,  ubi  vix  mali^  deest  suspicio,  si 
quid  objeceris,  dum  puerum  ducit,  dum  calathum  portat,  sive  dum  pal- 
lium aUquod  ad  honestiitem  habet, ^  confidens  et  intrepida  respondet: 
,ylch  schetz  neyn!" 

Sicque,  etsi  non  prorsus,  tamen -"^  aliquantuhnn  reor,  excogita- 
tam  esse  et  inventam  causam  istius  proveibii  vulgutissimi  ])ut'llaruni 
nostrarum.® 

KAHLSRUHE.  ALFKKI)   STERN. 

1)  hs.:  eos. 

2)  hs.:  colibri. 

3)  hs.:  mall  nmli. 

4)  h».:  habere. 

5)  hs.:  tain  (V). 

G)  Die  kleinen  erzählungen,  welche  hier  durch  die  in  ihnen  aUen  zur  anwon- 
dung  gebrachte  rcdensart :  Ich  schätz  nein !  zu  einem  strausse  verknüpft  worden  sind, 
gehören  zu  jenem  beere  von  schwanken,  welche  im  niittelalter  überall  verbroitt^t 
waren,  und  überall  mit  stet«  neuem  behagen  erzählt  und  gehört  wurden.  Herr  biblio- 
thekar  <lr.  Reinhold  Köhler  in  Weimar  ist  auf  mein  ersuchen  so  gütig  gewesi'u.  dif 
nachfolgenden  litterarischen  naehweisungen  über  ihr  anderweites  vorkommen  hinzu- 
zufügen. /. 


tCH  dßfllT^C  intiK 


SU 


IL    Der   SpiegeL 

Vgl.  die  von  Hennann  Oesterley  in  seiner  ausgäbe  des  Homu- 
Ina  (Berlin  1870),  Appendix  nr.  34,  ans  einer  Ciöttinger  bandscUrift 
lier:u»  ne  lateinische  fabel,   die  4i».  fabel  dor  Marie  do  France  und 

das  i;..:u:i;:uL,hdeutsche  geilicht  nr.  XXYI  in  von  der  Hagen.s  OeHaini- 
ubenteuer.  In  diesen  dreien  läsat  die  IVan  jedech  ibrni  mann  nicht  in 
einen  öpiegel,  sondern  in  ein  fasK  voll  wasser  »eben- 

IIL    Die   Hoaen. 

Man  vergloiche  die  <*r/Jlhhing  „vom  kaufniann  zu  Basel'*  in  den 
n  Erzählungen  aus  altdeutschen  handscbriften ,  geaaminelt  durch  Adelbert 
von  Keller,"  Stuttgart  IShb,  (Bibliotliek  deä  litterarischen  verein«  in 
Stuttgart  XXXV),  g.  22«—  23L*  Etwas  abweichend  erzahlt  den  schwank 
der  ritter  GeofFroy  de  La  Tour  Landry  in  seinem  um  1371  geschriebenen 
t, Li  vre  pour  renaeignement  de  »es  fiUes*'  (Le  Livre  du  Chevalier  de  Li 
Tour  Landiy  etc.  Publie  d  aprfcs  le»  niauuscritH  de  Paris  et  de  Londres 
par  U.  Anatole  de  Montaiglon,  Parb  1864,)  im  62.  eapitel.  Nachdem 
er  erzriblt  hat,  wii?  ein  ehemann,  dessen  frau  mit  einem  prior  Umgang 
pflegt,  achun  einmal  durch  die  list  einer  alten  kupplerin  arg  getäuscht 
worden  ist,  fährt  er  fort:  Aprts  nne  aultre  foiz  lui  avint  qae  U  cuida 
prondre  une  poche  aux  piez  de  son  lit  pour  aler  au  marchi^  ä  iij\  leues 
d*illec,  et  il  prist  leß  brayes  du  prieur,  et  les  troussa  ä  son  eissello. 
Et  quant  il  fnt  au  marchie  et  il  cuida  prendre  sa  poche,  ü  prist  les 
br&yes,  dont  il  fut  ti*op  dolent  et  courouciä.  Le  prieur^  qui  estoit  cachl^ 
eu  la  ruelle  du  lit,  quant  il  cuida  trouver  ses  brayes,  il  n'en  trouva 
nuUes,  fors  la  proche  qui  estoit  de  cost^.  Et  lors  il  sceut  bien  que  le 
mary  les  avoit  prinses  et  emport^es.  81  fut  la  l'emme  a  grant  meschief, 
et  ala  a  sa  commere  de  rechief  et  luy  compta  son  fait,  et  pour  Dieu 
que  eile  y  meist  remede.  Si  lui  dist:  „Vous  prendrfe  unes  brajes  et  je 
en  prendi-ay  unes  autres ,  et  je  lui  diray  que  nous  avons  toutes  brayes," 
Et  ainsi  le  firent.    Et  quant  le  preudomme  fut  revenu  moult  dolent  et 


1)  Der  schlass  lautet; 

Wer  km  für  böser  weih  gefcorV 
Spricht  Httus  vou  Wurms  litirlierer. 
Kbett0O  nchlii'SÄt  oinc  crzÄhlnng  einer  Weimarer  hamlichrift   (Kieler,   Fa»tiiacbUpiole 
ni|  1444):  Spricht  haus   vitu   wurtuB   bar  wirer, 

It  '*'  nitö.   bttrbicrer,   Ut  wahrBtchuinfich   ultuniiiui  anders  als  Unt\     T'    * - 

Ka^nachtapielc  III,  1195*  ^^ 


31^ 


STBB»  cnu  KOKOfBH,  ICB  BCä^XS  «SIS 


mouH  cuuroud<5Z|  sy  viöt  la  faulöo  comiüLTe  le  veoir,  vi  lui  domi 
qnello  cbiere  il  fakoit.  Car,  moii  compfirej  diät -eile,  je  mo  doubto 
V0U8  n'ayez  trouv^  aaeuQ  mauvais  encontre  cm  que  vüuö  n*aitj'/  petiu  di 
vostre.  —  Vrayeraent,  dist  le  bonhomnie,  je  ii*ay  riensi  pördu;  mab  }t 
ay  bien  autre  pens^e.  Et  au  fort  elk  fist  tant  f|U*il  luy  dist  üummi^Dt 
il  avoit  trouve  uiies  brayeü,  ©t,  quaat  eile  louy,  eile  conuiieD\*a  'X  rini 
Ol  ä.  lui  dire:  Ha,  mon  chier  compfere,  or  voy-je  bien  que  vons  est 
deceu  et  en  voye  d*estre  teniptt?;  car,  par  ma  foy,  il  n'y  a  femme 
plus  preude  en  ceste  ville  qae  est  la  vostre,  ne  qui  se  garde  pku 
uettement  envers  voua  quo  eile  fait  Vrayment,  eile  et  moi  et  ault 
de  cestes  villes  avon«  prises  brayes  pour  noiis  garder  de  ces  fauk  rihauli 
qui  partbiz  prenaeiit  ces  bounes  dames  a  cop,  et,  afin  que  vou«  sacbieoi 
que  c'est  V(5riti5,  regardez  «e  je  Ie8  ay-  Et  lors  eile  liaulsa  sa  robe 
luy  monstra  commeut  eile  avoit  brayes,  et  il  regarda  et  vit  qn'oUe  avolt 
brayos  et  qu'elle  diaoit  votr;  si  la  crut  et  aiiisi  la  faulce  comm^re  Iti 
sauva  par  ij.  foiz.  —  In  der  franzusiscbeu  erzälilung  wollen  also  diu 
fraueu  die  hosen  angele^  haben,  ujji  sich  vor  plötzlichen  angiiffeu 
8cbüt7.eii,  während  sie  in  den  deutschen  erzählungen  vorgeben,  es  nur  ^ 
scheri!  getan  zu  haben. 

IV.     Der   Einitugigo, 

Französische   und    italienische   novellcn    desselben    iuhalts    weiser 
Ft.  W»  V*  Schmidt  in  seiner  ausgäbe  von  Petri  Alfonsi  disciplina  cleri- 
ealis  s,  124  fgg.  und  von  der  Hagen  Gesamtabenteuar  11,  ».  XX VIII  nacli 
(vgl.  auch  dazu  eine  kleine  berichtigung  Liebrechts  in  seiner  Übersetzung 
des  Dunlop,    anmerkung  264)*     Etwas  abweichend  ist  die  erzählung  düä 
Petrus  Alfonsi  (X,  6),  die  auch  in  die  üesta  Komanorura  übergegangenj 
und   von  Adolphus   in  seiner  3.  fabol  in  lateinischen   distichen  (Leyser 
Historiu  poetaruin  et  poematum  medii  acvi  p.  2011,  Th.  Wright  A  selec- 
tian  of  latin  stories  s.  176)  bearbeitet  ist.    Hier  ist  der  ehemann  nicht 
schon  früher  einäugig  gewesen,    sondern    or  hat   sich  eben  auf  seinem! 
Weinberg   das  eine  augc  scbwer  verletzt  und   kehrt  deshalb  nach  haui^eii 
zurflck.     Seine  frau  öffnet  ihm  auf  sein  klopfen  die  hausttir,   er  willj 
sogleich  zu  bett,  aber  ehe  er  die  kammer  betritt,  sagt  sie  zu  ihm:  Pt<r- 
mitte,  carissime  domine  mi,  ut  uculum  sanum  medicinuli  arte  confirmemj 
et  carmiuem,  ne  ita  deveniat  de  sano^   ut  mihi  jaiu  evenit  de  percusHo,] 
quia  damiiUiii  tuuin  conmmne  est  nobis.    Apponensque  oa  suum  ad  ocu- 
lum  Sanum  tarn  diu  fovtl,  quousqne  a  loco  ubi  absconditus  erat  :uiiimifi| 
viro  nesciente  discessit    Tandem  so  erigens:  Modo,  inquit*  earissime  vir,J 
m  securus,  ne  de  hoc  uciüo  eveniat  qmiliter  de  alteit»  evenit    .law  (»it 
81  tibi  placet,  ad  lectum  descendere. 


WUJKKM,  DA»  WltsaßSUB.  GRB. 


913 


V.    Die   B«8eUwö^un^^ 

Vgl.  Jacob  Ayrors  Singspiel:  „der  forstet  ira  »chmalxkCibel "  (in 
KellerH  ausgäbe  V,  3063,  auch  in  Scheiblea  Schaltjahr  I^  628)  und  Stra- 
paroluH  PiaccvuH  Notli  V,  4.  Bei  Ayror  stQrzt  die  fmii  ihrem  nmnue 
deu  «chnialzkübel  übor  den  köpf  und  beschwurt  ihm  das  hauptgescbeiii/ 
wobei  sie  dem  pfaflen  In  der  ecke  einen  wink  gibt  hinauszueileu.  Bei 
Stmparola  verhüllt  die  iVau  dem  manne  das  gesiclit  mit  einem  tuch  und 
stülpt  ihm  einen  schtffel  ober  den  köpf  und  sagt  einen  angeblieh  in  »ei- 
ner  ab  Wesenheit  gelernten  segensprucb  y.ur  vertreibmig  des  habicbtii  her, 
worin  sie  ihrem  buhlen  zu  entttiehen  bedeutet. 


WKIMAK. 


UEU^llOUJ    KÖHLElt. 


DAS   WESSESBRUNNER   GEDICHT. 

Nach  den   eingehenden   Untersuchungen   MiÜlenhoffs   und  Wackcr- 
jels  scheint  über  das  W  ininer  (vergh  ober  diese  form  Holland, 

Itd.  dicht,  in  Bayern  s*  0,  [..-luimenJe  gedieht  wenig  zu  sagen  mehr 
übrig.  Meine  aufmerksamkeit  wante  sich  zunächst  auch  nur  dem  scIiIush- 
teil  7,u,  über  dessen  metrische  form  bekantlich  immer  noch  zweifei  wal- 
ten» Da  sich  mit  hilfe  einiger  um^^tellungen  die  metrische  form  ziemlich 
sicher  herstellen  lies»,  folge  hier  das  ganze  gedieht  mit  geringen  ändu- 
nmgeu  auch  in  den  anfangsversen  noch  einmal. 

D(U  ifafrvijin  ih  mit  firahm 
ßrmiffzd  nwista, 
dat  cra  ni  was 
noh  üpkimil: 
b  Hüh  jtaum  nf/hhcin 
fwh  percß  ni  w<ii^f 
ni  sui<fU  stcrro  nohcin 
m}h  simna  ni  dcin^ 
noh  mmw  der  UoiUa, 
10  noh  der  märcoHco,  — 


l)  IJl>er  <\tkf^  hauv'  m  vgl  MfjriU  Ht^ynea  itrlikel  im  DeutüchLTi  W»>v 

teilittoh,   äf^m   hh  noch  it  Scliotjwirih ,  Aus  iler  übt'r[»fiilz .  111,  239:    r»ri 

gröste   schmcri  ut  il^r  liiiuptächein  odt^r  itiigouBchtnn.    weil  eiiieiii  dabtn  iIär  gesicUt 

<xlcr  schien   ^^rf^i^t      .  r    i^iit^t*  liT      Wf  in»    iln    ^l'llJt<!^'|ln..^  yich    in    ihn    iriilitcii    Jiiis   t-ihiit»- 

der  wtficlit 


SttrraciiiL  jr.  juiii^i^ciii;  i  uU«ai.MüU'*    iit/.  iv. 


;;i 


814  WILKEN 

Do  dar  nimM  ni  was 

ented  ni  toentco, 

da  was  der  ebw 

füwalitico  cot, 
15  nmnnd  mütisto; 

dar  wärim  mannkv  mit  innn 

cdtlihhe  ycistä. 

Cot  almahiico 

iüiti  cot'  hcilag, 
20  Ihi  IrhnU  eiiti  erda  yaworahtds 

(^iti  mannuni  forgnpi 

so  mafuic  cot,  forgip 

mir  in  dino  (ßnnadä 

rchta  galaupa, 
25  wistom  enti  spahida, 

cotan  willemi  cfiti  craft 

tintinn  sa  widarstantanw 

enti  arc  sa  2)isto.mnv(\ 

cntl  dinan  iMIeon 
:M)  za  yawfircknnne!  — 

Erlriuteruiigou. 
V.  :i.  ara  als  st.  fem.  möchte  icli  aus  dem  got.  (urjni,  gr.  ^jo« 
mir  lieber  eutnelmieii ,  als  no  mit  Grimm  für  st.  iieutr.  aiiselieu,  zumal 
die  erde  dem  liimmel  gegenüber  wol  immer  weiblich  gedacht  wurde.  — 
V.  7.  sniffli  stcrro  mich  Mülleiihofl'.  —  V.  H.  Au  dem  „ui  stein''  der 
haiidschrift  nehme  ich  nicht  anstoss.  Nimt  man  dies  wert  --  fels  ( vergl. 
strn  in  Schmellers  ülossar  zum  Hei.;  Graff  VI,  G8G;  mlul.  Wb.  IIb  Gi:i), 
so  findet  sich  der  fels  hier  ebenso  zur  somie  gestellt,  wie  im  folgenden 
das  meer  zum  monde.  Auch  der  stabreim  (sterro)  sdiützt  nun  die  liand- 
s(jhriftliche  Schreibung.  —  V.  i).  der  liuhta  oder  liohta  scheint  sich 
adjectivisch  zu  muno  besser  zu  stellen  (vergl.  das  folgende  der  mareo  sco\ 
als  wenn  man  ein  verbum  annähme ,  das  der  Zusammenhang  nicht  erfor- 
dert, das  a  in  liuhta  wäre  nebenform  für  die  gewöhnliclie  endung  (-o) 
d(n-  schwachen  adj.  declination  im  altsächsischen.  --  V.  18,  19  sind  von 
mir  umgestellt,  da  in  v.  20  der  hauptstab  wol  besser  auf  himil  fallt  als 
auf  erda.  —  In  v.  25,  20  sind  Umstellungen  vorgenommen  nicht  allein 
ans  gründen  des  metrums;  dass  „cotan  willeon  enti  traft''  zusanmien- 
gehören  ist  wol  kein  felilscliluss.  —  V.  28.  Das  piwisannc  der  hand- 
schrift  würde  *d\\{  widarstanlanne  nach  MüUenhoffs  bemerkung  nur  schlecht 
reinn»n,  ich  habe  ein  wort  dafür  gesetzt,  das  im  Althoclul.  im  sinne  von 


f*»nö  T»elept  rnTTver^L  OmffVI,  7:il)  and  dem  lüicM  aor h  ein  iilt^, 
Itisfofuf^  im  selben  vihii^  7111    ^i'ifi'    -vLiMil. 

ciörrrNOKN,  e.  wilkkn. 


ZUM  TIILDKTinANDSLlKD   v.  50— 52  (MuUunliuff). 
Die  verse: 

5(>  //*  mdlnia  sHmaro  mU  whdro  schstic  (*ir  lante), 
dar  mun  mih  m  sccritu  in  folc  sceoianicro, 
so  man  mir  td  hutc  tmgeru  hanim  ni  gifasta: 
mni  in  dieser  falgo  zwar  niclit  ohne  »inn ,  aber  der  mittlere  vers  ist  ein 
irmttor  /usat/,    iin<l  srtudtintrro  rai^s,    wie  allerdings  r>fter  iin  Ags. ,    in 
libj^escliwrichter  bedeutiujg  (=  Streiter)  jjeaommcii  werden^  da  man  den 
alU^n  lUldebratid  gieli  doeli  scliwer  als  bojürenäcbützon  oder  scbleuderor 
denkt.     iJorch  umst»dlmig  der  lyeidou  letzten  verse,  wobei  inU  versuchs- 
weise in  V,  51   (M.)  das  „man  mUi*'  durcb  ,,ih  mih'^  ei^etze  (und  wie 
leiclil  künto  daus  ,,man  mir"  in  v.  52  znr  irrung  anla^s  geben)  wird  eui 
ungleicb  bes.serer  zuKamoienhang  gewonnen,  iiulem  die  schützen  dann  als 
die  Verteidiger  der  belutjerten  bargen  erscheinen.    Also: 

ih  mdlötu  simmro  (mti  tvintro  scMatic  ur  latde^ 
S0  man  mir  ai  tmrc  enigetu  banun  ni  gifasta^ 
dar  ih  ntih  vo  fiCftrita  in  foh:  sreoiantfif*a: 
nü  sml  mih  stulsaf  rlhal  ^r^rf^*  hmtwan  usw. 
oMtinoen.  e.  wilken. 


BIN  niSPEL  AUS  EINKR  GOTHAISCIIEN  HANDSCTfRIFT 

In  dem  Papiercodex  nr.  216  der  herxoglicben  bihliotliek  zu  Gotha 
(Jacobs  lleitruge  II,  p.  2*j4  — 300),  aus  welchem  die  bruder  Grimm  m 
den  altdeutschen  Wäldern  eine  reihe  kleinerer  poetischer  stucke  mit- 
geteilt haben,  I*efiudet  »ich  neben  verÄchiedeneu  wol  mit  recht  angedruckt 
gebliebenen  «achen  auch  ein  Inspd,  welches,  soviel  ich  weiss,  noch  nir* 
gn  '  '  ''  t  worden  ist,  aber  doch  der  Veröffentlichung  nicht  unwert 
stn  ii:  es  gebärt  etwa  dem  ende  des  13.  oder  dem  anfaug  des 

14.jiüirhundeilÄ  an^  und  möchte  durch  seinen  inhiilt  den  versuch  rechtfer- 
tigen, es  aus  der  vielfach  entstellten  :^'  ^  '  des  15.  i  '  -  '  ,  in 
wi^lelier  es  liier  \Mrlit'L4.  auf  ^eirie  iirsi  'JesiaJt  ciL 


:^1U  K.  RROKL 

Goth.  Cod.  21(5,  |i.  1()9"-110\ 
Ein  bispel  vmi  ehn  hu^ule  f/en  der  werlt  schldwiif/em 

Ein  dinc  ist,  da^  dick  gcschiJd. 
\isf^  das^  ein  monscJi  etstvä  ycsiJit 

einen  hnnt  nach  swein  nmnncn  yvn, 

HO  Jean  er  sich  des  niJU  verstet^, 
5  tves  undr  in  swcin  dar  hunt  gesi; 

ist  alwr,  jener  [si]  da  hl, 

so  si4i  sich  iHigintuant  scJwiden, 

H7ul  yet  der  [hnnt]  niht  nach  in  tniidetL 

so  siht  er  wol  in  kurser  frist, 
10  mit  'Wem  der  ytH  od  ives  er  ist. 

Reht  als  der  hnnt  dnnne  tuot, 

also  ißt  da&  wcrltUch  (jtwt 

nach  der  werlt  und  wxch  dem  mensehi^i  hin: 

nu  hänt  die  tummen  niht  den  sin, 
15  da^  si  tvi^^i,  tvetn  da^  yuot  Imstet, 

die  wil  e^  nacli  in  heidtm  gvt; 

e^  si  in  liep  oder  leit, 

si  sehawent  da  die  wdrheit: 

so  der  tot  dem  me^ischen  git  den  gruoz, 
2ü  da^  er  von  der  werlte  scheiden  mtioz. 

dö  volget  ime  daz  guot  nit  nul; 

so  grt  P4  mit  dar  fvcrlt  als  e! 

])a^  got  dem  menschim  hiU  gegeheu 

zcrgenclich  guot  und  kurze:;  lelnu. 
25  dag  tiwt  er  niht  wan  umbe  daz. 

da:;  er  erseige  destcr  ba§, 

wie  der  mensche  leben  wolle, 

oh  er  immer  leben  solle: 

eg  .s?  fnese,  übel  oder  (fuof, 
M)  swnz  der  rnrnsehc  aller  genusf  fnot, 

V.  1.  ain;  —  V.  2.  nin  ;  -  ctivm.  <jv sieht ;  —  v.  4.  nicht;  —  v.  U.  wvz  umlvr 
itisii;  -  sie;  —  v.  (J.  jener  du  hie;  -  v.  8.  (/«  tjet  er  nieht  mich  in  beyden;  — 
V.  [K  sidit ;  ~  kurtzer;  ~  v.  K».  mit  utiii  er  tfet  (»der  icez  er  ist;  v.  II.  recht;  - 
tut;  --  V.  12.  weltlich  (jiit ;  —  v.  13.  well;  v.  M.  nun;  —  nicht;  —  v.  15.  ifnt;  — 
\.  17.  *///  (nach  v.  IS  Ktcht  ihm'Ii  ciniiuil  rirhtig,  abor  ubrrflüssig:  ez  si  in  liep  oder 
teil);  -  V.  li).  yms ;  —  v.  2().  ircrlt;.  —  müs;  v.  21.  da  roUjct;  tjnt ;  -  v.  22. 
tcerlt;  v.  24.  gaycncklich  gut  rnd  kurtgiis  leben;  —  v.  25.  tut;  —  nicht  trunn;  — 
V.  2i).  ez  sie  lMjt(€  vbel  oder  tßut;  —  v.  30,  tut 


BIN  MBD.  BISPBL  317 

den  mllcfi  ninmier  er  vertat! 

die  teile  er  dii^  leben  Ih&t, 

soft  er  (jesiiiU  lehen  immer, 

diu  werc  verlief  er  nimmer! 
35  Da  J/i  wci^  ijot  danne  wd, 

wie  er  dem.  menschen  Ionen  sd: 
.>-    wir  suhl  (Uly  fjot  (fenie^m  Idn! 

Er  ißt  uns  alie^,  da^  wir  hän, 

Uful  (jU  uns  [ouch^  du^  himelriche, 
10  oh  wir  leiten  kristeidiclie; 

gen  swtUn  er  des  niht  genie^n  nuic, 

der  mue  doelt  fürhten  gotes  slac,  — 

und  oh  er  fürlite  niht  deti  tot,  — 

die  'wnsergendiclwn  not, 
45  die  man  immer  da  se  helle  hüt: 

teer  gof  so  sere  ivider  stäf, 

da;^  Inui  diu  ifunne  nilit  enfrumi, 

nodi  diu  vorhte  suo  Jwile  iht  humt, 

haie  got  dem  sdhen  gegeben 
50  sf-rete  gud  und  strete^  leben, 

sU  er  nu  so  freoeUldien  tuot, 

er  geioiinne  so  gro^m  äbennuot, 

d(i^  in  nieman  möht  (bilden! 

da^  muo^  er  nü  ein  teil  vermiden, 
55  Sit  got  so  ivol  hat  getan, 

da^  er  in  idt  unlange  hän 

den  Iq)  und  alle^,  daz  er  hol, 

und  sinen  gewalt  im  wnderstät. 

Sit  Adams  ungehorsam 
60  der  erden  so  vil  lügende  mimy 

dag  sie  ie  Jxeser  und  hoiser  wirf 

unil  od  unrehter  dinge  birf, 

V.  :»1.  vnd  den  willen  nimer  iHirhU;  —  v.  32.  die  wil;  —  v.  3-4.  ilioirerck;  — 
V.  :;r».  da  hie  iciei^;  —  dann;  —  v.  37.  wir  stdlen;  —  genicz^n;  —  v.  41.  nicht 
fjciiiez^en  mak;  —  v.  42.  mak;  —  fnrt^ieti;  —  slak;  —  v.  lo.  utul  iiicJit  furchtcnt 
den  tot;  —  v.  44.  end  vnzurgcn klicken  not;  —  v.  45.  sn  helle;  -  -  v.  47.  die  minne 
nicht;  —  v.  48.  nodi  die  vorditc  ^i  licUe  nicht  kumt;  —  v.  lli.  hetc  Got  den;  — 
V.  50.  stete  gut  tnd  stetes  leben; —  v.  51.  nun  ho  freueliclhtn  tiU;  —  v.  .52.  er  gewunw 
so  grozzen  vbcrmiit;  —  v.  .53.  mochte;  —  v.  54.  muz  er  nun ;  -  v.  50.  dtt^  er  in 
mlting  tat  han;  —  v.  5S.  vwl  im  sinen  ycxcalt  vnd  stut;  —  v.  .5t».  Adamn;  —  v.  t;<) 
tugendtn;  —  v.  61.  honet  und  böser;  —  v.  62.  vnrechter. 


318  K.   BEOKL 

SO  ttwt  l€z\  got  ba^  dan  tool, 
da^  e^  doch  aUe^  sterhen  sol, 

65  swa^  Jconien  ist  von  der  crdcfi, 
da^  v^  ir  miw^  wider  ivef'den. 
Got  hat  sidi  immer  grrd 
und  Sin  top  wol  gemtret; 
stn  lop  hat  nianeges  Imanncs']  ruof, 

70  rfftg  er  den  tot  ie  geschmf. 
der  tot  Ican  froude  gf^en! 
Der  tot  steiget  unser  Iclmi! 
Der  tot  ist  uns  nütze  gar! 
Der  tot  ist  unser  lipnar! 

75  Der  tot  swcinict  in  gotcs  lobe 
allcii  guoten  dingen  ohc, 
diu  got  der  werlte  hat  ge{iebcn! 
Sollen  dlliu  kunter  immer  leben, 
diu  iedich  naiure  gebar, 

80  so  mitht  wir  vor  der  michel  schür 
einander  niht  gesehen! 
[von  vlwhcn  möhte  uns  geschehen'], 
ob  si  alle  lebeten,  so  tvc, 
da^  vro  wir  würden  nimmer  me! 

85  mid  [hegen']  niht  die  fliegen  tot, 
sie  taeten  uns  houhethafte  not! 
die  miiise  hmten  oueh  die  hrufl, 
da^  si  an  uns  ivürden  sigehaß! 
wir  miicsfen  oueh  mit  den  wärmen 

OO  immer  fvMen  und  sf armen: 
der  wa^r  diu  erde  nü  so  vol, 
dic^  si  an  tins  gesigetcn  wol. 
Sollen  alle  Uwen  uml  alle  bern 
und  alle  wolve  immer  wem, 


V.  i}?i.  .so  tili  Got  haz  dann  wol;  —  v.  ♦M.  da^  c^  es  doch  nllcs ;  -  -  v.  «Jo. 
knmmcn;  —  v.  flG.  miU ;  —  v.  iyT.geerct;  —  v.  Ol),  vuinigcz  ruf;  —  v.  71.  fnvidc;  - 
V.  72.  neiget  inis  leben;  —  v.  7:^.  vn;^  nnt^;  -  v.  7G.  guten ;  —  v.  77.  den;  —  werlt ;  ~ 
V.  78.  allev;  —  v.  79.  dev ;  -  v.  Hl  mocht  wir;  —  v.  81.  nicht;  -  v.  82.  Uoiin  und 
sinn  verliingti'ii  die  ciiischicbun*,'  »jiues  vors<.'S,  wie  ich  sie  versucht  ha})e;  —  \,  f\i, 
lehteyi;  —  v.  H4.  dazwir  nimwer  vro  wurden  me;  -  v.  85.  vnd  die  fliegen  nif  tot-,  -- 
V.  8(3.  sie  tcten  rns  haupthaft  not;  —  v.  87.  muse  fielen  auch;  —  v.  88.  vurdcn;  — 
V.  89  wir  inu^tcn  audi  mit  den  wurmen;  —  v.  üO.  immer  fediten  vnd  stürmen;  — 
V.  <Jl.  der  were  die  erde  nun;  —    v.  92.  vn^;  —  v.  93.  soUtai;  —    v.  94.  icvlfe. 


BIN  MBU.  BiSPBL  '619 

05  der  wa>re  uforden  oudi  so  vil, 

dn^  wir  in  würden  [ßar'\  ein  spd  I 

wir  miksten  visch  iiful  fleisch  entwi^sai, 

soll  nllez  da^  vor  uns  (jcncscn, 

das;  fliu^et,  jliuget  oder  get! 
100  Swer  sich  der  wärheit  wol  verstet, 

der  verstet  sich  wol,  da^  uns  der  tot 

ein  hesen'  ist  von  ntaniger  not: 

hete  si  der  tot  niht  hin  genomcn 

(dl  die  von  Adam  sifid  bekotncfi, 
105  in  wa'.r  da^  ertrich  zc  enge,  — 

e^  wrerc  ein  so  grö^  gedrenge 

in  dein  uoälde  und  in  dein  gevilde 

von  dein  mhc  mid  von  dem  wilde, 

da:^  nimnier  üf  der  erden 
110  niht  grüenes  möhte  werden! 

swdich  not  ein  niensche  dolte, 

da^  er  dannoch  lelmi  seilte, 

und  swanne  er  da^  houbt  ccrlür, 

da^  er  den  tot  doch  nilU  en/cür, 
115  die  Hute  begmiden  beide 

vor  zom  ufid  ouch  vor  leide 

und  von  den  nceten  allen  toben ; 

7m  siühn  wir  got  immer  lobctty 

da§  er  gesdmof  den  lieben  tot  j.  17  c  *^. 

120  und  die  miltc  im  gebot, 

da^  er  bcese  und  guot  enpfaehet 

und  deJieinen  lip  versmeelid. 

Er  Ican  liep  von  liebe  scJieidcn; 

so  scheidet  er  ouch  die  leiden, 
125  er  leidet  manigiu  guotiu  dinc. 

Der  tot  macht  eitwt^  ursprinc, 


V.  05.  der  were  auch  worden ;  —  v.  96.  vntrden  ein  ttpil ;  —  v.  07.  toir  mus- 
tcn  vische;  —  v.  0«.  alles;  —  v.  00.  flu^t  flevget;  —  v.  102,  loser;  —  v.  103.  Uie\  — 
genmnen;  —  v.  104.  hekumen;  —  v.  105.  in  teere  da^  ertridte  ^i  cntje;  ■—  v.  106. 
teere;  —  gro^s;  —  v.  HO.  nicht  grünes  mociUe;  —  v.  112.  das  er;  —  v.  ll:J.  vnd 
sioa^m  e:;  da^  hatibt  verlur;  —  v.  114.  das  er  den  tot  danfiocii  nit  etikur;  —  v.  115. 
die  ItUe;  —  v.  116.  audh; —  v.  117.  notcn;  —  v.  118.  nun  stdlen;  —  v.  119.  gescliilf; — 
V.  120.  vnd  im  die  mute  gebot;  —  ?.  121.  da^  er  böse  und  gut  enpfehet;  —  v.  122. 
cersmehet;  —  v.  124.  awHi;  —  v.  125.  mamgev  giUev  dink;  —  126.  machet  eitien 
vrsprink. 


J.^.IHj. 


320  K.  REOBL,  EIN  HliJ>.  BISPEL 

des  ein  teil  ze  himd  fliu^ 
und  des  diu  helle  vil  geniu^t: 
so  wirt  der  erden  ouch  ir  teil! 
130  E^  ist  der  werU  ein  midid  lieU, 
sU  st  an  (dien  dingett  swadid, 
da^  ir  der  tot  ein  ende  nuicliet! 

V.  127.  (le^;  ~  ^ü  himel  flev^^;  —  v.  128.  vnd  des  dei  helle  ml  genevf^ei; 
V.  129.  «?*cÄ;  —  V.  131.  fdt  sie. 


Bei  der  vorstehenden  bearbeitung  des  hübschen  gedichtes,  für  das 
man  nach  seinem  vorwiegenden  inhalte  am  liebsten  die  Überschrift  von 
dcni  lielßcn  todc  wählen  möchte,  habe  ich  ohne  weiteres  nur  die  durch- 
geliends  grossen  anfangsbuchstaben  der  verse  nach  dem  bedürfnis  ver- 
ändert und  Interpunktion,  quantitätszeichen  und  hebungsaccente  hinzu- 
gefügt; alle  ergäuzungen  aber  habe  ich  in  klammern  eingeschlossen  und 
alle  sonstigen  tcxtvcränderungcn  bis  auf  den  geringsten  orthographischen 
unterschied  durcli  gewissenhafte  bcifügung  der  cntspreclienden  Wörter  oder 
verse  der  handschrift  unter  dem  texte  bemerklich  gemacht.  In  der 
Überschrift  des  gcdichts,  welche  im  ms.  geschrieben  ist: 

Ein  hyspd  t^on  cim  huiul 

tjen  der  warlt  schydungc, 
fällt  auf,  dass  mit  dem  letzten  werte,  trotz  der  so  gcwöhnliclion  bezeich- 
nung  der  lünge  1  durcli  das  y  der  handschritlen ,  doch  nur  das  geläufige 
i^chidnngc  (Mhd.  Wb.  2-,  108")  gemeint  sein  kann. 

(JOTIIA,   AUGUST    1870.  KAKL   RKGEL. 


A  N  Z  E  L  N. 

Zwcünial  komt  bei  Otfrid  das  wort  ana::vljtnt  in  der  hcdeutung  von 
ankla<,^en,  anscliuldig(Mi  vor.     IV,  11),  4()  sa^^t  Caiphas  zu  Christus: 

tim  horis,  miaz  sie.  ncnwnt ,  inh  fhih  ana.rrUcid 
wo  wir  mm;:  auch  mit  fmaalknt  zu  verbinden  und   so  diesem  die  con- 
struction  mit  doppeltem  accusativ  zuzuschreiben  haben.     DicseH^e  heijeg- 
nct  II,  ♦>,  11  fg.: 

fJins  er  gigifing  in  haga  fJuira  gndcs  fragfi, 
ioh  onn  imn  Is  uwinfa,  fhas  uuih  iz  anacaUn 
(dass  er,  nämlich  Atlam,  der  frage  gottes  widerstritt,   und  es  von  sich 
abwantts   das  weih  dessen  anschuldigfej.     Dagegen  steht  das  vei;J)  V,  6, 
17  fg.  mit  dem  dativ  der  person  in  der  bedeutung  vorhalten: 


aUBCVLttmj  A»»UJV 


mi 


SO  liaxun  in  *o  nnAinmh  fhk  sclhun  mdf^m  gutes  hunh, 
thar  m  anamUa  ^  unia  krist  rt»  quamm  smlta. 

Weiter  finden  sich  bei  Graff  fiir  das  Wort  keine  belo^jo;  auch  im 
MitWhüchdeutschcn  habe  ich,  ab|fo^ebiMi  von  einer  späten  urkuiidu  von 
H26,  nirgends  «in  mtsdn  üufepüren  können.  Cnter  diesen  amsiünden 
möchte  es  sich  der  mühe  lohnen,  jene  Urkunde  hier  vollständig  mitzuteilen. 

Sie  ist  auf  papier  gesclmobeu »  welches  als  waHserzeiclien  den  köpf 
^inea  Ziegenbockes  hat,  und  lag  im  alten  archive  dos  schlösse»  zu  Büdin- 
m,  wo  ich  sie  vor  einer  reihe  von  jähren  unter  anderen  bei  selte  gescho» 
anon  actenstücken  entdeckte,  Sie  lautet  in  buchstäbli«  i       '     in    !  drucke: 

„/CA  appcl  ripracht  von  Budintjmi^  />  i  ;         //  mit 

diflmi  btiem  Alfo  als  ich  geaniziilt  hain  ihn  EdeJn  h'n  Juncker 
Dith  e  r  n  von  i  fc  n  h  u  r  g  her  rem  zu  B  «  d  i  n  g  c  n  als  von  Epns  pherdcs 
wegen,  dm  ich  angavuncn  hatte  mit  Spidon  tyme  gcnTit  pctir^  Das 
der  Egenate  h'rc  mid  ich  gcßalt  htUtmi  an  die  Strengai  vntl  fcßcn  h*n 
Gylhrechi  weyfen  von  fürhach  rUter,  vnd  Eckart  von  fifch- 
horne,^  unf  tms  die  efUfchrMen  des  woldc  icfi  cfpic  }}egnü{fcn  hain  Die 
mis  aurJi  alfo,  efitfcheidai  hau  d(U  mir  g^mglich  iß,  Vnd  fcujcn  des  den 
voygnien  h'ren  der  Anfpraehc.  vnd  forderüge  Quidt  ledig  myl  loiß  mid 
de.H  SU  vrkundc  So  hain  ich  appd  ok/.  mg  Ei/gen  jng,  zu  rucJcc  dirrc 
fchrifffe  gedrmkä  Baiü  Anno  dfij  M*  CCCC"  niceßmo  SeT\  vff  Sanle 
Bricueth  dag,** 

nie  bedeutung  von  a^izdn  ist  offenbar  um  eine  schuld  anspre- 
chen (vgl.  gegen  ende  der  urknnde:  anspradw  vtul  ßrdcrimge),  und 
zwar  vor  gericht  (hi  diesem  falle  vor  einem  Schiedsgericht)  anspre- 
chen; also  liegt  sie  der  des  ahd.  anasi^an  stdir  nahe,  und  trotz  der 
form  gmnsdt  haben  wir  hier  an  eine  Zusammensetzung  von  an  und  sein 
tn  denken.  Gerade  wegen  der  Seltenheit  des  wertes  konte  die  bildung 
des  verbs  in  Vergessenheit  kommen  und  dasselbe  als  ein  einfaches»  unzu- 
sammengesetztc»8  betrachtet  werden.  Das  präfix  ge-  in  geantzdt  ui  nämlich 
offenbar  zur  bildung  des  particips  verwendet  (wie  in  angewunnon,  gestalt, 
gednidid)  und  wir  dürfen  nicht  otwa  ein  decompositum  ge-an-sdn  anneh- 
men. Ich  hatte  früher  schon  die  obige  ntolle  herrn  prof,  W.  Müller 
mitgeteilt.  Derselbe  hat  sie  im  Mhd.  Wt^rterbuch  Hl  s.  847  (allerdings 
mit  dem  uusdruck  des  zweifeis)  unter  entzd  (entschuldigen)  abdrucken 
lassen.    Da  aber  diese  bedeutung  dem  Zusammenhang  in  keiner  weise 


I)  Ai*p6l  ßiii rächt  von  D» dingen  gehörte  cintjr  fandlic  Ysenbargiachfir 
dit^nntmanium  au^  Ah^  üieh  argprfmglieb  von  Dädingon  heimtitc.  hpritcr  den  1>ei 
)hr  Oldichcn  vonmnien  ßiprifcht  oder  Beipreclii  aium  faruiliennmneti  Uinznzog. 

2}  IHc  von  Pischbrttii  gehörten  gloidifalls  zu  de«  Ysenburgittcbeji  dienjit- 
sianntio;  dk  Wniton  von  FoUQrbftch  Wshmoii  ein  barglchn  zu  Biidiogen. 


:i22  H.   RÜCKERT 

entspricht,  so  erschien  es  mir  passend  noch  einmal  eingehend  das  wort 
zu  behandeln:  vielleicht  gelingt  es  einem  anderen  besser  als  mir  weitere 
beispiele  beizubringen.  Im  Ags.  findet  sich  kein  entsprechendes  verb, 
dagegen  gilt  altn.  ütala  im^simie  von  beanspruchen.  Vgl.  altdän.  äkdc 
in  folgender  stelle  der  Unionsurkunde  zu  Oalmar:  oc  ey  rikesctis  miibitZ' 
niGU  elhr  almtujhc  ther  um  qtidite  eller  ätalce. 

ELBEKFELD,   AUÜ.   1871.  W.   CUECELiL'S. 


ZUK   C'HAllACTERISTIK  DER  DEUTSCHEN   MUNDARTEN 

IN  SCHLESIEN. 

n. 

(Fortsetzung  von  bd.  1 ,  lV>y.) 

Üasö  das  elementare  leben  aller  unserer  muudarten  hauptsächlich 
in  ihrem  vocalismus  pulsiere,  ist  ein  satz,  der  keinen  Widerspruch  zu 
befahren  hat.  Seitdem  J.  Grimm  ilm  für  den  gesamtorganismus  der 
deutscheu  spräche  begi'ündet  liatte,  verstand  es  sich  von  sell)st,  dass  er 
aucli  für  alle  ihre  individualisierten  gliederungeu  gilt,  so  lange  sie  ihrem 
müttorliclieii  tvpus  treu  bleiben.  Kann  sich  doch  ohnehin  jcdemiann 
durch  die  einfaclisten  mittel  der  beobachtung  von  seiner  Wahrheit  über- 
zeugen und  braucht  dazu  weder  die  specialgrammatik  eines  dialectes  in 
die  band  zu  nehmen,  nocli  selbst  spracliforschor  von  fach  zu  sein.  Es 
bedarf  nur  eines  gesunden  obres,  um  zu  bemerken,  wie  fast  jedes  dorf 
in  deutschen  landen,  ja  manchmal  jede  dorfgasse  deutlich  vernehmbare 
lautnüancen  zu  erzeugen  verstellt,  mit  denen  sie  z.  b.  das  hochdeutsche, 
oder  sagen  wir  lieber  schi-ilMeutsche  a,  das  c  oder  /  und  vollends  erst 
die  diphihonge  sich  ohr-  und  mundgerecht  macht.  Werden  nun  gar  die 
unendlidien  Variationen  auch  noch  mit  evfasst,  welche  diese  nämlichen 
laute  auf  einem  und  di^mselben  boden  je  nach  seinen  über  einander  gela- 
gerten cultur-  und  gesellschatlsschichten  annehmen,  dann  muss  dem  boob- 
achter  deutlich  werden,  dass  das  vocalisclio  leben  unserer  sin'iiche  wahr- 
haft uncMschüpriich  ist.  Dass  ujisere  schrift  den  walirnelimiingen  des 
ohrs  nicht  folgen  kann»  auch  dann  nicht,  wenn  man  die  seltsamsten  ergän- 
zungen  und  vorkrnpfungen  ihrer  einmal  glücklicher  weise  feststehenden 
beschränktheit  oder  armut  ausklügelt,  kann  natürlich  da,  wo  ein  anderes 
Sinnes  Werkzeug  allein  zu  entscheiden  hat,  nicht  in  betracht  kommen. 

Wie  einförmig  verhalten  sich  im  vergleiche  damit  —  nicht  an  sich 
—  unsere  consonauten!     Zehn,  zwanzig  quadratmeilen  kann  man  in  vie- 


tlktTTACUlt  MCHllAJKTKIt  Ul  m:lU^B8LBll 


32!) 


1(11   liiiUihen  landHchaften  diirchwandem*  und  immer  uocti  tr»iit  ilat»nelbe 
*/  m  dorselbew  stelle,   üherall  gfiltoa   ilieselben    gOHotze   fflr   die 

ltt'hitu*iluiig  des  cotisonantischpn  aiislautes.  tiir  die  assimilatioii  usw.  Audi 
\mv  kann  die  ^cliritl»  wio  sie  einmal  i^t»  der  lieweglichkeit  der  orscheinun- 
gen  nicht  ganz  ^^erecht  werden,  aber  sie  kann  es  dodi  in  ungleich  aui^ge* 
dplmterem  masse  ab  dort  und  wurde,  wenn  sie  es  vei*suchtLs  nielit  genö- 
tigt, sein,  das  augo  allzusehr  zu  beleidigen  und  m  verwirren*  Auch  stimt 
damit  die  ebeusoscdir  der  Wissenschaft  wie  dem  naiven  volksbewustsein 
angehörende  beobachtung ,  dasB  die  vei*schiedeneu  mundartlichen  scldch- 
tiMj  innerhalb  eines  localen  abschnittes  gemeiniglich  alle  zusammen  an 
irgend  einer  absonderlichen  eigentümlichkeit,  odnr  wie  es  nach  aussen 
scheint,  nnart  ihres  dialectes  in  der  behandlung  gewisöer  conjiouanten 
teil  nehmen  t  während  es  sieh  im  bereiche  des  voealismus  .^o  völlig  anders 
verhält.  Daher  denn  auch  überall  da,  wo  sich  der  volkshumor  mit  der 
characteriatik  fremder  mundarteu  beschäftigt,  er  ihre  leistungen  auf  con* 
sonanüschem  und  nicht  auf  vocalischem  gebiete  zu  seiu&r  Zielscheibe  im 
machen  pflegt.  Man  denke  z.  b,,  wie  für  da»  ganze  deutsche  volV  der 
DarnLstädter  kein  r  aussprechen  kann ,  der  Würzliurger  /  Hir  k  im  anlaut 
setzt,  der  Dresdener  k  für  ff  spricht,  der  Berliner  dagegen  j  für  r;  und 
tauiieml  ähnliche  schnurreu,  die  aber  alle  auf  richtiger  und  scharfer 
erfasHung  wirklicher  erscheinuugeu  ruhen.  Natürlich  kümmert  sich  da& 
volk  nicht  darum,  dass,  so  viel  sich  allenfoUs  übersdilageu  lässt»  etwa 
fünfzig  andere  loealmundarten  dieselbe  schnude  behandlung  des  r,  unge- 
fähr halb  so  viel  jene  vertauscliung  der  gutturaltenuis  mit  der  dentalen 
osw*  eintreten  lasjien*  Es  at<^bert  ja  nicht  wie  die  leute  vom  haudwerk 
luT  entdecke ngen  in  allen  winkeln  herum,  sondern  es  fasst  nur  das  auf» 
lau  durch  seine  sonstige  Stellung  im  deutschon  leljon  einen  berechtigten 
ansprudj  hat,  überall  gesehen  zu  werden,  und  insofern  ist  gegen  die 
von  ihm  geübte  Individualisierung  von  sehr  verbreiteten  sprach  vergangen 
nichts  einzuwenden.  Wo  also  eine  ganze  gmppe  von  redenden  menschen 
jmf  die   kürzeste  und   schlagendste  art  charaetcrisiert   werden   solL   da 

lun  es  nicht  wol  anders  als  durcli  solclie  der  Wissenschaft  freilich  unge- 

agende  mittel  geschehen* 

Aber  eines  mag  auch  die  Wissenschaft  von  dieser  derben  plastik 
des  vnlkstömlieheu  Verfahrens  lernen:  das  entächiedene  losgehen  aui  das 
wesentliche,  auf  den  keru.  Nur  bo  wird  es  ihr  möglich  nein,  da:?  ^n  - 
liehe  ge.^ch wirre  der  vocalischen  klänge  unserer  mundarteu  zu  ban^j.^  ., 
obgleich  es  verhältnismässig  nicht  überall  ao  leicht  damit  gehen  wird, 
wie  auf  uni^err  -  -  lachen  l>oden.  Niclit  als  wenn,  rein  statistisch  über- 
schlagen, i*;:  .wa  eine  geringere  zahl  von  lautcombinaüonen  gäbe, 
ab  auf  einem  andern  gleich  grossen  räume.     Weinhohl  zählt  a.  a.  u. 


:m 


W.    »fritRftT 


p.  ^H  \H2  vanattoiien^  die  heuio  su^ammon   vorkomnion.  m  4er  rtöY 
von  'i5  njittellioclul  vocalisclien  lauten  auf ,  Jio  er  zur  l)a>-     -^''  ■  ■ 
sachung  uimt:    er  weisH  aber  besnor  ala  jeJ«r  andere,    <l. 
diesen  vou  Umi  selb«»t  lieabachtüten  in  noch  nicht  durchlönschten  bmd^ 
striebeti  eine  noch   uubestimbare   gn'^sHero    zahl   aufüuJou   kr  ' 
versteht  es  sich,   wie  schon  bemerkt»   von  selböt,    ihiHa  dies^ 
fixierten  lautcombiuatione«  noch  lange  nicht  alle  wirklich  vorkouunende 
dem  gehöre  noch  recht  wol  /ugänglichen  niiidifir-atiLmtm  •'"*«.     Sic 
geben  ja  nur  einen,  ho  zu  sagen,  conventionellHi  -liir'li  i    Wirk- 

lichkeit. 

Es  bedarf  wol  keiner  befctondeni  bemerkung,    dab?*  jime  lö2,  ode^ 
wie  viel  ihrer   sonst  sein  mi>geu^    nicht   zugleich   und    überriÜ   in   gacil 
Schlesien  nebeneinander  gehört  wenlen,     WoUto  man  darnach  eine  tühj 
lung  anstellen,   so  würde  sie  eine  ganz  andere,    viel  niedrigere  Hummd 
liefern,    hier  so  gut,    wie  auf  alemannischem,   bairischem,   fränkiöcho» 
boden.    Es  gMte  «lann  aber  sclüiesslich ,  nicht  bloss  zn  ermitteln,   mi 
viel    vocnle    innerhalb    eines   abgegrenzten   liezirkes,    einer  »ogeuant 
untermundari  vorkommen,   sondern  vielmehr  wie   viel  davon  einem  con^ 
creteu  Individuum,  was  aeiue  mundart  öpricbt,  zustehen,  eine  rechnungj 
die  zwar  -m  sehr  interessanten  ergebnissen  fuhren ,  aber  gewiss  nicht  oll 
angestellt  werden  könte.    Jedenfalls   aber  wfirde  Hchon  jene   ub^< 
metbodo  der  Scheidung  und  begrenzung  nach  kleineren  örUicben  ^^i  u^i  .. 
im  durchschnitt  eine  sunmie  gewähren,   die  die  ^\n  basis  angenommen! 
xahl  von  2b  mittelhochd*  vocalen   nicht  übersteigt,    wahrsdieinlich  uicb^ 
erreicht,    vorausgesetzt  dass  man,    wie  m  die   mittelhochd.  Bchrift  tut 
nur  die  markit^rtebten  erscheinungen  mit  den  herköndichen  zeichen  widern 
geben  will  und  alles,  was  sich  durch  sie  nicht  darstellen  lässt,  als  unwe 
sentlich  betrachtet.    Aber  wenn  von  dem  diab  « '      '     ^  t  riteit  oin- 

xelner  gebiete  bis  zu  den  atoraen,  hier  den  im  j^reclionj 

geredet  werden  darf,  dürfen  ihm  auch  alle  jene,  in  der  Wirklichkeit  nU 
mala  mit  einander,   immer  nur  för  einander   vorkommenden  voc-'' 
combinationeu  zugerechnet  und   als  seine   bestandtoile  geltend   '^r 
werden.    Und  in  diesem  smne  hätte  dann  unsere  mundart,  vorausgesetel 
daiss  die  Zählung  richtig  wäre,  w^as  sie  aus  den  oben  vorgetragenen  grün- 
den nicht  sein  kann,   wirklich    1H2  laute  an    derselben  stelle     vvn  J:»;i 
Mittelhochdeutsche  25  hatte» 

Man  beaclite  aber  wol,  dass  das  Mittelhochdeutsche  biebei  alj^  Imm 
angenommen  wird,  nicht  etwa  eine  ältere  historisch  nachweisbare  phas 
der  mundart,  selbst.    Geschiebt  diess,  wie  es  der  Verfasser  in  seinem  w»i- 
wnrfe  einer  system atischeu  tlarstellung  der   schlesisch  -  deutschen  munrU 
art  im  mittelalter  (Zeitschr.  d.  Vor.  f,  Gesch.  u.  AlterUi.  Schles.  l>d.  7,  l] 


!i      hezeichiii    -  ^^ 

Daraus  Hessen  sich  nur  24  eiust- 
^U'n,   wenn  man,    wie   notwendig, 
IjHzeichnung  d^r  uuüaut,e  des  a. 


Ersucht  hat, 
Nicht  gerade  so    weit   die  sdn '        i 
ttetikmale  allein  berficbiichtjgt  wird. 
oials  variiandene   vocale  zusaii'^ 
iIk*   nach  Jen  handschriften  wcLU^ah 

(If  5>  üp  0«  und  1*0  (d.  h.  hier  alloin  ala  nc  erscheinend)  nar  je 
aiö  ein  zeichen  rechtiet»  wie  dieses  a*  a*  o*  kB,  1  lg.  näher  l>egründet 
worden  ist.  Aber  auf  ihre  wirkliche  lautgoltung  geprüft,  föllt  zwar  eines 
jeuer  24  zeichen  als  ein  bloss  graphischer  Stellvertreter  eines  andem  weg, 
niliulich  y,  dagegen  sind  mindestens  15,  wahrscheinlich  aber  mehr  von 
Jer  Schrift  nicht  ausdrücklich  bezeichnete,  in  der  ausspräche  aber  als 
vorhanden  nachgewiösejie  laute  hinzuzunehmeu,  so  tlass  also  die  immer- 
bin schon  erhebliche  zahl  von  31)  erreicht  wird.  Erwägt  man  aber  die 
orthographischen  principien,  von  denen  jene  Schreiber  des  MA*  aus* 
giengen,  die  sich  wissentlich  nicht  von  dem  einmal  herkomlichen 
gebrauche,  also  im  wesentlichen  von  dem  entfernen  wollten,  was  sich 
als  mitteldentschp  nraformimg  der  niittelhochd.  Orthographie  doch  schoü 
in  festeren  zögen,  als  man  häutig  anuimt,  festgesetzt  hatte,  bedenkt 
mau ,  diiss  Ümer»  ihre  mundartlichen  eigentümlichkeiten  in  jedem  falle 
gegen  ihren  willen  entschlüpfen,  so  begreift  es  sich  leicht,  dass  mit  der 
zahl  i-jy  noch  lauge  nicht  der  wirkliche  lautvorrat  unserer  mundart  im 
mittelalter  erschupft  sein  kann,  sondern  dass  er  möglicherweise  ein  el>pnsf' 
reichlialtiger  wie  der  der  gegenwart  gewesen  ist 

Wenn  oben  behauptet  wurde,  dass  sich  das  einheitliche  eie nie ut  in 
dieser  Vielheit  liier  verhältnismässig  leichter  als  anderswo  herausfindeu 
la«8e,  m  scheint  dem  das  urteil  eines  so  gründlichen  kenners  wie  Wein- 
hold gemdc  zu  widersprechen.  Er  characterisiert  a.  a.  o,  88  den  moder- 
nen sclilesischun  vocalismus  unter  andeim  folgenderraasseu :  „Was  die  qua- 
lität  der  vocale  angeht,  so  zeigt  das  schlesische  merkwürdige  Verwir- 
rung. Vuu  der  reinen  lautabteilung  unserer  alten  spräche  in  organisch 
zuHämmenhängende  reilien  sind  nur  schwache  erinnerungen  geblieben; 
die  vocalgeschlechter  sind  durch  einander  gemischt,  als  wären  es  mecha- 
nische gcbilde  ohne  geistige  begründung  und  geschichtliches  leben/'  Man 
könte  danach  zu  der  menmng  verleitet  werden,  das  characteristische  <lie- 
ses  vocaüsmus  bestehe  in  seiner  characterlosigkeit ,  denn  als  solche  dürft»" 
man  doch  wol  die  vermisch mig  der  vocalgeschlechter,  als  ob  es  mecha- 
ni  i  V  iiilde  seien  ^  bezeichnen.  Sehen  wir  aber  näher  zu,  so  gibt  uns 
dii  I  iikläger  auch  selbst  die  besten  mittel  der  Verteidigung  in  die 
liatid.  Bei  der  darstellung  der  einzelnen  laute  nämlich  sucht  er  überall 
auf  dem  weiten  felde  der  buch  -  und  niederdeutschen  mundarten  nach 
parallel*  I"    nir     .^^m    ^rhlesisclien   absonderlichkeiteu   und  tindet  auch  in 


r»2«i  H.   RÜCKBRT 

der  tat  überall  solche,  bald  zahlreicher,  bald  minder  zahlreich.    Ob  nnii 
l>ei  dieser  äbereinstimmung  im  einzelneu  falle  directe  äussere  oder  iirnere 
bcrührung  mit  der  stamverwanten    fremde   waltet,    ist    hier   zunächst 
gleichgültig,   ob  also  /.  b.  das  schlesische  a  für  das  schriftdeutsche  o 
etwa  in  Icachen,   gespra4:Jien ,  ah  usw.,   wie  Weinhold  annimt,    aus  nie- 
derdeutschen Spracheinflüssen  abzuleiten  sein  wird,   oder  ob  hiebei,    wie 
der  Verfasser  a.  a.  o.  7,  li)   zu  beweisen  versucht  hat,   hier  eine  durch 
alle  mitteldeutschen,  und  man  darf  hinzusetzen  aucli  durch  viele  ober- 
deutschen  zweige  des  hochdeutschen   spracluistes  sich  hindurchziehende, 
überall  also  auf  gleiche  weise  autochthone  erscheinung  vorliegt,  die  sich 
physiologisch  olniehin  leicht  genug  erklärt.    Immer  geht  doch  aus  sol- 
chen parallelen  so  viel  hervor,  dass  jenes  scheinbar  absonderliche  ver- 
lialten  des  sclilesischen  vocalismus  eine  weit  verbreitete,   also  in  gewis- 
sem sinne   eine   allgemein  deutsch -sprachgeschichtliche  erscheinung  ist 
Wenn  aber  so  viel  andere  mimdarten  im  princip  ebenso  wenig  achtungs- 
voll mit  der  lauttradition   oder  den  organischen  beziehungen  der  laute 
verfahren  sind,    so  würde   eine  darauf  gegründete ,   weim  auch  negative 
characteristik  der  schlesischen  doch  wider  keine  characteristik  sein,  weil 
sie  nichts  individuelles  ausspricht.     Aber  neben   einer  solchen  äusser- 
lichen  vergleichung  liesse  sich  der  gegenständ  auch  von  anderm  gesichts- 
punkte  betrachten.    In  der  gruppierung  dor  laute  vorfiilirt  Jede  mundart 
unzweifelhaft  auf  ihre   eigene   weise,    auch   wenn   sie,    wie   wir  einmal 
annehmen  wollen,   sich   desselben  lautmaterials  wie  eine  andere  bedient. 
Es  gälte  also  hier  festzustellen,    wie   weit  jede   einzelne  laut^phän»  in 
ihrem  bezirke  sich  ausdehnt  und  zugleicli    die  gosetzmässigkeit  solcher 
Vorgänge,    verstellt  sich   aus  ihrem   eigenen  kreise  heraus,   darzulegen. 
Weim  z.  1).   die  schlesische  nnmdart  das   schriftdeutsche  ä  gelegentlich 
in  eine  art  von  <f-laut  verwandelt,    für  dessen  graphische  bezeichnung, 
l'alls  mau  nicht  zu  dem  von  Schnieller  eingeführten  .>  greifen  will,    wir 
kein  mittel   kennen,    weil  er,   wie  der   von  Schnieller  gemeinte,    einen 
weit  gedehnteji  sj)ielraum  des  klanges  hat,    freilich  einen  andern,   als  in 
den  oberdeutschen  niundarten ,  für  die  er  zuerst  verwant  wurde  —  W(^nn 
also  hier  ein  dnrc  für  <h"nn\   firchfc  für  fürchte  erscheint,   so  tut  sie 
damit  nichts  anderes,  als  was  die  mehrzahl  der  heutigen  mittrddeutscheu 
mundarten  in  gleichem  falle  auch  tut  und   insofern   wäre  hierin  nichts 
characteristisch  schlesisches  zu  entdecken.     Aber  es  ist  schon  etwas  cha- 
racteristisclies,    wenn  in  der  iMuen  mundart,    wie  es  in  der  schlesischen 
geschieht,  dieser  lautübergang  fast  ihr  ganzes  locales  gebiet  behersclit,  also 
durch  die  meisten  untermundarten  hindurch  geht,  während  er  anderwärts 
einen  örtlich   sehr   beschrankten   si»ielraum  besitzt.     Noch  characteristi- 
sc.her  aber  ist  es,    dass   liier  ganz   andere  bedingungen   zur  erzeugung 


I>WlTllC9tie  StmiDABTK»  tM  scmjtfiisu 


3^7 


dieseB  tanteg  wirken  vüb  and^rswa  Wäliroud  *ii'  aiidt^rnwu  an  die  einwir» 
knng  oder  das  vorkommen  gewiBser  counommtoiiverbuidunj^en  am  ailbeii- 
äcUu9.s  gebunden  ist  —  ftist  regelmässig  solcher,  in  denen  ein  r  vor- 
kamt, wozu  also  auch  rr  geMvi  —  überjäpringt  er  in  unnerer  miindarl 
diüso  grenzen.  Kin  Hchlewöcheß  dmimi  fnr  tlünnc,  /Irtfcl  lur  flüffel,  eher 
fflr  tlA^n  wäre  anderwärts  undenkbar,  naraentliob  die  beiden  letzteren 
formen^  tue  anderwartn  eine  entschiedene»  durch  den  hauptworttori 
erzeugte  länge  behaupten,  kennen  nur  hier  zulande  möglich  siein. 

Also  hätten  wir  hier  doeh  einen  ganz  prägnanten  cliaracterzng  des 
scUlesischen  vocalismuB,  und  m  wie  dieser  eine  lassen  sich  sehr  viele 
auffinden,  (lerade  da,  we  auf  den  ersten  blick  alles  nach  der  analogie 
anderer  mundarten  gestaltet,  der  schle^ischeu  also  jode  individualitöt  zu 
fehlen  scheint,  da  erweist  eine  genauere  beobachtung,  dasH  sie  in  aller 
Titille  ihre  eigensten  wege  eingeschlagen  hat.  Die  menge  üolclier  Vor- 
gänge ist  schwer  zu  tlhersehen,  weil  die  feineren  lautniodificationon,  auf 
die  es  hier  sehr  häutig  hinaus  lauft,  selbst  so  schwer  zu  übersehen  sind. 
Aber  wer  veniiag  sie  alle  unter  einen  hut  zu  bringen?  Hix-bst  wahr- 
scheinlicii  wfirde  man  sich  mit  ganz  unbewstimten,  subjectiv  gefärbten 
ausdrücken  genügen  lassen  mfissen,  bei  denen  sich  jeder  etwas  anderes 
denkt.  Wollte  man  etv^a  siigen,  der  schlesischo  vocalismus  zeige  i  ii 
entschiedene  vorliebe  für  hellere  und  dünnere  klänge  —  in  dem  »i  m 
besprochenen  falle  scheint  ein  beweis  dafilr  zu  liegen  —  so  wurde  damit 
etwas  richtiges  aui^gosprochs'n »  aber  nur  so  weit  ab  es  eben  diesen  einen 
fall  betrilTt.  Und  überhaupt,  was  heisst  heller  und  dünner?  —  Neben 
solchen  klängen  ♦  wie  jenes  zwischen  ü  and  ö  mit  einer  starken  beimischung 
des  *  schwebende  c^  hurt  man  bei  uns  ebenso  viel  dimkelo  und  massive. 
Uerade  hier  ist  ein  duiikeles  volles  eu  weit  verbreitet,  welchem  man 
vielleicht  am  nächsten  käme  mit  der  Schreibung  oL  Es  tritt  ganz  all- 
gemein auf  iui  der  stelle  des  Umlautes  eines  alten  ä,  hmsel  oder  hoiscl 
von  hm,  hemlel  von  bnde ,  meHrer  von  münf,  manchmal  auch  für  das 
altitipbthongische  *«,  wie  Ivtäcn  ffcnd  usw.,  aher  fast  nie  für  den 
ujitlaut  des  tMi.  Die  mischung  des  stark  herausgearbeiteten  tieteu  o  mit 
ein  I  '  ■  '  lils  dunkel  gefiirbtcn  l  wird  an  tiefe  und  masso  des  kbm- 
g</  ilich   von   einem   diphthong   irgend  einer   anih*rn  mundart 

überboten«  Am  wenigsten  dürfle  sieh  auf  mitteldeutschem  Sprachgebiete 
nördlich  vom  Thüringerwald  etwas  damit  ganz  vergleichbares  lindea 
Auch  das  uicderÄ^chlcsische  uk  ,  on  für  h  in  duit ,  haut  usw,  gibt  ähn- 
lichen laotou  imderer  mundart  In  hinsieht  auf  schwere  und  tiefe  der 
klangfarbe  nichts  nach.  Wenn  aber  gerade  dieses  lautgebilde  häufig  als 
ein  ch:f'  '^  ♦f''''-tischer  zug  für  die  massive  und  schwere  vocalisation  gewis- 
ser .Sil  ui,  bairischer,  nordgauischer  mundarten  angeführt  wird  ^ — 


:j2b 


ß*  ftOCKBüT 


von    rloti   niedordeutscheu   wollen  wir  liier  ^^anz  absoben,   in  i 
gleichfalls  weit  verbreitet  ist,  so  würde  iiiau  uucL  für  Jen  -rV^--ti 
dialect  dieselhen  prädicate  gelten  lassen  mü^isun.    Es  wäre  d^ 
gcgeuteil   von   dem  resuttat,   was  »icb  oben  ergeben  UaL     4 
reicht  weder  das  eine  noch  das  andere  zu  einer  cUaractcristik  Abb 
zm  auH. 

Diesä  mag  genügen  um  (lurzutun,  dasü  man  auf  «liebem  wege  ai 
zum  ziele  gelangt     Denn  mit  entern  blossen  recbenexempel  kaiiii  • 
doch  nicht  getan  sein.     Ein  abzählen  aller  „hellen*'  n-  oder  ^•- 
klänge  usw.  tmd  ihre  vergleichende  zuHummenstelliiug  mit  den  auf  d« 
andcni  seite  stehendiMi  ,» dunkeln/'   würde,    wenn  man  fi     i 
bei  solchem  verfahren  doch  unerlässlich  notwendigen  vuii...: 
tatuachen  gelangen  könte,  eiimial  an  den  ouberechenbareu  l  i  ili 

subjectivit^t  <leä  beobachterH  scheitern,   und   dann  an  den   in  ti< 
lichem  tiusse  befindlichen  apracherscheinungen  selbst.     Ein  und  .i»'*,>t 
mund  kann  in  dem  einen  monient  ein  helles,  in  dem  nächsten  ein  d 
keles  e  hören  lassen,  und  in  dem  dritten  ein  solches,   wa»  aucli  k\ 
»chärfete  ohr   weder  in  ilie  eine  noch  in  die  andere  rubrik  mit  voll 
Sicherheit  unterzubringen  vermag.    Maji  lasse  sich  nur  nicht  durch  J 
fflr  dialectproben  übliche  Schriftbezeichnung  tauschen.    Freilich  wenn 
»0  schliesscn  wollte:  weil  das  zeichen  e,  wo  es  für  scliriiltdeutHche  lunti 
die  in  der  tonsilbe  stehen,  angewant  wird,  einen  hellen  laut  bczeiclmi 
BO  wird  auch  überall  da,   wo  man  es  bei  der  »cbriftlichen  aufzeiclin 
der  mmidarfi  in  ennangelung  eines  anderen  zoreichenden  setzt  —  aber  nn 
nur  weil  das  schriftdeutöche  an  derselben  stelle  es  braucht  —  ein  hi»II< 
laut  vorauszusetzen  sein,   so   wäre  man  rasch  fertig.    Aber  damit  v 
ziehtet  man  überhaupt  auf  die   erkentuis   dos  originellen  lautgeprilgi 
einer  jeden  mundart,    wie  das  ganze  princip,    von  dem  ein  »olcbes  vw 
fahren  bowust   oder  unbewust  ausgeht,   ein  grundfalsches  ist,   weil 
voraussetzt,  das8  dio  mundarten  nichts  weiter  als  eine  mehr  oder 
der  aufTallendo  entstellung  der  schrÜlsprache  seien.     Sie  sind  doch  «*twii 
ganz  anderes,  als  die  meisten  unserer  Volkstrachten,  die  ihi-en  ursprun^ 
aus  ainer  umarbeitmig  mindestenH  der  motive,   oft  sogar  des  ganzei 
tyims  einer  ausgelebten  modetracht  der  höheren  üultnrschichte  zu  zi 
hen  pUegen. 

Sehen  wir  also  von  allen  und  jeden  derartigen    einzelbeiti^ii 
ohne  sie  zu  übersehen.    Nur  so   wird  es  möglich  sein,   das  eigentlich 
lebonsprincjp  aufzufinden,  dem  sie  alle,  vielgestaltig  und  scheinbar  wide 
sprechend    wie   sie  sind,   doch   entstammen,    Sjireclien  wir  es  so   kw 
zusammengfifasHt  als  mOglicii  aus.    Alles  wurzelt  in  einer  specitiscUi 
d.h.  nur  hier  allein  so  wahrnehmbareji ,  aulTassung  und  durchbildnng  d 


DBCTSCHE  BrUITOAftTKN    IM   STHLKStSK 


im 


Iwort-  und  atlbetibotoDUug.  Hat  man  diem  begriffen,  »o  et  klart  mh  das 
[andere»  was  der  rnundiirt  im  ganzen  und  einy.*>]nen  Pigi*iit(imlich  ist,  i»hnu 
I  mühe.     Und  eben   deshalb  widerhulen  wir  nnsern  oben  ans^esprüclimieu 

satz:  die  HchlesiBcbe  niundart  liinst  im  vorgleich  mit  vieb^n  andttn^n  ihr 
I  eigentliches  wesen  mit  unverkenbarer  deutlichkoit  durchscheinen ,  nur 
jintiiis,  mtxm  wir  hinzn,  das  ange  den  richtigen  Standpunkt  aiirjcufindeii 

ver«teben.     Iii   dieser  ihrer  fundamentalen  eigontümlichkeit  henilit  luich 

ihr  recht,  \i\v  eiDe  nelhständige  und  eigenartige  80  gut  wie  irgend  eine 
I ihrer  Schwestern  zu  gelten.    Ob  man  »ich  ihre  geschicbtücbe  entstehung 

al»  ein  resultat  verschiedenartiger  mischungen  von  dialeeten  oder  lingui- 
,stisch- ethnographischen  momenten  zu  denken  hat,  ist  tur  die  tatsauhe, 
Idas»  jetzt  etwas  einheitliches  daraus  gestaltet  ist,  gleichgültig.     Obrigeuß 

haben  sich  bei  einer  möglichst  eingehenden  durchfornchung  ihres  goscljicht* 

lieben  m*aterial8,  wie  sie  von  dem  Verfasser  a.  a.  o.  angestellt  worden 
[ist,  nur  wenig  unzweideutige  spuren  eines  hier  einst  bestandenen  unver- 
1  mittel ten   sprachlichen  oder  dialectischen   nebeneinanders  ergeben.     Die 

»pracbe  hat  bier^  sobald  sie  sich  in  schriftlichen  aurzeichnungcn  beobuch* 
j  ten  lässt,  also  mindestens  seit  der  mitt.e  des  13.  Jahrhunderts,  inmicr  ein 
i  onverkenbar  einheitliches  geprjlge,  wenn  es  auch  selbstverständlich  vou 
Idem  ihrer  nächsten  verwauten:  thüringisches,  frankisches  mitteldeutsch 
I  dieser  zeit,  nicht  aulTallend  abweicht,  was  es  ja  auch  beute  in  gewis* 
Iser  biunicbt  noch  nicht  tut. 

Die  specifisch  schle^isclie   bchandlungsweise  der  wort-  und  silbeu- 

bBtonung  b<*steht  darin ,  dass  tler  hauptton  mit  merklich  geringerer  wncht, 
I  ohne  vergleich  leichter,  als  man  es  sonst  aus  deutscliom  organ  zu  bilren 

gewöhnt  ist,  über  der  stelle  scliwebt,  die  er  nach  den  immaneuteu 
j  gesetzen  der  deutschen  spräche ,  wovon  sich  selbstverständlich  auch  keine 

ihrer  mundarten  zu  emancipieren  versucht  hat,  einzunehmen  berufen  ist 
iWäre  der  begriff  der  schwebenden  betonung,  wie  er  in  die  altdeutsche 
[metrik  durch    Lachmann  eingeführt  ist,    nicht  selbst   noch   im  principe 

allerlei  bedenken  ausgesetzt,   so  würde   sich  kein  geeigneterer  vergleich 

alti  damit  zur  Verdeutlichung  dessen,  was  mit  dem  seh  weben  des  haupt- 
^Worttones  in  unserer  mundart  gemeint  ist,  finden  lassen.  Demi  wie  die 
fcseh webende  betonung  im  verse  die  natürliche  haupttonstelle  des  Wortes 
lio  keiner  weise  verrücken,  sondern  ihre  ausschliessliche  wucht  m  gun- 
[irten  eines  andern  hetonungselementes,  des  rhythmischen,  mildern  oder 
Ibeschnlnken  darf,  so  ist  das  verfahren  dieser  mundart     Es  ist  damit  den 

ausserhalb  des  haupttons  stehenden  ȟben  ein  freierer  spieLraimi  zur  ent- 
ffaltung  der  in  ihnen  schlummernden  ton-  und  lautelemonte  gewährt,  als 
in   der   son    allen  mundartlichen   einllüssen  möglichst  befreiten    schriil- 

leutschen    Sprechweise    oder    auch   in    den   luidern    mundarten,    die   in 
s«rr»oss.  v.  ojivtaciib  pmuuol.  i*n*  iv  22 


.^u 


II     bfCBXMT 


diesor   hmsichi   das   8ys<toiii   *Usr    r^obrifti;j»rMvb<»   ^äu/lioli    h 
{4jil  auch,    wio   die   durühfjreifonde  ueit(uu^  äu  apocopt". 
irnl>Mtoüt<^r  silheu  zrij^t,  hoch  will  fibtirWi^ton* 

Dmn  [p:{mi\^e>mit  bi^darf,  um  zu  iii5glich»t  voll  ' 
uciiK^'it  m  j^ehirigoü,   «iüor  lieli'uehtun^   von  mehr  al«  «n 
Botrachteu  wir  »i«  zuerst  uuch  mueii  he/jehiUJ^a*u  :äu   der 
vucalinchen  lauba  an  und  fCir  sich  und  in  ikrtar  vütliinduitg  mit  dttd 
siM       i    '  '         '  ri.     Wir   werden   vorläufu^  nur  die   ^' 

gv:     h  itj^en    und    di(*    »bri'/en  erst  weiter  nn 

andern  znsjunmenhang  b<?ruhreii 

W*dlte  man  ein(»  verhältniazahl    lür  /.eitiüe^sung 

titeUen^  HO  kontu  man  m  lilr  seine  längen  zu  Vf^,   l'ui  ..x^^u.  .,^ 

l  beHtiminön ,  niüht  wie  es  das  herkömliehe  »cbema  tut  von  2:1. 
der  leblosen  /iffer  in  eine    belebtere  fürmel  übertragen,    heinst  da«: 
markiert^en   oder  massiven   contra»te   /wischen  Ifinge  und  kürze,    welc 
anderwäiis  auf  deutschem  sprachboden  so  stark  empfunden  wenleu, 
liier   nicht   aufgehoben,    di^fin    damit  wärr   ein   lebensnerv  dür   Hpr 
durchschnitten,   aber  doch   ffemildert   und  bis  zu  einer  gov'^   ^    ^ji 
ausgeglichen.     Auch  diene   mundart  hat  sich   so  wenig  wi*  l! 

andere,  näher  oder  entfernter  verwante,  im  groBsan  und  ganzen  dem] 
der  nenhochdeutÄchen  pha^e  her»cheudeu  triebe  nach  eiiier  m*     '    ' 
jitärtung  der  vom  haupttou  getrollenen  wortteile  Cütziehen  l.  j.i     i     .. 
in  ihr  ist    durch   einfache   Verlängerung   ursprünglicher  ktlrzeiu    soi 
solcher,  die  wie  in  halmi,  kfjeti,  vor  einfachem  consonant 
Hilhe  st-ehen,  oder  solcher,   die,  wie  in  fit'de,  sart  eine  cuii^^M, 
bindung  hinter  8ich  haben,  die  als  positio  debilis  gilt,  eine  nTi»:alil1 
hingen  geschaffen  wnrde»K     Von   den  im  scbriftdeutschen  als   vocj 
kurzen  bewalrrt^n,   aber  durcli  neugeschaffene  position  -     -!  i  f^ 
dadurch  in  ihrem  metrischen  werte  den  wii'klicben  lan. 
ten  tonsilben  wie  tti  hmnnter,  himmd  Bellen  wir  dabei  noch  ab. 
tatsaclie  wideiiiprieht  al><*r  dem  oben  aufgestellten  sat/.e  nicht, 
dient    nur    zu    seiner   venieutlichmig    für    unsern    falL      Die   ;ui 
nen  geBchattenen   Ijingen  aind   in   ihrem   metrischen   werte   den  alt 
gebnichten  vollkommen  gleich,   wie  ja  auch   amlerwürtn.     Dieselbe  vi! 
haltnis/ahl»   die  ffir  die  einen  gilt,    gilt  aucli    lur  die  andern    und 
mundart  xeigt,  wie  freilich  leicht  m  begreifen,  auch  hier  keine  tipiir  tf 
dem,  was  man  historisches  bewustsein  nent. 

Hb  läsat   sich   denken,  dass   bei  einem  solchen  -relativ   yiart 
schwachen  gegensat%  /.wischen   länge    mul   ktlr^e   ttilnüg   IHIle  eiril 
kanuen,  wo  man  nber  die  gehOrU;  4iiantität  zweifelhaft  sein   wird. 
meisten  gilt  diess  in  den  erwühnteu  schwachen  Positionen.     Die  mth 


DVIJTmiQS  HtmVABTXK  (N  üCHLtStSB 


3ai 


spräche  erkeot  sie  ijn  weseDtliohOD  nur  da  ao,   wo  r  mit  miuuii  dontaleii 

Uerbunden  M,   wozu  auch  dm  »  f^crcchnet  wiri    Üii»»  uusürc  muaJart, 

wie  viele  andere,  weiter  {^reht  und  Oberhaupt  jede  verbiuduDg  von  r  mft 

mnteii  und  f^piranieii  ganz  auf  dit^scdhc  weis».!  bohaiidoH,  .wollen  wir  jetzt 

I  nicht  woiUir  l/eacliUtti^  i^undern  \iri8  nur  in  dem  ihr  mit  dem  Hclirüldcmi- 

|seiien  g6iijein,sameu  bcraich  baltoii.   Ünsorc  nmndart  ist  »ich  nicht  bimust, 

[däss  in  Holcbem    falle    (*in   ganz  merkbarer  mitorsdiiod  Al^h  vocaliscben 

masses  stattfijuien  «oll.     Ihr  wiegt  liaü  h  in  surf  *.d>enöu  schwer  wie  das 

in  hart,  u»d  das  ä  in  fährte  wie  das  in  gärten,  aber  freilich  niemals  8ü 

jsi'bwer  als  das,  waa  der  gemeindeutschen  ausspräche,  uder  ihr  selbst  in 

[•andern  fallen  als  wirkliclie  länge  gilt,  doch  entschieden  schwerer  als  eine 

I wirkliche  kürze.     Bs  wäre   nicht  leicht,   die^o  scbweb^jnde  quautitüt  für 

|<la8  äuge  7.u  bezeicbiien,   denn  das  herkumliche  ^  köiite  misverdtanden 

I  werden.    Seine  function  reicht  von  der  wirkliclien  kürze  bis  zu  der  wirk- 

[ikhcti  länge,  hier  aber  handeltos  sich  um  keine  vun  beiden,  aber  duch 

ßhar  um  eine  kaum  merkliche  dehnuog  de»  vooalä,   die  saich  qualitativ 

[sogar  nU  eine  Zerlegung  in  mehrere  lauten  darstellen  kann »  wie  sich  noch 

[/.eigen  wird. 

Wie  in  tjoldieu  öchwächsten  positionen  verhalt  sich  die  zeitmes^ 
h\ing  der  vecale  auch  in  allen  andern  althergebrachten-  Es  maclit  keinen 
[unterschied^  ob  sie  als  solche  erhalten»  oder  durch  conyonantiachc  assi- 
Imilation  vereinfacht  dargeötellt  werden»  wie  z,  b  r  mit  jedem  folgenden 
Iconsunanten  ungest^'irt  bleibt,  l  mit  ftdgonder  dentalmedia  oder  -tenuis 
jin  zweisilbigen  lormeln  immer,  n  in  gleichem  falle  sehr  häutig  verein- 
ffacht  ist  Mit  vollem  rechte  wurde  man  den  durch  die  aBsimilation  ent- 
[»tandenen  neuen  consonantiHchen  öilbenschlutis  einfach  schreiben,  wie  es 
[auch  von  den  aufzeichnern  dialectischer  [»robestilcke  bei  den  I- verbin- 
[düngen  gewölmlich  gi^Kchehen  ist,  alao  hak  für  baldc^  mlc  für  mlde,  aber 
^Qch  das  as8imiUert.e  mi  oder  nt  hat  keinen  andern  wert  und  nn  dafür 
l%\\  «etzen  ist  ebousH  unl»-  '  "  '  ir  //  für  hl.  Hier  wie  dort  aber  zeigt 
äer  vocal  dieselbt»  metri  ^uedenheiL     Dagegen  hat  die  mund- 

vi,  trotzdem  inss  sie  sonst  darauf  ausgeht ,  die  scharfen  gegensäizc 
fcwij*chen  Ifluge  und  kürze  zu  verwiBcheD»  auf  ehjcm  neuen  wege  sich 
eine  ziemliche  anzaiil  ächter  kurzen  zu  schaffen  gewust  Man  kajm 
bieriii  eine  wirkxmg  des  allgemeindeutscben  Sprachgefühls  sehen,  wd* 
[pbes  überall  auf  eine  möglichst  reine  scheidung  der  quantitaten  hinarbei- 
tet lo  unserer  mnndart  ist  es  durch  ihr  eigentümliches  betonungsgesetz 
hehr  beschrankt ♦  aber  ea  gänzlich  auszutilgen,  hiesse  so  viel,  als  einen 
wesentlich  iiationalen  characterzug  gänzlich  ausmerzen. 

Die  neuen  kürz  ^     -'*tehen  durch  dieir''    v^    ^irke  zusammen- 
Jrückung  älterer   dif  ,    die  auch   gemi     m  ..lUtsch    zu  ein- 

22* 


\m 


B.   RCdlCttltT 


iae.liem  votmle,  aber  *laüO  mcistcri»  m  Ifiügoii  gifwordeu  aitid* 

7M  V,  ?<f>  7.U  if,  uiiJ  demi^eniriss  auch  m  xu  Ä,  iL  h.  rri^m  ^-- 
;ulerJiiigfl  nur  dami,  wciui  die  imtur  dos  die  sill»e  skli 
jmiitün  eine  verscharfuüK  de»i4t>lbou  zultot ,  die  mau  gmphisiili 
äBÜie  verJnppelun^  tm«zudrnckt'ii  V'^ngt,  also  z.  b,  mebt  vor  den 
b,ij,df  wol  aber  vor  den  ontsprecheudtui  leuui»t< ,  vor  .*?  uhw.  Üa 
stataTMim  die  gemeiuschUisiniibon  j^fs.5e  für  bucbd.  gUsm^  Idüit  timi  Wfl^ 
iBr  W^/,  Mfitiij^  fts$c  für  /wssc  u&vv.  Hier  wurde  auch  }>■'  • 
geHtellte  uietriscb«?  verbflltuiszabl  d»^r  moudaii  dahin  m  vi*..;*;  iiH 
das»  sich,  wie  anderwÄrtn,  kürz**  zur  länge  wirklich  wie  1:2  dar 
Keine  deutache  mundart  kann  outachiedenore  kürzten  alj*  die«*>'  herv( 
bringen,  ja  hoelmt  wahrscheinlich  «ind  sie  die  üntscbiodenskn,  die*  irgisuil 
vnu  einem  deutschen  munde  in  baujittonöilben  gesprochen  werden* 

Eben  daraus  erklärt  es  sich  auch,  daas  der  dialect  in  eiiüi^eii 
ner  Hpielarten  im  das  sfehör  den  fremden  etwas  rasch  dahin  d  -      1| 
eine  muntere  beweglichkeit  zeigt,    die  man    hdufig  als  Heine  ii^. 
Signatur  betrachtet,  woför  sie  nchon  deshalb  nicht  gelten  kann,  weil 
eben  nur  einigen  von  seinen  untermundar(4Mi,  aber  nicht  all' 
uiclit  einnml  ihrer  mehrzalil  eigen  ist.    Es  ist  leicht  m  b< 
OS  ?*icb  dabei  um  den  auch  sonst  stark  heniusgearböitett?n  ' 
gebirgsmundarten    zu   denen    dos    tioflandes   handelt      Ethiioj 
gründe  —  do<^b  diese  nur  al:^  möglich  oder  wahracheiulich  luizu.- 
physikalische  und  socialkulturhistorische  erkltiren  diese  erscheinuug  hl 
l£lnglich.    Ethnographiscli  ist  m  unzweifelliaft ,  dasH  sich  dio  mittelalll 
liehe  deutsche  colonistenbevrdkorung  des  tietlandes  zmn  gr«  Ml 

niederdeutschen  zusammensetzte  und  ziemlich  waürscbeiulj  n ,  -h 
gebirgsstriche,  so  weit  sie  Oberhaupt  damate  schon  coloniRiert  wurdJ 
weniger  von  diesem  elemente,  also  darf  man  schliessen,  mehr  von  tl{ 
unzweifelhaft  von  anfang  an  bei  der  ganzen  colonisation  auch  sehr  j^iij 
vertretenen  hochdeutschen,  speeiell  ostfränkischeu  erhielten*  Deutlic 
sind  die  pliysi kaiischen  einHüsse,  Nirgends  im  mitteldeutschen  dialo^ 
gebiete  findet  sich  eine  ähnliche  bodengliederurig  wie  in  dem  hügel* 
bergland  Schlesiens.  Sie  ist  nicht  hloss  die  bewegteste  von  allen,  »d 
dern  sie  zeigt  auch  die  relativ  und  absolut  schärfsten  contraste  tf 
rächen  hrdie  und  tiefe.  Diese  gebirgsmundarteri  werden  schlies:!;  ' 
leuten  gesprochen,  die  ülierwiegend  der  industrie  angehören  un'i 
halb  und  aus  andern  Ursachen  zu  lebhaftestem  verkehr  unter  sich 
mit  der  fremde  hingewiesen  sind,  Sie  mClssou  achon  darum  mit  lei 
terer,  gelost^^rer  zunge  sprechen. 

Die  mundarten  des  tieflandes  können  ihre  heimut  auf  moisi  «icbi 
rem  oder  zähem  ackerboden  und  in  der  mitte  t?iner  nberwiegoadtjo  In 


DKtTTACHtKi   KUirilAimiN  W   BinhBSim 


'^m 


lornhevAlkeruiig  nicht  veileuj,'Meü»  woxu  daiiu  noch  'las*  erbleil  rk»  nie* 
[d^rdeuUchen  Mutes»  hinzugerechnet  werden  mag.    ScUmt  die  gerade  hier 

[eirr         ton  groHseren   äUidti^>,    voran   die   mehr  al^   in   irgend   ein?r 

iin«iLt:.  uutschen  landschaft  natürlich  eentralisiürende  banpl^tadt  des 
|gany.en,  erstrecken  den  einflusj*  ihrer  bculdittlecte ,  die  einen  wesentlich 
^verschiedenen  fcypus  zeijfon,  docli  nicht  üher  die  grenzen  iliresi  weich- 
ihildes,  ja  in  der  banptstadt  selb-st  nieht  einimil  jjo  weit.  In  diesen 
I  mundarten  lierscht  ein  lang»anioiä  teinpu  und  die  gegensät^e  zwiächeu 
|hotoutor  länge  und  kürzte  treten  hier  ffir  das  ohr  fussbarer  auf,  aber 
^  troljidem  behalten  «ie  ilire  allgemein  schlesischen  Verhältniswahlen  bei. 
Nur  kOnte,  nian  hier,  \xm  das  andere  tempo  zu  veransehaulichen ^  tur 
l  :  1  Vi  2  ;  3  äetisen.  Aber  jene  aus  zusainniengequt^tschten  diphthongen 
'enl  ^  I  '  t    liiedent^u  oder  sagen    wir  liub^r   grellen  kurzen,   die 

oki!  1  :l  wurden^  sind  auch  hm  als  solche  wolbekaut^  wenn 

auch  gelegentlich  in  etwas  geringerem  umfange  oder  in  anderer  motivie- 
'rtmg  als  in  den  gehirgsdialecteu.     Darum  wirken  wc  hier»  wo  da«,  was 
landerwart«  als  wirkliche  kurxe  gilt  und  wan  in  dem  gehirge,  wenn  auch 
I  nicht  als  solche  ^  so  doch  auch  nicht  aln  länge  zum  Vorschein  komt,  hier 
Uchon  au  sich  in  gemäss  des  ges^imltempoH  als  eine  länge  gelten  darf, 
lauch  ganz  ander«  als  dort.     Ihr  scharfer,  schneidender  contrust  zu  den 
sonst  dominierenden  längen   gil)t  <ler  ganzen    rede  etwas    eigeutümlich 
idurchschnittenes.    Sie  sieht  ihren  sonst  sebi'  gemässigt,   oil  träge  lün- 
I  srtTJ5mendGn  fluss  sehr  hfiulig  durch  seltsame  wir]>td  und  schnellen  unter- 
brochen, di*^  nicht  gerade  zur  erhCdiung  Uirer  sinlichen  Schönheit  beitra- 
tgen.    Dazu  wirkt  denn   auch  die  behandlung,   welche  sich  die  qualität 
der  vocalischen  laute  hier  hat  gefallen  lassen  müssen,  wgvon  unten  noch 
weiteres.     Einstweilen  sei   nur   bemerkt,   dasj5   liem  langsameren   tempo 
und  der  vermehrten  y.eitdauer  auch    eine  merkliche   bevorzugung  tiefer 
und  dunkeler  laute,  entweder  als  einfacher,  oder  was  noch  beliebt^^r  ist, 
ials  tremulierender,  aus  allen  möglichen  elementen,   so  weit  sie  nur  den 
itypua   der  schwere   und  dunkelheit    bewahren,    gemischter,    entspricht 
[Hier  ist  die  beimat  jener  au,  mu,  ua^  uo,  tum  usw.,  laute,  wofür  man 
[oft  versucht  ist,  nicht  bloss  drei,  sondern  vier  oder  gar  fünf  zeiclien  zu 
I  verbrauchen» 

Die  öigenart  der  unentschiedenen  Zeitmessung  des  ganzen  dialectes 
mßge  nocb  an  zwei  b<  '  '^t^ren  Vorgängen  verauschaulicbt  werden. 
Der  eiro}  ist  die  schon  ii  l::ll  Vereinfachung  gewisser  consonantenver- 
bindungen  durch  assimilatiou.  Sie  findet,  wie  scheu  erwähnt«  ganz  nach 
der  gewobnlichen  analogie  ilire  hauptsitclilichste  Wirksamkeit  in  zweisil- 
bigen forujen  am  ende  der  ersten  silbc  bei  einer  auf  /,  weniger  häufig 
l^uf  n  folgenden  dentalmedia  oder  -tenuis.     (nsofern  aber  eine  hbtorisch 


B.   ieOt3KKIIT 


beniclitigtu  dcoiiill^utib  hier  nur  im  antant  titid  im  anslaut  in  ver 
dwig  mit  anderen  cousoriantfiii  nh  nulche     -t  r,   «   -  rr-*^' 
inlaut  oder  /♦wist-sheü  voca!»>ti   nur  wenn  sit 

in  der  schrift  gemitiii^rt  auflritt,  ausserdem  aber  in  diemedm  ?erwM^ 
wird,  so  kann  man  von  dirr  temiis  hiehei  überhaupt  abgelten  and 
media  berücksichtigen.     Unbeschadet  ojuüdner   nrtücher  au^nalime 
man  ioi-men^  wie  die  oben  angafnhrten,  hale,  mtff  tut  gemeiiischlc 

hniten  dürieu.     Aber  wie.  sio  «diriftlich  bezeichnen,   vn 

lichüt  güüaa  tun  will?    Oben  haben  wii  nuj'  eine  vorlin.  i^,! 
diese  frage  geben  k(>riüen.    Es  handelt  sich  dabei  nicht  um  die  gel 
eifaiksung  der  «jualitat  des  vocales  an  sich,  die  gelbstverstslndUch  in 
localmundarten  dnrch  alle  mi>gUcheu  klangfarben  spielen  kann.   Sie 
so  «^enau  gelasst  werden  können,  als  es  das  eiimial  i^'ewahlte  syst 
hiatbezeiehnung  überhaupt  zuläs^t,  aber  auch  die  möglichBte  subt 
von  ohr  und  band   wilrde  doch  nicht  alles  ersch^'ipfen.     Aber  m  hl^i 
nkhi  nidig.     Nur   ini^ofern    die   Qualität  mit  der  qnantitÄt  in  weol 
lir/iehung  äteht,  hat  sie  Itir  uns  an  dieser  stelle  bedeutuog.    DennJ 
ist  nicht  zu  vorkennen,  da^.s  der  al>8teigende  eigenton  in  der  m 
der  vücalc,  alüo  das  heraböinken  z,  b,  von  a  bis  zu  einem  duiii|iL  l  .n 
mit  einer  fortaehreiteuden  dehnung  de^elben  verbunden  ist    Je  m^iir 
er  seiner  historisch  berechtigten  qualität  als  n  treu  bleibt,    deato   < 
steht  er  dem,   was  anderwäils  als  eine  hoch  betonte  kürze  gut,  je 
er  mcli   dem   u  nJihcrt,    desto  mehr  gleicht  er  einer  wirklichen 
Aber  eine  wirkliche  kurze  ist  er  auch  iu  dem  ersten  falle  nicht  gebil 
ben,   sonst  wrlnle  eben   jene  Vereinfachung  des  consonantischco   hUI 
schlußseH  nicht  eingetreten  sein.     Der  grund  ist  zuletzt,   daa«  der  hc 
tön,  der  diat^en  vocal  trifft,  doch  nicht  energisch  und  concentriert 
Ist^  um   Hie  al«  eine  geschäifte  darzustellen,   ebenso  wenig  ist  er  nl 
auch  Inr  8ich  allein   im  stände  eine  wirkliche  länge  daraus  zu  nuicU 
Denn  da  wo  etwas  einer  solchen  analoges  erscheint,  da  wo  die  duiEt| 
ren  laute  anstatt  der  helleren  eintreten,  ist  es  der  allgemeine  met 
character  oder  das   tcmpo  der   mundart,   was  die    pr<fc<1iutt»m   bei 
und  nicht  der  accent. 

Auf  dieselbe   weise  wird   nich  auch  die  Bchwankende  »^uauUt 
eher  zweijdlbiger  Tormeln  begreifen  lannen,    die  in  der  gemüinhocl 
sehen  ausspräche  eine  gemination  de«   früher   einfachen   sillK^nj* 
durchgesetzt  haben,  wie  hammer,  himwd,  tunutmr.    Mundarten»  die 
anlangen  sonst  am  nächsten  verwant  »ind,  gehen  hier  Ji    ..  -  -v 
wri^e    juiisrituinder.      Oft   stAant  hierbei    die    entgegeng^ 
bi^handlung  hart,  mimchmal  in  demBelben  munde  aufeinander,  titn 
eben,  wir»  wenig  fiberhaupt  auH  solchen  einielheiten  für  die  cbaract 


DlCITTSCtlll  MVHPhtiT»»  W  Htm^KlilBK 


[eiuoi  sfTihi^igümew  tn  i^ntnehinoo  ut    Ecitwoder  nilmlich  befolgen  iie 
Idm  hochtieiiische  styrtem,  man  hört  also  mit  deutlicher  kürze  und  ^ami^ 

liiaH       V        ^     '         *  ^!   '      ^     ':'  V  mit  lüleii  örtlich  lier- 

|k«H"i  i  1    Ml  Oi|(jr  ejH  wird  ein 

godtihoter  vo<3al,   abor  eine  wirkliche,   üuergi^che  läugo  duiaus  und  in 

Nliesom   falle  hleibi  der  ticM«  '  nit  i^inliicli  oder  urige»chärft, 

,  ITusere  muudart  voruiittelt  ^...  :    i,!  .    .  chen  diet^eii  heideu  ^sydtemun. 

Je  nach  ihren  t/ureichiedoucu  localeii  he7Jrken  Htreill  nie  auch  in  di^Kom 

[lulle  wider,  immer  in  Bieter  heziehuag  zu  den  ijuiüitativeu  vuKlnderun- 

l^on  dc^  taule8,  vou  euiom  kaum  merklich  ^edelmteji  his  zu  einem  star* 

fker  gedehnten.    Er  darf  wul  auf  seinem  eigenen  hoden,    ver^jlichen  mit 

dem,  was  al*  ktirze  gilt,  eine  walire  lan^e  geuant  werden,  aber  er  bleibt 

auch  da,    wo  er  neine  [frösste  breit^^  entfaltet ,    uuch  immer  ein  ^nites 

Uldck  hinter  der  massiven  «ehwere  zurück,  lUe  iuiderwärts*  in  einem  hanwr 

löÄW»  erklingt,  offenbar,  weil  der  ihn  belebende  acceut  der  gemeinsjchle- 

f^iwjhe,  d.  h.  ein  leichtere»  und  luftigere«  wesen  ab  der  anderer  mund- 

[arten  ist, 

Ni<ht  weniger  wie  die  metrische  igelte  die«k5ä  betunungögeöetzes, 
verdient  auch  die  eigentlich  rhythmisoho  etwas  eingehender  ei  wogen  zu 
,  werden.  Da««  es  erst  an  zweiter  stelle  genchieht,  während  es  üich  bei 
(der  bötommg  Oberhaupt  um  ein  rhythmisches  moment  bandelt,  mag 
dadurch  gerecbtljertigt  werden,  dass  es  practischer  erscliien,.  erst  gewisse 
metrische  vorausöetzungcn  zu  erörtern,  die  ohne  ein  genauerem  eingehen 
aui*  dan  weaen  d«s  rbythrauB  verständlich  gemacht  werden  konten,  wäh- 
rend da8  umgekehrte  verfahren  zu  Weitläufigkeiten  und  widerbulungeu 
genAtigt  hütte. 

Wo  der  hauptton  fest  imd  voll  aul  einem  laute  oder  einer  öilbe  ein- 
I setzt»  wie  in  den  andern  deubscben  inundartenf   kann  lur  die  lebendige 
voll  1|R   das  V    '       '  nnein    von   nebeutöuen,  d.  h,  giuiz  allgemein 

(au^;,     :      V?    wortJKv      !      lit'u,   die    etv^as    von  ilcr   sjpeciüschen   energie 
ider  atimUltjgkeit  /.eigen,  welche  wir  ab  eigentlichen  wortaccent  kennen, 
nicht  zugegeben  wertlen.    Ob  wir  «nn  die  stärke  und  wucht  diei^ea  neben^ 
toneö  grÖtJHer  oder  geringer  denken,   bleibt   öicb  gleich,  judenlalli^  muös 
Hie  genfigcnd   wahrnehnjbar  sein.      Und  in   diesem   siime  sprechen   wb* 
einstweilen  n<»ch  ala  eine  bloH«e  tatöache,  von  deren  richtigkeit  sich  aber 
jeder  tln-r*;     >'^^^yne  beobacbtnng  überzeugen   kann,   den  lebenden  deut- 
lichen ji  11  den   nebenton  ab,    SelhntverBUlndlicb  gilt  das»  nur  von 
[dtim  einlacben  worte:   in  dem  znaanmiengetietzten  wirkt  der  eiiLuml  ein- 
gowur/«''     l  '■■"'W    im   w»"       '    '  ,iArt   weiter   fort,    nur   das^ 
t>M-h  inii           I          tsser  dcbn                           iilil  der  neu  zusammengostelU 
[ton  acotinto  ainem  davon  unterordnen  miiäs,  der  in  dem  ueuerwachsenen 


m* 


H-   KOctÜtÄT 


Worte  die  ftuaticm  <l»^h  haiipttottsH  auf  tiich  uiiüt     I* 
sen  uml  ganzen  auch  b  allen  mumlartiUi  diesf^lbeii  ^  oc:..^.  a 
der  Schriftsprache  kent,  im  einzrlni»ii  al>er  erUvubt  nich  jede  daroD  alle 
lei  originelle   umbililungeu   dHi^elhen.     Will   man  diese  art  von   nee 
dären  logischen  accenten  nehent/\ne  neiineu,  &o  wollen  wir  fiber  d^  le 
minus  nicht  streiten,  bemerken  aber  noch  eimnal,  dass  wir  nicht  ilav#i( 
sondern  von  den  bloss  rhythmischen  betouungselementen  Bprechen, 
in  dem  einfachen   worte  neben  und   ausser   der  lugischen  hauptt   i  ^ 
vorkommen    kennen.     Der   nebent*>n,   einst  in  der  natürlichen  n  , 
unserer  spräche  so  weit  verbreitet  und  so  kunstvoll  ausgebildet,    wuf^ 
schon   in   der  althochdeutschen  periode   durch  verschiedeuß  ■ 
kondc  momente  mindestens  alteriert     Das  stufenweise,  von  oi.       :l    iJ^ 
Starter  schwingende  ausklingen  der  bei  uns,  so  weit  unsere  spraefaA 
die    imsere    betracht(?t    werden    darf,    eigentümlich   mächtigen    tonfQI^ 
welche  sich  als  wortacceut  gleichfalls,   wie  es   uns   trotz  aller   neuest 
anzweifeluugeu  als  unurasttellch  sicher  sebemt,  so  lange  von  einer  den 
sehen  spräche  geredet  werden  kann,  zunächst  auf  den  geistig  gehaltvc 
fiten  bostandteil  des  wertes   ergoss  und  von  da  aus  alle  seine 
fiberstri^^mte,  hat  durch  die  einreissende  tonlosigkeit  gewisser  wortben 
teile,  z.  b.  der  mit  kurzem  vocalo  versehenen,  die  auf  eine  selbst 
«nd  einfadi  geschlossene  baupt-  oder  hoch tonsilbe  folgen,  wie  iVu 
irilbe  in  gif/tt^  werU  nsw,  schon   in  der  ältesten  scliriftUch  docui    ^ 
ten  hochdeutschen  periode  manche  Störungen  erlitten.    Von  da  ab 
es   immer  mehr  durchbrochen,  so  dnss  z.  b.   in  «lern  klassischen  raitt 
hochdeutsch  nur  noch  einige  trfimmer  davon  nbrig  sind.     Das  neuboc 
deutsche  hat  es  ganz  aufgegeben.    Der  orsatz,  den  es  dafür  bietet, 
auch  schon  früher  der  eigentliche  letzte  grund  der  Zerstörung  des 
zen  kunstvollen   und   schönen    rhythmischen  gebildes   gewesen   sei. 
concentriert  alle  toufölle  auf  der  eigentlichen  bedeutungssilbe  und  beha 
delt  die  andern  in  diesem  sinne  als  gleichgültig.    £s  ist  daduixh  gowi 
nicht  schöner,  aber  bedeutungsvoller  mid   markierter  als  die  fnUherd 
spracbphiisen  geworden. 

Unter  unseren  mundarten  gibt  os  eine  beträchtliche  z*ahl,   die 
der  vulgfiren  charack^ristik  wegen  ihres  sogeuantrert     i      n  '  n  ' 

beleumdet  mal     Dazu   geboren  bekjüitUch  alle  min  um 

vom  Quoiss,  bis  zur  Werra,  verschiedene  rbeiufräukiscbe  und  rechtsrhüf 
nisch- fränkische,    aber  auch    miuiche  oberdeutsche    und    nicht    weni^ 
eigentlich  niederdeutsche  sächsischen  gepdlge^.     Diess  singen,  das  jeder^ 
falls  auch  von  der  wissenschaftlichen  betrachtung  nicht  ausser  acht  gelii 
seil  worden  darf,  ist  freilich  nur  uneigentlich  so  benant     Denn  es  be«t 
nicht  in  festen,  musicalisch  bcstimbaren  und   tm  rechtiertigenden   kc 


ftWGJf^c$m  nttmtfAJtTJt»  m  nvtiLnhvs» 


337 


intorvnlloti  zwiistilum  den  voi^chiodoneii  worttoUeo,  sondern  nur  darin, 
da&s  Oberhaupt  gr5s8ore  toniniorvalla ,  ^s  m  im  doatscha  ohr  mn»l  zn 
lidreii  gewohnt  i^t»  über  ^an/  willkflrlicbo  nnd  rneii^t  allen  mu^^iculbdion 
geset/eo  widersprechende  zwinche«  der  huupta<;cöfiUteUe  dos  worttvs  uüd 
seinen  fihrigeu  teilen  Ueg:t>tu  Denn  in  jedem  falle  wird  auch  eine  »olche 
tt4?ben8ilbe»  selbst  wenn  m  einen  vocal  enthält,  der  einen  mögliobst 
g^jrinjjen  oigenton  besitzt,  w^^  ^twa  das  >  *^'>rh  immer  noch  eine 
gewisse  klanf(farbe  k^sitzen. 

In  Verbindung  mit  dem  ausgeprägten  meist  yiemlich  hoch  liegenden 
einsata^  der  iitimme  in  der  hauptton&telle  wird  hier  eine  cadenz  borbar, 
der  man  eine  gewisse  mujdcalischo  oder  geäangmässige  Wirkung  nicht 
absprechen  kann.  Aber  diese  cadenzen  zeigen  keine  spur  von  dem,  was 
mit  recht  als  rhythmischer  nebenton  bezeichnet  werden  k^ntu-  Er  i.st 
auch  hier  wie  in  den  nicht  sinr^cixien ,  sondern  schrolV*  lierausstossendon 
mundurten  völlig  erloschen. 

