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Full text of "Zeitschrift für Deutsches Altertum und Deutsche Literatur"

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ZEITSCHRIFT 


FÜR 


DEUTSCHES  ALTERTHÜM 


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HERAUSGEGEBEN 


r        • 


VON 


KARL  MÜLLENHOFF  tod  ELIAS  STELNMEYER. 


NEUE  FOLGE.    SECHSTER  BAND. 


ACHTZEHNTER  BAND. 


BERLIN 

WEIDMANNSGHE  BUCHHANDLUNG. 

1875. 


?0$ 

.  05/ 


ÜBER  REINHART  FUCHS. 

Manche  alte  deutsche  Sprichwörter  enthalten  kleine  tier- 
fabeln: der  reiher  schalt  das  wafser,  als  er  nicht  schwimmen 
konnte;  daz  der  boc  an  im  wetz,  des  selben  zthet  er  die  geiz;  die 
schielende  geifs  sieht  wohl  den  garten,  aber  nie  den  zäun 
(WGrimm  Freid.  lxxxviii);  ist  die  maus  voll,  so  ist  das  mehl 
bitter  udglm.  mehr  als  ein  Sprichwort  ward  daher  dichterisch 
zu  einer  fabel  erweitert,  wie  umgekehrt  manche  fabel  in  ein 
Sprichwort  zusammengezogen  wird  (zu  Denkm.  xxvn,  2,  19.  83. 
34  usw.).  die  fabel  selbst  aber  ward  in  ältester  zeit,  wie  noch 
später  im  zwölften  jh.  bei  Spervogel  nur  als  beispiel  und  gleich- 
nis  gebraucht,  und  Sprichwort,  fabel  und  gleichnis  begreift  die 
alte  spräche  unter  6in  wort,  der  älteste  beleg  für  eine  deutsche 
rustica  fabula  aus  dem  j.  612  (zs.  12,4090  ward  schon  von 
JGrimm  (Reinh.  F.  s.  cxcmi)  beigebracht,  aber  ohne  rücksicht  auf 
den  Zusammenhang,  in  dem  sie  tiberliefert  ist,  ausgehoben,  so 
dafs  die  gleichnisartige  anwendung  nicht  erhellt,  allein  von 
einer  zusammenhängenden  epischen  tiersage,  die  JGrimm  als  ein 
uraltes  gemeingut  fast  aller  Völker  erweisen  wollte,  finden  wir 
weder  in  Deutschland,  noch  auch  im  Norden  und  England  eine 
sichere  spur;  eine  solche  sage  hat  es  in  Wahrheit  auch  sonst 
nirgend  gegeben,  die  epische  behandlung  der  tierfabel  gehört 
erst  dem  mittelalter  und  zunächst  der  lateinischen  dichtung  der 
geistlichen  an,  und  die  fremde  herkunft  gerade  der  beiden  für 
ihre  geschichte  und  entwickelung  wichtigsien  stücke  läfst  sich, 
wie  mir  scheint,  jetzt  sehr  deutlich  übersehen. 

Otto  Keller  hat  in  trefflichen  Untersuchungen  über  die  ge- 
schichte der  griechischen  fabel  (Jahrb.  f.  klass.  phil.  1862, 
Z.  f.  D.  A.  neue  folge  VI.  l 


2  CBER  REIMIART  FUCHS 

60pplb.4j  hervorgehoben  dafs  das  Verhältnis  toui  fuchs  und  loweo, 
wie  es  die  fabel  darstellt,  in  der  würklichkeit  nirgend  besteht,  der 
d«irstellung  dagegen  entspricht  vollkommen  das  Verhältnis  des 
Schakals  und  löwen.  der  schakal  ist  ein  diener  und  begleiter  des 
königs  der  tiere,  der  mit  ihm  seine  beute  teilt.  Keller  hat  daher 
Indien  mit  recht  für  die  ursprüngliche  heimat  der  aesopischen 
tierfabel  erklärt  und  daher  namentlich  fs.340fr)  die  erzählung  her- 
geleitet, dafs  der  fuchs  den  hirsch  in  die  hole  des  kranken  löwen 
lockt  und  das  herz  desselben  als  beuteteil  an  sich  nimmt,  dies 
stück  von  unläugbar  indischer  herkunft  aber  finden  wir  auf  der 
grenze  des  mittelalters  im  siebenten  jh.  bekanntlich  bei  Fredegar 
in  eine  fabulose  geschichte  Theodorichs  des  grofsen  eingelegt 
(Reinh.  F.  xLvm,  Mones  Anzeig.  1835  s.  14f,  1838  s.  35511), 
dann  in  ähnlicher  einkleidung,  so  dafs  der  name  des  baierischen 
Theodo  noch  auf  den  gotischen  Theodorich  zurUckdeutet,  aber 
der  bär  der  deutschen  anschauung  gemäfser  als  könig  der  tiere 
an  der  stelle  des  löwen  steht,  ^aus  alten  büchem'  ums  j.  1000 
wieder  bei  Froumund  von  Tegernsee  (Reinh.  F.  s.  l  f)  und  end- 
lich noch  einmal  in  der  Kaiserchronik  in  der  geschichte  des 
baierischen  herzogs  Adelger  und  seiner  händel  mit  dem  römischen 
kaiser  Severus,  doch  so  dafs  ein  gärtner  die  rolle  des  löwen 
und  hären  übernommen  hat.  es  ist  anzunehmen  dafs  der  un- 
historische Adelger  erst  zum  träger  der  sage  gemacht  wurde, 
als  der  alte  Theodo  in  vergefsenheit  geriet,  eine  reine  volks- 
sage  aber  ist  in  dieser  erzählung  nach  ihrer  anknüpfung  an  die 
römische  geschichte  in  der  Kaiserchronik  wie  bei  Froumund  und 
nach  Froumunds  berufung  auf  'alte  bücher'  durchaus  nicht  an- 
zuerkennen, sondern  nur  eine  im  munde  der  geistlichen  freier 
gestaltete,  halbgelehrte  tradition,  deren  letzte  quelle,  wie  ich 
nach  dieser  berufung  und  der  hindeutung  des  namens  bei  Frou- 
mund nicht  bezweifele,  keine  andere  ist  als  die  aufzeichnung  bei 
Fredegar.  auch  nur  nach  einer  ähnlichen,  unklaren  Überlieferung 
konnte  Froumund  aao.  behaupten  dafs  nach  priscis  cantilenis 
die  Noriker  oder  Baiern  Alexander  dem  grofsen  krieg  angekün- 
digt hätten,  eben  so  wenig  liegt  auch  bei  Fredegar  eine  echte 
volkssage  vor.  augenscheinlich  ist  diese  geschichte  Theodorichs 
in  Italien  und  vom  Standpunkte  der  Römer  ausgedacht  deshalb 
soll  Theodorich  von  macedonischen  eitern  am  hofe  des  patricius 
Idacius  in  Rom  geboren  und  von  ihm  adoptiert  sein;  die  Römer 


ÜBER  REINHART  FUCHS  3 

und  Goten  setzen  ihn  nachmals  selbst  zum  patricius  ein,  und  er 
herscht  trotz  aller  nachstellungen  des  kaisers  in  Constantinopel 
lange  zeit  ruhmvoll  über  ganz  Italien,  dessen  städte  in  ihren  be- 
Festigungen,  palästen  und  anderen  bauwerken  noch  die  denk- 
mäler  seiner  tätigkeit  bewahren,  wenn  daher  die  fabel  dem 
Ptolomaeus,  dem  freunde  des  Theodorich  in  Constantinopel  so 
in  den  mund  gelegt  wird  dafs  er  sie  dort  bei  einem  fröhlichen 
festmahle,  scheinbar  zur  ergetzung  der  gaste,  in  Wahrheit  um 
seinem  freunde  eine  Warnung  zukommen  zu  lafsen,  vorträgt,  so 
gründet  sich  diese  fiction  auf  die  kenntnis  der  tatsache  dafs  der- 
gleichen fabeln  bei  den  Griechen  im  schwänge  waren  und  ge* 
legentlich  erzählt  wurden,  und  es  ist  deutlich  angezeigt  dafs  sie 
von  dort  her  nach  Italien  gelangten. 

Eine  zweite  aesopische  fabel,  die  auf  den  rat  des  fuchses 
durch  einen  frischen  wolfsbalg  bewürkte  heilung  des  kranken 
lOwen,  ist  für  die  ausbildung  des  mittelalterlichen  tierepos  noch 
ungleich  wichtiger,  auch  sie  stammt  aus  Indien,  wie  Keller  s. 
342  bemerkte,  nicht  nur  wegen  der  Vertrautheit  des  fuchses  und 
löwen,  sondern  auch  wegen  der  im  occident  und  im  norden 
nicht  beobachteten  gemeinschafl  des  fuchses  und  wolfes.  durch 
Dümmler  und  Weiland  (zs.  12,459.  14,497;  vgl.  16,480)  ist 
nun  neuerdings  eine  behandlung  dieser  fabel  ans  licht  gekom- 
men, die  aller  Wahrscheinlichkeit  nadi,  ja  wohl  unzweifelhaft  von 
Paulus  Diaconus  herrührt  und  von  ihm  gegen  ende  des  achten 
jhs.  im  hofkreifse  Karls  des  grofsen  vorgetragen  wurde,  dafs 
mündliche  Überlieferung  zunächst  ihre  quelle  war,  zeigt  der 
der  griechischen  prosa  unbekannte  zug  von  den  zerrifsenen 
schuhen  und  vor  allem  der  bär  an  der  stelle  des  wolfes.  auf 
dieselbe  weise  steht  auch  in  den  gleichzeitigen  alcuinischen 
Versen  De  gallo  (Reinh.  F.  s.  cLxxxni.  420)  der  wolf  dem  bahn 
gegenüber  an  der  stelle  des  fuchses.  dafs  aber  Paulus  seinen 
Stoff  aus  Italien  mitgebracht,  ist  nicht  nur  an  sich  wahrschein- 
lich, sondern  wird  auch  noch  dadurch  bestätigt  dafs  eine  seiner 
anderen  fabeln  (zs.  13,  320)  dort  zuerst  wieder  auftaucht,  auch 
jene  war  ohne  zweifei,  wie  die  vom  hirsche,  über  Griechenland 
dahin  gelangt,  sie  hat  aber  geradezu  die  erste  grundlage  für 
das  tierepos  abgegeben,  wir  flnden  sie  zunächst  im  zehnten  jh. 
(JGrimm  Lat.  ged.  s.  290  f,  Sendschreiben  s.  4)  wieder  in  der 
Ecbasis  captivi  in  einer  der  griechischen  ähnlicheren  fafsung,  da 


4  ÜBER  REINHART  FUCHS 

der  woIf  wieder  der  ankläger  des  fuchses  ist  und  der  zag  mit 
den  schuhen  fehlt  es  folgen  dann  im  zwölften  jh.  die  ersten 
rechten  tierepen,  der  Isengrimus  und  Reinardus  aus  Süd-  und 
Nordflandern,  deren  kern  und  grundlage  durchaus  jene  fabel 
bildet,  hier  führen  die  hauptträger  der  handlung  aufser  dem 
löwen  zuerst  ihre  festen  epischeb  namen,  das  wahre  zeichen  der 
epischen  behandlung,  und  eine  anecdote  aus  der  Picardie  vom 
j.  1112  (Reinh.  F.  cxcvf)  zeigt  dafs  sie  damals  dort  üblich  geworden 
waren,  wenn  auch  die  bemerkung  sie  mim  (nemlich  Isenffrimum) 
aliqui  solent  appellare  lupos  sie  keineswegs  schon  als  alt  und 
allgemein  bekannt  hinstellt,  ich  bin  überzeugt  dafs  sie  nicht 
viel  früher  als  die  anecdote  andeutet  aufgekommen  waren  und 
zwar  im  nordwestlichen  Frankreich,  wo  in  Flandern  und  Artois 
deutsches  und  französisches  wesen  zusammentrafen  und  vielfach 
in  einander  übergriffen. 

Die  bemerkung  JGrimms  (Reinh.  F.  s.  clxxxix),  dafs  alle  älteren 
darstellungen  keine  tiemamen  zeigen,  besteht  auch  nach  der  ent- 
deckung  der  Ecbasis  und  der  fabel  des  Paulus  zu  recht,  und 
weder  Froumund  in  Deutschland,  der  aufser  dem  erwähnten 
stücke  sogar  mimische  darstellungen  der  tierfabel  in  den  klöstern 
zu  kennen  scheint  (Ferd.  Wolf  Über  die  lais  s.  239)  S  noch 
hundert  jähr  später  Marbodus  in  Frankreich  wifsen  von  solchen, 
denn  dieser,  seit  1096  bischof  von  Rennes,  vorher  aber  archi- 
diaconus  in  Angers,  wohin  er  sich  auch  später  wieder  zurückzog 
und  am  11  sept.  1123  starb,  ist  wahrscheinlich  der  verfafser 
des  von  Grimm  (Reinh.  F.  s.  410  vgl.  s.  clxxxiiiI)  aus  einer 
Wiener  hs.  herausgegebenen  Luparius,  der  mitten  unter  anderen 
kleinen  stücken  von  seiner  band  in  einer  gleichzeitigen  hs.  von 
Tours  gefunden  und  schon  von  Beaugendre,  worauf  mich 
Dümmler  aufmerksam  machte,  mit  den  werken  des  Hildebert 
von  Maus  oder  Tours  Paris  1708  p.  1628  abgedruckt  ist.  die 
Verbreitung  der  tiemamen,  wie  der  epischen  behandlung  der 
fabel  geht  erst  seit  dem  zwölften  jh.  von  der  nordfranzösischen 
dichtung  aus  und  ist  durchaus  von  dieser  abhängig. 

Dafs  die  tiemamen  von  Nordfrankreich  nach  Sttdfrankreich 
gelangten,  gibt  JGrimm  selbst  zu  (Reinh.  F.  s.  cc).    in  Deutsch- 

'  vgl.  die  von  Philipp  dem  schönen  yeranstaltete  procession  Renart 
(JGrimm  Reinh.  F.  s.  cc). 


ÜBER  REINHART  FUCHS  5 

land  mag  Heinrich  der  glichezaere  einigen  namen  die  richtige 
deutsche  gestalt  gegeben  oder  sie  auch  durch  neue  ersetzt 
haben:  jedesfalls  schöpfte  er  sein  gedieht  aus  einer  französischen 
quelle,  und  diese  ist  nach  Martin  (Examen  critique  s.  14.  16) 
keineswegs  verloren;  gleichzeitig  aber  fafste  Spervogel  nuc 
namenlose  kurze  tierfabeln  in  den  rahmen  einer  Strophe,  der 
flämische  dichter  des  Reinaert  wuste  dann  noch  viel  mehr  als 
der  deutsche  seinem  Stoff  ein  heimisches  gepräge  zu  geben; 
aber  auch  er  dichtete  eingestandenermafsen  nd  den  waischen 
boeken,  und  die  Wendung,  dafs  statt  der  fehde  zwischen  fuchs 
und  wolf  die  klage  und  der  process  gegen  Reinaert  die  hand- 
lung  beherscht,  hatte  sich  schon  in  der  französischen  dichtung 
vollzogen;  wie,  wird  wohl  die  sorgfältig  vorbereitete  neue  aus- 
gäbe des  Renart  deutlicher  darlegen,  der  Flamänder  erklärt 
aufserdem  gleich  im  eingange  seines  gedichts  dafs  bis  dahin  die 
gheste  van  Reinaerde  in  dietsche  onghemaket  bleven  war.  die 
früheren  Zeugnisse  für  die  bekanntschaft  der  epischen  tiernamen 
in  Flandern  aus  dem  anfange  des  dreizehnten  jhs.  (Reinh.  F.  s. 
ccvi)  stützen  sich  also  auf  die  französische  dichtung.  die  künde 
von  ihr  mufs  damals  sogar  schon  in  die  deutschen  Rheinlande 
gedrungen  sein;  denn  der  hochdeutsche  Reinhart  kann  nicht 
füglich  die  quelle  sein,  wenn  in  dem  niederrheinischen  gedieht 
von  Morant  und  Galie,  das  nach  Lachmann  etwa  zwischen  1190 
und  1210  verfafst  ist,  es  von  einem,  der  sich  Morants  gegen 
seine  richter  annimmt,  heifst  (Karlm.  255,  31) 

hey  gelichde  sy  Reinharde 

deme  roden  vosse 

entgaen  ir  smuysse, 
wo  ich  das  letzte  wort  freilich  nicht  verstehe,  aber  in  der  ersten 
Zeile   unbedenklich   sy   für  sich   hergestellt   habe;    und    alsbald 
heifst  es  weiterhin  von  einem  der  urteiler  (Karhn.  257,  66) 

ittt  hört  van  Röharde, 
dem  feilen  Reinarde. 
ich  erinnere  hiebei  daran  dafs  auch  die  kärlingische  heldensage 
in  den  Rheinlanden  eher  bekannt  war  als  es  davon  deutsche 
gedichte  gab  (ZE.  xxn  oder  zs.  12,  355  f,  wo  nur  die  kölnischen 
Marsilius  und  Garsilius  aus  dem  spiele  hätten  bleiben  sollen).  — 
der  nordflandrische  magister  Nivardus,  der  um  die  mitte  des 
zwölften  jhs.  den  Isengrimus  zum  Reinardus  erweiterte,  legt  in 


6  ÜBER  RELNHART  FUCHS 

seinen  Zusätzen  durch  die  namen  Beiinus  für  den  bock  und 
Balduinus  für  den  vater  des  esels  (Reinh.  F.  s.  ccxxxini  und 
ccxLini)  Zeugnis  ab  für  das  noch  ältere  zuströmen  der  französi- 
schen dichtung,  und  die  deutschen  und  anderen  namen,  mit 
denen  er  die  neuen  beiden  der  fabel  ausstattet,  beweisen  nur 
seine  eriindungsgabe,  nicht  das  Vorhandensein  einheimischer  sage, 
weil  sie  in  diesem  falle  später  wieder  auftauchen  müsteu.  das- 
selbe gilt  von  den  namen  der  nebenpersonen  im  Isengrimus; 
auch  sie  sind  von  dem  verfafser  nach  gutdünken  den  tieren  bei- 
gelegt und  zum  teil  ganz  neu  gebildet,  wie  der  entschieden 
deutsche  Sturdarmus  für  den  eher  und  der  hybride  Sprotiuus 
für  den  hahn  (Reinh.  F.  s.  ccxxxiii  und  ccxxzvif),  da  sie,  aufser 
dafs  im  Reinaert  eine  henne  Sproete  heifst,  sonst  nirgend 
wiederkehren;  auch  sie  wurzeln  in  keiner  tradition.  aufs 
schärfste  heben  sich  daher  gegen  sie  ab  die  drei  beuennungen 
für  den  wolf,  fuchs  und  hären,  Isengrinms,  Renardus  und  Bruno, 
die  alle  drei  auch  in  der  französischen  dichtung  feststehen,  und 
mit  denen  überhaupt  die  benennung  der  tiere  begonnen  haben 
mufs.  wenn  aber  nur  diese  drei  namen  feststanden  und  sogar 
noch  der  könig  löwe  unbenannt  war,  für  den  erst  der  dichter 
des  Reinardus  den  namen  Rufanus  sich  erfand,  so  mufs  man 
schliefsen  dafs  die  benennung  überhaupt  nicht  viel  früher 
üblich  geworden  war.  wir  stehen  damit  dem  anfange  der  be- 
nennung noch  nahcS  aber  mit  dem  südflandrischen  gedieht 
ohne  zweifei  auch  auf  dem  boden  oder  in  dem  bereiche,  von 
dem  sie  zuerst  ausgegangen  ist. 

Wenn  der  südflaudrische  dichter  des  Isengrimus  sich  der 
namenform  Renardus  und  nicht  Reinardus  oder  gar  Reinhardus 
bedient  und  dem  rohen  deutschen  wolfe  gegenüber  die  übrigen 
tiere  als  feine  Franzosen  von  bildung,  sitte  und  spräche  und 
selbst  von  geburt  darstellt  (Reinh.  F.  s.  lxv.  Lxvniff),  so  läfst  er, 
wie  mir  scheint,  hinlänglich  deutlich  erkennen,  auf  welcher  seile 
auch  er  bereits  die  tiernamen  in  gebrauch  gefunden  hat.  nun 
konnte  allerdings  der  Franzose  den  hären  Bruns  benennen,  ohne 

*  der  dichter  rechnete  sogar  noch  nicht  auf  die  allgemeine  bekannt- 
Schaft  und  Verbreitung  der  namen,  weil  er  jedesmal  nach  der  ersten  nen- 
nung  das  appellativ  des  tieres  als  erklärende  apposition  hinzufügt,  v.  23 
Renardum  vulpem,  25  lupus  Ysengrhnus;  so  auch  93  Ber/Hdus  caper  — 
et  vervex  nomine  Joseph  usw. 


ÜBER  REINHART  FUCHS  7 

sich  weiter  einer  entlelinung  schuldig  zu  machen  als  dafs  er  sich 
des  vor  alters  in  seine  spräche  aufgenommenen  deutschen  ad- 
jectivs  bediente,  auch  Renart  mochte  ein  französisches  deriva- 
tum  scheinen  (Grimm  Gramm.  2,340;  vgl.  Reinh.  F.  ccxxxv);  aber 
welchen  sinn  ein  Franzose  damit  verbunden  haben  könnte,  ist 
nicht  abzusehen,  und  die  entstellungen  von  hmgrim  in  Sengrin, 
Esanguin  udgl.  (Reinh.  F.  cciiii)  beweisen  dafs  dieser  name  den 
Franzosen  nun  gar  ein  rätsei  war.  es  mufs  die  benennung, 
wenn  man  sie  nicht  für  ganz  willkürlich  und  zuMlig  halten 
will,  in  einem  grenzlande  aufgekommen  sein,  wo  man  deutsch 
und  französisch  neben  einander  sprach. 

Wenn  man  heutzutage  einen  griesgrämigen,  etwas  bösartigen 
menschen  im  niederdeutschen  einen  alten  Isegrimm  nennt  (Brem. 
wb.  2,  705),  so  denkt  man  dabei  nicht  an  den  wolf  im  Reineke, 
sondern  der  name  selbst  scheint  einen  menschen  von  solchem 
aussehen  und  Charakter  anzudeuten,  in  ähnlicher  weise  kann 
lange  Isangrim,  hengrim  verstanden  und  gebraucht  sein,  der 
name  bedeutet  nicht,  wie  JGrimm  ihn  zuerst  auffafste  (Reinh.  F. 
ccxLn),  der  eisen-  oder  schwertgrimme,  die  länge  des  letzten 
vocals  steht  fest  durch  die  lateinischen,  ndl.  und  mhd.  gedichte, 
durch  das  ähnlich  gebildete  Hiltegrtm,  Dietrichs  heim,  die  Ver- 
kürzung Grlmo,  die  von  Grimmo  zu  unterscheiden  ist,  uam.  fsan- 
grtm  ist  daher  notwendig,  wie  JGrimm  in  der  anmerkung  und 
Myth.  217  auslegt,  ^der  mit  dem  eisernen  heim,  der  eisernen 
maske*,  da  das  schwache  femininum  ahd.  alts.  altn.  grlma  (ags. 
grtma  masc?)  larva,  galea  in  der  adjectivischen  form  eines 
eigennamen  (zs.  16,  154j  stark  und  einsilbig  werden  muste,  wie 
ahd.  herza  zu  armherz  misericors  udgl.  wie  solche  helmmasken 
beschaffen  waren,  haben  der  Tascbberger  moorfund  in  Angeln 
(Engelhard  Thorsbjerg  mosefund,  Kjobeuhavu  1S63)  mit  einem 
exemplar  aus  dem  dritten  jh.  und  andere  in  England  und  sonst 
gemachte  funde  (EHübner  in  den  Bonner  jahrb.  1873  s.  171)  gelehrt, 
auch  nachdem  die  eigentliche  bedeutung  des  wortes  längst  ver- 
gefsen  war,  konnte  man  mit  dem  namen  einen  ähnUchen  sinn  wie 
im  heutigen  Niederdeutschen  verbinden,  mochte  man  nun  bei  grhn 
an  grim  oder  bei  ndl.  mhd.  Isengrin  an  grlnen  den  mund  vei*ziehon, 
die  Zähne  fletschen  denken,  der  bischof  von  Laon  in  der  Picardie 
hatte  1112  umgekehrt  von  der  tierfabel  aus  seinen  mörder  scherz- 
weise propter  lupviain  speciem  Iseugrin  genannt  (RF.  cxcvi). 


8  ÜBER  REINHART  FUCHS 

Nicht  anders  verhält  es  sich  wohl  mit  Reinhard,  Reginhard. 
die  eigentliche  bedeutung  dieses  namens  erhellt  aus  dem  ags.  ad- 
jectiv  regnheard  urhart,  überaus,  vor  allem  anderen  hart,  das  im 
Beov.  326  sächlich  von  Schilden  gebraucht,  als  personenname 
aber  nicht  etwa  nach  dem  nhd.  als  Severus,  Prae-  oder  Per- 
severus,  sondern  von  der  standhaftigkeit,  der  Festigkeit  und  der 
unerschütterlichen  Widerstandskraft  eines  beiden  zu  verstehen  ist ; 
und  denselben  zweck  der  höchsten  begrifTsteigerung  hat  regin  in 
anderen  alts.  ags.  und  altn.  compositis  und  wenn  in  einem,  so 
notwendig  in  allen  eigennamen.  die  bedeutung  von  got.  ragin 
consilium  aber  hat  das  wort,  wie  die  rachinehurgii  der  Lex  salica 
schliefsen  lafsen  (RF.  ccxli,  zu  Waitz  Lex  Salic.  s.  291),  gerade 
im  gebiete  dieses  gesetzes,  also  namentlich  in  seiner  heimat,  in 
Flandern  länger  bewahrt  als  irgendwo  sonst,  und  dies  konnte 
sehr  wohl  dahin  führen,  da  auch  das  Niederländische  -aert,  das 
Romanische  -ard  statt  des  alten  hard  ^ableiterisch  zu  benennungen 
für  mannsleute  in  bösem  sinne'  verwendet  (Gramm.  2,  339  f)» 
dafs  man  dort  noch  im  eilften  jh.  Reinard  für  einen  besonderen 
Schlaukopf  gebrauchte*;  die  Übertragung  beider  namen  Reinard 
und  Isengrim  auf  den  fuchs  und  wolf  aber  konnte  dann  im 
zweisprachigen  Süden  des  landes  oder  auch  in  Artois  erfolgen.  , 

Die  hier  vorgetragene  vennutung  erklärt  vollständig  und 
einfach  alle  in  betracht  konunenden  tatsachen.  sie  darf  daher  für 
die  einzig  mögliche  und  richtige  gelten,  bis  man  eine  noch 
befsere  findet,  der  appellativische  gebrauch  der  personennamen 
muste  alsbald  mit  der  Verbreitung  der  tiernamen  mit  diesen 
zusammenrinnen,  bei  der  Übertragung  aber  ist  auf  jeden  fall 
nicht  zu  vergefsen  dafs  das  tierepos  nicht  aus  alter  volksmäfsiger 
Überlieferung  hervorgegangen,  sondern  ein  erzeugnis  der  dichtung 
der  geistlichen  ist.  die  spuren  dieses  Ursprungs  sind  ihm  von 
der  Ecbasis  an  im  Luparius,  Isengrimus,  Reinardus  usw.  aufs 
tiefste  eingeprägt,   und   ich   fürchte    nicht   von    dem   künftigen 

*  die  französischen  verse  bei  JGrimm  (RF.  s.  ccxli)  sind  natürlich  nur 
60  zu  verstehen  daCs  der  fuchs  sich  auf  seinen  rechten  namen  beruft,  weU 
er  als  guter,  schlauer  ratgeber  sich  oft  bewährt  hat  und  dafür  aUgemein 
bekannt  ist;  nicht  aber  kann  man  dem  französischen  dichter  irgend  welche 
kenntnis  von  der  ursprünglichen  bedeutung  des  namens  oder  in  welchem 
sinne  er  beigelegt  sei  zutrauen,  der  fuchs  heifst  nicht  umsonst  fuchs  und 
Renart  nicht  umsonst  renard. 


ÜBER  REINHART  FUCHS  9 

herausgeber  des  Renart  Widerspruch  zu  erfahren,  wenn  ich  be- 
haupte dafs  noch  die  nordfranzösischen  brauchen  wohl  sämmtlich 
cleriker  zu  verfafsem  haben,  selbst  der  deutsche  Heinrich  war, 
wie  es  scheint,  nach  seinem  beinamen  GUchizäre  (Graff  2,  119, 
Ducange  s.  v.  'sarabaYta)  ein  fahrender  cleriker.  die  geistlichen 
hatte  der  herr  selbst  gewissermafsen  durch  das  gleichnis  vom 
guten  hirten  und  durch  die  wamung  vor  den  Wolfen  in  Schafs- 
kleidern auf  die  tierfabel  hingewiesen. 

29.  3.  74.  K.  M. 


ZUM  SCHWERTTANZ. 

Vom  fünfzehnten  bis  ins  siebenzehnte  und  das  vorige  jahrh. 
sehen  wir  den  schwerttanz  über  ganz  Deutschland  verbreitet, 
zuerst  in  den  Städten,  dann  auch  auf  dem  lande,  ich  habe  ge- 
hofft dafs  meine  abhandlung  in  den  Festgaben  an  Homeyer  (Ber- 
lin 1871)  noch  einige  hie  und  da  verborgene  nachrichten  her- 
vorlocken würde,  die  über  die  aufführung  des  tanzes  weitere 
aufklärung  gäben,  was  ich  bisher  erhalten,  beschränkt  sich  auf 
einige  Zeugnisse  für  seine  zeitliche  und  örtliche  Verbreitung. 

In  Köln,  das  schon  in  der  berlinischen  Germania  9,  69 
unter  den  Städten,  wo  der  schwerttanz  zur  aufnihrung  kam,  ge- 
nannt ward,  fand  hr  archivar  dr  Ennen  nach  einer  gefälligen 
brieflichen  mitteilung  nur  die  einzige  nachricht  in  einer  morgen- 
sprache  vom  19  febr.  1487,  worin  es  heifst: 

Oueh  as  unse  heren  vanme  raide  zo  use  zyden  verboiden 
haint  umb  kroingdt  zo  gayn,  noch  mit  den  «werden  off  reyffen  zo 
dantzen  oder  umb  zo  gayn,  so  verbiedent  usse  heren  noch  as  vur, 
dal  neymantz,  hey  sy  wer  hey  sy,  umb  eynich  kroyngeU  vur  sich 
selfs  aüeyne  oder  in  gesehchaff  mit  den  «werden  oder  reyff  zo 
danzen  oder  sust  meynnich  anderrekye  wyse  umb  enghae. 

Das  Zeugnis  ist  das  älteste  nach  dem  von  1443  aus  Braun- 
schweig (Festgaben  s.  118),  und  es  ist  nur  noch  die  auch  später 
(aao.  s.  120.  122.  123)  wiederiiehrende  Verbindung  des  scbwert- 
tanzes  mit  dem  reifentanze  hervorzuheben. 

Eine  notiz  von  ähnlicher  art  verdanke  ich  meinem  hoch- 
verehrten landsmanne  herrn  Oberbürgermeister  Boysen  in  Hildes- 
heim aus  den  dortigen  ratschlufsbüchern: 


10  ZUM  SCHWERTTANZ 

Ratslag  auf  den   schvcerttamz, 

Demnadi  die  stkmide  beim  regierenden  htm  Imrgenneisier 
afuuchnng  getan  irtn  dienern  gnnsti^idi  sn  eriauben  disen  bevor- 
Siehenden  vasselabende  über  den  sehcerttanz  zu  fum^  als  ist  das- 
seibige  zu  rate  gestalt  und  von  rat  und  2i  man  darauf  gedossen, 
das  zu  furhutunge  allerhand  leicht fertigkeä  für  dismal  den  sehmi- 
den  ir  suchent  abgeslagen  und  den  srhverttanz  zu  halten  mcA/ 
*o//  gestattet  u-erden.     den  2Sten  jtUHuan'ij  ao  'lö«S3. 

Auch  in  Braunschwei};:  führen  die  schmiedeknechte  (aao.  s. 
ISS»,  in  Nürnberg  die  raesserschniiede  <>.  ll&i  lu  fastnacht 
den  schwerttaaz  auf.  in  Breslau  (s.  121)  und  in  Siebenbürgen 
IS.  146)  sind  es  die  kürschner.  in  Lim  is.  120  f  die  fechter. 

Ur  Boysen  teilte  mir  ferner  mit  ilals  er  im  kirchspiel  Bü- 
siun  in  Ditmarschen  in  den  jähren  1S2S~3S,  Gähnend  weicher 
er  daselbst  beamter  war,  vergeblich  erkuudi:nini:en  nach  dem 
schwerttanze  angestellt  habe,  den  Anton  Viethen  dort  17i7  auf- 
führen sah  und  ausführlich  schilderte  laao.  s.  129  f*.  niemand 
erinnerte  sich  der  abhaltung  eines  solchen,  noch  auch  gab  es 
alte  Schwerter,  die  dabei  in  ^brauch  d^^wesen  w2ren.  obdeich 
sonst  manche  altertümliche  «robräuche  sich  erhalten  hatten,  auch 
die  im  Neoconis  1.  224  erwähnten  schlachten  und  kluften  fast 
alle  noch  bestanden  mit  ihren  besonderen  Statuten,  ihrem  eigen- 
tum  an  kirchensitien  und  begr;^bnispL^uen.  sowie  an  alten  sie- 
celtt.  Webern,  trinkhi^rnern  udgl.  dafs  auch  Neocorus«  150  jähre 
\or  Viethen  pretligor  in  Busum.  des  schwerttanzes  mit  keinem 
Worte  gedenkt,  orwahuto  ich  aao.  s,  12S.  und  es  gibt  für  die 
Sitte  in  Pitmarschen  aufser  Vtetheu  nur  noch  das  zweideutige 
Zeugnis  des  gelehrten  Iliurich  Giesebn^rbt  i,s.  129».  dennoch 
kann  mau  die  k'sclireibunc  Vietheus«  wenn  nun  die  übrigen 
alterten  auf/eichnungen.  ilie  ihm  zu  geUue  gi'>;.uiden  haben  konn- 
ten, zumal  die  zuu^iclist  \en\audie  dt^  Olaus  Maguus  aus  Schweden 
vergleicht,  nicht  für  eine  falschung  und  ertindung  lullen,  auf 
die  weiter  keine  rücksicht  zu  nehuten  sei:  die  ^ergleichung  be- 
wahrte vielmehr  is.  lo2>  ihre  uuabh:iu^i;:keit  und  selbstdndifkeit. 

Merki^unlicer  und  enriebii^T  sind  einige  nachrichten  aus 
dem  auslande,  durch  frMileiu  t\m^line  Michaelis  bin  ich  auf- 
merksam ^envicht  auf  eine  auuierkuu«:  Lu4»i\vhts  zu  ^einer  über- 
Setzung  dt*s  IVutamertuie  2.  2ö3  I  und   die   nachirJi^e  dazu  zum 


ZUM  SCHWERTTANZ  11 

Dunlop  s.  516.  die  hier  gegebenen  nachweisungcn  aus  England 
(Stnitt's  Sports  and  pastimes  in  c.  8,  Lockhart's  Life  of  Sir  Walter 
Scott  n  c.  4  (p.  81  Baudry,  Edinbuig  1845  p.  265),  Dramatick 
writings  of  Shakspeare,  Bellas  edition  xi  p.  146  und  Johnson  zu 
Anthony  and  Cleopatra  act  in  sc.  9)  ergeben  nichts«  neues  für 
die  dortige  sitte,  was  nach  den  früheren  mitteilungen  darüber 
(s.  132-141;  in  betracht  käme,  auch  das  lied  bei  Villemarqu^ 
Baneaz-Breiz  i  (1846)  nr  7  läfst  höchstens  schliefsen  dafs  die 
Bretonen  ehemals  gleichfalls  den  schwerttanz  gekannt  haben, 
ebenso  gibt  es  eine  vereinzelte  notiz  darüber  aus  dem  d^parte- 
ment  des  Hautes  Alpes  (Dunlop  s.  516).  von  Wichtigkeit  ist  zu- 
nächst der  schon  von  Mone  hn  Anz.  1835  s.  229  f  aus  Covaru- 
bias  Tesoro  della  leugua  castellana  (Madrid  1611)  ausgehobene 
artikel 

Danza  de  Espadas,  esta  datiza  se  usa  eii  el  reyno  de 
Tokdo^  y  danzanla  en  camisa  y  en  gregescos  de  lienzo  con  ums 
tocadores  en  la  cabeza;  y  traeii  espadas  blaucas  y  hazen  coti  ellas 
grandes  vueltas  y  revueUas  y  nna  mudatiza  que  llaman  la  de- 
gollada,  porque  c^rcan  el  aiello  del  que  los  giiia  con  las  espa- 
das y,  cuando  parece  que  se  la  van  ä  cortar  por  todas  partes,  se 
les  escurre  de  entre  ellas. 

Hier  wird  also  der  Umz  von  tänzern  in  hemden  und  leine- 
nen beinklcidern,  mit  tüchern  um  den  köpf,  wesentlich  ebenso 
ausgeführt  wie  nach  dem  Don  (juijote  (s.  145)  und  ganz  ähnlich 
wie  in  Deutschland,  hervorzuheben  ist  nur  die  köpfungstour, 
la  degollada,  bei  der  der  hals  des  vortänzers  so  dicht  von  den 
Schwertern  umkreifst  wurde,  dafs  es  aussah  als  sollte  er  von  allen 
Seiten  her  abgeschnitten  werden,  bis  joner  geschickt  entweicht, 
diese  tour  ist  darum  so  merkwürdig,  weil  sie  mit  der  englischen 
und  deutschen  (s.  143  fl'j  zusammentrifll,  die  mir  wegen  ihrer 
übereinstinunung  mit  dem  altrOmischen  Märzspiol  den  sichersten 
beweis  für  das  hohe  aller  der  germanischen  sitte  zu  geben 
schien. 

Dagegen  hat  mit  dem  schwerttanz  kaum  noch  eine  ähnlich- 
kcit  die  astunsche  danza  prima,  deren  Duran  (Romancero  i  p.  lxhi 
oder  CoUeccion  de  romances  mi  p.  xu  not.)  als  eines  rundtanzes 
erwähnt,  und  über  die  f'ri(ulein  Michaelis  mir  folgendes  mitteilt: 
nach  Jose  Amador  de  los  Bios,  der  die  romanzcn  Asturiens  aus 
dem  volksnuinde  gesammelt  hat  (Jahrb.  für  romanische  und  eng- 


-•> 


Zl'M 


ubäit  IitMnniu  «-:.  2T4  w^röeL  di^a^  aon  ul  zanjkt  de:  äum 
iimiic  gissmi^eL  udl  di«6e:  :aDi  se  ^cn.  üol  uiOkaieL  attemmL 
»eiL  fiTKCv^nficiKf  cuaraia^  zeiet  sici  il  oeL  saiiPfi,  mc  öeiieii 
6ICL  ÖM:  lüiizer  iiewafioei..  uuc  u.  dsdl  mf  fttiri.  ckt  val  zeii 
ZL   xer   fsniiDtu     o^  lc»^  Illo^   iiäic   iin.  flir  ursprtiiüniri   Kfiiitfcb 

lUiC    srtiii>H«r    sitJ:    iBTlL    ÖS    mtouiiuc    ^III£^  auösn.   «siatiisriaprn 

arcfafcoJt«fi»!L  üL :    i«iM  £fO^  JiüuNk  firnairr  t  neaeiiBMe  HKueacani:' 

■K  M  «MM/'eaoiu-  o.  vt^ic  eftcuiar  a  m  rtrmsiuc  Mir  «*v  n 
n  CMKQui    tt^ipmaric  at  u»  pmfHut  Teiia\    ob    rmm   &  o^iu  08? 

ft-  ttstekot  Tt9h  ie  ctNfST'x  ä  a&  'iiotMrn?-!  iA  OM;Hn&  «  aoo 
ri*9.      eK    iMC    I.    ti:'i    8i:iiir*rfNL    tftrumux    a  -iniuninr  rn»  Ofouoff 

gwr  Lette .  c  mff  tüomau  T*nr>  mcsri:!:«»  ii«  m  '  7twtt  inm  t  Mi 
il  offM» .  'Ar\ .'  M  ir  oarK  e>  iic  f?:.  —  *mrriutf  of  cnc 
flNOfvff-i  iii»  jriwfteruf  j^ertuft  q&  "imtchTr  m  tmrx  m  Hau  r%  2a 
ämae  i  ei  vemi  at^rMmat  k  t^s  t  fC  rvn  mtac  m  ^  mI' 
a»  gta  mt  omkl  f9Ge'''yamtm  vtr  am  am*  t»  in;*i^  it  ooosc 
«   «tic   cOfKtf    üf    nmr'aii»   vir-  tsrvmt    paurjlu    am  'tsmc  «m 

•  •  • 

Iib»   iuer   os  'Uii:i  "«jt   us!  &&«  CKTiSs^iöft  r«;tu»f*t  iior  riire? 

ciK  ooK&c  sr-^oitf  lifGic  nuufke;  '>'ia  -doii  m  3ciLL2.i£rüciifa  vurva 
Ulli    viiföukiML   r>iii'.iti«L  «iörv^rzMLC.     ^'la  xia«s   tOflairaiifr  jt: 

aoiT..    alt   iia  iBkuifn  mc  fCJ&*Ki  9ir«-id!ipf!:  rir  ^c^-ut^rtskC  la 

uubcxtiar:    vnL    vi^^ia   SdksM    b-ndLadk':^    Af? 


ZUM  SCHWERTTANZ  13 

litteratur  und  kunst  in  Spanien  1,  70)  ])erichtet  nach  LI.  de 
Iztueta  Guipuzcoaco  dantza,  San  Sebastian  1824,  und  desselben 
Euscaldun  ancinaco  ta  ara  Ledabicico  etorquien,  San  Sebastian 

1826. 

Hingegißn  schliefst  sich  die  von  Basile  im  Pentamerone  er- 
wähnte *mpertecata  wieder  nahe  an  den  schwerttanz  an.  Lieb- 
recht berichtet  darüber  in  der  anmerkung  aao.  nach  Galiani 
Del  dialetto  napolitano  p.  133:  das  volk  tanzt  ihn  mit  blofsen 
de  gen  in  den  bänden  oder  statt  ihrer,  um  unheil  zu  vermeiden, 
mit  blumenbekränzten  stocken,  daher  der  name  Imper- 
ticata,  stocktanz;  gewöhnlich  jedoch  heifst  er  Intrezzata,  der 
verschlungene  tanz,  gesellschaften  von  männern  aus  dem 
niederen  volke  pflegen  während  des  carnevals  sich  zu  mas- 
kieren und  unter  den  fenstem  der  geliebten,  noch  häufiger  aber 
unter  denen  der  vornehmen  diesen  tanz  aufzuführen,  wofür  man 
dann  den  tänzern  und  musikanten  eine  kleine  gäbe  an  geld  zu- 
wirft, der  gesang,  mit  dem  man  den  tanz  begleitet,  heifst  gleich- 
falls 'mpertecata.  in  Messina  wird  er  mit  hölzernen  Schwertern 
(wie  in  dem  Harzer  spiel  s.  141)  getanzt  und  heifst  dort  baUo 
aUa  scherma  (Dunlop  s.  516),  fechttanz,  wie  auch  der  Ulmer 
schwerttanz  (s.  120  f)  hätte  heifsen  können,  man  sieht  aber 
nun,  wenn  man  von  der  neapolitanischen  'mpertecata  ausgehend 
die  asturische  danza  prima  vergleicht,  dafs  diese  allerdings  aus 
einem  schwerttanz  hervorgegangen  sein  kann,  wie  sehr  sie  auch 
jetzt  davon  abweicht. 

9.  4.  74.  K.  M. 


ZU  DEN  MARIENGRÜSSEN. 

Nach  der  Koloczaer  hs.  und  mit  benutzung  von  19  von  Do- 
cen  Mise.  2,  244  ff  aus  einer  nicht  näher  bezeichneten  hs.  mit- 
geteilten Strophen  (D)  hat  Pfeiffer  die  Mariengrüfse  zs.  8,  276  ff 
in  sehr  befserungsbedürftiger  gestalt  abdrucken  lafsen.  seitdem 
sind  durch  Zingerle  bruchstücke  einer  dem  14  jh.  angehörigen 
Meraner  hs.  (Sitzungsberichte  der  Wiener  akademie  band  55  (1867) 
8.  614  f!)  bekannt  geworden  (M)  und  Schönbach  hat  mir  freund- 
lichst  collationen  der  Heidelberger  hs.  341   sowie  der  Wiener 


14  ZU  DEN  MARIENGRCSSEN 

2677  besorgt,  die  beiden  letzteren  (ich  nenne  sie  B  und  A) 
bilden  mit  der  Koloczaer  hs.  (C)  eine  klasse,  wie  dies  die  zahl- 
reichen gemeinsamen  corruptelen  bezeugen,  zb.  162  zimmtn  rinde] 
ze  minnen  rinnet  A  ze  minne  rint  BC,  252  ah]  ob  ABC,  491 
durstj  durh  B  durch  AC,  690  verbwre]  yebere  ABC,  762  banden] 
handen  ABC.  unter  einander  sind,  wie  bekannt,  wieder  BC  näher 
verwandt,  vgl.  zb.  94  genan'te]  geruzte  B  geruste  C.  dieser  klasse 
gegenüber  stehen  M  und  D,  welche  letztere  hs.  nicht  etwa,  wie 
man  nach  Haupts  bemerkung  aao.  s.  275  vielleicht  anzunehmen 
geneigt  sein  konnte,  mit  A  identisch  ist;  ob  sie  nur  die  von  Docen 
veröffentlichten  Strophen  und  in  dieser  folge  enthielt,  mufs  vor- 
läufig dahin  gestellt  bleiben.  M  hat,  wie  bereits  Zingerle  be- 
merkte, V.  216  das  allein  richtige  sam  daz  re'ch  erhalten,  wo 
ABC  sam  der  reht  geben,  daneben  finden  sich  freilich  nicht 
wenige  willkürlichkeiten,  zu  M  aber  stellt  sich  D  durch  seine 
lesarten  v.  70.  83.  99.  226. 

Das  gedieht  ist  sehr  künsthch  angelegt,  die  grüfse  selbst 
reimen  sämmtlich  klingend,  wobei  allerdings  dem  verfafser  zu 
statten  kommt  dafs  zweisilbige  stumpfe  worte  auch  klingend  zu 
gebrauchen  sein  diaiekt  und  seine  kunst  ihm  nicht  mehr  ver- 
bietet; die  einleitung  dagegen,  der  schlufs  und  die  Zwischen- 
stücke sind  durchgehends  stumpf  gereimt  so  dafs  die  einzige  aus- 
nähme von  dieser  regel  im  v.  3.  4  vielleicht  auf  Verderbnis 
beruht,  innerhalb  des  zweiten  und  dritten  fünfzigs  der  grüfse 
kann  man  eine  weitere  gliederung  in  der  weise  erkennen  dafs 
die  ungeraden  Strophen  stets  mit  frew  dich,  vrouwe  und  hilf  uns, 
vrauwe  beginnen,  die  geraden  das  wort  vrouwe  fortlafsen;  eine 
ähnliche  differenzierung  ist  durchgeführt  zb.  im  Marien  rosen- 
garten  (Bartsch  Erlösung  s.  284).  daraus  ergibt  sich  dafs  in  den 
w.  373.  429.  517  vrawe  zu  tilgen  ist.  nicht  nachweisen  läfst 
sich  ein  ähnliches  Verhältnis  im  ersten  fünfzig,  ist  es  aber  bei 
einem  dichter,  der  so  viel  mühe  auf  die  Symmetrie  seines  Werkes 
verwendet,  glaublich  dafs  er  entgegen  seiner  eigenen  aussage 
(v.  68.  278.  793.  795)  das  erste  mal  statt  50  grüfsen  wird  53 
gearbeitet  haben,  wie  sie  alle  hss.  aufweisen?  die  3X50  grüfse 
sollten  sicher  «den  150  psalmen  entsprechen,  die  man  gerne  in 
drei  abteilungen  zerlegte  (vgl.  MSD'  570)'.    drei  Strophen  wer- 

'  vielleicht  beruht  auch  die  Unterscheidung  der  drei  gnippen  durch 


zu  DEN  MARIENGRÜSSEN  15 

den  also  als  zusätze  auszuscheiden  sein,  aber  welche?  es  ist 
im  ersten  fünfzig  regel  dafs  den  Worten  tois  gegrüezet  ein  attri- 
but  der  Maria  folgt,  das  entweder  schon  in  der  ersten  zeile  seinen 
abschlufs  erhält  oder  noch  in  der  zweiten  sich  fortsetzt,  also 
JessS  kürme,  Aarönes  gerte,  stüde  dornte;  des  paradises  /  IteA^ 
blname  usw.  als  abweichungen  von  diesem  princip  fallen  sofort 
zwei  Strophen  auf  v.  165  ff 

wis  gegrüezet,  und  geruoche 

biten  daz  ich  an  dem  buoche 

dines  sunes  si  genennet 

der  die  sinen  wol  bekennet 
und  die  sowol  geschmacklose  als  unwahre  v.  257  ff 

wis  gegrüezet,  unde  erkenne 

daz  ich,  vroutoe,  selten  nenne 

dinefi  namen  in  dem  getihte: 

daz  kumt  von  der  rime  nihte  (wol  rihte  zu  lesen), 
was  die  dritte  zu  tilgende  Strophe  anlangt,  so  kann  man  schwan- 
ken zwischen  129  fr  tois  gegrüezet^  vrouwe  gerne!  und  265  ff  wie 
gegrüezet  mit  den  worten,  diu  sprach  ab  des  kriuzes  orten  din  sun 
zuo  dir,  tohter  Annen  usw.  ich  möchte  die  Streichung  der  letz- 
tern Strophe  vorziehen,  da  sie  die  mit  epithetis  versehenen  stö- 
rend unterbricht;  denn  dafs  die  beiden  letzten  273  ff.  277  if  mit 
ihrem  wis  gegrüezet  an  die  füeze  und  w.  g.  an  die  hende  ab- 
weichen, hat,  da  sie  den  schlufs  des  ganzen  bilden,  nichts  auf- 
fälliges. 

Ich  gehe  nun  über  zur  betrachtung  einzelner  stellen,  v.  8 
ist  mit  AB  ein  zu  entfernen.  18  hat  B  werdent  zwei,  A  e  zwein 
u>erdent;  vielleicht  ist  darnach  zwei  noch  das  ursprüngliche.  41 
ist  wol  rischez  zu  lesen.  44  fr  nu  entslah  mir,  vrouwe,  mmen 
ban  unt  swaz  ich  sünden  ie  gewan,  nach  dm  (der  hss.)  in  der 
jugent  ich  wan,  dö  ich  mich  bezzers  niht  versan  und  in  der  werlde 
vlüete  ran.  bi  dtner  güete  ich  dich  (fehlt  den  hss.)  des  man. 
57.  binz  mit  M.  63.  üz  mit  ABM.  64.  ymprian  haben  alle  hss. 
67.  rime  ian  fraine  san  M)  fafsen  Weigand  1\  736  und  Lexer 
1,  1472  als  jän  —  reihe  auf.  aber  diese  bedeutung  ist  erst  Über- 
tragen aus  einer  nicht  ganz  deutlichen   stelle  der   WeistUmer. 


wii  gegrüe%et,  vrewe  dich,  hilf  um  auf  der  dreiteilung  des  englischen 
grufses  Ave  Maria,  gratia  pleno,  dominus  tecum. 


16  ZU  DEN  MARIENGRÜSSEN 

ich  glaube  es  mufs  gelesen  werden  rfm  in  an,  da  der  vers  am 
schlufse  einer  reihe  von  40  reimen  auf  an  und  dn  steht.  78.  1. 
Moyses  mit  AB.  86.  bluost  hat  nur  D,  die  andern  bluot,  ist  aber 
wol  als  das  seltnere  wort  beizubehalten.  95.  nie  niht  ABC. 
106  ist  mit  M  oder  zu  streichen.  127  wird  mit  D  des  enteigne 
zu  lesen  sein;  M  hat  ez  wcene.  142  haben  auch  B  dich  ahus 
und  A  dich  sus;  es  mufs  dann  in  aholhem,  wofür  M  suzem  ge- 
währt, der  fehler  stecken.  178.  warte  AB  verte  M,  und  letzteres 
ist  in  den  text  zu  setzen.  199.  mirre,  kasse  mit  ABC  wie  bereits 
Lexer  1,  1527  angesetzt  hat.  210.  tuo  mit  M.  211.  da  auch 
M  zur  andern  klasse  stimmt,  so  mufs  wol  kein  sünde  iht  bei- 
behalten werden.  294.  1.  dem  wie  B.  315.  1.  solhen  wie  alle 
hss.  332  ist  zu  lesen  von  itwizze,  den  brdht  Evd  mit  dem  bizze. 
346.  natürlich  trüege,  362.  wcere.  din  mn  unser  schepfcere 
(chempfan'e  A)  nach  AB;  B  setzt  vor  din  noch  da  hinzu.  364. 
1.  liebe  mit  B.  371.  alle  hss.  haben  diner  und  das  wird  auch 
der  zeit  der  entstehung  des  gedichtes  entsprechen.  388  ist  die 
anmerkung  zu  streichen,  nach  478  ist  stärker  zu  interpungieren 
und  nach  479  ein  komma  zu  setzen.  570.  1.  dem  mit  AB. 
574.  1.  Itst  mit  A.  582.  1.  leben  mit  AB.  612.  iht  wie  AB. 
633.  embomer  wie  alle  hss.  661.  1.  Cn'st  ab  wuosch  aUer  der 
(gen.  p1.)  Sünde  mit  allen  drei  hss.  für  681  finde  ich  nur  dann 
einen  sinn,  wenn  man  der  stein  and  noivov  fafst  und  in  der 
folgenden  zeile  mit  B  um  den  (A  läfst  uns  fort)  liest  691. 
rein  enphahen  in  BC  ist  durch  angleichung  an  675  entstanden; 
daher  entnommen  sein  könnte  auch  das  vierde  (—  werde)  von  A; 
in  dieser  hs.  lautet  das  reimwort  sagen;  vielleicht  stand  ursprüng- 
lich fragen.  708.  1.  rehten  mit  AB  vgl.  738.  709.  1.  daz  wie 
AB.  722.  1.  dd  mit  AB.  729.  datz  fehlt  in  B,  in  A  steht  daz 
wir,  aus  der  vorhergehenden  zeile  eingeführt,  hier  liegt  eine 
corruptel  vor,  die  ich  nicht  zu  befsern  vermag.  741.  1.  krikze 
mit  AB.  777.  1.  von  wie  B.  781. 1.  tödes,  815.  1.  der  werdent 
fünf  über  al. 

STEINMEYER. 


DAS  SCHWACHE  ADJECTIV  IM  GOTISCHEN:  17 


DAS  SCHWACHE  ADJECTIV  IM  GOTISCHEN. 

Bei  Gabelentz  und  Lobe  (Gramm.  §  196)  findet  sich  für  den 
flexionsunterschied  beim  adjectiv  folgende  erklärung:  'die  voca- 
lische  declination  bezeichnet  das  unbestimmte,  allgemeine,  ab- 
stracte,  die  consonantische  das  bestimmte,  individualisierte,  con- 
crete.'  diese  durch  ihre  Sicherheit  imponierende  definition  nimmt 
auch  Stamm  auf  und  zwar  mit  dem  zusatz,  dafs  im  allgemeinen 
bei  der  starken  form  mehr  die  adjectivische,  bei  der  schwachen 
mehr  die  substantivische  bedeutung  hervortrete,  und  mit  diesem 
Zusatz  allein  erklärt  MHeyne  in  der  fünften  aufläge  den  unter- 
schied, all  das  stammt  nun  aus  dem  vierten  bände  der  Gram- 
matik, die  ausdrücke  sind  dort  aus  den  weitläufigen  Unter- 
suchungen über  das  adjectiv  zusammengelesen  und  sollen  die 
quintessenz  derselben  widergeben,  tun  das  aber  in  irreführender 
weise  und  fehlen  vor  allem  darin,  dafs  sie  bündig  als  festes  re- 
sultat  hinstellen,  was  JGrimm  selbst  vielfach  nur  unter  vorbehält 
und  mit  einem  'scheint'  als  noch  problematisch  aussprach,  nichts 
desto  weniger  mufs  diese  neuerliche  Untersuchung  dodi  jene 
termini  aufgreifen  und  das  was  sie  bezeichnen  vorerst  zum 
gegenständ  der  prüfung  machen,  denn  erstens  kann  die  ältere 
auffafsung  welche  sich  ihrer  bedient,  ja  richtig  sein  trotz  des 
resultates,  dafs  die  betrachtung  des  ags.  ergab  (vgl.  zs.  16,325), 
und  zweitens  ist  für  JGrimm  das  was  er  im  got.  Sprachgebrauch 
fand  durchweg  die  feste  Voraussetzung,  von  der  aus  er  die 
Verwendung  der  beiden  flexionen  in  den  übrigen  dialectcn 
beurteilt. 

Die  zu  besprechenden  fälle  sondern  sich  in  zwei  haupt- 
gnippen.  die  erste  ist  die  der  allein  stehenden,  substantiva  ver- 
tretenden, die  zweite  die  der  attributiven  adjectiva.  das  prae- 
dicative  adj.  als  etwaige  dritte  gruppe  flectiert  mit  wenigen 
bedeutungslosen  ausnahmen  immer  stark,  nach  dem  was  die 
oben  genannten  und  noch  andere^  grammatiker  über  den  syn- 

'  man  vgl.  auch  zb.  Schleicher,  Gompend.  p.  40d :  ^Secuüdäre  »an- 
stiimme  entstehen  nämlich  aus  adyectivischen  stammen  dadurch,  dafs  alle 
a^ectiva,  wenn  sie  in  bestimmter  beziehung  gebraucht  werden,  sabstan- 
Üviich  werden,  dadurch,  dafs  sie  den  stammaoslant  -an  erhalten. 

Z.  f.  D.  A.  neue  folge  VI.  2 


18  DAS  SCHWACHE  ADJECTIV  IM  GOTISCHEN 

taktischen  unterschied  der  st.  und  schw.  form  anführen  liegt 
nun  nichts  näher  als  die  erwartung,  dafs  das  adj.  da  wo  es 
substantivisch  verwendet  wird  schw.  form  annimmt,  wenigstens 
in  beiden  persönlichen  geschlechtern,  während  dem  neutrum  ^als 
allgemein,  unbestimmt'  starke  form  gebührt,  wir  finden  dem- 
gemäfs  auch  schon  bei  Wellmann  (Das  got.  adj.  Stettin  1835) 
den  satz  pag.  38:  ^ebenso  werden  adj.,  die  häufig  substantivisch 
verwendet  werden,  ohne  art.  in  schw.  form  angetroffen,  obwol 
sie  in  starker  declin.  daneben  begegnen*,  und  nach  ihm  Gramm. 
IV  571  unter  e  die  regel:  'persönliche  adjectiva,  die  in  substan- 
tivische bedeutung  übergehen,  dh.  selbständig,  ohne  subst.  ver- 
wendet werden,  pflegen  schwache  form  anzunehmen,  welche 
denn  nun  auch  ohne  bezug  auf  den  vorgesetzten  oder  nicht  vor- 
gesetzten bestimmten  art.  eintritt,  folglich  in  der  späteren  spräche 
ebensowol  nach  dem  unbestimmten  art.  eintreten  kann.'  es 
werden  bei  Wellmann  und  Grimm  einige  fälle  aufgezählt,  die 
aber  wol  mehr  die  regel  bestätigend  anschaulich  machen  sollen 
als  dafs  dieselbe  aus  ihnen  abstrahiert  wäre,  denn  dazu 
reichen  sie  in  keiner  weise  aus.  doch  hierbei  zu  verweilen 
und  nachzuprüfen,  in  wie  weit  sie  ihrem  zwecke  dienen,  würde 
wie  sich  ohnedies  bald  zeigen  wird  zwecklos  sein,  ich  werde 
anstatt  dessen  sämmtliche  im  Ulphilas  sich  findenden  beispiele 
rein  substantivisch  verwendeter  adjectiva  nach  schw.  und  starker 
form  einander  gegenüber  stellen  und  auf  diese  weise  ein  gleiches 
oder  abweichendes  resultat  zu  gewinnen  suchen,  bevor  ich  je- 
doch an  die  ausführung  gehe  noch  einige  bemerkungen. 

Wegen  gleichheit  der  form  in  beiden  flexionen  mufs  der 
gerade  sehr  häufig  verwendete  acc.  plur.  masc.  leider  stets  un- 
berücksichtigt bleiben,  er  würde  das  material  wesentlich  be- 
reichern. 

Von  Wichtigkeit  ist  das  Verhältnis  zum  griechischen  text, 
wo  dieser  in  Übereinstimmung  mit  dem  got.  den  art.  hat,  wo 
nicht,  ich  werde  dies  überall  angeben,  und  zwar  citiere  ich  im 
anschlufs  an  die  Bernhardschen  Untersuchungen  für  die  evangelien 
nach  dem  cod.  Alexandrinus  (ed.  God.  Woide,  London  1786)^ 
für  die  episteln  nach  J  bei  Tischendorf.  doch  sind  die  hier  in 
betracht  kommenden  abweichungen  von  den  andern  codd.  kaum 
nennenswert 

Die  stellen  des  allein  siehenden  schw.  adj.  mit  substantivi- 


DAS  SCHWACHE  ADJECTIV  IM  GOTISCHEN  19 

scher  bedeutung,  welche  die  obige  Grimmsche  reget  besUHigen^ 
sind  nun  folgende: 

Matth.  9,27  laistidedun  afar  imma  tvai  blindans,  hropjandans 
jah  qißandans  (dvo  Tvq>Xol).  Marc.  8,22  henm  du  imma  blm- 
dan  tvg>l6v.  dann  v.  23  fairgreipands  handu  pi$  hUndms  (rot;  %.). 
Marc.  10,  46  mnus  Teimaiaus,  Barteimaius  blinda  6  tvq>l6g, 
der  den  beinamen  des  blinden  hatte;  doch  es  als  reines  attribut 
aufzufarsen  ist  auch  möglich;  v.  49  heifst  es  von  ihm  vopidedun 
ßana  ffUndan,  51  sa  blinda  qafi;  griech.  beidemale  mit  dem  art. 
—  Luc.  2,  24  et  gabeina  hunä  gajvk  hraivadubano  aippau  tvos 
jungans  ahake  ^  ävo  veoaoovg  negiategiüy.  vielleicht  Luc.  18, 
1 1  unte  ni  im  svasve  pai  anparai  mans,  vilvans,  invindans,  haros, 
aippau  svasve  sa  motareis.  cod.  Arg.  hat  invinda,  was  in  itwindai 
und  invindans  conjiciert  ist  (cf.  Gab.  u.  L.  z.  d.  st.),  die  grie- 
chischen art.  entsprechen  den  got  genau.  Mafsmann  läfst  nach 
mans  irrtümlich  das  komma  aus.  —  Luc.  18,  35  bUnda  sums 
{Tvq^Xog  %ig)  sat  faur  vig  du  aiktran.  —  1  Cor.  15,  16  jah 
jabai  auk  dmtpans  ni  urreisand  vskqoL  15, 29  aippau  hva 
vanrkjand  pai  daupjandans  faur  daupans,  jabai  daupans  ni  ur- 
reisand  vnsQ  twv  vexgwy,  el  oXiog  vskqoI  usw.;  ebenso  v.  32 
jabai  daupans  ni  urreisand  sl  vexgcL  v.  35  kvaiva  urreisand 
daiupans  ol  yeKQoL  v.  52  jah  daupans  usstandand  ol  remgoL  — 
1  Thess.  5,  3  svasve  sair  qipuhafton  rfj  h  yaatgl  ixovatj. 
gipuhafto  kommt  nur  noch  vor  Marc.  13,  17  vai  paim  qipu- 
haftom,  ist  also  vielleicht  Substantiv,  zudem  sieht  es  ganz  so 
aus  als  sei  es  dem  ?;  iy  yaorgl  *exovaa  erst  nachgebildet. 

Diesen  wenigen  stellen  —  denn  wir  sind  schon  am  ende  — 
liefsen  sich  etwa  noch  diejenigen  adjectiva  anreihen,  von  denen 
die  grammatiker  und  wOrterbücher  angeben,  dafs  sie  nur  schwach 
flectieren.  doch  da  der  gegensatz  der  starken  flexion  fehlt,  so 
sind  sie  für  die  zu  ziehenden  schlufsfolgerungen  vorerst  wertlos, 
die  nun  folgenden  belegsteilen  für  den  in  der  bedeutung  gleichen 
gebrauch  der  starken  form  sind  alle  der  art,  dafs  kein  Substan- 
tiv vorhergeht,  auf  welches  sie  in  attributiver  weise  mit  aus- 
labung  des  Substantivs  zurttckbezogen  werden  könnten,  denn 
sonst  stände  die  substantivische  Verwendung  nicht  sicher,  es 
sind  folgende: 

Matth.  9,  12  nt  paurbun  hailai  ldcei$  ak  ßai  unhaili  haban- 
dans  ol  lojvorseg  —  ilX^  ol  xoxcüg  ix^^^Q-    i^-  UdiVc  2,  17. 

r 


20  DAS  SCHWACHE  ADJECTIV  IM  GOTISCHEN 

Luc.  5,  31.  —  Matth.  9,  10  managai  motarjos  jah  fravaurhtai 
qimandans.  griech.  ohne  art.  Matth.  10,  41  sa  andnimands  ga- 
raihtana  in  namin  garaihtis  mizdan  garaihtis  nimifi  dlxaiov  elg 
ovoixa  öixaiov  usw.  Matth.  11,5  blindai  ussaihvand  jah  haltai 
gaggand,  prutsfillai  hrainjai  vairpand  jah  haudai  gahausjand  jah 
daupai  urreisand  jah  unledai  vailamerjanda.  griech.  überall  ohne 
art.  daupai  stark  in  Verbindung  mit  urreisan,  bald  urreis  u$ 
dmpaim,  daufiai  urreisand,  dann  usstass  daußaize,  frumabaur 
U8  daupaim  u.  ähnL  findet  sich  gegen  dreifsigmal.  —  Marc.  2,2 
gaqemun  managai  noXkoL  manags  findet  sich  schwach  nur 
selten,  in  den  drei  fällen  wo  es  mit  dem  art.  steht,  nämlich 
Luc.  7,  47;  1  Cor.  10,  17  und  33,  hat  auch  der  griech.  text 
ihn.  die  starke  form  vertritt  sonst  sowol  oi  noXkol  als  noXkoL 
—  Marc.  3,  27  Ni  matma  mag  kasa  svinßis  {tov  hx^QOv)  galei- 
pands  in  gard  is  vilvan,  niba  faurpis  pana  svinpan  (tov  lofj) 
gabindip.  Marc.  6,  5  nibai  favaim  siukaim  handutts  galagjands 
gahailida  {pXiyoig  a^^mazoig).  —  Marc.  7,  32  berun  du  imma 
baudana  stammana  xü}q>by  fioyiXalov  surdum  et  mutum.  Marc. 
8,  22  berun  du  imma  blindan  jvg>X6v.  Marc.  10,  25  azitizo  ist 
ulbandau  —  pau  gabigamma  nXovaiov,  id.  Luc.  18,  25.  — 
Marc.  12,  27  nist  gup  daupaize  ak  qivaize  v&iQviv  —  ^wvtwv,  id. 
Luc.  20, 38.  —  Marc.  14,  5  jah  giban  unUdaim  n%(a%oXg.  Marc. 
14,  41  galevjada  sunus.  mans  in  handum  fravaurhtaize  %tiv 
a^aqziaXwv.  Marc.  15,  28  mip  unsibjaim  rahnips  vas  fterä 
avofMwv.  Luc.  1,17  gavandjan  —  untalans  in  frodein  garaihtaize 
iv  (pQOvtiau  d(Kai(ay.  Luc.  2,  23  hvazuh  gumakundaize  Ttav 
ägaev.  Luc.  4,  18  du  vailamerjan  unledaim,  du  ganasjan  ßans 
gamalvidans  hairtin,  merjan  frahunpanaim  fralet  jah  blindaim 
siun,  fraletan  gamaidans.  die  griech.  art.  sind  genau  entspre- 
chend.  —  Luc.  6,  39  ibai  mag  blinds  blindan  tiuhan?  TvtpXdg 
vvg>X6v.  Luc.  7,  21  blindaim  managaim  fragaf  siun  Tvq>lo7g 
TioXloIg,  22  patei  blindai  ussaihvand,  haUai  gaggand,  ßrutsfiUai 
gahrainjanda,  baudai  gahausjand,  naveis  urreisand,  unledai  vai- 
kanerjanda.  das  griech.  hat  gleichfalls  nirgends  art  Luc.  10,21 
unte  affaUu  po  faura  snutraim  jah  frodaim  jah  andhulides  ßo 
niuklahaim.  griech.  ohne  art  Luc.  18,  22  jah  gadailei  unledaim 
ftTtDxolg.  Luc.  19,  8  gadailja  unledaim  roig  7t%ta%oig.  Joh. 
6,  2  pQzei  gatavida  bi  swkaim  iftl  %viy  aa&eyovvTiov.  Joh. 
9,31  Patie  gup  fravaurhtaim  {afAaQtwlciv)  ni  andhauseißi    Job. 


DAS  SraWACHE  ADJECTIV  IM  GOTISCHEN  21 

10,  5  ip  framapjana  (akXoTQit^)  ni  laistjand,  unte  ni  kunnun 
ßise  framaßjane  (tßv  all.)  stibna.  Job.  10,  21  ihai  mag  nn- 
htäßo  blindttHn  (rv^lcSv)  augona  uslukan,  Rom.  11,  15  nibai 
Ubains  u$  impahn  ^wf]  Ix  rex^cSy.  ROm.  12,  13  andaoiznim 
vdhaize  gamaif^jandans  tcSv  aylatv.  Rom.  14,  1  iß  unmahtei- 
gana  (rbv  di  aaS-evovrta)  galaubeitwi  andmmaiß,  Rom.  14,  9 
jah  qiv<tm  jak  imißaim  fraujinoß  xal  vexgCiv  xal  ^vtwv. 
1  Cor.  6,  1  stojan  fram  invindam  jak  ni  fram  —  (der  text 
bricht  ab)  inl  xCiv  adhuav  xal  oixl  inl  tüv  ayliov.  11,  30 
dußßt  in  iztis  managai  stifXrat  jah  unhailai,  jaggaskpand  ganohai. 
das  griech.  hat  keinen  art.  —  13,  11  ßan  vas  niuklahs,  tve 
niviklahs  rodida,  sve  niuklahs  froß,  sve  niuklahs  mitoda  tjfiijy 
rfiTCioq,  wg  njniog,  2  Cor.  6,  8  soe  airzjandans  jah  sunjeinai, 
sve  tmkunßai  jah  ufkunnaidai,  sve  gasviüandatu  jah  sai  libam,  sve 
talMidai  jah  ni  afdaußidai,  sve  saurgandans,  iß  sinteino  faginm- 
dansy  sve  unledai,  iß  managans  gabigjandans^  sve  ni  vaiht  aihanr- 
dans  jah  aOata  disnimandans,  im  griech.  nirgends  art.  6,  17 
jah  unhrainjamma  ni  attekaiß  axad^aQtov,  9,  1  rahtoda  du 
veihaitn  elg  tovg  aylovg.  9, 9  gaf  unledaim  %dig  Tcivrjoiv. 
Epb.  1,  18  rn  veihaim  h  voTg  ayioig.  4,  12  dtc  ustauhtai  vei- 
haize  rcSv  aylwv.  Eph.  5,  3  svasve  gadob  ist  veihaim  ayioig. 
6,  8  ßata  ganimiß  at  fraujin  jaßße  skalks  japße  freis  ehe  dovkog 
eilte  iXev»eQog.  id.  Col.  3,  11.  —  Col.  1,  12  du  dailai  hlautis 
veihaize  (rcSv  ä^.)  m  liuhada.  1  Tim.  1,  9  vitands  ßatei  garaih- 
tamma  vitoß  nist  saiiß,  ak  vitodalausaim  jah  untalaim  jah  unsib- 
joim.jah  fravaurhtaim  jah  unairknaim  jah  usveümm,  attans  blig- 
gvandam  jah  aißeins  bliggvandam^  mannans  maurßrjandam,  horam 
wmnnans  gaßivandam,  liugnjam,  ufarsvaram.  im  griech.  überall 
ohne  art.  ebenso  5,  1  seneigana  ni  andbeitais,  ak  gaßlaih  sve  at- 
tin,  juggans  sve  broßruns,  sineigos  sve  aißeins,  juggos.  —  5,  8 
aßßan  jabai  hvas  svesam,  ßishun  ingardjam  el  di  %ig  %wv  Idiiov 
wi  fioliOta  twv  oUeiiov.  5,  10  jah  veihaim  fotuns  ßvohi 
aytwv.  —  5,  14  viljau  mc  juggos  liugan  vetiniQag,  nämlich 
weiber.  2  Tim.  2,  9  arbaidja  und  bandjos  sve  ubiliojis  ug  xo- 
xovQyog.  Tit.  1,  15  aßßan  aU  hrain  hrainjaim  (to7g  xaOttQOlg)^ 
iß  bisauUdaim  jah  ungaiaubjandam  (rolg  dh  ftefnacfiivoig  xai 
anioTOig)  ni  vaihi  hrain. 

In  all  diesen  stellen  steht  das  starke  adj.  gerade  so  ver- 
wendet wie  oben  das  schwache,    zu  jedem  einzelnen  falle  dieser 


22  DAS  SCHWACHE  ADJECTIV  IM  GOTISCHEN 

finden  sich  zahlreiche  gegenbeispiele  der  starken  wie  dies  eine 
flüchtige  Tergleichung  ergibt,  so  haben  wir  sogar  neben  tvai 
hUndans,  tvos  juggons,  blinda  sums  Luc.  15,  7  qipa  iztns  patei 
sva  faheds  vairpiß  in  himina  in  ainis  fravaurhtis  idreigondins 
pau  in  niuntehundis  jah  niune  gataihtaize  paiei  ni  paurbun  idrei- 
gos,  16,  20  ip  unteds  sums  vas  namin  haitans  Lazarus.  Job. 
11,  1  vasuh  pan  sums  siuks,  Lazarus  af  Bepanias.  1  Cor.  11,  30 
duPpe  in  izvis  managai  siukai  jah  unhailai,  so  sind  die  aus« 
nahmen  jener  regel  überall  zahlreicher  als  die  belege,  und  dieses 
resultat  gewährt  schon  ein  durchblick  der  bei  Grimm  p.  572 
aufgezählten  beispiele.  dafs  aber  das  numerische  Verhältnis  ein 
so  über  alle  erwartung  ungleiches  sei  und  dafs  die  wenigen 
fälle  welche  die  regel  beweisen  können  geradezu  verschwinden 
gegenüber  den  andern,  das  ist  erst  das  resultat  dieser  alle 
f^lle  umfafsenden  vergleichung.  wenn  ferner  die  beobachtung 
JGrimms:  'einigemale  wird  das  griech.  articulierte  adj.  durch  die 
schw.  form  des  got.  adj.  widergegeben'  (p.  572)  unter  so  vielen 
möglichen  auf  vier  würkUche  fälle  (s.  o.)  sich  beschränkt,  wie 
kann  daraus  folgen  was  er  dort  weiter  sagt:  'und  dies  dient 
zur  bestätigung  des  bestimmten  begriffs  der  schwachen  flexion 
an  sich*?  hätte  sie  würklich  jene  Verbindung  mit  substantivie- 
render bedeutung,  so  würden  wir  sie  sicher  finden  in  stellen 
wie  Ephes.  6,  8  pata  ganimip  at  fraujin  jappe  dcaUcs  jappe 
freis,  wo  das  adj.  einem  Substantiv  parallel  gestellt  ist,  und 
andern  ähnlichen,  und  es  würden  sich  die  pluralischen  belege 
nicht  einzig  auf  die  wenigen,  zur  mehrzahl  noch  dazu, dem- 
selben capitel  entnommenen  daupans  reducieren,  sondern  wir 
würden  auch  unledans,  veihans,  fravaurhtans  und  nicht  über 
dreifsig  starke  plurale  von  daups  finden,  wir  können  also  schon 
jetzt  behaupten,  der  schwachen  form  wohnt  ebenso  wenig  wie 
im  ags.  so  auch  nicht  im  got  substantivierende  kraft  bei,  sie 
hat  nichts  'substantivisches'  an  sich,  sondern  im  gegenteil  die 
starke  form  dient  der  Substantivierung,  und  es  mufs  nach .  einem 
andern  erklärungsgrunde  für  die  schw.  form  in  jenen  wenigen 
stellen  gesucht  werden. 

Das  erste,  was  sich  hier  aufdrängt,  ist  nun  natürlich  zu 
untersuchen,  ob  sich  das  für  das  ags.  gewonnene  princip  auch 
auf  das  got.  anwenden  läfst.  aber  weder  für  die  annähme  einer 
von  den  Schreibern  etwa  beabsichtigten  empbase  bietet  sich  in 


DAS  SCHWACHE  ADJECTIV  IM  GOTISCHEN  23 

jeoen  steUen  ein  anhält,  noch  haben  sie  mit  ausnähme  des  einen 
BarieimaiHS  hUnda  sonst  irgend  etwas  mit  den  gleichförmigen 
stellen  im  ags.  gemein,  hieraus  aber  nun  schon  schliefsen  zu 
wollen,  das  jenes  princip  fOr  das  got.  überhaupt  kdne  geltung 
habe,  wflre  bei  der  geringen  anzahl  jener  stellen  rerfrüht.  wir 
mdrsen  vorerst  den  sonstigen  Sprachgebrauch  betrachten  und 
schicken  zu  diesem  zwecke  einige  betrachtungen  über  das  Ver- 
hältnis des  got  textes  zu  dem  griechischen  voraus. 

Zu  einem  raschen  und  bestimmten  ziele  würden  wir  hier 
kommen,  wenn  wir  eine  klare  anschauung  davon  gewinnen 
konnten,  bis  zu  welchem  grade  der  einfluTs  des  griech.  vor- 
Inldes  auf  die  gestaltung  der  got  nachbildung  sich  erstreckt, 
dafs  der  spräche  nicht  nur  überhaupt  sondern  sogar  in  hohem 
mafse  zwang  angetan  ist  und  dafs  wir  in  der  bibelttbersetzung 
nichts  weniger  als  ein  einem  Goten  mundgerechtes  gotisch  vor 
uns  haben,  ist  zwar  nicht  stets  zugestanden  worden,  doch  führt 
von  sdbst  darauf  die  erwägung,  dafs  wir  hier  einen  höchst  wahr- 
scheinlich allerersten  übersetzungsversuch  einer  für  pmsalittera- 
tur  noch  ganz  unausgd)ildeten  spräche  vor  uns  haben  und  dafs 
dieser  versuch  noch  dazu  an  der  bibel  gemacht  wurde,  deren 
Worte  ein  unantastbares  heiligtum  sind,  wie  stellen  sich  nun 
in  der  uns  interessierenden  beziehung  die  beiden  texte  zu  ein- 
ander? überblicken  wir  die  aufgezählten  stellen,  so  ergibt  sich 
fürs  erste,  daGs  au  keiner  stelle  der  got  text  den  art.  eingefügt 
hat,  wo  er  im  griech.  fehlt  (vgl.  Gramm,  iv  558).  dies  steht 
in  vollster  Übereinstimmung  mit  dem  Verhältnis,  das  der  ge- 
brauch des  got  art  zum  griech.  allgemein  numerisch  hat  und 
haben  mufs.  er  ist  dort  ja  erst  im  werden,  kann  also  nicht  so 
häufig  zur  anwendung  kommen,  zählen  wir  nun,  so  haben  wir 
zb.  gleich  im  fünften  cap.  Matth.  23  got  art  gegenüber  92 
griechischen  oder  Marc.  1  u.  2  zu  40  gotischen  179  griechische, 
der  abstand  ist  also  ein  sehr  grofser.  aber  wenn  wir  erwägen, 
dafs  neben  dem  als  art  verwendeten  pron.  dem.  für  die  ent- 
wicklung  eines  eigentlichen  neuen  pron.  dem.  noch  nicht  ein- 
mal spuren  eines  ersten  keims  vorhanden  sind  und  dafs  das 
durch  das  sufflx  -uA  verstärkte  dem.  pron.  (d.  i.  der  art.)  nicht 
einmal  durch  alle  casus  sich  belegen  läfst,  sondern  das  griech. 
pron.  dem.  in  der  regel  durch  den  got.  art  widergegeben 
vrird,  so  können  wir  nicht  umhin  zu  behaupten,  dafs  die  be- 


^4  DAS  SCHWACHE  ADJECTIV  IM  GOTISCHEN 

schränkungf  welche  sich  die  Übersetzer  im  gebrauche  des  artikels 
auferlegt  haben,  noch  yid  zu  gering  gewesen  sei  gegenüber  der 
demonstrativen  kraft,  die  dem  artikel  auf  jener  sprachstufe  inne- 
wohnte, im  allgemeinen  fehlt  für  den  art.  die  hinweisende  be- 
ziehung  irgend  einer  art  (ygl.  Gab.  u.  L,  §  195)  nicht,  aber 
sie  ist  sehr  oft  so  dürftiger  art,  dafs  man  deutlich  den  einflufs 
des.  entsprechenden  griedi.  art.  fühlt,  im  einzelnen  von  fall  zu 
fall  dies  nachzuweisen,  obwol  es  ohne  besondere  Schwierigkeit 
geschehen  könnte,  liegt  diesmal  abseits  des  weges.  im  allge- 
meinen  erklärt  es  sich  aber  daraus,  dafs  der  tlbersetzer  eben 
von  satz  zu  satz  weitergieng  und  vor  allem  darauf  achtete,  dafs 
er  sein  heiliges  original  so  treu  als  möglich  widergab,  weniger 
darauf  dafs  er  das  Sprachgefühl  seiner  leser  nicht  verletzte,  denn 
von  einem  solchen  dinge  lag^  das  bewustsein  wol  noch  in  däm- 
merndem halbschlummer. 

In  den  oben  aufgezählten  stellen  nun  stehen  die  art.  folgender- 
mafsen  einander  gegenüber,  unter  den  fallen  des  allein  stehenden 
schw.  adj.  waren  vier,  in  denen  got.  und  griech.  ein  art  un* 
möglich  war,  in  fünfen  hat  das  griech.  den  art.,  das  got.  nicht, 
in  vieren  fehlt  er  übereinstimmend,  unter  den  zahlreichen  fallen 
des  gleich  gebrauchten  artikellosen  starken  adj.  haben  je  einer 
von  fünf  ungeMr  im  griech.  den  art.  nicht,  und  dieses  fünftel 
der  steUen  ist  es,  wo  man  nach  JGrimm  vor  allem  im  got.  die 
schw.  form  erwarten  soUte,  denn  durch  den  im  griech.  bei- 
gesetzten art  wird  die  Substantivierung  des  adj.  aufs  deutlichste 
angezeigt,  sie  findet  sich  aber  wie  bemerkt  nur  in  vier  fällen^ 
und  darauf  hin  ist  die  oben  genannte  regel  aufgestellt,  dann 
aber  gewinnen  wir  aus  jenen  zahlen  die  Überzeugung,  dafs  die 
Übereinstimmung  im  nichtgebraucfa  des  art.  eine  sehr  grofse  ist 
fehlt  der  art  in  einer  anzahl  stellen,  wo  das  griech.  ihn  hat,, 
so  ist  dies  in  erster  linie  auf  die  allgemeine  beschränkung  in 
seinem  gebrauch  zurückzuführen;  ob  aber  in  zweiter  linie  auf 
den  mangel  einer  demonstration  für  den  art.,  werden  wir  erst 
beurteilen  können ,  wenn  wir  die  stellen  betrachtet  haben,  in 
denen  das  schw.  adj.  mit  dem  art.  sich  findet,  zu  diesen  gehen 
vrir  jetzt  über«    der  art  fehlt  also  im  griech.  nirgends. 

Matth.  5, 8  audagai  fiai  kramjiJmrtans  (aus  Skeireins  vi  d). 
5,  39  ni  andstandan  fiamma  unseljin.  8,  22  let  fians  danfians 
fShan  mnans  daupans.    id.  Luc.  9,  60.  Matth.   25,  46  iff  Jkii 


DAS  SCHWACHE  ADJECTIV  IM  GOTISCHEN  25 

garaihtam  in  lihain  aiveinon  (gakipand).  Marc.  10,  42  iß  pai 
miküans  ize  gavaldand  im.  13,  17  appan  vai  paim  qipuhaftom 
jnh  dad^'andeim  in  jainaim  dagam.  Luc.  1 ,  49  gatavida  mis 
fHikilein  sa  mahteiga,  5,  31  ni  paurhun  hailai  lekeis  ak  pai 
unhaibms.  4,  34  kann  puk  hvas  is,  sa  veiha  gups.  6,  24  vai  izvis 
paim  gabeigam.  6,  32  jah  auk  pai  fravaurhtans  pans  frijon- 
dans  sik  frijond,  6,  33  joh  auk  pai  fravaurhtans  pata  samo 
taujand,  dagegen  34  j<A  auk  fravattrhiai  fravaurhtaim  leihvand 
hat  auch  der  griech.  text  keinen  artikel.  6,  35  unte  is  gods  ist 
paim  unf agram  jah  unseljam;  die  zweite  schwache  form  ist 
jedesfalls  durch  den  art.  vorder  ersten  hervorgerufen;  die  griech. 
art.  sind  dieselben.  Luc.  9,  2  insandida  ins — gahailjan  allans 
pans  unhailans.  ein  entsprechendes  Ttavtag  fehlt  im  griech. 
16,  10  sa  in  leitäamma  untriggva  jah  in  managamma  nntriggvs 
ist.  Joh.  10,  5  ip  framapjana  ni  laistjand,  untt  ni  kunnun  pize 
framapjane  stibna.  11,  39  svistar  pis  daupins.  12,  8  ip  pans 
ufdedans  sinteino  hahaip  fhip  izvis.  13,  29  aippau  paim  urde- 
dam  ei  hva  gibau.  Rom.  12,  16  Paim  hnaivam  mip  gavisan- 
dans.  1  Cor.  1,  19  fraqistja  snutrein  pize  snutrane  jah  frodein 
pize  frodane  uskiusa.  1  Cor.  5,  10  ni  paim  horam  pis  fairhvaus, 
aippati  paim  faihufrikam  jah  vilvam  aippau  galiugam  skalkinon- 
dam.  die  griech.  art.  entsprechen  genau.  5,  13  usnimip  pana 
uhilan  us  izvis.  7,  10  ip  paim  li\tgom  haftam  anabiuda.  8,  9 
—  vairpai  paim  unmahteigam.  11  fraqistnip  auk  sa  unmah- 
teiga.  9,  21  paim  vitodalausam  sve  vitodalaus.  22  vas  paim 
unmahteigam  sve  unmakteigs.  10,  33  ak  patei  paim  managam. 
10,  17  ain  leik  pai  managans  sium.  16,  1  ip  bi  gabaur  pata 
Paim  veiham.  ebenso  im  plur.  schwach  mit  art.  veiham  16,  15; 
2  Cor.  1,1;  8,4;  9,12;  13,12;  Eph.  1,  15;  2,  19;  3,18; 
6,  18;  Col.  1,  26;  1  Theos.  3,  18;  2Thess.  1,  10;  im  griech. 
steht  Überall  der  art.  Gal.  2,  10  patainei  pize  unledane  ei  gamu- 
neima.  4,  27  unte  managa  bartut  pizos  aupjons  mais  pau  pizos 
aigandeins  aban.  ^^  1  jus  pai  ahmeinans  gapvastjaip  pana  sva- 
kikana.  Col.  3,  25  sa  auk  skaputa  andnrmip  patei  skop.  Eph. 
6,  16  aUos  arhvaznos  pis  unseleins.  1  Thess.  5,  14  talzjaip 
pans  ungatassans,  prafstjaip  pans  grindafrapjans,  uspulaip  pans 
siukans.  1  Tim.  6,  15  sa  audaga  jah  ams  mahteiga  jah  piudans 
piudanandane. 

In  allen  diesen  ßiUen  stinmien   also  die  artikel  in  beiden 


26       DAS  schwache:  adjectiv  im  gotischen 

sprachen  überein.  es  fragt  sich  ob  der  gotische  überall  durch 
eine  vorhandene  demonstration  gerechtfertigt  sei,  und  es  mufs 
dies  verneint  werden,  an  einem  teile  der  stellen  liegt  die  de- 
monstration zwar  klar  zu  tage,  an  einem  andern  jedoch  ist  sie 
sehr  locker  und  an  der  mehrzahl  fehlt  sie  im  vollsten  gegensatz 
zu  seiner  sonstigen  Verwendung  ganz,  nirgends  aber  sind  die 
artikel  der  art,  dafs  durch  die  vorhandene  beziehung  auf  ein 
genanntes  Substantiv  das  neben  dem  art.  stehende  adjectiv  zum 
attrihut  jenes  zu  ergänzenden  Substantivs  herabgedrückt  würde, 
denn  alle  stellen  der  art  habe  ich  abgesondert  und  bringe  sie 
nachher,  wenn  wir  es  nicht  mehr  mit  dem  substantivierten  son* 
dern  dem  attributiven  adjectiv  zu  tun  haben  werden,  für  die 
artikel  nun,  für  welche  sich  eine  demonstration  nicht  nachweisen 
läfst,  müfsen  wir  nach  einem  andern  erklärungsgninde  suchen, 
und  wir  verfallen  dabei  sofort  auf  den  griechischen  text  als 
jedesmalige  Ursache  eines  solchen  got.  artikels.  nun  aber  ist 
das  Verhältnis  der  überhaupt  sich  vorfindenden  got.  art.  zu  den 
griech.  wie  eins  zu  vier,  und  es  gibt  sich  in  den  bisher  auf- 
gezählten stellen  ein  abnormes  misverhältnis  kund,  denn  die 
anzahl  der  starken  adj.  betrug  in  runder  summe  hundert,  unter 
denen  achtzehn  waren,  in  denen  das  got.  dem  griech.  gegenüber 
des  artikels  ermangelte,  die  summe  der  in  beiden  sprachen 
articulierten,  got.  also  schwachen  adj.  aber  betrug  neunundvierzig, 
wir  haben  also  im  ganzen  unter  siebenundsechzig  stellen,  in 
denen  das  griech.  den  art.  hat,  nur  achtzehn,  in  denen  das  got. 
ihn  ausgelafsen,  und  dies  steht  wie  gesagt  in  gar  keinem  Ver- 
hältnis zu  der  auslafsung  des  art.  im  allgemeinen,  wir  erwarten 
das  Verhältnis  vier  zu  eins  und  bekommen  eins  zu  vier,  es  mufs 
also  das  zum  Substantiv  erhobene  adj.  eine  besondere  anziehungs- 
kraft  auf  den  art.  ausüben  (vgl.  Gramm,  iv  558).  dafs  dieses 
Verhältnis  beider  aber  nun  nicht  so  aufzufafsen  sei,  dafs  zu  der 
erst  um  ihrer  selbst  willen,  also  durch  die  Substantivierung  her- 
vorgerufenen schw.  form  als  Verstärkung  oder  aus  sonst  einem 
gründe  der  art.  ohne  weiteres  hinzuträte,  das  ist  bereits  oben 
erwiesen;  es  würden  nicht  so  wenige  stellen  des  artikellosen 
schw.  adj.  den  150  andern  starken  und  articulierten  gegenüber- 
stehen, wir  müfsen  also  den  art.  für  das  frühere  und  domi- 
nierende glied  der  Verbindung  erklären,  dem  sich  die  schw. 
form   anschliefst,   weil   sie   nun   einmal   aus   noch  unerkannten 


DAS  SCmVACHE  ADJECTIV  IM  GOTISCHEN  27 

gründen  sein  ständiger  begleiter  ist.  fragen  wir  aber  endlich, 
welche  Function  er  in  solchen  stellen  hat,  so  gibt  die  antwort 
das  griechische,  hier  substantiviert  er  ein  adjectivum,  und  dieses 
vermögen  hat  er  sich  auch  im  got.  errungen  und  dies  zwar  wie 
es  die  zahlen  lehren  in  der  got.  bibelübersetzung  in  nur  wenig 
besdiränkterem  mafse  als  in  dem  griech.  vorbild. 

Somit  sind  wir  denn  zu  dem  resultat  gelangt,  dafs  das  was 
hinsichtlich  der  Substantivierung  von  der  schw.  form  behauptet 
wurde,  vielmehr  dem  art.  zukommt,  abgesehen  davon  dafs  wie 
im  griech.  so  auch  im  got.  das  artikellose  adj.,  das  dann  hier 
stark  flectiert,  hinreicht  substsfntivische  bedeutung  zu  vertreten, 
an  der  schw.  form  ist  im  got.  bis  jetzt  überhaupt  noch  gar  keine 
eigene  bedeutung,  <ein  functioneller  wert  entschieden  wahrzu- 
nehmen, denn  wenn  auch  unter  den  zuletzt  aufgezählten  stellen 
eine  ganze  reihe  sind,  in  denen  die  schw.  form  ganz  nach  den 
für  das  ags.  gefundenen  gesetzen  verwendet  scheint,  so  wider- 
streben doch  ebenso  viele  andere  diesem  entschieden  und  da- 
runter gerade  solche,  in  denen  sich  gegen  den  art.  wegen  vor- 
handener demonstration  nichts  einwenden  läFst.  nur  wenn  noch 
andere  und  festere  anhaltepuncte  sich  Anden  werden,  wird  sich 
jener  wenn  auch  nur  teilweisen  Übereinstimmung  mit  dem  ags. 
eine  bedeutung  zuschreiben  lafsen.  dafs  aber  der  art.  jene  an 
ihm  wahrgenommene  kraft  besitzt,  hat  durchaus  nichts  auffälliges. 
in  allen  sprachen  die  ihn  verwenden  hat  er  sie  sich  errungen. 
JGrimm  sagt  p.  437:  ^vorzüglich  aber  bedurften  die  ohne  ihr 
Substantiv  auftretenden  adjectiva  eines  solchen  halts,  einer  solchen 
gelinden  beziehung  oder  hinweisung  auf  das  nicht  ausgedrückte 
Substantiv',  und  diese  hinweisung  ist  das  wesentliche,  was  in 
der  Verbindung  des  art.  mit  dem  adj.  substantivisches  sich  findet, 
das  ist  durch  die  hinweisung  in  dem  art.  enthalten,  während 
das  adj.  neben  ihm  nie  seine  attributive  geltung  aufgibt,  und  es 
entspricht  das  sowol  dem  weseu  des  art.  als  pron.  demonstr., 
das  ja  das  subst.  geradezu  vertritt,  als  dem  des  adj.,  welclies  nur 
etwas  Substantiven  adhaerierendes  bezeichnet. 

Obgleich  in  der  Grimmschen  regel,  von  der  ausgegangen 
wurde,  nur  von  dem  persönlichen  adj.  behauptet  wird,  dafs  es 
substantiviert  schwache  form  anzunehmen  liebe,  so  bemerkt  Grimm 
doch  selbst  p.  573:  ^schwache  neutralform,  bei  unpersönlichem 
begriff,  kommt  verschiedentlich  vor\  und  gibt  vier  beispiele  dazu. 


28  DAS  SCHWACHE  ADJECTIV  IM  GOTISCHEN 

in  der  ags.  poäsie  soweit  ich  sie  darauf  hin  durchgesehen  habe 
fand  ich  derartige  fälle  nicht,  im  got.  aber  sind  sie  sogar  zahl- 
reich, nie  aber  erscheinen  sie  ohne  art.  dieser  letztere  umstand 
ist  vollends  beweis,  dafs  gerade  so  wie  beim  masc.  und  fem.  so 
auch  beim  neutrum  nicht  die  schw.  form  das  wesentliche  bei 
der  Substantivierung  ist  sondern  der  art.  dagegen  aber  zeigt  der 
umstand,  dafs  die  schw.  form  sich  durchaus  nicht  weigert  zu 
erscheinen,  sobald  es  dem  art.  beliebt  sie  hervorzurufen,  dafs  ihr 
nichts  von  einer  scheu  innewohnt,  in  unpersönlichen  substanti- 
vierten ädj.  sich  verwenden  zu  lafsen.  sie  erweist  sich  als  voll- 
ständig indifferent  jener  ihr  zugeschriebenen  syntaktischen  func- 
tion  gegenüber. 

Durch  ausschreibung  sämmtlicher  stellen  über  das  neutrum 
meine  eben  gegebenen  bemerkungen  zu  illustrieren  wird  dies 
mal  überflufsig  sein,  ich  nenne  zum  teil  nur  die  capitel  und 
verszahlen,  das  Verhältnis  zum  griech.  text  ist  das  gleiche  wie 
oben  beim  masc.  u.  fem.  wir  erhalten  durch  dasselbe  drei 
gruppen.  erstens  die  stellen,  in  denen  got.  und  griech.  über- 
einstimmend den  art.  aufweist  zweitens  die,  in  denen  er  über- 
einstimmend fehlt,  drittens  die,  in  denen  das  got.  gemäfs  der 
vorhandenen  beschränkung  den  im  griech.  gesetzten  art.  nicht 
widergibt,  dagegen  finden  sich  auch  hier  keine  belege  dafür, 
dafs  das  got.  den  art.  gesetzt  hätte  wo  er  im  griech.  fehlt, 
genau  zu  bestimmen,  in  wie  weit  hier  sowol  wie  auch  bei  den 
frühern  art.  das  griech.  Vorbild  die  auch  im  got.  art.  schlum- 
mernde kraft  der  Substantivierung  weiter  entwickelt  oder  ob  es 
sie  gar  erst  geweckt  hat,  das  würde  nur  beim  Vorhandensein 
älterer  gotischer  Sprachdenkmäler  gelingen  können,  die  bis  auf 
verhältnismäfsig  wenige  stellen  sonst  durchgehende  Übereinstim- 
mung im  gebrauch  und  nichtgebrauch  läfst  jedoch  auf  eine 
sehr  weitgehende  abhängigkeit  von  dem  griech.  Sprachgebrauch 
schliefsen.  nun  die  stellen,  schwach  mit  übereinstimmendem 
artikel: 

Matth.  5,  37  iß  pata  managizo  paitn  us  pamma  uMin  ist. 
6,  13  lausai  uns  af  pamma  ubilin.  ähnl.  2  Thess.  3,  3.  —  Luc. 
3,  5  jah  tairpip  pata  vraiqo  du  raihtamma  jah  usdrusteis  du  vi- 
gam  daihtaim,  16,  \\  pata  sunjeino  hvas  izvis  galauheip?  16,  12 
jah  jahai  in  pamma  framaßjin  triggvai  ni  vaurpup,  pata  izvar 
hvas  izvis  gibip?   16,  15  nnte  pata  kauho  in  mannam  andaset  in 


DAS  SCHWACHE  ADJECTIV  IM  GOTISCHEN  29 

andvairpja  gups.  18,  27  pata  unniahteigo  at  tnannam  mahteig 
ist  at  gupa.  und  so  noch  Joh.  16,  13;  17,  15;  Rom.  7,  13; 
8,  3;  9,  22;  1  Cor.  14,  25;  15,  53;  2  Cor.  2,  7;  3,  10;  4,  17; 

5,  10;  5,  17;  13,  7;  Gal.  2,  7;  5,  21;  6,  9;  Eph.  3, 10;  6, 12; 
Col.  2,  17. 

Beispiele  des  starken  adj.  Matth.  8,  16  allans  pans  übil 
habandans,   rovg  xaKwg    exovvag;   ebenso  Marc.  1,  32  u.  34; 

6,  55.  —  Matth.  9,  4  duhve  jus  mitop  nbila.  Maix.  4,  22  nih 
aUü  ist  hva  fulginis,  patei  ni  gabairhtjaidau ;  der  folgende  relativ- 
setz  hätte  den  art  sogar  erwarten  lafsen.  15,  14  hva  alUs  ubi- 
Us  gataoida?  10,  6  ip  af  anastodeinai  gaskaftais  gumein  jah 
qinein  gatavida  ffup,  Luc  5,  26  gasaihvam  vulpaga  himma  daga. 
Luc.  6,  34  ei  andmmaina  samalaud  tä  i'aa.  8,  17  patei  —  in 
svekunpamma  qimai,  16,  10  saei  triggvs  ist  in  leitilamma  jah 
in  managamma  triggvs  ist,  jah  sa  in  leitilamma  untriggva  jah  in 
managamma  untriggvs  ist,  (11)  jabai  nu  in  invindamma  faihu- 
praikna  triggvai  ni  vaurpup,  pata  sunjeino  hvas  izvis  galaubeip? 
femer  Rom.  7,  18  und  21 ;  9,  11 ;  10,  15  piup  %a  aya&a.  12,  9 
ti6t7a  tb  TtovriQOv,  godamma  %(p  aya^(J};  12,  17;  12,  21  afun- 
Piupa  (tov  yuxifLOv)j  —  af  piupa  unpiup  iv  rq)  aya^qi  t6  xorxov  ; 
13,  3  piup  ta%ijais  %b  aya&bv  noiei;  13,  4;  13,  10;  1  Cor.  4,  5; 
5,  6  u.  13,  5  wozu  Gal.  5,  9;  2  Cor.  11,  1 ;  1  Tim.  5,  23;  2  Cor. 
5,  10;  8,  21;  13,  7;  Tit.  1,  5;  Gal.  4,  18;  6,  6;  6,  10;  Eph. 
4,  28;  6,  8;  3,  3;  Phil.  3,  19;  Col.  4, 1;  1  Thess.  4,  11;  5, 15; 
2  Tim.  4,  14. 

Die  bei  Gab.  u.  L.  und  Stanmi  sich  findende  definition  des 
Unterschiedes  beider  flexionen  lautete:  *die  vocalische  declination 
bezeichnet  das  unbestimmte,  allgemeine,  abstracte,  die  consonan- 
tische  das  bestimmte,  individualisierte,  concrete.'  die  soeben  auf- 
gezählten beispiele  über  den  gebrauch  des  neutrums  zeigen  aber, 
wie  wenig  auch  die  mit  jenen  ausdrttcken  bezeichnete  entgegen- 
Stellung zutreffend  ist  denn  wäre  sie  richtig,  dann  hätte  das 
schwache  neutrum  überhaupt  nicht  zur  anwendung  kommen 
können,  so  aber  ist  es  sogar  sehr  häufig  geschehen,  je  nachdem 
der  art  die  schw.  form  hervorrief. 

Dieselben  gegensätze  sind  es  aber  auch,  die  bei  dem  attri- 
butiven adjectiv,  zu  dem  wir  uns  jetzt  wenden,  über  den  gebrauch 
starker  und  scliw.  flexion  entscheiden  müfsen,  wenn  anders  sie 
wUrklich  in  ihnen  liegen,    wir  em^arten  darnach  die  schw,  form, 


30  DAS  SCHWACHE  ADJECTIV  IM  GOTISCHEN 

sobald  das  Substantiv  bestimint,  individualisiert,  concret  ist,  um 
diese  beschaffenheit  desselben  anzuzeigen,  die  starke  bei  entgegen- 
gesetzter art.  zuläfsig  aber  ist  allerdings  auch  die  starke  form, 
yfo  man  nach  jenen  bestinmiungen  die  schwache  erwarten  wUrde, 
denn  die  eigenschaft  der  bestimmtheit  usw.  auszudrücken  ist 
sache  des  beliebens.  nicht*  aber  darf  das  umgekehrte  sich  finden, 
sehen  wir  nun  ob  der  Sprachgebrauch  diesem  entspricht,  zuerst 
haben  wir  da  die  beispiele,  in  denen  das  adj.  allein  steht  und 
das  subst.  aus  dem  engeren  Zusammenhang  ergänzt  werden  mufs. 
dadurch  dafs  der  begriiT  schon  genannt  ist,  wird  er  zu  einem 
bestimmten^  obwol  von  besonderer  bedeutung  nur  die  fölle  sein 
können,  in  denen  von  bestimmten  individuen,  vorzugsweise  im 
Singular,  die  rede  ist.  beispiele  für  den  gebrauch  der  starken 
form  in  solchen  fällen  sind  sehr  zahlreich,  doch  ist  aus  ihnen 
nichts  zu  gewinnen,  und  ich  übergehe  sie  daher,  nun  aber 
gibt  es  für  den  art.  keine  gewöhnlichere  Verwendung  als  die 
einer  solchen  hinweisnng  auf  genanntes,  und  da  ist  es  höchst 
auffallend,  dafs  das  schw.  adj.  ohne  den  art.  sich  nicht  ein  einziges- 
mal  in  diesem  sinne  verwendet  findet,  was  JGrimm  p.  581  be- 
hauptet: gewöhnlich  aber  ist  es  eben  dem  art.  auferlegt,  die  be- 
stimmte form  zu  wecken,  das  findet  ausnahmslos  statt,  und 
dieser  umstand  ist  wol  geradezu  entscheidend  für  die  bedeutungs- 
losigkeit  der  schw.  form  auch  nach  dieser  seite  hin.  das  be- 
lieben des  Schreibers  hätte  ihn  um  so  mehr  neben  dem  schw. 
adj.  widerholt  weglafsen  können  —  wie  er  ja  auch  sonst  durch- 
aus nicht  überall  steht  wo  für  jene  demonstration  die  gelegenheit 
sich  vorfindet  — ,  als  die  schw.  form  in  solchen  stellen  ja  die- 
selbe function  wie  er  haben  soll. 

Von  den  nun  folgenden  belegen  für  die  Verbindung  des 
adj.  mit  dem  art.  in  attributivem  sinne  liefse  sich  dieser  oder 
jener  fall  vielleicht  ebensogut  den  substantivierten  adj.  zurechnen, 
doch  bliebe  das  ohne  jede  bedeutung  für  das  gesammtresultat 
der  art.  fehlt  im  griech.  natürlich  nirgends. 

Matth.  9,  33  rodida  sa  ditmba  d.  i.  der  v.  32  genannte: 
atberun  du  imma  mannan  haudana  dainumari,  wo  auch  im  griech. 
kein  art  stehen  kann.  25,  45  ainamma  ßi%e  kitiUme  tovtujv 
%wv  iXaxLotioVy  ebenso  Marc.  9,  42  aiwma  pize  leitilane  pi%e 
gaUautjandane  &a  twv  fiiiHQwv  rdSy  Ttiarevdvtwv.  zweimal 
den  art.  in  der  weise  neben  einander  kann  unmöglich  dem  got. 


DAS  SCHWACHE  ADJECTIV  IM  GOTISCHEN  31 

ohr  wolklingend  gewesen  sein.  27,  19  nt  vaiht  fius  jeh  pamma 
gwrmhtin  (Christus).  Marc.  2,  21  Ni  manna  flat  fanins  nit^'is 
siußP  ana  snagan  faimjana ;  ibai  afnimai  fxdUm  af  pamma  sa 
niuja  pamma  faimjin.  dazu  Luc.  5,  36  aippau  jah  sa  niuja 
aftaumtd  jah  pamma  faimjin  ni  gatimid  pata  af  pamma  niujin. 
Marc.  3,  27  nt  manna  mag  kasa  svinpis  gahipands  in  gard  is 
üilvan,  niba  fautpis  pana  smnpan  gabindip.  5,  15  gasaihvand 
pana  vodan  sitandan.  5,  - 16  6t  pana  vodan,  Luc.  5,  39 
Paia  faingo  (wein)  batizo  ist.  16,  10  saei  triggvs  ist  —  jah 
sa  m  leitHamma  untriggva.  16,  21  das  gleichnis  vom  reichen 
manne  und  Lazarus;  nachdem  beide  genannt  sind  v.  19  manne 
sums  vas  gabigs  und  v.  20  unkds  sums  vas  heifst  es  y.  21  af 
bmda  pis  gabeigins,  v.  22  pamma  unkdin,  m  gabeiga.  17,  18 
iit6a  sa  aljakunja  (samariter).  Joh.  9,  6  pamma  blindm  auf  t.  1 
mann  bUndamma,  derselbe  y.  11  du  pamma  fanrpis  blindin; 
auf  einen  andern  geht  11,  37  pamma  blindin.  10,  14  po  sve- 
sana  (schafe).  11,  39  svistar  pis  daupins  (Lazarus),  ders.  v.  44 
sa  daupa;  12, 1  pard  vas  Lazarus  sa  daupa,  panei  urraisida  m 
dttupaim.  Rom.  9,  25  haita  po  ni- managein  meina  managein 
meina  jah  po  unliubon  liubon.  der  prädicatsaccusativ  Ivjibon  hat 
hier  merkwürdigerweise  schwache  form,  da  doch  sonst  alles  was 
prfldicat  heifst  stark  geht,  doch  wird  das  vorhergehende  vnliu^ 
bon  die  Ursache  sein,  es  finden  sich  aber  noch  zwei  ähnliche 
l^Ue,  Marc.  12,  3  und  4  t^  eis  nimandans  ina  usbluggvun,  jah 
insandidedun  laushandjan,  jah  aftra  insandida  du  im  anparana 
dcalk  jah  pana  stainam  tmirpandans  gaaiviskodedun  jah  haubip^ 
vundan  brahtedun,  wo  beide  als  apposition  zu  einem  zu  er- 
gänzenden ina  oder  pana  zu  gelten  haben,  im  zweiten  falle 
geht  ein  solches  pana  würklich  vorher  wenn  auch  in  indirecter 
beziehung.  starke  form  dagegen  steht  1  Tim.  5,  22  puk  silban 
svikana  fastais,  auch  Rom.  7,  19  unte  ni  patei  vi^au  vaurkja 
gop,  ak  patei  ni  viljau  ubil  tauja.  im  plur.  masc.  wie  Marc.  8,  3 
bleibt  die  flexion  unentschieden,  wie  ich  solchen  Wechsel  auf- 
fafse  werde  ich  später  erklaren.  —  1  Cor.  16,  47 — 49  sa  fruma 
manna  us  airpai  muldeins,  sa  anpar  manna,  frauja,  us  himina. 
hvileütt  sa  muldeina,  svahikai  jah  pai  muldeinans;  hvileiks  sa 
ufarUminakunda,  swiktkai  jah  Pai  ufarhiwUnakundans.  jah  svasve 
hsrum  mannkikan  pis  airpeininsy  sva  bairaima  jah  frisaht  pis 

2  Cor.  11,  31  gup  jah  atta  frat^fins  Jesuis  vait, 


32  DAS  SCHWACHE  ADJECTIV  IM  GOTISCHEN 

$a  fiiupefga  im  aivam.  Eph.  1,  1  PatUu  paim  veikam  paim  vf- 
sandam  im  Aifaisan  jak  inggvaim  in  Xristau  Jesu,  hier  erstreckt 
sich  die  kraft  des  artikels  nicht  auf  das  zweite  adj.  Eph.  3^  19 
du  ßUai  fuUan  gupt.  aßpan  pamwM  aidueiffin.  ebenso  hatten 
wir  oben  1  Tim.  6,  13  sa  euiaga  jak  ams  nmhieiga  jak  pimdans. 
Die  zweite  reibindung  ist  die  des  schw.  adj.  mit  dem  subsL 
ohne  art.  wenn  die  belege  hierftlr  auch  nicht  ganz  fehlen,  so 
sind  sie  doch  in  Qbereinstimmung  mit  den  ganzen  bisher  ge- 
wonnenen resultaten  aufserordentlich  spärlich,  sobald  die  für 
diese  ausdrucksweise  angenommenen  bedingungen  Torhanden  sind, 
fehlt  auch  der  art  nicht  als  das  eigentliche  mittel,  die  bestimmt- 
heit  auszudrücken  nnd  die  schw.  form  ^u  wecken*,  aufserdem 
aber  führen  JGrimm  ua.  diese  Verbindung  noch  auf  eine  weitere 
Ursache  zurück.  Gramm,  n*  573  heifst  es:  'adj.,  die  durch  häufige 
Verbindung  mit  demselben  subst.  gewisse  gangbare  ausdruck»- 
weisen  bilden,  erscheinen  auch  ohne  art  in  schw.  form,  der 
bestimmende  art  ist  hier  gleichsam  ausgefallen,  seine  wfirkung  auf 
das  adj.  dauert  fort.'  dieser  zusatz  ist  höchst  eigentUmUch.  die 
demoustration,  welche  der  art.  in  solchen  stellen  hätte,  wäre 
eine  sehr  weitläufige,  und  er  wird  daher  um  so  weniger  ver- 
misst,  wie  er  denn  auch  in  der  tat  fehlt  dennoch  soll  er  gerade 
hier  als  wesentliches  glied  zu  ergänzen  sein,  während  da  wo  er 
mit  der  engen  demonstration  würklich  steht,  ^die  schw.  form 
nicht  erst  durch  den  art  henorgerufen  zu  werden  *  braucht' 
(p.  58  Ij,  er  also  für  einen  unwesentlidien  zusatz  erklärt  wird, 
die  wenigen  stellen  selbst  geben  aber  auch  noch  zu  andern  be- 
denken anlafs.  zunächst  ist  da  die  ständige  Verbindung  Ulmins 
aiveino,  die  in  allen  casus  sechszehn  mal  sich  findet  im  griech. 
steht  höchst  bezeichnend  gleichfalls  nirgends  der  artikel,  nur 
einmal  haben  sie  ihn  übereinstimmend:  Job.  17,  3  ovrij  Je  ia%i¥ 
f^  aiciviog  ^anj  9oh  p<m  ist  so  aiveino  Mains,  da  aiveins  auch 
stark  ersdieiut  (vier  mal;,  so  ist  die  reclensart  vollständig  zur 
begründung  jeuer  regel  geeignet  damit  sind  aber  auch  schon 
die  würklich  schlagenden  beispiele  erschöpft  denn  was  sich 
sonst  noch  ündet,  kommt  nur  ein  oder  zwei  mal  vor,  und  andere 
ebenso  feste  Verbindungen  haben,  wenn  nicht  der  art  bei  ihnen 
steht,  starke  form  des  adjectivs  wie  ahma  peiks,  akma  unkrmns, 
tagga  hoeila,  stihnai  mikilai,  mela  lagga  ua.  aufserdem  haben 
wir  nun   schwach:    Matth.  25,  46  jak  galeipand  pai  m  Mtmn 


DAS  SCHWACHE  ADJECTIV  IM  GOTISCHEN  33 

aivttHon,  ip  pai  garaihtans  in  libain  aiveitwn,  2  Thess.  1,  9 
paiei  andnimand  fralust  aiveinon  fram  andvairpja  franjins, 
Col.  3,  12  gdhamop  izvis  nu  sve  gavalidai  gups,  veihans  jah  va- 
lisans.  1  Tim.  1,  2  und  2  Tim.  1,  2  Pavlus  —  Timanpaiau,  Imbin 
bama,  ansts.  Tit.  1,  4  Teitau  valisin  hama  hi  gamainjai  galau- 
beiikai,  Luc.  19,  29  at  fairgunja  patei  haitada  alevjo.  Marc. 
11,1  at  fairgunja  alevjm.  2  Cor.  8,  10  a/*  faimin  jera.  9,  2 
fram  faimin  jera. 

Die  belege  siud  also  in  ihrer  gesammtheit  wie  fUr  jede  ein- 
zelue  verbiudung  sehr  spärlich,  auch  können  sie  nicht  einmal 
sämmtlich  als  belege  für  jenen  aus  der  Gramm,  citierten  Sprach- 
gebrauch verwendet  werden,  wie  Col.  3,  12;  1  Tim.  1,  2  und 
2  Tim.  1,2;  Tit.  1,  4,  sondern  hier  würde  die  schwache  form 
nur  diejenige  bestimratheit  andeuten,  die  ihr  sonst  zukommen 
soll,  Lige  diese  function  nur  überhaupt  in  ihr.  dagegen  aber 
mag  in  den  andern  stellen  die  schw.  form  würklich  in  Zusammen- 
hang mit  der  festigkeit  der  Verbindung  stehen  und  für  sie  eine 
analoge  erklärung  zutreflen,  wie  sie  JGrimm  von  libains  aiveino 
gibt  (p.  574)  'für  den  Christen  war  der  begriff  des  ewigen  lebens 
ein  so  bestimmter,  gewisser  geworden,  dafs  der  allgemeinere 
sinn  jener  phrase  verschwand' ;  nur  kann  nach  allem  was  voraus- 
gegangen ist  die  Verwendung  der  schw.  form  hier  nicht  auf 
diejenige  function  und  syntaktische  lieschaffenht^it  derselben  zu- 
rückgeführt werden,  welche  Wellmann  u.  JGrimm  für  sie  an- 
nehmen. 

Dagegen  alier  fin<ten  hier  zum  ersten  male  sämmtliche  stellen 
ihre  parallelen  im  ags.,  und  dieselben  erklMrungsgründe,  die  dort 
gefunden  wurden,  passen  auch  hier,  es  wai'  in  jenem  dialect 
als  die  function  der  schw.  form  erkannt  worden,  anzudeuten, 
dals  eine  eigenschaft  als  zum  wesen  des  dabeistehenden  Substan- 
tivs gehörig  betrachtet  werden  solle  und  darum  mehr  oder  minder 
emphatisch  zu  würken.  der  annähme  der  emphase  steht  bei  der 
mehrzahl  nichts  im  wege.  für  die  andern  kommen  wir  gb'ich- 
falls  damit  aus,  dafs  die  schw.  form,  weil  sie  besonders  neben 
gewissen  Substantiven  und  in  einer  beschränkten  anzahl  von  adj. 
zur  an  Wendung  kommt,  eine  neigung  zur  formelhaften  Verwen- 
dung erhielt,  so  dafs  sie  sich  auch  ab  und  zu  in  feste  Verbin- 
dungen eindrängte,  wo  sie  mit  jener  function  nicht  direct  er- 
klärt werden  kann. 

Z.  f.  D.  A.  neue  folge  VI.  3 


:U  DAS  SCHWACHE  ADJECTIV  LM  GOTISCHEN 

Mit  der  aonahnit*  der  ziiläfsigkeit  dieser  erklSrung  gehen 
wir  aber  weiter  als  es  nach  den  liisher  jrewoiiDeöeD  resultateo 
geschehen  darf,  wir  wifsen  ja  noch  irar  nicht,  uh  eine  aualogie 
zwischen  dem  got.  und  ags.  iiheiiianpt  vorhanden  ist  und  oh 
wir  es  hier  nicht  mit  einer  zufälligen  gleichartigkeit  zu  tun 
hahen.  erst  der  weitere  Teriauf  mufs  lehren  oh  sie  eine  natür- 
liche ist. 

Als  dritte  und  letzte  verhinduni:  hahen  wir  nun  noch  die 
des  schw.  adj.  mit  art.  und  Substantiv,  nach  den  bisherigen 
resultaten  milfsen  wir  an  diese  stellen  mit  der  Erwartung  heran- 
treten, dafs  auch  in  ihnen  allein  durch  die  wiirkuntr  des  art. 
die  schw.  form  her\x»rgerufen  wurde,  in  den  evangelien  wird 
nun  aus  dem  kriech,  text  der  art.  nur  dann  mit  herüber  ge- 
nommen^ wenn  das  neben  ihm  stehende  subst.  im  sinne  der 
}»ei  Gab.  u.  L.  p.  165  fr  gegebenen  ausfilhrungen  einen  schon 
genannten  oder  als  bekannt  vorausgesetzten  oder  sonst  näher 
liestimmten  begriff  enthält,  in  den  i*pisteln  dagegen .  wir  aao. 
p.  174  gleichfalls  bemerkt  wirtl.  heischt  ein  freierer  gebrauch, 
und  PS  wird  dies  damit  erkl«irt,  ilafs  die  iilnri^^tzung  dtT  episteln 
späteren  urspnings  sei,  'wo  sa  zum  art.  geworden  war.*  unent- 
schieden, ob  die  verwendunü  des  art.  seiner  sonstigen  functiou 
enL<precheud  ist  o«bT  nichL  werden  ilie  zahlreichen  stellen  ge- 
lafsen,  in  denen  der  art.  mit  dem  adj.  dem  sul»stantiv  folgt,  das 
griech.  hat  hier  durchweg  dieselbe  Wortstellung,  nur  dafs  einige 
male  der  art.  zwvimal  ::eset7t  ist.  und  die<e  flbereinstimroung 
<tiltzt  in  nicht  geringem  gradr  die  widerholt  ausgesprochene 
annähme,  dals  die  hüutigkeit  des  gotischen  artikels  wt-s^-ntlich 
durch  das  griech.  vorl»ild  henorgenifen  sei.  es  ist  aber  kein 
anstand  zu  nehmen,  den  art.  in  ditsen  st>'llen  in  gleicher  weise 
für  l»erechtij!t  anzunehmen,  wpun  t-s  Matth.  f>.  IL  der  erste 
drnirtige  fall,  heifst  hiaif  vHsiv*mii  /mii4I  srnseiman  ^if  nns  *r6r 
i*ioJOi  ♦  lif-ii  fnr  5Tioi<Tioi  fio^  i' u7i  >.  m»  ist  das  Ihum  siniei- 
miH  mit  Gab.  u.  L.  p.  17^  als  appi^sition  in  fafsen  und  weist 
als  s^ilche  mit  dem  art.  aul  den  unmittellvir  vorhergehenden  be- 
iTiff  als  ^-iüt-n  genannten  hin.  es  ist  «lann  wie  in  dit-ser  stelle 
•'in»-ri^).  ^»f*  dT  l«etretT»»nde  begriff  vorher  schon  erwähnt  ist 
'«Vt  Uirisi.  JGrinmi  b- merkt  p.  t-»7  /u  «üt^ser  an silnicks weise 
r^'j-rT.  ^i*  ■5*'*  Artikel  M'iner  ansieht  nach  sich  in  dif*s«^r  weise 
^•«r   «Vij.    *-ij.  »rül wickelt    halnMi   nu^u:    N^Atf^i   .^   ir»4ii  dnicit 


DAS  SCHWACHE  ADJECTIV  IM  GOTISCHEN  35 

ungeföhr  aus   was    ahma    veiJts,     die  spräche  suchte  nach  einer 
deutlichen    Verknüpfung    des  adj.   mit  dem   suhslantiv  und  fand 
sie   im   artikel.     in   ahma   veihs  steht  das  adj.  loser,  in  sa  veiha 
wird   es  herausgehohen  und  nachdrücklicher:  der  geist,  nämlich 
der    heilige/     hier    wird    also    wider    im    Widerspruch   mit   der 
eigenen   theorie   die  schw.  form  nur  als  eine  rein  formale  folge 
des  art.  dargestellt,     und  dem  kann  für  alle  die  stellen,  in  denen 
der  art.  seine  sichtbare  demonstraiion  hat,-  fürs  erste  zugestimmt 
werden,     in  den  stellen  der  ef/H/j/f/Km,  iit^cuien  der  artikel 
freier    gebraucht   worden    sein    soll,    muste    dagegen    doch    erst 
untersucht    werden,    ob    nicht    für    die   schw.  fonn  von  anders- 
woher  eine   Ursache  ihrer  Verwendung  zu  gewinnen  ist,  so  dafs 
dann   der   art.  sich   ihr   nur  anschlöfse,  weil  er  nun  einmal  ein 
wenn    auch    sonst   nichts  weniger  als  bedeutungsloser  geführte 
derselben    ist.     leider   aber   fehlen    uns    hier  gerade   diejenigen 
stellen   des   freieren   gebrauchs  des  art.,   in  denen  auch  ein  adj. 
ein   glied  der  Verbindung  bildet,     wir  haben  da  nur  ein  par,  in 
denen   sich   aber  auch   eine   erklärung  für  den  art.  finden  lüfst. 
so  1  Tim.  1,  18  ei  driugais  in  paim  pata  godo  drauhtivitop,    ich 
erkläre  ihn  aus  der  bildlichen  Verwendung  dieses  Substantivs  wie 
ags.  bei  se  leöma  für  schwert.     Phil.  3,  2  saihvip  pans  hundam, 
Hüihvip  paiis  ubilam  vaurstvjans,  saihvip  po  ganiaitanon.     der  art. 
blieb    um    des  parallelismus  willen,  nachdem    er  einmal  zu  den 
hundam   gesetzt   war.     und    so    steht    es   auch  mit  den  andern 
stellen,     man    könnte   aus    diesem    fehlen    des  adj.   den   schlufs 
ziehen,  dafs  die  schw.  form  an  der  demonstration  teil  nehme  und 
sich  weigere  zu  erscheinen,  wo  diese  fehle,     doch  mit  dem  vor- 
handenen sonstigen  material  darf  man  solche  schlüfse  nicht  wagen. 
Eine   vergleichende   betrachtung  der  zahlreichen  stellen  ge- 
währt aber  noch  ein  höchst  überraschendes  resultat.     waren  bisher 
nämlich  die  spun^n  einer  analogie  mit  der  ags.  Verwendung  der 
schw.  form  ziemlich   spärliche,   so   tragen   hier  dagegen  weitaus 
die   mehrzahl   der   stellen  ein  entschieden  emphatisches  gepräge, 
oder  lafsen  doch  sonst  die  annähme  einer  emphase  zu,  während 
andere,    die    ihrer  zwar  entraten,   doch   ebenso   entschieden  die 
jener    emphatischen    zu    gründe    liegendt^    Verwendung    zeigen, 
dafs    aber    unter   jenen    stellen    andererseits   auch    solche   sind, 
welche  unter  jenes  gesetz  sich  durchaus  nicht  beugen  lafsen,  ist 

eine  gleichfalls   unwiderlegliche    beobachtung. .  wir   stehen    nun 

3* 


36  DAS  SCHWACHE  ADJECTIV  IM  GOTISCHEN 

vor  der  schwierigen  frage;   welche  rolle  sind  wir  berechtigt  der 
schw.  Torrn    in    allen    diesen   stellen   zuzuerkennen?   wMre  nicht 
am  ags.  jene  Function   der   schw.  lorm   zweifellos  nachgewiesen, 
wir  würden   weder  daran  denken  dürfen,   ihr  im  got.  einen  an- 
teil   daran   zuzuerteilen,   däfs  jene  stellen  das  an  ihnen  wahrzu- 
nehmende gepräge  tragen,  noch  würde  wol  überhaupt  dieses  ge- 
meinschaftliche gepräge  sich  ha}>en  beobachten  lafsen.     so  aber, 
gestützt  auf  das  ags.  so  wie  nicht  minder  auf  die  nun  beachtens- 
werten   verwandten    spuren    in    den   übrigen   Verbindungen   des 
schw.   adj.,   besonders  jene   unmittelbar  vor  dieser  besprochene 
gruppe,    wage    ich    die    behauptuug,    dafs    überall,    wo    für  ein 
schw.  adj.   die  ausgeführten   beziehungen  sich  fühlen  und  nach- 
weisen lafsen,  sie  für  den  Goten  auch  würklich  vorhanden  gewesen 
sind,    und   dafs   nicht  etwa  der  zufall  die  deutung  einer  grofsen 
anzahl   von  stellen  in  einem  gewünschten  sinne  begünstigt,     die 
stellen   dagegen,   welche   sich  jener  auffafsung  nicht  fügen,  sind 
nur    beweis,    dafs    das    gefühl   für  die   hervorhebende   kraft  ge- 
schw.'tcht  und  zwar,   weil  die  anzahl  der  fälle  durch  alle  Verbin- 
dungen   zerstreut    eine    grofse    ist,    In^deutend    geschwach!    war. 
der    einflufs    des    griech.    mufs    besonders    durch    hervorrufung 
zahlreicher  artikel,  unter  welchen  die  mit  substantivierender  kraft 
als    ein    specielles    product  dieses   einthifses   gelten  können,  auf 
das  zurücktreten  jenes   gefühls   gewürkt  haben.     wJtren  wir  im 
besitze   freier   poetischer  Schöpfungen   derselben   zeit,   gewis   sie 
würden  uns  ein  schärferes  bild  der  eigentümhchen  function  der 
schw.    form    darbieten,    wie    auch    im   ags.    nur  die  poesie  jene 
lebendige  kraft  derselben  bewahrt  hatte. 

Die  aufzählung  der  stellen  selbst  hat  nun  noch  ein  neues 
interesse  gewonnen,  die  emphase  überall  wahrzunehmen  und 
mitzuemptinden  kann  bei  sehr  vielen  nur  geschehen,  wenn  sie 
in  kleinerem  oder  gröfserem  zusammenhange  gelesen  werden, 
ich  mufs  mir  also  eine  durchgehende  darlegung  derselben  ver- 
sagen, voran  stelle  ich  diejenigen  stellen,  die  eine  deutung  der 
schw.  form  im  emphatischen  sinne  in  gar  keiner  weise  zulafsen. 
uitmlich  Matth.  6, 1 1  hlaif  unsaratia  /mna  sinteinan  yif  uns  himma 
daga,  —  Marc.  1,20  jah  tahida  ina  ahma  so  unhraiuja,  der  ge- 
nannt ist.  dieselbe  Verbindung  Marc.  5,  13;  9,25;  Luc.  4,36. 
—  Marc.  2,  22  ihai  aufto  distairai  vein  pata  niujo  paus  balgins, 
ebenso  Luc.  5,  37.  —  Job.  6,  13  tis  fmf  hlaibam  paim  barizei- 


DAS  SCHWACHE  ADJECTIV  IM  GOTISCHEN  37 

nam.    10,  11  t'Ä:  im  hairdeis  gods;  hnirdeis  sa  goda  saivala  seina 
lagjip  usw. 

Die  übrigen  stellen  ordne  ich  wie  sie  einigermafsen  dem 
sinne  nach  sich  xusaniment'ilgen.  hei  manchen  iinden  mehrere 
der  erforderhchen  heziehungen  statt,  analog  dem  ags.  haben 
wir  zuerst  personalhezeichuungen,  darunter  mehrere  mit  aus 
dem  religiösen  inhalt  hervorgehender  hedeutung. 

Eph.  6,  21  und  Col.  4,  7  kannei/f   izvis  allala  Tykeihis,  sa 
liuba  hropar  jah   triggna  andMts  in  frauj'in,     Col.  1,  7   svasve 
ganemnp   al   Aipafiiri,  pamma   liubin  gnskalkja  unsaramma,   saei 
ist  triggvs  (nicht  triggva  wie  früher  gelesen  wurde,     cf.  Gab.  u. 
L.  p.  175  anm.  5)  andhahts,      l,  9  mip  Aunisimau  pamma  liubin 
jah  triggvin  bropr,  saei  ist  vs  izvis.     4,  10  goleip  izvis  Areistarkus, 
sa  mipfrahun/mna  mis,     1,  14  goleip  izvis  Lukas,  lekeis  sa  liuba. 
1  Thess.  5,  27  bisvara  izvis  in  fraujin,  ei  nssiggvaidau  so  aipis- 
taule    allaim  paim   veihnm    broprum.      Matth.   5,  1^5    (nicht    zu 
schwören)  bi  himirui,  unte  slols  ist  gnps  —  bi  Jairusanlymai,  unte 
baurgs  ist  pis  mikilins  piudanis.     1  Tim.  1,  10  jah  jabai  hva  alja 
pizai  hailon   laiseinai  andstanHandy  sei  ist  aivaggeli  vulpaus  pis 
andagins  gups.     das  hailon  l.  noch  einmal  Tit.  2,  1  ip  pu  rodei, 
patei  gadof  ist  pizai  hailon  laiseinai,     Marc.  1,  11;  9,  7;   Luc. 
9,  35  /hl  is  ioihr  sa   ist)    snnus    tneins    sa    liuba.     Luc.  20,  13 
sandja  sunu  meitiana  pana  liuban.     Eph.  1,6  in  fiizaiei  ansteigs 
vas  uns  in  pamma  liubin  sunau  seinamma.     Marc.  8, 38  —  qimifi 
in '  vulpau    attitis   seinis  mip   aggilum  paim  veiham.     Luc.  9,  26 
bipe  qimip  in  vuipu  seinamma  jah  attins  jah  pize  veihane  aggile. 
Eph.  3,  5  svasve  na  andhuUp  ist  paim  veiham  is  apaustaultim  jah 
praufetum  in  ahmin,     der  heilige  geist,    ahma   sa   veiha,    ündet 
sich  Luc.  2,  26;  3,  22;  Joh.  7.  39;  14,  26;  Eph.  1,  13;  4,  30. 
—  sonstige  religiös-terminologische  bezeichnungen :   oben   schon 
pizai  hailon  laiseinai,     dann  Joh.  7,  37  in  spedistin  daga  pamma 
mikilin    dulpais  stop  Jesus  jah  hropidu.     1  Cor.  11,  25  sa  stikls 
so  nit^jo  triggva  ist  in  meinamma  blopa,     2  Cor.  3, 14  pata  samo 
hulistr  in  atiakumMinai  pizos  faimjons  triggvos.     Eph.  3, 9  hvileik 
pata  fauragaggi  runos  pizos  gafulginons  fram  aivam.     Matth.  25, 
41   gaggip  faitra  mis,  jus  fraqipanans,  in  fon  pata  aiveino,  pata 
tnanvido    ist    unhulpin,     Matth.  27,  53   afar  urrist   is   innatgag- 
ganfUmds  in  po  veihon  baurg  (Jerusalem),     wol   auch  Joh.   19,  5 
U9id4ja  ut  Jestis  bairands  pana  paurneinan  vaip  jah  po  paurpur- 


38  DAS  SCHWACHE  ADJECTIV  IM  GOTISCHEN 

odon  viMtja.  —  empliase  des  gegcnsatzes  findet  sich:  Joli.  6,  32 
ni  Mosch  gaf  izvis  hlaif  im  himina,  ak  atta  meins  gaf  iztis  hlaif 
HS  himUui  fmna  sunjeinan,     iMattb.  7,  17  sva  all  bagme  godnize 
akrawi   goda   gataujip,   ip    sa  ubila  bagms  akratia  ubila  gataujifi, 
Marc.  4,  20  und   ähnl.  Luc.  8,  15  jah  pai  sind  pai  ana  airfoai 
pizai  godon  saiatuim.     Marc.  14,  58  qipandan  itia,  patei  ik  gataira 
alh  po  handuvaurhton  jah  bi  prim  dagans  anpara  unhanduvaurhta 
gatimrja.     Luc.  7,  10   btgetun  pana   siukan  skalk  hailana.     Joh. 
7,  24  ni  stojaip  bi  siunai,   ak  po  garaihton  staua  stojaip.     Rom. 
11,  24  jabai  aiik  pu  m  vistai  usmaitam  pis  vilpjins  alevabagmis 
jah   aljaknn.H   visands,   intrusgips  varst  in  godana  alevabagm  usw. 
1   (/or.  5,  7  mhraimip  pata  faimjo   beist,  ei  sijaip   ninjis  daigs» 
svasve  sijaip  unbeistjodai,     «ihnl.  Eph.  4,  22  pana  fairnjan  man- 
nan  pana  rinrjan  —  gahamofi  pamma   ninjin    münn  pamma    bi 
gnpa  gaskapanin.     ebenso  Col.  3,  9.  —  2  Cor.  8,  2  pata  diupo 
uniedi  ize   n\vr  hrüder  in  Macedonien)   usmanagnoda    du    gabein 
ainfalpeins  ize,  —  gegensaty.  verbunden  mit  emiahnung.     1  Tini. 
4,  7  ip  po  nsveihona  sve  usalpanaizo  spilla  bivandei,     2  Tim.  2, 
1()  ip  po  dvahna  usveihofia  lausavaurdja  bivandei,     2,  23  ip  pos 
dvahtis  jah  nnfahns  soknins  bivandei.  —  2  Tim.  1,  14  pata  godo 
afwfilh  /'astai,     t  Tim.  6,12  haifstei  po  godon  hüifst  galaubeinais, 
nndgreip   libain  aiveimn,    du    pizaiei    lapops   is   jah   andhaihaist 
pamma    godin   andahaita  in  andvairpja  usw.     2  Tim.  4,  7  haifst 
po    godon   haifstida,     dhul.    1  Tim.    1,  18  ei   dringais   in    paim 
pata  godo  drauhtivitop.  —  sonst   empbatiscb.     Marc.   1,  27    hvo 
so  kiseino  so  nii{jo,  ei  mip  valdufnja  usw.     Luc.  3,  7  kuni  nadre, 
hvas  gataiknida   izvis  pliuhan  fanra  pamma  anavairpin  hatiza? 
ein   nachdruck  ist  wol  auch  Marc.  IL  2  u.  Luc.  19,  39  gaggats 
IM  htum  po  vipravairpon  iggqvis,   Luc.  7,  47  afletanda  fravaurhteis 
izos  (^der  ehebrecherin)  pos  managons,  unte  frijoda  filn,   Job.  10,  3 
jah  po  lamba  stibnai  is  hausjand,  jah  po  svesona  lamba  haitip  bi 
namin  jah    ustinhip  po,    jah   pan   po    svesona    ustiuhip.     15,  1 
ik   im    t^inatriu   pata    sunjeino,    jah    atta    meins    raui^vja    ist. 
Rom.  9,  3    -    faur  bropruns  meinans  pans  siunakunjans  bi  leika. 
1  Cor.   10,  3  jah  ailai  pana  samitn  mat  ahmeinan  matidedun  — 
(\)  jah   Pata    samo    dragk   ahmeino   dm^nn.     Gal.  4.  9   hvaira 
gavamiidetiMp  izris  aftra  du  paim  unmahteigam  jah  haikam  stabim, 
Paimti  aftra  usw.     Epli.  2,  4   in  pizos  managons  frijapvos,   m 
pizaiei  frijoda  uns.     3.  10  so  manag falpo  handugei  gups.     2  Tim. 


DAS  SCHWACHE  ADJECTIV  IM  GOTISCHEN  39 

n,  15  jah  paiei  us  baimiskja  veiiws  hokos  knnfiea,  pos  mahteiymis 
puk  nsfratvjan.  4,  8  fravja  —  sa  garaihla  staua,  zwei  zeitbestiin- 
mungen:  Marc.  10,  30  saei  ni  andnimai  —  in  aiva  pamma 
anavairpin  lihain  aiveinon.  Gal.  \^  A  ei  nslansidedi  uns  us panwüi 
andvairpin  aiva  ubilin  bi  viljin  giips.  ähul.  Eph.  6,  13  ei  inayeip 
andstandan  in  pamma  daga  nbifin.  dags  steht  für  zeit  überiianpt. 
wäre  der  plural  gesetzt  worden,  wir  würden  wo!  weder  art.  noch 
schw.  form  hier  finden. 

Wie  aus  diesen  stellen  zu  ersehen  triflt  die  schw.  form  als 
mittel  des  nachdrucks  hriufig  mit  einem  andern  demselben  zwecke 
dienenden  mitt(^l  zusanmien,  so  besonders  der  climax,  der  ent- 
gegenslellung,  der  hSnlung  der  adjectiva,  dem  pleonasmns,  wol 
auch  der  nachsetzuug  des  adj.  ua.  ja  der  art.  selbst,  wenn  wir 
nur  lateinisch  ille  vergleichen,  hat  gewis  auch  im  got.  etwas 
emphatisches  in  sich.  — 

HinsichtlicH  des  vocativs  und  Superlativs,  die  bisher  ganz 
aufser  acht  gelafsen  wurden,  verweise  ich  auf  meine  bemer- 
kungen  aao.  p.  37711'.  beides  sind  formen,  die  eine  verslUrkung 
der  an  sich  schon  in  ihnen«  liegenden  hervorhebung  sehr  wol 
ertragen  können,  sich  ihrer  jedoch  nicht  immer  bedienen, 
wenigstens  gilt  dies  letztere  für  den  got.  Superlativ,  beide 
fügen  sich  aber  auch  den  im  sinne  der  individualisierung  Gramm, 
p.  559  und  574  gegebenen  erklürungen,  und  darum  mag  eine 
aufzählung  der  sehr  zahlreichen-  stellen  unterbleiben,  der  got. 
vocativ  verwendet  nur  die  schw.  form  des  adjectivs.  der  Super- 
lativ tlectiert  bald  stark  bald  schwach,  im  letzteren  falle  so  wol 
mit  als  ohne  art.  und  dies  zwar  in  denselben  v(*rbindungen.  so 
heifst  es  Job.  6,  40  in  spedistin  daga,  dagegen  Job.  4,  4  in  pamma 
spedistin  daga,  wo  der  got.  arl.  steht,  hat  ihn  auch  der 
griech.  text,  und  das  ist  sehr  häufig  der  fall,  denn  bei  der  be- 
stimmtheit,  die  <iem  mit  einem  Superlativ  bezeichneten  begriff 
inne  wohnt,  schliefst  er  sich  ihm  leicht  an.  er  fehlt  im  got. 
nur  vierzehn  mal.  wo  der  art.  im  griech.  und  demgemHfs  auch 
im  got.  fehlt,  da  ist  der  Superlativ  meist  praedicativ  oder  ninnnt 
sonst  eine  stelle  im  salze  ein,  <lie  den  art.  von  sich  weist,  wie 
Marc.   12,  6  imaridida  jah  pana  du  im  spedistana. 

Das  participium  praesentis  (Gramm,  iv  520)  weist  die  eigen- 
tümliche erscheinung  auf,  dafs,  während  alle  übrigen  formen  nur 
nach  der  schwachen  decl.  fiectieren,  der  noin.  sing.  masc.  sowol 


40  DAS  SCHWACHE  ADJECTIV  IM  GOTISCHEN 

die  eiiduQg  der  schw.  als  der  starken  flcxion  hat,  und  zwar 
merkwürdiger  weise  das  den  starken  nom.  sing,  characterisierende 
8  sowol  nach  dem  art.  als  ohne  denselben,  nicht  minder  eigen- 
tümUch  ist  der  umstand,  «laf's,  während  dieses  part.  also  sonst 
immer  schwach  Aectiert,  ein  solches  gerade  dann,  wenn  es  zum 
subst.  erhoben  wird,  trotz  des  widerholt  sich  ihm  anschliefsen- 
den  art.  die  llexion,  welche  sonst  die  form  der  Substantivierung 
sein  soll,  aufgibt  und  dafür  eine  andere  (das  paradigma  nasjands) 
annimmt,  welche  zu  den  starken  zu  rechnen  ist.  wir  haben  also 
wider  einen  Sprachgebrauch,  der  im  Widerspruch  mit  der  Grimm- 
schen theorie  steht,  dagegen  tinden  wir  eine  bestätigung  <ter 
unsern,  wenn  wir  die  beispiele  jenes  starken  und  schwachen 
nom.  sing.  masc.  vergleichen,  zunächst  die  wenigen  stellen  des 
schw.  nominativs,  der  nur  nach  dem  art.  vorkommt:  Matth.  11,3 
pu  is  sa  qimanda  pau  anparizuh  heidaima?  dazu  Luc.  7,  19^ 
15  sa  qimanda  pau  anparana  venjaima?  Marc'  11,9  und  Joh. 
12,  13  osauna,  piupida  sa  qimanda  in  namin  fraujins,  Luc.  19, 
38  piupida  sa  qimanda  piudam  in  namin  fraujins.  Joh.  6,  14 
qepun  patei  sa  ist  hi  sunjai  praufet^s  sa  qimanda  in  po  manasep, 
6,51  ik  im  hlaifs  sa  libanda,  sa  us  himina  qumana,  11,  27  qap 
imma  jai,  frauja,  ik  galanbida  patei  pu  is  Xristus,  sunns  gup», 
sa  in  pana  fairhm  qimanda.  2  Cor.  11,4  jabai  uh  sa  qimanda 
anparana  Jesu  mereip,  ein  unbekannter  aber  voll  beziehung  her- 
vorgehoben, man  sehe  sich  <lie  stelle  nur  an.  bis  hierher  ist 
die  emphase  unverkennbar,  durch  einen  gegeusatz  scheint  sie 
hei'vorgerufen  zu  sein  Matth.  7,  13  unte  braid  daur  joh  rums 
vigs  sa  brigganda  in  fralustai  —  hvati  aggvu  pata  daur  jah  prai- 
hans  vigs  sa  brigganda  in  libainai,  Skeireins  lu  am  schlufs  bringt 
noch  eine  stelle  aus  Joh.  1,  27  ip  sa  afar  mis  yagganda  svin- 
poza  mis  ist,  es  ist  aber  zu  bezweifeln,  dafs  jene  stelle,  wäre 
sie  uns  im  bibeltext  selbst  erhalten,  schwache  form  zeigen  würde, 
zumal  wir  stark  lesen  Joh.  3,  31  und  Skeir.  ivb  sa  iupapro 
qimands  ufaro  aüaim  ist. 

Die  stellen  der  starken  llexion  neben  dem  art.  sind  zahl- 
reicher, es  simi  37.  als  beweis,  dafs  nicht  die  bestimmthcit 
oder  Unbestimmtheit  über  den  gebrauch  starker  oder  schwacher 
endung  entscheidet,  mögen  folgende  stellen  dienen,  in  denen 
man  nach  JGrimm  schw.  form  erwarten  würde:  Matth.  27,  3 
panuh  gasaihvands  Judas  sa  galevjands  ina.     Luc.  1,  19  t/t  tm 


DAS  SCHWACHE  ADJECTIV  IM  GOTISCHEN  41 

Gabriel,  sa  standands  in  andvairpfa  gups.  Job.  t8,  2  mssnk  fian 
jah  Judas  sa  gakvjands  ina  pana  stad,  Rom.  11,26  urrinmp  us 
SioH  sa  lansjands  (Christus)  du  afvandjan  afgudein  af  Jakoha, 
16,  22  golja  izvis  ik  Tavrtms  sa  meljands  po  aipisiaulein  in 
fraujin  usw.  auch  der  attributive  und  nicht  attributive  gebrauch 
ist  nicht  entscheidend  noch  der  unterschied  transitiver  und  in- 
transitiver verba,  noch  das  Verhältnis  zur  griechischen  construc- 
tion  und  was  dergl.  mehr  ist.  die  übrigen  stellen  Onden  sich: 
Matth.  7,21;  26,68;  Marc.  4,  3;  14,  42;  15,  29;  15,  39;  Luc. 
3,11;  6,47;  8,45;  16,18;  Job.  6,41;  6,45;  8,47;  Rom. 
9,33;  10,5;  10,11;  12,8;  13,2;  14,3;  15,12;  ICor.  7, 14; 
2  Cor.  1,21;  4,14;  7,6;  9,10;  10,17;  Gal.  5,10;  Col.4,  12; 

1  Thess.  3,  5;  2  Thess.  2,  4;  1  Tim.  2,  6;  Skeir.  ivb  s.  o. 

Das  part.  praet.  endlich  ilectiert  durchweg  sowol  stark  als 
schwach,  letzteres  jedoch  nur  in  abhängigkeit  vom  art.,  der 
seinerseits  wider  nie  starke  form  neben  sich  duldet,  die  parti- 
cipialconstructionen  sin<l  aufserordentlich  häufig,  ganz  dem  griech. 
gemtifs.  die  spräche  liegt  hier  vollständig  in  den  banden  ihres 
griech.  Vorbildes,  dafs  ein  freies  product  im  gebrauch  der  par- 
ticipialconstructionen  dasselbe  bild  liefern  wünle,  dem  wider- 
spricht die  fehlende  analogie  aller  andern  dialekte.  eine  Selbst- 
ständigkeit der  schw.  form  mit  eigener  function  irgend  welcher 
art  vermag  ich  nicht  wahrzunehmen  —  sobald  der  durch  den 
griech.  text  veranlafste  art.  sie  hervorruft,  erscheint  sie  be- 
dingungslos, es  geschieht  das  über  50  mal.  die  stellen  würden 
also  nur  einer  Untersuchung  über  den  art.  eine  ausbeute  ge- 
währen, und  ich  übergehe  sie  daher. 

Das  material,  das  die  vorhandenen  reste  des  got.  darbieten, 
ist  hiermit  zur  erörterung  der  in  angriff  genommenen  sprach- 
lichen erscheinung  hinlänglich  erschöpft,  wenn  sich  aufserdem 
noch  ein  per  auflltllige  Verwendungen  der  schw.  form  finden, 
wie  es  zb.  sogar  geschieht,  dafs  das  prädicative  adj.  schwach 
auftritt ^  so  ist  daraus  nichts  was  von  bedeutung  für  die  haupt- 

*  Gab.  u.  L.  p.  173  reden  von  vielen  derartigen  stellen  und  zählen 
in  der  tat  eine  reihe  auf.  einige  von  diesen  adj.  aber  aiülbeo  geradezu  für 
subst.  erklärt  werden  wie  unvita,  Mvuliavairfy'a,  f(amainja ;  andere  stehen 
gar    nicht   praedicativ   sondern   als   apposition    wie   Marc.   4,  15  unkarja, 

2  Clor.  11,8    ushaisla.     man    pflegt   sich    liei   diesen    wie   auch    noch   )»ei 
einigen  anderen  adj.  in  der  weise  zu   helfen,  dafs   mau,   weil  sie   iu   den 


42  DAS  SCHWACHE  AÜJECTIV  IM  GOTISCHEN* 

fragen  sein  könnte  zu  gewinnen,  man  mufs  dergleichen  eben 
einfach  constatieren,  wie  ja  auch  bei  uns  der  gebrauch  der 
beiden  flexionen  durchaus  nicht  so  fest  abgegränzt  ist,  dafs  nicht 
zb.  je  nach  gewohnheit  und  willkür  Wechsel  zwischen  ^gutes 
muts'  und  'guten  nmts'  udgl.,  sogar  beim  pronomen  zwischen 
^jeden  falls'  und  ^jedes  falls'  eintritt,  während  daneben  doch 
dieser  proces  noch  selten  das  'keines  falls',  gar  nicht  das  'keines- 
wegs' angreift,  und  so  verhält  es  sich  auch  mit  sporadisch  auf- 
tretenden andern  ausdrucksweisen,  von  würklicher  bedeutung 
könnten  all  dergleichen  Vorkommnisse  nur  dann  sein,  wenn  das 
gefnhl  für  die  selbstständige  function  der  schw.  form  noch  in 
ungeschwächter  kraft  lebendig  wäre,  da  dies  aber  wie  nachge- 
wiesen nicht  der  fall  ist,  so  ist  auch  der  willkürliche  Wechsel 
der  flexion  in  einzelnen  lallen  eine  ebenso  harmlose  erscheinung 
wie  in  den  gegebenen  beispielen  aus  unserer  sprachstufe,  und 
von  diesem  gesichtspuncte  aus  möchte  ich  auch  die  wenigen 
oben  aufgezählten  fälle  des  allein  stehenden  schwachen  adjectivs 
(hlinda,  tvos  juggotis,  daupans  usw.)  betrachtet  wifsen. 

Am  allerwenigsten  aber  verdankt  hier  die  schw.  form  ihre 
entstehung  der  Substantivierung,  denn  dafs  die  schw.  form  au 
sich  mit  einer  solchen  gar  nichts  zu  schaffen  hat,  darüber  kann 
wol  kein  zweifei  mehr  sein,  die  annähme  der  Zusammen- 
gehörigkeit beider,  der  schw.  form  und  der  substantivischen  be- 
deutung, erwuchs  lediglich  aus  einem  misverständnis.  man 
übertrug  auf  die  schw.  tlexion  was  dem  art.  gebührt,  weil  nun 
einmal    überall    da,    wo  durch   den  art.  analog  dem  griech.  text 

wenigen  fallen,  wo  sie  sich  finden,  nur  schw.  form  zeigen,  sie  als  nur 
dieser  teilhaftig  erklärt  (cf.  Oramm.  iv  524).  ich  kann  mich  zu  einer 
solchen  annähme  jedoch  nicht  verstehen  und  meine,  dafs  man  alle  diese 
Worte  so  weit  sie  sich  fügen  für  suhstantiva  erklären  und  dafs  man  hei  den 
wenigen  ührigen  sich  wo  es  gehl  feils  mit  der  annähme  der  emphase,  teils 
eines  fehlers  irgend  welcher  art  helfen  nmfs  oder  endlich  was  allem  wider- 
strebt kurz  als  ausnähme  erklärt,  auf  einen  fehler  möchte  ich  von  den 
aao.  schwach  flcctierendcn  praedicaten  auch  folgende  zurückführen.  Marc. 
12,  H  wo  für  das  schwache  laushundjan  vielleicht  das  starke  laiishandjana 
imd  l  Tim.  3, 6,  wo  ebenso  für  nivjmi  zu  lesen  ist  nitijana.  es  bleiben 
nach  alle  dem  nur  noch  zwei  solche  stellen,  nämlich  (lal.  3, 3  sva  unpropans 
xiujup  und  1  Cor.  7, 13  jah  sa  gavilja  ist  banan.  aber  auch  hier  ist  viel- 
leicht wegen  des  v.  12  vorhergehenden  ja  so  f^avilja  ist  hauan  ein  subsl. 
generis  communis  gavilja  anzunehmen. 


DAS  SCHWACHE  ADJECTIV  IM  GOTISCHEN  43 

ein  atij.  substantiviert  wird,  auch  Oherall  die  schw.  form  als 
sUiodige  geHihrtin  des  art.  dabei  sein  Hiuls.  der  irrtum  konnte 
um  so  leichter  geschehen  als  die  substantivische  schw.  tlexion 
mit  der  adjecti vischen  gleich  ist,  wozu  die  beobachtuug  kam, 
dafs  es  in  <ler  tat  einige  schw.  substantiva  gibt,  neben  welchen 
dasselbe  wort  als  a<ljectiv  beider  flexionen  im  gebrauch  ist,  wie 
fiarha  neben  parhs  (cf.  auch  altn.  fiarßj,  gamainja  neben  gamains, 
nnhulpa  n.  hulps,  ingardja  n.  ingards,  liuta  n.  liuts,  veiha  n. 
veihs  u.  noch  wenige  andere,  aber  selbst  diese  erscheinung  hat 
ihre  analogien  in  der  starken  flexion.  wir  finden  ein  Substan- 
tiv rei'ks  neben  dem  gleichlautenden  adj.,  jnggalau/fs  n.  hvelaups, 
samalaups,  sv<Uaups;  dauravarda  (fem.)  n.  dauravards  (s.  Granmi. 
IV  585)  und  vor  allem  die  nastjands,  fijands,  deren  tlexion  doch 
zu  den  voralischen  gerechnet  werden  mufs,  neben  all  den  andern 
participien.  die  ansieht  von  dem  individualisierenden  vermögen 
der  schw.  form  entsprang  derselben  irrtümlichen  Übertragung 
und  derselben  ständigen  Verbindung  dieser  form  mit  dem  in- 
dividualisierenden und  bestimmtes  bezeichnenden  artikel.  das 
ilbersehen  der  emphase  als  der  eigentlichen  fuuction  der  schw. 
form  konnte  um  so  leichter  geschehen,  als  diese  sehr  oft  gerade 
solche  begriffe  treffen  mufs,  welche  durch  <len  engern  oder 
weitern  Zusammenhang  individualisiert  und  zu  bestimmten  ge- 
worden sind. 

So  zerfallen  d<»nn  all  die  gründe  f(lr  die  zuerst  von  Well- 
mann der  schw.  form  zugeschriebenen  function,  trotzdem  die 
beobachtung  zahlreiche  belege  für  sie  fand,  in  nichts,  eine 
würkliche  beweiskraft  kann  dagegen  denjenigen  Verwendungen 
der  schw.  form  am  adj.  nicht  abgesprochen  werden,  in  denen 
das  got.  sich  mit  dem  ags.  deckt  und  das  dort  gefundene  princip 
bestätigt,  wenngleich  zugestanden  werden  mufs  dafs  das  gefühl 
für  die  Selbständigkeit  der  schw.  form  im  Ulphilas  sGh(»n  zu 
sehr  geschwächt  erscheint,  als  dafs  <las  bild  derselben  anders  als 
in  unklaren  umrifsen  hervortreten  und  <lafs  (;twa,  um  dies  noch 
zu  erwähnen,  entschieden  werden  könnte,  wann  wir  in  dem  acc. 
plur.  masc.  auf  ans  starke,  wann  schw.  form  haben. 

Wien.  DR  A.  LICHTENHELD. 


44  RUDOLF  VON  FENIS 


RUDOLF  VON  FENIS. 

Die  acht  iieder,  welche  unter  dem  iiamen  Rudolfs  von  Penis 
oder  Neuenbürg  überliefert  sind  (wir  sehen  von  dem  neunten^ 
wahrscheinlich  unechten  ab),  bilden  ein  ganzes,  einen  kleinen 
mitielalterlichen  liebesroman  und  sind  uns  offenbar  in  geschicht- 
licher Ordnung  überliefert,  dies  zeigt,  neben  der  allmählichen 
entwicklung  der  verskunst,  die  beziehung  der  einzelnen  Iieder 
zu  einander,  das  erste  zeigt  den  dichter  von  liebe  ergriffen: 
er  ist  gleich  dem  manne,  der  sich  verstiegen  hat  und  weder  vor- 
wärts noch  rückwärts  kann,  gleich  dem  unglücklichen  spieler, 
der  zu  spät  daran  gedenkt  sein  spiel  aufzugeben,  aber  noch  ist 
er  nicht  fest  entschlofsen,  sein  werben  fortzusetzen :  der  schwache 
(Haupts  verbefserung  statt  schoenc)  grufs  seiner  herrin  kann 
ihn,  so  wenig  er  es  auch  wüns<^bt,  noch  von  ihr  vertreiben, 
im  zweiten  liede  hat  er  keine  gröfsero  hofl'nung,  er  singt  nur 
weil  er  wähnt,  der  gesang  werde  seine  liebesqualen  lindern; 
aber  das  ist  ihm  zur  gewisheit  geworden,  dafs  er  von  seiner  liebe 
nicht  mehr  lafsen  kann,  selbst  liebesnol  wird  ihm  zur  wonne, 
seine  herrin  kann  ihn  nicht  mehr  von  sich  vertreiben,  im  dritten 
liede  hat  er  auch  die  hoffuuug  aufgegeben,  dafs  sein  gesang  ihm 
erleichterung  schaffen  wei*de;  allein  die  liebe,  welche  ihn  so 
hoch  geehrt  hat,  dafs  sie  in  seinem  herzen  wohnung  nahm,  wird 
ihm  auch  den  lohn  nicht  vorenthalten,  obgleich  gegenwärtig  noch 
sowol  das  geschiedensein,  als  auch  das  schauen  der  geliebten 
nur  seine  sorge  vermehrt;  er  umflattert  die  angebetete  wie  die 
motte  das  licht,  er  ist  selbst  an  seinem  Untergang  schuld  und 
hat  ihn  verdient,  im  vierten  liede  ist  er  trotz  des  herannahen- 
den winters  voll  frohes  mutes,  ihn  erhebt  die  vortrefllichkeit 
seiner  geliebten  und  nichts  kann  ihn  von  ihr  scheiden,  diese 
frohe  hoffnung  ist  im  fünften  liede  gänzlich  zerronnen:  er  hat 
sich  selbst  ins  luiglück  gebracht  dadurch  dafs  er  die  flieht,  wdche 
er  leicht  gewinnen  könnte,  und  der  nachjagt,  die  sich  nicht  an 
ihn  kehrt;  auch  der  glaube  an  die  hohe  macht  der  minne  ist 
ihm  geschwunden,  sie  ist  ihm  ein  tnmher  wdn,  er  fürchtet  noch 
gröfsere  selbstverschuldete  not.  so  sieht  er  im  sechsten  Uede 
den   Sommer  gerne   scheiden,   denn   er  hat  ihm  keine  erhörung 


RUDOLF  VON  FENIS  45 

gebracht,  wenn  der  winter  sie  ihm  noch  bringt,  so  will  er  diesen 
preisen;  geht  es  aber  fort  wie  bisher,  so  ist  er  verloren,  im 
siebenten  Hede  bringt  ihm  zwar  die  rückkehr  des  Frühlings  einigen 
trost,  aber  di(;  rechte  freude  kann  ihm  nur  die  erhörung  seiner 
herrin  schaffen,  auf  die  er,  nach  so  langem  warten,  nicht  mehr 
zu  hoffen  vermag;  so  will  er  denn  das  singen  aufgeben,  als 
schöner  wahu  liegt  sein  ganzes  hebeswerben  hinter  ihm. 

Hiemit  schliefsen  in  der  handschrift  B  die  lieder  Rudolfs, 
die  hs.  C  fügt  noch  ein  weiteres  bei.  irgend  eine  aussieht  auf 
erhörung,  welche  dem  Sänger  geworden,  bewegt  ihn,  wahrschein- 
lich nach  langer  Unterbrechung,  das  dichten  wieder  aufzunehmen : 
dafs  er  ganz  in  <ler  gewalt  der  geliebten  ist,  das  ist  seine  einzige 
hoffnung  (yedinge  auschliefsend  an  das  weder  tröst  noch  gedinge 
des  ersten  und  zweiten  liedes*);  bei  gewalt  mufs  auch  gnade 
wohnen,  und  wo  alle  tugenden  vereinigt  sind,  darf  diese  einzige 
nicht  fehlen;  beständiger  liebesdienst  kann  auch  nach  zehn- 
jährigem werben  nicht  unbelohnt  bleiben  und  in  einem  augen- 
blicke  kann  sich  sehnendes  leid  in  freude  verwandeln,  den  ge- 
denken <les  siebenten  liedes,  dafs  sein  warten  schon  zu  lange 
gedauert  hat,  nimmt  er  zurück,  eben  dieses  treue  warten  ist  sein 
verdienst,  welches  ihm  den  endhchen  lohn  sichert. 

Die  handschrift  C  schreibt  unserm  Rudolf  auch  noch  drei 
Strophen  eines  liedes  zu,  welches  die  handschriften  EF  unter 
dem  namen  Walthers  aufführen:  sowol  in  seinem  humor,  der 
sich  über  die  leidenschaft  erhebt  un<l  ironisch  mit  den  gefüllten 
spielt,  als  auch  in  der  lebhaftigkeit,  mit  der  sich  die  gedanken 
durch  frage  und  antwort  entwickeln,  erinnert  dasselbe  auch  an 
die  schule  Walthers  von  der  Vogelweide;  um  so  mehr  weicht  es 
von  den  anschauungen  und  dem  stile  unseres  Sängers  ab:  Ru- 
dolf steht  so  sehr  unter  der  herschatit  seiner  gefühle,  dafs  er  oft 
in  denselben  zu  versinken  droht,  sein  ton  ist  durchaus  pathetisch, 
nirgends  humoristisch,  sein  stil  ist  ruhig,  höchstens  zu  einem 
ausruf  der  klage  sich  steigernd,  nie  aber  zu  der  lebhaftigkeit 
einer  frage  sich  erhebend;  auch  Sprichwörter  wie  idbe  (tele, 
selbe  habe,  oder  volkstümliche  redensarten  wie  wäfen,  wetz  got 
finden  sich  bei  ihm  niemals,  wenn  wir  daliei  noch  bemerken, 
dafs  dieses  lie<l   aufser  aller  lieziehung  mit  den  übrigen  liederu 

1  dies  lieblingswort  80,  2.  27.    82,  7.    84,  4.  tO. 


46  RUDOLF  VON  PENIS 

Rudolfs  steht,  so  wini  gegen  das  gewicht  aller  dieser  grUiide, 
die  sich  ^egeii  die  iirheherschaft  Rudolfs  erheben,  der  eine,  wel- 
chen Bartsch  (zs.  11,  153)  für  dieselbe  anführt,  wol  nicht  auf- 
kommen können,  in  unserm  liede  ßndet  sich  nämlich  eine 
klage  über  Verleumder,  welche  die  liebe  stören,  und  da  eine 
solche  auch  in  einem  liede  Folquets  von  Marseille  sich  fintlet, 
so  glaubt  Bartsch  darin  eine  nachahmung  dieses  sonst  von  Ru- 
dolf benützten  trouba<lours  zu  linden,  und  dies  wäre  neben  dem 
aufseren  zeugnis  <ler  hs.  C  allerdings  ein  innerer  grund,  Rudolf 
für  den  verfafser  des  liedes  zu  halten,  allein  die  bemerkte  ähn- 
lichkeit  bezieht  sich  blofs  auf  den  gedanken,  und  da  dieser  zu 
den  stehenden  artikeln  der  minnepoesie  gehört,  so  kann  daraus 
allein  auf  die  nachahmung  einer  bestimmten  stelle  eines  bestimm- 
ten dichters  nicht  geschlofsen  werden.) 

Diese  betrachtung  über  die  echtheit  des  neunten  liedes 
führt  uns  nun  zu  einem  weiteren  punkt,  zur  frage  über  die 
Originalität  der  gedichte  Rudolfs,  bekanntlich  ist  er  derjenige 
minnesänger,  an  welchem  der  Zusammenhang  der  deutschen 
minnepoesie  mit  der  provenzalischen  zuerst  entdeckt  wurde, 
tlafs  das  deutsche  minnelied  in  seiner  kunstgemäfsen  ausbilduug, 
gleichwie  die  ganze  ritterliche  bildung  des  miltelalters,  auf  ro- 
manische quellen  zurückgeht,  ist  jetzt  allgemein  anerkannt,  von 
dieser  gemeinsamen  culturgrundlage  müfsen  wir  nun  bei  der 
betrachtung  des  einzelnen  ausgehen,  ünden  wir  bei  zwei  dichtem 
den  gleichen  gedanken  und  gehört  derselbe  zu  dem  auch  sonst 
im  minnesange  vorkommenden  gedankenkreifse,  so  kann  daraus 
noch  nicht  geschlofsen  werden,  der  eine  dichter  habe  den  andern 
benützt;  was  von  überall  herkommen  kann,  läfst  nicht  auf  eine 
bestimmte  quelle  schhefsen.  es  mul's  weiteres  hinzukommen: 
nemlich  entweder  dafs  der  ausdruck  auffallend  übereinstimmt; 
oder  dafs  ein  ganz  besonderer  gedankc  oder  auch  eine  ausführ- 
liche vergleichung  in  beiden  dichtem  wiederkehrt;  oder  endlich 
dafs  der  strophenbau  sammt  reimfolge  in  zwei  dichtem  ganz 
oder  nahezu  übereinstimmt. 

Eine  ausführliche  nachweisung  der  provenzaHschen  quellen 
unseres  Rudolf  hat  Bartsch  in  dem  schon  erwähnten  aufsetze 
(zs.  11,  145 — 162)  gegeben,  auf  diese  verdienstvolle  Unter- 
suchung stützt  sich  auch  die  unsrigc  grofseuteils  und  versucht 
nur   einige  nähere  ausführungen,  begründungeu  oder  einschräu- 


RUDOLF  VON  FENIS  47 

kungen  beizubringen,  so  inöcbten  denn  unter  den  dort  ange- 
fübrten  vergleicliungen  zwischen  Folquet  von  Marseille  und  Rudolf 
von  Neuenburg  folgende  allzu  allgemein  und  deshalb  unhalt- 
bar sein:  der  Sänger  kann  von  der  geliebten  nicht  lafsen  MSF 
8U  T)  «=  Mahn  Gedichte  85,  5,  8  und  MSF  87,  14  =-  M. 
Werke  32t,  36;  seine  gesänge  verschaffen  ihm  keine  erhörung 
MSF  81,  1  ««  MW  318,2;  entfernuug  von  der  geliebten  ver- 
mehrt nur  die  Sehnsucht  MSF  82,  5  f  -»  MG  85,  4,  1  und  MSF 
82,  17  —  MW  321,  38;  liebesnot  ist  wonne  MSF  81,  28  =  MG 
85,  4,  3. 

Für  das  vierte  lied  Rudolfs  führt  Bartsch  aus  dem  elften 
liede  Folquets  MW  329  f  au:  erhOrung  macht  den  sänger  zum 
glücklichsten  83,  7  «  330,  23  fT;  aus  beiden  liedern  wäre  noch 
zu  vergleichen  83,  9  hezzer  dan  guot  »=i  Mieihs  de  Be  330,  9 ; 
ferner  aus  dem  gleichen  liede  Folquets  die  dritte  Strophe: 

Doncx  hen  sui  folhs,  quar  no  m  recre 
D'amar  Heys,  qae  he  m  par  folhors, 
P%is  autre  bes  no  m  n'esdeve; 
Afis  vey  qu'ades  creys  nia  dolors 
Qu'en  mi  tot  sol  a  fay  son  cors. 

Per  ma  fe, 
Vos  die,  mieihs  tn*ave 
Que  per  Heys  ieu  stiefra  jasse 
Mon  dan,  sitot  a  Heys  non  cal, 
Qu  antra  m  des  s*amor  per  cahal 

mit  der  dritten  Strophe  aus  Rudolfs  zweitem  liede: 

lenier  mere  wil  ich  ir  dienen  mit  State, 

und  weiz  doch  wol,  daz  ich  sin  niemer  lön  gwinne. 

ez  wcpre  an  mir  ein  siti,  ob  icJi  da  hatte 

da  ich  löiies  mich  verscehe  von  der  Mintie, 

lönes  hän  ich  tioch  vil  kleinen  wdn, 

icJi  diene  ie  dar^  da  ez  mich  kan  kleine  vervdn, 

nu  lieze  ich  ez  gerne,  möhte  ich  ez  Idn, 

ez  wellent  durch  daz  niht  von  ir  mine  sinne  (B). 

In  Inudeu  Strophen  erscheint  der  gedanke  des  lafsen  wollens 
und  nicht  lafsen  köunens  bei  einer  liebe,  welche  keinen  lohn 
verspricht,  diesen  gedanken  spricht  Rudolf  einfach  aus;  Folquet 
steigert  ihn,  indem  er  sagt,  trotz  wachsenden  grames  über  nicht- 


48  RUDOLF  VON  PENIS 

erhöning  sei  doch  die  erwählte  liebe  lohnender  als  jede  andere; 
diesen  zweiten  gedanken  bringt  Rudolf  erst  in  seiner  nächsten 
Strophe  diu  not  ist  diu  meiste  wuHfie  min. 

Wir  haben  es  also  hier  mit  dein  ausdruck  zweier  im  <la- 
maligen  minnedienst  geläufiger,  und  wol  ebenso  im  mündlichen 
gespräch,  wie  im  gesungenen  und  geschriebenen  liede  oft  gebrauch- 
ter gedanken  zu  tun,  und  dafs  dabei  unsere  beiden  dichter  nur 
so  im  allgemeinen  harmonieren,  daraus  liefse  sich  eher  das 
schliefsen,  dafs  der  eine  den  andern  nicht  benützt  habe,  als  das 
umgekehrte. 

Wenn  wir  also  den  von  Bartsch  s.  1 52  f  angeführten  parallel- 
stellen (denen  auch  noch  s.  148  MSF  81,  6  fr  *:»  MG  85,  3  bei- 
zugesellen ist)  keine  beweiskraft  beimefsen  können,  so  ist  kein 
zweifei  vorhanden,  dafs  in  den  übrigen  s.  145 — 151  augeführten 
stellen  Rudolf  die  Provenzalen  benützt  hat.  aber  auch  hier 
zeigen  sich  bei  aller  gleichheit  in  ge<lank<'n  und  ausdrücken 
immer  wieder  auslafsungen,  abweichungen  un<i  einschiebsei,  so 
dafs  Bartsch  sich  bewogen  ündet,  unsern  Rudolf  des  misverständ- 
nisses,  <ler  Oberflächlichkeit  und  Unkenntnis  der  provenzalischen 
spräche  zu  beschuldigen  (154).  wenn  wir  aber  sehen,  wie  Ru- 
dolf schon  im  ersten  liede  aus  zwei  liedeni  Folquets  seinen  Stoff 
sich  entnimmt,  so  scheint  dies  zu  beweisen,  dafs  er  die  absieht 
gar  nicht  hatte,  provenzalische  lieder  zu  übersetzen,  dagegen 
scheint  er  bei  eigener  armut  an  gedanken  und  bildern  es  nicht 
verschmäht  zu  haben,  solche  bei  dem  vielbewunderten  meister 
Folquet  und  einmal  auch  bei  Peire  Vidal  zu  entlehnen  und  mit 
eigenem  vermengt  wiederzugeben,  sein  seltsames  abspringen  l>ei 
dieser  benützung  der  Provenzalen  scheint  sich  mir  am  besten  so 
zu  erklären,  dafs  er  aus  dem  gedächtnis  citierte :  er  mufs  gelegen- 
heit  gehabt  haben,  dem  Vortrag  provenzalischer  Heder  zuzuhüren, 
und  was  er  aas  denselben  wiedergibt,  ist  reminiscenz. 

Dabei  verfährt  aber  Rudolf  bei  benützung  der  Provt»nzalen 
auch  mit  auswahl.  jede  hindeutung  auf  sinnliche  liebe  vermeidet 
er  so  sehr,  dafs  wir  bei  ihm  nicht  einmal  eine  andeutung  der 
körperlichen  reize  seiner  herrin  finden,  auch  den  kühnen  hyper- 
beln  Peires  geht  er  sorgf^iltig  aus  <lem  wege.  so  fehlt  ihm 
natürlich  die  farbenreiche  lebendigkeit  seiner  provenzalischen 
Vorbilder;  aber  die  spräche  der  leidenschaft  kann  ich  nicht,  wie 
Bartsch,  bei  ihm  vermissen,   er  l>eginnt  mit  schüchternem  werben. 


RUDOLF  VON  FEMS  49 

schreitet  fort  zum  Testeu  eutschlufs,  der  auserwählteu  treu  zu 
bleiben,  findet  in  der  kraft  setner  liebe  die  bttrgschaft  der  end- 
lichen erhOrung  und  jubelt  auf  im  gedanken  an  die  vortreiTlich- 
keit  seiner  herriu.  als  dennoch  keine  erhörung  folgt,  wird  er 
irre  an  dem  wesen  der  liebe,  sinkt  unter  in  dumpfer  Verzweif- 
lung, und  entschUefst  sich  endlich  dem  schönen  wahn  zu  ent- 
sagen, zuletzt  aber  erhebt  er  sich  doch  wieder  zu  freudiger 
hoffnung  im  bewustsein  seiner  unerschütterlichen  treue. 

Freilich  kann  man  sagen:  all  diese  gedanken  erzeugte  er 
nicht  selbst,  sein  Zeitalter  sagte  und  sang  sie  ihm  vor.  dafs  er 
aber  aus  dem  gegebenen  gerade  diese  gedanken  und  diesen  ge- 
dankengang  herausfand,  das  ist  doch  wol  das  verdienst  unseres 
Sängers,  ja  mir  scheint,  gerade  Rudolf,  der  zöghng  der  Proven- 
zalen,  gibt  uns  einen  begriff  von  dem  unterschied  zwischen  ro- 
manischem und  deutschem  liebeswerben. 

Gehen  wir  nun  auf  die  form  der  lieder  Rudolfs  über,  so 
zeigt  er  auch  hier  eine  grofse  abhängigkeit  von  den  Provenzalen. 
der  von  ihm  fast  durchaus  gebrauchte  vers  ist  der  provenzatische 
cauzonenvers  von  zehn  und,  bei  klingendem  reime,  elf  siiben. 
sein  erstes  Ued  stimmt  im  strophenbau  ganz  mit  Folquets  can- 
Zone:  Sitot  me  soi  MW  1,  327,  das  zweite  zeigt  eine,  wie  Bartsch 
nachweist  (157)  bei  den  Provenzalen  oft  vorkommende  tenzonen- 
melodie  (B.  157);  auch  der  ton  des  dritten  und  fünften  liedes 
findet  sich  im  provenzalischen  wieder  und  ist  auch  sonst  von 
deutschen  dichtem  nachgeahmt  worden  (159),  zb.  von  Heinrich 
von  Moruugen,  aber  mit  erweiterung  der  sechsten  zeile  auf  sechs 
hebungen  MSF  133,  13  ff.  das  achte  lied  endhch  ist  nach  form, 
iniialt  und  gedankengaug  eine  abkürzung  von  Peires  canzone: 
Pus  tortiatz  soi  m  Promza  MW  1,  224. 

So  handelt  es  sich  also  noch  um  das  vierte  lied  und  um 
die  in  der  reimfolge  gleichen  Strophen,  welche  wir  als  das  sechste 
und  siebente  lied  zählen. 

Auch  zum  vierten  lied  hat  Bartsch  eine  entsprechende  pro- 
venzalische  tenzone  nachgewiesen  (159),  nur  hat  dieselbe  in  der 
ersten  und  dritten  zeile  stumpfe  reime  statt  klingender  (Rayn. 
Choix  V,  446).  der  rhythmus  und  reim  in  den  stoUen  aber,  so 
wie  das  thema  des  liedes:  annäherung  des  winters  kann  das 
gehoflte  liebesglück  nicht  stören,  stimmt  zu  dem  liede  Hein- 
richs von  Morungen  Uns  ist  zergangm  dei^  liepUche  Stimmer 
Z.  f.  D.  A.  neue  folge  VI.  4 


50  RUDOLF  VON  PENIS 

MSF  140,  32,    welches  Bartsch   zum  dritten   und  fünften  liede 
anfuhrt. 

Was  nun  das  sechste  und  siebente  lied  betrifft,  so  findet 
sich  die  vierfache  reimverschlingung  derselben  unter  den  in  MSF 
enthaltenen  dichtem  nur  noch  bei  Reinmar  dem  alten  in  zwei 
liedern  187,  31  ff  und  188,  31  ff;  das  zweite  derselben  stimmt 
auch  mit  dem  sechsten  liede  Rudolfs  im  thema  zusammen :  ohne 
liebesglUck  keine  sommerwonne. 

So  scheint  also  unser  Rudolf  seine  anregungen  zur  dichtung 
nicht  nur  bei  den  Provenzalen,  sondern  auch  bei  seinen  deutscheo 
landsleuten  sich  geholt  zu  haben. 

An  Reinmars  lieder  finden  sich  aufser  den  schon  erwähnten 
wenige,  ziemlich  allgemeine  anklänge: 

MSF  81,  12  nnde  ez  mich  leider  kleim  oervdt 

—  171,  17  itfi  kan  midtz  leider  niht  vervdn. 

81,  25  ich  endietie  ir  gerne  w^d  durd^  si  guoten  wiben 
=   183,  27  Wir  suh  alle  frowen  eren 

nmbe  ir  güete  und  iemer  sprechen  wol 
unde  ir  fröide  meren  usw. 
(eine  häufig  bei  den  troubadours  Torkommende  redensart  B.  154) 
83,  24  den  kumber  hdn  iVA  mir  selber  getan 
*—   191,  23  von  schulden  ich  den  kumber  doli 
ich  brdhte  selbe  mich  dar  in. 
83,  31  »MIC  mir  der  winter  den  sirit 

nedi  ges^iden  hin  zir  der  ie  gerte  min  Up. 
"•    191,  32  effM  nahtegal  uns  schiere  seit, 

daz  sich  gescheiden  hat  der  strit. 

83,  35  owe,  wie  nu  Idt  mich  verderben  diu  h^! 
=   190,  24  unde  si  mich  sii5  verderben  Idt. 

Von  Morungen  sind  etwa  zu  vergleichen: 

84,  7     swenne  si  icil,  so  bin  ich  leides  dne 

—  129,  17  diu  vil  wolgetdne 

diu  tuot  mich  äne 
sorgen  die  ich  hdn. 
84,  8    mtn  lad^  stdt  so  bi  sunnen  der  mdne 

—  124,  35  ich  muoz  iemer  dem  geiiche  spehen^ 

als  der  wuine  sinen  sehin 
von  des  sunnen  sdkin  enpfdt. 


RUDOLF  VON  PENIS  51 

Der  tumbe  todn  (83,  22)  dagegen  findet  sich  bei  Heinrich 
öfters  134,  17.  136, 1. 

Bemerkenswerter  ist  die  Übereinstimmung,  welche  sich  nach 
formeller  seile,  besonders  in  der  behandlung  des  canzonenverses, 
zwischen  Rudolf  und  Heinrich  herausstellt. 

Dafs  im  stroplienbau  Rudolfs  drittes  und  fünftes  lied  mit 
einem  liede  Heinrichs  (133,  13)  fast  ganz,  ebenso  dafs  die  stellen 
der  lieder  Ich  kinse  an  dem  walde  (82,  26)  und  Um  ist  zergangen 
(140,32)  durchaus  übereinstimmen,  ist  oben  schon  erwähnt 
worden,  den  versbau  von  Rudolfs  drittem  liede,  aber  um  eine 
Zeile  und  um  eine  hebung  in  der  fünften  zeilc  vermehrt,  zeigt 
auch  noch  ein  anderes  lied  Heinrichs  136,  1. 

Den  provenzalischen  canzonenvers  gebraucht  Rudolf  in  fünf 
liedern  ausschliefslich,  in  zweien  teilweise;  gar  nicht  erscheint 
er  nur  in  seinem  letzten  liede.  bei  Heinrich  begegnen  wir  dem- 
selben in  acht  liedern,  in  je  zweien  teils  ausschliefslich,  teils 
überwiegend,  in  vieren  Aur  teilweise. 

Wir  wollen  nun  diesen  vers  genauer  betrachten,  indem  wir 
von  Diez  Untersuchungen  über  denselben  (Altrom.  sprachdeiikm. 
Bonn  1846)  ausgehen,  er  zeigt  bei  den  lyrikern  der  Proven- 
zalen  regelmäfsig  eine  caesur  nach  der  zweiten  hebung,  manch- 
mal auch  nach  der  dritten  Senkung;  letztere,  also  die  klingende 
caesur,  ist  bei  Rudolf  und  Heinrich  die  häufigere,  nach  stumpfer, 
wie  nach  klingender  caesur  kann  der  vers  durch  mittelreim  ge- 
teilt werden;  bei  Heinrich 

122,  8  f  des  man  ir  jet  /  «t  ist  aller  wibe  ein  kröne 
140,  32  uns  ist  zergangefi  /  der  liepliche  summer. 

bei  Rudolf 

82,  26  Ich  kinse  an  dem  walde  /  stn  Imip  ist  geneiget. 

Oft  beginnt  mit  dieser  caesur  ein  neuer  satz  oder  Satzteil, 
bei  Heinrich 

122,  22  wol  ir  vil  s^äezer!  vil  röt  ist  ir  munt. 

hei  Rudolf 

80,  3.  18  wan  ich  enweiz,  wie  mir  süle  gelingen 
daz  ich  ir  diene,  wan  ich  mac  ez  miden. 

Vernachläfsigung  derselben  ist  selten ;  manchmal  erscheint  sie 

erst  nach  der  dritten  hebung,   so  dafs  die  teilung  3  +  2  statt 

2  -f  3  entsteht : 

4* 


52  RUDOLF  VON  PENIS 

81,  16  ez  weere  an  mir  ein  sin,  ob  ich  da  haste 
83,  13  diu  mir  zeiv)erhenne  j  vil  lihte  wcere. 

Betrachten  wir  das  dritte  lied  Rudolfs  in  dieser  hinsieht 
genauer,  so  finden  wir  in  fUnfunddreifsig  versen  die  klingende 
caesur,  wozu  ich  81,  30  wdnd^  ich,  31  sing'  ich  rechne,  fünf- 
zehnmal, die  stumpfe,  zu  der  81,  32  singf  /  und,  82,  8  seh'n, 
23  herz"  /  enlie  gezählt  sind,  neunzehnmal;  einmal  tritt  die- 
selbe hinter  die  dritte  hebung  zurück  mit  nebencaesur  nach  erster 
hebung,  nemlich  82,  6: 

sd  sere,  ,'  swenn'  ich  verre  /  von  ir  bin, 
wie  80,  1 

Gewmi  ich  /  ze  Minnen  ie  j  guoten  wdn. 

Im  vierten  liede  ist  die  klingende  caesur,  zweimal  in  der 
Strophe  durch  mittelreim  hervorgehoben,  folgerecht  durchgeführt; 
nur  82,  31.  32  findet  sich  stumpfe  caesur,  39  weicht  sie  hinter 
die  dritte  hebung  zurück,  wo  übrigens  durch  Umstellung  geholfen 
werden  könnte: 

trän  daz  ein  mcere  j  noch  sanfter  mir  tuot. 

Das  erste  lied  Heinrichs,  in  welchem  die  letzte  zeile  jeder 
Strophe  den  reim  in  stumpfer  caesur  zeigt,  bietet  auf  zweiund- 
dreifsig  zeilen  sechzehnmal  weibliche,  dreizehnmal  männliche, 
dreimal  unregelmäfsige  caesur,  nemlich  122,  4  (=  83,  13),  16 
(vielleicht  umzustellen:  des  müez  in  ir  getiäden  '  ich  bdthen), 
20  fdieich  an  wiplicher  stwte  (BCC*)  /  noch  ie  vant. 

Nachdem  wir  nun  gesehen  haben,  dafs  die  deutschen  dichter 
mit  dem  provenzalischen  canzonenvers  auch  dessen  caesur  ins 
deutsche  herübernahmen,  bleibt  uns  noch  übrig  den  rhythmus 
zu  betrachten,^  welchen  sie  in  ihrer  spräche  diesem  verse  gaben. 

Die  gewöhnliche  ansieht,  für  die  auch  Bartsch  sich  ent- 
scheidet, ist  die,  dafs  der  rhythmus  des  zehnsilblers  daktylisch 
sei,  und  es  läfst  sich  nicht  leugnen,  dafs  manche  lieder  sich 
ohne  Schwierigkeit  daktylisch  mit  vier  hebungen  auf  die  zeile 
mit  oder  ohne  auftakt  lesen  lafsen,  wie  Rudolfs  viertes  lied. 
andere  dagegen,  wie  das  dritte,  zeigen  rein  iambischeii  Charakter; 
bei  wieder  andern  kommt  man  weder  mit  iambus  noch  mit  dak- 
tylus  recht  durch,  wie  beim  ersten,  zweiten  und  fünften. 

Unter  solchen  umständen  scheint  es  mir,  dafs  die  deutschen 
dichter  ursprtinglich  versuchten,  mit  dem  romanischen  vers  auch 
die  romanische  silbenzählung,  ohne  dafs  dabei  der  wortton  berück- 


RUDOLF  VON  PENIS  53 

sichtigt  wird,  ins  deutsche  herüberzunehnien.  da  aber  dies  bald 
unstatthaft  erscheinen  muste,  entschlofsen  sie  sich  zu  dem  einen 
oder  andern  ausweg,  indem  sie  ihren  versen  iambische  oder 
daktylische  betonung  gaben,  dabei  zu  dem  grundsatz  zurück- 
kehrend, dafs  die  versbetonung  sich  nach  dem  wortton  richten 
milfse. 

Da  die  beiden  ersten  lieder  Rudolfs,  welche  das  ringen  eines 
anf^ngers  im  versemachen  zeigen,  nicht  mafsgebend  sein  können, 
so  wollen  wir  das  saubrer  gebaute  erste  lied  Heinrichs  für  die 
erste  der  drei  aufgestellten  entwicklungsstufen  näher  betrachten. 
Dasselbe  zeigt  uns  überall  seine  zehn  bis  elf  siiben  auf  die 
zeiie,  wobei  elision  und  synaerese  regelmäfsig  eintritt,  manchmal 
auch  verschleifung  wie  23  eb%  123,  t  tug'tid;  nur  123,  4  fuidet 
sich  der  hiatus  mrde  ich.  mit  Währung  des  haupttons  lafsen 
sich  ungezwungen  lesen  122,  8+9-  H.  13  fundich  der  deheine  1 
f\z  ffenomefi  han),  15.  17+18  fgebiuft  $i  so,  min  liep  (liebes  B, 
liebest  CC")  vor  allen  wiben).  22.  25.  26+27.  123,  8+9  (verre 
unde  ndrj;  etwas  schwierig  122,  1  fein  toipj.  3  (dem  riche). 
6  (die  weit),  122,  3  (ir  schinj.  5  (ir  lop),  also  in  vierzehn 
versen ; 

mit  auch  sonst  vorkommendem  widerstreit  des  tones  im 
ersten  fufse  122,  5; 

mit  widerstreit  im  vierten  ful'se  122,  10.  14.  19.  23.  24. 
123,  1.  2.  6.  7; 

ebenda    mit    Schwächung    der    vorhergehenden    hebung 
122,  12.  16; 

im  ersten  und  vierten  fufse  122,  2; 

im  dritten  und  vierten  fufse  122,  7.  20.  21.  123,4; 

im  ersten  und  dritten  fufse  122,  4. 
Am  häufigsten  ist  also  der  widerstreit  zwischen  wortton  und 
versbetonung  im  vierten  fufse,  und  zwar  sechszehnmal:  dies  gab 
dem  vers  einen  daktylischen  Charakter;  rein  daktylisch  wurde 
der  vers,  wenn  die  Verschiebung  des  tones  im  ersten  und  vierten 
fufse  stattfand,  wobei  der  ton  der  dritten  hebung  durch  zusam- 
menstofs  mit  der  vierten  geschwächt  wurde,  wie  schoener  gebterde, 
mit  zühten  gemeit,  aber  einzelne  verse  werden  doch  immer 
daktylisch  gelesen  einen  holperigen  oder  gar  keinen  rliythmus 
geben,  wie: 

d^s  man  ir  jet  sist  aller  wiV  ein  kröne. 


54  RUDOLF  VON  FEMS 

Dieselbe  art  der  silbenzählung  nun,  wobei  der  widerstreit 
des  worttons  mit  dem  verston  nicbt  beachtet  ist,  scheint  mir 
Rudolf  in  seinem  ersten,  zweiten  und  fünften  liede  angewendet 
zu  haben,  denn  wenn  auch  das  erste  lied  anfangs  ganz  dakty- 
lisch klingt,  so  kommen  doch  später  verse,  welche  diesem  metrum 
durchaus  widerstreben,  wie 

und  auch  mit  nihte  widerkomen  kdn, 
wie  die  handschriften  im  siebenten  verse  lesen,  freilich  mUfsen 
wir  dann  Rudolf  in  seinem  ersten  und  zweiten  liede  neben  den 
ungenauen  reimen  auch  noch  zweisilbigen,  schwer  oder  gar  nicht 
zu  verschleifenden  auftakt  zu  gute  halten  und  überhaupt  an- 
nehmen, dafs  er  sich  daran  machte,  seine  herrin  zu  besingen, 
ehe  er  in  die  regeln  der  verskunst  recht  eingeweiht  war. 

Ein  beweis  dafür,  dafs  die  deutschen  dichter  den  romanischen 
canzonenvers  nicht  ursprünglich  daktylisch  auffafsten,  scheint  mir 
auch  darin  zu  liegen,  dafs  sie  denselben  auch  rein  iambisch  aus- 
bildeten, denn  dazu  konnten  sie  doch  nur  kommen,  wenn  sie 
ihn  zuerst  für  einen  vers  mit  fünf  hebungen  ansahen  und  sich 
deshalb  bemühten,  diese  fünf  vershebungen  auch  nach  dem  genius 
ihrer  spräche  mit  dem  wortton  in  einklang  zu  bnngen.  diese 
entwicklung  zeigt  sich  bei  Rudolf  in  seinem  dritten  liede,  bei 
Heinrich  in  seinem  achtzehnten  (136).  das  entschieden  dak- 
tvlische  versmafs  aber  tritt  bei  Heinrich  ohne  caesurreim  in 
seinem  vierzehnten  liede  auf  (133),  mit  demselben  in  seinem 
fünfundzwanzigsten  (140),  welchem  Rudolfs  viertes  lied  ent- 
spricht. 

Es  war  nötig,  so  weit  auf  das  metrische  einzugehn,  um  die 
abhängigkeit  Rudolfs  von  Heinrich  von  Morungen  in  ihrem  ganzen 
umfang  zu  zeigen,  denn  dafs  auch  hier  Rudolf  der  nachtreter,  nicht 
der  Vorgänger  ist,  zeigt,  neben  der  nachahmung  der  Provenzalcn 
durch  Rudolf,  auch  das  wesen  beider  dichter,  von  denen  Hein- 
rich bei  weitem  der  reichere  und  genialere  ist.  Rudolf  liefs 
sich  durch  einen  gedanken,  eine  weise,  die  ihm  gefielen,  anregen 
und  machte  darnach  ein  neues  gedieht,  in  welchem  aber  doch 
das  Vorbild  immer  nachklang;  den  Provenzalen  entlehnte  er  ge- 
danken und  bilder  in  weiterem  umfang,  auch  den  ganzen  Strophen- 
bau;  bei  den  Deutschen  scheut  er  sich  den  ton  ganz  zu  ent- 
lehnen, weil  es  für  unschicklich  galt,  fremde  töne  sich  anzu«" 
eignen,  wenn  es  auch  manchmal  vorgekommen  ist. 


RUDOLF  VON  PENIS  55 

Überblicken  wir  nun  noch  einmal  Rudolfs  metrische  ent- 
Wicklung,  zuerst  schliefst  er  sich  in  gedanken  und  versbau  an 
die  Provenzalen  an,  namentlich  an  Folquet  von  Marseille  (1.  1.  2); 
mit  erwachendem  sinn  für  verskunst  begibt  er  sich  in  die  schule 
Heinrichs  von  Morungen  (1.  3.  4) ;  mit  dem  vierten  liede  hat  er 
auch  metrisch  seinen  hOhepunkt  erreicht;  die  drei  folgenden 
gedichte,  deren  ei*$tes  ein  rUckfall  in  den  überwundenen  Stand- 
punkt ist,  wahrend  das  zweite  und  dritte  an  Reiumar  den  alten 
anklingen,  sind  keine  eigentlichen  lieder,  wie  schon  ihre  kürze 
zeigt,  sondern  sprüche,  kurze  mitteilungen  des  Sängers  an  seine 
dame  über  seinen  augenblicklichen  seelenzustand,  stofsseufzer  der 
liebe,  es  fehlt  ihnen  das  wesentliclie  des  minneliedes,  der  preis 
der  dame  (über  den  spruch  in  der  minnepoesie  s.  Scherer, 
Deutsche  Studien  i,  49).  was  die  metrik  des  sechsten  und  sieben- 
ten liedes  betrifft,  so  wechseln  hier  längere  und  kürzere  Zeilen, 
iambischer  und  daktylischer  rhythmus.* 

Im  achten  lied  endlich,  wieder  einem  minneliede,  kehrt  Ru- 
dolf zu  seinen  Provenzalen  zurück,  indem  er  ein  lied  Peire  Vidals 
im  auszug  übersetzt. 

Dabei  ist  ein  fortschritt  in  behandlung  des  verses  nicht  zu 
verkennen:  die  zwei  ersten  lieder  zeigen  starke  verschleifuugeu, 
die  drei  ersten  zum  teil  ungenaue  reime:  in  den  fünf  letzten 
dagegen  sind  diese  verstöfse  gegen  die  verfeinerte  technik  der 
besten  zeit  vermieden. 

Die  eben  angeführten  unregelmUfsigkeiten  waren  es  wol, 
weshalb  Haupt  unsern  minnesdnger  in  möglichst  frühe  zeit  ver- 
setzte; denn  er  sagt  ^der  irrtum,  der  dichter  sei  graf  Rudolf  der 
3te  von  Neuenburg,  der  im  jähre  1263  starb,  hätte  nicht  wieder- 
holt werden  sollen,  zumal  nachdem  der  text  der  Weingartner  hs. 
bekannt   gemacht   war  (262).    die   handschrift   C   hat   unserem 

*  DU  Hehlen  tage  mit  Haupt  daktylisch  zu  betonen  widerstrebt  mir; 
ich  möchte  iambisch  lesen  8.3,  25 : 

Daz  ich  den  iumer  mcetectichen  klage 
mm  29  vil  tihle  g'fröuwent  H  die  Hehlen  tage, 
dagegen  können  26  =>  30,  27  «  31  daktylisch  sein,  im  siebenten  liede  möchte 
ich  84,5.  6  lesen: 

dd  von  muoz  ich  von  ir  sfn  ungesungen, 
toan  mir  nie  wip  so  ndhe  gelae, 
entsprechend  den  Zeilen  1  und  2,  wo  die  handschriften  lesen  vergezzen  mac. 


56  RUDOLF  VON  PENIS 

Rudolf  nenilich  seine  ungenauen  reime,  wiewol  in  ungeschickter 
weise,  korrigiert. 

Allein  wenn  bewiesen  ist,  dafs  Rudolf  nicht  nur  die  trou- 
badours,  sondern  auch  deutsche  minnesSInger  benützt  hat,  so  ist 
er  offenbar  in  die  blütezeit  des  minnesanges  zu  setzen,  als  die 
lieder  von  allen  seiten  tönten  und  wiedertönten,  als  der  rühm 
Reinmars  und  Heinrichs  von  Morungen  schon  überall  verbreitet 
war,  und  dies  führt  uns,  wenn  auch  die  zeit  jener  beiden  nicht 
genau  bestimmt  werden  kann,  doch  gewis  ins  dreizehnte  Jahr- 
hundert hinüber,  etwas  bestimmtes  läfst  sich  auch  aus  den  an- 
führungen  Reinmans  von  Rrennenberg  und  des  Marners  nicht 
herauslesen,  von  denen  der  eine  von  Niuwenburg  ein(en)  herre(n) 
wert,  der  andre  den  Vmis  unter  einer  grofsen  zahl  älterer  und 
jüngerer  minnesänger  anführt. 

Einen  chronologisch  festen  anhaltspunkt  gibt  blofs  ein  um- 
stand, das  erste  lied  Rudolfs  enthält  eine  nachahmung  einer 
canzone  Folquets,  in  welcher  dieser  der  liebe  den  abschied 
gibt,  da  nun  Folquet  im  geleite  eines  kreuzlieds,  welches  aus 
anlafs  der  Schlacht  von  Alarcos  1195  gedichtet  ist,  noch  grüfse 
an  seine  dame  sendet,  scheint  dieses  abschiedslied  in  spätere 
zeit  zu  fallen:  somit  kann  unser  minnesänger  der  vor  dem 
30  august  1196  schon  gestorbene  Rudolf  ii  von  Neuenburg  un- 
möglich sein. 

Allein  es  ist  nicht  nötig,  deshalb  gleich  zum  enkel  de$ 
zweiten  Rudolfs  herabzusteigen:  zwischen  grofsvater  und  enkel 
liegt  noch  ein  neffe-oheim,  welcher  gleichfalls  den  namen  Rudolf 
führt,  die  nun  folgenden  nachweise  sind  aus  Matile,  Monuments 
de  Thistoire  de  Neuch^tel  entnommen. 

Des  zweiten  Rudolfs  jüngerer  bruder  Ulrich  hatte  einen 
söhn  Rudolf,  seinen  ältesten,  den  Stifter  der  linie  Neuenburg- 
Nidau;  dieser  erscheint  in  Urkunden  von  1225 — 1255.  der 
vater  Ulrich  machte  am  20  juni  1225  eine  Schenkung  für 
sein  Seelenheil  an  die  kirche  von  SJean;  die  Urkunde  darüber 
(Lxxxi)  untersiegelt  mit  der  söhn  Rudolf  als  der  älteste  von  fünf 
brüdern.  bald  darauf  starb  der  vater.  der  clironist  Matthias  von 
Neuenburg  meldet  1225 — 6  (lxxxu):  Ulricus  moriens  reliquit 
fratrein  (1.  fratruelem),  qui  habuit  Novum  Castrum  et  dominia 
gallica.  Ipse  vero  habuit  comitatum  Novi  Castri  et  dominia  theu- 
tonica.     Qui  Ulricus  reliquit  quatuor  filios:  antiquum  de  Nidowe^ 


RUDOLF  VON  PENIS  57 

de  Strasberg,  de  Arberg,  et  Heinricum  episcopuui.  Rudolf  trat 
also  im  jähre  1225 — 6  die  herschaft  über  den  deutschen  teil  der 
grafschaft  Neuenburg  an;  aus  dem  jähre  1226  findet  sich  sein 
name  in  einer  Schenkungsurkunde  (reg.  xxxn).  er  nennt  sich: 
Ego  Rodulphus,  comes  de  Novo  Castro  (zb.  lxxxviii  a.  1228). 
das  wäre  der  grave  Rudolf  von  Niuwenburg  der  hs.  C  und  von 
Niuwmburc  der  herre  wert  des  Reinman  von  Rrennenberg.  den 
Fenis  der  hs.  R  und  des  Marners  zeigt  uns  ein  noch  vorliandenes 
Siegel  seines  vaters  vom  jähre  1208:  Sigillum  Ulrici  comitis  de 
Venis  (dccc).  seinen  geschlechtsnamen  Fenis  von  der  Stamm- 
burg des  geschlechtes  führte  er  natürlich,  so  lange  er  nicht 
regierender  herr  in  der  grafschaft  war:  und  in  diese  zeit,  also 
vor  1225,  haben  wir  wol  auch  seine  dichtungen  zu  setzen. 

Dieser  Rudolf  von  Neuenburg -Nidau  herschte  also  in 
deutschem  lande  und  dichtete  in  deutscher  zunge;  seine  vettern 
im  Romanenlande  scheinen  bald  die  spräche  ihrer  Untertanen 
angenommen  zu  haben  und  verwelscht  zu  sein.  ursprüngHch 
waren  die  besitzungen  des  geschlechtes  ungeteilt,  trotzdem  dafs 
sie  auf  verschiedenen  Sprachgebieten  lagen.  Roger,  bischof  von 
Lausanne,  verleiht  an  Ulrich  n,  unseres  Rudolfs  grofsvater,  1180 
feudum  quod  est  in  teutonica  terra  .  .  .  sectmdum  jns  et  comnetu- 
dimm  teutonice  terre  ....  aliud  vero  feudum  quod  est  in  roma- 
nia  tena,  secinidum  jus  et  consuetudinem  romanie  terre  fxxxi). 
zwei  brüder  führten  einen  condominat:  so  stellen  Rudolf  ii  und 
Ulrich  III  ihre  Urkunden  gemeinsam  aus  (xu,  xlii)  ;  so  auch  nach 
Rudolfs  tode  noch  eine  zeit  lang  Ulrich  in  und  sein  neffe  Rert- 
hold  (lxii  ....  Lxxin).  dann  aber  erscheinen  vom  jähre  1223 
an  Urkunden  mit  Rertholds  namen  allein  (lxxiv  .  .  .  lxxviii),  Rert- 
holds  und  seiner  söhne  (lxxx)  und  endlich  Ulrichs  und  seiner 
söhne  (lxxxi).  nach  der  chronik  des  Matthias  von  Neuenburg 
nemlich  wurden  im  jähre  1225  die  besitzungen  so  geteilt,  dafs 
Berthold  habuit  Novum  Castrum  et  dominia  gallica,  Ulrich  comi- 
tatum  Novi  Castri  et  dominia  theutonica.  diese  leiluug  befestigte 
sich,  es  kommen  keine  gemeinschaftlichen  Urkunden  mehr  vor. 
nun  nennt  sich  schon  Rudolf  n  in  seinen  Urkunden  Radulfus 
(xLi,  xlii)  und  wird  auch  so  von  seinem  bruder  Ulrich  genannt; 
(xLvi);  sonst  erscheint  der  name  in  den  formen  Rudolfus  oder 
Rodolfus.  deutet  nun  nicht  dieses  vornehme  Radulfus  auf  einen 
zug  zum  romanischen  hin,  besonders  wenn  wir  noch  erfahren. 


58  RUDOLF  VON  PENIS 

dafs  Rudolfs  gemahlin  Comitissa  hiefs?  wenn  wir  aus  diesem 
Damen  auf  romanische  nationalität  schliefsen  dürfen,  so  wurde 
in  dem  älteren  zweige  des  gescbiechtes  schon  vor  dem  schlufse 
des  zwölften  Jahrhunderts  die  welsche  spräche  die  herschende, 
und  an  Rudolf  ni,  den  enkel  der  Comitissa,  als  deutschen  minne- 
Sänger  würe  nicht  zu  denken,  so  bliebe  nur  Rudolf  von  Neuen- 
burg-Nidau,  dessen  mutter  den  deutschen  uamen  Gertrudis  führt, 
dafs  er  mit  seinen  vettern  im  Romanenlande  in  verkehr  und 
guter  freundschaft  blieb,  zeigen  Urkunden  Rertholds  aus  späterer 
zeit,  in  denen  Rudolf  als  zeuge  genannt  ist  (zb.  xciv,  xcv  a.  1231). 
und  an  dem  hofe  seiner  vettern  hatte  er  wol  gelegenheit,  die 
lieder  der  troubadours,  welche  ihm  die  erste  anregung  zu 
eigenem  dichten  gaben,  von  Jongleurs  vortragen  zu  hören. 

So  machte  die  zeit,  in  der  es  Son  allen  zweigen  klangt 
den  vornehmen  edelmann  zum  dichter:  auch  er  muste  seine 
hcrrin  haben  und  diese  ihren  preis  im  lied  erklingen  hören, 
zeigt  sich  Rudolf  dabei  nicht  originell,  so  wird  doch  seinen  ge- 
dichten  neben  grofser  innigkeit  verständiger  geschmack  und  mafs- 
volle  Zurückhaltung  nicht  abzusprechen  sein. 

Ruchsweiler  im  Elsafs,  april  1874. 

SIEGFRIED  PF  ÄFF. 


GEDICHTE  DES  NASO. 

INCIPIT    PROLOGUS   MD    NASONIS 

DE   LIBRIS    SUIS 

C^sareis  Carolus  sapiens  hec  auribus  hauri 
Carmina,  que  nulla  sunt  peritura  die. 

