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ZEITSCHRIFT
FÜR
DEUTSCHES ALTERTHÜM
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HERAUSGEGEBEN
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VON
KARL MÜLLENHOFF tod ELIAS STELNMEYER.
NEUE FOLGE. SECHSTER BAND.
ACHTZEHNTER BAND.
BERLIN
WEIDMANNSGHE BUCHHANDLUNG.
1875.
?0$
. 05/
ÜBER REINHART FUCHS.
Manche alte deutsche Sprichwörter enthalten kleine tier-
fabeln: der reiher schalt das wafser, als er nicht schwimmen
konnte; daz der boc an im wetz, des selben zthet er die geiz; die
schielende geifs sieht wohl den garten, aber nie den zäun
(WGrimm Freid. lxxxviii); ist die maus voll, so ist das mehl
bitter udglm. mehr als ein Sprichwort ward daher dichterisch
zu einer fabel erweitert, wie umgekehrt manche fabel in ein
Sprichwort zusammengezogen wird (zu Denkm. xxvn, 2, 19. 83.
34 usw.). die fabel selbst aber ward in ältester zeit, wie noch
später im zwölften jh. bei Spervogel nur als beispiel und gleich-
nis gebraucht, und Sprichwort, fabel und gleichnis begreift die
alte spräche unter 6in wort, der älteste beleg für eine deutsche
rustica fabula aus dem j. 612 (zs. 12,4090 ward schon von
JGrimm (Reinh. F. s. cxcmi) beigebracht, aber ohne rücksicht auf
den Zusammenhang, in dem sie tiberliefert ist, ausgehoben, so
dafs die gleichnisartige anwendung nicht erhellt, allein von
einer zusammenhängenden epischen tiersage, die JGrimm als ein
uraltes gemeingut fast aller Völker erweisen wollte, finden wir
weder in Deutschland, noch auch im Norden und England eine
sichere spur; eine solche sage hat es in Wahrheit auch sonst
nirgend gegeben, die epische behandlung der tierfabel gehört
erst dem mittelalter und zunächst der lateinischen dichtung der
geistlichen an, und die fremde herkunft gerade der beiden für
ihre geschichte und entwickelung wichtigsien stücke läfst sich,
wie mir scheint, jetzt sehr deutlich übersehen.
Otto Keller hat in trefflichen Untersuchungen über die ge-
schichte der griechischen fabel (Jahrb. f. klass. phil. 1862,
Z. f. D. A. neue folge VI. l
2 CBER REIMIART FUCHS
60pplb.4j hervorgehoben dafs das Verhältnis toui fuchs und loweo,
wie es die fabel darstellt, in der würklichkeit nirgend besteht, der
d«irstellung dagegen entspricht vollkommen das Verhältnis des
Schakals und löwen. der schakal ist ein diener und begleiter des
königs der tiere, der mit ihm seine beute teilt. Keller hat daher
Indien mit recht für die ursprüngliche heimat der aesopischen
tierfabel erklärt und daher namentlich fs.340fr) die erzählung her-
geleitet, dafs der fuchs den hirsch in die hole des kranken löwen
lockt und das herz desselben als beuteteil an sich nimmt, dies
stück von unläugbar indischer herkunft aber finden wir auf der
grenze des mittelalters im siebenten jh. bekanntlich bei Fredegar
in eine fabulose geschichte Theodorichs des grofsen eingelegt
(Reinh. F. xLvm, Mones Anzeig. 1835 s. 14f, 1838 s. 35511),
dann in ähnlicher einkleidung, so dafs der name des baierischen
Theodo noch auf den gotischen Theodorich zurUckdeutet, aber
der bär der deutschen anschauung gemäfser als könig der tiere
an der stelle des löwen steht, ^aus alten büchem' ums j. 1000
wieder bei Froumund von Tegernsee (Reinh. F. s. l f) und end-
lich noch einmal in der Kaiserchronik in der geschichte des
baierischen herzogs Adelger und seiner händel mit dem römischen
kaiser Severus, doch so dafs ein gärtner die rolle des löwen
und hären übernommen hat. es ist anzunehmen dafs der un-
historische Adelger erst zum träger der sage gemacht wurde,
als der alte Theodo in vergefsenheit geriet, eine reine volks-
sage aber ist in dieser erzählung nach ihrer anknüpfung an die
römische geschichte in der Kaiserchronik wie bei Froumund und
nach Froumunds berufung auf 'alte bücher' durchaus nicht an-
zuerkennen, sondern nur eine im munde der geistlichen freier
gestaltete, halbgelehrte tradition, deren letzte quelle, wie ich
nach dieser berufung und der hindeutung des namens bei Frou-
mund nicht bezweifele, keine andere ist als die aufzeichnung bei
Fredegar. auch nur nach einer ähnlichen, unklaren Überlieferung
konnte Froumund aao. behaupten dafs nach priscis cantilenis
die Noriker oder Baiern Alexander dem grofsen krieg angekün-
digt hätten, eben so wenig liegt auch bei Fredegar eine echte
volkssage vor. augenscheinlich ist diese geschichte Theodorichs
in Italien und vom Standpunkte der Römer ausgedacht deshalb
soll Theodorich von macedonischen eitern am hofe des patricius
Idacius in Rom geboren und von ihm adoptiert sein; die Römer
ÜBER REINHART FUCHS 3
und Goten setzen ihn nachmals selbst zum patricius ein, und er
herscht trotz aller nachstellungen des kaisers in Constantinopel
lange zeit ruhmvoll über ganz Italien, dessen städte in ihren be-
Festigungen, palästen und anderen bauwerken noch die denk-
mäler seiner tätigkeit bewahren, wenn daher die fabel dem
Ptolomaeus, dem freunde des Theodorich in Constantinopel so
in den mund gelegt wird dafs er sie dort bei einem fröhlichen
festmahle, scheinbar zur ergetzung der gaste, in Wahrheit um
seinem freunde eine Warnung zukommen zu lafsen, vorträgt, so
gründet sich diese fiction auf die kenntnis der tatsache dafs der-
gleichen fabeln bei den Griechen im schwänge waren und ge*
legentlich erzählt wurden, und es ist deutlich angezeigt dafs sie
von dort her nach Italien gelangten.
Eine zweite aesopische fabel, die auf den rat des fuchses
durch einen frischen wolfsbalg bewürkte heilung des kranken
lOwen, ist für die ausbildung des mittelalterlichen tierepos noch
ungleich wichtiger, auch sie stammt aus Indien, wie Keller s.
342 bemerkte, nicht nur wegen der Vertrautheit des fuchses und
löwen, sondern auch wegen der im occident und im norden
nicht beobachteten gemeinschafl des fuchses und wolfes. durch
Dümmler und Weiland (zs. 12,459. 14,497; vgl. 16,480) ist
nun neuerdings eine behandlung dieser fabel ans licht gekom-
men, die aller Wahrscheinlichkeit nadi, ja wohl unzweifelhaft von
Paulus Diaconus herrührt und von ihm gegen ende des achten
jhs. im hofkreifse Karls des grofsen vorgetragen wurde, dafs
mündliche Überlieferung zunächst ihre quelle war, zeigt der
der griechischen prosa unbekannte zug von den zerrifsenen
schuhen und vor allem der bär an der stelle des wolfes. auf
dieselbe weise steht auch in den gleichzeitigen alcuinischen
Versen De gallo (Reinh. F. s. cLxxxni. 420) der wolf dem bahn
gegenüber an der stelle des fuchses. dafs aber Paulus seinen
Stoff aus Italien mitgebracht, ist nicht nur an sich wahrschein-
lich, sondern wird auch noch dadurch bestätigt dafs eine seiner
anderen fabeln (zs. 13, 320) dort zuerst wieder auftaucht, auch
jene war ohne zweifei, wie die vom hirsche, über Griechenland
dahin gelangt, sie hat aber geradezu die erste grundlage für
das tierepos abgegeben, wir flnden sie zunächst im zehnten jh.
(JGrimm Lat. ged. s. 290 f, Sendschreiben s. 4) wieder in der
Ecbasis captivi in einer der griechischen ähnlicheren fafsung, da
4 ÜBER REINHART FUCHS
der woIf wieder der ankläger des fuchses ist und der zag mit
den schuhen fehlt es folgen dann im zwölften jh. die ersten
rechten tierepen, der Isengrimus und Reinardus aus Süd- und
Nordflandern, deren kern und grundlage durchaus jene fabel
bildet, hier führen die hauptträger der handlung aufser dem
löwen zuerst ihre festen epischeb namen, das wahre zeichen der
epischen behandlung, und eine anecdote aus der Picardie vom
j. 1112 (Reinh. F. cxcvf) zeigt dafs sie damals dort üblich geworden
waren, wenn auch die bemerkung sie mim (nemlich Isenffrimum)
aliqui solent appellare lupos sie keineswegs schon als alt und
allgemein bekannt hinstellt, ich bin überzeugt dafs sie nicht
viel früher als die anecdote andeutet aufgekommen waren und
zwar im nordwestlichen Frankreich, wo in Flandern und Artois
deutsches und französisches wesen zusammentrafen und vielfach
in einander übergriffen.
Die bemerkung JGrimms (Reinh. F. s. clxxxix), dafs alle älteren
darstellungen keine tiemamen zeigen, besteht auch nach der ent-
deckung der Ecbasis und der fabel des Paulus zu recht, und
weder Froumund in Deutschland, der aufser dem erwähnten
stücke sogar mimische darstellungen der tierfabel in den klöstern
zu kennen scheint (Ferd. Wolf Über die lais s. 239) S noch
hundert jähr später Marbodus in Frankreich wifsen von solchen,
denn dieser, seit 1096 bischof von Rennes, vorher aber archi-
diaconus in Angers, wohin er sich auch später wieder zurückzog
und am 11 sept. 1123 starb, ist wahrscheinlich der verfafser
des von Grimm (Reinh. F. s. 410 vgl. s. clxxxiiiI) aus einer
Wiener hs. herausgegebenen Luparius, der mitten unter anderen
kleinen stücken von seiner band in einer gleichzeitigen hs. von
Tours gefunden und schon von Beaugendre, worauf mich
Dümmler aufmerksam machte, mit den werken des Hildebert
von Maus oder Tours Paris 1708 p. 1628 abgedruckt ist. die
Verbreitung der tiemamen, wie der epischen behandlung der
fabel geht erst seit dem zwölften jh. von der nordfranzösischen
dichtung aus und ist durchaus von dieser abhängig.
Dafs die tiemamen von Nordfrankreich nach Sttdfrankreich
gelangten, gibt JGrimm selbst zu (Reinh. F. s. cc). in Deutsch-
' vgl. die von Philipp dem schönen yeranstaltete procession Renart
(JGrimm Reinh. F. s. cc).
ÜBER REINHART FUCHS 5
land mag Heinrich der glichezaere einigen namen die richtige
deutsche gestalt gegeben oder sie auch durch neue ersetzt
haben: jedesfalls schöpfte er sein gedieht aus einer französischen
quelle, und diese ist nach Martin (Examen critique s. 14. 16)
keineswegs verloren; gleichzeitig aber fafste Spervogel nuc
namenlose kurze tierfabeln in den rahmen einer Strophe, der
flämische dichter des Reinaert wuste dann noch viel mehr als
der deutsche seinem Stoff ein heimisches gepräge zu geben;
aber auch er dichtete eingestandenermafsen nd den waischen
boeken, und die Wendung, dafs statt der fehde zwischen fuchs
und wolf die klage und der process gegen Reinaert die hand-
lung beherscht, hatte sich schon in der französischen dichtung
vollzogen; wie, wird wohl die sorgfältig vorbereitete neue aus-
gäbe des Renart deutlicher darlegen, der Flamänder erklärt
aufserdem gleich im eingange seines gedichts dafs bis dahin die
gheste van Reinaerde in dietsche onghemaket bleven war. die
früheren Zeugnisse für die bekanntschaft der epischen tiernamen
in Flandern aus dem anfange des dreizehnten jhs. (Reinh. F. s.
ccvi) stützen sich also auf die französische dichtung. die künde
von ihr mufs damals sogar schon in die deutschen Rheinlande
gedrungen sein; denn der hochdeutsche Reinhart kann nicht
füglich die quelle sein, wenn in dem niederrheinischen gedieht
von Morant und Galie, das nach Lachmann etwa zwischen 1190
und 1210 verfafst ist, es von einem, der sich Morants gegen
seine richter annimmt, heifst (Karlm. 255, 31)
hey gelichde sy Reinharde
deme roden vosse
entgaen ir smuysse,
wo ich das letzte wort freilich nicht verstehe, aber in der ersten
Zeile unbedenklich sy für sich hergestellt habe; und alsbald
heifst es weiterhin von einem der urteiler (Karhn. 257, 66)
ittt hört van Röharde,
dem feilen Reinarde.
ich erinnere hiebei daran dafs auch die kärlingische heldensage
in den Rheinlanden eher bekannt war als es davon deutsche
gedichte gab (ZE. xxn oder zs. 12, 355 f, wo nur die kölnischen
Marsilius und Garsilius aus dem spiele hätten bleiben sollen). —
der nordflandrische magister Nivardus, der um die mitte des
zwölften jhs. den Isengrimus zum Reinardus erweiterte, legt in
6 ÜBER RELNHART FUCHS
seinen Zusätzen durch die namen Beiinus für den bock und
Balduinus für den vater des esels (Reinh. F. s. ccxxxini und
ccxLini) Zeugnis ab für das noch ältere zuströmen der französi-
schen dichtung, und die deutschen und anderen namen, mit
denen er die neuen beiden der fabel ausstattet, beweisen nur
seine eriindungsgabe, nicht das Vorhandensein einheimischer sage,
weil sie in diesem falle später wieder auftauchen müsteu. das-
selbe gilt von den namen der nebenpersonen im Isengrimus;
auch sie sind von dem verfafser nach gutdünken den tieren bei-
gelegt und zum teil ganz neu gebildet, wie der entschieden
deutsche Sturdarmus für den eher und der hybride Sprotiuus
für den hahn (Reinh. F. s. ccxxxiii und ccxxzvif), da sie, aufser
dafs im Reinaert eine henne Sproete heifst, sonst nirgend
wiederkehren; auch sie wurzeln in keiner tradition. aufs
schärfste heben sich daher gegen sie ab die drei beuennungen
für den wolf, fuchs und hären, Isengrinms, Renardus und Bruno,
die alle drei auch in der französischen dichtung feststehen, und
mit denen überhaupt die benennung der tiere begonnen haben
mufs. wenn aber nur diese drei namen feststanden und sogar
noch der könig löwe unbenannt war, für den erst der dichter
des Reinardus den namen Rufanus sich erfand, so mufs man
schliefsen dafs die benennung überhaupt nicht viel früher
üblich geworden war. wir stehen damit dem anfange der be-
nennung noch nahcS aber mit dem südflandrischen gedieht
ohne zweifei auch auf dem boden oder in dem bereiche, von
dem sie zuerst ausgegangen ist.
Wenn der südflaudrische dichter des Isengrimus sich der
namenform Renardus und nicht Reinardus oder gar Reinhardus
bedient und dem rohen deutschen wolfe gegenüber die übrigen
tiere als feine Franzosen von bildung, sitte und spräche und
selbst von geburt darstellt (Reinh. F. s. lxv. Lxvniff), so läfst er,
wie mir scheint, hinlänglich deutlich erkennen, auf welcher seile
auch er bereits die tiernamen in gebrauch gefunden hat. nun
konnte allerdings der Franzose den hären Bruns benennen, ohne
* der dichter rechnete sogar noch nicht auf die allgemeine bekannt-
Schaft und Verbreitung der namen, weil er jedesmal nach der ersten nen-
nung das appellativ des tieres als erklärende apposition hinzufügt, v. 23
Renardum vulpem, 25 lupus Ysengrhnus; so auch 93 Ber/Hdus caper —
et vervex nomine Joseph usw.
ÜBER REINHART FUCHS 7
sich weiter einer entlelinung schuldig zu machen als dafs er sich
des vor alters in seine spräche aufgenommenen deutschen ad-
jectivs bediente, auch Renart mochte ein französisches deriva-
tum scheinen (Grimm Gramm. 2,340; vgl. Reinh. F. ccxxxv); aber
welchen sinn ein Franzose damit verbunden haben könnte, ist
nicht abzusehen, und die entstellungen von hmgrim in Sengrin,
Esanguin udgl. (Reinh. F. cciiii) beweisen dafs dieser name den
Franzosen nun gar ein rätsei war. es mufs die benennung,
wenn man sie nicht für ganz willkürlich und zuMlig halten
will, in einem grenzlande aufgekommen sein, wo man deutsch
und französisch neben einander sprach.
Wenn man heutzutage einen griesgrämigen, etwas bösartigen
menschen im niederdeutschen einen alten Isegrimm nennt (Brem.
wb. 2, 705), so denkt man dabei nicht an den wolf im Reineke,
sondern der name selbst scheint einen menschen von solchem
aussehen und Charakter anzudeuten, in ähnlicher weise kann
lange Isangrim, hengrim verstanden und gebraucht sein, der
name bedeutet nicht, wie JGrimm ihn zuerst auffafste (Reinh. F.
ccxLn), der eisen- oder schwertgrimme, die länge des letzten
vocals steht fest durch die lateinischen, ndl. und mhd. gedichte,
durch das ähnlich gebildete Hiltegrtm, Dietrichs heim, die Ver-
kürzung Grlmo, die von Grimmo zu unterscheiden ist, uam. fsan-
grtm ist daher notwendig, wie JGrimm in der anmerkung und
Myth. 217 auslegt, ^der mit dem eisernen heim, der eisernen
maske*, da das schwache femininum ahd. alts. altn. grlma (ags.
grtma masc?) larva, galea in der adjectivischen form eines
eigennamen (zs. 16, 154j stark und einsilbig werden muste, wie
ahd. herza zu armherz misericors udgl. wie solche helmmasken
beschaffen waren, haben der Tascbberger moorfund in Angeln
(Engelhard Thorsbjerg mosefund, Kjobeuhavu 1S63) mit einem
exemplar aus dem dritten jh. und andere in England und sonst
gemachte funde (EHübner in den Bonner jahrb. 1873 s. 171) gelehrt,
auch nachdem die eigentliche bedeutung des wortes längst ver-
gefsen war, konnte man mit dem namen einen ähnUchen sinn wie
im heutigen Niederdeutschen verbinden, mochte man nun bei grhn
an grim oder bei ndl. mhd. Isengrin an grlnen den mund vei*ziehon,
die Zähne fletschen denken, der bischof von Laon in der Picardie
hatte 1112 umgekehrt von der tierfabel aus seinen mörder scherz-
weise propter lupviain speciem Iseugrin genannt (RF. cxcvi).
8 ÜBER REINHART FUCHS
Nicht anders verhält es sich wohl mit Reinhard, Reginhard.
die eigentliche bedeutung dieses namens erhellt aus dem ags. ad-
jectiv regnheard urhart, überaus, vor allem anderen hart, das im
Beov. 326 sächlich von Schilden gebraucht, als personenname
aber nicht etwa nach dem nhd. als Severus, Prae- oder Per-
severus, sondern von der standhaftigkeit, der Festigkeit und der
unerschütterlichen Widerstandskraft eines beiden zu verstehen ist ;
und denselben zweck der höchsten begrifTsteigerung hat regin in
anderen alts. ags. und altn. compositis und wenn in einem, so
notwendig in allen eigennamen. die bedeutung von got. ragin
consilium aber hat das wort, wie die rachinehurgii der Lex salica
schliefsen lafsen (RF. ccxli, zu Waitz Lex Salic. s. 291), gerade
im gebiete dieses gesetzes, also namentlich in seiner heimat, in
Flandern länger bewahrt als irgendwo sonst, und dies konnte
sehr wohl dahin führen, da auch das Niederländische -aert, das
Romanische -ard statt des alten hard ^ableiterisch zu benennungen
für mannsleute in bösem sinne' verwendet (Gramm. 2, 339 f)»
dafs man dort noch im eilften jh. Reinard für einen besonderen
Schlaukopf gebrauchte*; die Übertragung beider namen Reinard
und Isengrim auf den fuchs und wolf aber konnte dann im
zweisprachigen Süden des landes oder auch in Artois erfolgen. ,
Die hier vorgetragene vennutung erklärt vollständig und
einfach alle in betracht konunenden tatsachen. sie darf daher für
die einzig mögliche und richtige gelten, bis man eine noch
befsere findet, der appellativische gebrauch der personennamen
muste alsbald mit der Verbreitung der tiernamen mit diesen
zusammenrinnen, bei der Übertragung aber ist auf jeden fall
nicht zu vergefsen dafs das tierepos nicht aus alter volksmäfsiger
Überlieferung hervorgegangen, sondern ein erzeugnis der dichtung
der geistlichen ist. die spuren dieses Ursprungs sind ihm von
der Ecbasis an im Luparius, Isengrimus, Reinardus usw. aufs
tiefste eingeprägt, und ich fürchte nicht von dem künftigen
* die französischen verse bei JGrimm (RF. s. ccxli) sind natürlich nur
60 zu verstehen daCs der fuchs sich auf seinen rechten namen beruft, weU
er als guter, schlauer ratgeber sich oft bewährt hat und dafür aUgemein
bekannt ist; nicht aber kann man dem französischen dichter irgend welche
kenntnis von der ursprünglichen bedeutung des namens oder in welchem
sinne er beigelegt sei zutrauen, der fuchs heifst nicht umsonst fuchs und
Renart nicht umsonst renard.
ÜBER REINHART FUCHS 9
herausgeber des Renart Widerspruch zu erfahren, wenn ich be-
haupte dafs noch die nordfranzösischen brauchen wohl sämmtlich
cleriker zu verfafsem haben, selbst der deutsche Heinrich war,
wie es scheint, nach seinem beinamen GUchizäre (Graff 2, 119,
Ducange s. v. 'sarabaYta) ein fahrender cleriker. die geistlichen
hatte der herr selbst gewissermafsen durch das gleichnis vom
guten hirten und durch die wamung vor den Wolfen in Schafs-
kleidern auf die tierfabel hingewiesen.
29. 3. 74. K. M.
ZUM SCHWERTTANZ.
Vom fünfzehnten bis ins siebenzehnte und das vorige jahrh.
sehen wir den schwerttanz über ganz Deutschland verbreitet,
zuerst in den Städten, dann auch auf dem lande, ich habe ge-
hofft dafs meine abhandlung in den Festgaben an Homeyer (Ber-
lin 1871) noch einige hie und da verborgene nachrichten her-
vorlocken würde, die über die aufführung des tanzes weitere
aufklärung gäben, was ich bisher erhalten, beschränkt sich auf
einige Zeugnisse für seine zeitliche und örtliche Verbreitung.
In Köln, das schon in der berlinischen Germania 9, 69
unter den Städten, wo der schwerttanz zur aufnihrung kam, ge-
nannt ward, fand hr archivar dr Ennen nach einer gefälligen
brieflichen mitteilung nur die einzige nachricht in einer morgen-
sprache vom 19 febr. 1487, worin es heifst:
Oueh as unse heren vanme raide zo use zyden verboiden
haint umb kroingdt zo gayn, noch mit den «werden off reyffen zo
dantzen oder umb zo gayn, so verbiedent usse heren noch as vur,
dal neymantz, hey sy wer hey sy, umb eynich kroyngeU vur sich
selfs aüeyne oder in gesehchaff mit den «werden oder reyff zo
danzen oder sust meynnich anderrekye wyse umb enghae.
Das Zeugnis ist das älteste nach dem von 1443 aus Braun-
schweig (Festgaben s. 118), und es ist nur noch die auch später
(aao. s. 120. 122. 123) wiederiiehrende Verbindung des scbwert-
tanzes mit dem reifentanze hervorzuheben.
Eine notiz von ähnlicher art verdanke ich meinem hoch-
verehrten landsmanne herrn Oberbürgermeister Boysen in Hildes-
heim aus den dortigen ratschlufsbüchern:
10 ZUM SCHWERTTANZ
Ratslag auf den schvcerttamz,
Demnadi die stkmide beim regierenden htm Imrgenneisier
afuuchnng getan irtn dienern gnnsti^idi sn eriauben disen bevor-
Siehenden vasselabende über den sehcerttanz zu fum^ als ist das-
seibige zu rate gestalt und von rat und 2i man darauf gedossen,
das zu furhutunge allerhand leicht fertigkeä für dismal den sehmi-
den ir suchent abgeslagen und den srhverttanz zu halten mcA/
*o// gestattet u-erden. den 2Sten jtUHuan'ij ao 'lö«S3.
Auch in Braunschwei};: führen die schmiedeknechte (aao. s.
ISS», in Nürnberg die raesserschniiede <>. ll&i lu fastnacht
den schwerttaaz auf. in Breslau (s. 121) und in Siebenbürgen
IS. 146) sind es die kürschner. in Lim is. 120 f die fechter.
Ur Boysen teilte mir ferner mit ilals er im kirchspiel Bü-
siun in Ditmarschen in den jähren 1S2S~3S, Gähnend weicher
er daselbst beamter war, vergeblich erkuudi:nini:en nach dem
schwerttanze angestellt habe, den Anton Viethen dort 17i7 auf-
führen sah und ausführlich schilderte laao. s. 129 f*. niemand
erinnerte sich der abhaltung eines solchen, noch auch gab es
alte Schwerter, die dabei in ^brauch d^^wesen w2ren. obdeich
sonst manche altertümliche «robräuche sich erhalten hatten, auch
die im Neoconis 1. 224 erwähnten schlachten und kluften fast
alle noch bestanden mit ihren besonderen Statuten, ihrem eigen-
tum an kirchensitien und begr;^bnispL^uen. sowie an alten sie-
celtt. Webern, trinkhi^rnern udgl. dafs auch Neocorus« 150 jähre
\or Viethen pretligor in Busum. des schwerttanzes mit keinem
Worte gedenkt, orwahuto ich aao. s, 12S. und es gibt für die
Sitte in Pitmarschen aufser Vtetheu nur noch das zweideutige
Zeugnis des gelehrten Iliurich Giesebn^rbt i,s. 129». dennoch
kann mau die k'sclireibunc Vietheus« wenn nun die übrigen
alterten auf/eichnungen. ilie ihm zu geUue gi'>;.uiden haben konn-
ten, zumal die zuu^iclist \en\audie dt^ Olaus Maguus aus Schweden
vergleicht, nicht für eine falschung und ertindung lullen, auf
die weiter keine rücksicht zu nehuten sei: die ^ergleichung be-
wahrte vielmehr is. lo2> ihre uuabh:iu^i;:keit und selbstdndifkeit.
Merki^unlicer und enriebii^T sind einige nachrichten aus
dem auslande, durch frMileiu t\m^line Michaelis bin ich auf-
merksam ^envicht auf eine auuierkuu«: Lu4»i\vhts zu ^einer über-
Setzung dt*s IVutamertuie 2. 2ö3 I und die nachirJi^e dazu zum
ZUM SCHWERTTANZ 11
Dunlop s. 516. die hier gegebenen nachweisungcn aus England
(Stnitt's Sports and pastimes in c. 8, Lockhart's Life of Sir Walter
Scott n c. 4 (p. 81 Baudry, Edinbuig 1845 p. 265), Dramatick
writings of Shakspeare, Bellas edition xi p. 146 und Johnson zu
Anthony and Cleopatra act in sc. 9) ergeben nichts« neues für
die dortige sitte, was nach den früheren mitteilungen darüber
(s. 132-141; in betracht käme, auch das lied bei Villemarqu^
Baneaz-Breiz i (1846) nr 7 läfst höchstens schliefsen dafs die
Bretonen ehemals gleichfalls den schwerttanz gekannt haben,
ebenso gibt es eine vereinzelte notiz darüber aus dem d^parte-
ment des Hautes Alpes (Dunlop s. 516). von Wichtigkeit ist zu-
nächst der schon von Mone hn Anz. 1835 s. 229 f aus Covaru-
bias Tesoro della leugua castellana (Madrid 1611) ausgehobene
artikel
Danza de Espadas, esta datiza se usa eii el reyno de
Tokdo^ y danzanla en camisa y en gregescos de lienzo con ums
tocadores en la cabeza; y traeii espadas blaucas y hazen coti ellas
grandes vueltas y revueUas y nna mudatiza que llaman la de-
gollada, porque c^rcan el aiello del que los giiia con las espa-
das y, cuando parece que se la van ä cortar por todas partes, se
les escurre de entre ellas.
Hier wird also der Umz von tänzern in hemden und leine-
nen beinklcidern, mit tüchern um den köpf, wesentlich ebenso
ausgeführt wie nach dem Don (juijote (s. 145) und ganz ähnlich
wie in Deutschland, hervorzuheben ist nur die köpfungstour,
la degollada, bei der der hals des vortänzers so dicht von den
Schwertern umkreifst wurde, dafs es aussah als sollte er von allen
Seiten her abgeschnitten werden, bis joner geschickt entweicht,
diese tour ist darum so merkwürdig, weil sie mit der englischen
und deutschen (s. 143 fl'j zusammentrifll, die mir wegen ihrer
übereinstinunung mit dem altrOmischen Märzspiol den sichersten
beweis für das hohe aller der germanischen sitte zu geben
schien.
Dagegen hat mit dem schwerttanz kaum noch eine ähnlich-
kcit die astunsche danza prima, deren Duran (Romancero i p. lxhi
oder CoUeccion de romances mi p. xu not.) als eines rundtanzes
erwähnt, und über die f'ri(ulein Michaelis mir folgendes mitteilt:
nach Jose Amador de los Bios, der die romanzcn Asturiens aus
dem volksnuinde gesammelt hat (Jahrb. für romanische und eng-
-•>
Zl'M
ubäit IitMnniu «-:. 2T4 w^röeL di^a^ aon ul zanjkt de: äum
iimiic gissmi^eL udl di«6e: :aDi se ^cn. üol uiOkaieL attemmL
»eiL fiTKCv^nficiKf cuaraia^ zeiet sici il oeL saiiPfi, mc öeiieii
6ICL ÖM: lüiizer iiewafioei.. uuc u. dsdl mf fttiri. ckt val zeii
ZL xer fsniiDtu o^ lc»^ Illo^ iiäic iin. flir ursprtiiüniri Kfiiitfcb
lUiC srtiii>H«r sitJ: iBTlL ÖS mtouiiuc ^III£^ auösn. «siatiisriaprn
arcfafcoJt«fi»!L üL : i«iM £fO^ JiüuNk firnairr t neaeiiBMe HKueacani:'
■K M «MM/'eaoiu- o. vt^ic eftcuiar a m rtrmsiuc Mir «*v n
n CMKQui tt^ipmaric at u» pmfHut Teiia\ ob rmm & o^iu 08?
ft- ttstekot Tt9h ie ctNfST'x ä a& 'iiotMrn?-! iA OM;Hn& « aoo
ri*9. eK iMC I. ti:'i 8i:iiir*rfNL tftrumux a -iniuninr rn» Ofouoff
gwr Lette . c mff tüomau T*nr> mcsri:!:«» ii« m ' 7twtt inm t Mi
il offM» . 'Ar\ .' M ir oarK e> iic f?:. — *mrriutf of cnc
flNOfvff-i iii» jriwfteruf j^ertuft q& "imtchTr m tmrx m Hau r% 2a
ämae i ei vemi at^rMmat k t^s t fC rvn mtac m ^ mI'
a» gta mt omkl f9Ge'''yamtm vtr am am* t» in;*i^ it ooosc
« «tic cOfKtf üf nmr'aii» vir- tsrvmt paurjlu am 'tsmc «m
• • •
Iib» iuer os 'Uii:i "«jt us! &&« CKTiSs^iöft r«;tu»f*t iior riire?
ciK ooK&c sr-^oitf lifGic nuufke; '>'ia -doii m 3ciLL2.i£rüciifa vurva
Ulli viiföukiML r>iii'.iti«L «iörv^rzMLC. ^'la xia«s tOflairaiifr jt:
aoiT.. alt iia iBkuifn mc fCJ&*Ki 9ir«-id!ipf!: rir ^c^-ut^rtskC la
uubcxtiar: vnL vi^^ia SdksM b-ndLadk':^ Af?
ZUM SCHWERTTANZ 13
litteratur und kunst in Spanien 1, 70) ])erichtet nach LI. de
Iztueta Guipuzcoaco dantza, San Sebastian 1824, und desselben
Euscaldun ancinaco ta ara Ledabicico etorquien, San Sebastian
1826.
Hingegißn schliefst sich die von Basile im Pentamerone er-
wähnte *mpertecata wieder nahe an den schwerttanz an. Lieb-
recht berichtet darüber in der anmerkung aao. nach Galiani
Del dialetto napolitano p. 133: das volk tanzt ihn mit blofsen
de gen in den bänden oder statt ihrer, um unheil zu vermeiden,
mit blumenbekränzten stocken, daher der name Imper-
ticata, stocktanz; gewöhnlich jedoch heifst er Intrezzata, der
verschlungene tanz, gesellschaften von männern aus dem
niederen volke pflegen während des carnevals sich zu mas-
kieren und unter den fenstem der geliebten, noch häufiger aber
unter denen der vornehmen diesen tanz aufzuführen, wofür man
dann den tänzern und musikanten eine kleine gäbe an geld zu-
wirft, der gesang, mit dem man den tanz begleitet, heifst gleich-
falls 'mpertecata. in Messina wird er mit hölzernen Schwertern
(wie in dem Harzer spiel s. 141) getanzt und heifst dort baUo
aUa scherma (Dunlop s. 516), fechttanz, wie auch der Ulmer
schwerttanz (s. 120 f) hätte heifsen können, man sieht aber
nun, wenn man von der neapolitanischen 'mpertecata ausgehend
die asturische danza prima vergleicht, dafs diese allerdings aus
einem schwerttanz hervorgegangen sein kann, wie sehr sie auch
jetzt davon abweicht.
9. 4. 74. K. M.
ZU DEN MARIENGRÜSSEN.
Nach der Koloczaer hs. und mit benutzung von 19 von Do-
cen Mise. 2, 244 ff aus einer nicht näher bezeichneten hs. mit-
geteilten Strophen (D) hat Pfeiffer die Mariengrüfse zs. 8, 276 ff
in sehr befserungsbedürftiger gestalt abdrucken lafsen. seitdem
sind durch Zingerle bruchstücke einer dem 14 jh. angehörigen
Meraner hs. (Sitzungsberichte der Wiener akademie band 55 (1867)
8. 614 f!) bekannt geworden (M) und Schönbach hat mir freund-
lichst collationen der Heidelberger hs. 341 sowie der Wiener
14 ZU DEN MARIENGRCSSEN
2677 besorgt, die beiden letzteren (ich nenne sie B und A)
bilden mit der Koloczaer hs. (C) eine klasse, wie dies die zahl-
reichen gemeinsamen corruptelen bezeugen, zb. 162 zimmtn rinde]
ze minnen rinnet A ze minne rint BC, 252 ah] ob ABC, 491
durstj durh B durch AC, 690 verbwre] yebere ABC, 762 banden]
handen ABC. unter einander sind, wie bekannt, wieder BC näher
verwandt, vgl. zb. 94 genan'te] geruzte B geruste C. dieser klasse
gegenüber stehen M und D, welche letztere hs. nicht etwa, wie
man nach Haupts bemerkung aao. s. 275 vielleicht anzunehmen
geneigt sein konnte, mit A identisch ist; ob sie nur die von Docen
veröffentlichten Strophen und in dieser folge enthielt, mufs vor-
läufig dahin gestellt bleiben. M hat, wie bereits Zingerle be-
merkte, V. 216 das allein richtige sam daz re'ch erhalten, wo
ABC sam der reht geben, daneben finden sich freilich nicht
wenige willkürlichkeiten, zu M aber stellt sich D durch seine
lesarten v. 70. 83. 99. 226.
Das gedieht ist sehr künsthch angelegt, die grüfse selbst
reimen sämmtlich klingend, wobei allerdings dem verfafser zu
statten kommt dafs zweisilbige stumpfe worte auch klingend zu
gebrauchen sein diaiekt und seine kunst ihm nicht mehr ver-
bietet; die einleitung dagegen, der schlufs und die Zwischen-
stücke sind durchgehends stumpf gereimt so dafs die einzige aus-
nähme von dieser regel im v. 3. 4 vielleicht auf Verderbnis
beruht, innerhalb des zweiten und dritten fünfzigs der grüfse
kann man eine weitere gliederung in der weise erkennen dafs
die ungeraden Strophen stets mit frew dich, vrouwe und hilf uns,
vrauwe beginnen, die geraden das wort vrouwe fortlafsen; eine
ähnliche differenzierung ist durchgeführt zb. im Marien rosen-
garten (Bartsch Erlösung s. 284). daraus ergibt sich dafs in den
w. 373. 429. 517 vrawe zu tilgen ist. nicht nachweisen läfst
sich ein ähnliches Verhältnis im ersten fünfzig, ist es aber bei
einem dichter, der so viel mühe auf die Symmetrie seines Werkes
verwendet, glaublich dafs er entgegen seiner eigenen aussage
(v. 68. 278. 793. 795) das erste mal statt 50 grüfsen wird 53
gearbeitet haben, wie sie alle hss. aufweisen? die 3X50 grüfse
sollten sicher «den 150 psalmen entsprechen, die man gerne in
drei abteilungen zerlegte (vgl. MSD' 570)'. drei Strophen wer-
' vielleicht beruht auch die Unterscheidung der drei gnippen durch
zu DEN MARIENGRÜSSEN 15
den also als zusätze auszuscheiden sein, aber welche? es ist
im ersten fünfzig regel dafs den Worten tois gegrüezet ein attri-
but der Maria folgt, das entweder schon in der ersten zeile seinen
abschlufs erhält oder noch in der zweiten sich fortsetzt, also
JessS kürme, Aarönes gerte, stüde dornte; des paradises / IteA^
blname usw. als abweichungen von diesem princip fallen sofort
zwei Strophen auf v. 165 ff
wis gegrüezet, und geruoche
biten daz ich an dem buoche
dines sunes si genennet
der die sinen wol bekennet
und die sowol geschmacklose als unwahre v. 257 ff
wis gegrüezet, unde erkenne
daz ich, vroutoe, selten nenne
dinefi namen in dem getihte:
daz kumt von der rime nihte (wol rihte zu lesen),
was die dritte zu tilgende Strophe anlangt, so kann man schwan-
ken zwischen 129 fr tois gegrüezet^ vrouwe gerne! und 265 ff wie
gegrüezet mit den worten, diu sprach ab des kriuzes orten din sun
zuo dir, tohter Annen usw. ich möchte die Streichung der letz-
tern Strophe vorziehen, da sie die mit epithetis versehenen stö-
rend unterbricht; denn dafs die beiden letzten 273 ff. 277 if mit
ihrem wis gegrüezet an die füeze und w. g. an die hende ab-
weichen, hat, da sie den schlufs des ganzen bilden, nichts auf-
fälliges.
Ich gehe nun über zur betrachtung einzelner stellen, v. 8
ist mit AB ein zu entfernen. 18 hat B werdent zwei, A e zwein
u>erdent; vielleicht ist darnach zwei noch das ursprüngliche. 41
ist wol rischez zu lesen. 44 fr nu entslah mir, vrouwe, mmen
ban unt swaz ich sünden ie gewan, nach dm (der hss.) in der
jugent ich wan, dö ich mich bezzers niht versan und in der werlde
vlüete ran. bi dtner güete ich dich (fehlt den hss.) des man.
57. binz mit M. 63. üz mit ABM. 64. ymprian haben alle hss.
67. rime ian fraine san M) fafsen Weigand 1\ 736 und Lexer
1, 1472 als jän — reihe auf. aber diese bedeutung ist erst Über-
tragen aus einer nicht ganz deutlichen stelle der WeistUmer.
wii gegrüe%et, vrewe dich, hilf um auf der dreiteilung des englischen
grufses Ave Maria, gratia pleno, dominus tecum.
16 ZU DEN MARIENGRÜSSEN
ich glaube es mufs gelesen werden rfm in an, da der vers am
schlufse einer reihe von 40 reimen auf an und dn steht. 78. 1.
Moyses mit AB. 86. bluost hat nur D, die andern bluot, ist aber
wol als das seltnere wort beizubehalten. 95. nie niht ABC.
106 ist mit M oder zu streichen. 127 wird mit D des enteigne
zu lesen sein; M hat ez wcene. 142 haben auch B dich ahus
und A dich sus; es mufs dann in aholhem, wofür M suzem ge-
währt, der fehler stecken. 178. warte AB verte M, und letzteres
ist in den text zu setzen. 199. mirre, kasse mit ABC wie bereits
Lexer 1, 1527 angesetzt hat. 210. tuo mit M. 211. da auch
M zur andern klasse stimmt, so mufs wol kein sünde iht bei-
behalten werden. 294. 1. dem wie B. 315. 1. solhen wie alle
hss. 332 ist zu lesen von itwizze, den brdht Evd mit dem bizze.
346. natürlich trüege, 362. wcere. din mn unser schepfcere
(chempfan'e A) nach AB; B setzt vor din noch da hinzu. 364.
1. liebe mit B. 371. alle hss. haben diner und das wird auch
der zeit der entstehung des gedichtes entsprechen. 388 ist die
anmerkung zu streichen, nach 478 ist stärker zu interpungieren
und nach 479 ein komma zu setzen. 570. 1. dem mit AB.
574. 1. Itst mit A. 582. 1. leben mit AB. 612. iht wie AB.
633. embomer wie alle hss. 661. 1. Cn'st ab wuosch aUer der
(gen. p1.) Sünde mit allen drei hss. für 681 finde ich nur dann
einen sinn, wenn man der stein and noivov fafst und in der
folgenden zeile mit B um den (A läfst uns fort) liest 691.
rein enphahen in BC ist durch angleichung an 675 entstanden;
daher entnommen sein könnte auch das vierde (— werde) von A;
in dieser hs. lautet das reimwort sagen; vielleicht stand ursprüng-
lich fragen. 708. 1. rehten mit AB vgl. 738. 709. 1. daz wie
AB. 722. 1. dd mit AB. 729. datz fehlt in B, in A steht daz
wir, aus der vorhergehenden zeile eingeführt, hier liegt eine
corruptel vor, die ich nicht zu befsern vermag. 741. 1. krikze
mit AB. 777. 1. von wie B. 781. 1. tödes, 815. 1. der werdent
fünf über al.
STEINMEYER.
DAS SCHWACHE ADJECTIV IM GOTISCHEN: 17
DAS SCHWACHE ADJECTIV IM GOTISCHEN.
Bei Gabelentz und Lobe (Gramm. § 196) findet sich für den
flexionsunterschied beim adjectiv folgende erklärung: 'die voca-
lische declination bezeichnet das unbestimmte, allgemeine, ab-
stracte, die consonantische das bestimmte, individualisierte, con-
crete.' diese durch ihre Sicherheit imponierende definition nimmt
auch Stamm auf und zwar mit dem zusatz, dafs im allgemeinen
bei der starken form mehr die adjectivische, bei der schwachen
mehr die substantivische bedeutung hervortrete, und mit diesem
Zusatz allein erklärt MHeyne in der fünften aufläge den unter-
schied, all das stammt nun aus dem vierten bände der Gram-
matik, die ausdrücke sind dort aus den weitläufigen Unter-
suchungen über das adjectiv zusammengelesen und sollen die
quintessenz derselben widergeben, tun das aber in irreführender
weise und fehlen vor allem darin, dafs sie bündig als festes re-
sultat hinstellen, was JGrimm selbst vielfach nur unter vorbehält
und mit einem 'scheint' als noch problematisch aussprach, nichts
desto weniger mufs diese neuerliche Untersuchung dodi jene
termini aufgreifen und das was sie bezeichnen vorerst zum
gegenständ der prüfung machen, denn erstens kann die ältere
auffafsung welche sich ihrer bedient, ja richtig sein trotz des
resultates, dafs die betrachtung des ags. ergab (vgl. zs. 16,325),
und zweitens ist für JGrimm das was er im got. Sprachgebrauch
fand durchweg die feste Voraussetzung, von der aus er die
Verwendung der beiden flexionen in den übrigen dialectcn
beurteilt.
Die zu besprechenden fälle sondern sich in zwei haupt-
gnippen. die erste ist die der allein stehenden, substantiva ver-
tretenden, die zweite die der attributiven adjectiva. das prae-
dicative adj. als etwaige dritte gruppe flectiert mit wenigen
bedeutungslosen ausnahmen immer stark, nach dem was die
oben genannten und noch andere^ grammatiker über den syn-
' man vgl. auch zb. Schleicher, Gompend. p. 40d : ^Secuüdäre »an-
stiimme entstehen nämlich aus adyectivischen stammen dadurch, dafs alle
a^ectiva, wenn sie in bestimmter beziehung gebraucht werden, sabstan-
Üviich werden, dadurch, dafs sie den stammaoslant -an erhalten.
Z. f. D. A. neue folge VI. 2
18 DAS SCHWACHE ADJECTIV IM GOTISCHEN
taktischen unterschied der st. und schw. form anführen liegt
nun nichts näher als die erwartung, dafs das adj. da wo es
substantivisch verwendet wird schw. form annimmt, wenigstens
in beiden persönlichen geschlechtern, während dem neutrum ^als
allgemein, unbestimmt' starke form gebührt, wir finden dem-
gemäfs auch schon bei Wellmann (Das got. adj. Stettin 1835)
den satz pag. 38: ^ebenso werden adj., die häufig substantivisch
verwendet werden, ohne art. in schw. form angetroffen, obwol
sie in starker declin. daneben begegnen*, und nach ihm Gramm.
IV 571 unter e die regel: 'persönliche adjectiva, die in substan-
tivische bedeutung übergehen, dh. selbständig, ohne subst. ver-
wendet werden, pflegen schwache form anzunehmen, welche
denn nun auch ohne bezug auf den vorgesetzten oder nicht vor-
gesetzten bestimmten art. eintritt, folglich in der späteren spräche
ebensowol nach dem unbestimmten art. eintreten kann.' es
werden bei Wellmann und Grimm einige fälle aufgezählt, die
aber wol mehr die regel bestätigend anschaulich machen sollen
als dafs dieselbe aus ihnen abstrahiert wäre, denn dazu
reichen sie in keiner weise aus. doch hierbei zu verweilen
und nachzuprüfen, in wie weit sie ihrem zwecke dienen, würde
wie sich ohnedies bald zeigen wird zwecklos sein, ich werde
anstatt dessen sämmtliche im Ulphilas sich findenden beispiele
rein substantivisch verwendeter adjectiva nach schw. und starker
form einander gegenüber stellen und auf diese weise ein gleiches
oder abweichendes resultat zu gewinnen suchen, bevor ich je-
doch an die ausführung gehe noch einige bemerkungen.
Wegen gleichheit der form in beiden flexionen mufs der
gerade sehr häufig verwendete acc. plur. masc. leider stets un-
berücksichtigt bleiben, er würde das material wesentlich be-
reichern.
Von Wichtigkeit ist das Verhältnis zum griechischen text,
wo dieser in Übereinstimmung mit dem got. den art. hat, wo
nicht, ich werde dies überall angeben, und zwar citiere ich im
anschlufs an die Bernhardschen Untersuchungen für die evangelien
nach dem cod. Alexandrinus (ed. God. Woide, London 1786)^
für die episteln nach J bei Tischendorf. doch sind die hier in
betracht kommenden abweichungen von den andern codd. kaum
nennenswert
Die stellen des allein siehenden schw. adj. mit substantivi-
DAS SCHWACHE ADJECTIV IM GOTISCHEN 19
scher bedeutung, welche die obige Grimmsche reget besUHigen^
sind nun folgende:
Matth. 9,27 laistidedun afar imma tvai blindans, hropjandans
jah qißandans (dvo Tvq>Xol). Marc. 8,22 henm du imma blm-
dan tvg>l6v. dann v. 23 fairgreipands handu pi$ hUndms (rot; %.).
Marc. 10, 46 mnus Teimaiaus, Barteimaius blinda 6 tvq>l6g,
der den beinamen des blinden hatte; doch es als reines attribut
aufzufarsen ist auch möglich; v. 49 heifst es von ihm vopidedun
ßana ffUndan, 51 sa blinda qafi; griech. beidemale mit dem art.
— Luc. 2, 24 et gabeina hunä gajvk hraivadubano aippau tvos
jungans ahake ^ ävo veoaoovg negiategiüy. vielleicht Luc. 18,
1 1 unte ni im svasve pai anparai mans, vilvans, invindans, haros,
aippau svasve sa motareis. cod. Arg. hat invinda, was in itwindai
und invindans conjiciert ist (cf. Gab. u. L. z. d. st.), die grie-
chischen art. entsprechen den got genau. Mafsmann läfst nach
mans irrtümlich das komma aus. — Luc. 18, 35 bUnda sums
{Tvq^Xog %ig) sat faur vig du aiktran. — 1 Cor. 15, 16 jah
jabai auk dmtpans ni urreisand vskqoL 15, 29 aippau hva
vanrkjand pai daupjandans faur daupans, jabai daupans ni ur-
reisand vnsQ twv vexgwy, el oXiog vskqoI usw.; ebenso v. 32
jabai daupans ni urreisand sl vexgcL v. 35 kvaiva urreisand
daiupans ol yeKQoL v. 52 jah daupans usstandand ol remgoL —
1 Thess. 5, 3 svasve sair qipuhafton rfj h yaatgl ixovatj.
gipuhafto kommt nur noch vor Marc. 13, 17 vai paim qipu-
haftom, ist also vielleicht Substantiv, zudem sieht es ganz so
aus als sei es dem ?; iy yaorgl *exovaa erst nachgebildet.
Diesen wenigen stellen — denn wir sind schon am ende —
liefsen sich etwa noch diejenigen adjectiva anreihen, von denen
die grammatiker und wOrterbücher angeben, dafs sie nur schwach
flectieren. doch da der gegensatz der starken flexion fehlt, so
sind sie für die zu ziehenden schlufsfolgerungen vorerst wertlos,
die nun folgenden belegsteilen für den in der bedeutung gleichen
gebrauch der starken form sind alle der art, dafs kein Substan-
tiv vorhergeht, auf welches sie in attributiver weise mit aus-
labung des Substantivs zurttckbezogen werden könnten, denn
sonst stände die substantivische Verwendung nicht sicher, es
sind folgende:
Matth. 9, 12 nt paurbun hailai ldcei$ ak ßai unhaili haban-
dans ol lojvorseg — ilX^ ol xoxcüg ix^^^Q- i^- UdiVc 2, 17.
r
20 DAS SCHWACHE ADJECTIV IM GOTISCHEN
Luc. 5, 31. — Matth. 9, 10 managai motarjos jah fravaurhtai
qimandans. griech. ohne art. Matth. 10, 41 sa andnimands ga-
raihtana in namin garaihtis mizdan garaihtis nimifi dlxaiov elg
ovoixa öixaiov usw. Matth. 11,5 blindai ussaihvand jah haltai
gaggand, prutsfillai hrainjai vairpand jah haudai gahausjand jah
daupai urreisand jah unledai vailamerjanda. griech. überall ohne
art. daupai stark in Verbindung mit urreisan, bald urreis u$
dmpaim, daufiai urreisand, dann usstass daußaize, frumabaur
U8 daupaim u. ähnL findet sich gegen dreifsigmal. — Marc. 2,2
gaqemun managai noXkoL manags findet sich schwach nur
selten, in den drei fällen wo es mit dem art. steht, nämlich
Luc. 7, 47; 1 Cor. 10, 17 und 33, hat auch der griech. text
ihn. die starke form vertritt sonst sowol oi noXkol als noXkoL
— Marc. 3, 27 Ni matma mag kasa svinßis {tov hx^QOv) galei-
pands in gard is vilvan, niba faurpis pana svinpan (tov lofj)
gabindip. Marc. 6, 5 nibai favaim siukaim handutts galagjands
gahailida {pXiyoig a^^mazoig). — Marc. 7, 32 berun du imma
baudana stammana xü}q>by fioyiXalov surdum et mutum. Marc.
8, 22 berun du imma blindan jvg>X6v. Marc. 10, 25 azitizo ist
ulbandau — pau gabigamma nXovaiov, id. Luc. 18, 25. —
Marc. 12, 27 nist gup daupaize ak qivaize v&iQviv — ^wvtwv, id.
Luc. 20, 38. — Marc. 14, 5 jah giban unUdaim n%(a%oXg. Marc.
14, 41 galevjada sunus. mans in handum fravaurhtaize %tiv
a^aqziaXwv. Marc. 15, 28 mip unsibjaim rahnips vas fterä
avofMwv. Luc. 1,17 gavandjan — untalans in frodein garaihtaize
iv (pQOvtiau d(Kai(ay. Luc. 2, 23 hvazuh gumakundaize Ttav
ägaev. Luc. 4, 18 du vailamerjan unledaim, du ganasjan ßans
gamalvidans hairtin, merjan frahunpanaim fralet jah blindaim
siun, fraletan gamaidans. die griech. art. sind genau entspre-
chend. — Luc. 6, 39 ibai mag blinds blindan tiuhan? TvtpXdg
vvg>X6v. Luc. 7, 21 blindaim managaim fragaf siun Tvq>lo7g
TioXloIg, 22 patei blindai ussaihvand, haUai gaggand, ßrutsfiUai
gahrainjanda, baudai gahausjand, naveis urreisand, unledai vai-
kanerjanda. das griech. hat gleichfalls nirgends art Luc. 10,21
unte affaUu po faura snutraim jah frodaim jah andhulides ßo
niuklahaim. griech. ohne art Luc. 18, 22 jah gadailei unledaim
ftTtDxolg. Luc. 19, 8 gadailja unledaim roig 7t%ta%oig. Joh.
6, 2 pQzei gatavida bi swkaim iftl %viy aa&eyovvTiov. Joh.
9,31 Patie gup fravaurhtaim {afAaQtwlciv) ni andhauseißi Job.
DAS SraWACHE ADJECTIV IM GOTISCHEN 21
10, 5 ip framapjana (akXoTQit^) ni laistjand, unte ni kunnun
ßise framaßjane (tßv all.) stibna. Job. 10, 21 ihai mag nn-
htäßo blindttHn (rv^lcSv) augona uslukan, Rom. 11, 15 nibai
Ubains u$ impahn ^wf] Ix rex^cSy. ROm. 12, 13 andaoiznim
vdhaize gamaif^jandans tcSv aylatv. Rom. 14, 1 iß unmahtei-
gana (rbv di aaS-evovrta) galaubeitwi andmmaiß, Rom. 14, 9
jah qiv<tm jak imißaim fraujinoß xal vexgCiv xal ^vtwv.
1 Cor. 6, 1 stojan fram invindam jak ni fram — (der text
bricht ab) inl xCiv adhuav xal oixl inl tüv ayliov. 11, 30
dußßt in iztis managai stifXrat jah unhailai, jaggaskpand ganohai.
das griech. hat keinen art. — 13, 11 ßan vas niuklahs, tve
niviklahs rodida, sve niuklahs froß, sve niuklahs mitoda tjfiijy
rfiTCioq, wg njniog, 2 Cor. 6, 8 soe airzjandans jah sunjeinai,
sve tmkunßai jah ufkunnaidai, sve gasviüandatu jah sai libam, sve
talMidai jah ni afdaußidai, sve saurgandans, iß sinteino faginm-
dansy sve unledai, iß managans gabigjandans^ sve ni vaiht aihanr-
dans jah aOata disnimandans, im griech. nirgends art. 6, 17
jah unhrainjamma ni attekaiß axad^aQtov, 9, 1 rahtoda du
veihaitn elg tovg aylovg. 9, 9 gaf unledaim %dig Tcivrjoiv.
Epb. 1, 18 rn veihaim h voTg ayioig. 4, 12 dtc ustauhtai vei-
haize rcSv aylwv. Eph. 5, 3 svasve gadob ist veihaim ayioig.
6, 8 ßata ganimiß at fraujin jaßße skalks japße freis ehe dovkog
eilte iXev»eQog. id. Col. 3, 11. — Col. 1, 12 du dailai hlautis
veihaize (rcSv ä^.) m liuhada. 1 Tim. 1, 9 vitands ßatei garaih-
tamma vitoß nist saiiß, ak vitodalausaim jah untalaim jah unsib-
joim.jah fravaurhtaim jah unairknaim jah usveümm, attans blig-
gvandam jah aißeins bliggvandam^ mannans maurßrjandam, horam
wmnnans gaßivandam, liugnjam, ufarsvaram. im griech. überall
ohne art. ebenso 5, 1 seneigana ni andbeitais, ak gaßlaih sve at-
tin, juggans sve broßruns, sineigos sve aißeins, juggos. — 5, 8
aßßan jabai hvas svesam, ßishun ingardjam el di %ig %wv Idiiov
wi fioliOta twv oUeiiov. 5, 10 jah veihaim fotuns ßvohi
aytwv. — 5, 14 viljau mc juggos liugan vetiniQag, nämlich
weiber. 2 Tim. 2, 9 arbaidja und bandjos sve ubiliojis ug xo-
xovQyog. Tit. 1, 15 aßßan aU hrain hrainjaim (to7g xaOttQOlg)^
iß bisauUdaim jah ungaiaubjandam (rolg dh ftefnacfiivoig xai
anioTOig) ni vaihi hrain.
In all diesen stellen steht das starke adj. gerade so ver-
wendet wie oben das schwache, zu jedem einzelnen falle dieser
22 DAS SCHWACHE ADJECTIV IM GOTISCHEN
finden sich zahlreiche gegenbeispiele der starken wie dies eine
flüchtige Tergleichung ergibt, so haben wir sogar neben tvai
hUndans, tvos juggons, blinda sums Luc. 15, 7 qipa iztns patei
sva faheds vairpiß in himina in ainis fravaurhtis idreigondins
pau in niuntehundis jah niune gataihtaize paiei ni paurbun idrei-
gos, 16, 20 ip unteds sums vas namin haitans Lazarus. Job.
11, 1 vasuh pan sums siuks, Lazarus af Bepanias. 1 Cor. 11, 30
duPpe in izvis managai siukai jah unhailai, so sind die aus«
nahmen jener regel überall zahlreicher als die belege, und dieses
resultat gewährt schon ein durchblick der bei Grimm p. 572
aufgezählten beispiele. dafs aber das numerische Verhältnis ein
so über alle erwartung ungleiches sei und dafs die wenigen
fälle welche die regel beweisen können geradezu verschwinden
gegenüber den andern, das ist erst das resultat dieser alle
f^lle umfafsenden vergleichung. wenn ferner die beobachtung
JGrimms: 'einigemale wird das griech. articulierte adj. durch die
schw. form des got. adj. widergegeben' (p. 572) unter so vielen
möglichen auf vier würkUche fälle (s. o.) sich beschränkt, wie
kann daraus folgen was er dort weiter sagt: 'und dies dient
zur bestätigung des bestimmten begriffs der schwachen flexion
an sich*? hätte sie würklich jene Verbindung mit substantivie-
render bedeutung, so würden wir sie sicher finden in stellen
wie Ephes. 6, 8 pata ganimip at fraujin jappe dcaUcs jappe
freis, wo das adj. einem Substantiv parallel gestellt ist, und
andern ähnlichen, und es würden sich die pluralischen belege
nicht einzig auf die wenigen, zur mehrzahl noch dazu, dem-
selben capitel entnommenen daupans reducieren, sondern wir
würden auch unledans, veihans, fravaurhtans und nicht über
dreifsig starke plurale von daups finden, wir können also schon
jetzt behaupten, der schwachen form wohnt ebenso wenig wie
im ags. so auch nicht im got substantivierende kraft bei, sie
hat nichts 'substantivisches' an sich, sondern im gegenteil die
starke form dient der Substantivierung, und es mufs nach . einem
andern erklärungsgrunde für die schw. form in jenen wenigen
stellen gesucht werden.
Das erste, was sich hier aufdrängt, ist nun natürlich zu
untersuchen, ob sich das für das ags. gewonnene princip auch
auf das got. anwenden läfst. aber weder für die annähme einer
von den Schreibern etwa beabsichtigten empbase bietet sich in
DAS SCHWACHE ADJECTIV IM GOTISCHEN 23
jeoen steUen ein anhält, noch haben sie mit ausnähme des einen
BarieimaiHS hUnda sonst irgend etwas mit den gleichförmigen
stellen im ags. gemein, hieraus aber nun schon schliefsen zu
wollen, das jenes princip fOr das got. überhaupt kdne geltung
habe, wflre bei der geringen anzahl jener stellen rerfrüht. wir
mdrsen vorerst den sonstigen Sprachgebrauch betrachten und
schicken zu diesem zwecke einige betrachtungen über das Ver-
hältnis des got textes zu dem griechischen voraus.
Zu einem raschen und bestimmten ziele würden wir hier
kommen, wenn wir eine klare anschauung davon gewinnen
konnten, bis zu welchem grade der einfluTs des griech. vor-
Inldes auf die gestaltung der got nachbildung sich erstreckt,
dafs der spräche nicht nur überhaupt sondern sogar in hohem
mafse zwang angetan ist und dafs wir in der bibelttbersetzung
nichts weniger als ein einem Goten mundgerechtes gotisch vor
uns haben, ist zwar nicht stets zugestanden worden, doch führt
von sdbst darauf die erwägung, dafs wir hier einen höchst wahr-
scheinlich allerersten übersetzungsversuch einer für pmsalittera-
tur noch ganz unausgd)ildeten spräche vor uns haben und dafs
dieser versuch noch dazu an der bibel gemacht wurde, deren
Worte ein unantastbares heiligtum sind, wie stellen sich nun
in der uns interessierenden beziehung die beiden texte zu ein-
ander? überblicken wir die aufgezählten stellen, so ergibt sich
fürs erste, daGs au keiner stelle der got text den art. eingefügt
hat, wo er im griech. fehlt (vgl. Gramm, iv 558). dies steht
in vollster Übereinstimmung mit dem Verhältnis, das der ge-
brauch des got art zum griech. allgemein numerisch hat und
haben mufs. er ist dort ja erst im werden, kann also nicht so
häufig zur anwendung kommen, zählen wir nun, so haben wir
zb. gleich im fünften cap. Matth. 23 got art gegenüber 92
griechischen oder Marc. 1 u. 2 zu 40 gotischen 179 griechische,
der abstand ist also ein sehr grofser. aber wenn wir erwägen,
dafs neben dem als art verwendeten pron. dem. für die ent-
wicklung eines eigentlichen neuen pron. dem. noch nicht ein-
mal spuren eines ersten keims vorhanden sind und dafs das
durch das sufflx -uA verstärkte dem. pron. (d. i. der art.) nicht
einmal durch alle casus sich belegen läfst, sondern das griech.
pron. dem. in der regel durch den got. art widergegeben
vrird, so können wir nicht umhin zu behaupten, dafs die be-
^4 DAS SCHWACHE ADJECTIV IM GOTISCHEN
schränkungf welche sich die Übersetzer im gebrauche des artikels
auferlegt haben, noch yid zu gering gewesen sei gegenüber der
demonstrativen kraft, die dem artikel auf jener sprachstufe inne-
wohnte, im allgemeinen fehlt für den art. die hinweisende be-
ziehung irgend einer art (ygl. Gab. u. L, § 195) nicht, aber
sie ist sehr oft so dürftiger art, dafs man deutlich den einflufs
des. entsprechenden griedi. art. fühlt, im einzelnen von fall zu
fall dies nachzuweisen, obwol es ohne besondere Schwierigkeit
geschehen könnte, liegt diesmal abseits des weges. im allge-
meinen erklärt es sich aber daraus, dafs der tlbersetzer eben
von satz zu satz weitergieng und vor allem darauf achtete, dafs
er sein heiliges original so treu als möglich widergab, weniger
darauf dafs er das Sprachgefühl seiner leser nicht verletzte, denn
von einem solchen dinge lag^ das bewustsein wol noch in däm-
merndem halbschlummer.
In den oben aufgezählten stellen nun stehen die art. folgender-
mafsen einander gegenüber, unter den fallen des allein stehenden
schw. adj. waren vier, in denen got. und griech. ein art un*
möglich war, in fünfen hat das griech. den art., das got. nicht,
in vieren fehlt er übereinstimmend, unter den zahlreichen fallen
des gleich gebrauchten artikellosen starken adj. haben je einer
von fünf ungeMr im griech. den art. nicht, und dieses fünftel
der steUen ist es, wo man nach JGrimm vor allem im got. die
schw. form erwarten soUte, denn durch den im griech. bei-
gesetzten art wird die Substantivierung des adj. aufs deutlichste
angezeigt, sie findet sich aber wie bemerkt nur in vier fällen^
und darauf hin ist die oben genannte regel aufgestellt, dann
aber gewinnen wir aus jenen zahlen die Überzeugung, dafs die
Übereinstimmung im nichtgebraucfa des art. eine sehr grofse ist
fehlt der art in einer anzahl stellen, wo das griech. ihn hat,,
so ist dies in erster linie auf die allgemeine beschränkung in
seinem gebrauch zurückzuführen; ob aber in zweiter linie auf
den mangel einer demonstration für den art., werden wir erst
beurteilen können , wenn wir die stellen betrachtet haben, in
denen das schw. adj. mit dem art. sich findet, zu diesen gehen
vrir jetzt über« der art fehlt also im griech. nirgends.
Matth. 5, 8 audagai fiai kramjiJmrtans (aus Skeireins vi d).
5, 39 ni andstandan fiamma unseljin. 8, 22 let fians danfians
fShan mnans daupans. id. Luc. 9, 60. Matth. 25, 46 iff Jkii
DAS SCHWACHE ADJECTIV IM GOTISCHEN 25
garaihtam in lihain aiveinon (gakipand). Marc. 10, 42 iß pai
miküans ize gavaldand im. 13, 17 appan vai paim qipuhaftom
jnh dad^'andeim in jainaim dagam. Luc. 1 , 49 gatavida mis
fHikilein sa mahteiga, 5, 31 ni paurhun hailai lekeis ak pai
unhaibms. 4, 34 kann puk hvas is, sa veiha gups. 6, 24 vai izvis
paim gabeigam. 6, 32 jah auk pai fravaurhtans pans frijon-
dans sik frijond, 6, 33 joh auk pai fravaurhtans pata samo
taujand, dagegen 34 j<A auk fravattrhiai fravaurhtaim leihvand
hat auch der griech. text keinen artikel. 6, 35 unte is gods ist
paim unf agram jah unseljam; die zweite schwache form ist
jedesfalls durch den art. vorder ersten hervorgerufen; die griech.
art. sind dieselben. Luc. 9, 2 insandida ins — gahailjan allans
pans unhailans. ein entsprechendes Ttavtag fehlt im griech.
16, 10 sa in leitäamma untriggva jah in managamma nntriggvs
ist. Joh. 10, 5 ip framapjana ni laistjand, untt ni kunnun pize
framapjane stibna. 11, 39 svistar pis daupins. 12, 8 ip pans
ufdedans sinteino hahaip fhip izvis. 13, 29 aippau paim urde-
dam ei hva gibau. Rom. 12, 16 Paim hnaivam mip gavisan-
dans. 1 Cor. 1, 19 fraqistja snutrein pize snutrane jah frodein
pize frodane uskiusa. 1 Cor. 5, 10 ni paim horam pis fairhvaus,
aippati paim faihufrikam jah vilvam aippau galiugam skalkinon-
dam. die griech. art. entsprechen genau. 5, 13 usnimip pana
uhilan us izvis. 7, 10 ip paim li\tgom haftam anabiuda. 8, 9
— vairpai paim unmahteigam. 11 fraqistnip auk sa unmah-
teiga. 9, 21 paim vitodalausam sve vitodalaus. 22 vas paim
unmahteigam sve unmakteigs. 10, 33 ak patei paim managam.
10, 17 ain leik pai managans sium. 16, 1 ip bi gabaur pata
Paim veiham. ebenso im plur. schwach mit art. veiham 16, 15;
2 Cor. 1,1; 8,4; 9,12; 13,12; Eph. 1, 15; 2, 19; 3,18;
6, 18; Col. 1, 26; 1 Theos. 3, 18; 2Thess. 1, 10; im griech.
steht Überall der art. Gal. 2, 10 patainei pize unledane ei gamu-
neima. 4, 27 unte managa bartut pizos aupjons mais pau pizos
aigandeins aban. ^^ 1 jus pai ahmeinans gapvastjaip pana sva-
kikana. Col. 3, 25 sa auk skaputa andnrmip patei skop. Eph.
6, 16 aUos arhvaznos pis unseleins. 1 Thess. 5, 14 talzjaip
pans ungatassans, prafstjaip pans grindafrapjans, uspulaip pans
siukans. 1 Tim. 6, 15 sa audaga jah ams mahteiga jah piudans
piudanandane.
In allen diesen ßiUen stinmien also die artikel in beiden
26 DAS schwache: adjectiv im gotischen
sprachen überein. es fragt sich ob der gotische überall durch
eine vorhandene demonstration gerechtfertigt sei, und es mufs
dies verneint werden, an einem teile der stellen liegt die de-
monstration zwar klar zu tage, an einem andern jedoch ist sie
sehr locker und an der mehrzahl fehlt sie im vollsten gegensatz
zu seiner sonstigen Verwendung ganz, nirgends aber sind die
artikel der art, dafs durch die vorhandene beziehung auf ein
genanntes Substantiv das neben dem art. stehende adjectiv zum
attrihut jenes zu ergänzenden Substantivs herabgedrückt würde,
denn alle stellen der art habe ich abgesondert und bringe sie
nachher, wenn wir es nicht mehr mit dem substantivierten son*
dern dem attributiven adjectiv zu tun haben werden, für die
artikel nun, für welche sich eine demonstration nicht nachweisen
läfst, müfsen wir nach einem andern erklärungsgninde suchen,
und wir verfallen dabei sofort auf den griechischen text als
jedesmalige Ursache eines solchen got. artikels. nun aber ist
das Verhältnis der überhaupt sich vorfindenden got. art. zu den
griech. wie eins zu vier, und es gibt sich in den bisher auf-
gezählten stellen ein abnormes misverhältnis kund, denn die
anzahl der starken adj. betrug in runder summe hundert, unter
denen achtzehn waren, in denen das got. dem griech. gegenüber
des artikels ermangelte, die summe der in beiden sprachen
articulierten, got. also schwachen adj. aber betrug neunundvierzig,
wir haben also im ganzen unter siebenundsechzig stellen, in
denen das griech. den art. hat, nur achtzehn, in denen das got.
ihn ausgelafsen, und dies steht wie gesagt in gar keinem Ver-
hältnis zu der auslafsung des art. im allgemeinen, wir erwarten
das Verhältnis vier zu eins und bekommen eins zu vier, es mufs
also das zum Substantiv erhobene adj. eine besondere anziehungs-
kraft auf den art. ausüben (vgl. Gramm, iv 558). dafs dieses
Verhältnis beider aber nun nicht so aufzufafsen sei, dafs zu der
erst um ihrer selbst willen, also durch die Substantivierung her-
vorgerufenen schw. form als Verstärkung oder aus sonst einem
gründe der art. ohne weiteres hinzuträte, das ist bereits oben
erwiesen; es würden nicht so wenige stellen des artikellosen
schw. adj. den 150 andern starken und articulierten gegenüber-
stehen, wir müfsen also den art. für das frühere und domi-
nierende glied der Verbindung erklären, dem sich die schw.
form anschliefst, weil sie nun einmal aus noch unerkannten
DAS SCmVACHE ADJECTIV IM GOTISCHEN 27
gründen sein ständiger begleiter ist. fragen wir aber endlich,
welche Function er in solchen stellen hat, so gibt die antwort
das griechische, hier substantiviert er ein adjectivum, und dieses
vermögen hat er sich auch im got. errungen und dies zwar wie
es die zahlen lehren in der got. bibelübersetzung in nur wenig
besdiränkterem mafse als in dem griech. vorbild.
Somit sind wir denn zu dem resultat gelangt, dafs das was
hinsichtlich der Substantivierung von der schw. form behauptet
wurde, vielmehr dem art. zukommt, abgesehen davon dafs wie
im griech. so auch im got. das artikellose adj., das dann hier
stark flectiert, hinreicht substsfntivische bedeutung zu vertreten,
an der schw. form ist im got. bis jetzt überhaupt noch gar keine
eigene bedeutung, <ein functioneller wert entschieden wahrzu-
nehmen, denn wenn auch unter den zuletzt aufgezählten stellen
eine ganze reihe sind, in denen die schw. form ganz nach den
für das ags. gefundenen gesetzen verwendet scheint, so wider-
streben doch ebenso viele andere diesem entschieden und da-
runter gerade solche, in denen sich gegen den art. wegen vor-
handener demonstration nichts einwenden läFst. nur wenn noch
andere und festere anhaltepuncte sich Anden werden, wird sich
jener wenn auch nur teilweisen Übereinstimmung mit dem ags.
eine bedeutung zuschreiben lafsen. dafs aber der art. jene an
ihm wahrgenommene kraft besitzt, hat durchaus nichts auffälliges.
in allen sprachen die ihn verwenden hat er sie sich errungen.
JGrimm sagt p. 437: ^vorzüglich aber bedurften die ohne ihr
Substantiv auftretenden adjectiva eines solchen halts, einer solchen
gelinden beziehung oder hinweisung auf das nicht ausgedrückte
Substantiv', und diese hinweisung ist das wesentliche, was in
der Verbindung des art. mit dem adj. substantivisches sich findet,
das ist durch die hinweisung in dem art. enthalten, während
das adj. neben ihm nie seine attributive geltung aufgibt, und es
entspricht das sowol dem weseu des art. als pron. demonstr.,
das ja das subst. geradezu vertritt, als dem des adj., welclies nur
etwas Substantiven adhaerierendes bezeichnet.
Obgleich in der Grimmschen regel, von der ausgegangen
wurde, nur von dem persönlichen adj. behauptet wird, dafs es
substantiviert schwache form anzunehmen liebe, so bemerkt Grimm
doch selbst p. 573: ^schwache neutralform, bei unpersönlichem
begriff, kommt verschiedentlich vor\ und gibt vier beispiele dazu.
28 DAS SCHWACHE ADJECTIV IM GOTISCHEN
in der ags. poäsie soweit ich sie darauf hin durchgesehen habe
fand ich derartige fälle nicht, im got. aber sind sie sogar zahl-
reich, nie aber erscheinen sie ohne art. dieser letztere umstand
ist vollends beweis, dafs gerade so wie beim masc. und fem. so
auch beim neutrum nicht die schw. form das wesentliche bei
der Substantivierung ist sondern der art. dagegen aber zeigt der
umstand, dafs die schw. form sich durchaus nicht weigert zu
erscheinen, sobald es dem art. beliebt sie hervorzurufen, dafs ihr
nichts von einer scheu innewohnt, in unpersönlichen substanti-
vierten ädj. sich verwenden zu lafsen. sie erweist sich als voll-
ständig indifferent jener ihr zugeschriebenen syntaktischen func-
tion gegenüber.
Durch ausschreibung sämmtlicher stellen über das neutrum
meine eben gegebenen bemerkungen zu illustrieren wird dies
mal überflufsig sein, ich nenne zum teil nur die capitel und
verszahlen, das Verhältnis zum griech. text ist das gleiche wie
oben beim masc. u. fem. wir erhalten durch dasselbe drei
gruppen. erstens die stellen, in denen got. und griech. über-
einstimmend den art. aufweist zweitens die, in denen er über-
einstimmend fehlt, drittens die, in denen das got. gemäfs der
vorhandenen beschränkung den im griech. gesetzten art. nicht
widergibt, dagegen finden sich auch hier keine belege dafür,
dafs das got. den art. gesetzt hätte wo er im griech. fehlt,
genau zu bestimmen, in wie weit hier sowol wie auch bei den
frühern art. das griech. Vorbild die auch im got. art. schlum-
mernde kraft der Substantivierung weiter entwickelt oder ob es
sie gar erst geweckt hat, das würde nur beim Vorhandensein
älterer gotischer Sprachdenkmäler gelingen können, die bis auf
verhältnismäfsig wenige stellen sonst durchgehende Übereinstim-
mung im gebrauch und nichtgebrauch läfst jedoch auf eine
sehr weitgehende abhängigkeit von dem griech. Sprachgebrauch
schliefsen. nun die stellen, schwach mit übereinstimmendem
artikel:
Matth. 5, 37 iß pata managizo paitn us pamma uMin ist.
6, 13 lausai uns af pamma ubilin. ähnl. 2 Thess. 3, 3. — Luc.
3, 5 jah tairpip pata vraiqo du raihtamma jah usdrusteis du vi-
gam daihtaim, 16, \\ pata sunjeino hvas izvis galauheip? 16, 12
jah jahai in pamma framaßjin triggvai ni vaurpup, pata izvar
hvas izvis gibip? 16, 15 nnte pata kauho in mannam andaset in
DAS SCHWACHE ADJECTIV IM GOTISCHEN 29
andvairpja gups. 18, 27 pata unniahteigo at tnannam mahteig
ist at gupa. und so noch Joh. 16, 13; 17, 15; Rom. 7, 13;
8, 3; 9, 22; 1 Cor. 14, 25; 15, 53; 2 Cor. 2, 7; 3, 10; 4, 17;
5, 10; 5, 17; 13, 7; Gal. 2, 7; 5, 21; 6, 9; Eph. 3, 10; 6, 12;
Col. 2, 17.
Beispiele des starken adj. Matth. 8, 16 allans pans übil
habandans, rovg xaKwg exovvag; ebenso Marc. 1, 32 u. 34;
6, 55. — Matth. 9, 4 duhve jus mitop nbila. Maix. 4, 22 nih
aUü ist hva fulginis, patei ni gabairhtjaidau ; der folgende relativ-
setz hätte den art sogar erwarten lafsen. 15, 14 hva alUs ubi-
Us gataoida? 10, 6 ip af anastodeinai gaskaftais gumein jah
qinein gatavida ffup, Luc 5, 26 gasaihvam vulpaga himma daga.
Luc. 6, 34 ei andmmaina samalaud tä i'aa. 8, 17 patei — in
svekunpamma qimai, 16, 10 saei triggvs ist in leitilamma jah
in managamma triggvs ist, jah sa in leitilamma untriggva jah in
managamma untriggvs ist, (11) jabai nu in invindamma faihu-
praikna triggvai ni vaurpup, pata sunjeino hvas izvis galaubeip?
femer Rom. 7, 18 und 21 ; 9, 11 ; 10, 15 piup %a aya&a. 12, 9
ti6t7a tb TtovriQOv, godamma %(p aya^(J}; 12, 17; 12, 21 afun-
Piupa (tov yuxifLOv)j — af piupa unpiup iv rq) aya^qi t6 xorxov ;
13, 3 piup ta%ijais %b aya&bv noiei; 13, 4; 13, 10; 1 Cor. 4, 5;
5, 6 u. 13, 5 wozu Gal. 5, 9; 2 Cor. 11, 1 ; 1 Tim. 5, 23; 2 Cor.
5, 10; 8, 21; 13, 7; Tit. 1, 5; Gal. 4, 18; 6, 6; 6, 10; Eph.
4, 28; 6, 8; 3, 3; Phil. 3, 19; Col. 4, 1; 1 Thess. 4, 11; 5, 15;
2 Tim. 4, 14.
Die bei Gab. u. L. und Stanmi sich findende definition des
Unterschiedes beider flexionen lautete: *die vocalische declination
bezeichnet das unbestimmte, allgemeine, abstracte, die consonan-
tische das bestimmte, individualisierte, concrete.' die soeben auf-
gezählten beispiele über den gebrauch des neutrums zeigen aber,
wie wenig auch die mit jenen ausdrttcken bezeichnete entgegen-
Stellung zutreffend ist denn wäre sie richtig, dann hätte das
schwache neutrum überhaupt nicht zur anwendung kommen
können, so aber ist es sogar sehr häufig geschehen, je nachdem
der art die schw. form hervorrief.
Dieselben gegensätze sind es aber auch, die bei dem attri-
butiven adjectiv, zu dem wir uns jetzt wenden, über den gebrauch
starker und scliw. flexion entscheiden müfsen, wenn anders sie
wUrklich in ihnen liegen, wir em^arten darnach die schw, form,
30 DAS SCHWACHE ADJECTIV IM GOTISCHEN
sobald das Substantiv bestimint, individualisiert, concret ist, um
diese beschaffenheit desselben anzuzeigen, die starke bei entgegen-
gesetzter art. zuläfsig aber ist allerdings auch die starke form,
yfo man nach jenen bestinmiungen die schwache erwarten wUrde,
denn die eigenschaft der bestimmtheit usw. auszudrücken ist
sache des beliebens. nicht* aber darf das umgekehrte sich finden,
sehen wir nun ob der Sprachgebrauch diesem entspricht, zuerst
haben wir da die beispiele, in denen das adj. allein steht und
das subst. aus dem engeren Zusammenhang ergänzt werden mufs.
dadurch dafs der begriiT schon genannt ist, wird er zu einem
bestimmten^ obwol von besonderer bedeutung nur die fölle sein
können, in denen von bestimmten individuen, vorzugsweise im
Singular, die rede ist. beispiele für den gebrauch der starken
form in solchen fällen sind sehr zahlreich, doch ist aus ihnen
nichts zu gewinnen, und ich übergehe sie daher, nun aber
gibt es für den art. keine gewöhnlichere Verwendung als die
einer solchen hinweisnng auf genanntes, und da ist es höchst
auffallend, dafs das schw. adj. ohne den art. sich nicht ein einziges-
mal in diesem sinne verwendet findet, was JGrimm p. 581 be-
hauptet: gewöhnlich aber ist es eben dem art. auferlegt, die be-
stimmte form zu wecken, das findet ausnahmslos statt, und
dieser umstand ist wol geradezu entscheidend für die bedeutungs-
losigkeit der schw. form auch nach dieser seite hin. das be-
lieben des Schreibers hätte ihn um so mehr neben dem schw.
adj. widerholt weglafsen können — wie er ja auch sonst durch-
aus nicht überall steht wo für jene demonstration die gelegenheit
sich vorfindet — , als die schw. form in solchen stellen ja die-
selbe function wie er haben soll.
Von den nun folgenden belegen für die Verbindung des
adj. mit dem art. in attributivem sinne liefse sich dieser oder
jener fall vielleicht ebensogut den substantivierten adj. zurechnen,
doch bliebe das ohne jede bedeutung für das gesammtresultat
der art. fehlt im griech. natürlich nirgends.
Matth. 9, 33 rodida sa ditmba d. i. der v. 32 genannte:
atberun du imma mannan haudana dainumari, wo auch im griech.
kein art stehen kann. 25, 45 ainamma ßi%e kitiUme tovtujv
%wv iXaxLotioVy ebenso Marc. 9, 42 aiwma pize leitilane pi%e
gaUautjandane &a twv fiiiHQwv rdSy Ttiarevdvtwv. zweimal
den art. in der weise neben einander kann unmöglich dem got.
DAS SCHWACHE ADJECTIV IM GOTISCHEN 31
ohr wolklingend gewesen sein. 27, 19 nt vaiht fius jeh pamma
gwrmhtin (Christus). Marc. 2, 21 Ni manna flat fanins nit^'is
siußP ana snagan faimjana ; ibai afnimai fxdUm af pamma sa
niuja pamma faimjin. dazu Luc. 5, 36 aippau jah sa niuja
aftaumtd jah pamma faimjin ni gatimid pata af pamma niujin.
Marc. 3, 27 nt manna mag kasa svinpis gahipands in gard is
üilvan, niba fautpis pana smnpan gabindip. 5, 15 gasaihvand
pana vodan sitandan. 5, - 16 6t pana vodan, Luc. 5, 39
Paia faingo (wein) batizo ist. 16, 10 saei triggvs ist — jah
sa m leitHamma untriggva. 16, 21 das gleichnis vom reichen
manne und Lazarus; nachdem beide genannt sind v. 19 manne
sums vas gabigs und v. 20 unkds sums vas heifst es y. 21 af
bmda pis gabeigins, v. 22 pamma unkdin, m gabeiga. 17, 18
iit6a sa aljakunja (samariter). Joh. 9, 6 pamma blindm auf t. 1
mann bUndamma, derselbe y. 11 du pamma fanrpis blindin;
auf einen andern geht 11, 37 pamma blindin. 10, 14 po sve-
sana (schafe). 11, 39 svistar pis daupins (Lazarus), ders. v. 44
sa daupa; 12, 1 pard vas Lazarus sa daupa, panei urraisida m
dttupaim. Rom. 9, 25 haita po ni- managein meina managein
meina jah po unliubon liubon. der prädicatsaccusativ Ivjibon hat
hier merkwürdigerweise schwache form, da doch sonst alles was
prfldicat heifst stark geht, doch wird das vorhergehende vnliu^
bon die Ursache sein, es finden sich aber noch zwei ähnliche
l^Ue, Marc. 12, 3 und 4 t^ eis nimandans ina usbluggvun, jah
insandidedun laushandjan, jah aftra insandida du im anparana
dcalk jah pana stainam tmirpandans gaaiviskodedun jah haubip^
vundan brahtedun, wo beide als apposition zu einem zu er-
gänzenden ina oder pana zu gelten haben, im zweiten falle
geht ein solches pana würklich vorher wenn auch in indirecter
beziehung. starke form dagegen steht 1 Tim. 5, 22 puk silban
svikana fastais, auch Rom. 7, 19 unte ni patei vi^au vaurkja
gop, ak patei ni viljau ubil tauja. im plur. masc. wie Marc. 8, 3
bleibt die flexion unentschieden, wie ich solchen Wechsel auf-
fafse werde ich später erklaren. — 1 Cor. 16, 47 — 49 sa fruma
manna us airpai muldeins, sa anpar manna, frauja, us himina.
hvileütt sa muldeina, svahikai jah pai muldeinans; hvileiks sa
ufarUminakunda, swiktkai jah Pai ufarhiwUnakundans. jah svasve
hsrum mannkikan pis airpeininsy sva bairaima jah frisaht pis
2 Cor. 11, 31 gup jah atta frat^fins Jesuis vait,
32 DAS SCHWACHE ADJECTIV IM GOTISCHEN
$a fiiupefga im aivam. Eph. 1, 1 PatUu paim veikam paim vf-
sandam im Aifaisan jak inggvaim in Xristau Jesu, hier erstreckt
sich die kraft des artikels nicht auf das zweite adj. Eph. 3^ 19
du ßUai fuUan gupt. aßpan pamwM aidueiffin. ebenso hatten
wir oben 1 Tim. 6, 13 sa euiaga jak ams nmhieiga jak pimdans.
Die zweite reibindung ist die des schw. adj. mit dem subsL
ohne art. wenn die belege hierftlr auch nicht ganz fehlen, so
sind sie doch in Qbereinstimmung mit den ganzen bisher ge-
wonnenen resultaten aufserordentlich spärlich, sobald die für
diese ausdrucksweise angenommenen bedingungen Torhanden sind,
fehlt auch der art nicht als das eigentliche mittel, die bestimmt-
heit auszudrücken nnd die schw. form ^u wecken*, aufserdem
aber führen JGrimm ua. diese Verbindung noch auf eine weitere
Ursache zurück. Gramm, n* 573 heifst es: 'adj., die durch häufige
Verbindung mit demselben subst. gewisse gangbare ausdruck»-
weisen bilden, erscheinen auch ohne art in schw. form, der
bestimmende art ist hier gleichsam ausgefallen, seine wfirkung auf
das adj. dauert fort.' dieser zusatz ist höchst eigentUmUch. die
demoustration, welche der art. in solchen stellen hätte, wäre
eine sehr weitläufige, und er wird daher um so weniger ver-
misst, wie er denn auch in der tat fehlt dennoch soll er gerade
hier als wesentliches glied zu ergänzen sein, während da wo er
mit der engen demonstration würklich steht, ^die schw. form
nicht erst durch den art henorgerufen zu werden * braucht'
(p. 58 Ij, er also für einen unwesentlidien zusatz erklärt wird,
die wenigen stellen selbst geben aber auch noch zu andern be-
denken anlafs. zunächst ist da die ständige Verbindung Ulmins
aiveino, die in allen casus sechszehn mal sich findet im griech.
steht höchst bezeichnend gleichfalls nirgends der artikel, nur
einmal haben sie ihn übereinstimmend: Job. 17, 3 ovrij Je ia%i¥
f^ aiciviog ^anj 9oh p<m ist so aiveino Mains, da aiveins auch
stark ersdieiut (vier mal;, so ist die reclensart vollständig zur
begründung jeuer regel geeignet damit sind aber auch schon
die würklich schlagenden beispiele erschöpft denn was sich
sonst noch ündet, kommt nur ein oder zwei mal vor, und andere
ebenso feste Verbindungen haben, wenn nicht der art bei ihnen
steht, starke form des adjectivs wie ahma peiks, akma unkrmns,
tagga hoeila, stihnai mikilai, mela lagga ua. aufserdem haben
wir nun schwach: Matth. 25, 46 jak galeipand pai m Mtmn
DAS SCHWACHE ADJECTIV IM GOTISCHEN 33
aivttHon, ip pai garaihtans in libain aiveitwn, 2 Thess. 1, 9
paiei andnimand fralust aiveinon fram andvairpja franjins,
Col. 3, 12 gdhamop izvis nu sve gavalidai gups, veihans jah va-
lisans. 1 Tim. 1, 2 und 2 Tim. 1, 2 Pavlus — Timanpaiau, Imbin
bama, ansts. Tit. 1, 4 Teitau valisin hama hi gamainjai galau-
beiikai, Luc. 19, 29 at fairgunja patei haitada alevjo. Marc.
11,1 at fairgunja alevjm. 2 Cor. 8, 10 a/* faimin jera. 9, 2
fram faimin jera.
Die belege siud also in ihrer gesammtheit wie fUr jede ein-
zelue verbiudung sehr spärlich, auch können sie nicht einmal
sämmtlich als belege für jenen aus der Gramm, citierten Sprach-
gebrauch verwendet werden, wie Col. 3, 12; 1 Tim. 1, 2 und
2 Tim. 1,2; Tit. 1, 4, sondern hier würde die schwache form
nur diejenige bestimratheit andeuten, die ihr sonst zukommen
soll, Lige diese function nur überhaupt in ihr. dagegen aber
mag in den andern stellen die schw. form würklich in Zusammen-
hang mit der festigkeit der Verbindung stehen und für sie eine
analoge erklärung zutreflen, wie sie JGrimm von libains aiveino
gibt (p. 574) 'für den Christen war der begriff des ewigen lebens
ein so bestimmter, gewisser geworden, dafs der allgemeinere
sinn jener phrase verschwand' ; nur kann nach allem was voraus-
gegangen ist die Verwendung der schw. form hier nicht auf
diejenige function und syntaktische lieschaffenht^it derselben zu-
rückgeführt werden, welche Wellmann u. JGrimm für sie an-
nehmen.
Dagegen alier fin<ten hier zum ersten male sämmtliche stellen
ihre parallelen im ags., und dieselben erklMrungsgründe, die dort
gefunden wurden, passen auch hier, es wai' in jenem dialect
als die function der schw. form erkannt worden, anzudeuten,
dals eine eigenschaft als zum wesen des dabeistehenden Substan-
tivs gehörig betrachtet werden solle und darum mehr oder minder
emphatisch zu würken. der annähme der emphase steht bei der
mehrzahl nichts im wege. für die andern kommen wir gb'ich-
falls damit aus, dafs die schw. form, weil sie besonders neben
gewissen Substantiven und in einer beschränkten anzahl von adj.
zur an Wendung kommt, eine neigung zur formelhaften Verwen-
dung erhielt, so dafs sie sich auch ab und zu in feste Verbin-
dungen eindrängte, wo sie mit jener function nicht direct er-
klärt werden kann.
Z. f. D. A. neue folge VI. 3
:U DAS SCHWACHE ADJECTIV LM GOTISCHEN
Mit der aonahnit* der ziiläfsigkeit dieser erklSrung gehen
wir aber weiter als es nach den liisher jrewoiiDeöeD resultateo
geschehen darf, wir wifsen ja noch irar nicht, uh eine aualogie
zwischen dem got. und ags. iiheiiianpt vorhanden ist und oh
wir es hier nicht mit einer zufälligen gleichartigkeit zu tun
hahen. erst der weitere Teriauf mufs lehren oh sie eine natür-
liche ist.
Als dritte und letzte verhinduni: hahen wir nun noch die
des schw. adj. mit art. und Substantiv, nach den bisherigen
resultaten milfsen wir an diese stellen mit der Erwartung heran-
treten, dafs auch in ihnen allein durch die wiirkuntr des art.
die schw. form her\x»rgerufen wurde, in den evangelien wird
nun aus dem kriech, text der art. nur dann mit herüber ge-
nommen^ wenn das neben ihm stehende subst. im sinne der
}»ei Gab. u. L. p. 165 fr gegebenen ausfilhrungen einen schon
genannten oder als bekannt vorausgesetzten oder sonst näher
liestimmten begriff enthält, in den i*pisteln dagegen . wir aao.
p. 174 gleichfalls bemerkt wirtl. heischt ein freierer gebrauch,
und PS wird dies damit erkl«irt, ilafs die iilnri^^tzung dtT episteln
späteren urspnings sei, 'wo sa zum art. geworden war.* unent-
schieden, ob die verwendunü des art. seiner sonstigen functiou
enL<precheud ist o«bT nichL werden ilie zahlreichen stellen ge-
lafsen, in denen der art. mit dem adj. dem sul»stantiv folgt, das
griech. hat hier durchweg dieselbe Wortstellung, nur dafs einige
male der art. zwvimal ::eset7t ist. und die<e flbereinstimroung
<tiltzt in nicht geringem gradr die widerholt ausgesprochene
annähme, dals die hüutigkeit des gotischen artikels wt-s^-ntlich
durch das griech. vorl»ild henorgenifen sei. es ist aber kein
anstand zu nehmen, den art. in ditsen st>'llen in gleicher weise
für l»erechtij!t anzunehmen, wpun t-s Matth. f>. IL der erste
drnirtige fall, heifst hiaif vHsiv*mii /mii4I srnseiman ^if nns *r6r
i*ioJOi ♦ lif-ii fnr 5Tioi<Tioi fio^ i' u7i >. m» ist das Ihum siniei-
miH mit Gab. u. L. p. 17^ als appi^sition in fafsen und weist
als s^ilche mit dem art. aul den unmittellvir vorhergehenden be-
iTiff als ^-iüt-n genannten hin. es ist «lann wie in dit-ser stelle
•'in»-ri^). ^»f* dT l«etretT»»nde begriff vorher schon erwähnt ist
'«Vt Uirisi. JGrinmi b- merkt p. t-»7 /u «üt^ser an silnicks weise
r^'j-rT. ^i* ■5*'* Artikel M'iner ansieht nach sich in dif*s«^r weise
^•«r «Vij. *-ij. »rül wickelt halnMi nu^u: N^Atf^i .^ ir»4ii dnicit
DAS SCHWACHE ADJECTIV IM GOTISCHEN 35
ungeföhr aus was ahma veiJts, die spräche suchte nach einer
deutlichen Verknüpfung des adj. mit dem suhslantiv und fand
sie im artikel. in ahma veihs steht das adj. loser, in sa veiha
wird es herausgehohen und nachdrücklicher: der geist, nämlich
der heilige/ hier wird also wider im Widerspruch mit der
eigenen theorie die schw. form nur als eine rein formale folge
des art. dargestellt, und dem kann für alle die stellen, in denen
der art. seine sichtbare demonstraiion hat,- fürs erste zugestimmt
werden, in den stellen der ef/H/j/f/Km, iit^cuien der artikel
freier gebraucht worden sein soll, muste dagegen doch erst
untersucht werden, ob nicht für die schw. fonn von anders-
woher eine Ursache ihrer Verwendung zu gewinnen ist, so dafs
dann der art. sich ihr nur anschlöfse, weil er nun einmal ein
wenn auch sonst nichts weniger als bedeutungsloser geführte
derselben ist. leider aber fehlen uns hier gerade diejenigen
stellen des freieren gebrauchs des art., in denen auch ein adj.
ein glied der Verbindung bildet, wir haben da nur ein par, in
denen sich aber auch eine erklärung für den art. finden lüfst.
so 1 Tim. 1, 18 ei driugais in paim pata godo drauhtivitop, ich
erkläre ihn aus der bildlichen Verwendung dieses Substantivs wie
ags. bei se leöma für schwert. Phil. 3, 2 saihvip pans hundam,
Hüihvip paiis ubilam vaurstvjans, saihvip po ganiaitanon. der art.
blieb um des parallelismus willen, nachdem er einmal zu den
hundam gesetzt war. und so steht es auch mit den andern
stellen, man könnte aus diesem fehlen des adj. den schlufs
ziehen, dafs die schw. form an der demonstration teil nehme und
sich weigere zu erscheinen, wo diese fehle, doch mit dem vor-
handenen sonstigen material darf man solche schlüfse nicht wagen.
Eine vergleichende betrachtung der zahlreichen stellen ge-
währt aber noch ein höchst überraschendes resultat. waren bisher
nämlich die spun^n einer analogie mit der ags. Verwendung der
schw. form ziemlich spärliche, so tragen hier dagegen weitaus
die mehrzahl der stellen ein entschieden emphatisches gepräge,
oder lafsen doch sonst die annähme einer emphase zu, während
andere, die ihrer zwar entraten, doch ebenso entschieden die
jener emphatischen zu gründe liegendt^ Verwendung zeigen,
dafs aber unter jenen stellen andererseits auch solche sind,
welche unter jenes gesetz sich durchaus nicht beugen lafsen, ist
eine gleichfalls unwiderlegliche beobachtung. . wir stehen nun
3*
36 DAS SCHWACHE ADJECTIV IM GOTISCHEN
vor der schwierigen frage; welche rolle sind wir berechtigt der
schw. Torrn in allen diesen stellen zuzuerkennen? wMre nicht
am ags. jene Function der schw. lorm zweifellos nachgewiesen,
wir würden weder daran denken dürfen, ihr im got. einen an-
teil daran zuzuerteilen, däfs jene stellen das an ihnen wahrzu-
nehmende gepräge tragen, noch würde wol überhaupt dieses ge-
meinschaftliche gepräge sich ha}>en beobachten lafsen. so aber,
gestützt auf das ags. so wie nicht minder auf die nun beachtens-
werten verwandten spuren in den übrigen Verbindungen des
schw. adj., besonders jene unmittelbar vor dieser besprochene
gruppe, wage ich die behauptuug, dafs überall, wo für ein
schw. adj. die ausgeführten beziehungen sich fühlen und nach-
weisen lafsen, sie für den Goten auch würklich vorhanden gewesen
sind, und dafs nicht etwa der zufall die deutung einer grofsen
anzahl von stellen in einem gewünschten sinne begünstigt, die
stellen dagegen, welche sich jener auffafsung nicht fügen, sind
nur beweis, dafs das gefühl für die hervorhebende kraft ge-
schw.'tcht und zwar, weil die anzahl der fälle durch alle Verbin-
dungen zerstreut eine grofse ist, In^deutend geschwach! war.
der einflufs des griech. mufs besonders durch hervorrufung
zahlreicher artikel, unter welchen die mit substantivierender kraft
als ein specielles product dieses einthifses gelten können, auf
das zurücktreten jenes gefühls gewürkt haben. wJtren wir im
besitze freier poetischer Schöpfungen derselben zeit, gewis sie
würden uns ein schärferes bild der eigentümhchen function der
schw. form darbieten, wie auch im ags. nur die poesie jene
lebendige kraft derselben bewahrt hatte.
Die aufzählung der stellen selbst hat nun noch ein neues
interesse gewonnen, die emphase überall wahrzunehmen und
mitzuemptinden kann bei sehr vielen nur geschehen, wenn sie
in kleinerem oder gröfserem zusammenhange gelesen werden,
ich mufs mir also eine durchgehende darlegung derselben ver-
sagen, voran stelle ich diejenigen stellen, die eine deutung der
schw. form im emphatischen sinne in gar keiner weise zulafsen.
uitmlich Matth. 6, 1 1 hlaif unsaratia /mna sinteinan yif uns himma
daga, — Marc. 1,20 jah tahida ina ahma so unhraiuja, der ge-
nannt ist. dieselbe Verbindung Marc. 5, 13; 9,25; Luc. 4,36.
— Marc. 2, 22 ihai aufto distairai vein pata niujo paus balgins,
ebenso Luc. 5, 37. — Job. 6, 13 tis fmf hlaibam paim barizei-
DAS SCHWACHE ADJECTIV IM GOTISCHEN 37
nam. 10, 11 t'Ä: im hairdeis gods; hnirdeis sa goda saivala seina
lagjip usw.
Die übrigen stellen ordne ich wie sie einigermafsen dem
sinne nach sich xusaniment'ilgen. hei manchen iinden mehrere
der erforderhchen heziehungen statt, analog dem ags. haben
wir zuerst personalhezeichuungen, darunter mehrere mit aus
dem religiösen inhalt hervorgehender hedeutung.
Eph. 6, 21 und Col. 4, 7 kannei/f izvis allala Tykeihis, sa
liuba hropar jah triggna andMts in frauj'in, Col. 1, 7 svasve
ganemnp al Aipafiiri, pamma liubin gnskalkja unsaramma, saei
ist triggvs (nicht triggva wie früher gelesen wurde, cf. Gab. u.
L. p. 175 anm. 5) andhahts, l, 9 mip Aunisimau pamma liubin
jah triggvin bropr, saei ist vs izvis. 4, 10 goleip izvis Areistarkus,
sa mipfrahun/mna mis, 1, 14 goleip izvis Lukas, lekeis sa liuba.
1 Thess. 5, 27 bisvara izvis in fraujin, ei nssiggvaidau so aipis-
taule allaim paim veihnm broprum. Matth. 5, 1^5 (nicht zu
schwören) bi himirui, unte slols ist gnps — bi Jairusanlymai, unte
baurgs ist pis mikilins piudanis. 1 Tim. 1, 10 jah jabai hva alja
pizai hailon laiseinai andstanHandy sei ist aivaggeli vulpaus pis
andagins gups. das hailon l. noch einmal Tit. 2, 1 ip pu rodei,
patei gadof ist pizai hailon laiseinai, Marc. 1, 11; 9, 7; Luc.
9, 35 /hl is ioihr sa ist) snnus tneins sa liuba. Luc. 20, 13
sandja sunu meitiana pana liuban. Eph. 1,6 in fiizaiei ansteigs
vas uns in pamma liubin sunau seinamma. Marc. 8, 38 — qimifi
in ' vulpau attitis seinis mip aggilum paim veiham. Luc. 9, 26
bipe qimip in vuipu seinamma jah attins jah pize veihane aggile.
Eph. 3, 5 svasve na andhuUp ist paim veiham is apaustaultim jah
praufetum in ahmin, der heilige geist, ahma sa veiha, ündet
sich Luc. 2, 26; 3, 22; Joh. 7. 39; 14, 26; Eph. 1, 13; 4, 30.
— sonstige religiös-terminologische bezeichnungen : oben schon
pizai hailon laiseinai, dann Joh. 7, 37 in spedistin daga pamma
mikilin dulpais stop Jesus jah hropidu. 1 Cor. 11, 25 sa stikls
so nit^jo triggva ist in meinamma blopa, 2 Cor. 3, 14 pata samo
hulistr in atiakumMinai pizos faimjons triggvos. Eph. 3, 9 hvileik
pata fauragaggi runos pizos gafulginons fram aivam. Matth. 25,
41 gaggip faitra mis, jus fraqipanans, in fon pata aiveino, pata
tnanvido ist unhulpin, Matth. 27, 53 afar urrist is innatgag-
ganfUmds in po veihon baurg (Jerusalem), wol auch Joh. 19, 5
U9id4ja ut Jestis bairands pana paurneinan vaip jah po paurpur-
38 DAS SCHWACHE ADJECTIV IM GOTISCHEN
odon viMtja. — empliase des gegcnsatzes findet sich: Joli. 6, 32
ni Mosch gaf izvis hlaif im himina, ak atta meins gaf iztis hlaif
HS himUui fmna sunjeinan, iMattb. 7, 17 sva all bagme godnize
akrawi goda gataujip, ip sa ubila bagms akratia ubila gataujifi,
Marc. 4, 20 und ähnl. Luc. 8, 15 jah pai sind pai ana airfoai
pizai godon saiatuim. Marc. 14, 58 qipandan itia, patei ik gataira
alh po handuvaurhton jah bi prim dagans anpara unhanduvaurhta
gatimrja. Luc. 7, 10 btgetun pana siukan skalk hailana. Joh.
7, 24 ni stojaip bi siunai, ak po garaihton staua stojaip. Rom.
11, 24 jabai aiik pu m vistai usmaitam pis vilpjins alevabagmis
jah aljaknn.H visands, intrusgips varst in godana alevabagm usw.
1 (/or. 5, 7 mhraimip pata faimjo beist, ei sijaip ninjis daigs»
svasve sijaip unbeistjodai, «ihnl. Eph. 4, 22 pana fairnjan man-
nan pana rinrjan — gahamofi pamma ninjin münn pamma bi
gnpa gaskapanin. ebenso Col. 3, 9. — 2 Cor. 8, 2 pata diupo
uniedi ize n\vr hrüder in Macedonien) usmanagnoda du gabein
ainfalpeins ize, — gegensaty. verbunden mit emiahnung. 1 Tini.
4, 7 ip po nsveihona sve usalpanaizo spilla bivandei, 2 Tim. 2,
1() ip po dvahna usveihofia lausavaurdja bivandei, 2, 23 ip pos
dvahtis jah nnfahns soknins bivandei. — 2 Tim. 1, 14 pata godo
afwfilh /'astai, t Tim. 6,12 haifstei po godon hüifst galaubeinais,
nndgreip libain aiveimn, du pizaiei lapops is jah andhaihaist
pamma godin andahaita in andvairpja usw. 2 Tim. 4, 7 haifst
po godon haifstida, dhul. 1 Tim. 1, 18 ei dringais in paim
pata godo drauhtivitop. — sonst empbatiscb. Marc. 1, 27 hvo
so kiseino so nii{jo, ei mip valdufnja usw. Luc. 3, 7 kuni nadre,
hvas gataiknida izvis pliuhan fanra pamma anavairpin hatiza?
ein nachdruck ist wol auch Marc. IL 2 u. Luc. 19, 39 gaggats
IM htum po vipravairpon iggqvis, Luc. 7, 47 afletanda fravaurhteis
izos (^der ehebrecherin) pos managons, unte frijoda filn, Job. 10, 3
jah po lamba stibnai is hausjand, jah po svesona lamba haitip bi
namin jah ustinhip po, jah pan po svesona ustiuhip. 15, 1
ik im t^inatriu pata sunjeino, jah atta meins raui^vja ist.
Rom. 9, 3 - faur bropruns meinans pans siunakunjans bi leika.
1 Cor. 10, 3 jah ailai pana samitn mat ahmeinan matidedun —
(\) jah Pata samo dragk ahmeino dm^nn. Gal. 4. 9 hvaira
gavamiidetiMp izris aftra du paim unmahteigam jah haikam stabim,
Paimti aftra usw. Epli. 2, 4 in pizos managons frijapvos, m
pizaiei frijoda uns. 3. 10 so manag falpo handugei gups. 2 Tim.
DAS SCHWACHE ADJECTIV IM GOTISCHEN 39
n, 15 jah paiei us baimiskja veiiws hokos knnfiea, pos mahteiymis
puk nsfratvjan. 4, 8 fravja — sa garaihla staua, zwei zeitbestiin-
mungen: Marc. 10, 30 saei ni andnimai — in aiva pamma
anavairpin lihain aiveinon. Gal. \^ A ei nslansidedi uns us panwüi
andvairpin aiva ubilin bi viljin giips. ähul. Eph. 6, 13 ei inayeip
andstandan in pamma daga nbifin. dags steht für zeit überiianpt.
wäre der plural gesetzt worden, wir würden wo! weder art. noch
schw. form hier finden.
Wie aus diesen stellen zu ersehen triflt die schw. form als
mittel des nachdrucks hriufig mit einem andern demselben zwecke
dienenden mitt(^l zusanmien, so besonders der climax, der ent-
gegenslellung, der hSnlung der adjectiva, dem pleonasmns, wol
auch der nachsetzuug des adj. ua. ja der art. selbst, wenn wir
nur lateinisch ille vergleichen, hat gewis auch im got. etwas
emphatisches in sich. —
HinsichtlicH des vocativs und Superlativs, die bisher ganz
aufser acht gelafsen wurden, verweise ich auf meine bemer-
kungen aao. p. 37711'. beides sind formen, die eine verslUrkung
der an sich schon in ihnen« liegenden hervorhebung sehr wol
ertragen können, sich ihrer jedoch nicht immer bedienen,
wenigstens gilt dies letztere für den got. Superlativ, beide
fügen sich aber auch den im sinne der individualisierung Gramm,
p. 559 und 574 gegebenen erklürungen, und darum mag eine
aufzählung der sehr zahlreichen- stellen unterbleiben, der got.
vocativ verwendet nur die schw. form des adjectivs. der Super-
lativ tlectiert bald stark bald schwach, im letzteren falle so wol
mit als ohne art. und dies zwar in denselben v(*rbindungen. so
heifst es Job. 6, 40 in spedistin daga, dagegen Job. 4, 4 in pamma
spedistin daga, wo der got. arl. steht, hat ihn auch der
griech. text, und das ist sehr häufig der fall, denn bei der be-
stimmtheit, die <iem mit einem Superlativ bezeichneten begriff
inne wohnt, schliefst er sich ihm leicht an. er fehlt im got.
nur vierzehn mal. wo der art. im griech. und demgemHfs auch
im got. fehlt, da ist der Superlativ meist praedicativ oder ninnnt
sonst eine stelle im salze ein, <lie den art. von sich weist, wie
Marc. 12, 6 imaridida jah pana du im spedistana.
Das participium praesentis (Gramm, iv 520) weist die eigen-
tümliche erscheinung auf, dafs, während alle übrigen formen nur
nach der schwachen decl. fiectieren, der noin. sing. masc. sowol
40 DAS SCHWACHE ADJECTIV IM GOTISCHEN
die eiiduQg der schw. als der starken flcxion hat, und zwar
merkwürdiger weise das den starken nom. sing, characterisierende
8 sowol nach dem art. als ohne denselben, nicht minder eigen-
tümUch ist der umstand, «laf's, während dieses part. also sonst
immer schwach Aectiert, ein solches gerade dann, wenn es zum
subst. erhoben wird, trotz des widerholt sich ihm anschliefsen-
den art. die llexion, welche sonst die form der Substantivierung
sein soll, aufgibt und dafür eine andere (das paradigma nasjands)
annimmt, welche zu den starken zu rechnen ist. wir haben also
wider einen Sprachgebrauch, der im Widerspruch mit der Grimm-
schen theorie steht, dagegen tinden wir eine bestätigung <ter
unsern, wenn wir die beispiele jenes starken und schwachen
nom. sing. masc. vergleichen, zunächst die wenigen stellen des
schw. nominativs, der nur nach dem art. vorkommt: Matth. 11,3
pu is sa qimanda pau anparizuh heidaima? dazu Luc. 7, 19^
15 sa qimanda pau anparana venjaima? Marc' 11,9 und Joh.
12, 13 osauna, piupida sa qimanda in namin fraujins, Luc. 19,
38 piupida sa qimanda piudam in namin fraujins. Joh. 6, 14
qepun patei sa ist hi sunjai praufet^s sa qimanda in po manasep,
6,51 ik im hlaifs sa libanda, sa us himina qumana, 11, 27 qap
imma jai, frauja, ik galanbida patei pu is Xristus, sunns gup»,
sa in pana fairhm qimanda. 2 Cor. 11,4 jabai uh sa qimanda
anparana Jesu mereip, ein unbekannter aber voll beziehung her-
vorgehoben, man sehe sich <lie stelle nur an. bis hierher ist
die emphase unverkennbar, durch einen gegeusatz scheint sie
hei'vorgerufen zu sein Matth. 7, 13 unte braid daur joh rums
vigs sa brigganda in fralustai — hvati aggvu pata daur jah prai-
hans vigs sa brigganda in libainai, Skeireins lu am schlufs bringt
noch eine stelle aus Joh. 1, 27 ip sa afar mis yagganda svin-
poza mis ist, es ist aber zu bezweifeln, dafs jene stelle, wäre
sie uns im bibeltext selbst erhalten, schwache form zeigen würde,
zumal wir stark lesen Joh. 3, 31 und Skeir. ivb sa iupapro
qimands ufaro aüaim ist.
Die stellen der starken llexion neben dem art. sind zahl-
reicher, es simi 37. als beweis, dafs nicht die bestimmthcit
oder Unbestimmtheit über den gebrauch starker oder schwacher
endung entscheidet, mögen folgende stellen dienen, in denen
man nach JGrimm schw. form erwarten würde: Matth. 27, 3
panuh gasaihvands Judas sa galevjands ina. Luc. 1, 19 t/t tm
DAS SCHWACHE ADJECTIV IM GOTISCHEN 41
Gabriel, sa standands in andvairpfa gups. Job. t8, 2 mssnk fian
jah Judas sa gakvjands ina pana stad, Rom. 11,26 urrinmp us
SioH sa lansjands (Christus) du afvandjan afgudein af Jakoha,
16, 22 golja izvis ik Tavrtms sa meljands po aipisiaulein in
fraujin usw. auch der attributive und nicht attributive gebrauch
ist nicht entscheidend noch der unterschied transitiver und in-
transitiver verba, noch das Verhältnis zur griechischen construc-
tion und was dergl. mehr ist. die übrigen stellen Onden sich:
Matth. 7,21; 26,68; Marc. 4, 3; 14, 42; 15, 29; 15, 39; Luc.
3,11; 6,47; 8,45; 16,18; Job. 6,41; 6,45; 8,47; Rom.
9,33; 10,5; 10,11; 12,8; 13,2; 14,3; 15,12; ICor. 7, 14;
2 Cor. 1,21; 4,14; 7,6; 9,10; 10,17; Gal. 5,10; Col.4, 12;
1 Thess. 3, 5; 2 Thess. 2, 4; 1 Tim. 2, 6; Skeir. ivb s. o.
Das part. praet. endlich ilectiert durchweg sowol stark als
schwach, letzteres jedoch nur in abhängigkeit vom art., der
seinerseits wider nie starke form neben sich duldet, die parti-
cipialconstructionen sin<l aufserordentlich häufig, ganz dem griech.
gemtifs. die spräche liegt hier vollständig in den banden ihres
griech. Vorbildes, dafs ein freies product im gebrauch der par-
ticipialconstructionen dasselbe bild liefern wünle, dem wider-
spricht die fehlende analogie aller andern dialekte. eine Selbst-
ständigkeit der schw. form mit eigener function irgend welcher
art vermag ich nicht wahrzunehmen — sobald der durch den
griech. text veranlafste art. sie hervorruft, erscheint sie be-
dingungslos, es geschieht das über 50 mal. die stellen würden
also nur einer Untersuchung über den art. eine ausbeute ge-
währen, und ich übergehe sie daher.
Das material, das die vorhandenen reste des got. darbieten,
ist hiermit zur erörterung der in angriff genommenen sprach-
lichen erscheinung hinlänglich erschöpft, wenn sich aufserdem
noch ein per auflltllige Verwendungen der schw. form finden,
wie es zb. sogar geschieht, dafs das prädicative adj. schwach
auftritt ^ so ist daraus nichts was von bedeutung für die haupt-
* Gab. u. L. p. 173 reden von vielen derartigen stellen und zählen
in der tat eine reihe auf. einige von diesen adj. aber aiülbeo geradezu für
subst. erklärt werden wie unvita, Mvuliavairfy'a, f(amainja ; andere stehen
gar nicht praedicativ sondern als apposition wie Marc. 4, 15 unkarja,
2 Clor. 11,8 ushaisla. man pflegt sich liei diesen wie auch noch )»ei
einigen anderen adj. in der weise zu helfen, dafs mau, weil sie iu den
42 DAS SCHWACHE AÜJECTIV IM GOTISCHEN*
fragen sein könnte zu gewinnen, man mufs dergleichen eben
einfach constatieren, wie ja auch bei uns der gebrauch der
beiden flexionen durchaus nicht so fest abgegränzt ist, dafs nicht
zb. je nach gewohnheit und willkür Wechsel zwischen ^gutes
muts' und 'guten nmts' udgl., sogar beim pronomen zwischen
^jeden falls' und ^jedes falls' eintritt, während daneben doch
dieser proces noch selten das 'keines falls', gar nicht das 'keines-
wegs' angreift, und so verhält es sich auch mit sporadisch auf-
tretenden andern ausdrucksweisen, von würklicher bedeutung
könnten all dergleichen Vorkommnisse nur dann sein, wenn das
gefnhl für die selbstständige function der schw. form noch in
ungeschwächter kraft lebendig wäre, da dies aber wie nachge-
wiesen nicht der fall ist, so ist auch der willkürliche Wechsel
der flexion in einzelnen lallen eine ebenso harmlose erscheinung
wie in den gegebenen beispielen aus unserer sprachstufe, und
von diesem gesichtspuncte aus möchte ich auch die wenigen
oben aufgezählten fälle des allein stehenden schwachen adjectivs
(hlinda, tvos juggotis, daupans usw.) betrachtet wifsen.
Am allerwenigsten aber verdankt hier die schw. form ihre
entstehung der Substantivierung, denn dafs die schw. form au
sich mit einer solchen gar nichts zu schaffen hat, darüber kann
wol kein zweifei mehr sein, die annähme der Zusammen-
gehörigkeit beider, der schw. form und der substantivischen be-
deutung, erwuchs lediglich aus einem misverständnis. man
übertrug auf die schw. tlexion was dem art. gebührt, weil nun
einmal überall da, wo durch den art. analog dem griech. text
wenigen fallen, wo sie sich finden, nur schw. form zeigen, sie als nur
dieser teilhaftig erklärt (cf. Oramm. iv 524). ich kann mich zu einer
solchen annähme jedoch nicht verstehen und meine, dafs man alle diese
Worte so weit sie sich fügen für suhstantiva erklären und dafs man hei den
wenigen ührigen sich wo es gehl feils mit der annähme der emphase, teils
eines fehlers irgend welcher art helfen nmfs oder endlich was allem wider-
strebt kurz als ausnähme erklärt, auf einen fehler möchte ich von den
aao. schwach flcctierendcn praedicaten auch folgende zurückführen. Marc.
12, H wo für das schwache laushundjan vielleicht das starke laiishandjana
imd l Tim. 3, 6, wo ebenso für nivjmi zu lesen ist nitijana. es bleiben
nach alle dem nur noch zwei solche stellen, nämlich (lal. 3, 3 sva unpropans
xiujup und 1 Cor. 7, 13 jah sa gavilja ist banan. aber auch hier ist viel-
leicht wegen des v. 12 vorhergehenden ja so f^avilja ist hauan ein subsl.
generis communis gavilja anzunehmen.
DAS SCHWACHE ADJECTIV IM GOTISCHEN 43
ein atij. substantiviert wird, auch Oherall die schw. form als
sUiodige geHihrtin des art. dabei sein Hiuls. der irrtum konnte
um so leichter geschehen als die substantivische schw. tlexion
mit der adjecti vischen gleich ist, wozu die beobachtuug kam,
dafs es in <ler tat einige schw. substantiva gibt, neben welchen
dasselbe wort als a<ljectiv beider flexionen im gebrauch ist, wie
fiarha neben parhs (cf. auch altn. fiarßj, gamainja neben gamains,
nnhulpa n. hulps, ingardja n. ingards, liuta n. liuts, veiha n.
veihs u. noch wenige andere, aber selbst diese erscheinung hat
ihre analogien in der starken flexion. wir finden ein Substan-
tiv rei'ks neben dem gleichlautenden adj., jnggalau/fs n. hvelaups,
samalaups, sv<Uaups; dauravarda (fem.) n. dauravards (s. Granmi.
IV 585) und vor allem die nastjands, fijands, deren tlexion doch
zu den voralischen gerechnet werden mufs, neben all den andern
participien. die ansieht von dem individualisierenden vermögen
der schw. form entsprang derselben irrtümlichen Übertragung
und derselben ständigen Verbindung dieser form mit dem in-
dividualisierenden und bestimmtes bezeichnenden artikel. das
ilbersehen der emphase als der eigentlichen fuuction der schw.
form konnte um so leichter geschehen, als diese sehr oft gerade
solche begriffe treffen mufs, welche durch <len engern oder
weitern Zusammenhang individualisiert und zu bestimmten ge-
worden sind.
So zerfallen d<»nn all die gründe f(lr die zuerst von Well-
mann der schw. form zugeschriebenen function, trotzdem die
beobachtung zahlreiche belege für sie fand, in nichts, eine
würkliche beweiskraft kann dagegen denjenigen Verwendungen
der schw. form am adj. nicht abgesprochen werden, in denen
das got. sich mit dem ags. deckt und das dort gefundene princip
bestätigt, wenngleich zugestanden werden mufs dafs das gefühl
für die Selbständigkeit der schw. form im Ulphilas sGh(»n zu
sehr geschwächt erscheint, als dafs <las bild derselben anders als
in unklaren umrifsen hervortreten und <lafs (;twa, um dies noch
zu erwähnen, entschieden werden könnte, wann wir in dem acc.
plur. masc. auf ans starke, wann schw. form haben.
Wien. DR A. LICHTENHELD.
44 RUDOLF VON FENIS
RUDOLF VON FENIS.
Die acht iieder, welche unter dem iiamen Rudolfs von Penis
oder Neuenbürg überliefert sind (wir sehen von dem neunten^
wahrscheinlich unechten ab), bilden ein ganzes, einen kleinen
mitielalterlichen liebesroman und sind uns offenbar in geschicht-
licher Ordnung überliefert, dies zeigt, neben der allmählichen
entwicklung der verskunst, die beziehung der einzelnen Iieder
zu einander, das erste zeigt den dichter von liebe ergriffen:
er ist gleich dem manne, der sich verstiegen hat und weder vor-
wärts noch rückwärts kann, gleich dem unglücklichen spieler,
der zu spät daran gedenkt sein spiel aufzugeben, aber noch ist
er nicht fest entschlofsen, sein werben fortzusetzen : der schwache
(Haupts verbefserung statt schoenc) grufs seiner herrin kann
ihn, so wenig er es auch wüns<^bt, noch von ihr vertreiben,
im zweiten liede hat er keine gröfsero hofl'nung, er singt nur
weil er wähnt, der gesang werde seine liebesqualen lindern;
aber das ist ihm zur gewisheit geworden, dafs er von seiner liebe
nicht mehr lafsen kann, selbst liebesnol wird ihm zur wonne,
seine herrin kann ihn nicht mehr von sich vertreiben, im dritten
liede hat er auch die hoffuuug aufgegeben, dafs sein gesang ihm
erleichterung schaffen wei*de; allein die liebe, welche ihn so
hoch geehrt hat, dafs sie in seinem herzen wohnung nahm, wird
ihm auch den lohn nicht vorenthalten, obgleich gegenwärtig noch
sowol das geschiedensein, als auch das schauen der geliebten
nur seine sorge vermehrt; er umflattert die angebetete wie die
motte das licht, er ist selbst an seinem Untergang schuld und
hat ihn verdient, im vierten liede ist er trotz des herannahen-
den winters voll frohes mutes, ihn erhebt die vortrefllichkeit
seiner geliebten und nichts kann ihn von ihr scheiden, diese
frohe hoffnung ist im fünften liede gänzlich zerronnen: er hat
sich selbst ins luiglück gebracht dadurch dafs er die flieht, wdche
er leicht gewinnen könnte, und der nachjagt, die sich nicht an
ihn kehrt; auch der glaube an die hohe macht der minne ist
ihm geschwunden, sie ist ihm ein tnmher wdn, er fürchtet noch
gröfsere selbstverschuldete not. so sieht er im sechsten Uede
den Sommer gerne scheiden, denn er hat ihm keine erhörung
RUDOLF VON FENIS 45
gebracht, wenn der winter sie ihm noch bringt, so will er diesen
preisen; geht es aber fort wie bisher, so ist er verloren, im
siebenten Hede bringt ihm zwar die rückkehr des Frühlings einigen
trost, aber di(; rechte freude kann ihm nur die erhörung seiner
herrin schaffen, auf die er, nach so langem warten, nicht mehr
zu hoffen vermag; so will er denn das singen aufgeben, als
schöner wahu liegt sein ganzes hebeswerben hinter ihm.
Hiemit schliefsen in der handschrift B die lieder Rudolfs,
die hs. C fügt noch ein weiteres bei. irgend eine aussieht auf
erhörung, welche dem Sänger geworden, bewegt ihn, wahrschein-
lich nach langer Unterbrechung, das dichten wieder aufzunehmen :
dafs er ganz in <ler gewalt der geliebten ist, das ist seine einzige
hoffnung (yedinge auschliefsend an das weder tröst noch gedinge
des ersten und zweiten liedes*); bei gewalt mufs auch gnade
wohnen, und wo alle tugenden vereinigt sind, darf diese einzige
nicht fehlen; beständiger liebesdienst kann auch nach zehn-
jährigem werben nicht unbelohnt bleiben und in einem augen-
blicke kann sich sehnendes leid in freude verwandeln, den ge-
denken <les siebenten liedes, dafs sein warten schon zu lange
gedauert hat, nimmt er zurück, eben dieses treue warten ist sein
verdienst, welches ihm den endhchen lohn sichert.
Die handschrift C schreibt unserm Rudolf auch noch drei
Strophen eines liedes zu, welches die handschriften EF unter
dem namen Walthers aufführen: sowol in seinem humor, der
sich über die leidenschaft erhebt un<l ironisch mit den gefüllten
spielt, als auch in der lebhaftigkeit, mit der sich die gedanken
durch frage und antwort entwickeln, erinnert dasselbe auch an
die schule Walthers von der Vogelweide; um so mehr weicht es
von den anschauungen und dem stile unseres Sängers ab: Ru-
dolf steht so sehr unter der herschatit seiner gefühle, dafs er oft
in denselben zu versinken droht, sein ton ist durchaus pathetisch,
nirgends humoristisch, sein stil ist ruhig, höchstens zu einem
ausruf der klage sich steigernd, nie aber zu der lebhaftigkeit
einer frage sich erhebend; auch Sprichwörter wie idbe (tele,
selbe habe, oder volkstümliche redensarten wie wäfen, wetz got
finden sich bei ihm niemals, wenn wir daliei noch bemerken,
dafs dieses lie<l aufser aller lieziehung mit den übrigen liederu
1 dies lieblingswort 80, 2. 27. 82, 7. 84, 4. tO.
46 RUDOLF VON PENIS
Rudolfs steht, so wini gegen das gewicht aller dieser grUiide,
die sich ^egeii die iirheherschaft Rudolfs erheben, der eine, wel-
chen Bartsch (zs. 11, 153) für dieselbe anführt, wol nicht auf-
kommen können, in unserm liede ßndet sich nämlich eine
klage über Verleumder, welche die liebe stören, und da eine
solche auch in einem liede Folquets von Marseille sich fintlet,
so glaubt Bartsch darin eine nachahmung dieses sonst von Ru-
dolf benützten trouba<lours zu linden, und dies wäre neben dem
aufseren zeugnis <ler hs. C allerdings ein innerer grund, Rudolf
für den verfafser des liedes zu halten, allein die bemerkte ähn-
lichkeit bezieht sich blofs auf den gedanken, und da dieser zu
den stehenden artikeln der minnepoesie gehört, so kann daraus
allein auf die nachahmung einer bestimmten stelle eines bestimm-
ten dichters nicht geschlofsen werden.)
Diese betrachtung über die echtheit des neunten liedes
führt uns nun zu einem weiteren punkt, zur frage über die
Originalität der gedichte Rudolfs, bekanntlich ist er derjenige
minnesänger, an welchem der Zusammenhang der deutschen
minnepoesie mit der provenzalischen zuerst entdeckt wurde,
tlafs das deutsche minnelied in seiner kunstgemäfsen ausbilduug,
gleichwie die ganze ritterliche bildung des miltelalters, auf ro-
manische quellen zurückgeht, ist jetzt allgemein anerkannt, von
dieser gemeinsamen culturgrundlage müfsen wir nun bei der
betrachtung des einzelnen ausgehen, ünden wir bei zwei dichtem
den gleichen gedanken und gehört derselbe zu dem auch sonst
im minnesange vorkommenden gedankenkreifse, so kann daraus
noch nicht geschlofsen werden, der eine dichter habe den andern
benützt; was von überall herkommen kann, läfst nicht auf eine
bestimmte quelle schhefsen. es mul's weiteres hinzukommen:
nemlich entweder dafs der ausdruck auffallend übereinstimmt;
oder dafs ein ganz besonderer gedankc oder auch eine ausführ-
liche vergleichung in beiden dichtem wiederkehrt; oder endlich
dafs der strophenbau sammt reimfolge in zwei dichtem ganz
oder nahezu übereinstimmt.
Eine ausführliche nachweisung der provenzaHschen quellen
unseres Rudolf hat Bartsch in dem schon erwähnten aufsetze
(zs. 11, 145 — 162) gegeben, auf diese verdienstvolle Unter-
suchung stützt sich auch die unsrigc grofseuteils und versucht
nur einige nähere ausführungen, begründungeu oder einschräu-
RUDOLF VON FENIS 47
kungen beizubringen, so inöcbten denn unter den dort ange-
fübrten vergleicliungen zwischen Folquet von Marseille und Rudolf
von Neuenburg folgende allzu allgemein und deshalb unhalt-
bar sein: der Sänger kann von der geliebten nicht lafsen MSF
8U T) «= Mahn Gedichte 85, 5, 8 und MSF 87, 14 =- M.
Werke 32t, 36; seine gesänge verschaffen ihm keine erhörung
MSF 81, 1 «« MW 318,2; entfernuug von der geliebten ver-
mehrt nur die Sehnsucht MSF 82, 5 f -» MG 85, 4, 1 und MSF
82, 17 — MW 321, 38; liebesnot ist wonne MSF 81, 28 = MG
85, 4, 3.
Für das vierte lied Rudolfs führt Bartsch aus dem elften
liede Folquets MW 329 f au: erhOrung macht den sänger zum
glücklichsten 83, 7 « 330, 23 fT; aus beiden liedern wäre noch
zu vergleichen 83, 9 hezzer dan guot »=i Mieihs de Be 330, 9 ;
ferner aus dem gleichen liede Folquets die dritte Strophe:
Doncx hen sui folhs, quar no m recre
D'amar Heys, qae he m par folhors,
P%is autre bes no m n'esdeve;
Afis vey qu'ades creys nia dolors
Qu'en mi tot sol a fay son cors.
Per ma fe,
Vos die, mieihs tn*ave
Que per Heys ieu stiefra jasse
Mon dan, sitot a Heys non cal,
Qu antra m des s*amor per cahal
mit der dritten Strophe aus Rudolfs zweitem liede:
lenier mere wil ich ir dienen mit State,
und weiz doch wol, daz ich sin niemer lön gwinne.
ez wcpre an mir ein siti, ob icJi da hatte
da ich löiies mich verscehe von der Mintie,
lönes hän ich tioch vil kleinen wdn,
icJi diene ie dar^ da ez mich kan kleine vervdn,
nu lieze ich ez gerne, möhte ich ez Idn,
ez wellent durch daz niht von ir mine sinne (B).
In Inudeu Strophen erscheint der gedanke des lafsen wollens
und nicht lafsen köunens bei einer liebe, welche keinen lohn
verspricht, diesen gedanken spricht Rudolf einfach aus; Folquet
steigert ihn, indem er sagt, trotz wachsenden grames über nicht-
48 RUDOLF VON PENIS
erhöning sei doch die erwählte liebe lohnender als jede andere;
diesen zweiten gedanken bringt Rudolf erst in seiner nächsten
Strophe diu not ist diu meiste wuHfie min.
Wir haben es also hier mit dein ausdruck zweier im <la-
maligen minnedienst geläufiger, und wol ebenso im mündlichen
gespräch, wie im gesungenen und geschriebenen liede oft gebrauch-
ter gedanken zu tun, und dafs dabei unsere beiden dichter nur
so im allgemeinen harmonieren, daraus liefse sich eher das
schliefsen, dafs der eine den andern nicht benützt habe, als das
umgekehrte.
Wenn wir also den von Bartsch s. 1 52 f angeführten parallel-
stellen (denen auch noch s. 148 MSF 81, 6 fr *:» MG 85, 3 bei-
zugesellen ist) keine beweiskraft beimefsen können, so ist kein
zweifei vorhanden, dafs in den übrigen s. 145 — 151 augeführten
stellen Rudolf die Provenzalen benützt hat. aber auch hier
zeigen sich bei aller gleichheit in ge<lank<'n und ausdrücken
immer wieder auslafsungen, abweichungen un<i einschiebsei, so
dafs Bartsch sich bewogen ündet, unsern Rudolf des misverständ-
nisses, <ler Oberflächlichkeit und Unkenntnis der provenzalischen
spräche zu beschuldigen (154). wenn wir aber sehen, wie Ru-
dolf schon im ersten liede aus zwei liedeni Folquets seinen Stoff
sich entnimmt, so scheint dies zu beweisen, dafs er die absieht
gar nicht hatte, provenzalische lieder zu übersetzen, dagegen
scheint er bei eigener armut an gedanken und bildern es nicht
verschmäht zu haben, solche bei dem vielbewunderten meister
Folquet und einmal auch bei Peire Vidal zu entlehnen und mit
eigenem vermengt wiederzugeben, sein seltsames abspringen l>ei
dieser benützung der Provenzalen scheint sich mir am besten so
zu erklären, dafs er aus dem gedächtnis citierte : er mufs gelegen-
heit gehabt haben, dem Vortrag provenzalischer Heder zuzuhüren,
und was er aas denselben wiedergibt, ist reminiscenz.
Dabei verfährt aber Rudolf bei benützung der Provt»nzalen
auch mit auswahl. jede hindeutung auf sinnliche liebe vermeidet
er so sehr, dafs wir bei ihm nicht einmal eine andeutung der
körperlichen reize seiner herrin finden, auch den kühnen hyper-
beln Peires geht er sorgf^iltig aus <lem wege. so fehlt ihm
natürlich die farbenreiche lebendigkeit seiner provenzalischen
Vorbilder; aber die spräche der leidenschaft kann ich nicht, wie
Bartsch, bei ihm vermissen, er l>eginnt mit schüchternem werben.
RUDOLF VON FEMS 49
schreitet fort zum Testeu eutschlufs, der auserwählteu treu zu
bleiben, findet in der kraft setner liebe die bttrgschaft der end-
lichen erhOrung und jubelt auf im gedanken an die vortreiTlich-
keit seiner herriu. als dennoch keine erhörung folgt, wird er
irre an dem wesen der liebe, sinkt unter in dumpfer Verzweif-
lung, und entschUefst sich endlich dem schönen wahn zu ent-
sagen, zuletzt aber erhebt er sich doch wieder zu freudiger
hoffnung im bewustsein seiner unerschütterlichen treue.
Freilich kann man sagen: all diese gedanken erzeugte er
nicht selbst, sein Zeitalter sagte und sang sie ihm vor. dafs er
aber aus dem gegebenen gerade diese gedanken und diesen ge-
dankengang herausfand, das ist doch wol das verdienst unseres
Sängers, ja mir scheint, gerade Rudolf, der zöghng der Proven-
zalen, gibt uns einen begriff von dem unterschied zwischen ro-
manischem und deutschem liebeswerben.
Gehen wir nun auf die form der lieder Rudolfs über, so
zeigt er auch hier eine grofse abhängigkeit von den Provenzalen.
der von ihm fast durchaus gebrauchte vers ist der provenzatische
cauzonenvers von zehn und, bei klingendem reime, elf siiben.
sein erstes Ued stimmt im strophenbau ganz mit Folquets can-
Zone: Sitot me soi MW 1, 327, das zweite zeigt eine, wie Bartsch
nachweist (157) bei den Provenzalen oft vorkommende tenzonen-
melodie (B. 157); auch der ton des dritten und fünften liedes
findet sich im provenzalischen wieder und ist auch sonst von
deutschen dichtem nachgeahmt worden (159), zb. von Heinrich
von Moruugen, aber mit erweiterung der sechsten zeile auf sechs
hebungen MSF 133, 13 ff. das achte lied endhch ist nach form,
iniialt und gedankengaug eine abkürzung von Peires canzone:
Pus tortiatz soi m Promza MW 1, 224.
So handelt es sich also noch um das vierte lied und um
die in der reimfolge gleichen Strophen, welche wir als das sechste
und siebente lied zählen.
Auch zum vierten lied hat Bartsch eine entsprechende pro-
venzalische tenzone nachgewiesen (159), nur hat dieselbe in der
ersten und dritten zeile stumpfe reime statt klingender (Rayn.
Choix V, 446). der rhythmus und reim in den stoUen aber, so
wie das thema des liedes: annäherung des winters kann das
gehoflte liebesglück nicht stören, stimmt zu dem liede Hein-
richs von Morungen Uns ist zergangm dei^ liepUche Stimmer
Z. f. D. A. neue folge VI. 4
50 RUDOLF VON PENIS
MSF 140, 32, welches Bartsch zum dritten und fünften liede
anfuhrt.
Was nun das sechste und siebente lied betrifft, so findet
sich die vierfache reimverschlingung derselben unter den in MSF
enthaltenen dichtem nur noch bei Reinmar dem alten in zwei
liedern 187, 31 ff und 188, 31 ff; das zweite derselben stimmt
auch mit dem sechsten liede Rudolfs im thema zusammen : ohne
liebesglUck keine sommerwonne.
So scheint also unser Rudolf seine anregungen zur dichtung
nicht nur bei den Provenzalen, sondern auch bei seinen deutscheo
landsleuten sich geholt zu haben.
An Reinmars lieder finden sich aufser den schon erwähnten
wenige, ziemlich allgemeine anklänge:
MSF 81, 12 nnde ez mich leider kleim oervdt
— 171, 17 itfi kan midtz leider niht vervdn.
81, 25 ich endietie ir gerne w^d durd^ si guoten wiben
= 183, 27 Wir suh alle frowen eren
nmbe ir güete und iemer sprechen wol
unde ir fröide meren usw.
(eine häufig bei den troubadours Torkommende redensart B. 154)
83, 24 den kumber hdn iVA mir selber getan
*— 191, 23 von schulden ich den kumber doli
ich brdhte selbe mich dar in.
83, 31 »MIC mir der winter den sirit
nedi ges^iden hin zir der ie gerte min Up.
"• 191, 32 effM nahtegal uns schiere seit,
daz sich gescheiden hat der strit.
83, 35 owe, wie nu Idt mich verderben diu h^!
= 190, 24 unde si mich sii5 verderben Idt.
Von Morungen sind etwa zu vergleichen:
84, 7 swenne si icil, so bin ich leides dne
— 129, 17 diu vil wolgetdne
diu tuot mich äne
sorgen die ich hdn.
84, 8 mtn lad^ stdt so bi sunnen der mdne
— 124, 35 ich muoz iemer dem geiiche spehen^
als der wuine sinen sehin
von des sunnen sdkin enpfdt.
RUDOLF VON PENIS 51
Der tumbe todn (83, 22) dagegen findet sich bei Heinrich
öfters 134, 17. 136, 1.
Bemerkenswerter ist die Übereinstimmung, welche sich nach
formeller seile, besonders in der behandlung des canzonenverses,
zwischen Rudolf und Heinrich herausstellt.
Dafs im stroplienbau Rudolfs drittes und fünftes lied mit
einem liede Heinrichs (133, 13) fast ganz, ebenso dafs die stellen
der lieder Ich kinse an dem walde (82, 26) und Um ist zergangen
(140,32) durchaus übereinstimmen, ist oben schon erwähnt
worden, den versbau von Rudolfs drittem liede, aber um eine
Zeile und um eine hebung in der fünften zeilc vermehrt, zeigt
auch noch ein anderes lied Heinrichs 136, 1.
Den provenzalischen canzonenvers gebraucht Rudolf in fünf
liedern ausschliefslich, in zweien teilweise; gar nicht erscheint
er nur in seinem letzten liede. bei Heinrich begegnen wir dem-
selben in acht liedern, in je zweien teils ausschliefslich, teils
überwiegend, in vieren Aur teilweise.
Wir wollen nun diesen vers genauer betrachten, indem wir
von Diez Untersuchungen über denselben (Altrom. sprachdeiikm.
Bonn 1846) ausgehen, er zeigt bei den lyrikern der Proven-
zalen regelmäfsig eine caesur nach der zweiten hebung, manch-
mal auch nach der dritten Senkung; letztere, also die klingende
caesur, ist bei Rudolf und Heinrich die häufigere, nach stumpfer,
wie nach klingender caesur kann der vers durch mittelreim ge-
teilt werden; bei Heinrich
122, 8 f des man ir jet / «t ist aller wibe ein kröne
140, 32 uns ist zergangefi / der liepliche summer.
bei Rudolf
82, 26 Ich kinse an dem walde / stn Imip ist geneiget.
Oft beginnt mit dieser caesur ein neuer satz oder Satzteil,
bei Heinrich
122, 22 wol ir vil s^äezer! vil röt ist ir munt.
hei Rudolf
80, 3. 18 wan ich enweiz, wie mir süle gelingen
daz ich ir diene, wan ich mac ez miden.
Vernachläfsigung derselben ist selten ; manchmal erscheint sie
erst nach der dritten hebung, so dafs die teilung 3 + 2 statt
2 -f 3 entsteht :
4*
52 RUDOLF VON PENIS
81, 16 ez weere an mir ein sin, ob ich da haste
83, 13 diu mir zeiv)erhenne j vil lihte wcere.
Betrachten wir das dritte lied Rudolfs in dieser hinsieht
genauer, so finden wir in fUnfunddreifsig versen die klingende
caesur, wozu ich 81, 30 wdnd^ ich, 31 sing' ich rechne, fünf-
zehnmal, die stumpfe, zu der 81, 32 singf / und, 82, 8 seh'n,
23 herz" / enlie gezählt sind, neunzehnmal; einmal tritt die-
selbe hinter die dritte hebung zurück mit nebencaesur nach erster
hebung, nemlich 82, 6:
sd sere, ,' swenn' ich verre / von ir bin,
wie 80, 1
Gewmi ich / ze Minnen ie j guoten wdn.
Im vierten liede ist die klingende caesur, zweimal in der
Strophe durch mittelreim hervorgehoben, folgerecht durchgeführt;
nur 82, 31. 32 findet sich stumpfe caesur, 39 weicht sie hinter
die dritte hebung zurück, wo übrigens durch Umstellung geholfen
werden könnte:
trän daz ein mcere j noch sanfter mir tuot.
Das erste lied Heinrichs, in welchem die letzte zeile jeder
Strophe den reim in stumpfer caesur zeigt, bietet auf zweiund-
dreifsig zeilen sechzehnmal weibliche, dreizehnmal männliche,
dreimal unregelmäfsige caesur, nemlich 122, 4 (= 83, 13), 16
(vielleicht umzustellen: des müez in ir getiäden ' ich bdthen),
20 fdieich an wiplicher stwte (BCC*) / noch ie vant.
Nachdem wir nun gesehen haben, dafs die deutschen dichter
mit dem provenzalischen canzonenvers auch dessen caesur ins
deutsche herübernahmen, bleibt uns noch übrig den rhythmus
zu betrachten,^ welchen sie in ihrer spräche diesem verse gaben.
Die gewöhnliche ansieht, für die auch Bartsch sich ent-
scheidet, ist die, dafs der rhythmus des zehnsilblers daktylisch
sei, und es läfst sich nicht leugnen, dafs manche lieder sich
ohne Schwierigkeit daktylisch mit vier hebungen auf die zeile
mit oder ohne auftakt lesen lafsen, wie Rudolfs viertes lied.
andere dagegen, wie das dritte, zeigen rein iambischeii Charakter;
bei wieder andern kommt man weder mit iambus noch mit dak-
tylus recht durch, wie beim ersten, zweiten und fünften.
Unter solchen umständen scheint es mir, dafs die deutschen
dichter ursprtinglich versuchten, mit dem romanischen vers auch
die romanische silbenzählung, ohne dafs dabei der wortton berück-
RUDOLF VON PENIS 53
sichtigt wird, ins deutsche herüberzunehnien. da aber dies bald
unstatthaft erscheinen muste, entschlofsen sie sich zu dem einen
oder andern ausweg, indem sie ihren versen iambische oder
daktylische betonung gaben, dabei zu dem grundsatz zurück-
kehrend, dafs die versbetonung sich nach dem wortton richten
milfse.
Da die beiden ersten lieder Rudolfs, welche das ringen eines
anf^ngers im versemachen zeigen, nicht mafsgebend sein können,
so wollen wir das saubrer gebaute erste lied Heinrichs für die
erste der drei aufgestellten entwicklungsstufen näher betrachten.
Dasselbe zeigt uns überall seine zehn bis elf siiben auf die
zeiie, wobei elision und synaerese regelmäfsig eintritt, manchmal
auch verschleifung wie 23 eb% 123, t tug'tid; nur 123, 4 fuidet
sich der hiatus mrde ich. mit Währung des haupttons lafsen
sich ungezwungen lesen 122, 8+9- H. 13 fundich der deheine 1
f\z ffenomefi han), 15. 17+18 fgebiuft $i so, min liep (liebes B,
liebest CC") vor allen wiben). 22. 25. 26+27. 123, 8+9 (verre
unde ndrj; etwas schwierig 122, 1 fein toipj. 3 (dem riche).
6 (die weit), 122, 3 (ir schinj. 5 (ir lop), also in vierzehn
versen ;
mit auch sonst vorkommendem widerstreit des tones im
ersten fufse 122, 5;
mit widerstreit im vierten ful'se 122, 10. 14. 19. 23. 24.
123, 1. 2. 6. 7;
ebenda mit Schwächung der vorhergehenden hebung
122, 12. 16;
im ersten und vierten fufse 122, 2;
im dritten und vierten fufse 122, 7. 20. 21. 123,4;
im ersten und dritten fufse 122, 4.
Am häufigsten ist also der widerstreit zwischen wortton und
versbetonung im vierten fufse, und zwar sechszehnmal: dies gab
dem vers einen daktylischen Charakter; rein daktylisch wurde
der vers, wenn die Verschiebung des tones im ersten und vierten
fufse stattfand, wobei der ton der dritten hebung durch zusam-
menstofs mit der vierten geschwächt wurde, wie schoener gebterde,
mit zühten gemeit, aber einzelne verse werden doch immer
daktylisch gelesen einen holperigen oder gar keinen rliythmus
geben, wie:
d^s man ir jet sist aller wiV ein kröne.
54 RUDOLF VON FEMS
Dieselbe art der silbenzählung nun, wobei der widerstreit
des worttons mit dem verston nicbt beachtet ist, scheint mir
Rudolf in seinem ersten, zweiten und fünften liede angewendet
zu haben, denn wenn auch das erste lied anfangs ganz dakty-
lisch klingt, so kommen doch später verse, welche diesem metrum
durchaus widerstreben, wie
und auch mit nihte widerkomen kdn,
wie die handschriften im siebenten verse lesen, freilich mUfsen
wir dann Rudolf in seinem ersten und zweiten liede neben den
ungenauen reimen auch noch zweisilbigen, schwer oder gar nicht
zu verschleifenden auftakt zu gute halten und überhaupt an-
nehmen, dafs er sich daran machte, seine herrin zu besingen,
ehe er in die regeln der verskunst recht eingeweiht war.
Ein beweis dafür, dafs die deutschen dichter den romanischen
canzonenvers nicht ursprünglich daktylisch auffafsten, scheint mir
auch darin zu liegen, dafs sie denselben auch rein iambisch aus-
bildeten, denn dazu konnten sie doch nur kommen, wenn sie
ihn zuerst für einen vers mit fünf hebungen ansahen und sich
deshalb bemühten, diese fünf vershebungen auch nach dem genius
ihrer spräche mit dem wortton in einklang zu bnngen. diese
entwicklung zeigt sich bei Rudolf in seinem dritten liede, bei
Heinrich in seinem achtzehnten (136). das entschieden dak-
tvlische versmafs aber tritt bei Heinrich ohne caesurreim in
seinem vierzehnten liede auf (133), mit demselben in seinem
fünfundzwanzigsten (140), welchem Rudolfs viertes lied ent-
spricht.
Es war nötig, so weit auf das metrische einzugehn, um die
abhängigkeit Rudolfs von Heinrich von Morungen in ihrem ganzen
umfang zu zeigen, denn dafs auch hier Rudolf der nachtreter, nicht
der Vorgänger ist, zeigt, neben der nachahmung der Provenzalcn
durch Rudolf, auch das wesen beider dichter, von denen Hein-
rich bei weitem der reichere und genialere ist. Rudolf liefs
sich durch einen gedanken, eine weise, die ihm gefielen, anregen
und machte darnach ein neues gedieht, in welchem aber doch
das Vorbild immer nachklang; den Provenzalen entlehnte er ge-
danken und bilder in weiterem umfang, auch den ganzen Strophen-
bau; bei den Deutschen scheut er sich den ton ganz zu ent-
lehnen, weil es für unschicklich galt, fremde töne sich anzu«"
eignen, wenn es auch manchmal vorgekommen ist.
RUDOLF VON PENIS 55
Überblicken wir nun noch einmal Rudolfs metrische ent-
Wicklung, zuerst schliefst er sich in gedanken und versbau an
die Provenzalen an, namentlich an Folquet von Marseille (1. 1. 2);
mit erwachendem sinn für verskunst begibt er sich in die schule
Heinrichs von Morungen (1. 3. 4) ; mit dem vierten liede hat er
auch metrisch seinen hOhepunkt erreicht; die drei folgenden
gedichte, deren ei*$tes ein rUckfall in den überwundenen Stand-
punkt ist, wahrend das zweite und dritte an Reiumar den alten
anklingen, sind keine eigentlichen lieder, wie schon ihre kürze
zeigt, sondern sprüche, kurze mitteilungen des Sängers an seine
dame über seinen augenblicklichen seelenzustand, stofsseufzer der
liebe, es fehlt ihnen das wesentliclie des minneliedes, der preis
der dame (über den spruch in der minnepoesie s. Scherer,
Deutsche Studien i, 49). was die metrik des sechsten und sieben-
ten liedes betrifft, so wechseln hier längere und kürzere Zeilen,
iambischer und daktylischer rhythmus.*
Im achten lied endlich, wieder einem minneliede, kehrt Ru-
dolf zu seinen Provenzalen zurück, indem er ein lied Peire Vidals
im auszug übersetzt.
Dabei ist ein fortschritt in behandlung des verses nicht zu
verkennen: die zwei ersten lieder zeigen starke verschleifuugeu,
die drei ersten zum teil ungenaue reime: in den fünf letzten
dagegen sind diese verstöfse gegen die verfeinerte technik der
besten zeit vermieden.
Die eben angeführten unregelmUfsigkeiten waren es wol,
weshalb Haupt unsern minnesdnger in möglichst frühe zeit ver-
setzte; denn er sagt ^der irrtum, der dichter sei graf Rudolf der
3te von Neuenburg, der im jähre 1263 starb, hätte nicht wieder-
holt werden sollen, zumal nachdem der text der Weingartner hs.
bekannt gemacht war (262). die handschrift C hat unserem
* DU Hehlen tage mit Haupt daktylisch zu betonen widerstrebt mir;
ich möchte iambisch lesen 8.3, 25 :
Daz ich den iumer mcetectichen klage
mm 29 vil tihle g'fröuwent H die Hehlen tage,
dagegen können 26 => 30, 27 « 31 daktylisch sein, im siebenten liede möchte
ich 84,5. 6 lesen:
dd von muoz ich von ir sfn ungesungen,
toan mir nie wip so ndhe gelae,
entsprechend den Zeilen 1 und 2, wo die handschriften lesen vergezzen mac.
56 RUDOLF VON PENIS
Rudolf nenilich seine ungenauen reime, wiewol in ungeschickter
weise, korrigiert.
Allein wenn bewiesen ist, dafs Rudolf nicht nur die trou-
badours, sondern auch deutsche minnesSInger benützt hat, so ist
er offenbar in die blütezeit des minnesanges zu setzen, als die
lieder von allen seiten tönten und wiedertönten, als der rühm
Reinmars und Heinrichs von Morungen schon überall verbreitet
war, und dies führt uns, wenn auch die zeit jener beiden nicht
genau bestimmt werden kann, doch gewis ins dreizehnte Jahr-
hundert hinüber, etwas bestimmtes läfst sich auch aus den an-
führungen Reinmans von Rrennenberg und des Marners nicht
herauslesen, von denen der eine von Niuwenburg ein(en) herre(n)
wert, der andre den Vmis unter einer grofsen zahl älterer und
jüngerer minnesänger anführt.
Einen chronologisch festen anhaltspunkt gibt blofs ein um-
stand, das erste lied Rudolfs enthält eine nachahmung einer
canzone Folquets, in welcher dieser der liebe den abschied
gibt, da nun Folquet im geleite eines kreuzlieds, welches aus
anlafs der Schlacht von Alarcos 1195 gedichtet ist, noch grüfse
an seine dame sendet, scheint dieses abschiedslied in spätere
zeit zu fallen: somit kann unser minnesänger der vor dem
30 august 1196 schon gestorbene Rudolf ii von Neuenburg un-
möglich sein.
Allein es ist nicht nötig, deshalb gleich zum enkel de$
zweiten Rudolfs herabzusteigen: zwischen grofsvater und enkel
liegt noch ein neffe-oheim, welcher gleichfalls den namen Rudolf
führt, die nun folgenden nachweise sind aus Matile, Monuments
de Thistoire de Neuch^tel entnommen.
Des zweiten Rudolfs jüngerer bruder Ulrich hatte einen
söhn Rudolf, seinen ältesten, den Stifter der linie Neuenburg-
Nidau; dieser erscheint in Urkunden von 1225 — 1255. der
vater Ulrich machte am 20 juni 1225 eine Schenkung für
sein Seelenheil an die kirche von SJean; die Urkunde darüber
(Lxxxi) untersiegelt mit der söhn Rudolf als der älteste von fünf
brüdern. bald darauf starb der vater. der clironist Matthias von
Neuenburg meldet 1225 — 6 (lxxxu): Ulricus moriens reliquit
fratrein (1. fratruelem), qui habuit Novum Castrum et dominia
gallica. Ipse vero habuit comitatum Novi Castri et dominia theu-
tonica. Qui Ulricus reliquit quatuor filios: antiquum de Nidowe^
RUDOLF VON PENIS 57
de Strasberg, de Arberg, et Heinricum episcopuui. Rudolf trat
also im jähre 1225 — 6 die herschaft über den deutschen teil der
grafschaft Neuenburg an; aus dem jähre 1226 findet sich sein
name in einer Schenkungsurkunde (reg. xxxn). er nennt sich:
Ego Rodulphus, comes de Novo Castro (zb. lxxxviii a. 1228).
das wäre der grave Rudolf von Niuwenburg der hs. C und von
Niuwmburc der herre wert des Reinman von Rrennenberg. den
Fenis der hs. R und des Marners zeigt uns ein noch vorliandenes
Siegel seines vaters vom jähre 1208: Sigillum Ulrici comitis de
Venis (dccc). seinen geschlechtsnamen Fenis von der Stamm-
burg des geschlechtes führte er natürlich, so lange er nicht
regierender herr in der grafschaft war: und in diese zeit, also
vor 1225, haben wir wol auch seine dichtungen zu setzen.
Dieser Rudolf von Neuenburg -Nidau herschte also in
deutschem lande und dichtete in deutscher zunge; seine vettern
im Romanenlande scheinen bald die spräche ihrer Untertanen
angenommen zu haben und verwelscht zu sein. ursprüngHch
waren die besitzungen des geschlechtes ungeteilt, trotzdem dafs
sie auf verschiedenen Sprachgebieten lagen. Roger, bischof von
Lausanne, verleiht an Ulrich n, unseres Rudolfs grofsvater, 1180
feudum quod est in teutonica terra . . . sectmdum jns et comnetu-
dimm teutonice terre .... aliud vero feudum quod est in roma-
nia tena, secinidum jus et consuetudinem romanie terre fxxxi).
zwei brüder führten einen condominat: so stellen Rudolf ii und
Ulrich III ihre Urkunden gemeinsam aus (xu, xlii) ; so auch nach
Rudolfs tode noch eine zeit lang Ulrich in und sein neffe Rert-
hold (lxii .... Lxxin). dann aber erscheinen vom jähre 1223
an Urkunden mit Rertholds namen allein (lxxiv . . . lxxviii), Rert-
holds und seiner söhne (lxxx) und endlich Ulrichs und seiner
söhne (lxxxi). nach der chronik des Matthias von Neuenburg
nemlich wurden im jähre 1225 die besitzungen so geteilt, dafs
Berthold habuit Novum Castrum et dominia gallica, Ulrich comi-
tatum Novi Castri et dominia theutonica. diese leiluug befestigte
sich, es kommen keine gemeinschaftlichen Urkunden mehr vor.
nun nennt sich schon Rudolf n in seinen Urkunden Radulfus
(xLi, xlii) und wird auch so von seinem bruder Ulrich genannt;
(xLvi); sonst erscheint der name in den formen Rudolfus oder
Rodolfus. deutet nun nicht dieses vornehme Radulfus auf einen
zug zum romanischen hin, besonders wenn wir noch erfahren.
58 RUDOLF VON PENIS
dafs Rudolfs gemahlin Comitissa hiefs? wenn wir aus diesem
Damen auf romanische nationalität schliefsen dürfen, so wurde
in dem älteren zweige des gescbiechtes schon vor dem schlufse
des zwölften Jahrhunderts die welsche spräche die herschende,
und an Rudolf ni, den enkel der Comitissa, als deutschen minne-
Sänger würe nicht zu denken, so bliebe nur Rudolf von Neuen-
burg-Nidau, dessen mutter den deutschen uamen Gertrudis führt,
dafs er mit seinen vettern im Romanenlande in verkehr und
guter freundschaft blieb, zeigen Urkunden Rertholds aus späterer
zeit, in denen Rudolf als zeuge genannt ist (zb. xciv, xcv a. 1231).
und an dem hofe seiner vettern hatte er wol gelegenheit, die
lieder der troubadours, welche ihm die erste anregung zu
eigenem dichten gaben, von Jongleurs vortragen zu hören.
So machte die zeit, in der es Son allen zweigen klangt
den vornehmen edelmann zum dichter: auch er muste seine
hcrrin haben und diese ihren preis im lied erklingen hören,
zeigt sich Rudolf dabei nicht originell, so wird doch seinen ge-
dichten neben grofser innigkeit verständiger geschmack und mafs-
volle Zurückhaltung nicht abzusprechen sein.
Ruchsweiler im Elsafs, april 1874.
SIEGFRIED PF ÄFF.
GEDICHTE DES NASO.
INCIPIT PROLOGUS MD NASONIS
DE LIBRIS SUIS
C^sareis Carolus sapiens hec auribus hauri
Carmina, que nulla sunt peritura die.
Dum rapidis sol currit v^I^is, uibramine terras
Inlustrat, gelidis dum mare feruet aquis,
3 uibramina c. 1—5 vgl, Ermenrici versus ad Grimoldum
V. 15-19:
Gare Griinolde pater, gratis haec auribus hauri
Carmina, quae nullo sunt peritura die,
Dum rapidis sol currit equis, uibramine terras
Inlustrat, gelidis dum mare feruet aquis,
f GEDICHTE DES NASO 59
5 Istis in geminis legitur tua fama libellis
Caroline uelato cum seniore uiro.
Nempe duos narrat pastores ille secundus:
Egregium recolit nomen uterque tuum.
Arguet archanis aliquis mea carmina dictis,
to Forsan et obiciet crimina lingua nocens.
Liuor edax tacito sie secum munnure dicat:
Cur h^c presumpsit arte referre rudis?
Aut lacerare uelit nostros molimiue uersus,
Furtiuosue ferat me posuisse pedes.
15 Is modo quisquis erit, ueniet te iiidice tantum:
Me quoque soUicito arguet ore suo.