Unser  dialect  zeigt  niciits  von  «Ijesem  siogondon  wosen.  Zwar  n^i 
es  ilim  oft  genog  entweder  zum  Vorwurf  gemacht  oder  zum  lobe  nach- 
gesagt worden,  aber  os  ist  damit  nur  der  ihm,  und  zwar  ihm  allein 
eigene  nehenton  gemeint,  drr  allerdings  bei  einer  dilettantischen  beur- 
teilung  sprachlicher  erscheinungen  znr  not  damit  verwechselt  werden 
kaim*  Der  nebenton  hat  aber  selbtitverstündlich  mit  dem  musicalischen 
werte  der  hanpttunsilbe  gar  nichts  zu  schuften.  Dieser  mag  sein  welcher 
er  will,  J^o  wird  jener  doch  an  der  ihm  gebtlhrendcn  stelle  und  nach  den- 
selben  grundsutzen,  die  überhaupt  sein  walten  bestinmien,  eintreten. 
Doch  katm  es  nicht  ausbleiben,  dasH  er  gewisse  wortbesUndteile ,  sU* 
ben,  die  anderwrirts  gan;5  tonlos  geworden  sind,  oft  sogar  sich  ihres 
vocalisclien  bestandtcils  ganz  cntschlagen  haben,  bis  zu  einem  gewissen 
grade  mit  khingfarbe  ausstattet.  Weil  aber  das  stärkere  walten  des  neben- 
tons  mit  einer  relativen  herabminderung  der  stürko  und  emphase  des  haupt- 
U>ns  verbunden  ist,  so  reicht  das  ohr  wol  ans  um  die  verschiedene  klang- 
farbe  beider  stellen  zu  erfassen,  nicht  aber  den  ebendeshalb  geringen 
unterschied  in  ihrem  muaicalischen  werte.  Denn  dieser  wird  natürlich 
in  dem  masse  sich  energischer  entfalten,  als  die  tonstarke  der  haupt- 
accentsttdle  zunimt  und  umgekehrt.  Auch  hier  ist  in  jedem  worte  ein 
naturalistischer  musicalischer  satz  enthalten;  eine  art  von  wortmelodie» 
abf^r  OS  bedürfte  eines  künstlich  gewaffneten  Organs,  um  sie  wahrsm* 
nehmen. 

Wir  haben  schon  eine  wichtige  consequenz  dieses  nebentones  belehrt 
Kine  grosse  anzahl  von  silben,  zunächst  im  zweisilbigen  einfachen  wort, 
haben  dadurch  eine  lebhaftere  fUrbung  des  ihnen  gebf»rigen  vocals 
behalteu  od^r  gewonnen,   als  sie  in  andern  mundartön  gewöhnlich  ist. 


II      H\  *  KKÖ  !' 


Di*  bidit  zmuicliäl,   wcdh  metrisch  an   iIj 

1*35;  .1  lüLii  mn  Trochäus  gotrüten  ist.   mv>  in    Ilü    ,, 

nehnmfi  usw.   Obgleich  hier  Jer  nebfinton  unlätisihur  eino  j 

ist    nh  in   den   zweiten  ȟben    von  reitm, 

nnd  fiemgemitss  auch    äeine   Wirkung   in  bcj  **  *i   ,..,;.». 

fiirbung  dos  davon  getroffenen  vocals  richtet  sich  im  ein^' 

bar   nach   dem   »chluäsc^  der   silbe.     Int  dieser  ein   einlacber  cq 

gleichviel  ob  von  der  mundart  oder  allen  ihren  nntr-   ■ ' 

eher  erhalten,  oder  wie  es  beöonders  mit  dem  schli«  __■ 

hen  pflegt,  vollständig  abgeworfen,  so  wird  im  dorcbschnitt  der 

eine  lii       '   n^^  zu  dnr  klangfarbo  1  '  l    \  ,,    ^*     i       t^ 

jjchwan:  1  ^^    1      Ein   ursprünglich    \  1 

zu  einem  a  borabge»timt  i^t,  erscheint  hier  seiton  dem  //  gen&bari, 

dern  entweder  £f!s  ein  €  oder  f*    nach  der   bexeiclunmg  der  ' 

graramaiik,  oder  als  ein  gemisch  von  beiden.    Es  wäre  dann  a... 

Schmeller  als  das  „reine**  e  bezeichnet  hat.    Ab  derselben  Mtello  lieh 

ilie  ältere  mundart  bis  ins   15.  Jahrhundert  ein  secundüreH  *  w  JMJtoe 

Dies»  iftt  seitdem   ganz  verklungen  und  durcb  jene   mehr  oder  mitidi 

dem  a  vurwanten  laut*;  ersetzt,  die  jetzt  allerdings  mit  einigem  i*eoh| 

als  ein  auiTallender  characterzug  des  Bühlcaischen  bezeichnot  werden 

non,  wie  es  häufig:      ;  1  '    1    11  ist. 

Viele  andere  i         rten  zeigen  an  dcr^ielben  utellc  dieisol 

oder  ähnliche  crscheijiuiigen.    Dahin  gehören  jene  a  mancher  ober-  un 
mitteldeutscher,    die  Wcinhold   a.  a.  0.  21*,  2H   mit  dem   n«     ' 
gleicht,    die  seltener,    aber   doch   auch   nicht  bloss  in   eini.^  1      ;.:_ 
Oborschwabens  dafür  eintretenden  0,  auch  die  i  gewisser  mundartea 
inneren  Schweiz.     Aber  die  genesis  dieser  laute  ist  docli  eine 
Sie  sind  nicht  durch  den  nebcnton  hervorgerufen,  sondern  ■ 
der  in  der  botreflenden  mundart  waltenden  vorliol^e  für  krüi 
vocale.     Denn  jenes  klang-  und  farblose  ^  des  scli rilldeutschen  nnd 
eher  dialecte  —  besonders  mitteldeutscher,   ist  in  ihnen  nicht  anzi 
fen*     Sie  befraien   sich    von    ihm  entweder  durch    cinfitcht^  ausstu4 
oder  dadurch ,  das»  sie  es  durch  einen  jener  lebendigeren  laute  er^txi 
die  sie  nicht  nach  bist'     '  ''  1,  in  nach  ihrer  individi 

Vorliebe  wählen.     Der  >    ,  nicht   mit  dem  neh 

verwechselt  werden.    Einen  solchen  besitzen  sie  uicUtt  wie  jedem  b^J 
achter  das  eigene  ohr  lehren  kann.     Aber  sellmt  wenn  sie  ihn  b< 
wtlrde  er  nelien  der  überwiegenden  stärke  des  haupttons  eine  gimz  i 
rolle  zu  spielen  haben,  als  in  unserer  mundart.    Sie  bleibt  jedoch  nie 
dabei  stehen,  tonlose  e  in  betonte  vocale  zu  verwandeln,  Sie 
verglichen  mit  dem  hochdeutschen  und  dem  verfahren  anderer . 


IltltlM'Mltlt 


0K(mi<T«S   ÜltSUARTKW   IN   acULÄllUej« 


3aH 


sei  im  vorbeigebim  Inatierkt^  auch  jener  Bo^enatit^  singenden  rnnndar- 
teilt  eine  reihe  von  lötienden  mialaut enden  voealen,  die  anderwärts  nicht 
?OThandt*n  sind.  (Hl  waren  »ie  schon  in  der  darchgöbildetoo  schritV 
yrache  der  niitf^^lhochd^^utschen  poriodo  vei-schwnndcn,  oft  aber  sind  sie 
gt  seitdem  abgeworfen.  Vom  Hprachgeschichtlichen  Standpunkt  begrei- 
Ten  Bicb  forinön,  wie  h4*.ree,  ßrsie,  fmltUny  gmchtcindc,  schöne  nsw*  leicht 
genug»  denn  e»  sind  die  gewfMinlichen  nii^'  ''  ■  ^  ■  *  i  Ion,  ein  / 
sckwam  nf<w,  zeigen  abivr  eine  gnissore  aii«       i     i  .clio  gew- 

liehen  niittelhochdeutschen,  Sie  sind,  wie  die  schiiHlichen  denknialer 
dr  ^  '  les  ans  dem  nütt^lalter  beweisen,  daraal»  nicht  :n  ' '"  'III 
j^r:  lu:  ivM  worden,  aber  wulirscheinlich  in  dor  eigontliohen  \  ii  umm  't 
ebenso  verbreitet  gewesen ,  wie  heute.  Ob  sie  schon  damals  mit  dem  mar- 
kierten nebent/One  versehen  waren »  der  heute  so  charactenstisch  fflr  sie 
iüt,  liisst  sich  natdrlich  nicht  exact  ermitteln,  nur  vermuten,  weil  die 
annähme«  derselbe  nei  überhaupt  eine  jüngere  schöpfxmg,  doch  gar  ku 
viel  innerlich  widersprechendes  hak 

Sobald  daü  eintache  wort  über  die  zweisilbigkeit  hinausgeht  und 
die  weiteste  hier  wie  in  andern  mundarton  fibliche  ausdehnimg^  zu  drei 
Silben,  erreicht,  verliert  das  entwickelte  betouuugsgesetz  seine  Wirkung, 
oder  vielleicht       ''  ihfickt,   verändert,  es  den  ort  seiner  wirk- 

»amkeit.      f)n  i       ^  f*^   hochd.    amkrey   mädUUjc.^   hönige  usw. 

mästen^  wenn  der  nebenton  auf  der  zweiten,  wie  sonst  üblich,  ruhte, 
die  dritte  entweder  ganz  tonlos  haben,  oder  wenn  wir  uns  an  die  analo- 
gio  des  altdentschen  accentsystems  erinnern,  aut'  ihr  einen  um  eine  stufe 
herabgeminderten,  einen  secuudären  nebenton  entfalten.  In  der  tat  aber 
gem^bieht  weder  das  eine  noch  das  andere,  sondern  die  zweite  verliert, 
ihren  nebenton  gänzlich  und  dieser  bricht  erst  wieder  auf  der  dritten 
duj*ch,  aber  hier  ungotUhr  in  derselben  stirke,  in  der  er  im  zweisilbigen 
vocalisch  schliessenden  werte  auf  der  zweiten  sich  zu  entfalten  pflegte. 
Es  findet  alno  ein    :  i'-  r       .  ^hiation  statt,  w:    ti n  aber  ja  nicht 

mit  der  sch>ni  altl'      i  in  fogtdä,   ;,  usw.  zusam- 

menhalten darft  so  sehr  aueJi  die  fiusserliche  ähnlichkeit  bestechen  mag. 
Denn  in  dem  aUhochdeutsclien  falle  ist  es  allein  die  ^juantitrit,  die  kürze  der 
haupitonsilbe  und  dir  daranf  folgenden,  welche  das  springen  des  neben- 
ions  veranlasst,  unterbleibt  eine  dieser  beiden  Voraussetzungen »  so  tritt 
ihiÄ  gesetz  des  stufenweisen  abklingen»  wider  in  sein  recht.  Daher  denn 
auch  Notker  ganz  richtig  tummt,  tofufcn,  und  auch  mit  position  dohm- 
ffin  vmw.  schreibt.  Unser  Vorgang  muss  eine  andere  veranlassung  haben, 
denn  es  ist  deutlich,  dass  die  quantität  der  haupttonsilbc  auf  ihn  keinen 
einfluss  übt,  und  die  nebentonsilbe  wird  hier  metrisch  überall,  auch  da 
wo   sie   in   dem    öfter    schon   besprochenen  a   ihre   lebhafteste  farbung 


U\' 


fl     KCrKÜRT 


erhalt,   als   kürze  -m   gelten   liiilien,     FHesH   ^nlt  6t4bbi 
solcbeB  w   wie   in   Jen   plurtüdonunutivIbnutMi  kimila,   iu^.^^...i 
hktomch  als  lauge  aüZusGhcndeu  laut  zurück<(cffilirt  werdeö  hiuh«.  Aii^ 

I  aUKgOflruckt ,  heiss^t  dies  also:    »lur  dialeci  hehandtdt   di«*  an 
haupttoQ^  stehende   «übe   den  eiofachen   zweisilbigen   worte:^    ^i-    k( 

l  auch  worin    sie  urüpiiingUeb  eine  länge  war,  aber  iiTot/^dt^m  ^Ut  sie  iliij 
als  trägorin  dc8  nobontons.     Wird  die  form  dreisilbig,  bo  war©  nicht 
begreifen»    warum  nun   auf  einmal  diess  geset/.  auf'    '    ^  '         'ti 

Allonlalls   noch   liesse   es  sich   «lenken,   dass  die  Li 
ihren  utmlautenden  vooal  zu  einer  länge  gestaltete«    damit  eiiio  dol 
anziebungskraft  auf  den  nehenton  ausübte.     Aber  os  wird  eT-  i 

(Ueaer  stelle  um*   eine   kurze  gesprochen   und   die  auslaute  dii    i.i_ 
angeführten  hochdeutschen   formen  entsprechenden   dreisilbigen  do»  dl 
lects  gieieben  den  zweisilbigen  in  dieser  hinsieht  vollkomju«ru 

Dagegen  wird  diese  verrfickung  de»  nebentons  wol  mit  der  c|tial^ 
tativen  Veränderung  zusammenhängen,  welche  die  althergebrachten  ocl 
neugobildeten  vocalisehen  auslaute   in  unserer  mundart,  so  eigentün 
förben.     Wie  in  zweisilbigen  formen,  so  auch   in  »Ireisilbigen  urkl 
jene  lebhafkr  gefärbten  laute»     Aber   oben  haben   wir  ihre  entstel 
als  Wirkung  des  auf  ihnen  mhenden   nebentones  2U  erklären   verBUo}i] 
hier  wollen  wir,   scheint  es^  gerade  das  umgek  '    '     'un  und  dng 
rocken    des    nebentones   auf  sie    von    ihrer   eiif  i ueren    klan^ 

abhängig  machen»  Dass  beides  zusammenhängt,  ist  leicht  wahraiUDC 
men;  wenn  das  zweisilbige  wort»  zu  einem  dreisilbigen  sieh  erwc 
verliert  sofort  die  zweite,  tonlos  werdende  silbe  ibre  bisherige  ftrl 
falls  sie  ein  *;  enthält,  ja  selbst  ein  *  der  zweiten  ableitungssilbe  ig 
dreisilbigen  formen  wird  viel  unentschiedener,  mehr  dem  in"  tro 

jjenahert,   als  in  zweisilbigen.     Aber  die  erklämng  dieses  vt^^,^al^^L^  dl 
vocalschwächung  an  zweiter,  und  vocalkräftigung  an  dritter  Ht^elle  ks 
man  darum  nicht  in  dem  fortrücken  des  nebentones  suchen,  weil  di< 
selbst  der  erklfiiumg  bedarf.     Und  doch  wäre  der  schluss  falsch  j 
allein   mögliche  imdere  erklärung   aus   dem    erhühtcn   eigentou  des  < 
lautes  der  dritten  silbe  unseren   eigenen    oben  vorgetragen(^n  ansieht 
widerspräche.     Wir  denken  uns  den  Vorgang  so:    Die  n      i  T  *  >     .,* 
zalü  aller  dem   obr  geläufigen   formen   der   rede  in  dies      i  i 
jEweisilbige ,  der  dreisilbigen  ist  eine  relativ  verschwindende  minderziihl 
von  flen  einsilbigen  sehen  wir  in  iliesem  zusammenbang  ganz  ab,    W€ 
sie  nichts  mit  dem  nehenton  sm  sohatVen  haben.     Diese  herschenden ,  du 
ganze  Sprachgefühl  bestimmenden    formen   gaben  der  mumlart  eine  m\ 
schiedene   verliebe   für   betonten  und   zugleich  lebhafter  gefjlrbten  wi^r 
schluss.     Darum  drang  er  auch  an  die  drittle  »teile  ein,  nach  der  mi 


DSirrSClflC  HtnniAUTEN  W  SCKLKStltt 


311 


logfoi  JiB  iliö  ninutiurt  einmal  »ich  als  ala  gesetz  gestaltet  liutte,  Ua88/ 
8iü  «ich  aber  mcht  mit  (?mem  zweitöu  uobentoiie  abfertigen  liöss,  aoüdcirn 
Jen  gesiuiitut»bentuii  auf  diese  »teile  verlegte,  folgti«  einmal  schon  aus 
dem  triebe*  in  dem  wortBchhiaj^e ,  trotz  seiner  dreisilbigkoit,  dieselbti 
kraft  zu  entfalt^i,  die  dem  ehre  einmal  gleicliHam  als  ein  Dotw»*ndigoi 
Äubehar  des  auHklingeuden  wertes  galt  und  dann  vielleicht  auch  aus  der 
eigentümlichen  art  dieses  uebentoot's  selbst.  Wi*i  der  hanptton  in  der 
mundart  leicliter,  schwebender  einsetzt,  als  andtirswu,  so  werden  auch 
ihrtmi  aebenton  und  diesem  selbstverständlich  in  wachsendem  verhÄltnis 
diese  eigeuschafteu  zugesprochen  werden  müssen.  Wir  wisseu  freilich 
aichi  wie  der  nobenton  der  älteren  spräche  wirklich  sich  manifestiert 
hat,  aber  es  ist  doch  zu  vermuten,  dass  er  nicht  bloss  fester,  sondern 
auch  kräftiger  einsetzte  als  iu  unserer  mundart.  Wo  er  sich  ausnahms- 
weisl^  auf  ruederdeutschom  Sprachgebiete,  wie  in  den  nom*  actoris  alt^ 
hoclid*  mit  nri^  mittelboclul  mit  nert^  gebildet,  erbalten  hat,  da  klingt 
er  ganz  auders,  viel  energischer  als  aus  dem  munde  dos  Schlesiers. 
Ein  fischair,  *firüah-  usw.  solcher  mundarton  hat  in  seinem  nebeutoiio 
ungefUhr  die  tonstarke  unseres  haupttons.  Da  ist  ein  wirklicher  ticfUju, 
ein  ausdrucke  dem  wir  ebendeshalb  für  die  characterlstik  unserer  beto- 
Mungsverliältiii^^^o  i  "^'i.'  aus  dem  wege  gegangen  sind.  Ilu  leichter 
uebenlon  vertragt  '  .  ^li  viel  t-her  ein^  vei^cbiebung,  wahrend  mau 
aich  nicht  wol  eine  macht  denken  köute,  die  stark  genug  wäre,  jenen 
lichten  tiefton  m  verrücken  oder  aufeuhebcn.  Die  anzieliuugskraft  dos 
eigentones  des  auslautenden  vocales  ist  gerade  strak  genug,  um  den  hie- 
Äigeu  nebenton  aul'  sich  zu  locken.  Und  bei  dieser  seiner  relativen  Zart- 
heit oder  schwäche  begreift  es  sich  auch  leicht,  dass  er  ganz  von  seiuer 
stelle  entweicht,  denn  wie  wilre  or  im  stände  sich  geteilt  noch  vernehm- 
bar zu  machen? 

l'nsere  neuhochdeutsche  poetische  rhythmik  hat  uns  an  diese  beto- 
miügL- weise  der  dreisilbigen  gewöhnt,  obgleich  sich  in  imsrem  ohr  unver- 
tilgbare  bedenken  dagegen  erheben.  Denn  der  prosaische  Vortrag  weiss 
nichbi  davon ,  ausser  wenn  er  es  aflectiert.  Ebenso  sind  auch  alle  unsere 
mundarten,  mit  ausnähme  der  schlesischen  ^  mit  dieser  accentuationsu 
unbekant,  schon  darum,  weil  alle  ober-  und  mitteldeutschen  ja  gar  ^ 
uen  uebenton  erhalten  haben.  Wo  er  aasciabmsweise  noch  in  den  uie- 
d*>rdeutschen  oder  vielmehr  mir  in  einer  eiigbegrenzten  gruppe  derselben 
haftet,  lasst  er  sich  doch  nie  verschieben.  In  unsere  poetische  rhjtlimik 
ist  dies^e  ihr,  wie  man  allgemein  einverstanden  ist»  keiueHwegs  zum 
lichmuck  gereichende  methode  der  betouung  mizweifelbaft  durch  Opitz 
gekommen,  und  dieser  wieder  ist  nur  durch  seuieu  heimischen  dialeet 
darauf  gekommen      Ueuu  woher  anders  sollte  er  sie  haben?     Er  wendet 


sie  in  giöütc^m  umfange,   li.i 

iiachlblger  au.     Sein  ^,K<mo^. .   i   l  ■        :  .{  .:  .;  ;  ;y, 

gehören  xu  dem  nUrksku»  wan  hierin  mOiglich  und 

lieh  filr  ein  ohr,  da«  au  die  gewOhnlicho  betonnng  des  ii- 

gel  m  der  gchrift^pracU« ,  sei  en  der  mundarten,  gewöimt  i>t.     1  »i. 

BchleBier,   der   mitten   in  seinem  dialecte   steht,    i»t  niditH  aufTalll 

darin«    Wie  sieh  der   vaier  der  deatseheu  poesie  auch  In  seiucti 

als  ein  achtes  Bchlesischea   landeskind  offenbart,   m  aurh  hierin.     Ode 

glaubt  mau  etwa,  das»  er  diese  botouuug  vuu  seinen  hollaudiischt^ü  mu»ier 

gelerut  habe?     Dort  ist  nichts  deraHige.s  zu  tindon  und  delbi»t  wenn 

wäre,    würde  er  nicht  v"        '   ^aben,   etwas  m  fren' i     i'  .       '       ' 

deutschen  verskunat  aui/i  .    :i^i  lu     Und  blosse  rruclii    i       i.^l 

lutiou  kauu  eB  noch   weniger  sein,  denu  dieser  verstattet  t»r  nü 

trotz  seiner  verliebe  dafür,   einen  solchen  eiuHusH  auf  kosten  des  lel 

digeu  spracligefülils.    Freilich  ist  zuzugei>en,  dass  er  wol  schwerlieh  an 

die   vci-wendung    dieser   rhythmischen    eigentündichkeit   seiner   muiidar 

verfalieu  wäre,  hätte  ihn  nicht  seine  doctriu  des  angeblieh  reinen «  d.  1|| 

streng  zweisilbigen  Jambus  und  Trochäus  dazu  verleitet 

Es  mag  hier  die  frage  noch  beiläulig  aui'ge werfen  werden ,  ob  nie 
audi  unsere  ältere  sprodie  eine  ähnliche   betouungsweise  galbt 
Ausdrücklich  aber  wird  jttde  beziehung  zu  dem  aI^^    '     !>       d.  h.  itbea^ 
sowol   schon    altliochdeuLscheu   wie   mittelhochd«  i       in         pringrii    de 
nebentones  von  solcheu  kürzen,  die  nach  einer  mit  iiaobtou  verseljotiüil 
gleichfalls  kurzen  silbe  stehen,   ubgewleseu,   weil,   wie  schon  c^ben  i'>rOr-l 
tcrt,  hier  die  ^uautitüt  das  eigentlich  bestimmend*^  niutiv  ist,  woran 
miserm  falle  uicht  gedacht  werden  kann,  weil  die  den  hauptton  tragiuidij 
sUbe  immer  lang  ist  oder  fiir  laug  gelten  kann,  wenn  man  »ie  gegen 
wirklich  als  solche  dargestellten  kürzen  mjsst.  • 

Unserem  vorgange  entsprecheu  dem  rhyümms  und  der  nietnsdjei 
bescluifl'eulieit  nach  voUstilndig  jene  bekaulen  Notkerisclien  uccentbezeich^ 
nuugen  bUdotoiit,  Hhtcnot,  (jcSiscotöst ,  dndenr,  -rw,  oder  im  vier^ 
wert,  ilessen  zweite  nach  neuhochdeutscher  weise  ein  stummes  c 
Leu  würde,   während  es  hier  erst  als  tonlos  gelten  darf,  (ivcfielcn$ifMri 
Einen  blossen  zufall,  willkiir  oder  nachlässigkeit  do^  Schreibern  wird  umil^ 
iu  ijolchen  sehr  häuligeu  beispieleu  mcht  annehmen  durl\ni,  sobald  sicb^ 
wie  es  hier  geschieht,  eiue  wirkliche  Spracheigentümlichkeit  darin  aufm* 
gen  lilsst,     Sie  widerspricht  zwar  dem  sonst  berKclienden  grmidsatze  dur 
tonabstufung,  wonach  iu  allen  diesen  fällen  die  zweiten,  bezieh nngsweis 
die  drittem  Silben  den  ersten  nebenton,    einen   wirklichen  tiefton,   da  tri« 
nu^ist  historisch  und  uucli  sonst  noch  iu  der  wirklidieu  ausspra'whe  der| 
mit    lang  sind,  c^rhalten  müsten,   aber  sit«   ist  dennoch  gerade  desli^lt 


tlKITdCütH  ttÜHItAUTRK   t^   HiltliJUIlKK 


sm 


wol  begründet.    Bs  bält  iiiclit  schwer  /.n  begreifen,  dasa  die  natürliche 
riiytliaiik  ilf^r  deutni^hen  Sprache  jenes  ihr  haupt«-  und  gruiidgesetz  schaf, 
ut»d  /ui^leich  in  dem  «titibeUi   die  dadurch  ITir  jedes  ohr,   für  das  alt- 
Jeutöclie  ohtuiso  gut  wie  tilr  das   iiuHrige,   entstehende   mouotoiüe  gele- 
gentlich aiii>.uhebün  nuchte.    Wm  die  poetische  rhythmik  nh  ihr  natßr- 
Uah  gügübenüa  Schema  fi^sthielt  und  durchführte,  der  regelmässige  wech- 
J5el  von  hebung  und  Hfukmig,  Senkung  und  hebung  ist  hier  auf  die  gewöhn- 
liche Sprache  ilbertragi^n.     Es  ist   nur  ausnahniHweise  geschehen;   wäre 
ea  überhaupt  stur  regel  geworden  |  bo  wäre  nicht  bloss  jenes  eigentlich 
herschende  rhythmische  princip  der  tonabstufung,  sondern  auch  die  poe- 
tische  rhythmik   selbst  gesti'iri  worden,   die,  um  als  solche  empftutdcü 
zu  werden,  in  einem  gewissen  consti-aäte  zu  der  der  gew<3hnllcheu  rede 
sikiheu  muste,    S[>riter,  als  aus  hihlotmt  ein  hilddest  wurde,  Ist  von  die- 
ser betonungsweise  nichts  mehr  wahrzunehmen,   nur  das  mag  noch  als 
ßinc  letzte  spur  davon  gerechnet  werden ,  dass  es  im  mittttlhoch deutschen 
verse  unter  gewissen  bediuguugen,  d,  h,  bei  einer   darauf  folgenden  au 
sich  tonlosen  silbe,  verstattot  ist »  den  rhytlimischeu  accent  auf  die  letzte 
mid  nicht  auf  die  vorletzte  ailbe  eines  solchen  dreisilbigen  wortes  zu 
legen.     Wie   weit  die  gewöhnliche  imtgangsspmchu   gelegentlich  dieser 
analogie  nn  !  f  '  *       !     '   m\i  idcht  ermitteln,  kaum  eine  Vermutung 
darflber  uu                          ihin   aber  ist  diese   betonungsweise  genetisch 
voa  der  formal  damit  icusummenfaUenden  unserer  mmidart  günsdich  ver- 
achieden.      Diese  entstamt,    wie  gezeigt,   einem  oigentiimlichen  sti' ' 
nach   betontem   nnd    lebhaft   gefiirbtem    vocalischen    wortausgang.     .:i 
wfirde  ebenso  gut  auf  der  vierten  silbe  eines  viersilbigen  einfachen  Wor- 
te« eintreten,    wenn  solche  überhaupt  in  der  ächten  mundart  vorkämen, 
wit^  3L  b,  tue   allerdings  nur  halb   volkstumlichen  plurall'ormen  der   mit 
HHif  abgeleiteten  abstracten  feminina  beweisen.     Mau  hört  auch  da  deut- 
üi'.b  ein  ünäerungi:  oder  -^i   mit  entschieden  höherem  tone  als  der  der 
vorausgehenden  silbo,   trotz  ihres   markierten   vocales.     Jene,   die  alt- 
hochdeutsche  weise  schien  sich  uns  um  natürlichsten  durch  eine  überti'a- 
gung  des  rhythmus  der  poesie  auf  die  spräche  des  gewöhnlichen  lebens  zu 
ei!f          ijiid  dadurch  erhielt  sie  ihre  trot.Ii;''    '     l»r?weguug,   du    '         - 
d*i            ni:h  da  herau>>tritt,  wo  statt  der  •>  ^on  formen  \j'  ,*' 

gam^  fiaeh  demselben  schemji  behandelt  werden.  Su  entwickelt  sich  aus 
iifiilenol  ein  Ht^truHniin  y  ans  /^  'ji  ein  /" 
der  accut  an  der  sttdlc  des  ciu.uii.icxes  aehi 
Nirgends  lässt  sich  niorken,  das«  etwa  ein  an  sich  wol  denkbares  bestre- 
heu,  die  eudsilben  als  solche  dnnh  diese  art  von  accentuation  besonders 
/.u  schfitiÄen  oder  auch  nur  zu  n»arkien"^i  ''*  veranlassung  gewesen  s^em 
könN*.     Wachst   die  form   über   <üe  dr it  hinaus,   so   rÄckt    der 


fitez  (wobei  auch 
„L..;cuswert  istj   n^iw. 


S41 


c!BBCVi*rcr^ 


memt  nicht  nach ,  ^vie  er  ei»  ia  unserer  miiiidart  tut.    riierhäunt  <li1f 
maii  ihr,  eUm  wogen  ilirea  ixniataiitoü  iiebenioiiH  in  zw», 
eher  eine  abtiüi^^nng  als  eine  Itinuei^ig  gegen  die  irocb^iikihti  rl*>iljii 
der  rede  Äusidireiben, 

nRj:«LM),  JUNI    IH7L  li.    «ÜCKKRT. 

(ScLlusä  folgt.) 


KOSENAMEN. 

Bline  anerkennenswerte  leistung  anf  dem  gebiete  der  unoiruilolc 
des  Qenminiscbeu  int  die  »cbiitlb  von  dr*  Franz  Stark  fiber  ,,iit«t  k^ 
namen  der  Germanen,**    Sind  auch  im  einzelnen  irrtüm^r  v  i 

mler  all7.ukrihne  vermuimigen   abzulehnen,    ist  vielleicht   atu  u   mh: 
oder  andere  annähme  einzuachriinkeii :    ich  glanbc,  im  ganzen  viiril 
den  gang  der  untemicbung  billigen  and  die  gewonnenen  n)failtat4} 
üichor  anerkennen  dürfen.     Lind  damit  wäre  bei  der  groasen  wi( '^    ' 
und  dem  luufaug  jener  bildungen  für  die  ononiatcdogie  .schon  viel  «,  ; 
Dm  eine  sichere  grnndlage  im  einzelnen  för  die  behandlnng  der   bypi 
keriätischeti  namensfornien  zu  gewinnen,  bedarf  m  aber  8ebr  des  xiis 
menwirkens  von  moglidist  vielen,  mid  zwar  nach  zwei  iseitttn  hin, 
mal  ist  es  dringend  notwendig,  aus  den  iirknnden  »rimtliche  belegfo 
das  verliältnis  der  kosenamen  zu   den  volleren  formen  recht  voll» 
znaammenznstellen ,  und  dann  aus  den  verschiedenen  gegenden  Üi 
lands  die  noch  fortlebenden  bildjingen  dieser  art  zu  sammeln.     Wa 
erste  erfordernis  der  möglichst  zu  erweiternden  urkundUclien  nnlerl 
anlangt,   ho  kann  in   dieser   l>eziehung  ein   einzelner  unmöglich 
nur  annähernd  eine  gewisse  vollsUmdigkeit  erzielen:  denn  die  interea 
tasten  belege  bergen  siqh  nur  gar  zu  hanfig  entweder  in  privaturkunJe« 
welche  ihres  unbedeutenden  Inhalts  wegen    i     i     '     /um  abd  n  !        i 
gen,  oder  in  urkundcnsamluugen  van  nur  bes>t  i  i  r  verbreit t^^    i  •  i  a. 

ist  ea  wilnschenswerl,  dass  jeder,  dem  solche  noUzen  zui^lig  aufstoHHiiii 
dieselbe  in  einer  germanisüsclien  Zeitschrift  mitteile,  unbekümmert  darur 
wie  viele  oder  wie  wenige  er  davon  bietet.     Kia  einziger  ürku*Hn«.li. 
beleg  beseitigt  oft  vage   und  unhaltbare  Vermutungen  aufs  scbhu 
und  zeigt  für  ähnliche   bildungen   den    rechten   weg.     Als  anfung  h 
ich  zunächst  nrkimdliehe  nutizen  folgen* 

Dom.    Stark  fragt  s.  70,  2:  „Ist  der  friöKiaehe  münnomame 
(•  Üodeke)  bei  Kuprccht  ^  Take?"    In   der  matinkel  der  liOlii^  uwii 
versität  steht  unter  7*  nov.  1520:    Doco  alias   TheiMiericns  (tfvu^$igi^ 


Ki)j»jtxAint)i 


U& 


^M  Tuic.  --^  Auriiiriu.     Nach  einer  ungedruckten  urkunJe  vom  2^.  8q»t. 

^piS72  verkaufen  JnsUtins  van  Sutholte  HormanH  soue  van  Sutholte  knape 
und  „vrouwe  Tale  syn  eehto  vrouwe**  hörige  an  frau  Motteken  wann. 
Hertnan»  vrowe  van  Varemlorpe  und  Euerdt  ihren  söhn.  In  einer  latei- 
ligchen  üachHchrift  nent  nich  jene  Tale  aber  „ego  Alheydis/*  Die  form 
Pale  ist  3iUBammetizu8tellen  mit  Adela,  hat  aber  auch  vom  eine  kür- 
Kung  erfahren. 

Wennckin  -=  Wermhild.  Unter  abt  Gerold  (f  1050)  übergibt 
^'ranko  {quidam  lihcri  iuris)  nebst  seiner  gattin  Wennekin  dem  kloster 
Werden  guter  in  Bergem  (jetzt  Berchem)  s.  meine  CoUectae  III  a  s.  56. 
)ffeubar  derselbe  Donator  komt  bei  Lacomblet  Urkundeobuch  I,  188  als 
^ranko  nobilis  vir  mit  seiner  gattin  Werinhild  in  einer  Urkunde  von 
I0IP2  vor  und  fibergibt  andere  guter  in  der  nämlichen  gegend  (an  der 
luhr)  dem  kloster. 

(rcro  erscheint   als   koseform  von   Gerhard  in   dem  namen   eines 
abteg  von  Werden  (um  1050),   vrelcher  vor  seiner  erhebung  zu  dieser 
rfirde  als  decau  Gerhard  genant  wird ,  später  aber  mit  einer  ausnähme 
Pmmer  als  Gero  vorkomt.    Vgl  meine  Collectae  III  b  s.  1  fg. 

Die  andere  aufgäbe  ist,   die  noch  jetzt  im  volke  geläufigen  hypo- 
köristischen  fonnen  nach  den  verschiedenen  gegenden  zusammenzustellen, 
nimar  (Deutsches  Namenbuchlein ,  4.  aufl.  s.  6)  gibt  den  familiennamen 
Ujrres  ala  entstellung  aus  Gregor^  Andresen  (Die  deutschen  Pamilien- 
aamen,  Programm  der  Kealschule  in  Mülheim  an  der  Eulir,  1B62  s,  4) 
ßteUt  denselben  zu  Georg,    Beides  ist  richtig,  aber  nach  den  gegenden 
Iscu  trennen.    In  Friesland  z.  b.  ist  Joris  und  Gories  oder  Oörres  gleich- 
bedeutend mit  Gregor  (vgl.  Strackerjan»   Die  jeverländiachen  Personen- 
mmen  1864  8.34),  am  Niederrhein  dagegen,  namentlich  in  Köln,  ver- 
rendet  man  Görres  ganz  allgemein  für  Georg.    Dieses  eine  beispiel  zeigt, 
ie  wichtig  es  ist,  diese  namenbildungen  nach  den  verschiedenen  orten 
sammeln. 

In  Elberfeld,  dessen  dialect  als  letzter  ausläufer  des  märkischen 
zu  betrachten  ist,  sind  folgende  körzungan  der  vomamen  im  gebrauch:* 
■lP^^' ^  für  Pitter  (Peter),    Jan  oder  Hannes  für  Johannes,    Drickes  für 
^Hendrik  (Heinrich),  Kapp  für  Kaspar,  KAbes  für  Jakob,  Wdm  fiir  Wil- 
helm  (an  der  grenze  nach  westen  hin  auch  bereits  Helmes),   Jupp  fiir 
Joseph,    Mänes  für  Hermann,    Öheram  für  Abraham,    JuU  für  Julius^ 


I)  E»ven»ieht  sich*  dass  ich  djibei  nur  auf  die  üinbeinüsche  rtamrabevölkenißg 
I^UckNieht  liehine,  da  die  starke  einwaadernDg  uiandiü  orspnlnglich  fremde  nanieu 
Mnfillirt. 

'i)  K«  lüt  ein  niitt^üUaut  lEwischen  $  and  i. 
iXTTnoini.  V.  nitrreoii«  PHti;ot.ootB,   vn,  rv.  33 


a4a 


CSBOUJUS 


Iiae(ry.es^  för  Engelbert,  Äu  ftir  August,  Gott  fflr  Gol 
clrich  gilt  das  allgemeino   ^  rf-'  :    Pnt;^,    für  Budoll  iic^> 
uwuesteü  zeit  ein  Ruedel  + 1         .      ,  ^u,  sonst  hört  man  w^. 
Nimmt  mau  dazu  docIi  Karl,  wofar  ÄiidPf  oder  KtUschen  gesagt 
und  tUe  in  den  französischen  formen  geläufigen  C 
aind  die  angegebenen    zugleich  90   ziemlich   die   t  i^  i  m  i    i 
welche  bei  der  einheimischen  stambevölterung  in  allgemeinerem  j 
vorkommen*    Grösaere  maniiich-faltigkeit  bietet  in  dieser  bf 
das  IC.  und  17.  Jahrhundert    Aus  ihnen  habe  ich  mir  die  ...i^>..4l 
die  gebnluclilichsteu  vornamon  in  Elberfeld  aufgezeichnet;  Pe^er  (Pii 
Ja/ianm^  (Johentg68^  Hannes,  Henneg,  Hennesken;  Jan;  Hamman.H^ 
menken,  Hammentge,  Hammeltge);  Caspar  (Jasper);  Andreas  {Ajii 
DrtJis,  Dries);   Konrad  (Gort,  Curt,  Conz,  Cons,  Cone);   ÄtdöH  (T<1 
Thonis);  Goddart  (GoM^rt,  Gordt,  Qördt,  bisweilen  Gotfriod); 
(Gossnian,  Gotzman,  Goes,  Gosken*);  Werner;  Wimmai    V'ir^  r, 
mar);    Ilerttuinn;  Jiio//' (gewöhnlich  Aleff,  Aloff,  AI«  ^  _ ■  n  .       ^ 
Wiihdm  (Willem,  Wilm);   Heinrich  (Hendrich,  Hein»,  HeioJI, 
Hein,  Heinemann);  Rutger  (Eütger);  Engelbert  (gewöhnlich  Fi     I 
(Jürgen  und  Joris,  Joeria);   TilnMnn  (Kel);  Jacob;  Luik  ,   '    > 
Adam;  Senkel;  Herbert;  Balthasar  (Balster);  Hddebrand; 
(Lenart);  Snelmann;  Lutger;  Evert;  Dietrich  (immer  Di 
Frowein;  Christian  (nur  als  Karstgen  und  Kerstgeu);  -Li.i^^  *  ^.Ui^ 
oder  Koltzo,   Noltge,   Nol),     Seltener  als   diese   finden  sich  M4 
(Tlüea);  Ziles  (wol  Cyriacus),  Bernd,  Glos,  Abel,  Bertram, 
Wolfart f  Pas  (Paeß);  ganz  vereinzelt:  Steffen,  Danid,  Frans, 
Friidrich;  dagegen  fehlen  noch  durchaus:  Ernst,  Eduard,  Gustav, 
Ludwig  und  Rudolf.    Mehrfach  findet  sich  im  16.  Jahrhundert  in  Kl 
ield  der  vorname  Los  (Loes,  Loeß,  Loß)  —  sollte  es  eine  kürzung 
Nicohius  sein?  —  ferner  Ged  (zu  Gailo?  Vgl  Strackerjan  s,  25);  Jac 
und  Jaecker  (Jakob?)  und  Erffen  oder  Erfffgen^  l^rfUgen,  ErigmJ 
Von  frauennamen  in  hypokoristiseher  form  sind  jetzt  am  gebr 
Hchsten:  Micken  für  Marie,  Gretschen  oder  Grä  für  Margaratha, 
sehen  für  Gerdrut;    Trin  för  Catharina;   Soff'  und  Si^ke  för  Sopliimi 
Sting  für  Christina  (Micke -Sting  «=  Marie  Christiuft);  Sefken  fOr  Je 


1)  Da«  r  kmm  h5fW* 

2)  Dieselhe  p^rson  wird  1556 -•  1&73  Qofiwyn^  Gofiouui  tmd  Qaeii  WlchlichAa 

3)  Eiitnml  fmdct  lich  1575  RH^n  um  NewenhAQs  und  KifTgeo  Rlieleut», 
rend  1S7S  vorkammen :    Aleff  am  Newcnhaiu  tmd  EiffgeBr  wikltrschciiilieh  dlds^ltvti. 
Deiojuich  wüfde  wenigstens  dio  form  Exignn  =»  Adolf  m  Dthm«»  sftiii. 


tillje  Oller  Zdlje  fflr  Cäcilia;  Julia  =  Julie;  auch  wol  Pinn  =-  Pliilip- 
piiie;  Setia  =^  Usette;  Jetta  =^  Henriette  und  Tres  «==  Tberese, 

Ans  dem   16.  Jahrhundert  hahe  ich   mir  filr  ElberfeW   folgende 
wermauieu  mit  ihren  kürimugen  und   verkleincnuigen   aufgezerclinet: 
farie  (immer  Merge,  Merrig,  Merg),  Margardha  (Grit,  Griet,  Griodt^ 
Jret,  Oredt,  Qric^tgen);   Mechfdd  (immer  Mette,  Met?:,  Metzgen,  Met* 
ölgen);   Gertrud  (Treutgen,  Dreutgen,  Oirdt,  Geirdt,  Qeirtgen,  Oent- 
jen);    Catharina  (Trieüt  Triengen,  Trintgen,  Treintgcn);   Anna  (meist 
Bur  Entgeu);    ChriMina  (fast  immer  Stine,  Steingen);  Sophia  (nor  Fla, 
f*ie,  Fyö,  Fiegen);   Bed^  Beigen  und  Beelgea  (wol  Sibilla);   lilisahdh 
(nur  Lies«  Lisbeth»   Liesbeth»  Leisbeth);    Catcüia  (Cilic,  Cilgo,  Cylge, 
äilgG»  Zeilige,  Zillig);    Agnes  (immer  Nees,   Nies,   NieHgen,  Neßgen); 
VAddheid  (immer  Aelheit,  Alet,  Aelke;  wahr«oheiiilich  hierher  auch  das 
[einmal  vorkommende  Naelheit  und  Naol);  Eva  (Eiffgen);  Barbara  (Bar- 
bar); Clara  (Clar);  Ida  (Itgeii);  Agatha:  Irmgm  (Irmgard);  Apollmiia 
(einmal  Pluntx);    Ursula:  Ihrothm;    Walbcr  (wol  für  Walburg).    Was 
Jtedeuten  die  einzeln  vorkommendeü  franennamen:  LvJtzgen,  Hilge^  Soitc, 
IZygmiy    Cun  und  dmgtn?    Im  jähre  1557  wird  ei'Hühnt:   AluerU  frau 
Uoii  Johann  Vogel  auf  dem  Katerberg;  dieser  name  ist  wol  als  Alverad 
iiXL  fassen. 


ELSERFELD. 


rUECEUUS. 


„ENTI"  DEN  NACHSATZ  EINLEITEND. 

Wackemagel  bemerkt  bd.  I  s-  30i  dieser  Zeitschrift  in  seinem  auf- 

satze;   „Dia  altsachsiscbe  bibeldichtung  und  daß  Wessobmuner  gebet*' 

2U  zeÜe  8  dea  Weasobninner  gebetes :  ^,  In  dem  sinne  wie  hier  gebraucht, 

um  an  einen  temporalen  Vordersatz  den  nachsatz,   also  an  einen  neben- 

satz  den  hanptgatz  anzuknöpfen ,  ist  tmii  gleichermaösen  im  sächsischen 

|wie    im    hochdeutschen   unerhört   (das  mittelhochdeutsche  w5rterb*  Hl, 

183^  führt  ein  einziges  und  deshalb  nicht  verdachtloses  beispiel  auä  einer 

Imitteldeutecheu  predigt  des  vierzehnten  Jahrhunderts  an)  und  es  kann 

damit  nur  von  auswärts  her  das  griechische  xat  %&€b  und  mi  Idov  und 

I  das  provonzaliflche  und  italienische  e  nach  sätzen  mit  conve  oder  quando 

(oder  sc  u.  a.  t  verglichen  werden."     Wackemagel  ist  in  folge  davon 

[geneigt,  dies  eigentümliche  cnii  für  em  versehen  des  abschreibers  zu 

halten* 

Dieser  beliauptung  gegenüber  will  ich  hier  drei  beispiele  für  ebenso 
gebrauchte  copukävpartikel  aus  der  althochdeutschen  litt^ratur  anluh- 

23* 


348 


iCdUITiO,  Kini  WEH  KACBfiATS  RUTLEtTEirD 


reu,   die  mir  bei  der  lectöre  aofguraUeQ  sind  und  aidi  irielleiclit  n\ 
vermehren  liesscn: 

Sodanne  man  das  findU,  enti  gahirgii  ix,  enti  des  mtndenäü 
pit  enti  forcJiauß  td  so  kuuaj^  so  er  haltet  enfi  gachmifil  den 
Pragm*  theot  edd.  Endlicher  et  Hoffmami.    Vindob,  18^4  p.  16,  10 
lij  der  Vttlgata  entspricht:    Quem  qui  invenit  honiü  ahsc^Hdii,    ei 
ßaudio  ilHus  vadit  et  vendit  universa  quae  habet  ei  emit  agrufu   Utk 
Das  erste  „en<»"  leitet  hier,  wie  leicht  zu  sehen,  den  luusbsatx  ein» 

Erdi  ihu  das  hus  si  uuirdich,  enti  iun^ter  fridu  quuifni^ 
das   hm,     Fnxgm.  3,  25  f,     Vulgata:    Et  siquiäem  fmrit   do% 
diijna^   vetiiet  pax  vestra  mper  cam,    Anch  hier  leitet  mil  den 
satz  ein. 

Oba  thu  ra  rtiaehis^      thu  ilmr  sia  diofo  suadM, 
ioh  thar  irfUgot  thinas  maat      harto  nmnagfaltas  ffikU, 

Otfr.  Evang.  III,  7,  35  f. 
Hier  leitet  das  ioh^   in  derselben  bedentung  wie  enti,  den  iiaehsaix] 
hier  eines  bedingangssatzes  —  ein. 

Aber  selbst  wenn  wir  diese  stellen  nicht  hätten,  brauchten 
behufs  des  nachweises  analoger  Satzverbindungen  nicht  Aber  den  knug 
germanischpu  sprachen  hinauszugreifen.   In  den  filtesten  altnordiacl 
quellen,   besonders  den  rechtsbüchem ,   die  überhaupt,  was  syut 
erscheinungeu  angeht,   noch   ein  reiches   feld  für  specialuntenmcl 
darbieten,   finden  sich   nicht  selten    durch    ok  verbundene   haupt- 
nebensätze*    Lund;  Oldnordisk  Ordföjningßljere.    KebenhaTii  1B62  p. 
und  407  f.  fuhrt  folgende  schlagende  beispiele  dafür  an: 

Efß  rekr  d  lafid  meä  likum^  ok  skalf)ar  taka  nflil  purfla^ 
Gräg.  1,  11.    ef  sa  maär  hetr  i  d6m  nefnoM,  er  »tl  var  frd  BhUidr. 
selr  hann  öärum  mannt  söUna,  afpvi  ai  hann  vül  ldf<i  t  dorn 
ok  verär  hann  Magr  um  pal  III  mörkutn,    Qräg,  1 ,  38,     In   tue 
beiden  fiillen  haben  wir  conditionalsätze  vor  uns,  aber  auch  in  tempoi 
Sätzen  findet  sich  dasselbe: 

Er  KniUr  konungr  sjmrdi  pal  er  hiskup  haftti  melt  viä 
lagäi  Knütr  konungr  mikla  dtirdmg  tri4  Olaf  sutan,    OL  bell,  s*  (( 
1840)  10.  —     En  er  Hugi  er  kofninn  til  skeiitsenda  ok  m^st  aptr^  (i\ 
er  pjdlß  eigi  pd  kominn  d  mitt    '   V^ ',     Sn.  Edd.  41. 

Ebendahin  gehört  auch  foi  ■  h      stelle  in  der  prosa  von  PäfniBmi] 

Enn  er  hiariblod  Fdfnis  eotn  a  ivngo  Jianom^  oe  sdldi  kann 
ravdd,    Norra?n  Ibrnkva^di  usw.    Udgiven  af  Sophus  Bugge  p.  224*. 
früheren  ausgaben  der  Edda  fehlt  oc  an  dieser  Stolle, 

Nicht  minder  findet  sich  auch  das  angelsächsische  and  in  gl 
chor  weise  gebraucht,  z.  b.  And  for  pan  pe  pi^  eMmd  nnder  pnm 


IMJQimOLZt   NtltVLCrXGR  m  OVXlIDBCTäOttRir  tmKtncDKN 


340 


fnm  norM<de  midctengeardes  n^hst  tujed^  and  kotUe  nihtc  on  sumcra 
I  hufoii  {Ei  quin  projic  sub  ipso  septadrionali  vcHice  mundi  jacet ,  Iucp- 
Idas  aesUäe  twctes  habet).  Bed.  1,  1;    und  soll   wol  hier  niclit  nur  den 

nachsatz  liervorlieboQ,  wie  Koch  (Historische  Ommiuatik  der  Englischen 
[Sprache  II ,  p.  408)  meint,  aonJerTj  wir  haben  darüi  noch  dea  rest  einer 
I  loseren  saUÖiguDg  zu  erkennen* 

Ana  all  diesen  beispielen  geht  wol  deutlich  hervor,  dass  eine  der- 

i artige  losere  art  der  Verbindung  des  Vordersatzes  mit  dem  nachsalze  den 
germanischen  sprachen  durchaus  nicht  fremd  war^  wenn  sie  auch  natfir« 
lieh  in  der  späteren  zeit  durch  enger  geschlossene  constructionen  ver- 
drängt wurde. 
DEESDEN,  OCTOBEIi  1S70.  EUGEN   KÖLBING, 

Seh 


NIBELUNGE  IN  OBERDEUTSCHEN  SEKUNDEN. 
1260.    Nibdunc  Miks;  zeuge  in  einer  Urkunde  des  klosters  Frin* 


» 


nisberg  (Bernerland),    abgedruckt  in  dem  von  ü.  J.  Liithy  und  P,  J. 
Scherer  gegründeten  Solothurner  Wochenblatt  1827,  478. 

1262.  Dominus  Nibelunffus,  MileSj  zeuge  eines  vom  grafen  Rudolf 
von  Thierstein  dem  kloster  Fraubrunnen  (Bernerland)  gemachten  gfiter- 
verkaufes.    Soloth.  wochenbl.  1826,  88»    [vgl  HZ.  XII,  296,] 

1298.  neinricuSf  didus  Nibdung,  urk.  zeuge  als  rebgutsbesitzer 
zu  Sulz  in  Ober-Elsass.  Ivloster  Königsfeldnor  copialbuch,  blatt  44  % 
pergamenthandschrift  im  Aarganer  Staatsarchiv. 

1303  — 1309,  kern  Ucinr,  tnm  Louhgasseti  ufid  hem  Klbelungc 
sifU  wol  üffen  XXX  V  jar  sc  pfände  gcsimulcn  L  inertcil  roggen  m$cr 
der  stiure  der  stat  ee  Einsichsheim  für  L  niarc  sübcrs.  Kcchtung  zu 
olsassisch  Ensisheim,  in  Pfeiffers  ausgäbe  des  Habsburg' Österreich ischen 
Urbars,  s.  35. 

1316,  mittwocb  nach  ausgehender  pfingstwoche,  Sulz  (Elsass), 
Valnmr  Nihehmgp  Edelknecht  ^  zeuge  bei  einer  vor  dem  Stadtrate  von 
Sulz  geführten  Verhandlung.    Königsfeldner  copialbuch,  L  c.  blatt  43. 

1320,  Freitag  nach  mittfasten.  Schultheiss  und  rätlie  der  Stadt 
Suk  (Eisaas)  beurkunden  den  kauf,  welchen  daselbst  die  ehrbaren  leute 
Heinrich  Basolwint,  Heuni  Henitzin  und  N'^  '  j  des,  Heaitzin  söhn, 
an  den  ßarfüsser  - convent  des  klosters  Koni-  i  im  Aargau  an  reb- 

Rülern  im  werte  von  30  Schilling  pfenningsgeldes  gemacht  haben.   Königs- 
feldner copialbuch ,  bl  74. 

1323,  Samstag  nach  St  Johanns  Sonngichton,  verkaufen  die  frauen 
des  Katharinenklosters  zu  Kolmar  dortige  rebgüter  zu  banden  der  köni* 


.'^50 


TBIRLB 


gm  wittwo  Agnes  von  üagaru  an  im  iVauoüOOiiv  i  i  i  , 
feld(fn.     Unter   den   dabei  genanten   winzoni   und  .uiih..u :._;;.    ^. 
NiUunff  (fit  zicen  anmn  wifses  wims  von  cime  ßncke  rebm  in 
garten  h%  Sifridc  vmi  Münshr,    Königsfeldiicr  h^  bL  76\ 

1397»    JImfeJmm,  diäus  Nihehy,  Chonr  .., ,/..>,>.     tij^ 

rter  Murbacher  Jl/Ä,    copiert   in  Zurlaobeug  J 
tom- 1,  pag*  12;  unter  den  hss*  der  Aargauer  kant-bibliothelL 

1474^  27*  aug,    tum*    Peter  JV?7'      ?      m1  Ha^i^,  sein  «oIiilJ 


des  bfirger  zu  Ulm,   verkanfeü  an  Hai 


rt  uüd  Thoman 


perg,  den  stpifcalpfleger  daselbst»  einen  zin»  aus  ibrem  beim  nunlliore 
atadt  gelegenen  hause.    Zwei  richter  der  Stadt  besiegeln,    ^    '-    ^i 
hangen,  —    Nr.  357  der  Regesten  des  Ulmor  archiv»,  in  d  i^        iis 
langen  des  Vereins  für  kunst  und  altertum  in  Ulm  und  Oben^ehwal 
1871t  ß.  87. 

AARAü.  E.  L.  EOCmiOLZ. 


LITTERATUR 

Die  glddsen  iu  der  lex  salica  aod  ^^  »jrache^or  galiBcheo  F- 
Btfitrag  zur  gesclilchte  der  deutgchen  spraclien  von  dr*  r 
Haag'  Ihm.    186  a.    8,    1 V«  thlr. 

Eine  iibhnndlung  über  die  glossen  der  lei   salica  pflegt  iu  Atax  gelet^rtirttw^ 
fios  bekauten  gründen  —  cl  *T»  Grimm»   vorrede   zu  Merkel«  aasgabe  der 
t»  IV  and  V  —  und  deBhiilb   mit  vallem  rechte  mit  einem  gewissen  mbtii.:-iL., 
gegengenommon  «u  werden.    Ans  diesem  gefühle  nun  erwächtit  bei  den  einen  \ 
trotz  deg  mangels  an  eingclil^gigem  wissen  ein  vorschnelles  abnrt^ilen,  bei 
aber  regt  öicb  zagend  und  Imse  vlie  hofhinng,   dasa  endlich  ergcbnißse. 
Sftchc  fordern,  vorliegen  werden.    Bio  vorstehende  schrift  Korns  hat 
herein  ftberwifgcnd  gc!fühlo  der  hoffnnng  erweckt,  da  der  verfüSBer*   - 
tllchtiger  forscher  anf  dem  gebiete  der  vergleichenden  granunalik  bekant .  ala . 
lünder  für  seine  arbeit  hervorragend  geeignet  erschien»    weil   er  zu  der  s\n 
welcher  die  glossen  zur  lei  salica  zweifelsohne  geachrtehen  sind,   gleichsam  ali 
nintter  der  eigenen  rnnttt^rspraebe  anfdchAttt     und  dieses  gefiihl  wird  «ich  «c 
bei  iillcn  Irsem  bald   bcfostigt  haben,   je  mehr   »ie   di«    ^'rHndliehi^  und  ti«^f|? 
geUdirsumkeit  doH  verfttsaers,  die  »idi  iiuf  die  r 
neu  iinil  anf  die  kentnis  der  verschiedenen  jm  i 

deren  di^nkmÄler»  sowie  auch  auf  das  frlesi«cho,  alt-  und  angeliachsi*«eho  »chreij 
erstreckt,  von  aeite  zn  seite  sieh  zeigen  und  bcwührcn  sehen.    Unser  buch  buhandS 
glo8««n  ÄUr  lex  «aliea  und  zugleich  die  siiraehe  der  ßali«chen  Franken  und  mW ,  wie  < 
titelsitigt,  ein  b'dtmg  sein  zur  ge»ehichte  der  dtnit    '  t* 

einen  dop|ielte!i  zweck:  l)  Ah"  y\m^*m  tnr  tex  <f^\Wii 

Hchnng  reanllate  fUr  die  fri  imhi     Ueiiles  Ir.  t\ 

)»osfhtrdon,    sondern  er  ü«'         ,  :         r   oder  auch  bn. 

untcrsnehong ,  so  «laÄ«  ea  gbnchisnm  das  fadt  einfts  reehenexempeli  iMt.    Ubwol  liir 
methode  durchaus  ihrv  bereehtigung  hat*  rnichwert  sie  doch  den  gabtaocli  d«x  ] 


OBSft  KJEB»^  lOB  OLOMBK  IK  D8B  LBX  SALIQl 


S51 


iehr,  weldioa  der  nator  der  »a^lie  g«mlUa  ana  lantor  «iruselii&tet<ticlmn]^n  bcst^^ht. 
Za  Udelu  bt  «ntüc^hieden ,  (Um«  der  verfasset  seinam  buche  weder  ciima  indes  iingt>- 
büngt«  noch  irgendwie  die  untcranehnujBr  der  gloascm  in  eitiis  daxchgehendö  »achlicbe 
ordimng  (und  was  dann  teidit  gewesen  wir«t  in  eine  eapHelordnung)  gubradit  hiit 
So  iit  <Ue  1>  i^ea   Imches  ttudi   hicrdorcb   xu  einer  rt'cht  schweren  aufhabe 

gftwordim*     l'  ^   düi»  nur  äunaerlichki^iteu,   obm^knch  e»   dirgcm   umstände  wol 

xnxiischrcibüu  ist.  da«»,  soviel  mia  bekaut  ifft,  dsta  KernBobo  buch  in  keiner  wbsen- 
ftchiiftUcbeu  fachzeiUcbrift  bosprochen  ist;  andererseits  wird  or  uns  aucli  cntiscbaJ* 
dl^en»  wenn  wir  rerblUtniBmÄßHig  spÄt  Kern  dorcb  oine  anieige  gerecht  werden.  Zu 
dicien  älntfcrlichiteitpn  geliort  ferner^  dasa  die  arbolt  ni^ht  frei  von  druckfcblftm  ist 
(«.  b.  8.  4  gi43ht  föf  sieht f  ».  ö  nUchUn  für  mehlecUen,  s,  14  anmerk.  »wi/»<T  ffir  »lo/ier, 
M.  20  e.H  fftr  «»,  1,28  me  für  tci'n  um'  (nf   tm  8.  31  amiierk. ,  s.  GO  ran 

[_för  tioti,    8.  85  fftrkfUspofSonen  für   >  ^^t,    8.87   ist  mchi  250,   »üudern 

denar.  zu  lesen   usw.  ugw*,   abg0s*>hon  von  einzelnen  irtilmern,   z.  b.  dits  für 
8.  47  Aninerk.,   ti^fn  diesem  mUverhältnis  s.  54«  a.  65   ist  antetfw  Io«art  von 
Merkels  codex  2,  nicht  von  cod.  3).    Wenn  der  atil  der  scbrift  im  ganzen  kein  glat- 
I  ter  und  zuwüikn  ncmlich  nngelenk  ist,    so  ist  der  Terfasser  als  Kiodorländer  ent- 
[«cbnldltfi,  da  er.  wie  <*r  selbst  in  der  vorrede  sagt,  nur  in  rückmcbt  auf  di<ä  gt^Iebr- 
!  iTids,  dtjuen  er  allein  ein  intoresse  für  seine  arbeit  zntrant.  boebdeutscb 

UAt  DÄnk»*n  wir  ihm  fiir  diese  rücksichtnalune,  denn  das  bncb  würde 
auf  hollJindlscb  geschrieben  für  Tielct  denen  es  jetzt  reiche  bclehrnng  bietet,  so  gut 
wiö  nnzugüngltch  stna 

Ehe  wir  ausaprechen  k5nAen,  was  nns  Kern  för  die  erklarung  der  glosson 
it*t  zu  baben  scheint ,  müssen  wir  die  &age  beantworten:  welche  bedeatung 
ilbt  <?r  den  glossen  «u?  Er  spricht  sich,  wenn  wir  aufmerksam  gelesen  haben, 
nirgend  ejrpressis  verhis  darüber  aas,  doch  scbüint  er  meistenteils  die  glossen  fiir 
cind  er  klarung  oder  auch  präcisere  fassung  der  lateinischen  wort^s  zu  halten  oder  an 
manchen  stellen  för  eine  genauer«  widergabe  de»  sinnes  der  betreffenden  gesßtze»- 
beatimmung  oder  der  buasef  so  dasa  sich  bei  ihm  die  ansieht  herausbildet,  die  glos- 
son  aeitm  restc  eines  ursprünglichen  Mokischen  texte»,  wenn  nicht  des  ursprüng- 
licb»?n,  dem  lateinischen  texte  in  gründe  liegenden  (s.  150.  185),  Bio  ganze  art  der 
untersuch nng  wird  durch  dies«»  auffassung  bedingt:  sie  ist  eine  kette  von  einzelonter- 
sucbungen,  wie  wir  schon  oben  andeuteten»  meist  ohne  inneren  zusammenbang.  Wie 
viele  von  den  ergebmssen  Kerns  richtig  sind,  wie  viele  falsch  —  wenn  diese  ans* 
drücke  überhaupt  statthaft  sind  —  wer  kann  das  jetrt  mit  unseren  büfsmittcln 
bestimmen?  Jetzt «  wo  mich  den  wertvollen  ausfuhrnngen  J.  Grimms  in  der 
„Geschichte  der  deutschen  «prache"  (s.  &48^ö64)  und  seiner  vonüglicben  unter- 
«ncbung,  welche  der  Merkeischen  ausgäbe  der  lex  salica  (1850)  als  vorrede  beigege- 
ben ist .  sowie  nach  den  aphorisraen ,  welche  Moüenhoff  in  „  G.  Waiti  gründlichem 
und  gelehrtem  bncbo*^  (um  mit  Merkel  vorrede  s.  XCIl  zu  reden) ,  „Das  alte  recbt  der 
saliscben  Franken"  (IS46J  in  einem  anhange  „Aber  die  deuteeben  Worte  in  der  lex 
wltoa"  zusammengeateUt  bat»  die  frage  wider  in  fluaa  zu  kommen  scheint,  wenn 
aoc.li       .^      ^bt  in  Deutscliland ,   so  doch  bei  den  anderen  m  m, 

dcfi  rut   wie  K»7m  zeigte   Trnd  den  Franzosen»    wie  1'  villo 

liÄt,  der  unlitngst  von  der  jn  {e,  von  der  die  fränkischo  ionscbung  gefor- 

werden  kann^  von  den  in  Inf  .   n  usw.   texten   vorkummeuden  uraprünglich 

Mnkiacheti  eigiinnamen  ansgchend,  mit  gründlicher  gelobrsamkcit  manche  treffende 
resnltato  «rsielt  hat,  allerdings  nur  flir  den  sing,  der  dooiination,  wio  es  natiirtich 
ist    lob  narfrdm  auf  feine  abliasdlaogen:   1)  J&twk  mr  Ja  dedmoutim  des  noim 


aaltofl 

^m  aocli 

m 


3^^ 


hl  .  irtt^s)    1^70,    titid    ^. 

d4»r  i{«^uirtüia  (8>  iiJ\i  — 145),  i^ff  '^(rt^u«'.  fe  rtal^«/laue•(Ailanl^• 

/raMt'ai5<'.    Ich  ergehe  an»  der  n  l  h_    init  der  redactit*ü  su  ditjsem  «tri; 
büid  in  einer  der  lot«tcn  nummern  dcx  DiblinUicquo  de  T^le  d» 
Ober  dt'ti   frEnlcij*rhi!n  tcxt  der  »ogenuritcn  *Sto«sbufgor  oid     :  t  luit. 

hi^r  ^'eleuttet  hat.  weiss   ich  nicht,  <1ü  ich  jenen  nufsaU  ni  Doch 

wir  m  iingorciii  ^  -ick» 

ßeforent  ^i  mIü«!  iWt.  dttütt  Korn  in   sttineu   erkliiningnu  £Uiii 

tisÜe  von  Grimm  itbwcichtj    wie  er  e«  aclbst   im  v<>rwürte  aajft;    MÜlirig>6xis 
unter  Gnmma  reisulttiteu  nnr  wcnijfc,   mit   denen  ich  mich   i*iii?QrvtJUu]«ii 
k&iin/'    Das»  was  Kern  bietet ,  ist  mit  imrnon£iim  ticisüc  gesammelt  onii  metlio 
vor-  and  durchgeführt;  freilich  bedingt  es  die  natur  einer  solchen  tmt 
meine  ich  wol  wllgemein  anerkanat  wird*   dms  luanched  mit  eintT  '^r 
decretiert  wird.    Doch  hat  der  verfasHor  bei  alledem  Öfters  den  Huf     n 
liqmtr  z,  h.  8.87.  VH.  168.  170  n,  ö.    Eines  möditcü  wir  deui   -eiii.:..  i    hi 
werfen«  d^4  er  den  wert  der  hand Schriften «  besser  gesagt  die  einzelnes 
der  lex  salica  nicht  scharf  er  geschieden  hat,  da  d</ch  Y^'uitz  in  sdnum  i 
bnche  »»Dää  alte  recht  der  aalischcn  Franken'*  nach  dem  vorgange  von    Pardflnf« 
(Loi  saliquCf  Paris  1843)  die  Scheidung  der  einzelnen  h&ndächriften         ' 
aehiedenon   rccensioneu  abBchliessend   dmchgeführt  hat     Ea  hoII  dafn  ^^  , 

werden ,  dass  Kern  die  bedeutnng  des  tod,  Paria,  iir.  4404  (.bei  ' 
nach  die  verwimtsehÄft  der  eodd«  Monti^peüBul ,   Paris.,   Hangalj    .  ,_.i 

8.  9)  verkent»  bei  denen  er  gnt  romanisierende  tendenzcn  hervorhobt  (£.  b,  die 
wechslung  van  ^um  und  -o  in  den  endungen),  referent  hätte  nur  eine  schärfcro  ; 
menfasBung  der  handschriften  nach  den  einzelnen  redactionen  gcwÜnscltL  Fiu-nor  i 
Kern  den  lesarten  der  Heroldachen  ausgäbe  der  lox  salica  (Basib  i  j 

kel  im  werte   eines  codei  und  von  Ihm  aia  nr,  10  bezeichnet,   \\y  .  ri 

verlorenen  ehemals  Fuldaer  handschrift  (und  aacb  uoch  anderen  band 
h*M!  soll,  zu  viel  wert  beizulegen  —  vgl,  unter  andern  das  urteU  ober  , 

Um  das  btfiiier  gesagte  zusanimenznfassen ,  so  constatieren  wir  i  dAtr^  Kern  i 
niHiii  aufwände  grosser  gelehr samkeit  und  mit  imifassender  kentnid  der  gmmai 
ichen  Verhältnisse  der  germanischen  dialecte   in  der  cmendatioc  sowie  der  erltl 
der  glossen  fast  liberall  wesf rutlich  neue  resultate  erzielt  hat.    Diese  Kcmsclie 
atellnngcn  einer  durcbgeht^ndcn  kritik   zu  unterwerfen   würde  bei  der   natnr 
buches  ein  werk  liefern,  dicker  als  das  zm  beapreebende  selbst»  und  einzelne  ah 
ebende  aphorismen  orakelnd  hinzuwerfen  ♦  dafür  haben  wir   weder  beruf  noch  ge»c 
Eine  sachliche  kritik  ist  aufgäbe  der  weiterstrebenden  wissenaeltiift,  dort^n  vor 
i'ofercnt  «las  vorliegende  buch  bestens  empfiehlt,  allerdings  in  der  fast  sicheren 
tnng«    dass   es    mancherlei   angriffe   erfahren   wird  und    muss»   da  es   »ler  «tri^j 
jmncti!  zu  viel  enthält     Üüortindlidi  ist  es  mir  freilich,   wie  Wait/, 
fassungsgCKch.  bd.  O  a.  31  anm,  der  II.  bcurbeitnng  1870)  über  Kenii'  li] 

Über  eine   unbedeutende  ertichcinuug  hinweggehen   koote  —  vielleicht  zu  vursic 
gemacht»    weil  er  seine  frühere  ansieht  (Da«  alte  recht  d.  sal.  Frank,  s,  26), 
er  anhänger  Leo»  war,    se  tot^l  hat  andern  müssen.    Sohm  (AUdeuiüchtj  reic 
nnd  gcricJit^ Verfassung,  bd,  I:   Die  fränkische  reichs»   und  gerirjAUvurf 
hat  Kt'm«  buch  xwar  benutzt,  alxir  nur  an  ihm  ziisagirndtn  stellen, 
rung   der   malbergschi^n    glossf^  im  allgemciueu   ( welche  er  in  i^ 
anhuHL'   n   ft.  nriH  —  rjO   ü-iljt>  mit    ^IrKn   rrMjUati'ii  Ki^rm^  hieb  ii 


iirimi  Kifnx,  DiK  oLosamr  nv  osa  i^kx  bäuca 


353 


mcmt  noßilUOi,  da««  nuiUt.^=^  iü  mahberffOf  aläo  wC»rtHcb  ^  ,,an  dar  g«dc}itB8tat:te/* 
begriföich  ^  „^orl  dwimua,  qiiwd  e$t,  hoc  esV*  sei,  und  ikaa  die  gluits«  telbst  die 
fonnel  auf  fränkisch  ^^cEaij  so  an^j^ebo,  wio  nie  der  klag^r  m  ßcinoTD  /j' * '  '      i 

chön  üiii>^to,  wenn  or  den  juroceat*  i^'ewinn<?n  sollte  (riu  analoj^'on  *lio  uf 
flcfib),  desbftlb  Htchc  «lo  fast  ohno  hösiiäIuiio  ^^ot  busabeatimmimjfen.  Icli  eiiBi*<To 
aber  tLU  diö  zahlcuglosscn ,  z.  b.  Kern  s.  36.  58.  59.  Das  hat  Sohm  ftooh  gcfiililt, 
dc*Kbaib  bnjtuitlgt  er  dieBc  glosscan  als  apÄtL'ru  eitischiebs«!  (a.  a.  o.  8.  566}.  Fcrmer 
i?rwttgü  man  »olche  RUio,  wo  nach  Kern  da»  Mnkiache  wort  in  dii*  »tnictur  de« 
bU^iniachen  satz^a  eingepaßf^t  ist,  ji.  b.  die  dritte  glo8iie  xn  L:  ro^^o  f<t  f/mit^nf»  lif 
nexti  cantichius  tfasacio  meo  illo,  welche  Kern  (a.  lt>  fgg,)  go  hergeat-ellt  hat; 
[tä]  nentic  (nattig)  aniichirii  {atitigius,  antichis,  anh/yiW  =  2,  peri.  sing.  couj.  praes, 
von  antichian  anzeigen)  ^a.!racton  (ytler  yamciotit)  =  [Jasif]  rZ«  ndcÄifien* 
[wianen  (lat.  mit  ?;t€ö,  wdi-bes  romaiiisch  für  meum  steht,  widergegebeu)]  Wider- 
sacher ansei^e^t;  o4er  die  gUm6  sn  IX  (s.  6&):  wo  den  lateinboben  Worten^ 
quis  expdlere  praemimpsnit  dio  gloase  icuto  (*=  «coto  =*=  schoto,  also  3.  per«,  n--^  - 
€<nij<  pracä.  rpn  .^ciifon.   abd.  scoz^m  Gl  6,  562,    also)  «>»   [#i]  pellat  cnt£]M 

bretid  OAüb  Sohms  antfusMung  dor  indicaUv  stehen  mtistc.  Von  d«m  ä  des  latei- 
böu  icxx*i)i  macht  Kern  sehr  oft  den  conjunctiv  der  gbsHO  abh^gig,  ?.  b.  a.  164: 
hominem  in  puteam  uictavcrtt  {&,  impifucmt)i  gl  ohduplio  {=  mbrnergot)* 
Icönten  wii  noch  viele»  anfülircn- 
Gern  würden  wir  hier  eine  züfiammunateUnng  der  rc^altato  geben,  welche 
Kern  bei  jeder  y<m  ihm  behandelten  glossc  (denn  er  hat  nicht  olle  be^rocben)  in 
htitxig  ttüf  die  heratellnng  nnd  erklarnng  derselben  gewonnen  hat,  aber  anch  dieses 
achon  würde  bei  der  art  anseres  bucbea  den  räum  einer  anieigc,   di  nnr 

im  allgemeinen  cliaracteriaiereo  soll,   weit  ilberfftcigen.    Vielleicht  ni.^  -Ueso 

seilen  don  geehrten   vorfaaäer,   bei  einer  zweiten  aufläge  seines  Werkes  demselben 
iiwitx  verbot  um  aowol  wie  rerum  beizngeben,  femer  eine  übersichtliche  smsam* 

ftstf^llong  aller  von  Ihm  oorrigierten  nnd  erklärten  glosaen.  Am  besten  warn  ea, 
Cem  beschenkte  uns  mit  einer  kritischen  nnd  exegetischen  ausgäbe  der  lex  salica, 
worin  isr  seine  und  anderer  erklämngen  vollständig  verzeichnete.  Wir  wnnschien 
dabei  auch  ein  Verzeichnis  der  hau ptsäclUich fiten  fehler  der  sehr  cormmpierten  hand- 
scbrifti^u.  Das  fuhrt  uns  zu  einem  anderen  puncto.  Ala  bi^äonders  rühmlich  mtissen 
wir  anmerken,  dass  der  Verfasser  in  sorgsamster  weise  bemüht  ist,  die  fehler  in  der 
Schreibung  der  einzelnen  Imndschriften  hor>oramheben  —  belege  liefert  fast  jede  seite 
des  bndies  — ,  wobei  er  manche  allgemeine  resultate  für  die  handsclirift^nknnde  der 
djimaligen  zeit  llndet 

Doo  luinptwcrt  unseres  bnchea  findet  referent  von  seinem  Standpunkte  als  nicht- 
jurist  In  dem»  was  Kern  für  die  erkcntnis  der  frankrscl  geleistet  hat^  abgesehen 

von  den  guten  bemcrkungon  über  ftltsächsiacb ,  ang»  I  ü  und  namentlich  altfrie- 

ai^lu  Wichtig  und  brennend  wie  wol  keine  andere  frage  ist  in  der  deutschen  grainma- 
Itk  die  nach  der  erforschung  de»  frfinkischcn.  Wie  viel  ist  früher  hier  gesündigt  wor- 
den! Und  andererseits  wie  nötig  ist  eine  exacte  erkontnis  dieser  spräche !  Wir  glan- 
bcn  bd  d*^r  bc^preohnng    1  h^^s,  welches  mancherlei  hoffhungen  in 

nns  angeregt  bat»  am  weiii  nig  «^er  den  wert  der  fränkischen  Stu- 

dien für  die  dou triebe  gramrnatik  unterdrücken  «u  dnrfcn.  Warten  wir  nicht  alle 
s«!lmlich»t  darauf,  das»  Weinl^jld  uns  nach  seiner  alemannischen  und  bairi*ch«u 
gramniatik  nun  anch  eine  fränkifcche  schenke?  Und  ist  nicht  die  vorliegende  arbeit, 
abgesehen  von  vielen  punkt^^n,  die  der  natur  der  sache  nach  strittig  sind  und  viel- 
leioht  nach  lange  bleiben  worden^  eine  treflicbe  Vorarbeit?    Erst  wenn  vrir  eine  vis« 


SM 


TITTKLIE 


mm  n  ufUt 


med<*rdt"utschfiü  granimutik  erifllllt  i«t,    lUiin   er««t  krmi)«n   y^ 

matnsmndeu  atndinm  des  mitt^IdeutsrbeD  wendeu,  daa  in  »tiü-.. 

i}iid  HO  wichtig«  ftufscliin^se  filr  die  nhd.  ^rrammailk  und  den  nhl 

FofMr  wie  ifioh%  i^t  diV       '       '    ;       '       "     ,'      T         /  ■- 

wshaftlichw   erkrntnis   der   ti 

W49rt4!ii  wort*3  von  D'Ärboia  Jü  JubaiiivUle,  ItomaniÄ,  upr 

fatt^id  franqiu  qui  a  fo^irni  cii*  frafi^ais  kt  pluj^Htrt  ik 

qu*eJk  poxsede;  c'est  ptit  tu  lang^,  /raftgt«?,  pat  ses  caractdren  et  #c»i 

fmd  $e  rendre  compt^^  de«  formes  sou«  lesqueUM  ces   motn  se  smti  ■' 

ntttre  lan^ut** 

Zu  »iili  I  '    ;!    11  darf  uns  wol  ein  bueh  wie  das  von  K»r:i  ; 

setl  voll©  Wl  rkant  wird  durch  die  erörterung  des  stamliKi 

JMWondcTS  fiir  die  iieut8«::ho  grammatik  einniiut,  weil  es  einen  bedi  i:-  n 
der  frünkischcji  forschung  bezeichnet.  Den  beweis  für  diese  letzte  Ih  li 
mm  wir  nur  betbringen  ^  wenn  wir  zum  schlnss  in  kürze  Torföbrttn. 
feinem  boche  für  das  frankisehe  geleistet  hat,  wobei  wir  allerdingi  nur  ü^^wo  liaiip;^ 
sAcMichsten  und  sichersten  resultate  und  besonders  die  beseichnea  wollen*  W9  er 
üherGrinmi  (auf  dessen  abbandlung  bei  3Ierkel,  vorrede,  besondwrs  ».  I^^ 
wir  rerweifien)  hinansgeht  cMier  ihn  corrigiert  hat,  ohne  dnss  wir  nn«  l-  - 
rig  zu  lesenden  art  dea  Eemschen  werke»  fOr  Vollständigkeit  verbürgen  koniwiu 

Die  gloaaen^  welche  reste  eines  nrsprtlngllchent   dem  lateiniafhea  teilte 
lex  salica  zn  gründe  liegenden  fränkischen  teites  sind  (i*  150.  185),  »teilen  d 
Bchnittlich  die  spräche  der  saUschen  Pranken ,  d*  lu  der  Niederländer  südlich  von 
Bheinmündungen ,  t>twa  von  600— «00  n.  Chr.  gebart  dar  in,  1H5).    Die  sprachrs  di 
»er  Pranken  steht  lautlich  \iüd  graniniatisch  nngetUhr         '        ' 
sisch  im  Heliand  (s.  8,  185);  «ie  sieht  etwas  iLlter  au-  ^        ' 

de«  achten  Jahrhundert«,  besonders  in  lantlielier  bcziehung,  n.  a,  durch  die  geri 
eutwicklung  des  Umlautes  (s.  185).  Die  ^änkbehe  schrift  (deren  natnr  Kern  tüi 
naher  bcachreibt,  welche  aber  nach  allen  analogien  ein  vielleicht  etwa«  modilldvrtaa 
lateinisches  aiphabet  hatte)  muss  die  rune  pom  gehabt  haben  (s.  109)»  da  f 
▼erwechselt  werden  (cf  auch  Orimm  a,  a.  o.  a.  LXXI).  In  bczug  auf  di«!  la' 
rung  fränkischer  Wörter  (worüber  Kern  s.  132  fgg.  handelt,  ohni 
natürlich  ist,  ein  fcÄtes  gßsetz  anfsteilon  kann)  merken  wir  die  be 
die  schwachen  verba  auf  -tan  (praet  -ü!a)  latinisiert  auf  'ire,  dl»  ftnt  -ön  (pcMjC 
-äda)  auf  -are  ausgehen  (s*  132—133). 

I.    In  der  lautlebre  verzcichoen  wir  folgendes: 

A.  Vocale.  Der  um  laut  ist  ungefähr  so  aujigebUdet ,  wie  i 
niederländische  hat  (s.  40)*  d.  h.  das  frankischo  ist  ihm  abhold  (§  ■-  -s.^ 
hauptsache  »thnt  Oriinm  a.  a,  o.  s.  LXX.  Ein  «eine  vocale:  au  nchlii 
fränkischen  keine  silbe  (s.  2f)) ;  einem  gotischen  *iu  entapricht  frank,  d  (a.  29) ; 
hieibt  anch  im  firänk,  6,  wozu  vielleicht  schon  als  nebenfurm  uo  komt  (s.  tt);  ee 
frftnk. -nicdcrUndische  bezeichnung  des  got  dt  (ahd,  et),  wenigstens  In  geediloi 
nen  sUbcn  (s,  ia);  dem  got  e  entjspricht  frfiuk.  d  (so  Ja  auch  bd-,  altn-,  la«,  nie- 
der ländisch). 

B.  Consouanten:   Ans  vielen  beisiiielen,  von  denen  es  goiftgt  anznfUtnai 
ftUh  =  skrt  poti^    griecb.  mime  (s.  83),  aad#^rcr!«eiti8  ht!U>  {chetf})  *=  ahd.  he^go  m 

gcult  .  krtrro  jR    ^'^)t    ist  Ül  t^rsichtÜchr     d^n«   «l^is    Frank isclio   auf  d^^T    t'Tulr-ö   ^itttf  rlri* 


fBBB 


Dn  oi/osnnr  nr  dbs  txx  9iLije4 


S55 


'  (s«,  18  fgg.)   ujid  wech«üU  mit  b  ^8.  l>.  «^a   aoii  eM  b.  24 ,   rf(?t«  und  de?ia  9.  2^. 

duher  geht  /^  vor  einet  meilia  In  &  (it  II  (n  t?^  däiiu  /^A ,  dann  b)   Über  (s.  SO);   das 

Ifrinlc.  e^  im   anlaut  itt  grkieh   ciem   donstiiEren  germaniiclion  A  (8.  33  »  et  GHmm 

m,  a.  o.  «.  liXXI);  im  tnUintc  wedwcln  ch,ff,h  (Ictjcterea  Terechwindct  oft  i^*nr)  wie 

in  fast  allen   dciitsichon    sprttch<*n  (»,  12),    cbenao   im   auskut-o   wechseln   ch  und  ff, 

Lüicht  ahcr,   wie  Grimm  b.  LXXJ  will,    aadi  im  imlant.'  (s.  55) i   ch  geht  vor  ir  in  k 

ifth<>r,  K  vor  *  aflsiinÜitjrt  sich  dem  s  wi«  im  niederliiiidiflchen  (s.  15j» 

IL    Hexloaslelire. 

A.  Declination.  1)  starke:  jedcnfallfl  existierte  aach  im  fränkiachen  dio 
Idreiheit  d^r  decUnationeD ,  A*^  /*»  (/<» d«clmation  —  wie  auch  Grimm  TermaieU, 
[».  O^U,  der  den  nom.  auf  -s,  -«^  -«*  ans4?t3Et.    SpecieUe  erwähnong  tindot  nur  dk 

£7-decliiiatioQ:    der  nom,  lautet  aiia  auf  -it  =^  -0,   der  dat  (iaatr,)  auf  -<*,    der 

Iacc.  auf  -0  (8pat<er  -f)  (a,  168),  der  nom,  plnr.  endlgto  sich  auf  4uSt  z.  h.  bmu9, 
tpat^r  bcrie,  bcrif  von  dtcsem  ist  der  acc.  bctioft  aber  keine  frank.,  aonderti  eino 
latinisierte  form  (b.  145)^  Vom  raaacalinam  rcn:mchnen  wir  folgende  endangen: 
liotTi.  und  acc.  sing*  bleibt  ohne  eadtutg  (&.  b.  hangist  s.  53.  64.  Die  formen  theo 
und  kto  fasst  Qrimm  8»  LXXY  als  accnsative,  Kern  0.  5  als  vocative),  doch  findet 
»ich  auch  die  cndiing  -«,  «.  b.  cA«Ze  (s.  115),  Der  gcnet.  endigt  auf  -«f  (s.  170) 
oder  ^8  (8,  72  —  cf,  Grimm  s.  UDOH)  oder  -m  (b,  27.  70,  182)  oder  -^  (a.  115,  154, 
170),  der  dai  auf  -a  (§,38,  18ä  —  et  Grimm  b.  LXXm),  der  instr.  auf  -o  (s.  32. 
183)»  der  gemtt.  plar»  auf  -ö  (8.41.  152.  170  —  cf,  Grimm  s,  LXXIII),  der  dat  auf 
•um  (1. 140),  de  r  aceuji,  auf  -09  (s.  117),  Der  plnral  eines  ta-stammes  lautet  -iäst 
*ias,  'ks  (s.  83).  Das  femininum  kann  sich  flexionslos  im  nom.  sing,  endigen 
(a,  66)  ♦  »0  die  fem.  acf  -t,  welche  im  genet,  und  dat.  sbg,  auf  -ti  ausgehen  {&,  101). 
Sonst  endigt  sich  der  nom.  fiing.  der  abstimme  auf -0  (nach  Grimm  b.  LXXUanf -a), 
später  'f  (s.  70) ,  der  oce.  auf  -a  (s.  25>  29  —  cf,  Grimm  &,  LXXII) ,  der  genet,  aut 
(s.  184),  resp.  -os  (s.  60),  später  entweder  -es  (besonders  so  in  compositis 
I  a.  159)  oder  -0  (oft,  2,  b.  s.  27.  67.  178)»  der  dat.  (instr.)  geht  aus  auf  -o  (s,  7ö.  95. 
156).  Das  neutrum  ist  im  nom«  sing,  flexionslos  (s.  165  —  et  Grimm  s.  LXXi), 
I  der  instrum,  sing,  ejidigt  sich  auf  -e  (s,  lüO). 

2)  schwache:  Der  nom.  Bing,  der  mascuL  geht  aus  auf  ^  (s.  48.  81  —  cf. 
t  Qrimm  s.  UGQ),  der  grtnct  auf  -on  (b.  125),  der  accus,  auf  -on,  älter  vielleicht  auf 
(0. 17),    der  genet.  plur.  auf  ino  oder  0no  (s.  48).    Der  nom.  sing,  der  femi- 
la  endigt  aidi  auf  -a,  der  gent^t.  auf  -of*  (s.  166). 

Über  die  deeÜnation  der  adjectiva  ist  su  sagen,  dass,  wenn  sie  stark  deoli- 

[nkren  (in  den  glossen,   wie  es  scheint«  stetd),   das  fem,  im  nom.  sing,  ausgeht  auf 

•ia,  spMer  «m  (s«  158),  auch  der  acc.  sing,  auf  -ia.    Von  dem  masc.  werden  erwähnt 

der  dat.  stitg.  auf  -amo  oder  -emo  (s.33),  auch  auf  -ame,  -«lae,  «ein  (so  im  arükel 

Uwme,  ihetm,  thtm  b.  38,  Ol),  femer  der  acc  sing,  auf  -atio^  -an  (s.  38.  129),  -ena 

^(•.  181),  -eno  (8,107). 

Vom  Pronomen  findet  sich  nur  ihu  (nom.  und  toc.)  und  ihe  als  aec.  (a  176), 

B.  Conjugation.    Das  got.  -a  der  1,  pers,  sing,  praes.  ind.  ist  wie  im  aa. 
und  ahd,  a  =»  w  (s.  11);    du  Iform  der  2.  pers,  siug,  conj.  ist  -das  (s.  16);  das 

I  paii.  praaa.  endigt  sicli  au^  irk  auf  ^mth  (-tul  auszusprechen «  8.34),    oder 

aof  "ndo  [ä,  25),  t,  h,  hatHsnäo,  gen.  plnr.  havendro  (s.  171);  das  pari  praet 

neb  im  siä.)  gebildet  (s.  14 


m^ 


ruiiJLJS,  vvtA  juuur,  ijie  i>i*o?*i^i5S  iv  iulk  lzx  ^AJac* 


1)  stark:    Da«'        ^        ict,  von  a^niman  winl  angcjwtait  uT 
mit  Ablaut  («,46);    <!'  ,    ^.  sbg.  roBJ.  pmfts.  cmdigt  sich   .' 
aach  aaf  -e  (a.  106.  164). 

2)  acbwacb:  die  3.  pers.  sbg.  codj.  endigt  eich  aawol  hn  pr . 
C^  8.  $.  32,   seuio  s.  65,    c/micio  s.  160»    obct*bho  8.  ie6,   ötrcto  ».  l€t 
pnwt  auf  -0  (a,  64.  127  —  cf.  Grimm  ».  liXXIII  fg,),   diea«lbe  bei   %ctui;- 
ttiif  -ttt  (b*  151)  oder  -io  («»164)»    Der  inf.  gebt  ma  auf  -ö»   (ä.  S2)  odw 
2.  b»  B.  7*>),  dÄ8  |[»TÄet  anf  -Ma  oder  *ida  (s.  132).  —    Danacb  wiro  - 
(kobe  Bchwa^che  conjug'Ation   im  frünkiscben  anzunehmen.    Das  part  } : 
auf  -»an  endigt  sieb,  wen«  es  schwiurb  ist,  anf  ^ido  (k,  36:  tratcüm  hiii 
gcmndium  oinea  Rcbwacben  verboins  auf  -ian  lautet  im  dat*  aus  auf  •*,  .^ — 
ond  -€n  (-eno  bei  Grimm  b«  LXXIII)  ,  im  eigBntlichen  instmmontallB  snf -eiMM 

3)  Von    praeterito-pracsent    ist   erwähnt:   tharf:    8.  pora,    al 
tAi«m,  (Awfvc,  thorve  (».  117). 

ni*   In  der  wartbildojig-^Iehre  erwähnen  wir: 
Ein  mannl.  ütamm  anf  -a  bildet  ein  fem.  auf  -ariia 

asaiiuilicrt  -titta 

lungelantet  -enm 

n       11    -»a  bildet  ein  fem,  auf  4nia 


'  &.  40. 


Femininbildend  sind  di<5  endungcni    1)  -yu  (auü  -<;*>*)  mit  der  Del 
-n^a  (s.  31),  S^)  -(i  (s,  lOl)»  3)  -tTia  {jünger  -en  s,  IM)  von  vcrbvs  fvnf  ^m  (« 
*iin^  B.  69),  4)  'üha  (s.  75).  —    Deminntiva  werden  mit  der  endnng  -tn  (nott.^ 
gebildet  (s.  153).   —     Die  vorsetzpartikel  a-  bat  das   fränkische  mit  den    mc 
alteren  germaniäcben  dialeeten  gemeinsam. 

Als  sonstige«   lexicaliaches  erwähne  ich  zam  schlnss:  —    P!  ""    ^ 

(b,  13)  kann  in  der  taieaia  stehen  (».  H).  —  Neben  barch  steht  viellti> 
ches  subst.  barcho  (s.  47).  —     Fraglich  ist,    ob  brnst  neutnim  oder  mum* 
nicht  aber  ist  ea  femininam  (s.  *J1  und  anmerk,  2), —    Von  pracpoiition    . 
wir:  l)  ab  (Grimm r  r)6,  üb)  c.  dat  ^  von  (a.  SS),  2)  ui  c.  dat.  « in  (a,  IH2),  B) 
c.  instrum.  =^  in  (a.  182).  —    Von  Zahlwörtern,  welche  Grimm  s.  XV  niul 
aber  mit  meist  abweichenden  crgcbnisso»  bebandeU,  bespricht  Kern  folgende:  1)  oj 
JinaUablcn:  tum -Ufa  ^  12  (s.  130);  /iuucrtetj  ^40  (s.  149,  dazu  der  '^ 
nebenfomi  ßihur't^ko  oder  feirieciio  a.  153);  —  hunnaUtakfiig  ^  120  f- 
*»i<r  »<r/Vn  cÄtinwa  *=*  (2x700  =•)  1400  (wo  «<?/tm  =  mvun  ftlr  daa  lat.  /<*33iff 
Kern  goscbricbcn  wird  —   a,  5d);  —    tit'itAettwdii^nna  oder  ft^^m^fl7c«cÄ«nna 
900  H  ^  800  (8,  36);  —    thnthusmtdc  fim  chunm  =  2:^00  (a*  58);  —  ihtio 
ttthUch  chimna  =^  (3  x  80  x  \0i}  ^)   24(XKi  (ä.  152);   —    ßther  stunde   ic 
c/iurtm»  =  (4  X  HO  X  100  ^)   32(M30   (g.  152).     2)  ordinaUablen:    therihca 
der  dritt*?   (teil)   (s-  MJl);    —  =  der  anrölfto  (a.  139).    8)  tahladfpi 

bicn:  fimrmith  {fijt'ef^lth)  —  t  ,     149). 

nALLS.  BtOIlABJ)   TVOnJE. 


Kudrttii»  bcrausgegiebcn  und  erklärt  von  E«MMrÜiu    Halle,  Vetlagderl 
banillnng  de»  WaiaenbauÄe«,  1872-    LII  und  3H7  s,    8*    u,  1  '     ' 

In   dem   von  Zacher  begrüudeten   miternclimen   einer   „g'^r'  <  uen  tiiik«!^ 

bibllotbek''  folgt  hier  dem  von  WUuiannä  im  Jahre  1869  bcrau8gegcboo«a  WM 
dio  Gudrun  nach. 


lIlLiJKSliikSD,    niKH    «viiat?!    tD. 


>le  Gudrnn  —  < 
forin*^  »Vr  f'inrf»  spät 
dclt 

«9   r.:  ■,.  i.M,;i:- 


"'       -         .  uoljit  mir  tUT  rettung  a\i     '  r  der 

r  noch  die  lioste.     Der  I  han- 

1^  üiif  ü,  lori%.:    „Bd  der  burntdlnnj;  dtj»    namcnB   wird 

ien  eotatcllutig^cii  I  wie  et«  zeit  und  hciiiittt  de»  achrcihcrs 


rümnliwstan ,  die.  form  «ü  gewinnen ,  welclit*  dn  guter  uiittelhochdeutächcr  schreibet 
gebraucht  haben  wünlo.  Dies^  kann  im  allgemeinen  nicht  zweifelhaft  sein ;  nur  ober 
den  anlant  habon  aicb  gegen  K  gewichtige  gegnpr  erhoben.  IndogHen  ist  es  vielfach 
h»?teQgt ,  da«»  biurisch  -  Aaterreichische  schrei  her  Ck  (\\t  K  «etzttjn ,  nicht  aber  da^s  h\q 
auch  ein  Triittrlhochtl  G  so  weit  entstellt  hätten.  Will  mau  also  deo  handj9chnft- 
liehen  bodcn  nicht  willkürlich  verlassen,  ao  muas  man  K  setscen,  ebenso  wie  ü  in 
der  ersten  ailbc  statt  w*/*  Zu  dum  letzten  lÄt  »U  erinnern,  worauf  Ret  schon  in 
dieser  Zeitschrift  2 ,  468  anfhierkRam  machte!  ^  das»  mit  Küdrün  der  handsehriftlichÄ 
baden  doch  »chon  verlassen  ist,  denn  nach  dem  da  vorhersehenden  Ckaudnin  oder 
Chiiuiftm,  Chaudrän  oder  Chautmn  liegt  in  der  handaehrift  nichts  vor,  als  rahd. 
an«gedrflrkt  Kuärtm  oder  Küirtut,  vielleicht  wechselnd  mit  Küdi^on,  Küiruan 
(Mnllcnhoff  in  seiner  ausgäbe  u.  ISG)*  Aber  Kudnm  kann  nach  dem  gebrauch  der 
flektierten  form  im  vcrsc  nicht  die  form  der  ursprünglichen  dichtnng  geweBen  sein, 
d.  h.  der  handschriftliche  boden  ist  doch  nicht  zu  brauchen  %o  wie  er  ist  Zu  dem 
varleizten  der  angeführten  aätxe  des  heransgebera  ist  zu  bemerken ,  dass  die  von  ihm 
vennisHto  entfiteUnng  einea  mhd.  g*  hia  xu  di-  doch  wirklich  vorliegt,  bezeugt  aa 
finden  in  Weinholds  bair.  Gramm,  s.  186:  cäo/^  gleich  ifott ,  ehalt  gleich  rya?*,  dirimme 
gleich  grimme  u.  a,  in  Diemers  Gq(L  des  11.  und  12.  jahrh.,  siebe  auch  HüUcnhoff 
in  Ranpts  Zeitschr.  12,  30L  Damit  verliert  der  an8cheinenii  beweiHonde  satz  seine 
»cbirfe  t5lligt  man  darf^n  Gufjm^  z anlck kehren  ^  das  da»  g  k!» 

Ättdcra  auch  för  das  bairische  Sprachgebiet  in  der  zweiten  hal^o  ^v.^  *^.  juiiüiiiiidert* 
bczcüprt  in  den  duo  mancipia  Dietrich  et  &udnm  Haupts  Zeitschr.  12»  315.  Ent- 
gclii   '        '^-rend  ist  daliei  das  wechseln  mit  KtUrun  und  Kud/rün^  das,  wie  Bartsch» 

au  :      ans  dem  vrirrwarr  der  handscbrilt  noch  beibehalt    (nach  MilUenhoff), 

wlbrend  er  anf  dem  titel  und  in  den  anmerkungen  »ich  für  Kvtdrun  entacheidet«  d.  h. 
den  weg  jeh  Guänm  betritt  (im  register  aber  steht  nur  Kütrvi^n).  Nicht  anders  der 
b«lbebaliena  wochael  von  Hüte  und  Rüde. 

Um  aber  vom  namen  zur  sache  ku  kommen,  so  darf  man  sich  der  neuen  aus* 
gab€  aufrichtig  freuen;  wir  kommen  auch  init  ihr  der  gewinnung  des  merkwürdigen 
und  im  ganzen  «o  köstlichen  gedieh ts  für  vergtändnis  and  reinen  genusa  inmier  nliher, 
zu  der  aUe  berausgeber  vom  ersten  an  dankenswertes  und  bleibende«  beigesteuert 
haben.  Wie  Bartschs  ausgäbe  darin  einen  erheblichen  fortschritt  g^&gvsn  Vollmer  dar- 
stellte, m  führt  Maitins  auagabe  die  arbeit  vielfl&ltig  weiter,  unmittelbar  oder  mit- 
telbar. Es  handelt  sich  teils  um  die  gestaltung  des  textes  aus  der  späten  band- 
Schrift  1>  ils  um  tlie  gpracbliche  und  sachliche  exklamng,  teibi  tun  die  losung 

der  gro^  Kchen  fmge  nach  der  entstehung  des  Werkes ,    in  der  die  meiuungen 

am  weiteaten  anaeinandcr  gehen,  und  alle  drei  arbeitsgebiete  greifen  fortwahrend  in 
«ioandor. 

Welchen  Spielraum  der  forsch ung  die  art  der  Überlieferung  läast,  zeigt  das 
an>^ -^  -  '  '  n  der  toztgcataltnng  bei  Bartsch  und  Martin,  indem  jener  mehr  etn 
flie  hi>chdeutsch  bietet,  dieser  sich  mehr  conservativ  an  die  bandschrift 

^L  anncblii  III),  und  brdde  fnsacn  auf  neuer  kritischer  durohprüfung  des  einzel- 

H  nrn.     Kr  i  itt  nber  diese  vorarbeiten  gibt  der  letztere  in  der  einldtung  s.  XI  fg., 

^1  obwol  nicht  so  eingehend  wie  Bartsch  (Qerm.  bd,  10),  und  ohne  tn  den  anmerkungen 
^^^^^•Mif  /it^n^k'isQkummeii,  abgesehen  von  kumen  Verweisungen  dann  und  wann,  meist 


S6a 


TOLMemuKr 


tueh  oltne   rütk-t  '  '   nau^en    ujkI    u-it   r^-:-^"i:^- 

pdau  dea  ^luizen  u  ^*nn,  aber  nmn 

scheo ,  ^^  -'-■■■•■  I  ^  iu  d^ti  v', 
und  diö  ,  ganz  vei  • 

gehalten  (««  LH):  .^d^  aui$  deu  ;irbdt«n  luid'srtsr  tuii 
RÜtig  XU  Terzeiclineii/*    Flir  June  iut  da»  a.  lU  »bg^l  i.^;:  .^       j     ^ 
and  Qtinüte,  d&  die  bisherigen  arboiten  allgemein  siugfiugltcb  mmtu    Ai 
ooch  Bartsch  einen  Iciobt^jn  nUerblicV  dea   van  den  Vorgängern   flir   diu  tj-iun, 
Mt€ten ;  aber  bei  dim  von  Bartsch  ä^lbst  cnüchntcn ,  wit*  bei  dun  nach  ihm  rvn  Ct^ 
miinn  gefundenen        n  Verbesserungen   (z.  k  11,  1.    945 »  2)  wJkn  äoek 
I  dea  urheböTB  naint  .  t. 

Martina  vcrtranen  auf  die  handschrift  geht  in  manchem  xicmlicU 
wenn  er  0.XI  einsilbige  kurze  worter ^  wie  m,  der.  deA,  als  genügend  a&i;.» 
die  erate  liehung  nebst  Senkung  zu  füllen  (vgL  Rchon  MüUenliuiT  a»  115) f*    wik 
Laclimann  zu  den  Nib.  4(>,  4   die   dort  erscheinenden   föll»  dar  art  ^^vkoi^   xve 
fatfich''   fand.    Bei  dem  Übermässigen  aualaasen  der  handBchrift  Lm  ^roM<)ti  wiiiJ 
kleinen»  wobei  oft  ganz  handgreiflich  erscheint,  das«  der  sehr  Su 

sdljg  gefi^hl  die  y^se  w[e  jntaa  djauf  loa  flchri<;b^    können   ti  ^^       \    ii 
art  oder  auch  mehr  auf  beinahe  70(10  langzeilen  anmöglich  bewdikraft  hAUen  fUf  ^wmC 
ao  fast  undenkbares.     Auch  mit  anderen  angenommenen  aoälaAsungim   wird    Bazt»cb 
recht  haben^  z,  b.  354,  B,  4: 

Horani  van  Tmerkhe 
äwch  der  rramt^en  liebe  vant  man  vü  ofU  gemeUchm; 
HO  die  liandschriften  und  die  herausgeher  bi«  auf  Burtöch,   nur  dana  V  '^ 

aocneativ  deutlich  machte,    indem  er  HormuL^n  schrieb,*    Ich  glaube,  mx 

Horant  gar  kein  Mittelhochdeutsch.    Horant  steht  von  vant  zu  fem,  ab  dajoi  maoi 
ala  acc.  hätte  fühlen  kennen  ^  vollende  beim  h5ren,  nicht  laden ;  es  ist  fielmeUri 
lut,  ich  meine  gar  nicht  als  klar  gefühlter  nominatiT,  TorauBgobracht  und  wlnl ' 
beim  verbum  durch   vertretendes  in  zum  acc«  gcatcmpielt,    wie  das  all: 
stil  war  (s,  z.  b,  Gudr,  584,  2)  und  noch  jetzt  gprechstö  ist,  auch  ohiit,  itl 

der  lateinischen  grammatik  gemsa  buchstÜ  geworden  sein  würde. 

Einige  mal  h%  aber  wol  auch  Martin  noch  ohne  not  von  der  handttelifift 

gangen.    536,  3.  4  hat  sie: 

war  wnb€  9olte  ieh^  län 
hie  in  vremd^m  landen  od£r  icÄ  ti<rm  tr  pfdepntp 
Die  herauRgeber  besserten  ich  enname  ^  aber  das  oder  erhalt  du  anderes  licht 
die  von  Haupt  in   der  2.  aasg.  des  I^c  s.  349  beigebrachten   fälle ,   wo  tider  gMt 
..wenn  nicht**  erscheint,  allerdings  Im  Vordersatze,  nicht  im  nachitatz;e;  doch  tanc 
damit  die  möglichkeit  auf»    daas  oder  auch  so  gelten  konte  wie  hier,  gleich 
OJeht*'  —    Man  sieht  auch  nicht  ein ,  warum  643 ,  3  Qewerren  in  (feverren 
tat.    mit  annähme  einer  von  M.  selbst  bedenklich  genanten,   ich  glaube  unm5g 
«llipte;  inj  mit  höherem  tone,  ist  «I7is,  ror^  ^f,  tfdan  konte  den  artdem  nichts  anl^« 
ben,  sie  nicht  stören/*  —    Auch  ffir  die  änderung  von  under  wehtttl  in  tt 
500  t  1  stellt  mau  keinen  genügenden  grond  in  dem  »  W€h9cl  sUzen  de»  Kreib 

1)  Das   mm*  in   m^  4nde  wip  aber  kann  doch  bei  der  kraft  sttinor  b^^deu 
unmöglich  in  eine  liale  geitolU  werden  mit  tu  t(ne  kl4w^  u«  vi 

2)  Von  MülUaholSi  kürae  in  Jlwmt ,  di«  d(T  von  nicht  suUssl  (sp  hütt»  aii£h  «aJ 
ir<»rfii/ jvorden  mÜison)  t*t  Martin  abgegimgea,  laaat  sie  aber  ia  andem  gediobtot 
?gL  1.  IL,' 


ÜBE&  0iniiEini  m>,  mabti5 


utadtrochts  von  we(il)jM?I<irn  j  die  «pecr^  fliegen  im  bogen  liütüb«?  ond  hin&b&ft  flJQ 
]tiii»[»f«r  stehen  wirUwJi  antör  ikni  auccrwecli»«?!.  —  Daa  zugeHaUto  m6  55S,  l 
r  '  l.i  nötig ♦   es  wird  mit  durch  den  fulgemlen  sah  mit  iJof 

w  di?n  ähnlichen  414,  2.  UM.  2.  3.  lUü»  1.  2.  \b^%  h  2, 
der  hauptsat«  mus»  mit  gnliobenem  tone  gespmchon  oder  g^esungeu  worden  »ein,  um 
{eklendß  so,  solch«  no  nei*  iO  sehr  n.  4.  xu  ersetzen. 