Dum  rapidis  sol  currit  v^I^is,  uibramine  terras 
Inlustrat,  gelidis  dum  mare  feruet  aquis, 

3  uibramina   c.  1—5    vgl,  Ermenrici    versus    ad    Grimoldum 

V.  15-19: 

Gare  Griinolde  pater,  gratis  haec  auribus  hauri 

Carmina,  quae  nullo  sunt  peritura  die, 
Dum  rapidis  sol  currit  equis,  uibramine  terras 
Inlustrat,  gelidis  dum  mare  feruet  aquis, 


f         GEDICHTE  DES  NASO  59 

5    Istis  in  geminis  legitur  tua  fama  libellis 
Caroline  uelato  cum  seniore  uiro. 
Nempe  duos  narrat  pastores  ille  secundus: 
Egregium  recolit  nomen  uterque  tuum. 
Arguet  archanis  aliquis  mea  carmina  dictis, 
to       Forsan  et  obiciet  crimina  lingua  nocens. 
Liuor  edax  tacito  sie  secum  munnure  dicat: 

Cur  h^c  presumpsit  arte  referre  rudis? 
Aut  lacerare  uelit  nostros  molimiue  uersus, 
Furtiuosue  ferat  me  posuisse  pedes. 
15    Is  modo  quisquis  erit,  ueniet  te  iiidice  tantum: 
Me  quoque  soUicito  arguet  ore  suo. 

LIBER   PRIOR  INCIPIT 

PUER 

Tu  frondosa  senex  uates  protectus  opaca 
Arbore,  iam  tandem  uictrici  palma  potiris, 
Ludis  habens  niuea  circumdata  tempora  lauro. 
Arguto  tenui  modularis  carmine  mu8a: 

5    Nulla  senex  pateris  procliui  naufraga  mundi, 
NuUa  pericla  times  paternis  tutus  in  armis. 
Nos  egra  uariis  agitati  mente  proccilis, 
Fluctibus  in  mediis  fcrimur  per  naufraga  ponti. 
Litora  nulla  fuit  mihimet  spes  certa  uidendi, 

10    Non  uotis  patriam  neque  pinguia  rura  meorum: 
Tu  cane,  tu  uates  meruisti  nomen  habere, 
Mentitoque  senex  uocitaris  nomine  miles 
Depositis  propriis  ueteranis  uictor  in  armis. 
Magnus  amor  fessis  fuerat  contingere  sedes 

15    Dauidicas,  insigne  caput  uam  cernere  mundi. 
Improba  mens  hominum!  infelix  ego  sepe  putaui, 
Hoc  satis  esse,  semel  si  Dauid  forte  uidissem. 

Istis  in  dictis  legitur  tua  fama  beata. ' 
5  libelliss  c.  11 — 13  vgl,  Ermenrici  versus  ad  Grim,  v.  23 — 25: 

Liuor  fdax  tacito  si  quisquam  munnure  dicat, 
Cur  haec  auderem  scribere  inepta  tibi, 

Et  licerare  cupit  nostros  molimine  uersus. 
I,  1  u  c.         2  potitis  c,         6  paterös  c.         14  fessos  c. 


60  GEDICHTE  DES  NASO 

Credideram  post  h^c  ail  duri  posse  laboris 
Sentire:  illi  etenim  bene  cognha  inertia  nostra  est. 

20    Audierat  uostros  heu  doros  sepe  labores; 
nie  etiain  quoDdam  blando  mea  munera  uuUu, 
Ut  memini,  accipiens  grates  persoluii  opimas, 
Sepius  et  nostris  gaudebat  denique  uotis. 
Prospicit  alta  noue  Rom^  meus  arce  Palemon, 

25    Cuncta  suo  iroperio  consistere  regna  triumpho, 
Kursus  in  antiquos  mutataque  secula  mores. 
Aurea  Roma  iterum  renouata  renascitur  orbi. 

SE?CEX 

Hie,  audax  iuuenis,  qui  te  cupis  esse  poetam, 
Rustica  raucisone  meditaris  carmina  mus^? 

30    Huc  tibi,  stulte  puer,  que  causa  palatia  tanta, 
Que  fuit  alta  noue  cernendi  moenia  Rome? 
Hie  frustra  in  longum  deducis  carmina  tractum : 
Publica  nuUa  canis,  nulli  tua  carmina  digna, 
Sed  cuuctis  dispecta  patent,  uilissime  uates. 

35    Horrida  precipuus  nuper  tua  carmina  Dauid 
Spreuit  et  ingrate  delusit  munera  mus^. 
Nee  te,  credo,  ueiit  tantus  cognoscere  cesar. 

PUER 

0  Felix  uates!  senioris  nomen  adeptus, 
Arboreis  recubas  formosus  miles  in  umbris. 

40    Quo  Caput  orbis  erit,  Roma  uocitare  licebit 

Forte  locum:  omuis  erit  huc,  omnis  sexus  et  ^tas. 
Hie  requies  fessis  demum  uenientibus  extat. 
Ipse  locus  magnos  modicosque  ex  ordine  cunctos 
Quippe  receptat  ouans,  meritis  pro  premia  reddit. 

45    Spreta  adeo  domino  non  sunt  mea  carmina  magno: 

22  gratas   c.  25  Gunc  c.  26  vgl,    Karolus  M.  et  Leo  papa 

r.  t:  Rarsos  in  ambiguos.  2S  ic  c.  petam  e.  3  t  vgl.  Kmrohu  M, 
V.  98:  veDtnrae  moenia  Romae,  yerg,  Eel.  i,  26:  Et  quae  tanta  fuit  Ro- 
main tibi  causa  videndi?  37  Nee  ie  c.  38  vgl.  Ermennd  rersms 
ad  Gn'moldum  r.  1 :  0  felix  uates,  seoioris  nomine  digous.  40  vgl.  Karo- 
lus M.  et  Leo  v,  92:  capat  orbis.  41  hac  vgl.  r.  30.  45  SreCa  c. 


GEDICHTE  DES  NASO  61 

nie  solet  calamo  sUuestri  ludere  saepe, 
Nee  uilem  tantus  iudex  me  iudicat  esse. 
Ante  cadunt  imis  miscentia  sidera  terris 
Sese,  aut  ad  summos  extoUunt  flumina  c^los, 

50    Ante  peregriuis  errat  ferus  exul  in  aruis, 
Heridanus  Nilo  properet  pugnantibus  undis, 
Aut  Tigris  Rhodanum  furioso  uerberet  ictu, 
Inque  uicem  miscent  famosa  flumina  rixas, 
Ibimus  aut  uastum  qu^rentes  regna  per  aequor, 

55    Forte  toris  miserans  tandem  nos  ultima  Thile 
Suscipiet,  Thetis  quo  nos  miserata  uidebit, 
Ignotisque  loci  tribuet  stipendia  fessis, 
Illius  inmensas  quam  cesset  flstula  laudes 
Promere  nostra  sacro  gracili  modulamine  cantu. 


SEKEX 

60    Sicque  causa,  puer,  li(*c  te  cantare  coegit? 

Unde  tibi  uenit  modulandi  tanta  cupido? 

Carmine  Naso  loquax  iamdudum  lusit  inani, 

Dicta  peregrinis  cumulauit  plurima  biblis, 

C^saris  inuisam  demens  delapsus  in  iram. 
65    Nequicquam  uariis  mulcebant  carmina  uerbis: 

Nulla  sue  tribuere  sibi  sufTragia  mus<;. 

Unde  uenire  putas  igitur  tibi  premia  tanta? 

Quis  te  musarum  tantus  seduxerat  error? 

Rura  colenda  fuit  melius  tibi  stiua  tenere, 
70    Agricolam  patrio  cantando  imitarier  usu. 


47  Ne  c.  48 — 49  vgl.  Ermenrici  versus  ad  Grim.  r.  55—56: 

Ante  cadant  imis  miscentia  sidera  terris, 

Aut  fluat  ad  summos  flumen  ubique  polos. 
62  vgl.  u,  76.  5t — 52     vgl,    Ermenrici   versus     ad    Grimoldutn 

V.  57—58: 

Nylo  ante  Herydanus  properet  pugnacibus  undis, 
Aut  Tygris  Rhodanum  tangat  ab  amne  furens. 
55  vgl,  Ferg.  Georg,  i,  30:  tibi  seruiat  ultima  Thule.  56  uiderunt  c. 

57  IgDotosque  t,         62  Gannina  c,         65  mulcebat  c. 


62  GEDICHTE  DES  NaSO 

PUER 

Nonne  senex  nosti  uates,  post  perdita  rura 
Roiuam  Virgiliuni  quondam  uenisse  poetam? 
Desperata  suis  bic  dulcibus  arua  reduxit 
Carminibus;  post  ho^c  opibus  florebat  opimis, 

75    Dux  propriis  uates  geuerosus  factus  in  oris. 
Depositis  quondam  niiles  crudelibus  armis, 
Lucanus  cecinit  l'amosi  cesaris  arma: 
Idcirco  poUcbat  opum  ditissimus  beros. 
Carmine  lusit  item  uariis  en  maximus  odis 

SO    Ennius,  ingenuis  scribens  monimenta  priorum; 
Propterea  in  terris  tenuit  tum  culmen  bonoris. 
Ast  alios  plures  simili  cernemus  bonore 
Ditatos,  longum  quos  est  tractare  per  omnes. 
Sic  iterum  b(;c  etiam  nostro  nunc  tempore  cerne: 

S5    Nam  mens  ecce  solet  magno  facundus  Ilomerus 
Carminibus  Carolo  studiosis  sepe  placere. 
Ni  Flaccus  calamo  modulari  carmina  nosset, 
Nou  tot  presentis  tenuisset  premia  uite. 
Tbeudulfus  gracili  iamdudum  lusit  auena: 

90    Plurima  cantando  meruit  commercia  renim. 
.  .  omsa  uide  solitus  recitare  camenas 
Nardus,  ouans  summo  presenti  pollet  bonore. 
Cede  senex  uictus  dudum  puerilibus  armis. 
Crede  satis  gratas  dominis  consistere  musas, 

95    Precipuis  meritis  binc  esse  memento  poetas. 

.  .  EGTILE 

Cantenius  pariter  tluuiali  carmina  iunco; 
t-na  duorum  etenim  cantum  concordia  iungat. 


72  uigilium   quendaiu  c.  73  Desprata   c.  79— SO  vgl.  Ovid. 

Trist,    n,  424:  Ennius  ingenio  maximus,  arte  rudis.        Sl  cumc.      bono- 
res  c.  S3    italus    longus  c.      von   v.  S3    bis   n  v,  92   einschliefsUek 

musten  sämmlliche  anfangsbuchstaben  ergänzt  werden.         S4  itus  c. 
S5  ece  c.     vgl.  Karolus  3i.  et  Leo  p.  v.  74:   facundus  cedit  Homenis. 
89  heodulfus  c.   tarn   dudum  c.       91  omsa  uide  c.      Formosas  (Famosts) 
quidam(Dauidi)?        93  aedec.        95  cessec.        u,  1  EGTILE  GANTEMUS 
PARITER  FLÜVIALI  c. 


GEDICHTE  DES  NASO  63 

Paulatim  lentos  motus  miscemus  ouantes 

Membrorum,  alterno  iactataque  brachia  motu. 
5    Forte  deus  pangat  diuinum  dicere  Carmen, 

Consona  nostra  terat  nostrumque  cicuta  labellum. 

Aurea  rura,  puer,  ridentia  flore  uideto: 

Nunc  apium  omnis  ager  feruet  passim  agmine  laeto; 

Ore  legunt  flores,  lentis  stridentibus  alis 
10    Per  tima  summa  uolant,  apibus  populatur  agellus, 

His  mixtis  pariter  nam  murmurat  ore  susurro. 

Frondea  tecta  canunt,  aue  silu^  multa  resultant. 

Arboreis  subeunt  iamdudum  animalia  tectis. 

Pallet  ager  rapido  solis  feruore  perustus, 
15    Aestuat  indomito  sol  aureus  igne  calescens. 

Monte  pecus  nemorosa  petit  loca,  frigus  opacum. 

Rara  uides  nudis  errare  animalia  campis. 

Ardua  tecta  petunt  neglectaque  pascua  tauri. 

Laniger  ast  aries  nimio  sudore  fatescit; 
20    Sepius  adductis  lateri  dat  cornibus  ictum: 

In  se  forte  furit  multo  cogente  tabano. 

Vicinumque  nemus,  frater,  queramus  opacum, 

Quo  tegit  ulmus  aquas,  uentos  ubi  currere  cernis, 

Summatim  blando  foliis  incumbere  motu, 
25    Herba  comis  uiridis  quo  stat  densata  sub  ipsis, 

MoUiter  aspirans  ubi  se  fert  flatibus  eurus. 


V» 


Fortunate  Micon,  locuples,  formosQ,  uenust«^' 
Deliciose,  potens,  opibus  cumulate  superbis: 
Otia  cuncta  tibi  licet  exercere  per  orbem, 
30    Quo  tua  cunque  trabit  sequeris  te  sola  uoluptas. 
NuUa  tuam  rerum  conturbant  nubila  mentem. 
Diceris  h<;c  tantum  diues  non  solus  babere, 
Qu^  sperare  negat  tibimet  natura  ueterna. 


5  dice  c,        8  feruet  am  ende  von  v,  10  nachgelraffen,      lato  c. 
9—10  vgl,  Karolus  M,  ei  Leo  papa  v,  129—130: 

ore  legunt  carpentes  floscula  apesque 
Per  latices,  per  thyma  volant  stridentibus  alis. 
10  opibus  c.  11  isi  c,  16  vgl  Ferg,  Ecl.  i,  52:  frigus  capUbis 

opacum.         21  tabone  c.        24  ummat  in  c.        27  ORTUNATE  micon  c. 


64  GEDICHTE  DES  KASO 

Tu  recubas  lenta  felix  securus  iu  umbra. 

35   Carmina  rara  canis,  respondent  cetera  silu^. 
Auribus  erectis  adstant  pecudesque  fereque, 
Pascere  desistunt,  gaudent  tua  iubila  tauri, 
Descenduntque  inices  gelido  de  monie  leones, 
Blanda  fereque  tua  placantur  fistula  s^u^. 

40    Agna  lupum  properaus,  ouibus  seuissimus  ursus, 
Occurrit  cum  pace  pia:  nuU^  meditantur 
Insidiae  gregibusque  dolor,  furtiuaque  nulla 
Dampna  feruut;  neque  enim  medio  tua  more  uetusto 
Hirsutis  campo  cinguntur  ouilia  uirgis, 

45    Quoque  ferat  se  quisque  latet  sub  froude  retectus. 
Nulla  sequente  mauet  tutus  grex  namque  licisca. 
Alpibus  in  gelidis  en*ant  tibi  mille  capell^: 
Ad  tua  tecta  die  referent  bis  turgida  sponte 
Ubera,  bis  niueus  praemitur  tibi  caseus,  Alcoa. 

50    Forsan  et  h^c  olim  tibimet  promissa  tuisque 
Grata  quies  fuerat  rebusque  futura  secundis. 
Nulla  gregi  insidiis  aptantur  dampna  dolosis; 
Sub  qua  quisque  iacet  crispanti  uortice,  lectum  est 
Arbore,  et  hoc  fas  est  diuina  falce  uotatum 

55    Credere:  pax  terris  pacem  fert,  arbuta  et  omne 
Conclamant  nemus,  it  uastus  fragor  undique,  pacem 
Conuocat,  ^arroa  procul  fugite  hinc  iam  seua'  resultat 

..ectile  uera  refert;  satis  est  rumore  colendum 
Hoc  opus,  auratis  diguumque  referre  cicutis, 

60    Scripta  Sophocieo  cum  sint  memoranda  Goturno. 
Digna  magis  mecum  comitabere  musa  canendo. 
Hinc  breuiter  uotis  pariter  modulamur  opimis, 
Gnare  puer,  uiridi  que  in  cortice  pressa  leguntur 
Carmina,  fagus  adhuc  quas  seruat  celsaque  rinias. 

65    Non  solitus  pastor  gelida  recubare  sub  umbra. 


35  r^L  f'erg.  Ecl,  x,  8:  respondent  omnia  silute.  41  nol^  e. 

43    fennt  e.         49  ubi   c.  52   gregem  c.  53   morticf  c.  54 

diuino  e.  55  arbatam  c.  57  iam  fekil  in  c.         5S  ECTILE  e. 

6(»  sin  c.    vgl,   f'erg.  Ecl.  viii,  10:    sola   Sophocieo  tua   cannina  digna 
cotborno?         61  comitahere  c. 


GEDICHTE  DES  NASO  65 

Rusticus  aut  erraiis  descripserat  isla  uiator, 
Sed  diuina  manus  titulo  hc^c  occulta  notauit. 
Aunuit  aeternam  terris  per  secula  pacem. 
Aureus  in  inedio  rutilans  sol  emicat  orl)e, 
70    Inque  piagas  mundi  radios  protendit  in  omiies, 
Aestuat  in  totas  placido  uibraniine  partes, 
Cedere  uulla  ualent  cui  nusquam  nubila  uultu, 
Ora  neque  imbrifera  obscuranUir  nube  sereua, 

* 

Perpetuoque  suam  couseruat  sidere  lucem. 

75    Mitigat  ille  uoUio  seuas  surgente  procellas: 

Gaudet  Arar  Rodanus  Ligeris  Mosa  Rhenus,  et  horum 

Laetitiam  pariter  fastu  celebi-ate,  colonil 

Aurea  lux  terris  cvlo  dernfssa  relucet, 

Qu?  mare,  que  et  terras,   qu^  totum  mitigat  orbem, 

80    Ou^  seuos  populos  subigit  gentesque  refrenat 
Legibus  innumeras,  totumque  coherceat  orbem, 
Urbibus  antiquis  que  publica  iura  resoluet. 
Oppida  nulla  timent  rigidi  discrimina  ferri, 
Seditio  scelerata  fugit  Iristisque  tumultus. 

85    lam  datur  a  tortore  quies  moderamine  mundo. 
Arma  iacent  imis  furiosa  inmersa  tenebris 
Improba  colla  geraunt  diris  constricta  catenis 
Martis,  nodosis  uinctis  post  terga  lacertis. 
Carcere  s^tua  furit  cecis  Bellona  tenebris, 

90    Victa  fremit  spoliata  manus  sine  pondere  ferri. 
Proelia  cuncta  silent,  pacem  gens  omnis  amabit. 
Aurea  securis  nascuntur  regna  Latinis. 
Alta  reuersuros  iam  cernit  Roma  tropbeos. 
Omnibus  una  manet,  cunctis  concordia  pacis. 

%    Foedera  discurso  seruant  molimine  ferro. 
Nulla  timent  urbes  populique  pericula  mortis; 

69  vgl.   ErtnenrM   vert.  ad   Grim,  p,  59:  Ante  piagas  mundi  radios 
sol   condat   iii   omnes.  74   erpetuo   c.    vgl.  Karolut  M.  et  Leo  papa 

V.  21 :  Iste  suam  aeterno  conseruat  sidere  lucem.  77  celebratur  verb.  in 
celehrate  c.  79  uo  mare  que  el  tellus  c.  80  refrenat  gentesque  subi- 
gat  c.        81  egimus  c.  84  seelerata  c.         85  nadatur  tortore  c. 

87  gemant  c.  vgl.  h'arohtt  3f.  el  Leo  papa  v.  39:  Impia  colla  premit 
rigidis  constricta  catenis.  88  mundoso  c.  90  spliata  c.  {){.  Uuu- 
bus  c.  95  oedera  c. 

Z.  f.  h.  A.  neue  foljje  VI.  5 


66  GEDICHTE  DES  NASO 

Oniuibus  una  quies  terris  concessa  resurgit. 
Nou  t'reta  arauda  cauo  meditantur  cerula  liguo, 
Nulla  peregrinas  cognoscuDt  litora  naues, 

100   Terra  neque  ignotis  querenda  est  ferülis  oris. 
Oonnia  fert  omnis  tellus  commercia  rerum, 
Paupertas  fugit  ima  petens  terramque  relioquens. 
Nulla  bono  nostro  nunc  tempore  surgit  egestas, 
Diuitiis  opibusque  piis  cumulabitur  orbis. 

105    Nou  iuga  dura  premuut  furiosi  coruua  tauri, 
Nam  neque  tellurem  uomer  proscindit  aduncus: 
Terra  inarata  suo  producit  sidere  messeni, 
Sponte  Ceres  flaua  maturis  surgit  aristis. 
Agricolis  moristrabit  opem  pulcherrima  uirgo, 

HO   Tumque  famem  demum  gulosus  spernit  auarus. 
Gaudeat  omnis  inops  opibus  diuesque  redundans, 
Annua  sacratis  celebrantes  gaudia  festis. 
Non  tuba  bella  monet,  sed  nostros  festa  colonos 
Concelebrare  docet  diuinaque  reddere  uota. 

115   Caesareo  populum  Carolus  gentesque  coercet 

Tegmine,  cuncta  regit  terrarum  regna  per  orbem, 
Imfjerioque  pio  toto  dominabitur  orbi. 
Hunc  ego  iamdudum  memini  sub  nomine  solis, 
Qui  nitet  in  totum  claro  uibramine  mundum. 

120    Caesareas  referet  hec  h^c  Melibeus  ad  auras, 
Rustica  raucisouQ  cecini  qu^  carmina  mus^. 

Dilectus  domini  Dauid  benedictus  in  ^uum, 
Suscipe  nunc  famuli  munera  parua  tui. 


97  Imnibuse.  vgi,  Ferg,  Georg,  iv,  184:  omnibus  una  quies.  98  Gon- 
freta  c.  99  cognoscant  c.  101  vgl.  Ferg.  Ecl.iv,^9i  omnis  feret  oronia 
tellus.  103  bouo  c.  104  Diuitis  c.  comulabitur  c.  106  vgl.  Ovid. 
Fast,  u,  295:   Nullus   anhelabat  sub   adunco  uomere  taurus.  107  vgl,' 

Ov.  Metam.  i,  109:  Mox  etiam  fruges  tellus  inarata  ferebat.  108  leres 

c.   vgl.  Ferg,  Georg,  i,  96:   flaua  Geres.         110  Tempe  c.        111  redun- 
das  c.        112  Innua  c.  113  Gontuba  c.  114  Non  celebrare  c. 

118  Nunc  c.  118 — 119  vgl.  Karolut  31.  et  Leo  papä  v.  14 — 15: 

Sol  nitet  ecce  suis  radiis;  sie  denique  Dauid 

Inlustrat  magno  pietatis  lumine  teiras. 
120  referret  c.  121  ixtica  c.  vgl.  i,  29.  122  DILEGTL'S  c. 


GEDICHTE  DES  NASO  67 

^        Ule  ego  Naso  tuus  tibi  carmina  mitto  pusillus, 
Quem  8ua  paupertas  uix  sinet  arcta  loqui. 
5    Hec  tu  si  capias  anima  uultuque  sereno, 
Ordine  cuncta  uolo  gesta  referre  tua. 
Nee  te  forte  piget  nostrum  percurrere  carmeD, 

lam  precor  ad  finem  rex  pius  usque  legas. 
Et  tua,  si  quid  erit  uitium,  dementia,  factum, 
10       Corrigat  augusto  hoc  opus  ore  meum. 

5  Nee  c.         6  rdine  c,         8  Tarn  e.        10  Horrigat  c. 


Die  vorstehenden  bisher  ungedruckteti  gedickte  befindeti  sich  in 
der  handschrift  des  britischen  museums  add.  ms,  11,034  aus  welcher 
hr  SMaunde  Thompson,  assistant  keeper  of  the  mss.  British  mu- 
setim,  auf  Wattenbachs  bitte  die  grofse  gute  hatte  sie  abzmchreiben, 
der  im  10  jahrh.  geschriebene  codex  enthält  durchweg  von  einer  hatid 
folgende  stücke:  f,  2  ein  gedieht  von  28  hexametem  Nox  ubi  nulla 
rapil  splendorem  lucis  amoen^  —  Ac  dominum  benedicere  secla 
per  omnia  Christum ;  Versus  Prisciam  grammatici  de  sideribus,  bei 
Riese  Anthologia  lat,  nr  679 ;  f.  3 — 36  Aratoris  historiae  apostolicae 
libri  II,  daran  schliefst  sich  f  36  folgendes  nicht  uninteressante 
gedieht  das  seiner  Überschrift  nach  aus  Fulda  stammen  mufs: 


VERSUS  lOIIANNIS  FOLDENSIS  DIDASCALI 

Ad  iuuenes  conuerte  tuam,  fratercu^S  musam, 

Ludere  qui  possunt  carmine  multiloquo. 
Nos  autem  uetuli  sumus  et  iam  corpore  fracti 

Et  uix  audiri  quo  ualeat  loquimur. 
5    Denique  dum  fuerant  nobis  in  corpore  uires, 

Audebamus  in  h^c  prelia  ferro  pedem. 
Nam  quia  Virgilium  nobis  in  mente  reducis, 

Horreo  ualde  suum  nee  precor  eloquium. 
His  placeat  quibus  omne  malum  delectat  adire: 
10       Illius  in  scriptis  inuenietur  enim. 
Nos  ad  Aratoris  uertamus  corde  Thaliam, 

Ut  quod  scripsit  ad  höc  perueniamus  opus. 


68  GEDICHTE  DES  NASO 

Virgilius  paleas,  frumentum  prebet  Arator,      * 
Hie  mansura  docet,  ille  caduca  refert. 
15    Pastorum  causas  siquidein  prior  inquit  et  actus, 
Virlutes  narrat  alter  apostoUcas. 
nie  crebro  dictat  hominum  turpissima  gesta, 

Crebrius  hie  domini  duicia  uerba  eanit. 
Cerberus  hune  rapuit,  flatum  eum  corpore  misit, 
20        Hunc  Michahel  tenuit  preeipiente  deo. 
nie  louis  socius  patitur  tormenta  gehenn^, 
Iste  Petri  consors  regna  superna  teuet. 
Incestam  scriptis  VeDerem  laudauerat  ille, 
Iste  dei  matrem  poscit  adesse  sibi. 
25    Ille  ait  Eneam  bello  uicisse  frequenter, 

Hie  Paulum  mundum  iam  superasse  refert. 
Quapropter,  iuuenis,  que  sunt  meliora  sequamur, 

Altcrutrum  daates  scripta  decora  stilo. 
Horum  namque  locus  sordes  de  corde  repellit, 
30        Cogit  et  in  mente  sancta  teuere  dei. 

• 

Versibus  egregiis  decursum  clarus  Arator 
Carmen  apostolicis  ceciuit  insigue  coronis, 
Historiamque  prius  preponens  cautus  ubique 
Substiluit  tipice  sensatim  uerba  figur^\ 
35    Lingua  canora  bonum  testatur  iure  poetam, 
Mysticus  Ingenium  sie  indieat  ordo  profundum. 

endlich  werden  die  letzten  4  blätter  [f.  36  v — 40  v)  durch  die  poe- 
sien  Nasos  gefüllt,  über  die  Herkunft  der  im  j\  1837  angekauften 
Handschrift  ist  nichts  bekannt,  doch  weist  ihre  carolingische  minuskel 
auf  das  festland  hin. 

Der  verfafser  unseres  gedichtes  nennt  sich  in  der  Überschrift 
wie  später  im  epiloge  Naso,  ein  name,  den  wir  bisher  unter  den 
hofdichtern  Karls  des  gr,  twch  nicht  kannten,  da  sonst  nur  Ovid 
selbst  darunter  verstanden  wird,    wer  hier  damit  gemeint  sei,  ist 

« 

17  turpissina  c.  20  mihahel  e.  31    VERSIBUS  c.  36  auf 

die  verte  folgt  noch  nachstehende  bemerkttng  Iste  Arator  secuudum  Agu- 
stinum  dicit  quod  non  fuerunt  simul  passi,  sed  finito  anno  integro.  ipsa  die 
qua  a  fidelibus  passio  Petri  celebratar,  Paulus  decollatus  est.  Egesippus 
autem  qui  proxinras  fuit  teroporibus  apostolorum  afßrmat,  quod  in  una  die 
simul  Petrus  crucifixus  et  Paulus  decollatus  est. 


GEDICHTE  DES  NASO  69 

schwer  zu  erraten,  wetm  wir  nicht  etwa,  wie  vorgeschlagen  worden 
ist,  das  Nasonis  vorangehende  rätselhafte  MD  in  Modoini  auflösen 
dürfen,  diese  freilich  ganz  unsichere  Vermutung  würde  wenigsten^ 
insofern  nicht  völlig  ohne  halt  sein,  als  der  nachmalige  bischof 
Modoin  von  Autun  (815 — c.  840)  in  der  tat  unter  die  namhafte- 
reti  dichter  dieser  daran  so  ergiebigen  zeit  gehörte,  sowol  das 
zeugfiis  Walahfrids  (Canisius  Ant.  kct,  6,  648)  als  Theodulfs  so- 
wie ein  an  letzteren  gerichtetes  gedieht  Modoins  selbst  (Theodulfi 
opp.  ed.  Sirtnotid  219)  beweisen  dies:  der  diaconus  Florus  von 
Lyon  trug  ihm  seine  beschwerdei\  gleichfalls  in  elegischem  Vers- 
maße vor  (Mabiüon  Vet.  anal.  414).  aus  rfei'  Verwandtschaft  des 
inhültes  oder  der  spräche  mit  andern  werken  der  zeit  läfst  sich 
auf  den  urheber  des  unsriget^  kein  sicherer  schlufs  ziehen:  einige 
anklänge  an  das  dem  abte  Angilbert  zugeschriebene  gedieht  Karohis 
Magnm  et  Leo  papa  (ed.  Orellius,  Turici  1832)  deuten  wol  eher 
auf  kenntnis  und  benutzung  desselben,  da  in  jenem  die  verse  reiner 
und  fehlerfreier  sind  und  sich  enger  an  classische  Vorbilder  an- 
schliefsen,  andrerseits  war  die  dichtung  Nasos  dem  mönche  Ermen- 
rieh  von  Ellwangen  bekannt,  der  (zwischen  850  und  855)  aus  ihm 
wie  aus  Theodulf  eine  anzahl  verse  entlehue  und  mit  einigen 
änderungen  für  den  abt  Grimald  betiutzte  (Ermenrici  epistola  ed. 
Dümmler  p.  35 — 37).  für  die  feststellung  der  abfafs^ingszeit  ist 
es  entscheidend,  dafs  Karl  der  große  als  kaiser  bezeichnet  wird,  was 
nicht  vor  seiner  krönung  zu  Weihnachten  800  geschehen  konnte, 
ferner  scheint  der  dichter  (i  v.  88)  Alcuin  (Flaccus)  bereits  unter 
die  verstorbenen  zu  zählen,  wodurch  wir  frühestens  in  das  jähr 
804  gelangen  würden,  an  dessen  19  mai  Alcuin  verschied,  mit 
diesen  späteren  kbensjahren  des  kaisers  läßt  sich  einerseits  die  er- 
wähnung  Angilberts  (Homerus)  Theodulfs  und  Einhards  (Nardus), 
von  dessen  poetischen  leistungen  sonst  nichts  bekannt  ist,  als  die 
ausscUießliche  verherlichung  Karls  als  eines  friedensfürsten  sehr 
wol  vereinigen. 

Die  dichtung  Nasos  besteht  am  einem  prologe  und  epiloge  in 
distichen  und  a^  2  büchem  in  hexametern.  erschwert  wird  das 
Verständnis  derselben  durch  die  störenden  Schreibfehler  der  hand- 
schrift,  die  auch  mit  Waltenbachs  sachkundigem  beistände  nicht 
sämtlich  verbefsert  werden  konnteti,  und  durch  die  vielen  miaus- 
gefüllt  gebliebetieti  anfangsbuchstaben  einzelner  verse.  hiedurch  ist 
auch   die  Überschrift  des  zweitet^  teiles  .  .  ectile  unklar  geblieben» 


70  GEDICHTE  DES  NASO 

in  der  Wattetihach  gewis  mit  recht  ein  beiwort  zu  carmm  erkamue. 
er  schlug  tectile  vor,  in  dem  sinne  von  Carmen  velalum  des  pro- 
loges,  an  lectile,  nach  einer  glosse  bei  Ducange  gleich  iunceum, 
tonrde  man  denken  können,  wenn  es  befser  beglaubigt  wäre,  ist 
der  text  auch  schlecht  überliefert,  so  hat  doch  sicherlich  Naso  selbst 
manche  metrische  und  grammatische  verstOfse  begangen,  die  wir 
nicht  verbefsern  dürfen,  so  den  gebrauch  des  mminativs  statt  des 
vocativs,  willkürlichen  Wechsel  zwischen  indicativ  wid  conjunctiv, 
praesem  und  futurum,  Verkürzung  der  endung  a  im  ablativ  der 
ersten  declination  udglm.  gekannt  hat  er  offefibar  Ovid  und  Vergil 
(dessen  Bucolica  sein  nächstes  vorbild  sind),  aus  beidm  aber  un- 
mittelbar nur  sehr  wenig  entlehnt,  aus  letzterem  stammen  die 
nach  gutdünken  verwendeten  namen  Palaemon,  Meliboeus,  Micon, 
Alcon. 

In  dem  ersten  teile  tritt  nach  den  einleitenden  Worten  des 
prologes  der  dichter  als  Jüngling  im  gespräche  mit  einem  greise  auf. 
gegen  die  spöttischen  abmahnungen  desselben  legt  er  sich  das  recht 
bei,  trotz  seiner  jungen  jähre  den  kaiser,  den  er  als  mitglied  der 
hofschule  David  nennt,  zu  besingen,  er  hofft  mit  seinem  wenn 
auch  unvollkommenen  versuche  gnade  vor  seinen  äugen  zu  finden 
und  venoeist  auf  die  glänzenden  belohnungen,  die  alte  wie  neuere 
dichter  für  ihre  arbeiten  davongetragen  als  auf  eitien  auch  ihn 
locke)iden  preis,  der  zweite  teil  des  ganzeth  ist  ein  hirtengedicht, 
in  welchem  der  Jüngling  und  der  alte  nunmehr  in  vollem  einklange 
abwechselnd  ihr  lied  anstimmen,  die  drückende  hitze  des  mittags 
veranlafst  sie  beide  in  dem  waldesschatten  Zuflucht  zu  sfichen.  hiet* 
athmet  alles  friedlichen  genufs:  ohne  feindschaft  und  einträchtig 
lauschen  zahme  wie  wilde  tiere  den  weisen  des  sängeis.  von  dem 
rufe  nach  frieden  hallt  der  wald  wieder,  die  gottheit,  die  sich  in 
ihm  kundgibt,  will  der  erde  ein  goldenes  Zeitalter  des  friedens  ge- 
währen, das  durch  Karl  als  die  aUes  bestralende  sonne  herbeige- 
führt  kämpf  und  gewalt  abtut  und  jedem  volles  genügen  in  allen 
seinen  wünschen  verschafft,  zum  schhiße  empfiehlt  sich  der  dichter 
dem  kaiser,  indem  er  seim  armut  betont,  und  erbietet  sich  alle  seine 
taten  zu  besingen. 

Halle  im  april  1874.  E.  DCRLMLEK. 


MYSTISCHE  AUSLEGUNG  DES  VATERUNSERS    71 


MYSTISCHE  AUSLEGUNG  DES 
VATERUNSERS. 

Von  deii  deckein  der  papierhs.  34/26  in  octav  der  hiesigen 
Universitätsbibliothek,  welche  juridische  formularia  dictaminnm  aus 
dem  16  jh.  enthält,  habe  ich  in  diesem  herbste  zwei  pergament- 
blätttr  in  klein  octav  abgelöst,  welche  im  folgenden  abdruck  mit 
1.  2;  3.  4  bezeichnet  sind,  an  beiden  blättern  befinden  sich  noch 
die  Teste  je  eines  zweiten  Mattes  das  zum  grasten  teile  der  scheere 
des  buchbinders  zum  opfer  fiel,  zu  deren  erstem  aber  noch  ein 
weiteres  Stückchen  sich  unter  defii  neun  zu  falzen  verwandten  perga- 
mentstreifen  erhalten  hat,  die  reste  dieser  zweiten  blätter  bezeichne 
ich  als  5.  6  (mit  3.  4  zusammenliangend)  und  7.  8  (mit  1.  2 
zusammengehörig),  die  andern  acht  streifen  ergaben  ein  drittes 
vollständiges  blatt  9.  10.  diese  fragmente  befafsen  eine  recht 
ansprechende  mystisdie  deutung  des  vaterunsers\  deren  anfang 
fehlt  und  auf  dem  urspiünglich  mit  9.  10  zusammenhangenden 
pergamentblatte  gestanden  haben  mufs,  die  schrift  gehört  wol  noch 
dem  13  jh.  an.  ich  habe  die  zahlreichen  abkürzungen  aufgelöst 
und  die  ergänznngen  nicht  weniger  ausgerifsener  oder  sonst  be- 
schädigter stellen,  die  im  wesentlichen  nur  den  zusammeiüiang  her- 
stellen sollen,  cnrsiv  drucken  lafsen.  am  fufse  von  1.  2.  3.  6.  7 
ist  in  je  zwei  Zeilen  mit  kleifierer  schrift  eine  Übersetzung  der 
zehn  geböte  eingetragen,  und  zwar  so  daß  auf  2.  3;  6.  7  die 
Übersetzung  über  beide  seiten  fortläuft,  der  anfang  wird  auf  dem 
mit  9.  10  correspondierenden  blatte  sich  befunden  haben,  ich  lafse 
die  fragmente  dieser  version  hier  folgen: 

(1)  an  tusent  di  niicli  liebhabeut  uiul  behaltent  niiiiiu 
gebot. 

Du  soll  nihl  ueuieu  den  naineu  des  herren  gotes  iteklichc, 
wand  got  wil  niht  unschuldig  haben  in,  der  itemet  den  uanien 
goltes  (2)  des  herren  vergebene. 

[*  Jlr  Professor  Preger  hall  dieselbe  für  der  schule  Eckharts  an^e- 
hörig  und  teilt  mir  mit  da/'s  eine  ähnliche  auslegung  des  patenioster, 
die  namentlich  in  der  schlufspariie  nahe  verwandlscha/t  zeigt,  enlhal/en 
ist  auf  blatt  173'— ISl'  der  pergamenths.  C  76  200  in  quart,  14  Jä.,  dnr 
hibliothrk  der  wa/'serkirche  zu  Zürich.    ST.) 


72    MYSTISCHE  AUSLEGUNG  DES  VATERUNSERS 

Gedenchc  daz  du  heiig  behallest  den  sam6e(3)stag.  sehs 
tag(^  soltu  wurchen,  an  dem  sibenden  ist  du  räwe  gottes  des 
(2)  horron.  kein  werch  soltu  tun,  du  und  din  sun  und  din 
tcditer,  <lin  knehl,  (3)  din  dirn,  din  ros  und  der  gast  der  bi  dir 
ist.  in  sehs  tagen  hat  got  gemachet  (6)  himel  und  erde  und  mer 
und  alles  daz  in  in  ist  und  rnwet  an  dem  (7)  st6enden  tag.  da- 
von hat  got  den  sambestag  gewihet  und  in  geheliget. 

(6)  Ere  dinen  vater  und  dine  muter  daz  du  lang  mugest  (7) 
leben   in   dem  land  daz  dir  der  herre  din  got  gibt. 

Dankbar  zu  rühmen  habe  ich  die  freundlichkeit  des  bibliotheks- 
Vorstandes  hm  dr  Tomaschek. 

von  dem  vater  und  von  dem  sune  allez  daz  er  ist  und  1 

hat  und  fermac,  und  niht  von  im  selber,  diz  ist  der  fater  sines 
sunes  fon  nature  an  gehurte  wis,  und  des  heiligen  geistes  mit 
dem   sune  an  einer  usfluz  wiz.     vater  unser.     Mrer  sin  wir  der 

5  vaier  er  ist?  dar  uf  gat  rede:  er  ist  vater  der  engele  und  der 
heiligen  im  himelrich  und  guter  Hute  uf  ertrich,  die  dar  sulent 
komen  zfime  himelriche,  der  vater  er  ist  von  gnaden,  er  ist 
och  vater  der  tufele  und  der  sunder  und  beiden  und  Juden  und 
kezzer  und  valschen  kristenlute.     er  ist  och  vater  aller  lebender 

lOcreatur,  als  vogel  oder  visch  oder  wilder  lier  oder  vihe,  ez  sin 
rinder  oder  verher,  oder  aller  creatur  die  do  leben  han.  den 
git  er  allen  ir  notturH,  iegelichem  als  im  dürft  ist.  die  enget 
und  die  heiligen  spiset  er  mit  siner  gotlichen  angesiht,  und  die 
gäten  lute  spiset  er  uf  ertriche  mit  sinen  gnaden  an  der  sei,  und 

I5amme  übe  spiset  er  di  gäten  lut  mit  im  selben  in  aller  irre 
notturfl.  und  die  sunder  und  alle  creatur  die  da  leben  hau,  di 
spiset  er  mit  zergenclichen  dingen,  er  ist  och  vater  aller  toter 
creatur,  als  dt^  himels  und  der  erden,  und  dis  ist  getruwe  vater 
unser,   der  uns  niht  alleiue  hat  geschafen  in  der  zit  als  wir  nu 

20 sin  an  uns  selbe}),  sunder  er  hat  uns  eweklich  an  im  gehabt  an 
silier  furbesihte,  also  daz  er  wolle  daz  wir  wurden  geschaffen; 
und  haben  alle  ding  an  gote  hehl  und  leben,  und  ist  du  minneste 
creatur  in  dem  morgenliehte  lütterer  und  clarer  und  schöner 
d,mn   der  Schoneste  enget  si   in  dem  abentliehte.     dii  morgen- 

25  lieht   heisset   gotlich   ewekeit.     in   der  haben  alle  ding  naturlich 

II  od*  fi  i.ler  12  iegirligeiich^ui 


MYSTISCHE  AUSLEGUNG  DES  VATERUNSERS    73 

Wesen  und  einvaltekeit  und  sin  niht  underscheiden  von  gote. 
daz  abentlieht  heizset  du  zit  in  der  su  sint  geschaffen  und  habent 
anegevanc  an  in  selben,  in  der  selben  zit  sint  su  ferre  gesun- 
den von  einander,  also  daz   in ne  di  andere  ist.     also 

haben   wir  ein  gemeinen  vater  mit  dem  sune  und  dem  heiligen  30 
geiste,  der  ein  fater  ist  aller  creature,  alse  sancte  Peter  scribet 
an  dem  geloben  der  heiligen  kristenheit,  da  er  sprach :  ich  gelob 
in   got,  fater  almehtigen,   der  ein   schoffer  ist  himels  und  der 
erden  und  aller  creatur.    daz  ist  vater  unser. 
2  Du  bist  in   den   himelen.     denne  von   eime.    wa  aber  die 35 

himele  sin,  da  unser  vater  inne  ist,  dar  über  bort  rede,  er  ist 
in  dem  sun  und  in  dem  heiligen  geist  in  naturlichem  wesene, 
und  in  den  engelen  un<l  in  den  heiligen  und  in  guten  liuten 
mit  sime  genedeklichen  wesende,  und  ist  da  aller  meist  in  be- 
kentnusse  gottlicher  nature,  in  drin  personen  der  underscheiden  10 
gotheit,  und  an  minne  und  an  bruchunge  und  an  dancnemekeit 
und  an  vereinunge  der  willen  und  an  gottlichen  sitten  und  an 
erwerdekeit.  diz  sint  die  nun  ewige  werc,  dar  an  man  sich  fibet 
in  himelriche.  die  müssen  alle  die  anvahen  uf  ertriche,  die  wellen 
komen  zAme  himelriche;  und  swelch  mensche  dar  zu  niht  en-4& 
komet  uf  ertrich,  der  tu  sich  ab  daz  er  daran  iemer  vollekomen 
werde  in  himelriche,  wand  als  vil  alse  su  der  mensche  hie  baz 
lernet  danne  ein  anderz,  als  vil  wirt  er  besser  meister  danne  ein 
ander  mensche,  er  ist  gemeinlich  in  allen  stetten  und  in  allen 
creaturen  und  in  allen  dingen  mehteklichen,  und  daran  enthaltet 50 
er  alle  ding;  wand  swie  er  si  niht  enthielte,  so  wurden  su  ze 
nihte  als  su  da  woren,  da  su  niht  enworen.  er  ist  aber  zä 
andermale  gegenwertich  mit  siner  wisheit  in  der  im  alle  ding 
offenbar  sint.  daran  berihtet  er  alle  dinc  und  gibt  iegelichem 
gäbe  nach  siner  werdekeit.  er  ist  zAm  dritten  male  in  allen  5& 
dingen  wesentliche  an  sime  naturlichen  wesende.  got  ist  ob 
allen  dingen  niht  gchohet  also  daz  in  iht  uf  halte,  er  enthalte 
su   alle,     under  allen  dingen   ist  er  niht  verdruchet  so  daz  er 


26  von]  an  32    gelobe        heiliges         35  hier  scheint  vor  denne 

etwas   ausgefallen    zu  sein;    vielleicht  irrte  das  äuge  des  Schreibers  von 
Einern  himelen  »um  andern  ab  4  t  gotheit  fehlt  und  dahinter  scheint 

noch  etwas  ausgefallen  su  sein,  denn  es  kommen  nur  acht  resp.   sechs 
werke  heraus,     vgl,  auch  unten  z.  S7  47  baz]  bi  58  verdrüchöt 


74    MYSTISCHE  AUSLEGUNG  DES  VATERUNSERS 

deheine  swere  von  in  habe,  er  enthalte  su  alle  an  erbeit.     er  ist 

60  um  alle  ding  niht  beslossen  von  uzzen.  in  allen  dingen  ist  er 
niht  betrenget  von  innen,  also  daz  er  dekeine  enge  von  in  habe, 
got  ist  in  iegelichem  dinge    inwendeklicher  danne   dekein   dinc 

in  ime  selber  si,  als  sancte sprichet;  och  sprichet  sancte 

Dyonisius  in  sime  gebet:  herre,  du  bist  hoher  danne  der  himel 

<'>&und  tiefer  danne  daz  ertriche  und  breiter  Q  danne  daz  mer.     und  S 
diz  ist:  du  bist  in  den  himelen. 

Geheiliget  werde  din  nam.  wes  bitten  wir  danne,  so  wir 
sprechen:  geheiliget  werd  din  nam?  dar  uf  bort  red.  sancte 
Augustinus  sprichet:   als  vil  als  wir  sin  sin,  als  vil  sin  wir  gfit. 

"^O  unser  herre  heisset  Cristus  vil  .  .  .  und  wir  heizen  cristan.  dar 
umb  geheiliget  werd  diu  nam.  daz  sprichet  an  uns,  wand  ez 
ist  gesprochen :  laz  uns  erkennen  dich  in  uns  und  in  allen  dingen 
und  uns  in  dir  mit  allen  dingen  und  dich  selber  in  dir  selber, 
waz   ist  aber   got  in   uns   und  in   allen   dingen?  daz  mac  man 

'75merchen  mauge  wiz.  er  ist  unser  wesen  und  leben  und  unser 
kraft,  alse  er  selbe  sprichet:  ir  mugent  niht  ane  mich  get&n  und 

ir  ensint   niht  ane   mich,    daz  erkennet  du  selige inme 

bflche  da  su  sprichet:  er  mir  und  ich  ime,  er  in  mich,  alle  ding 
in  allen  dingen,     daz  ist  gesprochen :  ich  erkenne  sin  einvaltekeit 

80  und  die  drivaltekeit  in  der  manichvaltikeit.  in  der  einvaltikeit 
gotlicher  nature  und  in  der  drivaltikait  der  personen,  daz  ist 
gesprochen:  ich  erkenne  daz  der  sun  all  dinc  in  im  selben  hat 
und  niht  von  im  selben,  sunder  von  dem  vater,  ich  erkenne 
daz   alle  ding  sint   gewesen  in  dem  heiligen  geist  und  daz  niht 

85  von  im  selber,  sunder  von  dem  vater  und  von  dem  sune.  und 
also  vil  als  die  bekantuusse  zä  nimet  und  wehset,  als  vil  wehset 
minne  und  die  gebruchunge  und  gedanknenkeit  und  lob  und 
mitfrode  und  vereinunge  der  willen  und  gottliche  sitte  und  werde- 
keit.     daz  heisset:  geheiliget  werd  din  name. 

90  Zu  kome  din  riebe,  dar  uf  bort  rede,  daz  spricAe/:  kome 
wir  zu  dime  riebe,  wände  gottes  rieh  ist  alse  groz,  waz  mochte 
es  sin  in  uns  komen?  dar  um  bitten  wir  daz  wir  zft  mugen 
komen.  waz  ist  aber  daz  riebe?  daz  ist  alles  do  hie  for  ge- 
schriben   von    unbekentnusse,   von   gebruchung,   von   minnen   et 

95  cetera.  |  das  aber  an   disen  dingen  daz  riebe  si,  das  wir  bitten,  4 

60  heslosslosseii         63  als]  all         69  wir]  wie         73  in  im  dir      77 
mich  fehlt 


MYSTISCHE  AUSLEGUNG  DES  VATERUNSBRSI    75 

spricht  unser  herre  Jhesus  Xristus  in  disen  worlen :  lierre  fater, 
daz  man  dich  bittet  und  dinen  einborenen  sun  Jhesus  Xristus, 
den  du  gesant  hast  in  di  weit,  daz  ist  daz  ewige  leben,  bi  disen 
Worten  mag  man  vernemen,  swer  got  nilit  bekennet,  daz  der  hat 
den  ewigen  tot  vor  ime.     und  so  der  mensche  hie  zä  komt  daz  100 

er  wirt  erkennen  got,  so  mag  er wand  unkund 

und  diz  heisset:  zfl  kom  diu  riebe. 

Diu  Wille  gewerde  m  der  erde  alse  in  dem  himele.  waz  ist 
aber  gottes  wille  ime  himel  und  wie  sol  sin  wille  gesin  in  der 
erde  als  im  himele?  dar  uf  bort  rede,  gottes  wille  ist  daz  ein  105 
engeF  und  ein  beilege  ob  eim  andern  si  ime  himelrich  an  eren 
und  an  werdekeit  und  an  selikeit  und  an  sundergnadeu.  als 
got  wil,  also  wollen  alle  engel  und  alle  beilig.  alse  sullen  wir 
tun  uf  ertrich,  ob  wir  wollen  komen  zflm  himelrich.  waz  ist 
gottes  wille  uf  ertrich?  gottes  wille  ist  daz  es  regene  so  es  HO 
regent.  also  sol  och  unser  wille  sin.  gotes  wille  ist  so  daz 
die  sunne  schine  so  su  schinet.  so  er  wil  daz  wir  am  sint  des 
gfttes  und  versmehet  sin  von  den  luteu  und  pin  und  ungeniach 
haben  ame  libe,  ez  si  von  siechtag  oder  von  anderme  widerniAte, 
als  von  slahend  oder  stechen  und  howende  oder  von  fientschaftliS 
der  lute,  su  schinent  gfit  oder  übel,  su  sin  weltlich  oder  geist- 
lich, so  sulen  wir  alle  zit  sprechen :  din  wille  werde  in  der  erden 
als  in  dem  himel.  in  dirre  selben  wis  sulen  wir  es  nemen  von 
unsern  frunden  und  fon  unsern  magen,  su  sint  weltlich  oder 
geistlich,  ob  su  am  sint  oder  riebe,  oder  versmehet  sint  oder  120 
ere  habent  von  den  luten,  oder  pine  oder  gemach  haben  an  dem 
leben,  oder  von  frunden  oder  von  vinden,  oder  man  uns  siede 
oder  brate  oder  beuche  oder  daz  höbet  abe  slahe.  diz  sullen 
wir  allez  nemen  von  gote  an  den  luten,  wand  si  uns  niht  getfln 
eumugen  ane  gottes  verhencnusse.  in  dirre  selben  wiz  suln  wir  125 
es  nemen  von  gotte  in  allen  creaturen.  und  dez  bau  wir  Ur- 
kunde an  dem  heiligen  manne  Jobe,  dem  got'  liez  utfallen  gros 
erbeit  und  ungeniach  ame  gflte  und  an  den  frunden  und  am 
5  libe  also  daz  boese  lute  komen  und  ||  namen  im  |  schu^niu  kint  { 
im  sinen  lip  |  sollen  die  seh  |  wol  ein  her  |  vil  ungern  |  eigen  130 
wir  h  I  allen  stind  |  hat  ez  gro  |  lute  noh  d  |  de  sin  selbe  |  un- 
gedulti  I  creaturen  al  |  als  ob  er  swe  |  wille  i  mit  |  ....  |  ..  ng 
.  .  .  I  .  .  enwellen  |  umb  daz  us  |  engel  und  der  |  willen  an  aller  { 
alle  ding  un  |  heteu  an  un  |  werchen  oder  m  |  sprechen  din 


76    MYSTISCHE  AUSLEGUNG  DES  VATERUNSERS 

135         brot  gib  u  |  tegelich  b  |  einez  zfim  |  gar   daz  ist  |  un  an 
alle  I  brot   ist  d  ||  andaht  doz  |  dar  umb  |  bimclriche  |  daz  inen  ^ 
als  I  dritte   brot  |  su   sin   iem  |  nature  ist  so  |  die  heiligen  |  age 
und  irre  |  it  si  der  sat  |  mit  gotte  in  |  ^otte  im  e  |  kein  mensch 
gezogen   über  |  stat  daz  |  ber  varwe  |  t  alse  wol  |  ichen  1  .  .  . 

140 und  ....  I  und  h  .  . .  .  |  kome  su  .  . .  |  su  erkennent  |  nes  per- 
soue  I  des  heiligen  |  hen  die  ewe  |  ewekeit  und  |  Weisheit  und  | 
gesprochen  |  er  brot  sul  |  brot  gibe  | 

/ün  unsern  |  rede  swer  |  nimt  ||  .  .  .  .  gere  spräche  |  frunden  7 
oder  an  sinen  magen  \  .  enne  oder  anröiTe  oder  |  ....  ein  galgeu 

145  so  mftst  I  leit  getan  daz  mäst  |  meiner  keiner  sunden  d  |  und 
vergib  uns  uns  |  gedench  ieliches  a  |  daz  in  übel  geschehe  od 
...  am  gute  sweier  |  dich  irs  ungemach  |  he  daz  gedench  wen 
de  als  wir  tfln  un  |  ben  als  du  sprachest  |  herre  du  weist  wol  > 
getan    daz   den    übel    ge   |    ime   liep    also    pit  |   schehen   swie 

150  sein  I  sint  di  do  genzlich  |  gihet  got  alle  iers  |  doch  seliger  und 
daz  I  menschen    als    von    de  |  sehen   und    den  luten  |  geschiht 
ze  g  I  .  st  got  der  es  in  gege  \  ssen  minne  die  er  |  denchen  so 
SU  daz  so  V  I  zihe  als  enzihe  n  |  Urkunde  an  |  sant  Stephan  |  sten  ^ 
die  im  übel  taten  |  mir  übel  tAn  |  su  sprachen  ich  eu  |  chen  su 

155  der   von   dir  |   ran   gedenchen  so  |  wir  tfln  uns  .  .  | 

bechoYMUge  me  solman  |  ob  du  uns  och .. .  |  uns  in  der  becho- 
rnnge  \  der  mensche  sin  |  und  daz  niht  lie  |  der  uf  ere  oder  uf  |  in- 
ken  oder  an  kleider  |  daz  heizet  allez  |  keiner  bechorunge  |  enlaz  in 
dirre  be  |  den  luten  di  an  |  usse  und  die  selben  |  ten  ein  hinder- 

i60nusse  |  enke  vlizzeklich  |  getan  und  darumbe  |  ze  tfln  und  werlich  | 
siner  mäht  ez  si  |  gebette  oder  an  |  em  ligende  oder  |  flze  höret 

I si  diche  r gflt  wis  .  .  .  luten,  ez  si  in  der  bihte  ^ 

oder  uzwendich   bihte.      an  allen  disen  dingen  ensulent  folle- 
komen  lute  irn  trost  niht  sflchen.     und  des  hau  wir  urkund  in 

165  den  Worten  unsers  herren  Jhesu  Xristi  do  er  sprach  zfl  den 
apostolen  und  ziV  irre  geselleschefte:  ez  ist  uch  nuzze  daz  ich 
von  uch  var,  wan  swi  ich  niht  von  uch  var,  so  enkomet  der 
trost,  der  heilich  geist,  niht  zfl  uch,  als  ob  er  Sprech:  ich  bin 
uch    ein   hindernusse;    ir  haut   also    grosse  wollust  von  miner 

nomenschheit  daz  ir  dekein  ander  trost  sflchent  von  miner  gotte- 
heit.     und  di  wollust  und  der  trost  heizet  ein  bekorunge;  wand 

163  ensubet  168  schrech 


MYSTISCHE  AUSLEGUNG  DES  VATERUNSERS    77 

swaz  den  nienscheu  irret,  daz  ist  ein  bekorunge,  l)ekunbert  er 
sich  da  mit.  waz  wenet  ir,  ob  die  apostolen  gehindert  weren 
von  unserm  herren  Jhesu  Xristo  des  trostes  des  heiligen  geistes, 
swie  er  doch  nvaz  got  und  mensche?  betten  sie  sich  do  bekunbertl75 
mit  einem  einvaltigen  menschen,  alse  mit  unser  frowen  oder  mit 
6m  heiligen  oder  mit  den  engelen,  so  werent  si  noch  me  geirret 
gewesen,  betten  su  sich  bekunbert  aber  mit  anderme  lut,  mit 
friunden  oder  mit  magen  oder  mit  bihtern,  su  woren  weltlich 
oder  geistlich,  so  weren  si  me  geirret  worden,  betten  aber  silSO 
sich  bekunbert  mit  gfite  oder  mit  er  oder  mit  gemache  ir  selbes 
oder  irre  frunde,  so  werent  si  noch  me  geirret  gewesen,  betten 
aber  si  sich  bekunbert  und  gelust  gehabt  an  hübschen  kleidern 
und  an  wolstenden  schfihen,  an  hn6schen  paternoster  und  mcz- 
zeren  und  puteln  und  an  wissen  henden  und  an  schonen  bildelin  1S5 
und  an  allen  den  di  gelustich  an  ze  sehende  oder  ze  hörende 
und  redende  und  ze  smekend  mit  der  nasen  oder  ze  i*üren  mit 
den  henden,  betten  su  ir  glust  an  dirre  dinge  hende  gehabt,  so 
weren  su  noch  me  geirret  gewesen,  diz  heisset  allez  bekorunge 
und  do  von  müssen  gelidiget  werden  alle  die  vollekomen  wellen  190 
lOwerden.  |  und  diz  sol  man  gereden,  aho  man  sprichet:  se  .  . 
....  uns  niht  in  keiner  bekorunge. 

Und  lose  uns  von  übel,  wie  sol  man  daz  verstau?  dar  uf 
bort  rede:  man  sprichet  niht  von  allem  übel,  wan  etteliche  übel 
sint  dem  mensch  nuzze  und  guot  der  su  gedultigkliche  lidet:195 
also  so  man  dem  menschen  nimet  weltlich  gfit,  darumbe  git  got 
daz  ewige  gflt,  oder  daz  man  dem  menschen  sprichet  an  sine 
ere,  dar  umbe  git  im  got  di  ewigen  ere,  oder  man  im  ungemach 
tftt  ame  übe  und  der  scle,  oder  daz  man  in  beti*üb  oder  beswere, 
darumb  git  im  got  den  ewigen  Ion  und  die  vollekomen^efY.  der  200 
mensche  sol  niht  ahtcn,  waz  man  im  selber  oder  an  sinen  friunden 
oder  an  magen  ^flt,  es  si  siedende  oder  bratende,  daz  sol  deu 
menschen  dunchen  ein  kurze  wile,  als  die  heiligen  taten  hie  for, 
do  man  si  marteret,  do  froweten  si  sich,  alse  wir  Urkunde  haben 
von  sant  Laurentie  do  er  sprach:  ich  bin  ein  sit  wol  gebrat ten, 205 


175  menschen  181  nach  mit  ist  bekunb't  unlerpunciierl  185 

lientsdien?  1S6  in  allen  d.  d.  an  ze  s.  oder  gelustich  ze  h.  ISS  so 
hetten  194  etlelichem  mfschr  vhel  109  in  fehlt         202  tut  /phll 

daz]  d*  204  alse]  alle  "  * 


78    MYSTISCHE  AUSLEGUNG  DES  VATERUNSERS 

k^re  mich  umbe  und  iz  mich,  och  sprach  sant  Vincencie  do 
mau  in  het  gebraten:  ich  mag  me  pine  geliden,  den  du  mir 
kuntiest  ufe  gelegen,  und  ein  ander  frow  sprach,  do  man  die 
kristenlule  marteret:    wes  zihet  ir  mich  daz  ir  mich  niht  wellt 

2i0und  min  kint  martern,  wan  wir  och  kristen  sint?  als  lange  lief 
SU   in  nach  unz  man  si  tote  und  ir  kint.    also  solten  wir  sin. 
nu  .  .  .  machent  die  lute  valsch  enschuldung  und  sprechent  so 
man   in   übel  tut:  mir  ist  leit  daz  sich  die  lute  an  mir  ergern; 
und  daz  ist  diche  niht  war.     och  sprechent  ettelich  lute:  mich 

2i5nuiget  daz  man  got  niht  eret  nach  dem  ich  gebildet  bin;  und 
ist  ouch  daz  niht  war:  su  muget  me  ir  schade  und  ir  ungemach. 
und  dis  sol  man  gedenken  so  man  daz  wort  spricht:  lose  uns 
von  übel,  waz  übel  neme  wir  denne?  wir  meinen  daz  übel  daz 
uns  von  got  gescheiden  mac.     daz  werd  war,  amen. 

220  Diz  ist  daz  paternoster  kurzlich  gesprochen;  wand  solt 
man  ez  rehte  sagen,  so  hete  man  mit  einem  wort  ein  woch 
genflc  ze  tfinde  gehabt:  ja  jach  mit  den  zwen  ersten  Worten 
bette  der  mensch  alles  sin  leben  und  eweglich  gn&ch  ze  t&nde« 
wand  di   engele  und   die  heiligen  haben  lange  angevangen  und 

225 sint  noch  in  dem  anvange  und  sti/en  eweklich  dran  beliben  und 
di  wort  vater  unser  du  bist  in  den  himelen 

Graz,  Weihnachten  1873.  SCHÖNBACH. 


SEGEN  AUS  GRAZER  HSS. 

1.  Die  unfoliierte  pergametuhs.  41/12  in  quart,  ein  breviar 
aus  dem  12  jh,,  etuhält  auf  der  Vorderseite  des  letzten  dem  deckel 
aufgeklebten  blattes  eine  beschwörung  zum  zwecke  der  etitdeckung 
eines  diebstals.  die  zahlreichen  abkürzungen  habe  ich  aufgelöst 
und  interpunction  eingeführt.  Chrysanthus  und  Daria  sind  die 
patrone  des  klosters  Mütistereifel,  wohin  im  j,  844  ihre  gebeine 
übergeführt  waren  (AASS  vom  25  october  s.  Ab&ff);  ob  sie  noch 
anderswo  klöster  besaßeti,  vielleicht  in  Salzburg,  wohin  auch  eine 
translatio  stattgefunden  haben  soll,  weifs  ich  nicht,  jedes  falls 
aber  ist  die   erwähnung  beider  seltener  heiligen   zu  auffallig,  als 

210  wan]  wa  212  nu]  au         213  mir  über  unterpuncliertem  vns 


SEGEN  AUS  GRA2ER  HSS.  79 

da/'s  man  nidu  die  etUstehung  der  beschw&nmg  an  eimr  ihrer 
cultusstäiten  annehmen  sollte»  ein  Maunis  hatte  seineti  tag  eben- 
falls am  25  october  (AASS  s.  677). 

In  nomine  palris  et  filii,  spiritus  sancti.  aqua  dicta,  aqua  scripta, 
aqua  benedicta.  in  nomine  domini  adiuro  te  nummum  per  omnes 
angelos  et  archangelos  dei,  adivro  te  aquam  per  solem  et  lunam, 
adivix)  te  panis  per  sanctum  sanguinem  Xhsti,  adiuro  te  cribrum 
per  uirgines*  celorum  et  per  omnes  sanctos  dei  qui  sunt  in  celo 
et  in  terra,  ut  si  homo  iste  culpabilis  sit  in  hoc  furto,  uertatis 
uos  ad  orientem,  sin  autem,  ad  occidentem.  in  nomine  palris 
et  tilii  et  spiritus  sancti.  amen.  Justus.  on  pater  on  filius  on 
Spiritus  sanctus.^  omnipotens  sempiterne  deus,  qui  cuncta  ex 
nichilo  creasti  hominemque  de  limo  terre  formasti,  te  simplex 
deprecor,  ut  per  intercessionem  sanctissime  dei  genitricis  Marie 
et  omnivm  sanctorum  angelorum,  archangelorum,  prophetarum, 
episcoporum,  martyrum,  confessorum  atque  uirginum  et  omnivm 
sanctorum  et  per  intercessionem  sanctorum  Crisanti,  Mauri  et 
Darie  uirginis  et  per  intercessionem  sancti  Brandani  abbatis  nobis 
experiri  facias  de  hac  re  qua  incerti  sumus. 

2.  Bei  dblömng  des  letzten  bUutes  zeigten  sich  auf  der  rück- 
Seite  nur  undeutliche  sp^ireti  von  buchstaben  und  erst  nach  wider- 
holter  anwefidung  von  Schwefelammonium  und  mit  freundlicher 
Unterstützung  des  hm  archivars  Joseph  Zahn  gelang  es  den  folgen- 
den merkwürdigen,  leider  sehr  verderbten  hagehegen  herauszu- 
bringen: 

t  Ivie  riffe.  Ivie  riffe.  Ivie  riffe.  bin  vil  michel.  hin  vil 
michel.  hin  vil  michel.  Von  wannen  gent  swarzev  wolchen. 
daz  ist  heilige  Christ,  mit  siner  gecirde.  daz  ist  der  heilige 
Christ  mit  siner  menege.  Der  scheiden  ({.  scheidet)  trvbev  wol- 
chen. der  wil  veimen  wize  steine,  daz  e  zegen.  e  si  cerde  gen. 
vor  den  selben  wihen  Worten,    daz  uns  ce  luppe.    Pater.  Pater. 

Pater.     Gehugest  du   nv  hagel.     wa  dich  die  wartman.    in  dem 

< 

walde'  sahen,     uf  hart  du  laege.     engelen  dv  iaege.    daz  du  me 
getar.  ie.^    sva  man  dich  nant.     Mm^  paler. 


^  uines  '  die  drei  on  und  der  Zusammenhang  von  Justus  mit 

dem   folgenden   sind   mir   unklar;   griech.    (äv    wird    schwerlich    darin 
stecken  '  walde]    wa   zweifelhaft  *   hinler   e  ein  f  oder  st 

'  Mm  verstehe  ich  nicht 


80  SEGEN  AUS  GRAZER  HSS. 

3.  Die  papterhs,  41/85  in  q\iart  aus  dem  15  jh  enthalt  auf 
der  vorderseile  des  letzten  blattes  eitie  der  vielen  fafsungen  des 
bekannten  umndsegens  von  den  drei  brüdem,    vgl  MSD*  468. 

Daz  isl  ain  gut  wuntsegen.  Drey  gfit  prfider  giengen,  einen 
Sieligen  weg  si  giengen  in  churczer  frist.  in  reid  für  unser 
herr  vater  Jesus  Christ,  er  sprach:  wa  weit  ir  hin,  ier  gfiteu 
prüder  all  drei?  her  vater  Jesus  Christ,  wir  suchen  ein  chraut 
daz  zu  der  wunden  gut  sei,  di  wunden  sein  geslagen  oder  ge- 
stochen, gewarfen  oder  geschossen  oder  geprochen,  wie  der 
wunden  geschehen  sei,  da  daz  chraut  gut  zu  sei.  er  sprach: 
chniet  nider  auf  ewer  chnie  vnd  swert  mir  pei  dem  pl&d  unseres 
hern  und  pei  der  milch  unser  fraun,  daz  ir  disen  sang  vor 
iemane  helt  noch  von  niemant  chain  miet  dar  vmh  nemt  vnd 
gel  auf  den  perch  Oliveti  vnd  nemt  oell  des  pawms  vnd  wol  der 
schaff  vnd  streicht  daz  in  diu  wunden  drin,  vnd  dar  auf  so  hailld 
di  wunt  von  grünt  auf.  vnd  sprecht,  daz  diser  wunden  ge- 
schech  alz  der  wunden  geschach*  di  Longinus  der  pUnt  Jud 
unserm  hern  Jesu  Christo  durich  sein  rechten  seiten  stach:  di 
hal  noch  swal  noch  swuer  noch  slueg  inchain  tbel  dar  zuo: 
also  muoz  dirre  wunten  ergan  alz  ich  hie  gesaget  han  in  gotes 
namen.  amen. 

4.  Eine  verwilderte  fafsung  des  bei  MSD*  481  mitgeteilten 
Segens  enthält  die  rückseite  des  letzten  blattes  der  papierhs.  36/55 
fol  am  dem  15  jh.  die  verse  sifid  nicht  abgesetzt  und  die  ange- 
deutete lücke  in  der  hs.  nicht  bezeichnet. 

Ach  herr  got  von  himelreich,  pehütt  mich 
durch  dein  vil  heilligen  sperstich, 
den  dir  Longinus  durch  dein  seytten  stach 
das  dir  dein  heillig  hercz  zeprach; 

5    vnd  peschirm  mich  durch  das  heillig  plUt 
das  aus  der  selbigen  wunden  wtttt, 
das  wir  allen  unser  feintten  entheichn 
vnd  all  ir  baffen  vor  mir  verbleichen, 
....  mich  hewt  vermeyde 

10    vnd  vor  mir  pehalde  ir  sneyde, 
als  Maria  ir  maitum  pehielt 

'  geschecli 
8  verbilclieii 


SEGEN  AUS  GRAZER  HSS.  81 

(las  sich  got  selb  dar  in  pefielt 

das  si  maid  wessent  *  ir  purd. 

gott,  pehutt  mich  vor  aller  schuld 
15    durch  den  *  vnd  durch  das  pratt 

das  gott  sein  heilligen  jungern  patt. 

in  gottes  namen. 

amen. 

Maria,  hilff  uns  hie 
20    zu  dein  genaden  ie. 

Graz.  ANTON  SCHÖNBACH. 


ZU  ZS.   17,  84. 

Aus  der  unfolHerten  papierhs.  41/85  in  quart  der  Grazer 
Universitätsbibliothek  kann  ich  eine  etwas  andere  fa/sung  der  von 
Steinmeyer  zs.  17,  84  bekannt  gemachten  buchstabenbedeutung  mit- 
teilen,    sie  lautet: 

So  dir  des  uachtes  icht  träum,  welstu  [duj  dez  ze  ende 
chömen,  so  lis  des  morgens  den  sahn  Miserere  mei  deus.  dar 
nach  nim  ein  salter  vnd  tu  den  auf  in  dem  namen  des  vaters 
vnd  des  sun,  vnd  den  ersten  pächstab  oben  an  dem  plad  den 
solt  du  merchen. 

A  daz  bezaichent  langez  leben  oder  grozzen  gewalt  B  niichel 
fr&ud  oder  signust  gab  C  siechtum  oder  tötte  D  trübsal  od*  tode 
E  edelgeborn  oder  liebez  traut  F  fraismflt  ze  allen  digne  G  wand'- 
lung  oder  eines  veintes  neid  H  eins  weibes  sware  oder  ir  tod 
i  uppigeu  freud  K  reichtum  oder  michleu  ere  L  lang  sorgen 
oder  Siechtum  M  freud  überlaud  vmb  swaz  dir  lieb  ist  N  grozz 
huld  oder  michel  ere  0  den  gewald  an  deinem  leib  P  saeligez 
leben  Q  suntleich  oder  schentleich  leben  R  siechtum  oder  wun- 
den S  manslacht  oder  grozzen  zorn  T  grozzen  toten  V  du  siechst 
liebn  freunt  X  daz  du  gerst  daz  erget  Y  grozzer  streit  Z  grozz 
herschaft. 

Es  werde$h  derartige  aufzeichnungen  wol  auch  noch  sonst  sich 

12  pehielt  13  wesset        gebar?  14  schuld]  schov         15  den 

wein? 

Z.  f.  D.  A.  neue  folge  VI.  6 


82  ZU  ZS.  17,  84 

finden^  und  wenn  reichlicheres  material  vorliegt,  wird  es  möglich 
sein,  den  ursprünglichen  text  der  in  beiden  hss,  stark  entstellt  ist, 
während  doch  die  jüngere  manches  richtiger  bietet  als  die  ältere, 
widerherzustellen,  die  verioendung  zur  traumdeutung  in  der  Grazer 
hs.  ist  freilich  eine  jüngere  zutat:  denn  es  läfst  sich  nicht  be- 
greifen wie  ein  bestimmtes  traumgesicht  auf  diese  weise  ausgelegt 
werden  könnte, 

Graz,  ANTON  SCHÖNBACH. 


ÜBER  SANT  ALEXIUS. 

Maßmann  stellt  an  die  spitze  der  von  ihm  f  Quedlinburg  und 
Leipzig  1843)  herausgegebenen  Alexiusgedichte  eines  von  anonymem 
verfafser  am  ende  des  xii  Jahrhunderts  gedichtet,  es  ist  in  zwei 
handschriften  erhalten,     diese  sind: 

[,  G  die  pergamenthandsckrift  39,59  8^  der  Grazer  Universi- 
tätsbibliothek, Hoffmann  behauptet  Fundgruben  n  215  von  dieser 
handschrift,  welche  bekanntlich  Heinrichs  litanei  und  die  von  Diemer 
Deutsche  gedichte  des  xi  und  xii  Jahrhunderts  s,  379 — 383  heraus- 
gegebenen deutschen  gebete  einer  frau,  atifserdem  noch  einen  segen 
enthält  (MSD'^  s,  142  und  463)  *zu  ende  des  xiv  Jahrhunderts  hat 
jemand  den  untern  rand  benutzt  und  vom  erstell  blatte  an  und  so 
auf  den  meisten  bis  zum  letzten  fort  ein  deutsches  gedieht  ge- 
schrieben,: leben  des  heiligen  Alexius*  Mafsmann  s.  1  seiner  aus- 
gäbe führt  an,  die  legende  von  S Alexius  laufe  von  bl,  V — 95** 
und  sei  von  späterer,  wie  es  scheint,  weiblicher  hand  des  xiv  jähr-- 
hunderts  geschrieben.  Diemer  aao,  s,  xvii  erwähnt  blofs  der  hand- 
schrift, diese  angaben  sind  aber  ungeimu,  das  Alexiusgedicht 
reicht  von  l**— 93**  oder,  da  mit  Heinrichs  litanei  eine  neue  pagi- 
nierung der  handschrift  beginnt,  —  ^S  der  altem  Zählung  und 
—  25**  der  neuen,  unbeschriebeti  sind  21''  22*^  38»»  43''  44'  und 
zwar  wegen  allzu  grofser  glätte  des  pergaments.  bl,  94*  beginnt 
am  {(n/e/7i  rande  eim  höchst  wunderliche  schrift,  in  welcher  genau 
mit  den  beim  Alexius  auftretenden  orthographischeti  eigentiknlich- 
keiten  eim  gereimte  legende  von  der  heiligen  Juliana  aufgezeichnet 
ist.  diese  sotiderbaren  züge,  dadurch  ausgezeichnet,  dafs  ihr  ur- 
heber  krumme  striche   nicht   mehr  zu  ziehen  vermochte,  bedecken 


ÜBER  SANT  ALEXnS  83 

dm  untern  rand  bis  60*",  verbreiten  sich  von  hier  ab  über  die 
vorher  abgeriebenen  ganzen  Seiten  bis  zum  ende,  mit  ausnähme 
von  62^ 

2.  P  papierhandschrift  in  duodez  der  Prager  Universitäts- 
bibliothek aus  dem  xv  Jahrhundert,  sie  trägt  die  Signatur  xvi  G  19 
und  hat  folgenden  inhalt:  anfangs  fehlt  eine  unbestimmte  anzahl 
von  blättern,  dann  folgt  i  V — ISO"*  deutsehe  gebete,  130**— 139'» 
Sinei  leer,  ii  140^—172*'  SAlexius,  173-  — 175*»  leer,  m  176* 
—234**  SChrütophorus,  235"  — 239'*  sind  leer,  iv  240-— 250* 
fOnff  not  und  fiben  frewd  vnfer  frawn,  250** — 255**  leer,  v  256* 
—278*  SMargaretha,  278**  leer,  vi  279"- 281**  bruchstück  einer 
gereimten  Katharinenlegende.  vn  282*  —  289**  kirchliche  gebete, 
290*—  295**  leer,  vui  296*- 300'*  prosaische  legende  von  Eustachius* 
die  letzten  blätter  301"— 306**  sind  widerum  leer. 

Das  gedieht  von  SAlexius  ist  in  G  und  P  nach  derselben  vor- 
läge auf  gezeichnet  y  wie  eine  große  anzahl  gemeinsamer  fehler  er- 
weist, dieser  umstand  Mfst  auch  mit  bestimmtheit  annehmen,  dafs 
die  vorläge  selbst  nur  abschrift  war. 

Mit  der  bearbeitung  der  in  P  erhaltenen  Christophortislegende 
beschäftigt,  habe  ich  bei  dieser  gelegenheit  die  von  Mafsmann  an- 
geführten Varianten  zum  ältesten  Akxitis  mit  den  handschrifteu 
verglichen,  ich  lafse  zunächst  folgen  was  daraus  für  befserung 
des  textes  sich  ergibt,  bemerken  mufs  ich  nochy  dafs  Mafsmann 
G  für  seine  textgestaltutig  zu  gründe  gelegt  und  deshalb  P,  welches 
wie  mir  scheinen  will,  an  manchen  stellen  das  richtige  tretier  be- 
wahrte, zu  wenig  berücksichtigt  hat. 

109  fleht  Aglahes  zu  gott 

er  möhte  in  einen  erben  geben. 

so  schreibt  Mafsmann   nach  G,  denn  P  hat,  wie  er  selbst  anführt 
geruecht.ein   erben  ze  geben,    es  liest  jedoch  auch  G  er  ruecht 
und  dieses  verbum  ist  demnach  einzusetzen. 
HO  f  lauten 

fron  Aglahes  wart  swanger 
eins  sunes  des  si  stt  genas. 

nicki  blofs  G  liest  deu  vreu,  auch  P  die  fraw;  nicht  G  allein  hat 
chindes,  auch  P. 

170**  und  170*  fehlen  in  G.     der  vers 

ez  lernte  der  heiligen  schrift 

6* 


84  LBER  SANT  ALEXIUS 

mit  seinem  wunderlichen  nachsatz 

daz  was  der  tiufels  gift 

ist  eine  unbeholfene,   durch  P  veranstaltete  erweitening  des  in  GP 
enthaltenen  verses  von  der  niwen  und  der  alden  ^. 

297  er  beite  dA  niht  lauger.  nicht  nur  G  sondern  audi  P 
hat  lange,  langer  wird  in  leiden  handschriften  stets  durch  lenger 
widergegebeti. 

528  an  ein  schif  er  aber  trat;  beide  handschriften  lesen 
do  trat. 

531  der  wint  si  gegen  Röme  sluoc  —  mir  scheint  das  in 
P  erhaltene  ein  wint  vorzuziehen, 

549  wer  sol  sich  baz  erbarmen.  P  hat  gegen  Mafsmanns 
amdrilckliche  angäbe  wie  G  Auch  wer  solt  pas  erparmen. 

567  fehlt  nicht  in  P,  wie  Mafsmann  angibt,  an  allen  übrigen 
stellen,  wo  der  herausgeber  durch  fragezeichen  seitien  zweifei  über 
das  Vorhandensein  eines  verses  andentet,  fehlen  diese  verse  würklich. 

572  an  dem  dir  freudn  entzucket  sint.  aufser  G  liest  auch 
P  vi!  frewd. 

590  des  selten  wart  vergessen.  P  liest  nicht  Dein  s.  son- 
dern Sein  s.,  was  mir  richtig  zu  sein  scheint,  am  sMufse  des 
verses  wäre  demnach  ein  punct  zu  setzen. 

622  si  sprach  'so  g6t,  berate  mich.  P  wid  G  lesen  berate 
dich,  was  in  den  text  zu  setzen  ist, 

677  al  tag  er  vor  sich  tragen  sach.  beide  handschriften 
haben  vür. 

701  und  ein  bilgerin  wfere  gewesen,  in  G  und  P  findet 
sich  vnd  wie  er  ein  b. 

801  vil  starker  riuwe  der  ich  pflac.  P  liest  das  nach  dem 
zusammenhange  allein  mögliche  rew  der  er  pflag. 

846  als6  teten  die  keiser  mit  im  san  {im  reime  auf  dan). 
P  liest  alsant,  G  aber  sam,  was  getois  richtig  ist. 

861 — 3  daz  wir  vogete  sin  der  kristenheit  nÄch  dir  öf  erden. 
P  liest  auf  der  erden,  was  den  vers  befsert. 

986  fehlt  P. 

1121.  2  lauten  in  G  darnach  in  vil  churzer  zeit  verschied 
deu  mueter  auch  seit. 

1141.  2  stellt  G  um,  wie  mir  scheint,  gayiz  passend. 

Ich   lafse  nun   einige   vorschlage   zu  textändenmgen  folgen. 


ÜBER  SANT  ALEXIÜS  85 

uelche  ihrm  grund  zumeist  darin  habm,  dafs  Mafsmann  sich  zu 
wenig  conservativ  deti  handschnften  gegenüber  verhüllen  hat. 

Nach  t?.  12  kann  das  Amen,  wie  in  P,  so  auch  im  texte 
fortbleiben,  die  einUitung  hat  sich  unmittelbar  an  die  erzdhlung 
anzuschließen,  zudem  fähren  die  legenden  das  «Imen  innerhalb  der 
texte,  meist  auch  am  schlufse,  nur  im  reime  an. 

38  durch  got  er  sich  s!n  (des  reichtumes)  derben  wolt. 
P  liest  änen  für  derben  und  dies  ist  befser.  sich  änen  mit  dem 
genetiv  der  sacke  kommt  nicht  blofs  in  späteren  gedickten  vor,  aus 
denen  das  Mhd.  wb.  und  Lexer  stellen  anführen,  auch  4732  in 
Wertkhers  Marienleben  habeti  es  beide  handschriften  A  und  C.  im 
Klostemeuburger  arzmibuch  findet  es  sich  gleichfalls  s.  65  der 
Diemerschef^  abschrift. 

133  es  gie  in  not.     mit  beiden,  handsdiriften  ist  des  zu  lesen. 

224—228  schreibt  Mafsmann 

diu  kurzwlle  werte  al  den  tac 
225    von  vil  snellecllchme  rant. 
Eufömlanus  schuof  zehant 
alsus  mit  dem  kamersere, 
daz  daz  bette  bereit  waere. 

P  liest  22b  ff  von  snelleichem  reyten  wolt  er  nicht  lenger 
peiten.  der  reich  ewfemianus:  der  schuof  zu  hant  alsus  mit 
dem  chamerer.  nun  hat  G  reiten  für  rant  früher  gehabt  und  erst 
nachdem  das  erste  wort  durchgestrichen  worden,  folgt  die  netie  Ver- 
sion, was  P  gibt,  ist  vollständiger  und  befser.  auch  läfst  G  sich 
daraus  erklären;  das  umgekehrte  ist  nicht  möglich. 

234  ff  got  begunde  si  schouwen  mit  kiusche,  der  si  wieldeu 
und  unz  an  ir  t6t  behielden.  P  liest  mit  chewser  zung  G  mit 
chauscleicher  zucht.  v.  273  ist  für  denselben  begriff  gesagt  mit  vil 
kiuschltcher  zuht.  ich  möchte  daher  auch  an  der  ersten  stelle 
schreiben  mit  kiuschltcher  zuht  si  wielten.  verse  mit  klingendem 
ausgange  und  4  hebungen  hat  der  Alexius  reichlich. 

250—54  lauten 

daz  lieht  hie  brinnde  vor  uns  stAt, 
des  schln  doch  vil  schiere  zegät, 
swiez  doch  vaste  brinnet, 
vil  snelle  sin  zerinnet. 

254  liest  P   vil   snelle    ym  zerinnet,  G  vil  snelle 


86  ÜBER  SANT  ALEXIUS 

zerionet.  im  scheint  al$o  festzuhalten  und  der  vers  nach  G  zu 
lesen  vil  snelle  im  stn  zerionet. 

296  weshalb  Mafsniann  schreibt  als  diu  scheidunc  was  ge- 
schehen, da  er  doch  selbst  aus  G  schidung  anführt,  ist  mir  nicht 
klar. 

508  waz  Zeichens  geschehen  waere.  G  liest  z.  da  g.  P  z. 
do  g.     da  mufs  in  deti  text  gesetzt  werdeiu 

546  der  kint  ich  ^  was  genant,  mit  P  ist  zu  schreiben 
wilenl. 

558  zehant  sin  vater  widerreit,  ich  möchte  im,  toelches  beide 
handschriften  nach  zehant  haben,  in  den  text  setzen. 

573  als  Alexius  daz  wort  gesprach,  gestützt  auf  beide  ha^id- 
Schriften  schlage  ich  vor  vol  sprach  zu  schreiben. 

640  ff  antwortet  Alexius,  der  bettler 

ja,  er  hiet  ein  viugerlin 

dir  ze  leste  gegeben, 

s6  got  dich  lieze  lange  leben. 

G  liest  ja  er  jach  er  hiet  P  ja  sprach  er  er  hiet.     ich  halte 
die  lesart  von  G  für  die  ursprüngliche. 
666.  7  schreibt  Mafsmann 

sine  mohte  sich  selten  von  im  scheiden, 
als  diu  naht  anegenge  nam. 

da  beide  handschriften  ain  ende  haben,  so  ist  dies  zu  bewahren 
und  nach  666  ein  punct,  nach  667  ein  kolon  zu  setzen. 

680  met  maraz  in  der  wise.  beide  handschriften  lesen  in  der 
geicöhnlichen  reihe  met  wein  maraz,  was  beizubehalten  ist. 

681  als  einem  fürsten  wol  gezam.  wol  fehlt  in  beiden  hand- 
schriften. in  P  heifst  es  als  es  einem  fursten  zam.  ich  denke 
dies  wird  richtig  sein. 

715  den  brief  beslöz  er  in  die  hant.  in  beiden  handschriften 
steht  versloz,  was  ich  in  den  text  setzen  möchte. 

902  wuofen  er  begunde.  P  liest  vast  wainen  G  vast  wuofen. 
daraus  geht  hervor,  dafs  das  adverbium  in  den  text  gehört. 

941  daz  st  erzeigen  mOhte  ir  n6t.  beide  handschriften  haben 
nicht  mOcht. 

986  daz  dir  doch  vil  ringe  wac.  es  ist  jedesfalls  das  in  G 
(P  fehlt)  überlieferte  des  dich  doch  vil  ringe  wac  vorzuziehen. 

1014  /  die  liute  gunden  klagen  mit  ir,  als  obe  er  wsere  ir 


ÜBER  SANT  ALEXICS  87 

kint.  P  liest  san  er  wer  ain  ir  chind.  gewis  ist  sam  das  ältere 
und  als  ob  nur  ein  versuch  das  neuere  wort  einzusetzen,  ganz 
ähnlich  steht  es  375,  wo  P  als  er  G  sam  ob  hat.  dort  setzt 
Mafsmann  sam. 

1019  war  sol  ich  k^ren  d*ougen?  P  wenn  sol  ich  witern 
mein  äugen  G  an  wen  so  ich  nu  bitern  die  oiigen.  da/'s  das 
verbum  witern  mit  verschiedenen  Zusätzen  in  beiden  handschriften 
sich  findet,  scheint  mir  ein  betoeis  dafür,  dafs  es  in  den  vers  gehöre. 


Die  bereits  erwähnte  grofse  zahl  der  beiden  handschriften  ge^ 
meinsamen  fehler  weist  darauf  hin,  dafs  diese  fehler  schon  in  der 
vorläge  sich  finden,  der  Schreiber  der  vorläge  hat  auch  durch  erst 
spät  üblich  gewordene  füllwörter  die  verse  beschwert,  zb.  schreibt 
er  beständig  von  dannen  für  danne,  dannen.  ferner  sind  in  der 
vorläge  mehrfach  versuche  gemacht,  interpolationen  anzubringen, 
so  steht  nach  716  in  P  Er  pegund  siechen  an  widerstreit,  in  G 
Er  pegund  siechen  starch.  dieser  zusatz  ist  gänzlich  unpassend 
und  verwerflich.  P  hat  sogar  ergänzt  und  einen  neuen  vers  dazu 
gemacht  nu  biet  auch  pey  der  selben  zeit. 

Eine  besondere  erwägung  mufs  den  sddufsversen  zugewandt 
werden,  nach  1148,  mit  welchem  verse  das  an  die  er  Zählung  an- 
geknüpfte scMufsgebet  endigt,  finden  sich  in  G  und  P  die  beiden 
verse 

Hie  hAt  daz  m<ere  ein  eude. 

nü  recket  üf  iur  liende. 

in  P  folgt  auf  diese  verse  Amen,  es  ist  aber  klar,  dafs 
dieses  Amen  zu  früh  kommt,  die  phrase  ist  nicht  vollendet,  in  G 
findet  sich  deshalb  folgende  fortsetzung  dieser  verse 

unt  bittet  daz  der  werde  rAt, 
diuz  büechel  getiht  unt  geschrihen  hat, 
daz  si  got  der  riebe 
brenge  in  daz  himelrtche. 
1155  nü  sprechet  alle  Amen. 

schon  Mafsmann  hat  s.  2  anm.  2  seiner  ausgäbe  erwähnt,  dafs 
der  reim  rtche:  himelrtche  1153.  4  nach  der  schreiberin  schmecke 
und  nicht  unpassend  die  im  eingange  befindlichen  verse  11.  12 
(nicht  15.  6.) 


88  ÜBER  SAIST  ALEXIUS 

des  helfe  uns  got  der  riebe, 
(laz  wir  dem  werden  gliche. 

verglichen,  dazu  kommt,  dafs  1152  ein  unvers  ist,  wie  er  sich 
in  der  ganzen  dichtung  nicht  findet,  v.  1155  ist  ohne  reim,  etid- 
lieh  weisen  weder  die  eingangsverse  noch  das  ganze  gedieht  eine 
spur  auf,  da/'s  es  von  einer  frau  abgefafst  sei,  wie  es  in  diesen 
bloß  von  G  bewahrten  schlufsversen  bestimmt  ausgesprochen  wird, 
erinnern  wir  um,  dafs  G  aus  einem  frauenkreifse  stammt,  so  wird 
es  nicht  schwer  sein,  die  verse  1151 — 1155  für  einen  von  der 
schreiberin  angefertigteti  zusatz  zu  halten,  welcher  die  vom  Schreiber 
der  gemeinsamen  vorläge  verfafsten  aber  unvollendeten  gebetverse 
1 1 49.  50  ergänzen  sollte,  ztigleich  ist  diese  stelle  ein  interessanter 
beleg  dafür,  dafs  die  handschrift  von  Heinrichs  litatiei  noch  im 
XIV  Jahrhunderte  in  frauenhänden  sich  befand. 

Noch  eine  bemeikung.  die  handschrift  P  widerholt  nach  242 
die  vetse  199 — 202.  es  fragt  sich,  welcher  äufsere  umstand  diese 
widerholung  ermöglichte,  weder  identisdie  anfangswarte  zweier 
verse,  noch  das  vorkommeti  derselben  schlufsworte  können  das  äuge 
des  Schreibers  verleitet  haben,  es  ist  nur  eine  erkldrung  möglich, 
mit  vers  199  muste  eine  neue  seite  begonnen  haben,  ebenso  mit 
vers  243.  zwischen  199  und  243  liegeti  —  da  wir  die  in  P 
bewahrten  beiden  verse  nach  225  als  unzweifelhaft  echte  restituiert 
haben  —  46  verse.  entweder  standen  in  der  handschrift  46  oder 
23  verse  auf  einer  seite.  ich  halte  die  letztere  möglichkeit  für  die 
wahrscheinlichere,  das  ganze  gedieht  hat,  unbeschadet  der  von  uns 
vorgenommenen  änderungen,  1150  das  sind  50x23  verse.  mit 
dieser  einteilung  war  der  archetypus  geschrieben,  die  vorläge  der 
beiden  handschriften  P  und  G  hatte  auf  der  ersten  seite  15  verse, 
auf  der  letzten  11,  da  außer  den  beiden  falschen  gebetversen  noch 
der  auf  716  folgende  in  der  vorläge  sich  befand,  im  übrigen  war 
die  einrichtung  des  archetypus,  23  verse  auf  einer  seite,  beibehalten. 


Zum  schlufse  erlaube  ich  mir  noch,  ein  par  irrtütner  anzu- 
zeigen,  welche  in  der  von  Kelle  'eigenhändig'  angefertigten  abschrift 
sich  befinden,  die  von  Bartsch  für  die  bearbeitung  der  Margarethen 
marter  (Germania  iv  440  ff)  zu  grufide  gelegt  wurde:  v.  112  hat 
die  handschrift  gutes  czaygen  437  Ich  trüb  in  irn  gelauben    564 


ÜBER  SANT  ALEXIUS  89 

ganz  deutlich  gehebergem,  was  Bartsch  s.  469  vermutet.  606  hat 
die  handschrift  vnd  vmb  der  weret  swer.  es  ist  also  swaere  zu 
lesen.  646  ff  lauten  in  der  handschrift  si  cblagten  auch  ir  verlust 
gar  Die  sew  an  Yr  verluren  darymb  si  chlag  erchüren.  also  fehlt 
kein  vers. 

Graz,  ANTON  SCHÖNBACH. 


BRUCHSTÜCKE  MHD.  DICHTUNGEN  IH. 

6.     ZUM   WILLEUALM   DES   RUDOLF    VON    EMS. 

Suppl.  2704,  zwei  pergamentblätter  in  quarto  V07i  einer  hand 
aus  dem  ende  des  t3  oder  dem  anfange  des  14  jhs.  jede  seite 
enthält  zwei  spalten  von  je  44  zwischen  linien  stehenden  zeilen^ 
die  anfangsbuchstaben  der  verse  sind  grofs  und  etwas  abgerückt, 
am  ende  stehen  puncte.  bei  dem  hier  folgenden  abdruck  sind  nur 
die  üblichen  zeichen  ü,  uo,  Ue  usw,  statt  der  handschriftlichen  ge- 
braucht, i  von  j  und  u  von  v  geschieden,  grofse  buchstaben  auf 
den  beginn  von  abschnitten  und  auf  eigentiamen  beschränkt,  die 
länge  bezeichnet  und  interpunction  eingeführt,  wo  unser  frag- 
ment,  das  ich  als  f  bezeichnen  will,  offenbar  verderbt  ist,  habe  ich 
unter  dem  texte  die  hiesige  hs,  2704  des  Willehalm  (ich  nenne  sie 
W)  zu  rate  gezogen. 

Erstes  blatt  =  W  44r^  —  45r* 

er  begunde  gäben 
M  der  Präbande  rotte  hin. 
her  Wilhalm  kam  vor  an  in 
unt  6tah  in  nider  üf  daz  gras: 
5    vil  sbiere  d6  entwirchet  was 
Gerlön  der  riche. 
dö  viengen  werllche 
die  werden  Provenzäle 
da  an  dem  selben  male 
10    Bernarten  von  Hollant. 


90  BRUCHSTÜCKE  MHD.  DICHTUNGEN  HI 

der  edel  degen  wit  erkant 

gräve  Arlalt  der  churteise  — 

den  viengen  Firmundeise: 

daz  waz  der  wise  Provenzdl. 
15    Elimant  von  PortikAl 

kam  üf  des  kttnich  Phylippen  baren, 

Willehalm,  dö  gevarn 

iint  brach  üf  im  enzwei  sin  sper. 

üf  in  körte  wider  her 
20    daz  kint,  der  junchherre  wise, 

der  Sit  bejagte  höhen  bris 

in  mangem  künicrtche 

unt  viel  im  werllche 

in  sinen  zäum  vnt  vienc  in  sä 
25    die  werden  Franzoyser  da. 

Da  wart  gewürket  shildes  amt, 

wilder  frävel  vil  gezamt, 

ritter  vil  gevellet, 

vil  herter  helme  ershellet, 
30    zerhawen  an  dem  ritters  spil 

kleinöde,  wäpenröke  vil, 

swarzer  bülen  vil  geslagen. 

diu  rotte  weich,  man  sach  die  jagen 

ie  näher  mit  gedrange. 
35    daz  wichen  wert  unlange, 

ö  diu  fluhtigen  körten 

unt  die  jagenden  lörten 

wichen  wider  übers  velt. 

der  manheit  manlich  widergelt 
40    muote  lange  Ors  unt  man. 

der  fuorte  den  gevangen  dan, 

der  brach  dem  andern  grözze  habe 

mit  ritterlichen  sitten  abe: 

dez  sah  man  Mä  vil  ergän. 
45    der  turney  begunde  slAn  r^ 

unt  wart  an  dem  geverte 

15  Eli  in  Elimant  üi  zweifelhaft,  fF  gibt  genant        24  vnt  vienc  in 
/;  in  Giengen  fF       45  siAn  /*,  stan  M'' 


BRUCHSTÜCKE  MHD.  DICHTUNGEN  HI  91 

strenge  werlich  herte. 

mit  ileltenne  fvrwar  er  siht: 

sin  werren  daz  waz  vzzentlich 
50    von  manger  ritterlichen  wer. 

swA  üf  des  üzzerteiles  her 

her  Wilhalm,  der  fürste,  dranch, 

dd  muostes  wichen  sunder  danch: 

s6  drauger  mit  stner  shar 
55    ie  n^her  unt  näher  dar. 

des  erholt  sich  diu  diet: 

swederthalp  er  von  ir  shiet, 

da  karten  si  mit  frecher  ger 

an  die  iren  wider  her 
eo    unt  täten  ritters  wer  erkant. 

ze  jungst  twanch  er  si  des  säzehant, 

daz  si  für  ir  fride  niender 

mähten  komen,  döswär,  iender. 
Wie  man  üz  mangem  lande 
65    da  vor  die  inneren  nande, 

daz  mach  nu  sin  diu  üzzer^shar, 

wan  si  die  üzzern  rotten  gar 

täten  in  mit  rittershaft. 

d6  dranch  mit  werlicher  cralt 
70    her  Wilhalm  mit  gedrenge 

von  der  wtte  in  die  enge: 

er  fuor  iemmer  einhalb  in, 

anderthalben  üz  dort  hin. 

die  grogieraer  dA  liefen, 
75    creierende  si  riefen: 

'warA,  war,  wer  kumet  da? 

zshtzovaelier  wikeliwA. 

wtchA,  wich,  si  koment  hie: 

avoy,  der  der  got,  waz  wellerasie? 
80    durch  pris  vi!  sper  erswendeu 

unt  die  trunzen  senden 


48  mit  flehten  verwar  er  sih  fT  49  veintleih  fT  59  Iren  A 
ionern  ßF  61  er  f0hli  ^^  sazehant  /;  sein  hant  fT  64  wie]  do  fr, 
die?        79  der  der  /*,  drrh  /^    wellerasie  /*,  wellent  sie  fr 


92      BRUCHSTÜCKE  MHD.  DICHTUNGEN  lU 

gein  dem  lüfte  durch  die  sitte, 

daz  er  g^ret  si  d^  mite. 

hai,  von  Orlense  höhgeboren, 
85    wie  du  Irrest  suochen  voren 

die  besten  in  dem  lande  hie, 

die  noch  die  besten  wären  ie. 

ay,  süezziu  reine  kindes  lügende, 

ge  bewar  din  edeliu  jugende,        t;* 
90    wan  du  mit  lobe  in  alle  wis 

wirbest  umbe  der  weide  pris.' 

da  wart,  als  ich  iu  sagen  wil, 

verloren  un  gewnnen  vil: 

die  gewunnen,  die  verluren; 
95    die  einen  grözzen  shaden  kuren, 

die  andern  (^r  unt  höhen  pris. 

des  half  der  stolze  degen  wis, 

her  Willehalm  der  guote, 

mit  ritterlichem  muot: 
100    er  behabte  an  den  ziten 

den  pris  ze  beiden  siten, 

daz  im  des  besten  jähen 

alle,  die  in  sAhen 

mit  ritterlichen  dingen 
105    nauch  hohem  prlse  ringen. 

im  was  an  kunst,  an  al  der  kraft, 

diu  beeren  sol  ze  rittershaft, 

nieman  an  kunst,  an  craft  geltch, 

er  waer  arm  oder  rieh. 
HO    manich  werder  nötich  man 

von  sinem  prise  da  gewan 

grözze  habe  unt  werdicheit; 

wan,  swä  er  die  shar  durchreit 

(daz  waz  et  äne  wer  vi!  gar), 
115    da  drungen  si  nach  durch  die  shar 

unt  gewunnen  riebe  habe, 

die  si  den  gesten  brächen  abe. 


89  get  ursprünglich  /;  aber  t  ausradiert^  got  fF     edeliu  auch  fF 
105  vgl  123 


BRÜCHSTÜCKE  MHD.  DICHTUNGEN  HI      93 

die  werden  unverzagten 

alsus  an  im  bejagten 
120    von  sines  prises  l^re 

mit  sselden  guot  unt  öre. 
D6  nAht  ez  gein  mittem  tage 

nauch  der  Aventiure  sage: 

die  üzzem  wären  gar  entworht. 
125    der  fürste  wert  unt  unervorht, 

her  Willehalm,  der  degen  wlse, 

der  dA  gewan  den  hoesten  pris, 

stnem  heim  her  abe  d6  bant, 

als  er  niht  mßre  wer  dÄ  vant, 
130    üz  zogete  s6  hein  wider  in 

gein  stner  herberge  hin. 

er  reit  mit  shoenen  sitten, 

als  künich  oder  fürsten  riten,  t?^ 

daz  der  niemen  dekein  war, 
135    niwan  stn  unt  stner  schar, 

unz  er  ze  herbergen  kam. 

den  herren  er  vil  gar  benam 

den  prts  unt  an  lop  di  wer. 

ay,  mit  welher  ritter  zer 
140    der  stolze  fürste  höhgemuot 

zerte  lip  unt  guot, 

sitte,  gruoz,  zuht  unt  craft, 

llp  unt  kraft  an  rittershaft. 

ouch  teilte  zühtichllche 
145    der  edel  zühte  riebe 

slnen  gruoz  in  allen  mitte 

mit  86  loblichem  sitte, 

daz  nieman  im  künde  niht 

verkArn,  des  diu  wArheit  gibt. 
150    stn  guot  waz  gemein, 

daz  der  getriwe  rein    * 


128  seinen  IV        130  ftz]  vnl  tV     sA  hein]  schon  W        (132—137 
fMvn  W)  135  nam,  niwan?      sin  unzweifelhaß  lirsprünglich  in  f^ 

4iber  der  obere  teil  des  8  üt  wegradiert,  so  daft  man  im  lesen  mu/s 
(142—147  fehlen  9V) 


94  BRÜCHSTCCKE  MHD.  DICHTUNGEN  ffl 

von  grözzer  arniüt  mangeii  shiet, 

den  sin  miltiu  hant  beriet. 

dö  der  inbiz  geshach 
155    unt  man  sich  dannän  reitten  sach 

die  herren  alle  geliche, 

bödiu  arm  unt  riebe, 

d6  gie  der  edel  wise  man 

in  ein  kamer  allein  dan 
160    unt  der  stolze  Pitipas: 

niman  ro^re  bi  im  waz. 

db  shreip  er  mit  siner  hant 

einen  brief  gein  Engellant 

der  Clären  unt  der  sdzzen: 
165    er  künde  shöne  grüezzen 

ir  lip,  ir  höhgemuote, 

ir  tugende,  ir  reine  guote 

mit  herzen  unt  mit  sinnen 

unt  mit  unvalshen  minnen, 
170    mit  sinen  süezzen  Worten  gar, 

die  sin  brief  ir  brähte  dar: 

mit  weihen  worten  unde  wie, 

daz  wil  ich  iu  sagen  hie. 
Trawe,  aller  tugende  Spiegelglas, 
175    ein  crön,  ein  bluom,  ein  adamas 

wiplicher  güete, 

an  zuht,  an  h6hgemuote 

min  hcBster  tröst,  min  bestes  heil  .... 

Zweites  blatt  —  W  47«;*  —  49  r* 

daz  vor  der  frawen  palas 
180    daz  aller  gelegenlichste  was 
unt  da  man  aller  beste  sach, 
swaz  da  rittershefte  geshach 
unt  swaz  da  shalles  solde  ergän. 


166  und    167,    ebenso     176    und   177   ah  Je   eine   zeile   in  /   ge^ 
schrieben  179  davor  in  ff^  ny  hiez  der  hochmaete,      mein  her  wil* 

halm  der  gvete^    auf  slahen  sein  gezelt    an  daz  nächst  veld, 


BRÜCHSTÜCKE  MHD.  DICHTUNGEN  HI  95 

(16  herbergen  M  den  plan 
1S5    mit  frseuden  unt  mit  shalle 

die  werden  ritter  alle 

durch  richeit,  durch  gesunden  luft, 

durch  shal,  durch  ritterlichen  gufl. 

wer  dar  ritter  waerc  komen, 
190    ob  ir  des  niht  habt  vemomen, 

s6  wii  ich  ez  tuon  iu  erchant. 

mit  rittershefte  chom  in  daz  laut 

der  werde  kttnich  Avents 

von  Hyspanje,  der  den  pris 
195    an  höhgemüete,  an  lobe  truoch, 

swä  man  der  besten  d6  gewuoch : 

daz  behielt  er  an  den  tach. 

näh  an  sinem  ringe  lach 

Belin  von  Washconje 
200    unt  Tybalt  von  Gachonje, 

die  zepter  unt  cröne 

böde  truogen  shöne. 
An  der  gezelte  da  bi 

lägen,  die  ze  Komarst 
205    ze  dem  örren  turnei  wären  komen, 

als  ir  vor  wol  habt  vernom: 

von  Arragün  der  künic  Gilbert 

un  Geriön,  der  degen  wert, 

der  ze  Navarren  chröne  truoch, 
210    als  ich  iu  hie  vor  gjßwuoch, 

unt  der  künich  von  Portigäl. 

gräve  Artalt  der  Provenzäl 

geteilett  wart  mit  siner  craft 

zuo  der  Franzoyssßr  rittershaft: 
215    die  läge  dishalp  über  daz  velt 

unt  beten  manich  rieh  gezelt. 

d6  lach  vil  riliche 

Gillelm  von  Franchriche, 


1S4  h«rwergt€n /iT  bei  vers  187—203,  205-209,  211—222  isi  der 
ersie  buch$tab9,  vers  210  die  beiden  ersten,  in  f  weggesekniUen  215 
lagen  W       217  da  fV 


96  BRUCHSTÜCKE  MHD.  DICHTUNGEN  UI 

und  Tierricli  der  Tshamponoys 
220    uiit  der  grAve  Olivier  von  Ploys : 

an  sinein  ringe  [ringe]  lagen  die. 

driu  hundert  ritter  hellen  si, 

die  in  siner  koste  gar  r^ 

der  junge  kUnich  fuorte  dar. 
225    von  lach  niht  verre 

der  äventiure  herre, 

Willehalm,  der  wlse  hell, 

der  fürst  au  manhait  üz  erweit, 

mit  siner  ritterlichen  craft. 
230    mit  h6hgemuoter  ritlershaft 

kom  mit  h^rllchen  siten 

des  gräven  Gwtgen  sun  geriten 

von  Sain  Geljen  lande, 

den  ich  iu  hie  vor  genande. 
235    der  het  dö  geleitet  swert. 

J6han  hiez  der  fürste  wert. 

bi  den  Franzoysen  wolle  auch  sin 

von  Poytiers  griüve  Poytwin: 

er  waz  im  doch  ze  Chomarst 
240    mit  siner  sunderrolte  bi. 

Dar  waz  zwai  tüsent  ritter  komen, 

die  sie  des  an  beten  genomen, 

daz  turnieren  wollen  gar, 

unl  körnen  üf  den  lurnei  dar 
245    verre  üz  fremden  riehen. 

der  bei  ettelichen 

sin  Amte  dar  gesaut: 

gnuoge  wAren  in  daz  laut 

geste  riebe  nAch  gewinne 
250    unt  auch  durch  werde  minne: 

swer  die  bejagte,  der  gewan. 

dö  der  grAve  Jöban 


225    von   den  fF         239  in    auch   //^  241  der   rubricator  hat 

in  f  hier  und  bei  den  folgenden  absätzen   den   anfangsbuchstaben  su 
malen  vergef$en  (vielleicht  schon  203)        242  sih   W       243  daz  si  JT 
249  gestichen  /A^,  /.  gestrichen  (vgl  255) 


BRUCHSTÜCKE  MIID.  DICHTUNGEN  III  97 

von  rehtcr  wArhait  daz  bevant, 

daz  sla  neve  von  PrAbant 
255    in  daz  lant  geste  riebe  was, 

stnen  mAch  er  an  sieb  las, 

Gilielm  den  Franzoys, 

unt  Tierrtcben  den  Tbsaroponoys 

un  körnen  mit  einer  werden  sbar 
2f>0    dureb  grtiezzen  in  geriten  dar. 

den  edlen  fürsten  riebe 

funden  si  börllcbe 

ligende  üf  dem  plAn. 

vor  wdrbait,  nibt  von  wAn, 
265    seit  diu  Aventiure  daz, 

daz  nieman  dd  weer  baz 

unt  daz  dd  uiemen  l«ge,        v* 

der  sOlher  rlcbeit  phlaege, 

als  der  stolze  degen  pblacb. 
270    icb  wil  sagen,  wie  er  lacb. 

Im  wAren  vier  rtcbiu  gezelt 

zeinem  ringe  üf  daz  velt 

geslagen  üf  daz  grüene  gras: 

von  iegsbltebem  an  daz  ander  was, 
275    daz  wol  ein  ackerlenge  sbein: 

ein  shranne  was  ie  zwisben  zwein, 

dA  bundert  sbilte  an  biengon. 

in  den  ri neb  dA  giengen 

bt  ieglicbem  orte 
280    in  daz  gestüele  ein  porte 

von  tuoebe,  als  ein  pürge  tor. 

ob  iegllebem  sbilte  enbor 

sab  man  ein  panier  stAn 

rieb  unt  wol  getAn 
285    unt  einen  gezimierten  beim. 

üf  grüenem  gras  sunder  melm 

bet  er  geberberget  dA. 

sine  mAge  kömeu  sA, 

255  gestrichen  ßf'         2r»4  vor]   von  ßf^         276   was   aus   war  ge- 
he fsert 

Z.  f.  D.  A.  neue  folge  VI.  7 


gg      BRUCHSTÜCKE  MHD.  DICHTUNGEN  lU 

die  Herren  lugende  Hebe, 
290    unt  gruozten  in  güetltche: 

vil  minneclich  er  si  emphie. 

si  wären  Ane  trüren  hie: 

si  frseuten  sich  ir  süezzen  jugende^ 

ir  höhgelobter  lügende 
295    unt,  daz  si  an  ander  sähen. 

mit  triwen  si  des  jähen, 

in  wser  gelückes  vil  geshehen, 

daz  si  ein  ander  solden  sehen* 
Dö  mit  hörllchen  sillen 
aoo    die  herren  wären  hin  gerilen 

von  dem  ellenthaften  man, 

diu  vesperte  huop  sich  an 

von  helden  vil  gehiuren. 

die  starchen  dyostiuren, 
305    die  dyostieren  wolden  da, 

die  reitten  sich  ze  velde  sä. 

ouch  hell  sich  mit  rtcheil 

manic  kaphsere  dar  bereit 

gekleidet  wunnecltche. 
310    die  beide  muotes  riebe 

zogten  gein  dem  burchgraben.      v^ 

diu  vesperte  wart  erhaben 

dorte  vor  dem  palas, 

da  vil  frawen  üfTe  was, 
315    die  ez  alle  sähen  an. 

dö  hiez  der  tugentrtche  man, 

her  Wilhalm,  die  stne  gar, 

daz  si  sich  bereiten  dar: 

nach  stnem  willen  daz  geshach. 
320    den  forsten  man  sich  wäpen  sach 

unt  stne  massente. 

hin,  da  diu  vesperte 

mit  manger  dyoste  von  mangem  man 

sich  bete  d6  gehaben  an, 
325    d6  kom  der  degen  ellentbaft 

307  hett  oder  heit  f         308  kipper  fT 


BRÜCHSTÜCKE  MHD.  DICHTUNGEN  HI  99 


gezogt  mit  siner  rittershaft 
unt  mit  s6  gr6zem  shalle, 
daz  si  wichen  alle 
sunder  wider  striten, 

330    swA  man  in  sach  zuo  riten. 
mit  vil  shallecllchen  sitten 
kom  der  degen  dar  geritten, 
da  er  nach  ritters  orden  sach 
manic  dyost,  di  dA  geshach. 

335        Dort  her  über  die  planje 
zogt  von  Hyspanje 
der  edel  künich  Avents 
mit  höhgemuoten  helden  wts 
unt  mit  lichten  panieren: 

340    der  suoht  dyostieren. 

swA  der  ze  rittershaft  ie  kam, 
s6  was  er,  der  den  bris  dA  benam : 
den  wolde  niema  dA  besten, 
den  sin  eilen  wart  kunt  getan 

345    unt  den  der  degen  was  erkant. 
d6  daz  her  Wilhalm  bevant, 
er  hiez  in  fragen,  ob  er  dd 
dyostieren  wolde.    er  sprach :  'ja. 
ich  bin  nü  alr^rst  gewert, 

350    des  ich  lange  hAn  gegert, 
Sit  ich  den  hie  funden  hAn, 
der  mich  mit  dyoste  getar  bestAn, 
wan  ez  also  manic  frawe  siht, 
den  pris,  der  mir  dA  hie  geshiht 


•  •  • . 


331.  332  fehlen  W,  343  niem  ^  /.  nieman  345  den  sweimal 
in  f,  doch  da*  zweite  mal  autradiert  (fF  hat  hier  und  344  dem,  aber 
den    wol  ==»  'von   denjenigen,  welchen*) 


7.     ZUR   WELTCHROMK    BES   RUDOLF   VON   EMS. 

A 

Suppl.  2725,  ein  quer  durchschnittenes  pergamentblatt  in 
quarto  van  einer  hand  des  13  jhs.  jede  der  zwei  spalten  einer 
xeile   enthielt   ursprünglich  40  verse:   die  anfangsbuchstaben   sind 

7* 


100  BRUCHSTÜCKE  MHD.  DICHTUNGEN  HI 

grofs  und  etwas  abgerückt,  am  ende  stehen  punkte,  dafs  dieses 
fragment,  das  den  Untergang  von  Sodom  utid  Gomorra  und  die 
Teilung  Loths  und  seiner  töchter  enthält,  zu  Rudolfs  werk  gehört, 
lehrt  die  vergleichung  mit  fol,  2&r^ff  der  hs.  nr  2690  def^  hofbiblio- 
(hek,  die  ich  als  W  bezeichnen  will  und  deren  abweichende  lesarten, 
soweit  sie  nicht  orthographischer  fiatur  sind,  utUer  dem  text  stehen : 
für  diese)i  selbst  gilt  das  beim  fragment  aus  dem  Willehalm  be- 
merkte, 

die  noch  man  gewnnen  nie:       r^ 

die  nemt  und  hapt  sie. 

swie  iuwer  muotwille  sl, 

daz  mine  geste  beliben  vri 
5    dez  grözen  mailes  un  ouch  ich, 

dez  lAt  iuch  erbiten  mich : 

durch  iuwer  saelikaite  gir 

niht  tuot  also  gr6z  laster  mir.' 
Des  warten  si  vil  claine: 
10    si  drungen  algemaine 

un  wolden  brechen  üf  die  tur. 

d6  si  wären  komen  der  für 

un  wolden  bän  gebrochen  in, 

in  wart  betOubet  so  der  sin, 
15    daz  si  ze  den  selben  stunden 

die  tur  nie  vinden  künden 

un  wä  daz  hüs  waere  gesät. 

die  tumben  löser  von  der  stat 

schieden  von  dem  hüse  dan. 
20    ze  Löthe,  dem  guoten  man, 

sprächen  die  engel  dö:  'hast  dd 

ieman,  den  di^  wellest  nü 

gesunt  Uli  lebenden  bewarn, 

vor  1    in   fr    dft   (/.  dÖ)    sprach   Löth,  der   gotes  dcgen:   *nein,  vil 
lieben  brüeder  min,  tuot  hin  diz  übel,  \äi  ez  sin       g^n  mir,        wand 

ich  benamn  hftn  zw6  tohter  schcene  und  wolgetftn,        1  abäaiz  ty 

2  nemet  hin  /T         7  seiden  IF         9  kein  absatz  IV         achten  tr 
12  da  ^^        der  fMt  fV        14  beirvbet  IV        18  Mser  fehlt  H'       21 
sprachen  di   engel  da   hastv  W,   in  A  ist  nur  das  erste  und  letzte  wort 
ganz  deutlich,  von  die  und  d6  ist  nur  d  zu  erkennen        23  lebende  ßV, 
in  A  ist  das  1  nicht  zu   erkennen  24  ist  weggeschnitten  in  A,  den 


•;  ,^   ••    •••   •    • 

»         *  •  •  •  • 

•     •  •     •  • 


BRüCHSTCCKE  MHD.  DICHTUNGEN  lU     101 

25    daz  ime  hie  laides  iht  geschehe; 

un  huote,  daz  sich  umbe  sehe 

iwer  dikaines  tkf  den  lip, 

diweder  man  oder  wlp, 

daz  mit  dir  in  diner  schar 
30    welle  varn  uu  mit  dir  var, 

daz  ez  iht  kome  in  wernde  not.' 

nik  hdte  bi  den  ztten  Löth 

gelopt  zwain  knappen  von  der  stat 

die  tohtern  sin:  aiser  die  bat 
35    Uli  in  riet,  daz  si  mit  im  dan 

fuorin,  die  selben  zwöne  man 

warten  vil  claine  der  geschiht 

un  wolten  danndn  mit  im  niht. 

Löth,  der  raine  guote  man, 

40    machte  sich  üf  un  schiet  von  dan : 

des  morgens,  dö  ez  tagete,  r* 

vil  balde  er  für  sich  jagete 

kint  Uli  wip.    dö  wart  zehant 

von  himel  df  die  stat  gesant 
45    brinnendes  bech  unde  swebil: 

ain  fürin  brinnender  nebil 

mit  ainem  dikken  hagil  gröz 

stete  un  lant  so  söre  begöz, 

daz  si  an  den  stunden 
50    zervliezen  gar  begunden 

Uli  gein  dem  apgrunde  sich 

ir  wec  rihten  un  ir  verte  sti'ich, 

also  daz  bl  der  zit  zehant 

daz  apgrtlnde  si  verslant 
55    in  den  Ewigen  tot. 

tieiz  mit  dir  von  hinnen  varn  ff^  25  im  ich  leides  hie  ff""  26  eich] 
icht  //'  28  oder]  noch  /T  34  zweites  die]  si  /T  35  geriet  mit  in 
dan  ßf-'  36  fvm  di  zwene  /f  37  achten  deine  ff^  38  dannAn]  varn 
M-'  40  fvr  mit  sinem  wibe  dan  /T  41  da  AT  42  vil  fehlt  fF 
43  da  9F  44  gesant]  zehant  9F  45  brennendez  fF  46  vnd  ein 
Teuren  nebel  fF  47  dikken  fehlt  IV  51  gen  der  helle  W  52  ir 
wege  richtet  sich  vü  ir  strich  W :  et  ist  wol  rihte  zu  lesen  53  daz 
fehlt  fF        54  si  vor  daz  H' 


102  BRUCHSTÜCKE  MHD.  DICHTUNGEN  HI 

d6  Löthis  wtp  die  grözen  n6t 

vernan,  diu  hinder  ir  geschacli, 

vil  baide  si  hin  umbe  sach 

un  woide  gerne  hän  besehen, 
60  was  hinder  ir  da  waere  geschehen, 

swie  sÄre  ez  ir  verboten  wart. 

A6  wart  ir  menschltchiu  art 

verk^rt:  si  wart  ain  salzstaiu, 

« 
65    un  den  man  noch  d^  sehen  mac 

unz  an  den  jungesten  tac, 

wan  er  ze  wortzaichen  noch  st^t, 

alse  manic  man  gesehen  h^t. 
Sus  wrden  ins  aprunde 
70    durch  der  lüte  sunde 

die  houptstete  besenkit, 

lant  un  iüte  irtrenkit 

^ne  aiiiz  widersatzis  wer. 

da  nü  swebt  daz  r6te  mer, 
75    da  wären  dö  die  stete  gelegen: 

die  sach  man  soichir  rtchait  pflegen, 

daz  von  der  suozen  fruht  daz  lant 

was  daz  ander  paradls  genant. 

alse  ich  für  war  gelesen  hän, 
SO    mit  vluzze  gie  der  Jordan 

durch  die  selben  stete  hin,  v*" 

der  vor  dem  r6ten  mer  in 

die  erde  vliuzet  under  sich: 

der  nam  d6  fluzes  stiich 
85    durch  Gomorre  uu  durch  Sodoniä 

un  ir  fünf  understete  Aä 

bt  den  ztten,  döst  alsO. 

56  da  ßr  57  horte  /F  58  hin  fehlt  AT  59  gesehen  ff^  60  dft 
fehlt  ff  62  da  fF  63  nur  der  obere  teil  der  buehstaben  erhalten  in 
A,  verchert  in  einen  salxstein  ff  64  weggeschnitten  A^  der  nimmer  mer 
»t  verswant  {so!  l  verswein)  ff^        65  da  fehlt  ff^       68  in  gesehen  W 

69  kein  absatz  ff  abgr^nde  ff  71  versenket  ff  73  alle 
ff  75  dA]  do  IT  79  ich  fehlt  ff  82  nv  in  ff  84  da  sines 
fl\'zzes  stris  (so!)  ff^       85  das  vwcite  durch  fehlt  ff       87  dast  ff 


BRUCHSTÜCKE  MHD.  DICHTUNGEN  HI  103 

an  dem  andern  morgen,  d6 

die  stete  wären  versunken, 
90    lüte  un  lant  ertrunken, 

Abraham,  der  raine  man, 

stuont  üf  un  gie  des  endes  dan, 

6ä  die  stete  wären  gelegen; 

wan  der  edel  gotis  degen 
d5   wolte  ervarn  diu  maere, 

wie  in  geschehen  wsere; 

wan  er  wol  weste  sunder  wän, 

daz  si  gewis  daz  muosten  hän, 

den  gotis  zorn,  alse  ez  ergie, 
100   dar  nach  ich  hän  gesprochen  hie 

un  die  ge : : : : :  wärheit 

nach  der  hailigen  schrift  gesail. 
D6  sach  der  gotes  werde 

« 
105   ain  gr6z  gedempfe  un  ainen  rouch 

mit  välewischen  gemischet  ouch, 

als6  da  ain  aitoven  stät 

üz  dem  ain  gr6z  gedempfe  gät 

mit  fiure  undersniten  gar. 
HO   er  schowete  uii  nam  des  war, 

daz  die  stete  un  al  daz  lant, 

daz  iender  was  da  bt  erkant, 

verderbet  un  versunken  was 

uiT  daz  niht  iebendis  d6  genas: 
115   daz  mit  aigenschefte  dar 

hörte,  daz  sach  er  vil  gar 

verderbet,     von  der  selben  n6t 

was  der  saelige  Löth 

erlöst  un  entrunnen  dan 

91  abiaU  9F  92  des  endes  fekll  H  97  ane  AT  98  das  Bwmte 
dtz  fehlt  ff'  99  den  grozzen  als  {to!)  W  100  dar  Dich]  als  /T  101 
f0Ar  schwer  zu  lesen  in  A  rechten  /T  102  nAch  fehlt  fV  han 
geseit  W  103  kein  absatz  ff^  dh  ff^  104  weggeschnitten  A,  riehen 
vz  der  erde  W       106  ainen  fehlt  IF       107  als  W        ailoven]  tofen  AT 

lOS  fehlt  AT         u  in  öz  verschwunden  A  112  bechant  ff^ 

113  versenket  fT       114  da  ff^' 


104  BRLCHSTCCKE  MHD.  D1CHTÜ!SGEN  111 

120   durch  den  vil  hailigen  mao, 

Abrahamen,  ufi  sine  bete,  t?* 

die  er  durch  in  ze  gote  tele 

uH  6  bäte  get^n  da  vor: 

durch  in  was  ouch  beliben  Segor, 
125   daz  er  dar  inne,  ob  er  wolde, 

beliben  un  wesen  solde. 

d6  was  der  ssßlige  Lölh 

s6  s^re  erschrolien  von  der  n6t, 

diu  dem  laude  da  geschach, 
130   daz  er  belibennes  gemach 

niht  getorste  hän  aldä: 

in  ainen  berc  z6ch  er  sich  sä 

niht  wan  mit  stnen  tohtern  zwain 

uü  wart  belibens  da  in  ain. 
135       D6  wrden  des  vil  Avale 

die  tohteran  ze  rate 

mit  ainander  baide  also, 

Sit  daz  in  den  ziten  66 

die  man  algeliche 
140   von  al  dem  kunecrtche 

s6  gar  « 

un  in  dem  lande  erstorb::, 

daz  von  mannes  geselleschaft 

« 
145    daz  si  mit  wine  ir  vater  sin 

betoubten  so,  daz  er  bi  in 

gelaege  un  daz  si  bernde  fruht 

von  im  enpfiengen  mit  genuht, 

daz  erz  iht  wrde  innän  bräht. 
150    alse  ez  d6  wart  von  in  ged^ht, 

121  abrahain  ßF        124  ouch  fehU  H^      127  abtalz  H'      da  f^ 
128  60  vaste  irchomen  ^        131  entorste  ^^        133  niht  wan  fehlen  W 

135  kein  abtatzW  da  ^  136  tochter  sin  IV  137  b  in  baide 
erloichen  A  HOinal/JT  141  9onsl  unietbar  A,  so  gar  wem  ver- 
dorben ly  142  irstorben  fF  143  lo  auch  W,  daz  si  und  seile* 
Schaft?  144  weggetckniUen  A,  nicht  mochten  werden  berhaft  M^ 

147  bernde]   sine  fV         148  enpfiegen  W         149  daz  er  des  wrde  inne 
fV        150  dd  fehlt  W       irdacht  tV 


BRÜCHSTÜCKE  MHD.  DICHTUNGEN  HI  105 

als6  muose  ez  gescliehen  dd: 

diu  eltir  gie  zuo  zime  d6  sä 

un  wart  sin  wtp  nach  rcchtir  art, 

wan  si  von  im  d6  swangir  wart 
155    aines  sunes,  wart  Moab  genant, 

von  des  geslähte  stt  ain  lant 

wart  berihtet  schoene 

mit  aines  kuniges  kröne, 

die  dar  nach  bt  ir  ziten 
160  hiezen  die  Moabtten. 

B 

SuppL  2715,  ein  pergamenlblatt  in  klein  folio  am  dem  vier- 
zehnten Jahrhundert,  jede  seite  enthalt  zwei  spalten  von  je  40 
versen,  die  ungeraden  verse  fangen  mit  einer  herausgerückten 
rotdurchstrichenen  majuskel  an,  das  fragment  gehört  in  das  zweite 
b^ich  Moses:  in  nr  2690  (=  W)  entspricht  ihm  fol  48r*— 49r«, 
davon  unten  die  abweickungen.  abgesehen  von  der  interpunction 
und  dem  gebrauch  der  majuskel  folgt  der  abdruck  genau  der  hand- 
Schrift. 

daz  tet  er  do  mit  Worten  schein.  r' 

er  sprach:  ^ver  hat  dich  gegeben 

ze  richter  vber  vnser  leb'n? 

oder  wes  wildv  vnderwinden  dich? 
5   dv  wild  ouch  leichte  slah'n  mich, 

als  gester  den  egyptisch^n  man, 

der  den  tot  von  dir  genam, 

den  dv  slfigd  mit  deiner  hant 

vfi  in  zeruste  in  den  sant.' 
10       Moyses,  der  weise  man, 

dise  red  furchten  began. 

er  gedacht:  'wie  ist  ditz  auf  chomen? 

152  zu  im  sa  /r  154  da  /T  157  schone  richtig  jy  159  di 
da  dar  nach  fF  vor  1  ßf^  da  gie  er  ab,  als  er  pflach,  ze  sinen 
magen  wider  her  vnd  zv  dem  werche.  da  sach  er,  daz  mitvngefugen 
siten  zwen  Ebraischen  mit  einander  striten :  da  straAe  er  den  un- 

gef^ch.  die  (/.  der)  schulde  vnder  in  baiden  trrch,  der  mocht  wo! 
vnbeschaiden  sin:  I  da  ä^  7  gewan  fF  8  8h"\ge  M^  9  zervr- 
Usi  fß^        11  di  >r        12  ditz  fehlt  W        auf]  zv  IF 


106  BRUCHSTÜCKE  MHD.  DICHTUNGEN  HI 

von  wem  ist  di  geschieht  vernomn, 

die  doch  so  haimleich  geschach?' 
15   vil  grozzer  not  er  sich  versach, 

ob  iz  der  chvnich  verasein 

vu  daz  maer  ftr  chsem, 

daz  doch  geschach  mit  waiiiait: 

dem  chvnige  was  iz  gesait, 
20   dev  rede  gahes  ftr  in  cham. 

als  daz  Moyses  vemam, 

er  vorhte  des  chvniges  zorn: 

der  degen  avz  erchorn 

floch,  als  ich  gelesen  han, 
25   von  dan  in  Terram  Madyan 

nahen  zt  dem  mere. 

do  pei  der  Madyanen  here 

saz  ein  ewart  do, 

der  was  gehaizzen  Jetro: 
30   des  ztnam  was  Zynevs. 

von  dem  sait  di  schrifl  alsvs, 

daz  er  sib^n  tochter  bete. 

Moyses  der  stsete 

chom  zt  im:  er  gab  im  sa 
35    ein  tochter,  di  hiez  Sephora, 

pei  der  der  edel  raine  man 

ze  chinde  zwen  svn  gewan: 

daz  was  Gorson  vn  Elyazser, 

svs  hiezzen  si.     doch,  e  daz  er 
40   des  ewarten  tochter  sa 

gensem,  er  mtst  im  swern  da,      r^ 

daz  er  pei  im  da  immer 

belib  vn  von  im  nimmer 

an  sein  vrlovp  chsme, 
45   e  daz  er  daz  weip  gena^me. 
Da  die  heirat  vol  Rr, 

als  ir  paider  trew  swür 

13  diz  ÄK  19  wart  IT  25  von]  hin  /T  27  da  AT  Madya- 
niten  fF  30  zvoeus  ff^  35  di  fehn  W  37  zwe  ff^  43  vod 
da  ir         46  das  ersU  daz  fehU  fT         46  do  fr 


BRÜCHSTÜCKE  MHD.  DICHTUNGEN  lU  107 

ein  ander  staete  sicherhait, 

als  si  do  hetea  auf  gelait, 
SO   Hoyses  sich  vnderwant 

seines  swehers  viech  zehant. 

des  was  vil:  er  gab  im  sein  vil. 

in  dirr  selb'^n  iar  zil 

was  nieman  des  ze  her, 
55   der  des  biet  vner, 

ob  er  mit  bfte  schaffe  pflach; 

wan  ir  groste  reichait  dar  an  lach 

vn  ouch  ir  groste  reichait 

was  da  an  viech  gelait. 
60   die  groste  hab  svs  het  Jetro 

von  viech  so  grozze  reichait  do, 

daz  er  do  von  ein  h^rre  hiez. 

an  Hoyseu  er  daz  liez 

vn  gab  im  reichen  taii  dar  an, 
65   do  er  von  Egypt  enlran, 

als  im  des  chvniges  vorht  gepot. 

der  chvnich  Pharao  was  tot 

vn  wart  ein  anderr  so  zehant 

nach  im  chvnich  vberz  iant 
70   nach  wirser,  dan  er  wsere. 

in  ir  wettnden  swaere 

rieffen  an  an  vndei*wint 

ze  got  Israheles  chint, 

daz  er  mit  seinem  trost 
75   si  von  ir  noten  erlost 

vn  von  ir  grozzen  aribait. 

do  sach  got  ir  hertz'nlait 

vn  dacht  an  di  sicherhait, 

49  da  ^  51  vor  viech  slehi  noch  svn  und  durch$trichen  vie  e 
in  W  53  iars  ir  56  mit  hvtschefte  pflach  W  57  dar  an  fehlt 
W  58.  59  an  viech  bi  der  selben  zit:  als  nv  an  hvbe  gvide  lit 
der  hogesten  hogeste  richheit  was  da  an  viehe  geleit  19'  61  so 
fMi  W  62  da  Ä^  63  daa]  sich  H'  65  der  was  willich  der  reine 
man  AT  67  was]  lac  W  68   ander  sa  W         70  nach  (/.  noch) 

wiser  W         72  nur  ein  an  ¥^       73  iszrahelische  fr        75  ir  fehlt  9F 
loste  fr        77  doch  fr       herzelail  //'         78  vnd  gedachte  fr 


108  BRUCHSTÜCKE  MHD.  DICHTUNGEN  HI 

di  er  e  het  auf  gelait 

80   gen  ir  vordem  mit  chrafl, 

mit  immer  wcrnder  frevntschafl,        v* 
svs  was  [er],  als  ich  gesproch*n  han, 
wonend  in  Terra  Madyan 
pei  seinem  sweher  Jelro 

85    Moyses:  do  er  also 
in  Terra  Madyan  belaip, 
sein  viech  er  eins  tages  traip 
in  die  innern  wfiste  hin 
durch  gU  waide,  als  er  dar  in 

90    Cham;  vii  lach  da  nah^n  pei 
daz  rote  mer  vii  Synay, 
der  gotes  perch,  dar  auf  was 
dev  pesle  waide  vnde  gras, 
die  man  in  der  wflste  vant: 

95    Oreb  was  da  der  perch  genant, 
do  im  sein  ekke  aller  neste  lach, 
do  nieman  waidens  auf  pflach 
durch  der  wilde  vngelegenhait 
vn  daz  vii  ofte  wart  gesait, 

100   gotes  tovgen  wjer  eile  zil 
do  wonend  auf  dem  perge  vii 
(dar  vmb  di  waide  niman  da 
pei  der  zeit  sucht  auf  Syna 
ze  chainer  zeit,  ze  chainer  stvnt: 

105    ditz  was  Moysen  vnchvnt), 
er  traip  zv  dem  perge  dar 
naher,  do  wart  er  gewar 
vii  grozzer  gotes  tovgen, 
daz  ist  ane  lovgen: 

HO   ein  stovden  sach  er  brinnen. 
do  di  wart  prinnen  beginnen. 


81  Wirtschaft   /f^        82  er  über  der  zeih  von  derselben  hand  in  B, 
fehlt  IV         83  medyan  IV         85  da  W         90  da  fehll  W         95  do 
W       96  da  jy       nahest  ^         97  da  W         99  daz  fehlt  JV       100 
weren  ellev  W         101  da  /T         103  synay  IV        105  Moyses  W 
107  da  W        HO  eine  stvnde  IV         111  da  W 


BRUCHSTÜCKE  MHD.  DICHTUNGEN  UI  109 

do  wuchs  di  flamme  sere 

ie  mer  vn  ie  mere. 

daz  fewer  sere  wachsen  began. 
115   swie  ser  aida  di  stovde  bran, 

si  was  von  got  alda  bewart, 

daz  dar  an  ein  lovp  nie  wart  verschart. 
Do  Moyses  daz  wunder  sach, 

in  seinem  m^t  er  do  sprach: 
120   4ch  wii  daz  wunder  seh'n, 

daz  hie  ze  wunder  ist  gescheh'^n/  v" 

in  dem  gedanch  er  gachte 

des  endes.    als  er  nachte, 

do  er  di  stovden  prinnen  sach, 
125   got  rief  im  vn  sprach: 

*Moyse8\  vTi  nant  in  zwir. 

*alhie  pin  ich:  wer  ruefTet  mir', 

sprach  er  mit  antwfirte  do. 

got  sprach  aber  zt  im  also: 
130   ^ginch  ffrbaz  her  nicht,  e  daz  dv 

dich  entschücht  habest  nv; 

wan  di  erde,  da  dv  gast, 

ist  hailich,  vn  da  dv  stast. 

got  Abrahames,  Ysaachs  ich  pin 
135   vn  Jacobes.    in  den  diin 

namen  pin  ich  got  genant.' 

do  erschrach  der  gotes  weigant 

vir  parch  sein  antlutz  gar: 

er  getorst  nie  gesehen  dar 
140   durch  gotes  vorhte  gepot. 

da  sprach  aber  z^  im  got: 

4ch  han  vernomen  di  aribait 

vir  daz  grozz  hertz'nlait, 

daz  mein  levt  in  Egypte  hat. 

112  da  fy        di]  der  //'         115  wie  M'       stvnde  //'  117  daz 

dran  ein  lop  michel  wart  verschart  verschart  {to!)  W  US  daz  fehlt 
H"^         119  do  fehlt  H'  121  ze  fehlt  IV         124  da  ^  130  her 

fehlt  W  niht  irschevwe  dv  H-^  131  entschevwe^t  (*o/)  W  136 
ich  ir  got  ^  138  hrach  W  130  niht  W  112  di]  din  W  143 
heneleit  H'' 


110  BRUCHSTÜCKE  MHD.  DICHTUNGEN  HI 

145    ir  ruef  hört  ich  vn  ir  getat, 

ir  chvmber  vn  ir  geverte: 

ir  strengen  iamers  herte 

han  ich  in  ir  chlag  vernomen. 

nv  pin  ich  her  nider  chomen, 
150   daz  ich  sev  an  diseni  zil 

von  Egypte  losen  wil. 

Ich  pin  chomen,  daz  ich  daz  lant 

in  geb^n  wil,  daz  ich  benant 

in  han  e  vor  maniger  frist, 
155    da  milich  viT  honich  fliezzend  ist, 

dev  lant,  di  Chananevs, 

Ethevs  vn  Amorrevs, 

Feresevs  vn  Evchvs 

vir  ouch  Gebvsevs 
160   hant  mit  gewalt  in  ir  hant. 


Suppl  2723,  zwei  zum  teil  sehr  zerlöcherte  blätter  in  folio 
aus  dem  vierzehUen  Jahrhundert^  jede  seite  in  zwei  spalten  von 
je  40  zeileti  beschrieben:  die  tmgraden  verse  sind  ausgerückt  und 
beginnen  mit  einer  rotdurchstrichenen  majuskd.  alles  also,  wie  bei 
B,  und  es  unterliegt  für  mich  keinem  zweifei,  dafs  C  von  der- 
selben hand  geschrieben  ist  und  derselben  handschrift  angehört  hat, 
wie  B,  deshalb  gebe  ich  C  auch  unbedenklich  ak  ein  fragment  von 
Rudolfs  weltchronik  (buch  der  richter  ix  und  xi),  obgleich  in  folge 
einer  lücke  in  W  die  hestätigung  seitens  dieser  handschrift  fehlt, 
davon,  dafs  C  nicht  zur  pseudorudolfischen  toeltchromk  gehört, 
überzeugt  eine  vergleichung  mit  Sdiütze  i  56  ff  und  63  ff,  —  ich 
mufs  noch  bemerken,  dafs  der  buchbinder  deti  beiden  blättern  von 
C  eine  verkehrte  reihenfolge  gegeben  hat. 

wie  vil  ir  aber  wurden  erslag^n,         Ir* 

daz  chan  ich  reht  nicht  gesag'n, 

wan  daz  di  iagendeu  iagten  nach: 

so  was  den  fliehenden  ouch  gach 

145  tat  /ir  147  strenge  iamer  /^  148  in  fehlt  fy  150  si 
H^  154  in  fehlt  W  155  da]  daz  W  157  Amorrenos  W  158. 
159  Fereseus  eueus  vnd  Jebuseus  in  einer  zeile  W 


BRÜCHSTÜCKE  MHD.  DICHTUNGEN  HI  111 

5  wider  in  die  stat  durch  geaist. 

si  sovmten  sich  dehain  frist. 

Zebvl  frevle  sich  der  tat, 

daz  Abymalech  so  hat 

die  Sychemiten  vberriten. 
10   vi:  chovm  het  er  des  erbiten, 

daz  er  Obedes  svn  Gaal 

verweizzen  mohte  solhn  schal, 

als  er  des  vodera  tages  traip. 

Gaal  vnlange  do  belaip: 
15   er  mvste  svnder  twellen 

mit  allen  seinen  gesellen 

Zebvl  rovmen  di  stat: 

mit  gewalt  er  in  des  pat. 
Abymalech  ze  velde  sach 
20  vn  wartte  auf  den  andern  tach, 

ob  die  purgser  ichtes 

begvnnen  oder  nichtes 

z:  velde  wider  morgen. 

sus  lach  er  do  verporgen 
25   v: :  des  andern  tages: 

er  versach  sich  beiages, 

als  iz  im  ouch  seit  ergiench: 

pede  er  gap  den  tot  vn  enpfiench. 

:vs  chomen  si  von  im  in  not, 
30  von  im  nomen  si  den  tot: 

daz  selb  tet  ouch  er  von  in. 

da  di  nächste  nacht  chom  hin 

vn  iz  des  morgens  tach  wart, 

do  prueften  ein  auzvart 
35   die  verfluehten  Sychemiten 

ze  velde  durch  striten. 

Abymalech  sein  dinch  so  schvef, 

daz  vil  tovgen  svnder  ruef 

en  drev  getailt  wart  sein  diet: 
40   : :  drin  schäm  er  si  schiet 


7.  8  tiete:  haete  10  vil         23  ze  25  unt?         29  sas 

40  z^ 


112     BRÜCHSTÜCKE  MHD.  DICHTUNGEN  HI 

mit  einer  chom  er  selbe  f:r.       r* 

e  man  d:  zwo  nach  erchfr, 

do  het  er  beides  werch  geworhl: 

er  was  cbfn  vn  vnervorht. 
45  die  purger  entwichen, 

die  iag^'nden  nach  strichen 

vn  Irib'ns  in  ir  veste. 

do  belagen  die  geste 

Sychem  die  stat  mit  gewalt. 
50    Abymalech,  der  helt  palt, 

grozzer  vnmvzze  pflach: 

er  stvrmet  alle  den  tach, 

vnz  daz  er  an  ir  aller  danch 

nach  in  in  die  stat  dranch 
55    vn  die  seinen  alle  mit. 

si  zerfvrten  mit  vngepitc 

gahes  in  chvrlz'n  stvnden, 

swaz  si  aiifrebtes  fvnden. 

die  in  tvrnen  gewesen 
6)   warn,  di  eilten  genesen 

mit  havfTen  in  den  petesal 

fN*r  Berit  vü  Baa. 

do  daz  Abymalech  gesach, 

ZV  den  seinen  er  do  sprach: 
65    'wol  dau  alle  mit  mir. 

swaz  ich  t^n,  das  tU  ouch  ir.* 

ditz  geschach  vil  palde. 

si  eilten  gen  dem  walde 

mit  im  ze  Selmon  auf  den  perch. 
70   ern  worhte  do  nicht  waehez  werch: 

ab  einem  povm  er  einen 

sluch  vn  truch  den  selb*n 

auf  seiner  achsel  her  dan: 

also  taten  alle  sein  m  : : . 
75   hie  mit  giengen  si  hin  wider 

vn  legten  daz  gehvltze  | 

4t  fvr        42  di        62  Baal        71  einen  ast        72  den  selben  last 
74  man        76  nider 


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BRUCHSTÜCKE  NHD.  DICHTUNGEN  HI  113 

al  vm  vu  ym  da;  peteh  | 

Abym  :  lech  : :  chet  einen  :  avs 

von  fewer  vö  von  flammen. 
80   totlcichez  grisgramen 

hveben  sich  do  weib  vn  man,      v' 

do  im  daz  fewer  ze  werch  pran. 

Ir  lagen  da  wol  toysent  lot 

von  rouch  vn  ouch  von  fewers  not. 
85       Nach  dirre  grozzen  fraise 

chert  er  sein  raise 

gegen  Thebes  von  dannen. 

er  schuef  mit  seinen  mannen, 

daz  si  Thebes  bessezzen. 
9()   ein  tail  : :  n  turn  rsezzen 

hiez  er  mit  im  gaben. 

ein  ttrn  lach  ouch  da  nah'n 

wol  en  mitten  in  Sychem: 

selb  gabt  er  z^  dem 
95    durch  räche,  wan  er  weste  wol, 

daz  er  lovte  waere  vol, 

d::  den  t^rn  wollen  wern, 

ir  weih,  ir  chint  do  wolden  nern. 

er  was  veste  vn  hoch: 
100   auf  den  trost  dar  zt  zoch 

die  diet  ab  andern  tvrnen. 

si  wollen  gern  erzvrnen 

Abymalech  der  frech. 

nv  vernemt,  wie  er  sich  rech. 
105   in  seinem  tobzorn  er  lief 

i<  dem  t^rn  vnde  rief, 

daz  man  fewer  prsehte  dar. 

vil  schir  wart  er  gewar, 

daz  der  tvrn  wol  ze  wer 
110   geahtet  was  engegen  dem  her 

mit  serchgern  vil  g>'ten 

vir  von  lovten,  di  des  h^ten. 


77    petehavg         78  Abymalech  machet   einen  savs         8t  hveb  sich 
do  voa?      82  in      verch       90  der  stvrmrsezzen?       97  die      102  wolle? 

Z.  f.  D.  A.  neue  folge  VI.  8 


114  BRUCHSTÜCKE  MHD.  DICHTUNGEN  HI 

die  prustwer  was  ouch  geladen 

m : :  stainen  auf  der  veinde  schaden. 
115   avch  was  ein  aerichger  her  ftr 

....  et  vber  des  tvmes  Ur. 

h  .  .  .  .  r  dem  hin  zv  er  dranch 

.  .  .  ymalech  :  n  alle  d :  r  danch, 

die  :es  tvrnes  pflagen 
120   vn  da  ze  h^te  lagen. 

ein  fewre  er  hin  durch  pot :    ,   «?* 

er  gedaht  auf  ir  aller  tot, 

die  da  inne  warn. 

nv  begvnd  ouch  sein  varn 
125   auf  dem  ierhger  ein  weip: 

von  der  verlos  er  den  leip 

do  lach  ob  einer  hikch'n 

ein  stain  ze  zwain  stukchen 

von  ein  ander  zechlobn: 
130   daz  ain  tail  He  si  von  oben 

ab  dem  aerhger  ze  tal: 

daz  viel  im  auf  di  hirnschal. 

als  Abymalech  des  enpfant, 

daz  im  von  eines  weibes  hant 
135    der  snelle  tot  was  gegeb^'n 

vn  er  nicht  langer  moht  geleb  |  , 

do  rief  er  seinem  wafTentragen. 

er  sprach;  'owe,  sol  man  nv  sagen, 

daz  mich  ein  weih  erslag'n  hab, 
140   des  lasters  chvm  ich  nimmer  ab. 

zeuch  ouz  palde  dein  swert: 

la  mich  von  dir  sein  gewert 

des  todes,  daz  di  lovte  sehen, 

daz  iz  von  manne  sei  geschehen.' 
145   er  tet,  als  er  im  gepot; 

er  slfich  in  vol  vnz  auf  den  tot. 
Hie  hat  Joathanes  flfich 

pracht  in  gotes  vngeruch 


114  mit         116.  117   weift  ich  das  fehlende  nickt  mit  Sicherheit  zu 
ergänzen         118  Abymalech  an  alte  der         119  des        136  geleben 


BRUCHSTÜCKE  MHD.  DICHTUNGEN  UI  115 


aller  Sycheniiten  hail. 

150   des  flueches  ist  daz  ander  tail 
auf  Abymalech  gelegen, 
wan  er  verworhte  goles  segen, 
do  er  sein  prveder  sUch. 
mit  den  er  daz  mort  an  trucb, 

155    die  sint  ouch  gelegen  alle 
in  des  flueches  valle, 
die  Joathan  <ber  si  sprach, 
do  er  sich  mit  fluech  räch, 
als  ir  e  \\o\  hat  vernomen. 

160   er  sprach,  ein  fewer  solte  chomen 


vn  ouch  pei  Josue  seit        2r* 

daz  ist  belib*'n  so  lange  zeit 

an  widersprach, 

daz  erz  wol  svnder  räch 
165    vn  ane  streit  mohte  han. 

\\'\\  er  ze  vnserm  erbe  han 

dehainer  slahte  zvversicht, 

als  er  von  mvtwillen  gibt, 

so  hat  er  sich  da  mit  verzig^n, 
170    daz  er  so  lange  hat  verswig*n: 

seit  er  des  nv  gervchte, 

daz  erz  e  nie  gesvchte, 

so  mag  er  vns  wol  lazzen  frei. 

sagt  im,  daz  er  geAvaltich  sei 
175    vber,  daz  Chamos  besezzen  hab, 

vii  tf  sich  vnsers  erbes  ab. 

ich  wil  lutzel  noch  vil 

in  seines  gotes  marchzil 

schafTen  noch  gewinnen: 
ISO   wil  er  dar  vber  beginnen 

streiten  vm  vnser  crblant, 

dar  nach  rieht  ich  mich  zehant.' 

hie  fvren  di  poten 

vii  taten,  «ils  in  was  gepotn: 

165  /.  lai) 

8* 


1 16  BRÜCHSTÜCKE  MHD.  DICHTUNGEN  HI 

185    gegn  Amoni  si  gahten, 

ffr  den  chvnich  si  brahten 

ir  lantherren  potschaft'. 

mit  hohfart  Ta  mit  grozzer  cbraft 

si  den  chvnich  fvnden 
190   an  den  selb^^n  stvnden. 

Waz  sol  ich  nv  sagen  nie? 

Amon  der  enpot  Jepte 

veintleich  vn  also, 

daz  sich  Jepte  starcher  dio 
195   verstfnt  pei  den  mseru. 

wie  div  m«r  waern, 

daz  ist  ze  sagen  ze  lanch. 

Amon  vaste  dar  nach  ranch, 

daz  er  Jepte  vertrib. 
200   daz  aber  Jepte  belib, 

in  seinen  ern,  daz  |  r* 

alsvs  st^nd  ir  p  | 

nv  sanl  got  seine 

Jepte  ze  volleist 
205   als  er  do  mit  war 

daz  gab  im  so  new  | 

vn  so  manleich^n  sin 

daz  ze  allen  dingen  sein  | 

vii  dester  paz  was  gestalt: 
210   gvt  gedinge  tet  in  palt. 

hie  mit  f>^rt  Jepte 

von  Maspha  vii  von  Manasse 

manigen  streitgernden  man 

auf  di  veint  mit  im  dan. 
215   swaz  er  gepot  vi?  pat 

vber  al  die  von  Galaat, 

des  warn  si  im  gehorsam. 

als  er  mit  im  ze  velde  cham, 

auf  ze  himel  er  do  sach: 
220    ze  got  er  seine  wort  sprach  : 

'ich  lob  dir  hevte,  herre  got, 

201 — 208  die  ecke  weggerifsen 


BRÜCHSTlCKE  MIID.  DICHTUNGEN  Öl  117 

ob  dein  genade  vü  dein  gepot 

mir  an  den  veinden  siges  gan, 

swen  ich  sigehaft  her  dan 
225   wider  ze  lande  cbere, 

so  lob  ich  durch  dein  ere, 

swaz  mir  alrest  widervar 

auz  meinem  havs«  des  nim  dv  war; 

wan  ich  dir  daz  opfern  wil, 
230   iz  sei  lutzel  oder  vil.' 

nach  dirre  lovttern  pet, 

di  er  mit  anthaizze  tet, 

do  chert  er  di  veind  an: 

swes  er  ze  Un  began, 
235    daz  gie  allez  ffr  sich. 

von  Arder  vnz  an  Mennich 

verdarbt  er  lovt  vn  lant: 

mit  vil  gewaltiger  hant 

zef^rt  er  vn  störte, 
240  swaz  den  chvnich  an  gehorte. 

I  e:  willen  er  sich  räch        ^ 
I  ch  : .  :  r  in  zebrach 
I  :  anne  schiet 
I  er  vndertanen  diet 
245  I  r  palde  gachte 

I  anthaiz  er  gedahte 
I  : :  g :  nd  :  nahen 
I  ....  0  chom  in  gah'n 

ein  vil  minnenchleiche  magt 
250   (di  was  sein  tohter,  so  man  sagt) 

gegen  im  mit  ir  gespilen: 

frovde  enmohte  sei  niht  bevilen 

durch  die  lieb'n  m«ere, 

daz  ir  vater  chomen  waere. 
255   ze  anpfange  was  ir  gach, 

si  vor  vii  ir  gespilen  nach 

mit  hierpfen  vi!  mit  tambvrn. 

der  valer  begvnde  trvren. 

*owe',  sprach  er,  'dirre  not: 
260    dein  frovde  ist  meiner  frovden  tot. 


118  BRUCHSTCCIIE  MHD.  DICHTUNGEN  III 

ich  hau  deiner  frovden  leb 

mit  anthaizz  ze  opfor  gegeb**!! 

dem  gewaltigen  got: 

nv  getar  ich  vor  seinem  gebot 
265    des  anthaiz  nicht  ab  gesten: 

sein  wille  mvz  an  vns  ergen.* 
Der  wol  herlzetiaft  man 

so  hertzenleiche  not  gewan 

vn  trovret  so  harte, 
270   daz  er  ab  im  zarte 

sein  gewant,  daz  er  trfich. 

sein  chlag  was  pitter  gen^cii, 

wan  der  piderb  Jepte 

enhet  svn  noch  tohter  me: 
275    si  was  sein  ainegez  parn. 

nv  moht  iz  anders  nicht  gevarn, 

wan  als  iz  do  mfste  sein. 

di  magt  sprach:  lieber  vater  mein, 

seit  dich  got  hat  gewert, 
280   swes  dv  an  in  hast  gegert, 

seit  er  dich  ze  chem v" 

vn  dir  ze  helfe  selbe  .... 

wider  den  chvnich  von  A  :  o  : , 

so  gib  ouch  im  daz  widerlon, 
285   daz  dv  im  gehiezzte 

dar  vm,  daz  er  dich  !i :  zze 

an  vnsern  veinden  gesigen. 

sol  ich  dar  vm  tot  geligeu, 

so  ist  mein  tot  wol  bewant. 
290   aines  ding :  s  wis  gemaut, 

daz  dv  mi 

erlovbest  zwair  moned  .... 

auf  den  pergen 

daz  ttn  ich  :  agt  .  .  .  .  be 
295    vm  anders  : : :  aine:  rvem, 

wan  daz  ich  meinen  magtvem 

261  leben        281  cherapfen  nam        283  cham        284  Amon        285 
gehiezze         291  ff"? 


BRUCHSTÜCKE  MHD.  DICHTUNGEN  IH  119 

bechlag  vn  bewaine. 

nicht  enla  mich  aine: 

haiz  mein  gespilen  pei  mir  sein, 
300   daz  si  sich  doch  nieten  mein 

vn  mein  ivgent  helfen  chlagen 

pei  mir  in  den  selben  tag'n/ 

Jepte  des  verhängte: 

vii  schon  si  im  :  anch  : : . 
305  alle  ir  gespilen  g 

sich  des  nicht  enw 

si  gieng^n  mit  der  rain  . . 

vn  hvlfen  ir  bewainen 

ir  vil  minnencleiche  ivgent, 
310   ir  magttm  vii  ir  edele  tvgent 

die  tag  alle  vnz  auf  den  tach, 

do  ir  tot  an  gelach. 

do  Cham  di  niaget  wider 

vn  strahte  sich  dar  nider 
315   ffr  ir  vater  Jepte. 

swie  iz  im  von  grvnl  tet  we, 

doch  was  er  got  gehorsam: 

der  magt  er  daz  lehn  benam 

vn  opfert  nach  der  e  gepot 
320   di  svzzen  magt  dem  ra  : : : :  got. 

D 

SuppL  2714,  ein  peryamentblati  in  fol.  am  dem  anfange 
des  vierzehnten  Jahrhunderts:  jede  seile  enthalt  zwei  spalten  zu 
je  33  versen,  die  zwischen  linien  stehen  und  am  ende  eineti  punkt 
zeigen:  die  ungraden  beginnet^  mit  einer  herausgerückten  majuskel. 
der  bnchbinder  hat  die  Vorderseite  zur  rUckseite  gemacht,  dieses 
fragment  gehört  in  das  1  buch  Samuels  (cap.  14.  15):  in  nr  2690 
(—  W)  entspricht  ihm  69r"/f;  vgl.  Schütze  i  158 /f. 
vor  nacht  ezze,  daz  der  gebn       r° 


301  daQchte        305  A?        307  rainen        320  rainen? 
vor  1  in  iß^:  Saal  der  chvnich  gap  do  sa        mit  vrteil  »oiheii  ban, 
ob  in  dort  (/.  inder?)  kein  man         l  der  sein  lebn  ßf' 


120  BRUCHSTÜCKE  MHD.  DICHTUNGEN  III 

ze  büzze  solde  sein  leben, 

e  si  den  sick  erstrilen  gar. 

nu  wart  alda  vber  al  die  schar 
5    gesagt  des  chuniges  echte  ban. 

Jonathas,  der  werde  man, 

sich  alda  so  sere  vervacht, 

daz  im  von  grozzer  vnmacht 

in  hungers  not  sein  chraft  verswant« 
10   do  vant  der  freche  weigant 

in  einem  boume  honiges  vil: 

daz  az  er  an  dem  gelben  zil, 

vntz  der  ellenthafte  man 

gar  sein  chraft  gewan. 
15       Seiner  gesellen  einer  sprach, 

do  er  den  degen  ezzen  sach: 

'wie  tflstv  so?  des  sol  nicht  sein: 

verboten  hat  der  valer  dein, 

daz  vor  nacht  nieman  ezzen  sol.' 
20    der  degen  sprach :  *nu  sich  ich  wol, 

daz  meines  vater  geher  rat 

sich  hie  an  vergehet  hat 

vnd  sein  selber  vergezzen. 

liez  er  daz  leut  ezzen, 
25    so  mocht  ein  man  sich  dester  paz 

erwern.     nu  soltu  wizzen,  daz 

vns  baz  milste  gelungen  sein, 

ob  alhie  der  vater  mein 

biet  der  echte  pan  vermiten: 
30  \v'\r  betten  dester  paz  gestriten, 

so  wir  die  chraft  hetten, 

daz  wir  mit  chreften  teten 

da2  beste,  daz  ie  geschach.' 

do  der  degen  daz  gesprach,        r^ 
35   er  gahet  vf  die  beiden: 

der  streit  was  vngescheiden. 

e  daz  die  chomenden  diet 


2  solde  i^ebn  JF       23  selbes  ßß^         24  hiez  fF       25  mochten  sie 
sieh  M^        37  chomende  ßT 


BRÜCHSTÜCKE  3IHD.  DICHTUNGEN  ffl  121 


von  dem  selben  streit  sohlet, 
die  vaigen  beiden  vnd  ir  schar 

40   warn  tot  gelegen  gar, 

vnd  ir  was  wenich  vnder  in 
von  dem  streit  chomen  hin. 

Do  der  ahnt  ane  vie 
vnd  des  pannes  zii  zergie, 

45   daz  si  warn  an  chreften  chranch, 
der  grozze  hunger  si  des  twanch, 
daz  si  vil  vihes  stögen  nider: 
mit  ezzen  si  gewunnen  wider 
ir  chraft  nach  chrancheit,  e  si  got 

50   geopferten  nach  dem  gebot, 
daz  in  der  e  verboten  was. 
da  mit  daz  leut  vf  sich  las 
des  chuniges  zorn.    der  machte  sa 
got  einen  grozzen  alter  da, 

55   dar  vf  er  got  prachte  do 
sein  opfer.    do  daz  was  also, 
er  hiez  den  ewarten  ervarn 
vmme  got,  ob  er  der  beiden  scharn 
nach  solde  iagen  oder  nicht. 

60   do  wart  im  vmme  die  geschieht 
chein  antworte  do  geseit. 
vmme  daz  vorchtliche  leit 
rieten  si  vnd  hiezzen 
mit  ir  loz  liezzen, 

65  wie  si  gegen  got  teten, 

vmme  daz  si  in  erzürnet  heten. 

Do  tet  in  daz  loz  erchant,        v 
daz  Jonathas  der  weigant 
den  ban  verschuldet  bete. 

70   dar  vmme,  was  er  tete, 

des  fragtens  in:   er  tet  in  chunt 
mit  warbeit  an  der  selben  stunt, 


4 


38  !gesohiet  ^         46  des]  do  ff^       62  vorchtliche]  wortteicheichen 
(iol)    H^         vor  leit  getilgt  not  D         63  rieteD]  biten  A^ 


122     BRUCHSTÜCKE  MHD.  DICHTUNGEN  Ul 

wie  er  daz  honich  az  vor  not, 

als  im  die  grozze  vnniacht  gebot, 
75    vnd  weste  nicht  des  chuniges  ban, 

den  er  gegeben  het  dar  an. 

do  sold  han  den  lip  verlorn, 

als  in  der  e  do  was  gesworn, 

daz  der  ligen  solde  tot, 
80   der  preche,  daz  die  e  gebot 

vnd  daz  der  chunich  ze  banne  tet. 

mit  dro,  mit  rat,  mit  bet 

wart  im  daz  iebn  do  ernert 

vnd  sein  sterben  do  erwert; 
85   wan  si  do  sprachen  alle 

mit  gemeinem  schalle, 

im  solte  nieman  ein  har 

an  rüren,  wan  er  do  für  war 

den  sick  in  allen  bete  erstriten 
90   alein  mit  menlichen  siten, 

gelucke,  selde  vnd  heil 

vnd  ir  hohsten  seiden  teil. 

da  von  mAst  er  sicher  wesen 

vnd  des  todes  da  genesen 
95    durch  sein  freche  manheit: 

des  der  chunich  mAst  sein  bereit, 

swie  er  dran  breche  seinen  eit, 

seinen  ban  vnd  sein  warheit,  J 

daz  ouch  sere  was  wider  got 
100    vnd  wider  sein  gebot;  v* 

wan  got  gewer  ist  vnd  recbt 

vnd  in  seiner  warheit  siecht, 

so  sol  man  im  mit  warheit  siecht 

sein  vnd  zallen  ziten  recht. 
105       Saul  der  chunich  cherte  sa 

wider  heim  in  Galaa 

vnd  richte  freuntliche 

die  israhelischen  riebe, 

77  er  (hinter  sold)  fMt  auch   W         78  da  was  erdiom  W       81 
pannen  W        103.  104  fehltn  9^ 


BRUCHSTÜCKE  MHD.  DICHTUNGEN  H[  123 

daz  im  begunden  sere 
110    göt  wachsen,  freuut  vnd  er, 

daz  in  die  beiden  uanien  e 

vnd  mit  gewalt  taten  we. 

si  miisten  e  mit  armcbeit 

tragen  ermcblicbeu  cbleit, 
115   beide  man  vnd  weip: 

die  weip  zierten  ir  leip, 

die  cbrancheu  chleider  trugen  e, 

vnd  mit  gewalt  taten  we. 

si  lebten  e  mit  armciieit, 
120   die  furbaz  trugen  gilte  chleif. 

Do  Saul  der  cbunich  also  lebte 

vnd  in  dem  besten  fride  swebte, 

do  cbom  zA  im  an  einem  tage 

Samuel  der  weifsage 
125   vnd  sprach  zO  im:  ist  dir  nicht  chunt, 

swaz  vnserz  herren  gotes  muut 

von  Amalech  gesprochen  hat? 

daz  durch  seine  missetat 

solde  vf  aller  erden 
m   sein  nam  vertiliget  werden 

vnd  alle  sein  frucht  zerstöret  gar. 

nu  bereite  dich  vnd  var 

E 

Suppl  2915,  zwei  zmammeuhänyenile  pergamentblälter  in 
qkiarto  von  der  grenze  des  dreizehnten  und  vierzehnten  Jahrhunderts, 
jede  seile  enthält  zwei  spalten  zu  42  verseil  zwischen  linien  mit 
einem  punkt  am  eiide  und  einer  majuskel  am  anfange,  die  schrift 
dieses  fragments,  das  in  das  2  6tic^  Samuels  gehört,  ist  nainent- 
lieh  auf  den  drei  ersten  seiten  so  verblasst,  dafs  die  entzifferung 
des  ganzen  viel  zeit  in  anspmch  nehmen  und  auch  die  äugen  nicht 
wenig  angreifen  würde»  ich  begnüge  mich  deshalb  mit  den  folgenden 
angaben. 


lOD  begvnde  ff'        HO  vrevde  ff^        122  den  h.  eren  ff         1*29  al 
4er  ff 


124      BRUCHSTÜCKE  MHD.  DICHTUNGEN  UI 

Das  erste  hlalt  beginnt  (vgl.  Schütze  ii  158 /f) 

daz  her  enzwei:  die  geste 

lagen  vor  der  veste 

niht  verre  zu  einer  siten. 

do  lagen  die  Amoniten 

anderthalben  mit  ir  schar, 

die  ir  lantlfite  brahten  dar. 

do  der  wise  wigant 

Joab  vernam  vnd  daz  bevant, 

wie  die  beiden  lagen  usw. 
das    erste    hlatt    schliefst   mit   dem    verse    ("«—    Schütze   ii  163, 
V,  10  v.  0,) 

David  sprach  zu  dem  selben  man. 
das  zweite  hlatt  beginnt  mit  Schütze  ii  175  v,  12  v.  o.,  der  schlufs 
ist  (Schütze  u  177) 

Anion  sie  vz  triben  hiez: 

filr  die  tür  sin  kneht  sie  stiez, 

die  er  zuhant  nach  ir  besloz. 

do  wart  ir  leii,  ir  schäm  so  groz, 

daz  si  zarte  ir  gewant 

vnd  dacte  ir  houbt  mit  ir  haut. 

Wien,  den  22  dezember  1873.  JULIUS  ZUPITZA. 


GANYMED  UND  HELENA. 

FZarncke  hat  in  den  Berichten  der  k.  sächsischen  gesellschaft 
der  wifsenschaften,  philoL  hist.  classe,  Sitzung  vom  28  oct.  1871, 
eine  rhythmik  veröffentlicht,  welche  nach  seiner  atmcht  dem  13  Jahr- 
hundert, höchstens  dem  an  fang  des  14  angehört,  unter  den  darin 
benutzten  beispielen  findet  sich  audi  die  halbe  erste  Strophe  des 
rhythmns  Taurum  sol  intraverat,  jedoch  so  fehlerhaft  geschrieben, 
dafs  auch  das  Verhältnis  der  reime  verwischt  ist.  er  wird  be- 
zeichnet als  rithimus  (so  ist  dort  durchgehends  geschrieben)  ille 
antiquissimus.  es  war  also  ein  aus  alter  zeit  wol  bekannter 
rhythmns,  welcher  schon  deshalb  aufmerksamkeit  verdient. 


GANYMED  UND  HELENA  125 

Ganz  unbekannt  war  dieser  rhythmus,  was  dem  herausgeher 
entgangen  ist,  schon  damals  nicht,  Ozanam  hatte  bereits  1850 
in  seinen  Documents  inedits  pour  servir  d  thistoire  littSraire  de 
Vltalie  p.  19  die  ersten  5  Strophen  mitgeteilt,  Ozanam  stellt  im 
anschlufs  an  Giesebrechts  forschungen  die  würksamkeit  der  gramma- 
tiker  dar,  und  den  von  kirchlicher  denkungsart  fast  ganz  unberührten 
sinn,  welcher  in  diesen  kreifsen  herschfe,  die  folgetiden  Strophen 
unterdrückte  Ozanam  wegen  ihrer  Unanständigkeit:  cest  la  mnse 
de  Calulle  et  de  Petrone,  depouillee  de  ce  voile  d^elegance  qui  cou- 
vrait  ses  nudites.  allein  damit  wird  die  natnr  des  gedichts  nicfit 
richtig  bezeichnet,  es  ist  sehr  nackt,  aber  durchaus  nicht  lüstern; 
es  hat  vielmehr  etneii  sehr  ernstlich  sittlichen  zweck,  indem  es 
einem  nur  zu  verbreiteten  unwesen  der  zeit  entgegentritt,  freilich 
fehlt  ein  höherer  sittlicher  Standpunkt;  wird  dem  clerus  einerseits 
die  knabenliebe,  welcher  er  mit  Vorliebe  huldigt,  als  vtf^erflich 
dargestellt,  so  erscheint  dagegen  andererseits  die  concnbine  als  sach- 
gemäß und  selbstverständlich,  denn,  wenn  auch  übrigens  der  ge- 
sichtsh^eifs  ein  weiterer  ist,  so  zeigt  doch  str.  54,  da/s  vorzugs- 
weise cleriker  gemeint  sind,  wie  es  auch  bei  dieser  poesie  in  der 
natur  der  sadte  liegt,  in  ihr  aber  finden  wir  durchgehends  einen 
solchen  Standpunkt,  als  die  natürliche  folge  der  erzwungenen  ehe- 
losigkeit. 

Musten  min  die  eben  berührten  umstände  auch  jetzt  die  Ver- 
öffentlichung nicht  unbedenklich  eischeineti  laßen,  so  ist  doch  da- 
gegen zu  erinnem,  daß  es  nicht  unwichtig  ist,  die  gesellschaft  des 
mittelalters  auch  in  ihren  Schattenseiten  kennen  zu  lei^netL  dazu 
kommt  aber  femer,  daß  die  foim  des  gedichtes  es  zu  den  vollen- 
detsten erzeugnissen  der  mittelalterlichen  rhythmik  stellt,  mehr  fast, 
als  irgendwo  sonst,  finden  wir  hier  die  volle  behersdiung  der 
poetischen  spräche  des  zwölften  Jahrhunderts,  und  eine  Vertrautheit 
mit  der  götterweit  der  alten  dichter,  die  nicht  mehr  der  schule 
altein  angehört,  sondern  zum  völlig  freien  eigentum  geworden  ist. 
allein  anschein  nach  in  Frankreich  entstanden,  spiegelt  uns  dieser 
rhythmus  die  schule  von  Orleans  mit  ihren  Vorzügen  und  mit 
ihren  mangeln,  der  gleich  im  eingang  e^Moähnte  Ölbaum  scheint 
jedoch  nach  dem  südlidien  Frankreich  zu  verweisen. 

Man  begreift  vollständig,  daß  eine  solche  fnicht  der  cla^sisdien 
Studien  von  den  ernster  und  strenger  gesinnten  clerikeru  eifrig 
bekämpft  wurde,  und  man  darf  es  ihnen  nicht  vei  Übeln,     wol  aber 


126  GANYMED  UND  HELENA 

ist  zu  bedütieni,  dafs  mit  dem  leicht  fertigen  heidnischen  geiste  auch 
die  gelehrte  und  geschmackvolle  bildung  jener  schulen  ertüdtet  wurde^ 
während  doch  die  siegreiche  Scholastik  in  sittlicher  beziehung  bald 
noch  ärgerer  atisartung  verfiel. 

Die  ästhetischen  mängel  umers  rhythmus  bedürfen  nur  einer 
kurzen  andeutung,  die  redendefi  personeti,  Ganymed  und  Helena, 
anfangs  so  reizend  gesdiildert,  fallen  bald  vollständig  aus  ihrer 
rolle,  und  entfalten  die  erfahrnngen  alter  Wüstlinge,  abgesehen 
davon  aber  ist  die  formale  behandlung  in  ihrer  art  meisterhaft. 

Eine  abschrift  dieses  rhythmus  findet  sich  in  der  Berliner 
handschrift  B.  Santen.  28  fPertz  Arch.  8,  853),  die  aus  dem  Lüt- 
ticher  Jacobskloster  stammt,  und  stücke  aus  verschiedener  zeit  ent- 
hält,  f.  20  in  schrift  des  beginnenimi,  \i  Jahrhunderts,  noch  findet 
sich  sporadisdi  ^  für  ae,  was  idi  jedoch  als  zufällig  tmd  ganz 
inconseq;uent  nicht  wiedergegeben  habe,  am  sddufse  steht  Explicil 
istud  opus,  subsequitur  melius,  das  befsere  werk  ist  das  bekannte 
gedieht  von  Phyüis  und  Flora,  gedruckt  Carmina  Burana  p.  1 55  — 165. 
es  ist  allerdings  weniger  anstöfsig,  aber  mindestens  ebenso  leicht- 
fertig, mehrere  stellen  unsers  rhythmm  sind  absichtlich  zerkratzt  > 
um  diese  herstellen  zu  könnef^,  bedurfte  es  einer  collation  der 
bekannten  römischen  handschrift  Christ.  344  fol.  31,  welche  ich 
herni  dr  AMau  verdanke,  beide  exemplare  sind  sehr  coirect  ge* 
schrieben,  so  dafs  über  den  text  kaum  ein  zweifei  bleibt,  abgesel^en 
von  einigen  Varianten,  welche  von  gelinger  bedeutung  sind,  ich 
lege  die  Berliner  hs.  (B)  zu  gründe,  und  verzeichne  die  abweichungen 
der  römischen  hs.  (B),  ohne  kleine  orthographische  eigentümlich- 
keiten  zu  berücksichtigen. 

Ozanam  hat  eim  andere  vaticanische  handschrift  2719  foL 
85  benutzt,  welche  er  mch  dem  \2jahrh.  zuschreibt,  sein  abdruck 
ist  voll  von  fehlem,  welche  augefischeinlich  lesefeUer  sind,  und  des- 
halb keiner  anführung  bedurften. 

Berlin.  W.  WATTENBACH. 


GANYMED  UND  HELENA  127 

1  Taurum  sol  intraverat,  et  ver,  parens  florum, 
Caput  exeruerat  floribus  decorum. 

sub  oliva  recubans,  herba  dante  toruni, 
delectabar  dulcia  recolens  amorum. 

2  Odor  florum  redolens,  temporis  iuventus, 
aura  lene  ventilans,  avium  concentus, 
dum  lenirent  animum,  sopor  subit  lentus, 
qui  non  esset  utinam  oculis  ademtus. 

3  Nam  videre  videor,  quod  Prix  et  Lacena 
verno  stabant  gramine  pinu  sub  amena. 
cultus  illis  regius,  Facies  serena, 
contendebat  lilio  frons  et  rose  gena. 

4  Videbantur  paiiter  humi  consedisse, 
videbatur  vultibus  humus  arrisisse. 
talem  formam  fama  est  deos  induisse: 
mirabaotur  facies  pares  invenisse. 

5  Ergo  verba  variis  conferunt  de  rebus, 
deque  suis  iovicem  certant  speciebus, 
ut  si  Phebe  lucida  litiget  et  Pliebus: 
femine  se  comparat  impudens  ephebus. 

6  Hec  iamVirum  siciens  et  matura  toris, 
iam  parumper  senserat  stimulum  amoris: 
urit  iilam  Frigius  unici  decoris, 

et  iam  calor  intimus  se  fatetur  foris. 

7  Hospes  ubi  amor  est,  se  pudor  absentat: 
iam  pudorem  virginis  virgo  non  retentat, 

et  quia  non  poscitur,  poscit  hunc  et  temptat, 
Uli  sinum,  oscula,  gremium  presentat. 

8  Erant  ambo  viridem  super  herbam  strati, 
et  futuri  fuerant  copula  beati, 

sed  ignorans  Frigius  vicem  predicati, 
applicat  se  femine,  tanquam  vellet  pati. 


1,  2  exercuerat  R       frondibus  Z  2,  4  oculis  utinam  R  und  0%a» 

naMy  der  freilich,  veternus  gelesen  hat  3, 1  vidisse  0  2  una  starent 
in  gr.  (?        4, 3  tales  deos  f.  e.  vultus  i.  R      tales  deos  f.  e.  formas  i.  O 

5,  4  invidas  0  was  vorzuziehen  scheint  6,  1  thoris  R     in  B  ist 

ein  kleines  h  übergeschrieben      2  senciens  B  7,3  <:ed  ^  8,2  fa- 

tnre  R 


128  GANYMED  UND  HELENA 

9    Sentit  Uta  vicium,  sentit  et  miratiir: 
ergo  Frigem  refugit,  Frigem  execratur, 
naturam  vituperat,  superos  causatur, 
quod  tarn  pulcra  facie  monstrum  induatur. 

10  Res  utrumque  moverat  in  contencionem, 
plus  hec  laudat  feminam,  plus  hie  pusionem. 
judices  qui  terminent  istam  questionem, 
Naturam  constituunt  atque  Hationem. 

11  Scandunt  ergo  pariter  equos  absque  inora; 
festinäntes  tercia  videt  hos  aurora, 

donec  illos  accipit  orientis  ora: 

hie  Nature  domus  est,  hnc  deflectunt  lora. 

12  Jovis  in  palacio  genitrix  Natura, 
de  secreta  cogitans  rerum  genitura, 
hilem  multifaria  vestiens  flgura, 

certo  res  sub  pondere  creat  et  mensura. 

13  Comes  heret  Ratio,  cuius  sub  censura 
nata  facit  crescere,  serit  nascitura. 

sexus  miscent  impares,  quorum  ex  mixtura 
diversorum  generuro  provenit  fetura. 

14  Stat  et  Providencia  celsior  slatifra, 
quam  Nature  genitor  mente  gent  pura. 
illam  nee  preterita  fallunt  nee  futura, 
eins  est  pre  oculis  omnis  creatura. 

15  *En'  hec  ait  *video  duos  advenire 
elegantis  decoris,  venustatis  mire. 
miror  quod  hos  potuit  terra  parturire, 
quibus  posset  filiis  celum  superbire. 

16  Lites  ferunt  invicem,  videor  audire: 

scio  controversiam,  sed  nee  velleni  scire. 
deos  jam  videbitis  omnes  huc  coire.' 
dixerat,  et  ita  rem  vident  evenire. 

17  Fama  Jovem  excitat  et  Jovis  heredes, 

plus  hos  trahit  Helena,  plus  hos  Ganimedes. 

9,4  munstram  B  10,3  terminant  R         11,  t  Sedent  B       abque 

R      3  hora  B  12, 2  steht  nach  3  R      cogitat  R      3  ylem  i?     4  sii- 

pondere  R         13, 1  Comes  erat  R       3  miscet  R  14,  2  natura  BR 

3  non  pr.  B  15,1  ait  ecce  y.  Ä       3  bis  16,2  fehlen  R         16,3  hoc 

omnes  B 


GANYMED  UND  HELENA  129 

patuit  palacium,  patuere  sedes, 
maiestate  superi  ceisas  implent  eües. 

18  Dardanus  et  Tindaris  Interim  fenmtur, 
atria  palatii  iam  ingrediuntur. 
linquimt  equos,  aiireis  gradibus  nituntur, 
edes  intrant  superas,  siibiti  cernuntur. 

19  Improvisus  cernitur  piier  introire, 
qualis  solet  liicifer  diem  prevenire. 
tunc  videtur  oculis  cuncta  faslidire, 
indignatur  facies,  hominem  vestire. 

20  Aurea  cesaries  vellus  imitatur, 

puro  quod  a  Seribus  croco  coloratur. 
hec  dum  supercilium  tangere  conatur, 
frontis  a  planicic  refuga  crispatur. 

21  Distant  supercilia  spacio  decenti, 
dulce  micant  oculi  radio  latenti; 
OS  invitat  osculum  siraile  poscenti, 
tota  ridet  facies  blanda  blandienti. 

22  Helena  subsequitur  paulum  rubicunda, 
adhuc  virum  nesciens,  adhuc  verecunda, 
qualis  exit  Cinthia  Tbetidis  ab  unda, 
nee  est  ipsa  puero  facie  seeunda. 

23  Partim  nexu  libera  coma  spatiatur, 
tricatura  nexili  partim  complicatur. 
frontis  hec  ab  apice  rede  disgregatur, 
frons  verenti  similis  panim  inclinatur. 

24  Sedet  supercilium,  oculus  lascivit, 
pulcre  nasus  eminet,  oris  color  vivit. 
suo  Venus  nectare  oscula  condivit, 
manu  deus  propria  mentum  expolivit. 

25  Et  ne  decor  lateat  coma  largiore, 

hanc  ad  aures  removet  binc  et  hiac  ab  ore. 
tunc  apparet  facies  similis  aurore, 
que  Ventura  mixta  est  roseo  candore. 

17,4  magesUte  Äf"        tS2  itehl  nach  :\  R      4  regias  RF       19,4 
faciem  hominis  B         20, 2  Sericis  R       22, 1  Heiana  R       panim  R  y 
robieooda  B      2  vereconda  B    in  R  ist  zweimal  c  getetzt     3  Tetidis  B 
4  non  BF        23,  4  paulam  R        24,  2  orbis  R  25,  2  hanc  at>  aurc 

hinc  et  hinc  r.  ab  o.  5         4  venturum  R        nentratim  /' 

Z.  f.  D.  A.  neue  folge  VI.  0 


130  GANYMED  UND  HELENA 

26  Tunc  videres  superos  undique  gestire, 
Febum  calefieri,  Martern  lascivire, 
sicut  in  amplexibus  Venerem  gannire, 
quod  vix  illud  continet,  nefas  est  audire. 

27  Juppiter,  nee  pudor  est,  vocat  Ganimedem, 
scd  Natura  virgini  preparavit  sedem. 
grave  fert  de  puero,  quod  intravit  edem, 
illum  neque  filium  vocat  nee  heredem. 

28  Factum  est  silentium,  se  puer  erexit, 
contra  surgens  Helena  faciem  detexit. 
cause  fidens  prius  hec  in  certamen  exit: 
ad  banc  omnis  curia  oculos  deflexit. 

29  ^Ebeu'  inquit  Helena  ^doleo  super  te: 
sexum  mulieribus  invides  aperte. 

ordo  rerum  vertitur  et  lex  perit  per  te: 
ut  quid,  cum  non  generes,  genuit  pater  te  ?^ 

30  ^Gignat  senex  filios,  liberis  intentus, 
teuere  lasciviat  tenera  iuventus. 

ludus  hie  quem  ludimus,  a  das  est  inveatus, 
et  ab  obtimatibus  adhuc  est  retentus.' 

31  4IIa  tua  facies,  decus  hoc  decoris, 
una  tecum  occidet,  quoniam  uxoris 
semper  eris  nescius;  quam  si  forte  noris, 
reparabit  ülius  formam  genitoris.' 

32  'Non  banc  meam  faciem  volo  reparari, 
sed  placere  singulis  forma  singulari. 
illam  tuam  senio  vellem  deturpari, 
que  me  facit,  sencio,  parcius  amari.' 

33  '0  quam  felix  amor  est  in  diverso  sexu, 
cum  mas  fovet  feminam  mutuo  complexu. 


26, 1  undique  superos  H       2  ionem  laciaire  Rf^       3  et  sie  in  R 
21, 1  Jupiter  Rf^     3  prave  B      2S,  2  com  quo  s,  B      3  primitus  in  B  ß" 

4  oculos  curia   R  29  Hie  incipiunt   causari  R  am  rande.    m  B 

sind   die    namen    der   personen   den   Strophen   vorgesetzt,    doch   nieki 
immer  richtig;   in   R  weiterhin   puer  und  virgo        1  Heus   inq.  R 
2  nach   Z  Rf^        4  Cur  cum  non  genueris  R         30,  1  pueros  poeiis  R 
2  lasciviet  B       32, 3  perturbari  B      4  serio  B  V       33,  2  mutuo  femiiiam 
amplexu  R 


GANYMED  UND  HELENA  131 

coutrabuutur  hie  et  hec  natural!  flexu: 
aves,  fere,  pecora,  gaudent  isto  nexu/ 

34  ^Nou  aves  aut  pecora  debet  imitari 
homo,  cui  datum  est  ratiocinari. 
rustici,  qui  pecudes  possunt  appellari, 
hii  cum  mulieribus  debeut  inquinari.' 

35  ^Nullus  aiuor  pueri  tangit  unquam  pectus, 
sed  cum  marem  femiue  iungit  idem  lectus, 
hie  est  nexus  competeos,  hie  est  ordo  rectus, 
nam  in  sexu  dispari  compar  est  affectus.' 

36  ^Impar  omne  dissidet,  recte  par  cum  pari, 
elegant!  copula  mas  aptatur  mar!. 

si  nescis :  articulos  decet  observari, 
hie  et  hie  gramatice  debent  copulari.' 

37  *Cum  plasmator  hominis  hominem  formaret, 
studuit  ut  feminam  viro  plus  ornaret, 

ut  ad  nexum  femine  virum  invitaret, 

et  ne  plus  quam  feminam,  virum  vir  amaret.' 

38  'Feminam  diligere  dixerim  decorum, 
forma  si  respondeat  honestati  morum. 
sed  et  nupte  maculant  genialem  toruro, 
et  innupte  faciunt  de  se  vile  forum.' 

39  ^Erubeseant  masculi,  doleat  natura; 
de  nature  vinculo  non  est  viris  cura. 
miscet  venus  masculos  steril!  iunetura, 
puer  sexus  inmemor,  sua  vendit  crura.' 

40  'Approbatis  opus  hoc  seimus  approbatum, 
nam  qui  mundi  regimen  tenent  et  primatum, 
qui  censores  arguunt  mores  et  peccatum, 
hii  non  spernunt  pueri  femur  lievigatum.' 

41  *Ut  agentes  transeam,  quos  furor  accendit, 
nulla  vos,  o  pueri,  ratio  defendit. 

4  isto  gaudent  H  35  und  36  sind  in  B  vertauscht  35, 1  Nullus 
ioquam  solidum  Ungit  anior  pectus  R  2  iungit  amor  lectus  R  3  est 
sensus  c,  R  4  effectus  R  37,  t  hominum  h.  crearet,  superscr,  vel 
fonnaret  R  3  marem  R  38,  t  dicerem  R  2  honeste  B  3  geniale 
B  V  thorum  R  39, 2  viris  non  est  R  3  impares  R  4  viro  vendit 
Bf  wie  0S  scheint,  die  stelle  ist  verlöscht  und  nachgezogen  41, 1  ad* 
gentes  R      ascendit  R 

9* 


132  GANYMED  LND  HELENA 

voluptatem  puer  hie  ullam  non  attendit, 
unde  multo  gravius  peccat  et  offendit.' 

42  *Odor  lucri  bonus  est,  lucrum  nemo  vitat: 
nos,  ul  verum  fatear,  precium  iuvitat. 
hunc,  qui  vult  ditescere,  ludum  non  dimittal: 
pueros  hie  evehit,  pueros  hie  dital/ 

43  ^Ut  iam  non  sit  pueris  istud  imputatum, 
nuUa  senem  ratio  reddit  excusatum. 
rideo,  eum  video  senem  obstinatum: 
talis  in  eanicie  ludus  est  peceatum/ 

44  'Non  exeuso  veteres,  quos  aceusat  etas. 
turpe  est,  eum  videant  iam  albentes  setas, 
ut  se  ludis  ingerant,  res  usurpent  letas. 
senes  puerieie  non  impouunt  metas/ 

45  'Die  puer,  cum  pueri  v*ultus  alternatur, 
eum  in  gena  vellus  est,  faeies  rugatur, 
frutex  est  in  peetore,  venler  asperatur: 
quid  fricator  impudens  de  se  meditatur?' 

46  'Virgo  die,  virgineus  deeor  eum  mareescit, 
eongelantur  labia,  eutis  exareseit, 

horret  supereilium,  oeulus  liqueseit: 
amans,  lieet  eupidus,  nonne  tune  langueseit?' 

47  'Subtus  esses  utinam  planus  et  apella, 
et  ibidem  fieret  mulieris  eella, 

ut  natura  viudiee  fieres  puella, 
qui  uature  turpiter  indixisti  bella/ 

48  'Vellem  me  sub  inguine  planum  et  apellam, 
sed  absit  ut  habeam  mulieris  cellam. 

faeit  hoc,  ut  feminas  odieus  repellam, 
nam  quid  inter  feminam  distat  et  sfsellam?' 

49  '0  nisi  reprimerer  tenero  pudore, 
iam  sine  rethorico  loquerer  colore. 


42,  2  lios  B  V     über  invitat  hat  R  irritat  vnd  am  rande  quos  nee  uenus 
nee  amor,  lucrum  hos  inuitat,  nach  v.  3  gestellt,  wohin  es  nicht  passt 
3  hie  R    luerum  R  44,3  quod  RF        usurpant  R        45,2  vallis  ß 

46, 1  cum  uirginis  deeor  euaneseit  77  A^      4  tepescit  jR      47,2  muliebris 
Rr     ZeiBF     4  induxisti  Ä      48,  i  muliebrem  Ä /'      3  feminam  Äf^ 

cxpellam  B      4  puellam  verbefsert  in  asellam  R 


GANYMED  üND  HELENA  133 

sed  sermone  pudor  est  uti  turpiore: 
male  sedent  turpia  virginis  in  ore/ 

50  'Ad  loquendum  turpia  venimus  parati, 
non  erit  hie  aliquis  locus  honestati. 
pudor  et  religio  sint  post  terga  dati: 
neque  parcam  virgini  neque  veritati/ 

51  'Quo  me  vertam  nescio,  nam  si  vice  pari 
turpia  non  dixero,  dicar  superari; 

quod  si  tibi  studeam  verbis  adequari, 
meretricem  sapiet  tarn  impure  fari/ 

52  'Quere  quem  decipias,  cui  sis  peregrina: 
scio  cui  obtuleris  gremium  supina. 

*ubi  tunc  simplicitas  erat  columbina? 
subito  de  Tayde  facta  es  Sabina.' 

53  'Vos  qui  vobis  maribus  mares  applicatis, 
qui  prodigialiter  viros  deviratis, 

nocte  vos  et  pueros  fede  maculatis: 
mane,  sed  hoc  taceo,  nefas  est  in  stratis/ 

54  'Vos  in  quorum  lectulo  dormit  concubina, 
quos  delectat  imbui  fece  Feminina: 

cum  se  vobis  aperit  Tays  resupina, 
scitis  quid  redoleat  Taydis  sentina.' 

55  'Tays  ölet  Taydem  Taydis  de  more, 
sed  puella  superat  baisam  um  odore, 
cuius  mel  in  osculo,  favus  est  in  ore: 
felix  qui  cum  virgine  fruitur  sopore/ 

56  'Cum  se  lecto  medius  Juppiter  bipertit, 

et  nunc  ad  Saturniam,  nunc  ad  me  se  vertit, 
ludum  tentans  pueri,  femine  prefert  it; 
cum  ad  illam  vertitur,  litigat  aut  stertit.' 

57  'Vestra  venus  sterilis  et  infructuosa, 
satis  mulieribus  est  iniuriosa, 

cum  mas  subit  masculum  vice  tam  probrosa 
et  mentitur  feminam  venus  monstruosa.' 


49,  3  loqui  R         50,  I  turpiter  B  F        parata  R        2  hie  erit  B 
51,  3  sed  81  yi         52,  3  foit  R         4  Taide  B,  nachhef'  immer  Tahis 
53  in  R  fo!g§n  sich  55.  54.  53      54, 1  iacet  R      3  reserat  R      55, 4  sa- 
pore  B      •    56,  4  qui  ad  R  dum  F       57, 3  vice  reprobosa  R 


134  GANYMED  CND  HELENA 

58  ^Nou  est  monstruosa  res,  monstnim  si  cavemus, 
patens  anlrum  scilicet  et  viscosum  nemus, 
antrum  cuius  fetor  est  omnium  extremus, 
antrum  quod  nee  pertica  nee  attingit  remus.' 

59  Tarce  loqui  turpiter,  parce  loqui  dure: 
ioquere  modestius,  o  puer  impure  I 

81  deferre  virgini  non  est  tibi  eure, 
defer  saltem  superis,  defer  et  Nature.* 

60  ^Si  verborum  faleris  sit  res  palliata, 
fallere  nos  potent  feditas  ornata; 
sed  non  erit  scoria  per  me  deaurata, 
fas  est  ut  materie  Teii)a  sint  cognata.' 

61  ^lam  pudoris  pallium  procul  abieetura, 
quia  eogis,  amodo  nude  sum  dietura: 
cum  TOS  illa  copulat  heresis  impura, 
Veneris  et  lacrimam  perdis  inter  erura, 
hal  si  nescis,  ibi  fit  hominis  iaetura. 

sermo  quidem  durus  est,  sed  res  magis  dura.' 

62  Inauditum  faeinus  puer  ut  attendit, 
linguam  Stupor  implicat,  rubor  os  ascendit, 
tepidus  ex  oculis  furtim  ros  descendit: 
rationis  indigens  sese  non  defendit. 

63  Silet  ille.  Ratio  surgit  ut  loquatur, 

rem  sub  breviloquio  prudens  moderatur. 
^non  est  opus  iudice,  nam  res,  inquit,  fatur: 
pace  loquar  pueri,  puer  superatur.' 

64  nie  refert:  'utique  contra  nichil  hisco, 

iam  cognosco  faeinus,  iam  quid  sit  addisco.' 

*ego  vero'  Delius  ait  *resipiseo.* 

^meam*  inquit  Juppiter  Mam  Junonem  glisco.' 

65  Vetus  a  eelicolis  heresis  fugatur, 
gaudet  chorus  virginum,  Juno  gratulatur, 
cum  Nature  filiis  Ratio  letatur, 

sub  assensu  publico  virgo  coronatur. 

58,2  antrum  patens  R      3  und  4  verlauscht  RT      60,2  amala  B 
3  curia  B         4  sit  /{        61,2  admodum  B        3  copulet  R       5  hominis 
ibi  fit  /{       6  sermo  rei  durus  Rf^        62  und  65  Auetor  ß  am  rande 
62, 1  Id  aud.  R        63  Ratio  ß  am  rande        4  parce  1.  puero  B        64,  t 
refert  equidem  R       2  ang^nosco  R       3  inquid  R 


GANYHED  UND  HELENA  135 

66  Üari  sibi  coniugem  poscit  hanc  Ideus, 
approbat  id  congruum  quisquis  adest  deus. 
felix  hos  feliciter  iungit  himeneus, 

sonat  vox  leiicie:  somnus  abit  meus. 

67  CoDtigit  hec  risio  michi  nutu  dei: 
enibescant  Sodome,  fleaot  Gomorei, 
conTertatur  quisquis  est  reus  buius  rei. 
deus,  si  hoc  fecero,  sis  oblitus  meil 


66,2  approbat  coniugium  B        67,4  sit  R  und  über  oblitus  steht  vel 
misertos 


NACHWORT. 

iVacA  dem  ahscUufs  dieser  arbeil  habe  ich  durch  die  gute 
des  herm  dr  AMau  auch  noch  eine  collation  des  cod.  Yat,  2714 
erhalten,  welchen  Ozanam  bentUzt  hat.  diese  handschrift  ist  ans 
dem  an  fang  des  Id  Jahrhunderts,  und  enthält  einen  Priscian,  auf 
dessen'^letztem  blatte  verschiedene  gedichte  folgen,  nämlich  zuerst 
Pergama  flere  volo,  gedr.  ua.  Carmitut  Burana  p.  60 — 63.  aber 
hier  im  cod.  Vat.  schliefst  es  mit  dem  distichon 

Causa  rei  talis  meretrix  fuit  exicialis, 
Femina  fatalis,  femina  feta  maus. 
Bs  folgt  ein  anderes  gedieht  auf  den  trojanischen  krieg,  be- 
ginnend 

Viribus  arte  minis  Danaum  data  Troia  ruinis 
Addis  bis  quiuis  fit  rogus  atque  ciuis. 
Dasselbe  steht  im  Beiiitier  cod.  lat.  fol.  49  auf  f.  218;  aber 
während   da   nadi  dem  ende  des  eigentlichen  gedichts  eben  jenes 
oben  fnitgeteilte   distidion  sich  anschliefst,  wird  hier  ah  ausgang 
bezeichnet 

Talia  cum  mcmorem,  uequco  retinere  dolorem, 
Quid  ego  te  plorem,  cum  de  te,  Troia,  peror«»ni. 
Sed  iam  membra  thoris  dare  dos  moDet  hora  soporis. 
Es  sind  hexameter,    die   also  nicht  zu  dem  ursprünglichen 
gedieht  gehören  können,    darauf  folgt  mit  dem  anfang  Flet  male 
dampua    more    patrie   revocatus    amore  ein  gedidit  in  disfichen 
über  Dädaius  und  Icarus,  also  sämmtlich  stücke,  welche  dem  an- 
tiken mythenkreifs   angehören,   und  endlich    unser  rhythmus  von 


136  GANYMED  UND  HELENA 

Gatiymed  und  Helena,  der  text  kommt  der  Berlitier  Handschrift 
am  nächsten,  und  bietet  wenig  bemerkenswerte  Varianten;  einige 
haben  noch  znm  obenstehenden  abdruck  angemerkt  werden  können. 
5,  4  hat  V  nicht,  wie  Ozanam  gelesen  hat,  invidus;  ein  loch  im 
pergament  erschwert  die  lesung,  aber  das  e)ide  des  wortes  impudens 
ist  zu  erkennen,  11,  1  hat  aucli  V  Sedent.  13,  3  u.  4  lauteti  hier 

Sexus  miscet  impares,  ex  quorum  iunctura 

eius  est  prae  oculis  omiiis  creatura. 
Am    begierigsten   war   ich  auf  14,  2,   wo  mir  weder  natura 
genitor  der  Handschriften  erträglich  schien,  noch  auch  die  änderung 
in  nature  hinlänglich  gesichert,    allein  diese  ganze  Strophe  fehlt  in 
der  Handschrift,  wie  auch  am  ende  64  bis  67. 

W.  W. 


FIUR. 

Bior  tior,  liod  hriod  niot  sind  wegen  der  brechung  sofort  als 
neutra  der  ersten  declination  in  A  erkannt,  das  'schwieriger  zu  6e- 
urteüende*  (iur  {Gr.  l^  111)  dagegen  lautete  von  jeher  consofian-- 
tisch  aus  und  muß  urspriinglich  wie  tivq,  TivQog:,  ttvqL  decliniert 
sein,  es  sollte  daher  alul.  alts»  ags.  in  folge  des  auslautgesetzes  im 
ganzen  Singular  flexionslos  bleiben  und  es  ist  eine  irregularität 
wenn  es  immer,  bis  auf  Fr.  theot.  8,  2 ,  wo  man  statt  fyur  oder 
fiure  vielmehr  dm  instrumentalis  iiuru  erwartet,  volle  flexion  er- 
fährt, (iur  ist  aber  nicht  das  einzige  neutrum  in  seiner  art,  weil 
auch  ahir  kalbir  und  die  ähnlichen  fieutra  überall  wie  ehedem 
vocalisch  auslautende  behandelt  werden,  und  nach  der  alten,  auch 
im  Muspilli  herschenden  nebenform  fuir  und  9nhd.  fiuwer  scheint 
es  auch  zu  diesen  neutris  auf  -ir  gerechnet  zu  sein,  aufserdem 
könnte  man  noch  got.  gu|)  (gen,  gu|)s)  zu  den  ehemals  consonantisch 
auslautenden  neutris  zählen,  da  die  Unterscheidung  von  gud  {Gr,  3, 
348),  wie  es  namentlich  nach  der  analogie  des  nordischen  scheint, 
erst  von  der  kirche  oder  mit  dem  Christentum  eingeführt  ist.  aber 
die  unregelmäfsigkeit  des  genetivs  mufs  wol  andets  erklärt  werden, 
da  abgeseüen  von  dem  thematischen  a  in  gudafaurlits,  gudalaus 
neben  Gudilub,  a%ich  im  got.  der  dat.  sing,  gu|)a  lautet  und  das 
\Dort  in  den  andern  dialecten  der  ersten  declination  angehört. 

8.  12.  73.  K.  M. 


SUNDENKLAGE  137 

SÜNDENKLAGE. 

Miller  got,  nu  bis  mir  bi 

splritü  principdli, 

mit  fürstelicbem  geiste. 

bilf  mir  daz  ich  geleiste 
5   min  armen  sündaeres  bete, 

als6  Dismas  getete, 

mit  dem  muote  und  mit  dem  site 

daz  du  mich  werest  des  ich  dich  bite. 

ich  ^veiz  wol  swA  diu  zunge 
10   ^n  des  herzen  meinunge 

erbeitet,  daz  ist  verlorn. 

nu  bin  ich,  herre,  geborn 

von  als6  broßden  dingen: 

swenne  ouch  ich  betwinge 
15    den  willen  daz  er  meinet  dich, 

s6  nimet  daz  herze  an  sich 

s6  manegen  unstaßten  wanc 

und  als6  wilden  gedanc, 

der  dich  niht  ane  hoeret 
20   und  mir  min  söle  stceret. 

der  Wille  wolle  gerne  dar, 

s6  strebet  daz  herze  anderswar 

und  machet,  herre,  daz  ich  pflege 

mit  ^ime  fuoze  zweier  wege: 
25   diu  zunge  ist  hie,  daz  herze  dort. 

nu  samene  herze  unde  wort 

mit  ^ime  wege  an  din  gebot. 

wan  ich  weiz  wol,  herre  got, 

swes  diu  reine  zunge 
30   mit  des  herzen  meinunge 

zuo  dinen  gnaden  gegert, 

daz  si  des  alles  wirt  gewert. 
Nu  bis,  herre  got,  gemant, 

wie  ez  umb  den  menschen  ist  gewant. 

2  ps.  50,14        5  mins        gebele        6  tete        31  gert 


138  SCNDENKLAGE 

35   wan  doch  du  die  menscheit 
selbe  haete  an  dich  geleit 
Ane  süDtliche  gir, 
doch  meisterte  si  dir 
daz  du  vil  manege  stunde 

40   ir  broedecheit  enpfunde. 
dir  wart  wol  unde  w^ 
nach  fleischlicher  ö, 
ez  dolte  diu  menscheit 
beidiu  liep  unde  leit: 

45   herre  got,  du  freutest  dich 
diner  jünger  die  sich 
ergäben  in  dtn  gebot; 
ouch  weintest  du,  herre  got, 
mit  menschlicher  ungehabe 

50   obe  Lazarus  grabe: 

die  Juden  merkten  dine  clage. 
dö  vastestu  vierzec  tage, 
dar  nach  hungerte  dich 
(daz  was  ouch  broedeclich), 

55    ouch  entsieze  du  den  tot. 
daz  din  menschlichiu  n6t 
beleip  unsunthaft, 
daz  meinte  diu  gr6ze  kraft 
diner  starken  gotheit 

60   diu  dem  fleische  an  gestreit. 
so  enhät  min  menschlichiu  suht 
stieten  tr6st  gewisse  fluht 
diu  mir  zallen  ziten 
helfe  widerstriten. 

€5   leider  s6  enmach  ich: 

als  broede  schüefe  du  mich. 
als6  bin  ich  der  werlte  kint; 
und  die  als  ich  der  werlte  sint, 
den  ist,  herre  got,  vil  not 

70   für  den  Ewigen  t6t 


35  du  doch        36  hattest        43  dulte      56  din]  die       58  diu]  dio 
6t  enhüit]  bat 


SÜNDENKLAGE  139 


daz  du  in  dinen  hulden 
rilltest  von  ir  schulden 
nach  gnaden,  niht  nach  rehte. 
wan  die  ouch  dine  knehte 

75   von  guoten  werken  sint  genant, 
der  aller  zunge  und  ir  hant 
diu  enverdienet  niht 
die  gnAde  diu  in  d6  beschiht 
swenn  du  in  I6nende  wirst. 

80   ob  du  mtn  al  die  wtle  enbirst 
unz  ich  gediene  umhe  dich, 
s6  mac  ich  wol  verkunnen  mich 
daz  ich  dich  iemer  ktinne  gesehen, 
ez  ist  von  gndden  beschehen 

85   swer  din  riebe  noch  ie  gewan: 
daz  voilediente  nie  kein  man. 
swer  s6  zuo  dir  gewirbet 
daz  er  niht  verdirbet, 
der  dient  im  selben,  niht  dir. 

90   die  wile  ich  diner  hulde  enbir, 
der  schade  g^t  aller  über  mich, 
ow^  waz  ermet  ez  dich, 
ob  ich  vil  armer  dir  entvar: 
du  hAst  manc  tüsent  engelschar. 

95   Sit  der  gnaden  muoz  genesen 
der  ie  rehter  ist  gewesen, 
wie  wirt  min  armen  denne  rM 
mit  ercltcher  missetdt? 
s6  man  ich  dich  vil  verre, 

100   gnsedecllcher  herre, 

daz  du  gedenkest  waz  ich  si. 
mir  wonet  dekein  sUete  bl 
(wan  ich  von  nihte  komen  bin 
und  var  ouch  mit  nihte  hin) 

105   daz  ich  einen  halben  tac 


74  dich  ouch  76  alle  ir  zungcn  77  die  verdienet        7S  eime 

do       82  verkumen       83  dich  fehlt       89  selber        92  ermet  ez]  erbete 
94  vil  manig        98  mit  der  gelicher        105  daz]  und 


140  SÜNDENRLAGE. 

^  Sünde  niht  gewesen  mac; 

ich  wart  mit  Sünden  geborn. 

k^restu  dinen  zorn 

gegen  mtner  niissetät, 
110   wie  wirt  min  armes  denne  rät? 

herre  got,  ichn  Mn  fUr  mich 

ze  hietenne  anders  niht  wan  dich 

zeime  schirmeschilte: 

diner  gnäde  und  diner  mute 
115    der  ist,  herre,  michels  mö 

denne  ieman  Sünden  begö. 
Sit  du  min  broede  weist, 

vater,  sun,  heiliger  geist 

und  noch  ze  komenne  gewis 
120   virtus  inestim^biHs, 

kraft  unzellich, 

geruoche  senden  über  mich 

dinen  gotlichen  segen 

der  mines  heiles  müeze  pflegen 
125   und  mich  in  dtme  fride  tragen. 

d6  du  geschüefe  in  sehs  tagen 

allez  daz  geschaffen  ist, 

daz  sundert  doch  din  karger  list 

an  mislichem  bilde 
130   zam  unde  wilde. 

nu  gesegen  mich,  herre,  durch  die  kraft 

als  du  alle  dine  geschaft 

an  dem  sibenden  tage  taete 

und  bite  dine  staete 
135    daz  si  mich  erhoere 

durch  die  niun  koere 

der  engel  die  du  liep  hast, 

wan  ouch  du  si  sehen  last 

vil  diner  tougen 
140   mit  geistlichen  ougen, 

niht  von  ir  selber  sinne, 


114  gnaden         116  iemans         121  Tnzelich  128  ein  kurtzer 

130  an  zamen  vnd  an  w. 