LIBER PRIOR INCIPIT
PUER
Tu frondosa senex uates protectus opaca
Arbore, iam tandem uictrici palma potiris,
Ludis habens niuea circumdata tempora lauro.
Arguto tenui modularis carmine mu8a:
5 Nulla senex pateris procliui naufraga mundi,
NuUa pericla times paternis tutus in armis.
Nos egra uariis agitati mente proccilis,
Fluctibus in mediis fcrimur per naufraga ponti.
Litora nulla fuit mihimet spes certa uidendi,
10 Non uotis patriam neque pinguia rura meorum:
Tu cane, tu uates meruisti nomen habere,
Mentitoque senex uocitaris nomine miles
Depositis propriis ueteranis uictor in armis.
Magnus amor fessis fuerat contingere sedes
15 Dauidicas, insigne caput uam cernere mundi.
Improba mens hominum! infelix ego sepe putaui,
Hoc satis esse, semel si Dauid forte uidissem.
Istis in dictis legitur tua fama beata. '
5 libelliss c. 11 — 13 vgl, Ermenrici versus ad Grim, v. 23 — 25:
Liuor fdax tacito si quisquam munnure dicat,
Cur haec auderem scribere inepta tibi,
Et licerare cupit nostros molimine uersus.
I, 1 u c. 2 potitis c, 6 paterös c. 14 fessos c.
60 GEDICHTE DES NASO
Credideram post h^c ail duri posse laboris
Sentire: illi etenim bene cognha inertia nostra est.
20 Audierat uostros heu doros sepe labores;
nie etiain quoDdam blando mea munera uuUu,
Ut memini, accipiens grates persoluii opimas,
Sepius et nostris gaudebat denique uotis.
Prospicit alta noue Rom^ meus arce Palemon,
25 Cuncta suo iroperio consistere regna triumpho,
Kursus in antiquos mutataque secula mores.
Aurea Roma iterum renouata renascitur orbi.
SE?CEX
Hie, audax iuuenis, qui te cupis esse poetam,
Rustica raucisone meditaris carmina mus^?
30 Huc tibi, stulte puer, que causa palatia tanta,
Que fuit alta noue cernendi moenia Rome?
Hie frustra in longum deducis carmina tractum :
Publica nuUa canis, nulli tua carmina digna,
Sed cuuctis dispecta patent, uilissime uates.
35 Horrida precipuus nuper tua carmina Dauid
Spreuit et ingrate delusit munera mus^.
Nee te, credo, ueiit tantus cognoscere cesar.
PUER
0 Felix uates! senioris nomen adeptus,
Arboreis recubas formosus miles in umbris.
40 Quo Caput orbis erit, Roma uocitare licebit
Forte locum: omuis erit huc, omnis sexus et ^tas.
Hie requies fessis demum uenientibus extat.
Ipse locus magnos modicosque ex ordine cunctos
Quippe receptat ouans, meritis pro premia reddit.
45 Spreta adeo domino non sunt mea carmina magno:
22 gratas c. 25 Gunc c. 26 vgl, Karolus M. et Leo papa
r. t: Rarsos in ambiguos. 2S ic c. petam e. 3 t vgl. Kmrohu M,
V. 98: veDtnrae moenia Romae, yerg, Eel. i, 26: Et quae tanta fuit Ro-
main tibi causa videndi? 37 Nee ie c. 38 vgl. Ermennd rersms
ad Gn'moldum r. 1 : 0 felix uates, seoioris nomine digous. 40 vgl. Karo-
lus M. et Leo v, 92: capat orbis. 41 hac vgl. r. 30. 45 SreCa c.
GEDICHTE DES NASO 61
nie solet calamo sUuestri ludere saepe,
Nee uilem tantus iudex me iudicat esse.
Ante cadunt imis miscentia sidera terris
Sese, aut ad summos extoUunt flumina c^los,
50 Ante peregriuis errat ferus exul in aruis,
Heridanus Nilo properet pugnantibus undis,
Aut Tigris Rhodanum furioso uerberet ictu,
Inque uicem miscent famosa flumina rixas,
Ibimus aut uastum qu^rentes regna per aequor,
55 Forte toris miserans tandem nos ultima Thile
Suscipiet, Thetis quo nos miserata uidebit,
Ignotisque loci tribuet stipendia fessis,
Illius inmensas quam cesset flstula laudes
Promere nostra sacro gracili modulamine cantu.
SEKEX
60 Sicque causa, puer, li(*c te cantare coegit?
Unde tibi uenit modulandi tanta cupido?
Carmine Naso loquax iamdudum lusit inani,
Dicta peregrinis cumulauit plurima biblis,
C^saris inuisam demens delapsus in iram.
65 Nequicquam uariis mulcebant carmina uerbis:
Nulla sue tribuere sibi sufTragia mus<;.
Unde uenire putas igitur tibi premia tanta?
Quis te musarum tantus seduxerat error?
Rura colenda fuit melius tibi stiua tenere,
70 Agricolam patrio cantando imitarier usu.
47 Ne c. 48 — 49 vgl. Ermenrici versus ad Grim. r. 55—56:
Ante cadant imis miscentia sidera terris,
Aut fluat ad summos flumen ubique polos.
62 vgl. u, 76. 5t — 52 vgl, Ermenrici versus ad Grimoldutn
V. 57—58:
Nylo ante Herydanus properet pugnacibus undis,
Aut Tygris Rhodanum tangat ab amne furens.
55 vgl, Ferg. Georg, i, 30: tibi seruiat ultima Thule. 56 uiderunt c.
57 IgDotosque t, 62 Gannina c, 65 mulcebat c.
62 GEDICHTE DES NaSO
PUER
Nonne senex nosti uates, post perdita rura
Roiuam Virgiliuni quondam uenisse poetam?
Desperata suis bic dulcibus arua reduxit
Carminibus; post ho^c opibus florebat opimis,
75 Dux propriis uates geuerosus factus in oris.
Depositis quondam niiles crudelibus armis,
Lucanus cecinit l'amosi cesaris arma:
Idcirco poUcbat opum ditissimus beros.
Carmine lusit item uariis en maximus odis
SO Ennius, ingenuis scribens monimenta priorum;
Propterea in terris tenuit tum culmen bonoris.
Ast alios plures simili cernemus bonore
Ditatos, longum quos est tractare per omnes.
Sic iterum b(;c etiam nostro nunc tempore cerne:
S5 Nam mens ecce solet magno facundus Ilomerus
Carminibus Carolo studiosis sepe placere.
Ni Flaccus calamo modulari carmina nosset,
Nou tot presentis tenuisset premia uite.
Tbeudulfus gracili iamdudum lusit auena:
90 Plurima cantando meruit commercia renim.
. . omsa uide solitus recitare camenas
Nardus, ouans summo presenti pollet bonore.
Cede senex uictus dudum puerilibus armis.
Crede satis gratas dominis consistere musas,
95 Precipuis meritis binc esse memento poetas.
. . EGTILE
Cantenius pariter tluuiali carmina iunco;
t-na duorum etenim cantum concordia iungat.
72 uigilium quendaiu c. 73 Desprata c. 79— SO vgl. Ovid.
Trist, n, 424: Ennius ingenio maximus, arte rudis. Sl cumc. bono-
res c. S3 italus longus c. von v. S3 bis n v, 92 einschliefsUek
musten sämmlliche anfangsbuchstaben ergänzt werden. S4 itus c.
S5 ece c. vgl. Karolus 3i. et Leo p. v. 74: facundus cedit Homenis.
89 heodulfus c. tarn dudum c. 91 omsa uide c. Formosas (Famosts)
quidam(Dauidi)? 93 aedec. 95 cessec. u, 1 EGTILE GANTEMUS
PARITER FLÜVIALI c.
GEDICHTE DES NASO 63
Paulatim lentos motus miscemus ouantes
Membrorum, alterno iactataque brachia motu.
5 Forte deus pangat diuinum dicere Carmen,
Consona nostra terat nostrumque cicuta labellum.
Aurea rura, puer, ridentia flore uideto:
Nunc apium omnis ager feruet passim agmine laeto;
Ore legunt flores, lentis stridentibus alis
10 Per tima summa uolant, apibus populatur agellus,
His mixtis pariter nam murmurat ore susurro.
Frondea tecta canunt, aue silu^ multa resultant.
Arboreis subeunt iamdudum animalia tectis.
Pallet ager rapido solis feruore perustus,
15 Aestuat indomito sol aureus igne calescens.
Monte pecus nemorosa petit loca, frigus opacum.
Rara uides nudis errare animalia campis.
Ardua tecta petunt neglectaque pascua tauri.
Laniger ast aries nimio sudore fatescit;
20 Sepius adductis lateri dat cornibus ictum:
In se forte furit multo cogente tabano.
Vicinumque nemus, frater, queramus opacum,
Quo tegit ulmus aquas, uentos ubi currere cernis,
Summatim blando foliis incumbere motu,
25 Herba comis uiridis quo stat densata sub ipsis,
MoUiter aspirans ubi se fert flatibus eurus.
V»
Fortunate Micon, locuples, formosQ, uenust«^'
Deliciose, potens, opibus cumulate superbis:
Otia cuncta tibi licet exercere per orbem,
30 Quo tua cunque trabit sequeris te sola uoluptas.
NuUa tuam rerum conturbant nubila mentem.
Diceris h<;c tantum diues non solus babere,
Qu^ sperare negat tibimet natura ueterna.
5 dice c, 8 feruet am ende von v, 10 nachgelraffen, lato c.
9—10 vgl, Karolus M, ei Leo papa v, 129—130:
ore legunt carpentes floscula apesque
Per latices, per thyma volant stridentibus alis.
10 opibus c. 11 isi c, 16 vgl Ferg, Ecl. i, 52: frigus capUbis
opacum. 21 tabone c. 24 ummat in c. 27 ORTUNATE micon c.
64 GEDICHTE DES KASO
Tu recubas lenta felix securus iu umbra.
35 Carmina rara canis, respondent cetera silu^.
Auribus erectis adstant pecudesque fereque,
Pascere desistunt, gaudent tua iubila tauri,
Descenduntque inices gelido de monie leones,
Blanda fereque tua placantur fistula s^u^.
40 Agna lupum properaus, ouibus seuissimus ursus,
Occurrit cum pace pia: nuU^ meditantur
Insidiae gregibusque dolor, furtiuaque nulla
Dampna feruut; neque enim medio tua more uetusto
Hirsutis campo cinguntur ouilia uirgis,
45 Quoque ferat se quisque latet sub froude retectus.
Nulla sequente mauet tutus grex namque licisca.
Alpibus in gelidis en*ant tibi mille capell^:
Ad tua tecta die referent bis turgida sponte
Ubera, bis niueus praemitur tibi caseus, Alcoa.
50 Forsan et h^c olim tibimet promissa tuisque
Grata quies fuerat rebusque futura secundis.
Nulla gregi insidiis aptantur dampna dolosis;
Sub qua quisque iacet crispanti uortice, lectum est
Arbore, et hoc fas est diuina falce uotatum
55 Credere: pax terris pacem fert, arbuta et omne
Conclamant nemus, it uastus fragor undique, pacem
Conuocat, ^arroa procul fugite hinc iam seua' resultat
..ectile uera refert; satis est rumore colendum
Hoc opus, auratis diguumque referre cicutis,
60 Scripta Sophocieo cum sint memoranda Goturno.
Digna magis mecum comitabere musa canendo.
Hinc breuiter uotis pariter modulamur opimis,
Gnare puer, uiridi que in cortice pressa leguntur
Carmina, fagus adhuc quas seruat celsaque rinias.
65 Non solitus pastor gelida recubare sub umbra.
35 r^L f'erg. Ecl, x, 8: respondent omnia silute. 41 nol^ e.
43 fennt e. 49 ubi c. 52 gregem c. 53 morticf c. 54
diuino e. 55 arbatam c. 57 iam fekil in c. 5S ECTILE e.
6(» sin c. vgl, f'erg. Ecl. viii, 10: sola Sophocieo tua cannina digna
cotborno? 61 comitahere c.
GEDICHTE DES NASO 65
Rusticus aut erraiis descripserat isla uiator,
Sed diuina manus titulo hc^c occulta notauit.
Aunuit aeternam terris per secula pacem.
Aureus in inedio rutilans sol emicat orl)e,
70 Inque piagas mundi radios protendit in omiies,
Aestuat in totas placido uibraniine partes,
Cedere uulla ualent cui nusquam nubila uultu,
Ora neque imbrifera obscuranUir nube sereua,
*
Perpetuoque suam couseruat sidere lucem.
75 Mitigat ille uoUio seuas surgente procellas:
Gaudet Arar Rodanus Ligeris Mosa Rhenus, et horum
Laetitiam pariter fastu celebi-ate, colonil
Aurea lux terris cvlo dernfssa relucet,
Qu? mare, que et terras, qu^ totum mitigat orbem,
80 Ou^ seuos populos subigit gentesque refrenat
Legibus innumeras, totumque coherceat orbem,
Urbibus antiquis que publica iura resoluet.
Oppida nulla timent rigidi discrimina ferri,
Seditio scelerata fugit Iristisque tumultus.
85 lam datur a tortore quies moderamine mundo.
Arma iacent imis furiosa inmersa tenebris
Improba colla geraunt diris constricta catenis
Martis, nodosis uinctis post terga lacertis.
Carcere s^tua furit cecis Bellona tenebris,
90 Victa fremit spoliata manus sine pondere ferri.
Proelia cuncta silent, pacem gens omnis amabit.
Aurea securis nascuntur regna Latinis.
Alta reuersuros iam cernit Roma tropbeos.
Omnibus una manet, cunctis concordia pacis.
% Foedera discurso seruant molimine ferro.
Nulla timent urbes populique pericula mortis;
69 vgl. ErtnenrM vert. ad Grim, p, 59: Ante piagas mundi radios
sol condat iii omnes. 74 erpetuo c. vgl. Karolut M. et Leo papa
V. 21 : Iste suam aeterno conseruat sidere lucem. 77 celebratur verb. in
celehrate c. 79 uo mare que el tellus c. 80 refrenat gentesque subi-
gat c. 81 egimus c. 84 seelerata c. 85 nadatur tortore c.
87 gemant c. vgl. h'arohtt 3f. el Leo papa v. 39: Impia colla premit
rigidis constricta catenis. 88 mundoso c. 90 spliata c. {){. Uuu-
bus c. 95 oedera c.
Z. f. h. A. neue foljje VI. 5
66 GEDICHTE DES NASO
Oniuibus una quies terris concessa resurgit.
Nou t'reta arauda cauo meditantur cerula liguo,
Nulla peregrinas cognoscuDt litora naues,
100 Terra neque ignotis querenda est ferülis oris.
Oonnia fert omnis tellus commercia rerum,
Paupertas fugit ima petens terramque relioquens.
Nulla bono nostro nunc tempore surgit egestas,
Diuitiis opibusque piis cumulabitur orbis.
105 Nou iuga dura premuut furiosi coruua tauri,
Nam neque tellurem uomer proscindit aduncus:
Terra inarata suo producit sidere messeni,
Sponte Ceres flaua maturis surgit aristis.
Agricolis moristrabit opem pulcherrima uirgo,
HO Tumque famem demum gulosus spernit auarus.
Gaudeat omnis inops opibus diuesque redundans,
Annua sacratis celebrantes gaudia festis.
Non tuba bella monet, sed nostros festa colonos
Concelebrare docet diuinaque reddere uota.
115 Caesareo populum Carolus gentesque coercet
Tegmine, cuncta regit terrarum regna per orbem,
Imfjerioque pio toto dominabitur orbi.
Hunc ego iamdudum memini sub nomine solis,
Qui nitet in totum claro uibramine mundum.
120 Caesareas referet hec h^c Melibeus ad auras,
Rustica raucisouQ cecini qu^ carmina mus^.
Dilectus domini Dauid benedictus in ^uum,
Suscipe nunc famuli munera parua tui.
97 Imnibuse. vgi, Ferg, Georg, iv, 184: omnibus una quies. 98 Gon-
freta c. 99 cognoscant c. 101 vgl. Ferg. Ecl.iv,^9i omnis feret oronia
tellus. 103 bouo c. 104 Diuitis c. comulabitur c. 106 vgl. Ovid.
Fast, u, 295: Nullus anhelabat sub adunco uomere taurus. 107 vgl,'
Ov. Metam. i, 109: Mox etiam fruges tellus inarata ferebat. 108 leres
c. vgl. Ferg, Georg, i, 96: flaua Geres. 110 Tempe c. 111 redun-
das c. 112 Innua c. 113 Gontuba c. 114 Non celebrare c.
118 Nunc c. 118 — 119 vgl. Karolut 31. et Leo papä v. 14 — 15:
Sol nitet ecce suis radiis; sie denique Dauid
Inlustrat magno pietatis lumine teiras.
120 referret c. 121 ixtica c. vgl. i, 29. 122 DILEGTL'S c.
GEDICHTE DES NASO 67
^ Ule ego Naso tuus tibi carmina mitto pusillus,
Quem 8ua paupertas uix sinet arcta loqui.
5 Hec tu si capias anima uultuque sereno,
Ordine cuncta uolo gesta referre tua.
Nee te forte piget nostrum percurrere carmeD,
lam precor ad finem rex pius usque legas.
Et tua, si quid erit uitium, dementia, factum,
10 Corrigat augusto hoc opus ore meum.
5 Nee c. 6 rdine c, 8 Tarn e. 10 Horrigat c.
Die vorstehenden bisher ungedruckteti gedickte befindeti sich in
der handschrift des britischen museums add. ms, 11,034 aus welcher
hr SMaunde Thompson, assistant keeper of the mss. British mu-
setim, auf Wattenbachs bitte die grofse gute hatte sie abzmchreiben,
der im 10 jahrh. geschriebene codex enthält durchweg von einer hatid
folgende stücke: f, 2 ein gedieht von 28 hexametem Nox ubi nulla
rapil splendorem lucis amoen^ — Ac dominum benedicere secla
per omnia Christum ; Versus Prisciam grammatici de sideribus, bei
Riese Anthologia lat, nr 679 ; f. 3 — 36 Aratoris historiae apostolicae
libri II, daran schliefst sich f 36 folgendes nicht uninteressante
gedieht das seiner Überschrift nach aus Fulda stammen mufs:
VERSUS lOIIANNIS FOLDENSIS DIDASCALI
Ad iuuenes conuerte tuam, fratercu^S musam,
Ludere qui possunt carmine multiloquo.
Nos autem uetuli sumus et iam corpore fracti
Et uix audiri quo ualeat loquimur.
5 Denique dum fuerant nobis in corpore uires,
Audebamus in h^c prelia ferro pedem.
Nam quia Virgilium nobis in mente reducis,
Horreo ualde suum nee precor eloquium.
His placeat quibus omne malum delectat adire:
10 Illius in scriptis inuenietur enim.
Nos ad Aratoris uertamus corde Thaliam,
Ut quod scripsit ad höc perueniamus opus.
68 GEDICHTE DES NASO
Virgilius paleas, frumentum prebet Arator, *
Hie mansura docet, ille caduca refert.
15 Pastorum causas siquidein prior inquit et actus,
Virlutes narrat alter apostoUcas.
nie crebro dictat hominum turpissima gesta,
Crebrius hie domini duicia uerba eanit.
Cerberus hune rapuit, flatum eum corpore misit,
20 Hunc Michahel tenuit preeipiente deo.
nie louis socius patitur tormenta gehenn^,
Iste Petri consors regna superna teuet.
Incestam scriptis VeDerem laudauerat ille,
Iste dei matrem poscit adesse sibi.
25 Ille ait Eneam bello uicisse frequenter,
Hie Paulum mundum iam superasse refert.
Quapropter, iuuenis, que sunt meliora sequamur,
Altcrutrum daates scripta decora stilo.
Horum namque locus sordes de corde repellit,
30 Cogit et in mente sancta teuere dei.
•
Versibus egregiis decursum clarus Arator
Carmen apostolicis ceciuit insigue coronis,
Historiamque prius preponens cautus ubique
Substiluit tipice sensatim uerba figur^\
35 Lingua canora bonum testatur iure poetam,
Mysticus Ingenium sie indieat ordo profundum.
endlich werden die letzten 4 blätter [f. 36 v — 40 v) durch die poe-
sien Nasos gefüllt, über die Herkunft der im j\ 1837 angekauften
Handschrift ist nichts bekannt, doch weist ihre carolingische minuskel
auf das festland hin.
Der verfafser unseres gedichtes nennt sich in der Überschrift
wie später im epiloge Naso, ein name, den wir bisher unter den
hofdichtern Karls des gr, twch nicht kannten, da sonst nur Ovid
selbst darunter verstanden wird, wer hier damit gemeint sei, ist
«
17 turpissina c. 20 mihahel e. 31 VERSIBUS c. 36 auf
die verte folgt noch nachstehende bemerkttng Iste Arator secuudum Agu-
stinum dicit quod non fuerunt simul passi, sed finito anno integro. ipsa die
qua a fidelibus passio Petri celebratar, Paulus decollatus est. Egesippus
autem qui proxinras fuit teroporibus apostolorum afßrmat, quod in una die
simul Petrus crucifixus et Paulus decollatus est.
GEDICHTE DES NASO 69
schwer zu erraten, wetm wir nicht etwa, wie vorgeschlagen worden
ist, das Nasonis vorangehende rätselhafte MD in Modoini auflösen
dürfen, diese freilich ganz unsichere Vermutung würde wenigsten^
insofern nicht völlig ohne halt sein, als der nachmalige bischof
Modoin von Autun (815 — c. 840) in der tat unter die namhafte-
reti dichter dieser daran so ergiebigen zeit gehörte, sowol das
zeugfiis Walahfrids (Canisius Ant. kct, 6, 648) als Theodulfs so-
wie ein an letzteren gerichtetes gedieht Modoins selbst (Theodulfi
opp. ed. Sirtnotid 219) beweisen dies: der diaconus Florus von
Lyon trug ihm seine beschwerdei\ gleichfalls in elegischem Vers-
maße vor (Mabiüon Vet. anal. 414). aus rfei' Verwandtschaft des
inhültes oder der spräche mit andern werken der zeit läfst sich
auf den urheber des unsriget^ kein sicherer schlufs ziehen: einige
anklänge an das dem abte Angilbert zugeschriebene gedieht Karohis
Magnm et Leo papa (ed. Orellius, Turici 1832) deuten wol eher
auf kenntnis und benutzung desselben, da in jenem die verse reiner
und fehlerfreier sind und sich enger an classische Vorbilder an-
schliefsen, andrerseits war die dichtung Nasos dem mönche Ermen-
rieh von Ellwangen bekannt, der (zwischen 850 und 855) aus ihm
wie aus Theodulf eine anzahl verse entlehue und mit einigen
änderungen für den abt Grimald betiutzte (Ermenrici epistola ed.
Dümmler p. 35 — 37). für die feststellung der abfafs^ingszeit ist
es entscheidend, dafs Karl der große als kaiser bezeichnet wird, was
nicht vor seiner krönung zu Weihnachten 800 geschehen konnte,
ferner scheint der dichter (i v. 88) Alcuin (Flaccus) bereits unter
die verstorbenen zu zählen, wodurch wir frühestens in das jähr
804 gelangen würden, an dessen 19 mai Alcuin verschied, mit
diesen späteren kbensjahren des kaisers läßt sich einerseits die er-
wähnung Angilberts (Homerus) Theodulfs und Einhards (Nardus),
von dessen poetischen leistungen sonst nichts bekannt ist, als die
ausscUießliche verherlichung Karls als eines friedensfürsten sehr
wol vereinigen.
Die dichtung Nasos besteht am einem prologe und epiloge in
distichen und a^ 2 büchem in hexametern. erschwert wird das
Verständnis derselben durch die störenden Schreibfehler der hand-
schrift, die auch mit Waltenbachs sachkundigem beistände nicht
sämtlich verbefsert werden konnteti, und durch die vielen miaus-
gefüllt gebliebetieti anfangsbuchstaben einzelner verse. hiedurch ist
auch die Überschrift des zweitet^ teiles . . ectile unklar geblieben»
70 GEDICHTE DES NASO
in der Wattetihach gewis mit recht ein beiwort zu carmm erkamue.
er schlug tectile vor, in dem sinne von Carmen velalum des pro-
loges, an lectile, nach einer glosse bei Ducange gleich iunceum,
tonrde man denken können, wenn es befser beglaubigt wäre, ist
der text auch schlecht überliefert, so hat doch sicherlich Naso selbst
manche metrische und grammatische verstOfse begangen, die wir
nicht verbefsern dürfen, so den gebrauch des mminativs statt des
vocativs, willkürlichen Wechsel zwischen indicativ wid conjunctiv,
praesem und futurum, Verkürzung der endung a im ablativ der
ersten declination udglm. gekannt hat er offefibar Ovid und Vergil
(dessen Bucolica sein nächstes vorbild sind), aus beidm aber un-
mittelbar nur sehr wenig entlehnt, aus letzterem stammen die
nach gutdünken verwendeten namen Palaemon, Meliboeus, Micon,
Alcon.
In dem ersten teile tritt nach den einleitenden Worten des
prologes der dichter als Jüngling im gespräche mit einem greise auf.
gegen die spöttischen abmahnungen desselben legt er sich das recht
bei, trotz seiner jungen jähre den kaiser, den er als mitglied der
hofschule David nennt, zu besingen, er hofft mit seinem wenn
auch unvollkommenen versuche gnade vor seinen äugen zu finden
und venoeist auf die glänzenden belohnungen, die alte wie neuere
dichter für ihre arbeiten davongetragen als auf eitien auch ihn
locke)iden preis, der zweite teil des ganzeth ist ein hirtengedicht,
in welchem der Jüngling und der alte nunmehr in vollem einklange
abwechselnd ihr lied anstimmen, die drückende hitze des mittags
veranlafst sie beide in dem waldesschatten Zuflucht zu sfichen. hiet*
athmet alles friedlichen genufs: ohne feindschaft und einträchtig
lauschen zahme wie wilde tiere den weisen des sängeis. von dem
rufe nach frieden hallt der wald wieder, die gottheit, die sich in
ihm kundgibt, will der erde ein goldenes Zeitalter des friedens ge-
währen, das durch Karl als die aUes bestralende sonne herbeige-
führt kämpf und gewalt abtut und jedem volles genügen in allen
seinen wünschen verschafft, zum schhiße empfiehlt sich der dichter
dem kaiser, indem er seim armut betont, und erbietet sich alle seine
taten zu besingen.
Halle im april 1874. E. DCRLMLEK.
MYSTISCHE AUSLEGUNG DES VATERUNSERS 71
MYSTISCHE AUSLEGUNG DES
VATERUNSERS.
Von deii deckein der papierhs. 34/26 in octav der hiesigen
Universitätsbibliothek, welche juridische formularia dictaminnm aus
dem 16 jh. enthält, habe ich in diesem herbste zwei pergament-
blätttr in klein octav abgelöst, welche im folgenden abdruck mit
1. 2; 3. 4 bezeichnet sind, an beiden blättern befinden sich noch
die Teste je eines zweiten Mattes das zum grasten teile der scheere
des buchbinders zum opfer fiel, zu deren erstem aber noch ein
weiteres Stückchen sich unter defii neun zu falzen verwandten perga-
mentstreifen erhalten hat, die reste dieser zweiten blätter bezeichne
ich als 5. 6 (mit 3. 4 zusammenliangend) und 7. 8 (mit 1. 2
zusammengehörig), die andern acht streifen ergaben ein drittes
vollständiges blatt 9. 10. diese fragmente befafsen eine recht
ansprechende mystisdie deutung des vaterunsers\ deren anfang
fehlt und auf dem urspiünglich mit 9. 10 zusammenhangenden
pergamentblatte gestanden haben mufs, die schrift gehört wol noch
dem 13 jh. an. ich habe die zahlreichen abkürzungen aufgelöst
und die ergänznngen nicht weniger ausgerifsener oder sonst be-
schädigter stellen, die im wesentlichen nur den zusammeiüiang her-
stellen sollen, cnrsiv drucken lafsen. am fufse von 1. 2. 3. 6. 7
ist in je zwei Zeilen mit kleifierer schrift eine Übersetzung der
zehn geböte eingetragen, und zwar so daß auf 2. 3; 6. 7 die
Übersetzung über beide seiten fortläuft, der anfang wird auf dem
mit 9. 10 correspondierenden blatte sich befunden haben, ich lafse
die fragmente dieser version hier folgen:
(1) an tusent di niicli liebhabeut uiul behaltent niiiiiu
gebot.
Du soll nihl ueuieu den naineu des herren gotes iteklichc,
wand got wil niht unschuldig haben in, der itemet den uanien
goltes (2) des herren vergebene.
[* Jlr Professor Preger hall dieselbe für der schule Eckharts an^e-
hörig und teilt mir mit da/'s eine ähnliche auslegung des patenioster,
die namentlich in der schlufspariie nahe verwandlscha/t zeigt, enlhal/en
ist auf blatt 173'— ISl' der pergamenths. C 76 200 in quart, 14 Jä., dnr
hibliothrk der wa/'serkirche zu Zürich. ST.)
72 MYSTISCHE AUSLEGUNG DES VATERUNSERS
Gedenchc daz du heiig behallest den sam6e(3)stag. sehs
tag(^ soltu wurchen, an dem sibenden ist du räwe gottes des
(2) horron. kein werch soltu tun, du und din sun und din
tcditer, <lin knehl, (3) din dirn, din ros und der gast der bi dir
ist. in sehs tagen hat got gemachet (6) himel und erde und mer
und alles daz in in ist und rnwet an dem (7) st6enden tag. da-
von hat got den sambestag gewihet und in geheliget.
(6) Ere dinen vater und dine muter daz du lang mugest (7)
leben in dem land daz dir der herre din got gibt.
Dankbar zu rühmen habe ich die freundlichkeit des bibliotheks-
Vorstandes hm dr Tomaschek.
von dem vater und von dem sune allez daz er ist und 1
hat und fermac, und niht von im selber, diz ist der fater sines
sunes fon nature an gehurte wis, und des heiligen geistes mit
dem sune an einer usfluz wiz. vater unser. Mrer sin wir der
5 vaier er ist? dar uf gat rede: er ist vater der engele und der
heiligen im himelrich und guter Hute uf ertrich, die dar sulent
komen zfime himelriche, der vater er ist von gnaden, er ist
och vater der tufele und der sunder und beiden und Juden und
kezzer und valschen kristenlute. er ist och vater aller lebender
lOcreatur, als vogel oder visch oder wilder lier oder vihe, ez sin
rinder oder verher, oder aller creatur die do leben han. den
git er allen ir notturH, iegelichem als im dürft ist. die enget
und die heiligen spiset er mit siner gotlichen angesiht, und die
gäten lute spiset er uf ertriche mit sinen gnaden an der sei, und
I5amme übe spiset er di gäten lut mit im selben in aller irre
notturfl. und die sunder und alle creatur die da leben hau, di
spiset er mit zergenclichen dingen, er ist och vater aller toter
creatur, als dt^ himels und der erden, und dis ist getruwe vater
unser, der uns niht alleiue hat geschafen in der zit als wir nu
20 sin an uns selbe}), sunder er hat uns eweklich an im gehabt an
silier furbesihte, also daz er wolle daz wir wurden geschaffen;
und haben alle ding an gote hehl und leben, und ist du minneste
creatur in dem morgenliehte lütterer und clarer und schöner
d,mn der Schoneste enget si in dem abentliehte. dii morgen-
25 lieht heisset gotlich ewekeit. in der haben alle ding naturlich
II od* fi i.ler 12 iegirligeiich^ui
MYSTISCHE AUSLEGUNG DES VATERUNSERS 73
Wesen und einvaltekeit und sin niht underscheiden von gote.
daz abentlieht heizset du zit in der su sint geschaffen und habent
anegevanc an in selben, in der selben zit sint su ferre gesun-
den von einander, also daz in ne di andere ist. also
haben wir ein gemeinen vater mit dem sune und dem heiligen 30
geiste, der ein fater ist aller creature, alse sancte Peter scribet
an dem geloben der heiligen kristenheit, da er sprach : ich gelob
in got, fater almehtigen, der ein schoffer ist himels und der
erden und aller creatur. daz ist vater unser.
2 Du bist in den himelen. denne von eime. wa aber die 35
himele sin, da unser vater inne ist, dar über bort rede, er ist
in dem sun und in dem heiligen geist in naturlichem wesene,
und in den engelen un<l in den heiligen und in guten liuten
mit sime genedeklichen wesende, und ist da aller meist in be-
kentnusse gottlicher nature, in drin personen der underscheiden 10
gotheit, und an minne und an bruchunge und an dancnemekeit
und an vereinunge der willen und an gottlichen sitten und an
erwerdekeit. diz sint die nun ewige werc, dar an man sich fibet
in himelriche. die müssen alle die anvahen uf ertriche, die wellen
komen zAme himelriche; und swelch mensche dar zu niht en-4&
komet uf ertrich, der tu sich ab daz er daran iemer vollekomen
werde in himelriche, wand als vil alse su der mensche hie baz
lernet danne ein anderz, als vil wirt er besser meister danne ein
ander mensche, er ist gemeinlich in allen stetten und in allen
creaturen und in allen dingen mehteklichen, und daran enthaltet 50
er alle ding; wand swie er si niht enthielte, so wurden su ze
nihte als su da woren, da su niht enworen. er ist aber zä
andermale gegenwertich mit siner wisheit in der im alle ding
offenbar sint. daran berihtet er alle dinc und gibt iegelichem
gäbe nach siner werdekeit. er ist zAm dritten male in allen 5&
dingen wesentliche an sime naturlichen wesende. got ist ob
allen dingen niht gchohet also daz in iht uf halte, er enthalte
su alle, under allen dingen ist er niht verdruchet so daz er
26 von] an 32 gelobe heiliges 35 hier scheint vor denne
etwas ausgefallen zu sein; vielleicht irrte das äuge des Schreibers von
Einern himelen »um andern ab 4 t gotheit fehlt und dahinter scheint
noch etwas ausgefallen su sein, denn es kommen nur acht resp. sechs
werke heraus, vgl, auch unten z. S7 47 baz] bi 58 verdrüchöt
74 MYSTISCHE AUSLEGUNG DES VATERUNSERS
deheine swere von in habe, er enthalte su alle an erbeit. er ist
60 um alle ding niht beslossen von uzzen. in allen dingen ist er
niht betrenget von innen, also daz er dekeine enge von in habe,
got ist in iegelichem dinge inwendeklicher danne dekein dinc
in ime selber si, als sancte sprichet; och sprichet sancte
Dyonisius in sime gebet: herre, du bist hoher danne der himel
<'>&und tiefer danne daz ertriche und breiter Q danne daz mer. und S
diz ist: du bist in den himelen.
Geheiliget werde din nam. wes bitten wir danne, so wir
sprechen: geheiliget werd din nam? dar uf bort red. sancte
Augustinus sprichet: als vil als wir sin sin, als vil sin wir gfit.
"^O unser herre heisset Cristus vil . . . und wir heizen cristan. dar
umb geheiliget werd diu nam. daz sprichet an uns, wand ez
ist gesprochen : laz uns erkennen dich in uns und in allen dingen
und uns in dir mit allen dingen und dich selber in dir selber,
waz ist aber got in uns und in allen dingen? daz mac man
'75merchen mauge wiz. er ist unser wesen und leben und unser
kraft, alse er selbe sprichet: ir mugent niht ane mich get&n und
ir ensint niht ane mich, daz erkennet du selige inme
bflche da su sprichet: er mir und ich ime, er in mich, alle ding
in allen dingen, daz ist gesprochen : ich erkenne sin einvaltekeit
80 und die drivaltekeit in der manichvaltikeit. in der einvaltikeit
gotlicher nature und in der drivaltikait der personen, daz ist
gesprochen: ich erkenne daz der sun all dinc in im selben hat
und niht von im selben, sunder von dem vater, ich erkenne
daz alle ding sint gewesen in dem heiligen geist und daz niht
85 von im selber, sunder von dem vater und von dem sune. und
also vil als die bekantuusse zä nimet und wehset, als vil wehset
minne und die gebruchunge und gedanknenkeit und lob und
mitfrode und vereinunge der willen und gottliche sitte und werde-
keit. daz heisset: geheiliget werd din name.
90 Zu kome din riebe, dar uf bort rede, daz spricAe/: kome
wir zu dime riebe, wände gottes rieh ist alse groz, waz mochte
es sin in uns komen? dar um bitten wir daz wir zft mugen
komen. waz ist aber daz riebe? daz ist alles do hie for ge-
schriben von unbekentnusse, von gebruchung, von minnen et
95 cetera. | das aber an disen dingen daz riebe si, das wir bitten, 4
60 heslosslosseii 63 als] all 69 wir] wie 73 in im dir 77
mich fehlt
MYSTISCHE AUSLEGUNG DES VATERUNSBRSI 75
spricht unser herre Jhesus Xristus in disen worlen : lierre fater,
daz man dich bittet und dinen einborenen sun Jhesus Xristus,
den du gesant hast in di weit, daz ist daz ewige leben, bi disen
Worten mag man vernemen, swer got nilit bekennet, daz der hat
den ewigen tot vor ime. und so der mensche hie zä komt daz 100
er wirt erkennen got, so mag er wand unkund
und diz heisset: zfl kom diu riebe.
Diu Wille gewerde m der erde alse in dem himele. waz ist
aber gottes wille ime himel und wie sol sin wille gesin in der
erde als im himele? dar uf bort rede, gottes wille ist daz ein 105
engeF und ein beilege ob eim andern si ime himelrich an eren
und an werdekeit und an selikeit und an sundergnadeu. als
got wil, also wollen alle engel und alle beilig. alse sullen wir
tun uf ertrich, ob wir wollen komen zflm himelrich. waz ist
gottes wille uf ertrich? gottes wille ist daz es regene so es HO
regent. also sol och unser wille sin. gotes wille ist so daz
die sunne schine so su schinet. so er wil daz wir am sint des
gfttes und versmehet sin von den luteu und pin und ungeniach
haben ame libe, ez si von siechtag oder von anderme widerniAte,
als von slahend oder stechen und howende oder von fientschaftliS
der lute, su schinent gfit oder übel, su sin weltlich oder geist-
lich, so sulen wir alle zit sprechen : din wille werde in der erden
als in dem himel. in dirre selben wis sulen wir es nemen von
unsern frunden und fon unsern magen, su sint weltlich oder
geistlich, ob su am sint oder riebe, oder versmehet sint oder 120
ere habent von den luten, oder pine oder gemach haben an dem
leben, oder von frunden oder von vinden, oder man uns siede
oder brate oder beuche oder daz höbet abe slahe. diz sullen
wir allez nemen von gote an den luten, wand si uns niht getfln
eumugen ane gottes verhencnusse. in dirre selben wiz suln wir 125
es nemen von gotte in allen creaturen. und dez bau wir Ur-
kunde an dem heiligen manne Jobe, dem got' liez utfallen gros
erbeit und ungeniach ame gflte und an den frunden und am
5 libe also daz boese lute komen und || namen im | schu^niu kint {
im sinen lip | sollen die seh | wol ein her | vil ungern | eigen 130
wir h I allen stind | hat ez gro | lute noh d | de sin selbe | un-
gedulti I creaturen al | als ob er swe | wille i mit | .... | .. ng
. . . I . . enwellen | umb daz us | engel und der | willen an aller {
alle ding un | heteu an un | werchen oder m | sprechen din
76 MYSTISCHE AUSLEGUNG DES VATERUNSERS
135 brot gib u | tegelich b | einez zfim | gar daz ist | un an
alle I brot ist d || andaht doz | dar umb | bimclriche | daz inen ^
als I dritte brot | su sin iem | nature ist so | die heiligen | age
und irre | it si der sat | mit gotte in | ^otte im e | kein mensch
gezogen über | stat daz | ber varwe | t alse wol | ichen 1 . . .
140 und .... I und h . . . . | kome su . . . | su erkennent | nes per-
soue I des heiligen | hen die ewe | ewekeit und | Weisheit und |
gesprochen | er brot sul | brot gibe |
/ün unsern | rede swer | nimt || . . . . gere spräche | frunden 7
oder an sinen magen \ . enne oder anröiTe oder | .... ein galgeu
145 so mftst I leit getan daz mäst | meiner keiner sunden d | und
vergib uns uns | gedench ieliches a | daz in übel geschehe od
... am gute sweier | dich irs ungemach | he daz gedench wen
de als wir tfln un | ben als du sprachest | herre du weist wol >
getan daz den übel ge | ime liep also pit | schehen swie
150 sein I sint di do genzlich | gihet got alle iers | doch seliger und
daz I menschen als von de | sehen und den luten | geschiht
ze g I . st got der es in gege \ ssen minne die er | denchen so
SU daz so V I zihe als enzihe n | Urkunde an | sant Stephan | sten ^
die im übel taten | mir übel tAn | su sprachen ich eu | chen su
155 der von dir | ran gedenchen so | wir tfln uns . . |
bechoYMUge me solman | ob du uns och .. . | uns in der becho-
rnnge \ der mensche sin | und daz niht lie | der uf ere oder uf | in-
ken oder an kleider | daz heizet allez | keiner bechorunge | enlaz in
dirre be | den luten di an | usse und die selben | ten ein hinder-
i60nusse | enke vlizzeklich | getan und darumbe | ze tfln und werlich |
siner mäht ez si | gebette oder an | em ligende oder | flze höret
I si diche r gflt wis . . . luten, ez si in der bihte ^
oder uzwendich bihte. an allen disen dingen ensulent folle-
komen lute irn trost niht sflchen. und des hau wir urkund in
165 den Worten unsers herren Jhesu Xristi do er sprach zfl den
apostolen und ziV irre geselleschefte: ez ist uch nuzze daz ich
von uch var, wan swi ich niht von uch var, so enkomet der
trost, der heilich geist, niht zfl uch, als ob er Sprech: ich bin
uch ein hindernusse; ir haut also grosse wollust von miner
nomenschheit daz ir dekein ander trost sflchent von miner gotte-
heit. und di wollust und der trost heizet ein bekorunge; wand
163 ensubet 168 schrech
MYSTISCHE AUSLEGUNG DES VATERUNSERS 77
swaz den nienscheu irret, daz ist ein bekorunge, l)ekunbert er
sich da mit. waz wenet ir, ob die apostolen gehindert weren
von unserm herren Jhesu Xristo des trostes des heiligen geistes,
swie er doch nvaz got und mensche? betten sie sich do bekunbertl75
mit einem einvaltigen menschen, alse mit unser frowen oder mit
6m heiligen oder mit den engelen, so werent si noch me geirret
gewesen, betten su sich bekunbert aber mit anderme lut, mit
friunden oder mit magen oder mit bihtern, su woren weltlich
oder geistlich, so weren si me geirret worden, betten aber silSO
sich bekunbert mit gfite oder mit er oder mit gemache ir selbes
oder irre frunde, so werent si noch me geirret gewesen, betten
aber si sich bekunbert und gelust gehabt an hübschen kleidern
und an wolstenden schfihen, an hn6schen paternoster und mcz-
zeren und puteln und an wissen henden und an schonen bildelin 1S5
und an allen den di gelustich an ze sehende oder ze hörende
und redende und ze smekend mit der nasen oder ze i*üren mit
den henden, betten su ir glust an dirre dinge hende gehabt, so
weren su noch me geirret gewesen, diz heisset allez bekorunge
und do von müssen gelidiget werden alle die vollekomen wellen 190
lOwerden. | und diz sol man gereden, aho man sprichet: se . .
.... uns niht in keiner bekorunge.
Und lose uns von übel, wie sol man daz verstau? dar uf
bort rede: man sprichet niht von allem übel, wan etteliche übel
sint dem mensch nuzze und guot der su gedultigkliche lidet:195
also so man dem menschen nimet weltlich gfit, darumbe git got
daz ewige gflt, oder daz man dem menschen sprichet an sine
ere, dar umbe git im got di ewigen ere, oder man im ungemach
tftt ame übe und der scle, oder daz man in beti*üb oder beswere,
darumb git im got den ewigen Ion und die vollekomen^efY. der 200
mensche sol niht ahtcn, waz man im selber oder an sinen friunden
oder an magen ^flt, es si siedende oder bratende, daz sol deu
menschen dunchen ein kurze wile, als die heiligen taten hie for,
do man si marteret, do froweten si sich, alse wir Urkunde haben
von sant Laurentie do er sprach: ich bin ein sit wol gebrat ten, 205
175 menschen 181 nach mit ist bekunb't unlerpunciierl 185
lientsdien? 1S6 in allen d. d. an ze s. oder gelustich ze h. ISS so
hetten 194 etlelichem mfschr vhel 109 in fehlt 202 tut /phll
daz] d* 204 alse] alle " *
78 MYSTISCHE AUSLEGUNG DES VATERUNSERS
k^re mich umbe und iz mich, och sprach sant Vincencie do
mau in het gebraten: ich mag me pine geliden, den du mir
kuntiest ufe gelegen, und ein ander frow sprach, do man die
kristenlule marteret: wes zihet ir mich daz ir mich niht wellt
2i0und min kint martern, wan wir och kristen sint? als lange lief
SU in nach unz man si tote und ir kint. also solten wir sin.
nu . . . machent die lute valsch enschuldung und sprechent so
man in übel tut: mir ist leit daz sich die lute an mir ergern;
und daz ist diche niht war. och sprechent ettelich lute: mich
2i5nuiget daz man got niht eret nach dem ich gebildet bin; und
ist ouch daz niht war: su muget me ir schade und ir ungemach.
und dis sol man gedenken so man daz wort spricht: lose uns
von übel, waz übel neme wir denne? wir meinen daz übel daz
uns von got gescheiden mac. daz werd war, amen.
220 Diz ist daz paternoster kurzlich gesprochen; wand solt
man ez rehte sagen, so hete man mit einem wort ein woch
genflc ze tfinde gehabt: ja jach mit den zwen ersten Worten
bette der mensch alles sin leben und eweglich gn&ch ze t&nde«
wand di engele und die heiligen haben lange angevangen und
225 sint noch in dem anvange und sti/en eweklich dran beliben und
di wort vater unser du bist in den himelen
Graz, Weihnachten 1873. SCHÖNBACH.
SEGEN AUS GRAZER HSS.
1. Die unfoliierte pergametuhs. 41/12 in quart, ein breviar
aus dem 12 jh,, etuhält auf der Vorderseite des letzten dem deckel
aufgeklebten blattes eine beschwörung zum zwecke der etitdeckung
eines diebstals. die zahlreichen abkürzungen habe ich aufgelöst
und interpunction eingeführt. Chrysanthus und Daria sind die
patrone des klosters Mütistereifel, wohin im j, 844 ihre gebeine
übergeführt waren (AASS vom 25 october s. Ab&ff); ob sie noch
anderswo klöster besaßeti, vielleicht in Salzburg, wohin auch eine
translatio stattgefunden haben soll, weifs ich nicht, jedes falls
aber ist die erwähnung beider seltener heiligen zu auffallig, als
210 wan] wa 212 nu] au 213 mir über unterpuncliertem vns
SEGEN AUS GRA2ER HSS. 79
da/'s man nidu die etUstehung der beschw&nmg an eimr ihrer
cultusstäiten annehmen sollte» ein Maunis hatte seineti tag eben-
falls am 25 october (AASS s. 677).
In nomine palris et filii, spiritus sancti. aqua dicta, aqua scripta,
aqua benedicta. in nomine domini adiuro te nummum per omnes
angelos et archangelos dei, adivro te aquam per solem et lunam,
adivix) te panis per sanctum sanguinem Xhsti, adiuro te cribrum
per uirgines* celorum et per omnes sanctos dei qui sunt in celo
et in terra, ut si homo iste culpabilis sit in hoc furto, uertatis
uos ad orientem, sin autem, ad occidentem. in nomine palris
et tilii et spiritus sancti. amen. Justus. on pater on filius on
Spiritus sanctus.^ omnipotens sempiterne deus, qui cuncta ex
nichilo creasti hominemque de limo terre formasti, te simplex
deprecor, ut per intercessionem sanctissime dei genitricis Marie
et omnivm sanctorum angelorum, archangelorum, prophetarum,
episcoporum, martyrum, confessorum atque uirginum et omnivm
sanctorum et per intercessionem sanctorum Crisanti, Mauri et
Darie uirginis et per intercessionem sancti Brandani abbatis nobis
experiri facias de hac re qua incerti sumus.
2. Bei dblömng des letzten bUutes zeigten sich auf der rück-
Seite nur undeutliche sp^ireti von buchstaben und erst nach wider-
holter anwefidung von Schwefelammonium und mit freundlicher
Unterstützung des hm archivars Joseph Zahn gelang es den folgen-
den merkwürdigen, leider sehr verderbten hagehegen herauszu-
bringen:
t Ivie riffe. Ivie riffe. Ivie riffe. bin vil michel. hin vil
michel. hin vil michel. Von wannen gent swarzev wolchen.
daz ist heilige Christ, mit siner gecirde. daz ist der heilige
Christ mit siner menege. Der scheiden ({. scheidet) trvbev wol-
chen. der wil veimen wize steine, daz e zegen. e si cerde gen.
vor den selben wihen Worten, daz uns ce luppe. Pater. Pater.
Pater. Gehugest du nv hagel. wa dich die wartman. in dem
<
walde' sahen, uf hart du laege. engelen dv iaege. daz du me
getar. ie.^ sva man dich nant. Mm^ paler.
^ uines ' die drei on und der Zusammenhang von Justus mit
dem folgenden sind mir unklar; griech. (äv wird schwerlich darin
stecken ' walde] wa zweifelhaft * hinler e ein f oder st
' Mm verstehe ich nicht
80 SEGEN AUS GRAZER HSS.
3. Die papterhs, 41/85 in q\iart aus dem 15 jh enthalt auf
der vorderseile des letzten blattes eitie der vielen fafsungen des
bekannten umndsegens von den drei brüdem, vgl MSD* 468.
Daz isl ain gut wuntsegen. Drey gfit prfider giengen, einen
Sieligen weg si giengen in churczer frist. in reid für unser
herr vater Jesus Christ, er sprach: wa weit ir hin, ier gfiteu
prüder all drei? her vater Jesus Christ, wir suchen ein chraut
daz zu der wunden gut sei, di wunden sein geslagen oder ge-
stochen, gewarfen oder geschossen oder geprochen, wie der
wunden geschehen sei, da daz chraut gut zu sei. er sprach:
chniet nider auf ewer chnie vnd swert mir pei dem pl&d unseres
hern und pei der milch unser fraun, daz ir disen sang vor
iemane helt noch von niemant chain miet dar vmh nemt vnd
gel auf den perch Oliveti vnd nemt oell des pawms vnd wol der
schaff vnd streicht daz in diu wunden drin, vnd dar auf so hailld
di wunt von grünt auf. vnd sprecht, daz diser wunden ge-
schech alz der wunden geschach* di Longinus der pUnt Jud
unserm hern Jesu Christo durich sein rechten seiten stach: di
hal noch swal noch swuer noch slueg inchain tbel dar zuo:
also muoz dirre wunten ergan alz ich hie gesaget han in gotes
namen. amen.
4. Eine verwilderte fafsung des bei MSD* 481 mitgeteilten
Segens enthält die rückseite des letzten blattes der papierhs. 36/55
fol am dem 15 jh. die verse sifid nicht abgesetzt und die ange-
deutete lücke in der hs. nicht bezeichnet.
Ach herr got von himelreich, pehütt mich
durch dein vil heilligen sperstich,
den dir Longinus durch dein seytten stach
das dir dein heillig hercz zeprach;
5 vnd peschirm mich durch das heillig plUt
das aus der selbigen wunden wtttt,
das wir allen unser feintten entheichn
vnd all ir baffen vor mir verbleichen,
.... mich hewt vermeyde
10 vnd vor mir pehalde ir sneyde,
als Maria ir maitum pehielt
' geschecli
8 verbilclieii
SEGEN AUS GRAZER HSS. 81
(las sich got selb dar in pefielt
das si maid wessent * ir purd.
gott, pehutt mich vor aller schuld
15 durch den * vnd durch das pratt
das gott sein heilligen jungern patt.
in gottes namen.
amen.
Maria, hilff uns hie
20 zu dein genaden ie.
Graz. ANTON SCHÖNBACH.
ZU ZS. 17, 84.
Aus der unfolHerten papierhs. 41/85 in quart der Grazer
Universitätsbibliothek kann ich eine etwas andere fa/sung der von
Steinmeyer zs. 17, 84 bekannt gemachten buchstabenbedeutung mit-
teilen, sie lautet:
So dir des uachtes icht träum, welstu [duj dez ze ende
chömen, so lis des morgens den sahn Miserere mei deus. dar
nach nim ein salter vnd tu den auf in dem namen des vaters
vnd des sun, vnd den ersten pächstab oben an dem plad den
solt du merchen.
A daz bezaichent langez leben oder grozzen gewalt B niichel
fr&ud oder signust gab C siechtum oder tötte D trübsal od* tode
E edelgeborn oder liebez traut F fraismflt ze allen digne G wand'-
lung oder eines veintes neid H eins weibes sware oder ir tod
i uppigeu freud K reichtum oder michleu ere L lang sorgen
oder Siechtum M freud überlaud vmb swaz dir lieb ist N grozz
huld oder michel ere 0 den gewald an deinem leib P saeligez
leben Q suntleich oder schentleich leben R siechtum oder wun-
den S manslacht oder grozzen zorn T grozzen toten V du siechst
liebn freunt X daz du gerst daz erget Y grozzer streit Z grozz
herschaft.
Es werde$h derartige aufzeichnungen wol auch noch sonst sich
12 pehielt 13 wesset gebar? 14 schuld] schov 15 den
wein?
Z. f. D. A. neue folge VI. 6
82 ZU ZS. 17, 84
finden^ und wenn reichlicheres material vorliegt, wird es möglich
sein, den ursprünglichen text der in beiden hss, stark entstellt ist,
während doch die jüngere manches richtiger bietet als die ältere,
widerherzustellen, die verioendung zur traumdeutung in der Grazer
hs. ist freilich eine jüngere zutat: denn es läfst sich nicht be-
greifen wie ein bestimmtes traumgesicht auf diese weise ausgelegt
werden könnte,
Graz, ANTON SCHÖNBACH.
ÜBER SANT ALEXIUS.
Maßmann stellt an die spitze der von ihm f Quedlinburg und
Leipzig 1843) herausgegebenen Alexiusgedichte eines von anonymem
verfafser am ende des xii Jahrhunderts gedichtet, es ist in zwei
handschriften erhalten, diese sind:
[, G die pergamenthandsckrift 39,59 8^ der Grazer Universi-
tätsbibliothek, Hoffmann behauptet Fundgruben n 215 von dieser
handschrift, welche bekanntlich Heinrichs litanei und die von Diemer
Deutsche gedichte des xi und xii Jahrhunderts s, 379 — 383 heraus-
gegebenen deutschen gebete einer frau, atifserdem noch einen segen
enthält (MSD'^ s, 142 und 463) *zu ende des xiv Jahrhunderts hat
jemand den untern rand benutzt und vom erstell blatte an und so
auf den meisten bis zum letzten fort ein deutsches gedieht ge-
schrieben,: leben des heiligen Alexius* Mafsmann s. 1 seiner aus-
gäbe führt an, die legende von S Alexius laufe von bl, V — 95**
und sei von späterer, wie es scheint, weiblicher hand des xiv jähr--
hunderts geschrieben. Diemer aao, s, xvii erwähnt blofs der hand-
schrift, diese angaben sind aber ungeimu, das Alexiusgedicht
reicht von l**— 93** oder, da mit Heinrichs litanei eine neue pagi-
nierung der handschrift beginnt, — ^S der altem Zählung und
— 25** der neuen, unbeschriebeti sind 21'' 22*^ 38»» 43'' 44' und
zwar wegen allzu grofser glätte des pergaments. bl, 94* beginnt
am {(n/e/7i rande eim höchst wunderliche schrift, in welcher genau
mit den beim Alexius auftretenden orthographischeti eigentiknlich-
keiten eim gereimte legende von der heiligen Juliana aufgezeichnet
ist. diese sotiderbaren züge, dadurch ausgezeichnet, dafs ihr ur-
heber krumme striche nicht mehr zu ziehen vermochte, bedecken
ÜBER SANT ALEXnS 83
dm untern rand bis 60*", verbreiten sich von hier ab über die
vorher abgeriebenen ganzen Seiten bis zum ende, mit ausnähme
von 62^
2. P papierhandschrift in duodez der Prager Universitäts-
bibliothek aus dem xv Jahrhundert, sie trägt die Signatur xvi G 19
und hat folgenden inhalt: anfangs fehlt eine unbestimmte anzahl
von blättern, dann folgt i V — ISO"* deutsehe gebete, 130**— 139'»
Sinei leer, ii 140^—172*' SAlexius, 173- — 175*» leer, m 176*
—234** SChrütophorus, 235" — 239'* sind leer, iv 240-— 250*
fOnff not und fiben frewd vnfer frawn, 250** — 255** leer, v 256*
—278* SMargaretha, 278** leer, vi 279"- 281** bruchstück einer
gereimten Katharinenlegende. vn 282* — 289** kirchliche gebete,
290*— 295** leer, vui 296*- 300'* prosaische legende von Eustachius*
die letzten blätter 301"— 306** sind widerum leer.
Das gedieht von SAlexius ist in G und P nach derselben vor-
läge auf gezeichnet y wie eine große anzahl gemeinsamer fehler er-
weist, dieser umstand Mfst auch mit bestimmtheit annehmen, dafs
die vorläge selbst nur abschrift war.
Mit der bearbeitung der in P erhaltenen Christophortislegende
beschäftigt, habe ich bei dieser gelegenheit die von Mafsmann an-
geführten Varianten zum ältesten Akxitis mit den handschrifteu
verglichen, ich lafse zunächst folgen was daraus für befserung
des textes sich ergibt, bemerken mufs ich nochy dafs Mafsmann
G für seine textgestaltutig zu gründe gelegt und deshalb P, welches
wie mir scheinen will, an manchen stellen das richtige tretier be-
wahrte, zu wenig berücksichtigt hat.
109 fleht Aglahes zu gott
er möhte in einen erben geben.
so schreibt Mafsmann nach G, denn P hat, wie er selbst anführt
geruecht.ein erben ze geben, es liest jedoch auch G er ruecht
und dieses verbum ist demnach einzusetzen.
HO f lauten
fron Aglahes wart swanger
eins sunes des si stt genas.
nicki blofs G liest deu vreu, auch P die fraw; nicht G allein hat
chindes, auch P.
170** und 170* fehlen in G. der vers
ez lernte der heiligen schrift
6*
84 LBER SANT ALEXIUS
mit seinem wunderlichen nachsatz
daz was der tiufels gift
ist eine unbeholfene, durch P veranstaltete erweitening des in GP
enthaltenen verses von der niwen und der alden ^.
297 er beite dA niht lauger. nicht nur G sondern audi P
hat lange, langer wird in leiden handschriften stets durch lenger
widergegebeti.
528 an ein schif er aber trat; beide handschriften lesen
do trat.
531 der wint si gegen Röme sluoc — mir scheint das in
P erhaltene ein wint vorzuziehen,
549 wer sol sich baz erbarmen. P hat gegen Mafsmanns
amdrilckliche angäbe wie G Auch wer solt pas erparmen.
567 fehlt nicht in P, wie Mafsmann angibt, an allen übrigen
stellen, wo der herausgeber durch fragezeichen seitien zweifei über
das Vorhandensein eines verses andentet, fehlen diese verse würklich.
572 an dem dir freudn entzucket sint. aufser G liest auch
P vi! frewd.
590 des selten wart vergessen. P liest nicht Dein s. son-
dern Sein s., was mir richtig zu sein scheint, am sMufse des
verses wäre demnach ein punct zu setzen.
622 si sprach 'so g6t, berate mich. P wid G lesen berate
dich, was in den text zu setzen ist,
677 al tag er vor sich tragen sach. beide handschriften
haben vür.
701 und ein bilgerin wfere gewesen, in G und P findet
sich vnd wie er ein b.
801 vil starker riuwe der ich pflac. P liest das nach dem
zusammenhange allein mögliche rew der er pflag.
846 als6 teten die keiser mit im san {im reime auf dan).
P liest alsant, G aber sam, was getois richtig ist.
861 — 3 daz wir vogete sin der kristenheit nÄch dir öf erden.
P liest auf der erden, was den vers befsert.
986 fehlt P.
1121. 2 lauten in G darnach in vil churzer zeit verschied
deu mueter auch seit.
1141. 2 stellt G um, wie mir scheint, gayiz passend.
Ich lafse nun einige vorschlage zu textändenmgen folgen.
ÜBER SANT ALEXIÜS 85
uelche ihrm grund zumeist darin habm, dafs Mafsmann sich zu
wenig conservativ deti handschnften gegenüber verhüllen hat.
Nach t?. 12 kann das Amen, wie in P, so auch im texte
fortbleiben, die einUitung hat sich unmittelbar an die erzdhlung
anzuschließen, zudem fähren die legenden das «Imen innerhalb der
texte, meist auch am schlufse, nur im reime an.
38 durch got er sich s!n (des reichtumes) derben wolt.
P liest änen für derben und dies ist befser. sich änen mit dem
genetiv der sacke kommt nicht blofs in späteren gedickten vor, aus
denen das Mhd. wb. und Lexer stellen anführen, auch 4732 in
Wertkhers Marienleben habeti es beide handschriften A und C. im
Klostemeuburger arzmibuch findet es sich gleichfalls s. 65 der
Diemerschef^ abschrift.
133 es gie in not. mit beiden, handsdiriften ist des zu lesen.
224—228 schreibt Mafsmann
diu kurzwlle werte al den tac
225 von vil snellecllchme rant.
Eufömlanus schuof zehant
alsus mit dem kamersere,
daz daz bette bereit waere.
P liest 22b ff von snelleichem reyten wolt er nicht lenger
peiten. der reich ewfemianus: der schuof zu hant alsus mit
dem chamerer. nun hat G reiten für rant früher gehabt und erst
nachdem das erste wort durchgestrichen worden, folgt die netie Ver-
sion, was P gibt, ist vollständiger und befser. auch läfst G sich
daraus erklären; das umgekehrte ist nicht möglich.
234 ff got begunde si schouwen mit kiusche, der si wieldeu
und unz an ir t6t behielden. P liest mit chewser zung G mit
chauscleicher zucht. v. 273 ist für denselben begriff gesagt mit vil
kiuschltcher zuht. ich möchte daher auch an der ersten stelle
schreiben mit kiuschltcher zuht si wielten. verse mit klingendem
ausgange und 4 hebungen hat der Alexius reichlich.
250—54 lauten
daz lieht hie brinnde vor uns stAt,
des schln doch vil schiere zegät,
swiez doch vaste brinnet,
vil snelle sin zerinnet.
254 liest P vil snelle ym zerinnet, G vil snelle
86 ÜBER SANT ALEXIUS
zerionet. im scheint al$o festzuhalten und der vers nach G zu
lesen vil snelle im stn zerionet.
296 weshalb Mafsniann schreibt als diu scheidunc was ge-
schehen, da er doch selbst aus G schidung anführt, ist mir nicht
klar.
508 waz Zeichens geschehen waere. G liest z. da g. P z.
do g. da mufs in deti text gesetzt werdeiu
546 der kint ich ^ was genant, mit P ist zu schreiben
wilenl.
558 zehant sin vater widerreit, ich möchte im, toelches beide
handschriften nach zehant haben, in den text setzen.
573 als Alexius daz wort gesprach, gestützt auf beide ha^id-
Schriften schlage ich vor vol sprach zu schreiben.
640 ff antwortet Alexius, der bettler
ja, er hiet ein viugerlin
dir ze leste gegeben,
s6 got dich lieze lange leben.
G liest ja er jach er hiet P ja sprach er er hiet. ich halte
die lesart von G für die ursprüngliche.
666. 7 schreibt Mafsmann
sine mohte sich selten von im scheiden,
als diu naht anegenge nam.
da beide handschriften ain ende haben, so ist dies zu bewahren
und nach 666 ein punct, nach 667 ein kolon zu setzen.
680 met maraz in der wise. beide handschriften lesen in der
geicöhnlichen reihe met wein maraz, was beizubehalten ist.
681 als einem fürsten wol gezam. wol fehlt in beiden hand-
schriften. in P heifst es als es einem fursten zam. ich denke
dies wird richtig sein.
715 den brief beslöz er in die hant. in beiden handschriften
steht versloz, was ich in den text setzen möchte.
902 wuofen er begunde. P liest vast wainen G vast wuofen.
daraus geht hervor, dafs das adverbium in den text gehört.
941 daz st erzeigen mOhte ir n6t. beide handschriften haben
nicht mOcht.
986 daz dir doch vil ringe wac. es ist jedesfalls das in G
(P fehlt) überlieferte des dich doch vil ringe wac vorzuziehen.
1014 / die liute gunden klagen mit ir, als obe er wsere ir
ÜBER SANT ALEXICS 87
kint. P liest san er wer ain ir chind. gewis ist sam das ältere
und als ob nur ein versuch das neuere wort einzusetzen, ganz
ähnlich steht es 375, wo P als er G sam ob hat. dort setzt
Mafsmann sam.
1019 war sol ich k^ren d*ougen? P wenn sol ich witern
mein äugen G an wen so ich nu bitern die oiigen. da/'s das
verbum witern mit verschiedenen Zusätzen in beiden handschriften
sich findet, scheint mir ein betoeis dafür, dafs es in den vers gehöre.
Die bereits erwähnte grofse zahl der beiden handschriften ge^
meinsamen fehler weist darauf hin, dafs diese fehler schon in der
vorläge sich finden, der Schreiber der vorläge hat auch durch erst
spät üblich gewordene füllwörter die verse beschwert, zb. schreibt
er beständig von dannen für danne, dannen. ferner sind in der
vorläge mehrfach versuche gemacht, interpolationen anzubringen,
so steht nach 716 in P Er pegund siechen an widerstreit, in G
Er pegund siechen starch. dieser zusatz ist gänzlich unpassend
und verwerflich. P hat sogar ergänzt und einen neuen vers dazu
gemacht nu biet auch pey der selben zeit.
Eine besondere erwägung mufs den sddufsversen zugewandt
werden, nach 1148, mit welchem verse das an die er Zählung an-
geknüpfte scMufsgebet endigt, finden sich in G und P die beiden
verse
Hie hAt daz m<ere ein eude.
nü recket üf iur liende.
in P folgt auf diese verse Amen, es ist aber klar, dafs
dieses Amen zu früh kommt, die phrase ist nicht vollendet, in G
findet sich deshalb folgende fortsetzung dieser verse
unt bittet daz der werde rAt,
diuz büechel getiht unt geschrihen hat,
daz si got der riebe
brenge in daz himelrtche.
1155 nü sprechet alle Amen.
schon Mafsmann hat s. 2 anm. 2 seiner ausgäbe erwähnt, dafs
der reim rtche: himelrtche 1153. 4 nach der schreiberin schmecke
und nicht unpassend die im eingange befindlichen verse 11. 12
(nicht 15. 6.)
88 ÜBER SAIST ALEXIUS
des helfe uns got der riebe,
(laz wir dem werden gliche.
verglichen, dazu kommt, dafs 1152 ein unvers ist, wie er sich
in der ganzen dichtung nicht findet, v. 1155 ist ohne reim, etid-
lieh weisen weder die eingangsverse noch das ganze gedieht eine
spur auf, da/'s es von einer frau abgefafst sei, wie es in diesen
bloß von G bewahrten schlufsversen bestimmt ausgesprochen wird,
erinnern wir um, dafs G aus einem frauenkreifse stammt, so wird
es nicht schwer sein, die verse 1151 — 1155 für einen von der
schreiberin angefertigteti zusatz zu halten, welcher die vom Schreiber
der gemeinsamen vorläge verfafsten aber unvollendeten gebetverse
1 1 49. 50 ergänzen sollte, ztigleich ist diese stelle ein interessanter
beleg dafür, dafs die handschrift von Heinrichs litatiei noch im
XIV Jahrhunderte in frauenhänden sich befand.
Noch eine bemeikung. die handschrift P widerholt nach 242
die vetse 199 — 202. es fragt sich, welcher äufsere umstand diese
widerholung ermöglichte, weder identisdie anfangswarte zweier
verse, noch das vorkommeti derselben schlufsworte können das äuge
des Schreibers verleitet haben, es ist nur eine erkldrung möglich,
mit vers 199 muste eine neue seite begonnen haben, ebenso mit
vers 243. zwischen 199 und 243 liegeti — da wir die in P
bewahrten beiden verse nach 225 als unzweifelhaft echte restituiert
haben — 46 verse. entweder standen in der handschrift 46 oder
23 verse auf einer seite. ich halte die letztere möglichkeit für die
wahrscheinlichere, das ganze gedieht hat, unbeschadet der von uns
vorgenommenen änderungen, 1150 das sind 50x23 verse. mit
dieser einteilung war der archetypus geschrieben, die vorläge der
beiden handschriften P und G hatte auf der ersten seite 15 verse,
auf der letzten 11, da außer den beiden falschen gebetversen noch
der auf 716 folgende in der vorläge sich befand, im übrigen war
die einrichtung des archetypus, 23 verse auf einer seite, beibehalten.
Zum schlufse erlaube ich mir noch, ein par irrtütner anzu-
zeigen, welche in der von Kelle 'eigenhändig' angefertigten abschrift
sich befinden, die von Bartsch für die bearbeitung der Margarethen
marter (Germania iv 440 ff) zu grufide gelegt wurde: v. 112 hat
die handschrift gutes czaygen 437 Ich trüb in irn gelauben 564
ÜBER SANT ALEXIUS 89
ganz deutlich gehebergem, was Bartsch s. 469 vermutet. 606 hat
die handschrift vnd vmb der weret swer. es ist also swaere zu
lesen. 646 ff lauten in der handschrift si cblagten auch ir verlust
gar Die sew an Yr verluren darymb si chlag erchüren. also fehlt
kein vers.
Graz, ANTON SCHÖNBACH.
BRUCHSTÜCKE MHD. DICHTUNGEN IH.
6. ZUM WILLEUALM DES RUDOLF VON EMS.
Suppl. 2704, zwei pergamentblätter in quarto V07i einer hand
aus dem ende des t3 oder dem anfange des 14 jhs. jede seite
enthält zwei spalten von je 44 zwischen linien stehenden zeilen^
die anfangsbuchstaben der verse sind grofs und etwas abgerückt,
am ende stehen puncte. bei dem hier folgenden abdruck sind nur
die üblichen zeichen ü, uo, Ue usw, statt der handschriftlichen ge-
braucht, i von j und u von v geschieden, grofse buchstaben auf
den beginn von abschnitten und auf eigentiamen beschränkt, die
länge bezeichnet und interpunction eingeführt, wo unser frag-
ment, das ich als f bezeichnen will, offenbar verderbt ist, habe ich
unter dem texte die hiesige hs, 2704 des Willehalm (ich nenne sie
W) zu rate gezogen.
Erstes blatt = W 44r^ — 45r*
er begunde gäben
M der Präbande rotte hin.
her Wilhalm kam vor an in
unt 6tah in nider üf daz gras:
5 vil sbiere d6 entwirchet was
Gerlön der riche.
dö viengen werllche
die werden Provenzäle
da an dem selben male
10 Bernarten von Hollant.
90 BRUCHSTÜCKE MHD. DICHTUNGEN HI
der edel degen wit erkant
gräve Arlalt der churteise —
den viengen Firmundeise:
daz waz der wise Provenzdl.
15 Elimant von PortikAl
kam üf des kttnich Phylippen baren,
Willehalm, dö gevarn
iint brach üf im enzwei sin sper.
üf in körte wider her
20 daz kint, der junchherre wise,
der Sit bejagte höhen bris
in mangem künicrtche
unt viel im werllche
in sinen zäum vnt vienc in sä
25 die werden Franzoyser da.
Da wart gewürket shildes amt,
wilder frävel vil gezamt,
ritter vil gevellet,
vil herter helme ershellet,
30 zerhawen an dem ritters spil
kleinöde, wäpenröke vil,
swarzer bülen vil geslagen.
diu rotte weich, man sach die jagen
ie näher mit gedrange.
35 daz wichen wert unlange,
ö diu fluhtigen körten
unt die jagenden lörten
wichen wider übers velt.
der manheit manlich widergelt
40 muote lange Ors unt man.
der fuorte den gevangen dan,
der brach dem andern grözze habe
mit ritterlichen sitten abe:
dez sah man Mä vil ergän.
45 der turney begunde slAn r^
unt wart an dem geverte
15 Eli in Elimant üi zweifelhaft, fF gibt genant 24 vnt vienc in
/; in Giengen fF 45 siAn /*, stan M''
BRUCHSTÜCKE MHD. DICHTUNGEN HI 91
strenge werlich herte.
mit ileltenne fvrwar er siht:
sin werren daz waz vzzentlich
50 von manger ritterlichen wer.
swA üf des üzzerteiles her
her Wilhalm, der fürste, dranch,
dd muostes wichen sunder danch:
s6 drauger mit stner shar
55 ie n^her unt näher dar.
des erholt sich diu diet:
swederthalp er von ir shiet,
da karten si mit frecher ger
an die iren wider her
eo unt täten ritters wer erkant.
ze jungst twanch er si des säzehant,
daz si für ir fride niender
mähten komen, döswär, iender.
Wie man üz mangem lande
65 da vor die inneren nande,
daz mach nu sin diu üzzer^shar,
wan si die üzzern rotten gar
täten in mit rittershaft.
d6 dranch mit werlicher cralt
70 her Wilhalm mit gedrenge
von der wtte in die enge:
er fuor iemmer einhalb in,
anderthalben üz dort hin.
die grogieraer dA liefen,
75 creierende si riefen:
'warA, war, wer kumet da?
zshtzovaelier wikeliwA.
wtchA, wich, si koment hie:
avoy, der der got, waz wellerasie?
80 durch pris vi! sper erswendeu
unt die trunzen senden
48 mit flehten verwar er sih fT 49 veintleih fT 59 Iren A
ionern ßF 61 er f0hli ^^ sazehant /; sein hant fT 64 wie] do fr,
die? 79 der der /*, drrh /^ wellerasie /*, wellent sie fr
92 BRUCHSTÜCKE MHD. DICHTUNGEN lU
gein dem lüfte durch die sitte,
daz er g^ret si d^ mite.
hai, von Orlense höhgeboren,
85 wie du Irrest suochen voren
die besten in dem lande hie,
die noch die besten wären ie.
ay, süezziu reine kindes lügende,
ge bewar din edeliu jugende, t;*
90 wan du mit lobe in alle wis
wirbest umbe der weide pris.'
da wart, als ich iu sagen wil,
verloren un gewnnen vil:
die gewunnen, die verluren;
95 die einen grözzen shaden kuren,
die andern (^r unt höhen pris.
des half der stolze degen wis,
her Willehalm der guote,
mit ritterlichem muot:
100 er behabte an den ziten
den pris ze beiden siten,
daz im des besten jähen
alle, die in sAhen
mit ritterlichen dingen
105 nauch hohem prlse ringen.
im was an kunst, an al der kraft,
diu beeren sol ze rittershaft,
nieman an kunst, an craft geltch,
er waer arm oder rieh.
HO manich werder nötich man
von sinem prise da gewan
grözze habe unt werdicheit;
wan, swä er die shar durchreit
(daz waz et äne wer vi! gar),
115 da drungen si nach durch die shar
unt gewunnen riebe habe,
die si den gesten brächen abe.
89 get ursprünglich /; aber t ausradiert^ got fF edeliu auch fF
105 vgl 123
BRÜCHSTÜCKE MHD. DICHTUNGEN HI 93
die werden unverzagten
alsus an im bejagten
120 von sines prises l^re
mit sselden guot unt öre.
D6 nAht ez gein mittem tage
nauch der Aventiure sage:
die üzzem wären gar entworht.
125 der fürste wert unt unervorht,
her Willehalm, der degen wlse,
der dA gewan den hoesten pris,
stnem heim her abe d6 bant,
als er niht mßre wer dÄ vant,
130 üz zogete s6 hein wider in
gein stner herberge hin.
er reit mit shoenen sitten,
als künich oder fürsten riten, t?^
daz der niemen dekein war,
135 niwan stn unt stner schar,
unz er ze herbergen kam.
den herren er vil gar benam
den prts unt an lop di wer.
ay, mit welher ritter zer
140 der stolze fürste höhgemuot
zerte lip unt guot,
sitte, gruoz, zuht unt craft,
llp unt kraft an rittershaft.
ouch teilte zühtichllche
145 der edel zühte riebe
slnen gruoz in allen mitte
mit 86 loblichem sitte,
daz nieman im künde niht
verkArn, des diu wArheit gibt.
150 stn guot waz gemein,
daz der getriwe rein *
128 seinen IV 130 ftz] vnl tV sA hein] schon W (132—137
fMvn W) 135 nam, niwan? sin unzweifelhaß lirsprünglich in f^
4iber der obere teil des 8 üt wegradiert, so daft man im lesen mu/s
(142—147 fehlen 9V)
94 BRÜCHSTCCKE MHD. DICHTUNGEN ffl
von grözzer arniüt mangeii shiet,
den sin miltiu hant beriet.
dö der inbiz geshach
155 unt man sich dannän reitten sach
die herren alle geliche,
bödiu arm unt riebe,
d6 gie der edel wise man
in ein kamer allein dan
160 unt der stolze Pitipas:
niman ro^re bi im waz.
db shreip er mit siner hant
einen brief gein Engellant
der Clären unt der sdzzen:
165 er künde shöne grüezzen
ir lip, ir höhgemuote,
ir tugende, ir reine guote
mit herzen unt mit sinnen
unt mit unvalshen minnen,
170 mit sinen süezzen Worten gar,
die sin brief ir brähte dar:
mit weihen worten unde wie,
daz wil ich iu sagen hie.
Trawe, aller tugende Spiegelglas,
175 ein crön, ein bluom, ein adamas
wiplicher güete,
an zuht, an h6hgemuote
min hcBster tröst, min bestes heil ....
Zweites blatt — W 47«;* — 49 r*
daz vor der frawen palas
180 daz aller gelegenlichste was
unt da man aller beste sach,
swaz da rittershefte geshach
unt swaz da shalles solde ergän.
166 und 167, ebenso 176 und 177 ah Je eine zeile in / ge^
schrieben 179 davor in ff^ ny hiez der hochmaete, mein her wil*
halm der gvete^ auf slahen sein gezelt an daz nächst veld,
BRÜCHSTÜCKE MHD. DICHTUNGEN HI 95
(16 herbergen M den plan
1S5 mit frseuden unt mit shalle
die werden ritter alle
durch richeit, durch gesunden luft,
durch shal, durch ritterlichen gufl.
wer dar ritter waerc komen,
190 ob ir des niht habt vemomen,
s6 wii ich ez tuon iu erchant.
mit rittershefte chom in daz laut
der werde kttnich Avents
von Hyspanje, der den pris
195 an höhgemüete, an lobe truoch,
swä man der besten d6 gewuoch :
daz behielt er an den tach.
näh an sinem ringe lach
Belin von Washconje
200 unt Tybalt von Gachonje,
die zepter unt cröne
böde truogen shöne.
An der gezelte da bi
lägen, die ze Komarst
205 ze dem örren turnei wären komen,
als ir vor wol habt vernom:
von Arragün der künic Gilbert
un Geriön, der degen wert,
der ze Navarren chröne truoch,
210 als ich iu hie vor gjßwuoch,
unt der künich von Portigäl.
gräve Artalt der Provenzäl
geteilett wart mit siner craft
zuo der Franzoyssßr rittershaft:
215 die läge dishalp über daz velt
unt beten manich rieh gezelt.
d6 lach vil riliche
Gillelm von Franchriche,
1S4 h«rwergt€n /iT bei vers 187—203, 205-209, 211—222 isi der
ersie buch$tab9, vers 210 die beiden ersten, in f weggesekniUen 215
lagen W 217 da fV
96 BRUCHSTÜCKE MHD. DICHTUNGEN UI
und Tierricli der Tshamponoys
220 uiit der grAve Olivier von Ploys :
an sinein ringe [ringe] lagen die.
driu hundert ritter hellen si,
die in siner koste gar r^
der junge kUnich fuorte dar.
225 von lach niht verre
der äventiure herre,
Willehalm, der wlse hell,
der fürst au manhait üz erweit,
mit siner ritterlichen craft.
230 mit h6hgemuoter ritlershaft
kom mit h^rllchen siten
des gräven Gwtgen sun geriten
von Sain Geljen lande,
den ich iu hie vor genande.
235 der het dö geleitet swert.
J6han hiez der fürste wert.
bi den Franzoysen wolle auch sin
von Poytiers griüve Poytwin:
er waz im doch ze Chomarst
240 mit siner sunderrolte bi.
Dar waz zwai tüsent ritter komen,
die sie des an beten genomen,
daz turnieren wollen gar,
unl körnen üf den lurnei dar
245 verre üz fremden riehen.
der bei ettelichen
sin Amte dar gesaut:
gnuoge wAren in daz laut
geste riebe nAch gewinne
250 unt auch durch werde minne:
swer die bejagte, der gewan.
dö der grAve Jöban
225 von den fF 239 in auch //^ 241 der rubricator hat
in f hier und bei den folgenden absätzen den anfangsbuchstaben su
malen vergef$en (vielleicht schon 203) 242 sih W 243 daz si JT
249 gestichen /A^, /. gestrichen (vgl 255)
BRUCHSTÜCKE MIID. DICHTUNGEN III 97
von rehtcr wArhait daz bevant,
daz sla neve von PrAbant
255 in daz lant geste riebe was,
stnen mAch er an sieb las,
Gilielm den Franzoys,
unt Tierrtcben den Tbsaroponoys
un körnen mit einer werden sbar
2f>0 dureb grtiezzen in geriten dar.
den edlen fürsten riebe
funden si börllcbe
ligende üf dem plAn.
vor wdrbait, nibt von wAn,
265 seit diu Aventiure daz,
daz nieman dd weer baz
unt daz dd uiemen l«ge, v*
der sOlher rlcbeit phlaege,
als der stolze degen pblacb.
270 icb wil sagen, wie er lacb.
Im wAren vier rtcbiu gezelt
zeinem ringe üf daz velt
geslagen üf daz grüene gras:
von iegsbltebem an daz ander was,
275 daz wol ein ackerlenge sbein:
ein shranne was ie zwisben zwein,
dA bundert sbilte an biengon.
in den ri neb dA giengen
bt ieglicbem orte
280 in daz gestüele ein porte
von tuoebe, als ein pürge tor.
ob iegllebem sbilte enbor
sab man ein panier stAn
rieb unt wol getAn
285 unt einen gezimierten beim.
üf grüenem gras sunder melm
bet er geberberget dA.
sine mAge kömeu sA,
255 gestrichen ßf' 2r»4 vor] von ßf^ 276 was aus war ge-
he fsert
Z. f. D. A. neue folge VI. 7
gg BRUCHSTÜCKE MHD. DICHTUNGEN lU
die Herren lugende Hebe,
290 unt gruozten in güetltche:
vil minneclich er si emphie.
si wären Ane trüren hie:
si frseuten sich ir süezzen jugende^
ir höhgelobter lügende
295 unt, daz si an ander sähen.
mit triwen si des jähen,
in wser gelückes vil geshehen,
daz si ein ander solden sehen*
Dö mit hörllchen sillen
aoo die herren wären hin gerilen
von dem ellenthaften man,
diu vesperte huop sich an
von helden vil gehiuren.
die starchen dyostiuren,
305 die dyostieren wolden da,
die reitten sich ze velde sä.
ouch hell sich mit rtcheil
manic kaphsere dar bereit
gekleidet wunnecltche.
310 die beide muotes riebe
zogten gein dem burchgraben. v^
diu vesperte wart erhaben
dorte vor dem palas,
da vil frawen üfTe was,
315 die ez alle sähen an.
dö hiez der tugentrtche man,
her Wilhalm, die stne gar,
daz si sich bereiten dar:
nach stnem willen daz geshach.
320 den forsten man sich wäpen sach
unt stne massente.
hin, da diu vesperte
mit manger dyoste von mangem man
sich bete d6 gehaben an,
325 d6 kom der degen ellentbaft
307 hett oder heit f 308 kipper fT
BRÜCHSTÜCKE MHD. DICHTUNGEN HI 99
gezogt mit siner rittershaft
unt mit s6 gr6zem shalle,
daz si wichen alle
sunder wider striten,
330 swA man in sach zuo riten.
mit vil shallecllchen sitten
kom der degen dar geritten,
da er nach ritters orden sach
manic dyost, di dA geshach.
335 Dort her über die planje
zogt von Hyspanje
der edel künich Avents
mit höhgemuoten helden wts
unt mit lichten panieren:
340 der suoht dyostieren.
swA der ze rittershaft ie kam,
s6 was er, der den bris dA benam :
den wolde niema dA besten,
den sin eilen wart kunt getan
345 unt den der degen was erkant.
d6 daz her Wilhalm bevant,
er hiez in fragen, ob er dd
dyostieren wolde. er sprach : 'ja.
ich bin nü alr^rst gewert,
350 des ich lange hAn gegert,
Sit ich den hie funden hAn,
der mich mit dyoste getar bestAn,
wan ez also manic frawe siht,
den pris, der mir dA hie geshiht
• • • .
331. 332 fehlen W, 343 niem ^ /. nieman 345 den sweimal
in f, doch da* zweite mal autradiert (fF hat hier und 344 dem, aber
den wol ==» 'von denjenigen, welchen*)
7. ZUR WELTCHROMK BES RUDOLF VON EMS.
A
Suppl. 2725, ein quer durchschnittenes pergamentblatt in
quarto van einer hand des 13 jhs. jede der zwei spalten einer
xeile enthielt ursprünglich 40 verse: die anfangsbuchstaben sind
7*
100 BRUCHSTÜCKE MHD. DICHTUNGEN HI
grofs und etwas abgerückt, am ende stehen punkte, dafs dieses
fragment, das den Untergang von Sodom utid Gomorra und die
Teilung Loths und seiner töchter enthält, zu Rudolfs werk gehört,
lehrt die vergleichung mit fol, 2&r^ff der hs. nr 2690 def^ hofbiblio-
(hek, die ich als W bezeichnen will und deren abweichende lesarten,
soweit sie nicht orthographischer fiatur sind, utUer dem text stehen :
für diese)i selbst gilt das beim fragment aus dem Willehalm be-
merkte,
die noch man gewnnen nie: r^
die nemt und hapt sie.
swie iuwer muotwille sl,
daz mine geste beliben vri
5 dez grözen mailes un ouch ich,
dez lAt iuch erbiten mich :
durch iuwer saelikaite gir
niht tuot also gr6z laster mir.'
Des warten si vil claine:
10 si drungen algemaine
un wolden brechen üf die tur.
d6 si wären komen der für
un wolden bän gebrochen in,
in wart betOubet so der sin,
15 daz si ze den selben stunden
die tur nie vinden künden
un wä daz hüs waere gesät.
die tumben löser von der stat
schieden von dem hüse dan.
20 ze Löthe, dem guoten man,
sprächen die engel dö: 'hast dd
ieman, den di^ wellest nü
gesunt Uli lebenden bewarn,
vor 1 in fr dft (/. dÖ) sprach Löth, der gotes dcgen: *nein, vil
lieben brüeder min, tuot hin diz übel, \äi ez sin g^n mir, wand
ich benamn hftn zw6 tohter schcene und wolgetftn, 1 abäaiz ty
2 nemet hin /T 7 seiden IF 9 kein absatz IV achten tr
12 da ^^ der fMt fV 14 beirvbet IV 18 Mser fehlt H' 21
sprachen di engel da hastv W, in A ist nur das erste und letzte wort
ganz deutlich, von die und d6 ist nur d zu erkennen 23 lebende ßV,
in A ist das 1 nicht zu erkennen 24 ist weggeschnitten in A, den
•; ,^ •• ••• • •
» * • • • •
• • • • •
BRüCHSTCCKE MHD. DICHTUNGEN lU 101
25 daz ime hie laides iht geschehe;
un huote, daz sich umbe sehe
iwer dikaines tkf den lip,
diweder man oder wlp,
daz mit dir in diner schar
30 welle varn uu mit dir var,
daz ez iht kome in wernde not.'
nik hdte bi den ztten Löth
gelopt zwain knappen von der stat
die tohtern sin: aiser die bat
35 Uli in riet, daz si mit im dan
fuorin, die selben zwöne man
warten vil claine der geschiht
un wolten danndn mit im niht.
Löth, der raine guote man,
40 machte sich üf un schiet von dan :
des morgens, dö ez tagete, r*
vil balde er für sich jagete
kint Uli wip. dö wart zehant
von himel df die stat gesant
45 brinnendes bech unde swebil:
ain fürin brinnender nebil
mit ainem dikken hagil gröz
stete un lant so söre begöz,
daz si an den stunden
50 zervliezen gar begunden
Uli gein dem apgrunde sich
ir wec rihten un ir verte sti'ich,
also daz bl der zit zehant
daz apgrtlnde si verslant
55 in den Ewigen tot.
tieiz mit dir von hinnen varn ff^ 25 im ich leides hie ff"" 26 eich]
icht //' 28 oder] noch /T 34 zweites die] si /T 35 geriet mit in
dan ßf-' 36 fvm di zwene /f 37 achten deine ff^ 38 dannAn] varn
M-' 40 fvr mit sinem wibe dan /T 41 da AT 42 vil fehlt fF
43 da 9F 44 gesant] zehant 9F 45 brennendez fF 46 vnd ein
Teuren nebel fF 47 dikken fehlt IV 51 gen der helle W 52 ir
wege richtet sich vü ir strich W : et ist wol rihte zu lesen 53 daz
fehlt fF 54 si vor daz H'
102 BRUCHSTÜCKE MHD. DICHTUNGEN HI
d6 Löthis wtp die grözen n6t
vernan, diu hinder ir geschacli,
vil baide si hin umbe sach
un woide gerne hän besehen,
60 was hinder ir da waere geschehen,
swie sÄre ez ir verboten wart.
A6 wart ir menschltchiu art
verk^rt: si wart ain salzstaiu,
«
65 un den man noch d^ sehen mac
unz an den jungesten tac,
wan er ze wortzaichen noch st^t,
alse manic man gesehen h^t.
Sus wrden ins aprunde
70 durch der lüte sunde
die houptstete besenkit,
lant un iüte irtrenkit
^ne aiiiz widersatzis wer.
da nü swebt daz r6te mer,
75 da wären dö die stete gelegen:
die sach man soichir rtchait pflegen,
daz von der suozen fruht daz lant
was daz ander paradls genant.
alse ich für war gelesen hän,
SO mit vluzze gie der Jordan
durch die selben stete hin, v*"
der vor dem r6ten mer in
die erde vliuzet under sich:
der nam d6 fluzes stiich
85 durch Gomorre uu durch Sodoniä
un ir fünf understete Aä
bt den ztten, döst alsO.
56 da ßr 57 horte /F 58 hin fehlt AT 59 gesehen ff^ 60 dft
fehlt ff 62 da fF 63 nur der obere teil der buehstaben erhalten in
A, verchert in einen salxstein ff 64 weggeschnitten A^ der nimmer mer
»t verswant {so! l verswein) ff^ 65 da fehlt ff^ 68 in gesehen W
69 kein absatz ff abgr^nde ff 71 versenket ff 73 alle
ff 75 dA] do IT 79 ich fehlt ff 82 nv in ff 84 da sines
fl\'zzes stris (so!) ff^ 85 das vwcite durch fehlt ff 87 dast ff
BRUCHSTÜCKE MHD. DICHTUNGEN HI 103
an dem andern morgen, d6
die stete wären versunken,
90 lüte un lant ertrunken,
Abraham, der raine man,
stuont üf un gie des endes dan,
6ä die stete wären gelegen;
wan der edel gotis degen
d5 wolte ervarn diu maere,
wie in geschehen wsere;
wan er wol weste sunder wän,
daz si gewis daz muosten hän,
den gotis zorn, alse ez ergie,
100 dar nach ich hän gesprochen hie
un die ge : : : : : wärheit
nach der hailigen schrift gesail.
D6 sach der gotes werde
«
105 ain gr6z gedempfe un ainen rouch
mit välewischen gemischet ouch,
als6 da ain aitoven stät
üz dem ain gr6z gedempfe gät
mit fiure undersniten gar.
HO er schowete uii nam des war,
daz die stete un al daz lant,
daz iender was da bt erkant,
verderbet un versunken was
uiT daz niht iebendis d6 genas:
115 daz mit aigenschefte dar
hörte, daz sach er vil gar
verderbet, von der selben n6t
was der saelige Löth
erlöst un entrunnen dan
91 abiaU 9F 92 des endes fekll H 97 ane AT 98 das Bwmte
dtz fehlt ff' 99 den grozzen als {to!) W 100 dar Dich] als /T 101
f0Ar schwer zu lesen in A rechten /T 102 nAch fehlt fV han
geseit W 103 kein absatz ff^ dh ff^ 104 weggeschnitten A, riehen
vz der erde W 106 ainen fehlt IF 107 als W ailoven] tofen AT
lOS fehlt AT u in öz verschwunden A 112 bechant ff^
113 versenket fT 114 da ff^'
104 BRLCHSTCCKE MHD. D1CHTÜ!SGEN 111
120 durch den vil hailigen mao,
Abrahamen, ufi sine bete, t?*
die er durch in ze gote tele
uH 6 bäte get^n da vor:
durch in was ouch beliben Segor,
125 daz er dar inne, ob er wolde,
beliben un wesen solde.
d6 was der ssßlige Lölh
s6 s^re erschrolien von der n6t,
diu dem laude da geschach,
130 daz er belibennes gemach
niht getorste hän aldä:
in ainen berc z6ch er sich sä
niht wan mit stnen tohtern zwain
uü wart belibens da in ain.
135 D6 wrden des vil Avale
die tohteran ze rate
mit ainander baide also,
Sit daz in den ziten 66
die man algeliche
140 von al dem kunecrtche
s6 gar «
un in dem lande erstorb::,
daz von mannes geselleschaft
«
145 daz si mit wine ir vater sin
betoubten so, daz er bi in
gelaege un daz si bernde fruht
von im enpfiengen mit genuht,
daz erz iht wrde innän bräht.
150 alse ez d6 wart von in ged^ht,
121 abrahain ßF 124 ouch fehU H^ 127 abtalz H' da f^
128 60 vaste irchomen ^ 131 entorste ^^ 133 niht wan fehlen W
135 kein abtatzW da ^ 136 tochter sin IV 137 b in baide
erloichen A HOinal/JT 141 9onsl unietbar A, so gar wem ver-
dorben ly 142 irstorben fF 143 lo auch W, daz si und seile*
Schaft? 144 weggetckniUen A, nicht mochten werden berhaft M^
147 bernde] sine fV 148 enpfiegen W 149 daz er des wrde inne
fV 150 dd fehlt W irdacht tV
BRÜCHSTÜCKE MHD. DICHTUNGEN HI 105
als6 muose ez gescliehen dd:
diu eltir gie zuo zime d6 sä
un wart sin wtp nach rcchtir art,
wan si von im d6 swangir wart
155 aines sunes, wart Moab genant,
von des geslähte stt ain lant
wart berihtet schoene
mit aines kuniges kröne,
die dar nach bt ir ziten
160 hiezen die Moabtten.
B
SuppL 2715, ein pergamenlblatt in klein folio am dem vier-
zehnten Jahrhundert, jede seite enthalt zwei spalten von je 40
versen, die ungeraden verse fangen mit einer herausgerückten
rotdurchstrichenen majuskel an, das fragment gehört in das zweite
b^ich Moses: in nr 2690 (= W) entspricht ihm fol 48r*— 49r«,
davon unten die abweickungen. abgesehen von der interpunction
und dem gebrauch der majuskel folgt der abdruck genau der hand-
Schrift.
daz tet er do mit Worten schein. r'
er sprach: ^ver hat dich gegeben
ze richter vber vnser leb'n?
oder wes wildv vnderwinden dich?
5 dv wild ouch leichte slah'n mich,
als gester den egyptisch^n man,
der den tot von dir genam,
den dv slfigd mit deiner hant
vfi in zeruste in den sant.'
10 Moyses, der weise man,
dise red furchten began.
er gedacht: 'wie ist ditz auf chomen?
152 zu im sa /r 154 da /T 157 schone richtig jy 159 di
da dar nach fF vor 1 ßf^ da gie er ab, als er pflach, ze sinen
magen wider her vnd zv dem werche. da sach er, daz mitvngefugen
siten zwen Ebraischen mit einander striten : da straAe er den un-
gef^ch. die (/. der) schulde vnder in baiden trrch, der mocht wo!
vnbeschaiden sin: I da ä^ 7 gewan fF 8 8h"\ge M^ 9 zervr-
Usi fß^ 11 di >r 12 ditz fehlt W auf] zv IF
106 BRUCHSTÜCKE MHD. DICHTUNGEN HI
von wem ist di geschieht vernomn,
die doch so haimleich geschach?'
15 vil grozzer not er sich versach,
ob iz der chvnich verasein
vu daz maer ftr chsem,
daz doch geschach mit waiiiait:
dem chvnige was iz gesait,
20 dev rede gahes ftr in cham.
als daz Moyses vemam,
er vorhte des chvniges zorn:
der degen avz erchorn
floch, als ich gelesen han,
25 von dan in Terram Madyan
nahen zt dem mere.
do pei der Madyanen here
saz ein ewart do,
der was gehaizzen Jetro:
30 des ztnam was Zynevs.
von dem sait di schrifl alsvs,
daz er sib^n tochter bete.
Moyses der stsete
chom zt im: er gab im sa
35 ein tochter, di hiez Sephora,
pei der der edel raine man
ze chinde zwen svn gewan:
daz was Gorson vn Elyazser,
svs hiezzen si. doch, e daz er
40 des ewarten tochter sa
gensem, er mtst im swern da, r^
daz er pei im da immer
belib vn von im nimmer
an sein vrlovp chsme,
45 e daz er daz weip gena^me.
Da die heirat vol Rr,
als ir paider trew swür
13 diz ÄK 19 wart IT 25 von] hin /T 27 da AT Madya-
niten fF 30 zvoeus ff^ 35 di fehn W 37 zwe ff^ 43 vod
da ir 46 das ersU daz fehU fT 46 do fr
BRÜCHSTÜCKE MHD. DICHTUNGEN lU 107
ein ander staete sicherhait,
als si do hetea auf gelait,
SO Hoyses sich vnderwant
seines swehers viech zehant.
des was vil: er gab im sein vil.
in dirr selb'^n iar zil
was nieman des ze her,
55 der des biet vner,
ob er mit bfte schaffe pflach;
wan ir groste reichait dar an lach
vn ouch ir groste reichait
was da an viech gelait.
60 die groste hab svs het Jetro
von viech so grozze reichait do,
daz er do von ein h^rre hiez.
an Hoyseu er daz liez
vn gab im reichen taii dar an,
65 do er von Egypt enlran,
als im des chvniges vorht gepot.
der chvnich Pharao was tot
vn wart ein anderr so zehant
nach im chvnich vberz iant
70 nach wirser, dan er wsere.
in ir wettnden swaere
rieffen an an vndei*wint
ze got Israheles chint,
daz er mit seinem trost
75 si von ir noten erlost
vn von ir grozzen aribait.
do sach got ir hertz'nlait
vn dacht an di sicherhait,
49 da ^ 51 vor viech slehi noch svn und durch$trichen vie e
in W 53 iars ir 56 mit hvtschefte pflach W 57 dar an fehlt
W 58. 59 an viech bi der selben zit: als nv an hvbe gvide lit
der hogesten hogeste richheit was da an viehe geleit 19' 61 so
fMi W 62 da Ä^ 63 daa] sich H' 65 der was willich der reine
man AT 67 was] lac W 68 ander sa W 70 nach (/. noch)
wiser W 72 nur ein an ¥^ 73 iszrahelische fr 75 ir fehlt 9F
loste fr 77 doch fr herzelail //' 78 vnd gedachte fr
108 BRUCHSTÜCKE MHD. DICHTUNGEN HI
di er e het auf gelait
80 gen ir vordem mit chrafl,
mit immer wcrnder frevntschafl, v*
svs was [er], als ich gesproch*n han,
wonend in Terra Madyan
pei seinem sweher Jelro
85 Moyses: do er also
in Terra Madyan belaip,
sein viech er eins tages traip
in die innern wfiste hin
durch gU waide, als er dar in
90 Cham; vii lach da nah^n pei
daz rote mer vii Synay,
der gotes perch, dar auf was
dev pesle waide vnde gras,
die man in der wflste vant:
95 Oreb was da der perch genant,
do im sein ekke aller neste lach,
do nieman waidens auf pflach
durch der wilde vngelegenhait
vn daz vii ofte wart gesait,
100 gotes tovgen wjer eile zil
do wonend auf dem perge vii
(dar vmb di waide niman da
pei der zeit sucht auf Syna
ze chainer zeit, ze chainer stvnt:
105 ditz was Moysen vnchvnt),
er traip zv dem perge dar
naher, do wart er gewar
vii grozzer gotes tovgen,
daz ist ane lovgen:
HO ein stovden sach er brinnen.
do di wart prinnen beginnen.
81 Wirtschaft /f^ 82 er über der zeih von derselben hand in B,
fehlt IV 83 medyan IV 85 da W 90 da fehll W 95 do
W 96 da jy nahest ^ 97 da W 99 daz fehlt JV 100
weren ellev W 101 da /T 103 synay IV 105 Moyses W
107 da W HO eine stvnde IV 111 da W
BRUCHSTÜCKE MHD. DICHTUNGEN UI 109
do wuchs di flamme sere
ie mer vn ie mere.
daz fewer sere wachsen began.
115 swie ser aida di stovde bran,
si was von got alda bewart,
daz dar an ein lovp nie wart verschart.
Do Moyses daz wunder sach,
in seinem m^t er do sprach:
120 4ch wii daz wunder seh'n,
daz hie ze wunder ist gescheh'^n/ v"
in dem gedanch er gachte
des endes. als er nachte,
do er di stovden prinnen sach,
125 got rief im vn sprach:
*Moyse8\ vTi nant in zwir.
*alhie pin ich: wer ruefTet mir',
sprach er mit antwfirte do.
got sprach aber zt im also:
130 ^ginch ffrbaz her nicht, e daz dv
dich entschücht habest nv;
wan di erde, da dv gast,
ist hailich, vn da dv stast.
got Abrahames, Ysaachs ich pin
135 vn Jacobes. in den diin
namen pin ich got genant.'
do erschrach der gotes weigant
vir parch sein antlutz gar:
er getorst nie gesehen dar
140 durch gotes vorhte gepot.
da sprach aber z^ im got:
4ch han vernomen di aribait
vir daz grozz hertz'nlait,
daz mein levt in Egypte hat.
112 da fy di] der //' 115 wie M' stvnde //' 117 daz
dran ein lop michel wart verschart verschart {to!) W US daz fehlt
H"^ 119 do fehlt H' 121 ze fehlt IV 124 da ^ 130 her
fehlt W niht irschevwe dv H-^ 131 entschevwe^t (*o/) W 136
ich ir got ^ 138 hrach W 130 niht W 112 di] din W 143
heneleit H''
110 BRUCHSTÜCKE MHD. DICHTUNGEN HI
145 ir ruef hört ich vn ir getat,
ir chvmber vn ir geverte:
ir strengen iamers herte
han ich in ir chlag vernomen.
nv pin ich her nider chomen,
150 daz ich sev an diseni zil
von Egypte losen wil.
Ich pin chomen, daz ich daz lant
in geb^n wil, daz ich benant
in han e vor maniger frist,
155 da milich viT honich fliezzend ist,
dev lant, di Chananevs,
Ethevs vn Amorrevs,
Feresevs vn Evchvs
vir ouch Gebvsevs
160 hant mit gewalt in ir hant.
Suppl 2723, zwei zum teil sehr zerlöcherte blätter in folio
aus dem vierzehUen Jahrhundert^ jede seite in zwei spalten von
je 40 zeileti beschrieben: die tmgraden verse sind ausgerückt und
beginnen mit einer rotdurchstrichenen majuskd. alles also, wie bei
B, und es unterliegt für mich keinem zweifei, dafs C von der-
selben hand geschrieben ist und derselben handschrift angehört hat,
wie B, deshalb gebe ich C auch unbedenklich ak ein fragment von
Rudolfs weltchronik (buch der richter ix und xi), obgleich in folge
einer lücke in W die hestätigung seitens dieser handschrift fehlt,
davon, dafs C nicht zur pseudorudolfischen toeltchromk gehört,
überzeugt eine vergleichung mit Sdiütze i 56 ff und 63 ff, — ich
mufs noch bemerken, dafs der buchbinder deti beiden blättern von
C eine verkehrte reihenfolge gegeben hat.
wie vil ir aber wurden erslag^n, Ir*
daz chan ich reht nicht gesag'n,
wan daz di iagendeu iagten nach:
so was den fliehenden ouch gach
145 tat /ir 147 strenge iamer /^ 148 in fehlt fy 150 si
H^ 154 in fehlt W 155 da] daz W 157 Amorrenos W 158.
159 Fereseus eueus vnd Jebuseus in einer zeile W
BRÜCHSTÜCKE MHD. DICHTUNGEN HI 111
5 wider in die stat durch geaist.
si sovmten sich dehain frist.
Zebvl frevle sich der tat,
daz Abymalech so hat
die Sychemiten vberriten.
10 vi: chovm het er des erbiten,
daz er Obedes svn Gaal
verweizzen mohte solhn schal,
als er des vodera tages traip.
Gaal vnlange do belaip:
15 er mvste svnder twellen
mit allen seinen gesellen
Zebvl rovmen di stat:
mit gewalt er in des pat.
Abymalech ze velde sach
20 vn wartte auf den andern tach,
ob die purgser ichtes
begvnnen oder nichtes
z: velde wider morgen.
sus lach er do verporgen
25 v: : des andern tages:
er versach sich beiages,
als iz im ouch seit ergiench:
pede er gap den tot vn enpfiench.
:vs chomen si von im in not,
30 von im nomen si den tot:
daz selb tet ouch er von in.
da di nächste nacht chom hin
vn iz des morgens tach wart,
do prueften ein auzvart
35 die verfluehten Sychemiten
ze velde durch striten.
Abymalech sein dinch so schvef,
daz vil tovgen svnder ruef
en drev getailt wart sein diet:
40 : : drin schäm er si schiet
7. 8 tiete: haete 10 vil 23 ze 25 unt? 29 sas
40 z^
112 BRÜCHSTÜCKE MHD. DICHTUNGEN HI
mit einer chom er selbe f:r. r*
e man d: zwo nach erchfr,
do het er beides werch geworhl:
er was cbfn vn vnervorht.
45 die purger entwichen,
die iag^'nden nach strichen
vn Irib'ns in ir veste.
do belagen die geste
Sychem die stat mit gewalt.
50 Abymalech, der helt palt,
grozzer vnmvzze pflach:
er stvrmet alle den tach,
vnz daz er an ir aller danch
nach in in die stat dranch
55 vn die seinen alle mit.
si zerfvrten mit vngepitc
gahes in chvrlz'n stvnden,
swaz si aiifrebtes fvnden.
die in tvrnen gewesen
6) warn, di eilten genesen
mit havfTen in den petesal
fN*r Berit vü Baa.
do daz Abymalech gesach,
ZV den seinen er do sprach:
65 'wol dau alle mit mir.
swaz ich t^n, das tU ouch ir.*
ditz geschach vil palde.
si eilten gen dem walde
mit im ze Selmon auf den perch.
70 ern worhte do nicht waehez werch:
ab einem povm er einen
sluch vn truch den selb*n
auf seiner achsel her dan:
also taten alle sein m : : .
75 hie mit giengen si hin wider
vn legten daz gehvltze |
4t fvr 42 di 62 Baal 71 einen ast 72 den selben last
74 man 76 nider
• • •
• • •
• • • •
• • • •
BRUCHSTÜCKE NHD. DICHTUNGEN HI 113
al vm vu ym da; peteh |
Abym : lech : : chet einen : avs
von fewer vö von flammen.
80 totlcichez grisgramen
hveben sich do weib vn man, v'
do im daz fewer ze werch pran.
Ir lagen da wol toysent lot
von rouch vn ouch von fewers not.
85 Nach dirre grozzen fraise
chert er sein raise
gegen Thebes von dannen.
er schuef mit seinen mannen,
daz si Thebes bessezzen.
9() ein tail : : n turn rsezzen
hiez er mit im gaben.
ein ttrn lach ouch da nah'n
wol en mitten in Sychem:
selb gabt er z^ dem
95 durch räche, wan er weste wol,
daz er lovte waere vol,
d:: den t^rn wollen wern,
ir weih, ir chint do wolden nern.
er was veste vn hoch:
100 auf den trost dar zt zoch
die diet ab andern tvrnen.
si wollen gern erzvrnen
Abymalech der frech.
nv vernemt, wie er sich rech.
105 in seinem tobzorn er lief
i< dem t^rn vnde rief,
daz man fewer prsehte dar.
vil schir wart er gewar,
daz der tvrn wol ze wer
110 geahtet was engegen dem her
mit serchgern vil g>'ten
vir von lovten, di des h^ten.
77 petehavg 78 Abymalech machet einen savs 8t hveb sich
do voa? 82 in verch 90 der stvrmrsezzen? 97 die 102 wolle?
Z. f. D. A. neue folge VI. 8
114 BRUCHSTÜCKE MHD. DICHTUNGEN HI
die prustwer was ouch geladen
m : : stainen auf der veinde schaden.
115 avch was ein aerichger her ftr
.... et vber des tvmes Ur.
h . . . . r dem hin zv er dranch
. . . ymalech : n alle d : r danch,
die :es tvrnes pflagen
120 vn da ze h^te lagen.
ein fewre er hin durch pot : , «?*
er gedaht auf ir aller tot,
die da inne warn.
nv begvnd ouch sein varn
125 auf dem ierhger ein weip:
von der verlos er den leip
do lach ob einer hikch'n
ein stain ze zwain stukchen
von ein ander zechlobn:
130 daz ain tail He si von oben
ab dem aerhger ze tal:
daz viel im auf di hirnschal.
als Abymalech des enpfant,
daz im von eines weibes hant
135 der snelle tot was gegeb^'n
vn er nicht langer moht geleb | ,
do rief er seinem wafTentragen.
er sprach; 'owe, sol man nv sagen,
daz mich ein weih erslag'n hab,
140 des lasters chvm ich nimmer ab.
zeuch ouz palde dein swert:
la mich von dir sein gewert
des todes, daz di lovte sehen,
daz iz von manne sei geschehen.'
145 er tet, als er im gepot;
er slfich in vol vnz auf den tot.
Hie hat Joathanes flfich
pracht in gotes vngeruch
114 mit 116. 117 weift ich das fehlende nickt mit Sicherheit zu
ergänzen 118 Abymalech an alte der 119 des 136 geleben
BRUCHSTÜCKE MHD. DICHTUNGEN UI 115
aller Sycheniiten hail.
150 des flueches ist daz ander tail
auf Abymalech gelegen,
wan er verworhte goles segen,
do er sein prveder sUch.
mit den er daz mort an trucb,
155 die sint ouch gelegen alle
in des flueches valle,
die Joathan <ber si sprach,
do er sich mit fluech räch,
als ir e \\o\ hat vernomen.
160 er sprach, ein fewer solte chomen
vn ouch pei Josue seit 2r*
daz ist belib*'n so lange zeit
an widersprach,
daz erz wol svnder räch
165 vn ane streit mohte han.
\\'\\ er ze vnserm erbe han
dehainer slahte zvversicht,
als er von mvtwillen gibt,
so hat er sich da mit verzig^n,
170 daz er so lange hat verswig*n:
seit er des nv gervchte,
daz erz e nie gesvchte,
so mag er vns wol lazzen frei.
sagt im, daz er geAvaltich sei
175 vber, daz Chamos besezzen hab,
vii tf sich vnsers erbes ab.
ich wil lutzel noch vil
in seines gotes marchzil
schafTen noch gewinnen:
ISO wil er dar vber beginnen
streiten vm vnser crblant,
dar nach rieht ich mich zehant.'
hie fvren di poten
vii taten, «ils in was gepotn:
165 /. lai)
8*
1 16 BRÜCHSTÜCKE MHD. DICHTUNGEN HI
185 gegn Amoni si gahten,
ffr den chvnich si brahten
ir lantherren potschaft'.
mit hohfart Ta mit grozzer cbraft
si den chvnich fvnden
190 an den selb^^n stvnden.
Waz sol ich nv sagen nie?
Amon der enpot Jepte
veintleich vn also,
daz sich Jepte starcher dio
195 verstfnt pei den mseru.
wie div m«r waern,
daz ist ze sagen ze lanch.
Amon vaste dar nach ranch,
daz er Jepte vertrib.
200 daz aber Jepte belib,
in seinen ern, daz | r*
alsvs st^nd ir p |
nv sanl got seine
Jepte ze volleist
205 als er do mit war
daz gab im so new |
vn so manleich^n sin
daz ze allen dingen sein |
vii dester paz was gestalt:
210 gvt gedinge tet in palt.
hie mit f>^rt Jepte
von Maspha vii von Manasse
manigen streitgernden man
auf di veint mit im dan.
215 swaz er gepot vi? pat
vber al die von Galaat,
des warn si im gehorsam.
als er mit im ze velde cham,
auf ze himel er do sach:
220 ze got er seine wort sprach :
'ich lob dir hevte, herre got,
201 — 208 die ecke weggerifsen
BRÜCHSTlCKE MIID. DICHTUNGEN Öl 117
ob dein genade vü dein gepot
mir an den veinden siges gan,
swen ich sigehaft her dan
225 wider ze lande cbere,
so lob ich durch dein ere,
swaz mir alrest widervar
auz meinem havs« des nim dv war;
wan ich dir daz opfern wil,
230 iz sei lutzel oder vil.'
nach dirre lovttern pet,
di er mit anthaizze tet,
do chert er di veind an:
swes er ze Un began,
235 daz gie allez ffr sich.
von Arder vnz an Mennich
verdarbt er lovt vn lant:
mit vil gewaltiger hant
zef^rt er vn störte,
240 swaz den chvnich an gehorte.
I e: willen er sich räch ^
I ch : . : r in zebrach
I : anne schiet
I er vndertanen diet
245 I r palde gachte
I anthaiz er gedahte
I : : g : nd : nahen
I .... 0 chom in gah'n
ein vil minnenchleiche magt
250 (di was sein tohter, so man sagt)
gegen im mit ir gespilen:
frovde enmohte sei niht bevilen
durch die lieb'n m«ere,
daz ir vater chomen waere.
255 ze anpfange was ir gach,
si vor vii ir gespilen nach
mit hierpfen vi! mit tambvrn.
der valer begvnde trvren.
*owe', sprach er, 'dirre not:
260 dein frovde ist meiner frovden tot.
118 BRUCHSTCCIIE MHD. DICHTUNGEN III
ich hau deiner frovden leb
mit anthaizz ze opfor gegeb**!!
dem gewaltigen got:
nv getar ich vor seinem gebot
265 des anthaiz nicht ab gesten:
sein wille mvz an vns ergen.*
Der wol herlzetiaft man
so hertzenleiche not gewan
vn trovret so harte,
270 daz er ab im zarte
sein gewant, daz er trfich.
sein chlag was pitter gen^cii,
wan der piderb Jepte
enhet svn noch tohter me:
275 si was sein ainegez parn.
nv moht iz anders nicht gevarn,
wan als iz do mfste sein.
di magt sprach: lieber vater mein,
seit dich got hat gewert,
280 swes dv an in hast gegert,
seit er dich ze chem v"
vn dir ze helfe selbe ....
wider den chvnich von A : o : ,
so gib ouch im daz widerlon,
285 daz dv im gehiezzte
dar vm, daz er dich !i : zze
an vnsern veinden gesigen.
sol ich dar vm tot geligeu,
so ist mein tot wol bewant.
290 aines ding : s wis gemaut,
daz dv mi
erlovbest zwair moned ....
auf den pergen
daz ttn ich : agt . . . . be
295 vm anders : : : aine: rvem,
wan daz ich meinen magtvem
261 leben 281 cherapfen nam 283 cham 284 Amon 285
gehiezze 291 ff"?
BRUCHSTÜCKE MHD. DICHTUNGEN IH 119
bechlag vn bewaine.
nicht enla mich aine:
haiz mein gespilen pei mir sein,
300 daz si sich doch nieten mein
vn mein ivgent helfen chlagen
pei mir in den selben tag'n/
Jepte des verhängte:
vii schon si im : anch : : .
305 alle ir gespilen g
sich des nicht enw
si gieng^n mit der rain . .
vn hvlfen ir bewainen
ir vil minnencleiche ivgent,
310 ir magttm vii ir edele tvgent
die tag alle vnz auf den tach,
do ir tot an gelach.
do Cham di niaget wider
vn strahte sich dar nider
315 ffr ir vater Jepte.
swie iz im von grvnl tet we,
doch was er got gehorsam:
der magt er daz lehn benam
vn opfert nach der e gepot
320 di svzzen magt dem ra : : : : got.
D
SuppL 2714, ein peryamentblati in fol. am dem anfange
des vierzehnten Jahrhunderts: jede seile enthalt zwei spalten zu
je 33 versen, die zwischen linien stehen und am ende eineti punkt
zeigen: die ungraden beginnet^ mit einer herausgerückten majuskel.
der bnchbinder hat die Vorderseite zur rUckseite gemacht, dieses
fragment gehört in das 1 buch Samuels (cap. 14. 15): in nr 2690
(— W) entspricht ihm 69r"/f; vgl. Schütze i 158 /f.
vor nacht ezze, daz der gebn r°
301 daQchte 305 A? 307 rainen 320 rainen?
vor 1 in iß^: Saal der chvnich gap do sa mit vrteil »oiheii ban,
ob in dort (/. inder?) kein man l der sein lebn ßf'
120 BRUCHSTÜCKE MHD. DICHTUNGEN III
ze büzze solde sein leben,
e si den sick erstrilen gar.
nu wart alda vber al die schar
5 gesagt des chuniges echte ban.
Jonathas, der werde man,
sich alda so sere vervacht,
daz im von grozzer vnmacht
in hungers not sein chraft verswant«
10 do vant der freche weigant
in einem boume honiges vil:
daz az er an dem gelben zil,
vntz der ellenthafte man
gar sein chraft gewan.
15 Seiner gesellen einer sprach,
do er den degen ezzen sach:
'wie tflstv so? des sol nicht sein:
verboten hat der valer dein,
daz vor nacht nieman ezzen sol.'
20 der degen sprach : *nu sich ich wol,
daz meines vater geher rat
sich hie an vergehet hat
vnd sein selber vergezzen.
liez er daz leut ezzen,
25 so mocht ein man sich dester paz
erwern. nu soltu wizzen, daz
vns baz milste gelungen sein,
ob alhie der vater mein
biet der echte pan vermiten:
30 \v'\r betten dester paz gestriten,
so wir die chraft hetten,
daz wir mit chreften teten
da2 beste, daz ie geschach.'
do der degen daz gesprach, r^
35 er gahet vf die beiden:
der streit was vngescheiden.
e daz die chomenden diet
2 solde i^ebn JF 23 selbes ßß^ 24 hiez fF 25 mochten sie
sieh M^ 37 chomende ßT
BRÜCHSTÜCKE 3IHD. DICHTUNGEN ffl 121
von dem selben streit sohlet,
die vaigen beiden vnd ir schar
40 warn tot gelegen gar,
vnd ir was wenich vnder in
von dem streit chomen hin.
Do der ahnt ane vie
vnd des pannes zii zergie,
45 daz si warn an chreften chranch,
der grozze hunger si des twanch,
daz si vil vihes stögen nider:
mit ezzen si gewunnen wider
ir chraft nach chrancheit, e si got
50 geopferten nach dem gebot,
daz in der e verboten was.
da mit daz leut vf sich las
des chuniges zorn. der machte sa
got einen grozzen alter da,
55 dar vf er got prachte do
sein opfer. do daz was also,
er hiez den ewarten ervarn
vmme got, ob er der beiden scharn
nach solde iagen oder nicht.
60 do wart im vmme die geschieht
chein antworte do geseit.
vmme daz vorchtliche leit
rieten si vnd hiezzen
mit ir loz liezzen,
65 wie si gegen got teten,
vmme daz si in erzürnet heten.
Do tet in daz loz erchant, v
daz Jonathas der weigant
den ban verschuldet bete.
70 dar vmme, was er tete,
des fragtens in: er tet in chunt
mit warbeit an der selben stunt,
4
38 !gesohiet ^ 46 des] do ff^ 62 vorchtliche] wortteicheichen
(iol) H^ vor leit getilgt not D 63 rieteD] biten A^
122 BRUCHSTÜCKE MHD. DICHTUNGEN Ul
wie er daz honich az vor not,
als im die grozze vnniacht gebot,
75 vnd weste nicht des chuniges ban,
den er gegeben het dar an.
do sold han den lip verlorn,
als in der e do was gesworn,
daz der ligen solde tot,
80 der preche, daz die e gebot
vnd daz der chunich ze banne tet.
mit dro, mit rat, mit bet
wart im daz iebn do ernert
vnd sein sterben do erwert;
85 wan si do sprachen alle
mit gemeinem schalle,
im solte nieman ein har
an rüren, wan er do für war
den sick in allen bete erstriten
90 alein mit menlichen siten,
gelucke, selde vnd heil
vnd ir hohsten seiden teil.
da von mAst er sicher wesen
vnd des todes da genesen
95 durch sein freche manheit:
des der chunich mAst sein bereit,
swie er dran breche seinen eit,
seinen ban vnd sein warheit, J
daz ouch sere was wider got
100 vnd wider sein gebot; v*
wan got gewer ist vnd recbt
vnd in seiner warheit siecht,
so sol man im mit warheit siecht
sein vnd zallen ziten recht.
105 Saul der chunich cherte sa
wider heim in Galaa
vnd richte freuntliche
die israhelischen riebe,
77 er (hinter sold) fMt auch W 78 da was erdiom W 81
pannen W 103. 104 fehltn 9^
BRUCHSTÜCKE MHD. DICHTUNGEN H[ 123
daz im begunden sere
110 göt wachsen, freuut vnd er,
daz in die beiden uanien e
vnd mit gewalt taten we.
si miisten e mit armcbeit
tragen ermcblicbeu cbleit,
115 beide man vnd weip:
die weip zierten ir leip,
die cbrancheu chleider trugen e,
vnd mit gewalt taten we.
si lebten e mit armciieit,
120 die furbaz trugen gilte chleif.
Do Saul der cbunich also lebte
vnd in dem besten fride swebte,
do cbom zA im an einem tage
Samuel der weifsage
125 vnd sprach zO im: ist dir nicht chunt,
swaz vnserz herren gotes muut
von Amalech gesprochen hat?
daz durch seine missetat
solde vf aller erden
m sein nam vertiliget werden
vnd alle sein frucht zerstöret gar.
nu bereite dich vnd var
E
Suppl 2915, zwei zmammeuhänyenile pergamentblälter in
qkiarto von der grenze des dreizehnten und vierzehnten Jahrhunderts,
jede seile enthält zwei spalten zu 42 verseil zwischen linien mit
einem punkt am eiide und einer majuskel am anfange, die schrift
dieses fragments, das in das 2 6tic^ Samuels gehört, ist nainent-
lieh auf den drei ersten seiten so verblasst, dafs die entzifferung
des ganzen viel zeit in anspmch nehmen und auch die äugen nicht
wenig angreifen würde» ich begnüge mich deshalb mit den folgenden
angaben.
lOD begvnde ff' HO vrevde ff^ 122 den h. eren ff 1*29 al
4er ff
124 BRUCHSTÜCKE MHD. DICHTUNGEN UI
Das erste hlalt beginnt (vgl. Schütze ii 158 /f)
daz her enzwei: die geste
lagen vor der veste
niht verre zu einer siten.
do lagen die Amoniten
anderthalben mit ir schar,
die ir lantlfite brahten dar.
do der wise wigant
Joab vernam vnd daz bevant,
wie die beiden lagen usw.
das erste hlatt schliefst mit dem verse ("«— Schütze ii 163,
V, 10 v. 0,)
David sprach zu dem selben man.
das zweite hlatt beginnt mit Schütze ii 175 v, 12 v. o., der schlufs
ist (Schütze u 177)
Anion sie vz triben hiez:
filr die tür sin kneht sie stiez,
die er zuhant nach ir besloz.
do wart ir leii, ir schäm so groz,
daz si zarte ir gewant
vnd dacte ir houbt mit ir haut.
Wien, den 22 dezember 1873. JULIUS ZUPITZA.
GANYMED UND HELENA.
FZarncke hat in den Berichten der k. sächsischen gesellschaft
der wifsenschaften, philoL hist. classe, Sitzung vom 28 oct. 1871,
eine rhythmik veröffentlicht, welche nach seiner atmcht dem 13 Jahr-
hundert, höchstens dem an fang des 14 angehört, unter den darin
benutzten beispielen findet sich audi die halbe erste Strophe des
rhythmns Taurum sol intraverat, jedoch so fehlerhaft geschrieben,
dafs auch das Verhältnis der reime verwischt ist. er wird be-
zeichnet als rithimus (so ist dort durchgehends geschrieben) ille
antiquissimus. es war also ein aus alter zeit wol bekannter
rhythmns, welcher schon deshalb aufmerksamkeit verdient.
GANYMED UND HELENA 125
Ganz unbekannt war dieser rhythmus, was dem herausgeher
entgangen ist, schon damals nicht, Ozanam hatte bereits 1850
in seinen Documents inedits pour servir d thistoire littSraire de
Vltalie p. 19 die ersten 5 Strophen mitgeteilt, Ozanam stellt im
anschlufs an Giesebrechts forschungen die würksamkeit der gramma-
tiker dar, und den von kirchlicher denkungsart fast ganz unberührten
sinn, welcher in diesen kreifsen herschfe, die folgetiden Strophen
unterdrückte Ozanam wegen ihrer Unanständigkeit: cest la mnse
de Calulle et de Petrone, depouillee de ce voile d^elegance qui cou-
vrait ses nudites. allein damit wird die natnr des gedichts nicfit
richtig bezeichnet, es ist sehr nackt, aber durchaus nicht lüstern;
es hat vielmehr etneii sehr ernstlich sittlichen zweck, indem es
einem nur zu verbreiteten unwesen der zeit entgegentritt, freilich
fehlt ein höherer sittlicher Standpunkt; wird dem clerus einerseits
die knabenliebe, welcher er mit Vorliebe huldigt, als vtf^erflich
dargestellt, so erscheint dagegen andererseits die concnbine als sach-
gemäß und selbstverständlich, denn, wenn auch übrigens der ge-
sichtsh^eifs ein weiterer ist, so zeigt doch str. 54, da/s vorzugs-
weise cleriker gemeint sind, wie es auch bei dieser poesie in der
natur der sadte liegt, in ihr aber finden wir durchgehends einen
solchen Standpunkt, als die natürliche folge der erzwungenen ehe-
losigkeit.
Musten min die eben berührten umstände auch jetzt die Ver-
öffentlichung nicht unbedenklich eischeineti laßen, so ist doch da-
gegen zu erinnem, daß es nicht unwichtig ist, die gesellschaft des
mittelalters auch in ihren Schattenseiten kennen zu lei^netL dazu
kommt aber femer, daß die foim des gedichtes es zu den vollen-
detsten erzeugnissen der mittelalterlichen rhythmik stellt, mehr fast,
als irgendwo sonst, finden wir hier die volle behersdiung der
poetischen spräche des zwölften Jahrhunderts, und eine Vertrautheit
mit der götterweit der alten dichter, die nicht mehr der schule
altein angehört, sondern zum völlig freien eigentum geworden ist.
allein anschein nach in Frankreich entstanden, spiegelt uns dieser
rhythmus die schule von Orleans mit ihren Vorzügen und mit
ihren mangeln, der gleich im eingang e^Moähnte Ölbaum scheint
jedoch nach dem südlidien Frankreich zu verweisen.
Man begreift vollständig, daß eine solche fnicht der cla^sisdien
Studien von den ernster und strenger gesinnten clerikeru eifrig
bekämpft wurde, und man darf es ihnen nicht vei Übeln, wol aber
126 GANYMED UND HELENA
ist zu bedütieni, dafs mit dem leicht fertigen heidnischen geiste auch
die gelehrte und geschmackvolle bildung jener schulen ertüdtet wurde^
während doch die siegreiche Scholastik in sittlicher beziehung bald
noch ärgerer atisartung verfiel.
Die ästhetischen mängel umers rhythmus bedürfen nur einer
kurzen andeutung, die redendefi personeti, Ganymed und Helena,
anfangs so reizend gesdiildert, fallen bald vollständig aus ihrer
rolle, und entfalten die erfahrnngen alter Wüstlinge, abgesehen
davon aber ist die formale behandlung in ihrer art meisterhaft.
Eine abschrift dieses rhythmus findet sich in der Berliner
handschrift B. Santen. 28 fPertz Arch. 8, 853), die aus dem Lüt-
ticher Jacobskloster stammt, und stücke aus verschiedener zeit ent-
hält, f. 20 in schrift des beginnenimi, \i Jahrhunderts, noch findet
sich sporadisdi ^ für ae, was idi jedoch als zufällig tmd ganz
inconseq;uent nicht wiedergegeben habe, am sddufse steht Explicil
istud opus, subsequitur melius, das befsere werk ist das bekannte
gedieht von Phyüis und Flora, gedruckt Carmina Burana p. 1 55 — 165.
es ist allerdings weniger anstöfsig, aber mindestens ebenso leicht-
fertig, mehrere stellen unsers rhythmm sind absichtlich zerkratzt >
um diese herstellen zu könnef^, bedurfte es einer collation der
bekannten römischen handschrift Christ. 344 fol. 31, welche ich
herni dr AMau verdanke, beide exemplare sind sehr coirect ge*
schrieben, so dafs über den text kaum ein zweifei bleibt, abgesel^en
von einigen Varianten, welche von gelinger bedeutung sind, ich
lege die Berliner hs. (B) zu gründe, und verzeichne die abweichungen
der römischen hs. (B), ohne kleine orthographische eigentümlich-
keiten zu berücksichtigen.
Ozanam hat eim andere vaticanische handschrift 2719 foL
85 benutzt, welche er mch dem \2jahrh. zuschreibt, sein abdruck
ist voll von fehlem, welche augefischeinlich lesefeUer sind, und des-
halb keiner anführung bedurften.
Berlin. W. WATTENBACH.
GANYMED UND HELENA 127
1 Taurum sol intraverat, et ver, parens florum,
Caput exeruerat floribus decorum.
sub oliva recubans, herba dante toruni,
delectabar dulcia recolens amorum.
2 Odor florum redolens, temporis iuventus,
aura lene ventilans, avium concentus,
dum lenirent animum, sopor subit lentus,
qui non esset utinam oculis ademtus.
3 Nam videre videor, quod Prix et Lacena
verno stabant gramine pinu sub amena.
cultus illis regius, Facies serena,
contendebat lilio frons et rose gena.
4 Videbantur paiiter humi consedisse,
videbatur vultibus humus arrisisse.
talem formam fama est deos induisse:
mirabaotur facies pares invenisse.
5 Ergo verba variis conferunt de rebus,
deque suis iovicem certant speciebus,
ut si Phebe lucida litiget et Pliebus:
femine se comparat impudens ephebus.
6 Hec iamVirum siciens et matura toris,
iam parumper senserat stimulum amoris:
urit iilam Frigius unici decoris,
et iam calor intimus se fatetur foris.
7 Hospes ubi amor est, se pudor absentat:
iam pudorem virginis virgo non retentat,
et quia non poscitur, poscit hunc et temptat,
Uli sinum, oscula, gremium presentat.
8 Erant ambo viridem super herbam strati,
et futuri fuerant copula beati,
sed ignorans Frigius vicem predicati,
applicat se femine, tanquam vellet pati.
1, 2 exercuerat R frondibus Z 2, 4 oculis utinam R und 0%a»
naMy der freilich, veternus gelesen hat 3, 1 vidisse 0 2 una starent
in gr. (? 4, 3 tales deos f. e. vultus i. R tales deos f. e. formas i. O
5, 4 invidas 0 was vorzuziehen scheint 6, 1 thoris R in B ist
ein kleines h übergeschrieben 2 senciens B 7,3 <:ed ^ 8,2 fa-
tnre R
128 GANYMED UND HELENA
9 Sentit Uta vicium, sentit et miratiir:
ergo Frigem refugit, Frigem execratur,
naturam vituperat, superos causatur,
quod tarn pulcra facie monstrum induatur.
10 Res utrumque moverat in contencionem,
plus hec laudat feminam, plus hie pusionem.
judices qui terminent istam questionem,
Naturam constituunt atque Hationem.
11 Scandunt ergo pariter equos absque inora;
festinäntes tercia videt hos aurora,
donec illos accipit orientis ora:
hie Nature domus est, hnc deflectunt lora.
12 Jovis in palacio genitrix Natura,
de secreta cogitans rerum genitura,
hilem multifaria vestiens flgura,
certo res sub pondere creat et mensura.
13 Comes heret Ratio, cuius sub censura
nata facit crescere, serit nascitura.
sexus miscent impares, quorum ex mixtura
diversorum generuro provenit fetura.
14 Stat et Providencia celsior slatifra,
quam Nature genitor mente gent pura.
illam nee preterita fallunt nee futura,
eins est pre oculis omnis creatura.
15 *En' hec ait *video duos advenire
elegantis decoris, venustatis mire.
miror quod hos potuit terra parturire,
quibus posset filiis celum superbire.
16 Lites ferunt invicem, videor audire:
scio controversiam, sed nee velleni scire.
deos jam videbitis omnes huc coire.'
dixerat, et ita rem vident evenire.
17 Fama Jovem excitat et Jovis heredes,
plus hos trahit Helena, plus hos Ganimedes.
9,4 munstram B 10,3 terminant R 11, t Sedent B abque
R 3 hora B 12, 2 steht nach 3 R cogitat R 3 ylem i? 4 sii-
pondere R 13, 1 Comes erat R 3 miscet R 14, 2 natura BR
3 non pr. B 15,1 ait ecce y. Ä 3 bis 16,2 fehlen R 16,3 hoc
omnes B
GANYMED UND HELENA 129
patuit palacium, patuere sedes,
maiestate superi ceisas implent eües.
18 Dardanus et Tindaris Interim fenmtur,
atria palatii iam ingrediuntur.
linquimt equos, aiireis gradibus nituntur,
edes intrant superas, siibiti cernuntur.
19 Improvisus cernitur piier introire,
qualis solet liicifer diem prevenire.
tunc videtur oculis cuncta faslidire,
indignatur facies, hominem vestire.
20 Aurea cesaries vellus imitatur,
puro quod a Seribus croco coloratur.
hec dum supercilium tangere conatur,
frontis a planicic refuga crispatur.
21 Distant supercilia spacio decenti,
dulce micant oculi radio latenti;
OS invitat osculum siraile poscenti,
tota ridet facies blanda blandienti.
22 Helena subsequitur paulum rubicunda,
adhuc virum nesciens, adhuc verecunda,
qualis exit Cinthia Tbetidis ab unda,
nee est ipsa puero facie seeunda.
23 Partim nexu libera coma spatiatur,
tricatura nexili partim complicatur.
frontis hec ab apice rede disgregatur,
frons verenti similis panim inclinatur.
24 Sedet supercilium, oculus lascivit,
pulcre nasus eminet, oris color vivit.
suo Venus nectare oscula condivit,
manu deus propria mentum expolivit.
25 Et ne decor lateat coma largiore,
hanc ad aures removet binc et hiac ab ore.
tunc apparet facies similis aurore,
que Ventura mixta est roseo candore.
17,4 magesUte Äf" tS2 itehl nach :\ R 4 regias RF 19,4
faciem hominis B 20, 2 Sericis R 22, 1 Heiana R panim R y
robieooda B 2 vereconda B in R ist zweimal c getetzt 3 Tetidis B
4 non BF 23, 4 paulam R 24, 2 orbis R 25, 2 hanc at> aurc
hinc et hinc r. ab o. 5 4 venturum R nentratim /'
Z. f. D. A. neue folge VI. 0
130 GANYMED UND HELENA
26 Tunc videres superos undique gestire,
Febum calefieri, Martern lascivire,
sicut in amplexibus Venerem gannire,
quod vix illud continet, nefas est audire.
27 Juppiter, nee pudor est, vocat Ganimedem,
scd Natura virgini preparavit sedem.
grave fert de puero, quod intravit edem,
illum neque filium vocat nee heredem.
28 Factum est silentium, se puer erexit,
contra surgens Helena faciem detexit.
cause fidens prius hec in certamen exit:
ad banc omnis curia oculos deflexit.
29 ^Ebeu' inquit Helena ^doleo super te:
sexum mulieribus invides aperte.
ordo rerum vertitur et lex perit per te:
ut quid, cum non generes, genuit pater te ?^
30 ^Gignat senex filios, liberis intentus,
teuere lasciviat tenera iuventus.
ludus hie quem ludimus, a das est inveatus,
et ab obtimatibus adhuc est retentus.'
31 4IIa tua facies, decus hoc decoris,
una tecum occidet, quoniam uxoris
semper eris nescius; quam si forte noris,
reparabit ülius formam genitoris.'
32 'Non banc meam faciem volo reparari,
sed placere singulis forma singulari.
illam tuam senio vellem deturpari,
que me facit, sencio, parcius amari.'
33 '0 quam felix amor est in diverso sexu,
cum mas fovet feminam mutuo complexu.
26, 1 undique superos H 2 ionem laciaire Rf^ 3 et sie in R
21, 1 Jupiter Rf^ 3 prave B 2S, 2 com quo s, B 3 primitus in B ß"
4 oculos curia R 29 Hie incipiunt causari R am rande. m B
sind die namen der personen den Strophen vorgesetzt, doch nieki
immer richtig; in R weiterhin puer und virgo 1 Heus inq. R
2 nach Z Rf^ 4 Cur cum non genueris R 30, 1 pueros poeiis R
2 lasciviet B 32, 3 perturbari B 4 serio B V 33, 2 mutuo femiiiam
amplexu R
GANYMED UND HELENA 131
coutrabuutur hie et hec natural! flexu:
aves, fere, pecora, gaudent isto nexu/
34 ^Nou aves aut pecora debet imitari
homo, cui datum est ratiocinari.
rustici, qui pecudes possunt appellari,
hii cum mulieribus debeut inquinari.'
35 ^Nullus aiuor pueri tangit unquam pectus,
sed cum marem femiue iungit idem lectus,
hie est nexus competeos, hie est ordo rectus,
nam in sexu dispari compar est affectus.'
36 ^Impar omne dissidet, recte par cum pari,
elegant! copula mas aptatur mar!.
si nescis : articulos decet observari,
hie et hie gramatice debent copulari.'
37 *Cum plasmator hominis hominem formaret,
studuit ut feminam viro plus ornaret,
ut ad nexum femine virum invitaret,
et ne plus quam feminam, virum vir amaret.'
38 'Feminam diligere dixerim decorum,
forma si respondeat honestati morum.
sed et nupte maculant genialem toruro,
et innupte faciunt de se vile forum.'
39 ^Erubeseant masculi, doleat natura;
de nature vinculo non est viris cura.
miscet venus masculos steril! iunetura,
puer sexus inmemor, sua vendit crura.'
40 'Approbatis opus hoc seimus approbatum,
nam qui mundi regimen tenent et primatum,
qui censores arguunt mores et peccatum,
hii non spernunt pueri femur lievigatum.'
41 *Ut agentes transeam, quos furor accendit,
nulla vos, o pueri, ratio defendit.
4 isto gaudent H 35 und 36 sind in B vertauscht 35, 1 Nullus
ioquam solidum Ungit anior pectus R 2 iungit amor lectus R 3 est
sensus c, R 4 effectus R 37, t hominum h. crearet, superscr, vel
fonnaret R 3 marem R 38, t dicerem R 2 honeste B 3 geniale
B V thorum R 39, 2 viris non est R 3 impares R 4 viro vendit
Bf wie 0S scheint, die stelle ist verlöscht und nachgezogen 41, 1 ad*
gentes R ascendit R
9*
132 GANYMED LND HELENA
voluptatem puer hie ullam non attendit,
unde multo gravius peccat et offendit.'
42 *Odor lucri bonus est, lucrum nemo vitat:
nos, ul verum fatear, precium iuvitat.
hunc, qui vult ditescere, ludum non dimittal:
pueros hie evehit, pueros hie dital/
43 ^Ut iam non sit pueris istud imputatum,
nuUa senem ratio reddit excusatum.
rideo, eum video senem obstinatum:
talis in eanicie ludus est peceatum/
44 'Non exeuso veteres, quos aceusat etas.
turpe est, eum videant iam albentes setas,
ut se ludis ingerant, res usurpent letas.
senes puerieie non impouunt metas/
45 'Die puer, cum pueri v*ultus alternatur,
eum in gena vellus est, faeies rugatur,
frutex est in peetore, venler asperatur:
quid fricator impudens de se meditatur?'
46 'Virgo die, virgineus deeor eum mareescit,
eongelantur labia, eutis exareseit,
horret supereilium, oeulus liqueseit:
amans, lieet eupidus, nonne tune langueseit?'
47 'Subtus esses utinam planus et apella,
et ibidem fieret mulieris eella,
ut natura viudiee fieres puella,
qui uature turpiter indixisti bella/
48 'Vellem me sub inguine planum et apellam,
sed absit ut habeam mulieris cellam.
faeit hoc, ut feminas odieus repellam,
nam quid inter feminam distat et sfsellam?'
49 '0 nisi reprimerer tenero pudore,
iam sine rethorico loquerer colore.
42, 2 lios B V über invitat hat R irritat vnd am rande quos nee uenus
nee amor, lucrum hos inuitat, nach v. 3 gestellt, wohin es nicht passt
3 hie R luerum R 44,3 quod RF usurpant R 45,2 vallis ß
46, 1 cum uirginis deeor euaneseit 77 A^ 4 tepescit jR 47,2 muliebris
Rr ZeiBF 4 induxisti Ä 48, i muliebrem Ä /' 3 feminam Äf^
cxpellam B 4 puellam verbefsert in asellam R
GANYMED üND HELENA 133
sed sermone pudor est uti turpiore:
male sedent turpia virginis in ore/
50 'Ad loquendum turpia venimus parati,
non erit hie aliquis locus honestati.
pudor et religio sint post terga dati:
neque parcam virgini neque veritati/
51 'Quo me vertam nescio, nam si vice pari
turpia non dixero, dicar superari;
quod si tibi studeam verbis adequari,
meretricem sapiet tarn impure fari/
52 'Quere quem decipias, cui sis peregrina:
scio cui obtuleris gremium supina.
*ubi tunc simplicitas erat columbina?
subito de Tayde facta es Sabina.'
53 'Vos qui vobis maribus mares applicatis,
qui prodigialiter viros deviratis,
nocte vos et pueros fede maculatis:
mane, sed hoc taceo, nefas est in stratis/
54 'Vos in quorum lectulo dormit concubina,
quos delectat imbui fece Feminina:
cum se vobis aperit Tays resupina,
scitis quid redoleat Taydis sentina.'
55 'Tays ölet Taydem Taydis de more,
sed puella superat baisam um odore,
cuius mel in osculo, favus est in ore:
felix qui cum virgine fruitur sopore/
56 'Cum se lecto medius Juppiter bipertit,
et nunc ad Saturniam, nunc ad me se vertit,
ludum tentans pueri, femine prefert it;
cum ad illam vertitur, litigat aut stertit.'
57 'Vestra venus sterilis et infructuosa,
satis mulieribus est iniuriosa,
cum mas subit masculum vice tam probrosa
et mentitur feminam venus monstruosa.'
49, 3 loqui R 50, I turpiter B F parata R 2 hie erit B
51, 3 sed 81 yi 52, 3 foit R 4 Taide B, nachhef' immer Tahis
53 in R fo!g§n sich 55. 54. 53 54, 1 iacet R 3 reserat R 55, 4 sa-
pore B • 56, 4 qui ad R dum F 57, 3 vice reprobosa R
134 GANYMED CND HELENA
58 ^Nou est monstruosa res, monstnim si cavemus,
patens anlrum scilicet et viscosum nemus,
antrum cuius fetor est omnium extremus,
antrum quod nee pertica nee attingit remus.'
59 Tarce loqui turpiter, parce loqui dure:
ioquere modestius, o puer impure I
81 deferre virgini non est tibi eure,
defer saltem superis, defer et Nature.*
60 ^Si verborum faleris sit res palliata,
fallere nos potent feditas ornata;
sed non erit scoria per me deaurata,
fas est ut materie Teii)a sint cognata.'
61 ^lam pudoris pallium procul abieetura,
quia eogis, amodo nude sum dietura:
cum TOS illa copulat heresis impura,
Veneris et lacrimam perdis inter erura,
hal si nescis, ibi fit hominis iaetura.
sermo quidem durus est, sed res magis dura.'
62 Inauditum faeinus puer ut attendit,
linguam Stupor implicat, rubor os ascendit,
tepidus ex oculis furtim ros descendit:
rationis indigens sese non defendit.
63 Silet ille. Ratio surgit ut loquatur,
rem sub breviloquio prudens moderatur.
^non est opus iudice, nam res, inquit, fatur:
pace loquar pueri, puer superatur.'
64 nie refert: 'utique contra nichil hisco,
iam cognosco faeinus, iam quid sit addisco.'
*ego vero' Delius ait *resipiseo.*
^meam* inquit Juppiter Mam Junonem glisco.'
65 Vetus a eelicolis heresis fugatur,
gaudet chorus virginum, Juno gratulatur,
cum Nature filiis Ratio letatur,
sub assensu publico virgo coronatur.
58,2 antrum patens R 3 und 4 verlauscht RT 60,2 amala B
3 curia B 4 sit /{ 61,2 admodum B 3 copulet R 5 hominis
ibi fit /{ 6 sermo rei durus Rf^ 62 und 65 Auetor ß am rande
62, 1 Id aud. R 63 Ratio ß am rande 4 parce 1. puero B 64, t
refert equidem R 2 ang^nosco R 3 inquid R
GANYHED UND HELENA 135
66 Üari sibi coniugem poscit hanc Ideus,
approbat id congruum quisquis adest deus.
felix hos feliciter iungit himeneus,
sonat vox leiicie: somnus abit meus.
67 CoDtigit hec risio michi nutu dei:
enibescant Sodome, fleaot Gomorei,
conTertatur quisquis est reus buius rei.
deus, si hoc fecero, sis oblitus meil
66,2 approbat coniugium B 67,4 sit R und über oblitus steht vel
misertos
NACHWORT.
iVacA dem ahscUufs dieser arbeil habe ich durch die gute
des herm dr AMau auch noch eine collation des cod. Yat, 2714
erhalten, welchen Ozanam bentUzt hat. diese handschrift ist ans
dem an fang des Id Jahrhunderts, und enthält einen Priscian, auf
dessen'^letztem blatte verschiedene gedichte folgen, nämlich zuerst
Pergama flere volo, gedr. ua. Carmitut Burana p. 60 — 63. aber
hier im cod. Vat. schliefst es mit dem distichon
Causa rei talis meretrix fuit exicialis,
Femina fatalis, femina feta maus.
Bs folgt ein anderes gedieht auf den trojanischen krieg, be-
ginnend
Viribus arte minis Danaum data Troia ruinis
Addis bis quiuis fit rogus atque ciuis.
Dasselbe steht im Beiiitier cod. lat. fol. 49 auf f. 218; aber
während da nadi dem ende des eigentlichen gedichts eben jenes
oben fnitgeteilte distidion sich anschliefst, wird hier ah ausgang
bezeichnet
Talia cum mcmorem, uequco retinere dolorem,
Quid ego te plorem, cum de te, Troia, peror«»ni.
Sed iam membra thoris dare dos moDet hora soporis.
Es sind hexameter, die also nicht zu dem ursprünglichen
gedieht gehören können, darauf folgt mit dem anfang Flet male
dampua more patrie revocatus amore ein gedidit in disfichen
über Dädaius und Icarus, also sämmtlich stücke, welche dem an-
tiken mythenkreifs angehören, und endlich unser rhythmus von
136 GANYMED UND HELENA
Gatiymed und Helena, der text kommt der Berlitier Handschrift
am nächsten, und bietet wenig bemerkenswerte Varianten; einige
haben noch znm obenstehenden abdruck angemerkt werden können.
5, 4 hat V nicht, wie Ozanam gelesen hat, invidus; ein loch im
pergament erschwert die lesung, aber das e)ide des wortes impudens
ist zu erkennen, 11, 1 hat aucli V Sedent. 13, 3 u. 4 lauteti hier
Sexus miscet impares, ex quorum iunctura
eius est prae oculis omiiis creatura.
Am begierigsten war ich auf 14, 2, wo mir weder natura
genitor der Handschriften erträglich schien, noch auch die änderung
in nature hinlänglich gesichert, allein diese ganze Strophe fehlt in
der Handschrift, wie auch am ende 64 bis 67.
W. W.
FIUR.
Bior tior, liod hriod niot sind wegen der brechung sofort als
neutra der ersten declination in A erkannt, das 'schwieriger zu 6e-
urteüende* (iur {Gr. l^ 111) dagegen lautete von jeher consofian--
tisch aus und muß urspriinglich wie tivq, TivQog:, ttvqL decliniert
sein, es sollte daher alul. alts» ags. in folge des auslautgesetzes im
ganzen Singular flexionslos bleiben und es ist eine irregularität
wenn es immer, bis auf Fr. theot. 8, 2 , wo man statt fyur oder
fiure vielmehr dm instrumentalis iiuru erwartet, volle flexion er-
fährt, (iur ist aber nicht das einzige neutrum in seiner art, weil
auch ahir kalbir und die ähnlichen fieutra überall wie ehedem
vocalisch auslautende behandelt werden, und nach der alten, auch
im Muspilli herschenden nebenform fuir und 9nhd. fiuwer scheint
es auch zu diesen neutris auf -ir gerechnet zu sein, aufserdem
könnte man noch got. gu|) (gen, gu|)s) zu den ehemals consonantisch
auslautenden neutris zählen, da die Unterscheidung von gud {Gr, 3,
348), wie es namentlich nach der analogie des nordischen scheint,
erst von der kirche oder mit dem Christentum eingeführt ist. aber
die unregelmäfsigkeit des genetivs mufs wol andets erklärt werden,
da abgeseüen von dem thematischen a in gudafaurlits, gudalaus
neben Gudilub, a%ich im got. der dat. sing, gu|)a lautet und das
\Dort in den andern dialecten der ersten declination angehört.
8. 12. 73. K. M.
SUNDENKLAGE 137
SÜNDENKLAGE.
Miller got, nu bis mir bi
splritü principdli,
mit fürstelicbem geiste.
bilf mir daz ich geleiste
5 min armen sündaeres bete,
als6 Dismas getete,
mit dem muote und mit dem site
daz du mich werest des ich dich bite.
ich ^veiz wol swA diu zunge
10 ^n des herzen meinunge
erbeitet, daz ist verlorn.
nu bin ich, herre, geborn
von als6 broßden dingen:
swenne ouch ich betwinge
15 den willen daz er meinet dich,
s6 nimet daz herze an sich
s6 manegen unstaßten wanc
und als6 wilden gedanc,
der dich niht ane hoeret
20 und mir min söle stceret.
der Wille wolle gerne dar,
s6 strebet daz herze anderswar
und machet, herre, daz ich pflege
mit ^ime fuoze zweier wege:
25 diu zunge ist hie, daz herze dort.
nu samene herze unde wort
mit ^ime wege an din gebot.
wan ich weiz wol, herre got,
swes diu reine zunge
30 mit des herzen meinunge
zuo dinen gnaden gegert,
daz si des alles wirt gewert.
Nu bis, herre got, gemant,
wie ez umb den menschen ist gewant.
2 ps. 50,14 5 mins gebele 6 tete 31 gert
138 SCNDENKLAGE
35 wan doch du die menscheit
selbe haete an dich geleit
Ane süDtliche gir,
doch meisterte si dir
daz du vil manege stunde
40 ir broedecheit enpfunde.
dir wart wol unde w^
nach fleischlicher ö,
ez dolte diu menscheit
beidiu liep unde leit:
45 herre got, du freutest dich
diner jünger die sich
ergäben in dtn gebot;
ouch weintest du, herre got,
mit menschlicher ungehabe
50 obe Lazarus grabe:
die Juden merkten dine clage.
dö vastestu vierzec tage,
dar nach hungerte dich
(daz was ouch broedeclich),
55 ouch entsieze du den tot.
daz din menschlichiu n6t
beleip unsunthaft,
daz meinte diu gr6ze kraft
diner starken gotheit
60 diu dem fleische an gestreit.
so enhät min menschlichiu suht
stieten tr6st gewisse fluht
diu mir zallen ziten
helfe widerstriten.
€5 leider s6 enmach ich:
als broede schüefe du mich.
als6 bin ich der werlte kint;
und die als ich der werlte sint,
den ist, herre got, vil not
70 für den Ewigen t6t
35 du doch 36 hattest 43 dulte 56 din] die 58 diu] dio
6t enhüit] bat
SÜNDENKLAGE 139
daz du in dinen hulden
rilltest von ir schulden
nach gnaden, niht nach rehte.
wan die ouch dine knehte
75 von guoten werken sint genant,
der aller zunge und ir hant
diu enverdienet niht
die gnAde diu in d6 beschiht
swenn du in I6nende wirst.
80 ob du mtn al die wtle enbirst
unz ich gediene umhe dich,
s6 mac ich wol verkunnen mich
daz ich dich iemer ktinne gesehen,
ez ist von gndden beschehen
85 swer din riebe noch ie gewan:
daz voilediente nie kein man.
swer s6 zuo dir gewirbet
daz er niht verdirbet,
der dient im selben, niht dir.
90 die wile ich diner hulde enbir,
der schade g^t aller über mich,
ow^ waz ermet ez dich,
ob ich vil armer dir entvar:
du hAst manc tüsent engelschar.
95 Sit der gnaden muoz genesen
der ie rehter ist gewesen,
wie wirt min armen denne rM
mit ercltcher missetdt?
s6 man ich dich vil verre,
100 gnsedecllcher herre,
daz du gedenkest waz ich si.
mir wonet dekein sUete bl
(wan ich von nihte komen bin
und var ouch mit nihte hin)
105 daz ich einen halben tac
74 dich ouch 76 alle ir zungcn 77 die verdienet 7S eime
do 82 verkumen 83 dich fehlt 89 selber 92 ermet ez] erbete
94 vil manig 98 mit der gelicher 105 daz] und
140 SÜNDENRLAGE.
^ Sünde niht gewesen mac;
ich wart mit Sünden geborn.
k^restu dinen zorn
gegen mtner niissetät,
110 wie wirt min armes denne rät?
herre got, ichn Mn fUr mich
ze hietenne anders niht wan dich
zeime schirmeschilte:
diner gnäde und diner mute
115 der ist, herre, michels mö
denne ieman Sünden begö.
Sit du min broede weist,
vater, sun, heiliger geist
und noch ze komenne gewis
120 virtus inestim^biHs,
kraft unzellich,
geruoche senden über mich
dinen gotlichen segen
der mines heiles müeze pflegen
125 und mich in dtme fride tragen.
d6 du geschüefe in sehs tagen
allez daz geschaffen ist,
daz sundert doch din karger list
an mislichem bilde
130 zam unde wilde.
nu gesegen mich, herre, durch die kraft
als du alle dine geschaft
an dem sibenden tage taete
und bite dine staete
135 daz si mich erhoere
durch die niun koere
der engel die du liep hast,
wan ouch du si sehen last
vil diner tougen
140 mit geistlichen ougen,
niht von ir selber sinne,
114 gnaden 116 iemans 121 Tnzelich 128 ein kurtzer
130 an zamen vnd an w.
SCNDENKLAGE 141
durch den spiegel diner minne.
bis, herre, minen schulden guot
durch daz unschuldige bluot
145 daz dir ze kinde wol gezam
und maget die Ersten marter nam.
herre, ich klage dir selben über dich,
du geleitest stsetes niene an mich,
iedoch gsebe du mir den sin
t50 daz ich wol wizzende bin
waz mir ze tuonne w«re
für der helle swaere.
ouch engaebe du mir niht die kraft
daz ich die broeden meisterschaft
155 des fleisches mühte widerstdn:
des muoz ich tuon unde lAn
des ich vil wol enstüende
ob mich niht Uberwünde
des selben fleisches überher.
160 ouch sazte ich gerne mich ze wer:
leider s6 enmach ich.
al daz ist ouch broedeclich.
s6 man ich dich vil harte
durch din Ersten ^warten
165 der dir opfer brühte
daz dir niht versmähte
(der was Melchisedech genant,
du enpfienge ez selbe tüz slner hant);
herre, durch din himelos her
170 hilf mir an der n6twer,
und durch alle die erbeimde din
144 hier kann nur Abel gemeint sein, während sonst mit der jung»
fraulichen märlyrerin die erde bezeichnet wird, vgl. Germ. 7,496^
147 selber 143 nie nicht stetes an 152 darnach folgen in der lis,
die zwei verse
deste schuldiger wer ich
wo ich mich verwarloset wider dich
die sowol durch ihre form, als dadurch dafs sie auf ungehörige weise
ilen Zusammenhang unterbrechen, iich als späterer zusatz erweisen
162 als 164 dinen ewarte 16S mit diner
142 SÜNDENKLAGE
tuo mir armen gnaden schiOf
und hilf mir als Jonas
der in dem vische genas.
175 eines schirmes waere ich fr6,
als Raab von Jericho,
diu was ein unkiusche wip,
iedoch behielte du ir den lip.
d6 du Siehe striten
180 die lieben Israheliten
J^sum unde J6sü^
(do bedorften si des tages mö,
des waere in zerunnen),
d6 lieze du die sunnen
185 stille stän ob Gäbdön
und den mdnen ob £ll6n
und gsebe in sighafte hant.
der gnaden bis an mir gemant
und des Samgar genöz,
198 d6 er den sie also gröz
von dinen gnaden gewan
daz er ersluoc sehs hundert man.
du lieze die Israh^en fr!
und fluhen die Philistöl
195 durch G^dö6n dinen degen
dem dtn gotlicher regen
sinen zwivel benam
daz er von den vinden kam.
herre, durch den selben I6n
200 den Movses unde Aarön
beide dienten umbe dich,
s6 teile den segen über mich
der der Israheliten pflac
d6 si durch ir Sünden slac
205 in gevencnisse wAren
gein zwein hundert jären:
179 sehe du 1S6 roone edon 189 sanges vgl, Jud, 3,31
190 d6] Tnd 193 do Hesse du die 196 den 201 beide dienten]
bedienten 206 nach Exod, 12, 40 waren die Juden A^O jähre in Egyptem
SÜiNDENRLAGE 143
die löstest du schöne
von dem künege Phdräöne
und geleitest si durch daz röte mer
210 und braehte daz selbe her
wider heim in ir laut.
der gnädeu bis an mir gemant
durch dinen gotlichen zart,
hilf mir üf die i^ehten vart.
215 der liebeste wine min,
nu tuo mir dtne gn^de schin.
21 1 heim fehlt 214 rechte 215 des liebsten wille
Dxt Berliner hs. ms. Germ. fol. 20 * etuhäk auf hlatt 94—99
nicht nicr ein gedieht vom jüngsten gerichte, wie (Ues die rote Über-
schrift und darnach die beschreibung in vdHagens Grundrifs
^ bei dieser gelegenheil will ich bemerken dafs ich das zwischen
den Jahren 1812 und 1840 aus derselben hs. verschwundene blatt (vgl.
zs. 8, 156), das zur Marienhimmelfahrt Konrads von Heimes fürt gehört,
kürzlich in der fragmentensammlung der k. bibliothek widergefunden
habe, und teile im folgenden die abweichungen desselberi von Pfeiffers
texte mit. 881 was vil sthiere dan. 882 drate. 885 gelobte das. 887
vor hertze sere. 890 vnd sele. 891 wunniclich. 893 niemer mer. 900
dime. 901 Hynnan für bliben. 903 gnode geseit. 904 ewickeit. 905 ein.