Oewise  ist  1 149  ^  ^  K^g^fu  die  biiditirigen  heransgcber  flie  hnndschrift  unrecht 

idert»  von  roB^en,  die  »nf  der  «cefahrt  mch  perMiandtn  hatten,  steif  geworden  Wttnm: 

Wate  hk^  9i  kiieUn  an  den  stunden, 

(lern  lonetigen  labtH^   d.  h.  mit  kaltem  w&saer  begieesen»  wie  man  es 

I        .    liigen  ma«hte*   siehe  die  «teilen  unter  kuhlm  in  Grimnu  Wb.  5,  256S. 

in  indert  kdUn  „t5t/jn/'    mit  dem  zu&ütie:   ist  t4n  zm  entsdüoBaenheit  Watos 

lender  befeht    Aber  da«  htiisst  kclUn  schlechtweg  gar  nicht,  nnr  qnilen,  peini* 

fnd  einem  sufletzen  (vergK  Mutin  aelbet  s,  lOG^),  and  wenn  es  wirklich  von  töten 

mit  der  molltH  673,  i,   tu  der   (IL  die)   viüete  kthi    t-      l,    so 

ch  nichts  fUr  ein  qneln  U^ttm,  denn  daa   sind  Torblünjt  ^^k$T 

rai  dein  groosen  vorr&t  rte^  deren  &rt  darin  besteht,  daas  sio 

das  zn  nagende  eben  nw  li,   nicht  gerades  wegs  aussprecheD, 

wie  wir  noch  haben  i9%s  fftas  b€^s»€H ,  übtr  die  kimge  springet^  und  ahnliche.    Es  traf» 

fen  darin  immer  ein  eigentlicher  nnd  ein  uneigentllcher  simi  zusammen ,  der  erste  ist 

oft  schwer  zn  Anden,  weil  er  sich  an  sitten  anlehnt,   die  nicht  so  lange  währen  als 

Bei    *        '   '»  in  der  vlüde  mnss  als  eigentlicher  sinn  eine  aitie  sn 

aiii  1  kielholen  der  matrosen  oder  dem  wippen  als  ehreiwtrftfe 

(Grimms  EA«  7%^  vergl  in  Grimma  Wb.  korb  4»  b);  etwas  ähnliches  mnas  anoh  der 

eigentliche  inbalt  des  fueln  mit  der  nioUen  sein.    Dass  dieaa  «fuelfi  nicht  an  sich  und 

notwendig  tötlich  ist»   daa  ist  eben  die  witzkraft  der  Wendungen,   gana  wie  bei  dem 

ffdffn  in  die  wa^^kÜeJen  adde. 

Wir  kommen  von  selbst  auf  die  erklärnng,  in  der  ja  gewöhnlich  die  eni- 
esdung  auch  bei  kritischen  fragen  liegt  Auch  Martin  bezeichnet  b,  XXXI  als  hanpl- 
cweok  dar  ausgäbe  p^die  allseitige  erklärung,  nicht  die  kritik  des  echten,"  Torsuga- 
weiae  (h,  IJI)  die  erklärung  in  universitatsvoTleaangen.  Aber  auch  zum  Selbststudium 
des  lernenden  bt  vieles  beigebracht,  belehrend  oder  anregend,  yerweisend,  oft  auch 
mit  sehr  dankenswerten  xntaten  Zachers.  Die  erklärung  trifft  meistenteils  glTlcklicli 
die  form  und  das  maas ,  die  das  eigene  mitarbeiten  des  studierenden  nicht  fiberAlis- 
aig  madiea,  sondern  anregen,  und  neben  dem  sprachlichen,  syntaktischen,  etjmo* 
logischen  ist  auch  dem  sachllcheii,   in  Sittengeschichte  u,  dgL,  seine  wichtige  stelle 

Ieisgeränint,  5fter  auch  mit  nachweisungen  ähnlicher  erächeinungen  aus  der  geschidiie« 
den  heutigen  bauemsitten  und  ähnliches,  Beicb  ist  besonders^  wie  noch  in  keinem 
ihnlichen  buche ,  sachlich  wie  sprachlich ,  die  benutznng  anderer  lltteratoren,  nament-^ 
üch  iier  mittelniederlln diachen ,  altfranzösischen,  altnordischen,  anch  der  provena., 
angels.,  griech.,  lateinischen»  sodass  der  blick  zugleich  in  wünschenswertester  weise 
Hber  das  mittelhochdeutsche  hinaus  ins  weite  gerichtet,  ausgeweitet  wird,  und  dabei 
ist  taktvoll  das  leicht  kommende  Übermsaa  ferngehalten.  Auch  die  mhd.  litterator» 
^namentlich  die  nächstliegende  et^^^^  ^  reichlich  zugezogen. 
^B  DtM  f&r  die  erklärung  noch  immer  allerlei   arbeit  ftbrig  bleibtj    liegt  in  der 

^"^gt  iiauMotUch  t'  ^^1  wicLtigöu  wtänduj; 


^ 


iiiiuliche  sinn 


nii-iit    vsiu 


*m 


üttüSOftAva» 


•WT  di«  abstrat'tt!  begrifflich«  s\nt*6  uugcfälir  klar  ii^; ,  lU..  .^,^. .  .. 
tcn  und  znst&ndo  wie  die  geibinkt«n  und  cm pfin dangt*»  d*!r  xeit  tro^ 
teil  '^  '  -;^  i;'.:,.^^:"-  ,M-.s'i;r  '•,,'  :,■(  beidt?«.  fi*''-  ''■** 
lui^'-.  ■■'■-'u.    Idi  \'. . 

^^     WW  *i<:'l' 

I)j  reu  nicht  hhisa  dne  Imiicriiwfifrcr  Bi<^  emciieine«   an 

ritterliche  waffe,   im  ttirtüer,   »ieh«  bei  Sehen:  840,  vgl.  auch  in  Qrimtiu  Wli, 
k4)We  und  knüM.  —  Zu  336,  3  vennisht  tnm  die  beartichnung  de»  «c»^"*    '-  -: 
dargebot^^üen  wcsioeH  al»  wilUiomniHotnmlf.  —    Dio  //f>iA'c  uebcn  dea  k; 
Kind  ofTeribar  tische  (s.  Grimms  Wk  1.  1109,  Haui)t  9»  873),—  Prr  r 
dem  schUchtfelde  538,  2  als  sitz  des  konigs  (vergU  Müllenhoff  b.  > 
c«  ij»t  «nu  vattiftnol,  raUßtw}l,  der  «choa  in  öeinftm  namen  dft*i  fu' 
liudeutet  und  der  Kum  füistUchen  g^pJlck  ao  ntitig  gehörte,    wi«- 
süb«h5r  in  den  Nib.  1&15,  1;  im  fruiiRt  Kola ndal jede  hält  Karl  elnwal  ntt  mit 
baronen  im   freien  felde  unter  einem  bäume  auf  eiucm  foldcstoef  d*or  -r- 
,  dem  giin,  plur,  lant  21j_^  bt  eine  »^apökope*'  onxuuehnien  gor  nieht  n 

künetfe  lanl'*  xUÄUiimien  bildet  den  genitiv,  sodass  diiH  gcuitivgcfühl .   djs  Ja 
I  noch  lebendig  geiii  muste,   sich  auch  ohne  casnszeichen  auf  lani  mit  errtn^clrl. 

fiolches  sparen  der  endong  jalrrhunderte  lang  gegolten  hat  und  noch  gfli; 
I  «u  Neidhart  s.  201,  zum  Erec  a.  421,  vgL  schon  J.  Qriinin,  Qrami^.  4,  7ölk*  —  \ 
j  Kweben  Bam  die  vögele  der  ins  Strand wasser  gcütosaeneu  446»  3  i^t  niebt  «^ 
'  gleich  mit  dem   Eiegen  der  vögel,   läondeni  mit  dem  auf-  und   niedeTtsQcliiai 
Bchwanen,    an  die  für   die  entsprechende   Nibe  langten  stelle   1470,    1    BdiHtn 
6.265*'  denkt  —  Die  verlangte  ^  ',  3  ist  nach  dem  schon  ;      - 

526,  2  keine«wegs  üherflöealg,   <1  r  war  nur  waflenrulie.   di 

tung  des  friedens,  unserem  friede  entspricht  vielmehr  mone  (vgl.  Ntb.  *il>ll,  4} » 
zusammenfassend  vtide  unde  tmne,  —  Bei  dem  einen  , ,  niht  911»  4  (i,  aadi  1S0|1 
110,  4)   fehlt  die  angäbe  der  genauen  bedeatung,  dnas  es  die  stirkstc  mlid    »ur 
uungsform  war,  s,  Grimms  Wh.  6,  467,  auch  Bechs  reiche  samluug  Germ.  7, 
gab  sie  klar  an  die  band;    vgl.  zt  Uner  wik  .  .  nie  Qudr,  556»  3.  —    Dm 
von  den  schüfen  453,  3  nötigt  nicht,   an  ein  anbohren  seu  denken,   das  Wst« 
lieh  müate  haben  besorgen   lassen  ^    es   wird   nichts    als  leck  bedeuten«    -^     CTiive 
Htandlich  ist   mir   Martins   einwand  gegen   meine   auffassung   von   491,  3.  i; 
sorge   der   Hilde   um    „  die   von   Hagen   drohende   veruichtnug    so    vi^er   taAni 
soll  abgewant  werden  durch  die  auaaicht,   dasa   Wate  jenom  entgegentrete? 
er  also  nicht  ^  viele,**    sondern  um  ein  unhestimtes  weniger  werde  tOton 
trauen  elend   machen  können »    das  soll  Hilden    beruhigen?   und   dass  Ha 
den   daneben   blutarheit  genug  tun  können,    soll   sie   gar  nicht  beunruhigim? 
wfirdc  ihrem  verstände  und  Ihrem  heraen  gleich  wenig  ehre  machen«    Die  entfl« 
tochter  ninss  aber  beim  nahen  des  vaters  angst  haben  um  strafe»    die  de  anlh 
trifft  (und  die  mit  ihr  entwichenen),  und  darauf  pausen  ihre  worto  wir-  T-^V^- 
wort  genau  besehen  allein  und  völlig.  —    Bei  der  ahlehunng  meiner  :ii 
789,  4  ist  der  wesentliehe  unterschied  ven  in  und  üf  nicht  bcaciitct;    ; 
den  bleibt  so  oline  sinn  und  Inhalt,  ja  der  ganze  »ujsammeuhaTtfj.  —  > 
langt  Martin  den  naehweis  des  von  mir  vorgeschlagenen  »idi 
n.  iL;  ja  *^r  nt/lit  an  der  stelle,  die  ihm  vtir  ruu'pn  t-^f-wi-son 


1)  Lüi'h  li(i  Schiller:  spottet  ff  ätr  tnjelu  ^wang  (Dio  tkuiichc  muic)«  bul  If u 
Jlthf'  mmd  wtftmdMä  Iräafiiffdmt  und  hnmt  (Braut  von  Corinth). 


ßmOl  eUDEüll  JTD.  MABTIK 


361 


du 


19. 

K 


74,  GHmni»  M1>,  5»  646,  weiter  ftueh  Liliencrona  Hlsi  ?oUebL  3,  Ö06»*).    wie  in 
weit  wallte  itiftn  denn  eine  uns  ^  e»tmckte  bedeutusg  &m  den  fingern  saugdD 
lOneti?    AWt  i\m»  erk^nrusn  imch  ,tsicli  denieo**  heisse  oder  heisseD  kCriino,   dM 
des  njichw<?iMes:   ich  l  ich  lennen  nnd  seine  eippe  dnrchzu&rbeitoii 

>t  keine  spur  und  keiue  ji  ^  it  d&zu  gefunden. 

Wenn  Martin  »»die  kritik  de»  echten*'  nicht  als  hau ptzweck  bezeichnete ,  »o  ist 
doch  in  der  einkituug  wie  in  den  anmerkung^D  ein  breiter  räum  gegönt,  und  man 
iniB  «ich  freuen,   doss  er  die  Vritiscbo  hauptfirage,   die  Bartsch  eigentlich  ganz  \m 
schob,  wider  in  bi^wcgung  gebracht  hat:   es  kann  nicht  alles  aus  einer  hünd, 
eiüöm  gßgchnj^ck  gekomm<m  sein.     Begreiflich  Bch^iesgt  sich  Martin  eng  an  Mül- 
hoffis  kritik  an,  *üe  vor  buld  drcissig  jahrtn    1  rige  frage  tucrst  gründlich 

lö»en   Ußternahni,    doch  »o,   dasa  eimnal  in   ^  i  fallen  mit  Verwerfung  oder 

rafnahme  von  strophon  und  «trophenteUeu  von  HöUeuhoff  abgewichen  ist,  ausserdem 
»nch  verziühtet  auf  die  genaue  Verteilung  dea  auechten  auf  eine  beätimte  anzahl 
teraehiedcner  tmiarbeitcr  und  zndicht^.  wie  sie  Müllenhoff  vornahm  (a.  XXXf) ; 
entto  weicht  Martin  von  tliesem  ab  tn  der  zeitbeaümmuDg  für  die  nacbdichtung,  die 
wt»entlich  früher  ansetzt  (».  XXXIV). 

Die  Sorgfalt  und  ncharfe,  womit  Martin  der  acheidung  das  urspr&nglicbon  von 

r  aodichtung  nachgeht,  lägst  nichts  tu  wünschen  Öbrig,    Sache  und  fiprachc»   sage 

sitte,  alJcE  wird  kritiach  verfolgt,  beaonders  anch  daa  ästhetische  und  ethische, 

an  dem  ganzen,  wi«  es  nm  vorliegt,  die  nate  tmd  lücken  der  zndichtung  aufzu- 

pören  und  auirzuklügeln ,  daa  kritische  messer  hinelniubohren  und  das  ursprüngliche 

der  ma«»e  berauH  zu  brechen.    Dabei  wird  man  gewahr,   dass  im  laufe  der  arbeit 

mut  der  Überzeugung  und  en^heidung  gewachsen  Ut    Es  ist  etwaa  achtes  um 

in  mat ,  aber  Ich  für  meine  person  muss  bekennen ,  daaa  ich  ihn  sehr  oft  nicht 

!Ü  Ich  mich  nicht  beeile  nach  einer  entscUeidnng  xu  greifen  in  f&llen,  wo 

m  noch  ketneBwegs  als  so  sicher  fühle ,  um  von  ihm  aoa  die  dinge  znrecht 

kennen.    Ich  will  an  einigen  fallen  mich  klar  zu  machen  suchen. 

Martin  üchliesst,  wie  Miillcnholf,  mit  str,  1530;    das  sei  ein  deutlicher,   8ch5« 

ner  aft»chluiiit|    ,«mit  der  mg  der  lang  getrenten  liebenden  achliefist  der  kern 

des  gedichts   ab'*   (vgl.  36).     Aber  daa   scheint   mir  nicht  im   sinne   des 

1$.  iahrhunderts  gedacht,  sondern  im  sinne  des  19,  Jahrhunderts,   und  zudem  nichts 

iflcbj    Letzteres  nicht,  weil  ein  solches  abschnappen  einer  verwickelten  handlung, 

iodaas  allcji  weitere  dem  lesei  innerlich  abzuspinnen  überlatisen  wird,  wol  ein  ,rplkan* 

kunstmittel  unserer  zeit  ist,   aber  nicht  im   sinne   der  wirklichen  epischen  wit, 

ie  da  ein  volles  ausklingen  gewohnt  war;   der  begriff  der  befriedigung  ist  eben  auf 

verschiedenen   cnlturstnfen   ein  verschiedetjer.    Zu  diesem  auaklingen  gehört  aber  fili 

den   sinn   des    13.  jaiirhunderts   hier  entschieden   wenigstens,    dass   die   küneginn$ 

drun  anch  die  andern  beiden  ihres  väterlichen  hofes,  nicht  nur  den  Herwig,  ihren 

geliitbten/'   empfange.    Denn  daas  auch  in  dieser  ausserordentlichen  läge  die  hof« 

tte  nidit  vergessen  wird,  ist  ans  der  ganzen  haltnng  der  beteiligten  zu  ersehen. 

oshalb  legt  z*  h.  auch  Herwig,  ehe  er  zu  seiner  Gudrun  tritt,  schwert  und  brönne 

mit  fimen  man  zt  hm>€  vor  herm  oder  herrin  nicht  erscheinen  durfte,  nicht  nur 

ch  3tu  erleichtern  oder  um  iniuniglicher  tu  eracheinen.    und  die  Gudrun  i^  im 

der  zeit  nicht  die  lieb«n»de  in  erster  linie*  sondern  die  küneginnß,  deren  volle 

wider  hergestellt  wird.  Der  Irüheiitd  eebluss  des  iiedes  wäre  mit  1533  anzunehmeiL 


\H  Ibbdcn.    waa  H.  den  ludichtem  manchmal 


302 


SCEiDCBBJlSQD 


Indern« 


In  U 


Ka^b  töderor  seit«  hin  M  dio  <i* 
|5?v^     1      wo  Hartui   i»   dirr  tötUBg  der  .:  —  ..^   _^_ 

H>  ;  lind  natzl<U9(»  verltLngüning  dti  ^  ^  nitibL    JOik 

Ji  -'  von  triwte  und  i*^^4nT*iiJ^  'i  *  *  utc»  Im  muu 

\s  neu,    die  liöciiat«  mrii^licho    >  i      Hcr^fami   »li^r 

tu  V   iü  (\qt   gebar   der  geraabt4Mi  jun^^itüucii,    aJ^ 

ilr  i  rin  der  ^riuwJtf,    iat  düher  auch   für  die   dichtun^ 

Ug"  Rondcrn  dicbtüriüch  und  für  d«n  sinn  diir  zeit  vfülig  am  il 
i??<»ndig.    ünbegreiflkU  ist  mir  Martixm  frage  ru  1&18,  2:  ..waru^i  v. 
Bonljcho   feindöchaft  gegen  Gerliüd  hegt,   int  uicht  zu   »agen.'*    Der   ^aasa 
»eigt  ja  die  Oerlmd  so  jeh  »agea  ab  da    "    '  '   ui  auf  der  • ; 
auf  der  andern  ist,  d{ia  f^erhlltnis  iat  zi  liU  wie  in 

Hagen  and  Kriiouliild ;    so   tuusg   doh  Wuteus   li*i 
(iutvfm/iA'  richten,     Das  feJilen  dieses  xagoa  wuw  n 

ansdnick.    da&a  Wate   ,|fit^  widcrwarUn  ^U%*'   sucht,  zeigt  dass  dies«  Acm 
klar  bewußt  war.     Der  zug  uachb^r,   daa«  Oiidrnn  im  cDtäcbcidetidcii   «Hj 
solbtit  ihre  aJte  qaäteriii  durch  eine  ootlligo  zu  acbUtzcn  9ai;ht  vor  Wales  &<jniat 
genauer  sie  nicht  zu  verraten   und  AUBKuIicfcm  da.^  herz  Uai,    irrscb 
wcibHch    als    kÖDiglich    (hcrren  kirnet  gatädt)',    nach  iilarün   ab«^    •• 
sebwacblich   gt*siut<}n  interpolatoreu   ihren  cbaract^r  mit  einer 
nutzlosen  barmberzigkeit  auisstaflierün '*   (a*  ^9).    AUo  rein  m^v 
dio  zu  döf  imseres  jahrhmiderta  einmal  Btimt,  Ut  schw&cbHche  y: 

Zu  dem  auffcritte,   wo  Wate  gericht  halt,   wäre  Hbor" 
die  auftweisung  von  nnechtüm   steht   da  anf  besonders  «cL- 
V..  K  ist  ftberi4<}ben,   dasa  Gcrlind   die  köoigin    nattirlich  nicht  ^ n 
mit  ihrem  hofsUate   (wie  Ortrun  15<»4,  3  \ergL  mit  IbOl,  2),    hl 
besonders  erwühnt  wird,  aber  auf  ihn  gebt  das  um  dtirS.  zeile^  vergl.  15U), 
i>  1510,  1  geht  nicht  auf  Gerlind»  sondern  auf  den  gamten  ver«ammeli''    '- 
Uüter  dem  Wate  allcrdingö  diu  Gerlind  vermutet.  —   Dn»»  Wat^  die  < 
nicht  kcnt,  kann  nicht  Auffallen,  da  selbst  Herwig  14 
Zn   161  B>  1   ist  zu   bemerken,    dasa  gemeint  ist,    Wu 
weiter  nach  vorn  im  saale  (vgl,  1523,  2,   Iw,  1109),   nkht  etwa 
«a?,  den  er  gar  nicht  verlasBen  hatte  1515,  L  —  Dass  1522  Wat^  u. 
in  toftef^eiU  abführen  noll  und  gar  nicht  gesagt  werden ,  was  mit  ihr 
mit  Hartmut  MM),  (i]^8  iat  doch  einfach  i  '    '  T  '    ''         * 

da  Wate  die  Gerlind  buim  haare  fasst, 
sondern  Im  sinne  der  zeit  Vürirt^lTlich»   ma  ji^alt  L 
dtr  läge;   das  wird  einum  klar,   Bobald  man   dcsh< 
geriDgst«,   das  einer  vornahm,   vom  anwesenden   herrn   oder  der  henin  der  ^tkmp 
eingeholt  wenlen  mmstc:   der  stur«   der  künc^nne  auf  die  tiefste  rtn/e  wEr  fUr 
zeit  darin  aufs  wirksamste  ausgesprochen.  —    Daa«  dio  frauon  der  ab^efßhrUn 
Und  gcspant  na<  i    '  ist  doch  weiblich  und  n:  '    '  *  ;?;  djw« 

nur  aus  leerer,  i  r  n^ugier  geschehe,  W(W:  Jnmiuii|fB 

Pass  er  1521,  4  uhiiti  techi  i-  ,ji  l  M;rw|  ti  hat,  kujm  nur  diimn  Hegten,  daif 
in  der  wesciken  CiBs  der  ul  uiiiivri  -,!,  t. n  hat,  wiUucnd  gemeiul  lU  fUr  ♦i-At/i 
solcher  wiisohf^rinnen»  wie  die  dithei  stehende  Gudruni 

Wie  wir  vorhin  die  zndichter  schwächlich  gesinnt  fanden 
mit  „weichlicher  ainntiaart^'  s.  354.    Da  wird  in  der  grossen  v  i^i; 

unsgang  des  gedicht^a  aU  grnndklang  txtgt  und  deren  i^uclle  das  liiAUcugumUt 


tBian  Qxmnvn  igd.  itABitH 


863 


iftrIkIScl]  der  Giidran  ist  rikfartiii  hat  ahnT  gar  ketDu  treude  w^it^r  darün) ,  audt  dorn 
gtfADgoncn  KnrtiTiQt  tuid  den  »eüieu  eudlicb  vuUii  guu^L*  geivalirt,  Gudrun  selbst 
li»it  HioiiK  nicht  nehiiit'ti,  die  hMm  heimlich  twden  and  nea  kleiduo  tn  kfl»«ti  lür 
ikr  en9t^  erscheinen  bd  hofe.  N^ch  Mdrtiii  kenzoichoot  diodu  ».  ächOnheitspfl^gö  die 
weiehlii^bi?  gitiootjart  der  zudichti^r /'  (L  h.  er  hat  »ich  don  schrnuz  der  gciUngnsfifiO 
mc!i  ti'llt  und    die   allgtfmoinheit   dea   budena  damals,    daher  das  gnwItU'rte 

»tili  j -r  jtudichter. 

Auch  an  dem  bedlirfnis  der  rübrang  iind  „die  zudichtei**  au  erkennen  (vürgl. 

|a.  XXXI)»  tt  b*  386,  wo  Hild^  ihrem  vater  liebkoiend  das  kimie,  dou  hart  strdcfaelt 

I  (i.  In  Grimms  Wb.  kitui  2,  d)i  am  die  erlaabnis  zu  erhalten«  dass  Horant  ihr  mehr 
«tage;   ♦fftjr  den  v  ''       TT        t  passt  dies«  rührende  famiHenacene  wenig,**    vgl.  m 

t  6d^»  S»  wo  niich  ii  .                          <*^  u  frtmiliefi9c»«ri«**  ein**«   kliip»  ^rhÄlt  al^  ni<*hf  wür- 
gen ug.     Damit  Ut  don  »s 
recht  virl   zu  tun  gii '__-j.    ■    -■' _                                                       ■-■n 

'  dtmh  die  biii  .  eine  wichtige  frago  anigeworfen»  oder  rteimcbr  ent 

dn  vator»  dcüi  ^^^  vH:ht«r  den  hart  streichelt,  wird  dabei  weich,  d*  h,  miuu.MMi  i. 
ireich,  gerührt.»  den  tbrauen  nahe.  So  wenigstens  im  19.  Jahrhundert,  wonigst^ns 
hie  und  da .  das  bestätigt  glücklich  diese  kritik.  Aber  auch  im  13,  Jahrhundert  gab 
m  hlm  8chon  geiiinnangs-  oder  stimmnngsgenossen  des  kritikeraj  ja  schon  zu  üomers 
»eiten  nach  IL  I,  501»  wo  Zeaa  selber  seiner  wttrde  vergisst  und  die  band  der  The- 
tia  nicht  von  seinem  kinae  jcarückstösst ;  bei  uns  aber  moss  nach  der  rorbrolteten 
r«deoaart  einem  um  tlen  hart  gtim  dieser  unwürdige  angrilT  auf  die  gcmüUfesugkeit 
eintm  bartträgers  einst  epidemisch  gewesen  sein*  .letxt  setzt  es  heilsame  klapse,  wo 
olniir  tochter  im  leben  od«^r  in  der  dichtung  eine  solche  süsslichkeit  beikomt. 

Auch  den  ^-  !  ihigkeiten  der  zu^Hchter  tränt  Martin  nicht  ne!  zn,   Z.  b. 

4d8,  i  soU  tindt^^  !i^>  äotte  Hageaa  nach  Waleis  gebracht  haben;  ..äbctUttttU 

ist  der  wind^  der  steh  des  abends  erhebt«  freilich  konte  dieser,  rem  lande  webend, 
niebt  gut  die  schiffe  an  den  Strand  bringen**  —  bloss  ,« nicht  gut*'?  Aber  das 
müste,  glaub  ich«  der  dl/miwini  heissen»  Bartsehs  auffasaang  als  westwind  wird 
richtig  sein.  —     V"  '^bigg.f   wo  erst  nach  der  abreise  vom  abschiede  erzÄlilt 

wird,    »«der  Äba«.li  t-r  etwas  zn  spät  berichtet«    da  bereits  von   der  reise  die 

rede  war/*  Aber  wer  so  gedankenlos  wäre ,  wie  Martin  da  tod  den  zudichtern  annirat, 
der  bitte  nicht  gcist4?dknitt  genug «  Überhaupt  einen  vera  zu  stände  zubringen»  Hilde, 
Hlldeburg  usw.  begleiten  offenbar  den  vat«r  und  könig  bis  xum  strande,  wie  das 
in  höfiacher  aitte  liegt  und  nicht  in  dieser  bloss.  —  Die  ?ortreflliche  bemerkung 
565j^  3«  die  von  grosser  meuBchenkentnis  zeugt,  findet  Martin  flkr  d«n  Hagen  2a 
„hausriterlich**  (5.>ö»  4  ist  gewiss  mit  C.  Hofmann  ir  für  dir  lu  lesen).  —  Auch 
606,  4  wird  einem  zudichter  ein  gedankc  untergelegt,  der  einfach  dumm  wäre;  ffuo- 
Ur  wüte  steht  da  für  Worte«  die  gut^n  willen  am^drücken,  nod  alles  i^t  in  Ordnung. 
Sonst  wird  den  zudichtern  wirklich  nicht  nur  langweiligkeit,  Weitschweifigkeit, 
kkaalichkeit  nachgesagt,  sondern  auch  ärmlichkeit»  armseligkeit«  ihr  geBchreibsel  ist 
otl  elend,  einfältig,  la  ^  ^  '  ich  hätte  aber  ziemlich  zn  allen  stellen«  die  ich  mir 
ang^markt  habe,  etwa  ig  oder  sprachliches  zu  erinnern,  um  zu  aeigen,  wie 

mn;  k  hüten  sollte.    Auch  zn  der  Verzögerung  oder  unter* 

lt|i  rtin  oft  tadelt  als  arbeit  der  nachdichter  (z.  b.  s,  123. 

H3  vire  viel  zu  erinnern* 

.x^^i  iiux  aoa  vlue  stelle  will  Ich  noch  genaner  eingehen,  Im  kämpfe  xwiachon 
Itagen  nnd  HeteL  Die  Unordnung  in  der  Schilderung  lässt  sich  an  einem  puiiete  ganz 
Mmdligwl  bttben  dmreh  ninstoUang  ainci  8troid:io»  524  gehaii  ^^    ~^ 


;  ?/y 


1164 


scurüBNBAca 


dringt  k&ropfeuil  zu  Hufireu  und  Wfttn  Tor«    tun  ddreti  fftroit  tmd  cbmit  don 

llb**rliaopt   zo  «cIj  '      ' 

nntl  Hotel  ncTit  s^ 

sttirtJck  vom  karniifo .   darauf  «^hmibulb^'r  ttnch  Ua^u   (f»'^5);   jetzt  larlbt  HHel 

abbmilen  lies  beimcs,  worin  Lhm  natiirlich  die  itcmcu  fülgcn,  das  zeichen  zum 

vorlÄttfiger  Waffenruhe  (5J6);   527  w&r«  ot  cmtbeliren  ♦    ist  aber  auch  bmnchbar, 

m  dem  wichtigen  augenblicke  den  Mick  von  dem  bauptpunkt^  w<>ir    ;   ■     '       '    r 

m  If-nkon,   wovu  d<^T  z*^itpQnkt  g-an?.   gwt  >?<^wählt  i8t   (solche   btii 

göTt  I  findet  sie  in  der 

8ch^  1  nutwcndig).    Nan 

dA,  dassHetc],  als  dor  hanptscbuldige  an  aÜ  dem  blutbade  und  der  fei 

rHäe  tnt  suow  schreitet:    dö  gienc  drr  ^ünic  HeUle  tuo  dern  mldm  j^.^^.^ti 

(diifl  mit  ftlr  suo  oder  ze  Ut  sinlo»),  and  bittet  förmlich  nachtraglich  den  Haireo 

di»?  8ch^n  geraubte  tochter  (528),    Und  non  ist  524  Dotw<iudig  und  sdL'' 

lieh  ab;    Hagoü  erldärt:    ir   habet   mit  schcrncn  listen   mine   litbf  toh 

worin  zngleidi  mit  dorh  beilitufig  nacliklingendoni  verdmsse 

JÄ  schon,    80  soll  sie  donn   eurr   Sf?in,      Die  zwei    vorherg"^! 

bcgtftndttog  Beines  nachgebens  enthalten  ♦   sind  aber  in   unordnungf*    Am  sifh« 

igt  der  zweite  grond  'lu  erkennen,  in  ganant^rem  ansclilnase  an  die  handidirift: ' 

(daaigt  nicht  zu  entbehren)  ffU  tu  »*on  helden  (frÖ^  {^ö^?)  cre  ixt  unitrutinen, 

ihr  ja  held*^nehre  and  rulim   genng  bewährt   odf*r  g<»wonnen  habt:    l" 

leicht  vor  hddcn,    \m  kämpfe  mit  mir  nnd  den  roeineu*    Der  erst«  •■,.■■■ 

552,  2  acheint  nicht  von  guete ,  sondern  xougiwte  zu  reden,  wie  schon  Vollmer 

einem  vorscWag  FfeiJfers  mit  matterem  giioie  schrieb ;  Hetela  reichtum  hat  er  an  da 

Werbefahrt  Wated  kennen  lernen,   jetzt  Bein  und  der  Beinen  beldcntninr    daiii«r 

nachgeben.    Aucli  ein  anlasa  211  dem  versehen  ist  leicht  aufznweisen,   524  nnd  69 

8ciiiic8»en  boide  mit  (lewunnen^  und  f>23  klingi  als  ob  eine  Antwort  Hainen«  erfolgt 

Bolle,    Khyt  ob  t  i 

Dien  konte?  ob  <L 

gebt?    Ich  kann  nura  kanm  anders  denken  *   ohne  daas  ich  gleich  die  fol- 

daraas  sm  ziehen  wagt«. 

LRIFZIO,   KAI    tB7S.  R*  ntLOABSAIKD« 


Geschichte  der  geist  Hohen  Spiele  in  Deuts  eh  J  and.    Von  Dr.  B.  WUken, 

Docenten  an  der  XJnivi^rsität  Göttingen,    GMtingen,  Yandenhoeck  xmd 

Iluprccht^  Verlag  1872.    VIU,  306  aeitea.    8.    n.  1« ,  thlr. 

Die  geschichte  der  geistlichen  spiele  in  Deutschland  hat  bis  jetzt  nnr  w<tn 
betlicksiobtigung  gefunden.    Zwar  ist  ziemlich  viel  matcrial  gesammalt,  aber  ^^'    i- 
tnng  und  kritische  dnrohforachang  desselben  ist  —  einige  bcmeTkune-cn  In  ^^ 
trefflichem  bocho  (Wdhnachtgjnele   und  Lieder),   «owie   einige  iv 
Du  Merils  (OHginea  latintn  du  thidtre  moderne)  abgtTepJmot  —  ku- 
den.    80  ist  es  eine  glücklich  gewählte,  lohnende  aufgäbe,  welche  der  verfaaAi^r  6li 
vorliegenden  baches  sich  gestellt  hat.    An  die  loanng  dergelb^n  aber  ist  er«  wift  ie 
glaube,    weder  mit  gentigenden   kentnisaen.    nocli   mit    hinreichender   sobJirfa   mi^ 
genauigkeit  gegangen.    Den   beweis  ftlr  diese  behaoptong  hoffe  ich    im  falgead 
erbringen  tu  k5nncn. 

Das  b«  liehen  nntersncbungen  nur  wenige,   m>--  ' 

ferfasBer  in  h  dazu  Bt»?cken.     Von  dJcacn  weiiipjn  wiii      • 

tSge?en  snnilchst  tespr 


CitcB  wtLmm»  QSscH.  D.  wmru  sptsLE 


sen 


» 


IMe  mtofftea  denkmEler  dim  kircKIichea  iroöitiachtKdnuniiB  sind  bekiuitlieh  die 
he!  WitinhaW  und  Du  MvitH  getlruckt^m  offirietj  vo»  Freülng,  Orl^an»  und  Eoueu, 
Ditrch  vcrgteicliQng  dcräülbt!U  sucht  der  verfasBGr  i.  5  fgg,  alo  ft]te»t€ti  kern  ein 
ßiÄgieroffiz  W»txäXttl)ek()TiußeD»  Er  tmchi  sich  die  Aufgabe  leicht,  Indeni  er  einfach 
von  F,  ttfid  0.  als  inti  r         '  '      ^  ^         '        ^       it  verbin- 

det «ich  der  zweito  gtu  oachzu» 

Weben  mittebl  der  muiaiune^  diwa  erst  allniHÜch  die  bezieüungüu  aul  drd  fc»t<j, 
ftiwscr  dem  der  drei  kimige  6*  janoar  noch  die  hirtenfeier  vom  25.  deceinbcr  nnd  der 
beüiJehemitiache  kindennard  vom  27.  hier  xuöamiu  enge  flössen  seien*  —  Oaa  letztere 
lies«e  Bieh  hören  und  wire  ein  hübscher  gedanke,  wenn  nicht  die  ganse  nuffusaung 
der  gei»tJiehcn  spiele,  welche  dem  verfaaaer  zn  geböte  steht,  »cHcf  wäre.  Wir  Imbeu 
es  htt?r  nicht  mit  lieber  dicbtnrig  zu  tun,  die  schan  im  Stoffe  von  llieö&enden 

umriöscn,  zu  verh  i  Zeiten»  au  verschiedenen  orten,  von  verschiedeneu  Stand- 

punkten anfl  erweitert,  ausgoBchmtk'ktr  vertieft  oder  zusammengezogeö,  veroinfacht, 
verflacht  worden  mochte.  Hier  bedteht  die  ganz  Bichere  nnverrückbarc  ba^is  der 
kirchlichen  tradition  mit  »eharf  angeschnittenem  stoffc,  von  vorne  herein  mit  dum 
bestreben,  das  einmal  in  Worte  gebradit-e  moglichBt  in  derselben  weise  zu  oonter- 
vieren.  So  Hegt  der  stoflf  zu  den  weihnacht«pielen  ausser  in  den  paar  bibelstetlen 
xunl<ehHt  in   den  von   der   kirche  stet»  mit  liebe  geduldeten  apokryi^l'  >'lien 

und  —  man  vergesse  diess  ja  nicht  —  in  der  mfindJichen  traditian,  ^s'  i  teil 

in  den  hymnen  fixiert  wnrde.  In  die  von  der  kirche  selbst  überwachten  und  von  ihr 
•clb«t  bogtlnatigten  apiele  durfte  nichts  aufgenommen  werden,  was  nicht  in  den 
bezeichneten  quellen  vorlag;  wol  konte  manches  fortgelassen  werden-  Fasst  man  die 
auf,  dann  ist  keine  mugliehkeit  vorhanden ^  von  Interpolationen,  von  kern 
Itxen,  von  echt  und  unecht  zu  reden,»  Ja  auch  die  frage,  wa»  von  dem 
aufgenommenen  als  Slter  oder  jflnger  zu  bezeichnen  sei,  wird  nur  in  wenigen  fülkn 
mit  voller  Sicherheit  sich  beantworten  lassen.  —  So  stützt  «ich  die  ausfleheidung, 
welche  äer  verfaaser  vornimt ,  auf  schwache  gründe.'  Um  so  echwächere »  da  ja  auch 
Im  offlcinm  von  Kouen,  welches  der  Verfasser  als  zuschneidchrett  benutzt,  die  begeg- 
nnng  mit  Herodes  und  dessen  geepräch  mit  den  drei  königen.  wenn  auch  nur  in 
Ijrrifichen  gesängen ,  behandelt  ist.  Wer  steht  dafür,  dass  das  offlcium  van  Bouen 
älter  ist  als  die  von  Freisiug  and  Orleans?  Daaa  diese  beiden  aus  einer  quelle 
atamilien.  ist  unzweifelhaft.     Die  Verschiedenheiten  sind  ohne  bedeutung. 

ÜAmJt  komme  ich  zur  testbchandJung  des  Verfassers,  Auch  diese  ist  einfach 
genügt  Das  Freisinger  spiel  wird  zu  gründe  gelegt.  Gross  gedruckt  wird  das  mit 
dem  officium  von  Ronen  gemein»ame.  Fortgelassen  wird ,  was  der  verlaaaer  für  Bpä» 
teren  msatz  in  zwei  stufen  b&lt.  —  Nach  den  eben  gemachten  bemerkimgcn  moss 
du-  verfahren  als  I  icher  und  willkürlich  erscheinen- ■    Der 

mt=  nn  auch  stets  (ir  rke  „mag**  „dürfte"  ,, vielleicht*'  uüw.  i 

l)  Das  geaagt«  g^t  natürlich  nur  hli  su  der  seit,  in  welcheET  das  gcsladlche  spiel 
7 die  haiiile  des  folkes  übergieng  —  damit  trat  wÜlkürlicb«*  behandlung  und  erweito- 
nutg  ein.  Wie  lange  g-anz  olnfiLche  formen  sich  erhielten  bewoi»t  daa  oföoo  des  Pasteurs 
Dn  M^ü  p.  147  mit  iinmerkung. 

3)  Das  ofüco  des  Jdtige»  «aleii  Ttuag«  de  limogcts  Du  M^ril  p.  151,  dessen  gesUlt 
rOr  d«s  TvifaMers  anaioht  spr&ohe,  hat  <r  flbenehea.  Überhaupt  bekümmert  er  sU'h  sehr 
wtnig  nm  die  ältesten  franzöitti^fheB  und  englLichoD  rftuale  —  wie  ich  auch  weitsr  tmteu 
f«igen  WDfdn —  obiti»  «u  beuchten,  dats  für  die  kaiholischu  kirchs  gana  Mitt«!-  nnd  Wiwt- 
euiopa  das  arbeit- 1 

3)  So  glaubt  in  werten  der  birten  gar  mcht|  daas  aie  spat  lugefugt  sein  sollaa. 


in  den  byi 

^^  selbst  boj 
^B  bezeichnet 


m 


SClfOETfBACn 


Die  eigenen  ergäiiKTingeQ  dca  verfufiüore  eolli^n  naeh  «.  0  imm 
klamciern  eluge^dilo^aeÄ  werd^aii*    Ausser  der  Öbersehrül  „offidaiu  m^^Ji 
üB  folge D de: 

9,  7  zcüe  12  von  onten^  r»F*t  rcgero  UÄtum  iit<?lla  dni 
bei  Pu  M«5ril  p*  158  and  Ut  ans  dem  örL  off.  a.  a,  o,  p.  3 
wIIä  4  vuji  unten  t^viam**  ist  dtnB  verfnAScrs  aller  ♦•ig<»n3teT  znMtz, 
Iklier.    Beide,   doe  Freis.  und  doif  Ott*  oftidum  habüu  den  bloäsiu 
ins  ,,8tcU&  monstTÄnte**  und  dieser  genügt  vtslUiünäig. 

8.  9  zeüe  4  von  oben  oobstotrices.*'  Darauf,  diess  gefandcn  .^n  uui^t-ii 
diU9  die  Mclerici  dalmaticÄti "*  die  bohammen  an  der  krip|>c  vorist eilen  «ollen, 
uieli  der  Verfasser  8.  U    nicht    wenig   zn  gute.      Doch   b^  notiJS  nlßlit 

im  officium  vonOrlean»,  sontlem  BUch  mit  der  ausdrückt  liIm?:  „duo  pr 

tcri  dalmtitUati ,  «iaMl  obÄtetrices  qui  ad  prffisepe  fuerint'*  in  dem  von  Do  H^^nl'i 
„Office  des  Fasteurs*'  aufgenummenen  rituale  von  Bouo»  p.  149. 

Der  varsncli  des  verfa»^erti»   in  der  teitbehandlun^  Bofbätändif?  211  itcboise 
l«t  ;'        '  '^       '  ^  wäre  es  gewogen,  wenn  er  gleich  Wemhold  und 

HtT  Ltc,  das  Frefö.  aaa  dem  OrK  spiel  m  ergän7.4^n.    An« 

die  tjg,  dtiöä  luiiu  bei  der  daratellong  des  opfera  der  drei  k6mge  ^oWitütmii 

ixu  •        .      -, 

Myrrbam  homo,  rex  aomra,  suBCipe  tbnra  Deosl 
^.r.i.  j. ehalten  habe,  kann  ich  nicht  xngeben.    Der  ?erfa««er  hat  Schadet  grttndllc 
erörternng  „Liber  de  infantia  Marite  et  Chri«ti  Salvatorls"   Halls  IWiU  aninerk*  2t 
nicht  gckant. 

In  beziig  auf  den  „ordo  Kachelia**  8.  14  fjfgt  beschränke  ich  mieh  anf  ein 
bemorkungen-     Die  klage  ans  Orleans  ist  ein  selbständiges  stüek  iV 
kindermordcs  gearbeitet     Zar  gmndlagc  dienten  die  schon  am  seh  1       > 

ger  oif.  mag.  rorkomnienden  verAe ;  diess  liat  Da  Meril  schon  bemerkt.   Aus  drx  J 
ton  Orleans  branebt  das  sttickchen  Über  die  Hucht  nach  Aegj'pten  nicht  ans^i 
d€en  tM  werden,  wie  der  Verfasser  s.  15  amn.  4  tut,    denn  in  der  Frei»,  klagte 
der  nael'  Du  Meril  p.  171  ?.  2, 

1>  über  ihn  Beneilietbonrer  lodoB  (Do  MiMlp.l87fgy.j 

wie  sie  s.  22  fgg,  entwickelt  wird,    ist  mir  unklar.     Er  beiteugt  «war  5ft6n   In 
Interpolationen  anszuscbeiden »   tut  c«   aber  doch  nicht  (mit  einer  ausnülnnpK 
bemerkungen  sind  nur  b(kh:*t  vage,  jede  »chJlrfe,  jedes  gesamturt^il  n 

Da«  letztere  ?.u  erhalten,    wt  allerdings  nicht  leicht     Ich  nirrtil.        i 
den  Indus  aU  eine  private  möucliBarbeit,   die  gar  nicht  tnr  auffTjliiiiu.:  '  <   Mi 
oder  wenigst»?ris  oicbt  dazu  g^dangte,  an fxu fassen.     Dafftr  spricht; 

1)  Die  anfübning  Barbama  auf  der  esclin  aitiend  mit  dem  gansen  dazti  $^h 
rigen  Stückchen. 

af)  Das  auftreten  des  diabolus  als  b5sor  rat  bei  den  hirten. 

3)  Yadant  miUt^js  et  interficiaut  pueroa. 

4)  Füsteii  Herodes  «vi     '         verDiibn«  cto. 

5)  Die  gatjx^  m^t*ne  1  ,,,  denm  auffliltrung  fast  unmögUdi  i»t. 
(})  Di                                 uj   haltung  des  gatuen,    die  dogmatischen 

wift  das  astr  ^.ir. 

7)  Die  uinschlcbnng  weltlicher  Ueder. 


1)    Da  dsr    vorfaimer    keine   nflam  aU  luihaltupunkto   der   srähluog 
erübrigt  nur  die«o  art  lu  oiti«roa. 


CBüM.  WIL&IRT»  aKtClI.   D*  eiB£ITl/.   tlttMLX. 


867 


Künt  mao  diesen  vowchUi?  an,  ho  Imt  6»  Iwiu«  ttdiwicuri^kdt* ^le  enflolinnng 

'    ' "  ■    -        ■  "  -  '■  'M  liat  ft,  •'■  "'    *       ■  <^«o- 

beii,  iias  deni  riat* 

liadü»  t'titiLibüt  bt  —  der  vfTfa«Äer  hjit  dh  n  und  behauptet  das  ganz  uiimÖg- 

Üche  mngckchm  rerhültnU  dt*r  btidon  gt-i.,. ..    .    .rlL 

DerU(»ued.  lodos  iftt  eben  iiichia  ah  eine  zuaAinmfiulcImuiig  von  bruchstQckcn 
ewcbiedßöiar  spiele  t   woIcli»5  darcli  eigtme  zoiaton  des  coniplliitor»  ubd  gpnog  ver- 
bnndcu  amd.     Dk  bciiutTk«ii)iri»n  dfw  horrn  Willcrf^u  m  Aip^nn  Indu«  sind,  so  selur  sie 
»ch  Aof  der    i 

So  2,  >.  ..  citÄt  aa»  Micha  V.  21 

(WidcUes  tüdit  einmal  «in   citat  aua  Miciui  ist,   wie  d(?r  verfassür  auch  ohne  bibcl- 
^iontnia  aua  der  i?ratcn  aiirncrkanißf  I>u  Mc'rüa  p.  205  hatte  ««hlieaRcn  roüsacn,    wenn 
gonaner  zugesehen  hÄtt4^)  fallt  weg,   sobald  man  sich  an  Loior,  anluing  zrxm 
it  w6rtorb.  a.  282  erinnert,  wo  der  schrifr  gel  ehrte  gpncht; 
Wenn  dtejiwr  ist  geborn 
90  ißt  <sr  unser  Mossias» 
SO  stehet  es  beim  Je^aiaa, 
wovon  noch  iu  hentigen  tagon, 
die  sehrift  thoet  sagen: 
„0  Wetbhem  o  öde  Stadt, 
die  gögen  tansent  Juden  hat^ 
in  dler  knmt  berfür, 
der  ganz  Is  r»' 

Und  wenn  i       ^       m  geboren  ist, 
ihr  ihn  auch  dorten  finden  müst. 
23  anm*  3  sagi  d«?r  verfasj^er;   Die  richtige  stellong  derselben    (i*  e.  uor 
tpieiordnung  Du  Meril  p.  206)  wird  achon  durch  das  einleitende  „postea"  verdöchtigt 
Der  verfaaiier  bat  also  nicht  gesehen,   daas  „postea**   im  ganzen  vicrzohnmal 
0  anordnungöu  einleitet,  fast  eben  so  oft  ».deinde,"  ein  oder  dm  andere  mal  „post 
iimc.'*    Dies»  ist  iim  so  wunderbarer,  da  der  Verfasser  s.  ^2  fgg,  «eine«  bnches  dia 
giuize  apielordnuDg  —  ich  weiss  allerdings  nicht  waram  —  abgetiruckt  hat 

S.  8*1  fgg.  versocht   der  Verfasser  eine  kritiächc  untersnchung  der  hirtenrcloje 

nd   V  i  le.    Da  er  aber  jedes  stück  einzt.dn  für  sich   kritisiert,    zerlegt  and 

b<*|j'  I  Aüineswegs  daa  verhültnis  der  «chon  darch  da«  gleiche  local  mit  einan- 

^•d<*r  enge  verknüpften  ganzen  masse  von  stocken ,   wie   sie  Weinhidd  nnd  Leier  ver- 

ffcntlicht  haben,  untersucht,  so  sind  die  resultatc  seiner  kritik  vollständig  wortlos. 

spiele  bietet  jede  seite  von  oap.  L  §  6. 

Dass  der  Verfasser  seinen  stoff  ganz  nnd  gar  nicht  durchdrungen  hat,    zeigt 

am  klarsten  der  1.  §  des  n.  eapitcls,  der  von  den  lat*?ini«chen  ostemacbtfeiem  han- 

olt    Getreu  seiner  method^  noch  dazu  ungenau,  und 

itiaiert  jedes  für  sich,    hu  N-n  liegende  beobachtungen 

her  die  entwieklting  dieser  stucke  im  zusammenhange.    Ich  versuche  im   folgenden 

ine  danuf  bezügliche  untersnchung  vorzulegen. 

Um  kürzer  «ein  zu  ki>nnen ,  bezeichne  ich  die  mir  vorliegenden  sttUske  —  toU- 
bBdige  induit  vartig  nicht  möglich  —  mit  buehataben« 

h  lal     ,    ,    .    .    Dn  MeriJ  \k    80  =»  A 

! ,  91  =  B 

11'  hol  fAvTfinrb.^)      .      „  94  =  C 

Rdnen    ,  'M  ===  D 


•OHQIJmiüB 


SOHB  ... 

.       „    90        « 

£ixm«4e]ii  a 

H       ..  100  •  F 

h    .    , 

M      M      •,  101  -  a 

Engtlberg  , 

MoTte  S*^1iünj>.  d,  d.  M.  L   „    2:^  «  H 

Llcht^^DtÄl   . 

Dti  M^rü  „  108  =-  I 

Orl^ana  ,    .     . 

.       .IIO-K 

Eeiohenau    ,    *    . 

Mune  Schausp.  d.  d.  M.  L  ,«    2\  ^  L 

8t.  Qallm  .    .    . 

H          «    f»     M    **   >t  1*»  *^  M 

BonaaeseUlngen 

n.  .,  349  -  N 

Innsbruck  Mone  Altd»  SciKinäp.  p.  131  bes.  138  fg^g.  <»  0 


Trier  ,    ,     . 

Wien  . 
Stendng  ,     . 
Wolfonbilttel 
Bezeichneij  wir  iö  dit^itiu  *tücken   die   einielucu  ab?; 
denselben  persooen]    mit  von  1  beginnenden,   fortJaufendtn 


Fiindgmben  II.  272  fgg.  ^  P 

M    323    „    ^  Q 

.     Picbler  bes.  150    ,♦     ==-  B 

Schoeneniann  p.  154  fgg.  «*  S 

>    and  gehesi 


hieb«!  von  £  ans,  weil  dicss  das  vollkommenste  der  latciniHcben,  kitciüicben  0» 
dramen  Frankreichs  ist^  so  besteht  £  ana: 

1)  Hymnus  der  drei  Marien.    *2)  Angelns  Mnlieres,     3)  Mulieres  ad  i>opuli 
4)  Maiia  Magd,  sola  ad  Petr.  Job.    5)  Petr.  Joh.    6)  Maria  Magd.  AngelL 
7)  Maria  Mugd.  Hortulanus.    8)  Maria  Magd,  ad  populuro.    9)  Duo  Angeli.     10)  ] 
lieres  ad  plebem.    11)  Dominus  ad  mnlieres.    l'J)  Chorus  Te  Deiun. 

Von  den  übrigen  ostexnaohtfeiera  ans  Fraukrdcb  ist 

D-  K,  +  K«  +  K,  +  K„  +K,t. 
Damaeh  ist  nicht  zu  zweifeln ,   dass  C  und  D  eine  gemeinaame  gmndlago  haben  j 
bei  der  geographischen  Situation  von  Avranches  und  Bonen  ist  oine  mitteilung 
denkbar  —  und  diese  ist  in  K  überarbeitet  worden. 

Die  «weite  gruppe  in  Frankreich  bilden  B  und  E. 
B  =  1)  proseilus.  Almwro  te  etc.     2)  hymnus.  vgl.  Du  M^ll  p.  Ü2  anisu| 
2,  3»    3)  =  K,  aber  duo  puerL    4)  3  Mari«.  Victime  pascbalL     5) 
Q)  Besponsorium  (so  sind  diese  stQckchen  von  Wilken  genant). 
E  =  Hymnna  +  £,  +  65+  B,. 
Diese  stocke  mit  dem  responsorioni  am  achloas  bUden  den  üborgang  m  doi 
aus  Deutschland  at^mm enden 

Von  diesen  steht  A  g&m  isoliert  Es  ist  eine  streng  kloatertlobe,  oaoh 
evuigelien  zusammengestellte  osttjrfeier,  dje  bis  auf  tun  paar  sätzchen,  beaoti 
abschnitt  G  *  mit  den  flbrigen  nichts  gemeinsames  hat 

F  --  E,  -f  Kt«  +  Ae  -I-  K,  +  Te  Deum, 

0^3  Maria  hymnum  canentes  -f  Kt  +  K|  -h  MuL  ad  Petr.  -f 

Magd*  sola  Z  versua  +  Victim»  pasch,  +  Ki  +  Bj  +  B«  -f  '^-^ 
H  =  G. 


1)  Dazu  uT   Itu  M£rilt  anm.  S  p.  91   lu  vergleichen,  wie  nb&rhuupt  aach 
gcnden  ttinn  onzaerkungen  su  beriIokAinbUg«D, 

t)  Hier  li«gt  tiiio  tehlachto  audcirbnung  der  gewöhnlichen    ' 
tUs  vvrgloiehusg  lehrt,  koineirwiisfa  aber  nrci  T<$cemjioiien,  wlo  WÜk- 


ioneo  von  Of  Ihr  vcrh&ltsiis  unter  «io^ 

>.ii  lüäsen. 


1  m^  Oionui  +  AiigvU  Mam  +  B^  +  Bg. 

E  iieU«  oben. 

L  «*  B^  -f-  B^  LnichstQok 

M=  3  Morias  Uvituu  +  K.  +  Kt  +  tivj  ^  ß^  -}*  B* 

OPQRS  sind  nur 
wird  sich  kaum  mit 
Aua  dem  angegebescu  geht  ticrvor: 

1)  Die  lateinischen  stücice  ans  Fmiikreich  lenaijeu  \u  zwei  gruppen;  <iitj  muc 
CDK  aos  Westfrankrcich ,  die  zweite  BE  unterscheidet  sich  von  ihr  durch 
düs  redponftoriunL  —  Die  furtbüdang  von  E  läast  fiioh  In  den  von  Jahinäl 
berauBgegebeoen  Mystisres  m  wie  in  den  angaben  der  histoire  dxi  th^htrn 
rr&n9.  Ton  den  hrtidern  Parfaiet  deutlich  verfolgen. 

2)  Das  erwähnte  responsoriom  ist  das  ^emeinÄame  merkmai  aller  deuTsenen 
ätücke  und  daher  von  GriGsh;ib{.*r  mit  recht  als  gntndlage  der  kteinijschcn 
aaterfdcr  in  Dent&chland  angofülirt  worden. 

S)  Da  ditf  iftücke  von  U  —  S  durchgehenda  synoptische  ORtersplele  sind »  welche 
alle  Q  gemeinsam  haben  (unter  den  deutschen  zunilcbst  U)  «o  ergibt  «ich, 
dass  das  in  G  variierende  rltniUe  die  älteste  gmndlage  aller  dieser  stacke, 
«0  sehr  «ie  in  den  andern  partien  differieren  mögen,  bilde* 
Sehr  nahe  liegt  schliesslich  für  den  gebranch  des  responsoriams  der  gedanke 
KD  eine  entlehnnng  ans  Frankreich  ^  oder  an  eine  gemeinsame  kirchliche  Ordnung  von 
Born  ans  ^  für  die  vielleicht  Gerberta  bekante  Worte  das  älteste  Zeugnis  sind. 

Die  Marienklagen,  für  welche  Wilken  die  wichtigen  stücke  Altdeutsche  blitter 
L  S84.  IL  200,  373  entgangen  sind,  bedürfen  einer  selbständigen  behandlüng*  NaiT 
genug  will  der  yerfasser  s.  76  einer  aolchen  behandlung  „noch  einiges  zu  tun  übrig 
iMsen,  *' 

Am  schlimsten  aber  steht  es  mit  des  verfasäers  erörterungen  &ber  den  Inna- 
brucker  ludns  de  assumptione  a.  134  — 138.  Er  untersucht  kritisch  und  hekörat  her- 
ans.  nachdem  verschiedenes  scharfainnig  bemängelt  worden,  dass  der  alte  kern  dea 
atficke«  die  kirchliche  tradition,  welche  er  nach  einem  citate  Alts  in  Greg.  Tnr.  de 
glor.  mart.  I.  4  findet,  sei;  abo:  ,*benjfuDg  der  apostel  nach  Jerusalem,  heimholnng 
der  Seele  Mariaa  durch  Christus,  bestattnng  der  leiche  durch  die  apostel,  anferweckung 
wideram  desselben  (?)  durch  Christus.'*  Besonders  erzürnt  ist  der  Verfasser  fibcr  die 
„Störung  des  leichenbegängnlsses  durch  die  Juden,*'  welche  ihm  eine  späte  zntat  ist 
a.  137.  Am  Schlüsse  dieser  ganzen  einschneidenden  Untersuchung  sagt  der  verfaa* 
aer  a.  138: 

M  Darnach  würde  uns  das  ganze  stück  ein  von  jtlngeren  teilen  aowol  eingerahm- 
tes ,  als  (in  der  dritten  handlung)  durchwachsen e« ,  gleichwol  auf  relativ »  alt^ 
kirchlicher  Ixadition  ruhendes  deokmal  heissen  dürfen.'^ 

Sehr  schön  —  wenn  es  nur  richtig  wäre.  —    Der  Verfasser  weiss  also  wirk- 

[lieb  nichta  von   des  Konrad  v.  Heimeafurt  himmelfahrt  Mariie  HZ  Vin.  1513—200, 

^  nichta  von  der  auÄ  einer  Giessener  handischrift  durch  Weigand  mitgeteilten  HLmmel- 

fahrt  HZ  V    515  —  biM,  nichts  von  der  liueüe  beider,  dem  apokryphen  libcr  de  tran- 

aitn  vLrginiß  Miiriü]  iS.  epbcopi    Sardendis ,    nichts   von  den  einschlägigen 

nniersuc^uiTJL'rii  In-i  Ti    :.       ,.       In  dieser  quelle  aber  und  in  den  nach  ihr  gearbei^ 


1)  so  loM  kh  dt«  iigle  nre]/*  auf. 


S70  BSDoea 

tcten  genantesi  deutsehen  godlchteD,  tn  d«n<m  noch  üvt  hrrW^rVxrhfs  a5.»^htiiit  iIim 
aSü&^B  gehart,  ak'lieu  alle  die  vi>m   verfksBor  a1«  ,.}»u 

dorbt"  nsw   :  '     '  rii'ko  und  li      ''     _  n  grwu  muig  iifucu  «Tinmi  ivr 

die  Itritiächc  ^ora  ein  *-  2üugni:i! 

Doch  ich   bin  e«  müde,   di«  übcrt'  L   dtft*  veri 

ilnatider  zu  autzcn.    6un^,  da»  günz^i  haiLi  .^l  ,tit  mehr  oüt. 
und  SkBiüyseii  diir  »tlicke,  aber  Itdueswegs  von  der  art,  wie  m  "bei  dim  firna« 
litterarhiiitorikeru  vörkörnt,  sondern  i         "  ^   r    V    -Tveilig  umi  ^r  *-' 
ttTid  obne  aor^'fÄlL    Die»«?  anszOg©  v<l-  ij^fu  von 

Gehen  breite  umgeben,  die  meist  gar  ni^.htä.  kie  und  du 
entbjilten»    Wiia  etwa  uuch  darin   gnt  ist«   diiukt   der  ' 
wenn  er  bi©  äucH  oft  nicht  ciiiört.    Däss  der   verfaiaer  ancb   bitr 
aioff  nicht  In*  entferntdst<?n  beherscUt,  versteht  ekh  nach  dem  gc^^i    . 

Mit  diesen  ittn«iN?n  nmn^eln  der  arbeit  v^rbind^n  nich  die  «©tsprechenden  it] 
wo.    Widerholoiv:  ::•   dag  verhÄltnia  7/ 

gen  oft  ganz  verk  ir  cintoilang  der  nmt 

ZahUoae  dmckfebler  vcninfltalt<?n  das  von  der  verlftgshaadlnng  «flhr  ana 
an«gc«tattete  buch*    Unangenehmer  aber  als  all©   diese  m&ngel  nnd  fnhler 
hochniQt  auf,   mit  welchem  der  verfas^nr   ^^[^»^entlich  Öbor  anRg«teiolmute   fof 
wie  Holfmantt  v.  Pallcrisleben  ♦   ' 
nem  iwanzig  bogen   st^rktn  bu 
falsch  ifii 

Das  buch  I  i   somit  niciit  nur  Kcinon  lorischritt  anf  ^' 

t^rarhißtonacher  i  ,    es  wirkt  vielmehr  verwirrend  auf  den 

digen»  indem  es  durch  den  schdn  erborgteir  gelahraamkeit  blendet* 

ßiBUW,  PFÜfOSTEH  1$72,  DE.   ANTOBT  SCHOENBACH  Aü«  VnS», 


Bftttblas  Claudtiis  Werke.    Nennte  Original- Ausgabe»    rcvidirt  nnd  m! 
*  "c  i  n  »3  r  n  a  c  h  1  i^  s  e  vermehrt  roü  Dt.ü^  Re4llch,    Gotha ,  F,  A.  Perthes.  187 
Vier  jähre  nach  Clandins  tode  aind  seine  a chrilten  znerst  in  der  gestillt  ge*irttc 
wie  sie  seitdem  ein  halbes  jahrhiindort  hindurch  tri  seclis  auflagen  verl     -  ^  ^  ^r4t 
•ind.    Dem  Inhalt  der   vom  verfasset   selbst  herausgegebenen  sieben 
nänilioh  in  der  vierbändigen  anagabc  von  181t*  Von  und  Mit«   das   Ächop  vurim 
Perthes  unter  dem  titolt   ,,  Anhang  imm  5.  Theil  der  üsimtlichon  Werko  dea 
bccker  ßothen •♦  neu  anÄgegehen  war,  und  die  Predigt  eines  Laienbrudcrs  äu  NeojaÄ^ 
1811  hinzngefllgt.    Der  alt<?  Perthes  war  anfangs  noch  der  wnndörUchen  wtiao 
nes  schwiegervi\tef8,   der  auf  den  ältesten  bei  aeinen  Icbzeiten  erschienenen  dru 
dje  aontft   übtiebe   be/  der  aufläge   unterlassi^n    hatte,    treu    geblieben* 

bat  die  ausgäbe  von  ]  dritte;  anfinge  genant,   aber  er  hat  sie,    »1»  '^r 

jähre  später  eine  neue   bracht«,    als   dritte  gezählt»    wahrHchfinlirh    ^ 
ihm  in  eommiasiun  gegebenen  neudruck  als  zweite  rechnend  und  die    ' 
holnngen  des  ersten  ibruckes  ganz  ansser  acht  lassend.    Brat  die  ausgäbe  von 
ist  auf  dem  titel  aU  vierte  aufläge  bezeichnet ,  und  dann  sind  alle  folgenden 
geiühlt  bis  auf  die  vorliegende  neunte  von  1871.     Der   aufforderunc  de«  verllj 
fftr  diese  den  an  vielen  »tellöu  fehl«^ 
00  lieber  nachgekommen,  als  mit  der- 


CLAGStUm  WEMXM 


371 


BiAmlipometiiv  in  einer  fiAehl^;^  xa  vcremigon.    Über  dlo  «t^  wio  diu  l^nng 
(gaben  vrnmclit.  ijrt,  will  fcli  in  dor  kJLrxc  t  -  ^^  - 
Woä  dun  tvxi  aai^t'ht.   ao  acliinn  it%  luii  luii  n,    dUT(^hweg  d^n  der 

rst  'Lnxiij'*!?!!,  H  ^  selbst  CO  Tri  giert 

st,    '  <    an»  *Aii^ !  uo  alter  tiusgiiben, 

ie  icH  I  /[gesammelt»   «ichoo   T<Tr  jähren    oin  eiem)tlar   von    boter  ursten 

QckcT)  .u...,.^.;..:iit4>nt^n  k^^iuieti  and  bin  dh^scn  auch  In  bexicihting  anf  ürtliogrt^pliie 
Und  int(?rpQnktion  gefolgt,  so  d&sa  diu  nern:  anilage  röIÜg  die  aaa  Claudma  dgenor 
BTv  eratftzt    Daiait  der  leser  skli  über  die  en'  '  ^  -    >2clt  d«r 

liebt  fhfonoloMrliüch  js^eordnöt  abd »   leicbt  u  m  könne, 

:t.     Ich  glütibe,    dafis   hier 
|>l  i/n  in  dum  bütreffendeii  band 

Alf  werke  xotirst  crschiont'n  sind. 

Di«  nji^htes«)  i&ngehend   hestiind  die  aufgdb«   für  mich  niclit  hu  rnfthsdigao 

^aminüdu  p  si^ndcm  yielmt*lir  im  Auswiblen  aus  dem  valii^täudlg  vorlieirendai)  mAteriAla* 

Icli    fiikbo    daütf^tb«}    dadurch    zum   gt^tnein^ut   tvUer    mit   Cl&u^  imIcf  «ich 

bc9ch4ftig»^nd'*n  »f<»mfirlit ,  d*5g  tch  den  stftüdnrt  s<Mr»*^r  zram  wi  i  ut  geeig- 

t^vten  ÄrbeittTi  '     im  Vorwort  genau   nw'  b,  J?         ^  Jl   iinmijjen  «ind 

|t*n  altexßü   rr  n   aü9  don  Hambtirgi^di»  3  mt nrrKi  ijurlittin   und  dein 

ll'^andabi^cker  Bothen  nur  «olcbtj,  die  nm  der  recensiert^ja  büdier  willen  littemrhisto- 

lischt^  iuteit^sse  haben I  wie  die  auf  Lessing,  Wieland,  Herder»  Goethe  bos^glichoa. 

>azwi4cheD  stehon  ein  paar  ältere  gedichtcheu,   die  zur  vergleichuBg  mit  andern« 

"l    '■  len  ücin  worden,     VüUständig  ht  dagegen  Alles  gesammelt,   waa 

r  rlkkkehr  ans  Darmstadt  in  Zeitschriften ,  ahuaiiacbcn  oder  beson* 

klieren   br<K'haren   veröffentlicht  hat,    ohne  ea  nachher  in  die  aamlung  seinfir  werke 

fiufi&anehiüen.    Es  fehlt  diut  ein  gedieht,  hei  dem  ich  zireifelhaft  war^  ob  es  toq 

ECiaadina  herrühre,  und  daa  ich  nicht  ohne  eine  gewähr  für  seine  achtheit  abdincken 

laisaan  mochte.     E»  i^t  ein  aus  dem  jabre  177B  gtamiuendea  üed,  im  bänkeMDgcrtan 

fdiö  am  7,  Januar  stattgehabte  lerstörung  eines  kuhHialls  auf  der  Wandsbecker  mderei 

hend»    welcbea  als  „brandgesang  von  den  gebrüdem  Quarz"  im  Vossiäühen 

jiianach  fftr  1783  s»X63  — lu7  steht    Clandiaö  autorschaft  bezeugt,    wie  ich 

|ieitdem  gefunden  habe,   Wagenseil   (üoterhaltungdbuch  für  Freund©  der  Geschichte 

nd  LiHeratnr  2.  35^^).    und  dem  darf  man  trotz  seiner  sonstigen  unzuTer lässig keit 

|in  dieaem  fall  gewisa  glauben  schenken,  da  er  im  frühliog  177b  sich  l&ngere  seit  in 

dsbeck  bei  Voäs  aufgehalten  hat. 

Aueh  die  reihe  d»;r  s.  3QII  besprochenen  psendepigrapha  kann  ich  noch  mit 

feiner  notiz  vermehren,     Merck  scheint  einen    1779  erschienenen  neuen  EulenBiiiegcI 

ffir  ein  werk  de^  Wanii^beckir  Botlien  gehalten  zu  haben,  a.  Wagner,  briefean  Merck 

lt'8  (g.    Daa  dort  nicht  näher  bezeicboete  buch  heisst  „Leben  und  Mejnungen  doa 

nil  Eulen»]ncgel.    Volks -Roman,    Gedruckt  1779 ,  und  zu  haben  in  allen  Bnchliand- 

luogen  DctitsclUands  (Brai^Uu.   Korn)/'    und  aein  Verfasser  ist  nach  Menselt  Lex*  6. 

tJl  Prii  t  v/.berg,  Oberlandschaftsrendant  zu  Breslau. 

U'  1  se  schüesst  mit  dam  liede  an  die  zurückgekehrten  vaterlandsk&m- 

J|)fer,  da«  für  den  30.  junl  1814  gedichtet  ist    Es  ist  dies  immer  für  die  letzte  litte* 

rariache   arbeit  des   am   2L  jannar  1815  heim  gegangenen  Claudius  gehalten  worden. 

iun  lese  ich  in  einem  ungedruckten  briefe  der  gräfin  K&tharine  Stolberg  an  den 

Emirt  ^  ^-  "   hmann  vöm  8,  decbr,  1814  r    „Wissen  Sie,   dass  Claudina  sehr 

und  114 1  '  und  doch  hat  er  gerade  in  dieser  Zeit  einen  herrliohen  Brief 

'Yett«;  Andre  gvsclmcben/*    Man  darf  wol  mit  Sicherheit  annehmen,   daaa  diea^ 


öit 


jmmsutö 


bnef  verlöten  hi  i       Itf  doch  diese  erat  kttnlich  ertniUfiii'i  iTutcr  t»»  »vcißcr 

exkküX  nicht  um   r  ..     .   ,i    ..  illeu. 


Bntf ernnnf 

airf  die  Ton  Herrn  EL  Stelnmey^r  ün  1.  lieft  dieser  aeit^chnft  ja 
8,92fgg.  veröffentlichte  recenaion  fiber  K.  A,  Hahns   althochdctir- 
inatik,  3.  anfl*»  bearbeitet  von  A*  Jeittel««. 

Obgleich  berr  Steinmeyer  in  flolner  im  1.  hefte  de«  lanfendeo  j-^»r 
«er  xeitaehrift  veröffentlichten  anzeige  von  Hahna  altboi^hdentücher  j:TÄii»nii*j.tk 
»em  in  dritter  aufläge  vorliegenden ,  an  vielen  bocbechulen  empfohlenen  nnd 
€?  '       I       incb  kein  ganzes  haar  lÜBst»    hätte  der  anter/eicbnct*?  glci  ^ 
gl  ri  und  nm  so  mehr  zu  Bcb¥?eigen  nraache  gehabt,  iils  Ah 

langen   worte  nnd  aas^prüche  de»  verewigten  Verfassers  selbst  ♦ 
pietät,   die  er  den  manen  des  Hun  teuem  lebrera  schuldig  \>^i 
zu  erwidern. 

Vor  allem  »piesst  berr  Steinmcyer  ein  gai  nicht  ho  bitter  geui 
leicht  »utiinig  klingendes  wort  dtT  vurrede  zur  9.  aufläge,   dessen  i 
unBchwer  erraten  (?)  zn  haben  glaubt  >   auf  Bcine   kritische   nadd    und    orteüt 
imt^rzeicbneten  auf  gut  deutsch  (oder  berliniRch?)  eine  Icction,    Ich  geb*^  /n. 
ich   mich  in   dem  bowustaein,    an  das  Hahnische  buch   eine   ganz  an^«»t^r 
mühe  und  aorgfalt  in   uneigennützigster  weise  vcrwant  zu  baben,   zn  der  %:mrij 
irtömlichen,    doch  wol   verzcihlicheii  meinung  verleiten  lle«»,    eine  billig   denk« 
krittk   bitte  bei  dem  mangel   an  gediegenen,    auf  wi  '  "*? 

gebauten  handbücbem  der  althochd,  grammatik  die  pH 
wenn  sie  anders  erfolgreich  war,  auch  öffentliob  erwabnung  zu  tun. 

Wie  dem  aber  auch  »ein   und  ob  ich  darin  irren  mag  oder  «icni,   jcuem^ 
hatte  der  herr  roconacnt.    denke  ich,    den    nwchweis  liefeni  mfi3««n,   da«»  da« 
von  Vollkommenheit*  weit  entftirnt,    in   anläge  wie  aujfrU 
Statt  dessen  beschränkt  er  sich  uof  einzelne,   meistens  neb 
entweder  miBveratanden  hat  t>der  Über  die  versebiedene  ansieht  zutänstg  ut,    diu 
welche  mir,  unumwunden  gesagt,  eigentlich  grossenteila  einer  erwiderung  Dicht  ^ 
erscheinen.     leb   will  berrn  Steinnieyer  nicht  daför  stehn,  «b  ich,   «ollte  dts$ 
iroU  solcher  anfccbtungen  etwa  eine  vierte  ftuflage  erleben,    wozu  '     '  H 

vorhanden  scheinen,    die   betreffenden  stellen  nicht  zn  allermeist  tn 
fassuiig  wie  in  der  dritten  aufläge  geflissentlich  stehen   lasse,     Sölcii 
xugreifen  und  mit  wichtiger  miene  als  hadpfmängel  zu  bezeichnen,  n% 

eher  „lächeTlich"  (wenn  es  nicht  in  moralischer  hinsieht  bedauerlich  wJlre}»  al«  t^ 
Steinmejcr  die  auf  a,  1  der  grammatik  von  dem  hingescbledeo^^n  veiCmet 
rende  auffa^ung  und  darstellung  dea  vocallamuä. 


1)  Wenn  dicäe«   wort  der  vorrede   von   berr«  StÄiamcy^r  «ogefoehtiia  wird, 
dabei  in  iii«bt  eben  liehevolkr  weifto  Sbervehen,   dws   damit  nalQrliob  nur   jeii«« 
Tot1komnienh«it,   dio  j(>der  autor  aoitrobt  und  von  rDobtswogeu  anstrsben  toUi 
•«in  kiuin* 


373 


Kof  ü^rif  einige  (Umwit  ^n»fMlnrift:m  ganz  ktirt  clnztig^lien  mhgt  mir  gestattet 
tin«  Hin  so  zmgeiit  wie  hirrr  Stointneyer  recenäiert  und  d&9B  geinc  eiofrendong^n 
riU  unpiifisciiii  und  ungfri^cht»  teils  j^r  -ch  «nlpr  gemdczn  fiikch  sLiid» 

So  sagt  herr  Stdnmi'ynr  n.  ti.:  ,  ii  tmiicn  sich  s,  2  m  nnd  au  als  ?aft 

und  ou  dialüc^Bck  Tersdueden  tnigegeben,  wülirend  Kiti  nur  yti^re  dar  stell  afignfvr- 
dereelbftj  dipbthoogo  »imV*  im  Lucbe  aber  heUst  ea  wörtlich;  „ai,  ri.  Zwei 
reracbiedne  bezcichn  iiDgen  desselben  diplitbonga»  ectäprechend  dem 
ath*  at"  und  ein  paar  zeilen  weiter  unten;  „au,  ou.  DieÄe  beiden  stebn  sa 
in  ander  In  demselben  verhÄltnia  wie  ai  xo  et/'  —  An  einer  andern  stelle 
tagt  hcrr  Steitvmeyer,  um  den  mangöl  an  priicision  der  gramniatik  lu  illustrieren: 
^Wojtti  dient  ferner  eine  Bolcb«?  anbestimtbeit  wie  «.6  t  „Bpäter  scheint  es  (tu)  noch 
ztt  begegnen/'  wenn  gkncb  darauf  belege  dafflr  gegeben  werden,  oder  s.  18:  „im 
(«cl)  iat  e«  ailgenicinere  regcl  **  ?  Warum  der  coroparativ?  Weshalb  werden 
idie  „gewtaaen  worte/*  anf  die  der  adjcntivi^che  accusativ  ^an  beisclirinkt  i^, 
Rt  dcntlicher  bezeichnet?**    Kinc*  band  » -  tringen,  die^  naber  besehen,  in 

lünst  nnd  nebeJ  xorrinnea,    ITm  das  anger-  -  derselben  tn  erweisen ♦  bin  leh 

enötigt  die  betreffenden  stellen  des  buche«   hiehcr  zu  setzen.     An  der  ersten  ateUe 
.  6)  heisst  ea:  »iBa«  ui  für  im  l&ast  Mich  schon  in  den  ^testen  denkmakn  nachwei- 
X.  b.  fuit  Voc.  G.  Üb;    spater   scheint  ee  noch  5fter  zn  begegnen,   vgl  luU 
dS.  17«    hmio  D.  214,  24.'*    Da  der  bei^piele  für  das  öftere  vorkommen  in  apäte- 
er  Kit  nur  zwei  angeführt  werden ^   ist   die  durch   «, scheint''  ausgedrückte  ror»icht 
^oeh  gewiaa  am  platze.    Die  iweite  der  angefochtenen  stellen  auf  &,  18  der  granuiu 
Uotet:  f,Im  analaut  der  worter  i^  es  allgemeinere  regel,  dass  mediae  in  tenuex  Über* 
gehen:  nicht  nur  alle  denkmale,  die  man  zu  den  atreng  althochdeutschen  zahlt»  nel* 

ken  entschieden  dahin,   sondern  auch  andere  lassen  sich  wenigatens  teilweise  darauf 
inj*    Jedermann  sieht,  dass  der  comparativ  „allgemeinere**  hier  seine  volle  berech- 
\i.    Der  an^dmck  bedeutet  eben  &o  viel  als  ,, ziemlich  allgemeine''  und  hätta 
ü  ,   ebne  es  zu  mtiasen»   damit  vertauscht  werden  können.     Der  positiv  „all» 

lemeinc'*  wäre  falsch.  Was  aber  die  gewissen,  nicht  dcntlich  genug  bezeichneten 
rorte  anlangt»  auf  die  der  adjectiv.  accusativ  -an  be^hrankt  ist,  so  folgen  an  die- 
stelle  des  buches,  die  von  den  starken  mascnlinis  der  «i-declination  handelt, 
ttnmittelbar  darauf  die  beleger  „^uhHnan  K.  32,  53.  Tat  115,  2.  eotan  K.38,  52/' 
Welche  deutlichere  bezeich nung  wäre  da  noch  von  nöten? 

£xn  anderer  tadel  gut  der  apielart  ae,   ,»da8  doch  nur  eine  schreibegewohn- 

beit  ist"  nnd  ,,allenralla"  hatte  „erwähnt  werden  können,  aber  nicht  so  ausfQhrlich 

esprocben  nnd  gar  als  zweiteih ger  laut  anfgefasst  werden  sollen.**    Die  ansf^rliehe 

chung  besteht  in  UM«  zeilen;   was  aber  den  zweiteiligen  laut  betrifft,   eo  hat 

[ßtcinmcyer  einfach  übersehen,  dass  es  daselbst  heis^it:  „Dort  vertritt  es  eine 

eilige  kürze .   hier  eine  zweiteilige  länge/'   worauf  noch  zum  überfluss  die  goti- 

formen  airtha  und  dtt  zur  veranschauliehung  des   gesagten  folgen.     „Yertre- 

en*'  und  ».sein"  wird  doch  herr  Steinmeyer  in  seiner  scharfen  logischen  bestimtheit 

für  identisch  halten  wollen?  —    Wenn  der  herr  rccensent  die  ansieht  hegt, 

[4ie  Spielart  et'  (för  e)  —  die  übrigens  keineswegs  so  selten  ist,  als  herr  Stein- 

iimt,  sondern  vielmehr,  zumal  in  alemannischen  quellen,  recht  häufig  begeg* 

ßhold,  Alem.  gr,  8.55,  Bair.  gr.  83  —  „einen  ganz  phonetischen  charak* 

und  überall  da  entsteben  musa,    wo  das  a  nnd   sein   umlaut  r  im 

finden/*  so  ist  das  eine  subjective  mntmassung,  über  welche  sich  rech- 

i^n  läist;  an  avringender  auffassnng  liegt  nicht  der  leiseste  grund  vor, 


874 

Die  ansstellnngen,  die  dem  glosiar  gölten,  besduinlccn  Bteli  eigtntlieb  Aof 
die  nach  einem  mühaam  erpres^ten  lobe  folf^endeD  worte:  ,pNar  begreife  ich  mebt, 
wamm  dhrifalditi  und  dhrinma  a.  liil  mit  kurzem  t  angesetzt  werdeii."  EHe  anl- 
klärung  will  ich  berrn  Steinmejer  nicht  vorenthalten.  Dhnfald  hat  dämm  Icnzzei  t, 
weil  niemand  geringerer  als  J.  Grimm  {gr,  JI,  1)58)  ansdrücklicb  angibt,  dass  id  dei 
altbochd.  compositia  mit  dri  (ebeöso  wie  in  denen  mit  £tüi)  Iniraea  nnd  keincawcgi 
langes  •  enthalten  ist ;  in  drinü^a  konte  es  eich  allenfalls  fragen  t  ob  vielleieht  i 
Yorznziehen  wäret  allein  die  sehreibimg  mit  i"  teilt  noaer  buch  mit  Graffia  Ältfaoefad. 
Sprachschatz  V,  242,  Wackemagels  Wörterb.  61,  Schades  Altd.  wörterb.  66,  mithia 
werken  von  gewährsmänncrn ,.  über  welche  sich  herr  Steinmeyer  doch  wol  noch  nicht 
Yollends  erhaben  dünken  wird.  Dass  aber  das  glossar  mehrfache  verweis  «ngea 
enthält,  will  der  herr  recensent  dem  buche  im  ernst  zum  vorwarf  machen?  Ich 
muss  sie  im  gegenteil  als  einen  vorzag  ansehen  und  weiss  gewiss,  dass  so  mancher 
anbefangene  benützer  des  werkchens  für  diese  einrieb tong,  die  nicht  ohne  mühe  her- 
zastellen  war,  den  hcraasgebem  desselben  dank  wissen  wird. 

Nor  in  einem  pnnkte  stimme  ich  dem  herm  recensenten  za,  nämlich  dass  ei 
wünschenswert  gewesen  wäre,  bei  der  darstellnng  des  consonantismos  aaf  die  mund- 
artlichen eigentümlichkeiten  in  grösserem  masse,  als  es  geschehen,  rücksicfat  za  neh- 
men. Ich  war  mir  dieses  omstandes  wol  bewust,  bin  aber  vorerst  —  vielleicht  mit 
nnrecht  —  nicht  sowol  vor  den  Schwierigkeiten,  die  damit  zusammenhangen,  als  vor 
dem  gedanken  zurückgeschreckt,  dass  das  buch,  welches  ohnehin  anter  meinen  hia- 
den  schon  eine  vielfach  andere  gestalt  angenommen  hat,  nachgerade  allzu  viel  tm 
seinem  originaJcharacter  einbüssen  würde. 

Schliesslich  darf  ich  herm  Steinmeyer  die  Versicherung  geben,  dass  niemand 
von  hochmut  and  Selbstüberschätzung  freier,  niemand  gerechtem  und  einsichtsvolleni 
tadel  zugänglicher  ist  als  ich.  Sehr  wol  weiss  ich,  dass  sowol  dem  Hahnischen  ori- 
ginale als  meinen  zutaten  und  änderungen  schwächen  und  auch  so  ziemlich  welche 
schwächen  ihm  anhaften.  Allein  est  modus  in  rebus,  sunt  ccrti  denique  fines.  Eine 
masslose  und  onbilligc ,  ausschliesslich  in  schwarz  malende  kritik ,  die  vorhandene  Vor- 
züge wie  mit  absieht  übersieht,  ist  in  meinen  äugen  und  gewiss  auch  in  den  aagcn 
anbefangener  und  urteilsfähiger  leser  keine  kritik. 

GRAZ,    15.   JUKI    1872.  ADALB£BT   JEITTELES. 


Hall«.  Burkdrackaiti  d«i  Waiianhaui**. 


NOMINATIV   Vm>  ACCüSATIY. 

'  Im  ersten  Jahrgang  dieser  zeitsi'hrrft  p.  442  bat  Hildebrand  unter 
dem  titel  „Ein  wunderlicher  rheinischer  aücmsativ"  eine  in  der  Site- 
ren Schriftsprache  uud  in  der  heutigen  Volkssprache  vorkommende 
ersclieinung  behandelt,  wdcho  in  der  tat  unsere  aufmerk^amkeit  ver- 
dient, aber  nach  memer  ansieht  dort  noch  keine  vollständige  erklä- 
rung  getiindeu  hat.  Am^h  scheint  mir  der  inhalt  jeuer  abbandlung 
nifl  ■  dein  titel  zu  entsprechen,  da  der  Verfasser  zwar  die  betreuende 

er^r  i  -  hauptsächlich  in  den  Rheinlanden  nachweist  (was  immerhin 
bemerkenswert  bleibt),  aber  auch  das  widerBpiel  derselben,  uämlicb 
Setzung  des  accusativs  für  den  nominativ,  in  anderen  teilen  von  Ueutsch- 
land.  So  glanbt  er  denn  auch  beides  nicht  etwa  nur  aus  französischem 
einfluss  erklären  zu  können,  sondern  schliesslich  nur  aus  dem  allgemei- 
nen streben  der  culturspraeben  nach  Vereinfachung  der  grammatischen 
formen;  unter  diesem  gesichtspunkt  verschwindet  dann  aber  mit  den 
i*äumlichen  grenzen  der  erschein ung  auch  ihre  „Wunderlichkeit,**  Indes- 
sen finde  ich  mit  dieser  allgemein  sprachgeschichtlichen  auffassung 
die  vorliegenden  tatsachen  auch  noch  nicht  gehörig  erklärt;  es  müssen 
mv  erzeuguüg  derselben  neben  jenem  allgemeinen  triebe  zur  abschlei- 
ftmg  der  formen  bestimte  lautliche  und  syntaktische  grönde  mitgewirkt 
baben»  Hiemit  stossen  wir  aber  auf  die  Vorfrage,  ob  ni6ht  überhaupt 
hier  eine  rein  lautliche  erscheinung  vorliege,  welche  nur  schein- 
bar die  flexion  oder  syntax  berühre.  Ich  finde  diese  frage  von  Hilde- 
brand nicht  ausdrücklich  aufgeworfen,  und  doch  ihre  beantwortung  kei- 
neswegs selbstverständlieh ,  kann  mir  daher  nicht  leicht  denken,  dass 
der  geehrte  fortsetzer  des  Grimmschen  Wörterbuches,  der  auch  anderswo 
(z.  k  in  derselben  Zeitschrift  2,  2iiyi})  einen  so  feinen  sinn  für  das 
„Sprachgefühl'*  gezeigt  hat,  au  derselben  ohne  alles  bedenken  vorüber- 
geigangen  sei.  Niemand  wird  wol  die  ansieht  hegen,  es  liege  jenen 
erscheinungen  eine  rein  syntaktische  Verwechselung  der  casus  zu 
gründe,   so   dass  die   vi*'  ichfonnen   eben   der  umnittelbare 

aasdruck  eines  psycholu^i  i..l  .,  ^s,  und  '/.war  einer  oflenbar  feh- 
lerhaften ,  nicht  bloss  „wunderlichen  ,'*  umkehrung  der  geraden  ansieht 
vom  Verhältnis  der  dinge  wären,  und  eine  umgekehrte  ansieht  vom  gan- 


r.  f»»uTiiciLB  KmxoL.  Wi  rv, 


25 


I-tTDWXO    TOJlLftm 


zea  sacliverbalt  kötite  wenlgsteus  nicht  a  priori  tiodeKikbar  getmni  nj 
den;  jedenfalls  ist  die  spracbwii^sen^cliiUl  mit  Bokheii  fragoti  kkiti^ 
80  längst  vertraut  und  in  der  lösun^  derselben  so  l-  --'     ilass  sie' 
weit^jres  beginnen  abBprecbeu  kiuin,  —    Nach  der  ^  licben  ani^ij 

I  ist  die  spräche  nicht  bloss  ursprünglich ,  sondern  aacb  lu  ilirtsr  gfjsctuc 
'  liehen  entwickolmig  ein    reinei!;  product    innerer    err  i    tA| 

des  geiBtes,   welche  in  Uiutfornien  ihren  adäquaten  u 

•  findet,  —   so  weit  ein  solcher  überhaupt  pbyaiuch  und  psychisch  mq 
Ijrfi  ist    Mit  dieser  einschninkung  wird  die  ansieht  im  groHsen   gaii 
wol  richtig  sein,   aber  die  geschichtliche  sprachforschuDg  bat  ja  m 
gewiesen^  dass  die  laute  neben  ihrer  unleugbaren  teilweistfU  abhfliigig]! 
vom  sinn  eine  rein   mechanische,  physikalisch  -  physiologische  gf 
für   sich   haben,   so    dass    die   granimaÜsch- syntaktischen   form^ 
einem  andern  teil  eben  von  rein  lautlichen  motiven  bestirnt  werden 
die  mögUchkeit  eber  rück  Wirkung  der  mechanischen  lautgestaUt 
die  dynamik  der  vorstellungsweisen  stattfindet     Dass  auf   '' 
das  Sprachgefühl    wirklich  beeinHusät,   verwirrt  und  irre  g«M 
kann,  ist  an  der  geschiebte  einzelner  Wörter  und  formen  längest 
wiesen;  es  könte  also  auch  im  vorliegenden  falle,  bei  der  verwecli 
von  der  und  dm^  das  Sprachgefühl  nicht  wirklich,  sondern  nur 
bar,  oder  im  erstem  falle  weiiigsteriß  nicht  activ,  sondern   nur 
(zulassend)  beteiligt  sein.     Vor  allem  ist  nun  festzuhalten,  dass  die 
sächlichen  erscheinungcn  nur  eine  formelle  gleich  hei  t  der  beiden  ca 
zeigen,  welche  keineswegs  aus  einer  „Verwechselung**  derselben  erUi 
werden  muss,  sondern  eben  nur  ein  streben  verrät,  die  casu»  auch 
männlichen  geschlecht  nicht  mehr  üusserlich  zu  unterscheid! 
dies  beim  weiblichen  und  sächlichen  geschlecht  und  im  plural  l. 
fall  ist;    „Verwechselung"   hingegen   wurde   eine  noch  bestehuude 
sonst  aiierkante  Unterscheidung  voraussetzen,  \\M  i    V 

und  zufällig  verfehlt  werden  kann.    Ob  eine  innere  i      -    i  .  ^ 

blossen  gedanken,  bewußt  oder  unbewust,  noch  stattfinden  kOmie, 
nachdem  die  äussere  aufg»^geben  worden^  ist  wider  eine  jener  schwt< 
fragen,  über  welche  manche  sprachgelehrte  um  so  rascher  abzuspr 
geneigt  sind,  je  weniger  sie  sich  dieselben  je  vorgelegt  haben,  und  ol 
deren  lusung  doch  „Sprachwissenschaft'*  ein  leeres  wort  bleibt.  H^ 
kent  zwar  die  Schriftsprache  den  formellen  untei*sclüed  •—■»-:  -' 
deut  die  Volkssprache  aber,  welche  auch  in  einzelneu  . 
gelegentlich  durchscheint  oder  durchbricht,  setzt  sich  teilweise  ober  de 
selben  hinweg;  in  bezug  auf  sie  also  wilre  jene  fr^j  '   ' .  n. 

zunächst   sind   eben  Vorfragen   zu   erledigen.    Ich   n        ^  >  lit, 

die  ganzen  angaben  Über  den  sogenanten  rhemischeu   accnsatiT  iidk 


VJIBWSrilSL*  VON  5011.  CNIi  ACÜ. 


pure  akuntiHche  iäUBchung  auf]5seu;  ich  will  aneh  aber  die  ausspräche 
am  Mittel-  und  Niederrheiu,  die  ich  größtenteils  nur  aus  ütterarischeo 
angaben  kenne  ^  nicht  absprechen ;  aber  wie  vorsichtig  man  in  diesen  din- 
gen verfahren  muss,  geht  schon  daraus  hervor,  da^s  Hildebrands  {a»a.  o. 
p,  446—47)  angaben  über  den  Sprachgebrauch  in  Darmatadt,  beruhend 
auf  schriftlichen  mitteilungen  liiegerä,  bald  nachher  eine  bcrichtigung 
gefunden  haben  (in  der?ielben  Zeitschrift  2,  11*1),    wonach  in  D  ft 

Oberhaupt  weder  ein  r  noch   ein   n  im  auslaut   deutlich  untej  .  t 

ausgesprochen  wird.  Hieran  füge  ich  die  bemerkung,  welche  ebeufails 
zu  der  vor  allem  nötigen  verificirimg  resp.  berichtiguug  des  tatbestandes 
dienen  kann,  dass  in  Verbindungen  wie  iwcr  der  Hein  (a,  a*  o,  444)  da» 
r  von  tUr  wahrscheinlich  von  dem  folgenden  beeintlusst  ist  und  jeden- 
falls nicht  ohne  weiteres  als  echter  tlexionslaut  gelton  darf  Eben  das- 
selbe gilt  von  der  alteren  belegstelle  (p.  443)  dt;r  richier  (tur  rftw). 
Aus  anderem  giunde  muss  ich  »Üe  beweiskraft  einer  dort  angeführten 
stelle  aus  eüiem  Luzerner  weistum  anfechten,  Sie  hiutet:  ein  hanwari- 
ampi  snl  och  lih^i  ein  jirobst  dem  der  meicr  and  die  gtwssen  kiesen. — 
Hildebrand  setzt  nach  dem  komma  und  nimt  dann  das  folgende  der 
rolativ  =  quem;  aber  der  artikel  vor  fneier  entsprechend  dem  vor 
ffnossen  darf  nicht  wol  fehlen  und  es  wird  vielmehr  mit  auslu^^sung 
dos  demonsüativums  (z,  h  in  der  von  Grimm  in  Heiner  abhaudlung  über 
die  attraction  angeführten  stelle  1,  65)  defu  als  attrahirtos  relativum 
zu  nehmen  sein,  wie  solche  conati-uction  auch  sonst  in  den  wcistümern 
vorkomt.  Übrigens  will  ich  damit  gai*  nicht  das  vorkommen  eines 
der  für  den  in  alteren  Schriftdenkmälern  der  Schweiz  sowie  in  der  heu- 
tigen Volkssprache  bestritten  haben,  ich  könte  es  im  gegenteil  durch 
zahlreiche  angaben  bestätigen  und  behalte  mir  nur  die  auffasaung 
desselben  nodi  vor,  Belege  für  das  Alamaimische  rechts  vom  Khein 
gibt  auch  Birlingert  ,/Die  alam.  spräche**  p.  165.  Wenn  nun  dort  betref- 
fend das  Elsassischo  die  aussage  von  Stoher  ciüert  wird:  „Unsere  mund- 
arten  kennen  keinen  accusativ,"  so  ist  eben  damit  nach  meiner  ansiebt 
zugleich  gesagt f  dass  sie  auch  keinen  nominativ  kennen,  denn  ein 
nominativ.  dessen  form  zugleich  für  den  accusativ  gilt,  ist  eben  keiner 
mehr,  sondenj  wir  haben  da  bereits  die  indiflerenz  beider  casus,  wobei 
es  zuDächöt  gleichgiltig  ist,  ob  für  die  indifferente  form  der  nominativ 
oder  der  accusativ  herscheud  wurde.  Übrigens  sind  die  bcispiele  für 
beides  weniger  den  remen  mundarten  zu  entnehmen,  sondern  jener 
gemischten  pprachform»  welche  in  den  Volksliedern  älterer  zeit  vorliegt, 
und  consequenz  ist  dabei  weder  zu  erwarten  noch  nachzuweisen.  So 
hei^t  es  in  dem  „lied  der  schwedischen  Soldaten'*  von  lß32,  bei  VU- 
_uiart   Handl^ftchlein  p,  SS^  str.  7:    Juibt  nur  ein  gtdcr  nuU,'*    während 

26* 


978 


Ltmwiu  TonutR 


str.  '2  steht:    mr  haben  ein  praven  hdden,    »tn  12:    gtUcn   hrait 
str.  13:  ijtäen  sieg.     Umgekehrt  findet  sich  accusaüriachö  fonn  fttr  deii 
nominativ  in  dem  text  B   des  ITliflger  liedes  (bei  ühland  p.  liS): 
rock  drn  (jtden  (fehort  doch  meititr  muter;   nachher  (p.  150):    de 
rock  der  yhört  — .     In  der  stelle  \\  14^:   den  ersten  schrei  und 
sie  lie^s  .  ,  kaiiü  das  erste  den  an  da»  zweite  attrahiert  Hain,  für  die 
muss   ellip^e  ungenomiiieü   werden.  —     In    ,flkr  Mimu'  renrl"    r*.  201 
steht:    „ic/*  gerne  he^en  unde  sin  wMe  dan  tdsollieft  diel  'mi 

coDBtruction ,  aufweiche  ich  später  noch  zu  sprechen  koranKu  uerdt 
In  der  stelle  Walthers  73,  31  setzt  der  neueste  herausgeber,  Wiltiiaaiuä 
die  worte  csd  und  goucli  mit  anfülirungszeichen ,  indem  schon  de 
namen  dieser  tiere  auszusprechen  ein  böses  Vorzeichen  gewesen  sei^ 
dann  kann  das  der  vor  gouvk  richtiger  nominativ  sein ,  aber  der  nmn« 
gel  des  artikels  vor  esel  bleibt  aulTallend  und  die  lesart  unde  wiürdij 
sich  als  die  beste  empfehlen ,  wenn  sie  nicht  zugleich  die  leichteste 
Ich  weiss  nicht,  warum  niemandem  eine  stelle  in  dem  viel  gel«»3enec 
Armen  Heinrich  aufgefallen  ist ,  in  der  man  einen  nominativ  statt  ac 
»ativ  finden  kaim: 

¥.1^13  — 15.       leir  hän  7Ücht  gewisses  m^ 

wan  hink  wol  und  morne  m 

und  ie  mc  jungest  der  tot. 
Ich  sehe  sehr  wol,  dass  man  die  letzten  verse  nicht  direct  von 
abhangen  zu  lassen  braucht,  sondern  mit  Übergang  in  eine  andere  con-i 
struction  imd  mit  ergänxung  eines  ist  die  begrifle  wol .  wv  und  iöi  nomi«' 
nativiscb  auffasBcn  kann,  wodurch  die  rede  den  emphatischau  charakt 
eines  ausrufes  annimt;  ich  will  also  die  stelle  auch  meinerseits  nicht 
beleg  für  den  fraglichen  gebrauch  (oder  misbrauch)  geltend  luachen 
aber  ich  ffihre  sie  an  als  einen  von  mehreren  nachher  zu  bosprecbi>nc 
Rillen,  wo  nach  regelrechter  syntax  eine  construction  mit  uoininaüv  seht 
leicht  in  eine  gleichbedeutende  mit  accusativ  sich  umsetzen  lilsst  Wen 
nun  eine  gleichsetzung  der  formen  beider  casus  durch  lautliche  absehk 
fang  derselben  angebahnt  war,  so  konte  sie,  und  musto  fast,  durc 
constructionswechsel  von  jener  art  befördert  werden,  besondors  wentij 
nach  falscher  analogie  dieser  letzteren,  auch  unstatthafte  vertäu« 
schung  oder  wirkliche  Verwechselung  der  casus  in  der  syntax  sich  ein- 
geschlichen hatte. 

Ich  gehe  nun    dazu  über,   die  gleich  anfangs  und  vorhin  wtdi 
angedeuteten  zwei  gesichtspuukte ,  unter  welche  nach  meiner  ansieht  dk 
erscheinuug  gebracht  werden  kann  und  m  nauer  (Ims       'i '^Jk.     Ie] 

beginne  mit  dem  lautlichen  und  beschrün         i    ii  dabei  :;  i  schwei- 

zerische mundart  (unter  welcher  ich  hier  den  durchschnittlich  gei 


\nSKW15CU5L,   VON   KOH.   XHID   ACC. 


;i7vi 


stanien  spraohtyj)ua  des  nördlichen  und  niittlorcn  lluchlantles;  mit  ausschlu«« 
der  eigcnUiclien  hochgebirgstäler  verstelle),  jedoch  in  dür  Zuversicht,  dans 
dftß,  was  in  diesem  punkte  von  einer  mundari  gilt,  auch  auf  andere 
mehr  oder  weniger  anwendung  finden  werde;  denn  so  viel  wissen  wir 
zum  voraus,  dass  es  sich  hier  nicht  um  eüie  specifisch  alemannische 
eigentümliclikeit  handelt,  sondern  um  einen  allgemeinen  trieb  der  Volks- 
sprache gegenfiber  der  Schriftsprache. 

Die  laute  «^und_£,  die  dabei  besonders  in  frage  konmien,  liegen 
einander  physiologisch  nicht  sehr  nahe,  n  hat  nähere  verwantschaffc  zu 
m,  r  zul;  auch  ist  offenbar  r  ein  stärkerer  laut  als  »,  welches  gemäss 
seiner  leichteren  natur  zu  einem  flexionsmittel  besonders  geeignet^  daher 
auch  häufig  (ohwol  oft  erst  später,  an  der  stelle  von  ursprünglichem  m) 
zu  diesem  zwecke  gebraucht,  eben  jenem  Schicksale  bekantlich  sehr 
leicht  unterliegt,  gerade  in  der  oberdeutschen  und  mitteldeutschen  Volks- 
sprache schon  im  mittelalter.  Andrerseits  ist  zwar  ebenso  bekant  und 
begreiflich,  dass  die  ausspräche  des  r,  eben  weil  es  ein  härterer  und 
schwererer  laut  ist,  nicht  nur  einzelnen  personen  organisch  unmöglich 
i^i,  sondern  auch  im  munde  derer,  die  den  laut  in  ihrer  gewalt  haben 
und  ihn  als  anluut  und  inlaut  deutlieh  hören  lassen,  im  auslaut  häufig 
abgeschwächt  wird;  aber  dass  das  r  ganz  verloren  geht,  wie  in  mhd. 
(und  Schweiz.)  tm  aus  tnct%  da  aus  dar  ist  ein  seltener  fall,  auch  nach 
€  oder  ä  nur  ausnähme.  Die  klangverschiedenheit  des  c  in  der  (nom. 
sg.  m.y  ursprünglich  verschieden  vom  gen.  pL  dero)  von  dem  in  ämi 
(acc»  sg.  m. ,  ursprünglich  verschieden  vom  dat.  pL,  dessen  t\  **  aus  ai 
verengt  ist)  hat  vielleicht  nicht  bloss  in  ursprünglicher  Verschiedenheit 
stammvocalä,  sondern  auch  in  dem  einüuss  des  folgenden  r  ihren 
^rund;  es  wurde  daraus  nicht  folgen,  dass  alle  e  vor  r  so  wie  das  in 
Verlauten  müsten,  da  in  der  tat  die  c  in  hc{e)r  und  si^e{e)r,  heute 
unter  sich  (sowie  mit  dem  in  m€{k)r)  gleich,  obwol  etymologisch  ver- 
schieden, den  helleren  laut  haben;  übrigens  hat  sich  die  ausspräche  der 
beiden  alten  c  (des  aus  i  gebrochenen  v  und  des  aus  a  umgelauteten  c) 
im  Neuhochdeutschen  wie  die  Schrift  (in  welcher  für  beide  auch  a  vor- 
korat)  und  zum  teil  durch  diese,  oflenbar  mannigfach  verwirrt.  In  der 
schweizerischen  mundart  nun  verschwindet  der  unterschied  des  v  in  den 
beiden  casus,  aber  zugleich  eben  auch  der  von  r  und  n,  wenigstens  zum 
teil:  es  gilt  nämlich  f&r  den  nominativ  und  accusativ  sg.  m.  vor  con- 
sonanten  meist  die  abgestumpfte  form  de.  mit  ganz  farblosem  kurzem  e 
(i/).  Dass  diese  form  aus  dvr  abgestumpft  ist,  erhellt  daraus,  dass  vor 
vocalen  wirklich  der  (ffor)  gilt;  aber  eben  daraus  und  aus  der  geltung 
dieser  form  auch  fiir  den  accusativ  ergibt  sich,  dass  das  r  nicht  mehr 
rt'in  tlpxiv,  HOfirlcrn  zum  teil  nnt   nnrli  r*liönetisch  ist.     Die  accusativfonu 


»80 


UVDWIQ  T0ni.1tll 


ctoi  Ist  durcljau»  verloren;   der  dat  pl  kann  vor  vokaleo  rf<f-fi  latiM 
woboi  also  dai»  n  obenfalls  nicht  melir  rein  flexiven,  soodom   > 
ouplionischon  gruud  und  wort  liat     Das  pron    V  '     '    ^' 

für  beide  casus»  (iä,  mit  kin/ein  vokal  vor  Mi 
laugom  allein  stehund»  vrobei  bemerkenswert  Ist,  das8  auch  vor  toka^ 
len  das  r  wegbleibt,  wahrscheinlich  weil  hier  der  stärker  belonti»  m 
vollere  vokal  es  aufsaugt»  wie  vor  einem  consouanteü  dieser  es  tut 
Zur  beleuchtung  des  Verhaltens  der  laute  n  um!  r  in  den  und  der  lic 
am  nächsten  die  vergleichung  von  hin  und  her.  Der  vokal  iöt  zwa 
hier  uicht  derselbe  und  neben  her  gUt,  wie  schon  in  der  alten  sprach« 
auch  har;  doch  gehören  ohne  s^weifel  beide  formen  zum  selben  altei 
pronominalstamme.  Her  und  har  behalten  alleinstehend  ihr  r,  in  hiä 
fällt  n  ab  und  lässt  nur  in  nasalem  klänge  des  *  seine  spur  zurftc 
Beide  adverbia  werden  an  präpositionen  hinten  angehängt  statt  wie  ii 
der  Schriftsprache  ihnen  vorgesetzt,  und  so  entstehen  die  in  den  gebir 
mundarten  zum  teil  deutlich  unterscheidbaren  Verbindungen  ah(h)i 
(th{h)e,  her-ab,  ab(h)i,  hinab,  fim[h)at  mH{h)e,  her-um,  nntht,  hiii^ 
um,  usf.  Zwar  überwiegen  die  formen  auf  -a,  -c  auch  filr  die  richtung 
hin,  aber  das  r  von  her  ist  hier  in  folge  der  uuselbstrmdigkeit  dei 
gilbe  verloren  und  auch  vor  vokalen  tritt  statt  desselben  euphonische 
n  ein. 

Im  allgemeinen   unterliegt  n   der  abstumpfung  früher   und    öfterJ 
nicht  Mos  weil  es  selbst  schwächer  ist,   sondern   violleicht  auch   woll 
vokale   eher  ein  nasales  als  ein  r-element  in  sich  aufnehmen  könnunj 
In  der  schweizerischen  mundart  erstreckt  sieh  dieser  Vorgang  nicht  nur 
auf  das  n  der  flexionen  und  ableitungen»   welches  meist  in  zweiter  siUm 
stehend  durch  den   accent  nicht  gestutzt   wird,   sondern   auch  auf  dg 
stammhafte  n  einsilbiger  Wörter,   wo  es  wirklich  seit  alter  zeit  Im  auan 
hiut  stand.     Doch  findet  die  absorption  meistens  nur  vor  consonantischet 
anlaut  des  folgenden   wertes  statt,    vor   vocalischem   stellt  sich  meist 
wider  ein  n  ein  und  es  fragt  sich  dann  bloss,  ob  dieses  das  zurflckkeh^ 
rende  flexive  oder  stammhafte  sei,  oder  ein  frei  schwebendes  rein  eupho- 
nisches.    Das   vorkommen   eines   solchen  n  zwischen   vokalen  stellt 
allgemeinen  fest,  nur  dass  es  im  einzelnen  falle,  wie  alles  in  den  mund- 
arten, besonders  heutzutage,  der  wandelbaren  subjectivität  des  sprechen- 
den anhoimgesteUt  und  dass  es  ohne  zweifei  doch  erst  aus  einem  locket 
gewordenen,  bald  abgeworfenen,  bald  wider  angenommeneu  flexi  von 
entstanden  ist     Wenn   wir  z.  b.  zwischen  tvie,    wo   und   vokalischc 
anlaut  des  folgenden  Wortes  ein  */*-  einschieben,  so  kann  ja  die  »es  ntdl 
Bclbst  ein  flexives  gewesen  sein,  aber  es  kann  aufgekommen  sein  iiacti] 
falscher    analogie  jenes   tiexiveni    und   daran»  folgt   daim   oben   widerl 


VttUWBCUBL.   VON  HOM.  ITlfil   AOC. 