SCNDENKLAGE  141 


durch  den  spiegel  diner  minne. 

bis,  herre,  minen  schulden  guot 

durch  daz  unschuldige  bluot 
145   daz  dir  ze  kinde  wol  gezam 

und  maget  die  Ersten  marter  nam. 

herre,  ich  klage  dir  selben  über  dich, 

du  geleitest  stsetes  niene  an  mich, 

iedoch  gsebe  du  mir  den  sin 
t50   daz  ich  wol  wizzende  bin 

waz  mir  ze  tuonne  w«re 

für  der  helle  swaere. 

ouch  engaebe  du  mir  niht  die  kraft 

daz  ich  die  broeden  meisterschaft 
155    des  fleisches  mühte  widerstdn: 

des  muoz  ich  tuon  unde  lAn 

des  ich  vil  wol  enstüende 

ob  mich  niht  Uberwünde 

des  selben  fleisches  überher. 
160   ouch  sazte  ich  gerne  mich  ze  wer: 

leider  s6  enmach  ich. 

al  daz  ist  ouch  broedeclich. 

s6  man  ich  dich  vil  harte 

durch  din  Ersten  ^warten 
165   der  dir  opfer  brühte 

daz  dir  niht  versmähte 

(der  was  Melchisedech  genant, 

du  enpfienge  ez  selbe  tüz  slner  hant); 

herre,  durch  din  himelos  her 
170   hilf  mir  an  der  n6twer, 

und  durch  alle  die  erbeimde  din 


144  hier  kann  nur  Abel  gemeint  sein,  während  sonst  mit  der  jung» 
fraulichen  märlyrerin  die  erde  bezeichnet  wird,  vgl.  Germ.  7,496^ 
147  selber         143  nie  nicht  stetes  an         152  darnach  folgen  in  der  lis, 
die  zwei  verse 

deste  schuldiger  wer  ich 

wo  ich  mich  verwarloset  wider  dich 
die  sowol  durch  ihre  form,  als  dadurch  dafs  sie  auf  ungehörige  weise 
ilen  Zusammenhang  unterbrechen,  iich  als  späterer  zusatz  erweisen 
162  als        164  dinen        ewarte        16S  mit  diner 


142  SÜNDENKLAGE 

tuo  mir  armen  gnaden  schiOf 

und  hilf  mir  als  Jonas 

der  in  dem  vische  genas. 
175   eines  schirmes  waere  ich  fr6, 

als  Raab  von  Jericho, 

diu  was  ein  unkiusche  wip, 

iedoch  behielte  du  ir  den  lip. 

d6  du  Siehe  striten 
180   die  lieben  Israheliten 

J^sum  unde  J6sü^ 

(do  bedorften  si  des  tages  mö, 

des  waere  in  zerunnen), 

d6  lieze  du  die  sunnen 
185   stille  stän  ob  Gäbdön 

und  den  mdnen  ob  £ll6n 

und  gsebe  in  sighafte  hant. 

der  gnaden  bis  an  mir  gemant 

und  des  Samgar  genöz, 
198   d6  er  den  sie  also  gröz 

von  dinen  gnaden  gewan 

daz  er  ersluoc  sehs  hundert  man. 

du  lieze  die  Israh^en  fr! 

und  fluhen  die  Philistöl 
195   durch  G^dö6n  dinen  degen 

dem  dtn  gotlicher  regen 

sinen  zwivel  benam 

daz  er  von  den  vinden  kam. 

herre,  durch  den  selben  I6n 
200   den  Movses  unde  Aarön 

beide  dienten  umbe  dich, 

s6  teile  den  segen  über  mich 

der  der  Israheliten  pflac 

d6  si  durch  ir  Sünden  slac 
205   in  gevencnisse  wAren 

gein  zwein  hundert  jären: 

179  sehe  du        1S6  roone      edon        189  sanges  vgl,  Jud,  3,31 
190  d6]  Tnd  193  do  Hesse  du  die  196  den        201  beide  dienten] 

bedienten        206  nach  Exod,  12, 40  waren  die  Juden  A^O  jähre  in  Egyptem 


SÜiNDENRLAGE  143 

die  löstest  du  schöne 

von  dem  künege  Phdräöne 

und  geleitest  si  durch  daz  röte  mer 
210   und  braehte  daz  selbe  her 

wider  heim  in  ir  laut. 

der  gnädeu  bis  an  mir  gemant 

durch  dinen  gotlichen  zart, 

hilf  mir  üf  die  i^ehten  vart. 
215   der  liebeste  wine  min, 

nu  tuo  mir  dtne  gn^de  schin. 

21 1  heim  fehlt        214  rechte        215  des  liebsten  wille 

Dxt  Berliner  hs.  ms.  Germ.  fol.  20  *  etuhäk  auf  hlatt  94—99 
nicht  nicr  ein  gedieht  vom  jüngsten  gerichte,  wie  (Ues  die  rote  Über- 
schrift   und    darnach    die    beschreibung    in   vdHagens   Grundrifs 

^  bei  dieser  gelegenheil  will  ich  bemerken  dafs  ich  das  zwischen 
den  Jahren  1812  und  1840  aus  derselben  hs.  verschwundene  blatt  (vgl. 
zs.  8, 156),  das  zur  Marienhimmelfahrt  Konrads  von  Heimes  fürt  gehört, 
kürzlich  in  der  fragmentensammlung  der  k.  bibliothek  widergefunden 
habe,  und  teile  im  folgenden  die  abweichungen  desselberi  von  Pfeiffers 
texte  mit.  881  was  vil  sthiere  dan.  882  drate.  885  gelobte  das.  887 
vor  hertze  sere.  890  vnd  sele.  891  wunniclich.  893  niemer  mer.  900 
dime.  901  Hynnan  für  bliben.  903  gnode  geseit.  904  ewickeit.  905  ein. 
906  vnd  gewaltig.  907  alfs  diner.  908  gebot  behalten.  913  denne  vnder 
der  weite.  914  Der  zurechte.  916  ere  vnd  rechter  seiden.  917  hat  iemer. 
918  doch.  921  Das  aller  säfszeste  zeleben.  923  rat.  924  Wer  seliger. 
927  des  Sit  des  nicht.  929  valscher  truwe  myschent.  930  erlischent. 
931  vinster.  932  die  zu  der  winster.  935  seiden.  940  wil  ich.  zu  siner 
e.  942  hufs  rates.  944  Der  megde.  945 — 950  wir  ensulln  das  hie  nicht 
vertagen  Wir  sollen  uch  von  den  elichen  sagen  Wer  sy  weren  vnd  wer 
sy  sin  Es  was  vnser  trechtin  Vnd  sin  muter  die  reine  maget  Von  der 
man  grosse  gnade  saget  Die  namen  einander  zu  der  e  Also  das  sy  iemer 
me  By  ein  ander  wolten  sin.  952  fehlt.  953  Vnd  komen.  957  Wunnick- 
liche  wart  die  hienvart.  958  hellen  entzucket.  960  Ir  port  ir  schlofs. 
961  Als  ir  do  uor  e.  962  sy  got  selbe  uff.  966  aber  enkerte.  967  ab 
dem  wege.  968  von  ir  pflege.  969  Vollen  gewaltig  er  dar  kam.  970 
Vnd  in.  975  diulet.  977  berote  er  iemer.  979—982  Do  diCs  alles  was 
geschehen  Vnd  sy  betten  gesehen  Die  wunniclichen  hinuart  Vnd  ouch  in 
erloubet  wart  Zu  varenne  war  sy  wolten  Do  sy  sich  scheiden  sollen.  984 
Nu  sahen  sy  wo  dort  ylende.  987  Gescheiden  von  dem  andern  da.  989 
die  herren  alle.     990  riehen.      991  Wart  enphangen  von  in.    992  Sag  an 


144  SCNDEiNKLACE: 

s,  294.  463  und  der  zs.  8,  156  angibt;  vielmehr  endet  dasselbe 
beieits  oben  auf  98**",  und  es  folgen  zunächst,  nur  durch  farbige 
buchstaben  unterschieden,  zwei  lyrische  Strophen  Mir  ist  als  ich  nit 
lebendig  sy  und  Owe  ich  tumber  daz  ich  mich  welche  unter  dem 
namen  Konrads  von  Wirzburg  in  den  MSH  2,  SSS**,  dann  bei  Bartsch 
Parton,  s,  397/"  stehen:  hinter  diesen,  ebett falls  durch  gröfseren 
und  bunten  anfangsbuchstabeu  kenntlich  gemacht,  befindet  sich  das 
vorstehende  gedieht,  es  stammt  noch  aus  guter  zeit  des  13  jhs. 
und  verdieyile  daher  wol  einen  abdruck,  wenn  es  auch  an  imiigkeit 
des  gefühls  und  kraft  der  spräche  sich  nicht  entfernt  mit  der 
Vorauer  sfmdenklage  {Diemer  s,  295  ffj  und  der  Milstädter  (Kara- 
Jans  Denkm.  s.  ilff)  mefsen  kann,  zweisilbiger  auftact  findet 
sich  mehrfach,  die  einzigen  ungenauen  reime  aber  sind  enstüeude : 
(therwüude  157  und  zweimal  en:  e  13.  163.  vgL  Weiiihold  BG 
s.  108.  173.  man  wird  darum  das  gedieht  iiach  Baiern  setzen 
dürfen,  ob  der  verfafser  die  meist  chronologisdt  geordmten,  der 
bibel  entnommenen  beispiele  von  gottes  segnende)^  tätigkeit,  die  er 
auf  sich  herab  erfleht,  bereits  in  irge^id  einer  weise  zusammen- 
gestellt vorgefunden  habe,  weifs  ich  nicht:  vielleicht  diente  der 
ganzen  aufzäUung  das  elfte  kapitel  des  üebräerbriefes  zum  muster, 
ICO  freilich  dei^  gesichtspunkt,  unter  dem  die  einzelnen  fälle  ihre 
einheit  erhalten,  ein  anderer  ist,  nämlich  die  fides. 

wo  were  du  hin.  993  Wo  hastu  dich  versumet.  995  heim.  996  wunnic- 
licher.  1001  er  fehlt,  1005  Zu  fronem.  1007  ir  liehe.  lOOS  fehif, 
1010  Das.  1013  Siner  heiligen.  1015  den  fehlt.  1017  Die  sahen  wir. 
10 IS  Er  sprach  nu  secht  das.  1019  Des  woren  wir  inneciichen  fro.  1020 
Jo  herre  wo  wer  dv  do.  1021  geschach.  als  nu.  1022  Vil  gchiere  do 
kerne  du.  1024  Des  wir  hellen.  1025  vns  nit.  1027  mir  leider.  102S 
Do  fröwte.  1031  Do.  mit  ueh.  die  Varianten  der  folgenden  verse 
bis  1042  (cttstos)  sind  in  Pfeiffers  lesarten  nach  Magens  Grundrifs  s.  274 
richtig   angegeben. 

STELNMEYER. 


LITTERAKHISTORISCHE  GESPENSTER  145 


LITTERARHISTORISCHE  GESPENSTER. 

1. 

KERO. 

Die  gelehrten  des  sechszehnten  und  siebzehnten  Jahrhunderts 
hatten  grofsentheils  bekanntlich  eine  sehr  ausschweifende  phan- 
tasie.  sie  combinieren  viel  und  oft  geistvoll,  aber  mit  sehr  wenig 
methode.  eine  kleinigkeit,  ein  nichts  genügt  ihnen,  um  daraus 
weitgreifende  folgerungen  zu  ziehen,  ihre  versuche  geschichtlicher 
reconstruction  gleichen  mitunter  einem  romane,  so  grofs  ist  die 
erfindung,  so  gering  die  Überlieferung,  ja  einige,  wie  Goldast, 
schrecken  auch  vor  <lirecten  erdichtungen  und  (Mischungen  nicht 
zurück. 

Von  vornherein  ist  es  daher  regel :  wenn  uns  eine  tatsache 
der  älteren  deutschen  geschichte  nur  durch  die  gelehrten  des 
siebzehnten  Jahrhunderts  überliefert  ist,  so  können  wir  damit 
gar  nichts  anfangen,  und  wenn  wir  grund  haben,  über  die- 
selben dinge  unsererseits  andere  vermuthungen  aufzustellen,  so 
brauchen  uns  nachrichten  des  siebzehnten  Jahrhunderts  darin 
entfernt  nicht  zu  hindern,  ob  wir  nachzuweisen  im  stände  sind, 
dafs  eine  nachricht  auf  blofser  combination  beruht  und  wie  diese 
combination  entstand,  das  ist  ziemlich  gleichgiltig.  sie  gewinnt 
durch  die  Unmöglichkeit  eines  solchen  nachweises  keineswegs  an 
autoritat. 

Auch  der  SGaller  mönch  Kero  ist  uns  nur  durch  die  ge- 
lehrten des  siebzehnten  Jahrhunderts  bekannt,  und  dafs  sich 
seiner  die  willkürlichste  litterarhistorische  combination  bemächtigte, 
können  wir  beweisen. 

Melchior  Goldast,  der  die  interlinearversion  der  benedictiner- 
regel  alphabetisch  ordnete,  schreibt  ihm  in  den  Alamannicarum 
rerum  scriptores  2  (1606),  13  aufser  dieser  interlinearversion  nur 
noch  ein  glaubensbekenntnis  und  eine  kurze  erklärung  des  pater- 
nosters  zu.  er  sagt:  scripsit  praeterea  confessionem  fidei  eodem 
Alaroannico  sermone,  et  breuem  expositionem  in  orationem  domi- 
nicam.  uterque  libellus  exstat  in  bibliotheca  Schobingerorum 
Z.  f.  D.  A.  neue  folge  VI.  10 


146  UTTCRiRHISTORISCHE  GESPENSTER 

SGalli,  commendabiliores  antiquitate  verhorum,  quam  intellectiis 
facilitate. 

Es  ist  klar  dafs  sich  diese  worte  nicht  auf  das  SGaller 
paternostcr  und  credo  beziehen  können,  denn  ^brevem  expositio- 
nem  in  orationem  dominicam'  kann  jene  Übersetzung  des  Vater- 
unsers niemand  nennen,  und  es  ist  nicht  unmöglich  dafs  sie 
sich  vielmehr  auf  Notkers  katecbismus  (vergl.  Vadian  bei  Goldast 
3,  47)  beziehen. 

Von  anderen  werken  Keros  weifs  Goldast  uicbts,  und  auch 
die  ihm  gieicfazcitigen  Stipplin  und  Metder  erwfihnen  nur  die 
benedictinerregel.  aber  freilich  Stipplio  nennt  ihn  ^scriptor 
ditissmus'.  so  mochte  ihm  die  UostertraditiiMi  noch  mancherlei 
anderes  akdeuischc  z«achreiben.  aber  der  bibÜAthecar  Pius  Kolb 
im  aehtzehaten  Jahrhundert  handelt  offenbar  auf  eigene  Verant- 
wortung, wenn  er  ilun  mit  bestimmtheit  noch  zwei  bandscbriften 
Oberweist,  die  söge».  ^k»s8ae  Keronis  miit  dem  paternostcr  und 
credo,  und  eine  jetzt  verlorene. 

Diese  enthieli  nach  Kolb  bei  Hattemer  1,  18  als  drittes 
stAck :  ^Keroni»  hyninus  ^^aetenue  rerum  cßuAiiw"  etc.  quem 
tempore  hiemali  ad  laude»  e^nwus,  barbarice  redditus.'  man 
kann  Kolbs  wort  wol  unmöglich  so  verstehen,  dafs  er  nur  die 
barbarische  ttbersfitzuog  des  bym»us  dem  Kero  zuschreiben  wollte, 
er  mufs  ihn  für  den  veHafser  auch  des  lateinischen  textes  ge- 
halten haben,  dafs  dies  ein  ganz  willkürlicher  und  balUoser 
einfall  war,  sieht  jedermann,  der  hynuaus  ist  ambrosianiscb. 
aber  man  lernt  daraus,  wie  wenig  gewifsenbaft  Kolb  verfuhr« 
fittr  ihn  isi  ganz  einfitth  Kero  ein  Sammelname  für  die  in  SGallen 
aufbewahrten  deutschen  arbeiten  aus  dem  achten  und  neunten 
Jahrhundert  und  die  handschriften,  m  den^||  sie  enthalten  waren, 
hatte  er  dodi  last  ihm  noch  eine  vißrte  bandschrift  beizulegen, 
es  blieb  aber  bei  dew  anfong  der  beschreibung:  'in  8^°  membr. 
ex  saßculo  itidem  octavo.'  (Hattemer  1,  19). 

Keiner  dieser  geJdb*ti^  «i^ieder  Goldasd  nech  Stipplin  ae>cb  Metz- 
ler noch  Kolb  berufen  sich  auf  ein  alles  iM^gnis  dafür  ^^fs  Keno  der 
verfaiser  der  bcnedictinemegel  oder  irgend  eines  anderen  wertes 
gewesen  sei.  und  welcher  art  konnte  dieses  zeugnis  sein?  in 
den  fraglichen  bandsßbrift&n  selbst  stand  nichts,  da  ist  kein  vßr- 
fiifeer  fenaoBt  die  Uesterannalen  bericliten  oidils  von  einem 
Schriftsteller  dieses   nawens.     einen  bibliothekscatalog  aus  dem 


UTTERARHLSTORISCBE  GESPENSTER  147 

achten  Jahrhundert  (nnd  nur  ein  solcher  häUe  werth)  gi))t  es  nkhi 
und  gab  es  nicht,  h^tte  ihnen  ein  solcher  vorgelegen,  $ie  würden 
ihn  ohne  zweifel  erwähnt  haben. 

Die  SG^ller  litteraten  um  das  jabr  1600  brauchten  einen 
klOsterllchjen  autor  de^  achten  Jahrhunderts  fjUr  verschiedepe  ihnen 
interessante  altdeutsche  Schriften  jener  zeit,  sie  fanden  keiaen. 
sie  machten  ihn.  Goldast,  Schohinger,  jeder  kann  der  erOnder 
sein,  yielleicht  stammt  der  name  von  einem  besi^oders  unwissenden, 
dem  der  name  Notkers  als  eines  altdeutschen  flberset^rs  dabei 
dunkel  voracbwebte.  uns  kann  Kero  als  verfafser  der  benedic- 
tinei*regel  so  wenig  helfen,  wie  der  ebenfalls  auf  Goldasts  auto- 
ritüt  beruhende  Hepidannus  als  verfafser  der  annales  Sangallanses 
majores. 

Aber  beruft  sich  nicht  KMi  würklidi  auf  einen  catalog?  er 
sagst  (Hattemer  1,  17):  'Kero  monachus  St.  Galli  tempore  St.  P.  N. 
Otbmari  floruit  circa  annum  Domini  760,  ut  antiquissimus  qui- 
dam  icatalo^s  testatur.'  Kolb  beruft  sich,  wie  man  sieht,  nur 
was  die  existenz  des  mönches  Kero  und  seine  ilebeuszeit  anlangt, 
auf  eioen  sehr  alten  catalog.  hier  gerade  aber  kennen  wir  ihn 
direet  des  irrtums,  der  flüchtigkeit  oder  der  lüge  zeihen. 

Stipplin  hat  einen  'catalogus  monachorum  sub  St.  Othmaro 
professorum'  abgeschrieben,  und  darin  fmdet  sich  nach  Hatte- 
mar  aao.  der  name  Kero  nicht.  Stipplin  selbst  gibt  denn  auch 
nicht  die  Zeitbestimmung  ^unter  Otmar*  (abt  720 — 759),  sondern 
circa  an.  dom.  760,  dh.  er  wählt  das  erste  jähr  nach  Otmars 
tode,  während  Goldast  ihn  unter  Pipin  und  Otmar  setzt.  Kolb 
fafst  gedankenlos  beide  angaben  zusammen. 

Wir  können  daher  auch  nicht  glauben,  dafs  Stipplin  den 
namen  ausgelafsen,  Kolb  ihn  noch  im  originalcatalog  gelesen 
habe.  Stipplin  läfst  den  catalog  unmittelbar  nach  seiner  notiz 
über  Kero  folgen,  die  art  wie  er  diese  notiz  fafst  ist  im  einklang 
mit  seineu  Kero  betreffenden  angaben:  sollte  er  diesen  name^ 
nicht  grade  sorgßilt,ig  verzeichnet  haben,  wenn  er  ihn  fand?  es 
ist  möglich  dafs  Kolb  auf  das  Zeugnis  Goldasts  (und  Hetzlers) 
hin  annimmt,  der  name  stehe  in  jenem  ca^log,  ohne  sich  selbst 
davon  übenieu^  zu  haben,  ja  gerade  Stipphns  aufzeichnung 
könnt?  ihn  bei  flttc))^iger  ansieht  dazu  verführen,  oder  er  kann 
den   ,namen  Kero   in  Goldasts   catalogus  nominum  propriorum 

to* 


148  LITTERARHISTORISCHE  GESPENSTER 

(Alam.  rer.  ss.  2,  129)  gelesen  und  dann  die  beiden  cataloge  in 
der  erinnerung  verwechselt  haben. 

Ein  raönch  Kero  lebte  wirklich  im  achten  Jahrhundert, 
aber  nicht  zur  zeit  Otmars  und  Pipins,  sondern  zur  zeit  Karls 
des  grofsen.  er  erscheint  als  zeuge  in  einer  nicht  ganz  unver- 
dächtigen Urkunde  vom  j.  799  bei  Wartmann  1,  149. 

Die  combination  durch  welche  ihn  die  SGatler  gelehrten  des 
angehenden  siebzehnten  Jahrhunderts  der  zeit  des  abtes  Otmar 
zuwiesen,  läfst  sich  noch  mit  Wahrscheinlichkeit  erkennen,  die 
handschrift  der  Benedictinerregel  enthält  nach  Hattemer  1,  20 
auf  s.  166  eine  anleitung  zur  beichte  mit  der  randbemerkung 
^Othmarus  ad  discipulos'  (s.  Denkmäler  ^  s.  562).  die  randbe- 
merkung ist  nach  Hattemer  vielleicht  erst  im  siebzehnten  Jahr- 
hundert hinzugefügt  worden,  seltsam  dafs  er  sich  darüber  nicht 
mit  bestimmtheit  ausdrückt,  bände  des  achten  und  siebzehnten 
Jahrhunderts  kann  man  dochwol  unterscheiden,  aber  sei  auch 
diese  angäbe  nur  coipbination :  war  sie  einmal  gemacht,  so  genügte 
sie  für  die  gelehrten  jener  zeit  um  daraus  das  Zeitalter  des  Über- 
setzers der  in  der  gleichen  handschrift  erhaltenen  benedictiner- 
regt'l  zu  bestimmen. 

Doch  dies  alles  läfst  uns  eigentlich  gleichgiltig.  was  ist 
uns  Kero?  wir  wollen  den  verfafser  der  interlinearversiou  kennen, 
dafür  aber  dafs  dieser  Kero  geheifsen  habe,  beruft  sich  niemand 
auf  ein  altes  zeugnis.  und  den  Zeugnissen  der  herren  Goldast 
und  comp,  müfsen  wir  den  glauben  versagen. 

Aus  ähnlichen  erwägungen,  wie  sie  hier  vorgelegt  wurden, 
glaubte  ich  vor  mehr  als  zehn  jähren  in  den  Denkmälern  von 
dem  namen  Kero  absehen  zu  dürfen,  nur  meinte  ich  damals  der 
entstehung  jener  hypothese  des  siebzehnten  Jahrhunderts  noch 
genauer  auf  den  grund  sehen  zu  können,  ich  nahm  an,  die  be- 
zeichnung  ^Keronis  hymnus'  in  der  zweiten  von  Kolb  beschriebe- 
nen handschrift  sei  überliefeil  gewesen,  und  dieser  eine  über- 
lieferte autorname  dann  übertragen  auf  sämmtliche  älteste  denk- 
mäler  des  SGaller  deutsch,  auch  dafs  der  mOnch,  der  einen  oft- 
gesungenen  hymnus  jenem  Kero  zuschrieb,  damit  den  SGallischen 
sequenzendichter  Notker  Balbulus  gemeint  haben  kOnne,  der 
vielleicht  auch  mit  hypokoristischer  namensform  Kero  genannt 
worden  sei,  war  mir  eingefallen,  aber  ich  meine  jetzt,  nach  noch- 
maliger prüfung,  bei  der  obigen  auseinandersetzung  stehen  hleil>en 


LITTEUARHISTOBISCHE  GESPENSTER  149 

zu  sollen,  so  weit  ungefähr  ist  mit  Hattemers  angaben  zu  kom- 
men, in  SGallen  selbst  wird  man  vielleicht  den  motiven  näher 
auf  die  spur  kommen,  welche  auf  die  erfindung  Keros  führten, 
und  ich  hatte  mir  wo]  vorgesetzt,  einmal  au  ort  und  stelle 
darnach  zu  suchen. 

Jetzt  davon  zu  reden,  hat  mich  eine  Hallenser  dissertation 
veranlafst  (Paul-Braune  1,  402.  482—485),  welche  Rero  in  alle 
seine  rechte  wieder  einzusetzen  sucht  und  ihn  sogar  zu  einem 
Notker  des  achten  Jahrhunderts,  zu  dem  haupt  einer  übersetzer- 
schule machen  will,  ich  bin  für  diese  und  andere  Neue  Hallische 
Bejnühungen  zur  beförderung  der  kritik  und  des  guten  ge- 
schmackes  herzlich  dankbar  und  suche  mich  daraus  nach  kräften 
zu  bilden,  für  jetzt  habe  ich  dadurch  das  vergnügen  gehabt 
eine  alte  bekanntschaft  zu  erneuern  und  das  mönchsgespenst  des 
achten  Jahrhunderts,  das  ich  verschwunden  glaubte,  wieder  auf- 
tauchen zu  sehen,  die  erheiternde  bemerkung  dafs  ich  meine 
ausichten  ^mit  zu  grofser  Sicherheit'  hinstelle,  werden  wol  nächstens 
die  germanistischen  spatzen  von  den  dächern  pfeifen,  wenigstens 
in  einigen  mitteldeutschen  gegenden,  und  ich  mufs  es  mir  in 
demuth  gefallen  lafsen.  ich  habe  mich  immer  bemüht,  den  niut 
des  fehlens  zu  behalten,  kühn  nach  der  Wahrheit  zu  streben, 
scheint  mir  wichtiger,  als  ängstlich  den  ruf  eines  vielleicht  vor- 
sichtigen aber  unproductiven  gelehrten  zu  wahren,  übrigens 
denke  ich  vorsichtiger,  als  ich  aus  hafs  gegen  den  unum- 
gänglichen Wortschwall  der  Umschweife  und  einsclu*änkuugen 
schreibe,  so  vorsichtig  aber  ist  meine  Unvorsichtigkeit  bisher 
doch  noch  immer  gewesen,  dafs  sie  sich  von  einem  beliebigen 
Goldast  oder  seinesgleichen  nichts  aufbinden  liefs. 

Was  übrigens  speciell  die  SGaller  Sprachdenkmäler  betrifft, 
so  war  ich  trotz  dem  zu  viel  sagenden  worte  'entscheidend' 
(Deukm.2  s.  519)  meiner  sache  keineswegs  sehr  sicher.  Mülleu- 
liofTs  bemerkung  (Denkm.  vorr.  s.  xxxi)  welche  neue  prüfung 
aus  den  SGaller  Urkunden  verlangte,  war  nicht  gegen  mich  ge- 
richtet, sondern  natürlich  auch  in  meinem  sinne  geschrieben, 
diese  prüfung  ist  jetzt  von  anderer  seite  angestellt  worden  und 
hat  meine  Vermutungen  überall  bestätigt,  damit  wird  denn  auch 
Kero  wol  deünitiv  beseitigt  sein  und  —  um  mit  Jaff^  zs.  13,  501 
zu  reden  —  meinerseits  genug  haben. 

1.  7.  74. 


150  LlTTBlRARHISTORtSCHE  GESPENSTER 

2. 

NOCH  EINMAL  DER  KÜRENBEKGER. 

In  einem  soeben  erschienenen  buche  (Die  Forschungen  über 
das  Nibelungenlied  seit  Karl  Lachmann,  eine  gekrönte  preis- 
Schrift  von-  dr  Hermann  Fischer,  Leipzig  1874)  wird  anhangs- 
weise mein  in  dieser  zs.  17,  561 — 581  gedruckter  aufsatz  ttber 
den  Kllrenberger  besprochen. 

Der  verfafser  bittet  ^jeden  unbefangenen'  meine  bemerkung 
auf  s.  562  z.  3.  2  v.  u.  mit  s.  581,  z.  3 — 5  v.  o.  zu  yergleichen: 
*denn  —  wie  er  sagt  —  beide  stellen  widersprechen  sich  geradezu. 
s.  562  heifst  es :  *'Nib.  str.  294  verkettet  natur  und  liebesgeftthl", 
und  das  ist  neben  dem  '^contentionellen  f^auendienst"  als  zeichen 
späterer  zeit  bezeichnet;  s.  581  heifst  es:  '*das  gedieht  MF 
3,  17—25  ist  durch  diese  combinatidn  von  natur  und  liebe  volks- 
tümlicher als  irgend  eines  der  dem  Kureuberger  zugeschriebnen 
Sammlung."  wenn  volkstümlicher,  so  doch  wol  auch  altertüm- 
licher; denn  der  conventionelle  frauendienst  der  Nibelungen  ist 
nach  Scherer  zeichen  jüngerei*  zeit,  und  s.  581  sucht  er  eben 
das  hohe  alter  jenes  liedchens  zu  erweisen.' 

Der  verfafser  schliefst  mit  der  für  mich  sehr  belehrenden 
äufserung :  *man  sieht,  wohin  solch  überfeines  aesthetisieren  führen 
kann  und  mufs.* 

Es  ist  mir  würklich  neu,  da(^  man  den  versuch,  in  die  ge- 
schichte  der  poetischen  motive  einzudringen,  als  überfeines  aesthe- 
tisieren bezeichnen  darf,  dafs  der  frauendienst  etwas  verhältnis- 
mäfsig  spjftes,  in  das  deutsche  leben  von  aufsen  eingedrungenes 
sei,  ist  eine  sehr  bekannte  tatsache,  die  doch  wol  niemand  be- 
zweifeln wird,  bei  der  beurteilung  von  MF  3,  17—25  kommt 
sie  gar  nicht  in  betracht  und  wird  in  der  citierten  äufserung  ganz 
ungehörig  eingemischt,  dies  alles  aber  ist  sehr  gleichgiltig,  ich 
bedaure  nur,  hm  dr  Fischer  bemerken  zu  müfsen,  dads  er  seine 
polemik  mit  einer  lüge  führt,  die  stelle  auf  s.  581  lautet:  NIab 
gedieht  ist  nach  den  reimen  alter  und  durch  diese  com- 
bihalTon  von  natur  und  liebe  volkstümlicher  als  irgend  eines  der 
d^m  Kürenberger  zugeschriebenen  Sammlung.'  hr  dr  Fischer 
fiilscht  den  sinn  meiner  äufifterung,  indem  er  die  hervorgehobenen 
Worte  wegläfst.     ich  habe  die  Verkettung  von  natur-  und  liebes- 


LirtERARHISTORKSCHfi  GESPENSTER  151 

gefühl  nirgends  weder  für  ein  aeichen  der  altertümliclikeit  noch 
fOr   ein   zeichen  der  Jugend  erklärt,     ich  hätte  sie  für  das  eine 
oder  andere  nur  erklären  können,  wenn  ich  gar  nichts  von  den 
deofcschen  minnesängern  wttste.     das  motiv  ist  an  sich  altvolkt}- 
tQmlich,   ohgleich    nicht  spccifisch   deutsch,    kehrt    aher   in   der 
g^D2cn  mhd.    lyrik  wieder,   für  einzelne  dichter  ist  charakteristisch 
dafs  sie  es  verschmähen,  für  andere  dafs  sie  es  häufig  gebrauchen : 
über  alter   oder  Jugend  eines  gedichtes  oder  dichters  ist  daraus 
nie  das  geringste  zu  schliefsen.     nur  als  argument  für  die  ver* 
schiedenheit  der  autoren,  nicht  als  argument  für  die  Verschieden- 
heit des  alters,    'kann  und  mufs'  (um  mit  dem  hrn  verfafser  zu 
reden)  diese  beobachtung   verwertet  werden,     übrigens  habe  ich 
mich   auf  eine   kurze,   für  jeden   kenner  genügende   andeutuug 
beschränkt,     für  diejenigen,   welche   die  dinge   entweder    nicht 
kennen  oder  nicht  kennen  wollen,  wäre  es  immer  noch  nützlich, 
die  dai*stellung  der  liebe  in  der  Nibelungendichtung  zusammen- 
fafsend  zu    behandeln,     es  würden  sich  daraus  auch  beachtens- 
werte beitrage   zur  Charakteristik   der   einzelnen  lieder  ergeben. 
man  vergleiche  zb.  das  zwölfte,  fünfte  und  dritte,     die  frage  wäre 
so  zu  stellen:  welchen  anlafs  bot  der  stofT  zur  einmischung  von 
liebesverhältnissen,  Zärtlichkeit,  frauendienst?  wo  wurde  der  an- 
lafs benutzt,  wo  nicht?  und  wenn  er  benutzt  wurde,  in  weichem 
umfang  und  auf  welche  weise  geschah  es?  wie  weit  klingt  die 
terminologie    des  minneliedes  an,    und    welche  stufe  der  aus- 
bildung    desselben    wird    vorausgesetet  ?    wer   die   Untersuchung 
unternähme,  inüfste  sich  den  blick  erst  durch  genaue  beobachtung 
von  sicher  einheitlichen   epischen   gedichten   aus  demsell)en  ge- 
sichtspuncte  schärfen. 

Im  übrigen  glaube  ich  nicht,  dafs  ich  verpüichtet  bin,  der 
obengenannten  schrift  rede  zu  stehen,  sie  erfüllt  nicht  einmal 
ihren  nächsten  zweck,  über  den  äufseren  verlauf  der  Nibelungen- 
forschungen zu  orientieren,  die  arbeit  von  Konrad  Hofmann 
Zur  textkritik  der  Nibelungen  (München  1872)  wird  nirgends 
erwähnt:  Bartschs  Untersuchungen  sind  nach  s.  72  die  letzt« 
über  die  handschriften frage  erschienene  schrift. 

Zur  Charakteristik  des  verfafsers  uikI  seiner  leistung  genügen 
einige  auszüge  aus  dem  anhang. 

S.  258 :  'denn  wenn  Scherer  s.  562  Pfeiffers  Uieorie  schon 
im  voraus  unwahrscheinlich  zu   machen  sucht  durch  allgeniein 


152  LITTERARfflSTORISCHE  GESPENSTER 

historische  eiDwände  sowie  durch  die  bemerkung,  dafs  von  allen 
anderen  gedichten,  welche  eine  Umarbeitung  erfahren  haben, 
das  original  wenigstens  bruchstückweise  erhalten,  bei  den  Nibe- 
lungen aber  '*auch  nicht  der  schatten  eines  altertümlichen  Frag- 
mentes in  ungenauen  reimen  zu  tage  gekommen"  sei :  so  werden 
wir  das  erstere  füglich  gauz  übergehen  dürfen,  das  zweite  aber 
halten  wir  durch  Bartschs  Untersuchungen,  die  denn  doch  die 
Umarbeitungen  im  NL.  evident  nachgewiesen  haben, 
für  beseitigt.'  ich  darf  wol  hier  wie  im  folgenden  den  leser 
bitten,  die  betreffenden  stellen  meines  aufsatzes  nachzulesen. 

S.  265.  'Scherer  will  s.  567  f  die  betouung  liehe  mit  leide^ 
zierten  dndhiu  wip  als  unrichtig  darstellen  und  Lachmauns  be- 
ton ung  liehe  mit  leide,  zierten  änderiu  wip  aufrecht  erhalteu.' 
beiläufig,  über  die  frage,  ob  dtideriu  oder  änderiu  zu  betonen 
sei,  habe  ich  mich  nirgends  geäufsert.  'ich  will  davon  schweigen  — 
f^hrt  der  verf.  fort  —  dafs  Bartsch  auch  in  seinen 
metrischen  gesetzen  mit  grofser  Sicherheit  ver- 
fahren ist  und  sie  meiner  ansieht  nach  bewiesen 
hat.     das  aber  ist  zu  bemerken*  usw. 

Ich  habe  s.  576  bemerkt,  zwischen  den  frauen-  und  den 
männerstrophen  der  sogen.  Kttrenbergischen  Sammlung  gähne 
eine  uuausfüllbare  kluft.  worin  diese  kluft  bestehe,  suchte  ich 
dann  auseinanderzusetzen,  der  hr  verf.  erwähnt  die  auseinander- 
setzung  weder,  noch  sucht  er  sie  zu  widerlegen,  seine  gegen- 
bemerkung  besteht  in  folgendem  (s.  269):  'ich  habe  als  ich  das 
gelesen  hatte,  die  Kürenbergstrophen  widerholt  darauf  hin  an- 
gesehen und  gestehe,  von  dieser  kluft  nichts  bemerkt  zu  haben, 
die  Strophen  sind  ohne  ausnähme  mit  einer  so  frischen  sinn- 
lichen kraft  und  einer  gewissen  derbheit  an  manchen  stellen 
gedichtet,  dafs  sich  ein  unterschied  kaum  finden  läfst  es  sei, 
um  zu  beweisen,  dafs  jene  kluft  zwischen  dem  rohen  manne 
und  dem  sehnsüchtigen  weihe  nicht  existiert,  verwiesen  auf  die 
derb  leidenschaftliche  zeile  MF  8,  7.  8,  sowie  auf  9,  21.  28,  wo 
der  mann  in  ganz  weichem  tone  spricht,  am  meisten  spricht 
aber  gegen  Scherer  MF  8,  9.  16,  wo  die  dame  sagt:  jö  enwas 
ich  niht  ein  her  (eher)  wilde,  deshalb  hat  Scherer  auch  vorsich- 
tigerweise diese  Strophe  entfernt  is.  ;)76),  weil  sie  das  "priucip" 
der  auordnung  schädige,  in  welcher  die  frauenstrophen  den 
männerstrophen    vorangehen,    als  ob  dieses  ''principe*  nicht  den 


UTTERARHISTORISCHE  GESPENSTER  153 

Schreiber   zum  urlieher   haben   könnte!    schreibt  doch  Scherer 
diesem  aach  die  naroengebung  aller  15  Strophen  zul* 

Ich  nehme  an,  dafs  hm  dr  Fischer  im  augenblicke,  da  er 
▼orstehendes  schrieb,  nicht  vollkommen  klar  war,  dafs  das  wort 
hrorsichtigerweise*,  das  er  gebraucht,  gegen  mich  einen  sehr 
schweren  yorwurf  einschliefst,  ich  hätte  mir  auf  diesem  wege 
mein  resultat  absichtlich  und  mit  bewustsein  erschlichen,  ist  es 
nötig,  dafs  ich  darauf  antworte?  hr  dr  Fischer  wird  die  achtung 
vor  seinen  gegnem  vielleicht  noch  von  selber  lernen,  und  wenn 
er  sie  nicht  lernt,  was  kümmerts  mich,  seine  argumentation 
in  der  vorliegenden  frage  aber  zeigt  dafs  er  nicht  weifs  worauf 
es  ankommt  den  weichen  ton  von  9,  21 — 28  glaubt  er  zu 
empfinden :  aber  in  den  schlufszeilen  redet  nicht  Weichheit,  sonderu 
Selbstgefühl,  und  über  den  ton  wollen  wir  doch  lieber  nicht 
streiten,  wo  uns  greifbare  gedanken  vorliegen  und  deren  scharfe 
betrachtung  ausreicht,  die  zeilen  8,  7.  8  habe  ich  s.  577  in 
demselben  sinne  verwertet  wie  sie  mir  jetzt  entgegengehalten 
werden,  die  richtigkeit  meiner  behauptung  ist  nicht  davon  ab- 
hffngig,  dafs  alle  frauen  eine  den  münnern  fremde  seelen- 
Weichheit  bewähren,  sondern  nur  davon,  dafs  kein  mann  diese 
frauenhafte  empfindung  zeigt,  darum  ist  auch  der  dialog  8,  9—  H> 
ohne  den  geringsten  belang  ftlr  die  vorliegende  frage,  gleichviel 
ob  die  redewendung  am  ende  von  gegnerischer  seile  richtig  oder 
unrichtig  aufgefafst  wird,  derber  ausdruck  von  dieser  art  iMfst 
keinen  schlufs  auf  Weichheit  oder  härte  der  empfindung  zu.  dafs 
der  gedanke  auch  in  höfischen  gedichten  vorkommt,  hat  Jacob 
Grimm  Gramm.  4,  650  und  in  dieser  zs.  2,  192  j^ezeigt. 

30.  6.  74.  W.  SCHERER. 


HEILSBRONN  ALS  KURORT. 

Der  marktflecken  Heilsbrann,  in  Franketi  zwischen  Nürnberg 
und  Ansbach  gekgen,  ist  auch  in  weiteren  kreißen  bekannt  wegen 
seines  ehemaligen  reichen  cisterzienserklosters,  wo  bis  zum  jähre 
1486  die  meisten  der  directen  ahneti  des  preufsischen  königshauses 
und  noch  bis  zum  jähre  1625  die  markgrafen  von  Brandenburg 
fränkischer  linie  ihre  letzte  ruhestätte  fanden;  den  deutschen  philo- 


154  HEILSBRONN  ALS  KURORT 

logen  fmd  litteraiorm  ist  dies  anfseräem  bekannt  durch  den  minck 
von  Heihbronn,  den  mystischen  dichter  und  schriftsteUer  des  xiv  jh$» 
der  ort  aber  bietet  noch  ein  cwrioitnn  und  nimmt  dadurch  ein 
besonderes  philologisches  interesse  in  ansprudh,  da  er  das  Schicksal 
gehabt  hat,  lediglich  in  folge  einer  verfehlten  etymologie  ein  halbes 
Jahrhundert  lang  im  rufe  eines  kurortes  zu  stehen.  ^ 

Schon   seit  mehreren  Jahrhunderten  nämlich  hatte  man  sich 
gewöhnt,  den  namen  Heilsbronn  als  foDs  salutis  zu  erklären  und 
ihn  auf  eitle  heilkräftige  quelle  zu  beziehen,  welcher  der  ort  namen 
und  entstehung  zu  verdanken  habe,    liefs  ein  neugieriger  sich  die 
frage  einfallen,  weshalb  detm  jene  heilquelle  ihre  kraft  verloren 
habe,  so  wüste  die  tradition  hiefür  verschiedene  sagenhafte  gründe 
anzugeben  (Muck,  Beiträge  zur  gesehichte  von  kL  Heilsbronn,  s,  25). 
ernstlicher  aber  erfafsten  die  sache  in  den  zwanziger  jähren  des 
vorigen  Jahrhunderts    drei   einflufsreiche    männer   des   ortes,   der 
klosterverwalter  Bemhold  (t  1731)^    der  um  Heilsbronu  und  seine 
gesehichte  hochverdiente  frediger  Hocker  (f  1746)  utid  der  dr  med. 
Feuerlein,    sie  hielten  dafür  dafs  der  alte  conventsbrunmn  nicht 
nur  jener  heilkräftige  queU  sei,  sondern  dafs  er  seine  gesundheit- 
bringende kraft  auch  noeh  bewahrt  habe,    eine  chemische  antUyse 
des  toafsers  ergab  eine  silberfarbige  alkalische  erde  in  ziemlicher 
quantität  und  etwas  wn  einem  alkalischen  salze,  und  so  stand  mttn 
nicht  an,  dem  administrationscoUegium  zu  Ansbach  eine  denkschrift 
vorzulegen,  in  welcher  eine  fieue   fafsung  des  hrurmens  und  etn- 
richtungen  für  trink-  wid  badegäste  befürwortet  w^irden.    beides 
wurde  sofort  ausgeführt,  und  dies  hatte  den  erfolg  dafs  tag  für 
tag  gegen  50  bis  60  personen  von  nah  und  fem  sich  einfanden, 
um  das  vielgerühmte  wafser  zu  ijebrauchen,  viele  auch  auf  längere 
zeit  sich  in  dem  orte  einmieteten,    der  brunnenarzt  dr  Feuerlein 
veröffentlichte  1730    eine  kleine  schrift  zum  rühm  der  heilquelle, 
Hocker   ließ  den  heilbrunnen  in  kupfer  stechen,  und  schon  1732 
erschiett  eine  gröfsere  schrift  'Heilsbronnisches  Zeugnifs  der  göttlichen 
Güte  und  Vorsorge  bei  dem  uraltefi,  nun  aber  neuentdeckten,  mitten 
in  dem  Kloster  Heilsbronn  befmdliihen  Heilbronnen,  dessen  Kuren, 
Kraft  und  Wirhmg,  Gebrauch  und  Mi  fsbrauch,  auf  gnädigst  herr- 


*  vgl,  den  OrendeUal  zs,  7,  558/*  und  über  den  Orendehtein  bei 
Öhringen  an  der  Ohre,  dem  alten  vicns  AureKi,  OfCellert  Vicns  AurHii 
*.  37  f. 


HEILSBRONN  ALS  KURORT  155 

sehnftUehen  Befehl  beschrieben  von  G,  Ch,  Fetierlein,'  der  rer- 
fafser  zähb  eine  reihe  von  fällen  auf  in  denen  das  v^a/ser  bei 
Steinbesehwerden,  fuß-,  au§en-,  brüst-  nnd  magenUiden,  mechsel- 
ßeber,  aussdUag,  Verstopfung,  offenen  nnmden,  wa/sersucht,  gicht, 
efilipsie,  würwien^  und  Schlaganfällen  seine  heilkraft  bewährt  habe, 
allein  die  anziehungskraft  des  bmnnens  hatte  bereits  ihren  höhe- 
punkt  erreicht;  der  künstlich  geweckte  enthnsiasrnns  begann  zu  ver- 
fliegen, uhd  obwohl  wocA  1770  und  1786  grofse  Sendungen  Heils - 
bronner  wafkers  an  den  markgräflichen  hof  geschickt  wurden,  so 
muste  doch  das  kühne  prqfekt,  Heilsbrotm  zti  einem  kurorte  zu 
madien  und  mit  Bger  in  concurrenz  zu  setzen,  alsbald  in  nichts 
zerfallen,  da  es  gänzlich  auf  sand,  nur  auf  ein  misverständnis 
des  namem  gebaut  war. 

Wäre  'Heibb^ronn*  als  Tods  salutis,  Tons  salutaris  sti  erklären, 
so  würde  efor  itauM  eAe^l^m  Heilprunno,  nirif  Heilesprunno  lauten: 
zeugen  dafür  sind  Heilbronn  bei  Peuchtwangen ,  Heilbrunn  bei 
Andernach  und  die  Stadt  Heilbronn  am  Neckar,  welche  in  der 
tat  von  einer  heilquelle  ihren  namen  erhiebeti,  zudem  ist  ^  Heils- 
bronn'  durchaus  nicht  die  alte  bepietmung  des  orts,  da  sie  erst  in  der 
letzten  hälfte  des  xiii  Jahrhunderts  sporadisch  vorkofnmt:  der  ur- 
sprüngliche name  des  im  jähre  1132  gestifteten  klosters  ist  in  deti 
zahlreichen  Urkunden  bis  tief  in  das  xiv  Jahrhundert  hinein  sehr 
consequent  Halesprunnen,  HalspruDoen,  Halisbronnen,  und  auf 
die  richtige  herleitung  desselben  führt  der  abbas  Haholdesbruuneiisis 
und  das  nionasteriuni  Haholdesbrünnense  in  einer  urhinde  vom 
j\  1141  bei  Hocker,  Supplenkenta  zu  dem  Haylfsbronnischen  Anti- 
quitätenschatz 1739  s,  65.  denn  dafs  am  HAholdesbrunnen  'Hals- 
brnnn*  entstehen  kofinte,  zeigen.  Hdholtesheim  jetzt  Halsheim,  HA- 
holfesbach^  HAholdesbach  jetzt  Halsbaeh,  H^holdeslevo  jetzt  Haldens- 
leben,  die  mit  lobpreisenden  inschriften  g^chmückte  'quelle  da 
heils\  die  heute  in  dem  öden  brunnengebäu^  so  mehncholisrh 
sprudelt,  verwandelt  sidi  also  in  eine  'quelle  des  H^holt\  mögen 
andere  versudien  diesen  heros  eponymos  ries  ortes  historisch  nach- 
zuweisefi, 

Berlin.  DR  SCHBINS. 


156  INSCHRIFT  AUS  LIMBURG  AN  DER  LAHN 


INSCHRIFT  AUS  LIMBURG  AN  DER  LAHN. 

Auf  dem  hofe  des  aUm  scMofses  zu  Limburg  an  der  Lahn 
hinter  dem  dome  steht  auf  der  treppenioange  des  treppentürmdiens 
eine  inschrift  'sehr  sauber  in  granit  gemeifseh,  in  fast  drei  zoll 
hohen  huchstaben\  die  ihrem  typus  nach  etwa  den  beischriften  der 
miniaturen  der  Weingartner  liederhandschrift  vergleichbar  ins  vier- 
zehnte oder  auch  das  ende  des  dreizehnten  Jahrhunderts  gehören, 
eifie  nachbildung,  die  mir  bereits  im  j.  1866  vorgelegt  umrde,  Uefs 
wol  einzelne  deutsche  worte  und  reime  erkennen  oder  ahnen,  spot- 
tete aber  jeder  zusammenhängenden  lesung  und  auslegutig.  bald 
darauf  erhielt  ich  von  der  kundigsten  utid  erprobtesten  hand,  die 
einen  zweifei  an  der  treue  und  genauigkeit  der  wiedergäbe  nicht 
aufkommen  läfst,  durch  hm  dr  Julius  Friedlander,  den  jetzigeti 
director  des  königlidien  münzkabitiets,  meinen  verehrten  freurui  eine 
andre  abschrift;  aber  attdi  sie  Uefs  rätsei  gleich  in  den  namen  der 
ersten  zeile  übrig  und  die  historische  erläuterung  wollte  mir  trotz 
xoiederhoUer  versuche  nicJit  gelingen,  ich  gebe  daher  die  audi  sprach- 
lich interessante  inschrift  hier  nur  wieder,  damit  andre  an  ihr 
endlich  das  übrige  tun. 

FRVWEGDA- VAN    LA ///;// 

BERCH  •  DIE  •  LET  •  MACHEN  • 

DIT  •  WERC  •  VON  •  EIM  •  DORE  • 

HIES  *  HARTMAN   DER   DIE 

WITZE  •  GEW  AN  • 
Z.  ],  das  V  hat  eine  ähnliche  gestalt  wie  s.  10  des  abdrudts 
der  liederhs.,  nur  stehen  die  beiden  ersten  linien  im  Winkel  und  der 
zweite  abwärtsgehende  strich  ist  geschweift  und  hat  keinen  (Quer- 
strich über  dem  untem  ende,  das  \  ist  halbzerstört,  aber  noch 
ganz  wol  erkennbar,  das  Yf  hat  überall  die  gestalt  eines  durch 
einen  senkrechten  strich  gespaltenen  v.  der  erste  buchstabe  der 
zweiten  gmppe  hat  nach  Friedländer  ganz  das  gewöhdiche  aus- 
sehen eines  g,  wie  in  gewan  der  letzteti  zeile,  und  kann  nach  seiner 
Zeichnung  nicht  anders  gelesen  werden;  man  verlangt  aber  ein  o 
oder  u  und  die  zweite  tochter  des  grafen  Gerlach  n  von  Limburg, 
1325  wol  zuerst  urkundlich  erwähnt,  als  gemahUn  Gerhards  von 
Kirberg  1361  verstorben,  hiefs  Uda,  ihre  ältere  Schwester,  gemahlin 


mSCHMFT  AUS  LIMBURG  AN  DER  LAHN  157 

Johanns  i  von  KatzeneUenbogen,  t  1336,  Jutta,  das  a  in  van 
ist  noch  sehr  deutlich;  z.  3  aber  von  ganz  unverktzt  erhalten, 
in  der  letzten  gruppe  war  der  erste  btichstah  nadk  l  nach  beiden 
abschriften  ein  a;  der  vierte  derselben  gruppe  nach  der  ersten  ab- 
schrift  ein  e,  wahrend  nach  Friedländer  von  a  an  in  dieser  zeile 
nichts  mehr  zu  lesen  ist. 

Z.  2.  der  punkt  in  dem  l  soll  wol  andeuten  dafs  liet  zu 
lesen  ist.  z.  3.  das  letzte  wort  ist  nach  beiden  abschriften  un- 
zweifelhaft DORE.  z.  A  ist  das  s  in  hies  und  z.  b  das  z  in  witze 
sicher,  in  let  z.  2  ist  t  das  gradlinige,  in  dit  z.  3,  Hartman 
z,  4,  WITZE  ist  es  geschweift  und  einem  griechischen  %  ahnlich. 

12.  6.  74.  K.  M. 


EIN  LIED  IN  DER  KAISERCHRONIK. 

Ich  habe  die  freude  eine  hübsche  entdeckung,  die  einem  meiner 
jungen  freunde,  hm  Max  Rödiger  in  Berlin  gelungeti  ist,  mit- 
teilen zu  können. 

in  die  Kaiserchronik  ist  mitten  in  die  disputation  der  Silvester- 
legende,  die  nicht  leicht  jemand  mit  besonderer  aufmerksamkeit 
list,  ein  bruchslück  eines  liedes  in  sechszeiligen  Strophen,  von  denen 
jede  mit  einem  dactylisdien  reimpare  schliefst,  aufgenommen. 

1  In  Israh^lis  kunoe  Diemer  s.  287, 
von  manne  ze  manne  5 

[iinze]   di  wtssagen  alle, 

[Hoyses  und  Ysaias, 
David  und  Jeremias 
und  der  ^ote  Daniel 

und  ander  manic  wtssage  h^r|  to 

die  kuuten  jO  vor  lange 
[als  iz  ouch  ist  ergangen] 
5  wi  der  götes  sun  von  himel  an  di  erde  chom, 
v6n  ainer  mjigede  [wart  er]  uns  ze  tröste  geborn. 

2  Er  ist  wtzer  denne  der  sn^.  15 
er  br^ht  uns  aine  niwe  ^. 

[di  wtler  in  der  alten  ^  was, 
zew^re  sagen  ich  dir  daz,] 


158  F^IN  UCD  IN  ^E»  KAISSmCRRONIK 

dö  wart  ar  besiikeq 

n^cb  ebrj^iskem  s^,  20 

5  d6  ^r  $ich  ^ihjt  ü^pger  ne  wölte  tougeo, 
er  gew61t  slnejd  göteltch^n  gewalt  ougeo. 

3  Als  in  der  valer  her  hele  gesendet, 
dd  was  der  allen  ^  ende. 

si  was  diomen  an  daz  trum.  25 

d6  chom  [uns]  sanclus  sanctoruni. 
5  t  dö  tuvalte  iwer  salbe  sAme  in  Israh^l 
und  gesämenet  sich  hinnen  vur  niemer  m^r. 

4  Alle  di  nu  Christen  sint, 

di  haizent  alle  gottes  chint.  30 

von  diu  suln  im  stne  holden 
in  der  [h^ren]  toufe  nach  volgen. 
b  swelhe  an  dem  ge|oü()en  denn^  vollest^nt, 
di  beslzzent  di  wünne  diu  niemer  zergöt. 

Aufs  ieutliehste  liegen  hier  die  beiden  letzten  Strophen  vor. 
aber  auch  der  anfang  der  ersten  ist  leicht  herausgefunden  (vgl 
Denkm,  nr  xl),  da  die  anknüpfung  an  das  vorhergehende  mit 
(Abraham)  uobte  gewisse  den  site,  daz  sieh  die  liute  Ozen  be- 
sniten;  d6  wuohs  daz  sell>e  angenge  ungeschickt  genug,  s.  3  unze 
di  wtssagen  alle  sogar  widersinnig  ist.  auch  die  Zusätze  und 
eingeschobenen  verse  und  worte  sind  überall  leicht  erkannt,  be- 
denken macht  nur  die  Verkürzung  von  1,6  (2,  6  ist  wolte  über- 
liefert)  und  ich  zweifle  auch  nicht  dafs  der  metrisch  äufserst  be- 
schwerliche vers  2,  3  ehedem  anders  lautete,  ehe  die  Zeilen  vorher 
eingeschoben  wurden;  erwütischter  wäre  sehen  ein  bedeutsamerer 
ausdruck,  wie  bei  Ezzo  10,  5  er  verdolte  daz  si  in  besniten; 
vielleicht  aber  hieß  es  in  der  aiten  ^  wart  er  besniten.  eine  ver- 
zweifelte stelle  ist  dann  3,  5,  die  in  der  Heidelberger  hs.  nidit 
anders  lautet,  hier  ist  mit  der  beeeitigung  des  pronomens  der  an- 
rede, die  erst  hineingebracht  iet,  nach  nichts  erreicht,  eine  ver- 
befsenmg  aber,  wie  sie  der  Zusammenhang  verlangt,  \cird  wol  nur 
möglich  sein  wenn  vorher  d^  kibelstßfU  odpr  der  ßU9$prudi  eines 
kirchenlehrets  aus  fündig  gemacht  wird,  ßuf  die  sich  der  satz  stützt. 

Wie  dem  auch  sei,  ein   npiasir  beHfig  fijx  die  compilatorische 
Zusammensetzung  der  Kaiser^omk  (pgl.  zu  den  J)enkm.  nr  xlv) 


EIN  LIED  IN  DER  KAUERCHRONIK  1»9 

ist  gefunden  und  wenn  sie  bald  nach  1 141,  der  Amsteiner  Marien- 
ieich aber  nicht  vor  1137  (Denkm^  s.  433)  verfafst  ist,  audi 
wol  ein  noch  älterer  beleg  fUr  die  anwendung  von  dactylen  in 
deutschen  versen. 

14.  6.  74.  K.  M. 


Nachiem  das  erstehende  bereits  an  die  druckerei  abgesendet 
und  Hl  dsn  händen  des  setzers  war,  fand  hr  Rüdiger  dafs  die 
verse  3,  ^.  6  <287,  27.  28)  zur  hälfte  noch  einmal  in  der  Kaiser- 
Chronik  28,  25.  26  wiederkehren  und  zwar  ebenso  mit  der  anrede 
m  einer  weifittgung  Christi  über  Jerusalem,  in  der  Luc.  33,  28 
mit  Luc.  19,  44.  21,  6  (Matth.  24,  2.  Marc.  13,  2)  combiniert  ist. 
aber  wie  könnten  die  Strophen  1 — 4  (287,  4  ff)  aus  einer  solchen 
redt  Christi  stammen?  und  doch  folgt  28,  27  auf  die  worte 

iwer  s^me  in  Israel 

gesatnent  sih  niemer  m^r 
eine  eben  solche  sechszeilige  Strophe  mit  dactylischem  abgesang: 

Want  ir  des  zttes  niht  erkant^r, 

dö  iu  got  fride  ze  hCks  sante. 

ir  suochet  UAgen^Mle: 

diu  kumt  iu  zewäre. 

d^r  vater  wkl  von  dem  klode  gesoeiden, 

daz  uMüezei  ir  A  balde  clägeu  unl  weinee. 
vorher  aber  Strien,  wie  es  scheint,  dactylen  regelmäfmg  i»  jeder 
vierten  zeile:  28,  14.  28,  18;  28,  20.  21  braueht  mm  nur  um- 
zustellen  und  28,  26  aus  3,  6  (287,  28)  hiiuien  vur  aufzunehmen, 
oder  sind  diese  vern  niehts  anderes  als  28,  2.  8.  29,  5.  16.  20. 
24.  30?  es  bleibt  auf  jeden  faä  wol  keine  andere  amuAme  ak 
da/s  28,  25  ff  dasselbe  gedieht  wie  287,  4  ff  benutzt  ist  und  dajs 
die  stüdce  daraus  jedesmal  dem  zusammenhange  angepaeet  wurden; 
in  etwas  andrer  gestalt  könnte  auch  recht  wol  die  zuletzt  angeführte 
sechszeilige  Strophe  dazu  gehört  haben,  ist  aber  die  anrede  28,  25 
dfenso  wie  3,  5  (287,  27)  nicht  ursprünglich  und  erst  von  zweiter 
hand  hinein  gebracht,  so  wird  die  verbefserung  und  erklärung  dieser 
schwierigen  stelle  durch  die  Wiederholung  und  die  beziehung  zu 
Luc.  23,  28,  so  viel  ich  sehe,  um  nichts  leichter. 

8.  7.  74.  K.  M. 


160  AVE  MARIA.  —  NACHTRÄGE 


AVE  MARIA. 

Dv  bist  an  we,  Maria,  des  hilf  ovch  mir. 

genaden  voUiv,  got  ist  mit  dir. 

vor  allen  wiben  du  (ge)segent  bist, 

dines  bvches  frvht  ovch  gesegent  ist. 
Von  dem  seitenrande  des  Mattes  1*'  der  hs.  42/69  in  guart  der 
hiesigen  Universitätsbibliothek,  welche,  im  jähre   1161  geschrieben, 
tractate  des  Bernhard  von  Clairvaux  enthält,    auch  die  mitgeteilten 
verse  sind  von  einer  hand  des  12  jhs.  geschrieben, 

Graz,  18.  6.  74.  SCHÖNBACH. 


NACHTRÄGE. 

In  meinen  Sangaüensibus  ist  nachzutragen:  MARCIANUS 
CAPELLA  312%  14  iklcanys.  auf  rasur  312%  17  liÄhti*. 
desgl.  313%  2  tr  vor  trüog.  ausradiert  CATEGORIAE 
378%  20  homo  B  380%  9  i.  fehlt  B  384%  6  differeDli^ 
übergeschrieben  B        385%  28  rös  B        447%  10  änderen  B. 

Im  Grazer  Marienleben  sind  s.  520  z.  5  die  warte:  t:i 
(Vermutung)  737.  761  zu  tUgen. 

Zu  zs.  15,  244.  Reinhold  Köhler  hat  als  beweis  für  das 
vorkommen  des  namen  Lorengel  noch  heutigen  tages  mir  folgendes 
schriftchen  namhaft  zu  machen  die  giUe  gehabt :  Altes  gold,  deutsAe 
Sprichwörter  und  redensarten  n^st  einem  anhange,  gesammelt  und 
herausgegeben  von  WLohrengel,  lehrer.  Clausthal,  vertag  der  Grofse- 
sehen  buchhantUung  1860.  8». 

ST. 


DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE       161 


DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE 

VON  ARTHUR  AMELUNG. 

Die  deutsche  lautlehre  hat  es  nicht  nur  n)it  denjenigen 
liistorischen  Veränderungen  der  laute  zu  tun,  die  sich  innerhalb 
des  Sonderlebens  der  deutschen  spräche  vollzogen  haben,  sondern 
auch  mit  denen,  durch  die  eben  erst  das  deutsche  zu  einer  be- 
sonderen spräche  ward,  deren  resultat  schon  allen  ältesten 
<leutschen  dialecten  gemein  ist.  die  beurteilung  aller  jüngeren 
lautgeschichtlichen  hergänge  ist  ganz  und  gar  abhängig  von  der 
beurteilung  jener  frühesten  schritte  specifisch  germanischer  ent- 
>vickelung.  die  historische  deutsche  grammatik  mufs  daher  die 
Erforschung  dieser  hergänge  mit  unter  ihre  eigensten  aufgaben 
rechnen,  in  die  dunkele  und  zweifelhafte  region  der  indoger- 
manischen Ursprache  braucht  sie  deshalb  noch  nicht  hinab  zu 
steigen,  dafs  das  germanische  nicht  unmittelbar,  als  ein  fertiger 
selbständiger  dialect,  aus  dem  schofse  der  indogermanischen  Ur- 
sprache hervorgegangen  sei,  dafs  zwischen  beiden  vielfache  histo- 
rische mittelglieder ,  auf  einander  folgende  generationen  ver- 
'wandter  sprachen  bestanden,  ist  sicher,  am  deutlichsten  und 
schärfsten  tritt  die  ureuropäische  periode  henor.  da  sie  uns 
historisch  näher  liegt  als  die  indogermanische,  so  wird  die 
deutsche  grammatik,  wo  sie  in  vorgermanische  Zeiten  zurück  zu 
gehen  genötigt  ist,  befser  daran  tun,  hier  zu  verweilen,  wo  sie 
festen  boden  fühh,  als  noch  weiter  rückwärts  dringen  zu  wollen. 

Die  beurteilung  des  Verhältnisses  der  deutschen  conso- 
nanten  zu  denen  der  nächstverwandten  sprachen,  also  auch 
zu  denen  der  europäischen  grundsprache ,  ist  durch  die  auf- 
deckung  des  lautverschiebungsgesetzes  der  mutae  in  den  wesent- 
lichsten puncten  festgestellt,  für  die  beurteilung  der  deutschen 
Tocale   in   ihrem  Verhältnis  zu  denen  der  nachbarsprachen  fehlt 

[wir  übergeben  hiermit  einen  nachgelafsenen  aufsatz  unseres  früh  dahin- 
^geschiedenen  freundes  der  öffentlichkeit,  wenn  wir  auch  durchaus  nicht 
In  allen  fallen  seine  ansichten  und  folgerungen  uns  aneignen  konnten,  so 
«rachteten  wir  es  doch  für  eine  pflicht  der  pieUt,  die  sorgsame  und  metho- 
disch wo!  angelegte  arbeit  nicht  zurückzuhalten.  K.  M.  ST.] 

Z.  f.  D.  A.  neue  folge  VI.  1 1 


162       DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE 

es  aber  leider  noch  ganz  an  einer  solchen  festen  norm,  zwar 
ist  man  wol  allmählich  dahin  gelangt,  die  gebiete  der  drei 
grundlaute  a  i  u  beim  etymologisieren  möglichst  auseinanderzu- 
halten, und  namentlich  dürfte  jetzt  diese  norm  nie  mehr  aufser 
acht  gelafsen  werden,  da  durch  JSchmidts  Untersuchungen  (Zur 
gesch.  des  indog.  vocahsmus  Weimar  1871)  die  einzelnen  fälle 
eines  hinUbergreifens  des  einen  lautgebietes  in  das  andere  auf 
bestimmte  bedingungen  reduciert  worden  sind,  aber  weiter  als; 
bis  zum  auseinanderhalten  der  drei  grundlaute  geht  doch  die 
beschränkung  noch  nicht,  die  die  bisher  gewonnene  einsieht 
auferlegt,  kein  sprachvergleicher  nimmt  soviel  ich  sehe  anstofs 
daran,  ein  deutsches  a  nach  belieben  einem  griechischen,  latei- 
nischen a  e  0  oder  «,  ein  deutsches  u  einem  griechischen  v  v  ev 
ov  oder  av  gleichzusetzen,  wenn  alles  übrige  dazu  auffordert, 
ich  glaube  nicht,  dafs  die  natur  der  sache  selbst  uns  für  immer 
zu  solcher  freiheit  verurteilt;  die  uns  noch  unbekannten,  aber 
den  erscheinungen  vermutlich  doch  zu  gründe  liegenden,  festen 
gesetze  aufzudecken,  mufs  wenigstens  fortwährend  versucht 
werden. 

Die  Sachlage,  deren  Schwierigkeiten  aufzuhellen  es  gilt,  ist 
kurz  folgende,  innerhalb  jedes  der  drei  grofsen  vocalgebiete,  in 
deren  Unterscheidung  die  verschiedenen  europäischen  sprachen 
übereinstimmen,  haben  wir  im  deutschen,  wie  in  jeder  anderen 
europäischen  spräche,  eine  nicht  unbedeutende  anzahl  verschie- 
dener vocale.  ein  teil  dieser  vocalverschiedenheiten  ist  sicher 
erst  in  den  einzelsprachen  eingetreten,  wenn  wir  nun  aber  von 
denjenigen  Verschiedenheiten,  deren  entstehung  innerhalb  der  ge- 
schichte  der  einzelsprache  die  Specialgrammatik  sicher  nachzu- 
weisen im  Stande  ist,  ganz  absehen,  so  deckt  sich  doch  der  rest 
in  den  verschiedenen  europäischen  sprachen  noch  nicht:  weder 
sind  die  übrigbleibenden  vocale  ^iner  reihe  in  den  verschiedenen 
sprachen  dieselben,  noch  ist  die  anzahl  die  gleiche,  dafs  sich 
gewisse  vocale  in  den  verschiedenen  europäischen  sprachen  be- 
sonders häufig  decken,  wie  zb.  das  kurze  e.  ist  zwar  bemerkbar, 
aber  als  regel  kann  auch  diese  congruenz  noch  nicht  einmal 
hingestellt  werden,  solange  nicht  die  vielen  ausnahmen  eine  er- 
kläruug  gefunden  haben,  von  dem  deutschen  o  der  a-reihe  hat 
man  aber  noch  nicht  einmal  sagen  können,  welche  vocale  der  ver- 
wandten sprachen  ihm  im  ganzen  wol  am  häufigsten  entsprechen. 


DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE       163 

die  aufgäbe  bestünde  also  nun  darin,  zu  ermitteln,  welche  vocale 
der  verwandten  sprachen  jedem  der  urgermanischen  e  a  o  ä  ö; 
i  i  ai;  u  ü  eu  an  der  regel  nach  zur  seite  stehen,  und  wodurch 
in  gewissen  fallen  abweichuugen  von  der  regel  herbeigeführt 
werden. 

Diese  aufgäbe  erscheint  nicht  von  vornherein  unlösbar,  der 
versuch  einer  lOsung  wird  am  besten  nach  derselben  methode 
unternommen  werden,  die  zur  entdeckung  des  lautverschiebungs- 
gesetzes  führte,  indem  man  nämlich  alle  deutschen  worte,  die 
sich  iu  den  verwandten  sprachen  gleichfalls  vorfmden,  mit  den 
ihnen  dort  entsprechenden  in  betreff  ihres  wurzelvocals  ver- 
gleicht, um  zu  ermitteln,  welche  vocalverschiedenheiten  inner- 
halb jeder  vocalreihe  schon  in  der  europäischen  grundsprache 
vorlagen,  genügte  es,  diejenigen  worte  zu  sammeln,  die  in  betreff 
ihres  wurzelvocals  in  allen  europäischen  sprachen  übereinstimmen, 
für  unsere  anders  gestellte  aufgäbe  reicht  das  aber  nicht  aus; 
denn  hier  handelt  es  sich  vor  allem  darum,  auch  die  abweichungen 
übersichtlich  hervortreten  zu  lafsen  und  ihren  besonderen  Ur- 
sachen nachzuspüren. 

Nach  dieser  methode  will  ich  die  Untersuchung  hier  für  die 
deutschen  vocale  der  a  reihe  e  a  o  ä  ö  in  ihrem  Verhältnis  zum 
griechischen,  lateinischen  und  slawischen  ausführen. 

Im  folgenden  verweisen  die  buchstaben  F  C  S  M  auf  die 
Seitenzahlen  von:  Fick,  Vergleichendes  Wörterbuch  der  indogerm. 
sprachen  1871 ;  Curtius,  Gnmdzüge  der  griech.  etymologie  4  aufl. 
1873;  Job.  Schmidt,  Die  Verwandtschaftsverhältnisse  d.  indog. 
sprachen  Weimar  1870;  Leo  Meyer,  Die  gotische  spräche  Berlin 
1809.  da  in  verschiedenen  Wortbildungen  aus  ein  und  derselben 
Wurzel  alle  vocale  je  einer  vocalreihe  zum  Vorschein  kommen 
können,  so  ist  es  nicht  nur  nicht  überflüfsig,  sondern  von  ganz 
besonderem  Interesse,  auch  nahe  verwandte  worte,  wie  fedara 
fidhrian,  hafjan  hafts  udgl.  gesondert  neben  einander  aufzuführen, 
während  zur  constatierung  des  lautverschiebungsgesetzes  die  ver- 
gleichung  der  gemeinsamen  wurzel  ein  für  allemal  genügt.  ^    zu 


*  was  nun  die  vergleiühung  im  hesondern  betriftl,  so  scheint  für  den 
ersten  blick  die  forderung  unerläfslich  dafs  nur  solche  wortfonnen  ver- 
schiedener sprachen  einander  gleichgestellt  werden,  die  auch  in  der  form 
der  ahleitung  auf  das  genaueste  übereinstimmen,    wäre  diese  forderung  be- 

11* 


164      DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE 

erwähnen  habe  ich  schliefslich  noch,  dafs  ich  auch  worte  mit 
wurzelhafl  auslautendem  av  ev  ov  a  jej  qf,  obgleich  man  sie  meist 
und,  me  mir  scheint,  mit  recht  unter  die  grundvocale  u  und 
t  zu  stellen  pflegt,  von  der  betrachtung  nicht  ausgeschlofsen 
habe,  da  in  ihnen  das  v  und  j  doch  vielleicht  nur  consonan- 
tisches  Clement  sein  könnte,  für  die  hier  zu  beantwortende 
frage  ist  das  gleichgiltig. 


I.    Deutsches  ^. 

Dem  deutschen  e  entspricht  in  folgenden  worten  ein  grie- 
chisches B  lateinisches  e  slawisches  e  oder  ti.  die  in  den  einzel- 
sprachen unabhängig  von  einander  eingetretenen  Schwächungen 
des  e  zu  t  (slaw.  f)  sowie  die  dehnungen  dieses  t  zu  i  (slaw.  t) 
kommen  hier  nicht  in  betracht.  ebensowenig  die  dehnung  des 
slaw.  e  zu  e,  die  sich  aufser  in  syllaba  pura  auch  neben  r  und 
/  häufig  entwickelt  hat  (Schmidt,  Vocalismus  i  14),  lateinisches 
e  für  e  nach  ausgefallenem  consonanten  (p^do),  griechisches  ei 
für  €v  oder  eg^  ags.  eo  altn.  ia  iö  für  ^,  slawisches  je  und  ja 
für  anlautendes  e.  ^ 


rechtigt,  dann  freilich  wäre  eine  Untersuchung  nach  der  oben  vorgezeich- 
neten weise  ganz  unmöglich,  der  vorrat  der  wflrklich  vergleichbaren  worte 
in  den  verwandten  sprachen  würde  auf  einen  so  verschwindend  kleinen 
rest  eingeschränkt  werden,  dafs  dieser  für  keine  art  von  allgemeinerer 
beobachtung  mehr  ausreichte,  aber  ist  denn  jene  forderung  in  ihrer  aus- 
schiiefsenden  strenge  Oberhaupt  berechtigt?  sollte  man  wfirklich  lat.  gmia 
und  griech.  yivvs  für  eigentlich  verschiedene  worte  ihrer  etwas  anders 
geformten  ableitung  wegen  halten?  unmöglich,  denn  was  bliebe  überhaupt 
noch  als  gemeinsamer  grundbestand  der  sprachen,  auf  den  hin  man  ihre 
gemeinsame  abstammung  behauptet,  bestehen?  der  fall  dagegen,  dafs  ein 
wort  später  andere  ableitung  annimmt,  als  ihm  ursprünglich  zukam,  ist 
im  historisch  bekannten  verlauf  der  spräche  gar  nicht  daher  können  solche 
Zusammenstellungen  nicht  ausgeschlofsen  werden,  wiewol  es  freilich  schwer 
hält,  eine  grenze  zu  bestimmen. 

*  dafs  das  ja  in  ja^u,  jami,  jarimü  nicht  direct  aus  a  sondern  erst 
aus  allgemein  europäischem  e,  wie  altn.  ia  aus  germ.  e,  entstanden  sei, 
dafür  spricht  das  schwanken  zwischen  jami  jatti  und  emf  e$ti,  jada^  und 
«f/a  (ich  fahre),    ebenso  schwanken  ja/ro  und  je/ro. 


DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE       165 

das  e  der  deutschen  lat.  griech.  reduplicationssilben. 

got  f*  griech.  iydv  lat.  ego  slaw,  jazü  F  337  —  ich. 

got.  im  gr.  eifdl  sl.  jesmi  F  18  —  bin. 

got.  is  gr.  et  lat.  es  sl.  jesi  —  bist. 

got.  ist  gr.  iati  lat.  es^  sl.  jesti  —  ist. 

got.  in  gr.  iy  lat.  in  F  339  —  in. 

got.  innuma  lat.  intumm  —  innerster. 

ahd.  inni  lat.  intus  F  8  —  innerhalb. 

altn.  pl.  idrar  gr.  ivveQa  (lat.  interiorj  sl.  /f^ro  F  9  —  einge- 

weide,  leber. 
alts.  ehu"  gr.  tW/ro^  lat.  eqiius  F  2  —  pferd. 
ahd.  ero  gr.  f^^  C  344  MSD  253  —  erde, 
got.  ita  gr.  ^idü)  bt.  edo  sl.  yami  F  G  —  efse. 
ahd.  ezzan  gr.  %davov  F  7  —  speise, 
ahd.  trredm  lat.  erro  F  342  —  irre, 
ahd.  igil  gr.  i^Jvog  sl.  jear  F  337  —  igel. 
ahd.  imbi  gr.  iiinlg  C  265  —  biene,  mücke. 
altn.  iörmuni  sl.  jarttnü  F  342. 

got.  baira  gr.  9>^^cii  lat.  /ero  sl.  bera  F  135  —  trage,  nehme, 
ahd.  -^ero  hU  -fer  —  träger, 
ahd.  birig  lat.  ferax  —  fruchtbar, 
ags.  beorma  lat.  fermentum  F  380  —  gährstolT. 
ahd.  brimu  gr.  ßqifAia  lat.  fremo  F  381  —  rausche, 
ahd.  blecchem  gr.  q)X€yiJ  F  136  —  leuchte,  schimmere, 
ahd.  blich  blitz  gr.  q>liyog  glänz, 
got.   bindan  binden  gr.  nBiapia  strick  C  261. 
ahd.  birg  sl.  6re^4  F  533  —  anhöbe,  ufer. 
goL   bliggva  lat.  fligo  F  381  —  schlage, 
altn.  bialla  sl.  bilo  F  633  —  glocke. 
ahd.  bircha  sl.  ftreca  F  533  —  birke. 
got.   blinds  sl.  bledü  S  37  —  dunkel,  blass. 
got.   bairga  sl.  Äre^f«  F  533  —  hüte, 
ahd.  bibar  lat.  fiber  sl.  JeJnl  F  532  —  biber. 
alts.  dilbu  sl.  dlüba  F  528  —  grabe, 
ahd.  tenar  gr.  d^ivaQ  F  368  —  band, 
ahd.  trinsa  lamentatio  sl.  dr^selü  traurig  S  41. 
got.  faihu  lat.  pem  F  114  —  vieh. 

got.  fimf  aeol.  neftTtB  lat.  qtiinque  sl.  p(?ri  F  114  —  fünf, 
got.  fidvör  aeol.  neaavQeg  umbr.  />c/Mr-  sl.  cetyrije  F  30  —  vier. 


166       DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE 

gol.  fiU  gr.  nilla  lat.  pellis  rufs.  peletid  (windel)  F  373  —  haut. 
got.  fairzna  gr.  nregva  sl.  pfesiia  lat.  pema  F  121  —  ferse, 

hüftbein. 
ahd.  flihtu  gr.  nlexw  lat.  plecto  sl.  ptor/  F  376  —  flechte, 
ahd.  gifleht  gr.  nlexri^  —  geflecht. 
got.  fintha  gr.  nHofAai  lat.  pcfo  F  114  —  fliege,  treffe, 
ahd.  fedah  flügel  sl.  pütica  vogel. 
ahd.  fedara  gr.  ttt^^ov  sl.  pero  F  115  —  feder. 
ags.  fidhrian  gr.  nttgou}  —  befiedern. 
ahd.  fergöm  lat.  precor  —  bitte, 
mhd.  vtsel  gr.  neog  lat.  p^is  F  122  —  männl.  glied. 
got.  fair-  rufs.  pere-  (um-,  über-)  —  ver-. 
got.  famieis  umbr.  pemaio  C  285  —  ehemalig, 
mhd.  vert  dor.  nigvri  C  275  —  voriges  jähr, 
ahd.  firma  gr.  neiga  lat.  periculum  M  543  —  Unternehmung, 
ahd.  felawa  weide  gr.  Tttelia  ulme  F  121. 
ahd.  /irsM  gr.  nigdw  lat.  |>^do  rufs.  perzü  F  120  —  furze, 
altn.  fit  gr.  neta  lat.  ;>erf-  F  116  —  fufs. 
ags.  fetor  gr.  nidt]  —  fefsel. 

got.  mfilms  erschreckt  gr.  neXeiuiuaß  mache  zittern  F  373. 
ahd.  geröm  osk.  umbr.  her-  sl.  ielaja  F  68  —  begehre. 
got.  gtida  sl.  zleda  F  520  —  bezahle, 
ahd.  gllzn  *  glänze  sl.  gl^zdq  blicke  F  522. 
ahd.  gelph  übermütig  sabin.  hirpus  wolf  F  359. 
got.  gistra-  gr.  x^^S  lat.  Äert  hestemus  F  72  —  gestern, 
ags.  grimman  wtlten  rufs.  grmetl  donnern, 
ahd.  geh  lat.  Ae/m^s  sl.  sp/enil  F  360  —  gelb,  grün, 
ahd.  ginem  sl.  zina  F  359  —  gähne, 
got.  -gita  lat.  prehendo  F  358  —  ergreife, 
ahd.  gersta  gr.  x^7u^ij  F  359  —  gerste. 
altn.  grind  gitter  sl.  gr^da  balken  F  521. 
ags.  georre  knarre  lat.  hfrrio  knurre, 
got.  hlifa  gr.  xlinvu)  lat.  depo  F  353  —  stehle, 
ahd.  hUumunt  gerücht  rufs.  klevetä  Verleumdung, 
got.  hairtö  sl.  srndice  F  37  —  herz, 
got.  hairda  sl.  \ireda  F  513  —  heerde. 
ahd.  herta  sl.  irida  F  513  —  Wechsel. 

*  über  i  für  ursprüngliches  en  siehe  Schmidts  Vocalisnius. 


DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE       167 


got.  hilms  sl.  siemii  F  514  —  heim. 

altn.  hringi  lat.  clingo  C  157  —  umgebe. 

got.  hlija  lat.  eella  sl.  kelija  F  39  —  hütle,  kammer. 

iihd.  himz  gr.  ytegaog  lat.  cervus  ¥  M  —  hirsch. 

ags.  hveie  sl.  cvilja  F  516  —  schreie. 

ahd.  hrispu  rupfe  lat.  crispo  erschüttere  vgl.  F  348. 

altn.  hverna  gr.  xsQvog  sl.  okrinii  F  38  —  schüfsei. 

ahd.  htmera  sl.  iemerica  V  513  —  nieswurz. 

ahd.  hrt'ng  gr.  nlgxog  lat.  circus  C  157  —  kreifs. 

ags.  heolfor  gr.  KUftog  ¥  49  —  blut,  feuchtigkeit. 

ags.  hndder  lat.  cribrum  C  155  —  sieb. 

ags.  hringe  gr.  xgexo)  K  48  —  töne. 

ahd.  gisu  gr.  ^^w  C  380  —  gähre,  siede. 

got.  kinnns  gr.  yiwg  lat.  ^ena  F  68  —  kinn,  wange. 

got.  kniu  lat.  getm  F  63  —  knie. 

ahd.  kint  lat.  gens  F  56  —  nachkommenschaft,  familie. 

ahd.  kiuwii  sl.  fffüa  F  518  —  kaue. 

ahd.  kelcli  Struma  sl.  zieza  glandula  S  43. 

ahd.  kelnr  kelera  sl.  zrelo  zrülo  F  517  —  gurgel. 

ags.  cnede  sl.  gneta  V  518  —  drücke. 

got.  h'ga  gr.  eke^a^Yjy  sl.  leza  F  391  —  liege. 

got.  lisa  gr.  Xiyio  lat.  lego  C  366  —  sammele. 

ahd.  Und  lat.  /ew/ws  F  392  —  sanft. 

ahd.  lindo  lat.  letite. 

ahd.  /^/s  baibus,  rui's.  lepetatl  stottern. 

mhd.  Imge  sl.  hza  F  164  —  erfolg,  nutzen. 

ahd.  lihti  lat.  ievitas  sl.  llgota  F  164  —  leichtigkeit. 

ahd.  mein  gr.  ju^^f  sl.  medii  F  146  —  met. 

got.  mikils  gr.  fueyaXo^  F  382  —  grofs. 

got.  müfjis  gr.  fxiaaog  lat.  medius  sl.  mezdu  (zwischen)  F  146  — 

mittlerer, 
alts.  middea  sl.  mesr/a  F  535  —  mitte, 
altn.  mefhl  zwischen   ahd.   meudäti  mediator  rufs.   nemedlenno 

unmittelbar  medlHi  zögern, 
got.  wii-Ä*  gi\  l^i  lat.  me  sl.  wf  F  143  —  mich, 
altn.  Miölnir  Thors  hammer  sl.  mlnnij  blitz  S  42. 
ahd.  meröd  lat.  merenda  F  384  —  mahlzeit. 
got.  wi/i/A  gr.  idiki  lat.  mc/  F  385  —  honig. 
ags.  meice  gr.  a^ikyw  sl.  mliiza^  V  536  —  melke. 


168       DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE 

got.  miluks  sl.  mleko  C  172  —  milch. 

got.  gamituhi  lat.  mentio   sl.  pam^tt  C  312  —  gedächtnis,  er- 

wähnung. 
ags.  mimor  iat.  mmnoria  Grimm  GDS  865  —  gedächtnis. 
got.  mith  gr.  f4€tä  F  145  —  mit. 
ahd.  melo  mehl  rufs.  melivo  das  mahlen, 
got.  mimz  sl.  m^so  F  152  —  fleisch, 
got.  wiYa  gr.  fiidofiai  rufs.  mezuj^i  V  385  —  mefse. 
got.  ni  lat.  ne  sl.  ne  F  106  —  nicht, 
got.  nih  lat.  nee  —  und  nicht, 
got.  niun  gr.  hvia  sl.  /iee7^^r  F  110  —  neun, 
ahd.  nevo  gr.  vditodeg  lat.  itepos  F  109  —  neffe,  enkel. 
ahd.  nift  gr.  aveipia  lat.  H«p^M  F  109  —  nichte. 
got.  nithjis  sl.  netij  F  109  —  vetter,  neffe. 
ahd.  moro  gr.  veq>Q6g  lat.  nefro  V  370  —  niere. 
ahd.  nebal  gr.  v€q>€kr]  lat.  lurnftu«  sl.  i»e6e$-  F  370  —  wölke,  himmel. 
ahn.  niörva  gr.  vevQOO}  fvegsowj  C  316  —  fefsele. 
got.  niußs  gr.  v€og  F  HO  —  neu. 
got.  niujitha  gr.  veorrjg  —  neuheit. 
ahd.  niuwöm  gr.  vtacj  —  erneuere, 
got.  nima  gr.  vifiofiai  sl.  im<^  F  110  —  nehme. 
got.  nisa  genese  gr.  viofiai  kehre  heim  F  111. 
ahd.  nest  lat  nidus  sl.  piezdo  F  371  —  nesU 
got.  qhfia  lat.  vefiio  osk.  umbr.  ben-  F  110  —  komme, 
ahd.  zuoquemo  lat.  advena  —  ankOmmling. 
got.  qinö  sl.  zena  ¥  57  —  weih, 
got.  -qUhrs  lat.  venter  F  55  —  bauch, 
got.  qairnus  sl.  zritny  rufs.  zernov  V  517  —  mühle. 
ahd.  querca  gr.  yigyegog  F  61  —  gurgel. 
ahd.  ^ioX^'m  lat«  vegeo  —  belebe, 
ahd.  quekem  lat.  vigeo  —  bin  lebendig, 
got.  raihts  lat.  recim  F  163  —  i'echt, 
got.  rigHJan  gr.  ßgituv  lat.  rigart  C  190  —  regnen, 
got.  riqiz  gr.  igBßog  F  163  —  iinsternis. 
ahd.  repahnon  rufs.  rjäbka  —  rebhuhn. 
got.  rimis  gr.  riQ^fAia  F  166  —  ruhe, 
ahd.  njjipi  sl.  rebro  F  538  —  rippe. 

got.  rika  gr.  o^e/cci  lat.  rego  C  184  —  richte  auf,  häufe  auf. 
mhd.  rigt  lat  porricio  —  bewege  hin. 


DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE       169 

ahd.  ringi  iat.  levis  gl.  hgükü    Schmidt  Vocalism.  52  —  leicht. 

got.  si'k  gr.  ?  Iat.  s^  sl.  «^  F  219  —  sich. 

got.  saihs  gr.  e^  Iat.  sex  sl.  sesti  F  54  —  sechs. 

got.  statin  gr.  iirta  Iat.  Septem  sl.  sedmi  V  194  —  sieben. 

ahd.  sizzu  gr.  i^ofiai  Iat.  sedeo  rufs.  sisi«  F  193  —  sitze. 

ahd.  siz  gr.  'edog  —  sitz, 

got.  sitb  gr.  ikXa  Iat.  seUa  rufs.  <«(ito  F  401  —  sitz. 

ahd.  sibbo  verwandter  sl.  sebrü  teilnehmer. 

got.  saihva  gr.  mofiai  Iat.  sequor  vgl.  C  453  F  400  —  folge. 

ahd.  segöm  Iat.  seco  sl.  seka  F  400  —  schneide. 

ahd.  seh  Iat.  sica  sl.  secivo  rufs.  sec/ra  F  400  —  mefser,  beil. 

ahd.  sihhila  Iat.  secula  F  400  —  sichel. 

got.  sidtis  gr.  I'^og  F  219  —  sitte. 

ahd.  sigu  sieg  gr.  t(7x<^$  gewalt  F  193. 

ags.  sigor  sieg  gr.  laxvQog  gewaltig. 

ahd.  sigiröm  bin  sieger,  gr.  laxvQiCofiai  bin  gewaltig. 

ahd.  selah  gr.  ailo^og  F  402  —  robbe. 

alts.  fries.  selmo  gr.  oiljua  F  403  —  bank,  bett. 

got.  simle  einst  Iat.  semel  einmal  M  507 

got.  ahd.  8t>*-  Iat.  sem-per  C  311  —  immer. 

got.  sineigs  gr.  evog  Iat.  senex  F  194  —  alt. 

ahd.  sin  Iat.  se/t^xs  sl.  s^sti  (klug)  F  401  —  sinn. 

ahd.  sinnu  Iat.  sen/to  F  401  — -  denke,  nehme  wahr. 

ahd.  sintar  sl.  s^dra  F  507  —  schlacke,  tropfen. 

ahd.  sein«  gr.  neigw  F  407  —  scheere. 

ahd.  scem  sl.  skrenja  F  549  —  scherz. 

got.  skeirja  gr.  xQivu)  Iat.  cemo  F  204  —  sichte. 

ahd.  scizu  gr.  ;fefa>  F  67  —  scheifse. 

ahd.  scerm  sl.  eremü  S  41  —  schirm,  zeit. 

ahd.  scirbi  sl.  cre/Mi  Schmidt  Vocalism.  15  —  schale. 

ahd.  spehöm  gr.  a^imio  Iat.  »pecio  F  215  —  spähe. 

ahd.  speho  Iat.  -spex  sl.  /»r««^  F  215  —  späher. 

got.  spinna  spinne   gr.  nivoj^ai  arbeite  sl.  pina  spanne  C  272. 

ahd.  speh  Iat.  ptcus  ¥  413  — :  specht. 

ahd.  sphu  rufs.  plevtf;  vgl.  gr.  OTteigu)  anigfia  C  289  —  spreu^ 

mhd.  sperche  sperling  gr.  anigyovXog  kleiner  vogel  F  414. 

ags.  speome  Iat.  spemo  F  414  —  stofse  weg,  verschmähe. 

altn.  spretta  sl.  predati  S  42  —  springen. 

ahd.  springu  springe  gr.  onigxofiai  bewege  mich  hastig. 


170       DER  CRSPRUKG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE 

gol.  stila  gr.  OTegito  F  410  —  stehle,  beraube. 

got.  stairö  gr.  arelga  lal.  sterilis  C  213  —  die  unfruchtbare. 

ahd.  Stilbn  sterbe   rufs.   terpnn   werde  steif  gr.   arigig^og  steif 

C  213. 
ahd.  stima  gr.  oriQvov  F  211  —  stirn,  brüst,  fläche, 
got.  stamiö  gr.  aareQ-  lat.  Stella  F  211  —  slern. 
ahd.  Stil  gr.  OTeleöv  C  212  —  stiel, 
ahd.  arstifulem  lat.   stipulor  rufs.  sr«6/r  (stiel)  C  214  —  stütze, 

befestige, 
alln.  stintir  fest  lat.  destino  setze  fest  F  212. 
got.  striks  lat.  striga  F  412  —  strich, 
ahd.  stridu  lal.  strideo  F  411  —  rausche. 
ags.  slitige  rufs.  s(^V7ni  —  drehe,  krümme, 
ahd.  smilzu  gr.  ^ildw  F  416  —  schmelze, 
ahd.  smirzu    schmerze   sl.  smrideti    stinken  vgl.   gr.   auegdvog 

schrecklich  rufs.  merzskij  häfslich. 
ahd.  smerza   gr.   a/Aigdog   lat.   merda    rufs.  merzosti  F  416  — 

schmerz,  gestauk,  greul. 
got.  siiiva  eile  gr.  viw  schwimme  F  214. 
got.  svaihra  gr.  ixvgog  sl.  svekril  F  219  —  Schwager, 
got.  svaihrö  gr.  exvga  sl.  svekriivl  F  219  —  Schwiegermutter, 
got.  svistar  sl.  sestra  ¥  220  —  Schwester, 
got.  svairba  wische  rufs.  sverbet^  jucken  S  43. 
ahd.  suedan  poln.  svfdzic  S  43  —  brennen, 
got.  svi)iths  stark  sl.  svetil  heilig, 
altn.  sef  sl.  silplja  V  219  —  schlafe, 
altii.  svefti  sl.  sünii  F  553  —  schlaf, 
ags.  svele  glühe  gr.  ailag  glänz  F  220. 
got.  taihnti  gr.  d^xa  lat.  decetn  sl.  de«f(r  F  85  —  zehn, 
got.  taihsvö  gr.  de^ia  lat.  dextera  sl.  deslnica  F  86  —  rechte  band. 
got.  faira  gr.  d^^w  sl.  d«ra  F  88  —  zerreifse. 
ahd.  Ziu  kriegsgott  gr.  Zeig  himmelsgott  F  93. 
ags.  tigdhe  gewähre  gr.  dixo^ai  nehme  an  sl.  des({  erhalte  F  85. 
ags.  tihei'  gr.  dsinvov  F  92  —  mahlzeit,  opfer. 
ahd.  ziari  lat.  decorxis  vgl.  F  85  —  schön, 
got.  timrja  gr.  d^^oi  F  87  —  baue. 
got.  triu  gr.  divdgeov  sl.  drevo  F  367  —  bäum, 
ags.  tviccge  zupfe  sl.  dvigfia  bewege  F  97. 
got.  thn'ska  dresche  rufs.  trescu  prügele  F  525. 


DER  URSPRlJiNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE       171 

aiid.  dresca  gadresc  tritura  sl.  tresM  donnerschlag  F  525. 
mhd.  dihse   iat.  texo    sl.  tesa   vgl.  gr.  T€xvr]   riy.xtav    F  75  — 

bearbeite, 
ahd.  dehsala  Iat.  t^lum  sl.  tesla  F  523  —  beil,  geschofs. 
alts.  thegti  knabe  gr.  rexvov  kind  F  74. 
altn.  thidnrr  gr.  tstqoiiov  sl.  tetrja  V  75  —  auerbahn,  fasan. 
got.  thinsa  gr.  tivaaaw  vgl.  Iat.  ^essera  F  77  —  ziehe,  schüttele, 
alts.  thing  sl.  t^za  F  523  —  gericht. 
alts.  thingön  sl.  t^a  F  523  —  stipulor. 
got.  gathairsa  gr.  regaofiac  F  81  —  bin  trocken, 
ahd.  (ftn^  sl.  tüca  F  522  —  glaube,  hoffe, 
alts.  thrimmu  gr.  rgifuo  Iat.  frcmo  F  365  —  zitiere, 
altn.  thilja  sl.  tlja  F  524  —  diele, 
ahd.  debaii  (Grimm  Kl.   sehr.   2,  223j   Iat.  tepere  vgl.   sl.  (eplü 

heifs  gr.  tiq^ga  asche  F  77  —  glühen, 
alts.  thimm  sl.  ttmhiil  F  523  —  dunkel, 
mhd.  dimster  Iat.  teter  F  78  —  finster, 
ahd.  demar  dunkelheit  Iat.  temere  blindlings  F  77. 
got.  viga  Iat.  veho  sl.  veza  F  177  —  bewege, 
got.  vigs  lal.  «;ia  C  192  —  weg. 
ahd.  äioiggi  urwiggi  drtwiggi  Iat.  avium  devinm  trivium  —  abweg, 

kreuzweg. 
ahd.  dwiggeön  iat.  deviare  —  abschweifen, 
got.  viljan  Iat.  velle  sl.  veleti  F  183  —  wollen, 
got.  vairtha   Iat.   verto  sl.  vrüsta  rufs.  vercf(  F  183  —  wende, 

wende  mich, 
got.  vair  Iat.  vir  F  399  —  mann. 

gol.  vairths  Iat.  versM«  F  184 wärts. 

mhd.  wilge  gr.  i'Axw  sl.  vßAq  —  rolle,  schleppe. 

got.  vrika  gr,  «{'^/w  sl.  vrüga  F  183  —  dränge. 

ahd.  uuillu  gr.  ^Atw  F  185  —  wälze. 

ahd.  uuHla  sl.  vlilna  F  544  —  welle. 

ahd.  nnellöm  sl.  vföwyö  F  544  —  walle,  woge. 

got.  vilva  Iat.  velh  M  499  —  reifse. 

got.  vaitpa  gr.  ^iftrio  F  397  —  werfe. 

got.  vairths  sl.  v/erfi?  —  würdig. 

ahd.  werh  gr.  i'^yoi'  F  183  —  werk. 

gol.  vinds  Iat.  ventus  sl.  ü(*rrM  F  396  —  wind. 

ahd.  nUetar  sl.  vedro  F  542  —  weiter. 


172       DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE 

got.  vaihts  sl.  vesti  F  541  —  sache. 

got.  vaila   sl.  vetimi   rufs.    vek-  vgl,    gr.  ßiXxBQog   F  397   — 

wol,  sehr, 
mhd.  wester  taufgewand  gr.  afiq>ieaTQig  mäntelchea  F  186. 
got.  vithrus  lal.  vttuhis  gr.  itaXog  F  178  —  junges  lier. 

Neben  dieser  sehr  überwiegenden  Übereinstimmung  des  deut- 
schen e  mit  einem  e  oder  aus  e  entstandenen  laut  der  verwandten 
sprachen  fehlt  es  aber  auch  durchaus  nicht  an  beispielen  dafür^ 
dals  dem  deutschen  e  dort  ein  anderer  vocal  gegenüber  steht. 

Zunächst  ist  eine  anzahl  von  Hlllen  auszusondern,  wo  die 
ursprünglich  vorhandene  Übereinstimmung  wahrscheinlich  erst 
durch  jüngere  phonetische  einflüfse  in  dieser  oder  jener  einzel- 
spräche  gestOrt  worden  ist.  so  ist  1.  lat.  not^em  nach  ausweis  von 
niun  ivvia  dev^iX  offenbar  aus  mvem  entstanden,  wol  auch 
Joupüer  Jovis  neben  Zeig  Ziu  aus  Jev-,  wie  sovos  aus  sevos^^^ 
eog,  während  aus  flevo  (Corssen  1^363)  das  v  einfach  ausfiel; 
das  lat.  duldet  ja  die  lautverbindung  ev  überhaupt  nicht,  zweifel- 
haft bleibt  diese  entstehung  des  o  in  novus  novare  novitas  wegen 
sl.  novü  novüi  novosth  2.  ist  lat.  und  gi\  o  (u  v)  oft  nur 
contraction  aus  se  ve.  so  sind  socer  socrus  soror  somwis  gur- 
gula  nrgeo  curvus,  vTtvog  ooßrj  yvvrj  ycvyckog  itpaw  vq>og  xvXXog 
auf  svecer  svecnis  sveror  svemniis  gvergtila  vergeo  quervus,  astn- 
vog  a.P€ßrj  ysevrj  TCFB^log  sefpaco  ßBq>og  xj^eXlog  zurückzuführen 
und  schwindet  die  differenz  mit  deutschem  svaihra  svaihrö  svistar 
svefn  qnerca  vrika  sinnnel  (ahd.  rund  F  203)  svipa  (altn.  schweif 
C  383)  qinö  hveogul  (ags.  rad  F  38)  vef  (altn.  ich  webe  F  180) 
vefr  (altn.  segelK  auch  ahd.  kela  lat.  gula  (F  62)  und  got. 
hairm  lat.  ctiris  (C  147)  sind  dann  wol  aus  gvela  und  kveru  oder 
kveri  zu  erklären.  3.  zeigt  das  lateinische  die  neigung,  e  vor  r 
oder  /  mit  folgendem  consonanten  zu  o  oder  u  zu  verdumpfen, 
am  deutlichsten  ist  das  in  solvo  für  se-luo  (Ck)rss.  i^  353)  wo 
au  der  entstehung  des  o  aus  e  kein  zweifei  sein  kann;  hieraus 
erklärt  sich  dann  aber  auch  die  differenz  zwischen  lat.  mulgeo 
fulgeo  fulgur  torreo  hordmm  mordet  cord-  corpiis  ailpa  scortum 
und  deutschem  melce  blicchem  blih  gatkairsa  gersta  smirzit  hairtd 
href  (ahd.  leib  F  38)  herdo  (ahd.  vliefs  F  407)  helfa  (F  39). 
4.  duldet  das  slawische  kein  e  im  anlaut;  es  tritt  dafür  je  e  oder 
ja  ein.     neben  jazii  (ich)  besteht  aber  auch  azu.    dafs  sich  darin 


DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE       173 

die  ursprünglichste  form  des  wortes,  von  der  dann  alle  übrigen 
«uropäischen  sprachen  abgewichen  wären,  noch  erhalten  habe, 
ist  angesichts  des  umstandes,  dafs  jedes  anlautende  e  beseitigt 
wird,  nicht  sehr  wahrscheinlich,  es  wird  für  izü  eingetreten 
sein,  dafs  aber  auch  j  einfach  unterdrückt  sein  konnte,  zeigt 
a  neben  ja  (und,  aber)  —  got.  jah  ahd.  joh. 

Nach  abzug  dieser  fälle  bleiben,  soviel  ich  sehe,  noch  fol- 
gende, bis  auf  die  Verschiedenheit  des  wurzelvocals  übereinstim- 
mend in  der  ableitungsform,  meist  auch  in  der  bedeutung:  ahd. 
mi%  lat.  modm  —  ahd.  ehar  lat.  aper  C  142  —  ahd.  imhi  lat. 
cfi$  —  ahd.  hring  sl.  kragil  F  515  —  ahd.  Irppea  lat.  lahea 
F  392  —  ahd.  te/fwr  lat.  laJlmm  F  392  —  got.  hrika  lat.  frango 
F  380  —  got.  lig;r$  gr.  XctyQOv  F  391  —  ahd.  lerz  gr.  Xogöot; 
F  392  —  ahd.  $cerdo  lat.  cardo  F  407  —  got.  fidvdr  lat.  qaat- 
tnw  —  ahd.  sp^ha  gr.  axo/n^  F  413  —  ahd.  «per  lat.  sparum 
F  413  —  ahd.  gelph  gr.  x^Qonog  F  359  —  alts.  efno  gr.  ag>vo} 
F  340  —  got.  filn  gr.  nolv  F  573  —  ahd.  geh  gr.  x^oog 
F  360  —  ahd.  hüu  lat.  occulo  F  349  —  ags.  cearfe  gr.  ygaq>u) 
F  358  —  got.  kniu  gr.  yovv  F  63  —  ahd.  nest  (nahrung)  gr. 
voatog  F  111  —  altn.  hvell  sl.  kolo  S  38  —  ahd.  helza  sl. 
koTÜda  (lat.  gladim)  F  348.  ferner,  in  der  form  der  ableitung 
hin  und  wieder  auch  in  der  bedeutung,  etwas  von  einander  ab- 
weichend sind:  got.  hairtö  gr.  xagdia  —  got.  qima  gr.  ßaivw 
—  ahd.  ^6m  gr.  x^^Q^  —  3^^»  ff«»^  gr-  xotivb)  —  ahd. 
sprikhu  gr.  aipagayiio  (rausche)  F  215  —  ahd.  hmku  gr.  axcfCco 
C  383  —  got.  gairda  sl.  grazda  C  200  —  got.  gita  gr.  ^o»'- 
dayw  —  got.  ntt^/ts  sl.  novit  —  altn.  iörvi  lat.  arv^tm  F  342  — 
altn.  i(frmnni  lat.  armentum  F  342  —  ahd.  stima  (d.  i.  stemja) 
«I.  strana  ¥  550  —  ahd.  speho  gr.  -a%onog  —  got.  hairda  gr. 
iLogi^vg  V  38  —  ahd.  ringt  gr.  ikaxvg.  ^ 

Wie  sind  nun  diese  ftllle  zu  beurteilen?  Fick,  Sprachein- 
heit 8.  178,  stellt  als  methodischen  grundsatz  auf,  dafs  wo  auch 
nur  eine  europäische  spräche  ein  a  gegenüber  dem  e  der  übrigen 
sprachen  zeige,  dieses  a  als  der  ursprüngliche  laut  anzusehen 
sei,  aus  dem  jenes  e  durch  spätere  Umbildung  entstanden  sei. 
so  sehr  ich  nun  sonst  mit  den  dort  entwickelten  ansichten  tlbcr- 


'  got.   milds  stellt  sich  wol   eher  zu   sl.  mitS  (G  330)  als  zu  mladu 
gr.  fittXd^axo^  F  536. 


174       DER  URSPRUxNG  DER  DEUTSCHEiN  A-VOCALE 

einstimme,  so  kann  ich  doch  diesen  gruudsatz  nicht  annehmbar 
iinden.  erstens  ist  man  dabei  gezwungen,  ein  mehrmaliges  zu- 
talliges  zusammentreten  gelten  zu  lafsen,  eine  annähme  die  doch 
sonst  bei  ähnlichen  erwägungen,  soweit  irgend  möglich,  ausge- 
schlofsen  zu  werden  pflegt,  sodann  kann  ich  auch  den  s.  177 
zur  begründung  dieser  norm  vorangeschickten  satz,  das  e  habe, 
nachdem  es  einmal  ausgebildet  worden,  ^nachweislich'  innerhalb 
jeder  europäischen  spräche  stark  um  sich  gegrilTen,  nicht  als 
richtig  anerkennen,  wenn  wir  von  dem  deutschen  umlaut,  der 
auf  assimilation,  und  dem  lateinischen  e  i  in  perfectus  confringo 
udgl.  das  auf  Schwächung  durch  den  accent  beruht,  absehen,  so 
haben  wir  in  historischer  zeit  nirgends  in  einer  europäischen 
spräche  einen  spontanen  Übergang  von  wurzelhal'tem  a  in  e,  wie 
er  hier  angenommen  wird,  zu  verzeichnen,  vielmehr  erscheinen 
die  gebiete  des  a  und  e  soweit  unsere  historische  künde  zurück- 
reicht kaum  minder  starr  gegen  einander  abgegi*enzt,  als  etwa  die 
gebiete  zweier  organisch  verschiedener  mutae,  während  e  und  t 
häufig  ohne  ersichtliche  veranlafsung  in  einander  übergehen, 
dafs  irgendwo  in  einer  europäischen  einzelsprache  ein  e  auf  solche 
weise  aus  a  entstanden  sei,  ist  also  nicht  eine  gegebene  tatsache, 
sondern  könnte  erst  aus  solchen  lallen  gefolgert  werden,  wo 
dem  a  der  einen  spräche  ein  e  der  anderen  gegenübersteht, 
diese  folgerung  ist  aber,  wie  mir  scheint,  nicht  durchaus  not- 
wendig, es  bietet  sich  noch  eine  andere  viel  wahrscheinlichere 
erklärung  solcher  differenzen,  wenn  man  annimmt,  es  lagen  in 
all  diesen  fällen  in  der  europäischen  grundsprache  doppelte  bil- 
dungen  vor,  die  eine  mit  a,  die  andere  mit  e,  beide  der  bedeu- 
tung  nach  characterisch  verschieden;  die  eine  spräche  habe 
nur  diese,  die  andere  nur  jene  wortform  für  beide  bedeutungen 
beibehalten. 

Ein  solcher  hergang  liegt  uns  ja  in  vielen  fallen  ganz  deut- 
lich vor.  aus  slaw.  drtvo  (bäum)  und  drova  (gefälltes  holz)  gr. 
öivögeov  (bäum)  öoqv  (balkeu)  ergiebt  sich,  dafs  europ.  dreva 
und  drava  mit  verschiedener  bedeutung  neben  einander  bestanden ; 
das  deutsche  hat  beide  bedeutungen  auf  Irin  -»  dreva  übertragen. 
— im  deutschen  haben  üiljau  (volo)  und  valja  (eligo)  characterisch 
vtnschiedene  bedeutung;  im  sl.  heifst  velja  ich  befehle,  volja  ich 
ziehe  vor,  aufserdem  aber  auch  beide  ganz  allgemein  'ich  will'; 
im  griechischen  ßovXofAai  hat  sich  nur  die  dem  valja  volja  ent- 


DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE       175 

sprechende  form,  aber  io  der  bedeutuog  vod  viljau,  erhalten; 
in  lat.  voh  velle  mischen  sich  beide  formen.  —  deutschem  skip 
(navis)  und  skap  (dolium)  entspricht  im  griechischen  nur  axcKpog, 
der  form  nach  dem  letzteren^  der  bedeutung  nach  dem  ei^steren 
gleich.  —  das  deutsche  fergötn  (ich  bitte)  und  frägem  (ich  frage) 
erscheint  im  lateinischen  precar  und  proco  wieder,  die  aber  beide 
nur  'bitten'  bedeuten;  das  slaw.  hat  in  prosa  nur  die  eine  form, 
aber  mit  beiden  bedeutungen.  —  das  griechische  xalid  (hülte) 
scheint  dem  lat.  cella  sl.  kelija  unmittelbar  zu  entsprechen;  im 
deutschen  linden  sich  aber  beide  formen  mit  geschiedener  bedeu- 
tung nebeneinander:  hlija  (zeit)  und  halla  (saal).  —  so  mufs 
auch  die  bedeutung  von  got.  qitiö  (alts.  quena  altn.  kona)  und 
qet^s  (altn.  kvcm  alts.  quän)  ursprünglich  irgendwie  verschiedeu 
gewesen  sein,  nach  merkmalen,  die  eine  spätere  zeit  nicht  mehr 
beachtenswert  fand,  daher  wird  eine  von  beiden  bezeichnuugeu 
fallen  gelafsen:  im  ahd.  kona  hat  sich  nur  die  erstere,  im  ags. 
cven  nur  die  letztere  erhalten,  lägen  uns  nur  diese  zwei  dialecte 
vor,  so  könnte  man  auch  hier  zu  dem  irrtum  verleitet  wenien, 
sich  die  eine  wortforra  aus  der  anderen  phonetisch  umgebildet 
zu  denken,  die  übrigen  europäischen  sprachen  kennen  hier  nur 
die  dem  got.  qmö  entsprechende  form.  —  ganz  ebenso  mufs 
es  sich  wol  mit  den  gleichbedeutenden  ahd.  elaho  und  altn.  elgr 
(stamm  algi-)  gegenüber  gr.  lat.  ähirj  alces  (C  131)  verhalten; 
ferner  mit  slaw.  bebrii  und  bobru  gegenüber  lat.  fiber,  deutschem 
bibar;  auch  hier  werden  die  doppelformen  ursprünglich  irgend 
einen  sachlichen  unterschied  hervorgehoben  haben,  daher  ist 
auch,  wenn  wir  neben  'i/inog  equus  ehu  (pferd)  littauisch  aszia 
(stute)  haben,  die  annähme,  in  der  europäischen  grundsprache 
seien  ekva  pferd  und  akod  stute  ebenso  durch  abiant  unter- 
schieden gewesen,  wie  im  deutschen  hana  und  Amon,  weit  wahr- 
scheinlicher, als  die  annähme  (Fick  s.  178),  das  wort  habe  sich 
in  vier  sprachen  (auch  das  keltische  hat  ec  epo)  unabhängig  von 
einander  auf  ganz  gleiche  weise  phonetisch  umgestaltet,  das 
lat.  eqna  hindert  an  unserer  auffafsung  nicht:  es  braucht  nicht 
phonetisch  aus  europäischem  akvd  entstanden  zu  sein,  sondern 
kann  lange  nachdem  die  ursprüngliche  Unterscheidung  aufgegeben 
war,  von  neuem  aus  equus  abgeleitet  worden  sein. 

Nach    analogie   solcher  hergänge  sind  nun  auch  die  oben- 
genannten difTerenzen  zwischen  dem  deutschen  und  den  nachbar- 


176       DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE 

sprachen  zu  beurteilen,  beachtenswert  ist  dabei  besonders,  dafs 
die  mehrzahl  dieser  worte  gegenstände  der  sinnhchen  anschauung 
benennt,  an  denen  der  mensch,  je  weiter  zurück  in  der  völker- 
geschichte,  um  so  mehr  kleine  charakteristische  Verschiedenheiten 
mit  aufmerksamem  sinne  zu  entdecken  wüste  und  hervorzuheben 
notwendig  fand,  tier-  und  pflanzenarten  bezeichnen,  wie  die 
eben  besprochenen  elaho  ehn  bibar  triu,  so  auch  imbi  ebar  iör- 
muni;  technische  Vorrichtungen  und  gerätschaflen,  wie  ddp  und 
hlija,  so  auch  iörvi  ligrs  sper  hvell  helza  scerdo;  menschliche 
und  tierische  kOrperteile  kniu  taiho  hairtö  lippea  Uffkir  stima; 
anschauungen  von  sinnlichster  lebendigkeit  enthalten  auch  hairda 
hring  gelo  ßu  ringt  brika  qima  gairda  hinku  sprihhu  gm&m 
ceorft,  bei  eigentlichen  abstracten  wie  speha  cxortri  nest  voatog 
kann  man  unbedenklich  annehmen,  dafs  sie  in  beiden  sprachen 
unabhängig  von  einander  aus  dem  verbum  gebildet  seien,  latei- 
nisch qualtuor  mufs  aber  wol  notwendig  eine  von  fidvär  tia- 
aageg  cetyrije  keturi  ursprünglich  verschiedene  bildung  sein, 
denn  es  tritt  zu  der  Verschiedenheit  des  wurzelvocals  noch  der 
umstand  hinzu,  dafs  es  undeclinierbar  ist,  während  die  formen 
mit  wurzelhaftem  e  sämmtlich  decliniert  werden. 

Schliefslich  sind  noch  vier  fälle  zu  erwähnen,  wo  dem 
deutschen  e  derjenige  vocal  entspricht,  der  wie  sich  zeigen  wird 
sonst  deutsches  ö  vertritt:  altn.  thilja  gr.  trjUa;  ahd.  tila  (mamma) 
gr.  -dr^Xi]  vgl.  lat.  felare  F  369;  got.  hvaitnei  gr.  ntgdyiov 
F  348;  ahd.  hirmjan  (ruhig  sein)  lat.  clemens  (ruhig)  F  49.  in 
letzterem  könnte  vielleicht  das  e  erst  später  aus  e  entstanden  sein, 
indem  der  folgende  nasal  einen  nasalierten  vocal  i  hervorbrachte, 
bei  ^i^ili;  und  xgävlov  bestände  aber,  auch  wenn  wir  hier 
dehnung  aus  a  in  syllaba  pura  annehmen,  immer  noch  die  ver* 
schiedenheit  von  a  und  e.  diese  Küe  können  daher  wol  nur 
nach  analogie  der  oben  geschilderten  Vorgänge  erklärt  werden. 


IL    Deutsches   a. 

Dem  deutschen  a  entspricht  in  folgenden  werten  ein  grie- 
chisches, lateinisches,  slawisches  a  oder  o.  jüngerer  lautwandel, 
der  hierbei  nicht  in  betracht  konmit,  besteht:  in  den  deutschen 
umlauten  e  und  ö;  im  ags.  ea  ä  o  tut  a;  im  altn.  ä  für  a  vor 


DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE       177 

/  n  4-  consonanten  und  nach  ausgefallenem  h;  in  der  Schwächung 

des  griech.   lat.   o  zw  u  v,   und   der  dehnung  letzterer  zu  ii  v; 

in   der  contraction   des  gr.  jfo  Oß  zu  ov,   des  lat.  ov  vo  zu  n; 

in   der   dehnung  des  slaw.  a  zu  e   in   syllaba   pura   und  neben 

/  r:  in  slawischem  u  für  a. 

got.  agis  gr.  ax^Q  l^t«  öw</o^  F  5  —  schreck. 

got.  agls  häfslich  gr.  axagog  blind  lat.  aquilus  dunkel  F  335. 

got.  aglö  trUbsal  gr.  ax^vg  dunkelheit  F  335. 

ags.  anga  gr.  oyxog  lat.  uncus  F  5  —  haken. 

ahd.  angul  gr.  ayxdXrj  lat.  anguhis  sl.  aglü  F  338  —  biegung. 

alts.  eggia  gr.  ooiig  lat.  acies  F  336  —  schneide,  spitze. 

ahd.  eggjan  lat.  occör«  —  eggen. 

ahd.  angari  kornwurm  gr.  av,aQt  milbe  F  337. 

got.  aggvus  gr.  ayxov  sl.  azükit  F  508  —  eng. 

got.  aggvja   gr.  oy^fw   lat.  ango   sl.  ^äa  F  508  —  beenge,  bin 

beengt, 
got.  aggvitha  sl.   izota  F  508  —  enge, 
ahd.  angHst  lat.  angustia  sl.  asos/«  F  508  —  bedrüngnis. 
altn.  öglir  lat.  ang\iilla  sl,  qgrl  F  508  —  schlänge,  aal. 
got.  akrs  gr.  ayQog  lat.  «(/er  F  4  —  feld. 
altn.  ek  gr.  ayw  lat  a^o  F  3  —  fahre,  treibe, 
ahd.  anco  lat.  unguen  F  337  —  fett,  butter. 
got.  aqizi  lat.  c»cta  —  beil. 
got.  ahva  lat.  aq^ia  F  336  —  wafser. 
got.  aha  verstand  gr.  oaaa  ahnung  F  335. 
got.  ahja  gr.  oaao/Aai  F  335  —  wähne,  ahne, 
got.  ahlau  gr.  oktw  lat  oclo  sl.  osml  F  1  —  acht, 
got.  ahana  gr.  äxvrj  lat.  actis  F  336  —  spreu. 
ahd.  ah$a  gr.  a^o^v  lat.  durts  sl.  os^  F  3  —  achse. 
ahd.  ahsala  gr.  axxog  lat.  oo^tY/a  F  337  —  achsel. 
got.  abrs  gr.  oßgifiog  F  12  —  gewaltig, 
ahd.  abuh  verkehrt  sl.  opako  a  tergo  F  10. 
got.  af  gr.  arto  lat.  «6  F  9   —  von. 
altn.  a/a  lat  ops  F  340  —  fülle, 
altn.  afla  lat.  opulesco  —  kräftig  sein, 
altn.  efla  gr.  6q)il)i(ü  F  340  —  stärken. 
altn.  afl  gr.  oq)£i.og  lat.  opulmtia  F  340  —  kraft,  hilfe. 
ags.  tf/ha  lat.  operari  F  10  —  würken. 
got  a/Zord  gr.  cur o)t ig w  F  10  —  ferner,  wiederum. 
Z.  f.  D.  A.  neue  folge  VI.  12 


178       DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE 

got.  at  lat.  ad  F  338  —  zu. 

got.  atta  gr.  arra  lat.  atta  sl.  oticl  F  6  —  vater. 

ahd.  ando  groll  lat.  odium  bafs  F  339. 

ahd.  andöm  sl.  uzda  F  339  —  räche. 

got.  and  gr.  avr/  lat.  ante  F  9  —  gegen. 

got.  anda-  gr.  aVra  sl.  otü  F  339  —  entgegen,  weg. 

got.  ala  lat.  o/65CO  F  342  —  wachse. 

got.  alja  lat.  alo  vgl.  gr.  ävak-rog  —  nähre. 

alts.  ald  lat.  adultus  —  alt,  erwachsen. 

ahd.  alacra  gr.  dXKvwv  lat.  akMo  C  132  —  eisvogel,  tauchen 

altn.  elgr  gr.  ofiLxiy  lat.  alces  C  131  —  elenntier. 

ags.  ealu  sl.  o^u  F  509  —  hier. 

got.  aleina  lat.  ulna  F  342  —  eile,  ellenbogen. 

got.  aüis  lat.  arx  F  341  —  bürg,  tempel. 

ags.  ealgie  gr.  aQxio)  lat.  arceo  F  15  —  beschirme. 

ahd.  elira  lat.  a/nM5  sl.  ofeÄa  F  509  —  erle. 

got.  alßs  gr.  aXXog  lat.  afc'ti«  F  343  —  anderer. 

got.  aljathrö  gr.  alloTQiwg  —  fern,  fremd. 

altn.  dlmr  lat.  ulmus  F  342  —  ulme. 

altn.  älfr  lichtgenius  alft  schwan   gr.   a)Lq>6g    weifser  ausschlag 

lat.  albm  weifs  vgl.  C  293. 
got.  ala-  gr.  agi-  M  413  —  sehr, 
ahd.  amma  lat.  amita  F  340  —  amme,  tante. 
got.  amsa  lat.  umerus  F  12  —  scbulter. 
got.  an  gr.  av  lat.  an  F  339  —  fragepartikel. 
got.  ana  gr.  avd  lat.  an-  F  7  —  auf. 
ahd.  anut  lat.  anas  sl.  a4y  F  339  —  ente. 
ahd.  ana  lat.  anus  F  339  —  urgrofsmutter,  alte  frau. 
altn.  ama  gr.  oQvvfii  lat.  orior  F  12  —  gehen,  sich  erheben, 
ahd.  am  gr.  o^veg  sl.  arilü  F  341  —  vogel,  adler. 
got.  arja  gr.  agoo)  lat,  aro  sl.  or/q  F  341  —  pflüge, 
ahd.  art  gr.  ägoaig  lat.  aro/to  —  bepflügung. 
altn.  ardr  gr.  ägorgov  lat.  arofrwm  sl.  oroto  —  pflüg, 
got.  arhaühs  gr.  äkq>rjfia  lat.  /aftor  sl.  ra6o/a  F  166  —  arbeit, 
got.  arbaidja  sl.  rahotaja  —  arbeite, 
got.  arbja  gr.  0Qq>av6g  lat.  orftw«  C  296  —  waise,  erbe, 
got.  anm  gr.  aQfxog  lat.  armtus  sl.  ramo  F  16  —  arm,  scbulter. 
ags.  earh  lat.  arcm  F  341  —  bogen,  geschofs. 
ahd.  ars  gr.  o^^og  F  342  —  steifs. 


DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE       179 

altn.  drvastr  gv,  agiOTog  F  13  —  bester,  trefflichster. 

got.  asilus  sl.  osilü  F  510  —  esel. 

altn.  ami  gr.  ovog  lat.  asinus  C  404  —  esel. 

got.  asts  gr.  o^og  F  343  —  zweig. 

ahd.  aspa  rufs.  osina  —  espe. 

ahd.  awi  gr.  otg  lat.  Ovis  sl.  ovlca  F  18  —  schaf. 

got.  avö  lat.  ava  F  343  —  grofsmutter. 

got.  baris  lat.  far  sl.  boru  F  379  —  gerste,  speit,  hirse. 

ahd.  unberi  unfruchtbar  gr.  q>0Q6g  fruchtbar. 

ahd.  bara  schranke  lat.  forus  fach  F  632. 

got.  barms  schofs  gr.  q>ogjLi6g  tragkorb  C  300. 

got.  balvs  gr.  (pavXog  sl.  boll  F  380  S  41  —  schlecht. 

altn.  berjaz  sl.  barja  F  380  —  kämpfen. 

ahd.  barta  sl.  brady  S  41  —  beil. 

altn.  börgr  rufs.  barov  S  37  —  eher. 

ags.  bdlce  gr.  fßgaxov  (krachte)  sl.  br^ca  F  132  —  schreie. 

got.  blanda   mische   (altn.    ahd.  verunreinige)    sl.  bladiti  irren, 

huren  S  41. 
altn.  bard  lat.  barba  sl.  brada  F  378  —  hart, 
ahd.  brort,  bort  gr.  äq>laaTOv  lat.  fastigium  ¥  137  —  Vorderteil 

oder  hinterteil  des  schiffes. 

ahd.  bar  sl.  bosu  F  533  —  blofs. 

ahd.  batia  gr.  q>ovy  F  379  —  mord. 

altn.  bani  gr.  qtovevg  —  mOrder. 

got.  dal  gr.  &6Xog  sl.  dolu  ¥  369  —  tal,  grübe. 

got.  dvals  gr.  &oX6g  F  370  —  toll,  verwirrt. 

got.  draba  rufs.  droblju  —  haue. 

ahd.  tafhar  lat.  fabre  sl.  dobru  F  368  —  tüchtig,  schön,  gut. 

got.  gadaban  sl.  podobati  —  sich  geziemen. 

altn.  dafna  kräftig  werden  sl.  dobli  stark. 

got.  draga  gr.  dgaaco)  F  369  —  trage,  halte. 

ahd.  tara  Verletzung  sl.  udarü  schlag. 

ahd.  terju  verletze  sl.  udarja  schlage. 

altn.  dregg  sl.  drozdije  S  37  —  hefe. 

got  daddja  sl.  doja  ¥  528  —  säuge. 

got.  dragk  getränk  gr.  argay^  tropfen  M  405. 

got.  fadar  gr.  navriQ  lat.  pater  F  115  —  vater. 

ahd.  fatureo  gr.  näjQwg  lat.  fatruus  —  oheim. 

got.  -faths  gr.  noaig  lat.  potis  (mächtig)  sl.  gos-podi  ¥  532  —  herr. 

12* 


180       DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE 

ahd.  farah  gr.  noQyiog  lat  forcus  sl.  pra$^  F  372  —  Schwein. 

ahd.  farheli  lat  porceüus  F  372  —  ferkel. 

ahd.  fangu  fange  lat  pango  setze  fest  F  113. 

ahd.  fang  captura  gr.  naynrj  falle,  schlinge. 

ahd.  gifagju  befriedige  lat  paciscor  vertrage  mich  F  113. 

ahd.  fasta  sl.  postü  zs.  f.  deutsche  phil.  1,  142  —  fasten. 

ahd.  fahs  har  gr.  noKog  vliess  rufs.  puch  flaumfeder,  milchhar 

F371. 
ahd.  falo  gr.  noXiog  lat  pullus  sl.  plavü  F  531  —  fahl, 
ahd.  fcUawem  lat.  paüeo  —  erbleiche, 
ahd.  farro  mhd.  verse  gr.  nogig  F  372  —  junges  rind. 
ahd.  fallju  gr.  aqxikXo)  lat  fallo  F  216  —  mache  fallen,  teusche. 
ahd.  falla  falle  lat  fdla  teuschung. 
got.  fra-  gr.  naqa-  sl.  pro-  F  119  —  ver-. 
ags.  faru  gr,  Ttogog  F  118  —  gang, 
got.  fara  gr.  nogevoiAai  —  wandere, 
got.  farja  gr.  nogi^cj  —  führe, 
ahd.  infart  ostium,  atrium  lat.  porta  tttr. 
got.  fana  lat  pannus  sl.  opona  F  530  —  tuch. 
got.  favat  lat  patwi  F  374  —  wenige, 
ags.  päd  gr.  Ttdrog  lat  pont-  sl.  pati  F  117  —  weg. 
ags.  päddan  gr.  naTew  —  trete. 

got.  -faUhs  gr.  -ftXaaiog  F  373 fach. 

ags.  fädm  umspannuug  gr.  ndajaa  pflaster  vgl.  C  210. 

ahd.  flah  gr.  nlaxovg  lat.  planais  sl.  ploskü  F  532  —  platt 

mhd.vledie  gr.  /rAa^  lat  planca  —  fläche,  platte. 

ahd.  flewju  wasche  sl.  plavlja  mache  fliefsen  F  532. 

altn. /r(U  gr.  Ttinogda  F  120  —  furzte. 

got.  flahta  flechte  gr.  nloKag  flechte    rufs.  plot  flofs  vgl.  plotüt 

zusammenfügen, 
ags.  flacor  beweglich  sl.  plazivü  schlüpfrig  F  376. 
ahd.  frewju  erfreue  sl.  pravlja  verbefsere. 
ahd.  frewida  gr.  TtQaoTrjg  rufs.  pravosti  vgl.  C  284  —  freude, 

Sanftmut,  biUigkeit 
got.  gasts  lat.  hostis  sl.  gostl  F  360  —  fremder. 
mhd.geste  rufs.  ugoscü  —  bewirte. 

got.  gards  gr.  x^Q'^^S  I^^*  hortus  sl.  gradu  F  520  —  haus,  hof. 
a\in.  gerdi  sl.  grazdl  —  bürde, 
ahd.  gartäri  sl.  gradari  —  gärtner. 


DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE       181 

ahd.  ffrab  sl.  grobü  C  179  —  grab. 

ahd.  gans  lat.  anser  sl.  gast  F  68  —  gans. 

got.  gazdi  lat.  hasta  F  70  —  speer,  Stachel. 

ahd.  gartjan  anstacheln  lat.  hostire  schlagen. 

altn.  gamir  gedärme  gr.  x^Q^V  ^^^^  1^^*  haru-  eingeweide  F  69. 

ahd.  gaUa  gr.  xo^  F  359  —  galle. 

ahd.  gansu  erbleiche  sl.  ugasna  erlösche. 

ahd.  ^em^  wut  gr.  XQ^f^V  geknirsch  sl.  gromü  donner  F  361. 

got.  gramja  erzürne  rufs.  gromlju  zerstöre. 

ahd.  gremiza  zorn  gr.  xQOfictdog  geknirsch  rufs.  gramozd  gewirr. 

ahd.  gram  erzürnt  rufs.  gromkij  schallend. 

^lin.gladr  freundlich  sl.  zladüku  glatt  F  522. 

altn.^fei:?  erfreue  rufs.  glazu  glätte. 

ahd.  intgtUu  sl.  zlada  F  520  —  entgelte. 

ahd.  giigat  sl.  godlnü  —  passend. 

ahd.  bigatöm  treffe  an  sl.  goditi  zutreffen. 

ahd.  halöm  gr.  xaXito  lat.  cdo  F  33  —  rufe. 

ags.  hafer  gr.  xdftgog  lat.  caper  F347  —  bock,  eher. 

ahd.  halam  gr.  ytaXafxog  lat  culmus  sl.  slama  F  39  —  halm. 

got.  hafja  hebe  laL  capto  fafse  F  32. 

ahd.  hefi  erhebung  lat  capto  ergreife. 

altn.  hefill  lat  captdus  — -  fangseil. 

aiiu,  Mfugr  schwer  lat.  capax  geräumig. 

altn.  Aap/r  lat.  captus  —  gefangen. 

ahd.  haft  gefangenschaft  lat.  captio  gefangennähme. 

ahd.  heftu  fefsele  lat  capto  fange. 

got  haUus  fels  lat.  calltis  harte  rinde  edlere  hart  sein  C  144. 

ahd.  hahsa  lat.  coxa  F  29  —  gelenk. 

altn. /Mimarr  fels  gr.  anfiwv  ambofs  sl.  kämmt  stein  F  2. 

got.  hana  hahn  gr.  xava^u)  töne  lat.  cano  singe  F  30. 

altn.  höfud  lat.  caput  F  347  —  haupt 

ags.  hafela  haupt  lat.  capiUus  haupthar. 

got  harjis  beer  sl.  kara  krieg  F  514. 

ahd.  herjöm  sl.  karaja  —  führe  krieg. 

altn.  Aarmr  gram  sl.  sramü  schäm  F  539. 

ahd.  hermu  sl.  sranUja^  —  beschäme,  beschimpfe. 

ahd.  hermida  schmerz  sl.  sramota  schäm. 

got  hardus  streng  gr.  x^airt;^  stark  F  348. 

ahd.  harto  gr.  MQta  —  sehr. 


182       DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE 

ags.  hearfest  erndte  gr.  xagnog  frucht  lat.  carpere  erndten  F  348, 

got.  hak  lat  Collum  F  350  —  hals. 

got.  hazja  preise  altlat.  casmen  lied  F  41. 

ahd.  hasan  glänzend  altlat.  casnus  weifs  F  350. 

ahd.  hasal  lat.  cartdus  F  350  —  hasel. 

ags.  hecefi  sl.  koza  F  512  —  ziege. 

ags.  headhor  Schlupfwinkel  gr.  xorvXrj  hOhlung  F  30. 

s\tn.  hanpr  gr.  ytavvaßig  sl.  konoplja  F  346  —  hanf. 

ahd.  haüa  halle  gr.  Ttalia  hütte  F  39. 

altn.  högg  sl.  kova  lat.  cMo  F  351  —  haue,  schmiede. 

altn.  Aem  hemme  gr.  xafivw  ermüde  F  33. 

ags.  headhu  kämpf  gr.  xorog  hafs  F  29. 

ahd.  hag  zäun  gr.  ycdxalov  ringmauer  F  28. 

got.  hlatha  lade  sl.  klada^  lege  S  41. 

ags.  hlanc  gr.  xoloaaog  lat.  cracens  F  48  —  schlank,  mager. 

got.  hlahja  lache  gr.  xXd^w  schreie  lat  clango  klinge  sl.  krakaja 

krächze  F  48. 
dlin.hark  lärm  gr.  ugayog  geschrei  F  48. 
got  hlaf  gr.  ytiiiloq>a  C  138  F  353  —  habe  gestohlen, 
ahd.  hnaph  sl.  kotwbü  F  514  —  napf. 
ags.  hragra  reiher  gr.  xoQxogag  ein  vogel  F  35. 
ahd.  hraban  gr.  noQa^  lat  corvus  C  153  —  rabe. 
ahd.  huaz  lat.  quod  F    29  —  was. 
got.  hvathar  gr.  Tvoregog  umbr.  puturu  lat  uter  sl.  kotaryi  — 

welcher  von  zweien, 
got.  hvan  lat.  quan-do  —  wann, 
got  jah  sl.  ja,  a  F  537  —  und,  aber, 
got  kara  sl.  gorje  S  41  —  kummer. 
ahd.  karag  traurig  sl.  gorikü  bitter. 
dlin.kOgull  (ingergelenk  gr.  yoyygog  knorren  am  bäum, 
ahd.  kegil  kegel  gr.  yoyyvXog  rund  F  356. 
alts.  kaflös  gr.  yafignjXai  F  58  —  kiefern. 
altn.  kellir  lat  gaUa  —  heim, 
altn.  kaf  gr.  ^aip  F  58  —  hohe  see. 
ahd.  kcdo  rufs.  golyi  —  nackt, 
got.  kalds  kalt  sl.  golotu  eis  F  62. 

ahd.  gikewju  rufe  gr.  yoaw  wehklage  rufs.  govofjn  spreche  F  64. 
got  kalbö  sl.  Are  6^  F  61  —  junges  tier. 
ahd.  kallöm  lat.  garrio  sl.  glagolja  F  356  —  spreche. 


DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE       183 

aliü.kaU  ruf  sl  glagolu  wort 

ahd.  krewju  kratze  gr.  ygdw  nage. 

ahd.  krach  schall  gr.  rogyii  schrecken  einjagendes  ungetüm  sl. 

groza  schreck  F  60. 
altn.  klökkr  traurig  gr.  yogyog  drohend  rufs.  groznyl  schrecklich, 
altn.  Ärran^  lat.  gracilis  —  schwach,  dünn, 
ahd.  kregüöm  lat.  gracillo  sl.  gfraca  F  358  —  schwatze,  gackere, 
ahd.  kregil  geschwätzig  lat.  gracnlus  dohle. 
ahd.  quappa  quappe  sl.  zaba  frosch. 
ags.  lagii  meer  gr.  laxxog  pfütze  lat.  lacus  see  sl.  Itüsa  sumpf 

F  390. 
ahd.  lafpu  gr.  lanTw  lat.  lambo  ¥  392  —  lecke,  schlürfe, 
got.  lagja  sl.  loia  F  539  —  lege, 
got.  lageins  legung  rufs.  polozenije  läge, 
ahd.  urUig  fatum,  parca  gr.  laxog  lofs,  Schicksal, 
got.  laggs  lat.  longus  F  391  —  lang, 
ahd.  lango  lat.  longe  —  lange, 
ahd.  lengju  gr.  loyyd^u)  —  zögere, 
ahd.  kmju  sl.  lomljq  F  540  —  breche, 
got.  lasivs  sl.  lozi  S  39  —  schwach,  mager, 
got.  lots  lat.  lassus  F  391  —  matt, 
got.  las  gr.  XiXoya  C  366  —  sammelte, 
got.  lata  sl.  laja^  F  167.  393  —  belle,  schimpfe, 
altn.  (osr  gr.  laa&rj  —  lästerung. 
altn.  tom  gr.  lacx^alvu)  —  lästere. 
ahd.  lastaröm  lat.  kuro  —  schelte, 
ahd.  lendl  lat.  lumbus  F  392  —  lende. 
got  mag  sl.  moga^  F  144  —  kann, 
got.  fnahts  mächtig  lat  mactus  herlicli  F  372. 
got.  malus  sl.  mosn  F  534  —  macht, 
ags.  mäcg  sl.  mazi  ¥  534  —  mann, 
got.  manags  sl.  mnogu  ¥  535  —  viel, 
got  managja  sl.  mnoz({  —  vermehre, 
ahd.  mangju  fehle  lat  mancus  unvollständig  F  382. 
ahd.  magar  lat  macer  —  mager, 
ahd.  magari  lat.  maceries  —  magerkeit 
got.  mala  gr.  fdvklw  lat  molo  sl.  molja  ¥  536  —  male, 
got  mald  sl.  moU  ¥  536  —  motte, 
altn.  mallr  schlaff  sl.  mladu  jung,  zart 


184       DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE 

got.  maltja  gr.  ä^aXduvw  F  150  —  schmelze. 

got.  malsks  tOricht  lat.  murais  Feigling  F  151. 

gol.  man  glaube  gr.  /.le/nova  gedenke  F  146.  147. 

ahd.  man&m  lat.  moneo  rufs.  tnanü  —  ermahne,  locke. 

ahd.  menni  gr.  ^avvog  lat.  monile  sl.  monisto  —  amulet. 

ahd.  malha  tasche  gr.  jualayag  sack  F  149. 

got.  mais  lat.  magis  F  144  —  mehr. 

got.  marei  lat.  mare  sl.  morje  F  384  —  meer. 

altn.  mörkvi  sl.  mraku  S  42  —  fmsternis. 

ahd.  marg  sl.  mozgu  F  151  —  mark. 

got.  marka  lat.  margo  F  149  —  grenze. 

got.  maMja  spreche  lat.  monstro  zeige  F  147. 

ahd.  maro  gr.  fiavgog  F  384  —  schwach,  weich. 

got.  matja  efse  lat.  mando  kaue  M  411. 

got.  nahts  gr.  vv^  lat.  nox  sl.  fiosti  F  112.  370  —  nacht. 

got.  andanahti  abend  lat.  trinoctium  drei  nachte  F  370. 

got.  namö  gr.  ovofta  umbr.  nume  F  112.  529  —  name. 

got.  namnja  gr.  ovofiaivu)  —  nenne. 

ahd.  nabalo  gr.  o^(paXoc,  lat.  umbüicus  F  1 1 1  —  nabel. 

ahd.  nasa  sl.  nosu  F  112  —  nase. 

got.  naqaths  lat.  nMus  sl.  nagu  F  107  —  nackt. 

got.  tiaqadei  rufs.  nagota  —  nacktheit. 

got.  nam  sl.  navl  F  529  —  leiche. 

got.  ganah  habe   genug    gr.   hrjvoxa    habe   erworben    vgl.   lat. 

nancio  F  107. 
ahd.  nagu  nage  gr.  vvaaw  bohre  vgl.  sl.  nosi  mefser  F  107. 
ahd.  nagal  gr.   oVt;^   lat.   ungula    sl.  »to^ufi    F   108   —  kralle^ 

klaue, 
ahd.  nacho  gr.  vavg  lat.  ftat;is  F  112  —  schifT. 
got.  rathjö  lat.  ratio  F  388  —  rechnung. 
ags.  redhe  lat.  ro/w«  F  14  —  richtig,  giltig. 
ahd.  rad  lat.  rota  F  164  —  rad. 
ahd.  rahhom  gr.  Idaxo)  'elaxov  lat.  fofuor  rufs.  prorocaju  F  14 

—  erzähle,  verkünde, 
ahd.  rahha  erzählung  sl.  recl  rede, 
ahd.  refsju  schelte  lat.  rapso  zerre, 
got.  sa  gr.  6  alllat.  so-  F  192  —  der. 
got.  sama  gr.  oftog  sl.  samu  F  195  —  derselbe, 
ahd.  saman  gr.  of/ia  —  zugleich. 


DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE       185 

got.  samath  gr.  ofioae  —  nach  demselben  orte  hin. 

got.  saia  gr.  oaw  sl.  seja  F  403  —  säe,  siebe. 

alln.  satidr  gr.  ipdfta^og  C  686  —  sand. 

altn.  sannr  würklich  gr.  oyj-  seiend  F  194. 

abd.  sagem  sage  sl.  socfi  zeige  F  400. 

ahd.  sago  dictor  sl.  sokU  ankläger  F  546. 

abd.  salaha  lat.  salix  F  402  —  weide. 

got.  sakan  streiten  ]at.  sagax  scharf  F  403. 

abd.  intseffU  gr.   aoq)i^of4ai  lat.  sapio  F  402  —   verstehe,  bin 

verständig, 
ags.  seaU  salzig  sl.  sladüku  süfs  —  würzig, 
got.  saUa  sl.  slazda  —  würze, 
got.  saths  lat.  sat  satis  satur  F  401  —  satt, 
abd.  seti  lat.  sattes  F  401  —  Sattheit, 
ahd.  satlön  lat.  satiare  —  sättigen. 

ahd,  salo  scbmuzig  lat.  saliva  schleim   rufs.  salo  Wagenschmiere, 
ahd.  salawjan  beschmuzen  rufs.  salitl  einschmieren, 
abd.  sahs   mefser     lat.    saocum    stein     rufs.   sosnik    pflugmefser 

F  401. 
got.  satja  sl.  sazda  F  193  —  setze, 
altn.  sa^  haus  lat.  solum  boden  F  402. 
got.  skadiis  schatten  gr.  aiiotog  finsternis  C  168. 
got.  skadvja  gr.  cxotoio  axoti^u)  —  beschatte,  verdunkele, 
got.  skalja  gr.  x^^^^  l^^«  <^^  sl.  skala  F  408  —  stein, 
altn.  skälm  gr.  axdl/Arj  F  408  —  schwert. 
ahd.  scalmo  lat.  calamitas  F  408  —  verderben, 
abd.  scarf  scharf  gr.  OKogniog  scorpion  F  205. 
alin,skakkr  hinkend  gr.  axa^tü  hinke  F  199. 
altn.  skaga  vorspringen  sl.  skdea  springe  F  199. 
ahn.  skagi  vorsprung  sl.  skokii  tanz  F  199. 
alts.  skap  gr.  axdfpog  F  406  —  gefäfs. 
ahd.  scawöm  gr.  noiw  lat  caveo  sl.  h^'a  F  207  —  merke  auf. 
got.  uS'Skavs  vorsichtig  gr.  d'vo-axoog  opferbeschauer  F  207. 
ahd.  scouwida  beschauung  rufs.  cuvstvo  geftthl. 
got.  skaba  gr.   axdrttio  lat.  scabo  sl.  kopaja  F  405  —  schabe, 

kratze, 
ahd.  irscabarön  zerkratzen  lat.  scabratus  aufgeritzt, 
abd.  scarll  gr.  xagatg  —  das  schneiden, 
got.  skalls  pecunia  sl.  skotü  pecus. 


186       DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE 

ags.  scräf  lat  scrobs  F  409  —  grübe. 

ags.  scralletlan  schrillen  gr.  yteXagv^eiv  rauschen  F  409. 

ahd.  spato  gr.  andd-rj  —  spatel. 

ahd.  spar  gr.  anaqvoq  lat.  parum  sl.  sporu  F  413  —  spärlich. 

got.  sparva  sperling  gr.  navQog  lat.  parvus  klein. 

ahd.  spamt  lat.  spont-  F  413  —  lockung,  antrieb. 

d\\^.  sprengju  lat.  spargo  C  275  —  streue. 

ahd.  howespranga  sl.  pra^a  —  heuschrecke. 

ahd.  stand  lat.  Status  rufs.  stat  —  stand. 

ahd.  stat  gr.  ataaiQ  lat.  statio  sl.  sra(e  F  212  —  statte,  stand. 

dAin,  stadr  gr.  ataTog  lat.  s/a/us  F  212  —  gestellt,  stehend. 

altn.  $M^t;a  lat.  statuere  —  stützen,  festsetzen. 

mhd, stÖHwe  sl.  stavlja  F  551  —  mache  stehen. 

got.  stana  urteil  sl.  stava  bestand  rufs^  u-stav  gesetz  vgl.  F  551. 

ahd.  stapf  sl.  stopa  F  550  —  tritt. 

alts.  stapu  sl.  stapaja^  F  550  —  schreite. 

ahd.  stamphöm  zerstofse  gr.  OToßa^w  beschimpfe  C  212. 

ahd.  Star  steif  sl.  starU  alt  F  211. 

ahd.  stanga  Stange  gr.  atoxog  pfähl  F  209. 

ahd.  starn  lat.  stnmus  F  410  —  staar. 

ahd.  stanc  gestank  gr.  Tayyog  das  ranzigwerden  F  409. 

ühA.  strewju  gr.  azoQvvfii  lat.  struo  sl.  ^^o/a  F  411  —  breite 

aus,  ordne, 
ahd.  strewi  streu  lat.  strues  häufe  rufs.  strol  reihe, 
ahd.  srran^  gr.  OTQayyalrj  vgl.  lat.  stranguldre  F  411   —  strick, 
ahd.  strengt  rufs.  «/ro^iJ  —  streng, 
ahd.  Strengida  kraft  rufs.  strogosti  härte, 
ahd.  s{(ZN^o  schlänge  sl.  s/a^ru  krumm  S  39. 
ahd.  slaff  sl.  sMu  F  552  —  schlaff, 
ahd.  slaffem  rufs.  slaheju  —  erschlaffe, 
ahd.  siaffida  sl.  slabota  F  552  —  Schlaffheit, 
got.  svarts  lat.  snre^  F  417  —  schwarz,  dunkel, 
ahd.  snarzem  lat.  sordeo  F  417  —  werde  schwarz. 
d\id,  suarzi  lat.  sor(2^s  F  417  —  schwärze,  schmuz. 
mhd.  5U7a/  gr.  oalog  lat.  salus  F  417  —  seh  wall,  meereswogen. 
ags.  svani  rede  sl.  chvah  lob,  dank, 
ags.  sverian  sprechen  sl.  chtmliti  loben  F  220. 
ahd.  suano  schwan  lat.  sonäre  tönen  C  140. 
got.  tamja  gr.  dafiau)  lat.  domo  F  87  —  bändige. 


DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE       187 

altn.  fa/h  speise,  opfer  gr.  daTtavrj  aufwand    lat.  dapinare  auf- 
tischen F  92. 
got.  tagr  gr.  öaxgv  lat.  lacruma  F  366  —  trähne. 
got.  tagrja  gr.  damgitt}  —  weine. 

got  tahja  zerreifse  gr.  ömvia  beifse  F  85  vgl.  nhd.  zankm, 
ahd.  zand  gr.  odovT-  F  87  —  zahn, 
ahd.  za  sl.  do  F  526  —  zu. 
ahd.  zerju  zerre  gr.  dalQw  prügele, 
ahd.  gizart  gezerrt  gr.  daqToq  geschunden, 
got.  thaha  lat.  taceo  F  73  —  schweige, 
got  thanja  gr.  Tiralvu)  F  76  —  dehne  aus. 
gpt.  thata  gr.  rö  lat.  istud  sl.  fo  F  73  —  das. 
got.  thana  gr.  tov  lat  tstum  —  den. 
got  than  lat.  tum  —  dann, 
got.  thagkja  denke  lat  tongeo  weifs  F  363. 
ahd.  ardmkida  erfindung  lat.  tongitio  kenntnis. 
got.  tharbs  sl.  trebU  F  524  —  nötig, 
ags.  thearf  sl.  treba  F  524  —  erfordernis. 
ahd.  derbi  gr.  xQoq^ig    F  364  —  fest,  derb, 
ags.  thearm  gr.  zgafug  F  364  —  dann, 
ahd.  darr/M  gr.  Tagaotj  lat  rorr«o  F  364  —  dörre, 
ahd.  gidart  lat.  tostus  —  gedörrt 
ahd.  darra  gr.  xaqaia  F  364  —  darre, 
ahd.  dempfu  mache  ersticken  sl.  toplja  erhitze  vgl.  F  77. 
ahd.  deecha  lat  toga  F  209  —  bedeck ung. 
ahd.  bidecchü  lat.  togatus  —  bekleidet, 
nhd.  dtdkel  lat.  tog^la  —  bedeckung. 
altn.  thrtf  gr.  tgortig  lat  trabs  F  365  —  balken. 
ags.  thrah  gr.  rgoxog  C  195  —  lauf, 
got  thragja  gr.  iqoxI^m  —  laufe, 
altn.  I^^n^  gr.  tagaaao)  lat  torqueo  F  363  —  dränge, 
altn.  fAr^n^  gr.  ragaxij  —  Verwirrung,  gedränge. 
altn. /^^8/r  lat.  turdus  F  363  —  drossel. 
alts.  mödrthraca  kummer  gr.  rdgßog  angst  F  79. 
got.  vaia  gr.  aio  sl.  veja  F  187  —  wehe, 
got  vagja  gr.  oxeio  sl.  vozda  ¥  542  —  bewege,  führe,  trage, 
ahd.  uuagdm  gr.  oxdofiai,  —  werde  bewegt. 
ahd.  uuagan  gr.  oxog  sl.  vozü  —  fuhrwerk, 
ahd.  ^ttitioAii  erwähne  lat.  voco  rufe  F  176. 


188       DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE 

ahd.  uuahs  sl.  vosku  F  544  —  wachs. 

got.  vahsja  gr.  av^dvojLiaL  F  23  —  wachse. 

got.  m-vakts  gr.  av^ig  —  Wachstum. 

ahd.  uuanc  stürz  gr.  ayi^  bruch  F  177. 

dhd.utienkju  bringe  zu  fall  gr.  äyvvfii  breche  F  177. 

ahd.  uuanköm  wackele  lat.  vagor  schweife  umher  F  177. 

ahd.  uuankal  lat.  vagiilm  F  177  —  unstät. 

mM.wegele  lat.  vacillo  vgl.  F  178  —  wackele. 

ahd.  uuafsa  sl.  vosa  F  396  —  wespe. 

got.  vatö  sl.  mda  F  542  —  wafser. 

ahd.  uuazar  gr.  vöuq  F  24  —  wafser. 

ags.  vade  lat.  vado  F  396  —  gehe. 

ags.  väd  lat.  vadum  F  396  —  fürt. 

got.  vadi  pfand  lat.  vadimonium  bttrgschaft  F  396. 

a\in.  vedja  ich  wette  lat.  vador  fordere  bttrgschaft  F  396. 

got.  valja  gr.  ßovXofiai   lat.  volo  sl.  volja  F   183  —  erwähle, 

beschliefse. 
ahd.  uuala  gr.  ßovXri  —  beschlufs. 
ahd.  uueli  sl.  volja  —  beschlufs. 

got.  valvja  gr.  aXio)  aloato  lat.  volvo  sl.  valja  F  543  —  wälze, 
ahd.  hi-uualgöm  sl.  vfoca  —  wälze. 

ahd.  tmal  niederlage  gr.  okkv^i  ovliog  bke&gog  verderben, 
got.  valda  sl.  vlad^   F  544  —  hersche. 
altn.  valderi  sl.  vladarl  —  herscher. 

ahd.  Waldung  eigenname  sl.  vladyka  herscher  Schmidt  Voc.  i  82. 
got.  vars  aufmerksam  gr.  ovgog  Wächter  F  181. 
ahd.  bi'Uuaröm  sehe  mich  vor  gr.  ogaw  sehe, 
ahd.  uueri  waffe  gr.  äog  seh  wert  F  181.  ' 

a\in,vör  meer  gr.  ovqov  urin  lat.  lirina  F  188. 
ahd.  nuarm  warm  sl.  varu  wärme  F  542. 
ahd.  uuartju  sl.  vrezda  F  543  —  verletze. 
ags.  vläc  flucht  sl.  vhga  feuchtigkeit  F  544. 
got.  vrakja   verfolge    gr.   ogyi^io    erzUrne    lat.   urgeo    bedränge 

F  183. 
got.  vraka  Verfolgung  gr.  ogyi^  zorn. 
got.  vraks  sl.  vragü  F  543  —  feind. 
got.  vrakja  sl.  vrazda  —  feindschaft. 


DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE       189 

Ich  lafse  nun  die  mir  bekannten  fölle  folgen,  die  von  dieser 
norm  abweichen. 

Voranzustellen  sind  wiederum  diejenigen  f^Ue,  wo  diese  ab- 
weichung  aus  jüngeren  lautgesetzen  erklärt  werden  kann,  so 
ist  1.  die  vocallänge  im  griech.  wiiog  neben  afiian)  lat.  umems 
got.  amsa,  sowie  in  x^^  neben  gans  gast  anser  offenbar  nur 
ersatz  für  das  ausgefallene  s,  und  ganz  ähnlich  erklären  sich 
durch  den  ausfall  eines  nasals,  worüber  Schmidt,  Vocalismus 
I,  98 — 128  zu  vergleichen  ist,  die  langen  vocale  in  nriYvvfxi 
neben  pango  fangu,  in  xwxbvm  neben  condor  hangju,  in  xü)q)6g 
und  cäpm  neben  got.  hamfs  (F  409),  in  ßXcD&Qog  (neben  brant 
ags.  hoch  F  133),  vielleicht  auch  in  nrjvog  pänus  neben  pann%is 
opona  fana  aus  pänos.  2.  ist  griechisches  rj  w  wol  erst  durch  ein- 
wtirkung  des  benachbarten  ^  aus  a  o  hervorgegangen  in  oiga 
neben  ahd.  uuara  (F  181),  in  fiäXvg  neben  got.  malvjan  (F  384) 
und  in  rjiXiog  falls  es  überhaupt  zu  got.  sanil  lat.  söl  (F  197. 
403  C  401)  gehört.  3.  ist  das  griech.  e  in  oxeQaq>og  neben 
altn.  skrap  geschwätz  F  205  wol  nur  hilfsvocal;  und  sollte  es 
nicht  vielleicht  in  äed'kov  neben  vadi  vadimonium  ebenso  auf- 
zufafsen  sein,  wie  Curtius  es  früher  in  äi^cj  annahm  (2  aufl. 
s.  344)?  das  rj  in  gr.  vrjaaa  entspricht  nicht  dem  a  in  ahd. 
anut  sondern  gehört  der  ableitungssilbe  an:  ui*spr.  avrjtia  C  317. 
4.  ist  das  lat.  e  nur  in  folge  des  älteren  accentgesetzes  für  a 
eingetreten  in  absem  ^aesens  etc.  neben  sannr  ovr-,  in  frugi- 
fer  opifer  usw.  neben  unbert  (pOQog,  in  memini  neben  man 
fiifiova,  in  prehendi  neben  gat  (altn.  ich  nahm  F  358),  in  verti 
für  veverti  neben  got.  varth  (F  183),  in  velli  für  vevelli  neben 
got.  valv  (M  499).  5.  erklären  sich  lat.  v^i  sSdi  legi  Mi  por- 
rSci  neben  got.  qam  sal  las  at  mhd.  rac  durch  ersatzdehnung 
für  ausgefallene  Wurzelsilbe.  6.  ist  im  got.  faifah  neben  pegi 
der  lange  vocal  wegen  der  früher  vorhandenen  doppelconsonanz 
(feng)  gekürzt  worden.  7.  könnte  in  sl.  jaje  neben  ahd.  ei 
(F  344)  das  ja  sich  ebenso  aus  e  entwickelt  haben  wie  in  den 
oben  erwähnten  jami  jasti. 

in  allen  übrigen  fallen  aber,  wo  die  Ursachen  eines  laut- 
überganges  nicht  erkennbar  vorliegen,  mufs  ursprüngliche  Ver- 
schiedenheit der  Wortbildung  angenommen  werden,  sei  es  nun 
dafs  beide  vorliegende  formen  ursprünglich  mit  verschiedener 
bedeutung  neben   einander  bestanden,   oder  dafs  die  eine   von 


190       DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE 

ihnen  überhaupt  erst  in  dieser  oder  jener  einzelsprache  neu 
gebildet  wurde. 

Am  deutlichsten  ist  das  an  einer  reihe  von  verben,  in  denen 
das  deutsche  a  einem  e  oder  ä  e  ö  der  verwandten  sprachen 
scheinbar  gegenübersteht,  die  aber,  obgleich  sie  in  den  ver- 
schiedenen sprachen  gleiche  bedeutung  haben,  sich  doch  wol 
nicht  unmittelbar  entsprechen  werden,  weil  das  eine  ein  wurzel- 
verb,  das  andere  ein  auf  aja  abgeleitetes  ist:  ahd.  dakfu  gr. 
areya)  lat.  tego  F  209  —  got.  vasfa  gr.  evvvfu  F  185  —  ahd. 
sagem  gr.  IviTtu)  lat.  inseco  F  400  —  got.  hramja  gr.  x^e/ucry- 
vvfii  C  \bb  —  ahd.  stalju  gr.  öxelha  F  212  —  got.  himamfja 
gr.  fiifiq>ofiat  F  388  —  altn.  kala  lat.  gelare  F  62  —  got 
hatja  gr.  xrjdcj  M  408.  an  und  für  sich  wäre  es  ja  gar  nicht 
unwahrscheinlich,  dafs  diese  verba  sich  in  der  einen  oder  der 
anderen  spräche  in  eine  ihnen  ursprünglich  nicht  zukommende 
conjugationsklasse  verirrt  hätten,  das  ist  ja  ein  häufig  vorkom- 
mender fall,  hier  aber  müste  man  aufserdem  noch  annehmen« 
dafs  das  e  oder  ä  der  verwandten  sprachen  ohne  eine  ersicht- 
liche veranlafsung  aus  dem  im  deutschen  vorliegenden  a  ent- 
standen sei.  da  ist  denn  doch  der  schlufs  geboten,  dafs  hier 
ursprünglich  verschiedene  Wortbildung  vorliege,  und  dafs  zb. 
bimampja  erst  aus  dem  nominalstamm  gr.  fio^tpri  gebildet  sei. 
neben  den  oben  mit  got.  thragja  thanja  ahd.  stamphöm  rahhöm 
strmuju  verglichenen  gr.  tqoxI^cj  TiTalvcj  atoßdJ^w  sl.  stroja 
lat.  strtio  haben  wir  in  denselben  sprachen  rgex^  teiva)  atijtißop 
reka  sttra  (F  411)  lat  stemo  und  daher  kann  lat  tendo  nicht 
verglichen  werden. 

Nicht  anders  ist  der  fall,  wenn  in  beiden  sprachen  nur  ein 
abgeleitetes  verbum  vorliegt,  mögen  nun  beide  verschiedenen 
ableitungsvocal  haben,  wie  ahd.  uuaröm  lat  vereor  F  181  — 
altn.  skrept  lat.  crepo  sl.  skripaja  F  205  —  altn.  kalla  gr.  yrjQvu^ 
¥  59,  oder  denselben,  wie  ahd.  berju  lat  ferio  F  380  — 
ahd.  suebju  lat  söpio  F  219  — -  mhd.  verderbe  rufs.  iz-treblju 
(vernichte)  —  alts.  hlamön  lat  ddmo  F  353.  denn  auch  inner- 
halb ein  und  derselben  spräche  liegen  solche  bildungen  in  reich- 
licher menge  neben  einander,  ohne  dafs  man  die  eine  aus  der 
anderen  blofs  durch  phonetische  Umbildung  entstanden  denken 
dürfte;  so  zb.  ahd.  stellan  (staUa)  coUocare,  und  ahd.  stitt4» 
(stilta)  sedare. 


DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE       191 

Aber  auch  da,  wo  sich  zwei  warzelhaft  gebildete  verba  iu 
dieser  weise  gegenüberstehen,  ist  kein  Übergang  aus  a  in  e  an- 
zunehmen nötig,  ich  kenne  folgende  vier  fälle:  got.  graba  sl. 
pogreba  F  521  —  got.  fara  sl.  pera  F  530  —  got.  draga  sl. 
druza  F  89.  99  —  ahd.  nagii  sl.  niza  F  107.  offenbar  ist  hier 
das  eigentliche  wurzelverbum  im  deutschen  durch  ein  gleich- 
bedeutendes denominativum  aus  dem  gebrauch  verdrängt  worden, 
aus  dem  wurzelverb  (pogrebaj  ward  zuerst  das  nomen  ahd.  grab 
sl.  gropU  auf  dieselbe  weise  gebildet,  wie  aus  drigkan  das  neutr. 
dragk;  aus  diesem  erst  das  deutsche  verbum  graba  gröf,  durch 
welches  das  alte  wurzelverbum  verdrängt  ward,  für  das  höhere 
aher  des  nominalstammes  spricht  auch  das  littauische  graba$ 
(sarg),  eine  spur  des  verlorenen  wurzelverbs  liegt  noch  vor  in 
ahd.  greift,  das  sich  zu  gribu  genau  so  verhält,  wie  brüht  zu 
brihhu,  scurt  zu  scim.  —  aus  dem  alten  verbalstamni  per  der 
aufser  in  sl.  pera  auch  in  gr.  ntgaiü  nelga  ntiQaoi  lat.  peritus 
periculnm  experior  (C  272)  got.  fairina  (M  543)  vorliegt,  mufs 
zuerst  das  nomen  fara  (ags.  farn  altn.  för  mhd.  varj  gr.  nogog 
auf  dieselbe  weise  gebildet  worden  sein,  wie  vraka  aus  vrikan. 
aus  diesem  nominalstamm  kann  erst  das  neue  verbum  fara  för 
hergeleitet  sein,  das  in  den  verwandten  sprachen  in  dieser  form 
nicht  begegnet,  direct  aus  dem  alten  wurzelverb  ist  ahd.  fnri 
(vadum)  gebildet  und  got.  gafanrds  (Versammlung)  wie  gataurths 
aus  tairan.  —  ebenso  mufs  es  sich  wol  mit  nagan  und  dragan 
verhalten;  auch  hier  weisen  ahd.  trog  (alveus)  und /n« (/t'/i  (alveo- 
lus)  noch  auf  das  dem  sl.  druzati  entsprechende  dregan  zurück. 
—  den  umgekehrten  fall  haben  wir  in  bace  böc  (ags.)  neben  gr. 
fpciyu)  F  133.  —  aus  graban  dragan  faran  nagan  kann  man 
ersehen,  dafs  nicht  nur  die  reduplicierenden  (althan  saltan  gastal- 
dan  falthan;  scaltan  halzan;  halsen  ua.)  sondern  auch  die  einfach 
ablautenden  deutschen  verba  mit  a  im  präsens  zum  teil  deuomi- 
nativa  sind. 

Bei  den  mir  bekannten  nominalstämmen,  die  in  betreff  ihres 
wurzelvocals  a  von  den  entsprechenden  worten  der  verwandten 
sprachen  differieren  ohne  dafs  jüngere  lautgeselze  die  abweichung 
hervorgebracht  zu  haben  scheinen,  stelle  ich  wiederum  diejenigen 
voran,  die  eine  möglichst  sinnlich  anschauliche  Vorstellung  be- 
zeichnen, da  es  bei  diesen  am  einleuchtendsten  ist,  dafs  die 
zweierlei  wurzelvocale  ursprünglich  zur  bezeichnung  sachlicher 


192      DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE 

unterschiede  dienen  konnten,  erstens  tiernamen:  ahd.  uuafsa 
lat.  vespa;  altn.  Öglir  gr.  eyx^lvg  sLjegulja;  ahd.  albiz  sl.  kbedi 
F  509;  woran  sich  noch  ahd.  et  gr.  uiiov  lat.  Ovum  schliefsen 
mag.  sodann  pflanzennamen :  ahd.  araweiz  gr.  igißiv&og  (neben 
OQoßog)  lat.  ervum  F  341;  ahd.  salaha  gr.  ilUij;  ahd.  ose  sl. 
ja$ika  esche  F  510;  ahd.  aphol  sl.  jabluko  F  509;  neben  sl. 
olcha  (alid.  eftra^  findet  sich  dort  selbst  das  gleichbedeutende 
jelicha.  ferner  körpeileile:  ahd.  nasa  lat.  näms;  ahn.  nasor  lat. 
näres  F  112;  ahd.  gaUa  lat.  /e/  sl.  £/ucf;  got.  aUina  gr.  dlirt]; 
ahd.  2an(2  lat.  (/ens;  ahd.  /eneit'  sl.  l^vija,  bei  diesen  letzteren 
konnte  namentlich  die  Unterscheidung  menschlicher  körperteile 
Ton  denen  der  tiere  in  betracht  kommen ;  sie  erscheint  einfachen 
naturvOlkern  sehr  wesentlich,  andere  substantiva:  altn.  skagi 
gr.  ytrjyUg;  got.  flahta  gr.  nleycrrj;  got.  namö  sl.  iiwf  ^;  ahd. 
deccha  gr.  atiyr^;  ahd.  rfacÄ  gr.  ateyog  sl.  osre^u  F  209.  410; 
ahd.  hanthaba  gr.  y.wTtrj  F  32;  got.  Äras  lal.  vds-  F  357;  altn. 
iuara  gr.  r£r(»a  lat.  7i€rt;m  F  214;  ahd.  ala  sl.  igla  F  507;  altn, 
sa^r  sl.  selo  F  547;  got.  saliihva  sl.  se/{Yt;o  F  547  (entlehnt?); 
got.  asans  sl.  yesenu  F  510;  ahd.  hadara  gr.  xivtQov  lat.  cento 
F  31;  alts.  lag  lat.  /e^  F  393;  got.  land  sh  /frfina  F  539; 
ags.  stäfn  lat.  $(?)>$  sl.  stepeni  F  550;  ags.  scearn  sl.  sibräna 
F  549;  got.  thraßt-  gr.  tigipig  ¥  79;  altn.  möndnll  sl.  «i^(a 
F  145;  altn.  /dr^r  gr.  XivcrQOv,  adjectiva  und  adverbia:  ahd. 
Star  gr.  ategeog;  got.  Ira^(/5  ht  gelidm;  ahd.  taphar  gr.  x^ißgog ; 
ahd.  ampher  gr.  witidg;  ahd.  a/ar  sl.  j^dru-  F  509;  altn.  snarpr 
gr.  viogoifj  F  412;  ags.  aw^e  gr.  ^yyiJg  F  4.  schliefslich  das 
praefix  got.  fra-  lat.  />«'-.  das  got.  Ävas  ist  mit  ahd.  Auer  gr. 
T/^  lat.  qnis  ebensowenig  etymologisch  identisch  wie  lat.  quid 
mit  quod. 

III.    Deutsches    6. 

Dem  deutschen  ö  entspricht  in  folgenden  worten  ein  grie- 
chisches ä  t]  io  lateinisches  ä  ^  6  slawisches  a  o.  jüngerer  laut- 
wandel  besteht  im  ahd.  uo;  in  den  altn.  und  ags.  umlauten  ce 
und  ^;   in  der  dehnung  des  slawischen  a  zu  e   in  syllaba  pura. 

*  lat.  'gnömen  kann  nicht  dazu  gehören ;  es  ist  das  sl.  zname^  (kenn- 
zeichen). 


DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE      193 

altn.  dk  gr.  ijx^  '^^*  ^9^  F  3  —  ich  fuhr,  ich  trieb. 

altn.  öss  lat.  ös  ¥  20  —  mund,  mündung. 

ags.  böc  gr.  g)riy6g  lat.  fägus  F  381  —  buche. 

altn.  bögr  gr.  Ttrjxvg  F  138  —  arm. 

got.  bröthar  gr.  q>QccTriQ  lat.  fräter  sl.  bratrü  F  142  —  bruder. 

got.  blöma  lat.  flös  F  381  —  blume. 

ahd.  tuom  gr.  tI&tj/ai  sl.  deja  F  100  —  setze,  mache. 

ags.  dorn  Satzung  gr.  ava^^a  Stiftung. 

ags.  dema  richter  gr.  BvSi]f.nav  in  Ordnung  haltend  F  101. 

got.  gadöbs  sl.  iobU  F  528  —  passend,  tüchtig. 

got.  fön  feuer  gr.  nävoq  fackel  F  122. 

ahd.  fuogi  lat.  päx  F  371  —  Vereinigung. 

ahd.  fuogju  gr.  Ttrjaaa)  lat.  pdco  —  verbinde,  vereine. 

ahd.  gifuogida  gr.  nrj^ig  lat.  päcatio  r^  Vereinigung,  befestigung. 

ahd.  gifuogi  tüchtig  gr.  nrjyog  fest. 

got.  fötus  fufs  gr.  Ttrjdov  unteres  ende  des  ruders  F  123. 

ahd.  fuora  führe,  tracht  gr.  TtriQa  reisesack. 

ahd.  fuotar  lat.  pdbnlum  —  futter. 

ahd.  fnotarju  lat.  päbuio  —  füttere. 

ags.  flöve  gr.  TtXafCj  sl.  plova  F  130  —  schwimme,  fliefse. 

got.  flödm  gr.  nhrjd^vg  F  377  —  flut,  fülle. 

altn. /TcBr/t  gr.  nXrj&vo)  —  ströme  über. 

ahd.  fluodar  gr.  nXrj&üiQrj  ^-  flut,  fülle. 

ahd.  fluoh  gr.  nlrjyT^   lat.  pläga  F  376  —  lästerung,  Verletzung. 

ahd.  fluohhöm  flnohhu  gr.  nhqaaw  lat  pUgo  —  lästere,  verletze. 

ahd.  fruo  gr.  nQwt  C  285  —  früh. 

ahd.  frtioi  gr.  nquita  —  morgenstunde. 

ags.  frecen  gr.  ngayfia  —  mühe,  gefahr. 

got.  göds  gut  sl.  godi  adv.  angenehm. 

got.  gaigröt  weinte  gr.  x^xiläda  rauschte. 

ahd.  gruoju  blühe  rufs.  zriju  werde  reif. 

ahd.  gnioni  das  grünen  rufs.  zrijanije  das  reifwerden. 

ahd.  gluoju  glühe  sl.  greja  erwärme. 

got.  höf  ich  hob  lat.  cepi  ich.fafste  F  32. 

ahd.  knof  sl.  kopyto  S'52  —  huf. 

got.  höha  pflüg  gr.  mcwurj  spitze  M  239. 

ahd.  huohöm  verspotte  gr.  xrjKa^cj  schmähe. 

got.  hölö   betrüge    gr.   xriliu   bezaubere   lat.  cSlo   verheimliche 

F  351. 

Z.  f.  D.  A.  neue  folge  VI.  13 


194       DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE 

ags.  hol  verleumduDg  gr.  ytrjlov  pestgeschofs  des  Apollo. 

ahd.  hnosto  sl.  k<üllt  F  42  —  husten. 

alid.  huostju  rufs.  kdslju  —  huste. 

got.  hlöh  ich  lachte  gr.  yiyihiya  ich  schrie  F  48. 

ahd.  hruoh  dohle  rufs.  soroka  elster. 

ags.  hröf  haus  gr.  ycQrjTtig  fundament. 

ahd.  hruofida  gezänk  sl.  skrobotU  geräusch  F  205. 

ahd.  kuoli  die  kühle  gr.  yioXeog  Schlupfwinkel  des  wildes. 

got.  knöds  lat.  nätio  ¥  57  —  geschlecht. 

ahd.  einknuodil  einzig  seiner  art  lat^  nätälis  angeboren. 

got.  löfa  hand  sl.  lapa  tatze  S  42. 

ahd.  muotar  gr.  fii]Tr]Q  lat.  tnäter  sl.  mater  F  1 52  —  mutter. 

ahd.  muoma  tante  sl.  mama  mutter  F  386. 

ahd.  muodar  bauch  gr.  f^rJTQa  gebämiutter. 

ahd.  muot  gr.  firJTig  —  sinn. 

ahd.  muotdm  gr.  firjTiaw  —  beabsichtige. 

ahd.  ruoba  lat.  räpa  sl.  repa  F  389  —  rübe. 

ahd.  ruochu  sl.  raca  S  42  —  will. 

altn.  r^a  rudern  gr.  ali-rJQrjg  das  meer  durchrudernd. 

ags.  rdt  sl.  radü  —  froh. 

ags.  rStan  sl.  radovati  —  erfreuen. 

ahd.  suonju  sühne  lat.  sdno  heile. 

ahd.  suonida  friede  lat.  sänitas  gesundheit. 

ahd.  suocho  forscher  lat.  sägus  zukunftskundig  F  403. 

ahd.  «MOÄi  gr.  '^dvg  lat.  mdvis  F  221  —  süfs. 

ahd.  suozju  gr.  ijdo)  lat.  suddeo  —  mache  angenehm. 

ahd.  suozida  gr.  rjdvrrjg  lat  suävüas  —  süfsigkeit. 

got.  sköf  lat.  scdbi  F  405  —  schabte. 

ags.  spöve  sl.  spejq  F  551  —  habe  erfolg. 

got.  stöls  stuhl  gr.  arijXi]  säule  sl.  stolü  tisch  F  550. 

ahd.  stuot  sl.  stado  F  550  —  heerde. 

ahd.  muobili  kleine  fefsel  sl.  snopu  band  F  551. 

alts.  thuo  gr.  rij  sl.  (o  —  da. 

ags.  vöd  lat.  vdsi  ¥  396  —  gieng. 

Abweichungen  sind  selten,  jüngerer  lautwandel  ist  wol  in 
der  Verkürzung  des  gr.  €aHaq>a  neben  got.  scöf  lat.  scdbi  und 
griechischen  perfecten  wie  xixQccya  nenQÖya  usw.  anzunehmen, 
im  slaw.  ist  die  Verkürzung  jedes  A  zu  a,  jedes  d  zu  o  voll- 
kommen durchgedrungen,     in  den  deutschen  pluralformen  tuom^s 


DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE       195 

usw.  neben  ri&e/iev  liegt  wol  grammatische  formübertragung  vor. 
in  lat.  pluo  neben  flöve  nkdoj  ist  die  kürze  des  vocals  schwer- 
lich ursprünglich. 

Die  übrigen  fölle,  wo  den  verwandten  sprachen  die  ent- 
sprechende wortform  mit  langem  wurzelvocal  abgeht,  sind  1.  sub' 
stantiva:  ahd.  ruoba  gr.  ^drcvg;  ahd.  tnuoma  gr.  fidfAfirj  lat. 
mamma  sl.  mama  mutter,  tante  F  386;  ahd.  tuolla  grübe  gr. 
&olla  tiefbau  F  369.  2.  adjectiva:  ahd.  gruoni  gr.  j^Aoayo^ 
grün  vgl.  C  202;  ahd.  uuuosti  lat.  vastus  öde  F  398.  3.  verba: 
got.  födja  gr.  not io^at  sl.  pitaja  ernähre  F  115;  got.  sökja 
suche  lat  sagio  spüre;  ahd.  gruoju  gr.  xkoau)  ergrüne;  ahd. 
uuuostju  lat.  vasto  verwüste. 


IUI.    Deutsches   o. 

Dem  deutschen  o  entspricht  in  folgenden  worten  ein  griechi- 
sches €  lateinisches  e   slawisches  e  oder  ü.    nicht  in  betracht 
kommender  jüngerer  lautwandel  besteht  in  der  Schwächung  des 
deutschen  o  zu  u,  in  der  dehnung  dieses  u  zu  ü,  und  in  den 
altn.  ags.  mhd.   umlauten  y,  ü.    im  gr.  laL  sl.  treten  dieselben 
erscheinungen  ein,  die  bereits  unter  nr  i  erwähnt  wurden, 
got.  -MÄ  gr.  -T€    lat.  -que  F  27  —  und,  auch, 
got.  iin-  lat.  in-  sl.  ne-  F  7  —  un-. 
got.  US  gr.  i^  lat.  ex  sl.  izü  C  387  —  aus. 
ahd.  unc  gr.  ^x'^g  F  5  —  schlänge, 
got.  undarö  lat.  infra  F  7  —  unten, 
ahd.  daz  undera  lat.  inferum  —  das  untere, 
ahd.  nniarör  lat.  inferior  —  niedriger, 
got.  unti  denn  lat.  inde  daher, 
ahd.  bora-  lat.  fere  F  633  —  sehr, 
ahd.  'boro  lat.  -fer  F  135  —  träger, 
got.  baurans  sl.  biranU  —  getragen,  genommen, 
got.  baurgans  sl.  brezenü  —  geschützt,  behütet, 
ahd.  botaha  gr.  q)idavcvrj  lat.  fide'lia  F  134  —  fafs. 
nhd.  brunze  urin  sl.  brunije  kot. 
got.  dulgs  sl.  dlugü  F  528  —  schuld, 
ags.  gedolfen  sl.  dlubenü  F  528  —  gegraben. 

ags.  dün  gr.  ^iv  F  98  —  düne. 

13* 


196       DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE 

got.  fuUs  sl.  plunü  F  373  —  voll. 

got.  fullja  sl.  na-plu7ija  F  531  —  erfülle. 

ahd.  fullida  sl.  plunota  F  373  —  fülle. 

ahd.  folc  sl.  pluku  C  277  —  volk. 

got.  fruma  lat.  priwtis  F  129  —  der  erste. 

ags.  frymd  lat  prtmüiae  —  an  fang. 

ags.  fyrmest  lat.  primütis  —  zuerst. 

altn. /yrrt  lat.  prior  —  der  frühere. 

ahu.fyrr  lat.  pritis  —  früher. 

ags.  fym  gr.  ftglv  —  ehemals. 

got.  faur  gr.  Ttegl  —  um  willen,  in  betreff. 

ahd.  füst  sl.  p^sti  F  124  —  faust. 

ahd.  forhana  forelle  gr.  Ttegxvög  barsch  lat.  perca  barsch  F  120. 

ahd.  giflohtan  sL  pletenü  —  geflochten. 

ahd.  giflxäui  gr.  nXi^ig  sl.  plesti  —  das  flechten. 

got.  guma  altlat.  hemo  F  359  —  mann. 

got.  ^th  gold  sl.  ilutu  gelb  F  520. 

got  guldans  sl.  zÜdmu  F  520  —  bezahlt. 

3gs.  gryre  das  grausen  gr.  xiqaog  wüst  F  70. 

ags.  grom  kummer  gr.  x^Q'^^  armut. 

got.  hund  lat  cenium  sl.  sUto  F  31  —  hundert. 

ahd.  hugu  animus,  affectus  gr.  yuxvg  Spannkraft  F  28. 

2\in.  hugnar  es  gefSillt,  ist  willkommen   gr.  xtxav(o  treffe  F  28. 

mhd,  hübel  hügel  gr.  xsq>ai.i]  köpf. 

^\in.  Mynr  rufs.  klen  F  516  —  ahorn. 

got  kaum  sl.  zrüno  F  517  —  körn. 

got.  kuni  gr.  yevog  lat.  genus  F  56  —  geschlecht. 

got.  aljakum  lat.  alienigenus  —  aus  der  fremde. 

got.  -kunds  gr.  yevt]%6g  lat  genitus  —  gezeugt. 

got  -qumths  lat.  -veniio  F  58  —  kunft 

ahd.  kümju   weine   gr.  yifxu)    bin    belastet   lat.  gemo    seufze   sl. 

zXma  presse. 
2Mxi,kynd  gr.  y^veaig  —  herkunfl,  Ursprung, 
mhd.  kunder  geschOpf  gr.  yeve&lov  sprOfsling. 
ahd.  krumbi  krümmung  sl.  gruha  krampf  S  38. 
got  muna  meine  lat  -miniscor  erinnere  mich  sl.  minja  meine  F  146. 
got.  muns  gedanke  gr.  fiivog  sinn. 

got.  gamunds  lat.  mentio  sl.  pa-m^ti  —  erinnerung,  erwflhnuDg. 
got.  ufarmunnö  vergefse  sl.  po-mJnajq  erinnere  mich. 


DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE       197 

got.  mutühs  muud  lat.  mentum  kinn  zs.  f.  d.  phil.  1,  140. 

ahd.  mulju  sl.  melja  F  536  —  zerreibe. 

ags.  molcen  sl.  mlüzenü  F  385  —  gemolken. 

altn.  myln  feuer  sl.  mlunij  blitz  S  42. 

ags.  mord  sl.  smritl  F  150  —  tod. 

ahd.  murdjan  rufs.  mertviti  —  tOdten. 

abd.  noh  lat.  nee  —  und  nicht. 

got.  numts  numft  gr.  vifieaig  das  zuteilen  F  HO. 

ahd.  ginuht  fülle,  genüge  sl.  nesti  tragen  F  107. 

mhd, pMücke  hL  brevio  F  132  —  verkürze,  verstümmele. 

altn.  runnr  gr.  cqvoq  C  349  —  schofsling,  zweig. 

got.  saurga  besorge  sl.  strega  behüte  F  547. 

got.  sunjis  wahrhaft  sl.  sf  seiend  F  194. 

got.  sktUa  Schuldner   lat.  scdio  bOsewicht    vgl.    F  203  und  gr. 

TtaQcc  axilog  iftavr^  kommt  in  die  quer, 
ahd.  scurffu  sl.  crlplja  —  schöpfe, 
ahd.  sporöm  rufs.  spiraju  F  215  —  quetsche. 
d\in.styn  gr.  arivta  sl.  steiya  F  210  —  seufze, 
ahd.  siamSm  lat.  canstemor  F  410  —  bin  bestürzt, 
ahd.  stumph  lat.  sUpes  F  212  —  baumstumpf. 
ahd.  stumbal  stuphila  stoppele  truncus  lat  stipula  stroh  sl.  stibto 

Stoppel  F  212. 
ahd.  stophöm  lat.  stipo  —  mache  voll, 
ags.  styrme  rufs.  strenUju  sjä  —  bewege  mich  heftig, 
got.  iuggö  altlat.  dmgua  sl.  jfzyku  F  86  —  zunge. 
got.  tunthus  lat.  dens  F  87  —  zahn, 
got.  tulgm  dauerhaft  gr.  ivöeXexrjg  fortdauernd  sl.  dlügu  lange 

dauernd  F  69. 
got.  t^Jgja  kräftige  sl.  dUiif  verlängere, 
got.  tulgitha  Sicherheit  sl.  dlugota  dauer. 
alts.  tulgo  sehr  sl.  dlügo  lange, 
got.  gatanra  rifs  sl.  dira  spalt 
ags.  tarht  hell  gr.  ädegxtog  Mind  F  88. 
ahd.  »crfH  helligkeit  gr.  dig^ig  das  sehen, 
got  tkula  leide  sl.  tileja  gehe  zu  gründe, 
got.  tktdains  das  leiden  rufs.  tlenije  Untergang. 
dM.  dutmi  lat.  tenuis  sl.  tinikü  F  76  —  dünn, 
did.  dona  gr.  tivog  lat  tenus  sl.  teneto  strick, 
abd.  diarri  trocken  lat.  terra  'das  trockene*. 


198       DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE 

ahd.  dorrem  gr.  rigGOf^ac  F  80  —  werde  trocken. 

altn.  rtwrfcfl  lat.  tergere  F  364  —  trocken  machen. 

got  thaurnus  sl.  trünu  F  524  —  dorn. 

got.  thaurban  sl.  tripeti  zs.  f.  d.  phil.  1,  138  —  leiden. 

alln.  thungr  schwer  sl.  t^gu  arbeit. 

altn.  thyngi  drücke  sl.  t^za  spanne. 

ahd.  fardiihida  bedrückung  sl.  t^gota  schwere. 

ahd.  dunköm  gr.  tiyyo)  lat.  tingo  F  84  —  benetze. 

ahd.  drum  gr.  tigfia  lat.  termen  F  80  —  ziel,  grenze. 

ahd.  toto  gr.  Terra  sl.  tetisczo  F  523  —  Väterchen. 

ahd.  tota  gevatterin  sl.  teta  tante  F  523. 

ahd.  tutto  gr.  tit&oq  F  368  —  zitze. 

got.  vaurms  gr.  elfiig  lat.  vermis  F  397  —  wurm. 

got.  vaurd  IsX.  verbum  F  396  —  wort. 

got.  gavaurdi  lat.  proverbium  —  Sprichwort. 

ahd.  uuurza  gr.  ^i^a  C  353  —  wurzel. 

ahd.  aruuurzom  gr.  hcgil^oo)  —  entwurzele. 

got.  vaurkja  gr.  egdio,  q^^cj  ¥  182  —  mache,  würke. 

got.  vaurhts  gr.  ^butos  F  183  —  getan. 

ahd.  uuurhto  gr.  ^cxrtjg  —  täter. 

ahd.  uuurf  gr.  ^irtrj  —  wurf. 

ahd.  uuurft  gr.  Qiipig  F  397  —  das  werfen. 

ahd.  uuorföm  gr.  ^Ittouj  —  werfe,  werfe  weg. 

got.  vnla  sl.  vTJa  F  182  —  walle. 

got.  vulla  gr.  ^lov  lat.  veUus,  viüus  sl.  vluna  F  184  —  wolle. 

got.  mlfs  sl.  vluku  F  182  —  wolf. 

ahd.  uuunna  wonne  lat.  venia  gnade  F  1 80. 

Zur  erklärung  folgender  differenzen  bieten  sich  bestimmte 
lautgesetze  der  einzelsprachen  dar.  1.  ist  deutsches  o:  h  manch- 
mal erst  durch  contraction  aus  va  oder  ve  entstanden;  so  zb. 
in  den  pronominalformen  thus  thuk  neben  dir  dih,  ebenso  in 
got.  hunds  neben  skr.  qvan;  auch  got  kaur%»s  (schwer)  nebst 
kaurjan  kauritha  wird  so  entstanden  sein,  da  gr.  ßagvg  ßagita 
ßaQVTTjg  die  grundform  gvam  voraussetzen,  die  im  lat.  gravis 
gravare  gravitas  mit  metathesis  vorliegt  C  468  F  60.  in  diesem 
falle  kann  deutsches  o:  u  mit  einem  o:  u  der  verwandten  spra- 
chen zusammentreffen:  so  in  thaurp  rvQßrj  turba,  in  thyrpat 
tvQßd^eiv  (urbare  und  tkrytn  turma  zu  wurzel  tvar  C  226; 
ebenso  in  daurös  d^igai  foras,  in  dmtr  forum  dvaru  und  dauri 


DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE       199 

föris  dvlrl  zu  wurzel  dhvar  F  103.  106.  2.  kann  lat.  o:  ti  in 
folgenden  Worten,  die  auf  r  oder  /  mit  folgendem  consonanten 
schliefsen,  aus  e  hervorgegangen  sein:  culmen  neben  altn.  ^o/mi 
insel  F  349 ;  porca  neben  ahd.  furh  furche  F  372 ;  mors  neben 
ags.  mord  sl.  smrUl  tod  F  536;  poscere  für  porscere  neben  ahd. 
forscdn  fragen  F  128;  turdda  neben  mhd.  drostel  ags.  throsle 
drossel;  porta  neben  ahd.  fürt  durchgang;  comii  neben  gol. 
kaum  gr.  x^^ag.  *  3.  kann  griech.  lat.  ri  i  in  offener  silbe 
wol  durch  dehnung  aus  älterem  e  ^  hervorgegangen  sein :  so  in 
ple-nus  gr.  7iXi]v  (vollends,  tlberdies)  neben  fulU;  ple-nitas  neben 
fullida;  fii^vij'axio  neben  miniscor  muna  minja;  &Qrj'Vog  weh- 
klage, neigen  ^gi-Ofjtai  lafse  ertünen,  und  got.  drunjus  schall. 
4.  ist  im  griech.  dolixog  neben  hdgus  dlugu  und  hdelexvs  ^'ol 
nicht  i,  sondern  o  hilfsvocal;  denn  die  grundform  dolxoQ  hätte 
zur  entwickelung  eines  hilfsvocals  gar  keine  veranlafsung  ge- 
geben. 

In  den  meisten  fällen  aber,  wo  deutsches  o:  u  einem  o:  u 
oder  ä  e  d  der  verwandten  sprachen  zu  entsprechen  scheint, 
mufs  ursprüngliche  Verschiedenheit  der  Wortbildung  angenommen 
werden,  wobei  oft  die  correspondierenden  worte  unabhängig 
von  einander  erst  in  den  einzelsprachen  entstanden  sein  mOgen. 
so  namentlich  verba  wie:  ags.  rAfiman  lat. /oiuire  donnern  F  210; 
got.  gadaursan  gr.  ^aqoBiv  mutig  sein  F  99;  got.  thulan  gr. 
tXfivai  lat.  ttdo  toüo  tragen,  ertragen  F  80;  altn.  thurka  gr. 
TQvyo)  mache  trocken;  ahd.  hurj%i  erhebe  gr.  q>0Q4w  trage;  ahd. 
bar&m  gr.  q>aQ6(o  lat.  farare  bohren,  pflügen  F  135.  ebenso 
die  folgenden  aus  verben  abgeleiteten  nomina  got.  gataurths  Zer- 
störung gr.  SaQOig  das  abhäuten  F  89 ;  got.  gavaurki  gr.  ogyiov 
gescbäfl;  ahd.  bmht  lat.  fradio  bruch  F  380;  got.  gabaur  gr. 
q>6Qog  Steuer  C  300;  got.  haurthei  gr.  (poQtiov  bürde  F  379; 
ahd.  'boro  oder  -bero  gr.  -qiogog  träger;  altn.  thurkr  gr.  tQvyrj 
trockenheit  F  364;  ahd.  donar  lat.  toniim  donner  F  210;  ahd. 
dunni  gr.  tavaog  gestreckt  F  363;  got.  smirga  sorge  sl.  slraza 
wache  F  547;  got.  kunths  gr.  yvwtog  lat.  nötus  bekannt;  hier 
liegt  die  etymologisch  genauer  entsprechende  bildung  in  ahd. 
irchnäit  biknät  aber  mit  der  bedeutung  gnarus  vor.  auch  folgende 
ableitungen    aus    einfacheren    wortstämmen    werden    nicht  un- 

>  das  von  Fick  s.  34$  verglichene  xctQyoy  scheint  gallisch  zu  sein. 


200       DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE 

mittelbar  zusammengehOreD :  got.  vulthrs  gr.  ßXoavgog  wichtig 
F  398 ;  got.  ufjo  fülle  lat.  inopia  mangel  F  1 1 ;  ahd.  suntea 
Sünde  lat.  sons  schuldig  F  401 ;  got.  viinds  gr.  aatog  beschädigt 
F  187;  ahd.  uuunta  äol.  aidttj  wunde  F  187;  ahd.  hurt  lat. 
crdtes  flechtwerk  F  347 ;  got.  kaumö  lat.  grdmim  kOrncheu  F  356 ; 
ahd.  mufUar  munter  sl.  madru  weise  F  148.  156;  got.  fruma 
der  erste  gr.  ngofiog  der  vorderste  F  129;  ahd.  forddro  gr. 
jtQOtBQog  der  vordere,  frühere. 

Alte  appellativa,  die  ursprünglich  mit  verschigjg^er  bedeutung 
neben  einander  bestanden  haben  mögen,  sind:  altn.  hnmarr  gr. 
xafÄOQog  seekrebs  F  347  ^ ;  ahd.  nnc  lat.  anguis  sl.  azi  schlänge 
F  5;  got.  vulfs  gr.  Ivxog  lat.  lup^is  wolf  F  182;  ahd.  folma 
gr.  ftaXdfif]  lat.  palma  band  F  374;  altn.  kollr  glatze  sl.  glava 
köpf  S  37;  got.  thaumus  dorn  gr.  togvog  bohreiseu  F  524; 
ahd.  holz  wald  gr.  xXadog  zweig  sl.  klada  balken  F  514;  ahd. 
stoc  klotz  gr.  atoxog  der  aufgerichtete  pfähl  F  209;  alin,  solmr 
meer  gr.  al^rj  salzwafser  F  196;  ahd.  toto  lat  lata  Väterchen; 
got.  hund  hundert  gr.  i-xarov  einhundert;  ahd.  umbi  gr.  aiaqii 
lat.  amb'  sl.  obu  um  F  340;  mnli  nur  ahd.  ist  wol  entlehnt 
aus  mola  (fivlrj),  denn  es  bezeichnet  hauptsächlich  wafsermühlen 
im  gegensatz  zu  quim  (han<'mühle)  welches  letztere  wort  nicht 
nur  in  den  übrigen  germanischen  sprachen  sondern  auch  im 
slaw.  allein  üblich  ist ;  got.  guUh  (gold)  ist  wol  nur  mit  sl.  zlutu 
(gelb)  unmittelbar  zusammenzustellen,  nicht  mit  sl.  zlato  gr. 
XQvaog  und  lat.  bUeus  goldgelb  F  360.  520.  das  gold  wird 
in  ältester  zeit  unter  mancherlei  tropischen  Wendungen  lieoannt 
worden  sein,  von  denen  sich  die  eine  hier,  die  andere  dort  ak 
appellativ  festsetzte;  sehr  gewöhnlich  ist  im  altn.  glöd  (glut)  für 
gold,  was  gut  zu  zlato  stimmt,  auch  ahd.  hof  aula  gr.  xTJncog 
garten  lat.  campus  feld  F  347  können  nicht  zusammengehören; 
xi]ftog  für  sich  betrachtet  liefse  sich  mit  huoba  (landgut)  ver* 
gleichen;  da  aber  campus  die  entstehung  des  i;  aus  a  wahr- 
scheinlich macht,  kann  wol  nur  altn.  haf  (die  hohe  see)  hinsu- 
gehalten  werden. 


^  lautlich  dem  xaiAaqog  genau  entsprechend,  liegt  hier  das  rufs.  komar 
(mucke)  in  der  bedeutung  weit  ab;  wenn  aber  der  hummer  wol  vom 
drücken,  kneifen  benannt  ist  und  zu  xdfiyoi  deutsch  hemmen  (F  33)  gehört, 
so  könnte  auch  komar  wol  eigentlich  der  bedranger,  belästiger  sein. 


DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE       201 


V.    Deutsches   ä. 

Wie  man  dem  sl.  e  gleichmäfsig  unter  deutschem  e  a  ö  und 
0  begegnet,  so  stehen  dem  deutschen  d  (got.  ^  ags.  w  i  altn. 
uml.  cb)  in  den  verwandten  sprachen  alle  diejenigen  laute  gegen- 
über, die  sonst  dem  deutschen  e  a  ö  o  entsprechen. 

Dem  deutschen  ä  entspricht  in  folgenden  Worten  griechisches 
ä  r/  ü)  lateinisches  ä  i  d  slawisches  a  o;  jüngerer  lautwandel  ist 
derselbe  wie  unter  m. 

altn.  är  rüder  gr.  'tJQtjg  mit  rudern  versehen  C  345. 

ahd.  dtum  atem  gr.  aa&fia  schwerer  atem  F  19. 

ahd.  bläjan  blähen  lat.  flare  blasen  F  381. 

ahd.  blät  lat.  flatus  —  das  blasen. 

ahd.  bMo  lat.  flävus  F  381  —  goldgelb. 

altn.  bdl  feuer  gr.  g>äk6g  bell  sl.  belu  weifs. 

mhd.  blcBJe  lat.  bälo  sl.  blefa  F  534  —  blöke. 

ahd.  gitän  beschaffen  gr.  ev-d-rjvog  glücklich  F  101. 

ahd.  gitäni  beschaffeuheit  gr.  ev^'rjvla  blühender  zustand. 

ahd.  fräo  froh  gr.  nQiävg  sanft  sl.  pravu  recht  F  130. 

ahd.  gräo  lat.  rävus  F  361  —  grau. 

ahd.  häd  geschwätz  gr.  xtJtllog  geschwätzig  F  29. 

mm 

got.  jir  jähr  mhd.  auch  frtthling  gr.  udog  jähr  sl.  jarü  frühling 
F  160. 

ahd.  knäju  gr.  yiyvwaxio  lat.  ^gnösco  sl.  ztiaja  F  65  —  er- 
kenne. 

ahd.  biknät  erkannt  habend  gr.  yvanog  lat.  nötus  bekannt. 

ahd.  urknät  gr.  yvwaig  lat.  nötio  sl.  po-znaii  —  erkenntnis. 

got.  m€na  gr.  i,ii]vr}  mond  lat.  MSna  schutzgOttin  der  menstruation 
F  153. 

mhd.mät  (mädes)  gr.  äfirjTog  —  das  mähen. 

ahd.  mädari  gr.  afitjtrjg  —  Schnitter. 

ags.  mced  mafs  lat.  mita  ziel. 

ahd.  mägo  gr.  fAtjxwv  sl.  makü  F  385  —  mohn. 

got.  nethla  nadel  gr.  vtjtQov  Spinnrocken  F  371. 

altn.  bcbIoz  glücklich  sein  lat.  söldri  trösten  F  404. 

ahd.  sdmi-  gr.  ij^ut-  lat.  semi^  F  197  —  halb. 

ahd.  sdmo  lat.  semen  sl.  sim^  F  403  —  samen. 


202       DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE 

got.  svS  gr.  q>t'j  C  396  —  wie. 

ahd.  Slam  stäs  stat  gr.  Xaxripii  iariyg  iarrjoi  *  —  stehe,  stelle, 
ahd.  sprä  sprehe  gr.  ipäg  staar  lat.  pärus  meise  F  410. 
ahd.  uudr  lat.  verus  sl.  verinu  F  181  —  wahr. 

In  folgenden  Worten  entspricht  deutschem  ä  ein  griech.  lat. 
slaw.  a  oder  o  mit  denselben  weiteren  Veränderungen,  wie 
unter  ii. 

ahd.  ämi  gr.  ävev  F  339  —  ohne, 
ahd.  ä-  gr.  av-  sl.  a  F  507  —  un-. 
ahd.  ätumön  atmen  gr.  aad^fiaCo)  atme  schwer  F  19. 
ahd.  ädara  ader,  inneres  gr.  tjtoq  herz  ijzQov  bauch  (rj  für  nnj 

lat.  Uterus  bauch  sl.  a/rot7a  inneres,  eingeweide  —  F  1 9.  508. 
ahd.  bära  die  bahre  gr.  cpoQog  getragen, 
ahd.  häga  zank  gr.  q>3oyyi]  schall  F  133. 
ahd.  bäju  lat.  foveo  C  467  —  erwärme. 
got.  fleka  lat.  plango  sl.  |?foca  F  376  —  weine,  klage, 
ahd.  frägem  gr.  nqucaa)  lat.  procor  sl.  pro5o   F  128  —   frage, 

bitte,  fordere, 
got.  grets   das  weinen   mhd.   toben;   gr.  x^^^C^  ^d^*  grando  sl. 

^a<fü  hagel  F  72. 
got.  ^^ra  weine  gr.  ;ra>la^eci  rausche  xa^Xa^co  plätschere  C  197. 
got.  hSthjö  kammer  sl.  kaita  zeit  F  513. 
mhd.^^n  schimmel  gr.  yavog  glänz  sl.  zenica  pupille. 
ahd.  läga  gr.   Xoxog  F  393  —  hinterhalt. 
ahd.  lägöm  gr.  Xoxdu)  —  bereite  nachstellungen. 
ags.  mäve  gr.  aficrcu  F  385  —  mähe, 
ahd.  näma  die  beute  gr.  vofii^  die  weide  F  110. 
altn.  rcef  gr.  OQoq>og  F  388  —  dach, 
ahd.  smähim  lat.  maceo  —  werde  mager,  elend, 
ahd.  smähju  erniedrige  lat.  macio  —  verkleinere, 
ahd.  smäht  lat.  macies  —  dürftigkeit,  kleinheit. 
ahd.  sprächa  spräche  gr.  aqxxQoyog  geräusch. 
mhd.  strafe  strafe  gr.  ciarQanij,  OTSQOrti]  blitz, 
ahd.  stdmSs  usw.  gr.  Yataf^sv  usw.  —  wir  stehen,  stellen, 
ahd.  statt  beständig  gr.  aaxa^g  unstät. 
got.  tOka  lat.  tago  iango  F  86  —  berühre, 
got.  tekands  gr.  veraytiv  —  anfafsend. 

*  lat.  sto  stäs  stat  und  sl.  stqjq  stajesi  stajeti  können  nicht  ver- 
glichen werden,  weil  sie  auf/a  abgeleitet  sind. 


DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE       203 

ahd.  zäla  gr.  äoXog  lat  dohis  F  367  —  list,  nachstelluog. 
mhd.wäze  gr.  o^oj  lat.  oleo  F  338  —  dufte. 
mhd,  wäz  duft  gr.  oCrj  gestank  vgl.  o^O'd'r^xr], 

In  folgenden  Worten  entspricht  dem  deutschen  d  ein  griech. 
s  lat.  e  slaw.  e  oder  U,  wiederum  mit  denselben  Veränderungen, 
wie  unter  i. 

got.  plur.  prät.  gihum  tiemum  usw.  gr.  T^rlafiev  ß^ßa/i€v  usw. 
ahd.  bägu  zanke  gr.  q)&iyyo(Aai  schreie  F  133. 
got.  Mds  gr.  d^iaig  sl.  deti  F  101  —  Setzung,  handluog. 
ahd.  drdju  gr.  %Blqfa  TSQioj  lat.  tero  sl.  tira  F  78.  363  —  drehe,  reibe, 
ahd.  gadrdti  gr.  tQvaig  (doch  wol  für  Ttg-v-Gig)  lat.  /r^a'o  sl. 

/re/i  —  das  drehen,  reiben, 
ags.  gefrwge  berühmt,  herlich  lat.  preciosus  kostbar, 
altn.  nuerr  lat.  merus  F  384  —  rein   (vgl.  fi^QOneg  die  deutlich 

redenden  ?). 
got.  mes  lat.  mensa  —  tisch, 
ahd.  naju  gr.  viw  lat.  n€0  F  371  —  nähe,  spinne, 
ahd.  spähi  klug  mhd.  auch  schOn  lat  speciosus  schön,  ansehnlich 

rufs.  spesivyi  stolz, 
ahd.  spähi  klugheit  lat.  spedes  Schönheit  rufs.  spesi  der  stolz, 
ahd.  spdhida  klugheit  lat.  specietas  besonderheit. 
altn.  vär  gr.  *iaQ  (^eaaQJ  lat.   vh'  (verer)  sl.  vema  C  391  — 

frühling. 

Da  nun  also  dem   deutschen   ä  im  griech.   lat.  slaw.  bald 
ä  e  ö  bald   a  o  bald  e  gegenübersteht,   so   kann   in  folgenden 
Worten  gar   nicht  entschieden   werden,   welchem  dieser  vocale 
das  deutsche  ä  unmittelbar  gleichzusetzen  ist;  denn  hier  weichen 
entweder  auch  das  griech.  lat.  slaw.  von  einander  ab,  oder  es 
liegen  nur  slaw.  formen  vor:  mit  a:  o  was  entweder  ursprüng- 
liches a:  0  oder  ursprüngUches  ä:  ö  ist,    oder  mit  e  was  ur- 
sprüngliches e  a  oder  ä  sein  kann, 
ahd.  -bäri  gr.  'q>OQog  lat.  -/iw  F  135  —  erzeugend, 
ahd.  hrdwm  gr.  brpqvg  sl.  hrüvl  F  143  —  augenbraue. 
ahd.  frdga  lat.  prex  rufs.  vo-prosU  —  die  frage,  die  bitte, 
ahd.  antfrdgöm  sl.  vu-prosaja  —  befrage, 
got.  gr^dus  sl.  gladu  F  61  —  hunger. 
got.  gredön  rufs.  golodm  —  hungern, 
ahd.  hdr  lat.  caesaries  sl.  kosa  V  46  —  haupthar. 
ags.  h<sven  gr.  Kvareog  sl.  sinJ  V  39  —  blau. 