906 vnd gewaltig. 907 alfs diner. 908 gebot behalten. 913 denne vnder
der weite. 914 Der zurechte. 916 ere vnd rechter seiden. 917 hat iemer.
918 doch. 921 Das aller säfszeste zeleben. 923 rat. 924 Wer seliger.
927 des Sit des nicht. 929 valscher truwe myschent. 930 erlischent.
931 vinster. 932 die zu der winster. 935 seiden. 940 wil ich. zu siner
e. 942 hufs rates. 944 Der megde. 945 — 950 wir ensulln das hie nicht
vertagen Wir sollen uch von den elichen sagen Wer sy weren vnd wer
sy sin Es was vnser trechtin Vnd sin muter die reine maget Von der
man grosse gnade saget Die namen einander zu der e Also das sy iemer
me By ein ander wolten sin. 952 fehlt. 953 Vnd komen. 957 Wunnick-
liche wart die hienvart. 958 hellen entzucket. 960 Ir port ir schlofs.
961 Als ir do uor e. 962 sy got selbe uff. 966 aber enkerte. 967 ab
dem wege. 968 von ir pflege. 969 Vollen gewaltig er dar kam. 970
Vnd in. 975 diulet. 977 berote er iemer. 979—982 Do diCs alles was
geschehen Vnd sy betten gesehen Die wunniclichen hinuart Vnd ouch in
erloubet wart Zu varenne war sy wolten Do sy sich scheiden sollen. 984
Nu sahen sy wo dort ylende. 987 Gescheiden von dem andern da. 989
die herren alle. 990 riehen. 991 Wart enphangen von in. 992 Sag an
144 SCNDEiNKLACE:
s, 294. 463 und der zs. 8, 156 angibt; vielmehr endet dasselbe
beieits oben auf 98**", und es folgen zunächst, nur durch farbige
buchstaben unterschieden, zwei lyrische Strophen Mir ist als ich nit
lebendig sy und Owe ich tumber daz ich mich welche unter dem
namen Konrads von Wirzburg in den MSH 2, SSS**, dann bei Bartsch
Parton, s, 397/" stehen: hinter diesen, ebett falls durch gröfseren
und bunten anfangsbuchstabeu kenntlich gemacht, befindet sich das
vorstehende gedieht, es stammt noch aus guter zeit des 13 jhs.
und verdieyile daher wol einen abdruck, wenn es auch an imiigkeit
des gefühls und kraft der spräche sich nicht entfernt mit der
Vorauer sfmdenklage {Diemer s, 295 ffj und der Milstädter (Kara-
Jans Denkm. s. ilff) mefsen kann, zweisilbiger auftact findet
sich mehrfach, die einzigen ungenauen reime aber sind enstüeude :
(therwüude 157 und zweimal en: e 13. 163. vgL Weiiihold BG
s. 108. 173. man wird darum das gedieht iiach Baiern setzen
dürfen, ob der verfafser die meist chronologisdt geordmten, der
bibel entnommenen beispiele von gottes segnende)^ tätigkeit, die er
auf sich herab erfleht, bereits in irge^id einer weise zusammen-
gestellt vorgefunden habe, weifs ich nicht: vielleicht diente der
ganzen aufzäUung das elfte kapitel des üebräerbriefes zum muster,
ICO freilich dei^ gesichtspunkt, unter dem die einzelnen fälle ihre
einheit erhalten, ein anderer ist, nämlich die fides.
wo were du hin. 993 Wo hastu dich versumet. 995 heim. 996 wunnic-
licher. 1001 er fehlt, 1005 Zu fronem. 1007 ir liehe. lOOS fehif,
1010 Das. 1013 Siner heiligen. 1015 den fehlt. 1017 Die sahen wir.
10 IS Er sprach nu secht das. 1019 Des woren wir inneciichen fro. 1020
Jo herre wo wer dv do. 1021 geschach. als nu. 1022 Vil gchiere do
kerne du. 1024 Des wir hellen. 1025 vns nit. 1027 mir leider. 102S
Do fröwte. 1031 Do. mit ueh. die Varianten der folgenden verse
bis 1042 (cttstos) sind in Pfeiffers lesarten nach Magens Grundrifs s. 274
richtig angegeben.
STELNMEYER.
LITTERAKHISTORISCHE GESPENSTER 145
LITTERARHISTORISCHE GESPENSTER.
1.
KERO.
Die gelehrten des sechszehnten und siebzehnten Jahrhunderts
hatten grofsentheils bekanntlich eine sehr ausschweifende phan-
tasie. sie combinieren viel und oft geistvoll, aber mit sehr wenig
methode. eine kleinigkeit, ein nichts genügt ihnen, um daraus
weitgreifende folgerungen zu ziehen, ihre versuche geschichtlicher
reconstruction gleichen mitunter einem romane, so grofs ist die
erfindung, so gering die Überlieferung, ja einige, wie Goldast,
schrecken auch vor <lirecten erdichtungen und (Mischungen nicht
zurück.
Von vornherein ist es daher regel : wenn uns eine tatsache
der älteren deutschen geschichte nur durch die gelehrten des
siebzehnten Jahrhunderts überliefert ist, so können wir damit
gar nichts anfangen, und wenn wir grund haben, über die-
selben dinge unsererseits andere vermuthungen aufzustellen, so
brauchen uns nachrichten des siebzehnten Jahrhunderts darin
entfernt nicht zu hindern, ob wir nachzuweisen im stände sind,
dafs eine nachricht auf blofser combination beruht und wie diese
combination entstand, das ist ziemlich gleichgiltig. sie gewinnt
durch die Unmöglichkeit eines solchen nachweises keineswegs an
autoritat.
Auch der SGaller mönch Kero ist uns nur durch die ge-
lehrten des siebzehnten Jahrhunderts bekannt, und dafs sich
seiner die willkürlichste litterarhistorische combination bemächtigte,
können wir beweisen.
Melchior Goldast, der die interlinearversion der benedictiner-
regel alphabetisch ordnete, schreibt ihm in den Alamannicarum
rerum scriptores 2 (1606), 13 aufser dieser interlinearversion nur
noch ein glaubensbekenntnis und eine kurze erklärung des pater-
nosters zu. er sagt: scripsit praeterea confessionem fidei eodem
Alaroannico sermone, et breuem expositionem in orationem domi-
nicam. uterque libellus exstat in bibliotheca Schobingerorum
Z. f. D. A. neue folge VI. 10
146 UTTCRiRHISTORISCHE GESPENSTER
SGalli, commendabiliores antiquitate verhorum, quam intellectiis
facilitate.
Es ist klar dafs sich diese worte nicht auf das SGaller
paternostcr und credo beziehen können, denn ^brevem expositio-
nem in orationem dominicam' kann jene Übersetzung des Vater-
unsers niemand nennen, und es ist nicht unmöglich dafs sie
sich vielmehr auf Notkers katecbismus (vergl. Vadian bei Goldast
3, 47) beziehen.
Von anderen werken Keros weifs Goldast uicbts, und auch
die ihm gieicfazcitigen Stipplin und Metder erwfihnen nur die
benedictinerregel. aber freilich Stipplio nennt ihn ^scriptor
ditissmus'. so mochte ihm die UostertraditiiMi noch mancherlei
anderes akdeuischc z«achreiben. aber der bibÜAthecar Pius Kolb
im aehtzehaten Jahrhundert handelt offenbar auf eigene Verant-
wortung, wenn er ilun mit bestimmtheit noch zwei bandscbriften
Oberweist, die söge». ^k»s8ae Keronis miit dem paternostcr und
credo, und eine jetzt verlorene.
Diese enthieli nach Kolb bei Hattemer 1, 18 als drittes
stAck : ^Keroni» hyninus ^^aetenue rerum cßuAiiw" etc. quem
tempore hiemali ad laude» e^nwus, barbarice redditus.' man
kann Kolbs wort wol unmöglich so verstehen, dafs er nur die
barbarische ttbersfitzuog des bym»us dem Kero zuschreiben wollte,
er mufs ihn für den veHafser auch des lateinischen textes ge-
halten haben, dafs dies ein ganz willkürlicher und balUoser
einfall war, sieht jedermann, der hynuaus ist ambrosianiscb.
aber man lernt daraus, wie wenig gewifsenbaft Kolb verfuhr«
fittr ihn isi ganz einfitth Kero ein Sammelname für die in SGallen
aufbewahrten deutschen arbeiten aus dem achten und neunten
Jahrhundert und die handschriften, m den^|| sie enthalten waren,
hatte er dodi last ihm noch eine vißrte bandschrift beizulegen,
es blieb aber bei dew anfong der beschreibung: 'in 8^° membr.
ex saßculo itidem octavo.' (Hattemer 1, 19).
Keiner dieser geJdb*ti^ «i^ieder Goldasd nech Stipplin ae>cb Metz-
ler noch Kolb berufen sich auf ein alles iM^gnis dafür ^^fs Keno der
verfaiser der bcnedictinemegel oder irgend eines anderen wertes
gewesen sei. und welcher art konnte dieses zeugnis sein? in
den fraglichen bandsßbrift&n selbst stand nichts, da ist kein vßr-
fiifeer fenaoBt die Uesterannalen bericliten oidils von einem
Schriftsteller dieses nawens. einen bibliothekscatalog aus dem
UTTERARHLSTORISCBE GESPENSTER 147
achten Jahrhundert (nnd nur ein solcher häUe werth) gi))t es nkhi
und gab es nicht, h^tte ihnen ein solcher vorgelegen, $ie würden
ihn ohne zweifel erwähnt haben.
Die SG^ller litteraten um das jabr 1600 brauchten einen
klOsterllchjen autor de^ achten Jahrhunderts fjUr verschiedepe ihnen
interessante altdeutsche Schriften jener zeit, sie fanden keiaen.
sie machten ihn. Goldast, Schohinger, jeder kann der erOnder
sein, yielleicht stammt der name von einem besi^oders unwissenden,
dem der name Notkers als eines altdeutschen flberset^rs dabei
dunkel voracbwebte. uns kann Kero als verfafser der benedic-
tinei*regel so wenig helfen, wie der ebenfalls auf Goldasts auto-
ritüt beruhende Hepidannus als verfafser der annales Sangallanses
majores.
Aber beruft sich nicht KMi würklidi auf einen catalog? er
sagst (Hattemer 1, 17): 'Kero monachus St. Galli tempore St. P. N.
Otbmari floruit circa annum Domini 760, ut antiquissimus qui-
dam icatalo^s testatur.' Kolb beruft sich, wie man sieht, nur
was die existenz des mönches Kero und seine ilebeuszeit anlangt,
auf eioen sehr alten catalog. hier gerade aber kennen wir ihn
direet des irrtums, der flüchtigkeit oder der lüge zeihen.
Stipplin hat einen 'catalogus monachorum sub St. Othmaro
professorum' abgeschrieben, und darin fmdet sich nach Hatte-
mar aao. der name Kero nicht. Stipplin selbst gibt denn auch
nicht die Zeitbestimmung ^unter Otmar* (abt 720 — 759), sondern
circa an. dom. 760, dh. er wählt das erste jähr nach Otmars
tode, während Goldast ihn unter Pipin und Otmar setzt. Kolb
fafst gedankenlos beide angaben zusammen.
Wir können daher auch nicht glauben, dafs Stipplin den
namen ausgelafsen, Kolb ihn noch im originalcatalog gelesen
habe. Stipplin läfst den catalog unmittelbar nach seiner notiz
über Kero folgen, die art wie er diese notiz fafst ist im einklang
mit seineu Kero betreffenden angaben: sollte er diesen name^
nicht grade sorgßilt,ig verzeichnet haben, wenn er ihn fand? es
ist möglich dafs Kolb auf das Zeugnis Goldasts (und Hetzlers)
hin annimmt, der name stehe in jenem ca^log, ohne sich selbst
davon übenieu^ zu haben, ja gerade Stipphns aufzeichnung
könnt? ihn bei flttc))^iger ansieht dazu verführen, oder er kann
den ,namen Kero in Goldasts catalogus nominum propriorum
to*
148 LITTERARHISTORISCHE GESPENSTER
(Alam. rer. ss. 2, 129) gelesen und dann die beiden cataloge in
der erinnerung verwechselt haben.
Ein raönch Kero lebte wirklich im achten Jahrhundert,
aber nicht zur zeit Otmars und Pipins, sondern zur zeit Karls
des grofsen. er erscheint als zeuge in einer nicht ganz unver-
dächtigen Urkunde vom j. 799 bei Wartmann 1, 149.
Die combination durch welche ihn die SGatler gelehrten des
angehenden siebzehnten Jahrhunderts der zeit des abtes Otmar
zuwiesen, läfst sich noch mit Wahrscheinlichkeit erkennen, die
handschrift der Benedictinerregel enthält nach Hattemer 1, 20
auf s. 166 eine anleitung zur beichte mit der randbemerkung
^Othmarus ad discipulos' (s. Denkmäler ^ s. 562). die randbe-
merkung ist nach Hattemer vielleicht erst im siebzehnten Jahr-
hundert hinzugefügt worden, seltsam dafs er sich darüber nicht
mit bestimmtheit ausdrückt, bände des achten und siebzehnten
Jahrhunderts kann man dochwol unterscheiden, aber sei auch
diese angäbe nur coipbination : war sie einmal gemacht, so genügte
sie für die gelehrten jener zeit um daraus das Zeitalter des Über-
setzers der in der gleichen handschrift erhaltenen benedictiner-
regt'l zu bestimmen.
Doch dies alles läfst uns eigentlich gleichgiltig. was ist
uns Kero? wir wollen den verfafser der interlinearversiou kennen,
dafür aber dafs dieser Kero geheifsen habe, beruft sich niemand
auf ein altes zeugnis. und den Zeugnissen der herren Goldast
und comp, müfsen wir den glauben versagen.
Aus ähnlichen erwägungen, wie sie hier vorgelegt wurden,
glaubte ich vor mehr als zehn jähren in den Denkmälern von
dem namen Kero absehen zu dürfen, nur meinte ich damals der
entstehung jener hypothese des siebzehnten Jahrhunderts noch
genauer auf den grund sehen zu können, ich nahm an, die be-
zeichnung ^Keronis hymnus' in der zweiten von Kolb beschriebe-
nen handschrift sei überliefeil gewesen, und dieser eine über-
lieferte autorname dann übertragen auf sämmtliche älteste denk-
mäler des SGaller deutsch, auch dafs der mOnch, der einen oft-
gesungenen hymnus jenem Kero zuschrieb, damit den SGallischen
sequenzendichter Notker Balbulus gemeint haben kOnne, der
vielleicht auch mit hypokoristischer namensform Kero genannt
worden sei, war mir eingefallen, aber ich meine jetzt, nach noch-
maliger prüfung, bei der obigen auseinandersetzung stehen hleil>en
LITTEUARHISTOBISCHE GESPENSTER 149
zu sollen, so weit ungefähr ist mit Hattemers angaben zu kom-
men, in SGallen selbst wird man vielleicht den motiven näher
auf die spur kommen, welche auf die erfindung Keros führten,
und ich hatte mir wo] vorgesetzt, einmal au ort und stelle
darnach zu suchen.
Jetzt davon zu reden, hat mich eine Hallenser dissertation
veranlafst (Paul-Braune 1, 402. 482—485), welche Rero in alle
seine rechte wieder einzusetzen sucht und ihn sogar zu einem
Notker des achten Jahrhunderts, zu dem haupt einer übersetzer-
schule machen will, ich bin für diese und andere Neue Hallische
Bejnühungen zur beförderung der kritik und des guten ge-
schmackes herzlich dankbar und suche mich daraus nach kräften
zu bilden, für jetzt habe ich dadurch das vergnügen gehabt
eine alte bekanntschaft zu erneuern und das mönchsgespenst des
achten Jahrhunderts, das ich verschwunden glaubte, wieder auf-
tauchen zu sehen, die erheiternde bemerkung dafs ich meine
ausichten ^mit zu grofser Sicherheit' hinstelle, werden wol nächstens
die germanistischen spatzen von den dächern pfeifen, wenigstens
in einigen mitteldeutschen gegenden, und ich mufs es mir in
demuth gefallen lafsen. ich habe mich immer bemüht, den niut
des fehlens zu behalten, kühn nach der Wahrheit zu streben,
scheint mir wichtiger, als ängstlich den ruf eines vielleicht vor-
sichtigen aber unproductiven gelehrten zu wahren, übrigens
denke ich vorsichtiger, als ich aus hafs gegen den unum-
gänglichen Wortschwall der Umschweife und einsclu*änkuugen
schreibe, so vorsichtig aber ist meine Unvorsichtigkeit bisher
doch noch immer gewesen, dafs sie sich von einem beliebigen
Goldast oder seinesgleichen nichts aufbinden liefs.
Was übrigens speciell die SGaller Sprachdenkmäler betrifft,
so war ich trotz dem zu viel sagenden worte 'entscheidend'
(Deukm.2 s. 519) meiner sache keineswegs sehr sicher. Mülleu-
liofTs bemerkung (Denkm. vorr. s. xxxi) welche neue prüfung
aus den SGaller Urkunden verlangte, war nicht gegen mich ge-
richtet, sondern natürlich auch in meinem sinne geschrieben,
diese prüfung ist jetzt von anderer seite angestellt worden und
hat meine Vermutungen überall bestätigt, damit wird denn auch
Kero wol deünitiv beseitigt sein und — um mit Jaff^ zs. 13, 501
zu reden — meinerseits genug haben.
1. 7. 74.
150 LlTTBlRARHISTORtSCHE GESPENSTER
2.
NOCH EINMAL DER KÜRENBEKGER.
In einem soeben erschienenen buche (Die Forschungen über
das Nibelungenlied seit Karl Lachmann, eine gekrönte preis-
Schrift von- dr Hermann Fischer, Leipzig 1874) wird anhangs-
weise mein in dieser zs. 17, 561 — 581 gedruckter aufsatz ttber
den Kllrenberger besprochen.
Der verfafser bittet ^jeden unbefangenen' meine bemerkung
auf s. 562 z. 3. 2 v. u. mit s. 581, z. 3 — 5 v. o. zu yergleichen:
*denn — wie er sagt — beide stellen widersprechen sich geradezu.
s. 562 heifst es : *'Nib. str. 294 verkettet natur und liebesgeftthl",
und das ist neben dem '^contentionellen f^auendienst" als zeichen
späterer zeit bezeichnet; s. 581 heifst es: '*das gedieht MF
3, 17—25 ist durch diese combinatidn von natur und liebe volks-
tümlicher als irgend eines der dem Kureuberger zugeschriebnen
Sammlung." wenn volkstümlicher, so doch wol auch altertüm-
licher; denn der conventionelle frauendienst der Nibelungen ist
nach Scherer zeichen jüngerei* zeit, und s. 581 sucht er eben
das hohe alter jenes liedchens zu erweisen.'
Der verfafser schliefst mit der für mich sehr belehrenden
äufserung : *man sieht, wohin solch überfeines aesthetisieren führen
kann und mufs.*
Es ist mir würklich neu, da(^ man den versuch, in die ge-
schichte der poetischen motive einzudringen, als überfeines aesthe-
tisieren bezeichnen darf, dafs der frauendienst etwas verhältnis-
mäfsig spjftes, in das deutsche leben von aufsen eingedrungenes
sei, ist eine sehr bekannte tatsache, die doch wol niemand be-
zweifeln wird, bei der beurteilung von MF 3, 17—25 kommt
sie gar nicht in betracht und wird in der citierten äufserung ganz
ungehörig eingemischt, dies alles aber ist sehr gleichgiltig, ich
bedaure nur, hm dr Fischer bemerken zu müfsen, dads er seine
polemik mit einer lüge führt, die stelle auf s. 581 lautet: NIab
gedieht ist nach den reimen alter und durch diese com-
bihalTon von natur und liebe volkstümlicher als irgend eines der
d^m Kürenberger zugeschriebenen Sammlung.' hr dr Fischer
fiilscht den sinn meiner äufifterung, indem er die hervorgehobenen
Worte wegläfst. ich habe die Verkettung von natur- und liebes-
LirtERARHISTORKSCHfi GESPENSTER 151
gefühl nirgends weder für ein aeichen der altertümliclikeit noch
fOr ein zeichen der Jugend erklärt, ich hätte sie für das eine
oder andere nur erklären können, wenn ich gar nichts von den
deofcschen minnesängern wttste. das motiv ist an sich altvolkt}-
tQmlich, ohgleich nicht spccifisch deutsch, kehrt aher in der
g^D2cn mhd. lyrik wieder, für einzelne dichter ist charakteristisch
dafs sie es verschmähen, für andere dafs sie es häufig gebrauchen :
über alter oder Jugend eines gedichtes oder dichters ist daraus
nie das geringste zu schliefsen. nur als argument für die ver*
schiedenheit der autoren, nicht als argument für die Verschieden-
heit des alters, 'kann und mufs' (um mit dem hrn verfafser zu
reden) diese beobachtung verwertet werden, übrigens habe ich
mich auf eine kurze, für jeden kenner genügende andeutuug
beschränkt, für diejenigen, welche die dinge entweder nicht
kennen oder nicht kennen wollen, wäre es immer noch nützlich,
die dai*stellung der liebe in der Nibelungendichtung zusammen-
fafsend zu behandeln, es würden sich daraus auch beachtens-
werte beitrage zur Charakteristik der einzelnen lieder ergeben.
man vergleiche zb. das zwölfte, fünfte und dritte, die frage wäre
so zu stellen: welchen anlafs bot der stofT zur einmischung von
liebesverhältnissen, Zärtlichkeit, frauendienst? wo wurde der an-
lafs benutzt, wo nicht? und wenn er benutzt wurde, in weichem
umfang und auf welche weise geschah es? wie weit klingt die
terminologie des minneliedes an, und welche stufe der aus-
bildung desselben wird vorausgesetet ? wer die Untersuchung
unternähme, inüfste sich den blick erst durch genaue beobachtung
von sicher einheitlichen epischen gedichten aus demsell)en ge-
sichtspuncte schärfen.
Im übrigen glaube ich nicht, dafs ich verpüichtet bin, der
obengenannten schrift rede zu stehen, sie erfüllt nicht einmal
ihren nächsten zweck, über den äufseren verlauf der Nibelungen-
forschungen zu orientieren, die arbeit von Konrad Hofmann
Zur textkritik der Nibelungen (München 1872) wird nirgends
erwähnt: Bartschs Untersuchungen sind nach s. 72 die letzt«
über die handschriften frage erschienene schrift.
Zur Charakteristik des verfafsers uikI seiner leistung genügen
einige auszüge aus dem anhang.
S. 258 : 'denn wenn Scherer s. 562 Pfeiffers Uieorie schon
im voraus unwahrscheinlich zu machen sucht durch allgeniein
152 LITTERARfflSTORISCHE GESPENSTER
historische eiDwände sowie durch die bemerkung, dafs von allen
anderen gedichten, welche eine Umarbeitung erfahren haben,
das original wenigstens bruchstückweise erhalten, bei den Nibe-
lungen aber '*auch nicht der schatten eines altertümlichen Frag-
mentes in ungenauen reimen zu tage gekommen" sei : so werden
wir das erstere füglich gauz übergehen dürfen, das zweite aber
halten wir durch Bartschs Untersuchungen, die denn doch die
Umarbeitungen im NL. evident nachgewiesen haben,
für beseitigt.' ich darf wol hier wie im folgenden den leser
bitten, die betreffenden stellen meines aufsatzes nachzulesen.
S. 265. 'Scherer will s. 567 f die betouung liehe mit leide^
zierten dndhiu wip als unrichtig darstellen und Lachmauns be-
ton ung liehe mit leide, zierten änderiu wip aufrecht erhalteu.'
beiläufig, über die frage, ob dtideriu oder änderiu zu betonen
sei, habe ich mich nirgends geäufsert. 'ich will davon schweigen —
f^hrt der verf. fort — dafs Bartsch auch in seinen
metrischen gesetzen mit grofser Sicherheit ver-
fahren ist und sie meiner ansieht nach bewiesen
hat. das aber ist zu bemerken* usw.
Ich habe s. 576 bemerkt, zwischen den frauen- und den
männerstrophen der sogen. Kttrenbergischen Sammlung gähne
eine uuausfüllbare kluft. worin diese kluft bestehe, suchte ich
dann auseinanderzusetzen, der hr verf. erwähnt die auseinander-
setzung weder, noch sucht er sie zu widerlegen, seine gegen-
bemerkung besteht in folgendem (s. 269): 'ich habe als ich das
gelesen hatte, die Kürenbergstrophen widerholt darauf hin an-
gesehen und gestehe, von dieser kluft nichts bemerkt zu haben,
die Strophen sind ohne ausnähme mit einer so frischen sinn-
lichen kraft und einer gewissen derbheit an manchen stellen
gedichtet, dafs sich ein unterschied kaum finden läfst es sei,
um zu beweisen, dafs jene kluft zwischen dem rohen manne
und dem sehnsüchtigen weihe nicht existiert, verwiesen auf die
derb leidenschaftliche zeile MF 8, 7. 8, sowie auf 9, 21. 28, wo
der mann in ganz weichem tone spricht, am meisten spricht
aber gegen Scherer MF 8, 9. 16, wo die dame sagt: jö enwas
ich niht ein her (eher) wilde, deshalb hat Scherer auch vorsich-
tigerweise diese Strophe entfernt is. ;)76), weil sie das "priucip"
der auordnung schädige, in welcher die frauenstrophen den
männerstrophen vorangehen, als ob dieses ''principe* nicht den
UTTERARHISTORISCHE GESPENSTER 153
Schreiber zum urlieher haben könnte! schreibt doch Scherer
diesem aach die naroengebung aller 15 Strophen zul*
Ich nehme an, dafs hm dr Fischer im augenblicke, da er
▼orstehendes schrieb, nicht vollkommen klar war, dafs das wort
hrorsichtigerweise*, das er gebraucht, gegen mich einen sehr
schweren yorwurf einschliefst, ich hätte mir auf diesem wege
mein resultat absichtlich und mit bewustsein erschlichen, ist es
nötig, dafs ich darauf antworte? hr dr Fischer wird die achtung
vor seinen gegnem vielleicht noch von selber lernen, und wenn
er sie nicht lernt, was kümmerts mich, seine argumentation
in der vorliegenden frage aber zeigt dafs er nicht weifs worauf
es ankommt den weichen ton von 9, 21 — 28 glaubt er zu
empfinden : aber in den schlufszeilen redet nicht Weichheit, sonderu
Selbstgefühl, und über den ton wollen wir doch lieber nicht
streiten, wo uns greifbare gedanken vorliegen und deren scharfe
betrachtung ausreicht, die zeilen 8, 7. 8 habe ich s. 577 in
demselben sinne verwertet wie sie mir jetzt entgegengehalten
werden, die richtigkeit meiner behauptung ist nicht davon ab-
hffngig, dafs alle frauen eine den münnern fremde seelen-
Weichheit bewähren, sondern nur davon, dafs kein mann diese
frauenhafte empfindung zeigt, darum ist auch der dialog 8, 9— H>
ohne den geringsten belang ftlr die vorliegende frage, gleichviel
ob die redewendung am ende von gegnerischer seile richtig oder
unrichtig aufgefafst wird, derber ausdruck von dieser art iMfst
keinen schlufs auf Weichheit oder härte der empfindung zu. dafs
der gedanke auch in höfischen gedichten vorkommt, hat Jacob
Grimm Gramm. 4, 650 und in dieser zs. 2, 192 j^ezeigt.
30. 6. 74. W. SCHERER.
HEILSBRONN ALS KURORT.
Der marktflecken Heilsbrann, in Franketi zwischen Nürnberg
und Ansbach gekgen, ist auch in weiteren kreißen bekannt wegen
seines ehemaligen reichen cisterzienserklosters, wo bis zum jähre
1486 die meisten der directen ahneti des preufsischen königshauses
und noch bis zum jähre 1625 die markgrafen von Brandenburg
fränkischer linie ihre letzte ruhestätte fanden; den deutschen philo-
154 HEILSBRONN ALS KURORT
logen fmd litteraiorm ist dies anfseräem bekannt durch den minck
von Heihbronn, den mystischen dichter und schriftsteUer des xiv jh$»
der ort aber bietet noch ein cwrioitnn und nimmt dadurch ein
besonderes philologisches interesse in ansprudh, da er das Schicksal
gehabt hat, lediglich in folge einer verfehlten etymologie ein halbes
Jahrhundert lang im rufe eines kurortes zu stehen. ^
Schon seit mehreren Jahrhunderten nämlich hatte man sich
gewöhnt, den namen Heilsbronn als foDs salutis zu erklären und
ihn auf eitle heilkräftige quelle zu beziehen, welcher der ort namen
und entstehung zu verdanken habe, liefs ein neugieriger sich die
frage einfallen, weshalb detm jene heilquelle ihre kraft verloren
habe, so wüste die tradition hiefür verschiedene sagenhafte gründe
anzugeben (Muck, Beiträge zur gesehichte von kL Heilsbronn, s, 25).
ernstlicher aber erfafsten die sache in den zwanziger jähren des
vorigen Jahrhunderts drei einflufsreiche männer des ortes, der
klosterverwalter Bemhold (t 1731)^ der um Heilsbronu und seine
gesehichte hochverdiente frediger Hocker (f 1746) utid der dr med.
Feuerlein, sie hielten dafür dafs der alte conventsbrunmn nicht
nur jener heilkräftige queU sei, sondern dafs er seine gesundheit-
bringende kraft auch noeh bewahrt habe, eine chemische antUyse
des toafsers ergab eine silberfarbige alkalische erde in ziemlicher
quantität und etwas wn einem alkalischen salze, und so stand mttn
nicht an, dem administrationscoUegium zu Ansbach eine denkschrift
vorzulegen, in welcher eine fieue fafsung des hrurmens und etn-
richtungen für trink- wid badegäste befürwortet w^irden. beides
wurde sofort ausgeführt, und dies hatte den erfolg dafs tag für
tag gegen 50 bis 60 personen von nah und fem sich einfanden,
um das vielgerühmte wafser zu ijebrauchen, viele auch auf längere
zeit sich in dem orte einmieteten, der brunnenarzt dr Feuerlein
veröffentlichte 1730 eine kleine schrift zum rühm der heilquelle,
Hocker ließ den heilbrunnen in kupfer stechen, und schon 1732
erschiett eine gröfsere schrift 'Heilsbronnisches Zeugnifs der göttlichen
Güte und Vorsorge bei dem uraltefi, nun aber neuentdeckten, mitten
in dem Kloster Heilsbronn befmdliihen Heilbronnen, dessen Kuren,
Kraft und Wirhmg, Gebrauch und Mi fsbrauch, auf gnädigst herr-
* vgl, den OrendeUal zs, 7, 558/* und über den Orendehtein bei
Öhringen an der Ohre, dem alten vicns AureKi, OfCellert Vicns AurHii
*. 37 f.
HEILSBRONN ALS KURORT 155
sehnftUehen Befehl beschrieben von G, Ch, Fetierlein,' der rer-
fafser zähb eine reihe von fällen auf in denen das v^a/ser bei
Steinbesehwerden, fuß-, au§en-, brüst- nnd magenUiden, mechsel-
ßeber, aussdUag, Verstopfung, offenen nnmden, wa/sersucht, gicht,
efilipsie, würwien^ und Schlaganfällen seine heilkraft bewährt habe,
allein die anziehungskraft des bmnnens hatte bereits ihren höhe-
punkt erreicht; der künstlich geweckte enthnsiasrnns begann zu ver-
fliegen, uhd obwohl wocA 1770 und 1786 grofse Sendungen Heils -
bronner wafkers an den markgräflichen hof geschickt wurden, so
muste doch das kühne prqfekt, Heilsbrotm zti einem kurorte zu
madien und mit Bger in concurrenz zu setzen, alsbald in nichts
zerfallen, da es gänzlich auf sand, nur auf ein misverständnis
des namem gebaut war.
Wäre 'Heibb^ronn* als Tods salutis, Tons salutaris sti erklären,
so würde efor itauM eAe^l^m Heilprunno, nirif Heilesprunno lauten:
zeugen dafür sind Heilbronn bei Peuchtwangen , Heilbrunn bei
Andernach und die Stadt Heilbronn am Neckar, welche in der
tat von einer heilquelle ihren namen erhiebeti, zudem ist ^ Heils-
bronn' durchaus nicht die alte bepietmung des orts, da sie erst in der
letzten hälfte des xiii Jahrhunderts sporadisch vorkofnmt: der ur-
sprüngliche name des im jähre 1132 gestifteten klosters ist in deti
zahlreichen Urkunden bis tief in das xiv Jahrhundert hinein sehr
consequent Halesprunnen, HalspruDoen, Halisbronnen, und auf
die richtige herleitung desselben führt der abbas Haholdesbruuneiisis
und das nionasteriuni Haholdesbrünnense in einer urhinde vom
j\ 1141 bei Hocker, Supplenkenta zu dem Haylfsbronnischen Anti-
quitätenschatz 1739 s, 65. denn dafs am HAholdesbrunnen 'Hals-
brnnn* entstehen kofinte, zeigen. Hdholtesheim jetzt Halsheim, HA-
holfesbach^ HAholdesbach jetzt Halsbaeh, H^holdeslevo jetzt Haldens-
leben, die mit lobpreisenden inschriften g^chmückte 'quelle da
heils\ die heute in dem öden brunnengebäu^ so mehncholisrh
sprudelt, verwandelt sidi also in eine 'quelle des H^holt\ mögen
andere versudien diesen heros eponymos ries ortes historisch nach-
zuweisefi,
Berlin. DR SCHBINS.
156 INSCHRIFT AUS LIMBURG AN DER LAHN
INSCHRIFT AUS LIMBURG AN DER LAHN.
Auf dem hofe des aUm scMofses zu Limburg an der Lahn
hinter dem dome steht auf der treppenioange des treppentürmdiens
eine inschrift 'sehr sauber in granit gemeifseh, in fast drei zoll
hohen huchstaben\ die ihrem typus nach etwa den beischriften der
miniaturen der Weingartner liederhandschrift vergleichbar ins vier-
zehnte oder auch das ende des dreizehnten Jahrhunderts gehören,
eifie nachbildung, die mir bereits im j. 1866 vorgelegt umrde, Uefs
wol einzelne deutsche worte und reime erkennen oder ahnen, spot-
tete aber jeder zusammenhängenden lesung und auslegutig. bald
darauf erhielt ich von der kundigsten utid erprobtesten hand, die
einen zweifei an der treue und genauigkeit der wiedergäbe nicht
aufkommen läfst, durch hm dr Julius Friedlander, den jetzigeti
director des königlidien münzkabitiets, meinen verehrten freurui eine
andre abschrift; aber attdi sie Uefs rätsei gleich in den namen der
ersten zeile übrig und die historische erläuterung wollte mir trotz
xoiederhoUer versuche nicJit gelingen, ich gebe daher die audi sprach-
lich interessante inschrift hier nur wieder, damit andre an ihr
endlich das übrige tun.
FRVWEGDA- VAN LA ///;//
BERCH • DIE • LET • MACHEN •
DIT • WERC • VON • EIM • DORE •
HIES * HARTMAN DER DIE
WITZE • GEW AN •
Z. ], das V hat eine ähnliche gestalt wie s. 10 des abdrudts
der liederhs., nur stehen die beiden ersten linien im Winkel und der
zweite abwärtsgehende strich ist geschweift und hat keinen (Quer-
strich über dem untem ende, das \ ist halbzerstört, aber noch
ganz wol erkennbar, das Yf hat überall die gestalt eines durch
einen senkrechten strich gespaltenen v. der erste buchstabe der
zweiten gmppe hat nach Friedländer ganz das gewöhdiche aus-
sehen eines g, wie in gewan der letzteti zeile, und kann nach seiner
Zeichnung nicht anders gelesen werden; man verlangt aber ein o
oder u und die zweite tochter des grafen Gerlach n von Limburg,
1325 wol zuerst urkundlich erwähnt, als gemahUn Gerhards von
Kirberg 1361 verstorben, hiefs Uda, ihre ältere Schwester, gemahlin
mSCHMFT AUS LIMBURG AN DER LAHN 157
Johanns i von KatzeneUenbogen, t 1336, Jutta, das a in van
ist noch sehr deutlich; z. 3 aber von ganz unverktzt erhalten,
in der letzten gruppe war der erste btichstah nadk l nach beiden
abschriften ein a; der vierte derselben gruppe nach der ersten ab-
schrift ein e, wahrend nach Friedländer von a an in dieser zeile
nichts mehr zu lesen ist.
Z. 2. der punkt in dem l soll wol andeuten dafs liet zu
lesen ist. z. 3. das letzte wort ist nach beiden abschriften un-
zweifelhaft DORE. z. A ist das s in hies und z. b das z in witze
sicher, in let z. 2 ist t das gradlinige, in dit z. 3, Hartman
z, 4, WITZE ist es geschweift und einem griechischen % ahnlich.
12. 6. 74. K. M.
EIN LIED IN DER KAISERCHRONIK.
Ich habe die freude eine hübsche entdeckung, die einem meiner
jungen freunde, hm Max Rödiger in Berlin gelungeti ist, mit-
teilen zu können.
in die Kaiserchronik ist mitten in die disputation der Silvester-
legende, die nicht leicht jemand mit besonderer aufmerksamkeit
list, ein bruchslück eines liedes in sechszeiligen Strophen, von denen
jede mit einem dactylisdien reimpare schliefst, aufgenommen.
1 In Israh^lis kunoe Diemer s. 287,
von manne ze manne 5
[iinze] di wtssagen alle,
[Hoyses und Ysaias,
David und Jeremias
und der ^ote Daniel
und ander manic wtssage h^r| to
die kuuten jO vor lange
[als iz ouch ist ergangen]
5 wi der götes sun von himel an di erde chom,
v6n ainer mjigede [wart er] uns ze tröste geborn.
2 Er ist wtzer denne der sn^. 15
er br^ht uns aine niwe ^.
[di wtler in der alten ^ was,
zew^re sagen ich dir daz,]
158 F^IN UCD IN ^E» KAISSmCRRONIK
dö wart ar besiikeq
n^cb ebrj^iskem s^, 20
5 d6 ^r $ich ^ihjt ü^pger ne wölte tougeo,
er gew61t slnejd göteltch^n gewalt ougeo.
3 Als in der valer her hele gesendet,
dd was der allen ^ ende.
si was diomen an daz trum. 25
d6 chom [uns] sanclus sanctoruni.
5 t dö tuvalte iwer salbe sAme in Israh^l
und gesämenet sich hinnen vur niemer m^r.
4 Alle di nu Christen sint,
di haizent alle gottes chint. 30
von diu suln im stne holden
in der [h^ren] toufe nach volgen.
b swelhe an dem ge|oü()en denn^ vollest^nt,
di beslzzent di wünne diu niemer zergöt.
Aufs ieutliehste liegen hier die beiden letzten Strophen vor.
aber auch der anfang der ersten ist leicht herausgefunden (vgl
Denkm, nr xl), da die anknüpfung an das vorhergehende mit
(Abraham) uobte gewisse den site, daz sieh die liute Ozen be-
sniten; d6 wuohs daz sell>e angenge ungeschickt genug, s. 3 unze
di wtssagen alle sogar widersinnig ist. auch die Zusätze und
eingeschobenen verse und worte sind überall leicht erkannt, be-
denken macht nur die Verkürzung von 1,6 (2, 6 ist wolte über-
liefert) und ich zweifle auch nicht dafs der metrisch äufserst be-
schwerliche vers 2, 3 ehedem anders lautete, ehe die Zeilen vorher
eingeschoben wurden; erwütischter wäre sehen ein bedeutsamerer
ausdruck, wie bei Ezzo 10, 5 er verdolte daz si in besniten;
vielleicht aber hieß es in der aiten ^ wart er besniten. eine ver-
zweifelte stelle ist dann 3, 5, die in der Heidelberger hs. nidit
anders lautet, hier ist mit der beeeitigung des pronomens der an-
rede, die erst hineingebracht iet, nach nichts erreicht, eine ver-
befsenmg aber, wie sie der Zusammenhang verlangt, \cird wol nur
möglich sein wenn vorher d^ kibelstßfU odpr der ßU9$prudi eines
kirchenlehrets aus fündig gemacht wird, ßuf die sich der satz stützt.
Wie dem auch sei, ein npiasir beHfig fijx die compilatorische
Zusammensetzung der Kaiser^omk (pgl. zu den J)enkm. nr xlv)
EIN LIED IN DER KAUERCHRONIK 1»9
ist gefunden und wenn sie bald nach 1 141, der Amsteiner Marien-
ieich aber nicht vor 1137 (Denkm^ s. 433) verfafst ist, audi
wol ein noch älterer beleg fUr die anwendung von dactylen in
deutschen versen.
14. 6. 74. K. M.
Nachiem das erstehende bereits an die druckerei abgesendet
und Hl dsn händen des setzers war, fand hr Rüdiger dafs die
verse 3, ^. 6 <287, 27. 28) zur hälfte noch einmal in der Kaiser-
Chronik 28, 25. 26 wiederkehren und zwar ebenso mit der anrede
m einer weifittgung Christi über Jerusalem, in der Luc. 33, 28
mit Luc. 19, 44. 21, 6 (Matth. 24, 2. Marc. 13, 2) combiniert ist.
aber wie könnten die Strophen 1 — 4 (287, 4 ff) aus einer solchen
redt Christi stammen? und doch folgt 28, 27 auf die worte
iwer s^me in Israel
gesatnent sih niemer m^r
eine eben solche sechszeilige Strophe mit dactylischem abgesang:
Want ir des zttes niht erkant^r,
dö iu got fride ze hCks sante.
ir suochet UAgen^Mle:
diu kumt iu zewäre.
d^r vater wkl von dem klode gesoeiden,
daz uMüezei ir A balde clägeu unl weinee.
vorher aber Strien, wie es scheint, dactylen regelmäfmg i» jeder
vierten zeile: 28, 14. 28, 18; 28, 20. 21 braueht mm nur um-
zustellen und 28, 26 aus 3, 6 (287, 28) hiiuien vur aufzunehmen,
oder sind diese vern niehts anderes als 28, 2. 8. 29, 5. 16. 20.
24. 30? es bleibt auf jeden faä wol keine andere amuAme ak
da/s 28, 25 ff dasselbe gedieht wie 287, 4 ff benutzt ist und dajs
die stüdce daraus jedesmal dem zusammenhange angepaeet wurden;
in etwas andrer gestalt könnte auch recht wol die zuletzt angeführte
sechszeilige Strophe dazu gehört haben, ist aber die anrede 28, 25
dfenso wie 3, 5 (287, 27) nicht ursprünglich und erst von zweiter
hand hinein gebracht, so wird die verbefserung und erklärung dieser
schwierigen stelle durch die Wiederholung und die beziehung zu
Luc. 23, 28, so viel ich sehe, um nichts leichter.
8. 7. 74. K. M.
160 AVE MARIA. — NACHTRÄGE
AVE MARIA.
Dv bist an we, Maria, des hilf ovch mir.
genaden voUiv, got ist mit dir.
vor allen wiben du (ge)segent bist,
dines bvches frvht ovch gesegent ist.
Von dem seitenrande des Mattes 1*' der hs. 42/69 in guart der
hiesigen Universitätsbibliothek, welche, im jähre 1161 geschrieben,
tractate des Bernhard von Clairvaux enthält, auch die mitgeteilten
verse sind von einer hand des 12 jhs. geschrieben,
Graz, 18. 6. 74. SCHÖNBACH.
NACHTRÄGE.
In meinen Sangaüensibus ist nachzutragen: MARCIANUS
CAPELLA 312% 14 iklcanys. auf rasur 312% 17 liÄhti*.
desgl. 313% 2 tr vor trüog. ausradiert CATEGORIAE
378% 20 homo B 380% 9 i. fehlt B 384% 6 differeDli^
übergeschrieben B 385% 28 rös B 447% 10 änderen B.
Im Grazer Marienleben sind s. 520 z. 5 die warte: t:i
(Vermutung) 737. 761 zu tUgen.
Zu zs. 15, 244. Reinhold Köhler hat als beweis für das
vorkommen des namen Lorengel noch heutigen tages mir folgendes
schriftchen namhaft zu machen die giUe gehabt : Altes gold, deutsAe
Sprichwörter und redensarten n^st einem anhange, gesammelt und
herausgegeben von WLohrengel, lehrer. Clausthal, vertag der Grofse-
sehen buchhantUung 1860. 8».
ST.
DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE 161
DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE
VON ARTHUR AMELUNG.
Die deutsche lautlehre hat es nicht nur n)it denjenigen
liistorischen Veränderungen der laute zu tun, die sich innerhalb
des Sonderlebens der deutschen spräche vollzogen haben, sondern
auch mit denen, durch die eben erst das deutsche zu einer be-
sonderen spräche ward, deren resultat schon allen ältesten
<leutschen dialecten gemein ist. die beurteilung aller jüngeren
lautgeschichtlichen hergänge ist ganz und gar abhängig von der
beurteilung jener frühesten schritte specifisch germanischer ent-
>vickelung. die historische deutsche grammatik mufs daher die
Erforschung dieser hergänge mit unter ihre eigensten aufgaben
rechnen, in die dunkele und zweifelhafte region der indoger-
manischen Ursprache braucht sie deshalb noch nicht hinab zu
steigen, dafs das germanische nicht unmittelbar, als ein fertiger
selbständiger dialect, aus dem schofse der indogermanischen Ur-
sprache hervorgegangen sei, dafs zwischen beiden vielfache histo-
rische mittelglieder , auf einander folgende generationen ver-
'wandter sprachen bestanden, ist sicher, am deutlichsten und
schärfsten tritt die ureuropäische periode henor. da sie uns
historisch näher liegt als die indogermanische, so wird die
deutsche grammatik, wo sie in vorgermanische Zeiten zurück zu
gehen genötigt ist, befser daran tun, hier zu verweilen, wo sie
festen boden fühh, als noch weiter rückwärts dringen zu wollen.
Die beurteilung des Verhältnisses der deutschen conso-
nanten zu denen der nächstverwandten sprachen, also auch
zu denen der europäischen grundsprache , ist durch die auf-
deckung des lautverschiebungsgesetzes der mutae in den wesent-
lichsten puncten festgestellt, für die beurteilung der deutschen
Tocale in ihrem Verhältnis zu denen der nachbarsprachen fehlt
[wir übergeben hiermit einen nachgelafsenen aufsatz unseres früh dahin-
^geschiedenen freundes der öffentlichkeit, wenn wir auch durchaus nicht
In allen fallen seine ansichten und folgerungen uns aneignen konnten, so
«rachteten wir es doch für eine pflicht der pieUt, die sorgsame und metho-
disch wo! angelegte arbeit nicht zurückzuhalten. K. M. ST.]
Z. f. D. A. neue folge VI. 1 1
162 DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE
es aber leider noch ganz an einer solchen festen norm, zwar
ist man wol allmählich dahin gelangt, die gebiete der drei
grundlaute a i u beim etymologisieren möglichst auseinanderzu-
halten, und namentlich dürfte jetzt diese norm nie mehr aufser
acht gelafsen werden, da durch JSchmidts Untersuchungen (Zur
gesch. des indog. vocahsmus Weimar 1871) die einzelnen fälle
eines hinUbergreifens des einen lautgebietes in das andere auf
bestimmte bedingungen reduciert worden sind, aber weiter als;
bis zum auseinanderhalten der drei grundlaute geht doch die
beschränkung noch nicht, die die bisher gewonnene einsieht
auferlegt, kein sprachvergleicher nimmt soviel ich sehe anstofs
daran, ein deutsches a nach belieben einem griechischen, latei-
nischen a e 0 oder «, ein deutsches u einem griechischen v v ev
ov oder av gleichzusetzen, wenn alles übrige dazu auffordert,
ich glaube nicht, dafs die natur der sache selbst uns für immer
zu solcher freiheit verurteilt; die uns noch unbekannten, aber
den erscheinungen vermutlich doch zu gründe liegenden, festen
gesetze aufzudecken, mufs wenigstens fortwährend versucht
werden.
Die Sachlage, deren Schwierigkeiten aufzuhellen es gilt, ist
kurz folgende, innerhalb jedes der drei grofsen vocalgebiete, in
deren Unterscheidung die verschiedenen europäischen sprachen
übereinstimmen, haben wir im deutschen, wie in jeder anderen
europäischen spräche, eine nicht unbedeutende anzahl verschie-
dener vocale. ein teil dieser vocalverschiedenheiten ist sicher
erst in den einzelsprachen eingetreten, wenn wir nun aber von
denjenigen Verschiedenheiten, deren entstehung innerhalb der ge-
schichte der einzelsprache die Specialgrammatik sicher nachzu-
weisen im Stande ist, ganz absehen, so deckt sich doch der rest
in den verschiedenen europäischen sprachen noch nicht: weder
sind die übrigbleibenden vocale ^iner reihe in den verschiedenen
sprachen dieselben, noch ist die anzahl die gleiche, dafs sich
gewisse vocale in den verschiedenen europäischen sprachen be-
sonders häufig decken, wie zb. das kurze e. ist zwar bemerkbar,
aber als regel kann auch diese congruenz noch nicht einmal
hingestellt werden, solange nicht die vielen ausnahmen eine er-
kläruug gefunden haben, von dem deutschen o der a-reihe hat
man aber noch nicht einmal sagen können, welche vocale der ver-
wandten sprachen ihm im ganzen wol am häufigsten entsprechen.
DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE 163
die aufgäbe bestünde also nun darin, zu ermitteln, welche vocale
der verwandten sprachen jedem der urgermanischen e a o ä ö;
i i ai; u ü eu an der regel nach zur seite stehen, und wodurch
in gewissen fallen abweichuugen von der regel herbeigeführt
werden.
Diese aufgäbe erscheint nicht von vornherein unlösbar, der
versuch einer lOsung wird am besten nach derselben methode
unternommen werden, die zur entdeckung des lautverschiebungs-
gesetzes führte, indem man nämlich alle deutschen worte, die
sich iu den verwandten sprachen gleichfalls vorfmden, mit den
ihnen dort entsprechenden in betreff ihres wurzelvocals ver-
gleicht, um zu ermitteln, welche vocalverschiedenheiten inner-
halb jeder vocalreihe schon in der europäischen grundsprache
vorlagen, genügte es, diejenigen worte zu sammeln, die in betreff
ihres wurzelvocals in allen europäischen sprachen übereinstimmen,
für unsere anders gestellte aufgäbe reicht das aber nicht aus;
denn hier handelt es sich vor allem darum, auch die abweichungen
übersichtlich hervortreten zu lafsen und ihren besonderen Ur-
sachen nachzuspüren.
Nach dieser methode will ich die Untersuchung hier für die
deutschen vocale der a reihe e a o ä ö in ihrem Verhältnis zum
griechischen, lateinischen und slawischen ausführen.
Im folgenden verweisen die buchstaben F C S M auf die
Seitenzahlen von: Fick, Vergleichendes Wörterbuch der indogerm.
sprachen 1871 ; Curtius, Gnmdzüge der griech. etymologie 4 aufl.
1873; Job. Schmidt, Die Verwandtschaftsverhältnisse d. indog.
sprachen Weimar 1870; Leo Meyer, Die gotische spräche Berlin
1809. da in verschiedenen Wortbildungen aus ein und derselben
Wurzel alle vocale je einer vocalreihe zum Vorschein kommen
können, so ist es nicht nur nicht überflüfsig, sondern von ganz
besonderem Interesse, auch nahe verwandte worte, wie fedara
fidhrian, hafjan hafts udgl. gesondert neben einander aufzuführen,
während zur constatierung des lautverschiebungsgesetzes die ver-
gleichung der gemeinsamen wurzel ein für allemal genügt. ^ zu
* was nun die vergleiühung im hesondern betriftl, so scheint für den
ersten blick die forderung unerläfslich dafs nur solche wortfonnen ver-
schiedener sprachen einander gleichgestellt werden, die auch in der form
der ahleitung auf das genaueste übereinstimmen, wäre diese forderung be-
11*
164 DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE
erwähnen habe ich schliefslich noch, dafs ich auch worte mit
wurzelhafl auslautendem av ev ov a jej qf, obgleich man sie meist
und, me mir scheint, mit recht unter die grundvocale u und
t zu stellen pflegt, von der betrachtung nicht ausgeschlofsen
habe, da in ihnen das v und j doch vielleicht nur consonan-
tisches Clement sein könnte, für die hier zu beantwortende
frage ist das gleichgiltig.
I. Deutsches ^.
Dem deutschen e entspricht in folgenden worten ein grie-
chisches B lateinisches e slawisches e oder ti. die in den einzel-
sprachen unabhängig von einander eingetretenen Schwächungen
des e zu t (slaw. f) sowie die dehnungen dieses t zu i (slaw. t)
kommen hier nicht in betracht. ebensowenig die dehnung des
slaw. e zu e, die sich aufser in syllaba pura auch neben r und
/ häufig entwickelt hat (Schmidt, Vocalismus i 14), lateinisches
e für e nach ausgefallenem consonanten (p^do), griechisches ei
für €v oder eg^ ags. eo altn. ia iö für ^, slawisches je und ja
für anlautendes e. ^
rechtigt, dann freilich wäre eine Untersuchung nach der oben vorgezeich-
neten weise ganz unmöglich, der vorrat der wflrklich vergleichbaren worte
in den verwandten sprachen würde auf einen so verschwindend kleinen
rest eingeschränkt werden, dafs dieser für keine art von allgemeinerer
beobachtung mehr ausreichte, aber ist denn jene forderung in ihrer aus-
schiiefsenden strenge Oberhaupt berechtigt? sollte man wfirklich lat. gmia
und griech. yivvs für eigentlich verschiedene worte ihrer etwas anders
geformten ableitung wegen halten? unmöglich, denn was bliebe überhaupt
noch als gemeinsamer grundbestand der sprachen, auf den hin man ihre
gemeinsame abstammung behauptet, bestehen? der fall dagegen, dafs ein
wort später andere ableitung annimmt, als ihm ursprünglich zukam, ist
im historisch bekannten verlauf der spräche gar nicht daher können solche
Zusammenstellungen nicht ausgeschlofsen werden, wiewol es freilich schwer
hält, eine grenze zu bestimmen.
* dafs das ja in ja^u, jami, jarimü nicht direct aus a sondern erst
aus allgemein europäischem e, wie altn. ia aus germ. e, entstanden sei,
dafür spricht das schwanken zwischen jami jatti und emf e$ti, jada^ und
«f/a (ich fahre), ebenso schwanken ja/ro und je/ro.
DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE 165
das e der deutschen lat. griech. reduplicationssilben.
got f* griech. iydv lat. ego slaw, jazü F 337 — ich.
got. im gr. eifdl sl. jesmi F 18 — bin.
got. is gr. et lat. es sl. jesi — bist.
got. ist gr. iati lat. es^ sl. jesti — ist.
got. in gr. iy lat. in F 339 — in.
got. innuma lat. intumm — innerster.
ahd. inni lat. intus F 8 — innerhalb.
altn. pl. idrar gr. ivveQa (lat. interiorj sl. /f^ro F 9 — einge-
weide, leber.
alts. ehu" gr. tW/ro^ lat. eqiius F 2 — pferd.
ahd. ero gr. f^^ C 344 MSD 253 — erde,
got. ita gr. ^idü) bt. edo sl. yami F G — efse.
ahd. ezzan gr. %davov F 7 — speise,
ahd. trredm lat. erro F 342 — irre,
ahd. igil gr. i^Jvog sl. jear F 337 — igel.
ahd. imbi gr. iiinlg C 265 — biene, mücke.
altn. iörmuni sl. jarttnü F 342.
got. baira gr. 9>^^cii lat. /ero sl. bera F 135 — trage, nehme,
ahd. -^ero hU -fer — träger,
ahd. birig lat. ferax — fruchtbar,
ags. beorma lat. fermentum F 380 — gährstolT.
ahd. brimu gr. ßqifAia lat. fremo F 381 — rausche,
ahd. blecchem gr. q)X€yiJ F 136 — leuchte, schimmere,
ahd. blich blitz gr. q>liyog glänz,
got. bindan binden gr. nBiapia strick C 261.
ahd. birg sl. 6re^4 F 533 — anhöbe, ufer.
goL bliggva lat. fligo F 381 — schlage,
altn. bialla sl. bilo F 633 — glocke.
ahd. bircha sl. ftreca F 533 — birke.
got. blinds sl. bledü S 37 — dunkel, blass.
got. bairga sl. Äre^f« F 533 — hüte,
ahd. bibar lat. fiber sl. JeJnl F 532 — biber.
alts. dilbu sl. dlüba F 528 — grabe,
ahd. tenar gr. d^ivaQ F 368 — band,
ahd. trinsa lamentatio sl. dr^selü traurig S 41.
got. faihu lat. pem F 114 — vieh.
got. fimf aeol. neftTtB lat. qtiinque sl. p(?ri F 114 — fünf,
got. fidvör aeol. neaavQeg umbr. />c/Mr- sl. cetyrije F 30 — vier.
166 DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE
gol. fiU gr. nilla lat. pellis rufs. peletid (windel) F 373 — haut.
got. fairzna gr. nregva sl. pfesiia lat. pema F 121 — ferse,
hüftbein.
ahd. flihtu gr. nlexw lat. plecto sl. ptor/ F 376 — flechte,
ahd. gifleht gr. nlexri^ — geflecht.
got. fintha gr. nHofAai lat. pcfo F 114 — fliege, treffe,
ahd. fedah flügel sl. pütica vogel.
ahd. fedara gr. ttt^^ov sl. pero F 115 — feder.
ags. fidhrian gr. nttgou} — befiedern.
ahd. fergöm lat. precor — bitte,
mhd. vtsel gr. neog lat. p^is F 122 — männl. glied.
got. fair- rufs. pere- (um-, über-) — ver-.
got. famieis umbr. pemaio C 285 — ehemalig,
mhd. vert dor. nigvri C 275 — voriges jähr,
ahd. firma gr. neiga lat. periculum M 543 — Unternehmung,
ahd. felawa weide gr. Tttelia ulme F 121.
ahd. /irsM gr. nigdw lat. |>^do rufs. perzü F 120 — furze,
altn. fit gr. neta lat. ;>erf- F 116 — fufs.
ags. fetor gr. nidt] — fefsel.
got. mfilms erschreckt gr. neXeiuiuaß mache zittern F 373.
ahd. geröm osk. umbr. her- sl. ielaja F 68 — begehre.
got. gtida sl. zleda F 520 — bezahle,
ahd. gllzn * glänze sl. gl^zdq blicke F 522.
ahd. gelph übermütig sabin. hirpus wolf F 359.
got. gistra- gr. x^^S lat. Äert hestemus F 72 — gestern,
ags. grimman wtlten rufs. grmetl donnern,
ahd. geh lat. Ae/m^s sl. sp/enil F 360 — gelb, grün,
ahd. ginem sl. zina F 359 — gähne,
got. -gita lat. prehendo F 358 — ergreife,
ahd. gersta gr. x^7u^ij F 359 — gerste.
altn. grind gitter sl. gr^da balken F 521.
ags. georre knarre lat. hfrrio knurre,
got. hlifa gr. xlinvu) lat. depo F 353 — stehle,
ahd. hUumunt gerücht rufs. klevetä Verleumdung,
got. hairtö sl. srndice F 37 — herz,
got. hairda sl. \ireda F 513 — heerde.
ahd. herta sl. irida F 513 — Wechsel.
* über i für ursprüngliches en siehe Schmidts Vocalisnius.
DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE 167
got. hilms sl. siemii F 514 — heim.
altn. hringi lat. clingo C 157 — umgebe.
got. hlija lat. eella sl. kelija F 39 — hütle, kammer.
iihd. himz gr. ytegaog lat. cervus ¥ M — hirsch.
ags. hveie sl. cvilja F 516 — schreie.
ahd. hrispu rupfe lat. crispo erschüttere vgl. F 348.
altn. hverna gr. xsQvog sl. okrinii F 38 — schüfsei.
ahd. htmera sl. iemerica V 513 — nieswurz.
ahd. hrt'ng gr. nlgxog lat. circus C 157 — kreifs.
ags. heolfor gr. KUftog ¥ 49 — blut, feuchtigkeit.
ags. hndder lat. cribrum C 155 — sieb.
ags. hringe gr. xgexo) K 48 — töne.
ahd. gisu gr. ^^w C 380 — gähre, siede.
got. kinnns gr. yiwg lat. ^ena F 68 — kinn, wange.
got. kniu lat. getm F 63 — knie.
ahd. kint lat. gens F 56 — nachkommenschaft, familie.
ahd. kiuwii sl. fffüa F 518 — kaue.
ahd. kelcli Struma sl. zieza glandula S 43.
ahd. kelnr kelera sl. zrelo zrülo F 517 — gurgel.
ags. cnede sl. gneta V 518 — drücke.
got. h'ga gr. eke^a^Yjy sl. leza F 391 — liege.
got. lisa gr. Xiyio lat. lego C 366 — sammele.
ahd. Und lat. /ew/ws F 392 — sanft.
ahd. lindo lat. letite.
ahd. /^/s baibus, rui's. lepetatl stottern.
mhd. Imge sl. hza F 164 — erfolg, nutzen.
ahd. lihti lat. ievitas sl. llgota F 164 — leichtigkeit.
ahd. mein gr. ju^^f sl. medii F 146 — met.
got. mikils gr. fueyaXo^ F 382 — grofs.
got. müfjis gr. fxiaaog lat. medius sl. mezdu (zwischen) F 146 —
mittlerer,
alts. middea sl. mesr/a F 535 — mitte,
altn. mefhl zwischen ahd. meudäti mediator rufs. nemedlenno
unmittelbar medlHi zögern,
got. wii-Ä* gi\ l^i lat. me sl. wf F 143 — mich,
altn. Miölnir Thors hammer sl. mlnnij blitz S 42.
ahd. meröd lat. merenda F 384 — mahlzeit.
got. wi/i/A gr. idiki lat. mc/ F 385 — honig.
ags. meice gr. a^ikyw sl. mliiza^ V 536 — melke.
168 DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE
got. miluks sl. mleko C 172 — milch.
got. gamituhi lat. mentio sl. pam^tt C 312 — gedächtnis, er-
wähnung.
ags. mimor iat. mmnoria Grimm GDS 865 — gedächtnis.
got. mith gr. f4€tä F 145 — mit.
ahd. melo mehl rufs. melivo das mahlen,
got. mimz sl. m^so F 152 — fleisch,
got. wiYa gr. fiidofiai rufs. mezuj^i V 385 — mefse.
got. ni lat. ne sl. ne F 106 — nicht,
got. nih lat. nee — und nicht,
got. niun gr. hvia sl. /iee7^^r F 110 — neun,
ahd. nevo gr. vditodeg lat. itepos F 109 — neffe, enkel.
ahd. nift gr. aveipia lat. H«p^M F 109 — nichte.
got. nithjis sl. netij F 109 — vetter, neffe.
ahd. moro gr. veq>Q6g lat. nefro V 370 — niere.
ahd. nebal gr. v€q>€kr] lat. lurnftu« sl. i»e6e$- F 370 — wölke, himmel.
ahn. niörva gr. vevQOO} fvegsowj C 316 — fefsele.
got. niußs gr. v€og F HO — neu.
got. niujitha gr. veorrjg — neuheit.
ahd. niuwöm gr. vtacj — erneuere,
got. nima gr. vifiofiai sl. im<^ F 110 — nehme.
got. nisa genese gr. viofiai kehre heim F 111.
ahd. nest lat nidus sl. piezdo F 371 — nesU
got. qhfia lat. vefiio osk. umbr. ben- F 110 — komme,
ahd. zuoquemo lat. advena — ankOmmling.
got. qinö sl. zena ¥ 57 — weih,
got. -qUhrs lat. venter F 55 — bauch,
got. qairnus sl. zritny rufs. zernov V 517 — mühle.
ahd. querca gr. yigyegog F 61 — gurgel.
ahd. ^ioX^'m lat« vegeo — belebe,
ahd. quekem lat. vigeo — bin lebendig,
got. raihts lat. recim F 163 — i'echt,
got. rigHJan gr. ßgituv lat. rigart C 190 — regnen,
got. riqiz gr. igBßog F 163 — iinsternis.
ahd. repahnon rufs. rjäbka — rebhuhn.
got. rimis gr. riQ^fAia F 166 — ruhe,
ahd. njjipi sl. rebro F 538 — rippe.
got. rika gr. o^e/cci lat. rego C 184 — richte auf, häufe auf.
mhd. rigt lat porricio — bewege hin.
DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE 169
ahd. ringi iat. levis gl. hgükü Schmidt Vocalism. 52 — leicht.
got. si'k gr. ? Iat. s^ sl. «^ F 219 — sich.
got. saihs gr. e^ Iat. sex sl. sesti F 54 — sechs.
got. statin gr. iirta Iat. Septem sl. sedmi V 194 — sieben.
ahd. sizzu gr. i^ofiai Iat. sedeo rufs. sisi« F 193 — sitze.
ahd. siz gr. 'edog — sitz,
got. sitb gr. ikXa Iat. seUa rufs. <«(ito F 401 — sitz.
ahd. sibbo verwandter sl. sebrü teilnehmer.
got. saihva gr. mofiai Iat. sequor vgl. C 453 F 400 — folge.
ahd. segöm Iat. seco sl. seka F 400 — schneide.
ahd. seh Iat. sica sl. secivo rufs. sec/ra F 400 — mefser, beil.
ahd. sihhila Iat. secula F 400 — sichel.
got. sidtis gr. I'^og F 219 — sitte.
ahd. sigu sieg gr. t(7x<^$ gewalt F 193.
ags. sigor sieg gr. laxvQog gewaltig.
ahd. sigiröm bin sieger, gr. laxvQiCofiai bin gewaltig.
ahd. selah gr. ailo^og F 402 — robbe.
alts. fries. selmo gr. oiljua F 403 — bank, bett.
got. simle einst Iat. semel einmal M 507
got. ahd. 8t>*- Iat. sem-per C 311 — immer.
got. sineigs gr. evog Iat. senex F 194 — alt.
ahd. sin Iat. se/t^xs sl. s^sti (klug) F 401 — sinn.
ahd. sinnu Iat. sen/to F 401 — - denke, nehme wahr.
ahd. sintar sl. s^dra F 507 — schlacke, tropfen.
ahd. sein« gr. neigw F 407 — scheere.
ahd. scem sl. skrenja F 549 — scherz.
got. skeirja gr. xQivu) Iat. cemo F 204 — sichte.
ahd. scizu gr. ;fefa> F 67 — scheifse.
ahd. scerm sl. eremü S 41 — schirm, zeit.
ahd. scirbi sl. cre/Mi Schmidt Vocalism. 15 — schale.
ahd. spehöm gr. a^imio Iat. »pecio F 215 — spähe.
ahd. speho Iat. -spex sl. /»r««^ F 215 — späher.
got. spinna spinne gr. nivoj^ai arbeite sl. pina spanne C 272.
ahd. speh Iat. ptcus ¥ 413 — : specht.
ahd. sphu rufs. plevtf; vgl. gr. OTteigu) anigfia C 289 — spreu^
mhd. sperche sperling gr. anigyovXog kleiner vogel F 414.
ags. speome Iat. spemo F 414 — stofse weg, verschmähe.
altn. spretta sl. predati S 42 — springen.
ahd. springu springe gr. onigxofiai bewege mich hastig.
170 DER CRSPRUKG DER DEUTSCHEN A-VOCALE
gol. stila gr. OTegito F 410 — stehle, beraube.
got. stairö gr. arelga lal. sterilis C 213 — die unfruchtbare.
ahd. Stilbn sterbe rufs. terpnn werde steif gr. arigig^og steif
C 213.
ahd. stima gr. oriQvov F 211 — stirn, brüst, fläche,
got. stamiö gr. aareQ- lat. Stella F 211 — slern.
ahd. Stil gr. OTeleöv C 212 — stiel,
ahd. arstifulem lat. stipulor rufs. sr«6/r (stiel) C 214 — stütze,
befestige,
alln. stintir fest lat. destino setze fest F 212.
got. striks lat. striga F 412 — strich,
ahd. stridu lal. strideo F 411 — rausche.
ags. slitige rufs. s(^V7ni — drehe, krümme,
ahd. smilzu gr. ^ildw F 416 — schmelze,
ahd. smirzu schmerze sl. smrideti stinken vgl. gr. auegdvog
schrecklich rufs. merzskij häfslich.
ahd. smerza gr. a/Aigdog lat. merda rufs. merzosti F 416 —
schmerz, gestauk, greul.
got. siiiva eile gr. viw schwimme F 214.
got. svaihra gr. ixvgog sl. svekril F 219 — Schwager,
got. svaihrö gr. exvga sl. svekriivl F 219 — Schwiegermutter,
got. svistar sl. sestra ¥ 220 — Schwester,
got. svairba wische rufs. sverbet^ jucken S 43.
ahd. suedan poln. svfdzic S 43 — brennen,
got. svi)iths stark sl. svetil heilig,
altn. sef sl. silplja V 219 — schlafe,
altii. svefti sl. sünii F 553 — schlaf,
ags. svele glühe gr. ailag glänz F 220.
got. taihnti gr. d^xa lat. decetn sl. de«f(r F 85 — zehn,
got. taihsvö gr. de^ia lat. dextera sl. deslnica F 86 — rechte band.
got. faira gr. d^^w sl. d«ra F 88 — zerreifse.
ahd. Ziu kriegsgott gr. Zeig himmelsgott F 93.
ags. tigdhe gewähre gr. dixo^ai nehme an sl. des({ erhalte F 85.
ags. tihei' gr. dsinvov F 92 — mahlzeit, opfer.
ahd. ziari lat. decorxis vgl. F 85 — schön,
got. timrja gr. d^^oi F 87 — baue.
got. triu gr. divdgeov sl. drevo F 367 — bäum,
ags. tviccge zupfe sl. dvigfia bewege F 97.
got. thn'ska dresche rufs. trescu prügele F 525.
DER URSPRlJiNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE 171
aiid. dresca gadresc tritura sl. tresM donnerschlag F 525.
mhd. dihse iat. texo sl. tesa vgl. gr. T€xvr] riy.xtav F 75 —
bearbeite,
ahd. dehsala Iat. t^lum sl. tesla F 523 — beil, geschofs.
alts. thegti knabe gr. rexvov kind F 74.
altn. thidnrr gr. tstqoiiov sl. tetrja V 75 — auerbahn, fasan.
got. thinsa gr. tivaaaw vgl. Iat. ^essera F 77 — ziehe, schüttele,
alts. thing sl. t^za F 523 — gericht.
alts. thingön sl. t^a F 523 — stipulor.
got. gathairsa gr. regaofiac F 81 — bin trocken,
ahd. (ftn^ sl. tüca F 522 — glaube, hoffe,
alts. thrimmu gr. rgifuo Iat. frcmo F 365 — zitiere,
altn. thilja sl. tlja F 524 — diele,
ahd. debaii (Grimm Kl. sehr. 2, 223j Iat. tepere vgl. sl. (eplü
heifs gr. tiq^ga asche F 77 — glühen,
alts. thimm sl. ttmhiil F 523 — dunkel,
mhd. dimster Iat. teter F 78 — finster,
ahd. demar dunkelheit Iat. temere blindlings F 77.
got. viga Iat. veho sl. veza F 177 — bewege,
got. vigs lal. «;ia C 192 — weg.
ahd. äioiggi urwiggi drtwiggi Iat. avium devinm trivium — abweg,
kreuzweg.
ahd. dwiggeön iat. deviare — abschweifen,
got. viljan Iat. velle sl. veleti F 183 — wollen,
got. vairtha Iat. verto sl. vrüsta rufs. vercf( F 183 — wende,
wende mich,
got. vair Iat. vir F 399 — mann.
gol. vairths Iat. versM« F 184 wärts.
mhd. wilge gr. i'Axw sl. vßAq — rolle, schleppe.
got. vrika gr, «{'^/w sl. vrüga F 183 — dränge.
ahd. uuillu gr. ^Atw F 185 — wälze.
ahd. uuHla sl. vlilna F 544 — welle.
ahd. nnellöm sl. vföwyö F 544 — walle, woge.
got. vilva Iat. velh M 499 — reifse.
got. vaitpa gr. ^iftrio F 397 — werfe.
got. vairths sl. v/erfi? — würdig.
ahd. werh gr. i'^yoi' F 183 — werk.
gol. vinds Iat. ventus sl. ü(*rrM F 396 — wind.
ahd. nUetar sl. vedro F 542 — weiter.
172 DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE
got. vaihts sl. vesti F 541 — sache.
got. vaila sl. vetimi rufs. vek- vgl, gr. ßiXxBQog F 397 —
wol, sehr,
mhd. wester taufgewand gr. afiq>ieaTQig mäntelchea F 186.
got. vithrus lal. vttuhis gr. itaXog F 178 — junges lier.
Neben dieser sehr überwiegenden Übereinstimmung des deut-
schen e mit einem e oder aus e entstandenen laut der verwandten
sprachen fehlt es aber auch durchaus nicht an beispielen dafür^
dals dem deutschen e dort ein anderer vocal gegenüber steht.
Zunächst ist eine anzahl von Hlllen auszusondern, wo die
ursprünglich vorhandene Übereinstimmung wahrscheinlich erst
durch jüngere phonetische einflüfse in dieser oder jener einzel-
spräche gestOrt worden ist. so ist 1. lat. not^em nach ausweis von
niun ivvia dev^iX offenbar aus mvem entstanden, wol auch
Joupüer Jovis neben Zeig Ziu aus Jev-, wie sovos aus sevos^^^
eog, während aus flevo (Corssen 1^363) das v einfach ausfiel;
das lat. duldet ja die lautverbindung ev überhaupt nicht, zweifel-
haft bleibt diese entstehung des o in novus novare novitas wegen
sl. novü novüi novosth 2. ist lat. und gi\ o (u v) oft nur
contraction aus se ve. so sind socer socrus soror somwis gur-
gula nrgeo curvus, vTtvog ooßrj yvvrj ycvyckog itpaw vq>og xvXXog
auf svecer svecnis sveror svemniis gvergtila vergeo quervus, astn-
vog a.P€ßrj ysevrj TCFB^log sefpaco ßBq>og xj^eXlog zurückzuführen
und schwindet die differenz mit deutschem svaihra svaihrö svistar
svefn qnerca vrika sinnnel (ahd. rund F 203) svipa (altn. schweif
C 383) qinö hveogul (ags. rad F 38) vef (altn. ich webe F 180)
vefr (altn. segelK auch ahd. kela lat. gula (F 62) und got.
hairm lat. ctiris (C 147) sind dann wol aus gvela und kveru oder
kveri zu erklären. 3. zeigt das lateinische die neigung, e vor r
oder / mit folgendem consonanten zu o oder u zu verdumpfen,
am deutlichsten ist das in solvo für se-luo (Ck)rss. i^ 353) wo
au der entstehung des o aus e kein zweifei sein kann; hieraus
erklärt sich dann aber auch die differenz zwischen lat. mulgeo
fulgeo fulgur torreo hordmm mordet cord- corpiis ailpa scortum
und deutschem melce blicchem blih gatkairsa gersta smirzit hairtd
href (ahd. leib F 38) herdo (ahd. vliefs F 407) helfa (F 39).
4. duldet das slawische kein e im anlaut; es tritt dafür je e oder
ja ein. neben jazii (ich) besteht aber auch azu. dafs sich darin
DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE 173
die ursprünglichste form des wortes, von der dann alle übrigen
«uropäischen sprachen abgewichen wären, noch erhalten habe,
ist angesichts des umstandes, dafs jedes anlautende e beseitigt
wird, nicht sehr wahrscheinlich, es wird für izü eingetreten
sein, dafs aber auch j einfach unterdrückt sein konnte, zeigt
a neben ja (und, aber) — got. jah ahd. joh.
Nach abzug dieser fälle bleiben, soviel ich sehe, noch fol-
gende, bis auf die Verschiedenheit des wurzelvocals übereinstim-
mend in der ableitungsform, meist auch in der bedeutung: ahd.
mi% lat. modm — ahd. ehar lat. aper C 142 — ahd. imhi lat.
cfi$ — ahd. hring sl. kragil F 515 — ahd. Irppea lat. lahea
F 392 — ahd. te/fwr lat. laJlmm F 392 — got. hrika lat. frango
F 380 — got. lig;r$ gr. XctyQOv F 391 — ahd. lerz gr. Xogöot;
F 392 — ahd. $cerdo lat. cardo F 407 — got. fidvdr lat. qaat-
tnw — ahd. sp^ha gr. axo/n^ F 413 — ahd. «per lat. sparum
F 413 — ahd. gelph gr. x^Qonog F 359 — alts. efno gr. ag>vo}
F 340 — got. filn gr. nolv F 573 — ahd. geh gr. x^oog
F 360 — ahd. hüu lat. occulo F 349 — ags. cearfe gr. ygaq>u)
F 358 — got. kniu gr. yovv F 63 — ahd. nest (nahrung) gr.
voatog F 111 — altn. hvell sl. kolo S 38 — ahd. helza sl.
koTÜda (lat. gladim) F 348. ferner, in der form der ableitung
hin und wieder auch in der bedeutung, etwas von einander ab-
weichend sind: got. hairtö gr. xagdia — got. qima gr. ßaivw
— ahd. ^6m gr. x^^Q^ — 3^^» ff«»^ gr- xotivb) — ahd.
sprikhu gr. aipagayiio (rausche) F 215 — ahd. hmku gr. axcfCco
C 383 — got. gairda sl. grazda C 200 — got. gita gr. ^o»'-
dayw — got. ntt^/ts sl. novit — altn. iörvi lat. arv^tm F 342 —
altn. i(frmnni lat. armentum F 342 — ahd. stima (d. i. stemja)
«I. strana ¥ 550 — ahd. speho gr. -a%onog — got. hairda gr.
iLogi^vg V 38 — ahd. ringt gr. ikaxvg. ^
Wie sind nun diese ftllle zu beurteilen? Fick, Sprachein-
heit 8. 178, stellt als methodischen grundsatz auf, dafs wo auch
nur eine europäische spräche ein a gegenüber dem e der übrigen
sprachen zeige, dieses a als der ursprüngliche laut anzusehen
sei, aus dem jenes e durch spätere Umbildung entstanden sei.
so sehr ich nun sonst mit den dort entwickelten ansichten tlbcr-
' got. milds stellt sich wol eher zu sl. mitS (G 330) als zu mladu
gr. fittXd^axo^ F 536.
174 DER URSPRUxNG DER DEUTSCHEiN A-VOCALE
einstimme, so kann ich doch diesen gruudsatz nicht annehmbar
iinden. erstens ist man dabei gezwungen, ein mehrmaliges zu-
talliges zusammentreten gelten zu lafsen, eine annähme die doch
sonst bei ähnlichen erwägungen, soweit irgend möglich, ausge-
schlofsen zu werden pflegt, sodann kann ich auch den s. 177
zur begründung dieser norm vorangeschickten satz, das e habe,
nachdem es einmal ausgebildet worden, ^nachweislich' innerhalb
jeder europäischen spräche stark um sich gegrilTen, nicht als
richtig anerkennen, wenn wir von dem deutschen umlaut, der
auf assimilation, und dem lateinischen e i in perfectus confringo
udgl. das auf Schwächung durch den accent beruht, absehen, so
haben wir in historischer zeit nirgends in einer europäischen
spräche einen spontanen Übergang von wurzelhal'tem a in e, wie
er hier angenommen wird, zu verzeichnen, vielmehr erscheinen
die gebiete des a und e soweit unsere historische künde zurück-
reicht kaum minder starr gegen einander abgegi*enzt, als etwa die
gebiete zweier organisch verschiedener mutae, während e und t
häufig ohne ersichtliche veranlafsung in einander übergehen,
dafs irgendwo in einer europäischen einzelsprache ein e auf solche
weise aus a entstanden sei, ist also nicht eine gegebene tatsache,
sondern könnte erst aus solchen lallen gefolgert werden, wo
dem a der einen spräche ein e der anderen gegenübersteht,
diese folgerung ist aber, wie mir scheint, nicht durchaus not-
wendig, es bietet sich noch eine andere viel wahrscheinlichere
erklärung solcher differenzen, wenn man annimmt, es lagen in
all diesen fällen in der europäischen grundsprache doppelte bil-
dungen vor, die eine mit a, die andere mit e, beide der bedeu-
tung nach characterisch verschieden; die eine spräche habe
nur diese, die andere nur jene wortform für beide bedeutungen
beibehalten.
Ein solcher hergang liegt uns ja in vielen fallen ganz deut-
lich vor. aus slaw. drtvo (bäum) und drova (gefälltes holz) gr.
öivögeov (bäum) öoqv (balkeu) ergiebt sich, dafs europ. dreva
und drava mit verschiedener bedeutung neben einander bestanden ;
das deutsche hat beide bedeutungen auf Irin -» dreva übertragen.
— im deutschen haben üiljau (volo) und valja (eligo) characterisch
vtnschiedene bedeutung; im sl. heifst velja ich befehle, volja ich
ziehe vor, aufserdem aber auch beide ganz allgemein 'ich will';
im griechischen ßovXofAai hat sich nur die dem valja volja ent-
DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE 175
sprechende form, aber io der bedeutuog vod viljau, erhalten;
in lat. voh velle mischen sich beide formen. — deutschem skip
(navis) und skap (dolium) entspricht im griechischen nur axcKpog,
der form nach dem letzteren^ der bedeutung nach dem ei^steren
gleich. — das deutsche fergötn (ich bitte) und frägem (ich frage)
erscheint im lateinischen precar und proco wieder, die aber beide
nur 'bitten' bedeuten; das slaw. hat in prosa nur die eine form,
aber mit beiden bedeutungen. — das griechische xalid (hülte)
scheint dem lat. cella sl. kelija unmittelbar zu entsprechen; im
deutschen linden sich aber beide formen mit geschiedener bedeu-
tung nebeneinander: hlija (zeit) und halla (saal). — so mufs
auch die bedeutung von got. qitiö (alts. quena altn. kona) und
qet^s (altn. kvcm alts. quän) ursprünglich irgendwie verschiedeu
gewesen sein, nach merkmalen, die eine spätere zeit nicht mehr
beachtenswert fand, daher wird eine von beiden bezeichnuugeu
fallen gelafsen: im ahd. kona hat sich nur die erstere, im ags.
cven nur die letztere erhalten, lägen uns nur diese zwei dialecte
vor, so könnte man auch hier zu dem irrtum verleitet wenien,
sich die eine wortforra aus der anderen phonetisch umgebildet
zu denken, die übrigen europäischen sprachen kennen hier nur
die dem got. qmö entsprechende form. — ganz ebenso mufs
es sich wol mit den gleichbedeutenden ahd. elaho und altn. elgr
(stamm algi-) gegenüber gr. lat. ähirj alces (C 131) verhalten;
ferner mit slaw. bebrii und bobru gegenüber lat. fiber, deutschem
bibar; auch hier werden die doppelformen ursprünglich irgend
einen sachlichen unterschied hervorgehoben haben, daher ist
auch, wenn wir neben 'i/inog equus ehu (pferd) littauisch aszia
(stute) haben, die annähme, in der europäischen grundsprache
seien ekva pferd und akod stute ebenso durch abiant unter-
schieden gewesen, wie im deutschen hana und Amon, weit wahr-
scheinlicher, als die annähme (Fick s. 178), das wort habe sich
in vier sprachen (auch das keltische hat ec epo) unabhängig von
einander auf ganz gleiche weise phonetisch umgestaltet, das
lat. eqna hindert an unserer auffafsung nicht: es braucht nicht
phonetisch aus europäischem akvd entstanden zu sein, sondern
kann lange nachdem die ursprüngliche Unterscheidung aufgegeben
war, von neuem aus equus abgeleitet worden sein.
Nach analogie solcher hergänge sind nun auch die oben-
genannten difTerenzen zwischen dem deutschen und den nachbar-
176 DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE
sprachen zu beurteilen, beachtenswert ist dabei besonders, dafs
die mehrzahl dieser worte gegenstände der sinnhchen anschauung
benennt, an denen der mensch, je weiter zurück in der völker-
geschichte, um so mehr kleine charakteristische Verschiedenheiten
mit aufmerksamem sinne zu entdecken wüste und hervorzuheben
notwendig fand, tier- und pflanzenarten bezeichnen, wie die
eben besprochenen elaho ehn bibar triu, so auch imbi ebar iör-
muni; technische Vorrichtungen und gerätschaflen, wie ddp und
hlija, so auch iörvi ligrs sper hvell helza scerdo; menschliche
und tierische kOrperteile kniu taiho hairtö lippea Uffkir stima;
anschauungen von sinnlichster lebendigkeit enthalten auch hairda
hring gelo ßu ringt brika qima gairda hinku sprihhu gm&m
ceorft, bei eigentlichen abstracten wie speha cxortri nest voatog
kann man unbedenklich annehmen, dafs sie in beiden sprachen
unabhängig von einander aus dem verbum gebildet seien, latei-
nisch qualtuor mufs aber wol notwendig eine von fidvär tia-
aageg cetyrije keturi ursprünglich verschiedene bildung sein,
denn es tritt zu der Verschiedenheit des wurzelvocals noch der
umstand hinzu, dafs es undeclinierbar ist, während die formen
mit wurzelhaftem e sämmtlich decliniert werden.
Schliefslich sind noch vier fälle zu erwähnen, wo dem
deutschen e derjenige vocal entspricht, der wie sich zeigen wird
sonst deutsches ö vertritt: altn. thilja gr. trjUa; ahd. tila (mamma)
gr. -dr^Xi] vgl. lat. felare F 369; got. hvaitnei gr. ntgdyiov
F 348; ahd. hirmjan (ruhig sein) lat. clemens (ruhig) F 49. in
letzterem könnte vielleicht das e erst später aus e entstanden sein,
indem der folgende nasal einen nasalierten vocal i hervorbrachte,
bei ^i^ili; und xgävlov bestände aber, auch wenn wir hier
dehnung aus a in syllaba pura annehmen, immer noch die ver*
schiedenheit von a und e. diese Küe können daher wol nur
nach analogie der oben geschilderten Vorgänge erklärt werden.
IL Deutsches a.
Dem deutschen a entspricht in folgenden werten ein grie-
chisches, lateinisches, slawisches a oder o. jüngerer lautwandel,
der hierbei nicht in betracht konmit, besteht: in den deutschen
umlauten e und ö; im ags. ea ä o tut a; im altn. ä für a vor
DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE 177
/ n 4- consonanten und nach ausgefallenem h; in der Schwächung
des griech. lat. o zw u v, und der dehnung letzterer zu ii v;
in der contraction des gr. jfo Oß zu ov, des lat. ov vo zu n;
in der dehnung des slaw. a zu e in syllaba pura und neben
/ r: in slawischem u für a.
got. agis gr. ax^Q l^t« öw</o^ F 5 — schreck.
got. agls häfslich gr. axagog blind lat. aquilus dunkel F 335.
got. aglö trUbsal gr. ax^vg dunkelheit F 335.
ags. anga gr. oyxog lat. uncus F 5 — haken.
ahd. angul gr. ayxdXrj lat. anguhis sl. aglü F 338 — biegung.
alts. eggia gr. ooiig lat. acies F 336 — schneide, spitze.
ahd. eggjan lat. occör« — eggen.
ahd. angari kornwurm gr. av,aQt milbe F 337.
got. aggvus gr. ayxov sl. azükit F 508 — eng.
got. aggvja gr. oy^fw lat. ango sl. ^äa F 508 — beenge, bin
beengt,
got. aggvitha sl. izota F 508 — enge,
ahd. angHst lat. angustia sl. asos/« F 508 — bedrüngnis.
altn. öglir lat. ang\iilla sl, qgrl F 508 — schlänge, aal.
got. akrs gr. ayQog lat. «(/er F 4 — feld.
altn. ek gr. ayw lat a^o F 3 — fahre, treibe,
ahd. anco lat. unguen F 337 — fett, butter.
got. aqizi lat. c»cta — beil.
got. ahva lat. aq^ia F 336 — wafser.
got. aha verstand gr. oaaa ahnung F 335.
got. ahja gr. oaao/Aai F 335 — wähne, ahne,
got. ahlau gr. oktw lat oclo sl. osml F 1 — acht,
got. ahana gr. äxvrj lat. actis F 336 — spreu.
ahd. ah$a gr. a^o^v lat. durts sl. os^ F 3 — achse.
ahd. ahsala gr. axxog lat. oo^tY/a F 337 — achsel.
got. abrs gr. oßgifiog F 12 — gewaltig,
ahd. abuh verkehrt sl. opako a tergo F 10.
got. af gr. arto lat. «6 F 9 — von.
altn. a/a lat ops F 340 — fülle,
altn. afla lat. opulesco — kräftig sein,
altn. efla gr. 6q)il)i(ü F 340 — stärken.
altn. afl gr. oq)£i.og lat. opulmtia F 340 — kraft, hilfe.
ags. tf/ha lat. operari F 10 — würken.
got a/Zord gr. cur o)t ig w F 10 — ferner, wiederum.
Z. f. D. A. neue folge VI. 12
178 DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE
got. at lat. ad F 338 — zu.
got. atta gr. arra lat. atta sl. oticl F 6 — vater.
ahd. ando groll lat. odium bafs F 339.
ahd. andöm sl. uzda F 339 — räche.
got. and gr. avr/ lat. ante F 9 — gegen.
got. anda- gr. aVra sl. otü F 339 — entgegen, weg.
got. ala lat. o/65CO F 342 — wachse.
got. alja lat. alo vgl. gr. ävak-rog — nähre.
alts. ald lat. adultus — alt, erwachsen.
ahd. alacra gr. dXKvwv lat. akMo C 132 — eisvogel, tauchen
altn. elgr gr. ofiLxiy lat. alces C 131 — elenntier.
ags. ealu sl. o^u F 509 — hier.
got. aleina lat. ulna F 342 — eile, ellenbogen.
got. aüis lat. arx F 341 — bürg, tempel.
ags. ealgie gr. aQxio) lat. arceo F 15 — beschirme.
ahd. elira lat. a/nM5 sl. ofeÄa F 509 — erle.
got. alßs gr. aXXog lat. afc'ti« F 343 — anderer.
got. aljathrö gr. alloTQiwg — fern, fremd.
altn. dlmr lat. ulmus F 342 — ulme.
altn. älfr lichtgenius alft schwan gr. a)Lq>6g weifser ausschlag
lat. albm weifs vgl. C 293.
got. ala- gr. agi- M 413 — sehr,
ahd. amma lat. amita F 340 — amme, tante.
got. amsa lat. umerus F 12 — scbulter.
got. an gr. av lat. an F 339 — fragepartikel.
got. ana gr. avd lat. an- F 7 — auf.
ahd. anut lat. anas sl. a4y F 339 — ente.
ahd. ana lat. anus F 339 — urgrofsmutter, alte frau.
altn. ama gr. oQvvfii lat. orior F 12 — gehen, sich erheben,
ahd. am gr. o^veg sl. arilü F 341 — vogel, adler.
got. arja gr. agoo) lat, aro sl. or/q F 341 — pflüge,
ahd. art gr. ägoaig lat. aro/to — bepflügung.
altn. ardr gr. ägorgov lat. arofrwm sl. oroto — pflüg,
got. arhaühs gr. äkq>rjfia lat. /aftor sl. ra6o/a F 166 — arbeit,
got. arbaidja sl. rahotaja — arbeite,
got. arbja gr. 0Qq>av6g lat. orftw« C 296 — waise, erbe,
got. anm gr. aQfxog lat. armtus sl. ramo F 16 — arm, scbulter.
ags. earh lat. arcm F 341 — bogen, geschofs.
ahd. ars gr. o^^og F 342 — steifs.
DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE 179
altn. drvastr gv, agiOTog F 13 — bester, trefflichster.
got. asilus sl. osilü F 510 — esel.
altn. ami gr. ovog lat. asinus C 404 — esel.
got. asts gr. o^og F 343 — zweig.
ahd. aspa rufs. osina — espe.
ahd. awi gr. otg lat. Ovis sl. ovlca F 18 — schaf.
got. avö lat. ava F 343 — grofsmutter.
got. baris lat. far sl. boru F 379 — gerste, speit, hirse.
ahd. unberi unfruchtbar gr. q>0Q6g fruchtbar.
ahd. bara schranke lat. forus fach F 632.
got. barms schofs gr. q>ogjLi6g tragkorb C 300.
got. balvs gr. (pavXog sl. boll F 380 S 41 — schlecht.
altn. berjaz sl. barja F 380 — kämpfen.
ahd. barta sl. brady S 41 — beil.
altn. börgr rufs. barov S 37 — eher.
ags. bdlce gr. fßgaxov (krachte) sl. br^ca F 132 — schreie.
got. blanda mische (altn. ahd. verunreinige) sl. bladiti irren,
huren S 41.
altn. bard lat. barba sl. brada F 378 — hart,
ahd. brort, bort gr. äq>laaTOv lat. fastigium ¥ 137 — Vorderteil
oder hinterteil des schiffes.
ahd. bar sl. bosu F 533 — blofs.
ahd. batia gr. q>ovy F 379 — mord.
altn. bani gr. qtovevg — mOrder.
got. dal gr. &6Xog sl. dolu ¥ 369 — tal, grübe.
got. dvals gr. &oX6g F 370 — toll, verwirrt.
got. draba rufs. droblju — haue.
ahd. tafhar lat. fabre sl. dobru F 368 — tüchtig, schön, gut.
got. gadaban sl. podobati — sich geziemen.
altn. dafna kräftig werden sl. dobli stark.
got. draga gr. dgaaco) F 369 — trage, halte.
ahd. tara Verletzung sl. udarü schlag.
ahd. terju verletze sl. udarja schlage.
altn. dregg sl. drozdije S 37 — hefe.
got daddja sl. doja ¥ 528 — säuge.
got. dragk getränk gr. argay^ tropfen M 405.
got. fadar gr. navriQ lat. pater F 115 — vater.
ahd. fatureo gr. näjQwg lat. fatruus — oheim.
got. -faths gr. noaig lat. potis (mächtig) sl. gos-podi ¥ 532 — herr.
12*
180 DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE
ahd. farah gr. noQyiog lat forcus sl. pra$^ F 372 — Schwein.
ahd. farheli lat porceüus F 372 — ferkel.
ahd. fangu fange lat pango setze fest F 113.
ahd. fang captura gr. naynrj falle, schlinge.
ahd. gifagju befriedige lat paciscor vertrage mich F 113.
ahd. fasta sl. postü zs. f. deutsche phil. 1, 142 — fasten.
ahd. fahs har gr. noKog vliess rufs. puch flaumfeder, milchhar
F371.
ahd. falo gr. noXiog lat pullus sl. plavü F 531 — fahl,
ahd. fcUawem lat. paüeo — erbleiche,
ahd. farro mhd. verse gr. nogig F 372 — junges rind.
ahd. fallju gr. aqxikXo) lat fallo F 216 — mache fallen, teusche.
ahd. falla falle lat fdla teuschung.
got. fra- gr. naqa- sl. pro- F 119 — ver-.
ags. faru gr, Ttogog F 118 — gang,
got. fara gr. nogevoiAai — wandere,
got. farja gr. nogi^cj — führe,
ahd. infart ostium, atrium lat. porta tttr.
got. fana lat pannus sl. opona F 530 — tuch.
got. favat lat patwi F 374 — wenige,
ags. päd gr. Ttdrog lat pont- sl. pati F 117 — weg.
ags. päddan gr. naTew — trete.
got. -faUhs gr. -ftXaaiog F 373 fach.
ags. fädm umspannuug gr. ndajaa pflaster vgl. C 210.
ahd. flah gr. nlaxovg lat. planais sl. ploskü F 532 — platt
mhd.vledie gr. /rAa^ lat planca — fläche, platte.
ahd. flewju wasche sl. plavlja mache fliefsen F 532.
altn. /r(U gr. Ttinogda F 120 — furzte.
got. flahta flechte gr. nloKag flechte rufs. plot flofs vgl. plotüt
zusammenfügen,
ags. flacor beweglich sl. plazivü schlüpfrig F 376.
ahd. frewju erfreue sl. pravlja verbefsere.
ahd. frewida gr. TtQaoTrjg rufs. pravosti vgl. C 284 — freude,
Sanftmut, biUigkeit
got. gasts lat. hostis sl. gostl F 360 — fremder.
mhd.geste rufs. ugoscü — bewirte.
got. gards gr. x^Q'^^S I^^* hortus sl. gradu F 520 — haus, hof.
a\in. gerdi sl. grazdl — bürde,
ahd. gartäri sl. gradari — gärtner.
DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE 181
ahd. ffrab sl. grobü C 179 — grab.
ahd. gans lat. anser sl. gast F 68 — gans.
got. gazdi lat. hasta F 70 — speer, Stachel.
ahd. gartjan anstacheln lat. hostire schlagen.
altn. gamir gedärme gr. x^Q^V ^^^^ 1^^* haru- eingeweide F 69.
ahd. gaUa gr. xo^ F 359 — galle.
ahd. gansu erbleiche sl. ugasna erlösche.
ahd. ^em^ wut gr. XQ^f^V geknirsch sl. gromü donner F 361.
got. gramja erzürne rufs. gromlju zerstöre.
ahd. gremiza zorn gr. xQOfictdog geknirsch rufs. gramozd gewirr.
ahd. gram erzürnt rufs. gromkij schallend.
^lin.gladr freundlich sl. zladüku glatt F 522.
altn.^fei:? erfreue rufs. glazu glätte.
ahd. intgtUu sl. zlada F 520 — entgelte.
ahd. giigat sl. godlnü — passend.
ahd. bigatöm treffe an sl. goditi zutreffen.
ahd. halöm gr. xaXito lat. cdo F 33 — rufe.
ags. hafer gr. xdftgog lat. caper F347 — bock, eher.
ahd. halam gr. ytaXafxog lat culmus sl. slama F 39 — halm.
got. hafja hebe laL capto fafse F 32.
ahd. hefi erhebung lat capto ergreife.
altn. hefill lat captdus — - fangseil.
aiiu, Mfugr schwer lat. capax geräumig.
altn. Aap/r lat. captus — gefangen.
ahd. haft gefangenschaft lat. captio gefangennähme.
ahd. heftu fefsele lat capto fange.
got haUus fels lat. calltis harte rinde edlere hart sein C 144.
ahd. hahsa lat. coxa F 29 — gelenk.
altn. /Mimarr fels gr. anfiwv ambofs sl. kämmt stein F 2.
got. hana hahn gr. xava^u) töne lat. cano singe F 30.
altn. höfud lat. caput F 347 — haupt
ags. hafela haupt lat. capiUus haupthar.
got harjis beer sl. kara krieg F 514.
ahd. herjöm sl. karaja — führe krieg.
altn. Aarmr gram sl. sramü schäm F 539.
ahd. hermu sl. sranUja^ — beschäme, beschimpfe.
ahd. hermida schmerz sl. sramota schäm.
got hardus streng gr. x^airt;^ stark F 348.
ahd. harto gr. MQta — sehr.
182 DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE
ags. hearfest erndte gr. xagnog frucht lat. carpere erndten F 348,
got. hak lat Collum F 350 — hals.
got. hazja preise altlat. casmen lied F 41.
ahd. hasan glänzend altlat. casnus weifs F 350.
ahd. hasal lat. cartdus F 350 — hasel.
ags. hecefi sl. koza F 512 — ziege.
ags. headhor Schlupfwinkel gr. xorvXrj hOhlung F 30.
s\tn. hanpr gr. ytavvaßig sl. konoplja F 346 — hanf.
ahd. haüa halle gr. Ttalia hütte F 39.
altn. högg sl. kova lat. cMo F 351 — haue, schmiede.
altn. Aem hemme gr. xafivw ermüde F 33.
ags. headhu kämpf gr. xorog hafs F 29.
ahd. hag zäun gr. ycdxalov ringmauer F 28.
got. hlatha lade sl. klada^ lege S 41.
ags. hlanc gr. xoloaaog lat. cracens F 48 — schlank, mager.
got. hlahja lache gr. xXd^w schreie lat clango klinge sl. krakaja
krächze F 48.
dlin.hark lärm gr. ugayog geschrei F 48.
got hlaf gr. ytiiiloq>a C 138 F 353 — habe gestohlen,
ahd. hnaph sl. kotwbü F 514 — napf.
ags. hragra reiher gr. xoQxogag ein vogel F 35.
ahd. hraban gr. noQa^ lat corvus C 153 — rabe.
ahd. huaz lat. quod F 29 — was.
got. hvathar gr. Tvoregog umbr. puturu lat uter sl. kotaryi —
welcher von zweien,
got. hvan lat. quan-do — wann,
got jah sl. ja, a F 537 — und, aber,
got kara sl. gorje S 41 — kummer.
ahd. karag traurig sl. gorikü bitter.
dlin.kOgull (ingergelenk gr. yoyygog knorren am bäum,
ahd. kegil kegel gr. yoyyvXog rund F 356.
alts. kaflös gr. yafignjXai F 58 — kiefern.
altn. kellir lat gaUa — heim,
altn. kaf gr. ^aip F 58 — hohe see.
ahd. kcdo rufs. golyi — nackt,
got. kalds kalt sl. golotu eis F 62.
ahd. gikewju rufe gr. yoaw wehklage rufs. govofjn spreche F 64.
got kalbö sl. Are 6^ F 61 — junges tier.
ahd. kallöm lat. garrio sl. glagolja F 356 — spreche.
DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE 183
aliü.kaU ruf sl glagolu wort
ahd. krewju kratze gr. ygdw nage.
ahd. krach schall gr. rogyii schrecken einjagendes ungetüm sl.
groza schreck F 60.
altn. klökkr traurig gr. yogyog drohend rufs. groznyl schrecklich,
altn. Ärran^ lat. gracilis — schwach, dünn,
ahd. kregüöm lat. gracillo sl. gfraca F 358 — schwatze, gackere,
ahd. kregil geschwätzig lat. gracnlus dohle.
ahd. quappa quappe sl. zaba frosch.
ags. lagii meer gr. laxxog pfütze lat. lacus see sl. Itüsa sumpf
F 390.
ahd. lafpu gr. lanTw lat. lambo ¥ 392 — lecke, schlürfe,
got. lagja sl. loia F 539 — lege,
got. lageins legung rufs. polozenije läge,
ahd. urUig fatum, parca gr. laxog lofs, Schicksal,
got. laggs lat. longus F 391 — lang,
ahd. lango lat. longe — lange,
ahd. lengju gr. loyyd^u) — zögere,
ahd. kmju sl. lomljq F 540 — breche,
got. lasivs sl. lozi S 39 — schwach, mager,
got. lots lat. lassus F 391 — matt,
got. las gr. XiXoya C 366 — sammelte,
got. lata sl. laja^ F 167. 393 — belle, schimpfe,
altn. (osr gr. laa&rj — lästerung.
altn. tom gr. lacx^alvu) — lästere.
ahd. lastaröm lat. kuro — schelte,
ahd. lendl lat. lumbus F 392 — lende.
got mag sl. moga^ F 144 — kann,
got. fnahts mächtig lat mactus herlicli F 372.
got. malus sl. mosn F 534 — macht,
ags. mäcg sl. mazi ¥ 534 — mann,
got. manags sl. mnogu ¥ 535 — viel,
got managja sl. mnoz({ — vermehre,
ahd. mangju fehle lat mancus unvollständig F 382.
ahd. magar lat macer — mager,
ahd. magari lat. maceries — magerkeit
got. mala gr. fdvklw lat molo sl. molja ¥ 536 — male,
got mald sl. moU ¥ 536 — motte,
altn. mallr schlaff sl. mladu jung, zart
184 DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE
got. maltja gr. ä^aXduvw F 150 — schmelze.
got. malsks tOricht lat. murais Feigling F 151.
gol. man glaube gr. /.le/nova gedenke F 146. 147.
ahd. man&m lat. moneo rufs. tnanü — ermahne, locke.
ahd. menni gr. ^avvog lat. monile sl. monisto — amulet.
ahd. malha tasche gr. jualayag sack F 149.
got. mais lat. magis F 144 — mehr.
got. marei lat. mare sl. morje F 384 — meer.
altn. mörkvi sl. mraku S 42 — fmsternis.
ahd. marg sl. mozgu F 151 — mark.
got. marka lat. margo F 149 — grenze.
got. maMja spreche lat. monstro zeige F 147.
ahd. maro gr. fiavgog F 384 — schwach, weich.
got. matja efse lat. mando kaue M 411.
got. nahts gr. vv^ lat. nox sl. fiosti F 112. 370 — nacht.
got. andanahti abend lat. trinoctium drei nachte F 370.
got. namö gr. ovofta umbr. nume F 112. 529 — name.
got. namnja gr. ovofiaivu) — nenne.
ahd. nabalo gr. o^(paXoc, lat. umbüicus F 1 1 1 — nabel.
ahd. nasa sl. nosu F 112 — nase.
got. naqaths lat. nMus sl. nagu F 107 — nackt.
got. tiaqadei rufs. nagota — nacktheit.
got. nam sl. navl F 529 — leiche.
got. ganah habe genug gr. hrjvoxa habe erworben vgl. lat.
nancio F 107.
ahd. nagu nage gr. vvaaw bohre vgl. sl. nosi mefser F 107.
ahd. nagal gr. oVt;^ lat. ungula sl. »to^ufi F 108 — kralle^
klaue,
ahd. nacho gr. vavg lat. ftat;is F 112 — schifT.
got. rathjö lat. ratio F 388 — rechnung.
ags. redhe lat. ro/w« F 14 — richtig, giltig.
ahd. rad lat. rota F 164 — rad.
ahd. rahhom gr. Idaxo) 'elaxov lat. fofuor rufs. prorocaju F 14
— erzähle, verkünde,
ahd. rahha erzählung sl. recl rede,
ahd. refsju schelte lat. rapso zerre,
got. sa gr. 6 alllat. so- F 192 — der.
got. sama gr. oftog sl. samu F 195 — derselbe,
ahd. saman gr. of/ia — zugleich.
DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE 185
got. samath gr. ofioae — nach demselben orte hin.
got. saia gr. oaw sl. seja F 403 — säe, siebe.
alln. satidr gr. ipdfta^og C 686 — sand.
altn. sannr würklich gr. oyj- seiend F 194.
abd. sagem sage sl. socfi zeige F 400.
ahd. sago dictor sl. sokU ankläger F 546.
abd. salaha lat. salix F 402 — weide.
got. sakan streiten ]at. sagax scharf F 403.
abd. intseffU gr. aoq)i^of4ai lat. sapio F 402 — verstehe, bin
verständig,
ags. seaU salzig sl. sladüku süfs — würzig,
got. saUa sl. slazda — würze,
got. saths lat. sat satis satur F 401 — satt,
abd. seti lat. sattes F 401 — Sattheit,
ahd. satlön lat. satiare — sättigen.
ahd, salo scbmuzig lat. saliva schleim rufs. salo Wagenschmiere,
ahd. salawjan beschmuzen rufs. salitl einschmieren,
abd. sahs mefser lat. saocum stein rufs. sosnik pflugmefser
F 401.
got. satja sl. sazda F 193 — setze,
altn. sa^ haus lat. solum boden F 402.
got. skadiis schatten gr. aiiotog finsternis C 168.
got. skadvja gr. cxotoio axoti^u) — beschatte, verdunkele,
got. skalja gr. x^^^^ l^^« <^^ sl. skala F 408 — stein,
altn. skälm gr. axdl/Arj F 408 — schwert.
ahd. scalmo lat. calamitas F 408 — verderben,
abd. scarf scharf gr. OKogniog scorpion F 205.
alin,skakkr hinkend gr. axa^tü hinke F 199.
altn. skaga vorspringen sl. skdea springe F 199.
ahn. skagi vorsprung sl. skokii tanz F 199.
alts. skap gr. axdfpog F 406 — gefäfs.
ahd. scawöm gr. noiw lat caveo sl. h^'a F 207 — merke auf.
got. uS'Skavs vorsichtig gr. d'vo-axoog opferbeschauer F 207.
ahd. scouwida beschauung rufs. cuvstvo geftthl.
got. skaba gr. axdrttio lat. scabo sl. kopaja F 405 — schabe,
kratze,
ahd. irscabarön zerkratzen lat. scabratus aufgeritzt,
abd. scarll gr. xagatg — das schneiden,
got. skalls pecunia sl. skotü pecus.
186 DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE
ags. scräf lat scrobs F 409 — grübe.
ags. scralletlan schrillen gr. yteXagv^eiv rauschen F 409.
ahd. spato gr. andd-rj — spatel.
ahd. spar gr. anaqvoq lat. parum sl. sporu F 413 — spärlich.
got. sparva sperling gr. navQog lat. parvus klein.
ahd. spamt lat. spont- F 413 — lockung, antrieb.
d\\^. sprengju lat. spargo C 275 — streue.
ahd. howespranga sl. pra^a — heuschrecke.
ahd. stand lat. Status rufs. stat — stand.
ahd. stat gr. ataaiQ lat. statio sl. sra(e F 212 — statte, stand.
dAin, stadr gr. ataTog lat. s/a/us F 212 — gestellt, stehend.
altn. $M^t;a lat. statuere — stützen, festsetzen.
mhd, stÖHwe sl. stavlja F 551 — mache stehen.
got. stana urteil sl. stava bestand rufs^ u-stav gesetz vgl. F 551.
ahd. stapf sl. stopa F 550 — tritt.
alts. stapu sl. stapaja^ F 550 — schreite.
ahd. stamphöm zerstofse gr. OToßa^w beschimpfe C 212.
ahd. Star steif sl. starU alt F 211.
ahd. stanga Stange gr. atoxog pfähl F 209.
ahd. starn lat. stnmus F 410 — staar.
ahd. stanc gestank gr. Tayyog das ranzigwerden F 409.
ühA. strewju gr. azoQvvfii lat. struo sl. ^^o/a F 411 — breite
aus, ordne,
ahd. strewi streu lat. strues häufe rufs. strol reihe,
ahd. srran^ gr. OTQayyalrj vgl. lat. stranguldre F 411 — strick,
ahd. strengt rufs. «/ro^iJ — streng,
ahd. Strengida kraft rufs. strogosti härte,
ahd. s{(ZN^o schlänge sl. s/a^ru krumm S 39.
ahd. slaff sl. sMu F 552 — schlaff,
ahd. slaffem rufs. slaheju — erschlaffe,
ahd. siaffida sl. slabota F 552 — Schlaffheit,
got. svarts lat. snre^ F 417 — schwarz, dunkel,
ahd. snarzem lat. sordeo F 417 — werde schwarz.
d\id, suarzi lat. sor(2^s F 417 — schwärze, schmuz.
mhd. 5U7a/ gr. oalog lat. salus F 417 — seh wall, meereswogen.
ags. svani rede sl. chvah lob, dank,
ags. sverian sprechen sl. chtmliti loben F 220.
ahd. suano schwan lat. sonäre tönen C 140.
got. tamja gr. dafiau) lat. domo F 87 — bändige.
DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE 187
altn. fa/h speise, opfer gr. daTtavrj aufwand lat. dapinare auf-
tischen F 92.
got. tagr gr. öaxgv lat. lacruma F 366 — trähne.
got. tagrja gr. damgitt} — weine.
got tahja zerreifse gr. ömvia beifse F 85 vgl. nhd. zankm,
ahd. zand gr. odovT- F 87 — zahn,
ahd. za sl. do F 526 — zu.
ahd. zerju zerre gr. dalQw prügele,
ahd. gizart gezerrt gr. daqToq geschunden,
got. thaha lat. taceo F 73 — schweige,
got thanja gr. Tiralvu) F 76 — dehne aus.
gpt. thata gr. rö lat. istud sl. fo F 73 — das.
got. thana gr. tov lat tstum — den.
got than lat. tum — dann,
got. thagkja denke lat tongeo weifs F 363.
ahd. ardmkida erfindung lat. tongitio kenntnis.
got. tharbs sl. trebU F 524 — nötig,
ags. thearf sl. treba F 524 — erfordernis.
ahd. derbi gr. xQoq^ig F 364 — fest, derb,
ags. thearm gr. zgafug F 364 — dann,
ahd. darr/M gr. Tagaotj lat rorr«o F 364 — dörre,
ahd. gidart lat. tostus — gedörrt
ahd. darra gr. xaqaia F 364 — darre,
ahd. dempfu mache ersticken sl. toplja erhitze vgl. F 77.
ahd. deecha lat toga F 209 — bedeck ung.
ahd. bidecchü lat. togatus — bekleidet,
nhd. dtdkel lat. tog^la — bedeckung.
altn. thrtf gr. tgortig lat trabs F 365 — balken.
ags. thrah gr. rgoxog C 195 — lauf,
got thragja gr. iqoxI^m — laufe,
altn. I^^n^ gr. tagaaao) lat torqueo F 363 — dränge,
altn. fAr^n^ gr. ragaxij — Verwirrung, gedränge.
altn. /^^8/r lat. turdus F 363 — drossel.
alts. mödrthraca kummer gr. rdgßog angst F 79.
got. vaia gr. aio sl. veja F 187 — wehe,
got vagja gr. oxeio sl. vozda ¥ 542 — bewege, führe, trage,
ahd. uuagdm gr. oxdofiai, — werde bewegt.
ahd. uuagan gr. oxog sl. vozü — fuhrwerk,
ahd. ^ttitioAii erwähne lat. voco rufe F 176.
188 DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE
ahd. uuahs sl. vosku F 544 — wachs.
got. vahsja gr. av^dvojLiaL F 23 — wachse.
got. m-vakts gr. av^ig — Wachstum.
ahd. uuanc stürz gr. ayi^ bruch F 177.
dhd.utienkju bringe zu fall gr. äyvvfii breche F 177.
ahd. uuanköm wackele lat. vagor schweife umher F 177.
ahd. uuankal lat. vagiilm F 177 — unstät.
mM.wegele lat. vacillo vgl. F 178 — wackele.
ahd. uuafsa sl. vosa F 396 — wespe.
got. vatö sl. mda F 542 — wafser.
ahd. uuazar gr. vöuq F 24 — wafser.
ags. vade lat. vado F 396 — gehe.
ags. väd lat. vadum F 396 — fürt.
got. vadi pfand lat. vadimonium bttrgschaft F 396.
a\in. vedja ich wette lat. vador fordere bttrgschaft F 396.
got. valja gr. ßovXofiai lat. volo sl. volja F 183 — erwähle,
beschliefse.
ahd. uuala gr. ßovXri — beschlufs.
ahd. uueli sl. volja — beschlufs.
got. valvja gr. aXio) aloato lat. volvo sl. valja F 543 — wälze,
ahd. hi-uualgöm sl. vfoca — wälze.
ahd. tmal niederlage gr. okkv^i ovliog bke&gog verderben,
got. valda sl. vlad^ F 544 — hersche.
altn. valderi sl. vladarl — herscher.
ahd. Waldung eigenname sl. vladyka herscher Schmidt Voc. i 82.
got. vars aufmerksam gr. ovgog Wächter F 181.
ahd. bi'Uuaröm sehe mich vor gr. ogaw sehe,
ahd. uueri waffe gr. äog seh wert F 181. '
a\in,vör meer gr. ovqov urin lat. lirina F 188.
ahd. nuarm warm sl. varu wärme F 542.
ahd. uuartju sl. vrezda F 543 — verletze.
ags. vläc flucht sl. vhga feuchtigkeit F 544.
got. vrakja verfolge gr. ogyi^io erzUrne lat. urgeo bedränge
F 183.
got. vraka Verfolgung gr. ogyi^ zorn.
got. vraks sl. vragü F 543 — feind.
got. vrakja sl. vrazda — feindschaft.
DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE 189
Ich lafse nun die mir bekannten fölle folgen, die von dieser
norm abweichen.
Voranzustellen sind wiederum diejenigen f^Ue, wo diese ab-
weichung aus jüngeren lautgesetzen erklärt werden kann, so
ist 1. die vocallänge im griech. wiiog neben afiian) lat. umems
got. amsa, sowie in x^^ neben gans gast anser offenbar nur
ersatz für das ausgefallene s, und ganz ähnlich erklären sich
durch den ausfall eines nasals, worüber Schmidt, Vocalismus
I, 98 — 128 zu vergleichen ist, die langen vocale in nriYvvfxi
neben pango fangu, in xwxbvm neben condor hangju, in xü)q)6g
und cäpm neben got. hamfs (F 409), in ßXcD&Qog (neben brant
ags. hoch F 133), vielleicht auch in nrjvog pänus neben pann%is
opona fana aus pänos. 2. ist griechisches rj w wol erst durch ein-
wtirkung des benachbarten ^ aus a o hervorgegangen in oiga
neben ahd. uuara (F 181), in fiäXvg neben got. malvjan (F 384)
und in rjiXiog falls es überhaupt zu got. sanil lat. söl (F 197.
403 C 401) gehört. 3. ist das griech. e in oxeQaq>og neben
altn. skrap geschwätz F 205 wol nur hilfsvocal; und sollte es
nicht vielleicht in äed'kov neben vadi vadimonium ebenso auf-
zufafsen sein, wie Curtius es früher in äi^cj annahm (2 aufl.
s. 344)? das rj in gr. vrjaaa entspricht nicht dem a in ahd.
anut sondern gehört der ableitungssilbe an: ui*spr. avrjtia C 317.
4. ist das lat. e nur in folge des älteren accentgesetzes für a
eingetreten in absem ^aesens etc. neben sannr ovr-, in frugi-
fer opifer usw. neben unbert (pOQog, in memini neben man
fiifiova, in prehendi neben gat (altn. ich nahm F 358), in verti
für veverti neben got. varth (F 183), in velli für vevelli neben
got. valv (M 499). 5. erklären sich lat. v^i sSdi legi Mi por-
rSci neben got. qam sal las at mhd. rac durch ersatzdehnung
für ausgefallene Wurzelsilbe. 6. ist im got. faifah neben pegi
der lange vocal wegen der früher vorhandenen doppelconsonanz
(feng) gekürzt worden. 7. könnte in sl. jaje neben ahd. ei
(F 344) das ja sich ebenso aus e entwickelt haben wie in den
oben erwähnten jami jasti.
in allen übrigen fallen aber, wo die Ursachen eines laut-
überganges nicht erkennbar vorliegen, mufs ursprüngliche Ver-
schiedenheit der Wortbildung angenommen werden, sei es nun
dafs beide vorliegende formen ursprünglich mit verschiedener
bedeutung neben einander bestanden, oder dafs die eine von
190 DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE
ihnen überhaupt erst in dieser oder jener einzelsprache neu
gebildet wurde.
Am deutlichsten ist das an einer reihe von verben, in denen
das deutsche a einem e oder ä e ö der verwandten sprachen
scheinbar gegenübersteht, die aber, obgleich sie in den ver-
schiedenen sprachen gleiche bedeutung haben, sich doch wol
nicht unmittelbar entsprechen werden, weil das eine ein wurzel-
verb, das andere ein auf aja abgeleitetes ist: ahd. dakfu gr.
areya) lat. tego F 209 — got. vasfa gr. evvvfu F 185 — ahd.
sagem gr. IviTtu) lat. inseco F 400 — got. hramja gr. x^e/ucry-
vvfii C \bb — ahd. stalju gr. öxelha F 212 — got. himamfja
gr. fiifiq>ofiat F 388 — altn. kala lat. gelare F 62 — got
hatja gr. xrjdcj M 408. an und für sich wäre es ja gar nicht
unwahrscheinlich, dafs diese verba sich in der einen oder der
anderen spräche in eine ihnen ursprünglich nicht zukommende
conjugationsklasse verirrt hätten, das ist ja ein häufig vorkom-
mender fall, hier aber müste man aufserdem noch annehmen«
dafs das e oder ä der verwandten sprachen ohne eine ersicht-
liche veranlafsung aus dem im deutschen vorliegenden a ent-
standen sei. da ist denn doch der schlufs geboten, dafs hier
ursprünglich verschiedene Wortbildung vorliege, und dafs zb.
bimampja erst aus dem nominalstamm gr. fio^tpri gebildet sei.
neben den oben mit got. thragja thanja ahd. stamphöm rahhöm
strmuju verglichenen gr. tqoxI^cj TiTalvcj atoßdJ^w sl. stroja
lat. strtio haben wir in denselben sprachen rgex^ teiva) atijtißop
reka sttra (F 411) lat stemo und daher kann lat tendo nicht
verglichen werden.
Nicht anders ist der fall, wenn in beiden sprachen nur ein
abgeleitetes verbum vorliegt, mögen nun beide verschiedenen
ableitungsvocal haben, wie ahd. uuaröm lat vereor F 181 —
altn. skrept lat. crepo sl. skripaja F 205 — altn. kalla gr. yrjQvu^
¥ 59, oder denselben, wie ahd. berju lat ferio F 380 —
ahd. suebju lat söpio F 219 — - mhd. verderbe rufs. iz-treblju
(vernichte) — alts. hlamön lat ddmo F 353. denn auch inner-
halb ein und derselben spräche liegen solche bildungen in reich-
licher menge neben einander, ohne dafs man die eine aus der
anderen blofs durch phonetische Umbildung entstanden denken
dürfte; so zb. ahd. stellan (staUa) coUocare, und ahd. stitt4»
(stilta) sedare.
DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE 191
Aber auch da, wo sich zwei warzelhaft gebildete verba iu
dieser weise gegenüberstehen, ist kein Übergang aus a in e an-
zunehmen nötig, ich kenne folgende vier fälle: got. graba sl.
pogreba F 521 — got. fara sl. pera F 530 — got. draga sl.
druza F 89. 99 — ahd. nagii sl. niza F 107. offenbar ist hier
das eigentliche wurzelverbum im deutschen durch ein gleich-
bedeutendes denominativum aus dem gebrauch verdrängt worden,
aus dem wurzelverb (pogrebaj ward zuerst das nomen ahd. grab
sl. gropU auf dieselbe weise gebildet, wie aus drigkan das neutr.
dragk; aus diesem erst das deutsche verbum graba gröf, durch
welches das alte wurzelverbum verdrängt ward, für das höhere
aher des nominalstammes spricht auch das littauische graba$
(sarg), eine spur des verlorenen wurzelverbs liegt noch vor in
ahd. greift, das sich zu gribu genau so verhält, wie brüht zu
brihhu, scurt zu scim. — aus dem alten verbalstamni per der
aufser in sl. pera auch in gr. ntgaiü nelga ntiQaoi lat. peritus
periculnm experior (C 272) got. fairina (M 543) vorliegt, mufs
zuerst das nomen fara (ags. farn altn. för mhd. varj gr. nogog
auf dieselbe weise gebildet worden sein, wie vraka aus vrikan.
aus diesem nominalstamm kann erst das neue verbum fara för
hergeleitet sein, das in den verwandten sprachen in dieser form
nicht begegnet, direct aus dem alten wurzelverb ist ahd. fnri
(vadum) gebildet und got. gafanrds (Versammlung) wie gataurths
aus tairan. — ebenso mufs es sich wol mit nagan und dragan
verhalten; auch hier weisen ahd. trog (alveus) und /n« (/t'/i (alveo-
lus) noch auf das dem sl. druzati entsprechende dregan zurück.
— den umgekehrten fall haben wir in bace böc (ags.) neben gr.
fpciyu) F 133. — aus graban dragan faran nagan kann man
ersehen, dafs nicht nur die reduplicierenden (althan saltan gastal-
dan falthan; scaltan halzan; halsen ua.) sondern auch die einfach
ablautenden deutschen verba mit a im präsens zum teil deuomi-
nativa sind.
Bei den mir bekannten nominalstämmen, die in betreff ihres
wurzelvocals a von den entsprechenden worten der verwandten
sprachen differieren ohne dafs jüngere lautgeselze die abweichung
hervorgebracht zu haben scheinen, stelle ich wiederum diejenigen
voran, die eine möglichst sinnlich anschauliche Vorstellung be-
zeichnen, da es bei diesen am einleuchtendsten ist, dafs die
zweierlei wurzelvocale ursprünglich zur bezeichnung sachlicher
192 DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE
unterschiede dienen konnten, erstens tiernamen: ahd. uuafsa
lat. vespa; altn. Öglir gr. eyx^lvg sLjegulja; ahd. albiz sl. kbedi
F 509; woran sich noch ahd. et gr. uiiov lat. Ovum schliefsen
mag. sodann pflanzennamen : ahd. araweiz gr. igißiv&og (neben
OQoßog) lat. ervum F 341; ahd. salaha gr. ilUij; ahd. ose sl.
ja$ika esche F 510; ahd. aphol sl. jabluko F 509; neben sl.
olcha (alid. eftra^ findet sich dort selbst das gleichbedeutende
jelicha. ferner körpeileile: ahd. nasa lat. näms; ahn. nasor lat.
näres F 112; ahd. gaUa lat. /e/ sl. £/ucf; got. aUina gr. dlirt];
ahd. 2an(2 lat. (/ens; ahd. /eneit' sl. l^vija, bei diesen letzteren
konnte namentlich die Unterscheidung menschlicher körperteile
Ton denen der tiere in betracht kommen ; sie erscheint einfachen
naturvOlkern sehr wesentlich, andere substantiva: altn. skagi
gr. ytrjyUg; got. flahta gr. nleycrrj; got. namö sl. iiwf ^; ahd.
deccha gr. atiyr^; ahd. rfacÄ gr. ateyog sl. osre^u F 209. 410;
ahd. hanthaba gr. y.wTtrj F 32; got. Äras lal. vds- F 357; altn.
iuara gr. r£r(»a lat. 7i€rt;m F 214; ahd. ala sl. igla F 507; altn,
sa^r sl. selo F 547; got. saliihva sl. se/{Yt;o F 547 (entlehnt?);
got. asans sl. yesenu F 510; ahd. hadara gr. xivtQov lat. cento
F 31; alts. lag lat. /e^ F 393; got. land sh /frfina F 539;
ags. stäfn lat. $(?)>$ sl. stepeni F 550; ags. scearn sl. sibräna
F 549; got. thraßt- gr. tigipig ¥ 79; altn. möndnll sl. «i^(a
F 145; altn. /dr^r gr. XivcrQOv, adjectiva und adverbia: ahd.
Star gr. ategeog; got. Ira^(/5 ht gelidm; ahd. taphar gr. x^ißgog ;
ahd. ampher gr. witidg; ahd. a/ar sl. j^dru- F 509; altn. snarpr
gr. viogoifj F 412; ags. aw^e gr. ^yyiJg F 4. schliefslich das
praefix got. fra- lat. />«'-. das got. Ävas ist mit ahd. Auer gr.
T/^ lat. qnis ebensowenig etymologisch identisch wie lat. quid
mit quod.
III. Deutsches 6.
Dem deutschen ö entspricht in folgenden worten ein grie-
chisches ä t] io lateinisches ä ^ 6 slawisches a o. jüngerer laut-
wandel besteht im ahd. uo; in den altn. und ags. umlauten ce
und ^; in der dehnung des slawischen a zu e in syllaba pura.
* lat. 'gnömen kann nicht dazu gehören ; es ist das sl. zname^ (kenn-
zeichen).
DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE 193
altn. dk gr. ijx^ '^^* ^9^ F 3 — ich fuhr, ich trieb.
altn. öss lat. ös ¥ 20 — mund, mündung.
ags. böc gr. g)riy6g lat. fägus F 381 — buche.
altn. bögr gr. Ttrjxvg F 138 — arm.
got. bröthar gr. q>QccTriQ lat. fräter sl. bratrü F 142 — bruder.
got. blöma lat. flös F 381 — blume.
ahd. tuom gr. tI&tj/ai sl. deja F 100 — setze, mache.
ags. dorn Satzung gr. ava^^a Stiftung.
ags. dema richter gr. BvSi]f.nav in Ordnung haltend F 101.
got. gadöbs sl. iobU F 528 — passend, tüchtig.
got. fön feuer gr. nävoq fackel F 122.
ahd. fuogi lat. päx F 371 — Vereinigung.
ahd. fuogju gr. Ttrjaaa) lat. pdco — verbinde, vereine.
ahd. gifuogida gr. nrj^ig lat. päcatio r^ Vereinigung, befestigung.
ahd. gifuogi tüchtig gr. nrjyog fest.
got. fötus fufs gr. Ttrjdov unteres ende des ruders F 123.
ahd. fuora führe, tracht gr. TtriQa reisesack.
ahd. fuotar lat. pdbnlum — futter.
ahd. fnotarju lat. päbuio — füttere.
ags. flöve gr. TtXafCj sl. plova F 130 — schwimme, fliefse.
got. flödm gr. nhrjd^vg F 377 — flut, fülle.
altn. /TcBr/t gr. nXrj&vo) — ströme über.
ahd. fluodar gr. nXrj&üiQrj ^- flut, fülle.
ahd. fluoh gr. nlrjyT^ lat. pläga F 376 — lästerung, Verletzung.
ahd. fluohhöm flnohhu gr. nhqaaw lat pUgo — lästere, verletze.
ahd. fruo gr. nQwt C 285 — früh.
ahd. frtioi gr. nquita — morgenstunde.
ags. frecen gr. ngayfia — mühe, gefahr.
got. göds gut sl. godi adv. angenehm.
got. gaigröt weinte gr. x^xiläda rauschte.
ahd. gruoju blühe rufs. zriju werde reif.
ahd. gnioni das grünen rufs. zrijanije das reifwerden.
ahd. gluoju glühe sl. greja erwärme.
got. höf ich hob lat. cepi ich.fafste F 32.
ahd. knof sl. kopyto S'52 — huf.
got. höha pflüg gr. mcwurj spitze M 239.
ahd. huohöm verspotte gr. xrjKa^cj schmähe.
got. hölö betrüge gr. xriliu bezaubere lat. cSlo verheimliche
F 351.
Z. f. D. A. neue folge VI. 13
194 DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE
ags. hol verleumduDg gr. ytrjlov pestgeschofs des Apollo.
ahd. hnosto sl. k<üllt F 42 — husten.
alid. huostju rufs. kdslju — huste.
got. hlöh ich lachte gr. yiyihiya ich schrie F 48.
ahd. hruoh dohle rufs. soroka elster.
ags. hröf haus gr. ycQrjTtig fundament.
ahd. hruofida gezänk sl. skrobotU geräusch F 205.
ahd. kuoli die kühle gr. yioXeog Schlupfwinkel des wildes.
got. knöds lat. nätio ¥ 57 — geschlecht.
ahd. einknuodil einzig seiner art lat^ nätälis angeboren.
got. löfa hand sl. lapa tatze S 42.
ahd. muotar gr. fii]Tr]Q lat. tnäter sl. mater F 1 52 — mutter.
ahd. muoma tante sl. mama mutter F 386.
ahd. muodar bauch gr. f^rJTQa gebämiutter.
ahd. muot gr. firJTig — sinn.
ahd. muotdm gr. firjTiaw — beabsichtige.
ahd. ruoba lat. räpa sl. repa F 389 — rübe.
ahd. ruochu sl. raca S 42 — will.
altn. r^a rudern gr. ali-rJQrjg das meer durchrudernd.
ags. rdt sl. radü — froh.
ags. rStan sl. radovati — erfreuen.
ahd. suonju sühne lat. sdno heile.
ahd. suonida friede lat. sänitas gesundheit.
ahd. suocho forscher lat. sägus zukunftskundig F 403.
ahd. «MOÄi gr. '^dvg lat. mdvis F 221 — süfs.
ahd. suozju gr. ijdo) lat. suddeo — mache angenehm.
ahd. suozida gr. rjdvrrjg lat suävüas — süfsigkeit.
got. sköf lat. scdbi F 405 — schabte.
ags. spöve sl. spejq F 551 — habe erfolg.
got. stöls stuhl gr. arijXi] säule sl. stolü tisch F 550.
ahd. stuot sl. stado F 550 — heerde.
ahd. muobili kleine fefsel sl. snopu band F 551.
alts. thuo gr. rij sl. (o — da.
ags. vöd lat. vdsi ¥ 396 — gieng.
Abweichungen sind selten, jüngerer lautwandel ist wol in
der Verkürzung des gr. €aHaq>a neben got. scöf lat. scdbi und
griechischen perfecten wie xixQccya nenQÖya usw. anzunehmen,
im slaw. ist die Verkürzung jedes A zu a, jedes d zu o voll-
kommen durchgedrungen, in den deutschen pluralformen tuom^s
DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE 195
usw. neben ri&e/iev liegt wol grammatische formübertragung vor.
in lat. pluo neben flöve nkdoj ist die kürze des vocals schwer-
lich ursprünglich.
Die übrigen fölle, wo den verwandten sprachen die ent-
sprechende wortform mit langem wurzelvocal abgeht, sind 1. sub'
stantiva: ahd. ruoba gr. ^drcvg; ahd. tnuoma gr. fidfAfirj lat.
mamma sl. mama mutter, tante F 386; ahd. tuolla grübe gr.
&olla tiefbau F 369. 2. adjectiva: ahd. gruoni gr. j^Aoayo^
grün vgl. C 202; ahd. uuuosti lat. vastus öde F 398. 3. verba:
got. födja gr. not io^at sl. pitaja ernähre F 115; got. sökja
suche lat sagio spüre; ahd. gruoju gr. xkoau) ergrüne; ahd.
uuuostju lat. vasto verwüste.
IUI. Deutsches o.
Dem deutschen o entspricht in folgenden worten ein griechi-
sches € lateinisches e slawisches e oder ü. nicht in betracht
kommender jüngerer lautwandel besteht in der Schwächung des
deutschen o zu u, in der dehnung dieses u zu ü, und in den
altn. ags. mhd. umlauten y, ü. im gr. laL sl. treten dieselben
erscheinungen ein, die bereits unter nr i erwähnt wurden,
got. -MÄ gr. -T€ lat. -que F 27 — und, auch,
got. iin- lat. in- sl. ne- F 7 — un-.
got. US gr. i^ lat. ex sl. izü C 387 — aus.
ahd. unc gr. ^x'^g F 5 — schlänge,
got. undarö lat. infra F 7 — unten,
ahd. daz undera lat. inferum — das untere,
ahd. nniarör lat. inferior — niedriger,
got. unti denn lat. inde daher,
ahd. bora- lat. fere F 633 — sehr,
ahd. 'boro lat. -fer F 135 — träger,
got. baurans sl. biranU — getragen, genommen,
got. baurgans sl. brezenü — geschützt, behütet,
ahd. botaha gr. q)idavcvrj lat. fide'lia F 134 — fafs.
nhd. brunze urin sl. brunije kot.
got. dulgs sl. dlugü F 528 — schuld,
ags. gedolfen sl. dlubenü F 528 — gegraben.
ags. dün gr. ^iv F 98 — düne.
13*
196 DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE
got. fuUs sl. plunü F 373 — voll.
got. fullja sl. na-plu7ija F 531 — erfülle.
ahd. fullida sl. plunota F 373 — fülle.
ahd. folc sl. pluku C 277 — volk.
got. fruma lat. priwtis F 129 — der erste.
ags. frymd lat prtmüiae — an fang.
ags. fyrmest lat. primütis — zuerst.
altn. /yrrt lat. prior — der frühere.
ahu.fyrr lat. pritis — früher.
ags. fym gr. ftglv — ehemals.
got. faur gr. Ttegl — um willen, in betreff.
ahd. füst sl. p^sti F 124 — faust.
ahd. forhana forelle gr. Ttegxvög barsch lat. perca barsch F 120.
ahd. giflohtan sL pletenü — geflochten.
ahd. giflxäui gr. nXi^ig sl. plesti — das flechten.
got. guma altlat. hemo F 359 — mann.
got. ^th gold sl. ilutu gelb F 520.
got guldans sl. zÜdmu F 520 — bezahlt.
3gs. gryre das grausen gr. xiqaog wüst F 70.
ags. grom kummer gr. x^Q'^^ armut.
got. hund lat cenium sl. sUto F 31 — hundert.
ahd. hugu animus, affectus gr. yuxvg Spannkraft F 28.
2\in. hugnar es gefSillt, ist willkommen gr. xtxav(o treffe F 28.
mhd, hübel hügel gr. xsq>ai.i] köpf.
^\in. Mynr rufs. klen F 516 — ahorn.
got kaum sl. zrüno F 517 — körn.
got. kuni gr. yevog lat. genus F 56 — geschlecht.
got. aljakum lat. alienigenus — aus der fremde.
got. -kunds gr. yevt]%6g lat genitus — gezeugt.
got -qumths lat. -veniio F 58 — kunft
ahd. kümju weine gr. yifxu) bin belastet lat. gemo seufze sl.
zXma presse.
2Mxi,kynd gr. y^veaig — herkunfl, Ursprung,
mhd. kunder geschOpf gr. yeve&lov sprOfsling.
ahd. krumbi krümmung sl. gruha krampf S 38.
got muna meine lat -miniscor erinnere mich sl. minja meine F 146.
got. muns gedanke gr. fiivog sinn.
got. gamunds lat. mentio sl. pa-m^ti — erinnerung, erwflhnuDg.
got. ufarmunnö vergefse sl. po-mJnajq erinnere mich.
DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE 197
got. mutühs muud lat. mentum kinn zs. f. d. phil. 1, 140.
ahd. mulju sl. melja F 536 — zerreibe.
ags. molcen sl. mlüzenü F 385 — gemolken.
altn. myln feuer sl. mlunij blitz S 42.
ags. mord sl. smritl F 150 — tod.
ahd. murdjan rufs. mertviti — tOdten.
abd. noh lat. nee — und nicht.
got. numts numft gr. vifieaig das zuteilen F HO.
ahd. ginuht fülle, genüge sl. nesti tragen F 107.
mhd, pMücke hL brevio F 132 — verkürze, verstümmele.
altn. runnr gr. cqvoq C 349 — schofsling, zweig.
got. saurga besorge sl. strega behüte F 547.
got. sunjis wahrhaft sl. sf seiend F 194.
got. sktUa Schuldner lat. scdio bOsewicht vgl. F 203 und gr.
TtaQcc axilog iftavr^ kommt in die quer,
ahd. scurffu sl. crlplja — schöpfe,
ahd. sporöm rufs. spiraju F 215 — quetsche.
d\in.styn gr. arivta sl. steiya F 210 — seufze,
ahd. siamSm lat. canstemor F 410 — bin bestürzt,
ahd. stumph lat. sUpes F 212 — baumstumpf.
ahd. stumbal stuphila stoppele truncus lat stipula stroh sl. stibto
Stoppel F 212.
ahd. stophöm lat. stipo — mache voll,
ags. styrme rufs. strenUju sjä — bewege mich heftig,
got. iuggö altlat. dmgua sl. jfzyku F 86 — zunge.
got. tunthus lat. dens F 87 — zahn,
got. tulgm dauerhaft gr. ivöeXexrjg fortdauernd sl. dlügu lange
dauernd F 69.
got. t^Jgja kräftige sl. dUiif verlängere,
got. tulgitha Sicherheit sl. dlugota dauer.
alts. tulgo sehr sl. dlügo lange,
got. gatanra rifs sl. dira spalt
ags. tarht hell gr. ädegxtog Mind F 88.
ahd. »crfH helligkeit gr. dig^ig das sehen,
got tkula leide sl. tileja gehe zu gründe,
got. tktdains das leiden rufs. tlenije Untergang.
dM. dutmi lat. tenuis sl. tinikü F 76 — dünn,
did. dona gr. tivog lat tenus sl. teneto strick,
abd. diarri trocken lat. terra 'das trockene*.
198 DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE
ahd. dorrem gr. rigGOf^ac F 80 — werde trocken.
altn. rtwrfcfl lat. tergere F 364 — trocken machen.
got thaurnus sl. trünu F 524 — dorn.
got. thaurban sl. tripeti zs. f. d. phil. 1, 138 — leiden.
alln. thungr schwer sl. t^gu arbeit.
altn. thyngi drücke sl. t^za spanne.
ahd. fardiihida bedrückung sl. t^gota schwere.
ahd. dunköm gr. tiyyo) lat. tingo F 84 — benetze.
ahd. drum gr. tigfia lat. termen F 80 — ziel, grenze.
ahd. toto gr. Terra sl. tetisczo F 523 — Väterchen.
ahd. tota gevatterin sl. teta tante F 523.
ahd. tutto gr. tit&oq F 368 — zitze.
got. vaurms gr. elfiig lat. vermis F 397 — wurm.
got. vaurd IsX. verbum F 396 — wort.
got. gavaurdi lat. proverbium — Sprichwort.
ahd. uuurza gr. ^i^a C 353 — wurzel.
ahd. aruuurzom gr. hcgil^oo) — entwurzele.
got. vaurkja gr. egdio, q^^cj ¥ 182 — mache, würke.
got. vaurhts gr. ^butos F 183 — getan.
ahd. uuurhto gr. ^cxrtjg — täter.
ahd. uuurf gr. ^irtrj — wurf.
ahd. uuurft gr. Qiipig F 397 — das werfen.
ahd. uuorföm gr. ^Ittouj — werfe, werfe weg.
got. vnla sl. vTJa F 182 — walle.
got. vulla gr. ^lov lat. veUus, viüus sl. vluna F 184 — wolle.
got. mlfs sl. vluku F 182 — wolf.
ahd. uuunna wonne lat. venia gnade F 1 80.
Zur erklärung folgender differenzen bieten sich bestimmte
lautgesetze der einzelsprachen dar. 1. ist deutsches o: h manch-
mal erst durch contraction aus va oder ve entstanden; so zb.
in den pronominalformen thus thuk neben dir dih, ebenso in
got. hunds neben skr. qvan; auch got kaur%»s (schwer) nebst
kaurjan kauritha wird so entstanden sein, da gr. ßagvg ßagita
ßaQVTTjg die grundform gvam voraussetzen, die im lat. gravis
gravare gravitas mit metathesis vorliegt C 468 F 60. in diesem
falle kann deutsches o: u mit einem o: u der verwandten spra-
chen zusammentreffen: so in thaurp rvQßrj turba, in thyrpat
tvQßd^eiv (urbare und tkrytn turma zu wurzel tvar C 226;
ebenso in daurös d^igai foras, in dmtr forum dvaru und dauri
DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE 199
föris dvlrl zu wurzel dhvar F 103. 106. 2. kann lat. o: ti in
folgenden Worten, die auf r oder / mit folgendem consonanten
schliefsen, aus e hervorgegangen sein: culmen neben altn. ^o/mi
insel F 349 ; porca neben ahd. furh furche F 372 ; mors neben
ags. mord sl. smrUl tod F 536; poscere für porscere neben ahd.
forscdn fragen F 128; turdda neben mhd. drostel ags. throsle
drossel; porta neben ahd. fürt durchgang; comii neben gol.
kaum gr. x^^ag. * 3. kann griech. lat. ri i in offener silbe
wol durch dehnung aus älterem e ^ hervorgegangen sein : so in
ple-nus gr. 7iXi]v (vollends, tlberdies) neben fulU; ple-nitas neben
fullida; fii^vij'axio neben miniscor muna minja; &Qrj'Vog weh-
klage, neigen ^gi-Ofjtai lafse ertünen, und got. drunjus schall.
4. ist im griech. dolixog neben hdgus dlugu und hdelexvs ^'ol
nicht i, sondern o hilfsvocal; denn die grundform dolxoQ hätte
zur entwickelung eines hilfsvocals gar keine veranlafsung ge-
geben.
In den meisten fällen aber, wo deutsches o: u einem o: u
oder ä e d der verwandten sprachen zu entsprechen scheint,
mufs ursprüngliche Verschiedenheit der Wortbildung angenommen
werden, wobei oft die correspondierenden worte unabhängig
von einander erst in den einzelsprachen entstanden sein mOgen.
so namentlich verba wie: ags. rAfiman lat. /oiuire donnern F 210;
got. gadaursan gr. ^aqoBiv mutig sein F 99; got. thulan gr.
tXfivai lat. ttdo toüo tragen, ertragen F 80; altn. thurka gr.
TQvyo) mache trocken; ahd. hurj%i erhebe gr. q>0Q4w trage; ahd.
bar&m gr. q>aQ6(o lat. farare bohren, pflügen F 135. ebenso
die folgenden aus verben abgeleiteten nomina got. gataurths Zer-
störung gr. SaQOig das abhäuten F 89 ; got. gavaurki gr. ogyiov
gescbäfl; ahd. bmht lat. fradio bruch F 380; got. gabaur gr.
q>6Qog Steuer C 300; got. haurthei gr. (poQtiov bürde F 379;
ahd. 'boro oder -bero gr. -qiogog träger; altn. thurkr gr. tQvyrj
trockenheit F 364; ahd. donar lat. toniim donner F 210; ahd.
dunni gr. tavaog gestreckt F 363; got. smirga sorge sl. slraza
wache F 547; got. kunths gr. yvwtog lat. nötus bekannt; hier
liegt die etymologisch genauer entsprechende bildung in ahd.
irchnäit biknät aber mit der bedeutung gnarus vor. auch folgende
ableitungen aus einfacheren wortstämmen werden nicht un-
> das von Fick s. 34$ verglichene xctQyoy scheint gallisch zu sein.
200 DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE
mittelbar zusammengehOreD : got. vulthrs gr. ßXoavgog wichtig
F 398 ; got. ufjo fülle lat. inopia mangel F 1 1 ; ahd. suntea
Sünde lat. sons schuldig F 401 ; got. viinds gr. aatog beschädigt
F 187; ahd. uuunta äol. aidttj wunde F 187; ahd. hurt lat.
crdtes flechtwerk F 347 ; got. kaumö lat. grdmim kOrncheu F 356 ;
ahd. mufUar munter sl. madru weise F 148. 156; got. fruma
der erste gr. ngofiog der vorderste F 129; ahd. forddro gr.
jtQOtBQog der vordere, frühere.
Alte appellativa, die ursprünglich mit verschigjg^er bedeutung
neben einander bestanden haben mögen, sind: altn. hnmarr gr.
xafÄOQog seekrebs F 347 ^ ; ahd. nnc lat. anguis sl. azi schlänge
F 5; got. vulfs gr. Ivxog lat. lup^is wolf F 182; ahd. folma
gr. ftaXdfif] lat. palma band F 374; altn. kollr glatze sl. glava
köpf S 37; got. thaumus dorn gr. togvog bohreiseu F 524;
ahd. holz wald gr. xXadog zweig sl. klada balken F 514; ahd.
stoc klotz gr. atoxog der aufgerichtete pfähl F 209; alin, solmr
meer gr. al^rj salzwafser F 196; ahd. toto lat lata Väterchen;
got. hund hundert gr. i-xarov einhundert; ahd. umbi gr. aiaqii
lat. amb' sl. obu um F 340; mnli nur ahd. ist wol entlehnt
aus mola (fivlrj), denn es bezeichnet hauptsächlich wafsermühlen
im gegensatz zu quim (han<'mühle) welches letztere wort nicht
nur in den übrigen germanischen sprachen sondern auch im
slaw. allein üblich ist ; got. guUh (gold) ist wol nur mit sl. zlutu
(gelb) unmittelbar zusammenzustellen, nicht mit sl. zlato gr.
XQvaog und lat. bUeus goldgelb F 360. 520. das gold wird
in ältester zeit unter mancherlei tropischen Wendungen lieoannt
worden sein, von denen sich die eine hier, die andere dort ak
appellativ festsetzte; sehr gewöhnlich ist im altn. glöd (glut) für
gold, was gut zu zlato stimmt, auch ahd. hof aula gr. xTJncog
garten lat. campus feld F 347 können nicht zusammengehören;
xi]ftog für sich betrachtet liefse sich mit huoba (landgut) ver*
gleichen; da aber campus die entstehung des i; aus a wahr-
scheinlich macht, kann wol nur altn. haf (die hohe see) hinsu-
gehalten werden.
^ lautlich dem xaiAaqog genau entsprechend, liegt hier das rufs. komar
(mucke) in der bedeutung weit ab; wenn aber der hummer wol vom
drücken, kneifen benannt ist und zu xdfiyoi deutsch hemmen (F 33) gehört,
so könnte auch komar wol eigentlich der bedranger, belästiger sein.
DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE 201
V. Deutsches ä.
Wie man dem sl. e gleichmäfsig unter deutschem e a ö und
0 begegnet, so stehen dem deutschen d (got. ^ ags. w i altn.
uml. cb) in den verwandten sprachen alle diejenigen laute gegen-
über, die sonst dem deutschen e a ö o entsprechen.
Dem deutschen ä entspricht in folgenden Worten griechisches
ä r/ ü) lateinisches ä i d slawisches a o; jüngerer lautwandel ist
derselbe wie unter m.
altn. är rüder gr. 'tJQtjg mit rudern versehen C 345.
ahd. dtum atem gr. aa&fia schwerer atem F 19.
ahd. bläjan blähen lat. flare blasen F 381.
ahd. blät lat. flatus — das blasen.
ahd. bMo lat. flävus F 381 — goldgelb.
altn. bdl feuer gr. g>äk6g bell sl. belu weifs.
mhd. blcBJe lat. bälo sl. blefa F 534 — blöke.
ahd. gitän beschaffen gr. ev-d-rjvog glücklich F 101.
ahd. gitäni beschaffeuheit gr. ev^'rjvla blühender zustand.
ahd. fräo froh gr. nQiävg sanft sl. pravu recht F 130.
ahd. gräo lat. rävus F 361 — grau.
ahd. häd geschwätz gr. xtJtllog geschwätzig F 29.
mm
got. jir jähr mhd. auch frtthling gr. udog jähr sl. jarü frühling
F 160.
ahd. knäju gr. yiyvwaxio lat. ^gnösco sl. ztiaja F 65 — er-
kenne.
ahd. biknät erkannt habend gr. yvanog lat. nötus bekannt.
ahd. urknät gr. yvwaig lat. nötio sl. po-znaii — erkenntnis.
got. m€na gr. i,ii]vr} mond lat. MSna schutzgOttin der menstruation
F 153.
mhd.mät (mädes) gr. äfirjTog — das mähen.
ahd. mädari gr. afitjtrjg — Schnitter.
ags. mced mafs lat. mita ziel.
ahd. mägo gr. fAtjxwv sl. makü F 385 — mohn.
got. nethla nadel gr. vtjtQov Spinnrocken F 371.
altn. bcbIoz glücklich sein lat. söldri trösten F 404.
ahd. sdmi- gr. ij^ut- lat. semi^ F 197 — halb.
ahd. sdmo lat. semen sl. sim^ F 403 — samen.
202 DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE
got. svS gr. q>t'j C 396 — wie.
ahd. Slam stäs stat gr. Xaxripii iariyg iarrjoi * — stehe, stelle,
ahd. sprä sprehe gr. ipäg staar lat. pärus meise F 410.
ahd. uudr lat. verus sl. verinu F 181 — wahr.
In folgenden Worten entspricht deutschem ä ein griech. lat.
slaw. a oder o mit denselben weiteren Veränderungen, wie
unter ii.
ahd. ämi gr. ävev F 339 — ohne,
ahd. ä- gr. av- sl. a F 507 — un-.
ahd. ätumön atmen gr. aad^fiaCo) atme schwer F 19.
ahd. ädara ader, inneres gr. tjtoq herz ijzQov bauch (rj für nnj
lat. Uterus bauch sl. a/rot7a inneres, eingeweide — F 1 9. 508.
ahd. bära die bahre gr. cpoQog getragen,
ahd. häga zank gr. q>3oyyi] schall F 133.
ahd. bäju lat. foveo C 467 — erwärme.
got. fleka lat. plango sl. |?foca F 376 — weine, klage,
ahd. frägem gr. nqucaa) lat. procor sl. pro5o F 128 — frage,
bitte, fordere,
got. grets das weinen mhd. toben; gr. x^^^C^ ^d^* grando sl.
^a<fü hagel F 72.
got. ^^ra weine gr. ;ra>la^eci rausche xa^Xa^co plätschere C 197.
got. hSthjö kammer sl. kaita zeit F 513.
mhd.^^n schimmel gr. yavog glänz sl. zenica pupille.
ahd. läga gr. Xoxog F 393 — hinterhalt.
ahd. lägöm gr. Xoxdu) — bereite nachstellungen.
ags. mäve gr. aficrcu F 385 — mähe,
ahd. näma die beute gr. vofii^ die weide F 110.
altn. rcef gr. OQoq>og F 388 — dach,
ahd. smähim lat. maceo — werde mager, elend,
ahd. smähju erniedrige lat. macio — verkleinere,
ahd. smäht lat. macies — dürftigkeit, kleinheit.
ahd. sprächa spräche gr. aqxxQoyog geräusch.
mhd. strafe strafe gr. ciarQanij, OTSQOrti] blitz,
ahd. stdmSs usw. gr. Yataf^sv usw. — wir stehen, stellen,
ahd. statt beständig gr. aaxa^g unstät.
got. tOka lat. tago iango F 86 — berühre,
got. tekands gr. veraytiv — anfafsend.
* lat. sto stäs stat und sl. stqjq stajesi stajeti können nicht ver-
glichen werden, weil sie auf/a abgeleitet sind.
DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE 203
ahd. zäla gr. äoXog lat dohis F 367 — list, nachstelluog.
mhd.wäze gr. o^oj lat. oleo F 338 — dufte.
mhd, wäz duft gr. oCrj gestank vgl. o^O'd'r^xr],
In folgenden Worten entspricht dem deutschen d ein griech.
s lat. e slaw. e oder U, wiederum mit denselben Veränderungen,
wie unter i.
got. plur. prät. gihum tiemum usw. gr. T^rlafiev ß^ßa/i€v usw.
ahd. bägu zanke gr. q)&iyyo(Aai schreie F 133.
got. Mds gr. d^iaig sl. deti F 101 — Setzung, handluog.
ahd. drdju gr. %Blqfa TSQioj lat. tero sl. tira F 78. 363 — drehe, reibe,
ahd. gadrdti gr. tQvaig (doch wol für Ttg-v-Gig) lat. /r^a'o sl.
/re/i — das drehen, reiben,
ags. gefrwge berühmt, herlich lat. preciosus kostbar,
altn. nuerr lat. merus F 384 — rein (vgl. fi^QOneg die deutlich
redenden ?).
got. mes lat. mensa — tisch,
ahd. naju gr. viw lat. n€0 F 371 — nähe, spinne,
ahd. spähi klug mhd. auch schOn lat speciosus schön, ansehnlich
rufs. spesivyi stolz,
ahd. spähi klugheit lat. spedes Schönheit rufs. spesi der stolz,
ahd. spdhida klugheit lat. specietas besonderheit.
altn. vär gr. *iaQ (^eaaQJ lat. vh' (verer) sl. vema C 391 —
frühling.
Da nun also dem deutschen ä im griech. lat. slaw. bald
ä e ö bald a o bald e gegenübersteht, so kann in folgenden
Worten gar nicht entschieden werden, welchem dieser vocale
das deutsche ä unmittelbar gleichzusetzen ist; denn hier weichen
entweder auch das griech. lat. slaw. von einander ab, oder es
liegen nur slaw. formen vor: mit a: o was entweder ursprüng-
liches a: 0 oder ursprüngUches ä: ö ist, oder mit e was ur-
sprüngliches e a oder ä sein kann,
ahd. -bäri gr. 'q>OQog lat. -/iw F 135 — erzeugend,
ahd. hrdwm gr. brpqvg sl. hrüvl F 143 — augenbraue.
ahd. frdga lat. prex rufs. vo-prosU — die frage, die bitte,
ahd. antfrdgöm sl. vu-prosaja — befrage,
got. gr^dus sl. gladu F 61 — hunger.
got. gredön rufs. golodm — hungern,
ahd. hdr lat. caesaries sl. kosa V 46 — haupthar.
ags. h<sven gr. Kvareog sl. sinJ V 39 — blau.
204 DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE
ahd. hrdo rufs. krovavyi — blutig. ^
ahd. ÄT«/ii sl. graja F 519 — krähe, krächze.
ahd. krät das krähen sl. grati krächzen.
mhd. kät sl. govlno — mist.
düiü.kätr froh gr. yrj&iio lat. gaudeo bin froh F 56.
got. lev gelegenheit gr. keia beute sl. lovu lovlja fang F 392.
got. meki gr. fidxceiga sl. mici C 328 — schwert.
alin, mal ein unbekanntes metall sl. melu kreide.
got. meljan schreiben, malen rufs. melitl weifsen.
ahd. nät gr. vrjoig lat. netus sl. ntti — naht, faden, gespinnst.
got. garedan sj. raditi F 167 — für etwas sorgen. .
mhd, -rceche rachsüchtig sl. vrazii feindselig F 543.
got. sels gut sl. ^6; befser F 508.
got. seths gr. arjaig lat. satto — die sat.
^hd.sträla sl. strela F 551 — geschofs.
ags. thdve sl. taja F 82 — schmelze.
altn. vcmn schon lat. venustus anmutig sl. unif befser.
got. venjan hoffen sl. unüi wünschen F 180.
ahd. uuära vertrag sl. vera glaube.
got. tuzvirjan zweifeln rufs. veriii glauben.
ahd. uudga rufs. vesy pl. — die wage.
dXin.vcegr rufs. vezlivyi — freundlich.
Es ist selbstverständlich unmöglich, hier als regel hinzu-
stellen, dafs dem deutschen ä ein griech. lat. d e* ^ »» sl. a: o
entspreche, denn alle die f^lle, wo statt dessen griech. lat. a: a
oder e erscheint, als abweichend geformte synonyma der corre-
spondierenden griech. lat. slaw. worte aufzufafsen, wie wir das
bei dem deutschen 6 getan haben, wäre natürlich nur dann zu-
läfsig, wenn die correspondenz des deutschen d mit dem ä S 6
der verwandten sprachen ebenso stark überwiegend wäre, wie
die des deutschen 6, statt dessen entspricht das deutsche d im
ganzen sogar seltener einem d ^ d als einem a: o oder e.
VI.
Aus den vorangegangenen vergleichungen der deutschen
vocale e a 6 o ä mit den ihnen entsprechenden griechischen
lateinischen und slawischen ergeben sich mit vieler wahrschein»
DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE 205
lichkeit die ihnen zum gründe liegenden laute der allgemein
europäischen grundsprache.
Dafs überall dem deutschen ^ ein e, dem deutschen a ein
a, dem deutschen ö ein 6 entsprochen haben mufs, ist un-
mittelbar einleuchtend, zwar erscheinen an stelle des deutschen
a sowol im griech. als im lat. und slaw. die zwei laute a
und 0. da sich aber diese zwei laute in den genannten drei
sprachen nicht decken, so ist eher zu schliefsen, dafs sich ur-
sprüngliches a in ihnen unabhängig von einander in a und o
gespalten habe, als dafs in dem deutschen a ein früher unter-
schiedenes a und 0 zusammengeflofsen sei. dasselbe ist der fall
bei griech. ä und co, lat. ä S ö, slaw. a o gegenüber deutschem d.
einer eingehenderen erwägung aber bedarf das Verhältnis des
deutschen o und ä zu den entsprechenden lauten der verwandten
sprachen, ich betrachte zuerst das o.