S81 


Jirt,  da88  aucb  dieses  im  sprachgefilhl  nicht  mehr  einen  rein 
lleiiven,  sondern  einen  halb  eaphonißchen  wert  hat  Man  kann  wal  und 
muss  sich  den  horgang  so  denken:  da.H  n  der  flexionen  als  öolches  wurde 
l>rincipiell  aufgegeben,  ei^  blieb  aber  factiscb  vor  vokalen  stehen  und  eben 
dadurch  bekam  es  dann  überhaupt  bloss  euphonischen  wert,  so  dass  ea 
auch  auf  Mle  üI>ertragon  werden  koute,  wo  es  als  flexives  nie  berechtigt 
war»  Dasß  fiir  diese  gerade  der  laut  «,  nicbt  irgend  ein  anderer,  gewählt 
wurde,  wird  also  wol  keinen  rein  phonetischen  grund  haben,  (das  grie- 
chische I'  iif^XxvatiKov  kann  natürüeh  kein  deutsches  beweisen),  sondern 
e^  wuj'de,  wie  hundert  mal  in  der  Sprachgeschichte,  ein  zuMlig  ent- 
standenes produkt  der  zersetxiing  anderweitig  verwertet  * 

Gibt  es  nun  auch  ein  euphonisches  r,  ähnlich  dem  n?  In  der  Schweiz 
nicht  (denn  das  von  der  steht  eben  noch  in  frage),  wol  aber  in  den  bairisch  - 
östreichischen  mundarten.  Schmeller,  die  mundarteu  Baierns  p.  142  fg. 
sagt:  ,, überall  wo  zwei  Wörter  mit  vokalen  auf  einander  stossen,  pfiegt 
der  osthinder  ein  r  einzufügen,"  und  Lexer,  Kämt.  Wörterb.  XII  bezeugt 
„ einschiebung  eines  euphonischen  r  zwischen  aus-  und  anlautendem 
vokal,  z.  b.  iua-r-i^  tue  ich,  gue-r-im,  tu  ihm,  wie-r-i,  wie  ich.** 
Dieses  r  entspricht  genau  dem  schweizerischen  n,  welchem  in  denselben 
hoispieleu  stehen  wurde  und  nur  im  ersten  aus  dem  flexiven  n  des  alten 
fumi  (m)  erklart  werden  köute*=^  Das  euidionische  r  ist  aber  schon  der 
alten  spräche  bekant,  besonders  bei  interjectionen:  jä-r-ä,  jä-r-iä  (ver- 
stärkend verdoppeltes  ja),  auch  ja-r-ä-jä  und  einmal  mit  Umstellung: 
«i  ;d-r  (s.  Grimm,  Gr.  3,  2'ä6),  wo  aber  Lacbmann  (zu  den  Nib.  440,  3) 
das  r  mit  apokope  fdr  ir  zu  dem  folgenden  guoten  knelde  zieht,  so  dass 
nur  das  r  nach  der  consonantisch  auslautenden  interjection  tvoh !  unerklärt 
bleibt,  wenn  es  nicht  durch  falsche  analogie  der  vokalisch  auslautenden 


1)  DftÄ*  n  etinn  boaondere  loicbtigkeit  hftt,  aucli  im  an  laut  bald  abjsufjilien, 
bM  »ich  ciustudrangen ,  zeigen  die  bekanten  falle  wie  oUcr  (Schweiz.  ät€re)  ana  mU- 
ter  nnd  uingokebrt  nast  aus  asL  Wie  hier  das  n  des  nnbestimteD  artiltelfl  liaapt- 
ursncbc  des  misveratüüdnissoa  gewesen  %n  sein  acheint ,  bo  hat  sieh  im  PrÄnzosiseben 
das  l  des  bestimt<.'n   artikels   vor   t^inxcln«   vokalisch  anlautende  subatantdva   gcRctxt» 

ph.  in  Hertf;  vgl.  aucli  das  nach  tm  und  si  vor  on  tretende  /,  das  nicht  inehr  alä 
keU  aonder«  nnr  als  euphüni^cbes  elcment  gidten  kann,  Uieber  gebort  ferner  das 
i  der  3.  p^ra*  ag,,  welchoa  aus  verbindiingen  wie  a-t-ü  aogar  m  die  wortbüdung 
godmngcn  let  (DieZt  Gramm.  1»»  188.  2%  252).  Im  Altenglischen  wncbs  Uie  mit  fol- 
gendatn  one^  otly^r  xnsammcn  tn  tone ,  totket  nnd  wurde  dann  nochmals  vorgesetzt. 

2)  Ho  auch  das  •«  an  ha^n  (ich)  habe,  adä-n  stehe,  ga^n  gehe,  und  nacb 
analogie  d<*r  letztem  vi<dleifbt  nocli  fä-n  fange,  Ut-n  lasse ,  u^klä-n  ächlago; 
aber  da  aetidn  diese  analogie  kernen  liiatoriachen  grund  mehr  hat  und  das  -n  sich 
bei  der  ertfteo  peraou  aller  verba  vor  vokalen  einstellt,  so  wird  sein  historischer 
gntnd  «ogar  bei  den  erstgenanten  xweiielhaft* 


J«in>WtO   TOBLRA 


interjcetioneji  m  erklären  ist.    Was  die  r  iii  dm  ml  besprocfaenm,  al 

von  Möllenhoff  (Hiiupts  zeitschr  12,  397)   endlich   erklärten   pr 
Hcrirun  usw.  pleru^in  (rödupL  perf,  von  pluo^im)  slcro§  (fär  st*^ 
doj^n)  und  in   den  entsprechenden  angelsächsischen  und  altnord 
betrifl't,   so   ist  in   den  erstgenanten  formen  das  r  in  den  tnlaat  eiüi 
Wortes  eingeschöhen ,   nicht  zwischen  aus-  und  anlaut  zweier,    tmd 
scheint  auch  nicht  bloss  einem  euphonischen  zwecke  ^u  dienen»    sondti 
zur  Sicherung  des  Stammvokals  f  gegen  zusammenfliessen  mit  dem  fol^ 
geuden  tt  in  den  diphihong  in  (k).    Das  r  in  den  fremden  verben 
-kren  ist  schwerlich  (mit  Lachmann)  hieher  zu  ziehen,  sondern  aus  de 
französischen  herfi hergenommen,   und  das  w  in  der  interjection  ou^^^^ 
wird  doch  wol  aus  der  Vermischung  mit  ou-we  entstanden  oder  ans  de 
u  von  oti  entwickelt  sein.     Dagegen  ist  hemerkeuswert,    dass  allerdil 
statt  r  in  scrinm  auch  tv  eingeschoben  wird  (vor  welchem   sich   djina 
ein  u  entwickelt)  während  umgekehrt  in  gesplren  (part.  von  $pt(«c^)e») 
r  ein  organisches  w  vertritt    Merkwürdig  ist  auch  das   von 
(Denkm.  p*  284)   zu   dem   wola-r-abar  des  Ludwigsliedes   beigebt 
histu-r-unschuldic  des  Erfurter  judeneidea. 

Es  ist  vorher  gesagt  worden,  ein  solches,  d.  h.  ein  freies, 
euphonisches  r  gebe  es  in  der  Schweiz  nicht;  um  so  auffallender  ist 
aber,  dass  bei  der  starken  neigung  zu  euphonischem  n  ein  rfc-w  für  dc 
accusativ  sieh  nicht  erhalten  oder  neu  erzeugt,  geschweige  denn  etv 
auch  ftir  den  nominativ  sich  geltend  gemacht,  sondern  eben  umgeket 
der  auch  für  deti.  Zur  erklärung  dieser  tatsache  muss  noch  eine  ande 
zugezogen  werden.  Der  unbestimte  artikel  lautet  im  masc»  fiJr  beid 
casus  und  vor  consonanten  wie  vor  vokalen  en  (mit  tonlosem  e  wie  d<[ 
bestirnte,  also  m)  fem.  ö",  vor  vokalen  ^-ii,  neutr.  immer  ds  (aUÄ  ci« 
Fast  ganz  entsprechend  lauten  die  pron.  poss.  masc.  min,  fem.  mV  (a 
vor  vokalen)  neutr.  mis;  ebenso  din  usw.  Absolut  stehend  gilt:  m{ 
mini,  mis  der,  die,  das  meiu(ig)e,  wie  lviw,  eint,  eis  als  zahlvrot 
vor  Substantiven  masc.  ein,  fem.  ei.  Die  possessiva  des  plurals  hal 
ein  r  im  stamme  wie  ein  und  mein  ein  n,  aber  es  gibt  auch  forme 
ohne  dasselbe,  d.  h<  dieses  r  schwindet  im  auslaut  {ist*  oder  euse,  uobe 
emere  noster;  üsi^  vus{€r)i  nostra;  üses,  eusc{r)8  nostrum;  el 
etic(re)  vüster;  der  plural  und  der  weibliche  singular  der  dritten  pcrsc 
gehört  zwar  nicht  in  diese  analogie^  wird  aber  von  der  nmndart  hiue 
gezogen  und  lautet  ir7,  iri,  ires.  Die  adjectiva  erscheinen  nach  d^^ 
bestirnten  artikel,  also  in  schwacher  form,  im  nomin.  und  aeeus.  5g.  idl^ 
drei  geschlechter  ohne  flerion,  also  z,  b,  dd  groß  achcr,  der  r**- 
und:  den  grossen  ackor;  mit  unbestimtoni  artikel,  alao  in  -  f< 

lautet   das   beispiel:    m    tfroßj^n^acher,    ffir  beide   casus,    oioht 


VRfiWBCUlÜ.     VüK  KOM'   (Ttri)  ACC. 


383 


Rww  fu-r  vor  vukalcu;  vor  cousonantischem  anlaut  des  substan- 
erbleibt  -w-  z.  b.  ini  großd  ma'  (manii).  Bei  prädicativer  Stel- 
lung des  adjectivs,  wo  dasselbe  in  der  heutigen  Schriftsprache  und  auch 
^^n  der  schweizerischen  mundart  meistens  unflectiert  bleibt,  bekommt  es 
^Mn  der  spräche  der  gebirgstäler  för  beide  casus  die  Hexionen:  -9,  (-a) 
^Vi, -^  (s.  Stalder  Dialectologie  p.  91  —  90);  wenn  im  accusatlT  des  maac. 
^^vor  vokalen  an  das  -o  oder  -a  noch  ein  -n  angefügt  wird^  so  bleibt  wie 
^beim  attributiven  gebraach  der  starken  form  in  frage,  ob  es  rein 
Buphonisch  oder  zugleich  noch  flexiv  sei.  Das  -i  des  fem.  l&sst  sich  aus 
1er  alten  nominativendung  4u  erklären ,  welche  dann  auch  für  den  accu- 
iv  geltend  geworden  wäre;  aber  auch  der  plural  der  adjectiva  in  star- 
fonn  und  der  possessiva  endigt  für  alle  drei  geschlechter  und  für 
beide  casus  auf  -L 

Bei  ein  als  un bestirntem  artikel  so  wie  als  zalilwort  mit  Substantiv 
|i  und  beim  singularen  possessivum  müste  nach  allgemein  schweizerischem 
^ftauslautgesetz  das  n  im  nom.  masc.  wie  im  fem.  (wo  ebenfalls  die  flexions- 
"lose  form  min  zu  gründe  liegt),  abfallen»  wie  in  ^ei  (stein)  schi  (schein);* 
i^wenn  es  also  nicht  geschah,  so  müste  entweder  ein  euphonisches  n  hier 
sogar  vor  consonanten  sich  eingedrängt  haben  —  was  doch  sinnlos  und 
[lochst  unwahrscheinlich  wäre  —  oder  es  müssen  formen  des  accusativs» 
welchen  das  n  durch  Verdoppelung  {eimny  cinn;  minen,  minn,  wie 
solche  formen  in  mittelhoch  deutscher  poesie  vorkommen)  halt  gewann, 
luch  für  den  nomlnativ  geltend  geworden  sein,  vras  möglich  ist  und 
[durch  oben  bereits  angeführte,  so  wie  gleich  nachher  noch  anzuführende 
fbeispiele  unterstützt  wird,  aber  neben  der  für  dm  aulMleud  bleibt 
Nach  analogie  des  so  MuJig  vorkommenden  ein  und  der  possessiva  auf 
-«  k5nten  die  übrigen  possessiva  und  die  adjectiva  insgemein  sich  gerich- 
,tet,  d.  h.  jenes  -n  vor  vokalen  auch  im  nominativ  angenommen  haben, 
indem  das  n  bei  ein  und  min  rein  flexiv  zu  sein  schien ,  während  es  nur 
[dem  zusammentreöen  und  der  Vermischung  des  flexiven  mit  einem  stamm- 
liaften  sein  dasein  vcrdankie.  Sonst  könte  wol  auch  das  -n  als  eupho- 
iöches  bei  adjectiven  und  pronominen  zugleich  aufgekommen  sein  und 
das  stammhafte  von  ein  und  min  teilweise  den  schein  eines  eupbo- 


1)  Dnss  daneben  in  rein,  »cfmen,  ffrüen,  hoen  (tmwilllg,  ahd.  hmi,  hmnilis) 
n  Mvh  erhalt,    wird  darattf  ^/erohen.    dasfl  a7t(]>rünglich   biuter  demBelben  noch 
§Jb\u  -e  (iihd.  *0  fitiind.     Übrigen«  gilt  neben  hoen  auf.h  hoe,   Frein,  urtig .  frenndlicb, 
|jiehcn  welchem  (».  Stald,  Id.  U  395)  in  dcrüclbcn  bedentawg  auch  /Vei  gilt,  Imt  wol 
oin  fi  wTst  aus  der  Hexiun  i\*tB  letzteren  empfangen.    Kleitt  lant*?!  im  b^'stimten  arti- 
kel im  sing«  chli ,    aber  im  {dtu'ul  und  aucb  im  »ing.  nach  unb<>htitiiteiu  artikel  oder 
pronomcn  pos2$.  tritt  da»  h  wider  hervor;    im   neutrnm  gilt  e  chli9€B,  ein  kleine«, 
iif  dunpclfrr  fleiion,  neben  f  Mi    ^in  wenig. 


m 


uvüWM  Tom^im 


fachen  angotioniiTtcn  haben,   woiiti   mehi  iii  den   volleren   rami*>n   iLa 
_/8kre  8ic4i  deutlich  t^rlialteu  liutto  (mini  liobeu  nit,  m«  '       * 

UTia>    Dass  daa  -e  so  gut  aus  -er  wie  aus  -m  sich  ül    ui:,^.  ^ 
»©igt  das  vor  cousonanteu  gtdtende  de  lilr  der,  welches  wir  nie  ¥♦ 
sen  dfirfen,  und  auch  dio  kürzeren  fv)rra€n  der  poÄsoaöiva  auf  -ir*"  ' 
goü  ißt  ifl  etisere  hinter  dem  auslaiitendeii  c  ober  ein  n  als  ein  r  <• 
fallen»  weil  weder  die  alte  noch  die  heutige  soltriftsprache  im  nomiL-u^ 
das  stanimhafte  -er  mit  dem  flexiven  häuft  (kein  umcrert  obwol  6w 
und  im  comparativ  sogar  hUtrercr). 

Da  die  crsdieinungen  der  lebenden  mundart  keine  ganz  Hicbore 
rang  an  die  band  geben,  so  dürfen  und  müssen  wol  aaoh  beleg<y  aus 
Schriften  beigezogen  werden,  welche  zwar  nie  die  reine  v»!'  he  6ü 

gen,  aber  ebenso  wenig  mit  der  achulmässig  geregelten  i^.  .,.L..^ijracb0 
ueuzeit  auf  einer  stufe  stehen,  sondern  eben  jenes  mittelding  darsteU 
welches  auch  heute  noch  entsteht,   wenn  leute^  ilie  in  der  scbnlbildun 
nicht  ganz  fest  sind,  mündlich  oder  schritllich  sieh  einem  halb  aus  bileh' 
halb  aus  eigenem  gefühl  geschöpften  sjiruchideal  anzunähern  suchen 
schweizerischen  uvktuiden ,  geaetzen ,  Chroniken  imd  ähnlichen  denlrmäl 
vom  riorzehöten  Jahrhundert  an  bis  ins  achtzehnte  finden  sicti    '      m 
von  belegen  nicht  nui'  für  den  gebrauch  der  (scheinbaren)  ii^     i        vfo 
als  accusativ,  sondern  auch  für  den  umgekehrten,  und  da  dieser  If 
sonst  nur  aus  mittel-  und  niederdeutschen  landen  bezeugt  ist  (s.  li.l 
-^  brand  a.  a,  o,  445.  447),   so  hat  es  einiges  Interesse,   dass  oberdeuU:; 
mundart  auch  hier  mit  einstimt.    Ich  verzichte  auf  nähere  angäbe 
quellen,    da  sie   nicht   kurz   gehalten  werden  könte,    und    gebe    w 
bloss  einige  ausgewählte  beispiole :  *    Alk  andern  gerichk  luireni   u 
jyrobst  an  und  nicht  ein  vogt.    (Zürcher  Urkunde  von  1S2&).     Und 
ein  kein  aa  schönen  inritt  gewesen  (Weinfelder  chronik  zum  jähr  16 
man  bemerke  hier  auch  die  mis verständliche  umsetzimg  des  mhd. 
für  nekcin,   ahd.  nikein,    veranlasst  durch   en  =  oin).     Dadurch 
liehen  großen  schaden  licschelien  (ölamer  urk.  1594),    Der  roggen  fi 
allen  in  dem  feld  geUihcn  (1671)* —  1793  umr  ein  ungesiüm* 
Winter  (aber  bald  nachher  war)  einen  redd  guten  somcr,  — 
einen  starken  erdbebenstaß  verspürt  worden.  —  1770  wurde  ein 
skrncn  gesehen,    (Ich  führe  diese  fonn  mit  der  bemer'  ,  dasi 

der  Schweiz  neben  stern  auch  die  alte  schwache   fonu    v./,...   gilt, 


1)  Ich  verdanke  sie  grasten  teil«  meinem  froiiDdo  ilr.  F,  Staub,  der  fai 
An  Her  rrweikning  von  Stjildcrs  Idiotlkmi    u  il  tuwn   pr  '      ' 

»cbrift  ,,Uwj  brot,  ira  Spiegel  öchwcizcrfleuU' >  pracUö  uu. 

btin  hüt. 


F^H 


VVaWVOiSU   von   KDM.    ITKP  ACr. 


38Ä 


veh-iu'  uHjin  MiiM  H  auch  im  uoin.  siag,  tritt »   wie  in  der  siclirift8prache 
hüffcn,  brunncH  usw.  gt'schebtm  Ut)*     In  derselben  quelle  (einer  fanii- 
ienchronik   au»  dem  endo  des  vorigen  jahrhiind(?rts)   finden  sich   aber 
(iahlrlieh  neben  den  falschen  oder  ächeinbiiren  accusativen  auch  richtige 
jominaiive  wie:  17 Ui  imr  ein  simlich  ring  er  tvinkr,     1778  hn  fruhling 
in  früher  schuß  (aufgehen  des  Wachstums).   So  gewährt  auch  ein  gedieht 
rem  jüngsten  gericht  (handschriffc  dea  1 7.  Jahrhunderts)  beides  neben  ein- 
Inder,  z,  b.  dns  iremcct   (drohte)  ihien  dicJc  nüncn  mund  (nominativ, 
bin  beleg  für  die  obige  erklärung  von  min).  — ^     GaUen  soU  sein  ihren 
[der  verdammten)  with  —    Eß  wird  had  ein   bitteren  tag.  —    Ein 
iein  der  anderen  schlot  (schlägt  auf  den  andern).  — 
Wie  HÖUetU  erltdeu  unser  ohrcn  \  der  grusamlicJicn  goUes  ßoren?  — 
Daß  an  euch  nit  werde  verloren  \  sein  hluot  und  seinen  hiter  en  tod. 
Doch  genug  von  diesen  Schwankungen,  die  durch  die  xul^llige  per- 
bCmlichkeit  des  schrei hers  mitbediiigt  siud.    Das  leben  der  spräche  pulsiert 
kwar  bis  in  die  mundarten  und  Individuen  hinein,   wie  der  blutlauf  bis 
die  capillargefasse  t  und  darum  schöpft  auch  die  Wissenschaft  aus  die- 
n  engsten  kreisen  oft  so  wichtige  aulschlusse    über  das,   was  nachher 
reite  geltung  erlangt  hatj  aber  ebenso  wahr  bleibt,  dass  auch  die  Schrift- 
sprachen auf  die  mundarten  zurückwirken,  sogar  je  länger  Je  melu",  wäh- 
)rend  nicht  etwa  umgekehrt  daij  ergebnis  des  zusammenwiiiens  aller 
nundarten,  wenn  überhaupt  so  etwas  stattfindet,  aus  der  Schriftsprache 
erschlossen  werden  kann.    Doch  mögen  andere  germanische  Schriftspra- 
chen stärkeren  einfluss  der  mundarten  erfahren   haben  als  die  deutsche» 
tind  daher  mittelbar  zu  unserer  belehrung  in  dieser  frage  etwas  beitra« 
tm.    Die  holländische  Volkssprache  hat  den  in  der  scbriftspiache  noch 
'       '  iisativ  sg.  m,  den  durch  abstumpfung  dem  nominativ  gleich 

^  ;-(n  begegnen  im  Flämischen  umgekekrt  jene  accusativ- 
formen  für  nominativ:  den  (der)^  cenen  (ein),  uwen  hogften  m4)et  (euer 
lioher  mut)*  sowie  sieb  auch  im  dänischen  rolksHed  findet:  den  siolien 
^ütnfru,  die  stolze  Jungfrau  (nominativ);  ungen  Svendal,  der  junge  Sv.-, 
it.  4jZS0,  Nach  Grjinm  (a.  a.  o.  p.  37«)  ist  das  für  masc.  und  fem* 
pg.  nom,  und  acc,  geltende  dcfi  der  neunordischen  sprachen  eine  in  den 
iominativ  gerückte  accusativform,  und  auch  das  schwedische  mycken, 
^itenf  annan  soll  (nach  Gramm,  1*  73^)  ao  zu  erklären  sein;  aber  bei 
scheint  mir  doch  auch,  oder  eher,  das  n  des  suffigierten  artikels  w 
{der  mit  ein  urverwant  ist),  bei  den  udjectiven  das  -?^  der  partic.  prät 
l^ultn*  auch  an  schwachen  verben)  massgebend  gewesen  zu  sein,  und 
mf^cktm  nnd  JUett  kann  das  n  auch  als  rein  lautlicher  Übergang  aus 
lern  l  der  altnordischen  formen  milcil,  lUil  erklärt  werden  (vgl.  Gr  l^ 
RlU   ein  libt^t^fang,  der  bekantlich  sehr  nahe  liegt  und  häufig  ist. 


386 


hüHWlQ  TOBLBB 


An  daflust^  oder  wirkliebe  einniiächuBg  des  n  der  schwachen  Hesio» 
int  in  den  nordischen  sprachen,  wo  dasselbe  gar  nicht  vorkomt,  und  Mtk 
im  Niederländischen,  wo  es  sehr  rednciert  und  eher  'Jie  starke  äadot 
übermächtig  geworden  ist  (Gr.  4  ,  547) »  bei  jenen  w- formen  der  adjc^tiu 
nicht  zu  denken;  für  das  Deutsche  dagegen  bleibt  jene  mogliclikeit  offea« 
lim  80  mehr,  da  die  schwachen  flexionen  überhaupt  in  mntkhm^  begrif- 
fen sind, 

Dass  in  der  schweizerischen  Volkssprache,  auf  die  wir  ooclimiilt 
zurücklenken,  die  form  der  wenigstens  vor  vokalen  blieb,  koute  XYinächit 
nur  euphonischen  grund  haben,  und  dass  die  form  rfew  gänzV  y,  *  ' 
mochte  dadurch  befördert  werden,  dass  w,  weil  es  auch  in 
flexionen  vorkomt,  und  auch  rein  euphonisch  an  u n flectierbare  wftrter 
sich  hängen  liess,  weniger  deutlich  als  specifisches  zeichen  des  accnsaür 
erscheinen  konte.  Indem  nun  jenes  r,  welches  zunächst  nur  aus  enp 
nischem  gründe  die  form  des  nominativ  aufrecht  hielt,  auch 
begriff  dieses  casus  zur  stütze  gereichte,  konte  es  zwar  o' 
diesen  auch  selbst  gestützt  werden;  aber  dass  der  so  gekeni*,..  i.  ii, 
nominativ  dann  doch  wider  seine  form  (vor  vokalen)  auch  dem  acci 
aufdrang,  muss  einen  anderweitigen  grund  haben*  Hildebrand  (a.  a. 
445)  glaubt  dies  nur  aus  dem  Charakter  des  nominativ  als  de»  seh 
massigen  normalcasus  erklären  zu  können,  da  er  sonst  den 
sativ  statt  des  nominativ  „weniger  merkwürdig"  als  das  umgokel 
findet.  Ich  meinerseits  finde  aus  innern  gi-ünden  das  letztere  eher  bej 
Uch,  will  dagegen  nicht  bestreiten,  dass  jene  so  zu  sagen  praktin 
eigen tümlichkeit  des  nominativ  in  neuerer  zeit  dazu  mitgewirkt 
in  der  Volkssprache  die  anwendung  der  form  des  nominativ  über 
grenzen  des  begriff  es  dieses  casus  hinaus  zu  erweitern,  da  üborl 
der  einfluss  der  allgemeinen  Schulbildung,  uud  zwar  gerade  in  soi 
schichten  und  personen,  wo  sie  nicht  gründlich  durchschlug,  auf 
Volkssprache  kaum  hoch  genug  angeschlagen  wird  und  rmr  nicht  hloi* 
in  fortschreitender  Zersetzung  der  sprachformen  gefunden  werdtn 
sollte  ,  sondern  eben  auch  in  einer  Verwirrung  des  sprach ge fü  h U , 
welche  sogar  zu  zwitterhaften  ueubildnngen  fuhren  krnr 
auf  die  ältere  Volkssprache,  in  welcher  doch  die  keime  heu 
men  bereits  dagewesen  sein  müssen  und  auch  schon  gelegentlich  tu 
gewiesen  werden  können,  kann  doch  noch  kein  einfluss  von  »cl^ 
gewirkt  bähen,  wenigstens  nicht  beim  durchschnitt  der  landbe\ 
und  jene  eigenschatt  des  nominativ  als  schulmässigen  normalcasus  bei 
teilweise  selbst  schon  auf  der  allgemeinen  syntaktisclien  natur  dli 
ca*JU8,  die  zur  erklärung  der  fraglichen  erscheinungeu  jedenfalls  bdj 
gen  werden  muss.    Der  vorrang  des  nominativ  beruht  im  gründe 


viiawBcuaL*  vük  nom.  ük»  acx.% 


$87 


licht  darauf,  dn$%  b  den  schulen  die  vocabebi  in  der  form  dieses  casus 

iiuswendig  gelernt  werden,   auch  nicht  Idoss  darauf,  dass  der  lehrer  in 

edem  satze  zuerHt  das  suhject  hei-aussuchan  und  festhalten  lässt,  sondern 

lau  hat  zu  bedenken,  wie  viel  die  gew^^'hnlichste  Umgangs-  und  geschäfts- 

praehe   lauter  nominative  mit  sich  bringt,  entsprechend  dem  numeri- 

t-heti  Verhältnis  der  intransitiven,   passiven  und  reflexiven  verba  zu  den 

ranöitiveiK    Wenn  das  vorkommen  des  accusativs  mit  präpositionen  und 

h  directes  object  von  transitiven  verben  allerdings  ebenso  wenig  unter- 

chätzt  werden  darf,  so  bleibt  zu  erwägen,  dass  der  präpositionale  accu- 

itiv  nicht   den  seliarfen    charakter  des   objectiven  hat  und  gerade  der 

Jetxtere   leicht  in    den   nominaüv   umschlagt    Von   einem   notwendigen 

ehlagen  polarer  gegensätzo  in   einander  überhaupt,    nach  der  schul- 

le   einer   nun  längst  abgetanen   philosophie,  oder  auch   nach  dem 

jemeinen  spruch,  dass  extreme  sich  berühren,  wollen  wir  keineswegs  reden, 

J,  Qrimm,  der  von  solchem  gerede  fern  genug  war,  hat  mehrfach 

bn  naher  verwantschaft  und  leichtem  übei^ang  zwischen  noniinativ  und 

iccusativ  gesprochen  (so  in  der  abhandlung  über  attraction,  und  Gramm. 

U  SB8)*    Nor  ist  eben  das  Wechselverhältnis  der  beiden  casus  von  natur 

Ko  beschaffen,  dass  sich  durch  einfache  Wendung  der  satzform  und  ohne 

resentliche   änderung    des   gedaukengehaltes   ein  object  leichter  in   ein 

abject  verwandeln  lässt  als  umgekehrt     Wenn  hinter  diesem  logischen 

iferhältnis  etwas  metaphysisches  steckt,   so  mrd  es  nur  das  naturgesetz 

tfin,    dass  keine  action   ohne  reaction  stattfindet,   nur  dass  die  letztere 

icht  mit  gleicher  kraft  geradezu  entgegenwirken  darf,    wenn  überhaupt 

heim  geschehen  etwas  herauskommen  soll. 

Indem  ich  mit  diesen  betrachtongeu  bereits  weit  über  das  gebiet 
Messer  lautveränderungen  hirtausgegangen  bin^  welche  zur  erklärung  des 
raglichen  Sprachgebrauches  jedenfalls  nicht  ausreichen,  will  ich  nunmehr 
lachzuweisen  suchen,  dass  die  in  der  Volkssprache  aufgekommene  ver- 
^rechselung  oder  vielmehr  indifl'eremderung  von  uominativ  und  accusaüv 
ahalt  und  Vorschub  fand  an  einer  reihe  van  syntaktischen  con- 
rtructionen  der  Schriftsprache,  in  welchen  die  beiden  casus  entweder 
virklich  indifferent  gebraucht  oder  doch  einander  so  nahe  gerückt  erschei- 
mif  dass  dadurch  die  Verwechselung  der  formen,  wenn  sie  aus  rein  laut- 
lichen gründen  ohnehin  schon  im  zuge  war,  befördert  werden  muste. 
Ich  glaube  dui*ch  hervorhebung  dieses  gesichtspunktes  einen  veirklich 
ergrinzendea  baitrag  zur  lösung  der  von  Hildebrand  angehobenen  frage 
3JU  leisten,  muss  aber,  um  nicht  mich  selbst  zu  widerholen,  bezug  neh- 
men auf  eine  abhandlung,  welche  ich  vor  jähren  (1863)  im  Neuen 
ßchweiz.  Museum  (p.  255  —  281)  Über  diesen  gegenständ  geschrieben  habe. 
)a  jene  zeitacliritl  keine  weite  Verbreitung  in  Deutschland  &nd,  so  kann 


SAB 


Ltl]»^|tl  t«JJtLJCa 


ich  die  frühere  arbeit  mclii  ohne  weiteres  als  bekani  oder  leiclit  XQgA&R* 
lieh  voraussetzen,  iiUo  auch  nicht  mit  blunser   Verweisung  mi^ ' 
gen,   sondern  ich  muH«  einzelnen  herübernehiDon;   iu^h^-^ith  *-hli..,..v  .^., 
mich  hier  einer  auattahrlichen  begfründung,  welche  dort  i;  int,  q&iI 

nige  dagegen  einige  neue  punkte  hinzu* 

Ich   gieng  dort   von  einer  gosciüchtlich  vergldchendwi   Öl 
au8,  welche  bekantlich  ergibt,  dass  der  unterschied  der  formen  de», 
nativ  und  accusativ,  sowie  anderer  casus   und  der  tiesioneu  fil 
in   den  germanischen  sprachen    schon   seit   alter   zeit  in   f  ^^    rhi 
abnähme  begriffen  ist^    noch   auffallemler  aber  in  den  rotua         i  ti ' 
chen  (nebst  dem  Neugriechischen),  welche  überhaupt  eine  jüngere  üpr 
bilduüg  darstellen.    Dabei  muste  bemerkt  werden ,  dass  die  vurhc 
gestalt  der  romanischen  uomina  und  pronomina  den  typuj?  des   ac 
verrate,  so  dass  dieser,  nicht  der  nonLinativ,  den  Romanen  als  nar 
casus  (zwar  nicht  „schiümässig/*  aber  volksmäsaig)  galt,  und  auf  die^ 
grundlage  hier  zuerst  eine  gleichsetzung  der  casus  fast  als  r*^«/*'l 
IndesHen   lebte  wenigstens  im  Provenzalischen   und  Altfra^ 
einem  teil  der  nomiiiu  die  Unterscheidung  von  nominativ  und  acc 
fort,   im  Italiänisehen   scheint  eher   der  nominativ  massgebend 
zu  sein,  und  wenn  im  ganzen  der  accusativ  überwog,  so  war  diea^ 
so  fast  der  reine  accusativ  als  solcher,  sondern  der  häufigste  ^ 
obliquus  überhaupt,  der  in  seiner  lautform  am  beqii«      -  ,      i^ 
aueh  syntaktisch  einen  teil  dos  gobietes  der  andern  an  m  ü  ;. 
wenn  also  in  diese  bereits  so  mächtige  Indifferenz  auch  der  uomtnl 
hereingezogen  wurde,   so  kann  eben  darum   von   einer  verkehrung 
accusativs   in   den  nominativ  hier  nicht  die  rede  sein.    Beim  pronor 
blieb  in  bemerkenswerter,   übrigens  begreiflicher  weise  der  ant«i 
fester  j  doch  kommen  im  Französischen  offenbare  accusativ rormen  ad 
als  nominative  vor  und  auch  das  Italiäuische  zeigt  im  lebendigen 
manche    Schwankung    und    Verwechselung. '      Indessen  führe    i 
romanischen  erscheinungen  hier  nicht  an,  um  nochmals  näher  auf  i 
selben  einzugehen ♦  sondern  nur  weil  im  Englischen,  das  ja  m 
die  abstumpfung  der  ttexionen  noch   weiter  trieb  (allerdings  ui 
fluss   des  Französischen) »   ilhnliches  vorkomt   und  auch   im   Dautec 
gelegentlich  einzelne  ansutze  dazu  auftauchen* 

bn  Englischen  begegnen  Schwankungen  der  casus  am  pronotDun  j 
Mlen  wie:  Mmf  it  ht  ihus  tcitk  you  und  l  (Campbell).     Yon  kaiiu 
form  nach  nominativ  oder  casus  obliq,  sein,   /  nur  das  er^tcre  und 
gleichen  casus  werden  doch  beide  pronomina  stehen:  also  müste  es 


1)  So  imdet  «deh  aiteh  tu  dtsr  u«iugricclii»cboti  vnlk^spnkclio  /<rMi  (Ür  «#, 


VBRWttCtrML,    VO»   Kt)SL    CTJO)   AOO. 


fJ89 


nomiiuitiy  seiu.  Nomiimtiv  uach  einer  pr^position  komt  nun  freilich  dem 
deutschen  sprachgefüiil  ,,spaxmch*^  vor,  aber  wirklich  keut  gerade  dag 
Spanische  dioselhö  construction,  z»  b.  in:  mtre  M  ij  yo,  da  doch  fQr  letz- 
teres, wenn  der  accusativ  verlangt  würde,  die  deutliche  Ibrni  mi  zu 
Igebnte  stände,  weil  nicht  wie  im  Franzöi^ischeu  der  etymologische  accu- 
saüv  (nmi,  lat.  mr)  zugleich    auch  al»   absoluter   n-  *v   gilt*    Jene 

redeweiüe  ist  also  wol  nur   so   zu  erklären,   dass   ui  n  pronomiua 

allenlingH  nominative,  aber  nach  art  einer  zweigliedrigen  algebraischen 
grosse  (a  -f  b)  im  Verhältnis  zu  der  präposition  in  klammer  zusammen- 
zufassen  sind,  m  dass  das  ganze  dann  immerhin  im  casus  obliq. 
gedacht  werden  kann»  wahrend  die  bestiindteile  im  casus  rect  verhar- 
ren. Wir  binnen  ans  mit  dieser  erklärung»  wenigstens  fftr  das  Eng- 
lische um  so  eher  begnügen,  da  das  schwanken  der  casus  am  pronomen 
dort  nicht  bloss  uach  präpositi  onen  stattfindet,  sondern  auch  nach 
r.onjunctionen  wie  bid  und  than.  So  steht  in  der  stelle  aus  Shak- 
Hpeare,  Mff  faiher  has  no  chUd  but  I  —  der  nominativ  ffir  den  accusa- 
tiv,  wäljreud  in  der  durch  Borgers  Übersetzung  bekanten  ballade  ,/nit 
kinff  and  tlie  ahhot^:  Thou  ieepest  a  far  heftet  hotise  ihan  me  —  das 
um  "  *  !'  stattfindet,  hindere  falle  von  Schwankung  oder  scheinbarer 
vei  .  .:.  Liiig  pronominaler  casuB  werden  spater  zur  spraclie  kommen; 
hier  erwähne  ich  nur  noch  die  auch  durch  die  wortstellmig  eigentüm- 
liche Verbindung  tkm  whoni,  wo  whoin  als  nominativ  steht,  z.  b. 
[Üton:  S(dan,  than  whom  nonc  higher  sat. 

richtiger  und  wirklich  von  historisch  -  grammatischem  wie  von 
psychologischem  Interesse  ist  das  vorkommen  pronominaler  accusative 
beim  verbum  sein.  Ich  spreche  hier  nicht  von  der  streitigen  und  schwer 
zu  entscheidenden  frage,  ob  im  französischen  c'cst  moi^  est-m  toi?  in 
fnoi  und  ioi  noch  etwas  von  den  lateinischen  accusativen  tm  und  fc 
gefühlt  werde,  was  sehr  unwahrscheinlich,  ja  fast  unmöglich  ist,  da  im 
Altfranzösischen,  entsprechend  dem  Italiuuischen  und  Spanischen,  (^uur 
dass  hier  kein  demonstrativum  dazu  kommen  muss),  gesagt  wurde:  go 
Hui'ja,  ea-tu  fo?*  ich  will  auch  nicht  die  ebenso  verzweifelte  frage 
erneuern^  ob  das  in  der  antwort  aui*  fragen  wie:  etes-vous  mhre?  ein- 
tretende h  (je  le  suis)  nominativ  oder  accusativ  sei,  da  es  eher  als  das 


1)  Ini  ItAli&nisciif'n  ,  wo  die  canun  \[vi  ai»sc>luuu  pronomiija  Urntiici»  urit«.!- 
849  hie  den  wtTilcn  können,  kann  oben  «Urnm  nach  von  Verwechselung  am  ehe- 
rtoi  die  rede  sein,  tind  sie  findet  hüutig  statt,  übrigens  iu  bt^raerkens werter  weise 
bewondeni  in  slitxen  mit  bedingiuig,  rcrneinung  üder  vergleicLang .  wo  iilso  die  Iden- 
tität iW  penan^jn  nor  oIb  tritt  mögUchea  sich  versetzen  der  einen  an  die  stelle 
aiidüra  gedacht  wird.  Ho  kann  dann  neheu:  m>  sono.  Ich  bin  (es),  K^sagt  wer- 
10  HÖH  9QH0  U,  »"io  foäne  vomc  ie  \l  &• 


390 


TXimiO   TOttLICB 


?on  Sander  als  accusaüv  erklärte  que  in:   ä  t'hmre  gu'U  est^   neut 

int  und  SchAmanns  ansieht,  ini  lateinisclieii:  qtiü  enim  hoc  (u 
fuit?  sei  hoc  accuäaüv,  über  meinen  verstand  hinausgeht.  AI; 
auf  die  fraget  etes-vous  la  tnbre  de  cet  mfant^  die  antwort  laatet: 
la  suis,  und  Mätzner  (franz.  gramra.  p,  165)  ein  solehes  la  als  nomii 
tiv  erklart,  während  Diez  (grarnm.  3,  45)  seine  ansieht,  es  sai 
tiv,  auf  das  Spanische  stutzt,  wo  in  dem  ganz  ähnlichen  beispic 
gois  et  padre?  antwort:  h  soy  —  das  Ic  der  form  nach  wirklich 
accujsativ  sein  kann,  so  darf  man  wol  einen  äugen hlick  ötutzig  wi 
und  fragen,  ob  nicht  wirklich  das  verhum  sein  einen  accusativ  ^^reg 
ren'^  könne.  Man  muss  nur,  um  es  denkbar  zu  finden «  nicht  bat  dl 
abt^stracten  begriff  der  copula  und  der  «tarren  identität  stehen  bloil 
und  ]»edeiiken,  dass  derselbe  in  allen  sprachen  auf  eine  lebendigere 
zel  zurückgeht,  wie  gerade  unser  sain  auf  athmeii  (vgl.  Curtios^ 
zöge  der  griech.  etym.  3.  aufl.  p.  350).  Ich  meine  Tiun  natfirlich  uio| 
dass  diese  uranschauung  im  heutigen  sein  noch  fortlebe,  aber  icb 
nere,  dass  umgekehrt  athmen,  wie  die  meisten  verba  intransitiva, 
poetischer  spräche  einen  accusativ  zu  sich  nehmen  und  gerade  dann  aud 
wider  den  begriff  des  seins  erreichen  kann  (vgl.  lidte,  Wimm',  mrn  ai\ 
men  ^  voll  davon  sein)  In  den  romanischen  spracheu  dient  fBr  S6 
bekantlich  auch  stehn,  und  dieser  begriff  scheint  ebenso  starr;  trotzd« 
sagen  auch  wir:  seinen  mann  stehn  =  stelleti,  und  dies  '^  öin 
mann  smn,^  obgleich  viele  nur  darauf  ausgehen,  „etwas  von: 
(sich  und  andern),  in  der  weit  „eine  rolle  zu  spielen;**  aber  eben  da»" 
genügt  fiir  unsern  zweck,  die  transitive  kraft  des  verbums  sein  vorst 
lig  zu  machen.  Die  in  der  schweizerischen  Volkssprache  häufige  re 
weise;  e,^  ist  ihn  getvesen  (er  ist  es  gewesen),  es  isinitht  mich  (nk 
ich  bin  es),^  wenn  ieh  dich  wäre  (an  deiner  stelle,  in  deinem  fall< 
zwar  am  meisten  der  in  der  anmerkung  angeführten  itiiliüniscL»  i» 
bat  sich  vielleicht  auch  nicht  ohne  einfluss  des  Französischen  verbr. 
aber  sie  muss  ja  doch  auch  auf  romanischem  boden  iliren  grund  hak 
und  wem»  dieser  nicht  im  Lateinischen  zu  finden  ist,  so  geht  er  vioPI 
leicht  bis  ins  Keltische  zurück.  Miklosich  (die  verba  Impersonalia  tiai 
Slavischen,  Wien  1865)  fuhrt  au,  dass  im  Altirischen  das  verb.  rat 
is  die  personalpronomina  im  accusativ  zu  sich  nehme,  z,  b*  is  th\ 
eigentlich:  es  ist  dich  (du  bist  es);  ba  6,  es  war  ihn  (er  war  es);  Mi 
ne  an  fear^  es  vrird  sein  mich  den  mann  (icli  werde  der  maim  ae 
und   dass   solche  im  impersonalen   verb.  srubst.   liegende  objectsrectic 

1)  üi  diesem  §iiiiie  gilt  auch  im  ArabtHchen  kana^  t»ig,  atelhn,  *=  «ein. 

2)  hl  Hau«!!  wie;  Eh  i»t  tmcli  (femetrU  (ich  bin  ^«.'Uiebit)  hfLagi  cb^r  ttcauuili 
nAtürlich  melit  von  Mt  »h,  «ondom  hi  m»  dur  activ^n  coitötrtictioD  lierQberg^nonune 


VRBWKCB8L.    VO»   WOM.    ÜWO  ACC. 


s\n 


ogar  in  zusammenset/iungeti  ersclieine.     Ich   kann   diese    angaben   hier 
Inioht  prulcn»   bemerke  aber  wenigntens   betreflend  me,   dasa  Orinim  in 
imntsr  abhamllmig  über  Jen  Personenwechsel  jene  fonn  als  nnminutiv 
IKU  nehmen  scheint,   indi?ra  er  es  als  eine  ausnalime  erklilrt,   dass  in 
lüen  keltijschen  und  finnisdien  »prachen    die  mit  m  jialuutendon   fonnen 
jauch  den  nominativ  einnehmen^  während  sonst  für  diesen  casus  sowie 
nur  den  plural  der  ersten  person,  gernüys  der  reinen  natur  des  kh,  eiii 
[besonderer  stamm  gelte.    Wenn  in  dieser  frage  —  betreffend  die  kel- 
sehen  formen  —  die  erstere  anffassung  gilt,   so  kann  man  dann  auch 
gelegentlich   vorkommende   englische:    tt  is  (not)  me,   I  would  noi 
\ht  kirn  und  ähnliches  gehen  uns  keltischem  statt  erst  aus  fraozosischeni 
Binflnss  erklären.    Die  gewöhnliche   und   regelrechte  ausdrucksweiße  für 
jenen  fall  ist  bekantlich:  ü  is  I,  oder:  I am ,  ohne  ii  (dagegen  mit  he)\ 
[wenn  aber  Orimm  (Gramm,  4,  222)  leugnet,  dass  uueb:  /  am  ii  —  vor- 
bmme,  so  ist  dies  wenigstens  fQr  die  ältere  spräche  nicht  richtig,  denn 
fiudet  8ich;    ii  am  (not)  I,  z.  b.  bei  Chaucer  C.  T.  1462.  1T38,   so 
m  freilich  noch  auffallender:  /  i$  (4(»29.  4U43),  thou  is  (4087,  412G). 
)äni:^ch  komt  neben  regelmässigem:    dei  er  jeg  auch  det  er  mig  vor: 
rrimm   nent  die   letztere  wendung  .Jünger,"  wie  das  neufranzöHische 
t'est  moi  neben  dem  oben  angeffihrten  altfranz.  {v  mn-jo,  und  das  iri- 
sche:  1^  mi    Bomanischer   oder  gar  keltischer  einfluss  wird  hier  nicht 
anzunehmen  sein,  dagegen  ist  möglich,   dass  solche  accnsative  im  Däni- 
schen, wie  auch  im  Englischen,   durch  eine  mit  auslassung  des  pron. 
relat.  verbundene  attraction  entstehen  oder  wenigstens  begünstigt  werden 
konten;  so  könte  in  einer  englischen  frage:  is  ii  me  yau  seek?  (bin  ich 
BS,   den  ihr  sucht)  das  mc  nicht  von  is,    sondern  von  secJc  abhangen, 
[indem  es  ein  ausgelassenes  wliom  verträte.  —    Dass  die  ganze  erschei- 
ttung  nur  aus  Übertragung  der  construction  transitiver  verba  zu  erklären 
öei,  glaube  ich   um  so  weniger,   da  in  den  hier  besprochenen  construc- 
ionen  im  gnmde  nur  von  einem  accnsativ  des  prädicatea  beim  ver- 
bum  subst.  die  rede  sein  kann.    Verschieden  davon  und  weniger  auffal- 
lend idt   ein  accnsativ   des  objectes  bei  sein,  wenu  es  verbunden  ist 
xit  gewissen  Substantiven,  wie  in  den  unpersönlichen  redensarten:   got* 
mk  i^t  knra ,    mich  kümmert,   ahtL  mih  ist  niot   (mich  verlangt),    mih 
st  wunder  (mich  wundert)  Or*  4  ^  242,    Hier  hängt  der  accnsativ  des 
prouomens  offenbar  nicht  so   fast  von  dem  l)lo8seu  ist  ah,   sondern  von 
leiner  in  den  tsubstan ti von  liegenden  verbalkraft    Dieselben  sind  zwar 
ihrer  form  nach  nicht  uomina  actionis  wie  die  lateinischen  auf  -410,  welche 
bei  Plautns  verhunden  mit  esst:  einen  accnsativ,   freilich  nicht   der  per- 
ju,  sondern  der  nache,  regieren,  aber  sie  können  doch  mit  den  Ictztora 
Verglichen   werden  und  vertauschung  oder  Verwechslung  mit  dem  nomi- 


392 


LITDWin   TOBLBII 


aativ  kann  hier  nicht  ätattfindoü.  Wider  um  vorsehiodett  ist  ein  aocoM* 
ti?  der  richtuug  oder  dds  Zieles,  der  ün  Sanskrit  boi  altötracUn  m 

Verbindung  mit  den  wurzeln  bhu  oder  m  zur  umsclireibung  von  t' 
raU'ormen  stattfindet  und  zur  erklärujig  der  griechischen   uori^ti  I 
der  lateinischen  formen  auf  -6a(-?»).  -bo,  -vi  dienen  soll;   vgL  Cb 
zur  Chronologie  p,  63  und  dazu  Schorer,  Zur  gesch.  d.  d^spr.  318. 

Der  accusativ  des  öubjectes  beim  intinitiv  war  im  Deutschen 
in  demselben  umfange    wie   in  den    claasiscben   sprachen  üblich  und 
sich  in  neuerer  zeit  immer  mehr  auf  Rein  ursprüngliches  gebiet,  das 
einfachsten  verba  sentiendi,   zurückgezogen »  wo  er  ebenso  <j  '      *  r 
ser  als  object  aufgefasat  werden  kann.    Schon  wmen  i  mi 

i!iinulich  genug  für  diese  auflussung,  und  bo  steht  denn  wenigsteog  dan 
prädicat  zu  einem  von  wissen  abhilngigen  accusativ  mit  mm  im 
nomin  ati  v: 

wände  er  wttrUche  wesie  \  in  wesen  der  allerbeste.  (Alt.  passu  IfCJ,  &9^ 
den  allerbesten  würde,  wenn  nicht  dem  mittelhochdeutschen,  do<?h 
heutigen  sprachgefüld  widerstreiten.     Dasselbe  gilt  noch  mehr  boi  ' 
Man   kiej^    in   wesen   schenke   Gudr.  1612,  1.     Dagegen   b^ 
schon  in  der  ältereren  zeit  der  gebrauch  bei  lassen,   und  es  ist 
kenswert,    wie  auch  das  sonst  so  untrügliche   geRihl  J.  Grimmas  in 
lieurteilung  eines  falles  hier  schwankte,  indem  er  in  der  abhandlung  u| 
attractiou  in  der  stelle  Nibel.  lOTli  4  die  lesart  von  C:  UU  mich  rfl 
schddige  sin,  ,, besser**  fand  als  die  von  AB  (dtm  Hchnidtgni) ^  ilia  efj 
der  grammatik  (4,  59<j)  „einzig  richtig"  genant  hatte!    Eine  verscJi 
denbeit  des    sinnes    fUnde   höchstens    dann    statte    wenn   dem  sein 
accusativ  die  oben  berührte  bedeutung  eines  blossen  varstellens  o4 
des   spielens   einer   angenommenen    rolle   gegenüber   dem    wirklictii 
Charakter  zukäme,  wie  *dxn:h  lassen  selber  den  doppelsinn  von  gestatio 
und  befehlen  hat;   je  nach  dem  Zusammenhang  wären  also  beide  c(j 
stinictionen   denkbar.    Aber  grammatisch  lUsst  sich  der  accusativ  de 
nur  durch  eine  etwas  mechanisclie,   logisch  unrichtige  attractiou  an 
regierende  verbum  erklären,  kanm  rechtfertigen,  und  während  Klop8t<i 
allerdings  nagt:  Lass  mich  den  siärJcsteri  sein!    Oöthe:  Lass  diesi 
lein  deinen  freund  sein  ^,  hat  Lossing,  der  wol  auch  in  solche! 
gen  den  schärferen  verstand^  vertiitt ,  in  der  Emil.  GaL  den  druc^ 
„Lassen  Sie  den  grafefi  diesen  Gesandten  sem/*    ausdrücklich  irT 
"  nominativ  zurück  corrigiert,    schwerlich  um  die  häufimg  der  n  ra  vi 
meiden,    die  vielleicht  den  setzer  verfuhrt  hatt^.»    Man  mag  nun 

1)  Dio  müt  Ober  cUe  corrcctur  dieser  stcUo  findet  si^li  «nfüHi^  iti  eltimii  1 
Lo>*>*itigÄ  m  »oineii   bruJer:    ich  vunknko    a'w    mcim'ui  frctUHJ«  C.  Heblrr, 
„l.r««ui|j^stiidicn*'  (Heni  iM2}  aUerdiiiffii  wkbtig'i*ri*a  unüiiütiui. 


VVnWBCOBt«.    VOK  ÜOM.    KTK»  ACC. 


393 


wne  oder  die  andere  coüstructiou  für  richtiger  haltoa;  das  schwankeü 
zwischen  beideD ,  sogar  bei  classikeni ,  hilft  jedenfallH  auch  dan  vorkom- 
BU  des  accUHativ  bei  sein  als  verb,  fiiüt  iu  der  Volkssprache  erklä- 
ren, niir  iiicht  al»  ob  die  letztere  dabei  sich  auf  einzelne  stellen  der 
Klassiker  stutzte,  da  im  allgemeinen  eher  ein  einfluss  in  umgekehrter 
'richtuüg  stattfindet. 

Nahe  ari  lassen  gvmzi  Jieissm  audi  als  synonym  von  nennen ,   $o 
wie  das  sein  ja  auch  oft  genng  ein  blosses  Jwisscn  ist!    So  schlioägt  sieh 
bieran  da»  von  Grimm   ebenfalls  unter  der  atti'actiou  Uüd  in  der  gram- 
natik  (4,  5i)2)   bebandelte  schwanken  der  casus  bei  iventien  und  Imssfn 
activ,  nur  dass  hier  der  nominativ  als  ausnähme  erscheint    Die 
if>glichkeit  desselben  bombt  darauf,  dass  der  uarae  nicht  als  apposition 
fcum  persönlichen   object  gezogen   zu  werden  braucht,   sondern  auch  als 
titel,  gleichsam  vocativ,  (der  dann  dem  nominativ  näher  liegt)  von  dem 
lobject  abgelöst  werden   kann,  was  wir  heute  etwa  durch  einschliessung 
[desselben  in  anföhinngszeichen  andeuten  wurden.     Bei  dieser  auffassung 
[kann   heute  noch   eine  redeform  gewiilüt   werden,    wie  z.  b,  bei  Wolfr. 
^Ulh*  1dl,  17:   ntan  std  mich  ein  mge  nennen,    d.  k  man  eoU  von 
lir  oder  zu  mir  sage«:   der  ist  — ,  du  bist  ein  sayc!    Renoer  14925: 
len  heilet  man  ein  hrmcr  man.    Im  Mittelhochdeutschen  kann  sogar 
beim  feminin  um  an  adjectiven  der  nominativ  in  solcher  wendmig  vom 
iccusativ   ausdrücklich  unterschieden   werden ,    wie  in  der  stelle  MS.  2, 
121^:  Ir  hürivi  betrogen  iu  Welt  mich  ie  ncfinen*    Im  Parzival  begeg- 
net wol  fünf  mal  fast  unverändert  die  stelle:  den  manßa  kies  den  riter 
rot  (206,  16),  oder:   den  roten  riier  man  in  hies  (145,  16),   aber  mit 
einem  unterschied  steht  276,  21.    280,  9:    der  nennet  sich   der  riier 
rot,  —   weil  das  subject  hier  nicht  mem^   sondern  der  ritter  selbst  ist 
und  in  diesem  falle  mit  dem  reflexiven  aasdruck  sich  leicht  der  sinn  ein- 
teilt: leh  hin  oder  heisst  der'  r,  r,  —    Grimm  bemerkt  in  der  gram- 
latik,   dass  die  construction  von  netmmi  mit  nominativ  sich  auch  noch 
Urkunden  des  14.  und  15.  Jahrhunderts  finde  und  fdhrt  eine  beleg- 
Btelle  aus  der  Schweiz  an:    Hans  Lör  den  tnan  ncfnpi  der  schuoch. 
Sin  solches  der  hiltl  wol  manches  heute  in    derselben  gegend,    wenn 
lach  mit  weniger  berochtigung ,  bei  andern  verben  vorkommende  erklä- 
en!   —     Das  ags.  h/Ufin  erhiubt  denselben  gebrauch.    Um  die  ganze 
Erscheinung  noch  mehr  ins  licht  zu  setzen ,  bringe  ich  eine  romanischcit 
parallele  bei.     Im  Frovenzalischen  und  Altfranzösischen,  wo  der  nomi- 
lativ  und  accusativ  bei  männlichen  wdrtem  sich  noch  in  der  form  unter- 
bcheiden  lassen,  koint  es  vor,   dass  bei  se  faire  (dessen  sinn  nahe  an 
ion  vun  sein  und  hefsscn  streift)  statt  des  accusativs  der  nominativ  ein- 
ritt,    ollVubar   weil   eben    t^ad    sensum^*    construiert   und   so   sc  faire 

26* 


SH 


r.tTDwiü  Tiini«iii 


imgefÄlir  =  werden  gesetzt   wird.    So  provenxab'scli :   ««  fan  devinai 
(nom.  plur.,  der  accus,  mfiste  du  s  haben);  se  vd  far  predicaire  (m 
süig,,  tlor  acc.  wünle  lauten  predlradör),    Altfranztislsch       ' 
fiers.     Ebenso  wird  se  ienir  pm^  odtir  h   trotz  dieser  [•rü[  ji 

dem  nomiuativ  verbuüden:   prov.  im  mi  tetw  per  pagats  {s  t^lei 
des  rioniiuativ  sing,  ^  s);    afz.  sonl  tmu  a  mescrenni  et  n  fvhn   (ol 
das  .s*  des  acc.  plur.).    S.  Diez  graium.  3 ,  89   und  meiiieft  brud«rs  Aci 
bemerkungen  zu  Li  dls  dou  nrai  ardel  p.  26  —  27,   wo  auch  noch 
liehe   coustructioQ  anderer   verba    angeführt    wird,     Obwol  gerade  1j 
der  nomiuativ  noch    vom  accusativ  unttn'schieden  wurde,   konte  die 
construction  zu  gründe  liegende  ,,innere  sprachform*'  nur  dazu  lm\\ 
gen ,  den  unterschied  der  beiden  casus  zu  verwin^en  und  allmählich  a< 
in  der  äusseren  form  zu  verwischen.    Übrigens  könten  gerade  »ol 
fölle  die  allgemeinere  frage  veranlassen,  ob  die  congrueuz  von  apponitioi 
oder  pr^dicaten,    die  uns  von  den   alten  sprachen  her  gewohnt  ist 
als  Vorzug  gilt,  dem  sclifirferen  denken  nicht  eher  widerstreite  unt 

Griuiiji   bat  die  bei  lassen  und  hcissen  vorkommende  con       i 
als  „attraction"   (des  prÄdicates)   behandelt.    Diese  benonnung  igt  ft? 
die  betreffendeji  erscheinungen  nicht  ganz  passend,  aber  sie  soll  un 
dazu  fuhren,  die  gewöhnlich   unter   attraction  verstandene  cons 
tion  darauf  bin  anzusehen,    ob  sie  nicht  unter  anderm  auch   zur   ti 
wechselung  von  nominativ   nnd  accusativ  beitragen  konte.    Wir  wei 
nns  überzeugen,  dass  dies  allerdings  der  fall  ist  und  dass  die  bisher 
gelegentlich  vorgeKoranienen  hin  Weisungen  auf  attraction  in  der  t^t  oi 
tieferen  grund  haben* 

Zwar  haben  wir  gleich  im  anfang  eine   stelle  aus  einem  tirj* 
riscben  weistum  gefunden,   wo  durch  annähme  von  attraction  (de« 
relat.)  der  sonst  at^ittfiudende  schein  einer  Setzung   von  der  statt 
vielmehr  aufgehoben  wird;  aber  viel  häufiger  sind  eben  filllo  ^l 
teils.     Es   liegt    anf  der   lininL    dasn  in   ho  hekauttm  furauMi  »l 
tiori  wie: 

den  hestt^n  hniUtn  den  kh  liab,  der  lieyt  hehn  wirt  im  kdicr  — 
zunächst  und  zuletzt  doch  verkehrung  eines  casus  vorliegt,  und  w 
dieselbe  hier  allerdings,    eben  durch  die  annalmie  von  attraction, 
erklärung  und  rech tfertigung  findet,  wie  umgekehrt  solche  verschrän 
eben   nur  durch   bei  behaltung   des  formellen   unterschiede» 
casus  einen  gewissen   reiz  gewint,   ho  konte  darum  doch  durch  diese) 
in  der  Volkssprache  die  ohnebin  nahe  liegende  vertauschung  und  hei 
brechende   gleichseiznng    diT  cüj^^us  Im    "      :  j    werdoit,     V 
man  mit  jener  stelle  aus  dem  älteren  vrill,  n  von  ffiMel' 

gebrachten  clsiiinsischon  volksroim ; 


VKÄWKf'URI.     VOTf   KOM,    ITKD    ACC. 


395 


der  fflutzer^  der  i  Im,  der  tmnsch  l  mm  schätzlo-n-ä' 
Bo  kann  man  in  dieBem  allordingB  die  drei  der  einfach  für  den  gerteixt 
finden,  und  miter  der  vorausBet'/ungt  daas  die  form  den  nominativ  in  der 
elHättsiacIien  mundarf.  Ifingst  auch  für  den  afcusativ  ^elte*  oben  unreinen 
beleg  davon  in  d^r  stelle  sehen.  Bei  näherer  betracliiung  wird  man 
jedoch  bemerken,  da»8  die  drei  der  nicht  auf  gleicher  linic  stehen,  indem 
die  xwei  letzteren  allerdings  gerado/.n  nur  für  de7i  stehen  kennen,  und 
zwar  aus  rein  lautlieli- formellem,  nicht  aus  syntaktischem  gründe,  das 
erste  aber  ein  formell  richtiger  und  auch  syntaktisch  erklärlicher  nomi- 
nativ sein  könto^  der,  wie  ja  oft  geschieht  und  früher  noch  öfter  geschah^ 
absolut  oder  in  aussieht  auf  eine  entsprechende  fortsetzung,  vorangestellt 
wurde  und  dann  stehen  blieb,  obwol  jene  fortsetzung  ausblieb  (vgl. 
Gramm.  4,  888).  Denken  wir  uns  statt  des  zweiten  und  dritten  der 
wirklich  dm,  so  haben  wir  im  ganzen  einen  Wechsel  der  conatruction, 
der  sich  mhd*  sehr  häufig  findet  und  auch  heute  noch ,  oft  sogar  vorteil- 
haft Aumh  die  in  dem  Wechsel  hervoiiretendc  lehendigkeit  der  rede* 
weise,  angewant  werden  kann.  Dass  aber  durch  solche  Wendungen  das 
gefilhl  für  den  gegensatz  der  casus  nicht  belebt,  sondern  eher  abgestumpft 
wird,  scheint  mir  unbestreitbar,  und  man  wird  auch  zugeben,  dass  wirk- 
liche attraetion,  wie  die  im  anfing  des  älteren  Volksliedes  vorliegende, 
von  dem  vorhin  besprochenen  anakoluth  im  übrigen  nur  dadurch  sich 
unterscheidet,  dass  sie  einen  accusativ  statt  eines  uomiuatives  voraus- 
schickt, auf  das  Casusgefühl  als  solches  aber  beide  dieselbe  Wirkung  aus- 
fiben.  Beispiele  von  beiden  aus  der  älteren  spräche  findet  man  in  Grimms 
abhandluug  aber  die  attraction  —  und  zwar  unter  titel  2;  „demonstra- 
[tivindas  relativ  gezogen"  oder:  „rückwärts  greifende  attraction**  — 
gesammelt  und  nm*  nicht  genügend  unterschieden.  Die  häufigste  formel 
ist  eben  die  auch  in  dem  bereits  citiert-en  volksliede  geltende:  den  ..., 
den  ...,  der  ...»   daneben  auch:   eitlen  ,.*,  ^^  •••t  d^  /uweilen 

tritt  statt  des  der  im  naclisaty^e  dn§  ein,  z,  b.:  den  nunjcti^,  den  Ich 
nmtiCr  daj^  ist  (kr  Mk'^e  got  ;  es  kann  aber  auch  das  aufnehmende 
und  abschliessende  pronomen,  welches  da^  oder  der  lautc»n  müste,  ganz 
ausbleiben,  wie  da^  in  der  einleitung  zu  Herbort  XXIX: 

den  ahUt  den  er  frtu^  an,  was  ein  munfd  wi^  und  rein. 
Auf  ein  feminiuum  bezüglich  würde  die  formel  lauten:  die  .*<,  die  ,.,, 
diu  ,..;  statt  dciJ  letzteren  kanu  eine  ausweichung  stattfinden,  wie  in; 

die  erCf  die  man  im  erhat^  der  wan  vil  nnde  genuoc. 
lici   der  formel:   der  ..,   der    oder   deti  .,,  defi,,;    weiblich;   dift 
diu  od«?r  die  .  ♦,  die  ..,  z.  b,: 

diu  l)e^te  bir,  die  fuan  kür,  die  teilte  mm  gdUJie 


3!)t> 


t.nnwio  TOTu*irii 


kann  vofi  ftUmction  nicht  mehr  mit  demselben  recht  oder  ini  gloiG 
sinne  wie  hei  der  ersten  die  rede  sein,  sondeni  eher  eben  von   ai 
luth  oder  enallage  nach  absolut  Torangestellt.om  nominativ. 

Da  wir  die  Setzung  der  (scheinbaren)  accusativform  ftir  neu 
nativ  beöonderg  auf  niederdeutschem  gebiete  finden,  so  setze   ich 
auch  eine  niederdeutsche  stelle  her,  in  welcher  nach  dem  ersten 
das  pron.  relat.  ausgelassen,  im  gründe  aber  vielmehr  nur  alll 
biert  ist: 
den  schaden  he  um  to  ämde  plecM,  darvor  krichi  Ac  hu  rffi 

(Reineke  Vo8,  Lübben  v.  :52«1>> 
Der  herausgeber  nimt  in  der  anmerkung  zu  dieser  stelle  als  möglich 
dass  den  schaden  absoluter  accusativ  sei»    Ich   weiss  nicht,    ob 
solcher  im  Niederdeutschen  \orkomt,   zweifle  aber,  dass  er  gorad^ 
dieser  stelle  wol  angebracht  wäre,  und  finde,   duss  die  von  Lübben 
gebrachte  parallelstellc  nur  annähme  von  attraction  zulässt.    In  der  8t< 
aus  Reineke  Vos  muss  man  die  construction  natnrliob  so  zurecht  leg 
(für)  den  schaden  (den)  er  uns  zu  tun  pflegt,  ffir  ^      '   '  -^4  or  nun 
ihm  gebührt;   den  schndai  ah  absolut    vorausgesr  i    nurainal 

und  nachher  veränderte   einfuhrung   des   nachsatzes  anzunehmou, 
darum  nicht  angehen,  weil  im  Mnd.  meine«  wissen»  nicht  wie  im 
und  Nordischen  den  auch  für  der  vorkomt  und  weil  dann  in   der 
iiuslassung  des  relativums  angenommen  werden  müsto;   sonst  köute 
solches  den  nach  jenen  auf  -«  auslautenden  nominativen  von  adjectii 
(Lübben  p.  XVIII  und  zu  v.  2il)  herüberschillern,   die  in  <lem  heutig 
tmai  (ein,  Aachen),  desen  (dieser,  Luxemburg),  decti  (der  welcher,  eh 
das. ,  s*  HUdebr.  a.  a.  o.)  ihre  fortsetzuiig  gefunden  zu  haben  scbeiBüa. 

Im  Englischen,  wo  die  scheinbare  an  V  des  pron.  relat  b^aon* 

ders  häutig  vorkomt,  aber  ursprünglich   an  ntion   eutsprungea  imd 

zu  erklären  ist,   begegnen  auch   einzelne  fälle  einer  be^ondeni  art 
attraction,  wo  das  pron.  relat.  zwischen  nominativ  und  accusativ     ' 
z.  b. :  Ue  whom  (oder  who)  yc  preteml  rmjns  inheüveth  —  ;,    ^^ 
tenal  to  shoof  wham-  (oder  who-)  so  ever  should  stof>  him,  — 

Im  ersten  beispiel  muss  man  sich ,  wenn  wha  gelten  soll ,  die 
ye  pretcfid   als   parenthese   oder   mit   ergänzung  eines  ns  denken; 
amiahme  von  wham  wäre  statt  des  indicativ  rttgns  der  infiniti?  (o 
zu  erwarten»    Im  zweiten  beispiel  scheint  der  nominativ  planer,  weil 
ergfinzung  eines  objects  vor  demselben  leichter  föllt  als  die  ^ 
eines  subjects  ira  accusativ  zum  vcrbimi  ßnitum.  —    Von  andoi 
aus  der  älteren  spmche ,  ein  beispiel  wie  Chaucor  CT*  40^  i 
ünthank  comc  on  kls  hmd  thai  band  hlu*  su 
And  he  thai  hettcr  shouhl  harc  knifi  thv  n^ji^*' 


VRnwm:iifiL.  von  ko«.  VVH  AOC. 


9^1 


Hier  waro  statt  hc  öhor  hhn  %\x  erwarten ;  abur  ht^  i»t  gkich^am  progres- 

i»iv  all  den  cmm  \m  ihnt  attraliiert    Obrigens  erinnere  ich  daran,  dass 

auch  in  himsdfnnA  themsdves,  in  folge  von  Verdunkelung  der  tträpröng- 

liclieu  uatur  und  cunstruction  dos  seif  {s,  Grimm,  gn  4,  :^(^^)  ^irciisalivt^ 

^(urspröügUcli  daüve)  in  den  nominativ  getreten  sind. 

Naclitröglich  erwiilinü  ich  hier  —  was  besser  oben  an  die  beaier- 
kung  über  das4  engt  hut  und  thtm  sieh  angeschlossen  hätte  —  das  schwan* 
ken  des  ca«U8  in  sätzen  wie:    lis  gibt  nichts  schmeres  als  diesen  ort; 
[oder:  tüs  dies  er  ort.    GiU  es  keinen  kürzeren  weg  aU  diesen  —  oder: 
-  aU  dieser?  u.  dgl.  —     Der  accu^ativ  Hclieint  schulmussig  richtiger, 
[aber  da  man  im  zweiten  glied  ein  ist  ergänzen  kann,   so  lässt  sich  dort 
auch  der  noniinativ   rechtfertigen,   /.umal  da  geben  m  dieser  unpersön- 
lichen bedeutung  an  trunsiüvor  kraft  einbönst,  je  weiter  das  scheinbare 
jobject  (dein  sinne  nach  öubject)  von  ihm  entfernt  steht  ^   also  im  zweiten 
IgUed  mehr  als  im  ersten.     Man  sieht,  dass  solches  sehwanken,  wenn  es 
[auch  im  eizelnen  lalle  durch  einiges  besinnen  sich  entscheiden  lässt,  doch 
im  allgemGinen  den  begriü'  der  casus  nicht  klären  und  befestigen  kann. 
[Solche  falle,   wo  man  sich  auf  daa  richtige  besinnen  kann,   aber  auch 
immer  wider  besiimen  muss,  mnd  wol  auf  die  länge  dem  bestand  der 
regel  gefilhrlicher  als  Schwankungen»   die  um  dieselben  laute  sich  dre- 
jhen,  aber  olme  dass  sich  dabei  etwas  denken  lässt     So  ist  neben  dem 
[adverbialen  -Iwlbcn    (dat  pL   des  alten   subst.  halbe,    schw.  f-,   seite, 
^ neben  halb  in   deshalb)    die  form  -haJher  aufgekommen,   wahrscheinlich 
nur  durch  falsche  analogie  mit  der  gleichlautenden  form   des  adjectivs 
\halb,   welche  in   gewissen  prädicativen   taUen   erstarrte  wie  voller  (vgL 
ür-  4,  4ii&.  198.  797);  als  beleg  für  rein  lautlicben  Wechsel  zwischen  -er 
und  -ai  könte  dieser  fall  eben  darimi  nicht  angeführt  werden. 

Wichtiger  ist  nun  wider  ein  anderer  gebrauch,  den  Hildebrand  in 
I  dieser  Zeitschrift  2,  361  besprochen  und  mit  trefllichen  hemerkungen 
über  das  Verhältnis  zwischen  Sprachgefühl  und  granmiatik  überhaupt 
j.(p.  :i63)  beleuchtet  hat,  aber  nicht  im  sinne  gehabt  zu  haben  scheint, 
lats  er  die  abhandlung  im  ersten  bände  dieser  Zeitschrift  verfasste,  da  er 
[eonst  ohne  zweifei  diesen  neuen  gesichtspunkt  dort  seihst  geltend  gemacht 
[liätte.  Er  flihrt  nämlich  a*  a.  o.  eine  reihe  von  stellen  an,  wo  ein  sub- 
Utantiv  in  derselben  form  syntaktisch  zwei  casus  vertritt,  natürlich 
[also  solche,  die  wirklich  gleich  lauten  wie  der  noniinativ  mit  dem  voca- 
Itiv  und  accusativ,  so  dass  dieselbe  form  zu  verschiedenen  verben  in  ver- 
schiedenen casus  zu  beziehen  ist.  Es  findet  also  dabei  freilich  keine 
[Verwechselung  der  casas  statt,  da  eben  dieselbe  form  rechtmäs- 
iBig  für  zwei  casus  gilt,  aber  man  wird  doch  auch  hier  wider  finden, 
[dasd  tiolche  construction  einer  wirklichen  vorwechBelong  oder  gleich- 


398 


L170WIÜ   TOULBB 


setzuog  der  caaun  in  audorn  ßillea,  also  z«  b«  lieim  {iroDmneQ 
adjoctiv,  wo  me  sonst  imgleich  lauten,  vorHchub  leisten  kontc. 
besagte  doppelbezieliuüg  eines  Substantivs  yteht  öbri  ■ 

tik  nicht  einsam,  sondern  sie  gebort  zu  der  im   aU^  -il..:..,    ,, 
pov^  genanten  constrnction ,  welche  noch  in  andern  formen  und  auch 
andern  redeteilen  vorkomt    Haupt   hat  in  den  anmerkungen  zum 
(zweite  ansg.  p.  392  —  95)  eine  reiche  und  wertvolle  zuHammon8t€»llii 
mittelhochdeutscher  iUlle  dieses  gebrauches  gegeben ,  aul*  welche  ich 
mit  verweise  (so  wie  auf  viele  andere  beitrage  zur  höheren  und  feiueij 
syntax,  welche  dort  niedergelegt  sind).    Was  nun  insbesondere  den  non 
nativ  und  accusativ  betrifl't»  so  schliessen  sich  den  lUllen,  wo  aiii  ^nj 
stantiVt  iin  nominativ  oder  im  accasativ,  zu  zwei  verben  geh 
(a.  a.  0.  p.  302  —  9:^)  eben  zunächst  solche  an,  wo  das  -^        ''      !hi 
und  nom,  zugleich  gilt  (p.  391)*     Dabei  ist  bemerki  :;  ss 

fallf  wo  es  zuerst  als  nominativ  steht,  seltener  vorkomt  als  der 
kehrte,    nämlich   bloss  in  den  (auch   von  Hildebrand  citierten' 
NibcL  528,  1  — 2A.  und  Güdr*214,  2.     Übergang  vom  accu^i*;.. ; 
nominativ  findet  sich  in  den  von  Haupt  und  Hüdobrand  citierten  slcUfi 
Klage  U12  — 13A.     Woltn  Wh.  253,  21  —  25.     Haupt  fuhrt  noch 
Tund.  55,  37.   Nib.  1313,  1.  Konr.  v.  Pussesbnmnen  99,  24.   Gudr,  G54,j 
Wh.  30,  4,    Hildebrand  zwei  stellen  aus  H,  Sachs.    In  neuerer   zeit 
dieser  gebrauch,  den  schon  im  Mhd.  die  feineren  hofischon  dichter  m^ 
den,  wol  unerhört;  dass  in  den  alten  sprachen  ähnliches  vorkomt, 
Hildebrand  bemerkt  (262  —  65). 

Hiemit  bin  ich  so  ziemlich  am  ende  dessen  angelangt,    was  idi 
betreflend  beriihrung  zwischen  nominativ  und  accusativ  im  syntaktischeii 
gebrauch  auf  deutschem  boden  hh  jetzt  ausfindig  gemacht  habe.     Hn  l.-l» 
aber  schon  oben  gelegentlich   auch   auf  das  romanische  gebiet  ge^ 
bin  und  der  gegenständ  in  der  tat  ein  allgemein  sprachwissenscbaf 
interesse  hat,  so  will  ich  zum  Schlüsse,  nur  anliangsweise  und  in 
noch  einige  fUUe  anführen ,  wo  die  beiden  casus  auch  in  der  syntai  nni 
rer  sprachen  in  bemerkenswerter  weise  mit  einander  sich  berühren  od 
vertauschen. 

Im  aus  ruf  kann  meines  Wissens  im  Neuhochdeutschen  nicht  uie 
wie  im  Mittelhochdeutschen   (ach  micfil)  ein  reiner  accusativ  gobr 
werden,  sondern  es  komt  nur  der  nominativ,   der  mit  ihm  gb "  '    ' 
tonde  vocativ,  der  genetiv  und  der  accusativ  mit  üher  vor.     In    l  i 
nischen  galt  der  reine  accusativ  (me  miserum!)  und  m  gUt  noch  H 
liänisch;  mtsüra  me!  woraus  jedoch  nicht  mit  Sicherheit         ' 
den  kann,  dass  das  fruiiztisische  malhmrmx  moi!  als  a^-u  ,...,  ..i  ..^ 
men  »ei,  da  im  Spaitiüchen  der  nominativ  häufiger  ist    Noch  w« 


vRRwüoimri.  vow  Kow.  tnm  acc. 


899 


kann  natürJiüh  uus  Jeni  deut^cheti;  ikr  (^lücMiche!  «entnommen  wer- 
den, (kss  k  manm*reux!  il  feÜce  (neigen  fdice  lui!  accusativ),  d 
fUchoso!  nomiüativi>  BeieiL  Es  herscht  hier  im  Uomanischen  dieselbe 
migewissheit  (oder  gbjective  indiiferünz)  wie  überhaupt  zwischen  dm  zwei 
casus,  aber  dass  dieselben  in  diesem  punkte  auch  uaf  deutschem  gebiete 
nahe  nneinander  gnlnzen,  zeigt  der  Übergang  vom  mhd,  zum  nhd. 
gebrauch;  im  engl,  ah  mef  ist  der  accusativ  jedenfalls  richtdger  als  in: 
if  h  nie  (oben). 

Von  die.sen  ohne  verbum  stehenden  aunrufen  kommen  wir 
zuniu:li8t  zu  solchen,  wo  ein  verbum  ira  inftnitiv  steht  und  die  fi-age 
bleibt,  ob  es  sein  subject  im  nominaüv  oder  accusativ  zu  sich  nehme* 
In  den  alten  sprachen,  wo  einerseits  der  accusativ  im  einfachen  aui** 
rufe,  andrerseits  der  ticc.  mit  intln.  statt  nebensatz  in  mani  ' n 
ffillen  üblich  war,  ist  es  natürlich ,  dass  auch  der  iofinitiv  in  ausiu.  ii 
mit  subject  im  accusativ  steht  Im  Deutschen  ist  ein  solcher  infinitiv 
ebentallii  bekant»  aber  fla  die  constvuction  eines  infinitiv  mit  subject  im 
accusativ  überhaupt  nie  volkstümlich  war,  mid  auch  der  accusativ  im 
einfachen  ausruf  abgekommen  ist,  so  steht  das  subject  im  nominutiv; 
Ich  das  tun!?  (bei  unwilliger  abweisung  einer  Zumutung)  und  zwar  ist 
diese  construction  nicht  durch  ergänzung  eines  aoUtr,  zu  erklären,  son- 
dern eher  eüies  mul:  Ich  —  und —  das  tun  ~  (wie  ist  das  vereinbar?) 
wie  denn  solche  sätze  mit  und  gleichbedeutend  daneben  vorkommen. 
Auch  die  romanischen  sprachen,  denen  doch  der  lateinische  acc.  mit  inf. 
für  andere  lalle  nicht  ganz  fremd  geworden  ist»  setzen  in  diesem  ialle 
den  nominativ  (so  weit  man  ihn  am  pronomen  vom  accusativ  untei-schei- 
den  kann).  Dieser  nominativ  ist  weniger  auffallend,  weil  wenigstens  im 
Italidnischen  und  Spanischen  auch  ausserhalb  des  ausrufs  ein  nomi- 
nativ mit  infinitiv  vorkumt^  und  zwar,  abgesehen  vom  passiv,  nicht 
bloss  in  den  föUen,  wo  das  subject  des  infin.  mit  dem  des  hauptsatzes 
identisch  ist,  im  Lateinischen  aber  dennoch  ausgesetzt  wird  und  zwar 
im  accusativ,  sondern  auch  in  solchen,  wo  im  Ijateinischen  der  infinitiv 
gar  nicht  stehen  konte,  nämlich  verbunden  mit  dem  artikel  oder  einer 
prilposiMon.  Näher  steht  hier  Jem  Romanischen  das  Griechische,  inso- 
fen#dort  wenigstens  jene  Verbindung  des  infinitiv  vorkomt,  aber  wenn 
das  subject  desselben  nicht  mit  dem  des  hauptverbums  zusammenfallt, 
80  nmss  es  im  accusativ  stehen ,  und  im  andern  falle  wird  der  nomina- 
tiv oft  dui"ch  attraction  m  andere  casus  verrückt  Das  genauere  hier- 
über gehört  nicht  hieher,  da  im  Deutschen  sich  nichts  ähnliches  findet; 
ich  verweise  auf  meine  oben  im  anfang  des  zweiten  teils  citierte  abhand- 
lung  und  auf  Diez,  Oramm.  a,  225  fg.  Buttmann,  Griecb.  schulgr. 
15.  aufl.  §  142.    Im  Englischen   hat  die  construction   des  acc.  mit  inf. 


im 


LÜI>Wia   tOULIOt»     VKÄWKCHÄL.    VON  »Oü.   tJKD  ACH 


%um  teil  sogar  eine  erweiterung  gegenüber  den  alten  sprucben  erfa 
in  Sätzen  wie :  tfwff  supposed  us  to  he  t h ß m ;  I  hdieve  U  to  ht  hii 
wei'den  die  pronominalen  accusative  wol  niclit  von  dem  begriff  de»  seit 
als  solchen,  nach  der  ob^^^n  besprochenen  auiTassung,   sondern  von    du 
inlinitivforra  bedingt  sein  oder  geradezu  vom  verbum  finit  abhängen« 

Endlich  kann  von  bertihrung  mid  möglicher  verwei'li  ' ' 
den  casnH  auch  noch  bei  ubs»oluten  participien  die 
das  deutncha  pai't  praet.  sowol  zxir  angäbe  ron  art  und  weise  ab  vo^ 
zoitbestimmiingen  und  bedingungen    absolut   gesetzt   werden   kann,    iH 
bekant,  und  dtiss  der  casus  der  accusativ  ist,  leidet  in  fötlen  wie:  de\ 
fMmhotjm  aufgestemmt  (==  mit  aiifgestemtem  ellenbogen),   dimcti  fa 
angenommen  u»  dgl.  keinen  zweifeL     Aber  gerade  in  diesem  letzt<?reii 
beispiel  und  Tihnlichen   föUen  kann  wol  auch  der  nominativ  geHetzt  un^ 
gerechtfertigt  werden,    auch   wenn   er  keine   gerade   forUetzang   ßndel 
und  daHs  er  eine  solche  nicht  absolut  bedarf«   fanden  wir  schon  od 
Von  einem  „absoluten  nominativ**  sprechen  englische  grammatiker  weuij 
sten«  beim  purt.  praesens,  in  beispielun  wie:   he  hriutj  tlcmt  we  sh*\ 
live,  wo  der  casus  am  pronomen  zu  erkennen  ist    Im  Fran2(3si9eliea 
dies  nicht  möglich,  dagegen  im  Spanischen,  wo:  io  vivo,  tu  mHerio 
in  beraerkenswei"ter  weise  vom  lateinischen  me  vivo,  te  fm>rim  abweieb^ 
Im  Italiäniscben  schwankt  und  wechselt  der  casoBt  äuck  beim  pari*  prEt 
arrivato  io  (nach  meiner  ankujift)  neben:  lei  parfita  (nach  ihrer  abreis 
acc).     Es  ist  auffallend,  dasä  im  Deutschen  gerade  in  (Uesen  eiüracli< 
sten   sÄtxen   mit   persönlichem   pronomen   die   participien   niclit   abttolt] 
y  gebraucht  werden  können;  aber  solche  Verschiedenheiten  unserer  sprnoli^ 
von  den  übrigen  „modernen*'  (die  doch  gerade  mehr  auf  dem  „nr 
beruhen)    neben    ebenso   unverkenbarer   Übereinstimmung  hervor/ 
war  auch  ein  zweck  dieser  ganzen  abhandlung* 

BEUN,  MAI  1872.  LUDWIG  TOBl-ER. 


BEMERIOmGEN    ZUM    REDENTINER   OSTERSriELE. 

Folgende  bemerkuugen  sollen  einen  beitrag  liefern  zur  berichti^oj 
und  erklärung  des  von  Mone^  gegebenen  band  schriftlichen  textes*   Det 
allein   darauf  kann  die   weitere   philologische  arbeit  an    diesem   spiel^ 
gerichtet  sein,  da  die  berechtigmig  zu  einer  texteaherstellung,  wie  Et 


1)  Schaufiptelü  des  Mittelalters,     An»  bandscliriftoii  hemuBgegobcn  und  crkll 
von   F,  J.  Muüc.     Zweitor  Wnd.     Karlgrüho.   1846.     „12,   Christi  Aufer»teh vmg,' 
Ö.  l  — 32  nbhaüOltuig,  a.  83-1Ö7  tcit. 


FB.    BlUiSUfN,    BEMBKK.  SO»  aBÜ&^tTlVES  OSTKBSPIBLE 


401 


mftller'  sie  verauclit  bat,  xweifelbafl,  die  frag^  aber,  ob  jener  vernucb 
gelungeti  sei,  für  jeden,  clor  unbefangen  beide  teittesgestalten  verglichen 
hat,  etitscbiedeu  ist  übrigens  gilt  von  dem  EttmüllorscbeD  texte  die- 
ses spiele«  dasselbe,  was  in  beireff  dos  Tbeophilus  Hoffmann  erinnert, 
Tbeopb,  IJ,  s.  480," 

V.  83.  ml  me  uns  dre  niede  gmen.  Will,  sagt  der  zweite  ritler, 
man  uns  (mir,  oder  jenem,  der  sich  ebenfalls  bereit  erklärt  hatte,  dem 
Pilatus  um  aold  zu  dienen),  drei  mitgeben,  m  usw.  Ohne  allen  ersicht- 
lichen grund  findeii  E. :  wU  me  üs  ßrc  medo  gcven.^ 

366.  ein  vorsie  des  t^rede$,  gut  sterßUc,  Dns  gol  sfcrfUk  der  hand- 
schrift  kaim  nur  Übersetzung  sein  von  dem  Hebr,  el'tjihhor.  Lutbor 
übersetzt  nach  Vorgang  griechischer  Übersetzer  ei  mit  kraft,  giUfor  mit 
held,  es  ist  „gott  der  starke.'^  Vielleicht  ist  zu  emondieren  got  sterh- 
lik;  ich  kann  zwar  die  nd.  form  sterMik  nicht  nachweisen,  aber  starke- 
liehe  wenigötens  komt  vor  Mone  1 ,  66.  Pass-  sec.  Matth.  lüfo  das  est 
den  rihtef'  Htarkdichs  wunderte.    Vgl,  übrigens  v.  547.^ 

368,  m)n  rike  keß  nunimer  iUtrede,  sein  reich  hat  nimmer  ende, 
eigentlich  ausrede,  es  lässt  sich  nicht  ausreden,  aussagen.  lUreden  ist 
w«3rtlicht.t  Übersetzung  des  enarrare  der  vulgata,  wie  es  Jes.  53,  8  vor- 
komt,  qiüs  enarrabit  ejus  generationom.  Es  ist  also  zu  schreiben  utrede^ 
K.  deutet  «/-/rede»  austritt! 

431.  seggc  mg  figcht  nnnode,  Ettmüller:  j.seggc  m?,  dal  *s  nicht 
unnöde,  das  (zu  wissen)  ist  nicht  unnötig/*  unnodc  bedeutet  ungern 
Br.  W<  lU,  245  und  man  hört  noch  jetzt  mundartlich  in  Neu -Stettin: 
dai  du  ik  unnode^  das  tu  ich  ungeni.    Es  hat  mit  fwd  nichts  zu  schaf- 


1)  Diit  spU  füll  der  upatandingre.  Gedichtet  1464.  Mit  einleitnn^  tmd  crläu- 
tcrnn^fn  hcnrnsgegebcn  von  Ludwig  EttniilUer.  (Bibliothek  der  gesammteu  deut- 
schen uaiioiiaJlitt4*r»tiir-    31.  band).    Quedlinburg  nnd  Leipzig  1851.    XXII.  122  s. 

2)  Vor  tiioseudang  dieser  ,» Bemerkungen  "  hatto  der  herr  Verfasser  eine  abband- 
lüng  VDrfJflTenthcht  .»t^ber  das  Redentiiier  Osterspiel"  im  programme  des  fürstlich 
Hedwiggehen  Ojinnugiuni«  zu  Neiist^Jttin  ♦  März  18tlO.  36  s.  4;  nach  einsendung  der- 
Mclben  erscbien  eine  jibbandlojig  von  Carl  Schröder  t^7Mm  Rodentincr  spiel**  in  dor 
Gormania  von  K.  Bartsch.    Wien  1869.    Jahrg.  14,  s.  181  —  196,  Z. 

3J  Etwa:  dure  n^etU  =  nihd.  Uun  miete,  hvbc  bezahlnng?  VgL  v.  72:  me 
Bckal  jto  gfieven  hu  her  wi*^  g(tlt,  V.  111  fg.:  beware  tfy  wol  rft-n  heli  ^  bo  tüert  jw 
dat  rede  gMt  hctnlt  ttp  demc  bretU.  V*  117:  (tat  ^heit  ffiaket  den  ftelt  sprntifhen, 
V,  145:  so  du  dat  hn  wult  m«  mtj  mit f an.  V.  148:  ik  wil  dy  fjheven  riken  izolL 
V.  195  fg.t  denket  an  de  gheldct  de  me  jw  (jhetavet  hat,  V.  216;  vardene  myt  erm 
dyn  ffolL  Z. 

4)  Jen.  9.  6.  ,^Et  Tocabittu- nomcn  ebs:  Adniirabilis ,  oonfltliarinB,  d&ns 
forti»,   p'  '  sa^culi»   iiriiiOL*p«i  paci»,  mnltipücabitur  ejn«  imperium»  et  pAci» 

tum  crit  tu  mt  v,  3t$6  wol  m  Icki*«:  ein  vornte  den  radenj  t/ol  Aiwclic.*'    Z. 


402 


fR.  Dftoäsnm 


fen,  eher  Ut  man  beroclitigt  m  ein  gtammworl  sn  denken,  wa.s  ini 
mdc  leicht  steckt    Die  worte  bedeuten  h1«o:  siage  mir  gern,  willigj 

462.    ik  ntfce  wai  fc  bradm,  iclj  rifclie,   was  sie  braten ,  so 
1617  (1608)  ik  rdke  doch  tvol ,    wai  du  hraikst    .»Den  braten  riocl 
noch  jetzt  sprichwörtlich.    E.:   ^^ik  ne  rokc  wai  sc  hrtkUn^  ich   wota 
nicht,    was  sie  machen.**     r&keti  verhält  sich  zu  hd,  rl< 
diek  m  to  Jodide,   dem  alten  weh-   und  hilferufe  der  ri     i 
stamme,  scMM  :  sdikt  644  (mhd.  ge-sehicht)^  bäügct :  bcffiugä  27iX 
pen  :  hriechmi,   slüicn  :  sliesen,    lüde  :  Utsda,    bedMcn  :  bedtui^^  261 
Mdc  :  hiute. 

583.    du  sclioli  hir  fic  gesi  tmr  nmlmi,  wesen,   ich  schlage  vor 
lesen;  du  sdmU  hir  fiegest  nid  malen  wesen.    nagest  ist  lae.  ady« 
«iiperi  noii  na,     Br.  W.  DJ,  214,   hier  negst,   uuchstdem,   mal  slgni 
makeichon,   wuudeumaL    „Du  sollst,**  sagt  Jesus  zu  Lucifcr,  nacbde 
er  ihn   mit  ketten  gebunden  hat,   „Wernächst  mit  wundenmalen  imnA 
iViisvn  nwf  nuden  ist  gesagt,    wie  sonst  wescn  md  gcmalcc^   wcsen 
vrede^    nwl  sumlen   tvcsen   lUü.      VieJleicht  liegt  in   Jen  worten 
]»c/4cliung  auf  die  vorhergehenden  worte  Jesu  574: 

groie  pjfnc  het^e  ik  geladen, 

an  mynw  lytw  fyf  wumkuj 

dar  male  sclml  Lucifcr  werden  bundeu 

wentc  an  dcti  Jungesien  dach, 
Punf  wunden   trug  Christus   an  seinem  leibe;    mit  entsprechenden  naa 
jieichen  soll  Luciter  gezeichnet  werden.    K.:    „du  sch<iU  hir  nc^gei^ 
nuihn  wescn,  du  sollst  hier  mit  ringen,   banden,   geneiget,  niedl 
beugt  sein." 

639,  fner  vare  ne^lder  an  de  hdliM, 

dar  du  ewichliktm  scholl  quellen, 
quden  oder  (mit  geminier tor  liquide  wegen  des  kurzen  vocalä,  wie  f»e(l-_ 
der)  quälen  st.  v*  intr.  schmerzen  leiden,   sich  abmartern.    So  auch 
dem  nrh.  osterspiole  Haupts  ztsdir.     Cns  ist  dies  intr.  verloren  gogai 
gen,     Mlul  lautet  es  qnrhn  qHHn,    Dazu  da^^  factit,  qudn  martern, 
gen,  unser  nhd.  quälen*    Ganz  verkehrt  E.  in  der  anm. 

653.        ik  hMc  io  dicke  Iwrt  unt  is  vk  redU^ 

dat  de  cddrc  here  bcdwingd  dcfh  ckena^  knecM, 


1)  Ahd    adj.  tm-odi  difücili»,    adv.  wi-odo  difficüe.   GrufT  L  150.   Grüni 
(.imnim,  2»  77^;  ftita.  un-f)äi  un  -  odti  TTcl.  S2t»5-  3299;  ags,  uh  -  - 
Noch  j»^tzt  in  der  grafsclrnft  Marita  unnm,  ungern.     W<n?6tti  Ih 
sehen  ximuckrtim  4,  272 ,  111.  ^» 


96VM    BKt)KNTt9(KR    OSTKO&rmiM 


40:j 


So  Mone  statt  des  von  dar  haiidschrift  dargebok^neii  „dr%  das  ist  elrere.*' 
Die  letzte  zoilo  wird  durch  die  vorbergoheude  alö  Sprichwort  gokeiizoich- 
\wt  Das  f^hmen,  d»  i.  eichenen,  musa  iu  dem  eJre  seinen  gegensatz 
babeii.  Ich  vermute  clrene,  d.  L  von  der  dler  oder  erh,  alneui^.  Ein 
ganz  entsprechender  gegensatz  findet  sich  in  den  hochdontscheu  Sprich- 
wörtern :  Der  herr  soll  von  linden  sein »  der  kiiecbt  von  eichen.  Simr.  4598. 
Ein  lindoncr  hcrre  überdauert  einen  eichenen  knecht.  45yjj,  Der  ainn 
des  Sprichwortes  ist  also:  der  lierr  bezwingt  den  knechte  auch  wenn  die- 
ser eichen  (von  dem  festesten  holze),  jener  erlen  (von  dem  weichsten 
holze)  ist.     K.:  tVeild  hhr.  btdwiiigd  defi  egcnen  knecht. 

wif  willen  mcr  wol  het  io  sen. 
So  ist  das  bandschriftliche  mfffie  kumpunc  nu  laM  jw  allen  zu  verbes- 
sern nach  V.  i>u5. 

fetten  (feHelleti,  nu  tatet  ^  aüen^ 
wat  schal  nchtt.,  dal  mot  l/y  node  achen. 
nu  Intet,  nämL  ivesai  oder  iM^stän  wie  in  dem  Oaterspiol  Haupt  ztsclir.  fl 
faist  bestain  und  mbd*  lä  stan.     E.:   nu  lata  jü,   mhm  kumpäne,    aUn 
wi  ieill4m  ni^  wd  het  tö  sen!^ 

6G7,  Michael  en  enghcl  dar, 

ik  antwarde  [Ji]  Adum  uni  syne  fichar, 
al  wes  des  is, 
de  schdtu  bringhim  in  dal  paradis, 
^,MicbaeU   ein  Engel  klar,  ich  nberantworte  dir  Adam  und  seine  schaar, 
wer  immer   ibm  (Adam)   zugehurt,    die  sollst  du  bringen  ins  paradies. 
WCS  ist  gen.  partitivus,    quod^  was,  wie  im  Kein,  5411  al  wes  ik  mach 
ad  elfter.     Vgl.  ichts  =  kJdes  wat,  nidites  =  nichtes  nicht  (hd.  nkfds), 
mandi\s  Haupts   ztschr,  III,  76.     Ganz  so   wie   hier  we^,    i:j44  des, 
K:  al  so  tcat  so  der  is!    Über  Michael  als  ilwxouöfiirog  sagt  Daniel 
tbes.  I  p.  174:  Animas  —  6  corpore  egressas,  quibus  inhiat  bellua  iufer- 
nalis,  tuetur  S.  Michael  archangelus  easque  in  lucem  sanctam  repraesen- 
tat,  quam  Dens  promisit  Abrahae  et  semini  ejus. 
872.  wy  swygen  wol  lü  stille, 

wen  dat  Pilatus  dennc  icetcn  wdle, 
„wir  schweigen  wol  ganz  stille,    nur  wenn  Pilatus  es  wissen  vrill,*'   dat 
=  dat  it ,   wie  506  dat  uns  sdiol  also  na  gan.    dat  ist  hier  bedingnnga- 
Partikel ,  aus  der  ellipse  is  it  dat  oder  wcre  it  dat  zu  erklären. 


1)  Im  mnd»  wr>rterLachtf  von  ÖchiUor  aml  Lilhbcn  p.  54  wird  diese  atAh  t?tklärt 
durch  die  r^dciiÄart  al  ht  latcn,  allen  einn,  «1.  i,  glcicbvkl  sein  lii«sen,  sioli  nicUt 
writtT  fiaru«!  künimeru.  Z, 


404 


OfK>lltH^ 


E.:   Twäre,  wt  swiget  woi  tU  niMe, 

wm  dat  PUcUus  (kiim  it  wtten  mlle. 
97H.  ladet  dar  nu  ander a  vort 

fliU  mj  wedder  kamen  in  mtfS  hwrcn  dot 
gleich  tlaruuf  Ciüphas: 

(fy  riddere,  IcUd  juwen  tome^ 
wu  liehben  ju  dat  gelavei  to  rome. 
Danach  ist  das  sinlose  ladet  dar  zu  emendiereo  in  lavd  diu  u^w*:  üeloli 
das  nun  vorher*   dass  wir   wider  kommen  an  unsers  herren  hof,    mm 
geschieht  das  nicht  sehr  sclmell ,  so  will  ich  nsw» 
1022.  se  mögen  dat  /^yr  ur^i  dar  untideti^ 

ik  km  nicht  tvars  un  ertm  reden  vindmi. 
etwas  hyr  utui  dar  wituim  ist  eine  fonnelhafte  rtMlewciao  und  findet  mct 
auch  im  TheophUus, 

E.:  S€  vioget^  dat  her  und  dare  wenden, 

ik  kan  nicht  wäres  un  en  ßftden, 
1124.  den  gokdcr  und  den  kukenhecker, 

hikenbecker  ist   kuchenbecker   (vgl  1368),     E.    erklärt   „guck   in 
hechen'*     Das  wurde  nd.  heissen:  kik  in  heker,  vgl.  hkk  in  dt  wtU ,  el 
junger,  unerfahrener  mensch,  kiek  dorn  tun  Gunderraanu,  usw,     6€^<:Äv 
ist  nd.  und  erst  seit  Luther  das  hd.  becke  verdrängend. 

1126.  den  loghener  und  den  hundctrecker.  Die  aualogie  von 
osiienirecker,  ochsentreiber,  harentrecker,  bärentuhi-er  führt  auf  die  bedeo- 
tung  hundefuhrcr.  Es  sind  gemeint  die  caniductores ,  die  bei  jagdeii  von 
forsten  und  herren  die  koppeln  der  Jagdhunde  zu  fiihren  hatten.  Die 
landeshorlichen  himde  und  hundefCihrer  aufzunehmen  war  eine  dem  lan- 
desherrn  zu  leistende  abgäbe  in  Srlih^sipn  und  aucli  in  Pommeni.  Balt. 
Stud.  Vn,  2,  35;  46. 

1128.  den  olthoier  und  den  jnder.  dtbtäer  altbüsser,  schuhHicker/ 
d«r  nur  altes  Schuhwerk  flickt,  wie  oldbinder,  ein  böttcher,  der  nur  alt 
f&sser  ausbessert  Br,  W.  pfder  ist  nach  dem  Br.  W.  ein  ,,  klau« 
her,  der  bei  einer  feinen  arbeit,  wobei  viel  zu  klauben  ist,  sich  kdnt 
mühe  und  zeit  verdriessen  lässt/*  jmlcr  bezeiclmot  also  den  schadterj 
der  feine,  neue  arbeit  macht,  im  gegensatz  gegen  den  ddhoter  (vgl 
Mone  ad.  Schausp.  v.  326:  hrmgc  mir  «fe»  schuster  mit  der  de^  den  ali- 
bo^cr  mit  der  Hole.  Lauremh.  er*  se}io1a2ipcr  nril  nehosicr  sin,)  oder  im| 
allgemeinen  den  handwerker,  der  feine  arbeit  zu  machen  hat 

1129,  deft  sJeiwr  utU  0k  den  vuler.    skiwr  kann  an  und  für  aich^ 
„gchläfer**  bedeuten,  hier  passt  die  bedeutung  aber  nicht;  es  bedeutet; 
viel  als  dajs  in  Bremen  übliche  skjKndrivor,   einen  fuhrmann,   der  auf! 


HSiaUUC.    3ICM  BJEUEirnFKB   OSTB&ffPISLE 


406 


einer  schleife^  einer  art  seblitten  (depe),  den  kauneuteu  die  waaren 
zufülirt,  „ein  urhild  von  schnintz  und  grobbeit,"  holL  sleeper,  Br,  W. 
IV,  8>;^. 

Für  den  vuler,  was  sicher  wenigstens  nicht  „den  faulen**  bedeuten 
kann,  schlägt  £.  zu  v.  1121  vor  fullcr,  voller,  im  reim  diwi puUer,  statt 
puler.  Vielleicht  ist  imier  das  richtige ,  was ,  in  übler  bedeutuag  genom- 
men ,  wie  es  nachweislich  vorkomt,  hier  ganz  an  der  stelle  wäre. 

1133.  darto  den  hropelroder,  rosten  oder  rö^en  heisst  auf  dem 
rost  braten,  Br.  W.  III,  531.  Aber  was  ist  kropel?  ich  vermute,  dass 
es  das  gebäck  bedeutet,  das  namentlich  zu  Fastnacht  m  Sachsen  viel 
gegessen  wird»  eine  art  pfannkuchen.  Mhd.  hiess  es  krapfi%  dem.  krep- 
fdt  noch  euamal  deminuiert  krcpfdhi;  es  begegnet  auch  die  form  hro- 
phel,  panis  pistus  in  oleo  gl.  Mone  8,  256,  dazu  die  form  kröpfd,  md. 
(Thüringen)  kreppdchetL  Freilich  werden  die  pfannkuchen  „gebacken;** 
aber  auch  die  Zwiebäcke  werden  „  geröstet  ,*''  und  in  Schlesien  heisst  das, 
was  in  Sachsen  „  Mrschpfaime  '*  genant  und  auch  gebacken  wird ,  „  kirsch* 
röster/*    E.;  ,,fur  krospehösfer,  knorpelschmorer,  knorpelröster?** 

1138,    den  ridihr  tmt  den  havcnmn,     haveman  ist  hofmann. 

1167*  Segge  fwn,  wat  wuliu  my?  sage  hin,  was  willst  du  mir? 
quid  me  vifi?  so  Sastrow  und  noch  mundartlich  in  Neu-Stettin. 

1368.  mit  der  dycn  konde  ik  kuken.  Da  ein  verb.  kokai  nicht 
nachweisbar  ist,  so  wird  wol  zu  schreiben  sein  mii  der  elym  bok  ik 
k&kcn*  Jetzt  noch  ist  sprichwörtlich:  dat  schal  nig  von  klci  backan 
Wesen.    Br*  W* 

1371.  ik  let  dat  hrot  nickt  gar  .!  <  nlr,i, 

also  kofide  ik  de  lüde  scrih  n. 
So  E,  für  das  hs.  sorden,  scrdeti  ist  eine  nebenform  von  scren^  ver- 
letzen, beschädigen,  von  svrede^  einer  nebenform  von  s^re,  Br.  W.  FV, 
7&r>,  wo  auch  noch  eine  nebenfonn  serigen  aufgeführt  wii'd.  Auch  im 
Theophilus  begegnet  serden  zweimal  im  reim  anl'  werden  4-13  und  80, 
wo  Hoflmann  indess  vorsehlägt  s&m  :  wem.  Die  form  ist  doch  viel- 
leicht anzuerkennen. 

1409.         ach  were  ik  minsche,  also  ik  vort% 

wat  ik  io  deme  schowerke  nicht  enkore! 
Vor  dem  nicht  scheint  mg  zu  fehlen. 