204       DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE 

ahd.  hrdo  rufs.  krovavyi  —  blutig.  ^ 

ahd.  ÄT«/ii  sl.  graja  F  519  —  krähe,  krächze. 

ahd.  krät  das  krähen  sl.  grati  krächzen. 

mhd.  kät  sl.  govlno  —  mist. 

düiü.kätr  froh  gr.  yrj&iio  lat.  gaudeo  bin  froh  F  56. 

got.  lev  gelegenheit  gr.  keia  beute  sl.  lovu  lovlja  fang  F  392. 

got.  meki  gr.  fidxceiga  sl.  mici  C  328  —  schwert. 

alin,  mal  ein  unbekanntes  metall  sl.  melu  kreide. 

got.  meljan  schreiben,  malen  rufs.  melitl  weifsen. 

ahd.  nät  gr.  vrjoig  lat.  netus  sl.  ntti  —  naht,  faden,  gespinnst. 

got.  garedan  sj.  raditi  F  167  —  für  etwas  sorgen.  . 

mhd, -rceche  rachsüchtig  sl.  vrazii  feindselig  F  543. 

got.  sels  gut  sl.  ^6;  befser  F  508. 

got.  seths  gr.  arjaig  lat.  satto  —  die  sat. 

^hd.sträla  sl.  strela  F  551  —  geschofs. 

ags.  thdve  sl.  taja  F  82  —  schmelze. 

altn.  vcmn  schon  lat.  venustus  anmutig  sl.  unif  befser. 

got.  venjan  hoffen  sl.  unüi  wünschen  F  180. 

ahd.  uuära  vertrag  sl.  vera  glaube. 

got.  tuzvirjan  zweifeln  rufs.  veriii  glauben. 

ahd.  uudga  rufs.  vesy  pl.  —  die  wage. 

dXin.vcegr  rufs.  vezlivyi  —  freundlich. 

Es  ist  selbstverständlich  unmöglich,  hier  als  regel  hinzu- 
stellen, dafs  dem  deutschen  ä  ein  griech.  lat.  d  e*  ^  »»  sl.  a:  o 
entspreche,  denn  alle  die  f^lle,  wo  statt  dessen  griech.  lat.  a:  a 
oder  e  erscheint,  als  abweichend  geformte  synonyma  der  corre- 
spondierenden  griech.  lat.  slaw.  worte  aufzufafsen,  wie  wir  das 
bei  dem  deutschen  6  getan  haben,  wäre  natürlich  nur  dann  zu- 
läfsig,  wenn  die  correspondenz  des  deutschen  d  mit  dem  ä  S  6 
der  verwandten  sprachen  ebenso  stark  überwiegend  wäre,  wie 
die  des  deutschen  6,  statt  dessen  entspricht  das  deutsche  d  im 
ganzen  sogar  seltener  einem  d  ^  d  als  einem  a:  o  oder  e. 


VI. 

Aus  den  vorangegangenen  vergleichungen  der  deutschen 
vocale  e  a  6  o  ä  mit  den  ihnen  entsprechenden  griechischen 
lateinischen  und  slawischen  ergeben  sich  mit  vieler  wahrschein» 


DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE       205 

lichkeit  die  ihnen  zum  gründe  liegenden  laute  der  allgemein 
europäischen  grundsprache. 

Dafs  überall  dem  deutschen  ^  ein  e,  dem  deutschen  a  ein 
a,  dem  deutschen  ö  ein  6  entsprochen  haben  mufs,  ist  un- 
mittelbar einleuchtend,  zwar  erscheinen  an  stelle  des  deutschen 
a  sowol  im  griech.  als  im  lat.  und  slaw.  die  zwei  laute  a 
und  0.  da  sich  aber  diese  zwei  laute  in  den  genannten  drei 
sprachen  nicht  decken,  so  ist  eher  zu  schliefsen,  dafs  sich  ur- 
sprüngliches a  in  ihnen  unabhängig  von  einander  in  a  und  o 
gespalten  habe,  als  dafs  in  dem  deutschen  a  ein  früher  unter- 
schiedenes a  und  0  zusammengeflofsen  sei.  dasselbe  ist  der  fall 
bei  griech.  ä  und  co,  lat.  ä  S  ö,  slaw.  a  o  gegenüber  deutschem  d. 
einer  eingehenderen  erwägung  aber  bedarf  das  Verhältnis  des 
deutschen  o  und  ä  zu  den  entsprechenden  lauten  der  verwandten 
sprachen,    ich  betrachte  zuerst  das  o. 

Dafs  das  deutsche  o  aus  älterem  e  entstanden  sei,  dafür 
spricht  zunächst  schon  der  umstand,  dafs  ihm  in  den  verwandten 
sprachen  gerade  dieselben  laute  gegenüberstehen,  wie  dem  deut- 
schen e.  sodann  spricht  deutlich  dafür  das  Zahlenverhältnis  der 
€  zu  den  a.  in  ihm  kennzeichnet  sich  unmittelbar  die  einbufse, 
die  das  ursprüngliche  e  im  deutschen  dadurch  erlitten  hat,  dafs 
es  in  so  und  so  vielen  föUen  zu  o  geworden  ist.  dafür  spricht 
femer  der  häuGge  Übergang  von  e  in  o  in  Jüngern  dialecten: 
durtüi:  thairh;  boro:  bero;  noh:  nik^;  zu  diesem  schlufse  zwingt 
aber  nicht  nur  die  phonetische  wortvergleichuug,  sondern  auch 
die  betrachtung  der  function,  die  dem  deutschen  o  in  der  ab- 
lautenden Wortbildung  zukommt,  dafs  es  hier  nämlich  niemals 
wie  das  griechische,  lateinische,  slawische  o  dem  a,  sondern 
immer  nur  wie  das  slawische  u  dem  e  gleichstehe,  ergibt  sich 
nicht  nur  aus  der  Stellung  die  es  in  den  tempusstämmen  ein- 
nimmt (vula:  giba;  hulpans:  gibans;  hulpum:  gSbum),  worauf 
ich  früher  hingewiesen  habe,  sondern  ebenso  entschieden  aus 
der  bildung  deutscher  nominalstämme.  ich  habe  in  meinen 
früheren  Untersuchungen  über  deutsche  vocalsteigerung  von  den 
nominalstämmen  ganz  abgesehen,  weil  ich  eine  allgemeine  durch- 
greifende regel  nicht  aufstellen  konnte,  es  gibt  aber  im  deutschen 
aufser  den  infinitiven  und  participien,  wie  ich  sogleich  zeigen 

*  vgl.  auch  das  niederdeutsche  sulvest  Heinzel  s.  76. 


206       DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE 

werde,  noch  einige  klassen  von  nominalbildungeu,  in  denen  die 
art  des  ablautes  einer  festen  regel  unterliegt. 

Erstens  zeigen  die  aus  stark  conjugierenden  verben  abge- 
leiteten weiblichen  nomina  actionis  auf  thi-  ganz  regelmäfsig  den 
schwächsten  unter  denjenigen  vocalen,  die  in  den  tempusstämmen 
des  stammverbums  zum  Vorschein  kommen,  die  enge  Zugehörig- 
keit dieser  nomina  zum  verbum  kennzeichnet  sich  auch  darin, 
dafs  im  slaw.  ihr  dativ  als  infmitiv  fungiert,  die  bedeutung  ist 
von  der  des  infinitivs  kaum  abweichend,  und  vielleicht  bildete 
zur  zeit  der  slawisch-germanischen  Spracheinheit  jedes  verbum 
einen  doppelten  infinitiv:  auf  an  und  auf  tL 

1.  got  kiusan:  gakusts;  tiuhan:  ustauhts;  driusan:  mdrusts; 
stukaji:  satihts;  fraliusan:  fralusts;  thluihan:  ahd.  fluhi. 

2.  got.  urretsan:  urrists;  greipan:  ahd.  grift;  theihan:  ahd. 
framdiht;  teihan:  ahd.  inziht;  dreihan:  altn.  dri'pt;  ahd. 
scrihan:  scrift. 

3.  got.  ha f Jan:  hafts;  sakan:  sahts;  skapjan:  skafts;  vahsjan: 
vahsts;  alan:  alds;  standan:  stass;  gaggan:  gahts;  faran: 
ahd.  fart;  dragan:  ahd.  trcJu;  svaran:  ahd.  suart  (con- 
juratio);  Uaihan:  ahd.  hlast;  grahan:  ahd.  graft  (das 
graben;  gruft  heifst  gewOlbe);  slahan:  ahd.  slaht;  ahd. 
spanan:  spanst;  aran:  art;  dafs  got.  gafaurds  ahd.  fwrt 
und  gruft  nicht  unmittelbar  zu  faran  und  grahan  sondern 
einem  älteren  feran  greban  gehören,  habe  ich  schon  ge- 
zeigt; ebenso  setzt  dann  slanhts  (mactatio)  ein  slehan  voraus. 

4.  got.  hlaupan:  ahd.  hlouft;  ags.  blövan:  ahd.  bluot;  ags. 
spövan:  ahd.  spnot;  got.  satan  (statt  säjan):  seds;  ags. 
cnävan:  ahd.  urkmt;  ags.  crävan:  ahd.  krät. 

5.  got.  giban:  gifts;  nisan:  nists;  visan:  vists;  vidan:  gaviss; 
qithan:  gaqtss;  saihvan:  ahd.  siht;  ahd.  uueban:  uuift; 
scehan:  seiht;  jehan:  giht;  phlegan:  phliht. 

6.  verba,  in  deren  tempusstämmen  ein  o  vorkommt,  zeigen 
nun  aber  hier  in  der  regel  o:  got.  brinnan:  brunsti; 
niman:  numts;  bairan:  gabaurths;  tairan:  gataurth$;  jt- 
man:  gaqumths;  brikan:  ahd.  bmht;  duginnan:  ahd. 
bigntist;  rtnnan:  ahd.  runst;  timan:  ahd.  zumft;  ahd. 
belgan:  gibnlht;  brestan:  brüst  (scissura);  sceran:  scurt; 
suellan:  snuht;  suimman:  suumft  (natatus);  aber  neben 
anatri'fan  attiogere  anatrift  affectio,   und  neben  vairpan 


DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE      207 

und  hvairhan  sogar  ganz  gleichbedeutend  die  ahd.  feminina 
uuerft:  uurft,  huerft:  huurft.     das  deutsche  o  nimmt  also 
auch  hier  im  ablaut  der  a-reihe  neben  e  genau  dieselbe 
stelle  ein,  welche  im  ablaut  der  t-  und  t<-reihe  das  ein- 
lache t  und  u  einnehmen,   ebenso  entsprechen  ja  bekannt- 
lich  in   der  verbalbildung  auf  n  den  aflifnan  usgutnan 
usw.  formen  wie  ffotauman  Gramm.  4,  25. 
Ganz   derselben   regel  folgen   die  aus  stark  conjugierenden 
Verben  auf  einfaches  a  oder  t   abgeleiteten  männlichen  nomina 
actionis.     wo  solche  masculina  einen  anderen  vocal  zeigen,  sind 
es  keine  nomina  actionis,  sondern  concreta  wie  sa^^s  der  abend, 
skauts  schofs,  ahd.  duanc  fr^num,  göz  fusile,  hmig  torques  usw.; 
während  zb.    stunch  olfactus  das  reine  nomen  actionis  ist,  be- 
deutet  stanch   odoramentum;    aber  freilich   kann  die  bedeutung 
der  des  nomen  actionis  oft  recht  nahe  kommen,   wie  etwa  in 
strU;  hier  wird  jedoch   das  nomen  wol  älter  sein  als  das  zu- 
gehörige starke  verbum. 

1.  got.  driusan:  drus;  Miuhan:  thlauhs;  hiugan:  ahd.  hug 
(flexus);  giutan:  ahd.  guz;  liugan:  ahd.  lug;  fraltusan: 
ahd.  farlor;  niutan:  ahd.  nuz;  sltupan:  ahd.sluph;  titihan: 
ahd.  zug;  ahd.  fliogan:  flug;  fliozan:  fluz;  sciozan:  scuz; 
sliozan:  sluz;  Irtofan:  (ruf, 

2.  got.  heüan:  ahd.  biz;  greipan:  ahd.  grtf;  leithan:  ahd. 
üzlit;  smeüan:  ahd.  smiz;  sneithan:  ahd.  snit;  steigan:  ahd. 
Steg;  dreiban:  ahd.  danatrib;  theihan:  ^hd.gadig;  dhd.stri- 
chan :  got.  striks ;  ags.  vritan :  got.  vrits ;  ags.  vlitan :  got.  vlits ; 
ahd.  blichan:  blich;  glizan:  gliz;  slifan:  sliph;  slihhan:  stich; 
slizan:  sliz;  suihhan:  suih;  uuihhan:  uuich;  scritan:  scrit, 

3.  got.  slahan:  slahs;  fahan:  ahd.  fang;  hafjan:  ahd.  nrhab; 
hahan:  ahd.  hang;  standan:  ahd.  stand;  vahsjan:  ahd. 
nuinuuahs;  svaran:  ahd.  suar;  valdan:  ahd.  giuualt;  ahd. 
fallan:  fal;  gangan:  gang;  spaltan:  späh;  ein  dem  nhd. 
der  wuchs  entsprechendes  wuohs  kommt  weder  ahd.  noch 
mhd.  vor;  der  schwur  mhd.  in  dem  compos.  meinswuor, 
vielleicht  schon  ahd.,  da  auch  s^ior  geschrieben  wird. 

4.  got.  hlaupan:  ahd.  hlouf;  stautan:  ahd.  stöz;  haitan: 
ahd.  antheiz;  skaidan:  ahd.  uniarsceit;  letan:  fralets; 
slepan:  sleps;  redan:  ahd.  rat;  ahd.  hruofan:  hruof; 
fluohhan:  fluoch;  uunofan:  unuof. 


208       DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE 

5.  ahd.  phlegan:  phleg;  tretan:  tret;  andere  zur  ahd.  zehnten 
conj.  gehörige  kenne  ich  nicht;  ob  ägiz  oblivio  masc. 
oder  neutr.  ist  nicht  zu  ersehen,  mhd.  ist  es  fem.;  der 
siz  bedeutet  sefsel. 

6.  verba  in  deren  tempusstämmen  der  ablaut  o  vorkommt, 
zeigen  hier  völlig  regellos  i  oder  o:  got.  bairan:  gabaur; 
rinnan:  runs;  hrikan:  ahd.  bnih;  vrikan:  ahd.  gerich; 
dugtnnan:  ahd.  bigin;  thinsan:  ahd.  dum;  vindan:  ahd. 
ubamuint;  slindan:  ahd.  sinnt  (haustus);  drigkan:  ahd. 
tninc  oder  trinc;  stiggan:  ahA.  stnng  (der  stich);  vairpan: 
ahd.  uuerf  oder  uurf;  ahd.  bringan:  heimbrunc;  duingan: 
gaduing;  gilimphan:  gilimph;  sinnan:  sin;  springen:  spring 
oder  Sprung;  stinchan:  stunch;  scriccan:  scrie;  stehhan: 
got.  stiks;  ags.  speaman:  ahd.  spum. 

Drittens  folgen  derselben  ablautregel  die  aus  stark  conju- 
gierenden  verben  abgeleiteten  männlichen  nomina  agentis  auf 
an;  nicht  immer  die  weiblichen  auf  an  wie  got.  rinnö  torrens; 
die  männlichen  nomina  agentis  auf  jan  gehören,  wie  es  scheint, 
meist  zu  Substantiven:  aurtja  fiskfa  dedja  haumja  burgeo  usw. 

1.  got.  niutan:  nuta  fönger;  biudan:  ahd.  boto;  tiuhan:  ahd. 
-zogo;  biugan:  ahd.  elinbogo;  ahd.  spriozan:  sprozo; 
triofan:  trofo, 

2.  got.  reisan:  ahd.  bettiriso;  veigan:  ahd.  uuidamuigo:  ahd. 
sUzan:  S-gislizo;  rUan:  rito;  kliban:  kltbo. 

3.  got.  svaran:  ufarsvara;  gaggan:  fauragagga;  haldan:  ahd. 
e'habo;  valdan:  ahd.  aluuaho;  dragan:  ahd.  merttrago; 
slahan:  ahd.  slago;  skapjan:  ahd.  scafeo;  sakan:  ahd.  uui- 
darsacho;  hafjan:  ahd.  heffo;  faran:  ags.  merefara;  ahd. 
spanan:  spano;  gnagan:  angargnago;  alts.  slapan:  ahd. 
houistapho, 

4.  got.  hlaupan:  ahd.  fUoufo;  haitan:  ahd.  scuUheizo;  skaidan: 
ahd.  troumsceido;  maiian:  ahd.  sieinmeizo;  saian:  ahd. 
säjo;  slepan:  ahd.  gisläfo ;  rSdan:  ahd.  giräto  (consiliarius) ; 
blSsan:  ahd.  kornbläso;  ahd.  fähan:  fäho;  ags.  cnävan: 
ahd.  urkndo. 

5.  got  vilvan:  vilva;  giban:  ahd.  gebo;  brikan:  ahd.  hiks- 
brecho;  itan:  ahd.  manezo;  drigkan:  ahd.  uutntrincho; 
finthan:  ahd.  findo;  filhan:  ahd.  felaho;  Mpan :  ahi,  ga^ 
helfo;  lisan:  ahd.  leso;  qiman:  ahd.  zuaquimo;  sUndat^: 


DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE       209 

ahd.  slindo;  saihvan:  ahd.  anasiho;  vinnan:  ahd.  uuidar- 
uninno;  ahd.  hriman:  bremo;  sprehhan:  sprehho;  suSlgan: 
suelgo;  springan:  springo;  scriccan:  heuuiscrecco;  uuringan: 
uuringo.    zu  hairan  und  niman  gehören  hiro  und  nemo, 
daneben   aber  auch   gleichbedeutend  horo  und  nomo  ver- 
schieden von  hureo  und  nutneo. 
Man    sieht   auch    aus    diesen    nominalbildungen    wiederum, 
was  sich   schon  an   den   tempusstämmen  gezeigt  hat,   dafs  das 
deutsche  o:  u    als  abtaut  dem  e  völlig  gleichwertig  ist.     wie  e 
und  0  in  den  participien  praet.  neben  einander  erscheinen,  ohne 
völlig  scharf  gegen   einander  abgesondert  zu  sein,  so  dafs  sich 
die  grenze   zwischen   der  x  und  xi  conjug.   für   das  urdeutsche 
nicht  genau  aufstellen  läfst,  so  auch  hier;   und  wie  dort  immer 
das  0  gegen  das  S  im  fortschreiten  begriffen  ist  (hrohhan  troffan 
sprohhan  usw.),  so  werden  wol  auch  hier  in  ältester  zeit  bildungen 
mit  e  ursprünglich  häufiger  gewesen  sein. 

Den  ersten  Ursprung  dieses  deutschen  o:  u  habe  ich  Tempus- 
stämme s.  52  ff  so  zu  erklären  gesucht,  dafs  sich  an  der  stelle 
eines  früher  vorhandenen,  dann  ausgefallenen  e  ein  epenthe- 
tischer  vocal  von  dumpfem  klänge  namentlich  da  entwickelte, 
wo  das  Vorhandensein  einer  liquida  zwischen  zwei  anderen  con- 
sonanten  diese  entwickelung  begünstigte,  ganz  besonders  ein- 
leuchtend ist  diese  entstehung  des  o:  u  in  der  enclitischen  Par- 
tikel uh,  die  ursprünghch  ke  lauten  muste;  aus  vas-he  udgl. 
ward  nach  dem  vocalischen  auslautgesetz  vas-h  und  daraus  mit 
epenthetischem  vocal  vasuh.  ganz  ebenso  setzt  die  praefigierte 
negation  tin-  zunächst  die  gestalt  n-  für  ne-  voraus,  diese  hier 
vorausgesetzte  mittelstufe,  nämlich  das  fehlen  jeglichen  vocals, 
liegt  uns  aber  noch  unmittelbar  vor  in  kr-anuh  neben  yeg-avog 
zerHivli,  wo  das  vocalisch  anlautende  suffix  die  entwickelung 
des  hilfsvocals  verhinderte,  bei  einem  praefix  wie  tin-  oder  einer 
enclitica  wie  -tiA  kann  die  Ursache  des  früheren  vocalausfalls  im 
deutschen  accentgesetz  liegen;  warum  aber  im  deutschen  plur. 
conj.  und  partic.  praeteriti  und  in  gewissen  nominalbildungen, 
nicht  aber  im  präsensstamm,  der  wurzelvocal  in  früherer  zeit 
einmal  unterdrückt  ward,  darüber  könnte  allein  die  uns  unbe- 
kannte accenluation  der  vorangegangenen  slawisch -deutschen 
grundsprache  aufschlufs  geben,  die  annähme,  dafs  ein  solcher 
vocalausfall  im  deutschen  stattgefunden  habe,  ist  aber  durchaus 
Z.  f.  D.  A.  neue  folge  VI.  14 


210       DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE 

notwendig;  denn  sich  das  deutsche  o:  h  anfangs  wie  das  lat  in 
nwlgeo  usw.  und  wie  das  slaw.  u  ("Schmidt  Voc  s.  21)  allein 
durch  den  einflufs  einer  liquida  mit  folgendem  consonanten 
direct  aus  europäischem  €  entstanden  zu  denken,  daran  hindert 
vor  allem  die  beobachtung  des  Unterschiedes  zwischen  hil^a  hilpan 
und  htdpum  hulpans  wo  doch  die  consonantischen  einflüfse  beide 
male  ganz  dieselben  waren,  hier  muts  ein  einflufs  der  b^onung 
angenommen  werden,  wenn  man  sich  den  unterschied  begreiflidi 
machen  will. 

Hat  das  deutsche  o:  u  solchen  Ursprung,  wie  hier  ange- 
nommen wird,  so  kann  aber  auch  die  frage,  ob  bei  der  soge- 
nannten brechung  das  o  oder  das  ti  der  ältere  laut  sei,  für  alle 
diejenigen  fclUe,  wo  diese  laute  der  a-reihe  angehören,  ganz  bei 
Seite  gesetzt  werden,  weder  das  eine  noch  das  andere  ist  wahr- 
scheinlich der  fall,  sondern  der  anfangs  unbestimmte  epenthe- 
tische  Yocal  wird  sich  überall  da,  wo  ursprüngliches  e  erhalten 
blieb,  zu  o  gefärbt  haben,  dagegen  zu  u,  wo  e  zu  t  ward. 

Ich  wende  mich  zu  dem  ä.  es  gilt  den  meisten  forschem 
für  einen  repräsentanten  des  ursprünglichen  ä.  nun  fanden  wir 
zwar  dem  deutschen  ä  in  einer  reihe  von  vergleichliaren  worten 
ein  d  ^  ö  der  verwandten  sprachen  gegenüberstehen,  aber  keioes- 
weges  überwiegend;  häufiger  erscheint  statt  der  langen  vocale 
ein  a:  0  oder  e.  es  ist  aber  sogar  sehr  zweifelhaft,  ob  auch 
nur  die  in  jenen  fallen  zu  tage  tretende  Übereinstimmung  des 
deutschen  d  mit  d  e  d  mehr  als  ein  blofser  zufall  ist  denn 
es  verdient  alle  beachtung,  dafs  gerade  diese  worte  mit  ausnähme 
von  dr  hdd  tndgo  sdmi  und  uudr  sämmtlich  zu  vocaUscfa  aus- 
lautenden wurzeln  auf  a  oder  e  gehören.^  die  neigung,  in 
solchem  falle  den  kurzen  vocal  zu  dehnen,  tritt  ja  sowol  im 
deutschen  als  im  griech.  lat  slaw.  häufig  hervor,  aber  immer 
nur  sporadisch,  weder  zeigt  eine  dieser  sprachen  eine  für  alle 
i^lle  geltende,  klar  erkennbare  regel,  wann  diese  ddinung  ein- 
treten müfse,  noch  stimmen  sie  untereinander  in  den  zu  tage 
tretenden  Zufälligkeiten  überein;  nicht  einmal  das  griechische 
mit  dem  lateinischen,  es  ist  daher  doch  wol  anzunehmen^  dafs 
darin  jede  einzelne  spräche  ihren  eigenen  weg  gieng,  untl  ^afs 

^  sislaz  söldri  sili  sülef  gehören  doch  wol  ZQ  derselben  wurrel  wie 
tfa-«c  sd-nut. 


DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE       211 

jene  Übereinstimmungen  auf  zufall  beruhen,  so  würden  denn 
nur  jene  5  worte  übrig  bleiben,  in  denen  deutsches  ä  ursprüng- 
lich wäre. 

Als  weit  überwiegende  regel  läfst  sich  hinstellen :  deutsches 
d  ist  aus  europäischem  a  oder  e  durch  dehnung  entstanden, 
während  deutsches  d  der  regelmäfsige  Vertreter  des  ursprüng- 
lichen ä  ist.  das  zeigt  sich  ja  auch  darin,  dafs  im  deutschen 
niemals  ä  statt  d  als  perfectsteigerung  zu  einem  a  des  präsens- 
stammes  tritt,  wie  das  in  xga^w  yc^äya,  scabo  scähi  der  fall  ist. 
dafs  es  anderen  Ursprung  haben  müfse,  als  das  ö,  läfst  sich 
schon  daraus  schliefsen;  dafs  es  aus  älterem  a  oder  e  henor- 
gcgangen,  lehrt  die  vergleichung  der  verwandten  sprachen,  der 
scheinbar  befremdliche  umstand,  dafs  sowol  ursprüngliches  a  als 
ursprüngliches  e  im  deutschen  auf  gleiche  weise  zu  d  gedehnt 
ward,  findet  seine  genügende  erklärung  an  der  tatsache,  dafs  das 
deutsche  d  in  ältester  zeit  dem  e  phonetisch  sehr  nahe  stand 
(ThJacobi  Beitr.  z.  d.  gramm.  s.  112,  Scherer  zGDS  s.  121) 
ohne  doch  wie  im  gotischen  ein  eigentliches,  schon  dem  I  sich 
näherndes  e  zu  sein. 

Als  bedingungen  für  den  eintritt  der  dehnung  des  e  oder  a 
zu  d  sind  erkennbar:  erstens  vocalischer  auslaut  der  wurzel,  wie 
ich  Tempusst.  s.  49 ff  dargelegt  habe;  von  den  oben  verglichenen 
Worten  fallen  47  unter  diese  kategorie.  zweitens  ausfall  eines 
consonanten,  und  zwar  eines  uasals  wie  in  tekan  flekan  bägan 
d  ddara  hdga  grSts  Mtf^fd  mes,  oder  eines  anderen  consonanten, 
wie  in  vdr  (vesr  eag)  und  in  den  perfectpluralen :  gebum 
(gegbum). 

Für  die  übrigen  läfst  sich  die  besondere  Ursache  der  deh- 
nung aus  den  entsprechenden  worten  der  verwandten  sprachen 
nicht  unmittelbar  entnehmen;  aber  die  betrachtung  des  deutschen 
selbst  führt  noch  auf  eine  dritte  entstehungsweise  hin.  das  d: 
^  in  Wortbildungen  wie  a$%danems  neben  niman,  gdba  neben 
geban  hatte  ich  mir  früher  (Tempusst.  s.  51)  so  zu  erklären 
gesucht,  dafs  nachdem  einmal  die  perfectplurale  die  gestalt 
gdbum  ndmum  angenommen,  man  sich  gewöhnt  habe,  auch  das 
d  als  einen  steigerungsvocal  oder  ablaut  von  e  anzusehen,  und 
neue  worte  mit  diesem  vocai  zu  bilden,  doch  glaube  ich  jetzt 
auch  hier  dehnung  aus  älterem  a  (nicht  e)  annehmen  zu  müfsen. 

In  grOfserer  zahl  liegen  solche  bildungen  im  ahd.  vor,  und 

14* 


212       DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE 

hier  zeigt  sich  eine  gewisse  regel  dieses  neuen  unechten  ab- 
lautes,  von  den  aus  starken  verben  mit  e  im  präsens  abge- 
leiteten nominalsUimmen  haben  ihn  ganz  besonders  häufig  zwei 
kategorien:  erstens  feminina  auf  ä:  bära  brähha  fräga  gäha 
häla  läga  mäza  näma  ginäda  quäla  säza  sprdhha  stäla  tuäla 
träta  uuäga  uurähha.  zweitens  adjectiva  auf  ursprüngliches  ja 
oder  a:  gihäri  hrähhi  gäbt  gimäzi  ginämi  biquämi  säzi  suäri 
gisprähhi  uuägi  uurähhi  gizämi,  von  den  ersteren  zeigt  sich  im 
gotischen  keine  spur;  weder  kehrt  eines  jener  worte  dort  wieder, 
noch  kommen  analoge  bildungen  tiberhaupt  vor.  dem  ahd. 
uurähha  entspricht  got.  vraka  oder  vrakja  ags.  vracu  mit  kurzem 
a;  brdhha  got.  brakja;  quäla  ags.  cvalu;  gäba  ags.  geafu;  läga 
ags.  feorlUagu;  sprähha  bära  näma  uuäga  gehen  im  ags.  nach 
der  t-declination :  sprcec  beer  ncem  vceg.  anders  steht  es  aber 
mit  den  verbaladjectiven  auf  ja  oder  t\  diese  liegen  auch  schon 
im  gotischen  vor:  andanSms  andas^ts  unq^ths  gatemiba. 

Überschaut  man  nun  aber  was  im  gol.  überhaupt  an  Wort- 
bildungen mit  innerem  S  bei  consonantischem  wurzelauslaut  vor- 
liegt, so  sind  das  überwiegend  ableitungen  auf  i,  und  gerade 
diese  sind  es,  die  auch  aufserhalb  des  gotischen  in  dem  übrigen 
dialecten  die  weiteste  Verbreitung  haben,  im  gotischen  sind  es 
folgende  worte,  wobei  ich  von  denjenigen  absehe,  deren  ^  sicli 
bereits  als  ersatzdehnung  erwiesen  hat.  aufser  den  vier  oben- 
genannten noch  die  adjectiva  der  t-declination :  tners  selsbireks; 
die  substantiva:  vSgs  (v^gim)  vens  quem  gagrefts  garShsns;  ferner: 
lekeis  vr^kei  sv^rei  seht  balvavSsei  meki  ufarmeli  unledi  afetja 
f^ja;  merjan  meljan  fetjan  tuzverjan  ga-unledjan  mereins  gafe- 
teitis  unv^eins  gamSleins;  andan^meigs  unv^iggö  meritha  sveriiha 
lekindn  lekinassus  kelikn.  anderen  ableitungsvocal  zeigen:  das 
fem.  fSra  masc.  megs  sUps  fraUts  neutr.  mel  usm^t  andanem 
vepn  adj.  unleds  usvens  sv^s  fraUts  garedaba  gaßhaba;  sw.  m. 
uzeta  mela;  verba  svSran  depan  letan  ufblesan  garSdan;  ferner 
gredus  gredags  gr^dön  bSrusjös,  von  den  letzteren  werden  wol 
noch  mehrere  aus  ursprünglich  nasaUerten  formen  hervorgegangen 
sein,  es  kommt  aber  bei  ihnen  auch  in  erwägung,  dafs  alle  neutra 
und  gewis  eine  grofse  zahl  adjectiva,  die  ursprünghch  auf  t  aus- 
giengen,  später  in  die  a-declination  übergegangen  sind:  dem  sv^s 
entspricht  ahd.  suäri  und  im  ags.  besteht  neben  unlced  die  form 
urd€dde.    bei  den  ersteren  aber  kann  man  sich  des  gedankens 


DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE       213 

schwerlich  entschlagen,  dafs  das  t  der  ableitungssilbe  auf  die 
gestaltung  des  wurzelvocals  eingewürkt  habe;  denn  auch  im  ahd. 
erscheint  ein  ä  der  Wurzelsilbe  weitaus  am  häufigsten  da,  wo 
die  ahleitung  ein  t  enthält,  zu  den  vorhin  genannten  adjectiven 
kommen  noch  hinzu:  gifäri  gähi  hält  märt  itmäli  räzt  einrdti 
seltsam  smähi  s/pähi  trägt  uuähi  uuäli  uruudni  giuuäri  zähi; 
aufserdem  feminina:  gähi  märt  itmäli  räzi  seltsäni  smähi  späht 
sprähhi  suäri  trägt  uuähi  uuali  uuäni  uuäri  uuägi  zähi  gizämi; 
neutra:  ubaräzi  gibäri  giläri  abläzi  märt  gimäli  giräti  gisäzi 
seltsäni  gisprähhi  giuuäti  sinuuägi  gizämi;  masc.  lähhi  käsi;  sw. 
masc.  gräuio;  masc.  auf  t;  rät  uuäg  uuän  spän  kräm  fem.  uuät. 

Wir  hätten  dann  hier  eine  art  von  uraltem  umlaut  des  a. 
es  ist  bekannt,  dafs  ein  solcher  in  etwas  anderer  form  gleich- 
falls in  frühester  zeit  eingetreten,  und  zum  teil  dem  germani- 
schen mit  dem  slawischen  gemein  ist:  got.  hails  für  haljas  sl. 
celu  heil  F  39;  dails  =^  daljas  sl.  delü;  dailja  «=»  dcdjämi  sl. 
lielja  ich  teile  F  527 ;  ahd.  meinu  •»  manjämi  sl.  menjq  glaube, 
meine  F  535;  ahd.  sueiga  <=»  svagja  sl.  oseku  bürde,  stall  F  403; 
got.  hraiv  «»  hravja  ieichnam,  vgl.  sl.  crevo  bauch  F  515  Scherer 
zGDS  472.  auf  dieselbe  weise  ist  ai  aus  a  entstanden  in:  got. 
aikan  F  4.  got.  haims  F  351.  ahd.  k^an  F  59.  ahd.  feili  F  375. 
ahd.  smeih  F  415.  ahd.  sueifF  417.  got.  atYAei  altn.  hein  Scherer 
aao.  472.  ahd.  hair  her  Schmidt  Verwandsch.  s.  37.  über  heitar 
vgl.  Schmidt  Voc.  97.  F  42.  hinzuzufügen  sind  wol  noch:  ahd. 
%iueigan  erschüttern,  zu  vagjan;  reichan  sich  erstrecken,  zu  rak- 
Jan;  ahd.  reigira  zu  ags.  hragra;  ahd.  neimjan  nennen,  zu 
namnjan;  altn.  kigja  führen,  zu  lagjan,  ebenso  wie  in  diesen 
Worten  ai  aus  a,  so  mufs  in  folgenden  ei  i  aus  älterem  e  her- 
vorgegangen sein:  reiks  F  167  greif  an  F  66  hveila  F  41  fha 
F  414  setzen  notwendig  die  formen  rekjis  grepjan  hvelja  fesjan 
voraus. 

Das  deutsche  ä  oder  vielmehr  urgermanische  ce  denke  ich 
mir  nun  in  der  mehrzahl  der  vorhin  angeführten  Wortbildungen 
durch  contraction  aus  jenem  ai  für  a  entstanden,  dafs  der 
spätere  ahd.  umlaut  des  a  in  e  sich  nicht  anders  entwickelt  hat, 
ist  bekannt  (Scherer  s.  144)  und  der  unterschied  beruht  blofs 
darin,  dafs  bei  diesem  ältesten  umlaut  ai  sich  nicht  in  kurzes  e 
sondern  in  langes  w  verengte  was  an  den  hergang  in  ahd.  sdjan 
neben  got.  saian  usw.  erinneit.    der  hier   vorausgesetzte  sehr 


214       DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE 

frühe  Übergang  eines  ai  in  w  wäre  ein  Vorläufer  der  späteren 
ahd.  alts.  ags.  contractionen  ^  ä  für  ai.  ein  sicheres  beispiel 
für  sehr  frühen  eintritt  solcher  contraction  liefert  der  name 
Boih&mum  bei  Tacitus  (Heinzel  s.  55),  und  ein  Zusammenhang 
zwischen  got.  e  und  ai  zeigt  sich  auch  hie  und  da:  got.  r^dan 
und  raidjan  bedeuten  beide  'anordnen*  und  sind  wol  nur  ver- 
schiedene gestaltungen  ein  \md  desselben  Wortes  radajdmi  sl. 
raditi  wollen;  ebenso  nahe  liegen  sich  die  bedeutungen  im  ags. 
r(ede  reord  und  gerasde  gerccdde  altn.  reida  und  räda  ahd.  rätan 
intreitan.  denselben  fall  haben  wir  wol  in  got.  mai7  und  miljan; 
ahd.  malen  und  meilan  heifsen  beide  ^beschmieren';  altn.  mal 
und  meil  mctall;  altn.  beit  n.  (ags.  bdt  m.)  neben  hätr  boot, 
schiff,  im  ahd.  haben  wir  uueiga  und  uuäga  die  wage,  rufs. 
vesa;  ahd.  mdsa  narbe  meisa  pocke;  ahd.  gräuio  mhd.  grdve 
neben  altn.  greifi  niederd.  greve  (ags.  gerefa  mufs  wol  getrennt 
werden);  das  ahd.  seifa  ags.  sdpe  ist  in  der  form  säpo  in  das 
lateinische  hinübergenommen,  zs.  7,  460 ;  hierher  gehören  ferner 
ahd.  naroensformen  wie  Loreshäm  Amgär  neben  gewöhnlichem 
-heim  -ger,  dafs  aber  nicht  nur  ein  solches  ai  welches  selbst  erst 
durch  einwürkung  eines  folgenden  j  aus  a  entstanden  ist,  auf 
solche  weise  mit  ä  wechsele,  zeigt  Ukeis  la;ce  Idhhi  Ueknir,  das 
von  laikan  nicht  zu  trennen  ist;  der  ISkeis  und  der  leikari 
(histrio)  war  wol  ursprünghch  dieselbe  person. 

Auf  diese  analogien  gestützt  darf  man  sich  nun  wol  auch 
bildungen  wie  andanems  aus  andanaims  für  andanamjis  hervor- 
gegangen denken,  neben  smdhl  für  smakjd  liegt  ja  noch  das 
unmittelbar  entsprechende  lateinische  macies  vor.  natürlich  fällt 
aber  dann  die  unmittelbare  vergleichung  von  mers  märi  mit  lat 
merus,  späht  mit  species,  gefrcege  mit  preciosus  fort,  da  die  deut- 
schen Worte  die  grundformen  marja  spakja  prakja  voraussetzen 
würden,  aber  nicht  nur  formen  mit  noch  erhaltenem  t  der 
ableitung  werden  wir  so  erklären  dürfen,  häufig  wird  das  t 
nachdem  es  seine  würkung  auf  den  wurzelvocal  geübt,  selbst 
geschwunden  sein,  wie  in  hails  cilü.  so  erklären  sich  denn 
auch  die  ahd.  bära  gdba  näma  usw.;  ahd.  nurdhha  und  got. 
vrekei  sind  nur  verschiedene  Umgestaltungen  des  im  got  selbst 
noch  vorliegenden  vrakja.  dafs  häufig  deutsche  schwache  femi- 
nina  auf  i  aus  älteren  stammen  auf  ja  hervorgegangen  sind,  ist 
wol   nicht  zu  bezweifehi.    auf  dieselbe  weise  erklärt  sich  auch 


DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE       215 

am  besten  das  so  sehr  häufige  ags.  w  (got.  ^)  anstatt  oder  neben 
ä  (got.  ai).  in  Worten  wie  dcü  genume  dorne  usw.  mufs  das 
alte  ai  früher  zu  w  geworden  sein,  als  die  allgemein  angelsäch- 
sische contraction  des  ai  zu  d  eintrat. 

Jetzt  lafsen  sich  die  ergebnisse  der  ganzen  Untersuchung 
kurz  zusammenfafsen. 

Deutsches  a  und  e  sind  überall  ursprünglich;  deutsches  d 
ist  altes  ä;  deutsches  o  ist  aus  e,  deutsches  d  zum  teil  aus  a 
zum  teil  aus  e  entstanden,  vielleicht  in  einigen  wenigen  föUen 
ursprünglich,  wie  ja  auch  innerhalb  des  deutschen  selbst  d  und 
ö  in  einigen  föllen  mit  einander  wechseln. 

Hält  man  dieses  ergebnis  für  so  sicher,  wie  es  mir  er- 
scheint, so  wird  dasselbe  wol  auch  über  die  deutsche  special- 
grammatik  hinaus  von  interesse  sein;  denn  es  fördert  unsere 
einsieht  in  den  bestand  der  ursprünglich  europäischen  Wort- 
bildung durch  ablaut  oder  vocalsteigerung.  von  Wichtigkeit  ist 
zunächst  die  Wahrnehmung,  die  sich  einem  aufdrängen  mufs, 
dafs  die  7  urgermanischen  vocale  der  a- reihe  a  $  i  o  u  d  ö 
(oder  9  wenn  man  die  seltenen  I  und  ü  hinzurechnet)  aus  nur 
drei  europäischen  vocalen  entstanden  sind,  die  sich  im  griech. 
lat.  und  slaw.  auf  andere  weise  gespalten  haben,  und  die  nach 
der  denkbar  wahrscheinlichsten  annähme  e  a  d  lauteten,  ich 
glaube  nicht,  dafs  man  jetzt  noch  mil  Fick  (Spracheinheit  s.  176) 
wird  zweifeln  können,  ob  das  o  welches  im  deutschen  slawischen 
griechischen  und  lateinischen  innerhalb  der  a-reihe  erscheint, 
erst  nach  der  frühesten  Spaltung  des  europäischen  urstammes 
ausgebildet  worden  sei.  sicher  hat  die  europäische  Ursprache 
nur  jene  dreifache  vocalverschiedenheit  innerhalb  der  a-reihe 
gekannt,  dieses  resultat  ist  genau  dasselbe,  welches  sich  mir 
schon  früher  in  meiner  schrift  über  die  bildung  der  tempusst. 
aus  einer  ganz  anders  geführten  Untersuchung  ergab,  aus  der 
beobachtung,  wieviel  von  den  ablauterscheinungen  deutscher 
verba  sich  im  griech.  und  lat.  wiederfinde,  ergab  sich  mir,  dafs 
die  deutschen  verbalablaute  der  a-reihe  nur  soweit  ursprünglich 
europäisch  seien,  als  sie  in  dem  Wechsel  von  ^  a  und  ö  bestehen, 
während  der  Wechsel  von  liga  lag  und  fara  för  dort  auf  ganz 
entsprechende  weise  wiederkehrt,  reicht  die  vocaldifferenz  die 
zwischen  giba  und  tr^ida,  gihans  und  numans,  gebum  und  fun- 
thum,  graba  und  g[rita  stattfindet,  ebensowenig  über  das  gebiet 


216       DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE 

der  germanischen  sprachen  hinaus,  als  die  differenz  zwischen 
griechischem  xgccCw  und  olw,  x^gäya  und  odwöa  sich  im 
deutschen  auf  irgend  eine  weise  wiederspiegelt,  es  zeigte  sich 
ferner  dafs  das  deutsche  o  in  seiner  function  für  die  tempus- 
biidung  immer  dem  e,  das  griech.  lat.  o  immer  dem  a  gleich- 
stehe, das  griech.  lat.  d  §  immer  dem  ö,  das  deutsche  d  (e) 
bald  dem  a,  bald  dem  e,  niemals  dem  ö.  für  den  ureuropäischen 
bestand  entsprang  daraus  genau  dasselbe,  was  sich  mir  hier, 
indem  ich  von  der  function  des  vocalwechsels  für  die  Wortbildung 
ganz  absah,  rein  vom  Standpunkt  der  lautlehre  aus,  wiederum 
ergeben  hat.  die  ergebnisse  beider  Untersuchungen  stützen  sich 
also  wechselseitig. 

Nächst  diesem  ergebnis  ist  aber  vor  allem  beachtenswert 
das  Zahlenverhältnis,  das  sich  aus  dem  von  uns  verglichenen 
material  für  diese  drei  ursprünglich  europäischen  a-vocale  ergibt, 
wir  können  jetzt  zu  den  in  den  tabellen  aufgeführten  föllen  der 
regelmäfsigen  lautvertretung  auch  diejenigen  föUe  noch  hinzu- 
rechnen, deren  vorliegende  abweichung  sich  uns  aus  später  ein- 
getretenen lautgesetzen  erklärt  hat,  wie  zb.  in  lat.  mulgeo  für 
älteres  melgeo,  dann  erhalten  wir  folgendes  zahlenverhällnis : 
deutschem  a  entspricht  in  447  fallen  griech.  lat  slaw.  a:  o  ) 

d  59  ]  .^^  a:  o\~ 

a  lo  j  c(^J\ 

e  (i)  265  efuA  — 

o(u)  122  efüj] 

6  72  d:e:6  — 

Auf  506  europäische  a  kommen  also  400  e,  aber  nur  72  d. 
offenbar  ist  also  der  unterschied  von  e  und  a  tiefer  in  der  spräche 
begründet  und  daher  vielleicht  auch  älter,  als  die  ausbildung  des 
europäischen  d.  dafs  aber  dieses  ä  nicht  erst  in  den  einzel- 
sprachen aus  einem  der  beiden  anderen  laute  hervorgegangen 
sein  könne,  zeigen  die  obigen  ßille,  vor  allem  aber  die  in  den 
verschiedenen  sprachen  übereinstimmende  Verwendung  dieses 
lautes  zur  bildung  von  perfectstänunon  aus  präsensstämmen  mit  a. 
Dafs  der  Wechsel  dieser  drei  laute  e  a  ä  schon  in  der 
europäischen  grundsprache  der  Wortbildung  diente,  so  dafs  durch 
ihn  unterschiede  der  bedeutung  ausgedrückt  wurden,  ist  aus  der 
bildung  der  tempusstämme  klar  zu  ersehen,  dafs  aber  auch  die 
bildung   der   nominalstämme   und  der  abgeleiteten  verba  durch 


DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  VVOCALE       217 

abtaut  oder  vocalstcigerung  ursprünglich  einer  ebenso  festen  regel 
gefolgt  sein  müfse,  wie  die  bildung  der  terapussttinme,  mufs 
wol  angenommen  werden,  wenn  auch  diese  ursprüngliche  regel 
dem  spciteren  sprachbewustsein  völlig  entschwunden  ist.  gerade 
der  umstand,  dafs  die  verschiedenen  europctischen  sprachen  in 
der  Unterscheidung  des  e  a  oder  ä  der  nominalstämme  so  häuüg 
übereinstimmen,  trotzdem  doch  in  keiner  von  ihnen  eine  noch 
fülübare  regel  für  diesen  Wechsel  vorliegt,  spricht  ganz  sicher 
dafür,  dafs  die  bildung  der  nomina  durch  ablaut  in  der  euro- 
p<1ischen  grundsprache  weit  lebendiger  gewesen  sein  müfse,  als 
in  jeder  cinzelsprache,  auch  das  deutsche  nicht  ausgenommen, 
die  etwa  übrig  bleibende  annähme,  dafs  der  ablaut  der  nominal- 
stumme,  auch  soweit  er  nur  in  dem  Wechsel  von  e  a  ä  besteht, 
sich  erst  in  den  einzelsprachen  aus  allerlei  phonetischen  Zufällig- 
keiten heraus  zu  einer  art  von  wortbildungsprincip  entwickelt 
haben  könne,  ist  ganz  unmöglich,  bildungen  wie  tgiipig  xqomi 
XQioriauty  (ptQfxa  qtOQevg  (pofQy  oder  wie  firina  fara  fuora,  melo 
malma  muoltra,  gifeho  faheths  fuoga  udgl.  können  gerade  wegen 
ihrer  anscheinenden  regellosigkeit  nur  für  Überreste  eines  im 
sprachbewustsein  schon  halb  erloschenen,  unmöglich  für  die  noch 
unfertigen  anfange  eines  aus  phonetischen  hergängen  sich  ent- 
wickelnden neuen  formbildungsprincipes  gelten,  denn  gerade 
bei  solcher  entstehung  einer  neuen  wortbildungsweise  bewürken 
di(^  ursprünglich  äufserlich  zwingenden  phonetisclien  veran- 
lafsungen  anfangs  eine  grofse  klarheit  und  regelmäfsigkeit,  die 
später  mehr  und  mehr  schwindet,  die  regel  des  deutschen  Um- 
lautes war  eine  ganz  klare  und  einfache,  so  lange  er  eben  noch 
nichts  war  als  eine  blofse  vocalassimilation ;  als  aber  später  die 
ursprüngliche  veranlafsung  verdunkelt  und  der  umlaut  aus  einem 
rein  phonetischen  hergang  mehr  und  mehr  zu  einem  eigentlichen 
wortbildungsprincip  geworden  war,  traten  alsbald  unregelmäfsig- 
keiten  wie  bäum  bäume  (bouma)  udgl.  ein.  diese  eutwickelung 
nmste  noch  viel  weiter  fortschreiten,  und  der  umlaut  auch  für 
die  lebendige  Wortbildung  seine  allmählich  errungene  sinnvolle 
bedeutung  zum  grösten  teil  wieder  verlieren,  um  in  einen  solchen 
zustand  zu  geraten,  wie  ihn  der  ablaut  der  nominalstämme  schon 
in  den  ältesten  uns  urkundUch  bekannten  epochen  der  euro- 
päischen sprachen  aufweist. 

Dafs  schliefslich  auch  diese  drei  europäischen  vocale  e  a  ä 


218       DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE 

auf  ^inen  gruodlaut  zurUckgdieii  mUsten,  aus  dem  sie  sich  durch 
irgendwelche  phonetische  einflUfse  in  früher  voreuropäischer 
urzeit  difTerenziert  hätten,  könnte  man  wegen  ihrer  engen  ety- 
mologischen Zusammengehörigkeit  und  wegen  der  art  und  weise 
ihres  wechseis  innerhalb  einer  wurzel  wahrscheinlich  finden, 
ferner  könnte  man  aus  dem  Zahlenverhältnis  der  ä  zu  den  «  und 
a,  und  daraus,  dafs  d  innerhalb  derselben  wurzel,  da  wo  ein 
geregelter  vocalwechsel  besteht,  nur  mit  a  nicht  mit  e  wechselt, 
schlicfsen,  dafs  ä  erst  später  aus  a  entstanden  sei,  als  sich  bereits 
ein  unterschied  von  e  und  a  ausgebildet  hatte,  aber  irgend- 
welche Sicherheit  können  diese  schlüfse  nicht  haben,  da  die  grund- 
anschauung,  von  der  sie  ausgehen,  durch  keine  notwendigkeit 
geboten  ist  es  könnten  ebensowol  die  drei  laute  der  Überrest 
einer  ursprünglich  noch  viel  gröfseren  mannichfaltigkeit  sein. 
Windisch  (Kuhns  zs.  xxi  389)  bemerkt  zur  indogermanischen 
Ursprache  ^es  könnte  der  vocal  der  wurzel  ursprünglich  nicht 
fest,  und  der  Wechsel  der  vocale  bedeutungsvoll  gewesen  sein 
wie  in  den  semitischen  sprachen.'  diese  möglichkeit  scheint  mir 
aber  eine  weit  gröfsere  innere  Wahrscheinlichkeit  zu  haben,  als 
die  gewöhnliche  annähme  eines  einförmigen  indogermanischen 
a.  es  ist  tatsache,  dafs  gerade  in  den  primitiveren  sprachen  der 
vocalwechsel  der  Wurzelsilbe  ein  besonders  wichtiges  mittel  der 
lautsymbolik  ist,  und  bei  der  Wortbildung  eine  hervorragende 
rolle  spielt,  es  werden  da  durch  blofsen  vocalwechsel  verschie- 
dene arten  correlativer  begriffe  wie  ich:  du,  kkr:  dort,  nah: 
weit,  klein:  grofs,  jener:  dieser,  vater:  mutier  udgl.  ausgedrückt; 
siehe  die  interessanten  Zusammenstellungen  bei  Tylor  Die  an- 
fange der  cultur  i  218.  dafs  diese  art  der  Wortbildung  auch 
im  indogermanischen  eine  größere  rolle  gespielt  haben  mttfse, 
ist  nach  allem  sehr  wahrscheinlich,  bildungen  wie  dreva  (bäum) 
und  drava  (gefälltes  holz)  sowie  die  ganze  scheinbar  regellose 
Verwendung  der  vocalsteigerung  in  nominalstämmen  erklären  sich 
am  besten  als  nicht  mehr  verstandenes  erbteil  aus  einer  früheren 
sprachbildungsperiode. 

Aber  ich  bin  mit  diesen  letzten  erwägungen  schon  über 
das  ziel,  welches  ich  mir  gesteckt  hatte,  hinaus  gegangen,  meine 
eigentliche  absieht  gieng  mit  dieser  Untersuchung  zunächst  nur 
dahin,  eine  richtige  analyse  des  deutschen  ablautes  der  anreihe 
in  seine  älteren  und  jüngeren,  dh.  europäischen  und  germanischen 


DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE       219 

bestandteile  zu  gewinnen,  die  durch  Ficks  neuestes  buch,  wie 
ich  glaube,  über  allen  zweifei  sichergestellte  existenz  einer  be* 
sonderen  europäischen  Ursprache  mufs  der  historischen  gramma- 
tik  aller  europäischen  sprachen  unermefslichen  gewinn  bringen, 
jetzt  wäre  eine  besondere  vergleichende  grammatik  der  euro- 
päischen zu  wünschen,  und  sie  könnte  gewis  eine  weit  fester 
ausgeprägte  gestalt  gewinnen,  als  unsere  bisherigen  darstellungen 
der  allgemein  indogermanischen  grammatik;  sie  würde  sich  der» 
jenigen  detailliertheit  fülle  und  bestimmtbeit  annähern,  wie  sie 
in  Grimms  deutscher  grammatik  herscht.  das  gefUhl,  dafs  man 
es  hier  inuner  noch  mit  historischen  realitäten,  nicht  mit  gram- 
matischen flctionen  zu  tun  habe,  würde  einen  dabei  nicht  ver- 
lafsen^  ein  gefühl,  welches  natürlich  je  weiter  wir  historisch  rück- 
wärts schliefsen,  um  so  mehr  abnehmen  mufs.  hier  tritt  noch 
alles  in  hinreichender  ethnographischer  und  geographischer 
bestimmtbeit  hervor,  um  an  der  historischen  existenz  des  euro- 
päischen urvolkes  nicht  zweifeln  zu  lafsen,  während  bei  der  indo- 
germanischen Ursprache  auch  die,  welche  sich  der  erforschung 
derselben  widmen,  es  mitunter  aussprechen,  dafs  diese  Ursprache 
kein  historisches  individuum  sondern  eine  wifsenschaftliche  fiction 
sei.  ^  das  bewustsein  aber,  dafs  das  was  wir  erschlofsen  haben 
würklich  sei,  und  kein  blofses  gedankenbild,  kann  allein  unseren 
schlüfsen  wert  verleihen,  und  mit  der  stärke  dieser  Überzeugung 
wächst  der  wert  beständig. 

Ob  die  historische  analyse,  zu  der  ich  hier  auf  dem  wege 
der  lautvergleichung  gelangt  bin,  richtig  ist,  das  wird  vor  allem 
davon  abhängen,  ob  ich  die  f^Ue,  die  der  normalen  lautvertretung 
widerstreben,  richtig  beurteilt  habe,  dafs  die  fälle,  durch  welche 
die  von  mir  als  normal  angenommene  lautvertretung  constatiert 
wird,  den  von  mir  anerkannten  ausnahmen  an  zahl  hinreichend 
überlegen  sind,  ist  ja  klar,  als  würkliche  ausnahmen  kann  ich 
aber  nur  diejenigen  anerkennen,  deren  abweichung  auf  einem 
erkennbaren,  durch  ausreichende  analogien  gestützten,  jüngeren 
lautgesetz  beruht,  wo  das  nicht  der  fall  ist,  mufs  vorläufig,  bis 
neue  lautgesetze  aufgedeckt  werden,  die  unmittelbare  vergleichung 
der  betreffenden  werte  unzuläfsig  erscheinen:  folglich  müfsen 
berj'an  und  ferire,  imhi  und  opis    udgl.   für   ursprünglich   ver- 

'  Joh.  Schmidt  Verwandtsch.  s.  31. 


220       DER  URSPRUNG  DER  DEUTSCHEN  A-VOCALE 

schiedene  worte  gelten,  auf  die  richtigkeit  dieser  folger uug 
kommt  viel  an.  die  gründe,  die  zu  ihr  hindrängen,  sind  stark 
genug,  und  was  die  folgerung  selbst  in  sich  schliefst,  erstens 
dal's  unterschiede  der  bedeutung  auch  durch  blofsen  Wechsel  der 
vocale  e:a:  ä  ausgedrückt  wurden,  zweitens  dafs  von  zwei  lautlich 
und  in  ihrer  bedeutung  nahe  verwandten  Worten  die  eine  spräche 
dieses  die  andere  jenes  fallen  lafsen  kann,  hat  nach  den  ana- 
logien  innerhalb  der  einzelsprachen  nichts  unwahrscheinliches 
an  sich,  dafs  durch  fortgesetzte  Untersuchung  der  lautgesetze 
sich  noch  in  manchen  fällen,  wo  vorläufig  verschiedene  Wort- 
bildung angenommen  werden  muste,  die  ursprüngliche  Identität 
der  Worte  sich  wird  nachweisen  lafsen,  ist  sicher  zu  erwarten; 
dafs  aber  jene  andere  kategorie  dadurch  ganz  beseitigt  werden 
sollte,  ist  gewis  nicht  anzunehmen. 

Zu  gröfserer  Sicherheit  würde  das  urteil  über  alle  hier  er- 
örterten fragen  gelangen,  wenn  die  Untersuchung  von  jeder 
anderen  europäischen  spräche  aus  auf  ähnliche  weise  geführt 
würde;  wenn  die  griechische  lateinische  slawische  specialgram- 
matik  die  bedingungen  darlegen  könnten,  unter  denen  dort  euro- 
päisches a  sich  in  o,  a  in  ^  gewandelt  habe. 


zu  JOHANNES  DE  ALTA  SILVA  221 


ZU  JOHANNES .  DE  ALTA  SILVA  DE  REGE 
ET  SEPTEM  SAPIENTIBÜS 

ZWEITER  ARTIKEL. 

Nachdem  ziemlich  gleichzeitig  mit  meinem  ersten  artikel  ^  (in 
dieser  zs.  17,  415/fj  und  unabhängig  von  einander  die  herren 
Gaston  Paris  (Romania  ii  481  ff)  und  Reinhold  Köhler  (Lemckes 
Jahrb,  f,  romanische  u.  englische  spräche  u.  literatur  xiii  328 /f^' 
der  incorrectheit  der  von  herm  HÖsterley  besorgten  editio  p?Hnceps 
des  Johannes  de  Alta  Silva  durch  eine  reihe  von  verbeßerungsvor- 
schlagen  abzuhelfen  gesucht,  wobei  wir  drei  notwendig  vielfach 
dieselbe  correetur  vorgeschlagen,  habe  ich  durch  Vermittlung  des 
deutschen  reichskanzkramts  von  dem  liberalen  bibliotheksvorstande 
des  athenaeums  in  Luxemburg  den  von  Östeiiey  abgedruckten  codex 
nach  Strafsburg  geschickt  erhalten. 

Es  ist  dies  dieselbe  pergamentene,  die  seite  zu  je  zwei  colum- 
nen  geschriebene  miscellanhandsdirift  des  13  Jahrhunderts^  (cod, 
Luxemb.  nr  22  fol),  welche  bereits  in  Pertz  Archiv  der  geseH- 
Schaft  für  ältere  deutsche  geschichtskunde  vni  (1843)  593^  kurz 
beschrieben,  und  von  der  durch  diese  mitteilung  schon  länger  be- 
kannt war,  dafs  sie  aus  Orval  herstammt  und  untei'  anderem  die 
Schrift  des  Johannes  De  rege  et  Septem  sapientibus  enthält,  mir 
fehlte  die  zeit,  um  in  aüe  emzelheiten  einzugehen,  nach  sehr 
flüchtigem  einsehen  kann  ich  jedoch  die  bisherigen  mitteilungen  über 
flen  inhaU  derselben  folgendermafsen  vervollständigen,    sie  enthält: 

I  fol.  1° — 29'*  4iber  solini.  de  rememorabilibus  mundi/ 
dh.  die  bekannten  Collectanea  rerum  memorabilium  des  C.  lulius 
Solinus  mit  den  inhalt  angebenden  rubricae  vor  den  einzelneti  ab- 
schnitten, nadh  einer  collationsprobe  des  anfangs  (ed.  Mommsen 
pag.  3  bis  pag.  11  incl.)  ist   die  hs.  für  die  kritik  des  Solinus 

*  in  diesem  ist  pag.  423  zeile  25  quid  druckfehler  statt  quod. 

^  vgl,  auch  die  kurzen  anzeigen  von  Eduard  Böhmer  {Roman. 
Studien  i  pag.  439)  und  Edmund  Stengel  (Jenaer  lileraturzeitung  1874 
nr  5). 

'  nur  der  gröfsere  teil  des  Frechulphus  ist  von  einer  hand  des 
10  jhs.,  die  seite  nicht  in  mehrere  columnen  geteilt,  geschrieben. 

*  vgl.  CBethmann  in  Pertz  Mon.  Germ.  SS  ix  300,  der  die  va- 
rianten  des  codex  ßir  die  genealogie  nicht  genau  verzeichnete. 


222  ZU  JOHANNES  DE  ALTA  SILVA  DE  REGE 


« 


wertlos;  sie  ist  mannigfach  im  einzelnen  interpoliert,  und  steht  am 
nächsten  dem  codex  Parisinus  6810  (saec.  x).  sie  ist  von  einer 
zweiten  gleichzeitigen  hand  in  einzeUieiten  corrigiert, 

11  fol,  29*^— 37*»  die  von  JuMw  Zacher  (Halle  1867)  zum 
ersten  male  herausgegebene  Epitome  des  Mius  Valerius  ohne  titd, 
eingeleitet  durch  folgende  mdfsige  hexameter: 

Omnipotentis  Alexandri  hie  conscripta  tenentur: 
Orcus  (so  statt  Ortus)  et  occasus  nee  noa  et  pcelia  seua, 
Per  mare  per  terras  que  qnoDdam  gesserat  ipse, 
Ipse  manu  ualida,  que  nulli  parcere  Douit, 
Omnia  quin  potius  igni  ferroque  peremit 
Ac  pene  (so)  per  totum  bellorum  inceudia  mundum 
Miscoit  atque  omnes  excelsas  subniit  urbes. 
Qui  mare  qui  terram  quique  a^ra  terniit^  ipsum 
Classibus  et  populis  iaculis  pariterque  sagittis,  ^ 
Vis  quoque  quem  ferri  homiDum  ue  potentia  nunquam 
Vincere  preualuit,  uiuo  pariterque  ueneno 
Victus  et  extinctus  herebi  penetralia  scandit. 
Für  den  teast  der  Epitome  ist  die  hs.  nadi  flüAtiger  einsieht 
unwichtig,^  der  teast  der  ersten  hand  ist  von  einer  gleichzeitigen 
hand  dnrchcorrigiert.     am   schhtfs  steht   hinter  occubuii   (Zacher 
pag,  64,  5)  noch:  Fiutt  ortus.  uita.  et  <rt)itus.  a.  (sei) 

lU  fol  37^—40^  4  den  vm  Andreas  Pasdini  (Giefsen  1706) 
zum  ersten  male  herausgegebenen  hrief  Alexanders  an  Aristoteles.  ^ 
der  text  der  hs.  weidu,  nach  flSkhtiger  einsieht,  von  der  ausgäbe 
in  wortstdlung,  hmzufUgung  einzelner  wMer  und  sonst  numnigfaeh 
ab,  die  erste  hand  selbst  oder  eine  ihr  ähnliche  ^eichxeitige  hcu  iAer 
dem  text  eine  anzaU  von  lesarten  aus  einer  andern  handsehrift  ein- 
getragen, welche  der  Pamlinisehen  ähnlicker  gewesen  zu  sein  adbemr. 
der  text  bricht  jetzt  mitten  im  brief  (pag.  42,  3  von  wUen)  mit 
den  werten  ymbre  supenie  ab. 

*  ob  terruit  oder  conrait  vom  Schreiber  beabsieJitigt  war,  ist  wegen 
einer  correctionsrasur  mcht  sagbar. 

*  die  beiden  letzten  buchstaben  aus  correctttr. 

3  pag.  64,  3  ZacA.  hat  der  codex  mit  den  htt.  AE  schlecht:  APFI*!» 

*  hier  endet  der  5  quatemio. 

^  statt  des  titeis  läfst  die  erste  hand  freien  räum ;  eine  jüngere 
hand  fügt  hinzu:  Epislola  Alexandri  macedonum  regis  ad  Arisloteleni 
magistram  suum. 


ET  SEPTEM  SAPKNTIBUS  223 

IV  fol  41'— IdS*"  die  Histvria  des  FmMpkus  (hü  zw  ge- 
burt  Christi,  in  7  büchem),  mit  dem  tütl:  Incipit  prefalio  frechulfi 

episcopi 

ad  Elysacharum.  die  blätter  41  bis  44  und  129—138  sind  im 
13  Jahrhundert  vor-  resp.  angefügt  einer  verstümmelten  hs.  des 
Frechulphus  aus  dem  10  j(Arhundert,  ^  den  wert  der  hs,  zu  prüfen 
fehlte  mir  die  zeit. 

V  foL  139* — 170**  De  rege  el  Septem  sapientibus  des  Jo- 
hannes, 

VI  es  folgt  fol  no**— 174*  mit  dem  roten  titd  dicta  uene- 
rabilis  turpini  Remorum  archiepiscopi.  de  karolo  magno  (so  eine 
zweite  hand,  wol  auch  saec.  xm;  die  erste:  archiepiscopi.  karoli 
magni)  ein  wertloser  auszug  aus  Einharts  Vita  Caroli  Magai :  und 
zwar  der  anfang  (pag.  509  der  Moniumenta  Carolina  ed.  Jaffe) 
bis  pag,  510,  26,  und  dann  mit  dem  titd  de  diuisione  regDi  der 
abschnitt  pag.  525,  10  6ts  538,  5  comprehendit 

VII  fol.  174*— 174*  die  in  den  MG  SSix  299  ff  abgedruckte 
Genealogia  comitum  Baloniensium,  ßr  wMm  diese  hs.  selbst  ein- 
gesehen ist. 

Angebunden  sind  dann: 

VIII  foL  175*— 187*  mit  der  roten  tmfsckrift:  Incipit  pro- 
logus  in  hystoria  tartharonim.  edita  a.  fraüre  lohanne  de  pilatio 
(so  mit  sdvwarzem  punkt)  carpini.  ordinis  fratrum  minorum  sedis 

o       o  o 

apostolice  nuntio.  in  anno  domini  .  m  .  cc  .  xlyi  •  (so  1)  der 
reisebericht  des  minoritenbruders  Johannes  de  Piano  (so  gewöhnlich 
genannt)  Carpini  über  seine  mission  zu  dem  dum  der  Tataren, 
welcher  im  wesentlichen  mit  der  von  Jaizgkow  (Petersburg  1825) 
besorgten  ausgäbe  derartig  stimmt,  daft  hinter  dem  prolog  f >— >  pag.  2 
und  4  Jazykow)  unmittdbar  eine  inhaltsangabe  der  kapitel  des 
2  buchs  und  dann  dieses  selbst  f— •  pag.  64 — 212,  16  Jaz.)  folgt; 
das  erste  budi  ist  ausgdafsen.  der  text  des  zweiten  bucks  im  codex 
weicht  von  der  rufsisdien  awgabe  durdi  auslafsungen,  znsätze, 
umstdhingen  nsw.  manmgfadi  in  einzelheiten  ab. 

IX  fol.  187*— 187^  mit  dem  roten  titd:  Quot  bela  rex  bun- 
garorum  uelut  dominus  papa  nuntios  ad  thartharos  direxit.  eine 
(auf  dem  bericht  einer  von   Bda  iv  zu  den  Tataren  geschidcten 

*  der  ansehlufs  ist  nicht  genau :  fol.  AA^  sind  fa»t  die  Ittuten  sechs 
Zeilen  identisch  mit  dem  anfang  von  fol.  45'',  und  fol.  129*  fast  die 
ersten  13  zeilen  identisch  mit  dem  sckhifs  v^n  foL  138^. 


224  ZU  JOHANNES  DE  ALTA  SILVA  DE  REGE 

gesandtschaft  beruhende)  kurze  notiz  über  den  tod  des  chan  Occoday, 
die  wähl  seines  sohns  Cuyuc  und  den  nach  der  thronbesteigung  des- 
selben besMofsenen  kriegszug  der  Tataren  gen  westen,  sowie  über 
das  durch  die  künde  davoti  veranlaßte  bündnis  Belas  mit  den 
Cumanen,  das  bei  gelegenheit  der  hochzeit  des  sohns  Belas  mit  der 
tochter  des  königs  der  Cumanen  geschlofsen  wurde,  ich  lafse  die 
notiz  vollständig  folgen,  obschon  ich  in  folge  der  lückenhaftigkeit 
unserer  jungen  Strafsburger  bibliothek  nicht  constatieren  kann,  dafs 
sie  U7igedruckt  ist: 

Anno   dominice   incarnationis  .  m . 

o    o 

.  cc  .  XLVJ.    Bela  rex  Hungarie  au- 
(liens  nuntios  domini  pape  sibi  per  omnia  manifestantes 
uitam  et  mores  ut  superius  dictum  est  Thartarorum.    Nee 
mora,  et  ecce  nuntii  sui  auiam  intrantes,  quos  ad  eosdem 
Tartliaros  direxerat,  eorum  gesta  et  secreta  scrutan- 
do.     Qui  per  omnia,  ut  frater  lohannes  regi  nuntiauerat,  ^  enucle- 
auerunt  in  hunc  modum.   Tempore  illo,  quando  Tartari,  qni  mal- 
leus  orbis  a  pluribus  nuncupantur,  Polloniam  et  Hunga- 
riam  debellarunt,  Occoday  can  ipsorum  eorum  in  terra  sua 
^a  sorore  sua  male  potionatus  interfectus  est.     Habebat  enim 
lila  filium,  quem  regnare  cupiebat,  et  ob  hanc  causam  ad 
eorum   partes  redire  sunt  compuisi,   et  sie  sine  imperatore  per 

annos 
fere  x  remanserunt.     Completo  uero  termino  et  die  electionis 
assignato  cohuenerunt  ad  eligendum  imperatorem  omnes  priucipes 
et  magnates  eorum,  et  facta  electione  elegerunt  in  imperatorem  tili- 
um  Occoday  imperatoris   defuncti,   qui    Cuyuc  can   nominatur. 

Quem 
cum  in  solio  ponere  uoluissent,  viii  kal.  Augusti,  cecidit^ 
grando  mixta  pluuie  in  tanta  quantitate,  quod  ex  eins  su- 
bita resolutione  x  Tartharorum  cum  multitudine  pecorum 
mortui  ceciderunt,  et  ideo  intronizationem  ipsins  usque  ad  assump- 
tioneui    beate   uirginis  distulerunt.     Quo   intronizato  in  die  iam 

dicto 
statim  fuit  uexillum  erectum  et  expeditio  edicta  per  xix 

'  utiauat  cod. 

«  hier  beginnt  fol.  \HV. 

^  cecidit  aus  cedit  von  erster  hand  corrigiert. 


ET  SEPTEM  SAPIENTIBUS  225 

aDDos  contra  occideotales  populos.  Bellatores  autem  sunt  electi 
ita,  quod  de  x  hominibus  tres  fortiores  cum  uxoribus  et  pueris 
et  pecoribus   et  omni  substantia   debent  ire.     Rex  autem  Bela 

hiis  ru- 
moribus  auditis  motus  et  perterritus  filium  suum  in  regem  elec- 
tum  dedit  filie  regis  Comanorum,  nuptieque  nouiter 
in  Hungaria  sunt  celebrate.    In  bis  autem  nuptiis  x  Co- 
manorum  conuenerunt  iurantes  super  canem  giadio  biper- 
titum  (oder  bipartitum)  iuxta  eorum  consuetudinem,  quod  terram 

Hungarorum  tamquam 
regis  fideles  contra  Thartbaros  et  barbaras  nati- 
ones  obtinebunt. 

X  foL  187''  — 190*  ein  mir  nicht  bekanntes  anonymes 
stück  über  geschickte  der  Hunnen  bis  zum  tode  Attilas  mit  ein- 
gestrekUen  ethnographischeti  notizen,  teilweise  wörtlicK  mit  Jordanis 
De  rebus  Geticis  stimmend;  foh  188'*  wird  aus  Gregor  von  Tours 
citiert,  es  näher  anzusehen  fehlte  mir  die  zeit,  es  beginnt:  De 
regno  hunorum  quod  in  omni  pene  scithia  tenebat  principatum 
etc.,  und  schliefst  bic  fundauit  ecclesiam  beate  marie  in  biacber- 
nis  et  ecclesiam  laurenlii  arcbidiacboni  et  martyris. 

Ich  wende  mich  jetzt  zu  der  schrift  des  Johannes  de  AUa 
Silva, 

Die  schon  früher  beklagte  unzuverläßigkeit  des  Österleyscheti 
übdmcks  hat  sich  durch  die  neue  coUation  als  noch  gröfser  heraus- 
gestellt, als  ich  früher  annahm,  ^    da  der  herausgeber  (vorr,  s.  x) 

*  eine  anzaht  im  druekfehlerverzeichnis  -von  Osler ley  nicht  ver- 
befierter  lypographitcher  versehen  der  ausgäbe  berichtigt  der  codex 
(manches,  was  ich  für  druckfehler  bei  Östericy  hielt,  ist  vielmehr  Schreib- 
fehler des  cod.):  so  giebt  dieser  richtig  2,22  cidem;  4,  21  qui;  6,  2  pe- 
pererat;  6,  9  exhiberent;  7,  17  qiiidam;  7,  35  curiam;  9,  25  tanti;  14,  6 
meinorie;  14,  U  dignaretur;  18,  10  mealum;  18,  23  quamquam;  2t,  33 
profccturi;  24,  15  et;  25,  10  ferri;  27,  26  ciuitalc;  32,  3ti  luanuum;  32,38 
€xpetebat  (so  gut!);  33,  16  carum;  37,34  ex  defuncta  matre;  38,  14  prin.- 
cipibus;  39,  17  fratres;  39,  26  o  lector;  39,  35  ignibus;  40,  22  minimo; 
42,  32  in  breui;  43,  6  temperauit;  46,  23  tuum;  48,9  calciaiusquc;  48,16 
iacluram;  49,  26  bic;  50,  9  alias;  50,  25  hac;  53,  30  tantam;  54,27  Goii- 
gregatis;  55,  22  meliorem;  57,  11  Ciuis;  57,  35  magistro;  58,  18  et  pon- 
dus;  58,  20  etenim;  58,  33  Necdum;  59,  29  tcrminum;  61,16  cautberiata; 
61,  27  promiscuique ;  62,  17  acturus  sis  audi;  63,  16  tugurio;  08,  26  ar- 
busla;  69,  5  consurgebam;  70,  29—30  circumligans ;  70,  32  susceperam; 

Z.  f.  D.  A.  neue  folge  VI.  15 


226         ZU  JOHANNES  DE  ALTA  SILVA  DE  REGE 

auch  trme  bewahrung  der  alten  Schreibweise  des  codex  sich  «tim 
geutz  bei  dem  abdruck  gemacht  hatte,  so  kann  ich  nicht  unMn, 
auch  die   orthographischen  ungenauigkeiten  ^   anmerkungsweise  zu 


71,  23  deloserit;  72,  19  seraitute;  73,  26  accomoda  (so);  75,  24  crimen; 
79,  16—17  recepitque;  79,  29  filii  tut  p&ti;  80,  18  pereinisse;  80,  30  sl- 
mul totes;  81,  32  paniendam;  81,  36  demissoque ;  85,  9  ordiamar;  85,  It 
principio;  85,  17  uisaqne  sant  in  ocolia;  85,  19  carens;  88,  16  eontn- 
meliam;  88,  17  hominum;  89,12  corriperentur;  89,  15  sunt;  90,11  diuina; 
92,  34  Trinitatem;  94,  1  ligneeque;  99,  2  plorantium.  von  sonstigen  un- 
Genauigkeiten  führe  ich  an,  dafs  25,  30  kein  et  fehlt;  26,  15  fehlen  die 
Worte  se  contingunt  im  cod.;  41,32  hat  dieser  richtig  peccauerit;  51,26 
steht  auch  et  schon  erst  von  ii  (dh.  zweiter  hand)  am  rande:  57,  2—^ 
hat  }i  am  rand  nachgetragen  rigoreque  bis  ante  has;  i  (dh.  erste  hand) 
hatte  iusticia  tarnen  hos  decem  dies;  87,  34  steht  uel  statt  uult,  nicht 
87,  35;  96,32  steht  im  cod.  hinter  dei  nochmals:  unigenitum  suum  quem 
primo  factum  dei  (Österleys  anm.  ist  ungenau);  19,10  fehlt  im  cod.  nicht 
commendarem,  sondern  memorie;  92,  17  steht  schon  assumsit  (so)  von  n 
am  rande;  98,  3  scheint  ducentesimo  secundo  schon  zu  ducentesime  se- 
cunde  eorrigiert  zu  sein;  44,  10  hat  der  cod.  falsch  iuit  (nicht  irit^  und 
29,  25  q!i;  dh.  quandoque  statt  quandocumque.  auf  die  interpunction, 
die  häufig  im  codex  hefser  ist  als  bei  Österley,  will  ich  nicht  eingehen : 
jener  hat  zb,  37,  7  gut  persequeris? 

Auch  ein  teil  der  seltsamen  orthographica,  welche  sich  im  Öster- 
leyschen  texte  finden,  wird  durch  den  codex  entfernt :  so  bietet  dieser 
einfach  4,  12  desudasse;  5,  31  uelut;  7,  l  oflferrent;  7,17  pestilentissimi ; 
8,  9  cesari  (nicht  ceseri);  8,  17  quicquam;  9,26  occasionem;  11,31  ostit; 
17,  32  ostii;  12,  5  thesanri;  16,  7  deferretur;  21,  11  spopondisti;  34,  33 
miserrimamque;  38,  26—27  quodammodo;  41,  3 — 4  discurrit;  44,8  aggres- 
sus;  45,  24  peccauerit;  47,  17  fumum;  53,  1  Tracidabantur;  53,  14  cor- 
rumpere;  59,  3  absciderat;  61,  7  commodi  oder  conmodi;  63,  19  equis- 
simi;  63,  36  supplicii;  67,  2  prob;  67,  13  probnefas;  76,  20  auferre; 
87,  13—14  traosferretur;  91,  27—28  Aristotiles;  91,  32  id  est  (cod.  .'i. 
was  Österley  sonst  durch  id  est  auflöst);  93,25  terrene;  94,  2  occasione. 

^  der  codex  giebt:  3, 11  depremunt;  3,  36  forsitam;  4, 17  contempta 
(doch  p  auf  rasur);  7,  5  quicquam;  12,  27  sollempniter;  14,  3  impende- 
bat;  14,  5  quicquid  (durch  abbreviatur) ;  49,  29  menbro;  13,7  u.  18,5.8 
menbrorum;  20,  32  menbram;  28,  24  u.  30,  2  menbra;  13,  30  litterarnm; 
13,  32  u.  24,  8  litteris;  14,  9  septemnio;  14,  33  quadraium;  19,  11  imn- 
tatione;  20,  9  optinueris;  20,  15  bis;  20,  34  lingam;  20,  35  Immuto; 
21,  32  ueruntomen;  21,  35  Sollemnes;  22,  35  imraoderatoque;  24,17  homi- 
nio  (so);  25,  33  sytharedonim ;  26,5  circundata;  26,  22  superlectilis  (^r/urcA 
compendium);  27,  3  imprimunt;  27,  24  sumissione;  28,  20  esperias  (eine 
moderne  hand  schmierte  ein  fast  wieder  verloschenes  h  vor);  30, 6t*nrer 
(dh.  wol  tranfer);  13,  1  lucisnio;  30,  14  luxinius;  30,23  agiltaret;  31,35 


ET  SEPTEM  SAPIENTIBUS  227 

differi;  35,  13  ti.  36,  12  pnlcritodine;  35,  13  ptdchnim;  35,  15  Bonnas; 
35,  33  oduratione;  36,  U  inpudicitiam ;  36,  22  silicet;  36,  28  roinisstra; 
37,  4  runpunt;  37,  6  inpudeniior;  38,  1  equs  efrenis;  39,  5—6  oprobrio- 
mm;  41  ,  13  successise;  43,  7  exibente;  43,  32  cottidie;  44,  2  relitto; 
44,  21  conmissi;  55,  37 — 38  exibui;  56,  14  inmensatn  (das  zweite  n  von 
I  aus  T  gemacht);  58,  16  sollen) niores;  60,  6  peccuniam;  63,  27  saltim; 
64,  30  philozophas;  65,  38  imcoparabilem;  67,26  enormen;  72,22  inbute; 
37,  15  dolophaibos;  72,27  dolopathos;  73,  16  animatuertat;  77,  31  mam- 

a 

millatenus;  79,  21  dänata;  81,  23  uolutate;  83,  36  euugelium  (so);  84,3 
{und  wol  auch  86,  21)  luscimus;  85,  15  palcritudinem ;  86,5  annumtians; 
$8,  21  lucisDius;  88,  25  sinitrorsumque ;  89,  32  moysen;  90,  10  conmu- 
nem;  94,  16  imprimerent;  95,  17  conbussi;  96,  7  secla  (gut,  wie  es  das 
daktylische  metrum  verlangt);  96,  7  Silicet. 

Namentlich  in  der  Scheidung  der  oft  sehr  ähnlichen  (ob  c  oder  t 
geschrieben  war,  ist  zb.  unsicher  29,  26  in  securus;  39,  3  in  plan/lum; 
40,  35  in  reluAatione)  t  und  c  vor  nachfolgendem  i  und  einem  anderen 
vocal  ist  Österley  von  seiner  regele  dem  codex  zu  folgen,  abgewichen, 
dieser  giebt:  amicicia  etc.  5,  2;  11,  8;  13,  30;  19,  27;  30,  32;  46,  16; 
90,  8;  astucia  49,  33;  auariciam  42,  12;  92,  28;  cerciores  24,  8;  cercius 
10,  19;  cicius  9,  30;  24,  14;  70,  19;  condicione  84,  20;  dicior  8,  32; 
diuiciae  etc.  6,  20—21;  11,  25;  26,  16;  27,  34;  28,  37;  34,  15;  65,  3 
(diuicias  in?,  diuisias  i);  67,  4;  eciam  68,  33;  97,  28;  99,  31;  exerciciis 
6,  27;  hospicium  44,  5;  iusticia  etc.  36,  25;  38,  14;  39,  16.  27;  41,  8 
42,  2;  57,  1-2;  59,  33;  63,  20;  83,  11.  25;  88,  11;  89,  4.  24;  90,  4 
leticia  etc.  12,  25;  16,  5;  21,  34;  28,  17;  31,  27;  32,  2.  9.  28.37;  33,2 
81,  20;  82,  31;  malicia  elc.  15,  13.  30;  16,  2.  10;  33,  9  (zweimal) 
53,  38;  61,  15.  17;  64,  36;  65,  13.  17;  66,  18;  71,  20.  26;  73,  25 
78,  32;  79,  23;  80,  15.  22;  82,  9;  89,  10.  19;  93,  26;  99,  25;  mollicie 
52,  6;  mollieiem  6,  24;  negociis  37,  15;  nequicia  etc.  7,  34;  80,  15; 
89,  21;  noticiam  2,  28;  19,  32;  41,  27;  uunciatum  7,  5—6;  obedienciam 
(oder  t  II,  sicher  c  schrieb  lu,  welche  die  ganze  stelle  am  rande  noch- 
mals schrieb,  da  die  schrifl  \\*s  unleserlich  geworden)  83, 1 3 ;  ociosus  SO,  34 
ociositate  88,  4;  paciatur  92,  14;  paciebatur  43,  34;  palacium  11,  26 
pelicio  etc.  54,  9;  71,  28.  30;  planicies  etc.  24,  26;  26,  35;  27,  1;  40,24 
52,  3;  80,  1;  precium  etc.  1,  18;  2,  3.  5.  6  (zweimal),  30;  5,  3;  25,  2 
26,  29;  33,  30;  65,  38;  92,  16;  97,5;  primicias  2,13;  pronunciat  96,27 
propicü  7,  11;  pudicicie  33,  38;  puericia  4,  31;  saciat  8t,  23;  scntenciam 
39,  32;  40,  5;  sollercia  8,1;  sollercias  10,21;  spaciam  etc.  18,13;  20,7; 
22,  16;  26,  14;  stulticia  etc.  3,  23;  42,  35;  86,  35;  supcrsticiosa  84,  22; 
tercius  etc.  22,  33;  24,  24;  48,  8;  65,  25;  70,  23.  27  (zweimal)-,  76,  14; 
84,  8;  90,  26;  tocius  35,  15;  78,  24;  tristlcia  etc.  1,  12;  18,  2.  16;  19,2. 
5.  16.  20;  22,  35;  24,  7;  31,  13.  27.  32;  32,9;  37,34;  62,9;  64,24.26; 
uicium  etc.  3,  12;  53,  19;  64,  29  (zweimal);  81,  30;  88,  11;  99,  20.  — 
umgekehrt  steht  seltener  ti  statt  ci:  artifitiosc  (s  ist  vielleicht  aus  u  ge- 
macht) 55,  29;  aties  28,  7;  audatia  etc.  37,  12;  49,  24;  69,21;  dementia 
10,  4;  homontloncm  (so)  29,  14—15;  mendatium  etc.  2,  34;   3,  3.  4;  9, 

15* 


228         ZU  JOHANNES  DE  ALTA  SILVA  DE  REGE 

verzeichnen,     der    text  ist  von    mehreren^   gleichzeitigen  händeti 
des  13  Jahrhunderts  mit  mäfsig  vielen  ahkürzungen,-  die  seite  zu 


37;  95,  32—33;  palatium  25,  4;  signifitet  17,31;  8umtiat80,24;  supplitio 
56,  21;  suspitione  71,  33;  lenalius  17,  27;  94,  16;  uiuati  20,  1;  auch 
10,35  scheint  es  mehr  furtiferis  als  c;  daraus  erklärt  sich  auch  bA^ — 14 
die  lesart  quanlotius  statt  quanto  citius  {so  Österley,  quam  citius  Mussafia) 
und  20,  22  editio  {statt  cdicito). 

Der  Wechsel  in  der  Schreibung  von  Dolopa^Aos  mit  th  oder  t  kommt 
zum   teil   auf  rechnung   Österley s;   der  cod,   hat  statt  dessen   1)  dolop. 

10,  28;  11,  25;  19,  12;  25,  31;  26,  34;  27,29;  28,  22.26;  31,2;  2)  dol' 

11,  7.  20;  12,  33;  21,  22;  24,  11.  15;  27,  17.  ebenso  findet  sich  statt 
Luscinius  die  abkünung  lus.  20,  31. 

*  so  ist  die  columne  144*  allem  anschein  nach  von  einer  anderen 
hand  als  die  vor-  und  nachstehenden  geschrieben,  zu  34,  4  giebt 
Österley  richtig  den  anfang  einer  neuen  hand  an,  bei  93,  30  beginnt 
mit  neuem  fascikel  neue  hand, 

*  id  est  wird  {vgl,  4,  22)  nicht  durch  i.e.  sondern  durch  .  i .  ab- 
gekürzt,  statt  ut  steht  39,  25  ü  (so).  —  da  misericordia  oft  durch  raia 
abgekürzt  ist,  so  hat  man  39,  28  statt  des  im  cod.  ausgeschriebenen 
miseriä  wol  misericordiam  zu  verbefsem,  —  da  die  abkürzungen  für 
hoc  und  hec  häufig  in  einander  gehen^  so  läfst  sich  an  folgenden  stellen 
nicht  feststellen,  welches  von  beiden  der  Schreiber  meinte:  19,  20.  21 
(vgl,  19,  18,  wo  hec  ausgeschrieben  ist);  21,  19;  29,  25;  30,26;  34,  16; 
49,  27;  54,  38;  63,  18;  67,  16;  69,  32  (Mussafia:  hoc);  70,  24;  71,  28; 
73,  22;  75,  37;  80,  8;  91,  20;  92,  12;  93,  13.  32;  96,  5. 

Da  COD-  und  com-  durch  dieselben  compendien  ausgedrückt  werden, 
so  kann  an  vielen  stellen  nicht  entschieden  werden,  welche  von  beiden 
Schreibungen  der  copist  beabsichtigte:  so  1,  5;  3,  1 ;  3,  29;  4,23;  6,31; 
7,  10;  9,  24;  10,  11—12;  11,  31;  13,  11;  14,  4.  6.  26.  32.  34;  15,  27; 
17,  18.  27;  19,  10;  20,  1.  11;  22,  11.  17;  23,  36;  24,  22;  25,  27;  29, 
15.  27.  28.  29;  30,  24;  33,  35.  36;  34,  5;  36,  21 ;  37,  25;  38,  33.  34; 
41,  35;  44,  24.  30;  45,  16.  35;  46,  7.  12;  47,  8;  51,  2;  57,  1.  34;  58, 
15;  60,  16;  61,  12;  63,  17;  64,  22.  24;  67,  10;  69,  1;  70,  3;  73,  9.  15. 
27;  77,  32;  78,  29;  80,  19.  27;  82,  9;  83,  6;  86,  24;  89,  l.  18;  90,  1; 
91,  18;  94,  11.  mit  demselben  zeichen  ist  die  2  silbe  abgekürzt  in  cir- 
CMifiducens  10,  2  (der  erste  teil  dieses  compositums  steht  auf  rasur, 
doch  scheint  die  abkürzung  für  die  zweite  silbe  schon  von  i  herzu- 
rühren), auch  ob  -cumque  oder  -cunque  gemeint  war,  ist  aus  ana- 
logem gründe  nicht  sagbar:  4,  2;  43,  15;  47,  1;  65,  11  (zweimal), 
ebenso  wenig  läfst  sich  wegen  identität  der  compendien  an  manchen 
stellen  entscheiden,  ob  in-  oder  im-  gemeint  war:  so  3,  7  (TmeritoB); 
5,  26;  5,  32;  14,  15;  16,  26;  27,  21;  32,  36;  33,  2;  34,  35;  37,  9; 
38,  17;  46,  21;  47,  33;  55,  36;  57,  29;  58,  23;  59,  6;  61,  24;  64, 
27;  65,   14;  66,  7;  67,  7;  68,  31;    72,   11;   73,  16;  81,  l.  18;  83,  23; 


< 


ET  SEPTEM  SAPIENTIBUS  229 

je  zwei  columnen,^  leicht  lesbar^  geschrieben,  utid  zwar  ist  die 
worttretinung  im  codex  im  allgemeinen  sorgfältig  gehandhabt,  ^ 

55,  21  (Tptiri  dh.  zugleich  mit  a  oder  e  in  der  2  silbe)',  86,  32;  87,  2.  4. 
9—10;  88,  37;  89,  26;  90,  10.  da  femer  sowol  tnembrum  als  menbnim 
getchrieben  wird,  so  ist  wegen  abkürzung  nicht  zu  sagen,  welche  Schrei- 
bung gemeint  war  \l,^h\  18, 13;  21,7;  48,11;  58,34;  59,17;  67,11.  vgl. 
endlich  auch  domuculam  62,  23—24;  forsitä  60,  20;  fiquam  85,  38  und 
76,  30  {oder  steht  da  uquam?);  nuquam  39,  15;  55,  8.  9. 10;  76,30—31; 
82,  5;  93,  22;  liquid  23,  33;  nuquid  88,  14;  quedam  67,  26;  scänum 
95,  24;  sono  58,  22;  81,  21;  uenudandum  66,  5.  nirgends  findet  sieh 
die  Schreibart  mihi,  sondern  entweder   michi    ausgesehrieben  oder  das 

1 

compendium  m;  (ebenso  wird  nichil  stets  geschrieben);  sed  wird  ent- 
weder ausgeschrieben  oder  durch  8;  abgekürzt. 

*  folgende  columnenschlüfse  sind  von  Österley  falsch  angegeben: 
es  miifs  heifsen   15,  22  ig  [142*]   norare;   32,  10  filius  [147"]   que  tuus; 

61,  12  tue  peti  [156"]  cioni  (so);  90,27  discipu  [167']  lis;  49,8  schreibe: 
152»'. 

'  u  und  n  sind  oft  nicht  zu  scheiden;  zb,  30,  22  in  iudicas;  vgl, 
das  oben  über  76,  30  bemerkte. 

3  da  die  präpositionen  sehr  häufig  mit  dem  zugehörigen  nomen 
zusammengeschrieben  werden  (ich  verzeichne  diese  minutien  nicht),  so 
ist  es  unentscheidbar,  ob  der  Schreiber  1,  12  war  kl  ich  das  compositum 
prehabundautiori  oder  vielmehr  pre  habundantiori  beabsichtigte,  häufiger, 
als  Österley  dies  nachahmt,  sind  öfter  vorkommende  Wortverbindungen 
als  ein  wort  geschrieben:  zb.  memetipsam  35,  8;  ncquis  91,  17;   peraute 

62,  25;  plusquam  40,  29;  quamplurimum  15,  10;  quantomagis  2,  5;  19, 
30—31;  quodlibet  20,  22;  sinautem  16,  34;  21,  13;  siquos  49,  4;  sum- 
niebonus  87,  24.  26—27;  summepotens  87,  27;  Tandiu  (so)  22,  23;  uale- 
facientes  22,  17.  andererseits  hat  Österley  zb.  folgende  im  cod.  getrennte 
Wörter  zusammengedmckt:  ad  modutn  52,  23;  post  modum  8,  8;  At 
tarnen  16,  21;  Et  enim  4,  27  {ähnlich  8,  20);  De  hinc  14,  27;  91,  15; 
pro  ut  51,  6;  58,  14;  88,  16;  buc  usque  20,  4;  29,  33;  31,  28;  38,  20 
(zweimal);  ncc  dum  64,  21—22;  ut  pote  15,  35;  47,  10;  53,  25;  78,  27; 
84,  36;  86,  10;  89,  31;  93,  12;  legis  latores  90,  2—3;  se  ipsum  30,  29; 
44,  19;  quarto  decimo  24,35;  ueri  simile  3,22;  contra  ire  21,30;  -ue 
(oder)  steht  von  dem  worte,  an  welches  es  sich  enklitisch  anschliefst, 
noch   öfter  getrennt:  so  7,  28;   17,  31;   41,  32;   45,  13;  48,  5;  52,  15; 

56,  34;  82,  22;  85,  8;  ebenso  -que:  zb.  17,  35;  32,  13.  17;  91,  15.  18; 
92,  26;  95,  12  (eorum  que  [so]);  ebenso  cumque  getrennt  32,28;  87,26; 
auch  super  steht  in  compositis  getrennt:  vgl.  46,25;  61,  1 — 2;  63,  28; 
66,  12.  anderwärts  sind  zu  trennende  Wörter  im  cod.  falsch  zusammen- 
geschrieben (zb.  nedum  9,  3;  sidum  29,23;  eaque  21, 11)  und  zusammen- 
gehörende getrennt  (zb.  in  sonnem  28,  27;  at  toniti  80,  11),  was  ich 
übergehe. 


230         ZU  JOHANNES  DE  ALTA  SILVA  DE  REGE 

Di»  daktylischen  verse,  u>dAe  Johannes  seinem  werke  gdegent- 
lieh  eingereiht  hat,  %ind  wekhe  Osterley  (Äugsb.  aUgem.  zeit. 
1872  beil,  123)  irreführten,  stehen  jetzt  ohne  absatz  im  cod.;  sie 
waren  über  im  archetypm  wol  so  geschrieben,  dafs  jeder  vers  eine 
besondere  zeih  einnahm;  darauf  weisen  die  grofsen  initialen  der 
anfangswörter  der  verse,  welche  sich  in  dem  Luxemburger  codex 
zum  großen  teil  erhalten  haben  (zb.  88,  37.  38;  91,  8  ff;  95,  25. 
26 ;  96,  6 — 8).  daher  kommt  es  auch,  dafs  der  Schreiber  95,  25 
vor  Maluit  noch  schrieb  Maxima  formido,  indem  er  in  den  nächsten 
4)ers  geriet;    i  selbst  strich  die  beiden  Wörter  dann  durch.  ^ 

Die  erste  hand  des  codex  (i)  ist  frei  von  allen  wiükUrlichen 
interpolationsgelUsten.  eine  ziemlich  grofse  anzahl  von  fehlem  hat 
sie  selbst  corrigiert,  ^    sodann  ist  der  codex  von  einer  zweiten,  eben- 


^  wo  die  handschrift  einen  durch  bunte  initialen  gekennzeichneten 
absatz  macht,  hat  der  herausgeber  im  druck  einen  absatz  machen  lafsen, 
nur  28,  19  mit  Veram  einen  absatz  zu  beginnen  hat  er  versäumt,  die 
initiale  rot  zuzupigen  hat  der  rubrikator  vergefsen:  58,  27  (nter);  90, 
33;  92,  6;  95,  28;  98,  16. 

1  8 

2  geschrieben   ist  1,  13  defnebant;    24,   28   ditabatur;    27,  34  con- 
X  h  i  e  ga 

fluisse;  30,  20  retorica;  52,  24  tenus;  52,  32  sapienti ;  54,  26  interrotus; 

i  c  i  8 

54,  35  udentcs;  67,  26  epilentium;  72,  28—29  contumelosis;  95,  26  obce- 
noque. 

Folgende  überflüfsige  buchstaben  tilgte  sie,  die  ich  durch  den  druck 
hervorhebe:  2,  7  miiribus;  2,  31  corifcessa;  3,  33  relinqaerual;  6,  12 
toela;  6,  29  u  utilittiem?;  8,  11  tenerentur;  8,  18  penienermt;  11,  32 
collocanns;  17,  15  pa  nquam  tarnen;  22,  23  recrearenti^;  23,  5  de  cepe- 
runi;  23,  12  /romatum;  23,  13  iüico;  26,  14  con^concrepaotes ;  27,  18 
canti/Iene;  27,  19  efßciemnt;  37,  6  agi/s;  49,  25  aut  m;  72,  1  legestre- 
mittii;  98,  9  cAelebrant.  ebenso  tilgt  sie  folgende  worte:  9,  22  litteris 
vor  epistolis;  11,7  donauenint  vor  tradiderunt;  15,  20  inuidiam  vor  erga; 
17,  6  inciderunt  hinter  sapieotis;  23,  24  statuemur  vor  cuncto;  27,  12 
societate  vor  sociale;  48,  1  quam  vor  se;  99,  30  animalia  quod  vor  sa- 
muelem. 

Sie  macht  folgende  durch  den  druck  hervorgehobene  buchstaben 
aus  den  nebenstehenden:  5,  22  tMtum  aus  an  (?);  6,  25  quintanas  aus  i; 
7,  21  pares  aus  tr(?);  15,25  ^ratanter  aus  ga(?);  20,35  motum  aus  u(?); 
27,  3  amplextM  aus  ibus;  7,  3  exhibens  aus  x;  17,  4  ^ni  aus  p;  28,  23 
depuiatarum  aus  nt;  31,  25  stantque  aus  8tanque(?);  32,  34  moduli«  aus 
o;  40,  7  occursum  aus  in;  40,  33  fasciculum  atu  a;  44,  31  acced««  aus 
a(?);  45,  1  repe/itur  aus  r(?);  48,  3  ^lutine  aus  f  oder  s;  48,  3  foramint 
aus  e;  51,  28  obprobrio  aus  ü(?);   52,34  ai'ens  aus  g;  53, 2S  uentiltiM  aus 


ET  SEPTEM  SAPIENTIBUS  231 

faUs  dem  13  Jahrhundert  angehörenden  hand  (n)  dureheorrigiert, 
welche  die  vorläge  der  ersten  hand  nodimals  ziemlich  sorgfältig 
einsah,  diese  zweite  hand  hat  einmal  einige  inhaUsangaben  am 
rand  gemacht:  55,  4  de  cane;  55,  12  de  asino;  55,  22  de  filio 
(der  letzte  buchstabe  ist  fortgeschnitten);  55,  31  de  uxore;  dann 
aber  vides  einzelne  gebefsert^  und  namentlich  auch  eine  anzaU 

bat;  54,  6  sol/empnesque  aus  s;  54,  33  ro^taqne  aus  d;  58,  2  decidcr^ 
atu  t;  60,  26  ferrameiito  aus  a;  65,  3S  fere  aus  o;  68,  37  A^cendebam 
aus  c;  70,  19  it«  aus  a;  72,  16  re^em  aus  d;  76,  25  illU  aus  c;  78,  12 
pnellttla  aus  a(?);  81,  12  fores  aus  a;  81,  24  amam  aus  c;  83,  10  pa- 
ramf^er  aus  q;  85,  22  hominem  aus  u;  86,  26  casum  aus  s;  86,  3  t  — 32 
snmmebonus  aus  ebamus  (?);  88,  25  precipitem  aus  a;  90,  34  innotueri/ 
aus  s;  vielleicht  auch  4,  16  Cum  aits  Barn,  aus  eorreotur  von  i  sind 
auch  folgende  durch  den  druck  hervorgehobene  huchsiaben:  17,  11  co- 
f^i/are;  17,  14  omni;  19,4  illo;  22,15  enuin«ret;  28,  11  l;7se;  45, 8a8ino; 
46,  29  diuitie;  60,  20  /brtem;  81,  16  contiocn/«;  86,  32  nee;  91,  36  anti* 
qMiMTi.  zu/allig  steht  ein  punkt  über  dem  ersten  i  in  satellitibus  11,  6; 
ebenso  unier  dem  o  von  iccirco  71,  23. 

^  1,  9  «fi  anfang  giebt  et  n,  quia  i;  4,  29  cinilibus  n,  quantumlibet 
(so)  i;  6,  2  in  (gut)  ii,  et(?)i;  II,  18—19  salutant  n,  talitant  i;  12,  24 
ortu  n,  orti  i;  15,  20  malluolenciam  n,  maliciaro  i;  16,  34  sibi  ii,  se  i; 
27,  8  undique  n,  indique  i;  28,  2  consulum  n,  consilium  i;  29,  4  casuum 
II,  suum  mit  vorhergehendem  freiem  räum  i;  29,  13  eomodo  n?,  comodo?  l; 
32,  36  ad  ii,  et  i;  34,  28  bis  (so)  u,  iis?  i;  37,  3  fautrices  ii?,  faulrices 
fices  i;  44,  6  Interim  ii,  Intni  (dh.  Intanlum^  i;  45,  15  senem  ii,  semen  i; 
46,  6  Receptis  ii,  Recepsit  i;  46,  27  adeamus  n,  audeamus  i;  55,6  dentes 
que  II?,  dentes  oe  i;  57,  5  intra  ii,  inter  i;  68,  36  irem  ii,  iram  i;  69,  19 
eorreptus  ii,  correctus  i;  70,  5  paniulam  ii,  per  nullum  i;  71,  26  fallantur 
n,  fallentur  i;  73,  6  uisu  n,  uisu  quoque  i;  73,19  debueras  n,  debuerat  i; 
74,  17  anxiabatur  ii,  anxiebatur?  i;  74,  24  natos  ii,  notos  i;  75,24  facul- 
täte  II,  facultare  i;  76,  2  cepit  ii,  capit  i;  79, 18  nariis  ii,  uanis  i;  80,16 
monstris  ii,  monstrtt  i;  80,  32  memini  ii,  nemini  i;  82,  11  intulisse  n, 
intulit?  i;  82,  30  penam  n,  panem  i;  83,  15  mimorum  ue  ii,  minorum  ue 
i;  89,  15  theomacbie  ii,  theomachio  i;  89,  17  Imanites  i  (aber  e  aus  a 
corrigiert)f  Tmanitales  ii;  92,  27  qua  ii  (gut),  quam  i;  92,  35  patre  n, 
pater  i;  93,  33  A  nino  n.  Anno  i;  97,  29  fons  ii?,  foris?  i.  folgende 
Worte,  die  Otlerley  richtig  im  text  hat,  waren  von  i  vergefsen,  sind 
erst  von  ii  zugefügt:  5,  33  suum;  9,  26  locum;  10,  36  quo;  13,  23  et; 
24,  24  etiam;  25,  3  inueniri;  27,  2  ergo;  28,  9  sanum;  45,  32  (conf 
pag.  100)  latitudinis;  59,  9  ei;  75,  30  et;  98,  4  et  (von  nf).  ebenso 
folgende  (durch  den  druck  hervorgehobene)  buchstaben:  2,  9  caliginojo; 
6,  8  eitate;  8,  37  uosque;  8,  21  concessisti« ;  11,  8  penieui/;  16,  6 — 7 
expecta^at;  18,20  tristem  (ii  oder  in?);  31,7  incluso«  (n  oder  i?);  32,29 
retrahcret;  42,  26  Sic;  46,  4  pctere/;   58,  20  magica;   59,  28  proxperiis 


232         ZU  JOHANNES  DE  ALTA  SILVA  DE  REGE 

von  Worten,  die  die  erste  hand  vergefsen  hatte,  am  rande  oder 
(seltener)  zwischen  den  Zeilen  nachgetragen,  zuweilen,  besonders 
wo  die  correctur  durch  rasur  erfolgte,  ^  läfst  sich  nicht  genau  ent^ 


(so);  65,  29  honesta/e?;  65,  35  quorf;  69,  31  ettam  (vielL  hatte  aber 
schon  I  so);  75,  11  nutrictum;  79,^3  aperi/;  82, 1 1  m'olentiam ;  82,  31  re- 
ductus;  86,  2  uiuere^;  89,  23  uir/t^tum. 

In  folgenden  Worten  sind  die  durch  den  druck  hervorgehobenen 
buchstaben  von  n  aus  correctur  gemacht:  4,17  quadrifaria;  13,  25 /ran/- 
mittit.  übersehen  ist  auch  4, 17,  dafs  während  i  i/a// latius  se  {so  Mass.) 
entweder  latHisse  oder  latiusse  geschrieben  hatte,  ii  dies  (schiecht)  in 
late  se  corrigiert  hat;  21,  19  hat  Cum  (mit  gemalter  initiale)  i,  aber  ii 
schreibt  dum  dabei,  endlich  hat  ii  vor  et  hiis  9,  37  die  von  i  falsch 
durch  diltographie  geschriebenen  Wörter  et  biis  tamen  gut  getilgt, 

'  durch  rasur  sind  folgende  buchstaben  getilgt,  welche  ich  durch 
den  druck  hervorhebe:  2,  4  Sit  (dh.  also  Si  ist  aus  Sit  gemacht);  ly  21 
prothoplanstum?  (das  fragezeichen  bedeutet,  es  lafse  sich  nicht  genau 
erkennen,  ob  n  in  der  rasur  stand);  7,  20  /stimulati;  10,  1  subti/cens?; 
11,  14  licenliaiTi;  16,  4  propi^nantur;  20,  3  /»merito?;  20,  4  et  gloriari?; 
24,  7  poterarat;  26,  27  pailieis;  27,  11  abterant;  28,  6  reuerberata/;  29, 1 
rfruituros?;  30,  20  materia;  34,  11  obsiderettir?;  38,  28  retorqueor?;  39,2 
uis/o;  43,  15  intenipesta/e?;  44, 27  protuli/?;  46,  20  tue?;  48,  17  co^natus;  49, 
22  sie;  50, 12  admUeratus;  50, 17  latoro;  51,  33  ased  oder  dsed ;  53, 7  subter- 
raneo«;  54,  1  suscipitio  {der  drittletzte  buchstube  scheint  aus  i  gemacht  oder 
bedeutet  nurc);  58,33  ceruicalU;  59, 151ectU?;  59,29  creddidit;  62,22uin- 
culum;  63,  5  uidua/?;  65,  19  Aemulatione ? ;  68,  26—27  quendam;  73,  28 
tumullu/;  76,  8  reliquiesse;  77,23  coctidie;  78,4  acocignis;  79,  24  inson- 
i\s]  80,  22  pualeat;  83,  27  ;>actenus;  86,  17  sententiam;  87,8  resisterent; 
88,  24—25  dextro/sum  {kaum  dextro/sum);  94,  3  be/li?;  94,  7  Aeiroris; 
96,  21  peufifedente. 

6,  1  ist  hinter  et  eine  rasur,  worin  wol  nochmals  et  stand;  9,  7  eres  (?) 
nach  inlerest  ausradiert,  ausradiert  ist  femer  folgendes:  vor  nee  13,  l 
nisi  tantum  de  lucisnio  nutriendo.  Sed  postquam  anni;  hinler  in  31,  17 
cubiculo.  nach  terminatur  12,32  sind  zwei  bis  drei  buchstaben  ausradiert; 
eine  ganz  kleine  rasur  ist  hinter  alteri  22,  10.  je  eine  letter  rasur  ist: 
28,  21  hinter  ordinata;  30,  15  hinter  quibus;  41,  18  vor  iler;  73,  19 
hinler  prouerbii;  74,  18  vor  reuocare;  91,  3  hinter  bii  {darin  stand  an^ 
fang  eines  s);  drei  letlem  rasur  sind  nach  perciperer  {so!  gemeint  war 
natürlich  perciperet)  57,  35;  in  Er^atque  94,  6  ist  ein  buchstabe  aus- 
radiert; 6,  13  ist  statt  et  eine  rasur,  worin  allerdings  et  gestanden  zu 
haben  scheint, 

2,  32  von  Horum  stehen  die  drei  letzten  buchstaben  auf  rasur  (wol 
von  II?);  3,14  das  r  von  more  {wol  von  ii?).  durch  rasur  sind  gemacht : 
7,  36  Qui  aus  Que?;  18,  25  tamen  atu  tantum;  29,  34  usus  aus  uisns; 
33,  3   pro    niorem   aus  pro  morem;    39,  19  dolere   aus  dolore?;  54,  35 


ET  SEPTEM  SAPIENTIBÜS  233 

scheiden,  ob  eine  correctur  von  i  oder  von  n  herstammt.^  sicher 
rühren  von  ii  alle  die  Zusätze  her,  von  welchen  Österky  in  den 
fwten  angieht,  dafs  sie  *am  rande*  stehen,^  außerdem  erscheint 
selten  eine   spätere    dritte  hand  (iii)  als  corrigierefid,^  die  nicht 

uerterunt  aus  nerteront?;  56,8 — 9  simulant  aus  simulans?  oder  aus  simu- 
lantur?;  59,  3  argenti  aus  argentum;  72,  13  faciam  aus  faciem;  72,  19. 
aientes  aus  agentes;  85,  38  boni  aus  bonun?;  93,  3t — 32  sentias  aus 
sentenas?;  99,  34  possit  aus  possint?  (so  Muss,)  von  i. 

'  5,  13  scheint  in  durch  correctur  aus  aut,  und  7,  13  diuus  viel- 
leicht aus  duuius  corrigiert;  9,  36  accusationibus  vielL  aus  accusatoribus 
(gleich  darauf  hat  der  cod.  würklich  respondi);  26,  28  steht  vor  uiam 
ein  durchslrichenes  in ;  28, 17  vor  sensum  ein  [wol  von  ii  ?)  durchstrichenes 
leticia;  88,  34  vor  huius  nochmals  ein  durchstrichenes  ierre. 

Folgende  durch  den  druck  hervorgehobene  buchstaben  sind  aus  den 
nebenstehenden  corrigiert:  10,16  noxxerit  aus  iter?;  12,13  sciscitatur  aus 
aba;  13,23  no^tciam  aus  x;  13,  31  deinofe  atts  ceps?;  14,  12  habWtm  aus 
abh;  14,  14  artium  aus  u;  15,  6  /unc  aus  n?;  15,  8  nomen  aus  m; 
15,  30  \n  aus  m;  21,  10  precepistt-  aus  ii?;  21,  35  expendamu«  aus  m; 
23,  19  fugtVmus  aus  e;  25,  16  cuncti  aus  u  oder  ii;  26,  7  amicUr  aus  a; 
26,  18  lasciuientiiim  aus  u;  27,  35  pactolus  aus  u;  28,  12  a^cenderunt 
aus  c;  28,  19  conscii  aus  il?;  28,  22  ctibiculum  aus  um?;  29,  23  ?//ta- 
Hbus  au%  in?;  31,  3  legati«  aus  bus;  36,  4  oranium  aus  i  oder  dgl.; 
42,  17  ui/ium  aus  c?;  43, 16  nemine  aus  i;  44,  7  uet^i«  aus  ritis;  45, 13 
signiGcent  aus  a;  47,  17  uideri«  aus  t;  48,  24  crastiaf/m  aus  o?;  50,  25 
prestitcm  aus  t;  50,  32  a/ens  aus  g  (viell.  von  ii);  55,  22  mvnum  aus 
nimum;  58,  12  n?/llique  aus  ue?;  58,  14  soluere/  aus  s;  59,  20  ;if/da  aus 
nn;  59,  26  inuidiaque  aus  as;  62,  17  parccre«  aus  e;  67,22  oi'o  {so)  aus 
ocro  {dh,  oculo);  67,  23  decortatus  aus  n;  72,  26  ntterenlur  aus  in?; 
73,  10  quamq  aus  quamquam;  75,  11  quendam  aus  a;  75,  18  genueri/ 
aus  s;  75,  31  niueMS  atu  n;  75,  38  paruult  aus  e  oder  o;  76,  2  Molens 
aus  n?;  82,  10  ipst/mque  aus  a  {wol  von  ii);  84,  19  profi/eretur  aus 
c;  84,  35  profero  aus  acto  {wol  von  ii);  85,  2  admittens  aus  re;  91,  28 
mt/ndi  aus  e?.  aus  correctur  sind  auch:  tun  in  recepisse/i/ndas  28,  20; 
H  in  Hü  7,  19;  o  in  athomos  91,  33. 

Nicht  angegeben  hat  Österley,  wenn  ein  wort  falsche  Stellung  im 
cod,  hat,  in  diesem  selbst  aber  durch  zeichen  die  richtige  Stellung  an- 
gegeben war:  so  stand  14,  6  secundo  hinter  prcceptorem;  21,  6  nobiles* 
que  hinter  matronc;  24,  17  assisterent  vor  dum  coronaretur;  29,  3  mundi 
hinter  poUent  diuiciis  (so);  40,26  hat  der  cod.  Mane*^^  ****iBcio''l  igitur 
facto  omnes. 

'  vergefsen  ist  die  angäbe,  dafs  14,  16—17  ut  —  concluderct  erst 
von  II    am  rand  hinzugefügt  sind. 

3  so  findet  man  correcturen  von  iii  zb.  an  folgenden  stellen :  29,  8 
omnia  i,  omina?  in;    29,  6  tenui  in?,   tenuis  i;    32,  27  ornate  in?,  orna- 


234  ZU  JOHAIVNES  DE  ALTA  SILVA  DE  REGE 

überaU  genau  von  der  zweiten  gesondert  werden  katm.  von  dieser 
stammt  vielleicht  der  titel  de  rege  et  Septem  sapientibus,  welcher 
oben  anf  fol  139%  mit  dem  ein  neuer  quatemio  beginnt,  dem 
texte  (Reuerendo  patri  etc.)  vorangestellt  ist. 

Herr  Österley  erklärt  (vorr,  p.  x)  seine  ausgäbe  einfach  als 
einen  abdruck  der  Orvaler  handsArift,  'ohne  dafs  es  erforderlich 
gewesen  wäre,  die  weit  jüngeren,  jeder  autorität  entbehrenden  und 
dabei  teils  unvollständigen,  teils  entsetzlich  fehlerhaften  ausflüfse 
näher  zu  berücksichtigen'  'indessen*  (sagt  er)  'habe  ich  doch  den 
Innsbrucker  codex  vollständig,  und  die  drei  von  Mussafia  aufge- 
fundenen soweit,  une  dessen  mitteilungen  reichen,  genati  verglichen, 
ohne  aber  irgend  erwähnenswerte  abweichungen  zu  finden.*  meine 
nachvergleichung  der  Orvaler  handschrift  ergiebt  aber,  dafs  Öster- 
leys  abdruck  an  hunderten  von  stellen  unrichtig  ist.  und  zwar 
sind  die  fehler  zum  teil  derartig,  dafs  man  im  interesse  des  herau»* 
gebers  hoffen  mufs,  ein  teil  der  Grossesten  versehen  werde  sich  da-- 
durch  wenn  nicht  entschuldigen  so  doch  erklären  lafsen,  dafs  er 
zum  teil  lesarten  etwa  des  von  ihm  eingesehenen  Innsbmdter  codex 
stillschweigend  an  stelle  der  untadeligen  lesarten  des  Orvaler  cod. 
setzte,  das  ist  freilich  nach  der  soeben  mitgeteilten  stelle  der  Öster- 
leyschen  vorrede  leider  mindestens  unwahrscheinlich. 

Dies  urteil  werde  ich  im  folgenden  begründen. 

Namentlich  auffallend  ist  zunöchst  die  flüchtige  auslafsung 
einer  ganzen  reihe  im  codex  richtig  überUeferter  und  meist  durch- 
aus notwendiger  Wörter,  ich  hebe  das  in  Österleys  text  jedesmal 
fälschlich  fehlende  durch  gesperrten  druck  hervor:  5,  25  regem 
licet  ^  in  extrema  parte ^  regni  sui  positum;  6,  28  uice  .xn. 
senatorum  eiusdem  numeri  constituit  seniores;  7,  14  preclaras 
regis  Dolopatos  probitates;  9,4  simulque  nobis  et  rei  publice 
coQSuIentes;  9,  29  associatisque  sibi  amicis;  12,  16  aiuot  partum 
quidem  esse  masculini  sexus;  12,  20  os  Balaam  arioli  Israeli- 
tico  (geschrieben  isrhtico);  13,  18  inimicorum  suorum  insidias; 
13,  32  sillabam  ex  litteris  conficere  et  (so  auch  Muss.)  ex  siila- 

rent?  i  (doch  braucht  man  wol  nicht  ornarentur  zu  conjicieren?);  43,  4 
turba  111?,  tuba  i;  56,  5 — 6  pseudo  amicum  in,  seudo  amicum  i;  84,  37 
saluationisque  in,  salutationisque  i. 

*  licet  läfst  I  au*  und  Mu*t,,  n  ßigt  es  zu. 

^  1  schreibt  dazwischen  fälsehlieh  reg,  das  ii  durchstreicht. 


ET  SEPTEM  SAPIENTIBÜS  235 

bis  formare  dictionem eum  in  ^  angustia  temporis  perdocuit 

(htzterea  auch  Muss.);  13,  35  iam  per  se  et  legere  et  utramque 
ÜDguam  ....  proferre  cepit;  19,  5  longa  ab  imo  pectore  trabens 
suspiria;  19,  25  decetque;  21,  4  Cum  igitur  me  post  longum 
tenipus  receptum  salutaverit  pater;  22,  3  Cumque  iam  rutilans 
aureis  aurora  radiis  8uum  terris  iubar  infunderet,  Luciferque 
dudum  precurrens  Pbebum  arctico^  proximum  testaretur; 
22,  36   illam  nunc  seriis  nunc  ludicris  pulsant,   et   nunc   de 

patris,  nunc  de  regine  gloria verba  movent;  24,  18  Con- 

gregaverat^  etiam  in  hac  eadem  civitate  frumenti  et  vini  cuncto- 
nimque^  que  terra  marique  vebuntur,  copias,  que  esui  om- 
nium  adveotantium  sufQcere  possent;  25,  10  Preparabant  igitur 
se  cuncti  in  occursum  Luscinii  et  illud  crastinum  cum  magno 
desiderio  desideratum^  expectabant;  25,  32  rex  ....  cum 

mimorum agmine  aduenit  sedens  super  equum  dignum 

regie  maiestatis^^;  29,  9  pulsans  regum  turres  paaperumque  ta- 
bernas;  30,  16  conturbatus  animo;  32,  21  filium  usque  in  die m 
septimum  non  posset  coronare;  32,  33  assistebant,  assidebant 
ministrabantque;  36,  16  cum  coadunati  fuerint  in  palatio  reges; 
36,  26  Adest  paler  tuus  adsuntque  fratres  reges,  adsunt  quoque 
amici  etc.;  42,  18  militum  servientiumque  turbam  multiplicare 
studuit,  per  menses  quoslibet  mutare  v  est  es,  equis  armisque 
Dovis  gaudere;  43,  36  tale  a liquid  detulisset;  45,  16  At  ille: 
Civis,  ait,  sum  Romanus,  unusque  de  Septem  sapientibus  dicor; 
52,  10  ad  regem  usque  pervenit;  53,  10  cum  nullum  sapien- 
tem,  nullum  legum  iurisque  peritum  consiliarium  baberet; 
59,25  coram  amicis  et  propinquis,  non  tamen  sine  admiratione 

nuptias  celebrarunt;   59,  33   iusticiam  sibi  super  (boc) 

fieri  rogans;    61,  7    filio   usque  in  crastinum  prolonges  vitam; 

62,  8  miror,  si  filius  tuus potuerit tantum  nephas 

perpetrare;  62,  30  in  ultione  accipitris  sui  vidue  filium  mucrone 

'  in  fUgt  erst  \i  hinzu;  dann  hat  der  cod.  falsch  augustia. 

*  arthico  der  codex. 

*  denn  so  ist  in  dem   cod.  selbst  richtig  aus  Gongregauerant  (wol 
von  II)  corrigierl;  subject  ist  Dolopathos. 

^  cuctorumque  cod. 

*  desiderabant    codex;   die    punkte   scheinen  von  i   zugerügt;    on 

•  •  • 

desideranter  darf  in  folge  dessen  nicht  gedacht  werden  (vgl.  auch  25, 
15-16;. 

*  malest ati  cod. 


236  ZU  JOHANNES  DE  ALTA  SILVA  DE  REGE 

transverberat  et  abscedit.  Quid  ergo  vidua  pauper  ageret,  ftlio 
unico    et   sua    possessiuncula    destituta?;    63i  21    Et  hie  certe 

Don   suam   sed  alterius,   et  non   cuiuslibet  potentis  sed 

vidue  iniuriam  vindicavit;  64,  16  licet  uous  Septem  sa- 
pientissimorum  credar;  67,  3  deveni  o  ego  miser  cum 
novem  aliis  in  partem  eius  (Österley  ediert  mit  Muss,  de- 
veni ego  miser ,  der  cod.  hat  deueni  ego  miser,  was  man  auch 
als  deveni  ego,  o  miser,  deuten  kann);  67,  23  pelleque  tota 
contracta  in  rugam  (tota  haben  Mussafias  Aa,  B  läfst  es  aus); 
74,  19  Sed  cum  hoc  efficere  non  posset;  75,  29  Mansit  autem 
sub  hac  iniuria  per  septem  continuos  annos;  78,  12  Die,  ait^ 
michi,  0  puellula;  84,  28  antiquum  predico  deum,  quem  et 
philosophi  vestri  summum  bonum  ....  appellant;  87,  5  Inter 
hec  duo  cum,  ut  ita  dicam,  medium  posuit;  88,  15  Cur  me 
fecisti  sie?;  88,  37  Qui  cupiens  sponte  flagrantem  frigidus 
etham  Insiluit?  (so  cod.);  93,  9  quamquam  et  sapiens  sit  pater 
et  potens  sit  filius,  et  sapiens  sit  spiritus  sanetus,  et  equalis 
sit  patri  filius,  et  patri  et  filio  et  equalis  ^  et  eoeternus  sit  Spi- 
ritus sanetusf/Zj;  94,  9  parentibus  suis  et  caris  statuas 
erexerunt;   95,  13  lignarius  sueeidit  lignum,  et  medietatem  eius 

conbussit ,  reliquum  autem  eius  deum  feeit  et  seulptile 

sibi;  97,  29  defluxit  in  Tyberim. 

Umgekehrt  hat  Österley  folgende  durch  gesperrten  druck  und 
klammem  hervorgehobene  worte  gegen  das  Zeugnis  des  cod.,  ohne 
dies  anzumerken,  unnötig  eingeschoben:  29,  35  Spiritus  meus 
attenuatus  est,  defeeit  virtus,  [et]  fortitudo  recessit,  subintravit 
corpus  debilitas  etc.;  31,  20  pulsant  fidueialiter  ut  amici  et  ut 
sibi  aperiatur  postulant.  Rex  vero,  ut  audivit  adesse  [amicos], 
surgit  cito;  32,  29  Nullam  virginalis  pudor  retraheret,  nulla  Uli 
sinum,  nulla[que]  gremium  prohiberet;  33,  12  quis  tam  saxeus, 
[quis]  tam  insensibilis,  cuius^  caro  ....  non  titillaret?;  37,  11 
Hec  est  insania  mulieris,  hec  [est]  audatia;  39,  4  Pili,  ait,  [si] 
numquam  fuisses  natus,  numquam  ^  me  tua  letificasset  nativitas  I ; 
43,  12  melius  beatiusque  ratus  inter  extraneos  quam   [inter] 

*  filio  et  equalis  ii,  filio  et  qualis  i,  filio  coequalis  Österley. 
'  eius  cod.  falsch, 

3  nüquam  cod. 

*  Johannes  hatte  doch  wol  inisenim  geschrieben? 


ET  SEPTEM  SAPIENTIBÜS  237 

cognitos  miser^  esse;  43,  21  cum  nesciret,  quorsum  [se]  diver* 
teret;  46,  23  in  flore  iuventutis  [tue]  deperit  (Muss.:  tue  iu- 
ventutis);  47,  22  Qui  dum  alias  spiraculum  non  haberet,  per 
locum  foraminis  illius,  [e  o]  (dies  wort  fehlt  auch  bei  Muss,)  quod 
lapide  tantum  ..•  obstructum  fuerat,  egreditur;  51,  28  filium 
[tu um]  a  morte  valeat  liberare;  54,  7  quilibet  eorum  amicorum 
precipuum  pessimumque  inimicorum,  meliorem  [q  u  e]  mimum 
servumque  fideliorem  secum  adducat;   56,  15  qui  in  brevi  leges 

reduxit,   [et]   evulsit   pravos  mores,  bonos  inseruit,  etc.; 

64,  8  cuncta,  que  [de]  filio  acciderant;  66,21  videns  eos  forma 
elegantes  [esse],  wo  freilich  Muss.  formae  elegantis  esse  hat; 
68,  12  De  te,  inquiens,  ego  hodie  ventrem  [meum]  (dies  hat 
Muss.)  saginabo  ieiunum.  Sic[que]  (dies  hat  Muss.)  septies  sub 
manu  eins  veni;  74^  15  quod  eam  filius  duxisset  [in]  uxorem; 
74,  25  ferales  dissimulat  inimicitias,  celat[que]  internum  animi 
raucorem  (wo  zugleich  rancorem  mit  dem  cod.  ^  statt  raucorem 
zu  schreiben  ist),  blandamque  interim  nurui  exi])et  faciem;  78^  19 
narravit,  quomodo  a  sene  philosopho  inventi  sint  [cod.  sl  dh.  sunty, 
quomodo  per  septemnium  ....  nutriti,  [e  t]  quomodo  fratres  .... 
perdiderint ....  nee  valuerint  etc.;  81,  24  evigilat  ille  iam[que] 

(iamque  Muss.)  digesto  vino  seque  (so  Mussafias  B\  Aa:  se) 

deceptum  dolet;  82,  35  Mortuus  est  autem  eo  anno  [rex]  Dolo- 
patos;  92,  6  que  fuit  necessitas,  ut  deus  tam  crudele  mortis 
genus  pro  homine  pateretur,  cum  ipsum  [per]  hominem  vcl  per 
angclum  liberare  potuisset  (so  doch  wenigstens  denkbar);  97,  11 
hoc  posteris  suis  dantes  [in]  Signum. 

Leichte  fehler  des  codex  hat  Österley  stillschweigend  (zum  teil 
nach  M^iss.)  corrigiert:  so  wenn  der  codex  bietet  4,  1  quamquod 
(mit  falschem  compendium)  statt  des  ersten  quamquam;  4,  4  qm 
(dh.  quoniamj  statt  quam ;  4,  30  corporis!  (denn  i  scheint  der  letzte 
buchstabe  mehr  bedeuten  zu  sollen  als  eine  interpunction) ;  5,  23  solli- 
citudinis;  6,  18  temperabat;  7,4  nundum;  7, 11  exorabat;  7,  27 
ucrtantes;  8,  6  asumpsisse  (so  ii,  assisse  i);  8,  24  et  statt  in;  11, 23 
hominum;  12,  28  nutebaturque;  13,  8  nenustatemque;  13,  11 
rouocata;  14,  18  addicere;  15,  22  aiebt;  16,  33  sciebant  enim, 
que  (mit  abkürzung,  die  leichter  mit  der  von  quia,  wie  zu  schreiben 
sein  wird,  als  mit  der  von  quod  [so  Österley]  verwechselt  wird); 

'  raucorem   hatte  der  cod.,  doch  scheint  et  zu  rancorem  corrigiert. 


238         ZU  JOHANNES  D£  ALTA  SILVA  DE  REGE 

17,  22  Peraucto;  17,  29  prelerrita  und  23,  4  preterriti;  18,  13 
natino;  18,  30  sibus  (mit  compend.);  18,  32  seuiebant;  19,  33  mest 
oder  inest  (statt  est);  20,  13 — 14  conditionis  ius  (oder  uis); 
20,  15  huismodi  oder  hiusiiiodi;  20,  24  preeepero  ob  |  obserua* 
bis  (  I  bedeutet  zeilensMufs  im  cod.);  21,  13 — 14  iDseram;  21,  1& 
illustrssime;  22,  22  retroruersis  itinere;  23,  8  meruit  quod 
hac;  23,  17  uideretur;  23,  22  manu  Tirtutis;  24,  16  palerui- 
tanum  scheint  fast  mehr  ak  palernitanum  dazmtehn;  24,  31  occur- 
rerenl;  25,  19  studeret  (mit  compendium);  25,  22  muliebrum 
excogitare ;  27,  31  musionim;  28, 24  cubitulum;  28,  26  soUi  |  tus; 
29,  1  modicim  oder  modicun ;  33,  1  ac  (statt  ad) ;  33,  9  est  asticia 
super;  33,  10  omnum;  36,  5  ad  tantum  contumeliam;  36,  17 
sola  ad  |  ad  Luscinium;  37,  15tratacturi;  37,  28agens;  38,  19 
nostrum  (statt  des  nötigen  uestrum);  38,  25  nobis  (wenn  nicht  alles 
tefuscht);  40,  8  esset  (abgekürzt);  40,  13agebant;  40,  lOnoturum; 
41,24  mox;  41,  31  elegeratis;  42,  18  permix;  43,  26  Cuius 
(kaum  Ciuus);  44,  8  domo;  48,  31  astustiam;  49,  31  motos 
super  misericordia  super  fortuna  (das  richtige  hat  Mnss.);  50,  18 
uno  statt  Mussafias  imo;  51,  31  subvenerit;  52,  24  quidem; 
53,  7  spetu;  55,  7  prosurs;  56,  3  sententia;  56,  31  gran- 
deus;  57,  2  ttm  (dh.  intantum)  statt  intimum  (oder  internum?^; 
58,  31  uim  (scheint  es  mehr  als  uini);  58,  33  superposita;  61,  18 
capite;  61,  29  flamina;.64,  9  mfarnque  (dh.  misericordiamque, 
statt  sententiamque,  durch  compendienverwechslnng) ;  65, 1  absculta; 
65,  1  iusu  oder  uisu;  65,  12  esset  (Mms.  essent);  65,  37 
contentui;  66,  13  tintinnabulis  u,  tintinabulis  i;  67,  30  dauern 
(3fms,  clavam);  68,  4  curra  (Muss.  crura);  68,  6  ad  pascua  du 
mitteret  (dimitteret  Muss,;  die  umstehenden  worte  lafsen  andere 
restitutionsversuche  z%i);  68,  9  cottidie  inumerando  emittere 
(Mussafias  B:  numerando  emitteret);  69,  13  cuiusdem;  72,  30 
omnes  animimo  usque;  73,  8  iudicans;  73,  12  iromitatione; 
74,  25  immiticias;  77,  17 — 18  pulthritudine;  81,  8  sine  (so 
scheint  es  mehr  als  siue);  82,  5  rogari  (rogare  Muss,);  83,  4 
discernentur;  84,  35  uid*o  (dh,  uidero);  85,  4 — 5  nedece  (so); 
86,  11  comederet;  86,  12  essetque;  86,  23  u.  25  prescinit,  tote 
es  scheint;  86,  30  prescinit  (sidter);  87,  19  ad  gloriä  gloriücatio- 
nem;  88,  27  suggestioneinnecessitate;  89,  27mititur  statt  nititur; 
90,  24  Imuncrabilibus;  90,  32  iudici  |  cium;  91,  5 — 6  transfigura- 
bant ;  91,10  initd  (so  I  corrigiert  aus  initis  ??j ;  91 , 1 6  muuire  (kaum 


ET  SEPTEM  SAPIENTIBGS  239 

munire);  91,  35  meodus  (aus  falscher  auflösung  des  eampendiums 
entstanden);  94,  1  quesunt  (statt  quesiuit);  95,  9  iTt  dh.  habet; 
95,  21  flactus;  95,  31  intertum;  96,  17  oesciturus;  99,  30 
phiconissa.  1  (frobabel  seheini  auch  19,  28  Österkys  numiois 
statt  des  hsl  muneris). 

Gegen  dies  verfahren  Österkys,  stiUsckweigend  zu  befsem,  ist 
nur  zu  bemerken,  dafs  dasselbe  nicht  mit  den  vorr.  p.  x  ausge- 
sproAenen  kritischen  grundsätxen  stimmt;  der  text  des  autors  selbst- 
hat  darunter  wemg  gelitten. 

Dagegen  ist  in  folge  flüchtigen  lesens  von  Österley  vieles  arg 
versdien:  so  ediert  Österley  7,  9  senes  cum  minoribus  statt 
iunioribus;  10,  10  iributa,  qui  tibi  ea  sicut  et  illi  per  annos  sio- 
gulos  servire  conpellebar  statt  solvere;  11,  17  diem  laudis 
musicisque  instniroentis  festum  ducnot  statt  ludis  (der  cod.  hat 
laudis);  11,  34  que  terra  marique  vehuntur,  statt  terre  hat  der 
cod.  nach  Österley  tantum,  in  würklichkeit  steht  i&  da,  aber  statt 
m  kann  fast  ra  gelesen  werden,  dA.  terra,  dessen  erste  silbe  in  dem 
archetypus  jedes  falls  abgekürzt  gesdirieben  war;  12,  11  prove- 
nitque  ad  tempora  pariendi  statt  pervenitque;  13,  12  Piatonis 
sententia,  que  ait  (mit  Muss.)  statt  qua,  da  qua  aus  que  im  cod. 
corrigiert  ist;  14,  28  astuti  fuerit  ingenii  statt  acuti  (denn  so, 
nicht  atuti,  hat  der  cod.);  27,  12  prior  regina  Luscinium  reve- 
renter  salutat  et  osculata  est  ac  deinde  relique  omnes: 
statt  salutatum^  osculata  est;  27,  14  nullam^  pudor  virginalis 
ab  osculisS  que  caste  et  pudice  offerebatur,  redarguit  statt 
ofTerebantur;   28,  20  noxque  sopori  quietique  hominum  ordinata 


*  hierher  gehören  auch  folgende  versehen  des  codex,  wo  das  zeichen 
des  compendiums  vergefsen  ist:  3,  38  psiimpsi;  11,  22  exeqntes;  13,  16 
documtaque;  14,  22  pfectui  (man  kann  daher  sowol  an  profectui  als  an 
perfcctoi  denken);  37,  34—35  magri;  51,25  ignoratie ;  92, 32  omis;  96,23 
doruin;  65,  27—28  respondunt.  dagegen  15,  31  steht  im  eod.  paniipeo- 
dentes  (dh.  per  oder  par);  22,  15  erupcrint,  doch  scheint  an  dem  quer- 
strich  radiert;  42,  5  contigcrit  (durch  compendium),  an  sich  erträglich; 
10,  17  indignarer  ^rfA.indignarerer);  63,  1  occideris  C(fA.  occidereris);  43,28 
homifie  (dh.  hominem);  69, 5inontes  statt  montes;  9t,  12  deifi  (dh.  deinde) 
statt  dein. 

^  das  u  der  endung  ist  von  i  (aus  n?)  corrigiert. 

'  dahinter  steht  im  cod.  ein  durchstrichenes  retraxit 

*  oculis  cod.  falsch. 


240  ZU  JOHANNES  DE  ALTA  SILVA  DE  REGE 

primis  tenebris  advenisset  statt  preuiis;  28,  36  illos  eicit,  ut 
istos  introducat,  privat  illos  honoribus  . .  .  et  .  .  .  humiliat,  ut 
istos  exaltat  statt  exaltet;  31,  33  Aiebant  eum  phisicos  tradere 
statt  enim  (dadurch  stnd  andere  dnderungen  überflüfsig);  32,  13 
ultimo  se  regi  offert  statt  ullro;  32,  16  Confortatur  ergo 
rex,  bonum  iudicat  amicorum  consilium,  gratias  de  oblato  ofticio 
offert  regine  statt  Confortatus  und  refert;  32,  23  ut  quod  regi 
promiserat  effcctum  manciparet  sro/f  effectui ;  32^  31  unguentis 
variis  dclinite  statt  delibute;  36,  19  altissima  voce  adiu- 
torium  clamans  statt  altisona^  voce  adiutorium  proclamans; 
37,  1  Cruor  ....  hiuc  profluit  atque  inficit,  hec  vestes 
lacerat,  et  voce  grandi  coocntit  ....  aulam  statt  inficit  hoc 
vestes  laceratas;  37,  28  o  nequissime  regum  statt  o  cquissime; 

40,  5  Ipsi  etiam,  qui  partium^  eraot  regine  quique  paulo  ante 
ita  effrenati  fuerant  statt  efferati;  40,  30  Dolopatos  .  .  .  cum 
regibus  principibusque  ac  regina  cum  puellis  suis  omnibus  onusti 
vepribus  ad  locum  pedes  veniebat  s/o/r  onustis ;  41, 17  ramum  olive 
in  Signum  pacis  manu  dextera  deferens  statt  dextera  ferens; 

41,  30   Ait   sapiens:   Vellem,  ait,   nisi   etc.  statt  At  sapiens; 

42,  12  sue  derogaret  generositate  statt  generositati ;  42,  16 
Ipse  enim,  ut  moris  est  iuvenum,  corruens  in  vitium,  flecti 
monitoribus  asper  statt  cereus,  wie  Horaz  Art,  poet.  163  bekannt- 
Weh  schreibt;  43,  22  Videns  eum  civium  quispiam,  sciensque 
quod  peregrinus  esset,  acccdens  propius^  quesivit,  quis  ... 
esset  statt  accessit;  43,  38  ieiunabat  statt  ieiunabant;  45,  17 
Soleo  incessanter  .....  curias  frequentare,  circuire  civitates, 
vicos  et  castella,   iudicia,  leges  moresque  regionum  quarumlibet 

investigare,   casus audientibus  narro  statt  investigans; 

46,  28  Nullum,  ait,  pater,  grave  licet  et  periculosum  (so 
Afuss.  mit  B),  tecum  subire  refugio,  tantum  ne  desint  divitie,  ne, 
si  ille  defecerint,  nominis  quoque  mei  gratia  evanescat  statt 
grave  licet  periculum  und  gloria  (letzteres  auch  M%iss.);  48,  2 
Admiratur  rex  astutum  senis  consilium,  cuppam  illico  ferventi 
implctans  glutine  opponit  foramini  statt  Admiratus  nmiimpletam 


*  altissona  cod. 

^  pertium  cod.  in  folge  falscher  auflötung  des  compendiums  seiner 
vorläge. 


^  proprius  cod. 


ET  SEPTEM  SAPIENTIBÜS  241 

(beides  hat  Mms.  richtig);  48,  16  filius  ....  patrem  conatur 
(so  Mhss.)  extrahcre,  cum  laborem  suum  frustrari  videret,  cepit 
anxiari  statt  conatus;  49,  13  flere  quidem  non  audeos,  sed  non 
voleos    lacrimas   prohibere,    occasione   recepta    cutellum 

lignumque  accipit ,  sioistreque  manus  pollicem 

sibi  amputavit  statt  nee  Valens  (so  fast  Muss.)  und  occasione 
reperta  (so  Muss,)  und  arripit  (ähnlich  Muss,}  und  amputat  (so 
Muss,)!;  50,  7  puerum  (so  Muss.)  statt  paniulum^;  50,  19 
quem  tanto  dii  odio  prosecuntur  s^a/t  persecuntur  ("so  iftiS8.j; 

52,  24  rex regnum   filio  adhuc  adolescente  reHquit 

statt  adolescenti;  53,  24  iuvenis  ....  in  curia  ....  morabatur 
causasque  sibi  propositas  ad  patrem  ....  referebat  statt  ibi; 
59,  17  membra  dimittit  lecto  statt  demittit;  61,  13  Interim 
ergo  rex  ...  ad  palatium  remeans  statt  Iteruro;  61,  19  instar 

bestie    humanum   sanguinem   sitiens,    tela  et  spicula 

furibunda  spernens  regem  .  .  .  iniuriis afüciebat  statt  sitien- 

tis;  61,  26    Interim    ergo   omnis   illa multitudo  .... 

congregatur  statt  Iterum;  63,  13  ut  te  colat  ut  matrem,  adorat 
utreginam,  timeat  ut  dominam  statt  adoret;  64,4  per  medium 
virorum  ac  mulierum  multitudinem  statt  mediam;  64,  35  cum 
et  malorum  interdum  nequitas  mentiatur  sibi  statt  iniquitas; 
66,  18  A  quibus  etiam  fugiens  fortiter  insecutus  est  ad 
locum  designatum,  et  cum  fratribus  deprebensus 
(so  Muss,)  est  statt  insecutus  est,  et  ad  locum  (so  stellt  auch 
Muss,)  designatum  cum  fratribus  comprehensus  (oder  conprehen- 
sus)  est;  67,  11  cacabrum  statt  cacabum;  69,  7  quot  fcod.  quod) 
satiri  diversaque  (so  Mussafias  B)  genera  monstrorum  statt 
diversorumque  (so  auch  Mussafias  Aa);  70,  13  oUam  nefandam  ab 
igne  deponunt  frustaque  cocti  (cod,  cotti)  latronis  dividentes  sibi 
cibastam  (so  Mussafias  Aa)  peragunt  cenam,  der  cod,  hat  nach 
Österley  cibasteam,  in  würklichkeit  Aar  er  tibasteam^;  danach  wird 
Tbyesteam  herzmtellen  sein  (vgl.  Ovid.  Pont,  4, 6,  47 ;  Met.  15, 462; 
Hör,  art.  poet.  91),  da  diese  hexenmahlzeit  passend  ein  Thyestesmahl 
genannt  wird;  71,  3  Hoc  ergo  audito  ad  suspendium  redii 
statt  ego  (so  auch  Muss.);  71,  5  Venerunt  (so  Muss.)  iterum 
ministre  tenebrarum,  meque  depositum  a  ligno  per  manus  ac 

1  das  bei  Muts,  richtig  ilfihende  wort  putcum  50,  7  fehlt  im  cod. 
'  vielleicht  ist  das  h  aus  b  gemacht. 

Z.  f.  D.  A.  neue  folge.  VI.  16 


242  ZU  JOHANNES  DE  ALTA  SILVA  DE  REGE 

pedes  perque  vepres  et  cautes  ad  domum  usque  retrahunt 
statt  Veniunt  und  ac  und  protrahunt  (Muss.:  pertrahuot)(l); 
71,  23  Hec  iccirco  replico,  ut  dein  iotelligas,  te  ....  po- 
tuisse  deludi  schreibt  Osterley  nach  eigener  conjectur  statt  des  im 
cod.  angeblich  stehenden  dein  intelligi;  mir  scheint  mehr  dem 
intelligi  dazustehn,  das  zu  halten  sein  wird;  72,  3  differo  ac 
crastino  sententiam,  religo  leges,  pondero  singula  verba, 
sillabas  crutino  statt  recrastino  und  velego  und  iruimo;  73,24 

a  quo  etiam  fortuna,   que  quondam   accidit, audire  te 

convenit  statt  fortunam;  76,  5  animo  eius  super  auditis  tilli- 
tante  statt  titillante;  76,  21  Rediit  ergo  ....  ad  dominam 
ofTertque  ei  cathenas  statt  Redit;  77,  8  ipsa  rupes  ....  tante 
erat  altiludinis,  ut  magis  nubibus  herere  videretur  quam  terre^ 
ex  parte  montis  tamen  difQcillimum  .  .  .  .  sui  prebens  ascensum, 
ex  altero  vero  toto  corpore  in  stagnum  porrecta  statt  tantum 
und  ex  altera;  78,  14  suspirans  profundensque  lacrimis 
ora  statt  perfundensque;  79,  9  quod  factum  fuerat  confessus 
statt  actum  (c  ist  wol  aus  t  gemacht);  80,  11  mirantur  reges 
principes,  stantque  attoniti,  cucurrit  undique  populus  statt 
concurrit;  80,  35  omnibus  modis  statt  oimöis  dh,  omnimodis 
(Mussafias  R  hat  omnimode,  Aa  omnino);  85,  23  quod  dam  ei 
divinum  inspirans  ^  statt  quiddam ;  86,  3  Dedit  ...  eis  licentiam 

vescendi    de   fructu    omnis  ligni ,    excepto  ligno  tamen 

scientie  boni  et  mali  statt  tantum;  86,  26  quare  hunc  talem 
condidit  .  .  .  .,  vel  quare  arborem  illam  plantaverat  statt  plan- 
tavit;  87,  1  Dens  hominem  talem  condidit,  ut  immortalis  per- 
manere  possit,  si  vellet  statt  posset;  87,20  ampliori  glorie 
et'ficeretur  dignus  statt  amplioris;  94,  1  dominare  statt  domi- 
nari;  94,  1  hec  statue  auree  statt  hee;  96,  1  Augusto  scisci- 
tante  ....  respondit  statt  sciscitanti  (cod.  scicitanti);  98,  8 
soli  defectionem  statt  solis;  98,  20  hec  cprdis  tui  tenebre  sue 
lumine  visitationis  citius  illustrentur  statt  hee  und  lumine 
sue,  welche  Wortumstellung  im  cod.  durch  zeichen  angedeutet  ist; 
99,31  Ulixi  (mit  Mtiss.)  socios  statt  Ulixis;  99,  33  Ysidorus- 
que  Hyspaliensis  statt  Hyspalensis  (cod.  hyspalie  sis  [so]). 

Alles    mafs   des    glaublichen    übersteigt    es,    wenn    Österky 
97,  8  über  Socrates  in  dem  cod.  gelesen  haben  will:   postremo 

*  cod.  expirans 


ET  SEPTEM  SAPIENTIBÜS  243 

iD  carcere  positus  pro  fide,  quam  in  deum  habebat,  interiit 
statt  potatus  cicuta  (so  ii,  ci  cuta  falsch  getrennt  i). 

64,  18  ediert  Österley:  Uli  ex  consequentia  tuorum  p ro- 
de re  queo  verborum;  i  hat  statt  prodere  falsch  perdere,  n 
schreibt,  wie  es  scheint,  darüber  pro  (abbreviiert)  und  ein  hohes 
t  oder  ein  über  e  gesetztes  t  oder  dgL;  sollte  damit  prolen- 
dere  gemeint  sein?  dcmti  könnte  man  portendere  herstellen.  — 
64,  19  quod  cum  sine  tui  tuorumque  iniuria  dixerim  schreibt 
Österley  stillschweigend  statt  des  hslichen  tu  (dh.  tum);  dies  ist 
vielmehr  statt  tn  dk  tarnen  verschrieben,  —  ähnlich  ist  viel- 
leicht 87,  24  so  zu  befsern:  Cum  igitur  summe  bonus  sit  deus, 
est  (so  cod.,  et  Österley  an  sich  nicht  übel)  etiam  omnipo- 
tens  et  summe  iustus;  iustus  autem  nil  (so  cod.  ausnahmsweise) 
agere  aut  velle  potest,  nisi  quod  omnino  iustum  est.  Quamcum- 
que  ergo  summe  bonus  et  summe  potens  sit  deus,  nichil  tamen 
(cod.  tantum)  agere  aut  velle  potest,  nisi  quod  sua  summa  dicta- 
verit  iusticia  (so  cod.). 

An  nicht  wenigen  stellen,  wo  der  codex  das  richtige  bietet,  hat 
Österley  durch  falsche  lesung  des  codex  oder  durch  flüchtigkeit 
seiner  copie  den  sinn  entstellt:  3,  2  ediert  er  puram  in  prope- 
raculo  positam  dicere  ueritatem  ^  statt  propatulo;  3,  14  Cum 
autem  statt  Dum  aut  (vgl.  GParis);  3,  22  deluantes  statt  deli- 
rantes;  6,  3  botronibus  statt  botrionibus.  —  7,  26  Sed  hoc 
Martiali  gladio  effici  non  sine  discrimine  suorum  corporum 
arbitrantur;  aber  da  sie  sich  auf  das  verleumden  legen,  so  ist 
mat'iali,  wie  der  cod.  bietet,  regelrecht  als  materiali  aufzulösen; 
gleich  darauf  heifst  es  7,   30    von   derselben  Verleumdung  quod 

palam  ferre  non  audent,  hoc unguis  efficiunt  uenenosis 

nach  Österley,  allein  der  cod.  hat  gut  ferro;  12,  31  non  an- 
nuis  conuiuiis^  statt  antea  (abgekürzt  aiia);  15,  11  dolebantque 
puerulo  reuerentiam  exhibere  statt  exhiberi;  19, 19 — 21  ne  . . . . 
viderim  tibi  doloris  .  . .  auctor  existere  statt  viderer;  20,  25 — 27 

luravit  ille  se  observaturum  quicquid  preciperet ,  si  tamen 

ab  ullo  p  OS  sit  hominum  observari  statt  posset;  22,  11  singul- 
tus^  communicant  singultibus  5/a/t  commutant;  24,  23  Tanta 
enim  militum  mimorumque  ac  saltatorum  illic  advenerat  mul- 

'  cod.  falsch  uitatem  ohne  compendiumszeichen, 
'  so  II,  conuiuii  i. 
^  sungultus  cod. 

16* 


244  ZU  JOHANNES  DE  ALTA  SILVA  DE  REGE 

titudo  statt  saltatriciim  (vgl.  25,  9.  33);  44,  24  ne  forte  sicut 
et  ipse  penitendi  committas  statt  penitenda;  46,  4  eum  magnis 
donis  et  muneribus  (so  Muss.),  mestus  tarnen,  abire  per- 
misit  statt  donatum  muneribus;  47,  30  tleo  igitur  uteres 
(Muss,:  utere)  consilio,  dampnum  dissimula  statt  utens;  52,  25 
Contigit  ....  turbari  ....  Romanorum  regnum,  urbem  ipsam 
obsidentibus  inimicis.  Peracta  vero  obsidione  in  menses  plu- 
rimos  ceperunt  cives  fame  valida  laborare  statt  Protracta;  55,  17 
Cum  autem  cottidie  h  i  c  sine  murmure  et  reluctatione  faciat  statt 

hoc^;   59,  14  iuvenis delusione  sibi  ex  lecti  molUcie 

contigisse  putans  statt  delusionem;  69,  19  Horum  (so  Muss.) 
illico  nimio  terrore  correptus  cepique  hesitare  et  desperare  statt 
Horrui  (I);  72,  34  accenditur  ignis,  in  quem  a  patre  iubetur 
filius  proici,  nulli  tamen  in  illum  manum  mittere  presu- 
mente.  |  Ecce  senex  ....  descendit  statt  mit  veränderter  inter- 
punction  proici.  Nullo  tamen presumente,  ecce  senex  —  . ; 

76,  23  Sumptis  ille  cathenis  igni  eas  temptavit  dissolvere,  nee 
potuit,  temptavit  eos^  martello  frangere  statt  eas;  76,  34  Tunc 
casum  suum,  ut  fata  illa  suprema  disposuerant  (so  Österley 
durch  conjectur  statt  des  von  ihm  gelesenen  molorum  morem) 
suarum  dulcedine  vocum deflentes  statt  in  olorum  morem; 

77,  2  per  mane  aeris  volitantes,  und  so  scheint  allerdings  viel 
mehr  im  cod.  zu  stehn,  als  das  durch  die  analogie  von  3,  20  not- 
wendig erforderte  per  inane;  77,  34  cigni  ilico  advolabant, 
sonorique  plausu  alarum  ....  adgaudentes  ....  cibos  in 
sororis  gremio  sumebant  statt  sororique;  78,  5  dicentes  eam 
eundem  fere  vultum  habere,  quam  et  nimpha  habuerat  statt 
quem;  80,  3  Virgilius  ....  quasi  fulgor  per  medium  populi 
discurrens  supenenit  statt  fulgur;  81,  19  astringit  amplexibus, 
oculis  (so  Muss,)  demulcet  statt  osculis;  82,  28  in  foveam, 
quam  foverant  et  laqueum,  quem  [cod,  que]  tetenderant,  inci- 
dentes  statt  foderant;  83,  24  Quis  hodie  .  .  .  patris  mutetur 
iustitiam?  statt  imitetur  (dies  scheint  durch  rasur  aus  mutetur 
corrigiert,  wenn  auch  die  correctur  nicht  ganz  durchgeführt);  88,  25 
in  illam  statt  illum  (nämlich  puteum);  88,  37  Quis  fleat  Em- 
pedocle  statt  Empedoclem  (so  n,  empedolce  i);   89,  31  Qui- 

>  wegen  compendiums  kann  auch  haec  gelesen  werden, 
^  dahinter  steht  durchstrichenes  temptauit  im  eod. 


ET  SEPTEM  SAPIENTIBÜS  245 

bus  ....  per  Moysen  (so  eod,) ....  cultus  cerimoniäs  preceptaque 
legalia  velut  elemeota  sacrationis  olim  future  eruditionis  io- 

a 

pressit  statt  sacratioris  (eod.  sactOris);  91,  17  Ceterum  autem 
quidam  ex  nostris  prophetis  ex  celi  terreque  conpositione, 
ex  elementorum  concordi  discordia,  ex  temporum  Ticissitudine 
(cod,  uissisitudioe)  plaoetarumque  motu  deum  esse  qui  hec  rege- 
ret,  cognoveruQt  (seltsame  propheten!)  statt  vestris  philo- 
sopbisl  (der  cod.  hat  nris  pffis  dh.  nostris  philosophis /abcAJ; 
92,  13  indignum  stultumque  micbi  videtur,  ut  bic  deus  pro 
bomine  patiatur  statt  boc  oder  baec  (cod,  V);  93,  6  patri  qui- 
dem,  ex  quo  omnia,  potentia,  filio  vero,  per  quem  omnia, 
sapientia,  spiritui  autem  sancto,  in  quo  omoia,  beneplacitum 
attribuimus  statt  potentiam  und  sapientiam;  94,  29  babes  Martern 
furentem,  ebrium  Bacum  et  sternentem  statt  stertentem  (so 
wol  n,  sternentem  i);  98,  34  Sic  ergo  magnus  populorum  con- 
cursus  statt  Fit. 

Die  schlimmste  Sinnentstellung  bietet  nachfolgende  Schreibung 
Österkys:  er  ediert  97,  21  Rome  ....  templum  pacis  et  concordie 

corruit ,  in   cuius  superliminari  scripserat  Romulus,  quod 

non  antea  corrueret,  quam  virgo  filium  peperisset.  Quod  utrum 
propbetando  dixerit,  an  negando,  quasi  impossibile  esset  ruere 
templum,  sicut  virginem  parere  impossibile  videbatur,  cum  lu- 
deis boc  tamen  constat,  quod  nato  Cbristo  de  virgine  templum 
eversum  est.  und  doch  hat  der  cod,  richtig:  Quod  utrum  pro- 
pbetando dixerit  an  negando^  quasi videbatur,  tu  vi- 

deris;  boc  tamen  etc. 

Einiger  angaben  entstehung  ist  überhaupt  unbegreiflich;  so 
ediert  Osterleg:  5,  12  iniuriam  pauperi  irrogatam  sibi  factam 
deputans,  das  wort  factam  fehlt  bei  Mussafia  gänzlich,  es  ist  con- 
jectur  des  herausgebers  statt  des  angeblich  in  der  hs,  stehenden 
fecit;  aber  von  fecit  steht  keine  spur  in  der  hs,;  es  ist  einfach 
zu  streitAen,  —  7,  2  ediert  er  regnique  statt  et  regni;  8,  1  ne 
....  mendaces  esse  conprebendantur  et  dolosi,  macbinationi 
et  amaritudini  mentis  sue  melapponunt,  sfo^^  deprebendantur 
und  opponunt;  12,  25  dies  letitie  patris  anima  refulsisset  5(a/t 
animo;  14,  25  eum  grammaticam  >,  que  prima  est  et  mater  artium, 
perdocuit  statt  ei  und  exposuit;  17,  31  quidve  tantus  dolor 

*  gramattcam  eod. 


246         ZU  JOHANNES  DE  ALTA  SILVA  DE  REGE 

significet  statt  clamor;  23,  11  Qua  igitur  fronte  patri  filium 
unicum  mutum  reddemus?  qua  audacia  eius  terribili 
astabimus  aspectui?  statt  audatia  terribili  etc.  (von  eius  ist  keine 
spur  im  cod.);  31,  11  scribens  patri  statt  scribitque;  31,  18 — 19 
percipiuntque  statt  accipiuntque;  57,  .17  puto  principes 
tuos  contra   leges  male  intellectas  errasse  statt   circa  leges; 

58,  5  Puella firmavit  in  animo  nullum  se  accepturam 

virum  statt  des  seltsamen  ducturam;  60,23  negavit  sro/r  negabat; 
67,  1  cum  securi  repedaremus  statt  dum  (so  auch  Mussafia); 
7,  6 — 7  hat  Österley  pietas  de  celis  ad  terram  descenderat 
vielleicht  terram  statt  des  hsl.  ierrdiS  beabsichtigt. 

Überhaupt  hat  Österley  nicht  selten  willkürlich  statt  einer  an 
sich  untadeligen  lesart  des  codex  eine  andere  (am  conjectur?)  gesetzt, 
ohne  die  Variante  des  codex  anzugeben:  so  ediert  Österley  unnütz 
5,  10  existimares  (mit  Muss,)  statt  estimares;  11,  26 — 29 
palatium  ....  in  quadam  regni  sui  civitate  ....  edificavit, 
que  ....  Palernum  vocatur  statt  quod;  17,  24  quadam  die 
statt  quodam;  17,  27 — 28  subita  animi  mutatione  turbatus  statt 
subito;  19,  32  prebuit  statt  prestitit;  20,  23  certo  statt 
certe;  26,  26  manserant  statt  remanserant  (vor  dem  ersten 
r  ist  eine  kleine  rasur);  26,  34  Dolopatos  cum  agmine  suo  lento 
incedens  gressu  cum  in  ....  planitiem  duobus  iam  peractis 
miliaribus  devenisset,  vidit  s/a^^  milibus  devenissent;  33,  6 
und  43,  19  ergo  statt  igitur;  30,  26  venerandam  capitis  canitiem 
statt  verendam  capitis  caniciem;  31,  27  Tunc  statt  Tum;  31,  32 
obsorberet  statt  absorberet;  32,  7  inebrietur  statt  debrie- 
tur;  33,  22  Sciebat  enim,  quod  statt  quia;  33,  25  in  lecticulo 
statt  in  lectulo;  34,  19  omni  timore  postposito  statt  pudore; 
36,  10  ut  hunc  super  cervicem  tuam  regem  constituat  ieque 
et  (ilios  si  habueris  in  regno  Sicilie  exheredet  statt  supra  und 
a  regno;  36,  33  enim  statt  etenim;  37,  15  persenserantque 
clamorem  et  strepitum,  sed  quid  ostenderent  ignorabant  8/a(( 
ostenderet;    39,  16    Pater   quoque  et  fratres  cognatique  ipsius, 

reges  similiter  et  principes,  qui    aderant, aiunt  statt 

scilicet  (mit  compendium);  40,  26 — 27  veprumque  statt  der 
genetivform  vepriumque;  42,  9  in  preeminenti  loco,  statt 
preminenti;  46,  8  Habuit  (so  Mussafias  AB)  hie  multos  filios 
statt  Habebat;  46,  34  exit  (so  Muss.)  statt  exiit;  50,  21  cru- 
ciatibus  corporis  et   anime  (so  Muss.)  statt  animi;  54,  14  In- 


ET  SEPTEM  SAPIENTIBÜS  247 

terim  statt  Interea;  55,  1  unumquidque  statt  uoumquodque; 
57,  3  und  98,  25  o  venerande  statt  o  reverende;  60,  11 
equo  descendit,  regemque  adiit  regemque  salutat  statt  adit; 
61,  1  mittoque  debitum  statt  dimittoque;  63,  26  si  priocipum 
....  sententiam  mutari  non  vis  statt  mutare;  67,  36  non 
Valens  (so  Muss.)  statt  non  potens;  68,  27  Vero  statt  Verum 
(so  auch  Muss.);  72,  27  dampnassent  statt  dampnavissent;  76, 
33  cathenis  statt  cathenulis;  78,  34  puellam  statt  puellulam; 
79,  26  regina  ut  leena,  que  proprios  amiserat  (so  Muss,) 
catulos,  furens  prorumpit  statt  amiserit;  79,  33  manus  levat 
ad  celos  iuratque  per  deos  statt  manum;  80,  9  grave  rupit 
Silentium  statt  rumpit;  81,  12  vidit  (so  Muss,)  statt  videt; 
81,  13  amore  eius  capitur  statt  illius  (so  Muss.);  82,  1  cum 
hie  ...  .  laborat  frustra,  illa  repente  domum  insilit  statt  dum 
(so  Muss,);  86,  1  ut  operaretur  sine  labore,  ut  viveret  in  eo 
statt  et;  89,  29  possint  statt  possunt;  97,  6  boc  ydolum  es 

esse,    hoc  argentum,  illud  aurum diceret  statt  illud ; 

98,  1  usque  ad  horam  nonam  statt  in;  98,  23  magna  populo- 
rum  turma  statt  turba.  ebenso  ediert  er  At  fahck  statt  Et  45,  8; 
ebenso  ac  statt  et  15,  7,  und  umgekehrt  et  statt  ac;  37, 14;  40,  34; 
60,  16;  63,  33.  —  88,  5  Aa^  6r  accuset  statt  accuses  (so  cod,) 
und  45, 15  illuc  venire  statt  illic  venire  (so  cod.;  vgl,  71,  34 — 35; 
24,  24;  auch  68,  14.  16)  vielleicht  absichtlich  geändert. 

Ob  fid'i  74,  36  fidei  oder  fidelitati  bedeutet,  ist  wol  titisicher ; 
96,  11  (an  wol  verderbter  stelle)  ist  unentscheidbar,  ob  als  drittes 
wort  dni  (dh.  domini)  oder  dm  (dh,  deum)  dastand;  32,  14  ist 
statt  ipsa  Luscinium  in  suis  reciperet  thalamis  (cod.  thalam) 
vielleicht  in  suum  ....  thalamum  zu  schreiben  (vgl,  33,  37; 
37,  36). 

Dieselbe  nachläfsige  Willkür  des  herausgebers  zeigt  sich  ge- 
legentlich in  der  Wortstellung:  so  ediert  er  9,  30  gegen  das  zeugnis 
der  handschrift  se  cesari  statt  cesari  se;  12,  2  glorie  deesset 
statt  umgekehrt;  15,  22  non  debere  nee  decere  statt  non  decere 
nee  debere;  19,  15  pro  morte  matris  statt  pro  matris  morte; 
28,  32  Quo  mundus  iste  feratur,  diiectissime,  casu  cuive 
facto  incertoque  genus  hominum  subiaceat,  te  optime  scire,  fili 
mi,  non  ignoro:  aber  erstlich  steht  nicht  diiectissime  f/a,  sondern 
dulcissime,  und  da  dies  wort  von  ii  über  dem  absatze  hinzuge- 
fügt und  hinter  Uli  mi  ein  auslafstmgszeichen  gemacht  ist,  so  ist 


248         ZU  JOHANNES  DE  ALTA  SILVA  DE  REGE 

dies  duicissime  erst  hinter  fili  roi  einzusetzen;  38,  16  Rex  vera 
dum  vix  regina  sermonem  finiret,  sustinens  statt  vix  dum,  da 
das  von  i  ganz  vergefsene  wort  uix  von  ii  am  rand  zugefügt  aber 
durch  ein  kreuz  ah  nach  uero  zu  stellen  bezeichnet  ist;  er  ediert 
52,  19  tibi  forsitan  novum  statt  forsitan  tibi  novum;  56,  12 
Don  differas  nostris  soUenniis  exhibere  statt  non  differas  exibere 
Dostris  soUeniis  (so!);  57,  10  quid  tibi  super  hoc  videatur  starr 
quid    super    hoc   tibi   videatur;    64,  5   lento   gradu   noa   sine 

admiratione  transiens  ad  regem  usque  pervenit  statt  lento 

gradu  transiens  non  sine admiratione  ad  regem  etc.;  65, 26 

nullam  artem  aliam  (mit  Muss,)  statt  nuUam  aliam  artem;  66,  25 
Uio  negante  obolo  eos  saitem  redimere  velle  statt  obolo 
saltem  eos  redimere;  66,  30  levius  puto  solis  verbis  lucrari 
statt  verbis  solis  (so  auch  Muss.);  67,  7  pro  nostra  redemp- 
tione  statt  pro  redemptione  nostra  (so  auch  Muss.);  87,  6  liberum 
ei  da  US  arbitrium  statt  dans  ei;  auch  98,  7  ist  an  sich  kein  grund 
multas,  das  der  codex  vor  Nicee  urbes  hat,  umzustellen. 

Namentlich  am  schlufs  der  Zeilen  hat  der  Schreiber  der  Or^ 
vder  hs,  gelegentlich  einzelnes  vergefsen:  so  ist  zeilenschlufs  57, 17 
nach  super  (vergefsen  ist  hoc);  62,  18  nach  mortis  (daher  meine 
Vermutung  (in)terminatione  gesichert);  91,  9  nach  testüdinis 
(daher  et  einzusetzen);  daher  ist  wol  59,  19  artibus  Atitfer  magi- 
cis,  welches  am  zeilenende  steht,  zu  ergänzen,  nicht  (mit  Österley) 
vor  magicis.  auch  66,  3  will  ich  daran  erinnern,  dafs  mit  bac 
eine  zeik  schliefst  (Mussafias  text  fügt  dahinter  herba  zu). 

In  folge  flüchtiger  lesung  ist  endlich  auch  an  manchen 
der  ergänzung  bedürftigen  stellen  geirrt:  Österley  ediert  20,  17: 
sie  oportet  fieri,  ut  me  in  urbe  relicto  in  patriam  (repedas), 
das  letzte  wort  ergänzt  er.  aber  der  cod.  hat  statt  in  deutliA 
tu;  also  ist  es  nicht  undenkbar,  dafs  zu  ergänzen  ist:  ut  me  in 
urbe  relicto  tu  patriam  (revisas)  oder  (repetas)  oder  auch  tu 
repatries  oder  dgl.;  31,  10  ediert  er:  scedulam  calamumque  et 
atramentum,  doch  steht  von  et  nichts  im  cod.,  und  da  atramentum 
von  n  hinzugefügt  ist,  kannte  man  zb.  auch  an  scedulam  cala- 
mum  atramentumque  denken.  —  35,  2  ediert  er:  ad  se  vocat 
puellas  suorum  conscias  secretorum  easque  sie  alloquitur 
verbis:  0  meorum,  ait,  conscientie  secretorum,  mee- 
que  felicitatis  participes  etc.,  dazu  macht  er  die  anmerkung: 
'easque  —  secretorum  am  rande,  halb  abgeschnitten.*  in  würklichkeit 


ET  SEPTEM  SAPIENTIBUS  249 

steht  am  rande,  von  dem  ein  teil  links  abgeschnitten  ist^  folgendes 
von  II  nachgetragen: 

lis  uerbis 

/st"  0  me^ 

lit  consde 

Also  hat  man  etwa  zu  ergänzen:  ad  se  vocat  puellas  suorum 

conscias    secretorum    (et   alloquitur)  bis   verbis^   (mi- 

ni)stra8:  0  ine(orum),   ait,   conscie  (se)cretoruin, 

meeque  etc.  —  92,  17  ediert  er:  Propter  homiDem  quippe  bu- 

manitatem   (assumpsit,   nee   tarnen   perdidit  divinitatem ,   immo 

potius  nostram  edificavit  bumanitatem),  assumpsit,  quod  non 

erat,  mansit  tarnen,  quod  erat,    statt  dessen  schreibt  u  am  rande, 

der  vom  buchbinder  zum  teil  abgeschnitten  ist: 

t  »( 
assus*  ul 

n  tn  pdid"*  dy 
ti  immo  p< 
oram  dlflci 
bumanitateuN 

dh.  assumsit  u  .  . .  (dh.  zb.  ultroPj,  nee  tarnen  perdidit  dei- 
(ta)tem,  immo  po(tius)  nostram  deific(avit)  bumanitatem.  ^  — 
freilich  versichert  Österley  (vorr.  p,  x)  er  habe  an  solchen  ver- 
stümmelten stellen  'die  lesungen  der  späteren  handschriften  zu 
hülfe  genommen',  welche  mir  hier  nicht  zugänglich  sind.  87,  4 
hat  der  cod.  richtig  Imortalitatem. 

Wo  in  folge  der  neuen  coüation  eine  von  den  bisherigen  recen- 
senten  der  Österleyschen  ausgäbe  vorgetragene  conjectur  bestätigt  oder 
überflüfsig  geworden  ist,  habe  ich  dies  nicht  ausdrücklich  erwähnt. 

'  statt  st**  könnte  man  auch  an  it*'  oder  selbei  an  ic**  denken, 
^  der  buchitabe  vor  cretoram  kann  t  gewesen  sein. 
'  vielleicht  stand  vor  ministras  noch  etwas,  vgl,  36,  28  Medee  mi- 
oistra;  kaum  (aiD)ica8  statt  ministras  usw, 

*  aufserdem  steht  rot  am  rand  nee  tarnen  perdidit 

Strafsburg.  W.  STÜDEMÜND. 


250  RUNEN  IN  BERLIN 


RUNEN  IN  BERLIN. 

Hr  dr  Ludwig  Wimmer  ist  in  seiner  abhaodlung  über  den 
Ursprung  und  die  entwicklung  der  runschrift  im  Norden,  die  mir 
durch  seine  gute  als  stattliches  buch  in  einem  sonderabdruck  aus 
den  Ärböger  for  nordisk  oldkyndighed  og  historie  von  1874  vor- 
liegt, zu  zwei  ergebnissen  gelangt,  von  denen  das  eine,  die  ab- 
stammung  der  runen  von  dem  lateinischen  aiphabet,  mit  der  wol 
schon  lange  —  wegen  des  wertes  und  der  gestalt  der  zeichen 
r  n  t^  R<  H  ^  —  feststehenden  Überzeugung  aller  vorurteilslos 
in  diesen  dingen  denkenden  überein  trifft,  das  andere  dagegen, 
die  herleitung  des  nordischen  alphabets  von  16  zeichen  aus  dem 
älteren  von  24,  mit  einer  ansieht  in  Widerspruch  tritt,  die  bis- 
her wol  den  meisten  ungefähr  wie  Kirchhoff  (zs.  10,  206)  die 
Sicherheit  eines  rechenexempels  zu  haben  schien,  ich  glaube, 
auch  der  beweis,  den  hr  Wimmer  hiefür  mit  hilfe  der  inschriften 
führt,  wird  sich  nicht  anfechten  lafsen  und  leicht  durch  neue 
funde  noch  weitere  bestätigung  erhalten,  wenn  aber  das  eine 
ergebnis  so  fest  steht  wie  das  andere,  so  dünkt  mich  existiert 
das  rätscl  gar  nicht  mehr,  an  dessen  lösung  hr  Wimmer  s.  125f 
noch  verzweifelt,  es  existiert  nur  bei  dem  uralphabet  von  bei- 
läufig 16  zeichen,  denn  die  erste  frage  ist  dann,  woher  die  Ver- 
stümmelung und  unvollkommene  entlehnung  des  lateinischen 
alphabets?  die  sich  gar  nicht  genügend  beantworten  läfst.  bei 
dem  aiphabet  von  24  zeichen  fällt  sie  hinweg,  wir  sehen  darin 
den  grösten  teil  der  lateinischen  buchstaben  mit  geschickten, 
dem  writan  und  schneiden  in  holz  angemefsenen  modißcationen 
verwendet  und  nur  ganz  entbehrliche  oder  aus  irgend  welchem 
gründe  unbrauchbare  übergangen,  die  unentbehrlichen  unter 
diesen  aber  oder  sonst  unentbehrlich  scheinende  zeichen  ent- 
weder durch  sinnreiche  neubildungen  aus  den  modificierten  la- 
teinischen  oder  auch  durch  ganz  neue  erfindungen  ersetzt  (vgl. 
Wimmer  s.  120  f).  wir  können  daher  in  dem  ganzen  ai- 
phabet nur  ein  werk  eines  einzelnen,  tief  sinnigen,  genialen 
mannes  erkennen,  eine  Schöpfung  ähnlich  wie  das  aiphabet  des 
Vulfila,   die  dann  durch    ihre   eigne  macht  fortwürkte  und  sich 


,  w     (   «-^ 


RUNEN  IN  BERLIN  251 

fortpflanzte,  er  mag  auf  besondre,  nicht  auf  scbulmäfsige  weise 
nach  abcedarien,  sondern  aus  zusammenhängenden  texten  lateinisch 
lesen  gelernt  haben;  jedesfalls  konnte  ihm  die  herkömmliche 
Ordnung  des  lateinischen  alphabets  gleichgiltig  sein,  müfsen  wir 
in  dem  runfuthark  von  24  zeichen  eine  eigentümliche,  geniale 
neuschöpfung  anerkennen,  so  hat  auch  die  veränderte  anordnung 
der  buchstaben,  ihre  einteilung  in  drei  gleiche  Zeilen  von  je  acht 
zeichen,  ihre  benennung  mit  namen,  die  aus  dem  kreifse  der 
anschauung  der  alten  Germanen  genommen  sind  und  ihn  unge- 
fähr umschreiben  (vgl.  Liliencron  Zur  runenlehre  s.  21  f),  nichts 
auffallendes  oder  gar  etwas  rätselhaftes,  den  namen  ür  für  die 
Urune  hätte  man  längst  wol  dafür  geltend  machen  können,  da 
namen  und  zeichen  nicht  zu  trennen  sind,  dafs  die  erfindung 
nicht  im  Norden,  sondern  bei  den  Süd-  oder  Westgermanen  ge- 
macht ist,  die  auch  der  einwürkung  von  Rom  her  zunächst  aus- 
gesetzt waren,  auch  den  wunderbar  schönen  und  erhabenen 
mythus  von  der  erfindung  der  runen  durch  Odin  kann  ich  nicht 
für  ausschliefslich  oder  ursprünglich  nordisch  halten,  die  aus- 
breitung  des  Wodanscultus  geht  mit  der  einwürkung  und  Ver- 
breitung der  südwestlichen  cultur  band  in  band  «und  nach  dem 
mythus  hat  daran  und  an  der  Steigerung  des  ansehens  des  goltes 
die  erfindung  der  runen  den  allerwesentlicbsten  anteil.  den 
zeichen  schien  eine  geheimnisvolle,  daemonische  macht  inne  zu 
wohnen:  sie  schienen  gleichsam  die  seele  und  das  wesen  der 
dinge  selbst  zu  enthalten  (Zur  runenlehre  s.  47).  Odinn  hat 
daher  durch  ihre  erfindung,  die  ihm  nur  durch  die  äufserste  Ver- 
tiefung seines  geistes  in  sich,  indem  er  sich  selbst  sich  opferte, 
gelang,  der  herschaft  über  die  weit  sich  bemächtigt.  ^  durch  sie 
erst  ist  er  allmächtig,  von  der  macht  der  schrill  hat  nie  ein 
Volk  gröfser  gedacht  und  sie  höher  gestellt,  die  erfindung  der 
runen  ist  das  erste  erzeugnis  des  geistes,  dem  auch  die  kunst 
Gutenbergs  entsprang,  aber  wahrlich  auch  kein  geringeres  zeugnis 
seines  Vermögens,  doch  ich  wollte  nur  mit  einigen  Worten  auf 
Wimmers  vortreffliche  schrift  aufmerksam  machen,  die  mich 
mahnt  etwas  längst  versäumtes  nachzuholen. 

Hr  Wimmer  verzeichnet  s.  57—59.  263  die  bis  jetzt  aufser- 


1  natörlich  ist  nur  Hävam.   13$.  139.  t41  zu  verbinden  und  von  der 
störenden  str.  140  abzusehen. 


252  RUNEN  IN  BERLIN 

halb  des  Nordens  und  Englands  gefundenen  denkmäler  mit  runen 
der  älteren  art  er  übergeht  das  goldene  kreuz  von  Nordendori^ 
die  tohnscheibe  von  Nassenbeuern  und  den  serpentinbecher  von 
Monsheim,  deren  Inschriften  Dietrich  in  dieser  zs.  14,  83  f.  85* 
91  zuerst  bekannt  machte;  das  zeftit  auf  dem  kreuze  ist  frd- 
lich  völlig  sinnlos  und  nicht  einmal  ganz  sicher  zu  lesen,  bei 
den  zeichen  der  tohnscheibe  kann  man  sogar  zweifeln  ob  man 
runen  vor  sich  hat,  und  die  beiden  runen  des  bechers  möchte 
man  erst  mit  ihrer  Umgebung  genauer  abgebildet  sehen,  ich  erlaube 
mir  aufserdem  noch  folgendes  in  erinnerung  zu  bringen,  in 
dem  vierzehnten  bericht  der  Schleswig-Holstein-Lauenburgischen 
gesellschaft  für  Sammlung  und  erhaltung  vaterländischer  alter» 
thümer  von  1849  wurden  von  hm  JuUus  Friedländer  und  mir 
aus  der  Sammlung  seines  hm  vaters  Benoni  Friedländer  in  schönem 
kupferstich  bekannt  gemacht  und  aufs.  10-- 14  näher  besprochen 
der  vorher  schon  von  Finn  Hagnusen  (Runamo  s.  221 — 223  und 
taf.  xm  fig.  4"'')  publicierte,  facettierte  ring  mit  dem  öfter  wieder* 
kehrenden  alu,  der  bracteat  mit  dem  namen  vaiga  und  ein  kleiner 
tohnkopf  mit  fünf,  auf  den  scheitel  und  die  vier  Seitenflächen 
der  basis  verteilten  runen.  hr  Benoni  Friedländer  hatte  diese 
stücke  hier  in  Berlin  nach  und  nach  angekauft,  den  ring  im  juni 
1839  nebst  drei,  einander  ganz  gleichen  bracteaten  von  der  be- 
kannten art  (ein  männliches  haupt  mit  aufgebundenem  haar  oder 
heim,  ross  und  vogel),  von  denen  einer  auf  der  tafel  des  berichts 
mit  abgebildet  ist.  diese  vier  stücke  sollten  zugleich  mit  mehre* 
ren  andern,  von  hrn  Friedländer  nicht  angekauften,  goldenen 
Schmucksachen  gefunden  sein  und  ^kamen',  wie  sich  hr  Julius 
Friedländer  vorsichtig  ausdrückt,  ^angeblich  aus  Pommern';  nach 
einer  mitteilung  des  damaUgen  Vorstandes  des  museums  vater* 
ländischer  altertümer  im  schlofse  Monbijou,  des  hrn  von 
Ledebur  in  der  Sitzung  der  Berliner  gesellschaft  für  erd- 
kunde  vom  7  sept.  1839  (Monatsberichte  der  gesellschaft  1840 
s.  97)  sollten  sie  mit  noch  drei  andern  bracteaten  von  ganx 
gleichem  gepräge  und  den  andern  goldsachen,  damnter  zwei  gold- 
münzen  von  Theodosius  i  (379—395)  und  Leo  i  (457— 474^ 
in  Pommem  bei  Körlin  an  der  Persante  zwischen  Rolberg  und 
Beigard  gefunden  sein,  woraus  der  vorläufige  Sitzungsbericht 
in  der  preufsischen  Staatszeitung  vom  18  oct.  1839  nr  289  Köslin 
machte,  was  Finn  Magnusen    und  darnach  mich  verleitete  den 


RUNEN  IN  BERLIN  253 

fund  nach  diesem  etwas  ösüicber  belegenen  orte  zu  versetzen.  < 
auch  Thomsen  in  den  Annaler  for  nordisk  oldkyndighed  1855 
s.  307  teilt  diesen  irrtum,  unterscheidet  aber  s.  312  richtig  den 
bracteaten  mit  der  inschrift  vaiga,  der  auch  sonst  von  verschie- 
denem gepräge  mit  dem  Körliner  funde  nichts  zu  tun  hat^  ebenso- 
wenig als  der  tohnkopf:  beide  sind  nach  hrn  FriedlSnders  aus- 
drücklicher angäbe  ^von  unbekannter  herkunft',  wenn  es  auch 
wahrscheinlich  ist  dafs  sie  hier  im  osten  der  Elbe  oder  im  gebiet 
der  Oder  und  Weichsel  gefunden  wurden,  hr  Wimmer  setzt 
s.  57.  60  diesen  bracteaten  nach  dem  vorgange  des  hrn  Stephens 
(Runic  monuments  p.  541)  nach  Köslin,  Dietrich  (zs.  13,  2.  44) 
völlig  grundlos  nach  Meklenburg,  und  hr  Stephens  versucht 
p.  600  ff  seines  Werkes  die  klaren  und  unzweideutigen  aussagen 
der  beiden  ersten  und  glaubwürdigsten  zeugen  über  den  KörUner 
fund  methodisch  in  Verwirrung  zu  bringen;  es  darf  aber  darauf 
und  auf  seine  beiläufige  Verurteilung  des  tohnköpfchens  als  eine 
^evident  forgery'  niemand  mehr  gewicht  legen  als  auf  seine  übrigen 
wifsenschafllichen  meinungen  und  urteile,  das  seltsame  köpfchen 
macht  wol  jeden  zuerst  stutzig:  aber  sachlich  ist  dagegen  doch 
nichts  einzuwenden,  wegen  des  leirblöt  gört  i  mannzUki  af  leiri  eda 
af  deigi  des  alten  Eidsivathings-christenrechts  c.  24  (vgl.  Indic.  su- 
perst.  26 — 29,  myth.  1 131  f,  FridJ).  s.  c.  9),  und  wer  hätte  dergleichen 
wol  vor  30 — 40  jähren  oder  gar  früher  in  Deutschland  fabricieren 
können?  dafs  so  überaus  vorsichtige  Sammler  und  gewiegte,  strenge 
kenner,  wie  die  hrn  Friedländer  beide,  nicht  nur  keinen  verdacht 
schöpften,  sondern  im  gegenteil  von  der  echtheit  des  Stückes  voll- 
kommen überzeugt  waren,  mag  jeden  beruhigen,  der  nur  die 
abbildung  und  nicht  das  original  selbst  zu  gesicht  bekommen 
hat  durch  den  augenschein  kann  sich  jetzt  jeder  Zweifler  selbst 
überzeugen,  alle  drei  ehemals  Friedländerischen  rundenkmäler 
befinden  sich  jetzt  im  Berliner  museum  nordischer  altertümer, 
der  ring  mit  den  drei  dazu  gehörenden  runenlosen  bracteaten 
aus  dem  Körliner  funde  als  von  ^unbekannter'  herkunft  einge- 
tragen unter  ii.  5864 — 5867,  der  bracteat  mit  vaiga  von  jedes- 
falls  unbekanntem  fundorte,  aber  wie  Thomsen  sagt  ^udentvivl 
funden  i  Nordtydskland',  unter  n.  5868  und  das  tohnköpfchen 

^  Wiberg  (Einflufs  der  classischen  Völker  auf  den  norden  1867  s.  114) 
nennt  richtig  Körlin. 


254  RUNEN  IN  BERLIN 

unter  i.  3973.  dies  sind  aber  nicht  unsre  einzigen  rundenk- 
mäler. 

Schon  vor  mehr  als  zwanzig  jähren  hat  ein  hr  Wolanski  in 
seinen  Schrift-denkmalen  der  Slawen  vor  Christi  gehurt,  ii  und  m 
iieferung,  Gnesen  1852  auf  taf.  vni  unter  nr  39  einen  wie  es 
heifst  s.  47  im  mai  1850  im  grofsherzogtum  Posen  in  einem 
grabhügel  gefundenen  bracteaten  abgebildet,  mit  einem  rechts 
gewendeten  manneshaupte,  darunter  ein  in  derselben  richtung 
laufendes  ross,  wenn  man  das  untier  noch  für  ein  ross  anerkennen 
will,  unter  dem  heim  oder  schmucke  des  hauptes  rechts  dem 
beschauer  eine  crux  gotica  oder  ansata  (zs.  13,  4  Ot  dann  Unks 
gegen  den  rand  fünf  deutliche  linksläußge  runen 

so  dafs  die  erste  rune  Z  den  schmuck  des  manneshaupts,  die 
letzte  den  pferdekopf  berührt,  ein  bracteat  aus  diesem  funde 
sollte  nach  hrn  Wolanski  nebst  einem  gefäfse  und  kleinen  ketten 
ins  Berliner  museum  gekommen  sein,  über  den  fund  enthält 
die  Schrift  des  baurats  GACrüger  Über  die  im  regierungsbezirk 
ßromberg  aufgefundenen  altertümer  (Mainz  1872)  s.  17  f  nähere 
angaben :  *Nahe  bei  dem  dorfe  Wapno  zwischen  Wongrowitz  und 
Exin  (südlich  von  der  Netze)  stehen  und  standen  einige  so- 
genannte mogillen  oder  grabhügel,  regelmäfsig  von  erratischen 
blocken  aufgepackte  Steinhaufen  von  50 — 100  fufs  länge,  20 — 50 
fufs  breite  und  6 — 8  fufs  über  der  erde  hervorragend;  in  die- 
selbe reichen  sie  2 — 5  fufs,  haben  also  eine  gesammthohe  von 
8 — 13  fufs.  um  die  steine  zu  landwirtschaftlichen  gebäuden  zu 
verwenden  liefs  der  besitzer  (ein  hr  von  Wilkonski)  einen  solchen 
Steinhaufen  ab-  und  bis  zur  sole  ausbrechen,  dort  fanden  sich 
urnen,  roh  aus  freier  band  geformt^  mit  knocbenresten,  kohlen 
und  asche,  aber  auch  vier  goldbracteaten.'  hr  Crüger,  der  kurz 
nach  der  aufßndung,  wie  er  meint  im  frühjahr  1852,  an  ort  und 
stelle  war,  fertigte  von  dem  bracteaten  mit  der  Inschrift  ^  ^  ^  ^  ^ 
eine  Zeichnung  an,  die  mir  vorliegt.  ^  meine  erkundigung  auf  dem 

^  auf  taf.  1  nr  t6  seiner  schrift  hat  hr  Crüger  einen  sogenannten  celt 
mit  den  vollkommen  klaren  runen  |^  P  ^  P  abgebildet,  auf  meine  anfrage  be- 
nachrichtigt mich  derselbe  gefalligst  unterm  13  october  aus  Schneidemüh], 
dafs  ein  dortiger  schloCser  sie  ihm  auf  sein  ersuchen,  so  gut  es  gieng,  aus 
der  erinnerung  aufgezeichnet  habe,  nachdem  er  die  in  der  nähe  des  orts 
von  seinem  vater  beim  ausroden  eines  kieferstubbens  einmal  gefundene  waife 


RUNEN  IN  BERLIN  255 

hiesigen  museum  ergab  dafs  sich  dieser  bracteat  jetzt  als  n.  5690  nebst 
noch  einem  bedeutend  grOfseren,  aber  inschriftlosen  aus  Wapno 
bei  Exin  (nr  ii.  5689)  hier  befindet,  aber  von  einem  geföfse  und 
kleinen  ketten,  die  mit  den  bracteaten  zugleich  hieher  gekommen 
wären,  ergibt  das  sorgfältig  geführte  Journal  der  Sammlung  nichts. 
Die  lesung  der  inschrift  kann  nun  nicht  im  geringsten 
zweifelhaft  sein,  wenn  auch  das  ^  etwas  verschlifsen  oder  ab- 
geplattet ist.  was  ist  aber  mit  sabar  anzufangen?  es  ist  gewis 
ein  name  und  dieser  im  gründe  ein  adjectiv,  wie  einfache  starke 
adjective  sonst  als  namen  gebraucht  wurden,  Amal,  Anamuot 
(ags.  anmöd),  Bald,  ags.  Deör,  Erph  fArpus  bei  Tacitus?),  Stiel, 
Sh\r,  Suuind,  Unarc,  Unforht,  Unlaz,  Unleid,  Vnnioh,  Uuacar, 
schon  von  Agathias  belegt,  ^Paog  und  ^Pamoq  bei  Dio  71,  12 
ua.  aber  das  adjectiv  got.  sahrs  oder  safrs,  ahd.  sabar  oder  savar 
usw.  ist  nicht  zu  belegen  und  der  name  Sabar  (Safar)  oder 
Savar  nur  durch  den  Ortsnamen  SavereshAsen  j.  Sabershausen 
bei  Castellaun  im  regierungsbezirk  Coblenz  (Beyer  nr  400  a.  1100) 
und  allesfalls  durch  Savarsteti  j.  Saferstetten  in  Niederbaicrn  am 
Saversberge  (Juvav.  p.  22.  34  a.  798,  Keinz  p.  17.  32,  Förstem. 
22,  1295).  nahe  liegt  jedoch  auch  Saffarius,  der  name  eines 
bischofs  von  Perigueux  bei  Gregorius  Turon.  9,  41 ;  und  der 
Gotenname  Saphrax  (gen.  Saphracis)  bei  Ammian  und  Zosimus, 
der  fränkische  Saffaracus  des  Pariser  concils  vom  j.  555  ist 
jedcsfalls  ein  derivatum  von  einem  nomen  safr  (oder  safar),  das 
JGrimm  (zs.  6,  539)  dem  lat.  sapor  gleichsetzte,  da  aber 
dies  ursprünglich  sapös  ist,  so  läfst  sich  auch  das  gemutmafste 
deutsche  adjectiv  nur  etwa  dem  sinne  nach  dem  lat.  saporus 
vergleichen,  zu  demselben  stamme  (got.  safjan)  ahd.  vu-seffan 
lat.  sapere  gehört  auch  wol  noch  das  got.  Saba  und  das  ähnlich  wie 
Sabar  gebildete,  schwachformige  ahd.  Savulo  ags.  Seafola  mhd. 
Sabene,  das  die  JSaßakiyyioi  des  Ptolemaeus  schon  voraussetzen 
(zs.  6,  459).  an  slawisches  Sobor,  Sobobor  (Miklosich  Personenn. 
s.  100)  oder  gar  rufs.  sobof  Versammlung,  kirche  udgl.  zu  denken 

kurz  vorher  als  schlaglot  zum  löten  des  eisens  verarbeitet  habe,  derselbe 
schlofser  habe  ihm  dann  nach  einigen  tagen  die  auf  taf.  ii  nr  25  abge- 
bildete, ähnliche,  mit  einem  'fulmen'  bezeichnete,  stählerne  waffe  gebracht, 
als  vor  Jahren  dort  in  einem  torfbruche  gefunden,  ich  bemerke  nur  noch 
dafs  die  nachzeichnung,  die  hr  Grüger  von  den  runen  51 1  ^  ^  \  giht,  nicht 
etwa  mit  jenen  zeichen  übereinstimmt. 


256  RUNEN  IN  BERLIN 

erlaubt  noch  nicht  der  fundort,  es  müsten  denn  zuvor  die  runen  ab 
slawische  schrift  nachgewiesen  sein,  die  ältesten,  uns  bekannten 
bewohner  der  gegend  an  der  Netze  waren  Lugier,  nach  der  auf- 
stellung  des  Ptolemaeus  die  zu  den  Lugiern,  der  sippschaft  der 
Vandalen  und  Burgunder  gehörenden  Hebaeones.  sie  oder  die 
ihnen  von  norden  seit  dem  iv/v  jh.  nachrückenden  Rügen  und 
Skiren  müfsen  die  grabhügel  aufgeworfen  haben,  in  deren  einem 
die  bracteaten  und  die  runen  gefunden  wurden,  so  klein  und 
unbedeutend  das  denkmal  ist,  so  hat  es  doch  seinen  wert  als 
Zeugnis  für  den  gebrauch  und  das  alter  der  schrift  und  für  einen 
sonst  fast  verschollenen  namen. 

Aufser  diesem  bracteaten  aus  Wapno  und  den  drei  Fried- 
länderschen  stücken  aber  besitzt  die  Sammlung  nordischer  alter- 
tümer  unter  ii.  6405  noch  einen,  wie  es  scheint,  unedierten 
bracteaten  mit  runen  aus  Dänemark  aus  dem  nachlafse  des  gene- 
rals  Rühle  von  Lilienstern,  er  ist  ungefähr  von  derselben  gröfse 
wie  der  Wapnoer,  etwa  gleich  einem  fünfgroschenstücke.  vor 
dem  links  oder  nach  der  seite  des  beschauers  rechts  blickenden 
haupte  und  dem  pferde  steht  eine  crux  ansata  mit  dem  bügel- 
zeichen darunter  (zs.  13,  8),  darüber  gegen  den  rand  in  einer 
ovalen  einfafsung  drei  runen,  zuerst  am  weitesten  rechts  ein  t , 
wie  es  scheint,  dessen  einer  arm  mit  der  einrahmung  zusammen- 
läuft, so  dafs  es  ganz  wol  auch  ein  links  gewandtes  A  sein  kann ; 
dann  folgt  dem  ersten  anscheine  nach  ein  f;  da  aber  hier  der 
obere  teil  wieder  von  der  einfafsung  getroffen  wird,  so  kann  auch 
dies  zeichen  möglicher  weise  ein  links  gewendetes  >  sein;  die 
dritte  rune,  ein  linksläufiges  ^  ist  ganz  deutlich;  in  dem  darauf 
nach  links  hin  folgenden  abschlufse  der  einrahmung  aber  scheint 
noch  ein  Y  zu  stehen,  so  dafs  der  rechts  aufwärtsgehende  strich 
und  das  untere  ende  des  senkrechten  mit  der  einrahmung  zu- 
sammenrinnen, der  ungewisheit  macht  die  Wiederkehr  derselben 
runengruppe  auf  nr  119.  120.  233  des  Atlas  for  nordisk  oldkyn- 
dighed  ein  ende,  zu  denen  hr  Stephens  p.  546  nr  41  noch  einen 
bracteaten  aus  Schweden  fügt  und  auch  noch  die  flüchtigen  und 
verwilderten  nachbildungen  auf  nr  121.  122  und  vielleicht  nr 
221  des  atlas  gehören,  die  ich  hier  lieber  aus  dem  spiele  lafse. 
Dietrich  (zs.  13,  36  ff)  liest  daraus  macu,  was  natürlich  ganz  un- 
möglich ist,  da  die  richtung  der  buchstaben  auf  nr  119.  120« 
zum  teil   auch   auf  233  dieselbe  ist  wie  auf  unsenn  bracteaten 


RUNEN  IN  BERLIN  257 

dli.  eine  linksläußge,  während  sie  auf  dem  schwedischen  bei 
Stephens  nr  41  umgekehrt  ganz  von  der  linken  zur  rechten 
geht,  und  seit  Bugges  Wahrnehmung  auch  wol  niemand  bestreitet 
dafs  Y  in  der  älteren  runenlitteratur  niemals  m,  sondern  stäts 
got.  z  oder  s  bedeutet,  das  in  r  übergeht,  überall  ist  Y  das 
letzte  zeichen  der  reihe,  vorhergeht  ^  oder  F,  dann  >  oder  <, 
so  dafs  wir  die  silbe  kaz  oder  kas  (=  kar)  erhalten,  in  betreff 
des  ersten  Zeichens  aber  gehen  alle  zeugen  auseinander,  unser 
bracteat  hat  wie  gesagt  t  oder  1,  nr  120  und  233  ^  (nr  233 
nicht  V),  nr  119  ein  I  oder  D  je  nachdem  man  die  einrahmung 
mit  hinzurechnet  oder  nicht,  der  Stockholmer  bracteat  endlich 
bei  Stephens  nr  41  die  zwei  zeichen  1^  K,  woraus  nur  ein  hexen- 
meister  oder  pofsenreifser  etwas  macht,  alles  zusammengenommen 
konnte  man  sonst  auf  ein  unvollkommen  ausgedrücktes  sku^lingas 
=*  got.  sküliggs  raten,  was  aber  nur  eine  pofse  wäre,  es  sei 
hier  nur  an  das  gleichfalls  mehrmals  wiederkehrende  laukas  er- 
innert (Bugge  in  den  Ärbögern  1871  s.  199),  das  sich  wieder 
mit  dem  schon  (s.  252)  erwähnten  alu  und  seinen  Varianten 
LAU,  LUA  kreuzt.  Wimmer  (Ärböger  1867  s.  26  f.  vgl.  1874 
s.  58  f)  und  Bugge  (das.  1871  s.  182  ff.  219  ff)  haben  darin 
mit  recht  nur  magische  anlautzeichen  gefunden  und  statt  zu 
syliabieren  und  sich  dann  mit  deutungen  abzuquälen  täte  man 
überhaupt  oft  wohl  unzusammenhängende  runstäbe,  besonders 
mehrmals  sich  wiederholende  gruppen  blofs  zu  buchstabieren  und 
damit  sich  zu  begnügen. 

Unter  nr  u.  6407  wird  aus  dem  nachlafs  des  generals  Rühle 
von  Lilienstern  in  unserm  museum  noch  ein  kleines,  mit  einer 
Ose  und  roh  eingehaucnen  runenartigen  buchstaben  versehenes 
l)roncestück  als  in  Rhetra  in  Meklenburg  gefunden  aufbewahrt, 
dafs  es  der  Prillwitzer  fabrik  angehört,  lehrt  der  augenschein. 
die  im  königlichen  münzkabinet  beßndhchen  angelsächsischen 
münzen  mit  runen  bedürfen  einer  Veröffentlichung  nicht  mehr, 
ich  kann  diese  Zeilen  nicht  schliefsen  ohne  den  wünsch  auszu- 
sprechen dafs  die  anstatt,  der  die  oben  besprochenen  kostbaren 
stücke  angehören,  es  sich  angelegen  lafse  sämmtliche  in  Deutsch- 
land und  den  übrigen,  ehedem  von  Germanen  bewohnten,  süd- 
lichen ländern  gefundene  rundenkmäler  in  genauen,  galvano- 
plastischen oder  andern  nachbildungen  zusammenzubringen. 

10.  10.  74.  K.  M. 

Z.  f.  ü.  A.  neue  folge  VI.  17 


25S  DIE  LIMBURGER  INSCHRIFT 


DIE  LIMBURGER  INSCHRIFT. 

Durch  die  aufserordentliche  geralligkeit  meines  werteu 
freundes,  des  hm  directors  dr  Julius  Friedländer  erhalte  ich 
einen  vortrefllichen  papierabdruck  der  oben  s.  156  mitgeteilten 
inschrift  und  sehe  mich  dadurch,  eher  als  ich  irgend  hoffen 
konnte,  in  stand  gesetzt  ihre  lesung  vollständig  festzustellen. 

In  dem  ersten  buchstaben  F  sind  die  beiden  senkrechteu 
striche  durch  drei  horizontale  oben,  unten  und  in  der  mitte  ver- 
bunden, der  dritte  buchstab  ist  nicht  ein  halbzerstörtes  V^ 
sondern    ein  0,    dem   das    obere    drittel  fehlt.  der  erste 

buchstab  im  zweiten  worte  ist  nicht  G,  sondern  ein  vollkonuneu 
wol  erhaltenes   U.  als  anfang  des  vierten  wortes  ist  noch 

ein  R  zu  erkennen;  dann  folgt  auf  das  A,  das  auch  nicht  un- 
verletzt geblieben  ist,  ein  U,  dem  die  obern  enden  fehlen,  ferner 
ein  E,  N,  das  ziemlich  arg  mit  genommen  ist,  endlich  ein  teil 
des  unteren  bogens  eines  S.  in  der  zweiten  zeile  ist  der 

anfaugsbuchstab  des  dritten  wortes  nicht  L,  sondern  ein  durch 
abstofsen  oder  abreiben  jetzt  sehr  flachliegendes  D.  in  der 

dritten  zeile  steht  UON  statt  VON.  alles  übrige  gibt  sonst  zu 
keiner  bemerkung  oder  einem  zweifei  anlafs:  die  einzelnen  worte 
sind  durch  punkte  abgeteilt,  die  buchstaben  sämmtlich  klar  und 
deutlich,  die  ganze  inschrift  lautet  demnach,  wenn  wir  die  reim- 
Zeilen  absetzen: 

FROW  E  •  ÜDA  •  VAN  •  RAÜENS  |  BERCH  • 
DIE  •  DET  •  MACHEN  •  |  DIT  •  WERC  • 
UON  •  EIM  •  DORE  •  |  HIES  •  HARTMAN  • 
DER  •  DIE  •  I  WITZE  •  GEWAN  • 
Frau  Uda  war  die  tochter  des  grafen  Otto  von  Ravensberg 
in  Westfalen  und  die  zweite  gemahlin  des  herrn  Johann  des  blin- 
den   von    Limburg,     sie    kommt  als   solche    in    Urkunden    von 
1298 — 1310  vor.   im  j.  1313  soll  sie   gestorben   sein,  ein  jähr 
nach  ihrem  gemahl  (f  29  sept.  13l2j.    die  Limburger  chronik 
(p.  11  Rössel)  nennt  sie  Ida,  in  Urkunden  (zb.  bei  Wenk,  Hefs. 
gesch.)  heifst  sie  auch  Oda.  nachweisungen  findet  man  bei  denen» 
die  über  die  genealogie  der  Limburger  herren  gehandelt  haben» 


DIE  LIMBURGER  INSCHRIFT  259 

die  der  pfarrer  Vogel  zur  stelle  der  cbronik  in  seiner  ausgäbe 
(1S26)  anführt,  frau  Uda  hat  also  die  treppe  mit  dem  türmchen 
um  dieselbe  zeit,  den  anfang  des  xiv  jhs.  bauen  lafsen,  in  die 
schon  der  typus  der  buchstaben  der  inschrift  hinführte  (s.  156). 
das  historische  rätsei  der  ersten  zeile  ist  damit  gelöst;  auch  die 
zweite  macht  kein  bedenken,  da  DET  *  MACHEN  (gramm.  4, 94) 
nicht  einmal  so  sehr  auffällt,  als  das  unverschobene  T  (Heinzel 
Geschäftsspr.  s.  415)  jn  LET  nach  der  ersten  lesung.  aber  wie 
sind  die  beiden  letzten  Zeilen  zu  verstehen?  man  kann  nhd. 
allesfalls  sagen  ^dies  bauwerk  von  einem  tor'.  darf  man  DIT  * 
WERC-  UON*  EIM-  DORE  ebenso  veitinden?  und  kann  ein 
tum  mit  einer  stiegen,  wie  Nib.  1910  uö.,  ein  dor  heifsen?  wäre 
ein  tor  darin  umgebaut,  so  verlangte  die  deutlichkeit  üz  eim  dore. 
kann  endlich  mit  dem  blofsen  verbum  ohne  pronomen  personale 
oder  demonstrativ  ein  neuer  satz  beginnen?  beim  ersten  lesen  ver- 
bindet man  natürlich  HIES  *  HARTMAN  mit  dem  vorhergehenden 
nomen,  wie  Wh.  21,  17  ^f  em  orte,  Mez  Brahäne,  56,  26  iif 
eim  ors,  hiez  Marschiheiz,  89,  4  etil  alter  kc^eldn,  hiez  Steven 
udgim.  allein  dann  ist  UON  *  EIM  *  DORE  ganz  unverständlich, 
es  müste  einen  personalbegriff  enthalten.  Dore  statt  Daringe 
(Thüringer)  aber  ist  unglaublich  und  ein  andrer  volksname,  der 
auch  nur  anklänge,  unerhört,  ein  starkformiges  ddr  statt  döre 
angenommen  könnte  jemand  darauf  verfallen  dafs  die  frau  Uda 
den  bau  durch  einen  oder  ihren  narren,  der  die  witze  gewan, 
habe  ausführen  lafsen,  und  diese  auslegung  vielleicht  empfehlen, 
weil  dabei  nicht  nur  die  inschrift  witzig  würde,  schade  nur  dafs 
schon  die  praeposition  bei  dem  personalbegrifT  anstöfsig  ist:  die 
grammatik  aao.  verlangt  den  einfachen  accusativ  der  person  wie 
der  Sache  neben  dem  infinitiv;  und  läfst  man  auch  von  dieser 
strenge  ab,  so  wünscht  man  auch  hier  der  deutlichkeit  halben 
wenigstens  eine  andre  praeposition.  so  trifft  man  auf  dem  einen 
wie  auf  dem  andern  wege  Schwierigkeiten  über  Schwierigkeiten, 
die  eine  sichere  entscheidung  unmöghch  machen,  vielleicht  sind 
andre  klüger  und  glücklicher,  nur  damit  man  mir  nicht  ent- 
gegenhalte dafs  ich  nicht  alles  mögliche  und  unmögliche  er- 
wogen, sei  erwähnt  dafs  es  mir  auch  eingefallen  ist  UON '  EIM  * 
DORE  als  familiennamen  Hartmanns  zu  nehmen. 