Dafs das deutsche o aus älterem e entstanden sei, dafür
spricht zunächst schon der umstand, dafs ihm in den verwandten
sprachen gerade dieselben laute gegenüberstehen, wie dem deut-
schen e. sodann spricht deutlich dafür das Zahlenverhältnis der
€ zu den a. in ihm kennzeichnet sich unmittelbar die einbufse,
die das ursprüngliche e im deutschen dadurch erlitten hat, dafs
es in so und so vielen föUen zu o geworden ist. dafür spricht
femer der häuGge Übergang von e in o in Jüngern dialecten:
durtüi: thairh; boro: bero; noh: nik^; zu diesem schlufse zwingt
aber nicht nur die phonetische wortvergleichuug, sondern auch
die betrachtung der function, die dem deutschen o in der ab-
lautenden Wortbildung zukommt, dafs es hier nämlich niemals
wie das griechische, lateinische, slawische o dem a, sondern
immer nur wie das slawische u dem e gleichstehe, ergibt sich
nicht nur aus der Stellung die es in den tempusstämmen ein-
nimmt (vula: giba; hulpans: gibans; hulpum: gSbum), worauf
ich früher hingewiesen habe, sondern ebenso entschieden aus
der bildung deutscher nominalstämme. ich habe in meinen
früheren Untersuchungen über deutsche vocalsteigerung von den
nominalstämmen ganz abgesehen, weil ich eine allgemeine durch-
greifende regel nicht aufstellen konnte, es gibt aber im deutschen
aufser den infinitiven und participien, wie ich sogleich zeigen
* vgl. auch das niederdeutsche sulvest Heinzel s. 76.
206 DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE
werde, noch einige klassen von nominalbildungeu, in denen die
art des ablautes einer festen regel unterliegt.
Erstens zeigen die aus stark conjugierenden verben abge-
leiteten weiblichen nomina actionis auf thi- ganz regelmäfsig den
schwächsten unter denjenigen vocalen, die in den tempusstämmen
des stammverbums zum Vorschein kommen, die enge Zugehörig-
keit dieser nomina zum verbum kennzeichnet sich auch darin,
dafs im slaw. ihr dativ als infmitiv fungiert, die bedeutung ist
von der des infinitivs kaum abweichend, und vielleicht bildete
zur zeit der slawisch-germanischen Spracheinheit jedes verbum
einen doppelten infinitiv: auf an und auf tL
1. got kiusan: gakusts; tiuhan: ustauhts; driusan: mdrusts;
stukaji: satihts; fraliusan: fralusts; thluihan: ahd. fluhi.
2. got. urretsan: urrists; greipan: ahd. grift; theihan: ahd.
framdiht; teihan: ahd. inziht; dreihan: altn. dri'pt; ahd.
scrihan: scrift.
3. got. ha f Jan: hafts; sakan: sahts; skapjan: skafts; vahsjan:
vahsts; alan: alds; standan: stass; gaggan: gahts; faran:
ahd. fart; dragan: ahd. trcJu; svaran: ahd. suart (con-
juratio); Uaihan: ahd. hlast; grahan: ahd. graft (das
graben; gruft heifst gewOlbe); slahan: ahd. slaht; ahd.
spanan: spanst; aran: art; dafs got. gafaurds ahd. fwrt
und gruft nicht unmittelbar zu faran und grahan sondern
einem älteren feran greban gehören, habe ich schon ge-
zeigt; ebenso setzt dann slanhts (mactatio) ein slehan voraus.
4. got. hlaupan: ahd. hlouft; ags. blövan: ahd. bluot; ags.
spövan: ahd. spnot; got. satan (statt säjan): seds; ags.
cnävan: ahd. urkmt; ags. crävan: ahd. krät.
5. got. giban: gifts; nisan: nists; visan: vists; vidan: gaviss;
qithan: gaqtss; saihvan: ahd. siht; ahd. uueban: uuift;
scehan: seiht; jehan: giht; phlegan: phliht.
6. verba, in deren tempusstämmen ein o vorkommt, zeigen
nun aber hier in der regel o: got. brinnan: brunsti;
niman: numts; bairan: gabaurths; tairan: gataurth$; jt-
man: gaqumths; brikan: ahd. bmht; duginnan: ahd.
bigntist; rtnnan: ahd. runst; timan: ahd. zumft; ahd.
belgan: gibnlht; brestan: brüst (scissura); sceran: scurt;
suellan: snuht; suimman: suumft (natatus); aber neben
anatri'fan attiogere anatrift affectio, und neben vairpan
DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE 207
und hvairhan sogar ganz gleichbedeutend die ahd. feminina
uuerft: uurft, huerft: huurft. das deutsche o nimmt also
auch hier im ablaut der a-reihe neben e genau dieselbe
stelle ein, welche im ablaut der t- und t<-reihe das ein-
lache t und u einnehmen, ebenso entsprechen ja bekannt-
lich in der verbalbildung auf n den aflifnan usgutnan
usw. formen wie ffotauman Gramm. 4, 25.
Ganz derselben regel folgen die aus stark conjugierenden
Verben auf einfaches a oder t abgeleiteten männlichen nomina
actionis. wo solche masculina einen anderen vocal zeigen, sind
es keine nomina actionis, sondern concreta wie sa^^s der abend,
skauts schofs, ahd. duanc fr^num, göz fusile, hmig torques usw.;
während zb. stunch olfactus das reine nomen actionis ist, be-
deutet stanch odoramentum; aber freilich kann die bedeutung
der des nomen actionis oft recht nahe kommen, wie etwa in
strU; hier wird jedoch das nomen wol älter sein als das zu-
gehörige starke verbum.
1. got. driusan: drus; Miuhan: thlauhs; hiugan: ahd. hug
(flexus); giutan: ahd. guz; liugan: ahd. lug; fraltusan:
ahd. farlor; niutan: ahd. nuz; sltupan: ahd.sluph; titihan:
ahd. zug; ahd. fliogan: flug; fliozan: fluz; sciozan: scuz;
sliozan: sluz; Irtofan: (ruf,
2. got. heüan: ahd. biz; greipan: ahd. grtf; leithan: ahd.
üzlit; smeüan: ahd. smiz; sneithan: ahd. snit; steigan: ahd.
Steg; dreiban: ahd. danatrib; theihan: ^hd.gadig; dhd.stri-
chan : got. striks ; ags. vritan : got. vrits ; ags. vlitan : got. vlits ;
ahd. blichan: blich; glizan: gliz; slifan: sliph; slihhan: stich;
slizan: sliz; suihhan: suih; uuihhan: uuich; scritan: scrit,
3. got. slahan: slahs; fahan: ahd. fang; hafjan: ahd. nrhab;
hahan: ahd. hang; standan: ahd. stand; vahsjan: ahd.
nuinuuahs; svaran: ahd. suar; valdan: ahd. giuualt; ahd.
fallan: fal; gangan: gang; spaltan: späh; ein dem nhd.
der wuchs entsprechendes wuohs kommt weder ahd. noch
mhd. vor; der schwur mhd. in dem compos. meinswuor,
vielleicht schon ahd., da auch s^ior geschrieben wird.
4. got. hlaupan: ahd. hlouf; stautan: ahd. stöz; haitan:
ahd. antheiz; skaidan: ahd. uniarsceit; letan: fralets;
slepan: sleps; redan: ahd. rat; ahd. hruofan: hruof;
fluohhan: fluoch; uunofan: unuof.
208 DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE
5. ahd. phlegan: phleg; tretan: tret; andere zur ahd. zehnten
conj. gehörige kenne ich nicht; ob ägiz oblivio masc.
oder neutr. ist nicht zu ersehen, mhd. ist es fem.; der
siz bedeutet sefsel.
6. verba in deren tempusstämmen der ablaut o vorkommt,
zeigen hier völlig regellos i oder o: got. bairan: gabaur;
rinnan: runs; hrikan: ahd. bnih; vrikan: ahd. gerich;
dugtnnan: ahd. bigin; thinsan: ahd. dum; vindan: ahd.
ubamuint; slindan: ahd. sinnt (haustus); drigkan: ahd.
tninc oder trinc; stiggan: ahA. stnng (der stich); vairpan:
ahd. uuerf oder uurf; ahd. bringan: heimbrunc; duingan:
gaduing; gilimphan: gilimph; sinnan: sin; springen: spring
oder Sprung; stinchan: stunch; scriccan: scrie; stehhan:
got. stiks; ags. speaman: ahd. spum.
Drittens folgen derselben ablautregel die aus stark conju-
gierenden verben abgeleiteten männlichen nomina agentis auf
an; nicht immer die weiblichen auf an wie got. rinnö torrens;
die männlichen nomina agentis auf jan gehören, wie es scheint,
meist zu Substantiven: aurtja fiskfa dedja haumja burgeo usw.
1. got. niutan: nuta fönger; biudan: ahd. boto; tiuhan: ahd.
-zogo; biugan: ahd. elinbogo; ahd. spriozan: sprozo;
triofan: trofo,
2. got. reisan: ahd. bettiriso; veigan: ahd. uuidamuigo: ahd.
sUzan: S-gislizo; rUan: rito; kliban: kltbo.
3. got. svaran: ufarsvara; gaggan: fauragagga; haldan: ahd.
e'habo; valdan: ahd. aluuaho; dragan: ahd. merttrago;
slahan: ahd. slago; skapjan: ahd. scafeo; sakan: ahd. uui-
darsacho; hafjan: ahd. heffo; faran: ags. merefara; ahd.
spanan: spano; gnagan: angargnago; alts. slapan: ahd.
houistapho,
4. got. hlaupan: ahd. fUoufo; haitan: ahd. scuUheizo; skaidan:
ahd. troumsceido; maiian: ahd. sieinmeizo; saian: ahd.
säjo; slepan: ahd. gisläfo ; rSdan: ahd. giräto (consiliarius) ;
blSsan: ahd. kornbläso; ahd. fähan: fäho; ags. cnävan:
ahd. urkndo.
5. got vilvan: vilva; giban: ahd. gebo; brikan: ahd. hiks-
brecho; itan: ahd. manezo; drigkan: ahd. uutntrincho;
finthan: ahd. findo; filhan: ahd. felaho; Mpan : ahi, ga^
helfo; lisan: ahd. leso; qiman: ahd. zuaquimo; sUndat^:
DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE 209
ahd. slindo; saihvan: ahd. anasiho; vinnan: ahd. uuidar-
uninno; ahd. hriman: bremo; sprehhan: sprehho; suSlgan:
suelgo; springan: springo; scriccan: heuuiscrecco; uuringan:
uuringo. zu hairan und niman gehören hiro und nemo,
daneben aber auch gleichbedeutend horo und nomo ver-
schieden von hureo und nutneo.
Man sieht auch aus diesen nominalbildungen wiederum,
was sich schon an den tempusstämmen gezeigt hat, dafs das
deutsche o: u als abtaut dem e völlig gleichwertig ist. wie e
und 0 in den participien praet. neben einander erscheinen, ohne
völlig scharf gegen einander abgesondert zu sein, so dafs sich
die grenze zwischen der x und xi conjug. für das urdeutsche
nicht genau aufstellen läfst, so auch hier; und wie dort immer
das 0 gegen das S im fortschreiten begriffen ist (hrohhan troffan
sprohhan usw.), so werden wol auch hier in ältester zeit bildungen
mit e ursprünglich häufiger gewesen sein.
Den ersten Ursprung dieses deutschen o: u habe ich Tempus-
stämme s. 52 ff so zu erklären gesucht, dafs sich an der stelle
eines früher vorhandenen, dann ausgefallenen e ein epenthe-
tischer vocal von dumpfem klänge namentlich da entwickelte,
wo das Vorhandensein einer liquida zwischen zwei anderen con-
sonanten diese entwickelung begünstigte, ganz besonders ein-
leuchtend ist diese entstehung des o: u in der enclitischen Par-
tikel uh, die ursprünghch ke lauten muste; aus vas-he udgl.
ward nach dem vocalischen auslautgesetz vas-h und daraus mit
epenthetischem vocal vasuh. ganz ebenso setzt die praefigierte
negation tin- zunächst die gestalt n- für ne- voraus, diese hier
vorausgesetzte mittelstufe, nämlich das fehlen jeglichen vocals,
liegt uns aber noch unmittelbar vor in kr-anuh neben yeg-avog
zerHivli, wo das vocalisch anlautende suffix die entwickelung
des hilfsvocals verhinderte, bei einem praefix wie tin- oder einer
enclitica wie -tiA kann die Ursache des früheren vocalausfalls im
deutschen accentgesetz liegen; warum aber im deutschen plur.
conj. und partic. praeteriti und in gewissen nominalbildungen,
nicht aber im präsensstamm, der wurzelvocal in früherer zeit
einmal unterdrückt ward, darüber könnte allein die uns unbe-
kannte accenluation der vorangegangenen slawisch -deutschen
grundsprache aufschlufs geben, die annähme, dafs ein solcher
vocalausfall im deutschen stattgefunden habe, ist aber durchaus
Z. f. D. A. neue folge VI. 14
210 DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE
notwendig; denn sich das deutsche o: h anfangs wie das lat in
nwlgeo usw. und wie das slaw. u ("Schmidt Voc s. 21) allein
durch den einflufs einer liquida mit folgendem consonanten
direct aus europäischem € entstanden zu denken, daran hindert
vor allem die beobachtung des Unterschiedes zwischen hil^a hilpan
und htdpum hulpans wo doch die consonantischen einflüfse beide
male ganz dieselben waren, hier muts ein einflufs der b^onung
angenommen werden, wenn man sich den unterschied begreiflidi
machen will.
Hat das deutsche o: u solchen Ursprung, wie hier ange-
nommen wird, so kann aber auch die frage, ob bei der soge-
nannten brechung das o oder das ti der ältere laut sei, für alle
diejenigen fclUe, wo diese laute der a-reihe angehören, ganz bei
Seite gesetzt werden, weder das eine noch das andere ist wahr-
scheinlich der fall, sondern der anfangs unbestimmte epenthe-
tische Yocal wird sich überall da, wo ursprüngliches e erhalten
blieb, zu o gefärbt haben, dagegen zu u, wo e zu t ward.
Ich wende mich zu dem ä. es gilt den meisten forschem
für einen repräsentanten des ursprünglichen ä. nun fanden wir
zwar dem deutschen ä in einer reihe von vergleichliaren worten
ein d ^ ö der verwandten sprachen gegenüberstehen, aber keioes-
weges überwiegend; häufiger erscheint statt der langen vocale
ein a: 0 oder e. es ist aber sogar sehr zweifelhaft, ob auch
nur die in jenen fallen zu tage tretende Übereinstimmung des
deutschen d mit d e d mehr als ein blofser zufall ist denn
es verdient alle beachtung, dafs gerade diese worte mit ausnähme
von dr hdd tndgo sdmi und uudr sämmtlich zu vocaUscfa aus-
lautenden wurzeln auf a oder e gehören.^ die neigung, in
solchem falle den kurzen vocal zu dehnen, tritt ja sowol im
deutschen als im griech. lat slaw. häufig hervor, aber immer
nur sporadisch, weder zeigt eine dieser sprachen eine für alle
i^lle geltende, klar erkennbare regel, wann diese ddinung ein-
treten müfse, noch stimmen sie untereinander in den zu tage
tretenden Zufälligkeiten überein; nicht einmal das griechische
mit dem lateinischen, es ist daher doch wol anzunehmen^ dafs
darin jede einzelne spräche ihren eigenen weg gieng, untl ^afs
^ sislaz söldri sili sülef gehören doch wol ZQ derselben wurrel wie
tfa-«c sd-nut.
DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE 211
jene Übereinstimmungen auf zufall beruhen, so würden denn
nur jene 5 worte übrig bleiben, in denen deutsches ä ursprüng-
lich wäre.
Als weit überwiegende regel läfst sich hinstellen : deutsches
d ist aus europäischem a oder e durch dehnung entstanden,
während deutsches d der regelmäfsige Vertreter des ursprüng-
lichen ä ist. das zeigt sich ja auch darin, dafs im deutschen
niemals ä statt d als perfectsteigerung zu einem a des präsens-
stammes tritt, wie das in xga^w yc^äya, scabo scähi der fall ist.
dafs es anderen Ursprung haben müfse, als das ö, läfst sich
schon daraus schliefsen; dafs es aus älterem a oder e henor-
gcgangen, lehrt die vergleichung der verwandten sprachen, der
scheinbar befremdliche umstand, dafs sowol ursprüngliches a als
ursprüngliches e im deutschen auf gleiche weise zu d gedehnt
ward, findet seine genügende erklärung an der tatsache, dafs das
deutsche d in ältester zeit dem e phonetisch sehr nahe stand
(ThJacobi Beitr. z. d. gramm. s. 112, Scherer zGDS s. 121)
ohne doch wie im gotischen ein eigentliches, schon dem I sich
näherndes e zu sein.
Als bedingungen für den eintritt der dehnung des e oder a
zu d sind erkennbar: erstens vocalischer auslaut der wurzel, wie
ich Tempusst. s. 49 ff dargelegt habe; von den oben verglichenen
Worten fallen 47 unter diese kategorie. zweitens ausfall eines
consonanten, und zwar eines uasals wie in tekan flekan bägan
d ddara hdga grSts Mtf^fd mes, oder eines anderen consonanten,
wie in vdr (vesr eag) und in den perfectpluralen : gebum
(gegbum).
Für die übrigen läfst sich die besondere Ursache der deh-
nung aus den entsprechenden worten der verwandten sprachen
nicht unmittelbar entnehmen; aber die betrachtung des deutschen
selbst führt noch auf eine dritte entstehungsweise hin. das d:
^ in Wortbildungen wie a$%danems neben niman, gdba neben
geban hatte ich mir früher (Tempusst. s. 51) so zu erklären
gesucht, dafs nachdem einmal die perfectplurale die gestalt
gdbum ndmum angenommen, man sich gewöhnt habe, auch das
d als einen steigerungsvocal oder ablaut von e anzusehen, und
neue worte mit diesem vocai zu bilden, doch glaube ich jetzt
auch hier dehnung aus älterem a (nicht e) annehmen zu müfsen.
In grOfserer zahl liegen solche bildungen im ahd. vor, und
14*
212 DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE
hier zeigt sich eine gewisse regel dieses neuen unechten ab-
lautes, von den aus starken verben mit e im präsens abge-
leiteten nominalsUimmen haben ihn ganz besonders häufig zwei
kategorien: erstens feminina auf ä: bära brähha fräga gäha
häla läga mäza näma ginäda quäla säza sprdhha stäla tuäla
träta uuäga uurähha. zweitens adjectiva auf ursprüngliches ja
oder a: gihäri hrähhi gäbt gimäzi ginämi biquämi säzi suäri
gisprähhi uuägi uurähhi gizämi, von den ersteren zeigt sich im
gotischen keine spur; weder kehrt eines jener worte dort wieder,
noch kommen analoge bildungen tiberhaupt vor. dem ahd.
uurähha entspricht got. vraka oder vrakja ags. vracu mit kurzem
a; brdhha got. brakja; quäla ags. cvalu; gäba ags. geafu; läga
ags. feorlUagu; sprähha bära näma uuäga gehen im ags. nach
der t-declination : sprcec beer ncem vceg. anders steht es aber
mit den verbaladjectiven auf ja oder t\ diese liegen auch schon
im gotischen vor: andanSms andas^ts unq^ths gatemiba.
Überschaut man nun aber was im gol. überhaupt an Wort-
bildungen mit innerem S bei consonantischem wurzelauslaut vor-
liegt, so sind das überwiegend ableitungen auf i, und gerade
diese sind es, die auch aufserhalb des gotischen in dem übrigen
dialecten die weiteste Verbreitung haben, im gotischen sind es
folgende worte, wobei ich von denjenigen absehe, deren ^ sicli
bereits als ersatzdehnung erwiesen hat. aufser den vier oben-
genannten noch die adjectiva der t-declination : tners selsbireks;
die substantiva: vSgs (v^gim) vens quem gagrefts garShsns; ferner:
lekeis vr^kei sv^rei seht balvavSsei meki ufarmeli unledi afetja
f^ja; merjan meljan fetjan tuzverjan ga-unledjan mereins gafe-
teitis unv^eins gamSleins; andan^meigs unv^iggö meritha sveriiha
lekindn lekinassus kelikn. anderen ableitungsvocal zeigen: das
fem. fSra masc. megs sUps fraUts neutr. mel usm^t andanem
vepn adj. unleds usvens sv^s fraUts garedaba gaßhaba; sw. m.
uzeta mela; verba svSran depan letan ufblesan garSdan; ferner
gredus gredags gr^dön bSrusjös, von den letzteren werden wol
noch mehrere aus ursprünglich nasaUerten formen hervorgegangen
sein, es kommt aber bei ihnen auch in erwägung, dafs alle neutra
und gewis eine grofse zahl adjectiva, die ursprünghch auf t aus-
giengen, später in die a-declination übergegangen sind: dem sv^s
entspricht ahd. suäri und im ags. besteht neben unlced die form
urd€dde. bei den ersteren aber kann man sich des gedankens
DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE 213
schwerlich entschlagen, dafs das t der ableitungssilbe auf die
gestaltung des wurzelvocals eingewürkt habe; denn auch im ahd.
erscheint ein ä der Wurzelsilbe weitaus am häufigsten da, wo
die ahleitung ein t enthält, zu den vorhin genannten adjectiven
kommen noch hinzu: gifäri gähi hält märt itmäli räzt einrdti
seltsam smähi s/pähi trägt uuähi uuäli uruudni giuuäri zähi;
aufserdem feminina: gähi märt itmäli räzi seltsäni smähi späht
sprähhi suäri trägt uuähi uuali uuäni uuäri uuägi zähi gizämi;
neutra: ubaräzi gibäri giläri abläzi märt gimäli giräti gisäzi
seltsäni gisprähhi giuuäti sinuuägi gizämi; masc. lähhi käsi; sw.
masc. gräuio; masc. auf t; rät uuäg uuän spän kräm fem. uuät.
Wir hätten dann hier eine art von uraltem umlaut des a.
es ist bekannt, dafs ein solcher in etwas anderer form gleich-
falls in frühester zeit eingetreten, und zum teil dem germani-
schen mit dem slawischen gemein ist: got. hails für haljas sl.
celu heil F 39; dails =^ daljas sl. delü; dailja «=» dcdjämi sl.
lielja ich teile F 527 ; ahd. meinu •» manjämi sl. menjq glaube,
meine F 535; ahd. sueiga <=» svagja sl. oseku bürde, stall F 403;
got. hraiv «» hravja ieichnam, vgl. sl. crevo bauch F 515 Scherer
zGDS 472. auf dieselbe weise ist ai aus a entstanden in: got.
aikan F 4. got. haims F 351. ahd. k^an F 59. ahd. feili F 375.
ahd. smeih F 415. ahd. sueifF 417. got. atYAei altn. hein Scherer
aao. 472. ahd. hair her Schmidt Verwandsch. s. 37. über heitar
vgl. Schmidt Voc. 97. F 42. hinzuzufügen sind wol noch: ahd.
%iueigan erschüttern, zu vagjan; reichan sich erstrecken, zu rak-
Jan; ahd. reigira zu ags. hragra; ahd. neimjan nennen, zu
namnjan; altn. kigja führen, zu lagjan, ebenso wie in diesen
Worten ai aus a, so mufs in folgenden ei i aus älterem e her-
vorgegangen sein: reiks F 167 greif an F 66 hveila F 41 fha
F 414 setzen notwendig die formen rekjis grepjan hvelja fesjan
voraus.
Das deutsche ä oder vielmehr urgermanische ce denke ich
mir nun in der mehrzahl der vorhin angeführten Wortbildungen
durch contraction aus jenem ai für a entstanden, dafs der
spätere ahd. umlaut des a in e sich nicht anders entwickelt hat,
ist bekannt (Scherer s. 144) und der unterschied beruht blofs
darin, dafs bei diesem ältesten umlaut ai sich nicht in kurzes e
sondern in langes w verengte was an den hergang in ahd. sdjan
neben got. saian usw. erinneit. der hier vorausgesetzte sehr
214 DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE
frühe Übergang eines ai in w wäre ein Vorläufer der späteren
ahd. alts. ags. contractionen ^ ä für ai. ein sicheres beispiel
für sehr frühen eintritt solcher contraction liefert der name
Boih&mum bei Tacitus (Heinzel s. 55), und ein Zusammenhang
zwischen got. e und ai zeigt sich auch hie und da: got. r^dan
und raidjan bedeuten beide 'anordnen* und sind wol nur ver-
schiedene gestaltungen ein \md desselben Wortes radajdmi sl.
raditi wollen; ebenso nahe liegen sich die bedeutungen im ags.
r(ede reord und gerasde gerccdde altn. reida und räda ahd. rätan
intreitan. denselben fall haben wir wol in got. mai7 und miljan;
ahd. malen und meilan heifsen beide ^beschmieren'; altn. mal
und meil mctall; altn. beit n. (ags. bdt m.) neben hätr boot,
schiff, im ahd. haben wir uueiga und uuäga die wage, rufs.
vesa; ahd. mdsa narbe meisa pocke; ahd. gräuio mhd. grdve
neben altn. greifi niederd. greve (ags. gerefa mufs wol getrennt
werden); das ahd. seifa ags. sdpe ist in der form säpo in das
lateinische hinübergenommen, zs. 7, 460 ; hierher gehören ferner
ahd. naroensformen wie Loreshäm Amgär neben gewöhnlichem
-heim -ger, dafs aber nicht nur ein solches ai welches selbst erst
durch einwürkung eines folgenden j aus a entstanden ist, auf
solche weise mit ä wechsele, zeigt Ukeis la;ce Idhhi Ueknir, das
von laikan nicht zu trennen ist; der ISkeis und der leikari
(histrio) war wol ursprünghch dieselbe person.
Auf diese analogien gestützt darf man sich nun wol auch
bildungen wie andanems aus andanaims für andanamjis hervor-
gegangen denken, neben smdhl für smakjd liegt ja noch das
unmittelbar entsprechende lateinische macies vor. natürlich fällt
aber dann die unmittelbare vergleichung von mers märi mit lat
merus, späht mit species, gefrcege mit preciosus fort, da die deut-
schen Worte die grundformen marja spakja prakja voraussetzen
würden, aber nicht nur formen mit noch erhaltenem t der
ableitung werden wir so erklären dürfen, häufig wird das t
nachdem es seine würkung auf den wurzelvocal geübt, selbst
geschwunden sein, wie in hails cilü. so erklären sich denn
auch die ahd. bära gdba näma usw.; ahd. nurdhha und got.
vrekei sind nur verschiedene Umgestaltungen des im got selbst
noch vorliegenden vrakja. dafs häufig deutsche schwache femi-
nina auf i aus älteren stammen auf ja hervorgegangen sind, ist
wol nicht zu bezweifehi. auf dieselbe weise erklärt sich auch
DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE 215
am besten das so sehr häufige ags. w (got. ^) anstatt oder neben
ä (got. ai). in Worten wie dcü genume dorne usw. mufs das
alte ai früher zu w geworden sein, als die allgemein angelsäch-
sische contraction des ai zu d eintrat.
Jetzt lafsen sich die ergebnisse der ganzen Untersuchung
kurz zusammenfafsen.
Deutsches a und e sind überall ursprünglich; deutsches d
ist altes ä; deutsches o ist aus e, deutsches d zum teil aus a
zum teil aus e entstanden, vielleicht in einigen wenigen föUen
ursprünglich, wie ja auch innerhalb des deutschen selbst d und
ö in einigen föllen mit einander wechseln.
Hält man dieses ergebnis für so sicher, wie es mir er-
scheint, so wird dasselbe wol auch über die deutsche special-
grammatik hinaus von interesse sein; denn es fördert unsere
einsieht in den bestand der ursprünglich europäischen Wort-
bildung durch ablaut oder vocalsteigerung. von Wichtigkeit ist
zunächst die Wahrnehmung, die sich einem aufdrängen mufs,
dafs die 7 urgermanischen vocale der a- reihe a $ i o u d ö
(oder 9 wenn man die seltenen I und ü hinzurechnet) aus nur
drei europäischen vocalen entstanden sind, die sich im griech.
lat. und slaw. auf andere weise gespalten haben, und die nach
der denkbar wahrscheinlichsten annähme e a d lauteten, ich
glaube nicht, dafs man jetzt noch mil Fick (Spracheinheit s. 176)
wird zweifeln können, ob das o welches im deutschen slawischen
griechischen und lateinischen innerhalb der a-reihe erscheint,
erst nach der frühesten Spaltung des europäischen urstammes
ausgebildet worden sei. sicher hat die europäische Ursprache
nur jene dreifache vocalverschiedenheit innerhalb der a-reihe
gekannt, dieses resultat ist genau dasselbe, welches sich mir
schon früher in meiner schrift über die bildung der tempusst.
aus einer ganz anders geführten Untersuchung ergab, aus der
beobachtung, wieviel von den ablauterscheinungen deutscher
verba sich im griech. und lat. wiederfinde, ergab sich mir, dafs
die deutschen verbalablaute der a-reihe nur soweit ursprünglich
europäisch seien, als sie in dem Wechsel von ^ a und ö bestehen,
während der Wechsel von liga lag und fara för dort auf ganz
entsprechende weise wiederkehrt, reicht die vocaldifferenz die
zwischen giba und tr^ida, gihans und numans, gebum und fun-
thum, graba und g[rita stattfindet, ebensowenig über das gebiet
216 DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE
der germanischen sprachen hinaus, als die differenz zwischen
griechischem xgccCw und olw, x^gäya und odwöa sich im
deutschen auf irgend eine weise wiederspiegelt, es zeigte sich
ferner dafs das deutsche o in seiner function für die tempus-
biidung immer dem e, das griech. lat. o immer dem a gleich-
stehe, das griech. lat. d § immer dem ö, das deutsche d (e)
bald dem a, bald dem e, niemals dem ö. für den ureuropäischen
bestand entsprang daraus genau dasselbe, was sich mir hier,
indem ich von der function des vocalwechsels für die Wortbildung
ganz absah, rein vom Standpunkt der lautlehre aus, wiederum
ergeben hat. die ergebnisse beider Untersuchungen stützen sich
also wechselseitig.
Nächst diesem ergebnis ist aber vor allem beachtenswert
das Zahlenverhältnis, das sich aus dem von uns verglichenen
material für diese drei ursprünglich europäischen a-vocale ergibt,
wir können jetzt zu den in den tabellen aufgeführten föllen der
regelmäfsigen lautvertretung auch diejenigen föUe noch hinzu-
rechnen, deren vorliegende abweichung sich uns aus später ein-
getretenen lautgesetzen erklärt hat, wie zb. in lat. mulgeo für
älteres melgeo, dann erhalten wir folgendes zahlenverhällnis :
deutschem a entspricht in 447 fallen griech. lat slaw. a: o )
d 59 ] .^^ a: o\~
a lo j c(^J\
e (i) 265 efuA —
o(u) 122 efüj]
6 72 d:e:6 —
Auf 506 europäische a kommen also 400 e, aber nur 72 d.
offenbar ist also der unterschied von e und a tiefer in der spräche
begründet und daher vielleicht auch älter, als die ausbildung des
europäischen d. dafs aber dieses ä nicht erst in den einzel-
sprachen aus einem der beiden anderen laute hervorgegangen
sein könne, zeigen die obigen ßille, vor allem aber die in den
verschiedenen sprachen übereinstimmende Verwendung dieses
lautes zur bildung von perfectstänunon aus präsensstämmen mit a.
Dafs der Wechsel dieser drei laute e a ä schon in der
europäischen grundsprache der Wortbildung diente, so dafs durch
ihn unterschiede der bedeutung ausgedrückt wurden, ist aus der
bildung der tempusstämme klar zu ersehen, dafs aber auch die
bildung der nominalstämme und der abgeleiteten verba durch
DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN VVOCALE 217
abtaut oder vocalstcigerung ursprünglich einer ebenso festen regel
gefolgt sein müfse, wie die bildung der terapussttinme, mufs
wol angenommen werden, wenn auch diese ursprüngliche regel
dem spciteren sprachbewustsein völlig entschwunden ist. gerade
der umstand, dafs die verschiedenen europctischen sprachen in
der Unterscheidung des e a oder ä der nominalstämme so häuüg
übereinstimmen, trotzdem doch in keiner von ihnen eine noch
fülübare regel für diesen Wechsel vorliegt, spricht ganz sicher
dafür, dafs die bildung der nomina durch ablaut in der euro-
p<1ischen grundsprache weit lebendiger gewesen sein müfse, als
in jeder cinzelsprache, auch das deutsche nicht ausgenommen,
die etwa übrig bleibende annähme, dafs der ablaut der nominal-
stumme, auch soweit er nur in dem Wechsel von e a ä besteht,
sich erst in den einzelsprachen aus allerlei phonetischen Zufällig-
keiten heraus zu einer art von wortbildungsprincip entwickelt
haben könne, ist ganz unmöglich, bildungen wie tgiipig xqomi
XQioriauty (ptQfxa qtOQevg (pofQy oder wie firina fara fuora, melo
malma muoltra, gifeho faheths fuoga udgl. können gerade wegen
ihrer anscheinenden regellosigkeit nur für Überreste eines im
sprachbewustsein schon halb erloschenen, unmöglich für die noch
unfertigen anfange eines aus phonetischen hergängen sich ent-
wickelnden neuen formbildungsprincipes gelten, denn gerade
bei solcher entstehung einer neuen wortbildungsweise bewürken
di(^ ursprünglich äufserlich zwingenden phonetisclien veran-
lafsungen anfangs eine grofse klarheit und regelmäfsigkeit, die
später mehr und mehr schwindet, die regel des deutschen Um-
lautes war eine ganz klare und einfache, so lange er eben noch
nichts war als eine blofse vocalassimilation ; als aber später die
ursprüngliche veranlafsung verdunkelt und der umlaut aus einem
rein phonetischen hergang mehr und mehr zu einem eigentlichen
wortbildungsprincip geworden war, traten alsbald unregelmäfsig-
keiten wie bäum bäume (bouma) udgl. ein. diese eutwickelung
nmste noch viel weiter fortschreiten, und der umlaut auch für
die lebendige Wortbildung seine allmählich errungene sinnvolle
bedeutung zum grösten teil wieder verlieren, um in einen solchen
zustand zu geraten, wie ihn der ablaut der nominalstämme schon
in den ältesten uns urkundUch bekannten epochen der euro-
päischen sprachen aufweist.
Dafs schliefslich auch diese drei europäischen vocale e a ä
218 DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE
auf ^inen gruodlaut zurUckgdieii mUsten, aus dem sie sich durch
irgendwelche phonetische einflUfse in früher voreuropäischer
urzeit difTerenziert hätten, könnte man wegen ihrer engen ety-
mologischen Zusammengehörigkeit und wegen der art und weise
ihres wechseis innerhalb einer wurzel wahrscheinlich finden,
ferner könnte man aus dem Zahlenverhältnis der ä zu den « und
a, und daraus, dafs d innerhalb derselben wurzel, da wo ein
geregelter vocalwechsel besteht, nur mit a nicht mit e wechselt,
schlicfsen, dafs ä erst später aus a entstanden sei, als sich bereits
ein unterschied von e und a ausgebildet hatte, aber irgend-
welche Sicherheit können diese schlüfse nicht haben, da die grund-
anschauung, von der sie ausgehen, durch keine notwendigkeit
geboten ist es könnten ebensowol die drei laute der Überrest
einer ursprünglich noch viel gröfseren mannichfaltigkeit sein.
Windisch (Kuhns zs. xxi 389) bemerkt zur indogermanischen
Ursprache ^es könnte der vocal der wurzel ursprünglich nicht
fest, und der Wechsel der vocale bedeutungsvoll gewesen sein
wie in den semitischen sprachen.' diese möglichkeit scheint mir
aber eine weit gröfsere innere Wahrscheinlichkeit zu haben, als
die gewöhnliche annähme eines einförmigen indogermanischen
a. es ist tatsache, dafs gerade in den primitiveren sprachen der
vocalwechsel der Wurzelsilbe ein besonders wichtiges mittel der
lautsymbolik ist, und bei der Wortbildung eine hervorragende
rolle spielt, es werden da durch blofsen vocalwechsel verschie-
dene arten correlativer begriffe wie ich: du, kkr: dort, nah:
weit, klein: grofs, jener: dieser, vater: mutier udgl. ausgedrückt;
siehe die interessanten Zusammenstellungen bei Tylor Die an-
fange der cultur i 218. dafs diese art der Wortbildung auch
im indogermanischen eine größere rolle gespielt haben mttfse,
ist nach allem sehr wahrscheinlich, bildungen wie dreva (bäum)
und drava (gefälltes holz) sowie die ganze scheinbar regellose
Verwendung der vocalsteigerung in nominalstämmen erklären sich
am besten als nicht mehr verstandenes erbteil aus einer früheren
sprachbildungsperiode.
Aber ich bin mit diesen letzten erwägungen schon über
das ziel, welches ich mir gesteckt hatte, hinaus gegangen, meine
eigentliche absieht gieng mit dieser Untersuchung zunächst nur
dahin, eine richtige analyse des deutschen ablautes der anreihe
in seine älteren und jüngeren, dh. europäischen und germanischen
DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE 219
bestandteile zu gewinnen, die durch Ficks neuestes buch, wie
ich glaube, über allen zweifei sichergestellte existenz einer be*
sonderen europäischen Ursprache mufs der historischen gramma-
tik aller europäischen sprachen unermefslichen gewinn bringen,
jetzt wäre eine besondere vergleichende grammatik der euro-
päischen zu wünschen, und sie könnte gewis eine weit fester
ausgeprägte gestalt gewinnen, als unsere bisherigen darstellungen
der allgemein indogermanischen grammatik; sie würde sich der»
jenigen detailliertheit fülle und bestimmtbeit annähern, wie sie
in Grimms deutscher grammatik herscht. das gefUhl, dafs man
es hier inuner noch mit historischen realitäten, nicht mit gram-
matischen flctionen zu tun habe, würde einen dabei nicht ver-
lafsen^ ein gefühl, welches natürlich je weiter wir historisch rück-
wärts schliefsen, um so mehr abnehmen mufs. hier tritt noch
alles in hinreichender ethnographischer und geographischer
bestimmtbeit hervor, um an der historischen existenz des euro-
päischen urvolkes nicht zweifeln zu lafsen, während bei der indo-
germanischen Ursprache auch die, welche sich der erforschung
derselben widmen, es mitunter aussprechen, dafs diese Ursprache
kein historisches individuum sondern eine wifsenschaftliche fiction
sei. ^ das bewustsein aber, dafs das was wir erschlofsen haben
würklich sei, und kein blofses gedankenbild, kann allein unseren
schlüfsen wert verleihen, und mit der stärke dieser Überzeugung
wächst der wert beständig.
Ob die historische analyse, zu der ich hier auf dem wege
der lautvergleichung gelangt bin, richtig ist, das wird vor allem
davon abhängen, ob ich die f^Ue, die der normalen lautvertretung
widerstreben, richtig beurteilt habe, dafs die fälle, durch welche
die von mir als normal angenommene lautvertretung constatiert
wird, den von mir anerkannten ausnahmen an zahl hinreichend
überlegen sind, ist ja klar, als würkliche ausnahmen kann ich
aber nur diejenigen anerkennen, deren abweichung auf einem
erkennbaren, durch ausreichende analogien gestützten, jüngeren
lautgesetz beruht, wo das nicht der fall ist, mufs vorläufig, bis
neue lautgesetze aufgedeckt werden, die unmittelbare vergleichung
der betreffenden werte unzuläfsig erscheinen: folglich müfsen
berj'an und ferire, imhi und opis udgl. für ursprünglich ver-
' Joh. Schmidt Verwandtsch. s. 31.
220 DER URSPRUNG DER DEUTSCHEN A-VOCALE
schiedene worte gelten, auf die richtigkeit dieser folger uug
kommt viel an. die gründe, die zu ihr hindrängen, sind stark
genug, und was die folgerung selbst in sich schliefst, erstens
dal's unterschiede der bedeutung auch durch blofsen Wechsel der
vocale e:a: ä ausgedrückt wurden, zweitens dafs von zwei lautlich
und in ihrer bedeutung nahe verwandten Worten die eine spräche
dieses die andere jenes fallen lafsen kann, hat nach den ana-
logien innerhalb der einzelsprachen nichts unwahrscheinliches
an sich, dafs durch fortgesetzte Untersuchung der lautgesetze
sich noch in manchen fällen, wo vorläufig verschiedene Wort-
bildung angenommen werden muste, die ursprüngliche Identität
der Worte sich wird nachweisen lafsen, ist sicher zu erwarten;
dafs aber jene andere kategorie dadurch ganz beseitigt werden
sollte, ist gewis nicht anzunehmen.
Zu gröfserer Sicherheit würde das urteil über alle hier er-
örterten fragen gelangen, wenn die Untersuchung von jeder
anderen europäischen spräche aus auf ähnliche weise geführt
würde; wenn die griechische lateinische slawische specialgram-
matik die bedingungen darlegen könnten, unter denen dort euro-
päisches a sich in o, a in ^ gewandelt habe.
zu JOHANNES DE ALTA SILVA 221
ZU JOHANNES . DE ALTA SILVA DE REGE
ET SEPTEM SAPIENTIBÜS
ZWEITER ARTIKEL.
Nachdem ziemlich gleichzeitig mit meinem ersten artikel ^ (in
dieser zs. 17, 415/fj und unabhängig von einander die herren
Gaston Paris (Romania ii 481 ff) und Reinhold Köhler (Lemckes
Jahrb, f, romanische u. englische spräche u. literatur xiii 328 /f^'
der incorrectheit der von herm HÖsterley besorgten editio p?Hnceps
des Johannes de Alta Silva durch eine reihe von verbeßerungsvor-
schlagen abzuhelfen gesucht, wobei wir drei notwendig vielfach
dieselbe correetur vorgeschlagen, habe ich durch Vermittlung des
deutschen reichskanzkramts von dem liberalen bibliotheksvorstande
des athenaeums in Luxemburg den von Östeiiey abgedruckten codex
nach Strafsburg geschickt erhalten.
Es ist dies dieselbe pergamentene, die seite zu je zwei colum-
nen geschriebene miscellanhandsdirift des 13 Jahrhunderts^ (cod,
Luxemb. nr 22 fol), welche bereits in Pertz Archiv der geseH-
Schaft für ältere deutsche geschichtskunde vni (1843) 593^ kurz
beschrieben, und von der durch diese mitteilung schon länger be-
kannt war, dafs sie aus Orval herstammt und untei' anderem die
Schrift des Johannes De rege et Septem sapientibus enthält, mir
fehlte die zeit, um in aüe emzelheiten einzugehen, nach sehr
flüchtigem einsehen kann ich jedoch die bisherigen mitteilungen über
flen inhaU derselben folgendermafsen vervollständigen, sie enthält:
I fol. 1° — 29'* 4iber solini. de rememorabilibus mundi/
dh. die bekannten Collectanea rerum memorabilium des C. lulius
Solinus mit den inhalt angebenden rubricae vor den einzelneti ab-
schnitten, nadh einer collationsprobe des anfangs (ed. Mommsen
pag. 3 bis pag. 11 incl.) ist die hs. für die kritik des Solinus
* in diesem ist pag. 423 zeile 25 quid druckfehler statt quod.
^ vgl, auch die kurzen anzeigen von Eduard Böhmer {Roman.
Studien i pag. 439) und Edmund Stengel (Jenaer lileraturzeitung 1874
nr 5).
' nur der gröfsere teil des Frechulphus ist von einer hand des
10 jhs., die seite nicht in mehrere columnen geteilt, geschrieben.
* vgl. CBethmann in Pertz Mon. Germ. SS ix 300, der die va-
rianten des codex ßir die genealogie nicht genau verzeichnete.
222 ZU JOHANNES DE ALTA SILVA DE REGE
«
wertlos; sie ist mannigfach im einzelnen interpoliert, und steht am
nächsten dem codex Parisinus 6810 (saec. x). sie ist von einer
zweiten gleichzeitigen hand in einzeUieiten corrigiert,
11 fol, 29*^— 37*» die von JuMw Zacher (Halle 1867) zum
ersten male herausgegebene Epitome des Mius Valerius ohne titd,
eingeleitet durch folgende mdfsige hexameter:
Omnipotentis Alexandri hie conscripta tenentur:
Orcus (so statt Ortus) et occasus nee noa et pcelia seua,
Per mare per terras que qnoDdam gesserat ipse,
Ipse manu ualida, que nulli parcere Douit,
Omnia quin potius igni ferroque peremit
Ac pene (so) per totum bellorum inceudia mundum
Miscoit atque omnes excelsas subniit urbes.
Qui mare qui terram quique a^ra terniit^ ipsum
Classibus et populis iaculis pariterque sagittis, ^
Vis quoque quem ferri homiDum ue potentia nunquam
Vincere preualuit, uiuo pariterque ueneno
Victus et extinctus herebi penetralia scandit.
Für den teast der Epitome ist die hs. nadi flüAtiger einsieht
unwichtig,^ der teast der ersten hand ist von einer gleichzeitigen
hand dnrchcorrigiert. am schhtfs steht hinter occubuii (Zacher
pag, 64, 5) noch: Fiutt ortus. uita. et <rt)itus. a. (sei)
lU fol 37^—40^ 4 den vm Andreas Pasdini (Giefsen 1706)
zum ersten male herausgegebenen hrief Alexanders an Aristoteles. ^
der text der hs. weidu, nach flSkhtiger einsieht, von der ausgäbe
in wortstdlung, hmzufUgung einzelner wMer und sonst numnigfaeh
ab, die erste hand selbst oder eine ihr ähnliche ^eichxeitige hcu iAer
dem text eine anzaU von lesarten aus einer andern handsehrift ein-
getragen, welche der Pamlinisehen ähnlicker gewesen zu sein adbemr.
der text bricht jetzt mitten im brief (pag. 42, 3 von wUen) mit
den werten ymbre supenie ab.
* ob terruit oder conrait vom Schreiber beabsieJitigt war, ist wegen
einer correctionsrasur mcht sagbar.
* die beiden letzten buchstaben aus correctttr.
3 pag. 64, 3 ZacA. hat der codex mit den htt. AE schlecht: APFI*!»
* hier endet der 5 quatemio.
^ statt des titeis läfst die erste hand freien räum ; eine jüngere
hand fügt hinzu: Epislola Alexandri macedonum regis ad Arisloteleni
magistram suum.
ET SEPTEM SAPKNTIBUS 223
IV fol 41'— IdS*" die Histvria des FmMpkus (hü zw ge-
burt Christi, in 7 büchem), mit dem tütl: Incipit prefalio frechulfi
episcopi
ad Elysacharum. die blätter 41 bis 44 und 129—138 sind im
13 Jahrhundert vor- resp. angefügt einer verstümmelten hs. des
Frechulphus aus dem 10 j(Arhundert, ^ den wert der hs, zu prüfen
fehlte mir die zeit.
V foL 139* — 170** De rege el Septem sapientibus des Jo-
hannes,
VI es folgt fol no**— 174* mit dem roten titd dicta uene-
rabilis turpini Remorum archiepiscopi. de karolo magno (so eine
zweite hand, wol auch saec. xm; die erste: archiepiscopi. karoli
magni) ein wertloser auszug aus Einharts Vita Caroli Magai : und
zwar der anfang (pag. 509 der Moniumenta Carolina ed. Jaffe)
bis pag, 510, 26, und dann mit dem titd de diuisione regDi der
abschnitt pag. 525, 10 6ts 538, 5 comprehendit
VII fol. 174*— 174* die in den MG SSix 299 ff abgedruckte
Genealogia comitum Baloniensium, ßr wMm diese hs. selbst ein-
gesehen ist.
Angebunden sind dann:
VIII foL 175*— 187* mit der roten tmfsckrift: Incipit pro-
logus in hystoria tartharonim. edita a. fraüre lohanne de pilatio
(so mit sdvwarzem punkt) carpini. ordinis fratrum minorum sedis
o o o
apostolice nuntio. in anno domini . m . cc . xlyi • (so 1) der
reisebericht des minoritenbruders Johannes de Piano (so gewöhnlich
genannt) Carpini über seine mission zu dem dum der Tataren,
welcher im wesentlichen mit der von Jaizgkow (Petersburg 1825)
besorgten ausgäbe derartig stimmt, daft hinter dem prolog f >— > pag. 2
und 4 Jazykow) unmittdbar eine inhaltsangabe der kapitel des
2 buchs und dann dieses selbst f— • pag. 64 — 212, 16 Jaz.) folgt;
das erste budi ist ausgdafsen. der text des zweiten bucks im codex
weicht von der rufsisdien awgabe durdi auslafsungen, znsätze,
umstdhingen nsw. manmgfadi in einzelheiten ab.
IX fol. 187*— 187^ mit dem roten titd: Quot bela rex bun-
garorum uelut dominus papa nuntios ad thartharos direxit. eine
(auf dem bericht einer von Bda iv zu den Tataren geschidcten
* der ansehlufs ist nicht genau : fol. AA^ sind fa»t die Ittuten sechs
Zeilen identisch mit dem anfang von fol. 45'', und fol. 129* fast die
ersten 13 zeilen identisch mit dem sckhifs v^n foL 138^.
224 ZU JOHANNES DE ALTA SILVA DE REGE
gesandtschaft beruhende) kurze notiz über den tod des chan Occoday,
die wähl seines sohns Cuyuc und den nach der thronbesteigung des-
selben besMofsenen kriegszug der Tataren gen westen, sowie über
das durch die künde davoti veranlaßte bündnis Belas mit den
Cumanen, das bei gelegenheit der hochzeit des sohns Belas mit der
tochter des königs der Cumanen geschlofsen wurde, ich lafse die
notiz vollständig folgen, obschon ich in folge der lückenhaftigkeit
unserer jungen Strafsburger bibliothek nicht constatieren kann, dafs
sie U7igedruckt ist:
Anno dominice incarnationis . m .
o o
. cc . XLVJ. Bela rex Hungarie au-
(liens nuntios domini pape sibi per omnia manifestantes
uitam et mores ut superius dictum est Thartarorum. Nee
mora, et ecce nuntii sui auiam intrantes, quos ad eosdem
Tartliaros direxerat, eorum gesta et secreta scrutan-
do. Qui per omnia, ut frater lohannes regi nuntiauerat, ^ enucle-
auerunt in hunc modum. Tempore illo, quando Tartari, qni mal-
leus orbis a pluribus nuncupantur, Polloniam et Hunga-
riam debellarunt, Occoday can ipsorum eorum in terra sua
^a sorore sua male potionatus interfectus est. Habebat enim
lila filium, quem regnare cupiebat, et ob hanc causam ad
eorum partes redire sunt compuisi, et sie sine imperatore per
annos
fere x remanserunt. Completo uero termino et die electionis
assignato cohuenerunt ad eligendum imperatorem omnes priucipes
et magnates eorum, et facta electione elegerunt in imperatorem tili-
um Occoday imperatoris defuncti, qui Cuyuc can nominatur.
Quem
cum in solio ponere uoluissent, viii kal. Augusti, cecidit^
grando mixta pluuie in tanta quantitate, quod ex eins su-
bita resolutione x Tartharorum cum multitudine pecorum
mortui ceciderunt, et ideo intronizationem ipsins usque ad assump-
tioneui beate uirginis distulerunt. Quo intronizato in die iam
dicto
statim fuit uexillum erectum et expeditio edicta per xix
' utiauat cod.
« hier beginnt fol. \HV.
^ cecidit aus cedit von erster hand corrigiert.
ET SEPTEM SAPIENTIBUS 225
aDDos contra occideotales populos. Bellatores autem sunt electi
ita, quod de x hominibus tres fortiores cum uxoribus et pueris
et pecoribus et omni substantia debent ire. Rex autem Bela
hiis ru-
moribus auditis motus et perterritus filium suum in regem elec-
tum dedit filie regis Comanorum, nuptieque nouiter
in Hungaria sunt celebrate. In bis autem nuptiis x Co-
manorum conuenerunt iurantes super canem giadio biper-
titum (oder bipartitum) iuxta eorum consuetudinem, quod terram
Hungarorum tamquam
regis fideles contra Thartbaros et barbaras nati-
ones obtinebunt.
X foL 187'' — 190* ein mir nicht bekanntes anonymes
stück über geschickte der Hunnen bis zum tode Attilas mit ein-
gestrekUen ethnographischeti notizen, teilweise wörtlicK mit Jordanis
De rebus Geticis stimmend; foh 188'* wird aus Gregor von Tours
citiert, es näher anzusehen fehlte mir die zeit, es beginnt: De
regno hunorum quod in omni pene scithia tenebat principatum
etc., und schliefst bic fundauit ecclesiam beate marie in biacber-
nis et ecclesiam laurenlii arcbidiacboni et martyris.
Ich wende mich jetzt zu der schrift des Johannes de AUa
Silva,
Die schon früher beklagte unzuverläßigkeit des Österleyscheti
übdmcks hat sich durch die neue coUation als noch gröfser heraus-
gestellt, als ich früher annahm, ^ da der herausgeber (vorr, s. x)
* eine anzaht im druekfehlerverzeichnis -von Osler ley nicht ver-
befierter lypographitcher versehen der ausgäbe berichtigt der codex
(manches, was ich für druckfehler bei Östericy hielt, ist vielmehr Schreib-
fehler des cod.): so giebt dieser richtig 2,22 cidem; 4, 21 qui; 6, 2 pe-
pererat; 6, 9 exhiberent; 7, 17 qiiidam; 7, 35 curiam; 9, 25 tanti; 14, 6
meinorie; 14, U dignaretur; 18, 10 mealum; 18, 23 quamquam; 2t, 33
profccturi; 24, 15 et; 25, 10 ferri; 27, 26 ciuitalc; 32, 3ti luanuum; 32,38
€xpetebat (so gut!); 33, 16 carum; 37,34 ex defuncta matre; 38, 14 prin.-
cipibus; 39, 17 fratres; 39, 26 o lector; 39, 35 ignibus; 40, 22 minimo;
42, 32 in breui; 43, 6 temperauit; 46, 23 tuum; 48,9 calciaiusquc; 48,16
iacluram; 49, 26 bic; 50, 9 alias; 50, 25 hac; 53, 30 tantam; 54,27 Goii-
gregatis; 55, 22 meliorem; 57, 11 Ciuis; 57, 35 magistro; 58, 18 et pon-
dus; 58, 20 etenim; 58, 33 Necdum; 59, 29 tcrminum; 61,16 cautberiata;
61, 27 promiscuique ; 62, 17 acturus sis audi; 63, 16 tugurio; 08, 26 ar-
busla; 69, 5 consurgebam; 70, 29—30 circumligans ; 70, 32 susceperam;
Z. f. D. A. neue folge VI. 15
226 ZU JOHANNES DE ALTA SILVA DE REGE
auch trme bewahrung der alten Schreibweise des codex sich «tim
geutz bei dem abdruck gemacht hatte, so kann ich nicht unMn,
auch die orthographischen ungenauigkeiten ^ anmerkungsweise zu
71, 23 deloserit; 72, 19 seraitute; 73, 26 accomoda (so); 75, 24 crimen;
79, 16—17 recepitque; 79, 29 filii tut p&ti; 80, 18 pereinisse; 80, 30 sl-
mul totes; 81, 32 paniendam; 81, 36 demissoque ; 85, 9 ordiamar; 85, It
principio; 85, 17 uisaqne sant in ocolia; 85, 19 carens; 88, 16 eontn-
meliam; 88, 17 hominum; 89,12 corriperentur; 89, 15 sunt; 90,11 diuina;
92, 34 Trinitatem; 94, 1 ligneeque; 99, 2 plorantium. von sonstigen un-
Genauigkeiten führe ich an, dafs 25, 30 kein et fehlt; 26, 15 fehlen die
Worte se contingunt im cod.; 41,32 hat dieser richtig peccauerit; 51,26
steht auch et schon erst von ii (dh. zweiter hand) am rande: 57, 2—^
hat }i am rand nachgetragen rigoreque bis ante has; i (dh. erste hand)
hatte iusticia tarnen hos decem dies; 87, 34 steht uel statt uult, nicht
87, 35; 96,32 steht im cod. hinter dei nochmals: unigenitum suum quem
primo factum dei (Österleys anm. ist ungenau); 19,10 fehlt im cod. nicht
commendarem, sondern memorie; 92, 17 steht schon assumsit (so) von n
am rande; 98, 3 scheint ducentesimo secundo schon zu ducentesime se-
cunde eorrigiert zu sein; 44, 10 hat der cod. falsch iuit (nicht irit^ und
29, 25 q!i; dh. quandoque statt quandocumque. auf die interpunction,
die häufig im codex hefser ist als bei Österley, will ich nicht eingehen :
jener hat zb, 37, 7 gut persequeris?
Auch ein teil der seltsamen orthographica, welche sich im Öster-
leyschen texte finden, wird durch den codex entfernt : so bietet dieser
einfach 4, 12 desudasse; 5, 31 uelut; 7, l oflferrent; 7,17 pestilentissimi ;
8, 9 cesari (nicht ceseri); 8, 17 quicquam; 9,26 occasionem; 11,31 ostit;
17, 32 ostii; 12, 5 thesanri; 16, 7 deferretur; 21, 11 spopondisti; 34, 33
miserrimamque; 38, 26—27 quodammodo; 41, 3 — 4 discurrit; 44,8 aggres-
sus; 45, 24 peccauerit; 47, 17 fumum; 53, 1 Tracidabantur; 53, 14 cor-
rumpere; 59, 3 absciderat; 61, 7 commodi oder conmodi; 63, 19 equis-
simi; 63, 36 supplicii; 67, 2 prob; 67, 13 probnefas; 76, 20 auferre;
87, 13—14 traosferretur; 91, 27—28 Aristotiles; 91, 32 id est (cod. .'i.
was Österley sonst durch id est auflöst); 93,25 terrene; 94, 2 occasione.
^ der codex giebt: 3, 11 depremunt; 3, 36 forsitam; 4, 17 contempta
(doch p auf rasur); 7, 5 quicquam; 12, 27 sollempniter; 14, 3 impende-
bat; 14, 5 quicquid (durch abbreviatur) ; 49, 29 menbro; 13,7 u. 18,5.8
menbrorum; 20, 32 menbram; 28, 24 u. 30, 2 menbra; 13, 30 litterarnm;
13, 32 u. 24, 8 litteris; 14, 9 septemnio; 14, 33 quadraium; 19, 11 imn-
tatione; 20, 9 optinueris; 20, 15 bis; 20, 34 lingam; 20, 35 Immuto;
21, 32 ueruntomen; 21, 35 Sollemnes; 22, 35 imraoderatoque; 24,17 homi-
nio (so); 25, 33 sytharedonim ; 26,5 circundata; 26, 22 superlectilis (^r/urcA
compendium); 27, 3 imprimunt; 27, 24 sumissione; 28, 20 esperias (eine
moderne hand schmierte ein fast wieder verloschenes h vor); 30, 6t*nrer
(dh. wol tranfer); 13, 1 lucisnio; 30, 14 luxinius; 30,23 agiltaret; 31,35
ET SEPTEM SAPIENTIBUS 227
differi; 35, 13 ti. 36, 12 pnlcritodine; 35, 13 ptdchnim; 35, 15 Bonnas;
35, 33 oduratione; 36, U inpudicitiam ; 36, 22 silicet; 36, 28 roinisstra;
37, 4 runpunt; 37, 6 inpudeniior; 38, 1 equs efrenis; 39, 5—6 oprobrio-
mm; 41 , 13 successise; 43, 7 exibente; 43, 32 cottidie; 44, 2 relitto;
44, 21 conmissi; 55, 37 — 38 exibui; 56, 14 inmensatn (das zweite n von
I aus T gemacht); 58, 16 sollen) niores; 60, 6 peccuniam; 63, 27 saltim;
64, 30 philozophas; 65, 38 imcoparabilem; 67,26 enormen; 72,22 inbute;
37, 15 dolophaibos; 72,27 dolopathos; 73, 16 animatuertat; 77, 31 mam-
a
millatenus; 79, 21 dänata; 81, 23 uolutate; 83, 36 euugelium (so); 84,3
{und wol auch 86, 21) luscimus; 85, 15 palcritudinem ; 86,5 annumtians;
$8, 21 lucisDius; 88, 25 sinitrorsumque ; 89, 32 moysen; 90, 10 conmu-
nem; 94, 16 imprimerent; 95, 17 conbussi; 96, 7 secla (gut, wie es das
daktylische metrum verlangt); 96, 7 Silicet.
Namentlich in der Scheidung der oft sehr ähnlichen (ob c oder t
geschrieben war, ist zb. unsicher 29, 26 in securus; 39, 3 in plan/lum;
40, 35 in reluAatione) t und c vor nachfolgendem i und einem anderen
vocal ist Österley von seiner regele dem codex zu folgen, abgewichen,
dieser giebt: amicicia etc. 5, 2; 11, 8; 13, 30; 19, 27; 30, 32; 46, 16;
90, 8; astucia 49, 33; auariciam 42, 12; 92, 28; cerciores 24, 8; cercius
10, 19; cicius 9, 30; 24, 14; 70, 19; condicione 84, 20; dicior 8, 32;
diuiciae etc. 6, 20—21; 11, 25; 26, 16; 27, 34; 28, 37; 34, 15; 65, 3
(diuicias in?, diuisias i); 67, 4; eciam 68, 33; 97, 28; 99, 31; exerciciis
6, 27; hospicium 44, 5; iusticia etc. 36, 25; 38, 14; 39, 16. 27; 41, 8
42, 2; 57, 1-2; 59, 33; 63, 20; 83, 11. 25; 88, 11; 89, 4. 24; 90, 4
leticia etc. 12, 25; 16, 5; 21, 34; 28, 17; 31, 27; 32, 2. 9. 28.37; 33,2
81, 20; 82, 31; malicia elc. 15, 13. 30; 16, 2. 10; 33, 9 (zweimal)
53, 38; 61, 15. 17; 64, 36; 65, 13. 17; 66, 18; 71, 20. 26; 73, 25
78, 32; 79, 23; 80, 15. 22; 82, 9; 89, 10. 19; 93, 26; 99, 25; mollicie
52, 6; mollieiem 6, 24; negociis 37, 15; nequicia etc. 7, 34; 80, 15;
89, 21; noticiam 2, 28; 19, 32; 41, 27; uunciatum 7, 5—6; obedienciam
(oder t II, sicher c schrieb lu, welche die ganze stelle am rande noch-
mals schrieb, da die schrifl \\*s unleserlich geworden) 83, 1 3 ; ociosus SO, 34
ociositate 88, 4; paciatur 92, 14; paciebatur 43, 34; palacium 11, 26
pelicio etc. 54, 9; 71, 28. 30; planicies etc. 24, 26; 26, 35; 27, 1; 40,24
52, 3; 80, 1; precium etc. 1, 18; 2, 3. 5. 6 (zweimal), 30; 5, 3; 25, 2
26, 29; 33, 30; 65, 38; 92, 16; 97,5; primicias 2,13; pronunciat 96,27
propicü 7, 11; pudicicie 33, 38; puericia 4, 31; saciat 8t, 23; scntenciam
39, 32; 40, 5; sollercia 8,1; sollercias 10,21; spaciam etc. 18,13; 20,7;
22, 16; 26, 14; stulticia etc. 3, 23; 42, 35; 86, 35; supcrsticiosa 84, 22;
tercius etc. 22, 33; 24, 24; 48, 8; 65, 25; 70, 23. 27 (zweimal)-, 76, 14;
84, 8; 90, 26; tocius 35, 15; 78, 24; tristlcia etc. 1, 12; 18, 2. 16; 19,2.
5. 16. 20; 22, 35; 24, 7; 31, 13. 27. 32; 32,9; 37,34; 62,9; 64,24.26;
uicium etc. 3, 12; 53, 19; 64, 29 (zweimal); 81, 30; 88, 11; 99, 20. —
umgekehrt steht seltener ti statt ci: artifitiosc (s ist vielleicht aus u ge-
macht) 55, 29; aties 28, 7; audatia etc. 37, 12; 49, 24; 69,21; dementia
10, 4; homontloncm (so) 29, 14—15; mendatium etc. 2, 34; 3, 3. 4; 9,
15*
228 ZU JOHANNES DE ALTA SILVA DE REGE
verzeichnen, der text ist von mehreren^ gleichzeitigen händeti
des 13 Jahrhunderts mit mäfsig vielen ahkürzungen,- die seite zu
37; 95, 32—33; palatium 25, 4; signifitet 17,31; 8umtiat80,24; supplitio
56, 21; suspitione 71, 33; lenalius 17, 27; 94, 16; uiuati 20, 1; auch
10,35 scheint es mehr furtiferis als c; daraus erklärt sich auch bA^ — 14
die lesart quanlotius statt quanto citius {so Österley, quam citius Mussafia)
und 20, 22 editio {statt cdicito).
Der Wechsel in der Schreibung von Dolopa^Aos mit th oder t kommt
zum teil auf rechnung Österley s; der cod, hat statt dessen 1) dolop.
10, 28; 11, 25; 19, 12; 25, 31; 26, 34; 27,29; 28, 22.26; 31,2; 2) dol'
11, 7. 20; 12, 33; 21, 22; 24, 11. 15; 27, 17. ebenso findet sich statt
Luscinius die abkünung lus. 20, 31.
* so ist die columne 144* allem anschein nach von einer anderen
hand als die vor- und nachstehenden geschrieben, zu 34, 4 giebt
Österley richtig den anfang einer neuen hand an, bei 93, 30 beginnt
mit neuem fascikel neue hand,
* id est wird {vgl, 4, 22) nicht durch i.e. sondern durch . i . ab-
gekürzt, statt ut steht 39, 25 ü (so). — da misericordia oft durch raia
abgekürzt ist, so hat man 39, 28 statt des im cod. ausgeschriebenen
miseriä wol misericordiam zu verbefsem, — da die abkürzungen für
hoc und hec häufig in einander gehen^ so läfst sich an folgenden stellen
nicht feststellen, welches von beiden der Schreiber meinte: 19, 20. 21
(vgl, 19, 18, wo hec ausgeschrieben ist); 21, 19; 29, 25; 30,26; 34, 16;
49, 27; 54, 38; 63, 18; 67, 16; 69, 32 (Mussafia: hoc); 70, 24; 71, 28;
73, 22; 75, 37; 80, 8; 91, 20; 92, 12; 93, 13. 32; 96, 5.
Da COD- und com- durch dieselben compendien ausgedrückt werden,
so kann an vielen stellen nicht entschieden werden, welche von beiden
Schreibungen der copist beabsichtigte: so 1, 5; 3, 1 ; 3, 29; 4,23; 6,31;
7, 10; 9, 24; 10, 11—12; 11, 31; 13, 11; 14, 4. 6. 26. 32. 34; 15, 27;
17, 18. 27; 19, 10; 20, 1. 11; 22, 11. 17; 23, 36; 24, 22; 25, 27; 29,
15. 27. 28. 29; 30, 24; 33, 35. 36; 34, 5; 36, 21 ; 37, 25; 38, 33. 34;
41, 35; 44, 24. 30; 45, 16. 35; 46, 7. 12; 47, 8; 51, 2; 57, 1. 34; 58,
15; 60, 16; 61, 12; 63, 17; 64, 22. 24; 67, 10; 69, 1; 70, 3; 73, 9. 15.
27; 77, 32; 78, 29; 80, 19. 27; 82, 9; 83, 6; 86, 24; 89, l. 18; 90, 1;
91, 18; 94, 11. mit demselben zeichen ist die 2 silbe abgekürzt in cir-
CMifiducens 10, 2 (der erste teil dieses compositums steht auf rasur,
doch scheint die abkürzung für die zweite silbe schon von i herzu-
rühren), auch ob -cumque oder -cunque gemeint war, ist aus ana-
logem gründe nicht sagbar: 4, 2; 43, 15; 47, 1; 65, 11 (zweimal),
ebenso wenig läfst sich wegen identität der compendien an manchen
stellen entscheiden, ob in- oder im- gemeint war: so 3, 7 (TmeritoB);
5, 26; 5, 32; 14, 15; 16, 26; 27, 21; 32, 36; 33, 2; 34, 35; 37, 9;
38, 17; 46, 21; 47, 33; 55, 36; 57, 29; 58, 23; 59, 6; 61, 24; 64,
27; 65, 14; 66, 7; 67, 7; 68, 31; 72, 11; 73, 16; 81, l. 18; 83, 23;
<
ET SEPTEM SAPIENTIBUS 229
je zwei columnen,^ leicht lesbar^ geschrieben, utid zwar ist die
worttretinung im codex im allgemeinen sorgfältig gehandhabt, ^
55, 21 (Tptiri dh. zugleich mit a oder e in der 2 silbe)', 86, 32; 87, 2. 4.
9—10; 88, 37; 89, 26; 90, 10. da femer sowol tnembrum als menbnim
getchrieben wird, so ist wegen abkürzung nicht zu sagen, welche Schrei-
bung gemeint war \l,^h\ 18, 13; 21,7; 48,11; 58,34; 59,17; 67,11. vgl.
endlich auch domuculam 62, 23—24; forsitä 60, 20; fiquam 85, 38 und
76, 30 {oder steht da uquam?); nuquam 39, 15; 55, 8. 9. 10; 76,30—31;
82, 5; 93, 22; liquid 23, 33; nuquid 88, 14; quedam 67, 26; scänum
95, 24; sono 58, 22; 81, 21; uenudandum 66, 5. nirgends findet sieh
die Schreibart mihi, sondern entweder michi ausgesehrieben oder das
1
compendium m; (ebenso wird nichil stets geschrieben); sed wird ent-
weder ausgeschrieben oder durch 8; abgekürzt.
* folgende columnenschlüfse sind von Österley falsch angegeben:
es miifs heifsen 15, 22 ig [142*] norare; 32, 10 filius [147"] que tuus;
61, 12 tue peti [156"] cioni (so); 90,27 discipu [167'] lis; 49,8 schreibe:
152»'.
' u und n sind oft nicht zu scheiden; zb, 30, 22 in iudicas; vgl,
das oben über 76, 30 bemerkte.
3 da die präpositionen sehr häufig mit dem zugehörigen nomen
zusammengeschrieben werden (ich verzeichne diese minutien nicht), so
ist es unentscheidbar, ob der Schreiber 1, 12 war kl ich das compositum
prehabundautiori oder vielmehr pre habundantiori beabsichtigte, häufiger,
als Österley dies nachahmt, sind öfter vorkommende Wortverbindungen
als ein wort geschrieben: zb. memetipsam 35, 8; ncquis 91, 17; peraute
62, 25; plusquam 40, 29; quamplurimum 15, 10; quantomagis 2, 5; 19,
30—31; quodlibet 20, 22; sinautem 16, 34; 21, 13; siquos 49, 4; sum-
niebonus 87, 24. 26—27; summepotens 87, 27; Tandiu (so) 22, 23; uale-
facientes 22, 17. andererseits hat Österley zb. folgende im cod. getrennte
Wörter zusammengedmckt: ad modutn 52, 23; post modum 8, 8; At
tarnen 16, 21; Et enim 4, 27 {ähnlich 8, 20); De hinc 14, 27; 91, 15;
pro ut 51, 6; 58, 14; 88, 16; buc usque 20, 4; 29, 33; 31, 28; 38, 20
(zweimal); ncc dum 64, 21—22; ut pote 15, 35; 47, 10; 53, 25; 78, 27;
84, 36; 86, 10; 89, 31; 93, 12; legis latores 90, 2—3; se ipsum 30, 29;
44, 19; quarto decimo 24,35; ueri simile 3,22; contra ire 21,30; -ue
(oder) steht von dem worte, an welches es sich enklitisch anschliefst,
noch öfter getrennt: so 7, 28; 17, 31; 41, 32; 45, 13; 48, 5; 52, 15;
56, 34; 82, 22; 85, 8; ebenso -que: zb. 17, 35; 32, 13. 17; 91, 15. 18;
92, 26; 95, 12 (eorum que [so]); ebenso cumque getrennt 32,28; 87,26;
auch super steht in compositis getrennt: vgl. 46,25; 61, 1 — 2; 63, 28;
66, 12. anderwärts sind zu trennende Wörter im cod. falsch zusammen-
geschrieben (zb. nedum 9, 3; sidum 29,23; eaque 21, 11) und zusammen-
gehörende getrennt (zb. in sonnem 28, 27; at toniti 80, 11), was ich
übergehe.
230 ZU JOHANNES DE ALTA SILVA DE REGE
Di» daktylischen verse, u>dAe Johannes seinem werke gdegent-
lieh eingereiht hat, %ind wekhe Osterley (Äugsb. aUgem. zeit.
1872 beil, 123) irreführten, stehen jetzt ohne absatz im cod.; sie
waren über im archetypm wol so geschrieben, dafs jeder vers eine
besondere zeih einnahm; darauf weisen die grofsen initialen der
anfangswörter der verse, welche sich in dem Luxemburger codex
zum großen teil erhalten haben (zb. 88, 37. 38; 91, 8 ff; 95, 25.
26 ; 96, 6 — 8). daher kommt es auch, dafs der Schreiber 95, 25
vor Maluit noch schrieb Maxima formido, indem er in den nächsten
4)ers geriet; i selbst strich die beiden Wörter dann durch. ^
Die erste hand des codex (i) ist frei von allen wiükUrlichen
interpolationsgelUsten. eine ziemlich grofse anzahl von fehlem hat
sie selbst corrigiert, ^ sodann ist der codex von einer zweiten, eben-
^ wo die handschrift einen durch bunte initialen gekennzeichneten
absatz macht, hat der herausgeber im druck einen absatz machen lafsen,
nur 28, 19 mit Veram einen absatz zu beginnen hat er versäumt, die
initiale rot zuzupigen hat der rubrikator vergefsen: 58, 27 (nter); 90,
33; 92, 6; 95, 28; 98, 16.
1 8
2 geschrieben ist 1, 13 defnebant; 24, 28 ditabatur; 27, 34 con-
X h i e ga
fluisse; 30, 20 retorica; 52, 24 tenus; 52, 32 sapienti ; 54, 26 interrotus;
i c i 8
54, 35 udentcs; 67, 26 epilentium; 72, 28—29 contumelosis; 95, 26 obce-
noque.
Folgende überflüfsige buchstaben tilgte sie, die ich durch den druck
hervorhebe: 2, 7 miiribus; 2, 31 corifcessa; 3, 33 relinqaerual; 6, 12
toela; 6, 29 u utilittiem?; 8, 11 tenerentur; 8, 18 penienermt; 11, 32
collocanns; 17, 15 pa nquam tarnen; 22, 23 recrearenti^; 23, 5 de cepe-
runi; 23, 12 /romatum; 23, 13 iüico; 26, 14 con^concrepaotes ; 27, 18
canti/Iene; 27, 19 efßciemnt; 37, 6 agi/s; 49, 25 aut m; 72, 1 legestre-
mittii; 98, 9 cAelebrant. ebenso tilgt sie folgende worte: 9, 22 litteris
vor epistolis; 11,7 donauenint vor tradiderunt; 15, 20 inuidiam vor erga;
17, 6 inciderunt hinter sapieotis; 23, 24 statuemur vor cuncto; 27, 12
societate vor sociale; 48, 1 quam vor se; 99, 30 animalia quod vor sa-
muelem.
Sie macht folgende durch den druck hervorgehobene buchstaben
aus den nebenstehenden: 5, 22 tMtum aus an (?); 6, 25 quintanas aus i;
7, 21 pares aus tr(?); 15,25 ^ratanter aus ga(?); 20,35 motum aus u(?);
27, 3 amplextM aus ibus; 7, 3 exhibens aus x; 17, 4 ^ni aus p; 28, 23
depuiatarum aus nt; 31, 25 stantque aus 8tanque(?); 32, 34 moduli« aus
o; 40, 7 occursum aus in; 40, 33 fasciculum atu a; 44, 31 acced«« aus
a(?); 45, 1 repe/itur aus r(?); 48, 3 ^lutine aus f oder s; 48, 3 foramint
aus e; 51, 28 obprobrio aus ü(?); 52,34 ai'ens aus g; 53, 2S uentiltiM aus
ET SEPTEM SAPIENTIBUS 231
faUs dem 13 Jahrhundert angehörenden hand (n) dureheorrigiert,
welche die vorläge der ersten hand nodimals ziemlich sorgfältig
einsah, diese zweite hand hat einmal einige inhaUsangaben am
rand gemacht: 55, 4 de cane; 55, 12 de asino; 55, 22 de filio
(der letzte buchstabe ist fortgeschnitten); 55, 31 de uxore; dann
aber vides einzelne gebefsert^ und namentlich auch eine anzaU
bat; 54, 6 sol/empnesque aus s; 54, 33 ro^taqne aus d; 58, 2 decidcr^
atu t; 60, 26 ferrameiito aus a; 65, 3S fere aus o; 68, 37 A^cendebam
aus c; 70, 19 it« aus a; 72, 16 re^em aus d; 76, 25 illU aus c; 78, 12
pnellttla aus a(?); 81, 12 fores aus a; 81, 24 amam aus c; 83, 10 pa-
ramf^er aus q; 85, 22 hominem aus u; 86, 26 casum aus s; 86, 3 t — 32
snmmebonus aus ebamus (?); 88, 25 precipitem aus a; 90, 34 innotueri/
aus s; vielleicht auch 4, 16 Cum aits Barn, aus eorreotur von i sind
auch folgende durch den druck hervorgehobene huchsiaben: 17, 11 co-
f^i/are; 17, 14 omni; 19,4 illo; 22,15 enuin«ret; 28, 11 l;7se; 45, 8a8ino;
46, 29 diuitie; 60, 20 /brtem; 81, 16 contiocn/«; 86, 32 nee; 91, 36 anti*
qMiMTi. zu/allig steht ein punkt über dem ersten i in satellitibus 11, 6;
ebenso unier dem o von iccirco 71, 23.
^ 1, 9 «fi anfang giebt et n, quia i; 4, 29 cinilibus n, quantumlibet
(so) i; 6, 2 in (gut) ii, et(?)i; II, 18—19 salutant n, talitant i; 12, 24
ortu n, orti i; 15, 20 malluolenciam n, maliciaro i; 16, 34 sibi ii, se i;
27, 8 undique n, indique i; 28, 2 consulum n, consilium i; 29, 4 casuum
II, suum mit vorhergehendem freiem räum i; 29, 13 eomodo n?, comodo? l;
32, 36 ad ii, et i; 34, 28 bis (so) u, iis? i; 37, 3 fautrices ii?, faulrices
fices i; 44, 6 Interim ii, Intni (dh. Intanlum^ i; 45, 15 senem ii, semen i;
46, 6 Receptis ii, Recepsit i; 46, 27 adeamus n, audeamus i; 55,6 dentes
que II?, dentes oe i; 57, 5 intra ii, inter i; 68, 36 irem ii, iram i; 69, 19
eorreptus ii, correctus i; 70, 5 paniulam ii, per nullum i; 71, 26 fallantur
n, fallentur i; 73, 6 uisu n, uisu quoque i; 73,19 debueras n, debuerat i;
74, 17 anxiabatur ii, anxiebatur? i; 74, 24 natos ii, notos i; 75,24 facul-
täte II, facultare i; 76, 2 cepit ii, capit i; 79, 18 nariis ii, uanis i; 80,16
monstris ii, monstrtt i; 80, 32 memini ii, nemini i; 82, 11 intulisse n,
intulit? i; 82, 30 penam n, panem i; 83, 15 mimorum ue ii, minorum ue
i; 89, 15 theomacbie ii, theomachio i; 89, 17 Imanites i (aber e aus a
corrigiert)f Tmanitales ii; 92, 27 qua ii (gut), quam i; 92, 35 patre n,
pater i; 93, 33 A nino n. Anno i; 97, 29 fons ii?, foris? i. folgende
Worte, die Otlerley richtig im text hat, waren von i vergefsen, sind
erst von ii zugefügt: 5, 33 suum; 9, 26 locum; 10, 36 quo; 13, 23 et;
24, 24 etiam; 25, 3 inueniri; 27, 2 ergo; 28, 9 sanum; 45, 32 (conf
pag. 100) latitudinis; 59, 9 ei; 75, 30 et; 98, 4 et (von nf). ebenso
folgende (durch den druck hervorgehobene) buchstaben: 2, 9 caliginojo;
6, 8 eitate; 8, 37 uosque; 8, 21 concessisti« ; 11, 8 penieui/; 16, 6 — 7
expecta^at; 18,20 tristem (ii oder in?); 31,7 incluso« (n oder i?); 32,29
retrahcret; 42, 26 Sic; 46, 4 pctere/; 58, 20 magica; 59, 28 proxperiis
232 ZU JOHANNES DE ALTA SILVA DE REGE
von Worten, die die erste hand vergefsen hatte, am rande oder
(seltener) zwischen den Zeilen nachgetragen, zuweilen, besonders
wo die correctur durch rasur erfolgte, ^ läfst sich nicht genau ent^
(so); 65, 29 honesta/e?; 65, 35 quorf; 69, 31 ettam (vielL hatte aber
schon I so); 75, 11 nutrictum; 79,^3 aperi/; 82, 1 1 m'olentiam ; 82, 31 re-
ductus; 86, 2 uiuere^; 89, 23 uir/t^tum.
In folgenden Worten sind die durch den druck hervorgehobenen
buchstaben von n aus correctur gemacht: 4,17 quadrifaria; 13, 25 /ran/-
mittit. übersehen ist auch 4, 17, dafs während i i/a// latius se {so Mass.)
entweder latHisse oder latiusse geschrieben hatte, ii dies (schiecht) in
late se corrigiert hat; 21, 19 hat Cum (mit gemalter initiale) i, aber ii
schreibt dum dabei, endlich hat ii vor et hiis 9, 37 die von i falsch
durch diltographie geschriebenen Wörter et biis tamen gut getilgt,
' durch rasur sind folgende buchstaben getilgt, welche ich durch
den druck hervorhebe: 2, 4 Sit (dh. also Si ist aus Sit gemacht); ly 21
prothoplanstum? (das fragezeichen bedeutet, es lafse sich nicht genau
erkennen, ob n in der rasur stand); 7, 20 /stimulati; 10, 1 subti/cens?;
11, 14 licenliaiTi; 16, 4 propi^nantur; 20, 3 /»merito?; 20, 4 et gloriari?;
24, 7 poterarat; 26, 27 pailieis; 27, 11 abterant; 28, 6 reuerberata/; 29, 1
rfruituros?; 30, 20 materia; 34, 11 obsiderettir?; 38, 28 retorqueor?; 39,2
uis/o; 43, 15 intenipesta/e?; 44, 27 protuli/?; 46, 20 tue?; 48, 17 co^natus; 49,
22 sie; 50, 12 admUeratus; 50, 17 latoro; 51, 33 ased oder dsed ; 53, 7 subter-
raneo«; 54, 1 suscipitio {der drittletzte buchstube scheint aus i gemacht oder
bedeutet nurc); 58,33 ceruicalU; 59, 151ectU?; 59,29 creddidit; 62,22uin-
culum; 63, 5 uidua/?; 65, 19 Aemulatione ? ; 68, 26—27 quendam; 73, 28
tumullu/; 76, 8 reliquiesse; 77,23 coctidie; 78,4 acocignis; 79, 24 inson-
i\s] 80, 22 pualeat; 83, 27 ;>actenus; 86, 17 sententiam; 87,8 resisterent;
88, 24—25 dextro/sum {kaum dextro/sum); 94, 3 be/li?; 94, 7 Aeiroris;
96, 21 peufifedente.
6, 1 ist hinter et eine rasur, worin wol nochmals et stand; 9, 7 eres (?)
nach inlerest ausradiert, ausradiert ist femer folgendes: vor nee 13, l
nisi tantum de lucisnio nutriendo. Sed postquam anni; hinler in 31, 17
cubiculo. nach terminatur 12,32 sind zwei bis drei buchstaben ausradiert;
eine ganz kleine rasur ist hinter alteri 22, 10. je eine letter rasur ist:
28, 21 hinter ordinata; 30, 15 hinter quibus; 41, 18 vor iler; 73, 19
hinler prouerbii; 74, 18 vor reuocare; 91, 3 hinter bii {darin stand an^
fang eines s); drei letlem rasur sind nach perciperer {so! gemeint war
natürlich perciperet) 57, 35; in Er^atque 94, 6 ist ein buchstabe aus-
radiert; 6, 13 ist statt et eine rasur, worin allerdings et gestanden zu
haben scheint,
2, 32 von Horum stehen die drei letzten buchstaben auf rasur (wol
von II?); 3,14 das r von more {wol von ii?). durch rasur sind gemacht :
7, 36 Qui aus Que?; 18, 25 tamen atu tantum; 29, 34 usus aus uisns;
33, 3 pro niorem aus pro morem; 39, 19 dolere aus dolore?; 54, 35
ET SEPTEM SAPIENTIBÜS 233
scheiden, ob eine correctur von i oder von n herstammt.^ sicher
rühren von ii alle die Zusätze her, von welchen Österky in den
fwten angieht, dafs sie *am rande* stehen,^ außerdem erscheint
selten eine spätere dritte hand (iii) als corrigierefid,^ die nicht
uerterunt aus nerteront?; 56,8 — 9 simulant aus simulans? oder aus simu-
lantur?; 59, 3 argenti aus argentum; 72, 13 faciam aus faciem; 72, 19.
aientes aus agentes; 85, 38 boni aus bonun?; 93, 3t — 32 sentias aus
sentenas?; 99, 34 possit aus possint? (so Muss,) von i.
' 5, 13 scheint in durch correctur aus aut, und 7, 13 diuus viel-
leicht aus duuius corrigiert; 9, 36 accusationibus vielL aus accusatoribus
(gleich darauf hat der cod. würklich respondi); 26, 28 steht vor uiam
ein durchslrichenes in ; 28, 17 vor sensum ein [wol von ii ?) durchstrichenes
leticia; 88, 34 vor huius nochmals ein durchstrichenes ierre.
Folgende durch den druck hervorgehobene buchstaben sind aus den
nebenstehenden corrigiert: 10,16 noxxerit aus iter?; 12,13 sciscitatur aus
aba; 13,23 no^tciam aus x; 13, 31 deinofe atts ceps?; 14, 12 habWtm aus
abh; 14, 14 artium aus u; 15, 6 /unc aus n?; 15, 8 nomen aus m;
15, 30 \n aus m; 21, 10 precepistt- aus ii?; 21, 35 expendamu« aus m;
23, 19 fugtVmus aus e; 25, 16 cuncti aus u oder ii; 26, 7 amicUr aus a;
26, 18 lasciuientiiim aus u; 27, 35 pactolus aus u; 28, 12 a^cenderunt
aus c; 28, 19 conscii aus il?; 28, 22 ctibiculum aus um?; 29, 23 ?//ta-
Hbus au% in?; 31, 3 legati« aus bus; 36, 4 oranium aus i oder dgl.;
42, 17 ui/ium aus c?; 43, 16 nemine aus i; 44, 7 uet^i« aus ritis; 45, 13
signiGcent aus a; 47, 17 uideri« aus t; 48, 24 crastiaf/m aus o?; 50, 25
prestitcm aus t; 50, 32 a/ens aus g (viell. von ii); 55, 22 mvnum aus
nimum; 58, 12 n?/llique aus ue?; 58, 14 soluere/ aus s; 59, 20 ;if/da aus
nn; 59, 26 inuidiaque aus as; 62, 17 parccre« aus e; 67,22 oi'o {so) aus
ocro {dh, oculo); 67, 23 decortatus aus n; 72, 26 ntterenlur aus in?;
73, 10 quamq aus quamquam; 75, 11 quendam aus a; 75, 18 genueri/
aus s; 75, 31 niueMS atu n; 75, 38 paruult aus e oder o; 76, 2 Molens
aus n?; 82, 10 ipst/mque aus a {wol von ii); 84, 19 profi/eretur aus
c; 84, 35 profero aus acto {wol von ii); 85, 2 admittens aus re; 91, 28
mt/ndi aus e?. aus correctur sind auch: tun in recepisse/i/ndas 28, 20;
H in Hü 7, 19; o in athomos 91, 33.
Nicht angegeben hat Österley, wenn ein wort falsche Stellung im
cod, hat, in diesem selbst aber durch zeichen die richtige Stellung an-
gegeben war: so stand 14, 6 secundo hinter prcceptorem; 21, 6 nobiles*
que hinter matronc; 24, 17 assisterent vor dum coronaretur; 29, 3 mundi
hinter poUent diuiciis (so); 40,26 hat der cod. Mane*^^ ****iBcio''l igitur
facto omnes.
' vergefsen ist die angäbe, dafs 14, 16—17 ut — concluderct erst
von II am rand hinzugefügt sind.
3 so findet man correcturen von iii zb. an folgenden stellen : 29, 8
omnia i, omina? in; 29, 6 tenui in?, tenuis i; 32, 27 ornate in?, orna-
234 ZU JOHAIVNES DE ALTA SILVA DE REGE
überaU genau von der zweiten gesondert werden katm. von dieser
stammt vielleicht der titel de rege et Septem sapientibus, welcher
oben anf fol 139% mit dem ein neuer quatemio beginnt, dem
texte (Reuerendo patri etc.) vorangestellt ist.
Herr Österley erklärt (vorr, p. x) seine ausgäbe einfach als
einen abdruck der Orvaler handsArift, 'ohne dafs es erforderlich
gewesen wäre, die weit jüngeren, jeder autorität entbehrenden und
dabei teils unvollständigen, teils entsetzlich fehlerhaften ausflüfse
näher zu berücksichtigen' 'indessen* (sagt er) 'habe ich doch den
Innsbrucker codex vollständig, und die drei von Mussafia aufge-
fundenen soweit, une dessen mitteilungen reichen, genati verglichen,
ohne aber irgend erwähnenswerte abweichungen zu finden.* meine
nachvergleichung der Orvaler handschrift ergiebt aber, dafs Öster-
leys abdruck an hunderten von stellen unrichtig ist. und zwar
sind die fehler zum teil derartig, dafs man im interesse des herau»*
gebers hoffen mufs, ein teil der Grossesten versehen werde sich da--
durch wenn nicht entschuldigen so doch erklären lafsen, dafs er
zum teil lesarten etwa des von ihm eingesehenen Innsbmdter codex
stillschweigend an stelle der untadeligen lesarten des Orvaler cod.
setzte, das ist freilich nach der soeben mitgeteilten stelle der Öster-
leyschen vorrede leider mindestens unwahrscheinlich.
Dies urteil werde ich im folgenden begründen.
Namentlich auffallend ist zunöchst die flüchtige auslafsung
einer ganzen reihe im codex richtig überUeferter und meist durch-
aus notwendiger Wörter, ich hebe das in Österleys text jedesmal
fälschlich fehlende durch gesperrten druck hervor: 5, 25 regem
licet ^ in extrema parte ^ regni sui positum; 6, 28 uice .xn.
senatorum eiusdem numeri constituit seniores; 7, 14 preclaras
regis Dolopatos probitates; 9,4 simulque nobis et rei publice
coQSuIentes; 9, 29 associatisque sibi amicis; 12, 16 aiuot partum
quidem esse masculini sexus; 12, 20 os Balaam arioli Israeli-
tico (geschrieben isrhtico); 13, 18 inimicorum suorum insidias;
13, 32 sillabam ex litteris conficere et (so auch Muss.) ex siila-
rent? i (doch braucht man wol nicht ornarentur zu conjicieren?); 43, 4
turba 111?, tuba i; 56, 5 — 6 pseudo amicum in, seudo amicum i; 84, 37
saluationisque in, salutationisque i.
* licet läfst I au* und Mu*t,, n ßigt es zu.
^ 1 schreibt dazwischen fälsehlieh reg, das ii durchstreicht.
ET SEPTEM SAPIENTIBÜS 235
bis formare dictionem eum in ^ angustia temporis perdocuit
(htzterea auch Muss.); 13, 35 iam per se et legere et utramque
ÜDguam .... proferre cepit; 19, 5 longa ab imo pectore trabens
suspiria; 19, 25 decetque; 21, 4 Cum igitur me post longum
tenipus receptum salutaverit pater; 22, 3 Cumque iam rutilans
aureis aurora radiis 8uum terris iubar infunderet, Luciferque
dudum precurrens Pbebum arctico^ proximum testaretur;
22, 36 illam nunc seriis nunc ludicris pulsant, et nunc de
patris, nunc de regine gloria verba movent; 24, 18 Con-
gregaverat^ etiam in hac eadem civitate frumenti et vini cuncto-
nimque^ que terra marique vebuntur, copias, que esui om-
nium adveotantium sufQcere possent; 25, 10 Preparabant igitur
se cuncti in occursum Luscinii et illud crastinum cum magno
desiderio desideratum^ expectabant; 25, 32 rex .... cum
mimorum agmine aduenit sedens super equum dignum
regie maiestatis^^; 29, 9 pulsans regum turres paaperumque ta-
bernas; 30, 16 conturbatus animo; 32, 21 filium usque in die m
septimum non posset coronare; 32, 33 assistebant, assidebant
ministrabantque; 36, 16 cum coadunati fuerint in palatio reges;
36, 26 Adest paler tuus adsuntque fratres reges, adsunt quoque
amici etc.; 42, 18 militum servientiumque turbam multiplicare
studuit, per menses quoslibet mutare v est es, equis armisque
Dovis gaudere; 43, 36 tale a liquid detulisset; 45, 16 At ille:
Civis, ait, sum Romanus, unusque de Septem sapientibus dicor;
52, 10 ad regem usque pervenit; 53, 10 cum nullum sapien-
tem, nullum legum iurisque peritum consiliarium baberet;
59,25 coram amicis et propinquis, non tamen sine admiratione
nuptias celebrarunt; 59, 33 iusticiam sibi super (boc)
fieri rogans; 61, 7 filio usque in crastinum prolonges vitam;
62, 8 miror, si filius tuus potuerit tantum nephas
perpetrare; 62, 30 in ultione accipitris sui vidue filium mucrone
' in fUgt erst \i hinzu; dann hat der cod. falsch augustia.
* arthico der codex.
* denn so ist in dem cod. selbst richtig aus Gongregauerant (wol
von II) corrigierl; subject ist Dolopathos.
^ cuctorumque cod.
* desiderabant codex; die punkte scheinen von i zugerügt; on
• • •
desideranter darf in folge dessen nicht gedacht werden (vgl. auch 25,
15-16;.
* malest ati cod.
236 ZU JOHANNES DE ALTA SILVA DE REGE
transverberat et abscedit. Quid ergo vidua pauper ageret, ftlio
unico et sua possessiuncula destituta?; 63i 21 Et hie certe
Don suam sed alterius, et non cuiuslibet potentis sed
vidue iniuriam vindicavit; 64, 16 licet uous Septem sa-
pientissimorum credar; 67, 3 deveni o ego miser cum
novem aliis in partem eius (Österley ediert mit Muss, de-
veni ego miser , der cod. hat deueni ego miser, was man auch
als deveni ego, o miser, deuten kann); 67, 23 pelleque tota
contracta in rugam (tota haben Mussafias Aa, B läfst es aus);
74, 19 Sed cum hoc efficere non posset; 75, 29 Mansit autem
sub hac iniuria per septem continuos annos; 78, 12 Die, ait^
michi, 0 puellula; 84, 28 antiquum predico deum, quem et
philosophi vestri summum bonum .... appellant; 87, 5 Inter
hec duo cum, ut ita dicam, medium posuit; 88, 15 Cur me
fecisti sie?; 88, 37 Qui cupiens sponte flagrantem frigidus
etham Insiluit? (so cod.); 93, 9 quamquam et sapiens sit pater
et potens sit filius, et sapiens sit spiritus sanetus, et equalis
sit patri filius, et patri et filio et equalis ^ et eoeternus sit Spi-
ritus sanetusf/Zj; 94, 9 parentibus suis et caris statuas
erexerunt; 95, 13 lignarius sueeidit lignum, et medietatem eius
conbussit , reliquum autem eius deum feeit et seulptile
sibi; 97, 29 defluxit in Tyberim.
Umgekehrt hat Österley folgende durch gesperrten druck und
klammem hervorgehobene worte gegen das Zeugnis des cod., ohne
dies anzumerken, unnötig eingeschoben: 29, 35 Spiritus meus
attenuatus est, defeeit virtus, [et] fortitudo recessit, subintravit
corpus debilitas etc.; 31, 20 pulsant fidueialiter ut amici et ut
sibi aperiatur postulant. Rex vero, ut audivit adesse [amicos],
surgit cito; 32, 29 Nullam virginalis pudor retraheret, nulla Uli
sinum, nulla[que] gremium prohiberet; 33, 12 quis tam saxeus,
[quis] tam insensibilis, cuius^ caro .... non titillaret?; 37, 11
Hec est insania mulieris, hec [est] audatia; 39, 4 Pili, ait, [si]
numquam fuisses natus, numquam ^ me tua letificasset nativitas I ;
43, 12 melius beatiusque ratus inter extraneos quam [inter]
* filio et equalis ii, filio et qualis i, filio coequalis Österley.
' eius cod. falsch,
3 nüquam cod.
* Johannes hatte doch wol inisenim geschrieben?
ET SEPTEM SAPIENTIBÜS 237
cognitos miser^ esse; 43, 21 cum nesciret, quorsum [se] diver*
teret; 46, 23 in flore iuventutis [tue] deperit (Muss.: tue iu-
ventutis); 47, 22 Qui dum alias spiraculum non haberet, per
locum foraminis illius, [e o] (dies wort fehlt auch bei Muss,) quod
lapide tantum ..• obstructum fuerat, egreditur; 51, 28 filium
[tu um] a morte valeat liberare; 54, 7 quilibet eorum amicorum
precipuum pessimumque inimicorum, meliorem [q u e] mimum
servumque fideliorem secum adducat; 56, 15 qui in brevi leges
reduxit, [et] evulsit pravos mores, bonos inseruit, etc.;
64, 8 cuncta, que [de] filio acciderant; 66,21 videns eos forma
elegantes [esse], wo freilich Muss. formae elegantis esse hat;
68, 12 De te, inquiens, ego hodie ventrem [meum] (dies hat
Muss.) saginabo ieiunum. Sic[que] (dies hat Muss.) septies sub
manu eins veni; 74^ 15 quod eam filius duxisset [in] uxorem;
74, 25 ferales dissimulat inimicitias, celat[que] internum animi
raucorem (wo zugleich rancorem mit dem cod. ^ statt raucorem
zu schreiben ist), blandamque interim nurui exi])et faciem; 78^ 19
narravit, quomodo a sene philosopho inventi sint [cod. sl dh. sunty,
quomodo per septemnium .... nutriti, [e t] quomodo fratres ....
perdiderint .... nee valuerint etc.; 81, 24 evigilat ille iam[que]
(iamque Muss.) digesto vino seque (so Mussafias B\ Aa: se)
deceptum dolet; 82, 35 Mortuus est autem eo anno [rex] Dolo-
patos; 92, 6 que fuit necessitas, ut deus tam crudele mortis
genus pro homine pateretur, cum ipsum [per] hominem vcl per
angclum liberare potuisset (so doch wenigstens denkbar); 97, 11
hoc posteris suis dantes [in] Signum.
Leichte fehler des codex hat Österley stillschweigend (zum teil
nach M^iss.) corrigiert: so wenn der codex bietet 4, 1 quamquod
(mit falschem compendium) statt des ersten quamquam; 4, 4 qm
(dh. quoniamj statt quam ; 4, 30 corporis! (denn i scheint der letzte
buchstabe mehr bedeuten zu sollen als eine interpunction) ; 5, 23 solli-
citudinis; 6, 18 temperabat; 7,4 nundum; 7, 11 exorabat; 7, 27
ucrtantes; 8, 6 asumpsisse (so ii, assisse i); 8, 24 et statt in; 11, 23
hominum; 12, 28 nutebaturque; 13, 8 nenustatemque; 13, 11
rouocata; 14, 18 addicere; 15, 22 aiebt; 16, 33 sciebant enim,
que (mit abkürzung, die leichter mit der von quia, wie zu schreiben
sein wird, als mit der von quod [so Österley] verwechselt wird);
' raucorem hatte der cod., doch scheint et zu rancorem corrigiert.
238 ZU JOHANNES D£ ALTA SILVA DE REGE
17, 22 Peraucto; 17, 29 prelerrita und 23, 4 preterriti; 18, 13
natino; 18, 30 sibus (mit compend.); 18, 32 seuiebant; 19, 33 mest
oder inest (statt est); 20, 13 — 14 conditionis ius (oder uis);
20, 15 huismodi oder hiusiiiodi; 20, 24 preeepero ob | obserua*
bis ( I bedeutet zeilensMufs im cod.); 21, 13 — 14 iDseram; 21, 1&
illustrssime; 22, 22 retroruersis itinere; 23, 8 meruit quod
hac; 23, 17 uideretur; 23, 22 manu Tirtutis; 24, 16 palerui-
tanum scheint fast mehr ak palernitanum dazmtehn; 24, 31 occur-
rerenl; 25, 19 studeret (mit compendium); 25, 22 muliebrum
excogitare ; 27, 31 musionim; 28, 24 cubitulum; 28, 26 soUi | tus;
29, 1 modicim oder modicun ; 33, 1 ac (statt ad) ; 33, 9 est asticia
super; 33, 10 omnum; 36, 5 ad tantum contumeliam; 36, 17
sola ad | ad Luscinium; 37, 15tratacturi; 37, 28agens; 38, 19
nostrum (statt des nötigen uestrum); 38, 25 nobis (wenn nicht alles
tefuscht); 40, 8 esset (abgekürzt); 40, 13agebant; 40, lOnoturum;
41,24 mox; 41, 31 elegeratis; 42, 18 permix; 43, 26 Cuius
(kaum Ciuus); 44, 8 domo; 48, 31 astustiam; 49, 31 motos
super misericordia super fortuna (das richtige hat Mnss.); 50, 18
uno statt Mussafias imo; 51, 31 subvenerit; 52, 24 quidem;
53, 7 spetu; 55, 7 prosurs; 56, 3 sententia; 56, 31 gran-
deus; 57, 2 ttm (dh. intantum) statt intimum (oder internum?^;
58, 31 uim (scheint es mehr als uini); 58, 33 superposita; 61, 18
capite; 61, 29 flamina;.64, 9 mfarnque (dh. misericordiamque,
statt sententiamque, durch compendienverwechslnng) ; 65, 1 absculta;
65, 1 iusu oder uisu; 65, 12 esset (Mms. essent); 65, 37
contentui; 66, 13 tintinnabulis u, tintinabulis i; 67, 30 dauern
(3fms, clavam); 68, 4 curra (Muss. crura); 68, 6 ad pascua du
mitteret (dimitteret Muss,; die umstehenden worte lafsen andere
restitutionsversuche z%i); 68, 9 cottidie inumerando emittere
(Mussafias B: numerando emitteret); 69, 13 cuiusdem; 72, 30
omnes animimo usque; 73, 8 iudicans; 73, 12 iromitatione;
74, 25 immiticias; 77, 17 — 18 pulthritudine; 81, 8 sine (so
scheint es mehr als siue); 82, 5 rogari (rogare Muss,); 83, 4
discernentur; 84, 35 uid*o (dh, uidero); 85, 4 — 5 nedece (so);
86, 11 comederet; 86, 12 essetque; 86, 23 u. 25 prescinit, tote
es scheint; 86, 30 prescinit (sidter); 87, 19 ad gloriä gloriücatio-
nem; 88, 27 suggestioneinnecessitate; 89, 27mititur statt nititur;
90, 24 Imuncrabilibus; 90, 32 iudici | cium; 91, 5 — 6 transfigura-
bant ; 91,10 initd (so I corrigiert aus initis ??j ; 91 , 1 6 muuire (kaum
ET SEPTEM SAPIENTIBGS 239
munire); 91, 35 meodus (aus falscher auflösung des eampendiums
entstanden); 94, 1 quesunt (statt quesiuit); 95, 9 iTt dh. habet;
95, 21 flactus; 95, 31 intertum; 96, 17 oesciturus; 99, 30
phiconissa. 1 (frobabel seheini auch 19, 28 Österkys numiois
statt des hsl muneris).
Gegen dies verfahren Österkys, stiUsckweigend zu befsem, ist
nur zu bemerken, dafs dasselbe nicht mit den vorr. p. x ausge-
sproAenen kritischen grundsätxen stimmt; der text des autors selbst-
hat darunter wemg gelitten.
Dagegen ist in folge flüchtigen lesens von Österley vieles arg
versdien: so ediert Österley 7, 9 senes cum minoribus statt
iunioribus; 10, 10 iributa, qui tibi ea sicut et illi per annos sio-
gulos servire conpellebar statt solvere; 11, 17 diem laudis
musicisque instniroentis festum ducnot statt ludis (der cod. hat
laudis); 11, 34 que terra marique vehuntur, statt terre hat der
cod. nach Österley tantum, in würklichkeit steht i& da, aber statt
m kann fast ra gelesen werden, dA. terra, dessen erste silbe in dem
archetypus jedes falls abgekürzt gesdirieben war; 12, 11 prove-
nitque ad tempora pariendi statt pervenitque; 13, 12 Piatonis
sententia, que ait (mit Muss.) statt qua, da qua aus que im cod.
corrigiert ist; 14, 28 astuti fuerit ingenii statt acuti (denn so,
nicht atuti, hat der cod.); 27, 12 prior regina Luscinium reve-
renter salutat et osculata est ac deinde relique omnes:
statt salutatum^ osculata est; 27, 14 nullam^ pudor virginalis
ab osculisS que caste et pudice offerebatur, redarguit statt
ofTerebantur; 28, 20 noxque sopori quietique hominum ordinata
* hierher gehören auch folgende versehen des codex, wo das zeichen
des compendiums vergefsen ist: 3, 38 psiimpsi; 11, 22 exeqntes; 13, 16
documtaque; 14, 22 pfectui (man kann daher sowol an profectui als an
perfcctoi denken); 37, 34—35 magri; 51,25 ignoratie ; 92, 32 omis; 96,23
doruin; 65, 27—28 respondunt. dagegen 15, 31 steht im eod. paniipeo-
dentes (dh. per oder par); 22, 15 erupcrint, doch scheint an dem quer-
strich radiert; 42, 5 contigcrit (durch compendium), an sich erträglich;
10, 17 indignarer ^rfA.indignarerer); 63, 1 occideris C(fA. occidereris); 43,28
homifie (dh. hominem); 69, 5inontes statt montes; 9t, 12 deifi (dh. deinde)
statt dein.
^ das u der endung ist von i (aus n?) corrigiert.
' dahinter steht im cod. ein durchstrichenes retraxit
* oculis cod. falsch.
240 ZU JOHANNES DE ALTA SILVA DE REGE
primis tenebris advenisset statt preuiis; 28, 36 illos eicit, ut
istos introducat, privat illos honoribus . . . et . . . humiliat, ut
istos exaltat statt exaltet; 31, 33 Aiebant eum phisicos tradere
statt enim (dadurch stnd andere dnderungen überflüfsig); 32, 13
ultimo se regi offert statt ullro; 32, 16 Confortatur ergo
rex, bonum iudicat amicorum consilium, gratias de oblato ofticio
offert regine statt Confortatus und refert; 32, 23 ut quod regi
promiserat effcctum manciparet sro/f effectui ; 32^ 31 unguentis
variis dclinite statt delibute; 36, 19 altissima voce adiu-
torium clamans statt altisona^ voce adiutorium proclamans;
37, 1 Cruor .... hiuc profluit atque inficit, hec vestes
lacerat, et voce grandi coocntit .... aulam statt inficit hoc
vestes laceratas; 37, 28 o nequissime regum statt o cquissime;
40, 5 Ipsi etiam, qui partium^ eraot regine quique paulo ante
ita effrenati fuerant statt efferati; 40, 30 Dolopatos . . . cum
regibus principibusque ac regina cum puellis suis omnibus onusti
vepribus ad locum pedes veniebat s/o/r onustis ; 41, 17 ramum olive
in Signum pacis manu dextera deferens statt dextera ferens;
41, 30 Ait sapiens: Vellem, ait, nisi etc. statt At sapiens;
42, 12 sue derogaret generositate statt generositati ; 42, 16
Ipse enim, ut moris est iuvenum, corruens in vitium, flecti
monitoribus asper statt cereus, wie Horaz Art, poet. 163 bekannt-
Weh schreibt; 43, 22 Videns eum civium quispiam, sciensque
quod peregrinus esset, acccdens propius^ quesivit, quis ...
esset statt accessit; 43, 38 ieiunabat statt ieiunabant; 45, 17
Soleo incessanter ..... curias frequentare, circuire civitates,
vicos et castella, iudicia, leges moresque regionum quarumlibet
investigare, casus audientibus narro statt investigans;
46, 28 Nullum, ait, pater, grave licet et periculosum (so
Afuss. mit B), tecum subire refugio, tantum ne desint divitie, ne,
si ille defecerint, nominis quoque mei gratia evanescat statt
grave licet periculum und gloria (letzteres auch M%iss.); 48, 2
Admiratur rex astutum senis consilium, cuppam illico ferventi
implctans glutine opponit foramini statt Admiratus nmiimpletam
* altissona cod.
^ pertium cod. in folge falscher auflötung des compendiums seiner
vorläge.
^ proprius cod.
ET SEPTEM SAPIENTIBÜS 241
(beides hat Mms. richtig); 48, 16 filius .... patrem conatur
(so Mhss.) extrahcre, cum laborem suum frustrari videret, cepit
anxiari statt conatus; 49, 13 flere quidem non audeos, sed non
voleos lacrimas prohibere, occasione recepta cutellum
lignumque accipit , sioistreque manus pollicem
sibi amputavit statt nee Valens (so fast Muss.) und occasione
reperta (so Muss,) und arripit (ähnlich Muss,} und amputat (so
Muss,)!; 50, 7 puerum (so Muss.) statt paniulum^; 50, 19
quem tanto dii odio prosecuntur s^a/t persecuntur ("so iftiS8.j;
52, 24 rex regnum filio adhuc adolescente reHquit
statt adolescenti; 53, 24 iuvenis .... in curia .... morabatur
causasque sibi propositas ad patrem .... referebat statt ibi;
59, 17 membra dimittit lecto statt demittit; 61, 13 Interim
ergo rex ... ad palatium remeans statt Iteruro; 61, 19 instar
bestie humanum sanguinem sitiens, tela et spicula
furibunda spernens regem . . . iniuriis afüciebat statt sitien-
tis; 61, 26 Interim ergo omnis illa multitudo ....
congregatur statt Iterum; 63, 13 ut te colat ut matrem, adorat
utreginam, timeat ut dominam statt adoret; 64,4 per medium
virorum ac mulierum multitudinem statt mediam; 64, 35 cum
et malorum interdum nequitas mentiatur sibi statt iniquitas;
66, 18 A quibus etiam fugiens fortiter insecutus est ad
locum designatum, et cum fratribus deprebensus
(so Muss,) est statt insecutus est, et ad locum (so stellt auch
Muss,) designatum cum fratribus comprehensus (oder conprehen-
sus) est; 67, 11 cacabrum statt cacabum; 69, 7 quot fcod. quod)
satiri diversaque (so Mussafias B) genera monstrorum statt
diversorumque (so auch Mussafias Aa); 70, 13 oUam nefandam ab
igne deponunt frustaque cocti (cod, cotti) latronis dividentes sibi
cibastam (so Mussafias Aa) peragunt cenam, der cod, hat nach
Österley cibasteam, in würklichkeit Aar er tibasteam^; danach wird
Tbyesteam herzmtellen sein (vgl. Ovid. Pont, 4, 6, 47 ; Met. 15, 462;
Hör, art. poet. 91), da diese hexenmahlzeit passend ein Thyestesmahl
genannt wird; 71, 3 Hoc ergo audito ad suspendium redii
statt ego (so auch Muss.); 71, 5 Venerunt (so Muss.) iterum
ministre tenebrarum, meque depositum a ligno per manus ac
1 das bei Muts, richtig ilfihende wort putcum 50, 7 fehlt im cod.
' vielleicht ist das h aus b gemacht.
Z. f. D. A. neue folge. VI. 16
242 ZU JOHANNES DE ALTA SILVA DE REGE
pedes perque vepres et cautes ad domum usque retrahunt
statt Veniunt und ac und protrahunt (Muss.: pertrahuot)(l);
71, 23 Hec iccirco replico, ut dein iotelligas, te .... po-
tuisse deludi schreibt Osterley nach eigener conjectur statt des im
cod. angeblich stehenden dein intelligi; mir scheint mehr dem
intelligi dazustehn, das zu halten sein wird; 72, 3 differo ac
crastino sententiam, religo leges, pondero singula verba,
sillabas crutino statt recrastino und velego und iruimo; 73,24
a quo etiam fortuna, que quondam accidit, audire te
convenit statt fortunam; 76, 5 animo eius super auditis tilli-
tante statt titillante; 76, 21 Rediit ergo .... ad dominam
ofTertque ei cathenas statt Redit; 77, 8 ipsa rupes .... tante
erat altiludinis, ut magis nubibus herere videretur quam terre^
ex parte montis tamen difQcillimum . . . . sui prebens ascensum,
ex altero vero toto corpore in stagnum porrecta statt tantum
und ex altera; 78, 14 suspirans profundensque lacrimis
ora statt perfundensque; 79, 9 quod factum fuerat confessus
statt actum (c ist wol aus t gemacht); 80, 11 mirantur reges
principes, stantque attoniti, cucurrit undique populus statt
concurrit; 80, 35 omnibus modis statt oimöis dh, omnimodis
(Mussafias R hat omnimode, Aa omnino); 85, 23 quod dam ei
divinum inspirans ^ statt quiddam ; 86, 3 Dedit ... eis licentiam
vescendi de fructu omnis ligni , excepto ligno tamen
scientie boni et mali statt tantum; 86, 26 quare hunc talem
condidit . . . ., vel quare arborem illam plantaverat statt plan-
tavit; 87, 1 Dens hominem talem condidit, ut immortalis per-
manere possit, si vellet statt posset; 87,20 ampliori glorie
et'ficeretur dignus statt amplioris; 94, 1 dominare statt domi-
nari; 94, 1 hec statue auree statt hee; 96, 1 Augusto scisci-
tante .... respondit statt sciscitanti (cod. scicitanti); 98, 8
soli defectionem statt solis; 98, 20 hec cprdis tui tenebre sue
lumine visitationis citius illustrentur statt hee und lumine
sue, welche Wortumstellung im cod. durch zeichen angedeutet ist;
99,31 Ulixi (mit Mtiss.) socios statt Ulixis; 99, 33 Ysidorus-
que Hyspaliensis statt Hyspalensis (cod. hyspalie sis [so]).
Alles mafs des glaublichen übersteigt es, wenn Österky
97, 8 über Socrates in dem cod. gelesen haben will: postremo
* cod. expirans
ET SEPTEM SAPIENTIBÜS 243
iD carcere positus pro fide, quam in deum habebat, interiit
statt potatus cicuta (so ii, ci cuta falsch getrennt i).
64, 18 ediert Österley: Uli ex consequentia tuorum p ro-
de re queo verborum; i hat statt prodere falsch perdere, n
schreibt, wie es scheint, darüber pro (abbreviiert) und ein hohes
t oder ein über e gesetztes t oder dgL; sollte damit prolen-
dere gemeint sein? dcmti könnte man portendere herstellen. —
64, 19 quod cum sine tui tuorumque iniuria dixerim schreibt
Österley stillschweigend statt des hslichen tu (dh. tum); dies ist
vielmehr statt tn dk tarnen verschrieben, — ähnlich ist viel-
leicht 87, 24 so zu befsern: Cum igitur summe bonus sit deus,
est (so cod., et Österley an sich nicht übel) etiam omnipo-
tens et summe iustus; iustus autem nil (so cod. ausnahmsweise)
agere aut velle potest, nisi quod omnino iustum est. Quamcum-
que ergo summe bonus et summe potens sit deus, nichil tamen
(cod. tantum) agere aut velle potest, nisi quod sua summa dicta-
verit iusticia (so cod.).
An nicht wenigen stellen, wo der codex das richtige bietet, hat
Österley durch falsche lesung des codex oder durch flüchtigkeit
seiner copie den sinn entstellt: 3, 2 ediert er puram in prope-
raculo positam dicere ueritatem ^ statt propatulo; 3, 14 Cum
autem statt Dum aut (vgl. GParis); 3, 22 deluantes statt deli-
rantes; 6, 3 botronibus statt botrionibus. — 7, 26 Sed hoc
Martiali gladio effici non sine discrimine suorum corporum
arbitrantur; aber da sie sich auf das verleumden legen, so ist
mat'iali, wie der cod. bietet, regelrecht als materiali aufzulösen;
gleich darauf heifst es 7, 30 von derselben Verleumdung quod
palam ferre non audent, hoc unguis efficiunt uenenosis
nach Österley, allein der cod. hat gut ferro; 12, 31 non an-
nuis conuiuiis^ statt antea (abgekürzt aiia); 15, 11 dolebantque
puerulo reuerentiam exhibere statt exhiberi; 19, 19 — 21 ne . . . .
viderim tibi doloris . . . auctor existere statt viderer; 20, 25 — 27
luravit ille se observaturum quicquid preciperet , si tamen
ab ullo p OS sit hominum observari statt posset; 22, 11 singul-
tus^ communicant singultibus 5/a/t commutant; 24, 23 Tanta
enim militum mimorumque ac saltatorum illic advenerat mul-
' cod. falsch uitatem ohne compendiumszeichen,
' so II, conuiuii i.
^ sungultus cod.
16*
244 ZU JOHANNES DE ALTA SILVA DE REGE
titudo statt saltatriciim (vgl. 25, 9. 33); 44, 24 ne forte sicut
et ipse penitendi committas statt penitenda; 46, 4 eum magnis
donis et muneribus (so Muss.), mestus tarnen, abire per-
misit statt donatum muneribus; 47, 30 tleo igitur uteres
(Muss,: utere) consilio, dampnum dissimula statt utens; 52, 25
Contigit .... turbari .... Romanorum regnum, urbem ipsam
obsidentibus inimicis. Peracta vero obsidione in menses plu-
rimos ceperunt cives fame valida laborare statt Protracta; 55, 17
Cum autem cottidie h i c sine murmure et reluctatione faciat statt
hoc^; 59, 14 iuvenis delusione sibi ex lecti molUcie
contigisse putans statt delusionem; 69, 19 Horum (so Muss.)
illico nimio terrore correptus cepique hesitare et desperare statt
Horrui (I); 72, 34 accenditur ignis, in quem a patre iubetur
filius proici, nulli tamen in illum manum mittere presu-
mente. | Ecce senex .... descendit statt mit veränderter inter-
punction proici. Nullo tamen presumente, ecce senex — . ;
76, 23 Sumptis ille cathenis igni eas temptavit dissolvere, nee
potuit, temptavit eos^ martello frangere statt eas; 76, 34 Tunc
casum suum, ut fata illa suprema disposuerant (so Österley
durch conjectur statt des von ihm gelesenen molorum morem)
suarum dulcedine vocum deflentes statt in olorum morem;
77, 2 per mane aeris volitantes, und so scheint allerdings viel
mehr im cod. zu stehn, als das durch die analogie von 3, 20 not-
wendig erforderte per inane; 77, 34 cigni ilico advolabant,
sonorique plausu alarum .... adgaudentes .... cibos in
sororis gremio sumebant statt sororique; 78, 5 dicentes eam
eundem fere vultum habere, quam et nimpha habuerat statt
quem; 80, 3 Virgilius .... quasi fulgor per medium populi
discurrens supenenit statt fulgur; 81, 19 astringit amplexibus,
oculis (so Muss,) demulcet statt osculis; 82, 28 in foveam,
quam foverant et laqueum, quem [cod, que] tetenderant, inci-
dentes statt foderant; 83, 24 Quis hodie . . . patris mutetur
iustitiam? statt imitetur (dies scheint durch rasur aus mutetur
corrigiert, wenn auch die correctur nicht ganz durchgeführt); 88, 25
in illam statt illum (nämlich puteum); 88, 37 Quis fleat Em-
pedocle statt Empedoclem (so n, empedolce i); 89, 31 Qui-
> wegen compendiums kann auch haec gelesen werden,
^ dahinter steht durchstrichenes temptauit im eod.
ET SEPTEM SAPIENTIBÜS 245
bus .... per Moysen (so eod,) .... cultus cerimoniäs preceptaque
legalia velut elemeota sacrationis olim future eruditionis io-
a
pressit statt sacratioris (eod. sactOris); 91, 17 Ceterum autem
quidam ex nostris prophetis ex celi terreque conpositione,
ex elementorum concordi discordia, ex temporum Ticissitudine
(cod, uissisitudioe) plaoetarumque motu deum esse qui hec rege-
ret, cognoveruQt (seltsame propheten!) statt vestris philo-
sopbisl (der cod. hat nris pffis dh. nostris philosophis /abcAJ;
92, 13 indignum stultumque micbi videtur, ut bic deus pro
bomine patiatur statt boc oder baec (cod, V); 93, 6 patri qui-
dem, ex quo omnia, potentia, filio vero, per quem omnia,
sapientia, spiritui autem sancto, in quo omoia, beneplacitum
attribuimus statt potentiam und sapientiam; 94, 29 babes Martern
furentem, ebrium Bacum et sternentem statt stertentem (so
wol n, sternentem i); 98, 34 Sic ergo magnus populorum con-
cursus statt Fit.
Die schlimmste Sinnentstellung bietet nachfolgende Schreibung
Österkys: er ediert 97, 21 Rome .... templum pacis et concordie
corruit , in cuius superliminari scripserat Romulus, quod
non antea corrueret, quam virgo filium peperisset. Quod utrum
propbetando dixerit, an negando, quasi impossibile esset ruere
templum, sicut virginem parere impossibile videbatur, cum lu-
deis boc tamen constat, quod nato Cbristo de virgine templum
eversum est. und doch hat der cod, richtig: Quod utrum pro-
pbetando dixerit an negando^ quasi videbatur, tu vi-
deris; boc tamen etc.
Einiger angaben entstehung ist überhaupt unbegreiflich; so
ediert Osterleg: 5, 12 iniuriam pauperi irrogatam sibi factam
deputans, das wort factam fehlt bei Mussafia gänzlich, es ist con-
jectur des herausgebers statt des angeblich in der hs, stehenden
fecit; aber von fecit steht keine spur in der hs,; es ist einfach
zu streitAen, — 7, 2 ediert er regnique statt et regni; 8, 1 ne
.... mendaces esse conprebendantur et dolosi, macbinationi
et amaritudini mentis sue melapponunt, sfo^^ deprebendantur
und opponunt; 12, 25 dies letitie patris anima refulsisset 5(a/t
animo; 14, 25 eum grammaticam >, que prima est et mater artium,
perdocuit statt ei und exposuit; 17, 31 quidve tantus dolor
* gramattcam eod.
246 ZU JOHANNES DE ALTA SILVA DE REGE
significet statt clamor; 23, 11 Qua igitur fronte patri filium
unicum mutum reddemus? qua audacia eius terribili
astabimus aspectui? statt audatia terribili etc. (von eius ist keine
spur im cod.); 31, 11 scribens patri statt scribitque; 31, 18 — 19
percipiuntque statt accipiuntque; 57, .17 puto principes
tuos contra leges male intellectas errasse statt circa leges;
58, 5 Puella firmavit in animo nullum se accepturam
virum statt des seltsamen ducturam; 60,23 negavit sro/r negabat;
67, 1 cum securi repedaremus statt dum (so auch Mussafia);
7, 6 — 7 hat Österley pietas de celis ad terram descenderat
vielleicht terram statt des hsl. ierrdiS beabsichtigt.
Überhaupt hat Österley nicht selten willkürlich statt einer an
sich untadeligen lesart des codex eine andere (am conjectur?) gesetzt,
ohne die Variante des codex anzugeben: so ediert Österley unnütz
5, 10 existimares (mit Muss,) statt estimares; 11, 26 — 29
palatium .... in quadam regni sui civitate .... edificavit,
que .... Palernum vocatur statt quod; 17, 24 quadam die
statt quodam; 17, 27 — 28 subita animi mutatione turbatus statt
subito; 19, 32 prebuit statt prestitit; 20, 23 certo statt
certe; 26, 26 manserant statt remanserant (vor dem ersten
r ist eine kleine rasur); 26, 34 Dolopatos cum agmine suo lento
incedens gressu cum in .... planitiem duobus iam peractis
miliaribus devenisset, vidit s/a^^ milibus devenissent; 33, 6
und 43, 19 ergo statt igitur; 30, 26 venerandam capitis canitiem
statt verendam capitis caniciem; 31, 27 Tunc statt Tum; 31, 32
obsorberet statt absorberet; 32, 7 inebrietur statt debrie-
tur; 33, 22 Sciebat enim, quod statt quia; 33, 25 in lecticulo
statt in lectulo; 34, 19 omni timore postposito statt pudore;
36, 10 ut hunc super cervicem tuam regem constituat ieque
et (ilios si habueris in regno Sicilie exheredet statt supra und
a regno; 36, 33 enim statt etenim; 37, 15 persenserantque
clamorem et strepitum, sed quid ostenderent ignorabant 8/a((
ostenderet; 39, 16 Pater quoque et fratres cognatique ipsius,
reges similiter et principes, qui aderant, aiunt statt
scilicet (mit compendium); 40, 26 — 27 veprumque statt der
genetivform vepriumque; 42, 9 in preeminenti loco, statt
preminenti; 46, 8 Habuit (so Mussafias AB) hie multos filios
statt Habebat; 46, 34 exit (so Muss.) statt exiit; 50, 21 cru-
ciatibus corporis et anime (so Muss.) statt animi; 54, 14 In-
ET SEPTEM SAPIENTIBÜS 247
terim statt Interea; 55, 1 unumquidque statt uoumquodque;
57, 3 und 98, 25 o venerande statt o reverende; 60, 11
equo descendit, regemque adiit regemque salutat statt adit;
61, 1 mittoque debitum statt dimittoque; 63, 26 si priocipum
.... sententiam mutari non vis statt mutare; 67, 36 non
Valens (so Muss.) statt non potens; 68, 27 Vero statt Verum
(so auch Muss.); 72, 27 dampnassent statt dampnavissent; 76,
33 cathenis statt cathenulis; 78, 34 puellam statt puellulam;
79, 26 regina ut leena, que proprios amiserat (so Muss,)
catulos, furens prorumpit statt amiserit; 79, 33 manus levat
ad celos iuratque per deos statt manum; 80, 9 grave rupit
Silentium statt rumpit; 81, 12 vidit (so Muss,) statt videt;
81, 13 amore eius capitur statt illius (so Muss.); 82, 1 cum
hie ... . laborat frustra, illa repente domum insilit statt dum
(so Muss,); 86, 1 ut operaretur sine labore, ut viveret in eo
statt et; 89, 29 possint statt possunt; 97, 6 boc ydolum es
esse, hoc argentum, illud aurum diceret statt illud ;
98, 1 usque ad horam nonam statt in; 98, 23 magna populo-
rum turma statt turba. ebenso ediert er At fahck statt Et 45, 8;
ebenso ac statt et 15, 7, und umgekehrt et statt ac; 37, 14; 40, 34;
60, 16; 63, 33. — 88, 5 Aa^ 6r accuset statt accuses (so cod,)
und 45, 15 illuc venire statt illic venire (so cod.; vgl, 71, 34 — 35;
24, 24; auch 68, 14. 16) vielleicht absichtlich geändert.
Ob fid'i 74, 36 fidei oder fidelitati bedeutet, ist wol titisicher ;
96, 11 (an wol verderbter stelle) ist unentscheidbar, ob als drittes
wort dni (dh. domini) oder dm (dh, deum) dastand; 32, 14 ist
statt ipsa Luscinium in suis reciperet thalamis (cod. thalam)
vielleicht in suum .... thalamum zu schreiben (vgl, 33, 37;
37, 36).
Dieselbe nachläfsige Willkür des herausgebers zeigt sich ge-
legentlich in der Wortstellung: so ediert er 9, 30 gegen das zeugnis
der handschrift se cesari statt cesari se; 12, 2 glorie deesset
statt umgekehrt; 15, 22 non debere nee decere statt non decere
nee debere; 19, 15 pro morte matris statt pro matris morte;
28, 32 Quo mundus iste feratur, diiectissime, casu cuive
facto incertoque genus hominum subiaceat, te optime scire, fili
mi, non ignoro: aber erstlich steht nicht diiectissime f/a, sondern
dulcissime, und da dies wort von ii über dem absatze hinzuge-
fügt und hinter Uli mi ein auslafstmgszeichen gemacht ist, so ist
248 ZU JOHANNES DE ALTA SILVA DE REGE
dies duicissime erst hinter fili roi einzusetzen; 38, 16 Rex vera
dum vix regina sermonem finiret, sustinens statt vix dum, da
das von i ganz vergefsene wort uix von ii am rand zugefügt aber
durch ein kreuz ah nach uero zu stellen bezeichnet ist; er ediert
52, 19 tibi forsitan novum statt forsitan tibi novum; 56, 12
Don differas nostris soUenniis exhibere statt non differas exibere
Dostris soUeniis (so!); 57, 10 quid tibi super hoc videatur starr
quid super hoc tibi videatur; 64, 5 lento gradu noa sine
admiratione transiens ad regem usque pervenit statt lento
gradu transiens non sine admiratione ad regem etc.; 65, 26
nullam artem aliam (mit Muss,) statt nuUam aliam artem; 66, 25
Uio negante obolo eos saitem redimere velle statt obolo
saltem eos redimere; 66, 30 levius puto solis verbis lucrari
statt verbis solis (so auch Muss.); 67, 7 pro nostra redemp-
tione statt pro redemptione nostra (so auch Muss.); 87, 6 liberum
ei da US arbitrium statt dans ei; auch 98, 7 ist an sich kein grund
multas, das der codex vor Nicee urbes hat, umzustellen.
Namentlich am schlufs der Zeilen hat der Schreiber der Or^
vder hs, gelegentlich einzelnes vergefsen: so ist zeilenschlufs 57, 17
nach super (vergefsen ist hoc); 62, 18 nach mortis (daher meine
Vermutung (in)terminatione gesichert); 91, 9 nach testüdinis
(daher et einzusetzen); daher ist wol 59, 19 artibus Atitfer magi-
cis, welches am zeilenende steht, zu ergänzen, nicht (mit Österley)
vor magicis. auch 66, 3 will ich daran erinnern, dafs mit bac
eine zeik schliefst (Mussafias text fügt dahinter herba zu).
In folge flüchtiger lesung ist endlich auch an manchen
der ergänzung bedürftigen stellen geirrt: Österley ediert 20, 17:
sie oportet fieri, ut me in urbe relicto in patriam (repedas),
das letzte wort ergänzt er. aber der cod. hat statt in deutliA
tu; also ist es nicht undenkbar, dafs zu ergänzen ist: ut me in
urbe relicto tu patriam (revisas) oder (repetas) oder auch tu
repatries oder dgl.; 31, 10 ediert er: scedulam calamumque et
atramentum, doch steht von et nichts im cod., und da atramentum
von n hinzugefügt ist, kannte man zb. auch an scedulam cala-
mum atramentumque denken. — 35, 2 ediert er: ad se vocat
puellas suorum conscias secretorum easque sie alloquitur
verbis: 0 meorum, ait, conscientie secretorum, mee-
que felicitatis participes etc., dazu macht er die anmerkung:
'easque — secretorum am rande, halb abgeschnitten.* in würklichkeit
ET SEPTEM SAPIENTIBUS 249
steht am rande, von dem ein teil links abgeschnitten ist^ folgendes
von II nachgetragen:
lis uerbis
/st" 0 me^
lit consde
Also hat man etwa zu ergänzen: ad se vocat puellas suorum
conscias secretorum (et alloquitur) bis verbis^ (mi-
ni)stra8: 0 ine(orum), ait, conscie (se)cretoruin,
meeque etc. — 92, 17 ediert er: Propter homiDem quippe bu-
manitatem (assumpsit, nee tarnen perdidit divinitatem , immo
potius nostram edificavit bumanitatem), assumpsit, quod non
erat, mansit tarnen, quod erat, statt dessen schreibt u am rande,
der vom buchbinder zum teil abgeschnitten ist:
t »(
assus* ul
n tn pdid"* dy
ti immo p<
oram dlflci
bumanitateuN
dh. assumsit u . . . (dh. zb. ultroPj, nee tarnen perdidit dei-
(ta)tem, immo po(tius) nostram deific(avit) bumanitatem. ^ —
freilich versichert Österley (vorr. p, x) er habe an solchen ver-
stümmelten stellen 'die lesungen der späteren handschriften zu
hülfe genommen', welche mir hier nicht zugänglich sind. 87, 4
hat der cod. richtig Imortalitatem.
Wo in folge der neuen coüation eine von den bisherigen recen-
senten der Österleyschen ausgäbe vorgetragene conjectur bestätigt oder
überflüfsig geworden ist, habe ich dies nicht ausdrücklich erwähnt.
' statt st** könnte man auch an it*' oder selbei an ic** denken,
^ der buchitabe vor cretoram kann t gewesen sein.
' vielleicht stand vor ministras noch etwas, vgl, 36, 28 Medee mi-
oistra; kaum (aiD)ica8 statt ministras usw,
* aufserdem steht rot am rand nee tarnen perdidit
Strafsburg. W. STÜDEMÜND.
250 RUNEN IN BERLIN
RUNEN IN BERLIN.
Hr dr Ludwig Wimmer ist in seiner abhaodlung über den
Ursprung und die entwicklung der runschrift im Norden, die mir
durch seine gute als stattliches buch in einem sonderabdruck aus
den Ärböger for nordisk oldkyndighed og historie von 1874 vor-
liegt, zu zwei ergebnissen gelangt, von denen das eine, die ab-
stammung der runen von dem lateinischen aiphabet, mit der wol
schon lange — wegen des wertes und der gestalt der zeichen
r n t^ R< H ^ — feststehenden Überzeugung aller vorurteilslos
in diesen dingen denkenden überein trifft, das andere dagegen,
die herleitung des nordischen alphabets von 16 zeichen aus dem
älteren von 24, mit einer ansieht in Widerspruch tritt, die bis-
her wol den meisten ungefähr wie Kirchhoff (zs. 10, 206) die
Sicherheit eines rechenexempels zu haben schien, ich glaube,
auch der beweis, den hr Wimmer hiefür mit hilfe der inschriften
führt, wird sich nicht anfechten lafsen und leicht durch neue
funde noch weitere bestätigung erhalten, wenn aber das eine
ergebnis so fest steht wie das andere, so dünkt mich existiert
das rätscl gar nicht mehr, an dessen lösung hr Wimmer s. 125f
noch verzweifelt, es existiert nur bei dem uralphabet von bei-
läufig 16 zeichen, denn die erste frage ist dann, woher die Ver-
stümmelung und unvollkommene entlehnung des lateinischen
alphabets? die sich gar nicht genügend beantworten läfst. bei
dem aiphabet von 24 zeichen fällt sie hinweg, wir sehen darin
den grösten teil der lateinischen buchstaben mit geschickten,
dem writan und schneiden in holz angemefsenen modißcationen
verwendet und nur ganz entbehrliche oder aus irgend welchem
gründe unbrauchbare übergangen, die unentbehrlichen unter
diesen aber oder sonst unentbehrlich scheinende zeichen ent-
weder durch sinnreiche neubildungen aus den modificierten la-
teinischen oder auch durch ganz neue erfindungen ersetzt (vgl.
Wimmer s. 120 f). wir können daher in dem ganzen ai-
phabet nur ein werk eines einzelnen, tief sinnigen, genialen
mannes erkennen, eine Schöpfung ähnlich wie das aiphabet des
Vulfila, die dann durch ihre eigne macht fortwürkte und sich
, w ( «-^
RUNEN IN BERLIN 251
fortpflanzte, er mag auf besondre, nicht auf scbulmäfsige weise
nach abcedarien, sondern aus zusammenhängenden texten lateinisch
lesen gelernt haben; jedesfalls konnte ihm die herkömmliche
Ordnung des lateinischen alphabets gleichgiltig sein, müfsen wir
in dem runfuthark von 24 zeichen eine eigentümliche, geniale
neuschöpfung anerkennen, so hat auch die veränderte anordnung
der buchstaben, ihre einteilung in drei gleiche Zeilen von je acht
zeichen, ihre benennung mit namen, die aus dem kreifse der
anschauung der alten Germanen genommen sind und ihn unge-
fähr umschreiben (vgl. Liliencron Zur runenlehre s. 21 f), nichts
auffallendes oder gar etwas rätselhaftes, den namen ür für die
Urune hätte man längst wol dafür geltend machen können, da
namen und zeichen nicht zu trennen sind, dafs die erfindung
nicht im Norden, sondern bei den Süd- oder Westgermanen ge-
macht ist, die auch der einwürkung von Rom her zunächst aus-
gesetzt waren, auch den wunderbar schönen und erhabenen
mythus von der erfindung der runen durch Odin kann ich nicht
für ausschliefslich oder ursprünglich nordisch halten, die aus-
breitung des Wodanscultus geht mit der einwürkung und Ver-
breitung der südwestlichen cultur band in band «und nach dem
mythus hat daran und an der Steigerung des ansehens des goltes
die erfindung der runen den allerwesentlicbsten anteil. den
zeichen schien eine geheimnisvolle, daemonische macht inne zu
wohnen: sie schienen gleichsam die seele und das wesen der
dinge selbst zu enthalten (Zur runenlehre s. 47). Odinn hat
daher durch ihre erfindung, die ihm nur durch die äufserste Ver-
tiefung seines geistes in sich, indem er sich selbst sich opferte,
gelang, der herschaft über die weit sich bemächtigt. ^ durch sie
erst ist er allmächtig, von der macht der schrill hat nie ein
Volk gröfser gedacht und sie höher gestellt, die erfindung der
runen ist das erste erzeugnis des geistes, dem auch die kunst
Gutenbergs entsprang, aber wahrlich auch kein geringeres zeugnis
seines Vermögens, doch ich wollte nur mit einigen Worten auf
Wimmers vortreffliche schrift aufmerksam machen, die mich
mahnt etwas längst versäumtes nachzuholen.
Hr Wimmer verzeichnet s. 57—59. 263 die bis jetzt aufser-
1 natörlich ist nur Hävam. 13$. 139. t41 zu verbinden und von der
störenden str. 140 abzusehen.
252 RUNEN IN BERLIN
halb des Nordens und Englands gefundenen denkmäler mit runen
der älteren art er übergeht das goldene kreuz von Nordendori^
die tohnscheibe von Nassenbeuern und den serpentinbecher von
Monsheim, deren Inschriften Dietrich in dieser zs. 14, 83 f. 85*
91 zuerst bekannt machte; das zeftit auf dem kreuze ist frd-
lich völlig sinnlos und nicht einmal ganz sicher zu lesen, bei
den zeichen der tohnscheibe kann man sogar zweifeln ob man
runen vor sich hat, und die beiden runen des bechers möchte
man erst mit ihrer Umgebung genauer abgebildet sehen, ich erlaube
mir aufserdem noch folgendes in erinnerung zu bringen, in
dem vierzehnten bericht der Schleswig-Holstein-Lauenburgischen
gesellschaft für Sammlung und erhaltung vaterländischer alter»
thümer von 1849 wurden von hm JuUus Friedländer und mir
aus der Sammlung seines hm vaters Benoni Friedländer in schönem
kupferstich bekannt gemacht und aufs. 10-- 14 näher besprochen
der vorher schon von Finn Hagnusen (Runamo s. 221 — 223 und
taf. xm fig. 4"'') publicierte, facettierte ring mit dem öfter wieder*
kehrenden alu, der bracteat mit dem namen vaiga und ein kleiner
tohnkopf mit fünf, auf den scheitel und die vier Seitenflächen
der basis verteilten runen. hr Benoni Friedländer hatte diese
stücke hier in Berlin nach und nach angekauft, den ring im juni
1839 nebst drei, einander ganz gleichen bracteaten von der be-
kannten art (ein männliches haupt mit aufgebundenem haar oder
heim, ross und vogel), von denen einer auf der tafel des berichts
mit abgebildet ist. diese vier stücke sollten zugleich mit mehre*
ren andern, von hrn Friedländer nicht angekauften, goldenen
Schmucksachen gefunden sein und ^kamen', wie sich hr Julius
Friedländer vorsichtig ausdrückt, ^angeblich aus Pommern'; nach
einer mitteilung des damaUgen Vorstandes des museums vater*
ländischer altertümer im schlofse Monbijou, des hrn von
Ledebur in der Sitzung der Berliner gesellschaft für erd-
kunde vom 7 sept. 1839 (Monatsberichte der gesellschaft 1840
s. 97) sollten sie mit noch drei andern bracteaten von ganx
gleichem gepräge und den andern goldsachen, damnter zwei gold-
münzen von Theodosius i (379—395) und Leo i (457— 474^
in Pommem bei Körlin an der Persante zwischen Rolberg und
Beigard gefunden sein, woraus der vorläufige Sitzungsbericht
in der preufsischen Staatszeitung vom 18 oct. 1839 nr 289 Köslin
machte, was Finn Magnusen und darnach mich verleitete den
RUNEN IN BERLIN 253
fund nach diesem etwas ösüicber belegenen orte zu versetzen. <
auch Thomsen in den Annaler for nordisk oldkyndighed 1855
s. 307 teilt diesen irrtum, unterscheidet aber s. 312 richtig den
bracteaten mit der inschrift vaiga, der auch sonst von verschie-
denem gepräge mit dem Körliner funde nichts zu tun hat^ ebenso-
wenig als der tohnkopf: beide sind nach hrn FriedlSnders aus-
drücklicher angäbe ^von unbekannter herkunft', wenn es auch
wahrscheinlich ist dafs sie hier im osten der Elbe oder im gebiet
der Oder und Weichsel gefunden wurden, hr Wimmer setzt
s. 57. 60 diesen bracteaten nach dem vorgange des hrn Stephens
(Runic monuments p. 541) nach Köslin, Dietrich (zs. 13, 2. 44)
völlig grundlos nach Meklenburg, und hr Stephens versucht
p. 600 ff seines Werkes die klaren und unzweideutigen aussagen
der beiden ersten und glaubwürdigsten zeugen über den KörUner
fund methodisch in Verwirrung zu bringen; es darf aber darauf
und auf seine beiläufige Verurteilung des tohnköpfchens als eine
^evident forgery' niemand mehr gewicht legen als auf seine übrigen
wifsenschafllichen meinungen und urteile, das seltsame köpfchen
macht wol jeden zuerst stutzig: aber sachlich ist dagegen doch
nichts einzuwenden, wegen des leirblöt gört i mannzUki af leiri eda
af deigi des alten Eidsivathings-christenrechts c. 24 (vgl. Indic. su-
perst. 26 — 29, myth. 1 131 f, FridJ). s. c. 9), und wer hätte dergleichen
wol vor 30 — 40 jähren oder gar früher in Deutschland fabricieren
können? dafs so überaus vorsichtige Sammler und gewiegte, strenge
kenner, wie die hrn Friedländer beide, nicht nur keinen verdacht
schöpften, sondern im gegenteil von der echtheit des Stückes voll-
kommen überzeugt waren, mag jeden beruhigen, der nur die
abbildung und nicht das original selbst zu gesicht bekommen
hat durch den augenschein kann sich jetzt jeder Zweifler selbst
überzeugen, alle drei ehemals Friedländerischen rundenkmäler
befinden sich jetzt im Berliner museum nordischer altertümer,
der ring mit den drei dazu gehörenden runenlosen bracteaten
aus dem Körliner funde als von ^unbekannter' herkunft einge-
tragen unter ii. 5864 — 5867, der bracteat mit vaiga von jedes-
falls unbekanntem fundorte, aber wie Thomsen sagt ^udentvivl
funden i Nordtydskland', unter n. 5868 und das tohnköpfchen
^ Wiberg (Einflufs der classischen Völker auf den norden 1867 s. 114)
nennt richtig Körlin.
254 RUNEN IN BERLIN
unter i. 3973. dies sind aber nicht unsre einzigen rundenk-
mäler.
Schon vor mehr als zwanzig jähren hat ein hr Wolanski in
seinen Schrift-denkmalen der Slawen vor Christi gehurt, ii und m
iieferung, Gnesen 1852 auf taf. vni unter nr 39 einen wie es
heifst s. 47 im mai 1850 im grofsherzogtum Posen in einem
grabhügel gefundenen bracteaten abgebildet, mit einem rechts
gewendeten manneshaupte, darunter ein in derselben richtung
laufendes ross, wenn man das untier noch für ein ross anerkennen
will, unter dem heim oder schmucke des hauptes rechts dem
beschauer eine crux gotica oder ansata (zs. 13, 4 Ot dann Unks
gegen den rand fünf deutliche linksläußge runen
so dafs die erste rune Z den schmuck des manneshaupts, die
letzte den pferdekopf berührt, ein bracteat aus diesem funde
sollte nach hrn Wolanski nebst einem gefäfse und kleinen ketten
ins Berliner museum gekommen sein, über den fund enthält
die Schrift des baurats GACrüger Über die im regierungsbezirk
ßromberg aufgefundenen altertümer (Mainz 1872) s. 17 f nähere
angaben : *Nahe bei dem dorfe Wapno zwischen Wongrowitz und
Exin (südlich von der Netze) stehen und standen einige so-
genannte mogillen oder grabhügel, regelmäfsig von erratischen
blocken aufgepackte Steinhaufen von 50 — 100 fufs länge, 20 — 50
fufs breite und 6 — 8 fufs über der erde hervorragend; in die-
selbe reichen sie 2 — 5 fufs, haben also eine gesammthohe von
8 — 13 fufs. um die steine zu landwirtschaftlichen gebäuden zu
verwenden liefs der besitzer (ein hr von Wilkonski) einen solchen
Steinhaufen ab- und bis zur sole ausbrechen, dort fanden sich
urnen, roh aus freier band geformt^ mit knocbenresten, kohlen
und asche, aber auch vier goldbracteaten.' hr Crüger, der kurz
nach der aufßndung, wie er meint im frühjahr 1852, an ort und
stelle war, fertigte von dem bracteaten mit der Inschrift ^ ^ ^ ^ ^
eine Zeichnung an, die mir vorliegt. ^ meine erkundigung auf dem
^ auf taf. 1 nr t6 seiner schrift hat hr Crüger einen sogenannten celt
mit den vollkommen klaren runen |^ P ^ P abgebildet, auf meine anfrage be-
nachrichtigt mich derselbe gefalligst unterm 13 october aus Schneidemüh],
dafs ein dortiger schloCser sie ihm auf sein ersuchen, so gut es gieng, aus
der erinnerung aufgezeichnet habe, nachdem er die in der nähe des orts
von seinem vater beim ausroden eines kieferstubbens einmal gefundene waife
RUNEN IN BERLIN 255
hiesigen museum ergab dafs sich dieser bracteat jetzt als n. 5690 nebst
noch einem bedeutend grOfseren, aber inschriftlosen aus Wapno
bei Exin (nr ii. 5689) hier befindet, aber von einem geföfse und
kleinen ketten, die mit den bracteaten zugleich hieher gekommen
wären, ergibt das sorgfältig geführte Journal der Sammlung nichts.
Die lesung der inschrift kann nun nicht im geringsten
zweifelhaft sein, wenn auch das ^ etwas verschlifsen oder ab-
geplattet ist. was ist aber mit sabar anzufangen? es ist gewis
ein name und dieser im gründe ein adjectiv, wie einfache starke
adjective sonst als namen gebraucht wurden, Amal, Anamuot
(ags. anmöd), Bald, ags. Deör, Erph fArpus bei Tacitus?), Stiel,
Sh\r, Suuind, Unarc, Unforht, Unlaz, Unleid, Vnnioh, Uuacar,
schon von Agathias belegt, ^Paog und ^Pamoq bei Dio 71, 12
ua. aber das adjectiv got. sahrs oder safrs, ahd. sabar oder savar
usw. ist nicht zu belegen und der name Sabar (Safar) oder
Savar nur durch den Ortsnamen SavereshAsen j. Sabershausen
bei Castellaun im regierungsbezirk Coblenz (Beyer nr 400 a. 1100)
und allesfalls durch Savarsteti j. Saferstetten in Niederbaicrn am
Saversberge (Juvav. p. 22. 34 a. 798, Keinz p. 17. 32, Förstem.
22, 1295). nahe liegt jedoch auch Saffarius, der name eines
bischofs von Perigueux bei Gregorius Turon. 9, 41 ; und der
Gotenname Saphrax (gen. Saphracis) bei Ammian und Zosimus,
der fränkische Saffaracus des Pariser concils vom j. 555 ist
jedcsfalls ein derivatum von einem nomen safr (oder safar), das
JGrimm (zs. 6, 539) dem lat. sapor gleichsetzte, da aber
dies ursprünglich sapös ist, so läfst sich auch das gemutmafste
deutsche adjectiv nur etwa dem sinne nach dem lat. saporus
vergleichen, zu demselben stamme (got. safjan) ahd. vu-seffan
lat. sapere gehört auch wol noch das got. Saba und das ähnlich wie
Sabar gebildete, schwachformige ahd. Savulo ags. Seafola mhd.
Sabene, das die JSaßakiyyioi des Ptolemaeus schon voraussetzen
(zs. 6, 459). an slawisches Sobor, Sobobor (Miklosich Personenn.
s. 100) oder gar rufs. sobof Versammlung, kirche udgl. zu denken
kurz vorher als schlaglot zum löten des eisens verarbeitet habe, derselbe
schlofser habe ihm dann nach einigen tagen die auf taf. ii nr 25 abge-
bildete, ähnliche, mit einem 'fulmen' bezeichnete, stählerne waffe gebracht,
als vor Jahren dort in einem torfbruche gefunden, ich bemerke nur noch
dafs die nachzeichnung, die hr Grüger von den runen 51 1 ^ ^ \ giht, nicht
etwa mit jenen zeichen übereinstimmt.
256 RUNEN IN BERLIN
erlaubt noch nicht der fundort, es müsten denn zuvor die runen ab
slawische schrift nachgewiesen sein, die ältesten, uns bekannten
bewohner der gegend an der Netze waren Lugier, nach der auf-
stellung des Ptolemaeus die zu den Lugiern, der sippschaft der
Vandalen und Burgunder gehörenden Hebaeones. sie oder die
ihnen von norden seit dem iv/v jh. nachrückenden Rügen und
Skiren müfsen die grabhügel aufgeworfen haben, in deren einem
die bracteaten und die runen gefunden wurden, so klein und
unbedeutend das denkmal ist, so hat es doch seinen wert als
Zeugnis für den gebrauch und das alter der schrift und für einen
sonst fast verschollenen namen.
Aufser diesem bracteaten aus Wapno und den drei Fried-
länderschen stücken aber besitzt die Sammlung nordischer alter-
tümer unter ii. 6405 noch einen, wie es scheint, unedierten
bracteaten mit runen aus Dänemark aus dem nachlafse des gene-
rals Rühle von Lilienstern, er ist ungefähr von derselben gröfse
wie der Wapnoer, etwa gleich einem fünfgroschenstücke. vor
dem links oder nach der seite des beschauers rechts blickenden
haupte und dem pferde steht eine crux ansata mit dem bügel-
zeichen darunter (zs. 13, 8), darüber gegen den rand in einer
ovalen einfafsung drei runen, zuerst am weitesten rechts ein t ,
wie es scheint, dessen einer arm mit der einrahmung zusammen-
läuft, so dafs es ganz wol auch ein links gewandtes A sein kann ;
dann folgt dem ersten anscheine nach ein f; da aber hier der
obere teil wieder von der einfafsung getroffen wird, so kann auch
dies zeichen möglicher weise ein links gewendetes > sein; die
dritte rune, ein linksläufiges ^ ist ganz deutlich; in dem darauf
nach links hin folgenden abschlufse der einrahmung aber scheint
noch ein Y zu stehen, so dafs der rechts aufwärtsgehende strich
und das untere ende des senkrechten mit der einrahmung zu-
sammenrinnen, der ungewisheit macht die Wiederkehr derselben
runengruppe auf nr 119. 120. 233 des Atlas for nordisk oldkyn-
dighed ein ende, zu denen hr Stephens p. 546 nr 41 noch einen
bracteaten aus Schweden fügt und auch noch die flüchtigen und
verwilderten nachbildungen auf nr 121. 122 und vielleicht nr
221 des atlas gehören, die ich hier lieber aus dem spiele lafse.
Dietrich (zs. 13, 36 ff) liest daraus macu, was natürlich ganz un-
möglich ist, da die richtung der buchstaben auf nr 119. 120«
zum teil auch auf 233 dieselbe ist wie auf unsenn bracteaten
RUNEN IN BERLIN 257
dli. eine linksläußge, während sie auf dem schwedischen bei
Stephens nr 41 umgekehrt ganz von der linken zur rechten
geht, und seit Bugges Wahrnehmung auch wol niemand bestreitet
dafs Y in der älteren runenlitteratur niemals m, sondern stäts
got. z oder s bedeutet, das in r übergeht, überall ist Y das
letzte zeichen der reihe, vorhergeht ^ oder F, dann > oder <,
so dafs wir die silbe kaz oder kas (= kar) erhalten, in betreff
des ersten Zeichens aber gehen alle zeugen auseinander, unser
bracteat hat wie gesagt t oder 1, nr 120 und 233 ^ (nr 233
nicht V), nr 119 ein I oder D je nachdem man die einrahmung
mit hinzurechnet oder nicht, der Stockholmer bracteat endlich
bei Stephens nr 41 die zwei zeichen 1^ K, woraus nur ein hexen-
meister oder pofsenreifser etwas macht, alles zusammengenommen
konnte man sonst auf ein unvollkommen ausgedrücktes sku^lingas
=* got. sküliggs raten, was aber nur eine pofse wäre, es sei
hier nur an das gleichfalls mehrmals wiederkehrende laukas er-
innert (Bugge in den Ärbögern 1871 s. 199), das sich wieder
mit dem schon (s. 252) erwähnten alu und seinen Varianten
LAU, LUA kreuzt. Wimmer (Ärböger 1867 s. 26 f. vgl. 1874
s. 58 f) und Bugge (das. 1871 s. 182 ff. 219 ff) haben darin
mit recht nur magische anlautzeichen gefunden und statt zu
syliabieren und sich dann mit deutungen abzuquälen täte man
überhaupt oft wohl unzusammenhängende runstäbe, besonders
mehrmals sich wiederholende gruppen blofs zu buchstabieren und
damit sich zu begnügen.
Unter nr u. 6407 wird aus dem nachlafs des generals Rühle
von Lilienstern in unserm museum noch ein kleines, mit einer
Ose und roh eingehaucnen runenartigen buchstaben versehenes
l)roncestück als in Rhetra in Meklenburg gefunden aufbewahrt,
dafs es der Prillwitzer fabrik angehört, lehrt der augenschein.
die im königlichen münzkabinet beßndhchen angelsächsischen
münzen mit runen bedürfen einer Veröffentlichung nicht mehr,
ich kann diese Zeilen nicht schliefsen ohne den wünsch auszu-
sprechen dafs die anstatt, der die oben besprochenen kostbaren
stücke angehören, es sich angelegen lafse sämmtliche in Deutsch-
land und den übrigen, ehedem von Germanen bewohnten, süd-
lichen ländern gefundene rundenkmäler in genauen, galvano-
plastischen oder andern nachbildungen zusammenzubringen.
10. 10. 74. K. M.
Z. f. ü. A. neue folge VI. 17
25S DIE LIMBURGER INSCHRIFT
DIE LIMBURGER INSCHRIFT.
Durch die aufserordentliche geralligkeit meines werteu
freundes, des hm directors dr Julius Friedländer erhalte ich
einen vortrefllichen papierabdruck der oben s. 156 mitgeteilten
inschrift und sehe mich dadurch, eher als ich irgend hoffen
konnte, in stand gesetzt ihre lesung vollständig festzustellen.
In dem ersten buchstaben F sind die beiden senkrechteu
striche durch drei horizontale oben, unten und in der mitte ver-
bunden, der dritte buchstab ist nicht ein halbzerstörtes V^
sondern ein 0, dem das obere drittel fehlt. der erste
buchstab im zweiten worte ist nicht G, sondern ein vollkonuneu
wol erhaltenes U. als anfang des vierten wortes ist noch
ein R zu erkennen; dann folgt auf das A, das auch nicht un-
verletzt geblieben ist, ein U, dem die obern enden fehlen, ferner
ein E, N, das ziemlich arg mit genommen ist, endlich ein teil
des unteren bogens eines S. in der zweiten zeile ist der
anfaugsbuchstab des dritten wortes nicht L, sondern ein durch
abstofsen oder abreiben jetzt sehr flachliegendes D. in der
dritten zeile steht UON statt VON. alles übrige gibt sonst zu
keiner bemerkung oder einem zweifei anlafs: die einzelnen worte
sind durch punkte abgeteilt, die buchstaben sämmtlich klar und
deutlich, die ganze inschrift lautet demnach, wenn wir die reim-
Zeilen absetzen:
FROW E • ÜDA • VAN • RAÜENS | BERCH •
DIE • DET • MACHEN • | DIT • WERC •
UON • EIM • DORE • | HIES • HARTMAN •
DER • DIE • I WITZE • GEWAN •
Frau Uda war die tochter des grafen Otto von Ravensberg
in Westfalen und die zweite gemahlin des herrn Johann des blin-
den von Limburg, sie kommt als solche in Urkunden von
1298 — 1310 vor. im j. 1313 soll sie gestorben sein, ein jähr
nach ihrem gemahl (f 29 sept. 13l2j. die Limburger chronik
(p. 11 Rössel) nennt sie Ida, in Urkunden (zb. bei Wenk, Hefs.
gesch.) heifst sie auch Oda. nachweisungen findet man bei denen»
die über die genealogie der Limburger herren gehandelt haben»
DIE LIMBURGER INSCHRIFT 259
die der pfarrer Vogel zur stelle der cbronik in seiner ausgäbe
(1S26) anführt, frau Uda hat also die treppe mit dem türmchen
um dieselbe zeit, den anfang des xiv jhs. bauen lafsen, in die
schon der typus der buchstaben der inschrift hinführte (s. 156).
das historische rätsei der ersten zeile ist damit gelöst; auch die
zweite macht kein bedenken, da DET * MACHEN (gramm. 4, 94)
nicht einmal so sehr auffällt, als das unverschobene T (Heinzel
Geschäftsspr. s. 415) jn LET nach der ersten lesung. aber wie
sind die beiden letzten Zeilen zu verstehen? man kann nhd.
allesfalls sagen ^dies bauwerk von einem tor'. darf man DIT *
WERC- UON* EIM- DORE ebenso veitinden? und kann ein
tum mit einer stiegen, wie Nib. 1910 uö., ein dor heifsen? wäre
ein tor darin umgebaut, so verlangte die deutlichkeit üz eim dore.
kann endlich mit dem blofsen verbum ohne pronomen personale
oder demonstrativ ein neuer satz beginnen? beim ersten lesen ver-
bindet man natürlich HIES * HARTMAN mit dem vorhergehenden
nomen, wie Wh. 21, 17 ^f em orte, Mez Brahäne, 56, 26 iif
eim ors, hiez Marschiheiz, 89, 4 etil alter kc^eldn, hiez Steven
udgim. allein dann ist UON * EIM * DORE ganz unverständlich,
es müste einen personalbegriff enthalten. Dore statt Daringe
(Thüringer) aber ist unglaublich und ein andrer volksname, der
auch nur anklänge, unerhört, ein starkformiges ddr statt döre
angenommen könnte jemand darauf verfallen dafs die frau Uda
den bau durch einen oder ihren narren, der die witze gewan,
habe ausführen lafsen, und diese auslegung vielleicht empfehlen,
weil dabei nicht nur die inschrift witzig würde, schade nur dafs
schon die praeposition bei dem personalbegrifT anstöfsig ist: die
grammatik aao. verlangt den einfachen accusativ der person wie
der Sache neben dem infinitiv; und läfst man auch von dieser
strenge ab, so wünscht man auch hier der deutlichkeit halben
wenigstens eine andre praeposition. so trifft man auf dem einen
wie auf dem andern wege Schwierigkeiten über Schwierigkeiten,
die eine sichere entscheidung unmöghch machen, vielleicht sind
andre klüger und glücklicher, nur damit man mir nicht ent-
gegenhalte dafs ich nicht alles mögliche und unmögliche er-
wogen, sei erwähnt dafs es mir auch eingefallen ist UON ' EIM *
DORE als familiennamen Hartmanns zu nehmen.
29. 9. 74. K. M.