„ach  wäre  ich  mensch,  wie  vorher, 
was  ich  zu  dem  schuliwerke  mich  nicht  bestinite! 
Daa  handwerk  ist  schuld  am  sittlichen  verderben,  wie  1373. 
E*:  ik  to  mi  schowerk  nicM  ne  köret 


4(m 


PR,   DÄOailI?f,  BSM8R£.  »UM  RBUEKTLSBtt  08TEJi:^riBl.r* 


1442,         mit  der  Iwtcn  imtdcti  negede  ik  dat  watd, 
dal  de  not  ja  drade  uprant, 
„Mit  der  heissen  nadd   näheü**    iio^^li  jetzt  spricliwörtlichi    m   seht 
nähen ,   dass  die  nadel  hebs  wii'd.    Pur  das  siiilose  uprani  8cbmibt 
mnÜ^r  npdrafit,     Riclitig.     Aber   seine  erkläruug;    die  '  "" 

sprang  auf,  ist  unbegreiflich  und  wird  auch  nicht  yc:.„_.  „....., 
angezogenen  beispiele  über  den  gebrauch  von  drindatt  von  welche 
Ettmülk^r  drand  herleitet,  da  soru,  wirde,  swersc  als  elwaüi  fliüs^ 
angeschaut  wii'd,  was  anschwoUend  überttiesst  Vielmehr  komt 
updrmnen,  was  hier  intr.  steht,  aufgehn»  dissui,  MJid.  ist  iri$i% 
intT.,  fortgehen,  auseinandergehen,  dazu  gehört  als  factitit:  ir 
gcshw.  V.  trans. ,  trenne,  scheide.  Im  nd.  ist  beides  in  einander  geflo 
aen  und  das  scbw.  v.  wird  trans.  und  iutrans.  gebraucht,  wie 
mundartlich  z.  b,  in  Neu -Stettin» 

14Ö1.  d(xr  schal  he.  liggtm  m  en  hoU 

unt  an  der  ewigcti  kette  braghm, 
K  schreibt:  Invgen,  gross  tun«  prahlen.  Es  bedarf  durchaus  kciiior  ünill 
rang,  brägm  scliw.  v*  ist  brem.  hroien,  mhd.  bril^jeri,  aga,  hrdvai 
(vgl  mh.  miiejen,  ags,  mövaft,  nd,  mögm)  brühen,  hier  intrans.,  gelirü^ 
werden,  braten.    Auch  hd.  komt  brikn  in  trans.  vor.    Gr,  Lex.  Fl,  s. 

1482.  wen  ik  twneler  mat, 

ik  wene,  dat  ik  des  m  vergat, 
de  kavetU  mosie  nicde  anstighen»  « 
E.:  swmnik  wmeber  üt  mäi.    Es  bedarf  nur  der  trennung  wme 
wmme  ist  ^  wanne,  wie  sonst  toon  für  wan  vorkomt  nrh.   Ifanpts 
sehr.  I,  36  z.  83.   Mone  I,  272.   „Wenn  ich  ehedem  bicr  ma«8/*  ubw. 

1495*  unt  getJd  dcme  krogerc  has  mvdt\ 

sagt  Lucifer  zu  seinen  knechtöiL    Ich  vermute  haU-miek,   schUlge 
den   hals,    ins  geniek    (vgl.   handamcie).      So   halslegcn  Mone  I,  s.  <{&] 
uni  etliche  die  halslegototi  in,    s.  129:    m  tvirt  si  {die  siie)  denne 
degd  mit  grosser  unmM.    E.r   hasmMe^   kniekelüenlohn,   d.  1, 
ans  knie,  oder  durchschneidung  der  flechsen  am  knie.' 

NEU- STETTIN,  OECEMUEU    1868.  FU.   DR08IUN. 


1)  V.  l.*30:i.  tpru,  mrt  tpmt    Diu«  ipm!  ist  wul   Viwt  eiiio  ändert»  form  4« 
obea  i.  309  onm.  3  büniiroclioneo  vulgaren  inteijectlon  pruh!  (j/rüiscfif  itrif^dif    X.] 


4er7 


ZUK  LIVLAKDISCUKN   REIMCKllONlK. 

1.    nie  litiiidseli ritten. 

)a  icli   augenblicklifh  beide   hauJaf-hrifton  der  livlfiiulischen  reim- 
^Chronik   in    hjiüden  habe,    die   Uigaer  aowol  als  die   Uoidelborger,   die 

I unmittelbar  neben  einander  benutzen  zu  können  vor  mir  noch  niuinan- 
sdem  vergönt  gewesen  ist,  so  darf  ich  es  fast  als  eine  pflicht  anseheu, 
ipinige  mitteilungen  über  dieselben  zu  machen,  um  so  mehr,  als  bisher 
weder  über  die  Heidelberger  noch  über  die  Kigaer  handschrift  und  ins- 
besondere über  die  texte  beider  unsere  kentnisse  irgend  ausreichten  und 
vermutlich  auch  nicht  sobald  wider  jemand  sich  genauerer  prüfung  bei- 
■    ^der  handschriften  unterziehen  wird. 

^1  Die  Rigaer  handschrift,  die  jetzt  im  besitz  der  livlündiscbOD  ritter- 
Hechaft  ist,  wurde  von  dieser  aus  dem  naehlass  des  predigere  Henimnn 
^Trey,  oder  wie  er  sich  in  seinen  letzten  lebensjahren  schrieb:  Treu,  der 
im  Januar  1841>  starb,  käuflich  erworben.  Trey  hatte  sie  aus  der  hin- 
Iterlassenschaft  des  Rigaischen  oberpastors  Liborius  Bergmann  angekauft^ 
[<ler  am  14.  juU  1823  starb  und  seinerseits  schon  im  jahi'e  1797  die  hand- 
ßchrift  in  seinen  besitz  gebracht  hatte,  als  ihr  früherer  basitzer,  der 
jubertiialrath  von  Bretschneider  in  Lemberg,  wo,  wie  wir  weiterhin  sehen 
Verden,  wir  die  geschiehte  der  handschrift  auch  noch  weiter  znrückver- 
tfülgen  können,  dieselbe  zum  kauf  ausgeboten  hatte.  Liborius  Bergmann, 
[dessen  älterer,  aus  Goethes  Leipziger  zeit  bekanter  bruder  Gustav  schon 
Imnige  jähre  früher  in  seiner  privatdruckerei  in  Rujen  in  Livland  auf 
Binem  quartblatt  einen  probcdruck  der  reimchronik  von  einigen  hundert 
{versen  hatte  veranstalten  lassen,  liess  im  jähre  1817  in  Riga  auf  seine 
rigenen  kosten  einen  abdruck  seiner  handschrift  erscheinen  unter  dem 
titelr  Fragment  einer  Urkunde  der  ältesten  Livländischen 
Geschichte  in  Versen,  aus  der  Original-Handschrift  zum 
>ruek  bef(^rdert,  mit  einigen  Erläuterungen  und  einem 
ilossar  vorsehen  von  dr.  Liborius  Bergmann,  der  nuj*  in  hun- 
[dert  und  sieben  exemplaren  gedruckt  und  daher  jetzt  schon  recht  selten 
geworden  ist  Auf  diesem  Bergmannschen  abdruck  nmi  aber  beruhte 
alles,  was  die  gelehrte  weit  Ins  jetzt  über  die  Rigaer  handschrift  wüste, 
Bo  gut  wie  ausschliesslich.  Namentlich  aber  beruhen  auch  die  beiden 
[einzigen  ausgaben  der  livländischen  reimchronik ,  die  bis  jetzt  veranstal- 
tet worden  sind,  auf  keinem  anderen  gründe,  die  Pfeiffersche  sowo!  als 
Jie  im  jähre  1853  im  ersten  bände  der  Scriptorcs  rerum  Liriniicarum 
erschienene  und  «lanu  vier  jähre  später  auch  in  Riga  unter  besonderem 
fcitül  ausgegebene,  von  zwei  ungenanten  aber  nicht  unbckanten  Verfassern. 


408 


LBO  METKIt 


Man  weiss»  dass  m  vm  dem  kurläiidischen  pa«tor  ITieodor  KaUiueyer 
Karl  Eduard  Napiersky  besorgt  ist,  öl)©r  deren  bet6ili<;ii  Wb 

kelmaim  in  seiner  BihlUdheca  Lmmkw  }fiMorka^  \n\  17.  r 

berichtet:  von  Napiersky  ist  ausser  der  paraphraae  und  dein  glossar 
das  wenige,  was  sonst  «och  hie  und  da  in  eckige  klainmcrr 
wie  es  im  zweiten  bände  der  nachtrüge  zum  allgemeinea   tiLii.._L. 
und  gelehrten  *lexicoa    der   provinzeu   Livhind,    Ehstlaud    und    KurLu»^ 
(seite  72),   dessen  mitherausgeber  Napiersky   selbst  war,   an  i  i-t 

Der  Kallmeyeräche  teit  ist,  abgesehen  von  dem  stück ^  da.^  uu<  .i«  «in 
Heidelberger  handschrift  erhalten  i^,  and  dann  von  der  liiiizugefUgiaL 
nicht  selten  völlig  sinnät5renden  Interpunktion,  gar  nichts  als  ein  such 
die  plumpsten  dinickfehler  widerholender  abdruck  von  Bersri  -ir:  ti'it 
doch  mit  auflösung  der  abkürzungen,  die  aber  einige  mulo  y^  ruteAj 

hit^   wie  denn  zum  beispiel  das  abkürzende  tm  der  handacbrift  reg 
mJlssig  in  ein  verkehrtes  vnn  aufgelöst  ist  und  zum  beispiel  v.  »82 
versbeginnende  E^  das  Bergmann  aus  versehen  mit  einem  bäkn]n>ii 
des  trennenden  punktes  der  handschrift  gibt,  in  Erv. 

Die   berausgeber   beklagen  sich  (aeite  12),   dass  es    ihnen    „ 
m^iglich  gewesen,   in  die  noch  zu  Riga  befindliche  Bergmannscho  hao^ 
achrift  auch  nur  eine  einsieht,  geschweige  eine  benutzung  und  ver 
chung  derselben  mit  dem  abdrucke  zu  erlangen/*    Zur  verfugutig^^ 
Htaud  ihnen  noch  eine  bereits  mebrere  jähre  vor  Bergmanns  abdruc 
dorn  Oberlehrer  Johann   Christof  Brotze   gemachte  abschrift   der 
Schrift,   die  im  zehnten  bände  von  Brotzes  Livowc^  enthalten  ist  antl 
sich  jetzt  mit  dieser  in   der  Rigaer  stadtbibliothek  befindet.     An  zahl- 
reichen  stellen   ist  angegeben,   wie   die  Brotzesche  absohrifl   von   de 
Bergmannscheu  abdruck  abweicht ,  meine  nachprüftmg  hat  inde^en  ei^g^ 
ben,    dass  an  mehr  als  zwölf  der  hervorgehobenen   stellen  Brotze    nie 
richtig  gelesen  hat  und  hier  meistens  auch  gegen  Bergmann  im  unrecJ^ 
sich  befindet.     So  gibt  zum  beispiel   v.  1726   Kallmeyer  nach    Brot 
pilgefinne^  wo  Bergmann  in  der  handschrift  richtig  pUgerime  hat,  v,  3M 
nach  Brotze  vÜ^  Bergmann  mit  der  haudschrilt  wk;  v.  ö054  bietet  Ber 
mann  enturten,  das  auch  Pfeifler  gibt,  aus  Brotze  wird  angeführt  tntijf 
km,  die  handschrift  selbst  aber  hat  deutlich  cnrurterL 

Aber  als  noch  viel   unbrauchbarer,   als  den  KaUmeyerschfin, 
doch  immer  (bis  auf  das  nur  Heidelbergische  stück)  noch  als  ein  ziec 
lieh  getreuer  abdruck  des  Bergmannschen  textes  gelten  kan^,   darf 
unbedingt   den  WeUVorschcn   text,   der  bckantlich  im  jähre  IM-l   in  dfl 
samlung  dos  Stuttgartt^r  Utterarischen  Vereins  erschieu,  hezeichnian.  Alle 
dings  hat  Pfeiffer  eine  reihe  von  verbeHserungen  geliefert  und  dftzn 
verständige  interiiunktion  eingeftlhrt,   im  Übrigen  aber  hat  er  dnrch 


ZUR  LtVLJÜm,   EXOtOUROiriK 


4m 


un beroch tigt^^  eiuflihren  der  geläutigeii  mittelhochdeutsehen  formen 
stark  ausgeprägte  eigentiunlichkeit  der  spräche  der  UvIändigebeD 
I  ri»imo}ironik  ftist  voIlHtändig  verwischt  Und  seine  ganze  arbeit  macht 
ldtty.u  duii  eihdriick,  als  sei  sie  in  öbergrosser  hast  und  ohne  auäreiehende 
I Vorstudien  gemacht  Ihre  grosse  fluch tigkeit  zeigt  sich  schon  darin,  das» 
[an  einer  ganzen  reihe  von  stellen  die  verszäblung  falsch  ist:  es  steht 
2GU  statt  261  und  erst  355  ist  wider  au  die  richtige  stelle  gerockt»  ö^u 
statt  5yi  und  dann  ist  erst  wider  7()0  richtig  eingerückt,  850  statt  851 
lUnd  von  da  ab  hat  keine  zahl  mehr  ihre  richtige  stelle;  weiter  steht  dann 
jauch  noch  1455  statt  1457,  4140  statt  41S7,  6220  statt  t>213,  8995 
Istatt  K9H9,  ferner  11840  statt  11914  und  zuletzt  noch  12935  statt 
1 1201 3,  wonach  sich  die  gesamtzahl  der  verse  auf  12017  ergibt,  wäh- 
Irend  8ie  nach  Pfeiffer  12939  zu  betragen  scheint,  oder,  wenn  man  den 
[letzten  ganz  plumpen  fehler  bessert,  nur  11939.  Ausserdem  ist  bt»i 
[Pfeiffer  ausgefallen  vers  4882: 

wie  die  tütirde  nngespart, 
■^und  zwischen  vers  11939  und  11944  das  stück: 

lllMü.   ein  seltzen  dinc  a!dä  geschach: 
die  heiden  satzten  sich  da  nidcr 
und  liefen  (jüüich  büwen  tmder 
ein  ander  brücke  &f  die  back 

)ie  Heidelberger  handschrifb  hat  Pfeiffer,  abgesehen  von  dem  stuck,  das 
lie  allein  enthrttt,  und  von  den  ersten  tausend  versen^  von  denen  er  sich 
eine  abschrift  gemacht,  nur  noch  an  einzelnen  stellen  verglichen,  da  er, 
1^ wie  er  in  seinem  vorwort  erklärt ,  sich  sehr  bald  überzeugt  habe ,   dass 
lie  Heidelberger  handschrift  nur  eine  abschrift  der  Rigaer  sei. 

Besonnener  als  Pfeiffer  und  verständiger  als  KaUmeyer  in  bezug 
Inf  die  widergabe  des  teites  verfuhr  Ernst  Strehlke  in  dem  auszuge  aus 
ior  livlandischen  reimchronik,  den  er  in  der  ersten  beilage  zu  seiner 
lusgabe  der  Kronikc  von  Prumnlani  des  Nikolaus  von  Jeroschin  im  ersten 
bände  der  Scripfores  rerum  Pmssictirum  (Leipzig  18G1,  s.  625—645) 
jügeben  hat  und  der  in  einundzwanzig  einzelnen  stücken  einige  über 
Ich tzeh «hundert  verse  enthält    Aufgenommen  ist  darin  nach  Strehlkes 

rtgabe  alles ,  was  sich  unmittelbar  auf  jetzt  zu  Preussen  gehörige  lan- 
lesteile,  preussiache  ordensbeamte  und  auf  die  allgemeine  geschichte  des 
)rdens  bezieht     Zu   gründe  gelegt  „wurde   der  Bergmann  -  Brotzesche 

i^xt,  wie  ihn  KaUmeyer  gibt,"  dazu  aber  wurde  die  Heidelberger  hand- 
schrift nochmals  verglichen.  Ober  die  handschriflen  berichtet  Strehlke 
iur  ganz  kurz,  dabei  ist  aber  zu  bemerken,  dass  seine  mittL*iluug  (s,  626) 
>Eiue  dritte  handschrift  soll  sich  nach  mündlicher  mitt^ilung  in  Beval 

27  ♦ 


41f» 


LKO   IfffBTRR 


Ijeßndon,"   wie  eine  nachfrage  an  rnjissgebamler  atdle  in  Btiral^g^ 
hat»  ganz  und  gar  keinen  hoden  l»at, 

Ht!rgmaiin8   alnlruck   schliesst  .sieh   sohr  genan   an  dio  liandä^iir 
sowol  hinsichtlich  der  abkürziingen  und  der  intorpnnktimi ,   die  aber 
aus  hie  nnd  da  vorVommendeii  jinnkten  besteht,    a!s  audi  in  h^zn 
den  gebrauch  der  grossen  bnci^atabeii ,  die  nur  zu  anfang  der   vor 
gebraucht  sind  und  zur  bezeichnung  von  absatzen   in  etwas  gr 
form  auftreten,   wo  sie  dann  in  der  handsdirift  abwechselnd  auti 
und  blaugrün  gemalt  sind.    Auch  die  Bergniannsche  verteüiujg  d« 
len  über  die  einzelnen  selten  und  spalten   ist  ganz  die  der  Imudschrifl 
Jede  Seite  hat  zwei  spalten,  jede  spalte  enthiUt  32  Zeilen,  die  wulah^v- 
messen  und  gleichförmig  zwischen  ihren  iinieu  stehen,  nur  luih**'*' »^  ^H 
grösserer  länge  nach  rechte  bin  etwas  übergreifen.    Nach  der  ;i 
nen  Zählung  trägt  jedes  einzelne  blatt  der  handschrifl  4x?i2,   abo  t^ 
Zeilen,  mithin  jede  läge,    wie  sie  aus  je  fünf  bogen  oder  zehn   ^^'^'  i\ 
bestehend  die  ganze  handschrifl  bilden,  1280  zeilen,  und  so  er- 
dass  es  gerade  eine  volle  läge  ist  und  zwar  die  ursprünglich  dritte 
vers  2501  bis  vers  3840,  die  aus  der  handschrift  verloren  •        i 
Die  letzte  der  jetzt  noch  vorhandenen  nenn  lagen  besteht  i^  i 

sechs  bogen,  in  denen  auf  der  zweiten  seite  des  drittletzten  blattes« 
der  mitte  der  zweiten  spalte,  der  text  der  reimchrouik  schliefst.     Mit 
bilden   zwei  freigebliebene,   doch  auch  noch  wolliniierk^  blutier,    der 
inneres  aber  zu  allerlei  kritzeleien  noch  von  späteren  schreibeni  benalj 
ist,  den  schluss  der  handschrift     Ilir  jetziger  brauner  lederband  auH 
Bergmannschen  zeit  lässt  die  lücko  nicht  mehr  erkennen;  dass  ilii»  harij 
Schrift  in  früherer  zeit  anders  zusammengeheftet  war,  ist  noch  zu  soli« 
Die  bf>he  der  blatter  beträgt  jetzt  27,  ihre  breite  beinahe  22  conümet 
dass  sie  früher  etwas  grosser  waren ,  ist  noch  daraus  dcuüieh , 
verst^hiedeneii   seiten   auf  dem    rande  zugeschriebenes  durch  bcM 
gelittini  bat    Das  pergamont  ist  stark  und  gut  erhalten,  seine  v« 
zelten   Verletzungen   sind   alter,   als  der  text  »ler  reimclironik,    in 
auch   nicht  ein  einzitfor  l>nclistabe  verlet/i  oder  sonst  undcntlit  h 
den  ist 

Die  wichtige   Trage  nacli    dem  alter  der  bandi^rhrift  ornütlicber" 
erwägung  zn  ziehen,  hat  man  sicli  bis  jetzt  kanm  veranhisst  geXuhlt, 
uucli  dieser  riclitung  die  bekante  unterscbritl,  die  nach  ffinl  leeren  ül 
dem  schluss  der  reimchronik  folgt; 

GeschrÜMm  m  d*r  Knmmtur 
SU  rewd  —  durch  deti  thihh 
von  Alfifieh'  im  m^S^t^J^XJcty 


*/e| 


wir 


Äim    hlVLAJilA)»   RülMCHHüMK 


IJl 


beiitüiii  btüichiüL  Hut  man  doch  hi^r  in  den  ostseeprovinzen  sich 
koj^ar  gewohnt,  nach  dieser  riherlieferung  von  einem  dichter  der  reim- 
ehranik  Alnpeke  zu  sprechen,   obwol  es  doch  von  vom  herein  im  höcli- 

Ißten  grade  unwahrscheinlich  sein  muste,  dass  in  80  achreibermässig  pro- 
saischer weiüo  sich  HoUte   ein  dichter  bekant  gemacht  haben.     Nun  aber 
prgibt  sich  die  ganze  angeführte  Unterschrift  als  ^ine  augenialligo  QLl- 
8chimg*    iUlerdings  bat  sich  ilir  Verfasser  unverkennbar  sehr  bemüht,  die 
buchstaben  der  handschrift  getreu  nachzubilden,   das  ist  ihm   aber  nur 
zu  geringstem  teil  beinahe  gelungen*    Seine  buchstaben  sind  viel  unsiche- 
rer gezogen ,  als  in  der  liandschrift  nnd  sogar  unter  einander  metu-fach 
lulTallend  verschiedenartig;   die  dicken,   gleichmässigen  züge  der  hand- 
jchrilt  sind  mit  doppelstricheu   nachzuahmen  versucht.,   die   grösteuteils 
nicht   einuuil   luichträglich   ausgefilllt    wurden.     Dazu    tragen   die   *   in 
^cschrihcn  und  im  verrilteriöche  jstarke  punkte,   wie  die  handschrift,  die 
las  /  nur  oll  durch  ein  strichelchcu  auszeichnet,   gar  nicht  kent,    das  i 
DUhb  ein  nach  rechts  uffeues  bäkchen   und  ein  ähnliches  auch  das 
brste  u  in  Kummim\  wie  sie  der  luuidschrift  ganz  unbekant  sind»  Wei- 
er  erkennen   wir  den   fülscher  an   den  grossen  anraugsbuchstaben   von 
KumetUur,  Diilch  und  Alnjtelcö,  während  der  echte  text  ausnahmslos  nie 
liie   und  rhi  allerdings   der  Bergmunnsclio  abdruck)  einen  grossen  ktch- 
Btaben  innerhalb  der  Zeilen  gil*L    Ausser  diesen  störenden  cigeatilmlich- 
teiten  der  schrift  gehen  besonders  auch  noch  einige  wortfurmen  anstoss, 
in  erster  stelle  das  weibliche  Kumcntur,  das  als  völlige  mishildung  eine 
»Comthurei/*  von  denen  übrigens  in  der  reimchronik  selbst  nie  die  rede 
feit,  wird   bezeichnen  sollen.     Von  den  comthui'en  ist  in  ihr  allerding» 
bäullg  genug  die  rede ,  ihre  benennung  ist  iodess  nie  anders  als  mit  inno- 
Iren  mm  gegeben  und  vor  diesen  mm  so  gut  wie  ausnahmalos  mit  i\  also 
ivmmcntur.     Dann  muss  noch  in  hervon'agender  weise  auffällig  erschei- 
uen,  dass  der  name  der  stadt  Reval,  die  in  der  reimchronik  so  häufig 
jenant  wird  und  im  texte  nie  anders  als  Beuclc  geschrieben  ist,   in  der 
inlerschrift  als  I{ewd  entgegentritt.    Auch   der  artikel  vor  dem  namen 
>Uleb  muss  auflallen:  mit  personennamun  verbindet  die  reimchronik  den 
irtikel  nie*    Dann  aber  komt,   um  von  weiteren  fonnelien  dingen   hier 
janz  abzusehen,  zu  dem  allen  auch  noch,  dass,  da  der  dänische  könig 
^aldemar  erst  im  jaliro  1346  Estland  mit  Reval,  und  zwar  durch  ßrai- 
lichen  kaufcontract  dem  deutschen  ordou  a.bgetreten  hat,   dort  nimmer- 
lehr  schon  im  jähre  1296  eine  ordenscomthurei   vorhanden  sein  konte. 
mf  den  letzteren  Widerspruch   ist  man  schon  früher  aufmerksam  gewe- 
BU,  wie  man  sich  aber  darüber  zn  trösten  gewust  hat,  dafür  mag  Kall-* 
iie}'er  ein  /.eugniss  abgeben  in  der  naiv  unkritiselien  bemerkung,  mit  der 
^r  seine  erläutorungen  schliesst  (seite  2dU):  ,, Welche  «Tkhlrnriu  aber  aiuh 


lacn   MRYKR 


die  richtige  sein  mag,  00  bieten  sich  doch  immer  mehr  mittel,  den  war 
Uut  jener  ontersclirift  der  reimchroink   zu   rechtfertigen.     Gewiss 
eine  spatere  zeit  jeden  zweifel,  der  noch  hergehen  fcönt^,  lösen,  und 
Zuverlässigkeit  auch  der  letzten  worte  nnserer  wertvollen  chrnrnk  in 
les  licht  stellen/* 

Die  Unterschrift  der  Rigaer  handschrift  steht  also  durchaus  uicl 
dem  Zusammenhang  mit  der  reimchronik,  den  sie  vorgihtt  »ondom 
hält  grobe  Unwahrheit.    Dass  die  handschrift  erst  um  die  mitte  des  vi 
zehnten  Jahrhunderts  geschrieben  ist,   hat  neuerdings  auch    scboD  hi*! 
dr.  Berkholz  ausgesprochen,  wie  es  in  dem  bericht  über  die  356t«*-'   ^'i^fTHj 
der  gesellschaft   für  geschichte  und  altertumskunde  der  08tse*\i  -fl 

in  Riga  vom  dreizehnten  januar  1871  angegeben  ist,  der  in  der  liviüii* 
diachen  gouvernements -  zeitung  (nr,  27)  abgednickt  steht. 

Da  die  Unterschrift  sich  nun  aber  als  ganz  entschiedene  Rilischittig 
herausgestellt  hat,   so  liegt  die  Vermutung  sehr  nahe,    das»  wir  ihre 
Urheber  auf  dem  jüngeren  papiertitelblatt  der  handschrift  gtmant  Hnii 
dessen  Inhalt,  da  man  ihn  bisher   weder  vollständig   noch  genau  gel 
Mfidergegehen  hat,  wir  voUstäudig  hersetzen; 


Laus   Deo  scmpcr. 

Der  Riterlkhen 
meister  vnd  Bru- 
der gu  nieflmd 
ficschichif  wie  sie  von  werfen 
des  Christeti  ghtuhmSj  mm 
tusefU  hmidirt  vnd  dri  vir- 
sng  iar  an,  hiß  vf  fusetU 
£W€ff  hundirt  netmsig  iar 
miU  den  heidert  ffoU  mr 
ere^  itum  sur  sdeti 
sdikeit  gefoch- 
ten haben, 

Jöannis  Alnpechi^ 

Coss  Li'ii;   '        s  ei 
eharfw  p  /ivS, 

Tkfürnmius  ^^  WBa. 

Nebenbei  sei  noch  bemerkt,  dass  die  mit  bleifeder  eingetragene  jün| 
Seitenbezeichnung  der  handschrift  zweckmässiger  weise  das  titelblatt, 
v^n  Bergmann   mitgezählt  ist,   unberücksichtigt  lässt.     Bin  dem 


»Jim   tlVL,lKI>.  lUfmi'HROUlK 


413 


vorauögehetideH  blatt,    mag  hier  auch   noch  aiigcfulirt  sein,    tragt  die 

I  wortc :  ImprimfUur 

Panol 
p.  L  Beciar, 

tm  donen  also  durch  Ooorg  Friedrich  Parrot,   der  in  den  jähren  1812 

Tund  1X13  rect^r  der  Universität  Dorpat  war,  die  orlaubnis  zum  ahdruck 

l^Ier  handschrift  gegebeu  wird. 

Dio  als  nahe  liegend  bezeichnete  vormutnng  ist  die,  dass  dSr  auf 
dem  titel  als  ratsherr  von  Lemberg  (consul.  LcojniUensis)  bezeichnete 
frühero  besitzer  der  handschrift  in  dem  unterschriebenen ,  gewiss  nur 
erdichteten  Ditleb  von  Alnpeke  die  Verfasserschaft  der  reimchronik 
einem  Alteren  gliede  seiner  eigenen  familie  xuschreiben  wollte.  Mit 
dieser  absieht  hängt  ohne  zweifei  auch  zusammen,   dass  auf  der  ruck- 

I  Seite  des  vorletzten  blattes  der  handschrift.  sehr  schwer  noch  zu  entzif- 
fernde   schriftzüge    mit    fleiss    sehr    verschabt    und    stark    überstrichen 

[worden  sind,  aus  denen  nach  dem  schon  oben  angeführten  bericht 
schon  Berkholz  in  gemeinschaft  mit  Schirren  festgestellt  hat,  dass 
die  handschrift  sich  gegen  die  mitte  des  sechzehnten  Jahrhunderts  im 
besitze  der  Tiesenhausen  von  Barson »  aus  deren  familie  sich  verschiedene 
mitglioder   dort  eingezeichnet  hatten^    befand.    So  ergibt  sich  also  ein 

l^fciemUch  beträchtliches  stock  der  früheren  gescfaicbte  der  handschrift 
Da  Bergmann  sie  von  einem  gubernialrat  von  Bretschneider  aus  Lemberg 
im  jähre  171*7  kautte,  so  wird  sie  bis  zu  dieser  zeit  mindestens  vom 
jähre  1625  an  in  Lemberg  gewesen  sein.    In  den  dortigen  magistrats* 

jarchivacteu    wird,    wie   herr    professor   Robert  Roesler   mitzuteilen    die 

'  freundlichkeit  gehabt  hat,  in  den  jähren  1614.  1622.  1627.  1628  ein 
Johann  Alembek  als  ratsherr  oder  bürgermeister  (einer  von  den  sechs 

Iconsules)  genant,  den  wir  für  den  früheren  besitzer  unserer  handsclirift 
werden  zu  halten  haben,  dessen  familie  sich  aber  nicht  weiter  znrück- 
vorfolgeu  lässt,  als  bis  zmn  jähre  1567,  in  dem  am  samstag  vor  Bemi- 
niscere  ein  „Johann  Alembegk  aus  Frayborgk,**   der  als  Schwiegersohn 

ITind   handelsgesellschafter  des  Lemberger  kaufmanns  Wolfgang  iScholcz 

|bezeiclmet  wird,  das  hürgerrecht  von  Lemberg  erlangt  hat. 

Ausser  den  angeführten,   vornehmlich  auf  difi  geschichte  und  das 

falter   der  Rigaor  handschrift  bezuglichen  ausführungen,    die  unser  ein- 

Jhlick  in  dieselbe  ergeben  hat,  muste  nun  auch  noch  ein  anderes  längst 
lebhaft  zur  nachforschung  auffordern.     Bergmann  sagt  seite  178  in  den 

[bemerknrigen  zu  seinem  abdruck:  „Hin  und  wider  befinden  sich  am 
Wide  einige  von  einer  andern  band  geschriebene  kurze  lateinische  anmer- 
ingen  und  jahrzahlen/'  über  die  er  aber  weder  selbst  noch  irgend  einer 
\eh  ihm  genauere  mittciluugen  gemacht  hat.    Da  ihrer  nicht  überviele 


Itl 


tKO  »KYICR 


und  doch  mdi  iiiclit  aHo  ganx  ohne  woH  siind,   »o  lialtoo  wir  Rlr 

angemessenpte  sie  hier  iiml  vollständig  xusiimiuen  zu  tin  -^ 
ein  balboH  dutzend  verschiedener  bände  Llsät  sick  unt»/i 
einige  bis  ins  faiifzohnte  Jahrhundert   zurückreichen,   die   zum   teil   a| 
auch   erst  aus  neuerer  zeit  herrühren.     Meiöi  bilden  M 
iühalt  de8  geschriebenen,  die  dem  nebenstehenden  test  ti:  i:._^... 
auch  einige  zahlen  finden  sich  und  hie  und  da  auch  etwas  a&u^^amuir 
hfingeiider  inhalt.     Das  erste,    was  anzuführen  ist  und  von  v€*rs  Hö 
24n  den  text  bogleit^t,  ist  'ZU»ammenli^ngendo  iiihalt^angube ;    os»  gehfl 
nicht  zu  dem  ältesten ,  dasichs,  ohne  verletzt  zu  sein,  bi»  dicht  an  dd 
rand  drangt:    OrdUur  ab  occasifym*,  jter  quam  Liiwnes  ad  fide$n  Ckf 
diaimm  amuersi  sunt.     Von  vcrs  127  an;  Mctcaton'rS  Gcnmini  rmj 
ks  diiiirii  von  vers  133  an:  acccpto  qiwdam  socio,  qm  mtäiarum  rt 
nnm  et  locorum  fuit  gnams  umicnmt  cum  Nauibm  ad  murc  dir. 
Ostaci'  ad  ftuuium  Tanaim  qui  f*x  Jlussfa  fhiif,     Ihi  hal^'''     'f  Pa 
In^ccs  Linonc^  didi     Von   vern  J46  un  f»>lj(tt    Hussof  fü;    v% 

Vera  149  an:  postea  ä  uentis  procdlosis  pertHissu  Iki  ad  horum  patfa^i 
mm  tcrram  appitlerunt ,  et  flmmim   Tanaitn  cum  i^iimmo  pauare  Insiri 
runi,     Quod  cum  ^lag^wiÄ  innötuü,    couifrcgati  sunt  terra  d    $uari 
Chrislianos  occidcre  (darunter  ist  durchstrichen:  rasistcre  und  vorher  i 
fruhero  aus^ning:  'nia  noch  zu  erkennen)  uolucrunt  d  corum  homi  rajKf 
von  vers  1G7  im:    Sed  Christiani  arreptis  Ar  um  fortikr  tasiste 
2taganos  ad  fugam  cof-germü,     Pagani  uidcnics  tarn  fortent  rcsisie 
pcticrufU  paccm  ei  iuranmUo  cofifirmarunt ,  qiknl  d  Chrisiuwi  uUrA* 
heiwuolc  coficcsserufä ;  von  verB  1H2  an:  deindc  mcrccs  ah  Ulis  uili 
cio  cnunrunt,     Pagani  diam  contetüi,  id  cdo  rcdeant  pdierufd.     SimH 
ter  ul  ülio»  sccum  addu4xint  mercatorcs  peticrtmt   et   eo$  in   h<H^  ii 
iurando  comprel^tull  promiseruiä.     Von    vor»  19G  an   enthfilt  der  ranj 
Circa   discessum    vhium    d    medonmi    ad    inuiccm   propinnbani; 
ver»  202  an:  p0$tea  crebro  rmersi  cum  Liuonihus  mcrcaturam 
hant;    von  ver«  *2!i  an:   Tandem  sibi  arcim  npud  iUos  cum  cprk?c 
tüürum  ad  fluuium    Tauaim    in    niunte   cdifkarunt   nomine   Ich 
dami  noch  von  vers  221»  an:    Tum  temporis  uencrai  cum  nwre 
quidam  uir  bonus  d  S{icerdoSf  qui  umabatur  dominus  Meinhardfis, 
sempvr  dlis  legcbat  d  cccinit,  et  cum  Ulis  orabal  DE  VM.     Ute  fhagt, 
sibi  amorcm  tum  apud  Chrislianos  tum  apud  pagauos  conciliamL    Da 
«icMiesüt  diese  zusammenhängende   Inhaltdgabe  und  alles  wettere,    was 
noch  der  rand  enthalt,    besteht  nur  aus  kleineren  sätzchen  oder  nam^ 
und  zafilen.     Es  begint  dieses  aber  erst  mit  der  siebenten  seit^;  von 
aber  hu  tmt  f'mifzigsten  seite  ist  fast  keine  ganz  ohne  randschrift, 
ei^t  dann  viel  spärlicher  anitritt,   so  da^^s  von  der  fünfzigsten  bi» 


/,UU   I  1VLAIII>.    RKIMCHBOVIK 


41S 


»leUtoti,  der  l*i8«te«,  nur  noch  aui'  Ui  Hoiteu  der  nind  hie  uiul  da  auf- 
|/.eichiiuogen  enthält. 

Zu  dem  ,i!;     '        I    i'  ihört  namentlich  mehrercs,    das  öher 

[oder  unter  den  i        i,  /     i      L»t!n  «tuht,  8o  seite  1<»^  unten:  Inehoa- 

nie  idius  ardinis  Uuotüensis;  seite  12^  unten:  Invcntio  vrhis  vdlin; 
\se\ie  27*  unten:  matfister  volckmn;  »eite  :42'*  unten:  qtmmmlo  rex  wal- 
denmnts  de  daciac  sibi  reuakt^cm  ciuUaicni  icrtam  harrymt  \  d  mjr- 
hmle  de.  \  ;  seite  33*  unten;  De  episcopo  hermanno  tarbaiam  quonwdo 
ipse  cum  suis  \  terratn  rutzatsum  (?)  t>icos  ißburg  d  pleschoio  \  de.  vi 
tkdnndur;  seite  35*  unten:  CimtaH  smdal  in  rucia;  seite  36**  unten: 
\fraier  hcnricus  de  heijniburvji  nuifjisfet';  seite  37*  unten:  f'ratcr  dederi- 
\ou$  de  tjroningen  matßster;  seite  39*  unten:  mnbotc;  seite  70**  unten: 
\eomter8io  Curomamum;  seite  71*  unten:  war  räch;  seite  00**  unten: 
loAtfw^  episaqd  alUxandri  turlHiiensis;  mte  162^  unten:  de  conbu^tionc 
,  isiorum  Cfisira/Him  racken  dobhm  sidobrcti^  \  anno  m  iij"  [das  ist  dem 
drittehalb  Imndertstou]  mid  xl;  seite  IHl''  unten:  Anihottm;  äeite  IHft** 
unten:  Tiüsen;  seite  167*  unten:  |  f roter  mitiorum  (?)  wickboldus  dosd. 
Da  im  angeführte  mehr  innerhalb  der  ränder  geschrieben  ist»  blieb  es 
unversehrt,  «nnij^e  male  aber  ist  die  ältere  schrift  am  oberen  rande  der 
handschrifl  durch  beschneiden  etwas  verletzt,  so  seite  69":  duripett; 
71»":  sinidtfr,  seite  74':  assdtoteu;  seite  108"  oben:  thmefmrg;  auch 
seite  21*  oben:  Miracidum  in  Villa  Fodcreiule,  Weiter  findet  sich  noch 
von  älterer  band:  neben  vers  130:  prinifis  cpiarMpits  mey  (der  rest  abge- 
schnitten); links  von  vers  503;  |  duellum;  zu  vcrs  523:  consfrudio  rigc; 
m  vers  ß2bi  \  nuufistür;  neben  vers  868:  de  dfice  saxonum  alherio; 
ijoben  vern  0O7:  prinii  diridiani  (?);  vers  1331:  karkus;  vers  1333: 
Cotnes  albtrim;  vers  1360:  rvcej^sio  eistmmni;  vers  1414:  wcnlkmd; 
vers  1458:  leriiwn;  vers  M74:  gutida,  dessen  aufang  (ohne  zwcii'el 
Norfne)  ebenso  wie  vers  14hö  der  von  njn  (ohne  zweifei  Rcmpi)  abge- 
schnitten  wurde;  vers  1614:  a  OdiUa^  wo  vorausgehendes  wider  abgeschnit- 
ten wurde;  zu  vcrs  1647:  Co^nas  de  arnstegn.  Zu  vers  1753  ist  beschnit- 
tenes nicht  mehr  sicher  zu  ergänzen,  stimt  aber  vielleicht  ilberein  mit 
dem,  was  neben  vors  1813  stellt:  no.  Ferner  stamt  noch  von  älterer 
band  neben  vers  1871:  de  d4mnenberge,  wo  vorhergehendes  wider  verlo- 
ren gieng;  vers  1050;  dv  obitu  magistri  volckeuini;  vers  1007:  [Jrat^r 
hernum  [ba\lck€f  wo  das  bezeiclinete  als  abgeschnitten  wider  nur  vermu- 
tet werden  kann;  vcrs  22U6:  tlc  obiiu  tmigistn  b(üdce;  vers  2302  viel- 
leicht hinric;  vers  2350:  de  tcrtn  Curofticnsium ,  dessen  ausgang  wider 
verletzt  ist;  vers  2450:  de  rege  Ldtoulemgndowc;  vers  5814:  kfiraschtw: 
vers  6107:  conncrsio  oailictisum;  vers  7734:  Succurrmtes  an  garden. 
WO  wider  abgeschnitten  ist;  vers  11064:  rex  nuisicke. 


TjRO  WlCTItT* 


Von  etwas  jHdgerer  hand,  aber  mehrtacii  auch  durch  änä  Ym 
dm  verletzt,  sind  flie  folgenden  aiifzeiclinunKCij-    Neben  rers  467 
seines   anfangs    beraubt,    mirmnlum.      Aus   einer  band   flössen: 
vers  485 :  Meinhardus  Episcopus  mortmis.    Anno  äS  EfAsco^^i^ius 
vers  516;   Koim  qiuUuor  uulncribus  consumptus;    ifvr^  521  r     ^'  " 
Epismpus  Ekjam  imVtfimi ;    vers  573:    occisus  Episcopm  /^ 
LitfiuiSf  durch  bescbneidon  etwas  beschädigt;    vors  591:  Albertus 
m}pu>s  poniifvj:  maxlnms  confirwatm,    durch  l>eschrieiden   verlelxt, 
auch  vers  605:    |  nmifistrorum  \  militum  Cru-  |  [ci]fcrorum  ä  |  (j 
Alberto  I  [Epmo]p(}  fundatw  \  [ct)\ncessal    vers  627:   Primus 
Winne;     vers  6r^4:   nedtfkat   Whtdum:    vors  040:    aedißciä   y) 
vem  G44;    Russi;    vors  645  zur  linken:   KB.;   ver«  651:   KoA* i>f*^t,,^ 
vars  G6ö:    IJartmundm   Capiktncus  Äscharati;   lernet  drüi  zur   Imkü 
verletzte  stücke:   ?ers  707:  |  \n]ir  de  Somt  \  l€a]pUamm$  \  \W linden-' 
m  I  [o\ccidH  infa  \  [m]e  (?)  magistrurn  \  Winne  \  Antw  18  |  tut^      " 
vers  717:   |  Fralres  ordi  \  [ni]s  Tentonici  und  vers  721:  Frahf  , 

iletn   auch   noch   ein   älteres  fratre^  zu  lesen  ist)  or  \  [d\inis  mifiiuM 
alsdann  very  7i8:   VolJcewinui^  sccumlus  mafiist*^,  über  dem  i^iii  *,^* 
vvol  auch  scctmdus  nmgister  sein  soll;    vers  767:    Vdinum;    vers  ÜU 
duit^  Saxoniae  Albertus   Liuoniam  intranit;    vers  1016:  duz  Atberi^ 
Saxoniav  opcfH  fftt;  vers  1136:  IdOO  occisi  pagani;  vers  1161:  fiO  (7Arj 
stktni  dcsidcrati;    vers  1206:    ex  osderiis  vidoria  in   Campo  kark 
unter  dem  von  etwas  älterer  band  noch  mal  steht:   Co,  Karidal:    sH 
1204:  Sueci;    vers  1275:  Eistonü  redeunt  ad  paganimiunu     Von  etwas 
jüngerer  band  ist  neben  vors  1H34:  Dax  de  Orlamunda, 

Deutsches  findet  sich  seltener  auf  dem  rande  und  nur  wenige  male 
stamt  es  schon  aus  etwas  älterer  zeit,  so  neben  vers  31»21 ,  wo  aber 
vorn  abgeschnitten  ist:  |  gelmch  mit  \  er  rechtin  \  onicficti  \  nicht  |  rs  h 
dtmde;  vors  7474:  +tfm+;  vers91>33:  hcUigeherg ;  vers  10419:  Ue 
van  8ch  (das  übrige  abgeschnitten);  seite  146*  uutergesch rieben: 
$mlmnr  bernhußcn;  seite  J63*  überges<-h rieben:  meisfer  halte,  und  sali 
167*  öbergeschrieberr :  kttowen.  Alles  übrige,  das  fast  durcb^ 
auch  durch  scbwär/^ere  tinte  hervoraticht,  ist  jüngeren  altera ;  daa 
zige»  das  etwas  nmfangreichor  ist,  findet  sich  seite  48*  untergest  t 
wo  aber  ein  #  es  als  auf  vers  4309  bezüglich  bezeichnet;  ,,J^^ 
Poppe  wie  vom  Zu  seilen  ist  Ajitio  1143  nach  Home  <fe-  \  reisei  und  hi 
oben  wiederkommen t  ist  ausficwesen  (kleine  verwischte  stelle«  die  al 
kaum  eine  zahl  enthielt)  Jahr  iß  (?)  geirret.  Jener  hies  (?)  Koppr^ 
Sonst  ist  noch  an/ufübren  neben  vers  199:  S.Pauli  in  Bremen;  seite  21 
übergeschrieben:  NB  ein  Nivklhandlecr;  auf  derselben  seite  unt 
geschrieben  tK  Matlk   amdect,  T.  V,  p.  70C»,   das   mit  einem  O    nii 


SVn  LlTLiXD.   RKlMftBltDmK: 


417 


verj4  1297  bö'/oKen  wird;  uebea  veni  1417:  Wetulm;  vers  IfißB:  occisi 
\;i5i)0;  versl7:iß:  Marquart;  ver«  1778:  liurhach;  vers  1833:  mJO 
occm;  vers  \M2:  2500  Pferi;  vers  1H71:  Gram  von  Dannetibergk, 
über  dem  in  jllteren  zügen  da»  schon  oben  angefahrte  de  Baniieiüßcrgi: 
steht;  vers  2159 :  Gt^pM  Rex  Bmsiae;  vor  vers  2497  ein  h;  vers  2516: 
30000  Heiden;  vers  4235:  Barfüsser;  vers  4373:  Königsherg;  vers  4383: 
in  (?)  Prettssen.  AüsserdeDi  bt  nur  noch  an  drei  stellen  von  jüngerer 
liand  eine  Jahreszahl  eingetragen,  nämlich  neben  vors  431:  Ä'' 1143; 
neben  vers  8499:  A""  127S  nnd  neben  vers  11635:  A'  1390.  Damit  aber 
sind  die  mndaufzeichnungen  der  Kigaer  handschrül,  in  denen  wir  in 
nnserer  anführung  alle  deutlichen  abkfirzungen  aufgelöst  haben ,  vollstun- 
dig  erschöpft:  denn  dass  neben  vers  8311  ♦  in  dem  »,  Fm/t  thisetihtiseti  er 
iofmn*'  genant  wird,  ganz  roh  ein  köpf  eingezeichnet  ist,  brauchen  wir 
kaum  noch  als  etwas  weiteres  anzuführen. 

Es  bleibt  nun  noch  öbrig»  auch  darüber  in  der  kürze  rechenschaft 
zu  geben,  wie  das  urteil  über  den  Bergmannschen  iexi,  cler  im  allge- 
meinen unleugbar  den  eindruck  einer  grossen  geuauigkeit  macht,  bei 
dem  angestellten  sorgfältigen  vergleich  mit  der  Urschrift  sich  gestaltet. 
Wir  dürfen  aussprechen^  dass  die  anzahl  seiner  vtirsohen  eine  verhält» 
nismässig  geringe  ist,  und  viele  unter  ihnen  auch  nur  von  sehr  geringer 
bedeutmtg  sind.  So  sind  mehrfach  neuhochdeutsche  formen  vorgedrun- 
gen, wie  hekunnt  statt  hehitU,  nirJtr  statt  wer,  viel  statt  vil,  Hand 
statt  hmr/ ,  ivaiirlmt  stitt  warheii,  warfen  statt  tourfm,  himmdricJie 
statt  himelricke,  vers  7461  war  statt  was,  imd  andere;  öfters  sind  wer- 
ter zusammen  gedruckt,  die  die  bandschrift  deutlich  trent,  wie  darinne, 
hiefior,  dar  zu,  daraffe,  diesellmi,  mdtrsfos,  nhiral.  statt  dar  innCy  hie 
uor  Und  so  weiter;  ab  und  an  sind  die  abkürzungszeichen,  wie  in  brude* 
statt  f/nid'e  und  ähnlichen  Wörtern,  da  das  übergesetzte  '  nie  für  re, 
sondern  nur  für  er  steht,  an  die  falsche  stalle  gerückt  und  was  derglei- 
chen mehr  ist  Wichtiger  ist,  dass  Bergmann  an  einer  ganzen  reihe 
von  stellen  alte  correcturen  ganz  unberücksichtigt  gelassen  hat  So  bat 
er  mehrere  male  die  alten  tilgnngspunkte  übersehen,  wie  vers  7rJ><  beim 
Worte  nimmer,  in  dem  die  handschrift  das  n  durch  über-  und  unter- 
pungieren  als  zu  tilgendes  bezeichnet;  vers  11140  ih  hureh,  dessen  h 
einen  punkt  ober  und  einen  unter  sich  hat;  vers  5335  in  geistü,  dessen  l 
beseitigt  werden  soll;  vers  4390  in  iml,  das  durchstrichen  und  unter- 
punktiert,  aber  doch  von  Bergmann  festgehalten  ist,  und  vers  623R  in 
Wati^m,  dessen  a  durch  einen  punkt  über  und  zwei  unter  sich  auch 
deutlich  genug  geächtet  ist.  woraus  nun  aber  bei  Bergmann  ein  bra'mCm, 
das  Kalimeier  in  hrarenderm  auflöst,  und  darunter  stehendes  roidi*e^ 
geworden  ist,    Zweimal  ist  durch  vorgesetzte  alte  b  a  eine  Umstellung 


m 


LIrt  KÄYT-l 


der  verse  verlangt,    die  Berginaim  ausser   acht  gelaünen    hil, 
vers  1221  and  i222,  die  lauten  nnllen: 

Dtr  tiwicr  der  hias  tmlgcrin 

Er  was  kum  mm  ein  ^win, 
und  ver«  76H1  und  7632,  die  gesstellt  sein  sollen; 

Man  sadi  vlihim  tmdc  lagen 

Der  rmcn  wart  da  tnl  fjcidageth, 
Umstellung  von  wörteni  innerhalb  der  ver8Äc41on  wird  durch  ntio  jwi-^ 
ch^n  auch  mehrfach  verlangt,  abor  wider  fast  an  keiner  eb^^i^^en 
von  Bergmann  hergerichtet,  so  ver8-U54,  wo  die  handKchriH  £r  "tVl 
eniHjulde"  da^  gibt,  uIbo  Er  envgidde  un  das  gelesen  wcnlcji  SuU|  Brir 
mann  aber  einfach  die  zurecht  weisenden  ^^tricho  fortlaa^t;  vere  5411 
Als**  im  wd  gezam  "rs'\  wo  trotz  dea  notwendigen  reime»  auf 
verlangte  Änderung  von  Bergmann  niclit  vorgenommen  ist;  vei 
Dur  qm  d<iii  her  "  utaseu  vru  **su\  wo  also  gelesen  werdt^ii 
Bar  fjM  das  her  m  masen  vru;  vers  5H30:  Das  i<?  "rwin"  cf  (»oll  »I« 
sein  k  d'  man)  dctuvich  nam;  vors  1H>74;  Do  wart  "  uf**in'  (»oll 
sein  in  uf)  die  hrud'e  ffoc/t;  vers  KMOo:  Nidd  lvM(jcr'*cr**  smnuniö  " 
michj  wo  es  also  heissen  aoU:  Nicht  lenger  Humde  er  darm$clt; 
10416:  Sack  man  "  wd  seckxic  sin  *'da\  wo  also  gelesen  werdet 
soll  Sach  man  da  wol  sechj:ic  sin,  statt  dessen  Bergmann  SnfJt  mon 
wd  ficchjsi^:  da  bin  gegeben  hat;  vers  li:i50:  So  samentC  '*  die  h 
San  "sich'\  wo  ali^o  gelesen  werden  soll  So  sa7m,m(v  sieh  die  l*r 
san,  BergUKUin  aber  unrichtig  ändert  in:  So  samcfUedic  brnd^^  sich  sm 
Richtig  geändert  nach  der  anwoisung  der  handschritl  hat  Bergtnn 
vers  HHl7,  wo  die  handsehriil  Dia  liet  "onch''  in  Kurland  *'noch\ 
zugleich  aber  mit  durch.stricluniem  und  unterpunktiertem  ouc/i^  bt«t 
also  gelegen  werden  i^oU:  Die  liel  noeftr  in  Kurlant;  ferner  ver»  5461 
wo  im  text  steht  "ubel  id  und  jenes  "  auf  ein  'ulnsr  am  rande  w©ii 
Bergmann  druckt  aber  irrig  in  einem  worte:  uheraL 

Noch  einige  aridere  Unrichtigkeiten,  die  der  BorgmannÄcbe  abdruc 
bietet,  sind  ver8  69;  böse  statt  des  handschriftlichen  toscr,  ober  de^w^ti 
in  der  handschriftMiur  ein  kleiner  8chniut/Hock  üieh  befindet;    vers  22*1 
ienffntU  stritt  nieflnut;    wra  2M0;    Das  crisljmtum  was  kofHcn  utatt 
d'  cristefdum  was  komen;  voi-s  380;  gotis  statt  gotiii;  vers  484:  Dn 
er  hiere  das  ist  war  Binii  Do  starb  der  h're  das  isf  war:  V' 
atatt  im;  ver8  732:  Gtstatten  t^UÜ  liestatfrn;  ven*  t>53  (dm  i     :: 
07a,   ia2a  und  92^2:   aueh,   dan  wol  hie  und  da  in  der  HeideUmrgei 
die  aber  gewöhnlich   etutt  dessen   eiiwh   schreibt,    al»er  niemals   in  de 
Uigaer  handschrift  al«  pronuminalcasus  gebraucht  ist,  statt  f*'-^' '  v-.rc  i. 


XUB   tJVt».i)n>.   RBTUCriROKlK 


41» 


^Kindere  statt  Ilindar:  vor»  2190:  tUMicUc  »tatt  uoifdk;  ver32271 :  u'/irti/ 
ßtatt  t^'dtm^,  das  Pfeifför  ganz  unnötiger  weise  in  vardagt  aufgelöst  hat; 
fvers  2510:  Smt0tk  statt  JicHm;  vers  4020;  m^v-Ä  statt  rhch;  vei's  5027; 
[/>«   r/f*'  fmiM"  das  i^nam   statt   />ü   der   meid'  äis  r'fuim;    yers6159: 
[ferro  statt  verre;  vers  50H4:  nmn  clage  in  vil  sere  statt  man  dagpie  in 
fU  serci  vera  5973:  geueren  statt  gmerm,  uikI  veri<  107G3:  ,^//wr/  statt 
yenert;    verfl  6054 :  mturiai,   das  auch  Pfeiflor  uuvorändnrt  liess,   stütt 
{enruriefi^  vd^  schon  oben  augegüben  wurde;  vers  G078:    Vnd  d"  wulstat 
Istatt   Von  (F  walsUd;    vers  6166:   liich  .  f?wd  arm  *  nmndC  schar,  dajj 
JFfeiffer  zu  r*c/*e  Kt>d  arim,  vmnigiu  s^char  veräaderte,  statt  liich  ,  vtul 
}artn,mü  manrji'  schar;   vers  6367:  Tramat  statt  Tramal;   vers  634 S: 
Tranmim  statt  Traniaten;    vers  6347,   6357  und  6499:    Tramale  statt 
Traninte,  wo  überall  das  innere  r  schon  an  und  ffir  sich  deutlich  genug 
int,    obendrein    aber    auch  jedes   mal   noch  durch    dus   viel   gebrauchte 
striclieldien  ausgezeichnet;    vers  6711 :  iV  statt  in;    vers  7121:  gewond 
[statt  gecromiy    ^vie   aber   nachti-ägüch  soite  195,    was  Kallmeyer  nicht 
'bemerkt,  von  Bergmann  corrigiert  ist;  vers  7291:  Kinder .  midc  pferde, 
wie  auch   Pfeiffer   widerholte,    statt  liinder  ,  xmde  pferde;    vers  7843: 
willich  stitt  mslich;  vers  7933:  helden^  das  auch  Pfeifler  hat,  statt  AW- 
dfui;  vers  8031:  odoni,  das  KaUrneyer  festliielt»  statt  oä/^cti»;  vers  8156: 
Aunrlandc  statt  sinie  lande  und  vers  9958:  sune  statt  dme;   vers  8414: 
im  statt  in;  vers  9444:  etlieh  statt  erlich  und  vers  11246:  etlichen  statt 
irrliehen;    vers  9761:    Mit  brude'n   die  mit  sich  nam  statt  3Iil  brudtm 
die  er  mit  sidt  nam;    vers  10048:    Vil  manich  t/'m  in  eJage  statt   Vil 
manich  heide  j'Vii  in  dage;  vers  10305:  Der  ineisf  mUekin  Äjf/racA  statt 
Der  meisf  wisUcJnm    (auch  die  Heidelberger  handschrift  hat  mslichin) 
s^pradi;    vers  10337:   swcrt   statt   des  genügend  deutlichen  sivcrt;   vers 
10630:  irwtrl  statt  imert;    vers  10957:   In  kurser  mU  was  im  hekatd 
statt  In  kurzer  zit  wart  im  hekant;  vers  11279:  Tf  inetide  statt  D  tmide, 
an  dessen  stelle   in   der  Heidelberger   handschrift   D'  tmirt'  geschrieben 
ist;   vors  11376:  nidä  statt  icht^  das  auch  die  Heidelbur^'er  handschrift 
hat;  vers  11737:  Die  wol  torftett  veehtmi  statt  Die  wd  forsten  t^cchten. 

Viel  weniger  genau,  als  über  die  Rigaer  handachrift  durch  den 
Bergmannschen  abdruck,  sind  wir  über  die  Heidelberger  handschrift 
orientiert t  aber  ein  stück  aus  ihr  ist  doch  auch  in  getreuem  abdruck 
bekant  gemucht,  mlmlich  das,  welches  der  lügaer  handschrift  f«jhlt, 
vors  2561  bis  3840.  Schon  Uergmann  bemühte  sich  um  eine  abschrift 
desselben ,  sie  kam  aber  erst  nach  seioeoi  tode  in  Riga  an  und.  ist  bald 
darauf  verloren  gegtingr-n;  benutzt  sein  muss  sie  aber  noch  van  dem 
pastor  Watson,  der  den  „Inhalt  dt*.r  bisherigini  lücke  in  dem  annalisten 
Ditleb  von  Alopokr^*'  in  dem  von  Raupach  herausgegebenen  Neuen  Museum 


420 


r.Rn  «BYBa 


Jer  teutsehen  Provinzen  Kuaslands  (Ijand  1 ,  hoft  2 ,  Üorpat  ]  825. 
5^  bis  70)  mitteilte.     Eine  zweite  aböcbrift  Hess  sp&ter  ein  herr 
Frantzen  aus  Riga  nehmen,   sie  wurde   in  Heidelberg   rait    der 
Sorgfalt  von  dn  Halm   angefertigt  und  im  jabre  18  U   als   gratulatja 
Schrift  zur  dritten  säcularfeier  der  uuiversität  Königsberg  von  Karl  Edi 
Napiorsky   herausgegeben   unter  dem  titel:    „Ditleb   von    AT 
Ergänzung  den  von  Dr.  Liboriua  Borgmann  heraus;^ 
neu  Fragments  einer  Urkunde  der  ältesten  LivISii  d  tscbj 
Geschichte   in  Versen»  nach  der  Heidelberger  batidäctirj 
jener  Reimchronik,    mit   eiuem  Facsimile  derselbeu    ui 
einigen  Erläuterungen  zum  Drucke  besorgt**  (Riga  und  Lel| 
/ig).     Dieser  abdi'uck,    der  ebenso   wie  der  Bergmannscfae    der 
handschrift,   an  den  er  sich  auch  im  äusseren  genau  anschliesst,   nur  1 
hundert  und  sieben   exemplaren  gedruckt  worden  ist,    und  den   öpäf 
Kallraeyer  in  seiner  ausgäbe  der  livländischen  reimchrouik  einfach  wid 
abdruckte,    nur  mit  einer  wider  nicht  immer  glücklichen  interpunktl<] 
ergibt  sich  als   ein  sehr  guter  und  enthält  nur  wenige  unn*:bLigkeit<! 
So  steht  ver8  2617:   Zu  haumme,   das   Napiersky   „zu   häufe"   erkü 
statt  kauwine;  vers  2614;  Dy  statt  Sif:  vers  2885:  mügerifm  statt  m^ 
germiti;    Vers  3026  aussen  statt  disstm;    vers  3171 :  das  stsitl  äiz;    V€ 
3224:  wirdediche,  wie  auch  Pfeiifer  werdedkhe  gibt,  statt  torededie 
das  ohne  zweifei  für  vreäediche  verschrieben  ist,  vorher  aber,  wie  nie 
txx  verkennen  ist,   noch  andere  züge   zu  anfaug  hatte;    vers  3604: 
ioffüdir  ari  statt  wol  fiach  toffüdir  art;    vers  8728:  im  statt  nu;    f« 
3782:   In  statt  An,   und  vers  3471;   er  statt  h\   wie  die  Ileidülberg^ 
handschrift  überall  her  statt  er  giht 

Über  den  übrigen  text  der  livländischen  reimchronik  In  der  He 
delberger  handschrift  ist  man  bis  jetzt  viel  weniger  ausreichend  oric 
tieii.    Das  gröste  verdienst  um  eine  etwas  genauere   verpl  ^  ^  i 
wider  der  schon  oben  genante  Eduard  Frantzen  aus  Riga;  an 
aulasHung  wurde  die  handschrift  durch  den  von  dr.  Hahn  empfohlene 
dr.  Häusser  in  Heidelberg  ausgeführt.    Was  dieser  an  lesarten   ge«a 
melt  hatte,  wurde  im  jähre  1845  von  Napiersky,  doch  ohne  seinen  uame 
und  Oberhaupt  ohne  ordentlichen  titel,   in  einem  kleinen  quarthoH  vc 
acht  Idättern,  das  nur  in  himdertundfunfzig  exemplaren  zum  dm(rk  ka 
herausgegeben  mit  der  aufschiift:  „Varianten  zur  HergmanuHctiol 
Ausgabe   der  Reimchronik  Ditleb's    von   Alnpeke   au«   d< 
Heidelberger   oder    Pfälzer   Handschrift    dieser   Chrotit| 
(Codex  palatinus  uro.  367).    Vorgelegt  in  der  94steM  Vi»i 
Sammlung  der  Ue^iellschaft  für  Geschichte  und  Alterthcim^ 
künde  der  Ostseeprovinzen  Russlands  in  Riga,  am  13«  Se] 


Xü»  tlYtÄKB,   RBlMCHBOmK 


421 


teinber  1844/'  Von  diescu  varianteu  ist,  was  Kallnieyer  \tx  sei- 
ner ausgäbe  als  „Variauteu  der  Heidelberger  Handschrift**  anflffthrt, 
wider  nnr  eiii  wurtlicher  ub(L*uck.  Sie  sind  aucb»  ganz  abgegeben  von 
den  zahllüseu  erthogrupbischeu  abweichungen  der  Heidelberger  hand- 
scbrifl  von  der  liigaer,  keuiesweges  genügend  und  leiden  auch  Im  ein- 
zelnen an  manchen  irrtumern ,  no  gaben  sie  vers  7G  als  haudaehriftllcb 
ein  hvbimU  an  statt  M:ari;  vers  261 :  tn(jentrivh  statt  tinfutrirh;  ver»  558: 
Der  einiefi  statt  Ihm  eisten:  vers  60(i:  Iras  statt  icas^:  vers  798:  Be  der 
istatt  Bmler  ]  vers  5G6:  hw  statt  tmr;  vers  1133:  misseharte  statt  miüm- 
ha'Uc,  und  anderes  mehr.  Einzelnes  hat  allerdings  erst  KiiUme^er  ver- 
unstaltet, wiü  wenn  er  zu  vers  *J:i4  angibt  ,,der  lys  fehlt,*'  während  die 
Napierskyschen  Varianten  dir  lp$  als  Heidelberger  lesart  angeben  und 
ihr  „fehlt**  sich  auf  das  fehlen  des  verses  940  in  der  Heidelberger  haud- 
schrift  bezieht,  das  dann  allerdings  von  Kalimeyer  auch  noch  mal 
angemerkt  ist.  Dass  zu  den  von  Strehlke  ausgezogeneu  stellen  der  Uv- 
ländischen  reimchronik  die  Heidelberger  handschrift  noch  mal  verglichen 
worden  ist,  wurde  schon  oben  gesagt  und  ebenso,  dass  Pfeiffer  auf 
eine  nur  teilweise  vergleich img  sich  zu  beschränken  für  genügend  gehal- 
ten hat.  Aus  der  Strehlkeschen  vergleichung  aber  sowol  als  aus  der 
Pfeifferschen  ist  in  beider  ausgaben  nur  das  notdürftigste  mitgeteilt  Von 
weiteren  etwa  genaueren  vergleichungen  ist  nichts  bekant 

Auf  dasi  äussere  der  Heidelberger  handschrill  brauchen  wir  hier 
nicht  iiaher  einzugehen,  da  sie  den  deutschen  gelehrten  allezeit  zugäng- 
licher gewesen  ist,  als  die  Rigaer  und  auch  schon  mehrfach  benutzt 
worden,  so  namentlich  auch  wegen  der  doutschordenschronik  des  Niko- 
laus von  Jeroschin ,  die  ihr  erstes  stuck  bildet.  Sie  bildet  einen  starken, 
quartförmigen  band  in  Schweinsleder  mit  der  riickenaufschrift:  ,,307  Heini' 
hkhcr  tUw.r  J^disscn  v,  Livfanä/*  Dass  sie  eine  dem  fiinfzehnten  Jahr- 
hundert angehörige  pergamentsammelhandschriA  ist,  weiss  man  auch 
schon,  und  was  sie  ausser  der  deutschordenschronik  und  der  livlän- 
di»clien  reijuchronik  noch  an  kleineren  stücken  entliält,  ist  schon  von  Wil- 
kea  in  seiner  „Oeschicbte  der  Bildung,  Beraubung  und  Ver- 
nichtung der  alten  Heidelbergischen  Btlchersammlungen 
(Heidelljerg  1817),*'  seite  445  bis  448  aufgeführt.  Von  schon  älterer 
band  enthält  die  handschrift  eine  durchgehende  blattzahlung,  jede  seite 
enthält  zwei  spalten  und  der  text  der  livländischon  reimchronik  erstreckt 
sich  von  blatt  192*  bis  blatt  265**,  wo  er  vor  der  mitte  abbricht,  ohne 
dann  noch  irgend  etwas  von  Unterschrift  zu  enthalten. 

Wichtiger  scheint  uns  hier  noch  darauf  hinzuweisen,  dass,  me 
wenig  wir  auch  ausser  ihnen  halxm,  wir  doch  bezüglich  der  alttni  Über- 
lieferung iier  livlündischen  reimchronik   nicht  so  ganz    nnd   gar  auf  die 


4t2 


tso 


beiden   bf^trachteUni    handnchritteii   ))eKchränkt   gind.     Es   ist    Dcboo 
ersten  lieft  <loj»  fünften  bandes  von  Bunges  archiv  fflr  die  geschi^  i 
Esth*  und  Curlands  (Doi-pat,  1m4»j),   seite4ti— »8  unter  d«ar  »,.,..  ^  ..Jl 
„Stellen  aus  Alnpeke  in  der  liremischen  reimchronik'*  von  dem  um 
Studium  der  geschiebte  der  Ostseeprovinzen   so   sehr  verdienten  Kdtta 
Pabftt  darauf  aufmerksam  gemacht,    dass  in  dem  „Chrofnkmi  der 
tidkn   öhien   StfitU  Ertönen  —   in   dudrsehe  verß  reruafd.     Jmtn, 
ner.  Brmmi  15H3'*  inehreres  ans  der  üvlilndischen  reimclironik  und  e^ 
uinxelnes   in    ganz   wörtlicher    ßberset'/ung    herfibergonominen    f 
beispied   mOgen   die  verse  r27  und  12S   dienen,   die   dort   nied» 
gegeben  sind: 

Kopluide  fCvrctt  (jvsvicn 

To  Brtm^n,  rick  vnd  imrnwien, 
IMs,    abges**hen  von  dem  zusatz  „To  Brentm,''   sich   genau   an 
hanJsoliriftlirhe   Überlieferung   unschliesst,    wobei   abnr   noch   ein«*  klf 
abweicliung   der   Kigaer  bandsobrift  aiiftullt.     Die  Heidelberger   gibt 

fragUcben  verse: 

Kouflewtc  wartm  gesenHef^  ~ 

Riche  mute  uor  tfiesstm, 
die  Rigaer  dagegen: 

Köuflufe  wanm  tfesesisen 

Riche  vml  imvormesmmj 
woniach  Pfeiffer  gegeben  bat: 

Kou/lifäe  wären  ffese^stm 

riche  und  ntivermessm. 
Aber  sehr  grosses  bedenken  erregt  hier  das  wort  unußTmesgen^  das  av 
das  Benocke- Müller -Zamckesche  Wörterbuch  weder  versteht,  nur  fn 
gend  erklärt  ,,  uutadelhaft ,  nicht  auf  falsche  wege  gerat^en/*  nach  weit 
nachzuweisen  vermag,  ausser  im  adverbiellen  unverme^zeith^fk  in  ein€ 
stelle  des  Österreichers  Peter  Suchenwirt:  ,,vmi  Oesiirreich  hersoif  Ltuf 
poU  luider  wart  erslagen;  dnz  utwennessenleich  ß*sehnch  sua  Erfjfau 
der  fiegmtr  wo  Zarncke  wider  nur  mit  fragezeiclien,  aber  doch  kauii 
uurichtig,  „mit  Feigheit"  eiklärt,  da  das  einfache  vtTfhesjsvtt  ^kQhaj 
bedeutet.  Aber  was  soll  das  „uukühn,  feige''  von  den  kauneutim,  d| 
doch  kfdni  genug  auf  gewinn  hinaussegeln  in  die  ostsee?  Gm/,  unvu 
kennbar  liegt  in  dem  wort,  das  sich  aufs  engste  mit  (lern  folL'<*itden 

uft  ^rm  und  an  giUe 
verbindet»  »lurfluius  kein  taJeb     Pfeiffer  luit  das  hand^t;Iiriltlii-h«i  //«//•  || 
(fUüle  uufgelüStt    aber  sicher  mit   unrecht:    es  nifiste  mittelhochdcut 
vielmehr  (fikte  lauton,  m  dass  es  mit  dem  folgenden  gefuidfi,  in  mittel 
hochdeutscher  form:  gemütde,  wie  es  auch  Pfeiffi*r  gibt,  vCdlig  r<plii 


tvn  iJvi.Air!>,  rbimchbofik 


m 


Hiueu  würde,  ujid  es  iHt  m  beachten,  dms  die  livländUclio  roiuichrotjik, 
^■weun  ihn3  beste  Uandschrift  auch  kmn  emzigeg  m  in  ik  oder  ü  von  eüi* 
^■fächern  u  unterscheidet,  doch  in  hemg  auf  dieselben  noch  wie  nach  ganz 
"streng  nütteUiochdeutscher  weise  reimt,  ein  nachklang,  der  zu  textände- 
rungen  nach  dieser  richtung  noch  durchaus  kein  recht  gibt.  In  dieser 
reise  aber  erinnert  unsere  stelle  so  lebhaft  an  einige  verse  (13  bis  16) 
fin  Sant  Alerius: 

JEß  was  jse  Bofm  gesejszen 
ein  herre  ml  vertnezsen 
15,    an  irefi  unde  an  friimekheU, 
zt  allen  iugemim  tjar  bereit ^ 

[rlasfj  an  einer  inneren  verwantschaft  gar  nicht  zu  zweifeln  is^t  und  niilu 
Iwol  daran  zu  denken,  dass  ein  einzelner  hier  wesentlicher  begriff  in  den 
Iworten  der  livländischeu  reimchronik  in  seinem  geraden  gegenteil  gege- 
[ben  sein  könte:  da«  unvermezsen  lUsst  sich  deshalb  schon  von  vornherein 
lal»  verwerfliche  form  vermuten.     Auf  die  eben   diese   Vermutung   noch 
bestätigende  Übereinstimmung  des  vorniessen  der  Heidelberger  handschrift 
lit  dem  vormeUm  des  niederdeutschen  Übersetzers  werden  wir  allerdings 
^deshalb  noch   kein   besonderes  gewicht  legen   dürten,    weil  der  letztere 
auch  sonst  bei  vorkommenden   Verschiedenheiten   der   beiden  handschrif- 
ten  sich   so   nahe  an  die  Heidelberger   anzusch Hessen   pflegt,   dass  man 
rdieöc  als  seine  nächste  grundlage  ansehen  kann,  wol  aber  darf  nun  noch 
lljervorgehoben  werden ,    daas  auch   in   der   Rigaer  handschrift   in  jenem 
mjomiesjien,  was  ich  ähnlich  sonst  nirgends  in  ihr  bemerkt  habe,   das 
pn  mehrfach  von  links  nach  rechts  gekratzt  ist,  also  deutlich  als  zu  til- 
gendes bezeichnet  wird:  so  ist  nicht  daran  zu  zweifeln,  dass  es  nur  irr- 
tümlich  aus  dem  vorausgehenden  vnd  widerholt   wurde,   und   vera  128 
also  lauten  muss: 

riche  imd  vormezim. 

Das  positive  vermessen  oder  vormczzen  (die  Rigaer  handschrift  hat 
ieses  schwanken  zwischen  vor  und   ver  bei  dem   unbetonten   vorwört- 
clieri  häutig)  begegnet  in  der  Uvländischen  reimchronik  auch  noch  sonst, 
tifiailii'li : 

Vera  142,    hmden  gar  vormessen; 
260,     ein  heideti  wol  vornuissen; 
3243.    den  meiner  m  vormessen; 
5503.     das  oho  vei^tcssm 

die  ImXdere  wären  gesessene 
11138.     der  heldt^  gar  rermrsfm; 
11605.     es  fmren  heUle  mnmzzen. 


424 


LKii  lU«¥Ktl 


Das  zugehörige  iidverb  finden  wir  verB  89y5: 
tr  brächte  in  dm  wiäergdi 
gar  vormeszelkhen, 

OORPAT,   DEN   2G.  [l4j  JUNI    1871. 


3.     Naehtrli^;ttelieB  über  die  Heidelberger  bHiid-scflirirt« 

Im  vergleich  mit  dt^r  Bigaer  hatidsehrifl,  von  der,  ^i-      ' 
tiemerkt  wurdu,  Liborius  Bergmann  im  jähre  1817  seinen  al-     li 
stalten  liesd,  der,  wenn  er  auch  nicht  vollständig  fehlerlua  lat,  d(>chl 
allgemeinen  als  ein  mit  anerkennenswerter  Sorgfalt  angeforti^der  1 
werden  kann»  ist  die  Heidolbei^er  handschrift  bis  in  die  neuest-L  ,..,^ 
in  sehr  ungenügender  weise  bekant  gemacht.   Von  dem  stiele,  das  tti 
Rigaer  handschrift  fehlt  (vers  2561  —  3840),  wurde  noch  auf  Ik^ffi 
Veranlassung  in  Heidelberg  eine  abschrift  genommen,  die  aber  er^t 
Üergmann>s  tode  (18*23)  in  Riga  ankam  und  bald  darauf  verloren  ge 
gen  ist.    Später  bemühte  man  sieh  von  Riga  aus  um  eine  zweite  abschf 
die   von   dr.  Hahn   angefertigt   wurde  und  dann  im  jähre  U  '  *      ' 
tulationsschrift  zur   dritten    säcularfeier   der   Universität  K«",, 
Carl  Eduard  Napiersky  unter  dem  titel:    „Ditlob  von  Alnpcke 
zung   des  von  Dr.  Liborius  Bergmann  herausgegebenen  Fri 
Urkunde  der  ältesten  Livlandischeu  Geschiohte  in  Versen  (lliii*.   .ü  i 
zig)^^  zum  druck  befördert.    In  soweit  hat  man  also  auch  einen  abdruj 
des  Heidelberger  textes  und  darf  denselben  im  allgemtüneu  auch  ab  ein 
sehr  guten  bezeichnen.     In  demselben  jalire,  wie  dieser  abdruck ,  erstell 
auch  fast  alles  übrige,   was  wir  an  mitteilungen  ober  den  text  d*-r  Hi 
delberger  handschrift  noch  haben,  /.unächst  die  ausgäbe  der  livl j 
reimehronik  von  Pfeitfer   im  siebenten    bände  der  bibliothek  de,H   h 
rischeu  Vereins  in  Stuttgart»     Pfeiffer  sagt  in   seinem  Vorwort »    dh 
sich  bald  überzeugt  habe,    dass  die  Heidelberger   handschi'iit  nur  rine 
abschrift  der   Rigaer    sei   und  sich   daher  darauf  beschränken   zi 
geglaubt,  ausser  einer  abschrift  der  ersten  tausend  Zeilen  nameuTi.^  . 
in  der  Rigaer  handschrift   befindliche  lücke   von  1280  mim  daraiiü  s« 
ergänzen.     Pfeiffers  lesarten  aus  der  Heidelberger  handschrift.  die 
gens  auch  nur  nach  auswahl  gegeben  worden  sind,  reichen  deslialb       ; 
mal  bis  zum  scbluss  des  vierten  lausends  der  verse*    Um  eine  völlig  lh; 
dige   vergleichung   der  Heidelberger   handschrift  hatte   man   sich 
wider  von  Riga  aus  bemüht,  sie  wurde  auf  dr.  Hahns  empfehlcuig 
dr,  Häusser  ausgeführt  und  ilir  ergebniss   ist  auch   im  jalim  1K44^ 
öffentlicbt     Es  erschien  in  einam  nur   in  hundertundfunfzig  exem^tb 


zun  uvlAio).  nRiMcujiüNtic 


I2& 


in  Kij^a  gedniokten  quarthoftcheu    von  acht  blättern  als  „Varianten  zur 
iergmanuschen  Ausgabe   der  Koimcbroüik  Ditlebs  von  Alnpeke  auü  der 
leidelberger  oder  PiUber  Handschrift  dieser  Chronik/'    Aber  auch  die- 
$m  VitriiUitenverzeichiiis  lässt  sich  nur  als  ein  sehr  unvollständiges  bezeich- 
nen und  enthält  dazu  auch  mancherlei  Unrichtigkeiten*     So  steht  vers  7G 
ßü  der  handschrift  beJcart  statt  des  in  den  Varianten  at         '    nm  hiJc<mnt; 
U'crö  5^*3  vt4r  8tatt  des  angegebenen  ww;    vers  666  u-'  f  trazi  ver« 

1720  m  alV  (also  aUer)  not  ^tatt  m  all  twt;  vers  3874  sg  statt  %; 
■  ver«  6700  stkhtvfi  statt  sachten;  vers  6722  oh'stretin  (also  oUrbirelin) 
^Utatt  ahsirdm;  vers  74Ü9  nC  (also  mcr)  statt  in;  vers  ^^1*6  swHis  (also 
^Btasrft^)  statt  driies;  vers  11119,  in  dem  ein  do  ak  fehlend  bezeichnet 
Hwird,  ist  ein  solches  in  vergleich  mit  der  liigaer  handachrift  vielmehr 
"  xugePögt  Abgedruckt  sind  diese  Varianten  wider  unter  dem  von  Kall* 
raeyer  besorgten  text  der  reimchronik  im  eiiiten  bände  der  Scriptore» 
ireruai  Livonicarum  (Biga  und  Leipzig  1858;  besonders  liiga  1H57),  wo 
■dann  auch  wider  einige  versehen  hinzugekommen  sind,  wie  wenn  vera 
Jllin  (Ut  als  fehlend  angegeben  wird,  da»  vielmehr,  wie  wir  eben  schon 
i^merkten,  zwei  verae  später  als  zugefügt  bezeichnet  werden  muste. 
Später  ist  die  Heidelberger  handschrift  nochmals  verglichen  worden  zu 
den  im  ganzen  nur  1805  verse  enthaltenden  einundzwanzig  stücken  „Aus 
1er  livländischeu  reimchronik/*  die  Ernst  Strehlke  im  ersten  bände  der 
Seriptores  rerum  Pnissicarura  (Leipzig  1^61)  herausgegeben  hat  Der 
ierau.sgeber  bemerkt  dazu ,  dasa  aus  den  lesarten  der  Heidelberger  hand- 
ßchrift  nur  diejenigen,  welche  „über  die  durchgängige  modernisierung  und 
iialectisierung  des  textes  hinaus  bemerkenswert"  seien,  augegeben  wor- 
äen  seien.  Während  Pfeiffer»  wie  wir  oben  anführten,  sein  urteil  dahin 
lusspracb,  dass  die  Heidelberger  handschrift  nur  eine  abschrift  der  liigaer 
ei,  äussert  sich  Strehlke  über  die  erstere  dahin,  dass  sie  einen  man- 
ich,  besonders  in  den  vocalischen  Verhältnissen  und  auch  sonst,  zum 
piel  in  der  Orthographie,  geänderten  text  biete,  dass  aber  abweichun- 
gen  von  der  Bergmannschen  handschrift  zum  richtigen  hin  beweisen,  dass 

tie  nicht  etwa  eine  abschriPt  der  letzteren  sei. 
Da  ich  nunmehr  selbst  eine  genaue  vollständige  vergleichung  bei- 
er  handschrillen  besitze,   so  darf  ich  wol  einige  mitteilungen,    die  zur 
ntscheidung   der  augeführten   Streitfrage  beitragen   können,    noch   liier 
nschüessen-    Besonders  beachtenswert  ist  eine  anzahl  beiden  handschrif- 
Lm  gemtunsamer  fehler,    um  so  beachtenswerter,   als   die  Rigaer  über- 
aupt  verhältnismässig  nur   sehr  wenige  versehen  enthält,    während  die 
lei'  'I         I   handschrift  insbesondere  an  Verunstaltungen  einzelner  wör- 
ti    roicb  ist     Vers  2137   babun  beide  handschriften  An  IrnU^i 
vt/reif,    wo  doch  die  bürg  Anboten  in  Kurland  gemeint  ist,  die 

2«* 


noch  Vera  24G4V  2497  und  11771  erwähüt  wirJ  und  Äwar  an  Äerl 
genanten   stelle  in  beiden   handücbriften   übereinstiraimintl   in    dt*ri 
Amboten.    Vers  2027  liabcu  beide  himdschriften  Regele  vnd  (in  Heid 
berg  imäv)  rkr  fmU,   während  Bergmann  lillerdings  irrtümlich  i?if 
gibt;  es  ist  das  gebiet  Estlands  gemeint,   das  vers  20i*j    \v    *- • 
handschi'ift  richtig  wkrlant,  in  der  Heidelberger  wenig  ab\^  i\ 

rdani  heisst.    Vers  2554  liest  die  Rigaer  (R)  Eh,  die  Heidelberger  (I 
YSj  wo   es  heiösen  muss  Ist    Ebenso  hat   vers  4703  H  In   und 
statt  des  richtigen  Ist,     V^ers  6676  lautet  in  R:  Das  msi^en  die  da 
pflege,    m  H:   Diu  wissmi  %  do  wonis  pfkgin,    während   die  vorlet 
form  mir  tvonens  sein  kann,  wie  sie  in  der  gleichen  redensart  Iif*    ' 
unserer  reimchronik  vorkomt;    vers  8882  bat  R:   die  da  won^    , .._ 
wonens)  p/legi,  H:  dt^  da  Wünis  pJü^yin,    Vers  IS? 70  schliesst  in  R 
über  dOf  in  H,  die  überhaupt  oft  o  för  u  gibt  und  zum  beispiel 
massig  of  statt  üf  schreibt:  ober  do,  während  aber  da  wird  für  das  ni^ 
tige  gelten  müssen.    Vers 4999,  wo  R  bietet:   Wie  is  vm  die  cn^ätm 
$t<U    Die  groscn  sduukn  genmn  hat,  wird  man  mit  Pfeiffer  ^tatt  cri 
hie,   das  in   H.  als  criste  hy   wider  entgegentritt,   oristenimt    %n   Ic 
haben.     Vers  UOl :    Da^  nie  groscr  wart  in   R  lässt  vor  dem  folgfmd 
Von  eisUimde  vollen  bracht  das  reimwort  vermissen,    das  H  uiiglüci 
mit  bedacht,  Pfeiffer  besser  m\i  nmeht  ergänzt*     Vers  10235  haben  be 
handschriften   übereinstimmend  urtümlich  marschalc  (H  schreibt  k 
ende)  statt  ntarstal,   wie  vers  10289,    wo  H  auch  wider  aus  ver 
marschalk  bietet,   in  R  richtig  sich  findet.     Vers  14  hat  R:    Des  ^n 
ffute  nicht  verdras,   wo  nur  sine  richtig  sein  kann,  statt  dessen  U  nt 
aucb   gibt  i^n'   (also  syner).    Zu  den  gemeinsamen  Irrtümern  wird  ni^ 
auch  die  namensform  Seihen  vers  645  in  K  und  H  zahlen  dürfen ;  es 
das  Volk  gemeint,   das  stets  in  der   nähe  der  Liven  und  Letten  gern 
wird  und  sonst  nur  Sden  heisst,  so  vers  144  (hier  hat  H,  die  die  eigei 
namen  so  häufig  entstellt  bat,   selbm),    vers  337  und  6677.    VieUe 
darf  hier  auch  angeführt  werden  vers  10337:  D'  (also  Ikr)  pri-' 
der  s..ert  kies,    in.  dessen  eigennameu  man   in  der  Rigaer  hat; 
zwischen   der  lesung  mert  und  swerl,    von  der  an  und  für  sich  dg 
gewiss   die   erstere  die  wahrscheinlichere  ist,  schwanken  kann;    H  gil 
mit  ebenso  deutlichem  anlaut,    wie  zum  beispiel  vers  1I9G6,   wo  sp 
das  Schlusswort  ist,  die  form  swH  (das  ist  steert).    Ausserdem  wird 
auch   noch   hieher  ziehen  dürfen  den  namen  des  in   vers  7637  gnuant« 
königs   der  Russen,  den  R  als  dwicive  (kaum  dunitve:  doch  sind  iji 
neben  andern   consonanten  t  und  c  oft  gar  nicht  zu  unterscheiden), 
aber  mit  der  lautlich  unbedeutenden  versc^hiedenheit  aU  tunclvt  auf 
Uer  hochfit  auflUlligen   und   sonst  durch   nichts  gestützten  uam«tiitr0 


427 


HoiittTii^tcnR^  dimUre  zu  gmn(I«5  zuHogon;  l'^duani  Piipyti  fuhrt  im 
ersten  bände  der  Beiträge  zur  kundc  Khst-»  Liv-  und  Kuilaiids  (Keval 
1870>  Seite  277)  aus,  dass  Hermann  von  Wartberge,  der  in  seinem  Chro- 

[nicon  Livoniae»  das  im  zweiten  bände  der  Scripfcores  rerum  PruHsicanim 

Irtbgedioickt  ist,    jenen  Rus8euk<^nig  Demetrius  nent,    diesen  namen   nur 
aus  der  reimchronik  haben  kt>nne  und  herr  dr.  Berkbolz  aus  Riga  iat  so 

[freundlich  mir  brieflich  mitzuteilen,   dass  „Johann  Renners  paraphrase 
oder  auszug  der  reimchrouik  in  seiner  durch  J.  G.  Kolü**  [im  märz  1870| 

[,, neuentdeckten  livländischen  chranik den   ohne   zweifei  richti.epn 

[namen  Dimitre"  gibt. 

Solchen  fehlem  gegenüber*    denen  sich   noch  manche  andere  wur- 

Iden  hinzufügen  lassen,  hat  allerdings  an  einzelnen  stellen  die  Heidelber- 
ger handachrift  auch  einen  lesbareren  text,  unseres  erachtens  aber  doch 
nur  an  solchen,  an  denen  auch  einem  weniger  nachdenkenden  Schreiber 
eine  correctur  sich  bequem  zudrängen  muste.  So  hat  vers  772  R:  Ir 
fmgeduni  warf  de$t^  fm  und  H  stellt  mit  leichtigkeit  die  form  vngedijiJi 
her*  Vers  212  bietet  R,:  Da  uil  nmmch  (Bergmann  gibt  unrichtig  man- 
nidh)  heideti  mts  und  H  ändert  in  bezug  auf  das  vorausgehende  reim- 
wart tmrhas  das  wa^  in  sas  um:  in  den  Zischlauten  sind  die  reime  der 
reimchonik  durchaus  genau.  Vers  5423  gibt  R:  Vnd  bettalm  Mm  das, 
wo  H  richtig  trent  in  fminl  en,  dann  aber  gleich  wider  ein  verfehltes 
alle  nachfolgen  lässt,  Vers  4890  lautet  in  R:  Vnd  waren  sie  hirteth 
irm  sin,  wo  die  änderung  des  waren  in  war  nahe  lag;  H  gibt  es,  doch 
mit  ihrer  so  häufigen  moigestaltung  von  a  in  o  als  wor.  Vers  479  gibt 
^R  als  Was  in  c/a*  armen  sundtar  wan  und  dann  begint  der  folgende 
Hvers  mit  TiU;  da  drängt  sich  die  änderung  von  in  in  i>  auf,  das  in  H, 
Hwo  bald  darauf  schon  wider  in  smidern  eine  falsche  form  entgegentritt, 
™wio  gew5hnlich  als  er  gegeben  ist  Zu  vers  826:  Zu  des  landm  ml 
draie  verlangte  das  in  der  luft  hangende  de^  landes  notwendiger  weise 
keine  ergäuzung,  die  H  als  not  gibt  Vers  lOlH  lautet  in  R:  JDeme  M 
\rr  im  do  dar:  es  handelt  sich  um  die  fahne  (den  ^^anen),  die  herzog 
Ibrecht  von  Sachsen  dem  besten  ritter,  den  er  fand,  überreichte,  so 
list  zu  ändern  in  und  das  finden  wir  als  yr»  auch  in  H«  Vers  1305  ein 
\verwa.^r(  rat  m  R  wurde  von  H  zurecht  gestaltet  zu  eff  (also  etjn)  ml 
ivirwaze  rat,  wo  freilich  der  zusatz  vü  kein  unbedingt  notwendiger  war. 
rVers  1 832 :  Sus  waH  (F  (also  der)  strii  ervochten  lag  nah  statt  des  strit 
[das  dem  srhreiber  wol  aus  dem  vorhergehenden  vei-se  in  die  feder  sprang, 
Lu  schreiben  siff,  wie  H  es  tat  Vers  1843  lautet  in  R:  Sic  den  eisten 
\nafnefi:  aber  um  eisten  handelt  sichs  hier  gar  nicht,  da  gegen  Littauen 
[gekämpft  wird;  so  koute  der  Schreiber  von  H  statt  eisim  leicht  schrei-» 
ben  heiden,     Vers  5182  bietet  R;  Das  M  al  den  hrtiden  (also  hmderen) 


,|e>s.. 


txfSn   AlKTKtl 


kmU,  wo  H  das  hinter  tet  fehlende  Bubject  leicht  als  W  (also  her). 
H  so  gut  wie  immer  statt  er  schreibt,    ergänzen  kont^»,    wonmr  d 
Begleich  schon  wider  im  znaammengeschriebenen  alden  ein  fe*  ?   r   ;  mnc 
ist.     Vers  5722  lag  sehr  nah,    das  sinnlose  gvwnÜeii,  da9  '^\  [{ 

det,  zu  bessern;  H  schreibt  gevattin;  to  und  v  werden  öftor  fftr 
ander  geschrieben.  Vers  7825  bietet  R :  Von  dnrhet  Us^hnf  Wi^rr 
und  H  gibt  den  nameu  des  bischofs  richtig  als  FraUrkh;  er  wird  no 
genant  vers  9435  {witUrich  K,  vrederich  H),  948H  (tpriderichen  B, 
(itmch  H)  und  95«>H  (vrkhrich  R,  frederich  H),  Vers  7r>2e  hftt  R: 
(also  Der)  rusm  uidt  der  was  gros  und  H  ändert  das  ainloi$e  uali  h 
vai,  Vers  7848  bietet  R;  D'  (also  Der)  grasen  tßfirgen  nichi  eradirtv 
und  jedem  abschreiber  muste  das  hurgv/ti  als  sinnlos  auftalloti:  e^  ist  dr 
rede  von  zwei  Iieeren,  die  auf  dem  eise  lagern  und  die  beide  zu  trogiai 
das  eis  sich  wirklich  als  stark  genug  erweist*  H  sehrioh  «latt  Am/^'h 
hyrdc  (das  ist  hordm,  statt  bürden,  ,, bürde ,  last")  und  man  wird  avch 
das  eine  leichte  bosscrung  nennen  dürfen.     Es  wurde  sich  nv  '   * '  ti 

manches  hinzutügeu  lassen,  das  gegebene  aber  wird  ffir  ui 
schon  genügen. 

Können  wir  demnach  unsererseits  das  Pfeiffersche  urteil  i- 

Verhältnis  der  Heidelberger  handschrift  zu   der   Kigaer  um*   bt  u  :  _  n. 
so  darf' möglicher  weise  weiter  auch  noch  ein  ganz  äusserog  daför  ai.j. 
fiihrt  werden.     Die  Heidelberger  handschrift  hat  an  melvreren,  im  g:i 
acht  stellen»   wenn   auch,   wie   wir  an   den  versen  nachzählen    k*H 
glücklicher  weise   nicht  da,    wo  sie   die  grosse  locke  der  Kigaer  L 
Schrift  zu  ergänzen  hat,  auch  einige  kleinere  lücken.     In  dio.ser  sind  iiu 
im  ganzen  29  verse  der  Rigaer  handschrift  ausgefallen,  wofür  aber 
zwei  stellen  zusammen  wider  drei  verse  zugesetzt   wurden.     Die   gröi 
der  erwähnten  lücken  umfasst  die   zehn  verse  von  vers  6629  his  €6 
(nach  Pfeiffers  unrichtiger  zählang  6636  — 6B45),  in  denen  sehr  verikdil 
lieh  von  der  feigheit  der  pfaffen  gesprochen  wird,   so  dass  man  da 
nicht  ohne  grund  auf  den  Verfasser  der  reimchronik  geschlossen  hat, 
anderorsoits  nun  mder  die  Vermutung  ausgesprochen  werden  kann,  di 
iler  Schreiber  der  Heidelberger  handschrill  ein   pfaffe  war.    Vers  Ul 
bis  9157  fielen  aus,  offenbar  wegen  des  gleichen  anfangH  Zu  dobtemi 
vers  9155  und  91Ö8.     Au    vier    weiteren   stellen    aber   triillb   die    idcl 
gerade  oben  oder  unten  auf  eine  seite  der  Itigaer  handschritl,  waa  m; 
kaum  für  einen  reinen  zulM  halten  kann:  an  solchen  grilnzstellen  tl 
springt  das  äuge    viel   leichter   als   in  der  mitte  der  seite^    So  bil 
vers  liaeo,   der  in  H  fehlt,   den  s- '  1         rs  der  ersten  spalte  von 
IbH  in  R;    ebenso   bilden  die  au^i;  mii    verse  ri:)<i;i    bis  63- 

schluss  einer  seitenspalte  in  R;   vers  4798  bitt  480ü,  die  in  H  foW 


isuK  uvt.JLiin.  üsmciDioinK 


129 


8ehlio9»ou  eine  mite  in  li  tun!  der  mit  Urnen  ausgefallene  vers  4801 
heffint  dto  folgende  Seite.  Dazufti^en  dürfen  wird  man  auch,  das«  die 
in  H  fehlenden  ver»e  11261  — 11263  nur  noch  einen  vers  am  schluss  der 
Seite  hinter  sicli  haben*  Als  ein  einzelner  vers  mitten  auf  der  seite  fiel 
in  H  nur  aus  vers  940:  Minnediciie  man  dar  iruc  (Bergmann  druckt 
unrichtig  daHriic)  und  ebenso  war  es  auch  geschehen  mit  vers  6699: 
An  luteit  pml  an  *juk;  der  aber  ist  in  H  links  am  rande  nachgetragen* 
Die  letzte  an:£uPrihrende  lücke  der  Heidelberger  handschrift,  die  ilie  verse 
7081  —  7083  (in  den  ,»Variauten  *'  wirds  unrichtig  angegeben)  urafusst, 
ist  mit  einer  Änderung  verbunden ;  nach  vers  7084 :  Vil  dicke  abe  geho- 
wim  (der  vers  gehört  zu  den  im  ganzen  ziemlich  wenigen,  die  bis  auf 
I  jeden  buchstabon  genau  in  R  und  H  übereinstimmen)  wird  ein  neuer  vers 
zugefugt:  Vil  stdcze  liiiowen.  Eine  damit  vergleichbare  erweiterung 
haben  wir»  wie  oben  schon  gesagt  wurde,  sonst  nur  noch  eine,  die  nur 
etwa  am  ein  hall^es  hundert  verse  früher  vorkomt:  es  lauten  nämlich  die 
Rigaer  verse  7027  und  7028: 
™  Swt  tmirdmi  grimmes  mikUs  gar 

■  Vnd  madden  eine  rdse  dar 

■  in  der  Heidelberger  handHchrift  um  zwei  unglücklich  vermehrt: 
H  Sif  worden  gnjmis  mutis 

H  Oucji  dacfit^l  stf  of  stf  nidU  guiis 

^^^^^^k  Vn  nmchiB  e^pie  reysc  dar 

^^^^^^  DcJS  worda  sy  uil  stielte  gcwar, 

f  Zum  schluss   mag  noch  angettihrt  nein^  dass  die  verse  11645  bis 

11647,  die  den  dreifachen  reim  geschach  :  sack :  nach  enthalten  und 
dadurch  die  gesamtzahl  der  verse  der  livländischen  reimchronik  zu  einer 
ungeraden  (12017)  gemacht  haben,  in  der  Heidelberger  handschrift  unver- 
sehrt wider kehren. 

DORPÄT,   DEN  29*  [17J   SEPTEMBER   1871. 


3.    Zu  lirflsehc  g^n. 

Viermal  begegnet  die  oben  gegebene  redensart  in  der  livländischen 
reimchronik ,  ohne  dass  sie  bis  jetzt  sonst  irgendwoher  nachgewiesen 
wäre.  Da  zu  ihrer  erklärung  die  hinweisung  auf  ein  sonst  gar  nicht 
nachgewiesenes  mittelhochdeutsches  hrüsche  „brausche,  mit  blut  unter- 
laufene beule"  im  Benecke- Mullerschen  Wörterbuch  (1,  seite  271)»  die 
lohne  weitere  belege  und  nur  mit  hinzufugung  eines  eitats  aus  Grimms 
wiVrtc^rbuch  und  des  angelsächsischen  h*ysa7i  „stossen**  auch  von  Lexer 
(1,  Seite  371)  widerholt  ist,  ujimögUcb  als  ausreichend  angesehen  wer* 
den  kann,  so  wird  es  nicht  ohne  wert  sein,  noch  einmal  genauer  zu 


'»  ^:a 


l;m 


l.tsn     WEYKU 


»erwägen*    wus   jeuoi*  ^a   Itrüschc  gm   ütwa  sa^eti  will »    w«.mn    i**ir 
nicht  verspi'üclicn  kCiimeHt  <1ainit  /ti  fiiiiom   wirklidi  sicbtiron   ctvm^ 
sehen  abschluss  zu  gelaogea. 

Die  vier  steUeß ,  an  denen  die  in  frage  stehende  wenduug  von  de 
dichter  der  Uvliindi»chen  reimchronik  gebraucht  worden  isst,   -i-  ^  ^^^ 
gendeu,  bei  deren  anRibrung  wir  übrigens  von  der  fast  dun  j  . 
einige  verne  uimchtigen  Zahlung  der  Pfeifferschen   auBgabe   so    weit  ak 
nötig  abgeben: 

ZA  hant  si  Imjfmideii  lägen 

dem  stalnen  Lmigeimne, 

Ich  [waene]  daz  Mügerinc 
28 &ö.    iritigecke  undc  Tusche 

giengen  wol  zu  hrüsdic 

m  Lengewines  Imule, 

bi0  düB  si  gol  seUte.  mnde, 

da  st  im  quänwn  so  naJien, 
2860,    daz  si  in  mit  ou^en  sfUteti: 

des  wurden  si  von  herzen  * /*o 

Sd  gleich  darnach  wird  denn  auch  erzählt,  dans  sie  den  Len^ 
gen  nehmen.     Da  die  angeführte  stelle  demjenigen  längeren  ^        .    ii 
hört,   das  nur  in   der  Heidelberger  handschrift  Erhalten  ist,   w  ist 
ausser  in  schlechtester  Orthographie  auch  nicht  ohne  einige  andere  V€ 
sehen  überliefert     Namentlich  ist  in   vers  2H54    etwas  auHgefallen,    dl 
Pfeiffer  als  tmene  ergänzt  hat,  &ingeeke,   der  noch  vers  30iin  und  42S 
erwähnt  wird,  ist   als  Dimdecke  gegeben,  und   Tische,   dessen    nu 
sonst  noch  vers  2886,    2975   und  4211*   begegnet,   ist  ali^  durxcse 
gefuhrt,   als  wäre  er  der  „deutsche.**     Das  wort  aber,   auf  das  e« 
hier  zunächst  ankorat,  ist  mit  anlautender  tenuis,  we  ähnliche  vorächi« 
denheiten   auch    sonst   entgegentreten,   prnschc  geschrieben.      Mit   de 
weichen   lippeuJaut  begegnet  es  an  der  folgenden,   der  zweiten  von 
versprochenen  stelle,   an  der  die  Heidelberger  handschrift  indes»    atic 
wider  prusche  gibt: 

D^ie  wären  in  rechUr  nri 
LeUouKm  nnde  hdde  gtd; 
des  wart  dajs  her  wd  MnU. 
Der  dm  der  hiez  Tüseht\ 
4220     der  gienc  da  tml  m  tmlsehe: 
der  ander  der  hies  Mitgerm, 
er  was  künt  sani  ein  stein, 
GingeeJce  der  dritte  hieZj 


msMt 


«;üB  UVtailD*   RBLUCHROKIK 


431 


der  an  vromeJceite  Um 
4225  skh  allewege  vindcfi, 
fie  so  fa.si  ganz  gettßu  nach  der  Rigaschen  handschrift  gegeben  ist, 
robei  noch  hervorgehoben  werden  darf,  dasü  Pfeiffer  auf  ein  alte»  ver- 
gehen Bergmanns  hin  den  l222Hten  vers  unrichtig  vor  vers  4221  gestellt 
^att  die  Heidelberger  handschritl;  hat  hier  die  richtige  versordniing,  die 
Ibrigens  in  der  Rigaischen  durch  vorgeschriebene  alte  b  a  auch  besseich- 
»et  ist* 

DasB  unser  wort  kein  sehr  geläufiges.  Überall  in  gleichmässiger 
"Orthographie  festgehaltenes  mehr  sein  konte  und  vielleicht  überhaupt 
eben  nur  noch  in  der  redewendnng  vorkam,  in  deren  Verständnis  weiter 
einzudringen  wir  uns  als  aufgäbe  stellten,  zeigt  die  folgende  stelle: 

hdk  rikn  mit  der  brildere  sdiar 
kein  Semegallen  ^  daz  ist  tvärj 
11215     vor  die  hirc  siX  DohletL 
die  sacl^  tnan  sti  pnlse  gen. 
in  were  da  f/eiuvke  geschehen, 
wen  dm  sie  wären  vor  heseJien: 
daz  volc  in  üf  die  burc  entran, 
r  genau    nach   »ler  Rigaor  handischrift,    von  der  die  Heidelberger 
der  mehrere   abweichimgen    aufweist,    indem   sie  unter  anderem 


luch    wider  mehrere   abweichungen 
den  vers  11216  gibt: 


dt/  sach  fmm  do  zu  pruze  grn. 
)ie  Schreibung  prnze  aber  darf  hier  kaum  als  Verschiedenheit  bezeichnet 
rerden ,  da  tlie  Heidelberger  handschrirt.  mit  dem  gebrauch  des  x*  über- 
haupt sehr  verschwenderisch  ist,  es  sogar  häufig  zu  anfang  von  Wörtern 
lir  einfachen  s  verwendet,  während  die  Rigaer  fast  ausnahmslos  zwischen 
rocalen  oder  im  auslaut  gar  kein  js  und  s  auseinander  halt,  sondern  nur 
letztere  gibt. 
Die  vierte  und  letzte  stelle,  die  noch  anzuführen  bleibt,  hat  Pfeif- 
ler in  völlig  abweichender,  aber  unzweifelhaft  auch  ganz  unrichtiger 
reise  aufgefasst;  sie  lautet; 

die  hrievv  quanum  dräte 
zu  Vrmen  hin,  da  nuin  vatU 
brüder  Jiurkardat,  der  genant 
•  was  i^mh  Honihüsen, 

4S90    er  künde  g^n  mk  prüse^n 

wal,  mii  deti^  lmden^cfi>eßeH 
t4)r$te  er  »ich  Mießen. 
Jcrgmann  gibt  vor  zu  prnsen  noch  ein  woJ ,    da  er,   wie  auch  an  meh- 
reren äderen  stellen,   die  alten  tilgungS2eichen  seiner  handschritt  nicht 


LBO   MBYKa 


beachtet:  die  Heidelberger  läsHt  das  wort  richtig  au».  I>a&&  ilaa  mmTI 
näcliHtfolgenden  versea  zum  voraußgehenden  gezogen  werden  ssoll, 
in  der  Rigaischeii  handschrift  durch  einen  starken  punkt  zwi-"'»^^' 
wCirtern  wol  und  mit  noch  deutlich  hervorgehoben,  wio  ühn. 
nungsbezeichnung,  die  in  der  Heidelberger  nur  selten  sich  findet,  ia 
Rigaischon  handschrift  auch  sonst  ziemlich  hJlufig  ist.  Da^  '  -M?( 
liehe  zu  prnsen  (die  Heidelberger  baiidschrift  schreibt  hati^ 
zen)  hat  Pfeiffer  zu  einem  bc  Prüzen  gestaltet,  als  ob  hier  vemftnl 
wei^e  an  ein  „er  verstand  wol  nach  Preussew  zu  geben**  geciaeht 
den  könte.  Was  im  übrigen  noch  die  form  prusm  anbetrifft»  so 
im  vergleich  mit  dem  brüsche  und  prusc  der  oben  angefahrten  stell 
das  auslautende  n  einen  irgend  nennenswerten  anstosa  nicht  gehen « 
aber  ist  noch  der  zisithlaut  im  reim  zu  beachten.  Das  Pfeiffersche  Ilr^m- 
hiiscn  i  Prüjsüti  biettit  eine  reim  Unreinheit,  wie  wir  sie  sonst  in  der  ^xn- 
zm  livirmdischen  reimchronik,  die  in  bezug  auf  den  Zischlaut  Clbmal 
mit  der  strengsten  correctheit  reimt,  nicht  wider  finden-  Eine 
ungenauigkeit  des  reims  würden  wir  nun  allerdijigs  auch  hek< 
wenn  wir  an  die  stelle  des  handschriftlichen  prtisen  das  oben  gewonn^ 
hrüschc  oder  ein  brüschen  einsetzen  wollten:  da  bleibt  wol  das  ricltt 
die  formen  hrüsclw,  prusc ^  jrrüsen  für  gleichwertig  neben  einaß<kr 
gehrauchte  zu  halten:  denn  dass  die  ausgehobenen  stellen  mit  den  aiiiff» 
führten  formen  die  nämliche  redensart  enthalten,  ist  nicht  wol  zu  ver* 
kennen.  Wie  die  livländische  reimchronik  in  bezug  auf  kriegswcsen  audi 
sonst  manches  eigenttoliche  für  uns  aufbewahrt  hat,  so  wird  mAO  eheo 
dahin  auch  das  zH  hrüsrJw  oder  sü  ptüsc  grn  ziehen  dörfeiu 

Was  aber  damit  gesagt  sein  soll,  erhellt,  denken  wir,  nun  d«m 
Zusammenhang  der  ausgehobeneu  stallen  und  ihrem  vergleich  unter  ein- 
ander deutlich  genug.  Als  die  tapteru  brfider  MUgerin,  Gingecke  und 
Tusche  dem  stolzen  Lenge w in  nachstellen,  heisst  es,  dass  sie  in  w'-  -' 
lande  „wol  m  hrmche  giengeu,**  bis  sie  ihn  glücklich  fanden,  wo  s; 
dann  gefangen  nahmen.  Sehr  ungeschickt  gibt  Napiersky  jene 
durch  „wol  grosser  gefahr  entgegen  giengen"  wider,  oder  er  v  *'' 
„aufs  morden  ausgiengen ,'*  während  doch  Lengewin  nur  gefan;.  i 
den  soll:  so  trifft  Eduard  Meyer  schon  in  seiner  allerdings  durct 
nicht  genauen  Übersetzung  den  sinn  besser  „knhn  drangen  in  L«- 
land  hinein  und  suchten,  wie  sie  ihn  fiengen."  Während  %ii  .;^ 
brüder  die  gefahr,  der  sie  entgegen  gieugen,  sich  keineaweges  als 
sehr  grosse  herausstellt,  gilt  doch  das  s^ü  hnUche  gehen  im  allgt^meh 
für  etwas,  das,  um  tapferkeit  bei  fcriogern  zo  rühmen,  hervorgehol 
werden  darf.  So  spricht  der  dichter  von  Tusche  (vors  1220),  daas 
gut  m  brüsche  gieng,  und  ganz  ähnlich  sagt  er  vom  bruder  Burkard 


JitIB    UVLAUP,   HKIMCUmiNlK 


is^ 


[>(»),   dum  er  gut  m  hrüschc  [präsat)  m  j^ohfMi  ver- 
lUirid   und  dm   mut  hatte»   mit   den   heiklen   sich  in  kämpf  einzuluüHen. 
loch    hellDreä   licht   fällt   auf  den  frEglichen  ausdruck  au   der  letzten 
l^telle.     Von  5fwei  abgeteilten   beeren,    die   doch   beide   die   bestimmung 
haben  zu  krimpten,   sieht  man  das  eine  (vers  11216)  zu  fjräschc  (ptiLse) 
^ehen,  es  hat  aber  den  gewünschten  erfolg  nicht,  da  es  zu  frflh  bemerkt 
fwird*     Also  der  begriff  des  heimlichen  ausziehens  gehört   ausdnlcklich 
iinzu,  das  m  Itrusche  (ßn  ist  kein  vordringen  zum  offenen  kämpf»  son- 
dern ein  mehr  verdeckt  gehaltenes  aufsuchen  des  feindes,  das  uns  an  die 
tfihnen  streifzöge  unserer  recognoscierenden  ulanen  erinnert. 