29.  9.  74.  K.  M. 

17* 


260  ÄCIIENER  RERKERINSCHRIFT 


ACHENER  KERKERINSCHRIFT. 

Wilhelmstein  heifst  eine  burgruiiie  in  der  nähe  von  Achen. 
an  der  vorburg,  in  unmittelbarer  nähe  des  einfahrttores,  ist  ein 
ziemlich  umfangreicher  runder  türm  herausgekragt,  im  innem 
desselben  befinden  sich  zwei  übereinander  biegende  runde  kerker, 
deren  oberer  ungefähr  10  fufs  im  durchmefser  hat,  während  der 
untere,  heute  für  wirtschaftszwecke  erweitert,  ursprünglidi  noch 
enger  war,  beide  sind  mit  kuppelförmigeti  gewölben  versehen, 
vielleicht  hatte  der  untere  kerker  ursprünglich  keine  tür;  denn  es 
scheint  fast  als  ob  die  gefangenen  mittels  einer  art  falltür  aus 
dem  obem  hinuntergelafsen  umrden.  auch  ist  es  nicht  unwahr- 
scheinlich dafs  dieser  untere  kerker  in  seinen  cyklopischen  matum 
nicht  einmal  eine  lichtöffnung  hatte,  minder  unmenschlich  war  der 
obere  kerker  eingerichtet,  von  den  beiden  türen,  die  seinen  Zugang 
schlofsen,  ist  heute  noch  die  innere  erhalten;  sie  ist  aus  kräftigen 
eichetibolen  zusammengesetzt,  mit  starken  riegeln  und  ketten  und 
einem  schubfetisterchen  für  das  darzureichende  efsen  versehen,  sie 
mag  noch  der  erbauungszeit  des  kerkeiturmes  dh.  der  letzten  hälfte 
des  xui  Jahrhunderts  angehören,  ganz  sicher  stammt  aus  dieser 
zeit  das  enge  viereckige  fensterchen,  welches  mit  starkem  eisengitter 
verschlofsen  ist. 

Auf  dem  obem  und  untern  einfafsungssteine  dieses  fenster- 
chens steht  im  äufsem  je  eine  zeile  in  schönen  frühgotischen 
majuskeln.  die  inschrift  wurde  bereits  dreimal  abgebildet;  auch 
eine  erklärung  wurde  versucht,  die  indessen  eine  so  crasse  ignoranz 
verrät,  dafs  sie  hier  keine  erwähnung  verdient,  die  beiden  Zeilen 
lautefi: 

+HOFENS  •  LEUEN  •  HIE- 
RIN •  SORGExN  •  LIGEN  •  HIE  • 

Also  merkwürdig  genug  hofen  und  nicht,  wie  man  bei  Achen 
erwartet,  hopenl  es  unterliegt  keinem  zweifei,  dafs  die  erstere  in- 
schrift —  man  betone  hie  —  auf  den  oberen,  die  letztere  aber  auf 
den  zu  ebener  erde  befindlichen  kerker  zu  beziehen  ist,  da  aUem 
anscheitie  nach  oben  die  leichteren  Verbrecher,  unte^i  aber  die  sAweren 
eingekerkert  wurden. 


ACHENER  KERKERINSCHRIFT  261 

Sollten  den  Usern  dieser  Zeitschrift  andere  kerkerinschriften 
aus  mittelalterlicher  zeit  bekannt  sein,  so  erlaube  ich  mir  a7i  sie 
die  höfliche  bitte  zu  richten  mich  davon  gefälligst  in  kenntnis  zu 
setzen. 

Berlin.  DR  SCHEINS. 


EIN  VERS  AUS  SANGALLEN. 

Schon  bei  der  erstell  ausgäbe  der  Denkmäler  dachte  ich  daran 
die  auf  die  erste  seite  der  Sangaller  hs.  105,  nach  Hattemer  1,  319 
schon  im  neunteti  jh.,  eingezeichneten  zeilen  ueru  .  taz  ist  spiz, 
taz  Santa  tir  ttn  fredel  ce  minnon  gelegentlich  anzubringeti.  denn 
solche  Worte  und  reden  sind  sonst  aus  jenen  zeiten  kaum  zu  uns 
herübergedrungen,  aber  die  gelegenheit  fand  sich  nicht  und  ward 
auch  bei  der  zweiten  ausgäbe  bei  dem  excurs  zu  nr  xxvin  verab- 
säumt, die  weiterhin  in  derselben  hs.  vorkommetiden  deutschen 
randschriften  bei  Hattemer  s.  320  schienen  sinn-  und  wertlos, 
aber  eines  andern  belehrt  mich  jetzt  eine  freundliche  mitteilung 
meines  freundes  utid  nachbam,  hm  dr  Valentin  Rose. 

*Im  zweiten  teile  des  cod.  Sangall.  105  (membr.  saec.  \,\i) 
am  rande  eines  *medicinbuches\  dh.  eines  anonymen,  unverständigen 
und  verwirrten  textes  des  Cassius  Felix,  steht  hie  und  da  altes 
federgekritzel,  unter  anderm  s.  204  mit  verwischten  grofsen  buch- 
Stäben  in  gelber  tinte  über  der  seite  folgendes: 

churo  comlic  berenlant  aller  oter  leftilant  | 
kurz   vorher   s.  202  steht   schon  von  derselben  hand  der  anfang 
dieser  worte  so: 

h.  ro  comlifc  herrelant  | 

Hattemer  Denkm.  1,  320  hat  an  der  ersten  stelle  falsch  gelesen 
efalant:  das  .ePtilaDt  ist  sicher,  sicher  ist  aber  auch  dafs  noch 
ein  buchstabe  vorhergieng,  wahrscheinlich  1  oder  ein  ähnlicher;  er 
ist  undeutlich,  in  der  kürzeren  zweiten  stelle  ist  der  zweite  buch- 
Stabe  von  h.  ro  nicht  mehr  lesbar.' 

'Läßt  sidi  damit  etwas  anfangen?*  fragt  Rose,  nidit  allzu 
viel;  aber  deutlich  ist  doch  ein  vers  und  zwar  ein  spottvers  oder 
anfang  eines  spottlieddtens.  denn  churo  ist  kein  rechter  name, 
sondern  kann  nur  ein  bei-  oder  necktiame  sein,    dafs  damit  einer 


262  EIN  VERS  AUS  SANGALLEN 

aus  Chur  (ahdL  Chura,  Graff  4,  480),  ein  Churouualah  gemeint 
sein  sollte,  ist  mir  nicht  wahrscheinlich,  Churo  statt  churio  (vgL 
der  kUre  bei  Lexer  1,  1792)  kann  von  kurt  tool  in  dem  sinne 
gebildet  sein,  wie  niederd,  körsch  (Brem,  wb,  2,  851.  Schütze 
2,  326)  wild  m  Holstein  namentlich  die  nebenform  krüsch,  krütsch 
von  dem  in  bezug  auf  speisen  wählerischen  gebraucht  wird,  wie 
am  ende  auch  die  Prudentiusglosse  telnim  cburugo  (zs.  16,  28, 
25.  36,  86.  Graff  4,  482)  zum  hymnus  post  cibum  gemeint  ist, 
während  das  der  herkunft  und  bildung  nach,  wie  es  scheint,  iden- 
tische mhd.  kurc  eine  ganz  andere  bedeutung  hat.  jene  auffafsung 
wird  sich  empfehlen,  wenn  wir  im  übrigen  den  sinn  der  zeile  rich- 
tig fa/sen. 

Klar  ist  Churo  com  sie  her  enlant,  da  sie  für  sih  auch  in 
alemannischen  Schriften  (Scherer  zu  Denkm.  lv,  19)  und  her  für 
hera  vor  vocalanlaut  (Graff  4,  694)  selbst  schon  bei  Otfrid  be- 
gegnet, da  femer  Ezzo,  Otloh,  WiUiram  verkürzungfsn  wie  aller 
voti  allero  auch  vor  consonanten  zulafsen,  so  kann  oter  für  6tiro 
nicht  befremden,  ich  nehme  nun  an  dafs  ahd,  6t  reichtum,  als 
Simplex  bis  jetzt  nicht  belegt  (Graff  1,  149),  wie  ags.  eäd  ein 
neutrum  war  und  daher  den  plural  6tir  gestattete,  wie  man  auch 
mhd.  kleinoeter  findet,  und  halte  endlich  das  1  als  anlaut  des  letzten 
Worts  für  sicher,  da  ich  nicht  wüste  welcher  andre  consotiant  dafür 
gestanden  haben  könnte,  für  die  deutung  aber  lafse  ich  das 
rätselhafte  und  wol  verderbte  gelaste  genimen  bei  Graff  2,  282 
am  dem  spiele  und  nehme  lestilant  als  l^stilant  gleich  leistilant 
(Weinhold  alem.  gr.  §  36)  für  'ein  kmd  welches  leistet',  dh.  für 
eine  Wortbildung  wie  sie  nur  in  possenhafter  poesie  in  anwendung 
kommen  konnte: 

Churo  eom  sie  her  enlant,      aller  6ter  löstilant  — 
Küre  kam  sich  her  ins  land,  aller  schätze  leistelanS  — . 
aber  wer  befseres  weifs,  halte  damit  nicht  zurück;  eandidus  im- 
)jerti;  si  non,  his  utere  meeum. 

14.  6.  74.  K.  M. 


DIE  WIENER  GENESIS  263 


DIE  WIENER  GENESIS. 

Im  ersten  hefte  der  Geistlichen  poeten  der  deutschen  kaiser> 
zeit  (Quellen  und  Forschungen  i,  Strafsburg  1874)  hat  Scherer 
die  Genesis  und  Exodus  behandelt  und  in  der  ersteren  eine 
arbeit  sechs  verschiedener  verfafser  erkannt,  die  nachfolgenden 
Zeilen  sollen,  neben  einigen  anderweitigen  bemerkungen  die  etwa 
zur  Unterscheidung  der  dichter  beitragen  könnten,  versuchen  an 
der  reimkunst  die  vorgenommene  Zerlegung  zu  prüfen. 

Das  erste  gedieht  handelt  nach  Scherer  aao.  s.  11  von 
Schöpfung  und  Sünden  fall,  und  erstreckt  sich  bis  v.  1060 
bei  Mafsmaun.  da  in  der  mitte  des  ganzen  ein  höchst  merk- 
würdiger einschnitt  auffallt  (aao.  s.  13),  so  erscheint  es  ratsam 
die  beiden  teile  gesondert  zu  betrachten,  ihre  länge  ist  nur 
um  zwei  verse  verschieden,  denn  Mafsmann  ist  nicht  nur,  wie 
Scherer  s.  13  anm.  bereits  angegeben  hat,  von  vers  104  gleich 
zu  HO  gesprungen,  sondern  auch  von  884  auf  890.  das  ganze 
gedieht  zählt  also  nur  1050  verse,  und  zwar  der  erste  abschnitt 
526,  der  zweite  524.  wir  bezeichnen  die  beiden  teile  mit  i  A 
und  I  B. 

Einige  volle  flexionsvocale  sind  in  der  hs.  erhalten,  da  sie 
aber  der  Schreiber  sonst  fast  überall  zu  e  geschwächt  und  aufser- 
dem  bisweilen  vocale  gesetzt  hat  denen  der  reim  widerspricht, 
so  ist  seine  Orthographie  nicht  als  zuverläfsig  zu  betrachten, 
wir  bringen  daher  nur  diejenigen  vollen  flexionen  in  ansatz 
welche  durch  das  reimwort  unbedingt  verlangt  werden,  dabei 
führen  wir  diejenigen  vocale  ein  welche  den  reim  möglichst  genau 
machen,  denn  dafs  in  dieser  zeit  des  Übergangs  vom  ahd.  zum 
mhd.  das  Sprachgefühl  bezüglich  der  flexionen  unsicher  geworden 
war  und  sich  nahezu  jeden  vocal  in  den  endungen  gestattete 
brauchen  wir  kaum  in  erinnerung  zu  bringen.  Weinholds  BG 
bietet  beispiele  genug. 

Zunächst  inf.  auf  an,  199  gebdran:  nntertän,  460  wur- 
chan:  chom.  469  phlanzan:  pegan.  ferner  ist  zu  schreiben 
79  errAmat:  rät.     283  zeigat:  stät.     298  gmbildt:  nöu     478 


264  DIE  WIENER  GENESIS 

zitigat:  pluot.  511  suechinöt:  pluot  ist  eriialteD.  übrigens  notiere 
ich  von  formen  der  2  schw.  conjug.  nur  die  des  praes.  imp.  und 
verkürzten  praet.  ind.  das  part  praet.,  aber  auch  der  inf.  er- 
halten sich  sehr  lange. 

Aus  der  declination  ist  anzumerken  1  ^'e6Mii  oder  UAoh: 
tuon.  134  säman:  getan,  136  6otfiiui:  natura,  485  bösa:  rosa. 
493  phtffar:  zttwar,  502  guota:  nita.  136  steht  6otf«ta  in  der 
hs.,  ebenso  506  das  adv.  v?ita:  balsamüa. 

Diese  15  fälle  machen  5,  7  ^.o  der  263  reimpare  aus.  da- 
gegen bietet  i  B  nur  13  beispiele  oder,  auf  261  reimpare,  5  %. 

a.  conjugation.  inf.  auf  an,  56S  chiesan:  gehörtamen. 
611  luzan:  man.  S07  inlsculdegan :  man,  954  geböran:  un- 
tenan. 

inf.  auf  in,  655  midin:  din,  1042  u>erigin:  Chimhm, 
anfserdem  861  uberwintint:  sint,  994  vordam:  Adam, 
bildungen  auf  i  fanden  wir  in  i  A  nicht,  sehr  auflallend  ist 
der  reim  Hübet:  tot  911,  denn  so  ist  dem  reimpunkt,  versbau 
und  sinne  nach  abzuteilen,  es  wird  umzustellen  sein:  Miise 
uns  der  tot  pegrtfet,  der  Schreiber  hat  die  worte  der  tot  ver- 
gefsen  und  nachträglich  zugesetzt,  ich  will  hier  gleich  anfügen 
dafs  917  gnblten,  wofür  Uoffmann  s.  21  anm.  uuoUen,  Lach- 
mann gtlten  vorschlägt,  lediglich  vom  Schreiber  aus  gShitem  ver- 
lesen scheint. 

b.  declination.  597  sitan:  nam,  667  siangan:  Eva,  776 
nacdtot:  not, 

adverbia.  785  unsaledkho:  dö,  755  vielleicht  gesuäsa:  Eca 
(vgl.  505  wita)  oder  gesuäso,  alle  diese  reime  hat  der  Schreiber 
zerstört. 

Es  genügt  aber  auch  das  schwache  e  der  flexion  für  den 
reim,  wenn  ihm  etwa  ein  oder  mehrere  gleiche  consonanten 
vorangehen,  so  ist  das  kein  erfordernis,  sondern  ein  schmuck, 
den  der  dichter  nach  belieben  anbringen  oder  fortlafsen  kann, 
ebenso  wenig  liegt,  wenn  in  der  paenultima  gleiche  vocale  stehen, 
klingender  reim  vor.  vielmehr  gibt  diese  erscheinung.  die  ja 
schon  bei  Otfried  sehr  häufig  ist,  auch  nur  einen  zierat  ab.  die 
letzte  silbe  reimt  und  bleibt  voll  betonte  hebung.  indes  mufs 
doch  diese  klasse  von  reimen  als  erster  schritt  zum  klingenden 
hin  wol  beachtet  werden,  wie  denn  überhaupt  die  künstlicheren 
bindungen  bevorzugt  sind. 


DIE  WIENER  GENESIS  265 

Aus    den    bisher  besprochenen  erscheinungen  ergeben  sich 
7  arten  hauptSiichlich  verwendeter  reime: 

1)  die  mit  vollem  flexionsvocal. 

dann  das  reimende  e  unter  verschiedenen  begleitenden  umständen, 
es  wird 

2)  allein  gebunden  in  offener  oder  geschlofsener  silbe. 

3)  geht  ihm  ein  gleicher  consonant  voran. 

4)  stehen  zwei  gleiche  cons.  davor. 

5)  können  auch  die  vorletzten  silben  gleiche*  vocale  haben, 
ja  es  folgt  sogar 

6)  diesem  vocal  noch  eine  consonantverbindung  deren  erster 
cons.  in  beiden  reimen  derselbe  ist,  oder 

7)  es  folgt  dem  vocal  der  paenultima  ein  oder  zwei  gleiche 
cons.,  dh.  der  reim  wäre  nach  späterer  auffafsung  ein  genauer 
klingender. 

andere  combinationen  sind  sehr  selten. 

Die  procentsätze  dieser  verschiedenen  kategorien  in  A  und 
B  stellen  sich  nun  folgenilermafsen : 


.A 

B 

A 

B 

1)     5,  7 

5,  0 

5)    7,  2 

11,  1 

2)  13,  9 

10,  3 

6)     3,  8 

3,  4 

3)    6,  5 

9,  6 

7)  15,  6 

16,  5 

4)    5,  3 

5,  7 

Der  fortschritt  in  B  ist  unverkennbar,  nach  späterer  auf- 
fafsung sollten  alle  diese  reime  klingende  sein,  hinter  den  ver- 
langten 58,  O^/o  bleibt  A  um  die  summe  der  nummern  1 — 4, 
also  um  31,  4^0  zurück,  B  hinter  den  erforderlichen  61,  6^/o 
nur  um  30,  6^/0. 

Noch  stärker  tritt  der  unterschied  zwischen  A  und  B  hin- 
sichtlich  der  reime  zwischen   verschiedenen  schlufsvocalen   und 
cons.    hervor,     verschiedene   voc.   hat    A  in   17   combinationen 
gebunden,  B  nur  in  12.  sie  verteilen  sich  so  dafs  in  A 
12  Sorten  1 

2       „  (ä:  6,  e:  0)      2 

2       „  (a:  ä,  a:  0)      3 

1       „  (ö:  no)  4  Vertreter  hat. 

in  B  finden  wir 

4  Sorten  mit  1 

5  „  (e:  e,  0:  ö,  a:  e,  e:  ie,  i:  u)  „    2 


266  DIE  WIENER  GENESIS 

1  Sorte  (o:  ho)  mit  3 

3  „  fö:  «0,  a:  o,  e:  o)  „    4 
1       „               (a:  ä)                                           „    5 

belegen.  B  beliauptet  den  vorrang  durcli  grOfsere  regeliDäfsig- 
keit,  ebenso  bei  dem  reimen  verschiedener  consonanten.  Ton 
30  arten  in  A  sind 

23  je  1  mal 

5     (g:  m,  l:  n,  s:  s,  ft:  ht,  e:  ht)      „  2 
1     (m:  n)  3 

1     (überschüfsiges  schlufs-n^  9     „    zu  belegen, 

in  B  von  15  arten 

S  je  1 

4  (b:  s,  s:  %,  ch:  p,  ch:  t)  „  2 

1     (p:  t)  4 

1     (m:  n)  5 

1     (ilberschüfsiges  schlufs-nj  9     „ 

Auch   durch  den   stil   scheiden   sich   i  A  und  i  B.     nur  A 

beruft  sich  auf  die  quelle:   also  ich  diu  huoch  höre  zelen  6,  457 

cUsö  (laz  puoch  chutt  (:zU,  hs.  cha).     nur  A  bekräftigt  durch 

zware   wil  ich  iu  daz  sagen  15,  zewäre  sagen  ich  iz  tu  31,  daz 

ist   war   149.     die  formel  sds  ich  u>äne  kommt  in  beiden  teilen 

vor  (382  und  739),  ich  u>6ne  aber  nur  im  zweiten  (660.  830). 

die  gleichfalls  formelhaften  verse 

des  antwurte  im  got  der  guote 

[er  sprach]  im  wäre  anderes  ze  muote  89, 

d6  sprach  got  der  guote 

ahö  ime  dö  was  zi  muote  140, 

dö  sprach  er  guote 

mit  frölkhem  muote  178 
kennt,  wie  man  sieht,  A  allein,  die  umschreibenden  bezeich- 
nungen  des  teufeis  (vgl.  Scherer  s.  13):  der  verwäzen  626.  690, 
der  ubele  htint  658.  719,  der  übel  ätem  636,  der  wurm  unge» 
hiure  678  sind  eigentum  von  B.  beim  stürze  Lucifers  hatte  sich 
dergleichen,  wie  zb.  der  verwäzen,  wol  auch  anbringen  laben. 
dort  heifst  es  aber  38  der  unsdlige  und  71  einfach  der  tievel. 
wiser  trehtin  steht  nur  in  i  A  115.  160.  recht  charakteristisch 
für  A  sind  250  und  365.  gott  schuf  am  hauptc  sieben  nütz- 
liche löcher,  aber 

in  deme  munde  einez, 


DIE  WIENER  GENESIS  267 

s6  nutze  nist  neheinez. 
dann  365 

daz  nutzest  chutnet  äl  ze  magene. 

Nach  alldem  wird  man  i  A  und  i  B  kaum  demselben  dichter 
zuschreiben  dürfen.  A  war  das  muster  für  B,  der  verfafser  des 
zweiten  Stückes  übertrifU  aber  sein  vorbild  in  der  technik.  seine 
dichterische  predigt  sollte  die  Fortsetzung  der  ersten  bilden  und 
war  für  dasselbe  püblikum  bestimmt,  daher  die  recapitulation  am 
anfange  (vgl.  Scherer  s.  13). 

II.  Kain  und  Abel  (1069—1379)  steht  in  der  reimkunst 
den  beiden  ersten  stücken  nach,  wenn  auch  die  spräche  nicht 
altertümlicher  als  in  i  B  ist.  wie  dort  zählen  wir  5  ^/o  voller 
flexionsvocale.  die  stellen  sind:  inf.  127S  ruofan:  getan.  1361 
danchan:  lussam.     1369  riuxoin:  trehthu 

part.  1341  gesceidan:  miltnamen.  1281  verfluochat:  maget, 
1331  genantan:  guan,  da  der  vers  aber  nur  drei  hebungen 
hat,  so  ist  vielleicht  zu  schreiben  Seth  si  in  getiantan.  bei 
dem  dat.  pl.  in  1106  kann  man  zwischen  werchun  und  werchon: 
tuon  schwanken,  der  Schreiber  hat  von  allen  derartigen  reimen 
nur  1343  tiefal:  Belial  unangetastet  gelafsen. 

Im  übrigen  stellen  sich  die  procentsätze  der  oben  bezeich- 
neten reimklassen  für 

2  auf  14,  5  4  auf  6,  3  6  auf    3,  1 

3  „      9,  4  5    „     8,  2  7   „     16,  0 
an  den  erforderlichen  klingenden  reimen  fehlen  35,  2  %. 

Die  10,  1  7o  der  verschiedenen  mit  einander  gebundenen 
vocalc  verteilen  sich  auf  10  combinationen.  7  von  ihnen  sind 
einmal,  2  (a:  ä,  o:  uo)  zweimal,  1  (6:  uo)  fünfmal  belegt,  von 
den  12  arten  verschiedener  mit  einander  reimender  cons.  sind 
9  einmal,  m:  n  2  mal,  b:  g  vor  stummem  e  3  mal,  überschüfsiges 
schlufs-n  6  mal  nachzuweisen. 

Formelhaft  ist  dd  sprach  unser  trehtin:  Käin  1243.  1269 
(dafs  Käfn  i  hat  lehren  auch  die  reime  mit  sin  1265.  1354. 
nicht  dagegen  ist  die  bindung  mit  stm  1155).  neu  ist  die  an- 
rede gottes: 

1151  du,  trehtin.     1338  dir,  trehtin. 

Entlehnt  hat  der  dichter  von  Kain  und  Abel  besonders  aus 


268  DIE  WlE?iER  GENESIS 

I  B.  so  zb.  die  reime  liugen:  triugen  1123f  —  1029  f.  puase: 
antlaze  1125  f  —  907  f.  ktre  (mit  gedehntem  i):  nide  1109  f 
—  901  f.  daneben  kehren  auch  einzelne  ausdrücke  wieder,  wie 
betceüen  von  der  beileckung  durch  Sünde  HOS  und  S98.  906. 
sich  beigen,  erbelgm  auf  gott  angewendet  1275  und  1038;  das 
transitivum  gott  erbalgen  in  it2112.  unser  trehtin  10S4.  1243. 
1209.  1368  (wo  Dö  zu  schreiben)  fanden  wir  schon  in  lA  115. 
160,  in  I  B  nicht,  man  vergleiche  auch  erbnnnen  1346  und 
630,  die  verse  1352  und  549  (auch  532.  536),  1353  und  532, 
und  hauptsächlich  was  Scherer  auf  s.  ISf  hervorgehoben  hat 

Offenbar  will  auch  dieser  prediger  wieder  seinen  zuhörem 
die  früher  vernommenen  mahnungen  und  belehrungen  ins  ge- 
diichtnis  zurückrufen  und  seinen  Vortrag  mit  den  vorangegangenen 
verknüpfen,  halten  wir  dazu  die  notiz  der  Millstätter  hs.  welche 
Scherer  s.  20  anführt,  so  wird  denn  doch  sehr  wahrscheinlich 
(lafs  wir  hier  einen  predigtcyclus  vor  uns  haben  der  an  drei 
auf  einander  folgenden  feiertagen  denselben  zuhörem  von  drei 
verschiedenen,  aber  im  ein  Verständnis  arbeitenden  geistlichen 
vorgetragen  und  spater,  als  zusammengehörig,  in  ^\n  corpus  ver- 
einigt ist. 

In  dieser  ansieht  können  wir  nur  bestärkt  werden  wenn 
wir  ins  äuge  fafsen  welch  ein  bedeutender  abstand  in  metrischer 
beziehung  zwischen  den  drei  bisher  besprochenen  und  dem  fol- 
genden gedichte,  dem  Noe  (1380 — 1585),  herscht.  die  ditfe- 
renzen  zwischen  den  vorhandenen  reimen  die  sich  klingend 
würden  mefsen  lafsen  und  den  verlangten  betrugen  bisher  circa 
30 — 35  ^;{)y  in  ni  nicht  weniger  als  45.  bei  einer  in  denselben 
kreifsen  entstandenen  fortsetzung  wäre  das  auffallend:  erklärlich 
ist  es  bei  einer  dichtung  die  aus  anderem  boden  eniuchs  und 
violleicht  gar  keine  fortführung  von  i  und  ii  sein  sollte. 

Die  geschichte  des  Noe  umfafst  102  reimparc.  Mafsmann 
hat  mehrfach  die  verse  falsch  abgesetzt.  1398  f  sind  er:  Umem^ 
vrcise:  mähte  die  reime  fHofTmann  27,  18  f),  156011  mären: 
mte,  Ziegel:  gezinge,  begnnden:  nrre.  1492  dar  chotn  hat  Hoffm. 
28,  27  richtig  zu  1491  gezogen.  1402 — 5  befserte  Lachmann 
Zu  den  Nib.  s.  261.  das  sinnlose  wibe  in  1537  wurde  im  Mhd. 
wb.  1, 559'  in  wihe  berichtigt.  1393  ist  wtte  zu  schreiben 
(:sUen),  1443  geMeze:  suoze.    über  dies  verlängerte  praet.  Tgl. 


DIE  WIENER  GENESIS  269 

Weinhold  BG  §  290.  die  verse  1464.  5,  deren  zweiler  so 
übermäfsig  lang  ist  wie  kein  anderer  in  dem  ganzen  stück, 
machen  mir  den  eindruck  eines  Zusatzes:  sie  schleppen  nach. 
1484.  5  müfseu  ^in  vers  sein;  das  compositum  helleviur  läfst 
sich  nicht  zerreifsen,  die  reimzeile  fehlt  also. 

Sechs  volle  endungen  verlangen  die  reime.  1517  plekchan: 
getan,  1555  hönan:  man.  1472  steht  miskan:  toin,  was  in  miskin 
zu  ändern  ist.  1467  unverborgan:  lussam.  1521  bmoderin:  sin. 
1573  sibmzuch:  Az.     das  ergibt  5,  9  ^o. 

auf  2  fallen  20,  6  auf  5  fallen  11,  8 

„3     „       11,  8  „    6     „        4,  9 

„    4     „        6,  7  .,7     „       18,  6. 

verschiedene  vocale  reimen  in  9  formen,  wovon  je  eine  mit  2 
(i:  i)  und  4  (e:  e)  belegen,  und  sieben  mit  je  einem,  was 
die  ungenauigkeiten  im  consonantischen  auslaut  betrifft,  so  zählen 
wir  12  Sorten.  10  bieten  je  1,  eine  (m:  n)  2,  eine  (über- 
schüfsiges  schlufs-nj  7  beispiele. 

Hinsichtlich  der  reime  schliefst  sich  Scherers  iv  teil 
Abraham  von  z.  1586 — 2122  eng  an  den  dritten,  man  mufs 
ihn  daher  wol  als  directe  fortsetzung  betrachten,  worauf  auch 
die  verknüpfenden  verse 

after  Nöes  Übe 

in  dem  zehenteti  geslahte 

hinweisen,  aus  dem  trockenen  und  gedrängten  stil  freilich  fand 
der  nachfolger  nichts  zu  entnehmen. 

Volle  flexionsvocale  enthält  der  Abraham  in  seinen  268 
reimparen  mehr  denn  jedes  andere  gedieht  der  Genesis,  in  den 
reimen  auf  Sära  und  Rebecca,  in  welchen  mit  ausnähme  von 
1761  die  vocale  der  paenultima  übereinstimmen  (vgl.  1592.  1697. 
1770.  1776  =  1902.  1784.  1928  —  1998.  2076),  wird  zwar 
kaum  ein  a  in  der  endsilbe  anzunehmen  sein,  allein  auch  ohne 
diese  behalten  wir  27  föUe  oder  10,  1  ^/o. 

Infin.  1683.  1781  werdan:  nam.  1713  cheran:  undertän. 
1981  zeigan:  Läban.  —  1661  lönin:  sin.  —  1689  vierdon 
(tverdon?):  afUrchomen.  1914  gehiwon:  chom.  —  1820  rCimun: 
9im.     1909  tröstun:  luon. 

Part.  1645  ergangan:  chom.     1988  inphangon:  chom. 


270  DIE  WIENER  GENESIS 

Praes.  1667  dientnt:  chitU.  1730  gewandeldt  (hsj:  «r- 
chouföt, 

Praet.  2033  trunchan:  binam.     1721  nameton  (hs.):  gwoL 

DecIiuatioQ.  1702  wuochar:  Agar.  1761  vochmzan:  Säram. 
1809  erbun:  sun.  1832  brunno:  dö.  1859  herzun:  sun.  1926 
tohtar:  Nächor.  1940  6runnon:  cAom.  1962  t;rotitt7a  (hs.):  stco. 
2016  antwurtö:  vrö.    2088  eM?an:  genam. 

Adv.  1775  Ziefto:  fW.     1890  minmchlichin:  trehitn. 

Auf  1  kommen  10,  1  ^/o  auf  5  kommen  10,  1 

„     2       „  12,  o  11     ö       51  4,  1 

„     3       „  11,  6  „7       „  20, 6. 

•       ,1     4       „  6,  0 

es  sollten  40  ^o  klingende  reime  mehr  vorhanden  sein. 

Ungeuauigkeiten  im  reimvocal  treten  in  13  Variationen  auf. 
7  gewähren  je  1  beispiel,  3  (a:  no,  u:  uo,  i:  i)  Je  2,  2  (a:  d» 
e:  e)  je  3,  a:  o  4. 

41  mal  reimen  verschiedene  consonanten.  12  arten  sind 
1  mal,  2  (p:  ch,  p:  t)  je  2  mal,  überschüfsiges  schlufs-n  12  und 
m:  7(  13  mal  zu  belegen. 

Wenn  der  dichter  des  Abraham  es  auch  mit  den  reimen 
etwas  leicht  nahm,  so  hat  er  doch,  wie  das  Scherer  henorge- 
hoben,  das  verdienst  zuerst  den  ton  der  volks-  und  Spielmanns- 
dichtung angeschlagen  zu  haben,  der  bei  seinen  fortsetzern  weiter 
klingt,  kunsterfahrner  waren  die  dichter  von  i  und  ii,  der  ver- 
fafser  des  Abraham  aber  war  empfänglich  für  leben  und  singen 
des  Volkes,  darin  Hegt  der  fortschritt  gegen  die  ersten  ab- 
schnitte, und  die  Vervollkommnung  dieses  tons,  welche  im  Joseph 
am  weitesten  gediehen  ist,  hat  diesen  vor  der  Überarbeitung  be- 
wahrt, wenn  auch  seine  reime  sich  mit  denen  des  ersten  teils 
der  Vorauer  redaction  nicht  mefsen  können. 

Dafs  der  verfafser  des  Abraham  manches  mit  seinen  nacb- 
folgern  und  fortsetzern  teilt,  und  dafs  sie  einiges  davon  gewis 
ihm  zu  verdanken  haben  führt  Scherer  s.  33  aus.  möge  es  mir 
gestattet  sein  dem  noch  einiges  hinzuzufügen. 

Vorzüglich  mit  v  hat  der  Abraham  berührungspunkte.  zu  2077 
do  wart  ime  daz  selbe  wip 
also  liep  same  stn  eigen  lip 
vergl.  man  in  v  2911 

daz  liez  ich  durch  miniu  wip. 


DIE  WIENER  GENESIS  271 

dei  mir  sint  also  der  lip. 
und  3210 

st  wart  ime  lieber  den  der  Itp: 

er  xoänte  si  wäre  iemer  sin  wip. 
es  sind  die  ältesten  beispiele  welche  ich  für  diese  forniel  geben 
kann,  der  reim  volgen:  seliden  2047  kehrt  v  3165  wieder, 
mit  gesoten  jouch  gebraten  1767  vgl.  v  2994  gebraten  jouch  ge- 
säten, der  reim  harte:  worte  1868  ist  =«  v  2375.  in  1868 
mufs  übrigens  statt  des  fehlerhaften  Da  des  rubricators  5a  ge- 
schrieben werden,  nicht  ganz  parallel  sind  folgende  verse. 
IV  1682  Abram  wunder  genam 

wie  daz  mohte  werdan. 

IV  1780  wände  si  wunder  nam 

wie  daz  scolte  werdan, 

V  2377  vil  michel  wunder  in  genam 

wie  daz  scolte  stn  getan. 
ferner  vgl. 

IV  2015  er  wart  vil  vrö 

solicher  antwurtö  und 

V  2209  Isaac  wart  vil  vrö 

solicher  geheizö, 
in  V  und  auch  in  vi  tritt  uns  wieder  entgegen  eine  formel  aus 
IV  1630  dö  hiez  er  ime  gewinnen 
den  guoleji  Abrahamen. 
V  2221.  2472  er  hiez  in  ime  gewinnen. 

VI  5289  dö  hiez  er  ime  gewinnun 

Joseph,  sinen  li^en  sun. 
VI  6038  dö  hiez  er  ime  gewinnen 

sine  chunilingi. 
es  ist  das  auch  eine  der  formeln  die  in  der  späteren  Spielmanns- 
dichtung beliebt  werden,    endlich  sind  zusammen  zu  stellen 

IV  1762  er  Ute  loufen, 

zwei  chitzi  bestroufen  und 

V  2261  er  Ute  loufen, 

ein  marwez  chalp  bestroufen. 

Auch  in  metrischer  beziehung  hat  der  Abraham  mit  v  und 

Vi  eine  eigentümlichkeit  gemein  die  bei  den  früheren  dichtem 

von  I — III   entweder  gar  nicht  oder  nur  vereinzelt  auftritt,  den 

dreifachen  reim,    zum  ersten  male  treffen  wir  auf  ihn  am  schlufse 


272  DIE  WIENER  GENESIS 

voD  I  B,  lo5S — 6«)  ane:  samine:  domine.  dann  begegnet  er 
UDS  in  II  HOS — 10,  wo  Mafsmanu  falsch  teilte;  wile:  nide:  kire 
ii'iüd  die  versschlOfse.  ni  kennt  ihn  nicht,  fv  dagegen  bietet  sichere 
heispiele.  1S14 — 16  ergaze:  märe:  tcare,  1717 — 19  grimmich: 
nnsälkh:  ungnadich.  1799 — 1  SOI  sind  anders  aufzufafsen:  ISOO 
und  ISOl  müfsen  in  einen  vers  zusammengezogen  werden,  in 
eine  art  von  langvers  mit  cäsur  wie  2054  und  20S2.  aber 
2120 — 22  haben  wieder  dreifachen  reim,  pmozen:  suoze:  scöse. 
aus  V  sind  anzufahren  25SS— 90  da:  also:  gemo.  26S1— S2 
tcerdan:  chom:  werdan.  Mafsmann  hat  das  wieder  verkannt,  wie 
auch  3236 — 37  eigen:  gemeine:  eine  und  3364 — 65  smerzin: 
Benöni  «vgl.  Scherer  s.  41,  z.  3390):  sun. 

Bisher  erschien  der  dreifache  reim  nur  am  schlufs  der  ab- 
schnitte (Vgl.  MüllenhofT  in  den  Denkm.'  s.  335):  2S29 — 31 
leitet  er  einen  abschnitt  ein.  in  n  finden  wir  zwei  analoge  fillle, 
3S09— 3901  '3S99  ist  intsuebe  zu  schreiben,  wie  3941)  und 
5933 — 35.  eine  künstlichere  form  ist  es  wenn  auf  den  drei- 
fachen noch  ein  doppelter  reim  zum  beschlufs  folgt,  wie  5922 — 26 
letziste:  mrsiste:  bezziste,  dann  Benjamin:  sin,  und  4022 — 25 
lugenare:  wäre:  charchare,  darauf  guote:  nöte.  auch  hier  hat 
Mafsmann  geirrt 

Am  schlufs  von  abschnitten  sind  in  vi  3620 — 22  zweifelhaft: 
HofTmann  scheint  54,  35  nach  got  mit  recht  abgesetzt  zu  haben, 
wie  er  auch  wol  3620 — ^22  («-54,29)  die  beiden  letzten  verse 
richtig  in  einen  zusammenzog.  3746 — 48  aber  sind  w^ol  als 
3  reime  zu   betrachten  und  sicher  3661—63,  sowie  5297 — 99. 

Überraschend  sind,  um  dies  gleich  hier  anzufügen,  die 
überschlagenden  reime  in  vi  4500 — 4503: 

Der  des  lanles  ist  geweltidi, 
der  sprach  zuo  nns  ze  teste 
*niemer  mere  gesehet  ir  mich 
an  iuren  bruoder  den  minnisten.* 
die  Vorbedingung  hierzu,  überlange  zeilen  die  durch  eine  cftsur 
zu  teilen  sind,  ist  in  der  Genesis  erfüllt. 

V.  Isaak  und  seine  söhne  behandelte  nach  Scherer 
s.  34  der  fQnfte  dichter  in  z.  2123—3423  oder  650  reimparen. 
seine  reime  sind  weit  befser  als  die  des  Vorgängers,  dafs  er 
dies  durch  häufige  Verwendung  gewisser  bequemer  reime  erreicht 


DIE  WIENER  GENESIS  273 

hat  Scherer  s.  35  fT  an  zahlreichen  beispielen  nachgewiesen,   nur 
einiges  wenige  möchte  ich  mir  genauer  aufzuführen  erlauben. 
Zunächst  die  reime  mit  dö.    mit  muoto  ist  es  gebunden 
2446  Esäü  sprach  dö 

mit  zornigem  muoto. 
3075  der  enget  sprach  dö 

mit  vrölichem  muoto. 
3320  Jacob  sprach  dö 

in  'michileme  ummuoto. 
zweitens  dö:  zuo. 

2193  Jäcöb  sprach  dö 
sinem  bruoder  zuo. 
damit  vgl.  2267.  2301.  2381.  2709.  2743.  3161.  3172. 
drittens  dö  im  reim  auf  ein  adverb. 
2389  der  vater  sprach  dö 
vil  riuwedicko. 
vgl.  2408.  3129.     im  comparativ  steht  das  adverb 

3139  Jacob  sprach  dö 

etwaz  frölichor  (hs.  -ere). 
sonstige  adverbia  und  adverbiale  ausdrücke  in  anderer  Verbindung 
reimen  auf  dö 

2414  Esäü  sprach  dö, 

er  toöre  Jäcöb  geheizen  rehto. 
25S8  Laban  sprach  dö 

'gediethest  dA  mir  ahö  .  .  .  .' 
2907  Jäcöb  antwurte  ime  dö 
dnmahtere  wortö. 
viertens,    auch  auf  zuo  reimt  zweimal  ein  adverb. 
2496  er  sprach  ime  zuo 

vile  wunteren  suozo. 
2895  anderes  tages  vruo 

sprach  er  siriem  eidime  zuo. 
fünftens   ist  vrö   beliebt  im  reime,  gleichfalls  in  feststehender 
formel. 

2333  Isaac  wart  vil  vrö. 

er  sprach  Jacobe  zuo. 
2677  Rachel  wart  vil  vrö 

und  wart  daz  dodi  undurfto. 
2209  Isaac  wart  vil  vrö 
Z.  f.  D.  A.  neue  folge  VI.  IS 


274  DIE  WIENER  GENESIS 

soUcker  geheizö. 
vgl.  IV  2015  er  wart  vil  vrö 

soUcher  antwurtö. 
ähnlichkeit  mit 

V  2560  si  dwungen  sich  ze  dm  brusteti, 

ich  weiz,  er  si  vil  minnechliche  chuste 
hat  VI  4916  ein  andere  si  chusten, 

dwungen  sich  zesamine  mit  den  brüsten. 
Vgl.  auch 

V  3124  er  dwanc  in  an  sich  mit  den  armen, 

er  chuste  in  minnichltche. 
Nachstehende  eigen tümlichkeiteii   des   dichters  haben  nichts 
mit  dem  reime  zu  tun. 

Mehrfach  kommt  wunteren  als  Verstärkung  des  adverbs  vor. 
so  21S4  wunteren  gnote,  2944  vik  tm/n/eren  gjiöte  in  fast  gleich- 
lautenden versparen.  2497  vile  wunteren  suozo.  gnöte  wird  uns 
in  VI  als  beliebter  reim  begegnen,  ist  dort  aber  nie  mit  wunteren 
verbunden,  nur  noch  in  in  1389  finden  wir  vile  wunderen 
starche,  dagegen  teilt  v  mit  >i,  und  allein  mit  diesem,  eine  syn- 
taktische eigentUmlichkeit,  den  Übergang  aus  indirecter  in  directe 
rede  rnicht  umgekehrti).  man  vgl.  v  2426.  2619.  2705.  2838; 
VI  4684.  5161.  5370. 

Die  procente  der  reimklassen  machen 

für  1  aus     7,  7  für  5  aus    9,  4 

„    2    „     12,  0  „    6   „      2,  0 

„    3    „       8f  5  n    7    „     17,  2. 

n    4    „       4,  6 
die  klingenden  reime  sollten  die  vorhandenen  (aher  zweimal  ge- 
hobenen) um  32,  8  ^0  übersteigen. 

Volle  endvocale  ergeben  sich  für  folgende  flexionen. 
Conjugation.     inf.  auf  an,    2650  zuhelan:  gewan  (Mafsmann 
hat   die  zeilenschlüfse  verkannt;  die  nächsten  sind  man:  sune). 
2681  werdan  (hs.):  chom:  werdan.   2730  chindan:  Dmam.  2900 
geruozan:  barn,     3219  bittan:  chom.     3249  werdan:  yesagen. 
Inf.  auf  un.     2244  hörun:  sun.    2562  weinun:  sun. 
Inf.  auf  in.    2216  «•  3132  gesntchin:  nun.     2362  bescirmin: 
sin.     2370  inbizin:  min.     2407  wfkin:  min.    2A9b  leinin:  treh- 
tin.     3082  mendin:  sin. 

Sonstige  verbalformen,     praes.  2311  trAgist  (hs.):   sist.  2622 


DIE  WIENER  GENESIS  275 

fnrewirdit:  zit.  3105  ziehunl:  zezanikunt  (hs.  -mt:  --wU},  2461 
gestiUa:  da. 

Praet.   2126   tooüa  (hs.):   Rebecca.     2546   erchantan:   Laban. 
3187  geheizan:  man. 

Declination.  nom.  sing.  2723  mangar:  Ysachar.  3195  henna:  Dina. 

Dal.  sg.  2212  chuniga:  Palestina.    2447.   3076.  3320  muoto: 
dd.     3395  zesewan:  man. 

Acc.  sg.  2202  wila  (hs.):  Palestina.    2610  minna:  Lia.  2725 
sehston:  Zabulon. 

Nom.  p1.  2855  ietda:  £^a. 

Gen.  pl.    2210  geheizö  (hs.):  vrd.    2252  tcorr^:  wr^.    2908 
wortö  (hs.):  (Id. 

Dat.  pl.  2123  riuumn:  sun.    2154  gezeltan:  accherman.  3245 
emn:  getuon. 

Acc.  pl.  3364  smerzin  (hs.):  Benöni  (vgl.  Scherer  s.  41). 

Die  adverbia  auf  o  sind  schon  oben  verzeichnet  worden. 
Die  verschiedenen  mit  einander  reimenden  vocale  zerfallen 
in  25  Sorten,  davon  10  mit  einem,  5  (a:uo,  e:  i,e:  o,  e:ie, 
u:  d)  mit  je  zwei,  3  (a:  ä,  a:  u,  o:  ei)  mit  je  drei,  1  (i:  u) 
mit  vier,  2  (e:  S,  o:  no)  mit  je  fünf,  a:  e  mit  sechs,  o;  6 
mit  zehn,  2  (a:  o,  i:  i)  mit  je  zwölf,  ö:  uo  mit  einundzwanzig 
belegen,  a:  uo  reimt  2823  gewan:  richtuom  und  3280  fmo: 
aller  hartesta  (hs.  -e).  es  steht  hier  der  schw.  acc.  des  neutr. 
adverbial,  worüber  Gr.  3,  587  nachzusehen,  die  stellen  für 
o:  ei  sind  chom:  öheim  2540.  2603  und  chom:  stein  2554. 
e:  ie  ist  aufser  2629.  3115.  3360  auch  2517  anzusetzen,  denn 
nach  wesse  fehlt  ^,  wie  Diemer  24,  26  zeigt. 

Bindungen  verschiedener  consonanten  sind  in  38  formen 
vorhanden,  davon  m:  n  23  mal,  überschüfsiges  n  22  mal,  p:  t 
9  mal,  nc:  nt  4  mal,  b:  g,  b:  h,  p:  c,  s:  st  je  3  mal,  c:  ch 
2  mal,  29  verschiedene  reime  je  1  mal.  die  reime  mit  Jdcdb 
sind  den  mit  p  schliefsenden  beigezählt.  6  habe  ich  angenom- 
men weil  der  name  2601.  3047.  3192.  3398  mit  guot  reimt, 
2259  mit  geb^öt,  2149  :  gmop,  3073  :  gnuoc,  3366  :  tot,  die 
reime  werigot  2576  und  Gat  2691  sind  nicht  dagegen. 

VI.  Den  scblufs  der  Genesis  bildet  diegeschichteJosephs, 
z.  3424 — 6063.  ihre  technik  steht  um  ein  geringes  hinter  der 
von  V  zurück. 

18* 


276  DIE  WIENER  GENESIS 

An  vollen  vocaleu  treten  a  i  o  u  in  den  endungen  auf,  a 
am  häufigsten,  die  hs.  hat  es  nirgend  erhalten,  der  reim  ver- 
langt es  aber  in  den  infinitiven  3454.  3536.  3638.  3702.  3727. 
3939  =  3993  =  4037  =  4137.  4259.  4323.  4459.  4463. 
4671.  5078.  5331.  5585,  in  den  praesensformen  zen'nnat:  füre- 
bräht  4102.  bristat:  bräht  4587.  süzat:  ubermuot  5697,  in 
den  schw.  praet.  prähtafi:  zeran  4485.  redetan:  gezam  5173. 
firchouftan:  gitän  6023. 

Ferner  ist  a  herzustellen  in  folgenden  declinationsformen. 
3433  hiwan:  man,  3810  lachan:  intran,  4367  bruodar:  war 
=  4627.  4871  harewar:  jär,  5163  gebäran:  man,  5270 
eigan:  man;  Mafsmann  setzte  die  verse  verkehrt  ab.  5393  tcäfan: 
ginam.  5645  werdan:  Jadam.  das  a  in  5163.  5393.  5645 
wird  nicht  in  o  zu  ändern  sein,  denn  5651  bietet  die  hs.  den 
dat.  pl.  freisan. 

I  als  fleiionsvocal  tritt  erst  bei  diesem  dichter  besonders 
stark  hervor,  i  A  hat  es  gar  nicht,  i  B  3  mal,  w  1  mal,  in 
2  mal,  IV  3  mal,  v  10  mal.  für  den  inf.  ist  t  einzuführen  3579. 
3892.  4107.  4393.  4741.  5501.  5829.  6007.  von  sonstigen 
verbalformen  sind  erhalten  4225  irgetzü:  chint.  herzustellen  ist 
4317  gebätin:  in.  4487  fuorin:  in.  blOS  huotint:  sint.  5327 
gewihi:  si.     5849  swtnint  (vgl.  Mhd.  wb.  2,  2,  801'',  16):  chint. 

Von  declinationsformen  sind  erhalten  4338  minnist:  i$t. 
5612  ougin:  win.  6063  min:  sin.  einzuführen  ist  t  in  3596 
dstemin:  in.  3886  piderbi:  sU  4444  bruodir:  dir.  4706 
sculdin:  sin.  4975  minnin:  in.  5264  lebenis:  gwis.  5949 
himilrUhi:  dri.  5989  gebärin:  in.  dazu  kommt  ein  adv;  min-- 
nichltchin:  in  4591. 

0  wäre  dem  reimworte  chom  gemäfs  anzusetzen  in  den  inf. 
vinden  3646,  zeUen  3834,  bitten  ^  5292.  wahrscheinlich  schreibt 
man  hier  richtiger  a,  da  chom  durchgehend,  auch  bei  den  übrigen 
dichtem  der  Genesis,  —  vgl.  i  A  460.  ii  1159.  ni  1492.  iv  1644. 
1913.  1987.  V  3218.  vi  3603.  3645.  3843.  4464.  4608.  5197. 
5291  —  mit  a  reimt  oder  doch  mit  formen  in  welchen  ebenso  gut 
a  wie  0  stehen  könnte,  auch  die  reime  des  plur.  passen  befser 
zu  ä  als  zu  ö.     einmal  ist  chiam  geschrieben,  2881 :  Läban,  in 

*  bitten:  chom  auch  Uenes.  3219.  pitie  (hs.  tj:  scepp he  Genes.  1949. 
bitten:  Rebecken  Diemer  20,  27.  bitten:  mitten  Rul.  42,  6.  bitten:  toiiewen 
Kaiserchr.  49, 27  D.    vgl.  auch  in  den  gl.  Hrab.  inexorabitis,  fmarpittentlih. 


DIE  WIENER  GENESIS  277 

einer  partie  die  in  der  vorläge  von  anderer  band  hergerührt 
haben  wird,  denn  2931  findet  sich  quot,  sonst  stäts  chot,  und 
2977  ai  (ilr  das  sonst,  übliche  ei.  die  Wiener  hs.  ist  nach  Mafs- 
mann  vorr.  s.  158  das  virerk  ^ines  Schreibers,  a  könnte  auch 
stehen  in  den  mit  chom  reimenden  praet.  sprungon  3604,  gdban 
4609,  sprächon  5198  und  dem  part.  gehunton  4465.  bewahrt 
ist  0  in  dem  apocopierten  praet.  tunchdot:  not  5328  und  dar- 
nach herzustellen  in  wätot:  g%iol  4162.  6  haben  wir  in  dem 
praes.  dundköt:  fluot  5531. 

Häufig  tritt  0  in  adverbien  auf  und  ist  gegen  die  hs.  zu 
setzen  in  3500  =  3526.  3888.  4461  :  dd,  3538  und  4985: 
viuOy  5928  :  fruo  (Mafsmanns  versabteilung  ist  falsch),  der 
iustrum.  weist  es  auf  in  muoto:  dd  4735,  der  dat.  sg.  (vgl.  Wein- 
hold BG  s.  340)  in  liuto  (so  zu  schreiben,  denn  M.  hat  auch 
sonst  einen  grundstrich  mit  folgendem  t  in  tt  verlesen,  zb.  5678. 
m.  5710.  72.  5830).  der  gen.  plur.  hat  ö  in  helidd:  frö  4929, 
der  dat.  pl.  o  in  gnädon:  chomen  5088  und  huffon:  herzogen 
5510.     alle  diese  formen  hat  der  Schreiber  geändert. 

Am  seltensten  ist  u.  in  dem  inf.  zeichetiun:  su7i  5734 
hat  es  der  Schreiber  nicht  angetastet  und  in  gewinnun  5289  und 
stätigun  5919,  beide:  sun,  ist  es  wieder  einzuführen,  sowie  auch 
in  vergezzun:  tuon  3774.  chumit  verlangt  5492  den  reim  furh- 
tunt,  worüber  Weinhold  BG  §  308  zu  vergl.  ferner  4574  artnun 
(acc.  pl.):  tuon,  5733  Marjun:  «m,  wo  die  hs.  e  hat. 

Die  procente  betragen 
für  1  —    6,  9    für  3  —  10,  3    für  5  —  5,  7     für  7  —  18,  4 
„    2  — 11,  7      „    4—    4,  8     „    6-2,  7 
die  differenz  ist  33,  7  »/o. 

Die  verschiedenen  mit  einander  reimenden  vocale  verteilen 
sich  auf  39  klassen.  davon  sind  21  je  1  mal  belegt,  3  (ei:  ie, 
o:  ^,  a:  uo)  2  mal,  u:  uo  3  mal,  ^:  ö  4  mal,  o:  n  8  mal, 
3  (e:  S,  e:  i,  a:  e)  9  mal,  a:  o  10  mal,  S:  ie  11  mal,  2  (o: 
6,  o:  uo)  12  mal,  t:  u  15  mal,  e:  o  19  mal,  t:  i  20  mal,  a: 
ä  21  mal  und  6:  uo  24  mal. 

e:  i  steht  nur  vor  stummer  silbe,  3  mal  in  tele:  site  3695. 
3751.  5580.  unter  ^:  ie  finden  wir  8  mal  Jös^h:  nieht  und 
auch  in  2  anderen  der  3  verbleibenden  falle  ist  Joseph  das  eine 
reimwort.  für  die  bindungen  o:  uo  sind  zu  beachten  1  genuoch, 
1  guot,  für  6:  uo  2  genuoch  und  8  guot.    aufserdem  reimt  2  mal 


278  DIE  WIENER  GENESIS 

genuoch:  giiot.  im  ganzen  steht  gmuoch  7  mal,  gnot  14  mal 
im  reime,  guote:  muote  kehrt  3728.  4829.  4986.  5457,  guote: 
nöte  4024.  4468,  gaote  in  anderen  bindungen  5170  und  5906 
wieder,  sehr  beliebt  ist  auch  sune:  ime,  welches  ich  7  mal  zählte. 
4473  hat  M.  falsch  abgesetzt,  in  den  reimen  zwischen  e:  o 
wUrkt  sehr  häufig  der  inf.  chomen  mit 

Sehr  zahlreich  sind  die  consonantisch  ungenauen  reime, 
sie  umfafsen  nicht  weniger  als  68  verschiedene  gruppen.  45 
davon  weisen  nur  1  Vertreter  auf,  5  je  2,  7  je  3  (darunter  2 
p:  ph  in  Joseph:  liep,  1  in  Jös^h:  urloup),  4  je  4,  2  (c:  t, 
nc:  nt)  je  6,  nt:  t  9  (meist  bei  stuont),  ph:  ^MO  in  Jösäph: 
flieht,  b:  g  vor  stummem  e  13,  m:  n  44  und  überschüfsiges 
schlufs-n  49. 

Das  bild  von  des  dichters  art  welches  Scherer  s.  41  ff  ent- 
wirft läfst  sich  noch  in  einigen  kleinigkeiten  vervollständigen. 

Was  zunächst  die  rührenden  reime  betrifft  welche  Scherer 
s.  42  anführt,  so  ist  in  iv  wunne:  wunne  zu  streichen,  es  wird 
2  t  05  zu  schreiben  sein 

da  ist  fride  und  minne, 
alles  spiles  wunne. 

Ein  mehrfach  benutzter  reim  ist  gnöte:  3802.  69.  4018. 
4214.  5408.  in  der  Verbindung  gnöte  biten  steht  es  3802. 
4018.  5408.     in  v  fanden  wir  wunderen  gnöte. 

Verse  von  nur  3  hebungen  teilt  vi  mit  der  mehrzahl  der 
anderen  dichter,  wenn  ich  nichts  übersehen  habe,  so  sind  die 
stellen  in  i  A  60.  185.  210.  322.  437.  449,  in  i  B  688.  724. 
820.  986,  in  ii  1331,  wenn  der  vers  in  Ordnung  ist,  in  m  1459, 
in  IV  fehlt  diese  freiheit,  in  v  2969.  70.  3036.  3326,  in  vi  end* 
lieh  3826.  4055.  96.  4366/8.  4498/9.  4566/7.  72.  4742.  4834. 
58.  86. 

Der  dichter  liebt  es  dem  imp.  ein  aufforderndes  nü  beizu- 
fügen, so  3501.  59.  61.  68.  85.  3933.  4550.  4626.  4854  —  66. 
86.  5261.  5326.  in  ähnlicher  weise  steigert  er  sehr  häufig  das 
adj.  und  adv.  durch  vile.  vgl.  3429.  39.  71.  89.  3500.  26. 
56.  66.  69.  3604.  66.  71.  89.  3725.  3806.  22.  48.  3915. 
4079.  4284.  4411.  61.  4523.  91.  4753.  4927.  32.  5309.  33. 
5420.  5575.  5615.  78.  5741.  73.  5841.  43.  6033.  darunter 
7  mal  vil  skiere  (3556.  66.  3604.  3806.  3915.  4079.  4^84). 
mehrfach  kommt  ni  wäre  vor,  3718.  51.  81.  4035.  5152.  5715. 


DIE  WIENER  GENESIS  279 

vgl.  newane  3732  und  wane  3705.  die  formel  mach  skehen  kehrt 
dreimal  wieder  3895.  4323.  4535  (hs.  maksen).  formelhaft  sind 
auch  die  verse  3647  f 

sin  gewdte  er  zarte 
und  lüte  er  harte, 

womit  3670  f.  4708  f  zu  vergleichen,  beliebt  ist  ein  rhetorischer 
fragender   ausruf  in  zwei  bestimmt  ausgeprägten  gestaltungen : 

3727  tßoz  mähte  da  uhele  wuocheran? 

3836  waz  mähte  Jdsäph  da  widere  sprächen? 

4097  wie  mahtin  si  bezzere  sin? 

4106  wie  mähte  in  wirs  sin? 
damit  vgl. 

I  B  796  wie  mahter  den  triugen  .  .  .  .? 
wo  aber  der  vers  keinen  abgeschlofsenen  gedanken  umfafst,  und 

IV  1910  waz  mähte  er  dö  bezzeres  tuon? 
parenthetische  sätze  (vgl.  Denkm.  >  s.  428)  enthalten  3897.  4133. 
4381.  4491.  1  B  und  ii  haben  sie  gar  nicht,  i  A  160,  m  1567, 
IV  1663.  wenn  nach  er  sprach,  si  sprächen  usw.  die  davon 
abhängige  indirecte  rede  im  blofsen  conj.  steht  ohne  daz,  und 
das  subject  dasselbe  bleibt,  so  wird  das  pronomen  gespart, 
zb.  3577  er  sprach,  siioA/e  sine  bmodere.  vgl.  3678.  4422. 
4764.  86.  5097.  5325.  52.  5402.  ebenso  nach  er  chod  4228. 
4706.  6030.  in  ii  1273  nach  er  chod,  in  iv  2049  nach  si  sprach, 
in  V  3258  nach  si  sprächen,  in  vi  ist  das  zur  manier  geworden 
was  bei  einigen  der  anderen  dichter  nur  sporadisch  auftritt. 

Der  befseren  übersieht  halber  stellen  wir  die  reimverschieden- 
heiten  der  dichter  noch  j^inmal  tabellarisch  zusammen. 


I  A 

I  B 

II 

III 

IV 

V 

VI 

1)      5,  7 

5,  0 

5,  0 

5,  9 

10,  1 

7,  7 

6,  9 

2)    13,  9 

10,  3 

14,  5 

20,  6 

12,  3 

12,  0 

11,  7 

3)      6,  5 

9,  6 

9,  4 

11,  8 

11,  6 

8,  5 

10,  3 

4)      5,  3 

5,  7 

6,  3 

6,  7 

6,  0 

4,  6 

4,  8 

5)      7,  2 

11,  1 

8,  2 

11,  8 

10,  1 

9,  4 

5,  7 

6)      3,  8 

3,  4 

3,  1 

4,9 

4,  1 

2,  0 

2,  7 

7)    15,  6 

16,  5 

16,  0 

18,  6 

20,  6 

17,  2 

18,  4 

diff.   31,  4 

30,  6 

35,  2 

45,  0 

40,  0 

32,  8 

33,  7 

Und  nun 

halte  man  hierzu  die  zahlen  welche  sich  fflr  die 

Vorauer  Genesis  (Diemer  s.  1- 

—31)  ergeben. 

280  DIE  WIENER  GENESIS 

1)  1,  4  3)  4,  4  5)  6,  9  7)  23,  3 

2)  3,  5  4)  5,  8  6)  1,  9  diflfer.  15,  1. 
kann  da  von  einer  priori  tat  derselben  vor  der  Wiener,  welche 
Wackernagel  und  Diemer  annehmen  (vgl.  Scherer  s.  4  (T),  die 
rede  sein?  ebenso  wird  ein  blick  auf  die  procentsätze  der  Wiener 
Exodus  ^  deutlich  machen  dafs  einer  von  den  dichtem  der  Ge- 
nesis sie  unmögUch  verfafst  hat. 

1)  1,  7  3)  9,  6  5)  8,  2  7)  46,  1 

2)  6,  8  4)  5,  5  6)  3,  8  differ.  23,  6. 
Dafs   Scherer  s.  60   die  älteste  partie  der  Wiener  Genesis 

mit  recht  um  1070  setzt,  sowie  eine  datierung  für  die  Exodus 
und  Vorauer  bearbeitung  wird  sich  aus  einer  umfafsenderen  be- 
trachtung  der  reimkunst  gleichzeitiger  dichtwerke  ergeben,  ich 
behalte  mir  dies  für  eine  andere  gelegenheit  vor. 

14.  9.  74.  MAX  RÖDIGER. 

*■  es  ist  hier  nur  das  bei  Mafsmann  abgedruckte  stück  zu  gründe 
gelegt. 

NACHTRAG  ZU  NASOS  GEDICHTEN. 

Zu  den  oben  s.  bSff  abgedruckten  gedickten  Nasos  mögen  hier 
noch  einige  verbe/serungen  folgen  welche  ich  der  gute  des  hm  dr 
RPeiper  in  Breslau  verdanke, 

s.  59  I  t;.  2  ist  vielleicht  befser  statt  potiris  potitus  zu  schreiben 
und  in  v.  3  der  punkt  hinter  lauro  zu  streichen. 
f.  14  befser  fesso  statt  fessis. 
s.  60  V.  34  despecta  statt  dispecta. 
s.  61  t^.  60  Sic  und  que  (=  quae)  ist  zu  trennen  und  für  Sic 

Die  zu  setzen. 
V.  69  colendo  befser  statt  colenda. 
s.  63  v.  12  erinnert  an   Vergils  Georgica  u,  328:   Avia   tum 

resonant  avibus  virgulta  canoris. 
s.  64  V.  40  lupo  für  lupum   zu  setzen,     dieser  vers  erinnert 
an  Dracontius  (ed.  Dühn)  i,  7—8:  mitis  ursus  adfuit,  non 
lupum  timebat  agna  ... 
V.  64  für  quas  .  .  rimas  befser  quae  .  .  rimis. 
s.  65  V.  92  erinnert  an  Aetna  v.  9:    Aurea  securi  quis  nescit 

saecula  regis? 
V.  95  für  discurso  .  .  .ferro  ist  zu  verbefsem  discusso  .  .  .  fern. 
5.  67  Versus  Johannis  v.  9  für  quibus  quos. 
t?.  11  corda  vielleicht  für  corde. 

E.  DÜMMLER. 


WOLFRAMS  TITUREL  281 


WOLFRAMS  TITUREL. 

Die  ergebnisse,  welche  Lachmann  für  die  abfafsungszeit  der 
beiden  grofsen  erzdhlungen  Wolframs  gefunden  und  in  der  vor- 
rede zu  dem  dichter  (s.  xix),  sowie  in  anmerkungen  zu  Walther 
(17,  11.  20,  3)  und  zu  Iwein  (1328  u.  4533)  niedergelegt  hal, 
stehen  fest  und  sind  durch  keine  nachforschung  erschüttert 
worden,  nicht  so  stimmt  man  über  die  unter  dem  namen  des 
Titurel  überheferten  bruchstücke  überein.  Lachmann  (vorr.  zu 
Wolfr.  xxvn)  fafste  eine  stelle  in  dem  ersteren  bruchstücke^  als 
eine  anspielung  auf  die  beiden  ersten  bücher  des  Parzival 
auf  und  nahm  demnach  an,  dafs  es  nach  diesem  und  vor 
dem  Willehalm  abgefafst  worden  sei.  Lange  war  man  auch 
mit  dieser  annähme  einverstanden  gewesen,  ohne  dafs  sich 
eine  meinung  dagegen  geltend  gemacht  hätte,  bis  Franz  Pfeiffer 
(Germania  1859  s.  298  ff;  mit  der  entgegengesetzten  ansieht  auf- 
trat, der  Titurel  sei  schon  vor  dem  Parzival  entstanden,  aus- 
gehend von  der  Lachmannschen  auffafsung  der  37  Strophe  trug 
er  bedenken  sich  dieser  anzuschUefsen,  und  es  schienen  ihm  in 
dem  bruchstücke  selbst  ^vielmehr  sowol  innere  als  äufsere  gründe 
vorhanden  zu  sein,  die  den  Tit.  als  eine  erstlings-,  als  eine 
Jugendarbeit  erscheinen  lafsen.'  Pfeiffer  ist  auch  nicht  vereinzelt 
mit  dieser  hypothese  geblieben;  sie  ist  im  gegenteil  mit  aner- 
kennung  aufgenommen  und  widerholt  worden  zumal  von  Bartsch, 
Parz.  u.  Tit.  p.  xv;  Koberst.  i^,  s.  169,  14;  Gervinus  1  \  s.  602 f. 
abschliefsend  jedoch  ist  diese  frage  noch  nicht  entschieden:  sie 
bedarf  noch  einer  näheren  Untersuchung,  die  zwischen  den  beiden 
einander  entgegengesetzten  ansichten  eine  entscheidung  möglich 
macht  und  über  das  zeitliche  Verhältnis,  in  dem  die  bruchstücke 
zum  Parzival  stehen,  aufklärung  bringt. 

Für  die  lOsung  dieser  aufgäbe  scheint  es  angemefsen,  zu- 
nächst Pfeiffers  aufsatz  und  die  Stichhaltigkeit  der  von  ihm  bei- 
gebrachten gründe  und  beweise  zu  erwägen  und  zu  prüfen,  weil 
hierdurch  zugleich  die  streitigen  punkte  im  einzelnen  vorgeführt 
werden. 

Es  ist  vor  allem   die  37  Strophe,  worauf  sowol  Lachmann 


282  WOLFRAMS  TITUREL 

als  auch  PfeifTer   ihre  ansieht  über  die  zeit  der  entstehuDg  des 
gedichls  gründen. 

Wie  (Amchevin)  ^  Gahmiret     schiel  von  Belacänen 
und  wie  werdedichen       er  erwarp  die  swester  Schoystänen, 
und  wie  er  sich  enbrach  der  Franzoysinne 
des  wil  ich  hie  geswigen   und  künden  iu  von  magtuomlicker  minne. 
Und  widerum  sind  es  die  worte  des  wil  ich  hie  geswigen, 
die  in  verschiedenem  sinne  erklärt  oder  eigentlich  ergänzt  werden. 
Lachmann  Fafst  diese  woite  als  eine  anspielung  Wolframs  auf 
seine  schon  früher  verfafsten  beiden  ersten  bücher  des  Parzival 
auf.    Pfeiffer  sieht  darin  eine  hinweisung  auf  den  inhalt  seines 
damals  erst  beabsichtigten  Werkes,   denn  er  hält  es  für  beispiel> 
los  in  der  mhd.  litleratur,  dafs  ein  dichter  in  so  undeutlicher 
weise  auf  ein  schon  fertiges  gedieht  hinzeige,     dieses  urteil  läfsi 
sich  durchaus  nicht  rechtfertigen,     eine  betrachtung  ähnlicher 
stellen  lehrt,  dafs  die  mhd.  dichter  keineswegs  immer   darauf 
bedacht  sind,   ihre  hinweisungen  auf  schon  früher  von   ihnen 
selbst  geschilderte  Situationen  in   bestimmten  Worten  als  solche 
zu  kennzeichnen,    vergl.  zb.  Iwein  v.  2791  IT 

KSrt  ez  niht  dl  an  gemach; 

als  dem  hem  Ereke  geschach, 

der  sich  auch  also  manegen  tac 

durch  frowen  Eniten  verlac. 
diese  verse  setzen  die  abfafsung  des  Erec  voraus,  obwol  an  und 
für  sich  Hartmann  den  Erec,  als  einen  bekannten  beiden  der 
Artussage  zur  vergleichung  heranziehen  konnte,  selbst  wenn  er 
früher  nichts  von  ihm  erzählt  hätte,  ebenso  erinnert  Wolfram 
in  seinem  spätem  Willehalm  widerholt  an  personen  seines  Par* 
zival  vergl.  55,1;  73,  23;  99,  29;  125,  28;  271,  17;  279,  13; 
283,  27;  356,  8;  379,  27;  403,  20.  nirgends  deutet  er  darauf 
hin,  dafs  diese  personen  aus  seinem  Parzival  entnommen  sind, 
und  dennoch  müfsen  wir  alle  stellen  als  anspielungen  auffafsen. 
so  liegt  Lachmanns  erklärung  der  oben  angeführten  Titurel- 
strophe  dem  unbefangenen  blicke  entschieden  am  nächsten,  obwol 
Pfeiffer  die  seinige  für  die  natürlichere  hält,  die  analogie,  welche 
dieser  für  Lachmanns  beweis  vermisst,  fehlt  nicht;  sie  läfsi  sich 

*  nach  einer  mir  von  Jänirke  mitgeteilten  konjectur.    Pfeiffer  kon- 
^icierte  der  erenriehe. 


WOLFRAMS  TITUREL  283 

—  worauf  wir  im  zweiten  teile  dieses  aufsatzes  zurückkommen 
worden  —  aus  ganz  verwanten  stellen  in  Wolframs  Willehalm 
noch  des  näheren  nachweisen,  während  für  die  entgegengesetzte 
auffafsung  schwerlich  analoge  beispiele  beizubringen  sein  dürften, 
dennoch  stützt  Pfeiffer  mit  dieser  hypothese  die  ganze  folge 
seiner  'sowol  innern  als  äufsern  gründe.' 

Als  den  ersten  dieser  gründe  benutzt  er  eine  aesthetische 
bemerkung,  die  Simrock  (Wolfr.  3  ausg.  s.  762.  vergl.  Gervinus 
Nat.-litt.  1  ausg.  s.  369)  gemacht  hat  dieser  hat  darauf  hin- 
gewiesen, dafs  der  Titurel,  wäre  er  vollendet,  einen  seltsamen 
gegensatz  zum  Parzival  bilden  würde,  dessen  held  der  höchsten 
«Aventiure  nachjagt,  während  Schionatulander  sein  leben  um  den 
besitz  eines  brackenseiles  hinopfert.  Pfeiffer  findet  es  nun  schwer 
begreiflich,  dafs  der  dichter,  nachdem  er  in  seinem  Parzival  eine 
hohe  und  seinem  bedeutenden  talente  entsprechende  aufgäbe 
gelöst  hatte,  sich  an  einen  der  idee  nach  so  niedrig  stehenden 
Stoff  machen  konnte,  um  später  im  Willehalm  wider  eine  ernstere 
richtung  einzuschlagen,  nur  in  seiner  Jugend,  wo  Wolfram  noch 
nicht  auf  der  höhe  seines  dichterischen  schafl'ens  gestanden,  habe 
er  den  Titurel  verfafsen  können,  dem  Vorwurf  des  hin-  und 
herschwankens  zwischen  einer  leichteren  und  einer  ernsteren 
richtung,  der  bei  der  annähme,  der  Tit.  sei  nach  dem  Parz.  ent- 
standen, den  dichter  treffen  soll,  ist  schon  San  Marte  (Parzival- 
studien,  3  heft,  s.  33)  entgegen  getreten,  nach  dem  j.  Tit. 
freilich  opfert  Schionatulander,  einer  laune  der  geliebten  nach- 
gebend, um  den  besitz  eines  brackenseils  sein  leben,  es  ist 
aber  fraglich,  ob  es  dem  Überarbeiter  gelungen  ist,  das  gedieht 
nach  dem  ursprünglichen,  dem  Wolframischen  plane  zu  voll- 
enden und  die  Charaktere  der  Siguue  und  des  Schionatulander 
nach  der  gewis  ernsteren  idee  unseres  dichters  zu  schildern, 
wenn  uns  hier  auch  Wolframs  Titurel  im  stich  läfst,  so  lafsen 
doch  einige  andeutungen  im  Parzival  eine  edlere  anläge  erkennen, 
den  tod  fand  Schionatulander  in  Parzivals  interesse,  Sigune 
sagt  zu  Parzival  141,  2    dirre  ßnte  wart  durch  dich  erslagen, 

wand  er  din  lant  ie  werte: 

sine  triwe  er  nie  verscherte. 

junc  vketec  süezer  man, 

die  gebnwder  hänt  dir  vil  getan. 

zwei  lant  nam  dir  Läheltn: 


284  WOLFRAMS  TITUREL 

disen  ritter  und  den  vetern  dm 

ze  tjostiern  sluoc  Orilus. 
und    141,  17    in  unser  zweier  dienste  den  tot 

hat  er  bejagt,  und  jämers  not 

mir  nach  siner  minne. 
bracke  und  brackenseil  brachte  dem  beiden  nur  den  ptn  (Parz. 
141,  16.  vgl.  Tit.  84.  134,  2  f.  135,  3  usw.),  die  mühsal  des 
kampfes  und  quälenden  aufschub  in  der  erreichung  seiner 
herzenswünscbe.  auch  in  den  uns  überlieferten  bruchstücken 
ist  nicht  jagdhemd  und  halsband  sondern  allein  die  magtuomUche 
minne  angelpunkt  der  dichtung. 

Wie  nach  Pfeiffer  einerseits  die  minder  ernste  anläge,  so 
soll  andererseits  die  Schönheit  und  trefflichkeit  der  ausftlhrung 
des  gedichtes  ein  kennzeichen  für  die  frühere  abfafsung  sein. 
diese  Schönheit  sei  nur  aus  der  jugendlichen  begeisterung  zu 
verstehen,  mit  der  sich  Wolfram  daran  gemacht,  gefühle  und 
herzensregungen  zu  schildern,  für  die  er  selbst  damals  im  höchsten 
grade  empfänglich  war.  diese  auffafsung  hat  zuerst  etwas  be- 
stechendes: man  fühlt  sich  gern  zu  der  annähme  bewogen,  dafs 
die  schönste  und  ergreifendste  dichtung,  die  uns  die  blütelittera- 
tur  des  mittelalters  gebracht  hat,  aus  der  Jugendzeit  des  be- 
gabten dichters  stamme,  wenn  aber  merkmale  dem  widerstreiten, 
wenn  eine  nähere  betrachtung  uns  zu  einer  andern  ansieht 
bringen  sollte,  so  dürfen  wir  diese  anzunehmen  uns  nicht 
mehr  weigern,  in  der  tat  ist  es  auch  gar  nicht  so  bedenk- 
lich, der  entgegengesetzten  auffafsung  beizutreten,  jugend- 
liche begeisterung  wird  der  dichter  auch  sehr  wol  mit  in  das 
mannesalter  hineingenommen  haben,  nirgends  im  Parzival,  der 
doch  auch  eine  mannesdichtung,  werden  wir  eines  anderen  be- 
lehrt, und  selbst  noch  im  Wh.,  wo  die  jünglingsjahre  schon 
langst  hinter  ihm  lagen,  hat  er  eine  sichtliche  freude  an  der 
jugendhchen  erscheinung  der  schönen  königstochter  Alize  und 
an  dem  zum  jüngling  heranwachsenden  starken  Rennewart. 
mit  Vorliebe  und  mit  mehr  interesse,  als  dies  in  der  quelle,  dem 
französischen  Guillaume  d'Orange  geschieht,  verfolgt  er  auch  hier 
die  Jugendneigung,  die  beiden  unter  den  kinderspielen  zu  ein- 
ander erwächst,  und  doch  waren  durch  die  trockenheit  des 
Stoffes,  den  ihm  die  heiligenlegende  an  die  band  gab,  und  durch 
eine  vorläge,  die  den  Rennewart  überaus  burlesk  und  pofsenhaft 


WOLFRAMS  TITUREL  285 

darstellte,  seiner  Schilderung  bindernisse  und  schranken  gesetzt, 
wol  konnte  er  gerade  dadurch  sich  veranlafst  fühlen,  einen  stoff 
zu  behandeln,  der  freier  die  zarten  regungen  der  liebenden 
widerzugeben  gestattete. 

Aufser  der  besorgnis^  Wolfram  möchte  als  mann  nicht  mehr 
fähig  gewesen  sein,  jugendliche  Stoffe  dichterisch  zu  erfafscn, 
äufsert  Pfeiffer  noch  ein  anderes  bedenken,  das  sich  mehr  auf 
äufsere,  auf  technische  fähigkeiten  bezieht,  um  eine  so  schwie- 
rige Strophe,  wie  die  des  Titurel,  zu  bewältigen,  um  den  mis- 
grifif  in  der  wähl  des  versmafses  zu  verdecken  oder  wider  gut 
zu  machen,  soll  es  dem  dichter  noch  an  kraft  in  der  handhabung 
des  metrums  und  der  spräche  gefehlt  haben,  sollte  dieser  mangel 
würklich  teilweise  die  Ursache  davon  gewesen  sein,  dafs  der 
Titurel  bruchstück  geblieben,  so  kann  er  auch  noch  für  den 
fall  der  späteren  abfafsung  hindernd  gewürkt  haben,  ebenso- 
wenig wird  die  tatsache,  dafs  Wolfram  höchst  vertraut  mit  dem 
deutschen  volksepos  gewesen,  in  dieser  frage  eine  entscheidung 
zu  geben  im  stände  sein,  in  gleicher  weise  sind  die  wahrschein- 
lichen hindeutungen  des  dichters  auf  eigene  familienverliältnisse 
(str.  18  und  86)  für  den  zweck  einer  genaueren  Zeitbestimmung 
nicht  verwertbar,  auf  die  willkürlichkeit  und  Unsicherheit  dieser 
beweise  hat  schon  Jänicke  (zs.  f.  gymn.  wesen  186S  s.  301) 
hingewiesen,  der  wünsch,  gott  möge  dem  dichter  ein  kind  er- 
lafsen,  dessen  gehurt  ihm  die  gattin  koste,  und  die  bemerkung 
über  das  gehenlernen  der  kinder  sind  auch  für  einen  länger 
verheirateten  manu  natürlich. 

Einen  besondern  nachdruck  legt  Pfeiffer  auf  den  letzten 
seiner  gründe,  wie  vorher  eine  äufserung  von  Simrock,  so 
benutzt  er  jetzt  eine  solche  von  Gervinus.  dieser  fand  es  höchst 
merkwürdig  und  für  Wolfram  ein  grofses  Zeugnis,  dafs  er  in 
den  Titurelbruchstücken  die  auswüchse  seiner  früheren  manier 
beseitigt,  gemeint  ist  mit  der  manier  das  hervortreten  mit 
der  eigenen  person,  die  ironische  behandlung,  die  satirische 
bitterkeit  und  die  keckheit  der  bilder.  diese  beobachtung  hält 
er  für  richtig,  macht  aber  daraus  den  schlufs,  dafs  der  Titurel 
ein  jugendwerk  sei,  und  Gervinus  ist  ihm  in  der  letzten  ausgäbe 
seiner  Nat.  litt,  in  dieser  erklärung  der  von  ihm  selbst  ge- 
machten beobachtung  beigetreten:  in  seiner  Jugend  sei  Wolfram 
noch  frei  von  einer  bestimmt  ausgebildeten  manier  gewesen,  erst 


286  WOLFRAMS  TITÜREL 

im  Parz.  habe  er  diese  angenommen  und  durch  den  Wh.  hin- 
durch beibehalten,  er  findet  bei  der  annähme  der  Tit.  sei  nach 
dem  Parz.  gedichtet  grofse  Widersprüche,  hält  es  nicht  für  mög- 
lich, dafs  er  mit  der  manier  anfangen,  dann  sie  auf  kurze  zeit 
ablegen  soll,  um  ihr  bald  darauf  wider  die  zügel  schiefsen  zu 
lafsert.  —  von  dem  allgemeinen  satze,  dafs  die  manier  sich  erst 
spater,  nach  und  nach,  ausbilde,  ist  in  dieser  Untersuchung  wenig 
gebrauch  zu  machen,  an  und  für  sich  sind  ja  beide  gegensätze 
denkbar:  ein  dichter  kann  sich  in  eine  manier  hineinarbeiten, 
wol  aber  auch  —  und  das  gleichzeitig  —  auswüchse  immer  mehr 
und  mehr  ablegen,  ein  gesteigertes  zunehmen  der  ironie,  der 
Satire,  der  Sonderbarkeiten  durch  den  Parzival  und  Willehalm 
hindurch  findet  sich  auch  nicht  im  geringsten;  es  treten  im 
gegenteil  diese  eigentümlichkeiten  von  vorn  herein  ausgebildet 
auf.  sogar  für  manche  eigentümlichkeiten  dieser  art  hat  neuer- 
dings Kinzel  (zs.  f.  d.  ph.  5,  tfT)  den  nachweis  geliefert,  dafs 
sie  schon  im  P.  anfangen  seltener  zu  werden,  um  sich  im  Wh. 
immer  mehr  zu  verlieren,  in  ähnlicher  beziehung  hat  schon 
früher  Jünicke  WWrams  Sprachgebrauch  untersucht  und  durch 
Zusammenstellung  der  beispiele  fest  gestellt,  dafs  die  anweudung 
von  einzelnen  Wörtern  und  formein,  wie  sie  der  volkspoesie  an- 
gehören, im  verlauf  der  beiden  gröfseren  gcdichte  immer  spär- 
licher wird,  so  ergibt  sich  durch  genauere  Untersuchung  eher 
das  gegenteil  von  der  ansieht  Pfeiffers,  dafs  der  dichter  sich  erst 
allmählich  in  die  manier  hineingedichtet  habe,  ist  nun  dennoch 
die  von  Gerviuus  gemachte  beobachtung  richtig,  wie  man  nicht 
ganz  läugnen  kann,  so  findet  die  tatsache  wol  eine  näher  liegende 
erklärung.  zunächst  haben  wir  nur  wenig  umfangreiche  bruch- 
stückc  vor  uns,  in  denen  mehr  zuHillig  eine  solche  manier  weg 
geblieben  sein  kann,  da  sich  keine  veranlafsung  sie  merken  zu 
lafsen  bisher  gefunden,  die  hauptsache  aber  ist,  dafs  solche 
auswüchse,  wie  sie  sich  im  Parzival  und  Willehalm  finden,  in 
einem  lyrisch  gehaltenen  gedieht  unpassend  sind  und  deshalb 
ganz  natürlich  fort  bleiben. 

Nach  dem  gesagten  scheint  es  klar,  dafs  Pfeiffer,  um  seine 
hypothese  zu  beweisen,  nur  hinfäUige  gründe  beizubringen  ge- 
wust  hat,  und  auch  das  urteil,  das  er  schliefslich,  ^abgesehen 
von  der  idee  und  dem  sittlichen  gehalt',  über  Wolframs  werke 
abgibt,  das  nemlich  darin   ^ein   stäter  stufenroäfsiger  rückschritt 


WOLFRAMS  TITUREL  287 

zu  finden',  ermangelt  der  begründung.  der  Willehalm  verdient 
eine  solche  herabsetzung  nicht,  denn  wenn  auch  nicht  zu  ver- 
kennen, dafs  die  wähl  des  Stoffes  auf  ihn  eine  rückwürkung 
geäufsert  hat,  so  gibt  er  doch  in  der  ausbildung  der  form  dem 
Parz.  nicht  nur  nichts  nach  sondern  steht  stilistisch  unläugbar 
hoher;  und  was  der  dichter  aus  der  sprOden  legende  zu  machen 
gewust  hat,  das  lehrt  besonders  eine  vergleichung  des  französi- 
schen Originals  wtlrdigen.  vergl.  darüber  Jonckbloet,  G.  d*Or. 
II  p.  219» 

Für  die  entscheidung  der  frage,  zu  welcher  zeit  Wolfram 
die  bruchstücke  des  Titurel  verfafst  hat,  ist  es  zunächst  nOtig, 
das  Verhältnis  im  äuge  zu  behalten,  in  welchem  die  fragmente 
dem  inhalte  nach  zum  Parzival  stehen,  sicher  ist,  dafs  der  Stoff 
des  Parz.  und  des  Tit  einer  gemeinsamen  quelle  entlehnt  ist. 
diese  ursprün^iche  Zusammengehörigkeit  des  von  unserm  dichter 
geteilten  sagenkreifses  hat  zur  folge  gehabt,  dafs  die  beiden  ge- 
dichte  in  ihrem  Stoffe  sich  nicht  nur  gegenseitig  berühren, 
sondern  zum  teile  sogar  einander  aufnehmen  und  sich  wider- 
holen, solche  gemeinschaftlichen  teile  konnte  Wolfram  in  beiden 
bearbeitungen  an  und  für  sich  sehr  wol  hier  wie  dort  mit  der- 
selben deutlichkeit  un^  ausführlichkeit  behandeln;  andererseits 
ist  aber  nichts  natürlicher,  als  dafs  er  begebenbeiten  in  dem 
später  entstandenen  gedieht  weniger  umständlich  berichtete,  weil 
die  beziehungen  schon  aus  dem  früheren  werk  hinreichend  klar 
geworden  waren. 

Vergleichen  wir  nun  in  dieser  rücksicht  die  episode  von 
Sigune  und  Schionatulander  mit  dem  Parzival,  so  ist  nicht  zu 
läugnen,  dafs  in  jener  uns  sogleich  eine  ganz  verschiedene  art 
der  behandlung  entgegentritt,  eine  Verschiedenheit,  die  sich  nicht 
aus  der  lyrisch-epischen  form  und  haltung  des  gedichtes  erklären 
läfst.  was  in  dem  grOfseren  epos  ausführlicher  erzählt  ist, 
darauf  wird  hier  nur  flüchtig,  fast  skizzenhaft,  hingewiesen:  die 
cräugnisse  werden  nur  angedeutet,  die  personen  nur  genannt, 
und  wir  würden  ohne  die  kenntnis  des  Parz.  kaum  im  stände 
sein,  die  beziehungen  der  begebenbeiten  und  personen  zu  ein- 
ander zu  verstehen,  es  scheint  darum  selbstverständlich,  dafs 
Wolfram  die  deutlichkeit  und  klarheit  der  erzählung  im  Titurel 
deshalb  weniger  beobachtet  hat,  weil  er  die  bekanntschaft  mit 
eben  diesen  begebenbeiten  und   personen  voraus  setzte,    eine 


288  WOLFRAMS  TITL'REL 

solche  bezugnahme  erkennt  selbst  Pfeiffer  in  der  oben  bespro- 
chenen abhandlung  an,  und  auch  Bartsch  hält  es  für  das  Ver- 
ständnis der  bruchstücke  erforderlich,  dafs  man  ^die  persönlichen 
beziehungen  im  köpfe  habe'  (Germ,  xin  7).  es  entsteht  nun  die 
frage,  woher  Wolfram  den  höreru  und  lesern  seines  werkes  eine 
so  eingehende  kenntnis  der  sage  bis  in  die  einzelnen  abenteuer 
zutrauen  konnte?  Pfeiffer  und  alle  diejenigen,  welche  ihm  in 
seiner  hypothese  beistimmen,  können  die  skizzenhafte  darstellung 
im  eingang  des  gedichts  nur  dann  für  gerechtfertigt  halten, 
wenn  es  zu  beweisen  wäre,  dafs  schon  vor  dem  Parz.  die  sage 
vom  gral  in  Deutschland  allgemeinere  Verbreitung  gefunden  hatte, 
nur  in  diesem  falle  durfte  bei  den  zeitgenofsen  ein  Verständnis 
der  dichtung  erwartet  werden,  dies  ist  aber  durchaus  nicht 
anzunehmen,  erst  gegen  das  ende  des  12  jhs.  fanden  die  er- 
zählungen  von  Artus  und  den  rittern  seiner  tafeirunde  aufnähme 
bei  unserer  riltcr-  und  adelswelt,  und  Wolfram  war  der  erste, 
welcher  die  Parzivalsage  ebenfalls  nach  fremder  quelle  bearbeitete 
und  ihr  eingang  bei  seinen  standesgenofsen  verschaffte,  der 
dichter  sagt  (227,  9fO  ausdrückhch,  dafs  er  das  märe  von  Par- 
zival  aus  der  fremde  erhalten  habe,  und  hebt  widerholt  (3,  25  ff. 
827,  25  ff)  sein  verdienst  hervor,  das  er^sich  durch  die  bearbei- 
tung  und  Verbreitung  desselben  erwerbe,  vergl.  noch  452,  29  ff 
und  734,  1  ff,  wonach  neugierige  zuhörer  es  dem  dichter  ver- 
argen, dafs  er  mit  der  erschliefsung  des  ihnen  vorher  'verholnen 
mxres'  so  lange  zurückhalte,  ist  es  nun  unzweifelhaft,  dafs 
Wolfram  zuerst  die  gralsage  in  Deutschland  einführte,  so  läfst 
sich  nicht  begreifen,  wie  er  auf  ein  Verständnis  seines  Titurel 
rechnen  konnte,  ohne  dafs  sein  Parzival  vorhergegangen,  es 
bleibt  also  nur  die  annähme  möglich,  dafs  jener  nach  diesem 
entstanden  ist. 

Mau  darf  sich,  um  dies  flüchtige  hinwegeilen  über  die  be- 
gebenheiten,  dies  blofse  berühren  der  personen  zu  erklären,  nicht 
auf  die  manier  des  dichters  berufen.  Wolfram  steht  auch  in 
seinem  Parzival,  ganz  ähnlich  wie  der  volksdichter  mitten  in 
seinem  stofl'  und  setzt  ihn  zuweilen  mehr,  als  es  wünschenswert 
ist,  als  bekannt  voraus,  doch  ist  er  mit  diesen  volksepischeo 
eigentümlichkeiten  sparsam  und  treibt  sie  nicht  bis  zu  der  Un- 
klarheit, die  im  Titurel  dadurch  entsteht. 

Dafs    Wolfram    im  Titurel    seinen  zuhörem  eine  kenntnia 


WOLFRAMS  TITUREL  289 

seines  Parzival  zutraut,  läfst  sich  im  einzelnen  nachweisen,    str. 
24,  4  heifst  es 

die  sich  der  gräl  zem  inten  tragen  lie,  daz  was  Schaysfäne. 
vorher  haben  wir  vom  gral  nur  erfahren,  dafs  Titurei  zum  hüter 
desselben  bestellt,  und  Frimutel  sein  nachfolger  geworden,  wir 
sind  über  ihn  und  das  ceremoniell  seiner  pflege  nicht  unter- 
richtet, und  die  andeutung,  dafs  er  sich  von  der  mutter  Sigunens 
zuerst  habe  tragen  lafsen,  mOste  uns  ziemlich  dunkel  bleiben, 
wenn  wir  nicht  an  die  Schilderung  des  graidienstes  im  5  buche 
des  P.  erinnert  würden,  aufserdem  scheinen  auch  die  worte 
zem  Srsten  noch  besonders  die  bekanntschaft  mit  der  zweiten 
gralträgerin,  mit  Repanse  de  Schoye  vorauszusetzen,    str.  25,  3 

K(mdu>trämArs  lac  dannoch  an  der  brüste 
bringt  erst  nachträglich  und  nur  beiläufig  den  namen  der  vor- 
her erwähnten  tochter  des  kOnigs  Tampunteire,  als  ob  wir  ihn 
schon  vorher  kennen  sollten,  weil  Kondwiramur  aber  im  Parz. 
uns  schon  als  Jungfrau  entgegen  getreten  ist,  so  glaubt  der 
dichter  uns  darauf  aufmerksam  machen  zu  müfsen,  dafs  sie  da- 
mals  noch  ein  kleines  kind  war.     str.  35,  4 

unze  ir  (der  Herzeloide)  minne  wart  gedient  vor  Kanvoleiz  mit 

speren  hurtedidte 
weist  auf  das  im  2  buche  des  Parz.  beschriebene  turnier  hin, 
von  dem  hier  auch  im  weiteren  verlaufe  nichts  näheres  erzählt 
wird,  und  wovon  zu  berichten  die  37  str.  sogar  ablehnt,  obwoi 
noch  in  der  45  u.  46  str«  auf  Kanvoleiz  bezug  genommen  wird. 
Str.  39,  1 

Dö  Gahmuret  dm  schilt  empfienc  von  AnpkUsen 
bringt  uns  wenig  klarheit  über  das  Verhältnis,  in  dem  Gahmuret 
als  knappe  zu  Amphlisen  gestanden ;  hier  wie  str.  54  und  99,  2 
vermissen  wir  die  auskunft,  die  uns  durch  P.  94,  21  ff.  97,  25  ff. 
395,  27  ff  gegeben  wird.  str.  40  erwähnt  auffallend  kurz  die 
erste  fahrt  Gahmurets  in  die  heidenschaft,  die  wir  genauer  aus 
Parz.  13,  3  ff  kennen,  in  der  73  str.  werden  Pompejus  und 
Ipomedon  durch  blofse  nennung  ihrer  namen  eingeführt,  und 
von  ihrem  kriegszug  nach  Baldac  erfahren  wir  nur  beiläufig, 
er  wird  durch  sine  hervart  und  den  puneiz  vor  Baldac  als 
bekannt  voraus  gesetzt,  am  aufTallendsten  ist  die  erwähnung  des 
Parzival  78,  4,  über  den  wir  aus' dem  Tit.  sonst  nichts  weiter 
vernehmen,  überhaupt  werden  fast  alle  personen,  die  schon  im 
Z.  f.  D.  A.  neoe  folge  VI.  1^ 


290  WOLFRAMS  TITÜREL 

Parzival  vorkommen,  nur  flüchtig  berührt:  so  noch  Kastis  26,  1, 
Gahmuret,  Belacane,  Ampblise  37,  1.  2.  3,  der  bäruc  40,  2. 
eine  ausnähme  macht  der  dichter  eigentlich  nur  mit  Sigune  und 
Schionatulander.  sie  werden  eingehender  eingeführt  und  ihre 
vorfahren  genealogisch  hergezählt,  dies  eingehen  auf  ihre  per- 
sönlichkeit und  abstammung  ist  dadurch  berechtigt,  dafs  sie  die 
hauptpersonen  der  dichtung  sind,  mit  jener  flüchtigen  erwäh- 
nung  kontrastiert  aber  augenscheinUch  die  einführung  der  wenigen 
personen,  die  im  Parzival  nicht  vorgekommen  sind,  der  Florie 
von  Kanadic,  ihrer  Schwester  Klauditte  und  des  Ehkunat.  sie 
zieht  sich  durch  die  Strophen  146  bis  153  hin.  dieser  gegen- 
satz  kann  kein  zufälliger  sein,  er  ist  am  natürUchsten  dadurch 
zu  erklären,  dafs  der  dichter  den  Inhalt  seines  Parzival  voraus- 
setzte. 

Aufiallend  ist  ferner  im  ersten  fragment  des  Titurel  eine 
eigentümliche  und  verhältnismäfsig  häufige  anwendung  des  tem- 
poralen dö  in  relativen  Sätzen,  durch  den  ganzen  Parzival  hin- 
durch findet  sich  die  partikel  überwiegend  demonstrativ :  es  wird 
damit  eine  begebenheit  an  die  andere  angereiht,  wie  ja  dieser 
gebrauch  der  fortlaufenden  erzählung  entspricht,  seltener  ist  die 
anwendung  des  relativen  dö,  und  es  wird  dann  immer  die  zeit 
eines  eräugnisses  durch  ein  anderes,  schon  erwähntes  bestimmt, 
vergl.  zb.  P.  6.  7.  davon  unterschieden  ist  ein  gebrauch  des 
dö,  wie  er  sich  widerholt  im  Titurel  findet,  hier  ist  von  den 
beiden  gleichzeitigen  begebenheiten  diejenige  noch  nicht  erzählt, 
durch  welche  für  die  andere  eine  Zeitbestimmung  gegeben  werden 
soll.  vgl. 
Tit.  28   Dö  Tamp^Meire  starp      und  Kardeiz  der  kläre 

in  Brübarz  iruoc  die  kröne,      daz  was  in  dem  vünften 

järe 

daz  Sigune  tcas  aldä  bduiUen. 
39    Dö  Gahmuret  den  schih  enpfienc  von  ÄnpUtsen, 

diu  werde  küneginne      im  lach  diz  kint. 
73   Diz  was  der  anevanc      ir  geselleschefte 

mit  Worten,  an  dm  ziten      dö  Pompeius  vor  Baldac  mit 

krefte 

het  oudi  sine  hervart  gesprochen  usw. 
die  eräugnisse,  durch  welche  in    den  angeführten    stellen  eine 
Zeitbestimmung  gegeben  werden  soll,  sind  ausführlicher  im  Par- 


WOLFRAMS  TITÜREL  291 

zival  berichtet,  es  ist  darum  wahrscheiDlich,  dafs  Wolfram  bei 
der  abfafsung  des  Titurel  auf  sein  früheres  werk  sich  bezog, 
im  gegensatz  zu  der  im  allgemeiDen  ununterbrochen  fortschreiten- 
den handlung  des  Parzival,  werden  im  Titurel  nur  einzelne 
punkte  der  sage  berührt,  die  erzählung  springt  von  einem  gegen- 
stände zum  andern  über,  und  zur  genaueren  Orientierung  in  der 
Zeitfolge  weist  der  dichter  auf  die  eräugnisse  hin,  die  der  zuhörer 
schon  aus  dem  vorangegangenen  werke  kennt. 

Aufser  diesen  beziehungen,  welche  die  Verbreitung  der  Par- 
zivalsage  in  Deutschland  bedingen  und  so  nur  mittelbar  beweisen, 
dafs  der  Parzival  das  frühere  werk  Wolframs  ist,  fehlt  es  im 
Titurel  auch  nicht  an  direkten  anspielungen  darauf,  betrachten 
wir  noch  einmal  die  37  str. 

Wie  (Anschevin)  Gahmuret    •^sehtet  von  Belacänen 
und  wie  werdeclichen      er  ertoarp  die  swester  Schoystänen 
und  wie  er  sich  enbrach  der  Franzoisinne, 
des  wil  ich  hie  geswigen,      und  künden  tu  von  magtuomltcher 

minne. 
mit  dieser  hinweisung  auf  einen  bestimmten  teil  der  sage  haben 
mehrere   stellen    des   Willeh.  grofse  ähnlichkeit.     nachdem   der 
dichter  dort  gleich  im  eingang  Heinrich  von  Narbonne  und  dessen 
söhne  eingeführt  hat,  fährt  er  7,  11  fT  fort: 

umb  der  andern  (der  brüder)  dienst  und  umh  ir  vam 

wil  ich  nu  mine  rede  spam, 

und  grifen  an  den  einen  ^ 

den  diu  äventiur  wil  meinen. 

Willalm  der  selbe  hiez. 
und  noch  einmal  beschränkt  er  den  Stoff  für  seine  bearbeitung 
der  sage  vom  h.  Wilhelm:  mit  der  ankunft  des  heidnischen 
heeres,  das  Frankreich  mit  krieg  überzogen,  wolle  er  beginnen 
und  was  bis  dahin  nach  seiner  Vermählung  mit  der  heidin  Ara- 
bele  sich  begeben  habe  verschweigen: 
8,  26  swaz  da  enzwischeti  sit  geschach, 

des  geswtg  ich  von  in  beiden, 

den  getouften  und  deti  heiden 

und  sage  des  heres  überker, 
hier  leuchtet  ein,  dafs  die  ähnlichen  ausdrücke  dar  umb  wil  ich 
nu   mine  rede  spam  und  des  geswig  ich  nicht  so  zu  erklären 
und  ergänzen  sind,  wie  Pfeiffer  die  Titurelworte  des  wil  ich  hie 

10* 


292  WOLFRAMS  TITÜREL 

geswigen  erklärt  und  ergänzt:  ^davon  schweige  ich  für  jetzt,  um 
euch  ein  ander  mal  davon  zu  erzählen',  es  ist  vielmehr  zu  er- 
gänzen: 'das  habt  ihr  schon  früher  gehört',  wie  aus  den  in 
nächster  nähe  dabei  stehenden  Worten  hervorgeht 

7,  23    ir  habt  ouch  §  wol  vemomen 

(es  endarf  in  nu  niht  nuere  komm), 
wie  daz  mit  dienste  sich  gezöch  usw. 

vgl.  noch  74,  2f,  wo  Wolfram  eine  kurze  hinweisung  auf  die 
von  ihm  selbst  im  Parzival  (106,  29  ff)  erzählte  be- 
stattung  Gahmurets  durch  den  bäruc  durch  folgende  analoge 
Wendung  abschliefst: 

die  rede  läzen  wir  nu  sin: 
ich  wil  die  künege  nennen  gar. 

bedürfte  die  Lachmannsche  auffafsung  der  'unbestimmten'  Titu- 
relworte  zu  ihrem  beweise  der  von  PfeiCTer  vermissten  analogie, 
so  wäre  diese  besonders  durch  die  letzte  stelle  zur  genüge  nach- 
gewiesen, sie  ist  aber  auch  von  vorn  herein  natürlicher  als  die 
entgegengesetzte  erklärung.  als  hinweisung  auf  das  eigene  zu- 
künftige gedieht  wären  die  worte  zu  berechnet  und  dennoch  so 
unnütz  für  den  leser. 

Eine  zweite  stelle,  die  deutlich  auf  den  Parzival  Wolframs 
hinweist,  ist  str.  78,  4  des  wart  sU  Parzival  an  SigAn  zer  linden 
wol  innen,  hierauf  hat  schon  Jänicke  (zs.  f.  gym.-wes.  1868, 
s.  300)  aufmerksam  gemacht,  und  Bartsch  (Koberstein  P  s.  169 
anm.)  hat  seine  auffafsung  wenn  auch  ohne  Widerlegung  abge- 
wiesen, die  Zeile  nimmt  entschieden  rücksicht  auf  Parz.  249, 
1 1  fr.  Parzival  ist  in  dem  bruchstück  bisher  weder  genannt 
noch  gekannt,  und  auf  die  linde,  auf  die  zärtliche  liebesbezeugung 
an  dem  toten  Schionatulander  ist  zu  bestimmt  hingewiesen, 
wäre  es  eine  hindeutung  auf  eine  stelle  die  erst  im  zukünftigen 
gedieht  abgefafst  werden  sollte,  so  würde  diese  absichtliche  be- 
rechnung  sich  wenig  mit  der  unwillkürlichkeit  vertragen,  aus 
der  heraus  ein  dichter  wie  Wolfram  eine  solche  anspielung  auf 
ein  späteres  eräugnis  nur  machen  kann.  '  hier  darf  man  nicht 
einmal  einwenden,  er  habe  eine  bestimmte  stelle  der  französischen 
quelle  im  äuge,  bei  Chrestien,  mit  dem  Wolfram  gerade  in  der 
Schilderung  dieser  begegnung  des  Parzival  und  der  Sigune  ge- 
nauer stimmt,  und  gewis  ebenso  bei  Kiot  war  der  bäum,  bei 


WOLFRAMS  TITUREL  293 

dem  das  zusammentreffea  statt  findet^    nicht  eine  linde  sondern 
eine  eiche,     in  Chrestiens  conte  del  graal  heifst  es  ▼.  3370  ff 

tant  fue  il  vit  for  avaUure 

uns  pucele  sos  un  chaisne; 

et  crie  et  flwre  et  8t  hUume 

eame  ehttitive  dolereiue. 
so  scheint  es  nicht  minder  wegen  der  ganzen  behandiung  des 
sagenstoffes,  als  wegen  dieser  beiden  bestimmteren  anspielnngen 
unzweifelhaft,  dafs  die  bruchstücke  nach  dem  Parzival  verfafst 
sind,  und  diese  annähme  findet  auch  noch  eine  weitere  bestä- 
tigung. 

Von  den  plusstrophen,  welche  der  j.  T.  zu  den  in  der  (von 
H  eine  zeit  lang  kontrolierten  und  als  lückenhaft  nachgewiesenen) 
hs.  G  überlieferten  hinzubringt,  hat  Lachmann  einige  für  echt 
gehalten,  auch  Bartsch  stimmt  ihm  bei  und  hat  in  seiner  ab- 
handlung  über  zwei  neue  bruchstücke  des  Tit  (Germ.  1868  s.  1  ff) 
gründe  für  die  echtheit  beigebracht.  Lachmann  hält  ua.  die  nach 
Wolfr.  T.  82  eingeschaltete  Strophe  (alt.  druck  tu.  61)  für  echt, 
sie  lautet  mit  den  beiden  sie  umgebenden  Strophen: 

82  Üz  Nargäk  gein  Späne      hin  ze  Sibilje  er  kirte, 

de$  genendegen  Gandines  mn,  der  vil  uxizzere  üz  ougen 

gererte, 
dö  man  firiesdi  wie  iin  vart  nam  ein  ende, 
sin  höher  pris  wirt  nimmer      getaufter  diet  noch  heidenen 

eüende. 
VU.  61    Si  müezen  in  erkennen:  er  mac  et  nüit  veralten. 

von  Bürgen  der  genende,  Herman  pflac  im,  der  Wunsches 

priss  kund  walten: 
swä  man  hcert  von  stnen  gnözen  sprechen, 
die  vor  im  hin  gescheiden  sint,  wie  kund  sin  top  für 

die  so  verre  brechen. 

83  Daz  rede  ich  wol  mit  wärheit,  ninder  nach  wdne. 

nu   sulen  wir   ouch   gedenken      des  jungen  fürsten  üz 

Gräswaldäne  usw. 
für  die  echtheit  der  Strophe  macht  Bartsch  'formelle,  wie  ihn 
dünkt,  entscheidende  gründe'  geltend,  die  man  anzuerkennen  sich 
nicht  weigern  kann,  es  läfst  sich  diesen  noch  zweierlei  hinzu- 
fügen, dem  Überarbeiter,  als  einem  späteren,  liegt  ein  solches 
lob  auf  Hermann  ferner;  er  gefällt  sich  vielmehr  darin,  das,  was 


294  WOLFRAMS  TITÜREL 

Wolfram  angedeutet  hat,  in  den  eingeschalteten  Strophen  weiter 
auszuführen  und  zu  verbreitern,  dann  fügt  sich  die  Strophe  dem 
Zusammenhang  nicht  nur  der  folgenden  sondern  auch  der  vor- 
hergehenden gedanken  so  passend  ein,  dafs  sie  von  vorn  herein 
beabsichtigt  scheint,  ist  nun  diese  Strophe  von  Wolfram  selbst 
gedichtet,  so  enthält  sie  eine  entschiedene  hinweisung  auf  die 
abfafsungszeit  des  Titurel.  doch  ist  Bartsch  der  ansieht  die 
fafsung  derselben,  in  der  sie  auf  landgraf  Hermann  als  einen 
schon  verstorbenen  hinweise,  sei  nicht  die  ursprüngliche:  der 
jüngere  dichter  habe,  aufserdem  dafs  er  den  reim  erkennen:  ge- 
nennen  hineingebracht,  auch  die  praesentia  pflU  und  kan  in  die 
praeterita  pflac  und  kund  geändert  er  führt  dafür  keinen  weitern 
grund  an,  als  dafs  'die  Titurelbruchstücke  auch  wenn  man  sie 
nach  dem  Parzival  setzt,  unzweifelhaft  noch  bei  Hermanns  leb- 
Zeiten  gedichtet  sind.'  hierin  liegt  augenscheinlich  eine  petitio 
principii.  wenn  er  ferner  sagt  Mie  beziehung  auf  die  gegen- 
wart  sei  auch  in  der  jungem  fafsung  noch  in  dem  ausdruck  die 
vor  im  hin  gescheiden  sint  bewahrt',  so  scheint  er  damit  hervorheben 
zu  wollen,  dafs  der  Überarbeiter,  während  er  dreimal  die  prae- 
sentia verändert,  einmal  das  ursprüngliche  sint  stehen  gelafsen 
habe.  Gescheiden  sint  ist  jedoch  auch  neben  den  praet.  unbe- 
denklich: es  ist  sogar  in  Verbindung  mit  hcert  und  vom  Stand- 
punkt des  dichters  aus  augenscheinlich  das  allein  mögliche,  wol 
aber  widerstreiten  die  praesentia  pflit  und  kan  dem  sinn  und 
Zusammenhang  der  strophe.  in  82  ist  von  dem  rühm  Gahmu- 
rets,  der  nach  seinem  tode  fortlebt,  die  rede,  soll  nun  damit 
das  lob  des  noch  lebenden  Hermann  verglichen  werden  ?  es  ist 
doch  natürlicher,  dafs  der  dichter  entsprechend  seinen  nachruhm 
hervorhebt,  und  schon  die  worte  die  vor  im  hin  gescheiden  sint 
deuten  nach  dem  Sprachgebrauch  auf  Hermann  als  auf  einen 
gestorbenen,  endlich  würde  eine  solche  verändening,  für  die 
an  und  für  sich  kein  genügender  grund  zu  ersehen  ist,  um  so 
auffallender  sein,  als  der  Überarbeiter  im  weiteren  verlauf  des 
gedichts  (xxii,  69)  Hermann  als  noch  lebend  fingiert,  ist  die 
Strophe  einmal  echt,  woran  nicht  zu  zweifeln,  so  ist  sie  es 
auch  mit  den  überlieferten  praeteritis.  mit  ihr  erhalten  wir 
aber  eine  bestimmte  hindeutung  auf  die  abfafsungszeit,  durch 
welche  die  annähme,  der  Titurel  sei  nach  dem  Parzival  ver-» 
fafst,  auf  das  sicherste  bestätigt  wird. 


WOLFRAMS  TITUREL  295 

Eine  Untersuchung  darüber,  ob  der  Sprachgebrauch  des 
Titurel  sich  mehr  dem  Parzival  oder  dem  Willehalm  nähert, 
würde  für  unsere  frage  wegen  des  geringen  umfangs  der  bruch- 
stücke  und  wegen  des  in  ihnen  herschenden  lyrischen  tones,  durch 
den  ein  etwaiges  abweichen  bedingt  sein  könnte,  allein  zu  keinem 
sichern  ergebnis  führen,  gleichwol  ist  nicht  zu  übersehen,  dafs 
auch  eine  solche  sprachliche  vergleichung  dem  gewonnenen  resul- 
täte  nicht  widerstreitet,  volksepische,  nicht  hofische  ausdrücke 
und  formein,  deren  allmähliches  schwinden  in  den  gedichten 
Wolframs  Jänicke  in  der  oben  erwähnten  schrift  konstatiert  hat, 
sind  im  allgemeinen  auch  im  Titurel  vermieden,  nach  Kinzel 
(aao.  s.  5  ff)  sind  ferner  eigentümlichkeiten  des  Wolframischen 
Stils,  die  im  Wh.  in  auffallender  weise  seltener  werden,  auch  im 
Tit.  gänzlich  geschwunden,  endlich  finden  wir  im  Titurel  nur 
genaue  reime,  es  fehlen  die  unreinen,  welche  in  den  liedern 
häufig  sind,  assonanzen  kommen  verhältnismäfsig  zahlreich, 
5  mal,  im  i  buche  des  Parz.  vor,  und  werden  durch  die  andern 
bücher  hindurch  immer  seltener,  sie  finden  sich  ii — vm  6  mal, 
XV  1  mal.  dem  entsprechend  kommen  sie  im  ganzen  Wh.  nur 
2  mal  vor,  und  wenn  sie  im  Tit.  gänzlich  fehlen,  so  ist  auch 
dies  eine  hindeutung  auf  die  spätere  zeit  der  abfafsung. 

In  der  oben  besprochenen  abhandlung  stützt  sich  Pfeiffer 
für  seinen  beweis,  dafs  der  Titurel  ein  jugendwerk  sei,  noch 
darauf,  dafs  'Wolfram  mit  dem  volksepos  vertraut  gewesen,  wie 
kein  zweiter  höfischer  dichter.'  daher  sei  denn  auch  die  wähl 
der  Strophenform,  der  weise  des  volksepos  zu  erklären,  aus  den 
Nibelungen  und  der  Kudrun  'habe  er  erst  die  anregung  zum 
dichten  empfangen'  und  deshalb  habe  er  zunächst  in  volksepischem 
tone  den  Titurel  gedichtet,  dafs  Wolfram  mit  dem  deutschen 
volksepos  bekanut  gewesen,  ist  freilich  unzweifelhaft;  aber  er 
war  doch  immerhin  ein  höfischer  dichter  und  hatte  sich  in  seiner 
kunst  an  den  höfen  dichterfreundlicher  fürsten  ausgebildet.  Hein- 
rich von  Veldeke  nennt  er  selbst  (Wh.  76,  24  f)  seinen  meister, 
und  in  der  wähl  seines  Stoffes  trat  er  ganz  in  die  fufstapfen 
seiner  Vorgänger:  wie  sie,  dichtete  auch  er  nach  einer  fremden 
quelle,  es  ist  nicht  glaublich,  dafs  der  dichter  in  der  Jugendzeit 
der  höfischen  erzählenden  poesie,  obwol  der  rühm  seiner  Vor- 
gänger gerade  durch  die  art  und  weise  der  behandlung  des  stofl'es 
erworben  war,   von  seinen  mustern  sich  soweit  im  metrum  und 


296  WOLFRAMS  TITUREL 

in  der  manier  des  erzählens  abwandle,  das  wäre  im  beginn  seiner 
dichterlaufbahn  nicht  einmal  als  versuch  erklärlich,  viel  weniger» 
wenn  er  die  absieht  hatte,  sein  werk  fortzuführen  und  zu  voll- 
enden, nach  seinem  Parzival,  nachdem  ihm  seine  dichtung 
schon  rühm  und  ansehen  eingetragen  hatte,  aber  war  es  erklär- 
licher, wenn  er  in  der  metrischen  form  und  in  der  sachlichen 
behandlung  sich  abzuweichen  erlaubte. 

Aufserdem  wäre  es  höchst  befremdend,  wenn  unsem  dichter» 
als  er  seine  französische  quelle  und  durch  sie  die  gralsage  kennen 
lernte,  die  episode  von  Sigune  und  Schionatulander  zu  allererst 
zur  gesonderten  bearbeitung  gereizt  haben  sollte,  sie  hatte  doch 
auch  in  der  quelle  gewis  im  Verhältnis  zu  den  abenteuern,  die 
sich  um  Parzival  gruppieren,  nur  untergeordnete  bedeutung,  und 
es  ist  nicht  wahrscheinlich,  dafs  er  den  wichtigeren  und  um- 
fangreichern teil  der  erzählung,  den  er  ohne  zweifei  sogleich 
dichterisch  erfafst  haben  wird,  zur  bearbeitung  auf  eine  spätere 
zeit  verschoben  hat.  [*die  ganze  art,  wie  Wolfram,  die  herschende 
höfische  weise  kühn  verlafsend,  ein  par  einzelne  abschnitte  von 
besonders  anziehendem  inhalt  aus  dem  fremden  stofT  herausgriflT 
und  in  einer  der  volksmäfsig  epischen  nahe  verwandten,  kunst- 
vollen Strophe  behandelte  und  so  das  höchste  in  mittelhoch- 
deutscher poesie  erreichte,  läfst  sich  in  mehr  als  einer  hinsieht 
eine  rückkehr  zur  altnationaleu,  volkmäfsigen  weise  nennen.'  Zur 
gesch.  der  NN.  s.  15]. 

Nachdem  sich  so  die  gründe,  welche  Pfeiffer  für  seine  hypo- 
these,  der  Titurel  sei  ein  jugendwerk  Wolframs,  beigebracht  hat, 
als  unstichhaltig  ergeben  haben,  hat  eine  unbefangene  betrachtung 
der  bruchstücke  zu  dem  entgegengesetzten  resultate  geführt,  dafs 
sie  erst  nach  dem  Parzival  gedichtet  seien,  und  diesem  resultate 
stehen  weder  der  Sprachgebrauch  noch  allgemeinere  erwägungen 
entgegen,  ihm  entspricht  auch  die  hindeutung  auf  den  schon 
vor  der  abfafsung  erfolgten  tod  Hermanns,  den  wir  in  der  im 
j.  T.  überlieferten  echten  Strophe  finden,  und  wir  dürfen  kein 
bedenken  tragen,  diesen  anhält  für  die  bestimmtere  fixierung  der 
abfafsungszeit  zu  verwerten,  es  ist  demnach  der  Titurel  nach 
dem  tode  Hermanns,  dem  ende  des  j.  1216,  gedichtet  und  somit 
ist  er  unter  den  werken  Wolframs  dasjenige,  das  am  letzten 
begonnen  worden  ist.  dafs  es  aber  des  dichters  letzte  arbeit 
überhaupt   sei,    dürfen   wir   wegen    des  ebenfalls   unvollendeten 


WOLFRAMS  TITUREL  207 

Willehalm    nicht   annehmen,     die  bruchslücke  werden,    obwol 
später  begonnen,  gleichzeitig  mit  dem  Willehalm  entstanden  sein.  ^ 

Beigard  in  Pommern.  WILHELM  HERFORTH. 

*  gleichzeitig  mit  hrn  Herforth  hat  sich  hr  dr  Kinzel  mit  derselben 
frage  beschäftigt  und  ist,  wie  eine  mir  vorliegende  ausarbeitung  zeigt, 
durchaus  zu  denselben  ergebnissen  gekommen.  — '  nach  der  vorhin  aus  der 
gesch.  der  NN.  in  einer  etwas  erweiterten  fefsung  eingeschalteten  bemerkung 
wird  man  ttbrigei^s  wol  tun  nicht  von  Titurelbruchstücken,  sondern  von 
Titurelliedern  zu  sprechen.  daCs  diese  stücke  als  einzelne  lieder  gleich  den 
Nibelungenliedern  aufzufaCsen  seien,  war  auch  Haupts  meinung  und  die  Ver- 
mutung dafs  Wolfram  es  damit  auf  ein  gröfseres  ganze  abgesehen  habe, 
entbehrt  ganz  und  gar  jedes  haltes.  K.  M. 

BEDEUTUNG  DER  BUCOaSTABEN. 

Suinmeyer  hat  in  dieser  zs.  xvu,  84  aus  einer  Wiener  hs. 
des  12  jhs.  eine  deutung  der  buchsiaben  verößmtlicht,  die  'auf 
Stäbchen  eingeritzt  oder  auf  täfdchen  oder  blättchen  geschrieben 
zum  lofsen  dienten.'  auf  eine  andere  ort  der  benutzung  der  buchstaben 
zu  deutungen  weisen  die  folgenden  zeilen  hin,  die  sich  in  der  hs. 
cod,  Chart.  B.  53  in  octav  der  Gothaer  bibliothek  (15  jh.)  auf  bl. 
m^  finden. 

Si  quis  aliquid  sompniauerit,  querat  librum  quemcunque 
uoluerit  et  dicat  4n  nomine  patris  et  fiUi  et  spiritus  sancti. 
amen',  et  per  primam  literam  quam  scriptam  inueniet  in  prima 
pagina  quando  liber  aperitur  significationem  sompni  inueniet. 

A  significat  prosperum  iter  et  uiam  felicem.  B  dominacionem 
in  plebe.  C  cecitatem  cordis.  D  discordiam  et  mortem  prin- 
cipis.  E  libertatem  hominis.  F  efusionem  sangwinis.  G  uiri 
iugilationem.  H  mortem  mulieris.  I  magnitudinem  in  populo 
sine  bona  uita.  K  significat  in  populo  aut  bellum  uel  princi- 
patum  uel  diuicias.  L  aliquid  incidens  malum  in  luxuria  et 
fornicacione.  M  dolorem  et  egritudinem.  N  allocucionem  iuris 
et  fornicationem.  0  iubilacionem  artis  musice.  P  dominacionem 
pacem  et  felicitatem.  Q  epulentiam  dierum  et  uite.  R  uirum 
ueneratum  et  redemitum.  S  sanitatem  mentis.  T  tristiciam  et 
tedium  et  infelicem  horam.  (U)  illa  semper  mortem  significat. 
V  uitam  felicem  prosperitatem  et  pacem.  X  augmentum  et  dimi- 
nucionem  et  pctm  sper  (?)  est. 

Jena,  13.  6.  74.  E.  SIE  VERS. 


298        ROLANDSLIED,  KAISERCHRONIK,  ROTHER 


ROLANDSLIED,    KAISERCHRONIK,    ROTHER. 

Wilhelm  voq  Giesebrecht  hat  in  der  Geschichte  der  deut- 
schen kaiserzeit  4,  399-^401  einige  höchst  beachtenswerte  be- 
merkungen  über  die  Kaiserchronik  vorgetragen,  er  beruft  sich 
dabei  auf  erOrterungen  eines  jüngeren  historikers,  herm  Heinrich 
Welzhofers,  welche  ihm  vorlagen  und  welche  jetzt  gleichfalls  er- 
schienen sind:  ^Untersuchungen  über  die  deutsche  Kaiserchronik 
des  zwölften  Jahrhunderts,  von  Heinrich  Welzhofer.  München 
1874.     .Adolf  Ackermann.' 

Die  Schrift  ist  jedesfalls  nach  manchen  Seiten  hin  anregend, 
wenn  auch,  wie  jeder  philologe  bestätigen  wird,  die  philologische 
bildung  des  verfafsers  zu  wünschen  läfst  und  seine  hypothesen 
noch  verwegen  ins  blaue  greifen. 

Dafs  die  Kaiserchronik  nach  Baiern  gehöre,  war  mir  und 
anderen  schon  lange  wahrscheinlich,  dafs  sie  nach  dem  tode 
der  kaiserin  Richenza  (1141)  verfafst  sei,  habe  ich  Deutsche 
Studien  1,  14  (296)  bemerkt. 

Hr  Welzhofer  stellt  zum  ersten  male  die  entscheidenden  be- 
weise für  den  baierischen  Ursprung  zusammen,  er  kommt  zu 
dem  resultate,  welchem  Giesebrecht  beistimmt,  dafs  wir  das  werk 
einem  Regensburger  geistlichen  verdanken. 

Über  den  ursprünglichen  umfang  der  Kaiserchronik  äufsert 
sich  Giesebrecht  wie  folgt:  *die  mehrfach  ausgesprochene  Ver- 
mutung, dafs  das  buch  ursprünglich  mit  Lothars  tode  geendet, 
die  regierung  Konrads  später  hinzugesetzt  sei,  hat  keinen  zu- 
reichenden grund,  und  vieles  spricht  dagegen,  die  verse  17718  ff 
(526,  17)  Stcer  daz  liet  vimomen  habe  usw.  bedingen  keinen 
definitiven  abschlufs,  da  sich  ganz  ähnliche  auch  10634  ff  (325,  20) 
finden,  dagegen  wird  schon  in  der  geschichte  Heinrichs  iv 
(z.  16625  fr.  509,  26)  auf  den  bericht  über  ereignisse  hingewiesen, 
die  erst  in  den  letzten  versen  berührt  werden;  es  wird  bereits 
z.  17188  Richenza  als  die  selige  königin  gepriesen  etc.  eine 
Überarbeitung  des  i.  j.  1137  abgeschlofsenen  gedichtes  in  spä- 
terer zeit  anzunehmen  liegt  gar  kein  grund  vor.  mag  der  dichter 
länger  an  seinem  werke  gearbeitet  haben,  die  letzten  abschnitte, 


ROL^DSLIED,  KAISERCHRONIK,  ROTHER         299 

mindestens  von  der  gescbichte  Heinrichs  i?  an,  sind  sicher  nicht 
vor  1146  niedergeschrieben  worden.' 

Der  zureichende  gmnd  für  jene  von  Giesebrecht  bekämpfte 
annähme  besteht  meines  erachtens  darin  dafs  ein  so  grofses  und 
umfafsendes  v^erk  einen  künstlerischen  abschlufs  braucht,  hätte 
es  ihn  nicht,  so  müste  man  vermuten  dafs  der  verfafser  seinen 
plan  nicht  zur  ausführung  brachte,  darüber  starb  oder  sonst 
unterbrochen  wurde,  aber  in  der  Kaiserchronik  ist  der  künst- 
lerische abschlufs  vorhanden,  nur  allerdings  hundert  verse  vor 
dem  ende  der  haupthandschriften.  die  Vermutung  drängt  sich 
daher  auf  dafs  diese  hundert  verse  der  anfang  einer  fortsetzung 
seien. 

Der  hinweis  auf  den  früheren  ähnlich  klingenden  schlufs 
ist  nicht  schlagend,  jene  Zeilen  325,  20  ff  stehen  am  ende  des 
in  die  Kaiserchronik  aufgenommenen  gedichtes  vom  heiligen 
Silvester,  der  epilog  dieses  älteren  gedichtes  wäre  dann  von 
dem  verfafser  der  Kaiserchronik  wie  von  dem  des  Rolandsliedes 
nachgeahmt  worden.  Mafsmann  3,  286  folgerte  daraus  eine  ein- 
teilung  des  ganzen  in  zwei  teile,  und  die  annähme  einer  publi- 
cation  in  zwei  hälften  kann  wenigstens  bei  dem  gegenwärtigen 
Stande  der  Untersuchung  noch  nicht  unbedingt  abgewiesen  werden. 
Die  erwähnung  der  ^seligen'  Richenza  ist  für  die  datierung 
schon  verwertet,  was  aber  die  vorausdeutung  betrifft,  so  kann 
ich  mich  der  auffafsung  von  Giesebrecht  nur  mit  vorbehält  an- 
schliefsen.  es  handelt  sich  um  die  wunderliche  aus  baierischem 
localstolz  hervorgegangene  sage,  welche  dem  gewaltigen  feinde 
der  orientalischen  Christen,  dem  Zenki  oder  Sanguin  wie  er  hier 
genannt  wird,  eine  baierische  mutter  zuschreibt,  eine  herzogin 
Agnes,  welche  auf  einer  pilgerfahrt  gefangen  und  von  einem 
beiden  zur  frau  genommen  sei: 

da  nam  si  ain  haidmiscer  man 

bt  dem  si  slt  gewan 

ainen  siin  der  hiez  SangtHn, 

nu  läzen  wir  di  rede  da  $in: 

swenn  ez  chumet  an  daz, 

so  besceiden  wir  di  rede  baz, 
*Wenn  es  erst  so  weit  ist,  so  erzähl  ich  euch  mehr  davon.' 
hat  das  derselbe  verfafser  529,  3  ff  getan  ?  denn  das  ist  die  einzige 
stelle,  wo  von  Zenki  wieder  geredet  wird:  (Inder  rfeii  verhancte 


300         ROLANDSLIED,  KAISERCHRONIK,  ROTHER 

min  irAtia  ain  (1.  aim)  haidm  hiez  Sanguin  usw.  folgt  eine 
kurze  bescbreibung  der  einnähme  von  Edessa. 

Schon  die  hier  gebrauchte  namensform  Röa$(:  was)  fiäli 
auf  gegenüber  Ragex(:  Agnes)  509,  20.  aber  wird  der  ver- 
fafser  der  vorher  von  Sanguin  und  seiner  mutter  sprach  und 
mehreres  in  aussieht  stellte,  wird  der  nun  so  einsetzen,  als  ob 
er  den  namen  nie  genannt  hätte?  und  teusche  ich  mich,  wenn 
ich  den  eindruck  habe  dafs  der  verfafser  jener  früheren  stelle 
zunächst  den  roman  der  herzogin  Agnes,  den  er  nur  flüchtig 
skizzierte,  etwas  näher  ausführen  wollte? 

Ein  stricter  beweis  ist  natürlich  nicht  zu  führen,  und  ge- 
wis  setzt  die  erste  erwähnung  Zenkis  voraus  dafs  sein  name  den 
Christen  bereits  furchtbar  war.  kann  das  vor  der  einnähme  von 
Edessa  (december  1144)  bereits  der  fall  gewesen  sein?  vor- 
sichtiger weise  mufs  man  auch  diese  möglichkeit  doch  zugeben; 
mindestens  seit  Zenki  1136  seine  angriffe  auf  die  Franken  be- 
gonnen hatte  (Giesebrecht  4,  242),  war  sie  vorhanden. 

Aber  ich  habe  hier  überall  blofs  zweifei,  keine  Vermutungen; 
blofs  fragen,  keine  antworten,  wer  versichert  uns,  dafs  die  wich- 
tigen Zeilen  509,  10 — 27  nicht  interpoliert  sind?  unter  der  Vor- 
aussetzung ihrer  echtheit  müfsen  wir  sagen:  wenn  der  dichter, 
welcher  den  beiden  Zenki  erwähnte,  später  noch  einmal  von  ihm 
handeln  wollte,  bei  welchem  anlafs  konnte  er  das,  wenn  nicht 
bei  gelegenheit  der  Ursachen  des  zweiten  kreuzzuges?  auch  das 
freilich  nicht  notwendig,  aber  doch  höchst  wahrscheinlich. 

Also  spätestens  während  er  die  geschichte  Heinrichs  des 
vierten  schrieb,  in  welche  die  notiz  über  Agnes  und  Sanguin 
eingeschaltet  ist,  kam  die  trauerkunde  von  dem  fall  Edessas, 
und  bald  bewegte  die  kreuzpredigt  des  heiligen  Bernhard  das 
deutsche  land. 

In  welcher  zeit  aber  begann  der  dichter  seine  arbeit?  in 
welche  zeit  f^llt  die  conception  seines  gedichtes?  ich  gestehe 
dafs  mir  diese  frage  wichtiger  ist  als  die  frage  nach  der  zeit 
der  Vollendung,  und  hierüber  ist  vielleicht  auch  eine  einigung 
am  leichtesten  möglich,  man  wird  vermutlich  gerne  zugeben, 
dals  die  politische  Voraussetzung  für  ein  solches  unternehmen 
die  machtstellung  Baierns  unter  Lothar  dem  Sachsen  ist.  so  hat 
der  dichter  mit  recht  beim  tode  Lothai*s  den  künstlerischen  ab- 
schlufs  gesucht,    was  dann    noch  folgte,  gleichviel  ob  es  von 


ROLANDSLIED,  KAISERCHRONK,  ROTHER         301 

ihm  selbst  herrührte  und  er  seinen  eigenen  froheren  Intentionen 
nicht  mehr  gerecht  wurde,  oder  ob  ein  anderer,  ein  mOnch  des- 
selben klosters  etwa,  die  Fortsetzung  übernahm:  es  tragt  den 
Charakter  einer  aufzeichnung  aus  dem  jähre  1147,  welche  die 
ereignisse  seit  dem  tode  Lothars  rasch  überfliegt  und  die  er- 
zählung  bis  zur  unmittelbarsten  gegenwart  fortführt. 

Hr  Welzhofer  nimmt  mit  mir  an  dafs  die  verse  nach  dem 
tode  Lothars  ein  schlufswort  seien,  aber  nach  ihm  schliefst  hier 
die  Cranica,  das  buoch,  ein  älteres  gedieht,  welches  der  baierische 
Terfafser  seiner  arbeit  zu  gründe  legte  (s.  12.  13).  die  vorderen 
teile  dieser  chronik  sollen  geraume  zeit  vor  1140  schon  existiert 
und  mit  der  geschichte  kaiser  Constantins  und  des  papstes  Sil- 
vester geendigt  haben  (s.  29).  dabei  wird  aber  wieder  dem 
epilog  jenes  eingeschalteten  ^Silvester'  eine  beweiskraft  zuge- 
mefsen  die  er  nicht  besitzen  kann. 

Dafs  in  der  Raiserchronik  uns  kein  streng  einheitliches  werk 
vorliegt,  wird  längst  nicht  mehr  bezweifelt,  aber  alles  nähere 
ist  noch  unsicher,  man  erkennt  dafs  eine  ursprüngliche  kür- 
zere kOnigsgeschichte  allerlei  erweiterungen  erfahren  hat.  war 
diese  kOnigsgeschichte  blofs  lateinisch  vorhanden  und  ist  sie  gleich 
von  dem  Übersetzer  mit  den  anderen  dementen  zusammenge- 
arbeitet worden?  oder  existierte  ein  deutsches  kürzeres  werk  für 
sich?  ist  dieses  werk  noch  zu  erkennen,  ist  es  unangetastet  ge- 
blieben? sind  die  interpolationen  unangetastet  geblieben?  ent- 
hielt das  unter  Lothar  und  Heinrich  dem  stolzen  entstandene 
werk  bereits  die  Zusätze  oder  nicht? 

Ich  will  nur  einen  geringfügigen  beitrag  zur  künftigen  lOsung 
dieser  problerae  geben,  indem  ich  darauf  hinweise  dafs  im  prolog 
die  Worte  von  den  babesten  nnde  1,  19  dringend  verdächtig  sind, 
dafs  sie  mit  der  beschaffenheit  des  uns  vorliegenden  gedichtes  im 
Widerspruche  stehen,  hat  hr  Welzhofer  richtig  bemerkt,  aber 
er  hätte  nicht  die  Vermutung  hinzufügen  sollen  dafs  die  chronik 
in  einer  älteren  gestalt  auch  wol  von  den  päpsten  mehr  enthalten 
haben  möchte  und  dafs  diese  gestalt  wol  noch  des  Jansen  enkel 
bekannt  gewesen  und  von  ihm  benutzt  worden  sei  (s.  15).  die 
Worte  überfüllen  den  vers  und  es  kann  auch  schwerlich  von  den 
päpsten  gesagt  werden  dafs  sie  rdmisces  riches  pkUgen,  könnte 
etwa  eine  solche  interpolation  mit  der  aufnähme  des  ^Silvester' 
in  den  rahmen  der  Kaiserchronik  zusammenhangen? 


302         ROLANDSLIED,  KAISERCHRONIK,  ROTHER 

In  dem  zweiten  abschnitt  seiner  arbeit  erörtert  br  Welz* 
hofer  das  Verhältnis  des  Annoliedes  zur  Kaiserchronik,  wenn 
der  verfafser  meint  dafs  Holtzmanns  bekannte  abbandlung  in  der 
Germania  die  schuld  trage  an  der  chronologischen  verwirning  in 
welcher  die  deutsche  htteraturgeschicbte  des  elften  und  zwölften 
Jahrhunderts  gegenwärtig  hege  (s.  23):  so  ist  das  ein  grofser 
irrtum.  die  Vermutungen  ^des  hervorragenden  germanisten' 
wurden  keineswegs  ^beiMig  aufgenommen.'  sie  konnten  also 
auch  nicht  für  die  beurteilung  der  geschichte  des  reims  und  der 
spräche  die  verhängnisvollen  folgen  haben,  welche  ihnen  hier 
zugeschrieben  werden,  ich  glaube  nicht  dafs  ein  einziger  philo- 
log  den  historiker  Lambert  als  den  verfafser  des  AnnoUedes  an- 
erkannte, aber  allerdings  in  der  datierung  des  Annoliedes  konnte 
man  Lachmanns  ansieht  nicht  festhalten,  und  muste  sie  ver- 
lafsen,  ganz  abgesehen  von  der  frage,  ob  das  hed  aus  der  vita, 
oder  die  vita  aus  dem  liede  geschöpft  habe,  hr  Welzhofer  ent- 
scheidet sich  entgegen  der  jetzt  herschenden  meinung  für  das 
erstere.  ich  habe  meinerseits  nie  selbst  untersucht,  aber  die  frage 
immer  noch  für  eine  offene  angesehen,  entschieden  wird  sie  auch 
durch  die  gegenwärtige  behandlung  nicht,  möge  dieselbe  wenigstens 
eine  neue  und  hoffentlich  abschliefsende  Untersuchung  anregen. 

Was  das  Verhältnis  zur  Kaiserchronik  anlangt,  so  soll  naeh 
unserem  verfafser  das  Annolied  aus  der>on  ihm  vermuteten 
ältesten  fafsung  derselben  geschöpft  haben,  leider  ruht  sein 
hauptbeweis  auf  einer  falschen  construction  (s.  28). 

Am  wertvollsten  ist  der  dritte  abschnitt:  über  *die  latei- 
nischen unterlagen  der  Kaiserchronik.'  das  chronicon  Wirzibur- 
gense  (MG  SS  6,  17  ff)  wird  als  quelle  aufgewiesen,  ein  weiteres 
sicheres  resultat  bietet  die  Untersuchung  allerdings  nicht,  wenn 
auch  die  beigebrachten  parallelstellen  erwägung  verdienen,  hier 
besonders  ist  Giesebrecht  zu  vergleichen  s.  400. 

Von  dem  dichter  der  Kaiserchronik  handelt  der  vierte  und 
letzte  abschnitt,  er  wird  mit  dem  verfafser  des  Rolandsliedes 
identificiert,  sogar  —  aber  auf  welche  weise!  (s.  65)  —  der 
uame  Konrad  für  ihn  beigebracht:  ein  neues  Utterarhistorisches 
gespcnsti  die  Vermutung  tritt  mit  grofser  bescheidenheit  auf,  sie 
hätte  aber  doch  lieber  gar  nicht  geäufsert  werden  sollen,  den 
gegenbeweis  zu  führen  werden  vielleicht  andere  übernehmen^ 
ich  glaube  nicht  dafs  es  unter  den  philologen  desselben  bedarf. 


ROLANDSLIED,  KAISERCHRONIK,  ROTHER         303 

Id  der  auffafsung  der  worte  da  ist  daz  rtcke  wol  mit  giret 
Rol.  308,  27  (z.  9034)  läuft,  um  dies  nebenbei  zu  notieren,  ein 
misverständnis  unter,  br  Welzbofer  sucht  darin  eine  allgemeine 
angäbe  darüber,  dafs  herzog  Heinrich  das  reich  wol  in  ehren 
halle,  es  ist  vielmehr  die  behauptuog,  dafs  die  Übersetzung  der 
Chanson  de  Roland  dem  kaisertum  oder,  wenn  man  will,  Deutsch- 
land zum  rühme  gereiche,  und  nicht  zur  verherlicbung  des 
reiches  bestimmten  den  herzog  Heinrich  seine  ausgezeichneten 
eigenschaften,  sondern  zu  dem  wünsche  jener  Übersetzung. 

Ich  merke  an  dafs  308,  21  (9028)  doch  wol  der  optativ 
werdm  statt  des  indicativs  zu  lesen  ist  der  dichter  kann  seinen 
gOnnern  die  ewige  Seligkeit  wünschen,  aber  er  kann  sie  ihnen 
nicht  zuerkennen,  wie  er  denn  auch  310,  2  ff  (9073)  zu  solchen 
wünschen  zurückkehrt. 

Hm  Welzhofers  erörterung  über  den  bekannten  epilog  ist 
insofern  dankenswert,  als  sie  auf  einige  würklich  vorhandene 
Schwierigkeiten  hinweist,  welche  der  jetzt  gangbaren  beziehung 
auf  Heinrich  den  stolzen  (die  übrigens,  so  viel  ich  weifs,  nicht 
von  Schade,  sondern  von  Goedeke  zuerst  geltend  gemacht  wurde) 
im  wege  zu  stehen  scheinen. 

Auch  Giesebrecht  (Kaiserzeit  4,  497)  kehrt  zu  der  früheren 
annähme  zurück  und  will  in  dem  herzog  Heinrich  des  Rolands- 
liedes den  herzog  Heinrich  den  löwen  sehen,  aber  seine  gründe, 
die  er  nicht  ausspricht,  können  kaum  andere  als  die  von  Welz- 
bofer augeführten  sein. 

Hr  Welzbofer  selbst  meint  auch  den  Heinrich  Jasomirgott 
noch  in  die  combination  ziehen  zu  müfsen.  aber  konnten  die 
kämpfe  mit  den  Ungarn  im  zwölften  Jahrhundert  als  heiden- 
bekehrungen  bezeichnet  werden?  und  auch  in  der  zeit  von 
1 143 — 56  konnte  Heinrich  Jasomirgott  nicht  wol  mit  könig  David 
verglichen  und  höher  als  alle  anderen  fürsten  der  zeit  gestellt 
werden. 

Die  bedenken  gegen  die  übliche  deutung  sind  aber  nur 
scheinbar. 

Dafs  Heinrichs  des  stolzen  gemahn,  kaiser  Lothars  tochter, 
nur  aines  richeti  chuniges  bam  genannt  wird,  ist  allerdings  auf- 
fallend, wenn  auch  die  argumentation  hm  Wekhofers  s.  60.  61 
im  einzelnen  etwas  zu  weit  geht,  aber  die  worte  sind  eine 
epische  formel,   die  freilich  nur  dort  angewandt  werden  konnte. 


304         ROLANDSLIED,  KAISERCHRONIK,  ROTHER 

•wo  sie  der  würkliehkeit  gemäfs  war,  aber  eben  darum  die  wdrk- 
lichkeil  nicht  genau  zu  bezeichnen  brauchte,  der  poet  will  den 
herzog  preisen,  nicht  seine  frau,  und  indem  er  ihn  mit  Darid 
verglich,  sagte  er  für  sein  gefühl  mehr,  als  wenn  er  seine  Ver- 
wandtschaft mit  dem  kaiser  hervorhob. 

Folgt  natürlich  die  stelle  von  der  heidenbekehrung,  in  deren 
deutung  Schade  nicht  glücklich  war.  auch  Goedeke  Grundrifs  8.  22 
denkt  an  kämpfe  gegen  die  heidnischen  Wenden,  aber  Welz- 
hofer  hebt  mit  recht  hervor  dafs  Heinrich  der  stolze,  so  viel 
wir  wifsen,  niemals  gegen  die  Slaven  einen  krieg  geführt  und 
dafs  seine  teilnähme  an  Lothars  siegreichem  Slavenzug  vom 
jähre  1131  nicht  einmal  wahrscheinlich  ist,  weil  er  gleichzeitig 
anderes  zu  tun  hatte. 

Was  besagt  die  stelle  309,  6fr  (9043)  eigentlich?  'gott  ver- 
lieh dem  herzog  Heinrich  die  kraft  dafs  er  alle  seine  feinde  be- 
siegte, die  Christen  ehrte  er,  die  beiden  bekehrte  er.  das  ist 
ihm  von  den  vorfahren  angeerbt,  zur  flucht  wandte  er  niemals 
seine  fahne,  gott  machte  ihn  stets  zum  sieger.' 

Die  Worte  daz  erbet  in  von  rehte  an  beziehen  sich  am  na- 
türlichsten auf  den  hauptgedanken :  er  war  stets  siegreich.  Bartsch 
bezieht  sie  auf  die  gesinnung  gegen  besiegte  feinde,  Welzhofer 
denkt  vermutungsweise  auf  einen  engeren  Zusammenhang  mit 
den  Worten  dt  haiden  sitU  vm  im  hekeret.  wäre  das  richtig,  was 
es  schwerlich  ist,  so  bietet  sich  für  Heinrich  den  stolzen  sein 
grofsvater  Weif  der  kreuzfabrer. 

Sicher  aber  ist  dafs  nicht  besondere  heidenkämpfe  von 
Heinrich  ausgesagt  werden  sollen,  sondern  dafs  wir  den  be- 
treffenden vers  umschreiben  dürfen:  'diejenigen  unter  seinen 
gefangenen  feinden  welche  beiden  sind  werden  von  ihm  bekehrt' 
das  worauf  es  hier  ankommt  ist  also  blofs  die  behandlung  be- 
siegter feinde. 

Dadurch,  glaub  ich,  bekommt  die  nachricht  ein  etwas  anderes 
gesiebt,  ohne  die  geschichte  Heinrichs  des  stolzen  genauer  zu 
kennen,  darf  ich  doch  sagen :  selbst  wenn  der  pfaffe  Konrad  nur 
einmal  an  seinem  hofe  gefangene  Slaven  sah,  die  sich  bekehrten, 
so  konnte  er  sich  so  ausdrücken,  und  weil  er  sich  selbst  dann 
so  ausdrücken  konnte,  so  wohnt  einer  specielleren  beziehnng 
die  sich  darbietet  keine  völlig  zwingende  kraft  bei.  in  den  unter- 
italienischen kämpfen  Ton   1136  und  1137  wurden  ohne  allen 


ROLAJVDSLIED,  KAlSERCfiROMR,  ROTjHE»         305 

zweifei  saracenische  gefangene  gemacht,  wäre  an  dieee.  hier  zu 
denken,  &o  fiele  die  abfafsung  des  epiloges  in  jenen  zeitpuukt 
in  welchem  tatsächlich  herzog  Heinfich  alle  forsten  überstralte, 
in  welchem  jedermann  in  ihm  den  künftigen  kaiser  erblickte, 
um  diese  zeit  hatte  Konrads  Schilderung  die  grOste  Wahrheit, 
daraus  folgt  leider  nicht  dafs  sie  würklich  in  die  zeit  fallen 
müfse,  denn  wer  sagt  uns,  wie  weit  er  übertrieb? 

Eins  dürfen  wir  wol  festhalten:  Rolandslied,  Kaiserchronik 
und  König  Rother  geboren  nahe  zusammen,  alle  drei  haben 
die  baierische  machtstellung  in  der  zeit  Lothars  des  Sachsen  und 
Heinrichs  des  stolzen  zum  hintergrund.  alle  drei  verheriichen 
Karl  den  grofsen  oder  suchen  an  ihn  anzuknüpfen. 

König  Rother  ist  der  ahnherr  des  karolingischen  geschlechtes, 
er  ist  der  repräsentant  des  deutschen  kaisertums,  in  ihm  erscheint 
die  oberste  herschermacht  der  erde,  dem  reiche  zunächst  aber 
stehen  die  Baiern :  Rother  ist  von  lauter  in  Baiern  übUchen  und 
beliebten  namen  umgeben,  darunter  freilich  kein  Weife.  Heinrich 
der  stolze  hatte  verschiedenen  baierischen  adel  zu  bekämpfen, 
diese  dynasten  dttukten  sich  ebenso  grofs  wie  die  Weifen,  der 
spielmann,  der  die  geschichte  von  Oserichs  brautwerbuug  einem 
könig  Rother  auflieftete,  verherlicht  das  geschlecht  der  Teng- 
linger. 

Was  aber  den  namen  des  titelhelden  anlangt,  so  hat  der 
verfafser  von  dem  Langobardenkönig  Rothari  gewis  nichts  ge- 
wüst  und  eher  an  einen  normannischen  Roger  gedacht,  er 
setzt  seinen  könig  nach  Bari,  welches  kaiser  Lothar  dem  könig 
Roger  von  Sicilien  im  sommer  1137  abgewann.  Lothar  und 
Heinrich  der  stolze  hatten  das  pfingstfest  dort  gefeiert,  vgl. 
Deutsche  dichtung  im  elften  und  zwölften  Jahrhundert  kapilel  7. 

Sehr  viel  später  wird  das  gedieht  nicht  verfafst  sein,  die 
annähme  dafs  der  poet  den  zweiten  kreuzzug  mitgemacht  haben 
müfse,  scheint  mir  nicht  zwingend,  selbst  die  beziehuug  auf 
die  Kaiserchronik  (Deutsche  Studien  1,  14)  führt  nicht  mit  Sicher- 
heit auf  die  zeit  nach  1147.  denn  kann  ein  so  umfangreiches 
werk  nicht  stückweise  bekannt  geworden,  können  die  ersten 
partien  nicht  längst  vorgelesen  sein?  welches  aufsehen  muste 
dies  erste  unternehmen  einer  deutschen  geschichte  in  deutscher 
spräche  erregen. 

Doch  möchte  ich  auch  hier  wieder  das  hauptgewicht  auf 
Z.  f.  D.  A.  neue  folge  VI.  20 


306         ROIANDSLIED,  KAISERCHRONIK,  ROTHER 

den  inneren  Zusammenhang  der  entstehung  legen,  nicht  auf  das 
zufällige  jähr  des  erscheinens.  wieder  scheint  es  mir  möglich 
über  den  ersteren  beim  kOnig  Rother  ins  reine  zu  kommen, 
während  ttber  das  letztere  noch  femer  discutiert  werden  mag. 

16.  11.  74.  SCHERER. 


GRABSCHRIFT  DES  GRAFEN  SENDEBALD. 

Stemmatis  egregii  consul  meritique  perhennis 

Clauditur  hoc  tumulo,  regnat  at  in  domino. 
Hie  Sendebaldus  sublimi  nomine  clarus 

Regibus  a  proauis  semper  erat  celebris. 
5  Hunc  inopum  patrem,  monachorum  dulce  leuamen, 

Non  meruit  mundus  iam  retinere  malus. 
Fructiferam  hanc  uitem  peracerba  morte  ruentem 

Gorzia  perdoluit,  Mettis  et  ampla  luit. 
Cuius  ad  eloquium  tremuit  fraus  cuncta  uenustum, 
10       Defecit  uerbis,  ausibus  et  periit. 

Unde  tuas,  martyr  Gorgoni  splendide,  causas 

Iure  perorauit.rhetor  ut  emeritus. 
Praedia  multa  tibi  studio  solidauit  herili 

Debellans  prauos  uoce  potente  tonans, 
15  Atque  labore  pio  caram  retraxit  Amellam 

Praedonum  rapiens  faucibus  e  patulis. 
Quapropter  famuli  deposcunt  mente  benigna 

Ac  testem  domini  te  assidue  flagitant, 
ludicis  ^terni  uultum  quo  ualde  benignum 
20       Uli  perficias  ac  ueniam  flagites. 

Namque  tuos  mundo  degens  dilexit  amicos 

Infestusque  tuis  hostibus  ipse  fuit. 
Ostendit  fuscas  nimium  lux  clara  tenebras 

Dum  placuit  sanctis,  displicuit  reprobis. 
25  Ipse  duodenas  fclice  fine  kalendas 

Aprilis  mestas  terrigenis  posuit. 

V.  24  reprobris  eod. 


«RABSCHRIFT  DES  GRAFEN  SEaWffiBALD  307 

C^licol^  l^ti  quem  ad  gaudia  summa  tulere 

C^tibus  atque  suis  associant  alacres. 
Carminis  huius  ouans  lector  subsiste  parumper 
30       Sortem  communem  sedule  praecogitans, 

Atque  precare  pios  quos  noris  quaerere  Christum, 

Ipsum  quo  strenus  uocibus  efßagitent, 
Hunc  donare  pia  semper  sine  fine  Corona, 

Qua  splendent  iusti  perpetuoque  boni. 
35  Candiduloque  suo  hunc  praetexat  uellere  sanctus 

Agnus,  qui  mundum  sanguine  purificat. 

32  strenus  cod,,  vielleicht  strenuis. 

Vorstehende  bisher  ungedruckte  grabschrift  befindet  sich  von 
einer  hand  des  10  Jahrhunderts  eingetragen  am  sMufse  der  hand- 
schrift  nr  1877  (vorher  coUegii  Claromontani  659,  Meerman  780) 
in  der  bibliothek  von  weiland  sir  Thomas  Phillipps  zu  Cheltenham, 
der  codex,  dessen  ganzer  übriger  inhalt  sich  auf  den  h.  Martin 
von  Tours  bezieht,  *  umrde  ursprünglich  von  dem  bischofe  Deoderich 
von  Metz  (965 — 984)  dem  von  ihm  seit  968  erbauten  Vincenz- 
kloster  daselbst  zum  geschenke  gemacht,  wenn  uns  diese  angäbe 
auf  die  zeit  Ottos  i  oder  n  hinweist,  so  kennen  wir  aus  dieser  nur 
einen  gxafen  Sindebald  von  Toul,  der  nach  dem  berichte  Adsos  eine 
kranke  hand  durch  reliquien  des  heil.  Manmetus  sich  heilen  liefs 
und  als  zeuge  eine  Urkunde  des  bischofs  Gerhard  von  Toul  vom 
9  october  971  unterschreibt,  ^  dazu  scheint  es  allerdings  nicht  ganss^ 
zu  passen,  dafs  unser  graf  (consul)  Sendebald  voigt  des  im  Metzer 
sprenget  liegenden  klosters  Gorze  war  und  wegen  seiner  Verdienste  um 
den  heiligen   Gorgonius  als  Schutzpatron  desselben  gepriesen  wird, 

'  s.  die  genauen  beschreibungen  in  dem  Catalogus  manuscr,  cod. 
collegii  Claromontani,  Paris  1764  p,  251,  Biblioihecae  Meermannianae 
tom,  IV  (1824)  p,  135,  Hänel  Catalogi  libror,  manuscr,  col.  865.  das 
epitaphium  Sindebaldi  comitis  wird  dort  an  letzter  (zehnter)  stelle  er- 
wähnt  und  heifst  es  von  der  handschrifl  (saec.  ix  ezaratos):  Is  codex 
aureis  litteris  noniiullis  omatus  ac  pulcherrime  descriptus  dono  datus  alias 
fuerat  monasterio  S.  Yincentii  Metensis  a  Deoderico  Metensi  episcopo. 

'  Adsonis  Miracula  s.  Mansueti  c.  12  (MG  SS  iv,  512):  huius  tunc 
Qlrbis  comes  Sindebauldus  (woßir  andere  handsehr,  Sendebaldus,  Sinde- 
baldus  haben)  i  Calmet  Hisloire  de  Lorraine  i  preuvesZ^^:  Signum  Sinde- 
baldi comitis  Tullensis. 

20* 


308     GRABSCHRIFT  DES  GRAFEN  SENDEBALD 

itidessen  kann  man  diese  umstätkde  doch  nickt  gerade  unvereinbar 
finden,  das  durch  die  äbte  Eginold  und  Johannes  zu  strenger  zucht 
zurückgeführte  kloster  Gorze  war  eben  damals  sAr  glücklich  in 
der  erwerbung  neuer  und  wiedergewinming  alter  besitzuf^i.  in 
dem  hier  genannten  AmeUa  (jetzt  Amd,  nördlich  von  Etain)  im 
Sprengel  von  Verdun  hatte  die  grafin  Hildegund  059  ein  stift  für 
12  Chorherren  begründet,  abt  Sigifrid  von  Gorze  aber  stiftete  dort 
1032  eine  von  Gorze  abhängige  celle  d.  t.  ein  kleineres  kloster.  ^ 
die  abkunft  Sendebalds  von  den  königen  kann  sich  nur  auf  die 
Carolinger  beziehen,  von  denen  man  der  ähnlichkeit  des  namens 
wegen  zuerst  an  Zwentibald  von  Lothringen  (895 — 900)  denken 
würde,  doch  hat  dieser  unseres  wifsens  nur  zwei  töchter  hinterlafsen, 
die  nach  einander  dem  kloster  Süsteren  als  äbtissinnen  vorstanden. 

^  Hittoire   de    Metz  in   preuves  74.   87.   89:   io   villa   quae  dicitur 
Aiiiella. 

Halle.  E.  DÜHHLER. 


ZUR  LORSCHER  BEICHTE. 

In  MülletAoffs  und  Scherers  Denkmalern  ^  s.  630  ist  aus  dem 
codex  Palatino-Vaticanus  485,  der  ursprünglich  dem  kloster  Lorsch 
angehörte,  eine  ahd.  beidite  zum  erstenmale  abgedr^tckt.  der  zeit- 
funct,  in  welchem  dieser  daselbst  in  das  9  jahrh.  versetzte  codex 
ausschrieben  wurde,  läfst  sich  ziemlich  genau  bestimmen,  derselbe 
enthält  nänUich  f.Qff  ein  kalendarium  herausgegebeti  hinter  dem 
Martyrologium  Adonis  ed.  Dominic.  Georgius,  Romae  1745  p.  689 
(vgl.  p.  xvi),  in  welchem  von  erster  hand  folgende  notizen  vor- 
kommen: 

XIII  Kai.  Febr.  Obiit  Hludowicus  iunior  rex. 

VIII  Id.  Oct.  Bella  inter  Carlo  et  Hludowico. 

Iliemit  ist  der  tod  Ludwigs  des  jüngeren  am  20  Januar  882 
und  die  schlacht  bei  Andernach  am  8  october  876  gemeint,  von 
jüngeren  händen  findet  sich  nachgetragen: 

III  Non.  lul.  Pessimum  bellum  de  gentilibus. 

XV  Kai.  Nov.  Ebrigisus  episcopus  obiit. 

Jene  angäbe  geht  auf  die  UngemsdUacht  vom  3  juli  907, 
diese  auf  den  tod  des  bischofs  Ebergis  von  Minden,  zugleich  abtes 
von  Lorsch,  am  18  oct,  950:  hieraus  erhellt  also  sdhr  deutUth, 
dafs  die  handschrift  um  882  entstanden  sein  mufs. 

E.  DÜMMLER. 


MAGDEBURGER  SCHÖFFENURTEILE  309 


MAGDEBURGER  SCHÖFFENURTEILE. 

B$  ist  eing^end  nachgewiesm,  daf$  eine  anzoM  der  scMfpm- 
nrteile  und  reehtssäize,  die  sich  in  einer  frAher  Brieger,  jetzt 
Dresdner  handsehrift  [Homeyer,  Reditsbikker  nr  161  (97)]  finden, 
auch  in  den  Magdeburger  fragen  und  in  dem  systematischen 
schöffenrecht  vorkommt  \ 

Unbekannt  ist  cd^er,  dafs  mit  diesen  drei  queUen  der  codex  des 
Mhmischen  museums  in  Prag  G.  23.  16  (alt  nr  780)  \  der  über- 
haupt nur  in  einer  kurzen  notiz  bei  Röfsler  erwähnt  ist\  teit- 
weise  z%isammenstimmt. 

Der  codex  enthält  foL  T— 117**  schöffamrteile  und  rechts- 
Sätze;  foL  118*— 148*  steht  einzelnes  atis  dem  buch  der  distinetio^ 
nen  (anfangend  n.  2  bei  Bifhme);  auf  fol  148''— 150**  finden 
sidi  federproben  und  spätere  wertlose  bemerkungen.  ^ 

Gesehridfen  ist  der  ganze  codex  von  iinem  Schreiber,  ak  wel- 
cher sich  am  ende  ein  sonst  nicht  weiter  bekannter  Johannes  von 
Bger  nennt,  vollendet  hat  er  seine  arbeit  1461  in  Tigilia  sancti 
Pauli  hora  quindecima  in  Horsouiensityn,  d.  t.  Bischofteinitz  in 
Böhmen,    auch  darikber  gibt  die  handsehrift  unzweideutigen  auf'- 


*  Lahand,  Das  systematische  schöffenrecht,  s,  xvii  ff.  —  Behrend, 
Die  Magdeburf^er  fragen,  s.  vu  ff.  —  vMariitz,  Die  Magdeburger 
fragen  in  der  zs.  für  reehtsgeschichte  bd  xi  s.  401/7*.  —  Stobbe,  Das 
alte  KuUnisehe  recht  in  der  zs.  ßir  deutsches  recht  bd.  xn  s.  406  ff. 

*  ich  habe  diesen  codex  schon  vor  jähren,  als  ich  die  handschrifien 
dos  böhmischen  museums  für  meine  besohreibung  der  deutschen  hand^ 
Schriften  in  Prager  bibliotheken  (Serapfum  1867.  1868)  durchforschte, 
in  händen  gehabt,  aber  nicht  sofort  bearbeitet,  und  als  ich  ihn  später 
beschreiben  wollte,  da  war  er  nicht  zu  finden,  er  war  bei  einer  um- 
rävmung  der  bibh'othek  verstellt  worden,  und  wurde  erst  vor  kurzem 
vom  bibliothekar  wieder  aufgeftinden.  daher  fehlt  diese  handsehrift  in 
meiner  beschreibung  der  deutschen  handschriften  des  böhmischen  mu- 
seums, 

*  Röfsler,  Die  siadlrechie  von  Briinn  sagt  bd,  2  s,  xxiii.  i.  c  ß,: 
*Hd  mit  urleilen  nach  Afagdeburgischem  recht.   Prager  museum.  rtr  780.* 

*  vorgebunden  sind  die  von  anderer  hand  geschriebenen  Statuta 
consilii  civitatis  Pragensis. 


310      MAGDEBURGER  SCHÖFFENURTEILE 

sMufs,  wo  die  in  abschrift  vwliegende  samndung  ursprünglich  ent- 
standen ist.    es  keifst  nämlich  nr  239: 

Ir  habit  uns  geschriben  umme  orteil,  das  ewir  scheppen 
einer  gesprochea  hat.  Das  laut  also:  Sint  dem  roole  und  den 
Troppen  vorgeteilet  ist,  off  einen  vorfellichen  und  lengisten  tag 
zu  brengen  ere  beweisunge  der  Sachen,  donunme  sein  sie  von 
der  stat  wegen  zu  troppau  beclaget  und  sie  beweisunge  bracht 
haben,  mit  der  sie  nicht  volfaren  mögen,  so  sint  sie  der  sachen 
vorfallen  und  mögen  erer  beweisunge  keinen  iengeren  tag  ge- 
haben noch  frist.     Von  rechtes  wegen. 

Nu  meinen  ezliche  lewte,  die  dunkit,  das  die  von  Troppaw, 
allein  je  ir  lengister  tag  crer  beweisunge  izunt  lange  wek  komen 
was,  das  sie  noch  tag  noch  frist  mochten  gehat  haben,  eine 
ander  beweisunge  von  newes  zu  fugen; 

ob  im  das  orteil,  das  wir  gesprochen  han,  besten  möge 
oder  nicht 

Hiroff  S.  w.  e.  r.  (-»  sprechen  wir  ein  recht;  s.  unlem 
s.  313).  Das  orteil,  das  der  scheppe  mit  ewren  anderen  scheppen 
folge  gesprochen  und  einbracht  hat  an  rechte  widerspräche,  das 
ist  bestendig.    Von  rechtes  wegen. 

Indirect  weist  auf  Troppau  auch  der  umstand,  dafs  in  m^ 
xelnen  rechts  fällen  hewohner  von  Troppau  aufgefiArt  werden.  a# 
nr  30  ein  mann  aus  Waxendorff,  eine  frau  aus  Troppau,  nr  199 
in  einem  unzweifelhaft  corrumpiert  überlieferten  schöffensprudie 
zwei  Troppauer  bürger,  Hans  Langekunel  und  Hans  Sabdcost,  gegen 
welche  Topper  und  Woüenweber  aus  Krakau  eine  klage  in  Troppau 
eingebracht  hatten.  Krakau,  das  im  IZ  und  14  Jahrhundert  m 
vielfacher  beziehung  zu  Schlesien  stand,  ist  noiA  dreimal  erwähnt: 
nr  284  beweist  eine  frau  mit  des  of&cialen  brieff  von  crakaw.  — 
nr  287  wird  ein  mann  angeführt  der  ein  elich  weib  czu  crakaw 
nam.  —  nr  2  wird  der  anw(üt  des  königs  von  Krakau  beklagt, 
vergl.  auch  nr  281. 

Troppauer  schaffen  also  waren  es,  welche  die  urteile  einholten, 
und  zwar  in  Magdeburg,  auf  diese  Stadt  weist  zb.  die  in  nr 
122  vorkommende  wendische  mark  —  30  Schillinge;  s.  Magd.- 
Breslaner  rechtsbekhrung  vom  jähre  1261  §  2.  ^    ein  urteil  gibt 


^  sonst  ist  von  münzen  angeführt:  pfund  3=  20  Schillinge ;  sckilling 
=  12  hailer.  nr  45.  —  böhmische  groschen  ■■  16  p fennige,  nr  45. 


MAGDEBUHGKR  SCHÖFFETWAXEILE      311 

sich  geradezu  ab  ein  Magdeburgisches  aus.  es  heifst  nr  33:  Wir 
scheppen  der  stad  zu  meidburg  bekennen  in  disem  brief«  dafs 
wir  umb  recht  gefroget  sein  in  disen  nacbgescbriben  Worten  usw. 

Aber  auch  nocfc  in  einem  anderen  briefe  war  ursprünglich 
diese  directe  bezidiung  auf  Magdeburg  vorhanden,  das,  erhellt  aus 
einer  vergleichung  mit  der  Dresdner  handsehrift.  dort  sind  näsnlidi 
gleichfalls  vier  urteile  ausdrücklich  ak  Magdeburgische  bezeichnet, 
und  eines  -davon  findet  sich  wieder  in  der  Präger  handUhrift  uinfer 
nr  229.  während  aber  in  ersterer  steht:  Vortmer  umb  den  vor- 
sprechin  sprechen  wir  scheppen  czu  magdeburg  vor  recht  — 
heifst  es  in  der  letzteren  Vortmer  um  den  vorsprechen  spreche 
wir  ein  recht,  die  directe  beziehung  auf  Magd^mrg  ist  also  weg- 
gdafsen.  ob  indes  nur  in  diesem  urteil  oder  auch  noch  in  andere, 
ist  ebenso  wenig  anzugeben,  als  nachgewiesen  werden  konn,  oft 
dieser  hinweis  auf  Magdeburg  etwa  erst  von  dem  Bischofteinitzer 
Schreiber  weggdafsen  wurde,  von  dem  wahrscheinlieh  die  böhmische 
Übersetzung  herrührt,  welche  den  einzelnen  entscheidungen  beige- 
fügt ist. 

Dafs  das  urteil  nach  Magdeburgischem  recht  erfolgt,  ist  mehr- 
mals ausdrücklich  gesagt,   s.  nr  143.  '157.  258. 

Aber  auch  die  um  rechtsbelehrung  bittenden  Troppauer  wifsefi, 
dafs  sie  unter  Magdeburgischem  rechte  leben,  und  verlangen  geradezu, 
dafs  man  ihnen  mitteile,  was  in  dem  von  ihnen  angeführten  faXk 
nach  Magdeburgischem  rechte  recht  sei.  so  nr  122.  130.  138|.  14ß. 
210.  231.  233.  286. 

Aufserdem  ist  in  den  anfragen  sowol  (nr  93.  152.  177)  wie 
in  den  entscheidungen  (nr  40.  58.  60.  70)  auf  das  weichbUdrecht 
und  auf  den  Sachsenspiegel  (nr  93)  bezug  genommen. 

Weitaus  in  den  meisten  fäUen  ist  femer  am  eingange  der 
einzelnen  schöffenbriefe  unter  teilweiser  anfühnmg  der  namen  der 
Parteien,  ihrer  beweismittel  usw.  der  rechtsfall,  wegen  dessen  sich 
die  Troppauer  eine  entscheidung  erbaten,  aus  dem  gesuchsschreiben 
recapituliert,  und  an  diese  anführung  die  erbetene  entscheidung  des 
concreten  falles  angeknüpft,  so  innr  1 — 8.  33 — 73.  78—81. 
83-87.  89—130.  132—153.  161-208.  210—250.  253. 
256—259.     261—265.     279—290. 

Die  antwort  des  oberhofes  wird  eingeleitet  durch 

Vortmer  fragit  ir.  nr  235.  —  ir  habit  uns  gifrogit.  nr 
111.     191.    221.    231.  —  auch  habit  ir  gifrogit  also,    nr  161. 


312      MAGDEBURGER  SCHÖPFENURTEILE 

162.  163.  173.  238.  —  auch  siDt  wir  gifrogit.  Hr  51.  — 
vorbas  frogit  ir.  nr  232.  —  vortmer  habet  ir  gifroget  alsust 
nr  242.  —  Torliner  habet  ir  uns  geflroget  rechtes  noch  diesem 
Worten,  nr  229.  —  vortmer,  lieben  frewndt,  ir  höbet  uns 
rechtes  gefroget  in  diesem  worten.  nr  241.  243.  288.  — 
Lieben  frewnde,  als  ir  uns  habit  gifrogit.  nr  153.  —  auch 
habit  ir  uns  gefrogit  umme  ein  orteil  in  suUichen  worten.  nr  71. 
vertmer,  liebe  frewndt,  ir  habit  uns  gefroget  umb  recht  noch 
diesem  worten.  nr  217.  —  vortmer,  lieben  frewndt,  ir  habet 
uns  gefroget  rechtes  noch  desem  worten.    nr  190. 

Vortmer  habet  ir  gebeten,  nr  192.  —  auch  als  ir  uns  hat 
gebeten,  wr  175.  —  nu  beten  wir  ewir  gnade  uns  des  czu 
entsliefsen.  nr  148.  vortmer  biten  wir  uns  underweisen.  nr 
216.  259. 

Ir  habit  uns  geschriben.    nr  2.  3.  4.  5.  6.  7.  8.  33.  239. 

—  vortmer  habit  ir  uns  geschriben.  nr  87.  237.  —  auch  habit 
ir  uns  geschriben.  nr  200.  —  vortmer  habit  ir  uns  gesdiriben 
in  suUichen  worten.  nr  287.  —  vortmer  habit  ir  uns  geschrieben 
umb  recht,  nr  233. 

Ewir  frage  ist.  nr  127.  130.  150.  203.  207.  213.  —  die 
ander  froge  ist.  nr  212.  225.  —  die  dritte  froge.  nr  226.  — 
die  fünfte  froge  in  ewrem  briefe  was  also,  nr  208.  —  Vort- 
mer ewir  froge  ifl  alsust.  nr  146.  —  vortmer  ist  ewir  froge 
in  dem  worten.  nr  147.  —  auch  mer  ewir  froge  ist  umb  recht 
in  sullen  worten.  nr  S3.  —  ewir  froge  umb  recht  ist  alsust. 
nr  182.  187.  210.  227.  —  ewir  froge  umb  recht  ist.  nr 
205.  —  vortmer  ewir  froge  umb  recht  stet  in  suUichen  worten. 
nr  188.  214.  —  ewir  froge  stet  in  diesem  worten.  wr  211.  224. 

—  ewir  froge  ist  alsust.  nr  215.  —  ewir  froge  stet  alsus.  nr 
184.  199. 

Noch  suUichen  grufse  ist  das  ewir  froge.  nr  122.  —  noch 
frunllicher  grus  ist  das  ewir  froge.  nr  166.  —  noch  frewnt- 
Uchen  grus,  lieben  frewnden,  ir  habit  uns  gifrogit  also,    nr  172. 

Unseren  frewntlichen  grus  zuvor,     nr  134. 

Manchmal  ist  ausdrücklich  auf  einen  früheren  scköffeiArtef 
bezng  genommen:  so  nr  222.  233.  289. 

Dafs  der  oberhof  in  seiner  antwart  das  gesuchsschreiben  wört- 
lich aufgenommen  hat,  ersieht  man  de^Ulidi  auch  daraus,  daß  mit- 
unter  die   formein  noch  erhalten  sind,  mit  welchen  dieses  schlofs: 


MAGDEBURGER  SCflOFFENÜRTEa.E  313 

nu  beten  wir  uns  underweisen,  wie  wir  das  mit  im  halden  suHen 
und  was  nu  recht  sey.  nr  256;  hirmnme  sprechen  wir  ein 
recht  und  beten  uns  underweisen  ab  das  seH)e  kint  möge  erbtheil 
gefordern  und  nemen  nach  seiner  muter  tote.  itrl77;  dorumme 
beten  wir  ewir  underweisunge  noch  dieser  obirsehreibunge.  nr 
178.    ebenso  nr  166.  170.  242.  280.  283.  284.  287. 

Die  entscheidung  der  vorgelegten  redUsfrage  ist  eingeleitet  durch 
sprechen  wir  ein  recht,  nr  187  usw.,  welche  formel  in  der  regel 
abgekürzt  ist  S.  w.  e.  r. 

Am  schlufie  der  rechtshelehrung  steht  von  rechtes  wegen. 
eine  Jahreszahl  findet  sich  nirgends,  doch  müfsen  die  von  nr  246 
an  mitgeteilten  schöff^hriefe  naxih  dem  jähre  1372  th  Troppau 
eingelangt  sein,  weil  in  nr  245  ein  sehöffentnief  aus  diesem  jähre 
ah  heweismittd  angefahrt  ist.  auch  eine  Unterschrift  ist  keinem 
briefe  beigefügt. 

Äufser  den  angeführten  227  schÖffenbriefen  enthält  der  Prager 
codex  aber  auch  56  rechtssätze,  nämlich  nr  9 — 32.  74—77.  82. 
88.  131.  154—160.  209.  251.  252.  254.  255.  260. 
266—278. 

Es  wurden  also  teilweise  rechtssätze,  welche  allmählich  dein 
Schöffenbuche  beigeschrieben  worden  waren,  in  den  text  eingeschoben, 
vorausgesetzt,  dafs  diese  rechtssätze  nicht  selbst  dadurch  entstandeti 
sind,  dafs  der  concrete  rechtsfatt,  um  den  es  sich  handelte,  und 
der  dem  oberhofe  Tsur  entscheidung  vorgelegt  worden  war,  weg- 
gelaßen,  und  nur  das  erhaltene  urteil  in  das  schÖffenbuch  ein- 
gesehrieben wurde,  und  für  diese  auffa/hmg  spricht  gewichtig  der 
umstand,  dafs  wir  die  entstehung  solcher  allgemeiner  sätze  aus 
früheren  urteilen  nachweisen  können,  nr  79  der  Prager  Sammlung 
steht  die  anfrage,  wie  der  zu  bestrafen  sei,  der  die  richter  einer 
Unwahrheit  beschuldiget,  und  sagt,  dafs  man  ihnen  nicht  glauben 
soll,  darauf  wird,  wie  überhaupt,  durch  S.  w.  e.  r.  eingeleitet,  die 
entscheidung  gegeben,  dafs  der  defhalb  beschuldigte  jedem  ratmann 
30  Schillinge  zaUen  soll,  frage  %ind  antwort  sind  also  hier  er- 
halten, die  Dresdner  handschrift  aber  enthält  nur  die  entscheidung. 
und  wie  dieser  rechtssatz  nachweislich  aus  einem  schöffenbriefe 
verkürzt  ist,  so  sind  wahrscheinlich  auch  andere,  vielUidu  sämmt- 
lidie  aus  ursprünglichen  richterlichen  erkenntnissen  entstanden,  ja 
vielleicht  ist  die  Verkürzung  sogar  erst  von  den  Schreibern  der 
Sammlung  vorgenommen  worden,    doch  dieses  zu  untersuchen,  und 


314  MAGDEBURGER  SCflÖFFENURTEILE 

das  verhäüms  der  Prager  handsdirift  einerseite  zur  Dresdtiar, 
andererseits  zu  den  Magdeburger  fragen  tind  zu  dem  sysfemaiisdim 
schöffenrecht  nachzuweisen,  das  überlafse  ich  dm  kennem  des 
deutschen  redUeSy  welche  ich  durch  diese  beschreibung  auf  dm 
jedesfaUs  wichtigm  Prager  codex  aufmerksam  machm  widUe. 
Prag,  im,  juni  1874.  JOHANN  KELLE. 


PERCEVAL  LE  GALLOIS. 

Vor  mehrerm  jakrm  habe  ich  in  d»m  codex  i.  E.  3.5  der 
Prager  Universitätsbibliothek  zwei  pergamentvorsetzblätter  a^f- 
gefundm,  welche  verse  aus  dem  Perceval  des  Chrestim  de  Troyes 
mthaltm,  nämlich: 

V    z.   9057-9092 

1"  z.  9096—9133 

1»»  z.   9141—9182 

1«»'»  z.   9186—9221 

2»  z.   9852—9891 

2"  z.   9895—9932 

2"*  z.  9936—9971 

2'*»'  z.  9976—10010. 
Ich  teile  nachstehend  die  zahlreichen  und  bedeutendm  ofr- 
weichungm  von  dem  texte  bei  ChPotvin,  Perceval  le  GaUois  ou  le 
conte  du  Graal  publie  dapres  les  manuscrits  originaux.  Mom» 
1867  (21  fubUoaiion  der  sodete  des  bibliophiles  Beiges  seani  ä 
Mons)  mit,  und  bemerke  über  das  äufsere  der  blätter  folgenies: 
auf  der  seite  standm  ursprünglich  39  zeilm;  da  aber  die  blätter 
am  unterm  rande  beschnittm  sind,  so  sind  in  jeder  spalte  nur 
36  erhalten,  auch  am  rechtm  rande  ist  etwas  abgeschnittm,  wo- 
durch der  anfang  der  zeilm  auf  \^  2^  mangelt,  der  anfange^ 
huchstabe  jeder  zeile  ist  grofs  und  etwas  abgerückt,  dreimal  (z. 
9191.  9874.  10000)  ist  für  einm  gröfserm  anfangsbuchstabm 
räum  gelafsen.  nach  jeder  zeile  steht  vom  texte  abgerückt  ein 
punkt.  die  linim,  durch  welche  die  beiden  spalten  gebildet  werden^ 
sind  kaum  sichtbar,  fast  noch  wmiger  jene,  welche  zwischen  dm 
einzelnm  zeilm  gezogen  sind,  auf  fol.  2*  steht:  Monast.  S.  Co- 
ronae.  1649,  was  über  dm   früheren  aufmthaltsort   der  blätter 


PERCEVAL  LE  GALLO»  315 

aufichlufs  gibt.  —  die  worte  rem  de  qua  loqueris  digito  mon- 
strare  caveto,  toeUhe  auf  foL  V  imd  fei.  2^  der  länge  nath 
zwischen  den  beiden  columnen  stehen,  so  wie  die  non  sunt  securi 
qui  dant  sua  cola  securi  auf  foL  1*,  9ind  offenbar  federproben. 

Fol  V. 

9057  souleHient  58  toutes  estoient  60  Gar.  chascon. 
61  Uq  gaapatiele  pendue.        62  fu]  ot        63  kioute]  kouste. 

64  chasGOB.  del  lit  65  escbarboucle  ferme.  66  plus] 
si.  67  Come.  au.  cierges.  68  sor  goches  asis.  69  Qui 
inrt  rechignoieot  loz  ioues.  70  Et  li  goches  sus.  «ii.  roues. 
71  isnelles.  72  Qa.  i.  sol.  partot  loieus.  73  Del  un  chief. 
en  alast]  alast  74  qui.  i.  75  Tiex.  qui.  76.  onques] 
Que.  77  Ne  niert  fes  ue  ia  mes  niert  78  tous  pales. 
79  De  poilles  que  uos  men  ....  80  Et  restous  oures  dor 
et  de  soie.  81  mesieres.  82  chief  desus  auoit  uerrieres. 
83  Si  riches.  84  parmi  le  uoire  ueist.  85  Tout  cels. 
pales  estoient.  86  Et]  Qui.  passoient.  87  uoires.  colors. 
88  riches.  meillors.  89  Qen  s  . .  st  et]  ne.  90 
Mes  ne  uoil  or  mie.        91  totes  les  choses.        9092  pales. 

FoL  1". 

9096  et  ca.  97  tot  esgarde.  98  Sa  le  notonier 
apele.  99  Et  dit.  9100'  Ceiens.  chose.  qoi.  2 
Que  1  .  .  3  Et  dites  qoi  ientendistes.  4  desfendistes. 
5  n'i]  neL  uaoir.  6  uoil  ie  seoir.  7  sol.  8  Qains 
mes  ne  vi  si  riebe  lit.  9  biau.  10  vos.  naprouchies. 
11  Qar.  uos.  aprouchies.  12  poior.  morries.  13 
Dont]  Que.  morist.  14  Ostes  et  que  ferai  ie  donques.  15 
Qoi.  16  Quant  si  uos  uoi  encoragie.  17  retenir]  degerpir. 
18  uos.  ci.  19  Vos  demande.  20  mes.  21  uoil  ie  le 
don.  22  uos  raillies.  24  au  gens.  25  un  tel  pales. 
26  riebe.  27  uos.  autre.  28  dirai  ie.  29.  30  fehlen. 
31  ensenble.        32  Et  nepor  oc  oste  il  me  semble.        33  uos. 

Fol.  \\ 

9142  fenestres.  43.  44  fehlen.  45  miels  faire.  46 
uerrois.  47  ....  Celles.  vos.  48  ausit.  49  iestes. 
ceiens.  52  voient  orendroit  bien.  54  .  .  .  Celles,  mechines. 
55.  56  fehlen,  57  deu.  58  chanbres.  59  missire.  60 
ne  ferre  ie  au  mains.         61  pucelles.         2  quit.       64  qui  li. 

65  home  ou.        66  serrai  ia  par.       67.  68  fehlen,      69  doie. 


316  PERCEVAL  LE  GALLOIS 

72  mie  arester.  74  ist  hors  et  tient.  77  ne  si  sist  78 
quil  ni  moresist.  79  merueille.  80  someille.  9181  ne 
De  siet. 

Fol  l'»^ 

9186  amor.  87  de  ci.  89  Car  mis.  porroit  soufrir. 
90  vos.  ueisse.  91  du  fort,  sen  ist.  92  midsire.  sasist 
94  Slot  a  SOD.  95  Et  en  laseoir  que  il  fet.  96  Et  les  cor* 
des  gietent.  i.  bret.  97  Et  les  canpenelles  si  sonent.  98 
pales  ensone.  9200  merneilles.  1  encbaDtement  2  Que 
par.  3  Qarriaul  et  saietes  laiens.  5  MoBseiguor.  6  quil 
lot.  7  enchantement  tex.  8  Que  nul  om  ueoir.  9  De 
quel  lin  li  qarrel.  10  les  archiers.  treoient.  11  Et  ce 
poues  uos.  12  escrois  ot  a  descendre.  13  arbalestes.  14 
uousist.  15  Missire.  16  Mes.  demore.  17  Reclostrent» 
18  missire.  19  qarriaus  qui  ferus.  9221  En  plusors  leuft 
el  cors  blecie. 

Fol  2*. 

9853—9856  fehlen.  57  ne  se  pas  ou  li.  58  trop 
parfonde  ce  dot.  59  Et  la  riuiere  haut  partot.  61  Vos» 
62  Fet.  pucelle.  63  lepensai.  64  uos.  eussiez.  65 
uos.  66  perillex.  67  Que  nus  sil  nest  trop  corajex.  69 
Tantost.  70  Missire.  cheual.  71  Et  uoit  legue  parfont 
elval.  73  si]  fu.  74  missire.  75  dit.  cheual.  76 
Maint  greignes  fosse  tressailli.  77  oi.  79  qui  le  gue  pe-> 
rillex.        81    11  auroit  tot.      del]  dou.        82  Lors  selloigne. 

83  vint  tous  les  g ariere.       84  Por  saillir.     mes.      85 

Quil.  le  saut.  86  sailli.  87  son  cheual.  88  terre  de. 
89  saillir  afichies. 

Fol  2". 

9895  Aincoit.  96  monseignor.  97  Quil  troua  son 
cheual  m  . .  .  .  vain.  99  quil  li.  9900  La  seile.  1  por. 
essujer  a  costee.  2  poitrax.  3  del  flans.  5  seile.  6 
ua.  7  sol.  8  giboiet.  i.  9  El  champ.  10  .oh.  ehiens 
a  oisiax.  11  biax.  12  bouche.  13  missire.  laprouche. 
14.  15  fehlen.  16  Biaus  sor  tote  la.  17  Dex  uos  douit 
18  isniax.  19  Du.  biax.  20  Mes.  dessiee.  21  sole 
lessiee.  22  pucelle.  25  qartiers.  27  Et  que  deuint 
loutroi.  28  Que  li  ala  puis  le  ch>.  29  a  le  notonier. 
30  11  dit.        9932  pucelle. 


PERCEVAL  LE  GALLOIS  317 

Fol.  2^ 

9936  ßst  po  . .  .  de  moa  bon.  37  malgre  son.  39  o 
luj.  40  et  lui.  41  lui  seruir.  42  serujses.  43  tost 
que  ele.  44  lessier  aqoison.  46  tolue  las.  48  dex. 
49  tiex.  50  veoist.  51  trouer  me  quidast.  53  nose. 
55  dou  mont  et  le  pris  as.  56  proue  ce  coaqais.  57 
perillos  saillis.  59  ueroiement.  60  nen  reissi.  61  me. 
62  qui.  66  ele.  renoiee.  67  ele.  noiee.  68  daiable. 
69  dit  si  grant.        9971  naier. 

Fol.  2»»^ 

9976  uels.  77  Que  u  soit.  dels.  78  por.  79  se 
ie.  80  ausit.  81  ia  por  riens  neL  82  Tot.  uoudre. 
83  tu  men.        85  missire.      comence.        88  cite.        89  Qui 

ele.        90  Amis]  Frere.      cite.        91  T ie  bien  uerite. 

92  ele.  93  Qui  nest  ome.  ien.  94  Je  ne  cieg  rien  se  de 
deu  non.  95  Si  a  orquen  issi  a  non.  96  Giromelanz. 
97  uaillans.  98  ie  lai  bien  oi.  99  terre  iestes.  10000 
a  non.  1  nouelle.  2  loig.  3  com  uos  li  portes  tes- 
moig.  4  fet  il  bien  tesmoignier.  5  Que  ele  fait  a  elloig- 
nier.  6  Que  trop.  desdeigneuse.  7  Et  por  ce  a  non 
lorgeillouse.  8  Norgres.  ele.  9  Sen  fu  ml't  petite. 
10010  non. 
Prag.  JOHANN  KELLE. 

NOTIZ. 

Die  aus  dem  Peter  und  Paulskloster  zu  Erfurt  stammende, 
nach  1449  gesd^riebene  papierhs.  ms,  theol  164  in  quart  der  k. 
biblioihek  zu  Berlin  enthält  auf  bl.  144*  folgende  eintragung: 

Alsus  bedette  ich  dir  din  heubit 

Ich  Sprech  er  gaste  dez  gleubit 

Daz  ich  sin  nicht  enlaze 

Nu  get  balde  uwer  straze 
5  Vnde  rumet  \;fis  daz  bette  san 

Daz  heubt  ich  ome  bedett  han 

Do  sy  deme  gaste  also  beschiet 

Her  en  sumete  ouch  dez  wege  nyet 

Her  ging  hin  dan  ^  vil  lyse 

'  das  wort  ist  durch  eine  abbreviatur  autgedrüekt,  die  ich  sonst 
noch  nicht  gesehen  habe. 


318  NOTIZ 

10   Alse  half  sy  irme  amise 

Do  her  quam  sin  8tra2e 

Daz  heubt  begonde  sy  eme  lazen 

Vode  greif  ome  vorne  an  den  zcopf 

Se  spracih  herre  rieht  ?f  den  coph 
15   Vnde  sich  mich  vrolich  an 

Daz  ich  mit  schimphe  getribin  han 

Daz  Vortrag  durch  dine  gute 

Man  sal  sich  vor  vbeln  wibin  hüte 

Die  so  kunnen  nuszen 
20   Man  sulde  sy  mit  knuttelen  kuszen 

Ach  der  da  machte  ein  zcehes  hast 

Vnde  hing  ein  vbel  wip  an  eynen  ast 

Vnde  hinge  dan  da  by 

Zwene  wolfe  ader  dri 
25    So  enwart  nye  keyne  galge 

Basz  gespyset  mit  bösen  balgen 

So  der  ast  gespyset  were 

Daz  neme  ich  vf  mine  ere 

Ez  were  dan  daz  man  den  tufel  finge 
dO   Vnde  yn  dar  an  hinge 

Hy  nemet  daz  mere  eyn  ende 

(144*^  Got  musze  vns  sine  gnade  sende  Amen. 

Die  ersten  zwanzig  verse  bilden  den  schlufs  der  von  vdHagen  ab 
'der  ritter  und  die  nüfse'  betitelten  erzählung  v.  177  ff  (GA  2, 282), 
die  folgenden  von  21  ab  den  des  Zombratens  in  Laßbergs  LiedBr- 
saal  2,531  v.  971 /f.  dafs  dieselben  hier  verbunden  aufhtiei^ 
hat  die  beiden  gemeinsame  enoähnung  der  'Übeln'  weiber  verursatkt. 
ich  habe  das  kleine  stück  mitgeteilt,  weil  sich  für  die  erste  erzählung 
einige  texlbefserungen  dara^is  ergeben,  so  5  bette.  7.  8  beschiet: 
niet.  9.  10  lise:  amtse  statt  des  unerhörten  reims  bei  vdHagen 
verholne:  buolen.  leider  sind  in  defi  Variantenverzeichnis  war 
die  ksarten  der  Dresdner  hs,  68  angegeben,  nicht  auch  die  der 
Wiener  und  Insbrucker,  so  dafs  man  über  das  verwandtschaftsver^ 
hältnis  derselben  sich  ein  urteil  niAt  bilden  kann, 

STEINMEYER. 


DIE  HEIMAT  HEINRICHS  VON  M0RUN6EN         319 


DIE   HEIMAT  HEINRICHS  VON  MORUNGEN. 

Nachdem  früher  wegen  der  heimat,  welche  dem  minnesänger 
Heinrich  von  Moningen  zuzuweisen  sei,  zwischen  verschiedenen 
orten  dieses  namens  geschwankt  war,  erklärte  Haupt  im  MSF 
s.  278  es  bereits  als  aufser  zweifei  dafs  die  bürg  bei  Sanger- 
hausen zu  verstehen  sei,  ohne  indes  herren  von  Morungen*Sanger- 
hausen  früher  als  seit  dem  iiv  jh.  nachweisen  zu  können 
(Schottgen  und  Rreysig,  Diplom,  bd.  2).  die  belege  lafsen  sich 
jetzt  beträchtlich  vermehren,  so  dafs  in  der  tat  nunmehr  kein 
zweifei  übrig  bleibt. 

Zunächst  existieren  zwei  Urkunden,  durch  welche  wir  teils 
der  zeit,  in  der  der  minnesänger  Heinrich  gelebt  haben  mufs,  be- 
deutend näher  gerückt,  teils  bis  in  dieselbe  hineinversetzt  werden, 
die  älteste  stammt  aus  dem  kloster  Walkenried  bei  Nordhausen 
und  ist  datiert  *in  Morungen,  a.  1226  vi.  kal.  jun.'  (Walken- 
rieder  urkundenbuch  i  nr  378):  ein  Burchard  von  Morungen 
mit  dem  beinamen  de  Asseborch  und  sein  bruder  Cuonrad  ver- 
zichten hier  auf  gerechtsame,  welche  ein  verwandter,  Theoderi- 
cus  de  Piscina,  an  das  kloster  Walkenried  abgetreten  hatte.  — 
die  zweite  ist  vom  jähre  1276,  und  in  ihr  erscheint  sogar  ein 
namensvetter  des  dichters:  ein  ^Heinricus  miles  de  Morungen' 
wird  als  früherer  besitzer  eines  hofes  in  kloster  Helpede  bei  Eis- 
leben erwähnt  (Moser,  Diplomat,  und  histor.  belustigungen  n,  19). 
dafs  der  vorname  Heinrich  in  der  Sangerhausener  familie  ein  sehr 
gebräuchlicher  war,  zeigen  aus  späterer  zeit  auch  viele  Kalten- 
boruer  Urkunden  bei  Schöttgen  und  Krejsig  aao.  nr  724.  725. 
731.  743.  744.  753.  754. 

Von  noch  gröfserer  beweiskrafl  ist  vielleicht  ein  zweites 
moment.  vdHagen  (MS  iv,  123)  beschreibt  das  wappen  des 
minnesängers  in  der  Pariser  hs.  C  ^  als  im  blauen  felde  drei 
goldne  halbmonde  enthaltend,  deren  jeder  an  der  oberen  spitze 
einen  goldenen  stem  zeige,  das  wappen  der  Sangerhausener 
Morunger   ist   ihm   unbekannt;    dagegen   führt   er   die   einiger 

'  die  Weingartner  hs.  B  gibt  dem  Morunger  als  wappen  einen 
morenkopf. 


320         DIE  HEIMAT  HEINRICHS  VON  HOAUNGEN 

anderer  familien  an,  von  denen  nur  das  der  hefsischen  herren 
von  Baumbach  mit  dem  Morungischen  in  C  näher  überein- 
stimmt. 

Der  freundlichen  bemühung  aber  des  herm  Clemens  Menzel 
in  Sangerhausen  verdanke  ich  die  notiz  dafs  sich  in  der  dortigen 
SUlrichskirche ,  in  der  mehrere  glieder  der  Morunger  familie 
bestattet  sind,  zwei  familienwappen,  allerdings  aus  ziemlich  später 
zeit,  vorfinden,  nemlich  aus  den  jähren  1582  und  1587;  aliein 
beide  zeigen  im  schwarzen  gründe  einen  grünen  halbmond  und 
links  davon  einen  ebensolchen  stern,  das  von  1582  einen  stem 
mit  sechs,  das  von  1587  mit  fünf  zacken,   auf  die  Verschiedenheit 


Wappen  eines^  D.  von  Meningen  Wappen  eines  Melchior  von  Mo- 
(1587)  am  erbbegrabnis  in  der  ningen  (1582)  am  Morungischen 
SUlrichskirche  zu  Sangerhausen.        kirchenstuhl  in  der  SUlrichskirche. 

der  färben  ist  kein  gewicht  zu  legen,  da  diese  im  früheren  ma. 
nach  belieben  variierten,  und  was  die  übrigen  abweichungen  in 
der  zahl  und  etwa  der  Stellung  der  embleme  betriflt,  so  ist  zu 
berücksichtigen,  dafs  die  Morungische  famiUe  schon  ziemlich  früh 
in  verschiedene  zweige  gespalten  war  (es  gab  Morunger  in  Sanger- 
hausen selbst,  in  Obersdorf,  Riestedt  und  Emseloh),  die  schwer- 
lich alle  genau  dieselben  heraldischen  attribute  geführt  haben. 
die  Übereinstimmung  der  beiden  wappen  mit  dem  der  hs.  C  ist 
immerhin  grofs  genug,  um  uns  zu  berechtigen  von  nun  an  mit 
voller  Zuversicht  den  inhaber  des  letzteren,  den  minnesAnger 
Heinrich  der  Sangerhausener  familie  von  Morungen  zuzurechnen. 
Linum  bei  Berlin,  16  September  1874. 

DR  H.  ZURBORG. 


ARISTOTELES  DE  LAPIDIBUS  UND  ARNOLDÜS  SAXO  321 


ARISTOTELES  DE  LAPIDIBUS  UND 

ARNOLDÜS  SAXO. 

Sehr  bekannt  und  seit  langer  zeit  viel  besprochen  ^  sind  die 
stellen  des  Albertus  magnus  und  Vincentius  Bellovacensis  aus 
einem  buche  des  Aristoteles  über  die  steine,  in  denen 
ausdrücklich,  wenn  auch  noch  in  unklarer  Vorstellung,  von  der 
anziehenden  und  abstofsenden  kraft  des  magnets,  von  dem  gegen- 
satz  der  beiden  pole  (anguli,  später  poli  beim  mag.  Petrus  1269) 
und  der  richtung  nach  nord  und  süd  die  rede  ist.  kenntnis  der 
tatsache  gibt  auch  ein  von  Vincentius  angeführter  sonst  gänz- 
lich unbekannter  Schriftsteller  kund,  Arnoldus  Saxo. ^  woher 
aber  dieser  sein  wifsen,  jene  beiden  das  zeugnis  des  Aristoteles 
haben,  weifs  niemand,  zwar  erfuhr  man  durch  Sylvestre  de 
Sacy  dafs  unter  dem  namen  des  Aristoteles  ein  arabisches  aus  dem 
griechischen  übersetztes  buch  über  die  steine  in  der  Pariser 
bibliothek  liegt  (suppl.  ar.  876  *—  SGerm.  402),  aber  in  diesem 
steht,  wie  versichert  wird,  nichts  der  art  im  kapitel  über  den 
magnet.  man  hat  daher  diese  ganze  angäbe  der  lateiner,  da 
sie  doch  sichtlich,  wie  die  fremden  namen  der  pole  zaron  und 
afon  zeigen,  aus  arabischer  quelle  geflofsen  ist,  seit  Klaproth^ 
bis   auf  ThHMartin^   für   eine   Interpolation',   also    etwa    eines 

*  in  welchem  sinne  kann  man  kurz  ersehen  aus  Gehlers  Physik.  Wörter- 
buch t.  I  Lpz.  17S7  s.  523:  ^die  alten  .  . .  gedenken  blofs  seiner  anziehung 
des  eisens  und  der  mitteilung  seiner  kraft  an  dasselbe,  in  einer  dem  Aristo- 
teles zugeschriebenen  stelle,  welche  Vincent  von  Beauvais  .  .  .  und  Albert 
.  .  .  anfuhren,  wird  zwar  der  richtung  des  magnets  und  der  nadeln  ge- 
dacht; aber  die  schrift  welche  diese  stelle  enthält  ist  ohne  zweifei  unter- 
geschoben und  erst  seit  dem  13  Jahrhundert  bekannt  ...  die  entdeckung 
der  richtung  des  magnets  ßllt  ganz  unstreitig  in  die  dunkelste  periode  des 
mittleren  Zeitalters.' 

'  bei  Vinc.  Spec.  nat.  8,  34  ^Arnoldus  de  natura  lapidum  .  .  . 
sicut  in  magnete  virtus  attractiva,  qui  et  ferruro  ex  uno  attnhit  angulo  et 
fugat  ex  alio*. 

'  Lettre  sur  l'invention  de  la  boussole.  Par.  1834  p.  50.  vgl.  Libri, 
Hist.  des  sc.  math.  ii,  61. 

*  Observations  et  theories  des  anciens  sur  les  attractions  et  les  repul- 
sions  magn^tiques  (in  den  Atti   deil'   ac.  de'  nuovi  Lincei  t.  xviii.  1865) 

Z.  f.  D.  A.  neue  folge  VI.  21 


322  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBUS 

anderen  textes  der  arabischen  quelle,  gehalten,  ohne  sich  übri- 
gens den  sinn  und  die  niöglichkeit  einer  solchen  im  geringsten 
klar  zu  machen,  die  sache  ist  nicht  unwichtig:  zwar  dafs  die 
künde  von  der  polarität  des  magnets  und  vom  gehrauch  der 
magnetnadel  erst  etwa  ende  des  xii  jahrh.  aus  der  praxis  der 
Schiffahrt  in  den  allgemeineren  besitz  der  abendländischen  ge- 
lehrten eintrat  (Martin  p.  110),  an  dieser  tatsachc  wird  nichts 
dadurch  geändert,  dafs  man  die  unbegründetheit  des  zweifeis  an 
der  (richtig  verstandenen)  echtheit  jener  stelle  und  das  alter  des 
bnches  zeigt  aus  dem  sie  herstammt,  da  dieses  eben  ein 
griechisches  sein  soll,  das  von  den  Arabern  erst  übersetzt  ist,  so 
folgt,  dafs,  wenn  die  stelle  in  ihm  stand,  die  kenntnis  der  sache, 
die  ja  hei  den  Chinesen  uralt  ist,  nicht  erst  durch  die  Araber, 
sondern  durch  die  Orientalen  Europas,  die  byzantinischen  Grie- 
chen zu  den  lateinern  gelangte  und  der  gebrauch  der  magnet- 
nadel überhaupt  in  der  Schiffahrt  auch  Europas  viel  älter  ist, 
als  man  meinte,  denn  jenes  schon  von  arabischen  Schriftstellern 
des  X  und  xi  jahrh.  angeführte  buch  von  den  steinen  mufs 
selbstverständlich  älter  sein  als  das  Zeitalter  der  Übersetzungen 
unter  Mamun  und  seinem  nachfolger  dh.  als  das  ix  und  x 
Jahrb.,  es  mufs  mindestens  in  das  achte  oder  neunte,  dann  aber 
wahrscheinlich  in  ein  noch  früheres  gehören. 

Schlechthin  beweisen  läfst  sich  freihch  nicht,  dafs  die  stelle 
über  die  pole  des  magnets  auch  schon  in  dem  griechischen 
buche  stand  —  sie  konnte  immerhin  mit  andern  dingen  eine 
zutat  des  Übersetzers  und  bearbeiters  sein,  nur  in  dieser  weise 
hätte  die  Vermutung  einer  Interpolation  überhaupt  sinn,  dafs 
sie  aber  dem  ursprünglichen  text  der  schon  im  x  Jahrhundert 
im  Orient  vorhandenen  übertcagung,  von  jeher  dem  arabischen 
buche  von  den  steinen,  demselben,  auf  welches  sich  wie  Albert 
und  Vincenz  die  arabischen  ärzte  seit  frühster  zeit  berufen, 
würklich  angehörte,  das  wenigstens  läfst  sich  für  alle  historische 
betrachtung  überzeugend  glaubhaft  machen,  zu  diesem  zwecke 
will  ich  einfach  von  der  erlaubnis  gebrauch  machen,  aus  früheren 
bibliotheksstudien  über  mitteiallerlicbe  lapidarien  einige  vor  jähren 
(1857  und  1863)  gemachte  abschriften   von   texten   mitzuteilen, 

p.  29.    vgl.  T  Bert  ein,  Sulla  epistola  di  Pietro  Peregrino  (im  Bulletino 
di  storia  delle  sc.  mat.  e  fis.  t.  i  Roma  186S)  p.  116. 


UND  ARNOLDUS  SAXO  323 

welche  der  lateinischen  Htteratur  des  xiii  Jahrhunderts  angehören 
und  durch  jenen  fast  verschollenen  Arnoldus  —  und  nur  durch 
ihn  —  eine  besondere  beziehung  zu  Deutschland  erhalten  haben. 
Arnoldus  Saxo  —  man  weifs  von  ihm  nichts  weiter  als  den 
namen  —  hat  im  anfange  des  xni  jahrh.  ein  kleines  buch  De 
virtutibus  lapidum  ^  geschrieben ,  das  in  handschriften  öfter,  aber 
ohne  namen  des  verfafsers,  vorkommt  und  als  grundlage  des 
stein  Verzeichnisses  in  Albertus  magnus  5  biichern  De  mineralibus 
eine  fortwürkende  bedeutung  für  die  geschichte  der  mineralogie 
im  mittelalter  erlangt  hat.  aber  nicht  in  dieser  bisher  unerkannten 
quelle  des  Albertus,  sondern  in  einer  andern  schrift  De  virtute 
universali,  welche  mit  ihr  in  der  einzigen  erhaltenen  handschrift 
gewissermafsen  der  sämmtli^hen  werke  Arnolds  vorkommt  (cod. 
Ampi.  oct.  77),  fand  ich  im  j.  1855  zu  Erfurt  in  der  zusammen 
mit  dem  eigenhc'tndigen  Verzeichnis  noch  fast  vollständig  erhaltenen 
bibliothek  des  Amplonius  (f  1435),  welche  für  uns  Deutsche 
in  ermangelung  des  Pariser  Schatzes  eine  art  universititt  mittel- 
alterlicher wifsenschaft  vorstellen  kann,  die  im  besonderen  da- 
mals mir  es  war,  das  buch  des  Aristoteles  De  lapidibus  angeführt 
'secundum  translacionem  Gerardi',  eine  Übersetzung  also  ohne 
zweifeU  da  selbstverständlich  nur  an  Gerardus  Cremonensis  (t  1187) 
zu  denken  ist,  des  xii  Jahrhunderts,  kurz  vorher  war  durch 
Bormans  bei  gelegenheit  einer  flüchtigen  inhaltsangabe  über  die 
zweite  dem  xiv  jh.  angehörende  hälfte  eines  codex  Leodiensis 
(univers.  77)  bekannt  geworden,  dafs  ein  lateinischer  text  von 
Aristoteles  buch  über  die  steine  in  Lüttich  liegt  (vgl.  meine 
Anecd.  i,  87).  ich  sah  ihn  später  dort  selbst  im  j.  1862,  1863 
hatte  ich  ihn  in  Berlin  in  bänden  (Aristot.  pseudep.  p.  699, 
Anecd.  i,  89)  und  machte  die  unten  folgende  abschrift.  aufser- 
dem  ist  es  mir  nur  noch  einmal  gelungen,  unter  den  zahlreichen 
mittelalterlichen  Steinbüchern,  die  ich  allerwärts  besehen  habe, 
auf  einen  hierher  gehörigen  text  zu  stofsen  dh.  auf  eben  dieses 
buch  des  Aristoteles,  aber  merkwürdiger  weise  ist  dieser  einzige 
zweite  text,  angezeigt  durch  den  katalog  der  handschriften  der 
^cole  de  m^decine  von  Montpellier  (Catal.  des  mss.  des  d^part. 
t.  I  p.  397)   zugleich   der  einzige   text  einer  anderen  von  jener 

*  ein  'über  deperditus'  ist  es  für  Beckmann  zu  Marbod  (Gott.  1799) 
V.  390. 