17*
260 ÄCIIENER RERKERINSCHRIFT
ACHENER KERKERINSCHRIFT.
Wilhelmstein heifst eine burgruiiie in der nähe von Achen.
an der vorburg, in unmittelbarer nähe des einfahrttores, ist ein
ziemlich umfangreicher runder türm herausgekragt, im innem
desselben befinden sich zwei übereinander biegende runde kerker,
deren oberer ungefähr 10 fufs im durchmefser hat, während der
untere, heute für wirtschaftszwecke erweitert, ursprünglidi noch
enger war, beide sind mit kuppelförmigeti gewölben versehen,
vielleicht hatte der untere kerker ursprünglich keine tür; denn es
scheint fast als ob die gefangenen mittels einer art falltür aus
dem obem hinuntergelafsen umrden. auch ist es nicht unwahr-
scheinlich dafs dieser untere kerker in seinen cyklopischen matum
nicht einmal eine lichtöffnung hatte, minder unmenschlich war der
obere kerker eingerichtet, von den beiden türen, die seinen Zugang
schlofsen, ist heute noch die innere erhalten; sie ist aus kräftigen
eichetibolen zusammengesetzt, mit starken riegeln und ketten und
einem schubfetisterchen für das darzureichende efsen versehen, sie
mag noch der erbauungszeit des kerkeiturmes dh. der letzten hälfte
des xui Jahrhunderts angehören, ganz sicher stammt aus dieser
zeit das enge viereckige fensterchen, welches mit starkem eisengitter
verschlofsen ist.
Auf dem obem und untern einfafsungssteine dieses fenster-
chens steht im äufsem je eine zeile in schönen frühgotischen
majuskeln. die inschrift wurde bereits dreimal abgebildet; auch
eine erklärung wurde versucht, die indessen eine so crasse ignoranz
verrät, dafs sie hier keine erwähnung verdient, die beiden Zeilen
lautefi:
+HOFENS • LEUEN • HIE-
RIN • SORGExN • LIGEN • HIE •
Also merkwürdig genug hofen und nicht, wie man bei Achen
erwartet, hopenl es unterliegt keinem zweifei, dafs die erstere in-
schrift — man betone hie — auf den oberen, die letztere aber auf
den zu ebener erde befindlichen kerker zu beziehen ist, da aUem
anscheitie nach oben die leichteren Verbrecher, unte^i aber die sAweren
eingekerkert wurden.
ACHENER KERKERINSCHRIFT 261
Sollten den Usern dieser Zeitschrift andere kerkerinschriften
aus mittelalterlicher zeit bekannt sein, so erlaube ich mir a7i sie
die höfliche bitte zu richten mich davon gefälligst in kenntnis zu
setzen.
Berlin. DR SCHEINS.
EIN VERS AUS SANGALLEN.
Schon bei der erstell ausgäbe der Denkmäler dachte ich daran
die auf die erste seite der Sangaller hs. 105, nach Hattemer 1, 319
schon im neunteti jh., eingezeichneten zeilen ueru . taz ist spiz,
taz Santa tir ttn fredel ce minnon gelegentlich anzubringeti. denn
solche Worte und reden sind sonst aus jenen zeiten kaum zu uns
herübergedrungen, aber die gelegenheit fand sich nicht und ward
auch bei der zweiten ausgäbe bei dem excurs zu nr xxvin verab-
säumt, die weiterhin in derselben hs. vorkommetiden deutschen
randschriften bei Hattemer s. 320 schienen sinn- und wertlos,
aber eines andern belehrt mich jetzt eine freundliche mitteilung
meines freundes utid nachbam, hm dr Valentin Rose.
*Im zweiten teile des cod. Sangall. 105 (membr. saec. \,\i)
am rande eines *medicinbuches\ dh. eines anonymen, unverständigen
und verwirrten textes des Cassius Felix, steht hie und da altes
federgekritzel, unter anderm s. 204 mit verwischten grofsen buch-
Stäben in gelber tinte über der seite folgendes:
churo comlic berenlant aller oter leftilant |
kurz vorher s. 202 steht schon von derselben hand der anfang
dieser worte so:
h. ro comlifc herrelant |
Hattemer Denkm. 1, 320 hat an der ersten stelle falsch gelesen
efalant: das .ePtilaDt ist sicher, sicher ist aber auch dafs noch
ein buchstabe vorhergieng, wahrscheinlich 1 oder ein ähnlicher; er
ist undeutlich, in der kürzeren zweiten stelle ist der zweite buch-
Stabe von h. ro nicht mehr lesbar.'
'Läßt sidi damit etwas anfangen?* fragt Rose, nidit allzu
viel; aber deutlich ist doch ein vers und zwar ein spottvers oder
anfang eines spottlieddtens. denn churo ist kein rechter name,
sondern kann nur ein bei- oder necktiame sein, dafs damit einer
262 EIN VERS AUS SANGALLEN
aus Chur (ahdL Chura, Graff 4, 480), ein Churouualah gemeint
sein sollte, ist mir nicht wahrscheinlich, Churo statt churio (vgL
der kUre bei Lexer 1, 1792) kann von kurt tool in dem sinne
gebildet sein, wie niederd, körsch (Brem, wb, 2, 851. Schütze
2, 326) wild m Holstein namentlich die nebenform krüsch, krütsch
von dem in bezug auf speisen wählerischen gebraucht wird, wie
am ende auch die Prudentiusglosse telnim cburugo (zs. 16, 28,
25. 36, 86. Graff 4, 482) zum hymnus post cibum gemeint ist,
während das der herkunft und bildung nach, wie es scheint, iden-
tische mhd. kurc eine ganz andere bedeutung hat. jene auffafsung
wird sich empfehlen, wenn wir im übrigen den sinn der zeile rich-
tig fa/sen.
Klar ist Churo com sie her enlant, da sie für sih auch in
alemannischen Schriften (Scherer zu Denkm. lv, 19) und her für
hera vor vocalanlaut (Graff 4, 694) selbst schon bei Otfrid be-
gegnet, da femer Ezzo, Otloh, WiUiram verkürzungfsn wie aller
voti allero auch vor consonanten zulafsen, so kann oter für 6tiro
nicht befremden, ich nehme nun an dafs ahd, 6t reichtum, als
Simplex bis jetzt nicht belegt (Graff 1, 149), wie ags. eäd ein
neutrum war und daher den plural 6tir gestattete, wie man auch
mhd. kleinoeter findet, und halte endlich das 1 als anlaut des letzten
Worts für sicher, da ich nicht wüste welcher andre consotiant dafür
gestanden haben könnte, für die deutung aber lafse ich das
rätselhafte und wol verderbte gelaste genimen bei Graff 2, 282
am dem spiele und nehme lestilant als l^stilant gleich leistilant
(Weinhold alem. gr. § 36) für 'ein kmd welches leistet', dh. für
eine Wortbildung wie sie nur in possenhafter poesie in anwendung
kommen konnte:
Churo eom sie her enlant, aller 6ter löstilant —
Küre kam sich her ins land, aller schätze leistelanS — .
aber wer befseres weifs, halte damit nicht zurück; eandidus im-
)jerti; si non, his utere meeum.
14. 6. 74. K. M.
DIE WIENER GENESIS 263
DIE WIENER GENESIS.
Im ersten hefte der Geistlichen poeten der deutschen kaiser>
zeit (Quellen und Forschungen i, Strafsburg 1874) hat Scherer
die Genesis und Exodus behandelt und in der ersteren eine
arbeit sechs verschiedener verfafser erkannt, die nachfolgenden
Zeilen sollen, neben einigen anderweitigen bemerkungen die etwa
zur Unterscheidung der dichter beitragen könnten, versuchen an
der reimkunst die vorgenommene Zerlegung zu prüfen.
Das erste gedieht handelt nach Scherer aao. s. 11 von
Schöpfung und Sünden fall, und erstreckt sich bis v. 1060
bei Mafsmaun. da in der mitte des ganzen ein höchst merk-
würdiger einschnitt auffallt (aao. s. 13), so erscheint es ratsam
die beiden teile gesondert zu betrachten, ihre länge ist nur
um zwei verse verschieden, denn Mafsmann ist nicht nur, wie
Scherer s. 13 anm. bereits angegeben hat, von vers 104 gleich
zu HO gesprungen, sondern auch von 884 auf 890. das ganze
gedieht zählt also nur 1050 verse, und zwar der erste abschnitt
526, der zweite 524. wir bezeichnen die beiden teile mit i A
und I B.
Einige volle flexionsvocale sind in der hs. erhalten, da sie
aber der Schreiber sonst fast überall zu e geschwächt und aufser-
dem bisweilen vocale gesetzt hat denen der reim widerspricht,
so ist seine Orthographie nicht als zuverläfsig zu betrachten,
wir bringen daher nur diejenigen vollen flexionen in ansatz
welche durch das reimwort unbedingt verlangt werden, dabei
führen wir diejenigen vocale ein welche den reim möglichst genau
machen, denn dafs in dieser zeit des Übergangs vom ahd. zum
mhd. das Sprachgefühl bezüglich der flexionen unsicher geworden
war und sich nahezu jeden vocal in den endungen gestattete
brauchen wir kaum in erinnerung zu bringen. Weinholds BG
bietet beispiele genug.
Zunächst inf. auf an, 199 gebdran: nntertän, 460 wur-
chan: chom. 469 phlanzan: pegan. ferner ist zu schreiben
79 errAmat: rät. 283 zeigat: stät. 298 gmbildt: nöu 478
264 DIE WIENER GENESIS
zitigat: pluot. 511 suechinöt: pluot ist eriialteD. übrigens notiere
ich von formen der 2 schw. conjug. nur die des praes. imp. und
verkürzten praet. ind. das part praet., aber auch der inf. er-
halten sich sehr lange.
Aus der declination ist anzumerken 1 ^'e6Mii oder UAoh:
tuon. 134 säman: getan, 136 6otfiiui: natura, 485 bösa: rosa.
493 phtffar: zttwar, 502 guota: nita. 136 steht 6otf«ta in der
hs., ebenso 506 das adv. v?ita: balsamüa.
Diese 15 fälle machen 5, 7 ^.o der 263 reimpare aus. da-
gegen bietet i B nur 13 beispiele oder, auf 261 reimpare, 5 %.
a. conjugation. inf. auf an, 56S chiesan: gehörtamen.
611 luzan: man. S07 inlsculdegan : man, 954 geböran: un-
tenan.
inf. auf in, 655 midin: din, 1042 u>erigin: Chimhm,
anfserdem 861 uberwintint: sint, 994 vordam: Adam,
bildungen auf i fanden wir in i A nicht, sehr auflallend ist
der reim Hübet: tot 911, denn so ist dem reimpunkt, versbau
und sinne nach abzuteilen, es wird umzustellen sein: Miise
uns der tot pegrtfet, der Schreiber hat die worte der tot ver-
gefsen und nachträglich zugesetzt, ich will hier gleich anfügen
dafs 917 gnblten, wofür Uoffmann s. 21 anm. uuoUen, Lach-
mann gtlten vorschlägt, lediglich vom Schreiber aus gShitem ver-
lesen scheint.
b. declination. 597 sitan: nam, 667 siangan: Eva, 776
nacdtot: not,
adverbia. 785 unsaledkho: dö, 755 vielleicht gesuäsa: Eca
(vgl. 505 wita) oder gesuäso, alle diese reime hat der Schreiber
zerstört.
Es genügt aber auch das schwache e der flexion für den
reim, wenn ihm etwa ein oder mehrere gleiche consonanten
vorangehen, so ist das kein erfordernis, sondern ein schmuck,
den der dichter nach belieben anbringen oder fortlafsen kann,
ebenso wenig liegt, wenn in der paenultima gleiche vocale stehen,
klingender reim vor. vielmehr gibt diese erscheinung. die ja
schon bei Otfried sehr häufig ist, auch nur einen zierat ab. die
letzte silbe reimt und bleibt voll betonte hebung. indes mufs
doch diese klasse von reimen als erster schritt zum klingenden
hin wol beachtet werden, wie denn überhaupt die künstlicheren
bindungen bevorzugt sind.
DIE WIENER GENESIS 265
Aus den bisher besprochenen erscheinungen ergeben sich
7 arten hauptSiichlich verwendeter reime:
1) die mit vollem flexionsvocal.
dann das reimende e unter verschiedenen begleitenden umständen,
es wird
2) allein gebunden in offener oder geschlofsener silbe.
3) geht ihm ein gleicher consonant voran.
4) stehen zwei gleiche cons. davor.
5) können auch die vorletzten silben gleiche* vocale haben,
ja es folgt sogar
6) diesem vocal noch eine consonantverbindung deren erster
cons. in beiden reimen derselbe ist, oder
7) es folgt dem vocal der paenultima ein oder zwei gleiche
cons., dh. der reim wäre nach späterer auffafsung ein genauer
klingender.
andere combinationen sind sehr selten.
Die procentsätze dieser verschiedenen kategorien in A und
B stellen sich nun folgenilermafsen :
.A
B
A
B
1) 5, 7
5, 0
5) 7, 2
11, 1
2) 13, 9
10, 3
6) 3, 8
3, 4
3) 6, 5
9, 6
7) 15, 6
16, 5
4) 5, 3
5, 7
Der fortschritt in B ist unverkennbar, nach späterer auf-
fafsung sollten alle diese reime klingende sein, hinter den ver-
langten 58, O^/o bleibt A um die summe der nummern 1 — 4,
also um 31, 4^0 zurück, B hinter den erforderlichen 61, 6^/o
nur um 30, 6^/0.
Noch stärker tritt der unterschied zwischen A und B hin-
sichtlich der reime zwischen verschiedenen schlufsvocalen und
cons. hervor, verschiedene voc. hat A in 17 combinationen
gebunden, B nur in 12. sie verteilen sich so dafs in A
12 Sorten 1
2 „ (ä: 6, e: 0) 2
2 „ (a: ä, a: 0) 3
1 „ (ö: no) 4 Vertreter hat.
in B finden wir
4 Sorten mit 1
5 „ (e: e, 0: ö, a: e, e: ie, i: u) „ 2
266 DIE WIENER GENESIS
1 Sorte (o: ho) mit 3
3 „ fö: «0, a: o, e: o) „ 4
1 „ (a: ä) „ 5
belegen. B beliauptet den vorrang durcli grOfsere regeliDäfsig-
keit, ebenso bei dem reimen verschiedener consonanten. Ton
30 arten in A sind
23 je 1 mal
5 (g: m, l: n, s: s, ft: ht, e: ht) „ 2
1 (m: n) 3
1 (überschüfsiges schlufs-n^ 9 „ zu belegen,
in B von 15 arten
S je 1
4 (b: s, s: %, ch: p, ch: t) „ 2
1 (p: t) 4
1 (m: n) 5
1 (ilberschüfsiges schlufs-nj 9 „
Auch durch den stil scheiden sich i A und i B. nur A
beruft sich auf die quelle: also ich diu huoch höre zelen 6, 457
cUsö (laz puoch chutt (:zU, hs. cha). nur A bekräftigt durch
zware wil ich iu daz sagen 15, zewäre sagen ich iz tu 31, daz
ist war 149. die formel sds ich u>äne kommt in beiden teilen
vor (382 und 739), ich u>6ne aber nur im zweiten (660. 830).
die gleichfalls formelhaften verse
des antwurte im got der guote
[er sprach] im wäre anderes ze muote 89,
d6 sprach got der guote
ahö ime dö was zi muote 140,
dö sprach er guote
mit frölkhem muote 178
kennt, wie man sieht, A allein, die umschreibenden bezeich-
nungen des teufeis (vgl. Scherer s. 13): der verwäzen 626. 690,
der ubele htint 658. 719, der übel ätem 636, der wurm unge»
hiure 678 sind eigentum von B. beim stürze Lucifers hatte sich
dergleichen, wie zb. der verwäzen, wol auch anbringen laben.
dort heifst es aber 38 der unsdlige und 71 einfach der tievel.
wiser trehtin steht nur in i A 115. 160. recht charakteristisch
für A sind 250 und 365. gott schuf am hauptc sieben nütz-
liche löcher, aber
in deme munde einez,
DIE WIENER GENESIS 267
s6 nutze nist neheinez.
dann 365
daz nutzest chutnet äl ze magene.
Nach alldem wird man i A und i B kaum demselben dichter
zuschreiben dürfen. A war das muster für B, der verfafser des
zweiten Stückes übertrifU aber sein vorbild in der technik. seine
dichterische predigt sollte die Fortsetzung der ersten bilden und
war für dasselbe püblikum bestimmt, daher die recapitulation am
anfange (vgl. Scherer s. 13).
II. Kain und Abel (1069—1379) steht in der reimkunst
den beiden ersten stücken nach, wenn auch die spräche nicht
altertümlicher als in i B ist. wie dort zählen wir 5 ^/o voller
flexionsvocale. die stellen sind: inf. 127S ruofan: getan. 1361
danchan: lussam. 1369 riuxoin: trehthu
part. 1341 gesceidan: miltnamen. 1281 verfluochat: maget,
1331 genantan: guan, da der vers aber nur drei hebungen
hat, so ist vielleicht zu schreiben Seth si in getiantan. bei
dem dat. pl. in 1106 kann man zwischen werchun und werchon:
tuon schwanken, der Schreiber hat von allen derartigen reimen
nur 1343 tiefal: Belial unangetastet gelafsen.
Im übrigen stellen sich die procentsätze der oben bezeich-
neten reimklassen für
2 auf 14, 5 4 auf 6, 3 6 auf 3, 1
3 „ 9, 4 5 „ 8, 2 7 „ 16, 0
an den erforderlichen klingenden reimen fehlen 35, 2 %.
Die 10, 1 7o der verschiedenen mit einander gebundenen
vocalc verteilen sich auf 10 combinationen. 7 von ihnen sind
einmal, 2 (a: ä, o: uo) zweimal, 1 (6: uo) fünfmal belegt, von
den 12 arten verschiedener mit einander reimender cons. sind
9 einmal, m: n 2 mal, b: g vor stummem e 3 mal, überschüfsiges
schlufs-n 6 mal nachzuweisen.
Formelhaft ist dd sprach unser trehtin: Käin 1243. 1269
(dafs Käfn i hat lehren auch die reime mit sin 1265. 1354.
nicht dagegen ist die bindung mit stm 1155). neu ist die an-
rede gottes:
1151 du, trehtin. 1338 dir, trehtin.
Entlehnt hat der dichter von Kain und Abel besonders aus
268 DIE WlE?iER GENESIS
I B. so zb. die reime liugen: triugen 1123f — 1029 f. puase:
antlaze 1125 f — 907 f. ktre (mit gedehntem i): nide 1109 f
— 901 f. daneben kehren auch einzelne ausdrücke wieder, wie
betceüen von der beileckung durch Sünde HOS und S98. 906.
sich beigen, erbelgm auf gott angewendet 1275 und 1038; das
transitivum gott erbalgen in it2112. unser trehtin 10S4. 1243.
1209. 1368 (wo Dö zu schreiben) fanden wir schon in lA 115.
160, in I B nicht, man vergleiche auch erbnnnen 1346 und
630, die verse 1352 und 549 (auch 532. 536), 1353 und 532,
und hauptsächlich was Scherer auf s. ISf hervorgehoben hat
Offenbar will auch dieser prediger wieder seinen zuhörem
die früher vernommenen mahnungen und belehrungen ins ge-
diichtnis zurückrufen und seinen Vortrag mit den vorangegangenen
verknüpfen, halten wir dazu die notiz der Millstätter hs. welche
Scherer s. 20 anführt, so wird denn doch sehr wahrscheinlich
(lafs wir hier einen predigtcyclus vor uns haben der an drei
auf einander folgenden feiertagen denselben zuhörem von drei
verschiedenen, aber im ein Verständnis arbeitenden geistlichen
vorgetragen und spater, als zusammengehörig, in ^\n corpus ver-
einigt ist.
In dieser ansieht können wir nur bestärkt werden wenn
wir ins äuge fafsen welch ein bedeutender abstand in metrischer
beziehung zwischen den drei bisher besprochenen und dem fol-
genden gedichte, dem Noe (1380 — 1585), herscht. die ditfe-
renzen zwischen den vorhandenen reimen die sich klingend
würden mefsen lafsen und den verlangten betrugen bisher circa
30 — 35 ^;{)y in ni nicht weniger als 45. bei einer in denselben
kreifsen entstandenen fortsetzung wäre das auffallend: erklärlich
ist es bei einer dichtung die aus anderem boden eniuchs und
violleicht gar keine fortführung von i und ii sein sollte.
Die geschichte des Noe umfafst 102 reimparc. Mafsmann
hat mehrfach die verse falsch abgesetzt. 1398 f sind er: Umem^
vrcise: mähte die reime fHofTmann 27, 18 f), 156011 mären:
mte, Ziegel: gezinge, begnnden: nrre. 1492 dar chotn hat Hoffm.
28, 27 richtig zu 1491 gezogen. 1402 — 5 befserte Lachmann
Zu den Nib. s. 261. das sinnlose wibe in 1537 wurde im Mhd.
wb. 1, 559' in wihe berichtigt. 1393 ist wtte zu schreiben
(:sUen), 1443 geMeze: suoze. über dies verlängerte praet. Tgl.
DIE WIENER GENESIS 269
Weinhold BG § 290. die verse 1464. 5, deren zweiler so
übermäfsig lang ist wie kein anderer in dem ganzen stück,
machen mir den eindruck eines Zusatzes: sie schleppen nach.
1484. 5 müfseu ^in vers sein; das compositum helleviur läfst
sich nicht zerreifsen, die reimzeile fehlt also.
Sechs volle endungen verlangen die reime. 1517 plekchan:
getan, 1555 hönan: man. 1472 steht miskan: toin, was in miskin
zu ändern ist. 1467 unverborgan: lussam. 1521 bmoderin: sin.
1573 sibmzuch: Az. das ergibt 5, 9 ^o.
auf 2 fallen 20, 6 auf 5 fallen 11, 8
„3 „ 11, 8 „ 6 „ 4, 9
„ 4 „ 6, 7 .,7 „ 18, 6.
verschiedene vocale reimen in 9 formen, wovon je eine mit 2
(i: i) und 4 (e: e) belegen, und sieben mit je einem, was
die ungenauigkeiten im consonantischen auslaut betrifft, so zählen
wir 12 Sorten. 10 bieten je 1, eine (m: n) 2, eine (über-
schüfsiges schlufs-nj 7 beispiele.
Hinsichtlich der reime schliefst sich Scherers iv teil
Abraham von z. 1586 — 2122 eng an den dritten, man mufs
ihn daher wol als directe fortsetzung betrachten, worauf auch
die verknüpfenden verse
after Nöes Übe
in dem zehenteti geslahte
hinweisen, aus dem trockenen und gedrängten stil freilich fand
der nachfolger nichts zu entnehmen.
Volle flexionsvocale enthält der Abraham in seinen 268
reimparen mehr denn jedes andere gedieht der Genesis, in den
reimen auf Sära und Rebecca, in welchen mit ausnähme von
1761 die vocale der paenultima übereinstimmen (vgl. 1592. 1697.
1770. 1776 = 1902. 1784. 1928 — 1998. 2076), wird zwar
kaum ein a in der endsilbe anzunehmen sein, allein auch ohne
diese behalten wir 27 föUe oder 10, 1 ^/o.
Infin. 1683. 1781 werdan: nam. 1713 cheran: undertän.
1981 zeigan: Läban. — 1661 lönin: sin. — 1689 vierdon
(tverdon?): afUrchomen. 1914 gehiwon: chom. — 1820 rCimun:
9im. 1909 tröstun: luon.
Part. 1645 ergangan: chom. 1988 inphangon: chom.
270 DIE WIENER GENESIS
Praes. 1667 dientnt: chitU. 1730 gewandeldt (hsj: «r-
chouföt,
Praet. 2033 trunchan: binam. 1721 nameton (hs.): gwoL
DecIiuatioQ. 1702 wuochar: Agar. 1761 vochmzan: Säram.
1809 erbun: sun. 1832 brunno: dö. 1859 herzun: sun. 1926
tohtar: Nächor. 1940 6runnon: cAom. 1962 t;rotitt7a (hs.): stco.
2016 antwurtö: vrö. 2088 eM?an: genam.
Adv. 1775 Ziefto: fW. 1890 minmchlichin: trehitn.
Auf 1 kommen 10, 1 ^/o auf 5 kommen 10, 1
„ 2 „ 12, o 11 ö 51 4, 1
„ 3 „ 11, 6 „7 „ 20, 6.
• ,1 4 „ 6, 0
es sollten 40 ^o klingende reime mehr vorhanden sein.
Ungeuauigkeiten im reimvocal treten in 13 Variationen auf.
7 gewähren je 1 beispiel, 3 (a: no, u: uo, i: i) Je 2, 2 (a: d»
e: e) je 3, a: o 4.
41 mal reimen verschiedene consonanten. 12 arten sind
1 mal, 2 (p: ch, p: t) je 2 mal, überschüfsiges schlufs-n 12 und
m: 7( 13 mal zu belegen.
Wenn der dichter des Abraham es auch mit den reimen
etwas leicht nahm, so hat er doch, wie das Scherer henorge-
hoben, das verdienst zuerst den ton der volks- und Spielmanns-
dichtung angeschlagen zu haben, der bei seinen fortsetzern weiter
klingt, kunsterfahrner waren die dichter von i und ii, der ver-
fafser des Abraham aber war empfänglich für leben und singen
des Volkes, darin Hegt der fortschritt gegen die ersten ab-
schnitte, und die Vervollkommnung dieses tons, welche im Joseph
am weitesten gediehen ist, hat diesen vor der Überarbeitung be-
wahrt, wenn auch seine reime sich mit denen des ersten teils
der Vorauer redaction nicht mefsen können.
Dafs der verfafser des Abraham manches mit seinen nacb-
folgern und fortsetzern teilt, und dafs sie einiges davon gewis
ihm zu verdanken haben führt Scherer s. 33 aus. möge es mir
gestattet sein dem noch einiges hinzuzufügen.
Vorzüglich mit v hat der Abraham berührungspunkte. zu 2077
do wart ime daz selbe wip
also liep same stn eigen lip
vergl. man in v 2911
daz liez ich durch miniu wip.
DIE WIENER GENESIS 271
dei mir sint also der lip.
und 3210
st wart ime lieber den der Itp:
er xoänte si wäre iemer sin wip.
es sind die ältesten beispiele welche ich für diese forniel geben
kann, der reim volgen: seliden 2047 kehrt v 3165 wieder,
mit gesoten jouch gebraten 1767 vgl. v 2994 gebraten jouch ge-
säten, der reim harte: worte 1868 ist =« v 2375. in 1868
mufs übrigens statt des fehlerhaften Da des rubricators 5a ge-
schrieben werden, nicht ganz parallel sind folgende verse.
IV 1682 Abram wunder genam
wie daz mohte werdan.
IV 1780 wände si wunder nam
wie daz scolte werdan,
V 2377 vil michel wunder in genam
wie daz scolte stn getan.
ferner vgl.
IV 2015 er wart vil vrö
solicher antwurtö und
V 2209 Isaac wart vil vrö
solicher geheizö,
in V und auch in vi tritt uns wieder entgegen eine formel aus
IV 1630 dö hiez er ime gewinnen
den guoleji Abrahamen.
V 2221. 2472 er hiez in ime gewinnen.
VI 5289 dö hiez er ime gewinnun
Joseph, sinen li^en sun.
VI 6038 dö hiez er ime gewinnen
sine chunilingi.
es ist das auch eine der formeln die in der späteren Spielmanns-
dichtung beliebt werden, endlich sind zusammen zu stellen
IV 1762 er Ute loufen,
zwei chitzi bestroufen und
V 2261 er Ute loufen,
ein marwez chalp bestroufen.
Auch in metrischer beziehung hat der Abraham mit v und
Vi eine eigentümlichkeit gemein die bei den früheren dichtem
von I — III entweder gar nicht oder nur vereinzelt auftritt, den
dreifachen reim, zum ersten male treffen wir auf ihn am schlufse
272 DIE WIENER GENESIS
voD I B, lo5S — 6«) ane: samine: domine. dann begegnet er
UDS in II HOS — 10, wo Mafsmanu falsch teilte; wile: nide: kire
ii'iüd die versschlOfse. ni kennt ihn nicht, fv dagegen bietet sichere
heispiele. 1S14 — 16 ergaze: märe: tcare, 1717 — 19 grimmich:
nnsälkh: ungnadich. 1799 — 1 SOI sind anders aufzufafsen: ISOO
und ISOl müfsen in einen vers zusammengezogen werden, in
eine art von langvers mit cäsur wie 2054 und 20S2. aber
2120 — 22 haben wieder dreifachen reim, pmozen: suoze: scöse.
aus V sind anzufahren 25SS— 90 da: also: gemo. 26S1— S2
tcerdan: chom: werdan. Mafsmann hat das wieder verkannt, wie
auch 3236 — 37 eigen: gemeine: eine und 3364 — 65 smerzin:
Benöni «vgl. Scherer s. 41, z. 3390): sun.
Bisher erschien der dreifache reim nur am schlufs der ab-
schnitte (Vgl. MüllenhofT in den Denkm.' s. 335): 2S29 — 31
leitet er einen abschnitt ein. in n finden wir zwei analoge fillle,
3S09— 3901 '3S99 ist intsuebe zu schreiben, wie 3941) und
5933 — 35. eine künstlichere form ist es wenn auf den drei-
fachen noch ein doppelter reim zum beschlufs folgt, wie 5922 — 26
letziste: mrsiste: bezziste, dann Benjamin: sin, und 4022 — 25
lugenare: wäre: charchare, darauf guote: nöte. auch hier hat
Mafsmann geirrt
Am schlufs von abschnitten sind in vi 3620 — 22 zweifelhaft:
HofTmann scheint 54, 35 nach got mit recht abgesetzt zu haben,
wie er auch wol 3620 — ^22 («-54,29) die beiden letzten verse
richtig in einen zusammenzog. 3746 — 48 aber sind w^ol als
3 reime zu betrachten und sicher 3661—63, sowie 5297 — 99.
Überraschend sind, um dies gleich hier anzufügen, die
überschlagenden reime in vi 4500 — 4503:
Der des lanles ist geweltidi,
der sprach zuo nns ze teste
*niemer mere gesehet ir mich
an iuren bruoder den minnisten.*
die Vorbedingung hierzu, überlange zeilen die durch eine cftsur
zu teilen sind, ist in der Genesis erfüllt.
V. Isaak und seine söhne behandelte nach Scherer
s. 34 der fQnfte dichter in z. 2123—3423 oder 650 reimparen.
seine reime sind weit befser als die des Vorgängers, dafs er
dies durch häufige Verwendung gewisser bequemer reime erreicht
DIE WIENER GENESIS 273
hat Scherer s. 35 fT an zahlreichen beispielen nachgewiesen, nur
einiges wenige möchte ich mir genauer aufzuführen erlauben.
Zunächst die reime mit dö. mit muoto ist es gebunden
2446 Esäü sprach dö
mit zornigem muoto.
3075 der enget sprach dö
mit vrölichem muoto.
3320 Jacob sprach dö
in 'michileme ummuoto.
zweitens dö: zuo.
2193 Jäcöb sprach dö
sinem bruoder zuo.
damit vgl. 2267. 2301. 2381. 2709. 2743. 3161. 3172.
drittens dö im reim auf ein adverb.
2389 der vater sprach dö
vil riuwedicko.
vgl. 2408. 3129. im comparativ steht das adverb
3139 Jacob sprach dö
etwaz frölichor (hs. -ere).
sonstige adverbia und adverbiale ausdrücke in anderer Verbindung
reimen auf dö
2414 Esäü sprach dö,
er toöre Jäcöb geheizen rehto.
25S8 Laban sprach dö
'gediethest dA mir ahö . . . .'
2907 Jäcöb antwurte ime dö
dnmahtere wortö.
viertens, auch auf zuo reimt zweimal ein adverb.
2496 er sprach ime zuo
vile wunteren suozo.
2895 anderes tages vruo
sprach er siriem eidime zuo.
fünftens ist vrö beliebt im reime, gleichfalls in feststehender
formel.
2333 Isaac wart vil vrö.
er sprach Jacobe zuo.
2677 Rachel wart vil vrö
und wart daz dodi undurfto.
2209 Isaac wart vil vrö
Z. f. D. A. neue folge VI. IS
274 DIE WIENER GENESIS
soUcker geheizö.
vgl. IV 2015 er wart vil vrö
soUcher antwurtö.
ähnlichkeit mit
V 2560 si dwungen sich ze dm brusteti,
ich weiz, er si vil minnechliche chuste
hat VI 4916 ein andere si chusten,
dwungen sich zesamine mit den brüsten.
Vgl. auch
V 3124 er dwanc in an sich mit den armen,
er chuste in minnichltche.
Nachstehende eigen tümlichkeiteii des dichters haben nichts
mit dem reime zu tun.
Mehrfach kommt wunteren als Verstärkung des adverbs vor.
so 21S4 wunteren gnote, 2944 vik tm/n/eren gjiöte in fast gleich-
lautenden versparen. 2497 vile wunteren suozo. gnöte wird uns
in VI als beliebter reim begegnen, ist dort aber nie mit wunteren
verbunden, nur noch in in 1389 finden wir vile wunderen
starche, dagegen teilt v mit >i, und allein mit diesem, eine syn-
taktische eigentUmlichkeit, den Übergang aus indirecter in directe
rede rnicht umgekehrti). man vgl. v 2426. 2619. 2705. 2838;
VI 4684. 5161. 5370.
Die procente der reimklassen machen
für 1 aus 7, 7 für 5 aus 9, 4
„ 2 „ 12, 0 „ 6 „ 2, 0
„ 3 „ 8f 5 n 7 „ 17, 2.
n 4 „ 4, 6
die klingenden reime sollten die vorhandenen (aher zweimal ge-
hobenen) um 32, 8 ^0 übersteigen.
Volle endvocale ergeben sich für folgende flexionen.
Conjugation. inf. auf an, 2650 zuhelan: gewan (Mafsmann
hat die zeilenschlüfse verkannt; die nächsten sind man: sune).
2681 werdan (hs.): chom: werdan. 2730 chindan: Dmam. 2900
geruozan: barn, 3219 bittan: chom. 3249 werdan: yesagen.
Inf. auf un. 2244 hörun: sun. 2562 weinun: sun.
Inf. auf in. 2216 «• 3132 gesntchin: nun. 2362 bescirmin:
sin. 2370 inbizin: min. 2407 wfkin: min. 2A9b leinin: treh-
tin. 3082 mendin: sin.
Sonstige verbalformen, praes. 2311 trAgist (hs.): sist. 2622
DIE WIENER GENESIS 275
fnrewirdit: zit. 3105 ziehunl: zezanikunt (hs. -mt: --wU}, 2461
gestiUa: da.
Praet. 2126 tooüa (hs.): Rebecca. 2546 erchantan: Laban.
3187 geheizan: man.
Declination. nom. sing. 2723 mangar: Ysachar. 3195 henna: Dina.
Dal. sg. 2212 chuniga: Palestina. 2447. 3076. 3320 muoto:
dd. 3395 zesewan: man.
Acc. sg. 2202 wila (hs.): Palestina. 2610 minna: Lia. 2725
sehston: Zabulon.
Nom. p1. 2855 ietda: £^a.
Gen. pl. 2210 geheizö (hs.): vrd. 2252 tcorr^: wr^. 2908
wortö (hs.): (Id.
Dat. pl. 2123 riuumn: sun. 2154 gezeltan: accherman. 3245
emn: getuon.
Acc. pl. 3364 smerzin (hs.): Benöni (vgl. Scherer s. 41).
Die adverbia auf o sind schon oben verzeichnet worden.
Die verschiedenen mit einander reimenden vocale zerfallen
in 25 Sorten, davon 10 mit einem, 5 (a:uo, e: i,e: o, e:ie,
u: d) mit je zwei, 3 (a: ä, a: u, o: ei) mit je drei, 1 (i: u)
mit vier, 2 (e: S, o: no) mit je fünf, a: e mit sechs, o; 6
mit zehn, 2 (a: o, i: i) mit je zwölf, ö: uo mit einundzwanzig
belegen, a: uo reimt 2823 gewan: richtuom und 3280 fmo:
aller hartesta (hs. -e). es steht hier der schw. acc. des neutr.
adverbial, worüber Gr. 3, 587 nachzusehen, die stellen für
o: ei sind chom: öheim 2540. 2603 und chom: stein 2554.
e: ie ist aufser 2629. 3115. 3360 auch 2517 anzusetzen, denn
nach wesse fehlt ^, wie Diemer 24, 26 zeigt.
Bindungen verschiedener consonanten sind in 38 formen
vorhanden, davon m: n 23 mal, überschüfsiges n 22 mal, p: t
9 mal, nc: nt 4 mal, b: g, b: h, p: c, s: st je 3 mal, c: ch
2 mal, 29 verschiedene reime je 1 mal. die reime mit Jdcdb
sind den mit p schliefsenden beigezählt. 6 habe ich angenom-
men weil der name 2601. 3047. 3192. 3398 mit guot reimt,
2259 mit geb^öt, 2149 : gmop, 3073 : gnuoc, 3366 : tot, die
reime werigot 2576 und Gat 2691 sind nicht dagegen.
VI. Den scblufs der Genesis bildet diegeschichteJosephs,
z. 3424 — 6063. ihre technik steht um ein geringes hinter der
von V zurück.
18*
276 DIE WIENER GENESIS
An vollen vocaleu treten a i o u in den endungen auf, a
am häufigsten, die hs. hat es nirgend erhalten, der reim ver-
langt es aber in den infinitiven 3454. 3536. 3638. 3702. 3727.
3939 = 3993 = 4037 = 4137. 4259. 4323. 4459. 4463.
4671. 5078. 5331. 5585, in den praesensformen zen'nnat: füre-
bräht 4102. bristat: bräht 4587. süzat: ubermuot 5697, in
den schw. praet. prähtafi: zeran 4485. redetan: gezam 5173.
firchouftan: gitän 6023.
Ferner ist a herzustellen in folgenden declinationsformen.
3433 hiwan: man, 3810 lachan: intran, 4367 bruodar: war
= 4627. 4871 harewar: jär, 5163 gebäran: man, 5270
eigan: man; Mafsmann setzte die verse verkehrt ab. 5393 tcäfan:
ginam. 5645 werdan: Jadam. das a in 5163. 5393. 5645
wird nicht in o zu ändern sein, denn 5651 bietet die hs. den
dat. pl. freisan.
I als fleiionsvocal tritt erst bei diesem dichter besonders
stark hervor, i A hat es gar nicht, i B 3 mal, w 1 mal, in
2 mal, IV 3 mal, v 10 mal. für den inf. ist t einzuführen 3579.
3892. 4107. 4393. 4741. 5501. 5829. 6007. von sonstigen
verbalformen sind erhalten 4225 irgetzü: chint. herzustellen ist
4317 gebätin: in. 4487 fuorin: in. blOS huotint: sint. 5327
gewihi: si. 5849 swtnint (vgl. Mhd. wb. 2, 2, 801'', 16): chint.
Von declinationsformen sind erhalten 4338 minnist: i$t.
5612 ougin: win. 6063 min: sin. einzuführen ist t in 3596
dstemin: in. 3886 piderbi: sU 4444 bruodir: dir. 4706
sculdin: sin. 4975 minnin: in. 5264 lebenis: gwis. 5949
himilrUhi: dri. 5989 gebärin: in. dazu kommt ein adv; min--
nichltchin: in 4591.
0 wäre dem reimworte chom gemäfs anzusetzen in den inf.
vinden 3646, zeUen 3834, bitten ^ 5292. wahrscheinlich schreibt
man hier richtiger a, da chom durchgehend, auch bei den übrigen
dichtem der Genesis, — vgl. i A 460. ii 1159. ni 1492. iv 1644.
1913. 1987. V 3218. vi 3603. 3645. 3843. 4464. 4608. 5197.
5291 — mit a reimt oder doch mit formen in welchen ebenso gut
a wie 0 stehen könnte, auch die reime des plur. passen befser
zu ä als zu ö. einmal ist chiam geschrieben, 2881 : Läban, in
* bitten: chom auch Uenes. 3219. pitie (hs. tj: scepp he Genes. 1949.
bitten: Rebecken Diemer 20, 27. bitten: mitten Rul. 42, 6. bitten: toiiewen
Kaiserchr. 49, 27 D. vgl. auch in den gl. Hrab. inexorabitis, fmarpittentlih.
DIE WIENER GENESIS 277
einer partie die in der vorläge von anderer band hergerührt
haben wird, denn 2931 findet sich quot, sonst stäts chot, und
2977 ai (ilr das sonst, übliche ei. die Wiener hs. ist nach Mafs-
mann vorr. s. 158 das virerk ^ines Schreibers, a könnte auch
stehen in den mit chom reimenden praet. sprungon 3604, gdban
4609, sprächon 5198 und dem part. gehunton 4465. bewahrt
ist 0 in dem apocopierten praet. tunchdot: not 5328 und dar-
nach herzustellen in wätot: g%iol 4162. 6 haben wir in dem
praes. dundköt: fluot 5531.
Häufig tritt 0 in adverbien auf und ist gegen die hs. zu
setzen in 3500 = 3526. 3888. 4461 : dd, 3538 und 4985:
viuOy 5928 : fruo (Mafsmanns versabteilung ist falsch), der
iustrum. weist es auf in muoto: dd 4735, der dat. sg. (vgl. Wein-
hold BG s. 340) in liuto (so zu schreiben, denn M. hat auch
sonst einen grundstrich mit folgendem t in tt verlesen, zb. 5678.
m. 5710. 72. 5830). der gen. plur. hat ö in helidd: frö 4929,
der dat. pl. o in gnädon: chomen 5088 und huffon: herzogen
5510. alle diese formen hat der Schreiber geändert.
Am seltensten ist u. in dem inf. zeichetiun: su7i 5734
hat es der Schreiber nicht angetastet und in gewinnun 5289 und
stätigun 5919, beide: sun, ist es wieder einzuführen, sowie auch
in vergezzun: tuon 3774. chumit verlangt 5492 den reim furh-
tunt, worüber Weinhold BG § 308 zu vergl. ferner 4574 artnun
(acc. pl.): tuon, 5733 Marjun: «m, wo die hs. e hat.
Die procente betragen
für 1 — 6, 9 für 3 — 10, 3 für 5 — 5, 7 für 7 — 18, 4
„ 2 — 11, 7 „ 4— 4, 8 „ 6-2, 7
die differenz ist 33, 7 »/o.
Die verschiedenen mit einander reimenden vocale verteilen
sich auf 39 klassen. davon sind 21 je 1 mal belegt, 3 (ei: ie,
o: ^, a: uo) 2 mal, u: uo 3 mal, ^: ö 4 mal, o: n 8 mal,
3 (e: S, e: i, a: e) 9 mal, a: o 10 mal, S: ie 11 mal, 2 (o:
6, o: uo) 12 mal, t: u 15 mal, e: o 19 mal, t: i 20 mal, a:
ä 21 mal und 6: uo 24 mal.
e: i steht nur vor stummer silbe, 3 mal in tele: site 3695.
3751. 5580. unter ^: ie finden wir 8 mal Jös^h: nieht und
auch in 2 anderen der 3 verbleibenden falle ist Joseph das eine
reimwort. für die bindungen o: uo sind zu beachten 1 genuoch,
1 guot, für 6: uo 2 genuoch und 8 guot. aufserdem reimt 2 mal
278 DIE WIENER GENESIS
genuoch: giiot. im ganzen steht gmuoch 7 mal, gnot 14 mal
im reime, guote: muote kehrt 3728. 4829. 4986. 5457, guote:
nöte 4024. 4468, gaote in anderen bindungen 5170 und 5906
wieder, sehr beliebt ist auch sune: ime, welches ich 7 mal zählte.
4473 hat M. falsch abgesetzt, in den reimen zwischen e: o
wUrkt sehr häufig der inf. chomen mit
Sehr zahlreich sind die consonantisch ungenauen reime,
sie umfafsen nicht weniger als 68 verschiedene gruppen. 45
davon weisen nur 1 Vertreter auf, 5 je 2, 7 je 3 (darunter 2
p: ph in Joseph: liep, 1 in Jös^h: urloup), 4 je 4, 2 (c: t,
nc: nt) je 6, nt: t 9 (meist bei stuont), ph: ^MO in Jösäph:
flieht, b: g vor stummem e 13, m: n 44 und überschüfsiges
schlufs-n 49.
Das bild von des dichters art welches Scherer s. 41 ff ent-
wirft läfst sich noch in einigen kleinigkeiten vervollständigen.
Was zunächst die rührenden reime betrifft welche Scherer
s. 42 anführt, so ist in iv wunne: wunne zu streichen, es wird
2 t 05 zu schreiben sein
da ist fride und minne,
alles spiles wunne.
Ein mehrfach benutzter reim ist gnöte: 3802. 69. 4018.
4214. 5408. in der Verbindung gnöte biten steht es 3802.
4018. 5408. in v fanden wir wunderen gnöte.
Verse von nur 3 hebungen teilt vi mit der mehrzahl der
anderen dichter, wenn ich nichts übersehen habe, so sind die
stellen in i A 60. 185. 210. 322. 437. 449, in i B 688. 724.
820. 986, in ii 1331, wenn der vers in Ordnung ist, in m 1459,
in IV fehlt diese freiheit, in v 2969. 70. 3036. 3326, in vi end*
lieh 3826. 4055. 96. 4366/8. 4498/9. 4566/7. 72. 4742. 4834.
58. 86.
Der dichter liebt es dem imp. ein aufforderndes nü beizu-
fügen, so 3501. 59. 61. 68. 85. 3933. 4550. 4626. 4854 — 66.
86. 5261. 5326. in ähnlicher weise steigert er sehr häufig das
adj. und adv. durch vile. vgl. 3429. 39. 71. 89. 3500. 26.
56. 66. 69. 3604. 66. 71. 89. 3725. 3806. 22. 48. 3915.
4079. 4284. 4411. 61. 4523. 91. 4753. 4927. 32. 5309. 33.
5420. 5575. 5615. 78. 5741. 73. 5841. 43. 6033. darunter
7 mal vil skiere (3556. 66. 3604. 3806. 3915. 4079. 4^84).
mehrfach kommt ni wäre vor, 3718. 51. 81. 4035. 5152. 5715.
DIE WIENER GENESIS 279
vgl. newane 3732 und wane 3705. die formel mach skehen kehrt
dreimal wieder 3895. 4323. 4535 (hs. maksen). formelhaft sind
auch die verse 3647 f
sin gewdte er zarte
und lüte er harte,
womit 3670 f. 4708 f zu vergleichen, beliebt ist ein rhetorischer
fragender ausruf in zwei bestimmt ausgeprägten gestaltungen :
3727 tßoz mähte da uhele wuocheran?
3836 waz mähte Jdsäph da widere sprächen?
4097 wie mahtin si bezzere sin?
4106 wie mähte in wirs sin?
damit vgl.
I B 796 wie mahter den triugen . . . .?
wo aber der vers keinen abgeschlofsenen gedanken umfafst, und
IV 1910 waz mähte er dö bezzeres tuon?
parenthetische sätze (vgl. Denkm. > s. 428) enthalten 3897. 4133.
4381. 4491. 1 B und ii haben sie gar nicht, i A 160, m 1567,
IV 1663. wenn nach er sprach, si sprächen usw. die davon
abhängige indirecte rede im blofsen conj. steht ohne daz, und
das subject dasselbe bleibt, so wird das pronomen gespart,
zb. 3577 er sprach, siioA/e sine bmodere. vgl. 3678. 4422.
4764. 86. 5097. 5325. 52. 5402. ebenso nach er chod 4228.
4706. 6030. in ii 1273 nach er chod, in iv 2049 nach si sprach,
in V 3258 nach si sprächen, in vi ist das zur manier geworden
was bei einigen der anderen dichter nur sporadisch auftritt.
Der befseren übersieht halber stellen wir die reimverschieden-
heiten der dichter noch j^inmal tabellarisch zusammen.
I A
I B
II
III
IV
V
VI
1) 5, 7
5, 0
5, 0
5, 9
10, 1
7, 7
6, 9
2) 13, 9
10, 3
14, 5
20, 6
12, 3
12, 0
11, 7
3) 6, 5
9, 6
9, 4
11, 8
11, 6
8, 5
10, 3
4) 5, 3
5, 7
6, 3
6, 7
6, 0
4, 6
4, 8
5) 7, 2
11, 1
8, 2
11, 8
10, 1
9, 4
5, 7
6) 3, 8
3, 4
3, 1
4,9
4, 1
2, 0
2, 7
7) 15, 6
16, 5
16, 0
18, 6
20, 6
17, 2
18, 4
diff. 31, 4
30, 6
35, 2
45, 0
40, 0
32, 8
33, 7
Und nun
halte man hierzu die zahlen welche sich fflr die
Vorauer Genesis (Diemer s. 1-
—31) ergeben.
280 DIE WIENER GENESIS
1) 1, 4 3) 4, 4 5) 6, 9 7) 23, 3
2) 3, 5 4) 5, 8 6) 1, 9 diflfer. 15, 1.
kann da von einer priori tat derselben vor der Wiener, welche
Wackernagel und Diemer annehmen (vgl. Scherer s. 4 (T), die
rede sein? ebenso wird ein blick auf die procentsätze der Wiener
Exodus ^ deutlich machen dafs einer von den dichtem der Ge-
nesis sie unmögUch verfafst hat.
1) 1, 7 3) 9, 6 5) 8, 2 7) 46, 1
2) 6, 8 4) 5, 5 6) 3, 8 differ. 23, 6.
Dafs Scherer s. 60 die älteste partie der Wiener Genesis
mit recht um 1070 setzt, sowie eine datierung für die Exodus
und Vorauer bearbeitung wird sich aus einer umfafsenderen be-
trachtung der reimkunst gleichzeitiger dichtwerke ergeben, ich
behalte mir dies für eine andere gelegenheit vor.
14. 9. 74. MAX RÖDIGER.
*■ es ist hier nur das bei Mafsmann abgedruckte stück zu gründe
gelegt.
NACHTRAG ZU NASOS GEDICHTEN.
Zu den oben s. bSff abgedruckten gedickten Nasos mögen hier
noch einige verbe/serungen folgen welche ich der gute des hm dr
RPeiper in Breslau verdanke,
s. 59 I t;. 2 ist vielleicht befser statt potiris potitus zu schreiben
und in v. 3 der punkt hinter lauro zu streichen.
f. 14 befser fesso statt fessis.
s. 60 V. 34 despecta statt dispecta.
s. 61 t^. 60 Sic und que (= quae) ist zu trennen und für Sic
Die zu setzen.
V. 69 colendo befser statt colenda.
s. 63 v. 12 erinnert an Vergils Georgica u, 328: Avia tum
resonant avibus virgulta canoris.
s. 64 V. 40 lupo für lupum zu setzen, dieser vers erinnert
an Dracontius (ed. Dühn) i, 7—8: mitis ursus adfuit, non
lupum timebat agna ...
V. 64 für quas . . rimas befser quae . . rimis.
s. 65 V. 92 erinnert an Aetna v. 9: Aurea securi quis nescit
saecula regis?
V. 95 für discurso . . .ferro ist zu verbefsem discusso . . . fern.
5. 67 Versus Johannis v. 9 für quibus quos.
t?. 11 corda vielleicht für corde.
E. DÜMMLER.
WOLFRAMS TITUREL 281
WOLFRAMS TITUREL.
Die ergebnisse, welche Lachmann für die abfafsungszeit der
beiden grofsen erzdhlungen Wolframs gefunden und in der vor-
rede zu dem dichter (s. xix), sowie in anmerkungen zu Walther
(17, 11. 20, 3) und zu Iwein (1328 u. 4533) niedergelegt hal,
stehen fest und sind durch keine nachforschung erschüttert
worden, nicht so stimmt man über die unter dem namen des
Titurel überheferten bruchstücke überein. Lachmann (vorr. zu
Wolfr. xxvn) fafste eine stelle in dem ersteren bruchstücke^ als
eine anspielung auf die beiden ersten bücher des Parzival
auf und nahm demnach an, dafs es nach diesem und vor
dem Willehalm abgefafst worden sei. Lange war man auch
mit dieser annähme einverstanden gewesen, ohne dafs sich
eine meinung dagegen geltend gemacht hätte, bis Franz Pfeiffer
(Germania 1859 s. 298 ff; mit der entgegengesetzten ansieht auf-
trat, der Titurel sei schon vor dem Parzival entstanden, aus-
gehend von der Lachmannschen auffafsung der 37 Strophe trug
er bedenken sich dieser anzuschUefsen, und es schienen ihm in
dem bruchstücke selbst ^vielmehr sowol innere als äufsere gründe
vorhanden zu sein, die den Tit. als eine erstlings-, als eine
Jugendarbeit erscheinen lafsen.' Pfeiffer ist auch nicht vereinzelt
mit dieser hypothese geblieben; sie ist im gegenteil mit aner-
kennung aufgenommen und widerholt worden zumal von Bartsch,
Parz. u. Tit. p. xv; Koberst. i^, s. 169, 14; Gervinus 1 \ s. 602 f.
abschliefsend jedoch ist diese frage noch nicht entschieden: sie
bedarf noch einer näheren Untersuchung, die zwischen den beiden
einander entgegengesetzten ansichten eine entscheidung möglich
macht und über das zeitliche Verhältnis, in dem die bruchstücke
zum Parzival stehen, aufklärung bringt.
Für die lOsung dieser aufgäbe scheint es angemefsen, zu-
nächst Pfeiffers aufsatz und die Stichhaltigkeit der von ihm bei-
gebrachten gründe und beweise zu erwägen und zu prüfen, weil
hierdurch zugleich die streitigen punkte im einzelnen vorgeführt
werden.
Es ist vor allem die 37 Strophe, worauf sowol Lachmann
282 WOLFRAMS TITUREL
als auch PfeifTer ihre ansieht über die zeit der entstehuDg des
gedichls gründen.
Wie (Amchevin) ^ Gahmiret schiel von Belacänen
und wie werdedichen er erwarp die swester Schoystänen,
und wie er sich enbrach der Franzoysinne
des wil ich hie geswigen und künden iu von magtuomlicker minne.
Und widerum sind es die worte des wil ich hie geswigen,
die in verschiedenem sinne erklärt oder eigentlich ergänzt werden.
Lachmann Fafst diese woite als eine anspielung Wolframs auf
seine schon früher verfafsten beiden ersten bücher des Parzival
auf. Pfeiffer sieht darin eine hinweisung auf den inhalt seines
damals erst beabsichtigten Werkes, denn er hält es für beispiel>
los in der mhd. litleratur, dafs ein dichter in so undeutlicher
weise auf ein schon fertiges gedieht hinzeige, dieses urteil läfsi
sich durchaus nicht rechtfertigen, eine betrachtung ähnlicher
stellen lehrt, dafs die mhd. dichter keineswegs immer darauf
bedacht sind, ihre hinweisungen auf schon früher von ihnen
selbst geschilderte Situationen in bestimmten Worten als solche
zu kennzeichnen, vergl. zb. Iwein v. 2791 IT
KSrt ez niht dl an gemach;
als dem hem Ereke geschach,
der sich auch also manegen tac
durch frowen Eniten verlac.
diese verse setzen die abfafsung des Erec voraus, obwol an und
für sich Hartmann den Erec, als einen bekannten beiden der
Artussage zur vergleichung heranziehen konnte, selbst wenn er
früher nichts von ihm erzählt hätte, ebenso erinnert Wolfram
in seinem spätem Willehalm widerholt an personen seines Par*
zival vergl. 55,1; 73, 23; 99, 29; 125, 28; 271, 17; 279, 13;
283, 27; 356, 8; 379, 27; 403, 20. nirgends deutet er darauf
hin, dafs diese personen aus seinem Parzival entnommen sind,
und dennoch müfsen wir alle stellen als anspielungen auffafsen.
so liegt Lachmanns erklärung der oben angeführten Titurel-
strophe dem unbefangenen blicke entschieden am nächsten, obwol
Pfeiffer die seinige für die natürlichere hält, die analogie, welche
dieser für Lachmanns beweis vermisst, fehlt nicht; sie läfsi sich
* nach einer mir von Jänirke mitgeteilten konjectur. Pfeiffer kon-
^icierte der erenriehe.
WOLFRAMS TITUREL 283
— worauf wir im zweiten teile dieses aufsatzes zurückkommen
worden — aus ganz verwanten stellen in Wolframs Willehalm
noch des näheren nachweisen, während für die entgegengesetzte
auffafsung schwerlich analoge beispiele beizubringen sein dürften,
dennoch stützt Pfeiffer mit dieser hypothese die ganze folge
seiner 'sowol innern als äufsern gründe.'
Als den ersten dieser gründe benutzt er eine aesthetische
bemerkung, die Simrock (Wolfr. 3 ausg. s. 762. vergl. Gervinus
Nat.-litt. 1 ausg. s. 369) gemacht hat dieser hat darauf hin-
gewiesen, dafs der Titurel, wäre er vollendet, einen seltsamen
gegensatz zum Parzival bilden würde, dessen held der höchsten
«Aventiure nachjagt, während Schionatulander sein leben um den
besitz eines brackenseiles hinopfert. Pfeiffer findet es nun schwer
begreiflich, dafs der dichter, nachdem er in seinem Parzival eine
hohe und seinem bedeutenden talente entsprechende aufgäbe
gelöst hatte, sich an einen der idee nach so niedrig stehenden
Stoff machen konnte, um später im Willehalm wider eine ernstere
richtung einzuschlagen, nur in seiner Jugend, wo Wolfram noch
nicht auf der höhe seines dichterischen schafl'ens gestanden, habe
er den Titurel verfafsen können, dem Vorwurf des hin- und
herschwankens zwischen einer leichteren und einer ernsteren
richtung, der bei der annähme, der Tit. sei nach dem Parz. ent-
standen, den dichter treffen soll, ist schon San Marte (Parzival-
studien, 3 heft, s. 33) entgegen getreten, nach dem j. Tit.
freilich opfert Schionatulander, einer laune der geliebten nach-
gebend, um den besitz eines brackenseils sein leben, es ist
aber fraglich, ob es dem Überarbeiter gelungen ist, das gedieht
nach dem ursprünglichen, dem Wolframischen plane zu voll-
enden und die Charaktere der Siguue und des Schionatulander
nach der gewis ernsteren idee unseres dichters zu schildern,
wenn uns hier auch Wolframs Titurel im stich läfst, so lafsen
doch einige andeutungen im Parzival eine edlere anläge erkennen,
den tod fand Schionatulander in Parzivals interesse, Sigune
sagt zu Parzival 141, 2 dirre ßnte wart durch dich erslagen,
wand er din lant ie werte:
sine triwe er nie verscherte.
junc vketec süezer man,
die gebnwder hänt dir vil getan.
zwei lant nam dir Läheltn:
284 WOLFRAMS TITUREL
disen ritter und den vetern dm
ze tjostiern sluoc Orilus.
und 141, 17 in unser zweier dienste den tot
hat er bejagt, und jämers not
mir nach siner minne.
bracke und brackenseil brachte dem beiden nur den ptn (Parz.
141, 16. vgl. Tit. 84. 134, 2 f. 135, 3 usw.), die mühsal des
kampfes und quälenden aufschub in der erreichung seiner
herzenswünscbe. auch in den uns überlieferten bruchstücken
ist nicht jagdhemd und halsband sondern allein die magtuomUche
minne angelpunkt der dichtung.
Wie nach Pfeiffer einerseits die minder ernste anläge, so
soll andererseits die Schönheit und trefflichkeit der ausftlhrung
des gedichtes ein kennzeichen für die frühere abfafsung sein.
diese Schönheit sei nur aus der jugendlichen begeisterung zu
verstehen, mit der sich Wolfram daran gemacht, gefühle und
herzensregungen zu schildern, für die er selbst damals im höchsten
grade empfänglich war. diese auffafsung hat zuerst etwas be-
stechendes: man fühlt sich gern zu der annähme bewogen, dafs
die schönste und ergreifendste dichtung, die uns die blütelittera-
tur des mittelalters gebracht hat, aus der Jugendzeit des be-
gabten dichters stamme, wenn aber merkmale dem widerstreiten,
wenn eine nähere betrachtung uns zu einer andern ansieht
bringen sollte, so dürfen wir diese anzunehmen uns nicht
mehr weigern, in der tat ist es auch gar nicht so bedenk-
lich, der entgegengesetzten auffafsung beizutreten, jugend-
liche begeisterung wird der dichter auch sehr wol mit in das
mannesalter hineingenommen haben, nirgends im Parzival, der
doch auch eine mannesdichtung, werden wir eines anderen be-
lehrt, und selbst noch im Wh., wo die jünglingsjahre schon
langst hinter ihm lagen, hat er eine sichtliche freude an der
jugendhchen erscheinung der schönen königstochter Alize und
an dem zum jüngling heranwachsenden starken Rennewart.
mit Vorliebe und mit mehr interesse, als dies in der quelle, dem
französischen Guillaume d'Orange geschieht, verfolgt er auch hier
die Jugendneigung, die beiden unter den kinderspielen zu ein-
ander erwächst, und doch waren durch die trockenheit des
Stoffes, den ihm die heiligenlegende an die band gab, und durch
eine vorläge, die den Rennewart überaus burlesk und pofsenhaft
WOLFRAMS TITUREL 285
darstellte, seiner Schilderung bindernisse und schranken gesetzt,
wol konnte er gerade dadurch sich veranlafst fühlen, einen stoff
zu behandeln, der freier die zarten regungen der liebenden
widerzugeben gestattete.
Aufser der besorgnis^ Wolfram möchte als mann nicht mehr
fähig gewesen sein, jugendliche Stoffe dichterisch zu erfafscn,
äufsert Pfeiffer noch ein anderes bedenken, das sich mehr auf
äufsere, auf technische fähigkeiten bezieht, um eine so schwie-
rige Strophe, wie die des Titurel, zu bewältigen, um den mis-
grifif in der wähl des versmafses zu verdecken oder wider gut
zu machen, soll es dem dichter noch an kraft in der handhabung
des metrums und der spräche gefehlt haben, sollte dieser mangel
würklich teilweise die Ursache davon gewesen sein, dafs der
Titurel bruchstück geblieben, so kann er auch noch für den
fall der späteren abfafsung hindernd gewürkt haben, ebenso-
wenig wird die tatsache, dafs Wolfram höchst vertraut mit dem
deutschen volksepos gewesen, in dieser frage eine entscheidung
zu geben im stände sein, in gleicher weise sind die wahrschein-
lichen hindeutungen des dichters auf eigene familienverliältnisse
(str. 18 und 86) für den zweck einer genaueren Zeitbestimmung
nicht verwertbar, auf die willkürlichkeit und Unsicherheit dieser
beweise hat schon Jänicke (zs. f. gymn. wesen 186S s. 301)
hingewiesen, der wünsch, gott möge dem dichter ein kind er-
lafsen, dessen gehurt ihm die gattin koste, und die bemerkung
über das gehenlernen der kinder sind auch für einen länger
verheirateten manu natürlich.
Einen besondern nachdruck legt Pfeiffer auf den letzten
seiner gründe, wie vorher eine äufserung von Simrock, so
benutzt er jetzt eine solche von Gervinus. dieser fand es höchst
merkwürdig und für Wolfram ein grofses Zeugnis, dafs er in
den Titurelbruchstücken die auswüchse seiner früheren manier
beseitigt, gemeint ist mit der manier das hervortreten mit
der eigenen person, die ironische behandlung, die satirische
bitterkeit und die keckheit der bilder. diese beobachtung hält
er für richtig, macht aber daraus den schlufs, dafs der Titurel
ein jugendwerk sei, und Gervinus ist ihm in der letzten ausgäbe
seiner Nat. litt, in dieser erklärung der von ihm selbst ge-
machten beobachtung beigetreten: in seiner Jugend sei Wolfram
noch frei von einer bestimmt ausgebildeten manier gewesen, erst
286 WOLFRAMS TITÜREL
im Parz. habe er diese angenommen und durch den Wh. hin-
durch beibehalten, er findet bei der annähme der Tit. sei nach
dem Parz. gedichtet grofse Widersprüche, hält es nicht für mög-
lich, dafs er mit der manier anfangen, dann sie auf kurze zeit
ablegen soll, um ihr bald darauf wider die zügel schiefsen zu
lafsert. — von dem allgemeinen satze, dafs die manier sich erst
spater, nach und nach, ausbilde, ist in dieser Untersuchung wenig
gebrauch zu machen, an und für sich sind ja beide gegensätze
denkbar: ein dichter kann sich in eine manier hineinarbeiten,
wol aber auch — und das gleichzeitig — auswüchse immer mehr
und mehr ablegen, ein gesteigertes zunehmen der ironie, der
Satire, der Sonderbarkeiten durch den Parzival und Willehalm
hindurch findet sich auch nicht im geringsten; es treten im
gegenteil diese eigentümlichkeiten von vorn herein ausgebildet
auf. sogar für manche eigentümlichkeiten dieser art hat neuer-
dings Kinzel (zs. f. d. ph. 5, tfT) den nachweis geliefert, dafs
sie schon im P. anfangen seltener zu werden, um sich im Wh.
immer mehr zu verlieren, in ähnlicher beziehung hat schon
früher Jünicke WWrams Sprachgebrauch untersucht und durch
Zusammenstellung der beispiele fest gestellt, dafs die anweudung
von einzelnen Wörtern und formein, wie sie der volkspoesie an-
gehören, im verlauf der beiden gröfseren gcdichte immer spär-
licher wird, so ergibt sich durch genauere Untersuchung eher
das gegenteil von der ansieht Pfeiffers, dafs der dichter sich erst
allmählich in die manier hineingedichtet habe, ist nun dennoch
die von Gerviuus gemachte beobachtung richtig, wie man nicht
ganz läugnen kann, so findet die tatsache wol eine näher liegende
erklärung. zunächst haben wir nur wenig umfangreiche bruch-
stückc vor uns, in denen mehr zuHillig eine solche manier weg
geblieben sein kann, da sich keine veranlafsung sie merken zu
lafsen bisher gefunden, die hauptsache aber ist, dafs solche
auswüchse, wie sie sich im Parzival und Willehalm finden, in
einem lyrisch gehaltenen gedieht unpassend sind und deshalb
ganz natürlich fort bleiben.
Nach dem gesagten scheint es klar, dafs Pfeiffer, um seine
hypothese zu beweisen, nur hinfäUige gründe beizubringen ge-
wust hat, und auch das urteil, das er schliefslich, ^abgesehen
von der idee und dem sittlichen gehalt', über Wolframs werke
abgibt, das nemlich darin ^ein stäter stufenroäfsiger rückschritt
WOLFRAMS TITUREL 287
zu finden', ermangelt der begründung. der Willehalm verdient
eine solche herabsetzung nicht, denn wenn auch nicht zu ver-
kennen, dafs die wähl des Stoffes auf ihn eine rückwürkung
geäufsert hat, so gibt er doch in der ausbildung der form dem
Parz. nicht nur nichts nach sondern steht stilistisch unläugbar
hoher; und was der dichter aus der sprOden legende zu machen
gewust hat, das lehrt besonders eine vergleichung des französi-
schen Originals wtlrdigen. vergl. darüber Jonckbloet, G. d*Or.
II p. 219»
Für die entscheidung der frage, zu welcher zeit Wolfram
die bruchstücke des Titurel verfafst hat, ist es zunächst nOtig,
das Verhältnis im äuge zu behalten, in welchem die fragmente
dem inhalte nach zum Parzival stehen, sicher ist, dafs der Stoff
des Parz. und des Tit einer gemeinsamen quelle entlehnt ist.
diese ursprün^iche Zusammengehörigkeit des von unserm dichter
geteilten sagenkreifses hat zur folge gehabt, dafs die beiden ge-
dichte in ihrem Stoffe sich nicht nur gegenseitig berühren,
sondern zum teile sogar einander aufnehmen und sich wider-
holen, solche gemeinschaftlichen teile konnte Wolfram in beiden
bearbeitungen an und für sich sehr wol hier wie dort mit der-
selben deutlichkeit un^ ausführlichkeit behandeln; andererseits
ist aber nichts natürlicher, als dafs er begebenbeiten in dem
später entstandenen gedieht weniger umständlich berichtete, weil
die beziehungen schon aus dem früheren werk hinreichend klar
geworden waren.
Vergleichen wir nun in dieser rücksicht die episode von
Sigune und Schionatulander mit dem Parzival, so ist nicht zu
läugnen, dafs in jener uns sogleich eine ganz verschiedene art
der behandlung entgegentritt, eine Verschiedenheit, die sich nicht
aus der lyrisch-epischen form und haltung des gedichtes erklären
läfst. was in dem grOfseren epos ausführlicher erzählt ist,
darauf wird hier nur flüchtig, fast skizzenhaft, hingewiesen: die
cräugnisse werden nur angedeutet, die personen nur genannt,
und wir würden ohne die kenntnis des Parz. kaum im stände
sein, die beziehungen der begebenbeiten und personen zu ein-
ander zu verstehen, es scheint darum selbstverständlich, dafs
Wolfram die deutlichkeit und klarheit der erzählung im Titurel
deshalb weniger beobachtet hat, weil er die bekanntschaft mit
eben diesen begebenbeiten und personen voraus setzte, eine
288 WOLFRAMS TITL'REL
solche bezugnahme erkennt selbst Pfeiffer in der oben bespro-
chenen abhandlung an, und auch Bartsch hält es für das Ver-
ständnis der bruchstücke erforderlich, dafs man ^die persönlichen
beziehungen im köpfe habe' (Germ, xin 7). es entsteht nun die
frage, woher Wolfram den höreru und lesern seines werkes eine
so eingehende kenntnis der sage bis in die einzelnen abenteuer
zutrauen konnte? Pfeiffer und alle diejenigen, welche ihm in
seiner hypothese beistimmen, können die skizzenhafte darstellung
im eingang des gedichts nur dann für gerechtfertigt halten,
wenn es zu beweisen wäre, dafs schon vor dem Parz. die sage
vom gral in Deutschland allgemeinere Verbreitung gefunden hatte,
nur in diesem falle durfte bei den zeitgenofsen ein Verständnis
der dichtung erwartet werden, dies ist aber durchaus nicht
anzunehmen, erst gegen das ende des 12 jhs. fanden die er-
zählungen von Artus und den rittern seiner tafeirunde aufnähme
bei unserer riltcr- und adelswelt, und Wolfram war der erste,
welcher die Parzivalsage ebenfalls nach fremder quelle bearbeitete
und ihr eingang bei seinen standesgenofsen verschaffte, der
dichter sagt (227, 9fO ausdrückhch, dafs er das märe von Par-
zival aus der fremde erhalten habe, und hebt widerholt (3, 25 ff.
827, 25 ff) sein verdienst hervor, das er^sich durch die bearbei-
tung und Verbreitung desselben erwerbe, vergl. noch 452, 29 ff
und 734, 1 ff, wonach neugierige zuhörer es dem dichter ver-
argen, dafs er mit der erschliefsung des ihnen vorher 'verholnen
mxres' so lange zurückhalte, ist es nun unzweifelhaft, dafs
Wolfram zuerst die gralsage in Deutschland einführte, so läfst
sich nicht begreifen, wie er auf ein Verständnis seines Titurel
rechnen konnte, ohne dafs sein Parzival vorhergegangen, es
bleibt also nur die annähme möglich, dafs jener nach diesem
entstanden ist.
Mau darf sich, um dies flüchtige hinwegeilen über die be-
gebenheiten, dies blofse berühren der personen zu erklären, nicht
auf die manier des dichters berufen. Wolfram steht auch in
seinem Parzival, ganz ähnlich wie der volksdichter mitten in
seinem stofl' und setzt ihn zuweilen mehr, als es wünschenswert
ist, als bekannt voraus, doch ist er mit diesen volksepischeo
eigentümlichkeiten sparsam und treibt sie nicht bis zu der Un-
klarheit, die im Titurel dadurch entsteht.
Dafs Wolfram im Titurel seinen zuhörem eine kenntnia
WOLFRAMS TITUREL 289
seines Parzival zutraut, läfst sich im einzelnen nachweisen, str.
24, 4 heifst es
die sich der gräl zem inten tragen lie, daz was Schaysfäne.
vorher haben wir vom gral nur erfahren, dafs Titurei zum hüter
desselben bestellt, und Frimutel sein nachfolger geworden, wir
sind über ihn und das ceremoniell seiner pflege nicht unter-
richtet, und die andeutung, dafs er sich von der mutter Sigunens
zuerst habe tragen lafsen, mOste uns ziemlich dunkel bleiben,
wenn wir nicht an die Schilderung des graidienstes im 5 buche
des P. erinnert würden, aufserdem scheinen auch die worte
zem Srsten noch besonders die bekanntschaft mit der zweiten
gralträgerin, mit Repanse de Schoye vorauszusetzen, str. 25, 3
K(mdu>trämArs lac dannoch an der brüste
bringt erst nachträglich und nur beiläufig den namen der vor-
her erwähnten tochter des kOnigs Tampunteire, als ob wir ihn
schon vorher kennen sollten, weil Kondwiramur aber im Parz.
uns schon als Jungfrau entgegen getreten ist, so glaubt der
dichter uns darauf aufmerksam machen zu müfsen, dafs sie da-
mals noch ein kleines kind war. str. 35, 4
unze ir (der Herzeloide) minne wart gedient vor Kanvoleiz mit
speren hurtedidte
weist auf das im 2 buche des Parz. beschriebene turnier hin,
von dem hier auch im weiteren verlaufe nichts näheres erzählt
wird, und wovon zu berichten die 37 str. sogar ablehnt, obwoi
noch in der 45 u. 46 str« auf Kanvoleiz bezug genommen wird.
Str. 39, 1
Dö Gahmuret dm schilt empfienc von AnpkUsen
bringt uns wenig klarheit über das Verhältnis, in dem Gahmuret
als knappe zu Amphlisen gestanden ; hier wie str. 54 und 99, 2
vermissen wir die auskunft, die uns durch P. 94, 21 ff. 97, 25 ff.
395, 27 ff gegeben wird. str. 40 erwähnt auffallend kurz die
erste fahrt Gahmurets in die heidenschaft, die wir genauer aus
Parz. 13, 3 ff kennen, in der 73 str. werden Pompejus und
Ipomedon durch blofse nennung ihrer namen eingeführt, und
von ihrem kriegszug nach Baldac erfahren wir nur beiläufig,
er wird durch sine hervart und den puneiz vor Baldac als
bekannt voraus gesetzt, am aufTallendsten ist die erwähnung des
Parzival 78, 4, über den wir aus' dem Tit. sonst nichts weiter
vernehmen, überhaupt werden fast alle personen, die schon im
Z. f. D. A. neoe folge VI. 1^
290 WOLFRAMS TITÜREL
Parzival vorkommen, nur flüchtig berührt: so noch Kastis 26, 1,
Gahmuret, Belacane, Ampblise 37, 1. 2. 3, der bäruc 40, 2.
eine ausnähme macht der dichter eigentlich nur mit Sigune und
Schionatulander. sie werden eingehender eingeführt und ihre
vorfahren genealogisch hergezählt, dies eingehen auf ihre per-
sönlichkeit und abstammung ist dadurch berechtigt, dafs sie die
hauptpersonen der dichtung sind, mit jener flüchtigen erwäh-
nung kontrastiert aber augenscheinUch die einführung der wenigen
personen, die im Parzival nicht vorgekommen sind, der Florie
von Kanadic, ihrer Schwester Klauditte und des Ehkunat. sie
zieht sich durch die Strophen 146 bis 153 hin. dieser gegen-
satz kann kein zufälliger sein, er ist am natürUchsten dadurch
zu erklären, dafs der dichter den Inhalt seines Parzival voraus-
setzte.
Aufiallend ist ferner im ersten fragment des Titurel eine
eigentümliche und verhältnismäfsig häufige anwendung des tem-
poralen dö in relativen Sätzen, durch den ganzen Parzival hin-
durch findet sich die partikel überwiegend demonstrativ : es wird
damit eine begebenheit an die andere angereiht, wie ja dieser
gebrauch der fortlaufenden erzählung entspricht, seltener ist die
anwendung des relativen dö, und es wird dann immer die zeit
eines eräugnisses durch ein anderes, schon erwähntes bestimmt,
vergl. zb. P. 6. 7. davon unterschieden ist ein gebrauch des
dö, wie er sich widerholt im Titurel findet, hier ist von den
beiden gleichzeitigen begebenheiten diejenige noch nicht erzählt,
durch welche für die andere eine Zeitbestimmung gegeben werden
soll. vgl.
Tit. 28 Dö Tamp^Meire starp und Kardeiz der kläre
in Brübarz iruoc die kröne, daz was in dem vünften
järe
daz Sigune tcas aldä bduiUen.
39 Dö Gahmuret den schih enpfienc von ÄnpUtsen,
diu werde küneginne im lach diz kint.
73 Diz was der anevanc ir geselleschefte
mit Worten, an dm ziten dö Pompeius vor Baldac mit
krefte
het oudi sine hervart gesprochen usw.
die eräugnisse, durch welche in den angeführten stellen eine
Zeitbestimmung gegeben werden soll, sind ausführlicher im Par-
WOLFRAMS TITÜREL 291
zival berichtet, es ist darum wahrscheiDlich, dafs Wolfram bei
der abfafsung des Titurel auf sein früheres werk sich bezog,
im gegensatz zu der im allgemeiDen ununterbrochen fortschreiten-
den handlung des Parzival, werden im Titurel nur einzelne
punkte der sage berührt, die erzählung springt von einem gegen-
stände zum andern über, und zur genaueren Orientierung in der
Zeitfolge weist der dichter auf die eräugnisse hin, die der zuhörer
schon aus dem vorangegangenen werke kennt.
Aufser diesen beziehungen, welche die Verbreitung der Par-
zivalsage in Deutschland bedingen und so nur mittelbar beweisen,
dafs der Parzival das frühere werk Wolframs ist, fehlt es im
Titurel auch nicht an direkten anspielungen darauf, betrachten
wir noch einmal die 37 str.
Wie (Anschevin) Gahmuret •^sehtet von Belacänen
und wie werdeclichen er ertoarp die swester Schoystänen
und wie er sich enbrach der Franzoisinne,
des wil ich hie geswigen, und künden tu von magtuomltcher
minne.
mit dieser hinweisung auf einen bestimmten teil der sage haben
mehrere stellen des Willeh. grofse ähnlichkeit. nachdem der
dichter dort gleich im eingang Heinrich von Narbonne und dessen
söhne eingeführt hat, fährt er 7, 11 fT fort:
umb der andern (der brüder) dienst und umh ir vam
wil ich nu mine rede spam,
und grifen an den einen ^
den diu äventiur wil meinen.
Willalm der selbe hiez.
und noch einmal beschränkt er den Stoff für seine bearbeitung
der sage vom h. Wilhelm: mit der ankunft des heidnischen
heeres, das Frankreich mit krieg überzogen, wolle er beginnen
und was bis dahin nach seiner Vermählung mit der heidin Ara-
bele sich begeben habe verschweigen:
8, 26 swaz da enzwischeti sit geschach,
des geswtg ich von in beiden,
den getouften und deti heiden
und sage des heres überker,
hier leuchtet ein, dafs die ähnlichen ausdrücke dar umb wil ich
nu mine rede spam und des geswig ich nicht so zu erklären
und ergänzen sind, wie Pfeiffer die Titurelworte des wil ich hie
10*
292 WOLFRAMS TITÜREL
geswigen erklärt und ergänzt: ^davon schweige ich für jetzt, um
euch ein ander mal davon zu erzählen', es ist vielmehr zu er-
gänzen: 'das habt ihr schon früher gehört', wie aus den in
nächster nähe dabei stehenden Worten hervorgeht
7, 23 ir habt ouch § wol vemomen
(es endarf in nu niht nuere komm),
wie daz mit dienste sich gezöch usw.
vgl. noch 74, 2f, wo Wolfram eine kurze hinweisung auf die
von ihm selbst im Parzival (106, 29 ff) erzählte be-
stattung Gahmurets durch den bäruc durch folgende analoge
Wendung abschliefst:
die rede läzen wir nu sin:
ich wil die künege nennen gar.
bedürfte die Lachmannsche auffafsung der 'unbestimmten' Titu-
relworte zu ihrem beweise der von PfeiCTer vermissten analogie,
so wäre diese besonders durch die letzte stelle zur genüge nach-
gewiesen, sie ist aber auch von vorn herein natürlicher als die
entgegengesetzte erklärung. als hinweisung auf das eigene zu-
künftige gedieht wären die worte zu berechnet und dennoch so
unnütz für den leser.
Eine zweite stelle, die deutlich auf den Parzival Wolframs
hinweist, ist str. 78, 4 des wart sU Parzival an SigAn zer linden
wol innen, hierauf hat schon Jänicke (zs. f. gym.-wes. 1868,
s. 300) aufmerksam gemacht, und Bartsch (Koberstein P s. 169
anm.) hat seine auffafsung wenn auch ohne Widerlegung abge-
wiesen, die Zeile nimmt entschieden rücksicht auf Parz. 249,
1 1 fr. Parzival ist in dem bruchstück bisher weder genannt
noch gekannt, und auf die linde, auf die zärtliche liebesbezeugung
an dem toten Schionatulander ist zu bestimmt hingewiesen,
wäre es eine hindeutung auf eine stelle die erst im zukünftigen
gedieht abgefafst werden sollte, so würde diese absichtliche be-
rechnung sich wenig mit der unwillkürlichkeit vertragen, aus
der heraus ein dichter wie Wolfram eine solche anspielung auf
ein späteres eräugnis nur machen kann. ' hier darf man nicht
einmal einwenden, er habe eine bestimmte stelle der französischen
quelle im äuge, bei Chrestien, mit dem Wolfram gerade in der
Schilderung dieser begegnung des Parzival und der Sigune ge-
nauer stimmt, und gewis ebenso bei Kiot war der bäum, bei
WOLFRAMS TITUREL 293
dem das zusammentreffea statt findet^ nicht eine linde sondern
eine eiche, in Chrestiens conte del graal heifst es ▼. 3370 ff
tant fue il vit for avaUure
uns pucele sos un chaisne;
et crie et flwre et 8t hUume
eame ehttitive dolereiue.
so scheint es nicht minder wegen der ganzen behandiung des
sagenstoffes, als wegen dieser beiden bestimmteren anspielnngen
unzweifelhaft, dafs die bruchstücke nach dem Parzival verfafst
sind, und diese annähme findet auch noch eine weitere bestä-
tigung.
Von den plusstrophen, welche der j. T. zu den in der (von
H eine zeit lang kontrolierten und als lückenhaft nachgewiesenen)
hs. G überlieferten hinzubringt, hat Lachmann einige für echt
gehalten, auch Bartsch stimmt ihm bei und hat in seiner ab-
handlung über zwei neue bruchstücke des Tit (Germ. 1868 s. 1 ff)
gründe für die echtheit beigebracht. Lachmann hält ua. die nach
Wolfr. T. 82 eingeschaltete Strophe (alt. druck tu. 61) für echt,
sie lautet mit den beiden sie umgebenden Strophen:
82 Üz Nargäk gein Späne hin ze Sibilje er kirte,
de$ genendegen Gandines mn, der vil uxizzere üz ougen
gererte,
dö man firiesdi wie iin vart nam ein ende,
sin höher pris wirt nimmer getaufter diet noch heidenen
eüende.
VU. 61 Si müezen in erkennen: er mac et nüit veralten.
von Bürgen der genende, Herman pflac im, der Wunsches
priss kund walten:
swä man hcert von stnen gnözen sprechen,
die vor im hin gescheiden sint, wie kund sin top für
die so verre brechen.
83 Daz rede ich wol mit wärheit, ninder nach wdne.
nu sulen wir ouch gedenken des jungen fürsten üz
Gräswaldäne usw.
für die echtheit der Strophe macht Bartsch 'formelle, wie ihn
dünkt, entscheidende gründe' geltend, die man anzuerkennen sich
nicht weigern kann, es läfst sich diesen noch zweierlei hinzu-
fügen, dem Überarbeiter, als einem späteren, liegt ein solches
lob auf Hermann ferner; er gefällt sich vielmehr darin, das, was
294 WOLFRAMS TITÜREL
Wolfram angedeutet hat, in den eingeschalteten Strophen weiter
auszuführen und zu verbreitern, dann fügt sich die Strophe dem
Zusammenhang nicht nur der folgenden sondern auch der vor-
hergehenden gedanken so passend ein, dafs sie von vorn herein
beabsichtigt scheint, ist nun diese Strophe von Wolfram selbst
gedichtet, so enthält sie eine entschiedene hinweisung auf die
abfafsungszeit des Titurel. doch ist Bartsch der ansieht die
fafsung derselben, in der sie auf landgraf Hermann als einen
schon verstorbenen hinweise, sei nicht die ursprüngliche: der
jüngere dichter habe, aufserdem dafs er den reim erkennen: ge-
nennen hineingebracht, auch die praesentia pflU und kan in die
praeterita pflac und kund geändert er führt dafür keinen weitern
grund an, als dafs 'die Titurelbruchstücke auch wenn man sie
nach dem Parzival setzt, unzweifelhaft noch bei Hermanns leb-
Zeiten gedichtet sind.' hierin liegt augenscheinlich eine petitio
principii. wenn er ferner sagt Mie beziehung auf die gegen-
wart sei auch in der jungem fafsung noch in dem ausdruck die
vor im hin gescheiden sint bewahrt', so scheint er damit hervorheben
zu wollen, dafs der Überarbeiter, während er dreimal die prae-
sentia verändert, einmal das ursprüngliche sint stehen gelafsen
habe. Gescheiden sint ist jedoch auch neben den praet. unbe-
denklich: es ist sogar in Verbindung mit hcert und vom Stand-
punkt des dichters aus augenscheinlich das allein mögliche, wol
aber widerstreiten die praesentia pflit und kan dem sinn und
Zusammenhang der strophe. in 82 ist von dem rühm Gahmu-
rets, der nach seinem tode fortlebt, die rede, soll nun damit
das lob des noch lebenden Hermann verglichen werden ? es ist
doch natürlicher, dafs der dichter entsprechend seinen nachruhm
hervorhebt, und schon die worte die vor im hin gescheiden sint
deuten nach dem Sprachgebrauch auf Hermann als auf einen
gestorbenen, endlich würde eine solche verändening, für die
an und für sich kein genügender grund zu ersehen ist, um so
auffallender sein, als der Überarbeiter im weiteren verlauf des
gedichts (xxii, 69) Hermann als noch lebend fingiert, ist die
Strophe einmal echt, woran nicht zu zweifeln, so ist sie es
auch mit den überlieferten praeteritis. mit ihr erhalten wir
aber eine bestimmte hindeutung auf die abfafsungszeit, durch
welche die annähme, der Titurel sei nach dem Parzival ver-»
fafst, auf das sicherste bestätigt wird.
WOLFRAMS TITUREL 295
Eine Untersuchung darüber, ob der Sprachgebrauch des
Titurel sich mehr dem Parzival oder dem Willehalm nähert,
würde für unsere frage wegen des geringen umfangs der bruch-
stücke und wegen des in ihnen herschenden lyrischen tones, durch
den ein etwaiges abweichen bedingt sein könnte, allein zu keinem
sichern ergebnis führen, gleichwol ist nicht zu übersehen, dafs
auch eine solche sprachliche vergleichung dem gewonnenen resul-
täte nicht widerstreitet, volksepische, nicht hofische ausdrücke
und formein, deren allmähliches schwinden in den gedichten
Wolframs Jänicke in der oben erwähnten schrift konstatiert hat,
sind im allgemeinen auch im Titurel vermieden, nach Kinzel
(aao. s. 5 ff) sind ferner eigentümlichkeiten des Wolframischen
Stils, die im Wh. in auffallender weise seltener werden, auch im
Tit. gänzlich geschwunden, endlich finden wir im Titurel nur
genaue reime, es fehlen die unreinen, welche in den liedern
häufig sind, assonanzen kommen verhältnismäfsig zahlreich,
5 mal, im i buche des Parz. vor, und werden durch die andern
bücher hindurch immer seltener, sie finden sich ii — vm 6 mal,
XV 1 mal. dem entsprechend kommen sie im ganzen Wh. nur
2 mal vor, und wenn sie im Tit. gänzlich fehlen, so ist auch
dies eine hindeutung auf die spätere zeit der abfafsung.
In der oben besprochenen abhandlung stützt sich Pfeiffer
für seinen beweis, dafs der Titurel ein jugendwerk sei, noch
darauf, dafs 'Wolfram mit dem volksepos vertraut gewesen, wie
kein zweiter höfischer dichter.' daher sei denn auch die wähl
der Strophenform, der weise des volksepos zu erklären, aus den
Nibelungen und der Kudrun 'habe er erst die anregung zum
dichten empfangen' und deshalb habe er zunächst in volksepischem
tone den Titurel gedichtet, dafs Wolfram mit dem deutschen
volksepos bekanut gewesen, ist freilich unzweifelhaft; aber er
war doch immerhin ein höfischer dichter und hatte sich in seiner
kunst an den höfen dichterfreundlicher fürsten ausgebildet. Hein-
rich von Veldeke nennt er selbst (Wh. 76, 24 f) seinen meister,
und in der wähl seines Stoffes trat er ganz in die fufstapfen
seiner Vorgänger: wie sie, dichtete auch er nach einer fremden
quelle, es ist nicht glaublich, dafs der dichter in der Jugendzeit
der höfischen erzählenden poesie, obwol der rühm seiner Vor-
gänger gerade durch die art und weise der behandlung des stofl'es
erworben war, von seinen mustern sich soweit im metrum und
296 WOLFRAMS TITUREL
in der manier des erzählens abwandle, das wäre im beginn seiner
dichterlaufbahn nicht einmal als versuch erklärlich, viel weniger»
wenn er die absieht hatte, sein werk fortzuführen und zu voll-
enden, nach seinem Parzival, nachdem ihm seine dichtung
schon rühm und ansehen eingetragen hatte, aber war es erklär-
licher, wenn er in der metrischen form und in der sachlichen
behandlung sich abzuweichen erlaubte.
Aufserdem wäre es höchst befremdend, wenn unsem dichter»
als er seine französische quelle und durch sie die gralsage kennen
lernte, die episode von Sigune und Schionatulander zu allererst
zur gesonderten bearbeitung gereizt haben sollte, sie hatte doch
auch in der quelle gewis im Verhältnis zu den abenteuern, die
sich um Parzival gruppieren, nur untergeordnete bedeutung, und
es ist nicht wahrscheinlich, dafs er den wichtigeren und um-
fangreichern teil der erzählung, den er ohne zweifei sogleich
dichterisch erfafst haben wird, zur bearbeitung auf eine spätere
zeit verschoben hat. [*die ganze art, wie Wolfram, die herschende
höfische weise kühn verlafsend, ein par einzelne abschnitte von
besonders anziehendem inhalt aus dem fremden stofT herausgriflT
und in einer der volksmäfsig epischen nahe verwandten, kunst-
vollen Strophe behandelte und so das höchste in mittelhoch-
deutscher poesie erreichte, läfst sich in mehr als einer hinsieht
eine rückkehr zur altnationaleu, volkmäfsigen weise nennen.' Zur
gesch. der NN. s. 15].
Nachdem sich so die gründe, welche Pfeiffer für seine hypo-
these, der Titurel sei ein jugendwerk Wolframs, beigebracht hat,
als unstichhaltig ergeben haben, hat eine unbefangene betrachtung
der bruchstücke zu dem entgegengesetzten resultate geführt, dafs
sie erst nach dem Parzival gedichtet seien, und diesem resultate
stehen weder der Sprachgebrauch noch allgemeinere erwägungen
entgegen, ihm entspricht auch die hindeutung auf den schon
vor der abfafsung erfolgten tod Hermanns, den wir in der im
j. T. überlieferten echten Strophe finden, und wir dürfen kein
bedenken tragen, diesen anhält für die bestimmtere fixierung der
abfafsungszeit zu verwerten, es ist demnach der Titurel nach
dem tode Hermanns, dem ende des j. 1216, gedichtet und somit
ist er unter den werken Wolframs dasjenige, das am letzten
begonnen worden ist. dafs es aber des dichters letzte arbeit
überhaupt sei, dürfen wir wegen des ebenfalls unvollendeten
WOLFRAMS TITUREL 207
Willehalm nicht annehmen, die bruchslücke werden, obwol
später begonnen, gleichzeitig mit dem Willehalm entstanden sein. ^
Beigard in Pommern. WILHELM HERFORTH.
* gleichzeitig mit hrn Herforth hat sich hr dr Kinzel mit derselben
frage beschäftigt und ist, wie eine mir vorliegende ausarbeitung zeigt,
durchaus zu denselben ergebnissen gekommen. — ' nach der vorhin aus der
gesch. der NN. in einer etwas erweiterten fefsung eingeschalteten bemerkung
wird man ttbrigei^s wol tun nicht von Titurelbruchstücken, sondern von
Titurelliedern zu sprechen. daCs diese stücke als einzelne lieder gleich den
Nibelungenliedern aufzufaCsen seien, war auch Haupts meinung und die Ver-
mutung dafs Wolfram es damit auf ein gröfseres ganze abgesehen habe,
entbehrt ganz und gar jedes haltes. K. M.
BEDEUTUNG DER BUCOaSTABEN.
Suinmeyer hat in dieser zs. xvu, 84 aus einer Wiener hs.
des 12 jhs. eine deutung der buchsiaben verößmtlicht, die 'auf
Stäbchen eingeritzt oder auf täfdchen oder blättchen geschrieben
zum lofsen dienten.' auf eine andere ort der benutzung der buchstaben
zu deutungen weisen die folgenden zeilen hin, die sich in der hs.
cod, Chart. B. 53 in octav der Gothaer bibliothek (15 jh.) auf bl.
m^ finden.
Si quis aliquid sompniauerit, querat librum quemcunque
uoluerit et dicat 4n nomine patris et fiUi et spiritus sancti.
amen', et per primam literam quam scriptam inueniet in prima
pagina quando liber aperitur significationem sompni inueniet.
A significat prosperum iter et uiam felicem. B dominacionem
in plebe. C cecitatem cordis. D discordiam et mortem prin-
cipis. E libertatem hominis. F efusionem sangwinis. G uiri
iugilationem. H mortem mulieris. I magnitudinem in populo
sine bona uita. K significat in populo aut bellum uel princi-
patum uel diuicias. L aliquid incidens malum in luxuria et
fornicacione. M dolorem et egritudinem. N allocucionem iuris
et fornicationem. 0 iubilacionem artis musice. P dominacionem
pacem et felicitatem. Q epulentiam dierum et uite. R uirum
ueneratum et redemitum. S sanitatem mentis. T tristiciam et
tedium et infelicem horam. (U) illa semper mortem significat.
V uitam felicem prosperitatem et pacem. X augmentum et dimi-
nucionem et pctm sper (?) est.
Jena, 13. 6. 74. E. SIE VERS.
298 ROLANDSLIED, KAISERCHRONIK, ROTHER
ROLANDSLIED, KAISERCHRONIK, ROTHER.
Wilhelm voq Giesebrecht hat in der Geschichte der deut-
schen kaiserzeit 4, 399-^401 einige höchst beachtenswerte be-
merkungen über die Kaiserchronik vorgetragen, er beruft sich
dabei auf erOrterungen eines jüngeren historikers, herm Heinrich
Welzhofers, welche ihm vorlagen und welche jetzt gleichfalls er-
schienen sind: ^Untersuchungen über die deutsche Kaiserchronik
des zwölften Jahrhunderts, von Heinrich Welzhofer. München
1874. .Adolf Ackermann.'
Die Schrift ist jedesfalls nach manchen Seiten hin anregend,
wenn auch, wie jeder philologe bestätigen wird, die philologische
bildung des verfafsers zu wünschen läfst und seine hypothesen
noch verwegen ins blaue greifen.
Dafs die Kaiserchronik nach Baiern gehöre, war mir und
anderen schon lange wahrscheinlich, dafs sie nach dem tode
der kaiserin Richenza (1141) verfafst sei, habe ich Deutsche
Studien 1, 14 (296) bemerkt.
Hr Welzhofer stellt zum ersten male die entscheidenden be-
weise für den baierischen Ursprung zusammen, er kommt zu
dem resultate, welchem Giesebrecht beistimmt, dafs wir das werk
einem Regensburger geistlichen verdanken.
Über den ursprünglichen umfang der Kaiserchronik äufsert
sich Giesebrecht wie folgt: *die mehrfach ausgesprochene Ver-
mutung, dafs das buch ursprünglich mit Lothars tode geendet,
die regierung Konrads später hinzugesetzt sei, hat keinen zu-
reichenden grund, und vieles spricht dagegen, die verse 17718 ff
(526, 17) Stcer daz liet vimomen habe usw. bedingen keinen
definitiven abschlufs, da sich ganz ähnliche auch 10634 ff (325, 20)
finden, dagegen wird schon in der geschichte Heinrichs iv
(z. 16625 fr. 509, 26) auf den bericht über ereignisse hingewiesen,
die erst in den letzten versen berührt werden; es wird bereits
z. 17188 Richenza als die selige königin gepriesen etc. eine
Überarbeitung des i. j. 1137 abgeschlofsenen gedichtes in spä-
terer zeit anzunehmen liegt gar kein grund vor. mag der dichter
länger an seinem werke gearbeitet haben, die letzten abschnitte,
ROL^DSLIED, KAISERCHRONIK, ROTHER 299
mindestens von der gescbichte Heinrichs i? an, sind sicher nicht
vor 1146 niedergeschrieben worden.'
Der zureichende gmnd für jene von Giesebrecht bekämpfte
annähme besteht meines erachtens darin dafs ein so grofses und
umfafsendes v^erk einen künstlerischen abschlufs braucht, hätte
es ihn nicht, so müste man vermuten dafs der verfafser seinen
plan nicht zur ausführung brachte, darüber starb oder sonst
unterbrochen wurde, aber in der Kaiserchronik ist der künst-
lerische abschlufs vorhanden, nur allerdings hundert verse vor
dem ende der haupthandschriften. die Vermutung drängt sich
daher auf dafs diese hundert verse der anfang einer fortsetzung
seien.
Der hinweis auf den früheren ähnlich klingenden schlufs
ist nicht schlagend, jene Zeilen 325, 20 ff stehen am ende des
in die Kaiserchronik aufgenommenen gedichtes vom heiligen
Silvester, der epilog dieses älteren gedichtes wäre dann von
dem verfafser der Kaiserchronik wie von dem des Rolandsliedes
nachgeahmt worden. Mafsmann 3, 286 folgerte daraus eine ein-
teilung des ganzen in zwei teile, und die annähme einer publi-
cation in zwei hälften kann wenigstens bei dem gegenwärtigen
Stande der Untersuchung noch nicht unbedingt abgewiesen werden.
Die erwähnung der ^seligen' Richenza ist für die datierung
schon verwertet, was aber die vorausdeutung betrifft, so kann
ich mich der auffafsung von Giesebrecht nur mit vorbehält an-
schliefsen. es handelt sich um die wunderliche aus baierischem
localstolz hervorgegangene sage, welche dem gewaltigen feinde
der orientalischen Christen, dem Zenki oder Sanguin wie er hier
genannt wird, eine baierische mutter zuschreibt, eine herzogin
Agnes, welche auf einer pilgerfahrt gefangen und von einem
beiden zur frau genommen sei:
da nam si ain haidmiscer man
bt dem si slt gewan
ainen siin der hiez SangtHn,
nu läzen wir di rede da $in:
swenn ez chumet an daz,
so besceiden wir di rede baz,
*Wenn es erst so weit ist, so erzähl ich euch mehr davon.'
hat das derselbe verfafser 529, 3 ff getan ? denn das ist die einzige
stelle, wo von Zenki wieder geredet wird: (Inder rfeii verhancte
300 ROLANDSLIED, KAISERCHRONIK, ROTHER
min irAtia ain (1. aim) haidm hiez Sanguin usw. folgt eine
kurze bescbreibung der einnähme von Edessa.
Schon die hier gebrauchte namensform Röa$(: was) fiäli
auf gegenüber Ragex(: Agnes) 509, 20. aber wird der ver-
fafser der vorher von Sanguin und seiner mutter sprach und
mehreres in aussieht stellte, wird der nun so einsetzen, als ob
er den namen nie genannt hätte? und teusche ich mich, wenn
ich den eindruck habe dafs der verfafser jener früheren stelle
zunächst den roman der herzogin Agnes, den er nur flüchtig
skizzierte, etwas näher ausführen wollte?
Ein stricter beweis ist natürlich nicht zu führen, und ge-
wis setzt die erste erwähnung Zenkis voraus dafs sein name den
Christen bereits furchtbar war. kann das vor der einnähme von
Edessa (december 1144) bereits der fall gewesen sein? vor-
sichtiger weise mufs man auch diese möglichkeit doch zugeben;
mindestens seit Zenki 1136 seine angriffe auf die Franken be-
gonnen hatte (Giesebrecht 4, 242), war sie vorhanden.
Aber ich habe hier überall blofs zweifei, keine Vermutungen;
blofs fragen, keine antworten, wer versichert uns, dafs die wich-
tigen Zeilen 509, 10 — 27 nicht interpoliert sind? unter der Vor-
aussetzung ihrer echtheit müfsen wir sagen: wenn der dichter,
welcher den beiden Zenki erwähnte, später noch einmal von ihm
handeln wollte, bei welchem anlafs konnte er das, wenn nicht
bei gelegenheit der Ursachen des zweiten kreuzzuges? auch das
freilich nicht notwendig, aber doch höchst wahrscheinlich.
Also spätestens während er die geschichte Heinrichs des
vierten schrieb, in welche die notiz über Agnes und Sanguin
eingeschaltet ist, kam die trauerkunde von dem fall Edessas,
und bald bewegte die kreuzpredigt des heiligen Bernhard das
deutsche land.
In welcher zeit aber begann der dichter seine arbeit? in
welche zeit f^llt die conception seines gedichtes? ich gestehe
dafs mir diese frage wichtiger ist als die frage nach der zeit
der Vollendung, und hierüber ist vielleicht auch eine einigung
am leichtesten möglich, man wird vermutlich gerne zugeben,
dals die politische Voraussetzung für ein solches unternehmen
die machtstellung Baierns unter Lothar dem Sachsen ist. so hat
der dichter mit recht beim tode Lothai*s den künstlerischen ab-
schlufs gesucht, was dann noch folgte, gleichviel ob es von
ROLANDSLIED, KAISERCHRONK, ROTHER 301
ihm selbst herrührte und er seinen eigenen froheren Intentionen
nicht mehr gerecht wurde, oder ob ein anderer, ein mOnch des-
selben klosters etwa, die Fortsetzung übernahm: es tragt den
Charakter einer aufzeichnung aus dem jähre 1147, welche die
ereignisse seit dem tode Lothars rasch überfliegt und die er-
zählung bis zur unmittelbarsten gegenwart fortführt.
Hr Welzhofer nimmt mit mir an dafs die verse nach dem
tode Lothars ein schlufswort seien, aber nach ihm schliefst hier
die Cranica, das buoch, ein älteres gedieht, welches der baierische
Terfafser seiner arbeit zu gründe legte (s. 12. 13). die vorderen
teile dieser chronik sollen geraume zeit vor 1140 schon existiert
und mit der geschichte kaiser Constantins und des papstes Sil-
vester geendigt haben (s. 29). dabei wird aber wieder dem
epilog jenes eingeschalteten ^Silvester' eine beweiskraft zuge-
mefsen die er nicht besitzen kann.
Dafs in der Raiserchronik uns kein streng einheitliches werk
vorliegt, wird längst nicht mehr bezweifelt, aber alles nähere
ist noch unsicher, man erkennt dafs eine ursprüngliche kür-
zere kOnigsgeschichte allerlei erweiterungen erfahren hat. war
diese kOnigsgeschichte blofs lateinisch vorhanden und ist sie gleich
von dem Übersetzer mit den anderen dementen zusammenge-
arbeitet worden? oder existierte ein deutsches kürzeres werk für
sich? ist dieses werk noch zu erkennen, ist es unangetastet ge-
blieben? sind die interpolationen unangetastet geblieben? ent-
hielt das unter Lothar und Heinrich dem stolzen entstandene
werk bereits die Zusätze oder nicht?
Ich will nur einen geringfügigen beitrag zur künftigen lOsung
dieser problerae geben, indem ich darauf hinweise dafs im prolog
die Worte von den babesten nnde 1, 19 dringend verdächtig sind,
dafs sie mit der beschaffenheit des uns vorliegenden gedichtes im
Widerspruche stehen, hat hr Welzhofer richtig bemerkt, aber
er hätte nicht die Vermutung hinzufügen sollen dafs die chronik
in einer älteren gestalt auch wol von den päpsten mehr enthalten
haben möchte und dafs diese gestalt wol noch des Jansen enkel
bekannt gewesen und von ihm benutzt worden sei (s. 15). die
Worte überfüllen den vers und es kann auch schwerlich von den
päpsten gesagt werden dafs sie rdmisces riches pkUgen, könnte
etwa eine solche interpolation mit der aufnähme des ^Silvester'
in den rahmen der Kaiserchronik zusammenhangen?
302 ROLANDSLIED, KAISERCHRONIK, ROTHER
In dem zweiten abschnitt seiner arbeit erörtert br Welz*
hofer das Verhältnis des Annoliedes zur Kaiserchronik, wenn
der verfafser meint dafs Holtzmanns bekannte abbandlung in der
Germania die schuld trage an der chronologischen verwirning in
welcher die deutsche htteraturgeschicbte des elften und zwölften
Jahrhunderts gegenwärtig hege (s. 23): so ist das ein grofser
irrtum. die Vermutungen ^des hervorragenden germanisten'
wurden keineswegs ^beiMig aufgenommen.' sie konnten also
auch nicht für die beurteilung der geschichte des reims und der
spräche die verhängnisvollen folgen haben, welche ihnen hier
zugeschrieben werden, ich glaube nicht dafs ein einziger philo-
log den historiker Lambert als den verfafser des AnnoUedes an-
erkannte, aber allerdings in der datierung des Annoliedes konnte
man Lachmanns ansieht nicht festhalten, und muste sie ver-
lafsen, ganz abgesehen von der frage, ob das hed aus der vita,
oder die vita aus dem liede geschöpft habe, hr Welzhofer ent-
scheidet sich entgegen der jetzt herschenden meinung für das
erstere. ich habe meinerseits nie selbst untersucht, aber die frage
immer noch für eine offene angesehen, entschieden wird sie auch
durch die gegenwärtige behandlung nicht, möge dieselbe wenigstens
eine neue und hoffentlich abschliefsende Untersuchung anregen.
Was das Verhältnis zur Kaiserchronik anlangt, so soll naeh
unserem verfafser das Annolied aus der>on ihm vermuteten
ältesten fafsung derselben geschöpft haben, leider ruht sein
hauptbeweis auf einer falschen construction (s. 28).
Am wertvollsten ist der dritte abschnitt: über *die latei-
nischen unterlagen der Kaiserchronik.' das chronicon Wirzibur-
gense (MG SS 6, 17 ff) wird als quelle aufgewiesen, ein weiteres
sicheres resultat bietet die Untersuchung allerdings nicht, wenn
auch die beigebrachten parallelstellen erwägung verdienen, hier
besonders ist Giesebrecht zu vergleichen s. 400.
Von dem dichter der Kaiserchronik handelt der vierte und
letzte abschnitt, er wird mit dem verfafser des Rolandsliedes
identificiert, sogar — aber auf welche weise! (s. 65) — der
uame Konrad für ihn beigebracht: ein neues Utterarhistorisches
gespcnsti die Vermutung tritt mit grofser bescheidenheit auf, sie
hätte aber doch lieber gar nicht geäufsert werden sollen, den
gegenbeweis zu führen werden vielleicht andere übernehmen^
ich glaube nicht dafs es unter den philologen desselben bedarf.
ROLANDSLIED, KAISERCHRONIK, ROTHER 303
Id der auffafsung der worte da ist daz rtcke wol mit giret
Rol. 308, 27 (z. 9034) läuft, um dies nebenbei zu notieren, ein
misverständnis unter, br Welzbofer sucht darin eine allgemeine
angäbe darüber, dafs herzog Heinrich das reich wol in ehren
halle, es ist vielmehr die behauptuog, dafs die Übersetzung der
Chanson de Roland dem kaisertum oder, wenn man will, Deutsch-
land zum rühme gereiche, und nicht zur verherlicbung des
reiches bestimmten den herzog Heinrich seine ausgezeichneten
eigenschaften, sondern zu dem wünsche jener Übersetzung.
Ich merke an dafs 308, 21 (9028) doch wol der optativ
werdm statt des indicativs zu lesen ist der dichter kann seinen
gOnnern die ewige Seligkeit wünschen, aber er kann sie ihnen
nicht zuerkennen, wie er denn auch 310, 2 ff (9073) zu solchen
wünschen zurückkehrt.
Hm Welzhofers erörterung über den bekannten epilog ist
insofern dankenswert, als sie auf einige würklich vorhandene
Schwierigkeiten hinweist, welche der jetzt gangbaren beziehung
auf Heinrich den stolzen (die übrigens, so viel ich weifs, nicht
von Schade, sondern von Goedeke zuerst geltend gemacht wurde)
im wege zu stehen scheinen.
Auch Giesebrecht (Kaiserzeit 4, 497) kehrt zu der früheren
annähme zurück und will in dem herzog Heinrich des Rolands-
liedes den herzog Heinrich den löwen sehen, aber seine gründe,
die er nicht ausspricht, können kaum andere als die von Welz-
bofer augeführten sein.
Hr Welzbofer selbst meint auch den Heinrich Jasomirgott
noch in die combination ziehen zu müfsen. aber konnten die
kämpfe mit den Ungarn im zwölften Jahrhundert als heiden-
bekehrungen bezeichnet werden? und auch in der zeit von
1 143 — 56 konnte Heinrich Jasomirgott nicht wol mit könig David
verglichen und höher als alle anderen fürsten der zeit gestellt
werden.
Die bedenken gegen die übliche deutung sind aber nur
scheinbar.
Dafs Heinrichs des stolzen gemahn, kaiser Lothars tochter,
nur aines richeti chuniges bam genannt wird, ist allerdings auf-
fallend, wenn auch die argumentation hm Wekhofers s. 60. 61
im einzelnen etwas zu weit geht, aber die worte sind eine
epische formel, die freilich nur dort angewandt werden konnte.
304 ROLANDSLIED, KAISERCHRONIK, ROTHER
•wo sie der würkliehkeit gemäfs war, aber eben darum die wdrk-
lichkeil nicht genau zu bezeichnen brauchte, der poet will den
herzog preisen, nicht seine frau, und indem er ihn mit Darid
verglich, sagte er für sein gefühl mehr, als wenn er seine Ver-
wandtschaft mit dem kaiser hervorhob.
Folgt natürlich die stelle von der heidenbekehrung, in deren
deutung Schade nicht glücklich war. auch Goedeke Grundrifs 8. 22
denkt an kämpfe gegen die heidnischen Wenden, aber Welz-
hofer hebt mit recht hervor dafs Heinrich der stolze, so viel
wir wifsen, niemals gegen die Slaven einen krieg geführt und
dafs seine teilnähme an Lothars siegreichem Slavenzug vom
jähre 1131 nicht einmal wahrscheinlich ist, weil er gleichzeitig
anderes zu tun hatte.
Was besagt die stelle 309, 6fr (9043) eigentlich? 'gott ver-
lieh dem herzog Heinrich die kraft dafs er alle seine feinde be-
siegte, die Christen ehrte er, die beiden bekehrte er. das ist
ihm von den vorfahren angeerbt, zur flucht wandte er niemals
seine fahne, gott machte ihn stets zum sieger.'
Die Worte daz erbet in von rehte an beziehen sich am na-
türlichsten auf den hauptgedanken : er war stets siegreich. Bartsch
bezieht sie auf die gesinnung gegen besiegte feinde, Welzhofer
denkt vermutungsweise auf einen engeren Zusammenhang mit
den Worten dt haiden sitU vm im hekeret. wäre das richtig, was
es schwerlich ist, so bietet sich für Heinrich den stolzen sein
grofsvater Weif der kreuzfabrer.
Sicher aber ist dafs nicht besondere heidenkämpfe von
Heinrich ausgesagt werden sollen, sondern dafs wir den be-
treffenden vers umschreiben dürfen: 'diejenigen unter seinen
gefangenen feinden welche beiden sind werden von ihm bekehrt'
das worauf es hier ankommt ist also blofs die behandlung be-
siegter feinde.
Dadurch, glaub ich, bekommt die nachricht ein etwas anderes
gesiebt, ohne die geschichte Heinrichs des stolzen genauer zu
kennen, darf ich doch sagen : selbst wenn der pfaffe Konrad nur
einmal an seinem hofe gefangene Slaven sah, die sich bekehrten,
so konnte er sich so ausdrücken, und weil er sich selbst dann
so ausdrücken konnte, so wohnt einer specielleren beziehnng
die sich darbietet keine völlig zwingende kraft bei. in den unter-
italienischen kämpfen Ton 1136 und 1137 wurden ohne allen
ROLAJVDSLIED, KAlSERCfiROMR, ROTjHE» 305
zweifei saracenische gefangene gemacht, wäre an dieee. hier zu
denken, &o fiele die abfafsung des epiloges in jenen zeitpuukt
in welchem tatsächlich herzog Heinfich alle forsten überstralte,
in welchem jedermann in ihm den künftigen kaiser erblickte,
um diese zeit hatte Konrads Schilderung die grOste Wahrheit,
daraus folgt leider nicht dafs sie würklich in die zeit fallen
müfse, denn wer sagt uns, wie weit er übertrieb?
Eins dürfen wir wol festhalten: Rolandslied, Kaiserchronik
und König Rother geboren nahe zusammen, alle drei haben
die baierische machtstellung in der zeit Lothars des Sachsen und
Heinrichs des stolzen zum hintergrund. alle drei verheriichen
Karl den grofsen oder suchen an ihn anzuknüpfen.
König Rother ist der ahnherr des karolingischen geschlechtes,
er ist der repräsentant des deutschen kaisertums, in ihm erscheint
die oberste herschermacht der erde, dem reiche zunächst aber
stehen die Baiern : Rother ist von lauter in Baiern übUchen und
beliebten namen umgeben, darunter freilich kein Weife. Heinrich
der stolze hatte verschiedenen baierischen adel zu bekämpfen,
diese dynasten dttukten sich ebenso grofs wie die Weifen, der
spielmann, der die geschichte von Oserichs brautwerbuug einem
könig Rother auflieftete, verherlicht das geschlecht der Teng-
linger.
Was aber den namen des titelhelden anlangt, so hat der
verfafser von dem Langobardenkönig Rothari gewis nichts ge-
wüst und eher an einen normannischen Roger gedacht, er
setzt seinen könig nach Bari, welches kaiser Lothar dem könig
Roger von Sicilien im sommer 1137 abgewann. Lothar und
Heinrich der stolze hatten das pfingstfest dort gefeiert, vgl.
Deutsche dichtung im elften und zwölften Jahrhundert kapilel 7.
Sehr viel später wird das gedieht nicht verfafst sein, die
annähme dafs der poet den zweiten kreuzzug mitgemacht haben
müfse, scheint mir nicht zwingend, selbst die beziehuug auf
die Kaiserchronik (Deutsche Studien 1, 14) führt nicht mit Sicher-
heit auf die zeit nach 1147. denn kann ein so umfangreiches
werk nicht stückweise bekannt geworden, können die ersten
partien nicht längst vorgelesen sein? welches aufsehen muste
dies erste unternehmen einer deutschen geschichte in deutscher
spräche erregen.
Doch möchte ich auch hier wieder das hauptgewicht auf
Z. f. D. A. neue folge VI. 20
306 ROIANDSLIED, KAISERCHRONIK, ROTHER
den inneren Zusammenhang der entstehung legen, nicht auf das
zufällige jähr des erscheinens. wieder scheint es mir möglich
über den ersteren beim kOnig Rother ins reine zu kommen,
während ttber das letztere noch femer discutiert werden mag.
16. 11. 74. SCHERER.
GRABSCHRIFT DES GRAFEN SENDEBALD.
Stemmatis egregii consul meritique perhennis
Clauditur hoc tumulo, regnat at in domino.
Hie Sendebaldus sublimi nomine clarus
Regibus a proauis semper erat celebris.
5 Hunc inopum patrem, monachorum dulce leuamen,
Non meruit mundus iam retinere malus.
Fructiferam hanc uitem peracerba morte ruentem
Gorzia perdoluit, Mettis et ampla luit.
Cuius ad eloquium tremuit fraus cuncta uenustum,
10 Defecit uerbis, ausibus et periit.
Unde tuas, martyr Gorgoni splendide, causas
Iure perorauit.rhetor ut emeritus.
Praedia multa tibi studio solidauit herili
Debellans prauos uoce potente tonans,
15 Atque labore pio caram retraxit Amellam
Praedonum rapiens faucibus e patulis.
Quapropter famuli deposcunt mente benigna
Ac testem domini te assidue flagitant,
ludicis ^terni uultum quo ualde benignum
20 Uli perficias ac ueniam flagites.
Namque tuos mundo degens dilexit amicos
Infestusque tuis hostibus ipse fuit.
Ostendit fuscas nimium lux clara tenebras
Dum placuit sanctis, displicuit reprobis.
25 Ipse duodenas fclice fine kalendas
Aprilis mestas terrigenis posuit.
V. 24 reprobris eod.
«RABSCHRIFT DES GRAFEN SEaWffiBALD 307
C^licol^ l^ti quem ad gaudia summa tulere
C^tibus atque suis associant alacres.
Carminis huius ouans lector subsiste parumper
30 Sortem communem sedule praecogitans,
Atque precare pios quos noris quaerere Christum,
Ipsum quo strenus uocibus efßagitent,
Hunc donare pia semper sine fine Corona,
Qua splendent iusti perpetuoque boni.
35 Candiduloque suo hunc praetexat uellere sanctus
Agnus, qui mundum sanguine purificat.
32 strenus cod,, vielleicht strenuis.
Vorstehende bisher ungedruckte grabschrift befindet sich von
einer hand des 10 Jahrhunderts eingetragen am sMufse der hand-
schrift nr 1877 (vorher coUegii Claromontani 659, Meerman 780)
in der bibliothek von weiland sir Thomas Phillipps zu Cheltenham,
der codex, dessen ganzer übriger inhalt sich auf den h. Martin
von Tours bezieht, * umrde ursprünglich von dem bischofe Deoderich
von Metz (965 — 984) dem von ihm seit 968 erbauten Vincenz-
kloster daselbst zum geschenke gemacht, wenn uns diese angäbe
auf die zeit Ottos i oder n hinweist, so kennen wir aus dieser nur
einen gxafen Sindebald von Toul, der nach dem berichte Adsos eine
kranke hand durch reliquien des heil. Manmetus sich heilen liefs
und als zeuge eine Urkunde des bischofs Gerhard von Toul vom
9 october 971 unterschreibt, ^ dazu scheint es allerdings nicht ganss^
zu passen, dafs unser graf (consul) Sendebald voigt des im Metzer
sprenget liegenden klosters Gorze war und wegen seiner Verdienste um
den heiligen Gorgonius als Schutzpatron desselben gepriesen wird,
' s. die genauen beschreibungen in dem Catalogus manuscr, cod.
collegii Claromontani, Paris 1764 p, 251, Biblioihecae Meermannianae
tom, IV (1824) p, 135, Hänel Catalogi libror, manuscr, col. 865. das
epitaphium Sindebaldi comitis wird dort an letzter (zehnter) stelle er-
wähnt und heifst es von der handschrifl (saec. ix ezaratos): Is codex
aureis litteris noniiullis omatus ac pulcherrime descriptus dono datus alias
fuerat monasterio S. Yincentii Metensis a Deoderico Metensi episcopo.
' Adsonis Miracula s. Mansueti c. 12 (MG SS iv, 512): huius tunc
Qlrbis comes Sindebauldus (woßir andere handsehr, Sendebaldus, Sinde-
baldus haben) i Calmet Hisloire de Lorraine i preuvesZ^^: Signum Sinde-
baldi comitis Tullensis.
20*
308 GRABSCHRIFT DES GRAFEN SENDEBALD
itidessen kann man diese umstätkde doch nickt gerade unvereinbar
finden, das durch die äbte Eginold und Johannes zu strenger zucht
zurückgeführte kloster Gorze war eben damals sAr glücklich in
der erwerbung neuer und wiedergewinming alter besitzuf^i. in
dem hier genannten AmeUa (jetzt Amd, nördlich von Etain) im
Sprengel von Verdun hatte die grafin Hildegund 059 ein stift für
12 Chorherren begründet, abt Sigifrid von Gorze aber stiftete dort
1032 eine von Gorze abhängige celle d. t. ein kleineres kloster. ^
die abkunft Sendebalds von den königen kann sich nur auf die
Carolinger beziehen, von denen man der ähnlichkeit des namens
wegen zuerst an Zwentibald von Lothringen (895 — 900) denken
würde, doch hat dieser unseres wifsens nur zwei töchter hinterlafsen,
die nach einander dem kloster Süsteren als äbtissinnen vorstanden.
^ Hittoire de Metz in preuves 74. 87. 89: io villa quae dicitur
Aiiiella.
Halle. E. DÜHHLER.
ZUR LORSCHER BEICHTE.
In MülletAoffs und Scherers Denkmalern ^ s. 630 ist aus dem
codex Palatino-Vaticanus 485, der ursprünglich dem kloster Lorsch
angehörte, eine ahd. beidite zum erstenmale abgedr^tckt. der zeit-
funct, in welchem dieser daselbst in das 9 jahrh. versetzte codex
ausschrieben wurde, läfst sich ziemlich genau bestimmen, derselbe
enthält nänUich f.Qff ein kalendarium herausgegebeti hinter dem
Martyrologium Adonis ed. Dominic. Georgius, Romae 1745 p. 689
(vgl. p. xvi), in welchem von erster hand folgende notizen vor-
kommen:
XIII Kai. Febr. Obiit Hludowicus iunior rex.
VIII Id. Oct. Bella inter Carlo et Hludowico.
Iliemit ist der tod Ludwigs des jüngeren am 20 Januar 882
und die schlacht bei Andernach am 8 october 876 gemeint, von
jüngeren händen findet sich nachgetragen:
III Non. lul. Pessimum bellum de gentilibus.
XV Kai. Nov. Ebrigisus episcopus obiit.
Jene angäbe geht auf die UngemsdUacht vom 3 juli 907,
diese auf den tod des bischofs Ebergis von Minden, zugleich abtes
von Lorsch, am 18 oct, 950: hieraus erhellt also sdhr deutUth,
dafs die handschrift um 882 entstanden sein mufs.
E. DÜMMLER.
MAGDEBURGER SCHÖFFENURTEILE 309
MAGDEBURGER SCHÖFFENURTEILE.
B$ ist eing^end nachgewiesm, daf$ eine anzoM der scMfpm-
nrteile und reehtssäize, die sich in einer frAher Brieger, jetzt
Dresdner handsehrift [Homeyer, Reditsbikker nr 161 (97)] finden,
auch in den Magdeburger fragen und in dem systematischen
schöffenrecht vorkommt \
Unbekannt ist cd^er, dafs mit diesen drei queUen der codex des
Mhmischen museums in Prag G. 23. 16 (alt nr 780) \ der über-
haupt nur in einer kurzen notiz bei Röfsler erwähnt ist\ teit-
weise z%isammenstimmt.
Der codex enthält foL T— 117** schöffamrteile und rechts-
Sätze; foL 118*— 148* steht einzelnes atis dem buch der distinetio^
nen (anfangend n. 2 bei Bifhme); auf fol 148''— 150** finden
sidi federproben und spätere wertlose bemerkungen. ^
Gesehridfen ist der ganze codex von iinem Schreiber, ak wel-
cher sich am ende ein sonst nicht weiter bekannter Johannes von
Bger nennt, vollendet hat er seine arbeit 1461 in Tigilia sancti
Pauli hora quindecima in Horsouiensityn, d. t. Bischofteinitz in
Böhmen, auch darikber gibt die handsehrift unzweideutigen auf'-
* Lahand, Das systematische schöffenrecht, s, xvii ff. — Behrend,
Die Magdeburf^er fragen, s. vu ff. — vMariitz, Die Magdeburger
fragen in der zs. für reehtsgeschichte bd xi s. 401/7*. — Stobbe, Das
alte KuUnisehe recht in der zs. ßir deutsches recht bd. xn s. 406 ff.
* ich habe diesen codex schon vor jähren, als ich die handschrifien
dos böhmischen museums für meine besohreibung der deutschen hand^
Schriften in Prager bibliotheken (Serapfum 1867. 1868) durchforschte,
in händen gehabt, aber nicht sofort bearbeitet, und als ich ihn später
beschreiben wollte, da war er nicht zu finden, er war bei einer um-
rävmung der bibh'othek verstellt worden, und wurde erst vor kurzem
vom bibliothekar wieder aufgeftinden. daher fehlt diese handsehrift in
meiner beschreibung der deutschen handschriften des böhmischen mu-
seums,
* Röfsler, Die siadlrechie von Briinn sagt bd, 2 s, xxiii. i. c ß,:
*Hd mit urleilen nach Afagdeburgischem recht. Prager museum. rtr 780.*
* vorgebunden sind die von anderer hand geschriebenen Statuta
consilii civitatis Pragensis.
310 MAGDEBURGER SCHÖFFENURTEILE
sMufs, wo die in abschrift vwliegende samndung ursprünglich ent-
standen ist. es keifst nämlich nr 239:
Ir habit uns geschriben umme orteil, das ewir scheppen
einer gesprochea hat. Das laut also: Sint dem roole und den
Troppen vorgeteilet ist, off einen vorfellichen und lengisten tag
zu brengen ere beweisunge der Sachen, donunme sein sie von
der stat wegen zu troppau beclaget und sie beweisunge bracht
haben, mit der sie nicht volfaren mögen, so sint sie der sachen
vorfallen und mögen erer beweisunge keinen iengeren tag ge-
haben noch frist. Von rechtes wegen.
Nu meinen ezliche lewte, die dunkit, das die von Troppaw,
allein je ir lengister tag crer beweisunge izunt lange wek komen
was, das sie noch tag noch frist mochten gehat haben, eine
ander beweisunge von newes zu fugen;
ob im das orteil, das wir gesprochen han, besten möge
oder nicht
Hiroff S. w. e. r. (-» sprechen wir ein recht; s. unlem
s. 313). Das orteil, das der scheppe mit ewren anderen scheppen
folge gesprochen und einbracht hat an rechte widerspräche, das
ist bestendig. Von rechtes wegen.
Indirect weist auf Troppau auch der umstand, dafs in m^
xelnen rechts fällen hewohner von Troppau aufgefiArt werden. a#
nr 30 ein mann aus Waxendorff, eine frau aus Troppau, nr 199
in einem unzweifelhaft corrumpiert überlieferten schöffensprudie
zwei Troppauer bürger, Hans Langekunel und Hans Sabdcost, gegen
welche Topper und Woüenweber aus Krakau eine klage in Troppau
eingebracht hatten. Krakau, das im IZ und 14 Jahrhundert m
vielfacher beziehung zu Schlesien stand, ist noiA dreimal erwähnt:
nr 284 beweist eine frau mit des of&cialen brieff von crakaw. —
nr 287 wird ein mann angeführt der ein elich weib czu crakaw
nam. — nr 2 wird der anw(üt des königs von Krakau beklagt,
vergl. auch nr 281.
Troppauer schaffen also waren es, welche die urteile einholten,
und zwar in Magdeburg, auf diese Stadt weist zb. die in nr
122 vorkommende wendische mark — 30 Schillinge; s. Magd.-
Breslaner rechtsbekhrung vom jähre 1261 § 2. ^ ein urteil gibt
^ sonst ist von münzen angeführt: pfund 3= 20 Schillinge ; sckilling
= 12 hailer. nr 45. — böhmische groschen ■■ 16 p fennige, nr 45.
MAGDEBUHGKR SCHÖFFETWAXEILE 311
sich geradezu ab ein Magdeburgisches aus. es heifst nr 33: Wir
scheppen der stad zu meidburg bekennen in disem brief« dafs
wir umb recht gefroget sein in disen nacbgescbriben Worten usw.
Aber auch nocfc in einem anderen briefe war ursprünglich
diese directe bezidiung auf Magdeburg vorhanden, das, erhellt aus
einer vergleichung mit der Dresdner handsehrift. dort sind näsnlidi
gleichfalls vier urteile ausdrücklich ak Magdeburgische bezeichnet,
und eines -davon findet sich wieder in der Präger handUhrift uinfer
nr 229. während aber in ersterer steht: Vortmer umb den vor-
sprechin sprechen wir scheppen czu magdeburg vor recht —
heifst es in der letzteren Vortmer um den vorsprechen spreche
wir ein recht, die directe beziehung auf Magd^mrg ist also weg-
gdafsen. ob indes nur in diesem urteil oder auch noch in andere,
ist ebenso wenig anzugeben, als nachgewiesen werden konn, oft
dieser hinweis auf Magdeburg etwa erst von dem Bischofteinitzer
Schreiber weggdafsen wurde, von dem wahrscheinlieh die böhmische
Übersetzung herrührt, welche den einzelnen entscheidungen beige-
fügt ist.
Dafs das urteil nach Magdeburgischem recht erfolgt, ist mehr-
mals ausdrücklich gesagt, s. nr 143. '157. 258.
Aber auch die um rechtsbelehrung bittenden Troppauer wifsefi,
dafs sie unter Magdeburgischem rechte leben, und verlangen geradezu,
dafs man ihnen mitteile, was in dem von ihnen angeführten faXk
nach Magdeburgischem rechte recht sei. so nr 122. 130. 138|. 14ß.
210. 231. 233. 286.
Aufserdem ist in den anfragen sowol (nr 93. 152. 177) wie
in den entscheidungen (nr 40. 58. 60. 70) auf das weichbUdrecht
und auf den Sachsenspiegel (nr 93) bezug genommen.
Weitaus in den meisten fäUen ist femer am eingange der
einzelnen schöffenbriefe unter teilweiser anfühnmg der namen der
Parteien, ihrer beweismittel usw. der rechtsfall, wegen dessen sich
die Troppauer eine entscheidung erbaten, aus dem gesuchsschreiben
recapituliert, und an diese anführung die erbetene entscheidung des
concreten falles angeknüpft, so innr 1 — 8. 33 — 73. 78—81.
83-87. 89—130. 132—153. 161-208. 210—250. 253.
256—259. 261—265. 279—290.
Die antwort des oberhofes wird eingeleitet durch
Vortmer fragit ir. nr 235. — ir habit uns gifrogit. nr
111. 191. 221. 231. — auch habit ir gifrogit also, nr 161.
312 MAGDEBURGER SCHÖPFENURTEILE
162. 163. 173. 238. — auch siDt wir gifrogit. Hr 51. —
vorbas frogit ir. nr 232. — vortmer habet ir gifroget alsust
nr 242. — Torliner habet ir uns geflroget rechtes noch diesem
Worten, nr 229. — vortmer, lieben frewndt, ir höbet uns
rechtes gefroget in diesem worten. nr 241. 243. 288. —
Lieben frewnde, als ir uns habit gifrogit. nr 153. — auch
habit ir uns gefrogit umme ein orteil in suUichen worten. nr 71.
vertmer, liebe frewndt, ir habit uns gefroget umb recht noch
diesem worten. nr 217. — vortmer, lieben frewndt, ir habet
uns gefroget rechtes noch desem worten. nr 190.
Vortmer habet ir gebeten, nr 192. — auch als ir uns hat
gebeten, wr 175. — nu beten wir ewir gnade uns des czu
entsliefsen. nr 148. vortmer biten wir uns underweisen. nr
216. 259.
Ir habit uns geschriben. nr 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 33. 239.
— vortmer habit ir uns geschriben. nr 87. 237. — auch habit
ir uns geschriben. nr 200. — vortmer habit ir uns gesdiriben
in suUichen worten. nr 287. — vortmer habit ir uns geschrieben
umb recht, nr 233.
Ewir frage ist. nr 127. 130. 150. 203. 207. 213. — die
ander froge ist. nr 212. 225. — die dritte froge. nr 226. —
die fünfte froge in ewrem briefe was also, nr 208. — Vort-
mer ewir froge ifl alsust. nr 146. — vortmer ist ewir froge
in dem worten. nr 147. — auch mer ewir froge ist umb recht
in sullen worten. nr S3. — ewir froge umb recht ist alsust.
nr 182. 187. 210. 227. — ewir froge umb recht ist. nr
205. — vortmer ewir froge umb recht stet in suUichen worten.
nr 188. 214. — ewir froge stet in diesem worten. wr 211. 224.
— ewir froge ist alsust. nr 215. — ewir froge stet alsus. nr
184. 199.
Noch suUichen grufse ist das ewir froge. nr 122. — noch
frunllicher grus ist das ewir froge. nr 166. — noch frewnt-
Uchen grus, lieben frewnden, ir habit uns gifrogit also, nr 172.
Unseren frewntlichen grus zuvor, nr 134.
Manchmal ist ausdrücklich auf einen früheren scköffeiArtef
bezng genommen: so nr 222. 233. 289.
Dafs der oberhof in seiner antwart das gesuchsschreiben wört-
lich aufgenommen hat, ersieht man de^Ulidi auch daraus, daß mit-
unter die formein noch erhalten sind, mit welchen dieses schlofs:
MAGDEBURGER SCflOFFENÜRTEa.E 313
nu beten wir uns underweisen, wie wir das mit im halden suHen
und was nu recht sey. nr 256; hirmnme sprechen wir ein
recht und beten uns underweisen ab das seH)e kint möge erbtheil
gefordern und nemen nach seiner muter tote. itrl77; dorumme
beten wir ewir underweisunge noch dieser obirsehreibunge. nr
178. ebenso nr 166. 170. 242. 280. 283. 284. 287.
Die entscheidung der vorgelegten redUsfrage ist eingeleitet durch
sprechen wir ein recht, nr 187 usw., welche formel in der regel
abgekürzt ist S. w. e. r.
Am schlufie der rechtshelehrung steht von rechtes wegen.
eine Jahreszahl findet sich nirgends, doch müfsen die von nr 246
an mitgeteilten schöff^hriefe naxih dem jähre 1372 th Troppau
eingelangt sein, weil in nr 245 ein sehöffentnief aus diesem jähre
ah heweismittd angefahrt ist. auch eine Unterschrift ist keinem
briefe beigefügt.
Äufser den angeführten 227 schÖffenbriefen enthält der Prager
codex aber auch 56 rechtssätze, nämlich nr 9 — 32. 74—77. 82.
88. 131. 154—160. 209. 251. 252. 254. 255. 260.
266—278.
Es wurden also teilweise rechtssätze, welche allmählich dein
Schöffenbuche beigeschrieben worden waren, in den text eingeschoben,
vorausgesetzt, dafs diese rechtssätze nicht selbst dadurch entstandeti
sind, dafs der concrete rechtsfatt, um den es sich handelte, und
der dem oberhofe Tsur entscheidung vorgelegt worden war, weg-
gelaßen, und nur das erhaltene urteil in das schÖffenbuch ein-
gesehrieben wurde, und für diese auffa/hmg spricht gewichtig der
umstand, dafs wir die entstehung solcher allgemeiner sätze aus
früheren urteilen nachweisen können, nr 79 der Prager Sammlung
steht die anfrage, wie der zu bestrafen sei, der die richter einer
Unwahrheit beschuldiget, und sagt, dafs man ihnen nicht glauben
soll, darauf wird, wie überhaupt, durch S. w. e. r. eingeleitet, die
entscheidung gegeben, dafs der defhalb beschuldigte jedem ratmann
30 Schillinge zaUen soll, frage %ind antwort sind also hier er-
halten, die Dresdner handschrift aber enthält nur die entscheidung.
und wie dieser rechtssatz nachweislich aus einem schöffenbriefe
verkürzt ist, so sind wahrscheinlich auch andere, vielUidu sämmt-
lidie aus ursprünglichen richterlichen erkenntnissen entstanden, ja
vielleicht ist die Verkürzung sogar erst von den Schreibern der
Sammlung vorgenommen worden, doch dieses zu untersuchen, und
314 MAGDEBURGER SCflÖFFENURTEILE
das verhäüms der Prager handsdirift einerseite zur Dresdtiar,
andererseits zu den Magdeburger fragen tind zu dem sysfemaiisdim
schöffenrecht nachzuweisen, das überlafse ich dm kennem des
deutschen redUeSy welche ich durch diese beschreibung auf dm
jedesfaUs wichtigm Prager codex aufmerksam machm widUe.
Prag, im, juni 1874. JOHANN KELLE.
PERCEVAL LE GALLOIS.
Vor mehrerm jakrm habe ich in d»m codex i. E. 3.5 der
Prager Universitätsbibliothek zwei pergamentvorsetzblätter a^f-
gefundm, welche verse aus dem Perceval des Chrestim de Troyes
mthaltm, nämlich:
V z. 9057-9092
1" z. 9096—9133
1»» z. 9141—9182
1«»'» z. 9186—9221
2» z. 9852—9891
2" z. 9895—9932
2"* z. 9936—9971
2'*»' z. 9976—10010.
Ich teile nachstehend die zahlreichen und bedeutendm ofr-
weichungm von dem texte bei ChPotvin, Perceval le GaUois ou le
conte du Graal publie dapres les manuscrits originaux. Mom»
1867 (21 fubUoaiion der sodete des bibliophiles Beiges seani ä
Mons) mit, und bemerke über das äufsere der blätter folgenies:
auf der seite standm ursprünglich 39 zeilm; da aber die blätter
am unterm rande beschnittm sind, so sind in jeder spalte nur
36 erhalten, auch am rechtm rande ist etwas abgeschnittm, wo-
durch der anfang der zeilm auf \^ 2^ mangelt, der anfange^
huchstabe jeder zeile ist grofs und etwas abgerückt, dreimal (z.
9191. 9874. 10000) ist für einm gröfserm anfangsbuchstabm
räum gelafsen. nach jeder zeile steht vom texte abgerückt ein
punkt. die linim, durch welche die beiden spalten gebildet werden^
sind kaum sichtbar, fast noch wmiger jene, welche zwischen dm
einzelnm zeilm gezogen sind, auf fol. 2* steht: Monast. S. Co-
ronae. 1649, was über dm früheren aufmthaltsort der blätter
PERCEVAL LE GALLO» 315
aufichlufs gibt. — die worte rem de qua loqueris digito mon-
strare caveto, toeUhe auf foL V imd fei. 2^ der länge nath
zwischen den beiden columnen stehen, so wie die non sunt securi
qui dant sua cola securi auf foL 1*, 9ind offenbar federproben.
Fol V.
9057 souleHient 58 toutes estoient 60 Gar. chascon.
61 Uq gaapatiele pendue. 62 fu] ot 63 kioute] kouste.
64 chasGOB. del lit 65 escbarboucle ferme. 66 plus]
si. 67 Come. au. cierges. 68 sor goches asis. 69 Qui
inrt rechignoieot loz ioues. 70 Et li goches sus. «ii. roues.
71 isnelles. 72 Qa. i. sol. partot loieus. 73 Del un chief.
en alast] alast 74 qui. i. 75 Tiex. qui. 76. onques]
Que. 77 Ne niert fes ue ia mes niert 78 tous pales.
79 De poilles que uos men .... 80 Et restous oures dor
et de soie. 81 mesieres. 82 chief desus auoit uerrieres.
83 Si riches. 84 parmi le uoire ueist. 85 Tout cels.
pales estoient. 86 Et] Qui. passoient. 87 uoires. colors.
88 riches. meillors. 89 Qen s . . st et] ne. 90
Mes ne uoil or mie. 91 totes les choses. 9092 pales.
FoL 1".
9096 et ca. 97 tot esgarde. 98 Sa le notonier
apele. 99 Et dit. 9100' Ceiens. chose. qoi. 2
Que 1 . . 3 Et dites qoi ientendistes. 4 desfendistes.
5 n'i] neL uaoir. 6 uoil ie seoir. 7 sol. 8 Qains
mes ne vi si riebe lit. 9 biau. 10 vos. naprouchies.
11 Qar. uos. aprouchies. 12 poior. morries. 13
Dont] Que. morist. 14 Ostes et que ferai ie donques. 15
Qoi. 16 Quant si uos uoi encoragie. 17 retenir] degerpir.
18 uos. ci. 19 Vos demande. 20 mes. 21 uoil ie le
don. 22 uos raillies. 24 au gens. 25 un tel pales.
26 riebe. 27 uos. autre. 28 dirai ie. 29. 30 fehlen.
31 ensenble. 32 Et nepor oc oste il me semble. 33 uos.
Fol. \\
9142 fenestres. 43. 44 fehlen. 45 miels faire. 46
uerrois. 47 .... Celles. vos. 48 ausit. 49 iestes.
ceiens. 52 voient orendroit bien. 54 . . . Celles, mechines.
55. 56 fehlen, 57 deu. 58 chanbres. 59 missire. 60
ne ferre ie au mains. 61 pucelles. 2 quit. 64 qui li.
65 home ou. 66 serrai ia par. 67. 68 fehlen, 69 doie.
316 PERCEVAL LE GALLOIS
72 mie arester. 74 ist hors et tient. 77 ne si sist 78
quil ni moresist. 79 merueille. 80 someille. 9181 ne
De siet.
Fol l'»^
9186 amor. 87 de ci. 89 Car mis. porroit soufrir.
90 vos. ueisse. 91 du fort, sen ist. 92 midsire. sasist
94 Slot a SOD. 95 Et en laseoir que il fet. 96 Et les cor*
des gietent. i. bret. 97 Et les canpenelles si sonent. 98
pales ensone. 9200 merneilles. 1 encbaDtement 2 Que
par. 3 Qarriaul et saietes laiens. 5 MoBseiguor. 6 quil
lot. 7 enchantement tex. 8 Que nul om ueoir. 9 De
quel lin li qarrel. 10 les archiers. treoient. 11 Et ce
poues uos. 12 escrois ot a descendre. 13 arbalestes. 14
uousist. 15 Missire. 16 Mes. demore. 17 Reclostrent»
18 missire. 19 qarriaus qui ferus. 9221 En plusors leuft
el cors blecie.
Fol 2*.
9853—9856 fehlen. 57 ne se pas ou li. 58 trop
parfonde ce dot. 59 Et la riuiere haut partot. 61 Vos»
62 Fet. pucelle. 63 lepensai. 64 uos. eussiez. 65
uos. 66 perillex. 67 Que nus sil nest trop corajex. 69
Tantost. 70 Missire. cheual. 71 Et uoit legue parfont
elval. 73 si] fu. 74 missire. 75 dit. cheual. 76
Maint greignes fosse tressailli. 77 oi. 79 qui le gue pe->
rillex. 81 11 auroit tot. del] dou. 82 Lors selloigne.
83 vint tous les g ariere. 84 Por saillir. mes. 85
Quil. le saut. 86 sailli. 87 son cheual. 88 terre de.
89 saillir afichies.
Fol 2".
9895 Aincoit. 96 monseignor. 97 Quil troua son
cheual m . . . . vain. 99 quil li. 9900 La seile. 1 por.
essujer a costee. 2 poitrax. 3 del flans. 5 seile. 6
ua. 7 sol. 8 giboiet. i. 9 El champ. 10 .oh. ehiens
a oisiax. 11 biax. 12 bouche. 13 missire. laprouche.
14. 15 fehlen. 16 Biaus sor tote la. 17 Dex uos douit
18 isniax. 19 Du. biax. 20 Mes. dessiee. 21 sole
lessiee. 22 pucelle. 25 qartiers. 27 Et que deuint
loutroi. 28 Que li ala puis le ch>. 29 a le notonier.
30 11 dit. 9932 pucelle.
PERCEVAL LE GALLOIS 317
Fol. 2^
9936 ßst po . . . de moa bon. 37 malgre son. 39 o
luj. 40 et lui. 41 lui seruir. 42 serujses. 43 tost
que ele. 44 lessier aqoison. 46 tolue las. 48 dex.
49 tiex. 50 veoist. 51 trouer me quidast. 53 nose.
55 dou mont et le pris as. 56 proue ce coaqais. 57
perillos saillis. 59 ueroiement. 60 nen reissi. 61 me.
62 qui. 66 ele. renoiee. 67 ele. noiee. 68 daiable.
69 dit si grant. 9971 naier.
Fol. 2»»^
9976 uels. 77 Que u soit. dels. 78 por. 79 se
ie. 80 ausit. 81 ia por riens neL 82 Tot. uoudre.
83 tu men. 85 missire. comence. 88 cite. 89 Qui
ele. 90 Amis] Frere. cite. 91 T ie bien uerite.
92 ele. 93 Qui nest ome. ien. 94 Je ne cieg rien se de
deu non. 95 Si a orquen issi a non. 96 Giromelanz.
97 uaillans. 98 ie lai bien oi. 99 terre iestes. 10000
a non. 1 nouelle. 2 loig. 3 com uos li portes tes-
moig. 4 fet il bien tesmoignier. 5 Que ele fait a elloig-
nier. 6 Que trop. desdeigneuse. 7 Et por ce a non
lorgeillouse. 8 Norgres. ele. 9 Sen fu ml't petite.
10010 non.
Prag. JOHANN KELLE.
NOTIZ.
Die aus dem Peter und Paulskloster zu Erfurt stammende,
nach 1449 gesd^riebene papierhs. ms, theol 164 in quart der k.
biblioihek zu Berlin enthält auf bl. 144* folgende eintragung:
Alsus bedette ich dir din heubit
Ich Sprech er gaste dez gleubit
Daz ich sin nicht enlaze
Nu get balde uwer straze
5 Vnde rumet \;fis daz bette san
Daz heubt ich ome bedett han
Do sy deme gaste also beschiet
Her en sumete ouch dez wege nyet
Her ging hin dan ^ vil lyse
' das wort ist durch eine abbreviatur autgedrüekt, die ich sonst
noch nicht gesehen habe.
318 NOTIZ
10 Alse half sy irme amise
Do her quam sin 8tra2e
Daz heubt begonde sy eme lazen
Vode greif ome vorne an den zcopf
Se spracih herre rieht ?f den coph
15 Vnde sich mich vrolich an
Daz ich mit schimphe getribin han
Daz Vortrag durch dine gute
Man sal sich vor vbeln wibin hüte
Die so kunnen nuszen
20 Man sulde sy mit knuttelen kuszen
Ach der da machte ein zcehes hast
Vnde hing ein vbel wip an eynen ast
Vnde hinge dan da by
Zwene wolfe ader dri
25 So enwart nye keyne galge
Basz gespyset mit bösen balgen
So der ast gespyset were
Daz neme ich vf mine ere
Ez were dan daz man den tufel finge
dO Vnde yn dar an hinge
Hy nemet daz mere eyn ende
(144*^ Got musze vns sine gnade sende Amen.
Die ersten zwanzig verse bilden den schlufs der von vdHagen ab
'der ritter und die nüfse' betitelten erzählung v. 177 ff (GA 2, 282),
die folgenden von 21 ab den des Zombratens in Laßbergs LiedBr-
saal 2,531 v. 971 /f. dafs dieselben hier verbunden aufhtiei^
hat die beiden gemeinsame enoähnung der 'Übeln' weiber verursatkt.
ich habe das kleine stück mitgeteilt, weil sich für die erste erzählung
einige texlbefserungen dara^is ergeben, so 5 bette. 7. 8 beschiet:
niet. 9. 10 lise: amtse statt des unerhörten reims bei vdHagen
verholne: buolen. leider sind in defi Variantenverzeichnis war
die ksarten der Dresdner hs, 68 angegeben, nicht auch die der
Wiener und Insbrucker, so dafs man über das verwandtschaftsver^
hältnis derselben sich ein urteil niAt bilden kann,
STEINMEYER.
DIE HEIMAT HEINRICHS VON M0RUN6EN 319
DIE HEIMAT HEINRICHS VON MORUNGEN.
Nachdem früher wegen der heimat, welche dem minnesänger
Heinrich von Moningen zuzuweisen sei, zwischen verschiedenen
orten dieses namens geschwankt war, erklärte Haupt im MSF
s. 278 es bereits als aufser zweifei dafs die bürg bei Sanger-
hausen zu verstehen sei, ohne indes herren von Morungen*Sanger-
hausen früher als seit dem iiv jh. nachweisen zu können
(Schottgen und Rreysig, Diplom, bd. 2). die belege lafsen sich
jetzt beträchtlich vermehren, so dafs in der tat nunmehr kein
zweifei übrig bleibt.
Zunächst existieren zwei Urkunden, durch welche wir teils
der zeit, in der der minnesänger Heinrich gelebt haben mufs, be-
deutend näher gerückt, teils bis in dieselbe hineinversetzt werden,
die älteste stammt aus dem kloster Walkenried bei Nordhausen
und ist datiert *in Morungen, a. 1226 vi. kal. jun.' (Walken-
rieder urkundenbuch i nr 378): ein Burchard von Morungen
mit dem beinamen de Asseborch und sein bruder Cuonrad ver-
zichten hier auf gerechtsame, welche ein verwandter, Theoderi-
cus de Piscina, an das kloster Walkenried abgetreten hatte. —
die zweite ist vom jähre 1276, und in ihr erscheint sogar ein
namensvetter des dichters: ein ^Heinricus miles de Morungen'
wird als früherer besitzer eines hofes in kloster Helpede bei Eis-
leben erwähnt (Moser, Diplomat, und histor. belustigungen n, 19).
dafs der vorname Heinrich in der Sangerhausener familie ein sehr
gebräuchlicher war, zeigen aus späterer zeit auch viele Kalten-
boruer Urkunden bei Schöttgen und Krejsig aao. nr 724. 725.
731. 743. 744. 753. 754.
Von noch gröfserer beweiskrafl ist vielleicht ein zweites
moment. vdHagen (MS iv, 123) beschreibt das wappen des
minnesängers in der Pariser hs. C ^ als im blauen felde drei
goldne halbmonde enthaltend, deren jeder an der oberen spitze
einen goldenen stem zeige, das wappen der Sangerhausener
Morunger ist ihm unbekannt; dagegen führt er die einiger
' die Weingartner hs. B gibt dem Morunger als wappen einen
morenkopf.
320 DIE HEIMAT HEINRICHS VON HOAUNGEN
anderer familien an, von denen nur das der hefsischen herren
von Baumbach mit dem Morungischen in C näher überein-
stimmt.
Der freundlichen bemühung aber des herm Clemens Menzel
in Sangerhausen verdanke ich die notiz dafs sich in der dortigen
SUlrichskirche , in der mehrere glieder der Morunger familie
bestattet sind, zwei familienwappen, allerdings aus ziemlich später
zeit, vorfinden, nemlich aus den jähren 1582 und 1587; aliein
beide zeigen im schwarzen gründe einen grünen halbmond und
links davon einen ebensolchen stern, das von 1582 einen stem
mit sechs, das von 1587 mit fünf zacken, auf die Verschiedenheit
Wappen eines^ D. von Meningen Wappen eines Melchior von Mo-
(1587) am erbbegrabnis in der ningen (1582) am Morungischen
SUlrichskirche zu Sangerhausen. kirchenstuhl in der SUlrichskirche.
der färben ist kein gewicht zu legen, da diese im früheren ma.
nach belieben variierten, und was die übrigen abweichungen in
der zahl und etwa der Stellung der embleme betriflt, so ist zu
berücksichtigen, dafs die Morungische famiUe schon ziemlich früh
in verschiedene zweige gespalten war (es gab Morunger in Sanger-
hausen selbst, in Obersdorf, Riestedt und Emseloh), die schwer-
lich alle genau dieselben heraldischen attribute geführt haben.
die Übereinstimmung der beiden wappen mit dem der hs. C ist
immerhin grofs genug, um uns zu berechtigen von nun an mit
voller Zuversicht den inhaber des letzteren, den minnesAnger
Heinrich der Sangerhausener familie von Morungen zuzurechnen.
Linum bei Berlin, 16 September 1874.
DR H. ZURBORG.
ARISTOTELES DE LAPIDIBUS UND ARNOLDÜS SAXO 321
ARISTOTELES DE LAPIDIBUS UND
ARNOLDÜS SAXO.
Sehr bekannt und seit langer zeit viel besprochen ^ sind die
stellen des Albertus magnus und Vincentius Bellovacensis aus
einem buche des Aristoteles über die steine, in denen
ausdrücklich, wenn auch noch in unklarer Vorstellung, von der
anziehenden und abstofsenden kraft des magnets, von dem gegen-
satz der beiden pole (anguli, später poli beim mag. Petrus 1269)
und der richtung nach nord und süd die rede ist. kenntnis der
tatsache gibt auch ein von Vincentius angeführter sonst gänz-
lich unbekannter Schriftsteller kund, Arnoldus Saxo. ^ woher
aber dieser sein wifsen, jene beiden das zeugnis des Aristoteles
haben, weifs niemand, zwar erfuhr man durch Sylvestre de
Sacy dafs unter dem namen des Aristoteles ein arabisches aus dem
griechischen übersetztes buch über die steine in der Pariser
bibliothek liegt (suppl. ar. 876 *— SGerm. 402), aber in diesem
steht, wie versichert wird, nichts der art im kapitel über den
magnet. man hat daher diese ganze angäbe der lateiner, da
sie doch sichtlich, wie die fremden namen der pole zaron und
afon zeigen, aus arabischer quelle geflofsen ist, seit Klaproth^
bis auf ThHMartin^ für eine Interpolation', also etwa eines
* in welchem sinne kann man kurz ersehen aus Gehlers Physik. Wörter-
buch t. I Lpz. 17S7 s. 523: ^die alten . . . gedenken blofs seiner anziehung
des eisens und der mitteilung seiner kraft an dasselbe, in einer dem Aristo-
teles zugeschriebenen stelle, welche Vincent von Beauvais . . . und Albert
. . . anfuhren, wird zwar der richtung des magnets und der nadeln ge-
dacht; aber die schrift welche diese stelle enthält ist ohne zweifei unter-
geschoben und erst seit dem 13 Jahrhundert bekannt ... die entdeckung
der richtung des magnets ßllt ganz unstreitig in die dunkelste periode des
mittleren Zeitalters.'
' bei Vinc. Spec. nat. 8, 34 ^Arnoldus de natura lapidum . . .
sicut in magnete virtus attractiva, qui et ferruro ex uno attnhit angulo et
fugat ex alio*.
' Lettre sur l'invention de la boussole. Par. 1834 p. 50. vgl. Libri,
Hist. des sc. math. ii, 61.
* Observations et theories des anciens sur les attractions et les repul-
sions magn^tiques (in den Atti deil' ac. de' nuovi Lincei t. xviii. 1865)
Z. f. D. A. neue folge VI. 21
322 ARISTOTELES DE LAPIDIBUS
anderen textes der arabischen quelle, gehalten, ohne sich übri-
gens den sinn und die niöglichkeit einer solchen im geringsten
klar zu machen, die sache ist nicht unwichtig: zwar dafs die
künde von der polarität des magnets und vom gehrauch der
magnetnadel erst etwa ende des xii jahrh. aus der praxis der
Schiffahrt in den allgemeineren besitz der abendländischen ge-
lehrten eintrat (Martin p. 110), an dieser tatsachc wird nichts
dadurch geändert, dafs man die unbegründetheit des zweifeis an
der (richtig verstandenen) echtheit jener stelle und das alter des
bnches zeigt aus dem sie herstammt, da dieses eben ein
griechisches sein soll, das von den Arabern erst übersetzt ist, so
folgt, dafs, wenn die stelle in ihm stand, die kenntnis der sache,
die ja hei den Chinesen uralt ist, nicht erst durch die Araber,
sondern durch die Orientalen Europas, die byzantinischen Grie-
chen zu den lateinern gelangte und der gebrauch der magnet-
nadel überhaupt in der Schiffahrt auch Europas viel älter ist,
als man meinte, denn jenes schon von arabischen Schriftstellern
des X und xi jahrh. angeführte buch von den steinen mufs
selbstverständlich älter sein als das Zeitalter der Übersetzungen
unter Mamun und seinem nachfolger dh. als das ix und x
Jahrb., es mufs mindestens in das achte oder neunte, dann aber
wahrscheinlich in ein noch früheres gehören.
Schlechthin beweisen läfst sich freihch nicht, dafs die stelle
über die pole des magnets auch schon in dem griechischen
buche stand — sie konnte immerhin mit andern dingen eine
zutat des Übersetzers und bearbeiters sein, nur in dieser weise
hätte die Vermutung einer Interpolation überhaupt sinn, dafs
sie aber dem ursprünglichen text der schon im x Jahrhundert
im Orient vorhandenen übertcagung, von jeher dem arabischen
buche von den steinen, demselben, auf welches sich wie Albert
und Vincenz die arabischen ärzte seit frühster zeit berufen,
würklich angehörte, das wenigstens läfst sich für alle historische
betrachtung überzeugend glaubhaft machen, zu diesem zwecke
will ich einfach von der erlaubnis gebrauch machen, aus früheren
bibliotheksstudien über mitteiallerlicbe lapidarien einige vor jähren
(1857 und 1863) gemachte abschriften von texten mitzuteilen,
p. 29. vgl. T Bert ein, Sulla epistola di Pietro Peregrino (im Bulletino
di storia delle sc. mat. e fis. t. i Roma 186S) p. 116.
UND ARNOLDUS SAXO 323
welche der lateinischen Htteratur des xiii Jahrhunderts angehören
und durch jenen fast verschollenen Arnoldus — und nur durch
ihn — eine besondere beziehung zu Deutschland erhalten haben.
Arnoldus Saxo — man weifs von ihm nichts weiter als den
namen — hat im anfange des xni jahrh. ein kleines buch De
virtutibus lapidum ^ geschrieben , das in handschriften öfter, aber
ohne namen des verfafsers, vorkommt und als grundlage des
stein Verzeichnisses in Albertus magnus 5 biichern De mineralibus
eine fortwürkende bedeutung für die geschichte der mineralogie
im mittelalter erlangt hat. aber nicht in dieser bisher unerkannten
quelle des Albertus, sondern in einer andern schrift De virtute
universali, welche mit ihr in der einzigen erhaltenen handschrift
gewissermafsen der sämmtli^hen werke Arnolds vorkommt (cod.
Ampi. oct. 77), fand ich im j. 1855 zu Erfurt in der zusammen
mit dem eigenhc'tndigen Verzeichnis noch fast vollständig erhaltenen
bibliothek des Amplonius (f 1435), welche für uns Deutsche
in ermangelung des Pariser Schatzes eine art universititt mittel-
alterlicher wifsenschaft vorstellen kann, die im besonderen da-
mals mir es war, das buch des Aristoteles De lapidibus angeführt
'secundum translacionem Gerardi', eine Übersetzung also ohne
zweifeU da selbstverständlich nur an Gerardus Cremonensis (t 1187)
zu denken ist, des xii Jahrhunderts, kurz vorher war durch
Bormans bei gelegenheit einer flüchtigen inhaltsangabe über die
zweite dem xiv jh. angehörende hälfte eines codex Leodiensis
(univers. 77) bekannt geworden, dafs ein lateinischer text von
Aristoteles buch über die steine in Lüttich liegt (vgl. meine
Anecd. i, 87). ich sah ihn später dort selbst im j. 1862, 1863
hatte ich ihn in Berlin in bänden (Aristot. pseudep. p. 699,
Anecd. i, 89) und machte die unten folgende abschrift. aufser-
dem ist es mir nur noch einmal gelungen, unter den zahlreichen
mittelalterlichen Steinbüchern, die ich allerwärts besehen habe,
auf einen hierher gehörigen text zu stofsen dh. auf eben dieses
buch des Aristoteles, aber merkwürdiger weise ist dieser einzige
zweite text, angezeigt durch den katalog der handschriften der
^cole de m^decine von Montpellier (Catal. des mss. des d^part.
t. I p. 397) zugleich der einzige text einer anderen von jener
* ein 'über deperditus' ist es für Beckmann zu Marbod (Gott. 1799)
V. 390.
21*
324 ARISTOTELES DE LAPIDIBUS
Lüttichcr ganz unabhängigen Übersetzung des arabischen buches.
im Lütticher text spricht Aristoteles in eigenem namen, im
Montpellier-texte erscheint er nur in dritter person, einleitung
und der allgemeine vergleichende teil mit dem das Lütticher buch,
nach vollem prolog des Übersetzers, anhebt, fehlen hier: es be-
ginnt gleich die reihe der einzelnen steine, nicht ohne abkürzung
auch hier, aber doch so übereinstimmend, dafs die einheit der
arabischen grundlage feststeht, es ist also ein auszug, wie die
hebräischen worte (zb. c. 6 De lesen, et vocatur in arabico
elgeysa — vgl. c. 8) zeigen, jedesfalls nicht ohne mitwürkung
eines Juden, vielleicht gradezu von einem Juden gemacht, da ein
Spanier oder Provenzale, wenn er eben nur mit hilfe eines
Juden wie gewöhnlich arbeitete, um so weniger den hebräischen
Steinnamen irgendwo in den titel eines kapitels gesetzt haben
würde, der text des hebräischen Aristoteles-buches von den
steinen, von dem Steinschneider gesprochen hat (handschriften
gibt es mehr als eine, s. MSteinschneider Zur pseudepigraph.