Dass  die  so  gewonnene  bedeutuiig  durchaus  nicht  geeignet  ist,  die 
insetzung  eines  mittelhochdeutschen   oder  mitteldeutschen  Ijrmdw  »,mit 
blut  unterlaufene  beule "  zu  befui-worten ,  ist  selbstverständlich,  anderslier 
äiher  ist  jene  wortform  unseres  wissens  noch  nicht  nachgewie,sen,  die  viel- 
mehr nur   nach  dem  neuhochdeutschen   brauschv  construiert  sein  wird. 
|Diese  letztere  finden  wir  mit  mehreren  belegen ,  auch  dreien  aus  Goethes 
aufgeregten,    im  Grimmschen  Wörterbuch  (2,  328),    wo   ausgesprochen 
^ird,   dass  es  ein  in  Deut«chböhmen   gangbares   wort   sein  müsse,    und 
veiter  sich  noch  die  gewiss  nicht  gluckliche  beraerknng  anschliesst,    es 
Drhelle,  „dass  hraundie  gleichviel  ist  jmibause,  bausche,  nur  ein  r  ein- 
ügt"    Jenes  sn  brnschi'  gfyi   in  andern  etymologischen  Zusammenhang 
fcinzufi'igen,   wagen   wir  noch  nicht;   möglicher   weise  aber  darf  man  an 
|das  von  Lexer  aufgefiihrte  brilscfi  denken,   das  mit  einer  stelle  (146,  7) 
lus  Oheims  chronik  von  lieichenau:   „die  feinde  lagf^ti  tje(f(m  ahiandcrn 
[«///'  der  ^irusch*'  belegt  und  aus  bürschj   birse  von  hirsm,  mit  spürhun- 
|den  jagen  ^  gedeutet  wird. 

DORl'AT,   DEN   4,  MAI   [22.   APKJL]    1871» 


4.    Bolc  und  bolewere. 

Im  Grimmschen  w»lrterbuch  (2,  234)  wird  gesagt,  dass  den  aus- 
Jruck  BiMwerk  erat  die  kriegskunsfc  des  funfzelniten  jaiirhunderts  einzu- 
inhren  scheine,  aus  dem  vierzehnten  sei  kein  beispiel  zur  hand,  er  vor- 
breite sich  aber  dann  allenthalben,  und  auch  Weigand  (1,  161»)  bezeich- 
Ißt  die  formen  boiwt^rc,  battvt^rch,  puhvereh  als  erst  spät-mittelhoch- 
JeuUtdio*  Aber  schon  Wilhelm  Müller  führt  im  mittelhoclnloutschen 
yöiterbuch  (3,  5HH)  die  beiden  stellen  der  livUindischen  ruinichrouik  an, 
iie  unger  wort  bieten  und  in  denen  wir  es  also  bis  in  das  erste  drittel 
ües  vierzehnten  Jahrhunderte  zu  rück  verfolgen  können.  Aus  jüngeren  chro- 
\iu\u>t\  h;it  Lexer  (l,  324)  noch  ein  paar  stellen  hinzugelugt.     Wir  dür- 


4M 


LEO   MIYKR 


Ten  daneben  anführen,  das8  Napiersky  in  Beinern  kleineti,  non^ 
clies  unbrauchbare  und   verkehrte  euthaltenden  glossar  zxtr 
reimchronik  das  MlwerJc  auch  schon  in  einer  Rigischen  urkij'  ^  «j'üi 

ende  des  dreizehnten  Jahrhunderts  nachgewiesen  hat,  die  in  <■■  -s  too 

Lappenberg  herausgegebener  urkundlicher  geschichte  de»  tmfpnmgii  dur 
deutschen  hansa  {2,  197)  abgedruckt  ist  Die  betr  H  ,  1  ^  He  laai^t; 
qtwddam  öpfis,    dictum  bolewerck,  in  Vntutm  e  h*    kabem 

in  profunde  aque  VIL  tdfms  ad  removendum  impeium  meaiuB  aqm  d 
ad  (fhciem  deifen^ndam.  Wir  schliessen,  da  im  mit?  "  -  lentHchei» 
Wörterbuch  in  der  antuhrung  ein  paar  versehen  eingeflosr  l  ,:  iJ,  die  bn* 
den  betreffenden  stellen  der  livläudischen  reinichronik  auch  noch  an,  ik 
eratero  in  etwas  weiterem  umfang: 

Da  was  ein  ml  groser  Hagim 
3970    von  den  Samen  mr  geslagen; 

der  was  gros  unde  dickte 

da  en  wären  nidit  deine  ricke, 

da  wärefi  hounu^,  so  gros, 

daz  sifU  vil  mancfum  mrdrÖB. 
3975     sie  waren  so  gtmJJet, 

daz  ez  was  gesMlei, 

sam  rs  were  em  bdewerc. 

e£  was  ein  ungemigez  wete^ 

das  von  den  Samen  was  gemacht. 
Die  andere  stelle  ist: 

UK)B|     Sic  madden  boletrerc  und  grahm, 

ein  ehenhoe  wart  üf  gehaben. 
Dieselbe  bedeutung  eines  aus  gebalk  oder  dicken  brettern  und  »c 
sttgem  material  errichteten  Verteidigungswerkes,   die  das  wort  BfMu 
später  ganz  gewöhnlich  hat  und  die  ihm  auch  noch  heute  itmewohnt, 
aucli  in  jenen  drei  älteren  stellen  unverkennbar,  so  das»  wir  y-ur  «^tymol^ 
gisehen  erklärung  durchaus  nicht,  wie  Weigand  tut,  von  dem  ,^gpi 
(werk)  zum  werten  oder  schleudern,  i^aiHmaschine "  ausgehen  dürfen* 
der  letzteren  bedeutung  filhrt  Schmeller  in  seinem  bairischeu  wörtöf 
(1,  141)  allerdings  auch  ein  Boltverch  mit  ein  paar  belegen  an,   daa 
^üt boten,  „werfen"  zurückfährt,  scheidet  aber  vorsichtig  davon  das  woi| 
um  das  es  uns  hier  zunächst  zu  tun  ist ,  ,.  Bolwerk  mit  gesteckten  bßlg 
Valium  praefbyis  Htidi^ms:*     Sollten    beide  werter  ein  und  dasselbe  »ej 
so  kann  nur  da»  letztere  die  grundlage  bilden  mit  der  knleutung  ,^g<5 
aus  gebälk  oder  dicken  brettern/*     Es  ist  zusammengesetzt  mit  "^ 

Bohle,    dem  älteren  hole,    das  Weigand  (l,  Hi6)   nur  bis  ins  \\ 

Jahrhundert  zurücktnhrt  und  von  dem  im  Grimmschen  wörterbuche  (2, 


EtlR   tlVtlKD,   EKtMCBROmK 


485 


ift  wird«  (iass  es  im  Alt-  uud  MittelhoclideQtscheu  noch  mctit 
[»egegue,  Ei^  findet  sich  indesd  auch  schon  in  der  livländischen  reim- 
Dhrouik  an  der  FalgendiMi  von  deu  loittelhachdeutecheu  Wörterbüchern 
aubeacbtet  g«ilasseneu  i^telle; 

Sk  Wölde  dem  iode  entwanketh 
vil  snel  alter  die  planken 
8725     woldc  sie  gcvallm  sin: 

zimschen  zw^n  (so  b  beiden  handschriften)  holen  In 
vid  »k  .  dö  verbratU  sie  töL 


5.    Rlseh  und  rasch. 

?5anicke  sagt  im  mittelhochdeutsch ea  Wörterbuch  (2%  555),    dasB 
ia-H  adjectiv  rasch,  für   dessen  ieben   in  der  althochdeutschen  zeit  GrafF 
(2,  648)  mit  mehreren  stellen  eintritt,  im  Mittelhochdeutschen  sehr  sel- 
ten sei  und  ihm  dafür  nur  eine  stelle  aus  dem  Nikolaus  von  Jeroschin, 
lie  Pfeifler  im  gloasar  seiner  beitrage  zur  gescbichte  der  mitteldeutschen 
Jsprache  und  litteratur  (seite  2üy|  aufgefuhi-t  hat,  vorliege.     Da  das  wort 
der  livländischen  reimchronik  sechsundzwanzig  mal  begegnet ,  wird  ee 
luicht  als  unangemessen   erscheinen,   die  stellen  vollzählig  zusammen  zu 
[tragen*     Es  hndet  sich  zuerst  in  demjenigen  stück,   das  uns  nur  in  der 
[Heidelberger  haudschiifb  erhalten  ist,  uud  zwar  vers  2889:  der  volgeuns 
raschit   von  hiHrurnj    wo    r*feifter   statt   des   aulB-lligen   handschriftlichen 
rasc)^  gegeben  hat  risch.     Auch  der  nächste  zu  nennende   vers  ist  nur 
der  Heidelberger  handschrift  erhalten ,   es  ist  ?*  '6CSH  hrMeTf  hiechk, 
rasrJie  pfert,    wo  Pfeiffer  audi  wider  die  form  risch  eingesetzt  hat.     An 
lallen  übrigen  stellen,   und  iliier  sind  nach   dem  oben  angegebenen   noch 
jvierundzwaiizig,   bietet  die  Heidelberger  handj^chrift  statt  des  riksch  die 
form  risch,  mit  der  einzigen  aufnähme,  dass  v,  5401: 
da  mite  kärteti  sie  sider 
üf  ir  hure  rascfie  hin  wider 
statt  des  rasel^  der  Rigaer  die  Heidelberger  handschrifl  uasie  liest   Als 
{adverb  b«)geguet  das  wort  noch  v.  5874: 
dtifS  er  eine  herevart 
ftesenie  rmcfi  und  ungfjsjHirt 
^mxd  V-  7y81: 

den  heiden  wa»  d(i$  rasch  f^kani, 
|wo  also  die  Heidelberger  handschrift  beide  male  risrh  haL    Gin  einziges 
[mal  begegnet  tlas  adjectiv  im  Superlativ,  nämlich  v.  5416: 
ifini  las  er  Hg  die  hestefi 
und  die  raschesten  brüdi^re  mn, 


Atm 


hUO   MJEYStt 


WD  au  der  Btell»  der  in  frage  stehenden  form  in  Heidelberg  ^leisim  niid 
rischti!.     Ausser  den  genanten  sind  dann  noch  die  folgendi  i  T^indtio- 

gen  an^uföhren:    UmtvoUces  numchen  rasctwn  helt  li)17<»:  i*/rrai 

mafichen  raschen  helt  111^1;  nutnchen  raschmi  hdi  ^mm  stich  1040ei; 
an   vanf   «"T  rasche  lidih  vor  899*2;    er   nam   rasche  hekie   #/^  7; 

ruscJw  helde  imd  willic  gar  10417;  rasclw.  hehic  sk  hieicn  |  de,  :.,  .,.:.n 
lier  ml  wd  verBjyehn  10608;  reiche  helde  enipfmn  10821;  dd  Mcvirm 
rascltr  helde  vor  11278;  die  Kureii  waren  hl  detn  vanen  |  tdft  rasckr 
hdde^  das  ist  war  11746;  dw  huryere  satden  dar  \  rasche  helde  uh  Ji 
Bekar  11861;  nmnchen  imverzoßetem  luM  \  Imdt  rasch  und  As  erudi 
8400;  und  l)r ächte  ma^icfieft  raschen  man  9039;  manctiai  raschen  mm 
9817;  ein  teil  man  rascher  W^  ܣ  las  9134;  und  was  m.sv  -  '"'  ,, 
9850;  c\0  wären  rasche  kmchte  5422;  und  rascher  knccfUe  t'  - 

der  himmentür  hette  gesant  \  rasche  knecMc  in  das  laut  11707;  rrt^sdk 
Setm^gallm  Ho51.    Am  beliebtesten  also  verbindet  sich  *I        "     r  ,\ 

mit  helt,  ferner  mit  man,  mit  knccht,  mit  iMe  und  je  >  r 

es  aucli  noch  mit  Semeg(älm  und  mit  hrüdere  verbünd«  n 

Noch  beliebter  in  der  reimchrouik  als  das  rasch  ist  iJas  wöl  mk 
damit  verwante  risch,  „hurtig»  frisch,  rüstig,"  durch  da«,  wia  wir  girsi- 
hen  haben,  in  der  Heidelberger  hand«ehrift  jene  orstere  fonii  auch  (xfi 
vollständig  verdrängt  ist.     Seine  besondere  geläuligkeit  gerade  im  Müt4!i- 

deutschen  lässt  auch  das  mittelhochdeutsche   Wörterbuch  doM^^'-  '^-    - ],r 

erkennen;  die  Verbindungen,  in  denen  es  die  livländische  reiii 

weint,   sind   die  folgenden,   unter  denen  wir  die   mit  dem  adverbidtim 

risch  oder  rische  voranstellen:  qnämcn  si^  vil  rische  dar  1120:   ' 

sie  gei4?erlcn  [  vil  rische   Vestcrs  her  1769;    pil  riscli  qaänun   ^ 

Iwls  3736;  einen  berc,  den  er  irkmn  \  hatte,  risch  er  den  nf  rmt  2(743; 

nü  riM  riscJi  üf  daz  veU  4020;  wo  irrtümlich  Bergmann  und   u  i 

dann  auch   Pfeifler   imsch  gibt,    während    die  Heidelberger  ha 

wider  daa  schon  oben  hervorgehobene  raschs  aufweist;  u/ie  er 

zcfh  vreisen  \  wolde  rische  reisen  4104,   wo  die  Heidelberger  haiiibdiriil 

rasche  bietet;  das  si  rische  quenwn  4739;    J^ruder  Bendtart  ...  |  r     ' 

h&b  sich  üf  die  vari  4777,    wo  die  Heidelberger  handschrift  ri-sciA.^  ,,.,.. 

SM?  wurden  risch  dar  abe  geslagen  6204;  die  schidsen  rische  näm^ 

arifibruste  utid  qtiäifien  6224.     Das  adjectivische  risch  ist  ar-   -i    fljj 

mit  nian  verbunden:    matichen  rlscheti  man  372 ^    wo   die  i 

handöchrift  bei  ihrer  so  häufigen  ungenauigkeit  riehe  ^aibt;  652; 

^  1466;  7903;  3753;  M32;  9116;  einm  r      '        mm  1090;  u  * 

ehern  rischen  manne  3694;   sHmelichen  risn^  c  2267;   vit  ,      _ 

jufigen  rinchen  man  0071 ;    rische  vmn  4699 ;    sie  haitm  ri$dier 

tHt  4651*     Sonnt  findet  0»  stich  noch  in:  ein  rlschr  hdi  3731 ;  nmneh 


ZUti  UnJLMU     HfimClfHclMIK 


4Ä7 


frischen  hell  207Ö;  8584;  Hscker  liAde  vil  4661;  tnl  rischer  hdde  878 
ifO  die  Heidelberger  liandschrift  wider  rich&r  hat ;  er  ißreif  dri  rische 
uier  an  2737 ,  wo  Pfeitler  da»  drl  wol  mit  reclit  an  die  stelle  des  dif 
Heidelberger  haüdsohriil^  die  hier  wider  allein  den  text  erhalten  liat, 
^etsste;  mit  tnandia^  rischm  hrüdere  tJaöS;  risdie  hruderc  man  tU  las 
i412;  er  satUe  risdi^  brüdere  dar  6611;  risdier  hrüdere  gnüc  iHdil; 
fine  riscJic  sctiar   3J32;    inandw   rische   schar    GlHl;     mit  vü  rnanvhar 

ischen  schar  7706  =  7936;  mit  einer  risdien  schar  5449;  ein  teil  man 
risdier  lüti:  üe  las  5o5U;  siv  hatten  riHchnr  lüte  ml  7737;  risdiv  kfuxhte 
>9i*0;  der  risdien  ritiere  güi  r>374;  aite  die  risdien  pilgerin  4103,  wo 
Jie  Heidelberger  handschriJ't  ausnahmsweise  wieder  rasdtefi  liest;  manche 

ischi^  hitd  5524, 


6.    Site. 

Angeregt  durch  die  frage   nach  der  geschichte  und  dem  Ursprung 
Ide^  Wortes   dfilich   und   weiter   des   ihm  zunächat  zu   gründe  liegenden 
\dte,   lag  mir  nahe,   ihm  vor  allem  in  dem  grade  /Air  band  beHndliclien 
fdenkmal^  der  livländischen  reimchrenik,  nachzugehen  und   da  für  lexi- 
kalische Studien  allezeit  unversehrte  voUstiindigkeit ,  sei  es  audi  zimacbBt 
Löur  in  bcstimt  gesteckten  engeren  gränzen,  von  besonderem  wert  i^t,  so 
möge  im  folgenden  die   ausbeute  dey   bezeichneten   gebietes  zusammen- 
I  gestellt  sein.    Ea  darf  das  zugleich  als  weiterer  beitrag  zur  beurteUung 
der  spräche   des   oben  genanten  dcukmals  gelten,    die  vom  eigentlichen 
mittelhochdeutschen  viel  mehr  abweicht,  als  Pfeiffers  wenig  preiHwürdige 
I ausgäbe  noch  erkennen  Usst.     Was  zunächst  das  äussere  anbetrifft,  8( 
(ist  anzufuliren,  dass  an  einer  stelle,  und  zwar  äbereinstimmejid  in  beiden 
handschrit'ten  deutlich  weibliches  geschlecht  hervortritt,  numlicli  v.  5yi2: 
\id  die  ioile  in  (füter  site  \  quam  daz  her  in  Kürlani.     Sonst  ist  das 
geschlecht  des  wertes,  wo  ea  deutlich  erkennbar  ist,  nui-  das  maunliche, 
[wie  v»  316H:   der  site  was  im  wol  hekani;    v.  1251;    nädi,  menUichem 
i$ite;    v.  11H6:   nadi  mmnedidwm  site  und   v.  3172:   da  v<m   tmiste  er 
Ulm  siten  gar,   in  welchem  letzteren   Zusammenhang  ausnahmsweise  die 
schwache  form  gebraucht  scheint,   wobei  allerdings  zu  bedenken  bleibt, 
dass  die  stelle  uns  nur  in  der  Heidelberger  haudschrill  erhalten  ist  Das- 
selbe bedenken  gilt  noch  in  bezng  auf  zwei  verse,  in  denen  das  mann- 
[lieh  Her^M   '    '     :'  iTirwort  gebraucht  ist,  nilmlicb  v.  2639,  wo  man  statt 
doH  harn  n  nodi  erin  site  wird  nach  ir  sik'  lesen  dürfen,    und 

|v*  2973,  wo  das  handschriftliche  noch  em  ndden  seien  in  nach  ir  aldef$ 
Isiie,  wie  im  gleich  Iblgenden  verse  auch  meieti  statt  miic  geschrieben 
[ist,  wird  Verandern  dürfen,  was  beide  male  auch  durch  Pfeiffer,  der 
[aber  ungenau  allctt  achreibt,  geschehen  ist     Das  münnlichgeschlechtige 


438 


LBo  luma 


mite  schliesst  sich  an  das  althochdeutsche  $itUf  sUo,  and  mit  ibm  sai 

gotiBche  shlm,   mit   deio  Korinther  1,  15,  li^  in   ilem  I     '    ' 

riurjand  s'idu  godana  gavaurdja  uhila  das  griechische  /^ 
In   bezug  auf  die  ältere  gescbichte   des  Wortes  hat  zuerst    Benfaj 
ernteü  bände  Beines   griechischen  wnrzellexikons  (öeite  :i72)    das 
vermutet  und  im  zweiten  bände  (seite  352)  dieser  v^ermutung  iioch^ 
bestätigende  analogieen  hinzugefügt.    Helleres  licht  aber  hat   daim 
Kuhn  im  zweiten  bände  seiner  Zeitschrift   (seite  134)  ai. 
oachweis  des  altindischen  8mJA«   in  der  bedeutung  „gewoJiuiiftu.      l^. 
finden  das  gotische  »idu-  sowol ,  das  neben  dem  zißchlaut  das  alte  r  ein* 
büdste,  als  auch  die  gleichbedeutenden  griechischen  iifog  und  #;v>f>j,  4ii 
ausser  dem  v  auch  ihren  anlauteuden  zischlaut  verloren,   ihre  *   *:\^-    / 
und  auch   mit  dem   lateinischen   svescere   „gewohnt   werden** 
Zusammenhang  deutlich.    Es  ist  nicht  zu  bezweifeln,  das»  daa  aUiali- 
sehe   svadhu,    dessen   Schlussteil   in   der  verbalgrundform   dha    .«srt/Jn. 
tun"*  seinen  Ursprung  haben  wird,   als  ersten  teil  das  pronouiijielle  #wi 
„sein^  eigen,  angehßrig"  enthält,  wornach  also  seine  ursprüngliche  bt?d**«* 
tung  etwa   „eigenes   tun**   oder,    konteu   wir   auch  sagen,    ^« 
eigen tömlichkeit"  sein  würde,  ein  begriff,  aus  dem  der  der  „si:, 
sehr  leicht  entwickeln  muste.     In  bezug  nun  auf  den  gebrauch  *irj  ^  u  r-  n 
aite  in   der  Uvländischen  reimchronik   ist  zimächst   uoch   zu    l- 
dass  es,  vrie  in  der  älteren  zeit  überhaupt,  gern  in  der  mehr, 
tritt,  wie  denn  auch  zum  beispiel  v.  343  die  Iwidmschap  hU  s^ 
gewiss  nicht  au  ein  singularisches  feminin   zu  denken  ist.     Sonst  darT 
noch   hervorgehoben  worden,   dass  das  wort  in   der   reimchronik    im     ' 
bezug  auf  eine  bestirnte  persöDlichkeit  gebraucht  erscheint,   dagegtMi    r 
liebsten   von  land  mid  leuten  im  allgemeinen   gebraucht  wird,    whjs  fflr 
die  gesamte  entwickelung  des  begriffes  ,,sitte**  von  beson  '         ^    * 
ist    *Am  geläufigsten  atnd  die  Verbindungen  des  landcs  .^  i,  — . . 

4838;  7226;  2984;  4616;  11527;   6008;    mtch  des  landes  sUm  11729: 
der  lande  sitv  9198;  4972,   woran  sich  auch  schliesst  v.  3168:    drr 
was  im  wol  bekant  \  des  man  in  den  landen  pflag*    Weiter  ist  atizuit«^^ 
Yen:    der  liUe  site  3880;    der  hciden  site  6430;   der  heidm  site  und 
4S77;    die  heidensckaft  Imt  spehe  mte  343.    Yon  den   lettisch«»  fr 
wird  V.  9231   berichtet,   dass  sie  rUetis  pflegen  \  nach  den  sUen,   nis 

Auf  die   Kuxen  bezieht   sich   nach   ir  dtc   2639   und   4748    u| 


man. 


ebenso  4681 :   nach  ir  aideti  site;    nach  unser  site  4700  sagt  der  opf 
priester  der  Sameiten;  daz  was  ie  ir  alder  site  6633  geht  auf  die 
fen,  d<is  von  alder  was  ir  site  953»  auf  die  bürger  von  llig»,  da 
mf$  alder  her  ir  9it  (so  liest  ausuahmsweise  die  Itigaer  handm^hrifl  ohi 
sebliessendes  e  und  im  vorbergeheudeu  verse  darauf  reimend  *** 


35UB   UVLXin>*    nfiMPTFROKTK 


431» 


mi  die  Christen:  äa::  uns  dn  Ir  alh y  .m.  ;-,.  s\xi  die  bischöfe,  Nocli 
^ind  folgeadt*  weüduDf^en  auÄtwchlieason ;  da  van  wüste  er  den  siten  gar 
il73*  das  in  bezug  auf  Niefland  gesagt  ist;  Litten  nach  ir  tüdcn  site 
?73;  ferner:  näeft  des  ordmis  site  8153;  4318,  und  nach  des  ordats 
titen  d566;   nach  kddes  site  7650;    yiäch  rittcrs  site  7695;   futch  5J/rtte 

ff  Um  4192;  al  die  wUe  in  guter  süc  \  quam  dm  her  in  KMatit  5912. 
)araii  reihen  wir  zum  scUass  noch  die  beliebten  Wendungen  niit  dem 
attributiven  adjectiv:  nach  irmtHchcfi  sitcn  77^4;  wol  nach  fttgcntHrhcfi 
nten  \  was  das  ir  get^miheit  ^602.    wo  also  ein  nah   verwanter   begriff 

[sich  anscblieaiät »  der  sonst  zum  beispiel  noch  v.  K3939:  man  tet  naeJi 
üwonheit  begegnet;  mit  mtnüichen  mten  8412;  mit  inl  incfdichm  siten 
1048;  nach  hrüdcrUcMen  niten  7536;  nach  wendischen  s^ten  9226;  nach 
mntHchem  site  1251;  nach  minnccUchem  ntc  1186.  Einmal  begegnet 
In  der  livländischen  reimcbronik  auch  das  in  Beneke- Mullers  wöiterbuch 
loch  unaufgefiöhrte,  wol  aber  von  Lexer  (1,  915)  nachgetragene  zusam- 
[lengesetzte /7(?^r7^ ,  nämlich  v.  11863:  das  was  vofi  alder  ir  gesU  (so 
schreibt  die  Rigaer  handschrift  und  im  vorausgehenden  verse  entspre- 
chend  wider  mit,  während  die  Heidelberger  dort  nur  einfaches  Bi/t  hat), 
äas  in  bezug  auf  die  pUgrime  gesagt  ist. 

nORPAT,    AM   80NNABEND    VOR    PPINÜ8TEN   (27,  MAl)    1871. 


7*    Spitze;  firespitzet   —  Olltzen. 

Wie  Pfeiffer  dazu   gekommen   ist,    die  verse  3649  bis  3654   (oder 
nach  mner  unrichtigen  Zählung  3647  bis  3652); 

er  liätie  euo  der  selbefi  stunt 

üticr  des  wilden  meres  grünt 

mit  koken  ml  der  S}nts€  brächt, 

als  er  hatte  rar  bedäehi, 

do  wart  das  hüs  gefipitMct  wol, 

so  ich  die  wärheit  sprechen  sol 
m  dieser  hier  angeführten  fassung  zu  geben,  int  mir  nicht  verständlich. 
Im  mittelhochdeutschen  w*'^rtorbuch  ist  darnach  mit  den  fraglichen  Ver- 
sen ak  einzigen  belegen  unter  dem  männlichen  spi:i  al»  dritte  und  letzte 
[bedeutung  „zinne?  pfähl?**  aufgeführi  und  unter  dem  zeitwort  spitzen 
ih  y\prU^  und  letzte  bedeutniig  ,jnit  spitzen  versehen/*  Eduard  Meyer, 
Jessen  Übersetzung  (Reval  1848)  allerdings  nicht  der  art  ist,  um  bei 
irgend  welchen  bedenklichen  stellen  «ler  livländischen  reimcbronik  wirk- 
Jlich  genauere  herncksichtigung  zu  verdienen ,  übersetzt  die  verse  mit  den 
^*eiden  hervorgehobenen  Wörtern  „mit  koken  viele  pfähle  gebnicht*' 
md  ««damit  ward  das  haus  um  pfähl  et  wob* 


«KITüCaii.    r     DEÜT^fmiS    PUlIiOl^    BD.  IV, 


29 


*440  LBO   MEYEJt 


Auf  das  Hehr  beJealcliclio  «liesvir  auffassung  an  und  für  sich  naci 
genauer  einzugehen,  ist  durchaus  unnötig j  da  da^  äussere  allein  schoo 
auf  den  rechten  weg  leitet 

Die  ausgehobenen  verse  geboren  dein  teile  der  reimchronik,  der 
uns  nur  in  der  Heidelberger  handschrift  erhalten  ist.  Dana  berscht  um 
allerdings  im  Verhältnis  zur  Rigaer  handschrift  eine  selir  ausgeartete  miii 
vielfach  verunstaltete,  keineswcges  aber  doch  bereits  so  verwilderte  Ortho- 
graphie, dass  nicht  von  anfang  bii^  ^u  ende  die  allgemeinen  regeln  hin- 
reichend deutlich  herausträten.  Zu  diesen  regeln  aber  gehört  zum  bei- 
spiel,  dass  c^  statt  des  sonst  einfachen  harten  z  gesdiriebeu  ist,  aci 
statt  t2,  dass  aber  inneres  einfaches  5  gaiiK  in  übereiustbnmu ag  mit  dem 
/*  entweder  für  s  oder  flir  $  gebraucht  worden  ist.  Nun  aber  laut« 
vers  8i>51  in  der  Heidelberger  handschrift:  Mit  MJzen  ud  der  sptze  hradt 
und  vers  3653 :  Da  warf  daß  hus  gesphvt  wot  Darin  ist  also  gar  uichts 
anderes  enthalten ,  als  die  formen  spisc  und  [fasphei  und  Napierskys  Über- 
setzung „Zu  derselben  zeit  hatte  er  über  das  wilde  meer  (offene  se«) 
mit  schifTen  viel  muud Vorrat  gebracht,  wie  er  vorbedacht;  da  wurde  di» 
haus  wol  mit  speise  versehen,  damit  iclt  die  Wahrheit  sage"  trifft  gaoi  , 
das  richtige,  während  gerade  er  sonst  an  wunderlichen  miagriffeu  so 
reich  ist,  wie  wenn  er  vers  1544  mir  int  als  mi  hast  urr  tirnmm 
(jrf'in  mit  „mir  komt^  so  vor,  als  ob  nur  ein  schuft  drum  weinen  könte* 
wider  gibt,  y/d.^  allerdings  im  glossar  corrigiert  ist 

Von  der  sphe.  „Speise,  lebensmittel ,  uiundvorrat,  proviaut*^  und 
dem  sphüH  „veqiroviantieren*'  ist  in  der  livlandischeu  reimchronik  ziem- 
lich häutig  die  rede  und  zwar  insbc.-iüudere  in  bezug  auf  bürgen  odtr 
feste  häuser  oder  aucli  die  kriegsheere.  Da  nun  aber  der  gebrauch  und 
die  geschichte  jedes  einzebieu  vvortet^  sein  be^onderua  utteresse  bat,  ^ 
mag  hier  in  der  kürze  für  die  in  frage  ^itehenllen  worti-r  aus  dtu'  reim- 
rlironik  noch  die  vollHtiüidige  übersielit  gegeben  t^ehj,  wobei  wir  in  bt^zag 
auf  das  .äussere  nur  uuch  hinzufügen,  das«  in  der  Hüidelberger  baud- 
schrift  ihr  iimwer  zisi^hlaut  fast  el*eni<o  oft  z  als  /'  geschrieben  ist. 

Meister  Hurkart  sagt  im  hinblick  auf  eine  zu  erbauende  burg: 

iy'AWt     hhr  Uf  ulic^  daD  bvrdiU 

da^  man  zur  ^plsc  haben  sd 

sn  iümr  bmy:  da.-  htm  irh  md 

mdüHd'irh  m  samnt  hravhL 
U:\hM     fjrsehtf  hf  aits  ich  han  f ff  dacht, 

so  woife  wir  bätvni  in  das  lauf, 

das  S(ftnfyall(in  ist  ijcnant. 

dar  (jnr  irh  üirer  hülfe  su. 


SÜB  UVLiVD.  BBDCOHBOMIK  441 

daz  ir  tooUet  raten  nü, 
5355    wie  die  spise  mit  uns  kome. 
Etwas  weiterhin  heisst  es  in  bezug  auf  den  für  das  kriegsheer  auf  zahl- 
reichen Schlitten  fortzuschaffenden  proviant: 

5365     zu  haut  die  spise  geteilet  wart. 
Auf  der  bürg  zu  Karschowen  halten  die  brüder  aus,  bis  die  lebensmit- 
tel  ausgehen: 

docii  stüpii  ir  aller  müt  also 
5825     daz  sie  nicht  weiden  läzen 
die  hürr,  üf  der  sie  säzeti, 
die  icile  sie  mochten  haben  hrot. 
sint  twanc  sie  hungers  not, 
do  niciü  spise  und  helfe  quam, 
5830     daz  ie  d4*r  man  den  wich  nam. 
In  bezug  auf  die  fern  gelegene  bürg  zur  Minute  heisst  es: 
6966     .vpfse  wart  da  hin  gesant, 
hrudere ,  wäpcn  unde  pfert. 
Ordensineister  Ernst  zieht  mit  einem  beere  nach  Dünaburg ,  um  daselbst 
eiue  bürg  zu  erbauen,  und  es  heisst  von  ihm: 
8181     er  was  an  rate  so  cluc, 
daz  er  vurte  spise  gnüc, 
und  etwas  später,   als  die  bürg  wirklich  erbaut  ist,    wird   in  bezug  auf 
sie  gesagt: 

8195     armhruste  und  pfile 
in  vil  kioizer  wilc 
unde  spise  (jenüc, 
also  der  bürge  was  gevüc, 
brächte  man  üf  die  ve^^iten. 
In  bezug  auf  die  bürg  Doben  heisst  es: 

5412     die  spise  man  do  alle  nam, 

die  mit  der  reise  was  gebrädit, 
als  meistcr  Burkart  hatte  gedächt, 
5415    und  brächte  sie  in  die  vesten. 
Ordensmeister  Willekin   denkt  auf  den  rat  der  brüder  auch  an  den  bau 
einer  bürg  uud  trifft  Vorkehrungen: 

9910     er  enhette  keine  rüwe  do, 
biz  er  allez  daz  gewan, 
daz  man  zu  rechte  sclde  Mn 
von  cleidern  und  von  spise. 
Die  bürg  der  Heilig eberg  lag  in  feindes  land  und  es  bedurfte  eines 

heeres: 

29* 


442  LKO  MEYER 

109 18     oh  man  mit  vride  ivdde 

spise  und  deider  breiigen  dar; 
in  bezug  auf  dieselbe  bürg  heisst  es: 

dae  mere  wart  in  wol  bdcant, 
10956    daz  sie  bedürften  spise. 
Von  der  bürg  Mitau  wird  gesagt: 

in  dente  sumere  was  dar  brächt 
mdlzes  und  meles  michde  macht, 
10985     vleisch  und  andere  spise  gnüc, 
als  nianich  sdüf  von  Rige  trüc, 
daz  was  da  behaldefi  wol: 
-man  lüt  du  manchen  sliten  vol 
mit  deideni  und  mit  spise. 
Die  verbalform  spisen,  „mit  speise,  mit  proviant  versehen/'  körn 
überhaupt  nur  in  beziehung  auf  bürgen  imd  feste  häuser  vor,  so: 
der  brüdere  craft  daz  Ms  besaz. 
8025     daz  wart  dö  gesjnset  wol, 

als  man  die  bürge  spisen  sd. 
Von  der  bürg  Weissenstein  wird  gesagt,   dass  sie  andere  bürgen    mi 
speise  versorge: 

7525     sie  spisd  aridere  hurge  vih 
Weiter  ist  anzuffihren: 

9937     mit  rate  der  brudere  dis  geschachy 
daz  man  eine  burc  hdwen  sach. 
der  HeiUgeberc  wart  sie  getiant. 
9940     ir  name  wart  sint  wol  bdcant, 
daz  hüs  wart  gespisd  wol: 
was  man  zur  nötdurft  haben  sol, 
das  was  iyi  allen  wol  bedacht. 


9947     vii  wol  da^  hüs  gesjnset  tvart. 
Auch   auf  den  Heiligenberg   bezieht  sich,   was  vom  ordensmeister  Kim 
erzählt  wird: 

11090     in  Ldtoiven  wart  daz  mere  hunt, 
daz  der  meister  was  gncesm 
zu  Semegatlefi,  (ds  ieh  hau  gdcstm, 
und  kette  daz  hüs  gespiset  wol. 
Von   den  bürgen  aus   werden  öfters  die   beere  verproviantiert,  wi 
es  heisst: 

si  riten  zu  des  nu'istf'^'s  her, 


ZUB   UVtsinv.   HKlMCHKOlfUC 


^^ 


11025    dar  (lo  tcas  mit  rler  spise  komm, 
dk  Bü  der  MUowe  was  getunneth 
wovon  früher  (vers  10989)  die  rede  war.     Und  älmlich  wird  in  bezog  auf 
Riga  gesagt: 

10967     gü  Eige  was  ir  niderlm. 

fnan  (et  daz  dicke  urnnte  das. 
das  fiieJt  da^  l^er  bereite  da 
10970     ein  [wenie]  bas  dan  anderstm 
mit  tyütere  und  mit  spisc. 
Bezüglich  der  verproviantierung  des  heeres  ist  noch  anzuführen: 
6005     £*i  haut  sidi  mucMc  üf  die  vari 
der  hHtder  her  gar  ungespart 
und  fktm  rfe  spise  mite, 
rechte  nach  des  landen  siie, 

sorwie  09B    oucJt  müeen  schif  itHjJ  mite  g&n, 

die  tragen  spise  und  tranc. 
Daran  schlie8»en  wir  noch: 

B980     da  tnXc  üfmc  rtteke 

manirh  man  sin  sinse* 
ir  vogei  der  was  so  m$e: 
do  sie  qtmnwn  durch  den  hagen, 
der  vor  das  laut  was  geslugcn^ 
8985     er  hies  die  spise  leben  ligen, 
das  sie  ir  genfdteh  verzigen, 
Ks  sind  nur  wenige  stellen  in  der  reimclironik, 
nicht  in   ihrer  besonderen   bezieliung  auf  heer  und 
ist,  80  wo  die  mildtätigkeit  des  bischofs  Meynhart  während  der  hungers- 
not  gerühmt  wird : 

der  milde  und  der  mse 
460     aUe  sine  fipUe 

durch  gat  den  armen  was  Itereit, 
Dann  gehört  hieher  die  sebüdorung  der  mjldtätigkeit  der  Eigtin  Emma 
gegen  die  beiden  gefangenen  brüder: 

7B6     mit  spise  ir  niciä  etipfJägeti 

die  liosen  Eisten  durch  ireti  h4i£. 
sie  sprc^  garfdich:  ,^umme  was 
fäseJ  ir  die  dtäschen  lehen? 
790    den  tot  wil  ich  in  selbe  geben.'* 
so  Wurf  sie  steine  guii  in  m> 
da£  niemani'  prüvefi  mochte  iren  sin: 
dar  ander  gab  sie  sjnsc  gut. 


an  denen  die  spise 
kriegswesen  genant 


444  LSO  XBTBB 

Zum  schluss  sind  hier  dann  noch  die  worte  bruder  Gerharts  des  mar- 
schalks  anzuführen: 

9345     ich  tvü  noch  hüte  zu  none 

vor  dem  himeUhrone 

hl  unser  vrowen  nahen 

mine  spise  etUpfähen. 

Derselbe  fehler,  den  Pfeiffer  in  bezug  auf  die  formen  spitze  und 
gespitjset,  die  in  der  reimchronik  überhaupt  nirgend  vorkommen,  gemacht 
hat,  findet  sich  bei  ilmi  in  der  form  (flitzen,  wie  wir  sie  zu  anfang  des 
3282sten  (bei  Pfeiffer  3280sten)  verses  antreften.  Im  mittelhochdeut- 
schen Wörterbuch  ist  unter  dem  sonst  ziemlich  seltenen  intensiven  glUzen 
jene  stelle  auch  aufgeführt  und  ebenso  dann  auch  das  fragliche  verbuin 
von  Lexer  als  in  der  livländischeu  reimchronik,  die  es  in  Wirklichkeit 
aber  nirgend  auf^veist,  vorkommend  aufgeführt. 

Der  vers,  der  das  glitzcn  in  der  Pfoiflerschen  ausgäbe  bietet,  gehört 
auch  zu  dem  stück  unserer  reimchronik,  das  in  der  Rigaer  handschrift 
leider  nicht  mit  enthalten  ist,  und  lautet  in  der  Hf^idelberger : 

Glizcn  of  dvm  (jcvildc. 
Somit  kann  hier  also,  da  ein  etwaiges  fjlisni  nicht  existiert,  nur  an  das 
starke  verbum  gli:^eu  gedacht  werden,  wie  es  in  der  reimclironik  noch 
an  zwei  anderen  stellen,  die  es  beide  im  reime  fMitliaUen ,  vorkomt,  was 
weder  von  Wilhelm  Müller  noch  von  Lexor  bemerkt  worden  ist.  Wie 
aber  an  der  in  frage  stohendon  stelle  das  worl  (jlfxcn  sich  auf  unniitiei- 
bar  vorhergenante  hehnc  nud  schilde  bezieht,  j^o  ist  es  auch  «in  den  bei- 
den anderen,  auf  die  wir  .eben  hinwiesen,  mit  helmen  in  Verbindung 
gebracht: 

I7r)2     man  sach  da  helmc  (ill:rn   {:  mit  rlizvn), 
und  8:U()     do  sarh  man  helme  (jlhvn    (:  mit  r/hrm). 

An  beiden  stellen  ist  das  entsprechende  reiniwort  in  beiden  handschrif- 
t,en  mit  auslautendem  n  geschrieben ,  da  der  nasal  aber  in  unserer  reim- 
chronik auch  sonst  mehrere  male  im  auslaut  reimliche  ungenauigkeiten 
zeigt,  so  hat  Pfeifler  in  beiden  versen  das  gewöhnliche  mit  vlizr  gege- 
ben, neben  dem  in  der  reimchronik  auch  sonst  nirgend  ein  mit  rlisen 
])egegnet:  mit  dize  komt  im  reim  auch  nicht  weiter  vor,  findet  sich  aber 
übrigens  noch  in  den  versen  :nO;  38()<);  .04s8;  ,=)S17;  6130  und  ausser- 
dem einmal  (vers  f>2  47)  noch  in  der  Verbindung  mit  (jidem  vlize, 

DOKPAT,    DKN    15.    [3.]  .JANUAK    1872.  LEO    MEYKK. 


ZITK    ALTERN   EDDA. 

Da   iclt   in    *l€m   eben    abgelHufeue«   Winterhalbjahre   l«69/7«>   mit 
rem^^m  zwar  nicht  xahireicheri ,    aber   deata  strebsameren  collegium  eine 

au8wahl  von  liedern  der  altern  Edda  (ich  denke,  wir  behalten  den 
[iiamen  ruliig  bei:  whafs  m  a  nntm?)  las,  drängte  sich  mir  aufs  neue 
[die  Überzeugung  auf,  in  was  ffir  einem  verzweifelten  zustande  uns  diese 
[ehrwürdigeu  reste  altgermaniscber  dichtung  überliefert,  sind*  Gar  oft 
mgte  ich  bekemien:  ,^das  verstehe  ich  nicht'*  oder:  „da  weiss  ich  kei» 
Tuen  rat,*'  und  so  wird  es,  glaube  i<:b,  in  den  meisten  fällen  auch  jedem 
Landern  gehen,  der  sich  nicht  etwas  entweder  selbst  einredet  oder  von 
[den  erklärern  und  Übersetzern  einreden  lässt  Aber  auf  einiges  bin  ich 
[doch  geführt  worden,  was  mir  auch  jetzt  noch  nach  widerbolter  prfifung 
|der  ven'iftenÜichimg  tücht  unwert  scheint,   indem  ich  mir  mit  der  hoff- 

fimag  schmeichle,  vielleicht  an  der  einen  oder  der  anderen  stelle  etwas 
[richtig  ge»eh^m  oder  gefunden  zu  haben,  was  den  äugen  der  fachgenos- 
Isen  bisher  entgangeiu  Ich  citiere  nach  Bugge,  auch  nach  seinen  kurz- 
f Zeilen,  olme  diese  darum  zu  büligen. 

1.    In   dem  namen   des   weissagenden    oheims  Sigurds   haben  alle 
I  her  1    tuit  nusuahnie  der  Kopenlmgener  kurze   dcf^   ersten   vokals 

tan;;  :    :ti,  und  doch  ist  ohne  allen  zAveifel  Gripir  zu  schreiben  nach 

("dem  altn.  gesetze  über  das  schwinden  und  beharren  des  i  oder  J  bei  der 

;Vi-declinatiinu   dessen    zwei   hauptregcln    lauten,    dass    bei    langsilbigen 

Wörtern  i  hleibt,  ausser  vor  vokalen,  bei  kurzsilbigen  aber  ausliillt,  ausser 

Ivor  vokalen  (Luning,  Edda  118»  Scherer,  zur  gescit  d.  d.  spräche  417). 
WÄre  also  in  dem  namen  der  erste  vokal  kurz,  so  würde  der  uouu  Gripr, 
der  gen.  Grips  heisseiu 
2*     Gripiüspd  10^   8:    utid  htmifiskauium^     Die    brüder   Grimm 
nOnter  das  himmelszelt''  mit  der  erklarmig;  f,himinsk(mt  ,  bimmelsschooBs^* 
was   unser  himmelsrand,    -zeit,    «dach*      .•♦   u.  fi>  also  .unterm   him- 
mel,    dem    schützenden,    gewölbten/      Schooss    heisst  auch    ,kleiduug, 
decke'  und  könnte  in  dieser  bedeutung  auf  »himmelsdach*  leiten:    der 
liimrael   an  sich  ist   schon   schild,   Wölbung'*      Die   Kopenhagener   imd 
Egllsson  suh  axii  mrdmibus  ohne  erklärung.     Lüning  im  glossan  „him- 
.melszelt?  bimmelspol?**     Die  richtige  erklärung  gibt  Sn,  Edda,  Gylf.  8: 
Haku  pcir  (ßörs  spur)  ok  haus  hat^  (Ymin)  ok  gerdu  par  af  himhi  ok 
Isettu  hann   upp  yfir   iortt'ma   med  flarum   s  kaut  um,     undir  hvert 
ihorn  setiu  fteir  dmrnj.    peir  hdta  sm:  AusM,   Vestn,  Nordri ,  Sfidri. 
Ausser  dem  znsammerihange  lässt  der  synonyme  gebrauch  von  Aor«  kei- 
Inen  zweifei  fibrigt  dass  skut/^t  ,,rand,  ecke,  zipfel'*  ist. 


446 


j.  nxrixju 


RefiinsmtU  *i6,  5  fg,:  engt  er  frmm,  $d  er  fdd 
nrp ,   ISO   R   und  die  herausgeber   bis  auf  Btigge  nud   öru: 
NS   aber  gibt  fär  mir  fremrl,   und   ilaft  bat  Orundtvig   ai- 
während  Bugge  engt  mr  f.  in  den  text  setzte,  aber  in  der  aamert 
erklilrte,  dass  auch  fär  vielleicht  das  richtigere  ml    Wtv  uj 

Lüning  das  hier  ausgesprochene  Lob  aui'  Lyngvi  bexieht,    ü„. 
jedenfiiUs  vorzuideheü*    Aber  natiirlicher  ist  doch  an  die^r   j^ieUu 
lob  Sigurds,    nach  dem  er  sich  zum  ersten  mal  erprobt,   iv 
von  ßegin,  der  sich  freut,  ein  Werkzeug  zur  räche  au  Faiii-.   ^l..* 
JKU  haben.    Dann  paast  nur  er,   nicht  var,    und  auch  mujr  ist   del 
vorzuziehen,   weil  „keiner'*  mehr  besagt,    als  ,,selteü  einer/*     Die  U 
art  in  der  NS.  ist  einfach  dadurch  entstanden ,   dass  da«  lob  auf 
bezogen  wurde:    da  er  schon  tot  war,    muste  var  gesetiet  werdei 
aber  femer   dach  wenigstens  Sigurd  tüchtiger  war,   als  er,   dft  er^ü 
sonst  nicht  besiegt  hätte,  wurde  engr  durch  das  Hchwäobere  far 
4.    Sitiurdarkimta  3,  3,  6:  ok  vcffu  kunni.    Sigurd  und  ci 
(Hukis  sitzen   in  freudeu  beisammen  ♦   bis  diese  fuhren  um  llrynbUd 
werben,    so  dass  Sigurd   mit  ihnen   ritt,    der  junge  Völsung»    oJr 
kunnu    Die  hrüder  Grimm  lassen  in  ihrer  Übersetzung  eine  locke.   Nu 
ihrer  anmerkimg  kann  es  heissen  l)  der  wegekundige ,  2)  sciens  p$igmii^ 
3)  so  viel,    wie  vä,    wie  aegja  kunni  för  saijtii,  vega  aber  hier 
falu'en,  im  wagen  fahren*':   dann  sei  aber  wol  ok  ^  „joch,  wagen •• 
lesen,  also  „er  fiihi-  den  wagen.'*    In  den  beiden  ersten  fällen  fa^i^eti 
kf0mi  als  schwaches  adjectiv,   in  dem  letzten  al»  verbum.     Aber 
adjectiv  darf  man  es  sicher  nicht  fassen.    „Der  junge  und  wego-"  od 
„kampfkutidige  Völsung'^   ist  unmöglich:   zwei  so  verschiedenartige 
theta  könten  nicht  durch  ok  vereinigt  sein.    Gegen  die  dritte  erkU 
spricht  aber,   abgesehen  von  allem  andern,   dass  Sigurd  nicht  xu  wmi 
zu  Brynhild  ftiljr,   sondern  dahin   ritt.     Die  Kopenhagener  qui  pn^m 
sckbatf   aber  wie  kann  ok  durch  qui  widergegeben  werden?     Doch 
Thorpe  ihnen  gefolgt  mit   seinem   who  kmw  Iht  way.    Im  ghv 
Kopenhagener  ausgäbe  wird  aber  gefragt;  numne:  aninto  votverc .    ;*„ 
lieh,   an  tixorem  ihtxarit,   d   id  Ucitum  foret    Aber  vet/a  heisst  m< 
unitm  mhere.    Bask  nahm  mit  unrecht  die  erste  Oiimmsche  erklär 
an,   indem  er  ok  nya-kuiml  schrieb.     Egibison    meijit,    ücija  kuni 
forte  sii  itinirum  peritus  vvl   Uinenhus  notm:    Uiucribm  mdus 
aeffum  kmmi  heissen,  ausserdem  aber  spräche  gegen  diese  auf 
was  gegen  die  beiden  ersten  Grimmschen»    Egilsson  fugt  aber  nocU^ 
7.U»   wie  vorkomme  knt^na  vaja  äiHi-ra  ftosst',   so  könte  es  heis^ 
iHm-ra   mwit      „So   dass   er   mit   ihnen    ritt   and    dw   Mf0g«   kanle^ 
unmöglich   wird  ein  denkender  so  schreilven.    Dass  ab«§r  bei  ^^^i 


XtTR  ALTKRICH  ttUfiA 


141 


i-fjyr  TM  denken  löt,  kann  wol  nicht  bezweifelt  wordou.  Mit  recht  beruft 
Stich  Bugge  s*  419  dafür  auf  die  fjltfricsaga  k.  226,  wo  Sigurd  «u  Giin- 
nar  rücksichtlicli  der  Brynhild  sagt:  ßessa  konu  skt/lir  ßü  fä  tÜ  ei^n- 
9nu  ök  md  ek  per  pur  fil  stotta  fyrir  Jnn,  at  ek  ml  panifai  cdlar  lei- 
rir.  Er  hätte  auch  NN,  367,  3  dazufügen  können,  wo  Sigfrid  sagt: 
rehten  wazserstraMen  sini  mir  wol  fpekant.  Aber  kunni  kann  uicht 
ichtig  sein:  ich  vermute  dafür  k^fuH^  „sodass  der  junge  Völsung  mit 
^men  ritt  und  ihnen  die  wege  wies."  Vgl  Hdrbaräslwfi  56,  9  fg. 
tun  hon  kenna  hamm  ättunga  brauiir  til  Odins  l<$nda.  HamdiS" 
Hai  14,  ^  üi  er  Unnftom  hat  brauiir  kenna.  Ein  i^chreiber  koiite  leicht 
jedankenlos  oder  fluchtig  kcmli  für  »,erkante,  wüste'*  nehmen  und  daför 
las  synonyme  kunni  setzen. 

5.    Sigurdarkvuta  3,  43,  1  fg.:  hratt  af  ludst  tmm  par  ser,  Uta 

%n  sik  Idja  lamjrar  gmgu  die  handschrift ,  aber  Imm  geschrieben  hch 

le  brüder  Grimm:  Juim  für  den  acc.  von  hdmr  zu  nehmen^  vUe  ehassa 

\fi)i4t  le  mofide,  hi   et.was  gewagt:    vielleicht  steht   es  als  beiwort  Imm, 

ie  man  sagt  »heimschicken  %  aber  dann  fehlte  ßä.   Oder  die  VS  gibt  die 

[richtigere  lesart:    htm  hmtt  kvorjum  [so  wach  Biörner,   L  hf^erJHm]  frä 

^er,"   und   darnach  die  Übersetzung   ,»fort  vom  halse  stiess   sie  jeden»" 

ie  Kopenhageaer   übersetzen    rdrusU  a   collo  coeium   doniesHcum   ubi 

^(soll  das  pur  sein?)  adspe^rit  und  geben  die  anmerkuiig  „hvimr  domus^ 

iistributivv  domcsticit    coeiua  dotm^icoruni :    mv  tanu^i  dispUat  conjex^ 

iura   b,   MiUßiaei:    pro   heim  forsan    Ivgcudum   hvcim   Ju>c   emergetdc 

kr  alt  seTf  u  e*^  unumqmmque  ah  amplexn  reirusit ,  quasi  jdures 

recibiis  mitiga^idam  amiitcxi  fuerint:'     Rask  hatte  heim  iioch  beibehal- 

en,    die  späteren   herausgeber   nahmen  alle  hveim  auf.    hein^  ist  auch 

lentschieden  falsch:  wie  die  brüder  Grimm  und  die  Kopenhagener  tun, 

lässt  es  sich  unmöglicli   verstehen.     Aber  ist  hveim  die  richtige  conjec- 

tur?   ich  denke,    nein.     Nach  der   vorhergehenden    Strophe   erhob   sich 

ßunnar,  der  fürst  der  gefolgschaft,  und  legte  um  den  hals  der  frau  seine 

hände;  dann  gieiigeii   alle  nach  einander  (so  verstehe  ich  mit  den  brö- 

lern  Grimm  allir  ok  p6  i)timr)  von  ganzem  herzen  sie  (vom  tode)  zurück- 

EuhalteD.    Dass  dies»  alle  ihre  hilnde  um  der  Brynhild  hals  gelegt,  ist 

licht  gesagt  und   an  sich  gar  nicht  glaublich.    Auch   die  VS  sagt  ea 

dicht:  pd  reis  Gunnarr  upp  ok  lagdi  hendr  um  hals  henni  ok  Imd,   at 

IhoH  shjldi  pigyju  fc  ok  Ufa ;  ok  aUir  adrir  löHu  bana  at  dcyja :  e^m  l^ofi 

Utratt  hvürjum  frä  ser,   er  at  hetmi  kam.     Darnach  stiess,    trieb  sie  alle 

|V0n  sich,   die  ihr  nahten;   es  ist  da  zwischen  Gunnar  und   den  übrigen 

kein  utiterschied  gemacht.     Aber  in  unserem  liede  kann   hraU   af  huhi 

tmr  auf  Gunnar  gehen ,  imd  es  ist  gewiss  heim  in  honum  m  verwandeln, 


148 


j;  itn*iT3u 


wie  ja  auch  44 ,  1  hmm  auf  Outinar  «u  beKieh^i  feL     Der  »«»trcitw 

Kted  AV>  geschrieben  hti. 

iS.    ihidrmtarkvUla  :^'  i^^g.:   Gram  rann  nt  pinffi^  jfujfjr 

of  hrtfrn,  enn  pA  Üigurdr  siat/r  eitfi  k&m.    Die  Kopenluigcner  #w/i 
ftaf  f?«^  convenff*'  luit  der  bomorkung  mrrr  .♦..,   ^^uHsi  »^ 
<Va  convmlH  InkrfmnL     Aber  mit  recht  wetidel  Lfininj^ 
bedeutuüg  td  uar  bei  /a,  ^i^a/«  u,  dgl.  habe.     Lnnitig  folgt  B 
dt^r  üherseixt  „Omni  sprang  zum  iliinj^^o*'   und  dazu  dio  er-^ 
„nach    diei^em    liede    wird    Sigurd   dmussen    vermutlich    bo. 
arscklagetL     fking  bezeichnet  demnHch  die  zusammenimnfl  der 
voUcuduiig  der  jagd/'     So  auch  Thorpe  Gram  h  the  asstndJi/  ran. 
das  wäre  doch  »ehr  anklar,   und  wie  soll  mau  sich  da»  deukim?     Wriiii 
das  i^ferd,   wo  die  jüger  sich  nach  der  volleudung  der  jagd  ve^^*atrlnlclfi. 
90  duBs  es  dahin  viui  selbst  komt?     Das  natilrlichsite  ist  doch  aonin-il- 
men,   dass  dai5  pferd.   nachdem  sein  herr  ermordet»    und  da   8i»in  KutuI 
leer  und  e»  ^ich  .selbst  überlassen   isi»    nach  hause  läuft,    uiiJ    nur  iiM 
kann  Oudrun  aucli  atrophe  5  die  frage  an  Grani  ütellon  und   ilatin  sli^  ; 
phe  7  an  ihre  brüder,    Zwischen  4  und  5  i«t  aber  nicht  di»*        '       lavim, 
dass  die  Giukuuge   und    mit  ihnen   etwa  Grani  vom   Ihhifj,  UAM^t 

gekommen.     Ich  vermute  daher,  dasö  für  at  pingi  zu  letsen  sei  ai  4/t4rfh 
oder  etwas  synonymes. 

7.    Gnärunarfct'iiia  2,  li,  7  fgg-:  s^titi  suärwmi  ok  umaui  <|Vfm<I»» 
stickte  in  gold  Tbora  der  Gudrun  zur  freude.     uedcs  tmtonicas  r> 
nos  dnniros  gehen  das  die  Kopenhagen  er  wider,  Kttmtiller  ^,  öüdücbi 

und  schwane  ])anmark.s/»  aber  mit  der  anmerkung:  ^schwane  I> ^ 

d,  i.,   düniBche  seekönige.     Der  »kalde  Ottar  der  schw^arze  nent 

könige  Thord  und  8oti schwanbrijdor  {Hvanbrmdr),**    Ltiniog 

Hche  seekönige  (oder  schirte)/*     Dagegen  Thorpe:  „<7  dtw.s  /^  ' 
me,  whij  the  liferal  Irnnslniifm  slwuld  he  rejeded/'   lohtf?  imi 
weil  .^deutsche  sAle  und   danische  8chwane''    in  einem  af4!m   umo' 
gesagt  werden  kCtntre,  wenn  eben  unter  den  Schwänen  die  h^l 
zu  verstehen  wären.     Eh  handelt  sicli  aber  nicht  sowol  um     ' 
tion  (fibersatKen   kann   man   ruhig  ,,Mcliwäne")»   ^^  ^w  die  erkin 
„Deutsche  säle  und  dünische  ^teekönige,**  die  in  den^Hfilen  auf  i^ 
fahrten  rauben,  wäre  an  sich  ganz  gut,  aber  wie  soll  »mnr  t\x\    , 
tung  „seekönig^*  kommen?  sie  ist  fast  nie  belegt.    Aber,  wie  naici 
Snorra  Kdda  v<  rschiedene  tiemamcn,  wie  hrvintf,  hiortr,  flgr,  m 
heiti  für  !<kip  sind,   so  konte  erst  recht  svmtr  eines  so^  •  "■  ■*    '^ 
l>elegt  (^auireks  svanr  ^  cytjnus  jnrniavf  navis.     Svatti 
einfach  „BchiffHbrtider."    Thora  stellt  also  dar  deutsche  tjabi,  Iji 
die  Danen  pKlndern,  und  dänische  sehilTe,  in  denen  ü^  gekommen«^ 


i 


LT^RFKf  rnr»A 


140 


8*    Giiäriknarkvidct  2,  lu,  .  .  ;;.v.,'   ^^'  Siffffeirr.     Lütiing:  „ftber 
&686  aamen  weiss  ich  nichts  heizubriügen ;  Siggeir  kann  aber  nicht  fng- 

dh  der  Siggeir  sein ,  der  Völsungs  tocbt^er  Signy  xiim  weibe  hatte ,  und 

J<^r  den  Völsungen  so  feindlich  war/'     Das  sehe  ich  nicht  ein:    Siggeir 

luss  doch ,  ehe  er  Signy  bekam ,  zu  den  Völsungen  gut  gestanden  haben 

fid  kann  mit  ihnen  kriegszüge  untarnoinmen  haben,   die  Gudrun  und 

bora  auf  Stickereien   rl      '  ''  u  könüen,    wenn   auch   nachti%4ich   die 
Ireundschaft  in  bittere  u  ift  übergieug.    Sigarr  aber  ist  SigeLi'» 

tni^r  nach  Fundinn  Noregr,  ».  P.  E.  Müller,  sagabibL  2.  bd^t  bearbeitet 
ron  Lange  b.  3, 

!♦.  Gudrmmrkvhta  2,  17  ♦  1  tgg.  pä  frü  GrimiUlr,  tfottmc  kona^ 
\ciU  de  m^ra  h^ggiop,  kyg^op  kann  allein  nicht  einen  halbvers  bilden* 
lach  der  sinn  spricht  dafür,  dass  hier  etwaj^  ausgcfalleü  sei,  Di*^  Kopen* 
tiagener  sind  der  anficht»  dass  vinna  vor  oder  nach  hijggjud  zu  ergäii- 
ttn  »ei.    Das  letztere  nimt  audi  Munch  an  u.  a.    Aber  wir  erhalten  äo 

aen  ganz  unpaßsenden  sinn :  es  kann  ja  nach  dem  zusammenhange  gar 
»icht  die  rede  davon  sein,  dass  Gudrun  etwas  zu  tun  gesonnen  gewesen 
rare.  Bngge  bezeichnet  mit  llaHk  eine  iQcke  nach  hf/fjffjod  und  sclilagt 
der  anraerkung  vor  hvar  för  hvat,  weil  es  in  der  VS  heistie:  pcMa 
fftfrr  Gnmildr,  hvar  Gudrun  er  nidr  komm.  Er  nimt  aber  seinen  vor- 
^hlag  im  nachtrage  wider  »uruck,  weil  dagegen,  wie  ihn  Grundtyig 
t^ufmerksam  gemacht,  der  conjunctiv  va^a  spreche.  l<'h  kann  daß  nicht 
Hnsehen.  Ich  glaube,  es  kann  in  einem  solchen  saty,e  sowol  der  indica- 
iv  ali*  der  conjunctiv  ebenso  gut  stehen,  wie  im  deutsehen:  „«ie  erfahr» 
ifo  ich  war  **  mid  „wo  ich  wäre/'     Der  unterschied  liegt-  nur  in  der  gross- 

ren  und  geringeren  gewiBsheit  des  erft^hrenen.  Grundtvig  hat  das  auch 
später  selbst  eingesehen;  denn  er  schreibt,  indem  er  ßugges  hvar  annimt» 
ki/ar  ek  vrera  hijfjgjo  prumßn,  „wo  ich  wäre  vom  denken  bedrängt"; 
las  scheint  mir  aber  unklar  oder  wenigstenii  ungeschickt  und  widerspricht 
nach  dem  bericht  der  VS:  sHkt  (das  sticken)  var  peArra  (jaman  ok  hngga- 
)liiist  Gudrun  nik  nockut  harms  sins.  Das  hiuffftuHst  erinnert  an  hi/gg^ 
und  ist  nach  der  VS    nicht   zu  sclu*eiben  hvar  ek   fmra   huggud 

cktä,  ,,  wo  ich  wäre  getröstet  ein  wenig?** 

10.  Gtutnlnarkvida  2,  20,  5  fgg»:  ef  peir  m<etii  tner  margra 
trygäir  vintHM,  darauf  H  ec  trua  gcrdn,  aber  vor  ec  steht  e^'  durch 
Itwei  darunter  gesetzte  punkte  getilgt  und  dahinter  (d.  h.,  hinter  ef)  ist 
^in,  wie  es  scheint,  aus  zwei  buchstaben  bestehendes  wort  ausradiert, 
ändlich  war  ursprünglich  (jtrdac  geschrieben,  aber  c  ist  ausradiert  Die 
Copeiihagener  lesen  ef  ec  früu  geräac  umodo  credere  mihi  Uhiium  forei/^ 
ebenso  Rask»  ef  m  trda  gttrda  Munch,  also  mit  teilweiser  nicht heachtung 
eorrecturcn.    ßugge   und   nach   ihm  Grundt^g  geben   *a^  ck  Irün 


4öO 


J.   ZUPITZA  ,     ZUR   .iKTHRfUr  KttDA 


werden 
wie  iniiti 


gerda.    m  «cheint  mir  liier  nicht  richtig:  „sie  verHuchteß  aUe«  m(i 
und  ich  traute  nicht?**    Man   erwartet  doch:    „aber  ich   ^-  :  ' 
wie  denn  die   VS  liest;  prir  vildn  vdja  stfsfur  mmi    gth^ 
fn-mUn  vd  mä  hana,  en-  hon  tri^iti  cngfim peirra.     Ich  denke,  dw 
her  hat,  nachdem  er  im  fehlerhafte  getil^,  nicht  nur  an  die  stelle 
efi   sondern  auch  an  die  stelle  des  c  das  richtige  zu  setzen  vt  i 
fftr  jenes  en ,  för  dieses  t:  en  ek  trüa  geräat  „  aber  ich  traute 

U.    AtlaMda  4,  1—8.    KnefruJr  lädt  die  Qiutuugo  zu  Aili 
indem  er  ihnen  reichliche  geschenke  verspricht: 

skiöldu  knegxiä  par  veija  ok  skafrux  askaf 

kialma  guUrodna  oc  Hütm  fmngi, 

EÜfrgyU  mdiäMtBäi^  serki  tudranda, 

dafar  Darraäm\  drösln  mdgreypa. 
wie  ist  Uüna  meruji  „der  Heuuen  menge *^  2U  venit^^hen? 
sclaven  oder  Soldaten  versprochen?    mag  man  es  fassen, 
Hüna  nirngi  passt  nicht  unter  die  übrigen  in  aussieht  gestellten  ge»cht 
die  alle  zur  ki'iegerischen  ausrustung  gehören-     Wo  bleiben    aber 
Schwerter?    Zwar  die  Kopenhagener  übersetzen  skaffia  nska  dar 
tos  gladim  und  auch  Egilsson  setzt  askr  als  Schwerin  an ,    aber  «ic 
a$kr  im  altnordischen  ebenso   „Speer,   lanze/*   wie  im  aga.  äse  and 
Hildebrandsliede  63  a^k  (vgl  Gr.  3,  443),  und  so  fibersetzt  ri< 
muUer  „schöne  (?)  geere/'    Thorpe  smooth-Ähaven  spearn.      .s.  n^*:. 
müssen  aber  hier  genant  worden  sein;  sonst  konte  CSunnar  iiicbt  7,  II 
antworten:   siau  eigu  vit  salhüs  sverda  fulL     Wenn  nun   auüh 
HAmi  mengi  dem  schreibor  der  VS.  vorgelegen  haben  mag,    du  dlf 
herlid  unter  dem  versprochenen  nennt,   so  glaube  ich  doch,    dii88  da 
m  setzen  ist  hiörva  mengt  „der  ach  werter  menge." 

12.  Hdvanud  17,  4  fgg.:  aU  er  senn,  ef  kann  sylg  *<  ■■ 
er  pä  geä guma.  Die  Kopenhagener  übersetzen:  verum,  äo^  -  ^ 
si'Um  iUe  acci^ni,  ezserit  ae  tngmium  iMminis  oder  re^^dunfur 
eius  secrctn.  Aber  alt  er  kann  doch  nimmermehr  durch  f'rrum  widft« 
gegeben  werden.  Lüning  constmiert  und  übersetzt  so:  „«//  g*^i  </iiw#a  «r 
pä  senn  uppi,  der  ganze  sinn  des  menschen  ist  da  sogleich  ulM^n  auf 
(komt  zum  Vorschein),  wenn  er  einen  schluck  erlangt."  K»  ist  da  da«  erst? 
er  ganz  ausser  acht  gelassen,  ebenso  bei  Thorpe,  wenn  er  s^V---^  •  -  *-- 
all  ai  ome,  if  he  gds  drirtk,  Uten  is  the  mans  mind  dis^ 
denke,  dass  nach  gdr  eine  stärkere  interpunction ,  ein  doppelpnnk' 
setzen  ist  alt  er  setm,  ef  hann  sylg  mn  gdr:  uppi  er  p/i  griä 
allr  verda  und  allr  vera  ist  ähnlich,  wie  unser  volkstümliches  „alll 
den,  alle  sein/*  mtwire^  petire,  consumi  oder  consumptum  es»c. 
spiele  bringt  Egilsson  ohne  unsere  stelle  anzuführen.    Darnach  verst 


TJtK    AJITl«   WElSSlüCmTR« 


die  ötolle  »o:  M^ahin  ist  es  (uämlicli  da«  in  der  ersteü  balbHtroi>Ue 
Bschilderte  lieiüilhea  die  dummheit  zu  verbergend  sogleich,  wenn  er 
jifiu  schluck  bekamt:  zu  tage  komt  da  der  geist  des  ineQscheo." 

BRESLAU,  MlKZ   1870*  JULIUS  ZUPITZA. 


DIE   ABTEI  WEISSENßURG   IM  ELSASS. 
Für  die  leser  dieser  Zeitschrift  wird  es  gewiss  nicht  ohne  Interesse 
von  dem  orte  etwas  zu  hören,  an  welchem  der  Verfasser  des  über 
eliorum  gelebt  und  geschrieben  hat 

Aller  Wahrscheinlichkeit  nach  ist  die   Benedictinerabtei  Weissen- 

g  von  dem  Merowinger  Dagobert  IL,   der  in   den  jähren  674  —  678 

as  Elsass  regierte,,  gegründet  worden,  wenn  auch  weniger  sichere  über- 

eferungen  ihre  entstehung  in  das  jähr  624  setzen  und  die  Weisseubur- 

fer  mönche  selbst  schon  im  10,  Jahrhundert  nichts  sicheres  über  die  ent- 

Ibungszeit  ihres  klosters  gewust  haben,* 
I     Seit  dem  Jahre  712,  in  welchem  jahie  Dagobert  HL  ihm  die  bäder 
^  Baden -Baden  schenkte,-   vermehrten   sich  die  besitzungen  des  klo- 
irs  immer  mehr,    sodass  es  bald   ausser  der  Stadt  Weissenburg  noch 
E'zehn  dörfer  in  der  umgegend  besass.    Dazu  kamen  noch   die  schlös- 
Amsberg,  Berbelstein,  Scharfenberg  und  zahlreiche  guter  in  der  Pfalz 
im  Schwarz walde,  mit  denen  die  grafen  von  Eberstein,   die  mark- 
ten von  Baden  u,  a.  belehnt  waren* 

Die  abtei  bildete  ihren  eigenen  und  geschlossenen  bezirk  um  die 

ihe  zu*  St  Peter  und  Paul,  welcher  durch  mauern   und  tore  von  der 

1   Osten   gelegenen  Stadt  geschieden   war.     Zu  ihrem   schütze  wai'en 

B  um  ilie  ursprüngliche  mark  vier  vesten  aufgeführt ,  St.  Hemig  gegen 

,  St  Pantaleon  gegen  Süden ,  St  German  gegen  westeu  und  St  Paul 

en  norden.     Bei  den  drei  letzten,   deren  erbauung  dem  abte  Samuel 

jähr  liJ55  zugeschrieben  wird,   waren  allmählich  dörfer  entstanden, 

davon  den  namen   führten,  aber  zum  grösten  teile  im  dreissigäh- 

kriege  untergegangen  sind. 

Su    blühte   diLs  kloster  durch   mehrere  Jahrhunderte.    Aber  schon 
ten  die  pfalzgrafen  teile  «einer  guter  au  sich  gerissen  »*  und  die  Stadt 

1)  Sohöpflm  (Altiatia  diplonmtica)  tiiuit  B74,  Zenss  (tradittones  ponsessiones- 
WizeuiburgetiBt'ü)  xwiitclieti  l[>85  imd  (JOu  an ,  die  jUt-öete  vou  («txteröui  mitgeU^ilt« 
ndc  kt  aoß  dem  jähre  693. 

2)  r,Balneatf  ük«  trans  Renam  in  f>ggo  Aaeiaoiiide  siUa  quas  Antoninoa  et 
lonns  qtit>ndai]n  hivp^ratores  sno  operc  ncdificaveruDl " 

^   ^  J^i.'hwi\^^^  vua  Hl^^l?tm^  huUcu  di£  |ttjik^r»l'e&  cia.hfiaaAderei  Iv^rt^^ 


r^    j  -^-— 

Weidsenbtirg  fteltet  nfptmm^  skk  immer  m^hr    •*<^  ^'-^^ 
Diesa  Imite  rieh  scbuQ  bn  Jl.  jabrfatnltrt  über  \ 
pm  beklagt  und  iio  j&brt  1275  fiberlte!»  Rtiiloir  Ton  ii 
iU  fiich  1247  mit  Hageosu,  Scbl^itatedt  und  Cd- 
ittdtfrbiiiid  ingescUomeii  hatte,  die  (me  wabl  ihr 
behielt  die  abtei  ooch  einige  rechte^  bis  Kaiser  Sigi.'^mtiiid  die  Wi 
bmger  frei  foo  allen  verpffielitttogea  gegen  die  abtei  erUHrte  uoil 
spUeieii  kabem,    namentlich  Maximilian  I.   die  rechte   der  ?tadt 
weiter  aungedebnt  wurden. 

Das  15,  and  IG.  jahrliuü(l*«rt  bracht^oj  nocb  x'"-  '^iCid 

die  abtei«   bej^onders  da  die  mker  sieh  immer  nnii;    u  bmiij 

abUMgöti^r  netzten  und  der  i;eiM  der  griliuler  niclit  mebr  unti*r  i^m 
dem  der  geoo^iHenHchall  l  :  es  darf  uu»  deshalb   :  >md 

wenit  ••"'""  f»ncle  ie$  15»  ,...tii.v.iiilerts  die  abtei  auf  eine b  -v^i  *.tiö 
der   *  1  herabgekommon  war^  daas   nie   kaum  noch   rier   niQ 

an««tatt  der  bisherigen  zahl  von  ;)(»  zu  ernähren  ¥ermciclit4s.  tlmic 
j_f  -  Ti  war  notwendig*  der  kurtYirst  Friedrich  L  von  der  lYak 
<i)  I  UeftigHteii  widergtaiid  von  »eiten  der  abt^i  und  der  damakj 

ihr   verbündeten   »tadt,    die   &eiUeb   von  ihm  mebrmab    hart 
wurden.     Rndlich  ward  rli»     '        'urch  eine  bulle  des  pab«t*; 
im  *i5.  august  I5i4  üätu  i  und  in  ein  oollegiatatn 

an  die  stelle  Am  abte»  und  der  manche  traten  nun  ein  probat«  nu 
ein  custos  und  y.wi'df  kanoniker. 

Der   bauitrnkrieg  vom  jähre  1525  föhrt-e  viel  elend  uiul  verde j 
in  »einem  gefolge,  und  di^  jt«t7.t  gegen  da»  ntift  mit  den  bauem  fad 
deten  Wei88onburger  zerstörten  nicht  allein  mehrere  dem  stifte  ipehCI 

gebaude,  »oüdern  trotzten  ihm  auch  neue  fartlt^- ■"'  ab,  deren 

fibrigeuH  niclit  lungo  erfreuen  sollten,  da  der  .  mit  vol 

demtttigung  der  Stadt  und  schwerer  bestrafling  der  radel^filhrer 
Frnilidi  wurde  dem  rettcr  iti  fk^r  not,  dorn  kiü''     ^     '     '    '     '" 
Vinh,  das  iirätoriat  oder  vogt.:iTnf  Ober  das  kIi 
Am  weinzehuton  übertragen. 

Bald   darauf  fk>l   auch    die  staiit  WeiÄSiM  " 
mua  ab  und»  wendete  sich  seit  1533  der  Augei  :„::..     .:. 
HO  AnnH  Alis   gtlft  hier    einen   betnichtlichen  teil   seine«  eint! 
lor,   wenn  e«  auch  etwa  zehn  jähre   «pftter  die  abt«M  8t 
||..r...M..Tf'r   forste   an  mh   brachte.     Hndliib    verlor  das 
si  ]t,  als  im  jähre  I5ir>   der  bischof  Philipp   von 


nchoii  Mortui  lSuct*r  und  •! 


r    WUT    lii 


»«6    ABTSI    WKlÄilßjr^trilO 


4*3 


rSpeiot  vum  papste  Paul  III.  imd  vom  kiuB^r  Karl  Y.  die  vereinigtiug 

IWeissonburger  probstei  iiiit  dem  biatume  Speier  erlangte. 

Auch  von  den  drangsaieu  des  dreissigjährigen  krieges  blieb  das 
uttft  Weisseuburg  nicht  v^^rsrbont,  und  die  stadt  benutzte  die  zeitwirren 
fluid  riss  auch  noch  die  letzten  jenem  gebliebenen  rechte  an  sich.  Der 
Irest  des  17.  und  daK  18.  j&hrhnndert  bietet  uns  nichts  von  allgeiueiüem 
[Interesse.  Das  stift,  welches  bei  dem  brande  der  stadt  am  25.  Januar 
IG77  auch  manches  erdulden  rauste,  ist  in  der  französischen  revolutiou 
läufgehobeu  und  deine  guter  zu  nationaleigentum  erklärt  worden 

Von  dem   glänze   der  alten  abtei  Weissenburg  steht  heute  uichUs 

aehr  als  die  kathedrale  zu  St.  Peter  und  Paul  und  mehrere  häuser  von 

früliereu  Würdenträgern  des  kapitels.    Was  frühere  Jahrhunderte  verschont, 

fht  in  der  französischen  revolution  zu  gründe  gegangen.     Wurden  ja  doch 

damals  auf  befehl  der  Volksrepräsentanten  Lebaf*,    St.  Just  und  Dentzel 

ölle  zeichen   des   adels  und  der  reiigion  zerstört,    den  statuen  die  köpfe 

abgeschlagen  und  alle  denkmäler  der  kunst  Terstdmmelt^     Aus  der  alte- 

Uten  zeit  stammt  nur   ein  viereckiger  türm  auf  der  Westseite  der  kirche» 

[der  lange  zeit   einem   könig  Dagobert  zugeachrieben  wurde,    allein  nach 

Eier  von  dem  um  die  geschieh te  seiner   Vaterstadt  hochverdienten  pro- 

IfessorOhleyer  in  Weissenburg  aufgefundenen  inscbrift  dem  anlange  des 

[ll.  Jahrhunderts  augehOit  und  von  dem  abte  Samuel  erbaut  worden  ist, 

[nachdem  die  kirche  im  jähre  1004   durch  einen  brand   zerstört  worden 

Iwai'.     Aus  derselben  zeit  stammen  wol  auch  die  reste  einer  kapeile  an 

[der  nordseite  der  kirche.     Der  bauptturm   zeigt   spuren  der  übergimgs- 

iperiode  vom  rundbogen  zum  Spitzbogen,   er  trug   früher  eine   achteckig 

[gewundene  und  mit  schiefer  gedeckte  pyramide,  die  aber  im  dreissigjäh- 

Irigen  kriege  durch   feindliche   kugeln   dem   einsturz   nahe   gebnicht  und 

[dann  durch  eine  mit  schiefer  gedeckte  kuppel  ersetzt  wurde.     Das  ganze 

Ifitummt  aus  der  zweiten  hälfte  do8  i:i.  Jahrhunderts  (nach  Ohleyer  1284)^ 

[und  hat  etwas  schwerfölliges.     Die  älteste  jalireszahl,  die  sich  an  einem 

[juch   gut  erhaltenen   fenster  an    der   südlichen    kleinen   türe   findet»    ist 

1487.    Das  dabei  befindliche,  au»  dem  ende  des  15.  Jahrhunderts  ütam- 

Itnende  ^   des  erlusers  ist   leider  nicht  vidlstaudig  erhalten,    da  m 

rill  J*^r  hffi  n*voliitiün    :iuf  vMiniliiung  der  volksreprüsoutanten, 


i)    Bei    tUt'i,fr   gcle^vnhrit   wuriie   auch   die    viebüispruclien«?   krönt*    I' 
IvoQ  iUr  die  stadt  d«m   uaiiicti  Krüuwdsbsiinburg  fülui«}«   zertrüinuitsrt,     Es   v  .: 
\ii\n  vom  abt  äaiuutdl  im  IL  jalirhuiidert  ^edtift4;t«r  kronleochtirr ,   dar  24  schidi  ini 
ltliirchmcMii«r  hattu  und  im  iiiittlereii  sclilff  dt5r  kin^he  hiiii^.     Bis  icmr  revolution  gluubU* 
lnuin,    nr  M«^l  von   reine«]   »ilb*'r.   danialK  aber   »tollt»;   c»  «ich   berans,    dat^it  er  auK 
|g«*4icUniirdc*tum  initori  imtl  nur  nbiTsilbt^ri  war^ 

2}  Ott«  kiridi^;  wurdt;  am  J.  *pcUt\n)t  Pi8d  geweiht  und  im  jaltrit  12S8  vollcndeL 


4S4 


B099L1S«   ^tK  ABTX1   WStSSBKBTItO 


pottr  6tablir  T^galite,  seiner  pyrnmidiuiföimigon  turn 

istatueu  der  köpfe  beraubt  wurden.    In  der  ersten  lia!i<< 

derts  ist  das  innere  der  kirche   vielfach  unigermdert  v^ 

manches  kunstwerk  verschyranden.    Erst  seit  1862  ist  man  b<h8irebt. 

alte  zu  erhalten:  die  seiMeni  von  Ohieyer  uofp«  i     >  ' 

ebenso   wie   die  freilich   vielfach   zerstörten  glas; -^    i      _    -  lu 

hundert  an.    An  der  nördlichen  seite  der  kirche  entlang  finden  äeh 

reste  eines  schönen  gotischen  kreuzgauges.    Das  all^  !e  kJöster 

einem  privathause  platz  gemacht  ♦   dessen  garten  dci  .ul*    begräbiiisiiL 

der  mönche  ist    In  dem  früheren  decanate  hatte  in  französischen 

die  unterpräfecfcur,  jetzt  die  kreisdirection   Ihren  sitz,  die   ' 

sind  in  Privatbesitz  übergegangen.     Von  den  alten  forts  finut  n  3:1  h' 

reste  bei  Weiler,  bei  Schweigen  und  Schweighoffen  und  sind  ihr**  na 

auf  mühlen  und  andere  gebäulichkeiten  übergegangen, 

Fragen  wii"  nun  nach  spuren  von  unserem  Otfried,    ^ 
den  kriegsstürmen  und  branden ,  von  denen  abtei  und  stadt   n  . 
vom  S.Jahrhundert  an  heimgesucht  wurden,  untergegangen,   gehen 
doch  die  steinernen  Überreste ,  mit  geringen  ausnahmen ,  nicht  weittT 
bis  im  zweiten  hälfte  des  13.  Jahrhunderts  zurück.    Wir  sind  daher 
seine  schriftlichen  aufzeicbnungen  beschränkt,  von  denen  Zeuss  in, 
traditiones  possessionesque  Wizenburgenses  zwei  mitteilt     Es   Bind 
Schenkungsurkunden,  die  Otfried  geschrieben  und  unterschrieben  ha 
erste  ist  ohne  datum,  die  zweite  zweimal  aufgeführte  ist  vom   29. 
I  tember  851.    Der  name  des  in  beiden  Urkunden  genanten  abtes  ist 
maldus. 

WEISSENBURO  IM  ELBA8S,   NOVEMBER  1B71.  Di{.  L.  BO^HLER. 


NIBELUNC.     BASELWINT. 

Naditra^  m  IV,  b,  349  uöd  anfraiift». 
Unter  den  lehensleuten  des  klosters  Murbach  finden  sich  die  Nil 
lunge  schon   um   1250.     Im   Murbachschen  urbar   der  lelienniannscbil 
ten  von  i25t>  ( Bezirkaar chlv  m  Colraar)  steht  foL  IG*  die  rubrik: 
Mnt  hhefi  hiizeh  vn  CünU  nihdunge:    darunter:    Dis  «<?/«/  frhcn 
fmft'lunndes.     Was  bedeutet  der  seltsame  name  Üaselwint?     Auch  fol. 
a.  |a.  0,   komt   vor:    />j^  ßni   die  Ichen  dk  ich  htdrwHj  hafdwtf^i 
EddkneM  su  leiten  han, 

ELBEEFELD. 


rKt;'  r.iiJLS 


456 


LITTEHATtm. 

itrfkhiinit,  lU^r  gotiiinchu  Ctuijuü»'tiv    verKncheii  mit  dfii  «nlKprc^- 
t*hoti4icu  Müdiü   lies   n <?titcis tarnen tlich»jn  OriechUch.     Ein  BL*itfag 
tut  rerglcieb^nden  Stirttchfurschoiig*    Zachoptiti  1872.  !)G  s*    Prein  9  ttgr. 
Uvr  Verfasser  will  in   dieser  »«lirift»    im   anscliJoss  an  die  fors(*linngcii   Del- 
brOficB,    M*lon    ^^u tischen  conjouütiv    von    dam  zn    gründe    liegenden  liriecliiacli    vlha 
[iMJleuchten   ni»d   von    diPHi'in  nkt«?   au»   das  t^ftiiitliche  fnateriiil   zurechticgen.** 

^ach  tfiner  aJlgpmein<»n  eml<  I)  werden  för  die  vcrächiedeiicu  iirttin  der  cun- 

Jauctivischen    hauptnütÄR   (§2J,    nebenfiätxe    {%  *6)    und  frageöÄtze   (§4)  finsgewäliltit 
beiapiele  anifeführt  und  b«?spro43heu ,    wdkrend  xuni  «chluss  die  vollstaudigti  saiulnug 
iar  Megcnden  citat«^  almc  ttijtt  folgt ,  innerhalb  jedes  abdehn ittes  geordnot  nach  den 
den  etitsjircch enden  stellen   gebraiichten   t#3mpn8-   und  modiisfornieii  des   ^riechi* 
h^hen  textes.     Das  rcsult-at  (^5)  dieser  vergleichujig  ist,   daas  der  gotische  eonjunc- 
piv  gelegentlich    allen   modin   dt\s  griechischen   tujttes  entspricht ,    indem   der  conj. 
|»nift.  ruebt  nur  för  griechiBehen  Optativ  ♦  eonjnnctiv  und  imperativ  ^  sondern  audi  für 
Jnd.  prAs,  und  fntnri,    der  conj.  i>rät  auch   für  ind.   einea  Präteritums,    beide  auch 
llr  intinitiv  und   |iartidp    in  abhüngigen    satKen   gebraucht  werden.     Dieses  remiltat 
k&un  man   nach  den   vom  verfaKser   sclbut   ao   wie  TOn  Gabelentz  und  Lobe   öfters 
machten  andeutungen  dadurch  vervollgtändigen ,  dasa  anderseits  audi  gotischer  indi- 
jcalit  hünfig  allen  diesen  grieehiseheu  formen  entspricht;  ao  namentlich  der  ind*  priis. 
irtn  fnturutu   (».4.  5),    der  auffordernden  1.  plur-  des  conjnnctivs  (s.  ö),    dem  conj. 
In   «weifelnder  frage  Marc.  4,  30.     Matth.  6,  31  (3.  7),   einmal  (2.  Tim,  i.  H}  »elbst 
feinem  un»bhängigen  Optativ  (i,  9)}   Öfti^rs  dem  conj.  in  conditionalsÄtzen  («.  15.  16). 
m  beräckaichtigen  sind  namentlich  auch  die  fälle,   in  denen  bei  parallelem  modus 
gricchiaehen  texte  der  gotische  modus  wechselt;  so  conj.  — ind.  Job*  7.  17;  meist 
nd.— cooj,:  2.  Thess.  2,  3.    3,  3  fmitifi/i);  Matth.  6,  31  (mit  aipptm).     Vgl.  iJab.- 
öbc  §  183  über  Matth.  6,  31.  32,  sowie  §  273  u.  a.     Ans  alledem  ergibt  »»Hk  das» 
lieh  ITIfilas  eben  nicht  (wie  z.  b,  meistens  die  ahd.  prosaiker)    an  dcti  fien 

Ott  in  der  wciae  band»    da^«  »»r   bestirnten  griechischen  tempus-  oder    -  on 

^timte    gotische    regelmässig    entsprechen    liess,    sondern   das$    er    tue    al 
cschrünkte  zahl  der  verhalfonnationen,   die  ilim  zu  geböte  stand,  in  freier  ..........;: 

baeh  dem  »inne »  in  dem  er  jede  schrlftstelle  auCfasät^ ,  verwant^e.  Wir  Kind  daher 
berechtigt,  mit  berücksiehtigung  den  griechischen  teitcs  den  moduHgebrauch  des  Ulfl- 
inf:  1,1  M  sptner  eigenen  spräche  angeh«irig  zu  betraehten  und  zu  untersuchen;  und  für 
he  aufgäbe  der  dentöchen  gnin)matik  iat  die  Torliegeude  schrilt  nach 
b^  i>igener  ansieht  nur  eine  Vorarbeit. 

Herr  Burckhardt  bleibt  aber  bot  dieser  Vorarbeit  nicht  Bt*>hen ,  sondern  es  xei- 
kim  aicli  Datüjlich  bei  der  anordnung  und  bespreehung  der  beispielc  seine  ansichk^n 
bber  Wesen  und  bedeutung  des  gotinchen  modus;  nnd  diesen  anaichtcn  sehe  ich  mich 
l^eranla>*st  rntg»'ginixutreten,  da  ich  lu  den  in  di*r  vorrede  vorausgesetzten  leseni 
fihiitv,  welche  über  die  anordnung  den  rnatcrials  anderer  nudnimg  sind. 

Der  Yt'rfafis*>r  pontaliiTt  znnaeiit  nach  Beckerschcr  art  da^  notwendige  vorhan- 
Pemtoin  eines  „begriinichen  eonjnnctiv**  8.2t  „«^s  li«gt  anf  der  band,  dass  es  im 
^otischwn  conjugationssyst^m ,  welches  weitaus  da»  vollständigste  der  dentaehen  Hi^rach- 
iinilie  ist,  neben  einer  verbalen  weise  der  gcwissheit  (ind.)  auch  eine  verbale  weise 
ler  UDgüwisaheit  (conj)  gibt  nnd  gelien  mnss*'  (warum  nicht  auch  einen  aorist«  ein 
plnuquamperfect  oder  fnt  etactum?).  Er  erwähnt  sodann  h.  3,  dass  der  gotische 
fornipll    bHracht^it  dem   iTit!tj<rf'nTi:iniKeht'n  ot^tativ  catapreche>    behauptet  abi3I;> 


450 


]UU>VAyK 


Miler  gaüftcbe  oftt  hat   dio  fmicUoDsn  dfi«  vorkirpnjr^^rA&^retieii  cani 

wen/*     Inli    kaim   ilfiu   v<^rfafti>t»r  nur  aul 

mir  die  crwiihnU*  g:nitjtliuisiolH  nicht  uul" 

vcrstauden  mit  der  art.    in  wülchor  dicKclb«  im   i 

spiele  bceinöisst    Alii  ist  c»  wuhrsdiemlicb ,  daiiÄ   ,,    .,  .,, — .  .  _  .    ai 

aowcit  sie  fest  auägebildet  wartsti ,  im  deutschen  nicht  auf  d<^a  ofilv .  Ktiiil«ni  wf  4 

formcU  viel  uähor   Ätdicudei»   lud,   übt?rgieiigvu ;   ich  i$chlia«M?  die«  djumiu,  6ami 

um  ttidsti'it  chamktt^nKitHdam   v«irweiiduij^'(.'D »    ii&iulicb  die  iiiid<sutiing^  eines 

tA?n  j&ukrmftigeTt  >  .  und  (he  anffordorung  in  der  l.  j>ltm  im  gatiflÜMiL  1 

durch  die  foniiutt  \trfU.  auß|fedrtickt  werden.    8aÜtc  aber  tielli^t  Bl 

ansiebt  ganz  odur  teilweise  richtig  sein,   so  würd«  flir  i^in«   vef»UUsi1tg«  «hq 

doch  nicht  die   nacbtriigiich  üh^ruümjueue,   noudero   diii  BDi|»r&ngli<?^t'       ..t.tfttl 

bedeutung  die  grundlage  bUdeu  luQaticn,   wie  die«  bei  iirüutu  und 

gesäcbübt^j  ist.^     K«   ÄchciDt  mir  aua   der  bei«nchnnog  des»  wunsehi?»  mcü  .j^t  ] 

üalc,    finale  und   der  in    imürectcr  redt»  gebraucht»?  (ipüiliv    im    detiteeheci 

herleiten  n\  laßnen,  ohne  dÄtts  man  (wa»  aucb  De!'  n  hat,  v 

seiner  Forschungen)  den  begrüT  de«  futamdjen  zti  •  f ,  d<T  mu 

nicht  wesentlich  zu  der  bedentung  dos  o]itativ  gt^liOrt,   sondern  nur  xnOUliig  in^i»^ 

treten  kn^nn.    Herr  Burckhardt  geht  uber  Ubenüt  von  der  heiieutoiig  iin*.  wekibc  J 

Detbrtickä  forschungen  dem  »kr.  gr.  cenj.  eigenl&nilioh  isti    iijUbUcIi   vom 

rbdien*'  oder  der    t,crwartiing/*    und  berßckdichtigt  die  aptAtiv«»  b(id«trUiiig  1 

wo  er  trot2   aller  mtüie  diese  bedeutuugen  im  ^(»tiKrh^Ti  mndn&    ntelit   fliidil 

Dabei  scheint  er  nicht  lu  bemerken,    dass   ihm  ^^  xfnzUmg*' 

den  hauden   ein  ganx  anderer    wird,   als   er  im  ^  Uj^ebmodHi  I 

auch  bei  Delbrück  sieb  findet 

Die»  zeigt  sich  deutlich  gleich  bei  besprechung  der  cünjnnfTtf**^*""*^"^-   li| 
flitse.    In  ihrer  fiborsicht  wird  8.4  erwähnt:    Homer  gebraucht,    vi 
(«/>')  den  cunjunctiv  als  modua  der  erwartung;    dafHr  setzten   diu  AIG 
futurum,    ttju    die    erwartung   auttzudrücken,     das»    etwa»     fg^^i 
Werde.     Wenn  nun  kurz  darauf  h.  b  gesagt  wird;    „Sobald  d^a  fWtumin  nie 
absolnt  asukUnftige  ausdrückt ,    «nd  sich  demnach  aU  madiia   dt'r    »-rwArti 
kennzeichnet,  greift  Ultilas  zu  seinem  eooj.  prfts./*  m  ninas  joder  g! 
in  den  zugehörigen  stellen   der  gotische  conj*  so  gebraucht  »d»    wie  iti   uti.    iu| 
orw&hnteD    homerischen   sätzen.     Das    Ist   aber   nicht   der   fall;    vlcbiielir 
bestimte  erwartung,   dass   ctw^  iM>n  werde  (wie  IJ.  s.  4  >» 

die  in  der  xuknufl  schlechtian  .  wird),  bei  ülfilan  steift 

ge<irUi'ktf    und  an  allen    von    Burkhurdt  n.  IM)  aufgczüblteu  ett^dleu   u 
(wo  er  nicht  wie  Luc,  l.  20.  ÜU.     Luc  Ö,  40,    Job,  t»,  2L    Phü.  4,  U        . 
wünschender   aufzufassen    ist)    ein   ilIn    allgemein   möglich   gedaclilaa 
Wenn  man  die   von   Delhr&ck  s.  \2A  —  V2H  angeführten   hnr     ^    *- 
gleicht,  so  kann  man  behaupten«  dass  bei  keinem  der  goti 
rischen   (»pracho  der   conj,  angewendet  worden  wärei     Nirg«juU 
der  ersten  person»  wie  iu  den  metsttm  hümeriscbeu  beispieteni    » 
ein  fkUgemetner  begriff«  wie  Marc,  B.  27.   in.  7  mannm,  Lac.  0,  4u.  Gal.  ü,  4 ' 


1)  Ob  für  die  I.  sing,  dsi  priisens.   41«  wtjrcn   du   numgelndaa  i 

(Uu€  goi.  Vorbum,  Caanul  1872.  §20)  «U  lir 
b*i)t«nttm|i^   Aich    «in    uutcrftrhitd    rou    den 
uixtorMueh«a- 


flu» 


ÜBBE  BüACKHAKDT,  00TB.  QOWJWffOTVt 


467 


Tjmih;  1119  Ist  ein  bci^tlmtcr  zeifcjmnkt  di*d  «eiiulnttetis  um  augo  ^^^.fiU8t  —  kiirx  der 
f»)t!8clie  conj.  mi  diesen  stellen  eiitsiiriüUt  aicUt  iliim  I>elbrDck4clieu  ..conj.  der  cnrur- 
ag/*  90ttdem  st*lnnu  ilas  all^euudn  •  mögliche  W^^oiehDcndcu  .^abj^^^chw&chUsu  opta- 
rtireu/*  für  weicht»  allertlin^tg  (\a»  ni«i\te  Oriechiflch,  nicht  die  Attiker,  das  foiurum 
verwt^odet  OVin*.<r  n eut*i «tarne ntljchcs  Siirachidiom  ö*  2G2)* 

Äncb  hör  befehlende  giiUsche  coüj.  wird,  wo  er  dem  neutestameDtUeheu 
ntiimni  entspricht «  ala  erwartender  bezeiehiiet  {»,  5)  und  deshalb  Matth.  5 ,  21  w 
Imaurprjnut  in  einer  dem  «intie  de»  mosAlichen  ge«etze«  sehr  wenig  entfipr&cbcnden 
Iweise  aufgelöst;  ich  erwarte  von  dir»  daas  du  keinen  mord  begehst;  während  »*  8 
Iganz  nchtig  der  dem  griechischen  e^nj.  oder  unji,  entsprechende  gotische  conj,  der 
Iß.  person  dnrch  die  allgemeine  gültigkeit  des  gebüte»  erklärt  und  vom  niameotaii 
[befehUnden  imp.  autentchieden  wird* 

In  den  frag  es  ätzen  (».22)   soll  der  gotische  coDJ»  prüs.  da,   wo  Iiu  Grle- 
Icktschen  ein  fntnnim  steht»    dureJtau»  wider  »»eine  beziehnng  auf  tÜe  «ukuntt  aas> 
rftcken'/'   wahrend   in   den  mit  re<sht  hervargehabenen   fallen,   in  denen  fragender 
[^oii    *  *!*'  de«  griechischen  iml.  präs.  steht  (s.  23).  derselbe  als  „mo- 

lilu.x  tind  dem  attischen  opt,  mit  «»-  gleichgestellt  wird.    Die  bei- 

ppiele  bvidci  jthUiliiiigen  sind  aber  ganz  gleichartig;  Rom.  8^  35  heu^t  uns  afskai- 
{^cttQt^tt  ^=-  att.  j^(it(i(mu  nv)  af  fnapvai  Xriittaui^  ist  nicht  mehr  und  nicht 
reniger  futurisch  als  1.  Cor  10,  30  duh^^e  anaqtpcUdau  (t/  ßlaittpfj^ui/nttt  =  att 
fi  av  ßl((^p}W)(nt}v);  and  es  ist  merkwürdig»  dass  der  Verfasser  nur  bei  den 
iitäen  in  fragender  form  —  di<? ,  wie  er  s,  22  nach  meiner  ansieht  richtig  bemerkt, 
l^af  die  wähl  des  modus  keinen  einHnss  hat  —  darauf  kam,  den  gotischen  conj.  als 
Qodus  potentialis  zu  fassen,  wührend  ihm  dies  bei  den  einfach  aussagenden  satten 
nicht  einüel* 

Bei  der  behandlung  der  nebensfttio  wird  ä^r  gen&ne  anschlnss  der  anord- 

ttung  an  die  griechischen  modi  zum  vorteile  der  abhondlung  meist  aufgegeben;  und 

Pwrenu  man  «ich  an  den  unbestimten  gebrauch  des  Wortes  „  erwartung  '*  einmal  gewohnt 

hat  —  das  z.  b,  s.  19  auch  bei  den  an  negierte  begriffe  angeschlossenen  relativsätxen 

langewant  wird,   deren  Inhalt  doch  nicht  erwartet,   sondern  ausdriieklich  ala  nnwirk- 

Illch  bezeichnet  wird    —    ho  ist  namentlich   die   übersieht   der  abhängigen   aussage*, 

f Ikbsichts  -  und  conditionalsütze  lehrreich.    Doch  zeigt  es  sich  biäweilen,  dass  Burckhardt 

[inattche  Unterscheidungen,  die  für  das  Verständnis  des  modus  unerlässlich  sind,  ent- 

feder  nicht  berücksichtigt  oder  ausdrücklich  zurückweist.   Dabin  rechne  ich  die  abson- 

flenmg  derjenigen   nebensätze,   welche  bereits  zu  einem   (wünschenden  oder  abhän* 

^gen)  cunjunctivaatze  gelieren,     Haulig  —  d*  li.  überall  wo  nicht  die  tatsachliclikeit 

irr  uebenhandlung  ausdrücklich  betont  wird  —  treten  solche  nebensatze  ebenfalls  in 

öen  conj, ,   wodurch   die   relativ  gleiche  gcltnng  ihren  Inhaltes  mit  dem  ihres  hanpt- 

Satzes  bezeichnet  wird-     In  gleicher  weise  wirkt   auch  bei  übilaa    (wie   iui   ahd.)   oft 

ätnr  imperativ  auf  den  modus  des  neben»atze8  eiu ,  weil  dessen  inlialt  in  den  vorstel- 

lungskreis  der  angeredeten  person  verlegt  wird.  Burckhardt  bezeichnet  diese  von  Gabe- 

|lent2  untl  Lobe  (§  282)  für  die   temporalüätzö   mit  pan  und  bijd  aufgestellte  regul 

9.21  als  eine   „ganz  lusserliche,   mechanische,    die   den  eoni.  nicht  erkläre;'*    aber 

fer  übersieht,    tXms  tatsächlich  die  20  conjnnctivischen  n-  '  itit  fiofi  und  hipf, 

|die  er  «.35  aufzahlt,    olle  zu   imperativischen  oder  conj  "U  Mütxen  gehfiren, 

mit  einziger  ausnähme  von  L  Cor,  14,  26,   wo  der  Übersetzer  vielleicht  ebenfalls  bei 

[tlem  vurangeHtellteu  neben»atz6   einen  auffordenulen  hauptsatz  im  siune  gehabt  hat. 

t)er  gleieho  paralleliamus   i\m  modus  achoint  wenigstens  iici   dem  gröstcm  teiU  der 

StionalsÄtzc  Btattatuttndcn.     Ferner  ist  niolit  gcallgend  rücksieht  |  "  ' 


45H 


EBDHAJfK«   0B£B  BrftCiOIAaitT .  OOTH  OOlfil 


iViet  flllli?,   in  Jonen  JtT  inimit  ^  ttin  dnür  i»i 

negation  gütroüeu  wird,  uder  \^  '.i  iu  oijjwu  c» 

d^ii  mizQ  gebart;    der  Inhalt  des  no^HjUiiiUcs  erscheint  dami   tmtwr 

ala  unwirklich  oder  als  auf  bloss  vur^estelUi^r  grmidla^o  hcrubond  •  un^^ 

der  oouj.    Burcklisudt  erwähnt  dietfc  motlYc   de^  eonj.  nur   bei   eiiiar  t% 

relativsätze  (s.  19),   ohne  sie  bei  der  anordnun^  der  btilt^^^e  'lu  U        ' 

muHte  aber  bei  allen  relativsatÄen»  consi'ßutivsätzon  (aridj  den  «-- 

indirectcn    rede   s*  11   ang*  ti    säUcu    nach    mi  Jiat«  4=^ 

abhütigigeu   aussagesatz^^n    ^  »^     Nach   absomlermig  der  ej 

bleiben  als  cüujimctiviscbc  nebensatze  bei  afürmativ  aussagcndexit  haa|itic]its<}  « 

ca.  t»0  a*  35  aafgezäVilt^n  relativsatzen  nar   diLM    (tiom.  Ö,  7   naeb   o/.  Man 

Marc.  9.  41;   conj.   im  «weiten  mit  jah   angefngten  aatisc  2.  Tbess.  3.  3),    h 

durch  den  couj,  dem  relativaatze  aUgeuicinere  jiceltung  beigelegt  v      ■ 

»atae ;  tuu  den  drei  conjuncti viseben  folgcüSttou  a.  li*i .  zn  denen  u 

go  wii^  dio  Sätze  mit  ni  patei  zu  fugen  sind^  nur  zwei  (2.  Cor«  1,  b. 

drei  als  eaii;äa1   angeführten  ^^.  19   nnr  eines   (2.  Cor.  II,  21),    das        1 

begründoßg»   sondern  die  angäbe  einer  Vüraassetzung  enthiüt:    qipa    «?e  pui 

mikai  vemma  ^  in  der  vorausRetzung^  da&d  wir  krank  sind  ^  bu  «da  oV  - 

wären.     Bei   den   auasagesätzeu   hätten  ausser  den   erwähnten»    auf  den 

nebeuaatzea  ebenfalla  einwirkenden  umätanden  die  verba   des  baii  1 

tigt  werden   sollen ,   deren  aufzähluug  notw^endiger  gewesen  wirr 

dankenswerte   der  verba,   die   eine   absiebt  ausdrücken    {».  13).     Zu    > 

erkentni»  des  modusgebrauches  ist  namentlich  in  dit^sem  absein lUt':   ■' 

mit  dem  ind*  unerläsalich. 