21* 


324  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBUS 

Lüttichcr  ganz  unabhängigen  Übersetzung  des  arabischen  buches. 
im  Lütticher  text  spricht  Aristoteles  in  eigenem  namen,  im 
Montpellier-texte  erscheint  er  nur  in  dritter  person,  einleitung 
und  der  allgemeine  vergleichende  teil  mit  dem  das  Lütticher  buch, 
nach  vollem  prolog  des  Übersetzers,  anhebt,  fehlen  hier:  es  be- 
ginnt gleich  die  reihe  der  einzelnen  steine,  nicht  ohne  abkürzung 
auch  hier,  aber  doch  so  übereinstimmend,  dafs  die  einheit  der 
arabischen  grundlage  feststeht,  es  ist  also  ein  auszug,  wie  die 
hebräischen  worte  (zb.  c.  6  De  lesen,  et  vocatur  in  arabico 
elgeysa  —  vgl.  c.  8)  zeigen,  jedesfalls  nicht  ohne  mitwürkung 
eines  Juden,  vielleicht  gradezu  von  einem  Juden  gemacht,  da  ein 
Spanier  oder  Provenzale,  wenn  er  eben  nur  mit  hilfe  eines 
Juden  wie  gewöhnlich  arbeitete,  um  so  weniger  den  hebräischen 
Steinnamen  irgendwo  in  den  titel  eines  kapitels  gesetzt  haben 
würde,  der  text  des  hebräischen  Aristoteles-buches  von  den 
steinen,  von  dem  Steinschneider  gesprochen  hat  (handschriften 
gibt  es  mehr  als  eine,  s.  MSteinschneider  Zur  pseudepigraph. 
Utt.  des  mittelalters,  Berlin  1S62  s.  84^:  diejenige,  von  der 
Steinschneider  abschrift  genommen  hat,  ist  jetzt —  dh.  seit  1863 
—  cod.  Monac.  hehr.  418),  entspricht  in  der  tat  wörtlich  diesem 
lateinischen  auszüglichen  texte,  wie  wir  beide  durch  eine  ver- 
gleichuug  unserer  texte  festgestellt  haben,  er  hat  auch  dieselben 
fehler  (zb.  das  entstellte  wort  bulacar  c.  8).  der  hebräische  text 
wird  also  wol,  wenn  die  lateinische  sprachlich  übrigens  ganz 
besonders  schlechte  fafsung  nicht  etwa  eine  zugleich  entstandene 
arbeit  desselben  Juden  ist,  die  vorläge  dieses  lateinischen  textes 
sein,  und  nicht  umgekehrt,  nach  diesem  hebräischen  auszuge 
führen  die  Juden  den  Aristoteles  und  das  buch  von  den  steinen 
in  der  zweiten  hälfte  des  xni  jahrh.  vielfach  an  (nach  St.s  mit- 
teilung),  zb.  wörtlich  Gerson  ben  Saiomo  in  seiner  kosmographie  \ 
während  es  im  anfange  desselben  jahrh.  ihnen  noch  nicht  be- 
kannt war:  es  wird  eben  um  1250  etwa  entstanden  sein,  von 
höchstem  reize  für  uns  ist  er  auch  dadurch,  dafs  er  uns  die  im 

^  vgl.  Hebr.  bibl.  xiii,  85.  über  cod.  Paris,  hebr.  930  früher  305  membr. 
angeblich  s.  xiv  mit  Averroes-übersetzungen  von  Jakob  Antoli,  Moses  Ihn 
Tibboii  ua.  s.  Gatal.  des  mss.  hebr.  Par.  1866  p.  163. 

3  Hebr.  bibliogr.  vi,  93  vgl.  Zur  pseudep.  litt.  s.  82,  wo  aber  für 
Sam.  Ibn  Tibbon  —  falscher  titel  —  nach  Geiger  eintreten  mufs  Palqaera. 
über  Bechai  ben  Ascher  (ende  13  jh.)  s.  das.  s.  85  und  Hebr.  bibl.  xra,  11. 


UND  ARNOLDÜS  SAXO  325 

lateinischen  fehlende  zweite  hallte  des  buches  (worin  auch  über 
metalle,  s.  das  kapitelverzeichnis  bei  Steinschneider  Hehr.  bibl. 
VI,  94)  erhalten  hat.  der  lateinische  text  im  Montpellier-codex 
277  ist  sehr  jung,  saec.  xv  wie  die  ganze  handschrift  auf  papier 
geschrieben,  aufser  im  anfang,  wo  der  Apuleius  De  herbis  (mit 
den  precationes)  auf  pergamentblättern  beginnt:  ihm  folgt  eine 
ganze  reihe  von  Schriften  ähnlichen  ranges,  das  liber  Thesali 
philosofi  De  virtutibus  19  herbarum,  hier  nicht  an  Hermes,  son- 
dern an  den  ^Germanus  Claudius  rex  et  deus  aeternus'  und  der 
tractatus  Alexandri  magni  De  septem  herbis  secundum  septem 
planetas,  beide  vor  den  vier  Kiranniden,  wie  es  im  j.  1168  zu 
Constantinopel  der  lat.  Übersetzer  derselben,  der  jene  noch  ver- 
misste,  im  prologe  bereits  anordnete,  usw.  (vgl.  den  katalog).  an  das 
erst  im  j.  1233  von  Stephanus  de  Cesaragusta  civis  Ylerdensis 
—  zu  Ilerda  —  übersetzte  buch  des  Ihn  al-Dschezzar  über  ein- 
fache heilmittel,  in  dem  Ar.  von  den  steinen  so  oft  citiert  wird, 
erinnert  uns  f.  66'* — 68*  die^  Epistola  ameti  filii  habrae  nomi- 
nati  fihus  macelaris  De  proprietatibus  (im  prolog  erwähnt  er  seiner 
bücher  De  animalibus,  De  venenis  und  De  medicinis  simplicibus 
genannt  liber  sustentacionis  —  eben  desselben,  das  der  spätere 
Übersetzer  liber  fiducie  nannte,  desselben  auch,  welches  schon  der 
auszüglichen  bearbeitung  des  Constantinus  Africanus  im  liber  De 
gradibus  zu  gründe  lag):  alles  offenbar  in  Südfrankreich  oder 
vielmehr  in  Spanien  geschrieben  \  obgleich  die  handschrift  erst 
von  Rom  aus  der  bibliothek  Albani  nach  Montpellier  gekommen 
ist.  das  buch  von  den  steinen  folgt  unmittelbar  auf  liber  Sesti 
platonis  De  animalibus  3.    der  Aristoteles  von  den  steinen,  der  in 


*  aus  dem  latein.  auch  ins  hebr.  übersetzt,  s.  Steinschneider,  Zur 
pseudep.  litt.  s.  56,  dens.  in  Virchows  Archiv  37, 366  und  überhaupt  42, 105. 

>  *Herba  solis  que  eliotropia  dicitur  et  girasoT  im  Thessalus  c.  14 
und  im  tr.  vii  herb.  *Septima  herba  est  veneris  nomine  peristereon  i.  ber- 
benacha  et  vocatur  etiam  a  multis  gerate 9a  (urspr.  stand yerole9a)  i.  co- 
lumbina*.  das  buch  des  Thessalus  ist  das  von  Meyer  Gesch.  der  botanik 
n,  341  beschriebene,  das  9  statt  s  geht  durch  die  ganze  handschrift  (auch 
im  steinbuch). 

'  von  dem  prosaauszug  Marbods  aus  dem  4iber  lapidum  preciosornm' 
des  Evax  rex  Arabum  f.  112*  habe  ich  leider  nicht  festgestellt,  ob  es  sich 
wie  wahrscheinlich  doch  nur  auf  das  Evax-gedicht  Marbods  oder  würklich 
wie  der  prolog  zu  wollen  scheint,  auf  dessen  quelle  selbst  bezieht. 


326  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBÜS 

dieser  Umgebung  auftritt,  ist  aber  nicht  für  sich  als  eigene  schritt 
erhalten,  sondern  als  teil  einer  gröfseren  compilation  aus  mehren 
verschiedenen  büchern  über  steine,  in  welcher  es  den  den  namen 
gebenden  anfang  bildet :  Incipit  liber  aristotilis  de  lapi- 
dibus  preciosis  secundum  verba  sapientum  anti- 
quorum.  Capitulum  de  perna.  Capitulum  primum.  ^Dixit 
aristotiles.  Lapidum  quos  dicturi  sumus  usw.  nun  folgt  hinter- 
einander c.  1 — 32  Aristoteles,  dann  ohne  andeutung  anderer 
quelle  c.  33 — 45  in  ungenau  alphabetischer  Ordnung  prosa- 
auszüge  aus  Marbods  gedieht  (=  M.  11.  28.  33.  19.  22.  23. 
3Ö.  41.  53.  55.  58.  25,  also  buchstabe  C — D),  dann  die  zu- 
sammenhängende reihe  der  unter  lapis  gestellten  steinartikel  aus 
der  alten  alphabetischen  Umarbeitung  des  lateinischen  Dioscori- 
des  (s.  Anecd.  ii,  113.  119  und  im  Hermes  vni,  38)  in  derselben 
folge  wie  in  der  quelle  von  Lemnia  fragilis  bis  Lapis  asius  {==  cod. 
Amplon.  fol.  41  f.  36^—37*»)  als  c.  46—67,  welche  darum 
wichtig  sind,  weil  sie  neben  Dioscorides  selbst  und  aufser  dem 
lateinischen  Urivasius  grofsenteils  aus  dem  lateinischen  ^  soge- 
nannten buche  des  Evax  geschöpft  sind,  welches  später  die  quelle 
der  virtutes  für  das  Steingedicht  des  Marbod  wurde,  da  diese 
quelle  jetzt  nur  noch  in  der  einen  handschrift  Pitras  (Spie. 
Solesm.  ni,  324—335),  nämlich  cod.  Paris,  lat.  7418  ('liber  ami- 
geronis'),  vorliegt,  so  haben  diese  Dioscorides-kapitel ,  welche 
sämmtlich  auch  bei  Vincentius  Bellovacensis  (sein  Dioscorides  ist 
eben  dieser  Pseudo-Dioscorides)  als  ^Diascorides'  citiert  und  aus- 
geschrieben werden,  einige  bedeutung.  auch  c.  68  De  virtute 
cachimiaruui  ist  noch  aus  Dioscorides,  aber  aus  einem  von  jener 
reihe  getrennten  artikel  cadmia  (f.  24,  wie  der  schlul's  von  c.  66 
De  lapide  coralo  aus  einem  doppelartikel  f.  22).  nun  folgen 
wieder  Marbod-auszüge  (E — S,  0)  von  c.  69 — 98,  endlich  noch 
einige  auszüge  aus  anderer  quelle  c.  99 — 103,  immer  natür- 
lich mit  zahlreichen  widerholungen  derselben  Steintitel.  'Ex- 
plicit  liber  lapidum  aristoas'-  steht  auch  am  schlufs  des 

*  welches  keine  Übersetzung,  sondern  ursprünglich  lateinisch  und  mit 
offenbarer  benutzung  des  Plinius  abgefafst  'ist,  aber  eine  griechische 
Schrift  des  Damogeron  in  sicli  aufgenommen  hatte  als  hauptqueiic. 

^  die  form  Aristoas  (ar.  arislu)  ist  auch  sonst  bekannt:  in  derselben 
hs.  Montp.  277  steht  zb.  f.  64*  das  dem  Albertus  magnus  (Spec.  astron. 
8.  Steinschneider:    zs.  f.  math.   u.  phys.  xiv,  373)   bekannte  liber  secan- 


:*:^ 


UND  ARNOLDÜS  SAXO  327 

ganzen  (f.  127*^  — 135%  vollständig  von  mir  abgeschrieben 
in  Montpellier  selbst  febr.  1857:  f.  135''  folgt  noch  eine 
Habula  lapidarii  precedentis  innnediate  secundum  ordinem  alpha- 
beti').  statt  der  32  kapitel,  die  allein  hiervon  dem  buch  des 
Aristoteles  gehören,  gibt  nun  die  offenbar  vollständige  hebräische 
Übersetzung  etwa  die  doppelte  anzahl,  ein  um  so  wesent- 
hcherer  ersatz,  als  auch  die  andere  wahrscheinlich  ältere  in  der 
ganzen  fafsung  weitschweifigere  Lütticher  Übersetzung  in  der 
reihe  der  steine  wenig  über  die  reihe  des  M-textes  hinaus- 
geht, auch  die  metalle,  gleichsam  das  zweite  buch,  ganz  fehlen 
läfst,  die  doch  nach  den  zahlreichen  Zeugnissen  der  arabischen 
ärzte  in  diesem  buche  reichlich  vertreten  waren,  auch  in  der 
Pariser  handschrift  dieses  textes,  wie  S.  de  Sacys  erwähnung 
der  tutia  zeigt,  leider  fehlt  uns  noch  immer  ein  bericht  über 
diese  arabische  handschrift  —  ich  kann  nur  hoffen,  dals  meine 
mitteilung  der  lateinischen  bearbeituugen,  welche  zu  ihrer  er- 
kläruug  und  benutzung  des  arabischen  Wortlautes  gradezu  be- 
dürfen, auch  den  anstofs  endlich  geben  mochten  zur  herausgäbe 
sowol  des  arabischen  buches  als  seiner  hebräischen  Verkürzung, 
für  die  geschichte  der  niineralogie  im  mittelalter  gibt  es  zunächst 
nichts  wichtigeres,  vorläufig  müfsen  wir  eben  aus  jenen  zahl- 
reichen anführungen,  aus  den  bruchstücken  des  buches,  welche 
die  arabischen  ärzte  uns  vom  10 — 12  Jahrhundert  bieten,  unsere 
kcnntnis  vom  zweiten  teile  der  Urschrift  schöpfen:  doch  auch 
das,  was  über  die  edelstcine  bei  gelegenheit  von  Teifäschis  be- 
rühmtem  buche  1   besonders  durch  Clement  Mullet  (Essai  sur  la 

dum  hermctem  de  4  (nicht  tO)  confectionibus  ad  omnia  genera  animalium 
capienda  ^Dixit  aristoas,  Vidistinc  hermelem  liec  animalia  silvatica  seil, 
lupos  et  aves  qualiter  possunt  capi  .  .  .  Dixit  hermes,  o  aristoa.  Inveni  in 
libro  tliesaurirato  ex  secretis  scientinruni  ocultarum  qiie  arod  i.  gabriel  dum 
docercl  ismenum  ea  i.  adam  scientiaiii  naturarum'  etc. 

*  wichtig  für  den  Zusammenhang  der  geschichte  auch  durch  die  frag- 
mente  noch  eines  andern  griechischen  buches,  die  sämmtlich  auf  diesellie 
einförmige  annähme  über  die  bildung  der  gesteine  (vgl.  AlkhlUzini  p.  63) 
bezüglich  sind,  des  ^Belinus',  eines  auch  sonst  häufig  auftretenden  namens, 
bei  dessen  erwähnung  die  unsinnige  Vorspiegelung  des  *Plinius'  noch  immer 
wieder  auftaucht,  mit  dem  doch  die  syrisch-arabische  übersetzungslitteratur 
so  wenig  wie  mit  römischer  litteratur  überhaupt  je  etwas  zu  tun  gehabt 
hat.  das  beruht  auf  jener  auf  sprachlichem  gebiet  längst  überwundenen 
klangausdcutung,  wie  sie  ohne  alle  besinnung  auf  die  bedingungen  des 
litterarhistorischen  Zusammenhanges  massenhaft  auftritt   zb.  in  Flügels  er- 


328  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBÜS 

mineralogie  arabe.  Par.  1868)  bekaont  geworden  ist,  reicht  zu 
der  einsieht  hin,  dafs  wir  es  hier  überall  mit  einem  und  dem- 
selben buche  zu  tun  haben,  das  freilich  so  gut  wie  jedes  andere 
zb.  eben  das  des  Teifäschi  in  den  handschriftlichen  texten  durch 
die  verschiedenartige  willkUr  der  Überlieferung  mehi*  oder  weniger 
im  einzelnen  verletzt  und  unvollständig  geworden  sein  kann,  wie 
es  ja  auch  lateinisch  in  unter  sich  abweichenden  resten  verschie- 
dener Übersetzungen  vorliegt,  im  gründe  aber  immer  eines  und  das- 
selbe gewesen  ist,  auch  im  originale,  trotz  der  noch  der  auiliellung 
bedürftigen  vorrede  des  arabischen  Übersetzers,  nie  anders  vor- 
gelegen hat  als  in  der  gestalt,  wie  es  durch  die  syrische  Über- 
setzung dem  andenken  der  menschen  erhalten  worden  ist.  der 
Übersetzer^  in  der  einzigen  jetzt  bekannten  handschrift  Lucas  ben 
Serapion  genannt,  zweifelhaften  namens,  da  grade  diese  uamen- 
verbindung  sonst  nie  wieder  vorkommt,  während  sie  doch  an- 
klingt an  zugleich  zwei  der  berühmtesten  uamen  aus  dem  Zeit- 
alter der  Übersetzungen,  Costa  ben  Luca  (der  den  Aristot.  De 
lap.  schon  anführt)  und  Jahja  Ibn  Serapion,  gibt  zwar  nach  S» 
de  Sacys  Übersetzung^  sein  buch  für  einen  blofsen  auszug  des 
buches  von  Aristoteles  aus,  aber  die  angäbe  über  die  700  steine 
(700  auch  nach  Abolays,  bei  Hadschi  Khalfa  v,  33  steht  600, 
was  natürlich  blofs  eine  abweichende  lesart,  vermutlich  eine  falsche 
ist)  macht  sich  durch  die  mythische  zahl  selbst  des  mythischen 
verdächtig,  und  da  sich  nichts  ähnliches  in  der  vorrede  des  ara- 
bischen oder  vielmehr  syrischen  Übersetzers  bei  der  lateinischen 
Übersetzung  findet,  wird  man  sie  im  sinne  dieser  so  zu  deuten 
haben,  dafs  der  als  Aristoteles  auftretende  verfafser  im  anfang 
von  den  unzähligen  steinen  sprach,  die  es  würklich  gäbe,  im 
gegensatz  zu  dem  beschränkten  kreifse  (ungefähr  70  kann  man 
zählen,  statt  700,  vgl.  das  400'  bei  de  Sacy)   derer  die  er  selbst 

klärungen  zum  Hadschi  Khalfa  und  Fihrist.  es  ist  oft  gesagt,  dafs  Belinus 
aufApollonius  führt:  hier  ist  aber  wieder  nicht  an  den  Tyanensis  zu  denken, 
der  nichts  geschrieben  hat  und  durch  Philostratus  oder  Lucianus,  die  nie 
übersetzt  sind,  den  Syro-arabern  nicht  bekannt  werden  konnte,  sondern  an 
solche,  wie  den  Apollonius  der  Byzantiner,  der  mit  Harpocration  und  Koi- 
ranos  und  ähnlicher  hieratischen  geseilschaft  bei  Tzetzes  auftritt  (Exeg.  in 
H.  p.  76.  108.  109  ed.  GHermann).  über  das  buch  selbst  s.  Not.  et 
extr.  t.  IV. 

>  Ghrestoni.   ar.   ui,  533:    vgl.  meine  früheren  ausführungen  De  Ar. 
libr.  ord.  Berol.  1854  p.  181^195,  Aristot.  pseudep.   Ups.  1863  p.  255  t 


UND  ARNOLDUS  SAXO  329 

(nicht  der  Übersetzer)  in  der  tat  besprechen  wolle:  *Dicit  enim 
(nämlich  Aristoteles,  me  der  Übersetzer  einführt)  quod  in  terra 
sunt  lapides  plures  quam  possint  nominari  et  quam  sensus  possit 
comprehendere.  neque  numerus  neque  maneries  neque  diver- 
sitates  lapidum  possent  inveniri,  etiamsi  omnes  mortales  appo- 
nerent  ad  hoc  totum  posse  atque  totam  intentionem  eorum'. 

Ein  zweites  hilfsmittel,  was  obgleich  nicht  original,  doch 
vollständiger  wäre  als  die  bruchstücke  bei  den  arabischen  medi- 
cinern,  liegt  uns  nur  noch  in  dem  buch  des  mythischen  Abo- 
lays  ^  vor,  welcher  auf  grundlage  des  aristotelischen  huches, 
von  dem  er  in  der  vorrede  spricht^,  die  steine  desselben,  nach 
ihren  ai*ten  getrennt  und  aufserdem  um  auszukommen  in  mehr- 
facher Wiederholung  eines  und  desselben  an  verschiedenen  stellen, 
auf  die  360  grade  des  tierkreifses,  je  30  auf  jedes  der  12  bilder 
desselben  verteilt  und  die  steinkunde  nach  chaldäischer  art  mit 
der  genethlialogie  in  Zusammenhang  setzt,  unverkennbar  an 
die  grofse  pseudobabylonische  litteratur  des  Ibn-Waschijjah  erin- 
nernd, die  quellen  derselben  sind  nicht  älter  als  die  dieses  buches, 
dh.  soweit  sie  sich  an  Griechen  anschliefsen,  das  was  in  der 
byzantinischen  litteratur  der  letzten  Jahrhunderte  vor  dem  Zeit- 
alter der  Übersetzungen  umlief,  wie  die  nabataeische  landwirt- 
schaft  3  die  griechischen  Geoponica  (über  deren  verschiedene 
Übersetzungen  nach  verschiedenen  fafsungen  des  4  bis  7/8  jhs., 
syrisch  und  arabisch  im  9  und  10  jahrh.,  vgl.  Aristot.  pseude- 
pigr.  p.  269  Ol  so  s^^^  dieses  chaldäische  Lapidar  das  buch 
eines  byzantinischen  verfafsers  voraus,  welches  mit  dem  Secretum 
secretorum  des  ^Aristoteles'  (vgl.  De  Ar.  I.  ord.  p.  183 — 85),  in 
dessen  abhandluug  über  die  steine  es  schon  wie  es  scheint 
gradezu   benutzt  und  vielleicht  citiert  wird,    mit   den  späteren 


*  aus  d.  arabischen  ins  spanische  übersetzt  auf  befehl  von  könig  AI- 
fons  (damals  noch  Infant)  im  j.  1250,  das  original  angeblich  aus  dem 
chaldäischen.  vorrede  und  register  bei  R.  de  Castro,  Bibl.  espafiola  i, 
p.  104—114. 

^  p.  105  *Mas  los  (sabios)  que  escrivieron  de  las  piedras  assi  como 
aristotil  que  fiso  un  libro  en  que  nombro  sietecientas  dellas.  dixo  de 
cada  una  de  que  color  era  e  de  que  grandesa.  e  que  vertud 
avie.    et  enque  logar  la  fallavan.' 

3  8.  das  inhallsverzeichnis  bei  Ghwolson,  Ober  die  Überreste  der  alt- 
babyl.  litt.  Pet.  1859  p.  115—118. 


330  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBUS 

gestaltuDgeo  der  Alexandergeschichte  (C  bei  CMttlier  5—6  jahrh.), 
die  es  durch  berichte,  welche  eiüe  grofse  rolle  darin  spiel^ 
über  die  fabel-  und  zaubersteine  Alexanders  des  grofsen  aus 
dem  zuge  ins  dunkelland  (Ttavvvxiog  ytj)  oft  berührt,  mit  der 
chemischen  litteratur^  die  für  uns  auch  jetzt  noch  dunkel  und 
uuuntersucht  und  unerkannt^  in  handschriften  ruht^  in  einen 
gemeinschaftlichen  kreifs  byzantinischer  litteratur  gehört, 
nicht  jünger  als  das  8/9  jahrh.,  in  dem  es  übersetzt  ward,  nicht 
alter  (sonst  wäre  es  schwerlich  so  ganz  in  occidentalischer  litte- 
ratur verschollen)  als  das  5/6  sein  kann,  wahrscheinlich  aber  in 
jene  zeit  der  wirren  gehört,  welche  die  letzten  reste  alexandri- 
nischer  gelehrsamkeit  teils  (Stephanus,  Johannes)  begleiteten  teils 
verschlangen  oder  (Aaron)  verbargen,  dh.  in  die  zeit  der  Araber- 
flut, die  zeit  der  eroberung  Alexandrias  (ein  ereignis  auf  welches 
als  ein  frisches  das  proömium  der  Apotelesmatik  des  Stephanus 
bei  Bandini  zu  Laur.  gr.  28,  13  anspielt),  kurz  in  das  siebente 
Jahrhundert,  damit  soll  übrigens  nicht  geläuguet  sein  —  ich  will 
es  im  gegenteil  hervorheben,  dafs  vieles  aus  dem  inhalt  des  stein- 
buchs  auf  viel  ältere  zeit  anknüpfend  zurückgeht,  aber  es  ist  ein 
dunkeler  kreifs  meist  untergegangner  Schriften,  an  den  er  an- 
knüpft, nur  an  dunklen  spuren  dunkler  Jahrhunderte  kaum  er- 
kennbar, man  denke  zb.  nur  an  die  schon  erwähnte  historia 
Alexandri  und  au  die  geschichte  ihrer  verschiedenen  recensionen 


^  s.  gleich  im  anfang  die  predigt  über  Sympathie  und  antipathie  in 
der  natur  (vgl.  Ar.  bei  Dieterici,  Naturanschauung  der  Ar.  s.  1 1 7  f),  welche 
an  den  Democrit  der  Chemiker  und  das  ^va&s  fvOiv  vixa  usw.  erinnert 
in  den  einzelnen  kapp.  (vgl.  de  caice,  de  magnesia,  niagnete  und  bei  den 
metallen  überhaupt)  chemische  anweisungen  in  menge  (die  *calcinationen' 
c.  18.  t5).  in  der  Voraussetzung  verbreiteten  alchymistischen  Zeitgeschmacks 
und  zugleich  in  dem  damit  verbundenen  geheimnisvollen  tone  berühren 
sich  zugleich  wieder  Lapidar  und  Secretum  (in  dem  auch  das  Ovum  vor- 
kommt). 

^  trotz  des  wunderlichen  buchs  von  Kopp,  der  statt  das  ding  mit 
leichter  müh  sich  selber  anzusehen,  allen  darüber  gedruckt  vorhandenen 
unsinn  in  ein  dickes  pandekten-buch  gesammelt  hat. 

^  die  wurzeln  des  später  weit  und  breit  verzweigten  baumes  sind 
zwei  in  zahlreichen  vollständigen  oder  teilweisen  abschriften  verbreitete 
byzantinische  Sammlungen,  eine  ältere,  die  in  dem  alten  berühmten,  leider 
jetzt  äufserlich  verwirrten  und  überdies  unvollständigen,  Marcianus  als 
dem  urcodex  vorliegt  und  eine  jüngere  auf  seiner  grundlage  vermehrte. 


UND  ARNOLDUS  SÄXO  331 

(Palladius  und  die  fabel  vom  magnetberg),  an  die  Physiologus- 
litteratur  oder  an  die  Steinbücher,  aus  denen  schon  Origenes 
seine  erzählungen  von  der  entstehung  der  perle  sammelt  und 
Epiphanius  die  geschiehte  vom  hyacinthenfang  mittelst  der  adler, 
oder  an  die  Söpater-erzühlungen  des  Cosmas  von  der  hyacinthen 
(rubinen)-insel  Ceylon  und  dem  laude  Tzin,  das  im  steinbuch 
des  Aristoteles  so  oft  genannt  wird,  in  diesem  ist  freilich  jetzt 
alles  (bes.  geographisch  *  —  ganz  abzusehen  von  den  vorreden 
des  Übersetzers)  anscheinend  wenigstens  so  in  orientalisches  ge- 
wand  verhüllt,  dafs  man  gelegentlich  wie  beim  Secretum  der 
frage  kaum  entgeht,  ob  die  'Übersetzung'  nicht  etwa  blofs  eine 
erfindung  und  der  name  Aristoteles  nicht  blofs  die  empfehlung  sei, 
die  der  Syrer  seinem  buche  mit  zu  geben  klug  genug  war.  es 
fehlt  nicht  an  beispielen  blofs  angeblicher  Übersetzungen  aus  dem 
griechischen,  die  die  übersetzungslitteratur  der  Araber  sehr  natür- 
lich in  ihrem  gefolge  hatte,  auch  die  sichtbaren  spuren  des 
griechischen  und  fremden  würden  sich  als  aufgenommen  selbst- 
verständlich damit  vertragen,  dennoch  sehe  ich  nicht  genügen- 
den gruud  an  der  so  bestimmten  litterarischen  angäbe  der  pro- 
loge  zu  zweifeln,  weder  hier  noch  beim  Secretum,  dagegen  grund 
genug  vielmehr  ihnen  zu  glauben  ^  und  in  den  fremdartigen 
Damen  ebenso  viel,  wo  nicht  auf  Übersetzung  (Jemen)  und  um- 
deutung  udgl.,  auf  entstellung  zurückzuleiten  als  etwa  in  Scotus 
Übersetzung  von  Aristoteles  De  animalibus.  denn  der  Übersetzer 
selbst  verwahrt  sich  gegen  die  annähme  von  freien  einschaltungen 
dadurch,  dafs  er  nach  guter  sitte,  grade  wie  Ilonein  oder  sein 
söhn  Ishak,  sich  ausdrücklich  als  solcher  einführt,  wo  er  meint 
zwischeureden  zu  roüfsen  ('inquit  translator  huius  libri*,  *et 
hoc  narrat  translator',  vgl.   das  dixit  ysaac  oder  inquit  expositor 


*  vgl.  zb.  die  vielfachen  beziehungen  auf  das  laiid  Kborasan,  die  in 
einem  griechischen  buche  etwas  fremd  berühren,  um  so  merkwürdiger  ist 
es  vielleicht,  dafs  grade  der  berühmteste  der  mediciner  des  tO  jahrh.  R&si 
des  Ar.  de  lap.  nie  erwähnt,  er  der  ausRai  war  in  Khorasan(in  den  büchern 
XXI  und  xxii  des  Gontinens  ist  die  behandlung  der  steine  freilich  so  kurz, 
daCs  solche  citate  gar  nicht  zu  erwarten  sind). 

^  vgl.  ua.  das  Vir  quidam  nomine  sophesta  ine.  27,  das  tfikrQor  in 28, 
das  stehende  marc  ofÖnos,  offianos  &»■  (oxinvoij  über  Sotacus  zu  9,  zu 
Dioscorides  c.  29.  im  einzelnen  vgl.  über  cepa  und  allium  beim  magnet  zu 
c.  15  udgl.    wer  mag  der  rex  Brohore  (sie)  sein  (cap.  42»? 


332  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBLS 

zb.  in  Gerards  Übersetzung  von  Honeins  Alexander  Aphrodisieosis 
in  cod.  Par.  Sorb.  1786).  leider  ist  aber  unser  lateinischer  text 
unvollständig,  nicht  nur  ist  die  Übersetzung  selbst  nicht  xa 
ende  geführt  (vgl.  die  Unterschrift  ^Completur  in  hoc'  etc.),  auch 
dem  einzigen  exemplar  das  sich  (abgesehen  von  dem  hebräischen 
auszug)  erhalten  hat,  dem  Lütticher  codex  fehlen  früher  vor- 
handene teile,  wie  z.  t.  der  Schreiber  ausdrücklich  bemerkt,  zb. 
aufser  den  anfangskapiteln  das  vom  markasit  (*hic  deficit  expositio 
lapidis  qui  vocatur  marcasita'  ==»  M.  21). 

Diese  unvoUständigkeit,  noch  mehr  freilich  den  mangel  einer 
gründlichen  Untersuchung  und  Übersetzung  des  arabischen  texte« 
wird  man  so  lebhafter  bedauern,  je  mehr  mau  sich  überzeugt,  dab 
die  sogenannte  schrift  des  Aristoteles  trotz  der  einmengung  des 
fabelhaften  (Alexander-sage)  in  vielfachen  neuen  und  von  der  für 
nius-Dioscorides-überlieferung  dh.  der  antiken  mineralogie  sich 
abhebenden  bemerkungen  (zb.  gleich  im  anfang  über  die  einerleiheii 
von  rubin  und  saphir^  in  den  3  arten  des  hyacinth-jakut,  tther 
die  farbenveränderung  und  z.  t  —  beim  rubin  —  farbenwiderkehr 
bei  und  nach  dem  glühen  derselben,  und  in  der  voranstellang 
dieser  aufser  dem  diamant  härtesten  steine  in  der  rangordnnng 
der  edelsteine,  über  die  einheit  von  smaragd  und  beryll,  über  die 
nach  reibung  (elektrische)  anziehungskraft  der  granaten  usw.  — 
unser  Hopas'  kommt  natürlich  überhaupt  nicht  vor)  als  der 
eigentliche  anfang  der  modernen  und  zugleich  als  die  grund- 
lage  der  ganzen  arabischen  mineralogie  sich  darstellt,  von  der 
encyklopädie  der  lauteren  brüder  im  10  Jahrhundert  an  bis 
zum  edelsteinbuch  des  Teifäschi.  ^  die  hinwendung  zwar  auf  die 
Wichtigkeit  der  eingebildeten  sei  es  medicinischen  sei  es  zauber- 
haften kräfle  der  steine  als  gewissermafsen  auf  den  zweck  der  stein- 
kunde  teilt  die  schrift  mit  der  ganzen  wifsenschaft  des  altertums 


^  dafs  das  specifische  gewicht  des  saphir  etwas  gröfser  sei  als  das 
der  roten  art,  behauptet  AlkhÄzin!  p.  63  Khan. 

^  die  10  bei  AlkhAzint  gewogenen  und  nach  dem  gewicht  geordnetoi 
edelsteine  bezeichnen  zugleich  die  geschätztesten  und  gebriochliehsten 
(vgl.  über  Karneol  —  akik  —  als  aus  der  mode  wegen  zu  grofser  häufigkeii  die 
bemerkung  p.  64) :  1)  saphir  2)  rubin  3)  spinell  (badaktchani)  4)  smaragd 
(und  beryll)  5)  lasur  (1.  lazuli)  6)  perle  (lulu  —  kein  stein  p.  64)  7)  kameol 
(akik)  S)  koralle  (bossads)  9)  onyx  (dschaza)  10)  bergkrystall  (balar)  — 
dazu  11)  glas  vgl.  Ar.  c  3.  2.  12.  1.  5.  53.  6.  42.  43. 


UND  ARNOLDÜS  SAXO  333 

und  mittelalters,  und  das  ist  auch  der  grund,  weshalb  die  zahl- 
losen bearbeiter  der  lehre  von  den  einfachen  heilmitteln  bei  den 
Arabern,  ebensowol  als  die  von  naturgesdiichts-  und  besonders 
edelsteinbUchern  überall  auf  sie  zurückkommen,  diese  betrach- 
tung  der  kräfte  bildet  den  zweiten  teil  jedes  kapitels,  der  erste 
enthält  bemerkungen  über  die  namen,  fundorte,  eigenschaften, 
über  die  elementarqualitäten  (nach  spätgriech.  art),  zuweilen  über 
die  härte,  besonders  aber  über  die  färben,  erst  den  arabischen 
mineralogen  scheint  es  vorbehalten  gewesen  zu  sein,  auf  grund 
dieses  natürlichen  teils  die  mineralogie  zu  einem  wesentlichen  fort- 
schritt  zu  erheben,  mit  den  äufsern  Unterscheidungen  der  edel- 
steine  und  ganz  sporadischen  anfangen  von  aufmerksamkeit  auf 
die  krystallform  kommt  man  nicht  weit,  die  blofse  erkennung 
nach  den  färben  (rote,  grüne,  gelbe  usw.  edelsteine  wie  bei 
Plinius)  hat  jene  grenzenlose  namensverwirrung  erzeugt,  an  der 
die  geschichte  der  mineralogie  besonders  leidet  und  die  im  ganzen 
sehr  mäfsige  edelsteinkunde  unserer  Juweliere  noch  heute,  farbige 
und  (nach  uralter  praxis)  künstlich  geförbte  edelsteine  sind  gar 
nicht  zu  unterscheiden  ^  ohne  die  lehre  vom  specifischen  gewicht, 
die  auf  veranlafsuug  und  grundlage  des  auch  von  Menelaus  be- 
schriebenen bekannten  Versuchs  des  Archimedes  (Torelli  Archim. 
p.  364  Ox.),  seiner  berühmten  schritt  De  iis  quae  in  humidis 
vehuntur  und  des  gleichfalls  übersetzten  buches  des  Menelaus 
selbst^  von  den  Arabern  im  11  Jahrhundert  ausgebildet  wurde, 
zuerst  durch  Albirünt  (Abul-Reihän)^.  bei  ihm  und  nach  ihm 
bei  Al-Khäzint  (im  12  jahrb.)**  finden  sich  zuerst  förmliche  tafeln 


*  vgl.  AlkhAzinl  bei  Khanikoff  p.  68 :  *This  is  a  great  help  to  a  know- 
ledge  of  what  are  genuine  precious  stones,  and  to  Iheir  being  distinguished 
from  those  [artificialiy]  colored'. 

*  Menelaus  der  Alexandriner  (unter  Triyan,  1—2  jh.  s.  Fihrist  i,  267 
Fl.  Gasiri  Bibl.  ar.  Esc.  i,  386  Fabr.  B.  gr.  iv,  23  f  H.)  schrieb  auCser  den 
bekannten  Sphaerica,  die  uns  die  Araber  erhalten  haben,  ein  buch  von  deni 
verschiedenen  gewicht  gemischter  körper  (nach  Alkifli  *Buch  von  der  kennt- 
nis  der  quantität  der  Unterscheidung  der  gemischten  körper'  St.)  'an 
Domitianus'  (TümAtiänös)  welches  den  Arabern,  wie  Khi^zini  (oder  vielmehr 
Albirünl)  zeigt,  gleichfalls  bekannt  war  und  wol  als  das  grundbuch  der 
lehre  vom  specifischen  gewicht  der  steine  anzusehen  ist. 

3  8.  Clement  MuUet  im  Journal  asiatique  1858.  v  ser.  xi,  398. 

*  ein  sonst  unbekannter  Schriftsteller  —  er  schrieb  1121  (vgl.  die 
notea  zu  Khanikofis  mitteilungen  aus  dem  Book  of  the  balance  of  wisdom, 


334  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBtS 

der  speciüschen  gewichte.  >vie  weit  entfernt  davon  ist  bei  uns 
im  Westen  noch  Albertus  magnus,  dessen  ansehen  doch  für  Jahr- 
hunderte noch  durch  seine  5  bücher  De  mineralibus  den  Stand- 
punkt der  steinlehre  festgestellt  hat. 

Weder  zu  ihm  noch  zu  Thomas  von  Aquino,  noch  zo 
irgend  einem  der  in  der  blütezeit  des  mittelalters  um  die  mitte 
des  13  jahrh.  tonangebenden  Sammler,  von  denen  die  späteren 
zehren,  ist  das  aufser  Spanien  wie  es  scheint  nie  verbreitete  buch 
des  Aristoteles  gelangt,  jene  beiden  sagen  es  ausdracklich^ 
Thomas  zb.  in  iv  meteor.  tr.  i,  1  'est  autem  utilis  scientia  istius 
libri  .  .  .  fere  ad  totam  scientiam  naturalem,  et  maxime  ad  seien- 
tiam  de  mineralibus,  que  ab  Aristotele  composita  neu- 
dum  pervenit  ad  nos,  und  Albert  beklagt  widerholt,  dafs  er 
statt  ein  buch  des  Aristoteles,  wie  sonst  überall,  einfach  um- 
schreiben zu  können,  auf  wenige  brnchstücke  aus  demselben 
beschränkt  sei:  ^Ego  autem  lapidarium  Aristot.  exposuissem  nisi 
quod  non  ad  me  totus  liber  sed  quaedam  propositiones 
de  libro  excerptae  devenerunt*  (n,  2,  6)  und  *De  bis  autem 
libros  Aristo,  non  vidimus  nisi  excerptos  per  partes'  (i  prf. 
und  ähnlich  in,  1,  1).  von  arabischen  büchern,  aus  denen  er 
citate  des  Ar.  hätte  schöpfen  können,  lagen  ihm  zwei  vor,  das 
allbekannte  buch  De  gradibus  von  Constantinus  Africanus,  und 
der  kleine  tractat  des  Costa  (Constantinus)  ben  Luca  De  physicis 
ligaturis,  der  später  unter  die  werke  des  Constantinus  Africanus 
und  sogar  des  Galenus  (De  incantatione)  geriet,  auf  beide  be- 
ruft er  sich:  schon  Marbod  hatte  sie  benutzt,  diese  aber  sind 
mit  jenen  propositiones  excerptae  nicht  gemeint,  anders  wie  die 
Sammler  (Vincentius  Bartholomaeus)  und  stolz  auf  seine  eigenen 
einförmigen  tifteleien  über  das  warum  der  dinge,  auf  das  *non 
simpliciter  naturas  accipere  sed  in  rebus  naturalibus  inquirere 
rausas'  (n,  2,  1)  verschmäht  er  es  grade  die  zu  nennen,  die  er 

im  Journal  of  the  american  oriental  Society.  1859.  vi,  lt3— 116):  also 
weder  identisch  mit  dem  berühmten  Ibn-Heitham  (Alhazen)  dem  Optiker, 
(f  103S)  den  er  selbst  citiert  p.  26  (s.  Wöstenfeld  Gesch.  s.  76)  noch  mit 
Abu  DschAfar  al-KhAzin,  der  schon  im  Fihrist  (n,  133)  vorkommt,  wie  mir 
Steinschneider  mitteilt.  Übersicht  seiner  specif.  gewichte  bei  Khan.  p.  84  f. 
über  Menelaus  buch,  seine  (und  des  Archimedes)  waCserwage  (ariometer), 
sein  verfahren  zur  Unterscheidung  der  gemischten  metalle  und  seine  an- 
gaben über  die  gewichte  der  metalle  s.  p.  12.  18.  20.  34.  85.  113. 


UND  ARNOLDÜS  SAXO  335 

fortwährend  und  eigentlich  ausschreibt,  grade  die  allerneusten 
scripturas  auctorum,  die  seiner  nächsten  Vorgänger  oder  lebenden 
zeitgenofsen.  er  nennt  die  quellen,  die  sie  anführen,  aber  nicht 
sie  selbst,  er  benutzt  die  tatsachen,  aber  verachtet  die  geistlosen 
Sammler,  die  sie  ihm  geben,  nur  um  ihre  lügen  und  Irrtümer 
zu  rügen,  deutet  er  öfter  im  allgemeinen  auf  sie  hin.  nicht 
einmal  kommt  Marbod  vor  ^,  immer  nur  Evax ,  was  freilich 
nahe  lag  und  auch  sonst  gewohnheit  wurde,  neben  Evax  hört 
man  gelegentlich,  die  wenn  sie  handschriftlich  sicher  sind,  noch 
viel  unbegründeteren  ich  weifs  nicht  woher  genommenen  namen 
Joseph  und  Aaron,  wo  stets  nur  anderwärts  bekanntes  material 
vorliegt  (Arnold),  in  der  tat  aber  ist  der  ganze  sloff  seiner  be- 
handlung  der  einzelnen  steine  (das  alphabetische  stein  Verzeichnis 
lib.  II  tr.  2)  aufser  und  neben  Marbods  gedieht  wesentlich  aus 
2  strömen  zusammen  geflofsen,  aus  dem  bekannten  jugendwerk 
seines  eigenen  schüIers  Thomas  Brabantinus  (de  Cantimprato), 
dem  in  inönchischer  bescheidenheit  anonym  geschriebenen  und 
auch  in  dem  späteren  ^Bienenbuch'  von  dem  verfafser  wie  ein 
fremdes  und  anonymes  citierten  über  De  natura  rerum,  und  aus 
dem  jetzt  ganz  vergefsenen  liber  De  virtutibus  lapidum  des  Ar- 
noldus  Saxo,  gleichfalls  eines  zeitgenofsen.  beide  werke  sind 
zufällig  ungedruckt  geblieben  und  daher  später  verschollen,  jenes 
in  vielen ,  dieses  in  wenigen  aber  auch  anonymen  handschriften 
erhalten.  Aruoldus  wird  nur  in  Vincentius  Bellovacensis  compi- 
lation  und  zwar  sehr  oft  als  auctor  eingeführt:  er  ist  selbst  alpha- 
betischer Ordnung  folgend  überall  die  grundlage  von  Alberts 
Steinaufzählung,  in  welche  dann  gelegentlich  der  ungenannte 
Thomas,  oft  um  ihn  zu  tadeln  ^  und  die  arabischen  notizen 
hineinverwebt  sind,  obwol  selbst,  abgesehen  von  unwesentlichen 
Zusätzen  (und  zwar  fast  nur  in  der  virtus)  aus  einer  unbekannten 
quelle,  nur  den  Marbod  in  prosa  kurz  verarbeitend,  den  Albert 

*  Marbod  bischof  von  Rennes  (f  lt23)  setzte  bekanntlich  als  'auszug 
aus  Evax'  in  734  Hexametern  die  beschreibungen  von  60  steinen  aus  Isidor 
und  Solin  und  ihre  würkangen  aus  Evax  zusammen,  schon  als  gedieht 
eine  weithin  einflufsreiche  gegen  das  alte  hin  abschliefsende  autorität  (vgl. 
cod.  Berol.  lat.  fol.  307  s.  xni). 

'  über  Thomas  als  quelle  in  Alberts  naturgesch.  büchern  vgl.  Bor- 
mans:  Bull,  de  l'ac.  de  Brux.  t.  xix,  1.  1S52  p.  145  und  Jessen  zu 
Alb.  de  veget.  (Berol.  1867)  p.  678. 


336  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBUS 

anrserdem  benutzte,  ist  Arnold  doch  durch  Albert  für  die  weitere 
abendländische  tradition  in  der  steinkunde  bestimmend  geworden. 
man  kann  diese  gar  nicht  verstehen,  wenn  man  nicht  Alberts 
quellen  kennt,  als  solche  ist  er  wichtig  und  obgleich  eigentlich  an 
sich  so  gut  wie  gar  nichts  neues  bietend  eine  historische  merk- 
Würdigkeit,  einige  sonderbare  fremdartige  steinnamen,  die  sich  seit 
Albert  durch  alle  listen  schleppen,  sind  nun  wenigstens  in  ihrem 
ersten  auftreten  ermittelt  (nicomar  «»  alabaster,  nose,  quandros^ 
quirin,  ranni,  radaim).  handschriftlich  kommt  das  büchlein  ohne 
namen  vor  in  Paris  (cod.  lat.  7475),  Erlangen  (cod.  388),  Prag 
(cod.  univ.  mixt,  xi  C  2),  Berlin  (cod.  lat.  qu.  288  unvollständig 
und  verwirrt,  mit  einem  etwas  überarbeiteten  text,  9  bl.  in  S^ 
s.  xiv),  mit  namen  in  Erfurt,  aber  hier  nicht  allein,  sondern  als 
teil  einer  ganzen  Sammlung  von  Schriften  Arnolds,  als  eins  seiner 
'werke'. 

Die  handschrift  ist  einzig  in  ihrer  art  (cod.  Amplon.  oct.  77 
m.  s.  XIV,  alles  von  derselben  band,  sehr  flüchtig  und  fehlerhaft), 
auf  f.  1  steht  eine  wie  es  scheint  allgemeine  Überschrift:  Incipit 
liber  de  f ...  ibus  (loch  —  fmibus?)  rerum  naturalium.  folgen  zuerst 
5  bücher  De  celo  et  mundo,  dann  als  sextus  ein  buch  De 
naturis  animalium,  dann  das  buch  De  virtute  univer- 
sal i,  welches  aber  wie  der  prolog  zeigt  an  falscher  stelle  sieht, 
vor  statt  hinter  dem  hier  folgenden  buch  De  virtutibus  la- 
pidum  (oder  wie  es  in  jenem  prolog  heifst  De  gemmarum  vir- 
tutibus) nebst  dem  wie  bei  Thomas  und  Albert  an  dieser  stelle 
herkömmlichen  anhaug  De  sigilHs  lapidum  ^  hiermit  ist  der 
sermo  naturalium  zu  ende,  und  es  folgt  als  zweiter  hauptteil 
liber  De  moralibus  eingeteilt  in  5  einzelne  bücher.  da  das 
ganze  ohne  jedes  eigene  wort  des  verfafsers  blofs  aus  (oft  sehr) 
zusammengeschobenen  auszügen  besteht,  aus  lauter  textstellen 
je  mit  ihrem  auctor  an  der  spitze,  so  genügt  es  die  5  prologe 
zu  kennen,  mit  denen  die  hauptabschnitte  beginnen,  die  kapitel- 
übei^chriRen  und  für  jedes  buch  die  citierten  quellen  2.  im 
ersten  prolog  bezieht  er  sich  noch  auf  andere  vorangegangene 
bücher  philosophischer  und  medicinischer  auszüge.    die  bücher 

*  zu  diesen  anhängen  vgl.  zb.  ähDliche  scliriften  in  cod.  Lond.  Anin- 
del.  342  (m.  8.  xiv,  f.  57,  69,  78,  83). 
2  8.  unten  im  anhang. 


UND  ARNOLDUS  SAXO  337 

uod  kapitel  sind  kurz,  die  auswahl  knapp,  mit  der  fülle  nicht 
mal  von  Bartholomaeus  Anglicus  19  bücfacrn  de  proprietatibus 
rerum,  geschweige  denn  mit  den  spiegeln  des  Vincentius  zu  ver- 
gleichen, eher  mit  Thomas,  dem  er  auch  der  zeit  nach  näher 
steht  —  sein  zweck  ist  ein  äufserlicher,  wie  auch  bei  diesem. 
Thomas  schreibt  seine  Sammlung  natürhcher  merkwürdigkeiten 
gleichsam  als  ein  handbuch  der  digression  für  den  prediger  zur 
erbauung  der  gläubigen  (für  die  später  so  viele  ähnliche  werke 
und  ausdrücklicher  bestimmt  wurden),  Arnold,  wie  er  selber  sagt 
ut  facilius  in  componendis  libris  auctoritates  sie  paterent,  ein 
handbuch  für  büchermacher,  und  als  solches  ist  dieses  geistloseste 
und  dürftigste  freilich  auch  ei*ste,  welches  die  reihe  dieser  art 
Sammelbücher  des  wifsens  im  13  jahrli.  eröffnet  (wenn  man  von 
dem  wenig  einflufsreich  gewordenen  beispiel  des  Engländers 
Alexander  Neckham  um  den  anfang  des  jahrh.  absieht),  in 
der  tat  von  Vincentius  so  gut  als  Albertus  weidlich  benutzt 
worden,  das  steinbuch  führt  ausnahmsweise  keine  quellen  an, 
aufser  im  prolog.  dieser  beruft  sich  auf  Aristotiles,  Aaron,  Evax 
rex  Arabum  und  Diascorides.  hienon  beziehen  sich  Ar.  u.  Dias, 
nur  auf  das  besondere  buch  De  virtute  universali,  denn  in  dem 
buch  De  virt.  lap.  ist  nur  Evax  dh.  nicht  etwa  die  prosa- quelle 
sondern  das  metrische  Evax-buch  des  Marbod  benutzt  und  in 
prosa-auszug  umgesetzt,  dafs  noch  Aaron  in  jenem  prologe  genannt 
wird  (die  beziehung  ist  dunkel:  denn  die  geringen  Zusätze  aus 
einer  andern  unbekannten  quelle  —  im  abdruck  unten  durch 
gesperrten  druck  hervorgehoben  —  haben  mit  ihm  sicher  nichts 
zu  tun  0,  mag  allenfalls  für  Albert  die  veranlafsung  gewesen  sein 
statt  Arnold  den  er  nie  nennt  einige  male  Aaron  (vgl.  auch  einl. 
und  II,  2,  4)  zu  citieren  (wie  Evax  statt  Marbod).  aus  Arnolds 
büchervorrat  stammen  eine  menge  von  bisher  unaufgeklärten 
citaten  Alberts,  die  er  einfach  herübergenommen  hat,  zb.  die  des 
rätselhaften  Jorach  (de  animalibus,  aber  auch  de  plantis),  welcher, 
wie  man  nun  deutlich  übersieht,  nichts  ist  als  eine  art  von  ara- 

*  möglicher  weise  ist  es  nichts  als  eine  erinnerung  an  das  mit  der 
Steinkunde  so  eng  verknäpfte  Verzeichnis  der  steine  im  gewande  des  Aaron 
(nicht  aber  etwa  an  das  berühmte  buch  des  Epiphanias  de  xii  geromis  selbst), 
ebenso  grundlos  ist  der  name  Joseph  (bei  Albert  statt  Arnold),  auch  im 
deutschen  gedieht  bei  Busching,  Mus.  f.  altd.  lit.  n,  56  (Bächtold,  Deutsche 
hss.  a.  d.  brit.  mus.  s.  172). 

Z.  f.  D.  A.  neue  folge  VI.  22 


338  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBÜS 

bischem  Physiologus.  solche  verlegene  Schriften  hat  Arnold 
viele  benutzt,  einen  Pictagoras  in  libro  Romanorum,  Escolapius 
in  libro  de  membris,  Zenon  in  libro  de  naturalibus,  Velbetus 
(Belbetus)  in  libro  de  sensibus,  Alchyldis  in  libro  de  venenis  — 
alle  diese  in  dem  bes.  merkwürdigen  büchlein,  in  welchem  er 
belege  der  virtus  universahs  in  10  kapiteln  zusammeostellt.  das 
achte  von  diesen  handelt  de  lapidibus:  nach  2  stellen  aus  Zenon, 
einer  aus  Ar.  über  meteororum  folgen  drei  reihen  von  aus- 
Zügen,  die  erste  unter  dem  titel  in  libro  de  lapidibus  Ar. 
translator  Discorides'  (so) ...  die  zweite  unter  dem  abweichenden 
in  libro  de  lapidibus  Ar.  secundum  translacionem  Gerrardi',  die 
dritte  wieder  unter  dem  der  ersten  in  libro  de  lapidibus  Ar. 
translator  discoriades'  (so),  am  schlufs  noch  eine  stelle  aus 
Avicennas  Canon,  alle  diese  stellen  finden  sich  bei  Vinccntius 
unter  die  einzelnen  steine  verteilt,  als  aus  Aristoteles  in  libro 
de  lapidibus,  bei  Bartholomaeus  ebenso  aber  sonderbarer  weise 
stets  (mit  anderen  dingen,  aus  einem  misch  -  lapidarius)  unter 
dem  namen  des  Diascorides,  während  Albertus,  der  sie  in  einem 
besonderen  kapitel  (n,  2,  6)  zusammenstellt,  die  beiden  namen 
Aristoteles  und  Dioscorides  bewahrt  hat.  unter  ihnen  in  der 
zweiten  reihe  die  stellen  vom  magnet.  dies  sind  also  die  *pro- 
positiones  excerptae'  des  Albertus,  wie  das  dunkel  bezeichnete 
buch  beschaffen  war,  aus  dem  sie  Arnold  hatte,  ist  schwerer  zu 
sagen  —  es  scheint  fast,  dafs  er  schon  ein  älteres  sammelbuch 
benutzte  in  der  art  des  späteren  Montpellier-Lapidars,  in  welchem 
unter  dem  gemeinsamen  titel  des  Aristoteles  unterschiedene 
auszüge  aus  einem  buch  des  Dioscorides  und  aus  dem  eigentlichen 
buch  des  Aristoteles  verbunden  waren,  dafs  das  Dioscorides-buch 
von  einem  Juden  übersetzt  war,  zeigt  neben  echt  arabischen 
Worten  das  hehr,  bedolach  — «  cristallus  (im  hebr.  auszuge  des 
Montpellier-Aristoteles  ist  bedolach  «^^  perle),  für  das  andere 
haben  wir  die  hier  ganz  unanfechtbare  ankündigung  einer  Über- 
setzung des  Gerardus  Cremonensis,  von  dem  wir  nur  wifsen,  dafs 
er  vermutlich  zu  anfang  seines  langen  aufenthalts  in  Toledo 
sich  der  hülfe  eines  christlichen  Arabers  Galippus  bediente  ^ 
daher  werden  die  viel  umstrittenen  worte  in  der  stelle  von  der 
Polarität  des  magnets,  die  dunklen  ausdrücke  für  nord  und  süd, 

*  s.  Hermes  viii,  332. 


..-^itim-i.-::*^:^-— 


UND  ARNOLDÜS  SAXO  339 

zaron  und  afon  aus  diesem  äufserlichen  gründe  eher  für  arabisch 
oder  aus  dem  arabischen  original  stammend  als,  wozu  man  jetzt 
neigt,  für  hebräisch  zu  halten  sein,  wie  im  arabischen  texte  zu 
Paris  fehlt  die  ganze  berühmte  stelle  auch  in  den  lateinischen 
Übersetzungen  zu  Lüttich  und  Montpellier,  das  kann  ein  zufall 
sein,  wie  jeder  neu  entdeckte  zweite  arabische  text  feststellen 
kann,  bei  den  lateinischen  texten,  die  beide  in  verschiedenem 
sinne  unvollständig  sind  und  auswählend  verfahren,  kann  man 
sich  über  die  auslafsung  einer  an  sich  unverständlichen  stelle, 
deren  inhalt  den  gelehrten  des  mittelalters  erst  so  viel  später 
als  den  Seefahrern  bedeutsam  wurde,  um  so  weniger  verwundern, 
wenn  man  bedenkt,  dafs  die  Übersetzer  noch  viel  mehr  als  den 
verfafser  selbst  der  gedanke  an  den  medicinischen  nutzen  der 
steine,  der  Standpunkt  des  arztes,  fast  ausschliefslich  beherschte. 
jetzt  aber  da  es  Gerardus  gewissermafsen  selbst  bezeugt,  kann  es 
nicht  mehr  zweifelhaft  sein,  dafs  diese  stelle  im  arabischen  original 
des  bucbes  und  zwar  im  anschlufs  an  eine  in  beiden  Über- 
setzungen noch  vorhandene  stelle  ^  in  der  tat  gestanden  hat, 
um  so  mehr  als  auch  die  sämmtlichen  übrigen  stellen  über  die 
sonst  in  der  natur  vorhandenen  anziehenden  steine,  die  arten  des 
magnets,  die  sämmtlich  in  den  kapitelangaben  des  spanischen  ganz 
auf  Aristoteles  gegründeten  Abolays  vertreten  sind,  eine  bestätigung 
von  dieser  seite,  vielleicht  sogar  die  widerauflflndung  der  angäbe 
über  die  beiden  pole  erwarten  lafscn.  jedesfalls  steht  fest,  dafs 
schon  im  12  jahrh.  (Gerardus  starb  1187)  in  Spanien,  derheimat 
zahlreicher  arabischer  schriftsteiler,  die  uns  anführungen  des 
Aristoteles  De  lapidibus  hinterlafsen  haben,  eine  Übersetzung  des 
buchs  und  zwar  nach  einem  vollständigen  texte  vorhanden  ge- 
wesen ist.  wenn  nun  weder  von  Seiten  des  Arabers,  der  die 
syrische  Übersetzung  mit  sammt  den  anmerkungen  des  syrischen 

*  bei  Arnold:  *lapis  magnes  trahit  ferrum,  et  obediens  est  huic 
lapidi  per  virtutem  occultam  que  inest  ei'  ...  (pole),  vgl.  L: 
*Quando  enim  iste  lapis  advenit  ferro  trahit  illud  ad  se,  quod  videtur  fer- 
rum  habere  spiritura  in  se.  facil  enim  magnes  ipsum  moveri  quasi  ha- 
beret  in  se  spiritum  viventem.  venitque  ad  hunc  lapidem  et  iungit 
se  illi  per  obedientiam  quandam  eidem'  (nun  von  den  acus  ferreae 
in  LM).  Arnolds  bruchstücke  sind  oft  aus  langen  ausfuhningen  herausge- 
suchte und  zusammengeschobene  satzteilchen,  meist  sehr  knapp  ausgewählt 
und  eng  zusammengedrängt:  vgl.  zb.  das  citat  von  Ar.  De  celo  bei  Arnold 
Uy  1  mit  seiner  quelle  Avicenna. 

22* 


.i. 


340  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBUS 

Übersetzers  getreulich  widergab,  am  wenigsten  von  dem  Syrer  selbst, 
der  seine  geringen  beisätze  ausdrücklich  hervorhebt,  eine  absicht- 
liche interpolatiou  zu  erwarten  ist,  so  wird  man  anerkennen 
müfsen,  dafs  ein  griechisches  buch  schon  mindestens  im  9, 
vermuthch  im  7  Jahrhundert  das  enthielt,  was  den  abendländern 
erst  im  13  Vincentius  und  Albertus  als  neuigkeit  berichteten, 
dafs  die  richtung  der  magnetnadel  und  der  gegensatz  der  beiden 
pole  des  magnets,  den  Griechen  aus  dem  orient  überkommen, 
schon  vor  aller  arabischen  litteratur  in  Byzanz  bekannt  war. 

Diese  entdeckung  verdanken  wir  Arnold  dem  Sachsen  — 
Arnoldus  de  Saxonia.  wer  war  das?  wir  haben  einen  ein- 
zigen codex  seiner  Schriften,  wir  haben  seine  prologe  und  in 
ihnen  eigene  Uufserungen.  sie  lehren  uns  (abgesehen  davon  dafs 
er  nach  prolog  v  ein  geringer  clericus  war)  nichts  als  die  art 
und  den  umfang  seines  schriftstellerischen  wesens  und  wifsens. 
aufser  den  kahlen  aber  zahlreichen  anführungen  des  Vincentius 
nennt  ihn  kein  mensch,  und  auch  nicht  das  geringste  ist  trotz 
seines  bienenfleifses  über  sein  leben  und  würken  bekannt  geblieben, 
dennoch  haben  nicht  blofs  das  buch  über  die  steine,  auch  die 
andern  Schriften  zu  bequemer  entlehnung  von  citaten  dem  Albertus 
sowol  als  dem  Bartholomaeus  Anglicus  gedient,  dessen  bei  weitem 
selbständiger  in  der  wortführung  als  Arnold  und  Vincenz  und 
freier  in  den  anführungen  gehaltenes  (darum  freilich  auch  un- 
brauchbareres) werk  übrigens  schon  vorhanden  war  (s.  beide 
unter  Enhydros),  als  Albert  sein  steinbuch  schrieb,  letzteres 
geschah  nach  seinem  Pariser  aufenthalte  (n,  3,  1  *Cum  essem 
Parisiis' j,  also  nach  1248  —  vielmehr  nach  1250:  denn  auch 
Vincentius  im  Speculum  naturale  (verfafst  bis  1250)  kannte  es 
nichts  er  benutzt  nur  den  Thomas  (das  4iber  de  natura 
rerum'),  dessen  liber  xiv  de  lapidibus  pretiosis  seinerseits  keine 
spur  von  dem  buch  des  Arnold  zeigt  2,  während  er  selbst,  Thomas, 

*  ebensowenig  als  Alberts  böcher  von  den  tieren  und  den  pQanxen 
(vgl.  Jessen  zu  Alb.  de  veg.  676  (!)•  i^och  viel  weniger  benutzt  Bartholo- 
maeus irgendwo  den  Albert  (obgleich  er  im  drucklext  zuweilen  als  falsche 
lesart  bei  anführung  von  Alvredus  commentar  zu  Ar.  de  vegelab.  vorkommt, 
daher  Jessens  Irrtum  p.  680). 

-  auch  nicht  durch  die  benutzung  etwa  des  Jacobus  de  Vitritco, 
der  selbst  das  c.  91  (de  lapidibus  prcliosis)  seiner  historia  orientalis  nach 
Marbod  und  einer  andern  quelle  (aber  nicht  nach  Arnold)  angeblich  historisch 
(grade  wie  Solinus),  in  der  tat  aber  rein  buchgelehrt  zu  stände  gebracht  hat. 


UND  ARNOLDUS  SAXO  341 

zwar  viel  und  mürrifich  zurechtgewiesen,  mit  diesem  seinem  jugend- 
werke eine  hauptquelle  für  Albert  gewesen  ist.  Thomas  hatte  es 
noch  bei  lebzeilen,  wie  die  vorrede  zeigt,  von  Jacobus  de  Vitriaco, 
der  1244  gestorben  ist  —  *nunc  Tusculanae  curiae  praesulem 
et  curiae  Romanae  cardinalem'  nennt  sie  ihn  —  wahrscheinlich 
zwischen  1236 — 40  (in  Paris),  sicher  vor  1 244  verfafst,  ziemlich 
gleichzeitig  (c.  1 240)  mit  Rartholomaeus,  mit  dem  ^  er  nichts  zu 
tun  hat.  untersucht  man,  was  für  Aristoteles -Übersetzungen 
Arnold  benutzt  hat,  so  stimmt  das  ergebnis  überein.  von  Scotus 
Übersetzungen  der  eig.  philos.  Schriften  (Physik,  De  caelo,  De 
anima  und  Metaphysik)  mit  Averroes  commentar  ^  kennt  er  keine 
einzige:  statt  ihrer  benutzt  er  die  sehr  alten  aus  dem  anfang  des 
13  jahrh.  stammenden  ^  griechisch-lateinischen  Übersetzungen, 
mit  ausnähme  von  De  caelo,  welches  überhaupt  erst  viel  später  ^ 
zugleich  mitSimphcius  commentar  von  Guil.  de  Moerbeka  übertragen 
wurde,  von  dem  Liber  de  celo  benutzte  er  in  ermangelung  einer 
griechisch-lateinischen  eine  arabisch-lateinische  dh.  die  einzige  die 
vorhanden  war,  die  des  Gerardus.  zwar  citiert  er  sowol  'In  libro  de 
celo  et  mundo  secundum  veter  em  translacionem  ar.'  als4n  libro 
de  celo  et  mundo  secundum  novam  translacionem  ar.\  wobei  man 
natürlich  an  Gerardus  und  Scotus  denkt,  wie  es  später  bei  Vin- 
centius  Bellovacensis  citaten  der  vetus  und  nova  von  De  celo  in 
der  tat  das  richtige  ist  (Jourdain,  Rech.  p.  365  falsch,  ebenso 
falsch  über  Rartholomaeus  p.  360).  sieht  man  näher  zu,  so  lernt 
man,  dafs  zuerst  als  noch  nichts  andres  vorhanden  war,  dh.  vor 

es  ist  derselbe  fall,  wie  mit  der  abgeschriebenen  geschichte  der  doch  selbst- 
erlehten  eroberung  von  Damiette,  über  die  Wilmanns  sich  wundert,  Pertz 
Archiv  x,  203  —  als  ob  nicht  abschreiben  und  mittelalter  dasselbe  wäre. 

*  dieser  war  ein  berühmter  lehrer  zu  Paris  nach  Salimbenes  bei- 
läufiger erwähnung  in  der  chronik  (ohne  Zeitangabe)  p.  48  Mon.  bist.  Farm, 
et  Plac.  (die  falsche  bezeichnung  de  Glanvilla  verdankt  man  Waddingscher 
confusion). 

^  sie  sind  übrigens  sämmilich  mit  rücksicht  und  auf  grundlage  der 
älteren  Übersetzungen  des  Gerardus  gefertigt,  gewissermafsen  blofs  ausglät- 
tungen:  der  commentar  war  die  hauptsache. 

'  deren  (dh.  Physik,  De  gen.  et  corr.,  De  anima,  Parva  naturalia, 
Metaphysik)  entstehung  übrigens  noch  immer  völlig  unbekannt  und  rätsel- 
haft ist. 

*  gleich  wie  Meteor,  (aufser  buch  iv)  und  De  animalibus  —  von  diesen 
drei  werken  hielt  sich  daher  die  arab.-lat  Übersetzung  (von  Meteor.  Gerard, 
De  celo  Gerard  und  Scotus,  De  animalibus  Scotus)  am  längsten. 


342  ARISTOTELES  DE.LAPIDIBUS 

Gerard,  die  Übersetzungen  der  Aristoteles -bearbeitungen  des 
Avicenna  (durch  Jo.  Hispalensis)  statt  Aristoteles  galten  und  ihnen 
gegenüber  nun  Gerards  Übersetzung  des  grundtextes  nicht  als 
erste,  sondern  als  nova  translatio  erschien,  die  von  Aroold 
citierten  stellen  der  vetus  translatio  finden  sich  sämmtlich  in 
Aviceunas  liber  celi  et  mundi  wieder,  wie  die  der  nova  in  Gerards 
Übersetzung,  wie  ich  durch  vergleichung  mit  cod.  Amplon.  foL 
31  S  in  dem  sie  beide  zusammenstehen,  genau  ermittelt  habe^. 

*  diese  handschrifl  ist  ein  teil  einer  interessanten  jetzt  in  3  binde 
zerrifsenen  Sammlung  der   opera  Aristotelis  =  cod.  Ampi.  fol.  19  +  31 
+  32  (schlufsband  fehlt)  membr.  saec.  xin. 
^  Arnold  de  c.  et  m.  II,  1:  Avicenna  de  c.  et  m.  c.  t3  (de 

natura  planetanim)  nach  cod.  Am- 
plon. fol.  31 : 
'In   libro   de  celo  et  mundo         *£go  autem   nunc  dico  de  stellis 
secundum  vcterem  translacio-      dictionem  magis  convenientem  visiii 
nem    ari.    postquam    stelle   revol-      et  cursui  natural!,  hoc  estpostquam 
vuntur,  sunt  de  natura  corporis  in  quo      stelle  revol vunlur,   sunt    de  natura 

■ 

revolvuntur.  et  de  natura  earum  spien-  corporis  in  quo  revoivuntur.  et  de  na- 
dor  fit.  et  non  est  de  natura  earum  tura  earum  splendor  sit.  Jam  autem 
calor,  sed  calefaciunt  nos  motu  suo,  patefecit  Ar.  in  libro  de  sensu  et  sen- 
sicut  ex  motu  sagitte  liquescit  plum-  sato  et  in  libro  de  anima  quod  non 
bum  (juod  in  eo  est.  dico  autem  quod  est  de  natura  earum  calor,  sed  cale- 
earum  natura  est  motus  et  quies,  faciunt  nos  suo  motu.  Inveniemns 
que  sunt  contraria  revolucioni  et  etiam  multa  que  calefaciunt  suo  motu. 
di versa  est  a  cursu  naturarum.'  Sicut  ex  motu  sagitte  liquefit  plam- 

bum   quod  in  ea  est,  ferrum  autem 
et  lapis  motu  suo    calefaciunt  Cor- 
pora  animalium  et  alia  .  .  .  dictio 
(dcio)  autem  quod  earum  natura  eat 
motus  et  quies  que  sunt  contraria  revo- 
lucioni diversa  est  a  cursu  naturarum.* 
Ebenso   finden   sich   die   andern   stellen  der  vetus  Arnolds  alle  bei 
Avicenna:  i,  12  =s  Avic.  c.  2.  6.  8.    die  stellen  in  m,  1  sind  alle  aus  Avic« 
c.  16  (de  generacione  eleinentorum). 
Arnold  de  c.  et  m.  II,  1 :  Ar  ist.  (Incipit  lil>er  celi  et  mundi. 

*Summa  cognitionis  nature  et  sden- 
tie  ipsam  significantis  in  corporlbos 
existit . . .'  dh.  Gerards  Übersetzung, 
mit  glossen '  auszügen  aus  Avenroes 
comm.  zum  texte  Gerards —  in  cod. 
Ampi.  fol.  31)  lib.  n  c.  5: 
in  li.  de  celo  et  mundo  se-  'Et  dico  quod  Uli  erravemnt  <[ui 
cundum  novam  translacionem      dixerunt  quod  stelle  sunt  ignee.   et 


UND  ARNOLDUS  SAXO 


343 


a  r.  Stelle  sunt  ex  materia  corporis 
celi,  posite  [sunt  quoniam  in  eo  et 
fixe,  caliditas  autem  que  venit  ex 
slellis  et  lumen  sunt  propter  per- 
cussionem  et  flacionem  aeris  faclam 
ex  motu  eanim.  unde  fit  ignis,  de 
quo  igniuntur  et  inflammantur.  — 
In  eodem  ari.  steile  sunt  orbicu- 
late.  et  necessarium  est  ut  celum 
moveatur  motu  circulari,  et  ut  stelle 
non  moveantur  per  se.  et  erit  unum 
eorum  mobile  et  alterum  quietum 
stans.' 


non  dixerunt  quod  ipse  sunt  ignee 
nisi  quod  ipsi  posuerunt  corpus  su- 
perius  ignem.  et  dixerunt  quod 
necessarium  est  ut  unum  quodqne 
corporum  sit  ex  if^tura  corporis  in 
quo  est  fixum  situm.  Similiter  dici- 
mus  nos  iterum  quod  stelle  sunt  de 
natura  corporis  quinti,  quoniam  po- 
site sunt  in  eo  fixe,  caliditas  autem 
que  venit  ex  stellis  et  lumen,  sunt 
propter  percussionem  et  fricationem 
aeris  factam  ex  motu  earum.  de 
aptitudine  enim  motus  est  ut  cale- 
faciat  .  .  .  (folgt  lange  ausfuhrung) 
et  aer  quando  movetur  ex  motu  stei- 
lamm  fit  ignis.  quare  igniun- 
tur stelle  ab   eo  et  calefiunt. 

In  dems.  kap.  'Et  dico  iterum  quod 
stelle  sunt  orbiculate  rotunde 
. . .  tunc  si  istud  est  secundum  hoc, 
et  est  necessarium  ut  celum 
moveatur  motu  circulari,  et  ut  stelle 
non  moveantur  per  se.  est  vere  unum 
quodque  eorum  rotundum  orbiculare. 
et  erit  tunc  unum  eorum  mobile  et 
alterum  quietum  stans.' 

Damit  ist  zu  vergleichen  die  Über- 
setzung des  Scotus  beim  Averroes 
(Arist.  cum  Av.  vol.  v  ed.  Yen.  1574 
f.  124«  H-  124>^-«  und  130^  +  132^. 

Bartholomaeus  schreibt  die  hintereinanderstehenden  auszdge  aus  Arnold 
I,  12  (dabei  aus  der  nova  in  die  vetus  translalio  dh.  Avicenna  übergehend) 
ebenso  hintereinander  ab  viii,  2  (p.  374  ed.  Francof.).  zur  vergleichung 
setze   ich   die   ganze   bei  ihm   widerholte  stelle  aus  Arnold  her: 

De  natura  cell. 

*In  li.  de  celo  et  mundo  secundum  novam  translacio- 
nem  ari.  celum  est  unum  compositum  in  materia,  quoniam  continet  ma- 
teriam  ex  qua  et  celum  nominatur,  quod  est  uUimus  incessus  totius.  — 
In  eodem  ar.  non  sunt  nee  fuerunt  nee  erunt  cell  multi.  celum  est 
unum  perfectum  completum,  cui  non  est  simile.  non  est  corpus  extra 
celum  neque  locus  neque  vacuitas  neque  plenitudo  neque  tempus  quod  est 
numerus  motus.  vita  ergo  illic  i.  extra  ultimum  incessus  est  fixa,  sempi- 
terna.  non  finitur  neque  deficit,  et  est  melior  vita.  —  In  eodem  ar. 
causa  enim  prima  est  que  movet  et  creatum  primum  et  simplex  quod 
movet  Simplex  et  sine  generacione  et  corrupcione  celum  est  unum  tan  tum 
non  fabricatum  nee  generatum,  et  quod  est  sempiternum,  et  quod  motus 


344  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBUS 

diese  citate  hat  Bartholomaeus  wie  vieles  andere  (zb.  Jorach)  al)- 
schreibead  aus  Arnold  übertragen  (viii,  2  vgl.  Arnold  i,  12  und 
Hl,  1),  sodafs  auch  bei  ihm  die  nova  Gerards  ist  und  die  vetus 
Avicenua.  wenn  Scotus  Übersetzungen  nach  ßaco  c.  1230  be- 
kannt wurden,  so  mufs  man  die  viel  früher  entstandene  (etwa 
c.  1220)  schnell  und  weit  und  lange  verbreitete  von  Aristoteles 
De  animalibus  (19  bücher)  ausnehmen:  diese  kennt  als  hauptbucb 
der  Zoologie  auch  schon  Arnold,  wie  Thomas  und  Bartholomaeus, 
—  leider  kennen  wir  auch  von  ihr  das  datum  nicht,  dagegen 
kennt  Arnold  von  der  Ethik  nur  die  alte  gr.-lat.  Übersetzung  der 
3  ersten  bücher  (als  4  bücher  Ethica  vetus  et  nova),  grade  wie 
auch  noch  Gull.  Parisieusis  und  Vincentius,  aber  nicht  die  erst 
dem  Albert  bekannte  um  1250  entstandene  voUsUindige  Über- 
setzung des  Robertus  Lincolniensis  (10  bücher)  mit  den  griech. 
commentaren.  nach  allem  wird  man  wenig  fehl  gehen,  wenn 
man  Arnolds  würksamkeit  (jedesfalls  vor  1230)  um  1220—1230 
ansetzt. 

Das  merkwürdige  buch  De  virlute  universali  kommt  allein  in 
dem  Erfurter  codex  vor  —  nur  von  dem  steinkapitel  findet  sich 
auch  sonst  noch  eine  spur,  aus  dem  Prager  katalog  habe  ich 
mir  im  j.  1858  den  titel  eines  steinbuchs  ausgeschrieben,  (mit 
vielen  andren  dingen)  *  im  cod.  univ.  Prag,  (mixt.)  xi  C  2  ent- 
halten, über  welches  ich  durch   Ernst  iMartins  freun<lliche  hülfe 

eius  est  cqualis  in  quo  non  est  diversitas.  —  In  li.  deceio  et  mundo 
secundum  veterein  tra  nslacionem  ari.  Manifestum  quod  motus 
circularis  id  est  celi  natura  est  preter  im  naturas,  et  quod  corpus  est 
Simplex,  et  niotus  circularis  est  ei  naturaliter  et  non  aliis  (Avic.  c.  2).  — 
In  eodem  ar.  et  quod  in  natura  celi  neque  est  ponderosum  neque  leve, 
neque  movelur  motu  sui  ipsius  ad  illud.  celum  est  corpus  quintum  post 
IUI.  elementa.  et  non  invenitur  aliquod  corpus  sibi  contrarium.  et  non 
recipit  generacionem  neque  corrupcioncm.  et  celum  est  corpus  infinitum 
(kurze  kapitelrubriken).  —  In  eodem  ar.  motor  ergo  Spiritus  est  qui 
movet  illud  sua  voluntate.  |  et  equitas  divine  volunfaüs  feeit  videre  ut  non 
sit  (nisi)  unus  mundus.  |  et  ex  omnibus  figuris  nulla  est  conveniencior 
celo  quam  sperica  ut  contineat  quod  est  in  mundo  (3  zusammengeschobene 
stellen  aus  Avic.  c.  6  und  S).  —  In  eodem  ar.  et  continuatus  est  radin» 
celi  cum  radio  ignis  et  coniunctus  cum  illo  ad  utilitatem  hominum  propler 
permanentiam  vile'  (alles  dieses  als  Aristoteles  Mdem  ibidem'  auch  bei  Bar- 
tholomaeusj.  —  dies  zugleich  als  probe  von  Arnolds  art. 

'  zu  anfang  ein  calendarium  a.  1440.  das  steiubuch  unmittelbar  hinter 
einem  pflanzenverzeichnis  mit  böhmischer  Übersetzung. 


UND  ARNOLDÜS  SAXO  345 

ausführlicher  zu  berk^htea  in  den  stand  gesetzt  bin.  es  ist  nur 
aus  Arnold  gebildet,  aber  in  neuer  zusammenfarsung.  hinter 
dem  eigentlichen  buche  ^de  lapidibus  preciosis'  bl.  238  mit 
der  vorrede  *Ad  tollendas  plurimorum'  (das  hier  ebenso  ohne 
namen  steht,  wie  innerhalb  des  Erfurter  codex),  folgt  der  inhalt 
des  c.  S  von  De  virtute  universalis  aber  nach  seinen  beiden  quellen 
(D.  und  G.)  in  zwei  gesonderte  alphabetische  reihen  umgesetzt,  mit 
folgenden  Überschriften  (bl.  245):  In  libro  ar'*"  de  lapidibus 
translator  dyascoridcs  (Antrax  bis  Topasion)  und  (bl.  245')  In 
libro  ar'^'  d e  lapidibus  secun dum  trän slacionemGer- 
hardi  (Adamas  bis  Sabeti  und  irrtümlich  Sardonicus).  dahinter 
folgt  noch  eine  dritte  alphabetische  reihe  ^Adamas  animalem  et 
vitalem  spiritum  firmat  .  .  .  bekanntes  aus  unbekannter  quelle 
(darin  auch  die  stelle  aus  Constantinus  über  Jacincti)  bis  Sync- 
lites  (Selenites).  darauf  (bl.  246')  Arnolds  anhang  de  sigillis 
lapidum  ohne  bezeichnung  in  quocunque  lapide  inveneris 
arietem  vel  leonem  .  .  .  und  nun  etwas  neues,  ein  auch  im  Er- 
furter codex  fehlender  aufsatz  (bl  248')  über  die  färben  der  steine 
(denselben  gegenständ  behandelt  Albert  i,  2,  1 — 21:  4ncipit 
liber  de  coloribus  gemmaruni  de  albo  colore  de  palido 
de  citrino  seu  glauco  de  viridi  de  rubeo  de  flaveo  (blaueo  sagt 
Barth.  I)  de  nigro  flauo  de  vario  et  interminato  prologus  arnoldi 
de  coloribus  gemmarum  et  lapidum  sie  intellige  etc. 

Postquam  librum  de  virtutibus  complevi  nunc  ipsarum  gem- 
marum et  lapidum  colores  distinguo  et  sub  brevissimo  compendio 
cum  compositione  materiali  ut  etiam  agnoscantur'  .  .  .  (bis  249'') 
^Explicit  liber  de  coloribus  gemmarum  et  lapidum'.  den  schlufs 
macht  (grade  wie  in  dem  sogen.  Lapidaire  franc^ais  compos6  par 
Jehan  de  Mandeville,  und  sonst,  aus  Thomas)  ein  st  ein - 
segen  (consecratio)  zur  herstellung  der  verlorenen  kräfte 
der  steine  nebst  einleitung  ^Sicut  dieit  ]il>er  qui  veterum  con- 
tinet  narraciones  omnis  creatura  .  .  .  Oremus.  Dens  omnipotens 
qui  ...  Deo  gratias'. 

Explicit  liber  de  virtutibus  lapidum  et  gemmarum  nee  uon 
de  signis  sive  sigillis  ac  coloribus  ipsorum  secundum  arum 
(so)  et  eius  translatores  scilicot  Diascoridem  Gerhardum  et 
Arnoldum  et  cetera'. 

Es  ist  merkwürdig  hier  Gerards  namen  bestätigt  zu  sehen  — 
der  eigentliche  Aristoteles  De  lapidibus  ist  aber,  obwol  wir  noch  in 


346  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBÜS 

einem  anderen  böhmischen  buche  eine  ausdrückliche  beziehung 
finden,  in  Böhmen  so  gut  wie  im  übrigen  Deutschland  unbekannt 
geblieben,  wie  dem  Albert  so  seit  Albert,  denn  auch  in  der  Phiso- 
nomia  regia  (gedruckt  Mersborg  1473  —  handschrift  in  Leipzig), 
herausgegeben  4n  perpetuam  memoriam  excellentissimi  principis 
domini  Wencezlay  secundi  regis  bohemorum'  von  einem  unge- 
nannten verfafser  in  3  büchern  über  die  steine  (i),  über  ihre 
ligaturen  (u)  und  über  die  physiognomie  selbst  (m),  sind  die 
zahlreichen  citate  aus  ^Aristotiles  in  suo  lapidario'  nur 
aus  Albert  und  abgeleiteten  quellen  entnommen,  obgleich  am 
schlufs  es  gradezu  heifst:  ^Explicit  liber  de  phisonomia. 

Liber  enim  dividitur  in  tres  partes.  In  prima  parte  tra- 
ditur  videlicet  Lapidarius  Aristotilis.  de  novo  a  greco 
translatus.  cum  omnibus  aliis  lapidariis  et  eorum  dictis  in 
uno  quoque  lapide,  seil,  de  eorum  coloribus  virtutibus  et  loco 
generationis  eorundem'. 

Arnolds  Wichtigkeit  liegt  in  der  fortwürkung  durch  Albert 
—  sie  ist  blofs  litterarisch,  sachlich  bedeutender  für  die  ge- 
schichte  der  wifsenschaft  ist  die  andere  hauptquelle  Alberts, 
das  buch  des  Thomas,  insofern  als  in  ihm  zum  ersten  male  so  zu 
sagen  spuren  der  modernen  steinkunde  zu  erkennen  sind,  aus  dem 
lebendigen  gebrauch  der  Juweliere,  der  sich  mit  der  litterarischen 
Überlieferung  und  Verwirrung  verflicht,  die  neuen  im  12  und 
13  Jahrhundert  auftretenden  steinnamen  corneolus,  granatus,  ^ 
rubinus,  balagius  haften  hier  und  fortan  an  denselben  steinen  in 
derselben  bedeutung  wie  noch  heute,  ebenso  begegen  wir  beim 
saphirus  orientalis,  almandinus,  onix  ua.  der  modernen  bedeutung. 
sonst  hat  Thomas  freilich  auch  den  Marbod  zu  gründe  gelegt, 
unter  seinen  72  steinen  finden  sich  die  60  des  gedichtes  wieder: 
noch  einige  andere  sind  aus  Isidor  hinzugetan,  und  aufserdem  der 
pyrophilus  (ein  Alexandersagenstein)  mit  dem  merkwürdigen  Zeug- 
nis :  *ut  narrat  scriptura  esculapii  philosophi  ad  octavianum  augustum 
missa'  (dasselbe  aus  Thomas  bei  Albert,  aus  Albert  in  der  Physion. 
regia,  auch  im  auszug  des  Thomas),     es  ist  offenbar  dieselbe  jetzt 

*  vgl.  die  gemmarii  bei  Albert  (s.  carbunculus)  über  den  (wQri&licheo 
heuligen)  granat.  vgl.  Albert  s.  balagius.  Albert  identificiert  falschlich, 
z.  t.  durch  das  latein  des  Gonst.  veranlafst,  die  3  arten  des  jaclntus  bei 
Gonstanlin  mit  den  modernen  namen  der  gemmarii  seiner  zeit  balagius 
granatus  rubinus  (den  3  roten  edelsteinen). 


UND  ARNOLDUS  SAXO  347 

verlorene  schrift,  von  welcher  ein  anonymer  auszug  fälschlich 
unter  Constantinus  Afr.  kleinen  Schriften  steht  (Liber  de  animalibus 
hinter  Albucasis  Meth.  med.  (chir.)  Bas.  1541  f.  329,  wie  ähnlich  in 
cod.  Ampi.  fol.  286)  ^Regi  egiptionun  octaviano  augusto  salu- 
tem  .  .  .  ab  asclepio  acceptas  etc.'  auTser  Isidor  und  Solin 
(auch  Plinius)  werden  Platearius  (^Circa  instans')  und  die  bibel- 
glosse,  bes.  die  zur  apokalypse  c.  21  und  deren  quelle,  Beda 
selbst  benutzt,  den  vollen  einblick  in  das  Verhältnis  verdanke 
ich  der  zuvorkommenden  gute  Zachers,  der  mir  eine  abschrift 
aus  der  Wolfenbütteler  handschrift  zur  Verfügung  stellte:  hier 
in  Berlin  ist,  so  viele  handschriften  des  Thomas  es  sonst  auch 
gibt,  nur  der  auszug  seines  werkes  (in  cod.  qu.  268  m.  s.  xiv) 
zur  band  (mit  nur  19  steinen),  der  abdruck  wäre  wünschens- 
wert, wie  freilich  der  des  ganzen  werkes.  da  es  zufällig  im 
15/16  jahrh.  nicht  zum  druck  gelangt  ist,  blieb  eine  Irrtum  ge- 
bärende lücke  in  der  geschichtlichen  erkenntnis  des  mittelalters 
bis  heute  unausgefüllt  und  unausfüUbar.  Albert,  der  eine  so  ab- 
und  ausschliefsende  Stellung  in  der  Überlieferung  der  wifsen- 
schaft  einnimmt,  ist  ohne  Thomas  und  Arnold  litterarisch  gar 
nicht  zu  verstehen,  mit  einer  neuen  von  quellenanalyse  beglei- 
teten ausgäbe  seines  eigenen  werkes  müste  das  urkunden- 
buch  spät  antiker  und  früh  mittelalterlicher  lapidarien  ab- 
schliefsen,  dessen  die  geschichte  der  mineralogie  im  mittelalter 
zu  ihrer  aufhellung  bedarf. 

Als  beitrage  zu  einem  solchen  lege  ich  also  hier  die  oben 
besprochenen  bisher  völlig  unbekannten  Schriften  vor,  die  durch 
Albertus  eben  eine  besondere  beziehung  zum  deutschen  mittel- 
alter haben. 

Zunächst  gebe  ich  den  text  des  Aristoteles  De  lapidibus  nach 
meiner  abschrift,  aus  dem  einzigen  Lütticher  exemplar  der  wie  es 
scheint  nicht  zu  ende  geführten,  vielleicht  aus  einen  unvollstän- 
digen original  gemachten  lateinischen  Übersetzung,  vermutlich 
aus  dem  ende  des  13  jahrh.,  dann  den  von  dieser  völlig  unab- 
hängigen hebräischen  auszug  von  Montpellier,  der  nicht  einmal 
so  weit  reicht  als  der  text  der  eigentlichen  Übersetzung,  diesen 
begleitet  von  den  zugleich  den  text  bestätigenden  und  beleuch- 
tenden parallelstellen  der  arabischen  schriftsteiler,  soweit  sie  nicht 
in  neueren  leicht  zugänglichen  büchern  vorliegen,  dh.  nur  aus 
lateinischen  Übersetzungen  des  12  (Constantinus  Africanus,  Costa 


348  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBUS 

ben  Liica,  Secretum  secretorum  des  sogen.  Aristoteles)  und  13 
Jahrhunderts  (Ihn  al-Dschezzar  Liber  fiducie  übers,  von  Ste- 
phanus  de  Cesaragusta,  Elgafiki  De  simpl.  med.  'qui  translatus 
est  a  magistro  G.  fih'o  magistri  Johannis'  im  j.  12.8  —  die  zahl 
ist  in  beiden  handschrifteu  ähnlich  verderbt  —  der  sogen.  Serapion 
De  simpl.  med.  übers,  von  Simon  Januensis).  die  brachstücke 
aus  den  nie  gedruckten,  zu  Albertus  und  also  in  den  ström  der 
mittelalterlichen  litteratur  nie  gelangten,  in  Spanien  entstandenen 
Übersetzungen  des  *Ibnezizar*  (ibnegizar*)  und  ^Algafiqui'  er- 
scheinen hier  zum  ersten  male  nach  dem  mir  von  Steinschneider 
zur  mitbenutzung  in  freundschaftlichster  bereitvvilligkeit  mitge- 
teilten codex  Monacensis  lat.  253:  aus  dem  Baseler  codex  D. 
I.  17  membr.  s.  xiv  hatte  ich  mir  im  j.  1871  nur  beschreibende 
notizen  gemacht,  auf  Dietericis  Encyclopädie  der  lauteren  brüder, 
auf  die  bekannten  bücher  des  Ihn  el-Beithar  und  Teifaschi  habe 
ich  mich  begnügt  blofs  zu  verweisen,  wie  ebenso  auf  Mullets 
kurze  und  blofs  gelegentliche  anführungen  aus  dem  Pariser  codex 
des  arabischen  Originals,  diese  Sammlung  der  parallelstellen 
habe  ich  indes  auch  auf  die  im  hebräischen  auszug  enthaltenen 
übrigen  kapitel  des  buches  (die  metalle)  ausgedehnt,  auf  gnmd- 
lage  einer  mir  von  Steinschneider  nach  seiner  abschrift  gemachten 
mitteilung  über  die  reihenfolge  der  kapitel. 

Auf  Aristoteles  folgt  sodann  Arnoldus  Saxo  —  zuerst  als 
die  reste  einer  verlorenen  früheren  Übersetzung  des  12  jahrfa. 
durch  Gerardus  Cremonensis  enthaltend  das  büchlein  De  virtute 
universali,  dann  das  buch  De  virtutibus  lapidum  und  eine  Über- 
sicht der  Opera  Arnoldi  aus  der  einzigen  erhaltenen  handschriH 
cod.  Amplon.  oct.  77,  die  mir  durch  die  gewohnte  freigebigkeit 
der  ^königlichen  bibliothek'  in  Erfurt  und  ihres  Vertreters  hm 
prof.  Weifsenborn  von  neuem  zu  geböte  gestellt  wurde. 

Hoffentlich  wird  Steinschneider,  ohne  dessen  belehning  ich 
die  arbeit  in  dieser  art  gar  nicht  hätte  ausführen  können,  seine 
teilnähme  für  die  sache  auf  das  wesentliche  ausdehnen,  was  noch 
übrig  bleibt,  die  bekanntmachung  der  vollständigen  arabischen 
und  hebräischen  texte,  zu  der  ich  meinerseits  durch  den  im  mittel- 
alter  unbeachtet  gebliebenen  (weil  zu  spät  gekommenen)  latei- 
nischen Aristoteles  De  lapidibus  gewissermafsen  nur  habe  auf- 
fordern und  aostofs  geben  wollen. 


UND  ARNOLDUS  SAXO  349 

I 

CODEX  LEODIENSIS  77  (pars  alt.  saec.  xiv.  olim  4iber 
monasterii  sancti  Trudonis')  f.  146*'* 

ohnetitel  (für  den  ein  leerer  räum) 
[ARISTOTELES   DE   LAPIDIBÜS]. 

Incipiamus  ia  uomine  domini  qui  est  sine  principio  et  sine 
fine  pulchritudinem  libri  magni  aristotilis  et  doctrinam  que 
superat  doctrinas  omnium  aliorum  philosophorum.  scilicet  doc- 
trinam philosophi  qui  est  Corona  aliorum  philosophorum.  Quo- 
niam  in  hoc  libro  completur  quicquid  uominatur  in  lapidibus  5 
et  opus  et  profectus  et  sermo  et  via  atque  modus  cuiuslibct 
lapidis  preciosi  et  contrarietates  eorum  adinvicem.  Et  huius 
libri  titulus  est  gaudium  atque  precium  philosophie. 
Nam  in  eo  est  complementum  philosophorum  qui  tractaverunt  de 
lapidibus  preciosis  et  aliis  non  preciosis  et  de  lapidibus  claris  10 
et  aliis  non  claris.  Hunc  librum  fecit  magnus  aristotiles 
filius  nichomachi  magister  alexandri  magni  regis  phylippi  regis 
macedonum  filii.  Et  ego  transfero  ipsum  ex  greco  ser- 
mone  in  ydyoma  suorum  vel  syrorum.  Iste  philosophus 
de  quo  loquor  loquitur  de  lapidibus  et  virtutibus  magnitudinibus  15 
atque  modis  eorum.  Loquitur  inquam  taliter  quod  viri  sapientes 
atque  subtilis  ingenii  intelligunt  ipsum.  stulti  autem  et  rüdes 
atque  parvi  ingenii  homines  eum  non  apprehendunt.  Et  ea  que 
uarrat  phylosophus  in  hoc  libro  intelligent  et  excogitabunt  ma- 
gistri  qui  figunt  artes  lapidum  in  intellectibus  suis  cuiuslibet  20 
lapidis  secundum  virtutem  suam.  Sed  sciendum  quoniam  in  eo 
plura  continentur  obscura  quam  aperta.  Liber  iste  loquitur  super 
duobus  quorum  alterum  excedit  omne  opus  atque  intellectum 
humanum  de  terra  usque  ad  altitudinero  celi  secundum  intellec- 
tum naturalium.  Et  deus  sit  noster  adiutor  et  noster  intellectus  25 
Illustrator  ut  noster  intellectus  sit  in  eo.  Alterum  est  secundum 
medicinam  quo  utuntur  medici.  Nunc  rogemus  deum  ut  nos 
iuvare  dignetur  in  hoc  opere  quod  suscepimus  inquit  trans- 
lator  huius  libri. 

14  suorum  slall  surorum.     durch  kunivon  druck  bezeichne  ich  das 
was  offenbar  anmerkung  des  lateinischen  Übersetzers  ist    in  der  vorläge 
die  der  Schreiber  widerholt  (lesarten,  erklärungen,  verbefserungen) 
IS  eum:  cum  cod. 


350  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBl'S 

Vidi  homines  parvi  intellectus  qui  dod  erant  ex  toto  lo  suo 
sensu  qui  quando  audiebant  loqui  de  virtute  alicuius  lapidis  quam 
cognoscebaot  quoniam  verum  esset  in  hoc  lapide  fatebantur. 
Sed  quando  audiebant  loqui  de  virtute  lapidis  sibi  ignota  mira- 
5  bantur  dicentes.  quoniam  mirum  esset.  Magistri  autem  qui 
tractaverunt  de  lapidibus  quando  intellexerunt  aliquid  de  hoc  opere 
crevit  sensus  eorum  ad  aliud  opus  vel  in  alio  opere.  Rever- 
tamur  igitur  ad  hec  que  dicit  aristotiles  philosophus  filius 
nichoraachi  vel  nichonaldos. 

10  Dicit  enim  quod  in  terra  sunt  lapides  plures  quam  possint 

nominari  et  quam  sensus  possit  comprehendere.  neque  numerus 
neque  maneries  neque  diversitates  lapidum  possent  inveniri. 
etiamsi  omnes  mortales  apponerent  ad  hoc  totum  posse  atque 
totam   intentionem    eorum.    Et   ex  quo  tam  magna  profunditas 

15  in  eis  occulta  est.  potest  prudens  intelligere  quod  in  eis  magna 
iacet  scientia.  Quam  hie  inveniet  qui  hanc  doctrinam  perquiret 
multum  et  ponet  cogitationem  suam  super  res  que  dicuntur  in 
hoc  libro  qui  est  über  alte  scientie  in  quo  habentur  gradus  alü 
super   quos  homo  poterit   inveuire  sapientiam  in  semetipso.     si 

20  quis  ergo  ponat  curam  suam  super  hec  sicut  dictum  est  supra 
poterit  trahere  ex  hoc  libro  scientiam  magisterii.  que  est  scientia 
proprie  industrie  et  scientia  ex  ignorantia.  Apparet  autem  in 
hoc  libro  quaUter  sapientes  possunt  habere  cognitionem  duorum 
lapidum  inventorum  in  quolibet  loco.     Quia  potest  qui  eos  querit 

25  leviter  habere  illos  in  quocunque  loco  huius  mundi  fuerit     HU 
autem  duo  lapides  sunt  valde  honorati  obtinentes  |  dominium  in  146^^ 
suo  opere.     Valde  viles  tamen  et  despecti  in  manibus  hominum 
sunt,  eo  quod  inveniatur  ex  eis  in  habundantia.     Et  de  eis  rara 
est  scientia  propter  ignorantiam  eorum  que  nichil  sciunt.    Et  in 

30  lege  invcniuntur  alü  duo  lapides  qui  sunt  similis  virtutis  atque 
potentie  cum  lapidibus  supradictis.  Et  eque  magna  quautitas 
invenitur  ex  duobus  ultimis  ut  ex  primis  duobus.  Quare  si 
natura  alicuius  sit  tam  supersata  quod  sensus  eius  superet  hec 
duo.    Ipse  faciet  ex  duobus  ultimis  lapidibus  altiora  opera.     Et 

35  poterit  aggregare  hos  quatuor  lapides  qui  habent  naturam  ut  est 
natura  animalium  loquentium  que  consistunt  ex  quatuor  ele- 
mentis    ex   quibus  constat  totus  mundus.     Omnesque  mundane 

33  fupfata:  sie 


UND  ARNOLDUS  SAXO  351 

res  ex  eis  composite  sunt  hoc  est  ex  terra,  aqua.  aere.  et  igne 
quibus  regitur  mundus  et  complexiones  hominum  sunt  mundane. 
Udus  lapidum  prenomiDatorum  rubefacit  omnes  alios  lapides.  et 
alter  eos  albificabit  et  lavat  eos  et  purgat  et  aufert  omnem  odo- 
rero.  Et  nisi  esset  iste  neque  terra,  neque  ea  que  in  terra  5 
sunt  possent  muudificari.  Nichilominus  tarnen  possent  hec  mun- 
dari  potentia  sapientis.  Hii  duo  lapides  inveniuntur  in  luto  et 
conculcaut  eos  homines  quia  non  habent  facere  ex  eis  sed  viles 
habent  eos.  Horum  unus  fetens  est  valde  sed  interius  per  to- 
tum  latet  scientia  atque  doctrina  operis  et  omnia  corda  hominum  to 
amant  illum  vel  illam.  Non  cognoscet  tarnen  eum  aliquis  nisi 
fuerit  pliilosophus  vel  nisi  habuerit  sensum  philosophi.  Unde 
dico  quod  ille  qui  habet  naturam  ad  modum  philosophi  inveniet 
maius  opus  ex  hoc  libro  et  faciet  ex  lapidibus  secundum  medi- 
camen  mcdicorum  sicut  nos  diximus  quia  philosophi  habuerunt  t5 
hoc  opus  coopertum  et  occultum.  Exinde  abreviaverunt  ipsi 
dicta  sua  ab  hoc  quod  opus  rcquirebat.  Unde  dicta  sua  erant 
celata  eis  qui  non  intelligebant  eos  velut  reson  et  iosaphia 
qui  erant  philosophi.  et  obviaverunt  sibi  mutuo  in  quadam  valle 
querentes  unam  doctrinam  unius  minere  et  unius  lapidis.  Et  20 
cognoverunt  sese  statim  cum  a  se  invicem  visi  sunt.  Josaphia 
sciebat  doctrinam  solis  et  reson  qui  erat  philosophus.  sciebat 
scientiam  lune.  Inquit  reson  iosaphia.  Quis  est  ille  qui  ducit 
exercitum  cum  ense  extracto.  et  respondit  reson.  0  iosaphia 
respice  circulum  qualiter  rubor  currit  per  ipsum  et  in  uUimis  25 
partibus  est  nigredo.  et  quare  est  claritas  in  medio.  Et  respice 
formicas  qualiter  sunt  macre  et  qualiter  exeunt  de  suis  cavernis 
euntes  extra  querendum  quo  eis  opus  est.  Et  respice  cervos 
pascentes  in  altis  montibus  qui  aliquando  quiescunt  et  aliquando 
currunt.  Nunc  a  te  quero  o  iosaphia  si  videris  avem  albam  30 
volantem  interdum  et  fugientem  et  aliquando  in  uno  loco  paci- 
fice  quiescentem.  Et  qui  pascit  eum  non  habet  solatium  ex  illo 
et  avis  non  habet  fidutiam  in  illo  qui  pascit  eum.  Timet  enim 
ne  peniteat  illum  quod  ipsa  retrospiciens  momordit  illi  unum  ex 
membris  suis  quasi  leo  famelicus.  ille  qui  habitat  in  sua  natura  35 
est  contrarius  suo  colori.  In  hunc  modum  intellexerunt  se 
philosophi   mutuo   et  quilibet  in  sc  scivit  naturam  alterius.     Et 

32  fum:  sie 


352  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBUS 

illc  qui  habebit  naturam  talem  qualem  duo  philosophi  habuerunt 
de  sole  et  luna  poterit  scire  tantum  quautum  illi  sciveruDt.  Et 
dum  inspicio  naturam  |  animalium  loquentium  Et  non  loquen-  147' 
tiuro  et  naturam  volatilium  et  eorum  qui  habent  quatuor  pedes. 
5  et  naturam  piscium  atque  beluarum  marinarum  Invenio  quod 
natura    cuiuslibet  pugnat  contra  naturam.     Et  quod   nature  ali- 

* 

quorum  interdum  habent  se  odio.  Et  nature  aliorum  diligunt  se 
invicem.  Et  ita  invenio  quod  natura  unius  diligit  naturam  alte- 
rius.     et  quod  natura  unius  aliquando  subintrat  naturam  alterius 

10  et  iungit  se  eidem.  Ita  invenio  quod  natura  unius  fugit  naturam 
alterius  et  disiungitur  ab  ea.  Et  quod  una  natura  maosuescit 
cum  altera  et  assimilatur  una  alteri.  Et  quod  natura  corrupta 
sive  deteriorata  vincit  bonam  naturam  et  deturpat  eam.  Et  quod 
una  natura   debilitat    naturam  alteram.     Et  quod   nature   diver- 

15  sorum  aliquando  concordes  cfficiuntur  et  aliquando  non  concor- 
dant.  Et  quod  una  natura  medicat  alteram.  et  quod  una  tingii 
alteram.  una  frangit  alteram.  una  dealbat  alteram.  Quod  una 
etiam  aliam  denigrat.  et  quod  una  aliam  rubificat.  D  i  x  i  t  philo- 
sophus.     bona   natura  diligit  aliam   et  bona   subintrat  bonam. 

20  Et  malarum  altera  fugit  alteram.  et  altera  miscet  se  alteri  sicut 
aurum  minutum  quod  trahitur  ex  minera  in  qua  invenitur  dyamas 
qui  non  invenitur  in  ulla  re  huius  mundi  nisi  in  valle  partium 
orientalium.  Et  non  oportet  quod  queratur  a  sapientibus  quo- 
modo   lapis  sit  submersus  in  auro.     cum  Sit  eiuddem  nature  et 

25  ei  coniunctus  et  obtemperat  se  illi.  sicut  invenitur  quod  sulphur 
contemperatur  maiori  parti  lapidum  et  sicut  invenitur  quod 
plumbum  contemperatur  lapidi  qui  vocatur  elecined  qui  forte  est 
emathües  et  sicut  lapis  qui  vocatur  Elendhmon  invenitur  obtem- 
perari  cum  lapidc  qui  vocatur  Et  sicut  lapis  dyamas 

30  vel  adamas  quando  sentitur  ab  aliis  lapidibus  terreis  moventur 
omnes  et  franguntur.  El  sicut  lapis  vitreus  sine  lapide  magnesie 
non  polest  esse  perfectus  vel  completus  et  sicut  esrap  qui  est 
vilissimus  omnium  lapidum  et  magis  fetens  et  turpior  qui  de- 
struil  et  confundit  adamantem  vel  dyamantem.     Et  sicut  lapis  qui 

35  vocatur  vuunax  qui  sustinet  omnes  alios  lapides  qui  produnt 
stalim  vim   suam  si  pondus  unius  grani  ordei  auri  submergatur 

T)  cuiuslibet:  cius  libet  cod.  10  se  eidem:   se  id  cod,  28 

elendhennon  oder  clendherinon  29  alöum  in  cod. 


UND  ARNOLDUS  SAXO  353 

intus.  IIa  quod  post  hoc  omnia  possunt  submergi  intus  supra 
omues  res  suffocari.  Nunc  volumus  aggregare  omnes  maneries 
lapidum  ex  quibus  dicetur  postea  in  hoc  libro. 

Dixit  philosophus.     Lapidum   alii  sunt  naturales,     alii 
non   naturales.     Et  iterum   dixit.     Incipiamus  loqui  de  lapi- 5 
(libus  preciosis.    Et  nominare  et  epylogare  pulchritudinem  eorum. 
Et  qui  sint  eorum  colores  Et  qualiter  sint  colorati  quia  eos  qui 
sunt  errautes  et  forinseci   non  nominavimus  in  principio  huius 
libri  sed   eos  qui  plus  habent  dignitatis  omnibus  aliis.     Et  sunt 
quatuor  quos  nominavimus  et  nominabimus  iterum.     Itaque  non  10 
adunavimus  eos  ut  loqueremur  de  eis  nunc  simul.     Sed  loquimur 
post  de  duobus  eorum  aperte  et  de  duobus  occulte  et  in  figui^. 
Quoniam   eorum   narratio  tecta   erit  atque  cooperta  quantum  ad 
presens.     Et  in   aliis  duobus  precedentibus  sicut  promisimus  in 
principio  huius  libri.     Et  ideo  occultamus  istos  quoniam  dignio-  15 
res  sunt  balantio  atque  rubino  et  smaragdo  et  huiusmodi  lapidi- 

47"'^  hus.  I  Et  plures  hominum  nesciunt  quid  docetur  eos  in  ipsis  eo 
quod  dum  fuerint  limati  aut  triti  sive  catcinati  simul  aut  quili- 
bei  per  se  in  igne  positus  fuerit  et  ignis  accensus  fuerit  super 
ipsum  comburuntur  et  devastantur.  Sed  hü  quatuor  lapides  siut  20 
noti  quando  calcinati  et  triti  fuerint.  quilibet  per  se  et  ignis 
accensus  super  quemlibet  per  se  et  aut  duo  horum  aut  tres 
adunabuntur  simul  tunc  nascetur  ex  illis  alia  res.  Et  si  omnes 
simul  aduneutur  erunt  quasi  una  natura  rei  viventis.  et  nasce- 
tur ex  eis  unus  lapis  albus  et  unus  rubeus.  Et  quando  quilibet  25 
ponetur  semel  In  igne  adunabuntur  simul  vi  ignis.  Et  lapis 
durus  indiget  fortiori  igne.  et  turpis  debiliori.  Et  si  nimis 
invalescat  ignis  super  eos  destruentur.  Hec  quidem  probavimus 
et  est  verum. 

^1.  :\)  Incipiamus  in  nomine  domini  qui  est  sine  principio  et  sine  30 

finc  cuius  nomen  sit  benedictum.  Et  nominabimus  lapides  pre- 
ciosos  et  eorum  species  quo  colore  sint  colorati  vel  qualiter  et 
expositiones  eorum.  Quando  igitur  habent  colorem  vini  rubei  et 
ventilatur    ignis  super  cos  rubor   eorum  augebitur  et  clarifica- 


1  supra  dh.  in  der  vorläge  übergeichriebene  Variante  des  über- 
Setzers  (doppelte  Übersetzung)         11  adunabiinus  .  .  .  ut  loquemur  cod. 

IS  triti:  tritici  cod,  2G  semel:  sie  correclor  33  habent  (hnt): 
huiu!  (hiic)  cod. 

Z.  f.  D.  A.  neue  folge  VI.  23 


354  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBUS 

buntur.  Et  si  in  eis  fuerit  macula  nigra  minuetnr  cum  8ua 
nigredine.  Et  iste  lapis  cui  crescit  pulchritudo  atque  laus  quando 
ponitur  in  igne  et  agitatur  super  ipsum  vento  follium  et  tunc 
exit  ex  eo  aqua.     Et  isti  sunt  lapides  in  quibus  ]ioia  ferrea  non 

5  agit  neque  possunt  molliri  habentque  colorera  viridem  rubeum  et 
croceum.  Et  croceitas  rubini  minus  sustinet  ignem  quam  rubor. 
Et  viriditas  eins  non  sustinet  ignem  atiquo  modo.  Et  colores 
appropinquantes  huius  coloribus  preciosiores  sunt  qui  sunt  cor- 
tond.  et  corhaen.     Et   quinque  crocei  lapides  qui  videntur  esse 

10  preciosi  et  non  sunt  ex  minera  preciosorum.  Quia  cortaud  est 
rubeus  et  assimilatur  rubino.  si  ponatur  in  igne  et  sufüetur 
ignis  super  eum  rumpitur  et  devastatur.  Et  si  diu  moretur  ibi 
reducetur  in  nichilum.  Si  limetur  leviter  limabitur  similiter  et 
Corhaen.  Et  multi  sunt  colores  magis  intenti  biis  tribus  pre- 
is ciosis  coloribus.  scilicet  rubro.  croceo.  et  viridi  colore  qui 
assimilatur  croco  et  albo  colori.  Et  qui  contemperantur  in  biis 
coloribus  non  sunt  boni  nee  precium  retinent  lapidis  preciosi. 
(Jnia  qui  feret  tapidem  ignis  abquem  ex  tribus  predictis  suspen- 
sum    collo    aut    in   anulo   et  contigerit   ipsum   venire  in  locum 

20  pestilentie  mpra  seil  mortalitatis  defendetur  ab  ea  et  exaltabitur 
inter  gentes  Et  leviter  complebit  optatum.  et  leviter  lucrabitur 
in  suis  uegociis.     Natura  cuiuslibet  rubini  est  calida  et  sicca. 

Postquam  cepimus  loqui   de  lapidibus  non  potest  esse  quin 
rompleamus    in   boc  libro   quod    incopimus    de  suis    virtutibus. 

25  Et  nos  iterum  nominabimus  unum  ex  predictis  in  loco  conve- 
iiienti  ut  sint  nominati  secundum  quod  sunt  in  sua  natura.  Et 
ex  quo  ad  hoc  pervenimus  quod  nos  nominavimus  unam  partem 
horum  lapidum  nominare  volumus  virtutes  eorum  cum  veniemus 
nd  (lenominationem   unius  cum  denominationo  alterius.     Qualiter 

30  ament  se  invicem.     Et  quabter  coniungantur.     Et  qualiter  unus 
melioretur  per  alterum  et  sine  dubio  non  potest  esse  quin  iterum 
nominemus  eos  sepius.     Sunt  igitur  lapidum  quos  deus  in  sua 
sapientia   creavit  per  |  suam   potentiam  ad  gloriam  sui  nominis  147* 
aliqui    quos    homines    accipientes   ponunt  in   suis  lucris  aurum 

35  vidclicet  et  argentum.  Et  est  unus  lapis  quem  deus  creavit  ut 
in  eo  nomen  suum  glorißcetur  per  boc  quod  tueatur  vitam  ho- 
minum.     per  ipsum  enim  tegitur  corpus  humanum.     Et  hoc  est 

13  reduchetur    cod. 


UND  ARNOLDUS  SAXO  355 

sigillum.     Alii  sunt  lapides  intus  quos  urget  ignis.     Et  isti  sunt 
bene  noti.     Est  alius  lapis  ductilis  velut  aqua  currens  in  cuius 
corpus  subintrat  alter   lapis  et  indurat   ipsum   intantum    quod 
sustinet   ignem   et   potest  suülari  super  ipsum  et  hoc  est  vivum 
nrgentum.     Est  alter  lapis  qui  quando  sentit  aquam  funditur  et  5 
fit  aqua,     scilicet  sal.     Et  alius  lapis  qui  quando  sentit  aquam 
fit   durus   et  hoc  est  plumbum.     Et  multi  alii  lapides  similiter. 
Et  unus  est  lapis  qui  quando  sentit  ignem  consumitur  ab  eo  et 
tit  fumus  evanescens  et  hoc  est  vivum  argentum.     Est  alter  lapis 
qui  liquescit  quando  tangit  eum  sol.     Est  alter  lapis  qui  quando  10 
habet  ignem   fortiter  vento  agitatum  fit  color  eins  pulchrior  et 
corpus  durius  et  crescit  eins  bonitas  iste  est  rubinus.    Est  alius 
qui  est  aqua  currens  in  corde  terre  et  perreniens  supra  terram 
fit  lapis.     Est  alter  lapis  qui  quando  ponitur  in  igne  et  iungitur 
ei  quidam  alter  gignit  ex  se  alium  lapidem  pulchriorem  in  colorc  15 
quam  fuit  ipse  gignens.     Et  est  etiam  alterius  speciei  a  gignente 
({uia  radix  gignentis  est  de  minera  et  genita  non  est  de  minera. 
sicut  Cambar   hoc  est  Geugere.  et  cinobrium  quod  generatur  ex 
vivo  argento.     Et  sicut  viride  de  Grecia  et  Sericon  hoc  est  seren- 
f?er  quorum   quodlibet  generatur  ex  lapide  in  vasis  vitreis  per  20 
virtutem   ignis.     Sed   vas    frangitur    antequam   vivum  argentum 
mutet  colorem  suum  ex  albeo  in  rubeum  dum  manet  supra  ignem 
et  nocet  circumstantibus.     Et  quando  vivum  argentum  obviat  igni 
erit  ab   eo   res  mirabilis.     scilicet  sericon.     hoc  est  sireng.     et 
cerussa   exit  de  plumbo  per  virtutem  ignis  et  viride  grecum  ex  25 
ere  virtute   acetositatis.     Isti  lapides  et  huius  modi  qui  generan- 
tiir  ex  aliis  sunt  alterius  maneriei  quam  illi  ex  quibus  generantur. 
Noc   propter   hoc   amittunt  pulchritudinem   sui  coloris.     Et  in- 
veniuntur  in  ipsis  contrarietates.     et  non  contrarietates.     Et  sunt 
oliqui  lapides  qui  generantur  ex  aliis  lapidibus  quando  ponuntur  30 
in  igne  ex  cuiusmodi  est  aurum  in  quo  inveniuntur  alii  lapides 
qui  ponuntur  in  medicina  que  depuratur  ex  istis  lapidibus.     Et 
ex    istis   lapidibus   nascitur   quidam    lapis   quem  populus  vocat 
Cachiniam  auri.     Et  similiter  ex  argento  nascitur  litargirum  hoc 
est   Cachinia  argenti.     Et  unus  lapis   inde  trahitur  quem  vocat  35 
populus  passionem  argenti.    Et  marcath  nascitur  ex  plumbo  sicut 

r 

IS  GeugV  19   sereng^  25   cerussa:   seru^^a    eoff.         34.  35 

Cachiniam  tic  f statt  cadmiaro) 

23* 


356  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBUS 

ex  ferro  qnando  ponitur  in  igne  nascitur  sedimon.  boc  est  passio 
ferri.  Sicut  ex  tiliis  quaodo  combunintur  igne  nascitur  alius  . 
lapis  qui  vocatiir  audranon.  populus  vocat  eura  helhears  supra 
quem  tinctores  ponunt  sapienter  acetum  quod  denigrat  ex  lapide 
5  panuos  qui  submerguntur  in  eo.  Lapides  qui  in  hunc  modum 
generantur  retinent  pulcbrano  formam  et  tenent  profectum  reruni 
nonoinandarum  quas  mundum  nominavi.  Et  nos  et  alii  tarn  pbi- 
losophi  quam  etiam  alii  vidimus  lapidem  qui  submergitur  in  cor- 
pore   bumano    et   babuimus   vohintatem    ut   loqueremur   de   eo 

10  sicut  I  de  aliis  lapidibus.     Quamvis  nascatur  de  alia  natura  quam  l'^^' 
alii  lapides  terrei  quia  est  in  bomine  et  non  in  alio  animali  sicut 
in   caballis.  camelis.   asinis.     ovibus  et   bobus  et  aliis  buiusmodi 
animalibus  babentibus  roeatus  largos  et  apertos  per  quos  bumores 
(>t  urina   de   facili   transeunt  quare   in    eis  non  potest  generari 

15  lapis.  Sed  bomines  babent  meatus  strictos  intra  se  per  quos 
grossi  bumores  non  possunt  libere  transire  quin  potius  ingros- 
sentur  et  coniungantur  et  postea  bumores  assiduo  cursu  fluentes 
ad  idem  membrum  dant  continue  augmentum  indurate  masse  et 
sie   fit   totum   una   species  lapidis  in  bunc  modum.     Et  ideo  in 

20  lapide  bumano  invenitur  species  proprie.  Quando  teritur  ille 
lapis  et  ponitur  in  luce  lapides  qui  nocuerunt  domino  suo  adherent 
ei  sicut  lapis  qui  trabit  aurum  et  lapis  qui  trabit  argeutum  et 
qui  trabit  ferrum  et  qui  trabit  metallum  rubeum  et  croceum.  et 
lapis  qui  trabit  carnes  et  qui  trabit  pilos  et  qui  trabit  ungulas. 

25  Et  lapis  proficiens  lapidi  bominis  qui  nascitur  in  ripa  maris  terre 
colodbos  in  paludibus  byspanie  qui  assimilatur  planete.  Est  ma- 
ueries  lapidis  habentis  corpus  et  spiritum  et  est  Cancer  mariuus. 
et  lepus  aques.  Nam  lepus  aques  babet  lapidem  in  capite.  Et 
piscis  qui   vocatur  barec   babet  in   capite  lignum.     Sunt  alii  la- 

30  pides  qui  nascuntur  et  crescunt  velut  arbores  qui  quando  in- 
veniuntur  ab  igne  indurescunt  et  incorporantur  et  bii  sunt  coralli. 
Est  alius  lapis  qui  est  aqua  clara  qui  quando  tangitur  ab  igne 
fit  lapis  et  incorporatur  quando  ignis  acceuditur  super  ipsum  et 
est    cabestir.     Est   alius    lapis    in   quo   ignis  accensus  est  quasi 

35  positus  fuerit  in  igne  et  quando  tangitur  emittit  ignem  a  se  et 
comburit  quicquid  circa  eum  est.    et  bec  est  ex  manerie  maguesie     . 

13  meatos  coJ,        2S  aqueusC?):  aquös  cod.        36  hec  ...  qui  ... 
nigra:  sie 


UND  ARNOLDUS  SAXO  357 

qui  relinet  io  se  res  quas  nominavimus.  Et  illud  idem  facit 
nigra.  Est  alter  lapis  qui  gaudet  acetositate  i.  quaodo  ponitur 
in  aliqua  re  requirit  acetositatem  et  currit  ad  ipsam  absque  tactu 
inanuali  hoc  est  alkibric  et  hoc  est  argentura  et  plumbum  et 
marcasita  atque  magnesia.  Sunt  alii  lapides  qui  per  potum  reci-  5 
piunt  rem  mortalem.  Et  horum  unus  est  lapis  qui  vocatur  el- 
badherer.  Et  lapis  smaragdus  et  hoc  est  zermarred.  Est  unus 
lapis  qui  desiccat  omnes  aquas  dulces  et  salsas  et  amaras  et  ex- 
trahit  aquam  croceam  a  corporibus  hominum  et  quando  appro- 
piuquat  liguo  ferro  et  folio  calami  trahit  ea  ad  se.  et  iste  lapis  to 
vocatur  elberadhi.  Est  alius  lapis  qui  habet  intra  ventrem  suuni 
alium  lapidem  intra  quem  movetur  parvus  quidam  dum  movetur 
ipse  lapis.  et  iste  est  lapis  indie  qui  facit  mulieres  cito  parere. 
Est  alius  quidam  lapis  qui  dum  positus  est  in  aqua  accedunt  ad 
eum  pisces  propinqui  et  quiescunt  super  illum.  Est  unus  lapis  15 
qui  curat  apostemata  procreata  ex  causa  calida  et  rubores  appa- 
rentes  in  faciebus  puerorum  quando  tritus  supponitur  eis.  et 
iste  lapis  videtur  niger  mixtus  cum  rubore  sicut  spien.  Est  etiam 
unus  lapis  qui  facit  dormire.  Et  alter  qui  aufert  sompnum  et 
inducit  vigilias.  Sunt  lapides  aliqui  qui  triti  ignique  suppositi  20 
liquescunt.  Ex  cuiusmodi  lapidibus  exit  vitrum  quod  mpra  vel 
qui  quando  est  inter  ceteros  lapides  notus  est  ad  modum  stulti 
inter  homines  existens  vel  prudentes.  Est  alter  lapis  malum 
emittens  odorem  qui  comburit  quicquid  sibi  proximum  est  et 
18"*  devastat  omnes  lapides  iunctos.  Est  alter  lapis  qui  crescit  |  in  25 
minori  parte  per  quiddam  sibi  coniunctum  et  hoc  est  plumbum. 
Est  alter  lapis  qui  in  vasis  positus  faciet  ea  fervere  quasi  essent 
super  ignem  et  iste  lapis  Est  quidam  alter  lapis  qui 

se  gestautem  exaltat  inter  homines  et  hunc  nominavimus  in  alio 
loco.  Est  unus  lapis  qui  quando  appropinquat  aliis  lapidibus  30 
frangit  eos.  et  dividit  eos  per  medium  et  iste  est  dyamas.  Est 
alter  lapis  vilis  abiectus  et  fetidus  qui  iunctus  ahis  lapidibus  pre- 
ciosis  frangit  eos  et  destruit  idemque  tritus  devastat  alios  lapides 
absque  uUa  vi   et  absque   ullo   gravamine  et  iste  est  askab  qui 


4  cod.  pluni  (in  fine  versut)          5  pottü  cod,          12  intra  (quem): 

infra  cod.  (der  ganze  satz  intra  quem  etc,  scheitU Variante)  18  spien; 

cod,   epleu          23  existen   cod.          28  album  in  cod.  34  askab:  so 
verbefsert  statt  des  urspr,  alkab 


358  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBUS 

Traogit  dyamantem.  sicut  dyamas  frangit  omnes  lapides  foiies  et 
debiles  sicut  docuimus  siipra.  Est  alter  lapis  qui  dum  est  in- 
teger iion  habet  virtiitem.  Et  quando  confractus  est  minutini 
clarificat  et  pellit   omnes  alios  lapides.     et  hoc  est  sambadbeg. 

5  Sunt  aliqui  lapides  qui  quando  coniuncti  sunt  denigrant.  Ex 
quibus  unus  est  ex  minera  et  vocatur  Nora.  Alter  est  gencratus 
et  vocatur  eliuerdaseng.  Alii  sunt  lapides  de  quibus  si  unus 
amiserit  virtutem  suam  et  ponantur  super  lesbric  et  marcasitam 
simul  iuncta  recuperabunt  virtutem  suam  et  sunt  lapides  Talentes 

10  ad  oculos. 

Nunc  nominabimus  omnes  lapides  coniunctos  atque  di\isos 
sicut  thutiam  et  elecined  et  alios  huiusmodi.  Sunt  igitur  quidam 
lapides  quorum  maior  quando  odoraverit  odorem  peioris  hoc  est 
in  saphyro.     croceus  minuetur  et  fragilis  eßicietur  velut  vitrum 

15  et  velut  argentum  quando  tetigerit  mercurium  fundetur  et  erit 
sicut  aqua  fervens.  Sunt  lapides  quorum  coniunctorum  positorum- 
que  in  igne  bonus  sentiet  secundum  vim  mali  lapidis.  sicut 
aurum  quando  coniungitur  vitrcolo  i.  elzag  et  calcantum  et  alu- 
mini,    vel  alumen   i.  elsregh   et  sigillo   mpra   vd  sigillum.     et 

20  iussiador  et  lapis  qui  vocatur  sicenos  de  quo  aurifabri  clarificant 
aurum  suum  et  illud  est  sigillum  uude  clarificant  et  mundant 
argentum.  Et  illud  est  sigillum  quod  invenitur  in  minera  ignis 
greci  et  iste  ignis  est  aqua.  Et  idem  quando  separatus  est  ab 
igne   greco  lit  sal   per  virtutem  venti     et  infrigidatur   et  infor- 

25  matur  et  proiicit  multis  medicinis  gentium,  et  hoc  est  sigillum 
aque  et  sigillum  hone  fame.  In  margine  forte  übt  est  hoc  sigillum 
scriptum  deberet  esse  sal  sie  enim  scriptum  erat  in  exemplari  s. 
seel.  Et  in  quodam  loco  ubi  positum  est  sal.  hie  erat  sei  in  textu 
iterum.    Sunt  quidam   lapides  in  corde  terre  panim  dilecti  qui 

30  dum  percurrerint  ad  superflciem  terre  velut  aqua  fiunt  lapides 
et  niultum  proüciunt  lepre  omnique  infirmitati  existenti  in  corde 
humano.  si  triti  odorentur  aut  collo  süspendantur.  et  iste  lapis 
est  valde  rubeus  neque  est  lucens.  Est  quidam  alter  lapis  cro- 
ceus valde  similis  predicto  rubeo  eo  quod  non  est  lucens  ex  quo 

35  unus  lapis  extrahitur  qui  non  proGcit  ulli  rei.  Est  alter  lapis 
valde  uiger  et   non  lucens  et  iste  est  elzig.     Est  et  alius  valde 

7  eliu'daseng  cod,  (stall  elmerdaseng)         tS.  19  aluinini:  sie  eoä, 
20  vocatur:  cgd,  vero  (üö  statt  uo",  wie  unten  p.  361,  16) 


UND  ARNOLDÜS  SAXO  359 

albus  et  non  lucens  et  iste  est  malus.  Est  alter  lapis  et  lucens 
qui  tanieu  est  de  genere  non  lucentium.  Et  in  lapide  lazuli. 
Extra  lazurre  et  in  suo  genere  crescit  puichritudo  in  majori  parte 

IS""-  sui.  Et  plures  lapides  sunt  qui  similiter  crescunt  in  |  suo  genere 
et  in  sua  pulchritudine  et  in  sua  bonitate.  Est  unus  lapis  qui  5 
vocatur  elinica  i.  cristallus.  Est  alter  eiusdem  maneriei  et  est 
nietallum  cristalli.  Est  quidam  lapis  manens  in  aqua  qui  quando 
sol  oritur  abscondit  se  et  quando  sol  occidit  tunc  se  ostendit  et 
est  levis  in  persona  sua  et  tenet  et  natat  super  aquam.  Est 
quidam  lapis  discordans  s.  elzebez.  et  est  ex  manerie  salis.  et  10 
ex  manerie  elsag.  i.  vitreoli  et  sicut  alumeu  i.  elscel  et  seg.  et 
calcantum.  Et  cokathar.  et  magnesia  et  borac  et  lesbrio.  Et 
isti  lapides  sunt  ex  multis  coloribus. 

Ammodo  volumus  ostendere  genera  et  species  horum  lapidum 
et  licet   uominavimus  eos  in   parte  superiori  huius   libri   nihil  15 
nocebit    si   eos  iterum   nominemus  pro  eorum  profectu   atque 
malitia  quia  nominavimus  eos  per  ordinem  ut  essent  noti.  Neque 
poterit  esse  quin   revertamur  ad  hec  que  dixinius  quando  per- 
venimus  ad  divisionem  eorum.     Lapis  igitur  qui  vocatur  attinkar 
habet  in  se  duas  maneries  lapidum.    s.  boracium  et  salium.     Et  20 
unus  lapis  est   qui   vocatur  nasciadhor.   i.  liscianada  qui  üt  in 
balneis.     Est  et  unus  lapis   qui  vocatur  marchasita   qui  est  de 
genere  auripigmenti  et  lapidis  talc.     Et  lapides  qui  sunt  ubi  sol 
occidit  quando  sunt  sublimati.     sunt  quasi  ridentes.     Isti  sunt 
lapides    quos    philosophus    uominavit    in    divisione25 
alexandri.     Et  lapis  vivi  argenli  est  zesbac.     et  lapis  coralli 
et  lapis  de  soiadana  et  lapis  philosophorum  qui  est  coloratus  ex 
coloribus  tiucture. 

Nunc    dividamus   unum   lapidem   ab  alio  in  hoc  libro  quia 
nos  nominavimus  species  omnium  lapidum  preciosorum  in  prin-  30 
cipio  huius   libri   et  locuti   sumus  ibi  de  coloribus  eorum  unde 
nunc  dividemus  unum  ab  aUo. 

I.  4)  Lapis  elzedi  i.  granatus  est  rubeus  sed  non  tantum  quantum 

rubinus   quia  rubinus  habet  colorem  suum  ex  igne  darum  sine 
fumo.     Sed  in  lapide  elgedi  remanet  ignis  cum  fumo.   et  propter  35 
hoc  est  minus  calidus  et  minus  siccus  quam  rubinus  et  invenitur 

3  extra   bedeutet  4a  margine'   der  vorläge,  wie  supra  zwischen  den 
Zeilen  6  statt  elniica 


360  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBUS 

in  minera  sua  in  partibus  orientis.  et  quando  extrahitur  de  mi- 
nera  est  obscurus  et  nuUatenus  lucet  et  quando  est  incisus  tunc 
apparet  lux  eius  et  claritas  eins  lucet.  Igitur  qui  supra  se  fcret 
ex  isto   lapide  pondus.  x.  granorun)  ordei  ounquam  sompniabit 

5  malum  sompnum  neque  in  sonipniis  timorem  patietur.  hec  est 
virtus  eius.  Si  quis  inspiciat  eum  in  radiis  solaribus  minuetur 
Visus  eius.  Ex  istius  speciei  lapidibus  melior  est  magis  rubeus  et 
magis  lucidus  et  si  quis  fricet  eum  capillis  suis  aut  barbe  suc. 
Deinde  trabat  eum   per   terram  ipse  levabit  paleas  ligni.  ferrei. 

10  vel  ex  ferro  et  aliorum  similiter. 

Est  unus  lapis  qui  ei  assimilatur  et  ille  vocatur  medhanig 
qui  est  minus  rubeus  et  minus  pulcher  quam  albegedi.  Et  iste 
lapis  vocatur  Medhaing  non  habet  virtutem  neque  aliquid  levat 
a  terra. 

15  Est  species  lapidis   qui   vocatur  baalkhec  qui  est  multarum  (m.  5) 

manerierum  et  invenitur  in  multis  mineris  et  apportatur  ex  par- 
tibus orientis  s.  ex  ethyopia  et  ex  specie  huius  lapidis  inveniuntur 
aliqui  in  littore  maris  romanorum  et  terre  gaddi  et  melior  in- 
venitur in  terra  garbi  et  romana.     et  ratio  Imius  est  quia  valde 

20  rubeus  et  valde  clarus  est  et  croceus  atque  splendens  et  ex  specie 
sua  est  unus  lapis  qui  est  minus  pulcher  et  minus  rubeus  et 
assimilatur  aque  mananti  ex  carnibus  recentibus  quando  sale  per 
aliquantum  tempus  manserint  consperse  et  habet  quasdam  lineuu- 
!culas  quasi  albas  et  qui   portal  eum  supra  se  paciflcabitur  ira  148'*' 

25  eius.  Ipse  restringit  sanguinem  et  precipue  fluxum  mulieris. 
Ipse  quoque  mundat  et  curat  dentes  qui  eo  fricantur.  Et  curat 
et  gingivas  qui  fricantur  ex  eo  a  cancro  et  fluxu  sanguinis. 

Et  lapides  qui   vocantur   elgesha   sunt  plurium  colorum  et  (m.  6^ 
afferuntur   a  duabus  partibus  s.  ab  occideute.    a  terra  eliemen 

30  et  a  terra  eisin  et  est  in  partibus  orientis  et  pulchrior  descendit 
ab  occidente  et  iste  lapis  est  niger  in  quo  sunt  contrarii  colores 
s.  albus   et  niger.     Et  ex  istis  est  qui  habet  colorem 
nee  habet  alium  colorem  apparentem.     Et  sufYicit  isti  lapidi  quod 
vocatur  gesha   eo  quod  trahitur  a  loco  qui  gesha  vocatur.     Et 

35  illi  qui  sunt  ex  terra  elzin  odiunt  ire  in  mineram  lapidis  timen- 
tes  eum  nimis.  Unde  nullus  trahit  eum  a  minera  sua  nisi 
slavones  et  servi  qui  non  habent  aliud  unde  vivere  possint.     Et 

2  inscisus  cod.  7  istis  cod.  24  liuenuculas  cod.  32  album 
in  cod.  (cf,  cod.  Mp.  *8icot  mel') 


UND  ARNOLDUS  SAXO  361 

quando  traxerint  ex  minera  portant  ipsum  veadendum  extra  terram 
zini  ad  terras  alias.  Et  homines  terre  eliemen  quorum  sapien- 
tiores  sunt  sicut  bestie  nolunt  ipsum  porlare  neque  pooere  in 
Ihesaiiris  suis.  Neque  invenitur  qui  velit  portare  eum  si  uoo  sit 
demens.  quia  qui  portal  eum  supra  se  sive  in  anulo  sive  alio  5 
modo  sompoiabit  sompnia  pessima  et  multiplicabuntur  cogi- 
latioues  sue.  babebitque  multa  verba  et  litigabit  cum  hominibus. 
Et  si  suspendatur  ad  coUum  pueri  babundabit  in  saliva  ut  multa 
decurrat  ab  ore  eius.  Et  qui  posuerit  eum  in  domo  sua  aut  in 
aliquo  vase  suo  aut  in  cibo  vel  in  potu  suo  minuentur  facta  et  lo 
actus  eius.  Lapis  iste  frigidus  est  et  siccus.  Et  quando  tritus 
est  mundißcat  et  clariticat  rubinum  qui  ex  eo  fricatus  fuerit.  Du- 
rior  est  aliis  lapidibus  et  raro  invenitur  qui  bene  operetur  ex 
eo.  Extra  videtur  secundum  lüteram  loqtii  de  onice.  Nota  ergo 
quia  de  natura  satumi  est.  15 

Est  unuß  lapis  qui  vocatur  Eidbenegi  et  babet  colorem 
viridem  quasi  smaragdus.  eius  natura  frigida  est  et  corrupta 
atque  color.  Ipse  lapis  est  metallum  in  minera  sua  et  postquam 
incipit  fieri  lapis  exit  ex  bumore  sulpbureo  in  modum  sudoris 
sicut  de  viridi  greco  cuius  humpris  quando  gutta  super  aliam  20 
cadit  super  terram  indurescit  in  una  substantia  et  ßt  lapis.  Iste 
lapis  multorum  colorum  est.  Nam  primo  est  viridis,  deiude  mixtus 
prassino.  habet  etiam  colorem  penne  pavonis  atque  colorem 
succidum.  Est  unus  lapis  habens  colorem  intus  viridem  et  suc- 
cidum  et  forte  omnes  colores  inveniuntur  in  uno  lapide  quia  25 
quando  tornator  tornat  eum  veniunt  multi  colores  in  uno  lapide 
et  hoc  est  sicut  coloratus  fuit  in  terra  folium  super  folium.  et 
iste  lapis  vocatur  Nehas  hoc  est  de  eramine  vel  extra  hoc  est 
eramen  sicut  smaragdus   non   invenitur  nisi   in  minera 

auri.  et  si  ex  eo  operetur  aliquid  claritas  eius  et  bonitas  veneni  So 
existentis  in  ipso  quod  ex  eo  decurrit  in  magna  quautitate.  et 
si  tritus  et  fricatus  alicui  detur  in  potu  (it  ei  pessimum  venenum 
quia  extinguit.  extra  extendit  ei  fundamentum  et  procreat  ibi 
vesicas  et  iuflammat  ei  corpus  pessima  passione  atque  corrumpit 
neque  potest  sanari  de  levi.  et  qui  tenuerit  eum  more  suo  sugens  35 
aquam   suam  est  ei  infirmus.     et  si  ponatur  in  auro  pulchriora- 


16  qui  vocatur  (uo):  cod.  qui  vero        18  lo  cod,         23  pfTinö  cod. 
29  album  in  cod. 


362  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBUS 

bitur  post  multos  annos.  |  Si   feratur  et  in   eo  aliquid  stultuin  HS*"' 
fuerit  contemperabitur  ei.     Et  qui  receperit  vencnum  si  biberit  ex 
eo  distemperato  proficiet  ei.    Et  si  quis  morsus  tarento  aut  scor- 
pioue  biberit  ex  eo  mitigabitur  dolor  eius  in  parte.     Et  si  iuter- 

5  ficiantur  quinque  extra  vel  due  musce  cum  hoc  lapide  et  ligentur 
supra  puncturam  talabron  vel  si  locus  lesus  fricetur  ex  eis  cura- 
bitur.  Et  si  tritus  distemperetur  cum  aceto  et  locus  insanus  ad 
quem  currunt  humores  melaucolici  inde  ungatur  curat  illum. 
Curat  etiam   allopiciam   et    mortuam   cutem   capitis  que   dicitur 

10  tabes.  et  etiam  totius  corporis.  Et  iste  est  lapis  qui  coloratur 
a  vento  et  clarificatur  sicut  ventus.  et  ipse  est  coloratus  in  colore 
aure  matutine  atque  vespertine.  et  invenitur  in  hoc  Dhaneg 
metallum  mixtum  cum  suo  corpore.  Et  si  bibitur  cum  veueno 
proficit.     Sed    bibitus    absque    veneno    nocet.     Et  si   teratur  et 

15  fundatur  cum  auro  fragili  dulcoratur  aurum.  Et  si  iungatur  la- 
pidi  attinkar  habet  vim  fortiorem  ad  aurum  dulcorandum. 

Lapis  qui  vocatur  elsbacher  a  grecis  nominatus  est  elbasifer  (m.  S) 
kaker.     expositio   eius   et  est  venenum.     Et   iste  lapis  est  alte 
dignitatis  atque  nobilitatis.     Invenitur  mollis  ad  tactum.     natura 

20  eius  est  calida  et  humida  non  nimis.  Sed  subtilis  est  et  suavis 
et  bonitas  eius  est  quod  ipsa  curat  ab  omni  veneno  cuiuscunque 
maneriei  sit  mortale  scilicet  aut  non  mortale.  Et  a  venenis  que 
exeunt  a  terra  et  ab  illis  que  iiunt  morsu  vermiuni  vel  reptiliuni. 
Curat  etiam  piagas  et  puncturas  serpentum.  Et  quia  locuti  sumus 

25  de  veneno  oportet  quod  loquamur  de  suo  nomine  et  ostendamus 
suam  expositionem  quia  venenum  non  interficit  hominem  per 
suam  frigiditatem  neque  per  suum  calorem.  sed  ex  proprietate 
sue  malitie.  penetrat  enim  usque  ad  sanguinem  cordis  et  epatis 
et  quando  attingit  usque   ad  sanguinem   facit  ipsum  liquescerc 

30  in  similitudinem  aque  decurrentis  a  carnibus  que  salsantur.  et 
decurrit  sanguis  in  venas  obturans  meatus  corporis  viventis  et 
expandit  se  per  totum  corpus  quasi  sagimen  super  aquam.  Sed 
qui  festinat  meditare  antequam  venenum  expansum  fuerit  per 
totum  corpus  proficit  egro.     Sed  si  tardet  ducetur  ad  mortem. 

35  Si  quis  enim  tunc  dederit  pondus  unius  dragme  limature  lapidis 
clbaseher  venenato  liberal  ipsum  per  sudorem  et  per  resolutioneni 

9  mortuam:   cod,  mortisam  17   dh,  elbaseher  32  se   per: 

semp  cod.         sagiiTi  cod,  =  oleum  cod.  Mp. 


UND  ARNOLDUS  SAXO  363 

a  corpore.  Iste  lapis  multos  habet  colores.  ex  quibus  est  color 
citrinus  et  color  cinericius.  et  permixtus  ex  coiore  albo  et  viridi. 
Et  horum  omnium  melior  est  qui  habet  colorem  citriaum  qui 
habet  claram  citrinitatem  quasi  colorem  cineris.  Et  minera  sua 
est  in  terra  elzim  et  iodie  et  in  partibus  orientis  in  terra  cora-  5 
scm,  que  est  in  perside.  Et  perse  nominaverunt  hunc  lapideni 
elbascher,  estque  lapis  veneni.  Et  multi  sunt  lapides  ei  similes 
et  non  habentes  virtutem  neque  vim  eins  neque  faciunt  aliquid 
quod  iste  faciat.  Ex  istis  est  elchim  et  emarmar.  Est  eciam 
quidam  lapis  qui  scpe  accipitur  pro  illo  et  non  proficit  in  aliquo  10 
et  vocatur  phundos.     Si   quis  veneuum  potaverit  et  ponat  istum 

149*^  lapidem  |  in  suo  ore  proficit  ei  et  proGcit  multum  contra  mor- 
suram  tharenti.  et  cuiuslibet  reptilis  venenosi.  et  si  teratur 
et  ponatur  super  morsus  venenosos  aut  puncturas  extrahit  totum 
venenum.  et  si  quis  stringat  plagam  antequam  ponat  ibi  pulve-  t5 
rem  et  tunc  ponatur  pulvis  liberabitur  ex  toto.  Et  si  ex  isto 
pulvere  pondus  duorum  granorum  ordei  ponatur  in  ore  serpentis 
extinguit  illum. 

(m.  0)  Lapis  dyamas   qui  vocatur  elmos  nature  est  frigide  et  sicco 

in  quarto  gradu.    Habet  quidem  in  se  lapis  duas  bonitates.     Et  20 
iiarum  una  est  quod  frangit  omnes  alios  lapides  quibus  coniun- 
gitur.     Et  si  ponatur  super  eos  rumpit  eos  et  aufert  eis  pulchri- 
tudinem  suam   et  destruit  penitus.     Et  hoc  facit  virtute  sui  do- 
minii.     Cum    eo    poliuntur  et   planantur  omnes   alii   lapides  et 
auferuntur  puncture   eorum.     Sed  nichilominus   est  unus  lapis  25 
inter  alios  submollis  et  fragilis  turpis  atque  fetidus  qui  confundit 
<lyamantem  sibi  coniunctum  neque  potest  aliis  vinci  lapidibus  et 
ipse  est  ex  dignioribus  lapidibus.     Et  iste  est  peior  toto  corpore 
plumbi.     Et  nos  exponemus  istum  lapidem   elkab  in  hoc  libro 
|)otentia  altissimi   dei  qui  creavit  celum  et  terram  et  omnia  que  30 
in  eis  sunt,     qui  revelat  populo  quem  diligit  quid  carum  et  quid 

11    pliüdos  cod.  14  ponatur  morsus  ood.  IS  hier  fofgt  im 

tejct  von  derselben  liand  der  an  fang  des  Marbod: 

*£uax  rex  arahum  fertur  scripsisse  neroni. 

Qui  post  augustum  regnavit  in  orbe  secundus 

Quot  species  lapidum  qui  (sie)  nomina  quive  colores  etc.* 

Lapis  dyaiuas  qui  vocatur  etc.  29  et  nos  exp.  spricht  der  arab.  (syr.) 

Übersetzer 


364  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBUS 

vile  et  carum  vilificat  per  vile.  et  vile  exaltat  iuvamine  cari. 
Iste  lapis  qui  vocatur  elmos  assimilatur  bono  et  claro  nesciabor. 
Et  secundum  quod  magnus  fuerit  et  creveril  faciet  opera  sua 
secundum  scilicet  suam  magaitudinem.  Eodem  modo  magnesia 
5  inanifestat  opera  sua  digniori  se  in  eo  quod  obediat  vili  per 
obedientiam  in  hiis  duobus  lapidibus  scilicet  auro  et  dyamante. 
Aurum  diligit  dyamantem  lortissimo  amore  quoniam  propinquus 
eius  est.  Et  est  submersus  et  occultatus  in  eo.  Et  boc  sciunt 
illi   qui   faciunt  aurum   quia  quando  limant  aurum  inveniunt  in 

10  eo  sepius  frusta  dyamantis  resistentis  limis  eoinim  atque  frangentis 
eas  virtute  sua.  Et  si  iste  lapis  teratur  a  fortiori  se  et  pulvis 
eius  ponatur  super  puncturam  ferri  scindet  omnes  alios  lapides 
preciosos.  El  primus  qui  boc  scivit  fuit  alexander  disci- 
pulus   mens   qui  babuit   noliciam   dyamantis.     tunc  scripsi  et 

15  exposui  ei  omnes  maneries  lapidum  preciosorum  sicut  smaragdi 
sapbiri  et  rubini  et  aliorum  lapidum  corporeorum.  Mirabatur 
enim  de  lapidibus  preciosis  et  rogabat  me  super  boc.  Et  qui- 
cunque  babet  lapidem  in  vesica  aut  in  transitu  urine  accipiat 
granum   pulveris  buius  lapidis  iungatque  punct(ur)e  unius  ferri 

20  subtilis  facti  ad  modum  syringe  recte  cum  mastice  et  creta.    Est 
vallis    quedam    ubi    iste    invenitur.     estque    sie  profunda   quod 
nuUus  I  unquam  eam  intravit  excepto  alexandro  et  hec  vallis  est  149*^ 
ultra  corasbau.     In  profundo   buius   vallis   est   tanta  obscuritas 
quod  numquaiii   homo    potuit  videre  nee  tangere  fundum.     Sed 

25  alexander  discipulus  mens  pervenit  ad  hanc  vallem  atque 
vidit  ibi  aliquid  quod  posset  capere.  Vidit  enim  illic  maneries 
atque  multitudinem  serpentum  qui  numquam  visi  fuerant.  et 
liec  vallis  iungitur  terre  indie.  Suntque  ibi  lyri  quorum  boni- 
tatem  neque  sapientiam  nullus  bomo  potuit  videre  quin  morere- 

30  tur  statim  et  boc  quidem  accidit  dum  vivunt.  sed  quando  sunt 
mortui  non  nocent  in  aliquo.  Et  buiusmodi  tyri  babent  sex 
menses  in  estate  et  sex  in  byeme.  Et  quando  alexander  scivit 
boc  fecit  depoilari  speculum  in  vallem  horum  serpentum  taliter 
quod   ipsi  serpentes  possent  videre  corpora  sua  in  speculo.     Et 

35  statim  dum  corpora  sua  in  eo  cernebant  moriebantur.     quo  facto 


2  nesciabor  sie  cod.  i.  sal  armoniacum  6  dyadamante  cod. 

12  puncturam   («^  summitatem) :  punctä  cod.  31  hüc  (hunc)  cod.  statt 

hnt  (habent) 


iU..i 


UND  ARNOLDUS  SAXO  365 

potiierunt  homines  videre  in  vallem.  Quam  cum  inspexisset 
alexander  habuit  voluntatem  capere  ex  lapidibus  vallis.  Fecitque 
excoriari  multas  oves  et  proici  in  vallem.  et  hoc  fuit  postquam 
redierat  ad  gentem  suam.  Proiectis  ergo  ovibus  in  vallem  snpra 
lapides.  Veniebant  aves  etheree  accipientesque  eas  asportabant  5 
extra  vallem  cum  lapidibus  infixis  et  adherentibus  carnibus  ovium. 
(/urrebat  itaque  gens  alexandri  post  aves  colligendo  lapides  i^aden- 
tes  a  carnibus  ovium  parvos  et  magnos.  Adhuc  caveat  sibi  quili- 
bet  homo  ne  in  ore  suo  ponat  dyamantem.  venenatus  enim  est 
propter  conversationem  serpentum.  Ex  vi  sue  duricie  frangit  10 
dentes. 

f.  10)  Expositio  lapidis  qui  vocatur  Sembadheg.     Natura  huius  la- 

pidis  frigida  est  in  secundo  gradu  et  sicca  in  tertia.   Eius  minere 
sunt  in  marinis  insulis  terrc  zin  atque  in  littoribus  eorum.    Vi- 
denturque    esse    vene  pulchriores  aliis  venis.     et    sunt   lapides  15 
corporales    magni   et  parvi.     et  quando   teruntur  cum   ferro  et 
dyamante  et  aliis  lapidibus.     Et  plus  valet  tritus  in  opere  quam 
integer.     Quoniam   alii  lapides  subtiliantur  et  corroduntur.     per 
ipsum   quando   fricantur  super  ipsum  cum  aqua  aut  sine  aqua. 
Sed    non    tantum    operatur   quantum  dyamas  propter   virtutem  20 
altitudinis  et  bonitatem  nature  dycimantis.     Iste  lapis  qui  vocatur 
sembadheg  si  teratur  gumme  que  vocatur  lacca.     Extra  vel  bacca 
(>t  coniungantur   si   gumma   recipiat    corpus  eius  scindet  omnes 
alios  lapides.     Et  si  arsus  igne  teratur  et  ponatur  super  vulnera 
antiqua  et  recentia  curat  ea.     Fistulam  quoque  curat  eodem  modo  25 
supra  aspersus. 

1.  11)  Expositio  lapidis  qui  vocatur  Eltebrognug.    qui  est  lapis  viridis 

mixtus  colori  celesti .  estque  visu  pulcherrimus.  Iste  lapis  clarescit 
claritate  venti.  venti  quoque  obscuritate  obscuratur.  Et  omnes 
lapides  qui  sie  transformantur  habent  malas  similitudines  in  hoc  30 
iapide  ad  aliquid  aeris.  mixti  cum  eo.  Minera  eius  est  sub  pa- 
ludibus  orienlis  et  in  hac  minera  invenitur  lapis  habens  in  se 
aliquid  auri  in  quo  auro  invenitur  adamas  submersus  paululum. 
s,  et  occultum  est.  Et  quando  iste  lapis  tritus  miscetur  cum 
aliis  lapidibus  tritis  proficientibus  ad  oculos  tunc  iste  lapis  pro-  35 

149^^  flcit  eisdem.     Non   est  tamen  nature  regie  |  quoniam  virtus  eius 
atque  dignitas  minuetur.     Et  in  corpore  huius  lapidis  est  quidam 

23  recipiat:  cod.  reciat  28  celestis  cod. 


366  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBUS 

pnrvus   lapis   factus   ex  re   roolli.     quia  qiioniam  ipse  lapis  istc 
s.  obviat  ungento  perdit  pulcritudinein  suam. 

Exposiiio   lapidis   azurii.   iste  lapis  est  frigidus  et  siccus  et  (m.  K 
est  moUis  et  pulchri   coloris.     Qiiando  lapis  ist«  miscetur  cum 

5  auro  tarn  auri  quam  lapidis  crescit  pulchritudo  fitque  durabilis 
et  UDUs  color  pro  altero  splendet  et  illumioatur.  Habetque  hie 
lapis  ^liquid  auri  mixti  secum.  Natura  eius  proficit  oculis  quando 
mixtus  fuerit  cum  aliis  pulveribus  et  quando  ponitur  aliquid  huius 
lapidis  supra  ignem  sine  fumo  flamma  eius  tingetur  colore  eius. 

10  Et  si  calcinetur  ignis  abscondit  se  in  eo. 

Expositio  lapidis  qui  vocatur  eisig.     Iste  est  unus  qui  aspor-  (m.  \^ 
tatur  ex   terra  orientis.     et   ex  terra  s.  indie.     Estque  niger  et 
valde  niger  splendens  deforis  atque  multum  splendens.     sed  non 
est  pervius  ullo  modo.     Et  est  mollis  et  valde  mollis  atque  fra- 

15  gilis.  Et  de  quibusdam  lapidibus  hoc  accidit  propter  eorum 
molliciem  et  de  aliis  propter  duritiam  eorum  atque  siccitatem. 
Si  quis  patiens  in  oculis  causa  senectutis  aut  alicuius  doloris 
qui  invaserit  oculos  eius  ut  descensus  aque  aut  quid  opturans 
vim    Visus    t'aciat   speculum   ex    lapide  isto  qui  dicitur  eisig  in 

20  quo  cotidie  sepius  inspiciat  et  confortabitur  visus  eius  et 
indurabitur  et  liberabitur  a  dolore  et  a  desceusu  aque  in 
oculos  proficit  quoquc  pulvis  huius  lapidis  oculis.  Mixtus  cum 
aliis  pulveribus.  Et  si  habentes  albas  carnes  portent  hiinc  lapi- 
dem  in  anulo  aut  aUter  supra  se  defendit  eos  a  nocumento  maligni 

25  nspectus  et  hee  due  bonitates  sunt  in  hoc  lapide. 

Expositio    lapidis    qui    vocatur   flambari.     Iste    lapis   habet  (m.  U 
colorem    viridem    atque     cinericium    nee    multum    lucidus    est. 
habetque  guttas   nigras    et  albas  atque  citrinas.     Sed   est  qui- 
dam    alter    lapis    qui    ei    assimiiatur  in    tantum   quod    non    est 

30  ditTerentia  inter  ipsos.  Et  placet  multum  regibus  nostris.  Pri- 
mus regum  quibus  iste  lapis  placuit  fuit  achilles  et  profos 
atque  cohaios.  Isti  enim  fecerunt  ex  hoc  lapide  multa  vasa 
ad  bibendum  et  ad  odorandum  odorem  ipsius.  faciebantque 
ipsum    assimilare   ambre.     natura    huius  lapidis  est  frigida   et 

35  sicca.  Vasa  facta  ex  hoc  lapide  generant  illis  qui  ex  eis  bi- 
bunt assidue  quandam  passionem  amaram  ex  colera  adusta  sicut 
accidit  predictis  regibus  atque  suis  domesticis  usque  quo  uüii- 

0 

37  usq;  (usquoque)  inhibaimofl  sie 


UND  ARNOLDÜS  SAXO  367 

biiimus  eis  ne  biberent  cum  huiusmodi  vasis.  Indiguenintque 
hü  medicine  remediis.  Et  qui  didicerit  odorare  vasa  ex  hoc 
lapide  facta  proficiet  eius  frigiditati  atque  siccitati  et  iadurabitur 
cor  eius  et  minuetur  eius  odoratus  et  non  poterit  bonos  odores 
odorare.  5 

M.  15)  Expositio  lapidis  qui  vocatur  elbeneg  i.  magnes  aut  calamita 

attrahens  ferrum.    Natura  eius  est  calida  et  sicca.     Et  iste  est 
lapis   cui   ferrum   obedit.     Quia   nuUus  qui  habet  sensum  atque 
1 49'-  memoriam   credere   debet  quod   ferrum   forcius  sit  aliis  rebus  | 
Licet  forcius  sit  aliis  lapidibus  quantum  ad  sustinendum  ignem  to 
et  sulphur  et  malleationem   fortem  inter  duo  ferra  et  ad  fabri- 
cationem.     Et  licet  fiant  ex  eo  arma  cunctis  horainibus  et  bestiis. 
et  iuvet   se  homo  cum  eo  in  cunctis  operationibus  suis  excepto 
in  vegetabilibus.     Licet  etiam  sint  securi  omnes  illi  qui  cum  eo 
oporantur  super  alia   corpora.     Quando  enim   iste  lapis  advenit  15 
ferro  tralüt  illud  ad  se  quod  videtur  ferrum  habere  spiritum  in 
se.     Facit  enim  magnes  ipsum  moveri  quasi  habere!  in  se  spiri- 
tum viYentem.     Venitque  ad  hunc  lapidem  et  iungit  se  illi  per 
ohedientiam   quandam  eidem.     Et  tanta  est  obedientia  ferri  huic 
lapidi  quod  si  multe  acus  essent  fixe  in  terra  et  iste  lapis  appro-  20 
pinquaret  eis.     omnes  acus  figerent  se   in   lapidem.      Aut  una 
infixa   lapidi.    alie  alligarentur  eidem.    Ita  quod  una  dependeret 
nb  altera.     Melior  ex  huius  speciei  lapidibus  est  niger  admixtus 
rubedini.     Vis  magna  occulta  est  in  hoc  lapide.     Nam  si  ponatur 
in   aliquo  magno  vase  pleno  calce  viva  non  tacta  aqua.     Sitque  25 
vas  tam  magnum  quod  vis  ignis  possit  in  eo  abscondi  et  pona- 
tur vas  in   furnum  figuli  quando  primo   inponit  ignem.     Deinde 
exti'ahatur  vas   et    infrigidari    permittatur   et  postea    lapis  hinc 
trahatur  et  eodem  modo  ponatur  in  alio  vase  sicut  prius  et  in 
fornacem  similiter  ut  prius  mittatur.    Et  ita  Hat  ter  aut  quater  30 
tandem   extrahatur  lapis  et  in   loco  mundo  taliter  reponatur  ut 
nee  ventus  nee  aqua  nee  humiditas  aliqua  eum  tangere  possit. 
Fiantque  frusta  ex  eo  quorum  quodlibet  habeat  pondus  10  drag- 
marum.     si  accipiatur  ergo   unum  ex  huiusmodi  frustis  et  iun- 
gatur  alkibric  eiusdem   ponderis   et  moveantur  fortiter  et  com-  35 
misceantur.  Deinde  proicianlur  in  aquam  gonerabitur  iudc  maximus 

1  indigeruntqiie   cod,  19  est:  esto  cod.        28  hnic  eod,        33 

quolibet  cod.  34  fnistris  cod. 


368  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBUS 

rgnis  comburens  quicquid  comhustibile  propinquiim  fuerit  Si 
iste  lapis  antequam  calcinetur  ponatur  in  aqua  ceparum  aut  allio- 
nim  vi  sit  ibi  per  tres  dies  coopertus  in  aliqiio  vase  amittit 
omniDo  vim  suam.     Sed  recnperabit  eam  si  ponatur  in  sanguine. 

5  hyrci  per  tres  dies  ita  quod  sanguis  quolibet  die  renovetur.  Et 
qui  voluerit  ei  auferre  vim  quam  habet  ex  calefactione  super- 
pouat  ei  parum  sanguinis  hyrcini  et  sie  tollet  ei.  Minera 
huius  lapidis  est  in  ripa  maris  propinqui  terre  indie.  Quando 
naves  tmnseunt  prope  montem  ubi  lapis  iste  est  non  potest  in 

to  eis  reraauere  ferrum  quin  saliat  extra  et  evolans  nunc  supra 
nunc  subtus  non  cessat  donec  perveniat  ad  magnetem.  Similiter 
clavi  navium  eradicantur  unde  competit  naves  transfretantes  per 
illud  mare  non  coniungi  clavis  ferreis  sed  cavillis  ligneis  alioquiu 
periclilarentur.  aut  enim  dirumperentur  per  clavorum  eradicatio- 

15  uem.  aut  usque  ad  montem  traherentur  a  quo  impossibile  est 
navem  separari  cum  ferro  postquam  ei  applicata  fuerit.  Et  si 
quis  acceperit  magnum  frustum  magnetis  et  cum  eo  tetigerit 
locetum  statim  erunt  brauche  sue  restricte  et  inveniet  lapidem. 
Et  hec  est  bonitas  magnetis.     Habet  tamen  et  aliam  |  bonitatem  t50*^ 

20  quoniam  ignis  abscondit  se  in  eo  quando  est  calcinatus.  Quodsi 
venenum  alicui  datum  sit  in  potu  cum  limatura  ferri.  aut  si 
aliquis  vulneratus  fuerit  ferro  venenato.  detur  ei  pulvis  magnetis 
subtiliter  tritus  cum  lacte  et  purgabitur  a  veneno.  qui  bibit 
limaturam  ferri.     aut  ille  qui  bibit  venenum  mixtum  cum  ferro. 

25  Vulneri  vero  facto  ex  ferro  intoxicato  superaspergatur  pulvis  huius 
lapidis  et  curabitur  virtutc  dei.  Ferrum  igitur  obedit  huic  lapidi 
per  virtutem  que  completur  in  eo.  Bonitas  quam  deus  dedit 
illi  manifestaiida  est  illis  qui  credunt  in  cum.  sicut  ipse  vincit 
Corpora  que  videntur  hominibus  completa  et  que  videntur  fortia 

30  et  dura  et  potentia  ex  se  qui  sit  benedictus  in  sccula. 

Expositio  lapidis  attrahentis  aurum  cuius  minera  in  quodani  (15*) 
montc  est  ubi  sol  occidit.     Iste  lapis  attrahit  et  coacervat  simi- 
liter aurum   sicut  alii  aliqui  lapides  trahunt  argeutum  atque  es 
plumbum   pilos.    carues   et  aquas  vel   ova.     Et  est  lapis  super 

;)5  quem  pisces  congregantur.  aut  propter  dilectionem  aut  pröpter 
saporem  quem  inveniunt  in  eo.     Et  ex  istis  lapidibus  est  quidam 


t  propinquin  cod.         7  pum  cod,        8  rippa  cod,        13  caviUis:  s, 
Ducari^e  s.  v,       17  frustniui  cod,        18  branche  nc        32  coacemat  eod. 


UND  ARNOLDÜS  SAXO  369 

lapis  liebes  et  istc  vocatur  badhare.  Et  lapis  qui  vocatur  pho- 
lopos.  Et  lapis  quorum  uuus  occultat  se  sub  aqua  quando  sol 
occidit  et  ostendit  se  quando  oritur.  Alter  facit  econtrario.  Et 
lapis  qui  attrahit  venenum.  Et  minere  omnium  horum  lapidum 
sunt  in  occidente  ubi  sol  occidit  qui  potens  est  supra  dolores  5 
eorum.  Et  discipulus  mens  alexander  qui  fuit  in  Oriente 
pervenit  usque  in  occidenteni  probavit  eorum  Tirtutes. 

Lapis  qui  trahit  aürum  est  fulvus  mixtus  cum  coiore  eine- 
ricio.  Et  levis  et  moUis  tactui.  Et  quando  respicitur  videtur 
esse  aurum  extractum  statim  a  minera.  Si  quis  cum  eo  velit  10 
operari  et  calcinetur  sicut  diximus  de  lapide  qui  trahit  Ferrum 
flet  melior  et  habebit  ardorem  fortiorem  illo.  Natura  huius 
iapidis  est  caiida  et  sicca.  Et  si  aurum  mixtum  fuerit  pulveri 
et  iste  lapis  supertractus  attrahit  et  colliget  totum  aurum  ad  se 
et  separabit  ipsum  a  pulvere  taliter  quod  nichil  remancbit  ibi  15 
ex  auro.     Et  hec  est  eius  bonitas. 

(15'')  Expositio  Iapidis  colligentis  et  attrahentis  argentum.   Natura 

huius  Iapidis  est  frigida  mala  et  corruptiva.    et  iste  est  quidam 
lapis  albus  mixtus  colori  cinericio  et  stridet  velnt  plumbum  cum 
stringitur  nee  tamen  habet  plumbum  in  se.  et  ita  facit  opcrationes  20 
suas.    sicut  exposuimus  de  lapide  attrahente  aurum.    Et  si  ali- 
quis  accipiat  marcam  huius  Iapidis  aut  plus  vel  minus  et  collocet 
iuxta   argentum   per   quinque   brachia   longe   aut   propius  ipse 
attrahet  argentum  ad  se.  etiam  si  clavis  esset  affixum  eradicaret 
illud.  nee  in  aliquo  lapidum  attrahentium  est  tanta  virtus  attractio-  25 
150'^  nis  sicut  in  isto.    Et  si  etiam  esset  calcinatus  in  aliqua  |  testa 
faceret  quod  diximus  et  combureret  quicquid  proximum  esset. 
Si  aliquis  habet    hunc  lapidem   in  anulo  alicuius  metalli  dum 
modo  non  sit  argentum   et  inveniat  argentum  clavis  affixum  in 
dupplo  sui  eradicabit  illud  si  superponatur  eidem.    Et  si  esset  30 
argentum  in  anulo  curreret  faciliter  ad  lapidem. 

(1^*)  Expositio  Iapidis  qui  trahit  cupnim  color  eius  est  pulveru- 

lentus  et  videtur  quod   pulvere  sit  conspersus 

quo  constringatur.    Et  iste  vel  ille   est   peior  qui  trahit  ad  se 
latonem  et  cupnun.     Qui  haberet  ex  huiusmodi  lapidibus  unum  35 
pondus  decem   dragmarum   traheret  ad  se  pondus  trium  carrec- 

3  ostendit  quando  (ohne  se)  cod.         26  testa:  testa^bis  (sie)  cod. 
29  clavi  cod.  33  album  in  cod, 

Z.  f.  D.  A.  neue  folge  VI.  24 


370  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBIS 

torum  cupri.  Et  si  accipiatur  pondus  x.  carrectoruin  buius  lapi- 
dis  et  ponatur  supra  decuplum  sui  in  pondere  ex  argento  fuso 
supra  igoem  antequam  infrigidetur  faciet  ipsum  coloris  fulvi  ad 
modum  auri.    Et  si   fundatur  iterum  ter  babebit  auri.     eritque 

5  tanquam  bonum  aurum  et  huac  colorem  dat  ei  lapis  infusione. 
Ita  quod  argentum  non  amittet  eum  de  cetero.  Sed  non  erit 
tante  rubedinis  sicut  bonum  aurum  rubeum.  Nam  aliquid  est 
in  eo  rubedinis  sulphuree.  Et  si  aliquis  cpylentiam  a  nativitate 
accipiat  pondus  unius  graui  ordei  ex  isto  lapide  trito  cum  aqua 

10  dulci  et  ponat  in  naribus  suis  donec  sternutet  et  liberabitur.        (m*  16 
Expositio    lapidis  attrahentis  pilos.     Iste  lapis  quando  in-  (m.  1* 
spicitur  videtur  esse  pallium  pilosum.     et  dum  tangitur  percipitur 
esse    lapis.    Estque    levis    valde.    Nam  cum    invenitur  ex  hoc 
lapide  quantitas  que  vix  possit  pugno  concludi   non  ponderat 

15  ultra  dragmam  unam.  Est  enim  levissimus  omnium  lapidum* 
Estque  fragilis.  Si  quis  ex  hoc  lapide  posuerit  in  Cucurbita 
cum  alembic  ita  quod  fiat  ex  hoc  quasi  ungentum  fient  ex  hoc 
multa  opera.  Et  si  ponatur  iste  lapis  supra  pilos  alicuius  bestie 
extrahit  eos  quasi  calx  mixta  auripigmento  et  plus  operatur  quam 

20  calx.  Et  si  trahatur  super  pilos  in  terra  dispersos  adunahit  eos. 
et  iungentur  lapidi  ut  in  eo  videantur  puUulare  quasi  herba  iu 
cespite.  Si  pulvis  huius  lapidis  ponatur  super  locum  unde  piii 
eradicati  sunt  faciet  eos  renasci.  Hü  omni  tempore  erunt  pleni. 
Et  si  locus  in  barba  aut  in  capite  qui  per  allopiciam  pilis  denu- 

25  datus  est  fricetur  cum  eo  renasci  faciet  pilos  ibidem.  Et  si 
aurum  fusum  sentiat  odorem  fumi  huius  lapidis  fiet  fragile  quasi 
vitrum  ut  de  cetero  non  habeat  remedium  neque  per  medicinam 
neque  per  aliud. 

Expositio  lapidis  attrahentis  ungues.    Iste  lapis  est  albus  (sc.  IS 

30  et  non  nimis  sed  quasi  pallidus.  Estque  lapis  totus  lenis  et 
mollis.  Si  ponatur  super  unguem  trahit  eum  ad  se  auferens 
ei  claritatem  suam  et  extrahens  sanguinem  currentem  inter  un* 
guem  et  caruem.  Et  si  ponatur  super  ungues  eradicatos  trahit 
eos  ad   se   et   colligit   a   terra  sicut  faciunt  alie  calamite.  |  Et  ISO**^ 

35  videntur  ungues  in  eo  quasi  nati.  Et  si  frangalur  cum  eo  aut 


^  aliquis  f^  epylentiam  (L  e.  epiletnpsiam,  epilepsiam)  cod.,  am  rande 
var  . . .  (die  letzten   buc/itt.  sind  weggeschnitten)        19  mirla  eod» 
23  plaiii  cod,         35  cum  eo  sie 


UND  ARNOLDUS  SAXO  371 

alia  re  non  nocet  ei.  Et  si  ponatur  supra  ferrum  staiim  de- 
turpat  illud.  Et  si  meDStruum  mulieris  virginis  ponatur  super 
bunc  lapidem  liquescit  statim.  Si  aqua  fundatur  super  hunc 
sanguinem  et  iste  lapis  ponatur  intus  per  unam  noctem  fit  quasi 
arena.     Et  hec  est  sua  bonitas.  5 

Si  isti  lapides  colligentes  et  attrahentes  quos  nominavimus 
calcinentur  in  duobus  vasis  supra  ignem  vice  post  vicem  et 
deinde  inungatur  eis  sulphur  comburent  quicquid  circa  eos  erit 
propinquum.  Horum  preparationem  nominavimus  in  capitulo 
primi  huius  libri .  Similiter    in    lapide  calcis   quando  10 

positus  fuerit  in  igne  absconditur  ignis.    Nam  quando  antequam 
fuerit  tactus  aqua   iungitur  sulpburi  facit  illud  idem  quod  pre- 
dicti  lapides  sed  non  ita  fortiter. 
19)  Et  quando   nominavimus  noram  et  auripigmentum  non  po- 

terit  esse   quin  nominemus  opera   eorum.     Nora  enim  et  auri-  15 
pigmentum  quando   coniunguntur  faciunt  venenum  mortale.    Si 
quis  bibat  ex  aqua  horum  duorum  lapidum  dirumpet  ei  funda- 
mentum  et  scindet  intestina  et  penetrabit  testiculos.     Et  si  hü 
duo  lapides  triti   ponantur  super  corpus  viventis  abradet  pilos 
eins  et  auferet  si  ibi  remaneat  eins  cutem  a  carne.    Et  si  lapis  20 
qui  vocatur  marrac  coniungatur  nore  denigrabit  corpora  homi- 
num.    Et  si  eis   iungatur   oleum  et  fiat  ungentum  ponaturque 
supra   fissuras   aut  crepaturas   atque   vulnera   curat  ea.     Et   si 
fissure  sunt  dure  habentes  quasi  crustam  primo  mundificat  eas. 
Deinde  coniungit.     Et  natura  quidem  intendit  facere  hec.    et  25 
hec  mixtio  similiter. 

Expositio  lapidis  qui  vocatur  eltone.  Iste  lapis  albus  est 
et  si  politus  sit  videtur  ebur  albedine  et  pulchritudine  ipsius. 
lapis  iste  quidem  frigidus  est  et  siccus  et  asportatur  ex  littore 
maris  asmiri.  Est  quidam  lapis  qui  vocatur  selu  qui  assimilatur  30 
isti.  nichilominus  diversi  sunt  in  operationibus  suis,  et  iste 
est  lapis  qui  proflcit  ad  maculam  oculorum  quando  pulverizatus 
superponitur.  Et  mulieres  indice  ex  terra  elzin  faciunt  inde 
monilia  et  anulos  fieri  et  portant  secum  eo  quod  deferenti  non 
possit  nocere  sortilegium  si  aliquid  huius  lapidis  ponatur  35 

Deinde  trahatur  lapis  inde    et  ponatur  ad  desiccandum.  aduna- 


10  album  in  cod.  11  abscunditur  cod.  21  vocatur:  cod.  u'o 

(vero)  35  album  in  cod. 

24* 


372  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBLS 

bitur   id   quod    remaQsit   in    lapide   in  duobus  locLs  lapidis  aot 
tribus.    el  ex  nrtute  lapidis  ille  gutte  fient  acetum.     Hunc  qui- 
dem  lapidem  desiderant  reges  qui  mirantur  de  sua  boniUte.    Hk  (iL  21 
deficit  expogiiio  lapidis  qui  vocaiur  mmreasita, 

5         Expositio    lapidis   qui  vocatur  magnesia.     Iste  lapis   habet  ('*-  ^ 
muhos  colores  vocatur  etiam  auhetion  sine  quo  nirum  nequit 
fieri  attamen    non  babet  in  se  aliquid  plnrobi.     Iste  |  lapis  coa-  150^- 
cenat  pulverem  vitri  simulque  barene  et  iungit  simul  sicot  dixi 
et  desiccat  et  purgat.     Ulud  idem  facit  lapis  cuius  operatio  est 

10  occulta  stringitque  fragile  atque  frangit  durum.  In  boc  fuerant 
multi  pbylosopbi  errantes  et  multi  alii  in  boc  non  potuemnt 
aliquid  videre.  Cogitaverunt  enim  multum  in  lapide  colligente 
vitrum  et  erravenint  in  sua  inquisitione  et  tarnen  non  cessa- 
bant  inquirere.    Et  natura  quidem   buius  lapidis  frigida  est  et 

15  sicca. 

Expositio   lapidis  qui  vocatur  alkibric.    Supra  t.  sulphor.  (m.  23 
Iste  lapis  multonim  colorum  invenitur.  Est  enim  ex  eo  qui  babet 
colorem  rubeum  boni  ruboris  absque  pervietate.     Est  qoi  habet 
fulvum  colorem  sufficientis  fuWoris  et  quidani  insufficientem  habet 

20  fulvorem  gravemque  odorem.  Et  iste  lapis  multonim  colomm 
est  mixtus.  Rubeus  invenitur  ubi  sol  occidit  in  terra  forfor 
in  qua  nuUus  bomo  babitat.  que  est  ex  mari  offinos.  Et  iste 
alkibric  splendet  de  nocte  quasi  ignis  ita  quod  videtur  multom 
a  longe.    sed  non  retinet  banc  bonitatem  postquam  fuerit  extra 

25  suam  mineram.  Et  iste  valet  patientibus  epylentiam.  Si  in- 
suffletur  eis  in  nares  ut  sternutent.  Valet  etiam  furibundis. 
sive  insensatis.  et  eis  qui  cadentes  in  exstasim  amittunt  loque- 
lam.  Proflcit  etiam  dolori  capitis.  Et  multum  ex  eo  intrat  opus 
auri.    Tiugifque  albeum  in  rubeum.     Ex  hac  specie  est  quidam 

30  non  babens  tantam  virtutem.  Pulvis  tingit  album  et  rubeum  in 
nigrum.  si  laminis  auri  puri  misceatur  pulvis  alkibric  et  cale- 
(lat  totum  ad  ignem  et  deinde  infrigidari  permittatur  fragile  erit 
aunim  quasi  vitmm.  Si  denuo  ponatur  ad  ignem  et  suppona- 
tur  aliquid  boracis  redibit  aurum  ad  pristinam  naturam.     hoc 

35  salvo  quod  remanebit  in  eo  ex  colore  alkibric.  Iste  lapis  valet 
ad  scabiem  bestiarum  precipue.  Inde  est  cum  occultetur  in 
meatibus  quorundam  fontium   habentium  odorem  sulphuris.     Si 

13  sua  (randbefterung):  illa  cod,  (im  texte) 


UND  ARNOLDÜS  SAXO  373 

quis  in  aquis  horum  balneetur  temperatis  ita  quod  non  sint 
calide  niinis  nee  nimis  frigide.  Ventus  similiter  sit  temperatus 
in  caliditate  et  frigiditate  liberabitur  a  scabie  et  a  vulnere  si 
vulneratus  fuerit.  et  ab  inflaturis  a  pruritu  et  a  morsibus  vene- 
nosis.  a  febre  et  a  melancolia.  proficit  etiam  infirmitatibus  5 
Yulve  et  mulieribus  que  non  concipiunt  pre  nimia  frigiditate 
aut  infirmitate  vulve.  Et  huius  lapidis  hec  est  probatio.  Si 
quis  inunxerit  capitium  sue  camisie  ex  eo  desiccabitur  pre  nimio 
eins  calore  sicut  accidit  elsag.  et  omnis  species  alkibric  com- 
burit  et  devastat  et  ad  nichilum  deducit  omnia  corpora  lapidum  10 
quibus  obviat  igne. 

.  24)  Expositio  lapidis  qui  vocatur  Elzarmeth.     Sfipra  t.  auripig- 

51"^  mentum.  Iste  |  lapis  multorum  colorum  invenitur  s.  rubei  et 
fulvi.  Qui  mixtus  cum  calce  abradit  pilos  et  cutem  atque  car- 
nes  et  ipsi  coniuncti  in  hunc  modum  sunt  venenum  mortale.  16 
Rubeus  atque  fulvus  si  calcinentur  unusquisque  eorum  per  se 
donec  sit  albus  et  ponatur  cum  modico  boracis  supra  cuprum 
rubeum  ad  ignem  aliquamdiu  dealbabitur  et  purgabitur  a  sua 
sorditie  et  fiet  pulchrius.  Et  isti  lapides  multas  habent  mineras. 
Si  comburatur  elzariuech  et  inde  fiat  pulvis  poterit  inde  curari  20 
Cancer  et  fistula.    multum  quoque  intrat  ex  eo  opera  ignea. 

.  25)  Expositio  lapidis  qui  vocatur  elbarchi.    Iste  est  lapis  quem 

quidam  vocant  lampus  vel  lampum.  natura  eins  calida  et  sicca 
est  et  ignea  s.  Indi  ex  eo  lapide  faciunt  iocantationes  pluri- 
mas.  Una  ex  suis  proprietatibus  est  quod  ipse  facit  mulieres  25 
luxuriöses.  Iste  lapis  invenitur  in  affrica  in  minera  sulphuris 
rubei.  et  ideo  alexander  discipulus  mens  inhibuit  genti 
exercitus  sui  ne  quis  ferret  hunc  lapidem  ne  mulieres  exercitus 
nimis  fierent  luxuriöse.  Fecitque  hos  lapides  conquassari  et 
intus  invente  fuerunt  careute  unde  earum  flgure  inveniuntur  ^ 
sculpte  in  latere  lapidis.  Si  aliquis  accipiat  ex  duobus  lateribus 
pondus  duorum  granorum  ordei  et  tritum  dederit  in  potu  habenti 
aquam  citrinam  intra  se  purgabitur  atque  curabitur. 

.  2(>)  Expositio  lapidis  qui  vocatur  elchendi.  i.  indus.    Iste  lapis 

irahit  ad  se  aquam  et  fragilis  et  plenus  foraminibus  atque  lois.  ^ 
Bonitas  eius  est  quod  attrahit  ad  se  omnes  aquas  quando  super- 

1  aqua  .  .  .  temperatis  cod,  10  obviant  cod.  17   donec  sit: 

odo  p  Sit  (so)  cod,  30  ad  sc:  a  se  cod. 


:MA  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBUS 

pouitur  eis.  Si  ponatur  iste  lapis  super  Tentrem  ydropici  haben- 
tis  aquam  citri nam  aqua  exibit  attractu  lapidis.  et  desiccabitur 
ydropicus.  Et  si  tunc  ponderetur  invenietur  ponderaos  quantum 
ponderabat  aqua  quam  ad  se  traxit.  Deinde  si  ponatur  ad  solem 
5  exibit  aqua  et  iapis  revertetur  ad  naturam  propriam.  Quando 
iste  lapis  inponitur  aque  bullienti  aqua  quam  attrahet  remanebit 
in  eo  donec  frigida  sit.  et  tunc  exibit  sicut  aqua  citrina.  Quando 
iste  lapis  tritus  superponatur  loco  pilis  pleno  abstergei  ab  eo 
penitus  pilos. 

10  Expositio    lapidis    qui    vocatur   Malcbs    i.  Iapis  indicus  qui  (sc.  3 

neu  timet  ferrum  nequc  malleamentum  neque  ignero  quanto»- 
cunque  accendatur  super  ipsum  neque  fumus  nocet  ei.  In  quo- 
cunque  loco  fuerit  ipse  anfert  aquam  ab  eodem  loco  scilicet 
membrorum  mentisque  timorem  et  fugat  opera  demonum.    Si 

15  quis  ferens  hunc  lapidem  supra  se  veniat  ubi  sint  sortilegia  ant 
opera  dyabolica.  destruet  ea.  Vir  quidam  nomine  sophesta 
virtute  buius  lapidis  destruit  opera  atque  ingenia  incantatricum 
et  opera  demoniorum  ita  ut  nee  sortilega  nee  aliquid  sui  operis 
aut   malignitatis   poterat    inveniri.     Et    de  hoc    audivimus  rem 

20  mirabilem.   Alexander  |  enim  discipulus  meus  \idit  a  longa  151* 
incantatores   et  incantatrices  et  vidit  homines  exercitus  sui  vul« 
neratos  et  interfectos  miro  modo  potestate  dyabolica.     Cumque 
vidisset    incantatricum    operationes   mirabiles.     Ipse   et   quidam 
alii   reges  qui  secum  erant  rogavit  alexander  creatorem 

25suum  ut  iuvaret  eum  contra.  Et  ex  tunc  non  potuerunt  ei 
nocere.  Ipseque  invenit  scientiam  horum  duorum  lapidum  ^ 
scivit  eorum  bonitatem  adiutorio  altissimi  creatoris  omnipotentis. 

Expositio  lapidis  qui  cito  facit  parere  et  hec  est  una  suarum  (sc.  3 
bonitatum.  Altera  est  quoniam  melior  est  ceteris  lapidibus  in  corpore. 

30  El  iste  est  lapis  intra  quem  auditur  alter.  Et  multi  alii  lapides 
assimilantur  ei  in  hoc  quod  diximus.  Minera  huius  lapidis  est 
in  monte  inter  phernar  et  sen.  Virtus  huius  lapidis  nota  fuit 
per  vultures.  Accidit  enim  eis  tempore  quo  nidificant  quod 
ova  ita  indurantur  in  corpore  femelle  ut  cicius  moreretur  quam 

1)5  ponerct  ea.  Quod  videus  masculus  transvolat  in  indiam  et  inde 
asportat  lapidem  quem  ponit  sub  femella  sua  \irtute  cuius  libe- 
ratur  statim  emisso  ovo.    Et  iste  lapis  vocatur  ülcrum  coarton  i. 

10  Malcbs  sie  17  inquantatriciim  cod. 


UND  ARNOLDÜS  SAXO  375 

lapis  festinaus  pai*tum.  Indi  cogno'^erunt  per  id  quod  Tultures 
faciebant  ex  eo.  Unde  ponitür  unus  ex  istis  lapidibus  sub 
pannis  uiulieris  laborantis  in  partu  et  statim  parit.  Istud  idem 
facit  iste  lapis  omuibus  bestiis  super  quas  ponitur  facit  enim 
eas  parere  statim.  5 

29)  Expositio  lapidis  liberantis  a  glarea.  Iste  lapis  vocatur  eliude. 
Natura  atque  bonitas  eius  est  quod  si  aliquis  bibat  ex  eo  pondus 
trium  carectorum  glarea  eius  disrumpetur  et  destruetur.  Natura 
eius  est  frigida  et  sicca  et  mollis.  Lapis  iste  invenitur  in  par- 
tibus  occidentis  et  littoribus  hyspanie.  unde  maris  proiciunt  10 
ipsum  ad  rippam.  Et  inveniuntur  in  modum  verticuli  mulieris. 
Est  etiam  quidam  lapis  granatus  circumquaque  qui  proficit 
glaree  sicut  diximus.  et  iam  nominavimus  maueries  buius  lapidis 
in  principio  huius  libri.  Si  aliquis  accipit  lapidem  qui  nascitur 
in  corpore  humano  et  terat  ipsum  et  misceat  cum  aliis  pulveri-  is 
bus  yalentibus  ad  oculos  liberabit  a  maculis  oculi  veraciter. 

30)  Aquarum   exeuntium  a  terra  alie  sunt  calide.     alie  acetose. 
alie  amare.  que  postquam  vento  tacte  fuerint  fiunt  lapides.   Lapis 
qui  fit  ex  aqua  calida   non  intrat  aliud  opus  nisi  muri.     Lapis 
factus  ex  aqua  acetosa  tritus  valet  epilenticis  insufQatus  naribus  20 
eorum  ut  sternutent. 

31)  Expositio  lapidis  inducentis  sompnum.     Iste  lapis  est  valde 
nibeus  atque  clarus.     Natura  eius  est  calida  et  corrupta.    Iste 
lapis  est  de  die  quasi  lapis  emittens  aliquantulum  fumi.     Et  hoc 
quidem  videtur  de  eo  in  die.     Sed  de  nocte  videtur  quasi  ignis  25 
illuminans  omnes  alios  lapides  qui  sunt  circa  se.     Si  quis  acce- 

31^'^  perit  ex  hoc  lapide  pondus  unius  |  dragme  aut  parum  plus  vel 
minus  et  suspendat  ad  Collum  alicuius  dormiet  tribus  diebns  et 
tribus  noctibus  continue  et  in  quarto  die  si  auferatur  et  exci- 
tetur.  erit  tanquam  ebrius  et  magis  sompnolentus  quam  aliquis  30 
alter.  Et  hoc  accidet  ei  virtute  lapidis  dum  est  supra  illum.  Et 
si  ligetur  brachio  alicuius  aut  ponatur  sub  capite  eius  dormiet 
tantum  quod  dolebit  caput. 

•  32)  Expositio    lapidis   auferentis    sompnum.     Iste   lapis   viridis 

declinans  ad  virorem.     Pondcrosus  est   ut  plumbum.  et  hie  est  35 
rosas  et  invenitur  asper  tactu.     Et  est  lapis  multorum  colorum. 

0  vocatur  eliude:  notus  elmde  (elinde  oder  elmde)  cod,  36  rosa- 

set  cod.  (statt  rosas  oder  rasas.  et) 


376  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBÜS 

Quicuuque  habuerit  super  se  ex  boc  lapide  pondus.  x.  dragmanim 
nou  dormicl  de  die  neqiie  de  nocte  sed  semper  vigilabit  absque 
clausione  oculorum  et  absque  uUo  gravamine.  Sunt  autem  aliqui 
bomiues  vigilantes  de  nocte  qui  valdc  gravantur  sompni  amissione. 
5  Et  desiccantur  eis  ossa  et  fiuut  ponderosi  ac  si  portareut  ferrum 
aut  plumbum.  Et  boc  quidem  non  accidit  babentibus  supra  se 
bunc  lapidem  licet  multum  vigilent.  Et  si  auferatur  lapis  dor- 
uiient  secundum  quod  cousueveruot.  Si  pulvus  buius  lapidis 
ponatur  in  naribus  leprosi  ut  sternutet  iiberabitur  a  morbo  ilio. 

10  Habet  igitur  bas  duas  bonitates  scilicet  sompnum  aufert  et  quod 
curat  a  lepra. 

Expositio  lapidis  qui  occullatur   de  die  et  apparet  de  nocte.  (33*) 
Iste   lapis  invenitur   in  mari   byspanie  prope  offanos.     Et  istud 
est  marc  quod  nominavimus  in  boc  libro.     quod  crescit  in  uno 

15  tempore  anni  et  exit  ripas.  Iste  lapis  conteritur  ex  concussu 
aque  vocatur  eldor.  Et  quidam  alter  quem  nominabimus  post 
istum.  et  iste  et  multi  alii  lapides  reperti  fuerunt. 
et  visi  ab  alexandro  in  loco  isto  quando  ipsc  intra- 
vit  te nebras.     et  invenit  mira  cogitatu  in  liiis  lapidibus  quos 

20  nominavimus  in  boc  libro  quemlibet  per  se.  Multi  sunt  lapides 
maneriei  istius  lapidis  et  tot  quod  nescitur  eorum  numerus. 
Et  etiam  cuiusUbet  lapidis  quem  nominavimus  in  boc  libro. 
Et  aliqui  pbilosopbi  dixerunt  generationem  lapidum  super  qua- 
tuor  mineras    Et  dicebant  quod  aurum  est  de  minera.     et  ar- 

25  gentum  de  minera.  et  plumbum  de  minera  et  ferrum  de  minera. 
Et  sie  diviserunt  eos  in  quatuor.  Et  in  boc  fuerunt  valde  de- 
cepti.  Et  nos  dicimus  quod  quilibet  lapis  babet  mineram  suam. 
Sicut  invenimus  vivum  argentum  babere  mineram  suam.  Et 
iam  nominavimus  eorum  mineras  pro  maiori  parte. 

30         Nunc  nominabimus  quendam  lapidem  quem  laudare  volumus.  (33**) 
Iste  lapis  levis  est  supernatans  aque  de  nocte  separatur  a  fundo 
aque  ad  superflciem  eins  i.  super  facieni  aque  apparet  de  nocte. 
Et  quando   sol  incipit  oriri   et  lapis   immergitur   in  aquam  oe 
tangatur  a  sole  descendens  ad  fundum  deductus  nunc  dextrorsum 

35  nunc  sinistrorsum  undis  et  vento  donec  in  fundo  perveniens  |  in  151^< 
aliquo  loco  terre  quiescat.    Et  quando   sol  iterum  incipit  decli- 
nari  et  lapis  incipit  elevari  paulatim.    sie  ut  post  solis  occasum 

13  offanos  slaU  okianos  15  rippas  cod.        27  qualibel  coti. 


UND  ARNOLDUS  SAXO  377 

supra  aquam  appareat.  Si  quis  acceperit  ex  hoc  iapide  tres 
dragmas  et  coUis  equoruiu  suspendat  dod  poterunt  hiauire  quam 
diu  ad  Collum  habuerint  lapidem  suspensum.  Idem  quoque  acr 
cidit  de  aliis  bestiis.  Nam  quecunque  lapidem  ad  coUum  suum 
suspensum  habuerit  non  poteril  vociferare  vel  mugire  quam  5 
diu  eum  ila  tuleriL  Alexander  precepit  hominibus  sui  exer- 
citus  quod  animalibus  suis  adaptareut  hos  lapides  ut  dictum  est 
ut  animalibus  non  facientibus  tumultum  clamoris  non  habere! 
alexander  impedimentum  donec  esset  supra  inimicos  suos  n  u  t  u  d  e  i. 

(34)  Expositio  lapidis  qui  occultatur  de  nocte  et  apparet  de  die.  to 
Iste    quidem   lapis   contrarium    operatur    quod    lapis    predictus 
attamen   inveniuntur  in   eodem  loco.    Nam  quando  sol  declinat 
Iste  lapis  incipit  descendere  ad  fundum  per  mediam  aquam  nunc 

a  dextris  nunc  a  sinistris  vento  agitatus  et  undis.  et  quando 
sol  oritur  lapis  surgit  paulatim  donec  veniat  supra  aquam.  et  15 
quando  sol  tegitur  nubibus  et  lapis  occultat  se  sub  aqua,  et 
quando  nubes  dividuntur  aut  amoventur  ut  sol  appareat  et  lapis 
redit  super  aquam.  Et  quando  sol  occidit  lapis  descendit  ad 
fundum  aque  in  aliquo  loco.  Bonitas  si  quidem  huius  lapidis  est 
quod  si  suspensus  fuerit  collo  bestie  non  cessabit  clamare  secun-  20 
dum  proprietatem  sui  soni  quamdiu  ad  coUum  habuerit  de  die 
et  de  nocte.  Dens  exaltetur  qui  est  verus  iudex  et 
creavit  omnia  in  mensura  et  forma  suo  iussu. 

(35)  Expositio  lapidis  qui   vocatur   polophos.     Iste   lapis  habet 
colorem  multorum  colorum  mixtum.    Est  enim  ex  specie  lapidum  25 
qui  mutantur  multotiens  in  die.    Aliquando  est  rubeus  et  non 
nimis.    Aliquando  viridis,    aliquando  citrinus.     Et  sie  singulis 
diebns   quolibet   colore   coloratur  et   de   nocte  splendet   aliqua 
claritate.     Ipse  assimilatur  ori  ridenti  in  cuius  interiori  occultus 
est  ignis.     Alexander  precepit  suis  baronibus.    quod  ipsi  por- 30 
tarent  ex  hoc  Iapide  supra  se.     Qui  portaverunt  de  die  et  in 
nocte  sequenti  habuerunt  multum  insultum  a  demonibus.    mul- 
tumque  timuerunt  proiciebant  enim  lapides  et  fustes  per  totum 
exercitum  et  verberantur  homines  nescientes  unde  hoc  accideret. 
eo  quod  non  videbant  aliquid  circa  eos.    unde  hoc  venire  passet  35 
Quare  estimaverunt  quod  lapides  hü  quos  de  die  tulerant  venirent 

14  ad  dextris  nunc  ad  sinistris  vento  agitatis  co^.        25  mixtim  cod, 
28  quoslibel  cod. 


378  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBÜS 

a  demonibus  et  quod  demones  haberent  in  eis  aliquid  operis 
occultum  quod  nolebant  maDifestum  esse  homiuibus.  Alexander 
qui  secum  habebat  dei  adiutorüim  quo  iuvabatur  in  suis  necessi- 
tatibus  detulit  secum  aliquos  ex  istis  lapidibus.     et  quando  ex- 

5  traxit  eos  a  minera  sua  in   quocunque  loco  fuit  neque  demon 
neque  serpens  neque  leo.  aut  alia  fera  sive  quodcunque  veniebai  |  152*^ 
in  exercitum  suum  sed  fugiebant  semper  ante  eum.    Et  hec  est 
bonitas  huius  lapidis  et  propter  hanc  bonitatem  ponebant  reges 
huiusmodi  lapides  in  thesauris  suis,    ut  s.  inde  fugarent  demones 

10  atque  serpentes. 

Expositio  lapidis  qui  vocatur  elkir  i.  cacaramum.    Iste  lapis  (36) 
invenitur  in  partibus  occidentis  et  in  hyspania  prope  civitatem 
quem  alexander   constituit  per  30.  dietas.     Iste   lapis  niger 
est  habetque  colorem  kir.    pulcher  quidem  est  ad  tangendum. 

15  Et  ex  eo  exit  de  die  quasi  quidam  fons  ex  pulvere.  Quando 
100  dragme  kir  fuerint  cum  mille  dragmis  huius  lapidis  kir 
bulliet  et  liquefiet  quasi  esset  in  igne.  Et  si  ponatur  in  aqua 
fontis  aut  in  aqua  currente  aqua  fugiet  dextrorsum  et  sinistror- 
sum  et  nichilominus  semper  vult  esse  super  aquam. 

20         Expositio   Isjpidis   animalis  viventis   sicut   animalia  marina.  (37  — 
Ex  quibus  est  Cancer  marinus  qui   habet  dentes  et  corpus  de 
lapide.    Et  lepus  marinus  qui  habet  caput  lapideum.    habet  enim 
lapidem  in  capite.    Et  testudo  habet  dorsum  lapideum.  et  storos 
testudo  nutritura  curie  habet  dorsum  lapideum  cuius  nominayimus 

25  speciem  in  hoc  libro.  Storos  atque  Cancer  marinus  habent  maxi- 
mum  profectum  sed  dentes  plus  proiiciunt  ad  faciendum  pulverem 
ad  oculos.  Sed  alii  non  proficiunt  nisi  lepus  marinus  cuius 
mentionem  fecimus  quod  secündum  lapidem  in  capite.  Et  isti 
sunt  lapides  viventes. 

30         Expositio  lapidis  qui  suspenditur  ad  mamillas.   Natura  huius  (38) 
lapidis  est  frigida  et  corrupta.     Et  lapis  quidem  iste  albus  est 
et  ponderosus  et  valde  durus.   et  declinat  parumper  ad  ruborem 
occultum  minera  eins  est  in  Oriente  in  quodam  monte  prope 
vallem  dyamantis.    Quando  sol  oriens  lucet  supra  hunc  lapidem 

35  splendet  ipse  in  albedine  incensa  valde  velut  esset  argenium 
fusum.  aut  quod  lapis  esset  totus  conspersus  vivo  argento.  Sed 
nichil  horum  invenitur  in  lapide.    Si  quis  pondus  trium  drag- 

6  veniebül  cod,  28  secündum  (fiTi)  so  cod. 


UND  ARNOLDUS  SAXO  379 

marum  huius  lapidis  suspendat  mulieris  mamillis  que  in  mamillis 
patitur  omnino  curabit.  Sicut  cancrum  qui  generatur  plerum- 
que  in  mamillis  mulierum  lactentium  quibus  lac  nimis  manet  io 
mamillis  ita  quod  indurescit  et  coagulatur  per  calorem.  aut 
per  agitatioDem.  Et  tunc  non  sugit  infans  nisi  sicut  serum  5 
donec  patitur  mulier  cui  hoc  accidit  graviter.  et  punctiones 
malas  sentit,  ab  hac  igitur  infirmitate  et  a  similibus  io  mamillis 
accideotibus  liberat  iste  lapis  appensus  tarn  viros  quam  mulieres. 
(39)  Expositio    lapidis  qui  curat    apostemata.     Iste  lapis   habet 

multas  mineras  in   occidente  in  paludibus  hyspanie  et  in  palu-  10 
dibus  orientis  in  terra  indie.     Iste  lapis  ruborem  habet  mixtum 
cum  pallore.   lenis  est  taclu  ita  quod  videtur  absque  ulla  asperi- 
tate.     Est  etiam   multum    durus.     Natura   eins   est   frigida  et 

152^^  humida.  [  Licet  ipse  sit  durus  quando  cum  aliquo  fricatur  exit 
ab  eo  liquor  puniceus  quasi  rosa.    Quando    fricatur  apostema  tft 
aut  quelibet  inflatura   cum  hoc  lapide  aut  ungitur  liquore  eins 
proflcit  ei  et  mitigatur  dolor.     Et  bec  est  sua  bonitas. 

(40  =  Expositio    lapidis  qui  vocatur  Elbehecte  hoc  est    baddare. 

^  '*'     ^^  Ipse  est  sub  paludibus  tenebrarum  ubi  nunquam  est  dies  neque 

sol  apparet  quoniam   cursus  suus  longe  est  ab  eis.     Diesceret  20 
enim  ibi  si  sol  appropinquaret  illuc.   neque  essent.    ibi  perpetue 
tenebre  sicut   sunt  in    mari    oflßanos.     Lapides  elbehecte  sunt 
magni  et  parvi  habentes  colorem  auri.     Quando  mare  offianos 
inflatur  inveniuntur   in   littore    eiusdem   maris.     Extra    Constat 
quod  hoc  totum   est  enigma.     Quando  exercitus  alexandri  yenit  25 
illuc  et'^quidam  ex  exercitu  respexerunt  hos  lapides  omnes  aspi- 
cientes  stupidi  fiebant  et  intuebantur  ore  aperto  quasi  amentes 
nee    poterant    inde    amoverc  cogitationem  suam   sed    manentes 
oscitabant  desuper  lapides.    Et  ecce  quedam  avis  nimis  magna 
parve  stature  existens  cuius  locus  est  occultus  exivit  mare  of-  30 
flanos.    Et  quando  venit  super  locum  ubi  erant  lapides  proie- 
cit  se  super  eos  alis  extensis  faciens  quemadmodum  et  homines. 
Quando  vidit  gens  hoc  traxit  se  retro.    Tunc  precepit  alexander 
hominibus  suis  ut  coopertis  faciebus  seu  clausis  oculis  accedereut 
ad  lapides  et  proicientes  pannos  super  eos  asportarent  ex  lapi-  35 
dibus  quantum  possent  redeuntes  ad  tentoria  absque  hoc  quod 
inspicerent  lapides  quod  fecerunt»    Tunc   tulit  alexander  eos  in 

2  gencranlur  cod,  15  pumiceus  cod.  22  offianos,  wie  oben 

376,  13  vnd  unten  s.  30 


380  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBUS 

terra  habitata  hominibus  longe  ab  inde  itioere  unius  mensis. 
precepitqiie  eos  cxtrahi  a  vasis  quibus  portabanlur  et  fecit  ex 
eis  fieri  muros  cuiusdam  civitatis.  Sicque  recessenint  ab  illo 
loco.  postea  accidit  quod  veutus  et  aer  scideruBt  lapides  muri 
5  illius.  ita  quod  exleriores  vel  altiores  erant  cooperti  pulvere  ei 
luto  et  interius  erant  clari.  Et  hoc  narrat  translator 
huius  libri  ex  narratione  quorundam  fide  dignornm 
dicens.  Nos  inteileximus  quod  quidam  ex  regibus  filiorum 
ninive  iegit  in  libro  de  lapidibus.    Et  statim  adunavit  exercitum. 

10  Et  dedit  ei  principem  et  misit  eos  ad  sciendam  certitudinem 
huius  civitatis.  Et  cum  pervenissent  iliuc  fecerunt  scalas  ad 
scandendum  murum  civitatis  ut  possent  videre  infra  civitatem 
princepsque  exercitus  precepit  quibusdam  ex  suis  ut  scande- 
rent  muros  civitatis,     et  primus  qui  ascendit  cum  vidit  lapides 

15  intus  aperuit  os  et  saliit  in  civitatem  non  rediens  ulterius.  Quod 
cum  vidisset  princeps  precepit  aiteri  ascendere  qui  cum  fuit 
supra  murum  fecit  ut  primus.  Elegit  deinde  princeps  queodam 
numerum  suorum  hominum.  fecit  eos  iurare  quod  ascenderent 
muros  et  quod   visa  civitate  reverterentur  dicturi   certitudinem 

20  de  ea.     et  illi  ascenderunt  et  fecerunt  sicut  fecerunt  alii.    pre- 
cepit igitur  tunc  princeps  genti  retroverti.     Sei  |  vit  enim  quod  152^^ 
hec  esset  virtus  iapidis.    Et  nescitur  altera  bonitas  in  boc  lapide 
nisi  hec. 

Expositio  Iapidis  qui  vocatur  Elselsis.     iste  lapis  est  levis  (41  » 

25  et  fragilis  corporis.    Qui  tangit  eum  videri  potest  ei  quod  ven-  ^^'^^ 
tus  eam  frangere  posset.   assimilatur  lapidi  qui  vocatur  elphysior 
quando  mare  inflatum  est.    et  unde  quasi  moutes  fugientes  ante 
ventum  currunt.    Tunc  surgit  lapis  iste  cum  vento.    Qui  huius 
Iapidis  pondus.   10.  granorum  ordei  portaverit  ad  brachium  liga- 

30  tum  vincet  omnes  inimicos  suos  in  hello. 

Expositio  Iapidis  qui  vocatur  Elmecha  aut  bellor  i.   cristallus.  (42) 
Iste  lapis  est  ex  specie  vitri  et  invenitur  in  minera  sua.    Sicui 
formatus  est  totus  integer.    Sed  non  est  sie  ex  vitro.    Invenitur 
enim  per  frusta  et  micas  et  est  cum  magnesia.    Supra  vd  mag« 

35  nete  per  cuius  adiutorium  fit  unum  corpus.    Sed  cristallus  est 
clarior  et  magis  alba  et  fortior  quam  aliquod  vitrum.     Cristallus 


8  reptibns  (so)  statt  regibus       25 — 26  eum  . . .  eam  (so)  cod.  (vgl, 
la  lapide!) 


UND  ARNOLDUS  SAXO  381 

recipit  coiores  diversos  qai  trahuDtur  ex  lapidibiis.  et  quando 
tincta  est  assimilatur  nibino.  Divites  aiiqui  faciunt  sibi  fieri 
yasa  ex  ea.  Et  iste  iapis  plus  piacuit  regi  Brohore  quam  ali- 
quis  alter.  Fecit  enim  ex  ipso  fieri  omnia  vasa  sua.  Et  iste 
rex  fuit  primus  qui  fecit  fieri  vas  lapideum.  Bonitas  huius  5 
lapidis  est.  quod  quando  exponitur  soli  rotundatus  ut  radii 
solares  penetrent  ipsum  erit  igois  ab  eo.  Est  quoque  alia  cri- 
stalli  species  que  nou  est  adeo  pulchra  neque  clara  sicut  pre- 
dicta  cristallus.  VerumptameQ  est  durior  quando  videtur  ab 
aliquo.  apparet  ei  quasi  ex  nive  esset.  Et  si  percutitur  ferro  10 
emittit  igoem  magnum.  Quare  hunc  lapidem  portare  debent  qui 
ignem  facere  Tolunt. 