Utt. des mittelalters, Berlin 1S62 s. 84^: diejenige, von der
Steinschneider abschrift genommen hat, ist jetzt — dh. seit 1863
— cod. Monac. hehr. 418), entspricht in der tat wörtlich diesem
lateinischen auszüglichen texte, wie wir beide durch eine ver-
gleichuug unserer texte festgestellt haben, er hat auch dieselben
fehler (zb. das entstellte wort bulacar c. 8). der hebräische text
wird also wol, wenn die lateinische sprachlich übrigens ganz
besonders schlechte fafsung nicht etwa eine zugleich entstandene
arbeit desselben Juden ist, die vorläge dieses lateinischen textes
sein, und nicht umgekehrt, nach diesem hebräischen auszuge
führen die Juden den Aristoteles und das buch von den steinen
in der zweiten hälfte des xni jahrh. vielfach an (nach St.s mit-
teilung), zb. wörtlich Gerson ben Saiomo in seiner kosmographie \
während es im anfange desselben jahrh. ihnen noch nicht be-
kannt war: es wird eben um 1250 etwa entstanden sein, von
höchstem reize für uns ist er auch dadurch, dafs er uns die im
^ vgl. Hebr. bibl. xiii, 85. über cod. Paris, hebr. 930 früher 305 membr.
angeblich s. xiv mit Averroes-übersetzungen von Jakob Antoli, Moses Ihn
Tibboii ua. s. Gatal. des mss. hebr. Par. 1866 p. 163.
3 Hebr. bibliogr. vi, 93 vgl. Zur pseudep. litt. s. 82, wo aber für
Sam. Ibn Tibbon — falscher titel — nach Geiger eintreten mufs Palqaera.
über Bechai ben Ascher (ende 13 jh.) s. das. s. 85 und Hebr. bibl. xra, 11.
UND ARNOLDÜS SAXO 325
lateinischen fehlende zweite hallte des buches (worin auch über
metalle, s. das kapitelverzeichnis bei Steinschneider Hehr. bibl.
VI, 94) erhalten hat. der lateinische text im Montpellier-codex
277 ist sehr jung, saec. xv wie die ganze handschrift auf papier
geschrieben, aufser im anfang, wo der Apuleius De herbis (mit
den precationes) auf pergamentblättern beginnt: ihm folgt eine
ganze reihe von Schriften ähnlichen ranges, das liber Thesali
philosofi De virtutibus 19 herbarum, hier nicht an Hermes, son-
dern an den ^Germanus Claudius rex et deus aeternus' und der
tractatus Alexandri magni De septem herbis secundum septem
planetas, beide vor den vier Kiranniden, wie es im j. 1168 zu
Constantinopel der lat. Übersetzer derselben, der jene noch ver-
misste, im prologe bereits anordnete, usw. (vgl. den katalog). an das
erst im j. 1233 von Stephanus de Cesaragusta civis Ylerdensis
— zu Ilerda — übersetzte buch des Ihn al-Dschezzar über ein-
fache heilmittel, in dem Ar. von den steinen so oft citiert wird,
erinnert uns f. 66'* — 68* die^ Epistola ameti filii habrae nomi-
nati fihus macelaris De proprietatibus (im prolog erwähnt er seiner
bücher De animalibus, De venenis und De medicinis simplicibus
genannt liber sustentacionis — eben desselben, das der spätere
Übersetzer liber fiducie nannte, desselben auch, welches schon der
auszüglichen bearbeitung des Constantinus Africanus im liber De
gradibus zu gründe lag): alles offenbar in Südfrankreich oder
vielmehr in Spanien geschrieben \ obgleich die handschrift erst
von Rom aus der bibliothek Albani nach Montpellier gekommen
ist. das buch von den steinen folgt unmittelbar auf liber Sesti
platonis De animalibus 3. der Aristoteles von den steinen, der in
* aus dem latein. auch ins hebr. übersetzt, s. Steinschneider, Zur
pseudep. litt. s. 56, dens. in Virchows Archiv 37, 366 und überhaupt 42, 105.
> *Herba solis que eliotropia dicitur et girasoT im Thessalus c. 14
und im tr. vii herb. *Septima herba est veneris nomine peristereon i. ber-
benacha et vocatur etiam a multis gerate 9a (urspr. stand yerole9a) i. co-
lumbina*. das buch des Thessalus ist das von Meyer Gesch. der botanik
n, 341 beschriebene, das 9 statt s geht durch die ganze handschrift (auch
im steinbuch).
' von dem prosaauszug Marbods aus dem 4iber lapidum preciosornm'
des Evax rex Arabum f. 112* habe ich leider nicht festgestellt, ob es sich
wie wahrscheinlich doch nur auf das Evax-gedicht Marbods oder würklich
wie der prolog zu wollen scheint, auf dessen quelle selbst bezieht.
326 ARISTOTELES DE LAPIDIBÜS
dieser Umgebung auftritt, ist aber nicht für sich als eigene schritt
erhalten, sondern als teil einer gröfseren compilation aus mehren
verschiedenen büchern über steine, in welcher es den den namen
gebenden anfang bildet : Incipit liber aristotilis de lapi-
dibus preciosis secundum verba sapientum anti-
quorum. Capitulum de perna. Capitulum primum. ^Dixit
aristotiles. Lapidum quos dicturi sumus usw. nun folgt hinter-
einander c. 1 — 32 Aristoteles, dann ohne andeutung anderer
quelle c. 33 — 45 in ungenau alphabetischer Ordnung prosa-
auszüge aus Marbods gedieht (= M. 11. 28. 33. 19. 22. 23.
3Ö. 41. 53. 55. 58. 25, also buchstabe C — D), dann die zu-
sammenhängende reihe der unter lapis gestellten steinartikel aus
der alten alphabetischen Umarbeitung des lateinischen Dioscori-
des (s. Anecd. ii, 113. 119 und im Hermes vni, 38) in derselben
folge wie in der quelle von Lemnia fragilis bis Lapis asius {== cod.
Amplon. fol. 41 f. 36^—37*») als c. 46—67, welche darum
wichtig sind, weil sie neben Dioscorides selbst und aufser dem
lateinischen Urivasius grofsenteils aus dem lateinischen ^ soge-
nannten buche des Evax geschöpft sind, welches später die quelle
der virtutes für das Steingedicht des Marbod wurde, da diese
quelle jetzt nur noch in der einen handschrift Pitras (Spie.
Solesm. ni, 324—335), nämlich cod. Paris, lat. 7418 ('liber ami-
geronis'), vorliegt, so haben diese Dioscorides-kapitel , welche
sämmtlich auch bei Vincentius Bellovacensis (sein Dioscorides ist
eben dieser Pseudo-Dioscorides) als ^Diascorides' citiert und aus-
geschrieben werden, einige bedeutung. auch c. 68 De virtute
cachimiaruui ist noch aus Dioscorides, aber aus einem von jener
reihe getrennten artikel cadmia (f. 24, wie der schlul's von c. 66
De lapide coralo aus einem doppelartikel f. 22). nun folgen
wieder Marbod-auszüge (E — S, 0) von c. 69 — 98, endlich noch
einige auszüge aus anderer quelle c. 99 — 103, immer natür-
lich mit zahlreichen widerholungen derselben Steintitel. 'Ex-
plicit liber lapidum aristoas'- steht auch am schlufs des
* welches keine Übersetzung, sondern ursprünglich lateinisch und mit
offenbarer benutzung des Plinius abgefafst 'ist, aber eine griechische
Schrift des Damogeron in sicli aufgenommen hatte als hauptqueiic.
^ die form Aristoas (ar. arislu) ist auch sonst bekannt: in derselben
hs. Montp. 277 steht zb. f. 64* das dem Albertus magnus (Spec. astron.
8. Steinschneider: zs. f. math. u. phys. xiv, 373) bekannte liber secan-
:*:^
UND ARNOLDÜS SAXO 327
ganzen (f. 127*^ — 135% vollständig von mir abgeschrieben
in Montpellier selbst febr. 1857: f. 135'' folgt noch eine
Habula lapidarii precedentis innnediate secundum ordinem alpha-
beti'). statt der 32 kapitel, die allein hiervon dem buch des
Aristoteles gehören, gibt nun die offenbar vollständige hebräische
Übersetzung etwa die doppelte anzahl, ein um so wesent-
hcherer ersatz, als auch die andere wahrscheinlich ältere in der
ganzen fafsung weitschweifigere Lütticher Übersetzung in der
reihe der steine wenig über die reihe des M-textes hinaus-
geht, auch die metalle, gleichsam das zweite buch, ganz fehlen
läfst, die doch nach den zahlreichen Zeugnissen der arabischen
ärzte in diesem buche reichlich vertreten waren, auch in der
Pariser handschrift dieses textes, wie S. de Sacys erwähnung
der tutia zeigt, leider fehlt uns noch immer ein bericht über
diese arabische handschrift — ich kann nur hoffen, dals meine
mitteilung der lateinischen bearbeituugen, welche zu ihrer er-
kläruug und benutzung des arabischen Wortlautes gradezu be-
dürfen, auch den anstofs endlich geben mochten zur herausgäbe
sowol des arabischen buches als seiner hebräischen Verkürzung,
für die geschichte der niineralogie im mittelalter gibt es zunächst
nichts wichtigeres, vorläufig müfsen wir eben aus jenen zahl-
reichen anführungen, aus den bruchstücken des buches, welche
die arabischen ärzte uns vom 10 — 12 Jahrhundert bieten, unsere
kcnntnis vom zweiten teile der Urschrift schöpfen: doch auch
das, was über die edelstcine bei gelegenheit von Teifäschis be-
rühmtem buche 1 besonders durch Clement Mullet (Essai sur la
dum hermctem de 4 (nicht tO) confectionibus ad omnia genera animalium
capienda ^Dixit aristoas, Vidistinc hermelem liec animalia silvatica seil,
lupos et aves qualiter possunt capi . . . Dixit hermes, o aristoa. Inveni in
libro tliesaurirato ex secretis scientinruni ocultarum qiie arod i. gabriel dum
docercl ismenum ea i. adam scientiaiii naturarum' etc.
* wichtig für den Zusammenhang der geschichte auch durch die frag-
mente noch eines andern griechischen buches, die sämmtlich auf diesellie
einförmige annähme über die bildung der gesteine (vgl. AlkhlUzini p. 63)
bezüglich sind, des ^Belinus', eines auch sonst häufig auftretenden namens,
bei dessen erwähnung die unsinnige Vorspiegelung des *Plinius' noch immer
wieder auftaucht, mit dem doch die syrisch-arabische übersetzungslitteratur
so wenig wie mit römischer litteratur überhaupt je etwas zu tun gehabt
hat. das beruht auf jener auf sprachlichem gebiet längst überwundenen
klangausdcutung, wie sie ohne alle besinnung auf die bedingungen des
litterarhistorischen Zusammenhanges massenhaft auftritt zb. in Flügels er-
328 ARISTOTELES DE LAPIDIBÜS
mineralogie arabe. Par. 1868) bekaont geworden ist, reicht zu
der einsieht hin, dafs wir es hier überall mit einem und dem-
selben buche zu tun haben, das freilich so gut wie jedes andere
zb. eben das des Teifäschi in den handschriftlichen texten durch
die verschiedenartige willkUr der Überlieferung mehi* oder weniger
im einzelnen verletzt und unvollständig geworden sein kann, wie
es ja auch lateinisch in unter sich abweichenden resten verschie-
dener Übersetzungen vorliegt, im gründe aber immer eines und das-
selbe gewesen ist, auch im originale, trotz der noch der auiliellung
bedürftigen vorrede des arabischen Übersetzers, nie anders vor-
gelegen hat als in der gestalt, wie es durch die syrische Über-
setzung dem andenken der menschen erhalten worden ist. der
Übersetzer^ in der einzigen jetzt bekannten handschrift Lucas ben
Serapion genannt, zweifelhaften namens, da grade diese uamen-
verbindung sonst nie wieder vorkommt, während sie doch an-
klingt an zugleich zwei der berühmtesten uamen aus dem Zeit-
alter der Übersetzungen, Costa ben Luca (der den Aristot. De
lap. schon anführt) und Jahja Ibn Serapion, gibt zwar nach S»
de Sacys Übersetzung^ sein buch für einen blofsen auszug des
buches von Aristoteles aus, aber die angäbe über die 700 steine
(700 auch nach Abolays, bei Hadschi Khalfa v, 33 steht 600,
was natürlich blofs eine abweichende lesart, vermutlich eine falsche
ist) macht sich durch die mythische zahl selbst des mythischen
verdächtig, und da sich nichts ähnliches in der vorrede des ara-
bischen oder vielmehr syrischen Übersetzers bei der lateinischen
Übersetzung findet, wird man sie im sinne dieser so zu deuten
haben, dafs der als Aristoteles auftretende verfafser im anfang
von den unzähligen steinen sprach, die es würklich gäbe, im
gegensatz zu dem beschränkten kreifse (ungefähr 70 kann man
zählen, statt 700, vgl. das 400' bei de Sacy) derer die er selbst
klärungen zum Hadschi Khalfa und Fihrist. es ist oft gesagt, dafs Belinus
aufApollonius führt: hier ist aber wieder nicht an den Tyanensis zu denken,
der nichts geschrieben hat und durch Philostratus oder Lucianus, die nie
übersetzt sind, den Syro-arabern nicht bekannt werden konnte, sondern an
solche, wie den Apollonius der Byzantiner, der mit Harpocration und Koi-
ranos und ähnlicher hieratischen geseilschaft bei Tzetzes auftritt (Exeg. in
H. p. 76. 108. 109 ed. GHermann). über das buch selbst s. Not. et
extr. t. IV.
> Ghrestoni. ar. ui, 533: vgl. meine früheren ausführungen De Ar.
libr. ord. Berol. 1854 p. 181^195, Aristot. pseudep. Ups. 1863 p. 255 t
UND ARNOLDUS SAXO 329
(nicht der Übersetzer) in der tat besprechen wolle: *Dicit enim
(nämlich Aristoteles, me der Übersetzer einführt) quod in terra
sunt lapides plures quam possint nominari et quam sensus possit
comprehendere. neque numerus neque maneries neque diver-
sitates lapidum possent inveniri, etiamsi omnes mortales appo-
nerent ad hoc totum posse atque totam intentionem eorum'.
Ein zweites hilfsmittel, was obgleich nicht original, doch
vollständiger wäre als die bruchstücke bei den arabischen medi-
cinern, liegt uns nur noch in dem buch des mythischen Abo-
lays ^ vor, welcher auf grundlage des aristotelischen huches,
von dem er in der vorrede spricht^, die steine desselben, nach
ihren ai*ten getrennt und aufserdem um auszukommen in mehr-
facher Wiederholung eines und desselben an verschiedenen stellen,
auf die 360 grade des tierkreifses, je 30 auf jedes der 12 bilder
desselben verteilt und die steinkunde nach chaldäischer art mit
der genethlialogie in Zusammenhang setzt, unverkennbar an
die grofse pseudobabylonische litteratur des Ibn-Waschijjah erin-
nernd, die quellen derselben sind nicht älter als die dieses buches,
dh. soweit sie sich an Griechen anschliefsen, das was in der
byzantinischen litteratur der letzten Jahrhunderte vor dem Zeit-
alter der Übersetzungen umlief, wie die nabataeische landwirt-
schaft 3 die griechischen Geoponica (über deren verschiedene
Übersetzungen nach verschiedenen fafsungen des 4 bis 7/8 jhs.,
syrisch und arabisch im 9 und 10 jahrh., vgl. Aristot. pseude-
pigr. p. 269 Ol so s^^^ dieses chaldäische Lapidar das buch
eines byzantinischen verfafsers voraus, welches mit dem Secretum
secretorum des ^Aristoteles' (vgl. De Ar. I. ord. p. 183 — 85), in
dessen abhandluug über die steine es schon wie es scheint
gradezu benutzt und vielleicht citiert wird, mit den späteren
* aus d. arabischen ins spanische übersetzt auf befehl von könig AI-
fons (damals noch Infant) im j. 1250, das original angeblich aus dem
chaldäischen. vorrede und register bei R. de Castro, Bibl. espafiola i,
p. 104—114.
^ p. 105 *Mas los (sabios) que escrivieron de las piedras assi como
aristotil que fiso un libro en que nombro sietecientas dellas. dixo de
cada una de que color era e de que grandesa. e que vertud
avie. et enque logar la fallavan.'
3 8. das inhallsverzeichnis bei Ghwolson, Ober die Überreste der alt-
babyl. litt. Pet. 1859 p. 115—118.
330 ARISTOTELES DE LAPIDIBUS
gestaltuDgeo der Alexandergeschichte (C bei CMttlier 5—6 jahrh.),
die es durch berichte, welche eiüe grofse rolle darin spiel^
über die fabel- und zaubersteine Alexanders des grofsen aus
dem zuge ins dunkelland (Ttavvvxiog ytj) oft berührt, mit der
chemischen litteratur^ die für uns auch jetzt noch dunkel und
uuuntersucht und unerkannt^ in handschriften ruht^ in einen
gemeinschaftlichen kreifs byzantinischer litteratur gehört,
nicht jünger als das 8/9 jahrh., in dem es übersetzt ward, nicht
alter (sonst wäre es schwerlich so ganz in occidentalischer litte-
ratur verschollen) als das 5/6 sein kann, wahrscheinlich aber in
jene zeit der wirren gehört, welche die letzten reste alexandri-
nischer gelehrsamkeit teils (Stephanus, Johannes) begleiteten teils
verschlangen oder (Aaron) verbargen, dh. in die zeit der Araber-
flut, die zeit der eroberung Alexandrias (ein ereignis auf welches
als ein frisches das proömium der Apotelesmatik des Stephanus
bei Bandini zu Laur. gr. 28, 13 anspielt), kurz in das siebente
Jahrhundert, damit soll übrigens nicht geläuguet sein — ich will
es im gegenteil hervorheben, dafs vieles aus dem inhalt des stein-
buchs auf viel ältere zeit anknüpfend zurückgeht, aber es ist ein
dunkeler kreifs meist untergegangner Schriften, an den er an-
knüpft, nur an dunklen spuren dunkler Jahrhunderte kaum er-
kennbar, man denke zb. nur an die schon erwähnte historia
Alexandri und au die geschichte ihrer verschiedenen recensionen
^ s. gleich im anfang die predigt über Sympathie und antipathie in
der natur (vgl. Ar. bei Dieterici, Naturanschauung der Ar. s. 1 1 7 f), welche
an den Democrit der Chemiker und das ^va&s fvOiv vixa usw. erinnert
in den einzelnen kapp. (vgl. de caice, de magnesia, niagnete und bei den
metallen überhaupt) chemische anweisungen in menge (die *calcinationen'
c. 18. t5). in der Voraussetzung verbreiteten alchymistischen Zeitgeschmacks
und zugleich in dem damit verbundenen geheimnisvollen tone berühren
sich zugleich wieder Lapidar und Secretum (in dem auch das Ovum vor-
kommt).
^ trotz des wunderlichen buchs von Kopp, der statt das ding mit
leichter müh sich selber anzusehen, allen darüber gedruckt vorhandenen
unsinn in ein dickes pandekten-buch gesammelt hat.
^ die wurzeln des später weit und breit verzweigten baumes sind
zwei in zahlreichen vollständigen oder teilweisen abschriften verbreitete
byzantinische Sammlungen, eine ältere, die in dem alten berühmten, leider
jetzt äufserlich verwirrten und überdies unvollständigen, Marcianus als
dem urcodex vorliegt und eine jüngere auf seiner grundlage vermehrte.
UND ARNOLDUS SÄXO 331
(Palladius und die fabel vom magnetberg), an die Physiologus-
litteratur oder an die Steinbücher, aus denen schon Origenes
seine erzählungen von der entstehung der perle sammelt und
Epiphanius die geschiehte vom hyacinthenfang mittelst der adler,
oder an die Söpater-erzühlungen des Cosmas von der hyacinthen
(rubinen)-insel Ceylon und dem laude Tzin, das im steinbuch
des Aristoteles so oft genannt wird, in diesem ist freilich jetzt
alles (bes. geographisch * — ganz abzusehen von den vorreden
des Übersetzers) anscheinend wenigstens so in orientalisches ge-
wand verhüllt, dafs man gelegentlich wie beim Secretum der
frage kaum entgeht, ob die 'Übersetzung' nicht etwa blofs eine
erfindung und der name Aristoteles nicht blofs die empfehlung sei,
die der Syrer seinem buche mit zu geben klug genug war. es
fehlt nicht an beispielen blofs angeblicher Übersetzungen aus dem
griechischen, die die übersetzungslitteratur der Araber sehr natür-
lich in ihrem gefolge hatte, auch die sichtbaren spuren des
griechischen und fremden würden sich als aufgenommen selbst-
verständlich damit vertragen, dennoch sehe ich nicht genügen-
den gruud an der so bestimmten litterarischen angäbe der pro-
loge zu zweifeln, weder hier noch beim Secretum, dagegen grund
genug vielmehr ihnen zu glauben ^ und in den fremdartigen
Damen ebenso viel, wo nicht auf Übersetzung (Jemen) und um-
deutung udgl., auf entstellung zurückzuleiten als etwa in Scotus
Übersetzung von Aristoteles De animalibus. denn der Übersetzer
selbst verwahrt sich gegen die annähme von freien einschaltungen
dadurch, dafs er nach guter sitte, grade wie Ilonein oder sein
söhn Ishak, sich ausdrücklich als solcher einführt, wo er meint
zwischeureden zu roüfsen ('inquit translator huius libri*, *et
hoc narrat translator', vgl. das dixit ysaac oder inquit expositor
* vgl. zb. die vielfachen beziehungen auf das laiid Kborasan, die in
einem griechischen buche etwas fremd berühren, um so merkwürdiger ist
es vielleicht, dafs grade der berühmteste der mediciner des tO jahrh. R&si
des Ar. de lap. nie erwähnt, er der ausRai war in Khorasan(in den büchern
XXI und xxii des Gontinens ist die behandlung der steine freilich so kurz,
daCs solche citate gar nicht zu erwarten sind).
^ vgl. ua. das Vir quidam nomine sophesta ine. 27, das tfikrQor in 28,
das stehende marc ofÖnos, offianos &»■ (oxinvoij über Sotacus zu 9, zu
Dioscorides c. 29. im einzelnen vgl. über cepa und allium beim magnet zu
c. 15 udgl. wer mag der rex Brohore (sie) sein (cap. 42»?
332 ARISTOTELES DE LAPIDIBLS
zb. in Gerards Übersetzung von Honeins Alexander Aphrodisieosis
in cod. Par. Sorb. 1786). leider ist aber unser lateinischer text
unvollständig, nicht nur ist die Übersetzung selbst nicht xa
ende geführt (vgl. die Unterschrift ^Completur in hoc' etc.), auch
dem einzigen exemplar das sich (abgesehen von dem hebräischen
auszug) erhalten hat, dem Lütticher codex fehlen früher vor-
handene teile, wie z. t. der Schreiber ausdrücklich bemerkt, zb.
aufser den anfangskapiteln das vom markasit (*hic deficit expositio
lapidis qui vocatur marcasita' ==» M. 21).
Diese unvoUständigkeit, noch mehr freilich den mangel einer
gründlichen Untersuchung und Übersetzung des arabischen texte«
wird man so lebhafter bedauern, je mehr mau sich überzeugt, dab
die sogenannte schrift des Aristoteles trotz der einmengung des
fabelhaften (Alexander-sage) in vielfachen neuen und von der für
nius-Dioscorides-überlieferung dh. der antiken mineralogie sich
abhebenden bemerkungen (zb. gleich im anfang über die einerleiheii
von rubin und saphir^ in den 3 arten des hyacinth-jakut, tther
die farbenveränderung und z. t — beim rubin — farbenwiderkehr
bei und nach dem glühen derselben, und in der voranstellang
dieser aufser dem diamant härtesten steine in der rangordnnng
der edelsteine, über die einheit von smaragd und beryll, über die
nach reibung (elektrische) anziehungskraft der granaten usw. —
unser Hopas' kommt natürlich überhaupt nicht vor) als der
eigentliche anfang der modernen und zugleich als die grund-
lage der ganzen arabischen mineralogie sich darstellt, von der
encyklopädie der lauteren brüder im 10 Jahrhundert an bis
zum edelsteinbuch des Teifäschi. ^ die hinwendung zwar auf die
Wichtigkeit der eingebildeten sei es medicinischen sei es zauber-
haften kräfle der steine als gewissermafsen auf den zweck der stein-
kunde teilt die schrift mit der ganzen wifsenschaft des altertums
^ dafs das specifische gewicht des saphir etwas gröfser sei als das
der roten art, behauptet AlkhÄzin! p. 63 Khan.
^ die 10 bei AlkhAzint gewogenen und nach dem gewicht geordnetoi
edelsteine bezeichnen zugleich die geschätztesten und gebriochliehsten
(vgl. über Karneol — akik — als aus der mode wegen zu grofser häufigkeii die
bemerkung p. 64) : 1) saphir 2) rubin 3) spinell (badaktchani) 4) smaragd
(und beryll) 5) lasur (1. lazuli) 6) perle (lulu — kein stein p. 64) 7) kameol
(akik) S) koralle (bossads) 9) onyx (dschaza) 10) bergkrystall (balar) —
dazu 11) glas vgl. Ar. c 3. 2. 12. 1. 5. 53. 6. 42. 43.
UND ARNOLDÜS SAXO 333
und mittelalters, und das ist auch der grund, weshalb die zahl-
losen bearbeiter der lehre von den einfachen heilmitteln bei den
Arabern, ebensowol als die von naturgesdiichts- und besonders
edelsteinbUchern überall auf sie zurückkommen, diese betrach-
tung der kräfte bildet den zweiten teil jedes kapitels, der erste
enthält bemerkungen über die namen, fundorte, eigenschaften,
über die elementarqualitäten (nach spätgriech. art), zuweilen über
die härte, besonders aber über die färben, erst den arabischen
mineralogen scheint es vorbehalten gewesen zu sein, auf grund
dieses natürlichen teils die mineralogie zu einem wesentlichen fort-
schritt zu erheben, mit den äufsern Unterscheidungen der edel-
steine und ganz sporadischen anfangen von aufmerksamkeit auf
die krystallform kommt man nicht weit, die blofse erkennung
nach den färben (rote, grüne, gelbe usw. edelsteine wie bei
Plinius) hat jene grenzenlose namensverwirrung erzeugt, an der
die geschichte der mineralogie besonders leidet und die im ganzen
sehr mäfsige edelsteinkunde unserer Juweliere noch heute, farbige
und (nach uralter praxis) künstlich geförbte edelsteine sind gar
nicht zu unterscheiden ^ ohne die lehre vom specifischen gewicht,
die auf veranlafsuug und grundlage des auch von Menelaus be-
schriebenen bekannten Versuchs des Archimedes (Torelli Archim.
p. 364 Ox.), seiner berühmten schritt De iis quae in humidis
vehuntur und des gleichfalls übersetzten buches des Menelaus
selbst^ von den Arabern im 11 Jahrhundert ausgebildet wurde,
zuerst durch Albirünt (Abul-Reihän)^. bei ihm und nach ihm
bei Al-Khäzint (im 12 jahrb.)** finden sich zuerst förmliche tafeln
* vgl. AlkhAzinl bei Khanikoff p. 68 : *This is a great help to a know-
ledge of what are genuine precious stones, and to Iheir being distinguished
from those [artificialiy] colored'.
* Menelaus der Alexandriner (unter Triyan, 1—2 jh. s. Fihrist i, 267
Fl. Gasiri Bibl. ar. Esc. i, 386 Fabr. B. gr. iv, 23 f H.) schrieb auCser den
bekannten Sphaerica, die uns die Araber erhalten haben, ein buch von deni
verschiedenen gewicht gemischter körper (nach Alkifli *Buch von der kennt-
nis der quantität der Unterscheidung der gemischten körper' St.) 'an
Domitianus' (TümAtiänös) welches den Arabern, wie Khi^zini (oder vielmehr
Albirünl) zeigt, gleichfalls bekannt war und wol als das grundbuch der
lehre vom specifischen gewicht der steine anzusehen ist.
3 8. Clement MuUet im Journal asiatique 1858. v ser. xi, 398.
* ein sonst unbekannter Schriftsteller — er schrieb 1121 (vgl. die
notea zu Khanikofis mitteilungen aus dem Book of the balance of wisdom,
334 ARISTOTELES DE LAPIDIBtS
der speciüschen gewichte. >vie weit entfernt davon ist bei uns
im Westen noch Albertus magnus, dessen ansehen doch für Jahr-
hunderte noch durch seine 5 bücher De mineralibus den Stand-
punkt der steinlehre festgestellt hat.
Weder zu ihm noch zu Thomas von Aquino, noch zo
irgend einem der in der blütezeit des mittelalters um die mitte
des 13 jahrh. tonangebenden Sammler, von denen die späteren
zehren, ist das aufser Spanien wie es scheint nie verbreitete buch
des Aristoteles gelangt, jene beiden sagen es ausdracklich^
Thomas zb. in iv meteor. tr. i, 1 'est autem utilis scientia istius
libri . . . fere ad totam scientiam naturalem, et maxime ad seien-
tiam de mineralibus, que ab Aristotele composita neu-
dum pervenit ad nos, und Albert beklagt widerholt, dafs er
statt ein buch des Aristoteles, wie sonst überall, einfach um-
schreiben zu können, auf wenige brnchstücke aus demselben
beschränkt sei: ^Ego autem lapidarium Aristot. exposuissem nisi
quod non ad me totus liber sed quaedam propositiones
de libro excerptae devenerunt* (n, 2, 6) und *De bis autem
libros Aristo, non vidimus nisi excerptos per partes' (i prf.
und ähnlich in, 1, 1). von arabischen büchern, aus denen er
citate des Ar. hätte schöpfen können, lagen ihm zwei vor, das
allbekannte buch De gradibus von Constantinus Africanus, und
der kleine tractat des Costa (Constantinus) ben Luca De physicis
ligaturis, der später unter die werke des Constantinus Africanus
und sogar des Galenus (De incantatione) geriet, auf beide be-
ruft er sich: schon Marbod hatte sie benutzt, diese aber sind
mit jenen propositiones excerptae nicht gemeint, anders wie die
Sammler (Vincentius Bartholomaeus) und stolz auf seine eigenen
einförmigen tifteleien über das warum der dinge, auf das *non
simpliciter naturas accipere sed in rebus naturalibus inquirere
rausas' (n, 2, 1) verschmäht er es grade die zu nennen, die er
im Journal of the american oriental Society. 1859. vi, lt3— 116): also
weder identisch mit dem berühmten Ibn-Heitham (Alhazen) dem Optiker,
(f 103S) den er selbst citiert p. 26 (s. Wöstenfeld Gesch. s. 76) noch mit
Abu DschAfar al-KhAzin, der schon im Fihrist (n, 133) vorkommt, wie mir
Steinschneider mitteilt. Übersicht seiner specif. gewichte bei Khan. p. 84 f.
über Menelaus buch, seine (und des Archimedes) waCserwage (ariometer),
sein verfahren zur Unterscheidung der gemischten metalle und seine an-
gaben über die gewichte der metalle s. p. 12. 18. 20. 34. 85. 113.
UND ARNOLDÜS SAXO 335
fortwährend und eigentlich ausschreibt, grade die allerneusten
scripturas auctorum, die seiner nächsten Vorgänger oder lebenden
zeitgenofsen. er nennt die quellen, die sie anführen, aber nicht
sie selbst, er benutzt die tatsachen, aber verachtet die geistlosen
Sammler, die sie ihm geben, nur um ihre lügen und Irrtümer
zu rügen, deutet er öfter im allgemeinen auf sie hin. nicht
einmal kommt Marbod vor ^, immer nur Evax , was freilich
nahe lag und auch sonst gewohnheit wurde, neben Evax hört
man gelegentlich, die wenn sie handschriftlich sicher sind, noch
viel unbegründeteren ich weifs nicht woher genommenen namen
Joseph und Aaron, wo stets nur anderwärts bekanntes material
vorliegt (Arnold), in der tat aber ist der ganze sloff seiner be-
handlung der einzelnen steine (das alphabetische stein Verzeichnis
lib. II tr. 2) aufser und neben Marbods gedieht wesentlich aus
2 strömen zusammen geflofsen, aus dem bekannten jugendwerk
seines eigenen schüIers Thomas Brabantinus (de Cantimprato),
dem in inönchischer bescheidenheit anonym geschriebenen und
auch in dem späteren ^Bienenbuch' von dem verfafser wie ein
fremdes und anonymes citierten über De natura rerum, und aus
dem jetzt ganz vergefsenen liber De virtutibus lapidum des Ar-
noldus Saxo, gleichfalls eines zeitgenofsen. beide werke sind
zufällig ungedruckt geblieben und daher später verschollen, jenes
in vielen , dieses in wenigen aber auch anonymen handschriften
erhalten. Aruoldus wird nur in Vincentius Bellovacensis compi-
lation und zwar sehr oft als auctor eingeführt: er ist selbst alpha-
betischer Ordnung folgend überall die grundlage von Alberts
Steinaufzählung, in welche dann gelegentlich der ungenannte
Thomas, oft um ihn zu tadeln ^ und die arabischen notizen
hineinverwebt sind, obwol selbst, abgesehen von unwesentlichen
Zusätzen (und zwar fast nur in der virtus) aus einer unbekannten
quelle, nur den Marbod in prosa kurz verarbeitend, den Albert
* Marbod bischof von Rennes (f lt23) setzte bekanntlich als 'auszug
aus Evax' in 734 Hexametern die beschreibungen von 60 steinen aus Isidor
und Solin und ihre würkangen aus Evax zusammen, schon als gedieht
eine weithin einflufsreiche gegen das alte hin abschliefsende autorität (vgl.
cod. Berol. lat. fol. 307 s. xni).
' über Thomas als quelle in Alberts naturgesch. büchern vgl. Bor-
mans: Bull, de l'ac. de Brux. t. xix, 1. 1S52 p. 145 und Jessen zu
Alb. de veget. (Berol. 1867) p. 678.
336 ARISTOTELES DE LAPIDIBUS
anrserdem benutzte, ist Arnold doch durch Albert für die weitere
abendländische tradition in der steinkunde bestimmend geworden.
man kann diese gar nicht verstehen, wenn man nicht Alberts
quellen kennt, als solche ist er wichtig und obgleich eigentlich an
sich so gut wie gar nichts neues bietend eine historische merk-
Würdigkeit, einige sonderbare fremdartige steinnamen, die sich seit
Albert durch alle listen schleppen, sind nun wenigstens in ihrem
ersten auftreten ermittelt (nicomar «» alabaster, nose, quandros^
quirin, ranni, radaim). handschriftlich kommt das büchlein ohne
namen vor in Paris (cod. lat. 7475), Erlangen (cod. 388), Prag
(cod. univ. mixt, xi C 2), Berlin (cod. lat. qu. 288 unvollständig
und verwirrt, mit einem etwas überarbeiteten text, 9 bl. in S^
s. xiv), mit namen in Erfurt, aber hier nicht allein, sondern als
teil einer ganzen Sammlung von Schriften Arnolds, als eins seiner
'werke'.
Die handschrift ist einzig in ihrer art (cod. Amplon. oct. 77
m. s. XIV, alles von derselben band, sehr flüchtig und fehlerhaft),
auf f. 1 steht eine wie es scheint allgemeine Überschrift: Incipit
liber de f ... ibus (loch — fmibus?) rerum naturalium. folgen zuerst
5 bücher De celo et mundo, dann als sextus ein buch De
naturis animalium, dann das buch De virtute univer-
sal i, welches aber wie der prolog zeigt an falscher stelle sieht,
vor statt hinter dem hier folgenden buch De virtutibus la-
pidum (oder wie es in jenem prolog heifst De gemmarum vir-
tutibus) nebst dem wie bei Thomas und Albert an dieser stelle
herkömmlichen anhaug De sigilHs lapidum ^ hiermit ist der
sermo naturalium zu ende, und es folgt als zweiter hauptteil
liber De moralibus eingeteilt in 5 einzelne bücher. da das
ganze ohne jedes eigene wort des verfafsers blofs aus (oft sehr)
zusammengeschobenen auszügen besteht, aus lauter textstellen
je mit ihrem auctor an der spitze, so genügt es die 5 prologe
zu kennen, mit denen die hauptabschnitte beginnen, die kapitel-
übei^chriRen und für jedes buch die citierten quellen 2. im
ersten prolog bezieht er sich noch auf andere vorangegangene
bücher philosophischer und medicinischer auszüge. die bücher
* zu diesen anhängen vgl. zb. ähDliche scliriften in cod. Lond. Anin-
del. 342 (m. 8. xiv, f. 57, 69, 78, 83).
2 8. unten im anhang.
UND ARNOLDUS SAXO 337
uod kapitel sind kurz, die auswahl knapp, mit der fülle nicht
mal von Bartholomaeus Anglicus 19 bücfacrn de proprietatibus
rerum, geschweige denn mit den spiegeln des Vincentius zu ver-
gleichen, eher mit Thomas, dem er auch der zeit nach näher
steht — sein zweck ist ein äufserlicher, wie auch bei diesem.
Thomas schreibt seine Sammlung natürhcher merkwürdigkeiten
gleichsam als ein handbuch der digression für den prediger zur
erbauung der gläubigen (für die später so viele ähnliche werke
und ausdrücklicher bestimmt wurden), Arnold, wie er selber sagt
ut facilius in componendis libris auctoritates sie paterent, ein
handbuch für büchermacher, und als solches ist dieses geistloseste
und dürftigste freilich auch ei*ste, welches die reihe dieser art
Sammelbücher des wifsens im 13 jahrli. eröffnet (wenn man von
dem wenig einflufsreich gewordenen beispiel des Engländers
Alexander Neckham um den anfang des jahrh. absieht), in
der tat von Vincentius so gut als Albertus weidlich benutzt
worden, das steinbuch führt ausnahmsweise keine quellen an,
aufser im prolog. dieser beruft sich auf Aristotiles, Aaron, Evax
rex Arabum und Diascorides. hienon beziehen sich Ar. u. Dias,
nur auf das besondere buch De virtute universali, denn in dem
buch De virt. lap. ist nur Evax dh. nicht etwa die prosa- quelle
sondern das metrische Evax-buch des Marbod benutzt und in
prosa-auszug umgesetzt, dafs noch Aaron in jenem prologe genannt
wird (die beziehung ist dunkel: denn die geringen Zusätze aus
einer andern unbekannten quelle — im abdruck unten durch
gesperrten druck hervorgehoben — haben mit ihm sicher nichts
zu tun 0, mag allenfalls für Albert die veranlafsung gewesen sein
statt Arnold den er nie nennt einige male Aaron (vgl. auch einl.
und II, 2, 4) zu citieren (wie Evax statt Marbod). aus Arnolds
büchervorrat stammen eine menge von bisher unaufgeklärten
citaten Alberts, die er einfach herübergenommen hat, zb. die des
rätselhaften Jorach (de animalibus, aber auch de plantis), welcher,
wie man nun deutlich übersieht, nichts ist als eine art von ara-
* möglicher weise ist es nichts als eine erinnerung an das mit der
Steinkunde so eng verknäpfte Verzeichnis der steine im gewande des Aaron
(nicht aber etwa an das berühmte buch des Epiphanias de xii geromis selbst),
ebenso grundlos ist der name Joseph (bei Albert statt Arnold), auch im
deutschen gedieht bei Busching, Mus. f. altd. lit. n, 56 (Bächtold, Deutsche
hss. a. d. brit. mus. s. 172).
Z. f. D. A. neue folge VI. 22
338 ARISTOTELES DE LAPIDIBÜS
bischem Physiologus. solche verlegene Schriften hat Arnold
viele benutzt, einen Pictagoras in libro Romanorum, Escolapius
in libro de membris, Zenon in libro de naturalibus, Velbetus
(Belbetus) in libro de sensibus, Alchyldis in libro de venenis —
alle diese in dem bes. merkwürdigen büchlein, in welchem er
belege der virtus universahs in 10 kapiteln zusammeostellt. das
achte von diesen handelt de lapidibus: nach 2 stellen aus Zenon,
einer aus Ar. über meteororum folgen drei reihen von aus-
Zügen, die erste unter dem titel in libro de lapidibus Ar.
translator Discorides' (so) ... die zweite unter dem abweichenden
in libro de lapidibus Ar. secundum translacionem Gerrardi', die
dritte wieder unter dem der ersten in libro de lapidibus Ar.
translator discoriades' (so), am schlufs noch eine stelle aus
Avicennas Canon, alle diese stellen finden sich bei Vinccntius
unter die einzelnen steine verteilt, als aus Aristoteles in libro
de lapidibus, bei Bartholomaeus ebenso aber sonderbarer weise
stets (mit anderen dingen, aus einem misch - lapidarius) unter
dem namen des Diascorides, während Albertus, der sie in einem
besonderen kapitel (n, 2, 6) zusammenstellt, die beiden namen
Aristoteles und Dioscorides bewahrt hat. unter ihnen in der
zweiten reihe die stellen vom magnet. dies sind also die *pro-
positiones excerptae' des Albertus, wie das dunkel bezeichnete
buch beschaffen war, aus dem sie Arnold hatte, ist schwerer zu
sagen — es scheint fast, dafs er schon ein älteres sammelbuch
benutzte in der art des späteren Montpellier-Lapidars, in welchem
unter dem gemeinsamen titel des Aristoteles unterschiedene
auszüge aus einem buch des Dioscorides und aus dem eigentlichen
buch des Aristoteles verbunden waren, dafs das Dioscorides-buch
von einem Juden übersetzt war, zeigt neben echt arabischen
Worten das hehr, bedolach — « cristallus (im hebr. auszuge des
Montpellier-Aristoteles ist bedolach «^^ perle), für das andere
haben wir die hier ganz unanfechtbare ankündigung einer Über-
setzung des Gerardus Cremonensis, von dem wir nur wifsen, dafs
er vermutlich zu anfang seines langen aufenthalts in Toledo
sich der hülfe eines christlichen Arabers Galippus bediente ^
daher werden die viel umstrittenen worte in der stelle von der
Polarität des magnets, die dunklen ausdrücke für nord und süd,
* s. Hermes viii, 332.
..-^itim-i.-::*^:^-—
UND ARNOLDÜS SAXO 339
zaron und afon aus diesem äufserlichen gründe eher für arabisch
oder aus dem arabischen original stammend als, wozu man jetzt
neigt, für hebräisch zu halten sein, wie im arabischen texte zu
Paris fehlt die ganze berühmte stelle auch in den lateinischen
Übersetzungen zu Lüttich und Montpellier, das kann ein zufall
sein, wie jeder neu entdeckte zweite arabische text feststellen
kann, bei den lateinischen texten, die beide in verschiedenem
sinne unvollständig sind und auswählend verfahren, kann man
sich über die auslafsung einer an sich unverständlichen stelle,
deren inhalt den gelehrten des mittelalters erst so viel später
als den Seefahrern bedeutsam wurde, um so weniger verwundern,
wenn man bedenkt, dafs die Übersetzer noch viel mehr als den
verfafser selbst der gedanke an den medicinischen nutzen der
steine, der Standpunkt des arztes, fast ausschliefslich beherschte.
jetzt aber da es Gerardus gewissermafsen selbst bezeugt, kann es
nicht mehr zweifelhaft sein, dafs diese stelle im arabischen original
des bucbes und zwar im anschlufs an eine in beiden Über-
setzungen noch vorhandene stelle ^ in der tat gestanden hat,
um so mehr als auch die sämmtlichen übrigen stellen über die
sonst in der natur vorhandenen anziehenden steine, die arten des
magnets, die sämmtlich in den kapitelangaben des spanischen ganz
auf Aristoteles gegründeten Abolays vertreten sind, eine bestätigung
von dieser seite, vielleicht sogar die widerauflflndung der angäbe
über die beiden pole erwarten lafscn. jedesfalls steht fest, dafs
schon im 12 jahrh. (Gerardus starb 1187) in Spanien, derheimat
zahlreicher arabischer schriftsteiler, die uns anführungen des
Aristoteles De lapidibus hinterlafsen haben, eine Übersetzung des
buchs und zwar nach einem vollständigen texte vorhanden ge-
wesen ist. wenn nun weder von Seiten des Arabers, der die
syrische Übersetzung mit sammt den anmerkungen des syrischen
* bei Arnold: *lapis magnes trahit ferrum, et obediens est huic
lapidi per virtutem occultam que inest ei' ... (pole), vgl. L:
*Quando enim iste lapis advenit ferro trahit illud ad se, quod videtur fer-
rum habere spiritura in se. facil enim magnes ipsum moveri quasi ha-
beret in se spiritum viventem. venitque ad hunc lapidem et iungit
se illi per obedientiam quandam eidem' (nun von den acus ferreae
in LM). Arnolds bruchstücke sind oft aus langen ausfuhningen herausge-
suchte und zusammengeschobene satzteilchen, meist sehr knapp ausgewählt
und eng zusammengedrängt: vgl. zb. das citat von Ar. De celo bei Arnold
Uy 1 mit seiner quelle Avicenna.
22*
.i.
340 ARISTOTELES DE LAPIDIBUS
Übersetzers getreulich widergab, am wenigsten von dem Syrer selbst,
der seine geringen beisätze ausdrücklich hervorhebt, eine absicht-
liche interpolatiou zu erwarten ist, so wird man anerkennen
müfsen, dafs ein griechisches buch schon mindestens im 9,
vermuthch im 7 Jahrhundert das enthielt, was den abendländern
erst im 13 Vincentius und Albertus als neuigkeit berichteten,
dafs die richtung der magnetnadel und der gegensatz der beiden
pole des magnets, den Griechen aus dem orient überkommen,
schon vor aller arabischen litteratur in Byzanz bekannt war.
Diese entdeckung verdanken wir Arnold dem Sachsen —
Arnoldus de Saxonia. wer war das? wir haben einen ein-
zigen codex seiner Schriften, wir haben seine prologe und in
ihnen eigene Uufserungen. sie lehren uns (abgesehen davon dafs
er nach prolog v ein geringer clericus war) nichts als die art
und den umfang seines schriftstellerischen wesens und wifsens.
aufser den kahlen aber zahlreichen anführungen des Vincentius
nennt ihn kein mensch, und auch nicht das geringste ist trotz
seines bienenfleifses über sein leben und würken bekannt geblieben,
dennoch haben nicht blofs das buch über die steine, auch die
andern Schriften zu bequemer entlehnung von citaten dem Albertus
sowol als dem Bartholomaeus Anglicus gedient, dessen bei weitem
selbständiger in der wortführung als Arnold und Vincenz und
freier in den anführungen gehaltenes (darum freilich auch un-
brauchbareres) werk übrigens schon vorhanden war (s. beide
unter Enhydros), als Albert sein steinbuch schrieb, letzteres
geschah nach seinem Pariser aufenthalte (n, 3, 1 *Cum essem
Parisiis' j, also nach 1248 — vielmehr nach 1250: denn auch
Vincentius im Speculum naturale (verfafst bis 1250) kannte es
nichts er benutzt nur den Thomas (das 4iber de natura
rerum'), dessen liber xiv de lapidibus pretiosis seinerseits keine
spur von dem buch des Arnold zeigt 2, während er selbst, Thomas,
* ebensowenig als Alberts böcher von den tieren und den pQanxen
(vgl. Jessen zu Alb. de veg. 676 (!)• i^och viel weniger benutzt Bartholo-
maeus irgendwo den Albert (obgleich er im drucklext zuweilen als falsche
lesart bei anführung von Alvredus commentar zu Ar. de vegelab. vorkommt,
daher Jessens Irrtum p. 680).
- auch nicht durch die benutzung etwa des Jacobus de Vitritco,
der selbst das c. 91 (de lapidibus prcliosis) seiner historia orientalis nach
Marbod und einer andern quelle (aber nicht nach Arnold) angeblich historisch
(grade wie Solinus), in der tat aber rein buchgelehrt zu stände gebracht hat.
UND ARNOLDUS SAXO 341
zwar viel und mürrifich zurechtgewiesen, mit diesem seinem jugend-
werke eine hauptquelle für Albert gewesen ist. Thomas hatte es
noch bei lebzeilen, wie die vorrede zeigt, von Jacobus de Vitriaco,
der 1244 gestorben ist — *nunc Tusculanae curiae praesulem
et curiae Romanae cardinalem' nennt sie ihn — wahrscheinlich
zwischen 1236 — 40 (in Paris), sicher vor 1 244 verfafst, ziemlich
gleichzeitig (c. 1 240) mit Rartholomaeus, mit dem ^ er nichts zu
tun hat. untersucht man, was für Aristoteles -Übersetzungen
Arnold benutzt hat, so stimmt das ergebnis überein. von Scotus
Übersetzungen der eig. philos. Schriften (Physik, De caelo, De
anima und Metaphysik) mit Averroes commentar ^ kennt er keine
einzige: statt ihrer benutzt er die sehr alten aus dem anfang des
13 jahrh. stammenden ^ griechisch-lateinischen Übersetzungen,
mit ausnähme von De caelo, welches überhaupt erst viel später ^
zugleich mitSimphcius commentar von Guil. de Moerbeka übertragen
wurde, von dem Liber de celo benutzte er in ermangelung einer
griechisch-lateinischen eine arabisch-lateinische dh. die einzige die
vorhanden war, die des Gerardus. zwar citiert er sowol 'In libro de
celo et mundo secundum veter em translacionem ar.' als4n libro
de celo et mundo secundum novam translacionem ar.\ wobei man
natürlich an Gerardus und Scotus denkt, wie es später bei Vin-
centius Bellovacensis citaten der vetus und nova von De celo in
der tat das richtige ist (Jourdain, Rech. p. 365 falsch, ebenso
falsch über Rartholomaeus p. 360). sieht man näher zu, so lernt
man, dafs zuerst als noch nichts andres vorhanden war, dh. vor
es ist derselbe fall, wie mit der abgeschriebenen geschichte der doch selbst-
erlehten eroberung von Damiette, über die Wilmanns sich wundert, Pertz
Archiv x, 203 — als ob nicht abschreiben und mittelalter dasselbe wäre.
* dieser war ein berühmter lehrer zu Paris nach Salimbenes bei-
läufiger erwähnung in der chronik (ohne Zeitangabe) p. 48 Mon. bist. Farm,
et Plac. (die falsche bezeichnung de Glanvilla verdankt man Waddingscher
confusion).
^ sie sind übrigens sämmilich mit rücksicht und auf grundlage der
älteren Übersetzungen des Gerardus gefertigt, gewissermafsen blofs ausglät-
tungen: der commentar war die hauptsache.
' deren (dh. Physik, De gen. et corr., De anima, Parva naturalia,
Metaphysik) entstehung übrigens noch immer völlig unbekannt und rätsel-
haft ist.
* gleich wie Meteor, (aufser buch iv) und De animalibus — von diesen
drei werken hielt sich daher die arab.-lat Übersetzung (von Meteor. Gerard,
De celo Gerard und Scotus, De animalibus Scotus) am längsten.
342 ARISTOTELES DE.LAPIDIBUS
Gerard, die Übersetzungen der Aristoteles -bearbeitungen des
Avicenna (durch Jo. Hispalensis) statt Aristoteles galten und ihnen
gegenüber nun Gerards Übersetzung des grundtextes nicht als
erste, sondern als nova translatio erschien, die von Aroold
citierten stellen der vetus translatio finden sich sämmtlich in
Aviceunas liber celi et mundi wieder, wie die der nova in Gerards
Übersetzung, wie ich durch vergleichung mit cod. Amplon. foL
31 S in dem sie beide zusammenstehen, genau ermittelt habe^.
* diese handschrifl ist ein teil einer interessanten jetzt in 3 binde
zerrifsenen Sammlung der opera Aristotelis = cod. Ampi. fol. 19 + 31
+ 32 (schlufsband fehlt) membr. saec. xin.
^ Arnold de c. et m. II, 1: Avicenna de c. et m. c. t3 (de
natura planetanim) nach cod. Am-
plon. fol. 31 :
'In libro de celo et mundo *£go autem nunc dico de stellis
secundum vcterem translacio- dictionem magis convenientem visiii
nem ari. postquam stelle revol- et cursui natural!, hoc estpostquam
vuntur, sunt de natura corporis in quo stelle revol vunlur, sunt de natura
■
revolvuntur. et de natura earum spien- corporis in quo revoivuntur. et de na-
dor fit. et non est de natura earum tura earum splendor sit. Jam autem
calor, sed calefaciunt nos motu suo, patefecit Ar. in libro de sensu et sen-
sicut ex motu sagitte liquescit plum- sato et in libro de anima quod non
bum (juod in eo est. dico autem quod est de natura earum calor, sed cale-
earum natura est motus et quies, faciunt nos suo motu. Inveniemns
que sunt contraria revolucioni et etiam multa que calefaciunt suo motu.
di versa est a cursu naturarum.' Sicut ex motu sagitte liquefit plam-
bum quod in ea est, ferrum autem
et lapis motu suo calefaciunt Cor-
pora animalium et alia . . . dictio
(dcio) autem quod earum natura eat
motus et quies que sunt contraria revo-
lucioni diversa est a cursu naturarum.*
Ebenso finden sich die andern stellen der vetus Arnolds alle bei
Avicenna: i, 12 =s Avic. c. 2. 6. 8. die stellen in m, 1 sind alle aus Avic«
c. 16 (de generacione eleinentorum).
Arnold de c. et m. II, 1 : Ar ist. (Incipit lil>er celi et mundi.
*Summa cognitionis nature et sden-
tie ipsam significantis in corporlbos
existit . . .' dh. Gerards Übersetzung,
mit glossen ' auszügen aus Avenroes
comm. zum texte Gerards — in cod.
Ampi. fol. 31) lib. n c. 5:
in li. de celo et mundo se- 'Et dico quod Uli erravemnt <[ui
cundum novam translacionem dixerunt quod stelle sunt ignee. et
UND ARNOLDUS SAXO
343
a r. Stelle sunt ex materia corporis
celi, posite [sunt quoniam in eo et
fixe, caliditas autem que venit ex
slellis et lumen sunt propter per-
cussionem et flacionem aeris faclam
ex motu eanim. unde fit ignis, de
quo igniuntur et inflammantur. —
In eodem ari. steile sunt orbicu-
late. et necessarium est ut celum
moveatur motu circulari, et ut stelle
non moveantur per se. et erit unum
eorum mobile et alterum quietum
stans.'
non dixerunt quod ipse sunt ignee
nisi quod ipsi posuerunt corpus su-
perius ignem. et dixerunt quod
necessarium est ut unum quodqne
corporum sit ex if^tura corporis in
quo est fixum situm. Similiter dici-
mus nos iterum quod stelle sunt de
natura corporis quinti, quoniam po-
site sunt in eo fixe, caliditas autem
que venit ex stellis et lumen, sunt
propter percussionem et fricationem
aeris factam ex motu earum. de
aptitudine enim motus est ut cale-
faciat . . . (folgt lange ausfuhrung)
et aer quando movetur ex motu stei-
lamm fit ignis. quare igniun-
tur stelle ab eo et calefiunt.
In dems. kap. 'Et dico iterum quod
stelle sunt orbiculate rotunde
. . . tunc si istud est secundum hoc,
et est necessarium ut celum
moveatur motu circulari, et ut stelle
non moveantur per se. est vere unum
quodque eorum rotundum orbiculare.
et erit tunc unum eorum mobile et
alterum quietum stans.'
Damit ist zu vergleichen die Über-
setzung des Scotus beim Averroes
(Arist. cum Av. vol. v ed. Yen. 1574
f. 124« H- 124>^-« und 130^ + 132^.
Bartholomaeus schreibt die hintereinanderstehenden auszdge aus Arnold
I, 12 (dabei aus der nova in die vetus translalio dh. Avicenna übergehend)
ebenso hintereinander ab viii, 2 (p. 374 ed. Francof.). zur vergleichung
setze ich die ganze bei ihm widerholte stelle aus Arnold her:
De natura cell.
*In li. de celo et mundo secundum novam translacio-
nem ari. celum est unum compositum in materia, quoniam continet ma-
teriam ex qua et celum nominatur, quod est uUimus incessus totius. —
In eodem ar. non sunt nee fuerunt nee erunt cell multi. celum est
unum perfectum completum, cui non est simile. non est corpus extra
celum neque locus neque vacuitas neque plenitudo neque tempus quod est
numerus motus. vita ergo illic i. extra ultimum incessus est fixa, sempi-
terna. non finitur neque deficit, et est melior vita. — In eodem ar.
causa enim prima est que movet et creatum primum et simplex quod
movet Simplex et sine generacione et corrupcione celum est unum tan tum
non fabricatum nee generatum, et quod est sempiternum, et quod motus
344 ARISTOTELES DE LAPIDIBUS
diese citate hat Bartholomaeus wie vieles andere (zb. Jorach) al)-
schreibead aus Arnold übertragen (viii, 2 vgl. Arnold i, 12 und
Hl, 1), sodafs auch bei ihm die nova Gerards ist und die vetus
Avicenua. wenn Scotus Übersetzungen nach ßaco c. 1230 be-
kannt wurden, so mufs man die viel früher entstandene (etwa
c. 1220) schnell und weit und lange verbreitete von Aristoteles
De animalibus (19 bücher) ausnehmen: diese kennt als hauptbucb
der Zoologie auch schon Arnold, wie Thomas und Bartholomaeus,
— leider kennen wir auch von ihr das datum nicht, dagegen
kennt Arnold von der Ethik nur die alte gr.-lat. Übersetzung der
3 ersten bücher (als 4 bücher Ethica vetus et nova), grade wie
auch noch Gull. Parisieusis und Vincentius, aber nicht die erst
dem Albert bekannte um 1250 entstandene voUsUindige Über-
setzung des Robertus Lincolniensis (10 bücher) mit den griech.
commentaren. nach allem wird man wenig fehl gehen, wenn
man Arnolds würksamkeit (jedesfalls vor 1230) um 1220—1230
ansetzt.
Das merkwürdige buch De virlute universali kommt allein in
dem Erfurter codex vor — nur von dem steinkapitel findet sich
auch sonst noch eine spur, aus dem Prager katalog habe ich
mir im j. 1858 den titel eines steinbuchs ausgeschrieben, (mit
vielen andren dingen) * im cod. univ. Prag, (mixt.) xi C 2 ent-
halten, über welches ich durch Ernst iMartins freun<lliche hülfe
eius est cqualis in quo non est diversitas. — In li. deceio et mundo
secundum veterein tra nslacionem ari. Manifestum quod motus
circularis id est celi natura est preter im naturas, et quod corpus est
Simplex, et niotus circularis est ei naturaliter et non aliis (Avic. c. 2). —
In eodem ar. et quod in natura celi neque est ponderosum neque leve,
neque movelur motu sui ipsius ad illud. celum est corpus quintum post
IUI. elementa. et non invenitur aliquod corpus sibi contrarium. et non
recipit generacionem neque corrupcioncm. et celum est corpus infinitum
(kurze kapitelrubriken). — In eodem ar. motor ergo Spiritus est qui
movet illud sua voluntate. | et equitas divine volunfaüs feeit videre ut non
sit (nisi) unus mundus. | et ex omnibus figuris nulla est conveniencior
celo quam sperica ut contineat quod est in mundo (3 zusammengeschobene
stellen aus Avic. c. 6 und S). — In eodem ar. et continuatus est radin»
celi cum radio ignis et coniunctus cum illo ad utilitatem hominum propler
permanentiam vile' (alles dieses als Aristoteles Mdem ibidem' auch bei Bar-
tholomaeusj. — dies zugleich als probe von Arnolds art.
' zu anfang ein calendarium a. 1440. das steiubuch unmittelbar hinter
einem pflanzenverzeichnis mit böhmischer Übersetzung.
UND ARNOLDÜS SAXO 345
ausführlicher zu berk^htea in den stand gesetzt bin. es ist nur
aus Arnold gebildet, aber in neuer zusammenfarsung. hinter
dem eigentlichen buche ^de lapidibus preciosis' bl. 238 mit
der vorrede *Ad tollendas plurimorum' (das hier ebenso ohne
namen steht, wie innerhalb des Erfurter codex), folgt der inhalt
des c. S von De virtute universalis aber nach seinen beiden quellen
(D. und G.) in zwei gesonderte alphabetische reihen umgesetzt, mit
folgenden Überschriften (bl. 245): In libro ar'*" de lapidibus
translator dyascoridcs (Antrax bis Topasion) und (bl. 245') In
libro ar'^' d e lapidibus secun dum trän slacionemGer-
hardi (Adamas bis Sabeti und irrtümlich Sardonicus). dahinter
folgt noch eine dritte alphabetische reihe ^Adamas animalem et
vitalem spiritum firmat . . . bekanntes aus unbekannter quelle
(darin auch die stelle aus Constantinus über Jacincti) bis Sync-
lites (Selenites). darauf (bl. 246') Arnolds anhang de sigillis
lapidum ohne bezeichnung in quocunque lapide inveneris
arietem vel leonem . . . und nun etwas neues, ein auch im Er-
furter codex fehlender aufsatz (bl 248') über die färben der steine
(denselben gegenständ behandelt Albert i, 2, 1 — 21: 4ncipit
liber de coloribus gemmaruni de albo colore de palido
de citrino seu glauco de viridi de rubeo de flaveo (blaueo sagt
Barth. I) de nigro flauo de vario et interminato prologus arnoldi
de coloribus gemmarum et lapidum sie intellige etc.
Postquam librum de virtutibus complevi nunc ipsarum gem-
marum et lapidum colores distinguo et sub brevissimo compendio
cum compositione materiali ut etiam agnoscantur' . . . (bis 249'')
^Explicit liber de coloribus gemmarum et lapidum'. den schlufs
macht (grade wie in dem sogen. Lapidaire franc^ais compos6 par
Jehan de Mandeville, und sonst, aus Thomas) ein st ein -
segen (consecratio) zur herstellung der verlorenen kräfte
der steine nebst einleitung ^Sicut dieit ]il>er qui veterum con-
tinet narraciones omnis creatura . . . Oremus. Dens omnipotens
qui ... Deo gratias'.
Explicit liber de virtutibus lapidum et gemmarum nee uon
de signis sive sigillis ac coloribus ipsorum secundum arum
(so) et eius translatores scilicot Diascoridem Gerhardum et
Arnoldum et cetera'.
Es ist merkwürdig hier Gerards namen bestätigt zu sehen —
der eigentliche Aristoteles De lapidibus ist aber, obwol wir noch in
346 ARISTOTELES DE LAPIDIBÜS
einem anderen böhmischen buche eine ausdrückliche beziehung
finden, in Böhmen so gut wie im übrigen Deutschland unbekannt
geblieben, wie dem Albert so seit Albert, denn auch in der Phiso-
nomia regia (gedruckt Mersborg 1473 — handschrift in Leipzig),
herausgegeben 4n perpetuam memoriam excellentissimi principis
domini Wencezlay secundi regis bohemorum' von einem unge-
nannten verfafser in 3 büchern über die steine (i), über ihre
ligaturen (u) und über die physiognomie selbst (m), sind die
zahlreichen citate aus ^Aristotiles in suo lapidario' nur
aus Albert und abgeleiteten quellen entnommen, obgleich am
schlufs es gradezu heifst: ^Explicit liber de phisonomia.
Liber enim dividitur in tres partes. In prima parte tra-
ditur videlicet Lapidarius Aristotilis. de novo a greco
translatus. cum omnibus aliis lapidariis et eorum dictis in
uno quoque lapide, seil, de eorum coloribus virtutibus et loco
generationis eorundem'.
Arnolds Wichtigkeit liegt in der fortwürkung durch Albert
— sie ist blofs litterarisch, sachlich bedeutender für die ge-
schichte der wifsenschaft ist die andere hauptquelle Alberts,
das buch des Thomas, insofern als in ihm zum ersten male so zu
sagen spuren der modernen steinkunde zu erkennen sind, aus dem
lebendigen gebrauch der Juweliere, der sich mit der litterarischen
Überlieferung und Verwirrung verflicht, die neuen im 12 und
13 Jahrhundert auftretenden steinnamen corneolus, granatus, ^
rubinus, balagius haften hier und fortan an denselben steinen in
derselben bedeutung wie noch heute, ebenso begegen wir beim
saphirus orientalis, almandinus, onix ua. der modernen bedeutung.
sonst hat Thomas freilich auch den Marbod zu gründe gelegt,
unter seinen 72 steinen finden sich die 60 des gedichtes wieder:
noch einige andere sind aus Isidor hinzugetan, und aufserdem der
pyrophilus (ein Alexandersagenstein) mit dem merkwürdigen Zeug-
nis : *ut narrat scriptura esculapii philosophi ad octavianum augustum
missa' (dasselbe aus Thomas bei Albert, aus Albert in der Physion.
regia, auch im auszug des Thomas), es ist offenbar dieselbe jetzt
* vgl. die gemmarii bei Albert (s. carbunculus) über den (wQri&licheo
heuligen) granat. vgl. Albert s. balagius. Albert identificiert falschlich,
z. t. durch das latein des Gonst. veranlafst, die 3 arten des jaclntus bei
Gonstanlin mit den modernen namen der gemmarii seiner zeit balagius
granatus rubinus (den 3 roten edelsteinen).
UND ARNOLDUS SAXO 347
verlorene schrift, von welcher ein anonymer auszug fälschlich
unter Constantinus Afr. kleinen Schriften steht (Liber de animalibus
hinter Albucasis Meth. med. (chir.) Bas. 1541 f. 329, wie ähnlich in
cod. Ampi. fol. 286) ^Regi egiptionun octaviano augusto salu-
tem . . . ab asclepio acceptas etc.' auTser Isidor und Solin
(auch Plinius) werden Platearius (^Circa instans') und die bibel-
glosse, bes. die zur apokalypse c. 21 und deren quelle, Beda
selbst benutzt, den vollen einblick in das Verhältnis verdanke
ich der zuvorkommenden gute Zachers, der mir eine abschrift
aus der Wolfenbütteler handschrift zur Verfügung stellte: hier
in Berlin ist, so viele handschriften des Thomas es sonst auch
gibt, nur der auszug seines werkes (in cod. qu. 268 m. s. xiv)
zur band (mit nur 19 steinen), der abdruck wäre wünschens-
wert, wie freilich der des ganzen werkes. da es zufällig im
15/16 jahrh. nicht zum druck gelangt ist, blieb eine Irrtum ge-
bärende lücke in der geschichtlichen erkenntnis des mittelalters
bis heute unausgefüllt und unausfüUbar. Albert, der eine so ab-
und ausschliefsende Stellung in der Überlieferung der wifsen-
schaft einnimmt, ist ohne Thomas und Arnold litterarisch gar
nicht zu verstehen, mit einer neuen von quellenanalyse beglei-
teten ausgäbe seines eigenen werkes müste das urkunden-
buch spät antiker und früh mittelalterlicher lapidarien ab-
schliefsen, dessen die geschichte der mineralogie im mittelalter
zu ihrer aufhellung bedarf.
Als beitrage zu einem solchen lege ich also hier die oben
besprochenen bisher völlig unbekannten Schriften vor, die durch
Albertus eben eine besondere beziehung zum deutschen mittel-
alter haben.
Zunächst gebe ich den text des Aristoteles De lapidibus nach
meiner abschrift, aus dem einzigen Lütticher exemplar der wie es
scheint nicht zu ende geführten, vielleicht aus einen unvollstän-
digen original gemachten lateinischen Übersetzung, vermutlich
aus dem ende des 13 jahrh., dann den von dieser völlig unab-
hängigen hebräischen auszug von Montpellier, der nicht einmal
so weit reicht als der text der eigentlichen Übersetzung, diesen
begleitet von den zugleich den text bestätigenden und beleuch-
tenden parallelstellen der arabischen schriftsteiler, soweit sie nicht
in neueren leicht zugänglichen büchern vorliegen, dh. nur aus
lateinischen Übersetzungen des 12 (Constantinus Africanus, Costa
348 ARISTOTELES DE LAPIDIBUS
ben Liica, Secretum secretorum des sogen. Aristoteles) und 13
Jahrhunderts (Ihn al-Dschezzar Liber fiducie übers, von Ste-
phanus de Cesaragusta, Elgafiki De simpl. med. 'qui translatus
est a magistro G. fih'o magistri Johannis' im j. 12.8 — die zahl
ist in beiden handschrifteu ähnlich verderbt — der sogen. Serapion
De simpl. med. übers, von Simon Januensis). die brachstücke
aus den nie gedruckten, zu Albertus und also in den ström der
mittelalterlichen litteratur nie gelangten, in Spanien entstandenen
Übersetzungen des *Ibnezizar* (ibnegizar*) und ^Algafiqui' er-
scheinen hier zum ersten male nach dem mir von Steinschneider
zur mitbenutzung in freundschaftlichster bereitvvilligkeit mitge-
teilten codex Monacensis lat. 253: aus dem Baseler codex D.
I. 17 membr. s. xiv hatte ich mir im j. 1871 nur beschreibende
notizen gemacht, auf Dietericis Encyclopädie der lauteren brüder,
auf die bekannten bücher des Ihn el-Beithar und Teifaschi habe
ich mich begnügt blofs zu verweisen, wie ebenso auf Mullets
kurze und blofs gelegentliche anführungen aus dem Pariser codex
des arabischen Originals, diese Sammlung der parallelstellen
habe ich indes auch auf die im hebräischen auszug enthaltenen
übrigen kapitel des buches (die metalle) ausgedehnt, auf gnmd-
lage einer mir von Steinschneider nach seiner abschrift gemachten
mitteilung über die reihenfolge der kapitel.
Auf Aristoteles folgt sodann Arnoldus Saxo — zuerst als
die reste einer verlorenen früheren Übersetzung des 12 jahrfa.
durch Gerardus Cremonensis enthaltend das büchlein De virtute
universali, dann das buch De virtutibus lapidum und eine Über-
sicht der Opera Arnoldi aus der einzigen erhaltenen handschriH
cod. Amplon. oct. 77, die mir durch die gewohnte freigebigkeit
der ^königlichen bibliothek' in Erfurt und ihres Vertreters hm
prof. Weifsenborn von neuem zu geböte gestellt wurde.
Hoffentlich wird Steinschneider, ohne dessen belehning ich
die arbeit in dieser art gar nicht hätte ausführen können, seine
teilnähme für die sache auf das wesentliche ausdehnen, was noch
übrig bleibt, die bekanntmachung der vollständigen arabischen
und hebräischen texte, zu der ich meinerseits durch den im mittel-
alter unbeachtet gebliebenen (weil zu spät gekommenen) latei-
nischen Aristoteles De lapidibus gewissermafsen nur habe auf-
fordern und aostofs geben wollen.
UND ARNOLDUS SAXO 349
I
CODEX LEODIENSIS 77 (pars alt. saec. xiv. olim 4iber
monasterii sancti Trudonis') f. 146*'*
ohnetitel (für den ein leerer räum)
[ARISTOTELES DE LAPIDIBÜS].
Incipiamus ia uomine domini qui est sine principio et sine
fine pulchritudinem libri magni aristotilis et doctrinam que
superat doctrinas omnium aliorum philosophorum. scilicet doc-
trinam philosophi qui est Corona aliorum philosophorum. Quo-
niam in hoc libro completur quicquid uominatur in lapidibus 5
et opus et profectus et sermo et via atque modus cuiuslibct
lapidis preciosi et contrarietates eorum adinvicem. Et huius
libri titulus est gaudium atque precium philosophie.
Nam in eo est complementum philosophorum qui tractaverunt de
lapidibus preciosis et aliis non preciosis et de lapidibus claris 10
et aliis non claris. Hunc librum fecit magnus aristotiles
filius nichomachi magister alexandri magni regis phylippi regis
macedonum filii. Et ego transfero ipsum ex greco ser-
mone in ydyoma suorum vel syrorum. Iste philosophus
de quo loquor loquitur de lapidibus et virtutibus magnitudinibus 15
atque modis eorum. Loquitur inquam taliter quod viri sapientes
atque subtilis ingenii intelligunt ipsum. stulti autem et rüdes
atque parvi ingenii homines eum non apprehendunt. Et ea que
uarrat phylosophus in hoc libro intelligent et excogitabunt ma-
gistri qui figunt artes lapidum in intellectibus suis cuiuslibet 20
lapidis secundum virtutem suam. Sed sciendum quoniam in eo
plura continentur obscura quam aperta. Liber iste loquitur super
duobus quorum alterum excedit omne opus atque intellectum
humanum de terra usque ad altitudinero celi secundum intellec-
tum naturalium. Et deus sit noster adiutor et noster intellectus 25
Illustrator ut noster intellectus sit in eo. Alterum est secundum
medicinam quo utuntur medici. Nunc rogemus deum ut nos
iuvare dignetur in hoc opere quod suscepimus inquit trans-
lator huius libri.
14 suorum slall surorum. durch kunivon druck bezeichne ich das
was offenbar anmerkung des lateinischen Übersetzers ist in der vorläge
die der Schreiber widerholt (lesarten, erklärungen, verbefserungen)
IS eum: cum cod.
350 ARISTOTELES DE LAPIDIBl'S
Vidi homines parvi intellectus qui dod erant ex toto lo suo
sensu qui quando audiebant loqui de virtute alicuius lapidis quam
cognoscebaot quoniam verum esset in hoc lapide fatebantur.
Sed quando audiebant loqui de virtute lapidis sibi ignota mira-
5 bantur dicentes. quoniam mirum esset. Magistri autem qui
tractaverunt de lapidibus quando intellexerunt aliquid de hoc opere
crevit sensus eorum ad aliud opus vel in alio opere. Rever-
tamur igitur ad hec que dicit aristotiles philosophus filius
nichoraachi vel nichonaldos.
10 Dicit enim quod in terra sunt lapides plures quam possint
nominari et quam sensus possit comprehendere. neque numerus
neque maneries neque diversitates lapidum possent inveniri.
etiamsi omnes mortales apponerent ad hoc totum posse atque
totam intentionem eorum. Et ex quo tam magna profunditas
15 in eis occulta est. potest prudens intelligere quod in eis magna
iacet scientia. Quam hie inveniet qui hanc doctrinam perquiret
multum et ponet cogitationem suam super res que dicuntur in
hoc libro qui est über alte scientie in quo habentur gradus alü
super quos homo poterit inveuire sapientiam in semetipso. si
20 quis ergo ponat curam suam super hec sicut dictum est supra
poterit trahere ex hoc libro scientiam magisterii. que est scientia
proprie industrie et scientia ex ignorantia. Apparet autem in
hoc libro quaUter sapientes possunt habere cognitionem duorum
lapidum inventorum in quolibet loco. Quia potest qui eos querit
25 leviter habere illos in quocunque loco huius mundi fuerit HU
autem duo lapides sunt valde honorati obtinentes | dominium in 146^^
suo opere. Valde viles tamen et despecti in manibus hominum
sunt, eo quod inveniatur ex eis in habundantia. Et de eis rara
est scientia propter ignorantiam eorum que nichil sciunt. Et in
30 lege invcniuntur alü duo lapides qui sunt similis virtutis atque
potentie cum lapidibus supradictis. Et eque magna quautitas
invenitur ex duobus ultimis ut ex primis duobus. Quare si
natura alicuius sit tam supersata quod sensus eius superet hec
duo. Ipse faciet ex duobus ultimis lapidibus altiora opera. Et
35 poterit aggregare hos quatuor lapides qui habent naturam ut est
natura animalium loquentium que consistunt ex quatuor ele-
mentis ex quibus constat totus mundus. Omnesque mundane
33 fupfata: sie
UND ARNOLDUS SAXO 351
res ex eis composite sunt hoc est ex terra, aqua. aere. et igne
quibus regitur mundus et complexiones hominum sunt mundane.
Udus lapidum prenomiDatorum rubefacit omnes alios lapides. et
alter eos albificabit et lavat eos et purgat et aufert omnem odo-
rero. Et nisi esset iste neque terra, neque ea que in terra 5
sunt possent muudificari. Nichilominus tarnen possent hec mun-
dari potentia sapientis. Hii duo lapides inveniuntur in luto et
conculcaut eos homines quia non habent facere ex eis sed viles
habent eos. Horum unus fetens est valde sed interius per to-
tum latet scientia atque doctrina operis et omnia corda hominum to
amant illum vel illam. Non cognoscet tarnen eum aliquis nisi
fuerit pliilosophus vel nisi habuerit sensum philosophi. Unde
dico quod ille qui habet naturam ad modum philosophi inveniet
maius opus ex hoc libro et faciet ex lapidibus secundum medi-
camen mcdicorum sicut nos diximus quia philosophi habuerunt t5
hoc opus coopertum et occultum. Exinde abreviaverunt ipsi
dicta sua ab hoc quod opus rcquirebat. Unde dicta sua erant
celata eis qui non intelligebant eos velut reson et iosaphia
qui erant philosophi. et obviaverunt sibi mutuo in quadam valle
querentes unam doctrinam unius minere et unius lapidis. Et 20
cognoverunt sese statim cum a se invicem visi sunt. Josaphia
sciebat doctrinam solis et reson qui erat philosophus. sciebat
scientiam lune. Inquit reson iosaphia. Quis est ille qui ducit
exercitum cum ense extracto. et respondit reson. 0 iosaphia
respice circulum qualiter rubor currit per ipsum et in uUimis 25
partibus est nigredo. et quare est claritas in medio. Et respice
formicas qualiter sunt macre et qualiter exeunt de suis cavernis
euntes extra querendum quo eis opus est. Et respice cervos
pascentes in altis montibus qui aliquando quiescunt et aliquando
currunt. Nunc a te quero o iosaphia si videris avem albam 30
volantem interdum et fugientem et aliquando in uno loco paci-
fice quiescentem. Et qui pascit eum non habet solatium ex illo
et avis non habet fidutiam in illo qui pascit eum. Timet enim
ne peniteat illum quod ipsa retrospiciens momordit illi unum ex
membris suis quasi leo famelicus. ille qui habitat in sua natura 35
est contrarius suo colori. In hunc modum intellexerunt se
philosophi mutuo et quilibet in sc scivit naturam alterius. Et
32 fum: sie
352 ARISTOTELES DE LAPIDIBUS
illc qui habebit naturam talem qualem duo philosophi habuerunt
de sole et luna poterit scire tantum quautum illi sciveruDt. Et
dum inspicio naturam | animalium loquentium Et non loquen- 147'
tiuro et naturam volatilium et eorum qui habent quatuor pedes.
5 et naturam piscium atque beluarum marinarum Invenio quod
natura cuiuslibet pugnat contra naturam. Et quod nature ali-
*
quorum interdum habent se odio. Et nature aliorum diligunt se
invicem. Et ita invenio quod natura unius diligit naturam alte-
rius. et quod natura unius aliquando subintrat naturam alterius
10 et iungit se eidem. Ita invenio quod natura unius fugit naturam
alterius et disiungitur ab ea. Et quod una natura maosuescit
cum altera et assimilatur una alteri. Et quod natura corrupta
sive deteriorata vincit bonam naturam et deturpat eam. Et quod
una natura debilitat naturam alteram. Et quod nature diver-
15 sorum aliquando concordes cfficiuntur et aliquando non concor-
dant. Et quod una natura medicat alteram. et quod una tingii
alteram. una frangit alteram. una dealbat alteram. Quod una
etiam aliam denigrat. et quod una aliam rubificat. D i x i t philo-
sophus. bona natura diligit aliam et bona subintrat bonam.
20 Et malarum altera fugit alteram. et altera miscet se alteri sicut
aurum minutum quod trahitur ex minera in qua invenitur dyamas
qui non invenitur in ulla re huius mundi nisi in valle partium
orientalium. Et non oportet quod queratur a sapientibus quo-
modo lapis sit submersus in auro. cum Sit eiuddem nature et
25 ei coniunctus et obtemperat se illi. sicut invenitur quod sulphur
contemperatur maiori parti lapidum et sicut invenitur quod
plumbum contemperatur lapidi qui vocatur elecined qui forte est
emathües et sicut lapis qui vocatur Elendhmon invenitur obtem-
perari cum lapidc qui vocatur Et sicut lapis dyamas
30 vel adamas quando sentitur ab aliis lapidibus terreis moventur
omnes et franguntur. El sicut lapis vitreus sine lapide magnesie
non polest esse perfectus vel completus et sicut esrap qui est
vilissimus omnium lapidum et magis fetens et turpior qui de-
struil et confundit adamantem vel dyamantem. Et sicut lapis qui
35 vocatur vuunax qui sustinet omnes alios lapides qui produnt
stalim vim suam si pondus unius grani ordei auri submergatur
T) cuiuslibet: cius libet cod. 10 se eidem: se id cod, 28
elendhennon oder clendherinon 29 alöum in cod.
UND ARNOLDUS SAXO 353
intus. IIa quod post hoc omnia possunt submergi intus supra
omues res suffocari. Nunc volumus aggregare omnes maneries
lapidum ex quibus dicetur postea in hoc libro.
Dixit philosophus. Lapidum alii sunt naturales, alii
non naturales. Et iterum dixit. Incipiamus loqui de lapi- 5
(libus preciosis. Et nominare et epylogare pulchritudinem eorum.
Et qui sint eorum colores Et qualiter sint colorati quia eos qui
sunt errautes et forinseci non nominavimus in principio huius
libri sed eos qui plus habent dignitatis omnibus aliis. Et sunt
quatuor quos nominavimus et nominabimus iterum. Itaque non 10
adunavimus eos ut loqueremur de eis nunc simul. Sed loquimur
post de duobus eorum aperte et de duobus occulte et in figui^.
Quoniam eorum narratio tecta erit atque cooperta quantum ad
presens. Et in aliis duobus precedentibus sicut promisimus in
principio huius libri. Et ideo occultamus istos quoniam dignio- 15
res sunt balantio atque rubino et smaragdo et huiusmodi lapidi-
47"'^ hus. I Et plures hominum nesciunt quid docetur eos in ipsis eo
quod dum fuerint limati aut triti sive catcinati simul aut quili-
bei per se in igne positus fuerit et ignis accensus fuerit super
ipsum comburuntur et devastantur. Sed hü quatuor lapides siut 20
noti quando calcinati et triti fuerint. quilibet per se et ignis
accensus super quemlibet per se et aut duo horum aut tres
adunabuntur simul tunc nascetur ex illis alia res. Et si omnes
simul aduneutur erunt quasi una natura rei viventis. et nasce-
tur ex eis unus lapis albus et unus rubeus. Et quando quilibet 25
ponetur semel In igne adunabuntur simul vi ignis. Et lapis
durus indiget fortiori igne. et turpis debiliori. Et si nimis
invalescat ignis super eos destruentur. Hec quidem probavimus
et est verum.
^1. :\) Incipiamus in nomine domini qui est sine principio et sine 30
finc cuius nomen sit benedictum. Et nominabimus lapides pre-
ciosos et eorum species quo colore sint colorati vel qualiter et
expositiones eorum. Quando igitur habent colorem vini rubei et
ventilatur ignis super cos rubor eorum augebitur et clarifica-
1 supra dh. in der vorläge übergeichriebene Variante des über-
Setzers (doppelte Übersetzung) 11 adunabiinus . . . ut loquemur cod.
IS triti: tritici cod, 2G semel: sie correclor 33 habent (hnt):
huiu! (hiic) cod.
Z. f. D. A. neue folge VI. 23
354 ARISTOTELES DE LAPIDIBUS
buntur. Et si in eis fuerit macula nigra minuetnr cum 8ua
nigredine. Et iste lapis cui crescit pulchritudo atque laus quando
ponitur in igne et agitatur super ipsum vento follium et tunc
exit ex eo aqua. Et isti sunt lapides in quibus ]ioia ferrea non
5 agit neque possunt molliri habentque colorera viridem rubeum et
croceum. Et croceitas rubini minus sustinet ignem quam rubor.
Et viriditas eins non sustinet ignem atiquo modo. Et colores
appropinquantes huius coloribus preciosiores sunt qui sunt cor-
tond. et corhaen. Et quinque crocei lapides qui videntur esse
10 preciosi et non sunt ex minera preciosorum. Quia cortaud est
rubeus et assimilatur rubino. si ponatur in igne et sufüetur
ignis super eum rumpitur et devastatur. Et si diu moretur ibi
reducetur in nichilum. Si limetur leviter limabitur similiter et
Corhaen. Et multi sunt colores magis intenti biis tribus pre-
is ciosis coloribus. scilicet rubro. croceo. et viridi colore qui
assimilatur croco et albo colori. Et qui contemperantur in biis
coloribus non sunt boni nee precium retinent lapidis preciosi.
(Jnia qui feret tapidem ignis abquem ex tribus predictis suspen-
sum collo aut in anulo et contigerit ipsum venire in locum
20 pestilentie mpra seil mortalitatis defendetur ab ea et exaltabitur
inter gentes Et leviter complebit optatum. et leviter lucrabitur
in suis uegociis. Natura cuiuslibet rubini est calida et sicca.
Postquam cepimus loqui de lapidibus non potest esse quin
rompleamus in boc libro quod incopimus de suis virtutibus.
25 Et nos iterum nominabimus unum ex predictis in loco conve-
iiienti ut sint nominati secundum quod sunt in sua natura. Et
ex quo ad hoc pervenimus quod nos nominavimus unam partem
horum lapidum nominare volumus virtutes eorum cum veniemus
nd (lenominationem unius cum denominationo alterius. Qualiter
30 ament se invicem. Et quabter coniungantur. Et qualiter unus
melioretur per alterum et sine dubio non potest esse quin iterum
nominemus eos sepius. Sunt igitur lapidum quos deus in sua
sapientia creavit per | suam potentiam ad gloriam sui nominis 147*
aliqui quos homines accipientes ponunt in suis lucris aurum
35 vidclicet et argentum. Et est unus lapis quem deus creavit ut
in eo nomen suum glorißcetur per boc quod tueatur vitam ho-
minum. per ipsum enim tegitur corpus humanum. Et hoc est
13 reduchetur cod.
UND ARNOLDUS SAXO 355
sigillum. Alii sunt lapides intus quos urget ignis. Et isti sunt
bene noti. Est alius lapis ductilis velut aqua currens in cuius
corpus subintrat alter lapis et indurat ipsum intantum quod
sustinet ignem et potest suülari super ipsum et hoc est vivum
nrgentum. Est alter lapis qui quando sentit aquam funditur et 5
fit aqua, scilicet sal. Et alius lapis qui quando sentit aquam
fit durus et hoc est plumbum. Et multi alii lapides similiter.
Et unus est lapis qui quando sentit ignem consumitur ab eo et
tit fumus evanescens et hoc est vivum argentum. Est alter lapis
qui liquescit quando tangit eum sol. Est alter lapis qui quando 10
habet ignem fortiter vento agitatum fit color eins pulchrior et
corpus durius et crescit eins bonitas iste est rubinus. Est alius
qui est aqua currens in corde terre et perreniens supra terram
fit lapis. Est alter lapis qui quando ponitur in igne et iungitur
ei quidam alter gignit ex se alium lapidem pulchriorem in colorc 15
quam fuit ipse gignens. Et est etiam alterius speciei a gignente
({uia radix gignentis est de minera et genita non est de minera.
sicut Cambar hoc est Geugere. et cinobrium quod generatur ex
vivo argento. Et sicut viride de Grecia et Sericon hoc est seren-
f?er quorum quodlibet generatur ex lapide in vasis vitreis per 20
virtutem ignis. Sed vas frangitur antequam vivum argentum
mutet colorem suum ex albeo in rubeum dum manet supra ignem
et nocet circumstantibus. Et quando vivum argentum obviat igni
erit ab eo res mirabilis. scilicet sericon. hoc est sireng. et
cerussa exit de plumbo per virtutem ignis et viride grecum ex 25
ere virtute acetositatis. Isti lapides et huius modi qui generan-
tiir ex aliis sunt alterius maneriei quam illi ex quibus generantur.
Noc propter hoc amittunt pulchritudinem sui coloris. Et in-
veniuntur in ipsis contrarietates. et non contrarietates. Et sunt
oliqui lapides qui generantur ex aliis lapidibus quando ponuntur 30
in igne ex cuiusmodi est aurum in quo inveniuntur alii lapides
qui ponuntur in medicina que depuratur ex istis lapidibus. Et
ex istis lapidibus nascitur quidam lapis quem populus vocat
Cachiniam auri. Et similiter ex argento nascitur litargirum hoc
est Cachinia argenti. Et unus lapis inde trahitur quem vocat 35
populus passionem argenti. Et marcath nascitur ex plumbo sicut
r
IS GeugV 19 sereng^ 25 cerussa: seru^^a eoff. 34. 35
Cachiniam tic f statt cadmiaro)
23*
356 ARISTOTELES DE LAPIDIBUS
ex ferro qnando ponitur in igne nascitur sedimon. boc est passio
ferri. Sicut ex tiliis quaodo combunintur igne nascitur alius .
lapis qui vocatiir audranon. populus vocat eura helhears supra
quem tinctores ponunt sapienter acetum quod denigrat ex lapide
5 panuos qui submerguntur in eo. Lapides qui in hunc modum
generantur retinent pulcbrano formam et tenent profectum reruni
nonoinandarum quas mundum nominavi. Et nos et alii tarn pbi-
losophi quam etiam alii vidimus lapidem qui submergitur in cor-
pore bumano et babuimus vohintatem ut loqueremur de eo
10 sicut I de aliis lapidibus. Quamvis nascatur de alia natura quam l'^^'
alii lapides terrei quia est in bomine et non in alio animali sicut
in caballis. camelis. asinis. ovibus et bobus et aliis buiusmodi
animalibus babentibus roeatus largos et apertos per quos bumores
(>t urina de facili transeunt quare in eis non potest generari
15 lapis. Sed bomines babent meatus strictos intra se per quos
grossi bumores non possunt libere transire quin potius ingros-
sentur et coniungantur et postea bumores assiduo cursu fluentes
ad idem membrum dant continue augmentum indurate masse et
sie fit totum una species lapidis in bunc modum. Et ideo in
20 lapide bumano invenitur species proprie. Quando teritur ille
lapis et ponitur in luce lapides qui nocuerunt domino suo adherent
ei sicut lapis qui trabit aurum et lapis qui trabit argeutum et
qui trabit ferrum et qui trabit metallum rubeum et croceum. et
lapis qui trabit carnes et qui trabit pilos et qui trabit ungulas.
25 Et lapis proficiens lapidi bominis qui nascitur in ripa maris terre
colodbos in paludibus byspanie qui assimilatur planete. Est ma-
ueries lapidis habentis corpus et spiritum et est Cancer mariuus.
et lepus aques. Nam lepus aques babet lapidem in capite. Et
piscis qui vocatur barec babet in capite lignum. Sunt alii la-
30 pides qui nascuntur et crescunt velut arbores qui quando in-
veniuntur ab igne indurescunt et incorporantur et bii sunt coralli.
Est alius lapis qui est aqua clara qui quando tangitur ab igne
fit lapis et incorporatur quando ignis acceuditur super ipsum et
est cabestir. Est alius lapis in quo ignis accensus est quasi
35 positus fuerit in igne et quando tangitur emittit ignem a se et
comburit quicquid circa eum est. et bec est ex manerie maguesie .
13 meatos coJ, 2S aqueusC?): aquös cod. 36 hec ... qui ...
nigra: sie
UND ARNOLDUS SAXO 357
qui relinet io se res quas nominavimus. Et illud idem facit
nigra. Est alter lapis qui gaudet acetositate i. quaodo ponitur
in aliqua re requirit acetositatem et currit ad ipsam absque tactu
inanuali hoc est alkibric et hoc est argentura et plumbum et
marcasita atque magnesia. Sunt alii lapides qui per potum reci- 5
piunt rem mortalem. Et horum unus est lapis qui vocatur el-
badherer. Et lapis smaragdus et hoc est zermarred. Est unus
lapis qui desiccat omnes aquas dulces et salsas et amaras et ex-
trahit aquam croceam a corporibus hominum et quando appro-
piuquat liguo ferro et folio calami trahit ea ad se. et iste lapis to
vocatur elberadhi. Est alius lapis qui habet intra ventrem suuni
alium lapidem intra quem movetur parvus quidam dum movetur
ipse lapis. et iste est lapis indie qui facit mulieres cito parere.
Est alius quidam lapis qui dum positus est in aqua accedunt ad
eum pisces propinqui et quiescunt super illum. Est unus lapis 15
qui curat apostemata procreata ex causa calida et rubores appa-
rentes in faciebus puerorum quando tritus supponitur eis. et
iste lapis videtur niger mixtus cum rubore sicut spien. Est etiam
unus lapis qui facit dormire. Et alter qui aufert sompnum et
inducit vigilias. Sunt lapides aliqui qui triti ignique suppositi 20
liquescunt. Ex cuiusmodi lapidibus exit vitrum quod mpra vel
qui quando est inter ceteros lapides notus est ad modum stulti
inter homines existens vel prudentes. Est alter lapis malum
emittens odorem qui comburit quicquid sibi proximum est et
18"* devastat omnes lapides iunctos. Est alter lapis qui crescit | in 25
minori parte per quiddam sibi coniunctum et hoc est plumbum.
Est alter lapis qui in vasis positus faciet ea fervere quasi essent
super ignem et iste lapis Est quidam alter lapis qui
se gestautem exaltat inter homines et hunc nominavimus in alio
loco. Est unus lapis qui quando appropinquat aliis lapidibus 30
frangit eos. et dividit eos per medium et iste est dyamas. Est
alter lapis vilis abiectus et fetidus qui iunctus ahis lapidibus pre-
ciosis frangit eos et destruit idemque tritus devastat alios lapides
absque uUa vi et absque ullo gravamine et iste est askab qui
4 cod. pluni (in fine versut) 5 pottü cod, 12 intra (quem):
infra cod. (der ganze satz intra quem etc, scheitU Variante) 18 spien;
cod, epleu 23 existen cod. 28 album in cod. 34 askab: so
verbefsert statt des urspr, alkab
358 ARISTOTELES DE LAPIDIBUS
Traogit dyamantem. sicut dyamas frangit omnes lapides foiies et
debiles sicut docuimus siipra. Est alter lapis qui dum est in-
teger iion habet virtiitem. Et quando confractus est minutini
clarificat et pellit omnes alios lapides. et hoc est sambadbeg.
5 Sunt aliqui lapides qui quando coniuncti sunt denigrant. Ex
quibus unus est ex minera et vocatur Nora. Alter est gencratus
et vocatur eliuerdaseng. Alii sunt lapides de quibus si unus
amiserit virtutem suam et ponantur super lesbric et marcasitam
simul iuncta recuperabunt virtutem suam et sunt lapides Talentes
10 ad oculos.
Nunc nominabimus omnes lapides coniunctos atque di\isos
sicut thutiam et elecined et alios huiusmodi. Sunt igitur quidam
lapides quorum maior quando odoraverit odorem peioris hoc est
in saphyro. croceus minuetur et fragilis eßicietur velut vitrum
15 et velut argentum quando tetigerit mercurium fundetur et erit
sicut aqua fervens. Sunt lapides quorum coniunctorum positorum-
que in igne bonus sentiet secundum vim mali lapidis. sicut
aurum quando coniungitur vitrcolo i. elzag et calcantum et alu-
mini, vel alumen i. elsregh et sigillo mpra vd sigillum. et
20 iussiador et lapis qui vocatur sicenos de quo aurifabri clarificant
aurum suum et illud est sigillum uude clarificant et mundant
argentum. Et illud est sigillum quod invenitur in minera ignis
greci et iste ignis est aqua. Et idem quando separatus est ab
igne greco lit sal per virtutem venti et infrigidatur et infor-
25 matur et proiicit multis medicinis gentium, et hoc est sigillum
aque et sigillum hone fame. In margine forte übt est hoc sigillum
scriptum deberet esse sal sie enim scriptum erat in exemplari s.
seel. Et in quodam loco ubi positum est sal. hie erat sei in textu
iterum. Sunt quidam lapides in corde terre panim dilecti qui
30 dum percurrerint ad superflciem terre velut aqua fiunt lapides
et niultum proüciunt lepre omnique infirmitati existenti in corde
humano. si triti odorentur aut collo süspendantur. et iste lapis
est valde rubeus neque est lucens. Est quidam alter lapis cro-
ceus valde similis predicto rubeo eo quod non est lucens ex quo
35 unus lapis extrahitur qui non proGcit ulli rei. Est alter lapis
valde uiger et non lucens et iste est elzig. Est et alius valde
7 eliu'daseng cod, (stall elmerdaseng) tS. 19 aluinini: sie eoä,
20 vocatur: cgd, vero (üö statt uo", wie unten p. 361, 16)
UND ARNOLDÜS SAXO 359
albus et non lucens et iste est malus. Est alter lapis et lucens
qui tanieu est de genere non lucentium. Et in lapide lazuli.
Extra lazurre et in suo genere crescit puichritudo in majori parte
IS""- sui. Et plures lapides sunt qui similiter crescunt in | suo genere
et in sua pulchritudine et in sua bonitate. Est unus lapis qui 5
vocatur elinica i. cristallus. Est alter eiusdem maneriei et est
nietallum cristalli. Est quidam lapis manens in aqua qui quando
sol oritur abscondit se et quando sol occidit tunc se ostendit et
est levis in persona sua et tenet et natat super aquam. Est
quidam lapis discordans s. elzebez. et est ex manerie salis. et 10
ex manerie elsag. i. vitreoli et sicut alumeu i. elscel et seg. et
calcantum. Et cokathar. et magnesia et borac et lesbrio. Et
isti lapides sunt ex multis coloribus.
Ammodo volumus ostendere genera et species horum lapidum
et licet uominavimus eos in parte superiori huius libri nihil 15
nocebit si eos iterum nominemus pro eorum profectu atque
malitia quia nominavimus eos per ordinem ut essent noti. Neque
poterit esse quin revertamur ad hec que dixinius quando per-
venimus ad divisionem eorum. Lapis igitur qui vocatur attinkar
habet in se duas maneries lapidum. s. boracium et salium. Et 20
unus lapis est qui vocatur nasciadhor. i. liscianada qui üt in
balneis. Est et unus lapis qui vocatur marchasita qui est de
genere auripigmenti et lapidis talc. Et lapides qui sunt ubi sol
occidit quando sunt sublimati. sunt quasi ridentes. Isti sunt
lapides quos philosophus uominavit in divisione25
alexandri. Et lapis vivi argenli est zesbac. et lapis coralli
et lapis de soiadana et lapis philosophorum qui est coloratus ex
coloribus tiucture.
Nunc dividamus unum lapidem ab alio in hoc libro quia
nos nominavimus species omnium lapidum preciosorum in prin- 30
cipio huius libri et locuti sumus ibi de coloribus eorum unde
nunc dividemus unum ab aUo.
I. 4) Lapis elzedi i. granatus est rubeus sed non tantum quantum
rubinus quia rubinus habet colorem suum ex igne darum sine
fumo. Sed in lapide elgedi remanet ignis cum fumo. et propter 35
hoc est minus calidus et minus siccus quam rubinus et invenitur
3 extra bedeutet 4a margine' der vorläge, wie supra zwischen den
Zeilen 6 statt elniica
360 ARISTOTELES DE LAPIDIBUS
in minera sua in partibus orientis. et quando extrahitur de mi-
nera est obscurus et nuUatenus lucet et quando est incisus tunc
apparet lux eius et claritas eins lucet. Igitur qui supra se fcret
ex isto lapide pondus. x. granorun) ordei ounquam sompniabit
5 malum sompnum neque in sonipniis timorem patietur. hec est
virtus eius. Si quis inspiciat eum in radiis solaribus minuetur
Visus eius. Ex istius speciei lapidibus melior est magis rubeus et
magis lucidus et si quis fricet eum capillis suis aut barbe suc.
Deinde trabat eum per terram ipse levabit paleas ligni. ferrei.
10 vel ex ferro et aliorum similiter.
Est unus lapis qui ei assimilatur et ille vocatur medhanig
qui est minus rubeus et minus pulcher quam albegedi. Et iste
lapis vocatur Medhaing non habet virtutem neque aliquid levat
a terra.
15 Est species lapidis qui vocatur baalkhec qui est multarum (m. 5)
manerierum et invenitur in multis mineris et apportatur ex par-
tibus orientis s. ex ethyopia et ex specie huius lapidis inveniuntur
aliqui in littore maris romanorum et terre gaddi et melior in-
venitur in terra garbi et romana. et ratio Imius est quia valde
20 rubeus et valde clarus est et croceus atque splendens et ex specie
sua est unus lapis qui est minus pulcher et minus rubeus et
assimilatur aque mananti ex carnibus recentibus quando sale per
aliquantum tempus manserint consperse et habet quasdam lineuu-
!culas quasi albas et qui portal eum supra se paciflcabitur ira 148'*'
25 eius. Ipse restringit sanguinem et precipue fluxum mulieris.
Ipse quoque mundat et curat dentes qui eo fricantur. Et curat
et gingivas qui fricantur ex eo a cancro et fluxu sanguinis.
Et lapides qui vocantur elgesha sunt plurium colorum et (m. 6^
afferuntur a duabus partibus s. ab occideute. a terra eliemen
30 et a terra eisin et est in partibus orientis et pulchrior descendit
ab occidente et iste lapis est niger in quo sunt contrarii colores
s. albus et niger. Et ex istis est qui habet colorem
nee habet alium colorem apparentem. Et sufYicit isti lapidi quod
vocatur gesha eo quod trahitur a loco qui gesha vocatur. Et
35 illi qui sunt ex terra elzin odiunt ire in mineram lapidis timen-
tes eum nimis. Unde nullus trahit eum a minera sua nisi
slavones et servi qui non habent aliud unde vivere possint. Et
2 inscisus cod. 7 istis cod. 24 liuenuculas cod. 32 album
in cod. (cf, cod. Mp. *8icot mel')
UND ARNOLDUS SAXO 361
quando traxerint ex minera portant ipsum veadendum extra terram
zini ad terras alias. Et homines terre eliemen quorum sapien-
tiores sunt sicut bestie nolunt ipsum porlare neque pooere in
Ihesaiiris suis. Neque invenitur qui velit portare eum si uoo sit
demens. quia qui portal eum supra se sive in anulo sive alio 5
modo sompoiabit sompnia pessima et multiplicabuntur cogi-
latioues sue. babebitque multa verba et litigabit cum hominibus.
Et si suspendatur ad coUum pueri babundabit in saliva ut multa
decurrat ab ore eius. Et qui posuerit eum in domo sua aut in
aliquo vase suo aut in cibo vel in potu suo minuentur facta et lo
actus eius. Lapis iste frigidus est et siccus. Et quando tritus
est mundißcat et clariticat rubinum qui ex eo fricatus fuerit. Du-
rior est aliis lapidibus et raro invenitur qui bene operetur ex
eo. Extra videtur secundum lüteram loqtii de onice. Nota ergo
quia de natura satumi est. 15
Est unuß lapis qui vocatur Eidbenegi et babet colorem
viridem quasi smaragdus. eius natura frigida est et corrupta
atque color. Ipse lapis est metallum in minera sua et postquam
incipit fieri lapis exit ex bumore sulpbureo in modum sudoris
sicut de viridi greco cuius humpris quando gutta super aliam 20
cadit super terram indurescit in una substantia et ßt lapis. Iste
lapis multorum colorum est. Nam primo est viridis, deiude mixtus
prassino. habet etiam colorem penne pavonis atque colorem
succidum. Est unus lapis habens colorem intus viridem et suc-
cidum et forte omnes colores inveniuntur in uno lapide quia 25
quando tornator tornat eum veniunt multi colores in uno lapide
et hoc est sicut coloratus fuit in terra folium super folium. et
iste lapis vocatur Nehas hoc est de eramine vel extra hoc est
eramen sicut smaragdus non invenitur nisi in minera
auri. et si ex eo operetur aliquid claritas eius et bonitas veneni So
existentis in ipso quod ex eo decurrit in magna quautitate. et
si tritus et fricatus alicui detur in potu (it ei pessimum venenum
quia extinguit. extra extendit ei fundamentum et procreat ibi
vesicas et iuflammat ei corpus pessima passione atque corrumpit
neque potest sanari de levi. et qui tenuerit eum more suo sugens 35
aquam suam est ei infirmus. et si ponatur in auro pulchriora-
16 qui vocatur (uo): cod. qui vero 18 lo cod, 23 pfTinö cod.
29 album in cod.
362 ARISTOTELES DE LAPIDIBUS
bitur post multos annos. | Si feratur et in eo aliquid stultuin HS*"'
fuerit contemperabitur ei. Et qui receperit vencnum si biberit ex
eo distemperato proficiet ei. Et si quis morsus tarento aut scor-
pioue biberit ex eo mitigabitur dolor eius in parte. Et si iuter-
5 ficiantur quinque extra vel due musce cum hoc lapide et ligentur
supra puncturam talabron vel si locus lesus fricetur ex eis cura-
bitur. Et si tritus distemperetur cum aceto et locus insanus ad
quem currunt humores melaucolici inde ungatur curat illum.
Curat etiam allopiciam et mortuam cutem capitis que dicitur
10 tabes. et etiam totius corporis. Et iste est lapis qui coloratur
a vento et clarificatur sicut ventus. et ipse est coloratus in colore
aure matutine atque vespertine. et invenitur in hoc Dhaneg
metallum mixtum cum suo corpore. Et si bibitur cum veueno
proficit. Sed bibitus absque veneno nocet. Et si teratur et
15 fundatur cum auro fragili dulcoratur aurum. Et si iungatur la-
pidi attinkar habet vim fortiorem ad aurum dulcorandum.
Lapis qui vocatur elsbacher a grecis nominatus est elbasifer (m. S)
kaker. expositio eius et est venenum. Et iste lapis est alte
dignitatis atque nobilitatis. Invenitur mollis ad tactum. natura
20 eius est calida et humida non nimis. Sed subtilis est et suavis
et bonitas eius est quod ipsa curat ab omni veneno cuiuscunque
maneriei sit mortale scilicet aut non mortale. Et a venenis que
exeunt a terra et ab illis que iiunt morsu vermiuni vel reptiliuni.
Curat etiam piagas et puncturas serpentum. Et quia locuti sumus
25 de veneno oportet quod loquamur de suo nomine et ostendamus
suam expositionem quia venenum non interficit hominem per
suam frigiditatem neque per suum calorem. sed ex proprietate
sue malitie. penetrat enim usque ad sanguinem cordis et epatis
et quando attingit usque ad sanguinem facit ipsum liquescerc
30 in similitudinem aque decurrentis a carnibus que salsantur. et
decurrit sanguis in venas obturans meatus corporis viventis et
expandit se per totum corpus quasi sagimen super aquam. Sed
qui festinat meditare antequam venenum expansum fuerit per
totum corpus proficit egro. Sed si tardet ducetur ad mortem.
35 Si quis enim tunc dederit pondus unius dragme limature lapidis
clbaseher venenato liberal ipsum per sudorem et per resolutioneni
9 mortuam: cod, mortisam 17 dh, elbaseher 32 se per:
semp cod. sagiiTi cod, = oleum cod. Mp.
UND ARNOLDUS SAXO 363
a corpore. Iste lapis multos habet colores. ex quibus est color
citrinus et color cinericius. et permixtus ex coiore albo et viridi.
Et horum omnium melior est qui habet colorem citriaum qui
habet claram citrinitatem quasi colorem cineris. Et minera sua
est in terra elzim et iodie et in partibus orientis in terra cora- 5
scm, que est in perside. Et perse nominaverunt hunc lapideni
elbascher, estque lapis veneni. Et multi sunt lapides ei similes
et non habentes virtutem neque vim eins neque faciunt aliquid
quod iste faciat. Ex istis est elchim et emarmar. Est eciam
quidam lapis qui scpe accipitur pro illo et non proficit in aliquo 10
et vocatur phundos. Si quis veneuum potaverit et ponat istum
149*^ lapidem | in suo ore proficit ei et proGcit multum contra mor-
suram tharenti. et cuiuslibet reptilis venenosi. et si teratur
et ponatur super morsus venenosos aut puncturas extrahit totum
venenum. et si quis stringat plagam antequam ponat ibi pulve- t5
rem et tunc ponatur pulvis liberabitur ex toto. Et si ex isto
pulvere pondus duorum granorum ordei ponatur in ore serpentis
extinguit illum.
(m. 0) Lapis dyamas qui vocatur elmos nature est frigide et sicco
in quarto gradu. Habet quidem in se lapis duas bonitates. Et 20
iiarum una est quod frangit omnes alios lapides quibus coniun-
gitur. Et si ponatur super eos rumpit eos et aufert eis pulchri-
tudinem suam et destruit penitus. Et hoc facit virtute sui do-
minii. Cum eo poliuntur et planantur omnes alii lapides et
auferuntur puncture eorum. Sed nichilominus est unus lapis 25
inter alios submollis et fragilis turpis atque fetidus qui confundit
<lyamantem sibi coniunctum neque potest aliis vinci lapidibus et
ipse est ex dignioribus lapidibus. Et iste est peior toto corpore
plumbi. Et nos exponemus istum lapidem elkab in hoc libro
|)otentia altissimi dei qui creavit celum et terram et omnia que 30
in eis sunt, qui revelat populo quem diligit quid carum et quid
11 pliüdos cod. 14 ponatur morsus ood. IS hier fofgt im
tejct von derselben liand der an fang des Marbod:
*£uax rex arahum fertur scripsisse neroni.
Qui post augustum regnavit in orbe secundus
Quot species lapidum qui (sie) nomina quive colores etc.*
Lapis dyaiuas qui vocatur etc. 29 et nos exp. spricht der arab. (syr.)
Übersetzer
364 ARISTOTELES DE LAPIDIBUS
vile et carum vilificat per vile. et vile exaltat iuvamine cari.
Iste lapis qui vocatur elmos assimilatur bono et claro nesciabor.
Et secundum quod magnus fuerit et creveril faciet opera sua
secundum scilicet suam magaitudinem. Eodem modo magnesia
5 inanifestat opera sua digniori se in eo quod obediat vili per
obedientiam in hiis duobus lapidibus scilicet auro et dyamante.
Aurum diligit dyamantem lortissimo amore quoniam propinquus
eius est. Et est submersus et occultatus in eo. Et boc sciunt
illi qui faciunt aurum quia quando limant aurum inveniunt in
10 eo sepius frusta dyamantis resistentis limis eoinim atque frangentis
eas virtute sua. Et si iste lapis teratur a fortiori se et pulvis
eius ponatur super puncturam ferri scindet omnes alios lapides
preciosos. El primus qui boc scivit fuit alexander disci-
pulus mens qui babuit noliciam dyamantis. tunc scripsi et
15 exposui ei omnes maneries lapidum preciosorum sicut smaragdi
sapbiri et rubini et aliorum lapidum corporeorum. Mirabatur
enim de lapidibus preciosis et rogabat me super boc. Et qui-
cunque babet lapidem in vesica aut in transitu urine accipiat
granum pulveris buius lapidis iungatque punct(ur)e unius ferri
20 subtilis facti ad modum syringe recte cum mastice et creta. Est
vallis quedam ubi iste invenitur. estque sie profunda quod
nuUus I unquam eam intravit excepto alexandro et hec vallis est 149*^
ultra corasbau. In profundo buius vallis est tanta obscuritas
quod numquaiii homo potuit videre nee tangere fundum. Sed
25 alexander discipulus mens pervenit ad hanc vallem atque
vidit ibi aliquid quod posset capere. Vidit enim illic maneries
atque multitudinem serpentum qui numquam visi fuerant. et
liec vallis iungitur terre indie. Suntque ibi lyri quorum boni-
tatem neque sapientiam nullus bomo potuit videre quin morere-
30 tur statim et boc quidem accidit dum vivunt. sed quando sunt
mortui non nocent in aliquo. Et buiusmodi tyri babent sex
menses in estate et sex in byeme. Et quando alexander scivit
boc fecit depoilari speculum in vallem horum serpentum taliter
quod ipsi serpentes possent videre corpora sua in speculo. Et
35 statim dum corpora sua in eo cernebant moriebantur. quo facto
2 nesciabor sie cod. i. sal armoniacum 6 dyadamante cod.
12 puncturam («^ summitatem) : punctä cod. 31 hüc (hunc) cod. statt
hnt (habent)
iU..i
UND ARNOLDUS SAXO 365
potiierunt homines videre in vallem. Quam cum inspexisset
alexander habuit voluntatem capere ex lapidibus vallis. Fecitque
excoriari multas oves et proici in vallem. et hoc fuit postquam
redierat ad gentem suam. Proiectis ergo ovibus in vallem snpra
lapides. Veniebant aves etheree accipientesque eas asportabant 5
extra vallem cum lapidibus infixis et adherentibus carnibus ovium.
(/urrebat itaque gens alexandri post aves colligendo lapides i^aden-
tes a carnibus ovium parvos et magnos. Adhuc caveat sibi quili-
bet homo ne in ore suo ponat dyamantem. venenatus enim est
propter conversationem serpentum. Ex vi sue duricie frangit 10
dentes.
f. 10) Expositio lapidis qui vocatur Sembadheg. Natura huius la-
pidis frigida est in secundo gradu et sicca in tertia. Eius minere
sunt in marinis insulis terrc zin atque in littoribus eorum. Vi-
denturque esse vene pulchriores aliis venis. et sunt lapides 15
corporales magni et parvi. et quando teruntur cum ferro et
dyamante et aliis lapidibus. Et plus valet tritus in opere quam
integer. Quoniam alii lapides subtiliantur et corroduntur. per
ipsum quando fricantur super ipsum cum aqua aut sine aqua.
Sed non tantum operatur quantum dyamas propter virtutem 20
altitudinis et bonitatem nature dycimantis. Iste lapis qui vocatur
sembadheg si teratur gumme que vocatur lacca. Extra vel bacca
(>t coniungantur si gumma recipiat corpus eius scindet omnes
alios lapides. Et si arsus igne teratur et ponatur super vulnera
antiqua et recentia curat ea. Fistulam quoque curat eodem modo 25
supra aspersus.
1. 11) Expositio lapidis qui vocatur Eltebrognug. qui est lapis viridis
mixtus colori celesti . estque visu pulcherrimus. Iste lapis clarescit
claritate venti. venti quoque obscuritate obscuratur. Et omnes
lapides qui sie transformantur habent malas similitudines in hoc 30
iapide ad aliquid aeris. mixti cum eo. Minera eius est sub pa-
ludibus orienlis et in hac minera invenitur lapis habens in se
aliquid auri in quo auro invenitur adamas submersus paululum.
s, et occultum est. Et quando iste lapis tritus miscetur cum
aliis lapidibus tritis proficientibus ad oculos tunc iste lapis pro- 35
149^^ flcit eisdem. Non est tamen nature regie | quoniam virtus eius
atque dignitas minuetur. Et in corpore huius lapidis est quidam
23 recipiat: cod. reciat 28 celestis cod.
366 ARISTOTELES DE LAPIDIBUS
pnrvus lapis factus ex re roolli. quia qiioniam ipse lapis istc
s. obviat ungento perdit pulcritudinein suam.
Exposiiio lapidis azurii. iste lapis est frigidus et siccus et (m. K
est moUis et pulchri coloris. Qiiando lapis ist« miscetur cum
5 auro tarn auri quam lapidis crescit pulchritudo fitque durabilis
et UDUs color pro altero splendet et illumioatur. Habetque hie
lapis ^liquid auri mixti secum. Natura eius proficit oculis quando
mixtus fuerit cum aliis pulveribus et quando ponitur aliquid huius
lapidis supra ignem sine fumo flamma eius tingetur colore eius.
10 Et si calcinetur ignis abscondit se in eo.
Expositio lapidis qui vocatur eisig. Iste est unus qui aspor- (m. \^
tatur ex terra orientis. et ex terra s. indie. Estque niger et
valde niger splendens deforis atque multum splendens. sed non
est pervius ullo modo. Et est mollis et valde mollis atque fra-
15 gilis. Et de quibusdam lapidibus hoc accidit propter eorum
molliciem et de aliis propter duritiam eorum atque siccitatem.
Si quis patiens in oculis causa senectutis aut alicuius doloris
qui invaserit oculos eius ut descensus aque aut quid opturans
vim Visus t'aciat speculum ex lapide isto qui dicitur eisig in
20 quo cotidie sepius inspiciat et confortabitur visus eius et
indurabitur et liberabitur a dolore et a desceusu aque in
oculos proficit quoquc pulvis huius lapidis oculis. Mixtus cum
aliis pulveribus. Et si habentes albas carnes portent hiinc lapi-
dem in anulo aut aUter supra se defendit eos a nocumento maligni
25 nspectus et hee due bonitates sunt in hoc lapide.
Expositio lapidis qui vocatur flambari. Iste lapis habet (m. U
colorem viridem atque cinericium nee multum lucidus est.
habetque guttas nigras et albas atque citrinas. Sed est qui-
dam alter lapis qui ei assimiiatur in tantum quod non est
30 ditTerentia inter ipsos. Et placet multum regibus nostris. Pri-
mus regum quibus iste lapis placuit fuit achilles et profos
atque cohaios. Isti enim fecerunt ex hoc lapide multa vasa
ad bibendum et ad odorandum odorem ipsius. faciebantque
ipsum assimilare ambre. natura huius lapidis est frigida et
35 sicca. Vasa facta ex hoc lapide generant illis qui ex eis bi-
bunt assidue quandam passionem amaram ex colera adusta sicut
accidit predictis regibus atque suis domesticis usque quo uüii-
0
37 usq; (usquoque) inhibaimofl sie
UND ARNOLDÜS SAXO 367
biiimus eis ne biberent cum huiusmodi vasis. Indiguenintque
hü medicine remediis. Et qui didicerit odorare vasa ex hoc
lapide facta proficiet eius frigiditati atque siccitati et iadurabitur
cor eius et minuetur eius odoratus et non poterit bonos odores
odorare. 5
M. 15) Expositio lapidis qui vocatur elbeneg i. magnes aut calamita
attrahens ferrum. Natura eius est calida et sicca. Et iste est
lapis cui ferrum obedit. Quia nuUus qui habet sensum atque
1 49'- memoriam credere debet quod ferrum forcius sit aliis rebus |
Licet forcius sit aliis lapidibus quantum ad sustinendum ignem to
et sulphur et malleationem fortem inter duo ferra et ad fabri-
cationem. Et licet fiant ex eo arma cunctis horainibus et bestiis.
et iuvet se homo cum eo in cunctis operationibus suis excepto
in vegetabilibus. Licet etiam sint securi omnes illi qui cum eo
oporantur super alia corpora. Quando enim iste lapis advenit 15
ferro tralüt illud ad se quod videtur ferrum habere spiritum in
se. Facit enim magnes ipsum moveri quasi habere! in se spiri-
tum viYentem. Venitque ad hunc lapidem et iungit se illi per
ohedientiam quandam eidem. Et tanta est obedientia ferri huic
lapidi quod si multe acus essent fixe in terra et iste lapis appro- 20
pinquaret eis. omnes acus figerent se in lapidem. Aut una
infixa lapidi. alie alligarentur eidem. Ita quod una dependeret
nb altera. Melior ex huius speciei lapidibus est niger admixtus
rubedini. Vis magna occulta est in hoc lapide. Nam si ponatur
in aliquo magno vase pleno calce viva non tacta aqua. Sitque 25
vas tam magnum quod vis ignis possit in eo abscondi et pona-
tur vas in furnum figuli quando primo inponit ignem. Deinde
exti'ahatur vas et infrigidari permittatur et postea lapis hinc
trahatur et eodem modo ponatur in alio vase sicut prius et in
fornacem similiter ut prius mittatur. Et ita Hat ter aut quater 30
tandem extrahatur lapis et in loco mundo taliter reponatur ut
nee ventus nee aqua nee humiditas aliqua eum tangere possit.
Fiantque frusta ex eo quorum quodlibet habeat pondus 10 drag-
marum. si accipiatur ergo unum ex huiusmodi frustis et iun-
gatur alkibric eiusdem ponderis et moveantur fortiter et com- 35
misceantur. Deinde proicianlur in aquam gonerabitur iudc maximus
1 indigeruntqiie cod, 19 est: esto cod. 28 hnic eod, 33
quolibet cod. 34 fnistris cod.
368 ARISTOTELES DE LAPIDIBUS
rgnis comburens quicquid comhustibile propinquiim fuerit Si
iste lapis antequam calcinetur ponatur in aqua ceparum aut allio-
nim vi sit ibi per tres dies coopertus in aliqiio vase amittit
omniDo vim suam. Sed recnperabit eam si ponatur in sanguine.
5 hyrci per tres dies ita quod sanguis quolibet die renovetur. Et
qui voluerit ei auferre vim quam habet ex calefactione super-
pouat ei parum sanguinis hyrcini et sie tollet ei. Minera
huius lapidis est in ripa maris propinqui terre indie. Quando
naves tmnseunt prope montem ubi lapis iste est non potest in
to eis reraauere ferrum quin saliat extra et evolans nunc supra
nunc subtus non cessat donec perveniat ad magnetem. Similiter
clavi navium eradicantur unde competit naves transfretantes per
illud mare non coniungi clavis ferreis sed cavillis ligneis alioquiu
periclilarentur. aut enim dirumperentur per clavorum eradicatio-
15 uem. aut usque ad montem traherentur a quo impossibile est
navem separari cum ferro postquam ei applicata fuerit. Et si
quis acceperit magnum frustum magnetis et cum eo tetigerit
locetum statim erunt brauche sue restricte et inveniet lapidem.
Et hec est bonitas magnetis. Habet tamen et aliam | bonitatem t50*^
20 quoniam ignis abscondit se in eo quando est calcinatus. Quodsi
venenum alicui datum sit in potu cum limatura ferri. aut si
aliquis vulneratus fuerit ferro venenato. detur ei pulvis magnetis
subtiliter tritus cum lacte et purgabitur a veneno. qui bibit
limaturam ferri. aut ille qui bibit venenum mixtum cum ferro.
25 Vulneri vero facto ex ferro intoxicato superaspergatur pulvis huius
lapidis et curabitur virtutc dei. Ferrum igitur obedit huic lapidi
per virtutem que completur in eo. Bonitas quam deus dedit
illi manifestaiida est illis qui credunt in cum. sicut ipse vincit
Corpora que videntur hominibus completa et que videntur fortia
30 et dura et potentia ex se qui sit benedictus in sccula.
Expositio lapidis attrahentis aurum cuius minera in quodani (15*)
montc est ubi sol occidit. Iste lapis attrahit et coacervat simi-
liter aurum sicut alii aliqui lapides trahunt argeutum atque es
plumbum pilos. carues et aquas vel ova. Et est lapis super
;)5 quem pisces congregantur. aut propter dilectionem aut pröpter
saporem quem inveniunt in eo. Et ex istis lapidibus est quidam
t propinquin cod. 7 pum cod, 8 rippa cod, 13 caviUis: s,
Ducari^e s. v, 17 frustniui cod, 18 branche nc 32 coacemat eod.
UND ARNOLDÜS SAXO 369
lapis liebes et istc vocatur badhare. Et lapis qui vocatur pho-
lopos. Et lapis quorum uuus occultat se sub aqua quando sol
occidit et ostendit se quando oritur. Alter facit econtrario. Et
lapis qui attrahit venenum. Et minere omnium horum lapidum
sunt in occidente ubi sol occidit qui potens est supra dolores 5
eorum. Et discipulus mens alexander qui fuit in Oriente
pervenit usque in occidenteni probavit eorum Tirtutes.
Lapis qui trahit aürum est fulvus mixtus cum coiore eine-
ricio. Et levis et moUis tactui. Et quando respicitur videtur
esse aurum extractum statim a minera. Si quis cum eo velit 10
operari et calcinetur sicut diximus de lapide qui trahit Ferrum
flet melior et habebit ardorem fortiorem illo. Natura huius
iapidis est caiida et sicca. Et si aurum mixtum fuerit pulveri
et iste lapis supertractus attrahit et colliget totum aurum ad se
et separabit ipsum a pulvere taliter quod nichil remancbit ibi 15
ex auro. Et hec est eius bonitas.
(15'') Expositio Iapidis colligentis et attrahentis argentum. Natura
huius Iapidis est frigida mala et corruptiva. et iste est quidam
lapis albus mixtus colori cinericio et stridet velnt plumbum cum
stringitur nee tamen habet plumbum in se. et ita facit opcrationes 20
suas. sicut exposuimus de lapide attrahente aurum. Et si ali-
quis accipiat marcam huius Iapidis aut plus vel minus et collocet
iuxta argentum per quinque brachia longe aut propius ipse
attrahet argentum ad se. etiam si clavis esset affixum eradicaret
illud. nee in aliquo lapidum attrahentium est tanta virtus attractio- 25
150'^ nis sicut in isto. Et si etiam esset calcinatus in aliqua | testa
faceret quod diximus et combureret quicquid proximum esset.
Si aliquis habet hunc lapidem in anulo alicuius metalli dum
modo non sit argentum et inveniat argentum clavis affixum in
dupplo sui eradicabit illud si superponatur eidem. Et si esset 30
argentum in anulo curreret faciliter ad lapidem.
(1^*) Expositio Iapidis qui trahit cupnim color eius est pulveru-
lentus et videtur quod pulvere sit conspersus
quo constringatur. Et iste vel ille est peior qui trahit ad se
latonem et cupnun. Qui haberet ex huiusmodi lapidibus unum 35
pondus decem dragmarum traheret ad se pondus trium carrec-
3 ostendit quando (ohne se) cod. 26 testa: testa^bis (sie) cod.
29 clavi cod. 33 album in cod,
Z. f. D. A. neue folge VI. 24
370 ARISTOTELES DE LAPIDIBIS
torum cupri. Et si accipiatur pondus x. carrectoruin buius lapi-
dis et ponatur supra decuplum sui in pondere ex argento fuso
supra igoem antequam infrigidetur faciet ipsum coloris fulvi ad
modum auri. Et si fundatur iterum ter babebit auri. eritque
5 tanquam bonum aurum et huac colorem dat ei lapis infusione.
Ita quod argentum non amittet eum de cetero. Sed non erit
tante rubedinis sicut bonum aurum rubeum. Nam aliquid est
in eo rubedinis sulphuree. Et si aliquis cpylentiam a nativitate
accipiat pondus unius graui ordei ex isto lapide trito cum aqua
10 dulci et ponat in naribus suis donec sternutet et liberabitur. (m* 16
Expositio lapidis attrahentis pilos. Iste lapis quando in- (m. 1*
spicitur videtur esse pallium pilosum. et dum tangitur percipitur
esse lapis. Estque levis valde. Nam cum invenitur ex hoc
lapide quantitas que vix possit pugno concludi non ponderat
15 ultra dragmam unam. Est enim levissimus omnium lapidum*
Estque fragilis. Si quis ex hoc lapide posuerit in Cucurbita
cum alembic ita quod fiat ex hoc quasi ungentum fient ex hoc
multa opera. Et si ponatur iste lapis supra pilos alicuius bestie
extrahit eos quasi calx mixta auripigmento et plus operatur quam
20 calx. Et si trahatur super pilos in terra dispersos adunahit eos.
et iungentur lapidi ut in eo videantur puUulare quasi herba iu
cespite. Si pulvis huius lapidis ponatur super locum unde piii
eradicati sunt faciet eos renasci. Hü omni tempore erunt pleni.
Et si locus in barba aut in capite qui per allopiciam pilis denu-
25 datus est fricetur cum eo renasci faciet pilos ibidem. Et si
aurum fusum sentiat odorem fumi huius lapidis fiet fragile quasi
vitrum ut de cetero non habeat remedium neque per medicinam
neque per aliud.
Expositio lapidis attrahentis ungues. Iste lapis est albus (sc. IS
30 et non nimis sed quasi pallidus. Estque lapis totus lenis et
mollis. Si ponatur super unguem trahit eum ad se auferens
ei claritatem suam et extrahens sanguinem currentem inter un*
guem et caruem. Et si ponatur super ungues eradicatos trahit
eos ad se et colligit a terra sicut faciunt alie calamite. | Et ISO**^
35 videntur ungues in eo quasi nati. Et si frangalur cum eo aut
^ aliquis f^ epylentiam (L e. epiletnpsiam, epilepsiam) cod., am rande
var . . . (die letzten buc/itt. sind weggeschnitten) 19 mirla eod»
23 plaiii cod, 35 cum eo sie
UND ARNOLDUS SAXO 371
alia re non nocet ei. Et si ponatur supra ferrum staiim de-
turpat illud. Et si meDStruum mulieris virginis ponatur super
bunc lapidem liquescit statim. Si aqua fundatur super hunc
sanguinem et iste lapis ponatur intus per unam noctem fit quasi
arena. Et hec est sua bonitas. 5
Si isti lapides colligentes et attrahentes quos nominavimus
calcinentur in duobus vasis supra ignem vice post vicem et
deinde inungatur eis sulphur comburent quicquid circa eos erit
propinquum. Horum preparationem nominavimus in capitulo
primi huius libri . Similiter in lapide calcis quando 10
positus fuerit in igne absconditur ignis. Nam quando antequam
fuerit tactus aqua iungitur sulpburi facit illud idem quod pre-
dicti lapides sed non ita fortiter.
19) Et quando nominavimus noram et auripigmentum non po-
terit esse quin nominemus opera eorum. Nora enim et auri- 15
pigmentum quando coniunguntur faciunt venenum mortale. Si
quis bibat ex aqua horum duorum lapidum dirumpet ei funda-
mentum et scindet intestina et penetrabit testiculos. Et si hü
duo lapides triti ponantur super corpus viventis abradet pilos
eins et auferet si ibi remaneat eins cutem a carne. Et si lapis 20
qui vocatur marrac coniungatur nore denigrabit corpora homi-
num. Et si eis iungatur oleum et fiat ungentum ponaturque
supra fissuras aut crepaturas atque vulnera curat ea. Et si
fissure sunt dure habentes quasi crustam primo mundificat eas.
Deinde coniungit. Et natura quidem intendit facere hec. et 25
hec mixtio similiter.
Expositio lapidis qui vocatur eltone. Iste lapis albus est
et si politus sit videtur ebur albedine et pulchritudine ipsius.
lapis iste quidem frigidus est et siccus et asportatur ex littore
maris asmiri. Est quidam lapis qui vocatur selu qui assimilatur 30
isti. nichilominus diversi sunt in operationibus suis, et iste
est lapis qui proflcit ad maculam oculorum quando pulverizatus
superponitur. Et mulieres indice ex terra elzin faciunt inde
monilia et anulos fieri et portant secum eo quod deferenti non
possit nocere sortilegium si aliquid huius lapidis ponatur 35
Deinde trahatur lapis inde et ponatur ad desiccandum. aduna-
10 album in cod. 11 abscunditur cod. 21 vocatur: cod. u'o
(vero) 35 album in cod.
24*
372 ARISTOTELES DE LAPIDIBLS
bitur id quod remaQsit in lapide in duobus locLs lapidis aot
tribus. el ex nrtute lapidis ille gutte fient acetum. Hunc qui-
dem lapidem desiderant reges qui mirantur de sua boniUte. Hk (iL 21
deficit expogiiio lapidis qui vocaiur mmreasita,
5 Expositio lapidis qui vocatur magnesia. Iste lapis habet ('*- ^
muhos colores vocatur etiam auhetion sine quo nirum nequit
fieri attamen non babet in se aliquid plnrobi. Iste | lapis coa- 150^-
cenat pulverem vitri simulque barene et iungit simul sicot dixi
et desiccat et purgat. Ulud idem facit lapis cuius operatio est
10 occulta stringitque fragile atque frangit durum. In boc fuerant
multi pbylosopbi errantes et multi alii in boc non potuemnt
aliquid videre. Cogitaverunt enim multum in lapide colligente
vitrum et erravenint in sua inquisitione et tarnen non cessa-
bant inquirere. Et natura quidem buius lapidis frigida est et
15 sicca.
Expositio lapidis qui vocatur alkibric. Supra t. sulphor. (m. 23
Iste lapis multonim colorum invenitur. Est enim ex eo qui babet
colorem rubeum boni ruboris absque pervietate. Est qoi habet
fulvum colorem sufficientis fuWoris et quidani insufficientem habet
20 fulvorem gravemque odorem. Et iste lapis multonim colomm
est mixtus. Rubeus invenitur ubi sol occidit in terra forfor
in qua nuUus bomo babitat. que est ex mari offinos. Et iste
alkibric splendet de nocte quasi ignis ita quod videtur multom
a longe. sed non retinet banc bonitatem postquam fuerit extra
25 suam mineram. Et iste valet patientibus epylentiam. Si in-
suffletur eis in nares ut sternutent. Valet etiam furibundis.
sive insensatis. et eis qui cadentes in exstasim amittunt loque-
lam. Proflcit etiam dolori capitis. Et multum ex eo intrat opus
auri. Tiugifque albeum in rubeum. Ex hac specie est quidam
30 non babens tantam virtutem. Pulvis tingit album et rubeum in
nigrum. si laminis auri puri misceatur pulvis alkibric et cale-
(lat totum ad ignem et deinde infrigidari permittatur fragile erit
aunim quasi vitmm. Si denuo ponatur ad ignem et suppona-
tur aliquid boracis redibit aurum ad pristinam naturam. hoc
35 salvo quod remanebit in eo ex colore alkibric. Iste lapis valet
ad scabiem bestiarum precipue. Inde est cum occultetur in
meatibus quorundam fontium habentium odorem sulphuris. Si
13 sua (randbefterung): illa cod, (im texte)
UND ARNOLDÜS SAXO 373
quis in aquis horum balneetur temperatis ita quod non sint
calide niinis nee nimis frigide. Ventus similiter sit temperatus
in caliditate et frigiditate liberabitur a scabie et a vulnere si
vulneratus fuerit. et ab inflaturis a pruritu et a morsibus vene-
nosis. a febre et a melancolia. proficit etiam infirmitatibus 5
Yulve et mulieribus que non concipiunt pre nimia frigiditate
aut infirmitate vulve. Et huius lapidis hec est probatio. Si
quis inunxerit capitium sue camisie ex eo desiccabitur pre nimio
eins calore sicut accidit elsag. et omnis species alkibric com-
burit et devastat et ad nichilum deducit omnia corpora lapidum 10
quibus obviat igne.
. 24) Expositio lapidis qui vocatur Elzarmeth. Sfipra t. auripig-
51"^ mentum. Iste | lapis multorum colorum invenitur s. rubei et
fulvi. Qui mixtus cum calce abradit pilos et cutem atque car-
nes et ipsi coniuncti in hunc modum sunt venenum mortale. 16
Rubeus atque fulvus si calcinentur unusquisque eorum per se
donec sit albus et ponatur cum modico boracis supra cuprum
rubeum ad ignem aliquamdiu dealbabitur et purgabitur a sua
sorditie et fiet pulchrius. Et isti lapides multas habent mineras.
Si comburatur elzariuech et inde fiat pulvis poterit inde curari 20
Cancer et fistula. multum quoque intrat ex eo opera ignea.
. 25) Expositio lapidis qui vocatur elbarchi. Iste est lapis quem
quidam vocant lampus vel lampum. natura eins calida et sicca
est et ignea s. Indi ex eo lapide faciunt iocantationes pluri-
mas. Una ex suis proprietatibus est quod ipse facit mulieres 25
luxuriöses. Iste lapis invenitur in affrica in minera sulphuris
rubei. et ideo alexander discipulus mens inhibuit genti
exercitus sui ne quis ferret hunc lapidem ne mulieres exercitus
nimis fierent luxuriöse. Fecitque hos lapides conquassari et
intus invente fuerunt careute unde earum flgure inveniuntur ^
sculpte in latere lapidis. Si aliquis accipiat ex duobus lateribus
pondus duorum granorum ordei et tritum dederit in potu habenti
aquam citrinam intra se purgabitur atque curabitur.
. 2(>) Expositio lapidis qui vocatur elchendi. i. indus. Iste lapis
irahit ad se aquam et fragilis et plenus foraminibus atque lois. ^
Bonitas eius est quod attrahit ad se omnes aquas quando super-
1 aqua . . . temperatis cod, 10 obviant cod. 17 donec sit:
odo p Sit (so) cod, 30 ad sc: a se cod.
:MA ARISTOTELES DE LAPIDIBUS
pouitur eis. Si ponatur iste lapis super Tentrem ydropici haben-
tis aquam citri nam aqua exibit attractu lapidis. et desiccabitur
ydropicus. Et si tunc ponderetur invenietur ponderaos quantum
ponderabat aqua quam ad se traxit. Deinde si ponatur ad solem
5 exibit aqua et iapis revertetur ad naturam propriam. Quando
iste lapis inponitur aque bullienti aqua quam attrahet remanebit
in eo donec frigida sit. et tunc exibit sicut aqua citrina. Quando
iste lapis tritus superponatur loco pilis pleno abstergei ab eo
penitus pilos.
10 Expositio lapidis qui vocatur Malcbs i. Iapis indicus qui (sc. 3
neu timet ferrum nequc malleamentum neque ignero quanto»-
cunque accendatur super ipsum neque fumus nocet ei. In quo-
cunque loco fuerit ipse anfert aquam ab eodem loco scilicet
membrorum mentisque timorem et fugat opera demonum. Si
15 quis ferens hunc lapidem supra se veniat ubi sint sortilegia ant
opera dyabolica. destruet ea. Vir quidam nomine sophesta
virtute buius lapidis destruit opera atque ingenia incantatricum
et opera demoniorum ita ut nee sortilega nee aliquid sui operis
aut malignitatis poterat inveniri. Et de hoc audivimus rem
20 mirabilem. Alexander | enim discipulus meus \idit a longa 151*
incantatores et incantatrices et vidit homines exercitus sui vul«
neratos et interfectos miro modo potestate dyabolica. Cumque
vidisset incantatricum operationes mirabiles. Ipse et quidam
alii reges qui secum erant rogavit alexander creatorem
25suum ut iuvaret eum contra. Et ex tunc non potuerunt ei
nocere. Ipseque invenit scientiam horum duorum lapidum ^
scivit eorum bonitatem adiutorio altissimi creatoris omnipotentis.
Expositio lapidis qui cito facit parere et hec est una suarum (sc. 3
bonitatum. Altera est quoniam melior est ceteris lapidibus in corpore.
30 El iste est lapis intra quem auditur alter. Et multi alii lapides
assimilantur ei in hoc quod diximus. Minera huius lapidis est
in monte inter phernar et sen. Virtus huius lapidis nota fuit
per vultures. Accidit enim eis tempore quo nidificant quod
ova ita indurantur in corpore femelle ut cicius moreretur quam
1)5 ponerct ea. Quod videus masculus transvolat in indiam et inde
asportat lapidem quem ponit sub femella sua \irtute cuius libe-
ratur statim emisso ovo. Et iste lapis vocatur ülcrum coarton i.
10 Malcbs sie 17 inquantatriciim cod.
UND ARNOLDÜS SAXO 375
lapis festinaus pai*tum. Indi cogno'^erunt per id quod Tultures
faciebant ex eo. Unde ponitür unus ex istis lapidibus sub
pannis uiulieris laborantis in partu et statim parit. Istud idem
facit iste lapis omuibus bestiis super quas ponitur facit enim
eas parere statim. 5
29) Expositio lapidis liberantis a glarea. Iste lapis vocatur eliude.
Natura atque bonitas eius est quod si aliquis bibat ex eo pondus
trium carectorum glarea eius disrumpetur et destruetur. Natura
eius est frigida et sicca et mollis. Lapis iste invenitur in par-
tibus occidentis et littoribus hyspanie. unde maris proiciunt 10
ipsum ad rippam. Et inveniuntur in modum verticuli mulieris.
Est etiam quidam lapis granatus circumquaque qui proficit
glaree sicut diximus. et iam nominavimus maueries buius lapidis
in principio huius libri. Si aliquis accipit lapidem qui nascitur
in corpore humano et terat ipsum et misceat cum aliis pulveri- is
bus yalentibus ad oculos liberabit a maculis oculi veraciter.
30) Aquarum exeuntium a terra alie sunt calide. alie acetose.
alie amare. que postquam vento tacte fuerint fiunt lapides. Lapis
qui fit ex aqua calida non intrat aliud opus nisi muri. Lapis
factus ex aqua acetosa tritus valet epilenticis insufQatus naribus 20
eorum ut sternutent.
31) Expositio lapidis inducentis sompnum. Iste lapis est valde
nibeus atque clarus. Natura eius est calida et corrupta. Iste
lapis est de die quasi lapis emittens aliquantulum fumi. Et hoc
quidem videtur de eo in die. Sed de nocte videtur quasi ignis 25
illuminans omnes alios lapides qui sunt circa se. Si quis acce-
31^'^ perit ex hoc lapide pondus unius | dragme aut parum plus vel
minus et suspendat ad Collum alicuius dormiet tribus diebns et
tribus noctibus continue et in quarto die si auferatur et exci-
tetur. erit tanquam ebrius et magis sompnolentus quam aliquis 30
alter. Et hoc accidet ei virtute lapidis dum est supra illum. Et
si ligetur brachio alicuius aut ponatur sub capite eius dormiet
tantum quod dolebit caput.
• 32) Expositio lapidis auferentis sompnum. Iste lapis viridis
declinans ad virorem. Pondcrosus est ut plumbum. et hie est 35
rosas et invenitur asper tactu. Et est lapis multorum colorum.
0 vocatur eliude: notus elmde (elinde oder elmde) cod, 36 rosa-
set cod. (statt rosas oder rasas. et)
376 ARISTOTELES DE LAPIDIBÜS
Quicuuque habuerit super se ex boc lapide pondus. x. dragmanim
nou dormicl de die neqiie de nocte sed semper vigilabit absque
clausione oculorum et absque uUo gravamine. Sunt autem aliqui
bomiues vigilantes de nocte qui valdc gravantur sompni amissione.
5 Et desiccantur eis ossa et fiuut ponderosi ac si portareut ferrum
aut plumbum. Et boc quidem non accidit babentibus supra se
bunc lapidem licet multum vigilent. Et si auferatur lapis dor-
uiient secundum quod cousueveruot. Si pulvus buius lapidis
ponatur in naribus leprosi ut sternutet iiberabitur a morbo ilio.
10 Habet igitur bas duas bonitates scilicet sompnum aufert et quod
curat a lepra.
Expositio lapidis qui occullatur de die et apparet de nocte. (33*)
Iste lapis invenitur in mari byspanie prope offanos. Et istud
est marc quod nominavimus in boc libro. quod crescit in uno
15 tempore anni et exit ripas. Iste lapis conteritur ex concussu
aque vocatur eldor. Et quidam alter quem nominabimus post
istum. et iste et multi alii lapides reperti fuerunt.
et visi ab alexandro in loco isto quando ipsc intra-
vit te nebras. et invenit mira cogitatu in liiis lapidibus quos
20 nominavimus in boc libro quemlibet per se. Multi sunt lapides
maneriei istius lapidis et tot quod nescitur eorum numerus.
Et etiam cuiusUbet lapidis quem nominavimus in boc libro.
Et aliqui pbilosopbi dixerunt generationem lapidum super qua-
tuor mineras Et dicebant quod aurum est de minera. et ar-
25 gentum de minera. et plumbum de minera et ferrum de minera.
Et sie diviserunt eos in quatuor. Et in boc fuerunt valde de-
cepti. Et nos dicimus quod quilibet lapis babet mineram suam.
Sicut invenimus vivum argentum babere mineram suam. Et
iam nominavimus eorum mineras pro maiori parte.
30 Nunc nominabimus quendam lapidem quem laudare volumus. (33**)
Iste lapis levis est supernatans aque de nocte separatur a fundo
aque ad superflciem eins i. super facieni aque apparet de nocte.
Et quando sol incipit oriri et lapis immergitur in aquam oe
tangatur a sole descendens ad fundum deductus nunc dextrorsum
35 nunc sinistrorsum undis et vento donec in fundo perveniens | in 151^<
aliquo loco terre quiescat. Et quando sol iterum incipit decli-
nari et lapis incipit elevari paulatim. sie ut post solis occasum
13 offanos slaU okianos 15 rippas cod. 27 qualibel coti.
UND ARNOLDUS SAXO 377
supra aquam appareat. Si quis acceperit ex hoc iapide tres
dragmas et coUis equoruiu suspendat dod poterunt hiauire quam
diu ad Collum habuerint lapidem suspensum. Idem quoque acr
cidit de aliis bestiis. Nam quecunque lapidem ad coUum suum
suspensum habuerit non poteril vociferare vel mugire quam 5
diu eum ila tuleriL Alexander precepit hominibus sui exer-
citus quod animalibus suis adaptareut hos lapides ut dictum est
ut animalibus non facientibus tumultum clamoris non habere!
alexander impedimentum donec esset supra inimicos suos n u t u d e i.
(34) Expositio lapidis qui occultatur de nocte et apparet de die. to
Iste quidem lapis contrarium operatur quod lapis predictus
attamen inveniuntur in eodem loco. Nam quando sol declinat
Iste lapis incipit descendere ad fundum per mediam aquam nunc
a dextris nunc a sinistris vento agitatus et undis. et quando
sol oritur lapis surgit paulatim donec veniat supra aquam. et 15
quando sol tegitur nubibus et lapis occultat se sub aqua, et
quando nubes dividuntur aut amoventur ut sol appareat et lapis
redit super aquam. Et quando sol occidit lapis descendit ad
fundum aque in aliquo loco. Bonitas si quidem huius lapidis est
quod si suspensus fuerit collo bestie non cessabit clamare secun- 20
dum proprietatem sui soni quamdiu ad coUum habuerit de die
et de nocte. Dens exaltetur qui est verus iudex et
creavit omnia in mensura et forma suo iussu.
(35) Expositio lapidis qui vocatur polophos. Iste lapis habet
colorem multorum colorum mixtum. Est enim ex specie lapidum 25
qui mutantur multotiens in die. Aliquando est rubeus et non
nimis. Aliquando viridis, aliquando citrinus. Et sie singulis
diebns quolibet colore coloratur et de nocte splendet aliqua
claritate. Ipse assimilatur ori ridenti in cuius interiori occultus
est ignis. Alexander precepit suis baronibus. quod ipsi por- 30
tarent ex hoc Iapide supra se. Qui portaverunt de die et in
nocte sequenti habuerunt multum insultum a demonibus. mul-
tumque timuerunt proiciebant enim lapides et fustes per totum
exercitum et verberantur homines nescientes unde hoc accideret.
eo quod non videbant aliquid circa eos. unde hoc venire passet 35
Quare estimaverunt quod lapides hü quos de die tulerant venirent
14 ad dextris nunc ad sinistris vento agitatis co^. 25 mixtim cod,
28 quoslibel cod.
378 ARISTOTELES DE LAPIDIBÜS
a demonibus et quod demones haberent in eis aliquid operis
occultum quod nolebant maDifestum esse homiuibus. Alexander
qui secum habebat dei adiutorüim quo iuvabatur in suis necessi-
tatibus detulit secum aliquos ex istis lapidibus. et quando ex-
5 traxit eos a minera sua in quocunque loco fuit neque demon
neque serpens neque leo. aut alia fera sive quodcunque veniebai | 152*^
in exercitum suum sed fugiebant semper ante eum. Et hec est
bonitas huius lapidis et propter hanc bonitatem ponebant reges
huiusmodi lapides in thesauris suis, ut s. inde fugarent demones
10 atque serpentes.
Expositio lapidis qui vocatur elkir i. cacaramum. Iste lapis (36)
invenitur in partibus occidentis et in hyspania prope civitatem
quem alexander constituit per 30. dietas. Iste lapis niger
est habetque colorem kir. pulcher quidem est ad tangendum.
15 Et ex eo exit de die quasi quidam fons ex pulvere. Quando
100 dragme kir fuerint cum mille dragmis huius lapidis kir
bulliet et liquefiet quasi esset in igne. Et si ponatur in aqua
fontis aut in aqua currente aqua fugiet dextrorsum et sinistror-
sum et nichilominus semper vult esse super aquam.
20 Expositio Isjpidis animalis viventis sicut animalia marina. (37 —
Ex quibus est Cancer marinus qui habet dentes et corpus de
lapide. Et lepus marinus qui habet caput lapideum. habet enim
lapidem in capite. Et testudo habet dorsum lapideum. et storos
testudo nutritura curie habet dorsum lapideum cuius nominayimus
25 speciem in hoc libro. Storos atque Cancer marinus habent maxi-
mum profectum sed dentes plus proiiciunt ad faciendum pulverem
ad oculos. Sed alii non proficiunt nisi lepus marinus cuius
mentionem fecimus quod secündum lapidem in capite. Et isti
sunt lapides viventes.
30 Expositio lapidis qui suspenditur ad mamillas. Natura huius (38)
lapidis est frigida et corrupta. Et lapis quidem iste albus est
et ponderosus et valde durus. et declinat parumper ad ruborem
occultum minera eins est in Oriente in quodam monte prope
vallem dyamantis. Quando sol oriens lucet supra hunc lapidem
35 splendet ipse in albedine incensa valde velut esset argenium
fusum. aut quod lapis esset totus conspersus vivo argento. Sed
nichil horum invenitur in lapide. Si quis pondus trium drag-
6 veniebül cod, 28 secündum (fiTi) so cod.
UND ARNOLDUS SAXO 379
marum huius lapidis suspendat mulieris mamillis que in mamillis
patitur omnino curabit. Sicut cancrum qui generatur plerum-
que in mamillis mulierum lactentium quibus lac nimis manet io
mamillis ita quod indurescit et coagulatur per calorem. aut
per agitatioDem. Et tunc non sugit infans nisi sicut serum 5
donec patitur mulier cui hoc accidit graviter. et punctiones
malas sentit, ab hac igitur infirmitate et a similibus io mamillis
accideotibus liberat iste lapis appensus tarn viros quam mulieres.
(39) Expositio lapidis qui curat apostemata. Iste lapis habet
multas mineras in occidente in paludibus hyspanie et in palu- 10
dibus orientis in terra indie. Iste lapis ruborem habet mixtum
cum pallore. lenis est taclu ita quod videtur absque ulla asperi-
tate. Est etiam multum durus. Natura eins est frigida et
152^^ humida. [ Licet ipse sit durus quando cum aliquo fricatur exit
ab eo liquor puniceus quasi rosa. Quando fricatur apostema tft
aut quelibet inflatura cum hoc lapide aut ungitur liquore eins
proflcit ei et mitigatur dolor. Et bec est sua bonitas.
(40 = Expositio lapidis qui vocatur Elbehecte hoc est baddare.
^ '*' ^^ Ipse est sub paludibus tenebrarum ubi nunquam est dies neque
sol apparet quoniam cursus suus longe est ab eis. Diesceret 20
enim ibi si sol appropinquaret illuc. neque essent. ibi perpetue
tenebre sicut sunt in mari oflßanos. Lapides elbehecte sunt
magni et parvi habentes colorem auri. Quando mare offianos
inflatur inveniuntur in littore eiusdem maris. Extra Constat
quod hoc totum est enigma. Quando exercitus alexandri yenit 25
illuc et'^quidam ex exercitu respexerunt hos lapides omnes aspi-
cientes stupidi fiebant et intuebantur ore aperto quasi amentes
nee poterant inde amoverc cogitationem suam sed manentes
oscitabant desuper lapides. Et ecce quedam avis nimis magna
parve stature existens cuius locus est occultus exivit mare of- 30
flanos. Et quando venit super locum ubi erant lapides proie-
cit se super eos alis extensis faciens quemadmodum et homines.
Quando vidit gens hoc traxit se retro. Tunc precepit alexander
hominibus suis ut coopertis faciebus seu clausis oculis accedereut
ad lapides et proicientes pannos super eos asportarent ex lapi- 35
dibus quantum possent redeuntes ad tentoria absque hoc quod
inspicerent lapides quod fecerunt» Tunc tulit alexander eos in
2 gencranlur cod, 15 pumiceus cod. 22 offianos, wie oben
376, 13 vnd unten s. 30
380 ARISTOTELES DE LAPIDIBUS
terra habitata hominibus longe ab inde itioere unius mensis.
precepitqiie eos cxtrahi a vasis quibus portabanlur et fecit ex
eis fieri muros cuiusdam civitatis. Sicque recessenint ab illo
loco. postea accidit quod veutus et aer scideruBt lapides muri
5 illius. ita quod exleriores vel altiores erant cooperti pulvere ei
luto et interius erant clari. Et hoc narrat translator
huius libri ex narratione quorundam fide dignornm
dicens. Nos inteileximus quod quidam ex regibus filiorum
ninive iegit in libro de lapidibus. Et statim adunavit exercitum.
10 Et dedit ei principem et misit eos ad sciendam certitudinem
huius civitatis. Et cum pervenissent iliuc fecerunt scalas ad
scandendum murum civitatis ut possent videre infra civitatem
princepsque exercitus precepit quibusdam ex suis ut scande-
rent muros civitatis, et primus qui ascendit cum vidit lapides
15 intus aperuit os et saliit in civitatem non rediens ulterius. Quod
cum vidisset princeps precepit aiteri ascendere qui cum fuit
supra murum fecit ut primus. Elegit deinde princeps queodam
numerum suorum hominum. fecit eos iurare quod ascenderent
muros et quod visa civitate reverterentur dicturi certitudinem
20 de ea. et illi ascenderunt et fecerunt sicut fecerunt alii. pre-
cepit igitur tunc princeps genti retroverti. Sei | vit enim quod 152^^
hec esset virtus iapidis. Et nescitur altera bonitas in boc lapide
nisi hec.
Expositio Iapidis qui vocatur Elselsis. iste lapis est levis (41 »
25 et fragilis corporis. Qui tangit eum videri potest ei quod ven- ^^'^^
tus eam frangere posset. assimilatur lapidi qui vocatur elphysior
quando mare inflatum est. et unde quasi moutes fugientes ante
ventum currunt. Tunc surgit lapis iste cum vento. Qui huius
Iapidis pondus. 10. granorum ordei portaverit ad brachium liga-
30 tum vincet omnes inimicos suos in hello.
Expositio Iapidis qui vocatur Elmecha aut bellor i. cristallus. (42)
Iste lapis est ex specie vitri et invenitur in minera sua. Sicui
formatus est totus integer. Sed non est sie ex vitro. Invenitur
enim per frusta et micas et est cum magnesia. Supra vd mag«
35 nete per cuius adiutorium fit unum corpus. Sed cristallus est
clarior et magis alba et fortior quam aliquod vitrum. Cristallus
8 reptibns (so) statt regibus 25 — 26 eum . . . eam (so) cod. (vgl,
la lapide!)
UND ARNOLDUS SAXO 381
recipit coiores diversos qai trahuDtur ex lapidibiis. et quando
tincta est assimilatur nibino. Divites aiiqui faciunt sibi fieri
yasa ex ea. Et iste iapis plus piacuit regi Brohore quam ali-
quis alter. Fecit enim ex ipso fieri omnia vasa sua. Et iste
rex fuit primus qui fecit fieri vas lapideum. Bonitas huius 5
lapidis est. quod quando exponitur soli rotundatus ut radii
solares penetrent ipsum erit igois ab eo. Est quoque alia cri-
stalli species que nou est adeo pulchra neque clara sicut pre-
dicta cristallus. VerumptameQ est durior quando videtur ab
aliquo. apparet ei quasi ex nive esset. Et si percutitur ferro 10
emittit igoem magnum. Quare hunc lapidem portare debent qui
ignem facere Tolunt.
(43) Expositio vitri quod vocatur zegeg. Vitrum est multorum
colorum et invenitur in multis mineris tapideis et harenosis.
Quando ponitur in igne cum magnesia. Supra vel magnete 15
liquescunt et fiunt unum corpus virtute plumbi et magnesie
vel netis. Et quando tractum est ab igne si exponatur vento
antequam secundam decoctionem temperatam receperit leTiter
frangetur corpus eins. Et cum sint multi coiores vitri invenitur
quedam species adeo albi quod vix potest dignosci a cristallo. 20
Et istud est melius. Ex hoc trahitur rubeum. citrinum. viride.
et violaceum. Est enim Iapis mollis et fragilis. Et sicut fatuus
homo inclinatur dictis cuiuslibet. Ita vitrum omuibus coloribus.
Recipit enim omnes coiores per calorem ignis. Et fit Iapis
quando vento exponitur. Natura eius calida est in primo gradu 25
et sicca in secundo. Et est convertibilis ad quamlibet aliam
naturam lapidum. eo quod vitrum fit Iapis. dum ponitur in
aere frigido. Et cito calefactum liquescit per suum calorem.
et inclinatur omni generi lapidum. sive sit ex minera sive non.
152^^ Et quando tingitur | in igne temperato bene coloratur. Sed si 30
ignis est nimis incensus aut debilis non bene tingetur. Et sicut
trahitur caro a bestiis ita trahit ipsum ad se ferrum virtute sui
caloris atque siccitatis.
(44) Sal multarum minerarum est. multorumque colorum. Una
species eius est Iapis albus sicut nix. et ex ista specie est cri- 35
Stalins que indurata est Iapis facta, sicut ceteri lapides. Et
alia species que est aqua salsa et inde fit Iapis. Est eius alia
17 'vel netis' dh, *vel magnetis' (wie z. 15)
382 ARISTOTELES DE LAPIDIBÜS
species quod in principio fuit ventus corruptus inter metalla
inclusus et postea lapidescit et fit sal. Est item alia salis maneries
quod invenitur in cisternis in quibus fiunt gutte ex fontibus
in ventre terre. Et quando hec aqua extrahitur et separatur a
5 guttis lapidescit iu sal virtute aeris. Et uos quidem nomiDavi-
mus sal quod est gubernator totius mundi et cuncti populi. inde
conduut cibaria sua. Et sal quidem invenitur in piantis. et in
lapidibife et aquis. et omnis res cum coniunctum fuerit corrigetur
per ipsum. Natura eins calida est et sicca, sed quoddam call-
10 dius est altero. Et alterum altero siccius. Per ipsum fit aurum
pulcbrius atque argentum. Augmentat enim auro ruborem et
albedinem argento et mundificat ea a sua sorditie. et lapidum
maior corrigitur per illud. Et ipsum quadruplat quatuor« Emen-
dat tres regit duo. et in se est unum.
15 Completur in hoc summa lapidum preciosorum convenientium
in uno. et utilitas atque modus eorum. Et dominus laudetur
cuius nomen exaltatum in secula qui est regens in cognitione
eorum. Amen. Explicit.
6 inde condunt: unde cundunt cod.
Im codex Leod. folgt unmittelbar darauf von derselben band (f. 152^
bis 154*0 ^^^ ^ columnen ein anderes steinbuch.