B«i  den  conjtincti viachen  temporalsätstcn  nach  fawrpiiti   ^s  ^u   k^hu    <. 
fasser  in  Verlegenheit.     Den  conj.  prii«.  weis«  er  sich  wol   aen   orklÄnfU ,    Ja  r  r 
„eine  beziehung  auf  die   ziiknnft   enthalten  atvll;"    der  cuin 
„befremdende  erscheiiiung ,    da  er   sich   weder  auf  die  zuküi 
irreaHs  sein  kann/'     Miw  rä4:ht  eich  das  einöeitige  festhalten  au  di*r 
des  conj»  priifi.     Offenbar   steht  der  conj.  prä«.  und  der  conj.  prÄt.  di- 
in  gleicher  weise  dem  ind.  pras.  und  prät.  des  hauptsatzes  geg^snüber ,    ii 
die  relativ  geringere  geltung  des  verglichenen   ereigni»8e^  henforhebeti»     w^rn. .  u 
dem  ins  ange  gefassten  Zeitpunkte  bloss   ab   allgemein   mOglich  eraohmnl,    wAlimU 
daa  erelgnis  des  haupt^atzea  bereits  wirklicb  eintritt  «id<?r  el; 
aber  ist  der  eine  conj.  so  wenig  ab  der  andere,  atindem  die 
wird  durch  die   tcmpusstamme ,    das   relative   zeitverüälLuijj    beider   • 
faurpisei  bezeichnet,   dan  wie  ahd.  er  ab  ursprüngliche  bcstimmttJig    (   _ 
anfzutaaseD  iat.     Der  conj,  uach  dem  lateinischen  priwtquam  utag  sich  wbt 
gründen  entwickelt  haben;   der  lat^siniache  modnsgebrauch  aber,  zu  dem  t]'ar<'k-iii.riii 
hier   (wie  uuch  s-  24)   äcine  xntlacht   ninit,    ist  fllr   UllUa«i    ^ewijis  nu^üi    ^i»«]    m*    ' 
ger  master  gewesen  als  der  griechische.     Bei  den  tiiaiporni 
putci  (3.35)   hatten  wider  die  an  einen  imp.  oder  conj    an^' 
werden  sollen;    der  conj,    bei   indicativischem  baoptsatzc    (Rom.  U,  stö, 
Ephea.  4,  13)   scheint   eich    dmvh    dt^n    iK'uljKt.'litit'j^ri    o<L*r   i*^,'ttiairtt']it..-n    U* 
btibcmMltces  su  erkÜLren. 

Vor  den  I^^  '  übte  uh  ; 

dorn  nach  dcit  vr  ng  nr  w< 

aoUt4?,     Da  auf  Uit   dur  udung   i\f*i^n   verwant   i«t, 

ich  einiiT''  utik't'n  (  dtni  ml^  uiilit  iiotiwfdruf   la^.i'ii 


.f.  zAcitKii,  ntisR  i^nriTmjÄ.  piis  »iblker  maäukl. 


ib\i 


iliUffr  11.  I,  »i  J'>h,  13,  yf*  (efiwtiert  nicht).     «Jjil  K  2(i  (in^l  i     f<,  :M  aijt^T 

e:   Rom.  7,  JB.  20  (beuknml  «Ht  da»  verbtiiu   tle«  oonditioii-n  i  r  imi.  ^«n*ja). 

füre.  9,  23  (dtr  hjmpt«»it'/  folgt  nicht,  aoridoni  i«t  vorh«??  zu  er^'nnxenj.  Rom,  12,  IH 
^(ImnpUatx  im  riijp,^    S.  »i5  unter  tJ  a;    Ik>m.  t^*  20,   das  zu  deu  folgesätzen  g^dvort; 

unter  7  »:  L  Cor.  lö»  6  (allgemeÜK^r  rdaüvaat»!);  tint«r  7  b:  2.  Thesa.  2.  S  (u/iie  tiicbt 

tomporal,  jjoiidcni  =^  gr,  nit).  Vou  citjz€lli*ijteu  erwähne  ich  noch,  das«  s.  11  dA» 
Iflinbst.  ihn  aus  Oriiiiiu  Gramm»  111,  283  vrider  üliiic  liodeiiken  aufgeföhrt  wird* 

OEACTJ^KHZ,   KOVEMBKR    1B72.  OBKAfi  ERDMAJ7N. 


[IUh  Melker  Marlenlled  aun  Pi*iiii2  Pfelifers  Nach  läse  in  pbcM  i -^^  r  apn  i  ^»ih  t 
Nachbildung  beraii8gej?cb(Mi  q  im!  eingeleitet  vun  Joseph  Sirohl. 
Mit  ein«:r  MuriikbciUge  von  LadwJir  Erk.  Wien  1870.  Wilhrdm  BrauüiiU' 
lc;r,  k-  k.  Hüf-  und  üüiversilÄt&liachbundJor.  4  Oll.  tmd  3  pbotogr.  Tafoln.  i, 
TL  VU  tUlr. 

Da*  oft  gedrtiokt^t  Molkcr  Marienliod,  WükUes  beginnt  Ju  m  rrdc 
\  leite  Aaron  eine  fftrie  tut  zncrst  von  Bembard  Fez  in  seinem  Thcsm*ru8  aitecth- 
iUfrum  norwtKim«x.  A*i<fHH(4^te  Vintfelicorum  et  Gnteeii  172L  t  L  p,  1.  col.  415  fg*, 
uhknn  von  Heinricli  Hoffmanu  von  FAlJ«rslobeü  in  seineu  Fundgruben,  Breslau  1837. 
lt.  2  »,  H2  f^,  au«  d^^r  bandsrbrirt  vcröfT»nttlitlit  worden  Franz  Pft?iffer  hatte  ein 
Mihotograpbischrs  ubbild  diivon  nebnnjn  bissen,  welches  er  den  freunden  >  die  Um 
18»5^  dnndi  übergäbe  eines  afbums  erfreut  liatten,  xu  widmen  und  mit  erörternngen 
Ifibor  das  lied  und  Ilb4?r  dessen  bebandlung  in  den  Denkinäleni  deutscher  poeaie  und 
I  proÄrt  aus  dem  VIII  —  XII.  jahrbundcrt  von  Mülleulioff  und  Schorer  (Berlin  1864) 
[»♦  llö  fgg.  n.  387  fgg.  zu  begleiten  beab»iebtigte.  Nach  aeineni  todc^  sind  aus  seincmi 
I  nachlasse I  in  welchem  sich  die  b<?ab8icbtigt  gewesenen  erört-<^rungen  nicht  vorfanden* 
die  ]>hotograpbiHcbflu  blätter  von  henrn  prof.  Strobl  beniusgepcben  worden. 

Die  handH<dirifi  trügt  in  der  an  drucken  und  han<lscbrifteu  reichen  bibliotliek 
I  d«r  alten,  beriihn)t.«u  und  reichen  naterreicbrHclien  Heuedietiuenibtei  Melk  an  der 
i  Don  an  dio  gignatur  J  1»  wie  Hotlhiann  in  seinen  Fundgruben  1,  215  richtig  angribt 
[(nicht  J  8  wie  Fnndgr,  2,  142»  oder  J3  wie  bei  MÜllenhoff  und  Scberer.  Dcnkmüler 
[387  irrig  genagt  wird).  Es  ist.  eine  ans  zwei  teilen  bestehende  pergauiontbandachrift 
|in  folio.  Der  erste ,  bis  b.  44  reichende  teil  enthält  ein  CaUtulnrium  mid  Nccralo' 
[/^itimnnd  dabint«vr  einen  CuUih>ipui  jHmtificum.  Der  zweito  teil  enthält  Melker  anna- 
llen  und  reichte  in  seinem  alt<>n  bestände  bi«  s.  It^,  ward  aber  nach  1320  uwh  tun 
|ä2  blÄtter  vennchrtu 

Seiner  anläge  gemiiiis  begann  das  calemlarium  und  n^crologiiim  auf  der  rück- 
hl^ld  dea  ersten  blatte».     Die  leergebliebene  vorderacitc  ward  dann  benutzt,   um  mit 
'  Bfhr  sauberer  und  /ierlicher  band  das  Marienlied  darauf  xu  schreiben ,    und   zwar  In 
\  der  weise,    dass  jede  mit  ansgerlirkter    roter  initiale  beginnende  atrophe  andei-tbalb 
biM  zwei  langzeUen  bcfaset,   die  versscblüase   aber   innerhalb   dieser  langzeücu  durch 
puukt«   angezeigt  werdt^n.     H^chou  Hoffmann  batt-e  (Fundgr.  2,  142)   bemerkt:    .,Die 
»ehrift.  u*t  von  derselben   band»    welche   das   darauf  folgende  Chronicon   MeUü:c*i»c 
ftchrieb.  beim  jähre  MOXXIll  bemerkte:  Lt«Ei*LV8  Istü  StairTVg  Est  und  das  Necro«. 
logiuni  bis  zum  jähre  11311  fortführte/*     Die»e   beobft«*htung  bestätigend  und  ergän- 
zend nagt  Strobl  in  seinem  Vorworte:    „  Die  »chrift  findet  sich  so  nicht  wider,  da« 
lied  ist  eben  mit  besonderfr  »orgfalt,  ja  nieganz   geschrieben,    indessen  verrat   sich 
die  band   im  ergt^pn    wie   im  zweiten  tcib'   der  bandschrift  oft  genug.     Es 

a^  witux ■ 


460 


f?  UCBST 


tus  üt€  scnptug  ent  tind  rm  da  im  sieb  ver: 

volle  zwanzig  jähre.     Am  tuichsten  komi  noch    !  i 

guijg  juni  jaliru  1139/*    Um  diese  wahfüeluouug  »u  v«jrÄUÄcl 

den  jjliot<>graj»bi8chea  quartblättern,  aaf  wolcho  der  tt^xt  dö» 

bierung  der  t*i»ten  seile  der  liandÄchxift  verteilt  worden  ist, 

sches  tjuartblatt  )ii  r  wordoii »   wckhca,    aus  der  Melk^ir  cUroiiü;  ^(ttu 

die  emtraginigen  li  1121—1127  widergibt 

Die  photograpliisdien  blütter  sind  8»ilir  scliöu   uud  8aa!»or.    %»: 
nocb  die  gesajute   ribrigo  druckausätattung  des  beftcs.     Unbes^liadot  • 
üimg  möcbto  man  «bor  docb  wünschen,  dass  die  liebt bilder  sich  etw^i 
ton  borstoUen  laäseii;  denn  die  buehstabcn  auf  den  sßlirifttiifeln  hatxin   ctwvM 
tmd  iu  ihren  uturisseu  etwas  verschwomrüenes.    Es  uiajtf  doUoicbt  Ji«  bt*«f^lsiiirc 
der  handschriffc   für   tUo    abmihiin;   eineö  lichtbibiet*  ' 
sein.     Vergleii'bt  man  das  scbriftbild   mit  dorn  flu«,      , 
bände  dor  fnndgmben,  so  ergibt  sich,   dass  Hoffniann  dardiwcg  rieht  i 
den  t^xt  dar   haudscbrift   bucbstÜblicb   getreu   widürgegebtin  hat.    th 
bringt  mithin  zwar  keine  berich%ung  von  fehlem  oder  Irrtümern,   b' 
recht  dankenswert ,   da  sie  ein  weit  anschaulicheres  und  lebendigeres  inia  atir 
lieferung  gowälirt  al«  der  genaueate  abdru<^k  zu  tu«  vernmg. 

Anfge^cicbnet  also  ist  dies  Marienlied  worden  im   stifte  Melk,    vtvtn  an 
1120  und  1140;   ent«tanden  aber  ist  es.   nach  etil   und  erbaJU'nen   altt«D  fonncA  1 
aohliessen,   etwa  gegen  ende  des  IL  jahrhundi^rt^ «    wabraohüinÜcb    im   Dotmiila 
in  einem  öatcrrciiihischen  stifte.    Der  «chroiber  war  zwar  ein  trefllirh  "   l  -tt-— 
aber  nicht  eben  der  sorgsamste  copist.    Unter  tlie  alt^n  laut*  nnd  sj>! 
ner  vorläge   bat  er  unbedenklich  jüngere  seiner  eigeneji   aii-         ' 
worter  ganz  verunstaltet  oder  neu  eingeschoben.    Über   das 
liehe  des  gediehteä   hat  Seberer  eine  reihe   treillieher   und   InichtbHtcr   bt-r, 
mitgeteilt  in  der  Zeitschrift  fnr  die  österreidiiBchon  g}'mna8ien  1870.  U.  un         .   „ 
8, 167  — 193.    Von  den  feltlern  will  ich  hier  einen  heraus  beben  und  anigtetcb 
beseitigung  v ersuchen,    Str,  6  lautet: 

YsäyiiH  der  wiesiigc 

der  habet  din  gewafje, 

((fef  qimt)  wie  pt>n€  Jesuse»  sinrntm 

imiohi^e  ein  fferteii  iJiwicr, 

du  voft^  sojU  ein  bhiotne  varen: 

diu  besekhint  didi  unt  din  barn, 
Sancta  3f<iri<i* 
Die  form  ßcwufje  niml  Scborer  mit  recht  gegen  MiillonhoffÄ  ändcmng  ^€wa^m\ 
Schutz,  unter  Verweisung  auf  Otfrid  1,  3,  Hl. 

Iro  diigo  umird  giundgo       ftm  tiUai  uui^agon, 
tliti^  si  uns  b^ran  8wlti»       ÜUr  undh  gtheiUi. 
Hiernach  mußs  <7W«<r<?  „erwtlbnung,  verköndigung**  bedeuten.    I>i<^  f«^*'v 
Wackernagel  in  die  letzte  ausgäbe  seiuea  leaebucbes  nufgeuommtvn, 
nicht  finden,  dass  er  sie  im  glossar  anfgeffihrt  unrl  '■ 

net  sie  mit  recht  als  VfTderM ,    und   verwirft  d^-  i 
gkicbem   n»chtc  ala   n  L     Die   zu  gi  ,   »le«.  i. 

Et  e^rfdktHr  vmja  li^  /r.Kxe.    Das  Vei     .   i  ..         \,  a»  17. 

Bolzmaun):   Arli%idH  üph  ^mdca  fona  ma€4  tmrtcm,    (tleiehcrwt^iiie  hat 
hedOnkemt  auch  hier  der  dichter  da«  im  LiteintJücban  rz/reefi  liegende. auf  stdg^n 


OB£E   MlOTCK»!!.    DKH   HUUtlOttnKßEJi 


LtäMSlt 


r*'  ^M»  widf'rgebeii   wüUöu,    Um  verbuiu   üfwahian  scheint  zuerst,   und   in  der 
^4   „auwachseii/'  vurxuküiiiiiieü  bei   WiUinim  29»  21:   M*o  tUr  hufj'o  sidt 
an  cinemo  ateinc  mite  aho  üf  wehact,     f)i  ird  hier»  mit  ftliolicbor  a»eh- 

ng  der  trennböreu  partikcl  wie  bei  Igidoi ,  in  aein: 

wie  f!(m  JcüBC*  stamme 
wuühse  ein  ßcrten  üffe* 
>k  form  üfffi   ist  gerade  in  b&imciicti  quellen   mcht  «bün   üeltt^n,   titid  hier   des 
netnimfi  und  reimcs  wegen  notwendig, 

N(»b«ni  dem  tcxt«  des  Mancnliedc«  aeigt    dio   pbatographio  eine  am  gaiixeu 
[vorderen  raüde  des  bUttes  ftenkrccht  cutlang   Uvufendc  nut^nischrift ,   die  man  bii^ber 
[-tmbyachtet  (j^ehiügeu  imtti*,     SüUoü  durch   ihr  futifliniensjsttjm   verraten   diese  noten 
Bich  al8  ciiiP  nacbtrÜgUche  und  ziemlich  junge  uiiLzeichnUDg*    etwa  des   fanfzohnteu 
iahrhunderta.    Eiuo  von  herru  musikdirector  £rk  bestjrgte  Umsetzung  in  nns^re  jetzt 
bbliclie  nutcnfichrift  ist  auf  einem    besonderen  b]att<>  l^oigäfugt,   und  seine  darauf 
b^^ÄHglicben  bemorkungeu  wßrcieti  im  vorworU»  mitgeteilt.     Nach  seinem  urteile  gehört 
[  die  ebeufallii  nicht  ganz  eorrcet  niedcrgeücijriohent'  eompösition ,  der«'n  rnelodio  tu  der 
linix*jlydiachen  tonürt  und  zwar  ini  sogeuantJL^u  gtoun  tnolle  steht,  iv  ihr- 

hiundert,   zwischcu  I4ü0  und  1470,   und  ganz  ahnlicbo.    iibvr  hann  und 

[feiner  aasgcifponuene  tonsat^iee  kommen  in  der  handäclirift  des  Lochheimcr  liederbaclies 
|(au8  dem  TtQish^Tgiachon  na^hlasÄOJ  in  der  gräfUrhen  bibliotliek  y.n  Wernigerode  vor. 
aber  diese  oompotfitiun  mm  daneben  stehenden  MarieaÜedc  gehöre ,  hat  borr  Erk. 
th^h  dem  Vorworte  xa  seblieÄseu *  nicht  behauptet*  und  Seherer  hat  es,  und  wol  mit 
[fecht,  bnzweifelt  Denn  wenn  man  vcrnuehtp  ihr  den  tert  des  Jiedes  uuter/ub?geni 
|»o  ^^:icllt  sie  nicht  über  eine^  sondern  über  äWiH  Strophen,  wahrend  es  doch  wenig 
I  wuiir»chr.*inlich  erscheint,  das«  man  das  licd  musicalisch  in  sEtxe  von  je  zwei  durch- 
[  COiUponlrten  Strophen  geteilt  haben  soUu*.  Üljerdies  bleiben  an  verschiedenen  stellen 
jnchrere  taete  ohne  toit»  und  wenn  Uian  «lieso  durch  t<:xtwiderholungeii »  oder  durch 
linngelegten  r4;frain  (etwa  f*in  do|>p<^ltc*<  oder  dreifaches  ,^ Maria**)  ausföUt.  so  kommen 
[die  ansndlungen  an  unsymmetrische  stellen  in  stellen.  Ein  ortrag  Üh  das  UviX  lÄsat 
[ütch  mitbin  auM  diesen  noten  nicht  ziehen,  und  ibre  bedeutung  und  der  zweck  ilirer 
lelaseicbnung  mnss  daiungetitellt  bleiben. 


|Dtt8  HUd^brandHÜed,  die  MerHeburger  Zaub^rsprlleho  und  das  frünklsclie Tuaf« 
irellFbuis.  Mit  photograi>hisehein  facaimile  nach  den  bandschrif- 
teu  herauttgogeben  von  Ednard  Siererx.  Photographie  von  Ändert«« 
r:iil/*>w  iu  Hallo  und  Fr*  flerrfttrtb  in  Merseburg.  Halle»  Verlag  der 
.  ihaudlung  des  Waisenhauses,  1872.  H  BI.  Druck  und  -i  pbotograpbische 
Tatein.    4.     n.  If*/,  tblr. 

Die  diel  auf  dem  titel  genanten  althochdeutseheu  sprachtleukiuiüer  werden  hier 
doppelter  gestalt  dargeboten»  erstens  in  photographiHchem  abbilde  auf  vier  tafeln, 
li:Wtfltenä,  auf  ebenso  vielen  Seiten,  in  einem  rbrucke,  der  deiu  ihm  jedesmal  gegen- 
Lftbergcs teilten  Äcliriftbildr  «eile  flir  zeüe,  wort  fUr  wort,  zeiehen  für  Zeichen  möglichst 
Dtaprechen  sucht  In  einem  kurzen  Vorworte  wird  g»^sagt ,  dass  so  genaue  wider- 
auch  nai^b  den  bereits  vorhandenen  dracken,  eollationen  und  lithograpliiert<Ju 
fiiedmilcs  nicht  t^berilügsig^  sondern  für  die  kritik  erspriesBlich  sei,  und  berichtet, 
dmut  berr  regierungsrath  dr.  Bezzrnb^jrger  in  Merseburg  die  photographtscbc 
Aüibabme  der  Merseburger  stücke  vermittelt  habe.  In  einem  kur^seu  nachwortc  wird 
ttbcj  solebc  einzelheit«  ti                '  ^  '        i  /.n  br^dUrfcn  schienen:  über 

fUftf  .^MjC£ifi^titf^i  ^v.i  ..MM^v V ,.v,...v.    ciastfil4^tf  badiatabtui  imd^K^:; 


4tJ2 


jt,  sAünm 


oUoTi.  ttUB  üeDeu  irrtünicr»   xwdfol  ndvit  bedetikeii  '  rv  HÜirl  • 

kl^nt^u.     tTini  «Vn^s  ftllos  wird  mit  der  grö«k»n  Äor]tr^.»ii.a.  i.  vm'     -f»    • 

Die  j>liotogrnithiün  «iiid  sehr   klar    riiid  deutlieb;    snlbst  an 

sciirtft  dnrcU   tdU's  nud  abreibiing   stark  ^plitt^m   hatt    wie  im 

gedirht,  trt^tüii  die  reute  «iid  ömriistte  der  ljiicli*itBb«»ii  .  flow*»?*  sit* 

liAudeu    8tnd ,    bestirnt  und   «clmrf  iicryor.     *>■ 

mit  «clionen  ädmrfen  typen  auf  weissem,   »tat-        ,    i     :    , 

gmphic  d&B  ITildcbrandsliodtia  ist»   um  die  nötige  flcbAffe  und  d 

len,   xwar  gegen   das   original   nm   etwas  verkleinert;   doch  lj<;ir»f;i    *i.r  nnv 

anf  die  puizc  Liattbohe   nur  etwiis  Tiber  einen  btillitm  zqü,   so  dasa  er  M 

zelneu  bacbfitaben,    verglichen  tnit  denen  des  litho^ri^pliierteD  GriintiiBcbeii 

les^  nicht  wahrxunühtuen  iist 

In  der  tM  verdienen  dies*?  drei  denkuiäler  eino  ä^] 
ren  zu  den  wichtigsten  unserer  ältesten  Utteratttr»   und  \      ._:       .    :_.,„   .,„. 
nmg  noch  viel  und  hinge   zu   tun  geben.    Um  so  notwendiger  aber   imt   ea« 
genauestem  und  trcuestem  ubbildc  zn  erhalten ,  da  sie  in  den  hanrl^chrill«!  mit 
»endera  alter  noch  wnchsende  einbuase  notw«>ndi|r  orleJdi*n  müsseD  ♦    gmBa 
von  uiögllehen  besonderen  anfallen  nnd  f'< 

Auf  die  eben    jyr<^nai)ten  beigaben    i  -j^eber  sich    ^lejirhrärtlt- 

allerdingÄ  geniij^'cn   sie  ja  auch   für   den  heutigen  kenner,  dem 
einschlägige  iittenirische  aj»parjit  boqnein  zur  band   ist    Aber  a...:..  ....   .* 

Und  selbst  dieser  wlirdo  es  dem  herausgeher  nieht  ▼^Qbett»   würde   iltiti 

gedankt  haben ,  wenn  er  weniger  wortkarg  gewesen  w&rc.     Penn  selbst    '        **    Tiuu 

kana  nicht  alle  ein*elheiten ,    die  für  kritik  und  veistiinduis    cinr-j*   • 

bedentung  sein  oder  werden  können,    hestaudig  tni  gedachtuijiBc' 

ten.     Und  bei  oinotn   buche,    dessen  preis  wegen   der  hohen  ber>i 

geringer  sein  kann,    kuniuit  doch   wahrlieh  wenig  darauf  an,    ob  s^iti    in 

einen  bogen  vermehrt  und  dadurch  sein  preis  um  iHntge  groschen  i^rh'llit  Wü 

wenn  dadurch  die  brttuchbnrkeit  d<ss  bnehc«  zugleich   erhhhfc,   vrfaU|?^m^ 

erleichtert  wird.     Auch  der  faehmann  würde  es  dem  herausgeber  ^1 

wenn  er  «och  hinzugelfigt  hiitti':  eine  angäbe  über  die  herkunft, 

gegenwärtigen  nufbewahrungHort  und  die  sigontur  der  handÄehrift 

ttuficühlung    des    inlialtes    der    handschrift^^n    nnd    eine    genaue    -      i 

bestandteile,    da  es  unter  umständen  recht  wichtig  werden  kann«    besiimt 

36n  wissen,    in  welcher  Umgebung  ein  stilck  Überliefert  ist;    eineti  '  1'<-+-l 

gen   ttixtest   der  unmittelbar  zu  einem  oder  dem  anderen  ])hüt 

gehört;  einen  orgchopfcnd»'n  bericht  über  die    i'  llationen  i 

glichen  mit  dem  gegenwärtigen  zustande  der  i  A^n.     Ich 

ausgcber»  photogmphen  und  druekerei  hier  gtdciai»'t  haben,  ist  gaiu  '. 

so  berechtigter  aber  ist  auch  der  wünsch,    dass  dasjenige,    ytan   mau 

in  gleich  vortrefflicher  weis«  liinzugcfügt  sein  möchte. 


Die  beiden  1etjjt>?ii   luor  im  phiHographi sehen  nbbiMf»  nirig^t^flt«?«  «Nielto^.r 
MMt-rsebiirger  /.nn  '  i  "   und  da»  ,J 

und  ders^'ibcn  hu.  i»r  6H  der  bibli 

aber  auch  dem  unkundigen  bei  ihrem  anblicke  zu  atlcrcnt  auffallen   tuusa, 
ganc   verschiedene  scliriftcharakter  beider    Das  ilntte   stAck   uamlich       '"•' 
gelßbnis,   trägt  einen   gana^  entsohledeneu  angelsächsischen  m 
wovon  aicli  aneh  der  anfänger  leicht  riWsGUgen  kann,  wenn  er  namanth.^  tlit , 


Üni:»,  ruoToon.  t>Rfi  NrF.ii9KTitmGKti  nissrftRCTiiiTKGSPoitifJii.N 


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^ieii  der  bucbstaben  f  tj  r  s  mit  irgetitl  uiueui  faicitiitiile  angolsFichsi^clier  schriffc  rtr- 
liohL    i>io»«eltie  formet  *   mit  ^eriiigon  abweicliimgeu,   bat  ans  ein^r  bandBcbrtft 
4«T  dcuTihibliothek  «n  S|>ei er    ein   dr*  jur,  Jacobus  oder  Dionyara»  CiunpiiiB  in    ein 
1  vuti  ihm  «cit  1007  besessene«  cxemplar  voti  Ooldaata  aleni.  rer*  script»  FraiiCüf.  lfU>ti 
eingötragoii ,  wekbcet  sich  j*?tzt  m  fl*^r  MÖocheiier  bibÜotiick  ((i**rm.  g.  37.  fol.)  bcfhi- 
tdel  rabilruck  ojid  tac«iiiiilf  bei  MaH^iüann.  Die  deutdcheu  »büebworungs-,  glaabeng^, 
Ibeicbt*  uud  bctformeli)  vom  acbt-cn  bis  z\m\  /iwolftoTi  jahrhundoft.    iiuedlinbari^  und 
llicipxlg:  1SS9.     S.  28.  68  titid  faca.  IIL),    Und   zudi  drittenmal  bcgegiiot  dieselbe 
|faniiel  in  etwas  nbwolchender  fassuDg  und  in  mehr  säcbäiacb  gefärbtem  djalekte,    in 
einer  handacbHft   der   vaticanißcben    bibliothek  zu  Bom,    cod.   palat.    no.  nunc  577 
öbft  4.  maj, ,  wckbo  lOÄi  aus  Beidelberj^j  nacb  Rom  gekommen  \&t,  Im  15,  jahrhuH' 
Iderte  der  bibliothek  der  kircbe  S.  Martini  zu  Main/   gehört  b»ttj%    uiid  nach  einer 
|triftigen   Vermutung   dorthin    Im    11.  Jahrhundert   uns    Fulda   gebracht    worden  war 
[(Tgl  Giesebrecbt,  bei  MtiUeuhotT  und  Öcberer,  denkmüler  s*  437).    Üb<jr  die  ht^rkuuft 
1er  Merseburger  band^chrift  sind  zwar  bestimto  angaben  nicht  bekant^   doch  weisen 
^teile  ibrna  inhaltes ,  und  die  gprachfontien  und  der  seh reibgeb rauch  Am  taufgel5bni»»es, 
ebenfalls   nach   Fulda  zurück   (vgl,  Mullenboff  a.  X  fg.   s,  *M0).     Das    biätum   Spoicr 
laber»    aus  dessen  dombibüothek  die    abschrift   <Xvb  Campius  stamt.    stand  schon   seit 
iBonifaciuB  zeit  unter  dem  erzbistum  Mainz  ivgl  Retthergi  Kir'  ^ncb* 

^lands  Ü,  Oif'i^     Smuit  geben  alle  drei  aufzeiebnungen  teils  liicr 

itain:c,  auf  Fulda  %ur6ck.  Die  roniJäche  anfzeichnung,  deren  tacsimile  Ma£&maun 
Runter  nr  U  gv>gebcn  hnt^  trägt  aber  gtclcbfalls  einen  gauz  ent4ichieden  angel- 
sächsischen cbarukter  Daraus  folgt  nun  fireillch  nicht,  dass  die  beiden  schrei» 
1>er  der  Merseburger  und  der  Römischen  aufzeicbnung  Angelsachsen  von  geburt  gewe- 
iften seien  .  wol  aber .  djiss  sie  ihre  schreibkunst  von  angelaächsisohen  lebrem ,  oder 
idocb  in  einer  schule  erlernt  haben ,  in  welcher  die  angidaacbsisehe  schrift gestaut  noch 
lin  iibuMg  war,  Ist  aber  die  aofzeichuung  in  Fnbia  erfolgt,,  und  haben  die  beiden 
iftchreiber  dort  ihre  ausbiblung  erhalten,  so  muss  «las  geschehen  sein  ehe  die  berühmt« 
Ischtüc  de#  Hrabanoa  Maurut»  ihre  Wirksamkeit  «u  ati8i*em  begann;  denn  die  aus  die- 
benrorgegaugenen  scbiiler  schreiben  eine  ganz  andere  gchrift,  in  welcher  jede 
tüpur  angel«Ächsiscben  einfiusses  geschwunden  ist,  wie  eine  vergleichung  der  band- 
pchrift  Dtfrieds  8^»»f  t^al'el  2  der  liicsimile  bei  lagen  7unr  zweiten  bände  von  Keiles 
fOtfr  llig  bewei*?t    Kettberg  wird   also  doch  recht  haben,   wenn  er 

1(1»    >  I         i>  kreis  der  Wirksamkeit  des  Bouifaz  und  seiner  geh&lfcn  an  don 

[bächfiischeu  grenzen  gehört  die  formel  jedenfalls:'*  nur  wird  man  freilich  nicht  mit 
[den  anmerkungcn  zu  MiUlenbolfs  und  Scherers  denkmaleru  s,  437  auf  die  Worte  „an 
[den  sächsischen  grenzen**  ein  tadelndes  Qberge wicht  legen  dfirfen.  BoDifaeins 
I unterhielt  einen  regen  verkehr  mit  seinem  '  iule,  mit  den  fürstcn  wie  mit  der 

^gpt?tli«"hkeit  desselben^    erbolte  sich  dort  ^  j  rnt,    liess  sich  von  dort  bucber 

berief  von    dort   zu  vorstcbeni  beiner  n  -itiftungen  eine  nicht 

Ulf  anjahl  männlicher  und  weiblicher  oi       ^         tien  ,    ilie  bei   der  über* 
knmtheit  der  englischen  kJöster  seinem  rufe   um  so  lieber  folgten   (Rcttlicrg  1 ,  346. 
[403f^.j»  und  auch  unter  seinem  naclifolger  Lull  dat^'rte  dieser  verkehr  noch  lebhaft 
[fort  {Kt'ttberg  1 .  405).     Die   natiirliohisti;   annähme  und  erkliirung  ist  also  doch  wol, 
da*!-  fKire  die  formd  nacb  Ftüda  ni  M,  haben«  und  dass 

feie  irlert   i!^hf2*'}m(e    in  etwas  ai  .  ti,    dem  deutschen 

hitit'  widerholt  aufg»'ztjirtinet  wr»rden  ist.    Dazu 

koiJ>(  ng  uuU^rstfit^<^nder  umstand,     ünmtttel- 

»•T  MI  4m  dtfUtacbe  taafgeBbnia  sehliestii  «ich  iiu  Merseburger  iacsünile  ein  von 


4U 


j.  auciiBR 


d  e  r  s  c  ]  h  e  n   h&nd   gei^chriebearr  I  a  t  e  i  d  i  s  r  b  i!  r  itixt ,    Qhr 

mcUt^nua  Hj^nntm,  nt  tixai  tt  rectiUtlt  dam  locum  deo,** 

CO  9pirki49  umuitde  €t  rtdiU  honorem  dco  nw  et  pero^* 

Mersoburger  handBcluift  ein  taufritnal,   und  wir?  es  seh*  f-t 

erhalten,  oiid  das  sogeniiate  .«tanfgi^lubiiifi'*  blld(d  nur    i 

desselben,  der  die  an  den  täufling  xu  ricbkndcti 

Eiutimig  und  derjem^e»  ßprachc,  weicht?  not w 

an  einem  erwachsenen  vüüxogon  werden  solite,  weicbor  «eibat  auf  di«  in  d<>r 

spräche  an  ihn  gerichteten  fragen  in  der  laudcs^prachc  zu  autw«jrt^  t  und  djin"^  * 

seinem  bbbcrigeu  bcidentume  förmlich  and  feierlich  zu  cnt6iig*TQ  ttattti. 

die  taufe  an  einein  beidniscben  kindc  VüUjsogen  witrdc,    die  {>atli<  i 

wertend  «intr»ten ,  versteht  sinh  von  uclbst;  augenscheinlich  rat  u 

nächet   nicht  fUr   beidniscUe   kinder»    souderu    für   heidniitdie   eiwik^^Aonv 

gewÄften,     AUgemein  anbefuhlen  ward   das  röiui»die   tanfiitual   fttr  dmm    radi  dq 

relchsgesftz  im  jähre  781)  (Kettberg  2,  7^)*    Aber  daraus  folgt  doch  tücliit 

auch  in  Fnlda  und   im   erzbistum  Main2   erst   nach  diesem  jähre   and  fuidi  iH« 

reichsgcsetiSe    etngnug   gefunden    habe.     Im    gegenteil    laast    sieh   mii«    der   sUllaiic 

welche  die  angebächsischc  kirche  überhaupt,    und  welche  F  ' 

gegenüber  einnahm»  mit  hochöter  walirscheinlichkeit  der  mihi  ^^m^ 

faciuB  im  bereiidie  seiner  Wirksamkeit  da3  römiBcbe  taufritnal  ^tir 

habe,  entweder  gleich  vom  ersten  anbeginn,   oder  doch  sobald   ( 

den  war,  und  dass  grade  die  Verbreitung,  welche  das  römisch n  Uufrltital   du 

faciuit   und  seine  geuosgen   und  na^^hfolger  gefunden  hatte,  deKKois  nll^O}« 

tl^hrung  durch  rcicbsgesetz  wesentlich  vorbereitet  und  gefördert  Imbo* 

Das  taufritnal   reicbt  in  der  Älerseburger  haudschrift   von   bL  1«;  •  - 
»eheint   auf  den    nächsten   beiden  blättern  noch  einen   anbang  vcrwantt'ti 
haben.     Es  i»t  xu  wtinacben»  das«  es  gcdrucict  wi^rde,  und  dags  sicJ»  eine  ♦•« 
unterauchong  über  die  geschichte  de»  tanfrituales  in  England,  DeutBchland 
fränkischen  reiche  daran  schJiesse,     Von   df^rselben   angeUäohsitscheii   band 
bh  2*  — 15**  voraus  eine  expositio  mksae,   die  zwar  auf  dem   unifichlai^fl 
Schrift  dem  Hrabanus  beigelegt  wird,   aber  schwerlich   van  ilim  herrübrt. 
eins  war  eifrig  bestrebt  gewesen,    bücber   aus  England   und  Rom  m  »rlialtiMi 
bcrg  1 ,  40B).     Es   bleibt  zu  untersuchen ,    ob   auch  «liosc  cxjumiio  mis^ae  zu  je 
bUchcrn  gehöre,  die  schon  damab)  auB  England  oder  Korn  nach  DeuÜKibliuid 
men  »ind. 


Die  Mer^eburger  handMchnft  be8telit,    nach  den   in  don  am 
lenhotfs   und   Scherers   denkmalom   s,  262  und  430  mitgeteilten 
verschiedenen  stücken  verschiedenen  formates.  gescliricben  von  v- 
zu  verschiedenen  ztsiten.     Das  dritte  stück   enthält    auf  4  octav)! 
^on  einer  band  des  neunten  jatrrhundert^i  ein    begtcitsclueiben   ^ 
Ben odictinc »Tegel  aas  Monte  Ca^sino.     Bonifacius   hatte  seinen  ijcü.  .-v^.  , 
Italien  entsendet,  um  dort,  und  ^namentlich  im  stammkloster  des  ordemi»  Mo 
lino,  die  einrichtungeu  Benedicts  genauer  zu  erkunden  (Rettberg  1,  TiT- 
sich  vitdleicht  der  mhhe  luhnen .    tu  untersuchen ,    ob  dies  «ttick   mit 
in  irgendwckhom  zusammenhange  stehe,   ehva  als 
xuschrift.  —     Das  sechste  stock  (bb84  — 92)  entii 
einer  hand  des  neunten  Jahrhunderts.    Auf  der  Vorderseite  dev 
Vorsetzblattes  dieses  stückes  hat,  nachdem  es  bereit»  dureh  äeu  g^*-^--^^*  ^ 


(^ftKn  t'HdTOoa.  TiKE  MKasiMiriiciKii  oKsrascncKosroRHKLTt 


4^ 


inh9Xk  wftT«  du«  kund  des  zehnten  jtüirhuiidurts  die  deataicben  sugt*iianten  'innhr 
Iprüche  geKcUrieb«!!  ♦  tmd  eine  gleichzeitige  ahitliclie  hand  hat  dumacb  den  reut 
etter  mte  mit  einem  latciniaciien  gebete  ausgefüllt  Ein  facsimüo  dieser  aelte  hat 
Grimm  aeuief  erston  ausgäbe  beigefDgt  (ober  zwei  entdeckte  godichto  ans  der  zeit 
'  ,ohen  heidenttmis.  Berlin  1842)»  welches  dann  im  iwciton  bunde  seiner 
n  Hrbrü'ton**  (Berlin  18t».S)  ividerholt  worden  ist.  Eine  vergleichong  des 
öioi  *'s  mit  dem  Grimmschen  faesimile  steigt*    dass 

ti:  »rn  zn  mager  an^gefalleji  sind    nnd  etwsr»  %on 

em  Charakter  eingobfiüi^t  haben ;  auch  tritt  im  lichtbüde  der  im  Cirimmtichen  facui- 
l1«  ver»chwnndeDe  untornchicd  zwigchon  den  vergilbten  ujid  teilweise  fast  erloßche- 
Pen  deiit«ehen  zeilen  nnd  den  schwarz  und  kriiftig  gebliebenen  lateinischen  bestirnt 
bervor.  Im  lihrigen  erw»!ist  sieh  das  Grinjmschc  faraimüe  als  richtig  und  asuverlÄ«* 
^ig.  Nur  fine  oder  die  andere  einxenieit  wird  durch  das  lichtbild  zwoifellod  erledigt. 
B*»  »öigt  ild  »u  zeile  8  euUschieden  /*rria,  uieht  /'ftf-r*»  und  d*?r  herausgeber 

beatatigt  i  in  aeiner  anmerkmig,   da«s  die  beiden  i  in  der  han<b*chrift  unter- 

banden neben  einander  stehen,  mithin  nieht  als  ii  geleaen  werden  dürfen.    Am  ende 
es  ersten  deuti$cben   §i)ruches   steht  ein   bis  jetzt  nnerklartes.   einem  II  fthnliehes 
chen.     Am  ende  dca  latcinldchi?fi  gebetcs  steht  nach  einem  punkte  ein  p  mit  durch- 
'ichenem  fueae.     Ut  die»  nicht  ein  bcgiunentb^B  Per  eines  unvollendet  gebliebeneu 
fttzes ,  HO  si>ll  es  vielleicht  an^eigeu  ,  dads  auf  das  lateinisehe  gebet  ein  Pater  noiit€r 
jfotgen  solle. 

Wie  die  achrift  der  deut^ch^M)  ^ell^u  dem  zehnten  jahrhnndcrtve  angehört»  io 
tfn  anch  die  spraehformen  Im  allgemeinen  das  gepräge  diese»  jahrlmnderts;  doch 
od  dazwischen  einige  formen  sehr  alten  eharakter«  stehen  geblieben-  Auch  hat  der 
chreiber  tticJit  ganz  correct  geschrieben ,  sondern  sich  mehr  als  einen  fehler  su  schul- 
|en  kommen  lassen, 

Ghncb  das  erste  wort  der  ersten  zeile.  eiris,  trägt  einen  sehr  alten  chamk- 
Es  reicht  noch  ganz  nahe  an  das  gotische  «irt*,   hat  noch  den  alten  diphthong 
8er  Wurzelsilbe,  und  noch  das  alte  a  des  eomparativsnffijies »  wührend  sonst  die  alte- 
en  althochdeutsehen    quellen  schon  die  spateren  formen   er,  tror,  ent(o)  zeigen. 
Ein«  cumparativische  bedeutung  braucht  es  aber  deshalb  hier  nicht  zq  haben;   viel- 
öflkr  ist  es  hier  ebenso  gebraucht,    wie  das  verwante  altnordische   dr  zu  anfange 
her   Ueder;    so  Sigurdarkvida  3,    1:    dr    vor  pa*    Sujurär   mtti    Giüka,    einst 
es»    dass   Sigurd   Gialti  besuchte;    oder  Gudninarkrida  1^   l:    dr  tat  fitu 
drun  fprdisk  at  deijja,  einst  geschah  es,  dass  Gudrun  sich  bereitete  zu  sterban. 
Eine  andere  form  ältesten  Charakters   Ist  euonio   tiuidi.     Dass   der  sehrei* 
er  den  vocal  der  ersten  silbe  dorch  einen  diphth<>ngen  **o  uncorreet  bezeichnet  hat, 
Saa   wird   schon   durch   die  itig   mit  dem  gotischen  kt4navida  (Eph,  6,  20), 

ad  dem  angelsächsischen  c^r  i, Haupts  ztschr.  9,  525),   und  durch  die  Schrei- 

bung mit  einfachem   u  sowol   in  den  Keronischen  glossen  1H4   (Hattemer  l,  190*') 
vie  in  den  Keichenanisehen  (Diot  1.  359  *')   ausser  allem  zweifel  gestellt.     Wie  der 
chreiber  dar.n  gekommen  istj  die  erste  silbe  diphthongisch  zu  schreiben,  das  lüsst 
p    '    ■      '    '    ^^eder  wissen  noch  erraten;  wol  aber  darf  man  mit  unbedingter  sicher- 
ll  .  i,  daas  ihr  nur  mn  einfaches  n,  und  zwar  ein  kurze»  znkomt    Weseni- 

andera   ötuhr   r      I-l:  .►  r.  r  i.    ria.    r^   1  r  T weiten   siJbe.    Nomina,    wenn  sie  als 
glicd   »tj<aiinjic(»g*-:,ct/f(;r    wnr^rr  ;iijiir-ion,    zeigen  In   ältester  zeit  die   reine 
j^tamnifonn,   welche  dann   erst  allmählich  wachsende  einbussen  erleidet    Im  Ulfila* 
ischen  Gotisch  ist  dies  durrhgeltendc  gesetz  indogermanischer  Wortzusammensetzung 
rcita  derart  beeinträchtigt,   dass  stamme  auf  -ja  nur  dann  noch  die  rolle  slamin« 


4GJ^ 


J,  XACHStt 


Conti  bi^halteu,    wenn  dem  -ja  eine  em'agu.    und  xnrnr  eine  knnce  mUnt 
dSLBH  dagegen  ilie« -jVi ,    wenn   thni   mehnvro  filbon  vimt"     •  J 

böreil«  in  i  vtnkürist,     »So  wird  tins  arbi  <t*rbc,  stamm 
mtmjit  {i'Thnehtweri ,  dagegen  au«  tW«  (p(knd,  »tarnnj  ^nttdjn)  lian  cur 
tfokos   (Pfandbrief.     Vgl.   v.  d.  Oabelentz  und  Lcmbe,  ^rrainia.   d.    i. 
anin.  1*  a.  1^).    D^mgemäas  sollte?  m\»  knm  (stuuiin  Jbuf^a)  ein  g* ' 
tum   ktmjtmda   hervorgehen;    aber   in    der  einzigen  stollc,    in    **    ! 
(Eph.  ö,  20)  lautet  ea  bereits  A^wn^if^^iff,  bat  abo  berdts  «ein  ./  v 
1j*><"  n  bogegnwt  dns  wort  dr<!^mia],  iind  laotet  / 

be^i  L  Hroriuel»  khumumühl  m  den  K(3rouifich<?D ,  ^ 

glossen.    Von   diesen   drei   formen  ergibt  sich  die  der  Keronischcn  glo^aca« 
tcUhi,   anf  gleicher  stufe    mit  der  goüschen  stehend,    weil  sie  dm 
hälft«  eingebüBst  hat,   als    die   uiitilere;    die  dor  Reichonaner  gloasen, 
mcil  »ie    es  ganz   dngebüsst  bat,    als  die   noch  eine    stufe   tiofer  »t   ' 
dagegen    die    der   Merseburger  be6i>rechuugaf*irmnl    cumo*wuU,    wti  '  >\m 

kunja-uHdi  atifzafa>$8en  ist,  ebenso  wie  die  form  nrbiioUiotin ,  d,  L  > 
HildebtttadöliedeB,  dnreh  volletandige  bewahrnng  dor  Ältesten  laiitv 
Ältest-e.    und  um  eine   stufe  hoher  stehend  als  die*  entiHtreobi^ndcjM  k  '"J 

kuna-Ma  and  arbi-mirnja;  wie  dies  bereits  Ferd.  Juati  (über  die  n 
der  nomina  in  den  indo  -  gennanischen  sprachen*     ij ^ttin gen  1^86 1  *.  f»i 
und  crkläi-t  hat.     Die  fonn  arheoUwsa  des  Hildebrandsliedes    aber  ii- 
worter  xn  zerlegen,    sondern  ist  ein  compositum,    und    geh'^rt    aU   ,-i 
mit  Lachmann  beizubehaltenden  und  für  dt;n  siaii  ganz  un«T 
Lachmanu  als  notbehelf  angenommene  klammer  am  die  wort- 
digt  sich  aber  von  selbst,    sobald  man  auf  dem  von  W.  Grimm    anj^edi^uleCai 
von  Lacbmann  als  richtig  anerkanten  wege  ergründet  bat.    was   »nter   der 
lichpn,    vom  wehreiber  gewählten  bezeichnnng  htrn^lt  gomdnt  ist*     U»ch  cthvnp 
andermal,  weil  es  hier  viel  zu  weit  fuhren  würde.     Ebenso  mttHh    ' 
Wort*'  CHuimmdi  einfaches  oder  doppelt*:*.^  d  i»der  t  gebühre,   al*i 
gen  Äoilen    zu  erlcMÜgondt» ,    hier  dahingestellt  bb3ib»?Ut  —     Wa^ 
des  woit<ja  cuniowüti  anlangt«    so  Hisst  sich  diene  mit  gonligcn^i 
tdn.     tJlflla»  braucht  m  zur  öberaetzung  von  ithmc,   was  Hnrodot  and 
«eit  Thnkydidcs  in   der   bedeutung  ,,kott^,   bände,   unau  fliisHchia   t 
wenden.     Ein  zweites  mal   (I*uc.  8,  29)    übersetzt  ültilas  f/Ji'fi#c  dnr<'li  m^ 
und  ein  dritte»  und  viertes  mal  jlVlarc.  5.  3,  4  und  2.  Tim.  l,  16)  dnrr^h   M^t. 
wälirend  er  fhofwi  (Marc,  7.  3ö.    Luc.  8.  2*J.    Philipi».  1.  14.  17.    ^^d.  i,  \H 
2   0.    Philem,  13)  durch  das  einfache  hamii,  und  ,^Tt:*\fi  ifuKsHcbetI 
fotubandi  widergibt     Die  Vnlgata  unterscheidet  mit  gleicher  be  t 
ith*titi:  durch  cattna,   ttttj^of  durch  vinculumr  JT'^df/  dua'h  compes  \\\ 
ans  ist  klar  zu  öntnehmen,  dass  das  vorgesetzte  hum-,  gan«  etu^ 
»etscte  eisnrna*  und  nfiudi*,  keinen  and*^ren  zweck  hat,  als  die  1^ 
terfolgendfjn    ridn   oder   handi   zu    veratÄrken.     Ktn  solehes  ^ 
setzten  kuni  von  aeiner  individuellen  bedoutujjg  äu  üinem  1»! 
de«  im  dahint^rfolgend^^n  worto  enthaltenen  b<?grittiL'»  wird  durch  nicht  w«m 
«ll4ib«iscbe  zuHjimmenHetzungen  mit   cyne-   und  alinordiwi^h^  mit  kyn^  bcat-i:.^, . 
hat  »ein  gegcnstfick  in  der  entsprechenden  Verwendung  von  feerall-,  dwi-,  /bio- 
ähnlichen wörtnrn  im  eraten  compositionagliede, 

Ein  drittes  altes  und  nnr  au«  dieser  einen  Blclla  bekÄnte«  wort  il| 
lianie,   mit  welchem  der  zwtjitö  i5pm<*h  begini.    l»ft  er  anf  vtttfrun  tUüCttrirrt, 


Ount  riicrroofL  dkb  M^itaKuvttuK»  BKsi'njccmtKOsiroiuiRLN 


4«11 


llatite  eiu  r  oUüt  f  L><ir  seUr^Mbin   aber   hatti'   ibn  aiiiaiiglieli  iu 

fotiuer  rorm  Pol  ;^  Jt»    utuI    Imt  ihm   tjftüii  rittchtriiglicJi    durch  ein 

ftrüLergimeMoB  h  dtojenige  harte  obordt^utäclit?  gesttilt  der  Univt^rtichit^buti^  gegeben« 
irelcbe  namentlich  hikinisiche  mit  p  uulanteiidc  Wörter,  m^  potulwi^  porta,  pipa^ 
Ua  usw.  gewühnUcU  angtiiiomiiieii  und  bis  auf  diCÄen  tag  in  d«r  «cliriftajirjwjhti 
Iclmuptrt  hjibon*  wäbreud  wir  ans  iot^t  in  dor  nmiifangHsinadic  des  tÄglicheu  bbeiiü 
pii'  unbo«|üomr  aosspraclie  dea  p  gern  «tsparen.  und  nicht  pfuiuL  pFart«,  pfeife, 
^dan^o,   sondern  fuod,  fort«,   feife»    tl  <^heü,     lU*rigeni*  gewälirea  die  band- 

hrifton  schon  von  den  äiteaten  alth-M  no  quollen  ab   nebcü   dem  üblichere« 

rikutetiden  pf  ab  und  211  auch  anlaat^nde«  blossem  f ,  vile  die  von  Weinhold  gesam- 
bulten  bidege  vcranächntilicheu   (Alemannische  grammaük  ^  157  k.  122.     Bairischc 
trammatik   §  12H  n.  133).     Alle  drei    Hchreibungen ,    die   rom    Stabreim    geforderte 
j^emeindeutsche  l'ol  oder  Foi^    die  vom   i*cbreiber   arsitrnnglicb   gesetzte  anverscho- 
beut*  Pol,   die  dvircb  »eine  correctur  entstandene  mit  barter   oberdeutscher  laatver- 
'  Phol,    fuhren  gfeichmäs^ig   auf   lateinischeä   oder  griechisches  ftoi,    ent- 
iilso  ganz  nngexwnngeo  und  roUköunuen  regelrecht   dem  griechischen  gut- 
enmuien   .'^-/rijA-Apn%    deaaen    erklärung    und   dessen   ableitong  von  y  sakr.  sphar 
Uo  Meyer   längst  richtig  gegeben  hat   (ßemerknngen  zur  ältesten   gescbicbte  der 
■iochischen   mythologie,     GiVttiugen  1857  a.  25).      Die  grundbedeutung  der  wurzel 
bj}/itir  ist  die  einer  dtternden ,    hüpfenden  ^   zuckenden ,    zappelnden   bewegung  ^   die 
\nüh  auf  eine  gleiche  bewegung  des  lichtes  ßbertragen  wird.     Von  derselben  wuriel 
bildet  sich  das   nhd.  aj/itlenj    ahd,  alta.  spilon  (üraff6.  331),    dessen    ursprüngliche 
bedeutung  noch  jetzt  zu  tage  tritt  iu  redensarteu  wie:   die  fische  Hpteleri  tni  waäser, 
pio  mlleken  spielen   uaw, ,    also   noch   ganz  in   demselben   sinne,    wie  es  bei  Otfrid 
eisst  1,  0,  4:  ivh  spHota  in  theru  mimter  ifhtr  ira  nun  gitater  =  Luc.  1,  41:  ea^euh 
'xvU  infans  in  utero  eius,    oder  im  Ht^ltand  27G5:    thiu  thtortm  spiioda  hror  aftar 
^heffm  huset  vgL  Marcus  t>,  22:  cmnqu€  mlr*/i»iiet  filia  ijmiis  ilerodiaili^ ,  et  »alta»- 
M.     Phol  also  wie  AjhjUo  sind  benant  nach  jener  bestirnten  eraiheinungHweiae  der 
tonn*?t    xiut  tiimmernden,    glitzernden  strahlen,    für   welche  n*>cb  die  mhd.  dichtnng 
üie  charakteristische  benennuug  ninlnäe  nunne  bewahrt  hat.     So  Walther  45,  37: 
So  die  Iduomen  ü^  dein  gtaae  dmigent, 
8ame  ni  Icicken  gegen  der  itpilden  sühnen, 
^ie  richtigkeit  dieser  erklärung  des  namens  Phol  wird    durchaus   bestÄtigt,    wenn 
Itnan  die   sehr   zahlreichen    aus   derselben    wurzel   »j[ihur   entsprungenen    worter    anf 
iBprachlichoiu  untl  mythologischem  gebiet*?  durehioustert.     Einige  derselben  hatte  schon 
).  Cirimm  mit  seiner  genialen  divinatious-  ujid  C4>nibinationsgabe  ganz    richtig  her- 
|beigezogen,    doch  ohne  der  sache  bis  auf  den  gruud  zn  gehen  und  sie  damit  wirk- 
lich zn  erledigen. 

Je  KThndlicher  man   die  beiden  Sprüche  erwägt,   desto  mehr  bestärkt  sich  dio 

ht,  dass  ihre  iiberlioferung  minder  correct  ist,    als  sie  auf  den  ersten   anblick 

"sein  scheint.     Schon  der  erste  ver»  des  crstun  Spruches:  Eiris  mzim  idm^  sdgan 

iheru  duüdcr,    erregt  gt?reehte  Ledenkt?n,    da  die   form  d^ioder  jeder  grammatischen 

^  erkhirung  zu  spotten  scheint  and  man  iiberdiea  aui'  elr^  und  idm  einen  vocalii^'hen 

anr%nm  erwartet.    Sucht  man  einen  solchen  reim  mifengstem  anschluss  an  die  öber- 

liefdmng,   ao  gerät  man  auf  »ä^un  Imi  duo  dar.    Der  ausgang  des  adjecti vischen 

nom.  plur,  feni.  auf  d  würde  zu  dem  widorholten  istimd  in  z.  2.  3  stimmen  mid  komt 

[auch  sonst  '/nwtiilen,  wenn  aaeh  nicht  eben  hEuligt  vor  (^(Jratt'l,  14).     Die  fonn  dita 

I  statt  dtt  würde  knum   anst<.  Ueiiien   können    (üramm  3.  IBll).     I)er  smn  der 

yrUfttt  iKibi.s  .MJ^^/«  (r//M3  mmm*  idm»  m  m/m»  tttttm  ^immU  <Jn*^ 


468 


I».  lUClDfK 


(oder:  p,€inj^tmalt(  ftetitcn  tnt^  idute,  nie  imtstfu  xkh  ftniuiinüliff  d^ 

und  dieser   »iiin   wlUdc   «a  dem  mlittlte  de«  ganjtöii  npruchea 

Allerdiiiga  aber  darf  mao   xugeWn,   dttds  diene  fassunj?  der  «h 

eb<in  die  gi^falligste  aciu  w1ird»>.    lu  der  Arn  ■ 

wmttJtt^r   anfhellnng.     Jii   der   vierton    z«^ili>    ^ 

durch  dvn  cndrc^iiu  schwerlich  ersetzt  Wt^rdeu  kiiitii.     Docli  Liuinl    eiicb    lil«r  fie^ 

durch   blosse  uuiattiUung  der  vordorbtiis  abhiilf*»n : 

in(t)\ar  hapibttndum      iTt(t)it]Tinc  rigattditm. 
Im  zweiten  apruchc  8ti>ht  öiii  hallivtsri*  s6»e  Itdirenki  ohne  cIiil. 
Itimendeu  halbv^'rs  und  auch  ohne  m  sich  selber  ?wd  auf  ^inju)di*r  ^ 
ZVL  tragen.     Daaa  dL^rgleiditm  veremzelte  vcrse  in  alt h 
der  poede  üblich  geweseo  «ek»»»  tat  an  sich  nicht  walir 
»er  poesie  sind  auch  so  spftrlich  und  durchweg  st»  man- 
aus  ilint;D   auch   wol    schwerlich  ein   evidenter  beweU   d  ._ 

Pt^r  den  sinn  des  spmche«  scheint  allerdings  heiin  ersten  anbUeke  n 
Es  werden  zwar  nur  drei  stiScke  aufgeführt,  beine»  blnt  nnd  glicder»     *       r   i  .  . 
fasaungen  desselben  spruclies  noch  andere  stücke  nennen»   als  mark,    ;^  im.     . 
ti,  dergL     Aber  die   drei  «tncke  genügen   dach»    und   u   i 
gczüjilt,  sadass  die  erste  aufzählung  durch  die  2weit4?  c 
Aber  bei  genauerem  zusehen  ergibt  sich*   dass  dennoch  i4u 
man  nämlich  andere  fassongen  desselben  jäpruches»  deren  Kli::»  ...,   .,>.    ,. 
Äeitsehrifti   p.  5lfg. »  151  fgg.  eine  demliehe  anzabl  mitteilt,   rerglelclit 
andere  ähnliche  hesprechuiigen«  und  auch  die  iro  ersten  Merseborgi^r  mpw 
findet  mau,    dass   in    den   mcbt<!n  dieser  besprechungsformeln  Mn  mnf  <!i^ 
de«  heilens,  der  rettung  nsw,  b«zöglichc9  vcrbum  steht,     f  ' 

hier  ausgefallen  sein,  nnd  zwar  ein  altes,  damals  wol  schon 
lidiTenki  reimendes,  also  mit  l  anlautendes.     In  dem  von  Kuhn  13,  52  «lil 
Jüttändisehea  segen  wider  gliedverrenkung  heisst  e6  am  sclüuase:    naa  l^^ 
fbdded;  „so  heilte  sein  ftaaglied,**    Dies  filhrt  auf  got.  teikinön,  Ukinmt, 
auf  das  im  ahd-  nur  noch  spärlich  belegbare  Idhjan  oder  Inhkit'  *  • 

lene  vers  könte  also   etwa  gelautet  haben;    su8  Idhhinöta  er   ^ 
vuo§  Idhfiinöta  er  dö  oder  so  ähnlich. 

Dieser  Spruch  gegen  Verrenkung,  den  Kuhn,  di«  bereite  von  J.  Onmm  en 
benon  nachweisnngen  vervollständigend,    im   13»  bände  seiner  Keitichrift    ^ 
in  die  Veden  und  dmrch  verschiedene  europäische  litteraturcn  verfolgt  hat,  «vm.  r 
heut  in   mehreren  weit  von   einander   entlegenen  gegenden.    Acswr  den 
Orimm  und  Kuhn  aufger&hlten   formein  bringt  ihn  Jok.  Virg.  Grohinai 
ben  und  Gebräuche  aus  Böhmen  nnd  Mähren,  Prag  1864,  s»  154)  «na  i 

,, Wider  flechaen Verrenkung: 

Das  fleisch  zum  fleiacbe, 

das  bein  zum  beino. 

dajf  bhit  znm  blutt\ 

^:i8  Walser  Kum  wasser, 

heilig,  heilig,   heilig, 

Joachim,  Jo«oph ,  Amen!*' 
Priachbicr  (Heicnspruch  und  zauberbann,     Oerün  IBTO,  s.  95/  fg.)  bringt  Qlh  aq«  ' 
f»reu«Beu :  »» Uujser  herr  Jesu»  ClhrLstus  kam  geritten  nach  JeniHalcm .  sein  rtiat 
wider  einen  steiu  nnd  der  fnss  des  pferdes  war  verrenkt.     R<^in  «oU  wider 
bein  und  iȀiia  zu  ader  Im   namcn  gotiei  usw.   ttt/*    "^^  ^^  imdcrc?   fasNimif 


ÖBJStt  PHO^nKitt.  X>S5   ltlU>BaiU3n>8URiJKB 


4*B 


AUenhuTg  (in  0!»t|>rea6ften)!  ^tcli  rat«  dir  vor  verrenkt:  Htröich  a4er  mit  acler*  eir«i€}i 
btut  mit  blnt,  stroicli  knofhe»  mit  knodieu/*  Eiuo  iindere  ituttc»iluug  van  Fr.  W 
8diu£icr,  Siclxjnbärgiseh  -  SÄclxBiöcbe  Volkslied  er»  186Ö.  iir.  196 — 198,  ist  mir  nicht 
SU  gesickU  gekominea« 

Ebenfalls  ans  Fulda  scheint  zu  stsiiiuucn  die  bondftcliiift  der  Kasseler  biMio- 
thck  Thcol  foK  54.  welche  auf  7B  juTgaroentnen  klein foHoblattani  mehrere  «tticke 
theolojfischcn  ♦  mdnt  blUischeu  Inhalts  voti  einer  «xler  üwei  bänden  des  VIU.  oder 
XX.  jalirbttjiderts  enthält.  Die  (irsprnnglich  leer  gebliebenen  beiden  seiten,  die  ror- 
derteitö  des  arsUu  and  die  rückseite  des  letzten  blattes  füllt  daa  Hildebrands* 
lied^  geschrieben  von  einer  oder  vielleicht  2wei  anscheinend  mit  der  übrigen  band- 
»chrift  gleichzeitigen  banden,  soweit  eben  der  vorhandene  räum  reichte,  aadasa  es 
mit  dem  sohlufis  der  zweiten  seite  nn vollendet  abbricht  Ein  mit  höchater  Sorgfalt 
ansgeföhrtes  lithographisches  facsiniile  deaeelben  hat  W.  Grimm  im  jähre  1830  ver- 
Aif(^tlicbt,  und  Grein  hat  äeiner  abhaudlnog  ,«Dad  Hüdebrandslied.  Harburg  1858** 
uimJi  gegen  ein  dutiend  einzelner  schwieriger  Wörter  in  litboj^^raphischer  nachbildnng 
gegeben.  Die  hier  gebotene»  sehr  klar  und  acharf  ausgefallene  Photographie 
natürlich  ein  noch  treueres  bild  des  originale»  und  übertri^  lii»>rin  ihr© 
^flkgänger  allerdings,  aber  wesentliche  abweichnngen  von  ihnen  kann  sie  freilich 
nicht  darbieten.  Alle  darauf  bezüglichen  einzellieiten ,  die  von  irgendwelcher  bedeu- 
tnng  »ind  oder  scheuen  können «  hat  der  beranageber  im  nachworte  angemerkt  und 
erörtert. 

Auch  der  sehreiber  des  Hildebrandsüedes  verrat  die  nachwirknng  angeiaach- 
slaoher  dchreibscbnle  durch  das  beibehaltene  angelsächsische  xeieben  für  daa  dentacho 
HU  (ic).  Auch  er  hat  nicht  sonderlich  oorrect  geschrieben »  sodass  kritOc  und  eieg«ae 
noch  lange  und  schwierige  arbeit  an  klarlegung  und  bericbtigung  der  von  ihm 
gemachten  fehler  haben  werden.  Im  grossen  und  ganzen  ist  das  gedieht  zwar  wol 
etwas  besser  und  voUst&ndiger  überliefert  als  man  zu  behaupten  pflegt ,  aber  im  ein- 
zelnen ist  doch  manches  einer  Verbesserung  bed&rftig  und  auch  Hihig,  was  man 
gewöhnlich  unbeanstandet  hingehen  lädst  Zur  erhürtong  dieser  ansieht  das  ganz» 
gedlclit  durchzugehen,  ist  hier  untunlich,  leb  greife  bebpielsweise  nur  den  einen 
vers  15  heraus:  dal  sagettm  mi  üseri  liuH.  Lachmann  bemerkt  zu  dieser  zeile  (s.  II)) 
in  seiner  vorsichtigen  weise:  „Die  allitteration  fehlt  und  ist  nicht  leicht 
herzustellen,  so  da^s  man  auch  hier  wider  einen  gedächtnisfehler  annehmen 
möchte.  Indessen  habe  icb  vorher  schon  angedeutet»  dass  man  sich  vielleicht 
hier  mit  dem  endreim  zu  begnügen  habe."  Daaa  aber  der  endreiro  hier  wirklich  den 
mangelnden  Stabreim  ersetzen  könne «  davon  kann  ich  mich  nicht  Überzeugen.  Über- 
dies scheint  mir  auch  der  sinn  dagegen  zu  sprechen.  Hadnbrand  will  seine  aussagen 
über  .sich  und  seinen  vater  auf  die  angaben  gewichtiger  und  glaubwürdiger 
zeugen  zurückführen,  die  er  eben  deshalb  als  alt^  anti  fr&U  bezeichnet»  als  alt  an 
jähren  und  lebenserfahrung.  Dass  es  aber  seine  landalente  [ütsere  Imti, 
nnscrc  Icut^)  gewesen  seien,  denen  er  die  nachricht  verdanke,  das  kannjeren  glaub- 
wünügkeit  dem  angeredeten  fremdling  gegenüber  doch  kamn  verstärken.  Vielmehr 
ist  ein  adjectiv  erforderlieli ,  welches  eine  achtongswerte  und  die  glaubwördigkcit 
erhöhende  Charaktereigenschaft  bezeichnet  und  zugleich  auf  soffttuft  reimt.  Welches 
adjectiv  aber  konto  dieser  doppelten  fordemng  besser  entoprechen  als  snotar?  Das 
gotische  miUn  braucht  mf\h\s  Luc.  10,  21  und  L  Cor.  U  1^  «ur  Übersetzung  von 
ttöt^^k.  Im  ahd.  scheint  ttnöfUir  schon  ziemlich  früh  verschollen  zu  sein;  (IraffÖi  H45 
belegt  es  nur  noch  aus  den  Fragmenta  theotisea.    Dort  heisst  es  von  den  fünf  klugen 


471 


J.   ZACliRR 


jangfiTiuen  XV111*  3.  4:    fimfi  Hulrmt  ttnottfo  « . ,  Veo  ^nttitrü^  »• 

olci  mit  iro  kohtkurwn^    tmch  Miittkaft,  2.  4:    qfiinqtte  enmt  pru 

Prudente»  uecei)ent»t  ole\*m  in  iHifm  miis  cum  tamixulibwt,  und  XA 

wela  Pautm  titiottartihho  sih  utUdarßfiCf   imch  Aui 

hctui  Paulus  utiiiter  tte  conttmntns,     Desta  hfiaÜg^i 

und  angels.     B*;i  atif/iililutig  der  A«imu*n  hi'ij?f>l  es  in  der  l'rustt- 1 

1»  116):  Xill,  Snatraj  hon  er  ittr  ok  kitprüd^  af  hennitr  htiti  a 

edm  hirhruiärt   m  er  vUr  maär  er.'   ,,die  droizebotti  Ittt  Snotra;   «le  Ut  wel»i* 

fßin&ittiir,    und   nach  ihrem  numen  werden  wcis<^  fmuen  od*^r  meiner  ^^  ^^    -  "--^ 

Im  Beövnlf  erscheint  mtoUtr  widerhalt  als  beiwort  von  Ueldcn.  tso  v.  **• 

tnonii}  manch   weist^   mann»    8o  wird  Hrodg^ttr  v^  191  atwUir  hiütd^    tiin  tnn^^  h^JJ^ 

genant,    und  Beövulf  selbst  v.  827   nnotm'  and  nr^ä^fcrkd  woi$i»  und   tft)ffiin*a 

8tcs.     Das  gedieht  Bi  manmi  mödt  l>egint  v.  1.  2: 

HihH  !  me  ffotl  vita  im  fyrtidagiim 

mgde  snottar  är  Simdorvundra  ftla; 

„Trannl  nur  ein  erfahrener  knndigor  dnat 

sagte,  ein  woisur  waller,  auänchmender  wnuder  rtel." 
Also  auch   hier  snotor  neben  fr  od  verwendet,    um  die  ghial«  •    >  ''   '    '        *ri 
aage  zu  Hfhöhen.     Die  betroffendo  «teile  des  Hild*.'brandsUt'd>-*s  win 
dat  S(i<iHuft  nti        snottare  liuti 
uUe  arUi  froti,        d4a  ^r  hina  tumun, 
d.  ir  „daa  haben  mir  erzählt  weise  männer»  alt  an  jähren  nnd  b^benaerfahraug ,. 
liQgst  Uingeachit^eu  sind."     Dies  gibt  einen  ganz  vortrefflichen  sinn   nnd  g«^« 
sogleich  auch  dem  Stabreime,     Für  er  ist  die  bedcntnng  dudum,   uUm  durch  g^ii 
gende  belege  legtgostellt  (Grafl' 1,  434  ifg),  und  gleicherweise  h] 

von  hina  raran  in  der  bedeutnng   „sterben"   hinreichend  n. 
Notker  Ps.  38,  li  pritis*p4atft   abtam   et  awpims  9Wh  mv  durch  «r  i'  /il 

utidc  hier  funkt  nr  m    (Luther:    ehe  denn   ich  hinfahre,    und  rücht  in  .  , 
Beatätigt   wird   dieae    bedeutnng  des  verbams  durch  das  dazu  gelt^^rigu    i 
hinavart;   so  Lndwigsh  38:    ui4t7t  her  ut^^a  hinararth ,    thmv  habet  her  gx% 
Tatian  II,  3  s    inii  wm  thdr  utizan  hinafart  Herödea  =*  et  erat  ihi  tiaque  nd 
Hcrodhf.   Hei.  3106:  thta  ni  motun  su^eitan  er ,  hwcrban  an  hinfard  ^^  Mattli.  l^ 
qui  fmn  gu^Uibunt  mortem,  und  in  gleieher  bedeatung  int  Heliand  noch  Ofttr, 
vom  Schreiber  dargebotene  den  er  hitui  tvarun   übersetzt  Lariinianu :    ««die  viirlän 
dahin  waren"  und  bemerkt  da7:u;  «pdio  schon  vor  langer  zeit  dahin  waren,  da«iii«l 
wal  allerdings  t^it  waren/'   aber  einen  beleg  f^r  den  gebraoch   von    hinn  tveKun 
dieser  bedeutnng  hat  meines  wissens  weder  pr  noch  sonst  jemand  beigebracht.   IIa^ 
der  Schreiber  eine  geschriebene   vorläge  (und  dass  er  eine  »ulche  nicht  gel 
habe»  ist,  soviel  mii-  bekant,  noch  nicht  7.wingend  bewioH*'n  word«$n)f  wtej 
war  CS  dann  möglich ,    bei  dem   geringen  graphischen  untcrschiedii  hina 
himt  icarun  {tm*>niH  in  tmurun)  zu  verlesen!* 

Das  Grimmsche  facsimlle  macht  einen  sehr  angenehmen  eindruek  dnrcti 
grosse  reinlichkeit.    Es  zei^t  xwar  die  spuren  der  abnntzung ,  welch«  die  handacti 
im  verlauf«  der  jahrhnndej-te   erfahren   hat,    aber  bis  auf  r.lru*n  oder  dim 
£weifelhaiten  oder   unklaren  buch^taben   ist  alles   bequem  lesbar.      Desto 
ttger  nehmen  sich  auf  dem  Ilchtbilde  die  sclimnt^Htfcken  aus,  welche,  f^i  ein  diii 


1)  Nü<.htru^Oivb  eriuiiert  mich  ein  l^und «   das«  aui^h  »ehon  üalUmano  U^nu.  |] 


*i93f,  njirU    K*  n»ihinMr> 


tifti    rniiiriiliii-'rt    lisit 


(TM5B  imoTOOK,  Mcs  mij)XBitAyD9Lnmnsit 


471 


dff  arahi ,    und    von    «?vbfli!^ngiV\8no   bia    zu    m^'lirzolllgtT    lüujfi^    *kli    auddebneod. 
cnide   di^  j*cbwicri|f8ten  stellen  des  tcxtes  derart   Terkloxt  hAbcu,    Amb  imigü  der 
^icbtigfTlen  morif>t    ^o  namentlich  v«  22  ^a<^  otid  v.  30  tcäiu  tiini  g&nxllcli  tmter 
acn  f  emchwimden ,  tind  dii^  von  ibiicn  rerdeckten  bachslÄbcn  durcbüiw  nicht  mehr 
lirkftinftti  sind.     Wer    iiUa   wissen  \nll.    wie    diese  wört-rr  atistfeyeb*n  luibt-n .    hi» 
(ie  1  M   ii<jch  auversehrt  war.  Diu»»  neben  dem  i  lu- 

cbtf  zu  ratM  ZR'b»>u,  und  t?»  wärt^  »u  wCmscbori ,  d;*  lio- 

pgraphi*^  di>>  botreffenden  beHch*dipten  stdlon  in  jerotrouer  iia<^bbild«ij>;  aus  dem  linmin- 
cbpn  fiicsimilc  seiner  ansgiibe  noch  beigefDgt  hktte.  Unzweifelhaft  äiud  dLeau  Üblen 
kiniutÄfleck»?D  darch  un  vors  ich  tijE^e  anwmdnnif  eines  reogcus  entstunden.  Dor  heraus- 
feb«?r  der  Photographie  schweigt  darüber  gänzlich.  Ab<»r  Orein  in  seiner  dissertatiun  „Daw 
iJdcbrandslicd  Miirbarg  lSö8*'  s.  2H  bei  besprecbung  des  üi  v.  i^O  litehcnden  wor- 
mttii  erzählt:  MNiu'hdeni  ich  rinn  zQVor  die  betrefTeiidr  ütell«?  mit  wassor  sorg- 
tLltig  von  dem  anklebenden  schmutKe  gereinigt,  hfitte,  brftchtt»  ich  gall  Apfel  ttnk- 
lur  in  Anwendung^  deren  tmüliche  Wirkung  ah  eines  un^rhJLd liehen  rcagetia 
■dl  AD  den  halbvennodertcn  Urkunden  tu  Bückeburg  zu  erproben  reicliJich  gelegcn- 
Beit  gehabt"  Die  erfahrung  aber  hat  nun  auch  hier  wideruui  gelehrt.  da88  ga.1!- 
kpfeltiuktuT  durchaus  kein  uuschädliche» ,  sondern  daiss  es  im  gegonteil  ein  sehr 
jfeffthrlichca  reageos  ist,  v^r  deuseu  anwendung  Ebert  wie  Pertz  mit  vollem 
[re<?ht«  gewarnt  haben. 

Vtir  dem  eben  erwähnten  wdHu  xeigi  das  Grimmische  faüsimile  »»inen  punkt. 
)enaelbeu  punkt  zeigt  auch  schon  die  nach  der  handschrift  gemachte  au«gabe  der 
Töder  Grimm  vom  jähre  1812,  und  alle  späteren  ansgalien  haben  ilm  beibehalten, 
änachlieiäsiich  der  jüngsten  in  MilllcnboffB  and  Schcrers  denkuiälern ,  Berlin  IB^Ji, 
kuch  Grcins  widerum  unmittelbar  aus  der  handschrift  entnommener  t-ext  in  seiner 
liBgabe  Vüu  1858  hat  den  punkt.  In  »einem  fftCÄinüle  de»  einzelnen  Worte«  iv(ttu 
alte  er  zwar  keine  veranlaiSMung  ihn  mit  aufxunolimen ,  aber  ans  seinem  commentar 
.  27  gebt  «weüelloa  hervor ,  dass  er  ihn  anerkante.  Nicht  minder  steht  der  punkt 
dem  auf  mitte iliuigen  von  Sievers  beruhenden  teurtabdracke  in  MülleDhaffa  Alt- 
leuischen  Sprachprobcn .  Berlin  1B71.  Um  %o  auffälliger  muas  ea  erscheinen,  daaa 
Jie  pbutograidüe  und  gltdcherweise  auch  der  ihr  gegen öberstehende  druck  keinen 
punkt  vor  w^tUl  darbieten  *  und  diias  dor  herausgeber.  während  er  sonst  jede  gra- 
fbiacbe  kleinigkeit  in  den  anmerkungen  mit  peinlichster  geuaoigkeit  und  Vollstän- 
digkeit anfbhrt  und  beapricht,  iiber  dieses  von  allen  früheren  ausgaben  abweichende 
hlen  dea  punktea  in  seiner  auagabe  auch  nicht  eine  silbe  äussert  Und  doch  kann 
ferade  an  dieser  »teile  die  anerkennung  oder  nichtan Erkennung  des  punktea  mög- 
licherweise von  bedeutung  für  die  kritik  werden.  Da  nämlich  die  punkte  in  dar 
handschrift  faat  ausijehliessiich  nur  an  den  verwenden  stehen,  haben  »chon  die  brü- 
|t!  -  \2  auch  hier  den  vor  huHu  ütehenden  punkt  al«  hezctcbnnng  des  rera- 

rinnen^    ond  folglich  mit  wdiu  den  neuen  vers   beginnen  lasüen »    und 
lle  berauftgeb^  »üid  ihnen  auch  darin  gefolgt.     Dadurch   aber    entstand  ein   über- 
deitcr  Vera  Witiu  irrnnt^fcd  qmtd  hittibraht  abana  ab  Äetvin* 

nd  «a  ergab  sich  darana  die  uotwendigkeit .  die  worte  qiMd  HiUihmht  auaRUWcrfen, 
richtig  gemessenen  ver»  zw  erhalten«  wahrend  zugleich  an  inNr*  alle  crklil- 
icbe  bisher  scheiterten,     Grade   der   punkt  vor   uuHn  scbeint    die  ursaebe 
|t3wtiä4ji)  ^u   ^ein »    dass  niemand  auf  den  gedankcu   gerattiii  ist .    die  für  den  znsam* 
ttenhang  nicht  Itberflüasigen  worte  tiwt*t  hiltihrafit  Kt*?ben  äu  la^^en ,  v^d-tn  aber  mit 
en  vor  hergehen  den  worten  xuaaminenzuuehmeD,  nnd  2U  versaeheot  ob  sich  denn 
iioht  aua  der  zeile  ni  tcuniu  ih  in  Üb  hnbte  Witttk 

«arracan.  ».  uau^acsa  r&t].aLooia.    an.  ir,  Sl 


I.  ZAcmts»  Cm«  lUAiissni 


cüi  ^rj..-  •iii'^     'ii;    r:ii  ■  ^n  TiUiKO.     IMc  t»eidrn  W'-' 

tiaiin  waiarriiviuiii-i)  .j   '  \U\t  mnii-*ü ,   frmÜcb   itüt  .  ■;  '   ■    ■  '  '- 

lütztcn  9itbc,  also  mit  uiiu»r  reUiiweistf «  die  «war  i^eüMielt  wird.  Alier  iludi  U^*x:l 
Ucli  oft  genug  vorkamt,  uud  such  im  HildcbmuilMlioilo  «4>1h«t«  r.  efiO* 

ffüdfti  gimciniin       niune  <U  mütti 
\V  ihj  fiani)  mwh  Qbrig  bleibenden  metriächt^n   1  :   ts  ,.ta 

an  M>  wäre  d^jch  nicht  schoD  von  vonihr^rein  lii  -^  \ 

1^1  /  wif  an  dtir  möglichifeit ,    »chliessliLb  Ueiuiucb  dms    - 

atii-    .-.„  --.^  nitseUmrien  »tdta  2U  finden.     Es  khmv  »boti  <i:u;in:  .i 

mochcB  üud  mit  btjharrlichkeit  zu  Terfolgen. 

Da  M  s'e  anwendiing  von  r  mduetv 

j<f  ehiLital  üi  n  ahd.  denkmäler  g:  '^  bat,  so  (i 

noch  viel  schwerer  das  MnspiUi  und  den  (ieorgaJeich »  wrÜl  idi  bitr  c 
hhcy   eigune    mit  reagentien    gemaclite    erfalininjfen    betfötf««,     !*'  •  i 

babtf  ich  nie  vorsucht«   da  vor  ihrer  gefährliclikcit  and  schiU]li> 
d*  I  n  stimineu  gewarnt  worden  ial    Schwcfelieberrc  i. 

cik  befunden.     Will  man  es  gebraw<?b#*n ,    s*o  mixs«   • 

bereitet  »ein»    und   gan2    friacb  üud  mi^  vorsiebt  .'un* 

und  doch  bleibt  auch  dann  noch  die  gi?fahr»    <  uf  dt^m  (»^^  ^  icn« 

wid«r  weg*ntiJgondc  krnste  absetze,  GefahrJoeer*  aber  aach  wcniifcr  wiri 
wenn  man  das  frlscbe  scbwcfeltebcrrüagciiä  in  eine*  Üachu  scimte  giCKst  i 
roa^torende  pcr^amentbUtt  dart)ber  an&i^pannt.  m  da«^  es  tiur  von  di*tii  a^ 
t45n  fi'  1   danate  g:etroffc"n   wtrcL    Wirksam  dagegen^    and 

ohne  j'  '  Tür  das  ji^rgatneot ,  bat  »kb  mir  da«  U lobertso] 

gens  erprobt t  nnd  zwai*  nach  tolgönder  anwi^ittung:    „'>  t^il»  waaMr,    t   leil 
muriaticuui,   Vn  pmaaiat  dt^  potftftse  (kali  zooticum);    alkin  dioiHe  vwfbftltiibtM) 
etwa»  voründert  werden ,  wenn  die  «rirknng  dadurch  verdtärkt  wird.    Vi\e  li»« 
blüibt  alloft    reiben   zu    V4*r meiden.    Man   feuchtet  diö  «t^^t!        '" 
nnd  tftwjknet  nie  durch  aafdi-ftcken  eineß  tucbes,   d^mit  «las  per:, 
wird.     Darum   darf  auch    die  apt^ration  üiokt  zu   oft  auf  diirnetWu   itUllc    vk 
werden/*     Eine  nicht  unbctriichtliche   zahl    von   j^ergamentblätt^^ni ,    dl      i\Mf 
decke!  aufgekbibt  gewesen ,  und  durch  warmfraÄ»,  abnutzung  and  ucl 
zugerichtet  waren,  habe  ich  im  ersten  anfangi*  der  viendgcr  jähre  xuiu    .-.  r^, 
mit    warmem    wasiser   genetsctcn    »chwamm«^   at^br    lang/tam    and   altmahlicii . 
wischen   nnd   reiben,   gründlicli  gereinigt,    dann  das  |  ^  Äwi^eluji 

papier  ein^escbwert  und   voUig  getroc?knei,    und  darnach    <  ^  n   nii 

wcitje  mit  dem  Giobertschen  reageiis   behandelt,    nur 
pinnel  «teile  für  Ktelle  betupfend  und  dann  gleich  dahi (- 
leineiitQcbo  wider  auftroekuend,  unter  Vermeidung  alloN  r«ibt4n»,  ct 
blatt,    sobald  es  votUtandig  solcher  Wtii«e  behandelt  war.    zwiacbeo  lltü«»p.^| 
einbcxcbwerend  uad   trucknond.     Die  arbtsit  ifrfurderte  viel  geduld   imd  mebri 
iceit,     ätellen ,    &n   denen  daii   reagtius    bei    ' 
gewirkt  hatte,  wnrfb?n  in  dor»elbvn  wl<>e  wn 

diiat»  alle  w^  ,  t»oweit  hio  iii  wrar«.u,    dunkel    omt 

bar  genug  L  .ten  und  bb  jet/  I Inhalten  liabea 

tian  (uirgament  »elbst  obanEallK  bb  auf  ikoi  beutigevt  tag»  olsn  durch  niflbr  al» 
»ig  jabre.   »u   unver)»ebrt  geblieben   vsX,  ab*   wenn   ich  ei  emi  giMfluni  Von    m 
^bmuti^c  gereinigt  und  ncich  gar  kein  ^efl^(ana  angewendH  batt^^ 


STCDiUKYlNl^    t^tUCll  TATIAN   RD.  SIKVRHB 


473 


XiltiliB.  LutoJtiiiftcti  uuit  t^ltdeiit^cb  mit  aunführliclieiii  glotitiar  her- 
iiQa(r<^g<»beo  vuo  E4iiard  i&»tef  en»  (Bibliotljek  der  ältesten  dentnchüD 
littüTiiiur'ileulitiälerV.bADd).  Paderl>ora  1872.  X  und  4D3  weitem  Preis 
2  thir.  4  »gT. 

Mt^hr  denn  dn'f»«!]?  lA^irn  nind  rorfloAgcii«  aeit  Schmellcr  aos  der  St.  Galler 
haiuWhrift  die  alth*  nn^  der   von  der  nbcrHefortm^  dem  Ämnii« 

Htus  oder  Tatian   zu^       >  us^ihtm   ovang'etietiiuinmjiiie  heruussgub,   tdujo 

4mii,  mit  atiNiiiLhtti«*  diar  nnt^rsufsliuiigeti  MüUetiboÜs,  welchtir  ui  der  vurrt^de  xa  sei- 
nen dcnkinüleni  die  entstehnug  der  Version  in  I^^lda  nacbwies.  eine  nGiiiieti»werte 
lelüttui^  ITtr  dit*  tmhere  orkmittuK  dieser  mcbtiji^eit  Urkunde  zu  ver%eicbnen  w&ro.  Eh 
V*'  M'b  daiier,  da»  wt'rk  einnjal  ndt  den  kritischen  niitVdn .  welche  diu  neuere 

Wi  <    an   die   band   >jÄb.    zu    imtersnebcn.      I>iei*er  aufifabu  bat  sieb  Sievers 

unterzogen  ujid  wir  kennen  «n»  nur  na  der  weise  ^Ifiok  wansebent  in  der  er  sie 
durchgeführt  liat.  Wesen tücbe  neoc  reMultiit<;  siml  erreiclit.  Die  in  der  eitüeitang 
vorgelegte  prüf  an  tf  der  biutyerhalfjiisso  in  dor  harmonit?  ejgab,  dass  die  uns  erlialtene 
bamUebritl  derselben  von  secbü  verschimlent^rj  sebrcibem  lienülire.  ein  darnnj  wieh- 
ti^^e-s  ergcbnih  ^  weil  nnti  tnne  bedeutende  an:^tilil  der  bislnT  dem  werke  t<elbtit  auf- 
^*jbfirdet-en   uu^l  n    howoI   als  dialekti«cben    <i  i    nieht  mehr  in 

Letraeht  kam.     l  mig-  der  8t  ilailer  linndgehritr  n    niebt  nur  die- 

S4*ö  resnltat,  «omlcrn  eniicti  aaeb  die  völlige  unxuverlassigkeit  des  8cbm  eil  ersehen 
aMfuekeji  und  die  natwendigkeit  einer  neuen  anagalK\  8chmeüer  bat  narnlich  nicht 
nur  den  lateiniiobon  tt^xt  den»  Paltljen«elien  ilmcke  entnommen,  äondern  auch  eine 
aniiahl  lesarten  deu  deutseben  teil«  ütülsch  vre  igen  d  von  Pidthen- Schilter  euUüluit, 
abo  der  bandHebrift  ded  Bonaventura  Valcaniim,  die,  wie  Sie vers  uacbge wiesen .  nichts 
als  cin#  moderne  ka|de  dor  8t  Galler  ist  Kh  kouit  noch  ein  anderes  momeutbinzn. 
Der  eine  der  «ehrclber  der  Uber8et3:ung  hat  naehtrüglich  dieselbe  v*>n  an  fang  bis  zu 
ende  ein«r  die  lantverhaltniHse  we^entlieh  alterierendeu  rcviaion  onterEogen,  bei  der 
er  die  in  dcsr  von  ihm  gesehriebencn  partie  befolgten  graphischen  grandjiätsie  fftr  dhs 
ganze  dtirebzu führen  bestrebt  wiir.  Kr  entfernte  also  eine  nicht  nnhodeutende  menge 
Jiltetvr  formen  *i  '   nud  sobfitituierte  die  ihm  geläufigen  jüngeren.     Aller  lüe- 

Mn  cmTm:tnrcn  ^^  Uit  «nr  mit  einer  sehr  allgeraein  gehaltenen  andentnng  auf 

N,  ill  und  anm^rkung  seiner  vorrede  erwähnung,  ist  aber  weit  entfernt  davon,  ihr 
vorhandeuaein  an  jeder  einzelnen  stelle  anznxeigen.  IHeser  arbeit  hat  sich  Siever« 
unterzog«)»  und  dabei  das  viillig  tam  billigende  verfaliren  eiiigeficblagon »  dass  er  die 
vom  corrector  getilgte  Rltore  levart  iii  den  Urit  aufnahm,  sobald  sie  unter  der  jün- 
geren noch  iTfkennbar  war,  Uclang  ihre  entziffi^rung  jedoch  nicht*  so  nmirtie  freilich 
die  iindcntng  im  teiti?  stehen  bleiben  und  konte  nur  in  der  note  als  solche  gekcn- 
«Jichnet  wordinj.  Durch  die*e  restitution  der  ursprünglichen  losarten  hat  der  teit 
des  Tatian  ein .  viel  altertünilieberes  ge{ii-üge  gewonnen  als  es  Sehnufllei's  ausgäbe 
zeigte,  and  mau  wird  seine  ontatebungsüelt  jetzt  trüber  ansetzen  müssen»  al^  bisher 
gotichebeD  ist:  sie  wird  am  das  jähr  88t»  fallen. 

leh  sdiltes^e  Uter  die  wenigen  nütteittingen  an,  die  ich  aonst  über  die  eüi- 
?iolitung  der  vorliegenden  anii^^abe  ;ai  nuteh^'n  habe.  Auf  die  einleitung  folgt  eine 
ViberaichL  der  IHl   krt[>  rift,    dann   der  teit  .selbst,    latei- 

imeb  und  d»futsd\  nrl  ir  stellen  der  ?nlgatji,  denen  j^der 

vcm  entnommen  ist ;  unten  sind  die  correeturcn  und  niÄtiren  der  i^t  Galler  hurid- 
sdirift  sorgfaltig  verzeichnet  Dem  text*  folgt  ein,  wie  man  fichon  daran«  entueh- 
meo  kann,  dass  es  Wi  enggedruekte  Neiten  fBllty  iHjhr  ausföUrUehe«  gloaeiar  and  ein 


474 


HTKlKITBTffK 


Hc'i  ^in«Mii  namenlos  üb  erlief crte^a  werke  entsteht  «lie  Unge  nach  d^m  verfa 
der  die  viirfrage  vurhürgeleu  niMs»,  ob  <»s  übtirliAUpt  von  mnem  oder  dorcb  die  j 
Mune  arbett  raekrerer  zu  stände  gebracht  »ei.     Diese   wichtige  and  von 
Tcamn    miif^fiwörfeß»'   fra^o   —   er  heinerlrt  utif  r.  rff  der  vorrede   wi  fortf 
tUheatur  —  bnt  d»?üTi  auch  Si«ivers  eingehendor  pmfnnjif  «ntAi-worfnn  nnd  »te  #||j| 
tfteus  so  weit  j^doiftt  da^s  er  evident  nacUg«wier?eii  ♦  djL68  uie'  -^  ftnzmii^- 

tnen  »lud,   die  allerdings  dtirselbtm  zeit.   ^t?gcn<l  «nd  schale  n  rnti 

wie   die«  Howol  «lic  darchgängißre  yervrendaiig  gewisser  ai»d   nicht  nur  dijüe 
wart«   xnr  widergabt}  bestiiuter  lAteifiiacher  ausdrücke  ula  auch  die  conAequeni 
mcidnng  anderer,  z.  b.  frbarw«w//<i »  üuuart,  fridu,  freuuidu,  priesfar  haz^^gi,   Ül 
die  zahl  der  betefligt^n  iiberaet^zer  aber  ißt  Siever«,    wie  er  solbirt  gesteht,    äo 
tdchereii  rettiiltHtiM»  nicht  gelangt.     Ich  will  im  falgcnden  versQob»^n .  diH  s^i^be  wi»id^ 
«teua  34»   weit  znr   entscheidung   zu    bringen,    ab  dies   vermittelst    der    von    8fe?u 
angrwant«n  tit^itistisehen  /.nsammenäteHnngen  m&gUch  ist:  eine  abschli<*a«end^  ant 
ßuchung  ranste  eine  eingehende  vergleichnng  des  etils  znr  vorauBsetzung  haben. 

Sievers  hat  s^ntn  behnft»  seiner  zn Hamm enstel langen  dit?  Übersetzungan  der 
jeder  seite  widerke  Irren  den  conjnnctionen  (luia  (quoniam),  cam^  autew ,  sed,  »o 
die  de«  particip»  dicen^    und    des   viTbü   rrsjMfndefr  verwont.     üud  mit  glQckllcheiir 
tacte  hat  er  gerade  diese  bt'rausgcgritftjn ,    da   ihi'   Wechsel   vielmehr   auf  nnb^WTMlee 
gewöhnnng  oder  dialektisch  er  Vorliebe  beruht»    als  der  von  Worten  wie  buochari 
xcribärt   oder  hUgufö   and   heiihnfte   man,    deren   Übersetzung  überlegimg  erfor 
und  bei  denen  der  trandtator  wol  auch  absichtlich  abwechselnng  eintreten  lies«. 
anerkennung   der  richtigen    von  Sievers  getroffenen   wähl    beechr&nke  aUo  auch 
taicb  anf  die  gedachten  worte,    nur  dass   ich  die   Übersetzung  von    auiem  unbortc 
«iehtigt   lasbe.     Wenn  8iover5    im  abschnitt  1  — 17  neunzehn  mal   (hö  und  aebt 
nnterdröckimg  der  conjunction,    in   kapitol  18  —  44  dagegen   drei  mal  tho   und 
iindzwanzig  mal  eint*  nichtbeaehtung  des  lateiniBcheji  wortea  gefunden  haben  will. 
beruht  das  auf  einer  doppelten  tüuachnng.     £inerseita  hat  er  sich  verzflhU. 
wenn  man  von  uwirUhho,  welches  4,  9.   t>.  6»  12,  L    14,  2,   und  von  »um*t4i, 
und  thunur y  welche  einigemal  autcm  widergeben,  absieht,   alle  ßbri^' 
genau  addiert,  so  atdlt  Hch  heraus,  dass  in  kapitel  1  —  17  dreinndltäti 
gar  nicht,    zwanzig  mal  durch   tfm  Ti hersetzt,    in  kapitel  18  —  44  drei 
unhbersctzt  geblieben    und   fünf  mal   durch  tho  gegeben  ist.     Der  aini        :     i< 
kalktlls  beslveht  darin,   das»  die  unl&ugbar   viel  h&uftgere  Verwendung  von  iM" 
ersten   abschnitte    sich   auf   viel    ungezwungenere  weisi!<    deuten  lässi:   sie  hat 
grund   tu  der  verschiedenen  natur  des  aatatu    Denn  die  kapitel    1  —  17   enth^l 
meist   erzählung    und   auirm  soll   den  allmählichen    fort^chritt  derselben   marki« 
sein«  fiLnrsetzung  dureh  tho  war  aonüt  ganz  am  orte.     Die  kapit«!  18  —  44 
werden  fast  aussohHesslich  von  den  lehren  der  bergpredigt  eingenommen  und  mitem 
dient  dazu »  den  gegensatx  auszudrücken  zu  einer  vorhergehenden  waruung  inier  enua 
nnng:   da  konte  das  temporale  tho  nicht  Verwendung  finden.     An  vielen  »tvcUen 
es  fibrigenj«  zweifelhaft,  ob   tM  wirklich  aufem  flbersetzt,   weil   sich  auch  zahlrtfid 
Ihn  zur  bcatcicbnung   des   fortschritts   der  erzÜhlwng  in  flllen  nachw*?i«ien  lam^n, 
denen  ihnen  kein  lati^iniache»  »atem  i\xt  seite  jrteht. 

Um  deutlicb  xu  wcrdc^n  sehe  ich   mich  genötigt,  fTlr  die  obenerwähnten  lai 
niseben  ausdrücke  ausser  nuUm  eine  tabelle,    ähnlich   den  von   Siever*  • 
4Utfzustcllen ,    Wi;i1    ich  aowol   kleinere  abschnitte  als  Sicvers  Ci»nstruierKU   . 
auch  weil  i^iii  teil  seiner  berechnungcn  nicht  genau  ist.  sond«m  tnolir  nach 
rer  Schätzung  angegeben  sen  mxk  »dieint     Für  ditfjcnig«n.   denen  dir  oifoe  soiifftE 


• 

Prol.-4, 11  4,12-13,5 

13,5-17,5 

17,6-44         45-66 

1 

bithiu  nnanta 

prol.16  4,6  4,14  7  7,6 

17,6  6*  42,3164,3  2  65 

uaanta  .... 

2,11  4  4,4'  8,3  8  13,2 

13,8  4  14,6 

18,5  27  44,27  52,1  10  6f 

bithiu    .... 

19,8  1«           49,5  3  65 

thaz 

4,10  1 

13,19  3  15,4 

21,7  15  38,6155,2  3  56 

nnübersetzt   . 

4,11  1 

21,5  3*32,3 

54,9  2  56 

mitthiu.  .  .  . 

2,3  1 

5,7  5  12,2     15,2  2  17,5 

18,3  17  44,28 

45,7  18  6< 

tbanne  .... 

8,4  1 

33,2  7  44,21 

57,6  1 

tho 

3,3  1 

5,13  611,4  13,13  2  14,3 

46,1  2  54 

soso,   80 >.    .    . 

üizar 

4,11  1 

üzoub 

7,  9  2  13,  4 

14,6  2  15,3 

21, 5  9  44, 13 

üz 

üzob 

onb 

18,6  1 

42,1  4  44,22 

46,4  12  62 

oh 

nibi 

21,9  1 

«US  qnodenti 

4,121213,3 

13,8  4  14,6 

22,  7  4  44, 8 

46,2  14  61 

quedenti  .  .  . 

2,11 

60,10  4  61 

inti  quad  .  .  . 

5,8  1 

13,16  2  13,18 

64,1   1 

antwortan  .  . 

17,6  2^  19,6 

51,6  1 

ADÜiDgan .  .  . 

2,  9  8  4, 11 

13, 16  6  17, 5 

17,6  2    21,5 

47,4  6  64 

4 


1)  Das  Ton  Sievers  bei  4,  2  aufgeführte  to  fällt  fort, 
rasur'  für  anüingota.  6)  Auf  rasur  vom  corrector.  7) 

und  Sievers  fahlenangaben  rührt  daher  dass  ich  die  fälle  nicht 
198,  5)  anticurtan. 


ÜHKR  TATIAN   KD«    ttlKVKItS 


475 


tnt  hai&d  Ui ,    bomerkt^  Ich  *   dasH  die   ven^chit^dAtien   t»ctireiber  nicli   lol^uder^ 

«en    verUnlen:    »i    1-17,   l.     /f   H,    I— >*2,  11.     j^  H2.   11  — 1U3.5      i»    1(>4* 

n-118,  4,     n*    (dereelbc    a<jhreiber  wie    «)    llö.    1  —  131.8,      *   131,8  —  132,4, 

132,5—8.     C  132*8  — 211.  4  und  »r  212.  1—244,4,   äowic  da^s  die  von  Sie- 

Tor(feiiomin<?n«n   ftbgreiixungeu   der   verfasHcrsclrnft   öol'  die  kapital  18.    45.   Ä7, 

1(»4.  119.  135.   145,  171  etitfulJen.     Was  non  m»-nfit'  tahelt        '       t,  so  Jims»  ich  vor- 

ftnsachicken,    dasH  unter  der   rubrik  quitt  auch   die  nbtr  *on  qtwmitm,   eo 

iifuod,  quandö  nnd  tMim ,  sowio  die  öb«rs«tzung  van  «tum  diucb  bithin  uuanta  n,  8, 

Idurch  «Man/a  5*  «.   8,  3.   9.  2.    11,  1.    \^,  2.    19,  l.  43.  1.  123.  2.  14(>,  1.  die  von  et 

)1.  2  und  von  autem  30^  1.   44.  19  begriffen  sind,  dagegen  die,  xwei  thurufi  thaz 

{«OBgeuommen.  regelrolssige  wid ergäbe  von  idw  und  pt-opUrea  durch  //i*/nti  nidit  miU 

gef&blt    wurde.      Unter  CM7n   faUeo   auch  die   nberBetzungen  von  dum  und  ^f^ancd/ 

tdnrcb   wiittAm  oder  (htiniKt\  gowie  die  soltontu   auflö«ungen  von  abUtivis  abaolatb 

^tAf^  von  relativ 8ätÄ«?n  durcb  diese  partikeln  und  Öm. 

Zq  den  in  der  nebenstehenden  tabelle  vollzogenen  Abgrenzungen  komt  aber  noch 

leine  ganz  sichere,    Kapitel  77  nnd  78.  1   nÄmlicb  gehören  einem  anderen  verfaaser 

Lan  als  die  vorhergehenden    und   folgenden r   es  zeigt  ein  oberflächlicher  blick,    daäs 

I dieser  abschnitt  im  gegensatz  zn  allen  übrigen  sich  so  eng  an  da^i  lateinische  origi* 

Lnal  aDflchlie&st,  dass  er  mit  vollem  reehte  eine  interlincarversion  g^cnant  werden  kann. 

1  Daher  denn  di«  Ausdrackaweiae  riAAi  himitOf  rtgnum  cadarum  ^»^egen  sonatiges  himüo 

\rihh%^  unil  faUrt  hiuitunkrs.    Auoh  einjielne  teriuini  der  Übersetzung  weiclR-u  von  den 

[aonei  im  Tatian  ai^gewanten  ab,  %,  b.  ttecuM  f/i ,  »oust  mih,  and  c^fiHfffimmatw,  con^ 

ImtmtHasiitt  fulhäu^  ffilulta  gegenüber  dein   anderwärta  verwanten  fnii  und  ^ieni6n; 

odlicli  clafunffa,  ftiridor,   sonst  iftredutiffn.     Auch  der  oben  angenommene  abschnitt 

|71*,  4~8if,  11    zeichnet  sich  dnrch  die  ausnahmslose  Verwendung  von  ftar  zur  ftbei- 

Iselzang  von  ^UiHm  aus.   während  dietiis   in  den  übrigen  partien  der  harmonir  dnrch 

Y$tiumo  ansgedruckt  wird.     Efica  wird  äon>t  durch  muQs,   hier  80,  2,  4    durch  pAn*- 

li^^Hta  gegeben:    auch  Uh  eor/rtiw  79.  10   und   reffio  geum  82,  1    ist  hier  allein  zu  lin- 

Iden.    Ferner  gelangt  uj  dem  stocke  67  —  76  nur  uuaA  tho  (fUmortan   =  f'ttctHm  est 

(mit  näherer  angäbe  derzeit)  sur  Verwendung,  während  78,  1  und  dann  91^  1  wider 

gewöhnliche  miard  fA-ö.   d2,  2  tfimwrtan  uiia^  tkö  und  100,  1    das   auch    sonst 

seltene  ufutrd  tjuf  güafuiH  aufweisen.     Es  liegt  mir  ferne  behaui>t»?n  ^\l  woUrn, 

lasB  die  von   mir  gewonnenen  grenzen   alle   gleich  sieher  sin«!   oder  dass  ich   auch 

^wirklich  sämtliche  bei  der  Übersetzung  b<eteiligt^  mitarbeiter  nachgewiesen  hätte:  ein 

BereR  verfahren  h&tte  vielleicht  noch  andere  abschnitte  ni^ch weisen  können.    Zur 

llngnng  aber  der  meisten  meiner  annahmen  möchte  ich   auf  einen  gesicht^spunkt 

lanfmerksiira  machen,  dem  von  Sievers,  wie  mir  acheint,  nicht  die  gebilhrend«?  hcrlick- 

[tißhtigung  2JU  teil  geworden  ist.     Ebenso  nämlich  wie  die  verscliiedenen  Verfasser  btd 

lauer  gleichmässigkeit  im  grossen  und  ganzen  doch   durch  differenzen  der  auedrockb- 

Iweise,  wie  sie  die  obige  tabelle  darlegt,  such  kentlich  machten,  so  werden  sie  auch 

nicht  eine  völlig  gleiche  orthographische  norm   befolgt  haben.     Es  entsteht  also  die 

anfgabe.   ans  dem   differierenden  character  ^tt  Orthographie  innerlialb  der  von  einer 

und  derselben  band  gcscliriebenen  partien  ßchlilsse  anf  die  verfasaerschaft  zu  ziehen- 

leb  benutze  dazn   die  variierenden   bezeichnungen  der  inlaut«udt?n  gutturiil  -  u&pir&ta 

durch  AA,  cA,  A.  den  Wechsel  zwischen  u  und  i  nach  langen  sowol  al»  kurzen  voca- 

len.  sowie  den  der  vors atzpartikeln  in  und  iwi,  /or,  i*c»r  und  /«r.     Meine  hercchnun- 

gen  weichen  auch  hier  von  denen  ab,  die  Sievers  aufgestellt  hat:  ich  holfe  sie  wer- 

genaacr  Sf4n      Wie  uns  der  vergleichung  von  u'  und  dem  unfjinL'-f  von  i    erhcllf. 