(43)  Expositio  vitri  quod  vocatur  zegeg.  Vitrum  est  multorum 
colorum  et  invenitur  in  multis  mineris  tapideis  et  harenosis. 
Quando  ponitur  in  igne  cum  magnesia.  Supra  vel  magnete  15 
liquescunt  et  fiunt  unum  corpus  virtute  plumbi  et  magnesie 
vel  netis.  Et  quando  tractum  est  ab  igne  si  exponatur  vento 
antequam  secundam  decoctionem  temperatam  receperit  leTiter 
frangetur  corpus  eins.  Et  cum  sint  multi  coiores  vitri  invenitur 
quedam  species  adeo  albi  quod  vix  potest  dignosci  a  cristallo.  20 
Et  istud  est  melius.    Ex  hoc  trahitur  rubeum.    citrinum.    viride. 

et  violaceum.  Est  enim  Iapis  mollis  et  fragilis.  Et  sicut  fatuus 
homo  inclinatur  dictis  cuiuslibet.  Ita  vitrum  omuibus  coloribus. 
Recipit  enim  omnes  coiores  per  calorem  ignis.  Et  fit  Iapis 
quando  vento  exponitur.  Natura  eius  calida  est  in  primo  gradu  25 
et  sicca  in  secundo.  Et  est  convertibilis  ad  quamlibet  aliam 
naturam  lapidum.  eo  quod  vitrum  fit  Iapis.  dum  ponitur  in 
aere  frigido.  Et  cito  calefactum  liquescit  per  suum  calorem. 
et  inclinatur  omni  generi  lapidum.  sive  sit  ex  minera  sive  non. 
152^^  Et  quando  tingitur  |  in  igne  temperato  bene  coloratur.  Sed  si  30 
ignis  est  nimis  incensus  aut  debilis  non  bene  tingetur.  Et  sicut 
trahitur  caro  a  bestiis  ita  trahit  ipsum  ad  se  ferrum  virtute  sui 
caloris  atque  siccitatis. 

(44)  Sal  multarum  minerarum  est.    multorumque  colorum.    Una 
species  eius  est  Iapis  albus  sicut  nix.    et  ex  ista  specie  est  cri-  35 
Stalins  que  indurata  est  Iapis  facta,     sicut  ceteri  lapides.     Et 
alia   species   que  est  aqua  salsa  et  inde  fit  Iapis.     Est  eius  alia 

17  'vel  netis'  dh,  *vel  magnetis'  (wie  z.  15) 


382  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBÜS 

species  quod  in  principio  fuit  ventus  corruptus  inter  metalla 
inclusus  et  postea  lapidescit  et  fit  sal.  Est  item  alia  salis  maneries 
quod  invenitur  in  cisternis  in  quibus  fiunt  gutte  ex  fontibus 
in  ventre  terre.    Et  quando  hec  aqua  extrahitur  et  separatur  a 

5  guttis  lapidescit  iu  sal  virtute  aeris.  Et  uos  quidem  nomiDavi- 
mus  sal  quod  est  gubernator  totius  mundi  et  cuncti  populi.  inde 
conduut  cibaria  sua.  Et  sal  quidem  invenitur  in  piantis.  et  in 
lapidibife  et  aquis.  et  omnis  res  cum  coniunctum  fuerit  corrigetur 
per  ipsum.    Natura  eins  calida  est  et  sicca,     sed  quoddam  call- 

10  dius  est  altero.  Et  alterum  altero  siccius.  Per  ipsum  fit  aurum 
pulcbrius  atque  argentum.  Augmentat  enim  auro  ruborem  et 
albedinem  argento  et  mundificat  ea  a  sua  sorditie.  et  lapidum 
maior  corrigitur  per  illud.  Et  ipsum  quadruplat  quatuor«  Emen- 
dat  tres  regit  duo.     et  in  se  est  unum. 

15  Completur  in  hoc  summa  lapidum  preciosorum  convenientium 
in  uno.  et  utilitas  atque  modus  eorum.  Et  dominus  laudetur 
cuius  nomen  exaltatum  in  secula  qui  est  regens  in  cognitione 
eorum.     Amen.     Explicit. 

6  inde  condunt:  unde  cundunt  cod. 


Im  codex  Leod.  folgt  unmittelbar  darauf  von  derselben  band  (f.  152^ 
bis  154*0  ^^^  ^  columnen  ein  anderes  steinbuch. 

Am  rande  mit  ganz  feinen  zögen  (als  Vorschrift  fär  den  nibricator) 

^Dixit   haly  yben   rodoan', 

am  Schlafs  (nachdem  die  einzelnen  tiere  nach  den  4  klassen  durchge- 
gangen sind,  zuletzt  die  fische)  . . .  usque  in  finem  vivet  illesas.  est  eniin 
lapis  sacratus. 

Explicit   Über   haly. 
Anfang: 

*Dum  congregati  essent  phylosophi  coram  rege  kalim  qui  de  lapidi- 
bus  animalium  scrutabatur  locutus  est  senex  regi.  0  rex  mi  recolo 
ar.  (Aristo tele m)  in  generatione  animalium  et  generatione  lapidum  in 
animalibus  locutum  fuisse  cuius  dicta  aperto  sermone  tibi  desidero  decla- 
rare,  cui  rex  promissa  completo  et  donativa  recipias.  ac  senex  alt  regi. 
Rex  audi  et  considera  quod  animaHum  quatuor  sunt  distincti  modi.  Primus 
gressibile.  Secundus  modus  volatile.  Tercius  modus  reptile.  Ooartus  vero 
natabile.  In  hüs  autem  generantor  lapides  diversorum  colorum  et  diver* 
sarum  virtutum.  Fit  autem  generatio  herum  lapidum  ex  humoribus  habun- 
dantibus  et  congelatis  calculo  naturali  in  diversis  animalium  membris  sicut 


UND  ARNOLDÜS  SAXO  383 

ceteri  lapides  et  fluminibus  et  rivis  et  mineris.  Generantur  autem  huius- 
modi  lapides  in  animalium  partibus.  quandoque  aatem  ia  capite  quando- 
que  in  gutture.  quandoqne  in  iecore.  quandoque  in  ylibus.  quando  in  in- 
guinibus.  quandoque  circa  dorsi  spinam. 

In  hominis  igitur  capite  cum  cerebrum  convertitur  in  mQmiam  gene- 
se ^  ratur  iapis  niger  ut  mümia  durus'  |    etc. 

Nach  schlufs  dieses  tr.  folgt  noch  der  anfang  (de  aetite)  eines  andern 
tr.  de  lap.,  der  aber  nach  28  Zeilen  unvollendet  abbricht :  ^Echites  punichei 
coloris  visu  asperi  oblongus  et  licet  rotundus  platus  tarnen  aliquantulom'  etc. 


Vor  Arist.  de  lapid.  geht  von  derselben  band  vorher  f.  t40^  *Trac- 
tatus  domini  alberti  secundus  secundi  libri  de  lapidibus 
nominatis  et  eoram  virtutibus.'  (Alb.  m.  opp.  t.  ii  p.  227).  ine. 
*Sapponarous  autem  nomina  precipuorum  lapidum'  etc. 

f.  144':  ^Incipit  tractatns  de  ymaginibus  lapidum'  (ib.  ii  p.  23S).  ine. 
*De  ymaginibus  autem  lapidum  et  sigillis  post  hec  est  dicendum'  etc.  bis 
f.  146'^:  ^Explicit  secundus  liber  de  lapidibus.'  (nun  folgt  Arist.  de  lap. 
f:  146^').  alle  diese  Schriften  über  steine  von  einer  und  derselben  band 
saec.  xrv. 


Übersicht  des  Inhalts  von  cod.  Leod.  77: 

A  (erster  alter  teil  des  bandes)  saec.  xii. 
f.  r  gedieht. 

r  Sententie  sapientum.  bis  5\ 

5^  gedieht  (Amicus  suo  fidelisdilecto):  anfang,  dessen  fortsetzung 

hinter  der  physiogn.  auf  f.  71  (also  falsch  gebunden). 
6*  de  physignomonia. 

62'  Ypocras  de  incumbonibus  (presagia  tonitruorum  usw.) 
71'  gedichte,  verschiedene,  bis  73*. 

f.  t  titel.  f.  74  schlufsblatt   mit  versinschriften. 
B  (zweiter  teil)  saec.  xiv.    titel  u.  anfang  fehlt,  auf  der  ersten  vorh. 
Seite  steht  liber  mnry  sti  Trudonis. 

erste  band:       75':   [Thom.  Ganlimpr.  de  nat.  rer.  libri xx].    heg.  in  lib. 

n  de  anima.    folgt  76'  lib.  in  de  monstruosis  homi- 
nibus.  IV  de  quadrupedibus  etc.     136*:  lib.  xx  de 
ornatu  cell  et  eclipsi  solis  et  Inne. 
139':  anhängsei  de  nrina  (von  ders.  band), 
zweite  band:  139":  Albertus,  Arist.,  Haly  de  lapidibus. 
dritte  band:    155'  (154'  ist  leer):  Palladius  de  agricultura  bis  176'. 

177  u.  178  2  stücke  genealogia  zur  belgischen  geschichte 
(2te:  ducum  loth.  et  brabantie). 


384  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBUS 


II 
CODEX  MONTISPESSUL.  277  (s.  xv)  f.  127-* 

Incipit   über    aristotiiis   de   iapidibus  preciosis 
seeundum  verba  sapientum  antiquorum. 

De  per  na.    Capitulum  primum. 

Dixit  ahstotiles.  Lapidum  quos  dicturi  sumus  in  hoc  libro 
quedam  nascuntur  in  terra,  quedam  in  [mari,  quedam  in  rfpa 
maris  et  in  aliis  locis  terre.  Et  primo  incipit  a  perna  eo  quod 
carior  et  preciosior  est  omnibus  aliis.    Et  sunt  quatuor  lapides 

5  cariores,  scilicet  perna,  rubinus,  smaragduset  safirus. 
Dixerunt  ergo  sapientes  quod  generacio  perne  est  in  mari 
occeano,  quod  quidem  circumdat  orbem.    Et  accidit  aliquo  tem- 
pore in  aüno,  quod  flaute  quodam  vento  forti,  per  illum  movet 
in    eo   procellas   magnas   spumam    multam   conducentes.     Item 

10  accidit  tunc  temporis  quod  a  mari  viridi,  scilicet  a  roari  indie, 
progreditur  tamquam  animal  parvum,  quod  Tocatur  sabes,  et 
accedit  usque  ad  litus  maris  occeani,  et  aperiens  os  suum  recipit 
de  illa  spuma,  que  est  tamquam  pinguedo  supernatans  super 
aquam,  deinde  revertitur  ad  aliquem  iocum  quietum  in  mari,  et 

15  tonet  OS  suum  apertum  ad  aerem  et  calorem  solis ,  in  ortu  et 
occasu  eins,  et  in  nocte  recipit  ventum  fortem,  et  ita  congelatur 
predicta  spuma  in  ventre  ipsius,  et  efBciuntur  perne,  laudetur 
divinitas. 

Quod  si  perna  fuerit  pura  sine  macula  alba  et  bene  rotunda 

20  solida  et  lucens,  preciosior  existit.  Quod  si  color  eius  fuerit 
lividus  et  quasi  subcitrinus,  et  fuerit  parva  et  non  rotunda  et 
quasi  obumbrata,  dcterior  est  Et  sciendum  quod  si  diucius  im- 
morentur  in  ventre  animalis,   franguntur,  quibus  fractis,  egerit 

4  preciosior:  tpracior  (so)  cod,  7  occeono  cod.  (okianos  in  der 
hebr,  übs.)  tl  sabes  (to) :  in  der  hebr,  iibs.  keifst  es  'und  man  nennt 

CS  im  arabischen  ^artf  (Sl,).   vgl.  Simon  Jan.  'Säten  arabice  animal  marinnm 
sicut  Cancer  marinus'  12  accidit  cod.         13  spumam  cod.        17  laa- 

detur  divinitas:    dieser  schlufsausruf  bezeugt  durch  eine  ähnliche  formet 
schon  bei  Dieterici  (auch  in  der  hebr.  iibs.)  20  existit:  exit  cod. 


UND  ÄRNOLDUS  SAXO  385 

eas  per  vomitum.  Et  scias  quod  complexio  eius  temperata  est» 
quia  neque  frigida  neque  calida  neque  sicca  sed  equalis,  quoniam 
in  corpore  generatur  et  circumdatur  a  carne  et  caro  a  cortice, 
127**^  et  ideo  aque  salse  |  non  possunt  misceri  cum  ea.  Et  quanto  maior 
et  splendencior  fuerit,  tanto  melior  erit.  5 

Et  virtus  eius  erit  quia  valet  ad  tremorem  cordis  et  timorem 
melancolie  nigre.  Sed  tarnen  sanguinem  cordis  depurat  super- 
fluo  modo.  Et  propter  hoc  medici  commiscent  cum  eis  alias  species 
quam  plurimas,  ut  non  ledant.  Valet  ad  dolorem  oculorum  et 
confortant  eorum  venas.  Et  qui  seit  eam  dissolvere  quousque  10 
convertatur  in  aquam,  et  purgat  morfea  cum  ea,  sanatur.  Et 
qui  patitur  in  capite  propter  dolorem  oculorum,  facit  ibi  sternu- 
tacionem  cum  illa  aqua,  sanatur. 

De  smaragdo.     cap.  2. 

Hie  lapis  potest  duobus  modis  nominari,   tamen  unus  lapis  15 
est.    Et  cum  inferior  parva  opaca  per  similitudinem  virtutis  sue 
caliditatis  et   siccitatis,    quoniam   nascitur  in  occidente.     Et  est 
frigidus  et  siccus,   quia  oritur  in  terra,   et  invenitur  in  minera 
auri.    Et  virtus  eius  est  quia  valet  contra  omnes  materias  veneni 
et  serpentum  et  scorpionum  et  talia,  tamen  oportet  quod  paciens  20 
assumat   de   eo   pulverizato   ad   pondus  granorum  vin  ordei,    et 
hoc  quidem  antequam  venenum  devastet  corpus,  et  liberatur  in- 
continenti   et   non   amittit  capillos   eius   neque  corium.     Et  est 
lapis  viridis  intense  viriditatis,  clarus  et  bene  lucens,  et  cum  ita 
fuerit,  bonus  erit,  et  qui  frequenter  respicit  eum  cotidie,  multum  25 
iuvat  Visum   et  confortat.     Et  si  reclusus  in   auulo  deferatur  in 
digito  vel  collo,  valet  contra  epilepsiam,  et  ideo  reges  sapientes 
precipiunt  ut  suspendatur  in  collo  puerorum  suorum,  quod  de- 
fendit  eos  a  lesione  predicta. 

Et  iste  lapis  assimilatur  lapidi  dehenc  in   virtute,   tamen  30 
noH   est  ita  splebdens   neque   ita    purus.     Quod   si    essent  isti 
ambo  simul,  et  diversificarentur,  et  frangitur  ab  ipso  et  obscuratur 
color  eius. 


16—17  so!         21  VIII  rehlt  im  cod.  30  d'heuf  cod.  (dahaneg 

Serapion),    der   malachit  —    f^r.^    Diet.    p.  126    —   i^gl.    c.    vii 
31  isla  cod. 

Z.  f.  D.  A.  neue  folge  VI.  25 


386  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBUS 

De   iacinto.     cap.  3. 

Sciendum  quod  huiusmodi  lapidis  tres  sunt  species.  unus 
est  rubeus  sicut  sanguis  piirissimus,  et  vocatur  rubiuus, 
et  hie  est  melior  aliis.  Et  est  lapis  purus,  sustineus  ignem, 
5  quem  si  inveneris  inequaliter  tiuctum,  sciiicet  habentem  aliquam 
guttam  immense  tinctam  in  aliqua  |  sui  parte  et  coopenieris  eum  f- 1^7 
bcne  cum  carbonibus  accensis,  ita  quod  venti  sufQatorii  non 
tangant  eum,  et  sufflaveris  super  eum,  dissolvitur  in  eo  gutta 
illa  tincta  et  tingit  totum  alium  et  quod  non  erat  bene  tinctum. 
10  Et  est  lapis  fortis,  et  lima  non  ledit  eum. 

Est  et  alia  species  huius  lapidis,  cuius  color  est  ialleus,  et 
vocatur  iaciutus  citrinus.  Et  hie  similiter  sustinet  ignem  et 
melioratur  in  eo,  sicut  rubinus. 

herum   est  alia  species  huius  lapidis,  cuius  color  celestis, 
15  et  vocatur  saphirus.     Et  ille  lapis  non  sustinet  ignem,   quia 
devastatur  in  eo. 

Sunt  et  quidam  alii  lapides  qui  assimilantur  istis,  sed  non 
sunt  ita  pervii  nee  ita  clari,  quorum  ille  qui  assimilatur  rubina 
vocatur  in  lingua  arabica  elantagar,  tamen  si  poneres  eum  in 
20  igne,  frangeretur.  Sed  lapis  invenitur  in  colore  iauneo  celesti, 
et  assimilatur  ialneo  iacinto  et  saphiro,  tamen  non  sunt  ita  clari 
neque  pervii. 

Et  virtus  predictorum   trium  lapidum  est  quod  si  quis  de- 

feret  eos  reclusos  in   anulo   vel  suspensos  ad  colIum,  liberatur 

25  ab  epidimia.     Et    confert   ei   magnam  graciam  et  beuivolentiam 

coram  gentibus,  et  acquiescunt  peticionibus  suis.     Et  complexio 

est  calida  et  sicca. 

De  granato.     cap.  4. 

Hie  lapis  est  rubeus,  sed  non  est  sicut  rubinus,  quia  rubedo 
30  eins   est  flamma  rubedinis   et  sine  umbra,  sed  rubedo  eins  est 


1   iaquinto  cod,  4  ignem  quasi  inveneris  equaliter  t.  eod, 

7  ventus  (so)  suflatorii  cod,  10  luoa  cod.         11  ialleus  (jalde  jaloe 

jaunc  s.  Diez  Et,  wörtb.  d,  rom,  $pr.  i^  211  u,  giallo)  19  elantagar: 

im  hebr.  steht   ^kadköd  arab.  alkarkahin'   und  als  zweiter  stein  (vgl,  L) 
algorius  (nach  St.)  20  iauneo  (»=  ialneo):  iauneo  (so)  cod,        21  ia- 

quinto cod.  24  deferret  cod,  30  eins  seil,  rubini         eius   iM. 

huius  (granati) 


UND  ARNOLDUS  SAXO  387 

quasi  fumosa  et  obumbrata.  Et  hie  lapis  naseitur  in  Oriente. 
Et  qiiando  extrahitur  de  loco  suo,  est  obscurus  et  sordidus,  et 
qiiando  aptatur  et  politur,  tunc  efficitur  clarus  et  pervius. 

Et  quando  fuerit  de  eo  ad  pondus  quatuor  granorum  ordei 
reclusiim  in  anulo  aureo,  tunc  in  nocte  non  possunt  videri  5 
somnia  mala  vel  timorosa,  non  possunt  habere  timores  in  somnio. 
Et  qni  respexerint  eum  multociens,  et  esset  lapis  oppositus  soll 
ita  quod  luceret  in  ipso  et  resultaret  radius,  quasi  visui  sano 
L2S'^  reintrat  lumen  oculorum  suorum  et  iuvatur  multum.  |  Et  hie 
lapis  quanto  magis  rubeus,  tanto  melior  erit.  Et  qui  ducet  10 
eum  extergendo  per  capillos  vel  pilos  barbe,  et  appropinquaret 
eum  paiee,  trahit  eam. 

Sunt  et  quidam  alii  lapides  qui  assimilantur  ei,  et  vocantur 
medäbr\  non  tarnen  sunt  ita  rubei  neque  ita  clari. 

De   corniola.     cap.  5.  15 

Generaciones  huius  lapidis  multe  sunt,  et  invenitur  in 
multis  locis,  quoniam  invenitur  in  occidente  et  in  terra  austri 
et  iu  locis  aliis  in  litore  maris.  Et  melior  ex  eis  est  que  in- 
venitur in  austro.  Et  quidam  habent  colorem  sicut  aqua,  cum 
qua  fuerint  ablute  carnes  in  quibus  fuerit  sal  positus.  20 

Et  virtus  eins  est  que  deferentem  ipsum  reclusum  in  anulo 
non  dimittit  facile  promoveri  ad  iram  vel  contencionem  cum 
aliquo.  Et  valet  contra  fluxum  sanguinis  de  quacunque  parte 
corporis  emanaverit,  et  ad  menstrua  mulieris.  Et  si  fricares 
dcntes  in  eo  pulverizato,  dealbat  cos  et  eorum  radices  conßrmat,  25 
et  prohibet  ex  eis  saniem  fluere. 

De  lesen,   et  vocatur  in  arabico  elgeysa.     cap.  6. 

Ilic  lapis  est  multorum  colorum.  Et  invenitur  in  occi- 
dente et  in  india,  et  occidentalis  est  melior.  Et  iste  lapis 
habet  colores   dissimiles,  habet  enim  colorem  album,  nigrum  et  30 

2  et  est  o.  cod.  sordidus  quamquam  aptetur  et  poliatur,  et  tunc 
cod.  4  Et  quod  f.  cod.  quatuor  (so  auch  Teif.):  x  L,  xx  Consf, 

H.  Ser,  5  reclusus  cod,  et  tunc  cod.  6  non — somnio  scheint  eine 
zweite  lesart   für  das  vorhergehende  9  reintret  . , .  invetor  cod. 

11  et  fehlt  im  cod.  t4  so  cod.,  medhanig  L  (im  hehr,  madanbadsch, 

madzinabadj  bei  Teif  CMullet  p.  97—98,  al-madtdj  bei  Dimaschki 
p.  73  Mehren)  17  a  . .  stü  cod.  (mit  einem  loche)        29  iste:  i  cod. 

25* 


388  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBUS 

colorem  sicut  mel.  Et  illi  de  india  non  libentcr  eum  deferunt 
propter  nialiciam  suam,  timent  etiam  accodere  ad  locum  suum. 
Icprosi  unde  quia  desperati  sunt  de  pcrsonis  eorum,  purgant 
illud  et  deferunt  eos  libenter,  ubi  aliquis  esset  stultus. 

5  Et  malicia  sua  est   bec,   quia   qui   tenet  eum  reclusum  in 

anulo,  somniat  in  nocte  multa  mala  somnia  et  timorosa,  et  facit 
eum  timorosum  multum  in  nocte,  et  movet  eum  ad  iram  et  litem 
de   levi,   et  facit  |  eum   rixari   cum   hominibus  omnibus.     Et  si  f.  128* 
pueri  deferunt  eum  ad  coUum,  proiciunt  multam  salivam  de  ore 

10  eorum.  Et  si  quis  uteretur  cum  cibo  vel  potu  vel  medicina, 
scilicet  in  vasis  factis  ex  boc  lapide,  prohibet  eum  dormire. 

Et  complexio  eins  est  frigida  et  sicca.  In  boc  autem  habet 
bouitatem,  quod  si  pobtur  iacintus  cum  boc  lapide  pulverizato, 
color  multum   decoratur  et  clarificatur.     Hie   lapis   est  multum 

15  fortis. 

De  cimetit.     cap.  7. 

Hie  lapis  est  viridis,  propinquus  colori  smaragdino.  Et 
sunt  quam  plures  species  eins,  et  continentur  in  uno  lapide, 
poslea  magistri  incidunt  et  separant  iinum  ab  alio,  quia  quidam 

20  est  multum  viridis,  et  quidam  .  .  .  nature  lapidis  non  invenitur 
nisi  in  loco  eris,  sicut  smaragdus  in  loco  auri.  Et  est  tener 
lapis. 

Et  est  in  ipso  secretum  magnum,  quia  si  quis  vencnatur 
ab   aliquo   antmali   venenoso  in   cibo  vel  potu  vel  a  serpente  et 

25  assumpserit  de  boc  lapide  trito,  statim  liberabitur.  Et  si  poneres 
eum  in  loco,  scilicet  morso,  sedatur  dolor  eius.  Et  si  tres  qua- 
tuor  vel  quinque  muscas  .  .  .  cum  boc  lapide  et  poneres  eum 
super  morsuram  apum  vel  vesparum,  sanatur  cito.  Et  si  eum 
tritum   et  temperatum  cum  aceto  fric^ires  super  impetiginemque 

30  poneres,  sanarelur.  Similiter  si  poneres  super  locum  dolentem 
de  melancolia.     Et  color   huius  lapidis  mntatur  secundum  muta- 


2  ad  I.  sunium  leprosi,  unde  cod.    leprosi  (slavones  et  servi  L) :  H 
zoti'  Teif.  p.  47  3 — 4    so  (vgl.  L)  3  .  .  purgant  cod,  (vom  ein 

kleines    loch  i?)  11  probibent    cod,  13   iaquintus  cod.  16  so 

cod.  20 — 21  et  quidam  nature  etc.  ohne  lücke.     diese  stelle  istdtirch 

mulafsung    verdorben    (vgl.  L)  21   beris   cod.  27    muscas  cum 

cod.^  ohne  lücke  (seil,  interficeres,  vgl,  L)        2^  citro  cod. 


UND  ARNOLDDS  SAXO  389 

cionem  aeris,  quia  in  sereno  aere  ei  in  mane  apparet  pulcrior. 
Et  invenitur  es  mixtum  cum  eo.  Et  si  poneres  de  eo  trito  super 
aurum  frangibile,  dealbatur. 

De  lapide  elbelgar.    cap.  8. 

Greci  quidem  vocant  hunc  lapidem  bulacar  id  est  expellens  5 
venenum.    Et  hie  lapis  est  multi  Yaloris.    Et  est  quasi  humfdus 
in  tactu.    Et  complexio  est  multum  calida. 

Et  proprietas  est  expellere  omnes  species  veneni  tam  ani- 
r.  128''^  malium    quam  bestiarum,    tam  veneni  mor|tificantis  quam  im- 

mortificantis.  Et  modus  per  quem  venenum  mortificat  hie  est,  to 
sive  calidum  sit  sive  frigidum,  quia  quodeunque  venenum  sit 
in  corpore  statim  properat  ad  sanguinem  cordis  et  epatis  et 
dissolvit  eum  et  facit  liquidum,  quia  sanguis  est  ibi  coagulatus. 
hoc  facto,  accedit  primo  ad  sanguinem  venarum  et  coagulat 
ipsum,  deinde  meat  per  totum  corpus  natando  in  eins  superficie  15 
tamquam  oleum.  Unde  qui  subvenit  ei  antequam  venenum  de- 
vastet  eum,  et  daret  ei  de  hoc  lapide  trito  ad  pondus  unius 
grani  ordei,  liberaretur  incontinenti,  quia  totum  venenum  ex- 
pelleret  per  sudorem. 

Et  colores  huius  lapidis  sunt  quam  plures.  quidam  enim  20 
est  viridis  et  quidam  commixtus  cum  albo.  Et  qui  viridis  est 
et  purus  melior  est.  Et  invenitur  in  loco  qui  dicitur  elziuelim 
et  in  india  et  in  Oriente.  Et  melior  eorum  est  qui  fertur  ab 
Oriente  et  de  corasam.  Sunt  et  quidam  alii  lapides  qui  assimi- 
lantur  ei,  et  vocatur  in  arabico  elkibori  eldor,  non  tarnen  valet  25 
sicut  ipse. 

Qui  defcrt  hunc  lapidem  ad  coUum  vel  in  anulo,  defendit 
eum  a  veneno,  et  maxime  si  tenuerit  eum  in  ore.  Et  si  pone- 
ret  eum  in  loco  morsure  tiri  vel  basilisci  vel  cuiuscunque  ani- 
malis  venenosi,  sanat  incontinenti.  30 

De  adamante.    cap.  9. 

Complexio  huius  lapidis  est  frigida  et  sicca  multum.  Et 
est  durissimus  omnium  aliorum  lapidum,  qui  incidit  omnes  la- 
pides per  virtutem  suam.    Et  si  vis  eum  frangere,  pone  ipsum 

6  humidum  cod,  22  el^iuehm  (so)  cod.  {elz^m  L)  24  de  . . 

tosam  cod. 


t 


390  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBUS 

in  plumho  et  percute  desuper  cum  plumbo,  et  frangetur.  Et 
hie  lapis  assimilalur  vitro  purissimo,  et  etiam  sali  annoniaco 
cristallino.  Et  artißces  ordinant  ipsum  in  aliquo  ferro,  poneudo 
su))tilcm  partem  extcrius,   et  ineidunt  cum  eo  alios  lapides.     Et 

5  est  in  ipso  secretum  magnum,  et  secretum  huius  lapidis  invenit 
rex  alexander,  |  discipulus  aristotilis,  qui  fuit  magnus et multum  f.  128 
sapiens  in  medicina.     Et  cum  quidam  de  sapientibus  suis  pate- 
retur   de   lapide   in   renibus,   fecit  ita  ei  cum  suis  medicis  quod 
removit   ex  renibus  et  duxit  usque  ad   virgam.     et  quia   mea- 

10  tus  erat  strictus,  non  potuit  exire  foras.  hoc  facto,  recepit  rex 
lapidem  supradictum,  et  ordinavit  eum  in  quodam  fuste  ferreo, 
et  induit  dictum  fustem  cum  stipula  ad  hoc  ut  non  lederet 
transeundo,  intromisit  eum  per  virgam  quousque  appropinquavit 
eum  lapidi  interius,  et  sie  incepit  frangere  et  emittere  eum  cum 

15  urina,  et  ita  fecit  quousque  totum  lapidem  fregit  et  eiecit  cum 
iirina,  et  ita  liberatur. 

Et  iste  lapis  non  inveuitur  nisi  in  quadam  valle  magna 
vaide,  ad  quam  nullus  potest  descendere  propter  profunditatem 
suam.     Cumque  alexander  accessisset  ad  ripam  ipsius,  invenit 

20  ibi  quasdam  specics  serpentum,  que  essent  incredibiles  apud 
vulgum.  et  proprietas  eorum,  quod  si  respiciunt  aliquod  animal 
ipso  non  respiciente,  moritur  incontinenti ,  et  e  converso  si 
respiciunlur  et  non  respiciunt,  moriuntur.  Et  ipse  quidem  pro- 
spiciens   alexander   timuit  et  removit  se  a  loco  illo,  deinde  pre- 

25  cepit  fieri  unum  speculum  magnum  et  proiecit  in  iiia  valle,  ad 
quod  ipsi  serpentes  accedentes  respiciebant  in  eum,  et  \identes 
üguras  suas,  stalim  moriebantur.  Postea  cogitavit  dictus  alexander 
qualiter  posset  habere  de  dictis  lapidibus,  et  iussit  ut  proiceren- 
tur  in  illam  vallem  arietes  excoriati  et  maciienti.     cumque  factum 

30  esset,    veniunt  aquile  et   aves  magne  que  vivunt   de  rapina,  et 
acceperunt  dictos  arietes,   et  elevabant  eos  in  altum  ut  comede- 
rcnt  I  in   locis  altis.    tunc  homines   de  precepto  re^is  ibant  ubi  f.  129 
dicte  aves  comedebant,  et  inquirebant  dictos  lapides  qui  fuerant 
inviscati  in  carnibus  arietis,  et  ita  prcdictos  lapides  habuit  rex. 

2  spätmittelalterUche  form  für  ammoniaco  4 — 5  Et  est  —  magnum : 
dieser  satz  steht  im  cod.  zu  friih^  schon  389,  34  hinter  virtutem  suam, 
daher  im  cod.  zwei  striche  vor  >  Et  est  . .  und  wieder  vor  /Et  secretum 
.  .  .  zur  bezeichnung   der  verselzujig  25  prccipit . . .  proicit  cod. 

26  eum  (so)  cod.  28  et  fehU  cod. 


UND  ARNOLDUS  SAXO  391 

Et  cavendum  est  ne  aliquis  ponat  in  ore  suo,  quia  frangeret 
dentes.  Et  si  accideret  quod  deglutiret  eum,  frangeret  intestina 
et  interficeret  hominem.  Et  preterea,  quia  inveniunUir  inter 
pessimos  serpentes,  qui  multociens  evomunt  super  eos  venenum, 
ita  qui  posuerit  eum  in  ore  suo,  de  levi  posset  interficere  eum.  5 

De  elsebada  i.  smerillo.     cap.  10. 

Compiexio  huius  lapidis  est  frigida  et  sicca.  Et  invenitur 
in  ripa  maris  in  terra  zin.  Et  color  eins  est  sicut  arene.  Et 
est  lapis  fortis  incidens  alios  lapides,  sicut  adamas,  sed  non  est 
ita  fortis.  Et  si  teratur  hie  lapis  et  misceatur  cum  lacca,  habet  10 
minorem  virtutem  vincendi.  Et  si  comburitur  in  igne,  teratur 
et  ponatur  super  morfulas  capitis,  sanat  eas. 

De  aihat  i.  in  arabico  farasquin.     cap.  11. 

Hie  lapis  est  viridis,  et  viriditas  eins  sicut  viriditas  maris. 
Et  mutatur  color  secundum  mutacionem  aeris,  sicut  dictum  est  15 
de  smaragdo.  Et  notandum  est  quod  omnes  lapides  pervii, 
quorum  colores  mutantur  secundum  mutacionem  aeris,  non  mul- 
tum  sunt  idonei  ad  deferendum  in  anulo.  Et  in  hoc  lapide  in- 
venitur aurum  et  es  mixtum.  Et  non  est  lapis  multi  valoris, 
et  reges  vel  magnates  non  deferunt  eum.  Et  oleum  obumbrat  20 
colorem  eins. 

De  smid   i.  azurio.     cap.  12. 

Compiexio  huius  lapidis  est  frigida  et  sicca,  tamen  habet 
aliquantulum  humiditatis.  et  si  misceatur  cum  auro  calido, 
adeo  melioratur.  Et  invenitur  in  eo  gutta  auri.  Et  si  iiat  ex  25 
eo  pulvis  et  misceatur  cum  aliis  pulveribus  et  componatur  in 
oculis,  conferet  eis.  Et  si  ponatur  hie  lapis  super  aliquem  alium 
lapidcni  sine  umbra,  oxiret  ab  ipso  tamquam  lingua  ignis. 

De  cysaban.     cap.  13. 

Ilic  lapis  defertur  de  Oriente  et  india.     Et  est  niger  muhum.  30 
Et  non  est  pervius,  tamen  est  poHtus  et  lucidus  in  facie,  et  est 

2  accenderet  cod.  3  quia  inveiüunt  inter  eos,  pessimos  serpentes, 
qz  multociens  . . .  cod,  (wenn  nicht  etwa  4nter^  tiros  p.  s.'  etc.)  8  in- 
travin  cod.  (vgl.  L)  16  de  smaragdo  —  vielmehr  c.  7  beim  malachit 

19  lies  cod.  22  ayurio  cod.  31  pervius:  parvus  cod. 


392  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBIS 

frangibiliä.  Et  virtus  eius:  Talet  nmltum  hiis  qui  non  bene 
\icleot,  et  quorum  oculi  oboebulati  sunt  et  quibus  respiciendo 
apparent  tamquaoi  oebule  vel  umbre  ante  oculos  ipsorum  et 
quibus  etiani  mali  humores  ad  oculos  descendunt.  quem  qui- 
5  dem  respiciendo,  conferet  eis  multum,  nam  clarißcat  visum  et 
ilhiminat.  et  maxime  si  clausum  in  anulo  aut  in  digito  deferant» 
eos  ab  invidia  a  malis  oculis  et  facinoribus  avertit. 

De  clambari.     cap.  14. 

Hie  lapis  est  viridis,  tarnen  pcrvius.  et  invenitur  in  eo  gutta 
10  nigra,  iulnea  vei  alba.  Sunt  et  alii  lapides  qui  plurimum  assi- 
milantur  ei.  Et  quidam  reges,  sei  licet  arotoiaus  et  thoäs,  fece- 
runt  ex  hoc  iapide  vasa  plurima  «id  comeüendum  et  bibendum 
pro  niedicinis,  et  utetiantur  eis,  et  egrotati  fuerunt  de  melaucolia. 
simili  modo  continget  onmibus  utentibus  eis  sicut  regibus  pre- 
15  diclis. 

De   Q'ni   i.   magnete.     cap.  15. 

Compiexio  buius  iapidis  calida  et  sicca.  Et  proprietas  huius 
rsl  quia  altrahit  fiTruni.  qnod  si  ordiuaveris  acus  ferreas,  unam 
ante  alteram,  ita  quod  tangerenl  se,  appropinquando  hunc  lapidem 
SO  Ultimi;  acui,  attrabel  eam  cum  omnibus  aliis.  Et  cum  inveneris 
buuc  lapidem  nigrum  et  mixtum  quasi  cum  aliquantulo  rubedinis« 
est  optimus. 

|De   lapiile  qui  altrabit  aurum.     cap.  15'  nur  in  L] 
|De  Iapide  qui  atlrabit  argentum.     cap.  15'*  nur  in  L] 
2)  |De  Iapide  qui  attrabit  cuprum.     cap.  15*"  nur  in  L]. 

De  Iapide  qui  attrabit  carnes.     cap.  16. 

llic  lapis  invenitur   in  mari.     Et  sunt  due  species,  quarum 

una    invenitur  in   animali,   alia   in    lapidibus.     et  animal  in  quo 

invenitur  est  lepus,  et  est  in  capite  eius.     Et  cum  invenit  aliud 

30  auimal  in  mari,  et  non  sit  pilosum,  attrabit  carnem  eius.     lapis 

2  (|iiibns:   (|ui   cod.  (>  illiiiiiinat:   iUiim  mia^  cod.  7  et  fehlt 

cod.     (oder  zu  lesen  faciiiorosis?)         S  slafl  elaiiibari        9  parvus  (j»uu8) 
cod.         gutta  nigra,  iaUice  \v\  albe  cod,  U)  ialoca  (iamie),  vgl,  oben 

p.  ;iS(>«  11.  20.  21         11  achillos   et  profus  atqiie  coliaios  L{!h        20  eas 
cod.  2tj  rarnes:  earhones  cod. 


UND  ARNOLDÜS  SAXO  393 

qui    est   ia    fronte   ipsius    eradicat  eam   de  dorso  eius,  et  ledit 
29''^  eum  multuni,  et  tarnen  non  exit  inde  sanguis. 


De   lapide  qui  attrahit  capillos.     cap.  17. 

Hie  lapis  cum  respicitur  a  longe,  videtur  tamquam  capilli 
retorti,  et  est  multum  levis.  Et  si  ducitur  per  locum  pilorum  5 
abradit  eos  sicut  rasorium.  Et  si  appropinquares  eum  capillis 
incisis,  attrahit  eos  et  colligit.  Et  si  poneres  eum  tritum  in 
loco  abraso  pilis,  faceret  eos  renasci  cito.  Et  si  poneres  de  eo 
super  aurum,  devastat  eum  et  indurat  ita  quod  frangitur. 

De  lapide  qui  trahit  ungues.     cap.  18.  10 

Color  huius  lapidis  est  albus  et  quasi  pulverulentus.  iterum 
est  multum  politus  in  facie,  et  non  est  perforatus  nee  macu- 
latus,  sed  uniformis  totus.  Et  virtus  est  quod  si  ponitur  super 
ungulas,  trahit  eos  et  eradicat  de  loco  suo,  sine  aliquo  dolore 
et  sine  evocalione  sanguinis.  Eodem  modo  si  ponatur  super  15 
ungulas  incisas  attrahit  eas  et  colligit.  Et  si  ponitur  sanguis 
menstruus  puelle  virginis  super  haue  lapidem,  frangit  eum  in- 
continenti  et  redigit  in  pulverem. 

De  calce.     cap.  19. 

Calx  est  talis  proprietatis  quod  invenitur  ignis  in  ea.  Et  20 
si  ponitur  sulfur  cum  ea,  exit  ignis  de  ea  et  comburitur  quid- 
(]uid  est  iuxta  ipsam.  Et  si  misceatur  cum  zarnic,  id  est  cum 
auripigmento,  et  bulliant  simul,  quousque  comburat  pennas, 
radit  pilos.  Item  si  ponitur  almatras  id  est  litargirum  plumbi 
cum  eis,  et  conficiatur  cum  aceto,  et  ungatur  ex  eo  inde  corpus  25 
humanuni,  denigrat  multum.  Item  si  conficiatur  calx  cum  oleo 
olive,  sanat  quedam  vulnora.  Et  est  colla  fortissima,  et  ad 
soiidandum  vasa  fracta,  et  naute  deferunt  libenter  eam  propter 
fracturam  navis. 

De   lapide   qui  vocatur   eltarem.     cap.  20.  30 

Color   huius    lapidis   est  albus,   et  bene  politus  sicut  ebur. 
Et  est   frigidus  et  siccus.     Invenitur  in  ripa  maris  indie.     Valet 

15  euöne  cod,  23—24  (vgi.  L)  24  alniatros  (marrac  L)  dh. 

niaiüs   (vgl.  u,)  30  v.  l.  alcaras,   vgL   zu  z.  31  (eltone  L)  31  et 

bene  politus  sicut  de  lapide  qui  vocatur  alcaras  ebur.    Et  est  ...  «o  der 


394  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBUS 

ad  aibulam  oculi,  quia  sanat  eam.  item  et  qui  defert  eam,  [et] 
defendit  eum  ab  iuvidia  mala,  unguis  et  malis,  et  malignis  oculis, 
et  uulla  fatua  mala  posset  sibi  uocere.  Et  si  ponatur  in  aliquo 
vase  cum  aceto,  videtur  quod  moveat  se  per  vas.  Et  hie  lapis 
5  invenitur  apud  grecos.  Et  est  quidam  alius  lapis  vocatus  esuisa 
assimilatus  ei. 

De  marcasita.     cap.  21. 

Generaciones  huius  lapidis  plures  sunt,  quidam  enim  est  qui 
assimilatur  auro,  et  quidam  argeuto,  et  quidam  beu  .  .  .  lo  om- 
10  nibus  hiis  est  suliiir,  quod  est  in  eis  donec  üerent  sicut  pulvis, 
posset  in  multis  operacionibus  intromitti.  Et  si  posueris  ex 
hoc  iapide  cum  aliquantulo  sulfuris,  et  postea  purgares  ipsum, 
exiret  aurum  mundum  et  purissimum  usque  ad  ultimum.  Et 
si  hunc  lapidem  beue  procurares  cum  calibe,  exit  ignis. 

15  De  magnesia.     cap.  22. 

Species  huius  lapidis  plures  sunt,  et  greci  vocant  eas  an- 
dravnias.  Vitrearii  non  possunt  operari  sine  ipso.  Et  est  ad- 
mixtum  cum  plumbo,  et  mundificat  lapidem  a  sordicie  eorum. 
Et  multi  antiqui  dixerunt,  ({uod  principium  huius  lapidis  erat 
20  vitrum,  sed  erraverunt  in  hoc,  quia  non  est  verum.  Sed  com- 
plexio  eins  est  frigida  et  humida. 

De  sulfure.     cap.  23. 

Huius  lapidis  plures  sunt  species.     quoddam  habet  citrinum 

colorem,   et  quoddam   album,    et  quoddam  sulfur  in  ripa  maris 

25  occeani,  et  videtur  colamentum  in  nocte  sicut  ignis  ardens  vel 

sicut  carbo,  et  videtur  in  nocte  sicut  carbo  a  longe  per  miliaria 

SO.  cum  elevatur  a  loco  suo,  amittit  lumen  suum. 

Et  valet  contra  maniam,  si  hat  ex  eo  sternutatorium.     valet 

etiam  ad  illos  qui  amittunt  loquellam  et  non  possunt  loqui.    Et 

30  conl'ert    dolori    capitis   de   melancolia.    Ingredilur  in  arte  auri. 

Et  si  quis  habet  scabiem  et  balneet  se  in  aquis  suis,  sanat  eam 

cod.,  der  offenbar  den  tilel  des  cap.  in  andrer  lesart  vom  rande  noch' 
mal  in  den  text  hereinzieht  1  et  quia  s.  cod.    Idem  cod.  9  ben 

/In  Omnibus  so  cod.,  und  nachher  s.  11  /.Et  si  posueris.  die  zwei  stricke 
deuten  (wie  in  c.  9)  eine  Unordnung  im  texte  an  (die  liicke  s.  9  ergänzt 
sich  aus  Algafiki)        16  andra  |  vnias:  so  der  cod.  25  so 


UND  ARNOLDUS  SAXO  395 

30^  et  omnes  |  egritudines  de  melancolia.  Valet  ad  dolorem  matricis, 
et  ad  dolorem  veutris.  Et  est  in  ipso  secretum  magnum,  quod 
si  quis  acceperit  de  aquis  eius  et  posuerit  super  palmas  suas,  et 
si  aqua  desiccatur,  est  verum,  et  si  aqua  non  desiccatur,  non 
est  verum.  Et  si  accenditur  hie  lapis  cum  igne,  comburit  alios  5 
lapides. 

De   zarnich   i.   arseuico.     cap.  24. 

Hie  etiam  lapis  diversificatur.  et  invenitur  citrinum  lami- 
uosum  Habens  colorem  aureum,  et  est  aliud  rubeum,  et  est 
cautas.  Et  si  misceatur  cum  calce  et  buUiat  in  igne,  radit  pilos.  10 
Item  si  arsenicum  rubeum  combusseris  cum  calce  ad  ignem 
donec  dealbetur,  et  proieceris  de  ipso  aliquantulum  super  es 
fusum,  in  quo  positum  fuerit  aliquantulum  boracis  albi,  dealbat 
ipsum,  et  poteris  facere  postea  de  ipso  quidquid  vis.  Item  si 
conbusseris  eum  et  fricaveris  cum  eo  dentes,  confortat  radices  15 
eorum. 

De   bernic.     cap.  25. 

llic  lapis  est  calidus  secundum  naturam  ignis.  Et  est  in 
ipso  secretum  magnum.  Quaudo  super  quodcunque  animal  femi- 
nei  sexus  ponitur,  movet  ipsum  incontinenti  ad  desiderium  coitus.  20 
Et  invenitur  in  ailrica  loco  sulfuris.  Unus  ex  discipulis  alexandri 
prohibuit  omnibus  suis,  ut  nulius  deferret  de  hoc  lapide,  timens 
pro|)ter  dominas  de  cima.  Et  si  frangitur  invenitur  scorpio  in 
CO.  Et  si  potaverit  ydropicus  ex  hoc  lapide  trito  ad  pondus 
(jualuor  granorum  ordei,  purgat  aquas  citriuas  que  sunt  in  venire  25 
süo,  et  expellit  eas  per  secessum,  et  liberal  eum  cito. 

De   lapide   indiano.     cap.  26. 

Ilic  lapis  defertur  de  india.  Et  perforatus  valet  ydropicis 
de  a(iua  citrina.  si  suspendalur  super  eos,  sugit  aquam  eorum  30 
paulalim.  Etiam  si  ponderetur  anlequam  ponatur  super  ydro- 
picum,  et  postea  ponderetur,  invenies  quod  multum  crevit  in 
pondere.  Et  si  tunc  ponitur  ad  solem,  exibunt  omnes  aque 
quas  suxit  ab   eo,  et  redibit  ad  pristinam  virlutem.     Et  si  em- 

7  v^rnich   cod.  12   lies   cod»  21    dissiplis   cod,  23  dnäs 

decima  cod.  33  aquas  cod. 


396  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBUS 

plastrum   factum   ex  hoc  lapide  trito  posueris  super  locum,  de- 
nudatur  a  pilis,  et  facit  eos  reuasci  abundanter. 

De  lapide  qui  dicitur  magnatim.     cap.  27. 

Hie  lapis  est  multum  fortis,  et  non  timet  ignem  neqne 
5  ferrum.  Et  defertur  de  india.  Et  virtus  quia  fugat  omnes  ser- 
pentes  et  scorpiones  et  omnia  reptilia  a  loco  in  quo  fuerit.  Et 
si  aliquis  iiicantator  volit  aggregare  serpentes  vel  alia  reptilia, 
vel  extrahere  aliquem  mortuuni  ad  loqueudum  sibi  quod  queri- 
tur,  et  hie  lapis  esset  in  illo  loco  vel  aliquis  Staus  cum  eo  tene- 
10  ret  eum,  incantator  nichil  posset  operari  propter  virtutem  lapidis 
repugnantem  arti  sue.  Et  scias  quod  alexander,  qui  magnus 
fuit  rex  et  philosophus,  revelavit  virtutem  eius  lapidis. 

De   lapide   clithemeth.     cap.  28. 

Iluius    lapidis   virtus   est,  si  suspendatur  in  muliere  partu- 

15  riente,   cito  parit.     Et  asporlatur   de  india.     Et  Signum    huius 

est,    quod   si   quis  movet  eum  circumducendo,  sonat  ac  si  esset 

vacuus  et  esset  alius  in  medio  huius  reclusus.     Et  inveuitur  per 

duos   montes  magnos,  quorum   unus  vocatur  camar,  alter  arba. 

Et  secretum   huius   invenit   alexander,   quando   transibat  per 

20  desertum   indie   cum   exercitu   suo,   et  cum  transiret,  vidit  aves 

deferentes  ex  hoc  lapide,  ponentes  super  renes  aliarum  facien- 

cium   ova   cum  difllcultate.     et  sie  faciunt  ova  postea  de  levi  et 

siue   dolore   propter  virtutem    eius.    et  propter  hoc  consideravit 

quod   si    idcm  faceret    in   mulieribus  parturientibus,  et  expertus 

25  invenit  secundum  quod  consideravit  virtutem  suam.  |  f.  13( 

De   lapide   iudaico.     cap.  29. 

Lapis  Valens  ad  dolorem  renum.  Et  virtus  vel  proprietas 
eius  est,  quod  si  pnciens  vicium  lapidis  in  renibus  biberit  ex  eo 
trito  ad  pondus  sexte  partis  sicli,  frangit  lapidem  et  redueit  in 
30  arenam  minutam,  et  facit  eum  emittere  per  urinam,  et  liberatur. 
Et  complexio  eius  est  frigida  et  sicca.  Et  est  teuer  lapis.  Et 
defertur  ab  occidente.  Et  inveuitur  perforatus  ad  modum  illius 
instrumenti  cum  quo  fdant,  et  vocatur  verticellus. 

9  aliqiiid  cod,        10  t.  e.  incantator,  et  nicliil  cod.  t9  quando: 

quoniam  (qin)  cod.  2S  chv  vBaroi  d'eoftov  xvad'oii  j^tci  Dfosc. 


UND  ARNOLDÜS  SAXO  397 

Prctorea  lapis  qui  nascitur  in  renibus,  tritus  aut  mixtus  cum 
aiiis  pulvcribus  et  oculis  appositus,  valet  muUum  ad  albulam 
oculorum. 

De   lapide  aque  acetose.     cap.  30. 

Sunt  quedam  aque  discurrentes  super  terram,  et  aliquando  5 
excunt  de  fontibus.  Et  quedam  sunt  ex  eis  acetose,  que  si 
quidem  aliquando  congelantur  a  vento  et  aliquando  efßciuntur 
sicut  Inpis.  in  quibus  invenitur  utilitas  et  iuvamenta  plurima. 
Quodsi  ex  hoc  lapide  fieret  sternutatorium  maniam  pacienti,  libe- 
raret  eum  ex  lapide  scilicet  facto  ex  aquis  acelosis.  10 

De   lapide   qui   facit  dormire.     cap.  31. 

Cülor  buius  lapidis  est  sicut  color  sanguinis  pulcre  rube- 
dinis.  Et  complexio  eins  est  calida  et  humida.  Et  aspectus 
eins  in  die  apparet  quasi  puiveruleutus,  sed  in  nocte  videtur 
quasi  ignis,  carbo  accensus  vel  sicut  fulgur,  et  illuminat  locum  15 
in  quo  est.  Et  si  suspenderetur  ex  eo  ad  pondus  granorum 
trium  super  aliquem,  incontinenti  dormiet  ita  graviter  quod  non 
excitatur,  nisi  lapis  auferatur  ab  eo.  tamen  cum  excitatur  ele- 
vatur  tamquam  cbrius  a  vino,  et  quasi  obliviosus  factus,  ac  si 
non  recordaretur  aliquid  ex  eo  quod  fecerit.  Idera  etiam  opera-  20 
retur,  si  poneretur  super  capud  alicuius. 

De   lapide  prohibente  somnum.     cap.  32. 

Color  huius  lapidis  est  niger  et  apparet  quasi  puherulentus, 
et  est  gravis  multum  sicut  plumbum,  et  asper  in  tactu  ac  si 
esset  spinosus  et  pungcns.  habet  colorem  splenis.  Quod  si  25 
ponitur  ex  eo  ad  pondus  x  argenteorum  super  aliquem,  non 
dimittet  dormire.  et  tamen  non  sentit  inde  dolorem  aliquem, 
nisi  ({uod  efficilur  ita  gravis  ac  si  haberet  magnum  pondus 
supor  se.  Quod  si  quis  paciens  apostema  quidem  augmentatur 
in  somno  et  dormit,  non  videt,  quod  scilicet  vocatur  litargia,  30 
facerot  sibi  sternutatorium  ex  hoc  lapide  trito  ad  pondus  xii  gra- 
norum ordei,  sanat  eum  incontinenti. 

20  apa  30  so! 


398  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBÜS 


ANMERKUNGEN. 

G.  1  (fehlt  inL)  perle,  ar.  lulu,  beim  hebr.  Übersetzer  bedolach  (vgl. 
RosenmuUer  Bibl.  naturgcsch.  ii,  461).  perna  auch  bei  Gonstantinus,  perla 
vel  zofar  bei  Stephanus  (s.  u.),  *in  der  landessprache  perla'  fügt  der  hebr. 
Ar.  übs.  hinzu,  nach  milteilung  Steinschneiders. 

Generacio  perne:  vgl.  Physiologus  bei  Pitra  Spie.  Sol.  iii,  366.  Ori- 
genes  *^x  t^s  ns^l  Xi&cov  Tr^ay/iareias'  im  Gomm.  in  Matth.  x,  7.  Ar.  *ui 
libro  de  lapidibus'  bei  is.  xiii)  Teifaschi  c.  1  (Ravius  p.  51,  Rainer!  p.  5 
vgl.  Clement- Mullet,  iMincral.  ar.  p.  22  IT)  und  bei  Dimaschki  n,  7. 
p.  89  Mehren,  etwas  verscliioden  (auch  aus  A  r.)  s.  x  Dietericis  lautere 
brüder  (Naturanschnuiing  der  Ar.  1861)  s.  121. 

Virlus:  vgl.  (s.  x)  Ibn  al-Dschezzar  (s.  xi  Gonst.  De  grad.  p.  351, 
Libcr  fiducie  des  Ibnezizar  übs.  v.  Stephanus  i.  j.  1233  cod.  Monac.  lat. 
253):  'Perla  vel  zofar  temperate  complexionis  est.  grossior  melior  est,  et 
lucidior  et  rolundior.  proprium  eius  est  auferre  tremorem  cordis  et  timorem 
ex  colera  nigra  (et  co.  ni.  statt  *ex'  cod.),  et  mundiflcat  sanguinem  in  corde  et 
subtiliat  eum,  et  desiccat  humorem  (hu.  cod.)  in  oculis  et  conslringit  nervös 
oculi.  Item  dixit  ar.  (aristotiles)  si  solvantur  parle  et  ungantur  mor- 
phea  alba,  inde  curat  in  prima  unctione.  Item  si  aqua  earum mittatur per 
nares,  aufert  dolorem  oculorum  qui  Gt  ex  dilatacione  pupille,  et  cura  dila- 
tacionem  una  proiectione.*  —  ebenso  (aus  Ar.)  Diet.  s.  127. 

(s.  XII)  Serapion  De  simpl.  med.  (hinter  Jo.  Sera p.  breviar. etc.  Logd. 
1525  0  c.  397:  'AI ins  (dh.  Aristot.!).  Proprietas  earum  (sc.  margaritamm) 
est  conferre  cardiace  et  timori  factis  a  melancolia,  quia  clarificant  et  puri- 
ficant  sanguinem  cordis  et  subtiliant  eum.  et  propter  hanc  causam  miscen- 
tur  in  medicinis  egritudinum  cordis.  et  miscentur  in  cohol  ad  fortificandam 
nervös  oculi.  Et  quando  margarite  dissoivuntur  et  linitur  (super?)  baras 
cum  eis,  auferunt  eam  postquam  linitur  statim.  Et  ille  qui  patitur  soda 
propter  dilatationem  nervomm  oculi,  et  fit  ei  caputpurgium  cum  ista  aqoa, 
curat  eum  statim'. 

(s.  xni)  Ibn  ßeithar  üb.  d.  kräfte  der  einf.  heilmittel  (üba.  von 
Sontheimer)  ii,  446  (Aristoteles)  =»  3S5, 10—13.—  Teifaschi  inquit  Arisf 
im  codex  des  Ravius,  wo  auch  noch  eine  andere  stelle  des  Ar.  über  das 
altwerden  der  perlen  p.  54  die  im  cod.  Florent.  Raineris  fehlt,  p.  76  (im 
cod.  Flor,  fehlt  hier  der  name  des  Ar.  p.  7). 


G.  2  (fehlt  in  L)  smaragd  und  beryll  *-  arab:  zumrud  (zamra4 
Ar.  Secr.  f.  13*^  ed.  ßonon.  1501)  und  zabardschad  (bei  Rainer!  und  Diet 
falsch  smaragd  und  topas).  beim  hebr.  übs.  smaragdus  «»  piteda  (vgl. 
Rosenmüller  i,  32). 

15—16  =  Arist.  arab.  bei  Glement-Mullet  (Essai  sur  la  min^ralogie 
arabe.  Par.  1869)  p.  65. 


UND  ARNOLDUS  SAXO  399 

(s.  ix/x)  GoDstantinus  (Costa  ben  Luca)  De  physicis  ligaturis  (bei 
Gonst.  Afr.  p.  318,  Galen,  ed.  Gharter.  x  p.  571):  *  Aristoteles  in  libro 
de  lapidibus  ait,  suspendens  smaragdum  coilo  aut  portans  ipsum  in  digito 
defeadit  a  casu  epilepsiae  suspecto,  unde  semper  mandamus  nobilibus  ut  e 
collo  ßliorum  suorum  suspendatur  ne  in  hanc  infirmitatem  incidant'  (be- 
nutzt von  Albertus  De  mineral.  p.  243  (opp.  t.  ii  Lugd.  1651). 

(s.  x)  Ibn  al-Dschezzar  (fehlt  bei  Gonst.  De  grad.  —  Steph.  cod. 
Mon.  f.  110*:)  ^Thabariat  lapis  est  viridis  intensus  et  est  clarus,  etquimagis 
attrahit  daritati  (so)  melior  est  quam  turbidus.  frigidus  est  et  siccus  in 
secundo  gradu.  ar.  dixit  quod  thabariat  et  smaragdu»  sunt  duo  lapides 
et  sunt  duo  nomina  et  sunt  ciusdero  speciei.  proprium  est  ei  conferre  ve- 
nenis  mortiferis  et  reptilibus  malis,  si  bibatur  ex  pulvere  suo  pondus  viii 
granoruni  ordei,  antequam  venenum  occupet  omnino  corpus  et  cor,  et  non 
cadunt  capilii  nee  excoriatur  cutis  bibentis,  et  restauratur.  Item:  assiduus 
aspectus  huius  lapidis  aufert  lassitudinem  corporis.  Item:  suspensus  collo 
vel  delatus  in  anulo  aufert  epylensiam,  si  antequam  invadat  egritudo  de- 
feratur.  [Item :  si  ligetur  femori  mulieris,  accelerat  partum.  Et  dixerunt 
qnidam  medicorum  quod  suspendatur  collo  pueri  noviter  geniti  ideo  ut 
liberetur  a  predicto  morbo.  Dixerunt  eliam  quod  stringit  fluxum  sanguinis 
ex  naribus  vel  ore  vel  specialiter  per  secessum]'  (die  letzten  sätze  aus  andrer 
quelle,  vgl.  Ibn  Beilhar  u.  Teifaschi).  —  vgl.  s.  x  (Ar.  bei)  Diet.  p.  126. 

(s.  xii)  Scrapion  c.  3$}:  'Zabarged  et  dicitur  zmarad  i.  smaragdus. 
Sunt  duo  lapides  habcutes  duo  nomina,  verum  sunt  fere  unius  speciei,  et 
uteniuc  congelatur  in  mineris  nuri  ot  in  terris  garbi,  et  est  viridis  fortis 
vii'iditatis,  spleudens.  Et  ille  qui  ex  eo  est  viridior  est  melior.  etquimagis 
est  diafanus  est  melior  co  qui  est  magis  obscurus.  Et  lapis  dahaneg  (da- 
barieg  ed.)  est  similis  ei,  nisi  quia  non  est  diafanus  sicut  smaragdus  et 
zabargcd.  Et  natura  smaragdi  est  frlgida  et  sicca,  et  quando  sumitur  in 
potu  confert  venenis  mortiferis  et  morsibus  venenosis  et  punctionibus  ani- 
malium  habcntium  aculeum.  qui  ergo  dabit  in  potu  de  limatura  eius  pon- 
dus granorum  viii  ordei  illi  qui  sumpsit  venenum,  antequam  faciat  in  eo 
impressionem,  liberat  eum  a  morte,  et  (non)  cadent  capilli  ab  eo  neque  ex- 
coriabitur,  et  est  evasio  sua.  Et  ille  qui  assiduat  aspicere  in  ipsum  pre- 
serrat  visum  eius  a  nocumentis  et  conservat  eum  incolumem.  Et  qui  de- 
fert  in  anulo  smaragdum,  preservat  illum  ab  epilepsia,  quando  induit  eum 
in  suo  digito  antequam  superveniat  ei  epilepsia.  et  propter  hanc  causam 
docentur  reges  quod  suspendant  smaragdos  ad  coUa  suorum  filiorum  statiro 
quando  nascuntur,  ne  superveniat  eis  ab  epilepsia'. 

(s.  xiii)  Ibn  Beithar  (zweimal  ^Aristoteles')  i,  537  und  (ohne  namen, 
über  die  kraft)  Teifaschi  c.  3  p.  20  (aus  den  schätzen  Alexanders  nach 
Ben  Mansur  p.  13  t  Hammer). 


C.  3  (=  L  fol.  147*')  hyacinth  als  allgemeiner  name  des  korund- 
geschlechts.  das  arab.  iftkut  (der  hebr.  übs.  hat  ödem  m^  der  rote,  vgk 
Rosenm.  i,  30)  gibt  offenbar  eben  das  griech.  wort  vaxwO'os  wieder  und 
dieser  vaxivd'oi  ist  der  grofse  rote  leuchtende  stein  des  königs  von  Siele- 


400  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBÜS 

diva-Taprobane,  der  insel  des  hyacinthen  beim  Gsomas  Indicopleustes  (r. 
a.  540,  bei  Montf.  Coli,  nova  patr.  Par.  1706  ii,  p.  336—37,  vgl.  Ptolem. 
Geogr.  7,  4,  1.  Peripl.  mar.  Erythr.  und  Solinus):  es  wird  bei  Const.  mit 
iaciiitus,  bei  Ibnezizar  mit  carbunculus  übersetzt,  die  farbeonamen  der 
3  hauptarten  des  durchsichtigen  liorund  rubin,  gelber  hyacinth  dh. 
gelber  korund,  saphir — werden  eben  von  den  Übersetzern  sehr  verschieden 
wiedergegeben  und  dann  weiter  im  mittelalter  mit  den  namen  der  Plinia- 
nischen  Überlieferung  (Isidor  und  Solin)  vermischt  (daher  vielfache  Verwir- 
rung, zb.  der  roten  steine  rubin  und  granat  bei  Albert,  vgl.  zu  Arnold  De  virt. 
lap.  s.  iacintus).  die  namen  der  wenig  durchsichtigen  ähnlichen  steine  (ko- 
rundarten?) in  L  (corcond  und  corhaen,  ar.  kerkend  und  kerkhan  bei  Gl. 
MuUet  p.  54.  55.  Ben  Mansur  p.  129)  erinnern  wol  nicht  an  das  indische 
(Ritter  As.  iv,  2,  111)  wort  korund  selbst  (vgl.  Aristot.  ar.  bei  GMuUet 
p.  54.  55),  eher  an  jergoncius,  zirkon.  über  die  Wiederkehr  (rubin)  oder  den 
Verlust  (saphir)  der  färbe  nach  dem  glühen  vgl.  Schraut,  Edelsteinkunde 
Wien  1869  s.  122  —  über  das  springen  der  spineile  (==  kerkend?  GMulIet 
p.  49)  im  feuor  Schrauf  s.  12S.  roter  zirkon  (jergoncius)  dh.  unser  heutiger 
hyacinth,  in  Ceylon  als  gemeiner  rubin  verkauft,  nach  Kluge,  Edclsteinkunde 
s.  299. 

Aristot.  Secr.  secr.  f.  12'*  (ed.  ab  AI.  Achillino  Bonon.  1501) 
'Lapis  margarite,  et  ipse  est  aliacut  (aliacur  ed.)  in  arabico,  est  triplicis 
generis,  ruheus,  croceus,  arenosus.  quilibet  istorum  ligatus  in  anulo  et 
suspensus  collo  intrantis  civitatem,  in  qua  est  infirmitas  tamon,  liberatenm 
ab  infirmitate  illa.  margarita  rubea  in  anulo  ligata  portantis  cor  fortificat 
et  euni  reddit  honorabilem  in  conspectu  hominum.  Et  qui  scalpserit  in  eo 
formam  leonis  etc. 

Costa  ben  Luca  De  phys.  lig.  d.  c.  p.  571)  'Ar.  in  1. de  lapidibiis 
.  .  .  Item  qnodlibct  genus  hyacinthorum  suspendens  collo  sive  habens  in 
digito  si  intret  regionem  pestiferam,  non  laeditur,  sed  potius  in  mentibns 
hominum  honoratur  et  a  maioribus  peticiones  eins  complentur.' 

Constantinus  Afric.  De  gradibus  p.  352:  'Hyacinthi  triplices sunt, 
rubei  citrini  et  veneti.  Granati  sunt  omnibus  meliorcs.  quibus  haec  est 
proprietas:  nam  si  mittantur  ad  ignem  et  insufflemus,  quanto  plus  ad  ignem 
insufflaverimus,  eo  amplius  rubicundiores  fiunt  si  in  eis  aliqua  nigredinis 
pictura  fuerit,  causa  ignis  destruetnr.  eruntque  omnino  clarissimi.  Gitrioi 
non  adeo  ignem  patiuntur.  Veneti  autem  (enim  ed.)  nullatenus  ignem  pati 
queunt.  Quos  omnes  Aristot.  calidos  et  siccos  dixit  esse.  [Alii  rubi- 
cnndos  dicunt  esse  calidos,  venetos  frigidos  et  citrinos  mediocres.  Omnes 
sunt  confortativi  tristitiaeque  et  suspicionis  ablativi.  Contra  sanguinis  flaxum 
valent.]  Unde  Aristoteles:  Qui  granatos  in  collo  manuve  vel  in  aliqao 
corporis  membro  duxerint,  si  intraverint  ad  aliquam  provinciam  pestiferam, 
nullatenus  eis  nocebit'. 

Ibnezizar  (oder  Ibngizar  im  Lib. fiduc. cod. Mon.)  f.  100'  'Carbunculus 
vel  iacot  tribus  speciebus  est,  rubeus  croceus  et  lividus.  rubeos  melior 
vero  Omnibus  lapis  est.  qui  si  ponatur  in  igne,  coloratur  et  pnlchrior 
efßcitur.    croceus   vero  debilior  in  igne.    lividus  vero  non  sustinet  ignem. 


UND  ARNOLDÜS  SAXO  4»1 

Alio  modo  ar.  dixit  qvod  conplexio  istarnm  triam  ipeGiermu  est  catidi  d 
sicca.  [Item  dixit  quidam  ex  medicis  quod  nibeus  nag&s  approptnqnl 
cidori,  et  lividus  frigiditati,  et  crocem  m  tempefamanto  medne  existit]. 
item  ar.  dixit  ai  qiiia  aliquaaa  istarum  in  anulo  aecum  detalil,  aon  ledietar 
ab  iftoe  mortalilatis  ia  dvitate*. 

Vgl.  (Ar.)  Biet.  p.  126. 

Serapion  c  398:  *Hager  iaoot  id  est  lapia  lacioctoa.  Speciea  eios 
sunt  tres,  una  earan  est  coloria  rnbeiv  seouida  est  coloris  dtrio),  et  tertia 
est  coloris  chabali  et  coloris  antimonii.  Sunt  aatcm  cpiidam  alii  lapMea 
propinqiii  eis  in  colore  adeo  qnod  Tidentor  esse  ciosdem  qieciei  onin  eis, 
aed  Don  habent  operationes  iatamm.  Et  ro^os  est  oieMar  atiis,  quiaqvaodo 
incenditur  super  ernn  nilMacit  multum.  Gitriiitw  vero  potesA  stare  miona 
super  ignero.  Sed  cbahali  neqalt  stare  super  ignem  quin  destmatar  statin. 
Est  autem  virtus  iacincti  quod  qul  portaverit  eum  aecum  [aut  sigillarerit 
aliquid  cum  aliqua  specie  ipsorum  et  portaverit  sigiliatiouem  super  se],  et 
inlraverit  [in  regionem  aliquam  vel  provinciam  in  qua  cadunt  fidgura  multa 
seu]  in  terram  pestiferam,  nuHateuus  Docebit  ei  [et  fit  tutus  ab  eis  quoDiam 
non  cadet  fulgur  super  eum].  Et  hec  quiden  virtus  aal  muHuin  divolgata 
et  honorata  iuter  homiues'  (das  letite  mit  fremder  beuniscfaung,  wie  bei 
Teüaschi). 

Ibn  Bei t ha r  II,  591  (die  3  arten,  ohne  den  oamen  dea  Ar.,  wie 
bei  Ser.). 

Teifascbi  c.  2  (Ar.  über  das  glühen)  bei  CMuUet  p.  46  und  (Ar. 
über  die  kraft)  Baineri  p.  15. 

Albertus  vermischt  die  3  arten  des  earbuncuioa  (laidor.)  aus  Thomas 
€antimpr.  carbunculus  rubitb  und  balaustius  (palatius  carbunculus  granatns 
p.  219,  balagius  — qui  et  palatius  dicitur  p.  228 —  granatus  ru}>inus  p.  229 
8.  carbunculus)  mit  den  3  arten  des  iacintus  (den  er  wie  Ibngixar  als  car- 
bunculus deutet  p.  229  vgl.  p.  232  s.  granatus)  bei  CoBStantin.  (vgl.  Alb. 
s.  iacintus  p.  232). 


C.  4  («  L  f.  148**,  anfang  der  dnzelbesehreilmDg  hier)  granat 
dh.  granaiblütenfarbiger  stein  (ar.  badschadi  —  in  L  albegedl). 

Gonstant.  De  phis.  lig.  p.  571:  Item  (Ar.  in  li.  de  lap.)  sardara 
(*sardium'  ed.  Bas.  Gonst.  p.  319)  xx  granorum  hordei  pondua  portana  e 
(in  Bas.)  eoUo  se«  in  digfto  non  videbit  terribüia  (sive  timorosa  ed.  Bas.) 
in  somno.' 

(8.  XII)  Algafiki  Be  simpl.  med.  (lat.  flbaraetzt  lu  ilerda  a.  1258?  die 
2ahl  ist  unsicher,  verdorben:  h.cg.x.  vin  io  cod.  Baa.  Di  17,  n. oc.  Ui.vni 
in  cod.  Monac.  lat.  253)  *De  Jergoncio'  (daneben  am  rande  der  corrector'de 
iadncto  rel  bixedi').  *Jergonciua  (noch  jetzt  Jargon,  Jergonier  bandels- 
name  und  ursprünglicher  dca  nrkoM  oder  heutigen  hyadntha,  vgl.  apan. 
Jargon^  Abolays  bei  B.  de  Gaatro  BibL  eap.  i  p.  112)  v«l  iacinetaa  vel 
bizedi  est  lapis  rubens.  et  quando  portat  aliqnis  eum  aupra  ae,  noo  sonp- 
niatur  sompnia  mala  vel  tiiaoroaa.  et  melior  est  bene  rtibeas  vel  hicidaa 
et  granatus.    et  qoaado  Mcatar  cuai  capiUia  velpanno,  aablevttpalcafl& 

Z.  f.  D.  A.  neue  folge  VI.  '    26 


f  \ 


402  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBÜS 

minutam'  (später  noch  ein  anderer  abschnitt  über  den  iacinctus  vel  iacot, 
aber  nicht  aus  Ar.). 

(s.  XII)  Serapion  c.  399:  'Hager  albuzedi  est  lapis  nibeus  miuas 
tarnen  quam  iacinctus.  nam  iacincti  rubedo  est  magis  placabilis  hominibus 
eo  quod  non  sit  in  eo  obscuritas  aliqua.  Minera  yero  huius  lapidis  est  in 
terris  orientis.  et  quando  apportatur  a  minera  sua  est  obscurus,  sedquando 
excoriat  eum  aurifex,  detegitur  bonitas  eins  apparet  et  clarificatur.  et  qui 
sigillaverit  cum  eo  qui  sit  ponderis  xx  granornm  ordei,  non  videbit  in 
somnis  mala  somnia  nee  timorosa.  et  hec  est  eius  proprietas.  Et  si  ille 
qui  aspexerit  in  sole  tantum  quod  visus  eius  est  debililatus,  et  tangat  oculos 
ex  lapide  isto,  confert  ei.  Et  quando  iste  lapis  fricatur  fortiter  ad  caplHos 
capitis,  attrahit  ad  se  festucas  palearum,  sicut  lapis  magnetes  ferrum.* 

Teifaschi  c.  7  (aus  Ar.  über  die  färbe  bei  Mullet  p.  95),  über  die 
eigenschaften  (offenbar  aus  Ar.)  p.  29  Rain. 


C.  5  (=  L)  carneol  dh.  fleischfarbiger  stein  schon  nach  Albertus, 
doch  ist  die  form  mit  o  die  ältere:  *hornfarben'  nach  Köhler  Ges.  sehr,  iv, 
1,  105  vgl.  Cornea  onyx  Plin.  (37,  90  u.  89).  sollte  die  arab.  ableitung 
des  namens  von  der  färbe  des  fleischwaCsers  vielleicht  eine  erinnerung  des 
griech.  verfafsers  bei  aaqBiov  (pers.  serd  —  vgl.  Hammer  —  heifsl  gelb, 
nicht  rot)  an  <ra(»J  aa^oeiSr^s  (vgl.  Plin.  37,  86)  sein?  (ar.  akik  vgl.  Nie- 
buhr  bei  Rosenmüller  i,  31  —  haalkhec  in  L).  das  lat.  wort  erscheint 
zuerst  beim  Übersetzer  des  Costa  ben  Luca  (vgl.  zu  Arnold  s.  corneolus)^ 
span.  cornelina  bei  Abolays  G.  p.  112  (vgl.  Littre  s.  cornaline). 

Const.  De  phis.  lig.  p.  571:  'Item  (Ar.)  corneolum  a  collo  portans 
Ccollo  portatus'  Bas.  p.  319)  sive  in  digito  mitigat  iram  in  contentione  ('et 
contenlionem'  Bas.)  cuius  autem  color  est  sicut  lotura  caruis  sanguinis  fluxam 
cuiuslibet  membri  sistit  ('stringil'  B.)  maxime  in  feminis.' 

Ibnezizar  Lib.  fld.  cod.  Mon.  f.  100^:  *Aquic  (Aqine  cod.)  vel  cor- 
nelina. Dixit  ar.  melior  est  que  affertur  de  aliaman.  Et  melior  est  intense 
rubedinis  et  clare.  in  eo  sunt  tres  proprietates,  una  est  quod  sedat  acumen 
furoris  cum  quo  quis  liligat,  si  deferatur  in  anulo  vel  ad  Collum,  secunda 
species  minus  clara,  et  habet  venas  albas.  hec  sistit  menstrua  et  alium 
fluxum  sanguinis  si  teneatur.  Tertia  species  est,  si  pulverizetur  et  fricentur 
dentes,  dealbat  eos  et  stringit  gingivas  et  prohibet  fluxum  sanguinis  ab  eis.' 

Algafiki  (cod.  Mon.)  s.  *Gornelina  vel  aquic  (aquit  cod.).  Palla- 
dius  (hier  oft  citiert,  wie  auch  bei  Gonstantinus  Afr.,  Rasi,  vgl.  Steinschneider 
in  Virchows  Archiv  37,  372)  dicit  quod  sunt  multe  species  corneline,  et 
portantur  de  aliaman  et  de  ripis  vel  litore  maris  et  de  villis  romanoram 
(ro.  cod.).  et  melior  est  illa  que  est  bene  rubea  et  lucida  et  clara.  et  est 
alia  species  que  habet  colorem  aque  que  exil  de  carnibus  salitis.  et  habet 
quasdam  vias  vel  vires  coopertas.  et  qui  tenet  eam  in  digito  vel  cum 
anulo,  stringit  sanguinem  undecunque  fluat,  et  maxime  menstniorum, 
quando  non  potest  stringi.  et  qui  accipit  de  limalura  cuiuscunque  cor- 
neline (-lie  cod.),  et  fricantur  dentes,  removet  sorditiem  eorum  et  cor- 


UND  ARNOLDUS  SAXO  403 

rosionein  et  dealbat  eos  et  prohibet  sanguinem  ne  decumt  de  radicibus 
dentium.' 

Serapion  c.  400:  ^Hager  salacbil  id  est  lapis  coroeolos.  Bpecie» 
eius  sunt  malte,  et  multe  etiam  minere.  defertnr  eüam  ex  terris  iameni 
et  ex  mineris  romanorum.  Et  melior  ex  eo  est  ille  qui  magis  vergit  ad 
nibedinem.  Est  autem  ex  corneoio  alia  species  similis  in  colore  sao  aque 
que  destillatnr  a  carnibus  salsis,  in  quo  sunt  linee  albe  Infixe.  Et  virtus 
huius  lapidis  est  quod  quando  portatur  in  anulo,  reprimit  iracundiam  in 
causa  litis  coram  iadice,  et  stringit  fluxum  sanguinis  undecunque  exeat, 
et  proprie  sanguinem  menstraonun.  Et  quando  fit  ex  pulvere  eius  denti- 
fricium,  abstergit  sordes  dentium  et  dealbat  eos  et  facit  ipsos  pulchros 
valde/ 

Ganz  ebenso  unter  dem  namen  des  Aristoteles  bei  Ibn  Beithar 
II,  201  (zu  berichtigen  ders.  bei  GMuUet  p.  129,  vgl.  Ar.  arab.  ib.  p.  130 
not.),    vgl.  die  eigenschaften  (ohne  autor)  bei  Teifaschi  p.  44—45. 


I 
I 


G.  6  (=»  L)  onyx  (vgl.  die  note  des  Übersetzers  von  L.  —  air. 
dschaza  «»  tristezza  Teif.  p.  47,  hebr.  leschem  vgl.  Rosenmüller  i,  37). 
dieselbe  Überschrift  in  der  hebr.  übs.  'erklärung  des  Steins  leschem  und 
sein  name  im  arab.  ist  goza'  (St.).  die  vermittelung  der  lat  übs.  des  Mont- 
pellier-textes  aus  dem  arabischen  durch  einen  Juden  ist  deutlich. 

Gonst.  De  phis.  lig.  L  c:  'onyx  suspensus  veldigito  portatus  äuget 
in  somno  terribilia  et  tristiciam  et  inter  homines  contentiosa,  in  pueris 
autem  suspensus  salivam  oris  äuget'  (dies  benutzt  von  Marbod  c.  9). 

Ibnegizar  f.  tor  (De  lazacalcedomnus):  'Lazacalcedonius  lapis  est 
qui  afiertur  a  duobus  locis  ex  terra  que  dicitur  aliaman  et  alem  insule  sunt 
lapis  iste  multicolor  est  durus  est.  ar.  dixit  si  deferatur  lapis  iste  vel  in 
anulo  vel  ad  collum  reddit  hominem  melancolicum  et  inducit  mala  et 
terribilia  sompnia  et  inducit  rixas  ab  hominibus  et  ideo  reges  de  alaman 
non  thesaurizant  eos  et  si  snspendatur  collo  pueri  facit  fluere  os  aquis.' 

Algafiki:  *Jahza  est  petra  nota.  et  est  duobus  modis,  una  venit 
de  aliaroam  et  alia  de  atane  iTide  vel  sardoni  (so  cod.  Mon.).  et  dicont 
quod  quicunque  tenet  eum  habet  tristiciam  et  irascitur  cum  hominibus.  et 
facil  sompnia  mala,  et  si  quis  comederit  vel  biberit  in  vase  de  eo  facto, 
non  potest  multum  dormire.  et  qui  suspendit  lapidem  supra  mulierem 
gravidaro,  facit  eam  cito  parere.' 

Serapion  c.  401:  *Hager  aliazaha  id  est  aliaia  (so  ed.).  Sunt  ei 
multe  species.  Et  est  lapis  qui  apportatur  ex  iamen  et  ex  terris  sin.  Et 
melior  est  ille  qui  defertur  ex  iamen.  Et  est  lapis  in  quo  sunt  colores 
diversi  s.  albus  et  niger  et  alii,  et  nunquam  est  sincerus  unius  coloris.  Et 
non  est  visum  hominibus  de  iamen  nee  de  regionibus  eoram  quod  aliquis 
portet  secum  aut  reponat  in  domo  sua  istum  lapidem.  nam  asserunt  quod 
non  viderunt  aliquem  portantem  istum  lapidem  qui  non  viderit  in  somnis 
terribilia,  et  cum  hoc  facit  portantem  eum  irosum  ant  rixosum  esse,  et 
llUgiosum  inter  homines.  Et  quando  suspenditur  super  infantes,  äuget  baras 
eorum.    et  si  fiat  vas  ex  eo  ad  comedendum  in  eo  aut  ad  bibendum, 

26* 


404  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBÜS 

quicunque  comederit  aut  biberit  in  eo  non  potest  dormire.  Et  quando  pul- 
verizatiir,  et  ahstergitur  iacinctus  cum  pulvere  ipsius,  meliorat  coloremeias 
multam.     Et  est  lapis  qui  est  durior  inter  ceteros  lapides.' 

Dass.  unter  Aristoteles  namen  bei  Ibn  Beithar  n,  248  und  über 
die  eigensch.  (mit  L  stimmend)  bei  Teifaschi  c.  13  p.  47.  ffir  das  be- 
schleunigen der  geburt  —  schlufssata  des  Ar.(?)  bei  Ibn  Beithar,  und  genau 
ebenso  (in  L  fehlt  er)  —  citiert  dieser  den  'Armanusio  Antiocheno  nei  sno 
libro  intorno  alle  pietre\  vielleicht  aus  dem  buche  des  Aristoteles?  über 
den  fundort  (China  und  Magreb)  vgl.  Arist.  arab.  bei  Glement-Mullet  p.  137. 


C.  7  (L  viel  ausführlicher)  malachit  (ar.  dahnadsch  dahanadsch  — 
in  L  dhaneg). 

Arist.  ar.  bei  Glement-Mullet  p.  160  (färben  und  entstehung). 

Ibngizar  (Lib.  fid.)  cod.  Mon.  f.  128':  'Henig.  ar.  dixit  quod  lapis 
iste  sit  in  nüneris  cupri.  quando  decoquitur  cuprum  in  minera,  a  natura 
ascendit  fumus  et  congelatur  in  lapidem.  iste  lapis  est  multicolor.  est 
enim  quidam  viridis,  et  alius  qui  est  albus  viridis  et  niger«  et  est  alius  qui 
assimilatur  plume  pavonis,  et  est  alius  qui  est  viridis  obscurus.  et  possibile 
est  inveniri  istos  lapides  in  uno  lapide.  et  non  invenitur  lapis  iste  nisi  in 
mineris  cupri,  sicut  non  invenitur  almandinus  (-diu)  nisi  in  mineris  aari. 
[Item  dixit  belenus  (vgl.  Teifaschi)  hoc  est  virgiliusf!)  omnis  lapis  coloratus 
habet  colorem  intensum  et  remissum  secundum  quantitatem  caloris  agentis 
in  eo  . . .' 

(Ar.)  Diet.  p.  131. 

Algafiki  (cod.  Mon.):  'Daneg  est  lapis.  Et  dicitur  in  libro  la- 
pidum  quod  iste  lapis  invenitur  in  mineris  cupri,  et  habet  colorem  viri- 
dem  bene  similem  pennis  pavonum.  et  est  alius  lapis  qui  habet  colorem 
magis  obscurum  et  obfuscum.  Et  valet  positum  supra  morsum  scorpioms, 
et  mitigat  eins  dolorem,  et  quando  teritur  et  cum  aceto  conficitur  valet 
impetigini  et  curat,  et  valet  favis  capitis  et  tocius  corporis.  [Et  quando 
teritur  et  miscetur  cum  musto,  valet  epylencie  datus  ad  potandum.  et  fiat 
furoigium  ter  et  curabitur  epilenticus'  (das  letzte  aus  anderer  quelle). 

AusfQhrlich  Mas  buch  über  die  steine'  bei  Ibn  Beithar  i,  4M 
(vgl.  bei  GMullet  p.  160). 

Ar.  bei  Teifaschi  (entstehung)  p.  55  (vgl.  bei  GMullet  p.  157)  und 
(ohne  namen  über  die  eigensch.)  p.  57. 


G.  8  (würkung  ausführlicher  in  L)  bezoar  (ar.  bazhar  —  in  L  el- 
baseher,  pers.  pasehir  bei  Ben  Mansur).  auch  die  hebr.  öbs.  sagt  (St) 
Miesen  stein  nennen  die  Griechen  (so  beide  übers,  statt  der  Tereer*,  wie 
weiter  unten  würklich  auch  in  L  steht,  vgl.  GMullet  p.  115)  bülftkr  und 
seine  erkllrung  ist  der  das  gift  vertreibende'  (die  hebr.  Abers.  ist  offenbar 
erst  aus  dieser  lateinischen  gemacht,  wenn  nicht  etwa  beide  den  fehler  aus 
demselben  arab.  texte  haben). 

Arist.  ar.  bei  GMullet  p.  116. 


UND  ARNOLDÜS  SAXO  405 

Ar  ist.  Secr.  secr.  f.  12^':  'Lapis  bazar  est  nomen  perse  (statt  'per- 
sicum')  et  gubernatio  impedimenti,  quia  stringit  veflenum  ('ventum'  ed.). 
et  est  duorum  colorum  s.  crocei  sicut  cera  et  viridis  sicut  oliva.  et  inventio 
sua  est  in  terris  zic  et  ferunt  quod  reperitur  in  feile  basilisci.  et  prepa- 
raat  ipsum  caliditate.  propter  hoc  est  tenuis  tactu.  proprietas  ipstus  est 
iuvamentum  contra  venena  omnium  vegetabilium  et  mineralium  et  ex  morsu 
animalium  venenatoruro  ('minutonim'  ed.)  et  punctura.  et  cum  bibitum  fuerit 
ex  eo  pondus  granoram  12,  mortem  vitat  et  venenum  extrahit  per  sudorem. 
Et  qui  portaverit  ipsum  ligatum  in  anulo,  honorabitur  ab  omnibu»  hominibus 
et  ab  omni  aspicieute.  Et  si  pulverizetur  et  spargatur  super  locum  morsus 
animalis  venenosi,  abstrahit  venenum,  et  si  putrefieret  locus,  ipsum  liberabit. 
et  si  pulverizetur  ex  eo  pondus  ii.  granorum  ordci  et  liquefiat  et  proiciatur 
in  ore  basilisci,  interficit  eum.  et  si  suspenderis  ipsum  in  collo  pueri  qui 
non  est  passus  malum  caducum  aut  aliqaod  accidens,  liberabit  eum  ab  omni 
accidente.' 

Der  Zusammenhang  der  beiden  gleicher  zeit  (saec.  vii)  angehörigen 
pseudaristotelischen  böcher  ist  klar:  als  dieser  abschnitt  des  Secretum  ('de 
proprietatibus  originalium  et  lapidum')  geschrieben  ward  —  und  es  ist  trotz 
der  mannigfaltigkeit  der  handschriftlichen  durch  abkürzung  entstandenen 
texte  kein  grund  ihn  für  jünger  zu  halten  als  das  ganze  Secretum  — ,  war 
das  'buch  von  den  steinen'  schon  vorhanden,  es  ist  gradezu  hier  benutzt 
und  ausgezogen,  und  die  Verweisungen  des  verf.  des  Secretum  (s.  De  Arist. 
libr.  ord.  p.  185)  auf  ein  ausführliciies  buch  De  proprietatibus  lapidum  be- 
währen sich  wenigstens  in  dieser  beziehung  völlig. 

Vgl.  Diet.  (Ar.)  p.  131  (mit  ausführlicherer  anknüpfung  an  die  an- 
merkung  über  Vergiftung  überhaupt). 

Algafiki  (s.  litt.  S):  *Stopacius  (am  rande  corr.  Topasius.  vgl.  span. 
stopasa  Abolays  bei  de  Castro  p.  112)  vel  bezahar.  Algafiqui  (dh.  der  verf. 
selbst)  dicit  ...  et  ponitur  in  <^re  basilisci,  interficit  eum.  Ar.  colores 
lapidis  istius  sunt  multi.  unus  est  croceus,  alius  cinericius,  et  alius  qui 
habet  admixtionem  viridis  coloris,  et  alius  qui  habet  admixtionem  albi 
coloris,  et  alius  qui  habet  colorem  vini.  et  croceus  est  melior.  Et  ille  qui 
venit  de  coracen  est  bonus.  et  bezaar  est  lapis  tositi  (so)  et  minere  sue 
sunt  in  terris  indie  et  in  Oriente.  Et  est  lapis  honoratus,  et  in  tactu  est 
mollis,  et  valet  omnibus  venenis,  et  confirmat  supra  dicta.' 

Serapion  c.  396:  'Hager  albesahar  id  est  lapis  liberans  a  venenis, 
*ut  tyri  (Hyriaca'  ed.).  albezahar  est  nomen  persicum,  et  est  expellens  no- 
cumentum  .  .  .  Alius  (=  'Aristoteles'  bei  Ihn  Beithar).  colores  lapidis 
bezahar  sunt  multi.  nam  ex  eo  est  citrinus,  et  velut  pulverulentus,  et 
manibati  (so),  et  ille  qui  participat  viriditate,  et  ille  qui  participat  albedine. 
melior  vero  omnibus  est  citrinus,  et  post  ipsum  est  pulverulentus.  et  hie 
defertur  ex  corascen,  et  ibi  nominant  eum  bezar,  et  expositio  eins  est  contra 
venenum.  et  minera  eius  est  in  terris  syri  et  indie  et  in  terris  orientis. 
Et  multi  lapides  similantur  eis  qui  non  habent  proprietatem  suam  nee 
approximant  ei  in  aliquibus  operationibus.  et  est  quidam  qui  dicitur  cho- 
bori,  et  marina.    et  est  lapis  in  quo  nullus  errat,  sed  multi  errant  in  alio 


406  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBUS 

qui  dici(i:r  chindos.  Et  est  lapis  multe  humiditatis,  levis,  mollis  tacta, 
mollitie  sine  superfluitate.  et  caliditas  eius  est  etiam  sine  superfluitate. 
Et  proprietas  eins  est  quod  confert  yenenis  omnium  animalium  et  planta- 
rum  niorsibus  et  puncturis  venenosorum.  et  quando  bibitur  ex  eo  pondus 
XII  granonim  ordei,  aut  quando  fit  linimentum  com  eo  super  locum  morsos, 
liberal  iianique  a  raorte  et  expellit  venenum  per  sudorem.  Et  quando 
ponitur  in  anulo  iste  lapis  et  reponitur  in  ore  eius  qui  sumpsit  Tenenumet 
sugit,  aliquantuluro  confert  ei.  et  si  ponitur  lapis  iste  super  locnm  punc- 
ture  aut  super  locum  morsure  animalis  venenosi,  quem  adroodnm  estpunc- 
tura  scorpionis  aut  cantaridanim  malarum  aut  zambor,  confert  eisiuyameo- 
tum  manifestum,  et  si  teratur  et  ponatur  super  morsum  reptilium  vene- 
nosorum, attrahit  venenum  per  sudorem,  et  si  locus  in  quo  est  morsus  est 
putrificatus,  et  pulverizatur  super  locum  ex  hoc  lapide,  mundificat  ei  curat, 
et  quando  tangitur  cum  isto  lapide  aculeus  scorpionis,  prohibei  ab  eo  po- 
tentiam  pungendi.  et  si  teratur  ex  eo  pondus  duorum  granorum  ordei  «t 
dissolvatur  in  aqua  et  ponatur  in  ore  serpentis,  suffocat  serpentem  statim 
et  occidit  eum.' 

Dasselbe  in  derselben  ausdehnung  aus  'Aristoteles'  bei  Ibn  Bei- 
thar  I,  119,  einiges  (über  die  eigensch.,  ohne  namcn)  bei  Teifaschi 
c.  10  p.  39. 


G.  9  (meist  vollständiger,  einiges  mangelhafter  in  L:  beide  texte  in 
verschiedener  weise  unvollständig)  diamant  (ar.  mds,  in  L  elmos,  dh.  el- 
mas,  wofür  bei  Serapion  —  nach  der  von  Ibn  Beithar  ii,  64  getadelten 
weise  des  Ibn  Wafid  —  der  name  des  schmirgeis  sunb&dadsch  steht). 

Di  et.  (Ar.)  p.  134  (härte,  verh.  zum  blei,  übereinstimmend  mit  Se- 
rapion). 

Ibnezizar  cod.  Mon.  f.  124':  *Lapis  almandinus  vel  aiar  almes. 
fluvius  ubi  lapis  iste  invenitur  nemini  prius  patuit  quam  alexandro,  et  est 
apud  orientem  in  extremitatibus  de  corasen.  et  dixit  ar.  quod  est  frigidus 
et  siccus  in  quarto  gradu,  et  in  eo  sunt  due  proprietates,  una  quod  fraogit 
omnes  alios  lapides.  et  facit  virtute  spirituali  et  proprie  naturali.  et  cnm 
illo  perforantur  lapides  preciosi.  Item  si  liquefiat  mastices  parum  (niastiz 
piu)  et  iungalur  cum  eo  quasi  granum  de  isto  lapide  et  iniciatur  cum 
siringa  per  virgam,  frangit  lapidem  in  vesica,  si  attingit  eum.  Item  lapis 
iste  omnes  alios  lapides  frangit,  et  non  frangitur  nisi  hoc  modo,  et  hoc 
est  ut  ponas  lapidem  super  plumbum  et  desuper  pone  aliud  frustum  plumbi,  * 
et  percute  supra,  et  frangetur.' 

Algafiki:  ^Mez.  in  libro  lapidum  dicitur  quod  species  de  mex 
sunt  IUI.  et  prima  est  de  india  et  habet  colorem  albnm,  et  ei9t  ita  magna 
sicut  faba  una,  et  est  alia  que  est  ita  magna  sicut  semen  cucumeris  Tel 
unul'e  (so),  et  ('vel'  cod.)  aliquando  invenitur  ita  magna  sicut  quidem 
(*quidam'  cod.)  nux  sed  gravius  invenitur  et  assimilatur  colori  salis  anno- 
niaci  clari.  Secunda  species  est  de  mequit,  et  habet  colorem  similem  prinie 
speciei,  et  est  maior  prima  ('primo*  cod.).  Et  iercia  species  est  de  colore 
ferri   bene  ponderosi,   et   invenitur   in  terris  de  aliaman  ('aliamant'  cod.). 


UND  ARNOLDÜS  SAXO  407 

Et  quarta  species  est  de  qnibriz  ('qbiciz'  mm  qnebicis  cod.),  et  in?enitiir  in 
mineris  de  quibriz  Cqbnz'  »>  quebriz  cod.),  et  habet  colorein  «rgenti.  Sed 
mazucasns  sapiens  dicit  qood  non  est  ista  de  qnatuor  speciebus,  quia 
ignis  adheret  ibi.  [diese  merkwürdige  stelle  von  den  arten  des  adamas 
erinnert  an  westlich-plinianische  lehre  und  der  auch  bei  Ihn  Beithar  ge- 
nannten weise  Suthafis  an  den  Sotacos  verf.  eines  berOhmten  steinbuchs 
bei  Plinins  na.  mit  Plinius  (6  arten,  aus  ihm  Isidor.  und  Solin.)  kommt 
der  auf  alter  mit  Plinius  magischer  quelle  sich  berührender  gmndlage 
beruhende  Damigeron-Evax  Pilras  (c.  3)' fiberein,  der  bestimmter  dieselben 
4  arten,  wie  Suthafis  (ganz  ähnlich  wie  so  oft.  Sotacus  hei  Plin.  zb.  über 
haematiies  PI.  36,  146—48)  aufzahlt,  die  stelle  fehlt  wie  es  scheint  im 
arabischen  texte  (aus  dem  Mullet  sie  wol  erwähnt  hätte  zu  p.  108)  wie  in 
den  lat.  Übersetzungen,  ist  es  richtig  dafs  Algafiki  und  Ibn  Beithar  hier 
aus  einem  vollständigeren  texte  des  pseudaristotelischen  buches  berichten 
(eine  annähme  die  bei  der  art  der  hier  mitgeteilten  arabische  quelle  aus- 
schliefsenden dinge  unabweisbar  scheint),  so  hätten  wir  einen  fall  der  an- 
knüpfung  desselben  an  antike  tradltion  und  litteratur  (vgl.  oben  zu  c*  6 
onyx)].  Et  de  proprietate  de  mez  est  quod  omois  lapis  qui  sibi  adheret 
et  fricatur  cum  eo,  frangit  iilum  et  conquassat,  et  idem  facit  de  quolibet 
corpore  excepto  plumbo,  sed  plumbum  destruit  illum  consumit  et  frangit. 
et  iste  lapis  teritur  cum  plumbo,  et  iila  tritura  ponitur  in  capite  instru- 
mentorum  ferri,  quando  volunt  perforare  lapides  preciösos  vel  alios  lapides. 
Et  quidam  hominum  dicunt  quod  frangit  lapidem  vesice,  quando  ita  pre- 
paratur.  accipiatur  de  limatura  sua  facta  cum  plumbo  pondus  unins  grani 
xilocaracte  et  in  siringam  ponatur  vel  in  capite  siringe,  et  per  virgam 
iniciatur  cum  gummi  lentisci,  et  frangit  lapidem.  sed  est  periculosnm.  et 
quando  teneiur  in  ore  frangit  dentes.' 

Dasselbe  aus  dem  'buch  der  steine'  bei  Ibn  Beithar  ii, 466 —  wol 
eben  aus  dem  oft  benutzten  Elgafeki. 

Serapion  c.  391:  *Hager  sumbedig  id  est  lapis  adamas.  Est  mes 
fluvius  in  quo  est  lapis  mes.  et  est  flumen  ad  quod  numquam  ivit  aliquis 
nisi  alexander,  et  est  in  finibus  corascen.  et  color  eins  approximat  colori 
sali»  armoniaci  clari.  Et  iste  lapis  est  frigidus  et  siccus  in  quarto  gradn, 
ei  raro  aggregantur  iste  due  nature  in  aliquo  lapide.  Et  in  eo  sunt  due 
proprielates.  una  earum  est  quod  non  coniungitur  alicui  lapidi  quem  non 
frangat,  et  propter  hoc  coaptantur  fragroenta  eius  in  summitatibus  ferri 
apti  ad  perforaudum,  et  cum  eo  perforantur  alii  lapides  sicut  sunt  sma- 
ragdus  et  zabarged  et  saphirus  et  gemme  alle.  Et  si  acdpitur  granulum 
unum  ex  fragmentis  eius  et  conglutinatur  in  summitate  ferri  cum  glutino 
romano,  et  intromittitur  in  vesicam  per  foramen  virge,  frangit  lapidem.  Et 
alia  proprietas  eius  est  quod  nihil  est  quod  frangat  istum  lapidem  nisi 
plumbum.    nam  rumpit  eum  et  content' 

Ibn  Beithar  ('buch  der  steine')  ii,  466. 

Teifäschi  c.  8  (ohne  namen  die  adlerfanggeschichte,  angeblich 
aus  Jal\ja  ben  Mäseweih  —  also  dieser  aus  Ar.?  — )  p.  30  Rain,  und  der- 
selbe aus  Ar.  bei  GMuUet  p.  104  (über  die  lithotripsie).    über  den  fund- 


408  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBUS 

ort  (Alexanders)  vgl.  Teif.  c.  15  p.  53  (Moll.  p.  152)  beim  schmirgd.  die 
geschiebte  von  dem  tiefen  tal  und  den  von  edlem  aus  ibm  fortgetragenen 
fleischslücken  an  denen  die  edelsteine  des  bodens  anklebend  mitgefdhrt 
werden  (aus  1001  nacht),  erzählt  schon  Epiphanius,  aber  beim  hyacia- 
thus  (Epiphan.  de  xii  gemmis.  opp.  ed.  Dindf.  iv,  1  p.  191)  und  dgl. 
vom  iaeut  in  Ceylon  (in  etwas  anderer  weise)  Teifaschi  p.  13  Rain.  (vgl. 
GMuUet  p.  42). 


C.  10  (««  L)  Schmirgel  (derber  korund,  ar.  sunbddadsch  —  in  L 
sembadheg,  hebr.  schamir  RasenmQller  i,  45,  was  mit  diamant  übersetzt 
wird,  Ofivqu  bei  Dioscorides,  span.  esmeril  bei  Abolays  G.  p.  107.    112). 

Arist.  ar.  (gerieben  mit  lack)  bei  CMullet  p.  154. 

Biet.  (Ar.)  p.  134  (ebenso  als  anhang  zum  diamant). 

Ibnezizar  f.  109^  'Snmbedig  lapis  est  cum  qno  forbiuntur enses,  et 
dicitur  esmera.  A  r.  dixit,  lapis  iste  frigidos  est  in  secundo  gradu  et  siccua 
in  tertio  gradu.  minera  sua  est  in  insulis  delem.  et  cum  frangitur,  assi- 
milatur  grosse  arene  coagulate.  inveniunlur  lapides  maigni  et  parvi,  fran- 
guntur  cum  ferro  et  aliis  lapidibus.  et  fractus  habet  maiorum  vim,  quia 
corrodit  omnes  alios  lapides,  et  si  madefiat,  melius  operatur.  virtotem  habet 
solutivam  multum.  in  mundacione  dentium  parum  habet  acuminis.  et 
quidam  hominnm  ponunt  ipsum  in  medicinis  que  combunint  et  desiccaot 
et  in  Ulis  que  curant  motos  dentes.  Et  si  lapis  iste  comburatur  in  igne 
et  postea  pulvcrizetur,  valct  pustulis  et  vulneribus  antiquis,  et  curat  bene.* 

Ganz  dasselbe  ^Aristoteles'  (aus  Ishak  beu  Amrän)  bei  Ibn  Bei- 
thar  II,  63.    über  die  anwendung  vgl.  Teif.  p.  54. 


C.  11  (==  L)  türkis  (ar.  firuzadsch,  vgl.  Mullet  p.  126).  der  name 
turcois  zuerst  bei  Arnold  (aus  uubek.  quelle),  spanisch  turquesa  bei  Abo- 
lays (a.  1250)  de  G.  p.  112.  die  farbenveränderung  erwähnt  ganz  ebenso 
Solinus  und  Isidor  (und  aus  ihm  Beda)  beim  hyacinthus  dh.  hier  saphir 
und  rubin,  wie  die  angäbe  über  die  härte  und  das  schleifen  nur  mit  diamant- 
bord  zeigt. 

Auf  diesen  stein  bezieht  Teifaschi  p.  42  mit  ausdrücklicher  nennung 
des  briefos  an  Alexander  De  regimine  regni  das  was  in  Ar.  Secretom 
secr.  über  den  auf  den  alchahat  genannten  stein  folgenden  letzten  ^me- 
tistus  est  piram  in  arabico'  gesagt  wird  f.  13'*  (in  der  *Expos.  simplicium' 
hinter  Rasis  Elhavi  wird  fir.  mit  *topas'  übersetzt,  wie  oben  der  bezoar  c.  S). 

Algafiki:  *Turquesia  vel  fayruyaz  est  petra  celestis  in  colore.  et 
qoando  aer  est  clarus,  et  ipsa  est  clara,  et  quando  aer  est  turbidus,  et 
ipsa  est  turpis  vel  obscura.  et  est  teuer,  et  reges  non  tenent  eam  vel 
portant.    [Alius  (Ibn  Mdseweih  bei  Ibn  Beithar)  . . .' 

Ibn  Beithar  ii,  271  (*buch  über  die  steine'  und  nachher  Ober 
den  farbenwechsel  nochmal  ^Aristoteles*). 

Teifaschi  (Ar.  über  die  farbenveränderung,  vgl.  bei  MoUet  p.  127) 
p.  42  R. 


UND  ARNOLDUS  SAXO  409 

G.  12  (=a  L)  1a sarstein  ('gold punkte',  vermischt  mit  knpferlasur 
^augenmitter),  lapis  lazuü  (ar.  Idzurd,  vgl.  Mullet  p.  169,  span.  azul,  asul 
bei  Abolays).  augenmittel  vgl.  Goust.  De  grad.  p.  372  (Hapis  lazuli')  und 
Ibnezizar  f.  107^  ('azurium  vel  lezahuwart  lapis  est  fri.  et  sie.  in  secundo 
gradu.  si  adiungatur  auro  utrumque  aiterum  colorat  visibiliter  et  quando- 
que  inveniuntur  in  eo  gutte  auree  valet  oculis  si  alcofolentur  ex  eo'  . . .) 
Algaßki  'lapis  lazuli  vel  lezanarz  (dh.  lezavarz)  dicitur  quod  est  lapis  de 
armenia'  (Verwechselung  mit  kupferlasur  =>  lapis  Armenius)  . . .  angeführt 
bei  ibn  Beithar  ii,  411  (wo  aber  die  Verwechselung  ausdrücklich  vermieden 
wird),  schon  byzantinisch  Xa^ov^iop  s.  JBeckmann  Beitr.  z.  gesch.  d.  erf. 
III,  192.  sapphirus  —  xvavos  (in  derselben  Vermischung  von  lasurstein  und 
kupferlasur)  bei  Theophr.  Plin.  Diosc.  Epiphanius  etc.  (Beckm.  iii,  182  fl). 
aouov&tov  Xid'ov  tov  Xeyofiii'ov  vtzo  eXXrjrcoi^  a^juevioVf  (p  ol  ^coyQatpoi 
X^iovrav  Nechepsos  bei  Aetius  ii,  47  s=  'sapphirus  .  .  .  dicilur  autem  apud 
quosdam  ormiseum'  Evax  c.  14. 

Über  die  lingua  ignis,  als  beweis  des  echten  lasursteins,  vgl.  aus  dem 
Kenz  al-Tadjar  Mullet  p.  165  (Teif.  p.  59). 

Anwendung  TeifAschi  (ohne  nennung  des  Ar.)  p.  58 — 50. 


G.  13  (sr  L  eisig)  obsidian  (ar.  sabadsch),  vermischt  bei  den 
Arabern  mit  der  pechkohle  (gagat),  vgl.  GMuilet  p.  179.  Ar.  ar.  bei 
GxMullet  p.  179  (fundort). 

Ibnegizar  f.  101'  (De  ebeig):  'Ebeyg  espant  lapis  est  ab  Oriente  et 
ab  indya  et  est  nigerrimus  et  lucidus  et  frangibilis  ponitur  in  alcofol  ocu- 
loruni  confortat  visum  debilem  ex  senectute  vel  alia  de  causa,  et  (so)  vi- 
deat  ante  se  quasi  telam  aranee  vel  quasi  ind'as  volitare  vel  sit  principium 
descensus  aque  et  Hat  speculum  ex  lapide  isto  retinet  visum.  [Item  dixit 
Badiorus  . . .' 

Algafiki:  'Zabag  est  lapis  niger  qul  apportatur  de  aliut  i.  india,  lu- 
cidus levis  et  mollis,  qui  cito  frangitur.  et  est  frigidus  et  siccus.  et  con- 
fortat Visum  quando  aspicitur,  et  valet  debilitati  visus  quando  ex  senectute 
vel  egritudinc  provenit,  et  aufert  nebulas  que  apparent  ante  oculos,  et  valet 
lacriniis  oculorum  in  principio.'  ähnlich  (auch  ohne  nennung  der  quelle) 
Ibn  Beithar  ii,  4. 

Teifftschi  (Ar.)  c.  19  p.  64  f  (vgl.  CMullct  p.  191  f). 


G.  14  (s»  flambari  L  dh.  el-ambari,  ambra,  span.  alambar,  alambari 
und  alambre  bei  Abolays  vgl.  de  Gastro  p.  107'  und  109*,  ambre  jaune, 
ar.  karabe  vgl.  Arnoldus  s.  Kacabre)  bernstein.  die  griechischen  namen, 
welche  offenbar  auch  die  fafsung  in  L  (inhibuimus  dh.  ich  Aristoteles)  vor- 
aussetzte, geben  eiuen  neuen  beleg  für  ein  griechisches  original. 


G.  15  (viel  ausführlicher,  obgleich  wie  die  fragmente  der  ältesten 
Übersetzung  bei  Arnoldus  Saxo  zeigen,  doch  auch  unvollständig  in  L) 
mag  n  et  (ar.  magntthis,  4n  der  landessprache  giro'  sagt  der  hebr.  Übersetzer 
nach  St.,  span.  aymant  bei  Abolays  a.  1250  nach  de  Gastro  p.  106\  beim 
Physiol.  P.  in,  362  Xid'ov  aSaftaprivoe,  welcher  arax^eua^et  tov  cidrjQov), 


410  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBUS 

Ar.  ar.  (entetehung)  bei  GMuUet  p.  145  (vgl.  bei  Teif.  p.  49). 
Di  et.  (Ar.)  p.  118.  134  (anziehung). 

Gonst.  De  grad.  p.  378  (anfang  der  stelle  febll):  'Aristoteles 
dixit  esse  lapidem  in  ripa  maris  Indiae  inrentum.  Guius  natura  calida  et 
sicca  in  tertio  gradu.  DixH  etiam  in  libro  de  lapidibus  quod  nautae 
non  audent  transire  cum  navi  ferreos  clavos  habente  aut  aliquod  artificiam 
ferri  in  ea  ducere.  Nave  etiam  illis  montanis  appropinqnante,  omnes  clavi 
et  quidquid  ex  ferro  editum  a  montanis  attrahitur  cum  proprietate  quam 
habent.  Hie  lapis  potui  datus  pondere  i  scnip.  vel  ii  cum  lacte  eis  qui  de 
ferrugine  sunt  infirmati  aut  de  venenoso  ferro  sauciati,  fit  Optimum.  Qui 
mixtus  cataplasmatibus  aut  emplastris  de  vulnere  sagittas  extrahit.  [Rufus 
dixit  magnelem  confortare  melancolicos  et  auferre  ab  eis  timorem  et  suspi* 
cionemj.* 

Platearius  De  simpl.  med.  (Girca  instans)  s.  1.  L  c.  17:  ^Lapis  mag- 
netcs  calidus  est  et  siccus  in  tertio  gradu.  virtutem  habet  attenuandi.  unde 
dicit  aristoteles  quod  invcnitur  in  litore  indie  et  oceani.  Montes  autem 
sunt  ex  talibus  lapidibus  confecti,  unde  naves  inßxas  clavis  ferreis  attrahunt 
et  dissolvunt  [.  .  .' 

Ibnezizar  (abgedruckt  bei  Steinschneider,  Intorno  .  .  .  alla  calamita 
p.  47  des  Bull,  di  storia  delle  sc.  mat.  t.  it)  f.  119":  'Adamas  vel  magnetes 
calidus  est  et  siccus  in  tertio  gradu.  Minera  huius  lapidis  in  littore  maris 
propc  indiam.  ar.  dixit  in  libro  de  lapidibus  quod  quando  naves  applicant 
sc  huic  monti,  egrediuntur  ferra  a  navibus.  et  ideo  naves  illius  maris  fiunt 
preter  clavos  ferreos.  Item,  proprium  est  huic  lapidi  attrahere  ferrum.  Et 
propter  magnam  obedientiam  que  est  ferri  ad  lapidem,  si  fixeris  quatuor 
clavos  vel  acus  et  adiunxeris  lapidem  uni,  attrahet  illud  (i'),  et  sie  et  per 
ordinem  omnes  ita  quod  unum  adheret  alii  per  primum  lapidi.  Item  ar. 
dixit.  Si  magnum  lapidem  detuleris  prope  gadernatum,  aperieteum.  Item, 
si  vis  auferre  virtutem  huius  lapidis,  cooperi  ipsum  cum  succo  cepule  vel 
alleorum  per  tres  dies,  et  non  attrahet  ferrum  postea.  Si  vero  ad  naturam 
suam  vel  virtutem  vis  ipsum  reducere,  cooperi  ipsum  cum  sanguine  hirci 
renovando  semel  qualibet  die,  et  recuperabit  virtutem  suam.  Item,  melier 
species  magnetis  est  que  nigra  est  attrahens  rubori.    [D.  dixit  .  .  .* 

Algafiki  (bei  Steinschn.  1.  c.  p.  48  nicht  ganz  genau)  cod.  fol. 56*: 
^Magnetes  vel  magnites  ...  A 1  i  u  s  (dh.  Aristoteles),  melius  est  niger  ver- 
gens  ad  rubedinem.  et  valet  homini  qui  potaverit  acum  ferri.  et  similiter 
valet  illi  homini  qui  potaverit  cathü  ferri,  quando  teritur  et  potatur,  et  illi 
qui  acceperit  venenum  cum  sagitta  toxicata  vel  cum  aliquo  alio  ferro  toxi- 
cato,  et  quando  ponilur  in  volnere  sanat  volnus  veneuosum.  Et  dicitur  quod 
quidam  dicunt  quod  quando  tenetur  cum  anulo  aliquo  in  digito  manus, 
valet  dolori  artetico  manuum  et  pedum,  et  valet  spasmo.  Et  dicitur  de 
hoc  lapide  quod  accipias  eum  et  ponas  in  vase  terreo  et  liniatur  caput 
vasis  cnm  creta,  postquam  posueris  super  lapidem  et  subtus  calccm  vivam, 
quam  non  tetigit  aqua  donec  repleatur  vas  calce.  et  accendas  magnum 
ignem  sub  vase  donec  ingrediatur  per  orificium  vasis  vel  donec  exitetar 
(durchstrichen,  am  rande  al.  m.  corr.  exsiccetur)  orificium  vasis,  et  habeat 


UND  ARNOLDÜS  SAXO  411 

potentiam  in  eo.  deinde  ponas  vas  in  fornace  figuli,  et  diroitte  ibi  donec 
siccacio  eins  fiat  testa  (so),  post  extrahe  lapides  de  vase  et  dimitte  infri- 
gidari,  et  pone  itenim  in  vase  novo  et  pone  in  fornace  secundo,  et  fac  ut 
prius  ter  aut  quater.  post  extrahe  et  dimitte  in  ioco  ubi  non  tangatur  a 
vento  vel  aliqua  huroiditate,  donec  infrigidetur.  post  frange  ipsum  in  frusta 
niinuta  sicut  nuces  et  cicera  (so),  quando  ergo  volueris  operari  cum  eo, 
pone  iuxta  lapidem  pondus  sulphuris,  post  funde  super  eum  aqnani,  et 
egredietur  ignis  magnus  ascendens  ad  mensuram  brachii  unius  fortissirous, 
qui  non  tangit  aliquid  quod  non  comburatur.' 

Serapion  c.  394:  'Hager  almagnitos  i.  lapis  magnes.  Minera  huius 
lapidis  est  in  maritimis  partibus  prope  terras  indorum.  Et  quando  naves  appro- 
pinquant  monti  minere  ipsius,  non  remanet  aliquod  ferrum  quod  non  egre- 
diatur  a  nave  et  voiet  sicut  avis  usque  ad  montem.  et  si  est  aliquis  clavus 
taliter  infixus  quod  non  possit  evelli,  salit  et  evellitur  donec  adheret  illi 
monti.  Et  ideo  naves  illarum  partium  non  clavantur  cum  clavis  ferreis  sed 
cum  clavis  ligneis.  nam  si  essent  naves  clavate  cum  clavis  ferreis,  quando 
appropinquarentur  illi  monti,  dilacerarentur  omnes.  [D  ...  G...]  Mesa- 
rugie  (dh.  Mäserdscheweih,  der  bek.  Übersetzer  der  Pandecten  des  Aaron 
im  VII  jh.  Meyer  Gesch.  d.  bot.  iii,  97):  Est  bonus  illi  qui  transglutivit 
acum  ant  ferrum  aliud,  et  ei  qui  habet  fluxum  ventris  eo  quod  sumpsit 
scoriam  ferri.  et  est  siccus multum.  Et  dicitur  de  isto  lapide  (nicht 
mehr  aus  Maserdscheweih,  sondern  aus  einer  neuen  quelle,  wie  die  Wieder- 
holung des  vorher  aus  M.  berührten,  über  die  wfirkuug  gegen  eisen  und 
gift,  am  schluCse  derselben  zeigt,  dh.  aus  A  r.)  *  quod  si  accipias  eum  et 
ponas  in  vase  terreo,  et  linis  caput  vasis  cum  creta  postquam  posueris 
super  lupidem  calcem  vivam  quam  non  tetigit  aqua  donec  vas  impleatur 
calce.  et  accende  sub  vase  ignem  magnum  donec  egrediatur  per  foramen 
vasis,  et  habeat  potentiam  in  eo.  deinde  pone  vas  illud  in  fornace  figuli  et 
dimiUe  ibi  donec  lutatio  eius  coquitur  et  ßat  testa.  deinde  extrahe  lapidem 
n  vase,  et  dimitte  infrigidari,  et  pone  iterum  in  alio  vase  novo  et  pone 
eum  secundo  in  fornace,  et  fac  ut  prius  tcr  aut  quater.  quando  vero  ex- 
traxeris  ipsum  vice  quarta,  dimitte  ipsum  lapidem  in  Ioco  in  quo  non  tan- 
gatur  a  vento  aut  aqua  vel  rore  aut  ab  aliqua  humiditate,  donec  infrigi- 
detur. deinde  frange  ipsum  in  frusta  parva  minuta  ita  quod  unum  quodque 
frustum  sit  i  x  aut  plus  aut  minus  ex  ;  grecorum.  quando  ergo  volueris 
facere   operationem   cum   eo,   pone   iuxta   lapidem  pondus  eius  ex  sulfure. 


*  vgl.  oben  bei  Algafiki  ^Et  dicitur  quod  quidam  dicunt  . .'  dies  sind 
also  die  eiiileitungsworte  derselben  vermittelnden  quelle  —  merkwürdig  ist 
übrigens  die  anfällige  und  nicht  zufallige  Übereinstimmung  der  Übersetzer 
des  Algaüki  —  G.  tilius  Johannis  zu  Ylerda  —  und  des  Serapion  —  Simon 
.lanuensis  mit  hilfe  des  Juden  Abraham  Tortuosiensis  -  in  der  wähl  der 
Worte  in  dem  folgenden  stücke,  sie  waren  ungefähr  zeitgenofsen,  beide 
ende  13  jh.  Simon,  etwas  später,  hat  jenen  vielleicht  schon  vor  sich  ge- 
habt, die  stelle  selbst,  über  die  calcinatio  des  magnet,  erinnert  übrigens  an 
die  recepte  des  Liber  ignium  des  Marcus  Grecus,  eines  buches  das  erade  wie 
Secr.  und  Lapidarius  des  Ar.  an  die  Alexandersage  anknüpft  und  in  denselben 
kreifs  gehört  (s.  bei  Hoefer  Hist.  de  la  cbimie.  2  ed.  t.  i). 


412  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBUS 

deinde  rora  super  eum  aquam.  egreditur  namqoe  ex  eo  ignis  mag^iis 
ascendens  circa  mensuram  unius  brachii  fortissimus,  qui  non  langet  aüqaid 
quod  non  comburat.  Et  quando  lapis  roagnetis  non  est  ita  preparatus  nt 
dixi  8ed  crudus  sicut  est,  et  madefit  cum  sncco  allei  aut  cepe,  prohibetor 
ab  attractione  fern.  Et  si  vis  quod  revertatur  ad  virtutem  suam  primam, 
infunde  eum  uno  die  in  sanguine  hirci,  et  fiet  virtus  eiuB  ut  prius.  Et 
quando  accipitur  frustum  magnum  illius  lapidis  ex  bono  et  electo  et  appro- 
pinquat  alicui  clavature,  aperit  eam  cito,  nam  lapis  attrahit  ferrum  ad  se. 
Et  quando  aliquis  vulneratur  cum  ferro  venenato,  et  teritur  iste  lapis,  ei 
miscetur  cum  aliquibus  unguentis,  et  datur  de  pulvere  eius  vulnerato  in 
potu,  facit  ab  eo  venenum  vel  toxicum  egredi  per  secessum.  et  si  pulveri-. 
zatur  super  vulnus venenatum curat  ipsum.  Hec  namque  et  alia  multa 
diruntur  de  isto  lapide.' 

Es  ist  keine  frage,  daCs  sich  unter  diesen  'alia  multa'  auch  die  nur  von 
Arnoldus  erhaltene  stelle  der  ältesten  Übersetzung  Ober  die  beiden  pole  des 
magnets  befunden  haben  wird,  wenn  sie  auch  weder  in  der  auch  unvoll- 
ständigen Ist.  Lüttichcr  Übersetzung  noch  in  dem  arabischen  texte  der 
Pariser  bibl.  erhalten  ist:  bei  aller  durch  die  Zeugnisse  des  10 — 13  jh.  fest- 
gestellten einheit  und  einerleiheit  des  buchs  im  allgemeinen  (es  hat  von 
jeher  nur  ein  buch  des  'Ar.  de  lap.'  gegeben)  ist  die  mannigfaltigkeit  der 
absohriften  und  die  willkur  der  abschreiber  doch  ebenso  grofs  wie  bei 
jedem  anderen  autor,  zumal  arabischem  —  zb.  etwa  bei  dem  der  den  Ar. 
selbst  so  vielfach  mit  und  ohne  nennung  benutzt,  Teifdschi  in  einem  wenn 
auch  beschränkleren  werke  desselben  gegenslands  (vgl.  Glement-Mullet  p.  11). 
da  die  übrigen  fragmenle  des  Arnoldus  im  texte  des  Ar.  de  lap.  ihre  be- 
stätigung  finden  (die  eisennadeln,  die  aufzählung  der  andern  anziehenden 
steine  usw.),  ist  kein  grund  bei  diesem  einen  zu  zweifeln,  zumal  da  wir 
in  dem  namen  des  Gerardus  (f  1187)  den  beweis  des  alters  der  arabischen 
handschrift  haben,  in  der  dies  fragment  vorkam  (offenbar  gleich  hinter  der 
eisennadelstelle). 

Ihn  Beithar  ii,  523  ('ein  anderer'  dh.  Ar.  ganz  kurz  über  würkung 
gegen  durchfall  von  eisenfeile  und  giftwunden,  ersteres  wie  es  auch  viell. 
Mesarugie  —  dh.  Aaron  —  schon  aus  Ar.  hat). 

Teifäschi  c.  14  p.  49 — 50  (Ar ist.  4  mal  ciliert,  über  entslehung 
und  verh.  zum  eisen,  eisennadeln,  über  die  aus  1001  nacht  bekannte  fabel 
vom  magnelberg,  über  die  schon  von  den  späteren  Griechen  —  Plut.  Ptolem. 
Procl.  Tzetzes  etc.  s.  Martin,  Obs.  des  anciens  sur  les  atlr.  magnetiques 
p.  30  Atli  de'  n.  Lincei  l.  xvui  —  oft  erwähnte  aufhebung  seiner  kraft 
durch  allium  und  cepa  und  herstellung  ders.  durch  bocksblut,  über  den 
nutzen  zur  erleichterung  der  geburten  und  gegen  Vergiftungen). 

Hinter  dem  magnel  folgte  bei  Ar.  der  abschnitt  über  die  magnetische 
kraft  anderer  steine  (die  species  magnetis,  wie  Ar.  bei  Arnold  sagt, 
vgl.  Ar.  bei  GMullet  p.  148  und  Diel.  p.  118  und  in  betreff  ähnlicher 
angaben  über  anziehende  steine  bei  Plinius  Martin  1.  c.  p.  30):  davon  sind 
in  L  nebst  einem  teile  der  einleitung  die  steine  erhalten  welche  gold 
(bestätigt   durch  die  probe  aus  dem  astrologischen  steinbuch  des  Abolaya, 


UND  ARNOLDUS  8AX0  413 

dem  das  Aristotelische  ubenll  cn  grande  liegt,  bei  R.  de  Castro  Bib).  esp. 
I,  113),  Silber,  kupfer,  haare,  oigel  (fleiscb,  s.  die  einieltmig)  aozlehen,  in 
M.  nur  die  steine  welche  fleisch,  haare,  nägei  anziehen  —  der  arab.  Ar.  in 
Paris  nennt  die  des  goldes,  Silbers,  der  diamanten,  des  bleis  (vgl.  Diet.), 
des  fleisches,  der  haare  und  nSgel  *—  das  fragment  bd  Arnold  noch  viel 
mehr,  steine  die  knochen,  61,  wdn,  eüsig  nsw.  anzieiien,  steine  die  alle  bei 
Abolays  wieder  vorkommen,  also  in  sdnem  arabischen  texte  des  Aristoteles 
so  gut  wie  in  dem  des  Gerardus  Gremonensis.  *  sollte  sich  nicht  auch 
die  stelle  über  die  pole  des  magnets  ebenso  in  dem  spanischen  buche 
finden?  der  magnet  macht  grade  den  anfeng  (dieselben  steine  wiederholen 
sich  aber  mit  ihren  liesonders  gefüllten  arten  vielfach  damit  die  astrono- 
mische zahl  herauskomme),  der  angeUich  chaldÜsche  Ursprung  des  ur- 
alten buches,  das  Abolays  ins  arabische  fibersetzte,  erinnert  wie  der  ganze 
ton  der  vorrede  von  selbst  an  die  grobe  pseudonabatäische  litteratur  des 
Ibn  Wahschüja  und  fuhrt  uns  in  das  9  und  10  jahrh.,  in  dem  wir  das 
aristotelische  buch  übersetzt  und  fiberall  im  Orient  wol  bekannt  finden, 
freilich  nicht  in  C^nstantinopel  selbst:  in  dem  dürftigen  aufsatz  des  Psellus 
Tte^i  Xi&cDv  Svvofuofv  ist  keine  spur  (wol  keine  spur  mehr)  davon  zu 
sehen,  vom  magnet  heifst  es  bloCs  dafs  6  fiiv  tu  ijtuxnärai  rov  iriSij^ar 
6  Se  avanrvsi,  sodafs  aus  den  beiden  polen  zwei  arten  des  magnet  ge- 
worden sind. 


G.  16  (nicht  in  L). 

C.  17  (=  L). 

C.  18  (—  L). 

G.  19  (»  L)  kalk  (ar.  nurat). 

C  20  («■  L)?  (ar.  Hadschar  elkazak  —  beim  hehr,  fibersetaer  alkarak 
und  alsalak).  • 

Ein  ausführliches  fr.  offenbar  desselben  verfabers  über  diesen  stdn 
steht  bei  Ihn  Beithar  i,  269  unter  dem  namen  des  <£ltamimi  (10  jahrh. 
vgl.  EMeyer  iii,  176)  in  seinem  werk  Elmorschid'  (dieser  also  aus  Ar.), 
vielleicht  der  alchahat  (-hac)  des  Secr.  secr.  f.  13*'? 


G.  21  (fehlt  in  L,  wie  ausdrücklich  der  Übersetzer  selbst  bemerkt). 
Schwefelkies  (ar.  markaschita,  Dioscor.  Ttv^irtjs). 

Algafiki:  'Marcasita  vel  maricasite.  in  libro  lapidum  didtur 
quod  est  im  modis,  de  auro  et  argento  et  de  cupro  et  de  ferro,  et  utra- 
que    illarum  specierum  est  similis  substantie  de  qua  nascitur  in  colore 


*  dies  wird  bestätigt  durch  die  das  aristotelische  kapitel  Aber  die 
arten  des  magnetes  am  vollständigsten  wiedergebende  aufi&hlung  des 
Schemseddln  (f  1327)  von  Damaskus  (Manuel  de  la  cosmographie  tradL 
per  Mehren.  Gopenhague  1874)  n,  6  p.  85 — 88.  hier  ersclieiBen  am 
Ar  ist.  der  magnet  des  goldes,  Silbers,  kupfers  (oder  laiton),  des  bleies, 
des  fleisches,  der  knochen.  haare,  nigel,  femer  der  banmwolle,  der  wolle, 
des  wafsers,  Öls,  ebigs,  dann  der  bemstein  --  kahmba  — ,  endlieh  der 
aimant  d'hommes  oder  pierre  de  BAhit. 


414  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBUS 

suo.  et  in  qualibet  istaram  est  mixtura  sulphuris.  et  cum  ea  i.  marcasita 
accenditur  ignis,  quando  percutitor  com  ferro  bono  Tel  fricator.* 

Daraus  dasselbe  ('buch  über  die  steine')  bei  Ibn  Beithar  ii,508. 

Vgl.  Diet  p.  125. 

Im  spanischen  Abolays  kommen  alle  arten  einzeln  vor  (p.  109»»):  D* 
la  piedra  a  que  disen  marcassita  en  aravigo:  e  en  griego  pandes  —  De 
la  p.  a  que  disen  marcasita  argentea  —  De  la  p.  a  que  disen  m.  cobrenna. 


G.  22  (a«  L)  magnesia  (ar.  magnisia). 

C.  23  (L  ausführlicher  bes.  im  chemischen)  schwefel  (ar.  kibrit). 

Const.  De  gradibus  p.  386:  *Sulphur  . .  .  Dicit  Aristot  aquam 
sulphuream  pnstulis  srahiei  impetigini  valere,  corporibus  inde  lotis.  morsus 
reptiiium  et  leonis  ei  diuturnas  febres,  melanrholiam  atque  vulvi;  dolorem 
placat  et  curat,  mulierem  concipere  prohibentes  humores  vuhv  accumu- 
latos  excludit.' 

Ibnegizar  f.  123':  *Sulphur  vel  kebrit.  eins  quatuor  sunt  species, 
rubeum  nigrum  citrinum  et  album.  lapis  est  teuer  (teneris  cod.),  coctoni 
vero  est  brniium  attrahens,  combustum  vero  nigrum  (vgl.  Ishak  ben  Amran 
bei  Ibn  R.  n.  345).  omnes  species  eius  calide  sunt  in  quarto  gradu.  tr. 
dixit:  siilphur  rubrum  de  nocte  lucct  adeo  ({uod  illuminat  vicina  loca.  si 
vero  removeatur  a  locoi.  mincra  sua,  non  habebit  hanc  proprietatem.  Item 
valet  cephalee  si  odoretur  et  apoplexie  et  emigranee.  Accipitur  in  opcre  auri, 
et  ruhificat  res  albas  et  colorat  eas.  Item  citrinum  denigrat  omnia  corpora 
alba  et  nibea.  Si  accipias  sulphnr  citrinum  et  teras,  et  adiungas  ei  folia 
auri  et  teras  totum  bene,  et  postqnam  (statt  postea)  calefacias  in  igne,  et 
abstrahe  (so)  et  tcre  iterum,  pulverizabitur  ut  nitrum.  quod  si  ad  sui  na- 
turam  vis  redire  eum,  funde  cum  nitro,  et  reduc<4ur  ut  prius.  [Item  D. 
sulphur  calefacit  et  solvit  et  dirigit  tussim  humidam  . . .'  all  das  vorher- 
gehende fehlt  also  in  der  überhaupt  nur  auszüglichen  Übersetzung  des 
Constantinus]  ...  'Item  ar.  a  minera  sulphuris  egrediuntur  aque  calide,  et 
si  quis  in  illis  balnietur  tepore  (tepr  cod.)  temperato,  sepe  valet  vulneribus 
Omnibus  et  apostematibus  et  scabiei  et  prurigini  et  pustulis  et  morsui  lupi 
et  febribus  antiquis  ex  me""  (medicina  statt  mlia  >»  melancolia),  et  mu- 
lieribus  dolentibus  matrices,  et  illis  quibus  denegatur  concepcio  propter  im- 
pedimentum  nimie  humiditatis.  Item  sulphur  iunctum  cum  aliquo  minerali 
liquabili  super  ignem  cinerat  ipsum.' 

Ibn  Beithar  iiy  345  (Aristoteles,  über  die  arten)  und  p.  346 
(Aristoteles,  kurz  über  nutzen). 

Vgl.  Diet  p.  129. 


G.  24  (=  L)  arsenik  (ar.  zamich,  in  L  wie  bei  Serapion  etc.  auri- 
pigmentum). 

Gonstant.  De  grad.  p.  383:  'Arsenicum  duobus  modis  est,  citrinum 
et  rubeum.  utrumque  tarnen  calidum  et  siccum  in  quarto  gradu,  rubeum 
vero  minoris  calons  est.'     Unde  Ar  ist.  in  libro   de  lapidibus  intitulato: 


UND  ARNOLDUS  SAXO  415 

Quodcunque,  inquit,  arsenicum  ad  ignem  donec  albi  fiat  coloris  aratur,  et 
cum  eo  aliquantttlum  nitri  misceatur,  deinde  aeri  rdbeo  madefacto  suppona- 
tur,  aes  illad  in  album  mutat  cdorem.  [Rufus  (!)  inquit:  Arsenicum  cum 
resina  mixtum  ...* 

Ibnegizar  f.  122^  'Auripigmentum  vel  zaruet  (zaroec)  duarumape- 
cierom  est,  citrinnm  et  rubeum.  utrumque  calidnm  et  siccum  in  quarto 
gradu.  rubeum  vero  subtilius  est  et  minus  calidum  et  acutum,  et  melius 
citrinum  quod  est  fuUosum  et  latum  et  color  eins  est  ut  auri  et  folia  eins 
elevantur  ac  si  pontica  essent  ab  alio.  rubeum  vero  eligendum  est  quod 
sit  bene  rubeum  et  quod  cito  minuatur  inter  digitos.  (bis  hierher  vgl. 
D.  bei  Serapion  c.  381  dh.  Diosc.  5,  12S).  ar.  dixit  quod  si  aliquod  duo- 
mm  calcinetur  quousque  sit  album,  et  adiungatur  ei  parvum  nitri  et 
superponatur  cupro  in  fornacem,  dealbat  ipsum  et  aufert  fetorem  ab  eo. 
[Item  D.(!j  dixit:  Auripigmentum  rubeum  mixtum  cum  resina  .  .  .' 

Ibn  Beithar  (*buch  der  steine*)  i,  527  (arten  u.  dealbation). 


G.  25  (»  L)  ?  (elbarchi  in  L,  der  hehr.  flbs.  von  M.  hat  barni). 

G.  26  (a>  L)  ?   (ar.  hadschar  bArki).    vgl.   Physiologus   bei  Pilra 
Spie.  Sol.  ni,  370.    auch  ^Diogenes'  De  lapid.  bei  Aetius  ii,  30. 

Ihn   Beithar  (*verf.  des   buchs  Aber  die  steine*  aus  Abul  Abbas 
Ein a bat i  —  xui  jh.  —  citiert)  i,  293. 


C.  27  (ss  L  *Malcbs  i.  lapis  indicus*,  mantis  beim  hebr.  Übersetzer)? 

G.  28  (sB  L,  ohne  namen,  also  beim  hebr.  öbs.  nur  'stein  für  die 
schwangeren  frauen*  nach  St.)  aerirrjs  Diosc.  5,  160  (ar.  iktamakt).  vgl. 
Evax  und  Aetius  n,  32  ix  rav  ne^  Ud'tov  Brifioc9'ivw9  (eine  rubrik,  die 
sowol  in  der  griech.  ausgäbe  des  Aetius  als  in  der  lat.  öbs.  fehlend,  uns 
einen  griech.  Evax  enthüllt,  ganz  in  der  art  des  im  Evax-buch  benutzten 
Demogeron,  vielleicht  eben  denselben). 

Serapion  c.  402:  *Hager  achtamach  id  est  lapis  aquile.  Est  lapis 
indus.  qui  quando  agitatur,  auditur  intra  ipsum  lapillus  alius.  et  minera 
eins  est  in  montibus  indie  inter  chinoas  et  sarandin.  et  greci  nominant 
eum  antarront,  et  expositio  eins  est  allevians  partum.  Et  hec  proprietas 
est  reperta  in  hoc  lapide  ab  aquila.  nam  quando  aquila  vult  parere  ova 
sua,  aquila  masciilus  portal  aquile  femine  illum  lapidem  a  partibus  indorum 
et  supponit  eum  aquile  femine  et  facit  eam  parere  facile.  alleviat  enim 
dolores  eins,  et  hoc  idem  facit  mulieribus  et  omnibus  animalibus,  quando 
snpponitur  illis  in  hora  partus.' 

Dasselbe  Ibn  Beithar  ('Aristoteles')  i,  73.  vgl.  i,  74  Ckosufa- 
kräthes'  bei  Elgafaki). 


G.  29  (»  L  'elinde'  statt  eliude)  lavSainog  JU^offD.  5, 154  vgl.  Aetius 
n,  19  (ar.  hadschar  elbahri  «■  lapis  marinus  oder  h.  jahudi  vgl.  Ibn.  B.  i, 


416  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBUS 

285,  beim  hebr.  übs.  fehlt  der  name,  bei  Serapion  hager  alyeudi).    Tgl.Ibo 
Beilhar  i,  292  lElgafaki,  offenbar  aus  A  r.) 

C.  30  ff    fabel-  und  zaubersteine   (=  L,  wo  noch  ähnlich  nach  c.  32, 
womit  M  schlieCst,  c.  33—41  folgen)  aus  der  Alexandersage. 


G.  35  polophos  L,  hebr.  apoiokos  (wol  ein  griech.  wort  mit  ttoXv — ^ 
vielfarbig,  vgl.  pyrropoecilos  Plin.  oder  dgl.). 


G.  36.  elkir  L,  alkiran  in  der  hebr.  übs. 


G.  37,  40,  41  stehen  in  der  hebr.  übs.  an  andrer  stelle,  nämlich  hioter 
c.  54,  und  zwar  54'  =»  37,  54'  'sadbinum'  (so)  ==»  41,  54*  (=  alkahi,  hebr. 
dar)  =  40.  

C.  40  *elbehecte  hoc  est  baddare*  L,  in  der  hebr.  übs.  c.  54*  al-kahi 
hebr.  dar,  was  der  gewöhnliche  name  für  'perle'  (=  ar.  ^bahtun',  lapis 
quidam  notus!  Freytag  i,  164  —  im  Secr.  Secr.  lat  alchahat,  im  arab. 
texte  desselben  bahtatun).  vgl.  Arist.  bei  Dimaschki  (p.  88  Mehren)  über 
den  aimant  d'hommes  oder  bähit. 


G.  42  bergkrystall  (ar.  bulur,  in  der  hebr.  übs.  schoham  mit  er- 
wälinung  des  ar.  namens  belur  St.). 

Algafiki:  ^Gristallus  vel  mehe  vel  yris.  Scriptum  est  in  libro 
lapidum  quod  est  quoddam  genus  vitri,  sed  invenitur  in  minera  commixta 
(so)  vel  coniunctuni  in  uno  corpore,  sed  vitrum  non  invenitur  isto  modo, 
sed  divisim  a  corpore  (bis  hier  dass.  bei  Serapion  c.  382  und  aus  *Aristo- 
teles'  Ihn  Beithar  i,523,  beide  imkap.  glas.  vgl.Ar.  bei  Dimaschki 
p.  82  Mehren).  Et  cristallus  invenitur  in  mari  viridi  et  invenitur  in  egypto. 
et  est  lapis  albus  et  clarus  et  lucidus  multum  et  non  df  sine  aliquo  alio 
colore  nisi  albi  coloris.  Et  est  alius  scilicet  modus  yris,  qui  non  est  ita 
clarus  neque  albus  ncque  lucidus,  et  est  durus,  et  habet  aspectnm  salis, 
et  quicunque  videt  illum  credit  quod  sit  sal,  et  quando  cum  ferro  percutitar 
exit  inde  ignis.  Sed  primus  modus  est  cristallus  bonns,  et  ponitar  ad 
radium  solis,  et  exit  ab  eo  quedam  claritas,  et  apponitur  ex  altera  parte 
opposita  pannus  lineus  combustus  vel  esca,  et  accipitur  inde  ignis  donec 
comburatnr.    [Alius.  valet  Iremori  . . .' 

Teifaschi  (Arist.)  p.  72  R.  (wird  gefärbt  wie  glas). 

Kazwini  (xiii  jh.  ende)  (Ar.)  bei  GMullet  p. 204  und  bei  S.  de  Sacy 
Ghrestoni  ar.  iii,  465. 


G.  43  glas  (ar.  zadschddsch,  zegeg  L). 

Ibnegizar  f.  99*:  'Vitrum  sive  zugeg  est  inter  lapides  ut  homo  ameos 
recipit  enim  omnes  colores  et  funditur  cito  in  igne  et  congelatur  cito  in 
aere.    Galidum  in  primo  gradu  siccnm  in  secundo  .  [. . .' 

Algafiki:  'Vitrum  vel  azuzeg.    unum  est  petrosum  et  aliad  estare- 
nosum.    et  est  multorum  colorum.  [G.  . . .' 


UND  ARNOLDÜS  SAXO  .  417 

Serapion  c.  382:  *Zugegi  id  est  vitrum  [G.  est  calidum  in  qaarto 
gradu].  et  ex  eo  est  lapidosum,  et  ex  eo  est  arenosum.  Et  quando  Titrum 
incenditur  et  miscetur  cum  eo  lapis  magnetes,  coagulatur  corpus  suum 
propter  plumbeitatem  que  est  in  eo.  Et  vitri  sunt  multi  colores.  nam  ex 
eo  est  album  fortiter  simile  cristaUo,  et  melius  aliis.  et  ex  eo  est  rubeum. 
et  est  citrinum,  et  viride,  et  azulinum.  Et  vitrum  est  lapis  magis  stullus 
aliis  lapidibus,  et  est  inter  lapides  sicut  homo  stultus  inter  liomines.  nam 
vitrum  inclinatur  ad  omnem  tincturam,  et  facilis  est  dissolutionis  ad  ignem, 
et  in  aere  frigido  cito  coagulatur  et  petrilicatur  ab  eo.  Sed  cristallus 
est  species  vitn  nisi  quia  invenitur  in  minera  sua,  ubi  ipse  coagulatur  in 
frustis  suis  integris  unius  figure.  vitrum  vero  reperitur  confractum  et 
propter  hoc  coagulatur  sicut  diximus.'  [Et  virtus  vitri . . .  etc.  =3  Ibn  Sina 
bei  Ibn  B.  i,  523. 

Ibn  Beithar  («Aristo teles')  i,  523. 

Kazwini  bei  GMuIIet  p.  24t. 


C.  44  salz  (ar.  malb,  bei  Algafiki  mahal). 

Consta nt.  De  grad.  p.  3S7:  «Sal  quattuor  modis  est.  est  etiam  sal 
quod  fit  in  salinis  id  est  commune,  est  etiam  sal  gemma.  est  etlndicum 
cuius  color  pertinet  nigredini,  lucidum  tamen  et  durum  est.  est  et  aliud 
quod  dicitur  naulicum  id  est  aqua  coagulata  de  puteolo.  Omne  tamen  sal 
calidum  et  siccum  in  quarto  gradu,  sed  non  aequaliter.  quoddam  enim 
caiidius  et  siccius  altero.  Sed  sal  universaliter  corpora  custodit  et  putre- 
dineni  ab  eis  mundificat.  In  auro  autem  ruborem  augmentat  et  in  argento 
alborem,  si  ex  eo  Iota  fuerint'  ...  (folgt  med.  würkung). 

Ibnegizar  f.  126*:  *SaI.  mulle  sunt  eins  species  et  divers!  colores. 
est  quod  fit  de  stagnis  et  est  albus  et  comeditur.  est  et  alia  species  que 
est  niiiieralis  ut  sal  gemma  colore  albus  et  clarus.  concordati  sunt  omnes 
phisici  (Worte  des  verf.  vgl.  den  anfang  von  lib.  iv:  Concordati  sunt  omnes 
antiqui  phisici  quod  cum  aliquid  dicitur  ca.  fri.  hu.  et  sie.  non  dicitur 
slmpliciter  . . .)  quod  minerale  melius  est  quam  aliud,  et  ex  Ulis  qui  fiun 
in  stagnis  est  melior  qui  non  est  lapideus  et  est  equalis  in  partibus  suis 
(dazu  Zusatz  am  rande  (et  melica  mineralis  albus  lucidus  et  in  substantia 
solidus  equalis  in  partibus  suis)),  et  est  sal  Indiens  brunus  cum  maculis 
nigris,  et  durus,  et  est  albidus  (albi^)  sal  qui  dicitur  nitri  et  est  niger  et 
durus  et  effertur  de  hayt.  Item  ar.  dixit  quod  est  alia  species  salis  qui 
est  in  puteis,  et  in  illis  pnteis  sunt  fontes  a  quibus  emanat  nafz,  et  intus 
in  puteo  miscetur  nafz  cum  aqua  putei,  et  post  segregatur  nafz  ab  aqua 
et  quando  illa  aqua  tangitur  ab  aere,  congelatur  in  sale,  et  iste  est  sal 
nifei  (so).  Item  sal  ca.  et  sie.  et  quidam  sal  calidior  alio  et  alius  siccior 
alio.  Sal  dirigit  corpora  hominum  et  cibaria  et  quidquid  siti  adiungitur 
temperate.  et  aurum  et  argentum  colorat.  et  abluil  corpora  a  sordicie  et 
solvit  et  dividit  humores  grossos  et  mundat  et  consumit  eos  et  purgat  eDs 
(so)  superfluum  ab  eis'  etc. 


Z.  f.  D.  A.  neue  folge  VI.  27 


418  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBUS 


ANHANG. 

Kapitel  des  Aristoteles-buchs  v.  d.  steinen,  welche  in   den  lat* 

überss.  Cehlen. 

C.  45  salmiak  (ar.  nuschädir). 

Ibnegizar  f.  126":  'Sal  armoniacum  vel  nuxatir  (cod.  mixatir)  [est 
quidam  albus  et  quidam  rubeus  ...  folgt  die  stelle  des  ^Ysaac  Eben 
am  ran'  bei  Serapion,  aus  dem  vielleicht  auch  das  bei  S.  nicht  angedeutete 
Zeugnis  des  Ar.]  ...  Ar.  dixit  quod  multi  colores  sunt  in  eo.  et  est  qui> 
dam  nuxatir  qui  est  niger  brunus  el  albus,  est  et  alius  brunus,  et  aliu& 
lucidus.  et  propinquus  est  cristallo,  et  est  melior  omnibus  speciebus  anuxa- 
tir.  hie  recipitnr  in  medicina,  et  valet  uvule  descendenti  propter  humidi> 
tatem.  [Badiorus  dixit  anuxatir  liquefacit  et  subtiliat  et  dividit.  pro  eo 
ponitur  pondus  suum  aluminis  et  pondus  suum  nitri  et  pondus  snum  sal 
gemme.' 

Vgl.  Serapi  on  c.  413. 


C.  46/47  nitrum  (ar.  burak,  rir^r  D.  5,  129,  in  der  hebr.  übs.  c. 
46  Alborak  oder  Burak,  c.  47  natron  Mer  namc  ist  arabisch  natron  und  e» 
ist  eine  art  des  [c.  46]  erwähnten  Steines'.  St.). 

Gonstant.  De  grad.  p.  384  ^Aristoteles  (?)  dixit  illud  Tiscosum 
phlcgma  mundificare,  si  in  potione  mixtum  fuerit.' 

Ibnegizar  f.  126^  *Baurac  i.  nitro  diversis  speciebus  est.  Est  enim 
que  afTertur  de  armenia.  eligendus  est  levis  pondere  et  in  colore  inter 
album  et  lividum  [burak  el-armini  ar.  nach  St.].  et  est  alia  species  que 
dicitur  nitrum  (c.  47  hebr.  übs.)  et  est  album  et  aliud  rubeum  et  est 
similis  sali  [=  Ishak  ben  Amran  bei  Ihn  Beithar  i,  187].  .. .  (Item  bäume 
valet  viscoso  flegmati  et  ducit  a.stomacho)'  (dieser  ganze- satz  ist  eine  nind- 
ergänzung  des  korrektors).  vgl.  Serap.  c.  411  (als  anfang  der  virtos  ans 
D.  5,  130)  *D(?).  Virtus  omnis  nitri  est  desiccativa.  quando  bibitur  ex  eo» 
incidit  et  subtiliat  humores  grossos  viscosos  plus  quam  affirouitron  . .  / 

Anderes  bei  Ibn  Beithar  (Aristoteles:  arten)  i,  187  und  (anwen- 
düng  gegen  feuchtigkeiten  der  gebärmutter)  i,  189. 


G.  48  Vitriol  (ar.  zädsch,  hebr.  übs.  alsag,  vgl.  bei  L  'elsag  i.  vi- 
treoli',  'zeg  i.  vitreolum'  Ser.  etc.  fiCav  Diosc.  5,  116). 

Ibnegizar  f.  127^  ^Vitreolum  vel  zeig  ...  Item  ar.  omnes  species 
vitreoli  denigrant  Corpora,  et  augmentant  colorem  rubei  et  reducunt  (-cit 
cod.)  album  in  nigrum.  Item  calcatar  (vgl.  Ihn  B.  i,  510  x«>^^'riS  D.)  est 
subtilions  substantie  quam  alii  et  assuri  (dh.  qui  affertur  de  suria,  vgL 
c.  52)  est  grossior.  omnes  vero  scindunt  fluxum  sanguinis  a  quocunqne 
membro  fuerit.    sed  denigrat  loca  vulnerum  et  corrumpit  nenos.' 

Das  letzte  auch  Ibn  Beithar  ('Aristoteles')  i,  515. 


UND  ARNOLDÜS  SAXO  419 

C.  49  al^aun  (ar.  schab,  Algafiki  *\ab',  Ibnegizar  *cop'). 

Die  arabischen  quellen  (Const.  p.  382,  Ibnegizar  f.  127%  Algafiki 
s.  V.,  Serapion  420,  Ihn  Beithar)  schöpfen  sämmtlich  aus  Di  ose.  (u.  Galen), 
nicht  aus  Ar.  

C.  50  gl  immer  (ar.  thalk,  von  Ihn  Beithar  für  aftt'avroe  D.  5,155 
gehalten,  vgl.  Mullet  p.  217). 

Ar.  ar.  bei  GMuUet  p,  210  (entstehung  vgl. das.  Teifaschi  c.  25. 
in  der  hebr.  übs.  wird  al-talki  mit  'sonnenschleim'  erklärt)  und  p.  213 
(härte,  2  arten). 

Ihn  Beithar  ii,  16t  (Aristoteles,  ober  die  härte). 


G.  51  ithmid  ('itmad  i.  antimonium'  bei  Serapion,  ^antimonium  vel 
ezmil'  Algafiki,  ari/nfn  Diese.  5,  99). 

Constant.  De  grad.  p.  381:  *  Antimonium  caliduni  et  siccum  in 
quarto  gradu.  Valet  oculis  si  misceatur  collyriis,  quia  nervös  oculorum 
confortat  et  omnem  putredinero  et  nocumentum  curat.  Superfluam  carnem 
palpebrarum  rodit,  dolorem  mitigat,  vulvam  sanat,  sanguinem  fluentemcon- 
strin^it.  Seniores  eo  utentes  incolomes  oculos  habent,  quia  omnem  macu- 
lam  curat,  maxime  si  parnm'*'  cum  eo  misceatur.* 

Ibnegizar  f.  128*:  'Antimonium  vel  azmet  [folgen  die  stellen  des 
Ibn  Aniran  und  D.  bei  Ihn  Beithar  . . .]  valet  oculis  et  recipitur  in  multis 
medicinis  oculorum.  et  inducit  pulchrum  colorem  in  palpebris,  et  confor- 
tat nervös  oculorum  et  tollit  ab  eis  humores  et  dolores.'    [Item  dixit  D . . . 

Ibn  Beithar  ('Aristoteles' art  und  fundort)  i,  15  und  (nochmals 
Aristoteles,  nutzen  als  augenmittel)  ibid. 


C.  52  tutia  (so  ar.,  no/ufoXv^  Diosc.  5,  85). 

Ar.  ar.  bei  GMuIlet  p.  161  und  S.  de  Sacy  Ghr.  ar.  iii,  470. 

Gonstant.  De  grad.  p.  383:  'Gadmia  tribus  modis  est.  Quedam  enim 
est  Indiae,  quae  est  lapis  subtilis  et  albus,  et  invenitur  in  ripa  maris  In- 
diue.  Est  et  alia  marina,  et  reperitur  in  antris  marinis  Indiae,  quae  viridis 
aspera  et  perforata  est.  Est  et  alia  metallica  et  in  Africa  invenitur  Uispa- 
nia  et  Scythia.  Cum  ea  os  (so  statt  es)  tingitur  ut  fiat  citrinum.  Omnis 
tarnen  calida  et  sicca  est  in  quarto  gradu  et  stiptica.  Superfluam  carnem 
vuliieruni  desiccat  et  bonam  carnem  generat.  Humores  ab  oculis  fluentes 
niixta  collyriis  curat.    Vulnera  tumores  pustulas  et  fistulas  sanat.' 

Ibnegizar  cod.  Monac.  f.  127^  'Thucia  tribus  speciebus  est.  Est 
<|ue  afTertur  ab  india,  et  est  lapis  subtilis  albus  et  parum  obscurus,  tactu 
(et  acta  cod.)  frigid us  et  siccus,  minera  sua  in  litore  maris  indie  et  scin- 
dit  (statt  dessen  corr.  am  rande  ^s.  indie',  falsch!),  melior  est  albus  et 
qui  (so  corr.)  videtur  superius  quasi  saltus  (corr.  salsus).  Et-  alia  species 
que  dicitur  tucia  marina,  et  est  lapis  asper  et  perforatus,  et  affertur  de 
sycorosi  (so).  Et  est  alia  species  que  dicitur  masmundi  et  affertur  de 
syria  et  afFrica  et  cuniz  et  de  hyspania,  et  est  lapis  albus  et  crocens  mix- 
tus,   et   habet   plumbum  in  se  et  est  ponderosus,  et  ista  tingit  cuprum  io 

27* 


4iO  aKISTOTELES  DE  L4FI£iIBLS 


ilh^  '#cw>rMi  et  »Mxi»«.      Ttem  D.  a^4acäo  tküf  est 

Stttpioh  K.  ai:   'Tdin  ...  <«3t    tres   s^eöcs.    Xsb  cx  ca  est 

4.:^.  et  ex  «a  e«t  rindi».  et  ex  «a  e«t  dtriaa  äLbdiU  n&we.  Et 
tüJbi^  iXi^e  MUtt  tft  Ih/xiUM  »am  fvofi«  refioACK  »die.  et 
tfki  *lia,  ^o«  oui  »ffidiv  fidetar  q^od  faabeat  fvpcr  se  sdea.  et  p«st 
j;/%ar£i  «^t  ointA.  c«d  in  riridi  est  asf^erit».  et  est  peilbrata.  et  defeitar 
#-1  tui&mh  titi,  et  alia  est  suUiüor  obiubb  ipttkiB«  tatkie  et  Tiridb 
#^t  irr'/%^H>r.'    (fol^rt  D/,. 

Iftm^bt  (»09   Ito  Wifid  —  X  Jh.:  diesen  —  ab— ffidet  —  cHicit 
auch  AJffafiki  t.  tiithiai  ehe&äo  bei  Ihs  Beithar  i,  217. 


C  53  koralle  (ar.  bossads  oder  maidsdila,  io  der  bcbr.  äbs.  mard- 
Mrbao  oder  margao,  'coraüos  Tel  hazabadet  rel  marren'  bei  Algafiki,  tco^aX- 
ß^rv  b.  5,  13S). 

Ihn  Beithar  ('Aristoteles',  art  o.  ei^eosch.)  i,  13S. 


ij.  bi   bim  st  ein   (ar.  kisur,   xiaar^QH  Diosc.,   ^pnmex   vei   caTsor* 
Ihfiegizar  f.  nS'y 

C.  05   gold    (ar.   dsidiab,   Ibnegizar    f.    97',   Algafiki   *zabab\   Ser. 


C.  50  Silber  (ar.  fidhdhat,  Ibnegizar  'fidda'  f.  97',  Algafiki  'fedach\ 
Her.  'MUt'). 

Cj.  57  kapfer  (ar.  nuhäs,  Tgl.  Ser.  *Dohas  i.  aes',  Algaf.  'cuprum 
vH  nuhaz',  yjOMO'i  D). 

(Ar.)  DiH.  p.  1-27—29. 

Ibnegizar  f.  125':  ^Cuprum  vel  eramen  Tel  nohas  calidum  est  et 
Hierum  in  quarto  gradu.  ideo  dixit  ar.  qood  si  fiat  Tag  ex  eo,  et  dbiis 
vel  potus  ex  eo  somptus  in  nsu  cornimpit  complexioDem  et  ioducit  morbos 
ifirurabiles  ot  delfil  et  cancrum  et  dolorem  epatis  et  splenis,  et  forcius  cum 
rfH  arn*fl  (arris  cod.)  utÜur  in  eo  vel  vinum  dulce.  et  cum  cibos  vel 
potiJH  per  unani  noctcm  steterit  in  illo  vase  et  postea  quis  recipiet,  forcius 
Icdit  et  ciciiiH  interficit  cum.  et  si  decoquator  piscis  in  vase  cupreo,  ac- 
qiiiril  piscis  ex  ere  venenositatem.  item  si  piscis  assus  cooperiatur  cum 
vnse  cupri,  potest  ex  eo  fieri  venenum,  qood  cito  interficit.  Item  si  acd- 
pias  cnprum  citrinum  id  est  latonem  et  nitrum,  et  fuderis  supra  ignem, 
proveniet   res   similis   auro.    si    reducas  ad   ignem,  fiet  nigrum.' 

Serapion  c. 414:  'Nohas  i.  es.  Philosophus.  Quidam  faciunt  ex 
err  vasa  ad  comedenduni  et  bibendum  in  eis,  et  nocent  eis  valde,  et  maxime 
eis  qiii  asRücscunt  hoc  diu.  nam  tales  parati  sunt  incurrere  elefanUam  et 
rnnrruni    et   dolorem   epatis   et  splenis  et  malitiaro  complexionis,  maxime 


UND  ARNOLDÜS  SAXO  421 

comedentes  in  Ulis  res  acres  et  bibenles  in  iUis  dulcia  viua.  et  qoando 
comedunt  cibum  qui  ibi  steterit  die  una  et  nocte,  est  peius  multum.  et 
quando  ponitur  vas  ereum  super  pisces  assatos  calidos,  fiuut  pisces  vene- 
num  mortiferum.  Sed  quod  aduritur  ex  ere,  quoddam  aduritur  simpIex, 
et  quoddam  aduritur  cum  sulfure  et  sale  et  alumioe,  cum  bis  omnibus  aut 
cum  aliquibus  eorum.    [D.  es  nstum  . .  / 

Vgl.  Ibn  Beithar  (andeutuog  aus  £igafaki)  ii,  550. 


G.  5S  blei  (ar.  rasäs  oder  abär  schwarzblei,  /aoXvßdos  B.  5,  95). 

(Ar.)  Diet.  p.  128  (zinn). 

Gonst.  De  grad.  p.  360:  ^Plumbum  frigidum  est  In  secuado  gradu. 
Quiddam  humiditatis  Habens  io  coagulatione  perfectum  est.  Partem  quoque 
quandam  aeriam  habet].  ..  De  quo  Aristoteles  in  libro  de  lapidibus 
intitulato:  Plumbim,  inquit,  argentum  esset  nisi  metalli  tria  accidentia 
pateretur,  id  est  pulorem  sui  odoris  et  moUitiem  suae  substanliae  et  quod 
eiüs  natura  ante  ignem  stare  non  potest.  quae  accidentia  in  terra  sicut 
fetus  in  vulva  patitur.  [Guius  haec  est  natura  sive  proprietas :  Si  pistillum 
et  mortariolum  ex  eo  fiat,  et  in  eo  vinum  cum  oleo  rosato  vel  myrtino 
cum  succo  sempervivae  vel  endiviae  vel  portulacae  mittatur,  et  ad  solem 
vel  calidum  aera  tribus  diebus  agitetur,  Optimum  unguentum  erit  contra 
calidissima  apostemata,  et  vulnera  inguinum  et  pectoris  et  ubernm  optime 
curat  et  eorum  putridos  humores  desiccat.'    [Paulus  ... 

Ibnegizar  f.  106*:  ^Plumbum  vel  rasas  vel  obar  est  species  argenti, 
ut  dicit  ar.,  sed  ingrediuntur  passiones  ipsum  in  minera  sua,  quarum 
una  est  fetor,  secunda  est  mollilies.  iste  passiones  recipiuntur  in  ventre 
terre,  sicut  fetus  recipit  passiones  in  utero  matris  sui.  [frigidum  est  in 
sccundo  gradu  et  habet  substantiam  multam  humidam,  quam  natura 
non  perfecte  coarlat.  Si  fiat  mortarium  ex  eo  et  pistellum  et  teratur  et 
ducatur  ibi  multum  oleo  (so)  ro.  vel  mirtinum  vel  succum  consolide  vel 
succum  agreste  vel  succum  porlulace  vel  alium  succum  frigidum,  et  super 
(sr)  solem  vel  aerem  calidum  in  ea  ut  dictum  est  ducatur»  provenit  in 
medicina  bona  conferens  multum  apostematibus  calidis  et  nascentiis  que 
fiunt  in  ano  et  pectine  et  mamilHs  et  humoribus  descendentibus  adinguina 
et  pedes  et  omnibus  malis  nascentiis.'   [Item  dixit  bules  ... 

Die  proprietas  ist  aus  Galen  (s.  Ser.  c.  4t9.  Ibn  Beithar  i,  493). 


G.  59  qu  eck  Silber  (ar.  zibak,  *zaibac  i.  argentum  vivum'  Ser.  AI- 
gafiki,  \)8qaQyv(Hii  D.). 

(Ar.)  Diet.  p.  129. 

Gonst.  De  grad.  p.  382  (»  Ar.  bei  Ibn  Beithar,  mit  ausnähme  eines 
Satzes  aus  Maserdscheweih  und  Diosc.  5,  HO). 

Ibnegizar  f.M27*:  ^Argentum  vivum  vel  zanc  calidum  est  et  humi- 
dum  in  quarto  gradu.  speciale  est  ei  interficere  pediculos  et  lendes  et 
cabarras  animalium.  et  terra  argenti  vivi  interficit  mures,  quando  miscetur 
cum  esca  earum.  terra  argenti  vivi  quod  remanet  in  fundo  vasis  quando 
sublimatur  minera.'    [Item  • . .  dann  hinter  D.  —  über  fumus,  wie  bei  Ser. 


422  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBÜS 

Algafiki:  ^Argentum  vivuiii  vel  zaybac  ...  In  libro  lapidum. 
terra  est  cum  pasta  mixta  et  data  muribus  interficit  eas.  vel  accipiatur 
unüs  et  teneatur  quousque  maximam  fatnem  paciatur,  postea  suspendatur 
i.  casta  vel  ad  collum  et  dimittatur  ire,  et  interficit  alios  mures.  Etfumus 
arg'enti  vivi  facit  vel  nutrit  multas  infirmitates  inalas,  ut  paralisim  et  tre- 
morem  niembrorum  et  surditatem  et  obscuritatem  visus.  et  croceom  co- 
lorem  facit  et  fetorem  oris  et  siccitatem  cerebri.  et  fugat  serpentes  et  inter- 
ficit eos,  et  omnia  alia  et  mala  reptilia.'    [Bulus  . . . 

Serapion  c.  385  (hinter  dem  satze  des  Abugerig  =>  Maserdsche- 
weih)  . . .  Turnus  vero  eins  est  valde  nocivus  etc.* 

Ibn  Beithar  ('Aristoteles')  i,  553  (art)  und  554  (wärkang). 


G.  60  eisen  (ar.  'hadid',  vgl.  Ser.  'haddit  i.  ferrum',  Algafiki ^ferrum 
vel  adi',  ffiSij^os  D.). 

(Ar.)  Diel.  p.  129. 

Dass.  Ibn  Beithar  i,  294   (^Arist oteles'  —  aus  Ibn  Samhun?). 


C.  61  grünspan  (ar.  zandschär,  Ser.  ziniar  i.  viride  eris,  cosD.  5, 91). 

Ibnegizar  f.  125^  ^Viride  eris  vel  ziniar  ...  [vgl.  Ishak  benAmran 
bei  Ibn  B.]  Item  ar.  dixit  quod  est  venenum  quando  bibitur,  quoniam 
destruit  epar  et  slomachum.  et  si  misceatur  cum  melle  et  ponatur  in  ocu- 
lis,  relaxat  duriciem  palpebrarum,  sed  oportet  postquam  posueris  in  oculo 
et  operatum  fuerit,  quod  cum  panno  in  aqua  calida  infuso  abluas  oculos. 
et  propter  sui  acumen  mordet  vnlnera.  [et  si  iungatur  ei  parum  olei  rosei 
(ro.)  et  cere  albe,  erit  medicamen  sine  dolore'  etc.    aus  D.  5,  92. 

Ibn  Beithar  ('Aristoteles')  i,  542. 


G.  62  (hebr.)  Abanim  mefulamot  (Schleifsteine),  cotes.  aofang:  'diese 
beiden  steine  sind  Schleifsteine  für  eisen  . .  .*  St.).  vgl.  de  cote  i.  lapide 
in  quo  acuitur  ferrum  {tt.  oxovtjs  Diosc.)  Algafiki  f.  56*  ('mezan'),  Serap. 
392  (almese  st.  ^niesen'),  Ibn  Beithar  ii,  516  (ar.  'misann')  —  aber  keiner 
von  ihnen  hat  etwas  aus  Ar. 


Kapitel  welche  aufserdem  angeführt  werden. 

1  Zinnober  (ar.  zindschifr,  xiwaßaQi  D.  5,  109). 
Ar.  bei  Kazwini  GMullet  p.  190  not. 


2  thälkun. 

(Ar.)  Diet.  p.  128. 

Algafiki:  ^Talacon  est  quedam  species  eris  crocei  venenosi . . .  [vgl. 
Ibn  B.]  et  quando  fit  speculum  de  eo,  et  homo  qui  habet  paralisim  oris 
vel  OS  tortum,  ponalur  in  obscura  domo  et  stet  ibi  et  aspiciat  id  speculum, 
curat  illum.' 

Ausführlich  Ibn  Beithar  ('das  buch  über  die  steine')  ii,  149. 


UND  ARNOLDUS  8AX0  423 

3  martis  (ar.  marthisch,  vgl.  oben  c.  19.  'martech  i.  litargiriom*^ 
Ser.,  /ua^rix  »  li&a^yvQos  Iriarte  Godd.  Malrit.  p.  440.  span.  almartaga 
nach  Ser.  ed.  1552  p.  144^  daneben  besondere  arükel  über  4ilarginum 
vel  mardezanz'  bei  Algaßki  und  mardäsandsch  bei  Ibn  Beithar  ii,  505  =» 
Xi&d^yvQos  D.  5,  102.  Vgl.  Ibnegizar  f.  106'  'Litargium  vel  almartee  vel 
mendesenz  a  plumbo  eicitur  cum  funditur  . . .'). 

Algafiki  f. 55^  'Marcis  est  lapis.  in  libro  lapidum  diciturquod 
est  lapis  grossus,  ad  modum  lapidis  de  qua  domus  et  muri  constrnuntur. 
€t  habet  colorem  celestem,  et  invenitur  in  egypto  et  in  partibus  sarraceno- 
rum  et  arabum.  et  (^ando)  teritur  cum  aqua,  exit  rode  quedam  res  que 
assimilatur  odori  vini.  et  quando  potatur  de  eo  pondus  ni.  granorum 
xilocaracte  cum  aqua  frigida,  valet  dolori  stomachi.  et  est  quedam  species 
marmoris  vel  deiios.' 

Dass.  Ibn  Beithar  (*buch  über  die  steine')  ii,  505. 


4  martices  (ar.  marhithasch). 

Algafiki  f.  55^  ^Martices.  in  libro  lapidum  dicitur  quod  est 
lapis  niger  et  mollis,  et  habet  quasdam  venas  vel  viras  supra  lapidem.  et 
curat  anomalam  id  est  apostema  de  colei^  quod  fit  in  capite  hominum, 
quando  homo  tenet  illum  lapidem.  et  quidem  (quod  cod.)  non  dimittat 
eum  donec  sit  bene  curatus.  et  valet  illis  hominibus  qui  haben!  in  extre- 
niitatibus  digito.''um  quandam  grossiciem  et  duriciem.'  « 

Dass.  Ibn  Beithar  ('buch  über  die  steine')  ii,  505. 


5  Gerussa  (ar.  isfidädsch,  aflidegi  i.  cerusa  Ser.,  xpiftvd'iovD.  b^iO^). 

C  0  n  s  t.  De  grad.  p.  360  Gerussa  . . . 

Ibnegizar  f.  106^:  'Ysfideig  vel  cerusa  vel  barac  fit  ex  plumbo 
super  acetum  suspe^sü  in  oUa.  fri.  et  hu.  in  secundo  gradu.  replet  vul- 
jiera  carne  et  corrodit  superfluam  carnem  temperate  confert  oculis  et  remo- 
vet  albugines  que  inferunt  dolores  que  remanent  post  curacionem  macule 
et  valet  macule  si  misceatur  aliis  medicaminibus.  Item  valet  combustioni 
igiiis  si  fiat  inde  ungentum  cum  aliquo  oleo  et  reducit  colorem  cutis  in  sui 
naturam.    [Item  . . .' 

Algafiki  s.  Gerusa  vel  yzfiez  ... 

Dass.  Ibn  Beithar  (Aristoteles)  i,  44. 


6  Sandy X  (art  von  cerussa,  ar.  asrandsch,  aavSv^  D.  5,  103). 

Serapion  c.  377:  Asrengi  i.  minium  ... 

Dass.  Ibn  Beithar  (Ar.  nutzen  f.  äugen  bei  Ibn  Samhun)  i,  45. 


424  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBUS 

111 
ARNOLDI  SAXONIS  DE  VIRTÜTE  ÜNIVERSALI 

c.  8  de  lapidibus. 

V.  8, 4  In    libro    de  naturalibus  Zenon.    virtus  est  occulta  ^ 

universalis  que  facit  ex  igne  lapides,  et  ex  aqua  quaodo  funditur 
ipsa  super  locum  bezon,  tunc  coagulatur  subito  nee  amplius  in 
ib.  suam  materiam  revertitur. —  In  eodem  Zf.  quod  aeeidit  igni 2 
5  aque  et  terre,  illud  accidit  animalibus  et  plantis,  quia  virtute 
materie  seu  temporis  aut  loci  fit  eorum  dissolucio  omnino  aut 
in  lapidem  conyersio.  —  In  libro  metheororum  Ar.  estqueS^ 
locus  in  Arabia  qui  colorat  omnia  corpora  in  eo  existencia  colore 

(Arfst(?)  ^**®'  —  ^^  LIBRO  DE  LAPIDIBUS  Ar.,  TR  AN  SL  ATOR  Dl  ASCO  -  4 

iorides.     lapis  onyx  si  suspenditur  supra  pectus  hominis,  pallo- 
ub/supra)^' ^™    et   timorem    et  tristiciam  facit.   —    ex  corallis  est   et   8i& 
(Aristo')  suspenditur  collo  epilentici,  prohibet  casum  eins.  —  In  eodem  & 

Dy.    fit   ex   gagate   et    cacabre  fumigium,   et  movet  epilenciam 
^^Yfg'jJ]  hominis. —  In  eodem  Dy.     lapis  galactites  dum  ponitur  contra? 
f  Ari^sto')  *^  incendium,   ignis  extinguitur.  —  laspis  visum  clarificat  hominis  & 
et  sanguinem  stringit.  si  super  muHerem  est,  solvit  partum  eins.  — ' 
(ArfstoT^^   eodem   Dy.     topazion   cum  ponitur  super  vulnus  hominis, 9 

cessabit  sanguis.    est  aliud  genus:  supra  rem  bullientem  cessant 
"deUpfd^i  ®^"^  ampuUe.  —  In  eodem  Dy.     ierachites  gestatus  ab  homine,  10 
'^^2jDias.)  non   mordetur  a  muscis   vel   apibus.  —  Et  lapidis  pyrite  pro- 11 
21  prietas  est,    cum   premitur  et  torquetur  adurit  membrum   tunc 
febit  V.  quod  premit  ipsum.   —   In   eodem   Dy.    in  berillo  et  dolachl2 


1  Cod,  Ampi,  ocl.n  '^  a  (cod.  Prag.  =^  p).  Tineen l.  Bellov. 
Spec.  nat  l.  viii  =  F.  Albertus  De  minerab'bus  h'b.  n  tr.  m  e,  6 
(opp.  ed.  Lugd.)  =  A  3  tunc  enim  AT        9  discorides  a.    nachher 

immer  die  abkürzung  *dy',  wie  *ar.'  für  aristotiles  II  ex  corallis  est 

(d/i.  corallius  est  qui  f^):  so  las'  auch  Albert,  der  es  misver stand  ^Dicit 
autem  Ar.  quod   onyx  ex  corallis  est  (!)  et  si'  ...  13  fumigium  (AF): 

fomiü  et  ni  |  mont  a  14  galactide  a  15  extingitur  a  18  quod 

si  supra  r.  b.  suspenditur  c.  F       19  iararchiten  a        si  ab  h.  gestetur  y 

20  Et  lapis  pyrecte  a  22  das  hebräische  (bibl.)  bcdolach  gibt 

der  Übersetzer  (jüdische  vermitteler)  hier  durch  cristallus,  während  der 
hebr.  Übersetzer  des  Ar.  de  lap.  (Montpelliertext)  es  für  die  perle  ver- 
wendet.  beides  ist  üblich,  vgl.  Rosenmüller,  Bibl.  alterthumskunde  \Vy 
2,  460/" 


UND  ARNOLDÜS  SAXO  425 

13  i.  crislallo  (si)  ponuDtur  contra  solera,  accenditur  ignis.  —  EtfeWtv. 
141apis  diadocos  supra  mortuum,  moritur  eius  virtus.  —  lapis  antrax  ^'J^i^JJp^) 

i.  carbunculus  rubeus,  si  ponitur  cum  eo  oriti  lucebit  nocte. — 
151n  eodem  Dy.   lapis  galactites  si  suspenditur  supra  niulierem,  ^-^^^jj^^jl 
1 6  egreditur  partus.  —  Quando  lapis  eliotropia  super  aquam  poni-  6    (^rig'jo.] 
17tur,  evaporabit  eam.  —  Et  alabandina  ponitur  in  asebie  i.  vase  fehlt  v. 
ISaque,  tunc  firmabit.  —  In  eodem  Dy.     lapis  iacintus  venenum  J^^^^J^^ 
19famosum  tollit.  —  Et  in  orite,  quando  impregnata  tenuerit  ipsum,  j'^uii^jachftu 

abortit.     si  vulnus  est  in  homine,  ponitur  supra  eius  venenum. 

20 —  In    libro   de  lapidibüs  Ar.  secündüm  translacio- 10  v.  s,  i9 

Gl»  Ai'iO  alj*  «.  (Aristo,  in  li. 

ERARDi.     lapis   magujes   trahit  Ferrum,    et  obediens  est'  lapidibus) 

huic  lapidi    per  yirtutem  occultam  que  inest  ei.     et  per  omnia 

Corpora  solida  movet  ipsum  ad  se  sicut  per  aera.     ex  uno  angulo 

ipsius  magnes  trahit  Ferrum  et  ex  opposito  angulo  fugat  ipsum. 

21 —  In   eodem   Ar.     angulus  eius  est  cuius  virtus   attrahendi  15     v.  ib. 
Ferrum    est  ad  zaron  i.  septentrionem.    angulus   eius  oppositus  !Aris1ot.%. 
ad    aFon  i.  meridiem.     proprietatem    habet  quod  si   approximes   ^  °^'  ' 
magneti    Ferrum    ad  angulum   ipsius  qui  zaron  i.  septentrionem 
respicit,   ipsum  ad   zaron  i.  septentrionem  convertitur.     si  vero 

ad  angulum  oppositum  Ferrum  convertis,  ad  aFon  i.  meridiem  se  20 

22movebit.  —  in   eodem   Ar.   quod   si   huic  Ferro   aliud  Ferrum  v.  ib. 

» 

1  si  fehlt  a  (dann  et  acc.  ignis  a)        2  dyascodes  a  (dyacodos  vgl. 
Arn,  9.  V.)  3  boricy  a  (oritbi  f^),  höri  fici  p  4  galactide  a 

5  elyotropia  a   (vgl.  Am.   s,  v.)  6  asebie  (so)  a  7  iacincyus  a 

(iacinctus   f^)  8  famosum:  fimiosum  a  (fumosum   F)  8  in  orite: 

moryte  a   (das  wori  fehlt  bei  V)  9  sapra  (V)-.  fiir  (simililer)  a 

11  gerrardi  a  et  (sc.  Ferrum  f^)  obediens  a  16  zaron  aF:  zoron 

A  (in  andern  ausgaben  des  buchs  De  min.  auch  zaron  zb.  Col.  1569.  16°) 

17  afon  aF:  aphron  A  (in  andern  ausgaben  auch  afon  %b.  Aug, 
V.  1519,  Col.  1569,  afron  Oppenh,  1518).  nach  »Klaprolh  arabisch  zohron, 
zohr,  hebr.  zohar  ==  süd,  avron  noräy  also  hier  in  vertauschung.  hebr.  ist 
zafon  der  technische  name  für  nord,  jamin  süd.  die  in  der  lesart  natür- 
lich ganz  unsicheren  worte  sind  noch  jetzt  ebenso  wenig  aufgeklärt,  als 
sie  Kircher  erschienen  (Alh.  Kircher,  Magnes.  Rom  1654  p.  \1\  *quae 
nee  Arabica,  minus  Hebraca  aut  Chaldaea,  nuila  ratione  Graeca').  die  ganze 
stelle  beruht  höchst  unsicher  auf  dem  kurzen  äuszug  des  Arnoldus,  in 
ursprünglicher  form  ist  sie  eben  gar  nicht  überliefert,  daher  dunkel, 
vgl.  noch  ßeinauds  Aboulfeda  t.  i  introd.  p.  203.  Martin  in  d.  Ann. 
d,  n.  Lincei  xviii,  111.  Bertelli  im  Bull,  di  storia  delle  sc.  mat.  i,  114. 
19  convertit  se  Ferrum  ad  zoron  A,  ad  sept.  se  convertit  r  19  ad 
saron  septentrionem  a        20  conteris  a  (admoveris  f^) 


426  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBUS 

ib.(Tgi.s.oö)  approximes,  ipsum  de  maguele  ad  se  traliit.    et  lapis  adamas  hoc 

ianfe^Uristo^**^'^    et   naturam  magnetis  condemnat.  —  In   eodem  Ar.  Iapis23 

ubi  supra)    adamas   constringit  corpora   solida  omnia,   et  ipsum  ferrum  non 

frangit  ipsum.     similiter  est  sermo  in  adamante  quod  non  com- 

5  ])nrilur   igne.     sambeti   proprietas  est  et  adamantis  ut  penetrent 

omnes  lapides  solidos,  et  ardor  corrodit  eos  et  splendores  eorum 

iifd^iapidib*]  ^^^^^**'  —  ^^  CO  dem  Ar.  in  barz  i.  ferro,  quando  coequantur24 
virtutes  que  sunt  in  eis  seil,  in  magnete,  pendebit  corpus  in  aore. 
—  kacabre  attrahit  paleam,  et  non  est  ei  operacio  donec  teratur  25 
V.  ib.  10  mnllum.  —  In   eodem   Ar.  species  magnetis  sunt  multe.     ex 26 
eis   est  que  colligit  aurum,   et  diversa  ab  ea  que  coHigit  argen- 
tum,   et  que  colligit  es,   et  que  colligit  plumbum.     alia  carnem, 
alia  OS,   alia  pilos,  alia   aquas   et  pisces.     et  napta  all)a  quoque 
trabit  ignem.     ignis  sulphuris  trabit  ad  se  ferrum  et  lapides,  et 
15  adurit   eos.     et  modica   operacio  est  in   lignis  et  alia  re  subtili 
V.  ib.  multum.  —  In  eodem  Ar.  et  inter  species  lapidum  est  species 27 
quem  nominamus  olearem,  qui  ad  se  trabit  oleum,  et  sie  lapidem 
aceti    qui   trabit  acetum.     et  est   qui   trabit  ad  se   vinum.     et 
spuma  eins  ad  se  spumam  trabit,  et  fex  eins  fecem  trabit,  quasi 
V.  8, 44  20  Sit   in  eis  sapor  optinius  aut  odor  aut  anima.  —  In  libro  de28 

le  ametisto  *  * 

kr.  ubi  supro) 

* 

3  constringit  a  (A):  confringit   F  hier  fehlt    die  erwähnunfg 

des  plumbum,  vgl,  F:  ^omnia  quoque  solida  corpora  lapis  adamas  con- 
frangit,  plumbum  vero  frangit  eum,  nee  ferrum  eum  fraRgit'.  dgL  Albmrt: 
*In  eodem  libro  adhuc  asserit  Aristot.  quod  adamas  ferrum  et  lapides 
omnes   non    constringit,    et   plumbum  constringit'  5  sambeti  fehlt  F, 

vgl.  Alb.  ^adamas  enim  et  sabotus  hoc  habent  proprium  quod  penetrant 
omnes  lapides  solidos'  elc.  6  ardor  A:  ador  ap  (fehlt  F)  7  barz: 

barel  A  8  1  eif  fü  magncte   a  (»tatt  f.  i?  que  sunt  in  magnete  F^, 

vgl.  AWcrt:  ^Ideni  Aristot.  quod  si  magnetes  duo  vel  plures  subtus  etsopra 
coaequatis  virtutibus  ordinentur  et  corpus  in  baret  hoc  est  ferro  qood  est 
in  medio  disponatur,  pendebit  in  aere'  9  kacabre:  vgl.  Arnold,  de  lap.  47 
1 1  eo  a  argentuni — colligit  (aut  p  und  F  ergänzt)  fehlt  a  (et  que 
c.  es  einfacher  nach  p,  wo  est  ctiam  que  Fj  13  quoque  F:  que  a 
15  modicfica  a  (modica  f^,  vgLA  et  modicum  operatur  in  lignis)  re  fehlt 
a  (et  alia  re  multum  subtili  F)  17  oleardem  a  (lapis  olearii  nominatus 

F,  qui  nominatur  olearis  A)  sie:  sicut  (fic)  a  20  q.  sit  eis  in  eo 
sapor  . . .  a  (tamquam  bis  uUus  sapor  sit  optimus  aut  odor  aut  anima  F, 
vgl.  Alb.  quasi  Sit  delectamentnm  lapidum  in  illis  aut  anima  per  quam 
moveant).  alles  dieses  von  %.! — 20  ebenso  zusammen  auch  ^ei  V. 8, 39 
(im  cap.  'de  quarundam  virtutibus  attractivis'),  nur  in  etwas  veränderter 
folge  und  mit  eingestreuten  eigenen  Wendungen  und  fugen 


UND  ARNOLDUS  SAXO  427 

LAPiDiBUs  Ar.  TRANSLATOR  DiAscoRioEs.  lapis  ametistus 
et  sardonice  et  dionisia:  si  posueris  super  tarum  i.  umbilicum, 
vaporem  vini  prohibet  et  ebrietatem  solvit  et  a  contagio  hominem 

29  liberal.  —  suspenditur  lapis  etites  super  cubitum  eius  qui  habet  \bi^upra] 
epilenciam,   prohibet  eam.     et  in   pregnante   iuvat  partum.   —  5 

30 In  eodem  Dy.  saphirus  ponitur  super  algid  i.  arteriam,  mitigat  v. 8, 94 (Aris 
calorein.     et  dum  ponitur  supra  cor  hominis,  malam  suspicionem 

31  auferl  et  a  turbacione  liberat.  —  abeston  inflammatus  a  sulphure  fehlt  v. 

32non  extinguitur,  quam  diu  est  aliquid  ex  eo.  —  sardonius  con- v.  8,97(Aris 
trariatur   operacionibus  onicis   maus,   quam  diu  vicinatur  ei.  —  10 

33  In  eodem   Dy.     lapis  smaragdus  visum  sanat,  et  si  ponitur  ad  v.s,  102 (ah 
Caput  epilentici  iuvat,  et  super  arterias  calorem  eius  temperat.  — 

34  Criseleclrus  ignem  trahit,   et  ex  natura  eius  est  quod  cito  com-  ^„ii^gun^ra] 
35buritur  ab   igne.  —  In  eodem  Dy.     lapis  liparea  trahit  ad  se  fehlt  v. 
36  beslias   et  reptilia   omnia.  —   et  iris  si  apponatur  contra  solem  15  fehlt  v. 
37facil  formam  iris.  —  lapis  epistites  securitatem  a  bestiis  prebel.  v.  8,70  (Ans 
o^si   mittatur  in  alembico  i.  vase   cessant  ampulle  ebullicionis.  — 

3g  et  ex  natura    lapidis  sade  est  quod  trahit  lignum.  —  lapis  eny-  fehlt  v.  fehl 
40dros  liquescit,   et  quod   ex   eo   resolvitur  restauratur  ei.  —  In  fehlt  v. 

eodem  Dy.  lapis  spume  i.  spuma  maris  si  ligatur  super  crosam  20 

mulieris,  accelerat   partum,     si   suspendatur  in   collo   pueri  qui 
41  tussit  tussi   vehementi,   sedat  eam.   —   In  libro  medicinali 

Avicenna.     G.  expertus   fui   rubeum  corallum   et   suspendi  in 

collo  qui  habebat  dolorem  stomachi  directe. 

l  vgl.  .4lbert  ^\dhuc  auiem  Diascorides  et  Aristotel.  diciint  amethy- 
stum'  etc.  discoriades  a  2  sardonice  (so)  a  4  echyce  a 

6  vgl  Alb.  Diascor.  dicit  . . .  super  (VA)  fehlt  a  gid,  die  ader.  vgl. 
Simon  Jan,  ^Guidegi  arabice  sunt  due  vene  in  collo  qne  flebotomantur  in- 
terdum.  alguidegi  reperitur  in  Albocasim  capitulo  de  flebotomia'  7  cor 
a  (A):  corpus  A'        9  sardonius  a  (sardius  Am.  De  virl  lap,):  sardonix  f^ 

s.  qui  contrariatur  a  tl    in  lapidibus  smardinis  quoniam  visum 

sanat  (so)  a  (vgl.  f^)  12  si  super  art.  f^  13  est  (r):  fehlt  a 

14  lypparia  a  (lipparium  A)  15  et  yrim  a  et  si  app.  a  16  epy- 
stite  a  a  bestiis   (AF):  abostis  a  17  m.  alenby  vasse  cessant  a 

(vgl.  Alb.  si  ponatur  in  alembico  i.  vase  aque  buUientis  cessant  und  V: 
si  m.  in  aque  bullientis  vase  cessant).  alembic  bekanntes  arabisches^  bes. 
durch  die  alchimistischen  schriflen  in  das  latein  des  initlelalters  über- 
gegafigenes  wort  20  crosam  (so)  a:  coxam  Ad»)  23  G.  dh.  Galie- 
nus  bei  Avicenna  Can.  (übs.  von  Gerardus)  Hb.  11,  2,  123:  'Et  dixit  Ga- 
lenus  ego  expertus  sum  et  suspendi  in  collo  eius  qui  habebat  dolorem 
stomaci,  ita  ut  esset  corallus  super  os  stomaci,  et  remotus  fuit  dolor'  (vgl, 
'Avicenna  in  primo  can.'  bei  V.  9,  57). 


428  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBÜS 

Anhang  zu  III 

ARNOLDÜS  SAXO 
de  virtutibus  lapidnm. 

Ad  toUendas  plurimorum  ambiguitates  et  errores  de  gem- 
mis  lapidibus  et  sigillis  eorum  et  virtutibus  communi  omDium 
utilitati  laboravi.  nam  que  utiliora  meliora  et  notabiliora  ab 
Aristotile  et  Aaron  et  Euace  rege  Arabum  et  Diascoride  sparsim 
5  tradita  sunt  excepi  et  tarn  rudibus  q\iam  provectis  lapidarium 
sub  brevibus  ordinavi.  et  sicut  narravi  in  naturis  aliarum  renim 
et  expertus  sum  in  eis,  quia  proprietas  in  lapidibus  est  que  nuUi 
complexioni  est  attributa,  sed  cum  prima  simplicia  mixta  sunt  et 
ex  eis  fit  virtus  una,  sicut  virtus  attractiva  in  magnete  qui  femim 
10  ex  uno  angulo  trahit  et  ex  alio  angulo  ipsum  fugat,  sie  et  vir- 
tutes  specifice  sunt  varie  ac  diversis  gemmis  lapidibus  et  eorum 
sigillis  attribute. 

1  Abeston  lapis  est.  color  ferreus.  de  Arabia  transmittitur. 
eins  virtus  est:  nam  accensus  semel  numquam  extingitur. 
15  2Absictus   gemma   est.     huius   color  niger,   cum  rubeis 

venis.     virtus   eius  est:   nam    accensus,   calor  Septem  diebus  in 
eo  fit  mansurus. 

3  Adamas  lapis  est.     color  obscurior  cristallo.   huius  color 

cod.  Ampi,  od,  77  «=  a,  cod.  Berol,  lat,  qu,  288  «  b,  Marbodus 
mm  M^  Albertus  -m  A,  FincenHus  sa  F,  Barlholomeus  sr=  ^  6  narrtvi 
(cod,  Erl.  u.  Par.)  fehlt  im  Ampi,  (^=  a)  8  sunt  mixta  ErL  9  qui 
(Eri.f  quod  Par.)  fehlt  a  11    gemmis  (Erl.   u.   Par.):  geueribus  a 

(sonst  der  prolog  ganz  ebenso  im  Erl.  u.  Par.  codex  wie  im  Amplon,, 
etwas   flüchtiger  im    Prager)  13  Abeston:  so  auch  Alb.  Finc,  wie 

Marbod   im   versschlufse   496  ßeckm.  14  est    (Par.):   fehlt  a.    vgl. 

übrigens   s.  16  u.   öfter  dieselbe   Wendung  15  abscintus  a  (so  auch 

Par.,  vgl.  AT)  16  venis:  gemmis  a 


QUELLEN: 

1  asbestossB  Marbod  33  (aus  Isidor). 

2  apsyctos  =»  M.  52  (aus  Isid.)- 

3  adamas  (cii.  B.,  Vinc.  8,  39)  =»  M.  1  (aus  Isid.,  die  virtus  aut 
Evax-Damigeron),  dazu  eine  andre  quelle  (*came'  =  Alb.,  der  ausfuhrlicher 
aus  derselben),  das  *ferrum  attrahere*  ist  lüge  nach  Alb.  (dh.  Verwechselung 
des  namens:  adamas  aimant  -■  magnetes,  wie  bei  Jacobus  de  Vitr.  Hist.  or. 
c.  91  und  Thomas,  Vinc.  8,  40). 


UND  ARNOLDUS  SAXO  429 

fulgens.  hie  nee  ferro  nee  igne  solvitur,  sed  hirci  carne  san- 
guineo  vel  plumbo.  et  ferrum  penetrat  et  gemmas,  et  trahit 
ferrum.  maior  eius  quantitas  tarnen  nuci  avellane  equatur.  eins 
genus  arabicum  et  cypricum  est  et  ferrarium,  magis  molle  et 
obscurum.  et  magnetis  naturam  soivit.  virtus  eius  in  auro  vel  5 
argento  vel  ferro  est,  et  lacerto  sinistro  gestatus  valet  contra 
hostes  et  insaniam  et  indoniitos  et  iurgia  et  rixas  et  contra  venena 
et  vana  somnia  et  fantasmata  et  incubos. 

4  Agathes  lapis  est  niger  cum  albis  venis.  est  et  aliud 
genus  corailo  simile,  est  et  genus  creticum  cum  venis  croceis,  10 
et  genus  indicum,  et  varium  sanguineis  guttis.  et  quod  primum 
genus  aptum  est  ad  regum  formas  et  simulacra  monstranda 
somniorum.  aliud  creticum  vincit  pericula,  facit  gratum  et 
placentem  et  persuasorem,  coloris  boni,  facundum,  et  munit  et 
vires  confert.  tertium  genus  visum  fovet,  et  contra  sitim  et  15 
venenura  et  accensio  eius  odorifera  est. 

5  Alabandina  lapis  est.  a  regione  sie  dicitur.  fulgorem 
habet  qui  est  rufus,  clarus,  ut  sardius.  huius  virtus  est: 
nani  fluxum  sanguinis   provocat  et  augmentat. 

6  Alectorius  lapis  est  cristallt)  obseuro  similis.    a  ven- 20 

2  ferrum  (b):  ipsum  a  3  maior  e.  q.  tarnen   equatur  nuci  avel- 

lane ö  (vgl.  Alb.):  maior  est  quantitas  avellane  et  quod  a  4  et  genus 

eius   est   ar.  et  cy.  et  ferr.  b         5  et  m.  virtutem  reprimit  b  in  ar- 

gento vel  auro  \.  i,  b  6  est  (b):  fekll  a  9.  10  et  und  genus  (b) 

fehlt  a  10   certicum  a  II  et  (b)   fehlt  a  et  quod  a:   sed  b 

12  monstrativum  b  IT  alabandynia  a 

4  achates  (B.  V.  8,  3S)  ».  M.  2  (aus  Solin.,  die  virtus  aus  Evax) 
u.a.  qu.  z.  12  (vgl. Alb.  aus  derselben  mehr:  cum  iacet  ad  caput  dormien- 
tis,  fertur  ostendere  multa  simulacra  somniorum).  eigen  scheint  bei  Tho- 
mas die  bemerkung  'hie  ingenitas  habere  dicitur  Gguraset  inpermixti  venis 
unius  coloris  insitas.    hoc  quoque  esse  opus  nature,  non  artis*. 

5  alabandina  (V.  8,  42.  vgl.  8,  16)  =  M.  21  (aus  unbek.  qu.,  vgl. 
Is.  16,  14,  6  u.  16,  5,  9).  Thomas  hat  folgende  an  den  heutigen  'almandin' 
erinnernde  moderne  beschreibung  'Alabandina  lapis  est  preciosus  et  pulcer 
valde,  quippe  qui  vicinitatem  coloris  habet  cum  granato,  licet  crassiorem 
habeat  et  magis  emulum  rubino.  [Sed  et  genus  alabandine  est  quod 
sardium  imitatur.  in  regione  Asie  que  alabanda  dicitur  invenitur].  Exhi- 
larescit  animum  in  aspectu.'    nur  das  eingeklammerte  ist  aus  Marbod. 

6  alectorius  (B.  V.  8,43)  -■  M.  3  (aus  Evax,  dessen  anfang  =  Isi- 
^or.  —  Solin.  =a  Plin.). 


430  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBUS 

triculo  galli  castrati  trahitur  post  quartum  annum.  ultima  eius 
quantitas  est  ad  fabe  quantitatem.  hie  excitat  venerem,  gratum 
facit  et  constantem  et  victorem^  disertum  et  oratorem,  ainicos 
reformat,  et  in  ore  tentus  sitim  reprimit. 

5  7  Amandinus   iapis    coioris  varii   est.     venenum 

omne  extingit  et  victorem  adversariorum  reddit  et 
bonum  interpretem  somniorum. 

8  Ametistus  gemma  est.  color  purpureus,  ut  rosa,  trans- 
mittitur    ab    India.     cuius    species    sunt  quinque,   sed  hec  aliis 

10  utilior  est.  (huic)  mollicies  ad  sculpendum  (inest),  et  virtus 
eius  est  contra  ebrietatem.  et  facit  vigilem  et  malam  cogi- 
tationem  repellit  et  bonum  confert  intellectum. 

9  Androdamanta  Iapis  est.  color  argenteus.  de  mari 
rubro  trahitur.     forma  eius  sicut  tessera,  duricies  sicut  adamantis. 

15  virtus  eius  contra  furorem  et  animi  commotionem. 

10  Balagius  gemma  est.  rufus  et  perlucentis 
nature.  et  degenerans  est  a  carbunculo,  colore 
ipsius  et  virtutibus  omnibus  debilibus  (et)  remis- 
sis  in  eu. 


l  trahitur   a  (F):  extrahitur  b  2  ad  fabe  quantitatem  a  (AB), 

ut  fabe  ö  (ad  f.  maguitudinem  AQ        3  disertum  (MF):  ^hcxeinm  ab  (AB} 

5  amandinus:   so  auch  A  (amarithus   l'ho.)  8   amatistus  a 

9  hec  (so  ab)  i.  indica  erklärt  V  (vgl,  A  und  Plfn,  37,  121)  10  haic 

. .  inest   (FB)  fehlt  a  (hie   habilis  est  ad  sc.  b)  13  androdamanta  a 

(so  auch  MAF)  18  ohne  et  a  (F) 


7  amiantus:  aus  *£vax'  (eine  andeutung  Plin.  36,  139)  =  Arnold, 
ausführlicher  Albert  (fehlt  bei  Marbod  u.  im  Pariser  Damigeron,  dgl.  B.  — 
V.  8,  27    nur  aus  Plin.  —  Isid.  16,  4,  19  aus  Diosc.  5,  155  -f  Plin.). 

8  amethystus  (B.  V.  8, 44)  =  M.  16  (ans  Isidor.  und  gegen  ebrietas 
aus?  vgl.  Plin.  37,  124)  und  unbek.  qu.  (dh.  nach  Albert  —  aus  Aaron. 
vgl.  Arist.   hei  Arn.:  fehlt  bei  Damig.). 

9  androdamas  (V.  8,  45)  =  M.  48  (aus  Soliu.  »  Plin.). 

10  balagius  (V.  8,  47  vgl.  B.  unter  carbunculus)  'qui  et  palaüus* 
nach  Albert,  der  den  Arnold  wiedergibt  und  dazu  noch  Aristoteles  db.  Ar. 
bei  Constantin.  De  grad.  (auch  Arnolds  quelle?)  anfuhrt,  nicht  bei  Marbod. 
vgl.  Thomas  über  den  balaustius  (zu  c.  13).  das  unbekannte  verzeichais 
im  Prager  codex  (bl.  2460  ^^^  einen  artikel  'Carbunculus  duas  species 
basilium  et  rubinum  . . .  basilius  remissior  est  colore  virtute  carbuncoli*. 


UND  ARNOLDUS  SAXO  431 

11  Berill  US  lapis.  color  pallidus  ut  lymphe,  forma  sexa- 
gona.  transmittitur  ab  India.  et  sunt  ix  species,  sed  qui  magis 
pallet  ceteris  melior  est.  virtuseius  contra  pericula  hostium 
et  «contra  lites,  et  invictum  reddit  et  mitem,  et 
Ingenium  bonum  adhibet,  et  valet  contra  pigriciam5 
et  dolorem  epatis  et  contra  suspiria  et  eructaciones,  et  oculos 
humidos  sanat,  et  gestautem  adurit.  si  oculo  solis  opponitur  et 
rotundatur,  ignem  accendit.  et  magnificat  hominem  et  coniugium 
gen  erat. 

12  Calcedonius   lapis.     color  eius  pallidus.     hie  perfo-  lO 
randus  est  tamen  virtute  lapidis  smeril  et  coUo  gestandus. 
virtus   eius  est  contra  illusiones.  dyabolic^s  et  (ut)  per- 
fecte  causas  adversariorum  evincat.  (virtutes  conservat.) 

13  Cnrbunculus  gemma.   rubicundissimus  est,  in  obscuro 

et   tenebris  lucens,   ut  carbo.     grece  antrax    dicitur.     de  Lybia  15 

2  IX  b  (F):  XX  a  5  valet  (B  vgl  A):   fehlt  ab  7  oculo  (in 

oculo  a)   solis  (FA):   solis    radio    B,   soli   b  8   ignem:  tenlam  b 

II  cü   (cum  A)   vel  tfi  (tamen   F)  a  sinerii  a   (sineris  A,  zimetu  F) 

12    ut   (aus  V)   fehlt  a  13    cimcat(?)  a  virtutes  conservat 

(FBA)  fehlt  a 

11  beryllus  (B.  V.  8,  47)  =  M.  12  (aus  Isidor  und  £vax)  und  un- 
bek.  qu. 

12  chalcedonius  (B.  V.  8,50)  =»  M.  6  (aus  Evax)  und  unbek.  qii. 
(die  bemerkung '  über  das  schmirgeln  des  'chalcedons'  ist  wol  eigene 
zutat). 

13  carbunculus  (B.  V.  8,  51)  =  M.  23  (aus  Isidor).  Jacobus  de 
Vitriaco  (i,  91)  sagt  (aus  Marbod)  über  carbunculus  'qui  et  anthrax  graece 
dicitur  et  vulgariter  ruby  eo  quod  rubel  sit  coloris*.  wie  beim  almandin 
kommt  auch  hier  bei  Thomas  (hinter  Marbodischem)  ein  stück  moderner 
mineralogie  zum  Vorschein  (mit  der  Gonstantin-stelle  vermischt  bei  Albert 
p.  219)  ...  ^huius  species  tres  periti  in  lapidaria  arte  distingunt. 
prime  speciei  est  nomen  carbunculus,  secunda  vero  species  rubitli 
dicitur,  tercia  autem  balaustus  vocalur  et  hec  vilior  ceteris.  Rubith 
quidem  ignei  coloris  est  sed  incomparabiliter  minoris  quam  carbunculus, 
unde  nee  tenebras  fugat  nocte.  virtutibus  etiam  impar  est  sed  tamen  inter 
ceteros  lapides  preciosior  et  elegantior  colore  sydereo.  Balaustus  vero 
que  est  tercia  species  carbunculi  multo  vilior  est  colore  virtute  et  precio, 
tamen  saphiris  et  iaspide  dignior  existimatur*.  der  balagius  des  Arnold 
(und  Albert,  vgl.  den  balagius  in  vena  saphiri  bei  Barth.  16,  26)  ist  offen- 
bar der  balaustius  der  periti  in  lap.  arte  bei  Thomas,  aber  woher  und  wo 
zuerst  der  name  balagius  bei  den  Lateinern?  (vgl.  Cl^ment-Mullet  p.  83. 
88  und  über  den  roten  stein  von  BadakhschAn  Al-khäzint  p.  63.  65). 


432  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBUS 

transmittitur.  hie  omnes  ardentes  gemmas  superat  colore  et  vir- 
tutibus,  Dam  solus  omnes  virtutes  habet  que  in  ipsis 
sunt,     et  sunt  species  xii  preter  hanc  minus  utiles. 

14  Calcofanus   lapis  est  nigri  coloris.    Tocem  clarificat 
5  et  prohibet  raucedinem. 

15  Ceraunius  lapis  est  cristalio  similis,  infectus  ceruleo, 
de  Germania,  alter  de  Hispania,  rutilans  ut  flamma.  hii  cadunt 
de  locis  tonitrui,  et  valent  ad  dulces  somnos  et  ad  prelia  et 
causas   vincendas.     et  loca    omnia    in   quibus   est  a  fuUnine  et 

10  tempestate  conservantur. 

16  Celidonius  lapis  est.  huius  sunt  due  species,  niger  et 
rufus.  de  venire  hirundijiis  trahuntur.  parvi  sunt,  et  rufus 
involvitur  lineo  panno  vel  corio  vituli  et  sub  sinistra  ascella 
gestatus  valet  contra  insaniam  et  längeres  antiquos  et  lunaticam 

15  passionem,  facundum  facit  et  gratum  et  placentem.  niger  valet 
contra  nocivos  humores  et  febres  et  iras  et  minas,  et  lotus  aqua 
sanat  oculos,  et  ad  finem  incepti  negocii  perducit.  si  invol- 
vatur  foliis  celidonie,  visum  sie  obfuscat. 

17  Ceionites  lapis  est  purpurei  et  varii  coloris.     hunc 
20  testudo   mittit.     et   divinatorem    facit    eum   qui  hunc  gestaverit 

sub  lingua.  sed  hec  virtus  ipsi  inest  tantum,  cum  luna  prima 
accensa  crescens  est  et  monoides,  et  xxix  monoides  cum  decrescit 
nee  hie  lapis  ab  igue  eorrumpitur. 

18  Cegolitus  lapis  est  similis  nucleo  olive.     si  fuerit  solu- 
25  tus  aqua  et  haustus,  valet  ad  lapidem  renum  et  vesice. 

4  calcofanes  a  (calcophanus  f^J,  kalcophanus  j9>  6  invectus  cera- 
leus  r  17   percepti  a  IS   sie  a  21    linga  a  prima  a: 

primo  rj4  22  cresceles  a  monoydes  a:  so  auch  A.    woher? 

24  cegolitus  (so)  a  (A) :  bei  F  richtig  (corr,  ?J  unter  T  (tegolitus),  bei 
Thomas  unter  G  (gecolitus) 

14  chalcophonos  (V.  8,50)  =»  M.  53  (aus  Is.  und  Sol.). 

15  ceraunius  (B.  V.  8,  55)  t»  M.  28  laus  Isidor  und  Evax). 

16  chelidonlus  (B.  V.  8,  53)  >»  M.  17  (aus  Evax  u.  unbek.  qu.). 