Am rande mit ganz feinen zögen (als Vorschrift fär den nibricator)
^Dixit haly yben rodoan',
am Schlafs (nachdem die einzelnen tiere nach den 4 klassen durchge-
gangen sind, zuletzt die fische) . . . usque in finem vivet illesas. est eniin
lapis sacratus.
Explicit Über haly.
Anfang:
*Dum congregati essent phylosophi coram rege kalim qui de lapidi-
bus animalium scrutabatur locutus est senex regi. 0 rex mi recolo
ar. (Aristo tele m) in generatione animalium et generatione lapidum in
animalibus locutum fuisse cuius dicta aperto sermone tibi desidero decla-
rare, cui rex promissa completo et donativa recipias. ac senex alt regi.
Rex audi et considera quod animaHum quatuor sunt distincti modi. Primus
gressibile. Secundus modus volatile. Tercius modus reptile. Ooartus vero
natabile. In hüs autem generantor lapides diversorum colorum et diver*
sarum virtutum. Fit autem generatio herum lapidum ex humoribus habun-
dantibus et congelatis calculo naturali in diversis animalium membris sicut
UND ARNOLDÜS SAXO 383
ceteri lapides et fluminibus et rivis et mineris. Generantur autem huius-
modi lapides in animalium partibus. quandoque aatem ia capite quando-
que in gutture. quandoqne in iecore. quandoque in ylibus. quando in in-
guinibus. quandoque circa dorsi spinam.
In hominis igitur capite cum cerebrum convertitur in mQmiam gene-
se ^ ratur iapis niger ut mümia durus' | etc.
Nach schlufs dieses tr. folgt noch der anfang (de aetite) eines andern
tr. de lap., der aber nach 28 Zeilen unvollendet abbricht : ^Echites punichei
coloris visu asperi oblongus et licet rotundus platus tarnen aliquantulom' etc.
Vor Arist. de lapid. geht von derselben band vorher f. t40^ *Trac-
tatus domini alberti secundus secundi libri de lapidibus
nominatis et eoram virtutibus.' (Alb. m. opp. t. ii p. 227). ine.
*Sapponarous autem nomina precipuorum lapidum' etc.
f. 144': ^Incipit tractatns de ymaginibus lapidum' (ib. ii p. 23S). ine.
*De ymaginibus autem lapidum et sigillis post hec est dicendum' etc. bis
f. 146'^: ^Explicit secundus liber de lapidibus.' (nun folgt Arist. de lap.
f: 146^'). alle diese Schriften über steine von einer und derselben band
saec. xrv.
Übersicht des Inhalts von cod. Leod. 77:
A (erster alter teil des bandes) saec. xii.
f. r gedieht.
r Sententie sapientum. bis 5\
5^ gedieht (Amicus suo fidelisdilecto): anfang, dessen fortsetzung
hinter der physiogn. auf f. 71 (also falsch gebunden).
6* de physignomonia.
62' Ypocras de incumbonibus (presagia tonitruorum usw.)
71' gedichte, verschiedene, bis 73*.
f. t titel. f. 74 schlufsblatt mit versinschriften.
B (zweiter teil) saec. xiv. titel u. anfang fehlt, auf der ersten vorh.
Seite steht liber mnry sti Trudonis.
erste band: 75': [Thom. Ganlimpr. de nat. rer. libri xx]. heg. in lib.
n de anima. folgt 76' lib. in de monstruosis homi-
nibus. IV de quadrupedibus etc. 136*: lib. xx de
ornatu cell et eclipsi solis et Inne.
139': anhängsei de nrina (von ders. band),
zweite band: 139": Albertus, Arist., Haly de lapidibus.
dritte band: 155' (154' ist leer): Palladius de agricultura bis 176'.
177 u. 178 2 stücke genealogia zur belgischen geschichte
(2te: ducum loth. et brabantie).
384 ARISTOTELES DE LAPIDIBUS
II
CODEX MONTISPESSUL. 277 (s. xv) f. 127-*
Incipit über aristotiiis de iapidibus preciosis
seeundum verba sapientum antiquorum.
De per na. Capitulum primum.
Dixit ahstotiles. Lapidum quos dicturi sumus in hoc libro
quedam nascuntur in terra, quedam in [mari, quedam in rfpa
maris et in aliis locis terre. Et primo incipit a perna eo quod
carior et preciosior est omnibus aliis. Et sunt quatuor lapides
5 cariores, scilicet perna, rubinus, smaragduset safirus.
Dixerunt ergo sapientes quod generacio perne est in mari
occeano, quod quidem circumdat orbem. Et accidit aliquo tem-
pore in aüno, quod flaute quodam vento forti, per illum movet
in eo procellas magnas spumam multam conducentes. Item
10 accidit tunc temporis quod a mari viridi, scilicet a roari indie,
progreditur tamquam animal parvum, quod Tocatur sabes, et
accedit usque ad litus maris occeani, et aperiens os suum recipit
de illa spuma, que est tamquam pinguedo supernatans super
aquam, deinde revertitur ad aliquem iocum quietum in mari, et
15 tonet OS suum apertum ad aerem et calorem solis , in ortu et
occasu eins, et in nocte recipit ventum fortem, et ita congelatur
predicta spuma in ventre ipsius, et efBciuntur perne, laudetur
divinitas.
Quod si perna fuerit pura sine macula alba et bene rotunda
20 solida et lucens, preciosior existit. Quod si color eius fuerit
lividus et quasi subcitrinus, et fuerit parva et non rotunda et
quasi obumbrata, dcterior est Et sciendum quod si diucius im-
morentur in ventre animalis, franguntur, quibus fractis, egerit
4 preciosior: tpracior (so) cod, 7 occeono cod. (okianos in der
hebr, übs.) tl sabes (to) : in der hebr, iibs. keifst es 'und man nennt
CS im arabischen ^artf (Sl,). vgl. Simon Jan. 'Säten arabice animal marinnm
sicut Cancer marinus' 12 accidit cod. 13 spumam cod. 17 laa-
detur divinitas: dieser schlufsausruf bezeugt durch eine ähnliche formet
schon bei Dieterici (auch in der hebr. iibs.) 20 existit: exit cod.
UND ÄRNOLDUS SAXO 385
eas per vomitum. Et scias quod complexio eius temperata est»
quia neque frigida neque calida neque sicca sed equalis, quoniam
in corpore generatur et circumdatur a carne et caro a cortice,
127**^ et ideo aque salse | non possunt misceri cum ea. Et quanto maior
et splendencior fuerit, tanto melior erit. 5
Et virtus eius erit quia valet ad tremorem cordis et timorem
melancolie nigre. Sed tarnen sanguinem cordis depurat super-
fluo modo. Et propter hoc medici commiscent cum eis alias species
quam plurimas, ut non ledant. Valet ad dolorem oculorum et
confortant eorum venas. Et qui seit eam dissolvere quousque 10
convertatur in aquam, et purgat morfea cum ea, sanatur. Et
qui patitur in capite propter dolorem oculorum, facit ibi sternu-
tacionem cum illa aqua, sanatur.
De smaragdo. cap. 2.
Hie lapis potest duobus modis nominari, tamen unus lapis 15
est. Et cum inferior parva opaca per similitudinem virtutis sue
caliditatis et siccitatis, quoniam nascitur in occidente. Et est
frigidus et siccus, quia oritur in terra, et invenitur in minera
auri. Et virtus eius est quia valet contra omnes materias veneni
et serpentum et scorpionum et talia, tamen oportet quod paciens 20
assumat de eo pulverizato ad pondus granorum vin ordei, et
hoc quidem antequam venenum devastet corpus, et liberatur in-
continenti et non amittit capillos eius neque corium. Et est
lapis viridis intense viriditatis, clarus et bene lucens, et cum ita
fuerit, bonus erit, et qui frequenter respicit eum cotidie, multum 25
iuvat Visum et confortat. Et si reclusus in auulo deferatur in
digito vel collo, valet contra epilepsiam, et ideo reges sapientes
precipiunt ut suspendatur in collo puerorum suorum, quod de-
fendit eos a lesione predicta.
Et iste lapis assimilatur lapidi dehenc in virtute, tamen 30
noH est ita splebdens neque ita purus. Quod si essent isti
ambo simul, et diversificarentur, et frangitur ab ipso et obscuratur
color eius.
16—17 so! 21 VIII rehlt im cod. 30 d'heuf cod. (dahaneg
Serapion), der malachit — f^r.^ Diet. p. 126 — i^gl. c. vii
31 isla cod.
Z. f. D. A. neue folge VI. 25
386 ARISTOTELES DE LAPIDIBUS
De iacinto. cap. 3.
Sciendum quod huiusmodi lapidis tres sunt species. unus
est rubeus sicut sanguis piirissimus, et vocatur rubiuus,
et hie est melior aliis. Et est lapis purus, sustineus ignem,
5 quem si inveneris inequaliter tiuctum, sciiicet habentem aliquam
guttam immense tinctam in aliqua | sui parte et coopenieris eum f- 1^7
bcne cum carbonibus accensis, ita quod venti sufQatorii non
tangant eum, et sufflaveris super eum, dissolvitur in eo gutta
illa tincta et tingit totum alium et quod non erat bene tinctum.
10 Et est lapis fortis, et lima non ledit eum.
Est et alia species huius lapidis, cuius color est ialleus, et
vocatur iaciutus citrinus. Et hie similiter sustinet ignem et
melioratur in eo, sicut rubinus.
herum est alia species huius lapidis, cuius color celestis,
15 et vocatur saphirus. Et ille lapis non sustinet ignem, quia
devastatur in eo.
Sunt et quidam alii lapides qui assimilantur istis, sed non
sunt ita pervii nee ita clari, quorum ille qui assimilatur rubina
vocatur in lingua arabica elantagar, tamen si poneres eum in
20 igne, frangeretur. Sed lapis invenitur in colore iauneo celesti,
et assimilatur ialneo iacinto et saphiro, tamen non sunt ita clari
neque pervii.
Et virtus predictorum trium lapidum est quod si quis de-
feret eos reclusos in anulo vel suspensos ad colIum, liberatur
25 ab epidimia. Et confert ei magnam graciam et beuivolentiam
coram gentibus, et acquiescunt peticionibus suis. Et complexio
est calida et sicca.
De granato. cap. 4.
Hie lapis est rubeus, sed non est sicut rubinus, quia rubedo
30 eins est flamma rubedinis et sine umbra, sed rubedo eins est
1 iaquinto cod, 4 ignem quasi inveneris equaliter t. eod,
7 ventus (so) suflatorii cod, 10 luoa cod. 11 ialleus (jalde jaloe
jaunc s. Diez Et, wörtb. d, rom, $pr. i^ 211 u, giallo) 19 elantagar:
im hebr. steht ^kadköd arab. alkarkahin' und als zweiter stein (vgl, L)
algorius (nach St.) 20 iauneo (»= ialneo): iauneo (so) cod, 21 ia-
quinto cod. 24 deferret cod, 30 eins seil, rubini eius iM.
huius (granati)
UND ARNOLDUS SAXO 387
quasi fumosa et obumbrata. Et hie lapis naseitur in Oriente.
Et qiiando extrahitur de loco suo, est obscurus et sordidus, et
qiiando aptatur et politur, tunc efficitur clarus et pervius.
Et quando fuerit de eo ad pondus quatuor granorum ordei
reclusiim in anulo aureo, tunc in nocte non possunt videri 5
somnia mala vel timorosa, non possunt habere timores in somnio.
Et qni respexerint eum multociens, et esset lapis oppositus soll
ita quod luceret in ipso et resultaret radius, quasi visui sano
L2S'^ reintrat lumen oculorum suorum et iuvatur multum. | Et hie
lapis quanto magis rubeus, tanto melior erit. Et qui ducet 10
eum extergendo per capillos vel pilos barbe, et appropinquaret
eum paiee, trahit eam.
Sunt et quidam alii lapides qui assimilantur ei, et vocantur
medäbr\ non tarnen sunt ita rubei neque ita clari.
De corniola. cap. 5. 15
Generaciones huius lapidis multe sunt, et invenitur in
multis locis, quoniam invenitur in occidente et in terra austri
et iu locis aliis in litore maris. Et melior ex eis est que in-
venitur in austro. Et quidam habent colorem sicut aqua, cum
qua fuerint ablute carnes in quibus fuerit sal positus. 20
Et virtus eins est que deferentem ipsum reclusum in anulo
non dimittit facile promoveri ad iram vel contencionem cum
aliquo. Et valet contra fluxum sanguinis de quacunque parte
corporis emanaverit, et ad menstrua mulieris. Et si fricares
dcntes in eo pulverizato, dealbat cos et eorum radices conßrmat, 25
et prohibet ex eis saniem fluere.
De lesen, et vocatur in arabico elgeysa. cap. 6.
Ilic lapis est multorum colorum. Et invenitur in occi-
dente et in india, et occidentalis est melior. Et iste lapis
habet colores dissimiles, habet enim colorem album, nigrum et 30
2 et est o. cod. sordidus quamquam aptetur et poliatur, et tunc
cod. 4 Et quod f. cod. quatuor (so auch Teif.): x L, xx Consf,
H. Ser, 5 reclusus cod, et tunc cod. 6 non — somnio scheint eine
zweite lesart für das vorhergehende 9 reintret . , . invetor cod.
11 et fehlt im cod. t4 so cod., medhanig L (im hehr, madanbadsch,
madzinabadj bei Teif CMullet p. 97—98, al-madtdj bei Dimaschki
p. 73 Mehren) 17 a . . stü cod. (mit einem loche) 29 iste: i cod.
25*
388 ARISTOTELES DE LAPIDIBUS
colorem sicut mel. Et illi de india non libentcr eum deferunt
propter nialiciam suam, timent etiam accodere ad locum suum.
Icprosi unde quia desperati sunt de pcrsonis eorum, purgant
illud et deferunt eos libenter, ubi aliquis esset stultus.
5 Et malicia sua est bec, quia qui tenet eum reclusum in
anulo, somniat in nocte multa mala somnia et timorosa, et facit
eum timorosum multum in nocte, et movet eum ad iram et litem
de levi, et facit | eum rixari cum hominibus omnibus. Et si f. 128*
pueri deferunt eum ad coUum, proiciunt multam salivam de ore
10 eorum. Et si quis uteretur cum cibo vel potu vel medicina,
scilicet in vasis factis ex boc lapide, prohibet eum dormire.
Et complexio eins est frigida et sicca. In boc autem habet
bouitatem, quod si pobtur iacintus cum boc lapide pulverizato,
color multum decoratur et clarificatur. Hie lapis est multum
15 fortis.
De cimetit. cap. 7.
Hie lapis est viridis, propinquus colori smaragdino. Et
sunt quam plures species eins, et continentur in uno lapide,
poslea magistri incidunt et separant iinum ab alio, quia quidam
20 est multum viridis, et quidam . . . nature lapidis non invenitur
nisi in loco eris, sicut smaragdus in loco auri. Et est tener
lapis.
Et est in ipso secretum magnum, quia si quis vencnatur
ab aliquo antmali venenoso in cibo vel potu vel a serpente et
25 assumpserit de boc lapide trito, statim liberabitur. Et si poneres
eum in loco, scilicet morso, sedatur dolor eius. Et si tres qua-
tuor vel quinque muscas . . . cum boc lapide et poneres eum
super morsuram apum vel vesparum, sanatur cito. Et si eum
tritum et temperatum cum aceto fric^ires super impetiginemque
30 poneres, sanarelur. Similiter si poneres super locum dolentem
de melancolia. Et color huius lapidis mntatur secundum muta-
2 ad I. sunium leprosi, unde cod. leprosi (slavones et servi L) : H
zoti' Teif. p. 47 3 — 4 so (vgl. L) 3 . . purgant cod, (vom ein
kleines loch i?) 11 probibent cod, 13 iaquintus cod. 16 so
cod. 20 — 21 et quidam nature etc. ohne lücke. diese stelle istdtirch
mulafsung verdorben (vgl. L) 21 beris cod. 27 muscas cum
cod.^ ohne lücke (seil, interficeres, vgl, L) 2^ citro cod.
UND ARNOLDDS SAXO 389
cionem aeris, quia in sereno aere ei in mane apparet pulcrior.
Et invenitur es mixtum cum eo. Et si poneres de eo trito super
aurum frangibile, dealbatur.
De lapide elbelgar. cap. 8.
Greci quidem vocant hunc lapidem bulacar id est expellens 5
venenum. Et hie lapis est multi Yaloris. Et est quasi humfdus
in tactu. Et complexio est multum calida.
Et proprietas est expellere omnes species veneni tam ani-
r. 128''^ malium quam bestiarum, tam veneni mor|tificantis quam im-
mortificantis. Et modus per quem venenum mortificat hie est, to
sive calidum sit sive frigidum, quia quodeunque venenum sit
in corpore statim properat ad sanguinem cordis et epatis et
dissolvit eum et facit liquidum, quia sanguis est ibi coagulatus.
hoc facto, accedit primo ad sanguinem venarum et coagulat
ipsum, deinde meat per totum corpus natando in eins superficie 15
tamquam oleum. Unde qui subvenit ei antequam venenum de-
vastet eum, et daret ei de hoc lapide trito ad pondus unius
grani ordei, liberaretur incontinenti, quia totum venenum ex-
pelleret per sudorem.
Et colores huius lapidis sunt quam plures. quidam enim 20
est viridis et quidam commixtus cum albo. Et qui viridis est
et purus melior est. Et invenitur in loco qui dicitur elziuelim
et in india et in Oriente. Et melior eorum est qui fertur ab
Oriente et de corasam. Sunt et quidam alii lapides qui assimi-
lantur ei, et vocatur in arabico elkibori eldor, non tarnen valet 25
sicut ipse.
Qui defcrt hunc lapidem ad coUum vel in anulo, defendit
eum a veneno, et maxime si tenuerit eum in ore. Et si pone-
ret eum in loco morsure tiri vel basilisci vel cuiuscunque ani-
malis venenosi, sanat incontinenti. 30
De adamante. cap. 9.
Complexio huius lapidis est frigida et sicca multum. Et
est durissimus omnium aliorum lapidum, qui incidit omnes la-
pides per virtutem suam. Et si vis eum frangere, pone ipsum
6 humidum cod, 22 el^iuehm (so) cod. {elz^m L) 24 de . .
tosam cod.
t
390 ARISTOTELES DE LAPIDIBUS
in plumho et percute desuper cum plumbo, et frangetur. Et
hie lapis assimilalur vitro purissimo, et etiam sali annoniaco
cristallino. Et artißces ordinant ipsum in aliquo ferro, poneudo
su))tilcm partem extcrius, et ineidunt cum eo alios lapides. Et
5 est in ipso secretum magnum, et secretum huius lapidis invenit
rex alexander, | discipulus aristotilis, qui fuit magnus et multum f. 128
sapiens in medicina. Et cum quidam de sapientibus suis pate-
retur de lapide in renibus, fecit ita ei cum suis medicis quod
removit ex renibus et duxit usque ad virgam. et quia mea-
10 tus erat strictus, non potuit exire foras. hoc facto, recepit rex
lapidem supradictum, et ordinavit eum in quodam fuste ferreo,
et induit dictum fustem cum stipula ad hoc ut non lederet
transeundo, intromisit eum per virgam quousque appropinquavit
eum lapidi interius, et sie incepit frangere et emittere eum cum
15 urina, et ita fecit quousque totum lapidem fregit et eiecit cum
iirina, et ita liberatur.
Et iste lapis non inveuitur nisi in quadam valle magna
vaide, ad quam nullus potest descendere propter profunditatem
suam. Cumque alexander accessisset ad ripam ipsius, invenit
20 ibi quasdam specics serpentum, que essent incredibiles apud
vulgum. et proprietas eorum, quod si respiciunt aliquod animal
ipso non respiciente, moritur incontinenti , et e converso si
respiciunlur et non respiciunt, moriuntur. Et ipse quidem pro-
spiciens alexander timuit et removit se a loco illo, deinde pre-
25 cepit fieri unum speculum magnum et proiecit in iiia valle, ad
quod ipsi serpentes accedentes respiciebant in eum, et \identes
üguras suas, stalim moriebantur. Postea cogitavit dictus alexander
qualiter posset habere de dictis lapidibus, et iussit ut proiceren-
tur in illam vallem arietes excoriati et maciienti. cumque factum
30 esset, veniunt aquile et aves magne que vivunt de rapina, et
acceperunt dictos arietes, et elevabant eos in altum ut comede-
rcnt I in locis altis. tunc homines de precepto re^is ibant ubi f. 129
dicte aves comedebant, et inquirebant dictos lapides qui fuerant
inviscati in carnibus arietis, et ita prcdictos lapides habuit rex.
2 spätmittelalterUche form für ammoniaco 4 — 5 Et est — magnum :
dieser satz steht im cod. zu friih^ schon 389, 34 hinter virtutem suam,
daher im cod. zwei striche vor > Et est . . und wieder vor /Et secretum
. . . zur bezeichnung der verselzujig 25 prccipit . . . proicit cod.
26 eum (so) cod. 28 et fehU cod.
UND ARNOLDUS SAXO 391
Et cavendum est ne aliquis ponat in ore suo, quia frangeret
dentes. Et si accideret quod deglutiret eum, frangeret intestina
et interficeret hominem. Et preterea, quia inveniunUir inter
pessimos serpentes, qui multociens evomunt super eos venenum,
ita qui posuerit eum in ore suo, de levi posset interficere eum. 5
De elsebada i. smerillo. cap. 10.
Compiexio huius lapidis est frigida et sicca. Et invenitur
in ripa maris in terra zin. Et color eins est sicut arene. Et
est lapis fortis incidens alios lapides, sicut adamas, sed non est
ita fortis. Et si teratur hie lapis et misceatur cum lacca, habet 10
minorem virtutem vincendi. Et si comburitur in igne, teratur
et ponatur super morfulas capitis, sanat eas.
De aihat i. in arabico farasquin. cap. 11.
Hie lapis est viridis, et viriditas eins sicut viriditas maris.
Et mutatur color secundum mutacionem aeris, sicut dictum est 15
de smaragdo. Et notandum est quod omnes lapides pervii,
quorum colores mutantur secundum mutacionem aeris, non mul-
tum sunt idonei ad deferendum in anulo. Et in hoc lapide in-
venitur aurum et es mixtum. Et non est lapis multi valoris,
et reges vel magnates non deferunt eum. Et oleum obumbrat 20
colorem eins.
De smid i. azurio. cap. 12.
Compiexio huius lapidis est frigida et sicca, tamen habet
aliquantulum humiditatis. et si misceatur cum auro calido,
adeo melioratur. Et invenitur in eo gutta auri. Et si iiat ex 25
eo pulvis et misceatur cum aliis pulveribus et componatur in
oculis, conferet eis. Et si ponatur hie lapis super aliquem alium
lapidcni sine umbra, oxiret ab ipso tamquam lingua ignis.
De cysaban. cap. 13.
Ilic lapis defertur de Oriente et india. Et est niger muhum. 30
Et non est pervius, tamen est poHtus et lucidus in facie, et est
2 accenderet cod. 3 quia inveiüunt inter eos, pessimos serpentes,
qz multociens . . . cod, (wenn nicht etwa 4nter^ tiros p. s.' etc.) 8 in-
travin cod. (vgl. L) 16 de smaragdo — vielmehr c. 7 beim malachit
19 lies cod. 22 ayurio cod. 31 pervius: parvus cod.
392 ARISTOTELES DE LAPIDIBIS
frangibiliä. Et virtus eius: Talet nmltum hiis qui non bene
\icleot, et quorum oculi oboebulati sunt et quibus respiciendo
apparent tamquaoi oebule vel umbre ante oculos ipsorum et
quibus etiani mali humores ad oculos descendunt. quem qui-
5 dem respiciendo, conferet eis multum, nam clarißcat visum et
ilhiminat. et maxime si clausum in anulo aut in digito deferant»
eos ab invidia a malis oculis et facinoribus avertit.
De clambari. cap. 14.
Hie lapis est viridis, tarnen pcrvius. et invenitur in eo gutta
10 nigra, iulnea vei alba. Sunt et alii lapides qui plurimum assi-
milantur ei. Et quidam reges, sei licet arotoiaus et thoäs, fece-
runt ex hoc iapide vasa plurima «id comeüendum et bibendum
pro niedicinis, et utetiantur eis, et egrotati fuerunt de melaucolia.
simili modo continget onmibus utentibus eis sicut regibus pre-
15 diclis.
De Q'ni i. magnete. cap. 15.
Compiexio buius iapidis calida et sicca. Et proprietas huius
rsl quia altrahit fiTruni. qnod si ordiuaveris acus ferreas, unam
ante alteram, ita quod tangerenl se, appropinquando hunc lapidem
SO Ultimi; acui, attrabel eam cum omnibus aliis. Et cum inveneris
buuc lapidem nigrum et mixtum quasi cum aliquantulo rubedinis«
est optimus.
|De lapiile qui altrabit aurum. cap. 15' nur in L]
|De Iapide qui atlrabit argentum. cap. 15'* nur in L]
2) |De Iapide qui attrabit cuprum. cap. 15*" nur in L].
De Iapide qui attrabit carnes. cap. 16.
llic lapis invenitur in mari. Et sunt due species, quarum
una invenitur in animali, alia in lapidibus. et animal in quo
invenitur est lepus, et est in capite eius. Et cum invenit aliud
30 auimal in mari, et non sit pilosum, attrabit carnem eius. lapis
2 (|iiibns: (|ui cod. (> illiiiiiinat: iUiim mia^ cod. 7 et fehlt
cod. (oder zu lesen faciiiorosis?) S slafl elaiiibari 9 parvus (j»uu8)
cod. gutta nigra, iaUice \v\ albe cod, U) ialoca (iamie), vgl, oben
p. ;iS(>« 11. 20. 21 11 achillos et profus atqiie coliaios L{!h 20 eas
cod. 2tj rarnes: earhones cod.
UND ARNOLDÜS SAXO 393
qui est ia fronte ipsius eradicat eam de dorso eius, et ledit
29''^ eum multuni, et tarnen non exit inde sanguis.
De lapide qui attrahit capillos. cap. 17.
Hie lapis cum respicitur a longe, videtur tamquam capilli
retorti, et est multum levis. Et si ducitur per locum pilorum 5
abradit eos sicut rasorium. Et si appropinquares eum capillis
incisis, attrahit eos et colligit. Et si poneres eum tritum in
loco abraso pilis, faceret eos renasci cito. Et si poneres de eo
super aurum, devastat eum et indurat ita quod frangitur.
De lapide qui trahit ungues. cap. 18. 10
Color huius lapidis est albus et quasi pulverulentus. iterum
est multum politus in facie, et non est perforatus nee macu-
latus, sed uniformis totus. Et virtus est quod si ponitur super
ungulas, trahit eos et eradicat de loco suo, sine aliquo dolore
et sine evocalione sanguinis. Eodem modo si ponatur super 15
ungulas incisas attrahit eas et colligit. Et si ponitur sanguis
menstruus puelle virginis super haue lapidem, frangit eum in-
continenti et redigit in pulverem.
De calce. cap. 19.
Calx est talis proprietatis quod invenitur ignis in ea. Et 20
si ponitur sulfur cum ea, exit ignis de ea et comburitur quid-
(]uid est iuxta ipsam. Et si misceatur cum zarnic, id est cum
auripigmento, et bulliant simul, quousque comburat pennas,
radit pilos. Item si ponitur almatras id est litargirum plumbi
cum eis, et conficiatur cum aceto, et ungatur ex eo inde corpus 25
humanuni, denigrat multum. Item si conficiatur calx cum oleo
olive, sanat quedam vulnora. Et est colla fortissima, et ad
soiidandum vasa fracta, et naute deferunt libenter eam propter
fracturam navis.
De lapide qui vocatur eltarem. cap. 20. 30
Color huius lapidis est albus, et bene politus sicut ebur.
Et est frigidus et siccus. Invenitur in ripa maris indie. Valet
15 euöne cod, 23—24 (vgi. L) 24 alniatros (marrac L) dh.
niaiüs (vgl. u,) 30 v. l. alcaras, vgL zu z. 31 (eltone L) 31 et
bene politus sicut de lapide qui vocatur alcaras ebur. Et est ... «o der
394 ARISTOTELES DE LAPIDIBUS
ad aibulam oculi, quia sanat eam. item et qui defert eam, [et]
defendit eum ab iuvidia mala, unguis et malis, et malignis oculis,
et uulla fatua mala posset sibi uocere. Et si ponatur in aliquo
vase cum aceto, videtur quod moveat se per vas. Et hie lapis
5 invenitur apud grecos. Et est quidam alius lapis vocatus esuisa
assimilatus ei.
De marcasita. cap. 21.
Generaciones huius lapidis plures sunt, quidam enim est qui
assimilatur auro, et quidam argeuto, et quidam beu . . . lo om-
10 nibus hiis est suliiir, quod est in eis donec üerent sicut pulvis,
posset in multis operacionibus intromitti. Et si posueris ex
hoc iapide cum aliquantulo sulfuris, et postea purgares ipsum,
exiret aurum mundum et purissimum usque ad ultimum. Et
si hunc lapidem beue procurares cum calibe, exit ignis.
15 De magnesia. cap. 22.
Species huius lapidis plures sunt, et greci vocant eas an-
dravnias. Vitrearii non possunt operari sine ipso. Et est ad-
mixtum cum plumbo, et mundificat lapidem a sordicie eorum.
Et multi antiqui dixerunt, ({uod principium huius lapidis erat
20 vitrum, sed erraverunt in hoc, quia non est verum. Sed com-
plexio eins est frigida et humida.
De sulfure. cap. 23.
Huius lapidis plures sunt species. quoddam habet citrinum
colorem, et quoddam album, et quoddam sulfur in ripa maris
25 occeani, et videtur colamentum in nocte sicut ignis ardens vel
sicut carbo, et videtur in nocte sicut carbo a longe per miliaria
SO. cum elevatur a loco suo, amittit lumen suum.
Et valet contra maniam, si hat ex eo sternutatorium. valet
etiam ad illos qui amittunt loquellam et non possunt loqui. Et
30 conl'ert dolori capitis de melancolia. Ingredilur in arte auri.
Et si quis habet scabiem et balneet se in aquis suis, sanat eam
cod., der offenbar den tilel des cap. in andrer lesart vom rande noch'
mal in den text hereinzieht 1 et quia s. cod. Idem cod. 9 ben
/In Omnibus so cod., und nachher s. 11 /.Et si posueris. die zwei stricke
deuten (wie in c. 9) eine Unordnung im texte an (die liicke s. 9 ergänzt
sich aus Algafiki) 16 andra | vnias: so der cod. 25 so
UND ARNOLDUS SAXO 395
30^ et omnes | egritudines de melancolia. Valet ad dolorem matricis,
et ad dolorem veutris. Et est in ipso secretum magnum, quod
si quis acceperit de aquis eius et posuerit super palmas suas, et
si aqua desiccatur, est verum, et si aqua non desiccatur, non
est verum. Et si accenditur hie lapis cum igne, comburit alios 5
lapides.
De zarnich i. arseuico. cap. 24.
Hie etiam lapis diversificatur. et invenitur citrinum lami-
uosum Habens colorem aureum, et est aliud rubeum, et est
cautas. Et si misceatur cum calce et buUiat in igne, radit pilos. 10
Item si arsenicum rubeum combusseris cum calce ad ignem
donec dealbetur, et proieceris de ipso aliquantulum super es
fusum, in quo positum fuerit aliquantulum boracis albi, dealbat
ipsum, et poteris facere postea de ipso quidquid vis. Item si
conbusseris eum et fricaveris cum eo dentes, confortat radices 15
eorum.
De bernic. cap. 25.
llic lapis est calidus secundum naturam ignis. Et est in
ipso secretum magnum. Quaudo super quodcunque animal femi-
nei sexus ponitur, movet ipsum incontinenti ad desiderium coitus. 20
Et invenitur in ailrica loco sulfuris. Unus ex discipulis alexandri
prohibuit omnibus suis, ut nulius deferret de hoc lapide, timens
pro|)ter dominas de cima. Et si frangitur invenitur scorpio in
CO. Et si potaverit ydropicus ex hoc lapide trito ad pondus
(jualuor granorum ordei, purgat aquas citriuas que sunt in venire 25
süo, et expellit eas per secessum, et liberal eum cito.
De lapide indiano. cap. 26.
Ilic lapis defertur de india. Et perforatus valet ydropicis
de a(iua citrina. si suspendalur super eos, sugit aquam eorum 30
paulalim. Etiam si ponderetur anlequam ponatur super ydro-
picum, et postea ponderetur, invenies quod multum crevit in
pondere. Et si tunc ponitur ad solem, exibunt omnes aque
quas suxit ab eo, et redibit ad pristinam virlutem. Et si em-
7 v^rnich cod. 12 lies cod» 21 dissiplis cod, 23 dnäs
decima cod. 33 aquas cod.
396 ARISTOTELES DE LAPIDIBUS
plastrum factum ex hoc lapide trito posueris super locum, de-
nudatur a pilis, et facit eos reuasci abundanter.
De lapide qui dicitur magnatim. cap. 27.
Hie lapis est multum fortis, et non timet ignem neqne
5 ferrum. Et defertur de india. Et virtus quia fugat omnes ser-
pentes et scorpiones et omnia reptilia a loco in quo fuerit. Et
si aliquis iiicantator volit aggregare serpentes vel alia reptilia,
vel extrahere aliquem mortuuni ad loqueudum sibi quod queri-
tur, et hie lapis esset in illo loco vel aliquis Staus cum eo tene-
10 ret eum, incantator nichil posset operari propter virtutem lapidis
repugnantem arti sue. Et scias quod alexander, qui magnus
fuit rex et philosophus, revelavit virtutem eius lapidis.
De lapide clithemeth. cap. 28.
Iluius lapidis virtus est, si suspendatur in muliere partu-
15 riente, cito parit. Et asporlatur de india. Et Signum huius
est, quod si quis movet eum circumducendo, sonat ac si esset
vacuus et esset alius in medio huius reclusus. Et inveuitur per
duos montes magnos, quorum unus vocatur camar, alter arba.
Et secretum huius invenit alexander, quando transibat per
20 desertum indie cum exercitu suo, et cum transiret, vidit aves
deferentes ex hoc lapide, ponentes super renes aliarum facien-
cium ova cum difllcultate. et sie faciunt ova postea de levi et
siue dolore propter virtutem eius. et propter hoc consideravit
quod si idcm faceret in mulieribus parturientibus, et expertus
25 invenit secundum quod consideravit virtutem suam. | f. 13(
De lapide iudaico. cap. 29.
Lapis Valens ad dolorem renum. Et virtus vel proprietas
eius est, quod si pnciens vicium lapidis in renibus biberit ex eo
trito ad pondus sexte partis sicli, frangit lapidem et redueit in
30 arenam minutam, et facit eum emittere per urinam, et liberatur.
Et complexio eius est frigida et sicca. Et est teuer lapis. Et
defertur ab occidente. Et inveuitur perforatus ad modum illius
instrumenti cum quo fdant, et vocatur verticellus.
9 aliqiiid cod, 10 t. e. incantator, et nicliil cod. t9 quando:
quoniam (qin) cod. 2S chv vBaroi d'eoftov xvad'oii j^tci Dfosc.
UND ARNOLDÜS SAXO 397
Prctorea lapis qui nascitur in renibus, tritus aut mixtus cum
aiiis pulvcribus et oculis appositus, valet muUum ad albulam
oculorum.
De lapide aque acetose. cap. 30.
Sunt quedam aque discurrentes super terram, et aliquando 5
excunt de fontibus. Et quedam sunt ex eis acetose, que si
quidem aliquando congelantur a vento et aliquando efßciuntur
sicut Inpis. in quibus invenitur utilitas et iuvamenta plurima.
Quodsi ex hoc lapide fieret sternutatorium maniam pacienti, libe-
raret eum ex lapide scilicet facto ex aquis acelosis. 10
De lapide qui facit dormire. cap. 31.
Cülor buius lapidis est sicut color sanguinis pulcre rube-
dinis. Et complexio eins est calida et humida. Et aspectus
eins in die apparet quasi puiveruleutus, sed in nocte videtur
quasi ignis, carbo accensus vel sicut fulgur, et illuminat locum 15
in quo est. Et si suspenderetur ex eo ad pondus granorum
trium super aliquem, incontinenti dormiet ita graviter quod non
excitatur, nisi lapis auferatur ab eo. tamen cum excitatur ele-
vatur tamquam cbrius a vino, et quasi obliviosus factus, ac si
non recordaretur aliquid ex eo quod fecerit. Idera etiam opera- 20
retur, si poneretur super capud alicuius.
De lapide prohibente somnum. cap. 32.
Color huius lapidis est niger et apparet quasi puherulentus,
et est gravis multum sicut plumbum, et asper in tactu ac si
esset spinosus et pungcns. habet colorem splenis. Quod si 25
ponitur ex eo ad pondus x argenteorum super aliquem, non
dimittet dormire. et tamen non sentit inde dolorem aliquem,
nisi ({uod efficilur ita gravis ac si haberet magnum pondus
supor se. Quod si quis paciens apostema quidem augmentatur
in somno et dormit, non videt, quod scilicet vocatur litargia, 30
facerot sibi sternutatorium ex hoc lapide trito ad pondus xii gra-
norum ordei, sanat eum incontinenti.
20 apa 30 so!
398 ARISTOTELES DE LAPIDIBÜS
ANMERKUNGEN.
G. 1 (fehlt inL) perle, ar. lulu, beim hebr. Übersetzer bedolach (vgl.
RosenmuUer Bibl. naturgcsch. ii, 461). perna auch bei Gonstantinus, perla
vel zofar bei Stephanus (s. u.), *in der landessprache perla' fügt der hebr.
Ar. übs. hinzu, nach milteilung Steinschneiders.
Generacio perne: vgl. Physiologus bei Pitra Spie. Sol. iii, 366. Ori-
genes *^x t^s ns^l Xi&cov Tr^ay/iareias' im Gomm. in Matth. x, 7. Ar. *ui
libro de lapidibus' bei is. xiii) Teifaschi c. 1 (Ravius p. 51, Rainer! p. 5
vgl. Clement- Mullet, iMincral. ar. p. 22 IT) und bei Dimaschki n, 7.
p. 89 Mehren, etwas verscliioden (auch aus A r.) s. x Dietericis lautere
brüder (Naturanschnuiing der Ar. 1861) s. 121.
Virlus: vgl. (s. x) Ibn al-Dschezzar (s. xi Gonst. De grad. p. 351,
Libcr fiducie des Ibnezizar übs. v. Stephanus i. j. 1233 cod. Monac. lat.
253): 'Perla vel zofar temperate complexionis est. grossior melior est, et
lucidior et rolundior. proprium eius est auferre tremorem cordis et timorem
ex colera nigra (et co. ni. statt *ex' cod.), et mundiflcat sanguinem in corde et
subtiliat eum, et desiccat humorem (hu. cod.) in oculis et conslringit nervös
oculi. Item dixit ar. (aristotiles) si solvantur parle et ungantur mor-
phea alba, inde curat in prima unctione. Item si aqua earum mittatur per
nares, aufert dolorem oculorum qui Gt ex dilatacione pupille, et cura dila-
tacionem una proiectione.* — ebenso (aus Ar.) Diet. s. 127.
(s. XII) Serapion De simpl. med. (hinter Jo. Sera p. breviar. etc. Logd.
1525 0 c. 397: 'AI ins (dh. Aristot.!). Proprietas earum (sc. margaritamm)
est conferre cardiace et timori factis a melancolia, quia clarificant et puri-
ficant sanguinem cordis et subtiliant eum. et propter hanc causam miscen-
tur in medicinis egritudinum cordis. et miscentur in cohol ad fortificandam
nervös oculi. Et quando margarite dissoivuntur et linitur (super?) baras
cum eis, auferunt eam postquam linitur statim. Et ille qui patitur soda
propter dilatationem nervomm oculi, et fit ei caputpurgium cum ista aqoa,
curat eum statim'.
(s. xni) Ibn ßeithar üb. d. kräfte der einf. heilmittel (üba. von
Sontheimer) ii, 446 (Aristoteles) =» 3S5, 10—13.— Teifaschi inquit Arisf
im codex des Ravius, wo auch noch eine andere stelle des Ar. über das
altwerden der perlen p. 54 die im cod. Florent. Raineris fehlt, p. 76 (im
cod. Flor, fehlt hier der name des Ar. p. 7).
G. 2 (fehlt in L) smaragd und beryll *- arab: zumrud (zamra4
Ar. Secr. f. 13*^ ed. ßonon. 1501) und zabardschad (bei Rainer! und Diet
falsch smaragd und topas). beim hebr. übs. smaragdus «» piteda (vgl.
Rosenmüller i, 32).
15—16 = Arist. arab. bei Glement-Mullet (Essai sur la min^ralogie
arabe. Par. 1869) p. 65.
UND ARNOLDUS SAXO 399
(s. ix/x) GoDstantinus (Costa ben Luca) De physicis ligaturis (bei
Gonst. Afr. p. 318, Galen, ed. Gharter. x p. 571): * Aristoteles in libro
de lapidibus ait, suspendens smaragdum coilo aut portans ipsum in digito
defeadit a casu epilepsiae suspecto, unde semper mandamus nobilibus ut e
collo ßliorum suorum suspendatur ne in hanc infirmitatem incidant' (be-
nutzt von Albertus De mineral. p. 243 (opp. t. ii Lugd. 1651).
(s. x) Ibn al-Dschezzar (fehlt bei Gonst. De grad. — Steph. cod.
Mon. f. 110*:) ^Thabariat lapis est viridis intensus et est clarus, etquimagis
attrahit daritati (so) melior est quam turbidus. frigidus est et siccus in
secundo gradu. ar. dixit quod thabariat et smaragdu» sunt duo lapides
et sunt duo nomina et sunt ciusdero speciei. proprium est ei conferre ve-
nenis mortiferis et reptilibus malis, si bibatur ex pulvere suo pondus viii
granoruni ordei, antequam venenum occupet omnino corpus et cor, et non
cadunt capilii nee excoriatur cutis bibentis, et restauratur. Item: assiduus
aspectus huius lapidis aufert lassitudinem corporis. Item: suspensus collo
vel delatus in anulo aufert epylensiam, si antequam invadat egritudo de-
feratur. [Item : si ligetur femori mulieris, accelerat partum. Et dixerunt
qnidam medicorum quod suspendatur collo pueri noviter geniti ideo ut
liberetur a predicto morbo. Dixerunt eliam quod stringit fluxum sanguinis
ex naribus vel ore vel specialiter per secessum]' (die letzten sätze aus andrer
quelle, vgl. Ibn Beilhar u. Teifaschi). — vgl. s. x (Ar. bei) Diet. p. 126.
(s. xii) Scrapion c. 3$}: 'Zabarged et dicitur zmarad i. smaragdus.
Sunt duo lapides habcutes duo nomina, verum sunt fere unius speciei, et
uteniuc congelatur in mineris nuri ot in terris garbi, et est viridis fortis
vii'iditatis, spleudens. Et ille qui ex eo est viridior est melior. etquimagis
est diafanus est melior co qui est magis obscurus. Et lapis dahaneg (da-
barieg ed.) est similis ei, nisi quia non est diafanus sicut smaragdus et
zabargcd. Et natura smaragdi est frlgida et sicca, et quando sumitur in
potu confert venenis mortiferis et morsibus venenosis et punctionibus ani-
malium habcntium aculeum. qui ergo dabit in potu de limatura eius pon-
dus granorum viii ordei illi qui sumpsit venenum, antequam faciat in eo
impressionem, liberat eum a morte, et (non) cadent capilli ab eo neque ex-
coriabitur, et est evasio sua. Et ille qui assiduat aspicere in ipsum pre-
serrat visum eius a nocumentis et conservat eum incolumem. Et qui de-
fert in anulo smaragdum, preservat illum ab epilepsia, quando induit eum
in suo digito antequam superveniat ei epilepsia. et propter hanc causam
docentur reges quod suspendant smaragdos ad coUa suorum filiorum statiro
quando nascuntur, ne superveniat eis ab epilepsia'.
(s. xiii) Ibn Beithar (zweimal ^Aristoteles') i, 537 und (ohne namen,
über die kraft) Teifaschi c. 3 p. 20 (aus den schätzen Alexanders nach
Ben Mansur p. 13 t Hammer).
C. 3 (= L fol. 147*') hyacinth als allgemeiner name des korund-
geschlechts. das arab. iftkut (der hebr. übs. hat ödem m^ der rote, vgk
Rosenm. i, 30) gibt offenbar eben das griech. wort vaxwO'os wieder und
dieser vaxivd'oi ist der grofse rote leuchtende stein des königs von Siele-
400 ARISTOTELES DE LAPIDIBÜS
diva-Taprobane, der insel des hyacinthen beim Gsomas Indicopleustes (r.
a. 540, bei Montf. Coli, nova patr. Par. 1706 ii, p. 336—37, vgl. Ptolem.
Geogr. 7, 4, 1. Peripl. mar. Erythr. und Solinus): es wird bei Const. mit
iaciiitus, bei Ibnezizar mit carbunculus übersetzt, die farbeonamen der
3 hauptarten des durchsichtigen liorund rubin, gelber hyacinth dh.
gelber korund, saphir — werden eben von den Übersetzern sehr verschieden
wiedergegeben und dann weiter im mittelalter mit den namen der Plinia-
nischen Überlieferung (Isidor und Solin) vermischt (daher vielfache Verwir-
rung, zb. der roten steine rubin und granat bei Albert, vgl. zu Arnold De virt.
lap. s. iacintus). die namen der wenig durchsichtigen ähnlichen steine (ko-
rundarten?) in L (corcond und corhaen, ar. kerkend und kerkhan bei Gl.
MuUet p. 54. 55. Ben Mansur p. 129) erinnern wol nicht an das indische
(Ritter As. iv, 2, 111) wort korund selbst (vgl. Aristot. ar. bei GMuUet
p. 54. 55), eher an jergoncius, zirkon. über die Wiederkehr (rubin) oder den
Verlust (saphir) der färbe nach dem glühen vgl. Schraut, Edelsteinkunde
Wien 1869 s. 122 — über das springen der spineile (== kerkend? GMulIet
p. 49) im feuor Schrauf s. 12S. roter zirkon (jergoncius) dh. unser heutiger
hyacinth, in Ceylon als gemeiner rubin verkauft, nach Kluge, Edclsteinkunde
s. 299.
Aristot. Secr. secr. f. 12'* (ed. ab AI. Achillino Bonon. 1501)
'Lapis margarite, et ipse est aliacut (aliacur ed.) in arabico, est triplicis
generis, ruheus, croceus, arenosus. quilibet istorum ligatus in anulo et
suspensus collo intrantis civitatem, in qua est infirmitas tamon, liberatenm
ab infirmitate illa. margarita rubea in anulo ligata portantis cor fortificat
et euni reddit honorabilem in conspectu hominum. Et qui scalpserit in eo
formam leonis etc.
Costa ben Luca De phys. lig. d. c. p. 571) 'Ar. in 1. de lapidibiis
. . . Item qnodlibct genus hyacinthorum suspendens collo sive habens in
digito si intret regionem pestiferam, non laeditur, sed potius in mentibns
hominum honoratur et a maioribus peticiones eins complentur.'
Constantinus Afric. De gradibus p. 352: 'Hyacinthi triplices sunt,
rubei citrini et veneti. Granati sunt omnibus meliorcs. quibus haec est
proprietas: nam si mittantur ad ignem et insufflemus, quanto plus ad ignem
insufflaverimus, eo amplius rubicundiores fiunt si in eis aliqua nigredinis
pictura fuerit, causa ignis destruetnr. eruntque omnino clarissimi. Gitrioi
non adeo ignem patiuntur. Veneti autem (enim ed.) nullatenus ignem pati
queunt. Quos omnes Aristot. calidos et siccos dixit esse. [Alii rubi-
cnndos dicunt esse calidos, venetos frigidos et citrinos mediocres. Omnes
sunt confortativi tristitiaeque et suspicionis ablativi. Contra sanguinis flaxum
valent.] Unde Aristoteles: Qui granatos in collo manuve vel in aliqao
corporis membro duxerint, si intraverint ad aliquam provinciam pestiferam,
nullatenus eis nocebit'.
Ibnezizar (oder Ibngizar im Lib. fiduc. cod. Mon.) f. 100' 'Carbunculus
vel iacot tribus speciebus est, rubeus croceus et lividus. rubeos melior
vero Omnibus lapis est. qui si ponatur in igne, coloratur et pnlchrior
efßcitur. croceus vero debilior in igne. lividus vero non sustinet ignem.
UND ARNOLDÜS SAXO 4»1
Alio modo ar. dixit qvod conplexio istarnm triam ipeGiermu est catidi d
sicca. [Item dixit quidam ex medicis quod nibeus nag&s approptnqnl
cidori, et lividus frigiditati, et crocem m tempefamanto medne existit].
item ar. dixit ai qiiia aliquaaa istarum in anulo aecum detalil, aon ledietar
ab iftoe mortalilatis ia dvitate*.
Vgl. (Ar.) Biet. p. 126.
Serapion c 398: *Hager iaoot id est lapia lacioctoa. Speciea eios
sunt tres, una earan est coloria rnbeiv seouida est coloris dtrio), et tertia
est coloris chabali et coloris antimonii. Sunt aatcm cpiidam alii lapMea
propinqiii eis in colore adeo qnod Tidentor esse ciosdem qieciei onin eis,
aed Don habent operationes iatamm. Et ro^os est oieMar atiis, quiaqvaodo
incenditur super ernn nilMacit multum. Gitriiitw vero potesA stare miona
super ignero. Sed cbahali neqalt stare super ignem quin destmatar statin.
Est autem virtus iacincti quod qul portaverit eum aecum [aut sigillarerit
aliquid cum aliqua specie ipsorum et portaverit sigiliatiouem super se], et
inlraverit [in regionem aliquam vel provinciam in qua cadunt fidgura multa
seu] in terram pestiferam, nuHateuus Docebit ei [et fit tutus ab eis quoDiam
non cadet fulgur super eum]. Et hec quiden virtus aal muHuin divolgata
et honorata iuter homiues' (das letite mit fremder beuniscfaung, wie bei
Teüaschi).
Ibn Bei t ha r II, 591 (die 3 arten, ohne den oamen dea Ar., wie
bei Ser.).
Teifascbi c. 2 (Ar. über das glühen) bei CMuUet p. 46 und (Ar.
über die kraft) Baineri p. 15.
Albertus vermischt die 3 arten des earbuncuioa (laidor.) aus Thomas
€antimpr. carbunculus rubitb und balaustius (palatius carbunculus granatns
p. 219, balagius — qui et palatius dicitur p. 228 — granatus ru}>inus p. 229
8. carbunculus) mit den 3 arten des iacintus (den er wie Ibngixar als car-
bunculus deutet p. 229 vgl. p. 232 s. granatus) bei CoBStantin. (vgl. Alb.
s. iacintus p. 232).
C. 4 (« L f. 148**, anfang der dnzelbesehreilmDg hier) granat
dh. granaiblütenfarbiger stein (ar. badschadi — in L albegedl).
Gonstant. De phis. lig. p. 571: Item (Ar. in li. de lap.) sardara
(*sardium' ed. Bas. Gonst. p. 319) xx granorum hordei pondua portana e
(in Bas.) eoUo se« in digfto non videbit terribüia (sive timorosa ed. Bas.)
in somno.'
(8. XII) Algafiki Be simpl. med. (lat. flbaraetzt lu ilerda a. 1258? die
2ahl ist unsicher, verdorben: h.cg.x. vin io cod. Baa. Di 17, n. oc. Ui.vni
in cod. Monac. lat. 253) *De Jergoncio' (daneben am rande der corrector'de
iadncto rel bixedi'). *Jergonciua (noch jetzt Jargon, Jergonier bandels-
name und ursprünglicher dca nrkoM oder heutigen hyadntha, vgl. apan.
Jargon^ Abolays bei B. de Gaatro BibL eap. i p. 112) v«l iacinetaa vel
bizedi est lapis rubens. et quando portat aliqnis eum aupra ae, noo sonp-
niatur sompnia mala vel tiiaoroaa. et melior est bene rtibeas vel hicidaa
et granatus. et qoaado Mcatar cuai capiUia velpanno, aablevttpalcafl&
Z. f. D. A. neue folge VI. ' 26
f \
402 ARISTOTELES DE LAPIDIBÜS
minutam' (später noch ein anderer abschnitt über den iacinctus vel iacot,
aber nicht aus Ar.).
(s. XII) Serapion c. 399: 'Hager albuzedi est lapis nibeus miuas
tarnen quam iacinctus. nam iacincti rubedo est magis placabilis hominibus
eo quod non sit in eo obscuritas aliqua. Minera yero huius lapidis est in
terris orientis. et quando apportatur a minera sua est obscurus, sedquando
excoriat eum aurifex, detegitur bonitas eins apparet et clarificatur. et qui
sigillaverit cum eo qui sit ponderis xx granornm ordei, non videbit in
somnis mala somnia nee timorosa. et hec est eius proprietas. Et si ille
qui aspexerit in sole tantum quod visus eius est debililatus, et tangat oculos
ex lapide isto, confert ei. Et quando iste lapis fricatur fortiter ad caplHos
capitis, attrahit ad se festucas palearum, sicut lapis magnetes ferrum.*
Teifaschi c. 7 (aus Ar. über die färbe bei Mullet p. 95), über die
eigenschaften (offenbar aus Ar.) p. 29 Rain.
C. 5 (= L) carneol dh. fleischfarbiger stein schon nach Albertus,
doch ist die form mit o die ältere: *hornfarben' nach Köhler Ges. sehr, iv,
1, 105 vgl. Cornea onyx Plin. (37, 90 u. 89). sollte die arab. ableitung
des namens von der färbe des fleischwaCsers vielleicht eine erinnerung des
griech. verfafsers bei aaqBiov (pers. serd — vgl. Hammer — heifsl gelb,
nicht rot) an <ra(»J aa^oeiSr^s (vgl. Plin. 37, 86) sein? (ar. akik vgl. Nie-
buhr bei Rosenmüller i, 31 — haalkhec in L). das lat. wort erscheint
zuerst beim Übersetzer des Costa ben Luca (vgl. zu Arnold s. corneolus)^
span. cornelina bei Abolays G. p. 112 (vgl. Littre s. cornaline).
Const. De phis. lig. p. 571: 'Item (Ar.) corneolum a collo portans
Ccollo portatus' Bas. p. 319) sive in digito mitigat iram in contentione ('et
contenlionem' Bas.) cuius autem color est sicut lotura caruis sanguinis fluxam
cuiuslibet membri sistit ('stringil' B.) maxime in feminis.'
Ibnezizar Lib. fld. cod. Mon. f. 100^: *Aquic (Aqine cod.) vel cor-
nelina. Dixit ar. melior est que affertur de aliaman. Et melior est intense
rubedinis et clare. in eo sunt tres proprietates, una est quod sedat acumen
furoris cum quo quis liligat, si deferatur in anulo vel ad Collum, secunda
species minus clara, et habet venas albas. hec sistit menstrua et alium
fluxum sanguinis si teneatur. Tertia species est, si pulverizetur et fricentur
dentes, dealbat eos et stringit gingivas et prohibet fluxum sanguinis ab eis.'
Algafiki (cod. Mon.) s. *Gornelina vel aquic (aquit cod.). Palla-
dius (hier oft citiert, wie auch bei Gonstantinus Afr., Rasi, vgl. Steinschneider
in Virchows Archiv 37, 372) dicit quod sunt multe species corneline, et
portantur de aliaman et de ripis vel litore maris et de villis romanoram
(ro. cod.). et melior est illa que est bene rubea et lucida et clara. et est
alia species que habet colorem aque que exil de carnibus salitis. et habet
quasdam vias vel vires coopertas. et qui tenet eam in digito vel cum
anulo, stringit sanguinem undecunque fluat, et maxime menstniorum,
quando non potest stringi. et qui accipit de limalura cuiuscunque cor-
neline (-lie cod.), et fricantur dentes, removet sorditiem eorum et cor-
UND ARNOLDUS SAXO 403
rosionein et dealbat eos et prohibet sanguinem ne decumt de radicibus
dentium.'
Serapion c. 400: ^Hager salacbil id est lapis coroeolos. Bpecie»
eius sunt malte, et multe etiam minere. defertnr eüam ex terris iameni
et ex mineris romanorum. Et melior ex eo est ille qui magis vergit ad
nibedinem. Est autem ex corneoio alia species similis in colore sao aque
que destillatnr a carnibus salsis, in quo sunt linee albe Infixe. Et virtus
huius lapidis est quod quando portatur in anulo, reprimit iracundiam in
causa litis coram iadice, et stringit fluxum sanguinis undecunque exeat,
et proprie sanguinem menstraonun. Et quando fit ex pulvere eius denti-
fricium, abstergit sordes dentium et dealbat eos et facit ipsos pulchros
valde/
Ganz ebenso unter dem namen des Aristoteles bei Ibn Beithar
II, 201 (zu berichtigen ders. bei GMuUet p. 129, vgl. Ar. arab. ib. p. 130
not.), vgl. die eigenschaften (ohne autor) bei Teifaschi p. 44—45.
I
I
G. 6 (=» L) onyx (vgl. die note des Übersetzers von L. — air.
dschaza «» tristezza Teif. p. 47, hebr. leschem vgl. Rosenmüller i, 37).
dieselbe Überschrift in der hebr. übs. 'erklärung des Steins leschem und
sein name im arab. ist goza' (St.). die vermittelung der lat übs. des Mont-
pellier-textes aus dem arabischen durch einen Juden ist deutlich.
Gonst. De phis. lig. L c: 'onyx suspensus veldigito portatus äuget
in somno terribilia et tristiciam et inter homines contentiosa, in pueris
autem suspensus salivam oris äuget' (dies benutzt von Marbod c. 9).
Ibnegizar f. tor (De lazacalcedomnus): 'Lazacalcedonius lapis est
qui afiertur a duobus locis ex terra que dicitur aliaman et alem insule sunt
lapis iste multicolor est durus est. ar. dixit si deferatur lapis iste vel in
anulo vel ad collum reddit hominem melancolicum et inducit mala et
terribilia sompnia et inducit rixas ab hominibus et ideo reges de alaman
non thesaurizant eos et si snspendatur collo pueri facit fluere os aquis.'
Algafiki: *Jahza est petra nota. et est duobus modis, una venit
de aliaroam et alia de atane iTide vel sardoni (so cod. Mon.). et dicont
quod quicunque tenet eum habet tristiciam et irascitur cum hominibus. et
facil sompnia mala, et si quis comederit vel biberit in vase de eo facto,
non potest multum dormire. et qui suspendit lapidem supra mulierem
gravidaro, facit eam cito parere.'
Serapion c. 401: *Hager aliazaha id est aliaia (so ed.). Sunt ei
multe species. Et est lapis qui apportatur ex iamen et ex terris sin. Et
melior est ille qui defertur ex iamen. Et est lapis in quo sunt colores
diversi s. albus et niger et alii, et nunquam est sincerus unius coloris. Et
non est visum hominibus de iamen nee de regionibus eoram quod aliquis
portet secum aut reponat in domo sua istum lapidem. nam asserunt quod
non viderunt aliquem portantem istum lapidem qui non viderit in somnis
terribilia, et cum hoc facit portantem eum irosum ant rixosum esse, et
llUgiosum inter homines. Et quando suspenditur super infantes, äuget baras
eorum. et si fiat vas ex eo ad comedendum in eo aut ad bibendum,
26*
404 ARISTOTELES DE LAPIDIBÜS
quicunque comederit aut biberit in eo non potest dormire. Et quando pul-
verizatiir, et ahstergitur iacinctus cum pulvere ipsius, meliorat coloremeias
multam. Et est lapis qui est durior inter ceteros lapides.'
Dass. unter Aristoteles namen bei Ibn Beithar n, 248 und über
die eigensch. (mit L stimmend) bei Teifaschi c. 13 p. 47. ffir das be-
schleunigen der geburt — schlufssata des Ar.(?) bei Ibn Beithar, und genau
ebenso (in L fehlt er) — citiert dieser den 'Armanusio Antiocheno nei sno
libro intorno alle pietre\ vielleicht aus dem buche des Aristoteles? über
den fundort (China und Magreb) vgl. Arist. arab. bei Glement-Mullet p. 137.
C. 7 (L viel ausführlicher) malachit (ar. dahnadsch dahanadsch —
in L dhaneg).
Arist. ar. bei Glement-Mullet p. 160 (färben und entstehung).
Ibngizar (Lib. fid.) cod. Mon. f. 128': 'Henig. ar. dixit quod lapis
iste sit in nüneris cupri. quando decoquitur cuprum in minera, a natura
ascendit fumus et congelatur in lapidem. iste lapis est multicolor. est
enim quidam viridis, et alius qui est albus viridis et niger« et est alius qui
assimilatur plume pavonis, et est alius qui est viridis obscurus. et possibile
est inveniri istos lapides in uno lapide. et non invenitur lapis iste nisi in
mineris cupri, sicut non invenitur almandinus (-diu) nisi in mineris aari.
[Item dixit belenus (vgl. Teifaschi) hoc est virgiliusf!) omnis lapis coloratus
habet colorem intensum et remissum secundum quantitatem caloris agentis
in eo . . .'
(Ar.) Diet. p. 131.
Algafiki (cod. Mon.): 'Daneg est lapis. Et dicitur in libro la-
pidum quod iste lapis invenitur in mineris cupri, et habet colorem viri-
dem bene similem pennis pavonum. et est alius lapis qui habet colorem
magis obscurum et obfuscum. Et valet positum supra morsum scorpioms,
et mitigat eins dolorem, et quando teritur et cum aceto conficitur valet
impetigini et curat, et valet favis capitis et tocius corporis. [Et quando
teritur et miscetur cum musto, valet epylencie datus ad potandum. et fiat
furoigium ter et curabitur epilenticus' (das letzte aus anderer quelle).
AusfQhrlich Mas buch über die steine' bei Ibn Beithar i, 4M
(vgl. bei GMullet p. 160).
Ar. bei Teifaschi (entstehung) p. 55 (vgl. bei GMullet p. 157) und
(ohne namen über die eigensch.) p. 57.
G. 8 (würkung ausführlicher in L) bezoar (ar. bazhar — in L el-
baseher, pers. pasehir bei Ben Mansur). auch die hebr. öbs. sagt (St)
Miesen stein nennen die Griechen (so beide übers, statt der Tereer*, wie
weiter unten würklich auch in L steht, vgl. GMullet p. 115) bülftkr und
seine erkllrung ist der das gift vertreibende' (die hebr. Abers. ist offenbar
erst aus dieser lateinischen gemacht, wenn nicht etwa beide den fehler aus
demselben arab. texte haben).
Arist. ar. bei GMullet p. 116.
UND ARNOLDÜS SAXO 405
Ar ist. Secr. secr. f. 12^': 'Lapis bazar est nomen perse (statt 'per-
sicum') et gubernatio impedimenti, quia stringit veflenum ('ventum' ed.).
et est duorum colorum s. crocei sicut cera et viridis sicut oliva. et inventio
sua est in terris zic et ferunt quod reperitur in feile basilisci. et prepa-
raat ipsum caliditate. propter hoc est tenuis tactu. proprietas ipstus est
iuvamentum contra venena omnium vegetabilium et mineralium et ex morsu
animalium venenatoruro ('minutonim' ed.) et punctura. et cum bibitum fuerit
ex eo pondus granoram 12, mortem vitat et venenum extrahit per sudorem.
Et qui portaverit ipsum ligatum in anulo, honorabitur ab omnibu» hominibus
et ab omni aspicieute. Et si pulverizetur et spargatur super locum morsus
animalis venenosi, abstrahit venenum, et si putrefieret locus, ipsum liberabit.
et si pulverizetur ex eo pondus ii. granorum ordci et liquefiat et proiciatur
in ore basilisci, interficit eum. et si suspenderis ipsum in collo pueri qui
non est passus malum caducum aut aliqaod accidens, liberabit eum ab omni
accidente.'
Der Zusammenhang der beiden gleicher zeit (saec. vii) angehörigen
pseudaristotelischen böcher ist klar: als dieser abschnitt des Secretum ('de
proprietatibus originalium et lapidum') geschrieben ward — und es ist trotz
der mannigfaltigkeit der handschriftlichen durch abkürzung entstandenen
texte kein grund ihn für jünger zu halten als das ganze Secretum — , war
das 'buch von den steinen' schon vorhanden, es ist gradezu hier benutzt
und ausgezogen, und die Verweisungen des verf. des Secretum (s. De Arist.
libr. ord. p. 185) auf ein ausführliciies buch De proprietatibus lapidum be-
währen sich wenigstens in dieser beziehung völlig.
Vgl. Diet. (Ar.) p. 131 (mit ausführlicherer anknüpfung an die an-
merkung über Vergiftung überhaupt).
Algafiki (s. litt. S): *Stopacius (am rande corr. Topasius. vgl. span.
stopasa Abolays bei de Castro p. 112) vel bezahar. Algafiqui (dh. der verf.
selbst) dicit ... et ponitur in <^re basilisci, interficit eum. Ar. colores
lapidis istius sunt multi. unus est croceus, alius cinericius, et alius qui
habet admixtionem viridis coloris, et alius qui habet admixtionem albi
coloris, et alius qui habet colorem vini. et croceus est melior. Et ille qui
venit de coracen est bonus. et bezaar est lapis tositi (so) et minere sue
sunt in terris indie et in Oriente. Et est lapis honoratus, et in tactu est
mollis, et valet omnibus venenis, et confirmat supra dicta.'
Serapion c. 396: 'Hager albesahar id est lapis liberans a venenis,
*ut tyri (Hyriaca' ed.). albezahar est nomen persicum, et est expellens no-
cumentum . . . Alius (= 'Aristoteles' bei Ihn Beithar). colores lapidis
bezahar sunt multi. nam ex eo est citrinus, et velut pulverulentus, et
manibati (so), et ille qui participat viriditate, et ille qui participat albedine.
melior vero omnibus est citrinus, et post ipsum est pulverulentus. et hie
defertur ex corascen, et ibi nominant eum bezar, et expositio eins est contra
venenum. et minera eius est in terris syri et indie et in terris orientis.
Et multi lapides similantur eis qui non habent proprietatem suam nee
approximant ei in aliquibus operationibus. et est quidam qui dicitur cho-
bori, et marina. et est lapis in quo nullus errat, sed multi errant in alio
406 ARISTOTELES DE LAPIDIBUS
qui dici(i:r chindos. Et est lapis multe humiditatis, levis, mollis tacta,
mollitie sine superfluitate. et caliditas eius est etiam sine superfluitate.
Et proprietas eins est quod confert yenenis omnium animalium et planta-
rum niorsibus et puncturis venenosorum. et quando bibitur ex eo pondus
XII granonim ordei, aut quando fit linimentum com eo super locum morsos,
liberal iianique a raorte et expellit venenum per sudorem. Et quando
ponitur in anulo iste lapis et reponitur in ore eius qui sumpsit Tenenumet
sugit, aliquantuluro confert ei. et si ponitur lapis iste super locnm punc-
ture aut super locum morsure animalis venenosi, quem adroodnm estpunc-
tura scorpionis aut cantaridanim malarum aut zambor, confert eisiuyameo-
tum manifestum, et si teratur et ponatur super morsum reptilium vene-
nosorum, attrahit venenum per sudorem, et si locus in quo est morsus est
putrificatus, et pulverizatur super locum ex hoc lapide, mundificat ei curat,
et quando tangitur cum isto lapide aculeus scorpionis, prohibei ab eo po-
tentiam pungendi. et si teratur ex eo pondus duorum granorum ordei «t
dissolvatur in aqua et ponatur in ore serpentis, suffocat serpentem statim
et occidit eum.'
Dasselbe in derselben ausdehnung aus 'Aristoteles' bei Ibn Bei-
thar I, 119, einiges (über die eigensch., ohne namcn) bei Teifaschi
c. 10 p. 39.
G. 9 (meist vollständiger, einiges mangelhafter in L: beide texte in
verschiedener weise unvollständig) diamant (ar. mds, in L elmos, dh. el-
mas, wofür bei Serapion — nach der von Ibn Beithar ii, 64 getadelten
weise des Ibn Wafid — der name des schmirgeis sunb&dadsch steht).
Di et. (Ar.) p. 134 (härte, verh. zum blei, übereinstimmend mit Se-
rapion).
Ibnezizar cod. Mon. f. 124': *Lapis almandinus vel aiar almes.
fluvius ubi lapis iste invenitur nemini prius patuit quam alexandro, et est
apud orientem in extremitatibus de corasen. et dixit ar. quod est frigidus
et siccus in quarto gradu, et in eo sunt due proprietates, una quod fraogit
omnes alios lapides. et facit virtute spirituali et proprie naturali. et cnm
illo perforantur lapides preciosi. Item si liquefiat mastices parum (niastiz
piu) et iungalur cum eo quasi granum de isto lapide et iniciatur cum
siringa per virgam, frangit lapidem in vesica, si attingit eum. Item lapis
iste omnes alios lapides frangit, et non frangitur nisi hoc modo, et hoc
est ut ponas lapidem super plumbum et desuper pone aliud frustum plumbi, *
et percute supra, et frangetur.'
Algafiki: ^Mez. in libro lapidum dicitur quod species de mex
sunt IUI. et prima est de india et habet colorem albnm, et ei9t ita magna
sicut faba una, et est alia que est ita magna sicut semen cucumeris Tel
unul'e (so), et ('vel' cod.) aliquando invenitur ita magna sicut quidem
(*quidam' cod.) nux sed gravius invenitur et assimilatur colori salis anno-
niaci clari. Secunda species est de mequit, et habet colorem similem prinie
speciei, et est maior prima ('primo* cod.). Et iercia species est de colore
ferri bene ponderosi, et invenitur in terris de aliaman ('aliamant' cod.).
UND ARNOLDÜS SAXO 407
Et quarta species est de qnibriz ('qbiciz' mm qnebicis cod.), et in?enitiir in
mineris de quibriz Cqbnz' »> quebriz cod.), et habet colorein «rgenti. Sed
mazucasns sapiens dicit qood non est ista de qnatuor speciebus, quia
ignis adheret ibi. [diese merkwürdige stelle von den arten des adamas
erinnert an westlich-plinianische lehre und der auch bei Ihn Beithar ge-
nannten weise Suthafis an den Sotacos verf. eines berOhmten steinbuchs
bei Plinins na. mit Plinius (6 arten, aus ihm Isidor. und Solin.) kommt
der auf alter mit Plinius magischer quelle sich berührender gmndlage
beruhende Damigeron-Evax Pilras (c. 3)' fiberein, der bestimmter dieselben
4 arten, wie Suthafis (ganz ähnlich wie so oft. Sotacus hei Plin. zb. über
haematiies PI. 36, 146—48) aufzahlt, die stelle fehlt wie es scheint im
arabischen texte (aus dem Mullet sie wol erwähnt hätte zu p. 108) wie in
den lat. Übersetzungen, ist es richtig dafs Algafiki und Ibn Beithar hier
aus einem vollständigeren texte des pseudaristotelischen buches berichten
(eine annähme die bei der art der hier mitgeteilten arabische quelle aus-
schliefsenden dinge unabweisbar scheint), so hätten wir einen fall der an-
knüpfung desselben an antike tradltion und litteratur (vgl. oben zu c* 6
onyx)]. Et de proprietate de mez est quod omois lapis qui sibi adheret
et fricatur cum eo, frangit iilum et conquassat, et idem facit de quolibet
corpore excepto plumbo, sed plumbum destruit illum consumit et frangit.
et iste lapis teritur cum plumbo, et iila tritura ponitur in capite instru-
mentorum ferri, quando volunt perforare lapides preciösos vel alios lapides.
Et quidam hominum dicunt quod frangit lapidem vesice, quando ita pre-
paratur. accipiatur de limatura sua facta cum plumbo pondus unins grani
xilocaracte et in siringam ponatur vel in capite siringe, et per virgam
iniciatur cum gummi lentisci, et frangit lapidem. sed est periculosnm. et
quando teneiur in ore frangit dentes.'
Dasselbe aus dem 'buch der steine' bei Ibn Beithar ii, 466 — wol
eben aus dem oft benutzten Elgafeki.
Serapion c. 391: *Hager sumbedig id est lapis adamas. Est mes
fluvius in quo est lapis mes. et est flumen ad quod numquam ivit aliquis
nisi alexander, et est in finibus corascen. et color eins approximat colori
sali» armoniaci clari. Et iste lapis est frigidus et siccus in quarto gradn,
ei raro aggregantur iste due nature in aliquo lapide. Et in eo sunt due
proprielates. una earum est quod non coniungitur alicui lapidi quem non
frangat, et propter hoc coaptantur fragroenta eius in summitatibus ferri
apti ad perforaudum, et cum eo perforantur alii lapides sicut sunt sma-
ragdus et zabarged et saphirus et gemme alle. Et si acdpitur granulum
unum ex fragmentis eius et conglutinatur in summitate ferri cum glutino
romano, et intromittitur in vesicam per foramen virge, frangit lapidem. Et
alia proprietas eius est quod nihil est quod frangat istum lapidem nisi
plumbum. nam rumpit eum et content'
Ibn Beithar ('buch der steine') ii, 466.
Teifäschi c. 8 (ohne namen die adlerfanggeschichte, angeblich
aus Jal\ja ben Mäseweih — also dieser aus Ar.? — ) p. 30 Rain, und der-
selbe aus Ar. bei GMuUet p. 104 (über die lithotripsie). über den fund-
408 ARISTOTELES DE LAPIDIBUS
ort (Alexanders) vgl. Teif. c. 15 p. 53 (Moll. p. 152) beim schmirgd. die
geschiebte von dem tiefen tal und den von edlem aus ibm fortgetragenen
fleischslücken an denen die edelsteine des bodens anklebend mitgefdhrt
werden (aus 1001 nacht), erzählt schon Epiphanius, aber beim hyacia-
thus (Epiphan. de xii gemmis. opp. ed. Dindf. iv, 1 p. 191) und dgl.
vom iaeut in Ceylon (in etwas anderer weise) Teifaschi p. 13 Rain. (vgl.
GMuUet p. 42).
C. 10 («« L) Schmirgel (derber korund, ar. sunbddadsch — in L
sembadheg, hebr. schamir RasenmQller i, 45, was mit diamant übersetzt
wird, Ofivqu bei Dioscorides, span. esmeril bei Abolays G. p. 107. 112).
Arist. ar. (gerieben mit lack) bei CMullet p. 154.
Biet. (Ar.) p. 134 (ebenso als anhang zum diamant).
Ibnezizar f. 109^ 'Snmbedig lapis est cum qno forbiuntur enses, et
dicitur esmera. A r. dixit, lapis iste frigidos est in secundo gradu et siccua
in tertio gradu. minera sua est in insulis delem. et cum frangitur, assi-
milatur grosse arene coagulate. inveniunlur lapides maigni et parvi, fran-
guntur cum ferro et aliis lapidibus. et fractus habet maiorum vim, quia
corrodit omnes alios lapides, et si madefiat, melius operatur. virtotem habet
solutivam multum. in mundacione dentium parum habet acuminis. et
quidam hominnm ponunt ipsum in medicinis que combunint et desiccaot
et in Ulis que curant motos dentes. Et si lapis iste comburatur in igne
et postea pulvcrizetur, valct pustulis et vulneribus antiquis, et curat bene.*
Ganz dasselbe ^Aristoteles' (aus Ishak beu Amrän) bei Ibn Bei-
thar II, 63. über die anwendung vgl. Teif. p. 54.
C. 11 (== L) türkis (ar. firuzadsch, vgl. Mullet p. 126). der name
turcois zuerst bei Arnold (aus uubek. quelle), spanisch turquesa bei Abo-
lays (a. 1250) de G. p. 112. die farbenveränderung erwähnt ganz ebenso
Solinus und Isidor (und aus ihm Beda) beim hyacinthus dh. hier saphir
und rubin, wie die angäbe über die härte und das schleifen nur mit diamant-
bord zeigt.
Auf diesen stein bezieht Teifaschi p. 42 mit ausdrücklicher nennung
des briefos an Alexander De regimine regni das was in Ar. Secretom
secr. über den auf den alchahat genannten stein folgenden letzten ^me-
tistus est piram in arabico' gesagt wird f. 13'* (in der *Expos. simplicium'
hinter Rasis Elhavi wird fir. mit *topas' übersetzt, wie oben der bezoar c. S).
Algafiki: *Turquesia vel fayruyaz est petra celestis in colore. et
qoando aer est clarus, et ipsa est clara, et quando aer est turbidus, et
ipsa est turpis vel obscura. et est teuer, et reges non tenent eam vel
portant. [Alius (Ibn Mdseweih bei Ibn Beithar) . . .'
Ibn Beithar ii, 271 (*buch über die steine' und nachher Ober
den farbenwechsel nochmal ^Aristoteles*).
Teifaschi (Ar. über die farbenveränderung, vgl. bei MoUet p. 127)
p. 42 R.
UND ARNOLDUS SAXO 409
G. 12 (=a L) 1a sarstein ('gold punkte', vermischt mit knpferlasur
^augenmitter), lapis lazuü (ar. Idzurd, vgl. Mullet p. 169, span. azul, asul
bei Abolays). augenmittel vgl. Goust. De grad. p. 372 (Hapis lazuli') und
Ibnezizar f. 107^ ('azurium vel lezahuwart lapis est fri. et sie. in secundo
gradu. si adiungatur auro utrumque aiterum colorat visibiliter et quando-
que inveniuntur in eo gutte auree valet oculis si alcofolentur ex eo' . . .)
Algaßki 'lapis lazuli vel lezanarz (dh. lezavarz) dicitur quod est lapis de
armenia' (Verwechselung mit kupferlasur => lapis Armenius) . . . angeführt
bei ibn Beithar ii, 411 (wo aber die Verwechselung ausdrücklich vermieden
wird), schon byzantinisch Xa^ov^iop s. JBeckmann Beitr. z. gesch. d. erf.
III, 192. sapphirus — xvavos (in derselben Vermischung von lasurstein und
kupferlasur) bei Theophr. Plin. Diosc. Epiphanius etc. (Beckm. iii, 182 fl).
aouov&tov Xid'ov tov Xeyofiii'ov vtzo eXXrjrcoi^ a^juevioVf (p ol ^coyQatpoi
X^iovrav Nechepsos bei Aetius ii, 47 s= 'sapphirus . . . dicilur autem apud
quosdam ormiseum' Evax c. 14.
Über die lingua ignis, als beweis des echten lasursteins, vgl. aus dem
Kenz al-Tadjar Mullet p. 165 (Teif. p. 59).
Anwendung TeifAschi (ohne nennung des Ar.) p. 58 — 50.
G. 13 (sr L eisig) obsidian (ar. sabadsch), vermischt bei den
Arabern mit der pechkohle (gagat), vgl. GMuilet p. 179. Ar. ar. bei
GxMullet p. 179 (fundort).
Ibnegizar f. 101' (De ebeig): 'Ebeyg espant lapis est ab Oriente et
ab indya et est nigerrimus et lucidus et frangibilis ponitur in alcofol ocu-
loruni confortat visum debilem ex senectute vel alia de causa, et (so) vi-
deat ante se quasi telam aranee vel quasi ind'as volitare vel sit principium
descensus aque et Hat speculum ex lapide isto retinet visum. [Item dixit
Badiorus . . .'
Algafiki: 'Zabag est lapis niger qul apportatur de aliut i. india, lu-
cidus levis et mollis, qui cito frangitur. et est frigidus et siccus. et con-
fortat Visum quando aspicitur, et valet debilitati visus quando ex senectute
vel egritudinc provenit, et aufert nebulas que apparent ante oculos, et valet
lacriniis oculorum in principio.' ähnlich (auch ohne nennung der quelle)
Ibn Beithar ii, 4.
Teifftschi (Ar.) c. 19 p. 64 f (vgl. CMullct p. 191 f).
G. 14 (s» flambari L dh. el-ambari, ambra, span. alambar, alambari
und alambre bei Abolays vgl. de Gastro p. 107' und 109*, ambre jaune,
ar. karabe vgl. Arnoldus s. Kacabre) bernstein. die griechischen namen,
welche offenbar auch die fafsung in L (inhibuimus dh. ich Aristoteles) vor-
aussetzte, geben eiuen neuen beleg für ein griechisches original.
G. 15 (viel ausführlicher, obgleich wie die fragmente der ältesten
Übersetzung bei Arnoldus Saxo zeigen, doch auch unvollständig in L)
mag n et (ar. magntthis, 4n der landessprache giro' sagt der hebr. Übersetzer
nach St., span. aymant bei Abolays a. 1250 nach de Gastro p. 106\ beim
Physiol. P. in, 362 Xid'ov aSaftaprivoe, welcher arax^eua^et tov cidrjQov),
410 ARISTOTELES DE LAPIDIBUS
Ar. ar. (entetehung) bei GMuUet p. 145 (vgl. bei Teif. p. 49).
Di et. (Ar.) p. 118. 134 (anziehung).
Gonst. De grad. p. 378 (anfang der stelle febll): 'Aristoteles
dixit esse lapidem in ripa maris Indiae inrentum. Guius natura calida et
sicca in tertio gradu. DixH etiam in libro de lapidibus quod nautae
non audent transire cum navi ferreos clavos habente aut aliquod artificiam
ferri in ea ducere. Nave etiam illis montanis appropinqnante, omnes clavi
et quidquid ex ferro editum a montanis attrahitur cum proprietate quam
habent. Hie lapis potui datus pondere i scnip. vel ii cum lacte eis qui de
ferrugine sunt infirmati aut de venenoso ferro sauciati, fit Optimum. Qui
mixtus cataplasmatibus aut emplastris de vulnere sagittas extrahit. [Rufus
dixit magnelem confortare melancolicos et auferre ab eis timorem et suspi*
cionemj.*
Platearius De simpl. med. (Girca instans) s. 1. L c. 17: ^Lapis mag-
netcs calidus est et siccus in tertio gradu. virtutem habet attenuandi. unde
dicit aristoteles quod invcnitur in litore indie et oceani. Montes autem
sunt ex talibus lapidibus confecti, unde naves inßxas clavis ferreis attrahunt
et dissolvunt [. . .'
Ibnezizar (abgedruckt bei Steinschneider, Intorno . . . alla calamita
p. 47 des Bull, di storia delle sc. mat. t. it) f. 119": 'Adamas vel magnetes
calidus est et siccus in tertio gradu. Minera huius lapidis in littore maris
propc indiam. ar. dixit in libro de lapidibus quod quando naves applicant
sc huic monti, egrediuntur ferra a navibus. et ideo naves illius maris fiunt
preter clavos ferreos. Item, proprium est huic lapidi attrahere ferrum. Et
propter magnam obedientiam que est ferri ad lapidem, si fixeris quatuor
clavos vel acus et adiunxeris lapidem uni, attrahet illud (i'), et sie et per
ordinem omnes ita quod unum adheret alii per primum lapidi. Item ar.
dixit. Si magnum lapidem detuleris prope gadernatum, aperieteum. Item,
si vis auferre virtutem huius lapidis, cooperi ipsum cum succo cepule vel
alleorum per tres dies, et non attrahet ferrum postea. Si vero ad naturam
suam vel virtutem vis ipsum reducere, cooperi ipsum cum sanguine hirci
renovando semel qualibet die, et recuperabit virtutem suam. Item, melier
species magnetis est que nigra est attrahens rubori. [D. dixit . . .*
Algafiki (bei Steinschn. 1. c. p. 48 nicht ganz genau) cod. fol. 56*:
^Magnetes vel magnites ... A 1 i u s (dh. Aristoteles), melius est niger ver-
gens ad rubedinem. et valet homini qui potaverit acum ferri. et similiter
valet illi homini qui potaverit cathü ferri, quando teritur et potatur, et illi
qui acceperit venenum cum sagitta toxicata vel cum aliquo alio ferro toxi-
cato, et quando ponilur in volnere sanat volnus veneuosum. Et dicitur quod
quidam dicunt quod quando tenetur cum anulo aliquo in digito manus,
valet dolori artetico manuum et pedum, et valet spasmo. Et dicitur de
hoc lapide quod accipias eum et ponas in vase terreo et liniatur caput
vasis cnm creta, postquam posueris super lapidem et subtus calccm vivam,
quam non tetigit aqua donec repleatur vas calce. et accendas magnum
ignem sub vase donec ingrediatur per orificium vasis vel donec exitetar
(durchstrichen, am rande al. m. corr. exsiccetur) orificium vasis, et habeat
UND ARNOLDÜS SAXO 411
potentiam in eo. deinde ponas vas in fornace figuli, et diroitte ibi donec
siccacio eins fiat testa (so), post extrahe lapides de vase et dimitte infri-
gidari, et pone itenim in vase novo et pone in fornace secundo, et fac ut
prius ter aut quater. post extrahe et dimitte in ioco ubi non tangatur a
vento vel aliqua huroiditate, donec infrigidetur. post frange ipsum in frusta
niinuta sicut nuces et cicera (so), quando ergo volueris operari cum eo,
pone iuxta lapidem pondus sulphuris, post funde super eum aqnani, et
egredietur ignis magnus ascendens ad mensuram brachii unius fortissirous,
qui non tangit aliquid quod non comburatur.'
Serapion c. 394: 'Hager almagnitos i. lapis magnes. Minera huius
lapidis est in maritimis partibus prope terras indorum. Et quando naves appro-
pinquant monti minere ipsius, non remanet aliquod ferrum quod non egre-
diatur a nave et voiet sicut avis usque ad montem. et si est aliquis clavus
taliter infixus quod non possit evelli, salit et evellitur donec adheret illi
monti. Et ideo naves illarum partium non clavantur cum clavis ferreis sed
cum clavis ligneis. nam si essent naves clavate cum clavis ferreis, quando
appropinquarentur illi monti, dilacerarentur omnes. [D ... G...] Mesa-
rugie (dh. Mäserdscheweih, der bek. Übersetzer der Pandecten des Aaron
im VII jh. Meyer Gesch. d. bot. iii, 97): Est bonus illi qui transglutivit
acum ant ferrum aliud, et ei qui habet fluxum ventris eo quod sumpsit
scoriam ferri. et est siccus multum. Et dicitur de isto lapide (nicht
mehr aus Maserdscheweih, sondern aus einer neuen quelle, wie die Wieder-
holung des vorher aus M. berührten, über die wfirkuug gegen eisen und
gift, am schluCse derselben zeigt, dh. aus A r.) * quod si accipias eum et
ponas in vase terreo, et linis caput vasis cum creta postquam posueris
super lupidem calcem vivam quam non tetigit aqua donec vas impleatur
calce. et accende sub vase ignem magnum donec egrediatur per foramen
vasis, et habeat potentiam in eo. deinde pone vas illud in fornace figuli et
dimiUe ibi donec lutatio eius coquitur et ßat testa. deinde extrahe lapidem
n vase, et dimitte infrigidari, et pone iterum in alio vase novo et pone
eum secundo in fornace, et fac ut prius tcr aut quater. quando vero ex-
traxeris ipsum vice quarta, dimitte ipsum lapidem in Ioco in quo non tan-
gatur a vento aut aqua vel rore aut ab aliqua humiditate, donec infrigi-
detur. deinde frange ipsum in frusta parva minuta ita quod unum quodque
frustum sit i x aut plus aut minus ex ; grecorum. quando ergo volueris
facere operationem cum eo, pone iuxta lapidem pondus eius ex sulfure.
* vgl. oben bei Algafiki ^Et dicitur quod quidam dicunt . .' dies sind
also die eiiileitungsworte derselben vermittelnden quelle — merkwürdig ist
übrigens die anfällige und nicht zufallige Übereinstimmung der Übersetzer
des Algaüki — G. tilius Johannis zu Ylerda — und des Serapion — Simon
.lanuensis mit hilfe des Juden Abraham Tortuosiensis - in der wähl der
Worte in dem folgenden stücke, sie waren ungefähr zeitgenofsen, beide
ende 13 jh. Simon, etwas später, hat jenen vielleicht schon vor sich ge-
habt, die stelle selbst, über die calcinatio des magnet, erinnert übrigens an
die recepte des Liber ignium des Marcus Grecus, eines buches das erade wie
Secr. und Lapidarius des Ar. an die Alexandersage anknüpft und in denselben
kreifs gehört (s. bei Hoefer Hist. de la cbimie. 2 ed. t. i).
412 ARISTOTELES DE LAPIDIBUS
deinde rora super eum aquam. egreditur namqoe ex eo ignis mag^iis
ascendens circa mensuram unius brachii fortissimus, qui non langet aüqaid
quod non comburat. Et quando lapis roagnetis non est ita preparatus nt
dixi 8ed crudus sicut est, et madefit cum sncco allei aut cepe, prohibetor
ab attractione fern. Et si vis quod revertatur ad virtutem suam primam,
infunde eum uno die in sanguine hirci, et fiet virtus eiuB ut prius. Et
quando accipitur frustum magnum illius lapidis ex bono et electo et appro-
pinquat alicui clavature, aperit eam cito, nam lapis attrahit ferrum ad se.
Et quando aliquis vulneratur cum ferro venenato, et teritur iste lapis, ei
miscetur cum aliquibus unguentis, et datur de pulvere eius vulnerato in
potu, facit ab eo venenum vel toxicum egredi per secessum. et si pulveri-.
zatur super vulnus venenatum curat ipsum. Hec namque et alia multa
diruntur de isto lapide.'
Es ist keine frage, daCs sich unter diesen 'alia multa' auch die nur von
Arnoldus erhaltene stelle der ältesten Übersetzung Ober die beiden pole des
magnets befunden haben wird, wenn sie auch weder in der auch unvoll-
ständigen Ist. Lüttichcr Übersetzung noch in dem arabischen texte der
Pariser bibl. erhalten ist: bei aller durch die Zeugnisse des 10 — 13 jh. fest-
gestellten einheit und einerleiheit des buchs im allgemeinen (es hat von
jeher nur ein buch des 'Ar. de lap.' gegeben) ist die mannigfaltigkeit der
absohriften und die willkur der abschreiber doch ebenso grofs wie bei
jedem anderen autor, zumal arabischem — zb. etwa bei dem der den Ar.
selbst so vielfach mit und ohne nennung benutzt, Teifdschi in einem wenn
auch beschränkleren werke desselben gegenslands (vgl. Glement-Mullet p. 11).
da die übrigen fragmenle des Arnoldus im texte des Ar. de lap. ihre be-
stätigung finden (die eisennadeln, die aufzählung der andern anziehenden
steine usw.), ist kein grund bei diesem einen zu zweifeln, zumal da wir
in dem namen des Gerardus (f 1187) den beweis des alters der arabischen
handschrift haben, in der dies fragment vorkam (offenbar gleich hinter der
eisennadelstelle).
Ihn Beithar ii, 523 ('ein anderer' dh. Ar. ganz kurz über würkung
gegen durchfall von eisenfeile und giftwunden, ersteres wie es auch viell.
Mesarugie — dh. Aaron — schon aus Ar. hat).
Teifäschi c. 14 p. 49 — 50 (Ar ist. 4 mal ciliert, über entslehung
und verh. zum eisen, eisennadeln, über die aus 1001 nacht bekannte fabel
vom magnelberg, über die schon von den späteren Griechen — Plut. Ptolem.
Procl. Tzetzes etc. s. Martin, Obs. des anciens sur les atlr. magnetiques
p. 30 Atli de' n. Lincei l. xvui — oft erwähnte aufhebung seiner kraft
durch allium und cepa und herstellung ders. durch bocksblut, über den
nutzen zur erleichterung der geburten und gegen Vergiftungen).
Hinter dem magnel folgte bei Ar. der abschnitt über die magnetische
kraft anderer steine (die species magnetis, wie Ar. bei Arnold sagt,
vgl. Ar. bei GMullet p. 148 und Diel. p. 118 und in betreff ähnlicher
angaben über anziehende steine bei Plinius Martin 1. c. p. 30): davon sind
in L nebst einem teile der einleitung die steine erhalten welche gold
(bestätigt durch die probe aus dem astrologischen steinbuch des Abolaya,
UND ARNOLDUS 8AX0 413
dem das Aristotelische ubenll cn grande liegt, bei R. de Castro Bib). esp.
I, 113), Silber, kupfer, haare, oigel (fleiscb, s. die einieltmig) aozlehen, in
M. nur die steine welche fleisch, haare, nägei anziehen — der arab. Ar. in
Paris nennt die des goldes, Silbers, der diamanten, des bleis (vgl. Diet.),
des fleisches, der haare und nSgel *— das fragment bd Arnold noch viel
mehr, steine die knochen, 61, wdn, eüsig nsw. anzieiien, steine die alle bei
Abolays wieder vorkommen, also in sdnem arabischen texte des Aristoteles
so gut wie in dem des Gerardus Gremonensis. * sollte sich nicht auch
die stelle über die pole des magnets ebenso in dem spanischen buche
finden? der magnet macht grade den anfeng (dieselben steine wiederholen
sich aber mit ihren liesonders gefüllten arten vielfach damit die astrono-
mische zahl herauskomme), der angeUich chaldÜsche Ursprung des ur-
alten buches, das Abolays ins arabische fibersetzte, erinnert wie der ganze
ton der vorrede von selbst an die grobe pseudonabatäische litteratur des
Ibn Wahschüja und fuhrt uns in das 9 und 10 jahrh., in dem wir das
aristotelische buch übersetzt und fiberall im Orient wol bekannt finden,
freilich nicht in C^nstantinopel selbst: in dem dürftigen aufsatz des Psellus
Tte^i Xi&cDv Svvofuofv ist keine spur (wol keine spur mehr) davon zu
sehen, vom magnet heifst es bloCs dafs 6 fiiv tu ijtuxnärai rov iriSij^ar
6 Se avanrvsi, sodafs aus den beiden polen zwei arten des magnet ge-
worden sind.
G. 16 (nicht in L).
C. 17 (= L).
C. 18 (— L).
G. 19 (» L) kalk (ar. nurat).
C 20 («■ L)? (ar. Hadschar elkazak — beim hehr, fibersetaer alkarak
und alsalak). •
Ein ausführliches fr. offenbar desselben verfabers über diesen stdn
steht bei Ihn Beithar i, 269 unter dem namen des <£ltamimi (10 jahrh.
vgl. EMeyer iii, 176) in seinem werk Elmorschid' (dieser also aus Ar.),
vielleicht der alchahat (-hac) des Secr. secr. f. 13*'?
G. 21 (fehlt in L, wie ausdrücklich der Übersetzer selbst bemerkt).
Schwefelkies (ar. markaschita, Dioscor. Ttv^irtjs).
Algafiki: 'Marcasita vel maricasite. in libro lapidum didtur
quod est im modis, de auro et argento et de cupro et de ferro, et utra-
que illarum specierum est similis substantie de qua nascitur in colore
* dies wird bestätigt durch die das aristotelische kapitel Aber die
arten des magnetes am vollständigsten wiedergebende aufi&hlung des
Schemseddln (f 1327) von Damaskus (Manuel de la cosmographie tradL
per Mehren. Gopenhague 1874) n, 6 p. 85 — 88. hier ersclieiBen am
Ar ist. der magnet des goldes, Silbers, kupfers (oder laiton), des bleies,
des fleisches, der knochen. haare, nigel, femer der banmwolle, der wolle,
des wafsers, Öls, ebigs, dann der bemstein -- kahmba — , endlieh der
aimant d'hommes oder pierre de BAhit.
414 ARISTOTELES DE LAPIDIBUS
suo. et in qualibet istaram est mixtura sulphuris. et cum ea i. marcasita
accenditur ignis, quando percutitor com ferro bono Tel fricator.*
Daraus dasselbe ('buch über die steine') bei Ibn Beithar ii,508.
Vgl. Diet p. 125.
Im spanischen Abolays kommen alle arten einzeln vor (p. 109»»): D*
la piedra a que disen marcassita en aravigo: e en griego pandes — De
la p. a que disen marcasita argentea — De la p. a que disen m. cobrenna.
G. 22 (a« L) magnesia (ar. magnisia).
C. 23 (L ausführlicher bes. im chemischen) schwefel (ar. kibrit).
Const. De gradibus p. 386: *Sulphur . . . Dicit Aristot aquam
sulphuream pnstulis srahiei impetigini valere, corporibus inde lotis. morsus
reptiiium et leonis ei diuturnas febres, melanrholiam atque vulvi; dolorem
placat et curat, mulierem concipere prohibentes humores vuhv accumu-
latos excludit.'
Ibnegizar f. 123': *Sulphur vel kebrit. eins quatuor sunt species,
rubeum nigrum citrinum et album. lapis est teuer (teneris cod.), coctoni
vero est brniium attrahens, combustum vero nigrum (vgl. Ishak ben Amran
bei Ibn R. n. 345). omnes species eius calide sunt in quarto gradu. tr.
dixit: siilphur rubrum de nocte lucct adeo ({uod illuminat vicina loca. si
vero removeatur a locoi. mincra sua, non habebit hanc proprietatem. Item
valet cephalee si odoretur et apoplexie et emigranee. Accipitur in opcre auri,
et ruhificat res albas et colorat eas. Item citrinum denigrat omnia corpora
alba et nibea. Si accipias sulphnr citrinum et teras, et adiungas ei folia
auri et teras totum bene, et postqnam (statt postea) calefacias in igne, et
abstrahe (so) et tcre iterum, pulverizabitur ut nitrum. quod si ad sui na-
turam vis redire eum, funde cum nitro, et reduc<4ur ut prius. [Item D.
sulphur calefacit et solvit et dirigit tussim humidam . . .' all das vorher-
gehende fehlt also in der überhaupt nur auszüglichen Übersetzung des
Constantinus] ... 'Item ar. a minera sulphuris egrediuntur aque calide, et
si quis in illis balnietur tepore (tepr cod.) temperato, sepe valet vulneribus
Omnibus et apostematibus et scabiei et prurigini et pustulis et morsui lupi
et febribus antiquis ex me"" (medicina statt mlia >» melancolia), et mu-
lieribus dolentibus matrices, et illis quibus denegatur concepcio propter im-
pedimentum nimie humiditatis. Item sulphur iunctum cum aliquo minerali
liquabili super ignem cinerat ipsum.'
Ibn Beithar iiy 345 (Aristoteles, über die arten) und p. 346
(Aristoteles, kurz über nutzen).
Vgl. Diet p. 129.
G. 24 (= L) arsenik (ar. zamich, in L wie bei Serapion etc. auri-
pigmentum).
Gonstant. De grad. p. 383: 'Arsenicum duobus modis est, citrinum
et rubeum. utrumque tarnen calidum et siccum in quarto gradu, rubeum
vero minoris calons est.' Unde Ar ist. in libro de lapidibus intitulato:
UND ARNOLDUS SAXO 415
Quodcunque, inquit, arsenicum ad ignem donec albi fiat coloris aratur, et
cum eo aliquantttlum nitri misceatur, deinde aeri rdbeo madefacto suppona-
tur, aes illad in album mutat cdorem. [Rufus (!) inquit: Arsenicum cum
resina mixtum ...*
Ibnegizar f. 122^ 'Auripigmentum vel zaruet (zaroec) duarumape-
cierom est, citrinnm et rubeum. utrumque calidnm et siccum in quarto
gradu. rubeum vero subtilius est et minus calidum et acutum, et melius
citrinum quod est fuUosum et latum et color eins est ut auri et folia eins
elevantur ac si pontica essent ab alio. rubeum vero eligendum est quod
sit bene rubeum et quod cito minuatur inter digitos. (bis hierher vgl.
D. bei Serapion c. 381 dh. Diosc. 5, 12S). ar. dixit quod si aliquod duo-
mm calcinetur quousque sit album, et adiungatur ei parvum nitri et
superponatur cupro in fornacem, dealbat ipsum et aufert fetorem ab eo.
[Item D.(!j dixit: Auripigmentum rubeum mixtum cum resina . . .'
Ibn Beithar (*buch der steine*) i, 527 (arten u. dealbation).
G. 25 (» L) ? (elbarchi in L, der hehr. flbs. von M. hat barni).
G. 26 (a> L) ? (ar. hadschar bArki). vgl. Physiologus bei Pilra
Spie. Sol. ni, 370. auch ^Diogenes' De lapid. bei Aetius ii, 30.
Ihn Beithar (*verf. des buchs Aber die steine* aus Abul Abbas
Ein a bat i — xui jh. — citiert) i, 293.
C. 27 (ss L *Malcbs i. lapis indicus*, mantis beim hebr. Übersetzer)?
G. 28 (sB L, ohne namen, also beim hebr. öbs. nur 'stein für die
schwangeren frauen* nach St.) aerirrjs Diosc. 5, 160 (ar. iktamakt). vgl.
Evax und Aetius n, 32 ix rav ne^ Ud'tov Brifioc9'ivw9 (eine rubrik, die
sowol in der griech. ausgäbe des Aetius als in der lat. öbs. fehlend, uns
einen griech. Evax enthüllt, ganz in der art des im Evax-buch benutzten
Demogeron, vielleicht eben denselben).
Serapion c. 402: *Hager achtamach id est lapis aquile. Est lapis
indus. qui quando agitatur, auditur intra ipsum lapillus alius. et minera
eins est in montibus indie inter chinoas et sarandin. et greci nominant
eum antarront, et expositio eins est allevians partum. Et hec proprietas
est reperta in hoc lapide ab aquila. nam quando aquila vult parere ova
sua, aquila masciilus portal aquile femine illum lapidem a partibus indorum
et supponit eum aquile femine et facit eam parere facile. alleviat enim
dolores eins, et hoc idem facit mulieribus et omnibus animalibus, quando
snpponitur illis in hora partus.'
Dasselbe Ibn Beithar ('Aristoteles') i, 73. vgl. i, 74 Ckosufa-
kräthes' bei Elgafaki).
G. 29 (» L 'elinde' statt eliude) lavSainog JU^offD. 5, 154 vgl. Aetius
n, 19 (ar. hadschar elbahri «■ lapis marinus oder h. jahudi vgl. Ibn. B. i,
416 ARISTOTELES DE LAPIDIBUS
285, beim hebr. übs. fehlt der name, bei Serapion hager alyeudi). Tgl.Ibo
Beilhar i, 292 lElgafaki, offenbar aus A r.)
C. 30 ff fabel- und zaubersteine (= L, wo noch ähnlich nach c. 32,
womit M schlieCst, c. 33—41 folgen) aus der Alexandersage.
G. 35 polophos L, hebr. apoiokos (wol ein griech. wort mit ttoXv — ^
vielfarbig, vgl. pyrropoecilos Plin. oder dgl.).
G. 36. elkir L, alkiran in der hebr. übs.
G. 37, 40, 41 stehen in der hebr. übs. an andrer stelle, nämlich hioter
c. 54, und zwar 54' =» 37, 54' 'sadbinum' (so) ==» 41, 54* (= alkahi, hebr.
dar) = 40.
C. 40 *elbehecte hoc est baddare* L, in der hebr. übs. c. 54* al-kahi
hebr. dar, was der gewöhnliche name für 'perle' (= ar. ^bahtun', lapis
quidam notus! Freytag i, 164 — im Secr. Secr. lat alchahat, im arab.
texte desselben bahtatun). vgl. Arist. bei Dimaschki (p. 88 Mehren) über
den aimant d'hommes oder bähit.
G. 42 bergkrystall (ar. bulur, in der hebr. übs. schoham mit er-
wälinung des ar. namens belur St.).
Algafiki: ^Gristallus vel mehe vel yris. Scriptum est in libro
lapidum quod est quoddam genus vitri, sed invenitur in minera commixta
(so) vel coniunctuni in uno corpore, sed vitrum non invenitur isto modo,
sed divisim a corpore (bis hier dass. bei Serapion c. 382 und aus *Aristo-
teles' Ihn Beithar i,523, beide imkap. glas. vgl.Ar. bei Dimaschki
p. 82 Mehren). Et cristallus invenitur in mari viridi et invenitur in egypto.
et est lapis albus et clarus et lucidus multum et non df sine aliquo alio
colore nisi albi coloris. Et est alius scilicet modus yris, qui non est ita
clarus neque albus ncque lucidus, et est durus, et habet aspectnm salis,
et quicunque videt illum credit quod sit sal, et quando cum ferro percutitar
exit inde ignis. Sed primus modus est cristallus bonns, et ponitar ad
radium solis, et exit ab eo quedam claritas, et apponitur ex altera parte
opposita pannus lineus combustus vel esca, et accipitur inde ignis donec
comburatnr. [Alius. valet Iremori . . .'
Teifaschi (Arist.) p. 72 R. (wird gefärbt wie glas).
Kazwini (xiii jh. ende) (Ar.) bei GMullet p. 204 und bei S. de Sacy
Ghrestoni ar. iii, 465.
G. 43 glas (ar. zadschddsch, zegeg L).
Ibnegizar f. 99*: 'Vitrum sive zugeg est inter lapides ut homo ameos
recipit enim omnes colores et funditur cito in igne et congelatur cito in
aere. Galidum in primo gradu siccnm in secundo . [. . .'
Algafiki: 'Vitrum vel azuzeg. unum est petrosum et aliad estare-
nosum. et est multorum colorum. [G. . . .'
UND ARNOLDÜS SAXO . 417
Serapion c. 382: *Zugegi id est vitrum [G. est calidum in qaarto
gradu]. et ex eo est lapidosum, et ex eo est arenosum. Et quando Titrum
incenditur et miscetur cum eo lapis magnetes, coagulatur corpus suum
propter plumbeitatem que est in eo. Et vitri sunt multi colores. nam ex
eo est album fortiter simile cristaUo, et melius aliis. et ex eo est rubeum.
et est citrinum, et viride, et azulinum. Et vitrum est lapis magis stullus
aliis lapidibus, et est inter lapides sicut homo stultus inter liomines. nam
vitrum inclinatur ad omnem tincturam, et facilis est dissolutionis ad ignem,
et in aere frigido cito coagulatur et petrilicatur ab eo. Sed cristallus
est species vitn nisi quia invenitur in minera sua, ubi ipse coagulatur in
frustis suis integris unius figure. vitrum vero reperitur confractum et
propter hoc coagulatur sicut diximus.' [Et virtus vitri . . . etc. =3 Ibn Sina
bei Ibn B. i, 523.
Ibn Beithar («Aristo teles') i, 523.
Kazwini bei GMuIIet p. 24t.
C. 44 salz (ar. malb, bei Algafiki mahal).
Consta nt. De grad. p. 3S7: «Sal quattuor modis est. est etiam sal
quod fit in salinis id est commune, est etiam sal gemma. est etlndicum
cuius color pertinet nigredini, lucidum tamen et durum est. est et aliud
quod dicitur naulicum id est aqua coagulata de puteolo. Omne tamen sal
calidum et siccum in quarto gradu, sed non aequaliter. quoddam enim
caiidius et siccius altero. Sed sal universaliter corpora custodit et putre-
dineni ab eis mundificat. In auro autem ruborem augmentat et in argento
alborem, si ex eo Iota fuerint' ... (folgt med. würkung).
Ibnegizar f. 126*: *SaI. mulle sunt eins species et divers! colores.
est quod fit de stagnis et est albus et comeditur. est et alia species que
est niiiieralis ut sal gemma colore albus et clarus. concordati sunt omnes
phisici (Worte des verf. vgl. den anfang von lib. iv: Concordati sunt omnes
antiqui phisici quod cum aliquid dicitur ca. fri. hu. et sie. non dicitur
slmpliciter . . .) quod minerale melius est quam aliud, et ex Ulis qui fiun
in stagnis est melior qui non est lapideus et est equalis in partibus suis
(dazu Zusatz am rande (et melica mineralis albus lucidus et in substantia
solidus equalis in partibus suis)), et est sal Indiens brunus cum maculis
nigris, et durus, et est albidus (albi^) sal qui dicitur nitri et est niger et
durus et effertur de hayt. Item ar. dixit quod est alia species salis qui
est in puteis, et in illis pnteis sunt fontes a quibus emanat nafz, et intus
in puteo miscetur nafz cum aqua putei, et post segregatur nafz ab aqua
et quando illa aqua tangitur ab aere, congelatur in sale, et iste est sal
nifei (so). Item sal ca. et sie. et quidam sal calidior alio et alius siccior
alio. Sal dirigit corpora hominum et cibaria et quidquid siti adiungitur
temperate. et aurum et argentum colorat. et abluil corpora a sordicie et
solvit et dividit humores grossos et mundat et consumit eos et purgat eDs
(so) superfluum ab eis' etc.
Z. f. D. A. neue folge VI. 27
418 ARISTOTELES DE LAPIDIBUS
ANHANG.
Kapitel des Aristoteles-buchs v. d. steinen, welche in den lat*
überss. Cehlen.
C. 45 salmiak (ar. nuschädir).
Ibnegizar f. 126": 'Sal armoniacum vel nuxatir (cod. mixatir) [est
quidam albus et quidam rubeus ... folgt die stelle des ^Ysaac Eben
am ran' bei Serapion, aus dem vielleicht auch das bei S. nicht angedeutete
Zeugnis des Ar.] ... Ar. dixit quod multi colores sunt in eo. et est qui>
dam nuxatir qui est niger brunus el albus, est et alius brunus, et aliu&
lucidus. et propinquus est cristallo, et est melior omnibus speciebus anuxa-
tir. hie recipitnr in medicina, et valet uvule descendenti propter humidi>
tatem. [Badiorus dixit anuxatir liquefacit et subtiliat et dividit. pro eo
ponitur pondus suum aluminis et pondus suum nitri et pondus snum sal
gemme.'
Vgl. Serapi on c. 413.
C. 46/47 nitrum (ar. burak, rir^r D. 5, 129, in der hebr. übs. c.
46 Alborak oder Burak, c. 47 natron Mer namc ist arabisch natron und e»
ist eine art des [c. 46] erwähnten Steines'. St.).
Gonstant. De grad. p. 384 ^Aristoteles (?) dixit illud Tiscosum
phlcgma mundificare, si in potione mixtum fuerit.'
Ibnegizar f. 126^ *Baurac i. nitro diversis speciebus est. Est enim
que afTertur de armenia. eligendus est levis pondere et in colore inter
album et lividum [burak el-armini ar. nach St.]. et est alia species que
dicitur nitrum (c. 47 hebr. übs.) et est album et aliud rubeum et est
similis sali [= Ishak ben Amran bei Ihn Beithar i, 187]. .. . (Item bäume
valet viscoso flegmati et ducit a.stomacho)' (dieser ganze- satz ist eine nind-
ergänzung des korrektors). vgl. Serap. c. 411 (als anfang der virtos ans
D. 5, 130) *D(?). Virtus omnis nitri est desiccativa. quando bibitur ex eo»
incidit et subtiliat humores grossos viscosos plus quam affirouitron . . /
Anderes bei Ibn Beithar (Aristoteles: arten) i, 187 und (anwen-
düng gegen feuchtigkeiten der gebärmutter) i, 189.
G. 48 Vitriol (ar. zädsch, hebr. übs. alsag, vgl. bei L 'elsag i. vi-
treoli', 'zeg i. vitreolum' Ser. etc. fiCav Diosc. 5, 116).
Ibnegizar f. 127^ ^Vitreolum vel zeig ... Item ar. omnes species
vitreoli denigrant Corpora, et augmentant colorem rubei et reducunt (-cit
cod.) album in nigrum. Item calcatar (vgl. Ihn B. i, 510 x«>^^'riS D.) est
subtilions substantie quam alii et assuri (dh. qui affertur de suria, vgL
c. 52) est grossior. omnes vero scindunt fluxum sanguinis a quocunqne
membro fuerit. sed denigrat loca vulnerum et corrumpit nenos.'
Das letzte auch Ibn Beithar ('Aristoteles') i, 515.
UND ARNOLDÜS SAXO 419
C. 49 al^aun (ar. schab, Algafiki *\ab', Ibnegizar *cop').
Die arabischen quellen (Const. p. 382, Ibnegizar f. 127% Algafiki
s. V., Serapion 420, Ihn Beithar) schöpfen sämmtlich aus Di ose. (u. Galen),
nicht aus Ar.
C. 50 gl immer (ar. thalk, von Ihn Beithar für aftt'avroe D. 5,155
gehalten, vgl. Mullet p. 217).
Ar. ar. bei GMuUet p, 210 (entstehung vgl. das. Teifaschi c. 25.
in der hebr. übs. wird al-talki mit 'sonnenschleim' erklärt) und p. 213
(härte, 2 arten).
Ihn Beithar ii, 16t (Aristoteles, ober die härte).
G. 51 ithmid ('itmad i. antimonium' bei Serapion, ^antimonium vel
ezmil' Algafiki, ari/nfn Diese. 5, 99).
Constant. De grad. p. 381: * Antimonium caliduni et siccum in
quarto gradu. Valet oculis si misceatur collyriis, quia nervös oculorum
confortat et omnem putredinero et nocumentum curat. Superfluam carnem
palpebrarum rodit, dolorem mitigat, vulvam sanat, sanguinem fluentemcon-
strin^it. Seniores eo utentes incolomes oculos habent, quia omnem macu-
lam curat, maxime si parnm'*' cum eo misceatur.*
Ibnegizar f. 128*: 'Antimonium vel azmet [folgen die stellen des
Ibn Aniran und D. bei Ihn Beithar . . .] valet oculis et recipitur in multis
medicinis oculorum. et inducit pulchrum colorem in palpebris, et confor-
tat nervös oculorum et tollit ab eis humores et dolores.' [Item dixit D . . .
Ibn Beithar ('Aristoteles' art und fundort) i, 15 und (nochmals
Aristoteles, nutzen als augenmittel) ibid.
C. 52 tutia (so ar., no/ufoXv^ Diosc. 5, 85).
Ar. ar. bei GMuIlet p. 161 und S. de Sacy Ghr. ar. iii, 470.
Gonstant. De grad. p. 383: 'Gadmia tribus modis est. Quedam enim
est Indiae, quae est lapis subtilis et albus, et invenitur in ripa maris In-
diue. Est et alia marina, et reperitur in antris marinis Indiae, quae viridis
aspera et perforata est. Est et alia metallica et in Africa invenitur Uispa-
nia et Scythia. Cum ea os (so statt es) tingitur ut fiat citrinum. Omnis
tarnen calida et sicca est in quarto gradu et stiptica. Superfluam carnem
vuliieruni desiccat et bonam carnem generat. Humores ab oculis fluentes
niixta collyriis curat. Vulnera tumores pustulas et fistulas sanat.'
Ibnegizar cod. Monac. f. 127^ 'Thucia tribus speciebus est. Est
<|ue afTertur ab india, et est lapis subtilis albus et parum obscurus, tactu
(et acta cod.) frigid us et siccus, minera sua in litore maris indie et scin-
dit (statt dessen corr. am rande ^s. indie', falsch!), melior est albus et
qui (so corr.) videtur superius quasi saltus (corr. salsus). Et- alia species
que dicitur tucia marina, et est lapis asper et perforatus, et affertur de
sycorosi (so). Et est alia species que dicitur masmundi et affertur de
syria et afFrica et cuniz et de hyspania, et est lapis albus et crocens mix-
tus, et habet plumbum in se et est ponderosus, et ista tingit cuprum io
27*
4iO aKISTOTELES DE L4FI£iIBLS
ilh^ '#cw>rMi et »Mxi»«. Ttem D. a^4acäo tküf est
Stttpioh K. ai: 'Tdin ... <«3t tres s^eöcs. Xsb cx ca est
4.:^. et ex «a e«t rindi». et ex «a e«t dtriaa äLbdiU n&we. Et
tüJbi^ iXi^e MUtt tft Ih/xiUM »am fvofi« refioACK »die. et
tfki *lia, ^o« oui »ffidiv fidetar q^od faabeat fvpcr se sdea. et p«st
j;/%ar£i «^t ointA. c«d in riridi est asf^erit». et est peilbrata. et defeitar
#-1 tui&mh titi, et alia est suUiüor obiubb ipttkiB« tatkie et Tiridb
#^t irr'/%^H>r.' (fol^rt D/,.
Iftm^bt (»09 Ito Wifid — X Jh.: diesen — ab— ffidet — cHicit
auch AJffafiki t. tiithiai ehe&äo bei Ihs Beithar i, 217.
C 53 koralle (ar. bossads oder maidsdila, io der bcbr. äbs. mard-
Mrbao oder margao, 'coraüos Tel hazabadet rel marren' bei Algafiki, tco^aX-
ß^rv b. 5, 13S).
Ihn Beithar ('Aristoteles', art o. ei^eosch.) i, 13S.
ij. bi bim st ein (ar. kisur, xiaar^QH Diosc., ^pnmex vei caTsor*
Ihfiegizar f. nS'y
C. 05 gold (ar. dsidiab, Ibnegizar f. 97', Algafiki *zabab\ Ser.
C. 50 Silber (ar. fidhdhat, Ibnegizar 'fidda' f. 97', Algafiki 'fedach\
Her. 'MUt').
Cj. 57 kapfer (ar. nuhäs, Tgl. Ser. *Dohas i. aes', Algaf. 'cuprum
vH nuhaz', yjOMO'i D).
(Ar.) DiH. p. 1-27—29.
Ibnegizar f. 125': ^Cuprum vel eramen Tel nohas calidum est et
Hierum in quarto gradu. ideo dixit ar. qood si fiat Tag ex eo, et dbiis
vel potus ex eo somptus in nsu cornimpit complexioDem et ioducit morbos
ifirurabiles ot delfil et cancrum et dolorem epatis et splenis, et forcius cum
rfH arn*fl (arris cod.) utÜur in eo vel vinum dulce. et cum cibos vel
potiJH per unani noctcm steterit in illo vase et postea quis recipiet, forcius
Icdit et ciciiiH interficit cum. et si decoquator piscis in vase cupreo, ac-
qiiiril piscis ex ere venenositatem. item si piscis assus cooperiatur cum
vnse cupri, potest ex eo fieri venenum, qood cito interficit. Item si acd-
pias cnprum citrinum id est latonem et nitrum, et fuderis supra ignem,
proveniet res similis auro. si reducas ad ignem, fiet nigrum.'
Serapion c. 414: 'Nohas i. es. Philosophus. Quidam faciunt ex
err vasa ad comedenduni et bibendum in eis, et nocent eis valde, et maxime
eis qiii asRücscunt hoc diu. nam tales parati sunt incurrere elefanUam et
rnnrruni et dolorem epatis et splenis et malitiaro complexionis, maxime
UND ARNOLDÜS SAXO 421
comedentes in Ulis res acres et bibenles in iUis dulcia viua. et qoando
comedunt cibum qui ibi steterit die una et nocte, est peius multum. et
quando ponitur vas ereum super pisces assatos calidos, fiuut pisces vene-
num mortiferum. Sed quod aduritur ex ere, quoddam aduritur simpIex,
et quoddam aduritur cum sulfure et sale et alumioe, cum bis omnibus aut
cum aliquibus eorum. [D. es nstum . . /
Vgl. Ibn Beithar (andeutuog aus £igafaki) ii, 550.
G. 5S blei (ar. rasäs oder abär schwarzblei, /aoXvßdos B. 5, 95).
(Ar.) Diet. p. 128 (zinn).
Gonst. De grad. p. 360: ^Plumbum frigidum est In secuado gradu.
Quiddam humiditatis Habens io coagulatione perfectum est. Partem quoque
quandam aeriam habet]. .. De quo Aristoteles in libro de lapidibus
intitulato: Plumbim, inquit, argentum esset nisi metalli tria accidentia
pateretur, id est pulorem sui odoris et moUitiem suae substanliae et quod
eiüs natura ante ignem stare non potest. quae accidentia in terra sicut
fetus in vulva patitur. [Guius haec est natura sive proprietas : Si pistillum
et mortariolum ex eo fiat, et in eo vinum cum oleo rosato vel myrtino
cum succo sempervivae vel endiviae vel portulacae mittatur, et ad solem
vel calidum aera tribus diebus agitetur, Optimum unguentum erit contra
calidissima apostemata, et vulnera inguinum et pectoris et ubernm optime
curat et eorum putridos humores desiccat.' [Paulus ...
Ibnegizar f. 106*: ^Plumbum vel rasas vel obar est species argenti,
ut dicit ar., sed ingrediuntur passiones ipsum in minera sua, quarum
una est fetor, secunda est mollilies. iste passiones recipiuntur in ventre
terre, sicut fetus recipit passiones in utero matris sui. [frigidum est in
sccundo gradu et habet substantiam multam humidam, quam natura
non perfecte coarlat. Si fiat mortarium ex eo et pistellum et teratur et
ducatur ibi multum oleo (so) ro. vel mirtinum vel succum consolide vel
succum agreste vel succum porlulace vel alium succum frigidum, et super
(sr) solem vel aerem calidum in ea ut dictum est ducatur» provenit in
medicina bona conferens multum apostematibus calidis et nascentiis que
fiunt in ano et pectine et mamilHs et humoribus descendentibus adinguina
et pedes et omnibus malis nascentiis.' [Item dixit bules ...
Die proprietas ist aus Galen (s. Ser. c. 4t9. Ibn Beithar i, 493).
G. 59 qu eck Silber (ar. zibak, *zaibac i. argentum vivum' Ser. AI-
gafiki, \)8qaQyv(Hii D.).
(Ar.) Diet. p. 129.
Gonst. De grad. p. 382 (» Ar. bei Ibn Beithar, mit ausnähme eines
Satzes aus Maserdscheweih und Diosc. 5, HO).
Ibnegizar f.M27*: ^Argentum vivum vel zanc calidum est et humi-
dum in quarto gradu. speciale est ei interficere pediculos et lendes et
cabarras animalium. et terra argenti vivi interficit mures, quando miscetur
cum esca earum. terra argenti vivi quod remanet in fundo vasis quando
sublimatur minera.' [Item • . . dann hinter D. — über fumus, wie bei Ser.
422 ARISTOTELES DE LAPIDIBÜS
Algafiki: ^Argentum vivuiii vel zaybac ... In libro lapidum.
terra est cum pasta mixta et data muribus interficit eas. vel accipiatur
unüs et teneatur quousque maximam fatnem paciatur, postea suspendatur
i. casta vel ad collum et dimittatur ire, et interficit alios mures. Etfumus
arg'enti vivi facit vel nutrit multas infirmitates inalas, ut paralisim et tre-
morem niembrorum et surditatem et obscuritatem visus. et croceom co-
lorem facit et fetorem oris et siccitatem cerebri. et fugat serpentes et inter-
ficit eos, et omnia alia et mala reptilia.' [Bulus . . .
Serapion c. 385 (hinter dem satze des Abugerig => Maserdsche-
weih) . . . Turnus vero eins est valde nocivus etc.*
Ibn Beithar ('Aristoteles') i, 553 (art) und 554 (wärkang).
G. 60 eisen (ar. 'hadid', vgl. Ser. 'haddit i. ferrum', Algafiki ^ferrum
vel adi', ffiSij^os D.).
(Ar.) Diel. p. 129.
Dass. Ibn Beithar i, 294 (^Arist oteles' — aus Ibn Samhun?).
C. 61 grünspan (ar. zandschär, Ser. ziniar i. viride eris, cosD. 5, 91).
Ibnegizar f. 125^ ^Viride eris vel ziniar ... [vgl. Ishak benAmran
bei Ibn B.] Item ar. dixit quod est venenum quando bibitur, quoniam
destruit epar et slomachum. et si misceatur cum melle et ponatur in ocu-
lis, relaxat duriciem palpebrarum, sed oportet postquam posueris in oculo
et operatum fuerit, quod cum panno in aqua calida infuso abluas oculos.
et propter sui acumen mordet vnlnera. [et si iungatur ei parum olei rosei
(ro.) et cere albe, erit medicamen sine dolore' etc. aus D. 5, 92.
Ibn Beithar ('Aristoteles') i, 542.
G. 62 (hebr.) Abanim mefulamot (Schleifsteine), cotes. aofang: 'diese
beiden steine sind Schleifsteine für eisen . . .* St.). vgl. de cote i. lapide
in quo acuitur ferrum {tt. oxovtjs Diosc.) Algafiki f. 56* ('mezan'), Serap.
392 (almese st. ^niesen'), Ibn Beithar ii, 516 (ar. 'misann') — aber keiner
von ihnen hat etwas aus Ar.
Kapitel welche aufserdem angeführt werden.
1 Zinnober (ar. zindschifr, xiwaßaQi D. 5, 109).
Ar. bei Kazwini GMullet p. 190 not.
2 thälkun.
(Ar.) Diet. p. 128.
Algafiki: ^Talacon est quedam species eris crocei venenosi . . . [vgl.
Ibn B.] et quando fit speculum de eo, et homo qui habet paralisim oris
vel OS tortum, ponalur in obscura domo et stet ibi et aspiciat id speculum,
curat illum.'
Ausführlich Ibn Beithar ('das buch über die steine') ii, 149.
UND ARNOLDUS 8AX0 423
3 martis (ar. marthisch, vgl. oben c. 19. 'martech i. litargiriom*^
Ser., /ua^rix » li&a^yvQos Iriarte Godd. Malrit. p. 440. span. almartaga
nach Ser. ed. 1552 p. 144^ daneben besondere arükel über 4ilarginum
vel mardezanz' bei Algaßki und mardäsandsch bei Ibn Beithar ii, 505 =»
Xi&d^yvQos D. 5, 102. Vgl. Ibnegizar f. 106' 'Litargium vel almartee vel
mendesenz a plumbo eicitur cum funditur . . .').
Algafiki f. 55^ 'Marcis est lapis. in libro lapidum diciturquod
est lapis grossus, ad modum lapidis de qua domus et muri constrnuntur.
€t habet colorem celestem, et invenitur in egypto et in partibus sarraceno-
rum et arabum. et (^ando) teritur cum aqua, exit rode quedam res que
assimilatur odori vini. et quando potatur de eo pondus ni. granorum
xilocaracte cum aqua frigida, valet dolori stomachi. et est quedam species
marmoris vel deiios.'
Dass. Ibn Beithar (*buch über die steine') ii, 505.
4 martices (ar. marhithasch).
Algafiki f. 55^ ^Martices. in libro lapidum dicitur quod est
lapis niger et mollis, et habet quasdam venas vel viras supra lapidem. et
curat anomalam id est apostema de colei^ quod fit in capite hominum,
quando homo tenet illum lapidem. et quidem (quod cod.) non dimittat
eum donec sit bene curatus. et valet illis hominibus qui haben! in extre-
niitatibus digito.''um quandam grossiciem et duriciem.' «
Dass. Ibn Beithar ('buch über die steine') ii, 505.
5 Gerussa (ar. isfidädsch, aflidegi i. cerusa Ser., xpiftvd'iovD. b^iO^).
C 0 n s t. De grad. p. 360 Gerussa . . .
Ibnegizar f. 106^: 'Ysfideig vel cerusa vel barac fit ex plumbo
super acetum suspe^sü in oUa. fri. et hu. in secundo gradu. replet vul-
jiera carne et corrodit superfluam carnem temperate confert oculis et remo-
vet albugines que inferunt dolores que remanent post curacionem macule
et valet macule si misceatur aliis medicaminibus. Item valet combustioni
igiiis si fiat inde ungentum cum aliquo oleo et reducit colorem cutis in sui
naturam. [Item . . .'
Algafiki s. Gerusa vel yzfiez ...
Dass. Ibn Beithar (Aristoteles) i, 44.
6 Sandy X (art von cerussa, ar. asrandsch, aavSv^ D. 5, 103).
Serapion c. 377: Asrengi i. minium ...
Dass. Ibn Beithar (Ar. nutzen f. äugen bei Ibn Samhun) i, 45.
424 ARISTOTELES DE LAPIDIBUS
111
ARNOLDI SAXONIS DE VIRTÜTE ÜNIVERSALI
c. 8 de lapidibus.
V. 8, 4 In libro de naturalibus Zenon. virtus est occulta ^
universalis que facit ex igne lapides, et ex aqua quaodo funditur
ipsa super locum bezon, tunc coagulatur subito nee amplius in
ib. suam materiam revertitur. — In eodem Zf. quod aeeidit igni 2
5 aque et terre, illud accidit animalibus et plantis, quia virtute
materie seu temporis aut loci fit eorum dissolucio omnino aut
in lapidem conyersio. — In libro metheororum Ar. estqueS^
locus in Arabia qui colorat omnia corpora in eo existencia colore
(Arfst(?) ^**®' — ^^ LIBRO DE LAPIDIBUS Ar., TR AN SL ATOR Dl ASCO - 4
iorides. lapis onyx si suspenditur supra pectus hominis, pallo-
ub/supra)^' ^™ et timorem et tristiciam facit. — ex corallis est et 8i&
(Aristo') suspenditur collo epilentici, prohibet casum eins. — In eodem &
Dy. fit ex gagate et cacabre fumigium, et movet epilenciam
^^Yfg'jJ] hominis. — In eodem Dy. lapis galactites dum ponitur contra?
f Ari^sto') *^ incendium, ignis extinguitur. — laspis visum clarificat hominis &
et sanguinem stringit. si super muHerem est, solvit partum eins. — '
(ArfstoT^^ eodem Dy. topazion cum ponitur super vulnus hominis, 9
cessabit sanguis. est aliud genus: supra rem bullientem cessant
"deUpfd^i ®^"^ ampuUe. — In eodem Dy. ierachites gestatus ab homine, 10
'^^2jDias.) non mordetur a muscis vel apibus. — Et lapidis pyrite pro- 11
21 prietas est, cum premitur et torquetur adurit membrum tunc
febit V. quod premit ipsum. — In eodem Dy. in berillo et dolachl2
1 Cod, Ampi, ocl.n '^ a (cod. Prag. =^ p). Tineen l. Bellov.
Spec. nat l. viii = F. Albertus De minerab'bus h'b. n tr. m e, 6
(opp. ed. Lugd.) = A 3 tunc enim AT 9 discorides a. nachher
immer die abkürzung *dy', wie *ar.' für aristotiles II ex corallis est
(d/i. corallius est qui f^): so las' auch Albert, der es misver stand ^Dicit
autem Ar. quod onyx ex corallis est (!) et si' ... 13 fumigium (AF):
fomiü et ni | mont a 14 galactide a 15 extingitur a 18 quod
si supra r. b. suspenditur c. F 19 iararchiten a si ab h. gestetur y
20 Et lapis pyrecte a 22 das hebräische (bibl.) bcdolach gibt
der Übersetzer (jüdische vermitteler) hier durch cristallus, während der
hebr. Übersetzer des Ar. de lap. (Montpelliertext) es für die perle ver-
wendet. beides ist üblich, vgl. Rosenmüller, Bibl. alterthumskunde \Vy
2, 460/"
UND ARNOLDÜS SAXO 425
13 i. crislallo (si) ponuDtur contra solera, accenditur ignis. — EtfeWtv.
141apis diadocos supra mortuum, moritur eius virtus. — lapis antrax ^'J^i^JJp^)
i. carbunculus rubeus, si ponitur cum eo oriti lucebit nocte. —
151n eodem Dy. lapis galactites si suspenditur supra niulierem, ^-^^^jj^^jl
1 6 egreditur partus. — Quando lapis eliotropia super aquam poni- 6 (^rig'jo.]
17tur, evaporabit eam. — Et alabandina ponitur in asebie i. vase fehlt v.
ISaque, tunc firmabit. — In eodem Dy. lapis iacintus venenum J^^^^J^^
19famosum tollit. — Et in orite, quando impregnata tenuerit ipsum, j'^uii^jachftu
abortit. si vulnus est in homine, ponitur supra eius venenum.
20 — In libro de lapidibüs Ar. secündüm translacio- 10 v. s, i9
Gl» Ai'iO alj* «. (Aristo, in li.
ERARDi. lapis magujes trahit Ferrum, et obediens est' lapidibus)
huic lapidi per yirtutem occultam que inest ei. et per omnia
Corpora solida movet ipsum ad se sicut per aera. ex uno angulo
ipsius magnes trahit Ferrum et ex opposito angulo fugat ipsum.
21 — In eodem Ar. angulus eius est cuius virtus attrahendi 15 v. ib.
Ferrum est ad zaron i. septentrionem. angulus eius oppositus !Aris1ot.%.
ad aFon i. meridiem. proprietatem habet quod si approximes ^ °^' '
magneti Ferrum ad angulum ipsius qui zaron i. septentrionem
respicit, ipsum ad zaron i. septentrionem convertitur. si vero
ad angulum oppositum Ferrum convertis, ad aFon i. meridiem se 20
22movebit. — in eodem Ar. quod si huic Ferro aliud Ferrum v. ib.
»
1 si fehlt a (dann et acc. ignis a) 2 dyascodes a (dyacodos vgl.
Arn, 9. V.) 3 boricy a (oritbi f^), höri fici p 4 galactide a
5 elyotropia a (vgl. Am. s, v.) 6 asebie (so) a 7 iacincyus a
(iacinctus f^) 8 famosum: fimiosum a (fumosum F) 8 in orite:
moryte a (das wori fehlt bei V) 9 sapra (V)-. fiir (simililer) a
11 gerrardi a et (sc. Ferrum f^) obediens a 16 zaron aF: zoron
A (in andern ausgaben des buchs De min. auch zaron zb. Col. 1569. 16°)
17 afon aF: aphron A (in andern ausgaben auch afon %b. Aug,
V. 1519, Col. 1569, afron Oppenh, 1518). nach »Klaprolh arabisch zohron,
zohr, hebr. zohar == süd, avron noräy also hier in vertauschung. hebr. ist
zafon der technische name für nord, jamin süd. die in der lesart natür-
lich ganz unsicheren worte sind noch jetzt ebenso wenig aufgeklärt, als
sie Kircher erschienen (Alh. Kircher, Magnes. Rom 1654 p. \1\ *quae
nee Arabica, minus Hebraca aut Chaldaea, nuila ratione Graeca'). die ganze
stelle beruht höchst unsicher auf dem kurzen äuszug des Arnoldus, in
ursprünglicher form ist sie eben gar nicht überliefert, daher dunkel,
vgl. noch ßeinauds Aboulfeda t. i introd. p. 203. Martin in d. Ann.
d, n. Lincei xviii, 111. Bertelli im Bull, di storia delle sc. mat. i, 114.
19 convertit se Ferrum ad zoron A, ad sept. se convertit r 19 ad
saron septentrionem a 20 conteris a (admoveris f^)
426 ARISTOTELES DE LAPIDIBUS
ib.(Tgi.s.oö) approximes, ipsum de maguele ad se traliit. et lapis adamas hoc
ianfe^Uristo^**^'^ et naturam magnetis condemnat. — In eodem Ar. Iapis23
ubi supra) adamas constringit corpora solida omnia, et ipsum ferrum non
frangit ipsum. similiter est sermo in adamante quod non com-
5 ])nrilur igne. sambeti proprietas est et adamantis ut penetrent
omnes lapides solidos, et ardor corrodit eos et splendores eorum
iifd^iapidib*] ^^^^^**' — ^^ CO dem Ar. in barz i. ferro, quando coequantur24
virtutes que sunt in eis seil, in magnete, pendebit corpus in aore.
— kacabre attrahit paleam, et non est ei operacio donec teratur 25
V. ib. 10 mnllum. — In eodem Ar. species magnetis sunt multe. ex 26
eis est que colligit aurum, et diversa ab ea que coHigit argen-
tum, et que colligit es, et que colligit plumbum. alia carnem,
alia OS, alia pilos, alia aquas et pisces. et napta all)a quoque
trabit ignem. ignis sulphuris trabit ad se ferrum et lapides, et
15 adurit eos. et modica operacio est in lignis et alia re subtili
V. ib. multum. — In eodem Ar. et inter species lapidum est species 27
quem nominamus olearem, qui ad se trabit oleum, et sie lapidem
aceti qui trabit acetum. et est qui trabit ad se vinum. et
spuma eins ad se spumam trabit, et fex eins fecem trabit, quasi
V. 8, 44 20 Sit in eis sapor optinius aut odor aut anima. — In libro de28
le ametisto * *
kr. ubi supro)
*
3 constringit a (A): confringit F hier fehlt die erwähnunfg
des plumbum, vgl, F: ^omnia quoque solida corpora lapis adamas con-
frangit, plumbum vero frangit eum, nee ferrum eum fraRgit'. dgL Albmrt:
*In eodem libro adhuc asserit Aristot. quod adamas ferrum et lapides
omnes non constringit, et plumbum constringit' 5 sambeti fehlt F,
vgl. Alb. ^adamas enim et sabotus hoc habent proprium quod penetrant
omnes lapides solidos' elc. 6 ardor A: ador ap (fehlt F) 7 barz:
barel A 8 1 eif fü magncte a (»tatt f. i? que sunt in magnete F^,
vgl. AWcrt: ^Ideni Aristot. quod si magnetes duo vel plures subtus etsopra
coaequatis virtutibus ordinentur et corpus in baret hoc est ferro qood est
in medio disponatur, pendebit in aere' 9 kacabre: vgl. Arnold, de lap. 47
1 1 eo a argentuni — colligit (aut p und F ergänzt) fehlt a (et que
c. es einfacher nach p, wo est ctiam que Fj 13 quoque F: que a
15 modicfica a (modica f^, vgLA et modicum operatur in lignis) re fehlt
a (et alia re multum subtili F) 17 oleardem a (lapis olearii nominatus
F, qui nominatur olearis A) sie: sicut (fic) a 20 q. sit eis in eo
sapor . . . a (tamquam bis uUus sapor sit optimus aut odor aut anima F,
vgl. Alb. quasi Sit delectamentnm lapidum in illis aut anima per quam
moveant). alles dieses von %.! — 20 ebenso zusammen auch ^ei V. 8, 39
(im cap. 'de quarundam virtutibus attractivis'), nur in etwas veränderter
folge und mit eingestreuten eigenen Wendungen und fugen
UND ARNOLDUS SAXO 427
LAPiDiBUs Ar. TRANSLATOR DiAscoRioEs. lapis ametistus
et sardonice et dionisia: si posueris super tarum i. umbilicum,
vaporem vini prohibet et ebrietatem solvit et a contagio hominem
29 liberal. — suspenditur lapis etites super cubitum eius qui habet \bi^upra]
epilenciam, prohibet eam. et in pregnante iuvat partum. — 5
30 In eodem Dy. saphirus ponitur super algid i. arteriam, mitigat v. 8, 94 (Aris
calorein. et dum ponitur supra cor hominis, malam suspicionem
31 auferl et a turbacione liberat. — abeston inflammatus a sulphure fehlt v.
32non extinguitur, quam diu est aliquid ex eo. — sardonius con- v. 8,97(Aris
trariatur operacionibus onicis maus, quam diu vicinatur ei. — 10
33 In eodem Dy. lapis smaragdus visum sanat, et si ponitur ad v.s, 102 (ah
Caput epilentici iuvat, et super arterias calorem eius temperat. —
34 Criseleclrus ignem trahit, et ex natura eius est quod cito com- ^„ii^gun^ra]
35buritur ab igne. — In eodem Dy. lapis liparea trahit ad se fehlt v.
36 beslias et reptilia omnia. — et iris si apponatur contra solem 15 fehlt v.
37facil formam iris. — lapis epistites securitatem a bestiis prebel. v. 8,70 (Ans
o^si mittatur in alembico i. vase cessant ampulle ebullicionis. —
3g et ex natura lapidis sade est quod trahit lignum. — lapis eny- fehlt v. fehl
40dros liquescit, et quod ex eo resolvitur restauratur ei. — In fehlt v.
eodem Dy. lapis spume i. spuma maris si ligatur super crosam 20
mulieris, accelerat partum, si suspendatur in collo pueri qui
41 tussit tussi vehementi, sedat eam. — In libro medicinali
Avicenna. G. expertus fui rubeum corallum et suspendi in
collo qui habebat dolorem stomachi directe.
l vgl. .4lbert ^\dhuc auiem Diascorides et Aristotel. diciint amethy-
stum' etc. discoriades a 2 sardonice (so) a 4 echyce a
6 vgl Alb. Diascor. dicit . . . super (VA) fehlt a gid, die ader. vgl.
Simon Jan, ^Guidegi arabice sunt due vene in collo qne flebotomantur in-
terdum. alguidegi reperitur in Albocasim capitulo de flebotomia' 7 cor
a (A): corpus A' 9 sardonius a (sardius Am. De virl lap,): sardonix f^
s. qui contrariatur a tl in lapidibus smardinis quoniam visum
sanat (so) a (vgl. f^) 12 si super art. f^ 13 est (r): fehlt a
14 lypparia a (lipparium A) 15 et yrim a et si app. a 16 epy-
stite a a bestiis (AF): abostis a 17 m. alenby vasse cessant a
(vgl. Alb. si ponatur in alembico i. vase aque buUientis cessant und V:
si m. in aque bullientis vase cessant). alembic bekanntes arabisches^ bes.
durch die alchimistischen schriflen in das latein des initlelalters über-
gegafigenes wort 20 crosam (so) a: coxam Ad») 23 G. dh. Galie-
nus bei Avicenna Can. (übs. von Gerardus) Hb. 11, 2, 123: 'Et dixit Ga-
lenus ego expertus sum et suspendi in collo eius qui habebat dolorem
stomaci, ita ut esset corallus super os stomaci, et remotus fuit dolor' (vgl,
'Avicenna in primo can.' bei V. 9, 57).
428 ARISTOTELES DE LAPIDIBÜS
Anhang zu III
ARNOLDÜS SAXO
de virtutibus lapidnm.
Ad toUendas plurimorum ambiguitates et errores de gem-
mis lapidibus et sigillis eorum et virtutibus communi omDium
utilitati laboravi. nam que utiliora meliora et notabiliora ab
Aristotile et Aaron et Euace rege Arabum et Diascoride sparsim
5 tradita sunt excepi et tarn rudibus q\iam provectis lapidarium
sub brevibus ordinavi. et sicut narravi in naturis aliarum renim
et expertus sum in eis, quia proprietas in lapidibus est que nuUi
complexioni est attributa, sed cum prima simplicia mixta sunt et
ex eis fit virtus una, sicut virtus attractiva in magnete qui femim
10 ex uno angulo trahit et ex alio angulo ipsum fugat, sie et vir-
tutes specifice sunt varie ac diversis gemmis lapidibus et eorum
sigillis attribute.
1 Abeston lapis est. color ferreus. de Arabia transmittitur.
eins virtus est: nam accensus semel numquam extingitur.
15 2Absictus gemma est. huius color niger, cum rubeis
venis. virtus eius est: nam accensus, calor Septem diebus in
eo fit mansurus.
3 Adamas lapis est. color obscurior cristallo. huius color
cod. Ampi, od, 77 «= a, cod. Berol, lat, qu, 288 « b, Marbodus
mm M^ Albertus -m A, FincenHus sa F, Barlholomeus sr= ^ 6 narrtvi
(cod, Erl. u. Par.) fehlt im Ampi, (^= a) 8 sunt mixta ErL 9 qui
(Eri.f quod Par.) fehlt a 11 gemmis (Erl. u. Par.): geueribus a
(sonst der prolog ganz ebenso im Erl. u. Par. codex wie im Amplon,,
etwas flüchtiger im Prager) 13 Abeston: so auch Alb. Finc, wie
Marbod im versschlufse 496 ßeckm. 14 est (Par.): fehlt a. vgl.
übrigens s. 16 u. öfter dieselbe Wendung 15 abscintus a (so auch
Par., vgl. AT) 16 venis: gemmis a
QUELLEN:
1 asbestossB Marbod 33 (aus Isidor).
2 apsyctos =» M. 52 (aus Isid.)-
3 adamas (cii. B., Vinc. 8, 39) =» M. 1 (aus Isid., die virtus aut
Evax-Damigeron), dazu eine andre quelle (*came' = Alb., der ausfuhrlicher
aus derselben), das *ferrum attrahere* ist lüge nach Alb. (dh. Verwechselung
des namens: adamas aimant -■ magnetes, wie bei Jacobus de Vitr. Hist. or.
c. 91 und Thomas, Vinc. 8, 40).
UND ARNOLDUS SAXO 429
fulgens. hie nee ferro nee igne solvitur, sed hirci carne san-
guineo vel plumbo. et ferrum penetrat et gemmas, et trahit
ferrum. maior eius quantitas tarnen nuci avellane equatur. eins
genus arabicum et cypricum est et ferrarium, magis molle et
obscurum. et magnetis naturam soivit. virtus eius in auro vel 5
argento vel ferro est, et lacerto sinistro gestatus valet contra
hostes et insaniam et indoniitos et iurgia et rixas et contra venena
et vana somnia et fantasmata et incubos.
4 Agathes lapis est niger cum albis venis. est et aliud
genus corailo simile, est et genus creticum cum venis croceis, 10
et genus indicum, et varium sanguineis guttis. et quod primum
genus aptum est ad regum formas et simulacra monstranda
somniorum. aliud creticum vincit pericula, facit gratum et
placentem et persuasorem, coloris boni, facundum, et munit et
vires confert. tertium genus visum fovet, et contra sitim et 15
venenura et accensio eius odorifera est.
5 Alabandina lapis est. a regione sie dicitur. fulgorem
habet qui est rufus, clarus, ut sardius. huius virtus est:
nani fluxum sanguinis provocat et augmentat.
6 Alectorius lapis est cristallt) obseuro similis. a ven- 20
2 ferrum (b): ipsum a 3 maior e. q. tarnen equatur nuci avel-
lane ö (vgl. Alb.): maior est quantitas avellane et quod a 4 et genus
eius est ar. et cy. et ferr. b 5 et m. virtutem reprimit b in ar-
gento vel auro \. i, b 6 est (b): fekll a 9. 10 et und genus (b)
fehlt a 10 certicum a II et (b) fehlt a et quod a: sed b
12 monstrativum b IT alabandynia a
4 achates (B. V. 8, 3S) ». M. 2 (aus Solin., die virtus aus Evax)
u.a. qu. z. 12 (vgl. Alb. aus derselben mehr: cum iacet ad caput dormien-
tis, fertur ostendere multa simulacra somniorum). eigen scheint bei Tho-
mas die bemerkung 'hie ingenitas habere dicitur Gguraset inpermixti venis
unius coloris insitas. hoc quoque esse opus nature, non artis*.
5 alabandina (V. 8, 42. vgl. 8, 16) = M. 21 (aus unbek. qu., vgl.
Is. 16, 14, 6 u. 16, 5, 9). Thomas hat folgende an den heutigen 'almandin'
erinnernde moderne beschreibung 'Alabandina lapis est preciosus et pulcer
valde, quippe qui vicinitatem coloris habet cum granato, licet crassiorem
habeat et magis emulum rubino. [Sed et genus alabandine est quod
sardium imitatur. in regione Asie que alabanda dicitur invenitur]. Exhi-
larescit animum in aspectu.' nur das eingeklammerte ist aus Marbod.
6 alectorius (B. V. 8,43) -■ M. 3 (aus Evax, dessen anfang = Isi-
^or. — Solin. =a Plin.).
430 ARISTOTELES DE LAPIDIBUS
triculo galli castrati trahitur post quartum annum. ultima eius
quantitas est ad fabe quantitatem. hie excitat venerem, gratum
facit et constantem et victorem^ disertum et oratorem, ainicos
reformat, et in ore tentus sitim reprimit.
5 7 Amandinus iapis coioris varii est. venenum
omne extingit et victorem adversariorum reddit et
bonum interpretem somniorum.
8 Ametistus gemma est. color purpureus, ut rosa, trans-
mittitur ab India. cuius species sunt quinque, sed hec aliis
10 utilior est. (huic) mollicies ad sculpendum (inest), et virtus
eius est contra ebrietatem. et facit vigilem et malam cogi-
tationem repellit et bonum confert intellectum.
9 Androdamanta Iapis est. color argenteus. de mari
rubro trahitur. forma eius sicut tessera, duricies sicut adamantis.
15 virtus eius contra furorem et animi commotionem.
10 Balagius gemma est. rufus et perlucentis
nature. et degenerans est a carbunculo, colore
ipsius et virtutibus omnibus debilibus (et) remis-
sis in eu.
l trahitur a (F): extrahitur b 2 ad fabe quantitatem a (AB),
ut fabe ö (ad f. maguitudinem AQ 3 disertum (MF): ^hcxeinm ab (AB}
5 amandinus: so auch A (amarithus l'ho.) 8 amatistus a
9 hec (so ab) i. indica erklärt V (vgl, A und Plfn, 37, 121) 10 haic
. . inest (FB) fehlt a (hie habilis est ad sc. b) 13 androdamanta a
(so auch MAF) 18 ohne et a (F)
7 amiantus: aus *£vax' (eine andeutung Plin. 36, 139) = Arnold,
ausführlicher Albert (fehlt bei Marbod u. im Pariser Damigeron, dgl. B. —
V. 8, 27 nur aus Plin. — Isid. 16, 4, 19 aus Diosc. 5, 155 -f Plin.).
8 amethystus (B. V. 8, 44) = M. 16 (ans Isidor. und gegen ebrietas
aus? vgl. Plin. 37, 124) und unbek. qu. (dh. nach Albert — aus Aaron.
vgl. Arist. hei Arn.: fehlt bei Damig.).
9 androdamas (V. 8, 45) = M. 48 (aus Soliu. » Plin.).
10 balagius (V. 8, 47 vgl. B. unter carbunculus) 'qui et palaüus*
nach Albert, der den Arnold wiedergibt und dazu noch Aristoteles db. Ar.
bei Constantin. De grad. (auch Arnolds quelle?) anfuhrt, nicht bei Marbod.
vgl. Thomas über den balaustius (zu c. 13). das unbekannte verzeichais
im Prager codex (bl. 2460 ^^^ einen artikel 'Carbunculus duas species
basilium et rubinum . . . basilius remissior est colore virtute carbuncoli*.
UND ARNOLDUS SAXO 431
11 Berill US lapis. color pallidus ut lymphe, forma sexa-
gona. transmittitur ab India. et sunt ix species, sed qui magis
pallet ceteris melior est. virtuseius contra pericula hostium
et «contra lites, et invictum reddit et mitem, et
Ingenium bonum adhibet, et valet contra pigriciam5
et dolorem epatis et contra suspiria et eructaciones, et oculos
humidos sanat, et gestautem adurit. si oculo solis opponitur et
rotundatur, ignem accendit. et magnificat hominem et coniugium
gen erat.
12 Calcedonius lapis. color eius pallidus. hie perfo- lO
randus est tamen virtute lapidis smeril et coUo gestandus.
virtus eius est contra illusiones. dyabolic^s et (ut) per-
fecte causas adversariorum evincat. (virtutes conservat.)
13 Cnrbunculus gemma. rubicundissimus est, in obscuro
et tenebris lucens, ut carbo. grece antrax dicitur. de Lybia 15
2 IX b (F): XX a 5 valet (B vgl A): fehlt ab 7 oculo (in
oculo a) solis (FA): solis radio B, soli b 8 ignem: tenlam b
II cü (cum A) vel tfi (tamen F) a sinerii a (sineris A, zimetu F)
12 ut (aus V) fehlt a 13 cimcat(?) a virtutes conservat
(FBA) fehlt a
11 beryllus (B. V. 8, 47) = M. 12 (aus Isidor und £vax) und un-
bek. qu.
12 chalcedonius (B. V. 8,50) =» M. 6 (aus Evax) und unbek. qii.
(die bemerkung ' über das schmirgeln des 'chalcedons' ist wol eigene
zutat).
13 carbunculus (B. V. 8, 51) = M. 23 (aus Isidor). Jacobus de
Vitriaco (i, 91) sagt (aus Marbod) über carbunculus 'qui et anthrax graece
dicitur et vulgariter ruby eo quod rubel sit coloris*. wie beim almandin
kommt auch hier bei Thomas (hinter Marbodischem) ein stück moderner
mineralogie zum Vorschein (mit der Gonstantin-stelle vermischt bei Albert
p. 219) ... ^huius species tres periti in lapidaria arte distingunt.
prime speciei est nomen carbunculus, secunda vero species rubitli
dicitur, tercia autem balaustus vocalur et hec vilior ceteris. Rubith
quidem ignei coloris est sed incomparabiliter minoris quam carbunculus,
unde nee tenebras fugat nocte. virtutibus etiam impar est sed tamen inter
ceteros lapides preciosior et elegantior colore sydereo. Balaustus vero
que est tercia species carbunculi multo vilior est colore virtute et precio,
tamen saphiris et iaspide dignior existimatur*. der balagius des Arnold
(und Albert, vgl. den balagius in vena saphiri bei Barth. 16, 26) ist offen-
bar der balaustius der periti in lap. arte bei Thomas, aber woher und wo
zuerst der name balagius bei den Lateinern? (vgl. Cl^ment-Mullet p. 83.
88 und über den roten stein von BadakhschAn Al-khäzint p. 63. 65).
432 ARISTOTELES DE LAPIDIBUS
transmittitur. hie omnes ardentes gemmas superat colore et vir-
tutibus, Dam solus omnes virtutes habet que in ipsis
sunt, et sunt species xii preter hanc minus utiles.
14 Calcofanus lapis est nigri coloris. Tocem clarificat
5 et prohibet raucedinem.
15 Ceraunius lapis est cristalio similis, infectus ceruleo,
de Germania, alter de Hispania, rutilans ut flamma. hii cadunt
de locis tonitrui, et valent ad dulces somnos et ad prelia et
causas vincendas. et loca omnia in quibus est a fuUnine et
10 tempestate conservantur.
16 Celidonius lapis est. huius sunt due species, niger et
rufus. de venire hirundijiis trahuntur. parvi sunt, et rufus
involvitur lineo panno vel corio vituli et sub sinistra ascella
gestatus valet contra insaniam et längeres antiquos et lunaticam
15 passionem, facundum facit et gratum et placentem. niger valet
contra nocivos humores et febres et iras et minas, et lotus aqua
sanat oculos, et ad finem incepti negocii perducit. si invol-
vatur foliis celidonie, visum sie obfuscat.
17 Ceionites lapis est purpurei et varii coloris. hunc
20 testudo mittit. et divinatorem facit eum qui hunc gestaverit
sub lingua. sed hec virtus ipsi inest tantum, cum luna prima
accensa crescens est et monoides, et xxix monoides cum decrescit
nee hie lapis ab igue eorrumpitur.
18 Cegolitus lapis est similis nucleo olive. si fuerit solu-
25 tus aqua et haustus, valet ad lapidem renum et vesice.
4 calcofanes a (calcophanus f^J, kalcophanus j9> 6 invectus cera-
leus r 17 percepti a IS sie a 21 linga a prima a:
primo rj4 22 cresceles a monoydes a: so auch A. woher?
24 cegolitus (so) a (A) : bei F richtig (corr, ?J unter T (tegolitus), bei
Thomas unter G (gecolitus)
14 chalcophonos (V. 8,50) =» M. 53 (aus Is. und Sol.).
15 ceraunius (B. V. 8, 55) t» M. 28 laus Isidor und Evax).
16 chelidonlus (B. V. 8, 53) >» M. 17 (aus Evax u. unbek. qu.).
17 chelonites (B. V. 8, 54)«- M. 39 (aus Isidor und Evax). Arnolds
Worte als 'Euax' (Marbod) und Joseph' ciliert bei Albertus (!). vgl. zu c. 7. 8.
18 tecolithos (V. 8, 106) » M. 55 (aus Solin.), bei Albert der-
selbe artikel zweimal in verschiedener fafsung unter ^Gegolites' und *Ge-
colitus'. es ist der 4udaicus' des Diosc. u. Gal. nachAetius, der deDnamen
{TTjxoLd'oi) anführt ii, 19 (aus Nechepsos).
UND ARNOLDÜS SAXO 433
19 Coralliis lapis est. (lue sunt species, rnlus et
albus, est sicut ramusculus. trahitur a man. vakt contra
quemlibet fluxuni sanguinis et epilepsiam et contra
vana monstra collo suspensus et demoniaca et fulmina et contra
tempestates et grandines. et aspersus fructus raultipUcat. et 5
expecjft principia et fines negociorum.
20 Corneolus lapis est coloris ruft o}>scuri, ut lavature
carnis. collo vel digito suspensus iram mitigat. et valet contra
quemlibet fluxum sanguinis et precipue monstrorum.
21 Crisoprassus lapis est. color ut porri succus. reni- to
dens est aureis guttis. hunc transmittit India. virtus eius est:
nam visum clarificat et avariciam pellit et dat per-
severanciam in bonis omnibus.
22 Crisolitus gemma est. color aureus, scintillans. de
ethiopia transmittilur. in auro positus et sinistro lacerto gesta- 15
tus, virtus eius est contra demoniaca et timores nocturnos. et
melancoliam depellit et stoltieiam, et sapienciam
confert.
23 Cristallus lapis est. non vi frigoris fit sed vi terrestri-
tatis magis induratus, sed ipsius color glaciei similis. hie lapis 20
solis radiis oppositus ignem concipit, 9i frigidus est, sed
3 epylencian a (epylepsiam b) 5 et agris aspersus (erklärend) V
(vgl. Alb.) 8 iram (FA) : h'iä (hie iam) a valet (aus F): fehlt a
to crisopac((tl)us ($laU -passus) a renittens a 16 virtus eius
est a (so auch F, und vorher ponitur ... gestatur): valet b demo-
niacas a^ -cos b (demones BF) 19 vi: in (i) a
19 curalium (B. V. 8, 56) » M. 20 (aus Isidor, Solin, Evax) und
unbek. qu. vgl. Ar. bei Arn. De virt. un. c. 8. (rufus et albus: vgl. bei V).
Thomas: ^Corallus lapis est rubeus valde sed non ita perlucidus sicut
Cornelius'.
20 corneolus (V. 8, 58) » M. 22 (und Gonslantinus dh Costa ben
Luca De incant. p. 319, wo der name zuerst vorkommt) — 'coloris carnei
hoc est rubel' nach Albert, vgl. Beckm. zu Marb. 342. bei Thomas 'cor-
neolus vel Cornelius sec. quosdam'.
21 Chrysopras US (V. 8, 61) » M. 15 (aus Isidor): über die virtus
aus unbek. qu. (dennMarbod: 'quas habeat vires potui cognoscere nondum').
22 chrysolithus (B. V. 8, 60) — M. 11 (aus Isidor — das scin-
tillare aus Beda — und Evax) u. unbek. qu.
23 er y st all US (B. V. 8, 63) » M. 41 (aus Isidor verbeCsert durch
Solin und aus Diosc. lat., der von Vinc. eitiert wird) u. unbek. qu.
Z. f. D. A. neue folge VI. 28
434 ARISTOTELES DE LAPIDIßUS
neqiiaquani si calidus. huius virtiis conti'a sitim
est et ardorem. et tritus melle et potalus lacte replet ubera.
24 Crisolectnis gemma est coloris aurei. et iste in
horis matutinis visu pulchemmus est, in aliis horis per omnia
5 dissimilis. est et cito ab igne inflammabilis.
25 Crisopasion gemma est. bunc mittit Etbiopia. Iiic
lucet in tenebris et evanescit in iamine. et fit in ipso re-
ciprocatio coloris non determinati velut in queren
putrefact^ et in noctiluca.
10 26 Demonius lapis est bicolor. confert febrici-
tantibus, venena pellit, tutum reddit et victorem.
27 Diadocos lapis est pallidus. similis est berillo. maxime
excitat demones et fantasmata. et applicatus defuncto iamitttt
vires.
15 28 Dionysia lapis est niger, et mical rubeis guttis. hie
odorem hal>et vini. odore ipsius fugatur ebrietas.
29 Etites lapis est. color puniceus. in littoribus oeceani
vel in nidis aquile reperitur, aut in Persia. bic continet alium
lapidem. et suspensus sinistro iacerto confert pregnantibus et
20 ad sobrietatem, äuget divicias et amorem, et faeit victorem et
favorabilem et incolumem, et cadueorum prohibet casum, et contra
abortum et laborcm pregnantis est. si de veneni frnude suspectus
sit tibi aliquiS; sub cibo eins bic lapis positus cibum deglutiri
prohibet si reus est, et si lapidem subtrahis a cibo, ipsum mox
25 degluciet. (aquila nidum per ipsum munit).