476  vrmxaasTMBi 

bezeichnete  der  schreiber  a  in  fibereinstmuming  mit  geiner  vorläge  die  inlantenda 

gntturalaspirata  diircli  /^7».  Um  so  mehr  fällt  es  auf,  dasH  den  17  hh  (\  h  2 ,  3)  bis 
5,  12  von  5.  13  bis  10,  2  2:^  c/i  neben  0  hh  nnd  4  A  folgen.  Dieser  nmstand  bestä- 
tigt die  oben  vorgcnoniniene  abtcilung:  denn  wenn  nicht  gleich  bei  der  ersten  gele- 
genhcit  {nuärlihho  4,  17)  das  der  vorläge  cntaprcchendo  ch  geschrieben  wurde,  son- 
dern dieses  erst  allmählich  eintrat,  um  dann  zur  alleinigen  herschaft  zu  gelangen, 
so  erklärt  sich  diese  crscheinung  leicht  aus  dem  kämpfe  zwischen  der  gewöhnnng 
des  Schreibers  und  der  treue  gegenüber  seiner  vorläge.  Von  i)rol.  4  bis  13,  5  finden 
wir  11  for,  von  13,  ,^>  bis  15,  <J  (dem  letzten  belege  für  die  präjiosition  aus  n)  Sfur. 
Die  vier  ersten  beispielc  1,  2  bis  2,  3  weisen  nach  langem  vociile  zs  auf,  von  4,  14 
an  bis  16,  4  finden  sich  13  zz  und  10  z.  Aus  dem  abschnitt^^  des  Schreibers  /^  ist 
für  hh,  cfi  und  h  wenig  zu  entnehmen:  neben  191  /ih  (darunter  22,  4  vom  corrector 
und  60,  3  in  ch  radiert.)  stehen  ziemlich  gleichmässig  verteilt  10  ch  (18,  2  —  68,  1, 
darunter  56,4  und  60,3  auf  rasur)  und  10  Ä  (24,  3—70,  12).  Ebensowenig  lehrreich 
ist  das  Verhältnis  von  zz  und  s  nach  langem  vocalo  (zz  17,  2  un<l  dann  noch  7  mal* 
zuletzt  71»,  2  auf  rasur  vom  corrector,  und  HO  s,  davon  67,  2  zweimal  vom  correx*- 
tor).  Dagegen  fällt  auf  dass  von  21,  5 — 40,  1  regebnässig  hU,  von  40.  r»  alnT  an 
bis  80,  6  ausser  51,  2  stets  in  gebraucht  ist,  sowie  dass  18,  2-  21,  11  S  for,  1  für 
(21,  9)  aufweist,  die  folgende  partie  dagegen,  auch  wenn  man  24,  3.  25,  5  fur  als 
kiirzung  von  furi  auffassen  wollfe,  77  für  (wovon  allerdings  4  in  39,  2  in  n  corri- 
giert  sind)  neben  7  for  (von  denen  2  vom  corrector  lierriihron)  enthälf.  Kine  befrie- 
digend«? erklärung  hiervon  vennag  ich  nicht  zu  gt*bcn,  wi^nn  man  nicht  gestützt 
darauf,  dass  17,  6  antUmjota  sti-ht,  21,  ,5  aber  wie  nachher  immer  antlingUn,  um 
21  einen  abschnitt  annehmen  will.  Mehr  ergibt;'.  Dies  bezeichnet  SiJnial  die  inlau- 
tende guttural aspi rata  (8S,  1  und  103,  4  auf  rasur)  mit  c7*;  bei  88,  1  ist  aber  fih 
untvr  dem  ch  noch  <leutlich  und  ausserdem  finden  wir  von  84,  2  -S8.  1  3  /*.  Fer- 
ner: 82,  12  8r,,  2  3  for  und  7  iior;  HC),  3—96,  b  23  nor,  wovon  3  vom  schreiber 
und  1  vom  corrector  in  /V>r  geändert  sind;  96,  5—103  13  uor  (davon  2  in  far  radiert) 
und  15  ff/r  (eins  auf  nisur  vom  corrector).  lUs  89,  4  erscheint  ferner  in  (ein  int 
87,  8).  von  1*3,  2—101,  2  int  (ein  in  96,  ^)).  Endlich  die  -.  In  «lern  abschnitte 
87,  2 — 88,  2  und  nur  in  diesem  (vgl.  89,  4.  92,  2  iimtzzcr  ohne  rasur)  stehen  sämt- 
liche 12  bcisj)it;le  von  wnazztr  auf  rasur  vom  corrector  und  zwar  für  .sä  (vgl.  Sievcrs 
s.  14).  84,  4 --96,  2  hat  nach  langem  vocale  19  z  imd  5  zz  (S4,  5  und  89,  3),  von 
97,  2  an  begegnen  alier  nur  3  :;  (97,  5.  98,  4.  103,  2)  neben  9  zz.  Für  <lie  i>Jir- 
tie  104,  1  -  6,  tlie  allenlings  so  grosse  ähnliclikcit  mit  der  vorhergehenden  zeigt, 
dass  ich  sie  «licscr  zugerechnet  hätte,  wenn  nicht  das  j»lötzliche  auftreten  von  hithiu 
unanta  mich  davon  abgehalten,  mache  ich  darauf  aufmerksam ,  thiss  104.  5  ein  itor 
steht  und  das  ftyr  10-1,  3  rasur  zeigt.  Von  hier  an  wird  die  entscheidung  schwie- 
riger. Ich  habe  mich  in  der  obigen  tabelle  auf  die  bereits  vcm  Sicvers  vorgeschla- 
genen abschnitte  beschranken  müssen,  einen  derselben  sogar  (bei  135)  als  durch  die 
Sachlage  nicht  genügend  motiviert,  beseitigt.  Vielleicht  abor  ergibt  eine  betrachtung 
der  lautverbältnisse  einiges  mehr.  Zwar  lehren  bis  132 .  5  die  darstellungen  der 
inlautenden  gutturalaspirata  nichts:  li»4  — 118  46  ch,  5  h  (108.  115.  116),  1  Ikh 
(104,  7)  und  119  ■  132.  5  61  hh  (124,  5  vom  schreiber,  131,  22  vom  corrector 
radiert),  1  ch  (120,  1)  und  4  h.  Dann  aber  stellt  sich  das  Verhältnis  so:  132,  9  bis 
135,  1  5  ch.  7  /*,  1  hh\  135,  2-139  11  Ä,  5  M;  140  —  145  34  ch,  14  /*  (davon 
141,  3  auf  rasur);  14(i  -  152  3  h  (147.  5  —  7),  23  hh  (davon  147,  8.  9.  12  auf  rasur 
und  152,  1  ein  h  unterpunktiert).  Endlich  153  —  174  22  h,  6  hh  (das  letzte  173,  2 
auf  rasur);    175-182  7  hh,   2  Ä;    183—197  16  ää,    U  /»,    1  ch\    198  —  211  4  hh. 


r^BBB  TATUJf   BD.   HiMVKBa 


477 


rÄ  (iIätou  208.  2  211 .  l  ;4ul  niMur)  19  A;  212  hls  amiii  {u^hlmsao  40  cÄ  (23i»  1  aiif 
rasor  vom  wrrector)  1  A*  l  '*A,  1  Ac/i,  Ini  lauUit  <Üö  Vüraal»{»artil£i*l  Ton  104—  llii 
|aitmi9r  plnf^tu  m  llM,  6);  von  117—141.  12  ßndeii  deh  7  tn  imd  4  Mt  (110,  6. 
131,  22.  l.%3.  14.  1311»  2);  von  da  an  liomt  mir  it^t  vor-  110  -  131  weisen  nur  /Wr 
Inf  Äoaö<*r  3  for  im  »nftingr  (120,  <:',  121,  4,  von  «lencn  «las  crsf-o  vom  rotTocinr 
berührt);  dann  folgen  \m.  8^  IM.  4  S  twjr  nnd  l:i4,  9-212.  4  for  (d<uicl>i»ii 
!— fj  vt»mn»«lt£  Mm-  VHG,  3.  i^»S,  X  224,  :^.  225,  1).  Während  von  lut— 123 
naoU  knrrA'm  vocale  rfgelnm««!^  ^ausser  nnmizc  lOU,  1  nnd  einer  andt^rn  oacUher  T,n 
IJCÄprecbünden  au»niihiue)  i::;  ^cschrieh^n  bt,  Jimtüt  sich  von  125#  11—132*  18  (n<jl>en 
Uft^i  120.  5,  ;»ij^n\  giMeim  IHO,  l.  uKi^^t  l:n.  !M)  18  mal  i  vor.  Von  138,  T  bin 
P42,  1  foljiyeti  15  ij  nnd  7  f ;  nnd  von  da  bin  rum  Hchlnsse  xs  mit  wcim  uah- 

ncö.    Nach  lan^mn  vt^oale  nbcrwir^'t  von  14»> — 100,  7  23  wdtaus;  vök  bo 

rndc  l^nde  ich  s  neben  cin*;ni  ;;?  I>l  1 ,  2).  Zwar  konmit  anch  songt  hier  und  ila  c 
^\}T  srJmrfrif  z,  rogelnms^ig  boi  crwci  nnd  <rrn^<r>»rin,  öft<?r8  hin  fwcii,  ferner  cthcnsag 
5»  2.  A«ilc^  117,  3,  bict^rciU  146,  16,  et  147,  L  150,  5  (corri^ert  ui  z)  timl  160,  4 
^or.  ab^r  von  134,  ft—  141,  17  i»t  e«  rcgöl  vor  •,  wenn  aaeh  der  »ehroibijr  eit»i?ii 
|t«ftl  der  c  in  z  nachtra^clicH  j?<*aBdert  hat.  Und  Au^e  ro^cl  hat,  wie  ich  elaalw? 
pinnohmefi  zn  dlirfrn,  m  jjfanx<^n  Tntian  vor  t  nnd  vielleicht  anch  vor  e  (vor  andern 
irnimlon  nicht,  da  sonnt  rollision  mit  der  in  d<*m  wechstd  «wischen  k  —  vor  «  nnd  i  — 
Btid  c  —  vor  a,  o»  tt  —  htjfid^U'n  i*ingflret*"n  wiire)  gvhersclit,  wenn  das  r  ein  t$charfcM 
fit.  LHt56  erpbt  »ich  nicht  nnr  an»  einzeliion  c  bei  tuctl^  »uiideni  daninR,  ibia  aucli 
In  den  jiartien ,  wo  Honnt  a  nadi  kur^in  vucale  steht,  worto  wio  annif^\  lusil,  neti, 
ütizn  aurli  alK*  ableitnni^'eii  auf  tijjfm  —  die»i'  violleicht  ebenfalls  wej^cn  dcB  ursprön^- 
lleb  fol;jenden  i  —  fa«t  r»*|k''?hfiä«*«i|?  einfaches  z  anfwciscu.  Dann  «chwindet  in: 
fBSt  7—142.  1  die  an?:ahl  der  3  anf  ein  mininmm.  Nun  tritt  ahi^r  an  an?-  die  fra^ifo 
heran:  wie  komt  ca  dais  diese  c  gerade  hier  atelien  geblieben  sind,  weder  ia  den 
lrprherg<frhend<m  noch  h\  den  folgenden  partien  desgelben  und  der  anderen  schrcIlmrV 
Bolttü  ditise  erHcheinnag  nieht  vielleicht  darauf  hlndcnten ,  daas  wir  in  unserer  haiid- 
chrift  isnr  nicht  die  erate  abHchrift  dos  original»  vor  un»  habon,  nnd  dass  der 
p^dachtc  »b«chnitt  die  gTi?nÄ<:'n  eines  «chreibera  der  vorlap:^  ans  kentlich  macht?  Ich 
|woiae  dafiir  ntich  anf  den  oben  nÄhcr  dargotegt**n  Wechsel  zwischen  int  nnd  in 
Mn.  Hält  nmn  nun  ni  dum  ans  der  obigen  tabellc  ersichtlichen  verhilltni«  von  «iwf 
^%t€tUntt  nnfl  tifuthnti  d*!n  bei  125,  11  /n  tage  tretenden  gegensatz  der  r  nnd  ri, 
Bo  wird  man  nngefahr  bei  dtetieui  verae  einen  abschnitt  statuieren  dl^rfen.  Ferner 
vird  man  jetast  Ixjrechtigt  «ein»  den  von  Sievers  proponierten  abHchiütt  bei  135  widor 
fcnfzTmchfncn  nnd  etwa  132 — 13*1  einem  besonderen  Verfasser  zuzuweisen.  Aach  am 
198  wird  ein  abschnitt  fallen* 

Wajs  den  arspninglichcn  tcxt  de»  Tatian  anbetrifft,  so  glaube  ich  folgendes 
Von  ihm  aasÄiigcn  zn  dRrlcn;  1)  die  langen  vocalc  waren  meist  durch  di>[»pc'lKcUr<n* 
[lung  bezeichnet.  2)  nu  hersehte.  3)  i«  lUr  tnti  hatte  eine  weitere  ansdehnnng  als 
In  der  Jetzt  uns  vorliegenden  handschrift  Daraus  erkläre  ich  den  felder  17,  2;  iiih 
mtlzznffUH  statt  inti  uukui^im,  4|  Der  Tatian  kante  im  allgemeinen  die  sehrd- 
ng  rmt  (vgl  hber  sie  Sievors  ».  23) ;    «eher   aber  kante   sie  nicht  der  abschnitt 

104 —  iia 

Bs  liesseti   sich  noeh  manche   beobaohtiuigen   Über  den  versftluo denen  sprach- 

lirebraüch   innerhalb   der  einzelnen  partien  beibringen.     Aber  abgesehen  davon,    dass 

iicscihen  mir  keinen  irgendwie  erheblichen  nutzen  für  die  klämng  der  verfanserfrago 

nbcnwerfen  schienen t   so  lonte  es  nicht  aufgäbe  einer  anzeige  sein,  alle  einsehlft- 

*^^       fragen  m  erledigen:   dio||||^|§||^|||^ einerseits  zeugni^   ■^'     -        -^^  -^ 


i 


478 


PhVL 


^chtigeu  Imdtxing  auf  uhd.  g<)biotr«   Anili^rcricitii  aber  auob  4<n  imcbwebi  ftkbr 
lijLCH  cingehentk  liüActiÄftiguu^  mit  il<mt  Tatiaui  imxaor  nodi  fraehtbdoi^ii  sei»  i 
HoffciiÜich  erw*:i:kt  die  «^'bööe   ncne  ausgaliö  lust  da^iL 

i^jutii  scblimsc  bencliti)i;e  tob  uodi  einige  kleine  UDjBreiiaiii^kdtcD.  die  im  i 
autsfc'üb*?  iiiir  i(?i)  8»nil.     S.  IH  igt  den  bei»pi»>li*n  * 

ci*«  88,  1  >i  ,M  n.     Zu  H,  23  bemerkt?  ich,  dafli*  >  r 

41»  f>,  1 1  vorkomt,    H*  fi2  Ut  fälscblicb   angcgeh**!! ,    das«  «ch  die  r j  i 
jioliliuasUdi  der  verbiudung  wmr  au^in  ih  tu  bedient«ii;  aber  «4iMr  Qu. 
44«  10.    Zo  8.  3H4:  eiaiual  ist  Jheitm  nicbt  durcb   Jboia^  üb^rsetst»  « 
aalDtt  itit  in  den  deutucban  ttiit  abergegänsren  82.  d    8.  40^**  2.  11  voti 
64,  9  »tÄtt  4»  y  zu  leseu. 

ߣSLtN,  ru  «BPTHMBSR  ISIS,  zuAB  BTEnnunrca. 


FrldaiikeN  BeKcheideabeit  von  R*  £.  ßezzetibeixer«    Balb«  Ii$7S.    Bttcl 

luog  dei<  Wai^enbanises.    (XTV,  469  a.  8.)     Preia  2  tbir.  15  agr. 

Der  tweck  dieser  neuen  ausgäbe  ist  nicbt  aowol  die  berstc^UuDg  d««  texte*  1 
neuen  gnindla^ren,  ab  die  befördemng  des  ver«tÄndni»8e6  für  einen  writiir<»ö  la 
kiei»  und  vor  allem  dtr  nacbwei»  der  benutzten  quellen.  Die  «»inleitnng  x«rf)llU] 
ewei  abacbnitte;  der  irrsto  bandelt  von}  dii*.hi«r,  der  xweit«  von  ditioem  werki«. 
jenem  i^iderlegt  der  herAUägeber  nocb  einmal  die  wol  von  uicnmml  meh-  ' 
bypotbesc  W.  Gritiiüis  von  der  Identität  Freidanks  mit  Walthür  und  «: 
daf&r  an*,  dits8  Freidank  kein  pnendonym.  sondern  der  wi' 
gtjfnbrt-e,  wenn  auch  vielleicbt  ibni  ernt  beigelegte  naine  nox, 
besonder»  aaf  ila-s  xeagni«  Rudolfs  von  Em«  und  der  Colmarer  »nnalmi  und  *leii 
beriebt  Hartjuann  Sebcdels  über  Freidanks  grabnial  in  Treviso.  Er  hält  rntt  J'iAf^m 
daran  fest,  dt%aa  die  ins^shrift  jent*s  grabmales  auf  den  dicbter  der  boscb.M 
beziehen  sei.  Kr  tritt  mit  recht  der  bchauptung  J.  Orion« 
gestützt  auf  eine  ganss  tr^/^wnugene  erklärung  der  worte  - 
Schrift  2,  172  f gg.  a  itat,  dass  der  von  Sebedel  g* 

1384  —  88  gestorben  1,     Ad  urhem  VfN4^iortim  kftjn 

hei  äsen  als  nach  Venedig,  in  urbe  Patavina  nichts  anderes  als  in  Padua. 
begreift  man  freilich  nicbt,  wie  Freidank  dazu  komt  in  Treviso  begraben  au  Hc  .^, 
Es  muüd  eine  Verderbnis  vorliegtm,   die  auf  zweierlei  weise   berichtigt  wenifiii  bum. 
Entweder  int,  wie  ßezzenberger  im  nacbtrag  bemerkt,  mit  V 
Patartfia  äu  leaen  in  ttft'he  Tarümnn ,  oder»  wai*  mir  wabj 
üchrtft  f/c  l^arnsfo  ist  falncb-     BezBenberger  besprit'bt  nun  weiter  ili< 
lung  Orion»  in  diirser  Äeitscbrift  2,  4t>8 — 44u,    in  welcher  dieser  dir 
dankK  mit  dorn   arcbipoeta  und  mit  Wolfger  von  Ellimbreöhtakirehen ,   dam  |ialj 
eben  von  Aquileja  tebauptct  hatte,  und  «rklärt,   dcsäen  anaicbten  nicht  b^" 
k'^nnen,     Er   bättu  dien  in    nocb   viel  eutdchiedentir    weitie  tnu    li5nn«u. 
beweis  ilrionp   vim   der  identität  Wolfger«  mit  *i*  ' 
Auflösung  des  nilÄclä  Carnr  hur.  183*  und  »ein».» 
welche  beidrj  nur  zu  stände  gebracht  werden  dnreh  ein«  volligp  v 
lieben  sirmei*  und  durch  eine  verkennuag  dt^r  gesctze  dcufcicher  .vi. 
nur  einem  ausländer  zu  varxeiheu  bt.    Dem   ungeachtet   achdfii  e»r  ' 
gefunden  äu  haben  und   bat  wenige'  ^ore,   wie  Krause  unl 

verleitet,    durdi  andcri'  voifehttc  einen   naaien  in  i\ui 


UlIKU    rBKmANIC    HD»    KeZXENUEBGVJR 


479 


1«  mau  die  nocli  beut  liehe  art .  ir'   i  it     in  litMi 

stzjig  vorliegt,  yht^u  jicrwonriirminen  darin  zn  ^nchvtt,  luni  wühr«>n»i  die  un?.T^'cifelhiift 
rinbtigä  deutung  alm  liingst  «chou  von  SchmellcT  selbst  gegeben  i«t  Für  die  idcn- 
titit  des  <iroMpo^.^ta  mit  Freidunk  gibt  (tnun  übc;rhtLu]Jt  keinen  grond  nn.  Ditö  ein* 
xigo  Aber,  was  lim  ftuf  dieKe  »URicht  gebr^icht  haben  kann,  ist  der  umstand*  dans 
«Xfi  kleiner  anszug  aas  Preidank  in  den  Canninu  burana  steht,  und  das»  nr  da» 
honöbren  derselben  von  einem  Verfasser  ohne  allen  gmnd  für  ausgemacht  halt,  wäh- 
rend duch  achün  die  aufnähme  dieses  anasmges  das  ganze  ali  eine  samineihandschrift 
ervmscn  wnrde.  Und  ntn  die  chronologischen  Widersprüche  zn  beseitigen,  wirft  er 
die  einzigen  st^Uen  in  der  Bescheidenlieit ,  wekhe  uns  einen  anhält  für  die  bestim- 
mung  der  abfasänngszeit  geben ,  wider  ohne  allen  gmnd  hinaus ,  am  eine  wUlkürliehe 
bypotbese  möglich  zu  machen.    Seb  aofsatz  ht  also  völlig  ergebnislos. 

Im  zweiten  t^nle  Her  einleitnng  spricht  der  heraüsgeber.,  nach  eLner  chÄracteri- 
Atik  des  Werkes,  über  das  Verhältnis  Freidanks  zu  seinen  quellen.  Er  hält  den»eU 
ben  (ttr  einen  «ehr  belesenen  manu .  welcher  fast  keinen  einzigen  spmch  fielbständig 
verfasate.  aondcm  beinahe  alles  bestirnten ,  meist  schrifüicben  quellen  entnahm* 
Daim  bespricht  er  die  handjichriften  and  die  verschiedenen  anordnungen  de«  Werkes. 
£f  tritt  der  von  Zarncke  zuerst  autgestellten  und  von  mir  weiter  ausgeführten  ansieht 
bei.  dass  die  von  Grimm  als  die  vierte  bezeichnete  Ordnung,  wie  sie  im  abdruck  bei 
Myller  vorliegrt,  im  ganzen  die  nrfprfiwgliche  sei.  Ich  bemerke  dazu,  dass  ich ^  nach- 
dem  ich  die  übrigen  anordnungen  aus  den  handachriften  kennen  gelernt  habe,  zu 
dem  ergebnisse  gekommen  bin .  dass  auch  die  reihenfolge  in  dieser  gruppe  bereite 
durch  umordnnng  ans  einer  älteren  ganz  principlosen  entstanden  igt«  welche  am 
genaoesten  in  der  leider  nuToUatändigen  Berliner  h&nd^hrift  erhalten  ist.  Den  beweis 
daför  behalte  ich  mir  für  eine  neue  kritische  ausgäbe  vor. 

Da  die  ausgäbe  anf  dem  von  W.  Grimm  gegebenen  material  beruht,  so  sind 
nur  die  Abweichungen  von  dessen  beiden  auagabeu  mit  angäbe  der  handachriften,  auf 
welche  diese  weh  attitxen,  unter  den  text  gesetzt.  Grimms  anordnung  ist  aus  rein 
praktischen  gründen  beibehalten.  Die  Überschriften  aber  sind  weggelassen  und  die 
«prüche  besonders  abgesetzt ,  nicht  immer  richtig.  Einerseits  ist  jEUsammengehörigee 
auaeinandergerissen.  24,  24—25,  8.  2.%  13  —  26.  7.  27,  15  —  28,  14.  39,  26  —  40,  4. 
49,  1  -1.  5,5.  19— 5*n  4.  m.  21-67,  8.  76,  27-77,  7,  90,  17-- 22,  llt\  15-18. 
I72t  20—  173,  23,  da?.n  die  längern  betracbtungeu  in  dem  capitel  von  Akera.  Ander- 
«eitfi  i^t  unzusammen gehörigem  verbanden,  das  auch  meistens  bei  Myller  getrent  steht, 
und  e»  sind  noch  abs&tze  zu  machen  bei  3,  11.  3.  13*  .'i3,  12,  71,  13  113,  14. 
Iia,  16,  122,  27.  12S,  24.  124.  5,  127,  lt5.  134,  16.  Die  echtheit  der  einzelnen 
Sprüche  iat  nicht  untersucht,  sondern  nur  die  in  wenigen  handschriften  tiberlieferten 
in  klammer  gesetzt.  Für  den  text  sind  im  allgemeinen  die  handschriften  der  net- 
ten gruppe  tu  gründe  gelegt.  Derselbe  weicht  daher  bedeutend  ab  von  dem  der 
zweiten  a«8gabe  Grinum*  und  steht  dem  der  ersten  viel  niher.  Es  ist  sicher,  dasa 
damit  der  herausgcber  von  den  abwegen,  auf  welche  W.  Grimm  allmählich  geraten 
war,  wider  zu  einem  richtigeren  verfahren  zurückgekehrt  ist.  Aber  der  unbedingte 
Vorzug  der  vierten  gruppe  vor  allen  übrigen  ist  nicht  erwietten ,  um  so  weniger,  wenn 
sie  nicht  die  nrsprüngliehe  Ordnung  darstellt.  Jedenfalls  iat  es  in  keiner  weise  zu 
re«']'^'     '  '         '      '  l>cr  der  zufällig  bei  Myller  abgedruckten  handschrift 

N  •  -t  und  sogar  le^arten  aufnimt,  die  nur  in  diener  oder 

nur  noiU  in  der  imi  jur  ui  iiiiüh,4ter  verwantschaft  stehenden  U  tiberliefert  und  mm 
teil  ganz  oflcubiire  willkürliche  auderuugcn  sind,  die  dem  dichter  unmijglich  zukom- 


4^ 


omi 


inen  kennen,  wie  tf».  15,    Iß.    18,  11».   57,  1    70,  'Ä    84,  *l£.  'J^     13g.  24. 
luiTichUg  bt  di<*  innÄcitig«  bcviirjiigtwig  von  C^  *Jö,  3  iiii«l  «Ire  conr'^^'""  ^^^    **^ 
Dhm  haujitgc^wlcht  Ic^  der  IietAu^obcr  Auf  4io  mituf'rkoii; 

er  m\i  grogsejn  ftoisse  eine    nTigrebeurc  mcnp?  ton  i      ^^  '     " 

»ucli  aim  deiitKcliüu  »chrift-sti^n<*ni,    80  selir   wir  nmi   Utiu  v 
clmtkbHr  mnw  riiÜH»ßji,  es  ist  AwXi  xu  betlan^yrtJ»  iia«H  or  Ihff'i 
d<?rt  und  verdüokolt  hat,   da«»  or  ^An  itiaft^rial  nicht.  g»^liöri|r  «»^«irUtrt,    iricltiH 
HÜe»  dati  smanmTiicn getragen  bat,  wa*  anch  11  ar  In  j^anz  entfernter  b«35ic)mng  «n 
daiiks  »priirbr.n  stebt»  ja  vieles,   wovon  man  gar  ni<-*bt  erkennen  kanOt    Wf»xii  n 
anftlbrt.    Am  WLMitgst-en  kann  man  ihm  bmtimnien,  wenn  fasl  alle*  dii^». 
der  otnleitnn^  an K^ea proebenen  anHicliten  genjüsn.   »1f<  «|n*0!f«ri  Fn'idank^   «»^14*«^ 
Es  igt  aelbstv©r»tändlich,    da»8    vi*»lo   >!^edank«'n   dr 

da«a  sie  «icb  in  den  npröcben  nml  b»^i   den  Hcbriftsr  ,:  ^ 

gebildeten  volke«  wider  finden  werden-    Es  kann  aber  bei  einer  ansjpabo  nur  ftm 
ee»<>  sein,   anffallendc   llbereinstimmun^en  in  inerkwllrdi^en   |r*^dftnkcn  ütler  fiii 
druck»    besonder  in  den  znr  erbiutenntg  gitbrnnchtini  bildern,    anzufnbren.    itoil 
wenn  8f>lcbe  ('tberf-nntttiinmungen  nach^(!wit'Ken  wind,  kann  die  frn;.  > 
den,  ob  vielb^ieht*  »ei  es  eine  aniriittelbar«)  «fnliehnunKi  od*fr  ein  i-  i| 

d«r  vennitt^Ik^r  «ugarnmenhanir  rtiLßunelnnen  ist     übt^rdi*>«  sind  virJi«  foh  *lcm 
ttin  «cbriften  dem  mittelalter  völlig  unbekant  ^feweacn,  und  aoeb  diejenigen« 
«a  nicbt  dnrchauB  waren,    sind   in  ihrer  gcaamtlieit  nictnals  vnn  dem  golel 
manne  anifasat  worden.    Durch  die  utreiebuug^  des  ^ossercn  teile«  der  j»Amll*»tJ! 
wiirden   deninaei»   die  anmerkun^en    nnr  gcwonm^n    haben.  —     Wa»  die  erklilril 
angeht,  äo  \&i  Hezxenliergcr  hemiUit  gewesen  reeht  '  ren      Er  i 

immer  den  specieUen  ainn  der  worte  ans  der  ]trrun<ii  ork+dn, 

or  freilich    auch    viele    znr   erklärung   nicht   notwendige    Kpra<^hbcho    nnd 
exCorse  macht     Aneb  an  ganz  verfohlten  erkläningen  fehlt  es  nicht,  von  schwi« 
«teilen  abgcaebont  Ober  die  flieh  sehr  atreit^^n  hlßst,  4(»  4.  %\.   lö,  l.  54,  10.  40, 

58.  aa  tn,  7.  a,  w,  a,  ir2,  m,  20.  «7. 2a  80.  2u.  m,  21   r7.  2A.  fm,  14   \h, 

108,  3»    138.  21.  147,  '22'**    l*U),  Z>  —     In  dem  reimrogiater  »Ind  viel*^  v^TH^^b**« 
drnekfebler.  an  denen  GrinimH  aufigabe  reich  war,  vorbe8öert>     Zwei  t^V'  rf 

trlricbtnig  der  reihenfolge  bei  Grimm  mit  ihr  bei  IMvIlei  nind  »-inM  niit 

JBNA»  ni  J17LI  1872,  n     i  Alt. 


Der  Tempel  des  Heiligen  Gral  nach  Albreibt  von  8charffenV 
re  r  T  i  t  n  rel  8  tr.  31!)  -  410  von  Ernst  Droysen,    Mit  1  t-alel.    l;, 
MittlerHeiie  Bneldinndlnng  (H.  Heyfcldor),     TV  und  fif»  «eiten  gr.  H.     Treirt   12  «c 
Wenn  zur  anscbaulicben  besohreibung  eine»  bauwerks  ausser  kentnln  der^ 
liehen  formen  und  technischen  aaiidnlcke  besonder»  auch  dlo  gäbe  «ini^r  kl 
faMsnng  und  einer  bestlmien  redewelge  gebort ,  m  geniigt  zwar  der  gelehrt*?  fc 
des  Jüngeren  Titniel  d<'m  crgteu  erfotdemii*.  bcziigUeh  des  anderen  aber  laiut, 

»eben    selbst  von   der    ffir  tei^hnische   bcschreibnngcn  immerhin    ?Jl 

denen  rede .   das  uufität«^  m\A  h(^pfen<le  Wesen  seiner  betracbtung 
»einer  Mprnclie  «ehr  viel  xu  wönsehen  übrig.    Überdies  bandelt  «m  siejj  bei  ihm  nl^ 
rnn  ein  wirklich  vorhandene»*  *  »ondern  nur  um  ein  pbantaftiarbe«  bauwerk ,  aberj 
für  seinen  romanhaften  grattempel  mnsto  «r  itt  den  allgiiiueinco  anselianani 
Heiner  xeitgenofiäcn  eingehen  und  brancbtc  auch  al»  poet  dxidn  eoncreten  anhält 


HBEB  DRf>Yfnu<»  -nmrKL  biot  urnit.  muii 


481 


pTAr  «lAliffr  ein  S4;hr  glflckUrlkT  RTJiT»  *li*»8  8aii-Miirle  (rcgierrm|f8nclmlr»t  A    8fhiiU 

MagiU^burg)  d5«?  nm  1227  -  14  «rlMoU*  ll*?bfrHueiLlcircli<*  in  Trier  üur   v»»Tj^'lcir.hiing 

b^nuijfio^.i    tiit«   rafi^rent  uicliit  ansteht  tft^rnde^a  aU  iIm  nrliflrl  des  gmlt4^rn]»f*U  zu 

dafhi  W^iärkt  dnrrh  ^t        '  w'otj^^j,  kaum  nl^iva  ncur&  üntJmIt*?ntI^> 

<lcH»»*n    vorrjuisfir  ein-  u    der    ciii^cUl&glichon   ütUTuttir   nrir 

ilip^c    kcntnin  j^enonurien   mui   tumlihimi^g  von  »oinoiü    vorgfiui^or  liO  j^iUre 

'Ke  liebiVauenkJfdie  in  TH«r  i«t  sfldwegtUcli  am  kreuz icfaii^^  des  dortigen  dorn« 

AejETt^n,   mit  welchen»   letzteren  «jIö  diu^h  oiti  Mj'aradieftcheu  •*  in  vcrhindnngr  «teht; 

^e  nimt  dir  «teile  der  «T«|»ri\n|;lichcn  tÄufkftiiellc   de«  dorn«  ein  und  Ti^rtUnkt  ohn« 

r«ir*d  Icdig^lJch   diesem    nni>itand<?   ihr«    Monst  nnjgrcwohiiltcbc   rutidfunn.*     Änch  der 

ralttinipol  r^t  ifine  nitunde»  bei  der  voniu8««t2 liehen  nahon  beÄichuti*,' der  grjibw&ch' 

er  /n  d»."n  t^rnju^lbirren  wuhrRiImiidi^'h  xti  tvklareti  atii*  der  mit  der  kirche  des  bcili- 

fcfti  ^mbeß  ^11  Jommlem  «usaitimeTihängenden*  besonder»  in  FVankreleh  und  Kugland, 

^biiT  »ttch  in  DentaehUnd   (zu  Metx)   nachweiÄlicbcn  Vur1iol»c  dieao«  ordens   für  die 

uodfonu  der  kireheu,     Patron  des  |TraUcmjvcla  iiit  der  heilige  geist;  kajHjlleii  untor 

lii38eni  Ütel  wurden  im  laufe  den  XIIL  und  XIV.  Jahrhundert«  durch  die  hoüpitaJbnl* 

lüiT  d(»Ä  boiUp.m  ^ei«t^8  '/ahlreich  erbaut -^  und  es  nnigen  in  Deutsehlaiid  wenig  bedcn- 

ender**  stadt^^  jijoweaen  »ein,  in  wolclieii  sieh  kein  hofeiutal  dieften  ordens  befand.     Zo 

9al2vr«Hlel  war  dir   venuutlieh   aun   der   zweiter!  hälft**  dcA  XI Tl.  jahrhundert-ß  datie- 

rmUi  und  tun  17^2  bin  auf  den  einschiffen ,  im  halben  zchnock  geficblo.'saenen  chor 

abgetragene  kirche  S,  Spiritos  ein  gntischcr»   «wachen  den  strfbopfcilern  ring»  mit 

lapetlrn  um^ebeurr  vitd*jckiger  i^entralbau.   in  dcBSen  mitt*^  sechii  gegliederte  pfeilor 

^berbulb  den  dazw'meheu  ^ewpanf<'n  kr**u/,gewrdboK  einen  aehteekigen  hölzernen  gloeken- 

itirm   tnigen,     Aueh    in    der  ti    stitdt  Trruenbri«tjjen   haben  sich   <lie   tiber- 

c«tc  einer  goti«ehen  rundkaj'  lieiligen  geisten  erlialten,    während  anderwärts 

lie  kapdien  Qnt>cr  dia«cm  titlet  ^ll«?rding»   die  gewidinliohe  rechtcckfonn  xu  h&beo 

legen. 

Wenn  man  nur  unf  den  grundrifs  der  nmfassungsniauera  «ieht,   »o  enicheint 

"  •      l'ebfrauenkirehe  /m  Trier,  hierin  einzig  in  ihrer  ari,  mit  12  halb- 

t,    und   die^e   80    böehHt   eigentiludiche    grundf<>rra  hat    aneh  der 

»mpL),    am   das»  der  gern  in»  colo8Halc>  mab'iide  diehter  die  saehe  vtirseehttfacht 

&s  ruud  fit-'incs  tenipela  mit  72  chorcn  «mgiebt.     Iiber  tlie  dinposition  de»  innern 

bd  den  anfbau  int  seine  beachreibniig  nnvotlständig ,   aber  was  er  darüber  bemerkt, 

^aaHt  in  6berra«chon<lster  weise  anf  da»  vorbibl  und   kann  geradezu  als  oberflÄchlidi 

lil^ittÄßtenhaft^i  analysc  dca  etwa«  eornpli eierten  aufbaue»  der  liobfranenkirche  gelten. 

^r  erwähnt  die  p  feil  er  in  der  vierung  der  beiden  «leb  jjlcicharmig  kreuzenden  und  an 

liren  vier  i*udr?n  jKdygoniseh  seblieaseu den  hallen  des  b<jehbau€8.  die  säulen  in  den 

|eiten*c}ii(Tartigen  nietlrigerru  nebenräumen»    welrbc  die  Trier  Winkel  des  kreu7.c»  ein* 

ftehroen,   die  kriimmnng  der  »chwibbugen,  zwischen  denen  »ich  die  von  vier 

Jokon  anfsteigenden   groason  und  kleinen  (krenz-)  gewdlbe  einspannen, 

feren  rippcn   sich  in  rerzlerton  aehlnasstoini^n  krenzcn,  den   gegen   die  drei 

anderen  kreuzarme  nm  /.wei  Joche  verlängerten  hochchor.    Oben  fiber 

len  pfeilern  und  bogen,  die  den  türm  tragen«  ist  jedesmal  ein  engol  mit  einer 


1)  San -Marie,  Lehen  und  Dirhtm  Wolfnini«  ron  Eftcrhenlmrh,     Hd-  U,  Mwgrdöbnrg 
1941,  N.  ^93  (mit  Hmzufugimi;  clnci  GnmilriAAos  der  Lt(ibfruut.'nkirchf;  in  Trier), 

t}  VgL  E,  au**ni  Wccrth,    Kunttdenkm.  dea   rhri»ll.  M.  A,   in    dra   Hhcinlanden. 
bd  a,     ßonn  1068.  al  77  nolo  IS, 


4i»a 


orrSt   tBER  DBOYSEN«   TBaCTBI.   1>gfr  OKU*.  ffftAI« 


kröne  in  *l*n  hAnden  »nircbTiicht,  tiud  »n  di»n  ilttrchschnHUpttuVt*^  ^Irr  ;ji»^rrr!SfrT^ 

[>eu  im  chor  tiiud  ^ng*>lfigairon   mit  getalt^n  hätiflen.     trUer  t^ 

der  dichter  nichU,  fTihrt  aber  den  scluntick  der  antereti  windt 

die   im  Xlll.  j&hrhundert  aehr  beliebt   war^n    und   sich   iü   th 

t.  h.  «pätromutufich   in  der  pfurridrche  zu  Gelnhausen,    fröbgotJAtii    \m 

dorn»  /u  Nanmburg ,  finden.     In  d«r  anurdnnn^'  'I^t  drei  pt»rt»lc»  wol 

ter  regelrecht  reiTährt,  weicht  zwar  die  Li*^  -hr  ab,  über  nur  u 

iirtlichkeit  gebotenen  riickslchten »   dagegen  -•  l\e  „fünf  xfilen*^  d 

mit  den  fnnf  arcbiv ölten  des  baaiitportAls  der  Lii'bfranwnkirchc ►  m  h 

diese  reiche   anordnnng  »ucb  i»t,    widerauj  bachfitüblioh   Übereia,     Oleicu- 

fitinimang  steigt  der  türm  über  dem  krenzmittel,  und  auch  zw  den  ftloekhi 

die  der  dichter,   :i6  an  der  zahl,    über  dem  kapelleokranzp  auf' 

die  beiden  treppentünöcben  das  mutiv  gegeben  haben,   sn  den- 

1er  rechts  nnd  links  zwischen  den  beiden  weslUchaten  kapellenpaaxM 

kirche  entwickeln.  —     Einige  (4  —  0)   ntufen  fübron  zwar  xn  den  p-:  i 

franenkirche  hlnanft  ein  aUzn  gewöhnlicher  umstand  indes«,  um  die  ^tden 

pforten  dej*  graltempels  damit  vergleichen  zu  wollen;    die  touh^n  wkhf ,    dl«j 

Vorhallen  vor  den  portalen .   fehlen   dem  orbilde ,   koinmen  aber  anderweit 

portalen  vor. 

Fragt  man  na4^  dem  »tile  dea  graltempels ,   bo  entspricht  nnch  t!!ejn*r 
raancben  cinzelnheiten  noch  romaniaicrenden  friih-gotik  der  1, 
schieden  JÄpRtromanisch  sind  z.  b.  die  canneliert-en  säulen  am  IcU  :• :    i._  p,.-,. 
ttnd  die  achteckigen,  an  jeder  seit©  and  In  allen  aechB  bt<»ckwerk^n  mit  drei  i 
versehenen  glockhäuser  kann  man  sich  kaara  ander»  denken  al*  Im        t 
oder  im   Übergangs  -  atil.     Überhaujit  ist  die   Vervielfältigung  der  t 
»tisch  für   den  Ramanisrnns ,^    und.    abgesehen   von   dachreitem,    hai  die 
einen  einzigen  mitteltnrm    (über  dem   kreuze   der  Katharinenkirche   zu 
aufznweiaen.  Die  halbachtockigen  chöre^  die  gewölbeßchlaBSjrtcine,  die  Infli; 
sind  keineswegs  specifisch  gotisch,     Schlechthin  nichts  von  dem,  watdie  a' 
gotik  characterisiert ,   findet  »ich  bei  unbefangener  betrachtnng  in  der 
dea  graltempels.     Am   wenigsten  sollte  die   grundsätzliche  ablebnung   drr 
anläge   zum  beweise  des  gegenteüa  angefahrt  werden ,  da  bereit«  im  Xtl» 
dert  die  kirchen  der  Cisterzicnser,  unseres  wissens  ohne  alle  ausnähme,  k$i 
ten   mehr  haben  ,    während  der  sich  gleichieiHg  ausbreitende  unien  von 
mit  Vorliebe  daran  festhielt,    Znr  zeit  der  abfassung   uoserea  gedicbtea  wm 
waren  die   imposanteren   gotischen  prachtwerke   in   Deutschland   erst  im    i^t 
Der  1248  gegründete  Cöhier  domchor  war  noch  nicht  über  das  ^rste  ifadituu 
»eine  munsterfa«;ade  in  Strassburg  begann  Erwin  von  Steinbacb 
türm  bau  von  Freiburg  i.  B,  wurde  auch    erst  um   1270  der  an= 

Das  ceutrum  des  graltempels .  in  der  Lieb fraucn kirche  die  stelle   i 
liehen   hocbaltars«   nirnt  +■'"   ^'^y  a^>»r.^iri    .>iw  hiirrisiitnf'?\    wni  Acm   h 


Hill    nnM 


I )  Ghghut    i'Tinnert ,    d «    f  «   j; h * r  k  c  n  in  im j t  #  n t  h  tut 
Welche«  den  turtnnrti^en  aufvsts  mnea  srnhi^pfeilc^r«  beseichnei 

J)    Dor    um    1*^35    gew^iMe  liom  «u  Limburg,    ein    kUstiMhe»  t, 
gang*«tiJs,  hat  auifser  A*^m  mittpUurni««  nooh  ß  ttlrroo;  üah«r  i«t  die  »*jf 
tigung  d<?r  gldekhaudrr  \U%  gfnltempclfi  in  der  ordunn^r. 

3)  E§  kann  kaum  luftigefeH  geb«n  al«  die  weBtiUrme  de«  Hambi^ftt 
ob«rtcil  um  l«74  eniahtet  wurde,  aUo  <»twa  gleiehtcitig  U%  mit  d#iD  Titnr^ 


«ZYSB.   ÜBea   BKRKHOLS,   lltSVL,   RlUfCHR. 


488 


bers^dUt  mit  einein  balduchine,  der  den  tempdil  sc^lbst  im  td^inon  getreu  n&cbbiU 
Dor  dfiaa  statt  der  glot^kMuser  btldhauschen  atigebracht  wareu.  Man  wird  4ich 
fietleicbt  eine  aiiordnung  zu  lienken  b&beti.  ihiüich  dem  gräbmal  des  gründerf^  äitr 
bUuJcirche  zu  Laaeb  im  dortigen  westchdre.  wo  die  tmnba  unter  einein  ciborium 
ebtf  dessen  offene  gälteriea  und  durcbbrocbenes  niAaswerk  eine  seltsame  miachung 
omanuicber  und  fr&Lgotiscber  motiv«  zeige». 

^ocb  interesä^Luter  ab  die  urchitectur  i^t  für  die  kircblicbe  arcbäologie  die 
öerp  ftUflstttttung  des  Graltempols^  und  die  b*^treffenden  stellen  des  gedicbts  uher 
Jtiir*  und  mAä^binerleu  znnj  nnf-  ond  nit^derlasaen  des  speisegefässes ,  Über  die  Ver- 
bindung d<$r  kanjsel  mit  dem  lettner  und  über  die  orgeln  h&be  ieb  in  der  heim  Ernüt 
)roy9en  noeh  onbekaDt  gebUebeneD  4.  aufläge  meines  Handbuchs  der  Kunatarchaolo- 
^Leipzig  1863)  s.  im  fg.»  i.  17^;  a.  39  und  206;  a.  227  kuri  besprochen  und  mit 
pdeti  bet&pielcn  belegt«  wor&uf  icb  mir  hinsnweiaen  erlaube.  Ein  sehr  gutes 
Rpkl  von  ferbiüduüg  der  kanxel  mit  einem  trühgo tischen,  mit  drei  polygonsc^iten 
das  schiff  vorspringenden  lettner  bietet»  wie  ich  hinzufügen  kann,  die  pfarr* 
rche  zu  Gelnhausen.  EngeÜeucbter  sind  a.  a.  o.  s.  121  und  12^  angettthrt:  sid 
AUS  jüngerer  zeit  her,  und  vielleicht  haben  die  späteren  kfinstler  dieses  rei- 
fende motiv  erst  ans  dem  Titurel  entnommen.  —  Ül>er  der  orgel  im  münster  zu 
reiaing  Hndet  sich  eine  darstellong  des  jüngsten  gerichts  in  Wandmalerei ,  vielleicht 
^i>m  ende  des  XUl.  Jahrhunderte, 

Die  angezeigte  scbrift  gibt  s.  4  —  25  die  als  sehr  ungenügend  anerkante  Hahn- 
che  recen^ion.  itrophenan Ordnung  und  Orthographie  des  Titurel  319—410  mit  dea 
nojiton  der  BoissereescheQ  ausgäbe  und  der  bekanten  handschriften  unter  dem  text 
nd  mit  erklärenden  anmerkungen,  jedoch  ist  allein  die  beschreibung  der  architdc- 
IT  vollständig,  die  der  kunstwerke  im  tempel  dagegen  nur  unvollständig  gegeben 
nd  die  rein  phantastiAchen  exclamationen  des  di^hters  sind  ganz  weggelassen.  Zum 
ficblnss  täast  der  rerfasser  s.  2»>  —  j4  eine  analyse  des  tempeU  und  eine  kritlk  der 
rtroction  Boisserees  folgen,  wodurch  er  (wie  »chon  oben  bemerkt)  auf  die  ver- 
linng  mit  der  Trierer  Liebtrauenkirche  geführt  wird.  —  Die  lithographirte  tafel 
iiibiLh  die  grundrisse  des  Graltempels  nach  Boiaseroe  und  der  Liebfraoenkirche  zu 
tarier ,  aowie  die  skizzen  des  turmes  der  letetereo  mit  aeluem  früheren»  aus  dem 
LV,  Jahrhundert  datierenden  hohen  zeltdache« 

wkqbum»,  n.  ottx. 


ier  ßergmauoscbe  Codex  der  I  ivlän  dischen  Reimcbronik.  Yon 
6.  Berkiioiz«  Honderabdruck  au«  den  Mittheilungen  aus  dem  Üe* 
biete  der  Oescbichte  Liv-,  Est-  und  Kurlands,  Bd.  XII,  Heft  L  Rig«, 
K,  £)Tnmels  Buchhandlung.    1H72. 

Nachdem  die  sehr  wertvolle  Kigaer,  oder  wenn  wir  sie  nach  demjenigen  anter 
ren  frühereu  be&itzem,  der  sich  d^  meiste  verdienst  um  sie  erworben  und  der 
Insbesondere  sie  auch  gan^  zum  ubdruck  gebracht  hat,  benennen,  die  B  ergmann - 
sehe  handichrift  der  Üvländiscbeu  reimchronik  mehr  als  ein  halbes  Jahrhundert 
fmig  so  gut  wie  ganjt  verschollen  geruht  hatte,  darf  ich  cij  aU  ein  sehr  erfreuliches 
reiguitf  begrüasen ,  da^a  ziemlich  gleichzeitig  mit  meinen  oben  (aeite  407  bis  4^) 
gegebenen  mitttdlungen  Über  jene  handschrift  herr  dr.  G*  ßerkbolz  in  einer  beson* 
ren  kleinen ^  31>  seiteu  umfassenden  arbeit,  deren  inhalt,  wie  wir  erfahren,  bereit« 
I./23.  Januar  1871  in  der  35t>.  sitzung  der  geaellat-hatl  für  geschichte  und  alter- 
nde der  Ostseeprovinzen  in  Riga  vorgetragen  wurdf),  der  gelehrten  weit  eine 
hhr  genaue  beschreibung  jener  selben  handsohrifi  darbringt,   die  aatürlioh  In  ftahl- 


484 


IfSTKR,  OHER  l»DlKBat>]S,  htMtt.  RKQCCnE 


reichen  pin?**^HHten  mtf  d^n  von  mir  gemanhUtii  mitt^»lnTij:r*'«  nbi^Yrin^HTniri«^  t---i 
M»  V  ]  uhcit  aliL'f  kumn  ich  (Iha  her 

non    liu  v.ii  .:;^  :.    .     j.huilicl:^   auf   djis    verhitItnU     k-      .,         u.  j 

;ibdrack  211  dem  wiridicbco  kxi  der  handüdxrift  iinktuii^  waiirvml  ^'  9 

dr.  Berkholz  im  h inMick  auf  meine   arljeit  «u  gut  wie  gan»  aV  - 

ar!i«*it  /erlebt  steh  iti  »ei'h»  einzelne  aUscLaJUw,  deren  erster  Ci  «t 

*Teu  bentaud  »lud  titel**  der  bamUchiii  tu 

reihe  vt>n  miUeilungeu  über  i\*^n  [<eihl  1 

»kr  sich  auf  dciu  dor  handscbrift  zug^rfugten    pajüertit«?!   als  ihren   trflli«r«!n   1 
keuzeiclinctf  aus  eiuetti  polmscbäit  bricfe  des  hemi  dr*  AugUät  Biolawfki  lil  1 
öehr  ilankimswtrt     Be<*<>nder8  wichtig  aber  für  diu  altertj  geschieht«  der  büii 
ist,    waa  der  ^cwt-iti^  abschnitt  («eite  8—  \H)  ub«r  ,»die  scripturtiu  dr 
pergameiitblättcr"    ausführt,     Die  wiegen  spÄteren  radit^reun   und  Ol 
t<?il  uiir  fuit  gröater  mühe   xu  entÄifTeniden  eiutrÄguiigeii 
rem,   daas  im  jähr«  1F)31)  die  bandnchrift  im  besitji  <.iinos  K      1 
in  B«rsau  war.  über  den»  sowie  über  die  noch  neben  ihm  geiuintftn  |u'rt 
ßejrldiok   genauer  unterrichtet.     Der  dritte  aböchwitt,    f,Dttlob  vnn    ^'' 
16—22)  bamlelt  über  die  unechtiieit  der  Unterschrift,   auf  diu   in  n 
gen    näher  einuugeheo  auch   mir   «atHrlich   sehr   1 
abjK'hnitt  Ueit*»  2'J  — 2t>)    prüft  ,,daa  alter  dor  hi 

dahM  dieselbe  um  die  mitte  den  vierzehnten  ja  hrl  tun  dort»  entstanden  nei.     itt 
aUR  verscheu  wider  mit  IV  beztjiohnete  aböüliniit  (scite  2il    -33)  trilgl  ill»'   «'» 
wenigen  randbemerkungen»  wte  auch  ich  lue  Bänttiich  anzugeben  Für  ntclr 
hielte    vullständig  auaaianien»   nie  »ach  tdeben  v<?n«!hiedeuen  banden^   lii 
tu  aonderu  ich   nicht  gewagt»    urdoond.    Ob  xnr   rechten  oder  linken  d 
j<ltalt^?n  die  scVirift  nich  findet,  i»t  dabei  nicht  besonder«  fi 
weicht   von   meinen  angaben    ab.    wie  ich   zom   bempiel    >*■ 
haben,    wo  Berkhol^.  iiwurrunt  gibt,    ich  coTwUiauit,    wo  HcrkholR 
Der  sechste,    aus  versehen   mit   MI   bezeichnett^ ,    abscknitt  (setto  >:<.      ..., 
Ober  „abBchrlfteli  und  attagaben.**    van  denen  die  crsteren  jetzt,   w«  die  IttJ 
wider  als  zugänglich  bezeichnet  werden   darf,    natürlich  ganat  '     ' 

Von  ücitc  37  —  38  winl   dann  nachträglich  miclt  einige«  auf  -li 
bi^schriebenen   ättst^crlichkeiten   der   bandschrift   bc/Jiglichc 
keiit< werter  weise  Ui  eine  zunächüt  auf  phütogiaphie  taTuhi  ; 
liildung  der  letzten  »eitc  der  bandüchrift.   abo  auch  mit  der  gefillschten 
zugegeben,   die  leider  nicht  recht  »charf  geraten  ittt  und  auf  d^ir  wir  aa^u  1 
Zählung,  die  ja  der  handMcHrift  nicht  angehört,  lieber  entbehrt  hätten. 

DOaFAlS    l'i.  JU'BIL   [31.  MAA7,|    1873,  hZo  MJ&Via. 


L    S  A  C  H  li  E  11 1  S  T  R  K. 


cnt.  Nobentoti  aar»  f.  M\  tT. 
överbia  vom  |>art.  praet  abgeleitet  219, 
A I  e  st  ft  n  d  e  r  h  r*  d  v.  Likmprecht.  Ver* 
hJlItni»  der  S^tj-aüw burger  ha.  zur  Vorauer 
1  tf,  11  f,  zu  dem  bruchstück  der  fran« 
Äftaischen  vorläge  5  ff.  2\  f.  Zwei  ver- 
tichiedenu  rccen>4ioncn  d**n  deutacbun 
urteitctt  12  tf.     unter «chiede  der  hand- 


Hchrr.  im  stil  und 
gebrnurli  **ri  tV  ,  u 
Vcr^ 

franz..  u.   ii,;ut-Ai:ii. 
griechi.He'hen   u,    1- 

u^;  tf. 

Abt»okc,  a.  Ditleb, 


l     SAimRKGIBTSR 


4ÖC> 


las.   ti^inpo!  rt.  f 


li  0 ,  bei  T4ci* 
r  184.     vaLk«- 
■  '1  f  beer- 
'  ntiina- 
Kiiju^'Tuiii   iiud   priö* 


1  OtUr,  A 


I 


ertum  im  norden  125  ff. 

It  >  k  der  lex  salica,     (tb^^riiidit 

«j  iro  354  f*    «^«^r  Hh-^iimsformcn 

;i  wortUld! 

Ith  ;■'  ,      _  i.i  tHch.    ri-'  'Mi^'    vmi   r 

iwisdieii  vüculen  3öii,  </f/  tüi  *<^3i  1*0. 
y  1H),  Untvrs<:hicd  von  bair.  u.  achwab. 
in  d.  versdüebuüg  vi>n  y  a.  6  88  f.  — 
betotmug  der  letztnn  h\\\h*  drf*if«ilbiger 
wörU'r  bei  N  '  l.  — 

tfitt  od,  j<//.  ,  AS, 

mc,  des  obj.  ütii  icr^snn  :\\n, 
I  ifcltttordisüb.  byntax.  acc.  ttfi  ^0^< 
117.  dat.  bei  ttfixt  21^-  bt^i  una  222. 
hvut  er  pai  c.  gen.  pliir*  117.  ak  den 
„,.,  i..  .*  r  ..i^j -^r^iid  34b.  —  »agou  von 
li  lügr  uder  Ucekliogr  204* 

üh  i..   8|>rac(uv    mtiiicn  zwi- 

kcr    und    «<!.hw»cher    floiiuu 

I  \m,  -  t^tt^^rtttur.  kö- 
II                 U  in   httn<iinürk  hekant  81  f. 

)i\\  '  fi.     iüutlehrc,      h    vor    8 

II  2H().  B«jrnlu"ung<^ü  »liitdeiu 
a..  .  87*  —  sjntttx*  toeriHin  c. 
dihL  ;^18. 

»R^KlMäi^liAiftclK   lilutitfbre.  dio  br«- 

!    ^  H9,    a  fUr  efi  ^eachrw- 

r  f.a  211  221.     «o  atiH  6 

LLn   ü  utatt  «  iti  der  t»ndung 

M.     «♦  in   anbelonton  endsil- 

Im.u  ^;' «II    iii  a  über   1H4*    —     vorüijdti- 

ruugt'n  ii«^  ^  bei«»  üb**r^ang  ins  engl, 

J.4Ü,      /«y  Ktlltt  ^/    tr.  K.f.rn  1 -» >1        i  im 

Dslaiit  run  hi>  \\<ii^\\ 

15  r   —     dcc  1  I  von 

atiirker  und  «4: h  wacher  dccK  in  einem 
wurU.'  IJ)7  f.  plurulendung  -ias  ^)i\^. 
noni.  acc,  pl.  umilr,  auf  a  statt  t*  223  t 
(^«n,  plnr.  auf  t*  204,  nom.  f«.«in,  des 
urtik.  «er  2(¥j,  —  cüningution.  infln, 
auf  (>»♦  221.  —  Wortbildung^,  üdjec- 
tivÄ  auf  -m  ueboü  -ft*  2U1  Kiiftl* 
2lt**  'lini)  142.  vcrbtiirkondoK  jir 
I«*-  197.  —  Santax,  gt^nitiv  Umi  pnjii. 
deinuuHtr.  217.  bul  verben  21H.  prun. 
(n*8.    in    *^.-i*^'— '■-■•    "....i-...*..^.-^-    '»•: 

cnUIt.  ,.„.,,  .._.     ...... ,.., 

dtfitend   «'Hb  r.     Jjunnt  anücolQ- 

lJf3.      s€oä4nh    '3)1       ptah   ati 

,—  Uttoriitnr  i^tf2i)3  - 

Ittgeo  von  Unffif  n.  u  s.  Beö- 

wult 


bairifich»  :*,  li 
ß  e  o  w  u  i  f .    L 

im  <t  Seine  li^ 

EadgilSf  On^U 

Uli  214, 
brttuclits     8clvl»^gtfti-   tind   kröd«tijageii 

un  Brtds^au  7U  (.     lu  köhegartöii  gtflm 

in  Thüringen  134. 
Brückner,    beitrüge  stim  götting^  maaen- 

tkhü.  124. 
c  a  ü  Q  8.  noni.  gg.  der  titarkeu  udj.  294  f.  — 

vcrwantäctmft  von    nom    ^nd  ncc.  3ö0. 

vorwechdlnng  beider  casn«  ^^  ff.    aec. 

dL'S  obj,  beim  verb.  subst.  3.H9  ff.    »cc* 

de»  Äubj.  b^Jm  inf   :ii>2.    acc.  des  praed. 

b€<)  wi^äcn,  beiäseti,  ladsen,  nennen  u. 

a.  rtVl2  ff.  ucc.  rcir  notu,  au«  attr^iction 
ji  3^  (L  acc.  und  noni.  ti  m< 
7  f.    acc.  im  auaruf  3y8.    b«i 

4lUhuivj[,«;i«     i  .."T  ■  ■•  '    "Ü    44IÜ. 

(JlandJaH.   aui  an  Herder  «ur  Ver- 

wendung btii.i  jri.ü/.du  Carl  von  Stre- 
ute 124*  braudgesang  37  L  letzloa 
werk  371  f. 

< 'losen  mitgliod  des  hainbundes   124. 

»!  o  n  s  o  11 .1  u  te  n.     nnorganiftcfi   vor  -  oder 
•  'Q   381.      r   euphimiscb    eln- 

*:■  I      anlautML'on»ununt  durch  den 

vurlK'rgt'hendan  au^laut  uii^itidert  241 
—  lautv^ir»cbiebung.  ahd.  A:  ond  ji 
H8  r  in»  nied«:rrheinisciien  2d[>.  2S7.  — 
auslautgeM<^tzc  dem  Vit  «lav.  got 
geiueinsam:  »cbwindeii  von  aimL  (  <l  if 
23H, 

danisch,  iiccusati  "'  für  den  nonu- 

naüv  3h5.     ve;  von  acc.   und 

nom.  im  perNoninjMi»n.   j^l. 

declinati«)u-  üchwanken  »w.  stark,  u.  »chw. 
[^♦s.  ;i,HG.  ö*  uasus. 

deutliche  üporuden  in  Ungarn  239« 

]  I  n  h'  r  te.      m  ittolnicderlandiscii. 

chiede  vom  niederrbein    258  ff.  — 

luken  der  quantität  2G4.    ul^ergong 

vuu  f*  asu  o  2t>8  r.     von  €  xn  i  2(16.    ü 

272.     ti  272  f.   -     ä  vor  *  und  l  aus- 

gcstoß«en  2S<I  f.   —  Nom.  sing,  der  »tar- 

k<?n  m\}    2145.  298.     Herion  von  gcAcJitcn 

:rn  2tK)  f.     btijfmn  2G3. 

I F  i  e  d  o  r  r  b  e  i  n  i  e»  c  li,  Stellung 

u<'i  riiuihi.ti't.  287  f.   ticlmankeii  der  i(uan- 

tilät  2ti1.     übertTing  von  c  zu  1  2i>*1.    ifi 


">•  oder  t 

,p*  *-  ^  TT  272  f.     nacb- 

;  tfiueit  t 

1                 '  n  .ttauiiuvoca- 

'"r\        11  n./.., 

:■  27G.  —  h  vor 

n  20O.    j*  zu  /'  ver- 

;   •    venacbobon   2b7. 

laut,  n  im  acc.  und  dat. 

f    2*J2  f.   —    Noni.  tting. 

2yH    gebrauch  der 

.  ,,.«   M  M-  ,,     ...•ir 

486 


t,  BACIIBBQUT&R 


artikel  2^8.    ile»oa  von  ^t^chiai  ^fS  t. 
son  smjen  260  t    voo  f/t>n  263. 
mftiitrichti8cli**r  {».  Heinr,  v.  Vel- 


266  L  —  a  ZVL  o  getrübt  Jij^,  ujiiUut 
des  a  2*>*».  *  sm  e  getrüUt  266  ff.  e  wird 
XU  i  2C8.  H  /u  0  268  f.  —  umlmit  des 
d  26y,  oe  nutteilattt  zwischen  o  uud  «, 
e\U«pr»  Tuhd.  af/  270  ff,  u  wie  im  uinrh. 
272,  ei  wie  im  lanl.  273.  ie  im  reim 
Ättf  i  275.  t>a  27G  f,  —  cotiäonan* 
teil,  h  im  inlaut  wird  2u  g  2Ts'^.  ßUt 
air  '/"^  *  vor  consonanten  280  t  im 
ai  l     —    g  281  f.    k  im  inlaijt 

LitiL.  *,.  j.  im  auslaut  wird  es  xu  cä, 
uijtersehieden  yon  c/t  ans  g  282  f.  284.  — 
p  bleibt  unverschoben  285  f,  t  bleibt 
unverschoben  288.  reimt  nicht  mit  aus 
d  entstandenem  t  290.  —  abfall  von 
anslaut.  n  im  inf.  21^2*  im  acc.  u»  dat. 
sing,  schwacher  «übst.  2ii2,  21)4-  — 
flexi on.  nominativ  aing.  der  starken 
ftdjj.  2%  ff.  fleiion  des  pron.  pers.  299 1 
des  artikels  HOO  singniarendungün  des 
verbums  3u()  f.  flexion  vyti  geschien 
259  f.    «<^,^"  261 ,    gkfi  263, 

scbleBiächer.  vocalismus  323 ff. 
mannigfaltigkeit  desselben  324.  verhält- 
niß  2U  andern  nmndarten  326.  a  für  * 
der  endungeti  SM  34i>.  e  aus  ii  ent- 
standt^n  S2G  L  eu  oder  oi  nmlatit  von 
k  oder  für  rahd.  tu  327,  aw  327.  — 
qnantität.  Geringere  wncht  der  he- 
tonung  als  in  anderen  diall.  329»  Daher 
der  eontrast  von  länge  u.  kürze  geniU' 
dert  '3Ml  X\3  bisweilen  ganz  verwischt 
(vor  p  n.    entschiedene  kurien 

ans  d:i  II  enti^tanden ^«  l  ü  il  ans 

ie  HO  ut  ;i3l  f,  333.  ach  wanken  der 
qnantität  vor  assimilierter  doppekonso* 
nanx  331.  333  f.  vor  gemination  3;Hf.  — 
accent  hanptton  schwächer  ab  in 
andern  diail.  329.  neben  ton  337.  3'19  C 
—  antritt  von  e  an  consonanti^ch  aus- 
laatende  wÖrUjr  339.  —  Unterschied  der 
mundart  des  gebirges  und  des  tieflan- 
de»  332,  —  ein  Wirkung  auf  die  Schrift- 
sprache Opitzens  39. 

bairischer.     r  euphon .  eing«f.  381 . 

schweizer,  laatlebre.  abfall  von 
r  am  wortscblnsa  279  f.  von  h  aiu  wort- 
schtnsH  l\H<l  3K3,  euphonische  eiuBchie- 
bung  von  m  */wi?i'h»'n  zwei  vvcale  880  f.  — 
flexion.  i^  i  fUr  den  nom. 

382  ff.      noi  fhr   den   ac«, 

379  f.  38t3.     U'jm.  u  idjectiva 

382  f.  384.     des  unl  in  u,  di'« 

pOfsessivpronomens  3o^  n  i^ti.  des  be- 
«timt^u  artikels  379. 


Dlikb  V.  Alopeke,  niebt  >r«rr. 

reimclii.  410  ff. 
an  gl  iH  eh.     veränderung^m  des 
HO.    t't'i*vM  •liv,]ni\u^  von  Doia.  ü« 
pron.  i  l.  39*>f.     Ättmrtri 

^396.         r  V  ^lii. 

Kuduios,  geograpk  iOl. 
Fierabras,  chaus,  do  gpsd«-  241  t 
Flaciu»  niyricns.   xuv«m  '  *  di»r  1 

in  seinem  eatal.  i^s:  f. 

formein,  epische,  altn, 

langt  sah  117      nin  i 

den    404.    —     \    I  i    lu-    iii    4*; 

precbts  Alexanii 
Freidank,  f '  '  '  * 

poeta  4781 


dauk^  4^^n  rtiiiof  d&q 

latein.  han  i 
gaudeamuä  igitur,     alter  de 
go^en  in  Island  125  ff.     in  ' 

in  Dänemark  128.     l 

stehung  n.  entwi^^kln 
gothisck 

244.     0»  B* 

des  obj.  bei  ^'(Snn  ;icu 

conjnnctivs  45;  >  ff. 
graltempel.     das    ttrbild   dor      -^-1 

im  jung.  Tit   ist   die  Li 

in  Trier  481  f,    Stil  i!««  gr.iM  v^m^m 
Gudrun ,  epos.     schlns^    des   echt 

dichts  3H1.     Scheidung  von  «»etit 

unechtem  überhaupt  362  ff. 
hainbund.    die  bundegbtlchcr  121  ff. 

dennamen  123.    «^losen  124. 
Heinrich  van  V  : 

Servatins  im  m; 

später    iibrr  -' 


gcOtanehl 


EncidtUJ^[r 
tischem   diai     : 
gen    ins  mhd.  \r 

Hnflltlliiln'     iL'H     :• 

dl-',    .  -      ■      ■  .^    ■  -     -         :    ^     ■     ^ 

s.  diaiecte  -*  ein  An  «8  mtf  di«  sf 
L am] »recht«  29  f. 
Heiland,  quclhsn:  v 
67  ff.  nicht  au»  dt« 
86  f.  —  beiitiat  d« 
pra^fattfv  in  Uhr.  anr 
alle  fil  ;  "hen  uuT  ' 

49  ff  I  dt^r  *H:h\ 


j;h»-^f  t.jiL «Ml li- 
ehen   der 

nibchung  tl«-.  i  UM  i.^.^  vp.»  *i 
Hercnlea  bei  d«n  üermanjeti  I7&. 


I,   sACHBUorsTim 


48? 


IHüfder,     f^inflnf;;;   Kants    und   verMltniü 
zu    di  ►ff.       rec«U!tiL*rt    KuntH 

2.37  \>[m\  /um  }>hilogoj>hi«chrrn  lehr)ijc- 
dicht  *^iK  philo??nph.  uUr^n  in  den  tVu|^- 
III      t  ni   Kaut  22U  K 

j  ■  voü  Knut  2.H7. 

vriiuifnijH   /.ll    huiHi'  'S"\  i. 

hiflt^rtu  de  j^rotdiis  s.  Ali^xanderlied. 

llOldtirliti-  Unit  tuit  Neuftur  and  Muifenau 
aide  roiaiuiH  tage  123. 

Holty.     ,*I>cr  bund/*    „  Minnelied  ♦•  123. 

Kant,  „Tränmc  ein««  geilte rse- 
hers^*  von  Horder  rtH^n-^lert  225  fl*. 
idoe  des  KWüiteu   lt:i  de»  dog- 

iiiat  teil«  227.    verlii:  rincr  spÄ- 

tcni  iihiioaophii;  2*MK  —  einflass  »«T 
licrd<^r  und  v^^rhiiltnis  »u  dio8«nii  2ii»^  ff. 

K(?lten  ün  der  KÜdkütite  (JalUenM  11  M>, 

kuiu^tuin  *^  prietitertum  in*  norden  \2bft\ 

k  r  i  <•  ^  ji  a  1 1  c  r  t  ü  ni  e  r.  kculc  iik  ritkriicbo 
wiift'o  ;.iGO.  .<i«ific  und  rrük  3(J().  -  bei 
iVMtuj*  Germ.  177  ir.  182  l\ 

krypten      fehlen  der«elbon   Hclum  im  XI L 

1*11 1  Alexander. 

bull. .  M  i.,.  Jiiiii^  8,  conHunanteii, 

Leo,  areliipresbvUr,  t».  Alemuderliod. 

liber  de  proeJiiM.  ö.  Alcxaiiderlicd, 

Mjiri'^nlied,  Melker  45^». 

metrik.     nebunton  SSfi  f .     betinti«^  der 

hiV/Ävu  äilbe  Irebilbij^er  wiVrter  iiu  mbd, 

!'1:v     vi'r5>^<  liliiBS   jtwi»*d»eu   prtiep.   und 

im    si^n.  u,  altij,   llH.     ungenaue 

im  mnL  276, 

mittnlhocudeutsch.  nbergan^  von  i; 
'/<   Mr>7,      'i      '      '  iiig^    von   f   5« wi- 
ll  zwei    v»>  betonunj^  der 
JcUt^.*n  »H^      '  v^rörter  im  nn-ä 
i3w     ap<»i  -,  ün  gen.  plur. 

ttriii  jtotyttr  iiyy.  aeo»  dej*  snbj.  btiini 
.infin.  3U2.  attraction  de^i  prau,  rclat 
B05  11'  m6  RnsgeUagcti  361>.  ofltr  =^ 
renn  nicht  lirrS. 
mitte  lu  ie der döutach.  form  der  co- 
piüalif Partikel    anä  llHf.     gcnit  par- 


tJt    40l 
atlffirttorv 
mit 

dut 
d*»s 

bed  i  1 
|>rf>ii 

rtikel  mZ, 

ni  1 1 

nvn 

\t'rje^er  Die- 
kcknerH  124. 

ni  >  i  i 
neu 

T»    .1    T|( 

175. 

1^^ 

j  1'.       ii  rti  ui'- 

l*bol  =  A] 

^Mi.^/^1 

>  bei  den  Genna- 
>ulb>  4t»7. 
MI1  altnw  ktinigs' 
I9C.     Nibelung 
.    L      koaeiiaiuea, 
Üexiou  der  nainon 

^M 

344C" 

■tilW.      11'^, 


nn^tioURVerstÄrkttngen ,  nlederdimtMibe 
(Ulf/  ve  hour  UKW.)   111- 

ncubocbddutsob.    entwiiiklnng  Im  17. 
jiibrb,  JiSK     einflnö«   der   kanÄleidV' 
10.     des  schien,  diaV  A\K   341  f. 
uung    der         >     "       '     i^dbl^'er  Wort^M- 
von  Ooil^  2. 

n  i  e d  c r  a en  t  s  L  ü  jj rm-iorita  Mponiij  tfonif 
114, 

ti  i  e  d  e  r  1 B  n  d  i  8  c  h.  accuaativf ormen  f Ü r 
den  noui.  385,  cinHuns  der  anhriftjipr, 
auf  .lin  IM  IL. ..TT    :is5. 

Opitx.  n    über   po^io  247 

diabr  11  t 

prat-*fatiti  in  üb.  antiq*  h,  Holland. 

realen«;  Giobertndiea  472. 

reiniehronik*    livbindiscbc.      band^c^i; 
und  auügabeiJ  4^*7  It    424  IV.     wv 
uicht   Ditleb    von  Alnpeke   llu  ff      Im- 
uut2nn<;   dor  I.  rcbr.   dureb   die  bremi- 
arhe  reimehronik  422  f. 

rosen gärten  240. 

Rolb^ibugen  nach  I*eipzi|^  berul'ea  4rj3. 

rundcupellcM,  fe^)tische  481 

tiaj^^iif  ^^'  ^*^"  Hnsef  und  Höe  ^  den 
altn.  von  Hneii  u.  Ha*kin«rr  2»>4,  ags. 
Obrere,  Ead^^U,  Onela  --  »Utn.  Dttarr. 
Adib.  Uli  214. 

^cbttbart,  ^Oer  reclite  ^^laub'*   132 

ßt'blegiHch,  s.  dialect^e. 

Knbwedisch.  ftccusativformü»  flir  den 
nom,  385. 

schweizeriBeh,  sa.  dialect«, 

tiitte,  hOfißche*  im  mlid.  epos  M\  ff. 

3pielö ,  ^jeistliishe  365  C 

eiyntnx.  aeinsativ  des  objects  boin>  verb. 
Bubtit.  im  germ.  ronian.  kclt,  389  f.  jJ/mI 
yntrof  31>8,  attraction  d<*s  j>ron,  n'lat, 
H94  ff.  nachsatz  darch  copulativ  Parti- 
keln emgeleitet  Ml  ff.  —  s.  angeleäch- 
sincb.  gotisch    cagus, 

Tacita«!,  ftermania,  disposition  »0.  174. 
178  f.  182  t 

Tatian.  Verschiedene  llber»etxer  474  ff.  €lr- 
tbograpbigcbes  475  ff 

t*inf^el>'d>nis ,  frü  i    ■  ijini'nihang 

mit  Falda  und  '  t    Verhält- 

nis tum  romisrih  [i  TnurriMtai  4G4 

Tbrvdü  207 

umlant  darch  nionlliening  des  folgemlen 
consonanten  zu  erklären  210. 

RbertTiufung  dor  ei^j^enRchatten  dw  bcÄit^c« 
auf  den  beeit/.er  und  nmgek,  239. 

Vo«8.  Mt>«?rb)hn/'  ^»derbund  •—•""/* 
,,an  meinen  Boie'*  123.      l^  i 

bundesbiK'b    123,      anjrriiT    .  1 

124      auT  Trainer  124  1 

t\\T  oini'  stelle  in  der  Lni  it 

uelle  j<e weite«  131  ff. 
ku  Mim*  i 


488 


n.     VEBUUCIMB 


M'eissenbnrg,  abtei .  jfeRcliichte  derselboii  |  Kanboreprüche,  Ifenebntger.    «„ 

ii/^'^?i^'  .     T.  '     ,  '      sprachfornien  4ß5  ff.     der  zweite  Bocl 

Weudlas  im  Beowulf  1^7.  |      jeUt  lebend  468.  . 


II.   VERZEICHNIS  DER  BESPROCHENEN  STELLEN. 


Lateinhfche  autoreu. 

Avienus,  Ora  maritiiiia. 
V.  54  ff.  s.  98. 

-  68  ff.  s.  98. 

-  309  —  311  s.  99. 

-  584  —  86  s.  UH). 

-  585  8.  100. 

-  604  8.  100. 

-  608  s.  100. 
'J*acitus,  Germania. 

c.  2.  adv.  Oceanusß.  72  ff. 
c.  3.  fuisse  . . .  memorant 

s.  173  ff. 
c.  5.  haud  perinde  8.  76  ff. 
c.  6.  definitur  et  numerus 

s.  177  ff 
c.  7.    rege»    . . .    sumunt 

8.  181  ff 
c.  9.  ceterum  . . .  arbitran- 

tur  8.  184  f. 
«ecretum   . . .  vident 

3.  185  ff 
c.  11.  rex  ...   audiuntur 

8.  190  ff. 

Mittellatefaier. 

Fridangi  discrecio  (ed.  Lem- 
cke)  p.  208».  9  s.  106. 

Althochdeutsche. 

Ifildebrandslied 

V.  15.  16  8.  469  f. 

V.  50  — 52  s.  315. 
Wessü!)runner  gebet  3J3. 
Zaubersprüche,  Merseb. 
1.  1  8.  465.  467. 

1,  3.  4  s.  465  f.  46H. 

2,  1  8.  466  f. 
2,  7  8.  468. 

Mittelhochdeutsche. 

Fridanc ,  Bescheidenheit. 

38,  13  f.  8.  105. 

38,  17—22  8.105. 

38,  23  8.  105. 

66,  7  8.106. 

66,  11.  12  8.  105. 

118.  16  8.  105. 

148,  22  ff  s.  104. 

158,  19  f.  s.  105. 
Gudrun. 

Str.  21,  3  8.  360. 

-  354.  s.  358.  3<J!>. 

-  356  8.  360.  I 


Gudrun. 
Str.  366,  3  8.360. 

-  386  8.  363. 

-  446,  3  8.360. 

-  453,  3  8.360. 

-  491,  3.  4  8.  360. 

-  493,  2  8.363. 

-  500,  1  8.  358. 

-  524  —  28  8.  363  f. 

-  533,  3  8.  360. 

-  536,  3.  4  8.358. 

-  538,  2  8.360. 

-  555  ff.  8.  363. 

-  558,  1  8.  359. 

-  606,  4  8.  363. 

-  643,  3  8.  358. 

-  789,  4  8.360. 

-  798,  4  8.360. 

-  911 ,  4  8.  360. 

-  1149,  4  8.  359. 

-  1508  8.  362. 

-  1510,  1  8.  362. 

-  1513,  1  8.362. 

-  1518,  2  8.362. 

-  1519,  1  8.  362. 

-  1521 ,  4  s.  362. 

-  1522  8.  362. 

-  1523,  3  8.362. 

-  1528,  4  8.362. 

-  1530  8.  361. 

-  1568,  3  8.360. 
Hartmann,  Armer  Heinrich 

V.  315  8.  378. 
Heinrich  v.  Veldeko,  Eneidt. 
V.  19,  37  s.  283. 

-  20,  15  8.  288. 

-  39,  33  s.  .302. 

-  43,  7,  8.  284. 

-  44,  12  8.  284. 

-  52,  26  8.302. 

-  65,  4  8.  28;i. 

-  65,  22  8.  263. 

-  74,  35  8.  262. 

-  SS,  37  8.268. 

-  121,  35  8.290. 

-  144,35-135,12  8.262. 

-  151,  7  8.  288. 

-  18^3 ,  5  8.  278. 

-  222,  21.  22  8.278. 

-  23<),  18  8.278. 

-  244,  7.  8  8.262. 

-  248,  33  8.  302. 

-  252,  31  8.  303. 

-  299,  33  8.  290. 


;  Heinrich  v.  Veldeke,  Eaeidt 
V.  304,  31  8.262. 

-  306,  17  8.288. 

-  333,  21  s.  283. 

-  334,  29.  30  8.  284. 
Marienlied,  Melker  Btr.  6 

8.460. 
j  Reimchronik,  livl. 

V.  128  8.  422. 
'       -  3282  8.  444. 

-  3651  8.  439. 
Keinmar  der  alte 

MSF151,  24  8.  71. 
Übels  wib  v.  80  s.  83. 
Volkslieder,  bist.,    ed.  li- 

liencr.  I,  56  8.  114. 
Waltiier  v.  d.  Vogelw. 

73,  31  8.  378. 

Niederdeutsche. 

Hagen,  eöln.  chron. 

V.  1978  8.  298. 
Heinr.  v.  Veldeke,  Servatiw. 
I,  94  8.  289. 
1070  s.  269. 
1535  8.  274. 
2017  8.  269. 
2045  8.  274. 
2067-71  8.291. 
2112-25  8.288, 
2305  8.  274. 
2427  8.  274. 
2991  8.  269. 
3239  8.  300. 
II,  706  8.274. 
2486  8.  274. 
2660  8.  289. 
Lud.  V.  Suchen. 
0.  (j.  alto  enc  schone  «tat 

8.  110. 
c.  9.  alzomer  alzo  wuto 

8.  110. 
c.  20.  achtem  s.  109. 
Osterspiel,  Redeutiner. 
V.  83  8.  401. 

-  366  8.  401. 

-  368  8.  401. 

-  431  8.  401. 

-  462  8.  402. 

-  58:3  8.  402. 

-  639  8.  402. 

-  653  8.  402. 

-  663  8.  403. 

-  667  8.  403. 


^^^^P                   n,  vdMnucHKie  ntai  mssrAontx^KK  «tisli.kn                             im         ^^H 

■OnterspieU  Redenünifr. 

BeovmU 

B«owtilL                                     ^^1 

f        "'  s  loa. 

V.  1009  rt  s.  •ii>4. 

V.  3083  s.                                   ^^H 

1                  s.  404. 

-  1071  8.20.1. 

-  3084  8.  221.                           ^^B 

fcr^    hr^'J  ».  404. 

-   1258  f.  H.  205. 

8.  215.                            ^^H 

■■1124.  25  ».  4^»t. 

-  12<;9  s.  205. 

)~.54  8.  222                    ^^H 

^^  1128.  29  a.  40-1. 

-  134;;  «,  2a5 

».  223.                           ^^H 

■     -  li:{3  ti.  405. 

-  IH71  r.  K,  2(K'». 

-  .1161  ^.  224.                           ^^M 

^^  1 138  H.  405. 

-  1497-  1512  ü.  20O. 

Epkt4)la  Alei    ad   Amtat.          ^^^| 

^Kll«>7  8.405. 

-   1533-^56  ».  2(H. 

ed.  CcM*.kaync                                   ^H 
fol.208*'  «wii!*!  8.  TfJri.                 ■ 

^■ia68  s.  405. 

-   1600— Uli  ».'AU. 

^B  1371  6,  405. 

-  1661  —  04  H.20ti. 

GenesiH.                                                H 

^V  1409  K.  405. 

^  1679.  80  «.  201. 

V.  1032  f.  8  194                                ■ 

^^  1442  a.  40e. 

•  1932  s.  206. 

Metra  .^Hreds.                                       ■ 

■     *  1451  ä.  4oa 

-  1937  fl;  8.  207 

24,  9  8.  194.                              _^ 

■      '  14H2  s.  406. 

-  1943  8,  208. 

^^^^M 

■      '  1496  8.  40«i. 

-  1956  8.  208. 

Alinordii^clie.                   ^^^H 

■  .1503  a.  40<i. 
■Biiitieki)  Voü  (ed.  Ltibbenf 

■  t.  32m»  R.  39fi. 

I  ^0  S.209. 

f  8.  209. 

".  s.  209, 

'    10  ».  JlO. 

-  .^i2  8.221. 

K  d  d  n  S  a  0  IT)  n  n  d  A  r :                  ^^^H 
AU«ikvii!a  4,  1  —8  A.  450.            ^^M 

p        AugelHäelii^iselt«. 

18,2.  3  s.  118.                         ^^1 

18,  4  8                                     ^^M 

19,  1                                         ^^B 
20,2  8.119.                             ^^M 
25,  3  8.  119.                             ^^B 
32,  1  8.119.                            ^^M 
53,  1  8.                                     ^^B 

Bwwnlf. 

*  2214  -  16  1*  210. 

V.  49  s.  192. 

*  2218  ß.  211. 

'  57  t  «.  192. 
'  70  ti  11^. 

-  m  «.  193. 

-  90—101  »   199 

.  2222    23  b.  1^11. 

-  22  n  «.  21L 
•  ü.  211, 
J  8.212. 

-  112  8.  I9:i 

-J<i  8.  212. 

Gripisspü  10,  8  8.  445                ^^H 

-  122  .1,  19«. 

'^  8,  212. 

-  131  — J7  s.  199, 

s  8.213. 

14 ,  7  8.  448.                             ^^M 

-  13»i  f.  t*.  194. 

-  8.213. 

16,  7  8.449.                             ^^M 

'  147  —  151  s.  200. 

-  'l  8.  213. 

17 ,  1  8.  449,                             ^^H 

-  103  a.  194. 

-  L'  '-';7  8,  214. 

20,  5                                         ^^M 

^240  8.  195. 

'J-9G  .4.214. 

Hüfudismal  11  s.  194.                  ^^H 

^■aOd-5  s.  195  f. 

1   8.  215. 

Haviimäl  17,  4  C  a.  450,              ^^^| 

^^  528  ä.  190  f. 

-  .-*.4  H,  215. 

Holreid  ürynliildtir                       ^^^| 

■    -  348  ä.  197. 

-  2457  s,  215. 

6  8.  11H  mm.                             ^^H 

■     -  im  H.  197. 

-  'M77  ö.  216. 

Reginiimal  26«  5  ä.  4J*v                 ^^H 

■     -  410  s.  197. 

i  8.  216. 

Bignrduikvida  3.                              ^^^| 

■     *  419  — 2«  «.200. 

^  8.216, 

3,  6  b.  146.                                 ^^M 

■     -  422  s.  197. 

^  8,216. 

43,  IfT.  8.447.                        ^^1 

■     -  433-41  a.  200. 

■  -^*  8.216- 

SkiJDisför                                     ^^H 

■     -  454  a.  197. 

-  2677-79  8.210. 

1,                                  ^^M 

■    *  473  —  88  s,  200. 

-  2695  8.  217. 

3.  3  8,  116  f.                           ^^M 

^^524  8.  198. 

*  2710  s.  217. 

5,2  8.117.                               ^^M 

^B&32-34  d.  198. 

-  2791  8.  218. 

8,  2  8.  117.                              ^^H 

^^  5d5  — G7  ß.  199. 

-  *2^26-43  8.2(»2. 

9.  2  8.                                      ^^H 

■     *  574  ä.  199. 

^  ^s-^^  ü.  218. 

1                                        ^^M 

■      •  680  »,  203. 

-  21*26  s.  218. 

16,  l  8.  U8.                             ^^H 

■      *  8H9  — 72  «.20«. 

-  3039  H.  219. 

33,3  8.118.                             ^^H 

^^^949  ti.  2rj3. 

-  3062  — 66*- 220. 

Yölasiui  6  8.  118  iUim.  l               ^^^H 

WOßTKEGIST 

^^l.  Gummk. 

luiiiKlifta  213. 

ahton                                        ^^H 

■aHad  138, 

»keiretntt  116. 

anazeljau  320*                               ^^^M 

KrOn  119. 

J^mdwB  183. 

artko  140,                                       ^^H 

■2*^26^8^^^^ 

1^^.  Ainiof«i«li<iUtMel^H 

m^m^^^^^^^^^^^^M 

490 

cunio^idi  4f>5. 
eiris  465. 
er  i\jb. 
eni  3M. 

erjan ,  crran  1:{S. 
Fol  467. 
helliriuia  195. 
hinafarun  47(). 
holzrüna  1^5. 
kuning  18H. 
Phol,  Pol  467. 
pleru?in  382. 
Bcaniil  90. 
Bcriraii  38*J. 
afr.  sian  279. 
spilon  467. 
snotar  469. 
stero?  382. 

3.  Mlttelhoehdcutsclu 

äbentwint  36;i. 

anzeln  320  if. 

benke  3tJ0. 

bole ,  bolewerc  433  f. 

brüschc  429  if. 

dürkel  360. 

erkeunen,  sich  360  f. 

fan  381. 

verme:^?eii  422  f. 

vridc  3(;0. 

gcspiren  3s2. 

gescliehcn  258. 

gloghüs  482. 

Gudrun  357. 

hau  381. 

jurii,  järäjii  381. 

jelieii  262. 

kehl  359. 

kiule  :m). 

küolen  359. 

Kütn'in  i]iu. 

hin  3^<l. 

niiu'?:it:f,'t'np.'r  70. 

odor  3r>S. 

priiso  431. 

]»rntz  ü^on  309  iinni.  J».  406. 

X'dsch  435. 

rirtch  435. 

spiln  467. 

apiren  1:^82. 

.st  an  3S1. 

suone  360. 

Sweben  360. 

swübcl  83. 

4.  Neiilio('h<l<Mits<*h 

und  dialortt'. 
arg  140. 

Rwz.  chli  3s:;  anni. 
edel  1H3. 
bwz.  ein  ;»82.  3S3. 


m. 

8 WZ.  frein  383  anm. 

halber  397. 

hauptgeschein  313. 

swz.  hoen  3H:i  annu 

könig  183. 

thür.  kosegarten  134. 

kosten  119. 

swz.  min  382.  383. 

-     stemcn  385. 
wälßchtirol.  8wiil)el  83. 
kämt,  tua-r-i  381. 
weg  adv.  115. 
kämt,  zue-r-im  381. 

5*  Altüftchsiseli. 

aiide  113. 
chtin  90. 
ende  113. 
gelian  263. 
strcidun  87. 
weri)an  c.  dat.  218. 

6.  Friesisch. 

afrs.  arg  140. 
Doco  344. 
org,  erch  140. 
Gories,  Görres  3-15. 
Joris  345. 

7.  MittelnicderiUudiscIi. 
beghicn  263. 

gescliien  259. 

8.  Mittelniederdeutsch. 

11109.  111. 
abhcttke  109. 
abcl  lOi». 
übcntich  111. 
äbuwich  109. 
äbfiwinge  112. 
achterhalt  108. 
uchtcrläten  101». 
achtem  109. 
t^)  achter  sin  109. 
achtenit  112. 
-nchtich  109. 
achtwerk  112. 
ackcrenvall  109. 
adcl  109. 
adelar  108. 
aderkouwen  109. 
ädrötich  112. 
afbersten  112. 
afdeilinge  112. 
sik  afdön  109. 
afdrenken  112. 
aferinund  109. 
afeton  112. 
affallen  112. 
affrirn  112. 
afhustc  108. 
afkadden  112. 


afleger  109. 

aflenen  112. 

atlcver  112. 

af  malen  112. 

afminnen  112. 

afmordcn  112. 

afnemen  110. 

afpiistcn  112. 

sik  afrönncn  109. 

afscheren  112. 

afscheten  110. 

afschülen  112 

afsponen  110. 

afsterven  HO. 

afstroifen  HO. 

afstüven  HO. 

afswik  110. 

aftreden  110. 

afverrädcn  112. 

afvörden  112. 

afwendich  112. 

afweven  112. 

afwiken  112. 

af  Wischern  112. 

aiedc  112. 

aker  109. 

aksc  108. 

ald  10«. 

aldüvader  108. 

alden  112. 

allüdajBTclikes  113. 

allerdingc  113. 

allerlic  113. 

almende  113. 

al  Ulissenf  roter  1 1:». 

alschon  113. 

alsöniOr  110. 

alsus  110. 

altarhörich  1<»S. 

alto  110. 

ahmen  113. 

äniochten  113. 

auüc  110. 

auiiggo  HO. 

iunmc  113. 

ampele  113. 

anhestadcn  lU». 

anbeslcn  HO. 

anblecken  113. 

ande  108.  113. 

andelage  114. 

audelageii  114. 

ander  110. 

anders  HO. 

andersins  H4. 
j  anderwoch  \W. 
:  andezeden  111. 

andragcn  111. 
;  androgen  114. 
'  andringen  11 1. 
;  anfcnklich  114. 


■3^2 

^^^^^^^^^^^H 

i^HH 

b 

III      Wr>RTft»m»TBIl 

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Oiiüc^oti)  14.1.                               ^^^B 

ttngel  111, 

iip«!!  tili    iiu; 

cyrr  13t».                                  ^^^1 

»ugemt?lt«  IM. 

iin 

cyrran                                        ^^^H 

ntjgovinjfp  HL 

vot.              i.ti  HL 

oarg,  «?arli  MO,  ^^^H 
Midturf  107.                               ^^H 

ungriiuen  114. 

Nik  vorainlers^dden  ML 

mivt  Wo, 

^^H 

*4hliolden  111, 

wantitr  110. 

eoforhc  1116.                               ^^H 

unk»>r  Ui 

wii^^lde  108. 

orian  i:iH.                                  ^^H 

ank^jicti  ]lt. 

Wennokin  M^y. 

fcia  1^,                                     ^^H 

unlilagen  11 K 

wonne  Ml 

r«rh                               ^^H 

rtiikiovich  IM. 

ferhweardc  106.                         ^^H 

nnkUmmon  IM. 

0.  Neiuilederdeut»ch. 

^^H 

iititicien  1  M. 

Äd-:    -      :v>, 

fvriDffil  20B.                                ^^H 

«ik  unn^-uaen  ILL 

SU'                 -pöJi  MO. 

garsecg  192,                                ^^^H 

jin regen  IM. 

ttni)i].»»w  11   113. 

ge$  htla  210.                             ^^H 

anrogon   IM. 

augeti  na  wal  ML 

geftclda  200.                                 ^^H 

aiiÄchry  IM- 
ansedele  108. 

«ik  AUüemcii  Ml. 

gewild  211.                                 ^^H 

ansinnes  ML 

gfAigtnröl  208.                               ^^H 

anfiliu^en  Ml. 

sik  Anstellen   ML 

malm  Ml, 

büos  140, 

^^H 

imapaniicn  1 1 4, 

«liflwf.   furiner  MO. 

^^H 

■^   Hik  aDsteUen    11! 

.  icte  M2. 

hcardtviidc  212.                            ^^^1 

-      ÄDter  M4. 

g*^  IIa 

bt^ord  222.                                   ^^H 

autibeu  IM, 

uiecbteu  113. 

buli-tina  194.                                ^^^H 

ant^e  IM. 

nidmelkeu  100. 

hiQrodrpc  21B.                          ^^^H 

antworte  ML 

b«3»»   uiedenicken   lOO. 

Hnif'f  2n4.                                  ^^^1 

anwech  M5. 

atidwf,  ninicken   I^O. 

Höc  204.                                      ^^H 

au  zappen  M5, 
ÄpC  111. 

wf.  nüder  10*i 

Hreobtia  beorli  216.                     ^^^^| 

rogen  M4. 

liriiiguiffi  208,                               ^^^H 

»pp*?l  Ul, 

8i\dwt  KpanoT»  110. 

hrin^rnstdrd  208.                          ^^^H 

armbroster«?  ML 

s Wickel  UV. 

Iivar  irtjrnäwo  220«                      ^^^^H 

HriDCfi^oH  115. 

ßwickiTitieb:   litt. 

Irtfnne  213.                                   ^^^^H 

be<ldemtiJit  l()8. 

wanner   110, 

Hc»('i4>ue  10H.                                ^^^H 

hntg^cn  4<Hi. 

wldderater  Mh. 

li^'vtoru  2eKS.                                 ^^H 

tirh.  briniien  2m 

^^^1 

dvnalarh  111 

W.  AtigelnAcliftifteli. 

luagn                                               ^^^^1 

ende  113. 

ler  i-^10. 

Tn*ircstrcngo  108.                        ^^^H 

Gero  Uly. 

>Mtgra}{>e  205. 
•afoc  130. 

mdoduB(;ene  2(^9.                           ^^^H 

gegchin  258. 

umodgripe  207.                            ^^^H 

urh,  geschioQ  258  t  279, 

aglfficwif  "My. 

üiegb^d  200.                                   ^^^1 

-     gic»  2m.  279. 

ftudloug  217. 

tkjcor                                              ^^H 

glogendicli.  gloycndich  ML 

HTg  MO. 

onm«Mla  21 H  f.                              ^^^1 

lirh.  Görrfi»  315, 

a-wüh  13t>. 

uuiuüd  210,                                   ^^^H 

fuilssiuet^  40«». 

bad  142- 

OQwOb  130.                                    ^^^1 

liundetrecktT  4^)4, 

bada   M2. 

orcni^  103.                               ^^^H 

iud»  inile  M3. 

Buanstan  lt»8. 

re^c  104.                                    ^^H 

kropelroiiUir  4f>ö. 

bttdö,  bcd-l  142. 

i^id.                                      ^^H 

kiikcnbe*^ker  4(J4. 

bndllng,  bicdling  14^. 

Hceono  106.                                  ^^^H 

onde  1X3. 

b%an  ML 

«cc^'t  143.                                  ^^^H 

puler  4(>4, 

bldflan   M2. 

sccöia,  scooto  143.                      ^^^H 

«l«cl»?n,  quellen  4(»2, 

bu»   140. 

scinnibled  208.                           ^^^H 

TQgcn  114. 

bäsib  14U. 

eecg  102.  ^^H 
seid  200.                                     ^^M 

rukeii  402, 

brega  1»4. 

««•fden  4U5 

büau,  bnwan   ML 

seoddan  207.                              ^^^^| 

nth.  81^«  271». 

biirgiaue  105. 

Nv6n  279.                                     ^^H 

AlcpiT  4^)4. 

bjwan  ML 

«iufrean  223.                                ^^^^| 

rirh.  flpieii  271^. 

«ati  22%. 

»toli>d  21 L                                   ^^H 

T»i'   -' 

^^^^^1 

aH. 

«H^rr  13G. 

.nj^smitt  iOl..      ^       ^^^^^^^[ 

499 

wala  194. 
Wendlas  197. 
weorpan  c.  dat.  218. 
widerrahtes  219. 
wnndenheord  222. 

n.  Englisch. 

a-char  136. 
ffirhde  140. 
ffirhscipe  140. 
agee,  ajec  1:37. 
ahuh  139. 
ajar  136. 
akart  138. 
akwart  138. 
akwert  139. 
although  203. 
aquart  138. 
arable  138. 
aration  138. 
arch  140. 
arewe  140. 
arf  140. 
arfish  140. 
arg  140. 
arge  140. 
arghnessc  liO. 
arhde  140. 
arr  138. 
ara  140. 
arwe  140. 
aukard  139. 
auwards  139. 
aur  l;]8. 
awk  138. 
awkert  138.  139. 
awkward  138. 
bad  142. 
badly  142. 
badling  142. 
bais  141. 
beast  141. 
beeas,  beas  141. 
beein  141. 
beess  141. 
being  141. 
bcllow,  billow  141. 
beoss,  beost  141. 
^^gf  Wgff  141  f. 
biggen  141. 
bigging  141. 
bigly  142. 


!  boke  141. 

bolke  141. 

book  141. 

booB  140. 

boosy,  booBon  140.  141. 

boozing  141. 

booyse  140. 

boskin  141. 

boBs  141. 

boBsy  141. 

bosBycalf  141. 

bouk,  bowk  Hl. 

bouko  141. 

bowe  141. 

buk  141. 

bnse  140. 

by  141. 

byar,  byer  141. 

bycs  141. 

bygg  142. 

bygge  141. 

byse  141. 

carlocke  136. 

chaer  136. 

char  135.  136. 

charo  136. 

charlock  13(>. 

charwoman  136. 

charyn  135. 

chewer  136. 

chire  136. 

choo  137. 

choor  136. 

cboorer  136. 

choor}'  136. 

chore  136. 

cburl  136. 

cooscot,  cowscot,  cowschot, 
cowshot,  cushette  lÜ\. 

cowbeast  141. 

cushat  142.  143. 

earc  138. 

oursh  138. 

ere  138. 

crf  140. 

erge  140. 
I  crre  138. 
I  errish,  ersh  138. 
j  oruh  140. 

eryc  138. 
I  erj'ge  138. 
■  gearsipe  140. 


free 

larwoman  136. 
jee  137. 
ockert  139. 
orked  189. 
pockarr  138. 
Khoo  137. 
woh  139. 

12.   AltnordlBeh. 

allr  verda  450. 

bäsB  140. 

bulka  141. 

bulki  141. 

l^y^gja.  byggva  141. 

altnorw.  erkn  193. 

frekr,  Freki  119. 

godi  126. 

Gripir  445. 

naddr  222. 

himinskaut  445. 

Huefi  204. 

HtTjkingr ,  Hoekliiigr  201. 

iöniinngrund  119. 

altuw.  nykr  197. 

odaltorfa  197. 

öfugr  139. 

altnw.  orken  193. 

örr  138. 

seggr  117. 

skapker  119. 

Skirnir  116. 

»kjot  143. 

skjoti  143. 

skjottr  143. 

snotr  470. 

svanr  448. 

toskr  119. 

upplenzki  214. 

veri)a  c.  <lat.  218. 

13.  Dänisch. 

;  ar  138. 
:  baas  14(». 
1  byge  142. 
I  den  385. 

14.    Sehwedlsch. 

j  baK  140. 
I  bygga  141. 
'  dial.  8U  214. 


VnVm     Pi.»']"ini'*krr«-i  Hi-k  Wainenl  .m- r«. 


Wie  stiulirt  man  Philologie? 

[Eine    Hocle*getik    lilr    Jiiagei-   dieser    W  iHt>eiiischafi 

von 

Wiltifhu  Freiiiii 

Zw»>ite»    »in  Vf  riiii<iftrte    Ayfliigc.     Prciü  i.  .>ui 
ItihaltJ    1    Namo,    Boncrilf  unJ  Umfmii?  d«*r  Philoloiritf.  —    11.  DU*  6m2«ttieti  Dir- 

dplinnn  der  Hiilologic,  lll.  Vcrtheilui»|tr  d»r   ^1.-^  ,lo»  Philo I ogi<* -Stadirco- 

dtiu  Ulli  i;  St'iueater.  —  J\'.  Die  I{il*noth<ik-  »Ji's  I  -  Htniürt^üdexi.  —   V.  Du* 

Aft'iiit4?r  i\vr  iiUilüIag*  Wis*c'imchjift  in  altor  und  ..  u. «  ,it,it, 

H^^    Der   iiuierbalb   6  Monaten   CTfulgte  Absatz   der   stai'kcu   1.  Auflage 
dürfte  wol  ein  Zeugniss  für  den   VVerth   der   Schrift   abgehen 

Verlag  von  Willielin  Ylolet  In  Leipzig. 


H«'!  8«  Hirzei  in  Leipzig  (^rschkm  soeben; 

Kleinere  ©ohriften 

V  (t  n 

Wülieloi  WaekernageL 

Mtt  Uni: 

'AbUan'llQ«>c*^u    *ur    Ueutwchen    AUerthftiuskuude    und    Kunstgeschichte. 

Hit  eiaer  lithographirten  Tafal 

gr.  8.    Prei«:  2  Thb.  20  Sgr. 


If'frUg  V0B  f,  t  W.  Ugti  in  Lfi^zig. 

8aebeit  erscMeii; 

JoiiekWwf H  Öe?*eliic!it«*  «kr  MtHlerI«u(li8elien  Literatur.  Deut- 
öciie  automii'te  Ausgübo  von  Wilh.  Berg.  Mit  einem  Verzeichniäö 
der  Nieder!,  SchriftstiLUler  urid  ihrer  Wi^rke  vüü  Dr.  Ernst  Martin,  Prof, 
in  Freiburg*  Zweiter  tSchlüHS-)  Band.  gv.  «.  4  4  Bogen,  geh. 
4  Tbl.  K)  Ngr, 

DuH  cuinplete  Werk  ko^ttt  7  Tiür. 


In   der  II a h u ' sehen  VerLaiuD^huchhaniUiin^  bi  Leipzig  iat  noeben  orschie- 
Tien  und  durch  alle  BachhHödlmjgmi  zu  bezieben: 

Hlllll<5^  I)r   B.,  ^rleeliisclie  verba  anomala  iu  alphabetischer  R**i- 
heufolge  tabellarisch  dargeötellL    gr.  Lex,  -  Format,    geh.     Ö  Sgr 

eine  nene  Grkittriing  der  »ogenannteu  eplsselicu  Zerdelinung» 


idk    i^ 


^r. 


6oebm  nidiitR: 

iJOd  W0t1)ifrf)e  ÄVrbltlU   in  fjiTadÖDOrglctd&cnbct  i^titfltl 
Dr.  (S.  ä«.  m.  öteitt.    *^rcl8  2«)  »äc{r. 
flon  ttcinftlbtn  ttWta  in  fltrii])ctn  ^crlofic 

Titc  Dticllfu  öeö  ^->cnatib.    gjcbR  ctum  ütiibann  latiötic«  &iä\ 
Aclirntiiirmonic.    '^imo  2  3:()U. 

1)»'  ^^rlianö   Dbci  Mc  aufädjfifc^c  (SlianQcUMiijariuonir      u 

fctjuiiij  in  «itatneimcn.    2.  9lufl.     geb.  l  Jtilr. 

eofffl.  dl'icoilür  .«luu, 

^tni  "öcruivjc  bcr  OttlJB'fltfn  Ct0ffltl4QfinMnn||  in  OAHnocrc  x\i  \i>  u<a  er 
um  unb  burd;  <iti(  üfitdilMuMulHK"  ^u  b<;tet)i'ii: 

l*cl)vbudj  öcr  aUöcmciucn  (^efd)itl)tc 

für  if^ifcxi  Uiitctiic^teanftattctt. 
I)r.  Jofcpl)  «frf, 

ijc^tttc  ncubfärbcitetc  uitt  bi0  attf  btc  (5ÄCv^ctnratt  fortv^ffill)tte  ^uftagt    gf.  Ä.     £4 
iL*Dn  tinuklbeit  öcnu  Ikrtatla  ift  ^ciua  bei  uuö  crft^itueii: 

(Srfdjiditf  ber  ©riedjcH  unb  iKömer.    a.  ^Mu^a.    i  Wr.  lo  ©gr. 
(deit^idjte  bc^  bcutfdjeu  tsolUi  unb  l'anbes«   dritte  ?iu^o>^'-  i»  ^t« 

«mrbcituncj.     2.  ^Ibtbeilunö.     1869.     1  i^lr,  ü  S^f- 

@ef(^i($tr  b0n  ^ronfreic^,   (fnaUinb,   '4>alctt  unb  9{uf}laab, 

gftaiiTfurtct  grkbcn  1871  f odflcfü^rtc ,  «cu  bforb. 'ilu^ö^be  1872,     l'J 
englonb,  "Voien  unb  Stufslonb.    3»  ^usg.  1872.    7V,  ®g.i 


Brtö  S|)ifl  iion  lifii  ifl)u  Jumjfiniiru, 

ein  bciitfd)c0  Droma  beö  5)littclalters. 


Vortrag. 

geilten  in  bet  latifa  bcr  Unmrfltät  ^u  dtoßoft 


k»oit 


(ftnll  gulins  DerlaQ  tu  Koft^ik. 


5  013  Gl?  ifia 


Stanford  University  Libraries 
Stanford^  California 


Eetufis  tliit  book  on  or  b«fore  tiate  firii'.