17  chelonites  (B.  V.  8, 54)«- M.  39  (aus  Isidor  und  Evax).  Arnolds 
Worte  als  'Euax'  (Marbod)  und  Joseph'  ciliert  bei  Albertus  (!).  vgl.  zu  c.  7. 8. 

18  tecolithos  (V.  8,  106)  »  M.  55  (aus  Solin.),  bei  Albert  der- 
selbe artikel  zweimal  in  verschiedener  fafsung  unter  ^Gegolites'  und  *Ge- 
colitus'.  es  ist  der  4udaicus'  des  Diosc.  u.  Gal.  nachAetius,  der  deDnamen 
{TTjxoLd'oi)  anführt  ii,  19  (aus  Nechepsos). 


UND  ARNOLDÜS  SAXO  433 

19  Coralliis  lapis  est.  (lue  sunt  species,  rnlus  et 
albus,  est  sicut  ramusculus.  trahitur  a  man.  vakt  contra 
quemlibet  fluxuni  sanguinis  et  epilepsiam  et  contra 
vana  monstra  collo  suspensus  et  demoniaca  et  fulmina  et  contra 
tempestates  et  grandines.  et  aspersus  fructus  raultipUcat.  et  5 
expecjft  principia  et  fines  negociorum. 

20  Corneolus  lapis  est  coloris  ruft  o}>scuri,  ut  lavature 
carnis.  collo  vel  digito  suspensus  iram  mitigat.  et  valet  contra 
quemlibet  fluxum  sanguinis  et  precipue  monstrorum. 

21  Crisoprassus  lapis  est.   color  ut  porri  succus.  reni-  to 
dens  est  aureis  guttis.     hunc  transmittit  India.     virtus  eius  est: 
nam  visum   clarificat  et  avariciam  pellit  et  dat  per- 
severanciam  in  bonis  omnibus. 

22  Crisolitus   gemma   est.    color  aureus,   scintillans.    de 
ethiopia  transmittilur.     in  auro  positus  et  sinistro  lacerto  gesta-  15 
tus,  virtus   eius  est  contra  demoniaca  et  timores  nocturnos.     et 
melancoliam  depellit  et  stoltieiam,    et  sapienciam 
confert. 

23  Cristallus  lapis  est.   non  vi  frigoris  fit  sed  vi  terrestri- 
tatis  magis  induratus,  sed  ipsius  color  glaciei  similis.     hie  lapis  20 
solis    radiis  oppositus    ignem  concipit,   9i  frigidus   est,  sed 

3  epylencian  a  (epylepsiam  b)  5  et  agris  aspersus  (erklärend)  V 
(vgl.  Alb.)  8  iram  (FA) :  h'iä  (hie  iam)  a         valet  (aus  F):  fehlt  a 

to  crisopac((tl)us  ($laU  -passus)  a  renittens  a  16  virtus  eius 

est  a  (so  auch  F,  und  vorher  ponitur  ...   gestatur):  valet  b  demo- 

niacas  a^  -cos  b  (demones  BF)  19  vi:  in  (i)  a 

19  curalium  (B.  V.  8,  56)  »  M.  20  (aus  Isidor,  Solin,  Evax)  und 
unbek.  qu.  vgl.  Ar.  bei  Arn.  De  virt.  un.  c.  8.  (rufus  et  albus:  vgl.  bei  V). 
Thomas:  ^Corallus  lapis  est  rubeus  valde  sed  non  ita  perlucidus  sicut 
Cornelius'. 

20  corneolus  (V.  8,  58)  »  M.  22  (und  Gonslantinus  dh  Costa  ben 
Luca  De  incant.  p.  319,  wo  der  name  zuerst  vorkommt)  —  'coloris  carnei 
hoc  est  rubel'  nach  Albert,  vgl.  Beckm.  zu  Marb.  342.  bei  Thomas  'cor- 
neolus vel  Cornelius  sec.  quosdam'. 

21  Chrysopras  US  (V.  8,  61)  »  M.  15  (aus  Isidor):  über  die  virtus 
aus  unbek.  qu.  (dennMarbod:  'quas  habeat  vires  potui  cognoscere  nondum'). 

22  chrysolithus  (B.  V.  8,  60)  —  M.  11  (aus  Isidor  —  das  scin- 
tillare  aus  Beda  —  und  Evax)  u.  unbek.  qu. 

23  er  y  st  all  US  (B.  V.  8,  63)  »  M.  41  (aus  Isidor  verbeCsert  durch 
Solin  und  aus  Diosc.  lat.,  der  von  Vinc.  eitiert  wird)  u.  unbek.  qu. 

Z.  f.  D.  A.  neue  folge  VI.  28 


434  ARISTOTELES  DE  LAPIDIßUS 

neqiiaquani    si    calidus.     huius    virtiis    conti'a    sitim 
est  et  ardorem.     et  tritus  melle  et  potalus  lacte  replet  ubera. 

24  Crisolectnis  gemma  est  coloris  aurei.  et  iste  in 
horis  matutinis  visu    pulchemmus  est,   in   aliis  horis  per  omnia 

5  dissimilis.     est  et  cito  ab  igne  inflammabilis. 

25  Crisopasion  gemma  est.  bunc  mittit  Etbiopia.  Iiic 
lucet  in  tenebris  et  evanescit  in  iamine.  et  fit  in  ipso  re- 
ciprocatio  coloris  non  determinati  velut  in  queren 
putrefact^   et  in  noctiluca. 

10  26  Demonius   lapis  est  bicolor.     confert  febrici- 

tantibus,  venena  pellit,  tutum  reddit  et  victorem. 

27  Diadocos  lapis  est  pallidus.  similis  est  berillo.  maxime 
excitat  demones  et  fantasmata.  et  applicatus  defuncto  iamitttt 
vires. 

15  28  Dionysia   lapis  est  niger,  et  mical  rubeis  guttis.     hie 

odorem  hal>et  vini.     odore  ipsius  fugatur  ebrietas. 

29  Etites  lapis  est.  color  puniceus.  in  littoribus  oeceani 
vel  in  nidis  aquile  reperitur,  aut  in  Persia.  bic  continet  alium 
lapidem.     et  suspensus  sinistro    iacerto   confert  pregnantibus  et 

20  ad  sobrietatem,  äuget  divicias  et  amorem,  et  faeit  victorem  et 
favorabilem  et  incolumem,  et  cadueorum  prohibet  casum,  et  contra 
abortum  et  laborcm  pregnantis  est.  si  de  veneni  frnude  suspectus 
sit  tibi  aliquiS;  sub  cibo  eins  bic  lapis  positus  cibum  deglutiri 
prohibet  si  reus  est,  et  si  lapidem  subtrahis  a  cibo,  ipsum  mox 

25  degluciet.    (aquila  nidum  per  ipsum  munit). 

2  niellis  a  ö  crisopasion   (io)   a  (crisoptasion   Fj   -prasas  Sotin. 

n.  hid.,    -tapsus    -ptasius    v.  l.  Solin.    (vgl,   Mommten   ad  30,  34) 
12  dyacodes  a   (dyacodos  FA,  diadocos  B)  17  echytes  a  (echites  b) 

'  oeceani  ab  18  Persia  (F):  pericia  a  (persya  b)  20  ti  ad 

sobrietatem   b   (B)  21  favorabilem  b  (B):   aniabilem  a  25  aquila 

— munit  au$  b:  fehlt  a 

24  chryselectras  (V.  8,  59)  »  M.  59  <aus  Isidor). 

25  chrysoptasios?   (««   chrysolampsis   Plin.    Isid.)   (V.  b,  61) 
=  M.  00  (aus  Jsid.  =  Solin.)  u.  unbek.  qu. 

20  daemonius  (diainon  Albertus)  (V.  8,  64).    aus  unbek.  quelle, 
fehlt  hei  M.    vgl.  Ps.  Gal.  De  plantts  34. 

27  di  ad  och  OS  (B.  V.  8,65)  «>  M.  57  (aus  Evax,  dessen  aufaog,  die 
heschreibung  =  Plin.). 

28  dionysias  -«  M.  58  (aus  Isid.  <=  Sotin.). 

29  a etites  (B.  V.  ^,  23)  ^  M.  25  (aus  Rvax,  vgl.  Aetius  ii,  32). 


tND  ARNOLDüS  SAXO  435 

30  Eliotropia  geiiima  est  viridis,  similis  est  smaragdo, 
cum  sauguiiieis  guttis.  hunc  mittit  Ethiopia  et  Cyprus  et  India. 
liic  lapis  in  aquam  positus  eaiulem  que  in  vase  est  aquam,  cum 
radiis  solis  opponitur,  ebuliire  facit  et  resolvit  in  nebulam,  que 
püst  pauhilum  imbrem  inducit.  bic  reddit  bominem  bone  fame,  5 
et  vaticinari  qiiedam,  et  iticolumeni  et  longe  vite.  contra  fluxum 
sanguinis  valet  et  venena.  si  ungalur  cum  berfoa  eiusdem  nominis, 
in  fallendo  visum  liominis  bomo  se  videri  probibet. 

31  Ematites  lapis  est  rufus  ferrugineus.  bunc  mittit 
Africa  et  Etbiopia  et  Arabes.  valet  contra  vesice  fluxum  et  ocu-  to 
lorum  dolores  et  contra  morsum  serpentis  et  fluxum  ventris  et 
carnem  supeHluam  et  menstruorum  fluxum  et  contra  Sputum 
sanguineum.  et  vulnera  et  ulcera  et  visns  ebetes  sanat  et 
asperitatem  palpebrarum,     et  est  virtus  lapidis  stiptica. 

32  Enydros  lapis  est.     distillat  perpetuis  guttis,  nee  li- 15 
(|uescit  omnino  nee  eßicitur  minor. 

33  Epistites  lapis  est  rutilans  et  robtemidus,  natus  in 
bimari.  ex  parte  cordis  gestatus  tutum  servat,  bompescit  sedi- 
ciones,  coercet  locustas  et  volucres  et  steriles  nebulas  et  grandi- 
nem  et   turbinem  a  fructibus  terre.     et  oppositus  soli  ignem  et  20 


t  eliotropia:  «o  alh  3  i  qua  a  4  oppoilus  a  5  post  b  (B): 
pt  n  6  et  vat.  q.  so  auch  b  8  homo  se   invisibiiem  facit  (erklä- 

rend) b  (F)  9  emathyles  a  (-listes  b)  17  epistites  (MBP^):  epystrites 
ab  (A)   (derselbe   auch  als  efestis    bei  V,  S,  66)  in    bimari  nämlich 

Coriniho  (so  poetisch  Harbod,  statt  Goryco  Ptin.  Isid.  —  natus  in  mari 
Albert!),  falsch  gelesen  in  Gorintho  Dias,  beiF,  aus  Evax  u,  Is,  bei  V,  8, 66 

19  cohercet  ab      loc.  et  vol.  ab  (BVA)  statt  volacres  locustas  3/.  467 


30  heliotropium  (B.  V.  8,  67)  =  M.  29  (aus  Isidor  u.  Evax,  der 
mit  den  magi  bei  Plinius  37,  165  zusammen  trifll,  uralte  tradition  aucb 
hier  beweisend,  auch  in  der  beschreibung  wieder). 

31  haematitis  (B.  V.  8,  6S)  »r  M.  32  (aus  Evax,  u.  a.  qu.  vgl. 
Thomas,  der  derselben  —  vgl.  Piatear.  —  auCser  Marbod  zu  folgen 
scheint,  u.  Isid.  16,  4,  16). 

32  enhydros  (Enhygros  v.  I.  Plin.)  (B.  V.  8,  70)  =  M.  46  (aus 
Solin.),  das  Square'  wonach  Marbod  fragt,  hat  Bartholomaeus  er- 
mittelt und  aus  diesem  sich  Albert  angeeignet  (auch  Thomas 
gibt  blofs  die  tatsachen  nach  Marbod). 

33  hepliaestites  (B.  V.  8,  70)  »  M.  31  (aus  Evax.  vgl.  Isid. 
==  Plin.). 

28* 


436  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBUS 

radios  emiltit.  si  hunc  lapidem  in  aquani  ferventem  proieceris, 
cessat  eius  ebuUicio  et  post  modicuin  frigescit. 

34  Exacolitus  iapis  est  varius.  in  vino  positus, 
si   ab  eo    potetur,   valet   contra    iliacam   et  colicam 

5passionem. 

35  Exacontalitus  Iapis  est  ex  lx  coloribus  distinctiis, 
parvus  vaide.  et  reperitur  in  Libia  et  apud  Trogoditas,  hie 
oculos  homiDis  efficit  tremulosos. 

36  Falcanos  arsenicum  et   auripigmentum  idem 
to  Iapis  est,  rubeus  et  citrinus.     et  habet  naturamsul- 

phuris,  cale faciendi  et  desiccandi.  si  eriappona- 
tur  in  album  transmutat.  et  omnia  corpora  metal- 
lina  exurit  preter  auruni. 

37  Filacterium    gemma    et    crysolitus  unum   est 
15  et  eiusdem  virtutis. 

38  Gagates  Iapis  est,  alius  glaucus,  alius  niger.  et  est 
levissimus.  nascitur  in  Lyhia  et  Britannia.  per  attritionem  cale- 
factus  paleas  attrahit.  et  facile  combustibilis  est.  confert  ydro- 
picis,  firmat  dentes.    eius  sulTumigium  reddit  menstrua  et  prodit 

20  moii>os  caducos  et  fugat  serpentes.  et  valet  contra  ventris  Sub- 
versionen! et  fantasmata.  et  confert  demoniacis.  et  aqua  ab 
eo  lapide  bibita,  si  bibens  est  virgo  non  urinabit, 
si  non  est  virgo  urinabit,  et  sie  virginitas  in  eo  experitur. 
et  est  contra  laborem  parturieutis. 

2  post  modieum  (MB),  -mod'  a  (po8t  modum  A)  fehlt  b  6  exo- 
licetos   B  (vgl.  z,  3)  9  falcanos   alF):  falcones  A  11  eri  (F) 

fehlt  a  14  filaterium  a  est:  de  (esse)  a  17  Lybia  ab  per  attri- 
tionem b  (F):  perfrictionem  (mit  correctur)  a  19  suffo  (so  mit 
liicke)  a   (suflumium  b,   »uffamigatio    FB)  •       20  valet  F  (fehlt  ab) 

21  et  q,  (so)  aqua  a 


34  exacolitus  (?):  so  aus  Arnold  auch  Albert,  fehlt  bei  MBV.   wol 
einerlei  mit  dem  folgenden  (v.  1.  aus  a.  qu.). 

35  hexecontalithus  (B.  V.  S,  71)  =r  M.  3S  (aas  fsid.)  u.  unbek.qa. 

36  falcanos  i?  V.  8,72),  wol  aus  einer  alchymist.  quelle  (aus  der- 
selben ausführlicher  Alb  er  I).    vgl.  Gonstantin.  De  grad.  p.  3S3. 

37  phylacterium  (V.  S,  72.  auch  bei  Alb.):  aus  unbek.  qu. 

38  gagates  (B.  V.  8,  22)  »  M.  18  (aus  Isidor,  Evax  —  vgl,  Aet. 
II,  24  etc.)  u.  unbek.  qu.  (aus  derselben  Thomas). 


UND  ARNOLDÜS  SAXO  437 

39  Gagatromeus  lapis  diversi  coloris  est,  Tarius^  similis 
pelli  capriole.     hie  porlautem  reddit  victoreiti  hö^tiUm. 

40  Galacia  gemma  est  candorem  et  figutanfi  häbens  gran- 
dinis.  hie  lapis  omni  tempore  frigidus  est  dec  ab  igoe  ealefit 
unquam.  5^ 

41  Galaetites  lapis  similis  cineri.  hünc  fifiittit  Nilus  et 
Achelous.  hie  dat  saporem  et  suecum  laetis.  et  in  ore  elansus 
turbat  mentem.  eircumdatiis  eollo  ubera  replet  lacte.  et  ligatus 
t'emori  dat  faciles  partus.  et  si  vespere,  cum  B6le  mixtus  aqua, 
cireumspergatur  ovili,  oves  replentut*  läcte  et  Scabies  fugatur  10- 
ab  eis. 

42  Geraeites  lapis  est  niger.     qui   hunc  ore  gestaverit, 
magis  eogitaeionum   et    opinionum   iudex   effleitur  et  seiet  quid 
alius  cogitet  de   eo.     et  dilectum  et  amabilem  reddit  eum  super 
quem  est. ,  sie  probatur  eius  virtus :  nam  corpus  nudum  inunc-  l^ 
tum  melle  et  muscis  expositum  intacium  relinquunt  ipsum,   sed 

si  lapidem  ab  eo  auferes,  sugent  corpus  et  cormmpent. 

43  laspis  gemma  est  multorum  colorum.  optimus  est  qui 
viridis  coloris  est  et  translucentis.  huius  xvii  sunt  species,  sed 
hec  utilior  est.  hie  in  argento  locandus  est.  de  muUis  trans-  20* 
mittitur  partibus.  gestatus  fugat  febres  el  ydropisim,  et  mulieris 
partum  accelerat  et  iuvat,  et  reddit  gratum  et  potentem,  et  facit 
tutum  et  pellit  fantasmata,   et  luxuridm  cofaibet  et  negat 

1  variis  a  6  Galaetides  a  nybas  et  acholeos  a  7  suecum 
{am  V):  fehU  (saporem  et  laetis)  a         9  femore  a  12  Gerachite  ah 

(Gerachidem  dh,  ..  de  i^^  geraeites  und  ierachites  B)  13   efficiuntur 

a        et  seiet  quid   aiius   eogitet   de  eo  (M)  fügt  b  kin%u:  fehlt  a 
15  corpus  dh»  gestantis  (f^  vgl,  B)  16  rel.  ipsum:   comtruciion  ver^ 

befsert  bei  V  19  xvii  b  (M):   \  a  {A)  21  ydropisim   ab  (B) 

inrtis  (raultis)  init  lücke  dahinter  a 

■    '■'■■  I  I  .     ■      «  I  I        I    ■      I  r        I 

39  gagatromeus  (nur  Alb.,  nicht  BY)  mm  M.  27  (aus  Evax).  Alb. 
führt  Arnolds  worte  als  aus  'Avieenna'  (falsche  iesart?)  an.  vgl.  oben 
17  und  8. 

40  chalazias  (ß.  V.  8,  74)  «=  M.  57  (aus  Isid.). 

41  galactites(B.V.8,73)  =  M.42(aus!^d.u.EVaxvfcl.Aetiusn,17). 
Arnold  wird  citiert  bei  Alb.  als  *dicilur  in  libro  de  Hgatnris  iJhy8icis'(!). 

42  hieracites  (B.  V.  8,  75)  =-  M.  30  (aus  Evax.  vgl.  Diogenes  De 
lapid.  bei  Aellus  n,  30). 

43  iaspis  (B.  V.  8,  77)  =  M.  4  (aus  Eväx,  Isidor  M,  a.  qo.)  und 
unbek.  qu.  (vgl.  Ar.  bei  Arn.). 


438  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBUS 

conceptum.  el  eins  virtus  est  contra  fluAum  sangui- 
n  is  et  mcnstruoruni. 

44  la  eint  US  aquaticus  gamma  est.  color  rufus  vel 
ceruleus.  et  sunt  tres  species  scilicet  granati  et  citrini  et  veneti. 
5  frigidi  et  durissimi.  sed  granati  meliores  et  qui  medü  sunt  inter 
rarum  et  densum  et  perspicui.  transmittitur  de  Ethiopia.  tristi- 
ciam  fugat  et  vanas  suspiciones.  et  est  confortative  virtulis  cor- 
porum.  et  collo  suspensus  vel  digito  securum  reddit  etdignum 
hospitibus.  et  est  contra  pestiferas  regiones.  et  dat  vigorem 
lOniembris  et  somnum   provocat  et  vegetat  nervös. 

lacinlus  saphirinus  confert  divicias,  et  naturale 
ingcnium  prestat  et  leticiam.  et  est  eiiis  virtus 
contra  toxicum. 

1  est  fehlt  a  (eius  virtus  fehlt  h)  3  iacinctus  üb  (F)  4  et 

veneti  meliores  (jui  a  (ded  granati  meliores  inter  r.  et  d.  perspicui  b,  sed 
mel.  sunt  granati  et  qui  etc,  V  vgl,  B)  0  perspiciii  b  (F):  p  fol  coi 

a  (so)  7  suspiciones  b  (MF):   disposiciones  a  9  hosübas  a 

10  vegetat  vel  confortat  erklärt  B  11  saphyrus  a,  saphirus  b  (saphi- 

rinus A)  et  confert  a 


44  hyacinthus  (B.  V.  $»76)  =  M.  14  (aus  Constant.  De  grad.  und 
Isidor  —  die  3  species,  ihre  virtus,  und  1.  granatus  -«  ru^is  t.  219—24 
aus  Gonst.,  2.  venetus  =  ceruleus  t.  225—232  aus  Isidor,  lind  3.  dtHni 
===:  pallidi  kurz  als  abschlufs  der  einteilnng  t.  233,  nebst  rirtus  fortgesetzt 
aus  Constantin  v.  234 — 38,  endlich  fundort  aus  Isid.  v.  239 — 40.  granatus 
bedeutet  in  Gonstantins  Übersetzung  und  also  bei  Marl>od  u.  Arnold  nichts 
als  rufus,  hat  aber  bei  Albert  anlafs  za  grofser  Verwirrung  gegeben,  da 
dieser  unsern  granat  verstand,  wahrend  Const.  und  die  Araber  den  nibin 
meinten.  Thomas  hat  ein  besonderes  (zunächst  selbständiges)  kapilel  über 
den  *granetu8  lapia  est  colore  pulcerrimus.  colore  consimilis  est  peoe 
rubino  sed  crassioris  coloris  ut  rose,  difticillinie  scolpi  potest.  hic  mtilal 
clarius  si  substernatur  ei  color  niger  (folgt  wfirkung  ans  Marbo4>  gefunden 
in  Aethiopien  v.  239  und  —  neu:)  circa  Tyrum  inter  harenas  expolsos 
maris  fluctibus.  Quoddem  eorum  genus  estquod  violacium  dicitur,  quia 
quendam  viele  colorem  mixtum  habent  rubori.  et  hoc  genus  m^a  est 
inter  cetera  preciosum  et  pulcrum  assimilaturque  balausto.  Granatus  de 
genere  iacincti  est/  dieser  letzte  satz  (auch  in  dem  blofs  Marbod  wieder- 
gebenden cap.  de  iacincto  wiederholt)  bezieht  sich  wieder  auf  Marbod  und 
also  auf  den.  'granatus'  des  Gonstantin  und  wird  daher  von  Albert  gerügt 
mit  den  worten  'Et  quod  quidam  dicunt  hunc  essedegeuere  hyaciothi  est 
falsum.'  der  schlufs  Ui  aus  unbek.  quelle.  —  die  Unterscheidung  von 
iacintus  aquaticus  und  saphirinus  bei  Arnold  (woher?)  hat  den  Albert  zu 
der  ausdrärklichen  aufstellung  zweier  genera  hyacinthorum  veranlafst 


UND  ARNOLDÜS  SAXO  439 

45  lenia  lapis  est.  gerenti  hunc  siib  lingua  confert  divi- 
nare  et  quedani  predicere. 

46  Iris   lapis  est  cristallo  similis.     huius  %ura  sexangula. 
a  mari  rubro  transmittitur.     hie  radiis  solis  subiectus  vaino  colore 
iris  proximuni  parietem  inficit,  ut  colore.  rubeo  flavo  viridi. 5 
ac  citriuo  velut  in  radii  dispersioae  per  remos.  , 

47  Kacabre  lapis  est  et  gagatas  idem,  scilicet 
mollior,  nee  virtutibus  ab  eo  discrep^ns  nee  coloxe. 

48  Kabrates  lapis  est  similis  cristallo.   eloquen- 
tiam    dat    et   bonorem   et  gratiam,  defen(|it  a  qoxüs  io 
et  ydro  pisim  curat. 

49  KauDian  lapis  est.  color  albus,  vel  variis 
coloribus  distinctus.  cauma  idem  ^uod  inceiAdium. 
nani  in  locis  sulphureis  calidis  reperitUTr  bqius 
virtus  maxime  existit  ex  diversitat^  sculpture  in  eo.  15 

50  Liguri US  lapis  est.  color  electri.  et  cum  ;roateria 
ab  inguine  lincis  distillat,  consolidatur  in  lapideou  yirlMs.eius 
est  paleas  attrahere,  et  est  contra  dolorem  stomachi  et  ictericiam 
et  fluxum  ventris. 


1  ienia  (B):  iena  a  (hiena  ^^4)  gerenteiii  a  .3  yrim  (si>)  a 
(vgl.  bei  r  unter  y)  6  velut  i  radiis   afpfio»  premos   (so)  a        .8  8. 

mollior  a  (sed  melior  Fj4)  nee:   aut   (colore)  a  (F)  12  kaman  ^^ 

tG  lygurius  a  (lig^  aufih  B^F)  materia  a  (dh,  urin»)  stait  Mar- 
büds  'quod  stillat'  IS  icteiiciaia:  #o  auch  A 


45  hyaenia  :=»  M.  44  (aus  Isidor  =»  Sol.)  vgl.  Albert,  p.  232; 
aiunt  tanien  antiqui  Evax  etAaron  (dli.  Arnold us!),quodpo8itus  sub  lin- 
gua confert  divinando  praedicere  futi^fa.  (ebenso  ist  ^sidorus  et  Afoq'  bei 
Albert  s.  iscustos  =r  iscistos  Isid.  «■  ax^ffros  nichts  als  Isid.  u.  Arnold 
u.  Tbomas). 

46  iris  =:  M.  47  (aus  Isidor). 

47  kakabre  (V.  8,78).  vgl.  Arnold.  De  virt.  univ.  c.  8  (=  Aristot. 
beiVinc).    karabe  oder  kakabre  (so  Gojsstant.  De  grad.)  arabisch  der  bern- 

t 

stein  (vgl.  Simon  Jan.  etc.)  ursprünglich  persisches  wori  cahruba  «■  stroh- 
räuber  (harpax  Plin.  37,  37)  S.  de  Sacy  Chrestom.  ar.  in,  468.  YhHMartin 
Du  succin.  Par.  1860  (M^m.  pr^s.  ä  l'ac.  d.  inscr.  vi,  1,  1)  p.  21. 

48  kabrates  iB.  V.  8,  78). 

49  kaum  an  (V.  8,  79).    alle  3  (47—49)  aus  Arnold  auch  bei  Albert. 

50  lyncurius  =»  M.  24  (ans  Solia.  und  —  contra  Q.  venlris^— aus 
a.  qu.  vgl.  Dias,  bei  V.  8,  80). 


HO  AHISTOTKLES  DE  LAPIDIBLS 

r>l  Li|)ar<*a  4*st  hipis  de.  Scyticis  partibus.  eins  proprietas 
Cht  quod  oiinie  geiius  besliuium  ad  ipsius  presenciam  properat 
cito  et  ipHiiiii  iiitiietur. 

r>2  MagnetcK  lapis  est  ferruginei  coloris.    traDsmittitur  de 

6  Ti'o((oditis  \v\  liidia.  hie  ferrum  trahit.  reconciliat  maritos  uxori- 
1)UH  et  i*.  ci)hvei*so.  et  äuget  gratiam  et  pei^suasionem  et  decorem 
HeriiiouiH  et  l'uciiltatein  disceplandi.  et  cum  mulsa  curat  ydropisim 
et  H p  1  e II e ni  (* t  a  1  o p i c i a in  et  arsuram.  pulvis  eins  aspersus 
larbuniliuH  per  aiignlos  domus,  ei  qui  in  ca  est,  falso  edificii  ruioa 

10  videbitur  e\  vertigine  et  cei*ebri  commotione.  et  si  caste  mu- 
lieris  doimientis  capiti  suppouatur,  suo  se  marito  (in  soudo) 
tunc  »pplicat,  sed  si  aduUera  est,  subito  de  lecto  tiinore  fantasie 
se  niovebit.    et  i*st  potens  in  artil)us  inagicis. 

58  Margarita   gemnia   est.     color   candidus,   sed  iuveoes 

ir>  concbe  dant  candidiores  baccas.  ex  marinis  conchis  toHitur.  et 
i|  n  e d a ni  ex  b  i  i  s  p e  r  f  o  r  a t e  s  u  n  t.  et  in  touitruo  fit  aborsus 
in  eis,  quia  prc  tiniore  clauduut  se  coDche.  ros  matutinus  facit 
Candidas  niargaritas,  vespeitiuus  facit  fuscas.  meliores  mittit 
Indiu  et  Britannia.    babent  virtuteui  confortaDdi  spiri* 

'^otus,  et  contra  cardiacatn  et  sincopiu  et  coutra 
l'luxum  sanguinis  valent  et  lieDteriam  et  diar- 
r  i  a  ni. 

1  lypparia  a  (Bi  de  syticis  (syrticU  #>  ptibj  m:  sti^cos  ä''(!J 

4  uia^uetis  a  ( iiia«riie«i  \t\  oiagnel«s'  Th9.)        5  trogodhis  m  <tfig»> 
tulis  öi  luarttuni  «i  7   senuoiiis  dat  ti  f.  discepUndi  dat  k 

>  aUoi»ici«ui  tf^  (lulvis  ...  \tdebitur  tso)  mb  9  fabe  m         tO  Tir- 

ttitie  iv'((tne)  a  tt  in  soninis  (S9  ^>  fekli  a  12  tuac  fMt  b 

üe  ^.'  a  a  Mm.  vd  uuio  6         iaveoes  b:  fekfi  m  fsimii  ätnem  «nt« 

liickri  15  det  . . .  vavhas  m  ittachas  bt  marinis  b  (M^):  MüUi 

Ulis  u         16  et  lU  tonilnio:  vorher  fwkii  HttM  fs.  Jtmrb^d  ».  Ui49r^ 
IT  quia— fusias  ttius  bi:  f'thU  u  19  spc  tekli  b  20    nij}t»cQfim 

u  1^  ilft         IX  IveDteriam  et  dvarriaiu  mb 


M  li|^area  tl^  V.  >.  nOi  =.  M.  45  uns  l$idor  s»  Sol.  and  in 
bus  $c>thici«  «-  'in  Lvbiü*  Ttioaia»  M  V.  —  aus  a.  «{u.j. 

o:i  lua^ues  »■  )l.  19  laife»  Istdur  ---der  liier  iiovolUtiodif ?  iftcr£« 
l'rv«(|[l%Hi>tett  %ict.  deu  lat.  Oiomruride»  —  and  be$.  aus  Eva.\>:  z.  S  ort 
)(«iiit   au;^  l^ateanM»  L^e  simpi.  med.  im  cap.  ^ie  Up   ma<ii«tis'  'citicrt 
V.  K2H.  \«i.  auch  iiriiL  ad  PaL 

>J  margarita  iV.  n  St«  ^  X.  $•>    «  f^don  «.  ♦'pcffama' 
über  Jie  betikrat^i  a.  >\n,     «PlaCranus  bei  V.  >«  >4  . 


UND  ARNOLDUS  SAXO  441 

54  Medus  lapis  est.  coior  huius  unius  yiridis  est,  aHerius 
uiger.  transmittitur  a  regione  Medorum.  virtus  eius  contra 
cecitatem  ocuiorum  et  veterem  podagi*am  et  nefVeticam.  refovet 
fessos  et  debiles,  sed  si  iiigri  lapidis  fragmenta  in  aqua  caiida 
resoluta  fuerint  et  ad  iavandum  hosti  suspecto  tibi  dederis  (ex-  5 
coriationem  ocuiorum  pertendit,  et  si  ad  potandum  dederis)  peri- 
bit  vomitu  et  stomachi  subversione. 

55  Molochites  gemma  est  viridis  similis  smaragdo,  et 
m  0 11  i  s  V  a  1  d  e.  hie  custodit  membra  a  nocivis  casibus  et  cunas 
infantium  similiter.  10 

56  Nitrum  lat)is  est  subalbidus,  perspicuus. 
huius  virtus  dissolvendi  et  attrahendi,  et  contra 
ictericiam. 

57  Nicomar  vel  alabastrum  idem.    lapis  albus, 
prebet  victoriatn,    et   amieiciam    conservat  et  ge- 15 
nerat. 

58  Nose  lapis  est.  dno  genera,  unum  8ul)albi- 
dum,  aliud  variuüi.  de  bufonis  capite  trahuntur, 
antequam  hibat  dudum  vel  aquam  tangat.  etfortein 
eis  quandoque  apparet  forma  bufonis  cumpedibus20 
sparsis.  hie  lapis  valet  contra  morsus  reptilium  et 
veneuum.  nam  presente  veneno  varius  lapis  tangen- 
tis  digituro  adurit.    et  ambo  simul  includendi  sunt. 

59  Onyx  gemma  est  nigri  coloris.    aliud  genus 

1  unius:  moi  a  4  lapis    fraci  |  ugta  a  5  excor.  —  dederis  (?) 

aus  y  (vgl.  AB  und  M):   fehlt  a  6  ocuiorum  (B) :  membronim  FA 

14  nycomar  a  19  dudü  (so)  a  (fehlt  F) 

54  medus  (B.  V.  8,  85)  -»  M.  a6  (aus  Evax). 

55  molochite8,(B.V.  8,86)  »  M.54  (ausSoliiu).    'moliis'  woher? 

56  nitrum  (B. V. 8, 87).  uubek.  qu.  (vgl. Platear.).   nicht  beiMarbod. 

57  nicomar  (alabastrum  B.)  uabek.  qu.  (vermehrt  aus  Isid.  über 
alabastrites  bei  Albert).  *hic  lapis  a  Diascoride  (^^  Arnolde)  nicomar  dici- 
tur'  Barth.    16,  3. 

58  nose  («-borax  nach  V.  8,  87  ^h»  ßaT^ax^oi,  vgl.B.  V.  8, 49  nach 
Thomas  nämlich  *borax  (oder  botrax)  lapis  est  preciosus  dictus  ab  eo  quod 
eum  borax  quoddam  seil,  buffonum  genus  in  capite  portal' .  . .  der  abschnitt 
ist  aber  sonst  verschieden  und  Arnolds  quelle  eine  andere  als  die  des  Thomas. 
Albert  hat  beide,  borax  aus  Tho.  u.  nose  aus  Arnold),    unbekannte  quelle. 

59  onyx  (B.  V.  8,  87)  ■-  M.  9  (aus  Isido^  und  die  virtus  aus  Costa 
De  incant.  p.  319  und  a.  qu.)  ergänzt  nochmal   (die  färben)  aus  Isidor  (vgl. 


442  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBUS 

est  nigrum  cum  albis  venis.  bunc  mittiint  Arabes  et 
India.  et  sunt  v  species  ex  diversitate  venarum  et  co^ 
lorum.  hie  collo  suspensus  vel  digilo  excitat  tristiciam  et  ti* 
mores   et   in   somno   fantasmata,   et   multiplicat  lites  et  rixas,  et 

5  pueris   äuget   salivam.     et  si  presens  sit  sardius,  tuac  non  no- 
cet onyx. 

60  0  p  t  a  1 1  i  u  s  lapis  est.  valet  gestanli  ipsum  contra  omnes 
morbos  oculorum,  et  conservat  acutos  visus.  et  per  omnia  cir- 
cumstantium  oculos  excecat  et  obumbrat. 

10  ßlOrites  lapis  est.     et  sunt  tria   genera.     est  niger  et 

rotundus,  alius  viridis  et  roaculas  albas  habet,  tertia  cuius  altera 
pars  aspera  altera  plana,  et  est  corpus  quasi  ferri  lamina.  hie 
lapis  gestatus  et  mixtus  oleo  rosaceo  prohibet  ab  adversis  casibus 
corpus  et  pestiferis  morsibus   reptilium   et  aliorum  auimalium. 

15  hie  appensus  mulieri  prohibet  ipsaro  impregnari,  et  ,si  pregnans 
est  abortit. 

62  Pantherus  lapis  est.  muhos  habet  colores  ^arsos  et 
simul  distinctos,  scilicet  nigrum  Tiridem  ^t  nibeum.  et  pallidus 
est  et  purpureus  et  roseus.     hie  luscos  efficit. visus» 

3  collo   (ßJ^/t)  fehlt  a  vel   digito:   to  af^A  (v.  d.  portatus  Ä, 

ligatus  M)  7  oplallius:  to  avch  fHBF  {oi^XvXWan  Eva^),  vg4,  orttiXXtoi 
Orpheus         9  et  oculos  a  \0  orites  a  {MBFAJ^  orlites  (b^  slderites) 

Evax  (ostrites  es  slderites  Orpheus:  .vgl.  oritis  «=»  siderilis  und  zugleich 
ostritis    Plin.  37,  176— 7)  17   panterüs  a   (pantheron  im  aec,  M,  pan- 

therus Isid.  BFA)y  panchrodus  Evax  19  est  (F)  fehlt  a 

■        ■       ■  ■      ■  ■  .....        ..■.■■■..         I  <     I      . . 

Beda  bei  Thomas  s.  onichinus).  Thomas;  der  zwei  abschnitte  hat,  onjrehinus 
und  onyx,  sagt  in  selbständiger  weise  redend:  *onix  lapis  est  predosas. 
hie  ex  parte  albus  est  et  ex  parte  titger',  und  demgemafs  unter  *Sardon ix 
lapis  est  ex  duobus  lapidfbus  (Plin.  wie  Isidor.)  sicnatnraliterfactos,  scilicet 
ex  oniche  et  sardio.  In  parte  vero  rubeas  est,  et  hoc  ex  sardio  lapide. 
In  parte  vero  albus  et  in  paHe  niger  est,  et  Ml  doo  colores  ex  parte  oni- 
chis  sunt'  (danach  Albert),  unter  Sardius  heifst  es  dann  ..  *colom  mbet 
...  hunc  glosa  idem  dicit  esse  quod  cornelium  lapidem.' 

60  optallins  (^optaH'ras,  sive  opallus  sec.  Isidorum*  B.  Albert tnacht 
daraus  durch  umdeutung  willkürlich  'ophthalmius  ...  ab  Ophthalmia  dictos') 
(B.  V.  8,  89)  =  M.  49  (aÖs  Evax). 

61  orites  (B.  V.  8,  S9)  =  M,  43  (aus  Evax). 

62  panchrus  (B.  V.  8,  90)  =»  M.  5t  (aus  Isid.  Evax  u.  a.  qu.)  u. 
unbek.  qu. 


UiND  ARNOLDUS  SAXO  443 

63  Peanites  lapis  est  genitus  de  machedon.  et  est  fe* 
ininei   sexus.     nam   certo   tempore  concipit  *et  parit  consimilein 

« 

lapidem.     et  confert  pregnantibus.  ,  i 

64  Prasius  gemma  est.  colorco^spicuus  et  viridis,  visu m. 
conforlat  debilem,    aliud   ganus  est  cum  sangi^iofis  guUis.  5 
tercium  genus  est  distiuctum  caadidis  guttis. 

65  Quirin  lapis  est.  in  nidis  upupe  reperitur. 
hie  proditor  est  secretori^m  in  aomno  et  au.get  fan- 
tasias. 

66  Qyanidros  lapis,  a  cerebro  vulturis  trahitur.  to 
valet    contra   quasllbet    causas   nocivas   et   replet 
mamillaslacte. 

67  Ranni  idem  est  quod  bolus  armeni,cus.  lapis 
est  sabrubeu's.  huius  virtus  est  constrictiva  san- 
guinis dissenterie  et  menstruorum.  15 

68  Radaim  et  donatites .  ide^)*  lapis  niger  et 
translucens.  jnveniturin  capite  maris  gallig  quando 
datum  est  comedere  formicis.  .  idem  gestatus  valet 
ad  impetrandum  quodIiJ)et.| 

69  Saphirus  vel  syrtites  idem.     gemma  est  fulgens  flam-  20 

1  michendo  a  (inichedoq  FA,  vgl  Maröod  4n  M^cheduip  regione'. 
nach   Solin  ^Macedonia   lapidem    gigoit')  2  femlnei   0)/J9f^i^^;   femini 

(so)  a  4  prassius  a  (A)  10  qufindros  Ö/4f  13  raomy  (raiuuy?) 

fl,  'ranni  al.  ralü*  F,  rabii  El,  rama!  /#    *    16  radäj^m'fl  (F,  radaitn  A) 
donatides  FA  20  flaniisa  ('flamma  F):  flavus  b  (A) 

63  paeanites  (B.  Y.  8,  90}  «  M.  34  (aus  SoUo.) 

64  prasius  (B.  V,  8,91)  —  M.  40  (aus  Isidor.)  u.  «uibek.  qu.  (eigener 
schlufs  aus  der  färbe?).  Thomas  \sagt  modern:  (Prasius  lapi^,  est  de- 
corus  et  virens  sed  crassiofe  cpiore  q^am  smaragdus  ...  Ex  hoc  lapide 
smaragdus  exciditur  (smaragdmulter  Alberts  uud  der  Juweliere^  (j^ren  tra- 
dilion  in  Thomas  ihren  ältesten  litterarischen  Vertreter  hat). 

65—68  quirio,  quanidros,  ranni,  radaim  — ajle  aus  unbek. 
qu.,  fehlen  bei  Marbod  (ciüert  von  6,  V.  8«  02  —  nurrfdaim  fehlt 
bei  B.  —  und  ohne  zusats  aus  Arnold  wiederholt  bei  Alb^rt)^  .:    . 

69  saphirus  (B.  V.  8,  93-Tr94)  »*  M.  5  (aus  h,  und  Jßvax  unter 
saphirus  und  syrtins).  über  die  Vermischung  mit  syrtites  vgl.  Beckmann 
zu  M.  p.  21:  sie  stammt  aus  Evax.  Thomas  spricht  (nachdem  er  wie  ge- 
wöhnlich Marbod  wiedergegeben  hat)  zuerst  in  modernem  sinne  von  sa- 
phiri  orientales  (mit  einem  seitdem  bei  den  edelsteinhändlern gewöhn- 
lichen   beiworte):  'Orientales  vero  saphirt  optimi  sunt,  et  maxime  hü  qui 


444  ARISTOTELES  DE  LAPJDIBUS 

mis  ut  celi  puritas.  optimus  qui  est  densus  non  transluceiis. 
hunc  mittit  Indica  regio,  aliud  genus  dant  Syrtes.  hie  lapis 
casluni  reddit,  curat  dolorem  frontis  et  lingue  et  ulcera  et  tollit 
ex  oculis  sordes  illinitus  lacte,  et  restringit  sudorem  et  interiorem 
5  ardorein  refrigerat ,  placat  deum  et  pacem  reconciliat,  et  tacta 
resolvit  vincula,  aperit  fores  carceris  et  audacem  eflßcit,  invidiam 
et  fraudem  tollit,  corpus  vegetat  et  conservat  integra  membra, 
et  flrmat  in  bonis  animum,  et  mites  facit  et  humiles,  et  magicis 
deservit  artibus. 

10  TOSardonicen  lapis  est.     hnius  color  niger  et  albus  et 

rubeus,  sed  rubeus  supereminet  magis.  et  laudabilior  est  qui 
hos  colores  habet  distinctos  magis,  et  qui  densior  est.  et  sunt 
V  species,  inter  quos  hec  magis  utilis  est.  transmittitur  de  Arabia 
et   India.    luxuriam   depellit   et   hominem    reddit   et  castum  et 

15  pudicum. 

71  Sardius  gemma  est  rubei  coloris  et  clari.  et  sunt  v 
species,  sed  hec  utilior  est  aliis.  transmittitur  a  sardis.  hie 
accendit  gaudium  et  pellit  tiroorem,  audaces  reddit 
etacuitmentem.     eteo  presente  onix  lapis  non  nocet. 

20  72  Sagda  gemma  est.     color  prasinus.     de  Chaldea  trans- 

mittitur. hie  adheret  navibus  quibusdam  in  mari,  et  non  poterit 
abradi  sine  ea  parte  ligni  qua  adheret. 

73  Silenites  gemma  est  ut  herba  virens.  color  eius 
velut  iaspidis.    nascitur   in   Persia.    hie   servat  lunares  motus^ 

2  indisa  a,  india  b  (indica  al,  medica  M.  vgl.  Itid.)  3  ulcera  M 
(vgL  Dias.  u.  de  na.  re.  bei  F):  vulnera  ab  4  illinitus  lacte  b  (M): 

linitus  blofs  a  6  aperit  fores  (b)  fehlt  a  1  vegetat  a  fW):  vege- 
tatum  (conserrat  et  integra  m.)  b  vgl,  M  10  Sardonyeeo,  nt^k  'Serdony- 
chem  faciunt'  ...  beiMarbod.  vgl,  Alb,  'sardonyx  quem  quMam  sardmiy- 
cem  vocant'!  14  hominem  a  (FA):  hmnilem  B  (M)  23  8i(y)lefiites 
(so)  a  (BAF)         24  iaspis  a  (wie  iris  p,  439,  5) 

vehementer  splendent  colore  ceruleo  et  quasi  nubeculas  habent  in  snperficie 
coloris  densioris.  sunt  et  quidam  saphiri  orientales  qui  rubith  lapidem 
ammixtum  habent,  et  hü  inter  ceteros  cariores  sunt  virtuteque  potenteft.' 

70  sardonyx  (B.  V.  8,  97)  »^  M.  S  (aus  Md.  u.  virtus  aus  un- 
bek.  qu.). 

71  sardius  (B.  V.  8,  96)  ■«  M.  10  (aus  fsid.  u.  unbek.  qu.  eBArisrC. 
bei  Arnold  De  vfrt.  un.  c.  8):  virtus  aus  unbek.  quelle. 

72  sagda  (V.  8,  95)  ^  M.  35  (aus  Solin.). 

73  selenites  (B.  V.  S,  98)  «  M.  26  (aus  Evax  iind  Isid.). 


U^D  ARNOLDUS  SAXO  445 

nam  crcsccnle  luna  crescit  et  ea  decrescente  decrescit  et  fit  minor. 
potens  est  ad  amorem  reconciliandum.  et  gestatus  languentes 
curat  ac  debiles. 

74  Smaragdus  gemma  est.  nam  huius  color  viridissimus. 
et  sunt  xn  species,  scitici^  bactriani,  niliaci,  et  qui  in  venis  eris  b 
nascuntur  et  maculosi  et  calcedonü.  meliores  sunt  scitici.  hie 
eripitur  de  grifibus.  et  quos  visus  penetrat,  et  eorum  luce  tin- 
gitur  aer  nee  lux  mutat  nee  umbra,  et  cuius  forma  plana  vel 
concava,  melior  est.  hie  äuget  opes,  et  in  causis  dat  verba  per- 
suasoria.  collo  suspensus  curat  emitriteum  et  caducum  n^orbum.  lo 
et  Visum  debilem  confortat  et  oculos  conservat  illesos,  et  lasci- 
vos  motus  compescit.  reddit  memoriam,  et  contra 
illiisiones  demoniacas  valet.  et  tempestatem  ave^tit.  et 
valet  hüs  qui  divinare  volunt  et  predicere  quedam. 

75  Topazion   gemma  est.    et   sunt   due  species,  unius  13 


3  ac  (f^)  fehlt  a  5  bactriani   (M):   brittanici   a  (FA)  6  et 

mar.  et   caic.  a  (FA):  et   maculosi   calcedonii   sunt  b  hü  eripiuntur 

grifibus,  et  eripiunt  eos  arismaphi  (u  e,  arimaspi)  b  7  et  quos  b  (F) : 

et  equos  a.  dat  folgende  stimmt  mit  F,  dagegen  in  b  ausführlicher  und 
wie  oft  glatter  so:  et  eciam  magis  valent  quos  visus  penetrat  et  quorum 
luce  aer  tingitur  et  quos  nee  sol  nee  lucerna  mutat  nee  umbre,  et  qui 
habent  planam  superficiem  vel  formam  concavam,  in  eis  resultant  visus 
spectantium.  ^optimus  hüs  situs  est  quorum  sunt  corpora  plana  (=»  M.  v, 
149!).'  hie  lapis  valet  et  ad  divinandum  et  ad  investiganda  occulta,  äuget 
opes  eis  qui  eum  reverenter  habet,  dat  verba  persuasoria.  collo  suspensus 
curat  et  enutrit  euum  (so)  et  caducos,  emendat  visum  fessum,  compescit 
lascivos  motus,  et  tempestates  avertit.  et  ablutus  vino  vel  peninctus  olivo 
proßcit  in  magis  viridem  decorem,  reddit  roemoriam,  valet  contra 
demones  et  hostes  (teheint  aus  Marbod  selbst  geändert  und  et- 
gämend  erläutert,  nach  der  absieht  diesM  aus%ugs  aus  Arnold  über- 
haupt) 13  valet  F  (S,  102  Dias,):  fehlt  a  (statt  dessen  et  und 
lücke)  15  topazion  (so)  a  (FA  'topazius  vel  topazion  indeclinabile' /^, 
vgl.  Isid.),  topazius  b 


74  smaragdus  (B.  V.  8, 100.  102)  »  M.  7  (aus  Isidor  und  Solinus 
und  Evax  u.  a.  qu.):  dazu  die  unbek.  quelle. 

75  topazius  (B.  V.  8,106)  «=>  M.  13  (aus  Beda,  Isid.  u,  unbek.  qu., 
vgl.  über  die  2  arten  aus  Beda  dieGlosa  super  apocalypsin  c.  21,  auch  bei 
BV,  über  das  bullire  auch  Arist.  bei  Arnold  De  v.  u.  c.  S)  u.  a.  qu.  (vgl. 
aus  derselben Jacobus  deVitriaco  i, 91  ..topazius  aurei  coloris  et  imaginem 
iiituentium  transversam  repraesentans.    est  autem  frigidae  naturae  et  valet 


446  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBLS 

color  siDiilis  est  puro  auro,  alterius  clanor  et  magis  teuuis. 
oascitur  iu  Arabia  et  insula  eiusdem  nominis.  valet  contra  emor- 
roidas  et  luuaticain  passiouem,  iram  sedat  et  tristiciam, 
et  valet  contra  noxios  motus  et  frenesim  et  contra 
ouiortem  subitaneam,  et  ferventes  undas  compescit,  et  buUire 
eas  probibet,  et  idolnm  extrinsecus  receptum  ut  ia 
concavo  specnio  inversum  representat. 

76Turcois   lapis    est.     color    flaYos,   in   albam 

vergens.     dicfus  a  rcgione  Turkia   in  qaa  nascitur. 

10  et   est   Tirtus    eins   visum   salvum    couservare  eta 

nucivis   extrinsecis  casibus,  dum   soper  ipsum  est, 

et  bilaritatem  inducit. 

77  Varacb  velsanguis  draconis  secundum  Ari- 

stotilem  lapis  est.secundonnniedicossuccusherbe 

I5rubeus.     virtus    eins   contra    quemlibet   fluxum   et 

precipue    sanguinis,     et    ex    eo    et   argento  vivo  fit 

a  1  g  a  1  a. 

7S  Vernix    est    lapis   arnienicus   ideni,    coloris 
siibalbidi.     lue  valet   contra   melancoliam   et  valei 
2()  contra  Vitium   splenis   et  epatis  et  cardiacam  pas- 
siouem. 

79  Virites  vel  pyrites  idem.  gemma  esL  color  fulgeus  ut 

1  altmos  clariof  est  niagis  et  tf  nuis  F,  alterius  clarior  est  magis 
tenais  h:  alterius  color  est  magis  tenuis  m  5  iaaatkam  m.  iBAVu  «0 
Arnold  nach  fmUeker  lesarl  kei  Mmrkod  r.  216  loiiani  Utall  timaiii  itid. 
Hin.  vgl,  Thomas  'limam  seatire  \*idetar'l.  äoekv^LMB  S  Uirrors  m 
i-cois  /'.  -chois  J.  ^turchogis  sive  lariiois'  Bß  tl  extriasecis  m  (§•') 
M  oiodicas  faris  a  IS  veoix  y         idem  (ide  to^  a  22  Viritet  A 

ifekU  BFß,  L'rites  m  (dk.  rites  mit  rottr  imlimle  Uk    bei  Tkommt  iämket 
an  2  stellen  bei  Alberit  'Perites  vel  PeridoBius* 


contra  luxuriam  ...i.  Beda  izur  apocal. 21^  den  Marbod  benutzt,  folgl  hier 
s^elbst  eiaer  unbekaooten  quelle,  >ȊhreDtl  sonst  seine  erklimngeii  der 
12  steine  meist  aus  Isidor  stammen. 

TC  turcois  iB.  V.  S.  106):  unhek.  «|ue]le.  fla^iis  dh.  blao.   t^I.  c.  4<>. 

M»    USH. 

TT  rarach  tV.  S.  lOTh  dgl. 

TS  Vernix  (V. 9,  lOTi:  dd.  fvd.  Phtearius  über  bpis  aimenos  «iiler 
)a|*is  lazulil. 

T9  I  virites?!  pyrites  t=  M.  5«>  «aiis  Isidor.  bei  den  aber  twie 
M  Jac.  de  Vitr.i  'persicus'  slati  'aniieoicn>'.  v«l.  Solin.  c.  3T>.  v^l.  Ar. 


UND  ARNOLDÜS  SAXO  447 

ignis.     eius  virtus  est  ut  leviter  laiigatur,  quod  si  fuc^rit  pressus 
nimium,  adurit  digitos  tangentis  eum. 

80  Zimech   vel   celestis.    color  esfflavus  corpu- 
sculisaureis.   etfitindeazurium.   virtus  eius  cohtra 
nielancolicam  passionein,   quartanam  et  ^y%copiin5 
ex   vaporibus    melancolicis. 

SlZignites    lapis    est   coloris   vitrei.idemest 
quod  euas.   gestatus  collo  valet  contra  nictaldpam, 
et    sanguinem     stringit,    et    mentid    alien'atidtiem 
depellit.     et  si   tenetur  ad  incendium  ignis,  extin-^o 
guitur  flamma   eius.  m  < 


t  pressus  (M)  fehlt  a  (stall  desseti  eine  Uicke)  ;  3.ziiniech  B, 
zemech  A,  zimeniellazuri  r  (stall  zimen  uel  lazuri)  4  cum  c.  aur.  AT 

5  et  Contra  qu.  f^         7  color  vitrei  (so)  a  8  euas  a:  euax  A 

(nicht  bei  BF)  uoctilepam  a  (noctilopani  A,  uictilopam  )B) 


80  zimech  (B.  V.  8,  iOS):  aus  Plateariüs  s.  lapis  laztili  (deu  B.  an- 
führt und  ausführlicher  ausschreibt),  ist  cyanea  Isidor  'IB,' 9,  7  (Soi., 
Plin.).  Thomas  sagt  selbständig:  'Est  et  qui  habet  colortm  sicut  criso- 
litus  sed  paululum.viridior  est.' 

81  zignites  (B.  V.  8,  108):  statt  lychnit.es  vgl.  ,£vax  c.  28.  — 
alle  diese  (76 — 81)  ebenso  auch  bei  Albertus  wiederholt. 


Zweiter  Anhang  zu  III 


ÜBERSICHT  DER  WERKE  DES  ARNOLDÜS  SAXO 

in  cod.  Ampi.  oct.  11 

(m.  s.  XIV). 

Incipit  über  de  r...ibus  (rifs  im  pergament:  finibus?) 

rerum    naturalium. 

(1)  Capitula    prinii  libri.       Quellen:   In   libro   tymei  platonis 

1  De  celo  et  uuindo  (sehr  viel  benutzt) 

2  De  osscncia  prirae  cau^e  '"  ''•  de  causis  arist,  (2.  9) 

:{  De  boniUte  prirae  cause         ^  "•  _^^e^Prt"-  '«'"••  «»  materia  ar. 

4  l>e  probacione  prime  cause     ;„  ,;.  meUphisicwum  «r. 

5  De  providencia  prime  cause     in  li.  phisicorum  ar. 


448  ARISTOTELES  DE  LAPIDIBUS 

6  De  ydea  in  li.  de   coosolacione   phil.  boedas 

7  De  vle  ^^  ^''  ^^  ^^°'  ^^  ^^"'  *"* 
r,   rk         '                 ••  in  li.  cyceronis  macrobius 

8  De  anima  mundi  •    i-  y         u  *     •      .:  /^x 

in  li.  de  V  substanciis  an.  (7) 

9  De  anima  rationaü  i«  n.  ^e  anima  ari. 

10  De  immortalitate  anime  in  li.  de  spermate  galienos 

1 1  De  quiete  et  penis  anime        in  H.  de  unilate  boecius 

12  De  natura  celi  *"  **•  ^*  *^^*^  ^*  '"""''**  ®^^-  "®^*'" 
-  o   rv     !•                    j-  Iranslacionem  ari.  (12  cf.  2,  l) 

13  De  forma  mundi  .    ,.      ^  .^..,- 

in  li.  Tegetabiliom  ar. 

14  De  mundo  archetipo 

Incipit    über   primusdeceloetmundoarnoldi. 

pro  log  US. 

Deus  unus  est  omnium  creator  misericors  et  iustus.  post- 
quam  in  eius  nomine  completus  est  sermo  de  libris  philosopho- 
rum  per  ordinem  textus  sub  eisdem  verbis  abreviatis  a  me. 
arnoldo  saxone.  numeroque  .C .  et  nonaginta  exceptis  libris  me- 
dicinalihus  ut  facilius  in  componendis  libris  auctoritates  sie  pa- 
terent.  Nunc  ergo  sicut  prius  utilitati  comuni  subserviens  propter 
deum.  ut  sit  omnibus  mobilis  affluencie  rerum  contemptus.  fature 
felicitatis  appetitus.  in  bonis  actibus  mentis  illuslracio.  quonim 
primo  nihil  honestius.  secundo  nihil  felicius.  tercio  nihil  efB- 
cacius  iudicandum.  propter  hoc  quidem  librum  vobis  composui 
sub  eisdem  verbis  et  eodem  textu  philosophorum  cum  deroon- 
stracione  librorum  cui  (statt  quorum)  innitor  auctoritatibus  sin- 
gulorum.  Ilic  über  est  distintus  in  .v.  libros.  cuius  titulus  est 
de  celo  et  mundo,  in  quo  de  materia  celi  et  mundi  et  eorum 
contemptis  (^»  contentis)  modernorum  omnium  philosophorum 
a  prima  causa  rerum  omnium  gradatim  per  infferiorum  causanim 
ordines  usque  ad  terre  centrum  singulorum  sententias  ordinavi. 
et  si  que  earum  obscure  videntur  vel  eronee  sane  per  exposi- 
tores  algazelem  vel  rasy  vel  calcidium  intellectui  referantur  ut 
ex  diversa  philosophorum  materia  ac  singulorum  opinionibus 
maxime  valent  vel  valeant  (so)  animi  perlegencium  sub  brevibus 
habundare. 

(4  bll.  zu  je  2  spalten). 

(ll)Capitula  secundi  libri.       Quellen  (neu  binzukominende): 

1  De  natura  stellarum  '"  "•  ^«  ^^^^  et  mundo  gecTcterm 

^   rk  *•!-  «  Iranslacionem  (l  cf.  3,  1) 

2  De  motibus  astrorum  •    i-      *    i  u- 

lo  h.  astroioye  marchiaous 


UND  ARNOLDÜS  SAXO 


449 


3  De  natura  planetarum 

4  De  motibiis  et  iudiciis  plane- 

tarum 

5  De  saturno 

6  De  iove 

7  De  marte 

8  De  sole 

9  De  venere 

10  De  mercurio 

11  De  luna 

12  De  eclypsi  solis  et  Iiine 

13  De  accensione  (sq)  lune 

14  De     effectibus     accensionis 

lune 

15  De  anno  mundano 

16  De  natura  circulorum  orbis 

17  De  Stridore  circulorum  orbis 

18  De    qualitate    et    distancia 

circulorum  orbis 

19  De  quantitate  terre 

20  De  centro  et  figura  terre 
Incipit  liber  secundus. 

(3  bll.) 

(III)  Capitula  tercii  libri. 

1  De  generacione  elementorum 

2  De  natura  elementorum 

3  De  effectibus  elementorum 

4  De  generacione   et  corrup- 

cione  simplicium 

5  De   generacione  et  corrup- 

cione  compositorum 

6  De  generacione  animalium 

7  De  generacione  plantarum 

8  De   alimento    et    aucmento 

plantarum 

9  De   perfectione   et  essencia 

plantarum 

10  De  accidentibus  plantarum 
Z.  f.  D.  A.  neue  folge  Vk 


in  K.  de  motibus  astrorum  albumasar 

(2.  11) 
in  li.  de  proprietatibus  elementorum 

ar. 
in  li.  de   motibus  planetarum  ptolo- 

meus 


Quellen  (wie  oben):  In  li.  metheo- 

rorum  ar. 
in  li.  medicinali  avicenne 
in  li.  de  elementis  ysac 
in  li.  de  dieti»  uaiversalibus*  ysac 
in  li.  de  animalibus  ar. 
in  li.  de  sompno  et  vigilia  ar. 
in  li.  de  plantis  iorach  (12) 
in  li.  de  febribus  ysaac 
in  li.  megategni  galienua 
in  li.  de  complexione  ga. 


20 


450 


ARISTOTELES  DE  LAPIDIBUS 


11  De  diversitatibus  plantanim 

12  De  affectibus  plantarum 

1 3  De  causa  putrefactionis  om- 

nium 

|4V4  bl.) 


(IV 

1 


G 

8 
9 
U) 
tl 
12 
13 
14 
15 
1<) 
17 


)  Capitula  q  uarti  libri 

De  galaxia 

De  comeüs 

De  perpendiculari  igoe 

De  assub 

De    rotunditate    continente 

solem 
De  pluvia 

De  tonilnio  et  coniscatione 
De   vri 

De  rore  et  nive 
De  grandine 
De  ventis 
De  turbine 
De  terre  motu 
De  mari 

De  aquis  flumiuum 
De  aquis  calidis 
De  locis  ardentibus 
(3  bll.) 


(V)  1  De  generacione  moncium 

2  De  generacione  lapidum 

3  De  generacione  mineranim 

4  De  argento  vivo 

5  De  plumbo 
G  De  stagno 

7  De  ere 

8  De  ferro 

9  De  argento 
\{)  De  auro 

11  De  effeclibus  minerarum 
(2Vj  bl.) 


in  li.  de  accidenti  el  morbo  gf. 
in  li.  ethicorum    secundum   veterem 

translaciunem  tri.  (13) 
in  11.  de  morle  et  vita  ari. 


Quellen:  in  li.  metheoronim  ar. 
in  li.  de  naturalibus  algazel  <6) 


Qnelien:  fast  ausschliefslicb 
in  li.  metheor.   ar.  (wornDter  auch 
der  bekannte  anhang  von  Avi- 
renna  ^Ttrra   para   lapis  noo 
fit'  ...  hegritTen  wird)  und 
in  li.  alchimie  bermes 


UND  ARNOLDUS  SAXO 


451 


(VI)  Capitula  sexti  libri. 

1  De  natura  geneiacionis  ho- 

minis 

2  De    natura  operacioois  ho- 

minis 

3  De  nat.  gener.  quadrupedum 

4  De  nat.  oper.  quadrupedum 

5  De  nat.  gener.  avium 

6  De  nat.  oper.  avium 

7  De  nat.  gener.  piscium 

8  De  nat.  oper.  piscium 

9  De  nat.  gener.  reptilium 
10  De  nat.  oper.  reptilium 


Ou eilen:    In  )i.  de  coitu  constan- 

tinus 
Galieaus  in  li.  de  cura  membrorum 
in  li.  de  spermate  Ga. 
in  li.  pantegni  constantinus 
in  li.  de  animalibus  ar. 
in  li.  medicinali  avicenna 
in  li.  de  iuvamentis  merobrorum  G. 
in  li.  reihori^orum  tullius 
in  li.  viatici  constantinus 
in  li.  de  siniplici  medicina  serapion 

\2.  4.  lü) 
in  li.  physionomie  loxus  (2) 
in  li.  physionomie  palemon  (2) 
in  li.  de  differencia  spiritus  et  anime 

ar. 
in  li.  de  animalibus  iorach  (^—10) 
in  li.  de  dielis  particularibus  ysac 
in  li.  de  dietis  universalibus  ysaac 
in  li.  complexionum  galienus 
in  li.  de  teriaca  galienus 
in  li.  de  malicia  complexionis  ga. 
supra   librum    de   sensu  et   sensato 

algazel  (4) 
(hauptquellen  Jorach  und  Ar.  de 
animalibus) 


prologus  arnoldi. 

Postquam  completus  est  a  me.  arnoldo  saxone.  über  de 
celo  et  mundo,  in  quo  a  prima  rerum  omnium  causa  per(in-) 
leriorum  causarum  ordines  usque  aü  terre  centrum  de  celi  et 
rnundi  et  eorum  contentis  modernorum  philosophorum  omnium 
stMitencias  demonstravi.  verum  si  (so)  in  materia  magis  simplici 
tarn  corpus  quam  animum  fatigatum  laboribus  recrearem.  librum 
de  naturis  animalium  iam  compossui.  cum  diversitate  plu- 
rima  que  a  virtute  universali  vel  secundum  naturam  sunt  (so) 
singülis  animalibus  attributa.  in  quo  sub  eisdem  verbis  et  eodem 
textu  philosophorum  et  demonstracione  librorum  sub  singuIis 
eins  (so)  libris  ipsorum  sentencias  ordinavi.  Nam  primus  de 
liomine.  Secundus  de  quadrupedibus.  Tercius  de  avibus.  Quar- 
tus  de  piscibus.     Quintus  de  reptilibus  in  v  libros  sie  distintos. 

(im  text  nur  als  ein  buch:  vi — x 

11  Vi  bl.) 

29* 


452 


ARISTOTELES  DE  LAPiDlßLS 


(XI)  1  De  homine 

2  De  animalibus  rapacibus 

3  De    doniesticis    et    eorum 

membris 

4  De  avibus 

5  De  piscibus 

6  De  reptilibus 

7  De  plantis 

8  De  lapidibus 

9  De  sppculis  ♦ 
10  De  Vita 


Quellen  (alle):  Ar.  in  li.  desompno 

et  vigilia 
in  li.  de  naluralibus  zenon  (1.  7.  8) 
in  li.  viatici  constantinus 
in  li.  de  sensibus  velbetus  oder  bei. 

(l.  3) 
in  li.  de  membris  escolapyus  (2.  f») 
in  li.  romanonim  pictagoras  (2 — 7) 
in  li.  de  animalibus  ar. 
in  li.  de  iuvamentis  membrorom  Ga- 

lienus 
in  li.  medicinali  avicenna 
in  li.  de  venenis  alchyldis  (6) 
in  li.  de  tiriaca  G. 
in  li.  curacionum  almansor 
in  li.  de  coitu  constanlinus 
in  li.  vegetabilium  ar. 
in  li.  metlieor.  ar. 
in  li.  de  lapidibus  ar.  (S) 
in  li.  de  speculis  ar.  1      ,    »  .  .  , 

.    ..    ,      .  .        I   P?«  P«  376. 

in  li.  de  visu  ar.  (10).  I 


prologus. 

Cum  in  eo  libro  qui  de  celo  et  mundo,  et  in  eo  libro  qui 
de  naturis  est  animalium.  et  quem  de  gemmarum  virtutibus  com- 
possui  magis  ea  que  naturalia  sunt  ex  prout  eorum  expetima  (so) 
sim  prosecutus.  nunc  vero  que  a  virtute  universali  seu  a  tota 
substancia  vel  a  forma  specifica  sunt  operaciones  a  pluribus  philo- 
sopbis  collectas  eisdcm  verbis  sub  brevibus  ordinavi.  Unde 
librum  de  virtute  universali  in.  x.  capitula  iam  distinxi. 
a  sua  quidem  operans  substancia  seu  a  virtute  universali.  et 
illud  quod  forma  sue  speciei  operatur  quam  acquisivit  post 
complexionem.  cum  eins  simplicia  se  commiscuerunt.  et  ex 
eis  generata  fuerit  res  una  sicut  virtus  attracliva  que  est  in 
magnete.  et  sicut  specierum  cuiusque  vegetabilium  et  anima- 
lium illa  quam  babent  post  complexionem.  neque  est  complexio 
Simplex  vel  composita.  sed  est  verbi  gralia.  color  aut  odor  aut 
anima  vel  alia  forma  non  perceptibilis  unquam  sensu. 

15^2  bl.) 


UND  ARNOLDÜS  SAXO 


453 


(XII)  De  virtutibus  lapidum. 
Ad  tollendas  .  .  .  (s.  oben) 

(4  bll.) 
und    dann    (über   secundus   nach   cod.  Erlang.):   In  quocunque 
lapide  inveneris  vel   arietem   vel    leonem   atque  sagftarium   in* 
sculptum   Uli  lapides  sunt  ignei  et  orientales  faciunt  sc  ferentes 
gratos  ...  (1  bl.) 

[hierzu  kommt  endlich  noch  das  im  Prager  codex  erhaltene  über 
de  coloribus  gemmarum  et  lapidum]. 

(I)   1  De  virtutis  difGnilione  Quellen:  In  IL  relhoricorumtuUius 

2  De  virtutis  divisione  ^"  ^'-  sapientie  seneca 

•^  De    virtute    intellectuali    et      ^"  ^*'  topicorum  boecius 

O     Lft,      VII  Lilie       llliciU^CLUall      Ci         •       1«         II  •  1 

m  Ii.  etlucorum  secunduno  veterero 


consuetudinaü 

4  De  beatitudine 

5  De  temporis  observancia 

6  De  loci  constancia 

7  De  vite  perseverancia 
S  De  mortis  presencia 
9  De  eternitatis  custodia 


translacionem  ari  (1.  3.  u,  3.  4. 

m,  l.  6.  IV,  6.  V,  6—9.  dh. 

Ethica  vetus  a»  1.  ii— ni) 
in  11.  cyceronis  macrobius  (dh.  Somn. 

Scip.) 
in  Ii.  de  copia  verbonim  seneca 
in  11.   de    republica   coosolatus   sa- 

lustius   (3.  9.  II,  9.    III,  1.  IV, 

2—4.  8.  V,  l.  2.  5.  7) 
in  Ii.  de  amicicia  tullius 
in  Ii.  de  paradoxi  (so)  cicero 
in  Ii.  de  proverbiis  seneca 
in   Ii.   de   consolacione    philosophie 

boecius 
in    Ii.   ethicorum  secundum   novam 

translacionem  ar.   (4  und  v,  1 

dh.  Ethica  nova  •»  üb.  i) 
in  Ii.  de  senectute  tullius 
in  ii.  de  noalificiis  adcata  (:te)linaro 

cycero  (.5.  8.  v,  1.  8.  9) 
in  Ii.  de  officiis  tullius 

prologus. 
Arnoldum  de  moraübus  sie  intellige  completo  sermone  na- 
turalium  velud  libri  de  celo  et  mundo,  et  libri  de  naturis  ani- 
maüum.  de  virtute  quoque  universaü.  libro  pariter  et  de 
gemmis  ex  quorundam  amicissimorum  (amicicimorum  cod.) 
instancia  librum  de  moralibus  pro  quaütate  materie  (m*) 
philosophorum  iam  compossui  (quem)  per.  v.  libros  speciales  sie 
distinxi.  nam  sub  eodem  textu  moralium  omnium  philosophorum 
cum  demonstracione  librorum  per  capitula  singulorum'sentencias 


454 


ARISTOTELES  DE  LAPIDIßUS 


ordinans  (so)  cuius  ordiaacionis  perfecta  racio  per  tuUium  in  re- 
thoricis  ubi  virtutum  partibus  utitur  poterit  inveüiri.  Querant 
ergo  ex  hiis  conscriptis  solacium  cum  venia  dum  orant.  miseri 
discant  saltim  ex  virtutibu8  philosophorum  ut  seiant  et  velini 
ßrme  ac  iomutabiliter  qualiter  deo  placeant  operari.  Cogor  ita- 
que  nunc  ea  loqui  cum  seneca  cordubinsi(-bin  so)  qui  ad  pauium 
loquitur.    Interrogabitis    fortasse    quis  sim  qui  ego  scribo  quis 


man  US 


si  nimius  quis  babear  homo  pauper  sum  si  me  haben  dives  ^um. 
et  quid  perdam.  qui  se  habet  nihil  perdit.  caqsas  paupertatis 
mee  reddam.  sie  evenit  mihi  quod  plerisque  (plerique  cod.)  non 
suo   vicio    ad    inopiam    redactis.     omnes   ignoscunt.     condolent 


non  succurrunL 

(5V2 

bl.) 

(11)  1  De  prudencia 

(IV)  1  De  dignitatibus 

2  De  doctrina 

2  De  improbanda  felicitate  pre- 

3  De  disciplina 

senti 

4  De  conservacione 

3  De  felicitatis  inconstancia 

5  De  iusticia 

4  De  ambicione 

6  De  iudicio 

5  De  adulacione 

7  De  consciencia 

6  De  voluptate 

8  De  religione 

7  De  crudelitate 

9  De  amicicia 

8  De  discordia 

(5^4  bl.) 

9  De  stulticia 

(III)  1  De  fortitudine 

(3V4  bl.) 

2  De  diviciis 

(V)  1  De  superbia  sive  inani  gloria 

3  De  paupertate 

2  De  ira 

4  De  paciencia  adversitatis 

3  De  invidia 

5  De  adversitate  mortis 

4  De  desidia  sive  de  accidia 

6  De  temperancia 

5  De  avaricia 

7  De  misericordia 

6  De  gula  sive  de  castrimargia 

8  De  clemencia 

7  De  luxuria 

9  De  heneßciis 

8  De  diversitate  delecti 

(43/4    bl) 

9  De  malicia  incorrigibili. 

(3^4  bl.) 

Quellen  (oeue):  in  li.  de  clemeocia  ad  neronem  seneca  —  in  li.  de 
paupertate  seneca  —  in  li.  de  beneficiis  seneca  —  in  li.  rethoricomin  toi. 
sec.  Telerem  translacionem  ar.  (so  tv,  6  tmd  gleich  darauf  Ito  eodem  ar )  ist 
venchritbeii  statt  in  N.  elbicorani  (e^ens^  v,  l(  tn  li.  reil^riconmi  see. 
veterem  Iranslaciooenoi  ar.  tttU  ethicoruni). 


UND  ARNOLDUS  SAXO  455 

NACHTRAG. 

Ein  'Galeno  adscripius  über  de  planus —  l$t  est  de  medicinis 
occuUis'  etc.  ist  unter  den  Spuria  Galeni  in  den  lat.  ausgaben  (Yen.  Junt., 
daraus  bei  Ghartier)  gedruckt:  46  species  mit  ihren  kräften,  darunter  auch 
einige  steine,  mit  der  erklärang  des  trat^  übersetzen  ^Humain  (so)  id  est 
Johannitii  filii  Isaac'  zu  jeder,  und  einzelnien  bemerkungen  des  latein.  Über- 
setzers über  die  meinung  eines  'Abraham*  oder  Uudaeus*,  der  offenbar  bei 
der  lat.  Übersetzung  (in  Spanien)  geholfen  hat.  4aGi  der  Übersetzer  oder 
vielmehr  verfafser würklich  der  alte  berühmte  Honein  ben  Ishak  (t873) 
selber  ist,  ergibt  zweifellos  eine  andeutung  im  prolog  (s.  Steinschneider  in 
Virchows  Archiv  39,31lK  daPs  schon  Honein,  wenn  ef  nicht  selbst  Urheber 
war,  die  Übersetzung  des  'Aristoteles  de  lapidibus'  (ins  Syrische) 
benutzte,  zeigen  die  angaben  über  den  aetites  (i^Arist.  c.  26,  vgl.  Damig.  1) 
und  besonders  über  den  indicos  («»  Ar.  c.^6,  vgl.  Physiolog.  c.  54  bei 
Pitra).  über  den  dritten,  daemoniacus  (angeblich  =s  adamas)  vgl.  Physiol. 
c.  40  (Damig.  3). 

'Trigesima  secuoda  species.  Dixit  Galenos,  Lapis  qui  vocatur Gene- 
rans  aquileum  (so).  Ligatur  coxae  parturientis.  vel  cum  ipsum  in  manu 
teiiuerit,  facile  educit  partum  sine  labore.  Dixit  Hunain,  Intelligit Gale- 
nus  de  lapide  qui  intus  habet  lapillum  parvum  ad  instar  armillae,  et  sen- 
titur  cum  vibratur,  et  est  grossitudinis  unius  nucis.  Et  cum  aqailae  fe- 
minae  non  possunt  parere,  masculi  portant  de  terra  Indiae  huncjiapidem  de 
loco  ignoto,  et  ipsum  supponunt  aquilae,  et  parit  statim  ova.  Et  hie 
lapis  non  reperitur  nisi  in  nidis  aquilarum:  et  vocatur  lingua  Romana  Im- 
marion,  credo  quod  sit  lapis  praegnantis.* 

'Quadragesima  species.  Dixit  Galenus,  Lapis  ludaicus,  qui 
expellit  aquam  citrinam  hydropicorum.  Dixit  Hunain,  fnteiligit  Galenos  de 
lapide  Indico  qui  appellatur  Arlas,  et  est  coffnitiis  inter  ^piei^tjes.  Etnomen 
huius  lapidis  est  quod  quando  superponitur  hydropico,  aesiccät  aquam  citri- 
et  eam  tollit,  ita  quod  si  homo  ponderetor  anteqnam  ei  luperponatur,  et 
post  iterum  ponderetur,  inveniet  manifeste  deminutum  quanUim  de  aqua 
citrina  diminuit:  et  subtiliat  corpus  quousque  de  dicta  aqua  nil  remaneat. 
Et  est  hlc  lapis  de  sua  natura  levis,  natans  soper  aqnam.  Et  euM  bis  lapis 
desiccavit  dictam  aquam«  et  postea  pooitur  ad  solenoi,  et  ibi  relinquitur,  sol 
trahit  inde  quicquid  ibi  est  ae  aqua,  et  sie  redit  ad  prislinum  statum.' 

Berlin,  18.  11.  74.  VALENTIN  ROSE. 


NOCH  EIN  MESSEGESANa 

Die  aus  Weingarten  stammende,  dem  etide  des  zwölften  jhs, 
angehöreyide  pergamenths.  Aa  46  in  quart  der  landesbibliot^ek  zu 
Fulda  enthält  ein  vorn  unvoUstätidiges  psalterium  (auf ang  ps,  2,3: 
ipsorum.  Qui  habiut  in  celis  usw,),  auf  dem  vorder(feckel  aber 
sowie  auf  den  letzten  blL  verse  aus  Freidank  von  einer  hand  des 
fünfzehnten  jhs,,  die  in  WGrimjns  zweiter  ausgäbe  mit  T  Mzeidinet 
sind,  auf  foL  71^  hinter  psalm  100  finden  sich  nun,  von  derselben 
hatid  wie  alle  psalmen  und  als  prosa  geschrieben,  nur  dafs  hinter 
jedem  reime  ein  strichpunct  steht,  folgende  verse,  auf  deren  teilweise 
anfühnmg  im  handschriftencatcUoge  der  bibliothek  mich  hr  archiv- 
secretdr  dr  Könneke  aus  Marburg  aufmerksam  machte: 


456  NOCH  EIN  MESSEGESANG 

Got,  uater  allir  cristinheit, 

lop  vnde  ere  si  dir  giseit 

von  allir  dinir  haulg^itat 

die  din  sun  irlosit  hat. 
5    dur  daz  opfir,  kerre  crist, 

so  hilf  vns,  daz  du  selbe  bist, 

daz  wir  giwinniu  reinio  mot 

vDde  VDS  din  licham  vn  din  blöt 

irlutere  vn  girelue 
10   von  svndin  al  gimeine; 

swa  cristane  sele  in  nötin  si, 

die  irlöse  dvr  die  namen  dri. 
am.  Pater  nr. 

ich  habe  dem  htlichen  tejcte  gegenüber  mich  auf  die  einpihrung' 
der  inierpunction  beschränkt  1  Got]  G  rol         2  vnde]  e  angehängt^ 

Nehm  dem  gedickte  steht  rot  am  rande:  In  der  stillvn  |  messe 
suhnä  l  diz  sprechin.  |  so  man  vnsirs  |  herri  lichami  |  vfhebit. 
mit  ganz  ähnlicher  Überschrift  (under  stillen  messe  sprich  diz 
gebet)  besitzen  wir  atis  Engelberg  ein  gleichartiges  utid  gkickaltriges 
stflck  in  prosa  (Diut.  2,  288 /*j  und  darnach  wird  meine  zs.  17,  427 
vorgetragene  ansieht  etwas  zu  modificieren  sein:  aU  diese  arbeiten 
waren  für  den  kirchlichen  gebrauch  in  der  weise  bestimmt,  daß  die 
gemeinde  während  der  Wandlung  sich  ihrer  zum  stiüen  gebete  be- 
dieneti  sollte,  darum  ist  es  aber  nicht  nötig  mit  Birlinger  (Reuschs 
Theol  litteraturblatt  1874  s,  333)  die  bezeichnung  'messegesang* 
ganz  zu  verwerfen  und  sie  durdi  'messegebet'  ztt  ersetzen;  mit 
'messegesang'  werden  wir  vielmehr  auch  künftig  die  poetischen  er- 
Zeugnisse  der  art  von  den  prosaischen  unterscheiden  dürfen,  die 
Übereinstimmungen  aller  vier  nun  bekanttten  stüdce  sind  so  grofs, 
dafs  man  notwendig  zu  der  annähme  lat.  vorlagen  geführt  wird; 
der  Salzburger  und  Weingarlfier  hymnus  trifft  auch  darin  mit  der 
Engelberger  prosa  zusammen  dafs  zuerst  gott,  dann  mit  undefttUckem 
Übergang  Christus  die  angeredete  person  ist;  die  beiden  erstgenannten 
ferner  kennen  eine  fürbitte  für  alle  christlichen  seelefu  muh  der 
aprachliche  ausdntck  zeigt  in  allen  vieren  mannigfache  ähnlichkeit. 

STEINMEYER. 


JUPITER  UND  DANAE  457 


JUPITER  UND  DANAE. 

Die  hs,  Christ,  344,  in  wdcher  der  oben  8.  124  ff  mitgeteilte 
rhythmus  von  Gan^med  und  Helena  sich  befindet,  enthält  noch 
mehrere  dichtungen  von  mythologischem  inhait,  so  zweimal  den  streit 
zwischeti  Ajax  und  Ulysses,  zwei  über  den  trojanischen  krieg,  je 
eines  über  die  flucht  des  Äefieas,  die  taten  des  Hercules,  und  das 
geschieh  des  Actaeon.  die  ganze  Sammlung  rührt  augenscheinlich 
von  verschiedenen  verfafsem  her;  die  eben  genannten  stücke  sind 
zum  teil  auch  anderweitig  bekannt,  aUe  zeugen  von  der  aufser- 
ordentlich  lebhaften  beschäftigtmg  mit  den  altefi  dichtem,  nameritlich 
mit  Vergil  und  Quid,  ganz  vorzüglich  aber  zeichnet  sich  durch 
freie  leichtigkeit  der  behandiung  und  woUaut  der  spräche  der  fol- 
gende rhythmus  aus,  der  wol  unzweifelhaft  mit  jenem  Ganymed 
denselben  verfafser  hat,  wie  auch  str.  15  auf  die  dort  gerügte 
Unsitte  bezug  genommen  wird,  auffallend  ist  dafs  bei  aller  ge- 
lehrsamkeit  doch  sowol  in  Danae  wie  in  Phaeton  die  zusammen- 
stofsenden  vocale  mit  dem  diphthong  verwechselt  sind,  was  aber  in 
jetier  zeit  Öfter  vorkommt. 

Wir  glaubten  dieses  stück  hier  mitteilen  zu  sollen  als  merk- 
würdigen beleg  dafür,  wie  sehr  im  12  jahrh,  das  Studium  des  alter- 
tums  den  gedankenkreifs  der  cleriker  erfüllte  und  wie  vollständig 
sich  zugleich  der  antike  inhait  in  freier  behandiung  mit  der  tieu- 
gebildeten  rhythmischen  form  verschmolzen  hatte,  wodurch  diese 
dichtungen  sich,  über  eine  knechtische  und  kalte  nachahmung  weit 
erheben. 

Berlin.  W.  WATTENBACH. 

HlC  OSTENDIT,  QUALITER  JUPITER  CORRUPIT  DANEN 

IN  SPECIE  AURI. 

1     Primo  veris  tempore,  vere  renascente, 
sole  peDe  penitus  taurum  atÜDgente, 
que  tesaurizaverat  carmina  sub  mente, 
sumens  liram  Delius  retegit  repenle. 

Übenehrift  Gorupit  die  fu.    eine  efffentütnlichkeit  dieses  Schreibers 
1,  2  aliDgente 


458  JUPITER  UND  DANAE 

2  Erat  in  palatio  multa  pars  deorum, 
Jupiter  in  medio  residet  eorum, 

Mars  et  Venus  memores  actuum  suorum, 
motis  superciliis  signa  dant  amorum. 

3  Relinquentes  nemora  veniunt  Nap^^, 
et  admixte  Satiris  Driadum  chor66 ; 
deos  circumvolitant  tela  Cithar^ä,  ' 
et  artis  amplexibus  deis  herent  d^. 

4  Venerat  Proserpina  cum  suo  Plutone, 
quam  ut  raperet,  erat  coactus  Dione; 
reddi  tamen  poterat  grata  ratione, 
sed  gustati  fallitur  pomi  iesione. 

5  Delius  in  cathedra  coram  Jove  sedtt, 
et  ungue  dulcissima  fila  lire  ledit; 

Pan  ad  sedes  humiles  cum  suis  accedit, 
et  deis  nobilibus  turba  minor  cedit. 

6  Primo  canit  militis  Frigii  rapinas, 

et  qua  fraude  subiit  Helena  caiinas; 
non  sequentes  prelerit  Frigii  niinas, 
nee  nocentes  Paridi  Menelai  minas.   ■-  * 

7  Canit  vati  coniugem  datam  a  Plutone, 
et  ablatam  iterum  pro  condicione; 
apri  trucis  obruto  dentibus  Adone, 
addit  quare  fleverat  ancxia  Dione. 

8  Natam  canit  Cynare  Cynaram  sitire, 
et  patris  illicitos  motus  hanc  sentit^; 
narrat  scelus  Cynaram  tandem  comperire, 
qui  comperto  scelere  maltet  se  perire. 

9  Admiratur  Jupiter  thonos  sie  coire, 
dum  Carmen  egregium  formant  filo  lire; 
carmina  dulcedinis,  thonos  TÖcis  mire, 
turba  silens  superiim  nititür  audire. 

10  Retulit  a  Tereo  duci  Philomenam; 
fala  Thisbes  addidit  et  amoris  penam, 

et  per  vittam  decipi  Pirramum  obscenam, 
quam  Thisbe  reliquerat  fugiens  leenam. 

11  Biblidis  exicium  retulit  et  fatum, 
gelle  canit  aurea  Jasonem  ditatum, 

5,  2  ut  ungue 


JUPITER  UND  DANAE  459 

et  Medee  magicis  arlibus  armatum, 
non  taurorutn  igneum  timuisse  flatum. 

12  Donum  refert  Herculi  dari  nociävuin; 
alligatum  Cypridi  laqueis  Gradivuni, 
dum  <^pus  cum  Cypride  fecerat  furtivum, 
et  dop  sie  irrito,  rii^s  canii  divum. 

13  Pene  thoim  Jupiter  citkare  sopitus, 
ad  hec  capul  erigit  et  agit  garritus; 
ut  latenter  doleatf  ridet  Mars  peritus, 
sed  se  sie  dissimulans  exibet  iavitus. 

14  NoYus  pudor  advebit  Cypridi  ruborem: 
rubeos  dea  duplicem  suscipit  deeorem, 
que  sumens  audacinm  depressorum  morem, 
ioquit  hmnc  si  novimus  scelus,  et  amorem. 

15  Sexuffi  vtri  pudor  est  masculi  lesisse, 
et  pudenler  maribus  mares  adesisse: 
qui  deum  miramioi  eum  dea  lusisse, 

cur  te  Phebus  fleverat,  mircw,  Cyparisse!* 

16  Prudens  silet  Delius  et  vincii  tacendo, 
nam  verbosos  vincere  labor  est  loquendo.  ^ 
ait  tandem  Cypridi  ^Martem  repfehendo 

super  hoc  quod  ingemis,  nunc  ad  te  descendo/ 

17  Senat  vox  in  regia  deum  et  dearum: 
4ites  parvipendimus  et  nos  iuvant  parumi 
eveliantur  semina  litis  et  rtxarum, 

que  fnictitm  tarn  subito  generant  amarum/ 

18  Pereunt  convicia,  turpia  tacentur, 
et  rixantes  osculo  dato  cohibentur. 
fila  dis  silentibus  cithare  morentur, 
et  data  silentia  carmina  merentur. 

19  Cadmi  canit  segetem  galeis  niunitahi, 
armis  esse  propriis  sub  momento  tritam. 
retulil  Ypoliti  revocati  vitam 

potestate  Peonis  fulmine  sopitam. 

20  Flens  Phetontis  cogitur  preterire  cedem, 
sed  raptum  ah  aquila  canit  Ganimedem, 


12,  4  irrito  scheint  der   dichter   fehlerhaft  statt  irretito  gesetzt  zu 
haben  16,  4  decendo 


460  JUPITER  UND  »ANAE 

qui  pincerne  suscipit  et  nomen  et  sedem: 
Hebe  sui  Dominis  devovet  heredem. 

21  Novis  lo  cornibus  canit  obtineri, 

et  uxoris  Cephalurn  funus  diu  queri; 
addit  viam  superum  PeDtheum  mereri, 
dum  deorum  numina  renuit  vereri. 

22  Retulit  Acrisium  sorte  premoniri, 

quod  Danen  corrumperet  fraus  celestis  viri; 
8ed  vi  fata  fallere  voleas  experiri, 
muris  nuper  Tirginem  fecerat  ambiri. 

23  Ad  hec  aures  adhibens  Jupiter  scrutatur, 
quibus  mundi  partibus  minim  hoc  agatur; 
ex  quo  locum  iioverat  et  rumor  narratur, 
inquit  *ne  det  tedium,  Carmen  taceatur/ 

24  Silet  Phebus:  tedio  dii  non  colliduntur, 
sed  ablata  carmina  cuncti  conqueruntur. 
abeunt  dii  nobiles,  ceteri  secuntur, 
Tytan  et  Saturnius  soll  relinqnuntur. 

25  Amor  Jovem  subitis  ignibus  incendit; 

hie  moram  non  patiens,  in  nubem  ascendit, 
et  ad  turrim  virginis  furtim  lora  tendit 
Phebus  iter  diffito  docet  et  ostendit. 

26  Gutta  super  virginem  labitur  aurata, 
in  qua  dei  facies  erat  transformata; 
ymbribu8  est  interim  turris  irrorata, 

et  hiis  sua  fraudibus  fraus  est  tunicata. 

27  Cuspide  Saturnius  saucius  amoris, 
vultus  ad  ymaginem  rediit  prioris; 
vineit  Danen  viribus,  mos  ut  est  raptoris, 
et  sui  primicias  rapit  hie  pudoris. 

22,  2  conimperet         24,  2  cnnti        3  habeiint         26,  2  quam? 


ALLEBLEI  POLEMIK  461 


ALLERLEI  POLEMIK. 

I 

ANONYME  GÖNNER. 

Ich  lese  lieber  kurzweilige  Sachen  als  langweilige  und  setze 
diesen  geschmack  auch  bei  meinen  lesem  voraus,  wenn  es  mir 
daher  ungesucht  gelingt,  den  ernst  schwerfölliger  erörterungen 
durch  einige  lustige  bemerkungen  zu  mildern,  so  glaubte  ich 
bisher,  mir  ein  so  unschuldiges  mittel  lebhafterer  discussion 
nicht  versagen  zu  sollen,  aber  ich  sehe  wol  dafs  ich  es  lafsen 
mufs,  wenn  ich  nicht  in  den  verdacht  kommen  will  dafs  für  mich 
an  kleinigkeiten,  die  mir  so  klein  erscheinen,  dafs  ich  sie  beinahe 
nichtigkeiten  nennen  möchte,  ein  anderes  als  ein  sachliches 
interesse  hangen  könne,  —  dafs  mich  dabei  nicht  der  reine 
wünsch  leite,  zu  einer  wUrklichen  erledigung  von  dingen  beizu« 
tragen,  die  doch  wahrhaftig  unter  allseitiger  Übereinstimmung 
erledigt  werden  können,  sondern  etwa  die  erbärmliche  empfindlich- 
keit  verletzter  eigenliebe  oder  die  verdammenswerte  sucht,  recht 
zu  behalten  um  jeden  preis,  wenn  ein  sonst  gerechtigkeits- 
liebender  und  friedlich  gesinnter  gelehrter  in  den  harmlosen 
späfsen,  welche  ich  mir  bei  gelegenheit  des  Kero  erlaubte  (zs. 
18,  149),  eitel  ^auimosität'  erblickt,  so  mufs  ich  entweder  glauben 
dafs  die  Hihigkeit  spafs  zu  verstehen  nur  sehr  wenig  sterblichen 
gegönnt  ist,  oder  dafs  ich  nicht  die  stilistische  kunst  besitze, 
harmlos  gemeintes  auch  harmlos  auszudrücken:  in  beiden  fallen 
erscheint  es  geraten  mich  künftig  ernsthafter  trockenheit  zu  be- 
fleifsigen. 

Das  ist  freilich  unter  umständen  recht  schwer,  zb.  wenn 
ein  fachgenofse,  dem  ich  als  recensent  eine  geringfügige  sachliche 
einwendung  zu  machen  hatte,  dieselbe  zu  widerlegen  sucht  und 
mich  dann  in  grofser  aufregung  anfährt:  *aiso  nur  nicht  gleich 
gehofmeistert  I'  gibt  es  eine  hofmeisterndere  construction  als  das 
Imperativisch  gebrauchte  particip?  wer  von  uns  beiden  war  hier 
wol  der  hofmeister?  und  dabei  die  ganze  aufregung  auf  anlafs 
des  welterschütternden  creignisses,  dafs  eine  Zusammenstellung 
von  altdeutschen  paradigmen,   die  —  ich  weifs   nicht  gl^ch  die 


462  ALLERLEI  POLEMIR 

wievielte   aufläge,   di^   dritte  oder  vierte,    erlebt,     wer  kann  da 
ernst  bleiben? 

Die  Zumutungen,  mit  denen  man  meine  duldsamkeit  beehrt, 
sind  etwas  stark,  mir  darf  jedermann  die  allzu  grofse  Sicherheit 
vorwerfen,  mit  der  ich  angeblich  meine  ansichten  vortrage,  ob- 
gleich die  grundlosigkeit  des  Vorwurfes  in  den  meisten  föUen 
mit  einigem  guten  willen  leicht  zu  durchschauen  ist.  aber  wenn 
ich  mich  über  solche  vorwürfe  lachend  beklage,  so  ist  das  ^ani- 
mos.'  befser  doch  lachend,  meine  ich,  als  mit  jener  plampen 
grobheit,  vor  der  mich  ein  rest  von  gutem  geschmack  hofTentlich 
zeitlebens  bewahren  wird,  einer  grobheit  etwa,  wie  ich  sie  neu- 
lich von  Leipzig  her  erfahren,  von  der  'süfsesten  aller  stfldte* 
nach  Stieler  (s.  ÜWB  iv^  1611),  deren  bewohner  nach  papsl 
Alexander  dem  fünften  f  Raumer;  Geschichte  der  pSIdagogik  4,  12) 
sämmtlich  ^homines  civiles  et  in  moribus  bene  dispositi'  sind. 

Indessen  ist  es  ja  dem  menschen  unter  allen  umstSnden 
nützlich  und  heilsam,  wenn  ihm  die  urteile  seiner  nebenmenschen 
nicht  verborgen  bleiben,  und  so  sage  ich  denn  allen  meinen 
verehrten  gönnern,  die  sich  um  meine  leider  recht  vernachläfsigte 
erziehung  so  freundhch  bemühen,  und  deren  namen  ich  um  ihrer 
bescheidenheit  nicht  zu  nahe  zu  treten  verschweige,  den  innigsten 
dank  und  wünsche  nur  in  meinem  eigensten  interesse,  dafs  ihre 
edlen  bestrebungen  von  erfolg  gekrönt  sein  mOgen. 

Insbesondere  fühle  ich  mich  einem  jüngeren  fachgenofsen 
verbunden,  der  mir  vor  kurzem  folgenden  verweis  zu  erteilen 
geruht  hat:  ^Scherer  scheint  es  für  seine  pflicht  zu  halten,  Lach- 
mann und  MüUenhofT  in  der  weise  zu  folgen,  wie  dieselben  eisen 
unbequemen  geguer  gelegentlich  ohne  namensnennung  mit  einer 
verächtlichen  Seitenbemerkung  abfertigen.' 

Ich  sehe  ein  dafs  ich  ein  arger  sünder  bin,  und  wie  be- 
schämend dafs  meine  Schändlichkeit  nicht  einmal  originell  ist, 
dafs  ich  mir  die  mittel  der  bosheit,  welche  ich  anwende  um 
brave  gelehrte  zu  ärgern,  sogar  von  Lachmann  und  Mollenboff 
erborgen  mufs.  vielleicht  aber  hat  der  geehrte  jtmge  gOnner  die 
gnade,  ein  wort  der  Verteidigung  anzuhören,  dafs  mein  vergeben 
in  etwas  milderem  licht  erscheinen  lafsen  wird. 

Seine  anklage  erinnert  an  die  berühmte  sage  dafs  Lach- 
mann und  die  berüchtigten  Xachmannianer',  Intiter  bOsewichter 
von   natur,  ihren  gegnern  dadurch  kummer  zu  bereiten  pflegen, 


ALLERLEI  POLEMIK  463 

dafs  sie  sie  mit  vollem  titel  oder  mit  vorgesetztem  •herr*,  aber 
nie  mit  blofsem  namen  neonen,  wie  man  doch  Cicero  und  Tacitus 
und  Jacob  Grimm  citiert.  man  scheint  ganz  zu  vergefsen  dafs 
es  zu  allen  zeiten  natürlich  und  daher  zu  allen  Zeiten  üblich 
war,  männer  die  man  nicht  persönlich  kennt  oder  die  uns  auch 
bei  persönlicher  bekanntschaft  fremd  geblieben  sind,  in  der  pole- 
mik  wie  sonst,  in  der  polemik  aber  ganz  besonders,  mit  aus- 
gesuchter höfHchkeit  in  den  cunalien  zu  behandeln,  es  bedarf 
dazu  wttrklich  keiner  specifischen  von  Lachmann  eingeimpften 
bosheit. 

Und  ebenso  wird  es  sich  wol  mit  der  anonymen  polemik 
verhalten,  so  lange  litterarische  Streitigkeiten  in  der  weit  existieren, 
ist  es  vorgekommen  dafs  man  gelegentlich  diejenigen  nicht  nennt, 
f^'egen  deren  ansichten  man  sich  wendet,  unsere  deutsche  litte- 
ralur  des  vorigen  Jahrhunderts  ist  voll  von  versteckter  polemik, 
die  mittelhochdeutsche  enthält  davon  ebenfalls  einiges,  in  allen 
Zeiten,  bei  allen  Völkern  kann  man  sie  finden,  wenn  man  dar- 
nach suchen,  ja  wenn  man  sich  nur  darauf  besinnen  will,  und 
was  so  vielfach  unter  den  Schriftstellern  üblich,  was  die  besten 
und  edelsten  manchmal  getan,  das  wird  auch  wol  uns  epigonen 
nicht  versagt  sein,  wo  wir  gerne  darnach  greifen. 

Die  motive,  welche  dazu  führen  können,  sind  mannigfaltiger 
art.  der  eine  mag  in  berechtigtem  oder  unberechtigtem  stolz 
den  angreifer  nicht  für  ebenbürtig  halten,  der  andere  mag  sich 
sagen:  warum  soll  ich  dazu  beitragen  die  namen  meiner  feinde 
und  ihre  Schriften  bekannter  zu  machen?  ein  dritter  wird  etwa 
die  gegner  idea^lisieren,  indem  er  ihre  ansichten  selbst  präciser 
lormuliert,  darin  aber  vielleicht  verschiedenartige  und  allgemeinere, 
nicht  von  bestimmten  einzelnen,  ausgesprochene  erwägungeri 
zusammenfafst.  ein  vierter  mag  in  der  verschweigung  ein  gutes 
mitte]  sehen,  um  litterarischen  klatsch  zu  verhüten:  er  rechnet 
dabei  freilich  nicht  darauf  dafs  bald  ein  unbeteiligter  sich  ein- 
mischt und  ihn  commentiert  und  dem  publicum  mit  grofser 
wiclitigkeit  mitteilt,  wer  gemeint  war:  wodurch  denn  der  klatsch 
erst  recht  in  blute  kommt,  ein  fünfter  endhch  findet  die  ano- 
nymität  bequem  um  in  dieser  form  gröber  zu  sein,  als  er  sonst 
möchte  oder  dürfte:  wie  mir  das  unlängst  von  einem  bekannten 
gelehrten  begegnet  ist,  der  so  weit  es  ihm  seine  mittel  erlauben  gern 
den  Jacob  Grimm  spielen  möchte,  daneben  aber  sich  fortwährend 


464  ALLERLEI  POLEMIK 

Donatschnitzer  corrigieren  lafsen  mufs:  wie  woi  wird  e8  ihm 
getan  haben,  sich  einmal  ganz  ohne  zwang  gehen  zu  lafsen, 
und  unter  der  hand  seinen  gefühlen  so  gründlich  luft  zu  machenl 
ich  habe  mich  in  seine  seele  hinein  darüber  gefreut:  weiter  hat 
es  mir  allerdings,  in  meiner  angebornen  Schlechtigkeit,  keinen 
eindruck  gemacht. 

Ob  eines  von  den  vorstehenden  motiven  und  welches  etwa 
mich  in  dem  erwähnten  fall  geleitet  habe,  das  wüste  ich  nicht 
zu  sagen,  ich  bin  in  gewisser  beziehung  sehr  streng  und  sehr 
pedantisch,  was  die  nennung  von  fachgenofsen  betrillt,  pedantischer 
als  die  meisten  andern,  aber  nicht  gerade  in  der  nennung  der- 
jenigen die  ich  bekämpfe. 

Es  sollte  mir  zb.  sehr  leid  tun,  wenn  ich  irgendwo  un- 
wifsentlich  den  namen  eines  mannes  verschwiegen  hätte,  dem 
ich  dank  für  empfangene  belehrung  schuldig  bin.  ich  habe  es 
mir  unter  umständen  auch  schon  viel  zeit  kosten  lafsen,  um  zu 
constatieren,  ob  ein  gedanke,  eine  combination,  eine  hypothese, 
die  sich  mir  aus  meinen  Studien  ergab,  würkhch  neu  oder  von 
irgend  einem  vielleicht  vergefsenen  Vorgänger,  an  irgend  einem 
vielleicht  unbeachteten  orte  bereits  aufgestellt  sei.  ich  würde 
mir  auch  nie  erlauben,  eine  ansieht  mit  stillschweigen  zu  über- 
gehen, welche  zur  aufklärung  eines  gegenständes  dienen  kann, 
mit  dem  ich  mich  beschäftige:  obgleich  das  gegenteil  tagtäglich 
vorkommt,  obgleich  zb.  nähere  und  fernere  fachgenofsen  mit  der 
grOsten  Unbefangenheit  meine  Studien  ^zur  geschichte  der  deutschen 
spräche'  als  nicht  vorhanden  betrachten,  ich  würde  mich  ferner 
sorgfältig  vor  dem  scheine  hüten,  als  ob  ich  es  vermiede  einer  an- 
erkannten autorität  entgegen  zu  treten  und  mir  durch  anfühning 
ihres   namens  meine  aufgäbe  vor  dem  publicum  zu  erschweren. 

Aber  wenn  ich  in  der  polemik  gegen  eine  meiner  ansieht 
nach  falsche  doctrin  den  Urheber  derselben  verschweige,  wo  der 
name  nichts  zur  sache  tut,  so  scheint  mir  das  eine  erlaubte 
und  nicht  tadelnswerte,  manchesmal  sogar  eine  milde  und  wegen 
ihrer  milde  lobenswerte  form,  welche  motive  mich  in  jedem 
besonderen  falle  leiten,  das  wie  gesagt  weifs  ich  nicht:  denn  ich 
glaube  der  Selbstbeobachtung  in  solchen  dingen  überhoben  zu 
sein,  aber  eins  allerdings  weifs  ich:  niemals  kann  das  motiv, 
wie  jener  liebenswürdige  gOnner  voraussetzt,  die  ^Unbequemlich- 
keit' des  l>etrefrenden  fachgenofsen  sein,    denn  ^unbequem'  ist 


ALLERLEI  POLEMIK  465 

« 

mir  meines  wifsens  keiner  unserer  fachgenofsen.  nein,  würklich 
nicht,  'räum  für  alle  hat  die  erde/  ich  habe  mich  noch  nie 
durch  die  existenz  eines  anderen  beengt  gefühlt,  mit  überlegter 
absieht  aber,  mit  feindlicher  strafender  absieht  würde  ich  einen 
namen  nur  dann  verschweigen,  wenn  ich  dem  träger  desselben 
zutraute,  es  sei  ihm  um  den  scandal  zu  tun,  er  wolle  durch 
ungewöhnliche  behauptungen  aufsehen  erregen  und  seine  werte 
persönlichkeit  ein  wenig  im  Vordergründe  sehen,  doch  erinnere 
ich  mich  nicht,  dafs  ich  schon  einem  solchen  fall  gegenüber 
Stellung  zu  nehmen  hatte 

Warum  ich  dies  all6s  hier  vorbringe?  ich  möchte  versuchen, 
ob  ich  nicht  beitragen  könnte,  die  kleinlichkeit  aus  unseren 
wifsenschafthchen  beziehungen  zu  verbannen,  allgemein  dürfte 
ich  darüber  wol  nicht  sprechen,  ohne  dafs  ich  mir  eine  hof- 
meisterrolle anzumafsen  schiene,  aber  in  der  form  der  abwehr 
auf  fremde  angriffe  wird  es  mir  wol  nicht  verboten  sein,  und 
diejenigen  welche  jünger  sind  als  ich  werden  mir  vielleicht  auch 
ein  recht  der  mahnpng  einräumen,  kleine  discussionen  über 
nebenpuncte  dürfen  uns  nicht  erhitzen,  und  wenn  wir  in  vielem 
auseinander  gehen,  so  haben  wir  auch  vieles  gemeinsam,  ist 
uns  allen  doch  eben  noch  geweissagt  worden,  dafs  unsere  Weis- 
heit nicht  länger  dauern  werde  als  ein  regenbogen  —  ein  regen- 
bogen  ist  übrigens  etwas  sehr  hübsches,  und  so  wollen  wir  dank- 
bar sein  für  den  poetischen  vergleich 

Die  folgenden  erörterungen,  welche  leider  dem  nächsten 
bände  aufbehalten  werden  müfsen,  beschäftigen  sich  ua.  mit  der 
ahd.  tenuis-media,  mit  dem  ahd.  s  und  z,  mit  den  reduplicierten 
praeteritis,  dem  schwachen  praeteritum  und  dem  Georgsliede.  mit 
dem  Kürnberger  sollen  die  herren  diesmal  verschont  bleiben, 
da  er,  wie  ich  aus  einer  recension  erfahre,  'in  der  letzten  zeit 
fast  bis  zum  überdrufs  erörtert  worden  ist.'  ich  danke  für  die 
freundlichkeit,  so  weit  sie  mich  betrifft,  aber  ich  zweifle,  ob  er 
schon  genug  erörtert  ist,  denn  ich  lese  in  derselben  recension: 
^den  ausführungen  Fischers  gegen  Scherer  kann  man  zum  grofsen 
teil  beistimmen.'  von  rechtswegen  sollte  sich  der  überdrufs  nur 
dann  einstellen,  wenn  ein  problem  würklich  erledigt  ist.  partei- 
Sachen  gibts  nicht  in  der  wifsenschaft. 

13.  11.  74.  SCHERER. 


Z.  f.  D.  A.  neue  folge  VI. 


30 


466  ORATIO 


ORATIO 

PRO  LOGO  IN  ORDINE  PHILOSOPHORÜM 

BEROLINENSIUM 

RITE  OBTINENDO  D.  XXIII  M.  NOV.  A.  MDCCCLXI  HABITA. 

Cum  apud  vos,  collegae  honoratissimi,  lege  coDStitutum  com- 
panitumque  esse  cognoscerem  iit  ne  qiiis  in  ordine  vestro  locum 
obtineret,  nisi  piiblico  hoc  functus  ofßcio,  equidem  yeniam  legis« 
qua  quidem  uti  licebat,  expetere  atque  hanc  dicendi  Opportuni- 
täten! praetcrmittere  eo  minus  rolui,  quo  magis  muneris  in 
hac  tlorentissima  litlerarum  iiniversitate  regis  augustissimi  gratia 
mihi  mandali  quanta  esset  dignitas  intellexi.  postquam  enim 
exeunte  saeculo  proximo  per  viros  excellentissimos  maximeque 
p<T  poctas,  quasi  vindices  naturae,  nativus  genti  nostrae  ingenii 
vigor  quodammodo  restitutus  aut  resuscitatus  est,  quamqaam 
cum  universae  litterae  tum  et  ipsa  ai*s  quam  nos  philologi  pro- 
titemur  per  omnem  fere  Germaniam  nova  incrementa  capere 
laetiusque  efTlorescero  coepit,  quo  tarnen  alio  loco  ad  eas 
in  omnes  partes  promovendas  plus  contulerunt  viri  docti,  quam 
in  hac  nostra  civitate?  quo  demum  loco  ars  grammatica  non 
solum  aucta  et  amplificata  ultraque  veteres  terminos  propagata, 
sed  etiam  ad  certiorem  normam  formamque  redacta  est?  viYunt 
fruunturque  inter  nos  vegeta  adhuc  senectute,  qui  summi  eius 
ab  Omnibus  habentur  auctores.  noster  est  qui  eam  a  varia  um- 
bratilique  doctrina  revocatam  primus  ad  historicae  disciplinae 
dignitatem  provexit  rerumque  singularium  ac  diversarum  summam 
quaudam  comprehensionem  esse  docuit.  noster  est  qui,  ut  verba 
velerum  scriptorumemendatiora  legendi tur,  in  recensendis  excutien- 
disque  vetustissimis  exemplaribus  apericndisque  verioris  lectionis 
fontibus  viam  omnibus  praeivit  adsiduoque  labore  ac  singulari 
arte  unus  in  hac  re  plus  praestitit  quam  quisquam  priomm  aut 
aequalium.  noster  etiam  est  qui  qua  ratione  comparatio  lingiia- 
rum  rcctc  institui  posset  primus  demonstravit  et  communia 
nobiiissimarum  antiquarum  ac  recentiorum  gentium  primordia 
aperuit,  ita  ut  eadem  via  ad  explorandam  et  ilhistrandam  illorum 


ORATIO  467 

populoruni  antiqiiitatem  et  historiam  etiani  ullerius  progredien- 
clnin  esse  facile  appareat.  apud  nos  denique  studia  germanica 
si  noii  orta,  tarnen  adulta  ac  stabilita  sunt  et  certam  quandam 
sedem  lociimque  dignum  et  convenientem  inter  ccteras  litteras 
primnm  in  hac  iiniversitate  occiipavernnt. 

lam  initio  proximi  saecnli,  cum  regia  scientiarum  socielas 
in  hac  urbe  conderetur,  illud  quoque  praecipuum  Lcibnitii  con- 
silinm  fuit  ut  et  praesidium  quoddam,  quod  illa  aetate  opus  esse 
videhatur,  et  domicilium  studioruni  patrii  sermonis  constitueret. 
necpie  eum  primus  statim  eventus  ab  omni  parte  fefellit.  ipse 
l'uit  auctor  societasque  regia  band  panum  momentum  addidit  ut 
loannes  Leonbardus  Frischius,  tum  temporis  gymnasii  Beroli- 
nensis  reclor,  lexicon  illud  geimanico-latinum  perficeret,  quo, 
sive  doctrinam'  ac  copiosam  linguae  notitiam  sive  iudicii  sobrieta- 
teni  et  sanitatem  spectamus,  praestantius  neque  prior  neque  poste- 
rior  aetas,  si  nostram  excipimus,  tulit  nllum.  licet  vero  post 
Friscbium  eanfdem  viam  quam  Leibnitius  commendaverat,  asperam 
sane  et  operosam,  nemo  apud  nos  prosecutus  sit,  nön  defuit 
tanien  etiam  proximo  tempore  qui  de  patriis  studiis  aliquam  sibi 
laudem  pareret.  nam  cum  renascente  elegantiorum  artium  cultu 
primus  loannes  lacobus  Bodmems  poesin  tlieodiscam  saeculi 
tluodecimi  et  tertii  decimi  a  diutuma  oblivione  vindicai^e  coepisset, 
mox  autem  temporum  iniquitatem  expertus  de  successu  incobati 
operis  paene  desperasset,  iam  senex  plus  quam  octogenarius 
tactus,  tarnen  adbortatus  est  Chnstophorum  Heinricum  Müllernm, 
historiae  et  pbilosopbiae  in  gymnasio  regio  hnius  urbis  pro- 
tVssorem,  ne  libri  vetustate  consumpti  et  incuria  bominum  pror- 
sus  deperirent,  ut  eorum  coilectionem  ederet.  qni  nonnullorum 
t'avore  adiutus  perfecit  ut  primaria  ac  nobilissima  feb'cissimi 
illius  aevi  carmina  fere  omnia  et  integia  in  bac  urbe  prhnum 
typis  describerentur ;  id  quod  instauratis  postea  studiis  magnum 
sane  adlaturum  erat  emolumentum,  ipso  quidem  illo  quo  fiebat 
t(*mpore  utilitatem  habebat  paene  nullam.  quamquam  Nibelungias, 
quae  erat  inter  illa  carmina,  primo  stalim  a<lspcctu  nonnullorum 
vironim  doctorum  animos  advertit,  mox  abos  allexit  et  initio 
huius  saeculi  Friderico  Fleinrico  von  der  Hagen  causa  fuit  nt 
sr  totum  bis  litteris  daret.  qui  et  scriptis  multisque  libris  edi- 
tis  et  scbolis  primum  in  bac  tunc  recens  condila,  tum  in  Vrati- 
slavirnsi,    inm    iterum    in  nostra  universitate  per   mnltos  annos 

30* 


468  ORATIO 

habitis  —  cum  oo  munere  fungeretur  quod  ab  illo  iani  ad  nie 
(lelalum  esl  — ,  ut  illac  litterae  in  celebriorem  quandam  hominum 
uotitiam  v(*nirent,  facile  plus  quam  quisquam  alius  praestitit.  ne 
vcro  doclrina  via  ac  ratioue  neve  haec  studia  arte  carerent,  Karo- 
lus  Lachmannus  a  graecis  latinisque  litteris  profectus  patrias  ita 
amplexus  esl  ut  utrarumque  et  illaruro  et  harum  Studium  con- 
iungerel  et  summas  leges  ac  regulas  utrisque  communes  eas- 
deiiHiuc  esse  et  exemplis  a  se  editis  scholisque  et  institutione 
publica  demonstraret.  quare  illi  maxime  ea  laus  debetur  quod 
patria  studia  in  bac  demum  urbe  stabilita  et  ad  dignitatem  philo- 
logicae  disciplinae  provecta  esse  diximus.  verum  etiam  quos  in 
bac  re  prae  ceteris  habuit  socios,  lacobum  et  Wilhelmum  Grim- 
mios  cum  illo  non  amicilia  solum,  sed  et  felicissimo  eventu  unius 
civitatis  vitaeque  communione  coniunctos  vidimus*  unaque  in  bis 
aedibus  docentes  ante  hos  viginti  annos  audivimus,  ita  ut  summis 
Studiorum  nostrorum  auctoribus  et  quasi  patronis  in  unum  con- 
gregatis  ea  ipsa  huc  commigrasse  sedemque  et  domicilium,  quod 
Leibnitio  in  votis  erat,  coUocasse  viderentur.  quin  etiam  ne 
post  Lachmannum  quidem  morte  praematura  ereptum  invidit  nobis 
fortuna  virum,  qui  in  eins  locum  snccederet,  parem  animo  ac  studiis, 
similem  ingenio  et  doctrina.  cum  igitur  tot  tantique  viri  suscipienti 
mihi  apud  vos  publicam  horum  studiorum  curam  suspiciendi 
esseut,  munus  ipsum  suscipere  levitatis  vel  temeritatis  erat,  nidi 
quid  illi  in  litteris  praestiterint  ac  quemadmodum  ex  illorum 
ingenio  haec  provincia  administranda  sit,  satis  perspectum  compre- 
hensumque  animo  haberem.  neque  profecto  maius  quidquam  aul 
antiquius  habeo  quam  ut  studiosam  iuventutem  eo  inducam  ut 
eam  omnino  iuduant  animo  scientiae  formam  ac  speciem,  quam 
ex  illorum  scriptis  atque  operibus  percepimus  summam  ac  per* 
l'ectissimam.  verum,  cum  iam  ventum  sit  in  hunc  locum,  et 
excurrendum  longius  et  paullo  pluribus  de  ea  re  videtur  disse- 
rendum  esse. 

Diversa  uimirum  haec  nostra  studia  a  studiis  graecae  laünae- 
que  antiquitatis  eo  sunt  quod  facilior  fere  undique  ad  ea  per 
linguam  patriam  est  accessus.  quo  factum  est  ut,  postquam 
antiquitatis  nostrae  spatia  denuo  aperiri  atque  ut  ita  dicam  in- 
habitari  coepta  sunt,  plurimi  advolarent,  qui  rebus  modo  in  lucem 
non  [sine  magno  labore  protractis  peregrinantium  roore  leviter 
inspectis  iam  sibi  egregie  docti  et  eruditi  visi,  mox  et  alios  quae 


ORATIO  469 

ipsi  vix  (lidiceraiit  vel  discendi  inilium  fecerant  docere  se  posse 
arbitrali  sunt,  unde  quauta  iam  librorum  copia  succreverit  et 
in  dies  etiam  succrescat,  vix  dici  polest;  quamquam  eiusmodi 
hominum,  qui  historias  lilterarnm  nostrarum,  anthologias,  gram- 
inaticas  aliosque  id  genus  libros  in  usum  tironum  aliorumve 
conscribunt,  de  suo  scilicet  plerumqne  praeter  inania  verba  ac 
tutilissima  commenta  nihil  addentes,  equidem  hoc  loco  mentionem 
non  fecissem,  nisi  eis  a  nonnuHis  nimiuin  tribui  cosque  etiam 
in  docloriuTi  numerum  referri  saepius  vidissem.  sed  et  alii  ant 
faedio  nescio  quo  capti  aut  quod  in  quavis  alia  doctrina  aliquid 
laude  dignum  se  praestare  posse  plane  desperabant,  in  hunc 
nostrum  campum  delati  sunt  vel  potius  confugerunt,  quo  iam, 
(|uasi  in  latibulo  quodam  delitescentes,  ab  omni  severioris  disci- 
plinae  reprehensione  tuti  sibi  videntur.  longo  enim  intervallo 
nosUa  studia  a  studiis  graecae  latinaeque  antiquitatis  distare  et 
i|)sa  novum  quoddam  non  solum  doctrinae  et  eruditionis,  verum 
etiam  artis  ac  discipHnae  genus  esse  persuasum  hab^nt,  quam- 
quam grammatici  et  philologi  esse  volunt  neque  alio  nomine 
apud  suos  vocantur;  causam  tamen  quaerunt  qua  se  ex  communi 
philologorum  lege  eximant,  dicentes  se  peregrinis  legibus  uti 
nolle.  quid,  quod  Karolum  Lachmannum  impugnantes  isti  pro 
ipsa  libertate  doctrinae  dimicare  sibi  videntur?  iam  et  profligasse 
eum  sunt  qui  glorientur.  qui  quidem  quales  quantive  sint,  fa- 
cile  ex  eorum  scrrptis  demonstrari  posset.  sed  ne  illorum  inep- 
tiis  et  rebus  futilibus  vos  morari  vid^r,  dicam  potius  brcviter 
quod  sentio.  non  enim  transfugarum  aut  fugitivofum  neque 
parasitorum  nee  denique  curiosorum  tantum,  bonorum  sane 
hominum,  haec  nostra  disciplina  est,  sed  quamquam  quae  in  rebus 
patriis  versetur  sine  dubio  etiam  in  patriae  usum  et  utilitatem 
converti  debet,  eam  ipsam  tamen  ob  causam  ante  omnia  videndum 
est  ne  illa  gravitate,  severitate,  dignitate  ulli  cedat.  ad  hanc 
vero  rem  efßciendam  alia  non  patet  via  nisi  illa  quam  Lach- 
mannus  exemplo  suo  monstravit  et  quae  ipsa  re  probatur. 

Etenim  una  niminim  ars  est  philologica,  una  eius  ratio  ac 
via  unusque  (inis,  quamquam  diversae  eius  provinciae.  hae  vero 
recte  administrari  non  possunt  nisi  e  ratione  et  instituto  totius 
disciplinae.  quod  quo  plus  valeat,  quam  in  germanica  studia, 
equidem  non  video.  Germani  enim  inde  a  priscis  temporibus 
necessitate  quadam   coacti   facere  non   poterant  quin  ab  exteris 


470  ORATIO 

uationibus  ciiiii  auliquis,  tum  receutioribus  primum  cominercio, 
iiiox  et  litterarum  studiis  pcregriua  multa  reciperent  eaque, 
ue  ipsi  ioterireut  insitamque  iDdolem  ac  naturam  prorsus  per- 
dereut,  in  suum  usuiu  coovertereiil  et  in  quandam  similitudiuena 
sui  exaequarent;  donec  longinquo  et  diiticili  itinere  peracto 
landein  snb  saeculi  proximi  fiueui  in  fecundissinia  illa  summorum 
ingeniorum  aetate  eo  pervenimus  ut  illam  perfectae  ac  consum- 
noatae  humanitatis  imaginem  animo  perciperemus,  quam  8olos 
Graecos  olim  expressisse  simul  cognoscebamus,  vel  ita  potiiis 
per  circulum  quendam  et  magis  quidem  voluntate  et  aninio 
quam  re  et  efTectu  iiluc  reversi  sumus  quo  Graeci  nulla  re  ex- 
trinsecus  adlala  impediti  aut  ullo  alio  subsidio,  quam  quod  ipsa 
pura  populi  indoles  ferebat,  adiuti  ingenü  naturae  ac  fortunae 
favore  soll  mortalium  pervenere.  itaque  nostra  studia,  quae  in 
exploranda  recteque  percipienda  penitissima  illa  Germanorum 
historia  versantur  ac  quibus  non  sine  cogeote  quadam  reriim 
necessitate  paalo  post  illam  quam  modo  diximus  aetatem  viri  docti 
operam  navare  coeperunt,  iuter  duos  quasi  cardines,  alterum 
recentissimi,  alterum  autiquissimi  aevi  posita  sunt,  ut  non  possi- 
mus  cum  in  Universum  aestimantes,  tum  in  singuiis  examinandis 
ad  Graecos  Romauosque  non  respicere.  qai  cum  in  omni  arte 
atque  omni  doctrinae  humanaeque  eruditionis  genere  summas 
leges  primi  exeiftplis  et  quidem  luculentissimis  expresserint,  vel 
bac  de  causa  facile  apparet  quanti  valeant  ad  rede  definiendam 
et  coguoscendam  singularem  recentiorum  proprietatem  ac  digni- 
tatem.  accedit  quod  si  summos  artis  philologicae  auctores,  ad 
quos  se  quisque  conformet,  aut  modulos  quibus  se  ipsum  alioft- 
que  metiatur  quaerimus,  utique  redeundum  nobis  est  ad  antiqui- 
tatis  graecae  tatinaeque  studia,  quibus  iam  per  tria  saecul9  illa  ars 
colitur  primumque  exculta  esL  igitur  sive  hanc  sive  ipsas  res 
spectamus,  rectissime  nos  statuere  videmur  ut  nemo  ad  germa- 
nica studia  accedat  nisi  graecis  latinisque  litteris  probe  imbutus 
et  exercitatus,  neque  in  Ulis  quisquam  acquiescat  nisi  qui  per- 
spectum  babeat  esse  continuam  quandam  ac  perpetuam  inter 
utraque  necessitudinem.  non  enim  illa  nova  aliqua  an,  sed 
veterum  studiorum  incrementum  ac  complementum  sunt. 

Quae  si  vere  disputata  recteque  posita  sunt,  alterum  quoque 
spero  fore  ut  periude  comprobetis  quod  censeo,  uti  iam  nemo 
eorum  qui  se  litteris  graecis  latinisque  dicant  germanica  studia 


ORATIO  471 

prorsus  neglegat  aiit  contemnal.  lii  quidem,  Disi  forte  quidam 
insigniter  ioepti,  id  nunc  non  aguot  ut  se  puerosque  quos  littem 
imbuunt  Romanos  aut  Graecos  qualescunque  reddant,  postea- 
quam  iütelleximus  veteres  aemulandos  potius  quam  temere  imi- 
tandos  esse,  cautione  tarnen  vei  etiam  admonitione  opus  est, 
ue  nostri  nimis  obiiti  alieuis  obruamur.  est  omnino  videudum 
ut  integritas  iudicii  servetur  neque  mens  et  auimus  admiratioue 
falsisque  opinionibus  praeoccupetur.  annon  bodie  plurimos  adbuc 
ea  superstitione  teneri  videmus,  qua  aotiquitatem  sicut  paradisum 
ex  opinioue  medii  aevi  quasi  altissimo  quodam  et  iusuperabili 
muro  ab  oQini  ceterorum  hominum  communioue  exemtum  ac 
secretum  queudam  locum  puteot?  quamquam  sine  dubio  bistori- 
cam  quaerimus  rerum  antiquarum  coguitionem  eandemque  quo- 
quo  modo  ßeri  potest  verissimam  ac  perfectissimam.  ex  quo 
autem  loco  latius  liberiusve  omuem  antiquitatem  prospicias,  haud 
scio  au  nulium  inveneris  felicioreni  quam  quem  patria  studia 
praebent.  unde  quid  et  quautum  ad  res  graecas  romanasque 
singiilatim  illustrandas  percipi  possit,  iam  uou  quaero.  omnino 
haec  significasse  magis  quam  demonstrasse  satis  babeo.  illud 
vero  silentio  praeterire  non  possum,  quod  longe  plurimos,  qui 
graece  latineque  satis  docti  pueros  linguam  patriam  docent, 
summa  cum  ignorantia  in  bac  re  versari  video,  quod  et  turpis- 
simum  sane  et  perniciosissimum  est.  diu  enim  multumque  in 
nostrum  sermonem  grassata  est  atque  etiamnunc  grassatur  gram- 
matistarum  imperitia,  ita  ut  nisi  ea  cohibetur  citius,  graviora 
etiam  in  dies  timenda  sint  damna.  quod  vero* ab  omnibus  eis 
qui  arti  grammaticae  Student  in  commune  postulamus,  haud  ita 
multuro  est  neque  ita  magni  laboris.  summa  enim  res,  ue  di- 
cam  tota,  vertitur  in  eo  ut  illi  historica  linguae  noßtrae  cognitione 
im))uantur.  discant  grammaticam  tbeodiscam,  qualem  nunc  cogni- 
tam  babemus,  eiusque  ut  elementa  probe  perdpiant,  exercitatio- 
nibus  quae  in  hunc  finem  instituuntur,  ut  denique  quae  fuerit 
veteris  sermonis  usus  ac  proprietas  quaeque  fuerit  versuum  fa- 
ciendorum  lex  ac  regula,  pcrspiciatur,  intersint  carminum  tbeo> 
discorum  medii  aevi  interpretatipnibuß.  iam  cetera  unius  cuius- 
que  studio  atque  operae  relinquenda  sunt,  nemo  autem  in  uUa 
alia  re  se  magis  exerceat  quam  in  cognoscenda  penitusque  per- 
cipienda  lingua  saeculi  tertii  decimi.  ea  enim  band  dubie  integerrima 
atque  omnium  quae  unquam  fuerunt  purissima  sermonis  nostri 


472  OUATIO 

forma  est,  quae,  cum  arte  diligcntissima  ac  subtiiissima  perpolita 
f^it,  non  injuria  pro  ipsa  quasi  regula  dicendi  haberi  possit. 
quod  quidem  velim  haud  ita  diclum  putetis  quasi  cum  illis  faciam 
qui  Dostrum  sermouem  ad  pristinam  veteremque  normaro,  si  non 
in  magnis  at  in  minimis  tarnen  rebus,  redigere  conati  sunt,  a 
quibus  equidem  longe  absum.  verum  id  volo  ut  qui  litteris  Student, 
altiorem  verioremque  quam  quae  vulgi  est,  quaeque  doctum  homi- 
nem  deceat,  patrii  sermonis  scientiani  optineant^  utque  qui  vete- 
rum  poetarum  artem  ac  diligentiam  atque  orationis  puritatem 
castitatemque  viderint,  avertant  animos  ab  omni  levitate  illa  ac 
socordia  qua  nunc  utuntur  plurimi,  qui  germanice  scribunt, 
quamque  ipsi  detestantur  latine  scribentes. 

Itaque  haec  studia  onmibus  quicunque  eis  aliquam  certe 
impendunt  operam  haud  parvam  uec  sane  contemnendam  utili- 
tatem  referre  cum  iam  satis  demonstratum  esse  videatur,  quis 
lamen  dubilet  quin  altius  penetrantibus  etiam  plus  vei  maius 
quiddam  praestent?  sane  primo  statim  ab  limine  occurrit  discri* 
men  illud  quod  inter  poesin  quam  dicunt  populärem  et  doctam 
illam  quae  eruditorum  magis  hominum  ingenio  et  artißcio  exco- 
litur  videtur  intercedere.  quo;  cum  primum  priore  saecnio 
rectius  perspectum  sit,  tanquam  novo  lumine  litterarum  studia 
illustrari  coepta  esse  mirum  nemini  videatur,  quoniam  illo  in 
diversissimas  partes  historiae  eruditionis  humanae  deducimur. 
cum  enim  popularis  poesis  oandem  plane  primitivam  in  perci- 
piendis  rebus  prae  se  ferat  sentiendi  cogitandique  integritatem, 
vim  et  alacritatem  quam  in  conformatione  etiam  linguarum  fa- 
bularumque  mythicarum  vigere  cognoscimus,  altera  autem  quam 
doctam  eruditamque  diximus  poesis  philosophiae  quam  maxime 
cognata  sit,  quippe  quarum  utraque  in  deminuenda  aut  disso- 
hienda  rerum  ac  cogitationum  controversia  laboret,  illa  in  remo- 
tissimam  populorum  vetustatem  retro,  haec  multo  recentior  ad 
nostram  potius  aetatem  spectat.  neque  fleri  potuit  quin  ea  res 
c  litteris  nostris  nostraque  antiquitate  etiam  planius  apertiusque 
demoustraretur,  cum  Germani  ab  eo  inde  tempore  quo  primum 
per  ecclesiam  christianam  peregrina  eruditio  ad  eos  advecta  est, 
in  eadem  causa  per  tot  saecula  huc  illuc  iactati  sint.  quin  etiam 
studia  nostra  in  hac  quaestionc  tanquam  in  cardine  versantur, 
nee  mihi  dubium  quin  ceteris  in  hac  re  viam  monstraverint. 
eienim  captus  amore  popularis  poesis,  ut  gentis  nostrae  indolem 


ORATIO  473 

atque  ingenium  penitus  et  in  omnem  partem  cognosceret,  laco- 
bus  Grimmiiis  opus  illud  iromortale  aggressus  est,  quo  causas 
progressusque  sernionis  nostri  explicuit  et  cum  theodiscam  gram- 
maticam  conderet,  ^emplum  simul  historicae  grammaticae  pro- 
posuit  omnium  luculentissimum ,  quod  felicissima  aeuiulatione 
1110X  alii  per  linguas  romanenses  slavicas  celticas  iniitati  sunt 
atque  ut  eodem  modo  graecam  latinamque  linguam  explicent  iam 
plures  nitUDtur.  idem  ille  eadem  de  causa  postea  antiquitates 
iuris  germanici  ac  mythologiam  superstitionemque  popuH  per- 
lustravit  atque  ut  quasi  summam  faceret  tarn  diuturnae  experieu- 
tiae  adsiduique  laboris,  iam  senex  multorum  annoruni  copias 
sermonis  nostri  in  unum  colligere  coepit  opusque  ingens  cum 
fratre  inceptum  unus  perseqnitur  eadem  cum  animi  alacritate, 
qua  quidpiam  priorum.  qua  ut  diu  etiam  fruatur,  faxit  deus. 
frater  autem  quem  commemorare  hoc  loco  non  possum  quin  cum 
recordatione  simul  viri  iocundissimi  atque  in  omni  iudicio  huma- 
nissimi  et  elegantissimi  desiderium  reviviscat,  Wilhelmus  Grim- 
mius  cum  primum  ante  hos  amplius  quinquaginta  annos  admodum 
etiam  tum  iüvenis  de  origine  poesis  theodiscae  et  de  eius  cum 
norroena  necessitudine  commentariolum  ederet,  tum  testimonia 
epicae  poesis  ex  bistoricis  aliisque  monimentis  colKgeret,  novum 
harum  rerum  apud  nos  Studium  auspicatus  et  collectione  fabu- 
larum  popuiarium  cum  veterum  tum  quae  etiamnunc  circum- 
feruntur  instituta  una  cum  fratre  auctor  etiam  factus  est  ut 
iraditiones  populi  non  solum  apud  nos,  sed  apud  exteras  vel  re- 
motissimas  nationes,  quin  per  omnem  paene  orbem  terrarum 
conquirerentur.  tertius  denique  Karolus  Lacbmannus,  cum  artem 
veterum  poetarum  explicaret,  etiam  ad  minutissimas  ac  subtilis- 
simas  res  difTerentiam  illam  popularis  ac  doctae  poesis  pertinere 
animadvertit,  idem  popularis  carminis  epici  e  singulis  rhapsodiis 
compositionem  in  Nibelungiade  primus  demonstravit  et  cum  t'abu- 
lam  epicam  argumentumque  carminis  e  duobus  diversisque  ele- 
mentis,  uno  historico,  altero  mythico  conflatum  esse  probaret, 
lumen  haud  dubie  accendit,  quo  vasta  antiquitatis  nostrae  spatia 
rudesque  moles  subito  ita  collustrata  sunt,  ut  aliquantum  inde, 
immo  plurimum  etiam  ad  ceteras  gentes  refulgeat.  quid  enim? 
facile  ab  illo  ex  epicis  gentis  nostrae  traditionibus  didicimus  illis 
temporibus  quibus  romanum  imperium  Germanorum  vi  atque 
armis  concutiebatur,  mox  eversum  deletumque  est,  apud  hos  vi- 


474  ORATIO 

guisse  heroicam  aetatem.  faciamus  igitur  Phoeuiceo)  aut  Aegyp- 
tium  aliquem  aliquot  saeculis  apte  Trojane  tempora  Graeeorum 
mores  ac  situm  in  omnes  partes  plane  eodem  modo,  quo  Taci- 
tus  Germanos,  descripsisse  eiusque  libro  perinde  alque  hoc  nobis 
uti  Heere:  en  umquam  creditis  viros  doctos  de  Pelasgis,  Lelegibus, 
lonibus  ceterisque  id  genus  geutibus  toties  tantoque  opere  dispep- 
taturos  fuisse?  annon  putetis  mox  confectam  fore  quaestionem, 
unde  in  historia  Graeeorum  proficiscendum  sit?  tali  autem  nos 
fortuna  gaudemus,  cum  Tacitum  aliosque  praeterea  inde  a  C.  lulio 
Caesare  testes  antiquitatis  habeamus.  quibus  subsidüs  ceteris- 
que quae  linguarum  germanicarum  Studium  traditionesque  po- 
puli,  vcl  maxime  epicae,  suppeditant  si  recte  utimur,  historiam 
Germanorum  ab  ipsa  origine  atque  initio  gentis  repetere,  et  quae 
fuerit  inde  ad  postera  tempora  progressio,  non  vanis  opinationi- 
bus,  sed  certissima  argumentatione  adsequi,  sed  probare  etiam 
ac  manifesto  quasi  ostendere  possumus.  sed  iam  bis  nihil  addam 
amplius  nisi  quod  si  hanc  quam  modo  designavi  studiorum  ratio- 
nem  aliquam  certe  in  partem  eiLsequi  fortasse  aliquando  ii^ihi 
contigcrit,  et  viris  Ulis  qui  hanc  noslram  disciplinam  condiderunt 
atque  in  omnes  partes  nobis  vias  praeiverunt,  debita  pretia  ali- 
quo  modo  rettulisse  mihi  videbor,  et  vos,  spero,  iudicabitis  me 
non  plane  indignum  fuisse  qui  in  vestrum  numerum  accederem. 

24.  10.  1861.  K.  M. 


REGISTER 

zu  DEN  BÄNDEN  XIII  BIS  XVIU  DIESER  ZEITSCHRIFT. 


a,  deutsches  und  seine  Vertreter  in 

den     verwandten    sprachen     1$, 

176  ff 

alter  umlaut  des  18,  213 
ü,  deutsches  und  seine  Vertreter  in 

den    verwandten     sprachen    18, 

201  ff.  210  ff 

für  e  13,  23 

für  ei  13,  75 

beim  imperativ  13,  24 

negalion  13,  195 
abal  14,  81 

Abc  der  lügenden  13,  3ß8 
Abcdariam  nordmannicum  16, 119  ff. 

123  ff 
aber  wider  16,  410 
abkürzungen,  gleiche  bei  abd.  glossen 

16,  8 
ablaut,  regel  desselben  18,  206 
Abolays  steinbuch  18,  329 
^bHan  13,  205 
accusativ  statt  genetiv  von  verben 

abhängig  17,  508 
Achener  kerkerinschrift  18,  260 
ackcr  17,  42 
Adalbero    enBbischof    von    BheimSi 

grabschrift  auf  15,  33 
adljectiv,  schwaches  im  ags.  14,116. 
16,  324  ff 
im  gotischen  18, 17 
Admonitio,  lat.  gedieht  15,  450 
Adolf  graf  von  Mark  13,  372 
ÄC  —  eäc  14,  110 


ädel  13,  46 

Ädelstän,  ags.  gedieht,  collat.  15,  462 

Aegypten,  sultan  !Bibars  von  15,  155 

Alfred,  ags.  gedieht,  collat.  15,  463 

aend  (copuia)  nordhumbrisch  14, 121 

aftlhan  13,  61 

Agez  13,  182 

Aggiard,  grabschria  auf  16,  279. 436 

ahnen,  vier  13,  182 

aht,  mascul.  17,  50S 

Albers  Tnugdalus  15,  258 

Albertus  magnus  18,  321.  323.  324  f. 

337  f.  340.  346 
Albrecht  r  erzbischof  von  Magdeburg 

15,  153 

Albrecht,  jfingerer  Titurel  13,  183 
alemannischer    dialect ,    eigenheiten 

16,  216  ff.  477 
Ale6  15,  248 

alet  13,  33 

Alexandersage  18,  330 

Alexandri   Epistoia   ad  Aristolelem, 

hs.  18,  222 
Alexius,  zum  altern  18,  82 
gedieht  13,  521 
pros.  legende  13,  491 
Alphart,  verbeCserungen  zum  14,  448 
Alta  Silva,  Johannes  de    17,  415  ff. 

18,  221  ff 
Altenberg,  buch  aus  d^  cistorcienser- 

abtei  15,  371 
Altercatio   Hadriani   et  Epicleti   14, 

530  ff 


476 


REGISTER 


»Itsächsisci)  16,  19 

Altunus  abt  von  Weihenstephan  15,97 

Aluric,  name  13,  16 

-am,  dativ  pl.  auf  13,  17 

Amal  13,  59 

Amella,  stift  IS,  308 

and  (copula)  abgekürzt  13,  26 

Andreas  könig  von  Ungarn    13,  461 

Anfurl,  Friedrich  von  15,  247 

angelbuchlein,  Tegernseer  14,  162 

angelhaken  der  weit  13,  328 

Angilbert  17,  145 

Angilram  17,  145  f 

annales  Pelplinenses  13,  537 

Annolied  18,  302 

Anola  13,  43 

Antdorf  15,  231 

Antelan  15,  140 

Antelois  15,  149 

«pocalypse  s.  Hesler 

pros.   Übersetzung  hslich 
13,  515 
apokope  s.  e 
Apollonius  18,  328 
apostelgeschichte,  pros.  Übersetzung 

der  13,  536 
Aquino,  Tliumas  von  18,  334 

conimentar  über  die  evan- 

gelien  deutsch  13,  571  f 
arabische  übersetzungslitteratur  18, 

330 
Arator,  gedieht  auf  18,  67 
Aribo,  erzbischof  von  Mainz  14,  4.  17 
aridan  14,  121 

Aristoteles   De   lapidibus   18,  321  ff. 
323.  349  fr 

arabisch  328 

hebräisch  324 
Aristoleiesübersetzungen    18,  341  f. 

344 
Armenien  15,  154  ff 
armuote  15,  158 
Arnoldus  Saxo    18,   321.  323.  335. 

337.  340.  344.  846.  424 ff 
Arnolf  pfalzgraf  14,  268 
artikel  im  Tatian  17,  81 

quantität  im  ags.  16, 148  f 


Asprlän  15,  327.  330 

assimilation  der  consonanten  17,  80 

vocale  17,  78 
Aue,  Hartmann  von,  Gregor  15,  467 
Iweinbruchstficke  17,  391 
lieder    und    büchlein    14» 

144  ff.  15,  125  ff 
nachgeahmt  15,  162 
Augsburg,  kloster  SUIrich  und  Afra 

16,  3.  109 
auke  13,   178 
Autun  s.  Modoin 
Ave  Maria  hslich  13,  525 

poetisch  18.  160 
äventiure  15,  162 
a vocale,  Ursprung  der  deutschen  18, 

161  ff 
Avodo  13,  40 

Aylesbury,  Inschrift  von  14,  115 
Azzaria  16,  111 
b  nach  vocalen  für  f  nordhumbrisch 

14,  120 
Babinhusen,  Philipp  15,  438 
Babylon  r»  Gairo  15,  152 
bairischcs  recht  13,  162  ff.  171 
ab  der  banc  üf  den  schamel  stigen 

13,  180 
Barbaralegendc  13,  56S 
Bardo  erzbischof  von  Mainz  15,  370 
Bartholomaeus  18,  341.  344 
Bassenheim,  Rüdiger  Ton  13,  37«! 
Batltc,  name  13,  45 
Beauvais,  Vincenz  von,  18,321.  326 
Speculum  historiale  deutsch 
bearbeitet  13,  573  f 
Bechel»ere  13,  326 
begeben  15,  162 
beichte,  zur  Lorscher  18,  30S 
herr  ßeitsel  13,  373 
Belas  4  von  Ungarn  gesandschaft  an 

die  Tataren  und  bericht  darüber 

18,  223 
process  Belial  17,  45 
Belinus,  griech.  buch  des  18,  327 
benamen  15,  162 
benedictinerregel ,    Hohenforter     16, 

224  ff 


BEGISTEJl 


477 


benedictinerregel,     Keronische     16, 

131  ff.  17,  431  ff 
Beovulf,  innere  gescliichte   des  14, 

193  ff 
Bern,   Dietrich    von    15,   314.  316. 

318  ff  321.  324  f.  326  ff 

und  seine  gesellen,  erste 
ausfahrt  s.  Virginal 
bernde  15,  161 
SBernhard  17,  44  ff 
Berox  Tristan    14,  200  ff.   353.  377. 

397  ff 
beruszen  17,  43 
beschwörung  zur  entdeckung  eines 

diebstals  18,  78 
besitz,  recht  desselben  13,  161  ff 
be|)an  (bähen)  13,  209 
betonung,  versetzte  16, 404.  17,  510 
eines   mhd.  schwachen  e 
17,  568 
betten,  pracht  der  14,  264 
bezeichenen  13,  327 
Bibars,  sultan  von  Aegyplen  15,  155 
bibeiäbersetzungen,  inisverständnisse 

in  den  latehi.  17,  7 
biblische  geschieh te  des  alten  testa- 

ments,    gereimter  abrifs   der- 
selben 13,  519 
biderinan  16,  417 
Biegen,  Gerhard  von  13,  370 
bindevocale  der  schwachen  präterita, 

quantität  bei  Olfried  16,  U5 
birenmost  16,  412 
birve  17,  42 
Biterolf,  name  15,  311 
Blankenheiiner  bibliothek  14,  188 
bUvan  13,  67 
Mut  17,  515 

Böhmen,  köuig  Johann  von  13,  369 
böhmische  Verhältnisse  13,  450  ff 
Boner  16,  219 

Bonihominis,  Alfonsus  13,  530 
Brandan,  latein.  gedieht  16,  289  ff 
Brandani  hymnus  14,  256 
braslac  15,  265 
brauen  15,  150 
Braunscliweig  s.  Reinfried 


Braunschweig,  Luther    von,    hoch- 
meister  13,  568 
runenkästchen  zu  14,  94 
herr  braut  15,  260 
brechung  des  e  vor  1  und  r  im  nord- 

humbrischen  13,  210 
Breisach  15,  330  f 

Walther  von  15,  469 
Britannie,  Thomas  von  14,  281 
lieber  brü  15,  260 
Brunhild  15,  312.  316 
Bruno  name  des  baren  18,  6 
buc  (krug)  14,  lU 
buche]  (fackel)  13,  575.  15,  255 
buchstaben,  bedeutung  der   13,  368. 

17,  84.  18,  81.  297 
Budlafla  (Graff  1,  190)  14,  82 
bücherverzeichnis  von  Pßffers  15,512 
preufsischer    ordensbiblio- 
theken  13,  569 
genealogia  comitum  Buionensium  18, 

223 
burgundischer  dialect  13,  122 
bycgan  14,  109 
bysig  14,  116 

byzantinische  littcratur  18,  329  f 
Gaecilienlegende,  gedieht  16,  165  ff 
Gädmon,  hs.  15,  456 
caesur  18,  51  f 

Cambridger  lieder  14,  449  ff.  560 
Gantimprato,  Thomas   de    18,   335. 

341.  346 
canzonenvers  18,  51 
eeaf,  caf  (spreu)  14,  114 
Gessolis,  Jacobus   de,    poet.    Über- 
setzung seines  schachbuchs  17, 
161  ff 

prosaische  13,  537 
eh  im  anlaut  für  c  nordhumbriscli 
14,  119 f 
für  h  desgl.  13,  62 
Gharnay,  runeninschrift  von  13, 105  ff 
Chevalier  au  cygne  13,  149 
Christi  leiden,  gedieht  13,  523 

tractat  13,  530.  538 
passio  17,  524 
ritterschafi,  gedieht  13,  330 


478 


REGISTER 


Christi  tagzeiten,  gedieht  17,  52 
SChristophorus,  gedieht  17,  65 
Christusgebet  13,  525 
Chronik,  Preufsische  13,  533 
Churo  l<i,  262 
churugo  18,  262 
cluniacensische  reform  14,  6f 
cnear,  cnir  14,  111 
Cöln,  eizbischöfe  von  13,  454 
compendien  auf  insehriften  14,77 
Confliclus  Ovis  et  lini  13,  434 
consonantausstorsungen  17,  79 
Cramborg,  Heinrieh  von  13,  373 
Cranc,  Claus,    custos   der   minoriten 

13,  535 
eriu  13,  199 

cl  für  ht  nordhumbrisch  13,  206 
-cund,  compositionen  mit  13,  208 
Cunidrfld  13,  53 
ourrit  13,   181 
cyrne!  13,  195 
eystig  13,  71 
daban  14,  117 
dactylische   verse  im  deutschen  18, 

53.  157 
däps    14,  117 
Dalehem,  bürg  13,  455 
Damaseus,  fursten  von  15,  155 
Damogeron,griech.  Schrift  des  18,  326 
Danae  18,  457 

Daniel,  gereimte  Übersetzung  13,  511 
ags.     gedieht,     collationiert 
15,  459 
dannan  usw.  17,  506 
dativ,  reflexiver  bei  leben,   denken 
13,  182 
als   ziel    der    bewegung    13, 
128 
deal  13,  207 
degoHada  18,  11 
Deulschordenssta tuten    13,  525.  533 

(bis).  534.  537 
<lit  Rordhombr.  13,  208 
dictamina  14,  3 

Didactisch-moralisches  gedieht  13,554 
dietdegen  15,  15S 
ding  14,  89 


Dioseorides  18,  326 
diphlhongen,  secnndäre  13,  76 
Disputatio  Pippini    cum  Albino   14^ 

530.  15,  166 
diuri  13,  60 
diutsch  lesen  13,  182 
Dolopathos  17,  415 
dominicaner  13,  573 
Donnershaug  13,  578 
doppelconsonanz  vereinfacht  17,80* 
doppelung    von    formen    desselben 

Stammes  13,  176 
SDorothea,  pros.  leben  13,  532 
drtzecstunt  16,  433 
d6an  13,  23 
Dudo  13,  578 
durnitz  15,  163 
dftrisl  13,  60 

e,  deutsches  und  seine  Vertreter  in 
den   verwandten  sprachen    18, 
164  ff 
apoeopiert  10,  403.  17,  511 
zugesetzt  im  in-  und  auslaut  17,507 
für  S  nordhumbr.  13,  199 
e  für  ae  nordhumbr.  13,  205.  209 

für  eä  nordhumbr.  13,  205 
£ädgAr,   ags.   gedieht,    collationiert 

15,  463 
£iidmund,  ags.  gedieht,  collat.  15,  463 
Eädveard,  ags.  gedieht,  collat.  15, 464 
eafl  13,  69 
earg  14,  116 
ebenbürtigkeit  13,  155 
Eckart,  der  treue  15,  331 

meisler,   predigten  15,  873  ff 
mystische     schnle 
18,  71 
Ecke  15,  325.  327.  329 
Eckehard  i,  Walthanas  14,  4 
II  14,  4 
IV  14,  1  ff 
Casus  SGalli  14,  8  ff 
dichtungen  14,  10  ff 
inleresson  14,  18  ff 
kenntnissc  14,  22 
kritische  lätigkeit  14,  20 ff 
edelsteine,  be>clircibung  der  16,322 


REGISTER 


479 


Eggihardus  s.  Aggiard 

Vom  ehelichen  stände,  gedieht  13,526 

ehcschlieCsung  13,  159 

ehre,  Schule  der  13,  366 

Eidring  17,  428 

eigentum,  litlerarisches  17,  563 

ein  ausgelafsen   13,  181  f 

Kinhard,  aaszug  aus  18,  223 

einsilbige      vocalisch      auslautende 

Worte,  quantitat  derselben  16, 

130 
Elbegast  13,  183.  15,  266 
Eiberich  15,  33Ö 

ellipse  des  verbom  substant.   14,  8S 
Ellwangen,  Ermenrich  von  18,  69 
Emmeramer  gebet  16,  137 
emphatische    bedeutung    des   schw. 

adj.  im  ags.  16,  363 

im  gotischen  18,  33.  35 
En)s,  Rudolf  von,  Barlaam  13,  509. 
511 
Guter  Gerhard  15,  249 
Weltchronik  18,  99  ff  vgl. 

13,  512  ff 
Willchalm  18,  89 
cn  im  reime  auf  e  16,  414.  17,  512 

in  der  2  p.  pl.  17,  508 
tiidi,  enti  16,  140  f 
i:neas  16,  424 
Knenkel  15,  247 
ongeltcn  13,  324 
Engila,  abtissin  13,  433 
vwl  la,  182 

in  der  3  p.  pl.  praet.  17,  517 
für  et  im  part.  und  der  3  p.  sg. 

praes.  17,  517 
Kntecrist,  Linzer  16,  157  ff 
t'iitladen  15,  162 
«pentheso  der  vocale  17,  79 
«♦pheu  14,  107 
Kppstein,  Siegfiied  in  von,  erzbischof 

von  Mainz  13,  454 
Eraclla  15,  322 
erhschaftsstreit  13,  143 
Erce   13,  206 

Krceldoiine,   Thomas  voh    14,  383  ff 
Erfurt,  Ebeniand  von  16,  474  ff 


Erlösung,  Büdinger  bruchstucke  der 
15,  506  ff 

Ermahnung   zum  gottvertrauen,   ge- 
dieht 13,  524 

herzog  Ernst,  sage  14,  265  ff.  559 
gedichle  15, 151  ff  vgl.  325 

erzogen  13,  177 

Esch,  Konrad  von  13,  372 

Eschenbach,  Wolfram  von  13,  384. 

15,  247.  261  ff 
Parzival  17,  393 
Titurel  18,  281 
Willehalm   17,  407 
nachgeahmt  15,  159  ff 

im   Verhältnis  zu  Veldeke 

16,  425 
Este,  Beatrix  von  13,  461 
Etzel  15,  237.  316 
Etzelnburg  15,  541 
Eulenspiegel  15,  266 
Evax  18,  326.  335 
ewenich   17,  42 

Exodus,  ags.  gedieht,  eollation.  15, 

459 
ezzenzit  16,  407 
fä  13,  67 

-fanths  in  namen  13,  114 
Fasolt  15,  313.  329 
Penis,  lieder  Rudolfs  von  18,  44  ff 
feste  schwach  17,  507 
Fidoeia  17,  146 
Fischarts  quellen  15,  261  f 
fiur  18,  136 

Fleckenstein,  Heinrieh  von  13,  370 
flexion,  starke  von  sehwachen  subst. 

17,  507 

schwache  von  starken  subst. 
17,  507 
flexionsendungen,  quantitat  der    16, 

124 
fliehen  unde  jagen  13,  175 
Fliscus,   Stephanus,   Varietates  sen- 

tentiarum   sivc  Synonyma   13, 

532 
fluot  15,  160 
Forehheim,    geburtsort   des   Pilatus 

17,  150 


480 


REGISTER 


fore  14,  ItO 

forhles,  genetiv  17,  508 

Foslau  13,  47 

fragebüchlein  15,  166 

Fragmenta  theotisca  16,  137  f 

fränkisches  recht  13,  170 

Franken  =^  Deutsche  15,  34 

Frankenkönige,  genealogie  der  15,536 

frauen,  Lob  der  13,  360  f 

Frauenlob,  Heinrich  16,  144  f 

fragm.  13,  560 
frauenstrophen   der   inhd.  lyrik    17, 

573 
Frechulphus,  hs.  des  18,  223 
Freiberg,  Heinrich  von  15,  252 

Johannes  von,  Rädlein  13, 
333 
Freidank  15,  259 

Jis.  13,  567.    18,  455 
Friedrich  2,  kaiser  13,  439 

Vermählung   mit  Jolantha 
13,  190 
Friolsheim  15,  469 
fröfor  13,  130 

frouwe  stark  flectiert  17,  507 
ft  im  reim  auf  ht  17,  511  f 
für  treffen  17,  513 
Fulda,  Johannes  von  IS,  67 

dialect  von  13,  192 
fülen  15,  247 
Fundinn,  elb  13,  195 
-funs  in  namen  13,  47 
furben  14,  107 
furm  13,  30 
-füs  in  namen  13, 1 19 
Fusia  13,  119 
füthu  13,  31 

ga-,  Vorsatzpartikel  16,  131  ff 
gabilün  16,  323  f 
gse-  für  ge-  nordhumbr.  14,  109 
gähi  13,  575 
galeide  15,  163 
gamäl66n  16,  324 
Ganymed   und-  Helena,   lat.  gedieht 

18,  124 
(jartenaere,  Wernher  der,  zum  Helm- 
brecht 14,  558 


gau  13,  575 

ge-,  Vorsatzpartikel  16,  131  ff 

geben,  schwach  15,  158 

gebet,  Emmeramer  16,  137 

gebetbuch,  deutsches  13,  534 

gebot  15,  162 

zehn  geböte,  auslegung  der  13,  524 
moralisierende  betrachtung 

über  die  13,  546 
predigt  über  die  13,  557 
übersetzuog  der  18,  71 

gedichte,  ags.  coUaiioniert  15,  456  ff 
lateinische  14,245ff.  17,i41ff 
mittelrheinische  und  nieder- 
ländische 13,  348  ff 

gedräte  16,  478 

sich  gehaben  15,  160 

geheimschrifl  16,  6 

gehüeche  16,  408 

geislich  16,  477 

geläd  13,  55  f 

gen  =  geben  17,  506 

Genesis,  ags.  collationiert  15,  457 

Wiener, verfarserschaflen  der 
18,  263 

genetiv  plur.  auf  ono  16,  114 

auf  en  statt  e  17,  507 

genouwe  13,  575 

gen6z  schwach  flectiert  17,  507 

gera  13,  55 

Gerardus  Cremonensis  18,323.  338  f 

gerachen  17,  42 

Gerbert,  pabsl  15,  33 

gerehten  15,  15S 

geribene  varwe  16,  408 

Gerstenberg,  mönch   Otters  Irrfahrt 
13,  569 

Gesammtabenteuer,  zu  dem  18, 317  f 

geschächzabeil  15,  462 

geselleschaft.  Streit  zwischen  minoe 
und  13,  365 

Gespräch  mit  einem  ritter  13,  360 
zwischen  einem  liebhaber 
und    seiner  diine    13, 
363 

Gespräche,  altdeutsche  17,  72  f.  390 

Gesta  Romanorum  14,  550 


BEGlSTlüJ^ 


4SI 


gelaese  13,  22 

getirmen  17,  42 

gevieret  15,  162 

gewalt  und  gendde  13,  327  f 

geyk'ürze  14,  262 

gh  für  g  14,  99 

ghi-  16,  136 

gi-,  vorsatzparlikel  16,  131  ff 

gibotfotoro  15,  370 

girecheit  16,416 

girümiu  ^3,  30 

-gis,  namen  auf  13,  i62f 

in  ein  glas  bannen  13,  200 

glaubensbekenutnis,      apostolisches 
deulsch  13,  512.  534 

glichiz^e  18,  9 

Heinrich  der,  Reinhart  fuchs 
15,  254  f 

giocken  im  rätsei  14>  552 

giossen      14,  191  ff.  498 

zu  Aldhelm   14,  190.  15, 

355  ff.  369 
bei  Eckehard  iv  14,  1$ 
Enuneramer  16,  139 
zu  den  evangelien  ißi  t92 
Florentiner  15,  332 
[zur  Genesis]  14,  189 
^u  Gregors  cura  15,  2 
Junii  A  16,  136 
zu  den  kanonischen  briefen 

15,  534  ff 

Keronis  15,  120.  16,  136  f 
Lipsianae  13,  335 
Melker  16,  HO.  1^0 
mittelniederdeutsche      17, 

582 
zu  Prudentius    15,   350  ff. 

517  ff.  16,  Iff 
Reichenauer  Rb  16, 134 
zu   Vergil    15,    lif.    371. 

16,  HO 

zu  Walahfrid  Strabus  15, 
532  ff 
gluch  13,  566 
Gnomica  Gottoniana,  ags.  4;oUat.  ;1,5, 

466 
Görlitzer  evangelien  15,  265 

Z.  f.  D.  A.  neue  folge  VI. 


goldbracteaten   mit   runenin^cl^jlften 
13,  1  ff 
heimat  und  urheber  13, 8^  |f 
spräche  13,  72  ff 
Zeitalter  13,  80  ff 
Göle  13,  207 
gomul  13,  33 

Gontheim,  Simon  von  13,  371 
(^orze,  kloster  18,  308 
gotisch  s.  adject^v,  Ulfila 
Gottes  >vttn(j(en,  gedieht  17,  52 
göuchel  13,  175 
Gozbald   bischof  von   Wirzburg    14, 

190 
grabschrift  deßAdaljbero  vonRheims 
15,  33 
Aggiard  16,  279  f.  436 
Aribo  14,  17 
Sendebald  18,  306 
Graiaj^  15,  259 

gralsage  in  Deutschland  18,  288 
Gravei^berg,  Wirnt  von,  Wigalois  17, 

5^8 
Gregorius,  lateinischer  15?  467 
grima  18,  7 

Griven,  ^althcr  von  15,  2^5 
gu^jßn—gaj^en  1 5,  253 
9yldeii^hi^^ffe  15,  249 
9ii|l^^  htx  ,15,  243 
Gunthious  13,  50 
Gute  frau  I4,  558.  15,  253 
gut)  18,  136 

Gylfa^inniiijg,  hssveijhlUtnis   16,  152 
gyrvan  13,  60  vgl.  g;era 
h  des  anlauts  ausgeit^sen  13,  15 
unorganisch   gesetzt  oder  focijge- 
l^ljBien  yn  nordhumbr.   13,  ^05 
für  g  nordhumbr.  14,  U6 
Haager  liederhs.  13,  221 
haben  und  heben  17,  514 
jl/^driai^i  ei^jpicteti  altercatio  14,530 
hag  praet.  zu  höggva  13,  50 
Hagen,  Go^fried,  fra^ment  17, 428 
Häholdesbach   -|>ruqno   -heim   -levo 

18,  155 
haitinpr  13,  66 
hakjan,  hacuan  13,  53 

31 


482 


REGISTER 


Halap,  fürsten  von  15,  155 
häleg  14,  98 
hälu  13,  15 
Hälulec  13,  16 
Häma   13,  46 
handschriften  in 

Bamberg  14,  556 

Basel  17,  560 

Berlin  13,329.  348.  491.  15,  101. 
120.    539.    16,    474.    17,  144. 
18,  126.  143.  317.  428 
'  Brüfsel  14,  192.  16,  l  f 

Büdingen  15,  506 

Cambridge  14,  449 

Cassel  15,  371.  438 

Cöln  (früher  Darmsladt)  14,  189. 

16,  2f 
Dai-mstadt  17,  430 
Donaueschingen    15,  266.  16,  215 
Düsseldorf  15,   371.   531.  16,  18. 

17,  428 

Ebners  besitze  früher  16,  3 
Erfurt  18,  323.  336.  342  ff.  424.  428 
Florenz  15,  363 
SFlorian  17,  136 
Freiburg  13,  377.  14,  503 
Fulda  14,  496.   15,  452.  18,  455 
SGallen  13,320.  14, 12  ff.  15,119. 
513.    17,   431  ff.    448  f.   449  ff. 

18,  261 
Göttweig  16,  4.  17,  1 
Gotha  18,  297 

Graz   17,   141.  519.   524.  18,  71. 

78.  81.  82.  160 
Haag  15,  513 
Hamburg  13,  192 
Heidelberg  13,579.  15,246.18,13 
Hohenfurt  16,  224 
Ivrea  14,  259 
Kiel  13,  318.  16,  ä 
Klosterneuburg    15,  442.  16,  466. 

473 
Königsberg  13,  381.  501  ff 
Kopenhagen  17,  158 
Leiden  13,  347.  14,  191 
Leipzig  15,372.  534.  16,287.321. 

393  f 


handschriften  in 
London  13,  137.  193.  202.  15,  371. 
455  f.  456  ff.    16,  4.   321.    17, 
381.  18,  67 
Lültich  18,  323  f.  327.  332.  349  ff 
Luxemburg  18,  221  ff 
Marburg  13,  214 
Metz  14,  17 

Montpellier  18,  323  f.  325.  384 
München   13,  348.   432.   14,  162. 
15,  50.    96.     97.     166.    233. 
453  f.  511  f.  16,  4 
Oldenburg  15,  149 
Oxford  15,  436.  456  ff 
Paris  15,  17.  16,  280.  17,71.390 
weiland  sir  Thomas   Philipps  be- 
sitz IS,  307 
Prag  14,187.  16,4.  17,  137.  588. 

18,  83.  88.  309.  314.  344  f 
Pressburg  früher  16,  5  f 
Rom  15,372.  16,  480.  17,62.  18, 

126.  135.  457 
Salzburg  16,  6  f.  109.  17,  426 
Schlettstadt  15,  1.  16 
Strafsburg  ehemals  16,  323 
Trier  15,  450 

Wien    13,  325.    14,  531.  15,  144. 
232.  16,215.  478.  17,84.  136. 
391.   393.    407.  409.  588.  18, 
13.  89.  99.  105.  110.  119. 123 
Wirzburg  14,  190.  498  ff 
Wolfenbüttel  15,369.  534  ff.  16,7 
Zürich  18,  Tl 
Harlunge  15,  312.  331 
harmschar  15,  265 
flarsdörfer  13,  492 
Hartmanu  der  alte  16,  157  ff 
Haslau,  Konrad  von  15,  256 

nachgeahmt  16,  409 
hauen  13,  50 
Hausen,  lieder  Friedrichs  von  14, 133  ff 

Walther  von  1  ^,  326 
hävian  13,  66 

Hechte,  pfarrcr  zu  dem  17,  381  f 
heia  15,  110 

Heidelberger  liederhs.  13,  219 
heil  14,  86 


REGISTER 


483 


heilmittelbuch,  ags.  13,  137 
Heilsbronn  IS,  153 
Heimberg,  Gottfried  von  13,  561 
Heimesfurt,  Konrad  von  15, 46S.  18, 

143 
heimüete  13,  326 
Heinrich,  könig  13,  439 

herzog  von  Baiern  14,268 
und    Knnigunde,   gedieht 
16,  474  ff 
Heinrici  Snmmarium,  Darmstadter  hs. 

15,  32 
Heinz  15,  24S 
Helbling,  Seifried   13,  464.  14,  558. 

15,  249.  16,  402 
heldenbuch,  zum  dentschen   14,  447 
heldensage,  Zeugnisse  zur  15,  310  ff. 

541 
Helmschrot  15,  317.  331 
hel|)U  13,  19 
H^lubrant  13,  16 
Herimanni  opusculum  13,  385 
Herirant  abt  von  Tegernsee  15,  52 
Herke  s.  Erke 

Hesler,  Heinrich,  Apocalypse  13,  514  f 
hialus  17,  511 
hild  13,  61 

Hiltebrand  der  alte  15,326.329.331 
Hinieldus  15,  314 
Hiob,  poetische  paraphrase  13,  510. 

535 
histörje  14,  275 
h(khgedanc  16,  417 
llochstaden,  Konrad  von,  erzbischof 

von  Cöln  13,  454 
Hörebrant  15,  331 
Hörwart  15,  331 
hAf  13,  28 
hoffen  18,  260 

Hohenfels,  Burkhart  von  15,  469 
Hohenlohe,  Götz  von  13,  371 
Holland,  graf  Wilhelm  von  13,  361. 

371 
Holle,   Berthold  von,  Grane  und  die 

rechtlicheo  anschauungen  darin 

13,  153 f 
hult  15,  161 


Horant  15,  266 

horubröder  13,  459 

hornig  16,  324 

Horsadal,  streit  bei  14,  268 

Hrabanus   maurus  De   procinctu  ro- 

manae  milidae  15,  443  ff 
Hugdietrich  15,  329 
Huliha  13,  44 
hün  in  namen  13,  576 
Hunnen,  Geschichte  der  IS,  225 
huoch  16,  408 
Hymnen,   ahd.  16, 135 

ags.  collat.  15,  465 
i  im  part  praes.  auch  nordhumbr. 

14,  120 
Jagd,  allegorisches  gedieht  13,  510 
jAn  18,  15 

JaseniU,  kloster  bei  Stettin  13,319 
id4ja  13,  115 
jehen  c.  acc.  14,  557 
ieman  und  iemen  17,  506 
Jeroschio,   Nicolaus  von,  Leben  des 
hl.  Adalbert  13,  561 
Reimchronik  13,  518 
Jerusalem,  betonung  im  mhd.  17,  5 IS 
ifeg  —  epheu  14,  107 
-ig,  endung  im  nordhombr.  verkürzt 

14,  107 
-igen,  verba  auf  16,  4 IS 
Uias  15,  311 
Ilsan,  mönch  15,  330 
Immo,  bruder  Eckehards  iv  14,  2 
imperativ  statt  conjunctiv  13,  135 
im  nordhumbr.  14,  HO 
statt  praeteritum  u.wunsch- 
saU  13,  138 
drei  Indien  15,  153 
indirecte  rede   geht  in  directe  Ober 

13,  178  ff 
infinitiv  statt  coiguncUv  13,  134 
im  nordhombr.  14,  107 
fing-  in  namen  13,  63 
Ingeld  13,  14.  15,  314 
instiumental,  ahd.  auf  A  14,  7S 

ags.  16,  326  ff  376 
inti  16,  140  f 
joggen  16,  478 

31* 


484 


REGISTER 


Johann  könig  von  Böhmen  13,369 

Johannes  abt  von  SMaximin  14,  4 

des  täufers  haupt  14,  14 

tractat    über    den   taufer 

13,  510 

Jongleurpoesie,  formen  der  14,  291. 

298 
ir  flectiert  16,  407 
irische  glossen  16,  15 
Isengrim  18,  7 
Iso  16,  17 
iteniuwe  15,  255 

iu  für  e6,  eo  »ordhumbr.  13,  199 
als  endung,  im  spatern  mhd.  17, 

506 
»  schon  13,  64 
Judith,  ags.  gedieht,  coUationiert  15, 

461 
Ivita  13,  41 
Ivo  13,  41 

Ivrea,  gedichte  «iis  14,  245 
ka-,  Torsatspartikel  16,  131  ff 
Kaiserehronik  16,  298  ff 

bruchfftttck«  14,  503 
strophisclies    lied  in   der 
18,  157 
kaisertiche  g^walt  13,  158 
Kalender  13,  533.  534.  537.  538 
kanon  der  eonsonanten  bei  Notker 

und  in  alten  bairUchen  denk- 

mälern  16,  189 
kanonisches  Tec%t  13,  160 
Karigans  SpradidMfkmale  15,  ^64 
Karl  der  grofse,  gedtdite  von  seinem 

hofc  17,  141 
Karls  recht,  meistergesang  14,  525 
Katharinenlegend«  13,  539 
Katzenellenbogen,   graf  Johann  von 

13,  372 
ke-,  Vorsatzpartikel  16,  131  ff 
Kellers  Erzählungen  15,  248 
Keraenftten,  Albrecht  von,  Eckenliei 

13,  186    8.  Virginal 
kepfen  13,  178 

kerkerinschrift,  Achener  18,  260 
Kero,  fingierter  name  18,  145 

s.  benedictinerregel,  glossen 


ketzerverfolgungen    in    Deutschland 

13,  458 
ki-,  Vorsatzpartikel  16, 131  ff 
kiano  13,  116 
kichilla  15,  109 
Kiliani  hymnus  14,  265 
kirche  und  gazze,  ttrAce  13,  181 
Klage  um  WUhelm  von  Holland  1 3, 36 1 
der  mannheit,  gedieht  13,  364 
Könighofens  chronik  15,  318 
Kolmarer  liederhs.  15,  238 

meisterlieder  verbefsert  16, 

403 
kon  =v  komen  17,  606 
Konrad,  Fried riehs  2  söhn   13,  447 
Rolandftied    15,  256.   18^ 

302  ff 
kost,  masc.  17,  508 
kotiren  17,  41 
kotzenschalk  13,  180 
krdm  13,  176 
krank  15,  162 
Kranz,  gedieht  IS,  523 
kreuz  im  heidentum  18,  5.  1^  86 
Kriechen,  könic  von  13,  251 
KriemhUt  15,  313 
krotolf  13,  176 
küchenmeisteramt  18,  tt2 
künneschaft  15,  15S 
der  Kürenberger  17,  661.  18,  J60 
Kürenberges    wlse  «->    Näelungen- 

Strophe  17,  568 
kundernetsch  15,  249 
kuoni  13,  117 
kurfiirsten,  sieben  13,  456 

collegiwB  13,  156 
kurz  15,  162 

kyrill,  drOsenfibel  13,  194  f 
U  13,  30 
Ised  13,  28 

Landesorone,  Gerhard  von  13,  370 
lap,  niasc.  und  neutr.  17,  588 
lapidarien,  mittelalterliche  18, 321  ff 
IMhu  13,  27 

-laoh  bei  eigenaamen  13,  47 
laun  13,  17 
Laurin  15,  328 


REGISTER 


485 


Leben  der  miDoe  13,  362 

der  minnenden  13,  360 

neues  13,  360 
lehn  13,  143 
lembrin  15,  256 
lenger  adv.  17,  506 
l^stilant  18,  262 
Leubwini  14,  82 
lexicalisch^  beitrage  15,  512 
Lichlenstein ,    Ulrich   von    15,   247. 

468.  17,  575 
Liebe,  Irene  13,  359 

neun  aeichen  der  13,  364 
liebe,   darstelluiig  derselben  in  den 

Nibb.  18,  151 
liebesgedicht,  lat.  14,  245 
lieder  13,  376 
liederbücher  13,  221 

historisch  geordnet  17,  574 

Hhan  13,  56 

lim,  glied  14,  98 

Limburg  an  def  Lahn,  inschrifl  aus 

18,  156.  258 
limon  16,  429 
linbottm  16,  429 
-lind,  frauennamen  auf  18^  576»  14, 

100 
liodah^ttr  13,  197.  213 
Ilp,  liep  bM  der  15,  163 
Liudolf,  sehn  Ottos  t  14,  267  f 
Lob  der  frauen  13,  361 
der  minne  13,  362 
der  weiber  13,  360 
ze  lobe  stAn  15,  161 
Lohengrin,  rechtliche  anscbauungen 
im   13,  150.   156 
s.  Loreogel 
lombardische  angelegenheiten  13, 443 
Lorengel    15,    181  ff.    17,  .389.    18, 

160 
Lorscher  beichte  18,  308 

Urkunden,  Schreibweise  der 
17,  429 
Lothar  ii  15,  451 
Luddarius  altdeutsch  13,  527 
Ludwigslied,  zum  14,  556 
Lügenmärchen  13,  578  f.  16,  437  fr 


Lumelzun  13,  181 

Lum|)il  13,  42 

Luparius  18,  4 

Lussenich,  Konftd  von  13,  370 

Lusung  13,  58 

Mftba,  name  14,  84 

Machorei  13,  189  f 

maca  13,  36 

holde  mäge  13,  180 

magen  15,   158 

m&gnet,  polaritat  desselben  18, 321  f. 
340 

Mai  und  Beaflor  nachgeahmt  17, 520 

Mainz,  enbischdfe  von  13,  454.  15, 
370 
karthSoserkloster  zu    15,  436 

Malek  al  Adel,  Saladins   bruder  13, 
189 

maleter  17,  42 

Malut  13,  45 

SMames  15,  180 

mftne  stark  flectiert  17,  513 

mang  13,  71 

mannheit,  Klage  der  13,  364 

Marbod  18,  4.  326.  335 

Marburg,  Wigaad  von  13,  569 

Margareten  marter  18,  88 

Marien  gebet  13,  511 

grörse,  zu  den  18,  13 
hiinmelfahrt  13,524. 15,509f. 

s.  auch  Heimesfurt 
klage,  Bordesholmer  13, 288 
leben   13,   524,   Grazer   17, 

519  iL  18,  160 
tagzeiten  13,  538.  17,  56 

Mark^  graf  Adolf  von  13,  372 

MefUt,  name  14,  84  vgl.  18,  252 

meinen  an  13,  328 

melodiennamen  15,  276.  17,  570 

Memering  15,  311 

Menelaus,  Alexandriner  18,  333 

mengan  13,  71 

Mennor  16,  143  ff 

Menologium,  ags.  gedieht  collat.  15, 
464 

m^*ren  intransitiv  16,  410 
die  werlt  13,  177 


486 


REGISTER 


diu  Merre  15,  468 

Merswin,    Rulmans    Buch    von   den 

neun  felsen  18,  529 
Messegesang  17,  425.  IS,  455 
Messina,  liandei  von  13,  187 
metrik    der    spätem    mhd.   zeit   16, 

402  fr 
Michael   Vorkämpfer  der   abgeschie- 
denen Seelen  14,  14 
mineralogie,  zur  geschichte  der  arab. 
und  mittelalterlichen  IS,  821  ff 
minne,  Leben  der  13,  302 
Lob  der  13,  362 
Schule  der  13,  359 
Streit   zwischen    gesellschaft 
und  '13,  365 
minnetieder  13,  373 
Minnenklage  13,  363 
Minnerede  17,  3 
Minnesangs  frühling,  zu  des  13,  324. 

14,  559 
misheirat  13,  151.  155 
misseri  13,  576 
missi  13,  576 
Mivo  14,  84 

Modoin  von  Autun  18,  69 
M6d|»ryd  14,  216 

Monsheim,  Serpentinbecher  von  14, 91 
Moroltsirophe  17,  570 
Morungen,  Heinrich  von,  heimat  und 
Wappen  18,  319 
liederbuch  17,  574 
nachgeahmt  18,  50 
mösu  13,  32 
'mpertecata  18,  13 
MAglin,  Heinrich  von,  latein.  gedieht 
14,  155 
.zeit  und  leben s Verhältnisse 
14,  159 
MullenhofT,  rede  18,  466 
Muncheberg,  Speerspitze  von  14, 92  ff 
Mulich  14,  160 
Munre,  Rudeger  von  15,  469 

Irregang  und  Girregar  13, 
522 
MunUbftr  13,  189 
muosieren  13^  177 


Muspilli  16,  140 

mystiker  15,  437 

Mystische  auslegung  des  vaterunsers 
18,  71 

n  ausgefallen  und  eingeschoben  17,80 
abgefallen  im  conjunctiv  13,  210 
abgeworfen    im    nordhnmbr.     13, 
206.  14,  107 

-nand  zur  namenbildung  13,  58 

nasalierung  im  ausiaut  17,  SO 

Naso,  lat.  gedichte  des  18,  58.  280 

Nassen beuren,  tonscheibe  von  14,  85  f 

Neifen,  Gottfried  von  15,  253 

an  die  neige  g^n   13,  17S 

neiken  17,  43 

nen,  non  ==a  nemen,  uomen  17,  506 

Neuenburg,  grafen  von,  chronologi- 
sches 18,  56 

Nibelung,  name  15,  310 

Nibelungen,  altertümliche,  reime  der 
17,  566 

Nibelungeriied  15,  148 

Nidda,  graf  von  13,  371 

nieman  und  niemcn  17,  506  . 

niumaere  im  13  jh.   veraltet  14,  55S 

nomina  actionis  18,  206  ff 
agentis  IS,  20S  f 

Nordendorf,  spange  von  14,  75  ff 

goldenes  kreuz  von  14, 83  ff 

nordhumbrischer    dialect    13,    199  f. 
205.  14,  101  ff.  116.  120 

Nordschwaben  an  der  Bode,  sage  der 
17,  66  f 

Nortpert,  abt  von  SGallen  14,  6 

Notker  balbulus  15,  267 

Notker  ni  labeo  14,  2 

sein  kanon  16,  138  f 
seine    werke   collatioDieft 

17,  449ff  vgL  18,  160 
Boethius  17,  452  ff 
Logik  17,  474  ff.   18,  160, 

hssverhäitnis  17,  451 
Marianus  Capeila  17, 464ff. 

18,  160 

Von  der  musik  17,  503 
psalmen  Übersetzung  14,28r 
nouwan  14,  94 


REGISTER 


487 


nurlrä  16,  419 

0,  deutsches  und  seine  Vertreter  in 

den   verwandten  sprachen  18, 

195  ff.  205  ff 

endung  der  1  p.  sg.  praes.  13,65 

neben  a  endung  der  schw.  masc. 

im  nordhumbr.  14,  120 
vor  n,  nd,  ng  statt  a  im  nordhumbr. 
14,  107 
6,  deutsches  und  seine  Vertreter  in  den 
verwandten  sprachen  IS,  192  ff 
für  ä  nordhumbr.  14,  113 
oa  für  ä  14,  113 
Oberge,   Eilhard  von,  quelle  seines 

Instant  14,  350  ff.  402 
Odo  15,  255 
ölrünar  13,  36 

Österieys  ausgäbe  des  Johannes  de 
Alta  Silva  17,  415  ff.  18,  221  ff 
österreichische  Verhältnisse  13,  441 
ofsittan  13,  199 

Ogeiius,  Kanzler  von  Italien  14,  261 
Onela  13,  43 
Oratio  aurea  14,  556 
Ortnit,  alter  des  13,  185 
Obthofen,  spange  von  14,  86 
SOswald,  prosaische  legende  13,  466 
ot.  plur.  6tir  18,  262 
Uta   13,  44 

Otfried,     metrische    Untersuchungen 
über  seine  spräche  16,  113  ff 
o|.l  13,  62 
Otl,  name  13,  39 
Otters  irrfahrt  13,  569 
Pariser  liederhs.  13,  217 
Pashio  Christi   17,  524 
Passlonal,  hs.  13,520  fragm.  13,559 
Brigitta  16,  399  ff 
Christina  13,  539 
Julian  16,  394.  399 
Paulus  16,  395  ff 
Poiycarp  16,  398  f 
Palricii  hymnus  14,  255 
Paulus  Diaconus  17,  145  f 

gedichte  (12,  457)  berich- 
tigt 14,  73 
Pelplin,  annalen  von  13,  537 


Pelzwerk  14,  264 

Perceval  leGallois,  fragment  18,314 

Perchta  mit  der  eisernen  nasen  13, 

577  o 
pericopen  deutsch  13,  531 
pestbesegnung   Clemens  iii  deutsch 

13,  531 
Pfäffers,   bücherverzeichnis  von    15, 

512 
pfeile  des  Amor  und  der  Venus  13, 

176 
pfenwert  16,  418 
Philipps  Marienleben  13,536 

quelle  17,  523 
Phisonomia  regia  18,  346 
Pilatus  14,  14 

niederdeutsche    legende    17, 
147 
Disputalio   Pippini   cum   Albino  14, 

530.  15,  166 
Pisa,  Petrus  von  17,  145  f 
Piano,  Johannes  de,   Historia  Tarta- 

rorum  18,  223 
plural  beliebt  bei  einzelnen  worten 

im  ahn.   und  ags.  13,  17.  24 
polemik,  allerlei  18,  461  ff 
Poppo,  kosename  13,  578 

von  Stavelot  14,  4  ff 
possessorisches  verfahren  13,  147  fi. 

162  ff 
Poymunt  15,  312 

praeterita    starker  verba    mit   ange- 
hängtem e  15,  301 
praeteritalendungen    im    plurajl    ale- 
mannisch 16,  110 
praeteritum  fär  praesens  in  spruch- 

arligen  sätzen  13,  125 
prediger,  namen  15,  437 
predigtbruchstücke  1 6, 28 1  ff  [»  AI  td. 

bll.  2,  376] 
predigten  13,531.  557 

gereimte  16,  223 
des  meistersEckart  15, 373ff 
predigten  twörfe  15,  439  ff.  16,  466 
preufsisches  ordensland,    seine   be- 

teiligung    an     der    deutschen 

litteratur  13,  504 


488 


REGISTER 


priamel,  Niederrheinische  15,  372 
prieöter,  Nt^ürdigrkeit  der  16,  ^67  ff 
primsfs  15,  260 

namenrätsel  des  1§^  164 
De   procincta   Romdria^    miKdie  s. 

HraWänus 
Propheten, pros.  deutsche  Übersetzung 

dipr  13;  535 
Provencalen,  nachahmung  der  18,46 
Prndentiutf,  scholien  zu  16,  14 
Psalmus  L  Gotton.  collationiert   15, 

465 
Psalmi  Bödleiani  cdlat.  15,  466 
Psalmenbruchstücke,  ahd.  16,  135 
pseudobaby Ionische  litteratur  18, 320 
puncte  in  mittelalterlicher  schrift  1 3, 

m 

Pyramus  und  Thisbe,  gedieht  13,  348 
Qualle,  Wolfdietrichs  Schwert  15,318 
quantität  bei  Otfried  16,  113  ff 
r  schwach  ausgesprochen  16,  120 
ausgefallen   tof    consonanten   13, 

206.  210  f 
Raben^fchlächt,    verbefserufi^en    zur 

14,  447 
rätsei  13,  492.  14,  551 

lateinische  16,  323 
Rafolt,  Heinrich,  Nüfsberg  13,  522 
ragin,  regin  in  compoditionen  18,  8 
ragnaiöckr  16,  146  fr 
rahha  16,  147  f 
raKjan  16,  147 

Raphael,geburl8helfer  der  Maria  14,14 
Ravensberg,  Otto  und  Uda  Ton  18, 

258 
recept,  ags.  fQr  augensalbe  13,  202 
gegen  aussatz  und  stein  13, 

381 
scherzhaftes  15,  510  fr 
recht,  deutsches  bei  den  dichtem  13, 

139 
rechtsbucher,  deutsche  in  Königsberg 

13,  508 
ze  rede  setzen  16,  427 
Regensburg,  belagemng  von  14,  268 
Reg:inbald,  abt  zu  SAfra  16,  3 
regnheard  18,  8 


reide  13,  176 

reim,  drcifÄche^  17,  427.  18,  271  f 

bei  Otfried  16^  113  fr 
reimassimilation  17,  80  f 
rtiibungenauigkdten   in  derf  Küren- 

bergstrophen  1 7, 580 
Reinfried  von  Braunsthweig^  zwrkri- 

tiic  des  17,  505  fr 
Reinhart  fuchs,  über  18,  1  fr 
RMAimar  dei-  aUe  17,  574 

liach^Mhmt  18,-  50 
reliquienkasten  14,  97 
remen,  remmen  14,  559 
Reoehtha),  Neidhart  von  13, 175. 14, 

559.  15,  26  t 
Rheims,  Adalbero  von  15,  33 
rtdan  13,  200 
ridetranz  13j  177 
rihten  deh  wec  13;  182 

von  einem  16,  410 
Rin,  alumbe  den  13,  176 
Ring,  Herbort  13,  373 
ringen  mit  13,  327 
röckr  16,  146 
rök  16,  147 
Romaniä  15,  32  t 
Rohcevalles,  datum  der  schlachtvon 

16,  280 
Rosengarten,  Zeugnisse  für  den  15, 

320.  324.  330 
Rotenburger  13,  252 
Rother  15,  264.  18,  305 
rucke,  schwach  flectiert  16,  405.  17, 

507 
Graf  Rudolf  15,  246 
Buch  der  rügen  16,  476  ff 
Rüze  15,  329 

Rugge,  Heinrich  von  17,  574 
Ruhkloster  in  Schleswig  17,  158 
Rumenle,  diu  wueste  15,  321  fr 
runen,  entstehung  der  18,  250 
ZU  Berlin  18,  252  ff 
deutsche  14,  73 
ZU  London  13,  193  ff 
in  Northutnberland  13, 197  ff 
runenalphabet  der  goldbracteaten  13, 

97 


REGiStER 


489 


ruifenin6chrirt€n  1 3,  1  fF 

ruh^ns^räch«,  nördtittihbr.  14,  104 

rünoman  13,  53 

ruochen  13,  \4b 

mich  ruochet  13,  al2S 

Ruprecht,  pfalzgraf  13^  373 

8,  derivata  atif  l4,  H*^ 

Saarbrücken,  herr  von  IS,  t^li 

Sabar  18,  255 

Sabershaus^n  18,  25^ 

Sacerdos  et  lapus,  latgedfcbt  15,452 

Sachsen,  name  15,  249  f 

Sachsenchronik,  gedieht^  d^r,  eollflt* 

15,  462 
Sachsenheim,  Herilidinn    toh,  Mörlri 

13,  526 
salman  13,  177 
sA\\}  13,  64 
sälu  13,  12 
sammir  13,  180 
rabbi  Samuel,  äbenl^(^n|(  der  epiilel 

des  13,  530 
Sangallerisiä  17,  431 1  18,  160 
Sant  13,  175 
Saphidinus  13,  189 
Sarilo  15,  311 

Satan,  ags.  gedieht,  colfait.  15,  459 
sath  13,  32 

Historia  Saxonum  17,  63 
ScHächhuch,  mitield^tttsth)^  1 7, 166  ft^ 

prosaisches  13,  537 
Schachaufgaben  14,  179 
schachausdrücke,  deutsche  U,  18S 
Schafsberg,  Gerhard  von  i3j  ^71 
dchamel  s.  bahc 
Schleswig,  haferiplbtz  17,  64 
Schlummerlied  l3,  496 
Schöffenurteile,  Magdeburger  18,309 
schöne  varn  13,  177.  l6,  406 
Schonliten  13,  180 
schöpf  16,  405 
schoube  umbe  k^ren  15,  263 
Schreiberverse  13,  566  IT 
Schrüt^n  15,  330 
Schule  der  minne  13,  359 
VSchumann,  NafchtbücÜkSn  16, 464 
Schwaben,  Von  der  herkunft  der  1 7, 57 


schwäbisches  recht  13, 167 

schwerttanz  18,  9 

scorza  15,  108 

seav  13,  205 

s^etfü  13,  iAf 

Secundi  philosophi  rek^oM  14^546  f 

seg^D  geg^  atäftrhM  18,  202 

gegeii  di^be  13,  184.  15,266 

ieien  fieb^t  17,  429 

C(eg(«  hä^t\  18,  79 

zum  heil  13,  19$ 

6b  der  Ühink^  genesen  wird 

15,454f 
ge^n  k^hlduetit  ld>  216 
^g^h  ktäitipt  13,  197 
wider  molkenzauber  15^  149 
gegenl  ileMiaf  tksrw,  17,  560 
gegen  dchlungen  13,  216 
gegen  schwären  13,  216 
für  schwerer  17,  430 
ftir  w^hdeii  13^  216.  217^  15^ 
462  ff.  18,  80 

Sethtirjb  Vdtt  JeroMleini,  gedieht  13, 
374 

Seifrid  15,  329  f.  881 

s^le  mit  schwachem  ptural   16,  478. 
17,  507 

senftern  17,  506 

Senkungen,  fehlende  17>  508 

Sequenzen,  Nolkers  15^  267 

S^re  l^i  ^28 

Sewfrid,  hfirneh  15,  325.  330 

Sibbt<^,  FrtUenzocht  13,  521 

sldenvar  13,  181 

Sld^na  13,  177 

Sigelint  13^  576  f 

Sigenot  15,  326.  327.  329 

Siginand  13,  57 

Sibtitnand  ^  Sigtinand  13,  57 

silbenzahlting  im   verde    16,  402  ffl 
17,  521.  18,  54 

sim  16,  408 

Simonis  et  Judae  hymnus  14^  254 

Sintram  15,  311 

Site  15,  160 

schwach  flectiert  16,412. 17,507 

slincvahs  15,  253 


490 


REGISTER 


slincvals  15,  «253 

smaheyde  17,  42 

snüden  15,  256 

Solinhs.  18,  221  f 

sonne  geht  mit  klang  auf  15,  265 

spearian  14,  116 

Speculnm  humanaesalvationis  13,537 

Spitznamen  auf  s  14,  117 

Sponheim,  graf  Johann  von  13,  369 

Spotlvers  aus  SGallen  18,  261 

sprach  13,  176 

Sprichwort  13,113.324.  15,261.467 

Sprichwörter  18,  1 

springen  im  schnee  13,  327 

Spruche,  Überlieferung  der  mhd.  13, 

225 
auf  einem  stabe  reiten  13,  32S 
Städteverzeichnis  16,  2.  9 
stalboum  15,  257 
Slaufenberger  15,  252 
Slavelot,  Poppo  von  14,  4  ff 
an  einen  stein  strichen  13,  177 
Steinfurt,   Gilbrecbt   lewe   von   13, 

373 
Sieinsberg,  Wernher  von  13,  326 
stelze  bestrichen  13,  178 
Stickereien  14,  264  f 
slilliche  17,  40 
stolkenere  17,  41 
stolze  beide  13,  326 
Strafsburg,  Gotfried  von,Tri9tanbruch- 
stucke  17,  409 
hssverhältnis   im    Tristan 

17,  412  ff 
quelledes  Tristan  1 4, 272  ff, 
insbes.S47ff.  354.  377. 
417.  445 
streben  15,  11 1 

Stromberg,  Eberhard  von  13,  370 
Strophenordnung  verschieden  t3,329ff 
strophisches    lied  in  der  Kaiserchr. 

17,  157 
Stricker,  Pfaffe  Amis  15,  256 
struot  15,  108.  180 
Stadenfuhs  15,  317 
stumpfe  zweisilbige   reime  klingend 
verwendet  15,  295  f 


Substantiv,   zweites    unflectiert  bei 
vorhergehendem  genet  13, 180 

Suchenwirt  15,  248 

Suders  =»  Sutrium  13,  191 

Sunden  =  irren  13,  324 

Sündenklage  18,  137 

Sünden  Verzeichnis  13,  525 

sügan  13,  35 

Sulo  13,  56 

sunne  stark  flectiert  17,  507 

sunu  13,  69 

süp  13,  35 

Surs  =  Tyrus  13,  191 

swacher  gruoz  13,  327 

Swaere  bl  15,  246 

swer,  swaz  in  der2  hälftedes  13jhs. 
17,  506 

Sydrach,  ndl.  pros.  Übersetzung  13, 
528 

Symposius,  rätsei  14,  552 

syntactische  funde  13,  124 

syntu  13,  28 

t  angefügt  und  abgefallen  17,  SO 
in  der  3  p.  sg.  der  verba  nord- 
humbr.  14,  120 

Tabor,  berg  13,  189 

tamul  13,  29 

Tanhöser  13,  373 
tanz  13,  177 

Tatian,  bemerkungen  zum  17,  76 

fragmente  17,  71 
Tauva  13,  57 
tavjan  13,  43 
tavol  13,  41 

te,  ti  SS  ags.  i6  nordhumbr.  14,116 
Tegernsee,  abt  Hcrirant  von  15,  52 
angeU  und  fischbüchlein 
14,  162 
Teguli  mart.  hymnus  14,  254 
TeifAschi  18,  327  f 
tengeln  15,  253 
tennen  15,  252 
t^re  13,  212 
t^s  13,  22 

th  für  \t  nordhumbr.  13,  205 
|i£m,  |>äm  ags.  16,  148f 
Kr  16,  149 


REGISTER 


491 


thar  17,  77 

t)ältr  18,  142 

Thela  13,  58 

Theodulf  17,  146 

Thessalus   De    virtutibos    herbarum 

18,  325 
thie  17,  81 

|iim,  daiiv  des  artikels  13,  57 
thise  14,  99 
thit  13,  23 
Thomas,  der  Trislant   des  Irouv^re 

14,  355  ff.  402  ff 
j.Antr  13,  52 

Th6rr  angerufen  13,  194 
|.ryd  14,  216 
Tliunerulfus  13,  578 
Thurt  13,  52.  55 
t)verra  13,  195 

Tidericus  uppem  perde  15,  312 
lierfabel   13,  319.  14,  496.  16,  480. 

17,  381 
liernamen  18,  4 

(ier-  und  pflanzennamen  15,  28.  48 
liorsage,  entwickelung  der  18,  1  ff 
til  13,  20 
Tilo  von  Gulm,  Libellus  Septem  sigii- 

lorum  13,  516 
Tit  14,  84 

töchter,  vier  gottes  17,  43 
töne  14,  158  f 
törin  13,  175 
Tofi  13,  43 
toi  13,  201 
Toledo  16,  112 
min  töre  13,  180 
Tozela^re  13,  182.  15,  261 
traia  13,  177 
umbe  triben  13,  328 
triegen  15,  162 

Trier,  erzbischofBaldewin  von  13,369 
SMaximin,  abt  Johannes  14,4 
Trierer  bischofsreihe  15,  371 
Trimberg,  Hugo  von,  Renner  15,218 
trippänierse  15,  263 
Tristans    Verstellte    narrheit,    altfr. 

gedieht  14,  343 ff;  anderes  14, 

392  ff 


Tristansage,   behandlungen   der    14, 

289  ff 
Sir  Tristram  14,  381 
trochäische  verse  17,  511 
Troppau  18,  310 
Türlin,    Heinrich    von    dem,    Krone 

13,  321.  15,250 
tugenden,  Abc  der  13,  368 

drei  theologische  17,  49 
derTugend hafte  Schreiber  nachgeahmt 

15,  248 
Tuisto  und  Mannus,  mythus  von  16, 

143 
Tüll,  graf  Sendebald  von  18,  307 

bischofsnamen  von  15,  370 
Turpin   De    Karolo  magno,   auszug 

aus  Einhard  18,  223 
Tuva  13,  42  f 
Tyrus  13,  188 
u,  feminina  auf  13,  12 
für  0  13,  40.  17,  79 
für  V  im  nordhumbr.  13,  205 
und  tu,  dat.  fem.  auf  13,  54 
ü  für  6  13,  23.  31 
Ubia  aB  Armenien  15,  154 
-U  13,  114  f 
überladen  15,  161 
Ulffla,    art    seiner   bibelübersetzung 

18,  23 
um  für  un  nordhumbr.  13,  208 
umberede  15,  259 
Umlaut,  alter  des  a  18,  213 

des  u  15,  34 
vfiros  16,  143 
unbetrogen  15,  160 
unbetwungen  13,  326 
underg^n  16,  416 
underkussen,  -minnen  uä.  15,  264 
understreu  15,  261 
Ungarn,   könig  Andreas  von  13,461 
Bela  IV  von,   gesandtschaft 
an  die  Tataren  und  be- 
rieht  darüber  18,  223 
ungelogen  15,  161 
Ungemach  16,  425  f 
unl^ds  13,  27 
ünni  13,  578 


492 


REGISTER 


uAschulde  zihen  17,  513 

untfaD})ai  13,  114 

UDverhert  15,  162 

urbar  der  Pafsauer  und  Salzburgcr 

diöcese  16,  478  ff 
Uritasius  IS,  326 
urlop  17,  506 
SUrsula,  legende  15,  239 

Sequenz  auf  13,  573 
Asih  13,  22 
V  abgefallen  13,  30 

für  f  im  alte.  16,  142 
vädl  13,  71 
vaer  16,  150 
Yaeringjar  16,  151 
väter^  Leben  der  13,  520.  560 
vaganienlieder,  anfinge  der  lat.  15, 

469  ff 
vÄh  13,  209 
vai  13,  209 
Vaiga  13,  44 
vaihjo  13,  209 

Julii  Yalerii  £pitome  IS,  222 
Vär  und  Vor  16,  151  ff 
-vara,  varii,  eigennanten  auf  16, 153  fi 
varu  16,  149 
Vaterunser  übersetzt  13,  534 

mystisch  ausgelegt  18,  71 
Vegetius  15,  451 
veihan  13,  209 
veilz  17,  42 

Yeldeke,  Heinrich  von,  s.  Wolfram 
hssverhältni«  der  Eneit  16, 
420  ff 
vcn,  ags.  fem.  14,  114 
frau  Yenus  13,  364 

pfeile  der  13,  176 
verba,  schwache,  schwanken  zwischen 

1  und  3  coi^ugation  14,  ll6 
verbieten  13,  176 
verdümen  13,  326 
Yergil  nachgeahmt  18,  70 
vertreffen  17,  51$ 
verwinden  13,  178 
v^se  13,  205 
vidr  13,  197 
Vierecke  15,  163 


vigja  13,  196 

Yiha  13,  60 

YügM  13,  48 

Yingolt  13,  62 

vinnan  13,  24 

vinum,  abkärzung  für  13,  208 

vinoth  14,  79 

Yirginal,  fragraente  13,  377 

zur  kritik  der  15,  294 
verbefserungen  zur  16, 403  f 
vista  13,  67 
Yi|)uluf  13,  50 

Yitriaco,  Jacobus  de  18,  340  f 
vittea  16,  141  f 
vocabular  13,  528 
vocabularius  SGalli  collat.  15,  119 

rerum  13,  527 
vocalbezeichnung,  hebr.,  durch  über- 
gesetzte puncte  13,  498 
vocile,  dehnüng  vor  liquiden  14, 99 
verschiedener  quantität  reimend 
vor  r  16, 119,  vor  n  16, 120,- 
auf  dipbthonge  16,  122 
voeallänge  im  Tatian  17,  77 
Yödan  als  mannername  14,  79 
YAdanoult  in  Baiem  14,  80 
Vögelnamen  15,  48f.  16,  6f 
Yogelweide,   über  Walther  vd.   13, 
2 17  ff.  15,246.  269.467 
chronologisches   13,  249  ff 
lebenslauf  13,  277  fl 
tiebesverhältnisse  13,  26Sff 
Yolker  15,  313.  330 
Yrynhart,    meister,   übersetztr  der 
epistel  des  rabbi  Samuel  13, 530 
vuramecke  17,  43 
vynsum  13,  72 
Wachenheim,   Gerhard  von   13,  370 

Johann  von  13,  371 
Wachtelmihre  13,  332 
wahrsagen  aus  dem  Schwerte  15,240 
waise  17,  569 
Walbrün  13,  ISOf 
in  den  wald  rufen  13,  328 
Walther  und  Hildegunde,  verbefee- 

rangen  zn  14,  448 
Walwdn,  Walwein  15,  148 


REGISTER 


493 


wara  16,  148  ff 

wära  16,  148  ff 

Warmund,  bischof  von  Ivrea  14,  260 

wafsermann  13,  577 

wegen,  plur,  von  wagen  16,  407 

Weiberzauber  15,  245 

Weiggers  lügen  13,  578 

weigjan  13,  209 

Weibenstephan ,    abt    Altunus    von 

15,  97 
Weimarer  liederhs.  13,  220 
Weingarten,  Orte  von  13,  373 
Weingartner  liederhs.  13,  217 
Weltchronik,   pseudorudolfisch^  13, 

512  ff 
Welzhofers  Untersuchungen  über  die 

Kaiserchronik  18,  298  ff 
Wenzel,  könig  von  Böhmen  13,  454 
Werden  16,  19 
al  die  werlt  15,  263 
Wernher,  der  Schweizer,  Marienleben 
17,  624 
s.  Gartenaere 
M  esterburg,  Reinhard  Ton  19,  372 
wetterauische  mundaft  15,  509 
wezzich  15,  109 
widerwort  sagen  14,  447 
Wieiant  15,  314.  316 
wil  vermutend  13,  324 
Wilheri  17,  69 
willeo  13,  59 
Minkelsehen  13,  177 
dor  Winsbecke  15,  261 
Winsberg,  Konrad  von  13,  370 
wlp  16,  146 
Üblez  wtp  15,  467 
WippMn  16,  143  ff 
Wirtschaft  16,  410 
Wirzburg,  Konrad  von,  zum  Engel- 
hart 14,  556 
Ueder  18,  lU 


Wirzburg,  Konrad  von, 
Minne  15,  250 
Schwanritter  15, 253,  nach 
rechtshistorischer  seile 
13,  140 
bischof  Gozbald  von  14, 190 
Wirzbnrger  ahd.  denkmäler  16,  140 
Wirzburger  liederhs.  13,  219 
wlte  im  reim  13,  328 
Wolfdietrich  15,  317 
Wolfhart  15,  331 
Wolgemuot,  Heinrich  13,  323 
Worttrennung  in  glossen  16,  8 
wreniio  15,  114 
Wülfing  15,  317 

Würdigkeit  der  priester  16,  46  7  ff 
wunder,  wunderliche  verstärkend  14, 
448 
hAn,  nemen  16,  143 
Xanten,  heberegtster  des  Stifts  SVictor 

15,  513 
za  16,  132  ff 

Zamehlsehe  chronik  13,  533 
EBttbermittd  13,  214  ff 
zeesme  17,  383 
ze  16,  132  ff 

▼or  Mnitiven  16,  413 
ZeMo  14,  84  r 
Bi  16,  132  ff 

sich  ziehen  zuo  18,  145f 
zil  15,  U62 
Zirclana,  Thomasin  v.,  Erbacher  hs. 

des  Waischen  gastes  15,  467 
lügdbreohen  13,  181 
zttkenen  17,  42 
Zuraacfa  16,  9 
Züwo  13,  43 
Zweter,  Reinroar  von  13, 182  f.  434. 

14,  551 
swa  17,  41 


INHAL  T. 


Seile 

Über  Rcinhart  Fuchs,  von  Müllenhofi' 1 

Zum  schwertianz,  von  demselben 9 

Zu  den  MariengrüCsen,  von  Steiomeyer 13 

Das  schwache  adjectiv  im  gotischen,  von  Lichtenheld 17 

Rudolf  von  Fenis,  von  Pfaff 44 

Gedichte  des  Naso,  von  Dümmler 5S 

Mystische  auslegung  des  vaterunsers,  von  Schönbach 71 

Segen  aus  Grazer  hss.,  von  demselben       78 

Zu  zs.  17,  84,  von  demselben 81 

Über  sant  Alexius,  von  demselben 82 

Bruchstücke  mhd.  dichtungen  in,  von  Zupitza ,    .  89 

Ganymed  und  Helena,  von  Watlenbach 124 

Fiur,  von  Müllenhoff 136 

Sundenklage,  von  Steinmeyer 137 

Litterarhislorisclie  gespenster,  von  Scherer 145 

1.  Kero 145 

2.  Noch  einmal  der  KOrenberger 150 

Heilsbronn  als  kurort,  von  Scheins «.  153 

Inschrift  aus  Limburg  an  der  Lahn,  von  MfillenhofT 150 

Ein  lied  in  der  Kaiserchronik,  von  demselben 157 

Ave  Maria,  von  Schönbach 160 

Nachträge 160 

Der  Ursprung  der  deutschen  a-vocale,  von  Amelung  f 161 

Zu  Johannes  de  Alta  Silva   De  rege  et  Septem  sapientibus  zweiter 

artikel,  von  Studemund 221 

Runen  in  Berlin,  von  MällenhofT 250 

Die  Limburger  Inschrift,  von  demselben 25S 

Achener  kerkerinschrift,  von  Scheins 260 

Ein  vers  aus  Sangallen,  von  MülIenhofT 261 

Die  Wiener  Genesis,  von  Rödiger 263