2 niellis a ö crisopasion (io) a (crisoptasion Fj -prasas Sotin.
n. hid., -tapsus -ptasius v. l. Solin. (vgl, Mommten ad 30, 34)
12 dyacodes a (dyacodos FA, diadocos B) 17 echytes a (echites b)
' oeceani ab 18 Persia (F): pericia a (persya b) 20 ti ad
sobrietatem b (B) 21 favorabilem b (B): aniabilem a 25 aquila
— munit au$ b: fehlt a
24 chryselectras (V. 8, 59) » M. 59 <aus Isidor).
25 chrysoptasios? («« chrysolampsis Plin. Isid.) (V. b, 61)
= M. 00 (aus Jsid. = Solin.) u. unbek. qu.
20 daemonius (diainon Albertus) (V. 8, 64). aus unbek. quelle,
fehlt hei M. vgl. Ps. Gal. De plantts 34.
27 di ad och OS (B. V. 8,65) «> M. 57 (aus Evax, dessen aufaog, die
heschreibung = Plin.).
28 dionysias -« M. 58 (aus Isid. <= Sotin.).
29 a etites (B. V. ^, 23) ^ M. 25 (aus Rvax, vgl. Aetius ii, 32).
tND ARNOLDüS SAXO 435
30 Eliotropia geiiima est viridis, similis est smaragdo,
cum sauguiiieis guttis. hunc mittit Ethiopia et Cyprus et India.
liic lapis in aquam positus eaiulem que in vase est aquam, cum
radiis solis opponitur, ebuliire facit et resolvit in nebulam, que
püst pauhilum imbrem inducit. bic reddit bominem bone fame, 5
et vaticinari qiiedam, et iticolumeni et longe vite. contra fluxum
sanguinis valet et venena. si ungalur cum berfoa eiusdem nominis,
in fallendo visum liominis bomo se videri probibet.
31 Ematites lapis est rufus ferrugineus. bunc mittit
Africa et Etbiopia et Arabes. valet contra vesice fluxum et ocu- to
lorum dolores et contra morsum serpentis et fluxum ventris et
carnem supeHluam et menstruorum fluxum et contra Sputum
sanguineum. et vulnera et ulcera et visns ebetes sanat et
asperitatem palpebrarum, et est virtus lapidis stiptica.
32 Enydros lapis est. distillat perpetuis guttis, nee li- 15
(|uescit omnino nee eßicitur minor.
33 Epistites lapis est rutilans et robtemidus, natus in
bimari. ex parte cordis gestatus tutum servat, bompescit sedi-
ciones, coercet locustas et volucres et steriles nebulas et grandi-
nem et turbinem a fructibus terre. et oppositus soli ignem et 20
t eliotropia: «o alh 3 i qua a 4 oppoilus a 5 post b (B):
pt n 6 et vat. q. so auch b 8 homo se invisibiiem facit (erklä-
rend) b (F) 9 emathyles a (-listes b) 17 epistites (MBP^): epystrites
ab (A) (derselbe auch als efestis bei V, S, 66) in bimari nämlich
Coriniho (so poetisch Harbod, statt Goryco Ptin. Isid. — natus in mari
Albert!), falsch gelesen in Gorintho Dias, beiF, aus Evax u, Is, bei V, 8, 66
19 cohercet ab loc. et vol. ab (BVA) statt volacres locustas 3/. 467
30 heliotropium (B. V. 8, 67) = M. 29 (aus Isidor u. Evax, der
mit den magi bei Plinius 37, 165 zusammen trifll, uralte tradition aucb
hier beweisend, auch in der beschreibung wieder).
31 haematitis (B. V. 8, 6S) »r M. 32 (aus Evax, u. a. qu. vgl.
Thomas, der derselben — vgl. Piatear. — auCser Marbod zu folgen
scheint, u. Isid. 16, 4, 16).
32 enhydros (Enhygros v. I. Plin.) (B. V. 8, 70) = M. 46 (aus
Solin.), das Square' wonach Marbod fragt, hat Bartholomaeus er-
mittelt und aus diesem sich Albert angeeignet (auch Thomas
gibt blofs die tatsachen nach Marbod).
33 hepliaestites (B. V. 8, 70) » M. 31 (aus Evax. vgl. Isid.
== Plin.).
28*
436 ARISTOTELES DE LAPIDIBUS
radios emiltit. si hunc lapidem in aquani ferventem proieceris,
cessat eius ebuUicio et post modicuin frigescit.
34 Exacolitus iapis est varius. in vino positus,
si ab eo potetur, valet contra iliacam et colicam
5passionem.
35 Exacontalitus Iapis est ex lx coloribus distinctiis,
parvus vaide. et reperitur in Libia et apud Trogoditas, hie
oculos homiDis efficit tremulosos.
36 Falcanos arsenicum et auripigmentum idem
to Iapis est, rubeus et citrinus. et habet naturamsul-
phuris, cale faciendi et desiccandi. si eriappona-
tur in album transmutat. et omnia corpora metal-
lina exurit preter auruni.
37 Filacterium gemma et crysolitus unum est
15 et eiusdem virtutis.
38 Gagates Iapis est, alius glaucus, alius niger. et est
levissimus. nascitur in Lyhia et Britannia. per attritionem cale-
factus paleas attrahit. et facile combustibilis est. confert ydro-
picis, firmat dentes. eius sulTumigium reddit menstrua et prodit
20 moii>os caducos et fugat serpentes. et valet contra ventris Sub-
versionen! et fantasmata. et confert demoniacis. et aqua ab
eo lapide bibita, si bibens est virgo non urinabit,
si non est virgo urinabit, et sie virginitas in eo experitur.
et est contra laborem parturieutis.
2 post modieum (MB), -mod' a (po8t modum A) fehlt b 6 exo-
licetos B (vgl. z, 3) 9 falcanos alF): falcones A 11 eri (F)
fehlt a 14 filaterium a est: de (esse) a 17 Lybia ab per attri-
tionem b (F): perfrictionem (mit correctur) a 19 suffo (so mit
liicke) a (suflumium b, »uffamigatio FB) • 20 valet F (fehlt ab)
21 et q, (so) aqua a
34 exacolitus (?): so aus Arnold auch Albert, fehlt bei MBV. wol
einerlei mit dem folgenden (v. 1. aus a. qu.).
35 hexecontalithus (B. V. S, 71) =r M. 3S (aas fsid.) u. unbek.qa.
36 falcanos i? V. 8,72), wol aus einer alchymist. quelle (aus der-
selben ausführlicher Alb er I). vgl. Gonstantin. De grad. p. 3S3.
37 phylacterium (V. S, 72. auch bei Alb.): aus unbek. qu.
38 gagates (B. V. 8, 22) » M. 18 (aus Isidor, Evax — vgl, Aet.
II, 24 etc.) u. unbek. qu. (aus derselben Thomas).
UND ARNOLDÜS SAXO 437
39 Gagatromeus lapis diversi coloris est, Tarius^ similis
pelli capriole. hie porlautem reddit victoreiti hö^tiUm.
40 Galacia gemma est candorem et figutanfi häbens gran-
dinis. hie lapis omni tempore frigidus est dec ab igoe ealefit
unquam. 5^
41 Galaetites lapis similis cineri. hünc fifiittit Nilus et
Achelous. hie dat saporem et suecum laetis. et in ore elansus
turbat mentem. eircumdatiis eollo ubera replet lacte. et ligatus
t'emori dat faciles partus. et si vespere, cum B6le mixtus aqua,
cireumspergatur ovili, oves replentut* läcte et Scabies fugatur 10-
ab eis.
42 Geraeites lapis est niger. qui hunc ore gestaverit,
magis eogitaeionum et opinionum iudex effleitur et seiet quid
alius cogitet de eo. et dilectum et amabilem reddit eum super
quem est. , sie probatur eius virtus : nam corpus nudum inunc- l^
tum melle et muscis expositum intacium relinquunt ipsum, sed
si lapidem ab eo auferes, sugent corpus et cormmpent.
43 laspis gemma est multorum colorum. optimus est qui
viridis coloris est et translucentis. huius xvii sunt species, sed
hec utilior est. hie in argento locandus est. de muUis trans- 20*
mittitur partibus. gestatus fugat febres el ydropisim, et mulieris
partum accelerat et iuvat, et reddit gratum et potentem, et facit
tutum et pellit fantasmata, et luxuridm cofaibet et negat
1 variis a 6 Galaetides a nybas et acholeos a 7 suecum
{am V): fehU (saporem et laetis) a 9 femore a 12 Gerachite ah
(Gerachidem dh, .. de i^^ geraeites und ierachites B) 13 efficiuntur
a et seiet quid aiius eogitet de eo (M) fügt b kin%u: fehlt a
15 corpus dh» gestantis (f^ vgl, B) 16 rel. ipsum: comtruciion ver^
befsert bei V 19 xvii b (M): \ a {A) 21 ydropisim ab (B)
inrtis (raultis) init lücke dahinter a
■ '■'■■ I I . ■ « I I I ■ I r I
39 gagatromeus (nur Alb., nicht BY) mm M. 27 (aus Evax). Alb.
führt Arnolds worte als aus 'Avieenna' (falsche iesart?) an. vgl. oben
17 und 8.
40 chalazias (ß. V. 8, 74) «= M. 57 (aus Isid.).
41 galactites(B.V.8,73) = M.42(aus!^d.u.EVaxvfcl.Aetiusn,17).
Arnold wird citiert bei Alb. als *dicilur in libro de Hgatnris iJhy8icis'(!).
42 hieracites (B. V. 8, 75) =- M. 30 (aus Evax. vgl. Diogenes De
lapid. bei Aellus n, 30).
43 iaspis (B. V. 8, 77) = M. 4 (aus Eväx, Isidor M, a. qo.) und
unbek. qu. (vgl. Ar. bei Arn.).
438 ARISTOTELES DE LAPIDIBUS
conceptum. el eins virtus est contra fluAum sangui-
n is et mcnstruoruni.
44 la eint US aquaticus gamma est. color rufus vel
ceruleus. et sunt tres species scilicet granati et citrini et veneti.
5 frigidi et durissimi. sed granati meliores et qui medü sunt inter
rarum et densum et perspicui. transmittitur de Ethiopia. tristi-
ciam fugat et vanas suspiciones. et est confortative virtulis cor-
porum. et collo suspensus vel digito securum reddit etdignum
hospitibus. et est contra pestiferas regiones. et dat vigorem
lOniembris et somnum provocat et vegetat nervös.
lacinlus saphirinus confert divicias, et naturale
ingcnium prestat et leticiam. et est eiiis virtus
contra toxicum.
1 est fehlt a (eius virtus fehlt h) 3 iacinctus üb (F) 4 et
veneti meliores (jui a (ded granati meliores inter r. et d. perspicui b, sed
mel. sunt granati et qui etc, V vgl, B) 0 perspiciii b (F): p fol coi
a (so) 7 suspiciones b (MF): disposiciones a 9 hosübas a
10 vegetat vel confortat erklärt B 11 saphyrus a, saphirus b (saphi-
rinus A) et confert a
44 hyacinthus (B. V. $»76) = M. 14 (aus Constant. De grad. und
Isidor — die 3 species, ihre virtus, und 1. granatus -« ru^is t. 219—24
aus Gonst., 2. venetus = ceruleus t. 225—232 aus Isidor, lind 3. dtHni
===: pallidi kurz als abschlufs der einteilnng t. 233, nebst rirtus fortgesetzt
aus Constantin v. 234 — 38, endlich fundort aus Isid. v. 239 — 40. granatus
bedeutet in Gonstantins Übersetzung und also bei Marl>od u. Arnold nichts
als rufus, hat aber bei Albert anlafs za grofser Verwirrung gegeben, da
dieser unsern granat verstand, wahrend Const. und die Araber den nibin
meinten. Thomas hat ein besonderes (zunächst selbständiges) kapilel über
den *granetu8 lapia est colore pulcerrimus. colore consimilis est peoe
rubino sed crassioris coloris ut rose, difticillinie scolpi potest. hic mtilal
clarius si substernatur ei color niger (folgt wfirkung ans Marbo4> gefunden
in Aethiopien v. 239 und — neu:) circa Tyrum inter harenas expolsos
maris fluctibus. Quoddem eorum genus estquod violacium dicitur, quia
quendam viele colorem mixtum habent rubori. et hoc genus m^a est
inter cetera preciosum et pulcrum assimilaturque balausto. Granatus de
genere iacincti est/ dieser letzte satz (auch in dem blofs Marbod wieder-
gebenden cap. de iacincto wiederholt) bezieht sich wieder auf Marbod und
also auf den. 'granatus' des Gonstantin und wird daher von Albert gerügt
mit den worten 'Et quod quidam dicunt hunc essedegeuere hyaciothi est
falsum.' der schlufs Ui aus unbek. quelle. — die Unterscheidung von
iacintus aquaticus und saphirinus bei Arnold (woher?) hat den Albert zu
der ausdrärklichen aufstellung zweier genera hyacinthorum veranlafst
UND ARNOLDÜS SAXO 439
45 lenia lapis est. gerenti hunc siib lingua confert divi-
nare et quedani predicere.
46 Iris lapis est cristallo similis. huius %ura sexangula.
a mari rubro transmittitur. hie radiis solis subiectus vaino colore
iris proximuni parietem inficit, ut colore. rubeo flavo viridi. 5
ac citriuo velut in radii dispersioae per remos. ,
47 Kacabre lapis est et gagatas idem, scilicet
mollior, nee virtutibus ab eo discrep^ns nee coloxe.
48 Kabrates lapis est similis cristallo. eloquen-
tiam dat et bonorem et gratiam, defen(|it a qoxüs io
et ydro pisim curat.
49 KauDian lapis est. color albus, vel variis
coloribus distinctus. cauma idem ^uod inceiAdium.
nani in locis sulphureis calidis reperitUTr bqius
virtus maxime existit ex diversitat^ sculpture in eo. 15
50 Liguri US lapis est. color electri. et cum ;roateria
ab inguine lincis distillat, consolidatur in lapideou yirlMs.eius
est paleas attrahere, et est contra dolorem stomachi et ictericiam
et fluxum ventris.
1 ienia (B): iena a (hiena ^^4) gerenteiii a .3 yrim (si>) a
(vgl. bei r unter y) 6 velut i radiis afpfio» premos (so) a .8 8.
mollior a (sed melior Fj4) nee: aut (colore) a (F) 12 kaman ^^
tG lygurius a (lig^ aufih B^F) materia a (dh, urin») stait Mar-
büds 'quod stillat' IS icteiiciaia: #o auch A
45 hyaenia :=» M. 44 (aus Isidor =» Sol.) vgl. Albert, p. 232;
aiunt tanien antiqui Evax etAaron (dli. Arnold us!),quodpo8itus sub lin-
gua confert divinando praedicere futi^fa. (ebenso ist ^sidorus et Afoq' bei
Albert s. iscustos =r iscistos Isid. «■ ax^ffros nichts als Isid. u. Arnold
u. Tbomas).
46 iris =: M. 47 (aus Isidor).
47 kakabre (V. 8,78). vgl. Arnold. De virt. univ. c. 8 (= Aristot.
beiVinc). karabe oder kakabre (so Gojsstant. De grad.) arabisch der bern-
t
stein (vgl. Simon Jan. etc.) ursprünglich persisches wori cahruba «■ stroh-
räuber (harpax Plin. 37, 37) S. de Sacy Chrestom. ar. in, 468. YhHMartin
Du succin. Par. 1860 (M^m. pr^s. ä l'ac. d. inscr. vi, 1, 1) p. 21.
48 kabrates iB. V. 8, 78).
49 kaum an (V. 8, 79). alle 3 (47—49) aus Arnold auch bei Albert.
50 lyncurius =» M. 24 (ans Solia. und — contra Q. venlris^— aus
a. qu. vgl. Dias, bei V. 8, 80).
HO AHISTOTKLES DE LAPIDIBLS
r>l Li|)ar<*a 4*st hipis de. Scyticis partibus. eins proprietas
Cht quod oiinie geiius besliuium ad ipsius presenciam properat
cito et ipHiiiii iiitiietur.
r>2 MagnetcK lapis est ferruginei coloris. traDsmittitur de
6 Ti'o((oditis \v\ liidia. hie ferrum trahit. reconciliat maritos uxori-
1)UH et i*. ci)hvei*so. et äuget gratiam et pei^suasionem et decorem
HeriiiouiH et l'uciiltatein disceplandi. et cum mulsa curat ydropisim
et H p 1 e II e ni (* t a 1 o p i c i a in et arsuram. pulvis eins aspersus
larbuniliuH per aiignlos domus, ei qui in ca est, falso edificii ruioa
10 videbitur e\ vertigine et cei*ebri commotione. et si caste mu-
lieris doimientis capiti suppouatur, suo se marito (in soudo)
tunc »pplicat, sed si aduUera est, subito de lecto tiinore fantasie
se niovebit. et i*st potens in artil)us inagicis.
58 Margarita gemnia est. color candidus, sed iuveoes
ir> concbe dant candidiores baccas. ex marinis conchis toHitur. et
i| n e d a ni ex b i i s p e r f o r a t e s u n t. et in touitruo fit aborsus
in eis, quia prc tiniore clauduut se coDche. ros matutinus facit
Candidas niargaritas, vespeitiuus facit fuscas. meliores mittit
Indiu et Britannia. babent virtuteui confortaDdi spiri*
'^otus, et contra cardiacatn et sincopiu et coutra
l'luxum sanguinis valent et lieDteriam et diar-
r i a ni.
1 lypparia a (Bi de syticis (syrticU #> ptibj m: sti^cos ä''(!J
4 uia^uetis a ( iiia«riie«i \t\ oiagnel«s' Th9.) 5 trogodhis m <tfig»>
tulis öi luarttuni «i 7 senuoiiis dat ti f. discepUndi dat k
> aUoi»ici«ui tf^ (lulvis ... \tdebitur tso) mb 9 fabe m tO Tir-
ttitie iv'((tne) a tt in soninis (S9 ^> fekli a 12 tuac fMt b
üe ^.' a a Mm. vd uuio 6 iaveoes b: fekfi m fsimii ätnem «nt«
liickri 15 det . . . vavhas m ittachas bt marinis b (M^): MüUi
Ulis u 16 et lU tonilnio: vorher fwkii HttM fs. Jtmrb^d ». Ui49r^
IT quia— fusias ttius bi: f'thU u 19 spc tekli b 20 nij}t»cQfim
u 1^ ilft IX IveDteriam et dvarriaiu mb
M li|^area tl^ V. >. nOi =. M. 45 uns l$idor s» Sol. and in
bus $c>thici« «- 'in Lvbiü* Ttioaia» M V. — aus a. «{u.j.
o:i lua^ues »■ )l. 19 laife» Istdur ---der liier iiovolUtiodif ? iftcr£«
l'rv«(|[l%Hi>tett %ict. deu lat. Oiomruride» — and be$. aus Eva.\>: z. S ort
)(«iiit au;^ l^ateanM» L^e simpi. med. im cap. ^ie Up ma<ii«tis' 'citicrt
V. K2H. \«i. auch iiriiL ad PaL
>J margarita iV. n St« ^ X. $•> « f^don «. ♦'pcffama'
über Jie betikrat^i a. >\n, «PlaCranus bei V. >« >4 .
UND ARNOLDUS SAXO 441
54 Medus lapis est. coior huius unius yiridis est, aHerius
uiger. transmittitur a regione Medorum. virtus eius contra
cecitatem ocuiorum et veterem podagi*am et nefVeticam. refovet
fessos et debiles, sed si iiigri lapidis fragmenta in aqua caiida
resoluta fuerint et ad iavandum hosti suspecto tibi dederis (ex- 5
coriationem ocuiorum pertendit, et si ad potandum dederis) peri-
bit vomitu et stomachi subversione.
55 Molochites gemma est viridis similis smaragdo, et
m 0 11 i s V a 1 d e. hie custodit membra a nocivis casibus et cunas
infantium similiter. 10
56 Nitrum lat)is est subalbidus, perspicuus.
huius virtus dissolvendi et attrahendi, et contra
ictericiam.
57 Nicomar vel alabastrum idem. lapis albus,
prebet victoriatn, et amieiciam conservat et ge- 15
nerat.
58 Nose lapis est. dno genera, unum 8ul)albi-
dum, aliud variuüi. de bufonis capite trahuntur,
antequam hibat dudum vel aquam tangat. etfortein
eis quandoque apparet forma bufonis cumpedibus20
sparsis. hie lapis valet contra morsus reptilium et
veneuum. nam presente veneno varius lapis tangen-
tis digituro adurit. et ambo simul includendi sunt.
59 Onyx gemma est nigri coloris. aliud genus
1 unius: moi a 4 lapis fraci | ugta a 5 excor. — dederis (?)
aus y (vgl. AB und M): fehlt a 6 ocuiorum (B) : membronim FA
14 nycomar a 19 dudü (so) a (fehlt F)
54 medus (B. V. 8, 85) -» M. a6 (aus Evax).
55 molochite8,(B.V. 8,86) » M.54 (ausSoliiu). 'moliis' woher?
56 nitrum (B. V. 8, 87). uubek. qu. (vgl. Platear.). nicht beiMarbod.
57 nicomar (alabastrum B.) uabek. qu. (vermehrt aus Isid. über
alabastrites bei Albert). *hic lapis a Diascoride (^^ Arnolde) nicomar dici-
tur' Barth. 16, 3.
58 nose («-borax nach V. 8, 87 ^h» ßaT^ax^oi, vgl.B. V. 8, 49 nach
Thomas nämlich *borax (oder botrax) lapis est preciosus dictus ab eo quod
eum borax quoddam seil, buffonum genus in capite portal' . . . der abschnitt
ist aber sonst verschieden und Arnolds quelle eine andere als die des Thomas.
Albert hat beide, borax aus Tho. u. nose aus Arnold), unbekannte quelle.
59 onyx (B. V. 8, 87) ■- M. 9 (aus Isido^ und die virtus aus Costa
De incant. p. 319 und a. qu.) ergänzt nochmal (die färben) aus Isidor (vgl.
442 ARISTOTELES DE LAPIDIBUS
est nigrum cum albis venis. bunc mittiint Arabes et
India. et sunt v species ex diversitate venarum et co^
lorum. hie collo suspensus vel digilo excitat tristiciam et ti*
mores et in somno fantasmata, et multiplicat lites et rixas, et
5 pueris äuget salivam. et si presens sit sardius, tuac non no-
cet onyx.
60 0 p t a 1 1 i u s lapis est. valet gestanli ipsum contra omnes
morbos oculorum, et conservat acutos visus. et per omnia cir-
cumstantium oculos excecat et obumbrat.
10 ßlOrites lapis est. et sunt tria genera. est niger et
rotundus, alius viridis et roaculas albas habet, tertia cuius altera
pars aspera altera plana, et est corpus quasi ferri lamina. hie
lapis gestatus et mixtus oleo rosaceo prohibet ab adversis casibus
corpus et pestiferis morsibus reptilium et aliorum auimalium.
15 hie appensus mulieri prohibet ipsaro impregnari, et ,si pregnans
est abortit.
62 Pantherus lapis est. muhos habet colores ^arsos et
simul distinctos, scilicet nigrum Tiridem ^t nibeum. et pallidus
est et purpureus et roseus. hie luscos efficit. visus»
3 collo (ßJ^/t) fehlt a vel digito: to af^A (v. d. portatus Ä,
ligatus M) 7 oplallius: to avch fHBF {oi^XvXWan Eva^), vg4, orttiXXtoi
Orpheus 9 et oculos a \0 orites a {MBFAJ^ orlites (b^ slderites)
Evax (ostrites es slderites Orpheus: .vgl. oritis «=» siderilis und zugleich
ostritis Plin. 37, 176— 7) 17 panterüs a (pantheron im aec, M, pan-
therus Isid. BFA)y panchrodus Evax 19 est (F) fehlt a
■ ■ ■ ■ ■ ■ ..... ..■.■■■.. I < I . .
Beda bei Thomas s. onichinus). Thomas; der zwei abschnitte hat, onjrehinus
und onyx, sagt in selbständiger weise redend: *onix lapis est predosas.
hie ex parte albus est et ex parte titger', und demgemafs unter *Sardon ix
lapis est ex duobus lapidfbus (Plin. wie Isidor.) sicnatnraliterfactos, scilicet
ex oniche et sardio. In parte vero rubeas est, et hoc ex sardio lapide.
In parte vero albus et in paHe niger est, et Ml doo colores ex parte oni-
chis sunt' (danach Albert), unter Sardius heifst es dann .. *colom mbet
... hunc glosa idem dicit esse quod cornelium lapidem.'
60 optallins (^optaH'ras, sive opallus sec. Isidorum* B. Albert tnacht
daraus durch umdeutung willkürlich 'ophthalmius ... ab Ophthalmia dictos')
(B. V. 8, 89) = M. 49 (aÖs Evax).
61 orites (B. V. 8, S9) = M, 43 (aus Evax).
62 panchrus (B. V. 8, 90) =» M. 5t (aus Isid. Evax u. a. qu.) u.
unbek. qu.
UiND ARNOLDUS SAXO 443
63 Peanites lapis est genitus de machedon. et est fe*
ininei sexus. nam certo tempore concipit *et parit consimilein
«
lapidem. et confert pregnantibus. , i
64 Prasius gemma est. colorco^spicuus et viridis, visu m.
conforlat debilem, aliud ganus est cum sangi^iofis guUis. 5
tercium genus est distiuctum caadidis guttis.
65 Quirin lapis est. in nidis upupe reperitur.
hie proditor est secretori^m in aomno et au.get fan-
tasias.
66 Qyanidros lapis, a cerebro vulturis trahitur. to
valet contra quasllbet causas nocivas et replet
mamillaslacte.
67 Ranni idem est quod bolus armeni,cus. lapis
est sabrubeu's. huius virtus est constrictiva san-
guinis dissenterie et menstruorum. 15
68 Radaim et donatites . ide^)* lapis niger et
translucens. jnveniturin capite maris gallig quando
datum est comedere formicis. . idem gestatus valet
ad impetrandum quodIiJ)et.|
69 Saphirus vel syrtites idem. gemma est fulgens flam- 20
1 michendo a (inichedoq FA, vgl Maröod 4n M^cheduip regione'.
nach Solin ^Macedonia lapidem gigoit') 2 femlnei 0)/J9f^i^^; femini
(so) a 4 prassius a (A) 10 qufindros Ö/4f 13 raomy (raiuuy?)
fl, 'ranni al. ralü* F, rabii El, rama! /# * 16 radäj^m'fl (F, radaitn A)
donatides FA 20 flaniisa ('flamma F): flavus b (A)
63 paeanites (B. Y. 8, 90} « M. 34 (aus SoUo.)
64 prasius (B. V, 8,91) — M. 40 (aus Isidor.) u. «uibek. qu. (eigener
schlufs aus der färbe?). Thomas \sagt modern: (Prasius lapi^, est de-
corus et virens sed crassiofe cpiore q^am smaragdus ... Ex hoc lapide
smaragdus exciditur (smaragdmulter Alberts uud der Juweliere^ (j^ren tra-
dilion in Thomas ihren ältesten litterarischen Vertreter hat).
65—68 quirio, quanidros, ranni, radaim — ajle aus unbek.
qu., fehlen bei Marbod (ciüert von 6, V. 8« 02 — nurrfdaim fehlt
bei B. — und ohne zusats aus Arnold wiederholt bei Alb^rt)^ .: .
69 saphirus (B. V. 8, 93-Tr94) »* M. 5 (aus h, und Jßvax unter
saphirus und syrtins). über die Vermischung mit syrtites vgl. Beckmann
zu M. p. 21: sie stammt aus Evax. Thomas spricht (nachdem er wie ge-
wöhnlich Marbod wiedergegeben hat) zuerst in modernem sinne von sa-
phiri orientales (mit einem seitdem bei den edelsteinhändlern gewöhn-
lichen beiworte): 'Orientales vero saphirt optimi sunt, et maxime hü qui
444 ARISTOTELES DE LAPJDIBUS
mis ut celi puritas. optimus qui est densus non transluceiis.
hunc mittit Indica regio, aliud genus dant Syrtes. hie lapis
casluni reddit, curat dolorem frontis et lingue et ulcera et tollit
ex oculis sordes illinitus lacte, et restringit sudorem et interiorem
5 ardorein refrigerat , placat deum et pacem reconciliat, et tacta
resolvit vincula, aperit fores carceris et audacem eflßcit, invidiam
et fraudem tollit, corpus vegetat et conservat integra membra,
et flrmat in bonis animum, et mites facit et humiles, et magicis
deservit artibus.
10 TOSardonicen lapis est. hnius color niger et albus et
rubeus, sed rubeus supereminet magis. et laudabilior est qui
hos colores habet distinctos magis, et qui densior est. et sunt
V species, inter quos hec magis utilis est. transmittitur de Arabia
et India. luxuriam depellit et hominem reddit et castum et
15 pudicum.
71 Sardius gemma est rubei coloris et clari. et sunt v
species, sed hec utilior est aliis. transmittitur a sardis. hie
accendit gaudium et pellit tiroorem, audaces reddit
etacuitmentem. eteo presente onix lapis non nocet.
20 72 Sagda gemma est. color prasinus. de Chaldea trans-
mittitur. hie adheret navibus quibusdam in mari, et non poterit
abradi sine ea parte ligni qua adheret.
73 Silenites gemma est ut herba virens. color eius
velut iaspidis. nascitur in Persia. hie servat lunares motus^
2 indisa a, india b (indica al, medica M. vgl. Itid.) 3 ulcera M
(vgL Dias. u. de na. re. bei F): vulnera ab 4 illinitus lacte b (M):
linitus blofs a 6 aperit fores (b) fehlt a 1 vegetat a fW): vege-
tatum (conserrat et integra m.) b vgl, M 10 Sardonyeeo, nt^k 'Serdony-
chem faciunt' ... beiMarbod. vgl, Alb, 'sardonyx quem quMam sardmiy-
cem vocant'! 14 hominem a (FA): hmnilem B (M) 23 8i(y)lefiites
(so) a (BAF) 24 iaspis a (wie iris p, 439, 5)
vehementer splendent colore ceruleo et quasi nubeculas habent in snperficie
coloris densioris. sunt et quidam saphiri orientales qui rubith lapidem
ammixtum habent, et hü inter ceteros cariores sunt virtuteque potenteft.'
70 sardonyx (B. V. 8, 97) »^ M. S (aus Md. u. virtus aus un-
bek. qu.).
71 sardius (B. V. 8, 96) ■« M. 10 (aus fsid. u. unbek. qu. eBArisrC.
bei Arnold De vfrt. un. c. 8): virtus aus unbek. quelle.
72 sagda (V. 8, 95) ^ M. 35 (aus Solin.).
73 selenites (B. V. S, 98) « M. 26 (aus Evax iind Isid.).
U^D ARNOLDUS SAXO 445
nam crcsccnle luna crescit et ea decrescente decrescit et fit minor.
potens est ad amorem reconciliandum. et gestatus languentes
curat ac debiles.
74 Smaragdus gemma est. nam huius color viridissimus.
et sunt xn species, scitici^ bactriani, niliaci, et qui in venis eris b
nascuntur et maculosi et calcedonü. meliores sunt scitici. hie
eripitur de grifibus. et quos visus penetrat, et eorum luce tin-
gitur aer nee lux mutat nee umbra, et cuius forma plana vel
concava, melior est. hie äuget opes, et in causis dat verba per-
suasoria. collo suspensus curat emitriteum et caducum n^orbum. lo
et Visum debilem confortat et oculos conservat illesos, et lasci-
vos motus compescit. reddit memoriam, et contra
illiisiones demoniacas valet. et tempestatem ave^tit. et
valet hüs qui divinare volunt et predicere quedam.
75 Topazion gemma est. et sunt due species, unius 13
3 ac (f^) fehlt a 5 bactriani (M): brittanici a (FA) 6 et
mar. et caic. a (FA): et maculosi calcedonii sunt b hü eripiuntur
grifibus, et eripiunt eos arismaphi (u e, arimaspi) b 7 et quos b (F) :
et equos a. dat folgende stimmt mit F, dagegen in b ausführlicher und
wie oft glatter so: et eciam magis valent quos visus penetrat et quorum
luce aer tingitur et quos nee sol nee lucerna mutat nee umbre, et qui
habent planam superficiem vel formam concavam, in eis resultant visus
spectantium. ^optimus hüs situs est quorum sunt corpora plana (=» M. v,
149!).' hie lapis valet et ad divinandum et ad investiganda occulta, äuget
opes eis qui eum reverenter habet, dat verba persuasoria. collo suspensus
curat et enutrit euum (so) et caducos, emendat visum fessum, compescit
lascivos motus, et tempestates avertit. et ablutus vino vel peninctus olivo
proßcit in magis viridem decorem, reddit roemoriam, valet contra
demones et hostes (teheint aus Marbod selbst geändert und et-
gämend erläutert, nach der absieht diesM aus%ugs aus Arnold über-
haupt) 13 valet F (S, 102 Dias,): fehlt a (statt dessen et und
lücke) 15 topazion (so) a (FA 'topazius vel topazion indeclinabile' /^,
vgl. Isid.), topazius b
74 smaragdus (B. V. 8, 100. 102) » M. 7 (aus Isidor und Solinus
und Evax u. a. qu.): dazu die unbek. quelle.
75 topazius (B. V. 8,106) «=> M. 13 (aus Beda, Isid. u, unbek. qu.,
vgl. über die 2 arten aus Beda dieGlosa super apocalypsin c. 21, auch bei
BV, über das bullire auch Arist. bei Arnold De v. u. c. S) u. a. qu. (vgl.
aus derselben Jacobus deVitriaco i, 91 ..topazius aurei coloris et imaginem
iiituentium transversam repraesentans. est autem frigidae naturae et valet
446 ARISTOTELES DE LAPIDIBLS
color siDiilis est puro auro, alterius clanor et magis teuuis.
oascitur iu Arabia et insula eiusdem nominis. valet contra emor-
roidas et luuaticain passiouem, iram sedat et tristiciam,
et valet contra noxios motus et frenesim et contra
ouiortem subitaneam, et ferventes undas compescit, et buUire
eas probibet, et idolnm extrinsecus receptum ut ia
concavo specnio inversum representat.
76Turcois lapis est. color flaYos, in albam
vergens. dicfus a rcgione Turkia in qaa nascitur.
10 et est Tirtus eins visum salvum couservare eta
nucivis extrinsecis casibus, dum soper ipsum est,
et bilaritatem inducit.
77 Varacb velsanguis draconis secundum Ari-
stotilem lapis est.secundonnniedicossuccusherbe
I5rubeus. virtus eins contra quemlibet fluxum et
precipue sanguinis, et ex eo et argento vivo fit
a 1 g a 1 a.
7S Vernix est lapis arnienicus ideni, coloris
siibalbidi. lue valet contra melancoliam et valei
2() contra Vitium splenis et epatis et cardiacam pas-
siouem.
79 Virites vel pyrites idem. gemma esL color fulgeus ut
1 altmos clariof est niagis et tf nuis F, alterius clarior est magis
tenais h: alterius color est magis tenuis m 5 iaaatkam m. iBAVu «0
Arnold nach fmUeker lesarl kei Mmrkod r. 216 loiiani Utall timaiii itid.
Hin. vgl, Thomas 'limam seatire \*idetar'l. äoekv^LMB S Uirrors m
i-cois /'. -chois J. ^turchogis sive lariiois' Bß tl extriasecis m (§•')
M oiodicas faris a IS veoix y idem (ide to^ a 22 Viritet A
ifekU BFß, L'rites m (dk. rites mit rottr imlimle Uk bei Tkommt iämket
an 2 stellen bei Alberit 'Perites vel PeridoBius*
contra luxuriam ...i. Beda izur apocal. 21^ den Marbod benutzt, folgl hier
s^elbst eiaer unbekaooten quelle, >ȊhreDtl sonst seine erklimngeii der
12 steine meist aus Isidor stammen.
TC turcois iB. V. S. 106): unhek. «|ue]le. fla^iis dh. blao. t^I. c. 4<>.
M» USH.
TT rarach tV. S. lOTh dgl.
TS Vernix (V. 9, lOTi: dd. fvd. Phtearius über bpis aimenos «iiler
)a|*is lazulil.
T9 I virites?! pyrites t= M. 5«> «aiis Isidor. bei den aber twie
M Jac. de Vitr.i 'persicus' slati 'aniieoicn>'. v«l. Solin. c. 3T>. v^l. Ar.
UND ARNOLDÜS SAXO 447
ignis. eius virtus est ut leviter laiigatur, quod si fuc^rit pressus
nimium, adurit digitos tangentis eum.
80 Zimech vel celestis. color esfflavus corpu-
sculisaureis. etfitindeazurium. virtus eius cohtra
nielancolicam passionein, quartanam et ^y%copiin5
ex vaporibus melancolicis.
SlZignites lapis est coloris vitrei.idemest
quod euas. gestatus collo valet contra nictaldpam,
et sanguinem stringit, et mentid alien'atidtiem
depellit. et si tenetur ad incendium ignis, extin-^o
guitur flamma eius. m <
t pressus (M) fehlt a (stall desseti eine Uicke) ; 3.ziiniech B,
zemech A, zimeniellazuri r (stall zimen uel lazuri) 4 cum c. aur. AT
5 et Contra qu. f^ 7 color vitrei (so) a 8 euas a: euax A
(nicht bei BF) uoctilepam a (noctilopani A, uictilopam )B)
80 zimech (B. V. 8, iOS): aus Plateariüs s. lapis laztili (deu B. an-
führt und ausführlicher ausschreibt), ist cyanea Isidor 'IB,' 9, 7 (Soi.,
Plin.). Thomas sagt selbständig: 'Est et qui habet colortm sicut criso-
litus sed paululum.viridior est.'
81 zignites (B. V. 8, 108): statt lychnit.es vgl. ,£vax c. 28. —
alle diese (76 — 81) ebenso auch bei Albertus wiederholt.
Zweiter Anhang zu III
ÜBERSICHT DER WERKE DES ARNOLDÜS SAXO
in cod. Ampi. oct. 11
(m. s. XIV).
Incipit über de r...ibus (rifs im pergament: finibus?)
rerum naturalium.
(1) Capitula prinii libri. Quellen: In libro tymei platonis
1 De celo et uuindo (sehr viel benutzt)
2 De osscncia prirae cau^e '" ''• de causis arist, (2. 9)
:{ De boniUte prirae cause ^ "• _^^e^Prt"- '«'"•• «» materia ar.
4 l>e probacione prime cause ;„ ,;. meUphisicwum «r.
5 De providencia prime cause in li. phisicorum ar.
448 ARISTOTELES DE LAPIDIBUS
6 De ydea in li. de coosolacione phil. boedas
7 De vle ^^ ^'' ^^ ^^°' ^^ ^^"' *"*
r, rk ' •• in li. cyceronis macrobius
8 De anima mundi • i- y u * • .: /^x
in li. de V substanciis an. (7)
9 De anima rationaü i« n. ^e anima ari.
10 De immortalitate anime in li. de spermate galienos
1 1 De quiete et penis anime in H. de unilate boecius
12 De natura celi *" **• ^* *^^*^ ^* '"""''** ®^^- "®^*'"
- o rv !• j- Iranslacionem ari. (12 cf. 2, l)
13 De forma mundi . ,. ^ .^..,-
in li. Tegetabiliom ar.
14 De mundo archetipo
Incipit über primusdeceloetmundoarnoldi.
pro log US.
Deus unus est omnium creator misericors et iustus. post-
quam in eius nomine completus est sermo de libris philosopho-
rum per ordinem textus sub eisdem verbis abreviatis a me.
arnoldo saxone. numeroque .C . et nonaginta exceptis libris me-
dicinalihus ut facilius in componendis libris auctoritates sie pa-
terent. Nunc ergo sicut prius utilitati comuni subserviens propter
deum. ut sit omnibus mobilis affluencie rerum contemptus. fature
felicitatis appetitus. in bonis actibus mentis illuslracio. quonim
primo nihil honestius. secundo nihil felicius. tercio nihil efB-
cacius iudicandum. propter hoc quidem librum vobis composui
sub eisdem verbis et eodem textu philosophorum cum deroon-
stracione librorum cui (statt quorum) innitor auctoritatibus sin-
gulorum. Ilic über est distintus in .v. libros. cuius titulus est
de celo et mundo, in quo de materia celi et mundi et eorum
contemptis (^» contentis) modernorum omnium philosophorum
a prima causa rerum omnium gradatim per infferiorum causanim
ordines usque ad terre centrum singulorum sententias ordinavi.
et si que earum obscure videntur vel eronee sane per exposi-
tores algazelem vel rasy vel calcidium intellectui referantur ut
ex diversa philosophorum materia ac singulorum opinionibus
maxime valent vel valeant (so) animi perlegencium sub brevibus
habundare.
(4 bll. zu je 2 spalten).
(ll)Capitula secundi libri. Quellen (neu binzukominende):
1 De natura stellarum '" "• ^« ^^^^ et mundo gecTcterm
^ rk *•!- « Iranslacionem (l cf. 3, 1)
2 De motibus astrorum • i- * i u-
lo h. astroioye marchiaous
UND ARNOLDÜS SAXO
449
3 De natura planetarum
4 De motibiis et iudiciis plane-
tarum
5 De saturno
6 De iove
7 De marte
8 De sole
9 De venere
10 De mercurio
11 De luna
12 De eclypsi solis et Iiine
13 De accensione (sq) lune
14 De effectibus accensionis
lune
15 De anno mundano
16 De natura circulorum orbis
17 De Stridore circulorum orbis
18 De qualitate et distancia
circulorum orbis
19 De quantitate terre
20 De centro et figura terre
Incipit liber secundus.
(3 bll.)
(III) Capitula tercii libri.
1 De generacione elementorum
2 De natura elementorum
3 De effectibus elementorum
4 De generacione et corrup-
cione simplicium
5 De generacione et corrup-
cione compositorum
6 De generacione animalium
7 De generacione plantarum
8 De alimento et aucmento
plantarum
9 De perfectione et essencia
plantarum
10 De accidentibus plantarum
Z. f. D. A. neue folge Vk
in K. de motibus astrorum albumasar
(2. 11)
in li. de proprietatibus elementorum
ar.
in li. de motibus planetarum ptolo-
meus
Quellen (wie oben): In li. metheo-
rorum ar.
in li. medicinali avicenne
in li. de elementis ysac
in li. de dieti» uaiversalibus* ysac
in li. de animalibus ar.
in li. de sompno et vigilia ar.
in li. de plantis iorach (12)
in li. de febribus ysaac
in li. megategni galienua
in li. de complexione ga.
20
450
ARISTOTELES DE LAPIDIBUS
11 De diversitatibus plantanim
12 De affectibus plantarum
1 3 De causa putrefactionis om-
nium
|4V4 bl.)
(IV
1
G
8
9
U)
tl
12
13
14
15
1<)
17
) Capitula q uarti libri
De galaxia
De comeüs
De perpendiculari igoe
De assub
De rotunditate continente
solem
De pluvia
De tonilnio et coniscatione
De vri
De rore et nive
De grandine
De ventis
De turbine
De terre motu
De mari
De aquis flumiuum
De aquis calidis
De locis ardentibus
(3 bll.)
(V) 1 De generacione moncium
2 De generacione lapidum
3 De generacione mineranim
4 De argento vivo
5 De plumbo
G De stagno
7 De ere
8 De ferro
9 De argento
\{) De auro
11 De effeclibus minerarum
(2Vj bl.)
in li. de accidenti el morbo gf.
in li. ethicorum secundum veterem
translaciunem tri. (13)
in 11. de morle et vita ari.
Quellen: in li. metheoronim ar.
in li. de naturalibus algazel <6)
Qnelien: fast ausschliefslicb
in li. metheor. ar. (wornDter auch
der bekannte anhang von Avi-
renna ^Ttrra para lapis noo
fit' ... hegritTen wird) und
in li. alchimie bermes
UND ARNOLDUS SAXO
451
(VI) Capitula sexti libri.
1 De natura geneiacionis ho-
minis
2 De natura operacioois ho-
minis
3 De nat. gener. quadrupedum
4 De nat. oper. quadrupedum
5 De nat. gener. avium
6 De nat. oper. avium
7 De nat. gener. piscium
8 De nat. oper. piscium
9 De nat. gener. reptilium
10 De nat. oper. reptilium
Ou eilen: In )i. de coitu constan-
tinus
Galieaus in li. de cura membrorum
in li. de spermate Ga.
in li. pantegni constantinus
in li. de animalibus ar.
in li. medicinali avicenna
in li. de iuvamentis merobrorum G.
in li. reihori^orum tullius
in li. viatici constantinus
in li. de siniplici medicina serapion
\2. 4. lü)
in li. physionomie loxus (2)
in li. physionomie palemon (2)
in li. de differencia spiritus et anime
ar.
in li. de animalibus iorach (^—10)
in li. de dielis particularibus ysac
in li. de dietis universalibus ysaac
in li. complexionum galienus
in li. de teriaca galienus
in li. de malicia complexionis ga.
supra librum de sensu et sensato
algazel (4)
(hauptquellen Jorach und Ar. de
animalibus)
prologus arnoldi.
Postquam completus est a me. arnoldo saxone. über de
celo et mundo, in quo a prima rerum omnium causa per(in-)
leriorum causarum ordines usque aü terre centrum de celi et
rnundi et eorum contentis modernorum philosophorum omnium
stMitencias demonstravi. verum si (so) in materia magis simplici
tarn corpus quam animum fatigatum laboribus recrearem. librum
de naturis animalium iam compossui. cum diversitate plu-
rima que a virtute universali vel secundum naturam sunt (so)
singülis animalibus attributa. in quo sub eisdem verbis et eodem
textu philosophorum et demonstracione librorum sub singuIis
eins (so) libris ipsorum sentencias ordinavi. Nam primus de
liomine. Secundus de quadrupedibus. Tercius de avibus. Quar-
tus de piscibus. Quintus de reptilibus in v libros sie distintos.
(im text nur als ein buch: vi — x
11 Vi bl.)
29*
452
ARISTOTELES DE LAPiDlßLS
(XI) 1 De homine
2 De animalibus rapacibus
3 De doniesticis et eorum
membris
4 De avibus
5 De piscibus
6 De reptilibus
7 De plantis
8 De lapidibus
9 De sppculis ♦
10 De Vita
Quellen (alle): Ar. in li. desompno
et vigilia
in li. de naluralibus zenon (1. 7. 8)
in li. viatici constantinus
in li. de sensibus velbetus oder bei.
(l. 3)
in li. de membris escolapyus (2. f»)
in li. romanonim pictagoras (2 — 7)
in li. de animalibus ar.
in li. de iuvamentis membrorom Ga-
lienus
in li. medicinali avicenna
in li. de venenis alchyldis (6)
in li. de tiriaca G.
in li. curacionum almansor
in li. de coitu constanlinus
in li. vegetabilium ar.
in li. metlieor. ar.
in li. de lapidibus ar. (S)
in li. de speculis ar. 1 , » . . ,
. .. , . . I P?« P« 376.
in li. de visu ar. (10). I
prologus.
Cum in eo libro qui de celo et mundo, et in eo libro qui
de naturis est animalium. et quem de gemmarum virtutibus com-
possui magis ea que naturalia sunt ex prout eorum expetima (so)
sim prosecutus. nunc vero que a virtute universali seu a tota
substancia vel a forma specifica sunt operaciones a pluribus philo-
sopbis collectas eisdcm verbis sub brevibus ordinavi. Unde
librum de virtute universali in. x. capitula iam distinxi.
a sua quidem operans substancia seu a virtute universali. et
illud quod forma sue speciei operatur quam acquisivit post
complexionem. cum eins simplicia se commiscuerunt. et ex
eis generata fuerit res una sicut virtus attracliva que est in
magnete. et sicut specierum cuiusque vegetabilium et anima-
lium illa quam babent post complexionem. neque est complexio
Simplex vel composita. sed est verbi gralia. color aut odor aut
anima vel alia forma non perceptibilis unquam sensu.
15^2 bl.)
UND ARNOLDÜS SAXO
453
(XII) De virtutibus lapidum.
Ad tollendas . . . (s. oben)
(4 bll.)
und dann (über secundus nach cod. Erlang.): In quocunque
lapide inveneris vel arietem vel leonem atque sagftarium in*
sculptum Uli lapides sunt ignei et orientales faciunt sc ferentes
gratos ... (1 bl.)
[hierzu kommt endlich noch das im Prager codex erhaltene über
de coloribus gemmarum et lapidum].
(I) 1 De virtutis difGnilione Quellen: In IL relhoricorumtuUius
2 De virtutis divisione ^" ^'- sapientie seneca
•^ De virtute intellectuali et ^" ^*' topicorum boecius
O Lft, VII Lilie llliciU^CLUall Ci • 1« II • 1
m Ii. etlucorum secunduno veterero
consuetudinaü
4 De beatitudine
5 De temporis observancia
6 De loci constancia
7 De vite perseverancia
S De mortis presencia
9 De eternitatis custodia
translacionem ari (1. 3. u, 3. 4.
m, l. 6. IV, 6. V, 6—9. dh.
Ethica vetus a» 1. ii— ni)
in 11. cyceronis macrobius (dh. Somn.
Scip.)
in Ii. de copia verbonim seneca
in 11. de republica coosolatus sa-
lustius (3. 9. II, 9. III, 1. IV,
2—4. 8. V, l. 2. 5. 7)
in Ii. de amicicia tullius
in Ii. de paradoxi (so) cicero
in Ii. de proverbiis seneca
in Ii. de consolacione philosophie
boecius
in Ii. ethicorum secundum novam
translacionem ar. (4 und v, 1
dh. Ethica nova •» üb. i)
in Ii. de senectute tullius
in ii. de noalificiis adcata (:te)linaro
cycero (.5. 8. v, 1. 8. 9)
in Ii. de officiis tullius
prologus.
Arnoldum de moraübus sie intellige completo sermone na-
turalium velud libri de celo et mundo, et libri de naturis ani-
maüum. de virtute quoque universaü. libro pariter et de
gemmis ex quorundam amicissimorum (amicicimorum cod.)
instancia librum de moralibus pro quaütate materie (m*)
philosophorum iam compossui (quem) per. v. libros speciales sie
distinxi. nam sub eodem textu moralium omnium philosophorum
cum demonstracione librorum per capitula singulorum'sentencias
454
ARISTOTELES DE LAPIDIßUS
ordinans (so) cuius ordiaacionis perfecta racio per tuUium in re-
thoricis ubi virtutum partibus utitur poterit inveüiri. Querant
ergo ex hiis conscriptis solacium cum venia dum orant. miseri
discant saltim ex virtutibu8 philosophorum ut seiant et velini
ßrme ac iomutabiliter qualiter deo placeant operari. Cogor ita-
que nunc ea loqui cum seneca cordubinsi(-bin so) qui ad pauium
loquitur. Interrogabitis fortasse quis sim qui ego scribo quis
man US
si nimius quis babear homo pauper sum si me haben dives ^um.
et quid perdam. qui se habet nihil perdit. caqsas paupertatis
mee reddam. sie evenit mihi quod plerisque (plerique cod.) non
suo vicio ad inopiam redactis. omnes ignoscunt. condolent
non succurrunL
(5V2
bl.)
(11) 1 De prudencia
(IV) 1 De dignitatibus
2 De doctrina
2 De improbanda felicitate pre-
3 De disciplina
senti
4 De conservacione
3 De felicitatis inconstancia
5 De iusticia
4 De ambicione
6 De iudicio
5 De adulacione
7 De consciencia
6 De voluptate
8 De religione
7 De crudelitate
9 De amicicia
8 De discordia
(5^4 bl.)
9 De stulticia
(III) 1 De fortitudine
(3V4 bl.)
2 De diviciis
(V) 1 De superbia sive inani gloria
3 De paupertate
2 De ira
4 De paciencia adversitatis
3 De invidia
5 De adversitate mortis
4 De desidia sive de accidia
6 De temperancia
5 De avaricia
7 De misericordia
6 De gula sive de castrimargia
8 De clemencia
7 De luxuria
9 De heneßciis
8 De diversitate delecti
(43/4 bl)
9 De malicia incorrigibili.
(3^4 bl.)
Quellen (oeue): in li. de clemeocia ad neronem seneca — in li. de
paupertate seneca — in li. de beneficiis seneca — in li. rethoricomin toi.
sec. Telerem translacionem ar. (so tv, 6 tmd gleich darauf Ito eodem ar ) ist
venchritbeii statt in N. elbicorani (e^ens^ v, l( tn li. reil^riconmi see.
veterem Iranslaciooenoi ar. tttU ethicoruni).
UND ARNOLDUS SAXO 455
NACHTRAG.
Ein 'Galeno adscripius über de planus — l$t est de medicinis
occuUis' etc. ist unter den Spuria Galeni in den lat. ausgaben (Yen. Junt.,
daraus bei Ghartier) gedruckt: 46 species mit ihren kräften, darunter auch
einige steine, mit der erklärang des trat^ übersetzen ^Humain (so) id est
Johannitii filii Isaac' zu jeder, und einzelnien bemerkungen des latein. Über-
setzers über die meinung eines 'Abraham* oder Uudaeus*, der offenbar bei
der lat. Übersetzung (in Spanien) geholfen hat. 4aGi der Übersetzer oder
vielmehr verfafser würklich der alte berühmte Honein ben Ishak (t873)
selber ist, ergibt zweifellos eine andeutung im prolog (s. Steinschneider in
Virchows Archiv 39,31lK daPs schon Honein, wenn ef nicht selbst Urheber
war, die Übersetzung des 'Aristoteles de lapidibus' (ins Syrische)
benutzte, zeigen die angaben über den aetites (i^Arist. c. 26, vgl. Damig. 1)
und besonders über den indicos («» Ar. c.^6, vgl. Physiolog. c. 54 bei
Pitra). über den dritten, daemoniacus (angeblich =s adamas) vgl. Physiol.
c. 40 (Damig. 3).
'Trigesima secuoda species. Dixit Galenos, Lapis qui vocatur Gene-
rans aquileum (so). Ligatur coxae parturientis. vel cum ipsum in manu
teiiuerit, facile educit partum sine labore. Dixit Hunain, Intelligit Gale-
nus de lapide qui intus habet lapillum parvum ad instar armillae, et sen-
titur cum vibratur, et est grossitudinis unius nucis. Et cum aqailae fe-
minae non possunt parere, masculi portant de terra Indiae huncjiapidem de
loco ignoto, et ipsum supponunt aquilae, et parit statim ova. Et hie
lapis non reperitur nisi in nidis aquilarum: et vocatur lingua Romana Im-
marion, credo quod sit lapis praegnantis.*
'Quadragesima species. Dixit Galenus, Lapis ludaicus, qui
expellit aquam citrinam hydropicorum. Dixit Hunain, fnteiligit Galenos de
lapide Indico qui appellatur Arlas, et est coffnitiis inter ^piei^tjes. Etnomen
huius lapidis est quod quando superponitur hydropico, aesiccät aquam citri-
et eam tollit, ita quod si homo ponderetor anteqnam ei luperponatur, et
post iterum ponderetur, inveniet manifeste deminutum quanUim de aqua
citrina diminuit: et subtiliat corpus quousque de dicta aqua nil remaneat.
Et est hlc lapis de sua natura levis, natans soper aqnam. Et euM bis lapis
desiccavit dictam aquam« et postea pooitur ad solenoi, et ibi relinquitur, sol
trahit inde quicquid ibi est ae aqua, et sie redit ad prislinum statum.'
Berlin, 18. 11. 74. VALENTIN ROSE.
NOCH EIN MESSEGESANa
Die aus Weingarten stammende, dem etide des zwölften jhs,
angehöreyide pergamenths. Aa 46 in quart der landesbibliot^ek zu
Fulda enthält ein vorn unvoUstätidiges psalterium (auf ang ps, 2,3:
ipsorum. Qui habiut in celis usw,), auf dem vorder(feckel aber
sowie auf den letzten blL verse aus Freidank von einer hand des
fünfzehnten jhs,, die in WGrimjns zweiter ausgäbe mit T Mzeidinet
sind, auf foL 71^ hinter psalm 100 finden sich nun, von derselben
hatid wie alle psalmen und als prosa geschrieben, nur dafs hinter
jedem reime ein strichpunct steht, folgende verse, auf deren teilweise
anfühnmg im handschriftencatcUoge der bibliothek mich hr archiv-
secretdr dr Könneke aus Marburg aufmerksam machte:
456 NOCH EIN MESSEGESANG
Got, uater allir cristinheit,
lop vnde ere si dir giseit
von allir dinir haulg^itat
die din sun irlosit hat.
5 dur daz opfir, kerre crist,
so hilf vns, daz du selbe bist,
daz wir giwinniu reinio mot
vDde VDS din licham vn din blöt
irlutere vn girelue
10 von svndin al gimeine;
swa cristane sele in nötin si,
die irlöse dvr die namen dri.
am. Pater nr.
ich habe dem htlichen tejcte gegenüber mich auf die einpihrung'
der inierpunction beschränkt 1 Got] G rol 2 vnde] e angehängt^
Nehm dem gedickte steht rot am rande: In der stillvn | messe
suhnä l diz sprechin. | so man vnsirs | herri lichami | vfhebit.
mit ganz ähnlicher Überschrift (under stillen messe sprich diz
gebet) besitzen wir atis Engelberg ein gleichartiges utid gkickaltriges
stflck in prosa (Diut. 2, 288 /*j und darnach wird meine zs. 17, 427
vorgetragene ansieht etwas zu modificieren sein: aU diese arbeiten
waren für den kirchlichen gebrauch in der weise bestimmt, daß die
gemeinde während der Wandlung sich ihrer zum stiüen gebete be-
dieneti sollte, darum ist es aber nicht nötig mit Birlinger (Reuschs
Theol litteraturblatt 1874 s, 333) die bezeichnung 'messegesang*
ganz zu verwerfen und sie durdi 'messegebet' ztt ersetzen; mit
'messegesang' werden wir vielmehr auch künftig die poetischen er-
Zeugnisse der art von den prosaischen unterscheiden dürfen, die
Übereinstimmungen aller vier nun bekanttten stüdce sind so grofs,
dafs man notwendig zu der annähme lat. vorlagen geführt wird;
der Salzburger und Weingarlfier hymnus trifft auch darin mit der
Engelberger prosa zusammen dafs zuerst gott, dann mit undefttUckem
Übergang Christus die angeredete person ist; die beiden erstgenannten
ferner kennen eine fürbitte für alle christlichen seelefu muh der
aprachliche ausdntck zeigt in allen vieren mannigfache ähnlichkeit.
STEINMEYER.
JUPITER UND DANAE 457
JUPITER UND DANAE.
Die hs, Christ, 344, in wdcher der oben 8. 124 ff mitgeteilte
rhythmus von Gan^med und Helena sich befindet, enthält noch
mehrere dichtungen von mythologischem inhait, so zweimal den streit
zwischeti Ajax und Ulysses, zwei über den trojanischen krieg, je
eines über die flucht des Äefieas, die taten des Hercules, und das
geschieh des Actaeon. die ganze Sammlung rührt augenscheinlich
von verschiedenen verfafsem her; die eben genannten stücke sind
zum teil auch anderweitig bekannt, aUe zeugen von der aufser-
ordentlich lebhaften beschäftigtmg mit den altefi dichtem, nameritlich
mit Vergil und Quid, ganz vorzüglich aber zeichnet sich durch
freie leichtigkeit der behandiung und woUaut der spräche der fol-
gende rhythmus aus, der wol unzweifelhaft mit jenem Ganymed
denselben verfafser hat, wie auch str. 15 auf die dort gerügte
Unsitte bezug genommen wird, auffallend ist dafs bei aller ge-
lehrsamkeit doch sowol in Danae wie in Phaeton die zusammen-
stofsenden vocale mit dem diphthong verwechselt sind, was aber in
jetier zeit Öfter vorkommt.
Wir glaubten dieses stück hier mitteilen zu sollen als merk-
würdigen beleg dafür, wie sehr im 12 jahrh, das Studium des alter-
tums den gedankenkreifs der cleriker erfüllte und wie vollständig
sich zugleich der antike inhait in freier behandiung mit der tieu-
gebildeten rhythmischen form verschmolzen hatte, wodurch diese
dichtungen sich, über eine knechtische und kalte nachahmung weit
erheben.
Berlin. W. WATTENBACH.
HlC OSTENDIT, QUALITER JUPITER CORRUPIT DANEN
IN SPECIE AURI.
1 Primo veris tempore, vere renascente,
sole peDe penitus taurum atÜDgente,
que tesaurizaverat carmina sub mente,
sumens liram Delius retegit repenle.
Übenehrift Gorupit die fu. eine efffentütnlichkeit dieses Schreibers
1, 2 aliDgente
458 JUPITER UND DANAE
2 Erat in palatio multa pars deorum,
Jupiter in medio residet eorum,
Mars et Venus memores actuum suorum,
motis superciliis signa dant amorum.
3 Relinquentes nemora veniunt Nap^^,
et admixte Satiris Driadum chor66 ;
deos circumvolitant tela Cithar^ä, '
et artis amplexibus deis herent d^.
4 Venerat Proserpina cum suo Plutone,
quam ut raperet, erat coactus Dione;
reddi tamen poterat grata ratione,
sed gustati fallitur pomi iesione.
5 Delius in cathedra coram Jove sedtt,
et ungue dulcissima fila lire ledit;
Pan ad sedes humiles cum suis accedit,
et deis nobilibus turba minor cedit.
6 Primo canit militis Frigii rapinas,
et qua fraude subiit Helena caiinas;
non sequentes prelerit Frigii niinas,
nee nocentes Paridi Menelai minas. ■- *
7 Canit vati coniugem datam a Plutone,
et ablatam iterum pro condicione;
apri trucis obruto dentibus Adone,
addit quare fleverat ancxia Dione.
8 Natam canit Cynare Cynaram sitire,
et patris illicitos motus hanc sentit^;
narrat scelus Cynaram tandem comperire,
qui comperto scelere maltet se perire.
9 Admiratur Jupiter thonos sie coire,
dum Carmen egregium formant filo lire;
carmina dulcedinis, thonos TÖcis mire,
turba silens superiim nititür audire.
10 Retulit a Tereo duci Philomenam;
fala Thisbes addidit et amoris penam,
et per vittam decipi Pirramum obscenam,
quam Thisbe reliquerat fugiens leenam.
11 Biblidis exicium retulit et fatum,
gelle canit aurea Jasonem ditatum,
5, 2 ut ungue
JUPITER UND DANAE 459
et Medee magicis arlibus armatum,
non taurorutn igneum timuisse flatum.
12 Donum refert Herculi dari nociävuin;
alligatum Cypridi laqueis Gradivuni,
dum <^pus cum Cypride fecerat furtivum,
et dop sie irrito, rii^s canii divum.
13 Pene thoim Jupiter citkare sopitus,
ad hec capul erigit et agit garritus;
ut latenter doleatf ridet Mars peritus,
sed se sie dissimulans exibet iavitus.
14 NoYus pudor advebit Cypridi ruborem:
rubeos dea duplicem suscipit deeorem,
que sumens audacinm depressorum morem,
ioquit hmnc si novimus scelus, et amorem.
15 Sexuffi vtri pudor est masculi lesisse,
et pudenler maribus mares adesisse:
qui deum miramioi eum dea lusisse,
cur te Phebus fleverat, mircw, Cyparisse!*
16 Prudens silet Delius et vincii tacendo,
nam verbosos vincere labor est loquendo. ^
ait tandem Cypridi ^Martem repfehendo
super hoc quod ingemis, nunc ad te descendo/
17 Senat vox in regia deum et dearum:
4ites parvipendimus et nos iuvant parumi
eveliantur semina litis et rtxarum,
que fnictitm tarn subito generant amarum/
18 Pereunt convicia, turpia tacentur,
et rixantes osculo dato cohibentur.
fila dis silentibus cithare morentur,
et data silentia carmina merentur.
19 Cadmi canit segetem galeis niunitahi,
armis esse propriis sub momento tritam.
retulil Ypoliti revocati vitam
potestate Peonis fulmine sopitam.
20 Flens Phetontis cogitur preterire cedem,
sed raptum ah aquila canit Ganimedem,
12, 4 irrito scheint der dichter fehlerhaft statt irretito gesetzt zu
haben 16, 4 decendo
460 JUPITER UND »ANAE
qui pincerne suscipit et nomen et sedem:
Hebe sui Dominis devovet heredem.
21 Novis lo cornibus canit obtineri,
et uxoris Cephalurn funus diu queri;
addit viam superum PeDtheum mereri,
dum deorum numina renuit vereri.
22 Retulit Acrisium sorte premoniri,
quod Danen corrumperet fraus celestis viri;
8ed vi fata fallere voleas experiri,
muris nuper Tirginem fecerat ambiri.
23 Ad hec aures adhibens Jupiter scrutatur,
quibus mundi partibus minim hoc agatur;
ex quo locum iioverat et rumor narratur,
inquit *ne det tedium, Carmen taceatur/
24 Silet Phebus: tedio dii non colliduntur,
sed ablata carmina cuncti conqueruntur.
abeunt dii nobiles, ceteri secuntur,
Tytan et Saturnius soll relinqnuntur.
25 Amor Jovem subitis ignibus incendit;
hie moram non patiens, in nubem ascendit,
et ad turrim virginis furtim lora tendit
Phebus iter diffito docet et ostendit.
26 Gutta super virginem labitur aurata,
in qua dei facies erat transformata;
ymbribu8 est interim turris irrorata,
et hiis sua fraudibus fraus est tunicata.
27 Cuspide Saturnius saucius amoris,
vultus ad ymaginem rediit prioris;
vineit Danen viribus, mos ut est raptoris,
et sui primicias rapit hie pudoris.
22, 2 conimperet 24, 2 cnnti 3 habeiint 26, 2 quam?
ALLEBLEI POLEMIK 461
ALLERLEI POLEMIK.
I
ANONYME GÖNNER.
Ich lese lieber kurzweilige Sachen als langweilige und setze
diesen geschmack auch bei meinen lesem voraus, wenn es mir
daher ungesucht gelingt, den ernst schwerfölliger erörterungen
durch einige lustige bemerkungen zu mildern, so glaubte ich
bisher, mir ein so unschuldiges mittel lebhafterer discussion
nicht versagen zu sollen, aber ich sehe wol dafs ich es lafsen
mufs, wenn ich nicht in den verdacht kommen will dafs für mich
an kleinigkeiten, die mir so klein erscheinen, dafs ich sie beinahe
nichtigkeiten nennen möchte, ein anderes als ein sachliches
interesse hangen könne, — dafs mich dabei nicht der reine
wünsch leite, zu einer wUrklichen erledigung von dingen beizu«
tragen, die doch wahrhaftig unter allseitiger Übereinstimmung
erledigt werden können, sondern etwa die erbärmliche empfindlich-
keit verletzter eigenliebe oder die verdammenswerte sucht, recht
zu behalten um jeden preis, wenn ein sonst gerechtigkeits-
liebender und friedlich gesinnter gelehrter in den harmlosen
späfsen, welche ich mir bei gelegenheit des Kero erlaubte (zs.
18, 149), eitel ^auimosität' erblickt, so mufs ich entweder glauben
dafs die Hihigkeit spafs zu verstehen nur sehr wenig sterblichen
gegönnt ist, oder dafs ich nicht die stilistische kunst besitze,
harmlos gemeintes auch harmlos auszudrücken: in beiden fallen
erscheint es geraten mich künftig ernsthafter trockenheit zu be-
fleifsigen.
Das ist freilich unter umständen recht schwer, zb. wenn
ein fachgenofse, dem ich als recensent eine geringfügige sachliche
einwendung zu machen hatte, dieselbe zu widerlegen sucht und
mich dann in grofser aufregung anfährt: *aiso nur nicht gleich
gehofmeistert I' gibt es eine hofmeisterndere construction als das
Imperativisch gebrauchte particip? wer von uns beiden war hier
wol der hofmeister? und dabei die ganze aufregung auf anlafs
des welterschütternden creignisses, dafs eine Zusammenstellung
von altdeutschen paradigmen, die — ich weifs nicht gl^ch die
462 ALLERLEI POLEMIR
wievielte aufläge, di^ dritte oder vierte, erlebt, wer kann da
ernst bleiben?
Die Zumutungen, mit denen man meine duldsamkeit beehrt,
sind etwas stark, mir darf jedermann die allzu grofse Sicherheit
vorwerfen, mit der ich angeblich meine ansichten vortrage, ob-
gleich die grundlosigkeit des Vorwurfes in den meisten föUen
mit einigem guten willen leicht zu durchschauen ist. aber wenn
ich mich über solche vorwürfe lachend beklage, so ist das ^ani-
mos.' befser doch lachend, meine ich, als mit jener plampen
grobheit, vor der mich ein rest von gutem geschmack hofTentlich
zeitlebens bewahren wird, einer grobheit etwa, wie ich sie neu-
lich von Leipzig her erfahren, von der 'süfsesten aller stfldte*
nach Stieler (s. ÜWB iv^ 1611), deren bewohner nach papsl
Alexander dem fünften f Raumer; Geschichte der pSIdagogik 4, 12)
sämmtlich ^homines civiles et in moribus bene dispositi' sind.
Indessen ist es ja dem menschen unter allen umstSnden
nützlich und heilsam, wenn ihm die urteile seiner nebenmenschen
nicht verborgen bleiben, und so sage ich denn allen meinen
verehrten gönnern, die sich um meine leider recht vernachläfsigte
erziehung so freundhch bemühen, und deren namen ich um ihrer
bescheidenheit nicht zu nahe zu treten verschweige, den innigsten
dank und wünsche nur in meinem eigensten interesse, dafs ihre
edlen bestrebungen von erfolg gekrönt sein mOgen.
Insbesondere fühle ich mich einem jüngeren fachgenofsen
verbunden, der mir vor kurzem folgenden verweis zu erteilen
geruht hat: ^Scherer scheint es für seine pflicht zu halten, Lach-
mann und MüUenhofT in der weise zu folgen, wie dieselben eisen
unbequemen geguer gelegentlich ohne namensnennung mit einer
verächtlichen Seitenbemerkung abfertigen.'
Ich sehe ein dafs ich ein arger sünder bin, und wie be-
schämend dafs meine Schändlichkeit nicht einmal originell ist,
dafs ich mir die mittel der bosheit, welche ich anwende um
brave gelehrte zu ärgern, sogar von Lachmann und Mollenboff
erborgen mufs. vielleicht aber hat der geehrte jtmge gOnner die
gnade, ein wort der Verteidigung anzuhören, dafs mein vergeben
in etwas milderem licht erscheinen lafsen wird.
Seine anklage erinnert an die berühmte sage dafs Lach-
mann und die berüchtigten Xachmannianer', Intiter bOsewichter
von natur, ihren gegnern dadurch kummer zu bereiten pflegen,
ALLERLEI POLEMIK 463
dafs sie sie mit vollem titel oder mit vorgesetztem •herr*, aber
nie mit blofsem namen neonen, wie man doch Cicero und Tacitus
und Jacob Grimm citiert. man scheint ganz zu vergefsen dafs
es zu allen zeiten natürlich und daher zu allen Zeiten üblich
war, männer die man nicht persönlich kennt oder die uns auch
bei persönlicher bekanntschaft fremd geblieben sind, in der pole-
mik wie sonst, in der polemik aber ganz besonders, mit aus-
gesuchter höfHchkeit in den cunalien zu behandeln, es bedarf
dazu wttrklich keiner specifischen von Lachmann eingeimpften
bosheit.
Und ebenso wird es sich wol mit der anonymen polemik
verhalten, so lange litterarische Streitigkeiten in der weit existieren,
ist es vorgekommen dafs man gelegentlich diejenigen nicht nennt,
f^'egen deren ansichten man sich wendet, unsere deutsche litte-
ralur des vorigen Jahrhunderts ist voll von versteckter polemik,
die mittelhochdeutsche enthält davon ebenfalls einiges, in allen
Zeiten, bei allen Völkern kann man sie finden, wenn man dar-
nach suchen, ja wenn man sich nur darauf besinnen will, und
was so vielfach unter den Schriftstellern üblich, was die besten
und edelsten manchmal getan, das wird auch wol uns epigonen
nicht versagt sein, wo wir gerne darnach greifen.
Die motive, welche dazu führen können, sind mannigfaltiger
art. der eine mag in berechtigtem oder unberechtigtem stolz
den angreifer nicht für ebenbürtig halten, der andere mag sich
sagen: warum soll ich dazu beitragen die namen meiner feinde
und ihre Schriften bekannter zu machen? ein dritter wird etwa
die gegner idea^lisieren, indem er ihre ansichten selbst präciser
lormuliert, darin aber vielleicht verschiedenartige und allgemeinere,
nicht von bestimmten einzelnen, ausgesprochene erwägungeri
zusammenfafst. ein vierter mag in der verschweigung ein gutes
mitte] sehen, um litterarischen klatsch zu verhüten: er rechnet
dabei freilich nicht darauf dafs bald ein unbeteiligter sich ein-
mischt und ihn commentiert und dem publicum mit grofser
wiclitigkeit mitteilt, wer gemeint war: wodurch denn der klatsch
erst recht in blute kommt, ein fünfter endhch findet die ano-
nymität bequem um in dieser form gröber zu sein, als er sonst
möchte oder dürfte: wie mir das unlängst von einem bekannten
gelehrten begegnet ist, der so weit es ihm seine mittel erlauben gern
den Jacob Grimm spielen möchte, daneben aber sich fortwährend
464 ALLERLEI POLEMIK
Donatschnitzer corrigieren lafsen mufs: wie woi wird e8 ihm
getan haben, sich einmal ganz ohne zwang gehen zu lafsen,
und unter der hand seinen gefühlen so gründlich luft zu machenl
ich habe mich in seine seele hinein darüber gefreut: weiter hat
es mir allerdings, in meiner angebornen Schlechtigkeit, keinen
eindruck gemacht.
Ob eines von den vorstehenden motiven und welches etwa
mich in dem erwähnten fall geleitet habe, das wüste ich nicht
zu sagen, ich bin in gewisser beziehung sehr streng und sehr
pedantisch, was die nennung von fachgenofsen betrillt, pedantischer
als die meisten andern, aber nicht gerade in der nennung der-
jenigen die ich bekämpfe.
Es sollte mir zb. sehr leid tun, wenn ich irgendwo un-
wifsentlich den namen eines mannes verschwiegen hätte, dem
ich dank für empfangene belehrung schuldig bin. ich habe es
mir unter umständen auch schon viel zeit kosten lafsen, um zu
constatieren, ob ein gedanke, eine combination, eine hypothese,
die sich mir aus meinen Studien ergab, würkhch neu oder von
irgend einem vielleicht vergefsenen Vorgänger, an irgend einem
vielleicht unbeachteten orte bereits aufgestellt sei. ich würde
mir auch nie erlauben, eine ansieht mit stillschweigen zu über-
gehen, welche zur aufklärung eines gegenständes dienen kann,
mit dem ich mich beschäftige: obgleich das gegenteil tagtäglich
vorkommt, obgleich zb. nähere und fernere fachgenofsen mit der
grOsten Unbefangenheit meine Studien ^zur geschichte der deutschen
spräche' als nicht vorhanden betrachten, ich würde mich ferner
sorgfältig vor dem scheine hüten, als ob ich es vermiede einer an-
erkannten autorität entgegen zu treten und mir durch anfühning
ihres namens meine aufgäbe vor dem publicum zu erschweren.
Aber wenn ich in der polemik gegen eine meiner ansieht
nach falsche doctrin den Urheber derselben verschweige, wo der
name nichts zur sache tut, so scheint mir das eine erlaubte
und nicht tadelnswerte, manchesmal sogar eine milde und wegen
ihrer milde lobenswerte form, welche motive mich in jedem
besonderen falle leiten, das wie gesagt weifs ich nicht: denn ich
glaube der Selbstbeobachtung in solchen dingen überhoben zu
sein, aber eins allerdings weifs ich: niemals kann das motiv,
wie jener liebenswürdige gOnner voraussetzt, die ^Unbequemlich-
keit' des l>etrefrenden fachgenofsen sein, denn ^unbequem' ist
ALLERLEI POLEMIK 465
«
mir meines wifsens keiner unserer fachgenofsen. nein, würklich
nicht, 'räum für alle hat die erde/ ich habe mich noch nie
durch die existenz eines anderen beengt gefühlt, mit überlegter
absieht aber, mit feindlicher strafender absieht würde ich einen
namen nur dann verschweigen, wenn ich dem träger desselben
zutraute, es sei ihm um den scandal zu tun, er wolle durch
ungewöhnliche behauptungen aufsehen erregen und seine werte
persönlichkeit ein wenig im Vordergründe sehen, doch erinnere
ich mich nicht, dafs ich schon einem solchen fall gegenüber
Stellung zu nehmen hatte
Warum ich dies all6s hier vorbringe? ich möchte versuchen,
ob ich nicht beitragen könnte, die kleinlichkeit aus unseren
wifsenschafthchen beziehungen zu verbannen, allgemein dürfte
ich darüber wol nicht sprechen, ohne dafs ich mir eine hof-
meisterrolle anzumafsen schiene, aber in der form der abwehr
auf fremde angriffe wird es mir wol nicht verboten sein, und
diejenigen welche jünger sind als ich werden mir vielleicht auch
ein recht der mahnpng einräumen, kleine discussionen über
nebenpuncte dürfen uns nicht erhitzen, und wenn wir in vielem
auseinander gehen, so haben wir auch vieles gemeinsam, ist
uns allen doch eben noch geweissagt worden, dafs unsere Weis-
heit nicht länger dauern werde als ein regenbogen — ein regen-
bogen ist übrigens etwas sehr hübsches, und so wollen wir dank-
bar sein für den poetischen vergleich
Die folgenden erörterungen, welche leider dem nächsten
bände aufbehalten werden müfsen, beschäftigen sich ua. mit der
ahd. tenuis-media, mit dem ahd. s und z, mit den reduplicierten
praeteritis, dem schwachen praeteritum und dem Georgsliede. mit
dem Kürnberger sollen die herren diesmal verschont bleiben,
da er, wie ich aus einer recension erfahre, 'in der letzten zeit
fast bis zum überdrufs erörtert worden ist.' ich danke für die
freundlichkeit, so weit sie mich betrifft, aber ich zweifle, ob er
schon genug erörtert ist, denn ich lese in derselben recension:
^den ausführungen Fischers gegen Scherer kann man zum grofsen
teil beistimmen.' von rechtswegen sollte sich der überdrufs nur
dann einstellen, wenn ein problem würklich erledigt ist. partei-
Sachen gibts nicht in der wifsenschaft.
13. 11. 74. SCHERER.
Z. f. D. A. neue folge VI.
30
466 ORATIO
ORATIO
PRO LOGO IN ORDINE PHILOSOPHORÜM
BEROLINENSIUM
RITE OBTINENDO D. XXIII M. NOV. A. MDCCCLXI HABITA.
Cum apud vos, collegae honoratissimi, lege coDStitutum com-
panitumque esse cognoscerem iit ne qiiis in ordine vestro locum
obtineret, nisi piiblico hoc functus ofßcio, equidem yeniam legis«
qua quidem uti licebat, expetere atque hanc dicendi Opportuni-
täten! praetcrmittere eo minus rolui, quo magis muneris in
hac tlorentissima litlerarum iiniversitate regis augustissimi gratia
mihi mandali quanta esset dignitas intellexi. postquam enim
exeunte saeculo proximo per viros excellentissimos maximeque
p<T poctas, quasi vindices naturae, nativus genti nostrae ingenii
vigor quodammodo restitutus aut resuscitatus est, quamqaam
cum universae litterae tum et ipsa ai*s quam nos philologi pro-
titemur per omnem fere Germaniam nova incrementa capere
laetiusque efTlorescero coepit, quo tarnen alio loco ad eas
in omnes partes promovendas plus contulerunt viri docti, quam
in hac nostra civitate? quo demum loco ars grammatica non
solum aucta et amplificata ultraque veteres terminos propagata,
sed etiam ad certiorem normam formamque redacta est? viYunt
fruunturque inter nos vegeta adhuc senectute, qui summi eius
ab Omnibus habentur auctores. noster est qui eam a varia um-
bratilique doctrina revocatam primus ad historicae disciplinae
dignitatem provexit rerumque singularium ac diversarum summam
quaudam comprehensionem esse docuit. noster est qui, ut verba
velerum scriptorumemendatiora legendi tur, in recensendis excutien-
disque vetustissimis exemplaribus apericndisque verioris lectionis
fontibus viam omnibus praeivit adsiduoque labore ac singulari
arte unus in hac re plus praestitit quam quisquam priomm aut
aequalium. noster etiam est qui qua ratione comparatio lingiia-
rum rcctc institui posset primus demonstravit et communia
nobiiissimarum antiquarum ac recentiorum gentium primordia
aperuit, ita ut eadem via ad explorandam et ilhistrandam illorum
ORATIO 467
populoruni antiqiiitatem et historiam etiani ullerius progredien-
clnin esse facile appareat. apud nos denique studia germanica
si noii orta, tarnen adulta ac stabilita sunt et certam quandam
sedem lociimque dignum et convenientem inter ccteras litteras
primnm in hac iiniversitate occiipavernnt.
lam initio proximi saecnli, cum regia scientiarum socielas
in hac urbe conderetur, illud quoque praecipuum Lcibnitii con-
silinm fuit ut et praesidium quoddam, quod illa aetate opus esse
videhatur, et domicilium studioruni patrii sermonis constitueret.
necpie eum primus statim eventus ab omni parte fefellit. ipse
l'uit auctor societasque regia band panum momentum addidit ut
loannes Leonbardus Frischius, tum temporis gymnasii Beroli-
nensis reclor, lexicon illud geimanico-latinum perficeret, quo,
sive doctrinam' ac copiosam linguae notitiam sive iudicii sobrieta-
teni et sanitatem spectamus, praestantius neque prior neque poste-
rior aetas, si nostram excipimus, tulit nllum. licet vero post
Friscbium eanfdem viam quam Leibnitius commendaverat, asperam
sane et operosam, nemo apud nos prosecutus sit, nön defuit
tanien etiam proximo tempore qui de patriis studiis aliquam sibi
laudem pareret. nam cum renascente elegantiorum artium cultu
primus loannes lacobus Bodmems poesin tlieodiscam saeculi
tluodecimi et tertii decimi a diutuma oblivione vindicai^e coepisset,
mox autem temporum iniquitatem expertus de successu incobati
operis paene desperasset, iam senex plus quam octogenarius
tactus, tarnen adbortatus est Chnstophorum Heinricum Müllernm,
historiae et pbilosopbiae in gymnasio regio hnius urbis pro-
tVssorem, ne libri vetustate consumpti et incuria bominum pror-
sus deperirent, ut eorum coilectionem ederet. qni nonnullorum
t'avore adiutus perfecit ut primaria ac nobilissima feb'cissimi
illius aevi carmina fere omnia et integia in bac urbe prhnum
typis describerentur ; id quod instauratis postea studiis magnum
sane adlaturum erat emolumentum, ipso quidem illo quo fiebat
t(*mpore utilitatem habebat paene nullam. quamquam Nibelungias,
quae erat inter illa carmina, primo stalim a<lspcctu nonnullorum
vironim doctorum animos advertit, mox abos allexit et initio
huius saeculi Friderico Fleinrico von der Hagen causa fuit nt
sr totum bis litteris daret. qui et scriptis multisque libris edi-
tis et scbolis primum in bac tunc recens condila, tum in Vrati-
slavirnsi, inm iterum in nostra universitate per mnltos annos
30*
468 ORATIO
habitis — cum oo munere fungeretur quod ab illo iani ad nie
(lelalum esl — , ut illac litterae in celebriorem quandam hominum
uotitiam v(*nirent, facile plus quam quisquam alius praestitit. ne
vcro doclrina via ac ratioue neve haec studia arte carerent, Karo-
lus Lachmannus a graecis latinisque litteris profectus patrias ita
amplexus esl ut utrarumque et illaruro et harum Studium con-
iungerel et summas leges ac regulas utrisque communes eas-
deiiHiuc esse et exemplis a se editis scholisque et institutione
publica demonstraret. quare illi maxime ea laus debetur quod
patria studia in bac demum urbe stabilita et ad dignitatem philo-
logicae disciplinae provecta esse diximus. verum etiam quos in
bac re prae ceteris habuit socios, lacobum et Wilhelmum Grim-
mios cum illo non amicilia solum, sed et felicissimo eventu unius
civitatis vitaeque communione coniunctos vidimus* unaque in bis
aedibus docentes ante hos viginti annos audivimus, ita ut summis
Studiorum nostrorum auctoribus et quasi patronis in unum con-
gregatis ea ipsa huc commigrasse sedemque et domicilium, quod
Leibnitio in votis erat, coUocasse viderentur. quin etiam ne
post Lachmannum quidem morte praematura ereptum invidit nobis
fortuna virum, qui in eins locum snccederet, parem animo ac studiis,
similem ingenio et doctrina. cum igitur tot tantique viri suscipienti
mihi apud vos publicam horum studiorum curam suspiciendi
esseut, munus ipsum suscipere levitatis vel temeritatis erat, nidi
quid illi in litteris praestiterint ac quemadmodum ex illorum
ingenio haec provincia administranda sit, satis perspectum compre-
hensumque animo haberem. neque profecto maius quidquam aul
antiquius habeo quam ut studiosam iuventutem eo inducam ut
eam omnino iuduant animo scientiae formam ac speciem, quam
ex illorum scriptis atque operibus percepimus summam ac per*
l'ectissimam. verum, cum iam ventum sit in hunc locum, et
excurrendum longius et paullo pluribus de ea re videtur disse-
rendum esse.
Diversa uimirum haec nostra studia a studiis graecae laünae-
que antiquitatis eo sunt quod facilior fere undique ad ea per
linguam patriam est accessus. quo factum est ut, postquam
antiquitatis nostrae spatia denuo aperiri atque ut ita dicam in-
habitari coepta sunt, plurimi advolarent, qui rebus modo in lucem
non [sine magno labore protractis peregrinantium roore leviter
inspectis iam sibi egregie docti et eruditi visi, mox et alios quae
ORATIO 469
ipsi vix (lidiceraiit vel discendi inilium fecerant docere se posse
arbitrali sunt, unde quauta iam librorum copia succreverit et
in dies etiam succrescat, vix dici polest; quamquam eiusmodi
hominum, qui historias lilterarnm nostrarum, anthologias, gram-
inaticas aliosque id genus libros in usum tironum aliorumve
conscribunt, de suo scilicet plerumqne praeter inania verba ac
tutilissima commenta nihil addentes, equidem hoc loco mentionem
non fecissem, nisi eis a nonnuHis nimiuin tribui cosque etiam
in docloriuTi numerum referri saepius vidissem. sed et alii ant
faedio nescio quo capti aut quod in quavis alia doctrina aliquid
laude dignum se praestare posse plane desperabant, in hunc
nostrum campum delati sunt vel potius confugerunt, quo iam,
(|uasi in latibulo quodam delitescentes, ab omni severioris disci-
plinae reprehensione tuti sibi videntur. longo enim intervallo
nosUa studia a studiis graecae latinaeque antiquitatis distare et
i|)sa novum quoddam non solum doctrinae et eruditionis, verum
etiam artis ac discipHnae genus esse persuasum hab^nt, quam-
quam grammatici et philologi esse volunt neque alio nomine
apud suos vocantur; causam tamen quaerunt qua se ex communi
philologorum lege eximant, dicentes se peregrinis legibus uti
nolle. quid, quod Karolum Lachmannum impugnantes isti pro
ipsa libertate doctrinae dimicare sibi videntur? iam et profligasse
eum sunt qui glorientur. qui quidem quales quantive sint, fa-
cile ex eorum scrrptis demonstrari posset. sed ne illorum inep-
tiis et rebus futilibus vos morari vid^r, dicam potius brcviter
quod sentio. non enim transfugarum aut fugitivofum neque
parasitorum nee denique curiosorum tantum, bonorum sane
hominum, haec nostra disciplina est, sed quamquam quae in rebus
patriis versetur sine dubio etiam in patriae usum et utilitatem
converti debet, eam ipsam tamen ob causam ante omnia videndum
est ne illa gravitate, severitate, dignitate ulli cedat. ad hanc
vero rem efßciendam alia non patet via nisi illa quam Lach-
mannus exemplo suo monstravit et quae ipsa re probatur.
Etenim una niminim ars est philologica, una eius ratio ac
via unusque (inis, quamquam diversae eius provinciae. hae vero
recte administrari non possunt nisi e ratione et instituto totius
disciplinae. quod quo plus valeat, quam in germanica studia,
equidem non video. Germani enim inde a priscis temporibus
necessitate quadam coacti facere non poterant quin ab exteris
470 ORATIO
uationibus ciiiii auliquis, tum receutioribus primum cominercio,
iiiox et litterarum studiis pcregriua multa reciperent eaque,
ue ipsi ioterireut insitamque iDdolem ac naturam prorsus per-
dereut, in suum usuiu coovertereiil et in quandam similitudiuena
sui exaequarent; donec longinquo et diiticili itinere peracto
landein snb saeculi proximi fiueui in fecundissinia illa summorum
ingeniorum aetate eo pervenimus ut illam perfectae ac consum-
noatae humanitatis imaginem animo perciperemus, quam 8olos
Graecos olim expressisse simul cognoscebamus, vel ita potiiis
per circulum quendam et magis quidem voluntate et aninio
quam re et efTectu iiluc reversi sumus quo Graeci nulla re ex-
trinsecus adlala impediti aut ullo alio subsidio, quam quod ipsa
pura populi indoles ferebat, adiuti ingenü naturae ac fortunae
favore soll mortalium pervenere. itaque nostra studia, quae in
exploranda recteque percipienda penitissima illa Germanorum
historia versantur ac quibus non sine cogeote quadam reriim
necessitate paalo post illam quam modo diximus aetatem viri docti
operam navare coeperunt, iuter duos quasi cardines, alterum
recentissimi, alterum autiquissimi aevi posita sunt, ut non possi-
mus cum in Universum aestimantes, tum in singuiis examinandis
ad Graecos Romauosque non respicere. qai cum in omni arte
atque omni doctrinae humanaeque eruditionis genere summas
leges primi exeiftplis et quidem luculentissimis expresserint, vel
bac de causa facile apparet quanti valeant ad rede definiendam
et coguoscendam singularem recentiorum proprietatem ac digni-
tatem. accedit quod si summos artis philologicae auctores, ad
quos se quisque conformet, aut modulos quibus se ipsum alioft-
que metiatur quaerimus, utique redeundum nobis est ad antiqui-
tatis graecae tatinaeque studia, quibus iam per tria saecul9 illa ars
colitur primumque exculta esL igitur sive hanc sive ipsas res
spectamus, rectissime nos statuere videmur ut nemo ad germa-
nica studia accedat nisi graecis latinisque litteris probe imbutus
et exercitatus, neque in Ulis quisquam acquiescat nisi qui per-
spectum babeat esse continuam quandam ac perpetuam inter
utraque necessitudinem. non enim illa nova aliqua an, sed
veterum studiorum incrementum ac complementum sunt.
Quae si vere disputata recteque posita sunt, alterum quoque
spero fore ut periude comprobetis quod censeo, uti iam nemo
eorum qui se litteris graecis latinisque dicant germanica studia
ORATIO 471
prorsus neglegat aiit contemnal. lii quidem, Disi forte quidam
insigniter ioepti, id nunc non aguot ut se puerosque quos littem
imbuunt Romanos aut Graecos qualescunque reddant, postea-
quam iütelleximus veteres aemulandos potius quam temere imi-
tandos esse, cautione tarnen vei etiam admonitione opus est,
ue nostri nimis obiiti alieuis obruamur. est omnino videudum
ut integritas iudicii servetur neque mens et auimus admiratioue
falsisque opinionibus praeoccupetur. annon bodie plurimos adbuc
ea superstitione teneri videmus, qua aotiquitatem sicut paradisum
ex opinioue medii aevi quasi altissimo quodam et iusuperabili
muro ab oQini ceterorum hominum communioue exemtum ac
secretum queudam locum puteot? quamquam sine dubio bistori-
cam quaerimus rerum antiquarum coguitionem eandemque quo-
quo modo ßeri potest verissimam ac perfectissimam. ex quo
autem loco latius liberiusve omuem antiquitatem prospicias, haud
scio au nulium inveneris felicioreni quam quem patria studia
praebent. unde quid et quautum ad res graecas romanasque
singiilatim illustrandas percipi possit, iam uou quaero. omnino
haec significasse magis quam demonstrasse satis babeo. illud
vero silentio praeterire non possum, quod longe plurimos, qui
graece latineque satis docti pueros linguam patriam docent,
summa cum ignorantia in bac re versari video, quod et turpis-
simum sane et perniciosissimum est. diu enim multumque in
nostrum sermonem grassata est atque etiamnunc grassatur gram-
matistarum imperitia, ita ut nisi ea cohibetur citius, graviora
etiam in dies timenda sint damna. quod vero* ab omnibus eis
qui arti grammaticae Student in commune postulamus, haud ita
multuro est neque ita magni laboris. summa enim res, ue di-
cam tota, vertitur in eo ut illi historica linguae noßtrae cognitione
im))uantur. discant grammaticam tbeodiscam, qualem nunc cogni-
tam babemus, eiusque ut elementa probe perdpiant, exercitatio-
nibus quae in hunc finem instituuntur, ut denique quae fuerit
veteris sermonis usus ac proprietas quaeque fuerit versuum fa-
ciendorum lex ac regula, pcrspiciatur, intersint carminum tbeo>
discorum medii aevi interpretatipnibuß. iam cetera unius cuius-
que studio atque operae relinquenda sunt, nemo autem in uUa
alia re se magis exerceat quam in cognoscenda penitusque per-
cipienda lingua saeculi tertii decimi. ea enim band dubie integerrima
atque omnium quae unquam fuerunt purissima sermonis nostri
472 OUATIO
forma est, quae, cum arte diligcntissima ac subtiiissima perpolita
f^it, non injuria pro ipsa quasi regula dicendi haberi possit.
quod quidem velim haud ita diclum putetis quasi cum illis faciam
qui Dostrum sermouem ad pristinam veteremque normaro, si non
in magnis at in minimis tarnen rebus, redigere conati sunt, a
quibus equidem longe absum. verum id volo ut qui litteris Student,
altiorem verioremque quam quae vulgi est, quaeque doctum homi-
nem deceat, patrii sermonis scientiani optineant^ utque qui vete-
rum poetarum artem ac diligentiam atque orationis puritatem
castitatemque viderint, avertant animos ab omni levitate illa ac
socordia qua nunc utuntur plurimi, qui germanice scribunt,
quamque ipsi detestantur latine scribentes.
Itaque haec studia onmibus quicunque eis aliquam certe
impendunt operam haud parvam uec sane contemnendam utili-
tatem referre cum iam satis demonstratum esse videatur, quis
lamen dubilet quin altius penetrantibus etiam plus vei maius
quiddam praestent? sane primo statim ab limine occurrit discri*
men illud quod inter poesin quam dicunt populärem et doctam
illam quae eruditorum magis hominum ingenio et artißcio exco-
litur videtur intercedere. quo; cum primum priore saecnio
rectius perspectum sit, tanquam novo lumine litterarum studia
illustrari coepta esse mirum nemini videatur, quoniam illo in
diversissimas partes historiae eruditionis humanae deducimur.
cum enim popularis poesis oandem plane primitivam in perci-
piendis rebus prae se ferat sentiendi cogitandique integritatem,
vim et alacritatem quam in conformatione etiam linguarum fa-
bularumque mythicarum vigere cognoscimus, altera autem quam
doctam eruditamque diximus poesis philosophiae quam maxime
cognata sit, quippe quarum utraque in deminuenda aut disso-
hienda rerum ac cogitationum controversia laboret, illa in remo-
tissimam populorum vetustatem retro, haec multo recentior ad
nostram potius aetatem spectat. neque fleri potuit quin ea res
c litteris nostris nostraque antiquitate etiam planius apertiusque
demoustraretur, cum Germani ab eo inde tempore quo primum
per ecclesiam christianam peregrina eruditio ad eos advecta est,
in eadem causa per tot saecula huc illuc iactati sint. quin etiam
studia nostra in hac quaestionc tanquam in cardine versantur,
nee mihi dubium quin ceteris in hac re viam monstraverint.
eienim captus amore popularis poesis, ut gentis nostrae indolem
ORATIO 473
atque ingenium penitus et in omnem partem cognosceret, laco-
bus Grimmiiis opus illud iromortale aggressus est, quo causas
progressusque sernionis nostri explicuit et cum theodiscam gram-
maticam conderet, ^emplum simul historicae grammaticae pro-
posuit omnium luculentissimum , quod felicissima aeuiulatione
1110X alii per linguas romanenses slavicas celticas iniitati sunt
atque ut eodem modo graecam latinamque linguam explicent iam
plures nitUDtur. idem ille eadem de causa postea antiquitates
iuris germanici ac mythologiam superstitionemque popuH per-
lustravit atque ut quasi summam faceret tarn diuturnae experieu-
tiae adsiduique laboris, iam senex multorum annoruni copias
sermonis nostri in unum colligere coepit opusque ingens cum
fratre inceptum unus perseqnitur eadem cum animi alacritate,
qua quidpiam priorum. qua ut diu etiam fruatur, faxit deus.
frater autem quem commemorare hoc loco non possum quin cum
recordatione simul viri iocundissimi atque in omni iudicio huma-
nissimi et elegantissimi desiderium reviviscat, Wilhelmus Grim-
mius cum primum ante hos amplius quinquaginta annos admodum
etiam tum iüvenis de origine poesis theodiscae et de eius cum
norroena necessitudine commentariolum ederet, tum testimonia
epicae poesis ex bistoricis aliisque monimentis colKgeret, novum
harum rerum apud nos Studium auspicatus et collectione fabu-
larum popuiarium cum veterum tum quae etiamnunc circum-
feruntur instituta una cum fratre auctor etiam factus est ut
iraditiones populi non solum apud nos, sed apud exteras vel re-
motissimas nationes, quin per omnem paene orbem terrarum
conquirerentur. tertius denique Karolus Lacbmannus, cum artem
veterum poetarum explicaret, etiam ad minutissimas ac subtilis-
simas res difTerentiam illam popularis ac doctae poesis pertinere
animadvertit, idem popularis carminis epici e singulis rhapsodiis
compositionem in Nibelungiade primus demonstravit et cum t'abu-
lam epicam argumentumque carminis e duobus diversisque ele-
mentis, uno historico, altero mythico conflatum esse probaret,
lumen haud dubie accendit, quo vasta antiquitatis nostrae spatia
rudesque moles subito ita collustrata sunt, ut aliquantum inde,
immo plurimum etiam ad ceteras gentes refulgeat. quid enim?
facile ab illo ex epicis gentis nostrae traditionibus didicimus illis
temporibus quibus romanum imperium Germanorum vi atque
armis concutiebatur, mox eversum deletumque est, apud hos vi-
474 ORATIO
guisse heroicam aetatem. faciamus igitur Phoeuiceo) aut Aegyp-
tium aliquem aliquot saeculis apte Trojane tempora Graeeorum
mores ac situm in omnes partes plane eodem modo, quo Taci-
tus Germanos, descripsisse eiusque libro perinde alque hoc nobis
uti Heere: en umquam creditis viros doctos de Pelasgis, Lelegibus,
lonibus ceterisque id genus geutibus toties tantoque opere dispep-
taturos fuisse? annon putetis mox confectam fore quaestionem,
unde in historia Graeeorum proficiscendum sit? tali autem nos
fortuna gaudemus, cum Tacitum aliosque praeterea inde a C. lulio
Caesare testes antiquitatis habeamus. quibus subsidüs ceteris-
que quae linguarum germanicarum Studium traditionesque po-
puli, vcl maxime epicae, suppeditant si recte utimur, historiam
Germanorum ab ipsa origine atque initio gentis repetere, et quae
fuerit inde ad postera tempora progressio, non vanis opinationi-
bus, sed certissima argumentatione adsequi, sed probare etiam
ac manifesto quasi ostendere possumus. sed iam bis nihil addam
amplius nisi quod si hanc quam modo designavi studiorum ratio-
nem aliquam certe in partem eiLsequi fortasse aliquando ii^ihi
contigcrit, et viris Ulis qui hanc noslram disciplinam condiderunt
atque in omnes partes nobis vias praeiverunt, debita pretia ali-
quo modo rettulisse mihi videbor, et vos, spero, iudicabitis me
non plane indignum fuisse qui in vestrum numerum accederem.
24. 10. 1861. K. M.
REGISTER
zu DEN BÄNDEN XIII BIS XVIU DIESER ZEITSCHRIFT.
a, deutsches und seine Vertreter in
den verwandten sprachen 1$,
176 ff
alter umlaut des 18, 213
ü, deutsches und seine Vertreter in
den verwandten sprachen 18,
201 ff. 210 ff
für e 13, 23
für ei 13, 75
beim imperativ 13, 24
negalion 13, 195
abal 14, 81
Abc der lügenden 13, 3ß8
Abcdariam nordmannicum 16, 119 ff.
123 ff
aber wider 16, 410
abkürzungen, gleiche bei abd. glossen
16, 8
ablaut, regel desselben 18, 206
Abolays steinbuch 18, 329
^bHan 13, 205
accusativ statt genetiv von verben
abhängig 17, 508
Achener kerkerinschrift 18, 260
ackcr 17, 42
Adalbero enBbischof von BheimSi
grabschrift auf 15, 33
adljectiv, schwaches im ags. 14,116.
16, 324 ff
im gotischen 18, 17
Admonitio, lat. gedieht 15, 450
Adolf graf von Mark 13, 372
ÄC — eäc 14, 110
ädel 13, 46
Ädelstän, ags. gedieht, collat. 15, 462
Aegypten, sultan !Bibars von 15, 155
Alfred, ags. gedieht, collat. 15, 463
aend (copuia) nordhumbrisch 14, 121
aftlhan 13, 61
Agez 13, 182
Aggiard, grabschria auf 16, 279. 436
ahnen, vier 13, 182
aht, mascul. 17, 50S
Albers Tnugdalus 15, 258
Albertus magnus 18, 321. 323. 324 f.
337 f. 340. 346
Albrecht r erzbischof von Magdeburg
15, 153
Albrecht, jfingerer Titurel 13, 183
alemannischer dialect , eigenheiten
16, 216 ff. 477
Ale6 15, 248
alet 13, 33
Alexandersage 18, 330
Alexandri Epistoia ad Aristolelem,
hs. 18, 222
Alexius, zum altern 18, 82
gedieht 13, 521
pros. legende 13, 491
Alphart, verbeCserungen zum 14, 448
Alta Silva, Johannes de 17, 415 ff.
18, 221 ff
Altenberg, buch aus d^ cistorcienser-
abtei 15, 371
Altercatio Hadriani et Epicleti 14,
530 ff
476
REGISTER
»Itsächsisci) 16, 19
Altunus abt von Weihenstephan 15,97
Aluric, name 13, 16
-am, dativ pl. auf 13, 17
Amal 13, 59
Amella, stift IS, 308
and (copula) abgekürzt 13, 26
Andreas könig von Ungarn 13, 461
Anfurl, Friedrich von 15, 247
angelbuchlein, Tegernseer 14, 162
angelhaken der weit 13, 328
Angilbert 17, 145
Angilram 17, 145 f
annales Pelplinenses 13, 537
Annolied 18, 302
Anola 13, 43
Antdorf 15, 231
Antelan 15, 140
Antelois 15, 149
«pocalypse s. Hesler
pros. Übersetzung hslich
13, 515
apokope s. e
Apollonius 18, 328
apostelgeschichte, pros. Übersetzung
der 13, 536
Aquino, Tliumas von 18, 334
conimentar über die evan-
gelien deutsch 13, 571 f
arabische übersetzungslitteratur 18,
330
Arator, gedieht auf 18, 67
Aribo, erzbischof von Mainz 14, 4. 17
aridan 14, 121
Aristoteles De lapidibus 18, 321 ff.
323. 349 fr
arabisch 328
hebräisch 324
Aristoleiesübersetzungen 18, 341 f.
344
Armenien 15, 154 ff
armuote 15, 158
Arnoldus Saxo 18, 321. 323. 335.
337. 340. 344. 846. 424 ff
Arnolf pfalzgraf 14, 268
artikel im Tatian 17, 81
quantität im ags. 16, 148 f
Asprlän 15, 327. 330
assimilation der consonanten 17, 80
vocale 17, 78
Aue, Hartmann von, Gregor 15, 467
Iweinbruchstficke 17, 391
lieder und büchlein 14»
144 ff. 15, 125 ff
nachgeahmt 15, 162
Augsburg, kloster SUIrich und Afra
16, 3. 109
auke 13, 178
Autun s. Modoin
Ave Maria hslich 13, 525
poetisch 18. 160
äventiure 15, 162
a vocale, Ursprung der deutschen 18,
161 ff
Avodo 13, 40
Aylesbury, Inschrift von 14, 115
Azzaria 16, 111
b nach vocalen für f nordhumbrisch
14, 120
Babinhusen, Philipp 15, 438
Babylon r» Gairo 15, 152
bairischcs recht 13, 162 ff. 171
ab der banc üf den schamel stigen
13, 180
Barbaralegendc 13, 56S
Bardo erzbischof von Mainz 15, 370
Bartholomaeus 18, 341. 344
Bassenheim, Rüdiger Ton 13, 37«!
Batltc, name 13, 45
Beauvais, Vincenz von, 18,321. 326
Speculum historiale deutsch
bearbeitet 13, 573 f
Bechel»ere 13, 326
begeben 15, 162
beichte, zur Lorscher 18, 30S
herr ßeitsel 13, 373
Belas 4 von Ungarn gesandschaft an
die Tataren und bericht darüber
18, 223
process Belial 17, 45
Belinus, griech. buch des 18, 327
benamen 15, 162
benedictinerregel , Hohenforter 16,
224 ff
BEGISTEJl
477
benedictinerregel, Keronische 16,
131 ff. 17, 431 ff
Beovulf, innere gescliichte des 14,
193 ff
Bern, Dietrich von 15, 314. 316.
318 ff 321. 324 f. 326 ff
und seine gesellen, erste
ausfahrt s. Virginal
bernde 15, 161
SBernhard 17, 44 ff
Berox Tristan 14, 200 ff. 353. 377.
397 ff
beruszen 17, 43
beschwörung zur entdeckung eines
diebstals 18, 78
besitz, recht desselben 13, 161 ff
be|)an (bähen) 13, 209
betonung, versetzte 16, 404. 17, 510
eines mhd. schwachen e
17, 568
betten, pracht der 14, 264
bezeichenen 13, 327
Bibars, sultan von Aegyplen 15, 155
bibeiäbersetzungen, inisverständnisse
in den latehi. 17, 7
biblische geschieh te des alten testa-
ments, gereimter abrifs der-
selben 13, 519
biderinan 16, 417
Biegen, Gerhard von 13, 370
bindevocale der schwachen präterita,
quantität bei Olfried 16, U5
birenmost 16, 412
birve 17, 42
Biterolf, name 15, 311
Blankenheiiner bibliothek 14, 188
bUvan 13, 67
Mut 17, 515
Böhmen, köuig Johann von 13, 369
böhmische Verhältnisse 13, 450 ff
Boner 16, 219
Bonihominis, Alfonsus 13, 530
Brandan, latein. gedieht 16, 289 ff
Brandani hymnus 14, 256
braslac 15, 265
brauen 15, 150
Braunscliweig s. Reinfried
Braunschweig, Luther von, hoch-
meister 13, 568
runenkästchen zu 14, 94
herr braut 15, 260
brechung des e vor 1 und r im nord-
humbrischen 13, 210
Breisach 15, 330 f
Walther von 15, 469
Britannie, Thomas von 14, 281
lieber brü 15, 260
Brunhild 15, 312. 316
Bruno name des baren 18, 6
buc (krug) 14, lU
buche] (fackel) 13, 575. 15, 255
buchstaben, bedeutung der 13, 368.
17, 84. 18, 81. 297
Budlafla (Graff 1, 190) 14, 82
bücherverzeichnis von Pßffers 15,512
preufsischer ordensbiblio-
theken 13, 569
genealogia comitum Buionensium 18,
223
burgundischer dialect 13, 122
bycgan 14, 109
bysig 14, 116
byzantinische littcratur 18, 329 f
Gaecilienlegende, gedieht 16, 165 ff
Gädmon, hs. 15, 456
caesur 18, 51 f
Cambridger lieder 14, 449 ff. 560
Gantimprato, Thomas de 18, 335.
341. 346
canzonenvers 18, 51
eeaf, caf (spreu) 14, 114
Gessolis, Jacobus de, poet. Über-
setzung seines schachbuchs 17,
161 ff
prosaische 13, 537
eh im anlaut für c nordhumbriscli
14, 119 f
für h desgl. 13, 62
Gharnay, runeninschrift von 13, 105 ff
Chevalier au cygne 13, 149
Christi leiden, gedieht 13, 523
tractat 13, 530. 538
passio 17, 524
ritterschafi, gedieht 13, 330
478
REGISTER
Christi tagzeiten, gedieht 17, 52
SChristophorus, gedieht 17, 65
Christusgebet 13, 525
Chronik, Preufsische 13, 533
Churo l<i, 262
churugo 18, 262
cluniacensische reform 14, 6f
cnear, cnir 14, 111
Cöln, eizbischöfe von 13, 454
compendien auf insehriften 14,77
Confliclus Ovis et lini 13, 434
consonantausstorsungen 17, 79
Cramborg, Heinrieh von 13, 373
Cranc, Claus, custos der minoriten
13, 535
eriu 13, 199
cl für ht nordhumbrisch 13, 206
-cund, compositionen mit 13, 208
Cunidrfld 13, 53
ourrit 13, 181
cyrne! 13, 195
eystig 13, 71
daban 14, 117
dactylische verse im deutschen 18,
53. 157
däps 14, 117
Dalehem, bürg 13, 455
Damaseus, fursten von 15, 155
Damogeron,griech. Schrift des 18, 326
Danae 18, 457
Daniel, gereimte Übersetzung 13, 511
ags. gedieht, collationiert
15, 459
dannan usw. 17, 506
dativ, reflexiver bei leben, denken
13, 182
als ziel der bewegung 13,
128
deal 13, 207
degoHada 18, 11
Deulschordenssta tuten 13, 525. 533
(bis). 534. 537
<lit Rordhombr. 13, 208
dictamina 14, 3
Didactisch-moralisches gedieht 13,554
dietdegen 15, 15S
ding 14, 89
Dioseorides 18, 326
diphlhongen, secnndäre 13, 76
Disputatio Pippini cum Albino 14^
530. 15, 166
diuri 13, 60
diutsch lesen 13, 182
Dolopathos 17, 415
dominicaner 13, 573
Donnershaug 13, 578
doppelconsonanz vereinfacht 17,80*
doppelung von formen desselben
Stammes 13, 176
SDorothea, pros. leben 13, 532
drtzecstunt 16, 433
d6an 13, 23
Dudo 13, 578
durnitz 15, 163
dftrisl 13, 60
e, deutsches und seine Vertreter in
den verwandten sprachen 18,
164 ff
apoeopiert 10, 403. 17, 511
zugesetzt im in- und auslaut 17,507
für S nordhumbr. 13, 199
e für ae nordhumbr. 13, 205. 209
für eä nordhumbr. 13, 205
£ädgAr, ags. gedieht, collationiert
15, 463
£iidmund, ags. gedieht, collat. 15, 463
Eädveard, ags. gedieht, collat. 15, 464
eafl 13, 69
earg 14, 116
ebenbürtigkeit 13, 155
Eckart, der treue 15, 331
meisler, predigten 15, 873 ff
mystische schnle
18, 71
Ecke 15, 325. 327. 329
Eckehard i, Walthanas 14, 4
II 14, 4
IV 14, 1 ff
Casus SGalli 14, 8 ff
dichtungen 14, 10 ff
inleresson 14, 18 ff
kenntnissc 14, 22
kritische lätigkeit 14, 20 ff
edelsteine, be>clircibung der 16,322
REGISTER
479
Eggihardus s. Aggiard
Vom ehelichen stände, gedieht 13,526
ehcschlieCsung 13, 159
ehre, Schule der 13, 366
Eidring 17, 428
eigentum, litlerarisches 17, 563
ein ausgelafsen 13, 181 f
Kinhard, aaszug aus 18, 223
einsilbige vocalisch auslautende
Worte, quantitat derselben 16,
130
Elbegast 13, 183. 15, 266
Eiberich 15, 33Ö
ellipse des verbom substant. 14, 8S
Ellwangen, Ermenrich von 18, 69
Emmeramer gebet 16, 137
emphatische bedeutung des schw.
adj. im ags. 16, 363
im gotischen 18, 33. 35
En)s, Rudolf von, Barlaam 13, 509.
511
Guter Gerhard 15, 249
Weltchronik 18, 99 ff vgl.
13, 512 ff
Willchalm 18, 89
cn im reime auf e 16, 414. 17, 512
in der 2 p. pl. 17, 508
tiidi, enti 16, 140 f
i:neas 16, 424
Knenkel 15, 247
ongeltcn 13, 324
Engila, abtissin 13, 433
vwl la, 182
in der 3 p. pl. praet. 17, 517
für et im part. und der 3 p. sg.
praes. 17, 517
Kntecrist, Linzer 16, 157 ff
t'iitladen 15, 162
«pentheso der vocale 17, 79
«♦pheu 14, 107
Kppstein, Siegfiied in von, erzbischof
von Mainz 13, 454
Eraclla 15, 322
erhschaftsstreit 13, 143
Erce 13, 206
Krceldoiine, Thomas voh 14, 383 ff
Erfurt, Ebeniand von 16, 474 ff
Erlösung, Büdinger bruchstucke der
15, 506 ff
Ermahnung zum gottvertrauen, ge-
dieht 13, 524
herzog Ernst, sage 14, 265 ff. 559
gedichle 15, 151 ff vgl. 325
erzogen 13, 177
Esch, Konrad von 13, 372
Eschenbach, Wolfram von 13, 384.
15, 247. 261 ff
Parzival 17, 393
Titurel 18, 281
Willehalm 17, 407
nachgeahmt 15, 159 ff
im Verhältnis zu Veldeke
16, 425
Este, Beatrix von 13, 461
Etzel 15, 237. 316
Etzelnburg 15, 541
Eulenspiegel 15, 266
Evax 18, 326. 335
ewenich 17, 42
Exodus, ags. gedieht, eollation. 15,
459
ezzenzit 16, 407
fä 13, 67
-fanths in namen 13, 114
Fasolt 15, 313. 329
Penis, lieder Rudolfs von 18, 44 ff
feste schwach 17, 507
Fidoeia 17, 146
Fischarts quellen 15, 261 f
fiur 18, 136
Fleckenstein, Heinrieh von 13, 370
flexion, starke von sehwachen subst.
17, 507
schwache von starken subst.
17, 507
flexionsendungen, quantitat der 16,
124
fliehen unde jagen 13, 175
Fliscus, Stephanus, Varietates sen-
tentiarum sivc Synonyma 13,
532
fluot 15, 160
Forehheim, geburtsort des Pilatus
17, 150
480
REGISTER
fore 14, ItO
forhles, genetiv 17, 508
Foslau 13, 47
fragebüchlein 15, 166
Fragmenta theotisca 16, 137 f
fränkisches recht 13, 170
Franken =^ Deutsche 15, 34
Frankenkönige, genealogie der 15,536
frauen, Lob der 13, 360 f
Frauenlob, Heinrich 16, 144 f
fragm. 13, 560
frauenstrophen der inhd. lyrik 17,
573
Frechulphus, hs. des 18, 223
Freiberg, Heinrich von 15, 252
Johannes von, Rädlein 13,
333
Freidank 15, 259
Jis. 13, 567. 18, 455
Friedrich 2, kaiser 13, 439
Vermählung mit Jolantha
13, 190
Friolsheim 15, 469
fröfor 13, 130
frouwe stark flectiert 17, 507
ft im reim auf ht 17, 511 f
für treffen 17, 513
Fulda, Johannes von IS, 67
dialect von 13, 192
fülen 15, 247
Fundinn, elb 13, 195
-funs in namen 13, 47
furben 14, 107
furm 13, 30
-füs in namen 13, 1 19
Fusia 13, 119
füthu 13, 31
ga-, Vorsatzpartikel 16, 131 ff
gabilün 16, 323 f
gse- für ge- nordhumbr. 14, 109
gähi 13, 575
galeide 15, 163
gamäl66n 16, 324
Ganymed und- Helena, lat. gedieht
18, 124
(jartenaere, Wernher der, zum Helm-
brecht 14, 558
gau 13, 575
ge-, Vorsatzpartikel 16, 131 ff
geben, schwach 15, 158
gebet, Emmeramer 16, 137
gebetbuch, deutsches 13, 534
gebot 15, 162
zehn geböte, auslegung der 13, 524
moralisierende betrachtung
über die 13, 546
predigt über die 13, 557
übersetzuog der 18, 71
gedichte, ags. coUaiioniert 15, 456 ff
lateinische 14,245ff. 17,i41ff
mittelrheinische und nieder-
ländische 13, 348 ff
gedräte 16, 478
sich gehaben 15, 160
geheimschrifl 16, 6
gehüeche 16, 408
geislich 16, 477
geläd 13, 55 f
gen = geben 17, 506
Genesis, ags. collationiert 15, 457
Wiener, verfarserschaflen der
18, 263
genetiv plur. auf ono 16, 114
auf en statt e 17, 507
genouwe 13, 575
gen6z schwach flectiert 17, 507
gera 13, 55
Gerardus Cremonensis 18,323. 338 f
gerachen 17, 42
Gerbert, pabsl 15, 33
gerehten 15, 15S
geribene varwe 16, 408
Gerstenberg, mönch Otters Irrfahrt
13, 569
Gesammtabenteuer, zu dem 18, 317 f
geschächzabeil 15, 462
geselleschaft. Streit zwischen minoe
und 13, 365
Gespräch mit einem ritter 13, 360
zwischen einem liebhaber
und seiner diine 13,
363
Gespräche, altdeutsche 17, 72 f. 390
Gesta Romanorum 14, 550
BEGlSTlüJ^
4SI
gelaese 13, 22
getirmen 17, 42
gevieret 15, 162
gewalt und gendde 13, 327 f
geyk'ürze 14, 262
gh für g 14, 99
ghi- 16, 136
gi-, vorsatzparlikel 16, 131 ff
gibotfotoro 15, 370
girecheit 16,416
girümiu ^3, 30
-gis, namen auf 13, i62f
in ein glas bannen 13, 200
glaubensbekenutnis, apostolisches
deulsch 13, 512. 534
glichiz^e 18, 9
Heinrich der, Reinhart fuchs
15, 254 f
giocken im rätsei 14> 552
giossen 14, 191 ff. 498
zu Aldhelm 14, 190. 15,
355 ff. 369
bei Eckehard iv 14, 1$
Enuneramer 16, 139
zu den evangelien ißi t92
Florentiner 15, 332
[zur Genesis] 14, 189
^u Gregors cura 15, 2
Junii A 16, 136
zu den kanonischen briefen
15, 534 ff
Keronis 15, 120. 16, 136 f
Lipsianae 13, 335
Melker 16, HO. 1^0
mittelniederdeutsche 17,
582
zu Prudentius 15, 350 ff.
517 ff. 16, Iff
Reichenauer Rb 16, 134
zu Vergil 15, lif. 371.
16, HO
zu Walahfrid Strabus 15,
532 ff
gluch 13, 566
Gnomica Gottoniana, ags. 4;oUat. ;1,5,
466
Görlitzer evangelien 15, 265
Z. f. D. A. neue folge VI.
goldbracteaten mit runenin^cl^jlften
13, 1 ff
heimat und urheber 13, 8^ |f
spräche 13, 72 ff
Zeitalter 13, 80 ff
Göle 13, 207
gomul 13, 33
Gontheim, Simon von 13, 371
(^orze, kloster 18, 308
gotisch s. adject^v, Ulfila
Gottes >vttn(j(en, gedieht 17, 52
göuchel 13, 175
Gozbald bischof von Wirzburg 14,
190
grabschrift deßAdaljbero vonRheims
15, 33
Aggiard 16, 279 f. 436
Aribo 14, 17
Sendebald 18, 306
Graiaj^ 15, 259
gralsage in Deutschland 18, 288
Gravei^berg, Wirnt von, Wigalois 17,
5^8
Gregorius, lateinischer 15? 467
grima 18, 7
Griven, ^althcr von 15, 2^5
gu^jßn—gaj^en 1 5, 253
9yldeii^hi^^ffe 15, 249
9ii|l^^ htx ,15, 243
Gunthious 13, 50
Gute frau I4, 558. 15, 253
gut) 18, 136
Gylfa^inniiijg, hssveijhlUtnis 16, 152
gyrvan 13, 60 vgl. g;era
h des anlauts ausgeit^sen 13, 15
unorganisch gesetzt oder focijge-
l^ljBien yn nordhumbr. 13, ^05
für g nordhumbr. 14, U6
Haager liederhs. 13, 221
haben und heben 17, 514
jl/^driai^i ei^jpicteti altercatio 14,530
hag praet. zu höggva 13, 50
Hagen, Go^fried, fra^ment 17, 428
Häholdesbach -|>ruqno -heim -levo
18, 155
haitinpr 13, 66
hakjan, hacuan 13, 53
31
482
REGISTER
Halap, fürsten von 15, 155
häleg 14, 98
hälu 13, 15
Hälulec 13, 16
Häma 13, 46
handschriften in
Bamberg 14, 556
Basel 17, 560
Berlin 13,329. 348. 491. 15, 101.
120. 539. 16, 474. 17, 144.
18, 126. 143. 317. 428
' Brüfsel 14, 192. 16, l f
Büdingen 15, 506
Cambridge 14, 449
Cassel 15, 371. 438
Cöln (früher Darmsladt) 14, 189.
16, 2f
Dai-mstadt 17, 430
Donaueschingen 15, 266. 16, 215
Düsseldorf 15, 371. 531. 16, 18.
17, 428
Ebners besitze früher 16, 3
Erfurt 18, 323. 336. 342 ff. 424. 428
Florenz 15, 363
SFlorian 17, 136
Freiburg 13, 377. 14, 503
Fulda 14, 496. 15, 452. 18, 455
SGallen 13,320. 14, 12 ff. 15,119.
513. 17, 431 ff. 448 f. 449 ff.
18, 261
Göttweig 16, 4. 17, 1
Gotha 18, 297
Graz 17, 141. 519. 524. 18, 71.
78. 81. 82. 160
Haag 15, 513
Hamburg 13, 192
Heidelberg 13,579. 15,246.18,13
Hohenfurt 16, 224
Ivrea 14, 259
Kiel 13, 318. 16, ä
Klosterneuburg 15, 442. 16, 466.
473
Königsberg 13, 381. 501 ff
Kopenhagen 17, 158
Leiden 13, 347. 14, 191
Leipzig 15,372. 534. 16,287.321.
393 f
handschriften in
London 13, 137. 193. 202. 15, 371.
455 f. 456 ff. 16, 4. 321. 17,
381. 18, 67
Lültich 18, 323 f. 327. 332. 349 ff
Luxemburg 18, 221 ff
Marburg 13, 214
Metz 14, 17
Montpellier 18, 323 f. 325. 384
München 13, 348. 432. 14, 162.
15, 50. 96. 97. 166. 233.
453 f. 511 f. 16, 4
Oldenburg 15, 149
Oxford 15, 436. 456 ff
Paris 15, 17. 16, 280. 17,71.390
weiland sir Thomas Philipps be-
sitz IS, 307
Prag 14,187. 16,4. 17, 137. 588.
18, 83. 88. 309. 314. 344 f
Pressburg früher 16, 5 f
Rom 15,372. 16, 480. 17,62. 18,
126. 135. 457
Salzburg 16, 6 f. 109. 17, 426
Schlettstadt 15, 1. 16
Strafsburg ehemals 16, 323
Trier 15, 450
Wien 13, 325. 14, 531. 15, 144.
232. 16,215. 478. 17,84. 136.
391. 393. 407. 409. 588. 18,
13. 89. 99. 105. 110. 119. 123
Wirzburg 14, 190. 498 ff
Wolfenbüttel 15,369. 534 ff. 16,7
Zürich 18, Tl
Harlunge 15, 312. 331
harmschar 15, 265
flarsdörfer 13, 492
Hartmanu der alte 16, 157 ff
Haslau, Konrad von 15, 256
nachgeahmt 16, 409
hauen 13, 50
Hausen, lieder Friedrichs von 14, 133 ff
Walther von 1 ^, 326
hävian 13, 66
Hechte, pfarrcr zu dem 17, 381 f
heia 15, 110
Heidelberger liederhs. 13, 219
heil 14, 86
REGISTER
483
heilmittelbuch, ags. 13, 137
Heilsbronn IS, 153
Heimberg, Gottfried von 13, 561
Heimesfurt, Konrad von 15, 46S. 18,
143
heimüete 13, 326
Heinrich, könig 13, 439
herzog von Baiern 14,268
und Knnigunde, gedieht
16, 474 ff
Heinrici Snmmarium, Darmstadter hs.
15, 32
Heinz 15, 24S
Helbling, Seifried 13, 464. 14, 558.
15, 249. 16, 402
heldenbuch, zum dentschen 14, 447
heldensage, Zeugnisse zur 15, 310 ff.
541
Helmschrot 15, 317. 331
hel|)U 13, 19
H^lubrant 13, 16
Herimanni opusculum 13, 385
Herirant abt von Tegernsee 15, 52
Herke s. Erke
Hesler, Heinrich, Apocalypse 13, 514 f
hialus 17, 511
hild 13, 61
Hiltebrand der alte 15,326.329.331
Hinieldus 15, 314
Hiob, poetische paraphrase 13, 510.
535
histörje 14, 275
h(khgedanc 16, 417
llochstaden, Konrad von, erzbischof
von Cöln 13, 454
Hörebrant 15, 331
Hörwart 15, 331
hAf 13, 28
hoffen 18, 260
Hohenfels, Burkhart von 15, 469
Hohenlohe, Götz von 13, 371
Holland, graf Wilhelm von 13, 361.
371
Holle, Berthold von, Grane und die
rechtlicheo anschauungen darin
13, 153 f
hult 15, 161
Horant 15, 266
horubröder 13, 459
hornig 16, 324
Horsadal, streit bei 14, 268
Hrabanus maurus De procinctu ro-
manae milidae 15, 443 ff
Hugdietrich 15, 329
Huliha 13, 44
hün in namen 13, 576
Hunnen, Geschichte der IS, 225
huoch 16, 408
Hymnen, ahd. 16, 135
ags. collat. 15, 465
i im part praes. auch nordhumbr.
14, 120
Jagd, allegorisches gedieht 13, 510
jAn 18, 15
JaseniU, kloster bei Stettin 13,319
id4ja 13, 115
jehen c. acc. 14, 557
ieman und iemen 17, 506
Jeroschio, Nicolaus von, Leben des
hl. Adalbert 13, 561
Reimchronik 13, 518
Jerusalem, betonung im mhd. 17, 5 IS
ifeg — epheu 14, 107
-ig, endung im nordhombr. verkürzt
14, 107
-igen, verba auf 16, 4 IS
Uias 15, 311
Ilsan, mönch 15, 330
Immo, bruder Eckehards iv 14, 2
imperativ statt conjunctiv 13, 135
im nordhumbr. 14, HO
statt praeteritum u.wunsch-
saU 13, 138
drei Indien 15, 153
indirecte rede geht in directe Ober
13, 178 ff
infinitiv statt coiguncUv 13, 134
im nordhombr. 14, 107
fing- in namen 13, 63
Ingeld 13, 14. 15, 314
instiumental, ahd. auf A 14, 7S
ags. 16, 326 ff 376
inti 16, 140 f
joggen 16, 478
31*
484
REGISTER
Johann könig von Böhmen 13,369
Johannes abt von SMaximin 14, 4
des täufers haupt 14, 14
tractat über den taufer
13, 510
Jongleurpoesie, formen der 14, 291.
298
ir flectiert 16, 407
irische glossen 16, 15
Isengrim 18, 7
Iso 16, 17
iteniuwe 15, 255
iu für e6, eo »ordhumbr. 13, 199
als endung, im spatern mhd. 17,
506
» schon 13, 64
Judith, ags. gedieht, coUationiert 15,
461
Ivita 13, 41
Ivo 13, 41
Ivrea, gedichte «iis 14, 245
ka-, Torsatspartikel 16, 131 ff
Kaiserehronik 16, 298 ff
bruchfftttck« 14, 503
strophisclies lied in der
18, 157
kaisertiche g^walt 13, 158
Kalender 13, 533. 534. 537. 538
kanon der eonsonanten bei Notker
und in alten bairUchen denk-
mälern 16, 189
kanonisches Tec%t 13, 160
Karigans SpradidMfkmale 15, ^64
Karl der grofse, gedtdite von seinem
hofc 17, 141
Karls recht, meistergesang 14, 525
Katharinenlegend« 13, 539
Katzenellenbogen, graf Johann von
13, 372
ke-, Vorsatzpartikel 16, 131 ff
Kellers Erzählungen 15, 248
Keraenftten, Albrecht von, Eckenliei
13, 186 8. Virginal
kepfen 13, 178
kerkerinschrift, Achener 18, 260
Kero, fingierter name 18, 145
s. benedictinerregel, glossen
ketzerverfolgungen in Deutschland
13, 458
ki-, Vorsatzpartikel 16, 131 ff
kiano 13, 116
kichilla 15, 109
Kiliani hymnus 14, 265
kirche und gazze, ttrAce 13, 181
Klage um WUhelm von Holland 1 3, 36 1
der mannheit, gedieht 13, 364
Könighofens chronik 15, 318
Kolmarer liederhs. 15, 238
meisterlieder verbefsert 16,
403
kon =v komen 17, 606
Konrad, Fried riehs 2 söhn 13, 447
Rolandftied 15, 256. 18^
302 ff
kost, masc. 17, 508
kotiren 17, 41
kotzenschalk 13, 180
krdm 13, 176
krank 15, 162
Kranz, gedieht IS, 523
kreuz im heidentum 18, 5. 1^ 86
Kriechen, könic von 13, 251
KriemhUt 15, 313
krotolf 13, 176
küchenmeisteramt 18, tt2
künneschaft 15, 15S
der Kürenberger 17, 661. 18, J60
Kürenberges wlse «-> Näelungen-
Strophe 17, 568
kundernetsch 15, 249
kuoni 13, 117
kurfiirsten, sieben 13, 456
collegiwB 13, 156
kurz 15, 162
kyrill, drOsenfibel 13, 194 f
U 13, 30
Ised 13, 28
Landesorone, Gerhard von 13, 370
lap, niasc. und neutr. 17, 588
lapidarien, mittelalterliche 18, 321 ff
IMhu 13, 27
-laoh bei eigenaamen 13, 47
laun 13, 17
Laurin 15, 328
REGISTER
485
Leben der miDoe 13, 362
der minnenden 13, 360
neues 13, 360
lehn 13, 143
lembrin 15, 256
lenger adv. 17, 506
l^stilant 18, 262
Leubwini 14, 82
lexicalisch^ beitrage 15, 512
Lichlenstein , Ulrich von 15, 247.
468. 17, 575
Liebe, Irene 13, 359
neun aeichen der 13, 364
liebe, darstelluiig derselben in den
Nibb. 18, 151
liebesgedicht, lat. 14, 245
lieder 13, 376
liederbücher 13, 221
historisch geordnet 17, 574
Hhan 13, 56
lim, glied 14, 98
Limburg an def Lahn, inschrifl aus
18, 156. 258
limon 16, 429
linbottm 16, 429
-lind, frauennamen auf 18^ 576» 14,
100
liodah^ttr 13, 197. 213
Ilp, liep bM der 15, 163
Liudolf, sehn Ottos t 14, 267 f
Lob der frauen 13, 361
der minne 13, 362
der weiber 13, 360
ze lobe stAn 15, 161
Lohengrin, rechtliche anscbauungen
im 13, 150. 156
s. Loreogel
lombardische angelegenheiten 13, 443
Lorengel 15, 181 ff. 17, .389. 18,
160
Lorscher beichte 18, 308
Urkunden, Schreibweise der
17, 429
Lothar ii 15, 451
Luddarius altdeutsch 13, 527
Ludwigslied, zum 14, 556
Lügenmärchen 13, 578 f. 16, 437 fr
Lumelzun 13, 181
Lum|)il 13, 42
Luparius 18, 4
Lussenich, Konftd von 13, 370
Lusung 13, 58
Mftba, name 14, 84
Machorei 13, 189 f
maca 13, 36
holde mäge 13, 180
magen 15, 158
m&gnet, polaritat desselben 18, 321 f.
340
Mai und Beaflor nachgeahmt 17, 520
Mainz, enbischdfe von 13, 454. 15,
370
karthSoserkloster zu 15, 436
Malek al Adel, Saladins bruder 13,
189
maleter 17, 42
Malut 13, 45
SMames 15, 180
mftne stark flectiert 17, 513
mang 13, 71
mannheit, Klage der 13, 364
Marbod 18, 4. 326. 335
Marburg, Wigaad von 13, 569
Margareten marter 18, 88
Marien gebet 13, 511
grörse, zu den 18, 13
hiinmelfahrt 13,524. 15,509f.
s. auch Heimesfurt
klage, Bordesholmer 13, 288
leben 13, 524, Grazer 17,
519 iL 18, 160
tagzeiten 13, 538. 17, 56
Mark^ graf Adolf von 13, 372
MefUt, name 14, 84 vgl. 18, 252
meinen an 13, 328
melodiennamen 15, 276. 17, 570
Memering 15, 311
Menelaus, Alexandriner 18, 333
mengan 13, 71
Mennor 16, 143 ff
Menologium, ags. gedieht collat. 15,
464
m^*ren intransitiv 16, 410
die werlt 13, 177
486
REGISTER
diu Merre 15, 468
Merswin, Rulmans Buch von den
neun felsen 18, 529
Messegesang 17, 425. IS, 455
Messina, liandei von 13, 187
metrik der spätem mhd. zeit 16,
402 fr
Michael Vorkämpfer der abgeschie-
denen Seelen 14, 14
mineralogie, zur geschichte der arab.
und mittelalterlichen IS, 821 ff
minne, Leben der 13, 302
Lob der 13, 362
Schule der 13, 359
Streit zwischen gesellschaft
und '13, 365
minnetieder 13, 373
Minnenklage 13, 363
Minnerede 17, 3
Minnesangs frühling, zu des 13, 324.
14, 559
misheirat 13, 151. 155
misseri 13, 576
missi 13, 576
Mivo 14, 84
Modoin von Autun 18, 69
M6d|»ryd 14, 216
Monsheim, Serpentinbecher von 14, 91
Moroltsirophe 17, 570
Morungen, Heinrich von, heimat und
Wappen 18, 319
liederbuch 17, 574
nachgeahmt 18, 50
mösu 13, 32
'mpertecata 18, 13
MAglin, Heinrich von, latein. gedieht
14, 155
.zeit und leben s Verhältnisse
14, 159
MullenhofT, rede 18, 466
Muncheberg, Speerspitze von 14, 92 ff
Mulich 14, 160
Munre, Rudeger von 15, 469
Irregang und Girregar 13,
522
MunUbftr 13, 189
muosieren 13^ 177
Muspilli 16, 140
mystiker 15, 437
Mystische auslegung des vaterunsers
18, 71
n ausgefallen und eingeschoben 17,80
abgefallen im conjunctiv 13, 210
abgeworfen im nordhnmbr. 13,
206. 14, 107
-nand zur namenbildung 13, 58
nasalierung im ausiaut 17, SO
Naso, lat. gedichte des 18, 58. 280
Nassen beuren, tonscheibe von 14, 85 f
Neifen, Gottfried von 15, 253
an die neige g^n 13, 17S
neiken 17, 43
nen, non ==a nemen, uomen 17, 506
Neuenburg, grafen von, chronologi-
sches 18, 56
Nibelung, name 15, 310
Nibelungen, altertümliche, reime der
17, 566
Nibelungeriied 15, 148
Nidda, graf von 13, 371
nieman und niemcn 17, 506 .
niumaere im 13 jh. veraltet 14, 55S
nomina actionis 18, 206 ff
agentis IS, 20S f
Nordendorf, spange von 14, 75 ff
goldenes kreuz von 14, 83 ff
nordhumbrischer dialect 13, 199 f.
205. 14, 101 ff. 116. 120
Nordschwaben an der Bode, sage der
17, 66 f
Nortpert, abt von SGallen 14, 6
Notker balbulus 15, 267
Notker ni labeo 14, 2
sein kanon 16, 138 f
seine werke collatioDieft
17, 449ff vgL 18, 160
Boethius 17, 452 ff
Logik 17, 474 ff. 18, 160,
hssverhäitnis 17, 451
Marianus Capeila 17, 464ff.
18, 160
Von der musik 17, 503
psalmen Übersetzung 14,28r
nouwan 14, 94
REGISTER
487
nurlrä 16, 419
0, deutsches und seine Vertreter in
den verwandten sprachen 18,
195 ff. 205 ff
endung der 1 p. sg. praes. 13,65
neben a endung der schw. masc.
im nordhumbr. 14, 120
vor n, nd, ng statt a im nordhumbr.
14, 107
6, deutsches und seine Vertreter in den
verwandten sprachen IS, 192 ff
für ä nordhumbr. 14, 113
oa für ä 14, 113
Oberge, Eilhard von, quelle seines
Instant 14, 350 ff. 402
Odo 15, 255
ölrünar 13, 36
Österieys ausgäbe des Johannes de
Alta Silva 17, 415 ff. 18, 221 ff
österreichische Verhältnisse 13, 441
ofsittan 13, 199
Ogeiius, Kanzler von Italien 14, 261
Onela 13, 43
Oratio aurea 14, 556
Ortnit, alter des 13, 185
Obthofen, spange von 14, 86
SOswald, prosaische legende 13, 466
ot. plur. 6tir 18, 262
Uta 13, 44
Otfried, metrische Untersuchungen
über seine spräche 16, 113 ff
o|.l 13, 62
Otl, name 13, 39
Otters irrfahrt 13, 569
Pariser liederhs. 13, 217
Pashio Christi 17, 524
Passlonal, hs. 13,520 fragm. 13,559
Brigitta 16, 399 ff
Christina 13, 539
Julian 16, 394. 399
Paulus 16, 395 ff
Poiycarp 16, 398 f
Palricii hymnus 14, 255
Paulus Diaconus 17, 145 f
gedichte (12, 457) berich-
tigt 14, 73
Pelplin, annalen von 13, 537
Pelzwerk 14, 264
Perceval leGallois, fragment 18,314
Perchta mit der eisernen nasen 13,
577 o
pericopen deutsch 13, 531
pestbesegnung Clemens iii deutsch
13, 531
Pfäffers, bücherverzeichnis von 15,
512
pfeile des Amor und der Venus 13,
176
pfenwert 16, 418
Philipps Marienleben 13,536
quelle 17, 523
Phisonomia regia 18, 346
Pilatus 14, 14
niederdeutsche legende 17,
147
Disputalio Pippini cum Albino 14,
530. 15, 166
Pisa, Petrus von 17, 145 f
Piano, Johannes de, Historia Tarta-
rorum 18, 223
plural beliebt bei einzelnen worten
im ahn. und ags. 13, 17. 24
polemik, allerlei 18, 461 ff
Poppo, kosename 13, 578
von Stavelot 14, 4 ff
possessorisches verfahren 13, 147 fi.
162 ff
Poymunt 15, 312
praeterita starker verba mit ange-
hängtem e 15, 301
praeteritalendungen im plurajl ale-
mannisch 16, 110
praeteritum fär praesens in spruch-
arligen sätzen 13, 125
prediger, namen 15, 437
predigtbruchstücke 1 6, 28 1 ff [» AI td.
bll. 2, 376]
predigten 13,531. 557
gereimte 16, 223
des meistersEckart 15, 373ff
predigten twörfe 15, 439 ff. 16, 466
preufsisches ordensland, seine be-
teiligung an der deutschen
litteratur 13, 504
488
REGISTER
priamel, Niederrheinische 15, 372
prieöter, Nt^ürdigrkeit der 16, ^67 ff
primsfs 15, 260
namenrätsel des 1§^ 164
De procincta Romdria^ miKdie s.
HraWänus
Propheten, pros. deutsche Übersetzung
dipr 13; 535
Provencalen, nachahmung der 18,46
Prndentiutf, scholien zu 16, 14
Psalmus L Gotton. collationiert 15,
465
Psalmi Bödleiani cdlat. 15, 466
Psalmenbruchstücke, ahd. 16, 135
pseudobaby Ionische litteratur 18, 320
puncte in mittelalterlicher schrift 1 3,
m
Pyramus und Thisbe, gedieht 13, 348
Qualle, Wolfdietrichs Schwert 15,318
quantität bei Otfried 16, 113 ff
r schwach ausgesprochen 16, 120
ausgefallen tof consonanten 13,
206. 210 f
Raben^fchlächt, verbefserufi^en zur
14, 447
rätsei 13, 492. 14, 551
lateinische 16, 323
Rafolt, Heinrich, Nüfsberg 13, 522
ragin, regin in compoditionen 18, 8
ragnaiöckr 16, 146 fr
rahha 16, 147 f
raKjan 16, 147
Raphael,geburl8helfer der Maria 14,14
Ravensberg, Otto und Uda Ton 18,
258
recept, ags. fQr augensalbe 13, 202
gegen aussatz und stein 13,
381
scherzhaftes 15, 510 fr
recht, deutsches bei den dichtem 13,
139
rechtsbucher, deutsche in Königsberg
13, 508
ze rede setzen 16, 427
Regensburg, belagemng von 14, 268
Reg:inbald, abt zu SAfra 16, 3
regnheard 18, 8
reide 13, 176
reim, drcifÄche^ 17, 427. 18, 271 f
bei Otfried 16^ 113 fr
reimassimilation 17, 80 f
rtiibungenauigkdten in derf Küren-
bergstrophen 1 7, 580
Reinfried von Braunsthweig^ zwrkri-
tiic des 17, 505 fr
Reinhart fuchs, über 18, 1 fr
RMAimar dei- aUe 17, 574
liach^Mhmt 18,- 50
reliquienkasten 14, 97
remen, remmen 14, 559
Reoehtha), Neidhart von 13, 175. 14,
559. 15, 26 t
Rheims, Adalbero von 15, 33
rtdan 13, 200
ridetranz 13j 177
rihten deh wec 13; 182
von einem 16, 410
Rin, alumbe den 13, 176
Ring, Herbort 13, 373
ringen mit 13, 327
röckr 16, 146
rök 16, 147
Romaniä 15, 32 t
Rohcevalles, datum der schlachtvon
16, 280
Rosengarten, Zeugnisse für den 15,
320. 324. 330
Rotenburger 13, 252
Rother 15, 264. 18, 305
rucke, schwach flectiert 16, 405. 17,
507
Graf Rudolf 15, 246
Buch der rügen 16, 476 ff
Rüze 15, 329
Rugge, Heinrich von 17, 574
Ruhkloster in Schleswig 17, 158
Rumenle, diu wueste 15, 321 fr
runen, entstehung der 18, 250
ZU Berlin 18, 252 ff
deutsche 14, 73
ZU London 13, 193 ff
in Northutnberland 13, 197 ff
runenalphabet der goldbracteaten 13,
97
REGiStER
489
ruifenin6chrirt€n 1 3, 1 fF
ruh^ns^räch«, nördtittihbr. 14, 104
rünoman 13, 53
ruochen 13, \4b
mich ruochet 13, al2S
Ruprecht, pfalzgraf 13^ 373
8, derivata atif l4, H*^
Saarbrücken, herr von IS, t^li
Sabar 18, 255
Sabershaus^n 18, 25^
Sacerdos et lapus, latgedfcbt 15,452
Sachsen, name 15, 249 f
Sachsenchronik, gedieht^ d^r, eollflt*
15, 462
Sachsenheim, Herilidinn toh, Mörlri
13, 526
salman 13, 177
sA\\} 13, 64
sälu 13, 12
sammir 13, 180
rabbi Samuel, äbenl^(^n|( der epiilel
des 13, 530
Sangallerisiä 17, 431 1 18, 160
Sant 13, 175
Saphidinus 13, 189
Sarilo 15, 311
Satan, ags. gedieht, colfait. 15, 459
sath 13, 32
Historia Saxonum 17, 63
ScHächhuch, mitield^tttsth)^ 1 7, 166 ft^
prosaisches 13, 537
Schachaufgaben 14, 179
schachausdrücke, deutsche U, 18S
Schafsberg, Gerhard von i3j ^71
dchamel s. bahc
Schleswig, haferiplbtz 17, 64
Schlummerlied l3, 496
Schöffenurteile, Magdeburger 18,309
schöne varn 13, 177. l6, 406
Schonliten 13, 180
schöpf 16, 405
schoube umbe k^ren 15, 263
Schreiberverse 13, 566 IT
Schrüt^n 15, 330
Schule der minne 13, 359
VSchumann, NafchtbücÜkSn 16, 464
Schwaben, Von der herkunft der 1 7, 57
schwäbisches recht 13, 167
schwerttanz 18, 9
scorza 15, 108
seav 13, 205
s^etfü 13, iAf
Secundi philosophi rek^oM 14^546 f
seg^D geg^ atäftrhM 18, 202
gegeii di^be 13, 184. 15,266
ieien fieb^t 17, 429
C(eg(« hä^t\ 18, 79
zum heil 13, 19$
6b der Ühink^ genesen wird
15,454f
ge^n k^hlduetit ld> 216
^g^h ktäitipt 13, 197
wider molkenzauber 15^ 149
gegenl ileMiaf tksrw, 17, 560
gegen dchlungen 13, 216
gegen schwären 13, 216
für schwerer 17, 430
ftir w^hdeii 13^ 216. 217^ 15^
462 ff. 18, 80
Sethtirjb Vdtt JeroMleini, gedieht 13,
374
Seifrid 15, 329 f. 881
s^le mit schwachem ptural 16, 478.
17, 507
senftern 17, 506
Senkungen, fehlende 17> 508
Sequenzen, Nolkers 15^ 267
S^re l^i ^28
Sewfrid, hfirneh 15, 325. 330
Sibbt<^, FrtUenzocht 13, 521
sldenvar 13, 181
Sld^na 13, 177
Sigelint 13^ 576 f
Sigenot 15, 326. 327. 329
Siginand 13, 57
Sibtitnand ^ Sigtinand 13, 57
silbenzahlting im verde 16, 402 ffl
17, 521. 18, 54
sim 16, 408
Simonis et Judae hymnus 14^ 254
Sintram 15, 311
Site 15, 160
schwach flectiert 16,412. 17,507
slincvahs 15, 253
490
REGISTER
slincvals 15, «253
smaheyde 17, 42
snüden 15, 256
Solinhs. 18, 221 f
sonne geht mit klang auf 15, 265
spearian 14, 116
Speculnm humanaesalvationis 13,537
Spitznamen auf s 14, 117
Sponheim, graf Johann von 13, 369
Spotlvers aus SGallen 18, 261
sprach 13, 176
Sprichwort 13,113.324. 15,261.467
Sprichwörter 18, 1
springen im schnee 13, 327
Spruche, Überlieferung der mhd. 13,
225
auf einem stabe reiten 13, 32S
Städteverzeichnis 16, 2. 9
stalboum 15, 257
Slaufenberger 15, 252
Slavelot, Poppo von 14, 4 ff
an einen stein strichen 13, 177
Steinfurt, Gilbrecbt lewe von 13,
373
Sieinsberg, Wernher von 13, 326
stelze bestrichen 13, 178
Stickereien 14, 264 f
slilliche 17, 40
stolkenere 17, 41
stolze beide 13, 326
Strafsburg, Gotfried von,Tri9tanbruch-
stucke 17, 409
hssverhältnis im Tristan
17, 412 ff
quelledes Tristan 1 4, 272 ff,
insbes.S47ff. 354. 377.
417. 445
streben 15, 11 1
Stromberg, Eberhard von 13, 370
Strophenordnung verschieden t3,329ff
strophisches lied in der Kaiserchr.
17, 157
Stricker, Pfaffe Amis 15, 256
struot 15, 108. 180
Stadenfuhs 15, 317
stumpfe zweisilbige reime klingend
verwendet 15, 295 f
Substantiv, zweites unflectiert bei
vorhergehendem genet 13, 180
Suchenwirt 15, 248
Suders =» Sutrium 13, 191
Sunden = irren 13, 324
Sündenklage 18, 137
Sünden Verzeichnis 13, 525
sügan 13, 35
Sulo 13, 56
sunne stark flectiert 17, 507
sunu 13, 69
süp 13, 35
Surs = Tyrus 13, 191
swacher gruoz 13, 327
Swaere bl 15, 246
swer, swaz in der2 hälftedes 13jhs.
17, 506
Sydrach, ndl. pros. Übersetzung 13,
528
Symposius, rätsei 14, 552
syntactische funde 13, 124
syntu 13, 28
t angefügt und abgefallen 17, SO
in der 3 p. sg. der verba nord-
humbr. 14, 120
Tabor, berg 13, 189
tamul 13, 29
Tanhöser 13, 373
tanz 13, 177
Tatian, bemerkungen zum 17, 76
fragmente 17, 71
Tauva 13, 57
tavjan 13, 43
tavol 13, 41
te, ti SS ags. i6 nordhumbr. 14,116
Tegernsee, abt Hcrirant von 15, 52
angeU und fischbüchlein
14, 162
Teguli mart. hymnus 14, 254
TeifAschi 18, 327 f
tengeln 15, 253
tennen 15, 252
t^re 13, 212
t^s 13, 22
th für \t nordhumbr. 13, 205
|i£m, |>äm ags. 16, 148f
Kr 16, 149
REGISTER
491
thar 17, 77
t)ältr 18, 142
Thela 13, 58
Theodulf 17, 146
Thessalus De virtutibos herbarum
18, 325
thie 17, 81
|iim, daiiv des artikels 13, 57
thise 14, 99
thit 13, 23
Thomas, der Trislant des Irouv^re
14, 355 ff. 402 ff
j.Antr 13, 52
Th6rr angerufen 13, 194
|.ryd 14, 216
Tliunerulfus 13, 578
Thurt 13, 52. 55
t)verra 13, 195
Tidericus uppem perde 15, 312
lierfabel 13, 319. 14, 496. 16, 480.
17, 381
liernamen 18, 4
(ier- und pflanzennamen 15, 28. 48
liorsage, entwickelung der 18, 1 ff
til 13, 20
Tilo von Gulm, Libellus Septem sigii-
lorum 13, 516
Tit 14, 84
töchter, vier gottes 17, 43
töne 14, 158 f
törin 13, 175
Tofi 13, 43
toi 13, 201
Toledo 16, 112
min töre 13, 180
Tozela^re 13, 182. 15, 261
traia 13, 177
umbe triben 13, 328
triegen 15, 162
Trier, erzbischofBaldewin von 13,369
SMaximin, abt Johannes 14,4
Trierer bischofsreihe 15, 371
Trimberg, Hugo von, Renner 15,218
trippänierse 15, 263
Tristans Verstellte narrheit, altfr.
gedieht 14, 343 ff; anderes 14,
392 ff
Tristansage, behandlungen der 14,
289 ff
Sir Tristram 14, 381
trochäische verse 17, 511
Troppau 18, 310
Türlin, Heinrich von dem, Krone
13, 321. 15,250
tugenden, Abc der 13, 368
drei theologische 17, 49
derTugend hafte Schreiber nachgeahmt
15, 248
Tuisto und Mannus, mythus von 16,
143
Tüll, graf Sendebald von 18, 307
bischofsnamen von 15, 370
Turpin De Karolo magno, auszug
aus Einhard 18, 223
Tuva 13, 42 f
Tyrus 13, 188
u, feminina auf 13, 12
für 0 13, 40. 17, 79
für V im nordhumbr. 13, 205
und tu, dat. fem. auf 13, 54
ü für 6 13, 23. 31
Ubia aB Armenien 15, 154
-U 13, 114 f
überladen 15, 161
Ulffla, art seiner bibelübersetzung
18, 23
um für un nordhumbr. 13, 208
umberede 15, 259
Umlaut, alter des a 18, 213
des u 15, 34
vfiros 16, 143
unbetrogen 15, 160
unbetwungen 13, 326
underg^n 16, 416
underkussen, -minnen uä. 15, 264
understreu 15, 261
Ungarn, könig Andreas von 13,461
Bela IV von, gesandtschaft
an die Tataren und be-
rieht darüber 18, 223
ungelogen 15, 161
Ungemach 16, 425 f
unl^ds 13, 27
ünni 13, 578
492
REGISTER
uAschulde zihen 17, 513
untfaD})ai 13, 114
UDverhert 15, 162
urbar der Pafsauer und Salzburgcr
diöcese 16, 478 ff
Uritasius IS, 326
urlop 17, 506
SUrsula, legende 15, 239
Sequenz auf 13, 573
Asih 13, 22
V abgefallen 13, 30
für f im alte. 16, 142
vädl 13, 71
vaer 16, 150
Yaeringjar 16, 151
väter^ Leben der 13, 520. 560
vaganienlieder, anfinge der lat. 15,
469 ff
vÄh 13, 209
vai 13, 209
Vaiga 13, 44
vaihjo 13, 209
Julii Yalerii £pitome IS, 222
Vär und Vor 16, 151 ff
-vara, varii, eigennanten auf 16, 153 fi
varu 16, 149
Vaterunser übersetzt 13, 534
mystisch ausgelegt 18, 71
Vegetius 15, 451
veihan 13, 209
veilz 17, 42
Yeldeke, Heinrich von, s. Wolfram
hssverhältni« der Eneit 16,
420 ff
vcn, ags. fem. 14, 114
frau Yenus 13, 364
pfeile der 13, 176
verba, schwache, schwanken zwischen
1 und 3 coi^ugation 14, ll6
verbieten 13, 176
verdümen 13, 326
Yergil nachgeahmt 18, 70
vertreffen 17, 51$
verwinden 13, 178
v^se 13, 205
vidr 13, 197
Vierecke 15, 163
vigja 13, 196
Yiha 13, 60
YügM 13, 48
Yingolt 13, 62
vinnan 13, 24
vinum, abkärzung für 13, 208
vinoth 14, 79
Yirginal, fragraente 13, 377
zur kritik der 15, 294
verbefserungen zur 16, 403 f
vista 13, 67
Yi|)uluf 13, 50
Yitriaco, Jacobus de 18, 340 f
vittea 16, 141 f
vocabular 13, 528
vocabularius SGalli collat. 15, 119
rerum 13, 527
vocalbezeichnung, hebr., durch über-
gesetzte puncte 13, 498
vocile, dehnüng vor liquiden 14, 99
verschiedener quantität reimend
vor r 16, 119, vor n 16, 120,-
auf dipbthonge 16, 122
voeallänge im Tatian 17, 77
Yödan als mannername 14, 79
YAdanoult in Baiem 14, 80
Vögelnamen 15, 48f. 16, 6f
Yogelweide, über Walther vd. 13,
2 17 ff. 15,246. 269.467
chronologisches 13, 249 ff
lebenslauf 13, 277 fl
tiebesverhältnisse 13, 26Sff
Yolker 15, 313. 330
Yrynhart, meister, übersetztr der
epistel des rabbi Samuel 13, 530
vuramecke 17, 43
vynsum 13, 72
Wachenheim, Gerhard von 13, 370
Johann von 13, 371
Wachtelmihre 13, 332
wahrsagen aus dem Schwerte 15,240
waise 17, 569
Walbrün 13, ISOf
in den wald rufen 13, 328
Walther und Hildegunde, verbefee-
rangen zn 14, 448
Walwdn, Walwein 15, 148
REGISTER
493
wara 16, 148 ff
wära 16, 148 ff
Warmund, bischof von Ivrea 14, 260
wafsermann 13, 577
wegen, plur, von wagen 16, 407
Weiberzauber 15, 245
Weiggers lügen 13, 578
weigjan 13, 209
Weibenstephan , abt Altunus von
15, 97
Weimarer liederhs. 13, 220
Weingarten, Orte von 13, 373
Weingartner liederhs. 13, 217
Weltchronik, pseudorudolfisch^ 13,
512 ff
Welzhofers Untersuchungen über die
Kaiserchronik 18, 298 ff
Wenzel, könig von Böhmen 13, 454
Werden 16, 19
al die werlt 15, 263
Wernher, der Schweizer, Marienleben
17, 624
s. Gartenaere
M esterburg, Reinhard Ton 19, 372
wetterauische mundaft 15, 509
wezzich 15, 109
widerwort sagen 14, 447
Wieiant 15, 314. 316
wil vermutend 13, 324
Wilheri 17, 69
willeo 13, 59
Minkelsehen 13, 177
dor Winsbecke 15, 261
Winsberg, Konrad von 13, 370
wlp 16, 146
Üblez wtp 15, 467
WippMn 16, 143 ff
Wirtschaft 16, 410
Wirzburg, Konrad von, zum Engel-
hart 14, 556
Ueder 18, lU
Wirzburg, Konrad von,
Minne 15, 250
Schwanritter 15, 253, nach
rechtshistorischer seile
13, 140
bischof Gozbald von 14, 190
Wirzbnrger ahd. denkmäler 16, 140
Wirzburger liederhs. 13, 219
wlte im reim 13, 328
Wolfdietrich 15, 317
Wolfhart 15, 331
Wolgemuot, Heinrich 13, 323
Worttrennung in glossen 16, 8
wreniio 15, 114
Wülfing 15, 317
Würdigkeit der priester 16, 46 7 ff
wunder, wunderliche verstärkend 14,
448
hAn, nemen 16, 143
Xanten, heberegtster des Stifts SVictor
15, 513
za 16, 132 ff
Zamehlsehe chronik 13, 533
EBttbermittd 13, 214 ff
zeesme 17, 383
ze 16, 132 ff
▼or Mnitiven 16, 413
ZeMo 14, 84 r
Bi 16, 132 ff
sich ziehen zuo 18, 145f
zil 15, U62
Zirclana, Thomasin v., Erbacher hs.
des Waischen gastes 15, 467
lügdbreohen 13, 181
zttkenen 17, 42
Zuraacfa 16, 9
Züwo 13, 43
Zweter, Reinroar von 13, 182 f. 434.
14, 551
swa 17, 41
INHAL T.
Seile
Über Rcinhart Fuchs, von Müllenhofi' 1
Zum schwertianz, von demselben 9
Zu den MariengrüCsen, von Steiomeyer 13
Das schwache adjectiv im gotischen, von Lichtenheld 17
Rudolf von Fenis, von Pfaff 44
Gedichte des Naso, von Dümmler 5S
Mystische auslegung des vaterunsers, von Schönbach 71
Segen aus Grazer hss., von demselben 78
Zu zs. 17, 84, von demselben 81
Über sant Alexius, von demselben 82
Bruchstücke mhd. dichtungen in, von Zupitza , . 89
Ganymed und Helena, von Watlenbach 124
Fiur, von Müllenhoff 136
Sundenklage, von Steinmeyer 137
Litterarhislorisclie gespenster, von Scherer 145
1. Kero 145
2. Noch einmal der KOrenberger 150
Heilsbronn als kurort, von Scheins «. 153
Inschrift aus Limburg an der Lahn, von MfillenhofT 150
Ein lied in der Kaiserchronik, von demselben 157
Ave Maria, von Schönbach 160
Nachträge 160
Der Ursprung der deutschen a-vocale, von Amelung f 161
Zu Johannes de Alta Silva De rege et Septem sapientibus zweiter
artikel, von Studemund 221
Runen in Berlin, von MällenhofT 250
Die Limburger Inschrift, von demselben 25S
Achener kerkerinschrift, von Scheins 260
Ein vers aus Sangallen, von MülIenhofT 261
Die Wiener Genesis, von Rödiger 263